SF Sasel im Zeitraffer - Schachfreunde Sasel 1947 eV
SF Sasel im Zeitraffer - Schachfreunde Sasel 1947 eV
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Chronik der <strong>Schachfreunde</strong> <strong>Sasel</strong><br />
Stand März 2008<br />
Mehr als fünf Jahrzehnte Schach<br />
hielten Freundschaft in uns wach,<br />
was verbürgt, dass dieser Geist uns<br />
noch heut´ zusammenschweißt<br />
(Herwig Zillen)<br />
Die bunte, wechselvolle Geschichte der „<strong>Schachfreunde</strong> <strong>Sasel</strong> <strong>1947</strong> e.V.“ geht auf einen<br />
Mann zurück, der diesen Klub nicht nur gegründet, sondern auch in den ersten 27 Jahren<br />
– weit länger als jeder andere Vorsitzende - geleitet hat. „War es Freude am Spiel oder<br />
eine rege Fantasie“, schrieb dieser Bruno Scheidweiler zum 10jährigen Bestehen seinem<br />
Verein ins Stammbuch, „was mich <strong>1947</strong> veranlasste, einen Schachverein ins Leben zu<br />
rufen? Ich kann es heute nicht mehr sagen. Eines jedoch weiss ich noch genau: Es war<br />
der Trieb, nach langen, schweren Kriegsjahren, harten Schicksalsschlägen und noch<br />
<strong>im</strong>mer knurrendem Magen einen Weg zu finden, die Sorgen der Menschen zu zerstreuen,<br />
ihnen zu einem Stückchen Kultur zu verhelfen…“<br />
Am Gründungstag werden die kühnsten Erwartungen übertroffen: 24 Interessenten<br />
schreiben sich an diesem 16. September <strong>1947</strong> als Mitglieder ein. Mit Schachplanen aus<br />
Papier und selbst gebastelten Figuren wird der Spielbetrieb aufgenommen. Von<br />
Schachuhren aber war damals weit und breit noch nichts zu sehen. So fand das erste<br />
Weihnachtsblitzturnier auf eine Weise statt, die in den Schachklubs dann noch bis in die<br />
fünfziger Jahre üblich war: Alle fünf Sekunden wurden von einem ‚Vorbeter’ <strong>im</strong><br />
Wechsel „Weiß“ bzw. „Schwarz“ angesagt. Wer dann noch nicht zog, hatte sofort<br />
verloren.<br />
Die dem Hamburger Schachverband schon eine Woche nach Gründung übersandte<br />
Mitgliederliste enthielt bereits 28 Namen, darunter vier Frauen und drei Jugendliche. Ein<br />
Jahr später waren es schon 55 Mitglieder, davon nur noch zwei Frauen, aber 23<br />
Jugendliche und Kinder. Noch ein Jahr später aber verblieben, wie sich Ex-Mitglied<br />
Hans-Jürgen Kronbügel erinnert, „nur noch 35 Mitglieder, darunter 11 Jugendliche und<br />
– man möchte sagen ‚es ist erreicht’ – keine Frauen.“ Bei diesem ständigen Rauf und<br />
Runter und auch bei der für Schachvereine nicht gerade untypischen Frauen-Enthaltung<br />
ist es bis heute geblieben.Das größte Problem war in diesen Aufbaujahren die Suche<br />
nach einem geeigneten, d.h. möglichst billigen Spiellokal. Nachdem man zu einem<br />
gerade noch aufzuwendenden Mietpreis in den Räumen der „<strong>Sasel</strong>er Schule“ begonnen<br />
hatte, wurde jede Preisanpassung gleich zur Schicksalsmelodie. Als man die Schule<br />
deshalb verlassen musste, begann der frustrierende Marsch durch die <strong>Sasel</strong>er<br />
Gastronomie, die von den Schachspielern überhaupt nicht begeistert war. So erklärte<br />
z.B. der Wirt vom Lindenhof, dass er keinen Wert auf den Verbleib des Vereins lege, da<br />
während des Spielabends zu wenig verzehrt werde. Nicht besser ging es den<br />
<strong>Schachfreunde</strong>n <strong>Sasel</strong> nach dem Umzug ins Alte Landhaus, genannt „Tante Laura“, wo<br />
schließlich vom 1. Juli 1949 an monatlich 15 DM Lokalmiete gezahlt werden mussten.<br />
Und <strong>im</strong> Winter dieses Jahres wurde dann schon „die Heizungsfrage zu einer Gefahr für<br />
das Fortbestehen des Vereins“, wie es <strong>im</strong> Protokoll der Vorstandssitzung vom 7.11.49<br />
nachzulesen ist. Später gab Bruno Scheidweiler dann einen „Rückblick, unter welchen<br />
katastrophalen Bedingungen der Verein bereits lokalmäßig gespielt hat“. Der Klub habe<br />
inzwischen „sämtliche <strong>Sasel</strong>er Lokale erschöpft“.<br />
Die sportliche Bilanz sieht zunächst nicht viel besser aus. Elf Jahre lang müssen die<br />
<strong>Schachfreunde</strong> <strong>Sasel</strong> ihre Mannschaftskämpfe in der untersten Hamburger Spielklasse<br />
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estreiten, bis schließlich der Aufstieg in die A-Klasse gelingt. 1964 wird eine<br />
Spielgemeinschaft mit dem Bramfelder Schachklub gegründet. Mannschaftskämpfe<br />
werden gemeinsam bestritten. Es folgen turbulente Jahre. 1970 droht gar die Auflösung<br />
des Vereins. Doch Bruno Scheidweiler, Schutzengel der frühen Jahre, meistert auch<br />
diese Krise. In seinem Abschiedsjahr als Vorsitzender wird die Verbindung mit dem<br />
Bramfelder Schachklub wieder aufgelöst, und man steht quasi vor einem Neubeginn.<br />
Dem Einsatz der nachfolgenden Vorsitzenden Gerhard Ledig, Arne Schürmann und<br />
Günther Wulf ist es zu verdanken, dass das inzwischen fast zu Tode geschrumpfte<br />
„Vereinchen“ in diesen schwierigen Zeiten überhaupt bestehen bleibt.<br />
Als Retter in der Not kam Hans-Dieter Otto, der den nun <strong>im</strong> <strong>Sasel</strong>-Haus spielenden Klub<br />
von 1985 - 1991 zur Hochblüte führte. Mit der Berufung des Condor-Prokuristen zum<br />
Vereinsvorsitzenden halten professionelles Management, Marketing und Sponsoring<br />
auch bei den <strong>Schachfreunde</strong>n <strong>Sasel</strong> Einzug. Seine gründliche Reorganisation der<br />
Vereinsstruktur und die neue wettkampforientierte Ausrichtung führen zu einer<br />
stürmischen Mitglieder-Entwicklung. Im Nu wachsen die <strong>Schachfreunde</strong> zu einem der<br />
größten Schachklubs der Hansestadt Hamburg. Aus der niedlichen Gruppe von zuletzt<br />
nur noch 12 Schachamateuren war ein dynamischer Verein mit über 100 Mitgliedern, 6<br />
Mannschaften und 2 Jugendmannschaften entstanden. In schneller Folge stieg nun die 1.<br />
Mannschaft bis zur Oberliga Nord und selbst die 2. Mannschaft noch bis zur Stadtliga<br />
auf. Als Hans-Dieter Otto dann plötzlich noch drei fulminante Russen anschaffte,<br />
darunter den Supergroßmeister Oleg Korneev mit einem Rating von über 2500 Elo, stand<br />
sogar der Aufstieg in die Bundesliga auf dem Programm. Doch als der Lotse dann aus<br />
beruflichen Gründen von Bord ging, fiel das ganze schöne Gebilde wie ein Kartenhaus<br />
zusammen. Mit dem omnipotenten Impulsgeber, dem dynamischen Organisator und<br />
Akquisiteur, der als Versicherungsmanager auch an Sponsorengelder kam, fiel nicht nur<br />
irgendein austauschbarer Klubchef aus, sondern gleich der ganze hochkomplexe „Otto-<br />
Motor“, der den Klub fast <strong>im</strong> Alleingang gezogen hatte.<br />
Nun beginnt für die <strong>Schachfreunde</strong> <strong>Sasel</strong> wieder eine neue Epoche. Unter den<br />
Vereinsvorsitzenden Jürgen Fricke, Peter Bahr und dem jetzt amtierenden Prof. Dr.<br />
Perygrin Warneke geht der Klub auf ein gesundes Mittelmaß zurück. Während<br />
benachbarte Vereine wie der Poppenbütteler Schachklub und die Schachabteilung des<br />
AMTV Rahlstedt nach Mitgliederschwund aufgeben müssen, pendeln sich die<br />
<strong>Schachfreunde</strong> <strong>Sasel</strong> bei rund 30 treuen Anhängern ein. Die finanziell motivierten<br />
Spitzenspieler vergangener Tage aber haben sich längst dorthin verändert, wo die<br />
Sponsoring-Kasse nach wie vor geöffnet ist. Die Folge waren mehrere Abstiege, so dass<br />
wir in Hamburg bis zum 31.12.2004 mit zwei Mannschaften in der Kreisliga und in der<br />
Kreisklasse vertreten waren.<br />
Mit einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit und dem Wiederaufbau der Jugendabteilung<br />
konnte die Trendwende aber nicht ausbleiben. Durch diese Blutauffrischung unseres<br />
Klubs der früher nur mittleren und älteren Jahrgänge hat sich die Zahl der Mitglieder in<br />
kurzer Zeit auf nunmehr 60 <strong>Schachfreunde</strong> verdoppelt. Dahinter steht die mit großem<br />
Engagement betriebene Arbeit unserer Jugendtrainer unter der neuen Leitung von Frank<br />
Tobianski. Das alles hat dazu geführt, dass wir bei der Hamburger<br />
Mannschaftsmeisterschaft jetzt mit drei Mannschaften vertreten sind. Nach dem<br />
Wiederaufstieg bei der HMM 2006 spielt unsere 1. Mannschaft ab 2007 in der<br />
Bezirksliga, die ebenfalls aufgestiegene 2. Mannschaft in der Kreisliga und die 3.<br />
Mannschaft in der Kreisklasse. Hinzu kommt unsere schon 2005 gestartete<br />
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Jugendmannschaft, die sich bei den Hamburger Jugendmannschaftsmeisterschaften<br />
(HJMM) bisher gut geschlagen hat.<br />
Spiellokal ist unser „Adlerhorst“ <strong>im</strong> Gemeindehaus der Vicelinkirche am <strong>Sasel</strong>er Markt<br />
8, wo wir uns dienstags ab 19.00 Uhr treffen. Hier finden seit Jahren die auch für<br />
Nichtmitglieder offenen „Schach am Markt“-Turniere statt, die <strong>im</strong> Norden Hamburgs zu<br />
einem festen Begriff geworden sind. Einzelheiten dazu enthält diese Website unter dem<br />
Segment „Turniere“.<br />
Schlusswort: Nach soviel frischem Wind werden die <strong>Schachfreunde</strong> <strong>Sasel</strong> auch weiterhin<br />
alle Krisen und Zeiten überdauern. Das Schachspiel wird das ohnehin tun. Denn es<br />
müsste – wie der britische Großmeister Bird einmal sagte – längst vergangen sein, wenn<br />
es mit seiner über 1.000-jährigen Geschichte nicht seine Best<strong>im</strong>mung wäre, ewig zu<br />
bestehen.<br />
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