Unfallversicherung aktuell - Kommunale Unfallversicherung Bayern
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Prävention<br />
Serie: Krank durch Lärm<br />
Lärmminderung am Arbeitsplatz<br />
Berufsbedingte Lärmschwerhörigkeit ist die am häufigsten anerkannte<br />
Berufskrankheit in Deutschland. Arbeitgeber stehen in der Pflicht, die<br />
Risiken der Arbeitnehmer durch Lärmeinwirkung zu ermitteln und bei Bedarf<br />
ge eignete Maßnahmen zur Reduzierung der Lärm exposition zu ergreifen.<br />
Mit geeigneten Lärmminderungsmaßnahmen kann die Lärmbelastung in<br />
vielen Fällen auf ein erträgliches Maß herabgesetzt werden und somit zum<br />
Gesundheitsschutz der Beschäftigten bei tragen. In einer dreiteiligen Serie<br />
wird das Thema „Lärmminderung am Arbeitsplatz“ behandelt, wobei<br />
besonderes Augenmerk auf mögliche Anwendungen bei Mitgliedsbetrieben<br />
der Unfall versicherungsträger der öffentlichen Hand gelegt wurde.<br />
Teil 1: Lärmminderungsprogramm<br />
Teil 2: Raumakustische Maßnahmen<br />
in Arbeitsstätten<br />
Teil 3: Lärmminderung –<br />
Praxisbeispiel Bauhof<br />
In einem neu gebauten städtischen Bauhof<br />
klagten Mitarbeiter in den Werkstätten<br />
(Schlosserei, Schreinerei, Kfz-Werkstatt)<br />
über eine auffällige Halligkeit verbunden<br />
mit einem hohen Geräuschpegel<br />
durch Reflexionsschall. Aufgrund dieser<br />
unerträglichen Arbeitsbedingungen gab<br />
der Unternehmer ein Lärmgutachten in<br />
Auftrag, womit festgestellt werden sollte,<br />
ob die Anforderungen an die raumakustische<br />
Gestaltung von Arbeitsstätten und<br />
an den Lärmschutz am Arbeitsplatz ausreichend<br />
berücksichtigt wurden.<br />
Die schalltechnische Untersuchung führte<br />
zu dem Ergebnis, dass die Werkstätten<br />
des Bauhofes gemäß Lärm-Vibrations-<br />
Arbeitsschutzverordnung nicht dem Stand<br />
der Technik entsprachen und deshalb an<br />
Wand- und Deckenflächen raumakustisch<br />
wirksame Absorberelemente nachgerüstet<br />
werden sollten. Die KUVB führte jeweils<br />
vor und nach den Lärmminderungsmaßnahmen<br />
an ausgewählten Arbeitsplätzen<br />
Schallpegelmessungen durch, um festzustellen,<br />
ob eine deutliche Reduzierung der<br />
Lärmbelastung erreicht wurde.<br />
Anforderungen an Arbeitsstätten<br />
Nach § 7 Abs. 2 Nr. 3 der Lärm-Vibrations-<br />
ArbSchV sind neben den Arbeitsverfahren<br />
auch die Arbeitsstätten und Arbeitsplätze<br />
so zu gestalten, dass die Beschäftigten<br />
keinem gesundheitsschädigenden Lärm<br />
ausgesetzt sind. Diese Forderung gilt<br />
nach der Technischen Regel Lärm und<br />
Vibrationen, Teil 3 als erfüllt, wenn z. B.<br />
ein mittlerer Schallabsorptionsgrad (α)<br />
von 0,3 erreicht wird.<br />
In der DIN EN ISO 11690, Teil 1, werden<br />
Empfehlungen zu raumakustischen Eigenschaften<br />
von Arbeitsstätten bzw. -räumen<br />
gegeben, wonach bei Raumvolumen von<br />
200 – 1.000 m³ eine Nachhallzeit (T) von<br />
0,8 bis 1,3 s anzustreben ist. Für größere<br />
Raumvolumina oder bei Flachräumen sollte<br />
der mittlere Schallabsorptionsgrad des<br />
Raumes α > 0,3 betragen.<br />
Bauliche Voraussetzungen<br />
Beim vorliegenden Beispiel wurden in drei<br />
Werkstätten, nämlich Schlosserei, Schreinerei<br />
und Kfz-Halle, raumakustische Untersuchungen<br />
durchgeführt. Die Raumbegrenzungsflächen<br />
(Wände, Decken, Böden)<br />
sowie die Einrichtungen in den Werkstätten<br />
können als äußerst schallhart ohne<br />
relevante schallabsorbierende Eigenschaften<br />
beschrieben werden (Tabelle 1).<br />
Nachhallzeitmessung und Berechnung<br />
des mittleren Absorptionsgrades<br />
(vor der Durchführung der Lärmminderungsmaßnahmen)<br />
Die Nachhallzeit (T) wurde in den einzelnen<br />
Werkstätten nach Betriebsschluss gemessen,<br />
um Störeinflüsse durch den Arbeitsbetrieb<br />
zu vermeiden. Zur Bestimmung<br />
der raumakustischen Kriterien erfolgten<br />
die Schallmessungen gemäß DIN<br />
EN ISO 3382-2: 2008-09 – Messung von<br />
Parametern der Raumakustik, Teil 2: Nachhallzeit<br />
in gewöhnlichen Räumen. Für die<br />
Messungen wurde ein Universalschallpegelmesser,<br />
Fabrikat Brüel & Kjaer, Typ<br />
2236, verwendet. Die Nachhallzeitmessungen<br />
wurden nach dem Verfahren der<br />
integrierten Impulsantwort durchgeführt.<br />
In den Werkstätten ergaben sich folgende<br />
mittlere Nachhallzeiten (500–4.000 Hz):<br />
Tabelle 1: Bauausführung der einzelnen Werkstätten<br />
Werkstatt Grundfläche<br />
Höhe Fußboden Decke Wände<br />
[m²] [m]<br />
Schlosserei 256 4,15 Industriefußboden<br />
Sichtbeton Sichtbeton, Iso-<br />
Wandpaneele,<br />
Fenster<br />
Schreinerei 230 4,15 Industriefußboden<br />
Sichtbeton Sichtbeton<br />
Kfz-Halle 439 9,15 Fließenbelag Trapezblech<br />
Sichtbeton, Iso-<br />
Wandpaneele<br />
Schlosserei<br />
Schreinerei<br />
Kfz-Halle<br />
T = 2,0 s<br />
T = 2,1 s<br />
T = 3,9 s<br />
Der von der DIN EN ISO 11690, Teil 1, empfohlene<br />
Wert von 1,3 s wurde damit bei<br />
allen Werkstätten weit überschritten.<br />
Bei den drei Werkstätten kann von annähernd<br />
gleichen Absorptionseigenschaften<br />
der Raumbegrenzungsflächen ausgegan-<br />
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