Das Goms: auf dem Weg zur ersten Energieregion ... - Alpstar Project
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unternehmenGOMS<br />
<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong>: <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zur</strong> <strong>ersten</strong><br />
<strong>Energieregion</strong> der Schweizer Alpen<br />
Integriertes Energiekonzept für die ländliche Regionalentwicklung<br />
Schlussbericht September 2009
Zusammenfassung<br />
Ausgangslage<br />
Der Hintergrund: unternehmenGOMS hat im Jahr 2007 die Vision einer möglichst energieautarken<br />
Region in den Schweizer Alpen formuliert. <strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> soll als erste <strong>Energieregion</strong> der<br />
Schweizer Alpen positioniert werden. Ziel liegt darin, die im <strong>Goms</strong> benötigte Energie mit erneuerbaren<br />
Energien zu decken. Die energieregionGOMS soll als Modell für andere ländliche, gebirgige<br />
Regionen im In- und Ausland dienen, wie man nachhaltig mit und der Umwelt umgehen<br />
und die regionale Wertschöpfung erhöhen kann. Die Vision dient der Planung und Umsetzung<br />
von Projekten in der Praxis.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong>: <strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> liegt in den südlichen Schweizer Alpen im Kanton Wallis. Es ist eine<br />
Bergregion und liegt im ob<strong>ersten</strong> Teil des Rhonetals. Die Region zählt 13 politisch eigenständige<br />
Gemeinden. <strong>Das</strong> Gebiet umfasst 650 km2 und ist äussert dünn besiedelt: Insgesamt zählt das<br />
<strong>Goms</strong> rund 5'200 Einwohner. Die Ortschaften liegen <strong>auf</strong> einer Höhe von 1'000 bis 1'600<br />
m. ü. M. <strong>Das</strong> Klima ist kontinental geprägt: wenig Niederschlag, kalte Winter und warme, sonnige<br />
Sommer. Die Täler werden von dichten Nadelwäldern eingerahmt.<br />
Energie als Treiber: <strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> verfügt über eine Vielzahl natürlicher Ressourcen, die <strong>auf</strong> unterschiedliche<br />
Art und Weise <strong>zur</strong> Energieproduktion genutzt werden können. Eine verstärkte Nutzung<br />
dieser Ressourcen erlaubt die Erschliessung neuer Einkommensquellen mit den entsprechend<br />
positiven Effekten <strong>auf</strong> die lokale Wertschöpfung und die Beschäftigungssituation im<br />
<strong>Goms</strong>. Der Energiesektor ist zu<strong>dem</strong> von grosser ökologischer Bedeutung: Die nachhaltige Nutzung<br />
erneuerbarer Energiequellen fördert den bewussten Umgang mit Landschaft, Luft, Boden,<br />
Wasser und Biodiversität und schützt das Klima. Die energieregionGOMS stiftet Identität und<br />
leistet einen Beitrag zum guten Image des <strong>Goms</strong> und den damit verbundenen Anschubeffekten<br />
für einen sanften, nachhaltigen Tourismus im <strong>Goms</strong>.<br />
Ziele<br />
Ein Konzept als Grundlage: Die lokale Trägerschaft unternehmenGOMS hat das Projekt im<br />
Rahmen einer nationalen Ausschreibung der Kerngruppe Bundesnetzwerk Ländlicher Raum eingereicht.<br />
In der Kerngruppe des Netzwerks sind 4 Ämter mit besonders raumrelevanten Aktivitäten<br />
zusammengeschlossen: Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), Staatssekretariat für Wirtschaft<br />
(seco), Bundesamt für Umwelt (BAFU) und Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), die<br />
das Projekt finanziell unterstützt haben. <strong>Das</strong> Konzept analysiert die aktuelle Energiesituation im<br />
<strong>Goms</strong>, beschreibt Möglichkeiten und <strong>Weg</strong>e <strong>zur</strong> Realisierung der Vision energieregionGOMS und<br />
I
erläutert die mit der Verwirklichung der Vision verbundenen Auswirkungen. Dieses Energiekonzept<br />
dient als zentrale Entscheidungsgrundlage für die Realisierung der energieregionGOMS.<br />
Regionale Energieversorgung und -nutzung<br />
Der Wärmeverbrauch: Der Wärmeverbrauch ergibt sich aus <strong>dem</strong> Energiebedarf für Raumklima<br />
und Warmwasser. Als Verbrauchergruppen werden Haushalte, Tourismus, öffentliche Gebäude<br />
und Unternehmungen unterschieden. Charakteristisch für den Gebäudebestand im <strong>Goms</strong> ist die<br />
hohe Anzahl Zweitwohnungen der Feriengäste, das Alter der Gebäude (40 % der Gebäude<br />
wurden vor 1970 gebaut) und die hohe Anzahl Elektroheizungen. Der Energieverbrauch der<br />
Wohneinheiten für Raumklima und Warmwasser beläuft sich <strong>auf</strong> 85 GWh (16 MWh pro Einwohner<br />
und Jahr) und macht den Hauptteil der 101 GWh Wärmeverbrauch aus. Der grösste Teil<br />
des Wärmeverbrauchs stammt aus fossilen Brennstoffen (46 %) und Elektrizität (35 %). Der<br />
restliche Wärmeverbrauch wird mit Energieholz aus der Region abgedeckt. Bezüglich der<br />
Verbrauchergruppen zeigt sich Folgendes: Touristisch genutzte Objekte (Hotels, Ferienhäuser<br />
und -wohnungen) sind die mit Abstand wichtigsten Wärmebezüger im <strong>Goms</strong> (siehe Abbildung).<br />
9%<br />
50%<br />
6%<br />
35%<br />
Haushalte Tourismus Unternehmen Öff. Gebäude<br />
Der Stromverbrauch: Elektrische Energie wird für Licht, <strong>zur</strong> Wärmeproduktion, als mechanische<br />
Energie (Kraft) oder für die Mobilität verwendet. Der Elektrizitätsverbrauch der Region<br />
<strong>Goms</strong> betrug im Jahr 2008 rund 59 GWh. Davon wurden fast zwei Drittel <strong>zur</strong> Beheizung von<br />
Wohnungen und <strong>zur</strong> Produktion von Warmwasser <strong>auf</strong>gewendet.<br />
II
14%<br />
16%<br />
6%<br />
64%<br />
Wärme Licht/EDV Kraft Mobilität<br />
Mobilität: Der Energie<strong>auf</strong>wand in der Mobilität (Individualverkehr und öffentlicher Verkehr)<br />
beträgt 30 GWh. Der relativ geringe Verbrauch erklärt sich aus <strong>dem</strong> Territorialitätsprinzip: Es<br />
wurden lediglich Fahrten innerhalb des <strong>Goms</strong> berücksichtigt. Nicht in der Energiebilanz enthalten<br />
sind der Flug- und Transitverkehr und Fahrten ausserhalb des <strong>Goms</strong>.<br />
Der Gesamtenergieverbrauch: Der aktuelle Energieverbrauch im <strong>Goms</strong> beläuft sich <strong>auf</strong> knapp<br />
152 GWh pro Jahr. Der Verbrauch der einzelnen Energieträger ist in der folgenden Tabelle dargestellt.<br />
Kategorie Nutzungsart Verbrauch (GWh)<br />
Elektrizität Wärme, Licht, Kraft und Fortbewegung 55<br />
Fossile Brennstoffe Wärme (Raumklima und Warmwasser) 47<br />
Fossile Treibstoffe Fortbewegung 28<br />
Holz Wärme (Raumklima und Warmwasser) 20<br />
Andere Prozesswärme, Raumklima und Warmwasser 1<br />
Total 152<br />
Nutzbare erneuerbare Ressourcen<br />
Erneuerbare Energien: Die im <strong>Goms</strong> vorhandenen erneuerbaren Ressourcen umfassen Wasser,<br />
Wind, Biomasse, Sonne, Erdwärme und unterschiedliche Arten von Abfällen. Bis heute wurde<br />
vor allem das Potenzial an Wasserkraft <strong>zur</strong> Stromproduktion genutzt, während die anderen<br />
Energieträger nur in bescheidenem Masse verwendet wurden.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> verfügt über 13 Wasserkraftanlagen mit einer jährlichen Stromproduktion von rund<br />
520 GWh. Die installierte Leistung der vier grössten Zentralen beträgt total 150 MW. Diese Anlagen<br />
produzieren zusammen rund 500 GWh Strom pro Jahr. Sie sind allerdings nur zu einem<br />
geringen Teil in Gommer Besitz. Neben den Wasserkraftwerken wird nur in der ARA <strong>Goms</strong> in<br />
geringem Umfang Strom produziert.<br />
III
Aus Holz wird vor allem Wärme produziert. Gommer Wälder liefern Energieholz, mit <strong>dem</strong> den<br />
Endnutzern knapp 8 GWh Wärme <strong>zur</strong> Verfügung stehen. Der Grossteil des Holzes wird in<br />
Stückholzfeuerungen verbrannt, der Rest hauptsächlich in Feuerungen, die in Kombination mit<br />
Elektroheizungen und Ölheizungen eingesetzt werden.<br />
Energiebilanz: Im <strong>Goms</strong> wird rund neunmal mehr Elektrizität produziert als genutzt. Auf der<br />
anderen Seite ist das <strong>Goms</strong> stark von fossilen Brenn- und Treibstoffen abhängig, die importiert<br />
werden. Schlechter fällt die Bilanz aus, wenn die Grosswasserkraftwerke, die sich nur zu einem<br />
sehr geringen Anteil in Gommer Besitz befinden, nicht berücksichtigt werden.<br />
Potenzial erneuerbarer Energien: Es wurden Abschätzungen für das zusätzlich wirtschaftlich<br />
nutzbare Potenzial der erneuerbaren Energien gemacht. Die Wirtschaftlichkeit wurde mittels der<br />
aktuell geltenden KEV-Ansätze abgeschätzt (vgl. Kostendeckende Einspeisevergütung). Die folgende<br />
Tabelle zeigt die zusätzlich wirtschaftlich nutzbaren Potenziale aus erneuerbaren Energien<br />
im <strong>Goms</strong>. Für die Stromproduktion steht die energetische Nutzung von Wind und Wasser im<br />
Vordergrund, für die Wärmeproduktion die Nutzung der Biomasse und Sonne.<br />
Heutige Nutzung Zusätzliches Potenzial (GWh)<br />
(GWh) Strom Wärme<br />
Holz 19.8 17.4<br />
Biogene Abfälle 0.4 0.1 0.2<br />
Landwirtschaftliche Biomasse 0 0.6 0.7<br />
Wind 0 300<br />
Wasser 521.7 135<br />
Photovoltaikanlagen 0 8<br />
Solaranlagen 0.03 5<br />
Total 542 443.7 23.3<br />
Mögliche Massnahmen und die Auswirkungen<br />
Handlungsspielraum Energieeffizienz: Wie in der gesamten Schweiz, ist auch im <strong>Goms</strong> der<br />
Energieverbrauch pro Kopf in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen. Einsparungen sind<br />
nur möglich, wenn der wachsende Energiebedarf durch eine Steigerung der Energieeffizienz<br />
überkompensiert wird. Diesbezüglich kann unterschieden werden zwischen Einsparungen durch<br />
effizienten Einsatz von Endenergie (Effizienz <strong>auf</strong> der Bedarfsseite) und Einsparungen durch eine<br />
effiziente Erzeugung der Endenergie (Effizienz <strong>auf</strong> der Erzeugungsseite).<br />
Auf der Bedarfsseite liegt das grösste Effizienzpotenzial im Bereich der Haushalte und Ferienwohnungen,<br />
insbesondere in den Bereichen Raumklima und Warmwasser sowie Beleuchtung<br />
und Geräte. Auf der Erzeugungsseite ist der Einsatz effizienterer Beheizungstechnologien – insbesondere<br />
der Ersatz der weitverbreiteten Elektroheizungen durch Wärmepumpen – zu beachten.<br />
Im Bereich Verkehr sind Verbesserungen durch eine Reduktion des Treibstoffverbrauchs pro<br />
IV
Kilometer, d. h. durch den Ersatz von alten Fahrzeugen durch neue effizientere Fahrzeuge und<br />
vermehrtes Umsteigen <strong>auf</strong> öffentliche Verkehrsmittel möglich.<br />
Gebäudebereich: Durch natürliche Sanierungszyklen im Gebäudebereich kann der Heizenergiebedarf<br />
der bestehenden Wohnhäuser um fast 15 % reduziert werden. Die<br />
energieregionGOMS strebt an, mittels Sensibilisierungskampagnen und möglicherweise monetären<br />
Anreize zu erreichen, dass u. a. 50 % der Neubauten die neuen Minergiestandards erfüllen<br />
und der Energiebedarf sanierter Gebäude <strong>auf</strong> 50 kWh/m2 reduziert werden kann.<br />
Rund 3’400 Wohnungen und Chalets im <strong>Goms</strong> werden nur zeitweise als Zweitwohnungen benutzt<br />
oder als Ferienwohnungen vermietet. Ein beachtliches Energiesparpotenzial ist damit verbunden,<br />
solche Wohnungen reduziert zu beheizen, wenn sie nicht belegt sind. Der jährliche<br />
Heizenergiebedarf dieser Wohnungen und Häuser beträgt aktuell 30 GWh. Die Hälfte fällt dabei<br />
während der Zeit an, in der die Wohnungen nicht genutzt werden. Davon könnte rund ein Drittel<br />
eingespart werden, wenn die Wohnungen vermindert beheizt und der Warmwasserboiler<br />
ausgeschaltet würde. Es wird angestrebt, dass der Anteil der Wohnungen, die reduziert beheizt<br />
werden, von 70 % <strong>auf</strong> 95 % steigt. Damit wäre ein Sparpotenzial von 4.5 GWh verbunden. Es<br />
ist realistisch, mit Wärmepumpen weitere 22 GWh Wärmeenergie einzusparen, mit wassersparenden<br />
Armaturen und energiesparenden Geräten zusätzliche Energie (siehe folgende Tabelle).<br />
Effizienzmassnahme Einsparpotenzial (GWh)<br />
Gebäudesanierungen 32.5<br />
Effektivere Beheizung Zweitwohnungen 4.2<br />
Reduktion Warmwasserverbrauch 5<br />
Beheizungstechnologie 21.9<br />
Beleuchtung + Apparate 4.6<br />
Road Pricing 1.4<br />
Bündelung Pendlerströme 0.5<br />
Effizienteres Fahren 10<br />
Total 25.8<br />
Umsetzung der Massnahmen: Um die Perspektiven für das Jahr 2035 zu konkretisieren, wurden<br />
drei Szenarien gebildet:<br />
• Szenario 1 beschreibt eine Situation, die alleine von generellen Megatrends und der weiteren<br />
wirtschaftlichen Entwicklung des <strong>Goms</strong> bestimmt ist. Dabei wird angenommen, dass in<br />
der Region <strong>Goms</strong> keine weiteren Kraftwerke und Anlagen gebaut und (neben den Megatrends)<br />
keine spezifischen Erfolge im Bereich der Energieeffizienz erzielt werden.<br />
V
• Szenario 2 geht davon aus, dass im <strong>Goms</strong> weiterhin individuelle Massnahmen, jedoch keine<br />
spezifischen Programme <strong>zur</strong> Förderung der Energieeffizienz und von erneuerbarer Energien<br />
durchgeführt werden. Es werden die aktuellen Trends weitergeführt.<br />
• Szenario 3 ist der Verwirklichung der energieregionGOMS gewidmet.<br />
unternehmenGOMS strebt an, die Vision einer energieregionGOMS zu verwirklichen (Szenario<br />
3). Dabei werden Effizienzmassnahmen in den Bereichen Gebäudesanierung, Beheizung, Beleuchtung<br />
+ Apparate sowie Verkehr ergriffen und zu<strong>dem</strong> die lokalen Ressourcen wie Wind,<br />
Sonne, Wasser und Biomasse genutzt. Dadurch verringert sich der Energieverbrauch gegenüber<br />
<strong>dem</strong> Referenzszenario (weiter wie bisher) um 34 %. Ausser<strong>dem</strong> wird angenommen, dass 9<br />
Kleinwasserkraftwerke, 60 Windturbinen, 128 PV-Anlagen, 3’000 Sonnenkollektoren, 2’100<br />
Wärmepumpen, eine 70-KW-Biogasanlage und 500 Feuerungsanlagen mit einer Gesamtproduktion<br />
von 37 GWh/a realisiert werden. Dadurch erhöht sich die lokale Energieproduktion aus<br />
neuen Erneuerbaren Ressourcen um 500 GWh/a.<br />
Die Reduktion im Energieverbrauch ist grösstenteils <strong>auf</strong> das Effizienzpotenzial in den Bereichen<br />
Gebäudehülle und Beiheizungstechnologie <strong>zur</strong>ückzuführen. So könnte der prognostizierte Heizenergieverbrauch<br />
gemäss <strong>dem</strong> Szenario energieregionGOMS um 41 % reduziert werden. Die<br />
Einsparungen von 46 GWh/a wären dabei grösstenteils (zu rund 60 %) <strong>auf</strong> Verbesserungen in<br />
der Gebäudehülle <strong>zur</strong>ückzuführen. Ein weiteres beachtliches Potenzial steckt im Bereich der<br />
Wärmepumpen, die netto (das heisst nach Abzug des Effizienzpotenzials durch Verbesserungen<br />
in der Gebäudehülle) weitere Einsparungen von über 12 GWh/a gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario<br />
erlauben.<br />
VI
152 GWh<br />
14%<br />
19%<br />
29%<br />
39%<br />
- 31%<br />
-5%<br />
104 GWh<br />
51%<br />
20%<br />
27%<br />
+ 5%<br />
143 GWh<br />
16%<br />
17%<br />
26%<br />
41%<br />
2008 2035<br />
Elektrizität Fossile Brennstoffe Treibstoffe Weitere<br />
159 GWh<br />
13%<br />
16%<br />
30%<br />
41%<br />
Szenario 3 Szenario 2 Szenario 1<br />
In Szenario 3 steigt der Anteil der „weiteren Energieträger“ <strong>auf</strong> 51 %. Dahinter stehen Überlegungen,<br />
dass der gesamte Wärmebedarf von rund 65 GWh/a zu 60 % über Wärmepumpen, zu<br />
25 % über Holzfeuerungsanlagen und zu 15 % über Sonnenkollektoren gedeckt wird.<br />
Ökonomische Auswirkungen: Dem Import von Energieträgern in die Region <strong>Goms</strong> steht ein<br />
entsprechender Wertschöpfungsabfluss gegenüber, zumal gegenwärtig (mit der Ausnahme der<br />
Elektrizität aus Grosswasserkraftwerken) kaum Energie exportiert wird.<br />
In Szenario 3 beträgt der lokale Anteil an den Energieausgaben 75 %. Aufgrund der starken<br />
Reduktion des Energieverbrauches beläuft sich die lokale Wertschöpfung jedoch <strong>auf</strong> lediglich<br />
8.8 Millionen Franken pro Jahr. Da sich neben den Einnahmen auch die Ausgaben verringern,<br />
fliessen aber nur noch 3.3 Millionen Franken für Energieausgaben aus der Region ab. Dies sind<br />
80 % (oder 13.1 Millionen Franken) weniger als heute.<br />
Noch bedeutender sind aber die möglichen Exporterlöse: Aufgrund der Überproduktion pro Jahr<br />
könnten 365 GWh Strom und 32 GWh Energieholz exportiert werden. Wird davon ausgegangen,<br />
dass insgesamt 75 % der damit verbundenen Wertschöpfung in der Region bleibt, wären<br />
bei aktuellen Preisen damit Exporteinnahmen von 56 Millionen Schweizer Franken verbunden.<br />
Insgesamt beträgt der ökonomische Mehrwert von Szenario 3 gegenüber der heutigen Situation<br />
für die Region <strong>Goms</strong> damit rund 70 Millionen Franken pro Jahr. Davon entfallen rund 80 % <strong>auf</strong><br />
potenzielle Exporterlöse, 13 % <strong>auf</strong> verminderte Ausgaben und 6 % <strong>auf</strong> die Substitution importierter<br />
Energie.<br />
VII
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Hintergrund und Zielsetzung der Studie ..............................................................................1<br />
2 Vorgehen und Abgrenzungen.............................................................................................2<br />
2.1 Vorgehen .................................................................................................................2<br />
2.2 Geographische Abgrenzung .....................................................................................2<br />
2.3 Systemabgrenzungen ...............................................................................................4<br />
3 Die aktuelle Energiesituation im <strong>Goms</strong> ................................................................................7<br />
3.1 Der Energieverbrauch ...............................................................................................7<br />
3.1.1 Der Wärmeverbrauch .................................................................................7<br />
3.1.2 Der Stromverbrauch .................................................................................11<br />
3.1.3 Mobilitätsbedingter Energieverbrauch.......................................................15<br />
3.1.4 Übersicht Energieverbrauch ......................................................................19<br />
3.2.1 Die Stromproduktion ................................................................................20<br />
3.2.2 Die Wärmeproduktion ..............................................................................22<br />
3.2.3 Übersicht Energieproduktion aus erneuerbaren Energieträgern .................24<br />
3.3 Energiebilanz..........................................................................................................24<br />
4 Potenzial Erneuerbare Energien.........................................................................................28<br />
4.1 Einleitung...............................................................................................................28<br />
4.1.1 Potenzialbegriffe und räumliche Darstellung der Resultate ........................28<br />
4.1.2 Aufbau der Potenzialstudie.......................................................................29<br />
4.2 Energieholz ............................................................................................................29<br />
4.2.1 Begriffe ....................................................................................................29<br />
4.2.2 Vorgehen <strong>zur</strong> Bestimmung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials...........31<br />
4.2.3 Ergebnisse ................................................................................................31<br />
4.3 Biogene Abfälle......................................................................................................34<br />
4.3.1 Begriffe ....................................................................................................34<br />
4.3.2 Vorgehen .................................................................................................35<br />
4.3.3 Ergebnisse ................................................................................................35<br />
4.4 Landwirtschaftliche Biomasse .................................................................................38<br />
4.4.1 Begriffe ....................................................................................................38<br />
4.4.2 Vorgehen .................................................................................................38<br />
4.4.3 Ergebnisse ................................................................................................38<br />
4.5 Photovoltaik <strong>auf</strong> Gebäudedächern..........................................................................40<br />
4.5.1 Begriffe ....................................................................................................40<br />
4.5.2 Vorgehen .................................................................................................41<br />
4.5.3 Resultate ..................................................................................................41<br />
Ernst Basler + Partner AG<br />
Zollikerstrasse 65 8702 Zollikon<br />
Telefon 044 395 11 11 Fax 044 395 12 34<br />
E-Mail info@ebp.ch<br />
Internet www.ebp.ch<br />
Bericht-Nr., 7. September 2009/PHI<br />
Q:\207265\Arbeiten\Berichte\Energiekonzept_GOMS_09_3008_def.doc
4.6 Solarthermische Anlagen <strong>auf</strong> Gebäudedächern.......................................................42<br />
4.6.1 Begriffe ....................................................................................................42<br />
4.6.2 Vorgehen .................................................................................................43<br />
4.6.3 Resultate ..................................................................................................43<br />
4.7 Windenergie...........................................................................................................44<br />
4.7.1 Begriffe ....................................................................................................44<br />
4.7.2 Vorgehen .................................................................................................44<br />
4.7.3 Ergebnisse ................................................................................................44<br />
4.8 Wasserkraft............................................................................................................46<br />
4.8.1 Begriffe ....................................................................................................46<br />
4.8.2 Vorgehen .................................................................................................46<br />
4.8.3 Aktuelle Situation .....................................................................................46<br />
4.9 Übersicht und Schlussfolgerung..............................................................................47<br />
4.9.1 Berechnung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials..................................47<br />
4.9.2 Schlussfolgerungen ..................................................................................48<br />
5 Handlungsspielräume im GOMS .......................................................................................49<br />
5.1 Energieeffizienz......................................................................................................49<br />
5.1.1 Raumklima und Warmwasser ...................................................................49<br />
5.1.2 Einsatz von Wärmepumpen ......................................................................55<br />
5.1.3 Beleuchtung und Geräte...........................................................................57<br />
5.1.4 Mobilität ..................................................................................................59<br />
5.1.5 Zusammenfassung der Effizienzpotenziale ................................................65<br />
6 Ausblick und Implikationen...............................................................................................67<br />
6.1 Energieperspektiven <strong>Goms</strong> 2035 ............................................................................67<br />
6.1.1 Szenario 1: Keine Massnahmen ................................................................67<br />
6.1.2 Szenario 2: Autonome Massnahmen ........................................................68<br />
6.1.3 Szenario 3: <strong>Energieregion</strong>GOMS...............................................................68<br />
6.2 Implikationen und Auswirkungen ...........................................................................71<br />
6.2.1 Implikationen für den Selbstversorgungsgrad............................................71<br />
6.2.2 Direkte ökonomische Auswirkungen.........................................................72<br />
6.2.3 Weitere Auswirkungen .............................................................................74<br />
Anhänge<br />
A1 Berechnung des Heizenergiebedarfs im <strong>Goms</strong><br />
A2 Annahmen der drei Szenarien
1 Hintergrund und Zielsetzung der Studie<br />
unternehmenGOMS hat die Vision einer möglichst energieautarken Region in den Schweizer<br />
Alpen formuliert. Der Verein hat in diesem Zusammenhang die Vision der energieregionGOMS<br />
entwickelt. Hinter dieser Vision steht die Absicht, das <strong>Goms</strong> als erste <strong>Energieregion</strong> der Schweizer<br />
Alpen zu positionieren.<br />
Die Vision hat inzwischen weit über die Region hinaus Beachtung gefunden und soll als Modell<br />
für andere ländliche, gebirgige Regionen im In- und Ausland dienen, wie man nachhaltig mit der<br />
Umwelt umgehen und die regionale Wertschöpfung erhöhen kann.<br />
Die Vision dient als Leitstern für die Initiierung einzelner Projekte und Programme. Ziel der Initiative<br />
ist die ökonomisch und ökologisch nachhaltige Entwicklung des <strong>Goms</strong> als strukturell benachteiligte<br />
Bergregion. <strong>Das</strong> Thema Energie bietet diesbezüglich aus verschiedenen Gründen<br />
einen interessanten Ansatzpunkt:<br />
• Erstens verfügt das <strong>Goms</strong> – wie viele Bergregionen – über eine Fülle an natürlichen Ressourcen,<br />
die <strong>auf</strong> vielfältige Art und Weise <strong>zur</strong> Energieproduktion genutzt werden können. Dies<br />
bezieht sich nicht nur <strong>auf</strong> die bereits stark genutzte Wasserkraft, sondern auch <strong>auf</strong> Biomasse,<br />
Sonne, Wind und Erdwärme. Eine verstärkte Nutzung dieser Energiequellen erlaubt der<br />
einheimischen Bevölkerung die Erschliessung neuer Einnahmequellen mit den entsprechend<br />
positiven Effekten <strong>auf</strong> die lokale Wertschöpfung und die Beschäftigungssituation.<br />
• Zweitens verursacht der Energiesektor negative externe Effekte und ist daher von grosser<br />
ökologischer Bedeutung. Die vermehrte Nutzung erneuerbarer Energiequellen über dezentrale<br />
Systeme unter sorgfältiger Berücksichtigung des sensiblen alpinen Ökosystems fördert<br />
deshalb einen bewussten Umgang mit Luft, Bodenqualität, Wasser sowie Biodiversität und<br />
leistet einen positiven Beitrag <strong>zur</strong> CO2-Bilanz. • Drittens sind mit einer solchen Strategie auch positive Sekundäreffekte verbunden, wie die<br />
Schaffung einer neuen Identität für die lokale Bevölkerung, eines neuen Images der Region<br />
und den damit verbundenen möglichen Anschubeffekten für den Tourismus und weitere<br />
Wirtschaftszweige.<br />
Eine wichtige Grundlage <strong>zur</strong> Realisierung der Vision von unternehmenGOMS ist das vorliegende<br />
Energiekonzept. Es analysiert die aktuelle Energiesituation im <strong>Goms</strong>, zeigt Möglichkeiten und<br />
<strong>Weg</strong>e <strong>zur</strong> Realisierung der Vision energieregionGOMS und beschreibt die mit der Verwirklichung<br />
der Vision verbundenen Auswirkungen.<br />
1
2 Vorgehen und Abgrenzungen<br />
2.1 Vorgehen<br />
Ein erster Schritt in die Erarbeitung eines Energiekonzeptes ist die Bestandes<strong>auf</strong>nahme der aktuellen<br />
Energiesituation. Grundsätzlich geht es dabei um die Frage, inwiefern importierte Energie<br />
durch eigene Produktion ersetzt werden kann. Dazu wurde die aktuelle Energieproduktion im<br />
<strong>Goms</strong> erfasst und <strong>dem</strong> Verbrauch gegenübergestellt. Die daraus resultierende Energiebilanz<br />
zeigt die aktuell existierenden Versorgungslücken in der Region. Durch die Verkleinerung dieser<br />
Versorgungslücken, durch Steigerung der Energieeffizienz und über dezentrale Energiegewinnung<br />
aus erneuerbaren Quellen wird die Abhängigkeit von externen Energiequellen vermindert.<br />
Zu<strong>dem</strong> wird mit der Energieproduktion verbundene Wertschöpfung ins <strong>Goms</strong> verlagert.<br />
<strong>Das</strong> Ziel des zweiten Schrittes ist, den Handlungsspielraum der Region <strong>Goms</strong> zu identifizieren.<br />
Dieser ist einerseits durch die Möglichkeit der Nutzung lokal vorhandener, erneuerbarer Energiequellen<br />
bestimmt (Potenzialstudie). Darüber hinaus wird die Möglichkeit einer Reduktion des<br />
Energieverbrauchs berücksichtigt (Energieeffizienz). Auf Grundlage der Identifikation der wichtigsten<br />
externen Trends können so für unterschiedliche Szenarien der Energieverbrauch der Region<br />
für das Jahr 2035 geschätzt und der Anteil des verbleibendes Verbrauches, der über eigene<br />
Ressourcen gedeckt werden kann, bestimmt werden.<br />
Werden die vorhandenen Potenziale ausgeschöpft, hat dies sowohl Auswirkungen <strong>auf</strong> die Energiesituation<br />
(die Abhängigkeit der Region), als auch ökonomische (und ökologische) Implikationen<br />
(Wirkungsanalyse). Diese werden im dritten und letzten Teil <strong>auf</strong>gezeigt. Aus ökonomischer<br />
Sicht steht dabei die Verlagerung von Wertschöpfung in die Region <strong>Goms</strong> und die Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen im Vordergrund. Daneben sind aber auch indirekte Effekte <strong>auf</strong> andere Sektoren<br />
und insbesondere langfristige, dynamische Auswirkungen <strong>auf</strong> die weitere Entwicklung der<br />
Region zu berücksichtigen.<br />
2.2 Geographische Abgrenzung<br />
Die Region <strong>Goms</strong>1) liegt in den südlichen Schweizer Alpen im Kanton Wallis. Es ist eine ausgesprochene<br />
Bergregion, die im ob<strong>ersten</strong> Teil des Rhonetals liegt. Sie erstreckt sich von der Rhone-<br />
2
quelle im Furkagebiet den Fluss abwärts bis <strong>zur</strong> Gemeinde Grengiols südwestlich von Fiesch (siehe<br />
Abbildung 1). Diese Ortschaft bildet mit knapp 1'000 m. ü. M. den tiefsten Punkt der Region,<br />
die übrigen Ortschaften liegen <strong>auf</strong> einer Höhe von 1'000 bis 1'600 m. ü. M. <strong>Das</strong> Finsteraarhorn<br />
als Grenzgipfel zum Kanton Bern ist mit 4'274 m. ü. M. der höchste Berg der Region <strong>Goms</strong>. Im<br />
Süden grenzt die Region an Italien, im Nordosten führen die Pässe Nufenen, Furka und Grimsel<br />
in die Kantone Tessin, Uri und Bern. <strong>Das</strong> Klima ist kontinental geprägt mit wenig Niederschlag,<br />
kalten Wintern und heissen, sonnigen Sommern.<br />
Abbildung 2: Politische Gemeinden der Region <strong>Goms</strong><br />
Neben <strong>dem</strong> politischen Bezirk <strong>Goms</strong> werden aus geografischen und historischen Gründen auch<br />
die Gemeinden Grengiols und Martisberg des Bezirkes Östlich Raron <strong>zur</strong> Region <strong>Goms</strong> gezählt.<br />
Die insgesamt 14 politisch eigenständigen Gemeinden liegen mehrheitlich im Rhonetal. Die Seitentäler<br />
sind dünn besiedelt und haben vor allem land- und forstwirtschaftliche sowie touristische<br />
Bedeutung.<br />
Die Region <strong>Goms</strong> umfasst ein Gebiet von 650 km2 und ist damit grösser als die kleinsten neun<br />
Schweizer Kantone. Sie ist aber äussert dünn besiedelt: Insgesamt zählt die Region nur rund<br />
1) Inkl. Grengiols<br />
3
5'200 Einwohner, wobei Fiesch mit 1'000 Einwohnern die grösste Gemeinde ist (siehe Tabelle<br />
1). Der weitaus grösste Teil der Fläche (rund 62 %) der Region ist unproduktives Gebirgsland<br />
(z. B. Aletschgletscher, Rhonegletscher etc.). Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt rund<br />
22 %, die Waldfläche 15 %, während die Siedlungsfläche lediglich rund 1 % ausmacht. Ein<br />
Drittel der Regionsfläche ist von natur- und landschaftsschützerischen Auflagen betroffen.<br />
Gemeinde Einwohner Erfassungsjahr<br />
Bellwald 434 2006<br />
Binn 156 2006<br />
Blitzingen 76 2006<br />
Ernen 4) 555 2006<br />
Fiesch 956 2006<br />
Fieschertal 285 2006<br />
Grafschaft 1) 196 2006<br />
Grengiols 477 2006<br />
Lax 311 2006<br />
Martisberg 20 2006<br />
Münster-Geschinen 2) 506 2006<br />
Niederwald 54 2006<br />
Obergesteln 5) 221 2006<br />
Oberwald 5) 508 2006<br />
Reckingen-Gluringen 3) 508 2006<br />
Ulrichen 5) 218 2006<br />
Total 5'251<br />
1) Zusammenschluss von Biel, Ritzingen und Selkingen am 1.1.2001<br />
2) Zusammenschluss von Münster und Geschinen im Herbst 2004<br />
3) Zusammenschluss von Reckingen und Gluringen im Herbst 2004.<br />
4) Zusammenschluss v. Ausserbinn, Ernen, Mühlebach Steinhaus, 2005<br />
5) Zusammenschluss von Oberwald, Obergesteln und Ulrichen <strong>zur</strong><br />
Gemeinde Obergoms (2009)<br />
Tabelle 1: Gemeinden der Region <strong>Goms</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> ist durch die Kantonsstrasse 19 und die Matterhorn-Gotthard-Bahn gut erschlossen.<br />
Dank des Furka-Basistunnels ist das <strong>Goms</strong> seit 1982 auch im Winter mit der Nordostschweiz<br />
direkt verbunden.<br />
2.3 Systemabgrenzungen<br />
Für die Energiebilanzierung ist eine klare Definition der Systemgrenzen der Region erforderlich.<br />
Mit den Systemgrenzen werden alle energierelevanten Prozesse definiert, die für das Leben und<br />
Arbeiten in der Region <strong>Goms</strong> notwendig sind.<br />
4
Die Grundsatzfrage bezüglich der Abgrenzung ist dabei, ob gemessen werden soll, wie viel<br />
Energie im <strong>Goms</strong> produziert und verbraucht wird, oder wie viel Energie von den Gommern produziert<br />
und verbraucht wird. Im Zentrum steht die Frage, ob das Territorialitäts- oder aber das<br />
Personalitätsprinzip angewendet werden soll. Da das Ziel der Arbeit die nachhaltige Entwicklung<br />
der Region <strong>Goms</strong> ist, steht das Territorialitätsprinzip im Vordergrund.<br />
<strong>Das</strong> Territorialitätsprinzip impliziert, dass bezüglich des Energieverbrauchs ausserhalb der Region<br />
anfallende Energie<strong>auf</strong>wendungen nicht erfasst werden, auch wenn diese für die Region relevant<br />
sein mögen. So wird beispielsweise die in importierten Gütern und Dienstleistungen enthaltene<br />
graue Energie nicht berücksichtigt. Ebenso sind weder der von Touristen <strong>zur</strong> Anreise ins <strong>Goms</strong><br />
notwendige Treibstoffverbrauch, noch die von Gommern in andere Regionen unternommenen<br />
Reisen Untersuchungsgegenstand. Daneben werden aber auch Aktivitäten, die zwar in der Region<br />
stattfinden, für deren wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung aber irrelevant sind,<br />
nicht berücksichtigt. Dies trifft insbesondere <strong>auf</strong> den Verkehr zu, der das Tal nur <strong>zur</strong> Durchfahrt<br />
nutzt (Transitverkehr).<br />
Auf der Produktionsseite sind alle Aktivitäten <strong>zur</strong> Energieproduktion im <strong>Goms</strong> zu berücksichtigen.<br />
Dies betrifft in erster Linie die zahlreichen Wasserkraftwerke, die einen signifikanten Beitrag<br />
<strong>zur</strong> Energiebilanz der Region leisten. Dabei gilt es allerdings zu bedenken: Ein Grossteil der von<br />
diesen Werken produzierten Energie wird direkt exportiert und hat insofern zumindest energetisch<br />
keine wirkliche Bedeutung für die Region. Hinzu kommt, dass sich die meisten Anlagen in<br />
Besitz von externen Energieversorgern befinden.<br />
Wird der gesamte mit der Energieproduktion zusammenhängende Wertschöpfungsprozess betrachtet,<br />
fällt ausser<strong>dem</strong> <strong>auf</strong>, dass das <strong>Goms</strong> zahlreiche Primärenergieträger exportiert, die ausserhalb<br />
der Region in End- und Nutzenergie umgewandelt werden. Neben Wasser, (das im unteren<br />
Verl<strong>auf</strong> der Flüsse wiederum energetisch genutzt wird), gehören theoretisch auch der Biomasse-<br />
und der Abfallexport dazu. Umgekehrt importiert das <strong>Goms</strong> z. T. bedeutende Mengen<br />
an Benzin, Diesel, Heizöl, Erdgas und Holz, die in der Region (z. B. über Fahrzeugmotoren, Heizungsanlagen)<br />
in Nutzenergie umgewandelt werden. Intuitiv sollte wohl weder die reine Verfügbarkeit<br />
von Primärenergieträgern, noch die Umwandlung von importierter End- in Nutzenergie<br />
als Gommer Produktion betrachtet werden, auch wenn beides mit <strong>dem</strong> Territorialitätsprinzip<br />
vereinbar wäre. Ausser<strong>dem</strong> müssen die Eigentumsverhältnisse an den Produktionsanlagen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Als Produktion der Region <strong>Goms</strong> wird entsprechend nur Energie betrachtet, die im <strong>Goms</strong> aus<br />
Gommer Primärenergieträgern in Anlagen produziert wird, die in Gommer Besitz sind. Damit<br />
werden weder exportierte Primärenergieträger (Wasser, Biomasse) noch Energieproduktionen<br />
aus importierten Endenergieträgern (Energieholz) als Gommer Produktion erfasst. Eine Ausnahme<br />
ist Strom, der in der KVA Gamsen bei Brig durch Verbrennung von Gommer Abfall produ-<br />
5
ziert wird. Dieser wird als einheimische Produktion betrachtet, da die erwähnte KVA sich in Besitz<br />
des Gemeindeverbandes Oberwallis befindet.<br />
Einen Spezialfall stellt ausser<strong>dem</strong> der Stromhandel dar. Auch wenn in den Gommer Wasserkraftwerken<br />
ausreichend Elektrizität produziert wird, um den lokalen Verbrauch zu decken, wird<br />
in dieser Studie lediglich die Nettoproduktion betrachtet.<br />
Solche Abgrenzungen konzeptioneller Natur stossen an pragmatische Grenzen, wenn die notwendigen<br />
Daten gefunden werden sollen. Für das <strong>Goms</strong> fehlen Energiestatistiken <strong>auf</strong> regionaler<br />
Basis. Um dies zu korrigieren, wurden – wenn möglich – Erhebungen <strong>auf</strong> überregionaler (zumeist<br />
kantonaler) Basis herangezogen und über zwec kmässige Analogieschlüsse der Energieverbrauch<br />
in der Region geschätzt. In bestimmten Fällen waren solche Schätzungen aber nicht<br />
ausreichend abgesichert, da nicht einmal die notwendigen Hilfsparameter <strong>zur</strong> Verfügung standen,<br />
sodass die Abgrenzungen pragmatisch angepasst werden mussten. Entsprechende Abweichungen<br />
vom der eben formulierten Abgrenzungen sind im Anhang vermerkt.<br />
6
3 Die aktuelle Energiesituation im <strong>Goms</strong><br />
3.1 Der Energieverbrauch<br />
Um den Energiebedarf im <strong>Goms</strong> zu erfassen, wurden die Nutzenergiekategorien Wärme, Strom<br />
(Licht und Kraft) und Mobilität definiert. Nutzenergie beschreibt Energie, die <strong>dem</strong> Endnutzer für<br />
die gewünschte Energiedienstleistung <strong>zur</strong> Verfügung steht. Mögliche Formen der Nutzenergie<br />
sind Wärme, Kälte, Licht und mechanische Arbeit. Die Nutzenergie ist in den meisten Fällen kleiner<br />
als die Endenergie, da bei der Energieumwandlung Verluste <strong>auf</strong>treten. Beispielsweise erzeugt<br />
eine Glühlampe nicht nur Licht, sondern strahlt den grössten Teil der eingesetzten Energie<br />
in Form von Wärme ab.<br />
Der Stromverbrauch im <strong>Goms</strong> wurde dabei top-down <strong>auf</strong> Basis von Daten der lokalen Energieversorger<br />
ermittelt. <strong>Das</strong> Vorgehen im Bereich Wärme und Mobilität war umgekehrt: Der<br />
Verbrauch ausgehend von statistischen Erhebungen oder Modellierungen wurde <strong>auf</strong> der Mikroebene<br />
(z. B. Energiebezugsfläche, Mobilitätsverhalten) über Kennzahlen hochgerechnet.<br />
3.1.1 Der Wärmeverbrauch<br />
Der Wärmeverbrauch umfasst Raumklima und Warmwasser, wobei die Verbraucher unterschieden<br />
werden in Wohneinheiten (Haushalte und Ferienwohnungen), öffentliche Gebäude sowie<br />
Gewerbe und Industrie.<br />
Haushalte und Ferienwohnungen<br />
Die Tabellen 2 und 3 zeigen den Gebäudebestand im <strong>Goms</strong> im Jahr 2000 <strong>auf</strong>geschlüsselt nach<br />
Gebäudeart und Heizquelle sowie deren Altersstruktur.<br />
7
Heizquelle<br />
Gebäudeart<br />
EFH ZFH MFH<br />
„Andere“<br />
Wohngeb.<br />
„Sonstige“<br />
Gebäude<br />
Total<br />
Heizöl 435 a (4) 290 a (2) 273 a (20) 97 a (2) 138 a 1233 (28)<br />
Gas 12 - - - - 12<br />
Elektrizität 850 a 274 a 97 a 40 a 51 1312<br />
Holz 439 (16) 167 (4) 52 50 28 (1) 736 (21)<br />
Wärmepumpe 74 (36) 23 (6) 24 (6) 14 (2) 6 (3) 141 (53)<br />
Fernwärme 1 2 3 - - 6<br />
Kohle - - - - 1 1<br />
Sonnenkollektor 4 1 - - - 5<br />
Ohne 10 2 - 2 3 17<br />
TOTAL 1769 (56) 747 (12) 423 (26) 199 (4) 223 (4) 3364 (102)<br />
a) Annahme: Seit 2000 wurden insgesamt 36 Gebäude <strong>auf</strong> Wärmepumpen umgestellt, 16 davon waren zuvor elektro -und 18<br />
ölbeheizt.<br />
Tabelle 2: Anzahl bewohnte Gebäude in der Region <strong>Goms</strong> 2008 nach Gebäudeart und<br />
Heizungsquelle 2)<br />
Charakteristisch für den Gebäudebestand im <strong>Goms</strong> sind drei Aspekte:<br />
• die hohe Anzahl Gebäude pro Einwohner (lediglich 1.5 Einwohner pro Gebäude und sogar<br />
nur 0.8 Einwohner pro Wohneinheit) <strong>auf</strong>grund der hohen Anzahl Zweitwohnungen (pro<br />
ständig bewohnte Wohneinheit gibt es 1.7 Zweitwohnungen),<br />
• das Alter der Gebäude (40 % der Gebäude wurden vor 1970 gebaut),<br />
• die hohe Anzahl Elektroheizungen (40 % der bewohnten Gebäude).<br />
Gebäudeart<br />
Baujahr<br />
Vor 1970 1970-80 1980-90 '90-2000 2000-08<br />
EFH 35 % 28 % 22 % 13 % 3 %<br />
ZFH 52 % 26 % 14 % 7 % 2 %<br />
MFH 33 % 28 % 18 % 15 % 6 %<br />
And. Wohngebäude 48 % 18 % 16 % 16 % 2 %<br />
Sonstige Gebäude 53 % 17 % 13 % 14 % 4 %<br />
Total 40 % 26 % 19 % 12 % 3 %<br />
Tabelle 3: Altersstruktur der Gebäude im <strong>Goms</strong><br />
Der geschätzte Heizenergiebedarf der bewohnten Wohneinheiten im <strong>Goms</strong> ist in Tabelle 4 dargestellt.<br />
3) Neben den ständig bewohnten Wohneinheiten umfasst er auch den Wärmeverbrauch<br />
der Kollektivhaushalte4) sowie der rund 3'300 Zweit- und Ferienwohnungen in der Region. Da<br />
2) Volkszählung 2000. In Klammern geschätzte Zahl der Neubauten seit 2000.<br />
3) Der Wärmebedarf wurde anhand der Bruttogeschossfläche der im <strong>Goms</strong> bestehenden Gebäude und den Energiekennzahlen<br />
des SIA nach Gebäudekategorie unter Berücksichtigung der jeweiligen Heizungsart und des effektiven Baustandards des jeweiligen<br />
Baujahrs bestimmt. Die genaue Vorgehensweise ist im Anhang beschrieben.<br />
4) Darunter fallen die rund 80 Hotels mit 2’514 Gästebetten, die Gruppenunterkünfte mit 2’725 Betten sowie ein Heim.<br />
8
Letztere nur zeitweise benutzt werden, wurde deren Wärmeverbrauch um einen geschätzten<br />
Belegungsgrad korrigiert. Ebenso wurde der verminderte Energieverbrauch der 636 in der Volkszählung<br />
als „nicht bewohnt“ erfassten Wohneinheiten berücksichtigt. 5)<br />
Der totale Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser der Wohneinheiten in der Region<br />
<strong>Goms</strong> beläuft sich <strong>auf</strong> insgesamt 85’000 MWh oder rund 16 MWh /a pro Einwohner.<br />
Raumklima Warmwasser Total<br />
Ständig bewohnte Einheiten 19’800 8’000 27’800<br />
Zweitwohnungen / -häuser 23’500 10’200 33’700<br />
Nicht bewohnte Einheiten 3’400 0 3’400<br />
Kollektivhaushalte 16’400 3’900 20’300<br />
TOTAL 63’100 22’100 85’200<br />
Tabelle 4: Wärmebedarf der Wohneinheiten im <strong>Goms</strong> (MWh/a)<br />
Öffentliche Gebäude<br />
Neben den Wohngebäuden gibt es im <strong>Goms</strong> weitere beheizte Gebäude, die in der Volkszählung<br />
nicht erfasst wurden. Dies sind zum einen die in der Volkszählung erfassten „sonstigen Gebäude“<br />
(Gebäude, die in erster Linie anderen Zwecken als <strong>dem</strong> Wohnen dienen, z. B. Schulhäuser),<br />
für die lediglich der Wärmeverbrauch der sich darin befindlichen Wohnungen erfasst wurde.<br />
Daneben wurde der Heizbedarf von Gebäuden ohne Wohnnutzung, wie z. B. Sporthallen, Hallenbäder,<br />
Kirchen, Militäranlagen oder Museen geschätzt. Tabelle 5 zeigt eine Übersicht des<br />
Bestandes öffentlicher Gebäude sowie deren geschätzter Wärmeverbrauch.<br />
Wärmeverbrauch (MWh)<br />
Anzahl EBF (m 2 ) Raumklima Warmwasser Total<br />
Schulhäuser 8 4’000 800 100 900<br />
Sporthallen 10 15’000 1’600 2’200 3’800<br />
Hallenbäder 1 1’500 200 400 600<br />
Kirchen 21 10’500 300 0 300<br />
Bahngebäude 16 800 110 40 150<br />
Militäranlagen 2 4’500 50 25 75<br />
Weitere 8 2’000 290 80 360<br />
TOTAL 3’300 2’900 6’200<br />
Tabelle 5: Bestand, Energiebezugsfläche (EBF) und Wärmeverbrauch der öffentlichen<br />
Gebäude<br />
5) Annahme Reduktion Energiebedarf für Raumklima einer reduziert beheizten Wohnung während der Zeit in der sie nicht benutzt<br />
wird: 48 %. Energiebedarf für Warmwasser gleich 0. Siehe Anhang 1.<br />
9
Gewerbe, Industrie und Verwaltung<br />
Der Wärmeverbrauch der Privatwirtschaft und des öffentlichen Sektors umfasst zum einen den<br />
Heizenergieverbrauch von Büros und anderen Arbeitsstätten und zum anderen die Prozesswärme<br />
in Gewerbe und Industrie. Tabelle 6 zeigt die Bedeutung der im <strong>Goms</strong> existierenden Sektoren<br />
anhand der Anzahl Arbeitsplätze sowie die Schätzung der benötigten Heizenergie <strong>auf</strong> Basis<br />
der Energiebezugsfläche pro Arbeitsplatz und des Bedarfs an Prozessenergie. 6)<br />
Mitarbeiter EBF (m Wärmeverbrauch (MWh)<br />
2 )<br />
Total Büro<br />
RK WW Prozesse Total<br />
Landwirtschaft 80 10 12’000 950 0 50 1’000<br />
Forstwirtschaft 20 0 1’200 100 0 50 150<br />
Gastgewerbe 511 100 10’800 1’700 1’800 1’700 5’200<br />
Baugewerbe 254 40 1’910 200 50 200 450<br />
Holzgewerbe 62 15 1’080 70 20 0 90<br />
Detailhandel 178 30 5’340 550 100 1’000 1’650<br />
Verkehr / Reisebüros 176 20 3’186 200 50 0 250<br />
Gesundheit / Sozialwesen 96 20 2’592 170 50 0 220<br />
Dienstleistungen 145 140 2’600 200 50 0 250<br />
Öff. Verwaltung 60 50 1’080 70 20 0 90<br />
Weitere 7) 91 60 1’380 70 20 740 830<br />
TOTAL 1673 485 43’157 4’200 2’100 3’800 10’200<br />
Tabelle 6: Wärmeverbrauch von Gewerbe, Industrie und Verwaltung<br />
Übersicht Wärmebedarf<br />
Tabelle 7 zeigt den geschätzten Wärmebedarf im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong>geteilt in Raumklima, Warmwasser<br />
und Prozesswärme sowie die Bedeutung der einzelnen Energieträger in MWh.<br />
Fossil Strom Holz Andere Total<br />
Haushalte (Raumklima) 17’000 8’800 19’800 1’000 46’600<br />
Haushalte (Warmwasser) 8’300 10’000 18’200<br />
Kollektivhaushalte (RK) 10’800 5’600 16’400<br />
Kollektivhaushalte (WW) 1’800 2’100 3’900<br />
Beheizte Arbeitsplätze + Büros 3’700 2’700 6’400<br />
Weitere Gebäude und Räume 4’100 2’100 6’200<br />
6) Der Verbrauch an Prozesswärme wurde anhand von Kennzahlen pro Sektor berechnet. Für die Berechnung des Wärmeverbrauches<br />
für Raumklima und Warmwasser an Arbeitsplätzen wurden die Kennzahlen der SIA verwendet.<br />
7) „Weitere“ umfasst auch die ARA <strong>Goms</strong> in Fiesch, in der jährlich durch Faulung des Klärschlammes rund 100’000 m 3 Gas und<br />
damit über ein BHKW insgesamt 148'446 kWh Strom und geschätzte 200'000 kWh Wärme produziert werden, wodurch 95 %<br />
des eigenen Wärme- und 65 % des Strombedarfs gedeckt werden. Ausserhalb der Tourismussaison (speziell im Mai und November)<br />
muss manchmal Heizöl <strong>zur</strong> Wärmeproduktion eingesetzt werden. Der jährliche Heizölbedarf liegt bei ca. 1000 l, was<br />
ungefähr 5 % des gesamten Wärmebedarfs entspricht.<br />
10
Fossil Strom Holz Andere Total<br />
Prozesswärme 1’000 2’300 200 3’500<br />
Total 46’800 33’500 19’800 1’200 101’300<br />
davon für Raumklima 35’600 19’200 19’800 1’000 72’700<br />
davon für Warmwasser 10’200 12’000 25’000<br />
davon für Prozesse 1’000 2’300 200 3’500<br />
Tabelle 7: Wärmeverbrauch im <strong>Goms</strong> und Bedeutung der Energieträger in MWh<br />
Wird der Wärmeverbrauch in die einzelnen Verbrauchergruppen <strong>auf</strong>geteilt, so zeigt sich, dass<br />
touristisch genutzte Objekte (Hotels, Ferien- und Zweithäuser sowie -Wohnungen) die mit Abstand<br />
wichtigste Wärmebezüger im <strong>Goms</strong> sind (Abbildung 2).<br />
9%<br />
50%<br />
6%<br />
35%<br />
Haushalte Tourismus Unternehmen Öff. Gebäude<br />
Abbildung 2: Wärmeverbrauch nach Verbrauchergruppen<br />
3.1.2 Der Stromverbrauch<br />
Der Stromverbrauch in der Region <strong>Goms</strong> kann <strong>auf</strong> Basis der Stromlieferungen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />
(EVU) bestimmt werden. Im <strong>Goms</strong> gibt es vier grössere und zwei kleine<br />
Endverteiler von Strom. Abbildung 3 zeigt die Aufteilung der Versorgungsgebiete in der Region.<br />
11
Abbildung 3: Versorgungsgebiete der Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />
Wie in Tabelle 8 ersichtlich, unterscheiden sich die Zuständigkeitsgebiete der EVU nach der<br />
Grösse ihrer Versorgungsgebiete, insbesondere der Anzahl Kunden und den gelieferten Strommengen.<br />
EVU Versorgungsgebiet Einwohner Wohneinheiten<br />
Lieferungen<br />
2007 (MWh)<br />
EWEM AG Fiesch, Lax, Ernen, Fieschertal 2'120 2256 22’000<br />
EW Obergoms AG Oberwald, Ulrichen,<br />
Münster-Geschinen,<br />
Reckingen-Gluringen<br />
EWBN Bellwald, Blitzingen, Grafschaft,<br />
Grengiols, Martisberg, Niederwald<br />
1'560 1595 15’900<br />
1'050 1633 13’400<br />
EW Obergesteln Obergesteln 220 272 2’300<br />
Binn Binn 150 210 1’400<br />
Gletsch a) Gletsch n/a n/a 200<br />
Total 16 Gemeinden 5’226 5971 55’200<br />
a) Daten geschätzt.<br />
Tabelle 8: Stromversorger im <strong>Goms</strong><br />
Unter Berücksichtigung des Stromverbrauches der Matterhorn-Gotthard-Bahn von 3'400 MWh<br />
beläuft sich der Elektrizitätsverbrauch der Region <strong>Goms</strong> aktuell <strong>auf</strong> rund 58'600 MWh pro Jahr.<br />
12
Auf Basis der Angaben der EVU lässt sich der Stromverbrauch im <strong>Goms</strong> wie in der Abbildung 3<br />
<strong>auf</strong> die unterschiedlichen Verbraucherkategorien <strong>auf</strong>teilen.<br />
16%<br />
43%<br />
5%<br />
36%<br />
Haushalte Tourismus Unternehmen Öff. Gebäude<br />
Abbildung 3: Stromverbrauch nach Verbrauchergruppen<br />
Elektrizität wird für Licht, <strong>zur</strong> Wärmeproduktion, als mechanische Energie oder für die Fortbewegung<br />
verwendet. Um den Stromverbrauch <strong>auf</strong> die einzelnen Nutzungsarten <strong>auf</strong>teilen zu können,<br />
wurden folgende Annahmen getroffen: 8)<br />
• Strom <strong>zur</strong> Wärmeproduktion: Ausgangspunkt bildete die Schätzung des Wärmebedarfs der<br />
Wohnungen mit Elektroheizungen, Elektroboilern und Wärmepumpen <strong>auf</strong> Grundlage der<br />
aktualisierten Daten der Volkszählung bezüglich der Beheizungsart der Gebäude und deren<br />
Energiebezugsfläche. Dabei wurde angenommen, dass die Warmwasser<strong>auf</strong>bereitung in ölund<br />
gasbeheizten Gebäuden mit fossiler, und in mit Strom oder Holz beheizten Gebäuden<br />
mit elektrischer Energie erfolgt.<br />
Gemäss den <strong>auf</strong> diesen Daten basierenden Berechnungen belief sich der Stromverbrauch <strong>zur</strong><br />
Wärmeerzeugung (Raumklima und Warmwasser) der elektrisch beheizten Gebäude <strong>auf</strong> rund<br />
19'000 MWh/a. Hinzu kommt der Stromverbrauch der rund 140 Gebäude bzw. 350 Wohneinheiten,<br />
die mit Wärmepumpen (WP) 9) ausgestattetet sind. Dieser beläuft sich <strong>auf</strong> rund<br />
1'260 MWh/a. Der Strombedarf der Elektroboiler (für Brauchwarmwasser) der mit Holz be-<br />
8) Der Elektrizitätsbedarf für Mobilität im <strong>Goms</strong> dürfte in diesem Zusammenhang vernachlässigbar sein, da die MGB ihren Strom<br />
von der SBB bezieht. Ausser<strong>dem</strong> existieren im <strong>Goms</strong> keine Pump-Speicherkraftwerke.<br />
9) Gemäss eines lokalen Installateurs gibt es im <strong>Goms</strong> <strong>zur</strong>zeit ca. 140 Häuser mit Wärmepumpen. Laut Volkszählung waren es im<br />
Jahr 2000 56 Gebäude (ca. 100 Wohneinheiten), wovon 20 Ein-, 9 Zwei- und 14 Mehrfamilienhäuser, sowie 9 „andere<br />
Wohn-„ und 4 „sonstige Gebäude“). Hochgerechnet wären es heute also 50 Ein-, 23 Zwei- und 35 Mehrfamilienhäuser sowie<br />
23 „andere Wohn-„ und 10 „sonstige Gebäude“ – insgesamt also rund 350 Wohneinheiten, die mit Wärmepumpe beheizt<br />
werden.<br />
13
heizten Wohnungen beträgt schliesslicht 4’000 MWh. Es werden also rund 24'000 MWh<br />
Strom <strong>zur</strong> Beheizung von Wohnungen und <strong>zur</strong> Produktion von Warmwasser <strong>auf</strong>gewendet.<br />
Dies entspricht rund 40 % des gesamten Stromverbrauchs in der Region <strong>Goms</strong>.<br />
Anzahl Wohneinheiten<br />
Raumklima<br />
Warmwasser<br />
Total<br />
Elektroheizung 2000 13’300 13’300<br />
Elektroboiler 2995 9’800 9’800<br />
Wärmepumpen 350 860 400 1’260<br />
Total 5971 13’560 9’900 24’360<br />
Tabelle 9: Stromverbrauch <strong>zur</strong> Deckung des Wärmebedarfs in MWh/a<br />
• Strom für EDV und Beleuchtung: Zur Abschätzung des Strombedarfs für EDV und Beleuchtung<br />
der Haushalte wurde von Kennzahlen zum durchschnittlichen Verbrauch eines Schweizer<br />
Haushalts ausgegangen. 10) Hinzu kommt der Bedarf im Tourismus, wofür der Belegungsgrad<br />
der Ferienwohnungen sowie die Anzahl Übernachtungen in Hotels und Gruppenunterkünften<br />
im <strong>Goms</strong> herangezogen wurden. Bezüglich des Bedarfs des öffentlichen Sektors<br />
und der Unternehmen wurde von den mittleren Stromverbrauchswerten pro Mitarbeiter in<br />
Büro- und Verwaltungsgebäuden von 2'200 kWh ausgegangen. 11) Diese wurden mit der<br />
Anzahl PC-Arbeitsplätzen multipliziert (Tabelle 10).<br />
• Strom für mechanische Arbeit: Die Schätzung des Stromverbrauchs der Haushalte und des<br />
Tourismus basiert analog zum Stromverbrauch für EDV und Beleuchtung <strong>auf</strong> Kennzahlen<br />
bzgl. des Durchschnittsverbrauches eines Schweizer Haushalts. 12) Der Verbrauch der Privatwirtschaft<br />
basiert <strong>auf</strong> Branchenkennzahlen.<br />
Beleuchtung +<br />
EDV<br />
Mechanische<br />
Arbeit<br />
Haushalte 3’700 5’800<br />
Tourismus 1’800 2’800<br />
Privatwirtschaft 2’300 1’100<br />
Öffentlicher Sektor 400 0<br />
Total 8’200 9’600<br />
Tabelle 10: Stromverbrauch für Licht + EDV und Kraft in MWh/a nach Verbrauchergruppen<br />
Abbildung 5 zeigt die Aufteilung des Strombedarfs nach Verwendungsart.<br />
10) Quelle: VSE 2007, Annahme für <strong>Goms</strong>: 2.65 Personen in Einfamilienhaus.<br />
11) Quelle: RUMBA, Ressourcen und Umweltmanagement der Bundesverwaltung.<br />
12) In die Kategorie „Mechanische Arbeit“ wurde dabei sämtliche Haushaltsgeräte wie z. B. Geschirrspühler oder Waschmaschinen<br />
berücksichtigt.<br />
14
14%<br />
16%<br />
6%<br />
64%<br />
Wärme Licht/EDV Kraft Mobilität<br />
Abbildung 5: Stromverbrauch nach Verwendungsart<br />
3.1.3 Mobilitätsbedingter Energieverbrauch<br />
Zur Abschätzung des durch die Mobilität im <strong>Goms</strong> verursachten Energieverbrauchs wird entsprechend<br />
<strong>dem</strong> Territorialitätsprinzip lediglich derjenige Anteil der Fahrten berücksichtigt, die in<br />
der Region selbst stattfinden. Der Transitverkehr wird erfasst, in der Bilanzierung aber nur insofern<br />
berücksichtigt, als mit der Region <strong>Goms</strong> ein direkter Zusammenhang besteht (Durchgangsverkehr<br />
mit Stopp im <strong>Goms</strong>).<br />
1. Motorisierter Individualverkehr (MIV) und Gütertransport<br />
Grundlage der Abschätzung der Verkehrsleistung in der Region <strong>Goms</strong> bildet das Nationale Personenverkehrsmodell<br />
(VM-UVEK), DWV 2000, das die Verkehrsströme für die Schweiz darstellt.<br />
Darin wird der gesamte MIV je Gemeinde für einen typischen Werktag im Jahr 2000 abgebildet.<br />
13) Auf Basis dieses Modells wurden die<br />
a. Quell- und Zielverkehrsströme in den Gemeinden des <strong>Goms</strong>, d. h. alle Fahrten die im<br />
Gebiet <strong>Goms</strong> anfangen oder enden,<br />
b. der Durchgangsverkehr im Gebiet <strong>Goms</strong>, d. h. alle Fahrten, die ohne Stopp durch die<br />
Region <strong>Goms</strong> hindurchgehen, sowie der<br />
13) Diese Werte wurden <strong>auf</strong> Basis der Ergebnisse von Verkehrszählungen um den Mehrverkehr an Feier- und Wochenendtagen<br />
korrigiert. Die Auswertungen zeigten dabei, dass das Verkehrs<strong>auf</strong>kommen (MIV) and Feier- und Wochenendtagen praktisch<br />
doppelt so hoch wie an Werktagen ist.<br />
15
c. Binnenverkehr zwischen den Gemeinden im <strong>Goms</strong> (z. B. Lax-Oberwald)<br />
identifiziert. Zur Ermittlung der Fahrleistung wurden dabei lediglich die <strong>Weg</strong>längen im Projektperimeter<br />
<strong>Goms</strong> berücksichtigt. Im Verkehrsmodell ist der Verkehr innerhalb einer Gemeinde allerdings<br />
nicht abgebildet. Um diesen abzuschätzen, wurde eine Binnenverkehrsmatrix erstellt, welche<br />
die Anzahl der MIV-<strong>Weg</strong>e innerhalb der Gemeinden aus <strong>dem</strong> NPVM zeigt. Dies erlaubte,<br />
d. den Binnenverkehr innerhalb der Gemeinden des <strong>Goms</strong> zu erfassen.<br />
Dabei wurde als mittlere <strong>Weg</strong>länge je Fahrt 500 m angenommen.<br />
Da keine Angaben zum Anteil LW-Verkehr vorhanden sind – die nächstliegende Zählstelle Naters<br />
liefert keine Unterscheidung nach Fahrzeugkategorien – wurden 3 % der Verkehrsleistung<br />
der PW angenommen. Dieser niedrige Wert ergibt sich aus der peripheren Lage des <strong>Goms</strong>, da<br />
keine grösseren Durchgangsverkehrsströme existieren und keine grösseren Quellen oder Ziele<br />
für LW auszumachen sind.<br />
Schliesslich wurde die so berechnete Fahrleistung des Jahres 2000 <strong>auf</strong> das Jahr 2008 hochgerechnet.<br />
Aus der Zählstelle Naters kann zwischen 1996 bis 2005 ein jährliches Wachstum von<br />
ca. 0.5 % der Verkehrsmenge abgeleitet werden. Daher wurden für den Zeitraum 2000-2008<br />
5 % Wachstum für die Verkehrsleistung bei PW und LW angenommen.<br />
Gemäss diesen Annahmen ergibt die Schätzung eine durch den motorisierten Individualverkehr<br />
induzierte Fahrleistung in der Region <strong>Goms</strong> von rund 60 Millionen Fhzg/ km pro Jahr (siehe Tabelle<br />
11). Unter Annahme eines Treibstoffverbrauches der Fahrzeuge von 7.1 L/100 km14) ergibt<br />
dies einen MIV-bedingten Treibstoffbedarf von 4.3 Millionen Litern pro Jahr. Hinzu kommt ein<br />
Güterverkehr von rund einer Million Fhzg. km/Jahr, wobei davon ausgegangen wird, dass im<br />
<strong>Goms</strong> nur rund 10 % <strong>auf</strong> schwere Nutzfahrzeuge entfällt. Unter der Annahme eines durchschnittlichen<br />
Treibstoffverbrauchs von 10.2 L/100 km bedarf dieser Güterverkehr also weiterer<br />
95'000 Liter Diesel. Ingesamt kann also davon ausgegangen werden, dass der Treibstoffverbrauch<br />
im <strong>Goms</strong> damit rund 3 Millionen Liter Benzin und 1.4 Millionen Liter Diesel pro Jahr<br />
beträgt. Davon entfallen rund 40 % <strong>auf</strong> den Durchgangsverkehr. Auch wenn dieser weggelassen<br />
wird, bel<strong>auf</strong>en sich die Kosten des Treibstoffverbrauches im <strong>Goms</strong> bei aktuellen Preisen <strong>auf</strong><br />
rund 5 Mio. Franken pro Jahr. <strong>Das</strong> sind rund 1'000 Franken pro Einwohner. 15)<br />
14) Dieser durchschnittliche Treibstoffverbrauch gilt für ungleichmässig kurvige Ausserortsstrassen mit einer Längsneigung von 2 %<br />
(BUWAL, Handbuch für Emissionsfaktoren, Version 2.1, Feb. 2004.). Weiter wurde angenommen, dass 70 % der PWs Benzin-<br />
und 30 % Dieselbetrieben sind.<br />
15) Es muss dar<strong>auf</strong> hingewiesen werden, dass diese Zahl sich nicht <strong>auf</strong> die Ausgaben der Gommer Bevölkerung, sondern <strong>auf</strong> den<br />
Treibstoffverbrauch innerhalb der Region <strong>Goms</strong> bezieht. Dies ist dar<strong>auf</strong> <strong>zur</strong>ück zu führen, dass bei der Eruierung des Verkehrs<strong>auf</strong>kommens<br />
das Territorialitätsprinzip angewendet wurde, d. h. es wurde die Fahrleistung innerhalb des <strong>Goms</strong> eruiert<br />
und nicht die von der Gommer Bevölkerung erbrachte Verkehrsleistung. Falls sich allerdings der Quell- und der Zielverkehr und<br />
die innerhalb und ausserhalb des <strong>Goms</strong> <strong>zur</strong>ückgelegten Streckenanteile in etwa gleich sind, entspricht der Treibstoffverbrauch<br />
16
MIV Güterverkehr<br />
Mio. Fhz. km Treibstoff<br />
(1'000 l)<br />
Mio. Fhz. km Treibstoff<br />
(1'000 l)<br />
Binnenverkehr (innerhalb Gemeinden) 1’274 90 20 2<br />
Binnenverkehr (zw. Gemeinden) 10’050 710 154 16<br />
Quell- und Zielverkehr 25’873 1’827 397 41<br />
Durchgangsverkehr 23’790 1’681 366 37<br />
Summe 60’988 4’309 937 96<br />
Tabelle11: Gesamtverkehrsleistung MIV und Treibstoffverbrauch pro Jahr<br />
2. Öffentlicher Verkehr<br />
Die öffentlichen Transportmittel im <strong>Goms</strong> umfassen die Matterhorn-Gotthard-Bahn <strong>auf</strong> der einen,<br />
und die öffentlichen Busse <strong>auf</strong> der anderen Seite. Die Verkehrsleistung der Bahn wurde <strong>auf</strong><br />
Basis der Jahresplanung der MGB erfasst (wobei der Autoverlad nicht berücksichtigt wurde). Die<br />
Verkehrsleistung der Busse wurde entsprechend der Kurse der aktuellen Fahrpläne 2007/2008<br />
an einem Werktag mit der <strong>Weg</strong>länge multipliziert. <strong>Das</strong> Ergebnis ist in Tabelle 12 dargestellt.<br />
Anzahl Achsen Zugs- km Energiebedarf (kWh)<br />
Lok Wagen 2008 Pro km Total<br />
Regionalzüge Grengiols - Oberwald 4 16 332’773 7.98 2'655’532<br />
Extrazüge Erlebnisbahn Grengiols - Oberwald 4 24 535 14.63 7’832<br />
Extrazüge Regio Grengiols - Oberwald 4 16 595 7.98 4’747<br />
Glacier-Express 4 24 44’090 14.63 645’037<br />
Dienstfahrten Grengiols - Fiesch 4 16 5’924 7.98 47’275<br />
Dienstfahrten Grengiols - Oberwald 4 16 1’546 7.98 12’341<br />
Dienstfahrten Autolok Grengiols - Oberwald 4 0 3’093 7.98 24’682<br />
Total 388’557 3'397’445<br />
Tabelle 12: Gesamtverkehrsleistung und Stromverbrauch der MGB im <strong>Goms</strong> im Jahr 2008<br />
Die MGB legt täglich rund 1’000 km <strong>zur</strong>ück was einer jährliche Gesamtverkehrsleistung von<br />
rund 390’000 Bahnkilometern entspricht. Bei einem angenommenen Strombedarf von 8 resp.<br />
15 kWh pro Zug-km16) verursacht dies einen Energiebedarf von rund 3’400 MWh Strom pro<br />
Jahr.<br />
in der Region <strong>dem</strong> Treibstoffverbrauch der Gommer Bevölkerung. Diese Annahme scheint nicht ganz abwegig, zumal die westliche<br />
Grenzgemeinde Grengiols je ca. 14 km von Brig (nächstes periurbanes Zentrum) und Blitzingen (im Zentrum der Region<br />
<strong>Goms</strong>) entfernt liegt und sich die Anzahl Arbeitsplätze pro Einwohner in den Bezirken <strong>Goms</strong> (0.38) und Brig (0.39) in etwa<br />
gleich sind.<br />
16) Entspricht <strong>dem</strong> Stromverbrauch eines Regionalzuges bei 16 bzw. 24 Achsen. Siehe Bundesamt für Verkehr; NIBA - Nachhaltigkeitsindikatoren<br />
<strong>zur</strong> Bewertung von Bahninfrastrukturprojekte, Leitfaden <strong>zur</strong> Bewertung von Projekten im Schienenverkehr. Bearbeitung<br />
durch Ernst Basler + Partner AG, Bern/Zürich, 22. Juli 2008.<br />
17
Strecke Fahrten /d Distanz<br />
(km)<br />
Fhz.km/a<br />
Energiebedarf/a<br />
Liter Diesel MWh<br />
Fiesch- Binn 15 13 78’300 23’500 244<br />
Fiesch- Ernen 2 4.5 3’600 1’100 11<br />
Fiesch- Fieschertal 18 2.5 18’000 5’400 56<br />
Fiesch- Grengiols 3 6 7’200 2’200 23<br />
Fiesch- Oberwald 2 24 19’300 5’800 60<br />
Binn- Heiligkreuz 4 3.5 5’600 1’700 18<br />
Binn- Brunnebiel 3 5 6’000 1’800 19<br />
Binn- Fäld 10 2 8’000 2’400 25<br />
Fäld- Brunnebiel 2 3 2’400 700 8<br />
Ernen- Steinhaus 10 4 16’100 4’800 50<br />
Oberwald- Nufenen 8 19 20’300 6’100 63<br />
Oberwald- Grimsel 8 12 12’900 3’900 40<br />
Oberwald- Furka 6 17 13’700 4’100 43<br />
Total 91 211’500 63’500 660<br />
Busstrecken Oberwald - Furka, Grimsel, Nufenen nur im Sommer betrieben. 10 % Zuschlag für Leerfahrten<br />
Tabelle13: Gesamtverkehrsleistung und Treibstoffverbrauch der öffentlichen Busse<br />
Die Verkehrsleistung der Busse im <strong>Goms</strong> ist <strong>dem</strong>gegenüber mit durchschnittlich 760 km pro Tag<br />
etwas geringer. Auf das Jahr hochgerechnet ergibt sich bei einem angenommenen Treibstoffbedarf<br />
der Busse von 30 Litern je 100 km17) ein gesamter Dieselverbrauch von rund 63'000 Litern.<br />
Tabelle 14 zeigt eine Übersicht des mobilitätsbedingten Energieverbrauchs im <strong>Goms</strong>.<br />
Distanz Verbrauch Verbrauch<br />
(1'000 Fhz.km) Benzin<br />
(1'000l)<br />
Diesel<br />
(1'000l)<br />
Elektrizität<br />
(MWh)<br />
Total *<br />
(MWh)<br />
MIV (Binnen, Quell- und Ziel) 37’200 1’840 790 25’880<br />
Güterverkehr (Binnen, Quell- und<br />
Ziel)<br />
Durchgangsverkehr<br />
(MIV+Güterverkehr)<br />
570 60 610<br />
24’200 1’180 540 16’940<br />
Bahn 389 3’400 3’400<br />
Bus 211 60 660<br />
Total 62’570 3’020 1’450 3’400 47’480<br />
Total (ohne Transitverkehr) 38’370 1’840 910 3’400 30’540<br />
* Annahme Brennwert Motorenbenzin: 9.61 kWh/L; Diesel: 10.4 kWh/L<br />
Tabelle 14: Verkehrsbedingter Energieverbrauch im <strong>Goms</strong><br />
17) Entspricht <strong>dem</strong> Mittelwert des Treibstoffverbrauches eines Linienbusses (Stadt) und eines Reisecars (BUWAL, Handbuch für<br />
Emissionsfaktoren, Version 2.1, Feb. 2004.)<br />
18
3.1.4 Übersicht Energieverbrauch<br />
Gemäss diesen Schätzungen beläuft sich der aktuelle Energieverbrauch im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong> knapp<br />
152 GWh pro Jahr. Der Gesamtverbrauch lässt sich wie in der folgenden Abbildung dargestellt<br />
<strong>auf</strong> die unterschiedlichen Nutzungsarten Wärme, Licht, Kraft und Mobilität <strong>auf</strong>teilen. Der relativ<br />
geringe Anteil der Verkehrs ist dadurch zu erklären, dass gemäss <strong>dem</strong> Territorialitätsprinzip lediglich<br />
Fahrten innerhalb des <strong>Goms</strong> berücksichtigt (und damit auch der Flugverkehr ausgeschlossen)<br />
und der Transitverkehr nicht berücksichtigt wurde.<br />
7%<br />
5%<br />
20%<br />
68%<br />
Wärme Licht/EDV Kraft Mobilität<br />
Abbildung 6: Gesamtenergieverbrauch nach Verwendungsarten<br />
Der Verbrauch der einzelnen Energieträger ist in Tabelle 15 dargestellt.<br />
Kategorie Nutzungsart Verbrauch (MWh)<br />
Elektrizität Wärme, Licht, Kraft und Fortbewegung 55’000<br />
Fossile Brennstoffe Wärme (Raumklima und Warmwasser) 47’000<br />
Fossile Treibstoffe Fortbewegung 28’000<br />
Holz Wärme (Raumklima und Warmwasser) 20’000<br />
Andere Prozesswärme, Raumklima und Warmwasser 1’000<br />
Total 152’000<br />
Tabelle 15: Gesamter Endenergieverbrauch nach Energieträgern<br />
19
3.2 Die Energieproduktion im <strong>Goms</strong><br />
Die im <strong>Goms</strong> vorhandenen erneuerbaren Ressourcen umfassen Wasser, Wind, Biomasse, Sonne,<br />
Erdwärme und unterschiedliche Arten von Abfällen. Bis heute wurde vor allem das Potenzial an<br />
Wasserkraft <strong>zur</strong> Stromproduktion genutzt, während die anderen Energieträger nur in bescheidenem<br />
Masse verwendet werden.<br />
3.2.1 Die Stromproduktion<br />
Wasserkraft<br />
Im <strong>Goms</strong> existieren 13 Wasserkraftanlagen mit einer jährlichen Gesamtproduktion von rund<br />
520 GWh (Tabellen 16a und 17). 18) Sieben davon besitzen eine maximal mögliche Leistung von<br />
weniger als 2 MW und können entsprechend als Kleinwasserkraftwerke eingestuft werden. 19)<br />
Auf der anderen Seite beträgt die installierte Leistung der vier grössten Zentralen Fieschertal,<br />
Ernen, Heiligkreuz und Neubrigg total 150 MW. Diese Anlagen produzieren zusammen beinahe<br />
500 GWh Strom pro Jahr. Wie in der folgenden Tabelle 16 ersichtlich, sind sie allerdings nur zu<br />
einem geringen Teil in Gommer Besitz.<br />
Name der<br />
Zentrale<br />
Typ<br />
Fieschertal L<strong>auf</strong>kraftwerk<br />
mit Tagesausgleich<br />
Installierte<br />
Leistung<br />
max. (MW)<br />
Stromproduktion/a<br />
(GWh)<br />
Unternehmen<br />
64 146 Gommer<br />
Kraftwerke<br />
Besitzanteil<br />
<strong>Goms</strong><br />
20<br />
1.7 %<br />
(Gemeinden direkt)<br />
Ernen L<strong>auf</strong>kraftwerk 32 187 Rhowag 1.2 %<br />
(Gemeinden: FMV)<br />
Heiligkreuz L<strong>auf</strong>kraftwerk<br />
mit Tagesausgleich<br />
Neubrigg L<strong>auf</strong>kraftwerk<br />
mit Tagesausgleich<br />
Altstafel Speicherkraftwerk<br />
28 58 Gommer<br />
Kraftwerke<br />
26 90 Gommer<br />
Kraftwerke<br />
9.2 22 Rhowag<br />
NOK<br />
TOTAL 160 491<br />
Quelle: Energiefachstelle des Kantons Wallis<br />
Tabelle 16: Grosswasserkraftwerke in der Region <strong>Goms</strong><br />
1.7 %<br />
(Gemeinden direkt)<br />
1.7 %<br />
(Gemeinden direkt)<br />
0.8 %<br />
(Gemeinden: FMV)<br />
18) Die Wasserkraftwerke Ernen-Mörel und Totensee mit einer Jahresproduktion von über 300 MWh wurden dabei nicht erfasst,<br />
da sie sich nicht vollumfänglich <strong>auf</strong> Gommer Gebiet befinden.<br />
19) Nach Art. 7 des eidgenössischen Energiegesetzes werden allerdings nur Anlagen mit einer maximalen Leistung von 1 MW als<br />
Kleinwasserkraftwerke betrachtet und kommen entsprechend für die kostendeckende Einspeisevergütung in Frage.
Name Typ Installierte<br />
Leistung<br />
max. (kW)<br />
Produktion/a<br />
(MWh)<br />
Eigentümer<br />
Merezenbach L<strong>auf</strong>kraftwerk 1’900 9’700 Kraftwerk Merezenbach<br />
Wannebode L<strong>auf</strong>kraftwerk 2’100 6’800 Blinnenwerk AG<br />
Saflischbach L<strong>auf</strong>kraftwerk 1’200 6’300 Gommer Kraftwerke AG<br />
Rappental L<strong>auf</strong>kraftwerk 1’200 3’400 Gommer Kraftwerke AG<br />
Minschtigerbach<br />
(Münster)<br />
Baumenboden<br />
(Fiesch)<br />
Quellwasseranlage <br />
Trinkwasserkraftwerk<br />
200 1’500 EWO<br />
250 1’500 Gemeinde Fiesch (100 %)<br />
Mühlebach L<strong>auf</strong>kraftwerk 57 300 EWEM AG (100 %)<br />
Binn n/a 180 1’000 Rhowag<br />
TOTAL 7’087 30’500<br />
Quelle: Energiefachstelle des Kantons Wallis<br />
Tabelle 17: Kleinwasserkraftanlagen in der Region <strong>Goms</strong><br />
Weitere Stromproduktion<br />
• Kehrrichtverbrennung: Der Kehricht der Region <strong>Goms</strong> wird in der KVA Gamsen bei Brig entsorgt.<br />
Im Jahr 2006 wurden dort knapp 32’000 t Siedlungsabfälle sowie 3’000 t andere Abfälle<br />
angeliefert. Gut 75 % der Anliefermenge stammte aus <strong>dem</strong> kommunalen Sammeldienst,<br />
der Rest entfiel <strong>auf</strong> Direktanlieferungen. 93 % des Kehrichts wurde durch Verbrennung<br />
entsorgt, was die Erzeugung von 22'000 MWh Strom ermöglichte. Davon wurden<br />
28 % für den Eigenbedarf verwendet. Die kommunalen Siedlungsabfälle aus der Region<br />
<strong>Goms</strong> (Bezirk plus Grengiols und Martisberg) beliefen sich <strong>auf</strong> 2’237 t, oder 9 % der gesamten<br />
Anliefermenge aus <strong>dem</strong> kommunalen Sammeldienst. Wird dieser Anteil <strong>auf</strong> die gesamte<br />
verbrannte Kehrichtmenge hochgerechnet, so belief sich die aus der Region <strong>Goms</strong> stammende,<br />
im KVA Gamsen verbrannte, Kehrichtmenge <strong>auf</strong> 3’056 t. Der entsprechende Anteil<br />
der Region <strong>Goms</strong> an der Stromproduktion beläuft sich damit <strong>auf</strong> rund 2’000 MWh.<br />
• Abwasserreinigung: Die biologische Ausbaugrösse der ARA <strong>Goms</strong>20) liegt bei rund 35'000<br />
Einwohnerwerten. Beim Reinigungsprozess fallen jährlich ca. 100 Tonnen Klärschlamm an.<br />
Im Jahr 2007 wurden durch Vergärung des Klärschlammes im Faulturm 108'670 m3 Gas und<br />
über BHKW insgesamt 148'446 kWh Strom produziert. 21) Dadurch konnten rund 95 % des<br />
20) Angeschlossen an die ARA <strong>Goms</strong> in Fiesch sind alle Gemeinden des Bezirkes plus Martisberg. Die Abwässer aus der Gemeinde<br />
Grengiols werden in der ARA Brig gereinigt.<br />
21) Gesamter Energiewert des Faulgases ca. 400'000 kWh.<br />
21
Wärme- und 65 % des Strombedarfs der ARA gedeckt werden. 22) Der Restbedarf an Wärme<br />
wurde über Heizöl gedeckt, wozu 2007 ca. 1'000 Liter eingek<strong>auf</strong>t wurden.<br />
• Photovoltaik: In der Region <strong>Goms</strong> gibt es nur vereinzelte Anlagen und deren Beitrag <strong>zur</strong><br />
Strombilanz ist vernachlässigbar.<br />
Tabelle 18 fasst die restliche Stromproduktion in der Region <strong>Goms</strong> zusammen.<br />
Typ Anlage Anzahl Leistung<br />
max. (KW)<br />
Stromproduktion/a<br />
(MWh)<br />
KVA Gamsen* 1 n/a 2’000<br />
ARA <strong>Goms</strong> 1 n/a 150<br />
TOTAL n/a 2’174<br />
*Anteil an Gesamtproduktion entsprechend der aus <strong>dem</strong> <strong>Goms</strong> stammenden Kehrrichtmenge<br />
Tabelle 18: Weitere Stromproduktion im <strong>Goms</strong><br />
3.2.2 Die Wärmeproduktion<br />
Holzfeuerungen<br />
Man kann die Holzfeuerungen im <strong>Goms</strong> in drei Kategorien unterteilen: a) Stückholzfeuerungen;<br />
b) Holzschnitzelanlagen; c) Pelletöfen.<br />
• Stückholzfeuerungen werden heute hauptsächlich in Kombination mit Elektro- und z. T.<br />
auch mit Ölheizungen eingesetzt. Gebäude, die ausschliesslich mit Stückholz befeuert werden<br />
(z. B. in Cheminées und Schwedenöfen), sind selten. Die Stückholzfeuerungen haben<br />
sehr tiefe Wirkungsgrade, ca. 10 bis 30 %.<br />
• Holzschnitzelanlagen werden automatisch betrieben – die "Fünfliber-grossen" Holzhackschnitzel<br />
werden in einem Silo nahe <strong>dem</strong> Ofen gelagert und über eine elektrisch angetriebene<br />
Vorschubeinrichtung in der richtigen Dosierung in den Ofen eingeführt. Holzschnitzelfeuerungen<br />
werden aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen vorwiegend in der Beheizung von<br />
grossen Gebäuden eingesetzt.<br />
• Pelletöfen werden mit verdichteten Holzspänen und -staub befeuert. Diese Art der Beheizung<br />
von Wohngebäuden nimmt stark an Bedeutung zu: Rund 30 % der neu eingebauten<br />
Feuerungen im <strong>Goms</strong> sind Pelletöfen. Die Öfen sind deutlich effizienter als Stückholzfeuerungen,<br />
sind auch in sehr kleinem Massstab einsetzbar und werden automatisch betrieben.<br />
22) Ausserhalb der Tourismussaison (speziell im Mai und November) muss manchmal Heizöl <strong>zur</strong> Wärmeproduktion dazugek<strong>auf</strong>t<br />
werden. Der jährliche Heizölbedarf liegt bei ca. 1'000 l, was ungefähr 5 % des gesamten Wärmebedarfs entspricht.<br />
22
Von den Forstbetrieben im <strong>Goms</strong> werden pro Jahr rund 5'000m3 Energieholz <strong>zur</strong> Nutzung <strong>auf</strong>bereitet.<br />
Daneben werden schätzungsweise 2'500m3 Privatholz gesammelt und in Stückholzfeuerungen<br />
genutzt. Schliesslich werden gegenwärtig ca. 100 m3 Pellets und rund 300 m3 Stückholz<br />
importiert.<br />
Der Energieinhalt dieses Holzes beläuft sich <strong>auf</strong> rund 20’000 MWh (Tabelle 19) und die daraus<br />
entstehende Wärmeerzeugung beträgt knapp 8’000 MWh pro Jahr. Davon entfallen rund 60 %<br />
<strong>auf</strong> primäre Holzfeuerungen (v. a. Stückholz) und 40 % <strong>auf</strong> ergänzende Feuerungen, von denen<br />
rund 75 % in Kombination mit Elektroheizungen und 25 % mit Ölheizungen eingesetzt werden.<br />
Kategorie Annahme Energieproduktion<br />
Stückholzfeuerungen (primär) Wirkungsgrad 80 % 13’100 MWh<br />
Stückholzfeuerungen in Kombination mit Öl- und<br />
Elektroheizung 23)<br />
Wirkungsgrad 20 % 5’400 MWh<br />
Holzschnitzelfeuerungen Wirkungsgrad 80 % 900 MWh<br />
Pelletöfen 24) Wirkungsgrad 80 % 300 MWh<br />
Total 19'750 MWh<br />
Tabelle 19: Holzfeuerungen im <strong>Goms</strong> – Anteil und Verbrauch pro Kategorie<br />
Weitere Wärmeproduktion<br />
• Wärmepumpen: Bei rund 140 Häusern im <strong>Goms</strong> sind Wärmepumpen installiert. Rund ein<br />
Drittel davon entfällt <strong>auf</strong> Einfamilienhäuser, der Rest teilt sich <strong>auf</strong> Zwei- und Mehrfamilienhäuser<br />
sowie öffentliche Gebäude <strong>auf</strong>. Geht man von einer für das <strong>Goms</strong> üblichen Energiebezugsfläche<br />
dieser Gebäude aus, benötigen diese Wärmepumpen rund 1’300 MWh Elektrizität<br />
pro Jahr.<br />
• Abwasserreinigung: Wie oben erwähnt wurden in der ARA <strong>Goms</strong> im Jahr 2007 durch Faulung<br />
des Klärschlammes im Faulturm 108'670 m3 Gas produziert. Über ein BHKW konnten<br />
so insgesamt 148'446 kWh Strom und – unter Annahme eines Heizwertes des Faulgases<br />
von 22’000 MJ/m3 und einem Umwandlungsverlust von 50'000 kWh – schätzungsweise<br />
200'000 kWh Wärme produziert werden. Der Energiewert des Klärgases, das <strong>zur</strong> Wärmeproduktion<br />
verwendet wird, beläuft sich somit <strong>auf</strong> ca. 250'000 kWh.<br />
• Solarthermie: Gemäss Angaben der Energiefachstelle des Kantons Wallis sind <strong>zur</strong>zeit rund<br />
acht Gebäude mit thermischen Sonnenkollektoren ausgestattet. Deren gesamte Kollektor-<br />
23) Viele Häuser haben unterstützend Stückholzfeuerungen. Ältere Häuser vor allem kombinierte Öl- Holz Feuerungen, neuere oft<br />
mit Schwedenöfen, Specksteinöfen oder andere Holzöfen.<br />
24) Ca. 50 Häuser mit Pellets und ca. 10 Gebäude mit Holzschnitzel (wobei das ganze Feriendorf Fiesch der grösste Abnehmer von<br />
Holzschnitzel ist, zu<strong>dem</strong> Gemeinde Lax/Schreinerei Imhasly)<br />
23
fläche beträgt 60 m2 und die geschätzte Wärmeproduktion gemäss Annahmen 2700 kWh<br />
pro Jahr. 25)<br />
• Kehrrichtverbrennung: In der KVA Gamsen wird die Wärme aus der Verbrennung bis anhin<br />
ausschliesslich für die Stromproduktion genutzt.<br />
Typ Anlage Anzahl<br />
Produktion/a<br />
(MWh)<br />
Eigentümer<br />
Wärmepumpen 140 1’300 Hausbesitzer<br />
ARA <strong>Goms</strong> 1 200 Gemeinden<br />
Solarthermie 8 27 Hausbesitzer<br />
TOTAL 1’527<br />
Tabelle 20: Weitere Wärmeproduktion aus erneuerbarer Energie<br />
3.2.3 Übersicht Energieproduktion aus erneuerbaren Energieträgern<br />
Die gesamte Energieproduktion im <strong>Goms</strong> aus erneuerbaren Energieträgern ist in Tabelle 21 zusammengefasst.<br />
Anzahl Anlagen Produktion (MWh)<br />
Strom 524’000<br />
davon: Grosswasserkraft 5 491’000<br />
davon: Kleinwasserkraft 8 31’000<br />
Wärme 20’000<br />
davon: Holzfeuerungen primär Ca. 1'000 Wohneinheiten<br />
13’000<br />
davon: Holzfeuerungen ergänzend n/a 5’000<br />
Total 544’000<br />
Tabelle 21: Endenergieproduktion im <strong>Goms</strong> nach Nutzungsart und Anlagetyp<br />
3.3 Energiebilanz<br />
Tabelle 22 und Abbildung 7 zeigen die aktuelle Energiebilanz der Region <strong>Goms</strong>, d. h. die Gegenüberstellung<br />
der in der Region produzierten mit der in der Region verbrauchten Energie,<br />
<strong>auf</strong>geteilt nach Energieträgern.<br />
25) Annahme: Produktion von 450 kWh/a pro m 2 bei einer durchschnittlichen Kollektorfläche von 6m 2<br />
24
Wärme K. V.<br />
Wärme<br />
V. Kraft Licht+EDV Wärme<br />
Verbrauch<br />
Produktion<br />
Elektrizität<br />
Haushalte 10'088 Wasserkraft gross 491'200<br />
Tourismus 19'777 Wasserkraft klein 30'500<br />
Privatwirtschaft 5'000 KVA Gamsen (Anteil <strong>Goms</strong>) 2'000<br />
Öffentlicher Sektor 38 ARA <strong>Goms</strong> 148<br />
Weitere Gebäude 2'502 PV<br />
Haushalte 3'688<br />
Tourismus 1'784<br />
Privatwirtschaft 2'344<br />
Öffentlicher Sektor 407<br />
Haushalte und Tourismus 8'559<br />
Privatwirtschaft 1'050<br />
ÖV 3'397<br />
TOTAL 58'635 39% 523'848<br />
BILANZ<br />
Fossile Brennstoffe<br />
465'213<br />
Haushalte 15'667<br />
Tourismus 19'636<br />
Privatwirtschaft 4'615<br />
Öffentlicher Sektor 51<br />
Weitere 3'697<br />
TOTAL 43'666 29% 0<br />
BILANZ<br />
Fossile Treibstoffe<br />
-43'666<br />
MIV 26'485<br />
ÖV 660<br />
Privatwirtschaft 1'050<br />
TOTAL 28'195 19% 0<br />
BILANZ<br />
Weitere<br />
-28'195<br />
Stückholzfeuerungen 18'547 Energieholz 18'750<br />
Pellet und Schnitzelöfen 1'203<br />
Umgebungswärme 1'050 Erdwärme 1'050<br />
Wärme für ARA 211 ARA <strong>Goms</strong> 200<br />
Solarthermik 27 Solarthermik 27<br />
TOTAL 21'038 14% 20'027<br />
BILANZ -1'011<br />
GESAMTOTAL 151'533 543'875<br />
GESAMTBILANZ 392'342<br />
Tabelle 22: Energiebilanz der Region <strong>Goms</strong><br />
Die Bilanz ist stark positiv <strong>auf</strong>grund der bedeutenden Stromproduktion in Grosswasserkraftwerken.<br />
Allerdings wird neben der Stromproduktion aus Wasserkraft nur wenig Energie produziert.<br />
Einzig die Wärmeproduktion aus Biomasse (Holz), die 11 % des Energieverbrauchs der Region<br />
deckt, fällt dabei ins Gewicht.<br />
25
<strong>Das</strong> Ergebnis zeigt entsprechend eine stark unausgeglichene Energiebilanz (siehe Abb.7). So<br />
wird der Wärmebedarf zu 46 % über importierte fossile Brennstoffe gedeckt, während 36 %<br />
<strong>auf</strong> Strom und 19 % <strong>auf</strong> Holz aus der Region entfallen). Bei der Mobilität beträgt der Anteil<br />
importierter Treibstoffe gar 100 %, da die MGB ebenfalls über importierten (SBB-) Strom betrieben<br />
wird. 26) Einzig der Strombedarf für Kraft und Beleuchtung kann zu (beinahe) 100 % über in<br />
der Region produzierte Elektrizität gedeckt werden.<br />
57<br />
102<br />
28<br />
Wärme Mobilität Kraft Beleuchtung<br />
10.6<br />
9.6<br />
Produktion (GWh/a)<br />
Verbrauch (GWh/a)<br />
Abbildung 7: Deckungsbeitrag des Energieverbrauches durch Energieproduktion im <strong>Goms</strong><br />
nach Nutzungskategorien<br />
• Diese unausgeglichene Bilanz der Region <strong>Goms</strong> zeigt sich auch bei einer Analyse der verwendeten<br />
Energieträger (Abb. 8). So wird im <strong>Goms</strong> beinahe neunmal mehr Elektrizität produziert<br />
als verbraucht. Auf der anderen Seite ist das <strong>Goms</strong> stark von fossilen Brenn- und<br />
Treibstoffen abhängig, die alle importiert werden. Sogar ein kleiner Teil Energieholz wird<br />
importiert, weshalb auch die Bilanz der „anderen“ Energieträger negativ ausfällt.<br />
• Noch schlechter fällt die Bilanz aber aus, wenn die Grosswasserkraftwerke, die sich – wie<br />
oben gezeigt – nur zu einem minimalen Anteil in Gommer Besitz befinden, nicht berücksich-<br />
26) Die importierten fossilen Treibstoffe decken 90 % des Energiebedarfes für die Fortbewegung.<br />
8.2<br />
8.2<br />
26
tigt werden. Wie in Abb. 8 ersichtlich, kann die „Gommer“ Energieproduktion aus dieser<br />
Optik bei keinem der eingesetzten Energieträger (mit Ausnahme des Holzes) den aktuellen<br />
Bedarf decken.<br />
500'000<br />
400'000<br />
300'000<br />
200'000<br />
100'000<br />
0<br />
+ 793%<br />
-44%<br />
-100%<br />
-100%<br />
El ektr i zi tät Fossi l e Br ennstof f e Fossi l e T r ei bstof f e Ander e<br />
Abbildung 8: Energieverbrauch und –Produktion (Endenergie in MWh/a)<br />
-5%<br />
27<br />
Verbrauch<br />
Produktion
4 Potenzial Erneuerbare Energien<br />
4.1 Einleitung<br />
4.1.1 Potenzialbegriffe und räumliche Darstellung der Resultate<br />
Die Potenzialabschätzungen werden für alle in der Zielsetzung formulierten erneuerbaren Energien<br />
durchgeführt. Die Definition der Potenzialbegriffe beruht <strong>auf</strong> einer leicht angepassten Systematik<br />
des Bundesamtes für Energie (siehe Abbildung 4). In der vorliegenden Untersuchung<br />
werden folgende Potenzialbegriffe verwendet:<br />
• Theoretisches Potenzial: <strong>Das</strong> theoretische Potenzial einer erneuerbaren Energie beschreibt<br />
das innerhalb einer gegebenen Region zu einem bestimmten Zeitpunkt beziehungsweise innerhalb<br />
eines bestimmten Zeitraumes theoretisch physikalisch nutzbare Energieangebot27) .<br />
• Technisch-ökologisches Potenzial: <strong>Das</strong> technische Potenzial ist der Anteil des theoretischen<br />
Potenzials, der unter Berücksichtigung der gegebenen technischen Restriktionen<br />
nutzbar ist28) .<br />
• Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Der Anteil des technisch-ökologischen Potenzials, der<br />
mit den aktuell geltenden KEV-Ansätzen wirtschaftlich nutzbar ist (positives Verhältnis der<br />
Investitions- und Betriebskosten zu den gesicherten Einnahmen aus <strong>dem</strong> Stromverk<strong>auf</strong>) 29) .<br />
Theoretisches Theoretisches Potenzial<br />
Potenzial<br />
(gesamtes (gesamtes physikalisches physikalisches Angebot)<br />
Angebot)<br />
Technisch-ökologisches Technisch-ökologisches Potenzial<br />
Potenzial<br />
�� � nutzbar unter technischen Restriktionen<br />
�� � nutzbar ohne permanente Beeinträchtigung von Lebens- und<br />
Naturräumen<br />
Wirtschaftlich nutzbare Potenzial<br />
�� abzüglich genutztes Potential<br />
Abbildung 4: Verwendete Potenzialbegriffe nach Bundesamt für Energie, BFE, angepasst<br />
27) Bundesamt für Energie (2006): Potenzialbegriffe. In: Kaltschmitt Martin, Wolfgang Streicher, Andreas Wiese: Erneuerbare Energien:<br />
Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte, Springer, Berlin 2005.<br />
28) Bundesamt für Energie (2006): Potenzialbegriffe.<br />
29) KEV: Kostendeckende Einspeisevergütung für erneuerbaren Strom, Regelung durch das Bundesamt für Energie BFE.<br />
28
Die Potenzialdaten werden in einem geografischen Informationssystem (GIS) erfasst, für das<br />
<strong>Goms</strong> <strong>auf</strong>geschlüsselt und in Karten dargestellt.<br />
4.1.2 Aufbau der Potenzialstudie<br />
<strong>Das</strong> Kapitel "Potenzialstudie erneuerbare Energien" ist nach folgen<strong>dem</strong> Schema gegliedert:<br />
• Begriffe: Dieser Teil beinhaltet die Definitionen und Abgrenzungen der betrachteten Erneuerbaren<br />
Energien.<br />
• Vorgehen: In diesem Teil wird das Vorgehen umschrieben, wie die Potenziale ermittelt<br />
wurden. Ein detaillierter Beschrieb der Vorgehensweise befindet sich im Anhang 2.<br />
• Ergebnisse: Die zentralen Erkenntnisse werden in diesem Teil beschrieben und in Karten<br />
dargestellt.<br />
4.2 Energieholz<br />
4.2.1 Begriffe<br />
Beschränkung <strong>auf</strong> Waldrestholz<br />
In der Studie werden nur Energieholzpotenziale aus <strong>dem</strong> Wald ermittelt. Altholz aus der Bauwirtschaft<br />
und Restholzmengen aus der Holzindustrie sind aus folgenden Gründen nicht Bestandteil<br />
der Untersuchung:<br />
• Altholz: Die Verfeuerung von Altholz ist nur in Grossanlagen wirtschaftlich. Solche Anlagen<br />
kommen im <strong>Goms</strong> wegen mangelnder Wärmeabnehmer nicht infrage. In den bestehenden<br />
Holzfeuerungsanlagen kann Altholz aus lufthygienischen Gründen nicht verwertet werden.<br />
Die Anlagen sind nicht mit den entsprechenden Filtern ausgerüstet. Hohe Investitionskosten<br />
der Heizkessel, die Aufwendungen für die Filter und die Entsorgung der Asche schränken<br />
den Bau von Kleinanlagen für die energetische Nutzung von Altholz ein.<br />
• Restholz: Im <strong>Goms</strong> sind nur zwei Sägereien in Betrieb: die Hischier AG in Oberwald und das<br />
Säge- und Hobelwerk Fiesch AG. Die an diesen beiden Werken anfallenden Restholzmengen<br />
sind gering und werden schon genutzt.<br />
Einschränkungen aus Gründen der Nachhaltigkeit<br />
• Erfüllung anderer Waldfunktionen: Für eine wirtschaftliche Nutzung der im Wald nachwachsenden<br />
holzartigen Biomasse kommt jenes Holz in Frage, das unter Einhaltung üblicher<br />
Nachhaltigkeitskriterien genutzt werden kann. Der Bergwald hat eine wichtige Schutz-,<br />
29
Erholungs- und Naturschutzfunktion: Einerseits schützt der Wald die Siedlungen und Verkehrswege<br />
vor Naturgefahren wie Lawinen, Murgängen und Steinschlägen, andererseits<br />
spielt der Wald eine wichtige Rolle im Tourismus. Die alpinen Lebensräume für Flora und<br />
Fauna und der Erholungswert im Wald sind als wichtige Ressource zu schützen.<br />
• Kaskadennutzung: <strong>Das</strong> im Gommer Wald nachwachsende Rundholz soll primär in den Sägereien<br />
verwertet und als Bauholz für Gebäude, Furniere oder Möbel verwendet werden. Industrieholz<br />
fliesst in die Zellulose-, Spanplatten- und Papierindustrie. Die Sortimente Rundholz<br />
und Industrieholz guter Qualität kommen daher für eine energetische Nutzung nicht infrage.<br />
Diese sollen auch in Zukunft in den Sägereien, Papier- und Spanplattenindustrie verarbeitet<br />
werden.<br />
• Nur minderwertiges Holz, das Energieholz oder sogenannte Waldrestholz, wird direkt für die<br />
Wärmeproduktion in kleinen lokalen Holzfeuerungen verwendet. Als Waldrestholz werden<br />
die holzartigen Rückstände bezeichnet, die bei der Bewirtschaftung der Wälder anfallen:<br />
Schwachholz aus der Durchforstung und Restholz, das bei der Ernte des Stammholzes im<br />
Wald liegen bleibt.<br />
Wirtschaftlich nutzbares Potenzial<br />
<strong>Das</strong> theoretische Potenzial umfasst sämtliche holzartige Biomasse, das <strong>auf</strong> den Waldflächen<br />
nachwächst. Es berechnet sich aus <strong>dem</strong> Produkt von Fläche und <strong>dem</strong> jährlichen Zuwachs pro<br />
Hektar. Die Teilmenge des theoretischen Potenzials, die unter Einhaltung der üblichen Nachhaltigkeitskriterien<br />
der Schweizer Forstwirtschaft geerntet werden kann, wird als technischökologisches<br />
Energieholzpotenzial bezeichnet. Besonders steile Gebiete und Naturwaldreservate<br />
werden von der Nutzung ausgeschlossen, der durchschnittliche Zuwachs wurde nach Höhenstufe<br />
angepasst.<br />
Für den wirtschaftlichen Betrieb von dezentralen Holzfeuerungen ist es entscheidend, dass das<br />
Holz günstig eingek<strong>auf</strong>t bzw. geerntet, verarbeitet, transportiert, getrocknet und gelagert werden<br />
kann. Deshalb ist es nicht möglich, das ganze technisch-ökologisch nutzbare Waldrestholz<br />
effektiv im Wald zu mobilisieren. Holz aus Beständen in schlecht zugänglichem Gelände kann<br />
nicht zum wirtschaftlichen Potenzial gezählt werden.<br />
Darstellung der Resultate im GIS<br />
<strong>Das</strong> wirtschaftlich nutzbare Potenzial wird mittels Geografischem Informationssystem (GIS) geschätzt.<br />
Über die Arealstatistik30) werden die Waldflächen ausgeschieden. Um unterschiedliche<br />
30) Gemäss Arealstatistik: Diese basiert <strong>auf</strong> der visuellen Interpretation der Bodenbedeckung und Bodennutzung anhand von<br />
Luftbildern. Für Punkte im regelmässigen Abstand von 100 Metern wird die Bodennutzung bestimmt. Die vielfältigen Bodennutzungen<br />
und -bedeckungen werden dabei anhand der vier Hauptbereiche Landwirtschaftsflächen, Siedlungsflächen, bestockte<br />
Flächen und unproduktive Flächen in 75 Grundkategorien eingeteilt.<br />
30
ökologische Standortsfaktoren zu berücksichtigen, wird der Zuwachs nach Höhenstufe angepasst.<br />
4.2.2 Vorgehen <strong>zur</strong> Bestimmung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials<br />
<strong>Das</strong> wirtschaftliche Potenzial kann nicht exakt berechnet werden. Beim so ausgewiesenen Energieholzvolumen<br />
handelt es sich um eine Schätzung, die <strong>auf</strong> einem halben Dutzend Annahmen<br />
beruhen. <strong>Das</strong> Ergebnis wurde von den vier Forstbetrieben im <strong>Goms</strong> validiert und deckt sich mit<br />
Erfahrungswerten aus anderen Regionen. Betreffend Wirtschaftlichkeit wurde von einer oberen<br />
Preislimite von CHF 50 pro Schnitzelkubikmeter Waldrestholz ausgegangen. 31)<br />
Die Förster der Forstbetriebe Obergoms, Mittelgoms, Aletsch-Unnergoms und Schattenseite<br />
arbeiten und leben seit vielen Jahren im <strong>Goms</strong>. Sie haben sehr gute lokale Kenntnisse über die<br />
Waldbestände und -strukturen, die Erschliessungsanlagen der Wälder und die nachhaltig nutzbaren<br />
Holzmengen. Dieses Wissen aus der Praxis fliesst in die Berechnungen der Holzpotenziale<br />
ein (Bottom-up Ansatz).<br />
4.2.3 Ergebnisse<br />
Struktur der Forstwirtschaft und heutige Nutzung<br />
Tabelle 7 stellt die wichtigsten Eigenschaften der vier für die Bewirtschaftung der Gommer Wälder<br />
verantwortlichen Forstbetriebe Obergoms, Mittelgoms, Unnärgoms und Schattenseite dar.<br />
Forstbetrieb Obergoms Mittelgoms Schattenseite Aletsch-Unnergoms<br />
Betriebsleiter Werlen Willy Zuberbühler Fredy Jentsch Toni Aschilier Peter<br />
Gemeinden Obergoms,<br />
Münster - Geschinen<br />
Bellwald, Niederwald,<br />
Grafschaft,<br />
Gluringen - Reckingen<br />
Binn, Ernen, Mühlebach,<br />
Steinhaus<br />
Anzahl Mitarbeiter 6 - 8 6 6 10<br />
Waldfläche im<br />
Eigentum (ha)<br />
Mittlerer Zuwachs<br />
(m 3 / ha*a)<br />
2'428 1'745 1'870 3'007<br />
3.5 4 2.5 3<br />
Tabelle 7: Übersicht der Kenngrössen der vier Forstbetriebe 32)<br />
Bitsch, Riederalp, Betten,<br />
Grengiols, Martisberg,<br />
Lax, Fiesch, Fieschertal,<br />
31) Auf 30 % getrocknet frei Anlage; bei steigenden Energiepreisen und Effizienzsteigerungen in der Nutzung bzw. der Verarbeitung<br />
zu Wärme verschiebt erhöht sich dieser Betrag.<br />
32) Schriftliche Mitteilungen: Werlen Willy, Betriebsleiter Obergoms; Zuberbühler Fredy, Betriebsleiter Mittelgoms; Aschilier Peter,<br />
Betriebsleiter Aletsch - Unnergoms; Jentsch Toni, Betriebsleiter Schattenseite.<br />
31
Der jährlich zu nutzende Hiebsatz33) in den vier Forstbetrieben wird vom Kanton Wallis vorgeschrieben.<br />
Tabelle 8 zeigt im Überblick, welche Sortimente (Rundholz, Industrieholz und Energieholz)<br />
in den Forstbetrieben jährlich genutzt werden. Die Verteilung der Sortimente ist in den<br />
Betrieben sehr unterschiedlich.<br />
Forstbetrieb Obergoms Mittelgoms Schattenseite Aletsch-<br />
Unnergoms<br />
Sortiment Rundholz<br />
(m 3 )<br />
Sortiment Industrieholz<br />
(m 3 )<br />
Sortiment Energieholz<br />
(m 3 )<br />
Hiebsatz<br />
(m 3 / ha*a)<br />
2'300<br />
(65 %)<br />
500<br />
(15 %)<br />
700<br />
(20 %)<br />
1'600<br />
(40 %)<br />
400<br />
(10 %)<br />
2'000<br />
(50 %)<br />
800<br />
(35 %)<br />
1'050<br />
(45 %)<br />
450<br />
(20 %)<br />
4'900<br />
(70 %)<br />
Total<br />
9'600<br />
(57 %)<br />
0 1'950<br />
(11 %)<br />
2'100<br />
(30 %)<br />
5'250<br />
(32 %)<br />
3'500 4'000 2'300 7'000 16'800<br />
Tabelle 8: Heutige Verwertung der anfallenden Sortimente in den Forstbetriebe (Jahr 2008)<br />
Je nach Forstbetrieb werden zwischen 20 % bis 50 % des anfallenden Holzes bereits energetisch<br />
genutzt. Die Forstbetriebe sind für die Pflege, Bewirtschaftung und Nutzung von rund<br />
9'600 ha Wald zuständig. Mit 30 Mitarbeitern sind sie in der Region <strong>Goms</strong> ein wichtiger Arbeitgeber.<br />
Laut Statistik werden heute jährlich insgesamt 16'800 m3 Holz genutzt (Jahr 2008). 9'600<br />
m3 (57 %) ist qualitativ hochwertiges Holz, das als Rundholz <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Markt verk<strong>auf</strong>t wird. Ein<br />
Drittel der genutzten Holzmenge ist Energieholz und wird ausschliesslich in den Holzfeuerungsanlagen<br />
im <strong>Goms</strong> verwertet. Nur rund 10 % der anfallenden Holzmenge wird als Industrieholz<br />
verk<strong>auf</strong>t.<br />
Abschätzung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials<br />
Der durchschnittliche jährliche Zuwachs pro Hektar in den Bergwäldern ist tief. Je nach Forstbetrieb<br />
liegt dieser zwischen 2.5 und 4 m3 /ha. 34) Die Waldbestände befinden sich häufig über<br />
1'500 m. ü. M. Insgesamt wachsen <strong>auf</strong> den 9'600 ha bestockten Flächen jährlich rund<br />
31'200 m3 nach. Dieses Potenzial könnte theoretisch für die stoffliche und energetische Nutzung<br />
verwendet werden.<br />
Ein Grossteil der Waldgebiete liegt in steilen Lagen und ist nicht gut erschlossen. Aus wirtschaftlichen<br />
Gründen kann nicht das gesamte theoretisch <strong>zur</strong> Verfügung stehende Potenzial genutzt<br />
werden. Aufgrund von naturräumlichen, erschliessungstechnischen und strukturellen Einschränkungen<br />
können gemäss der Modellierung und den Erfahrungen der Förster rund 15'500 m3 33) Der Hiebsatz gibt im Forstbetrieb die flächenbezogene nachhaltige jährliche einschlagbare Holzmenge an.<br />
34) Im Mittelland beträgt der durchschnittliche Zuwachs pro Hektar rund 15 m 3.<br />
32
Holz zusätzlich wirtschaftlich genutzt werden. Geht man davon aus, dass rund 40 % Energieholz<br />
ist, stehen somit potenziell zusätzlich 6'200 m3 Waldrestholz <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Mit den 6'200 m3 Holz können insgesamt rund 17'400 MWh produziert werden. 35) Diese Energie<br />
wird im <strong>Goms</strong> hauptsächlich <strong>zur</strong> Wärmeproduktion in dezentralen Holzfeuerungsanlagen<br />
verwendet.<br />
Räumliche Verteilung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials<br />
Die Abbildung 9 zeigt die räumliche Verteilung der wirtschaftlich nutzbaren Potenziale: Dunkelgrün<br />
sind die Waldbestände mit hohen wirtschaftlich nutzbaren Potenzialen, hellgrüne Flächen<br />
sind Wälder mit kleineren Potenzialen. Im unteren Teil des <strong>Goms</strong> sind die Potenziale grösser als<br />
im oberen Teil des Tales: In den Gemeinden Fiesch, Lax und Ernen <strong>auf</strong> einer Höhe von<br />
1'000 m. ü. M. sind höhere Potenziale zu verzeichnen als in den tal<strong>auf</strong>wärts gelegenen Gemeinden<br />
mit Höhenlagen von über 1'500 m. ü. M.<br />
Abbildung 9: Wirtschaftliche Potenzial von Energieholz für die Gemeinden<br />
35) Annahme: unterer Heizwert gleich 2.8 MWh pro m 3.<br />
33
4.3 Biogene Abfälle<br />
Der Begriff biogene Abfälle umfasst den organischen Anteil im Kehricht, Grünabfälle sowie Lebensmittel-<br />
und Fleischverarbeitungsabfälle. Diese Fraktionen werden im folgenden Kapitel beschrieben.<br />
Diese Abfälle können in Vergärungsanlagen über Biogasproduktion zu Strom, Wärme<br />
oder Treibstoff umgewandelt werden.<br />
4.3.1 Begriffe<br />
Abfallfraktionen<br />
Organischer Anteil im Kehricht: In der Schweiz beträgt der Anteil an organischen Abfällen im<br />
Kehricht durchschnittlich 27 %. 36) Es handelt sich dabei um Rüstabfälle (u. a. Schalen von Kartoffeln,<br />
Karotten, Gurken, Salatblätter), Speisereste (u.a. Früchte, Gemüse, Teigwaren, Reis,<br />
Brot, Fleisch), übrige Küchenabfälle (u. a. verdorbene Lebensmittel, noch verpackte Lebensmittel,<br />
Teebeutel, volle Kaffeefilter) und Topfpflanzen mit Erde, Ästen und Reisig. Ein grosser Anteil<br />
dieser Abfälle ist für die Vergärung geeignet. Bei tiefen Trockensubstanz - Gehalten ist die Vergärung<br />
die wesentlich effizientere energetische Nutzung als die KVA.<br />
Grünabfälle: Der Grünabfall oder Gartenabraum besteht vor allem aus Laub, Rasenschnitt,<br />
Baum- und Strauchschnitt. Er stammt aus privaten Haushalten, privaten und öffentlichen Gärten,<br />
Pärken, Grünflächen wie Friedhöfen, Sportanlagen und Golfplätzen. Die in den Gemeinden<br />
separat gesammelten biogenen Abfälle fallen in diese Kategorie.<br />
Lebensmittelabfall: Bei den Lebensmittelabfällen wird zwischen den Industrie- und Gastronomieabfällen<br />
unterschieden:<br />
• Industrieabfälle: Dies sind Reststoffe und/oder Abfälle organischer Herkunft. Sie entstehen in<br />
verschiedenen Bereichen der Lebensmittel-, der chemischen und der pharmazeutischen Industrie<br />
und des Gewerbes.<br />
• Gastronomieabfälle: Gastronomieabfälle sind Speisereste und Rüstabfälle, die in Restaurants<br />
und Hotels anfallen. In diese Kategorie gehören alle gekochten Lebensmittelabfälle.<br />
Fleischverarbeitungsabfälle: Ein nennenswerter Anteil an Reststoffen und/oder Abfällen fällt<br />
in Schlachthöfen und in der Fleischverarbeitungsindustrie an.<br />
36) BUWAL (2003): Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2001/02. Schriftenreihe Umwelt Nr. 356. Bundesamt für Umwelt,<br />
Wald und Landschaft, Bern.<br />
34
4.3.2 Vorgehen<br />
Die bei der Dienststelle für Umwelt im Kanton Wallis vorliegenden Angaben zu den anfallenden<br />
Kehricht- und Grünabfallmengen pro Gemeinde wurden ausgewertet. Anhand von Expertengesprächen<br />
wurden die Lebensmittelabfälle für das <strong>Goms</strong> ermittelt.<br />
4.3.3 Ergebnisse<br />
Organischer Anteil im Kehricht<br />
Insgesamt fallen in den 13 Gemeinden rund 2'170 t Frischsubstanz (FS) Kehricht an (siehe Abbildung<br />
10). Dieser wird in der Kehrichtverbrennungsanlage in Gamsen (ausserhalb von <strong>Goms</strong>)<br />
verbrannt. Bei einem organischen Anteil von durchschnittlich 27 % 37) im Kehricht würden dies<br />
rund 585 t FS organische Abfälle im Kehricht entsprechen. Dieser Anteil ist im <strong>Goms</strong> jedoch<br />
wesentlich tiefer. Dies aus folgenden Gründen:<br />
• <strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> ist eine typische ländliche Bergregion. Solche agrarische Gemeinden haben tendenziell<br />
kleinere Mengen an biogenen Abfällen als Grosszentren und Arbeitsplatzgemein-<br />
den. 38)<br />
• Die eingeführten Abfallgebühren im <strong>Goms</strong> haben den Anreiz bei der lokalen Bevölkerung<br />
stark erhöht, Speisereste und Rüstabfälle in den privaten Gärten zu Kompost zu verarbeiten.<br />
Diese geringen Anteile von organischen Abfällen im Kehricht bestätigt eine bereits durchgeführte<br />
Studie: Der gesamte organische Anteil im Kehricht wird im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong> rund 120 t FS geschätzt:<br />
39) Dies entspricht lediglich 5.5 % der gesamten Kehrichtmengen. Die anfallende Kehrichtmengen<br />
unterliegen im <strong>Goms</strong> saisonalen Schwankungen und werden stark durch die Zahl<br />
der Touristen im <strong>Goms</strong> beeinflusst: In den Wintermonaten von Januar bis März und in den<br />
Sommermonaten Juli bis August fallen die grössten Kehrichtmengen an.<br />
37) BUWAL (2003): Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2001/02. Schriftenreihe Umwelt Nr. 356. Bundesamt für Umwelt,<br />
Wald und Landschaft, Bern.<br />
38) BUWAL (2003): Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2001/ 02. Schriftenreihe Umwelt Nr. 356. Bundesamt für Umwelt,<br />
Wald und Landschaft. Bern<br />
39) Erep (2004): Inventaire des déchets méthanisables en Valais.<br />
35
Abbildung 10: Kehrichtmengen pro Gemeinde im <strong>Goms</strong><br />
Grünabfall<br />
Eine Separatsammlung wird nur in vier Gemeinden durchgeführt. Insgesamt fallen jährlich<br />
ca. 76 t FS Grünabfall an und entspricht <strong>dem</strong> theoretischen Potenzial. 40)<br />
Lebensmittelabfall aus Gewerbe<br />
Die Teigwarenfabrik Novena in Ulrichen ist die einzige Unternehmung im <strong>Goms</strong>, die grössere<br />
Mengen an biogenen Abfällen produziert. Pro Woche fallen zwischen 10 bis 15 Kisten Teigwarenabfälle<br />
à 20 kg an. Dies entspricht ca. 10 bis 15 t FS pro Jahr. Zurzeit werden die Teigwarenreste<br />
von Landwirten im gesamten Oberwallis <strong>zur</strong> Tierfütterung verwendet.<br />
Die bei der Käseproduktion anfallende Schotte (Molke) in den Sennereien Obergesteln, Reckingen,<br />
Gluringen und Grengiols gilt als Lebensmittelabfall. Bisher wird die Schotte von der Vallait<br />
abgeholt und entsorgt. Die Schotte könnte als Co-Substrat in einer Biogasanlage <strong>zur</strong> energetischen<br />
Nutzung verwendet werden. Gleichzeitig könnten die für die Entsorgung anfallenden<br />
Gebühren eingespart werden. In den Sennereien Grengiols und Gluringen jährlich rund 1.6<br />
Mio., bzw. 0.6 Mio. Liter Molke an.<br />
40) Abfallstatistik (2005): Dienststelle für Umweltschutz. Sitten.<br />
36
Gastroabfälle<br />
<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> als Tourismusregion zählt 80 Hotelbetriebe, rund 3’300 Ferienwohnungen, 25 Gruppenunterkünfte<br />
sowie 7 Campingplätze. Es gibt über 90 Restaurants, Tea-Rooms und Bergrestaurants<br />
sowie verschiedene Bars und eine Disco. Die anfallenden Speise- und Rüstabfälle werden<br />
heute weitgehend im Kehricht in der KVA Gamsen entsorgt.<br />
Je nach Grösse und Standort fallen in den Hotels und Restaurants jährlich durchschnittlich 1 bis<br />
4 Tonnen FS Gastroabfälle an. In einer Studie von Erep (2004) werden die in Hotels- und Restaurantbetriebe<br />
anfallende Gastroabfälle im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong> ca. 290 t FS pro Jahr geschätzt.<br />
Zusammenfassung Biogene Abfälle<br />
Tabelle 32 zeigt im Überblick die theoretischen Potenziale der Abfallfraktionen im <strong>Goms</strong>. <strong>Weg</strong>en<br />
den geringen anfallenden Mengen wird dar<strong>auf</strong> verzichtet, das technische – ökologische Potenzial<br />
und das wirtschaftliche Potenzial zu bestimmen.<br />
Der organische Anteil im Kehricht und die Gastroabfälle werden in der KVA in Gamsen bereits<br />
energetisch genutzt. Noch nicht energetisch genutzt werden nur der Grün- und Lebensmittelabfall<br />
aus Gewerbe (rund 90 t FS).<br />
Insgesamt fallen im <strong>Goms</strong> jährlich rund 500 t FS an. Dies entspricht ca. 150 t TS biogene Abfälle.<br />
41) Wird der gesamte biogene Abfall energetisch genutzt, ist eine jährliche energetische Produktion<br />
von 525 MWh möglich. 42) Darin enthalten sind auch die bereits in der KVA energetisch<br />
genutzten biogenen Abfällen.<br />
Fraktion t FS<br />
Organischer Anteil im Kehricht 120<br />
Grünabfall 76<br />
Lebensmittelabfall aus Gewerbe (exkl. Schotte) 15<br />
Gastroabfälle 290<br />
Total 491<br />
Tabelle 32: Übersicht der biogenen Abfälle im <strong>Goms</strong><br />
Die im <strong>Goms</strong> anfallenden biogenen Abfälle könnten entweder in einer ARA oder Biogasanlagen<br />
energetisch genutzt werden. Dafür müssen aber die vorhandenen biogenen Abfälle verfügbar<br />
gemacht werden. Bei einer Verwertung von zwei Dritteln der heute vorhandenen biogenen Abfälle<br />
in einer Biogasanlage können jährlich 125 MWh Strom, respektive 157 MWh Wärme produziert<br />
werden.<br />
41) Umrechnung t FS in t TS: 30 %<br />
42) Umrechnungsfaktor: 3.5 MWh / t TS biogener Abfall. Bei 150 t TS entspricht dies 525 MWh.<br />
37
4.4 Landwirtschaftliche Biomasse<br />
4.4.1 Begriffe<br />
Hofdünger<br />
Gülle ist ein Gemisch aus Kot und Harn von Tieren, die ohne oder mit wenig Einstreu <strong>auf</strong> Spaltböden<br />
oder Gitterrosten gehalten werden. In Betrieben, die ökologisch wirtschaften, sind Aufstallungen<br />
mit viel Stroh üblich, wodurch Mist anfällt. Die dann noch anfallende Gülle wird als<br />
Harngülle bezeichnet.<br />
Ernterückstände und Energiepflanzen<br />
Ernterückstände werden heute meist <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Feld belassen oder über andere <strong>Weg</strong>e in den<br />
stofflichen Kreisl<strong>auf</strong> <strong>zur</strong>ückgeführt. Eine energetische Nutzung ist in vielen Fällen möglich. Energiepflanzen<br />
(inkl. holzartige Pflanzen) könnten <strong>auf</strong> landwirtschaftlichen Grenzertragsflächen <strong>zur</strong><br />
Produktion von Biomasse verwendet werden. Im Hügel- und Berggebiet stehen <strong>auf</strong>grund des<br />
Rückgangs der Tierbestände ungenutzte Weideflächen <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
In der vorliegenden Studie werden nur die Potenziale von Hofdünger betrachtet. Ernterückstände<br />
und Energiepflanzen sind nicht Bestandteil der Untersuchung. Im <strong>Goms</strong> bestehen geringe<br />
verfügbare Flächenpotenziale für den Anbau von Energiepflanzen. 43)<br />
4.4.2 Vorgehen<br />
Auf der Basis der von der landwirtschaftlichen Schule in Visp <strong>zur</strong> Verfügung gestellten Angaben<br />
zu den Grossvieheinheiten pro Gemeinde wurde die anfallende Menge an Gülle und Mist ermittelt.<br />
4.4.3 Ergebnisse<br />
Grossvieheinheiten: Im <strong>Goms</strong> halten die Landwirte insgesamt rund 2'320 Grossvieheinheiten<br />
(GVE). Während der Zeit der Alpweide zwischen Mitte Juni bis anfangs September reduziert sich<br />
der für eine energetische Nutzung <strong>zur</strong> Verfügung stehende Hofdüngeranfall um fast 100 %, da<br />
der Grossteil der Tiere nicht im Stall gehalten wird. Die Grossvieheinheiten sind gleichmässig in<br />
der Region verteilt. Grengiols ist die einzige Gemeinde mit mehr als 270 Grossvieheinheiten (siehe<br />
Abbildung 11).<br />
43) http://www.ebp.ch/files/projekte/biomassekulturen-schlussbericht-2009-02-20.pdf<br />
38
Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Insgesamt produziert der Viehbestand rund 7'100 Tonnen<br />
TS Gülle und Mist. 44) In einer Biogasanlage lassen sich mit der energetischen Nutzung von<br />
Gülle und Mist theoretisch 7'500 MWh Energie produzieren. 45)<br />
Es wird davon ausgegangen, dass im <strong>Goms</strong> eine mittelgrosse Biogasanlage erfolgreich betrieben<br />
werden kann. Bei der energetischen Nutzung von Gülle und Mist von 500 GVE (ohne Co-<br />
Substrate) könnte rund 1'620 MWh Energie produziert werden. Werden die Wirkungsgrade<br />
berücksichtigt, bedeutet dies eine Stromproduktion von rund 560 MWh, respektive eine Wärmeproduktion<br />
von 730 MWh. Die wirtschaftliche und technische Machbarkeit einer Biogasanlage<br />
in der Biobergkäserei Gluringen wurde in einer Studie nachgewiesen. 46) Zu berücksichtigen<br />
sind aber die dezentral gelegenen landwirtschaftlichen Betriebe, die topografischen Verhältnisse<br />
und klimatischen Bedingungen. Diese verursachen hohe Aufwendungen bei der Substrat- und<br />
Güllelogistik.<br />
44) Annahme: 1 GVE produziert 18 m 3/a. 1 m 3 entspricht 1 Tonne. Umrechnung FS in TS = 17 %.<br />
45) Annahme: 2'320 GVE im <strong>Goms</strong>. 1 GVE produziert 18 m 3/a. 1 m 3 entspricht 1 Tonne. 2'320 produzieren 41'760 t FS Mist und<br />
Gülle. Biogasausbeute 1 m 3 Gülle = 30 m 3 Biogas. Insgesamt können 1'252'800 m 3 Biogas produziert werden. 1 m 3 Biogas = 6<br />
kWh. Energieinput Gülle_Mist = 7'516 MWh.<br />
46) EBP (2008): Biogasanlage als Katalysator für die erste <strong>Energieregion</strong> der Schweizer Alpen. Machbarkeitsstudie.<br />
39
Abbildung 11: Grossvieheinheiten (GVE) pro Gemeinde im <strong>Goms</strong><br />
4.5 Photovoltaik <strong>auf</strong> Gebäudedächern<br />
4.5.1 Begriffe<br />
Unter Photovoltaik (PV) versteht man die direkte Umwandlung von Strahlungsenergie, vornehmlich<br />
Sonnenenergie, in elektrische Energie. Es werden drei Kategorien der Nutzung von Photovoltaik<br />
unterschieden: Photovoltaik <strong>auf</strong> Gebäuden, <strong>auf</strong> Infrastruktur (Lärmschutzwände bei Autobahnen)<br />
und <strong>auf</strong> freistehenden Flächen.<br />
Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich auch die Photovoltaik <strong>auf</strong> Gebäuden. Photovoltaikanlagen<br />
<strong>auf</strong> Infrastruktur wird verzichtet, da es im <strong>Goms</strong> keine Lärmschutzwände gibt, die<br />
für die Installation von Photovoltaikanlagen genutzt werden könnten. Da der Kanton Wallis keine<br />
freistehenden Flächen für die Photovoltaikanlagen <strong>zur</strong> Verfügung stellen will, wird <strong>auf</strong> eine<br />
solche Untersuchung ebenfalls verzichtet.<br />
40
4.5.2 Vorgehen<br />
Im Fall der Sonnenenergienutzung ist bei der Potenzialermittlung von besonderer Bedeutung,<br />
dass <strong>auf</strong> der gleichen Gebäudefläche PV-Anlagen oder Sonnenkollektoren installiert werden<br />
können. Dies wurde bei der Potenzialermittlung berücksichtigt.<br />
Es wird zwischen Kleinanlagen (von 30 m2 bis 600 m2 ) und Grossanlagen ab 600 m2 unterschieden.<br />
Als Datengrundlagen für die Modellierung wurden die Geodaten Vector25 swisstopo und<br />
die Strahlungsdaten Meteonorm verwendet.<br />
Für die Gebäudegrundflächen wurde der Vector25 verwendet. Die Installation von Kleinanlagen<br />
setzt Gebäudegrundflächen von mind. 90 m2 (bei Anlage von 30 m2 ) bis max. 600 m2 (bei Anlage<br />
von 200 m2 ) voraus. Die Gebäudegrundfläche ist <strong>dem</strong>entsprechend klassifiziert worden. Für<br />
jedes Gebäude wurde die Solarstrahlung R zugewiesen. Folgende Korrekturfaktoren wurden<br />
verwendet: Verfügbare Dachfläche, Neigung, Ausrichtung sowie ungeeignete Standorte und<br />
Systemwirkungsgrad. Ausser<strong>dem</strong> wurde davon ausgegangen, dass bei Kleinanlagen eine Konkurrenz<br />
zu Sonnenkollektoren besteht. Dies wurde in der Modellierung mit berücksichtigt.<br />
4.5.3 Resultate<br />
<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> gilt als „Sonnenstube der Schweiz“. Für die energetische Nutzung von Sonnenenergie<br />
bestehen sehr gute Voraussetzungen. Abbildung 14 zeigt im Überblick die theoretischen<br />
Potenziale für Photovoltaikanlagen <strong>auf</strong> Kleinanlagen. Im Folgenden sind die wichtigsten Fakten<br />
für Klein- und Grossanlagen zusammengefasst:<br />
Sonneneinstrahlung <strong>Goms</strong> vs. Mittelland: Die Sonneneinstrahlung liegt im <strong>Goms</strong> um 20 % bis<br />
30 % höher als im Mittelland. Die Stromgestehungskosten für Sonnenenergie <strong>auf</strong> grossen Dachflächen<br />
liegen bei rund 45 bis 50 Rp./kWh und sind somit entsprechend tiefer als im Mittelland,<br />
wo die Preise zwischen 80 und 90 Rp./kWh liegen.<br />
Ungenutzte Dachflächenpotenziale: Im <strong>Goms</strong> bestehen grosse, ungenutzte Dachflächenpotenziale.<br />
47) Die Gebäudegrundfläche pro Einwohner ist fast dreimal höher als im Schweizer<br />
Durchschnitt: Pro Einwohner stehen im <strong>Goms</strong> rund 173 m2 Gebäudegrundfläche <strong>zur</strong> Verfügung,<br />
in der restlichen Schweiz nur 66 m2 .<br />
Besonders grosse, ungenutzte Potenziale für die Nutzung von Solarenergie liegen in der Gemeinde<br />
Bellwald. In Grengiols sind die Bedingungen für die Solarenergie eher ungünstig. <strong>Das</strong><br />
Dorf liegt <strong>auf</strong> der Schattenseite mit einer nördlichen Ausrichtung.<br />
47) Quelle: Nowak (2008): Vortrag über Sonnenpotenziale im <strong>Goms</strong>.<br />
41
Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Die gesamte nutzbare Dachfläche für Kleinanlagen beträgt<br />
859'383 m2 , für Grossanlagen 69'539 m2 . Auf Kleinanlagen können jährlich rund 28'000<br />
MWh/a, <strong>auf</strong> Grossanlagen 3'000 MWh/a Strom produziert werden. Insgesamt ist damit eine<br />
Produktion von 31'000 MWh/a möglich.<br />
Die Realisierungschancen für Photovoltaikanlagen hängen von vielen Faktoren ab. Für die Studie<br />
wird davon ausgegangen, dass knapp 25 % der Anlagen gebaut werden könnten. Dies entspricht<br />
einer Stromproduktionsmenge von 8'000 MWh/a.<br />
Abbildung 14: Potenziale von Photovoltaikanlagen <strong>auf</strong> Kleinanlagen im <strong>Goms</strong><br />
4.6 Solarthermische Anlagen <strong>auf</strong> Gebäudedächern<br />
4.6.1 Begriffe<br />
Als solarthermische Solaranlagen werden Anlagen bezeichnet, die Wärme aus der Sonneneinstrahlung<br />
nutzbar machen. Die Wärme wird in der Gebäudetechnik nutzbar gemacht.<br />
42
4.6.2 Vorgehen<br />
Es wird zwischen Kleinanlagen (von 30 m2 bis 600 m2 ) und Grossanlagen ab 600 m2 unterschieden.<br />
Als Datengrundlagen für die Modellierung werden die Geodaten Vector25 swisstopo, die<br />
Strahlungsdaten Meteonorm, Karte mit Strahlungsdaten und ein Datensatz zu Gebäudegrundflächen<br />
verwendet. Es werden nur kleine Gebäude mit einer Gebäudegrundfläche von weniger<br />
als 600 m2 betrachtet. Für jedes Gebäude wird eine Nutzung von 6 m2 für Solarwärme angenommen.<br />
Insgesamt kann damit eine Energiemenge von 2’700 kWh Wärme pro Jahr produziert<br />
werden. 48) Für jede Gemeinde wird hochgerechnet, wie viel Wärme sie mit solarthermischen<br />
Anlagen produzieren kann.<br />
4.6.3 Resultate<br />
Die Tabelle 33 zeigt im Überblick die Potenziale für solarthermische Anlagen im <strong>Goms</strong>.<br />
Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Insgesamt können im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong> den Gebäudeflächen<br />
rund 20'000 MWh Wärme in solarthermischen Anlagen produziert werden. <strong>Das</strong> wirtschaftlich<br />
nutzbare Potenzial beträgt 25 % davon resp. 5'000 MWh. 49)<br />
Gemeinde<br />
Anzahl<br />
Kleinanlagen<br />
Theoretisches Potenzial<br />
(MWh/a)<br />
Wirtschaftlich nutzbares<br />
Potenzial<br />
Bellwald 889 2'400 600<br />
Binn 419 1'131 283<br />
Blitzingen 227 613 153<br />
Ernen 979 2'643 661<br />
Fiesch 812 2'192 548<br />
Fieschertal 372 1'004 251<br />
Grafschaft 383 1'034 259<br />
Grengiols 776 2'095 524<br />
Lax 305 824 206<br />
Martisberg 132 356 89<br />
Münster-Geschinen 685 1'850 463<br />
Niederwald 123 332 83<br />
Obergesteln 223 602 151<br />
Oberwald 351 948 237<br />
Reckingen-Gluringen 644 1'739 435<br />
Ulrichen 335 905 226<br />
Total 7'655 20'669 5167<br />
Tabelle 33: Potenziale solarthermischer Anlagen<br />
48) Swisssolar (2008) Solarwärme für Eigenheime – Lebensqualität mit Solaranlagen.<br />
49) Rund 3'300 Gebäude sind Zweit- und Ferienwohnungen (pro ständig bewohnte Wohneinheit gibt es 1.7 Zweitwohnungen).<br />
43
4.7 Windenergie<br />
4.7.1 Begriffe<br />
Einzelanlage: Der Begriff bezeichnet eine alleinstehende Windkraftanlage.<br />
Windpark: Der Begriff bezeichnet mehrere (mindestens drei) Anlagen, die in einer gemeinsamen<br />
Anordnung stehen.<br />
Die in der vorliegenden Studie ausgewiesenen potenziellen Standorte sind für Windparks vorgesehen.<br />
4.7.2 Vorgehen<br />
SwissWinds GmbH beabsichtigt mit breiter Unterstützung der Walliser Regierung und von Coop<br />
<strong>auf</strong> über 2000 m. ü. M. Bürgerwindparks im <strong>Goms</strong> zu betreiben. In die kostendeckende Einspeisevergütung<br />
sind über 100 Windanlagen eingereicht worden. Diese Angaben fliessen in die Potenzialabschätzungen<br />
ein.<br />
Für die Region <strong>Goms</strong> sind <strong>auf</strong> der Basis eines Geografischen Informationssystems (GIS) potenzielle<br />
Standorte für Windanlagen identifiziert worden.<br />
In einem <strong>ersten</strong> Schritt wurden Standorte mit Windstärken <strong>auf</strong> 70 Meter über Grund >5m/Sek.<br />
ausgeschlossen. Standorte mit Hangneigungen >20 %, Wald- und Seeflächen, Böden mit instabilem<br />
Baugrund und Siedlungsflächen (Mindestabstand von 300 m) wurden für die Nutzung von<br />
Windanlagen genauso ausgeschlossen wie Inventare von nationaler Bedeutung und Schutzgebiete.<br />
In einem zweiten Schritt wurden die potenziellen Standorte im Hinblick <strong>auf</strong> folgende Kriterien<br />
beurteilt: Produktionskapazität, Erschliessung, Geländebeschaffenheit und Sensibilität der landschaftlichen<br />
Umgebung.<br />
4.7.3 Ergebnisse<br />
In der Abbildung 12 sind potenzielle Windstandorte im <strong>Goms</strong> als rote Flächen dargestellt. Folgende<br />
Ergebnisse sind relevant:<br />
Potenzielle Windstandorte: Verschiedene Standorte haben gute bis sehr gute Windverhältnisse.<br />
Allerdings befinden sich die meisten über 1'700 m. ü. M. An vielen Orten ist die Erschlies-<br />
44
sung für den Transport und die Montage der Windanlagen eine grosse Herausforderung. Teilweise<br />
sind Ausbaumassnahmen für die Erschliessung erforderlich.<br />
Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Die Firma SwissWinds hat im Rahmen des Verfahrens für<br />
kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) 100 Windanlagen eingereicht. Zurzeit werden an drei<br />
Standorten (Grimsel, Furka und Nufenen) Windmessungen durchgeführt. Geplant ist der Bau<br />
von 100 Windanlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 2 MW. Insgesamt könnten so<br />
pro Jahr 500'000 MWh Energie produziert werden.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass nicht alle in die KEV eingereichten Windanlagen realisiert<br />
werden können. Würden 60 Windanlagen im <strong>Goms</strong> in den nächsten Jahren in Betrieb genommen,<br />
könnten jährlich 300'000 MWh Strom produziert werden.<br />
Abbildung 12: Potenzielle Windstandorte im <strong>Goms</strong><br />
45
4.8 Wasserkraft<br />
4.8.1 Begriffe<br />
In der Schweiz werden generell vier Kraftwerktypen unterschieden 50) :<br />
• L<strong>auf</strong>kraftwerke: Darunter werden Wasserkraftanlagen ohne eigenen Speicher, welche die<br />
Zuflüsse l<strong>auf</strong>end verarbeiten, verstanden.<br />
• Speicherkraftwerke: Diese Anlagen speichern die Wasserzuflüsse, solange noch freies Speichervolumen<br />
verfügbar ist und werden bei Bedarf genutzt (tägliche, wöchentliche und saisonale<br />
Speicherung).<br />
• Reine Umwälzwerke: Diese Anlagen nutzen nur Wasser, das vorher gepumpt und gespeichert<br />
wurde.<br />
• Pumpspeicherkraftwerke: Kombination aus Speicherkraftwerk und reinem Umwälzwerk.<br />
In der vorliegenden Studie wird der Fokus <strong>auf</strong> die L<strong>auf</strong>kraft- und Speicherkraftwerke gelegt.<br />
4.8.2 Vorgehen<br />
Ein Grossteil der Fliessgewässer wird im <strong>Goms</strong> bereits energetisch genutzt. Mehrere Wasserkraftwerke<br />
sind in Planung, um weitere Bach- und Flussläufe zu nutzen. Auf eine Abschätzung<br />
der Potenziale wird deshalb verzichtet.<br />
4.8.3 Aktuelle Situation<br />
Abbildung 13 zeigt einen Überblick der bestehenden und geplanten Wasserkraftanlagen im<br />
<strong>Goms</strong>. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:<br />
Heutige Wasserkraftanlagen: In der Region sind 13 Wasserkraftanlagen in Betrieb. Vier Wasserkraftanlagen<br />
haben eine Leistung von über 25 MW.<br />
Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Neun weitere Wasserkraftanlagen sind von den lokalen<br />
EVUs in Planung. Die geplanten Wasserkraftanlagen sollten pro Jahr insgesamt 135'000 MWh<br />
zusätzliche Energie produzieren. Es wird davon ausgegangen, dass die geplanten Kraftwerke<br />
auch realisiert werden. Die meisten Bach- und Flussläufe würden somit genutzt. <strong>Das</strong> Potenzial<br />
50) BFE (2004): Ausbaupotenzial der Wasserkraft.<br />
46
liegt gemäss den lokalen EVUs noch höher. Beispielsweise werden die bestehenden Wasserkraftanlagen<br />
teilweise ausgebaut, um die Energieproduktion zu erhöhen.<br />
Abbildung 13: Bestehende und geplante Wasserkraftwerke im <strong>Goms</strong><br />
4.9 Übersicht und Schlussfolgerung<br />
4.9.1 Berechnung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials<br />
Die Tabelle 34 zeigt zusammenfassend die wirtschaftlich nutzbaren Potenziale aus erneuerbaren<br />
Energien im <strong>Goms</strong>. Für die Stromproduktion steht die energetische Nutzung von Wind und<br />
Wasser im Vordergrund, für die Wärmeproduktion ist die Nutzung von Biomasse und Sonne<br />
zentral.<br />
47
Heutige Nutzung<br />
(MWh)<br />
Wirtschaftliches Potenzial<br />
(MWh)<br />
Strom Wärme<br />
Holz 19'750 17'360<br />
Biogene Abfälle 431 125 157<br />
Landwirtschaftliche<br />
Biomasse<br />
0 567 729<br />
Wind 0 300'000<br />
Wasser 521'700 51) 135'000<br />
Photovoltaikanlagen 0 8'000<br />
Solaranlagen 27 5'000<br />
Total 541'908 443'692 23'246<br />
Tabelle 34: Überblick des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials im <strong>Goms</strong> (in MWh)<br />
4.9.2 Schlussfolgerungen<br />
Wasser ist die zentrale Energiequelle für das <strong>Goms</strong>: Insgesamt produzieren die 13 Wasserkraftanlagen<br />
im <strong>Goms</strong> rund 5 GWh Strom. Holz wird traditionell im <strong>Goms</strong> <strong>zur</strong> Wärmeproduktion<br />
genutzt. Erdwärme nimmt an Bedeutung zu und wird vermehrt in den Gebäuden <strong>zur</strong> Wärmeproduktion<br />
eingebaut. Wind, Sonne und Biomasse leisten bisher keinen wesentlichen Beitrag <strong>zur</strong><br />
Energieversorgung im <strong>Goms</strong>.<br />
Grosse, ungenutzte Potenziale liegen in der energetischen Nutzung von Wind und Wasser. Projekte<br />
für die energetische Nutzung sind in Planung. Die Ausschöpfung dieses Potenzials hängt<br />
u. a. davon ab, wie stark die Stromgestehungskosten in den nächsten Jahren sinken werden.<br />
Die zusätzlich nutzbaren Holzpotenziale im Wald liegen in der Grössenordnung der Energieproduktion<br />
aus der Sonne. Die im <strong>Goms</strong> vorhandene Biomasse (Biogene Abfälle und landwirtschaftliche<br />
Biomasse) reicht für eine mittelgrosse landwirtschaftliche Biogasanlage.<br />
51) Inkl. Gross- und Kleinwasserkraftwerke<br />
48
5 Handlungsspielräume im GOMS<br />
5.1 Energieeffizienz<br />
Aufgrund des gestiegenen Lebensstandards ist der Energieverbrauch pro Kopf in den vergangenen<br />
Jahrzehnten auch im <strong>Goms</strong> stetig gewachsen. Effektive Einsparungen sind entsprechend<br />
nur möglich, wenn der wachsende Energiebedarf durch eine Steigerung der Energieeffizienz<br />
überkompensiert wird. Diesbezüglich kann unterschieden werden zwischen Einsparungen durch<br />
effizienten Einsatz von Endenergie (Effizienz <strong>auf</strong> der Bedarfsseite) und Einsparungen durch eine<br />
effiziente Erzeugung der Endenergie (Effizienz <strong>auf</strong> der Erzeugungsseite).<br />
Auf der Bedarfsseite liegt das grösste Effizienzpotenzial im Bereich der Haushalte und Ferienwohnungen<br />
und insbesondere in folgenden Bereichen:<br />
• Raumklima und Warmwasser<br />
• Beleuchtung und Geräte<br />
Auf der Erzeugungsseite ist der Einsatz effizienterer Beheizungstechnologien – insbesondere der<br />
Ersatz der weitverbreiteten Elektroheizungen durch Wärmepumpen – zu beachten. Im Bereich<br />
Verkehr sind Verbesserungen durch eine Reduktion des Treibstoffverbrauches pro km, d. h.<br />
durch den Ersatz von alten Fahrzeugen durch neue effizientere Fahrzeuge, vermehrtes Umsteigen<br />
<strong>auf</strong> öffentliche Verkehrsmittel und <strong>dem</strong> Einsatz von Elektroautos (anstatt fossil betriebe<br />
Fahrzeuge) möglich.<br />
5.1.1 Raumklima und Warmwasser<br />
Im Bereich Raumklima und Warmwasser werden folgende drei Möglichkeiten <strong>zur</strong> Energieeinsparung<br />
erörtert:<br />
• Verbesserungen der Gebäudehülle<br />
• effizienteres Heizen mit Wärmepumpen<br />
• Reduktion des Warmwasserverbrauchs.<br />
Dabei gilt es zu beachten, dass die Effizienzpotenziale in diesen drei Bereichen nicht unabhängig<br />
voneinander sind: Verbesserte Gebäudehüllen vermindern das absolute (jedoch nicht das relative)<br />
Sparpotenzial durch den Einsatz effizienterer Heiztechnologien und durch effizienteres Heizen,<br />
wie auch umgekehrt. Die graue Energie beim Bau und der Sanierung von Gebäuden wird<br />
nicht berücksichtigt.<br />
49
1. Energiesparpotenzial durch Gebäudesanierungen und Standards für Neubauten<br />
<strong>Das</strong> grösste Effizienzpotenzial im Wohngebäudebereich besteht bei der Verbesserung der Gebäudehüllen.<br />
Für die Abschätzung des Energiesparpotenzials werden vier Verbesserungsvarianten der Gebäudehüllen<br />
betrachtet: (1) Neubau; (2) Ersatzneubau (3) Gesamterneuerung; (4) Teilsanierung.<br />
Diesen vier Varianten werden folgende Richtwerte bezüglich des Energiebedarfs für Heizung<br />
und Warmwasser zugrunde gelegt:<br />
• Teilsanierung: Einsparungen von 15 % des bisherigen Energiebedarfs<br />
• Gesamterneuerung: 60 kWh/m2 52)<br />
• Ersatzneubau: 48 kWh/m2 53)<br />
• Neubau nach Minergie: 32 kWh/m2 Tabelle 23 zeigt das so geschätzte Energiesparpotenzial für jede Massnahmenvariante nach Gebäudetypen<br />
in der Region <strong>Goms</strong> gegenüber <strong>dem</strong> aktuellen Energieverbrauch. <strong>Das</strong> technisch<br />
mögliche Energiesparpotenzial durch Verbesserungen in der Gebäudehülle ist durch die<br />
32 kWh/m2 der Mustervorschrift beschrieben: Würde der Heizenergiebedarf aller Gebäude der<br />
Region <strong>auf</strong> diesen Wert reduziert, wären Einsparungen von rund 83 % des aktuellen Verbrauchs<br />
möglich. Beim aktuellen Heizenergiebedarf von rund 97 GWh/a (Raumklima und Warmwasser)<br />
ergibt dies ein theoretisches Sparpotenzial von 81 GWh.<br />
Richtwert Energiesparpotenzial<br />
kWh/m2 EFH ZFH MFH<br />
Teilsanierung -15 % 15 % 15 % 15 %<br />
Gesamterneuerung 60 70 % 69 % 68 %<br />
Ersatzneubau 48 76 % 75 % 75 %<br />
Neubau nach Minergie 32 84 % 83 % 83 %<br />
Tabelle 23: Energiesparpotenzial durch Sanierung der Gebäudehülle<br />
Die Frage, wie stark dieses theoretische Energiesparpotenzial bis ins Jahr 2035 effektiv genutzt<br />
werden kann, hängt u. a. von den ökonomischen Rahmenbedingungen ab. Eine realistische<br />
Abschätzung des Potenzials muss daher von den effektiven Neubau- und Sanierungsraten ausgehen,<br />
wobei ein Zeithorizont zu definieren ist. Tabelle 24 zeigt die angenommenen Neubauund<br />
Sanierungsraten nach Gebäudetyp und die damit einhergehenden Energieeinsparungen. In<br />
52) Grundsätzlich gelten für Gesamterneuerungen dieselben Grenzewerte wie für Neubauten gemäss den Mustervorschriften der<br />
Kantone (4.8 kWh/m 2). Diese Richtwerte werden aber je nach Kanton unterschiedlich gehandhabt. Ausser<strong>dem</strong> werden trotz<br />
„Gesamterneuerung“ nicht unbedingt immer alle Bauteile saniert. Für diese Schätzung wird deshalb davon ausgegangen, dass<br />
bei einer Gesamterneuerung der Energieverbrauch im Durchschnitt <strong>auf</strong> 60 kWh/m 2 fällt. Dieser Wert entspricht <strong>dem</strong> Minergie-<br />
Grenzwert für Wohnbauten gemäss Norm SIA 380:1:2007. (Siehe „Stand der Dinge“, S. 4).<br />
53) Gemäss Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich gilt als Limite für den Wärmebedarf für Raumheizung und Wassererwärmung<br />
ein Verbrauch von 4.8 Liter Heizöl-Äquivalente pro m 2 Wohnfläche. Diese Anforderung entspricht <strong>dem</strong> Minergie-<br />
50
Anlehnung an die Energieperspektiven des BFE54) wurde dieser Schätzung das Jahr 2035 als Zieljahr<br />
zugrunde gelegt.<br />
Erneuerungsraten 2008-2035 Einsparungen bis 2035*<br />
EFH ZFH MFH EFH ZFH MFH Total<br />
Keine Massnahme 66 % 54 % 56 % 0 0 0 0<br />
Energierelevante Teilsanierung<br />
55)<br />
16 % 27 % 27 % 0,9 % 1,1 % 1,1 % 3,1 %<br />
Gesamterneuerung 56) 16 % 13 % 12 % 4,3 % 2,4 % 2,2 % 8,9 %<br />
Ersatzneubau 2 % 6 % 5 % 0,5 % 1,1 % 1,1 % 2,8 %<br />
Total 100 % 100 % 100 % 5,7 % 4,7 % 4,4 % 14,8 %<br />
* Einsparungen 2035 gegenüber aktuellem Gesamtverbrauch<br />
Tabelle 24: „Natürliche“ Erneuerungsraten der Gebäude und damit verbundene<br />
Einsparungen bis 2035<br />
Durch diese „natürlichen“ Erneuerungszyklen kann der Heizenergiebedarf der bestehenden<br />
Wohnhäuser um beinahe 15 % reduziert werden.<br />
Bei der Umsetzung der Vision „<strong>Energieregion</strong>GOMS“ soll über Aufklärungskampagnen, Gebäudeenergieausweise<br />
und möglicherweise monetäre Anreize erreicht werden, dass:<br />
• 50 % der Neubauten die neuen Minergiestandards 2009 von 32 kWh/m2 erfüllen und der<br />
durchschnittliche Energiebedarf der Neubauten also <strong>auf</strong> 40 kWh/m2 fällt,<br />
• der Energiebedarf der Gebäude nach Gesamterneuerung im Durchschnitt <strong>auf</strong> 50 kWh/m2 reduziert werden kann,<br />
• die Rate der energierelevanten Teilsanierungen bei EFH von 50 % und 63 % bei ZFH und<br />
MFH <strong>auf</strong> je 75 % steigt und<br />
• sämtliche Sanierungs- und Erneuerungsraten sich verdoppeln.<br />
Standard (ohne Komfortlüftung) aus <strong>dem</strong> Jahr 2007. Die neuen Minergie-Anforderungen, die ab 2009 in Kraft treten, sehen<br />
einen Grenzwert von 32 kWh/m 2 vor.<br />
54) Die Energieperspektiven 2035. Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, 2007.<br />
55) In der Schweiz werden pro Jahr bei durchschnittlich 1.2 % der EFH- und 1.6 % der MFH-Instandsetzungs- und Erneuerungsmassnahmen<br />
an allen Bauteilen (Fenster, Wände, Dächer, Decken und Böden) erfasst. Der Anteil der energetisch relevanten<br />
Verbesserungen beträgt dabei allerdings lediglich 50 % (bei EFH), resp. 63 % (bei MFH). (Quelle: econcept/CEPE „Mobilisierung<br />
bestehende Wohnbauten“, 2004.). Pinselrenovationen und energetische wirksame Teilmassnahmen werden bei dieser Betrachtung<br />
vernachlässigt.<br />
56) Den Gesamterneuerungs- und Neubauraten liegen Modellierungen bezüglich des Anteils an Ein- und Mehrfamilienhäusern<br />
zugrunde, die vor der Frage stehen, ob grundlegend erneuert oder abgebrochen und neu gebaut werden soll, (Siehe „Kosten<br />
und Nutzen von Energieeffizienzinvestitionen im Wohngebäudebereich“ S.278f. Jakob, Jochem und Christen, CEPE, ETHZ.)<br />
Entsprechend diesen Modellierungen stehen schweizweit zwischen 2008-2035 rund 55 % der Gebäude, die vor 1960 entstanden<br />
sind, vor einer solchen Entscheidung. Bezüglich der Gebäude aus den sechziger und siebziger Jahren betragen die entsprechenden<br />
Anteile 26 % respektive 42 %. Für das <strong>Goms</strong> wurden diese Zahlen folgendermassen angepasst: Gebäude, die vor<br />
1960 gebaut wurden: 0.7 % p. a.; 60er Jahre: 0.9 % p. a und 70er Jahre: 1 2 % p.a. Gebäude die später erstellt wurden, müssen<br />
bis 2035 nicht grundlegend erneuert werden. Weiter wird unterstellt, dass 10 % der Besitzer von Einfamilienhäusern sowie<br />
30 % der Besitzer von Zwei- und Mehrfamilienhäusern sich für einen Neubau entscheiden.<br />
51
Diese Annahme führen zu den in Tabelle 25 dargestellten Erneuerungsraten der Gebäude. Die<br />
damit einhergehenden Energieeinsparungen betragen einen Drittel des aktuellen Heizenergieverbrauchs.<br />
<strong>Das</strong> wären beim aktuellen Heizenergiebedarf rund 32 GWh/a.<br />
Erneuerungsraten 2008-2035 Einsparungen bis 2035*<br />
EFH ZFH MFH EFH ZFH MFH Total<br />
Keine Massnahme 14 % 0 % 0 % 0 0 0 0<br />
Energierelevante Teilsanierung<br />
49 % 62 % 62 % 2,8 % 2,5 % 2,6 % 7,8 %<br />
Gesamterneuerung 33 % 27 % 24 % 9,2 % 5,3 % 4,7 % 19,2 %<br />
Ersatzneubau 4 % 12 % 11 % 1,2 % 2,6 % 2,5 % 6,2 %<br />
Total 100 % 100 % 100 % 13,2 % 10,3 % 9,8 % 33,2 %<br />
* Einsparungen 2035 gegenüber aktuellem Gesamtverbrauch<br />
Tabelle 25: Erneuerungsraten der Gebäude und damit verbundene Einsparungen in der<br />
Vision „<strong>Energieregion</strong>GOMS 2035“<br />
2. Effektivere Beheizung von Zweit- und Ferienwohnungen<br />
Rund 3’400 Wohnungen und Chalets im <strong>Goms</strong> werden nur zeitweise als Zweitwohnungen benutzt<br />
oder als Ferienwohnungen vermietet. 57) Ein beachtliches Energiesparpotenzial ist damit<br />
verbunden, solche Wohnungen reduziert zu beheizen, wenn sie nicht belegt sind. Um das damit<br />
verbundene Potenzial abzuschätzen, wird von folgenden Annahmen ausgegangen:<br />
• Eine Umfrage unter Tourismusverantwortlichen in der Region zeigt, dass der Anteil der zeitweise<br />
belegten Wohnungen, die an Dritte untervermietet werden („Ferienwohnungen“)<br />
rund 60 % beträgt. (Die restlichen 40 % werden lediglich als Zweitwohnungen benutzt und<br />
nicht an Dritte weitervermietet.)<br />
• Gemäss Schätzungen der lokalen EVU beträgt der durchschnittliche Belegungsgrad der „Ferienwohnungen“<br />
36 %, derjenige der Zweitwohnungen 17 %, wobei der Belegungsgrad<br />
zwischen der Hochsaison (Januar, Februar ca. 70 %) und der Zwischensaison (Mai, November,<br />
ca. 5 %) bedeutsam ist. 58)<br />
• Rund 70 % der zeitweise benutzten Wohnungen werden während der Zeit in der sie nicht<br />
benutzt werden, reduziert beheizt. Dabei wird der Warmwasserboiler ausgeschaltet. In den<br />
restlichen 30 % der Wohnungen wird im Winter voll durchgeheizt. Dabei beträgt die durchschnittliche<br />
Raumtemperatur 21° C.<br />
57) Als zeitweise bewohnte Wohnungen gelten alle Wohnungen oder Einfamilienhäuser, die nicht <strong>dem</strong> dauernden Wohnen dienen.<br />
Dazu zählen insbesondere: (i) Ferien- und Wochenendwohnungen sowie die Ferien- und Wochenendhäuser, die von ihren<br />
Eigentümern selbst benutzt bzw. für kürzere oder für längere Zeit vermietet werden; (ii) Wohnungen in Apparthotels, sofern<br />
dort nicht hotelähnliche Dienstleistungen angeboten werden; und (iii) Wohnungen, die von einer Firma ihren Angestellten (Kader,<br />
Praktikanten usw.) während eines begrenzten Zeitraums <strong>zur</strong> Verfügung gestellt werden. Siehe „Eidgenössische Volkszählung<br />
2000 – Gebäude, Wohnungen und Wohnverhältnisse“.<br />
52
• Eine Reduktion der Raumtemperatur <strong>auf</strong> (durchschnittlich) 8° C ist ohne negative Auswirkungen<br />
<strong>auf</strong> die Bausubstanz möglich. Eine solche Reduktion impliziert eine Einsparung von<br />
61 % der Heizenergie (7 % Energieeinsparung pro Grad).<br />
• Die Zirkulations- und Standverluste der Warmwasserboiler während der Zeit, in der die<br />
Wohnungen nicht benutzt werden, betragen 660 kWh/a bei einem 200-Liter-Boiler (EFH),<br />
800 kWh/a bei einem 400-Liter-Boiler (ZFH) und 1'250 kWh/a bei einem 800-Liter-Boiler.<br />
Unter diesen Annahmen beträgt der jährliche Heizenergiebedarf der 3’400 zeitweise bewohnten<br />
Wohnungen und Häuser aktuell rund 30'000 MWh. 15'000 MWh fallen dabei während der Zeit<br />
an, in der die Wohnungen gar nicht benutzt werden. Davon könnte rund ein Drittel eingespart<br />
werden, wenn die Wohnungen vermindert beheizt und die Warmwasserboiler ausgeschaltet<br />
würden. Unter den oben genannten Annahmen beträgt das theoretische Potenzial somit rund<br />
5’000 MWh, wobei rund 16 % <strong>auf</strong> Warmwasser entfällt. Als Ziel sollte angestrebt werden, dass<br />
der Anteil der zeitweise bewohnten Wohnungen, die während der Zeit, in der sie nicht benutzt<br />
werden, reduziert beheizt werden, von 70 % <strong>auf</strong> 95 % zunimmt. Damit wäre ein Sparpotenzial<br />
von 4’500 Mwh/a im Vergleich zum heutigen Verbrauch verbunden.<br />
Raumklima Warmwasser Total<br />
Verbrauch bei 100 % Belegungsgrad 34’200 13’800 48’000<br />
Verbrauch wenn belegt (Belegungsgrad 33 %) 11’300 4’500 15’800<br />
Verbrauch wenn nicht belegt (70 % red. beheizt) 13’000 1’500 14’500<br />
Aktueller Verbrauch 24’300 6’000 30’300<br />
Einsparpotenzial total 4’200 800 5’000<br />
Einsparungen bei red. Beheizung in 95 % der Fälle 3’900 600 4’500<br />
Tabelle 26: Energieverbrauch und Sparpotenzial der Zweit- und Ferienwohnungen (MWh/a)<br />
3. Reduktion des Warmwasserverbrauchs<br />
Gemäss der Kampagne <strong>zur</strong> Förderung von Wasser sparenden Duschbrausen59) kann der Wasserverbrauch<br />
pro Minute Duschen durch ein Dosiersystem von 18 bis 25 Liter bei Standardduschen<br />
<strong>auf</strong> bis zu 7 Liter Wasser reduziert werden. Im Durchschnitt verbrauchen die verbesserten<br />
Duschbrausen 8 Liter Wasser pro Minute statt den durchschnittlichen 18 Litern der aktuellen<br />
Brausen. <strong>Das</strong> entspricht einer Reduktion um rund 45 %. Die damit verbundenen Energieeinsparungen<br />
sind allerdings etwas geringer, da zwischen 10 % und 50 % des Energie<strong>auf</strong>wandes <strong>auf</strong><br />
Zirkulationsverluste entfällt.<br />
58) Der genaue Belegungsgrad pro Monat sowie die entsprechende Energieverbrauchsverteilung über das Jahr ist in Anhang 1 zu<br />
finden.<br />
59) www.warmduschen.info<br />
53
Für die Abschätzung des Energiesparpotenzials im <strong>Goms</strong> wird von einem Warmwasserverbrauch<br />
der einheimischen Bevölkerung von 89 Litern pro Person und Tag60) und einem Energiesparpotenzial<br />
von 40 % gegenüber <strong>dem</strong> aktuellen Verbrauch ausgegangen. Dabei wird mit einem<br />
Energiegehalt von 117 KJ pro Liter Warmwasser beim Duschen (38 Grad) gerechnet. 61) Hinzu<br />
kommt der Warmwasserverbrauch der Feriengäste und auswärtig wohnenden Gommer – die<br />
gemäss einer Umfrage die zeitweise bewohnten Wohnungen während 28 % der Zeit benutzen<br />
– sowie der Warmwasserverbrauch der Hotels und Gruppenunterkünfte (Kollektivhaushalte).<br />
Annahmen<br />
Duschminuten / Jahr 1800<br />
Liter pro Minute 18<br />
L WW für Duschen pro Person Jahr 32400<br />
Energieverbrauch MWh<br />
Haushalte<br />
Energiegehalt je Liter WW 0.04<br />
Energie pro Kopf+Jahr für WW-Duschen 1.32<br />
Energie für WW Duschen 7'105<br />
Zeitweise bewohnte Wohnungen<br />
Durchschn. Belegungsgrad 28%<br />
WW-Verbrauch Duschen wenn belegt 3'467<br />
WW-Aufbewahrung nicht belegte Zeit 819<br />
Energie für WW 4'286<br />
Kollektivhaushalte<br />
WW-Verbrauch 6'788<br />
WW-Verbrauch für Duschen 4'073<br />
Energieverbrauch WW Duschen Total 15'464<br />
Energieverbrauch WW Total 25'022<br />
Einsparpotenzial 5'858<br />
als % des WW Wärmebedarfs für Duschen 38%<br />
als % des gesamten WW Wärmebedarfs der Hh 23%<br />
als % des gesamten Wärmebedarfs der Hh 9%<br />
Tabelle 27: Berechnung des Energiesparpotenzials durch den Einsatz wassersparender<br />
Duscharmaturen<br />
60) Laut Umfragen von warmwasser.info duscht ein Schweizer an 300 Tagen pro Jahr während durchschnittlich 6 Minuten. Bei<br />
einem Durchl<strong>auf</strong> von 18 Litern / Minute ergibt das einen Warmwasserverbrauch von über 30'000 Litern pro Person und Jahr.<br />
61) Warmwasser wird üblicherweise <strong>auf</strong> etwa 60 Grad <strong>auf</strong>gewärmt. Die Erwärmung des Kaltwassers erfordert dabei rund 200 kJ.<br />
Danach wird das WW aber wieder mit kaltem Wasser gemischt um die durchschnittliche Duschtemperatur von 38 Grad zu erreichen.<br />
Pro Liter WW werden dazu rund 0.8 Liter Kaltwasser beigemischt oder anders gesagt, pro Liter Duschwasser werden<br />
rund 0.56 Liter Warmwasser benötigt. Siehe www.warmduschen.info.<br />
54
Insgesamt ergibt das einen Warmwasserverbrauch in der Region <strong>Goms</strong> für Duschen von<br />
450 Millionen Litern pro Jahr. Durch die Verwendung wassersparender Duschbrausen könnten<br />
somit 200 Millionen Liter Wasser eingespart werden. Die <strong>zur</strong> Wasser<strong>auf</strong>wärmung notwendige<br />
Energie beträgt rund 15'000 MWh und das damit einhergehende theoretische Energiesparpotenzial<br />
knapp 6’000 MWh pro Jahr (siehe Tabelle 27). 62) Dies entspricht 38 % des Energieverbrauches<br />
für Duschen in der Region63) und 24 % des gesamten Energieverbrauches für<br />
Warmwasser.<br />
Würden bis 2035 80 % der Haushalte, Ferien- und Zweitwohnungen sowie Hotels und Gruppenunterkünfte<br />
mit solchen Armaturen ausgestattet, wären Einsparungen von beinahe 5’000<br />
MWh/a möglich.<br />
5.1.2 Einsatz von Wärmepumpen<br />
Durch den Ersatz von herkömmlicher Öl- oder Elektroheizungen durch Wärmepumpen (WP)<br />
kann im Idealfall bis zu zwei Drittel des bisherigen Energieverbrauches eingespart werden. Es<br />
werden drei Arten von Wärmepumpen unterschieden:<br />
• Luft/Wasser-Wärmepumpen<br />
• Wasser/Wasser-Wärmepumpen (Grundwasser oder Seewasser)<br />
• Sole/Wasser-Wärmepumpen (mit Erdsonden in ca. 100-150 Metern Tiefe).<br />
Grundsätzlich können Wärmepumpen zum Erhitzen von Warmwasser und/oder Erwärmen der<br />
Raumtemperatur verwendet werden. Im Falle des <strong>Goms</strong> wird davon ausgegangen, dass sich der<br />
Einsatz von Luft/Wasser Wärmepumpen <strong>zur</strong> ausschliesslichen Erhitzung des WW <strong>auf</strong>grund der<br />
tiefen Aussentemperaturen nicht lohnt.<br />
<strong>Das</strong> theoretische Energiesparpotenzial bezeichnet die möglichen Einsparungen, wenn sämtliche<br />
fossil oder elektrisch beheizten Gebäude mit einer WP ausgerüstet würden. Es beläuft sich <strong>auf</strong><br />
rund 43’000 MWh oder 44 % des aktuellen Heizenergieverbrauchs der Region. Dabei würden<br />
gegen 40'000 MWh fossiler Energie mit 13'000 MWh Strom substituiert. Ausser<strong>dem</strong> würden<br />
durch den Ersatz der Elektroheizungen rund 16'000 MWh Strom eingespart. Netto käme das<br />
Stromeinsparungen von 3’000 MWh gleich, bei vollkommener Substitution des aktuell verbrauchten<br />
Erdöls und Erdgases in der Beheizung der Gebäude.<br />
62) Gemäss Annahme werden 70 % der Warmwasserboiler der Ferienwohnungen während der Zeit, in der die Wohnungen nicht<br />
benutzt werden, ausgeschaltet. Dadurch ergibt sich ein zusätzlicher Energiebedarf von 4'550 MWh pro Jahr. Unter Berücksichtigung<br />
des weiteren Warmwasserverbrauchs eines Haushalts beträgt der aktuelle Energiebedarf für die Warmwassererwärmung<br />
knapp 20'000 MWh pro Jahr. Die möglichen Einsparungen durch das Ausschalten der Warmwasserboiler in nicht benutzten<br />
Wohnungen wurde bereits in Abschnitt 2 berücksichtigt.<br />
63) Die Differenz zum angenommenen Energiesparpotenzial von 40 % erklärt sich durch die Zirkulations -und Standverluste der<br />
Boiler der Ferienwohnungen während der Zeit, in der diese nicht benutzt und auch nicht ausgeschaltet werden.<br />
55
Aus ökonomischer und technischer Sicht macht die Substitution herkömmlicher Beheizungsanlagen<br />
durch WP in vielen Fällen allerdings nur dann Sinn, wenn gleichzeitig Verbesserungen in<br />
der Gebäudehülle vorgenommen werden. Die notwendigen Vorl<strong>auf</strong>temperaturen müssen entsprechend<br />
reduziert werden, um nicht zu hohe Beträge in die Heizsysteme zu investieren und<br />
die Wärmepumpen nicht in einem ineffizienten Bereich arbeiten zu lassen. 64)<br />
Es wird geschätzt, dass zwischen 2000 und 2008 im <strong>Goms</strong> zwischen 80 und 90 Gebäude mit<br />
Wärmepumpen ausgestattet worden sind. Könnte diese Dynamik <strong>auf</strong>rechterhalten bleiben,<br />
würden bis zum 2035 weitere 290 Gebäude mit WP ausgestattet. Gemäss den Modellierung<br />
bezüglich der Gebäudeerneuerungsraten ist bis zum Jahr 2035 mit 540 Gesamterneuerungen<br />
oder Ersatzneubauten sowie rund 600 Neubauten zu rechnen. Dies impliziert, dass rund 25 %<br />
der Neubauten sowie der gesamterneuerten Gebäude (oder knapp 50 % der Neubauten, falls<br />
bei Gesamterneuerungen keine WP eingebaut werden) mit Wärmepumpen ausgestattet würden.<br />
Wird davon ausgegangen, dass diese Wärmepumpen zu 100 % in Ersatzneubauten von<br />
Gebäuden mit einem für die Region durchschnittlichen Energieverbrauch eingebaut werden, so<br />
wären damit Energieeinsparungen von 3'600 MWh/a im Vergleich zum heutigen Verbrauch<br />
verbunden.<br />
Für die Umsetzung der Vision energieregionGOMS wird von folgenden Annahmen ausgegangen:<br />
• 80 % der Neubauten und der gesamterneuerten Gebäude werden mit Wärmepumpen (WP)<br />
ausgestattet,<br />
• 50 % der teilsanierten Gebäude werden mit WP ausgestattet,<br />
• sämtliche Sanierungs- und Erneuerungsraten verdoppeln sich.<br />
Diese Annahmen implizieren, dass bis ins Jahr 2035 2'100 Gebäude mit Wärmepumpen ausgestattet<br />
würden. Entsprechend den Modellierungen wären 440 davon Neubauten und 1'655 bestehende<br />
Gebäude. Somit würden knapp 50 % des aktuellen Gebäudebestandes mit Wärmepumpen<br />
ausgestattet. Die damit verbundenen Energieeinsparungen im Vergleich zum heutigen<br />
Bestand bel<strong>auf</strong>en sich <strong>auf</strong> rund 22'000 MWh/a oder 21 % des aktuellen Heizenergie-<br />
verbrauchs. 65)<br />
64) Die meisten im <strong>Goms</strong> bestehenden Heizanlagen benötigen Vorl<strong>auf</strong>temperaturen von 60-80° C, weshalb der Ersatz von bestehenden<br />
Heizanlagen nur im Fall von Totalsanierungen oder bei Elektrodirektheizungen realistisch ist. Herkömmliche Wärmepumpen<br />
erwärmen das Wasser bis zu 50° C. Unter Effizienzverlusten können spezielle Wärmepumpen das Wasser bis <strong>auf</strong><br />
65° C erwärmen.<br />
65) Dabei wird allerdings davon ausgegangen, dass keine energetischen Verbesserungen in der Gebäudehülle vorgenommen<br />
werden.<br />
56
Ausgangslage<br />
Anzahl Gebäude mit WP 2000 56<br />
Anzahl Gebäude mit WP 2008 140<br />
Zuwachs WP 2000-2008 84<br />
Neubauten 2000-2008 102<br />
Business as Usual<br />
Neue WPs 284<br />
davon Neubauten 189<br />
davon Ersatzneubauten 66<br />
davon Gesamterneuerungen (10%) 28<br />
Einsparungen (MWh)<br />
Neubauten 2436<br />
Gesamterneuerungen und Ersatzneubauten 1213<br />
Total 3649<br />
<strong>Energieregion</strong> <strong>Goms</strong><br />
80 % der Ersatzneubauten 155<br />
80% der Gesamterneuerungen 709<br />
50% der Teilsanierungen 791<br />
Total 1'655<br />
Einsparungen (MWh)<br />
Ersatzneubauten 1'989<br />
Gesamterneuerungen 9'125<br />
WPs in Gebäuden mit Teilsanierung 10'187<br />
Total 21'905<br />
Tabelle 28: Berechnung des Energiesparpotenzials durch den Einsatz von Wärmepumpen<br />
5.1.3 Beleuchtung und Geräte<br />
Sowohl bei der Beleuchtung wie auch bei den Apparaten werden mittelfristig durch den Einsatz<br />
energieeffizienter Geräte bedeutende Effizienzsteigerungen in Haushalten erwartet. Demgegenüber<br />
sind im Büro- und Schulbereich infolge von Intensitätssteigerungen und höheren Energiedienstleistungen<br />
bei einzelnen Anwendungen (wie z. B. grösseren Bildschirmen) geringere Po-<br />
tenziale vorhanden. 66 )<br />
66) EnergieSchweiz (2005): Grundlagen für eine Strategie Gebäudepark Schweiz<br />
57
Der durchschnittliche Verbrauch eines Haushaltes mit zwei Personen ohne Warmwasser<strong>auf</strong>heizung<br />
(für Bad und Küche) liegt bei etwa 4.5 MWh pro Jahr67) . Im Fall des <strong>Goms</strong> stellt der Tourismus<br />
in diesem Kontext einen relevanten Faktor dar. Dazu wurden folgende Annahmen getroffen:<br />
• Zweit- und Ferienwohnungen: Verbrauch entsprechend einem Durchschnittshaushalt unter<br />
Berücksichtigung des Belegungsgrades.<br />
• Nicht bewohnte Wohnungen: kein Elektrizitätsverbrauch für Beleuchtung und Apparate.<br />
• Hotelgäste: pro Übernachtung 45 % des Elektrizitätsverbrauchs für Beleuchtung und Apparate<br />
pro Person eines Durchschnittshaushaltes. 68)<br />
• Gruppenunterkünfte: pro Übernachtung 72 % des Elektrizitätsverbrauchs für Beleuchtung<br />
und Apparate pro Person eines Durchschnittshaushaltes. 69)<br />
Unter diesen Annahmen besteht in der Region <strong>Goms</strong> das folgende theoretische Einsparpotenzial<br />
durch den Einsatz energiesparender Geräte (siehe Tabelle 29).<br />
Bereich Aktueller<br />
Verbrach70) [MWh/a]<br />
Sparpotenzial<br />
in % 71)<br />
Sparpotenzial im<br />
<strong>Goms</strong><br />
[MWh/a]<br />
Kochen/Backen 1’263 25 % 316<br />
Geschirrspüler 842 25 % 210<br />
Kühlschrank 1’824 25 % 456<br />
Separates Gefriergerät 842 25 % 210<br />
Beleuchtung 1’964 60 % 1'179<br />
Unterhaltungselektronik 982 40 % 393<br />
Heimbüro 561 30 % 168<br />
Diverse Geräte 1’403 20 % 281<br />
Waschmaschine 982 30 % 295<br />
Trocknen 1’403 30 % 421<br />
Allgemeinstrom 1’964 60 % 1'179<br />
Total 14’031 36 % 5’107<br />
Tabelle 29: Energieeinsparpotenzial Haushalte<br />
67) VSE Vereinigung Schw. Energieversorger 2007<br />
68) Es wurde angenommen, dass ein Hotelgast keine Elektrizität für Kochen/Backen, Geschirrspüler, Kühlschrank, Gefriergerät,<br />
Wasch- und Trocknungsmaschine benötigt. Diese Geräte machen 55 % des Verbrauches eines Haushalts aus. Der Verbrauch<br />
dieser Geräte in Hotels wurde aus der Potenzialberechnung herausgenommen.<br />
69) Es wurde angenommen, dass in Gruppenunterkünften keine Gefriergeräte, Unterhaltungselektronik und kein Heimbüro vorhanden<br />
ist. Diese Geräte machen 28 % des Verbrauches eines Haushalts aus..<br />
70) Annahme durchschnittlicher Verbrauch im <strong>Goms</strong> gemäss VSE 2007, 2.65 Personen in Einfamilienhaus<br />
71) SAFE (Schw. Agentur für Energieeffizienz) 2007; im <strong>Goms</strong> leben pro Haushalt durchschnittlich 2.65 Personen<br />
58
Für die Vision <strong>Energieregion</strong>GOMS wird angenommen, dass 90 % dieser Potenziale effektiv<br />
realisiert werden. Dies ergäbe Einsparungen in der Grössenordnung von 4'600 kWh gegenüber<br />
<strong>dem</strong> heutigen Verbrauch.<br />
5.1.4 Mobilität<br />
Die negative Energiebilanz der Region <strong>Goms</strong> im Bereich der Mobilität kann grundsätzlich durch<br />
drei Arten von Massnahmen verbessert werden:<br />
1. Reduktion der Fahrten,<br />
2. Umlagerung des MIV <strong>auf</strong> den öffentlichen, Elektroautos und den Langsamverkehr und<br />
3. effizientere Fahrweise.<br />
Die <strong>ersten</strong> beiden Punkte werden im Folgenden zusammengefasst.<br />
1. Reduktion der Fahrten / Umlagerung des MIV <strong>auf</strong> den ÖV<br />
Es wird unterschieden zwischen nachfrage- und angebotsorientierten Massnahmen.<br />
Nachfrageorientierte Massnahmen:<br />
Als Mittel <strong>zur</strong> Reduktion der Fahrten und <strong>zur</strong> Förderung des Umsteigens <strong>auf</strong> den öffentlichen<br />
Verkehr stehen preisliche Massnahmen im Vordergrund. Im zu prüfenden Möglichkeitsbereich<br />
der Gommer Gemeinden liegen dabei insbesondere Massnahmen wie die Erhebung von Parkplatzgebühren<br />
oder die Erhebung einer Maut („Road Pricing“) in Absprache mit <strong>dem</strong> Kanton<br />
und unter Beachtung der bundesverfassungsrechtlichen Voraussetzungen. 72)<br />
Parkplatzgebühren beeinflussen den Quell-/Zielverkehr vom und ins <strong>Goms</strong>. Dabei bleibt der Verkehr<br />
der Gommer allerdings kaum beeinflusst, da diese zum Grossteil <strong>auf</strong> nicht öffentlichem<br />
Raum parken dürfen. Eine Gebührenerhöhung hat in einer dünn und relativ zerstreut besiedelten<br />
Region wie <strong>dem</strong> <strong>Goms</strong> den Nachteil, den Eink<strong>auf</strong>sverkehr in Nachbarregionen (Brig, Visp)<br />
abzulenken, wodurch der Effekt <strong>auf</strong> die Reduktion der Fahrten verpuffen würde. Demgegenüber<br />
hat Road Pricing den Vorteil, selektiv <strong>auf</strong> nicht erwünschte Verkehrsströme angewendet<br />
werden zu können. So könnte beispielsweise lediglich der Transit- und der Pendlerverkehr belastet<br />
werden, während sich Touristen mit Hotelbuchung oder Skipass die Kosten rückerstatten<br />
lassen könnten.<br />
Der Effekt des Road Pricing hängt von der Preiselastizität der Verkehrsnachfrage ab. Erfahrungen<br />
aus Grossstädten wie Stockholm zeigen, dass eine Maut von ca. 3 Franken <strong>auf</strong> einem Strassen-<br />
59
querschnitt eine Reduktion der Anzahl der Fahrten des MIV von maximal 20 % <strong>zur</strong> Folge hat. In<br />
einer ländlichen Region dürfte der Effekt <strong>auf</strong>grund der schlechteren Alternativen (ÖV, Langsamverkehr<br />
bei grossen Distanzen) deutlich geringer sein. Eine Reduktion des Ziel- und Quellverkehrs<br />
von 10 % liegt deshalb wohl am oberen Ende der Möglichkeiten. Der Durchgangsverkehr könnte<br />
hingegen durch Spezialtarife noch stärker reduziert werden. Die Erhebung von Spitzentarifen<br />
bei kurzen Durchfahrtszeiten ist technisch machbar. Auf diese Weise könnte in der <strong>Energieregion</strong>GOMS<br />
eine Reduktion des Transitverkehrs um 30 % angepeilt werden.<br />
In der folgenden Tabelle sind die möglichen Effekte der Einführung einer Maut <strong>auf</strong> das Verkehrs<strong>auf</strong>kommen,<br />
den Treibstoffverbrauch und die Ausgaben der einheimischen Bevölkerung<br />
für den MIV im <strong>Goms</strong> dargestellt ohne zukünftige Verkehrsentwicklungen zu berücksichtigen.<br />
• Quell- und Zielverkehr: Bezüglich der Ausgaben der einheimischen Bevölkerung wird unterstellt,<br />
dass die geschätzte Verkehrsreduktion um 10 % einer Verminderung des Mobilitätsverhaltens<br />
gleich kommt, dass also kein Umsteigeeffekt entsteht oder dass allfällige Alternativen<br />
keine zusätzlichen Kosten verursachen (z. B. durch Mitfahren/Car-Sharing).<br />
• Durchgangsverkehr: Es wird angenommen, dass 50 % des aktuellen Transitverkehrs mit<br />
20 Franken belastet würden. (Diese Annahme dient lediglich der Veranschaulichung der<br />
Grössenordnung der Resultate und soll keine Aussage bezüglich der Wirksamkeit einer Maut<br />
<strong>auf</strong> den Transitverkehr machen.)<br />
72) Die Einführung zusätzlicher Abgaben <strong>auf</strong> Treibstoffen liegt nicht im Kompetenzbereich von Gemeinden oder Kantonen. Solche<br />
Massnahmen haben <strong>auf</strong>grund von alternativen Tankmöglichkeiten in kleinräumigen Gebieten auch kaum Auswirkungen.<br />
60
Effekt einer hypo-<br />
thetischen Maut<br />
<strong>auf</strong>….<br />
Quell- und Zielverkehr<br />
… die Fahrleistung<br />
im Untersuchungs-<br />
perimeter <strong>Goms</strong><br />
- 2.6 Mio Fhz. km<br />
(-10 %)<br />
Transitverkehr Je nach Ausgestaltung<br />
der Maut und Elastizität<br />
der Verkehrsnachfrage<br />
… den Treibstoff-<br />
verbrauch (2008)<br />
-183'000 L Benzin<br />
- 4'000 L Diesel<br />
Eine Reduktion des<br />
Transitverkehrs um<br />
30 % käme einer<br />
Verminderung um<br />
500'000 L Benzin und<br />
10'000 L Diesel gleich<br />
…die Ver-<br />
kehrsausgaben<br />
der Bevölkerung a<br />
Zusätzliche Ein-<br />
nahmen durch<br />
Maut b<br />
61<br />
-370'000 Fr. 2.4 Mio Fr. (Annahme<br />
Maut 3 Fr.,<br />
Reduktion Verkehr<br />
um 10 %)<br />
0 5.8 Mio Fr. (Annahme<br />
Maut 20 Fr<br />
<strong>auf</strong> 50 % des<br />
Transitverkehrs)<br />
a Annahmen: (1) 50 % des Ziel- und Quellverkehrs werden durch die Gommer Bevölkerung verursacht und die <strong>Weg</strong>strecken<br />
der nicht durchgeführten Fahrten innerhalb des <strong>Goms</strong> entsprechen denjenigen ausserhalb des <strong>Goms</strong>. Folglich<br />
entspricht die geschätzte Reduktion des Treibstoffverbrauchs genau <strong>dem</strong> verminderten Treibstoffverbrauch der<br />
einheimischen Bevölkerung. (2) Die Verkehrsreduktion um 10 % ist gleichbedeutend mit einer Reduktion der verkehrsbedingten<br />
Kosten um 10 %. Die Maut wird der Gommer Bevölkerung über Steuerreduktionen zu 100 % rückerstattet.<br />
Sie verursacht damit keine zusätzlichen Kosten für die Bevölkerung. Berücksichtigt werden umgekehrt nur<br />
treibstoffbedingte Minderausgaben. Verminderte Fahrzeugkosten (Services, Reparaturen, Abschreibungen) bleiben<br />
also unberücksichtigt. (3) Benzinpreis: 2 Franken / Liter. Diesel 1.50 Franken / Liter.<br />
b Da die Maut den Einheimischen rückerstattet wird, sind lediglich die Abgaben von nicht in der Region wohnhaften<br />
Personen berücksichtigt. Dabei wird angenommen, dass die Einheimischen 50 % des Ziel- und Quellverkehrs ausmachen.<br />
Tabelle 30: Mögliche Effekte einer Maut <strong>auf</strong> das Verkehrs<strong>auf</strong>kommen, den<br />
Treibstoffverbrauch und die Ausgaben der Region<br />
<strong>Das</strong> veränderte Mobilitätsverhalten der einheimischen Bevölkerung <strong>auf</strong>grund der Erhebung einer<br />
Maut <strong>auf</strong> den Quell- und Zielverkehr würde somit verminderte Treibstoffausgaben im <strong>Goms</strong> in<br />
der Grössenordnung von 300'000 bis 400'000 Franken pro Jahr nach sich ziehen. Aus ökonomischer<br />
Sicht von grösserer Bedeutung sind allerdings die „zusätzlichen Einnahmen“ durch die<br />
erhobenen Gebühren von rund 2.5 Millionen Franken pro Jahr. Insgesamt würden gegen<br />
200'000 Liter Treibstoff pro Jahr weniger verbraucht. 73) <strong>Das</strong> entspricht rund 7 % des aktuellen<br />
Treibstoffverbrauches in der Region (exklusive Transitverkehr).<br />
Eine Reduktion des Transitverkehrs um 30 % infolge der Erhebung einer Maut käme einer Verminderung<br />
um 500'000 Liter Benzin und 10'000 Liter Diesel gleich. Damit verbunden wären<br />
zusätzliche Einnahmen von 5 bis 6 Millionen Franken, falls 50 % des aktuellen Durchgangsverkehrs<br />
mit einer Maut in der Höhe von 20 Franken belastet werden könnten.<br />
73) Auf das Gebiet der Region <strong>Goms</strong> bezogen, teilen sich diese Einsparungen <strong>auf</strong> die einheimische Bevölkerung und Gäste <strong>auf</strong>.
<strong>Das</strong> Instrument des Road Pricing steht <strong>auf</strong>grund der bundesverfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen<br />
allenfalls erst mittelfristig <strong>zur</strong> Verfügung. Momentan können nur mit Ausnahmebewilligung<br />
durch die Bundesversammlung Gebühren erhoben werden: „Die Benützung öffentlicher<br />
Strassen ist gebührenfrei. Die Bundesversammlung kann Ausnahmen bewilligen.“ (Artikel<br />
82 Abs. 3 der Bundesverfassung). Ende 2007 beschloss der Bundesrat eine Gesetzesinitiative <strong>zur</strong><br />
Durchführung von Pilotversuchen. Nach <strong>dem</strong> Ständerat hat sich im Juni 2008 aber auch der<br />
Nationalrat dafür ausgesprochen, die Durchführung von Pilotversuchen mit Road Pricing in Städten<br />
aus der Legislaturplanung zu streichen.<br />
Angebotsorientierte Massnahmen:<br />
Neben preislichen Massnahmen kann das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung auch durch den<br />
Ausbau des ÖV und verkehrsmindernde Massnahmen in der Infrastruktur des MIV beeinflusst<br />
werden. Der MIV könnte so z. B. über eine Beschränkung des Parkplatzangebots vermindert<br />
werden. Um negative Auswirkungen <strong>auf</strong> das lokale Gewerbe zu verhindern, müssen solche<br />
Massnahmen allerdings spezifisch erfolgen und alternative Transportmöglichkeiten geschaffen<br />
werden. So könnten z. B. Hotels, Sport- und Eink<strong>auf</strong>szentren gleichzeitig besser an den ÖV angebunden<br />
oder mit Einsatzbussen bedient und – im Fall von Eink<strong>auf</strong>szentren – Auslieferdienstleistungen<br />
angeboten und evtl. gefördert werden.<br />
Der Ausbau des ÖV ist dann besonders wirkungsvoll, wenn die Massnahmen <strong>auf</strong> bedeutsame<br />
Verkehrsströme, wie Pendlerbewegungen, ausgerichtet werden. So könnten im <strong>Goms</strong> die Frequenzen<br />
der MGB zu Spitzenzeiten weiter erhöht oder Direktbusse zwischen Knotenpunkten<br />
(Fiesch-Brig-Visp) eingeführt werden. Diese könnten auch besonders wichtige Anl<strong>auf</strong>stellen wie<br />
grosse Arbeitgeber oder Schulen bedienen.<br />
Die Bedeutung solcher Massnahmen für das gesamte Verkehrs<strong>auf</strong>kommen im <strong>Goms</strong> dürfte aber<br />
bescheiden sein. Wird davon ausgegangen, dass rund 10 % der einheimischen Bevölkerung<br />
täglich mit <strong>dem</strong> Auto ins untere Wallis pendeln und dabei im Durchschnitt 40 km <strong>zur</strong>ücklegen,<br />
so erbringt der Pendlerverkehr eine jährliche Fahrleistung von rund 5.2 Mio. Fahrzeug-km. <strong>Das</strong><br />
entspricht gut 20 % des Ziel- und Quellverkehrs. Die Vision <strong>Energieregion</strong>GOMS könnte sich<br />
zum Ziel setzen, diese Pendlerströme über die erwähnten Massnahmen um (hohe) 20 % zu reduzieren.<br />
Dies würde die Fahrleistung um 1 Mio. Fahrzeug-km pro Jahr vermindern. <strong>Das</strong> entspräche<br />
einem jährlichen Minderverbrauch von 75’000 Litern Treibstoff und damit treibstoffbedingten<br />
Einsparungen von 150'000 Franken.<br />
2. Effizienteres Fahren<br />
Eine erhöhte Effizienz der Mobilität kann definiert werden als eine Verminderung des Energieverbrauches<br />
pro Personenkilometer. Ein solches Ziel kann z. B. über eine Erhöhung des Besetzungsgrades<br />
von Personenwagen angestrebt werden. Um dies zu erreichen, könnte beispiels-<br />
62
weise im Rahmen eines Road Pricing Tarifreduktionen für mehrfach besetzte PWs eingeführt<br />
werden.<br />
Im Zentrum der politischen Diskussion steht indes die Verminderung des Treibstoffverbrauches<br />
der Personenwagen, obwohl solche Verbesserungen durch den Trend zu immer grösseren und<br />
schwereren Autos teilweise untergraben werden und mögliche Einsparungen das Wachstum der<br />
Mobilität weiter ankurbeln. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlamentes hat das Ziel<br />
formuliert, den CO2-Ausstoss bei Neufahrzeugen ab 2012 <strong>auf</strong> 120g/km zu begrenzen. <strong>Das</strong> entspricht<br />
einem durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von ca. 5 Litern Benzin pro 100 km, also<br />
einer Reduktion um ca. ein Drittel. Würde die Bevölkerung des <strong>Goms</strong> dieses Ziel bei konstanter<br />
Mobilität erreichen, wären damit Treibstoffeinsparungen von rund 900’000 Litern Benzin und<br />
20’000 Litern Diesel verbunden.<br />
3. Substitution von fossiler Energie<br />
Eine diesbezüglich interessanteste Alternative besteht darin, mit alternativer Energie betriebene<br />
Fahrzeuge zu fördern. So könnte das <strong>Goms</strong> von der Autoindustrie als ländliche Modellregion in<br />
den Alpen gewählt werden, in der z. B. Elektroautos oder Busse zu Testzwecken eingesetzt<br />
werden.<br />
Mit <strong>dem</strong> Einsatz von Elektrofahrzeugen kann elektrische Energie auch im Individualverkehr genutzt<br />
werden. In der Entwicklung dieser Fahrzeuge und der Batterietechnik wurden in den vergangenen<br />
Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Zahlreiche Automobilhersteller haben serienmässig<br />
hergestellte Elektrofahrzeuge angekündigt. Bereits sind verschiedene Modelle <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> Markt oder in Pilotprojekten im Einsatz.<br />
Gegenwärtig ist ein grosses Engagement der Elektrizitätswirtschaft für die Elektromobilität, vorwiegend<br />
durch die Kommunikations- und Marketingabteilungen, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Markt zu beobachten.<br />
Eine breit angelegte Befragung der Energieversorger in Deutschland sieht generell eine hohe<br />
bis sehr hohe Bedeutung der Elektromobilität74) . Die Elektroautos haben folgende Vorteile:<br />
• Können den Individualverkehr effizienter machen: Einerseits kann der Primärenergiebedarf<br />
pro gefahrenen Kilometer um etwa einen Faktor 3 reduziert werden. Andererseits kann die<br />
Energiequelle beliebig gewählt und damit die Abhängigkeit vom Öl verringert werden.<br />
• Sind geeignet für die Verwendung der unregelmässig anfallenden erneuerbaren Energien<br />
wie Wind und Sonne. Die Batterien der Elektroautos können als Zwischenspeicher für Windund<br />
Sonnenanlagen verwendet werden. Umgekehrt können bei hohem Strombedarf Elektroautos<br />
wie eine riesige Batterie Strom ins Netz <strong>zur</strong>ückspeisen – ein Element eines interaktiven<br />
Elektrizitätsnetzes. Dies ist vor allem beim Spitzenbedarf interessant.<br />
63
• Die Antriebsenergie kann in der Region aus den einheimischen, erneuerbaren Ressourcen<br />
produziert und für die Elektroautos eingesetzt werden. Beispielsweise können die Gebäudeflächen<br />
vor Ort für Photovoltaikanlagen <strong>zur</strong> Stromproduktion genutzt werden.<br />
• Sind im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren praktisch CO2- neutral. Voraussetzung<br />
ist der Einsatz von erneuerbaren Energien.<br />
• Bieten die Möglichkeit, die Erträge aus der Mobilität in die lokale Wirtschaft <strong>zur</strong>ückfliessen<br />
zu lassen. Da Mobilität eines der Grundbedürfnisse ist, eröffnet sich hier eine nachhaltige<br />
Einkommensquelle für Elektrizitätswerke, die ihr Geld <strong>auf</strong> Grund der lokalen Verankerung<br />
auch wieder regional investieren werden. Die Wertschöpfungskette für den Elektrizitätssektor<br />
wird verbessert.<br />
Bereits seit fünf Jahren befasst sich das Kraftwerk Oberhasli (KWO), ein wichtiger Wasserkraftproduzent<br />
<strong>auf</strong> der Grimsel, mit <strong>dem</strong> Thema Elektromobilität. Sie hat dabei ein umfassendes<br />
Netzwerk und Kenntnisse in der Batterie- und Elektrofahrzeugtechnik <strong>auf</strong>gebaut. Im Bereich<br />
Tourismus ist die KWO mit <strong>dem</strong> Programm "Grimselwelt – wo die Energien fliessen" aktiv. Dabei<br />
werden (noch) nicht Elektroautos, sondern Elektrovelos für den Transport der Feriengäste<br />
eingesetzt.<br />
Würden beispielsweise 30 Haushalte ihre PWs durch Elektroautos ersetzen, könnten pro Jahr bis<br />
zu 50'000 Liter Benzin (600'000 Fahrzeugkilometer) durch elektrische (im <strong>Goms</strong> produzierte)<br />
Energie substituiert werden. 75)<br />
Der Zeithorizont bis <strong>zur</strong> Verwirklichung der Vision der <strong>Energieregion</strong>GOMS im Jahre 2035 erlaubt<br />
über dieses Modellvorhaben hinauszudenken und die jüngsten Entwicklungen lassen die<br />
Vorstellung, dass bis zu diesem Zeitpunkt Hybridautos einen Grossteil des MIV ausmachen, nicht<br />
unrealistisch erscheinen. Würde bis zu diesem Zeitpunkt z. B. die Hälfte des Treibstoffs aus der<br />
Steckdose kommen, so würden im <strong>Goms</strong> pro Jahr, gemessen am heutigen Verbrauch, über<br />
1.5 Millionen Liter fossile Treibstoffe durch 13 GWh Strom ersetzt. <strong>Das</strong> impliziert eine Zunahme<br />
des Stromverbrauches um 20 % und eine entsprechende Verbesserung der Energiebilanz – sofern<br />
der Strom erneuerbar ist und aus Gommer Kraftwerken stammt.<br />
74) Conenergy (2009): Elektromobilität – ein Geschäftsfeld der Zukunft: auch für Energieversorger?<br />
75) Diese Berechnung beruht <strong>auf</strong> Erhebungen im Rahmen des Mikrozensus zum Verkehrsverhalten der Schweizer Bevölkerung.<br />
Gemäss den Umfragen aus <strong>dem</strong> Jahr 2005 haben im periurbanen und peripheren ländlichen Raum wohnhafte Personen ab<br />
sechs Jahren durchschnittlich rund 41 km pro Tag <strong>zur</strong>ückgelegt. Die statistischen Auswertungen zum Modalsplit zeigen, dass<br />
im ländlichen Raum im Durchschnitt zwischen 75 % und 80 % der Distanzen <strong>auf</strong> den motorisierten Individualverkehr entfallen.<br />
Wird angenommen, dass diese Kennzahlen <strong>auf</strong> die Bevölkerung im <strong>Goms</strong> zutreffen, bedeutet dies, dass ein Gommer im Durchschnitt<br />
täglich rund 27 km im Auto (als Fahrer) oder <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Motorrad <strong>zur</strong>ücklegt. Bei einem Zweipersonenhaushalt wären das<br />
knapp 20'000 km / Jahr.<br />
64
5.1.5 Zusammenfassung der Effizienzpotenziale<br />
Die folgende Tabelle fasst die theoretischen Effizienzpotenziale und die Ziele der <strong>Energieregion</strong>-<br />
GOMS zusammen. Abhängig von den gewählten Massnahmen könnten über die Vision der<br />
<strong>Energieregion</strong>GOMS zwischen 20 % und 90 % des theoretischen Potenzials verwirklicht werden.<br />
Die identifizierten Potenziale lassen sich allerdings nicht einfach so addieren, da die jeweiligen<br />
Potenziale immer <strong>auf</strong> Basis einer ceteris paribus-Annahme geschätzt wurden, d. h. es wurde<br />
angenommen, dass neben der betrachteten Massnahme keine weiteren Massnahmen ergriffen<br />
würden, die das Einsparpotenzial im untersuchten Bereich verändern76) . In Wirklichkeit sind die<br />
Energiesparpotenziale der einzelnen Massnahmen aber voneinander abhängig. So reduzieren<br />
z. B. Massnahmen im Bereich der Gebäudehüllen (Isolationen) das mit einer effizienteren Beheizung<br />
oder mit der Installation einer effizienteren Beheizungstechnologie verbundene Einsparpotenzial.<br />
Wird das Energiesparpotenzial für das Szenario <strong>Energieregion</strong>GOMS in den Bereichen:<br />
• effizientere Beheizungstechnologie (Wärmepumpen) – unter Abzug der Einsparungen durch<br />
Verbesserungen in der Gebäudehülle –,<br />
• effizientere Beheizung der Ferien- und Zweitwohnungen – unter Berücksichtigung des Energiesparpotenzials<br />
in den Bereichen Gebäudehülle und Wärmepumpen – und<br />
• Warmwasserarmaturen – unter Berücksichtigung der bereits verwirklichten Einsparungen<br />
den Bereichen Gebäudehülle, Wärmepumpen und effizienter Beheizung der Ferien- und<br />
Zweitwohnungen –,<br />
berechnet, (das Sparpotenzial der anderen Massnahmen ist weitgehend voneinander unabhängig),<br />
so beläuft sich das Nettoeinsparpotenzial <strong>auf</strong> rund 26 GWh/a. Es könnten also rund 32 %<br />
des gesamten aktuellen Energieverbrauches eingespart werden:<br />
76) Im Falle der Sonnenenergienutzung ist beispielsweise bei der Potenzialermittlung von besonderer Bedeutung, dass <strong>auf</strong> der<br />
gleichen Gebäudefläche entweder PV-Anlage oder Sonnenkollektor installiert werden können.<br />
65
Effizienzmassnahme<br />
Theoretisches /<br />
technisch mögliches<br />
Potenzial<br />
Einsparungen<br />
<strong>Energieregion</strong><br />
Realisierungsgrad<br />
theoretisches Potenzial<br />
Gebäudesanierungen 81’200 32’500 40 %<br />
Effektivere Beheizung Zweitwohnungen<br />
Reduktion Warmwasserverbrauch<br />
5’000 4’200 84 %<br />
5’900 5’000 80 %<br />
Beheizungstechnologie 43’500 21’900 50 %<br />
Beleuchtung + Apparate 5’100 4’600 90 %<br />
Road Pricing (lediglich Quell –<br />
und Zielverkehr)<br />
n/a 1’350 -<br />
Bündelung Pendlerströme 2’500 500 20 %<br />
Effizienteres Fahren n/a 10’000 -<br />
Total 80'050 32 %<br />
Tabelle 31: Energiesparpotenziale gegenüber Verbrauch 2008 nach Szenarien<br />
66
6 Ausblick und Implikationen<br />
6.1 Energieperspektiven <strong>Goms</strong> 2035<br />
In den vorhergehenden Abschnitten wurde der Handlungsspielraum der Region <strong>Goms</strong> abgesteckt.<br />
Die Frage, wie sich der Energieverbrauch in der Region tatsächlich weiterentwickeln wird<br />
und wie viel des zukünftigen Energiebedarfs durch lokale, „neue erneuerbare Ressourcen“ gedeckt<br />
werden kann, hängt neben den Initiativen der Region auch mit gewissen übergeordneten<br />
Trends beim Verbraucherverhalten, bei den Energiepreisen und der generellen künftigen Entwicklung<br />
der Region <strong>Goms</strong> zusammen.<br />
Um die Perspektiven für das Jahr 2035 zu konkretisieren, werden drei Szenarien gebildet:<br />
• Szenario 1 beschreibt eine Situation, die alleine von generellen Megatrends und der weiteren<br />
wirtschaftlichen Entwicklung des <strong>Goms</strong> bestimmt ist. Dabei wird angenommen, dass in<br />
der Region <strong>Goms</strong> keine weiteren Kraftwerke und Anlagen gebaut und (neben den Megatrends)<br />
keine spezifischen Erfolge im Bereich der Energieeffizienz erzielt werden.<br />
• Szenario 2 geht davon aus, dass im <strong>Goms</strong> weiterhin individuelle Massnahmen, jedoch keine<br />
spezifischen Programme <strong>zur</strong> Förderung der Energieeffizienz und von erneuerbarer Energien<br />
durchgeführt werden. Es werden die aktuellen Trends weitergeführt.<br />
• Szenario 3 ist der Verwirklichung der <strong>Energieregion</strong>GOMS gewidmet.<br />
Die spezifischen Annahmen, die den drei Szenarien zugrunde liegen, sind im Anhang beschrieben.<br />
6.1.1 Szenario 1: Keine Massnahmen<br />
Szenario 1 folgt grundsätzlich den Annahmen von Szenario I „Weiter wie bisher“ der Energieperspektiven<br />
des BFE. Dieses bildet das Referenzszenario bezüglich der weiteren Entwicklung der<br />
Region <strong>Goms</strong>. Die Wirkung der in Kraft gesetzten Instrumente, wie beispielsweise der kostendeckenden<br />
Einspeisevergütung (KEV), wird im Folgenden dargestellt. Die energetische Sanierung<br />
von Gebäuden verzeichnet steigende Erfolge. Insgesamt sind die Sanierungsraten jedoch gering.<br />
Um dieses Szenario <strong>auf</strong> das <strong>Goms</strong> herunterzubrechen, wurden spezifische Annahmen bezüglich<br />
der weiteren Entwicklung der Region (Gebäudebestand, Bevölkerungswachstum, Tourismus,<br />
Verkehr, etc) getroffen (siehe Anhang A2). Gemäss diesen Annahmen nimmt der gesamte Energieverbrauch<br />
im <strong>Goms</strong> bis zum Jahr 2035 um 5 % <strong>auf</strong> 159 GWh/a zu, während die Produktion<br />
an erneuerbaren Energien konstant bleibt.<br />
67
6.1.2 Szenario 2: Autonome Massnahmen<br />
<strong>Das</strong> Szenario 2 folgt grundsätzlich den Annahmen von Szenario 2 der Energieperspektiven des<br />
BFE. In diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass sich die in den vergangenen Jahren im<br />
<strong>Goms</strong> beobachteten individuell durchgeführten Massnahmen (Trends) im Bereich Gebäudesanierung,<br />
Beheizungstechnologie und Erneuerbare Energien fortsetzen (Anhang A2). Rund 20 % der<br />
Gebäude werden erneuert, ein Viertel der Gebäude wird mit Wärmepumpen ausgestattet, der<br />
Einsatz von effizienteren Geräten und Glühbirnen vermindert den Stromverbrauch um rund<br />
22,5 % gegenüber <strong>dem</strong> aktuellen Verbrauch.<br />
Insgesamt verringert sich der Energieverbrauch gemäss diesem Szenario gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario<br />
damit um 10 % (siehe Tabelle 35). Ausser<strong>dem</strong> wird angenommen, dass 4 Kleinwasserkraftwerke,<br />
10 Windturbinen, 13 PV-Anlagen, 30 Sonnenkollektoren, 290 Wärmepumpen<br />
und 100 Feuerungsanlagen mit einer Gesamtproduktion von 7.5 GWh/a realisiert werden.<br />
Dadurch erhöht sich die lokale Energieproduktion aus neuen Erneuerbaren Ressourcen um<br />
120 GWh/a.<br />
6.1.3 Szenario 3: <strong>Energieregion</strong>GOMS<br />
In Szenario 3 wird davon ausgegangen, dass die in Kapitel 4 beschriebene Vision einer <strong>Energieregion</strong>GOMS<br />
verwirklicht wird. Dabei werden Effizienzmassnahmen in den Bereichen Gebäudesanierung,<br />
Beheizung, Beleuchtung + Apparate sowie Verkehr ergriffen und ausser<strong>dem</strong> die lokalen<br />
Ressourcen wie Wind, Sonne, Wasser und Biomasse genutzt. Dadurch verringert sich der<br />
Energieverbrauch gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario um 34 % (siehe Tabelle 35). Ausser<strong>dem</strong><br />
wird angenommen, dass 9 Kleinwasserkraftwerke, 60 Windturbinen, 128 PV-Anlagen, 3’000<br />
Sonnenkollektoren, 2’100 Wärmepumpen, eine 70-KW Biogasanlage und 500 Feuerungsanlagen<br />
mit einer Gesamtproduktion von 37 GWh/a realisiert werden. Dadurch erhöht sich die lokale<br />
Energieproduktion aus neuen Erneuerbaren Ressourcen um 500 GWh/a.<br />
Tabelle 35 fasst die weitere Entwicklung des Energieverbrauches entsprechend den drei beschriebenen<br />
Szenarien zusammen. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass der gesamte Energieverbrauch<br />
von aktuell 152'000 MWh/a gemäss Szenario 1 bis zum Jahr 2035 um 5 % <strong>auf</strong><br />
159'000 MWh/a ansteigen wird. Werden die in Szenario 2 beschriebenen Trends im Bereich der<br />
Energieeffizienz weitergeführt, so ist dagegen mit einer Reduktion des Energieverbrauches um<br />
9.8 % gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario zu rechnen. (Dies entspricht einem verminderten Energieverbrauch<br />
von 5.3 % gegenüber <strong>dem</strong> heutigen Verbrauch). Schliesslich würde die Verwirklichung<br />
der Vision <strong>Energieregion</strong>GOMS wie beschrieben eine Reduktion des Energieverbrauches<br />
gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario von über 34 % mit sich bringen.<br />
68
Diese Reduktion ist grösstenteils <strong>auf</strong> das Effizienzpotenzial in den Bereichen Gebäudehülle und<br />
Beiheizungstechnologie <strong>zur</strong>ückzuführen. So könnte der prognostizierte Heizenergieverbrauch<br />
von 104'000 MWh/a gemäss Szenario 3 um 41 % reduziert werden. Die Einsparungen von<br />
46'000 MWh/a wären dabei grösstenteils (zu rund 60 %) <strong>auf</strong> Verbesserungen in der Gebäudehülle<br />
<strong>zur</strong>ückzuführen. Ein weiteres beachtliches Potenzial steckt im Bereich der Wärmpumpen,<br />
die netto (das heisst nach Abzug des Effizienzpotenzials durch Verbesserungen in der Gebäudehülle)<br />
weitere Einsparungen von über 12'000 MWh/a gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario erlauben.<br />
Bereich /<br />
Massnahme<br />
Aktueller<br />
Sparpotenzial bis 2035<br />
Verbrauch Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3<br />
Heizenergie 97’800 104’000 89’300 58’000<br />
+6,3% -9% -41%<br />
6) Gebäudesanierungen -8’800 -26’100<br />
7) Wärmepumpen -1’400 -21’900<br />
(netto) -600 -12’300<br />
8) Effizienteres Heizen -3’100 -5’000<br />
(netto) -2’900 -3’200<br />
9) Warmwasser -2’600 -6’200<br />
(netto) -2’400 -4’100<br />
Beleuchtung + Apparate 14’000 18’100 17’200 12’200<br />
+29% -5% -33%<br />
10) Effizientere Technologie -900 -5’900<br />
Verkehr 30’500 27’700 27’700 24’600<br />
-9% 0% -11%<br />
11) Road Pricing -1’200<br />
12) Pendlerströme -400<br />
13) Treibstoffverbrauch -1’400<br />
Weiterer Verbrauch 9’200 9’400 9’400 9’400<br />
Gesamter Energieverbrauch 151’500 159’000 143’500 104’300<br />
+5,0% -9,8% -34,4%<br />
Tabelle 35: Energieeinsparungen im Jahr 2035 im Vgl. zu Referenzszenario gemäss den<br />
beschriebenen Szenarien<br />
Die Effizienzpotenziale in den Bereichen „Effizienteres Heizen“ und „Warmwasser“ fallen <strong>dem</strong>gegenüber<br />
etwas bescheidener aus. Auch die Einsparungen im Bereich „Beleuchtung + Apparate“<br />
sind mit rund 6'000 MWh, oder 3.7 % des prognostizierten Gesamtverbrauches, eher klein.<br />
Dennoch könnte vom gesamten Energieverbrauch im Bereich „Beleuchtung + Apparate“ etwa<br />
ein Drittel eingespart werden.<br />
<strong>Das</strong> Einsparpotenzial im Bereich Verkehr nimmt sich schliesslich eher bescheiden aus. Es gilt allerdings<br />
zu bedenken, dass durch radikalere Massnahmen ein durchaus grösseres Potenzial ausgeschöpft<br />
werden könnte.<br />
69
Abbildung 15 stellt die weitere Entwicklung gemäss den beschriebenen Szenarien <strong>dem</strong> aktuellen<br />
Energieverbrauch gegenüber. Der Beitrag der einzelnen Energieträger verändert sich dabei je<br />
nach Szenario erheblich. So nimmt in Szenario 1 die Bedeutung von Elektrizität und fossilen<br />
Brennstoffen nicht nur absolut sondern auch relativ leicht zu. Dahinter steckt die Annahme, dass<br />
die Produktion lokaler Energie konstant bleibt, dass im <strong>Goms</strong> also keine weiteren Anlagen realisiert<br />
werden.<br />
152 GWh<br />
14%<br />
19%<br />
29%<br />
39%<br />
- 31%<br />
-5%<br />
104 GWh<br />
51%<br />
20%<br />
27%<br />
+ 5%<br />
143 GWh<br />
16%<br />
17%<br />
26%<br />
41%<br />
2008 2035<br />
Elektrizität Fossile Brennstoffe Treibstoffe Weitere<br />
159 GWh<br />
13%<br />
16%<br />
30%<br />
41%<br />
Szenario 3 Szenario 2 Szenario 1<br />
Abbildung 15: Entwicklung des Energieverbrauches 2008 bis 2035 gemäss Szenarien<br />
Demgegenüber steigt in Szenario 2 die Bedeutung der „weiteren Energieträger“ <strong>auf</strong>grund der<br />
Substitution von Öl- und Elektroheizungen durch Wärmepumpen sowie durch die zusätzliche<br />
Wärmegewinnung in Solarpanels und in neuen Feuerungsanlagen. Umgekehrt sinkt in diesem<br />
Szenario der Verbrauch an fossilen Brennstoffen deutlich (-15 %) gegenüber <strong>dem</strong> heutigen<br />
Verbrauch. Der Stromverbrauch bleibt <strong>auf</strong>grund der Substitution von Elektroheizungen durch<br />
Wärmepumpen bei zunehmen<strong>dem</strong> Elektrizitätsverbrauch für Licht und Geräte ungefähr konstant.<br />
In Szenario 3 schliesslich steigt der Anteil der „weiteren Energieträger“ <strong>auf</strong> 51 %. Dahinter<br />
steckt die Annahme, dass der gesamte Wärmebedarf von rund 65 GWh/a zu 60 % über Wärmepumpen,<br />
zu 25 % über Holzfeuerungsanlagen und zu 15 % über Sonnenkollektoren gedeckt<br />
wird. Entsprechend sinkt der Verbrauch fossiler Brennstoffe <strong>auf</strong> praktisch 0. Die Stromnachfrage<br />
halbiert sich im Vergleich zu heute trotz des vermehrten Einsatzes von Wärmepumpen,<br />
<strong>auf</strong>grund der Einsparungen im Bereich Beleuchtung + Apparate und des Ersatzes der Elekt-<br />
70
oheizungen. Unberücksichtigt bleibt dabei die Möglichkeit, dass ein Teil des Energiebedarfs für<br />
Mobilität ebenfalls über Strom gedeckt werden könnte.<br />
6.2 Implikationen und Auswirkungen<br />
6.2.1 Implikationen für den Selbstversorgungsgrad<br />
Die folgende Abbildung zeigt in derselben Darstellungsart wie oben den Anteil lokaler „neuer<br />
erneuerbarer Energien“ (d. h. ohne Grosswasserkraft) gemäss den drei beschriebenen Szenarien.<br />
Dabei wird angenommen, dass die lokal produzierte Energie vollumfänglich im <strong>Goms</strong> verwendet<br />
wird und der nicht zu deckende Elektrizitätsbedarf von den lokalen Grosswasserkraftwerken<br />
geliefert wird.<br />
152 GWh<br />
17%<br />
35%<br />
2008<br />
-5%<br />
+ 5%<br />
143 GWh<br />
2035<br />
159 GWh<br />
-31%<br />
48% 104 GWh 37% 47%<br />
10%<br />
90%<br />
63%<br />
Szenario 3 Szenario 2 Szenario 1<br />
Lokale Neue Erneuerbare Grosswasserkraft Importierte Energie<br />
Abbildung 16: Anteil der lokalen Energieproduktion am Energieverbrauch 2008 bis 2035 gemäss<br />
Szenarien<br />
Wie in der Darstellung ersichtlich, beträgt der Anteil der lokalen neuen erneuerbaren Energien<br />
(LNE) am Energieverbrauch aktuell rund 35 %, wobei etwas mehr als die Hälfte aus Kleinwasserkraft<br />
und ein weiteres Drittel aus der Nutzung von Energieholz stammt. Rund 17 % des<br />
Energiebedarfes wird über Strom aus lokalen Grosswasserkraftwerken (oder importierte Elektrizität)<br />
gedeckt. Knapp die Hälfte des Energieverbrauches entfällt <strong>auf</strong> importierte fossile Brennund<br />
Treibstoffe.<br />
20%<br />
34%<br />
71
In Szenario 1 fällt der Anteil der LNE entsprechend der Annahme, dass die lokalen Produktionskapazitäten<br />
nicht ausgebaut werden, wegen des insgesamt steigenden Energieverbrauchs leicht<br />
<strong>auf</strong> 34 %. Aufgrund des stark zunehmenden Stromverbrauches steigt der Anteil des Stroms aus<br />
Grosswasserkraft etwas an. Rund die Hälfte der Energie würde weiterhin importiert.<br />
In Szenario 2 steigt der Anteil der LNE deutlich <strong>auf</strong> 63 %. Die Abhängigkeit von der Grosswasserkraft<br />
fällt <strong>auf</strong>grund der neuen Elektrizitätsproduktion in Kleinwasserkraftwerken, Wind- und<br />
Photovoltaikanlagen weg. Insgesamt werden in diesem Szenario 142 GWh Strom pro Jahr aus<br />
LNE produziert. Dies übersteigt den lokalen Elektrizitätsbedarf um fast das Dreifache. Ausser<strong>dem</strong><br />
wird in diesem Szenario rund die Hälfte des Wärmebedarfs über Erdwärme und lokale Biomasse<br />
gedeckt. Diese muss zu diesem Zweck aber zu 100 % <strong>auf</strong>gebraucht werden. Der restliche Wärmebedarf<br />
wird über fossile Brennstoffe gedeckt. Diese decken gemäss den Annahmen weiterhin<br />
rund 20 % des gesamten Energieverbrauches der Region. Der restliche Anteil der importierten<br />
Energie entfällt <strong>auf</strong> fossile Treibstoffe.<br />
In Szenario 3 ist die lokale Wärmeproduktion schliesslich ausreichend, um den Bedarf abzudecken.<br />
Entsprechend werden in diesem Szenario keine Brennstoffe mehr importiert. 70 % des<br />
Wärmebedarfes wird über Erdwärme gedeckt, weitere 18 % über Solarenergie und der Rest<br />
über lokale Biomasse (Holz). Insgesamt können 85 % des lokal produzierten Holzes (rund 32<br />
GWh/a) exportiert werden. Wird ausser<strong>dem</strong> angenommen, dass 50 % des Treibstoffverbrauches<br />
über lokal produzierten Strom gedeckt wird, fällt der Anteil importierter Energie am Gesamtverbrauch<br />
<strong>auf</strong> 10 %. Trotz<strong>dem</strong> könnten in diesem Szenario pro Jahr 365 GWh Strom aus LNE<br />
exportiert werden, wobei der Löwenanteil <strong>auf</strong> die Windenergie entfällt.<br />
6.2.2 Direkte ökonomische Auswirkungen<br />
Dem Import von Energieträgern in die Region <strong>Goms</strong> steht ein entsprechender Wertschöpfungsabfluss<br />
gegenüber, zumal aktuell (mit der Ausnahme der Elektrizität aus Grosswasserkraftwerken)<br />
kaum Energie exportiert wird. Um die Dimension dieses Wertschöpfungsabflusses zu erfassen,<br />
sind in der folgenden Tabelle die aktuellen Ausgaben der Region <strong>Goms</strong> für den Eink<strong>auf</strong> der<br />
benötigten Energieträger berechnet und der jeweilige Anteil dieser Energiekosten, der in die<br />
restliche Schweiz und ins Ausland abfliesst, geschätzt. Die Preise beziehen sich dabei lediglich<br />
<strong>auf</strong> die Endenergie, d. h. sie umfassen nicht die Kosten der Umwandlung von End- in Nutzenergie.<br />
Diese Umwandlungskosten entfallen hauptsächlich <strong>auf</strong> Kapitalkosten (z. B. für Heizungen,<br />
Motoren, Generatoren), die <strong>auf</strong>grund des Imports dieser Technologien ebenfalls grösstenteils<br />
aus der Region abfliessen. Alles in allem dürften die Energiekosten und der Wertschöpfungsabfluss<br />
also noch deutlich höher sein.<br />
Werden die aktuellen Energiepreise (Stand November 2008) als Referenzwert genommen, so<br />
bel<strong>auf</strong>en sich die jährlichen Ausgaben der Region <strong>Goms</strong> für den Eink<strong>auf</strong> von Endenergie aktuell<br />
72
<strong>auf</strong> beinahe 21 Millionen Schweizer Franken. (In Wirklichkeit dürften die Kosten für das Jahr<br />
2008 <strong>auf</strong>grund des hohen Erdölpreises im Jahr 2008 noch höher gewesen sein). <strong>Das</strong> entspricht<br />
rund 4'000 Franken pro Einwohner. Gemäss den Annahmen bezüglich des Wertschöpfungsanteils<br />
der Region <strong>Goms</strong> an der Produktion und Lieferung der einzelnen Energieträger, bleibt lediglich<br />
zwischen einem Viertel und einem Fünftel dieser Ausgaben effektiv in der Region <strong>Goms</strong>,<br />
während über die Hälfte in die restliche Schweiz und ein weiteres Viertel ins Ausland abfliessen.<br />
Verbrauch<br />
(MWh/a)<br />
Preis<br />
(Rp./kWh)<br />
Kosten<br />
Anteil an der Wertschöpfung<br />
(1’000 SFr.) <strong>Goms</strong> Schweiz Ausland<br />
Elektrizität 59’000 20 11’800 25 % 70 % 5 %<br />
Heizöl 44’000 9 3’900 0 % 25 % 75 %<br />
Benzin 28’000 15 4’200 15 % 60 % 25 %<br />
Holz 20’000 5 1’000 90 % 10 % 0 %<br />
Andere lokale 1’000 5 60 75-100 % 0-25 % 0 %<br />
Total (2008) 152’000 14 20’900 4’500 11’800 4’600<br />
22 % 56 % 22 %<br />
Szenario 1 (2035) 159’000 22’100 4’800 12’500 4,800<br />
22 % 57 % 22 %<br />
Szenario 2 (2035) 143’000 19’300 10’700 5’900 2’700<br />
56 % 30 % 14 %<br />
Szenario 3 (2035) 104’000 12’100 8’800 2’900 400<br />
73 % 24 % 3 %<br />
Quellen der Energiepreise: lokale Elektrizitätswerke, Forstbetriebe und Erdölvereinigung.<br />
Tabelle 36: Energieausgaben und Wertschöpfungsabfluss aus <strong>dem</strong> <strong>Goms</strong><br />
Gemäss den Annahmen von Szenario 1 würde sich diese Situation bis zum Jahr 2035 nur unwesentlich<br />
verändern: Bei gleichen Energiepreisen würden die Ausgaben insgesamt um knapp 6 %<br />
ansteigen, wobei der Anteil des <strong>Goms</strong> an der Wertschöpfung bei rund 20 % stagnieren würde.<br />
Ganz anders sieht das Bild in Szenario 2 aus. In diesem Fall vermindern sich die Energieausgaben<br />
um 8 %, während der Anteil der Region an der Wertschöpfung sich mehr als verdoppelt. Dies<br />
ist u. a. deshalb der Fall, da davon ausgegangen wird, dass der lokale Anteil an der Wertschöpfung<br />
der LNE zwischen 75 % (Elektrizität) und 100 % (Holz) liegt und damit mindestens dreimal<br />
höher ist als bei der Stromproduktion aus Grosswasserkraft. Um einen so hohen Anteil an der<br />
Wertschöpfung zu sichern, müssen Projekte gefördert werden, bei denen die lokale Bevölkerung<br />
sich effektiv beteiligen kann und dabei für die lokalen Interessen vorteilhafte Finanzierungs- und<br />
Betreibermodelle der Anlagen gefunden werden. Insgesamt vergrössert sich in diesem Szenario<br />
der Anteil der Region an der gesamten Wertschöpfung aus der Energieproduktion um 6 Millionen<br />
Franken, oder mehr als 1'000 Franken pro Einwohner und Jahr.<br />
73
In Szenario 3 beträgt der lokale Anteil an den Energieausgaben schliesslich rund 75 %. Aufgrund<br />
der starken Reduktion des Energieverbrauches beläuft sich die lokale Wertschöpfung jedoch<br />
<strong>auf</strong> lediglich 8.8 Millionen Franken pro Jahr und liegt damit sogar tiefer als in Szenario 2.<br />
<strong>Das</strong> Nettoresultat für die Region ist indes nochmals bedeutend positiver, da sich neben den Einnahmen<br />
auch die Ausgaben verringern: Insgesamt fliessen in diesem Szenario nur noch 3.3 Millionen<br />
Franken für Energieausgaben aus der Region ab. Dies sind 62 % (oder 5.3 Millionen<br />
Franken) weniger als in Szenario 2 und sogar 80 % (oder 13.1 Millionen Franken) weniger als in<br />
der aktuellen Situation.<br />
Noch bedeutender sind in diesem Szenario aber die möglichen Exporterlöse: Wie oben erwähnt<br />
könnten <strong>auf</strong>grund der Überproduktion pro Jahr 365 GWh Strom und 32 GWh Energieholz exportiert<br />
werden. Wird davon ausgegangen, dass insgesamt 75 % der damit verbundenen Wertschöpfung<br />
in der Region bleibt, wären bei aktuellen Preisen Exporteinnahmen von 56 Millionen<br />
Schweizer Franken verbunden. Insgesamt beträgt der ökonomische Mehrwert von Szenario 3<br />
gegenüber der heutigen Situation für die Region <strong>Goms</strong> damit rund 70 Millionen Franken pro<br />
Jahr. Davon entfallen rund 80 % <strong>auf</strong> potenzielle Exporterlöse, 13 % <strong>auf</strong> verminderte Ausgaben<br />
und 6 % <strong>auf</strong> die Substitution importierter Energie.<br />
6.2.3 Weitere Auswirkungen<br />
Die Verwirklichung der Vision „<strong>Energieregion</strong>GOMS“ hat über die Importsubstitution und die<br />
erwähnten Exportmöglichkeiten hinaus weitere positive Auswirkungen. Zu nennen sind z. B.<br />
eine verbesserte Treibhausgas-Bilanz, eine erhöhte Versorgungssicherheit, die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen und damit einhergehend ein verbessertes Image der Region und ein höheres<br />
Selbstwertgefühl der Bevölkerung.<br />
Aber auch aus einer rein ökonomischen Perspektive sind neben der Importsubstitution weitere<br />
interessante Effekte zu erwarten. Die folgende Tabelle zeigt anhand von einigen Beispielen mögliche<br />
positive Auswirkungen der Massnahmen im Bereich der Energieeffizienz und der Förderung<br />
erneuerbarer Energien. Dabei kann unterschieden werden zwischen direkten, indirekten und<br />
dynamischen Effekten <strong>auf</strong> der einen Seite sowie vorübergehenden (in der Übergangsphase anfallenden)<br />
und nachhaltigen Auswirkungen <strong>auf</strong> der anderen Seite.<br />
Von besonderer Bedeutung scheinen insbesondere die dynamischen Effekte, bei denen über die<br />
Schaffung von neuen Kompetenzen und Dienstleistungen im Bereich Energieeffizienz und erneuerbarer<br />
Energien positive Beschäftigungs- und Einkommenseffekte sowie Spillover-Effekte in<br />
andere Branchen ausgelöst würden. Dies könnte langfristig einen Strukturwandel einläuten. Eine<br />
qualitative (oder gar quantitative) Einschätzung der Bedeutung dieser Auswirkungen ist im Rahmen<br />
dieser Arbeit allerdings nicht möglich.<br />
74
Die Verwirklichung der Massnahmen wie auch deren Effekt hängt in je<strong>dem</strong> Fall aber auch von<br />
den Rahmenbedingungen ab. Dies trifft insbesondere auch <strong>auf</strong> die dynamischen Effekte zu. So<br />
kann sich der Effekt der <strong>Energieregion</strong>GOMS positiv <strong>auf</strong> den Tourismus auswirken, wenn entsprechende<br />
Marketing-Massnahmen getroffen werden. Es sollten also flankierende Massnahmen<br />
vorschlagen werden, die mögliche dynamische Effekte unterstützen.<br />
Vorübergehende<br />
ik<br />
Nachhaltige Auswirkungen<br />
Direkte Effekte Indirekte Effekte Dynamische Auswirkungen<br />
o Beratungsdienstleistungen in<br />
Konzeption, Planung und Umsetzung<br />
von Projekten in den<br />
Bereichen Energieeffizienz und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
im öff. und privaten Sektor<br />
o Schaffung von Arbeitsplätzen im<br />
Bereich Überwachung und Unterhalt<br />
von Sanierungs- und<br />
Sparmassnahmen<br />
o Produktion und Verarbeitung der<br />
Primärenergieträger (Holz,<br />
Landwirtschaft); Logistik der Versorgung<br />
der Anlagen; Betrieb<br />
und Unterhalt der Anlagen; Entsorgung<br />
und Recycling von Abfällen<br />
o Effizienz: Häusersanierungen<br />
(Baugewerbe und Transport),<br />
o Anlagenbau und -installation<br />
(Baubranche)<br />
o Nachgelagerte Effekte durch die<br />
vorübergehenden Arbeitsbesuche<br />
von Experten in der Region<br />
o Positionierung als <strong>Energieregion</strong><br />
hat positive Effekte <strong>auf</strong> Tourismus<br />
und die Landwirtschaft<br />
o Höherer Selbstversorgungsgrad<br />
bringt Planungssicherheit für<br />
energieabhängige Industrien<br />
(Landwirtschaft, Bau, Tourismus)<br />
o Vermehrte Berücksichtigung<br />
einheimischer Lieferanten (Handarbeiter<br />
und Techniker) in der<br />
Energieproduktion<br />
75<br />
o Neue Kompetenzen und Fähigkeiten<br />
der lokalen Bevölkerung<br />
und Unternehmen, insbes. in den<br />
Bereichen Energieberatung +<br />
energetische Nutzung vorhandener<br />
Primärenergieträger, etc.<br />
o Produktivitätsfortschritte durch<br />
Anwendung effizienterer Produktionsmethoden<br />
o Neue Produkte, welche die neuen<br />
Rahmenbedingungen innovativ<br />
verwerten (Ökotourismus,<br />
Bio-Landwirtschaft..)<br />
o Neuansiedlung von Unternehmen<br />
<strong>auf</strong>grund interessanter Geschäftsmöglichkeiten<br />
oder <strong>dem</strong><br />
entstandenen Milieu<br />
o Rückkehr ausgewanderter,<br />
hochqualifizierter Einheimischer<br />
<strong>auf</strong>grund der gestiegenen Lebensqualität<br />
und besserer Arbeitsmöglichkeiten<br />
Tabelle 37: Systematisierung der ökonomischen Auswirkungen der Umsetzung des<br />
Energiekonzeptes
A1 Berechnung des Heizenergiebedarfs im <strong>Goms</strong><br />
Der Heizenergiebedarf im <strong>Goms</strong> wurde folgendermassen geschätzt:<br />
• Multiplikation der durchschnittlichen Wohnflächen der Gebäudekategorien nach Heizungsarten<br />
je Gemeinde multipliziert mit der Anzahl Gebäude jeder Kategorie in den Gemeinden.<br />
Daraus ergibt sich die gesamte Energiebezugsfläche nach Gebäudekategorie und Heizungsart<br />
pro Gemeinde. Dabei wurde unterstellt, dass ein MFH im Durchschnitt 4.75 Wohnungen,<br />
„andere Wohngebäude“ 1.5 Wohnungen sowie „sonstige Gebäude“ 1.33 Wohnungen haben.<br />
77) , 78)<br />
• Korrektur der Wohnfläche gemäss der Eidgenössischen Volkszählung 2000 um 12 %, um<br />
die Bruttogeschossfläche zu erhalten.<br />
• Aktualisierung der Zahl der Gebäude sowie der Beheizungsarten (nach Umbauten) für das<br />
Jahr 2008 <strong>auf</strong> Grundlage der Anzahl eingereichter Baugesuche zwischen 2005 und 2008<br />
sowie individuellen Anfragen bei den Gemeinden bezüglich der Installation von Wärmepumpen.<br />
• Identifikation von in der Volkszählung nicht erfassten Gebäuden (Schulhäusern, Sporthallen,<br />
Hallenbäder, Kirchen, Bahngebäude, Militärgebäude, Museen, Bibliotheken, etc.) anhand<br />
von Umfragen. Schätzung der Energiebezugsfläche.<br />
• Multiplikation der gesamten Energiebezugsflächen im <strong>Goms</strong> mit den Grenzwerten der<br />
SIA 380/1 (für Wohnen in EFH respektive MFH, Verwaltung, Schulen, Spitäler, etc.) in Gebäuden,<br />
deren Nutzung der Standardnutzung entspricht. 79) Diese Kennzahlen wurden entsprechend<br />
den Energiekennzahlen des Energieplanungsberichtes 2006 des Regierungsrates<br />
des Kantons Zürich <strong>auf</strong> Basis 400 MJ/m2a korrigiert, um die effektiven Baustandards des jeweiligen<br />
Baujahrs der Gebäude zu berücksichtigen. 80)<br />
• Korrektur der Energiekennzahlen um die Jahresmitteltemperaturen im <strong>Goms</strong>. Annahme zusätzlicher<br />
Energiebedarf im <strong>Goms</strong>: 16 %. Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft die korrigierten<br />
Energiekennzahlen der Gebäude nach Baujahr und Beheizungsart.<br />
77) Dies ergibt eine Gesamtzahl von 5’970 Wohnungen, was mit den Ergebnissen der Volkszählung 2000 übereinstimmt.<br />
78) „Andere Wohngebäude“ sind Gebäude, die hauptsächlich Wohnzwecken dienen. Zu den „sonstigen Gebäuden“ gehören<br />
ausschliesslich für Kollektivhaushalte bestimmte Gebäude (Hotels, Spitäler, Klöster, usw.) sowie Gebäude, die hauptsächlich anderen<br />
als Wohnzwecken dienen, wie Fabriken, Verwaltungsbauten, Schulen usw., unter der Bedingung, dass diese mindestens<br />
über eine zeitweise oder nicht bewohnte Wohnung verfügen. Siehe „Eidgenössische Volkszählung 2000 - Gebäude, Wohnungen<br />
und Wohnverhältnisse“.<br />
79) Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein 2007, „Thermische Energie im Hochbau“. SIA 380/1:2007, Anhang f, S.54-<br />
56. Die Zahlen wurden ohne Gewichtung bezüglich der Primärenergiefaktoren verwendet.<br />
80) Energieplanungsbericht 2006. Bericht des Regierungsrates über die Energieplanung des Kantons Zürich, Abbildung 14 „Energiekennzahl<br />
von Wohnbauten nach Baujahrklassen. S. 18.<br />
76
Bauperiode Korrektur<br />
SIA 380/1 H+WW fossil<br />
(EFH)<br />
Annahme Heizenergiebedarf (MJ/m2)<br />
H+WW fossil<br />
(MFH)<br />
H fossil + Wärmep.<br />
(EFH)<br />
Vor 1970 erbaut +75 % 814 727 548<br />
1971 - 1980 +55 % 721 644 485<br />
1981 - 1990 +30 % 605 540 407<br />
1991 - 1995 +15 % 535 478 360<br />
1996 – 2000* +5 % 488 436 329<br />
Tabelle A1: Beispiele der um Baustandard und Heizgradzahlen korrigierten SIA Norm 380/1<br />
• Korrektur des so berechneten Heizenergiebedarfs um den Anteil unbewohnter Wohnungen<br />
(gemäss Volkszählung) und den verminderten Energiebedarf von Zweitwohnungen entsprechend<br />
deren Belegungsgrad. Annahmen bezüglich Zweitwohnungen: Energieeinsparungen<br />
von 48 % (Raumklima) und 100 % (Warmwasser) während der Zeit, in der die Wohnungen<br />
nicht belegt sind und reduziert beheizt werden. 81) Dabei wurde davon ausgegangen, dass<br />
70 % der Zweitwohnungen und sämtliche unbewohnten Wohnungen reduziert beheizt<br />
werden. (Siehe Tabelle A2)<br />
Monat<br />
Anteil Energie-<br />
Belegungsgrad<br />
ver-brauch Ferienwohnungen Zweitwohnungen<br />
Januar 20 % 70 % 25 %<br />
Februar 15 % 70 % 25 %<br />
März 10 % 50 % 20 %<br />
April 5 % 10 % 10 %<br />
Mai 3 % 5 % 10 %<br />
Juni 3 % 30 % 20 %<br />
Juli 0 % 50 % 20 %<br />
August 0 % 50 % 20 %<br />
September 3 % 30 % 15 %<br />
Oktober 10 % 20 % 10 %<br />
November 10 % 5 % 10 %<br />
Dezember 20 % 40 % 20 %<br />
Ganzes Jahr 100 % 36 % 17 %<br />
Tabelle A2: Belegung der zeitweise bewohnten Wohnungen und Verteilung des<br />
Energieverbrauches über das gesamte Kalenderjahr.<br />
• Die Aufschlüsselung des Energiebedarfs entsprechend der installierten Heizungsart nach<br />
Energieträgern. Korrektur um die neu installierten Wärmepumpen und den nicht erfassten<br />
Holzverbrauch (Stückholzfeuerungen, Holzschnitzel und Pellets), die als Sekundärenergiequelle<br />
verwendet werden.<br />
81) Annahmen: Reduktion des Raumklimas um 9 Grad (von 21 <strong>auf</strong> 12). Energieeinsparung pro Grad: 7 %.<br />
77
A2 Annahmen der drei Szenarien<br />
Szenario 1 „Keine Massnahmen“<br />
Es werden folgende spezifischen Annahmen bezüglich der weiteren Entwicklung der Region<br />
<strong>Goms</strong> gemacht:<br />
• Gebäudebestand: Es wird davon ausgegangen, dass die Gebäudefläche im <strong>Goms</strong> entsprechend<br />
der Entwicklung der vergangenen acht Jahre weiter zunehmen wird. <strong>Das</strong> bedeutet<br />
eine jährliche Wachstumsrate von 0.5 % bei Einfamilienhäusern und von 1 % bei Mehrfamilienhäusern.<br />
Bis ins Jahr 2035 werden <strong>dem</strong>zufolge die Energiebezugsflächen der EFH um<br />
knapp 15 % oder 27'500 m2 zunehmen. Bei MFH wird die Zunahme 31 % oder rund<br />
50'000 m2 betragen. Werden diese Neubauten gemäss der Mustervorschrift der Kantone so<br />
gebaut, dass der Wärmebedarf für Raumheizung und Wassererwärmung 4.8 Liter Heizöl-<br />
Äquivalente pro m2 Wohnfläche nicht überschreitet, so ist bis ins Jahr 2035 mit einem zusätzlichen<br />
Energieverbrauch von knapp 4’000 MWh/a zu rechnen. <strong>Das</strong> entspricht einer Zunahme<br />
um 6.3 % gegenüber <strong>dem</strong> aktuellen Energieverbrauch.<br />
• Bevölkerungsentwicklung und Tourismus: Die Entwicklung entspricht der Zunahme des Gebäudebestandes.<br />
• Privatwirtschaft und öffentliche Verwaltung: Der Wärme-, Licht und Kraftbedarf steigt entsprechend<br />
<strong>dem</strong> BFE-Szenario I um 1.9 %.<br />
• Beleuchtung und Geräte in Haushalten und Tourismus: Die Zunahme entspricht der Zunahme<br />
im BFE Szenario I und reflektiert damit sowohl die Zuwachsrate der Bevölkerung und des<br />
Tourismus wie auch die Intensitätssteigerungen und höheren Energiedienstleistungen bei<br />
den nachgefragten Anwendungen.<br />
• Verkehr: Gemäss den Projektionen im Nationalen Personenverkehrsmodell ist in der Region<br />
<strong>Goms</strong> mit einer Zunahme der Verkehrsleistung des Binnenverkehrs um 14 % und des Quellund<br />
Zielverkehrs um 20 % zu rechnen. Der Transitverkehr wird um 18 % ansteigen. Bezüglich<br />
des Treibstoffverbrauches ist eine Reduktion um 22 % <strong>auf</strong> durchschnittlich 5.5 Liter/100<br />
km absehbar. Beim ÖV wird von einem konstanten Energieverbrauch ausgegangen.<br />
• Erneuerbare Energien: Der Bestand an Kraftwerken und Anlagen sowie deren Effizienz bleiben<br />
gleicht<br />
Dies bedeutet für die Entwicklung des Energieverbrauches bis zum Jahr 2035:<br />
• Elektrizität: Der Elektrizitätsverbrauch für Wärme und Verkehr bleibt konstant. Der Elektrizitätsverbrauch<br />
für Beleuchtung und Apparate nimmt entsprechend <strong>dem</strong> BFE Szenario I um<br />
78
29 % zu. Insgesamt wird somit mit einer Zunahme des Elektrizitätsverbrauches bis zum Jahr<br />
2035 um 9 % gerechnet.<br />
• Fossile Brennstoffe: Der Verbrauch nimmt entsprechend der Zunahme der Energiebezugsflächen<br />
<strong>auf</strong>grund von Neubauten bei Annahme eines durchschnittlichen Energieverbrauchs von<br />
4.8 Liter Heizöl-Äquivalente/m2 um 8 % zu.<br />
• Fossile Treibstoffe: Der Verbrauch nimmt trotz der Zunahme der Verkehrsleistung <strong>auf</strong>grund<br />
des verminderten Treibstoffverbrauches pro km (exklusive Transitverkehr) um 11 % ab.<br />
• Erneuerbare Energien: Die Produktion und der Verbrauch an erneuerbaren Energien bleiben<br />
konstant.<br />
Szenario 2 „Autonome Massnahmen“<br />
Folgende Annahmen liegen <strong>dem</strong> Szenario 2 zugrunde:<br />
• Gebäudesanierungen: Die „historischen“ Sanierungsraten im <strong>Goms</strong> bleiben erhalten. Bis<br />
zum Jahr 2035 werden 18 % der Gebäude gesamt erneuert oder abgerissen und neu gebaut<br />
und 21 % energetisch relevant teilsaniert (siehe Tabelle A3).<br />
• Wärmepumpen: Die Rate von elf Installationen pro Jahr bleibt <strong>auf</strong>rechterhalten. Bis 2035<br />
werden 27 % der Neubauten (200), 36 % der Ersatzneubauten (70) und 3 % der gesamt<br />
erneuerten Gebäude (30) mit Wärmepumpen ausgestattet.<br />
• Zweit- und Ferienwohnungen: Der Anteil vermindert beheizter Zweit- und Ferienwohnungen<br />
bleibt bei 70 %. Einsparungen werden nur dank vermindertem Energieverbrauch durch Gebäudesanierungen<br />
und Wärmepumpen erzielt.<br />
• Warmwasser: Es werden weiterhin keine wassersparenden Duscharmaturen eingesetzt.<br />
• Beleuchtung und Apparate: Der Verbrauch steigt gemäss BFE Szenario II um 22.5 % gegenüber<br />
<strong>dem</strong> aktuellen Verbrauch.<br />
• Verkehr: Zunahme gemäss NPVM um 18 %; Reduktion des Treibstoffverbrauches/km um<br />
22 %. ÖV konstant.<br />
In Bezug <strong>auf</strong> die lokale Energieproduktion über „Neue Erneuerbare Ressourcen“ werden die in<br />
Tabelle A3 beschriebenen Annahmen getroffen.<br />
Ausser<strong>dem</strong> wird angenommen, dass diese zusätzlich generierte Energie zu folgenden Anteilen<br />
<strong>zur</strong> Substitution importierter Energieträger verwendet wird:<br />
• 23 % des zusätzlich generierten Stroms <strong>zur</strong> Substitution von importierter Elektrizität<br />
• 100 % der zusätzlich generierten Wärme <strong>zur</strong> Substitution fossiler Brennstoffe<br />
79
Neue Erneuerbare<br />
Anzahl Anlagen<br />
gross klein<br />
Durchschn.<br />
Grösse<br />
(max. Leistung)<br />
Produktion<br />
(MWh/a)<br />
Kleinwasserkraft 4 45 MW 60’000<br />
Windturbinen 10 2 MW 50’000<br />
Photovoltaik 3 10 18 kW 250<br />
Solarthermik 30 3 kW 100<br />
Wärmepumpen a 290 - 5’300<br />
Pelletier, Holschnitzel- und<br />
Stückholzfeuerungen<br />
3 100 - 7’500<br />
Total 20 430 - 123’000<br />
a Angenommene Jahresarbeitszahl von 3.2<br />
Tabelle A3: Anlagen gemäss Szenario 2.<br />
Szenario 3 „<strong>Energieregion</strong>GOMS“<br />
Es werden folgende Annahmen getroffen:<br />
• Gebäudesanierungen: Die Erneuerungsraten erhöhen sich entsprechend Tabelle A4. Bis<br />
2035 werden so 54 % der Gebäude teilsaniert, 30 % gesamterneuert und 8 % durch Neubauten<br />
ersetzt.<br />
• Wärmepumpen: 80 % der Neubauten und der gesamt erneuerten Gebäude sowie 50 % der<br />
teilsanierten Gebäude (entsprechend den vorherigen Annahmen bzgl. der Erneuerungsraten)<br />
werden mit WP ausgestattet.<br />
• Zweit- und Ferienwohnungen: Der Anteil der Zweit- und Ferienwohnungen, die während<br />
der Zeit, in der sie nicht benutzt werden, reduziert beheizt werden, steigt von 70 % <strong>auf</strong><br />
95 %.<br />
• Warmwasser: In 80 % der Haushalte, Ferien- und Zweitwohnungen sowie Hotels und Gruppenunterkünfte<br />
werden herkömmliche durch wassersparende Duscharmaturen ersetzt.<br />
• Beleuchtung und Apparate: 90 % des Energiesparpotenziales durch den Einsatz energieeffizienterer<br />
Geräte und Apparate wird realisiert, gleichzeitig aber von einem Trend zu grösserem<br />
Energieverbrauch im Haushaltsbereich entsprechend <strong>dem</strong> BFE Szenario I überlagert. Insgesamt<br />
reduziert sich der Stromverbrauch im Haushaltsbereich so um 15 %.<br />
• Verkehr: Zunahme gemäss NPVM um 18 %, Reduktion des Treibstoffverbrauches/km um<br />
22 %. ÖV konstant.<br />
In Bezug <strong>auf</strong> die lokale Energieproduktion über „Neue Erneuerbare Ressourcen“ werden die in<br />
Tabelle A4 beschriebenen Annahmen getroffen. Schliesslich wird angenommen, dass 39 % der<br />
zusätzlich generierten Wärme <strong>zur</strong> Substitution fossiler Brennstoffe verwendet wird. Da der<br />
80
Stromverbrauch unter das aktuelle Produktionsniveau aus kleinen Anlagen sinkt, könnte der neu<br />
generierte Strom zu 100 % exportiert werden. Es wird allerdings angenommen, dass 3 % davon<br />
in Elektroautos verwendet werden. Dadurch würde sich der Treibstoffverbrauch für Mobilität<br />
halbieren.<br />
Neue Erneuerbare<br />
Anzahl Anlagen<br />
gross klein<br />
Durchschn.<br />
Grösse<br />
(max. Leistung)<br />
Produktion<br />
(MWh/a)<br />
Kleinwasserkraft 9 45 MW 135’000<br />
Windturbinen 60 2 MW 300’000<br />
Photovoltaik 8 120 18 kW 2’500<br />
Solarthermik 3000 3 kW 10’000<br />
Biogas (Org. + landw. Biomasse)<br />
1 70 KW 1’350<br />
Wärmepumpen a 2100 - 39’000<br />
Pelletier, Holschnitzel- und<br />
Stückholzfeuerungen<br />
22 480 - 37’600<br />
Total 100 5’600 - 525’000<br />
a Angenommene Jahresarbeitszahl von 3.2<br />
Tabelle A4: Anlagen gemäss Szenario 3.<br />
81