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Das Goms: auf dem Weg zur ersten Energieregion ... - Alpstar Project

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unternehmenGOMS<br />

<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong>: <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zur</strong> <strong>ersten</strong><br />

<strong>Energieregion</strong> der Schweizer Alpen<br />

Integriertes Energiekonzept für die ländliche Regionalentwicklung<br />

Schlussbericht September 2009


Zusammenfassung<br />

Ausgangslage<br />

Der Hintergrund: unternehmenGOMS hat im Jahr 2007 die Vision einer möglichst energieautarken<br />

Region in den Schweizer Alpen formuliert. <strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> soll als erste <strong>Energieregion</strong> der<br />

Schweizer Alpen positioniert werden. Ziel liegt darin, die im <strong>Goms</strong> benötigte Energie mit erneuerbaren<br />

Energien zu decken. Die energieregionGOMS soll als Modell für andere ländliche, gebirgige<br />

Regionen im In- und Ausland dienen, wie man nachhaltig mit und der Umwelt umgehen<br />

und die regionale Wertschöpfung erhöhen kann. Die Vision dient der Planung und Umsetzung<br />

von Projekten in der Praxis.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong>: <strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> liegt in den südlichen Schweizer Alpen im Kanton Wallis. Es ist eine<br />

Bergregion und liegt im ob<strong>ersten</strong> Teil des Rhonetals. Die Region zählt 13 politisch eigenständige<br />

Gemeinden. <strong>Das</strong> Gebiet umfasst 650 km2 und ist äussert dünn besiedelt: Insgesamt zählt das<br />

<strong>Goms</strong> rund 5'200 Einwohner. Die Ortschaften liegen <strong>auf</strong> einer Höhe von 1'000 bis 1'600<br />

m. ü. M. <strong>Das</strong> Klima ist kontinental geprägt: wenig Niederschlag, kalte Winter und warme, sonnige<br />

Sommer. Die Täler werden von dichten Nadelwäldern eingerahmt.<br />

Energie als Treiber: <strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> verfügt über eine Vielzahl natürlicher Ressourcen, die <strong>auf</strong> unterschiedliche<br />

Art und Weise <strong>zur</strong> Energieproduktion genutzt werden können. Eine verstärkte Nutzung<br />

dieser Ressourcen erlaubt die Erschliessung neuer Einkommensquellen mit den entsprechend<br />

positiven Effekten <strong>auf</strong> die lokale Wertschöpfung und die Beschäftigungssituation im<br />

<strong>Goms</strong>. Der Energiesektor ist zu<strong>dem</strong> von grosser ökologischer Bedeutung: Die nachhaltige Nutzung<br />

erneuerbarer Energiequellen fördert den bewussten Umgang mit Landschaft, Luft, Boden,<br />

Wasser und Biodiversität und schützt das Klima. Die energieregionGOMS stiftet Identität und<br />

leistet einen Beitrag zum guten Image des <strong>Goms</strong> und den damit verbundenen Anschubeffekten<br />

für einen sanften, nachhaltigen Tourismus im <strong>Goms</strong>.<br />

Ziele<br />

Ein Konzept als Grundlage: Die lokale Trägerschaft unternehmenGOMS hat das Projekt im<br />

Rahmen einer nationalen Ausschreibung der Kerngruppe Bundesnetzwerk Ländlicher Raum eingereicht.<br />

In der Kerngruppe des Netzwerks sind 4 Ämter mit besonders raumrelevanten Aktivitäten<br />

zusammengeschlossen: Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), Staatssekretariat für Wirtschaft<br />

(seco), Bundesamt für Umwelt (BAFU) und Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), die<br />

das Projekt finanziell unterstützt haben. <strong>Das</strong> Konzept analysiert die aktuelle Energiesituation im<br />

<strong>Goms</strong>, beschreibt Möglichkeiten und <strong>Weg</strong>e <strong>zur</strong> Realisierung der Vision energieregionGOMS und<br />

I


erläutert die mit der Verwirklichung der Vision verbundenen Auswirkungen. Dieses Energiekonzept<br />

dient als zentrale Entscheidungsgrundlage für die Realisierung der energieregionGOMS.<br />

Regionale Energieversorgung und -nutzung<br />

Der Wärmeverbrauch: Der Wärmeverbrauch ergibt sich aus <strong>dem</strong> Energiebedarf für Raumklima<br />

und Warmwasser. Als Verbrauchergruppen werden Haushalte, Tourismus, öffentliche Gebäude<br />

und Unternehmungen unterschieden. Charakteristisch für den Gebäudebestand im <strong>Goms</strong> ist die<br />

hohe Anzahl Zweitwohnungen der Feriengäste, das Alter der Gebäude (40 % der Gebäude<br />

wurden vor 1970 gebaut) und die hohe Anzahl Elektroheizungen. Der Energieverbrauch der<br />

Wohneinheiten für Raumklima und Warmwasser beläuft sich <strong>auf</strong> 85 GWh (16 MWh pro Einwohner<br />

und Jahr) und macht den Hauptteil der 101 GWh Wärmeverbrauch aus. Der grösste Teil<br />

des Wärmeverbrauchs stammt aus fossilen Brennstoffen (46 %) und Elektrizität (35 %). Der<br />

restliche Wärmeverbrauch wird mit Energieholz aus der Region abgedeckt. Bezüglich der<br />

Verbrauchergruppen zeigt sich Folgendes: Touristisch genutzte Objekte (Hotels, Ferienhäuser<br />

und -wohnungen) sind die mit Abstand wichtigsten Wärmebezüger im <strong>Goms</strong> (siehe Abbildung).<br />

9%<br />

50%<br />

6%<br />

35%<br />

Haushalte Tourismus Unternehmen Öff. Gebäude<br />

Der Stromverbrauch: Elektrische Energie wird für Licht, <strong>zur</strong> Wärmeproduktion, als mechanische<br />

Energie (Kraft) oder für die Mobilität verwendet. Der Elektrizitätsverbrauch der Region<br />

<strong>Goms</strong> betrug im Jahr 2008 rund 59 GWh. Davon wurden fast zwei Drittel <strong>zur</strong> Beheizung von<br />

Wohnungen und <strong>zur</strong> Produktion von Warmwasser <strong>auf</strong>gewendet.<br />

II


14%<br />

16%<br />

6%<br />

64%<br />

Wärme Licht/EDV Kraft Mobilität<br />

Mobilität: Der Energie<strong>auf</strong>wand in der Mobilität (Individualverkehr und öffentlicher Verkehr)<br />

beträgt 30 GWh. Der relativ geringe Verbrauch erklärt sich aus <strong>dem</strong> Territorialitätsprinzip: Es<br />

wurden lediglich Fahrten innerhalb des <strong>Goms</strong> berücksichtigt. Nicht in der Energiebilanz enthalten<br />

sind der Flug- und Transitverkehr und Fahrten ausserhalb des <strong>Goms</strong>.<br />

Der Gesamtenergieverbrauch: Der aktuelle Energieverbrauch im <strong>Goms</strong> beläuft sich <strong>auf</strong> knapp<br />

152 GWh pro Jahr. Der Verbrauch der einzelnen Energieträger ist in der folgenden Tabelle dargestellt.<br />

Kategorie Nutzungsart Verbrauch (GWh)<br />

Elektrizität Wärme, Licht, Kraft und Fortbewegung 55<br />

Fossile Brennstoffe Wärme (Raumklima und Warmwasser) 47<br />

Fossile Treibstoffe Fortbewegung 28<br />

Holz Wärme (Raumklima und Warmwasser) 20<br />

Andere Prozesswärme, Raumklima und Warmwasser 1<br />

Total 152<br />

Nutzbare erneuerbare Ressourcen<br />

Erneuerbare Energien: Die im <strong>Goms</strong> vorhandenen erneuerbaren Ressourcen umfassen Wasser,<br />

Wind, Biomasse, Sonne, Erdwärme und unterschiedliche Arten von Abfällen. Bis heute wurde<br />

vor allem das Potenzial an Wasserkraft <strong>zur</strong> Stromproduktion genutzt, während die anderen<br />

Energieträger nur in bescheidenem Masse verwendet wurden.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> verfügt über 13 Wasserkraftanlagen mit einer jährlichen Stromproduktion von rund<br />

520 GWh. Die installierte Leistung der vier grössten Zentralen beträgt total 150 MW. Diese Anlagen<br />

produzieren zusammen rund 500 GWh Strom pro Jahr. Sie sind allerdings nur zu einem<br />

geringen Teil in Gommer Besitz. Neben den Wasserkraftwerken wird nur in der ARA <strong>Goms</strong> in<br />

geringem Umfang Strom produziert.<br />

III


Aus Holz wird vor allem Wärme produziert. Gommer Wälder liefern Energieholz, mit <strong>dem</strong> den<br />

Endnutzern knapp 8 GWh Wärme <strong>zur</strong> Verfügung stehen. Der Grossteil des Holzes wird in<br />

Stückholzfeuerungen verbrannt, der Rest hauptsächlich in Feuerungen, die in Kombination mit<br />

Elektroheizungen und Ölheizungen eingesetzt werden.<br />

Energiebilanz: Im <strong>Goms</strong> wird rund neunmal mehr Elektrizität produziert als genutzt. Auf der<br />

anderen Seite ist das <strong>Goms</strong> stark von fossilen Brenn- und Treibstoffen abhängig, die importiert<br />

werden. Schlechter fällt die Bilanz aus, wenn die Grosswasserkraftwerke, die sich nur zu einem<br />

sehr geringen Anteil in Gommer Besitz befinden, nicht berücksichtigt werden.<br />

Potenzial erneuerbarer Energien: Es wurden Abschätzungen für das zusätzlich wirtschaftlich<br />

nutzbare Potenzial der erneuerbaren Energien gemacht. Die Wirtschaftlichkeit wurde mittels der<br />

aktuell geltenden KEV-Ansätze abgeschätzt (vgl. Kostendeckende Einspeisevergütung). Die folgende<br />

Tabelle zeigt die zusätzlich wirtschaftlich nutzbaren Potenziale aus erneuerbaren Energien<br />

im <strong>Goms</strong>. Für die Stromproduktion steht die energetische Nutzung von Wind und Wasser im<br />

Vordergrund, für die Wärmeproduktion die Nutzung der Biomasse und Sonne.<br />

Heutige Nutzung Zusätzliches Potenzial (GWh)<br />

(GWh) Strom Wärme<br />

Holz 19.8 17.4<br />

Biogene Abfälle 0.4 0.1 0.2<br />

Landwirtschaftliche Biomasse 0 0.6 0.7<br />

Wind 0 300<br />

Wasser 521.7 135<br />

Photovoltaikanlagen 0 8<br />

Solaranlagen 0.03 5<br />

Total 542 443.7 23.3<br />

Mögliche Massnahmen und die Auswirkungen<br />

Handlungsspielraum Energieeffizienz: Wie in der gesamten Schweiz, ist auch im <strong>Goms</strong> der<br />

Energieverbrauch pro Kopf in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen. Einsparungen sind<br />

nur möglich, wenn der wachsende Energiebedarf durch eine Steigerung der Energieeffizienz<br />

überkompensiert wird. Diesbezüglich kann unterschieden werden zwischen Einsparungen durch<br />

effizienten Einsatz von Endenergie (Effizienz <strong>auf</strong> der Bedarfsseite) und Einsparungen durch eine<br />

effiziente Erzeugung der Endenergie (Effizienz <strong>auf</strong> der Erzeugungsseite).<br />

Auf der Bedarfsseite liegt das grösste Effizienzpotenzial im Bereich der Haushalte und Ferienwohnungen,<br />

insbesondere in den Bereichen Raumklima und Warmwasser sowie Beleuchtung<br />

und Geräte. Auf der Erzeugungsseite ist der Einsatz effizienterer Beheizungstechnologien – insbesondere<br />

der Ersatz der weitverbreiteten Elektroheizungen durch Wärmepumpen – zu beachten.<br />

Im Bereich Verkehr sind Verbesserungen durch eine Reduktion des Treibstoffverbrauchs pro<br />

IV


Kilometer, d. h. durch den Ersatz von alten Fahrzeugen durch neue effizientere Fahrzeuge und<br />

vermehrtes Umsteigen <strong>auf</strong> öffentliche Verkehrsmittel möglich.<br />

Gebäudebereich: Durch natürliche Sanierungszyklen im Gebäudebereich kann der Heizenergiebedarf<br />

der bestehenden Wohnhäuser um fast 15 % reduziert werden. Die<br />

energieregionGOMS strebt an, mittels Sensibilisierungskampagnen und möglicherweise monetären<br />

Anreize zu erreichen, dass u. a. 50 % der Neubauten die neuen Minergiestandards erfüllen<br />

und der Energiebedarf sanierter Gebäude <strong>auf</strong> 50 kWh/m2 reduziert werden kann.<br />

Rund 3’400 Wohnungen und Chalets im <strong>Goms</strong> werden nur zeitweise als Zweitwohnungen benutzt<br />

oder als Ferienwohnungen vermietet. Ein beachtliches Energiesparpotenzial ist damit verbunden,<br />

solche Wohnungen reduziert zu beheizen, wenn sie nicht belegt sind. Der jährliche<br />

Heizenergiebedarf dieser Wohnungen und Häuser beträgt aktuell 30 GWh. Die Hälfte fällt dabei<br />

während der Zeit an, in der die Wohnungen nicht genutzt werden. Davon könnte rund ein Drittel<br />

eingespart werden, wenn die Wohnungen vermindert beheizt und der Warmwasserboiler<br />

ausgeschaltet würde. Es wird angestrebt, dass der Anteil der Wohnungen, die reduziert beheizt<br />

werden, von 70 % <strong>auf</strong> 95 % steigt. Damit wäre ein Sparpotenzial von 4.5 GWh verbunden. Es<br />

ist realistisch, mit Wärmepumpen weitere 22 GWh Wärmeenergie einzusparen, mit wassersparenden<br />

Armaturen und energiesparenden Geräten zusätzliche Energie (siehe folgende Tabelle).<br />

Effizienzmassnahme Einsparpotenzial (GWh)<br />

Gebäudesanierungen 32.5<br />

Effektivere Beheizung Zweitwohnungen 4.2<br />

Reduktion Warmwasserverbrauch 5<br />

Beheizungstechnologie 21.9<br />

Beleuchtung + Apparate 4.6<br />

Road Pricing 1.4<br />

Bündelung Pendlerströme 0.5<br />

Effizienteres Fahren 10<br />

Total 25.8<br />

Umsetzung der Massnahmen: Um die Perspektiven für das Jahr 2035 zu konkretisieren, wurden<br />

drei Szenarien gebildet:<br />

• Szenario 1 beschreibt eine Situation, die alleine von generellen Megatrends und der weiteren<br />

wirtschaftlichen Entwicklung des <strong>Goms</strong> bestimmt ist. Dabei wird angenommen, dass in<br />

der Region <strong>Goms</strong> keine weiteren Kraftwerke und Anlagen gebaut und (neben den Megatrends)<br />

keine spezifischen Erfolge im Bereich der Energieeffizienz erzielt werden.<br />

V


• Szenario 2 geht davon aus, dass im <strong>Goms</strong> weiterhin individuelle Massnahmen, jedoch keine<br />

spezifischen Programme <strong>zur</strong> Förderung der Energieeffizienz und von erneuerbarer Energien<br />

durchgeführt werden. Es werden die aktuellen Trends weitergeführt.<br />

• Szenario 3 ist der Verwirklichung der energieregionGOMS gewidmet.<br />

unternehmenGOMS strebt an, die Vision einer energieregionGOMS zu verwirklichen (Szenario<br />

3). Dabei werden Effizienzmassnahmen in den Bereichen Gebäudesanierung, Beheizung, Beleuchtung<br />

+ Apparate sowie Verkehr ergriffen und zu<strong>dem</strong> die lokalen Ressourcen wie Wind,<br />

Sonne, Wasser und Biomasse genutzt. Dadurch verringert sich der Energieverbrauch gegenüber<br />

<strong>dem</strong> Referenzszenario (weiter wie bisher) um 34 %. Ausser<strong>dem</strong> wird angenommen, dass 9<br />

Kleinwasserkraftwerke, 60 Windturbinen, 128 PV-Anlagen, 3’000 Sonnenkollektoren, 2’100<br />

Wärmepumpen, eine 70-KW-Biogasanlage und 500 Feuerungsanlagen mit einer Gesamtproduktion<br />

von 37 GWh/a realisiert werden. Dadurch erhöht sich die lokale Energieproduktion aus<br />

neuen Erneuerbaren Ressourcen um 500 GWh/a.<br />

Die Reduktion im Energieverbrauch ist grösstenteils <strong>auf</strong> das Effizienzpotenzial in den Bereichen<br />

Gebäudehülle und Beiheizungstechnologie <strong>zur</strong>ückzuführen. So könnte der prognostizierte Heizenergieverbrauch<br />

gemäss <strong>dem</strong> Szenario energieregionGOMS um 41 % reduziert werden. Die<br />

Einsparungen von 46 GWh/a wären dabei grösstenteils (zu rund 60 %) <strong>auf</strong> Verbesserungen in<br />

der Gebäudehülle <strong>zur</strong>ückzuführen. Ein weiteres beachtliches Potenzial steckt im Bereich der<br />

Wärmepumpen, die netto (das heisst nach Abzug des Effizienzpotenzials durch Verbesserungen<br />

in der Gebäudehülle) weitere Einsparungen von über 12 GWh/a gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario<br />

erlauben.<br />

VI


152 GWh<br />

14%<br />

19%<br />

29%<br />

39%<br />

- 31%<br />

-5%<br />

104 GWh<br />

51%<br />

20%<br />

27%<br />

+ 5%<br />

143 GWh<br />

16%<br />

17%<br />

26%<br />

41%<br />

2008 2035<br />

Elektrizität Fossile Brennstoffe Treibstoffe Weitere<br />

159 GWh<br />

13%<br />

16%<br />

30%<br />

41%<br />

Szenario 3 Szenario 2 Szenario 1<br />

In Szenario 3 steigt der Anteil der „weiteren Energieträger“ <strong>auf</strong> 51 %. Dahinter stehen Überlegungen,<br />

dass der gesamte Wärmebedarf von rund 65 GWh/a zu 60 % über Wärmepumpen, zu<br />

25 % über Holzfeuerungsanlagen und zu 15 % über Sonnenkollektoren gedeckt wird.<br />

Ökonomische Auswirkungen: Dem Import von Energieträgern in die Region <strong>Goms</strong> steht ein<br />

entsprechender Wertschöpfungsabfluss gegenüber, zumal gegenwärtig (mit der Ausnahme der<br />

Elektrizität aus Grosswasserkraftwerken) kaum Energie exportiert wird.<br />

In Szenario 3 beträgt der lokale Anteil an den Energieausgaben 75 %. Aufgrund der starken<br />

Reduktion des Energieverbrauches beläuft sich die lokale Wertschöpfung jedoch <strong>auf</strong> lediglich<br />

8.8 Millionen Franken pro Jahr. Da sich neben den Einnahmen auch die Ausgaben verringern,<br />

fliessen aber nur noch 3.3 Millionen Franken für Energieausgaben aus der Region ab. Dies sind<br />

80 % (oder 13.1 Millionen Franken) weniger als heute.<br />

Noch bedeutender sind aber die möglichen Exporterlöse: Aufgrund der Überproduktion pro Jahr<br />

könnten 365 GWh Strom und 32 GWh Energieholz exportiert werden. Wird davon ausgegangen,<br />

dass insgesamt 75 % der damit verbundenen Wertschöpfung in der Region bleibt, wären<br />

bei aktuellen Preisen damit Exporteinnahmen von 56 Millionen Schweizer Franken verbunden.<br />

Insgesamt beträgt der ökonomische Mehrwert von Szenario 3 gegenüber der heutigen Situation<br />

für die Region <strong>Goms</strong> damit rund 70 Millionen Franken pro Jahr. Davon entfallen rund 80 % <strong>auf</strong><br />

potenzielle Exporterlöse, 13 % <strong>auf</strong> verminderte Ausgaben und 6 % <strong>auf</strong> die Substitution importierter<br />

Energie.<br />

VII


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Hintergrund und Zielsetzung der Studie ..............................................................................1<br />

2 Vorgehen und Abgrenzungen.............................................................................................2<br />

2.1 Vorgehen .................................................................................................................2<br />

2.2 Geographische Abgrenzung .....................................................................................2<br />

2.3 Systemabgrenzungen ...............................................................................................4<br />

3 Die aktuelle Energiesituation im <strong>Goms</strong> ................................................................................7<br />

3.1 Der Energieverbrauch ...............................................................................................7<br />

3.1.1 Der Wärmeverbrauch .................................................................................7<br />

3.1.2 Der Stromverbrauch .................................................................................11<br />

3.1.3 Mobilitätsbedingter Energieverbrauch.......................................................15<br />

3.1.4 Übersicht Energieverbrauch ......................................................................19<br />

3.2.1 Die Stromproduktion ................................................................................20<br />

3.2.2 Die Wärmeproduktion ..............................................................................22<br />

3.2.3 Übersicht Energieproduktion aus erneuerbaren Energieträgern .................24<br />

3.3 Energiebilanz..........................................................................................................24<br />

4 Potenzial Erneuerbare Energien.........................................................................................28<br />

4.1 Einleitung...............................................................................................................28<br />

4.1.1 Potenzialbegriffe und räumliche Darstellung der Resultate ........................28<br />

4.1.2 Aufbau der Potenzialstudie.......................................................................29<br />

4.2 Energieholz ............................................................................................................29<br />

4.2.1 Begriffe ....................................................................................................29<br />

4.2.2 Vorgehen <strong>zur</strong> Bestimmung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials...........31<br />

4.2.3 Ergebnisse ................................................................................................31<br />

4.3 Biogene Abfälle......................................................................................................34<br />

4.3.1 Begriffe ....................................................................................................34<br />

4.3.2 Vorgehen .................................................................................................35<br />

4.3.3 Ergebnisse ................................................................................................35<br />

4.4 Landwirtschaftliche Biomasse .................................................................................38<br />

4.4.1 Begriffe ....................................................................................................38<br />

4.4.2 Vorgehen .................................................................................................38<br />

4.4.3 Ergebnisse ................................................................................................38<br />

4.5 Photovoltaik <strong>auf</strong> Gebäudedächern..........................................................................40<br />

4.5.1 Begriffe ....................................................................................................40<br />

4.5.2 Vorgehen .................................................................................................41<br />

4.5.3 Resultate ..................................................................................................41<br />

Ernst Basler + Partner AG<br />

Zollikerstrasse 65 8702 Zollikon<br />

Telefon 044 395 11 11 Fax 044 395 12 34<br />

E-Mail info@ebp.ch<br />

Internet www.ebp.ch<br />

Bericht-Nr., 7. September 2009/PHI<br />

Q:\207265\Arbeiten\Berichte\Energiekonzept_GOMS_09_3008_def.doc


4.6 Solarthermische Anlagen <strong>auf</strong> Gebäudedächern.......................................................42<br />

4.6.1 Begriffe ....................................................................................................42<br />

4.6.2 Vorgehen .................................................................................................43<br />

4.6.3 Resultate ..................................................................................................43<br />

4.7 Windenergie...........................................................................................................44<br />

4.7.1 Begriffe ....................................................................................................44<br />

4.7.2 Vorgehen .................................................................................................44<br />

4.7.3 Ergebnisse ................................................................................................44<br />

4.8 Wasserkraft............................................................................................................46<br />

4.8.1 Begriffe ....................................................................................................46<br />

4.8.2 Vorgehen .................................................................................................46<br />

4.8.3 Aktuelle Situation .....................................................................................46<br />

4.9 Übersicht und Schlussfolgerung..............................................................................47<br />

4.9.1 Berechnung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials..................................47<br />

4.9.2 Schlussfolgerungen ..................................................................................48<br />

5 Handlungsspielräume im GOMS .......................................................................................49<br />

5.1 Energieeffizienz......................................................................................................49<br />

5.1.1 Raumklima und Warmwasser ...................................................................49<br />

5.1.2 Einsatz von Wärmepumpen ......................................................................55<br />

5.1.3 Beleuchtung und Geräte...........................................................................57<br />

5.1.4 Mobilität ..................................................................................................59<br />

5.1.5 Zusammenfassung der Effizienzpotenziale ................................................65<br />

6 Ausblick und Implikationen...............................................................................................67<br />

6.1 Energieperspektiven <strong>Goms</strong> 2035 ............................................................................67<br />

6.1.1 Szenario 1: Keine Massnahmen ................................................................67<br />

6.1.2 Szenario 2: Autonome Massnahmen ........................................................68<br />

6.1.3 Szenario 3: <strong>Energieregion</strong>GOMS...............................................................68<br />

6.2 Implikationen und Auswirkungen ...........................................................................71<br />

6.2.1 Implikationen für den Selbstversorgungsgrad............................................71<br />

6.2.2 Direkte ökonomische Auswirkungen.........................................................72<br />

6.2.3 Weitere Auswirkungen .............................................................................74<br />

Anhänge<br />

A1 Berechnung des Heizenergiebedarfs im <strong>Goms</strong><br />

A2 Annahmen der drei Szenarien


1 Hintergrund und Zielsetzung der Studie<br />

unternehmenGOMS hat die Vision einer möglichst energieautarken Region in den Schweizer<br />

Alpen formuliert. Der Verein hat in diesem Zusammenhang die Vision der energieregionGOMS<br />

entwickelt. Hinter dieser Vision steht die Absicht, das <strong>Goms</strong> als erste <strong>Energieregion</strong> der Schweizer<br />

Alpen zu positionieren.<br />

Die Vision hat inzwischen weit über die Region hinaus Beachtung gefunden und soll als Modell<br />

für andere ländliche, gebirgige Regionen im In- und Ausland dienen, wie man nachhaltig mit der<br />

Umwelt umgehen und die regionale Wertschöpfung erhöhen kann.<br />

Die Vision dient als Leitstern für die Initiierung einzelner Projekte und Programme. Ziel der Initiative<br />

ist die ökonomisch und ökologisch nachhaltige Entwicklung des <strong>Goms</strong> als strukturell benachteiligte<br />

Bergregion. <strong>Das</strong> Thema Energie bietet diesbezüglich aus verschiedenen Gründen<br />

einen interessanten Ansatzpunkt:<br />

• Erstens verfügt das <strong>Goms</strong> – wie viele Bergregionen – über eine Fülle an natürlichen Ressourcen,<br />

die <strong>auf</strong> vielfältige Art und Weise <strong>zur</strong> Energieproduktion genutzt werden können. Dies<br />

bezieht sich nicht nur <strong>auf</strong> die bereits stark genutzte Wasserkraft, sondern auch <strong>auf</strong> Biomasse,<br />

Sonne, Wind und Erdwärme. Eine verstärkte Nutzung dieser Energiequellen erlaubt der<br />

einheimischen Bevölkerung die Erschliessung neuer Einnahmequellen mit den entsprechend<br />

positiven Effekten <strong>auf</strong> die lokale Wertschöpfung und die Beschäftigungssituation.<br />

• Zweitens verursacht der Energiesektor negative externe Effekte und ist daher von grosser<br />

ökologischer Bedeutung. Die vermehrte Nutzung erneuerbarer Energiequellen über dezentrale<br />

Systeme unter sorgfältiger Berücksichtigung des sensiblen alpinen Ökosystems fördert<br />

deshalb einen bewussten Umgang mit Luft, Bodenqualität, Wasser sowie Biodiversität und<br />

leistet einen positiven Beitrag <strong>zur</strong> CO2-Bilanz. • Drittens sind mit einer solchen Strategie auch positive Sekundäreffekte verbunden, wie die<br />

Schaffung einer neuen Identität für die lokale Bevölkerung, eines neuen Images der Region<br />

und den damit verbundenen möglichen Anschubeffekten für den Tourismus und weitere<br />

Wirtschaftszweige.<br />

Eine wichtige Grundlage <strong>zur</strong> Realisierung der Vision von unternehmenGOMS ist das vorliegende<br />

Energiekonzept. Es analysiert die aktuelle Energiesituation im <strong>Goms</strong>, zeigt Möglichkeiten und<br />

<strong>Weg</strong>e <strong>zur</strong> Realisierung der Vision energieregionGOMS und beschreibt die mit der Verwirklichung<br />

der Vision verbundenen Auswirkungen.<br />

1


2 Vorgehen und Abgrenzungen<br />

2.1 Vorgehen<br />

Ein erster Schritt in die Erarbeitung eines Energiekonzeptes ist die Bestandes<strong>auf</strong>nahme der aktuellen<br />

Energiesituation. Grundsätzlich geht es dabei um die Frage, inwiefern importierte Energie<br />

durch eigene Produktion ersetzt werden kann. Dazu wurde die aktuelle Energieproduktion im<br />

<strong>Goms</strong> erfasst und <strong>dem</strong> Verbrauch gegenübergestellt. Die daraus resultierende Energiebilanz<br />

zeigt die aktuell existierenden Versorgungslücken in der Region. Durch die Verkleinerung dieser<br />

Versorgungslücken, durch Steigerung der Energieeffizienz und über dezentrale Energiegewinnung<br />

aus erneuerbaren Quellen wird die Abhängigkeit von externen Energiequellen vermindert.<br />

Zu<strong>dem</strong> wird mit der Energieproduktion verbundene Wertschöpfung ins <strong>Goms</strong> verlagert.<br />

<strong>Das</strong> Ziel des zweiten Schrittes ist, den Handlungsspielraum der Region <strong>Goms</strong> zu identifizieren.<br />

Dieser ist einerseits durch die Möglichkeit der Nutzung lokal vorhandener, erneuerbarer Energiequellen<br />

bestimmt (Potenzialstudie). Darüber hinaus wird die Möglichkeit einer Reduktion des<br />

Energieverbrauchs berücksichtigt (Energieeffizienz). Auf Grundlage der Identifikation der wichtigsten<br />

externen Trends können so für unterschiedliche Szenarien der Energieverbrauch der Region<br />

für das Jahr 2035 geschätzt und der Anteil des verbleibendes Verbrauches, der über eigene<br />

Ressourcen gedeckt werden kann, bestimmt werden.<br />

Werden die vorhandenen Potenziale ausgeschöpft, hat dies sowohl Auswirkungen <strong>auf</strong> die Energiesituation<br />

(die Abhängigkeit der Region), als auch ökonomische (und ökologische) Implikationen<br />

(Wirkungsanalyse). Diese werden im dritten und letzten Teil <strong>auf</strong>gezeigt. Aus ökonomischer<br />

Sicht steht dabei die Verlagerung von Wertschöpfung in die Region <strong>Goms</strong> und die Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen im Vordergrund. Daneben sind aber auch indirekte Effekte <strong>auf</strong> andere Sektoren<br />

und insbesondere langfristige, dynamische Auswirkungen <strong>auf</strong> die weitere Entwicklung der<br />

Region zu berücksichtigen.<br />

2.2 Geographische Abgrenzung<br />

Die Region <strong>Goms</strong>1) liegt in den südlichen Schweizer Alpen im Kanton Wallis. Es ist eine ausgesprochene<br />

Bergregion, die im ob<strong>ersten</strong> Teil des Rhonetals liegt. Sie erstreckt sich von der Rhone-<br />

2


quelle im Furkagebiet den Fluss abwärts bis <strong>zur</strong> Gemeinde Grengiols südwestlich von Fiesch (siehe<br />

Abbildung 1). Diese Ortschaft bildet mit knapp 1'000 m. ü. M. den tiefsten Punkt der Region,<br />

die übrigen Ortschaften liegen <strong>auf</strong> einer Höhe von 1'000 bis 1'600 m. ü. M. <strong>Das</strong> Finsteraarhorn<br />

als Grenzgipfel zum Kanton Bern ist mit 4'274 m. ü. M. der höchste Berg der Region <strong>Goms</strong>. Im<br />

Süden grenzt die Region an Italien, im Nordosten führen die Pässe Nufenen, Furka und Grimsel<br />

in die Kantone Tessin, Uri und Bern. <strong>Das</strong> Klima ist kontinental geprägt mit wenig Niederschlag,<br />

kalten Wintern und heissen, sonnigen Sommern.<br />

Abbildung 2: Politische Gemeinden der Region <strong>Goms</strong><br />

Neben <strong>dem</strong> politischen Bezirk <strong>Goms</strong> werden aus geografischen und historischen Gründen auch<br />

die Gemeinden Grengiols und Martisberg des Bezirkes Östlich Raron <strong>zur</strong> Region <strong>Goms</strong> gezählt.<br />

Die insgesamt 14 politisch eigenständigen Gemeinden liegen mehrheitlich im Rhonetal. Die Seitentäler<br />

sind dünn besiedelt und haben vor allem land- und forstwirtschaftliche sowie touristische<br />

Bedeutung.<br />

Die Region <strong>Goms</strong> umfasst ein Gebiet von 650 km2 und ist damit grösser als die kleinsten neun<br />

Schweizer Kantone. Sie ist aber äussert dünn besiedelt: Insgesamt zählt die Region nur rund<br />

1) Inkl. Grengiols<br />

3


5'200 Einwohner, wobei Fiesch mit 1'000 Einwohnern die grösste Gemeinde ist (siehe Tabelle<br />

1). Der weitaus grösste Teil der Fläche (rund 62 %) der Region ist unproduktives Gebirgsland<br />

(z. B. Aletschgletscher, Rhonegletscher etc.). Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt rund<br />

22 %, die Waldfläche 15 %, während die Siedlungsfläche lediglich rund 1 % ausmacht. Ein<br />

Drittel der Regionsfläche ist von natur- und landschaftsschützerischen Auflagen betroffen.<br />

Gemeinde Einwohner Erfassungsjahr<br />

Bellwald 434 2006<br />

Binn 156 2006<br />

Blitzingen 76 2006<br />

Ernen 4) 555 2006<br />

Fiesch 956 2006<br />

Fieschertal 285 2006<br />

Grafschaft 1) 196 2006<br />

Grengiols 477 2006<br />

Lax 311 2006<br />

Martisberg 20 2006<br />

Münster-Geschinen 2) 506 2006<br />

Niederwald 54 2006<br />

Obergesteln 5) 221 2006<br />

Oberwald 5) 508 2006<br />

Reckingen-Gluringen 3) 508 2006<br />

Ulrichen 5) 218 2006<br />

Total 5'251<br />

1) Zusammenschluss von Biel, Ritzingen und Selkingen am 1.1.2001<br />

2) Zusammenschluss von Münster und Geschinen im Herbst 2004<br />

3) Zusammenschluss von Reckingen und Gluringen im Herbst 2004.<br />

4) Zusammenschluss v. Ausserbinn, Ernen, Mühlebach Steinhaus, 2005<br />

5) Zusammenschluss von Oberwald, Obergesteln und Ulrichen <strong>zur</strong><br />

Gemeinde Obergoms (2009)<br />

Tabelle 1: Gemeinden der Region <strong>Goms</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> ist durch die Kantonsstrasse 19 und die Matterhorn-Gotthard-Bahn gut erschlossen.<br />

Dank des Furka-Basistunnels ist das <strong>Goms</strong> seit 1982 auch im Winter mit der Nordostschweiz<br />

direkt verbunden.<br />

2.3 Systemabgrenzungen<br />

Für die Energiebilanzierung ist eine klare Definition der Systemgrenzen der Region erforderlich.<br />

Mit den Systemgrenzen werden alle energierelevanten Prozesse definiert, die für das Leben und<br />

Arbeiten in der Region <strong>Goms</strong> notwendig sind.<br />

4


Die Grundsatzfrage bezüglich der Abgrenzung ist dabei, ob gemessen werden soll, wie viel<br />

Energie im <strong>Goms</strong> produziert und verbraucht wird, oder wie viel Energie von den Gommern produziert<br />

und verbraucht wird. Im Zentrum steht die Frage, ob das Territorialitäts- oder aber das<br />

Personalitätsprinzip angewendet werden soll. Da das Ziel der Arbeit die nachhaltige Entwicklung<br />

der Region <strong>Goms</strong> ist, steht das Territorialitätsprinzip im Vordergrund.<br />

<strong>Das</strong> Territorialitätsprinzip impliziert, dass bezüglich des Energieverbrauchs ausserhalb der Region<br />

anfallende Energie<strong>auf</strong>wendungen nicht erfasst werden, auch wenn diese für die Region relevant<br />

sein mögen. So wird beispielsweise die in importierten Gütern und Dienstleistungen enthaltene<br />

graue Energie nicht berücksichtigt. Ebenso sind weder der von Touristen <strong>zur</strong> Anreise ins <strong>Goms</strong><br />

notwendige Treibstoffverbrauch, noch die von Gommern in andere Regionen unternommenen<br />

Reisen Untersuchungsgegenstand. Daneben werden aber auch Aktivitäten, die zwar in der Region<br />

stattfinden, für deren wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung aber irrelevant sind,<br />

nicht berücksichtigt. Dies trifft insbesondere <strong>auf</strong> den Verkehr zu, der das Tal nur <strong>zur</strong> Durchfahrt<br />

nutzt (Transitverkehr).<br />

Auf der Produktionsseite sind alle Aktivitäten <strong>zur</strong> Energieproduktion im <strong>Goms</strong> zu berücksichtigen.<br />

Dies betrifft in erster Linie die zahlreichen Wasserkraftwerke, die einen signifikanten Beitrag<br />

<strong>zur</strong> Energiebilanz der Region leisten. Dabei gilt es allerdings zu bedenken: Ein Grossteil der von<br />

diesen Werken produzierten Energie wird direkt exportiert und hat insofern zumindest energetisch<br />

keine wirkliche Bedeutung für die Region. Hinzu kommt, dass sich die meisten Anlagen in<br />

Besitz von externen Energieversorgern befinden.<br />

Wird der gesamte mit der Energieproduktion zusammenhängende Wertschöpfungsprozess betrachtet,<br />

fällt ausser<strong>dem</strong> <strong>auf</strong>, dass das <strong>Goms</strong> zahlreiche Primärenergieträger exportiert, die ausserhalb<br />

der Region in End- und Nutzenergie umgewandelt werden. Neben Wasser, (das im unteren<br />

Verl<strong>auf</strong> der Flüsse wiederum energetisch genutzt wird), gehören theoretisch auch der Biomasse-<br />

und der Abfallexport dazu. Umgekehrt importiert das <strong>Goms</strong> z. T. bedeutende Mengen<br />

an Benzin, Diesel, Heizöl, Erdgas und Holz, die in der Region (z. B. über Fahrzeugmotoren, Heizungsanlagen)<br />

in Nutzenergie umgewandelt werden. Intuitiv sollte wohl weder die reine Verfügbarkeit<br />

von Primärenergieträgern, noch die Umwandlung von importierter End- in Nutzenergie<br />

als Gommer Produktion betrachtet werden, auch wenn beides mit <strong>dem</strong> Territorialitätsprinzip<br />

vereinbar wäre. Ausser<strong>dem</strong> müssen die Eigentumsverhältnisse an den Produktionsanlagen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Als Produktion der Region <strong>Goms</strong> wird entsprechend nur Energie betrachtet, die im <strong>Goms</strong> aus<br />

Gommer Primärenergieträgern in Anlagen produziert wird, die in Gommer Besitz sind. Damit<br />

werden weder exportierte Primärenergieträger (Wasser, Biomasse) noch Energieproduktionen<br />

aus importierten Endenergieträgern (Energieholz) als Gommer Produktion erfasst. Eine Ausnahme<br />

ist Strom, der in der KVA Gamsen bei Brig durch Verbrennung von Gommer Abfall produ-<br />

5


ziert wird. Dieser wird als einheimische Produktion betrachtet, da die erwähnte KVA sich in Besitz<br />

des Gemeindeverbandes Oberwallis befindet.<br />

Einen Spezialfall stellt ausser<strong>dem</strong> der Stromhandel dar. Auch wenn in den Gommer Wasserkraftwerken<br />

ausreichend Elektrizität produziert wird, um den lokalen Verbrauch zu decken, wird<br />

in dieser Studie lediglich die Nettoproduktion betrachtet.<br />

Solche Abgrenzungen konzeptioneller Natur stossen an pragmatische Grenzen, wenn die notwendigen<br />

Daten gefunden werden sollen. Für das <strong>Goms</strong> fehlen Energiestatistiken <strong>auf</strong> regionaler<br />

Basis. Um dies zu korrigieren, wurden – wenn möglich – Erhebungen <strong>auf</strong> überregionaler (zumeist<br />

kantonaler) Basis herangezogen und über zwec kmässige Analogieschlüsse der Energieverbrauch<br />

in der Region geschätzt. In bestimmten Fällen waren solche Schätzungen aber nicht<br />

ausreichend abgesichert, da nicht einmal die notwendigen Hilfsparameter <strong>zur</strong> Verfügung standen,<br />

sodass die Abgrenzungen pragmatisch angepasst werden mussten. Entsprechende Abweichungen<br />

vom der eben formulierten Abgrenzungen sind im Anhang vermerkt.<br />

6


3 Die aktuelle Energiesituation im <strong>Goms</strong><br />

3.1 Der Energieverbrauch<br />

Um den Energiebedarf im <strong>Goms</strong> zu erfassen, wurden die Nutzenergiekategorien Wärme, Strom<br />

(Licht und Kraft) und Mobilität definiert. Nutzenergie beschreibt Energie, die <strong>dem</strong> Endnutzer für<br />

die gewünschte Energiedienstleistung <strong>zur</strong> Verfügung steht. Mögliche Formen der Nutzenergie<br />

sind Wärme, Kälte, Licht und mechanische Arbeit. Die Nutzenergie ist in den meisten Fällen kleiner<br />

als die Endenergie, da bei der Energieumwandlung Verluste <strong>auf</strong>treten. Beispielsweise erzeugt<br />

eine Glühlampe nicht nur Licht, sondern strahlt den grössten Teil der eingesetzten Energie<br />

in Form von Wärme ab.<br />

Der Stromverbrauch im <strong>Goms</strong> wurde dabei top-down <strong>auf</strong> Basis von Daten der lokalen Energieversorger<br />

ermittelt. <strong>Das</strong> Vorgehen im Bereich Wärme und Mobilität war umgekehrt: Der<br />

Verbrauch ausgehend von statistischen Erhebungen oder Modellierungen wurde <strong>auf</strong> der Mikroebene<br />

(z. B. Energiebezugsfläche, Mobilitätsverhalten) über Kennzahlen hochgerechnet.<br />

3.1.1 Der Wärmeverbrauch<br />

Der Wärmeverbrauch umfasst Raumklima und Warmwasser, wobei die Verbraucher unterschieden<br />

werden in Wohneinheiten (Haushalte und Ferienwohnungen), öffentliche Gebäude sowie<br />

Gewerbe und Industrie.<br />

Haushalte und Ferienwohnungen<br />

Die Tabellen 2 und 3 zeigen den Gebäudebestand im <strong>Goms</strong> im Jahr 2000 <strong>auf</strong>geschlüsselt nach<br />

Gebäudeart und Heizquelle sowie deren Altersstruktur.<br />

7


Heizquelle<br />

Gebäudeart<br />

EFH ZFH MFH<br />

„Andere“<br />

Wohngeb.<br />

„Sonstige“<br />

Gebäude<br />

Total<br />

Heizöl 435 a (4) 290 a (2) 273 a (20) 97 a (2) 138 a 1233 (28)<br />

Gas 12 - - - - 12<br />

Elektrizität 850 a 274 a 97 a 40 a 51 1312<br />

Holz 439 (16) 167 (4) 52 50 28 (1) 736 (21)<br />

Wärmepumpe 74 (36) 23 (6) 24 (6) 14 (2) 6 (3) 141 (53)<br />

Fernwärme 1 2 3 - - 6<br />

Kohle - - - - 1 1<br />

Sonnenkollektor 4 1 - - - 5<br />

Ohne 10 2 - 2 3 17<br />

TOTAL 1769 (56) 747 (12) 423 (26) 199 (4) 223 (4) 3364 (102)<br />

a) Annahme: Seit 2000 wurden insgesamt 36 Gebäude <strong>auf</strong> Wärmepumpen umgestellt, 16 davon waren zuvor elektro -und 18<br />

ölbeheizt.<br />

Tabelle 2: Anzahl bewohnte Gebäude in der Region <strong>Goms</strong> 2008 nach Gebäudeart und<br />

Heizungsquelle 2)<br />

Charakteristisch für den Gebäudebestand im <strong>Goms</strong> sind drei Aspekte:<br />

• die hohe Anzahl Gebäude pro Einwohner (lediglich 1.5 Einwohner pro Gebäude und sogar<br />

nur 0.8 Einwohner pro Wohneinheit) <strong>auf</strong>grund der hohen Anzahl Zweitwohnungen (pro<br />

ständig bewohnte Wohneinheit gibt es 1.7 Zweitwohnungen),<br />

• das Alter der Gebäude (40 % der Gebäude wurden vor 1970 gebaut),<br />

• die hohe Anzahl Elektroheizungen (40 % der bewohnten Gebäude).<br />

Gebäudeart<br />

Baujahr<br />

Vor 1970 1970-80 1980-90 '90-2000 2000-08<br />

EFH 35 % 28 % 22 % 13 % 3 %<br />

ZFH 52 % 26 % 14 % 7 % 2 %<br />

MFH 33 % 28 % 18 % 15 % 6 %<br />

And. Wohngebäude 48 % 18 % 16 % 16 % 2 %<br />

Sonstige Gebäude 53 % 17 % 13 % 14 % 4 %<br />

Total 40 % 26 % 19 % 12 % 3 %<br />

Tabelle 3: Altersstruktur der Gebäude im <strong>Goms</strong><br />

Der geschätzte Heizenergiebedarf der bewohnten Wohneinheiten im <strong>Goms</strong> ist in Tabelle 4 dargestellt.<br />

3) Neben den ständig bewohnten Wohneinheiten umfasst er auch den Wärmeverbrauch<br />

der Kollektivhaushalte4) sowie der rund 3'300 Zweit- und Ferienwohnungen in der Region. Da<br />

2) Volkszählung 2000. In Klammern geschätzte Zahl der Neubauten seit 2000.<br />

3) Der Wärmebedarf wurde anhand der Bruttogeschossfläche der im <strong>Goms</strong> bestehenden Gebäude und den Energiekennzahlen<br />

des SIA nach Gebäudekategorie unter Berücksichtigung der jeweiligen Heizungsart und des effektiven Baustandards des jeweiligen<br />

Baujahrs bestimmt. Die genaue Vorgehensweise ist im Anhang beschrieben.<br />

4) Darunter fallen die rund 80 Hotels mit 2’514 Gästebetten, die Gruppenunterkünfte mit 2’725 Betten sowie ein Heim.<br />

8


Letztere nur zeitweise benutzt werden, wurde deren Wärmeverbrauch um einen geschätzten<br />

Belegungsgrad korrigiert. Ebenso wurde der verminderte Energieverbrauch der 636 in der Volkszählung<br />

als „nicht bewohnt“ erfassten Wohneinheiten berücksichtigt. 5)<br />

Der totale Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser der Wohneinheiten in der Region<br />

<strong>Goms</strong> beläuft sich <strong>auf</strong> insgesamt 85’000 MWh oder rund 16 MWh /a pro Einwohner.<br />

Raumklima Warmwasser Total<br />

Ständig bewohnte Einheiten 19’800 8’000 27’800<br />

Zweitwohnungen / -häuser 23’500 10’200 33’700<br />

Nicht bewohnte Einheiten 3’400 0 3’400<br />

Kollektivhaushalte 16’400 3’900 20’300<br />

TOTAL 63’100 22’100 85’200<br />

Tabelle 4: Wärmebedarf der Wohneinheiten im <strong>Goms</strong> (MWh/a)<br />

Öffentliche Gebäude<br />

Neben den Wohngebäuden gibt es im <strong>Goms</strong> weitere beheizte Gebäude, die in der Volkszählung<br />

nicht erfasst wurden. Dies sind zum einen die in der Volkszählung erfassten „sonstigen Gebäude“<br />

(Gebäude, die in erster Linie anderen Zwecken als <strong>dem</strong> Wohnen dienen, z. B. Schulhäuser),<br />

für die lediglich der Wärmeverbrauch der sich darin befindlichen Wohnungen erfasst wurde.<br />

Daneben wurde der Heizbedarf von Gebäuden ohne Wohnnutzung, wie z. B. Sporthallen, Hallenbäder,<br />

Kirchen, Militäranlagen oder Museen geschätzt. Tabelle 5 zeigt eine Übersicht des<br />

Bestandes öffentlicher Gebäude sowie deren geschätzter Wärmeverbrauch.<br />

Wärmeverbrauch (MWh)<br />

Anzahl EBF (m 2 ) Raumklima Warmwasser Total<br />

Schulhäuser 8 4’000 800 100 900<br />

Sporthallen 10 15’000 1’600 2’200 3’800<br />

Hallenbäder 1 1’500 200 400 600<br />

Kirchen 21 10’500 300 0 300<br />

Bahngebäude 16 800 110 40 150<br />

Militäranlagen 2 4’500 50 25 75<br />

Weitere 8 2’000 290 80 360<br />

TOTAL 3’300 2’900 6’200<br />

Tabelle 5: Bestand, Energiebezugsfläche (EBF) und Wärmeverbrauch der öffentlichen<br />

Gebäude<br />

5) Annahme Reduktion Energiebedarf für Raumklima einer reduziert beheizten Wohnung während der Zeit in der sie nicht benutzt<br />

wird: 48 %. Energiebedarf für Warmwasser gleich 0. Siehe Anhang 1.<br />

9


Gewerbe, Industrie und Verwaltung<br />

Der Wärmeverbrauch der Privatwirtschaft und des öffentlichen Sektors umfasst zum einen den<br />

Heizenergieverbrauch von Büros und anderen Arbeitsstätten und zum anderen die Prozesswärme<br />

in Gewerbe und Industrie. Tabelle 6 zeigt die Bedeutung der im <strong>Goms</strong> existierenden Sektoren<br />

anhand der Anzahl Arbeitsplätze sowie die Schätzung der benötigten Heizenergie <strong>auf</strong> Basis<br />

der Energiebezugsfläche pro Arbeitsplatz und des Bedarfs an Prozessenergie. 6)<br />

Mitarbeiter EBF (m Wärmeverbrauch (MWh)<br />

2 )<br />

Total Büro<br />

RK WW Prozesse Total<br />

Landwirtschaft 80 10 12’000 950 0 50 1’000<br />

Forstwirtschaft 20 0 1’200 100 0 50 150<br />

Gastgewerbe 511 100 10’800 1’700 1’800 1’700 5’200<br />

Baugewerbe 254 40 1’910 200 50 200 450<br />

Holzgewerbe 62 15 1’080 70 20 0 90<br />

Detailhandel 178 30 5’340 550 100 1’000 1’650<br />

Verkehr / Reisebüros 176 20 3’186 200 50 0 250<br />

Gesundheit / Sozialwesen 96 20 2’592 170 50 0 220<br />

Dienstleistungen 145 140 2’600 200 50 0 250<br />

Öff. Verwaltung 60 50 1’080 70 20 0 90<br />

Weitere 7) 91 60 1’380 70 20 740 830<br />

TOTAL 1673 485 43’157 4’200 2’100 3’800 10’200<br />

Tabelle 6: Wärmeverbrauch von Gewerbe, Industrie und Verwaltung<br />

Übersicht Wärmebedarf<br />

Tabelle 7 zeigt den geschätzten Wärmebedarf im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong>geteilt in Raumklima, Warmwasser<br />

und Prozesswärme sowie die Bedeutung der einzelnen Energieträger in MWh.<br />

Fossil Strom Holz Andere Total<br />

Haushalte (Raumklima) 17’000 8’800 19’800 1’000 46’600<br />

Haushalte (Warmwasser) 8’300 10’000 18’200<br />

Kollektivhaushalte (RK) 10’800 5’600 16’400<br />

Kollektivhaushalte (WW) 1’800 2’100 3’900<br />

Beheizte Arbeitsplätze + Büros 3’700 2’700 6’400<br />

Weitere Gebäude und Räume 4’100 2’100 6’200<br />

6) Der Verbrauch an Prozesswärme wurde anhand von Kennzahlen pro Sektor berechnet. Für die Berechnung des Wärmeverbrauches<br />

für Raumklima und Warmwasser an Arbeitsplätzen wurden die Kennzahlen der SIA verwendet.<br />

7) „Weitere“ umfasst auch die ARA <strong>Goms</strong> in Fiesch, in der jährlich durch Faulung des Klärschlammes rund 100’000 m 3 Gas und<br />

damit über ein BHKW insgesamt 148'446 kWh Strom und geschätzte 200'000 kWh Wärme produziert werden, wodurch 95 %<br />

des eigenen Wärme- und 65 % des Strombedarfs gedeckt werden. Ausserhalb der Tourismussaison (speziell im Mai und November)<br />

muss manchmal Heizöl <strong>zur</strong> Wärmeproduktion eingesetzt werden. Der jährliche Heizölbedarf liegt bei ca. 1000 l, was<br />

ungefähr 5 % des gesamten Wärmebedarfs entspricht.<br />

10


Fossil Strom Holz Andere Total<br />

Prozesswärme 1’000 2’300 200 3’500<br />

Total 46’800 33’500 19’800 1’200 101’300<br />

davon für Raumklima 35’600 19’200 19’800 1’000 72’700<br />

davon für Warmwasser 10’200 12’000 25’000<br />

davon für Prozesse 1’000 2’300 200 3’500<br />

Tabelle 7: Wärmeverbrauch im <strong>Goms</strong> und Bedeutung der Energieträger in MWh<br />

Wird der Wärmeverbrauch in die einzelnen Verbrauchergruppen <strong>auf</strong>geteilt, so zeigt sich, dass<br />

touristisch genutzte Objekte (Hotels, Ferien- und Zweithäuser sowie -Wohnungen) die mit Abstand<br />

wichtigste Wärmebezüger im <strong>Goms</strong> sind (Abbildung 2).<br />

9%<br />

50%<br />

6%<br />

35%<br />

Haushalte Tourismus Unternehmen Öff. Gebäude<br />

Abbildung 2: Wärmeverbrauch nach Verbrauchergruppen<br />

3.1.2 Der Stromverbrauch<br />

Der Stromverbrauch in der Region <strong>Goms</strong> kann <strong>auf</strong> Basis der Stromlieferungen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />

(EVU) bestimmt werden. Im <strong>Goms</strong> gibt es vier grössere und zwei kleine<br />

Endverteiler von Strom. Abbildung 3 zeigt die Aufteilung der Versorgungsgebiete in der Region.<br />

11


Abbildung 3: Versorgungsgebiete der Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />

Wie in Tabelle 8 ersichtlich, unterscheiden sich die Zuständigkeitsgebiete der EVU nach der<br />

Grösse ihrer Versorgungsgebiete, insbesondere der Anzahl Kunden und den gelieferten Strommengen.<br />

EVU Versorgungsgebiet Einwohner Wohneinheiten<br />

Lieferungen<br />

2007 (MWh)<br />

EWEM AG Fiesch, Lax, Ernen, Fieschertal 2'120 2256 22’000<br />

EW Obergoms AG Oberwald, Ulrichen,<br />

Münster-Geschinen,<br />

Reckingen-Gluringen<br />

EWBN Bellwald, Blitzingen, Grafschaft,<br />

Grengiols, Martisberg, Niederwald<br />

1'560 1595 15’900<br />

1'050 1633 13’400<br />

EW Obergesteln Obergesteln 220 272 2’300<br />

Binn Binn 150 210 1’400<br />

Gletsch a) Gletsch n/a n/a 200<br />

Total 16 Gemeinden 5’226 5971 55’200<br />

a) Daten geschätzt.<br />

Tabelle 8: Stromversorger im <strong>Goms</strong><br />

Unter Berücksichtigung des Stromverbrauches der Matterhorn-Gotthard-Bahn von 3'400 MWh<br />

beläuft sich der Elektrizitätsverbrauch der Region <strong>Goms</strong> aktuell <strong>auf</strong> rund 58'600 MWh pro Jahr.<br />

12


Auf Basis der Angaben der EVU lässt sich der Stromverbrauch im <strong>Goms</strong> wie in der Abbildung 3<br />

<strong>auf</strong> die unterschiedlichen Verbraucherkategorien <strong>auf</strong>teilen.<br />

16%<br />

43%<br />

5%<br />

36%<br />

Haushalte Tourismus Unternehmen Öff. Gebäude<br />

Abbildung 3: Stromverbrauch nach Verbrauchergruppen<br />

Elektrizität wird für Licht, <strong>zur</strong> Wärmeproduktion, als mechanische Energie oder für die Fortbewegung<br />

verwendet. Um den Stromverbrauch <strong>auf</strong> die einzelnen Nutzungsarten <strong>auf</strong>teilen zu können,<br />

wurden folgende Annahmen getroffen: 8)<br />

• Strom <strong>zur</strong> Wärmeproduktion: Ausgangspunkt bildete die Schätzung des Wärmebedarfs der<br />

Wohnungen mit Elektroheizungen, Elektroboilern und Wärmepumpen <strong>auf</strong> Grundlage der<br />

aktualisierten Daten der Volkszählung bezüglich der Beheizungsart der Gebäude und deren<br />

Energiebezugsfläche. Dabei wurde angenommen, dass die Warmwasser<strong>auf</strong>bereitung in ölund<br />

gasbeheizten Gebäuden mit fossiler, und in mit Strom oder Holz beheizten Gebäuden<br />

mit elektrischer Energie erfolgt.<br />

Gemäss den <strong>auf</strong> diesen Daten basierenden Berechnungen belief sich der Stromverbrauch <strong>zur</strong><br />

Wärmeerzeugung (Raumklima und Warmwasser) der elektrisch beheizten Gebäude <strong>auf</strong> rund<br />

19'000 MWh/a. Hinzu kommt der Stromverbrauch der rund 140 Gebäude bzw. 350 Wohneinheiten,<br />

die mit Wärmepumpen (WP) 9) ausgestattetet sind. Dieser beläuft sich <strong>auf</strong> rund<br />

1'260 MWh/a. Der Strombedarf der Elektroboiler (für Brauchwarmwasser) der mit Holz be-<br />

8) Der Elektrizitätsbedarf für Mobilität im <strong>Goms</strong> dürfte in diesem Zusammenhang vernachlässigbar sein, da die MGB ihren Strom<br />

von der SBB bezieht. Ausser<strong>dem</strong> existieren im <strong>Goms</strong> keine Pump-Speicherkraftwerke.<br />

9) Gemäss eines lokalen Installateurs gibt es im <strong>Goms</strong> <strong>zur</strong>zeit ca. 140 Häuser mit Wärmepumpen. Laut Volkszählung waren es im<br />

Jahr 2000 56 Gebäude (ca. 100 Wohneinheiten), wovon 20 Ein-, 9 Zwei- und 14 Mehrfamilienhäuser, sowie 9 „andere<br />

Wohn-„ und 4 „sonstige Gebäude“). Hochgerechnet wären es heute also 50 Ein-, 23 Zwei- und 35 Mehrfamilienhäuser sowie<br />

23 „andere Wohn-„ und 10 „sonstige Gebäude“ – insgesamt also rund 350 Wohneinheiten, die mit Wärmepumpe beheizt<br />

werden.<br />

13


heizten Wohnungen beträgt schliesslicht 4’000 MWh. Es werden also rund 24'000 MWh<br />

Strom <strong>zur</strong> Beheizung von Wohnungen und <strong>zur</strong> Produktion von Warmwasser <strong>auf</strong>gewendet.<br />

Dies entspricht rund 40 % des gesamten Stromverbrauchs in der Region <strong>Goms</strong>.<br />

Anzahl Wohneinheiten<br />

Raumklima<br />

Warmwasser<br />

Total<br />

Elektroheizung 2000 13’300 13’300<br />

Elektroboiler 2995 9’800 9’800<br />

Wärmepumpen 350 860 400 1’260<br />

Total 5971 13’560 9’900 24’360<br />

Tabelle 9: Stromverbrauch <strong>zur</strong> Deckung des Wärmebedarfs in MWh/a<br />

• Strom für EDV und Beleuchtung: Zur Abschätzung des Strombedarfs für EDV und Beleuchtung<br />

der Haushalte wurde von Kennzahlen zum durchschnittlichen Verbrauch eines Schweizer<br />

Haushalts ausgegangen. 10) Hinzu kommt der Bedarf im Tourismus, wofür der Belegungsgrad<br />

der Ferienwohnungen sowie die Anzahl Übernachtungen in Hotels und Gruppenunterkünften<br />

im <strong>Goms</strong> herangezogen wurden. Bezüglich des Bedarfs des öffentlichen Sektors<br />

und der Unternehmen wurde von den mittleren Stromverbrauchswerten pro Mitarbeiter in<br />

Büro- und Verwaltungsgebäuden von 2'200 kWh ausgegangen. 11) Diese wurden mit der<br />

Anzahl PC-Arbeitsplätzen multipliziert (Tabelle 10).<br />

• Strom für mechanische Arbeit: Die Schätzung des Stromverbrauchs der Haushalte und des<br />

Tourismus basiert analog zum Stromverbrauch für EDV und Beleuchtung <strong>auf</strong> Kennzahlen<br />

bzgl. des Durchschnittsverbrauches eines Schweizer Haushalts. 12) Der Verbrauch der Privatwirtschaft<br />

basiert <strong>auf</strong> Branchenkennzahlen.<br />

Beleuchtung +<br />

EDV<br />

Mechanische<br />

Arbeit<br />

Haushalte 3’700 5’800<br />

Tourismus 1’800 2’800<br />

Privatwirtschaft 2’300 1’100<br />

Öffentlicher Sektor 400 0<br />

Total 8’200 9’600<br />

Tabelle 10: Stromverbrauch für Licht + EDV und Kraft in MWh/a nach Verbrauchergruppen<br />

Abbildung 5 zeigt die Aufteilung des Strombedarfs nach Verwendungsart.<br />

10) Quelle: VSE 2007, Annahme für <strong>Goms</strong>: 2.65 Personen in Einfamilienhaus.<br />

11) Quelle: RUMBA, Ressourcen und Umweltmanagement der Bundesverwaltung.<br />

12) In die Kategorie „Mechanische Arbeit“ wurde dabei sämtliche Haushaltsgeräte wie z. B. Geschirrspühler oder Waschmaschinen<br />

berücksichtigt.<br />

14


14%<br />

16%<br />

6%<br />

64%<br />

Wärme Licht/EDV Kraft Mobilität<br />

Abbildung 5: Stromverbrauch nach Verwendungsart<br />

3.1.3 Mobilitätsbedingter Energieverbrauch<br />

Zur Abschätzung des durch die Mobilität im <strong>Goms</strong> verursachten Energieverbrauchs wird entsprechend<br />

<strong>dem</strong> Territorialitätsprinzip lediglich derjenige Anteil der Fahrten berücksichtigt, die in<br />

der Region selbst stattfinden. Der Transitverkehr wird erfasst, in der Bilanzierung aber nur insofern<br />

berücksichtigt, als mit der Region <strong>Goms</strong> ein direkter Zusammenhang besteht (Durchgangsverkehr<br />

mit Stopp im <strong>Goms</strong>).<br />

1. Motorisierter Individualverkehr (MIV) und Gütertransport<br />

Grundlage der Abschätzung der Verkehrsleistung in der Region <strong>Goms</strong> bildet das Nationale Personenverkehrsmodell<br />

(VM-UVEK), DWV 2000, das die Verkehrsströme für die Schweiz darstellt.<br />

Darin wird der gesamte MIV je Gemeinde für einen typischen Werktag im Jahr 2000 abgebildet.<br />

13) Auf Basis dieses Modells wurden die<br />

a. Quell- und Zielverkehrsströme in den Gemeinden des <strong>Goms</strong>, d. h. alle Fahrten die im<br />

Gebiet <strong>Goms</strong> anfangen oder enden,<br />

b. der Durchgangsverkehr im Gebiet <strong>Goms</strong>, d. h. alle Fahrten, die ohne Stopp durch die<br />

Region <strong>Goms</strong> hindurchgehen, sowie der<br />

13) Diese Werte wurden <strong>auf</strong> Basis der Ergebnisse von Verkehrszählungen um den Mehrverkehr an Feier- und Wochenendtagen<br />

korrigiert. Die Auswertungen zeigten dabei, dass das Verkehrs<strong>auf</strong>kommen (MIV) and Feier- und Wochenendtagen praktisch<br />

doppelt so hoch wie an Werktagen ist.<br />

15


c. Binnenverkehr zwischen den Gemeinden im <strong>Goms</strong> (z. B. Lax-Oberwald)<br />

identifiziert. Zur Ermittlung der Fahrleistung wurden dabei lediglich die <strong>Weg</strong>längen im Projektperimeter<br />

<strong>Goms</strong> berücksichtigt. Im Verkehrsmodell ist der Verkehr innerhalb einer Gemeinde allerdings<br />

nicht abgebildet. Um diesen abzuschätzen, wurde eine Binnenverkehrsmatrix erstellt, welche<br />

die Anzahl der MIV-<strong>Weg</strong>e innerhalb der Gemeinden aus <strong>dem</strong> NPVM zeigt. Dies erlaubte,<br />

d. den Binnenverkehr innerhalb der Gemeinden des <strong>Goms</strong> zu erfassen.<br />

Dabei wurde als mittlere <strong>Weg</strong>länge je Fahrt 500 m angenommen.<br />

Da keine Angaben zum Anteil LW-Verkehr vorhanden sind – die nächstliegende Zählstelle Naters<br />

liefert keine Unterscheidung nach Fahrzeugkategorien – wurden 3 % der Verkehrsleistung<br />

der PW angenommen. Dieser niedrige Wert ergibt sich aus der peripheren Lage des <strong>Goms</strong>, da<br />

keine grösseren Durchgangsverkehrsströme existieren und keine grösseren Quellen oder Ziele<br />

für LW auszumachen sind.<br />

Schliesslich wurde die so berechnete Fahrleistung des Jahres 2000 <strong>auf</strong> das Jahr 2008 hochgerechnet.<br />

Aus der Zählstelle Naters kann zwischen 1996 bis 2005 ein jährliches Wachstum von<br />

ca. 0.5 % der Verkehrsmenge abgeleitet werden. Daher wurden für den Zeitraum 2000-2008<br />

5 % Wachstum für die Verkehrsleistung bei PW und LW angenommen.<br />

Gemäss diesen Annahmen ergibt die Schätzung eine durch den motorisierten Individualverkehr<br />

induzierte Fahrleistung in der Region <strong>Goms</strong> von rund 60 Millionen Fhzg/ km pro Jahr (siehe Tabelle<br />

11). Unter Annahme eines Treibstoffverbrauches der Fahrzeuge von 7.1 L/100 km14) ergibt<br />

dies einen MIV-bedingten Treibstoffbedarf von 4.3 Millionen Litern pro Jahr. Hinzu kommt ein<br />

Güterverkehr von rund einer Million Fhzg. km/Jahr, wobei davon ausgegangen wird, dass im<br />

<strong>Goms</strong> nur rund 10 % <strong>auf</strong> schwere Nutzfahrzeuge entfällt. Unter der Annahme eines durchschnittlichen<br />

Treibstoffverbrauchs von 10.2 L/100 km bedarf dieser Güterverkehr also weiterer<br />

95'000 Liter Diesel. Ingesamt kann also davon ausgegangen werden, dass der Treibstoffverbrauch<br />

im <strong>Goms</strong> damit rund 3 Millionen Liter Benzin und 1.4 Millionen Liter Diesel pro Jahr<br />

beträgt. Davon entfallen rund 40 % <strong>auf</strong> den Durchgangsverkehr. Auch wenn dieser weggelassen<br />

wird, bel<strong>auf</strong>en sich die Kosten des Treibstoffverbrauches im <strong>Goms</strong> bei aktuellen Preisen <strong>auf</strong><br />

rund 5 Mio. Franken pro Jahr. <strong>Das</strong> sind rund 1'000 Franken pro Einwohner. 15)<br />

14) Dieser durchschnittliche Treibstoffverbrauch gilt für ungleichmässig kurvige Ausserortsstrassen mit einer Längsneigung von 2 %<br />

(BUWAL, Handbuch für Emissionsfaktoren, Version 2.1, Feb. 2004.). Weiter wurde angenommen, dass 70 % der PWs Benzin-<br />

und 30 % Dieselbetrieben sind.<br />

15) Es muss dar<strong>auf</strong> hingewiesen werden, dass diese Zahl sich nicht <strong>auf</strong> die Ausgaben der Gommer Bevölkerung, sondern <strong>auf</strong> den<br />

Treibstoffverbrauch innerhalb der Region <strong>Goms</strong> bezieht. Dies ist dar<strong>auf</strong> <strong>zur</strong>ück zu führen, dass bei der Eruierung des Verkehrs<strong>auf</strong>kommens<br />

das Territorialitätsprinzip angewendet wurde, d. h. es wurde die Fahrleistung innerhalb des <strong>Goms</strong> eruiert<br />

und nicht die von der Gommer Bevölkerung erbrachte Verkehrsleistung. Falls sich allerdings der Quell- und der Zielverkehr und<br />

die innerhalb und ausserhalb des <strong>Goms</strong> <strong>zur</strong>ückgelegten Streckenanteile in etwa gleich sind, entspricht der Treibstoffverbrauch<br />

16


MIV Güterverkehr<br />

Mio. Fhz. km Treibstoff<br />

(1'000 l)<br />

Mio. Fhz. km Treibstoff<br />

(1'000 l)<br />

Binnenverkehr (innerhalb Gemeinden) 1’274 90 20 2<br />

Binnenverkehr (zw. Gemeinden) 10’050 710 154 16<br />

Quell- und Zielverkehr 25’873 1’827 397 41<br />

Durchgangsverkehr 23’790 1’681 366 37<br />

Summe 60’988 4’309 937 96<br />

Tabelle11: Gesamtverkehrsleistung MIV und Treibstoffverbrauch pro Jahr<br />

2. Öffentlicher Verkehr<br />

Die öffentlichen Transportmittel im <strong>Goms</strong> umfassen die Matterhorn-Gotthard-Bahn <strong>auf</strong> der einen,<br />

und die öffentlichen Busse <strong>auf</strong> der anderen Seite. Die Verkehrsleistung der Bahn wurde <strong>auf</strong><br />

Basis der Jahresplanung der MGB erfasst (wobei der Autoverlad nicht berücksichtigt wurde). Die<br />

Verkehrsleistung der Busse wurde entsprechend der Kurse der aktuellen Fahrpläne 2007/2008<br />

an einem Werktag mit der <strong>Weg</strong>länge multipliziert. <strong>Das</strong> Ergebnis ist in Tabelle 12 dargestellt.<br />

Anzahl Achsen Zugs- km Energiebedarf (kWh)<br />

Lok Wagen 2008 Pro km Total<br />

Regionalzüge Grengiols - Oberwald 4 16 332’773 7.98 2'655’532<br />

Extrazüge Erlebnisbahn Grengiols - Oberwald 4 24 535 14.63 7’832<br />

Extrazüge Regio Grengiols - Oberwald 4 16 595 7.98 4’747<br />

Glacier-Express 4 24 44’090 14.63 645’037<br />

Dienstfahrten Grengiols - Fiesch 4 16 5’924 7.98 47’275<br />

Dienstfahrten Grengiols - Oberwald 4 16 1’546 7.98 12’341<br />

Dienstfahrten Autolok Grengiols - Oberwald 4 0 3’093 7.98 24’682<br />

Total 388’557 3'397’445<br />

Tabelle 12: Gesamtverkehrsleistung und Stromverbrauch der MGB im <strong>Goms</strong> im Jahr 2008<br />

Die MGB legt täglich rund 1’000 km <strong>zur</strong>ück was einer jährliche Gesamtverkehrsleistung von<br />

rund 390’000 Bahnkilometern entspricht. Bei einem angenommenen Strombedarf von 8 resp.<br />

15 kWh pro Zug-km16) verursacht dies einen Energiebedarf von rund 3’400 MWh Strom pro<br />

Jahr.<br />

in der Region <strong>dem</strong> Treibstoffverbrauch der Gommer Bevölkerung. Diese Annahme scheint nicht ganz abwegig, zumal die westliche<br />

Grenzgemeinde Grengiols je ca. 14 km von Brig (nächstes periurbanes Zentrum) und Blitzingen (im Zentrum der Region<br />

<strong>Goms</strong>) entfernt liegt und sich die Anzahl Arbeitsplätze pro Einwohner in den Bezirken <strong>Goms</strong> (0.38) und Brig (0.39) in etwa<br />

gleich sind.<br />

16) Entspricht <strong>dem</strong> Stromverbrauch eines Regionalzuges bei 16 bzw. 24 Achsen. Siehe Bundesamt für Verkehr; NIBA - Nachhaltigkeitsindikatoren<br />

<strong>zur</strong> Bewertung von Bahninfrastrukturprojekte, Leitfaden <strong>zur</strong> Bewertung von Projekten im Schienenverkehr. Bearbeitung<br />

durch Ernst Basler + Partner AG, Bern/Zürich, 22. Juli 2008.<br />

17


Strecke Fahrten /d Distanz<br />

(km)<br />

Fhz.km/a<br />

Energiebedarf/a<br />

Liter Diesel MWh<br />

Fiesch- Binn 15 13 78’300 23’500 244<br />

Fiesch- Ernen 2 4.5 3’600 1’100 11<br />

Fiesch- Fieschertal 18 2.5 18’000 5’400 56<br />

Fiesch- Grengiols 3 6 7’200 2’200 23<br />

Fiesch- Oberwald 2 24 19’300 5’800 60<br />

Binn- Heiligkreuz 4 3.5 5’600 1’700 18<br />

Binn- Brunnebiel 3 5 6’000 1’800 19<br />

Binn- Fäld 10 2 8’000 2’400 25<br />

Fäld- Brunnebiel 2 3 2’400 700 8<br />

Ernen- Steinhaus 10 4 16’100 4’800 50<br />

Oberwald- Nufenen 8 19 20’300 6’100 63<br />

Oberwald- Grimsel 8 12 12’900 3’900 40<br />

Oberwald- Furka 6 17 13’700 4’100 43<br />

Total 91 211’500 63’500 660<br />

Busstrecken Oberwald - Furka, Grimsel, Nufenen nur im Sommer betrieben. 10 % Zuschlag für Leerfahrten<br />

Tabelle13: Gesamtverkehrsleistung und Treibstoffverbrauch der öffentlichen Busse<br />

Die Verkehrsleistung der Busse im <strong>Goms</strong> ist <strong>dem</strong>gegenüber mit durchschnittlich 760 km pro Tag<br />

etwas geringer. Auf das Jahr hochgerechnet ergibt sich bei einem angenommenen Treibstoffbedarf<br />

der Busse von 30 Litern je 100 km17) ein gesamter Dieselverbrauch von rund 63'000 Litern.<br />

Tabelle 14 zeigt eine Übersicht des mobilitätsbedingten Energieverbrauchs im <strong>Goms</strong>.<br />

Distanz Verbrauch Verbrauch<br />

(1'000 Fhz.km) Benzin<br />

(1'000l)<br />

Diesel<br />

(1'000l)<br />

Elektrizität<br />

(MWh)<br />

Total *<br />

(MWh)<br />

MIV (Binnen, Quell- und Ziel) 37’200 1’840 790 25’880<br />

Güterverkehr (Binnen, Quell- und<br />

Ziel)<br />

Durchgangsverkehr<br />

(MIV+Güterverkehr)<br />

570 60 610<br />

24’200 1’180 540 16’940<br />

Bahn 389 3’400 3’400<br />

Bus 211 60 660<br />

Total 62’570 3’020 1’450 3’400 47’480<br />

Total (ohne Transitverkehr) 38’370 1’840 910 3’400 30’540<br />

* Annahme Brennwert Motorenbenzin: 9.61 kWh/L; Diesel: 10.4 kWh/L<br />

Tabelle 14: Verkehrsbedingter Energieverbrauch im <strong>Goms</strong><br />

17) Entspricht <strong>dem</strong> Mittelwert des Treibstoffverbrauches eines Linienbusses (Stadt) und eines Reisecars (BUWAL, Handbuch für<br />

Emissionsfaktoren, Version 2.1, Feb. 2004.)<br />

18


3.1.4 Übersicht Energieverbrauch<br />

Gemäss diesen Schätzungen beläuft sich der aktuelle Energieverbrauch im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong> knapp<br />

152 GWh pro Jahr. Der Gesamtverbrauch lässt sich wie in der folgenden Abbildung dargestellt<br />

<strong>auf</strong> die unterschiedlichen Nutzungsarten Wärme, Licht, Kraft und Mobilität <strong>auf</strong>teilen. Der relativ<br />

geringe Anteil der Verkehrs ist dadurch zu erklären, dass gemäss <strong>dem</strong> Territorialitätsprinzip lediglich<br />

Fahrten innerhalb des <strong>Goms</strong> berücksichtigt (und damit auch der Flugverkehr ausgeschlossen)<br />

und der Transitverkehr nicht berücksichtigt wurde.<br />

7%<br />

5%<br />

20%<br />

68%<br />

Wärme Licht/EDV Kraft Mobilität<br />

Abbildung 6: Gesamtenergieverbrauch nach Verwendungsarten<br />

Der Verbrauch der einzelnen Energieträger ist in Tabelle 15 dargestellt.<br />

Kategorie Nutzungsart Verbrauch (MWh)<br />

Elektrizität Wärme, Licht, Kraft und Fortbewegung 55’000<br />

Fossile Brennstoffe Wärme (Raumklima und Warmwasser) 47’000<br />

Fossile Treibstoffe Fortbewegung 28’000<br />

Holz Wärme (Raumklima und Warmwasser) 20’000<br />

Andere Prozesswärme, Raumklima und Warmwasser 1’000<br />

Total 152’000<br />

Tabelle 15: Gesamter Endenergieverbrauch nach Energieträgern<br />

19


3.2 Die Energieproduktion im <strong>Goms</strong><br />

Die im <strong>Goms</strong> vorhandenen erneuerbaren Ressourcen umfassen Wasser, Wind, Biomasse, Sonne,<br />

Erdwärme und unterschiedliche Arten von Abfällen. Bis heute wurde vor allem das Potenzial an<br />

Wasserkraft <strong>zur</strong> Stromproduktion genutzt, während die anderen Energieträger nur in bescheidenem<br />

Masse verwendet werden.<br />

3.2.1 Die Stromproduktion<br />

Wasserkraft<br />

Im <strong>Goms</strong> existieren 13 Wasserkraftanlagen mit einer jährlichen Gesamtproduktion von rund<br />

520 GWh (Tabellen 16a und 17). 18) Sieben davon besitzen eine maximal mögliche Leistung von<br />

weniger als 2 MW und können entsprechend als Kleinwasserkraftwerke eingestuft werden. 19)<br />

Auf der anderen Seite beträgt die installierte Leistung der vier grössten Zentralen Fieschertal,<br />

Ernen, Heiligkreuz und Neubrigg total 150 MW. Diese Anlagen produzieren zusammen beinahe<br />

500 GWh Strom pro Jahr. Wie in der folgenden Tabelle 16 ersichtlich, sind sie allerdings nur zu<br />

einem geringen Teil in Gommer Besitz.<br />

Name der<br />

Zentrale<br />

Typ<br />

Fieschertal L<strong>auf</strong>kraftwerk<br />

mit Tagesausgleich<br />

Installierte<br />

Leistung<br />

max. (MW)<br />

Stromproduktion/a<br />

(GWh)<br />

Unternehmen<br />

64 146 Gommer<br />

Kraftwerke<br />

Besitzanteil<br />

<strong>Goms</strong><br />

20<br />

1.7 %<br />

(Gemeinden direkt)<br />

Ernen L<strong>auf</strong>kraftwerk 32 187 Rhowag 1.2 %<br />

(Gemeinden: FMV)<br />

Heiligkreuz L<strong>auf</strong>kraftwerk<br />

mit Tagesausgleich<br />

Neubrigg L<strong>auf</strong>kraftwerk<br />

mit Tagesausgleich<br />

Altstafel Speicherkraftwerk<br />

28 58 Gommer<br />

Kraftwerke<br />

26 90 Gommer<br />

Kraftwerke<br />

9.2 22 Rhowag<br />

NOK<br />

TOTAL 160 491<br />

Quelle: Energiefachstelle des Kantons Wallis<br />

Tabelle 16: Grosswasserkraftwerke in der Region <strong>Goms</strong><br />

1.7 %<br />

(Gemeinden direkt)<br />

1.7 %<br />

(Gemeinden direkt)<br />

0.8 %<br />

(Gemeinden: FMV)<br />

18) Die Wasserkraftwerke Ernen-Mörel und Totensee mit einer Jahresproduktion von über 300 MWh wurden dabei nicht erfasst,<br />

da sie sich nicht vollumfänglich <strong>auf</strong> Gommer Gebiet befinden.<br />

19) Nach Art. 7 des eidgenössischen Energiegesetzes werden allerdings nur Anlagen mit einer maximalen Leistung von 1 MW als<br />

Kleinwasserkraftwerke betrachtet und kommen entsprechend für die kostendeckende Einspeisevergütung in Frage.


Name Typ Installierte<br />

Leistung<br />

max. (kW)<br />

Produktion/a<br />

(MWh)<br />

Eigentümer<br />

Merezenbach L<strong>auf</strong>kraftwerk 1’900 9’700 Kraftwerk Merezenbach<br />

Wannebode L<strong>auf</strong>kraftwerk 2’100 6’800 Blinnenwerk AG<br />

Saflischbach L<strong>auf</strong>kraftwerk 1’200 6’300 Gommer Kraftwerke AG<br />

Rappental L<strong>auf</strong>kraftwerk 1’200 3’400 Gommer Kraftwerke AG<br />

Minschtigerbach<br />

(Münster)<br />

Baumenboden<br />

(Fiesch)<br />

Quellwasseranlage <br />

Trinkwasserkraftwerk<br />

200 1’500 EWO<br />

250 1’500 Gemeinde Fiesch (100 %)<br />

Mühlebach L<strong>auf</strong>kraftwerk 57 300 EWEM AG (100 %)<br />

Binn n/a 180 1’000 Rhowag<br />

TOTAL 7’087 30’500<br />

Quelle: Energiefachstelle des Kantons Wallis<br />

Tabelle 17: Kleinwasserkraftanlagen in der Region <strong>Goms</strong><br />

Weitere Stromproduktion<br />

• Kehrrichtverbrennung: Der Kehricht der Region <strong>Goms</strong> wird in der KVA Gamsen bei Brig entsorgt.<br />

Im Jahr 2006 wurden dort knapp 32’000 t Siedlungsabfälle sowie 3’000 t andere Abfälle<br />

angeliefert. Gut 75 % der Anliefermenge stammte aus <strong>dem</strong> kommunalen Sammeldienst,<br />

der Rest entfiel <strong>auf</strong> Direktanlieferungen. 93 % des Kehrichts wurde durch Verbrennung<br />

entsorgt, was die Erzeugung von 22'000 MWh Strom ermöglichte. Davon wurden<br />

28 % für den Eigenbedarf verwendet. Die kommunalen Siedlungsabfälle aus der Region<br />

<strong>Goms</strong> (Bezirk plus Grengiols und Martisberg) beliefen sich <strong>auf</strong> 2’237 t, oder 9 % der gesamten<br />

Anliefermenge aus <strong>dem</strong> kommunalen Sammeldienst. Wird dieser Anteil <strong>auf</strong> die gesamte<br />

verbrannte Kehrichtmenge hochgerechnet, so belief sich die aus der Region <strong>Goms</strong> stammende,<br />

im KVA Gamsen verbrannte, Kehrichtmenge <strong>auf</strong> 3’056 t. Der entsprechende Anteil<br />

der Region <strong>Goms</strong> an der Stromproduktion beläuft sich damit <strong>auf</strong> rund 2’000 MWh.<br />

• Abwasserreinigung: Die biologische Ausbaugrösse der ARA <strong>Goms</strong>20) liegt bei rund 35'000<br />

Einwohnerwerten. Beim Reinigungsprozess fallen jährlich ca. 100 Tonnen Klärschlamm an.<br />

Im Jahr 2007 wurden durch Vergärung des Klärschlammes im Faulturm 108'670 m3 Gas und<br />

über BHKW insgesamt 148'446 kWh Strom produziert. 21) Dadurch konnten rund 95 % des<br />

20) Angeschlossen an die ARA <strong>Goms</strong> in Fiesch sind alle Gemeinden des Bezirkes plus Martisberg. Die Abwässer aus der Gemeinde<br />

Grengiols werden in der ARA Brig gereinigt.<br />

21) Gesamter Energiewert des Faulgases ca. 400'000 kWh.<br />

21


Wärme- und 65 % des Strombedarfs der ARA gedeckt werden. 22) Der Restbedarf an Wärme<br />

wurde über Heizöl gedeckt, wozu 2007 ca. 1'000 Liter eingek<strong>auf</strong>t wurden.<br />

• Photovoltaik: In der Region <strong>Goms</strong> gibt es nur vereinzelte Anlagen und deren Beitrag <strong>zur</strong><br />

Strombilanz ist vernachlässigbar.<br />

Tabelle 18 fasst die restliche Stromproduktion in der Region <strong>Goms</strong> zusammen.<br />

Typ Anlage Anzahl Leistung<br />

max. (KW)<br />

Stromproduktion/a<br />

(MWh)<br />

KVA Gamsen* 1 n/a 2’000<br />

ARA <strong>Goms</strong> 1 n/a 150<br />

TOTAL n/a 2’174<br />

*Anteil an Gesamtproduktion entsprechend der aus <strong>dem</strong> <strong>Goms</strong> stammenden Kehrrichtmenge<br />

Tabelle 18: Weitere Stromproduktion im <strong>Goms</strong><br />

3.2.2 Die Wärmeproduktion<br />

Holzfeuerungen<br />

Man kann die Holzfeuerungen im <strong>Goms</strong> in drei Kategorien unterteilen: a) Stückholzfeuerungen;<br />

b) Holzschnitzelanlagen; c) Pelletöfen.<br />

• Stückholzfeuerungen werden heute hauptsächlich in Kombination mit Elektro- und z. T.<br />

auch mit Ölheizungen eingesetzt. Gebäude, die ausschliesslich mit Stückholz befeuert werden<br />

(z. B. in Cheminées und Schwedenöfen), sind selten. Die Stückholzfeuerungen haben<br />

sehr tiefe Wirkungsgrade, ca. 10 bis 30 %.<br />

• Holzschnitzelanlagen werden automatisch betrieben – die "Fünfliber-grossen" Holzhackschnitzel<br />

werden in einem Silo nahe <strong>dem</strong> Ofen gelagert und über eine elektrisch angetriebene<br />

Vorschubeinrichtung in der richtigen Dosierung in den Ofen eingeführt. Holzschnitzelfeuerungen<br />

werden aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen vorwiegend in der Beheizung von<br />

grossen Gebäuden eingesetzt.<br />

• Pelletöfen werden mit verdichteten Holzspänen und -staub befeuert. Diese Art der Beheizung<br />

von Wohngebäuden nimmt stark an Bedeutung zu: Rund 30 % der neu eingebauten<br />

Feuerungen im <strong>Goms</strong> sind Pelletöfen. Die Öfen sind deutlich effizienter als Stückholzfeuerungen,<br />

sind auch in sehr kleinem Massstab einsetzbar und werden automatisch betrieben.<br />

22) Ausserhalb der Tourismussaison (speziell im Mai und November) muss manchmal Heizöl <strong>zur</strong> Wärmeproduktion dazugek<strong>auf</strong>t<br />

werden. Der jährliche Heizölbedarf liegt bei ca. 1'000 l, was ungefähr 5 % des gesamten Wärmebedarfs entspricht.<br />

22


Von den Forstbetrieben im <strong>Goms</strong> werden pro Jahr rund 5'000m3 Energieholz <strong>zur</strong> Nutzung <strong>auf</strong>bereitet.<br />

Daneben werden schätzungsweise 2'500m3 Privatholz gesammelt und in Stückholzfeuerungen<br />

genutzt. Schliesslich werden gegenwärtig ca. 100 m3 Pellets und rund 300 m3 Stückholz<br />

importiert.<br />

Der Energieinhalt dieses Holzes beläuft sich <strong>auf</strong> rund 20’000 MWh (Tabelle 19) und die daraus<br />

entstehende Wärmeerzeugung beträgt knapp 8’000 MWh pro Jahr. Davon entfallen rund 60 %<br />

<strong>auf</strong> primäre Holzfeuerungen (v. a. Stückholz) und 40 % <strong>auf</strong> ergänzende Feuerungen, von denen<br />

rund 75 % in Kombination mit Elektroheizungen und 25 % mit Ölheizungen eingesetzt werden.<br />

Kategorie Annahme Energieproduktion<br />

Stückholzfeuerungen (primär) Wirkungsgrad 80 % 13’100 MWh<br />

Stückholzfeuerungen in Kombination mit Öl- und<br />

Elektroheizung 23)<br />

Wirkungsgrad 20 % 5’400 MWh<br />

Holzschnitzelfeuerungen Wirkungsgrad 80 % 900 MWh<br />

Pelletöfen 24) Wirkungsgrad 80 % 300 MWh<br />

Total 19'750 MWh<br />

Tabelle 19: Holzfeuerungen im <strong>Goms</strong> – Anteil und Verbrauch pro Kategorie<br />

Weitere Wärmeproduktion<br />

• Wärmepumpen: Bei rund 140 Häusern im <strong>Goms</strong> sind Wärmepumpen installiert. Rund ein<br />

Drittel davon entfällt <strong>auf</strong> Einfamilienhäuser, der Rest teilt sich <strong>auf</strong> Zwei- und Mehrfamilienhäuser<br />

sowie öffentliche Gebäude <strong>auf</strong>. Geht man von einer für das <strong>Goms</strong> üblichen Energiebezugsfläche<br />

dieser Gebäude aus, benötigen diese Wärmepumpen rund 1’300 MWh Elektrizität<br />

pro Jahr.<br />

• Abwasserreinigung: Wie oben erwähnt wurden in der ARA <strong>Goms</strong> im Jahr 2007 durch Faulung<br />

des Klärschlammes im Faulturm 108'670 m3 Gas produziert. Über ein BHKW konnten<br />

so insgesamt 148'446 kWh Strom und – unter Annahme eines Heizwertes des Faulgases<br />

von 22’000 MJ/m3 und einem Umwandlungsverlust von 50'000 kWh – schätzungsweise<br />

200'000 kWh Wärme produziert werden. Der Energiewert des Klärgases, das <strong>zur</strong> Wärmeproduktion<br />

verwendet wird, beläuft sich somit <strong>auf</strong> ca. 250'000 kWh.<br />

• Solarthermie: Gemäss Angaben der Energiefachstelle des Kantons Wallis sind <strong>zur</strong>zeit rund<br />

acht Gebäude mit thermischen Sonnenkollektoren ausgestattet. Deren gesamte Kollektor-<br />

23) Viele Häuser haben unterstützend Stückholzfeuerungen. Ältere Häuser vor allem kombinierte Öl- Holz Feuerungen, neuere oft<br />

mit Schwedenöfen, Specksteinöfen oder andere Holzöfen.<br />

24) Ca. 50 Häuser mit Pellets und ca. 10 Gebäude mit Holzschnitzel (wobei das ganze Feriendorf Fiesch der grösste Abnehmer von<br />

Holzschnitzel ist, zu<strong>dem</strong> Gemeinde Lax/Schreinerei Imhasly)<br />

23


fläche beträgt 60 m2 und die geschätzte Wärmeproduktion gemäss Annahmen 2700 kWh<br />

pro Jahr. 25)<br />

• Kehrrichtverbrennung: In der KVA Gamsen wird die Wärme aus der Verbrennung bis anhin<br />

ausschliesslich für die Stromproduktion genutzt.<br />

Typ Anlage Anzahl<br />

Produktion/a<br />

(MWh)<br />

Eigentümer<br />

Wärmepumpen 140 1’300 Hausbesitzer<br />

ARA <strong>Goms</strong> 1 200 Gemeinden<br />

Solarthermie 8 27 Hausbesitzer<br />

TOTAL 1’527<br />

Tabelle 20: Weitere Wärmeproduktion aus erneuerbarer Energie<br />

3.2.3 Übersicht Energieproduktion aus erneuerbaren Energieträgern<br />

Die gesamte Energieproduktion im <strong>Goms</strong> aus erneuerbaren Energieträgern ist in Tabelle 21 zusammengefasst.<br />

Anzahl Anlagen Produktion (MWh)<br />

Strom 524’000<br />

davon: Grosswasserkraft 5 491’000<br />

davon: Kleinwasserkraft 8 31’000<br />

Wärme 20’000<br />

davon: Holzfeuerungen primär Ca. 1'000 Wohneinheiten<br />

13’000<br />

davon: Holzfeuerungen ergänzend n/a 5’000<br />

Total 544’000<br />

Tabelle 21: Endenergieproduktion im <strong>Goms</strong> nach Nutzungsart und Anlagetyp<br />

3.3 Energiebilanz<br />

Tabelle 22 und Abbildung 7 zeigen die aktuelle Energiebilanz der Region <strong>Goms</strong>, d. h. die Gegenüberstellung<br />

der in der Region produzierten mit der in der Region verbrauchten Energie,<br />

<strong>auf</strong>geteilt nach Energieträgern.<br />

25) Annahme: Produktion von 450 kWh/a pro m 2 bei einer durchschnittlichen Kollektorfläche von 6m 2<br />

24


Wärme K. V.<br />

Wärme<br />

V. Kraft Licht+EDV Wärme<br />

Verbrauch<br />

Produktion<br />

Elektrizität<br />

Haushalte 10'088 Wasserkraft gross 491'200<br />

Tourismus 19'777 Wasserkraft klein 30'500<br />

Privatwirtschaft 5'000 KVA Gamsen (Anteil <strong>Goms</strong>) 2'000<br />

Öffentlicher Sektor 38 ARA <strong>Goms</strong> 148<br />

Weitere Gebäude 2'502 PV<br />

Haushalte 3'688<br />

Tourismus 1'784<br />

Privatwirtschaft 2'344<br />

Öffentlicher Sektor 407<br />

Haushalte und Tourismus 8'559<br />

Privatwirtschaft 1'050<br />

ÖV 3'397<br />

TOTAL 58'635 39% 523'848<br />

BILANZ<br />

Fossile Brennstoffe<br />

465'213<br />

Haushalte 15'667<br />

Tourismus 19'636<br />

Privatwirtschaft 4'615<br />

Öffentlicher Sektor 51<br />

Weitere 3'697<br />

TOTAL 43'666 29% 0<br />

BILANZ<br />

Fossile Treibstoffe<br />

-43'666<br />

MIV 26'485<br />

ÖV 660<br />

Privatwirtschaft 1'050<br />

TOTAL 28'195 19% 0<br />

BILANZ<br />

Weitere<br />

-28'195<br />

Stückholzfeuerungen 18'547 Energieholz 18'750<br />

Pellet und Schnitzelöfen 1'203<br />

Umgebungswärme 1'050 Erdwärme 1'050<br />

Wärme für ARA 211 ARA <strong>Goms</strong> 200<br />

Solarthermik 27 Solarthermik 27<br />

TOTAL 21'038 14% 20'027<br />

BILANZ -1'011<br />

GESAMTOTAL 151'533 543'875<br />

GESAMTBILANZ 392'342<br />

Tabelle 22: Energiebilanz der Region <strong>Goms</strong><br />

Die Bilanz ist stark positiv <strong>auf</strong>grund der bedeutenden Stromproduktion in Grosswasserkraftwerken.<br />

Allerdings wird neben der Stromproduktion aus Wasserkraft nur wenig Energie produziert.<br />

Einzig die Wärmeproduktion aus Biomasse (Holz), die 11 % des Energieverbrauchs der Region<br />

deckt, fällt dabei ins Gewicht.<br />

25


<strong>Das</strong> Ergebnis zeigt entsprechend eine stark unausgeglichene Energiebilanz (siehe Abb.7). So<br />

wird der Wärmebedarf zu 46 % über importierte fossile Brennstoffe gedeckt, während 36 %<br />

<strong>auf</strong> Strom und 19 % <strong>auf</strong> Holz aus der Region entfallen). Bei der Mobilität beträgt der Anteil<br />

importierter Treibstoffe gar 100 %, da die MGB ebenfalls über importierten (SBB-) Strom betrieben<br />

wird. 26) Einzig der Strombedarf für Kraft und Beleuchtung kann zu (beinahe) 100 % über in<br />

der Region produzierte Elektrizität gedeckt werden.<br />

57<br />

102<br />

28<br />

Wärme Mobilität Kraft Beleuchtung<br />

10.6<br />

9.6<br />

Produktion (GWh/a)<br />

Verbrauch (GWh/a)<br />

Abbildung 7: Deckungsbeitrag des Energieverbrauches durch Energieproduktion im <strong>Goms</strong><br />

nach Nutzungskategorien<br />

• Diese unausgeglichene Bilanz der Region <strong>Goms</strong> zeigt sich auch bei einer Analyse der verwendeten<br />

Energieträger (Abb. 8). So wird im <strong>Goms</strong> beinahe neunmal mehr Elektrizität produziert<br />

als verbraucht. Auf der anderen Seite ist das <strong>Goms</strong> stark von fossilen Brenn- und<br />

Treibstoffen abhängig, die alle importiert werden. Sogar ein kleiner Teil Energieholz wird<br />

importiert, weshalb auch die Bilanz der „anderen“ Energieträger negativ ausfällt.<br />

• Noch schlechter fällt die Bilanz aber aus, wenn die Grosswasserkraftwerke, die sich – wie<br />

oben gezeigt – nur zu einem minimalen Anteil in Gommer Besitz befinden, nicht berücksich-<br />

26) Die importierten fossilen Treibstoffe decken 90 % des Energiebedarfes für die Fortbewegung.<br />

8.2<br />

8.2<br />

26


tigt werden. Wie in Abb. 8 ersichtlich, kann die „Gommer“ Energieproduktion aus dieser<br />

Optik bei keinem der eingesetzten Energieträger (mit Ausnahme des Holzes) den aktuellen<br />

Bedarf decken.<br />

500'000<br />

400'000<br />

300'000<br />

200'000<br />

100'000<br />

0<br />

+ 793%<br />

-44%<br />

-100%<br />

-100%<br />

El ektr i zi tät Fossi l e Br ennstof f e Fossi l e T r ei bstof f e Ander e<br />

Abbildung 8: Energieverbrauch und –Produktion (Endenergie in MWh/a)<br />

-5%<br />

27<br />

Verbrauch<br />

Produktion


4 Potenzial Erneuerbare Energien<br />

4.1 Einleitung<br />

4.1.1 Potenzialbegriffe und räumliche Darstellung der Resultate<br />

Die Potenzialabschätzungen werden für alle in der Zielsetzung formulierten erneuerbaren Energien<br />

durchgeführt. Die Definition der Potenzialbegriffe beruht <strong>auf</strong> einer leicht angepassten Systematik<br />

des Bundesamtes für Energie (siehe Abbildung 4). In der vorliegenden Untersuchung<br />

werden folgende Potenzialbegriffe verwendet:<br />

• Theoretisches Potenzial: <strong>Das</strong> theoretische Potenzial einer erneuerbaren Energie beschreibt<br />

das innerhalb einer gegebenen Region zu einem bestimmten Zeitpunkt beziehungsweise innerhalb<br />

eines bestimmten Zeitraumes theoretisch physikalisch nutzbare Energieangebot27) .<br />

• Technisch-ökologisches Potenzial: <strong>Das</strong> technische Potenzial ist der Anteil des theoretischen<br />

Potenzials, der unter Berücksichtigung der gegebenen technischen Restriktionen<br />

nutzbar ist28) .<br />

• Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Der Anteil des technisch-ökologischen Potenzials, der<br />

mit den aktuell geltenden KEV-Ansätzen wirtschaftlich nutzbar ist (positives Verhältnis der<br />

Investitions- und Betriebskosten zu den gesicherten Einnahmen aus <strong>dem</strong> Stromverk<strong>auf</strong>) 29) .<br />

Theoretisches Theoretisches Potenzial<br />

Potenzial<br />

(gesamtes (gesamtes physikalisches physikalisches Angebot)<br />

Angebot)<br />

Technisch-ökologisches Technisch-ökologisches Potenzial<br />

Potenzial<br />

�� � nutzbar unter technischen Restriktionen<br />

�� � nutzbar ohne permanente Beeinträchtigung von Lebens- und<br />

Naturräumen<br />

Wirtschaftlich nutzbare Potenzial<br />

�� abzüglich genutztes Potential<br />

Abbildung 4: Verwendete Potenzialbegriffe nach Bundesamt für Energie, BFE, angepasst<br />

27) Bundesamt für Energie (2006): Potenzialbegriffe. In: Kaltschmitt Martin, Wolfgang Streicher, Andreas Wiese: Erneuerbare Energien:<br />

Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte, Springer, Berlin 2005.<br />

28) Bundesamt für Energie (2006): Potenzialbegriffe.<br />

29) KEV: Kostendeckende Einspeisevergütung für erneuerbaren Strom, Regelung durch das Bundesamt für Energie BFE.<br />

28


Die Potenzialdaten werden in einem geografischen Informationssystem (GIS) erfasst, für das<br />

<strong>Goms</strong> <strong>auf</strong>geschlüsselt und in Karten dargestellt.<br />

4.1.2 Aufbau der Potenzialstudie<br />

<strong>Das</strong> Kapitel "Potenzialstudie erneuerbare Energien" ist nach folgen<strong>dem</strong> Schema gegliedert:<br />

• Begriffe: Dieser Teil beinhaltet die Definitionen und Abgrenzungen der betrachteten Erneuerbaren<br />

Energien.<br />

• Vorgehen: In diesem Teil wird das Vorgehen umschrieben, wie die Potenziale ermittelt<br />

wurden. Ein detaillierter Beschrieb der Vorgehensweise befindet sich im Anhang 2.<br />

• Ergebnisse: Die zentralen Erkenntnisse werden in diesem Teil beschrieben und in Karten<br />

dargestellt.<br />

4.2 Energieholz<br />

4.2.1 Begriffe<br />

Beschränkung <strong>auf</strong> Waldrestholz<br />

In der Studie werden nur Energieholzpotenziale aus <strong>dem</strong> Wald ermittelt. Altholz aus der Bauwirtschaft<br />

und Restholzmengen aus der Holzindustrie sind aus folgenden Gründen nicht Bestandteil<br />

der Untersuchung:<br />

• Altholz: Die Verfeuerung von Altholz ist nur in Grossanlagen wirtschaftlich. Solche Anlagen<br />

kommen im <strong>Goms</strong> wegen mangelnder Wärmeabnehmer nicht infrage. In den bestehenden<br />

Holzfeuerungsanlagen kann Altholz aus lufthygienischen Gründen nicht verwertet werden.<br />

Die Anlagen sind nicht mit den entsprechenden Filtern ausgerüstet. Hohe Investitionskosten<br />

der Heizkessel, die Aufwendungen für die Filter und die Entsorgung der Asche schränken<br />

den Bau von Kleinanlagen für die energetische Nutzung von Altholz ein.<br />

• Restholz: Im <strong>Goms</strong> sind nur zwei Sägereien in Betrieb: die Hischier AG in Oberwald und das<br />

Säge- und Hobelwerk Fiesch AG. Die an diesen beiden Werken anfallenden Restholzmengen<br />

sind gering und werden schon genutzt.<br />

Einschränkungen aus Gründen der Nachhaltigkeit<br />

• Erfüllung anderer Waldfunktionen: Für eine wirtschaftliche Nutzung der im Wald nachwachsenden<br />

holzartigen Biomasse kommt jenes Holz in Frage, das unter Einhaltung üblicher<br />

Nachhaltigkeitskriterien genutzt werden kann. Der Bergwald hat eine wichtige Schutz-,<br />

29


Erholungs- und Naturschutzfunktion: Einerseits schützt der Wald die Siedlungen und Verkehrswege<br />

vor Naturgefahren wie Lawinen, Murgängen und Steinschlägen, andererseits<br />

spielt der Wald eine wichtige Rolle im Tourismus. Die alpinen Lebensräume für Flora und<br />

Fauna und der Erholungswert im Wald sind als wichtige Ressource zu schützen.<br />

• Kaskadennutzung: <strong>Das</strong> im Gommer Wald nachwachsende Rundholz soll primär in den Sägereien<br />

verwertet und als Bauholz für Gebäude, Furniere oder Möbel verwendet werden. Industrieholz<br />

fliesst in die Zellulose-, Spanplatten- und Papierindustrie. Die Sortimente Rundholz<br />

und Industrieholz guter Qualität kommen daher für eine energetische Nutzung nicht infrage.<br />

Diese sollen auch in Zukunft in den Sägereien, Papier- und Spanplattenindustrie verarbeitet<br />

werden.<br />

• Nur minderwertiges Holz, das Energieholz oder sogenannte Waldrestholz, wird direkt für die<br />

Wärmeproduktion in kleinen lokalen Holzfeuerungen verwendet. Als Waldrestholz werden<br />

die holzartigen Rückstände bezeichnet, die bei der Bewirtschaftung der Wälder anfallen:<br />

Schwachholz aus der Durchforstung und Restholz, das bei der Ernte des Stammholzes im<br />

Wald liegen bleibt.<br />

Wirtschaftlich nutzbares Potenzial<br />

<strong>Das</strong> theoretische Potenzial umfasst sämtliche holzartige Biomasse, das <strong>auf</strong> den Waldflächen<br />

nachwächst. Es berechnet sich aus <strong>dem</strong> Produkt von Fläche und <strong>dem</strong> jährlichen Zuwachs pro<br />

Hektar. Die Teilmenge des theoretischen Potenzials, die unter Einhaltung der üblichen Nachhaltigkeitskriterien<br />

der Schweizer Forstwirtschaft geerntet werden kann, wird als technischökologisches<br />

Energieholzpotenzial bezeichnet. Besonders steile Gebiete und Naturwaldreservate<br />

werden von der Nutzung ausgeschlossen, der durchschnittliche Zuwachs wurde nach Höhenstufe<br />

angepasst.<br />

Für den wirtschaftlichen Betrieb von dezentralen Holzfeuerungen ist es entscheidend, dass das<br />

Holz günstig eingek<strong>auf</strong>t bzw. geerntet, verarbeitet, transportiert, getrocknet und gelagert werden<br />

kann. Deshalb ist es nicht möglich, das ganze technisch-ökologisch nutzbare Waldrestholz<br />

effektiv im Wald zu mobilisieren. Holz aus Beständen in schlecht zugänglichem Gelände kann<br />

nicht zum wirtschaftlichen Potenzial gezählt werden.<br />

Darstellung der Resultate im GIS<br />

<strong>Das</strong> wirtschaftlich nutzbare Potenzial wird mittels Geografischem Informationssystem (GIS) geschätzt.<br />

Über die Arealstatistik30) werden die Waldflächen ausgeschieden. Um unterschiedliche<br />

30) Gemäss Arealstatistik: Diese basiert <strong>auf</strong> der visuellen Interpretation der Bodenbedeckung und Bodennutzung anhand von<br />

Luftbildern. Für Punkte im regelmässigen Abstand von 100 Metern wird die Bodennutzung bestimmt. Die vielfältigen Bodennutzungen<br />

und -bedeckungen werden dabei anhand der vier Hauptbereiche Landwirtschaftsflächen, Siedlungsflächen, bestockte<br />

Flächen und unproduktive Flächen in 75 Grundkategorien eingeteilt.<br />

30


ökologische Standortsfaktoren zu berücksichtigen, wird der Zuwachs nach Höhenstufe angepasst.<br />

4.2.2 Vorgehen <strong>zur</strong> Bestimmung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials<br />

<strong>Das</strong> wirtschaftliche Potenzial kann nicht exakt berechnet werden. Beim so ausgewiesenen Energieholzvolumen<br />

handelt es sich um eine Schätzung, die <strong>auf</strong> einem halben Dutzend Annahmen<br />

beruhen. <strong>Das</strong> Ergebnis wurde von den vier Forstbetrieben im <strong>Goms</strong> validiert und deckt sich mit<br />

Erfahrungswerten aus anderen Regionen. Betreffend Wirtschaftlichkeit wurde von einer oberen<br />

Preislimite von CHF 50 pro Schnitzelkubikmeter Waldrestholz ausgegangen. 31)<br />

Die Förster der Forstbetriebe Obergoms, Mittelgoms, Aletsch-Unnergoms und Schattenseite<br />

arbeiten und leben seit vielen Jahren im <strong>Goms</strong>. Sie haben sehr gute lokale Kenntnisse über die<br />

Waldbestände und -strukturen, die Erschliessungsanlagen der Wälder und die nachhaltig nutzbaren<br />

Holzmengen. Dieses Wissen aus der Praxis fliesst in die Berechnungen der Holzpotenziale<br />

ein (Bottom-up Ansatz).<br />

4.2.3 Ergebnisse<br />

Struktur der Forstwirtschaft und heutige Nutzung<br />

Tabelle 7 stellt die wichtigsten Eigenschaften der vier für die Bewirtschaftung der Gommer Wälder<br />

verantwortlichen Forstbetriebe Obergoms, Mittelgoms, Unnärgoms und Schattenseite dar.<br />

Forstbetrieb Obergoms Mittelgoms Schattenseite Aletsch-Unnergoms<br />

Betriebsleiter Werlen Willy Zuberbühler Fredy Jentsch Toni Aschilier Peter<br />

Gemeinden Obergoms,<br />

Münster - Geschinen<br />

Bellwald, Niederwald,<br />

Grafschaft,<br />

Gluringen - Reckingen<br />

Binn, Ernen, Mühlebach,<br />

Steinhaus<br />

Anzahl Mitarbeiter 6 - 8 6 6 10<br />

Waldfläche im<br />

Eigentum (ha)<br />

Mittlerer Zuwachs<br />

(m 3 / ha*a)<br />

2'428 1'745 1'870 3'007<br />

3.5 4 2.5 3<br />

Tabelle 7: Übersicht der Kenngrössen der vier Forstbetriebe 32)<br />

Bitsch, Riederalp, Betten,<br />

Grengiols, Martisberg,<br />

Lax, Fiesch, Fieschertal,<br />

31) Auf 30 % getrocknet frei Anlage; bei steigenden Energiepreisen und Effizienzsteigerungen in der Nutzung bzw. der Verarbeitung<br />

zu Wärme verschiebt erhöht sich dieser Betrag.<br />

32) Schriftliche Mitteilungen: Werlen Willy, Betriebsleiter Obergoms; Zuberbühler Fredy, Betriebsleiter Mittelgoms; Aschilier Peter,<br />

Betriebsleiter Aletsch - Unnergoms; Jentsch Toni, Betriebsleiter Schattenseite.<br />

31


Der jährlich zu nutzende Hiebsatz33) in den vier Forstbetrieben wird vom Kanton Wallis vorgeschrieben.<br />

Tabelle 8 zeigt im Überblick, welche Sortimente (Rundholz, Industrieholz und Energieholz)<br />

in den Forstbetrieben jährlich genutzt werden. Die Verteilung der Sortimente ist in den<br />

Betrieben sehr unterschiedlich.<br />

Forstbetrieb Obergoms Mittelgoms Schattenseite Aletsch-<br />

Unnergoms<br />

Sortiment Rundholz<br />

(m 3 )<br />

Sortiment Industrieholz<br />

(m 3 )<br />

Sortiment Energieholz<br />

(m 3 )<br />

Hiebsatz<br />

(m 3 / ha*a)<br />

2'300<br />

(65 %)<br />

500<br />

(15 %)<br />

700<br />

(20 %)<br />

1'600<br />

(40 %)<br />

400<br />

(10 %)<br />

2'000<br />

(50 %)<br />

800<br />

(35 %)<br />

1'050<br />

(45 %)<br />

450<br />

(20 %)<br />

4'900<br />

(70 %)<br />

Total<br />

9'600<br />

(57 %)<br />

0 1'950<br />

(11 %)<br />

2'100<br />

(30 %)<br />

5'250<br />

(32 %)<br />

3'500 4'000 2'300 7'000 16'800<br />

Tabelle 8: Heutige Verwertung der anfallenden Sortimente in den Forstbetriebe (Jahr 2008)<br />

Je nach Forstbetrieb werden zwischen 20 % bis 50 % des anfallenden Holzes bereits energetisch<br />

genutzt. Die Forstbetriebe sind für die Pflege, Bewirtschaftung und Nutzung von rund<br />

9'600 ha Wald zuständig. Mit 30 Mitarbeitern sind sie in der Region <strong>Goms</strong> ein wichtiger Arbeitgeber.<br />

Laut Statistik werden heute jährlich insgesamt 16'800 m3 Holz genutzt (Jahr 2008). 9'600<br />

m3 (57 %) ist qualitativ hochwertiges Holz, das als Rundholz <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Markt verk<strong>auf</strong>t wird. Ein<br />

Drittel der genutzten Holzmenge ist Energieholz und wird ausschliesslich in den Holzfeuerungsanlagen<br />

im <strong>Goms</strong> verwertet. Nur rund 10 % der anfallenden Holzmenge wird als Industrieholz<br />

verk<strong>auf</strong>t.<br />

Abschätzung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials<br />

Der durchschnittliche jährliche Zuwachs pro Hektar in den Bergwäldern ist tief. Je nach Forstbetrieb<br />

liegt dieser zwischen 2.5 und 4 m3 /ha. 34) Die Waldbestände befinden sich häufig über<br />

1'500 m. ü. M. Insgesamt wachsen <strong>auf</strong> den 9'600 ha bestockten Flächen jährlich rund<br />

31'200 m3 nach. Dieses Potenzial könnte theoretisch für die stoffliche und energetische Nutzung<br />

verwendet werden.<br />

Ein Grossteil der Waldgebiete liegt in steilen Lagen und ist nicht gut erschlossen. Aus wirtschaftlichen<br />

Gründen kann nicht das gesamte theoretisch <strong>zur</strong> Verfügung stehende Potenzial genutzt<br />

werden. Aufgrund von naturräumlichen, erschliessungstechnischen und strukturellen Einschränkungen<br />

können gemäss der Modellierung und den Erfahrungen der Förster rund 15'500 m3 33) Der Hiebsatz gibt im Forstbetrieb die flächenbezogene nachhaltige jährliche einschlagbare Holzmenge an.<br />

34) Im Mittelland beträgt der durchschnittliche Zuwachs pro Hektar rund 15 m 3.<br />

32


Holz zusätzlich wirtschaftlich genutzt werden. Geht man davon aus, dass rund 40 % Energieholz<br />

ist, stehen somit potenziell zusätzlich 6'200 m3 Waldrestholz <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Mit den 6'200 m3 Holz können insgesamt rund 17'400 MWh produziert werden. 35) Diese Energie<br />

wird im <strong>Goms</strong> hauptsächlich <strong>zur</strong> Wärmeproduktion in dezentralen Holzfeuerungsanlagen<br />

verwendet.<br />

Räumliche Verteilung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials<br />

Die Abbildung 9 zeigt die räumliche Verteilung der wirtschaftlich nutzbaren Potenziale: Dunkelgrün<br />

sind die Waldbestände mit hohen wirtschaftlich nutzbaren Potenzialen, hellgrüne Flächen<br />

sind Wälder mit kleineren Potenzialen. Im unteren Teil des <strong>Goms</strong> sind die Potenziale grösser als<br />

im oberen Teil des Tales: In den Gemeinden Fiesch, Lax und Ernen <strong>auf</strong> einer Höhe von<br />

1'000 m. ü. M. sind höhere Potenziale zu verzeichnen als in den tal<strong>auf</strong>wärts gelegenen Gemeinden<br />

mit Höhenlagen von über 1'500 m. ü. M.<br />

Abbildung 9: Wirtschaftliche Potenzial von Energieholz für die Gemeinden<br />

35) Annahme: unterer Heizwert gleich 2.8 MWh pro m 3.<br />

33


4.3 Biogene Abfälle<br />

Der Begriff biogene Abfälle umfasst den organischen Anteil im Kehricht, Grünabfälle sowie Lebensmittel-<br />

und Fleischverarbeitungsabfälle. Diese Fraktionen werden im folgenden Kapitel beschrieben.<br />

Diese Abfälle können in Vergärungsanlagen über Biogasproduktion zu Strom, Wärme<br />

oder Treibstoff umgewandelt werden.<br />

4.3.1 Begriffe<br />

Abfallfraktionen<br />

Organischer Anteil im Kehricht: In der Schweiz beträgt der Anteil an organischen Abfällen im<br />

Kehricht durchschnittlich 27 %. 36) Es handelt sich dabei um Rüstabfälle (u. a. Schalen von Kartoffeln,<br />

Karotten, Gurken, Salatblätter), Speisereste (u.a. Früchte, Gemüse, Teigwaren, Reis,<br />

Brot, Fleisch), übrige Küchenabfälle (u. a. verdorbene Lebensmittel, noch verpackte Lebensmittel,<br />

Teebeutel, volle Kaffeefilter) und Topfpflanzen mit Erde, Ästen und Reisig. Ein grosser Anteil<br />

dieser Abfälle ist für die Vergärung geeignet. Bei tiefen Trockensubstanz - Gehalten ist die Vergärung<br />

die wesentlich effizientere energetische Nutzung als die KVA.<br />

Grünabfälle: Der Grünabfall oder Gartenabraum besteht vor allem aus Laub, Rasenschnitt,<br />

Baum- und Strauchschnitt. Er stammt aus privaten Haushalten, privaten und öffentlichen Gärten,<br />

Pärken, Grünflächen wie Friedhöfen, Sportanlagen und Golfplätzen. Die in den Gemeinden<br />

separat gesammelten biogenen Abfälle fallen in diese Kategorie.<br />

Lebensmittelabfall: Bei den Lebensmittelabfällen wird zwischen den Industrie- und Gastronomieabfällen<br />

unterschieden:<br />

• Industrieabfälle: Dies sind Reststoffe und/oder Abfälle organischer Herkunft. Sie entstehen in<br />

verschiedenen Bereichen der Lebensmittel-, der chemischen und der pharmazeutischen Industrie<br />

und des Gewerbes.<br />

• Gastronomieabfälle: Gastronomieabfälle sind Speisereste und Rüstabfälle, die in Restaurants<br />

und Hotels anfallen. In diese Kategorie gehören alle gekochten Lebensmittelabfälle.<br />

Fleischverarbeitungsabfälle: Ein nennenswerter Anteil an Reststoffen und/oder Abfällen fällt<br />

in Schlachthöfen und in der Fleischverarbeitungsindustrie an.<br />

36) BUWAL (2003): Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2001/02. Schriftenreihe Umwelt Nr. 356. Bundesamt für Umwelt,<br />

Wald und Landschaft, Bern.<br />

34


4.3.2 Vorgehen<br />

Die bei der Dienststelle für Umwelt im Kanton Wallis vorliegenden Angaben zu den anfallenden<br />

Kehricht- und Grünabfallmengen pro Gemeinde wurden ausgewertet. Anhand von Expertengesprächen<br />

wurden die Lebensmittelabfälle für das <strong>Goms</strong> ermittelt.<br />

4.3.3 Ergebnisse<br />

Organischer Anteil im Kehricht<br />

Insgesamt fallen in den 13 Gemeinden rund 2'170 t Frischsubstanz (FS) Kehricht an (siehe Abbildung<br />

10). Dieser wird in der Kehrichtverbrennungsanlage in Gamsen (ausserhalb von <strong>Goms</strong>)<br />

verbrannt. Bei einem organischen Anteil von durchschnittlich 27 % 37) im Kehricht würden dies<br />

rund 585 t FS organische Abfälle im Kehricht entsprechen. Dieser Anteil ist im <strong>Goms</strong> jedoch<br />

wesentlich tiefer. Dies aus folgenden Gründen:<br />

• <strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> ist eine typische ländliche Bergregion. Solche agrarische Gemeinden haben tendenziell<br />

kleinere Mengen an biogenen Abfällen als Grosszentren und Arbeitsplatzgemein-<br />

den. 38)<br />

• Die eingeführten Abfallgebühren im <strong>Goms</strong> haben den Anreiz bei der lokalen Bevölkerung<br />

stark erhöht, Speisereste und Rüstabfälle in den privaten Gärten zu Kompost zu verarbeiten.<br />

Diese geringen Anteile von organischen Abfällen im Kehricht bestätigt eine bereits durchgeführte<br />

Studie: Der gesamte organische Anteil im Kehricht wird im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong> rund 120 t FS geschätzt:<br />

39) Dies entspricht lediglich 5.5 % der gesamten Kehrichtmengen. Die anfallende Kehrichtmengen<br />

unterliegen im <strong>Goms</strong> saisonalen Schwankungen und werden stark durch die Zahl<br />

der Touristen im <strong>Goms</strong> beeinflusst: In den Wintermonaten von Januar bis März und in den<br />

Sommermonaten Juli bis August fallen die grössten Kehrichtmengen an.<br />

37) BUWAL (2003): Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2001/02. Schriftenreihe Umwelt Nr. 356. Bundesamt für Umwelt,<br />

Wald und Landschaft, Bern.<br />

38) BUWAL (2003): Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2001/ 02. Schriftenreihe Umwelt Nr. 356. Bundesamt für Umwelt,<br />

Wald und Landschaft. Bern<br />

39) Erep (2004): Inventaire des déchets méthanisables en Valais.<br />

35


Abbildung 10: Kehrichtmengen pro Gemeinde im <strong>Goms</strong><br />

Grünabfall<br />

Eine Separatsammlung wird nur in vier Gemeinden durchgeführt. Insgesamt fallen jährlich<br />

ca. 76 t FS Grünabfall an und entspricht <strong>dem</strong> theoretischen Potenzial. 40)<br />

Lebensmittelabfall aus Gewerbe<br />

Die Teigwarenfabrik Novena in Ulrichen ist die einzige Unternehmung im <strong>Goms</strong>, die grössere<br />

Mengen an biogenen Abfällen produziert. Pro Woche fallen zwischen 10 bis 15 Kisten Teigwarenabfälle<br />

à 20 kg an. Dies entspricht ca. 10 bis 15 t FS pro Jahr. Zurzeit werden die Teigwarenreste<br />

von Landwirten im gesamten Oberwallis <strong>zur</strong> Tierfütterung verwendet.<br />

Die bei der Käseproduktion anfallende Schotte (Molke) in den Sennereien Obergesteln, Reckingen,<br />

Gluringen und Grengiols gilt als Lebensmittelabfall. Bisher wird die Schotte von der Vallait<br />

abgeholt und entsorgt. Die Schotte könnte als Co-Substrat in einer Biogasanlage <strong>zur</strong> energetischen<br />

Nutzung verwendet werden. Gleichzeitig könnten die für die Entsorgung anfallenden<br />

Gebühren eingespart werden. In den Sennereien Grengiols und Gluringen jährlich rund 1.6<br />

Mio., bzw. 0.6 Mio. Liter Molke an.<br />

40) Abfallstatistik (2005): Dienststelle für Umweltschutz. Sitten.<br />

36


Gastroabfälle<br />

<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> als Tourismusregion zählt 80 Hotelbetriebe, rund 3’300 Ferienwohnungen, 25 Gruppenunterkünfte<br />

sowie 7 Campingplätze. Es gibt über 90 Restaurants, Tea-Rooms und Bergrestaurants<br />

sowie verschiedene Bars und eine Disco. Die anfallenden Speise- und Rüstabfälle werden<br />

heute weitgehend im Kehricht in der KVA Gamsen entsorgt.<br />

Je nach Grösse und Standort fallen in den Hotels und Restaurants jährlich durchschnittlich 1 bis<br />

4 Tonnen FS Gastroabfälle an. In einer Studie von Erep (2004) werden die in Hotels- und Restaurantbetriebe<br />

anfallende Gastroabfälle im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong> ca. 290 t FS pro Jahr geschätzt.<br />

Zusammenfassung Biogene Abfälle<br />

Tabelle 32 zeigt im Überblick die theoretischen Potenziale der Abfallfraktionen im <strong>Goms</strong>. <strong>Weg</strong>en<br />

den geringen anfallenden Mengen wird dar<strong>auf</strong> verzichtet, das technische – ökologische Potenzial<br />

und das wirtschaftliche Potenzial zu bestimmen.<br />

Der organische Anteil im Kehricht und die Gastroabfälle werden in der KVA in Gamsen bereits<br />

energetisch genutzt. Noch nicht energetisch genutzt werden nur der Grün- und Lebensmittelabfall<br />

aus Gewerbe (rund 90 t FS).<br />

Insgesamt fallen im <strong>Goms</strong> jährlich rund 500 t FS an. Dies entspricht ca. 150 t TS biogene Abfälle.<br />

41) Wird der gesamte biogene Abfall energetisch genutzt, ist eine jährliche energetische Produktion<br />

von 525 MWh möglich. 42) Darin enthalten sind auch die bereits in der KVA energetisch<br />

genutzten biogenen Abfällen.<br />

Fraktion t FS<br />

Organischer Anteil im Kehricht 120<br />

Grünabfall 76<br />

Lebensmittelabfall aus Gewerbe (exkl. Schotte) 15<br />

Gastroabfälle 290<br />

Total 491<br />

Tabelle 32: Übersicht der biogenen Abfälle im <strong>Goms</strong><br />

Die im <strong>Goms</strong> anfallenden biogenen Abfälle könnten entweder in einer ARA oder Biogasanlagen<br />

energetisch genutzt werden. Dafür müssen aber die vorhandenen biogenen Abfälle verfügbar<br />

gemacht werden. Bei einer Verwertung von zwei Dritteln der heute vorhandenen biogenen Abfälle<br />

in einer Biogasanlage können jährlich 125 MWh Strom, respektive 157 MWh Wärme produziert<br />

werden.<br />

41) Umrechnung t FS in t TS: 30 %<br />

42) Umrechnungsfaktor: 3.5 MWh / t TS biogener Abfall. Bei 150 t TS entspricht dies 525 MWh.<br />

37


4.4 Landwirtschaftliche Biomasse<br />

4.4.1 Begriffe<br />

Hofdünger<br />

Gülle ist ein Gemisch aus Kot und Harn von Tieren, die ohne oder mit wenig Einstreu <strong>auf</strong> Spaltböden<br />

oder Gitterrosten gehalten werden. In Betrieben, die ökologisch wirtschaften, sind Aufstallungen<br />

mit viel Stroh üblich, wodurch Mist anfällt. Die dann noch anfallende Gülle wird als<br />

Harngülle bezeichnet.<br />

Ernterückstände und Energiepflanzen<br />

Ernterückstände werden heute meist <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Feld belassen oder über andere <strong>Weg</strong>e in den<br />

stofflichen Kreisl<strong>auf</strong> <strong>zur</strong>ückgeführt. Eine energetische Nutzung ist in vielen Fällen möglich. Energiepflanzen<br />

(inkl. holzartige Pflanzen) könnten <strong>auf</strong> landwirtschaftlichen Grenzertragsflächen <strong>zur</strong><br />

Produktion von Biomasse verwendet werden. Im Hügel- und Berggebiet stehen <strong>auf</strong>grund des<br />

Rückgangs der Tierbestände ungenutzte Weideflächen <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

In der vorliegenden Studie werden nur die Potenziale von Hofdünger betrachtet. Ernterückstände<br />

und Energiepflanzen sind nicht Bestandteil der Untersuchung. Im <strong>Goms</strong> bestehen geringe<br />

verfügbare Flächenpotenziale für den Anbau von Energiepflanzen. 43)<br />

4.4.2 Vorgehen<br />

Auf der Basis der von der landwirtschaftlichen Schule in Visp <strong>zur</strong> Verfügung gestellten Angaben<br />

zu den Grossvieheinheiten pro Gemeinde wurde die anfallende Menge an Gülle und Mist ermittelt.<br />

4.4.3 Ergebnisse<br />

Grossvieheinheiten: Im <strong>Goms</strong> halten die Landwirte insgesamt rund 2'320 Grossvieheinheiten<br />

(GVE). Während der Zeit der Alpweide zwischen Mitte Juni bis anfangs September reduziert sich<br />

der für eine energetische Nutzung <strong>zur</strong> Verfügung stehende Hofdüngeranfall um fast 100 %, da<br />

der Grossteil der Tiere nicht im Stall gehalten wird. Die Grossvieheinheiten sind gleichmässig in<br />

der Region verteilt. Grengiols ist die einzige Gemeinde mit mehr als 270 Grossvieheinheiten (siehe<br />

Abbildung 11).<br />

43) http://www.ebp.ch/files/projekte/biomassekulturen-schlussbericht-2009-02-20.pdf<br />

38


Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Insgesamt produziert der Viehbestand rund 7'100 Tonnen<br />

TS Gülle und Mist. 44) In einer Biogasanlage lassen sich mit der energetischen Nutzung von<br />

Gülle und Mist theoretisch 7'500 MWh Energie produzieren. 45)<br />

Es wird davon ausgegangen, dass im <strong>Goms</strong> eine mittelgrosse Biogasanlage erfolgreich betrieben<br />

werden kann. Bei der energetischen Nutzung von Gülle und Mist von 500 GVE (ohne Co-<br />

Substrate) könnte rund 1'620 MWh Energie produziert werden. Werden die Wirkungsgrade<br />

berücksichtigt, bedeutet dies eine Stromproduktion von rund 560 MWh, respektive eine Wärmeproduktion<br />

von 730 MWh. Die wirtschaftliche und technische Machbarkeit einer Biogasanlage<br />

in der Biobergkäserei Gluringen wurde in einer Studie nachgewiesen. 46) Zu berücksichtigen<br />

sind aber die dezentral gelegenen landwirtschaftlichen Betriebe, die topografischen Verhältnisse<br />

und klimatischen Bedingungen. Diese verursachen hohe Aufwendungen bei der Substrat- und<br />

Güllelogistik.<br />

44) Annahme: 1 GVE produziert 18 m 3/a. 1 m 3 entspricht 1 Tonne. Umrechnung FS in TS = 17 %.<br />

45) Annahme: 2'320 GVE im <strong>Goms</strong>. 1 GVE produziert 18 m 3/a. 1 m 3 entspricht 1 Tonne. 2'320 produzieren 41'760 t FS Mist und<br />

Gülle. Biogasausbeute 1 m 3 Gülle = 30 m 3 Biogas. Insgesamt können 1'252'800 m 3 Biogas produziert werden. 1 m 3 Biogas = 6<br />

kWh. Energieinput Gülle_Mist = 7'516 MWh.<br />

46) EBP (2008): Biogasanlage als Katalysator für die erste <strong>Energieregion</strong> der Schweizer Alpen. Machbarkeitsstudie.<br />

39


Abbildung 11: Grossvieheinheiten (GVE) pro Gemeinde im <strong>Goms</strong><br />

4.5 Photovoltaik <strong>auf</strong> Gebäudedächern<br />

4.5.1 Begriffe<br />

Unter Photovoltaik (PV) versteht man die direkte Umwandlung von Strahlungsenergie, vornehmlich<br />

Sonnenenergie, in elektrische Energie. Es werden drei Kategorien der Nutzung von Photovoltaik<br />

unterschieden: Photovoltaik <strong>auf</strong> Gebäuden, <strong>auf</strong> Infrastruktur (Lärmschutzwände bei Autobahnen)<br />

und <strong>auf</strong> freistehenden Flächen.<br />

Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich auch die Photovoltaik <strong>auf</strong> Gebäuden. Photovoltaikanlagen<br />

<strong>auf</strong> Infrastruktur wird verzichtet, da es im <strong>Goms</strong> keine Lärmschutzwände gibt, die<br />

für die Installation von Photovoltaikanlagen genutzt werden könnten. Da der Kanton Wallis keine<br />

freistehenden Flächen für die Photovoltaikanlagen <strong>zur</strong> Verfügung stellen will, wird <strong>auf</strong> eine<br />

solche Untersuchung ebenfalls verzichtet.<br />

40


4.5.2 Vorgehen<br />

Im Fall der Sonnenenergienutzung ist bei der Potenzialermittlung von besonderer Bedeutung,<br />

dass <strong>auf</strong> der gleichen Gebäudefläche PV-Anlagen oder Sonnenkollektoren installiert werden<br />

können. Dies wurde bei der Potenzialermittlung berücksichtigt.<br />

Es wird zwischen Kleinanlagen (von 30 m2 bis 600 m2 ) und Grossanlagen ab 600 m2 unterschieden.<br />

Als Datengrundlagen für die Modellierung wurden die Geodaten Vector25 swisstopo und<br />

die Strahlungsdaten Meteonorm verwendet.<br />

Für die Gebäudegrundflächen wurde der Vector25 verwendet. Die Installation von Kleinanlagen<br />

setzt Gebäudegrundflächen von mind. 90 m2 (bei Anlage von 30 m2 ) bis max. 600 m2 (bei Anlage<br />

von 200 m2 ) voraus. Die Gebäudegrundfläche ist <strong>dem</strong>entsprechend klassifiziert worden. Für<br />

jedes Gebäude wurde die Solarstrahlung R zugewiesen. Folgende Korrekturfaktoren wurden<br />

verwendet: Verfügbare Dachfläche, Neigung, Ausrichtung sowie ungeeignete Standorte und<br />

Systemwirkungsgrad. Ausser<strong>dem</strong> wurde davon ausgegangen, dass bei Kleinanlagen eine Konkurrenz<br />

zu Sonnenkollektoren besteht. Dies wurde in der Modellierung mit berücksichtigt.<br />

4.5.3 Resultate<br />

<strong>Das</strong> <strong>Goms</strong> gilt als „Sonnenstube der Schweiz“. Für die energetische Nutzung von Sonnenenergie<br />

bestehen sehr gute Voraussetzungen. Abbildung 14 zeigt im Überblick die theoretischen<br />

Potenziale für Photovoltaikanlagen <strong>auf</strong> Kleinanlagen. Im Folgenden sind die wichtigsten Fakten<br />

für Klein- und Grossanlagen zusammengefasst:<br />

Sonneneinstrahlung <strong>Goms</strong> vs. Mittelland: Die Sonneneinstrahlung liegt im <strong>Goms</strong> um 20 % bis<br />

30 % höher als im Mittelland. Die Stromgestehungskosten für Sonnenenergie <strong>auf</strong> grossen Dachflächen<br />

liegen bei rund 45 bis 50 Rp./kWh und sind somit entsprechend tiefer als im Mittelland,<br />

wo die Preise zwischen 80 und 90 Rp./kWh liegen.<br />

Ungenutzte Dachflächenpotenziale: Im <strong>Goms</strong> bestehen grosse, ungenutzte Dachflächenpotenziale.<br />

47) Die Gebäudegrundfläche pro Einwohner ist fast dreimal höher als im Schweizer<br />

Durchschnitt: Pro Einwohner stehen im <strong>Goms</strong> rund 173 m2 Gebäudegrundfläche <strong>zur</strong> Verfügung,<br />

in der restlichen Schweiz nur 66 m2 .<br />

Besonders grosse, ungenutzte Potenziale für die Nutzung von Solarenergie liegen in der Gemeinde<br />

Bellwald. In Grengiols sind die Bedingungen für die Solarenergie eher ungünstig. <strong>Das</strong><br />

Dorf liegt <strong>auf</strong> der Schattenseite mit einer nördlichen Ausrichtung.<br />

47) Quelle: Nowak (2008): Vortrag über Sonnenpotenziale im <strong>Goms</strong>.<br />

41


Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Die gesamte nutzbare Dachfläche für Kleinanlagen beträgt<br />

859'383 m2 , für Grossanlagen 69'539 m2 . Auf Kleinanlagen können jährlich rund 28'000<br />

MWh/a, <strong>auf</strong> Grossanlagen 3'000 MWh/a Strom produziert werden. Insgesamt ist damit eine<br />

Produktion von 31'000 MWh/a möglich.<br />

Die Realisierungschancen für Photovoltaikanlagen hängen von vielen Faktoren ab. Für die Studie<br />

wird davon ausgegangen, dass knapp 25 % der Anlagen gebaut werden könnten. Dies entspricht<br />

einer Stromproduktionsmenge von 8'000 MWh/a.<br />

Abbildung 14: Potenziale von Photovoltaikanlagen <strong>auf</strong> Kleinanlagen im <strong>Goms</strong><br />

4.6 Solarthermische Anlagen <strong>auf</strong> Gebäudedächern<br />

4.6.1 Begriffe<br />

Als solarthermische Solaranlagen werden Anlagen bezeichnet, die Wärme aus der Sonneneinstrahlung<br />

nutzbar machen. Die Wärme wird in der Gebäudetechnik nutzbar gemacht.<br />

42


4.6.2 Vorgehen<br />

Es wird zwischen Kleinanlagen (von 30 m2 bis 600 m2 ) und Grossanlagen ab 600 m2 unterschieden.<br />

Als Datengrundlagen für die Modellierung werden die Geodaten Vector25 swisstopo, die<br />

Strahlungsdaten Meteonorm, Karte mit Strahlungsdaten und ein Datensatz zu Gebäudegrundflächen<br />

verwendet. Es werden nur kleine Gebäude mit einer Gebäudegrundfläche von weniger<br />

als 600 m2 betrachtet. Für jedes Gebäude wird eine Nutzung von 6 m2 für Solarwärme angenommen.<br />

Insgesamt kann damit eine Energiemenge von 2’700 kWh Wärme pro Jahr produziert<br />

werden. 48) Für jede Gemeinde wird hochgerechnet, wie viel Wärme sie mit solarthermischen<br />

Anlagen produzieren kann.<br />

4.6.3 Resultate<br />

Die Tabelle 33 zeigt im Überblick die Potenziale für solarthermische Anlagen im <strong>Goms</strong>.<br />

Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Insgesamt können im <strong>Goms</strong> <strong>auf</strong> den Gebäudeflächen<br />

rund 20'000 MWh Wärme in solarthermischen Anlagen produziert werden. <strong>Das</strong> wirtschaftlich<br />

nutzbare Potenzial beträgt 25 % davon resp. 5'000 MWh. 49)<br />

Gemeinde<br />

Anzahl<br />

Kleinanlagen<br />

Theoretisches Potenzial<br />

(MWh/a)<br />

Wirtschaftlich nutzbares<br />

Potenzial<br />

Bellwald 889 2'400 600<br />

Binn 419 1'131 283<br />

Blitzingen 227 613 153<br />

Ernen 979 2'643 661<br />

Fiesch 812 2'192 548<br />

Fieschertal 372 1'004 251<br />

Grafschaft 383 1'034 259<br />

Grengiols 776 2'095 524<br />

Lax 305 824 206<br />

Martisberg 132 356 89<br />

Münster-Geschinen 685 1'850 463<br />

Niederwald 123 332 83<br />

Obergesteln 223 602 151<br />

Oberwald 351 948 237<br />

Reckingen-Gluringen 644 1'739 435<br />

Ulrichen 335 905 226<br />

Total 7'655 20'669 5167<br />

Tabelle 33: Potenziale solarthermischer Anlagen<br />

48) Swisssolar (2008) Solarwärme für Eigenheime – Lebensqualität mit Solaranlagen.<br />

49) Rund 3'300 Gebäude sind Zweit- und Ferienwohnungen (pro ständig bewohnte Wohneinheit gibt es 1.7 Zweitwohnungen).<br />

43


4.7 Windenergie<br />

4.7.1 Begriffe<br />

Einzelanlage: Der Begriff bezeichnet eine alleinstehende Windkraftanlage.<br />

Windpark: Der Begriff bezeichnet mehrere (mindestens drei) Anlagen, die in einer gemeinsamen<br />

Anordnung stehen.<br />

Die in der vorliegenden Studie ausgewiesenen potenziellen Standorte sind für Windparks vorgesehen.<br />

4.7.2 Vorgehen<br />

SwissWinds GmbH beabsichtigt mit breiter Unterstützung der Walliser Regierung und von Coop<br />

<strong>auf</strong> über 2000 m. ü. M. Bürgerwindparks im <strong>Goms</strong> zu betreiben. In die kostendeckende Einspeisevergütung<br />

sind über 100 Windanlagen eingereicht worden. Diese Angaben fliessen in die Potenzialabschätzungen<br />

ein.<br />

Für die Region <strong>Goms</strong> sind <strong>auf</strong> der Basis eines Geografischen Informationssystems (GIS) potenzielle<br />

Standorte für Windanlagen identifiziert worden.<br />

In einem <strong>ersten</strong> Schritt wurden Standorte mit Windstärken <strong>auf</strong> 70 Meter über Grund >5m/Sek.<br />

ausgeschlossen. Standorte mit Hangneigungen >20 %, Wald- und Seeflächen, Böden mit instabilem<br />

Baugrund und Siedlungsflächen (Mindestabstand von 300 m) wurden für die Nutzung von<br />

Windanlagen genauso ausgeschlossen wie Inventare von nationaler Bedeutung und Schutzgebiete.<br />

In einem zweiten Schritt wurden die potenziellen Standorte im Hinblick <strong>auf</strong> folgende Kriterien<br />

beurteilt: Produktionskapazität, Erschliessung, Geländebeschaffenheit und Sensibilität der landschaftlichen<br />

Umgebung.<br />

4.7.3 Ergebnisse<br />

In der Abbildung 12 sind potenzielle Windstandorte im <strong>Goms</strong> als rote Flächen dargestellt. Folgende<br />

Ergebnisse sind relevant:<br />

Potenzielle Windstandorte: Verschiedene Standorte haben gute bis sehr gute Windverhältnisse.<br />

Allerdings befinden sich die meisten über 1'700 m. ü. M. An vielen Orten ist die Erschlies-<br />

44


sung für den Transport und die Montage der Windanlagen eine grosse Herausforderung. Teilweise<br />

sind Ausbaumassnahmen für die Erschliessung erforderlich.<br />

Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Die Firma SwissWinds hat im Rahmen des Verfahrens für<br />

kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) 100 Windanlagen eingereicht. Zurzeit werden an drei<br />

Standorten (Grimsel, Furka und Nufenen) Windmessungen durchgeführt. Geplant ist der Bau<br />

von 100 Windanlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 2 MW. Insgesamt könnten so<br />

pro Jahr 500'000 MWh Energie produziert werden.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass nicht alle in die KEV eingereichten Windanlagen realisiert<br />

werden können. Würden 60 Windanlagen im <strong>Goms</strong> in den nächsten Jahren in Betrieb genommen,<br />

könnten jährlich 300'000 MWh Strom produziert werden.<br />

Abbildung 12: Potenzielle Windstandorte im <strong>Goms</strong><br />

45


4.8 Wasserkraft<br />

4.8.1 Begriffe<br />

In der Schweiz werden generell vier Kraftwerktypen unterschieden 50) :<br />

• L<strong>auf</strong>kraftwerke: Darunter werden Wasserkraftanlagen ohne eigenen Speicher, welche die<br />

Zuflüsse l<strong>auf</strong>end verarbeiten, verstanden.<br />

• Speicherkraftwerke: Diese Anlagen speichern die Wasserzuflüsse, solange noch freies Speichervolumen<br />

verfügbar ist und werden bei Bedarf genutzt (tägliche, wöchentliche und saisonale<br />

Speicherung).<br />

• Reine Umwälzwerke: Diese Anlagen nutzen nur Wasser, das vorher gepumpt und gespeichert<br />

wurde.<br />

• Pumpspeicherkraftwerke: Kombination aus Speicherkraftwerk und reinem Umwälzwerk.<br />

In der vorliegenden Studie wird der Fokus <strong>auf</strong> die L<strong>auf</strong>kraft- und Speicherkraftwerke gelegt.<br />

4.8.2 Vorgehen<br />

Ein Grossteil der Fliessgewässer wird im <strong>Goms</strong> bereits energetisch genutzt. Mehrere Wasserkraftwerke<br />

sind in Planung, um weitere Bach- und Flussläufe zu nutzen. Auf eine Abschätzung<br />

der Potenziale wird deshalb verzichtet.<br />

4.8.3 Aktuelle Situation<br />

Abbildung 13 zeigt einen Überblick der bestehenden und geplanten Wasserkraftanlagen im<br />

<strong>Goms</strong>. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:<br />

Heutige Wasserkraftanlagen: In der Region sind 13 Wasserkraftanlagen in Betrieb. Vier Wasserkraftanlagen<br />

haben eine Leistung von über 25 MW.<br />

Wirtschaftlich nutzbares Potenzial: Neun weitere Wasserkraftanlagen sind von den lokalen<br />

EVUs in Planung. Die geplanten Wasserkraftanlagen sollten pro Jahr insgesamt 135'000 MWh<br />

zusätzliche Energie produzieren. Es wird davon ausgegangen, dass die geplanten Kraftwerke<br />

auch realisiert werden. Die meisten Bach- und Flussläufe würden somit genutzt. <strong>Das</strong> Potenzial<br />

50) BFE (2004): Ausbaupotenzial der Wasserkraft.<br />

46


liegt gemäss den lokalen EVUs noch höher. Beispielsweise werden die bestehenden Wasserkraftanlagen<br />

teilweise ausgebaut, um die Energieproduktion zu erhöhen.<br />

Abbildung 13: Bestehende und geplante Wasserkraftwerke im <strong>Goms</strong><br />

4.9 Übersicht und Schlussfolgerung<br />

4.9.1 Berechnung des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials<br />

Die Tabelle 34 zeigt zusammenfassend die wirtschaftlich nutzbaren Potenziale aus erneuerbaren<br />

Energien im <strong>Goms</strong>. Für die Stromproduktion steht die energetische Nutzung von Wind und<br />

Wasser im Vordergrund, für die Wärmeproduktion ist die Nutzung von Biomasse und Sonne<br />

zentral.<br />

47


Heutige Nutzung<br />

(MWh)<br />

Wirtschaftliches Potenzial<br />

(MWh)<br />

Strom Wärme<br />

Holz 19'750 17'360<br />

Biogene Abfälle 431 125 157<br />

Landwirtschaftliche<br />

Biomasse<br />

0 567 729<br />

Wind 0 300'000<br />

Wasser 521'700 51) 135'000<br />

Photovoltaikanlagen 0 8'000<br />

Solaranlagen 27 5'000<br />

Total 541'908 443'692 23'246<br />

Tabelle 34: Überblick des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials im <strong>Goms</strong> (in MWh)<br />

4.9.2 Schlussfolgerungen<br />

Wasser ist die zentrale Energiequelle für das <strong>Goms</strong>: Insgesamt produzieren die 13 Wasserkraftanlagen<br />

im <strong>Goms</strong> rund 5 GWh Strom. Holz wird traditionell im <strong>Goms</strong> <strong>zur</strong> Wärmeproduktion<br />

genutzt. Erdwärme nimmt an Bedeutung zu und wird vermehrt in den Gebäuden <strong>zur</strong> Wärmeproduktion<br />

eingebaut. Wind, Sonne und Biomasse leisten bisher keinen wesentlichen Beitrag <strong>zur</strong><br />

Energieversorgung im <strong>Goms</strong>.<br />

Grosse, ungenutzte Potenziale liegen in der energetischen Nutzung von Wind und Wasser. Projekte<br />

für die energetische Nutzung sind in Planung. Die Ausschöpfung dieses Potenzials hängt<br />

u. a. davon ab, wie stark die Stromgestehungskosten in den nächsten Jahren sinken werden.<br />

Die zusätzlich nutzbaren Holzpotenziale im Wald liegen in der Grössenordnung der Energieproduktion<br />

aus der Sonne. Die im <strong>Goms</strong> vorhandene Biomasse (Biogene Abfälle und landwirtschaftliche<br />

Biomasse) reicht für eine mittelgrosse landwirtschaftliche Biogasanlage.<br />

51) Inkl. Gross- und Kleinwasserkraftwerke<br />

48


5 Handlungsspielräume im GOMS<br />

5.1 Energieeffizienz<br />

Aufgrund des gestiegenen Lebensstandards ist der Energieverbrauch pro Kopf in den vergangenen<br />

Jahrzehnten auch im <strong>Goms</strong> stetig gewachsen. Effektive Einsparungen sind entsprechend<br />

nur möglich, wenn der wachsende Energiebedarf durch eine Steigerung der Energieeffizienz<br />

überkompensiert wird. Diesbezüglich kann unterschieden werden zwischen Einsparungen durch<br />

effizienten Einsatz von Endenergie (Effizienz <strong>auf</strong> der Bedarfsseite) und Einsparungen durch eine<br />

effiziente Erzeugung der Endenergie (Effizienz <strong>auf</strong> der Erzeugungsseite).<br />

Auf der Bedarfsseite liegt das grösste Effizienzpotenzial im Bereich der Haushalte und Ferienwohnungen<br />

und insbesondere in folgenden Bereichen:<br />

• Raumklima und Warmwasser<br />

• Beleuchtung und Geräte<br />

Auf der Erzeugungsseite ist der Einsatz effizienterer Beheizungstechnologien – insbesondere der<br />

Ersatz der weitverbreiteten Elektroheizungen durch Wärmepumpen – zu beachten. Im Bereich<br />

Verkehr sind Verbesserungen durch eine Reduktion des Treibstoffverbrauches pro km, d. h.<br />

durch den Ersatz von alten Fahrzeugen durch neue effizientere Fahrzeuge, vermehrtes Umsteigen<br />

<strong>auf</strong> öffentliche Verkehrsmittel und <strong>dem</strong> Einsatz von Elektroautos (anstatt fossil betriebe<br />

Fahrzeuge) möglich.<br />

5.1.1 Raumklima und Warmwasser<br />

Im Bereich Raumklima und Warmwasser werden folgende drei Möglichkeiten <strong>zur</strong> Energieeinsparung<br />

erörtert:<br />

• Verbesserungen der Gebäudehülle<br />

• effizienteres Heizen mit Wärmepumpen<br />

• Reduktion des Warmwasserverbrauchs.<br />

Dabei gilt es zu beachten, dass die Effizienzpotenziale in diesen drei Bereichen nicht unabhängig<br />

voneinander sind: Verbesserte Gebäudehüllen vermindern das absolute (jedoch nicht das relative)<br />

Sparpotenzial durch den Einsatz effizienterer Heiztechnologien und durch effizienteres Heizen,<br />

wie auch umgekehrt. Die graue Energie beim Bau und der Sanierung von Gebäuden wird<br />

nicht berücksichtigt.<br />

49


1. Energiesparpotenzial durch Gebäudesanierungen und Standards für Neubauten<br />

<strong>Das</strong> grösste Effizienzpotenzial im Wohngebäudebereich besteht bei der Verbesserung der Gebäudehüllen.<br />

Für die Abschätzung des Energiesparpotenzials werden vier Verbesserungsvarianten der Gebäudehüllen<br />

betrachtet: (1) Neubau; (2) Ersatzneubau (3) Gesamterneuerung; (4) Teilsanierung.<br />

Diesen vier Varianten werden folgende Richtwerte bezüglich des Energiebedarfs für Heizung<br />

und Warmwasser zugrunde gelegt:<br />

• Teilsanierung: Einsparungen von 15 % des bisherigen Energiebedarfs<br />

• Gesamterneuerung: 60 kWh/m2 52)<br />

• Ersatzneubau: 48 kWh/m2 53)<br />

• Neubau nach Minergie: 32 kWh/m2 Tabelle 23 zeigt das so geschätzte Energiesparpotenzial für jede Massnahmenvariante nach Gebäudetypen<br />

in der Region <strong>Goms</strong> gegenüber <strong>dem</strong> aktuellen Energieverbrauch. <strong>Das</strong> technisch<br />

mögliche Energiesparpotenzial durch Verbesserungen in der Gebäudehülle ist durch die<br />

32 kWh/m2 der Mustervorschrift beschrieben: Würde der Heizenergiebedarf aller Gebäude der<br />

Region <strong>auf</strong> diesen Wert reduziert, wären Einsparungen von rund 83 % des aktuellen Verbrauchs<br />

möglich. Beim aktuellen Heizenergiebedarf von rund 97 GWh/a (Raumklima und Warmwasser)<br />

ergibt dies ein theoretisches Sparpotenzial von 81 GWh.<br />

Richtwert Energiesparpotenzial<br />

kWh/m2 EFH ZFH MFH<br />

Teilsanierung -15 % 15 % 15 % 15 %<br />

Gesamterneuerung 60 70 % 69 % 68 %<br />

Ersatzneubau 48 76 % 75 % 75 %<br />

Neubau nach Minergie 32 84 % 83 % 83 %<br />

Tabelle 23: Energiesparpotenzial durch Sanierung der Gebäudehülle<br />

Die Frage, wie stark dieses theoretische Energiesparpotenzial bis ins Jahr 2035 effektiv genutzt<br />

werden kann, hängt u. a. von den ökonomischen Rahmenbedingungen ab. Eine realistische<br />

Abschätzung des Potenzials muss daher von den effektiven Neubau- und Sanierungsraten ausgehen,<br />

wobei ein Zeithorizont zu definieren ist. Tabelle 24 zeigt die angenommenen Neubauund<br />

Sanierungsraten nach Gebäudetyp und die damit einhergehenden Energieeinsparungen. In<br />

52) Grundsätzlich gelten für Gesamterneuerungen dieselben Grenzewerte wie für Neubauten gemäss den Mustervorschriften der<br />

Kantone (4.8 kWh/m 2). Diese Richtwerte werden aber je nach Kanton unterschiedlich gehandhabt. Ausser<strong>dem</strong> werden trotz<br />

„Gesamterneuerung“ nicht unbedingt immer alle Bauteile saniert. Für diese Schätzung wird deshalb davon ausgegangen, dass<br />

bei einer Gesamterneuerung der Energieverbrauch im Durchschnitt <strong>auf</strong> 60 kWh/m 2 fällt. Dieser Wert entspricht <strong>dem</strong> Minergie-<br />

Grenzwert für Wohnbauten gemäss Norm SIA 380:1:2007. (Siehe „Stand der Dinge“, S. 4).<br />

53) Gemäss Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich gilt als Limite für den Wärmebedarf für Raumheizung und Wassererwärmung<br />

ein Verbrauch von 4.8 Liter Heizöl-Äquivalente pro m 2 Wohnfläche. Diese Anforderung entspricht <strong>dem</strong> Minergie-<br />

50


Anlehnung an die Energieperspektiven des BFE54) wurde dieser Schätzung das Jahr 2035 als Zieljahr<br />

zugrunde gelegt.<br />

Erneuerungsraten 2008-2035 Einsparungen bis 2035*<br />

EFH ZFH MFH EFH ZFH MFH Total<br />

Keine Massnahme 66 % 54 % 56 % 0 0 0 0<br />

Energierelevante Teilsanierung<br />

55)<br />

16 % 27 % 27 % 0,9 % 1,1 % 1,1 % 3,1 %<br />

Gesamterneuerung 56) 16 % 13 % 12 % 4,3 % 2,4 % 2,2 % 8,9 %<br />

Ersatzneubau 2 % 6 % 5 % 0,5 % 1,1 % 1,1 % 2,8 %<br />

Total 100 % 100 % 100 % 5,7 % 4,7 % 4,4 % 14,8 %<br />

* Einsparungen 2035 gegenüber aktuellem Gesamtverbrauch<br />

Tabelle 24: „Natürliche“ Erneuerungsraten der Gebäude und damit verbundene<br />

Einsparungen bis 2035<br />

Durch diese „natürlichen“ Erneuerungszyklen kann der Heizenergiebedarf der bestehenden<br />

Wohnhäuser um beinahe 15 % reduziert werden.<br />

Bei der Umsetzung der Vision „<strong>Energieregion</strong>GOMS“ soll über Aufklärungskampagnen, Gebäudeenergieausweise<br />

und möglicherweise monetäre Anreize erreicht werden, dass:<br />

• 50 % der Neubauten die neuen Minergiestandards 2009 von 32 kWh/m2 erfüllen und der<br />

durchschnittliche Energiebedarf der Neubauten also <strong>auf</strong> 40 kWh/m2 fällt,<br />

• der Energiebedarf der Gebäude nach Gesamterneuerung im Durchschnitt <strong>auf</strong> 50 kWh/m2 reduziert werden kann,<br />

• die Rate der energierelevanten Teilsanierungen bei EFH von 50 % und 63 % bei ZFH und<br />

MFH <strong>auf</strong> je 75 % steigt und<br />

• sämtliche Sanierungs- und Erneuerungsraten sich verdoppeln.<br />

Standard (ohne Komfortlüftung) aus <strong>dem</strong> Jahr 2007. Die neuen Minergie-Anforderungen, die ab 2009 in Kraft treten, sehen<br />

einen Grenzwert von 32 kWh/m 2 vor.<br />

54) Die Energieperspektiven 2035. Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, 2007.<br />

55) In der Schweiz werden pro Jahr bei durchschnittlich 1.2 % der EFH- und 1.6 % der MFH-Instandsetzungs- und Erneuerungsmassnahmen<br />

an allen Bauteilen (Fenster, Wände, Dächer, Decken und Böden) erfasst. Der Anteil der energetisch relevanten<br />

Verbesserungen beträgt dabei allerdings lediglich 50 % (bei EFH), resp. 63 % (bei MFH). (Quelle: econcept/CEPE „Mobilisierung<br />

bestehende Wohnbauten“, 2004.). Pinselrenovationen und energetische wirksame Teilmassnahmen werden bei dieser Betrachtung<br />

vernachlässigt.<br />

56) Den Gesamterneuerungs- und Neubauraten liegen Modellierungen bezüglich des Anteils an Ein- und Mehrfamilienhäusern<br />

zugrunde, die vor der Frage stehen, ob grundlegend erneuert oder abgebrochen und neu gebaut werden soll, (Siehe „Kosten<br />

und Nutzen von Energieeffizienzinvestitionen im Wohngebäudebereich“ S.278f. Jakob, Jochem und Christen, CEPE, ETHZ.)<br />

Entsprechend diesen Modellierungen stehen schweizweit zwischen 2008-2035 rund 55 % der Gebäude, die vor 1960 entstanden<br />

sind, vor einer solchen Entscheidung. Bezüglich der Gebäude aus den sechziger und siebziger Jahren betragen die entsprechenden<br />

Anteile 26 % respektive 42 %. Für das <strong>Goms</strong> wurden diese Zahlen folgendermassen angepasst: Gebäude, die vor<br />

1960 gebaut wurden: 0.7 % p. a.; 60er Jahre: 0.9 % p. a und 70er Jahre: 1 2 % p.a. Gebäude die später erstellt wurden, müssen<br />

bis 2035 nicht grundlegend erneuert werden. Weiter wird unterstellt, dass 10 % der Besitzer von Einfamilienhäusern sowie<br />

30 % der Besitzer von Zwei- und Mehrfamilienhäusern sich für einen Neubau entscheiden.<br />

51


Diese Annahme führen zu den in Tabelle 25 dargestellten Erneuerungsraten der Gebäude. Die<br />

damit einhergehenden Energieeinsparungen betragen einen Drittel des aktuellen Heizenergieverbrauchs.<br />

<strong>Das</strong> wären beim aktuellen Heizenergiebedarf rund 32 GWh/a.<br />

Erneuerungsraten 2008-2035 Einsparungen bis 2035*<br />

EFH ZFH MFH EFH ZFH MFH Total<br />

Keine Massnahme 14 % 0 % 0 % 0 0 0 0<br />

Energierelevante Teilsanierung<br />

49 % 62 % 62 % 2,8 % 2,5 % 2,6 % 7,8 %<br />

Gesamterneuerung 33 % 27 % 24 % 9,2 % 5,3 % 4,7 % 19,2 %<br />

Ersatzneubau 4 % 12 % 11 % 1,2 % 2,6 % 2,5 % 6,2 %<br />

Total 100 % 100 % 100 % 13,2 % 10,3 % 9,8 % 33,2 %<br />

* Einsparungen 2035 gegenüber aktuellem Gesamtverbrauch<br />

Tabelle 25: Erneuerungsraten der Gebäude und damit verbundene Einsparungen in der<br />

Vision „<strong>Energieregion</strong>GOMS 2035“<br />

2. Effektivere Beheizung von Zweit- und Ferienwohnungen<br />

Rund 3’400 Wohnungen und Chalets im <strong>Goms</strong> werden nur zeitweise als Zweitwohnungen benutzt<br />

oder als Ferienwohnungen vermietet. 57) Ein beachtliches Energiesparpotenzial ist damit<br />

verbunden, solche Wohnungen reduziert zu beheizen, wenn sie nicht belegt sind. Um das damit<br />

verbundene Potenzial abzuschätzen, wird von folgenden Annahmen ausgegangen:<br />

• Eine Umfrage unter Tourismusverantwortlichen in der Region zeigt, dass der Anteil der zeitweise<br />

belegten Wohnungen, die an Dritte untervermietet werden („Ferienwohnungen“)<br />

rund 60 % beträgt. (Die restlichen 40 % werden lediglich als Zweitwohnungen benutzt und<br />

nicht an Dritte weitervermietet.)<br />

• Gemäss Schätzungen der lokalen EVU beträgt der durchschnittliche Belegungsgrad der „Ferienwohnungen“<br />

36 %, derjenige der Zweitwohnungen 17 %, wobei der Belegungsgrad<br />

zwischen der Hochsaison (Januar, Februar ca. 70 %) und der Zwischensaison (Mai, November,<br />

ca. 5 %) bedeutsam ist. 58)<br />

• Rund 70 % der zeitweise benutzten Wohnungen werden während der Zeit in der sie nicht<br />

benutzt werden, reduziert beheizt. Dabei wird der Warmwasserboiler ausgeschaltet. In den<br />

restlichen 30 % der Wohnungen wird im Winter voll durchgeheizt. Dabei beträgt die durchschnittliche<br />

Raumtemperatur 21° C.<br />

57) Als zeitweise bewohnte Wohnungen gelten alle Wohnungen oder Einfamilienhäuser, die nicht <strong>dem</strong> dauernden Wohnen dienen.<br />

Dazu zählen insbesondere: (i) Ferien- und Wochenendwohnungen sowie die Ferien- und Wochenendhäuser, die von ihren<br />

Eigentümern selbst benutzt bzw. für kürzere oder für längere Zeit vermietet werden; (ii) Wohnungen in Apparthotels, sofern<br />

dort nicht hotelähnliche Dienstleistungen angeboten werden; und (iii) Wohnungen, die von einer Firma ihren Angestellten (Kader,<br />

Praktikanten usw.) während eines begrenzten Zeitraums <strong>zur</strong> Verfügung gestellt werden. Siehe „Eidgenössische Volkszählung<br />

2000 – Gebäude, Wohnungen und Wohnverhältnisse“.<br />

52


• Eine Reduktion der Raumtemperatur <strong>auf</strong> (durchschnittlich) 8° C ist ohne negative Auswirkungen<br />

<strong>auf</strong> die Bausubstanz möglich. Eine solche Reduktion impliziert eine Einsparung von<br />

61 % der Heizenergie (7 % Energieeinsparung pro Grad).<br />

• Die Zirkulations- und Standverluste der Warmwasserboiler während der Zeit, in der die<br />

Wohnungen nicht benutzt werden, betragen 660 kWh/a bei einem 200-Liter-Boiler (EFH),<br />

800 kWh/a bei einem 400-Liter-Boiler (ZFH) und 1'250 kWh/a bei einem 800-Liter-Boiler.<br />

Unter diesen Annahmen beträgt der jährliche Heizenergiebedarf der 3’400 zeitweise bewohnten<br />

Wohnungen und Häuser aktuell rund 30'000 MWh. 15'000 MWh fallen dabei während der Zeit<br />

an, in der die Wohnungen gar nicht benutzt werden. Davon könnte rund ein Drittel eingespart<br />

werden, wenn die Wohnungen vermindert beheizt und die Warmwasserboiler ausgeschaltet<br />

würden. Unter den oben genannten Annahmen beträgt das theoretische Potenzial somit rund<br />

5’000 MWh, wobei rund 16 % <strong>auf</strong> Warmwasser entfällt. Als Ziel sollte angestrebt werden, dass<br />

der Anteil der zeitweise bewohnten Wohnungen, die während der Zeit, in der sie nicht benutzt<br />

werden, reduziert beheizt werden, von 70 % <strong>auf</strong> 95 % zunimmt. Damit wäre ein Sparpotenzial<br />

von 4’500 Mwh/a im Vergleich zum heutigen Verbrauch verbunden.<br />

Raumklima Warmwasser Total<br />

Verbrauch bei 100 % Belegungsgrad 34’200 13’800 48’000<br />

Verbrauch wenn belegt (Belegungsgrad 33 %) 11’300 4’500 15’800<br />

Verbrauch wenn nicht belegt (70 % red. beheizt) 13’000 1’500 14’500<br />

Aktueller Verbrauch 24’300 6’000 30’300<br />

Einsparpotenzial total 4’200 800 5’000<br />

Einsparungen bei red. Beheizung in 95 % der Fälle 3’900 600 4’500<br />

Tabelle 26: Energieverbrauch und Sparpotenzial der Zweit- und Ferienwohnungen (MWh/a)<br />

3. Reduktion des Warmwasserverbrauchs<br />

Gemäss der Kampagne <strong>zur</strong> Förderung von Wasser sparenden Duschbrausen59) kann der Wasserverbrauch<br />

pro Minute Duschen durch ein Dosiersystem von 18 bis 25 Liter bei Standardduschen<br />

<strong>auf</strong> bis zu 7 Liter Wasser reduziert werden. Im Durchschnitt verbrauchen die verbesserten<br />

Duschbrausen 8 Liter Wasser pro Minute statt den durchschnittlichen 18 Litern der aktuellen<br />

Brausen. <strong>Das</strong> entspricht einer Reduktion um rund 45 %. Die damit verbundenen Energieeinsparungen<br />

sind allerdings etwas geringer, da zwischen 10 % und 50 % des Energie<strong>auf</strong>wandes <strong>auf</strong><br />

Zirkulationsverluste entfällt.<br />

58) Der genaue Belegungsgrad pro Monat sowie die entsprechende Energieverbrauchsverteilung über das Jahr ist in Anhang 1 zu<br />

finden.<br />

59) www.warmduschen.info<br />

53


Für die Abschätzung des Energiesparpotenzials im <strong>Goms</strong> wird von einem Warmwasserverbrauch<br />

der einheimischen Bevölkerung von 89 Litern pro Person und Tag60) und einem Energiesparpotenzial<br />

von 40 % gegenüber <strong>dem</strong> aktuellen Verbrauch ausgegangen. Dabei wird mit einem<br />

Energiegehalt von 117 KJ pro Liter Warmwasser beim Duschen (38 Grad) gerechnet. 61) Hinzu<br />

kommt der Warmwasserverbrauch der Feriengäste und auswärtig wohnenden Gommer – die<br />

gemäss einer Umfrage die zeitweise bewohnten Wohnungen während 28 % der Zeit benutzen<br />

– sowie der Warmwasserverbrauch der Hotels und Gruppenunterkünfte (Kollektivhaushalte).<br />

Annahmen<br />

Duschminuten / Jahr 1800<br />

Liter pro Minute 18<br />

L WW für Duschen pro Person Jahr 32400<br />

Energieverbrauch MWh<br />

Haushalte<br />

Energiegehalt je Liter WW 0.04<br />

Energie pro Kopf+Jahr für WW-Duschen 1.32<br />

Energie für WW Duschen 7'105<br />

Zeitweise bewohnte Wohnungen<br />

Durchschn. Belegungsgrad 28%<br />

WW-Verbrauch Duschen wenn belegt 3'467<br />

WW-Aufbewahrung nicht belegte Zeit 819<br />

Energie für WW 4'286<br />

Kollektivhaushalte<br />

WW-Verbrauch 6'788<br />

WW-Verbrauch für Duschen 4'073<br />

Energieverbrauch WW Duschen Total 15'464<br />

Energieverbrauch WW Total 25'022<br />

Einsparpotenzial 5'858<br />

als % des WW Wärmebedarfs für Duschen 38%<br />

als % des gesamten WW Wärmebedarfs der Hh 23%<br />

als % des gesamten Wärmebedarfs der Hh 9%<br />

Tabelle 27: Berechnung des Energiesparpotenzials durch den Einsatz wassersparender<br />

Duscharmaturen<br />

60) Laut Umfragen von warmwasser.info duscht ein Schweizer an 300 Tagen pro Jahr während durchschnittlich 6 Minuten. Bei<br />

einem Durchl<strong>auf</strong> von 18 Litern / Minute ergibt das einen Warmwasserverbrauch von über 30'000 Litern pro Person und Jahr.<br />

61) Warmwasser wird üblicherweise <strong>auf</strong> etwa 60 Grad <strong>auf</strong>gewärmt. Die Erwärmung des Kaltwassers erfordert dabei rund 200 kJ.<br />

Danach wird das WW aber wieder mit kaltem Wasser gemischt um die durchschnittliche Duschtemperatur von 38 Grad zu erreichen.<br />

Pro Liter WW werden dazu rund 0.8 Liter Kaltwasser beigemischt oder anders gesagt, pro Liter Duschwasser werden<br />

rund 0.56 Liter Warmwasser benötigt. Siehe www.warmduschen.info.<br />

54


Insgesamt ergibt das einen Warmwasserverbrauch in der Region <strong>Goms</strong> für Duschen von<br />

450 Millionen Litern pro Jahr. Durch die Verwendung wassersparender Duschbrausen könnten<br />

somit 200 Millionen Liter Wasser eingespart werden. Die <strong>zur</strong> Wasser<strong>auf</strong>wärmung notwendige<br />

Energie beträgt rund 15'000 MWh und das damit einhergehende theoretische Energiesparpotenzial<br />

knapp 6’000 MWh pro Jahr (siehe Tabelle 27). 62) Dies entspricht 38 % des Energieverbrauches<br />

für Duschen in der Region63) und 24 % des gesamten Energieverbrauches für<br />

Warmwasser.<br />

Würden bis 2035 80 % der Haushalte, Ferien- und Zweitwohnungen sowie Hotels und Gruppenunterkünfte<br />

mit solchen Armaturen ausgestattet, wären Einsparungen von beinahe 5’000<br />

MWh/a möglich.<br />

5.1.2 Einsatz von Wärmepumpen<br />

Durch den Ersatz von herkömmlicher Öl- oder Elektroheizungen durch Wärmepumpen (WP)<br />

kann im Idealfall bis zu zwei Drittel des bisherigen Energieverbrauches eingespart werden. Es<br />

werden drei Arten von Wärmepumpen unterschieden:<br />

• Luft/Wasser-Wärmepumpen<br />

• Wasser/Wasser-Wärmepumpen (Grundwasser oder Seewasser)<br />

• Sole/Wasser-Wärmepumpen (mit Erdsonden in ca. 100-150 Metern Tiefe).<br />

Grundsätzlich können Wärmepumpen zum Erhitzen von Warmwasser und/oder Erwärmen der<br />

Raumtemperatur verwendet werden. Im Falle des <strong>Goms</strong> wird davon ausgegangen, dass sich der<br />

Einsatz von Luft/Wasser Wärmepumpen <strong>zur</strong> ausschliesslichen Erhitzung des WW <strong>auf</strong>grund der<br />

tiefen Aussentemperaturen nicht lohnt.<br />

<strong>Das</strong> theoretische Energiesparpotenzial bezeichnet die möglichen Einsparungen, wenn sämtliche<br />

fossil oder elektrisch beheizten Gebäude mit einer WP ausgerüstet würden. Es beläuft sich <strong>auf</strong><br />

rund 43’000 MWh oder 44 % des aktuellen Heizenergieverbrauchs der Region. Dabei würden<br />

gegen 40'000 MWh fossiler Energie mit 13'000 MWh Strom substituiert. Ausser<strong>dem</strong> würden<br />

durch den Ersatz der Elektroheizungen rund 16'000 MWh Strom eingespart. Netto käme das<br />

Stromeinsparungen von 3’000 MWh gleich, bei vollkommener Substitution des aktuell verbrauchten<br />

Erdöls und Erdgases in der Beheizung der Gebäude.<br />

62) Gemäss Annahme werden 70 % der Warmwasserboiler der Ferienwohnungen während der Zeit, in der die Wohnungen nicht<br />

benutzt werden, ausgeschaltet. Dadurch ergibt sich ein zusätzlicher Energiebedarf von 4'550 MWh pro Jahr. Unter Berücksichtigung<br />

des weiteren Warmwasserverbrauchs eines Haushalts beträgt der aktuelle Energiebedarf für die Warmwassererwärmung<br />

knapp 20'000 MWh pro Jahr. Die möglichen Einsparungen durch das Ausschalten der Warmwasserboiler in nicht benutzten<br />

Wohnungen wurde bereits in Abschnitt 2 berücksichtigt.<br />

63) Die Differenz zum angenommenen Energiesparpotenzial von 40 % erklärt sich durch die Zirkulations -und Standverluste der<br />

Boiler der Ferienwohnungen während der Zeit, in der diese nicht benutzt und auch nicht ausgeschaltet werden.<br />

55


Aus ökonomischer und technischer Sicht macht die Substitution herkömmlicher Beheizungsanlagen<br />

durch WP in vielen Fällen allerdings nur dann Sinn, wenn gleichzeitig Verbesserungen in<br />

der Gebäudehülle vorgenommen werden. Die notwendigen Vorl<strong>auf</strong>temperaturen müssen entsprechend<br />

reduziert werden, um nicht zu hohe Beträge in die Heizsysteme zu investieren und<br />

die Wärmepumpen nicht in einem ineffizienten Bereich arbeiten zu lassen. 64)<br />

Es wird geschätzt, dass zwischen 2000 und 2008 im <strong>Goms</strong> zwischen 80 und 90 Gebäude mit<br />

Wärmepumpen ausgestattet worden sind. Könnte diese Dynamik <strong>auf</strong>rechterhalten bleiben,<br />

würden bis zum 2035 weitere 290 Gebäude mit WP ausgestattet. Gemäss den Modellierung<br />

bezüglich der Gebäudeerneuerungsraten ist bis zum Jahr 2035 mit 540 Gesamterneuerungen<br />

oder Ersatzneubauten sowie rund 600 Neubauten zu rechnen. Dies impliziert, dass rund 25 %<br />

der Neubauten sowie der gesamterneuerten Gebäude (oder knapp 50 % der Neubauten, falls<br />

bei Gesamterneuerungen keine WP eingebaut werden) mit Wärmepumpen ausgestattet würden.<br />

Wird davon ausgegangen, dass diese Wärmepumpen zu 100 % in Ersatzneubauten von<br />

Gebäuden mit einem für die Region durchschnittlichen Energieverbrauch eingebaut werden, so<br />

wären damit Energieeinsparungen von 3'600 MWh/a im Vergleich zum heutigen Verbrauch<br />

verbunden.<br />

Für die Umsetzung der Vision energieregionGOMS wird von folgenden Annahmen ausgegangen:<br />

• 80 % der Neubauten und der gesamterneuerten Gebäude werden mit Wärmepumpen (WP)<br />

ausgestattet,<br />

• 50 % der teilsanierten Gebäude werden mit WP ausgestattet,<br />

• sämtliche Sanierungs- und Erneuerungsraten verdoppeln sich.<br />

Diese Annahmen implizieren, dass bis ins Jahr 2035 2'100 Gebäude mit Wärmepumpen ausgestattet<br />

würden. Entsprechend den Modellierungen wären 440 davon Neubauten und 1'655 bestehende<br />

Gebäude. Somit würden knapp 50 % des aktuellen Gebäudebestandes mit Wärmepumpen<br />

ausgestattet. Die damit verbundenen Energieeinsparungen im Vergleich zum heutigen<br />

Bestand bel<strong>auf</strong>en sich <strong>auf</strong> rund 22'000 MWh/a oder 21 % des aktuellen Heizenergie-<br />

verbrauchs. 65)<br />

64) Die meisten im <strong>Goms</strong> bestehenden Heizanlagen benötigen Vorl<strong>auf</strong>temperaturen von 60-80° C, weshalb der Ersatz von bestehenden<br />

Heizanlagen nur im Fall von Totalsanierungen oder bei Elektrodirektheizungen realistisch ist. Herkömmliche Wärmepumpen<br />

erwärmen das Wasser bis zu 50° C. Unter Effizienzverlusten können spezielle Wärmepumpen das Wasser bis <strong>auf</strong><br />

65° C erwärmen.<br />

65) Dabei wird allerdings davon ausgegangen, dass keine energetischen Verbesserungen in der Gebäudehülle vorgenommen<br />

werden.<br />

56


Ausgangslage<br />

Anzahl Gebäude mit WP 2000 56<br />

Anzahl Gebäude mit WP 2008 140<br />

Zuwachs WP 2000-2008 84<br />

Neubauten 2000-2008 102<br />

Business as Usual<br />

Neue WPs 284<br />

davon Neubauten 189<br />

davon Ersatzneubauten 66<br />

davon Gesamterneuerungen (10%) 28<br />

Einsparungen (MWh)<br />

Neubauten 2436<br />

Gesamterneuerungen und Ersatzneubauten 1213<br />

Total 3649<br />

<strong>Energieregion</strong> <strong>Goms</strong><br />

80 % der Ersatzneubauten 155<br />

80% der Gesamterneuerungen 709<br />

50% der Teilsanierungen 791<br />

Total 1'655<br />

Einsparungen (MWh)<br />

Ersatzneubauten 1'989<br />

Gesamterneuerungen 9'125<br />

WPs in Gebäuden mit Teilsanierung 10'187<br />

Total 21'905<br />

Tabelle 28: Berechnung des Energiesparpotenzials durch den Einsatz von Wärmepumpen<br />

5.1.3 Beleuchtung und Geräte<br />

Sowohl bei der Beleuchtung wie auch bei den Apparaten werden mittelfristig durch den Einsatz<br />

energieeffizienter Geräte bedeutende Effizienzsteigerungen in Haushalten erwartet. Demgegenüber<br />

sind im Büro- und Schulbereich infolge von Intensitätssteigerungen und höheren Energiedienstleistungen<br />

bei einzelnen Anwendungen (wie z. B. grösseren Bildschirmen) geringere Po-<br />

tenziale vorhanden. 66 )<br />

66) EnergieSchweiz (2005): Grundlagen für eine Strategie Gebäudepark Schweiz<br />

57


Der durchschnittliche Verbrauch eines Haushaltes mit zwei Personen ohne Warmwasser<strong>auf</strong>heizung<br />

(für Bad und Küche) liegt bei etwa 4.5 MWh pro Jahr67) . Im Fall des <strong>Goms</strong> stellt der Tourismus<br />

in diesem Kontext einen relevanten Faktor dar. Dazu wurden folgende Annahmen getroffen:<br />

• Zweit- und Ferienwohnungen: Verbrauch entsprechend einem Durchschnittshaushalt unter<br />

Berücksichtigung des Belegungsgrades.<br />

• Nicht bewohnte Wohnungen: kein Elektrizitätsverbrauch für Beleuchtung und Apparate.<br />

• Hotelgäste: pro Übernachtung 45 % des Elektrizitätsverbrauchs für Beleuchtung und Apparate<br />

pro Person eines Durchschnittshaushaltes. 68)<br />

• Gruppenunterkünfte: pro Übernachtung 72 % des Elektrizitätsverbrauchs für Beleuchtung<br />

und Apparate pro Person eines Durchschnittshaushaltes. 69)<br />

Unter diesen Annahmen besteht in der Region <strong>Goms</strong> das folgende theoretische Einsparpotenzial<br />

durch den Einsatz energiesparender Geräte (siehe Tabelle 29).<br />

Bereich Aktueller<br />

Verbrach70) [MWh/a]<br />

Sparpotenzial<br />

in % 71)<br />

Sparpotenzial im<br />

<strong>Goms</strong><br />

[MWh/a]<br />

Kochen/Backen 1’263 25 % 316<br />

Geschirrspüler 842 25 % 210<br />

Kühlschrank 1’824 25 % 456<br />

Separates Gefriergerät 842 25 % 210<br />

Beleuchtung 1’964 60 % 1'179<br />

Unterhaltungselektronik 982 40 % 393<br />

Heimbüro 561 30 % 168<br />

Diverse Geräte 1’403 20 % 281<br />

Waschmaschine 982 30 % 295<br />

Trocknen 1’403 30 % 421<br />

Allgemeinstrom 1’964 60 % 1'179<br />

Total 14’031 36 % 5’107<br />

Tabelle 29: Energieeinsparpotenzial Haushalte<br />

67) VSE Vereinigung Schw. Energieversorger 2007<br />

68) Es wurde angenommen, dass ein Hotelgast keine Elektrizität für Kochen/Backen, Geschirrspüler, Kühlschrank, Gefriergerät,<br />

Wasch- und Trocknungsmaschine benötigt. Diese Geräte machen 55 % des Verbrauches eines Haushalts aus. Der Verbrauch<br />

dieser Geräte in Hotels wurde aus der Potenzialberechnung herausgenommen.<br />

69) Es wurde angenommen, dass in Gruppenunterkünften keine Gefriergeräte, Unterhaltungselektronik und kein Heimbüro vorhanden<br />

ist. Diese Geräte machen 28 % des Verbrauches eines Haushalts aus..<br />

70) Annahme durchschnittlicher Verbrauch im <strong>Goms</strong> gemäss VSE 2007, 2.65 Personen in Einfamilienhaus<br />

71) SAFE (Schw. Agentur für Energieeffizienz) 2007; im <strong>Goms</strong> leben pro Haushalt durchschnittlich 2.65 Personen<br />

58


Für die Vision <strong>Energieregion</strong>GOMS wird angenommen, dass 90 % dieser Potenziale effektiv<br />

realisiert werden. Dies ergäbe Einsparungen in der Grössenordnung von 4'600 kWh gegenüber<br />

<strong>dem</strong> heutigen Verbrauch.<br />

5.1.4 Mobilität<br />

Die negative Energiebilanz der Region <strong>Goms</strong> im Bereich der Mobilität kann grundsätzlich durch<br />

drei Arten von Massnahmen verbessert werden:<br />

1. Reduktion der Fahrten,<br />

2. Umlagerung des MIV <strong>auf</strong> den öffentlichen, Elektroautos und den Langsamverkehr und<br />

3. effizientere Fahrweise.<br />

Die <strong>ersten</strong> beiden Punkte werden im Folgenden zusammengefasst.<br />

1. Reduktion der Fahrten / Umlagerung des MIV <strong>auf</strong> den ÖV<br />

Es wird unterschieden zwischen nachfrage- und angebotsorientierten Massnahmen.<br />

Nachfrageorientierte Massnahmen:<br />

Als Mittel <strong>zur</strong> Reduktion der Fahrten und <strong>zur</strong> Förderung des Umsteigens <strong>auf</strong> den öffentlichen<br />

Verkehr stehen preisliche Massnahmen im Vordergrund. Im zu prüfenden Möglichkeitsbereich<br />

der Gommer Gemeinden liegen dabei insbesondere Massnahmen wie die Erhebung von Parkplatzgebühren<br />

oder die Erhebung einer Maut („Road Pricing“) in Absprache mit <strong>dem</strong> Kanton<br />

und unter Beachtung der bundesverfassungsrechtlichen Voraussetzungen. 72)<br />

Parkplatzgebühren beeinflussen den Quell-/Zielverkehr vom und ins <strong>Goms</strong>. Dabei bleibt der Verkehr<br />

der Gommer allerdings kaum beeinflusst, da diese zum Grossteil <strong>auf</strong> nicht öffentlichem<br />

Raum parken dürfen. Eine Gebührenerhöhung hat in einer dünn und relativ zerstreut besiedelten<br />

Region wie <strong>dem</strong> <strong>Goms</strong> den Nachteil, den Eink<strong>auf</strong>sverkehr in Nachbarregionen (Brig, Visp)<br />

abzulenken, wodurch der Effekt <strong>auf</strong> die Reduktion der Fahrten verpuffen würde. Demgegenüber<br />

hat Road Pricing den Vorteil, selektiv <strong>auf</strong> nicht erwünschte Verkehrsströme angewendet<br />

werden zu können. So könnte beispielsweise lediglich der Transit- und der Pendlerverkehr belastet<br />

werden, während sich Touristen mit Hotelbuchung oder Skipass die Kosten rückerstatten<br />

lassen könnten.<br />

Der Effekt des Road Pricing hängt von der Preiselastizität der Verkehrsnachfrage ab. Erfahrungen<br />

aus Grossstädten wie Stockholm zeigen, dass eine Maut von ca. 3 Franken <strong>auf</strong> einem Strassen-<br />

59


querschnitt eine Reduktion der Anzahl der Fahrten des MIV von maximal 20 % <strong>zur</strong> Folge hat. In<br />

einer ländlichen Region dürfte der Effekt <strong>auf</strong>grund der schlechteren Alternativen (ÖV, Langsamverkehr<br />

bei grossen Distanzen) deutlich geringer sein. Eine Reduktion des Ziel- und Quellverkehrs<br />

von 10 % liegt deshalb wohl am oberen Ende der Möglichkeiten. Der Durchgangsverkehr könnte<br />

hingegen durch Spezialtarife noch stärker reduziert werden. Die Erhebung von Spitzentarifen<br />

bei kurzen Durchfahrtszeiten ist technisch machbar. Auf diese Weise könnte in der <strong>Energieregion</strong>GOMS<br />

eine Reduktion des Transitverkehrs um 30 % angepeilt werden.<br />

In der folgenden Tabelle sind die möglichen Effekte der Einführung einer Maut <strong>auf</strong> das Verkehrs<strong>auf</strong>kommen,<br />

den Treibstoffverbrauch und die Ausgaben der einheimischen Bevölkerung<br />

für den MIV im <strong>Goms</strong> dargestellt ohne zukünftige Verkehrsentwicklungen zu berücksichtigen.<br />

• Quell- und Zielverkehr: Bezüglich der Ausgaben der einheimischen Bevölkerung wird unterstellt,<br />

dass die geschätzte Verkehrsreduktion um 10 % einer Verminderung des Mobilitätsverhaltens<br />

gleich kommt, dass also kein Umsteigeeffekt entsteht oder dass allfällige Alternativen<br />

keine zusätzlichen Kosten verursachen (z. B. durch Mitfahren/Car-Sharing).<br />

• Durchgangsverkehr: Es wird angenommen, dass 50 % des aktuellen Transitverkehrs mit<br />

20 Franken belastet würden. (Diese Annahme dient lediglich der Veranschaulichung der<br />

Grössenordnung der Resultate und soll keine Aussage bezüglich der Wirksamkeit einer Maut<br />

<strong>auf</strong> den Transitverkehr machen.)<br />

72) Die Einführung zusätzlicher Abgaben <strong>auf</strong> Treibstoffen liegt nicht im Kompetenzbereich von Gemeinden oder Kantonen. Solche<br />

Massnahmen haben <strong>auf</strong>grund von alternativen Tankmöglichkeiten in kleinräumigen Gebieten auch kaum Auswirkungen.<br />

60


Effekt einer hypo-<br />

thetischen Maut<br />

<strong>auf</strong>….<br />

Quell- und Zielverkehr<br />

… die Fahrleistung<br />

im Untersuchungs-<br />

perimeter <strong>Goms</strong><br />

- 2.6 Mio Fhz. km<br />

(-10 %)<br />

Transitverkehr Je nach Ausgestaltung<br />

der Maut und Elastizität<br />

der Verkehrsnachfrage<br />

… den Treibstoff-<br />

verbrauch (2008)<br />

-183'000 L Benzin<br />

- 4'000 L Diesel<br />

Eine Reduktion des<br />

Transitverkehrs um<br />

30 % käme einer<br />

Verminderung um<br />

500'000 L Benzin und<br />

10'000 L Diesel gleich<br />

…die Ver-<br />

kehrsausgaben<br />

der Bevölkerung a<br />

Zusätzliche Ein-<br />

nahmen durch<br />

Maut b<br />

61<br />

-370'000 Fr. 2.4 Mio Fr. (Annahme<br />

Maut 3 Fr.,<br />

Reduktion Verkehr<br />

um 10 %)<br />

0 5.8 Mio Fr. (Annahme<br />

Maut 20 Fr<br />

<strong>auf</strong> 50 % des<br />

Transitverkehrs)<br />

a Annahmen: (1) 50 % des Ziel- und Quellverkehrs werden durch die Gommer Bevölkerung verursacht und die <strong>Weg</strong>strecken<br />

der nicht durchgeführten Fahrten innerhalb des <strong>Goms</strong> entsprechen denjenigen ausserhalb des <strong>Goms</strong>. Folglich<br />

entspricht die geschätzte Reduktion des Treibstoffverbrauchs genau <strong>dem</strong> verminderten Treibstoffverbrauch der<br />

einheimischen Bevölkerung. (2) Die Verkehrsreduktion um 10 % ist gleichbedeutend mit einer Reduktion der verkehrsbedingten<br />

Kosten um 10 %. Die Maut wird der Gommer Bevölkerung über Steuerreduktionen zu 100 % rückerstattet.<br />

Sie verursacht damit keine zusätzlichen Kosten für die Bevölkerung. Berücksichtigt werden umgekehrt nur<br />

treibstoffbedingte Minderausgaben. Verminderte Fahrzeugkosten (Services, Reparaturen, Abschreibungen) bleiben<br />

also unberücksichtigt. (3) Benzinpreis: 2 Franken / Liter. Diesel 1.50 Franken / Liter.<br />

b Da die Maut den Einheimischen rückerstattet wird, sind lediglich die Abgaben von nicht in der Region wohnhaften<br />

Personen berücksichtigt. Dabei wird angenommen, dass die Einheimischen 50 % des Ziel- und Quellverkehrs ausmachen.<br />

Tabelle 30: Mögliche Effekte einer Maut <strong>auf</strong> das Verkehrs<strong>auf</strong>kommen, den<br />

Treibstoffverbrauch und die Ausgaben der Region<br />

<strong>Das</strong> veränderte Mobilitätsverhalten der einheimischen Bevölkerung <strong>auf</strong>grund der Erhebung einer<br />

Maut <strong>auf</strong> den Quell- und Zielverkehr würde somit verminderte Treibstoffausgaben im <strong>Goms</strong> in<br />

der Grössenordnung von 300'000 bis 400'000 Franken pro Jahr nach sich ziehen. Aus ökonomischer<br />

Sicht von grösserer Bedeutung sind allerdings die „zusätzlichen Einnahmen“ durch die<br />

erhobenen Gebühren von rund 2.5 Millionen Franken pro Jahr. Insgesamt würden gegen<br />

200'000 Liter Treibstoff pro Jahr weniger verbraucht. 73) <strong>Das</strong> entspricht rund 7 % des aktuellen<br />

Treibstoffverbrauches in der Region (exklusive Transitverkehr).<br />

Eine Reduktion des Transitverkehrs um 30 % infolge der Erhebung einer Maut käme einer Verminderung<br />

um 500'000 Liter Benzin und 10'000 Liter Diesel gleich. Damit verbunden wären<br />

zusätzliche Einnahmen von 5 bis 6 Millionen Franken, falls 50 % des aktuellen Durchgangsverkehrs<br />

mit einer Maut in der Höhe von 20 Franken belastet werden könnten.<br />

73) Auf das Gebiet der Region <strong>Goms</strong> bezogen, teilen sich diese Einsparungen <strong>auf</strong> die einheimische Bevölkerung und Gäste <strong>auf</strong>.


<strong>Das</strong> Instrument des Road Pricing steht <strong>auf</strong>grund der bundesverfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen<br />

allenfalls erst mittelfristig <strong>zur</strong> Verfügung. Momentan können nur mit Ausnahmebewilligung<br />

durch die Bundesversammlung Gebühren erhoben werden: „Die Benützung öffentlicher<br />

Strassen ist gebührenfrei. Die Bundesversammlung kann Ausnahmen bewilligen.“ (Artikel<br />

82 Abs. 3 der Bundesverfassung). Ende 2007 beschloss der Bundesrat eine Gesetzesinitiative <strong>zur</strong><br />

Durchführung von Pilotversuchen. Nach <strong>dem</strong> Ständerat hat sich im Juni 2008 aber auch der<br />

Nationalrat dafür ausgesprochen, die Durchführung von Pilotversuchen mit Road Pricing in Städten<br />

aus der Legislaturplanung zu streichen.<br />

Angebotsorientierte Massnahmen:<br />

Neben preislichen Massnahmen kann das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung auch durch den<br />

Ausbau des ÖV und verkehrsmindernde Massnahmen in der Infrastruktur des MIV beeinflusst<br />

werden. Der MIV könnte so z. B. über eine Beschränkung des Parkplatzangebots vermindert<br />

werden. Um negative Auswirkungen <strong>auf</strong> das lokale Gewerbe zu verhindern, müssen solche<br />

Massnahmen allerdings spezifisch erfolgen und alternative Transportmöglichkeiten geschaffen<br />

werden. So könnten z. B. Hotels, Sport- und Eink<strong>auf</strong>szentren gleichzeitig besser an den ÖV angebunden<br />

oder mit Einsatzbussen bedient und – im Fall von Eink<strong>auf</strong>szentren – Auslieferdienstleistungen<br />

angeboten und evtl. gefördert werden.<br />

Der Ausbau des ÖV ist dann besonders wirkungsvoll, wenn die Massnahmen <strong>auf</strong> bedeutsame<br />

Verkehrsströme, wie Pendlerbewegungen, ausgerichtet werden. So könnten im <strong>Goms</strong> die Frequenzen<br />

der MGB zu Spitzenzeiten weiter erhöht oder Direktbusse zwischen Knotenpunkten<br />

(Fiesch-Brig-Visp) eingeführt werden. Diese könnten auch besonders wichtige Anl<strong>auf</strong>stellen wie<br />

grosse Arbeitgeber oder Schulen bedienen.<br />

Die Bedeutung solcher Massnahmen für das gesamte Verkehrs<strong>auf</strong>kommen im <strong>Goms</strong> dürfte aber<br />

bescheiden sein. Wird davon ausgegangen, dass rund 10 % der einheimischen Bevölkerung<br />

täglich mit <strong>dem</strong> Auto ins untere Wallis pendeln und dabei im Durchschnitt 40 km <strong>zur</strong>ücklegen,<br />

so erbringt der Pendlerverkehr eine jährliche Fahrleistung von rund 5.2 Mio. Fahrzeug-km. <strong>Das</strong><br />

entspricht gut 20 % des Ziel- und Quellverkehrs. Die Vision <strong>Energieregion</strong>GOMS könnte sich<br />

zum Ziel setzen, diese Pendlerströme über die erwähnten Massnahmen um (hohe) 20 % zu reduzieren.<br />

Dies würde die Fahrleistung um 1 Mio. Fahrzeug-km pro Jahr vermindern. <strong>Das</strong> entspräche<br />

einem jährlichen Minderverbrauch von 75’000 Litern Treibstoff und damit treibstoffbedingten<br />

Einsparungen von 150'000 Franken.<br />

2. Effizienteres Fahren<br />

Eine erhöhte Effizienz der Mobilität kann definiert werden als eine Verminderung des Energieverbrauches<br />

pro Personenkilometer. Ein solches Ziel kann z. B. über eine Erhöhung des Besetzungsgrades<br />

von Personenwagen angestrebt werden. Um dies zu erreichen, könnte beispiels-<br />

62


weise im Rahmen eines Road Pricing Tarifreduktionen für mehrfach besetzte PWs eingeführt<br />

werden.<br />

Im Zentrum der politischen Diskussion steht indes die Verminderung des Treibstoffverbrauches<br />

der Personenwagen, obwohl solche Verbesserungen durch den Trend zu immer grösseren und<br />

schwereren Autos teilweise untergraben werden und mögliche Einsparungen das Wachstum der<br />

Mobilität weiter ankurbeln. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlamentes hat das Ziel<br />

formuliert, den CO2-Ausstoss bei Neufahrzeugen ab 2012 <strong>auf</strong> 120g/km zu begrenzen. <strong>Das</strong> entspricht<br />

einem durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von ca. 5 Litern Benzin pro 100 km, also<br />

einer Reduktion um ca. ein Drittel. Würde die Bevölkerung des <strong>Goms</strong> dieses Ziel bei konstanter<br />

Mobilität erreichen, wären damit Treibstoffeinsparungen von rund 900’000 Litern Benzin und<br />

20’000 Litern Diesel verbunden.<br />

3. Substitution von fossiler Energie<br />

Eine diesbezüglich interessanteste Alternative besteht darin, mit alternativer Energie betriebene<br />

Fahrzeuge zu fördern. So könnte das <strong>Goms</strong> von der Autoindustrie als ländliche Modellregion in<br />

den Alpen gewählt werden, in der z. B. Elektroautos oder Busse zu Testzwecken eingesetzt<br />

werden.<br />

Mit <strong>dem</strong> Einsatz von Elektrofahrzeugen kann elektrische Energie auch im Individualverkehr genutzt<br />

werden. In der Entwicklung dieser Fahrzeuge und der Batterietechnik wurden in den vergangenen<br />

Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Zahlreiche Automobilhersteller haben serienmässig<br />

hergestellte Elektrofahrzeuge angekündigt. Bereits sind verschiedene Modelle <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> Markt oder in Pilotprojekten im Einsatz.<br />

Gegenwärtig ist ein grosses Engagement der Elektrizitätswirtschaft für die Elektromobilität, vorwiegend<br />

durch die Kommunikations- und Marketingabteilungen, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Markt zu beobachten.<br />

Eine breit angelegte Befragung der Energieversorger in Deutschland sieht generell eine hohe<br />

bis sehr hohe Bedeutung der Elektromobilität74) . Die Elektroautos haben folgende Vorteile:<br />

• Können den Individualverkehr effizienter machen: Einerseits kann der Primärenergiebedarf<br />

pro gefahrenen Kilometer um etwa einen Faktor 3 reduziert werden. Andererseits kann die<br />

Energiequelle beliebig gewählt und damit die Abhängigkeit vom Öl verringert werden.<br />

• Sind geeignet für die Verwendung der unregelmässig anfallenden erneuerbaren Energien<br />

wie Wind und Sonne. Die Batterien der Elektroautos können als Zwischenspeicher für Windund<br />

Sonnenanlagen verwendet werden. Umgekehrt können bei hohem Strombedarf Elektroautos<br />

wie eine riesige Batterie Strom ins Netz <strong>zur</strong>ückspeisen – ein Element eines interaktiven<br />

Elektrizitätsnetzes. Dies ist vor allem beim Spitzenbedarf interessant.<br />

63


• Die Antriebsenergie kann in der Region aus den einheimischen, erneuerbaren Ressourcen<br />

produziert und für die Elektroautos eingesetzt werden. Beispielsweise können die Gebäudeflächen<br />

vor Ort für Photovoltaikanlagen <strong>zur</strong> Stromproduktion genutzt werden.<br />

• Sind im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren praktisch CO2- neutral. Voraussetzung<br />

ist der Einsatz von erneuerbaren Energien.<br />

• Bieten die Möglichkeit, die Erträge aus der Mobilität in die lokale Wirtschaft <strong>zur</strong>ückfliessen<br />

zu lassen. Da Mobilität eines der Grundbedürfnisse ist, eröffnet sich hier eine nachhaltige<br />

Einkommensquelle für Elektrizitätswerke, die ihr Geld <strong>auf</strong> Grund der lokalen Verankerung<br />

auch wieder regional investieren werden. Die Wertschöpfungskette für den Elektrizitätssektor<br />

wird verbessert.<br />

Bereits seit fünf Jahren befasst sich das Kraftwerk Oberhasli (KWO), ein wichtiger Wasserkraftproduzent<br />

<strong>auf</strong> der Grimsel, mit <strong>dem</strong> Thema Elektromobilität. Sie hat dabei ein umfassendes<br />

Netzwerk und Kenntnisse in der Batterie- und Elektrofahrzeugtechnik <strong>auf</strong>gebaut. Im Bereich<br />

Tourismus ist die KWO mit <strong>dem</strong> Programm "Grimselwelt – wo die Energien fliessen" aktiv. Dabei<br />

werden (noch) nicht Elektroautos, sondern Elektrovelos für den Transport der Feriengäste<br />

eingesetzt.<br />

Würden beispielsweise 30 Haushalte ihre PWs durch Elektroautos ersetzen, könnten pro Jahr bis<br />

zu 50'000 Liter Benzin (600'000 Fahrzeugkilometer) durch elektrische (im <strong>Goms</strong> produzierte)<br />

Energie substituiert werden. 75)<br />

Der Zeithorizont bis <strong>zur</strong> Verwirklichung der Vision der <strong>Energieregion</strong>GOMS im Jahre 2035 erlaubt<br />

über dieses Modellvorhaben hinauszudenken und die jüngsten Entwicklungen lassen die<br />

Vorstellung, dass bis zu diesem Zeitpunkt Hybridautos einen Grossteil des MIV ausmachen, nicht<br />

unrealistisch erscheinen. Würde bis zu diesem Zeitpunkt z. B. die Hälfte des Treibstoffs aus der<br />

Steckdose kommen, so würden im <strong>Goms</strong> pro Jahr, gemessen am heutigen Verbrauch, über<br />

1.5 Millionen Liter fossile Treibstoffe durch 13 GWh Strom ersetzt. <strong>Das</strong> impliziert eine Zunahme<br />

des Stromverbrauches um 20 % und eine entsprechende Verbesserung der Energiebilanz – sofern<br />

der Strom erneuerbar ist und aus Gommer Kraftwerken stammt.<br />

74) Conenergy (2009): Elektromobilität – ein Geschäftsfeld der Zukunft: auch für Energieversorger?<br />

75) Diese Berechnung beruht <strong>auf</strong> Erhebungen im Rahmen des Mikrozensus zum Verkehrsverhalten der Schweizer Bevölkerung.<br />

Gemäss den Umfragen aus <strong>dem</strong> Jahr 2005 haben im periurbanen und peripheren ländlichen Raum wohnhafte Personen ab<br />

sechs Jahren durchschnittlich rund 41 km pro Tag <strong>zur</strong>ückgelegt. Die statistischen Auswertungen zum Modalsplit zeigen, dass<br />

im ländlichen Raum im Durchschnitt zwischen 75 % und 80 % der Distanzen <strong>auf</strong> den motorisierten Individualverkehr entfallen.<br />

Wird angenommen, dass diese Kennzahlen <strong>auf</strong> die Bevölkerung im <strong>Goms</strong> zutreffen, bedeutet dies, dass ein Gommer im Durchschnitt<br />

täglich rund 27 km im Auto (als Fahrer) oder <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Motorrad <strong>zur</strong>ücklegt. Bei einem Zweipersonenhaushalt wären das<br />

knapp 20'000 km / Jahr.<br />

64


5.1.5 Zusammenfassung der Effizienzpotenziale<br />

Die folgende Tabelle fasst die theoretischen Effizienzpotenziale und die Ziele der <strong>Energieregion</strong>-<br />

GOMS zusammen. Abhängig von den gewählten Massnahmen könnten über die Vision der<br />

<strong>Energieregion</strong>GOMS zwischen 20 % und 90 % des theoretischen Potenzials verwirklicht werden.<br />

Die identifizierten Potenziale lassen sich allerdings nicht einfach so addieren, da die jeweiligen<br />

Potenziale immer <strong>auf</strong> Basis einer ceteris paribus-Annahme geschätzt wurden, d. h. es wurde<br />

angenommen, dass neben der betrachteten Massnahme keine weiteren Massnahmen ergriffen<br />

würden, die das Einsparpotenzial im untersuchten Bereich verändern76) . In Wirklichkeit sind die<br />

Energiesparpotenziale der einzelnen Massnahmen aber voneinander abhängig. So reduzieren<br />

z. B. Massnahmen im Bereich der Gebäudehüllen (Isolationen) das mit einer effizienteren Beheizung<br />

oder mit der Installation einer effizienteren Beheizungstechnologie verbundene Einsparpotenzial.<br />

Wird das Energiesparpotenzial für das Szenario <strong>Energieregion</strong>GOMS in den Bereichen:<br />

• effizientere Beheizungstechnologie (Wärmepumpen) – unter Abzug der Einsparungen durch<br />

Verbesserungen in der Gebäudehülle –,<br />

• effizientere Beheizung der Ferien- und Zweitwohnungen – unter Berücksichtigung des Energiesparpotenzials<br />

in den Bereichen Gebäudehülle und Wärmepumpen – und<br />

• Warmwasserarmaturen – unter Berücksichtigung der bereits verwirklichten Einsparungen<br />

den Bereichen Gebäudehülle, Wärmepumpen und effizienter Beheizung der Ferien- und<br />

Zweitwohnungen –,<br />

berechnet, (das Sparpotenzial der anderen Massnahmen ist weitgehend voneinander unabhängig),<br />

so beläuft sich das Nettoeinsparpotenzial <strong>auf</strong> rund 26 GWh/a. Es könnten also rund 32 %<br />

des gesamten aktuellen Energieverbrauches eingespart werden:<br />

76) Im Falle der Sonnenenergienutzung ist beispielsweise bei der Potenzialermittlung von besonderer Bedeutung, dass <strong>auf</strong> der<br />

gleichen Gebäudefläche entweder PV-Anlage oder Sonnenkollektor installiert werden können.<br />

65


Effizienzmassnahme<br />

Theoretisches /<br />

technisch mögliches<br />

Potenzial<br />

Einsparungen<br />

<strong>Energieregion</strong><br />

Realisierungsgrad<br />

theoretisches Potenzial<br />

Gebäudesanierungen 81’200 32’500 40 %<br />

Effektivere Beheizung Zweitwohnungen<br />

Reduktion Warmwasserverbrauch<br />

5’000 4’200 84 %<br />

5’900 5’000 80 %<br />

Beheizungstechnologie 43’500 21’900 50 %<br />

Beleuchtung + Apparate 5’100 4’600 90 %<br />

Road Pricing (lediglich Quell –<br />

und Zielverkehr)<br />

n/a 1’350 -<br />

Bündelung Pendlerströme 2’500 500 20 %<br />

Effizienteres Fahren n/a 10’000 -<br />

Total 80'050 32 %<br />

Tabelle 31: Energiesparpotenziale gegenüber Verbrauch 2008 nach Szenarien<br />

66


6 Ausblick und Implikationen<br />

6.1 Energieperspektiven <strong>Goms</strong> 2035<br />

In den vorhergehenden Abschnitten wurde der Handlungsspielraum der Region <strong>Goms</strong> abgesteckt.<br />

Die Frage, wie sich der Energieverbrauch in der Region tatsächlich weiterentwickeln wird<br />

und wie viel des zukünftigen Energiebedarfs durch lokale, „neue erneuerbare Ressourcen“ gedeckt<br />

werden kann, hängt neben den Initiativen der Region auch mit gewissen übergeordneten<br />

Trends beim Verbraucherverhalten, bei den Energiepreisen und der generellen künftigen Entwicklung<br />

der Region <strong>Goms</strong> zusammen.<br />

Um die Perspektiven für das Jahr 2035 zu konkretisieren, werden drei Szenarien gebildet:<br />

• Szenario 1 beschreibt eine Situation, die alleine von generellen Megatrends und der weiteren<br />

wirtschaftlichen Entwicklung des <strong>Goms</strong> bestimmt ist. Dabei wird angenommen, dass in<br />

der Region <strong>Goms</strong> keine weiteren Kraftwerke und Anlagen gebaut und (neben den Megatrends)<br />

keine spezifischen Erfolge im Bereich der Energieeffizienz erzielt werden.<br />

• Szenario 2 geht davon aus, dass im <strong>Goms</strong> weiterhin individuelle Massnahmen, jedoch keine<br />

spezifischen Programme <strong>zur</strong> Förderung der Energieeffizienz und von erneuerbarer Energien<br />

durchgeführt werden. Es werden die aktuellen Trends weitergeführt.<br />

• Szenario 3 ist der Verwirklichung der <strong>Energieregion</strong>GOMS gewidmet.<br />

Die spezifischen Annahmen, die den drei Szenarien zugrunde liegen, sind im Anhang beschrieben.<br />

6.1.1 Szenario 1: Keine Massnahmen<br />

Szenario 1 folgt grundsätzlich den Annahmen von Szenario I „Weiter wie bisher“ der Energieperspektiven<br />

des BFE. Dieses bildet das Referenzszenario bezüglich der weiteren Entwicklung der<br />

Region <strong>Goms</strong>. Die Wirkung der in Kraft gesetzten Instrumente, wie beispielsweise der kostendeckenden<br />

Einspeisevergütung (KEV), wird im Folgenden dargestellt. Die energetische Sanierung<br />

von Gebäuden verzeichnet steigende Erfolge. Insgesamt sind die Sanierungsraten jedoch gering.<br />

Um dieses Szenario <strong>auf</strong> das <strong>Goms</strong> herunterzubrechen, wurden spezifische Annahmen bezüglich<br />

der weiteren Entwicklung der Region (Gebäudebestand, Bevölkerungswachstum, Tourismus,<br />

Verkehr, etc) getroffen (siehe Anhang A2). Gemäss diesen Annahmen nimmt der gesamte Energieverbrauch<br />

im <strong>Goms</strong> bis zum Jahr 2035 um 5 % <strong>auf</strong> 159 GWh/a zu, während die Produktion<br />

an erneuerbaren Energien konstant bleibt.<br />

67


6.1.2 Szenario 2: Autonome Massnahmen<br />

<strong>Das</strong> Szenario 2 folgt grundsätzlich den Annahmen von Szenario 2 der Energieperspektiven des<br />

BFE. In diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass sich die in den vergangenen Jahren im<br />

<strong>Goms</strong> beobachteten individuell durchgeführten Massnahmen (Trends) im Bereich Gebäudesanierung,<br />

Beheizungstechnologie und Erneuerbare Energien fortsetzen (Anhang A2). Rund 20 % der<br />

Gebäude werden erneuert, ein Viertel der Gebäude wird mit Wärmepumpen ausgestattet, der<br />

Einsatz von effizienteren Geräten und Glühbirnen vermindert den Stromverbrauch um rund<br />

22,5 % gegenüber <strong>dem</strong> aktuellen Verbrauch.<br />

Insgesamt verringert sich der Energieverbrauch gemäss diesem Szenario gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario<br />

damit um 10 % (siehe Tabelle 35). Ausser<strong>dem</strong> wird angenommen, dass 4 Kleinwasserkraftwerke,<br />

10 Windturbinen, 13 PV-Anlagen, 30 Sonnenkollektoren, 290 Wärmepumpen<br />

und 100 Feuerungsanlagen mit einer Gesamtproduktion von 7.5 GWh/a realisiert werden.<br />

Dadurch erhöht sich die lokale Energieproduktion aus neuen Erneuerbaren Ressourcen um<br />

120 GWh/a.<br />

6.1.3 Szenario 3: <strong>Energieregion</strong>GOMS<br />

In Szenario 3 wird davon ausgegangen, dass die in Kapitel 4 beschriebene Vision einer <strong>Energieregion</strong>GOMS<br />

verwirklicht wird. Dabei werden Effizienzmassnahmen in den Bereichen Gebäudesanierung,<br />

Beheizung, Beleuchtung + Apparate sowie Verkehr ergriffen und ausser<strong>dem</strong> die lokalen<br />

Ressourcen wie Wind, Sonne, Wasser und Biomasse genutzt. Dadurch verringert sich der<br />

Energieverbrauch gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario um 34 % (siehe Tabelle 35). Ausser<strong>dem</strong><br />

wird angenommen, dass 9 Kleinwasserkraftwerke, 60 Windturbinen, 128 PV-Anlagen, 3’000<br />

Sonnenkollektoren, 2’100 Wärmepumpen, eine 70-KW Biogasanlage und 500 Feuerungsanlagen<br />

mit einer Gesamtproduktion von 37 GWh/a realisiert werden. Dadurch erhöht sich die lokale<br />

Energieproduktion aus neuen Erneuerbaren Ressourcen um 500 GWh/a.<br />

Tabelle 35 fasst die weitere Entwicklung des Energieverbrauches entsprechend den drei beschriebenen<br />

Szenarien zusammen. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass der gesamte Energieverbrauch<br />

von aktuell 152'000 MWh/a gemäss Szenario 1 bis zum Jahr 2035 um 5 % <strong>auf</strong><br />

159'000 MWh/a ansteigen wird. Werden die in Szenario 2 beschriebenen Trends im Bereich der<br />

Energieeffizienz weitergeführt, so ist dagegen mit einer Reduktion des Energieverbrauches um<br />

9.8 % gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario zu rechnen. (Dies entspricht einem verminderten Energieverbrauch<br />

von 5.3 % gegenüber <strong>dem</strong> heutigen Verbrauch). Schliesslich würde die Verwirklichung<br />

der Vision <strong>Energieregion</strong>GOMS wie beschrieben eine Reduktion des Energieverbrauches<br />

gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario von über 34 % mit sich bringen.<br />

68


Diese Reduktion ist grösstenteils <strong>auf</strong> das Effizienzpotenzial in den Bereichen Gebäudehülle und<br />

Beiheizungstechnologie <strong>zur</strong>ückzuführen. So könnte der prognostizierte Heizenergieverbrauch<br />

von 104'000 MWh/a gemäss Szenario 3 um 41 % reduziert werden. Die Einsparungen von<br />

46'000 MWh/a wären dabei grösstenteils (zu rund 60 %) <strong>auf</strong> Verbesserungen in der Gebäudehülle<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen. Ein weiteres beachtliches Potenzial steckt im Bereich der Wärmpumpen,<br />

die netto (das heisst nach Abzug des Effizienzpotenzials durch Verbesserungen in der Gebäudehülle)<br />

weitere Einsparungen von über 12'000 MWh/a gegenüber <strong>dem</strong> Referenzszenario erlauben.<br />

Bereich /<br />

Massnahme<br />

Aktueller<br />

Sparpotenzial bis 2035<br />

Verbrauch Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3<br />

Heizenergie 97’800 104’000 89’300 58’000<br />

+6,3% -9% -41%<br />

6) Gebäudesanierungen -8’800 -26’100<br />

7) Wärmepumpen -1’400 -21’900<br />

(netto) -600 -12’300<br />

8) Effizienteres Heizen -3’100 -5’000<br />

(netto) -2’900 -3’200<br />

9) Warmwasser -2’600 -6’200<br />

(netto) -2’400 -4’100<br />

Beleuchtung + Apparate 14’000 18’100 17’200 12’200<br />

+29% -5% -33%<br />

10) Effizientere Technologie -900 -5’900<br />

Verkehr 30’500 27’700 27’700 24’600<br />

-9% 0% -11%<br />

11) Road Pricing -1’200<br />

12) Pendlerströme -400<br />

13) Treibstoffverbrauch -1’400<br />

Weiterer Verbrauch 9’200 9’400 9’400 9’400<br />

Gesamter Energieverbrauch 151’500 159’000 143’500 104’300<br />

+5,0% -9,8% -34,4%<br />

Tabelle 35: Energieeinsparungen im Jahr 2035 im Vgl. zu Referenzszenario gemäss den<br />

beschriebenen Szenarien<br />

Die Effizienzpotenziale in den Bereichen „Effizienteres Heizen“ und „Warmwasser“ fallen <strong>dem</strong>gegenüber<br />

etwas bescheidener aus. Auch die Einsparungen im Bereich „Beleuchtung + Apparate“<br />

sind mit rund 6'000 MWh, oder 3.7 % des prognostizierten Gesamtverbrauches, eher klein.<br />

Dennoch könnte vom gesamten Energieverbrauch im Bereich „Beleuchtung + Apparate“ etwa<br />

ein Drittel eingespart werden.<br />

<strong>Das</strong> Einsparpotenzial im Bereich Verkehr nimmt sich schliesslich eher bescheiden aus. Es gilt allerdings<br />

zu bedenken, dass durch radikalere Massnahmen ein durchaus grösseres Potenzial ausgeschöpft<br />

werden könnte.<br />

69


Abbildung 15 stellt die weitere Entwicklung gemäss den beschriebenen Szenarien <strong>dem</strong> aktuellen<br />

Energieverbrauch gegenüber. Der Beitrag der einzelnen Energieträger verändert sich dabei je<br />

nach Szenario erheblich. So nimmt in Szenario 1 die Bedeutung von Elektrizität und fossilen<br />

Brennstoffen nicht nur absolut sondern auch relativ leicht zu. Dahinter steckt die Annahme, dass<br />

die Produktion lokaler Energie konstant bleibt, dass im <strong>Goms</strong> also keine weiteren Anlagen realisiert<br />

werden.<br />

152 GWh<br />

14%<br />

19%<br />

29%<br />

39%<br />

- 31%<br />

-5%<br />

104 GWh<br />

51%<br />

20%<br />

27%<br />

+ 5%<br />

143 GWh<br />

16%<br />

17%<br />

26%<br />

41%<br />

2008 2035<br />

Elektrizität Fossile Brennstoffe Treibstoffe Weitere<br />

159 GWh<br />

13%<br />

16%<br />

30%<br />

41%<br />

Szenario 3 Szenario 2 Szenario 1<br />

Abbildung 15: Entwicklung des Energieverbrauches 2008 bis 2035 gemäss Szenarien<br />

Demgegenüber steigt in Szenario 2 die Bedeutung der „weiteren Energieträger“ <strong>auf</strong>grund der<br />

Substitution von Öl- und Elektroheizungen durch Wärmepumpen sowie durch die zusätzliche<br />

Wärmegewinnung in Solarpanels und in neuen Feuerungsanlagen. Umgekehrt sinkt in diesem<br />

Szenario der Verbrauch an fossilen Brennstoffen deutlich (-15 %) gegenüber <strong>dem</strong> heutigen<br />

Verbrauch. Der Stromverbrauch bleibt <strong>auf</strong>grund der Substitution von Elektroheizungen durch<br />

Wärmepumpen bei zunehmen<strong>dem</strong> Elektrizitätsverbrauch für Licht und Geräte ungefähr konstant.<br />

In Szenario 3 schliesslich steigt der Anteil der „weiteren Energieträger“ <strong>auf</strong> 51 %. Dahinter<br />

steckt die Annahme, dass der gesamte Wärmebedarf von rund 65 GWh/a zu 60 % über Wärmepumpen,<br />

zu 25 % über Holzfeuerungsanlagen und zu 15 % über Sonnenkollektoren gedeckt<br />

wird. Entsprechend sinkt der Verbrauch fossiler Brennstoffe <strong>auf</strong> praktisch 0. Die Stromnachfrage<br />

halbiert sich im Vergleich zu heute trotz des vermehrten Einsatzes von Wärmepumpen,<br />

<strong>auf</strong>grund der Einsparungen im Bereich Beleuchtung + Apparate und des Ersatzes der Elekt-<br />

70


oheizungen. Unberücksichtigt bleibt dabei die Möglichkeit, dass ein Teil des Energiebedarfs für<br />

Mobilität ebenfalls über Strom gedeckt werden könnte.<br />

6.2 Implikationen und Auswirkungen<br />

6.2.1 Implikationen für den Selbstversorgungsgrad<br />

Die folgende Abbildung zeigt in derselben Darstellungsart wie oben den Anteil lokaler „neuer<br />

erneuerbarer Energien“ (d. h. ohne Grosswasserkraft) gemäss den drei beschriebenen Szenarien.<br />

Dabei wird angenommen, dass die lokal produzierte Energie vollumfänglich im <strong>Goms</strong> verwendet<br />

wird und der nicht zu deckende Elektrizitätsbedarf von den lokalen Grosswasserkraftwerken<br />

geliefert wird.<br />

152 GWh<br />

17%<br />

35%<br />

2008<br />

-5%<br />

+ 5%<br />

143 GWh<br />

2035<br />

159 GWh<br />

-31%<br />

48% 104 GWh 37% 47%<br />

10%<br />

90%<br />

63%<br />

Szenario 3 Szenario 2 Szenario 1<br />

Lokale Neue Erneuerbare Grosswasserkraft Importierte Energie<br />

Abbildung 16: Anteil der lokalen Energieproduktion am Energieverbrauch 2008 bis 2035 gemäss<br />

Szenarien<br />

Wie in der Darstellung ersichtlich, beträgt der Anteil der lokalen neuen erneuerbaren Energien<br />

(LNE) am Energieverbrauch aktuell rund 35 %, wobei etwas mehr als die Hälfte aus Kleinwasserkraft<br />

und ein weiteres Drittel aus der Nutzung von Energieholz stammt. Rund 17 % des<br />

Energiebedarfes wird über Strom aus lokalen Grosswasserkraftwerken (oder importierte Elektrizität)<br />

gedeckt. Knapp die Hälfte des Energieverbrauches entfällt <strong>auf</strong> importierte fossile Brennund<br />

Treibstoffe.<br />

20%<br />

34%<br />

71


In Szenario 1 fällt der Anteil der LNE entsprechend der Annahme, dass die lokalen Produktionskapazitäten<br />

nicht ausgebaut werden, wegen des insgesamt steigenden Energieverbrauchs leicht<br />

<strong>auf</strong> 34 %. Aufgrund des stark zunehmenden Stromverbrauches steigt der Anteil des Stroms aus<br />

Grosswasserkraft etwas an. Rund die Hälfte der Energie würde weiterhin importiert.<br />

In Szenario 2 steigt der Anteil der LNE deutlich <strong>auf</strong> 63 %. Die Abhängigkeit von der Grosswasserkraft<br />

fällt <strong>auf</strong>grund der neuen Elektrizitätsproduktion in Kleinwasserkraftwerken, Wind- und<br />

Photovoltaikanlagen weg. Insgesamt werden in diesem Szenario 142 GWh Strom pro Jahr aus<br />

LNE produziert. Dies übersteigt den lokalen Elektrizitätsbedarf um fast das Dreifache. Ausser<strong>dem</strong><br />

wird in diesem Szenario rund die Hälfte des Wärmebedarfs über Erdwärme und lokale Biomasse<br />

gedeckt. Diese muss zu diesem Zweck aber zu 100 % <strong>auf</strong>gebraucht werden. Der restliche Wärmebedarf<br />

wird über fossile Brennstoffe gedeckt. Diese decken gemäss den Annahmen weiterhin<br />

rund 20 % des gesamten Energieverbrauches der Region. Der restliche Anteil der importierten<br />

Energie entfällt <strong>auf</strong> fossile Treibstoffe.<br />

In Szenario 3 ist die lokale Wärmeproduktion schliesslich ausreichend, um den Bedarf abzudecken.<br />

Entsprechend werden in diesem Szenario keine Brennstoffe mehr importiert. 70 % des<br />

Wärmebedarfes wird über Erdwärme gedeckt, weitere 18 % über Solarenergie und der Rest<br />

über lokale Biomasse (Holz). Insgesamt können 85 % des lokal produzierten Holzes (rund 32<br />

GWh/a) exportiert werden. Wird ausser<strong>dem</strong> angenommen, dass 50 % des Treibstoffverbrauches<br />

über lokal produzierten Strom gedeckt wird, fällt der Anteil importierter Energie am Gesamtverbrauch<br />

<strong>auf</strong> 10 %. Trotz<strong>dem</strong> könnten in diesem Szenario pro Jahr 365 GWh Strom aus LNE<br />

exportiert werden, wobei der Löwenanteil <strong>auf</strong> die Windenergie entfällt.<br />

6.2.2 Direkte ökonomische Auswirkungen<br />

Dem Import von Energieträgern in die Region <strong>Goms</strong> steht ein entsprechender Wertschöpfungsabfluss<br />

gegenüber, zumal aktuell (mit der Ausnahme der Elektrizität aus Grosswasserkraftwerken)<br />

kaum Energie exportiert wird. Um die Dimension dieses Wertschöpfungsabflusses zu erfassen,<br />

sind in der folgenden Tabelle die aktuellen Ausgaben der Region <strong>Goms</strong> für den Eink<strong>auf</strong> der<br />

benötigten Energieträger berechnet und der jeweilige Anteil dieser Energiekosten, der in die<br />

restliche Schweiz und ins Ausland abfliesst, geschätzt. Die Preise beziehen sich dabei lediglich<br />

<strong>auf</strong> die Endenergie, d. h. sie umfassen nicht die Kosten der Umwandlung von End- in Nutzenergie.<br />

Diese Umwandlungskosten entfallen hauptsächlich <strong>auf</strong> Kapitalkosten (z. B. für Heizungen,<br />

Motoren, Generatoren), die <strong>auf</strong>grund des Imports dieser Technologien ebenfalls grösstenteils<br />

aus der Region abfliessen. Alles in allem dürften die Energiekosten und der Wertschöpfungsabfluss<br />

also noch deutlich höher sein.<br />

Werden die aktuellen Energiepreise (Stand November 2008) als Referenzwert genommen, so<br />

bel<strong>auf</strong>en sich die jährlichen Ausgaben der Region <strong>Goms</strong> für den Eink<strong>auf</strong> von Endenergie aktuell<br />

72


<strong>auf</strong> beinahe 21 Millionen Schweizer Franken. (In Wirklichkeit dürften die Kosten für das Jahr<br />

2008 <strong>auf</strong>grund des hohen Erdölpreises im Jahr 2008 noch höher gewesen sein). <strong>Das</strong> entspricht<br />

rund 4'000 Franken pro Einwohner. Gemäss den Annahmen bezüglich des Wertschöpfungsanteils<br />

der Region <strong>Goms</strong> an der Produktion und Lieferung der einzelnen Energieträger, bleibt lediglich<br />

zwischen einem Viertel und einem Fünftel dieser Ausgaben effektiv in der Region <strong>Goms</strong>,<br />

während über die Hälfte in die restliche Schweiz und ein weiteres Viertel ins Ausland abfliessen.<br />

Verbrauch<br />

(MWh/a)<br />

Preis<br />

(Rp./kWh)<br />

Kosten<br />

Anteil an der Wertschöpfung<br />

(1’000 SFr.) <strong>Goms</strong> Schweiz Ausland<br />

Elektrizität 59’000 20 11’800 25 % 70 % 5 %<br />

Heizöl 44’000 9 3’900 0 % 25 % 75 %<br />

Benzin 28’000 15 4’200 15 % 60 % 25 %<br />

Holz 20’000 5 1’000 90 % 10 % 0 %<br />

Andere lokale 1’000 5 60 75-100 % 0-25 % 0 %<br />

Total (2008) 152’000 14 20’900 4’500 11’800 4’600<br />

22 % 56 % 22 %<br />

Szenario 1 (2035) 159’000 22’100 4’800 12’500 4,800<br />

22 % 57 % 22 %<br />

Szenario 2 (2035) 143’000 19’300 10’700 5’900 2’700<br />

56 % 30 % 14 %<br />

Szenario 3 (2035) 104’000 12’100 8’800 2’900 400<br />

73 % 24 % 3 %<br />

Quellen der Energiepreise: lokale Elektrizitätswerke, Forstbetriebe und Erdölvereinigung.<br />

Tabelle 36: Energieausgaben und Wertschöpfungsabfluss aus <strong>dem</strong> <strong>Goms</strong><br />

Gemäss den Annahmen von Szenario 1 würde sich diese Situation bis zum Jahr 2035 nur unwesentlich<br />

verändern: Bei gleichen Energiepreisen würden die Ausgaben insgesamt um knapp 6 %<br />

ansteigen, wobei der Anteil des <strong>Goms</strong> an der Wertschöpfung bei rund 20 % stagnieren würde.<br />

Ganz anders sieht das Bild in Szenario 2 aus. In diesem Fall vermindern sich die Energieausgaben<br />

um 8 %, während der Anteil der Region an der Wertschöpfung sich mehr als verdoppelt. Dies<br />

ist u. a. deshalb der Fall, da davon ausgegangen wird, dass der lokale Anteil an der Wertschöpfung<br />

der LNE zwischen 75 % (Elektrizität) und 100 % (Holz) liegt und damit mindestens dreimal<br />

höher ist als bei der Stromproduktion aus Grosswasserkraft. Um einen so hohen Anteil an der<br />

Wertschöpfung zu sichern, müssen Projekte gefördert werden, bei denen die lokale Bevölkerung<br />

sich effektiv beteiligen kann und dabei für die lokalen Interessen vorteilhafte Finanzierungs- und<br />

Betreibermodelle der Anlagen gefunden werden. Insgesamt vergrössert sich in diesem Szenario<br />

der Anteil der Region an der gesamten Wertschöpfung aus der Energieproduktion um 6 Millionen<br />

Franken, oder mehr als 1'000 Franken pro Einwohner und Jahr.<br />

73


In Szenario 3 beträgt der lokale Anteil an den Energieausgaben schliesslich rund 75 %. Aufgrund<br />

der starken Reduktion des Energieverbrauches beläuft sich die lokale Wertschöpfung jedoch<br />

<strong>auf</strong> lediglich 8.8 Millionen Franken pro Jahr und liegt damit sogar tiefer als in Szenario 2.<br />

<strong>Das</strong> Nettoresultat für die Region ist indes nochmals bedeutend positiver, da sich neben den Einnahmen<br />

auch die Ausgaben verringern: Insgesamt fliessen in diesem Szenario nur noch 3.3 Millionen<br />

Franken für Energieausgaben aus der Region ab. Dies sind 62 % (oder 5.3 Millionen<br />

Franken) weniger als in Szenario 2 und sogar 80 % (oder 13.1 Millionen Franken) weniger als in<br />

der aktuellen Situation.<br />

Noch bedeutender sind in diesem Szenario aber die möglichen Exporterlöse: Wie oben erwähnt<br />

könnten <strong>auf</strong>grund der Überproduktion pro Jahr 365 GWh Strom und 32 GWh Energieholz exportiert<br />

werden. Wird davon ausgegangen, dass insgesamt 75 % der damit verbundenen Wertschöpfung<br />

in der Region bleibt, wären bei aktuellen Preisen Exporteinnahmen von 56 Millionen<br />

Schweizer Franken verbunden. Insgesamt beträgt der ökonomische Mehrwert von Szenario 3<br />

gegenüber der heutigen Situation für die Region <strong>Goms</strong> damit rund 70 Millionen Franken pro<br />

Jahr. Davon entfallen rund 80 % <strong>auf</strong> potenzielle Exporterlöse, 13 % <strong>auf</strong> verminderte Ausgaben<br />

und 6 % <strong>auf</strong> die Substitution importierter Energie.<br />

6.2.3 Weitere Auswirkungen<br />

Die Verwirklichung der Vision „<strong>Energieregion</strong>GOMS“ hat über die Importsubstitution und die<br />

erwähnten Exportmöglichkeiten hinaus weitere positive Auswirkungen. Zu nennen sind z. B.<br />

eine verbesserte Treibhausgas-Bilanz, eine erhöhte Versorgungssicherheit, die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen und damit einhergehend ein verbessertes Image der Region und ein höheres<br />

Selbstwertgefühl der Bevölkerung.<br />

Aber auch aus einer rein ökonomischen Perspektive sind neben der Importsubstitution weitere<br />

interessante Effekte zu erwarten. Die folgende Tabelle zeigt anhand von einigen Beispielen mögliche<br />

positive Auswirkungen der Massnahmen im Bereich der Energieeffizienz und der Förderung<br />

erneuerbarer Energien. Dabei kann unterschieden werden zwischen direkten, indirekten und<br />

dynamischen Effekten <strong>auf</strong> der einen Seite sowie vorübergehenden (in der Übergangsphase anfallenden)<br />

und nachhaltigen Auswirkungen <strong>auf</strong> der anderen Seite.<br />

Von besonderer Bedeutung scheinen insbesondere die dynamischen Effekte, bei denen über die<br />

Schaffung von neuen Kompetenzen und Dienstleistungen im Bereich Energieeffizienz und erneuerbarer<br />

Energien positive Beschäftigungs- und Einkommenseffekte sowie Spillover-Effekte in<br />

andere Branchen ausgelöst würden. Dies könnte langfristig einen Strukturwandel einläuten. Eine<br />

qualitative (oder gar quantitative) Einschätzung der Bedeutung dieser Auswirkungen ist im Rahmen<br />

dieser Arbeit allerdings nicht möglich.<br />

74


Die Verwirklichung der Massnahmen wie auch deren Effekt hängt in je<strong>dem</strong> Fall aber auch von<br />

den Rahmenbedingungen ab. Dies trifft insbesondere auch <strong>auf</strong> die dynamischen Effekte zu. So<br />

kann sich der Effekt der <strong>Energieregion</strong>GOMS positiv <strong>auf</strong> den Tourismus auswirken, wenn entsprechende<br />

Marketing-Massnahmen getroffen werden. Es sollten also flankierende Massnahmen<br />

vorschlagen werden, die mögliche dynamische Effekte unterstützen.<br />

Vorübergehende<br />

ik<br />

Nachhaltige Auswirkungen<br />

Direkte Effekte Indirekte Effekte Dynamische Auswirkungen<br />

o Beratungsdienstleistungen in<br />

Konzeption, Planung und Umsetzung<br />

von Projekten in den<br />

Bereichen Energieeffizienz und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

im öff. und privaten Sektor<br />

o Schaffung von Arbeitsplätzen im<br />

Bereich Überwachung und Unterhalt<br />

von Sanierungs- und<br />

Sparmassnahmen<br />

o Produktion und Verarbeitung der<br />

Primärenergieträger (Holz,<br />

Landwirtschaft); Logistik der Versorgung<br />

der Anlagen; Betrieb<br />

und Unterhalt der Anlagen; Entsorgung<br />

und Recycling von Abfällen<br />

o Effizienz: Häusersanierungen<br />

(Baugewerbe und Transport),<br />

o Anlagenbau und -installation<br />

(Baubranche)<br />

o Nachgelagerte Effekte durch die<br />

vorübergehenden Arbeitsbesuche<br />

von Experten in der Region<br />

o Positionierung als <strong>Energieregion</strong><br />

hat positive Effekte <strong>auf</strong> Tourismus<br />

und die Landwirtschaft<br />

o Höherer Selbstversorgungsgrad<br />

bringt Planungssicherheit für<br />

energieabhängige Industrien<br />

(Landwirtschaft, Bau, Tourismus)<br />

o Vermehrte Berücksichtigung<br />

einheimischer Lieferanten (Handarbeiter<br />

und Techniker) in der<br />

Energieproduktion<br />

75<br />

o Neue Kompetenzen und Fähigkeiten<br />

der lokalen Bevölkerung<br />

und Unternehmen, insbes. in den<br />

Bereichen Energieberatung +<br />

energetische Nutzung vorhandener<br />

Primärenergieträger, etc.<br />

o Produktivitätsfortschritte durch<br />

Anwendung effizienterer Produktionsmethoden<br />

o Neue Produkte, welche die neuen<br />

Rahmenbedingungen innovativ<br />

verwerten (Ökotourismus,<br />

Bio-Landwirtschaft..)<br />

o Neuansiedlung von Unternehmen<br />

<strong>auf</strong>grund interessanter Geschäftsmöglichkeiten<br />

oder <strong>dem</strong><br />

entstandenen Milieu<br />

o Rückkehr ausgewanderter,<br />

hochqualifizierter Einheimischer<br />

<strong>auf</strong>grund der gestiegenen Lebensqualität<br />

und besserer Arbeitsmöglichkeiten<br />

Tabelle 37: Systematisierung der ökonomischen Auswirkungen der Umsetzung des<br />

Energiekonzeptes


A1 Berechnung des Heizenergiebedarfs im <strong>Goms</strong><br />

Der Heizenergiebedarf im <strong>Goms</strong> wurde folgendermassen geschätzt:<br />

• Multiplikation der durchschnittlichen Wohnflächen der Gebäudekategorien nach Heizungsarten<br />

je Gemeinde multipliziert mit der Anzahl Gebäude jeder Kategorie in den Gemeinden.<br />

Daraus ergibt sich die gesamte Energiebezugsfläche nach Gebäudekategorie und Heizungsart<br />

pro Gemeinde. Dabei wurde unterstellt, dass ein MFH im Durchschnitt 4.75 Wohnungen,<br />

„andere Wohngebäude“ 1.5 Wohnungen sowie „sonstige Gebäude“ 1.33 Wohnungen haben.<br />

77) , 78)<br />

• Korrektur der Wohnfläche gemäss der Eidgenössischen Volkszählung 2000 um 12 %, um<br />

die Bruttogeschossfläche zu erhalten.<br />

• Aktualisierung der Zahl der Gebäude sowie der Beheizungsarten (nach Umbauten) für das<br />

Jahr 2008 <strong>auf</strong> Grundlage der Anzahl eingereichter Baugesuche zwischen 2005 und 2008<br />

sowie individuellen Anfragen bei den Gemeinden bezüglich der Installation von Wärmepumpen.<br />

• Identifikation von in der Volkszählung nicht erfassten Gebäuden (Schulhäusern, Sporthallen,<br />

Hallenbäder, Kirchen, Bahngebäude, Militärgebäude, Museen, Bibliotheken, etc.) anhand<br />

von Umfragen. Schätzung der Energiebezugsfläche.<br />

• Multiplikation der gesamten Energiebezugsflächen im <strong>Goms</strong> mit den Grenzwerten der<br />

SIA 380/1 (für Wohnen in EFH respektive MFH, Verwaltung, Schulen, Spitäler, etc.) in Gebäuden,<br />

deren Nutzung der Standardnutzung entspricht. 79) Diese Kennzahlen wurden entsprechend<br />

den Energiekennzahlen des Energieplanungsberichtes 2006 des Regierungsrates<br />

des Kantons Zürich <strong>auf</strong> Basis 400 MJ/m2a korrigiert, um die effektiven Baustandards des jeweiligen<br />

Baujahrs der Gebäude zu berücksichtigen. 80)<br />

• Korrektur der Energiekennzahlen um die Jahresmitteltemperaturen im <strong>Goms</strong>. Annahme zusätzlicher<br />

Energiebedarf im <strong>Goms</strong>: 16 %. Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft die korrigierten<br />

Energiekennzahlen der Gebäude nach Baujahr und Beheizungsart.<br />

77) Dies ergibt eine Gesamtzahl von 5’970 Wohnungen, was mit den Ergebnissen der Volkszählung 2000 übereinstimmt.<br />

78) „Andere Wohngebäude“ sind Gebäude, die hauptsächlich Wohnzwecken dienen. Zu den „sonstigen Gebäuden“ gehören<br />

ausschliesslich für Kollektivhaushalte bestimmte Gebäude (Hotels, Spitäler, Klöster, usw.) sowie Gebäude, die hauptsächlich anderen<br />

als Wohnzwecken dienen, wie Fabriken, Verwaltungsbauten, Schulen usw., unter der Bedingung, dass diese mindestens<br />

über eine zeitweise oder nicht bewohnte Wohnung verfügen. Siehe „Eidgenössische Volkszählung 2000 - Gebäude, Wohnungen<br />

und Wohnverhältnisse“.<br />

79) Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein 2007, „Thermische Energie im Hochbau“. SIA 380/1:2007, Anhang f, S.54-<br />

56. Die Zahlen wurden ohne Gewichtung bezüglich der Primärenergiefaktoren verwendet.<br />

80) Energieplanungsbericht 2006. Bericht des Regierungsrates über die Energieplanung des Kantons Zürich, Abbildung 14 „Energiekennzahl<br />

von Wohnbauten nach Baujahrklassen. S. 18.<br />

76


Bauperiode Korrektur<br />

SIA 380/1 H+WW fossil<br />

(EFH)<br />

Annahme Heizenergiebedarf (MJ/m2)<br />

H+WW fossil<br />

(MFH)<br />

H fossil + Wärmep.<br />

(EFH)<br />

Vor 1970 erbaut +75 % 814 727 548<br />

1971 - 1980 +55 % 721 644 485<br />

1981 - 1990 +30 % 605 540 407<br />

1991 - 1995 +15 % 535 478 360<br />

1996 – 2000* +5 % 488 436 329<br />

Tabelle A1: Beispiele der um Baustandard und Heizgradzahlen korrigierten SIA Norm 380/1<br />

• Korrektur des so berechneten Heizenergiebedarfs um den Anteil unbewohnter Wohnungen<br />

(gemäss Volkszählung) und den verminderten Energiebedarf von Zweitwohnungen entsprechend<br />

deren Belegungsgrad. Annahmen bezüglich Zweitwohnungen: Energieeinsparungen<br />

von 48 % (Raumklima) und 100 % (Warmwasser) während der Zeit, in der die Wohnungen<br />

nicht belegt sind und reduziert beheizt werden. 81) Dabei wurde davon ausgegangen, dass<br />

70 % der Zweitwohnungen und sämtliche unbewohnten Wohnungen reduziert beheizt<br />

werden. (Siehe Tabelle A2)<br />

Monat<br />

Anteil Energie-<br />

Belegungsgrad<br />

ver-brauch Ferienwohnungen Zweitwohnungen<br />

Januar 20 % 70 % 25 %<br />

Februar 15 % 70 % 25 %<br />

März 10 % 50 % 20 %<br />

April 5 % 10 % 10 %<br />

Mai 3 % 5 % 10 %<br />

Juni 3 % 30 % 20 %<br />

Juli 0 % 50 % 20 %<br />

August 0 % 50 % 20 %<br />

September 3 % 30 % 15 %<br />

Oktober 10 % 20 % 10 %<br />

November 10 % 5 % 10 %<br />

Dezember 20 % 40 % 20 %<br />

Ganzes Jahr 100 % 36 % 17 %<br />

Tabelle A2: Belegung der zeitweise bewohnten Wohnungen und Verteilung des<br />

Energieverbrauches über das gesamte Kalenderjahr.<br />

• Die Aufschlüsselung des Energiebedarfs entsprechend der installierten Heizungsart nach<br />

Energieträgern. Korrektur um die neu installierten Wärmepumpen und den nicht erfassten<br />

Holzverbrauch (Stückholzfeuerungen, Holzschnitzel und Pellets), die als Sekundärenergiequelle<br />

verwendet werden.<br />

81) Annahmen: Reduktion des Raumklimas um 9 Grad (von 21 <strong>auf</strong> 12). Energieeinsparung pro Grad: 7 %.<br />

77


A2 Annahmen der drei Szenarien<br />

Szenario 1 „Keine Massnahmen“<br />

Es werden folgende spezifischen Annahmen bezüglich der weiteren Entwicklung der Region<br />

<strong>Goms</strong> gemacht:<br />

• Gebäudebestand: Es wird davon ausgegangen, dass die Gebäudefläche im <strong>Goms</strong> entsprechend<br />

der Entwicklung der vergangenen acht Jahre weiter zunehmen wird. <strong>Das</strong> bedeutet<br />

eine jährliche Wachstumsrate von 0.5 % bei Einfamilienhäusern und von 1 % bei Mehrfamilienhäusern.<br />

Bis ins Jahr 2035 werden <strong>dem</strong>zufolge die Energiebezugsflächen der EFH um<br />

knapp 15 % oder 27'500 m2 zunehmen. Bei MFH wird die Zunahme 31 % oder rund<br />

50'000 m2 betragen. Werden diese Neubauten gemäss der Mustervorschrift der Kantone so<br />

gebaut, dass der Wärmebedarf für Raumheizung und Wassererwärmung 4.8 Liter Heizöl-<br />

Äquivalente pro m2 Wohnfläche nicht überschreitet, so ist bis ins Jahr 2035 mit einem zusätzlichen<br />

Energieverbrauch von knapp 4’000 MWh/a zu rechnen. <strong>Das</strong> entspricht einer Zunahme<br />

um 6.3 % gegenüber <strong>dem</strong> aktuellen Energieverbrauch.<br />

• Bevölkerungsentwicklung und Tourismus: Die Entwicklung entspricht der Zunahme des Gebäudebestandes.<br />

• Privatwirtschaft und öffentliche Verwaltung: Der Wärme-, Licht und Kraftbedarf steigt entsprechend<br />

<strong>dem</strong> BFE-Szenario I um 1.9 %.<br />

• Beleuchtung und Geräte in Haushalten und Tourismus: Die Zunahme entspricht der Zunahme<br />

im BFE Szenario I und reflektiert damit sowohl die Zuwachsrate der Bevölkerung und des<br />

Tourismus wie auch die Intensitätssteigerungen und höheren Energiedienstleistungen bei<br />

den nachgefragten Anwendungen.<br />

• Verkehr: Gemäss den Projektionen im Nationalen Personenverkehrsmodell ist in der Region<br />

<strong>Goms</strong> mit einer Zunahme der Verkehrsleistung des Binnenverkehrs um 14 % und des Quellund<br />

Zielverkehrs um 20 % zu rechnen. Der Transitverkehr wird um 18 % ansteigen. Bezüglich<br />

des Treibstoffverbrauches ist eine Reduktion um 22 % <strong>auf</strong> durchschnittlich 5.5 Liter/100<br />

km absehbar. Beim ÖV wird von einem konstanten Energieverbrauch ausgegangen.<br />

• Erneuerbare Energien: Der Bestand an Kraftwerken und Anlagen sowie deren Effizienz bleiben<br />

gleicht<br />

Dies bedeutet für die Entwicklung des Energieverbrauches bis zum Jahr 2035:<br />

• Elektrizität: Der Elektrizitätsverbrauch für Wärme und Verkehr bleibt konstant. Der Elektrizitätsverbrauch<br />

für Beleuchtung und Apparate nimmt entsprechend <strong>dem</strong> BFE Szenario I um<br />

78


29 % zu. Insgesamt wird somit mit einer Zunahme des Elektrizitätsverbrauches bis zum Jahr<br />

2035 um 9 % gerechnet.<br />

• Fossile Brennstoffe: Der Verbrauch nimmt entsprechend der Zunahme der Energiebezugsflächen<br />

<strong>auf</strong>grund von Neubauten bei Annahme eines durchschnittlichen Energieverbrauchs von<br />

4.8 Liter Heizöl-Äquivalente/m2 um 8 % zu.<br />

• Fossile Treibstoffe: Der Verbrauch nimmt trotz der Zunahme der Verkehrsleistung <strong>auf</strong>grund<br />

des verminderten Treibstoffverbrauches pro km (exklusive Transitverkehr) um 11 % ab.<br />

• Erneuerbare Energien: Die Produktion und der Verbrauch an erneuerbaren Energien bleiben<br />

konstant.<br />

Szenario 2 „Autonome Massnahmen“<br />

Folgende Annahmen liegen <strong>dem</strong> Szenario 2 zugrunde:<br />

• Gebäudesanierungen: Die „historischen“ Sanierungsraten im <strong>Goms</strong> bleiben erhalten. Bis<br />

zum Jahr 2035 werden 18 % der Gebäude gesamt erneuert oder abgerissen und neu gebaut<br />

und 21 % energetisch relevant teilsaniert (siehe Tabelle A3).<br />

• Wärmepumpen: Die Rate von elf Installationen pro Jahr bleibt <strong>auf</strong>rechterhalten. Bis 2035<br />

werden 27 % der Neubauten (200), 36 % der Ersatzneubauten (70) und 3 % der gesamt<br />

erneuerten Gebäude (30) mit Wärmepumpen ausgestattet.<br />

• Zweit- und Ferienwohnungen: Der Anteil vermindert beheizter Zweit- und Ferienwohnungen<br />

bleibt bei 70 %. Einsparungen werden nur dank vermindertem Energieverbrauch durch Gebäudesanierungen<br />

und Wärmepumpen erzielt.<br />

• Warmwasser: Es werden weiterhin keine wassersparenden Duscharmaturen eingesetzt.<br />

• Beleuchtung und Apparate: Der Verbrauch steigt gemäss BFE Szenario II um 22.5 % gegenüber<br />

<strong>dem</strong> aktuellen Verbrauch.<br />

• Verkehr: Zunahme gemäss NPVM um 18 %; Reduktion des Treibstoffverbrauches/km um<br />

22 %. ÖV konstant.<br />

In Bezug <strong>auf</strong> die lokale Energieproduktion über „Neue Erneuerbare Ressourcen“ werden die in<br />

Tabelle A3 beschriebenen Annahmen getroffen.<br />

Ausser<strong>dem</strong> wird angenommen, dass diese zusätzlich generierte Energie zu folgenden Anteilen<br />

<strong>zur</strong> Substitution importierter Energieträger verwendet wird:<br />

• 23 % des zusätzlich generierten Stroms <strong>zur</strong> Substitution von importierter Elektrizität<br />

• 100 % der zusätzlich generierten Wärme <strong>zur</strong> Substitution fossiler Brennstoffe<br />

79


Neue Erneuerbare<br />

Anzahl Anlagen<br />

gross klein<br />

Durchschn.<br />

Grösse<br />

(max. Leistung)<br />

Produktion<br />

(MWh/a)<br />

Kleinwasserkraft 4 45 MW 60’000<br />

Windturbinen 10 2 MW 50’000<br />

Photovoltaik 3 10 18 kW 250<br />

Solarthermik 30 3 kW 100<br />

Wärmepumpen a 290 - 5’300<br />

Pelletier, Holschnitzel- und<br />

Stückholzfeuerungen<br />

3 100 - 7’500<br />

Total 20 430 - 123’000<br />

a Angenommene Jahresarbeitszahl von 3.2<br />

Tabelle A3: Anlagen gemäss Szenario 2.<br />

Szenario 3 „<strong>Energieregion</strong>GOMS“<br />

Es werden folgende Annahmen getroffen:<br />

• Gebäudesanierungen: Die Erneuerungsraten erhöhen sich entsprechend Tabelle A4. Bis<br />

2035 werden so 54 % der Gebäude teilsaniert, 30 % gesamterneuert und 8 % durch Neubauten<br />

ersetzt.<br />

• Wärmepumpen: 80 % der Neubauten und der gesamt erneuerten Gebäude sowie 50 % der<br />

teilsanierten Gebäude (entsprechend den vorherigen Annahmen bzgl. der Erneuerungsraten)<br />

werden mit WP ausgestattet.<br />

• Zweit- und Ferienwohnungen: Der Anteil der Zweit- und Ferienwohnungen, die während<br />

der Zeit, in der sie nicht benutzt werden, reduziert beheizt werden, steigt von 70 % <strong>auf</strong><br />

95 %.<br />

• Warmwasser: In 80 % der Haushalte, Ferien- und Zweitwohnungen sowie Hotels und Gruppenunterkünfte<br />

werden herkömmliche durch wassersparende Duscharmaturen ersetzt.<br />

• Beleuchtung und Apparate: 90 % des Energiesparpotenziales durch den Einsatz energieeffizienterer<br />

Geräte und Apparate wird realisiert, gleichzeitig aber von einem Trend zu grösserem<br />

Energieverbrauch im Haushaltsbereich entsprechend <strong>dem</strong> BFE Szenario I überlagert. Insgesamt<br />

reduziert sich der Stromverbrauch im Haushaltsbereich so um 15 %.<br />

• Verkehr: Zunahme gemäss NPVM um 18 %, Reduktion des Treibstoffverbrauches/km um<br />

22 %. ÖV konstant.<br />

In Bezug <strong>auf</strong> die lokale Energieproduktion über „Neue Erneuerbare Ressourcen“ werden die in<br />

Tabelle A4 beschriebenen Annahmen getroffen. Schliesslich wird angenommen, dass 39 % der<br />

zusätzlich generierten Wärme <strong>zur</strong> Substitution fossiler Brennstoffe verwendet wird. Da der<br />

80


Stromverbrauch unter das aktuelle Produktionsniveau aus kleinen Anlagen sinkt, könnte der neu<br />

generierte Strom zu 100 % exportiert werden. Es wird allerdings angenommen, dass 3 % davon<br />

in Elektroautos verwendet werden. Dadurch würde sich der Treibstoffverbrauch für Mobilität<br />

halbieren.<br />

Neue Erneuerbare<br />

Anzahl Anlagen<br />

gross klein<br />

Durchschn.<br />

Grösse<br />

(max. Leistung)<br />

Produktion<br />

(MWh/a)<br />

Kleinwasserkraft 9 45 MW 135’000<br />

Windturbinen 60 2 MW 300’000<br />

Photovoltaik 8 120 18 kW 2’500<br />

Solarthermik 3000 3 kW 10’000<br />

Biogas (Org. + landw. Biomasse)<br />

1 70 KW 1’350<br />

Wärmepumpen a 2100 - 39’000<br />

Pelletier, Holschnitzel- und<br />

Stückholzfeuerungen<br />

22 480 - 37’600<br />

Total 100 5’600 - 525’000<br />

a Angenommene Jahresarbeitszahl von 3.2<br />

Tabelle A4: Anlagen gemäss Szenario 3.<br />

81

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