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Vorbild Humanmedizin: Neue Verfahren unterstützen Diagnostik ...

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ausgegangen werden“, meint Dr. Thomas Flegel. Liegen eines oder mehrere dieser<br />

Symptome vor, sei ein Gespräch mit den Patientenbesitzern über die Option, das Tier zu<br />

erlösen, ratsam, da der Versuch einer Therapie in diesen Fällen wenig Erfolg verspreche.<br />

<strong>Vorbild</strong> <strong>Humanmedizin</strong>: Modifizierte Glasgow-Coma-Scale (Leipzig)<br />

Neben der bildgebenden <strong>Diagnostik</strong> kann die an die <strong>Humanmedizin</strong> angelehnte modifizierte<br />

Glasgow-Coma-Scale (GCS) weitere Erkenntnisse zum neurologischen Zustand des Tieres<br />

liefern. Basierend auf der neurologischen Untersuchung werden Punkte in den drei<br />

Kategorien Bewusstsein, Motorik und Hirnstammreflexe vergeben. Ein gesundes Tier kann<br />

maximal 18 Punkte auf der Skala erreichen. Ein Hund, der weniger als neun Punkte erreicht,<br />

hat Dr. Flegel zufolge eine hoffnungslose Prognose. Die Tierärzte der Klinik für Kleintiere in<br />

Leipzig haben in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass die GCS relativ kompliziert<br />

aufgebaut ist und daher in Notfallsituationen nur bedingt einsetzbar sei. „Wir plädieren daher<br />

für ein etwas abgewandeltes Schema – die Modifizierte Glasgow-Coma-Scale (Leipzig)“, so<br />

der Abteilungsleiter. „Hierbei unterlegen wir die drei Kategorien mit einfacheren Kriterien, die<br />

uns die schnelle Bewertung im Notfall erleichtern.“ Erste Ergebnisse mit dieser vereinfachten<br />

Variante der GCS zeigen der Klinik zufolge, dass Patienten, die weniger als acht Punkte bei<br />

einer Gesamtzahl von 15 Punkten erreichen, deutlich schlechtere Chancen auf eine<br />

erfolgreiche Therapie haben.<br />

Eingeschränkte Therapiemöglichkeiten<br />

„Die therapeutischen Optionen in der Tiermedizin sind leider begrenzt und im Wesentlichen<br />

darauf ausgerichtet, dem Gehirn möglichst physiologische Bedingungen zu schaffen, um den<br />

intrinsischen regenerativen Kapazitäten und der Plastizität des Gehirns die Möglichkeit zu<br />

geben, die sekundären Prozesse einzudämmen und die primären Schäden zu heilen“, erklärt<br />

Thomas Flegel. Die Therapie der an einem SHT leidenden Tiere basiert an der Leipziger<br />

Klinik für Kleintiere auf drei Säulen: Aufrechterhaltung eines physiologischen Blutdrucks,<br />

Gewährleistung einer ausreichenden Oxygenierung des Gehirns und Ausbalancierung des<br />

intrakraniellen Drucks.<br />

Novum in Leipzig: Einführung von Messsonden in die tierischen Schädelkapseln<br />

Der intrakranielle Druck kann aber nur beeinflusst werden, wenn die Höhe desselben<br />

messbar ist. Genau hier setzt die Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig an. Seit 2012<br />

setzen die Leipziger Veterinärmediziner auf die direkte Messung des Drucks durch die<br />

Einführung einer Messsonde in die Schädelkapsel des Tieres, um basierend auf dem<br />

realtime Monitoring des Drucks die Therapie optimieren zu können. „Dieses <strong>Verfahren</strong> hat in<br />

der Tiermedizin anders als in der <strong>Humanmedizin</strong> bisher keinen routinemäßigen Einsatz<br />

gefunden“, betont der Leiterder Abteilung Neurologie/Neurochirurgie. Alternativ könne die<br />

Bestimmung des intrakraniellen Drucks indirekt über die ultraschallgeschützte Messung des<br />

Widerstandsindexes der Arteriabasilaris am Foramenmagnum erfolgen. „Dieses <strong>Verfahren</strong><br />

bedarf jedoch einer regelmäßigen Anwendung, um zuverlässige Ergebnisse zu liefern“, so<br />

der Experte.<br />

„Die <strong>Humanmedizin</strong> liefert uns immer wieder wichtige Impulse“, erklärt Dr. Thomas Flegel<br />

abschließend. „Daher ist der interdisziplinäre Austausch wie auf dem Leipziger<br />

Tierärztekongress auch so wichtig für uns.“

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