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Liebe Leser! „Gibt es Rollen und Filmstoffe, die Sie ... - ABC-Bayern.de

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<strong>ABC</strong><br />

Nachrichten<br />

2013.1<br />

n Bericht von <strong>de</strong>r Herbstsyno<strong>de</strong><br />

in Hof Seite 4<br />

n Wie geht <strong>es</strong> weiter<br />

mit <strong>de</strong>n „Perspektiven <strong>und</strong><br />

Schwerpunkten“ <strong>de</strong>r ELKB?<br />

Seite 6<br />

n Zur Problematik <strong>de</strong>r<br />

„Handreichung für christlichmuslimische<br />

Trauungen“<br />

Seite 10<br />

n Schwerpunkt Christustag<br />

2012 Seite 15<br />

n J<strong>es</strong>us – das Licht <strong>de</strong>r Welt<br />

Seite 17<br />

n Je<strong>de</strong>r nach seiner Facon –<br />

o<strong>de</strong>r Christus allein? Seite 20<br />

n Erklärung zum Christustag<br />

Seite 23<br />

n Wer uns wirklich hilft –<br />

Christus allein Seite 24<br />

n <strong>Sie</strong> sahen niemand –<br />

als J<strong>es</strong>us allein Seite 29<br />

n In keinem an<strong>de</strong>ren<br />

ist das Heil Seite 34<br />

n Aus <strong>de</strong>n Gemeinschaften:<br />

Marsch für das Leben /<br />

CVJM-Leitungskongr<strong>es</strong>s /<br />

GGE-Deutschlandtagung /<br />

Pfarrerinnen- <strong>und</strong> Pfarrergebetsb<strong>und</strong><br />

/ Termine Seite 37<br />

n <strong>ABC</strong>-Fre<strong>und</strong><strong>es</strong>kreis /<br />

Adr<strong>es</strong>sän<strong>de</strong>rungen Seite 43<br />

n Geistlich<strong>es</strong> Wort /<br />

Impr<strong>es</strong>sum Seite 44<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>L<strong>es</strong>er</strong>!<br />

„Gibt <strong>es</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>und</strong> <strong>Filmstoffe</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> ablehnen wür<strong>de</strong>n?“ So<br />

wur<strong>de</strong> neulich <strong>de</strong>r bekannte Schauspieler Til Schweiger gefragt.<br />

Seine Antwort: „Sicher. Ich will mich nicht in <strong>de</strong>r Rolle ein<strong>es</strong><br />

Pädophilen, Vergewaltigers o<strong>de</strong>r Nazis sehen. Ich spiele aus<br />

Prinzip keinen Nazi…“ Aha, dachte ich mir: Hier ist ein Mensch<br />

mit Prinzipien. Das trifft man heute nicht mehr häufig an. O<strong>de</strong>r<br />

re<strong>de</strong>n wir nur so selten über unsere Prinzipien? Für viele hat <strong>es</strong><br />

einen schlechten Klang. Wir fürchten „Prinzipienreiterei“. In<br />

di<strong>es</strong>em Sinn fin<strong>de</strong>t sich in unserem G<strong>es</strong>angbuch ein Zitat von<br />

Albert Camus: „Seine Gr<strong>und</strong>sätze soll man für <strong>die</strong> wenigen Augenblicke<br />

in seinem Leben aufsparen, in <strong>de</strong>nen <strong>es</strong> auf Gr<strong>und</strong>sätze<br />

ankommt, für das meiste genügt ein wenig Barmherzigkeit.“<br />

Schließen sich Han<strong>de</strong>ln nach Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>ln nach<br />

Barmherzigkeit aus?<br />

Prinzipien <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze kommen aus inneren Überzeugungen.<br />

Überzeugungen entstehen aus Erkenntnissen <strong>und</strong><br />

Erfahrungen, Glaubenserkenntnisse <strong>und</strong> Glaubenserfahrungen<br />

eing<strong>es</strong>chlossen. Das ist doch zunächst einmal positiv zu sehen.<br />

Ich begegne lieber einem Menschen mit Überzeugungen als<br />

jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r nicht weiß, wo er steht, was er will o<strong>de</strong>r was er<br />

glaubt. Überdi<strong>es</strong>: Han<strong>de</strong>lt nicht letztlich je<strong>de</strong>r nach Überzeugungen<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätzen? Selbst wer sein Fähnchen in <strong>de</strong>n Wind<br />

hängt <strong>und</strong> sich an Mehrheitsmeinungen anpasst, han<strong>de</strong>lt nach<br />

einem Prinzip: Er hält <strong>es</strong> für gut <strong>und</strong> richtig, sich <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Trend anzuschließen.<br />

Keine Frage, dass unsere komplizierte Welt uns ständig neue,<br />

darunter schwere Entscheidungen abverlangt. Gera<strong>de</strong> dabei<br />

erweist <strong>es</strong> sich als hilfreich, „Prinzipien“ zu haben. Wer keinen<br />

Standpunkt hat, wird schnell zum Erfüller <strong>de</strong>r Wünsche seiner<br />

Mitmenschen <strong>und</strong> steht in <strong>de</strong>r Gefahr, wi<strong>de</strong>rsprüchlich zu<br />

han<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> dadurch mit <strong>de</strong>r Integrität sein<strong>es</strong> Gewissens <strong>und</strong><br />

vielleicht auch seiner seelischen G<strong>es</strong><strong>und</strong>heit ernste Schwierigkeiten<br />

zu bekommen. Freilich: Wer an Prinzipien f<strong>es</strong>thält, ohne<br />

sie im reellen Leben <strong>und</strong> im G<strong>es</strong>präch zu bewähren, wird nicht<br />

b<strong>es</strong>ser zurechtkommen.


Impuls<br />

Impuls<br />

In jüngster Zeit habe ich mich Folgend<strong>es</strong> gefragt: Welche Prinzipien haben wir als Christen<br />

im Blick auf G<strong>es</strong>präche mit Muslimen? Welche Gr<strong>und</strong>sätze leiten uns als Kirche in<br />

<strong>de</strong>r Begegnung mit <strong>de</strong>m Islam? Das sind zwar zwei verschie<strong>de</strong>ne Fragen, aber sie hängen<br />

doch miteinan<strong>de</strong>r zusammen. Unsere religionstheologischen Standpunkte haben<br />

sich in <strong>de</strong>n konkreten Begegnungen mit muslimischen Mitbürgern zu bewähren; sonst<br />

wären sie abstrakte Theorie <strong>und</strong> hätten keinerlei praktische Be<strong>de</strong>utung.<br />

Nun konnten sich Vertreter d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong>kirchenrat<strong>es</strong> <strong>und</strong> Vertreter d<strong>es</strong> <strong>ABC</strong> bei ihrer<br />

jüngsten Begegnung auf <strong>de</strong>n gemeinsamen religionstheologischen Standpunkt verständigen:<br />

„Christen <strong>und</strong> Muslime glauben nicht an <strong>de</strong>nselben Gott.“ Das ist auch angem<strong>es</strong>sen<br />

<strong>und</strong> gut begründbar: Beim Christentum <strong>und</strong> beim Islam wie auch beim Ju<strong>de</strong>ntum<br />

han<strong>de</strong>lt <strong>es</strong> sich um verschie<strong>de</strong>ne Religionen. Zunächst sind <strong>die</strong> nicht vereinbaren Gott<strong>es</strong>verständnisse<br />

di<strong>es</strong>er drei Religionen, <strong>die</strong> auf ihren jeweiligen heiligen Schriften grün<strong>de</strong>n,<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r stehen zu lassen <strong>und</strong> zu r<strong>es</strong>pektieren <strong>und</strong> nicht einem höheren Gott<strong>es</strong>begriff<br />

unterzuordnen, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m größten gemeinsamen Nenner gebil<strong>de</strong>t wird o<strong>de</strong>r eine<br />

unabhängige abstrakte Gott<strong>es</strong>i<strong>de</strong>e darstellt. D<strong>es</strong>halb sollte auch <strong>de</strong>r Begriff „Ökumene“,<br />

<strong>de</strong>r <strong>die</strong> christlichen Konf<strong>es</strong>sionen bezeichnet, nicht auf <strong>die</strong> monotheistischen Religionen<br />

ausge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n. Das trägt nur zur Entwertung d<strong>es</strong> Begriffs <strong>und</strong> zur allgemeinen<br />

Verwirrung bei.<br />

Doch was folgt aus di<strong>es</strong>en „Prinzipien“ für <strong>die</strong> konkreten Begegnungen? In seinem Buch<br />

„Position beziehen“ widmet Land<strong>es</strong>bischof Heinrich Bedford-Strohm ein Kapitel <strong>de</strong>m<br />

Thema „interreligiöser Dialog“. Darin plä<strong>die</strong>rt er sehr für <strong>die</strong> Wertschätzung im Umgang<br />

mit an<strong>de</strong>ren Menschen, also auch mit <strong>de</strong>n Angehörigen an<strong>de</strong>rer Religionen. Dagegen<br />

ist überhaupt nichts zu sagen, im Gegenteil: Es ist richtig <strong>und</strong> wichtig, di<strong>es</strong> zu betonen.<br />

Weiter: „Mit <strong>de</strong>r Wertschätzung an<strong>de</strong>rer Menschen verbin<strong>de</strong>t sich aber zugleich das Bemühen,<br />

sich in <strong>die</strong> religiösen Empfindungen einzufühlen, <strong>die</strong> ihnen existentiell wichtig<br />

sind. Wertschätzung heißt auch, sich berühren lassen von ihrem innigen Gebet.“ Auch<br />

dagegen ist nichts zu sagen, selbst wenn di<strong>es</strong>e Sätze recht emotional formuliert sind:<br />

Man muss nicht berührt sein, um Wertschätzung zu üben. Doch inhaltlich lassen sich<br />

di<strong>es</strong>e Sätze durchaus auf eine Linie mit Paulus bringen, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r konkreten<br />

Begegnung – nicht auf <strong>de</strong>r Ebene von Lehraussagen! – sogar ang<strong>es</strong>ichts <strong>de</strong>r griechischen<br />

Vielgötterei sagen konnte: „Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr <strong>die</strong> Götter in allen<br />

Stücken sehr verehrt“ (Apostelg<strong>es</strong>chichte 17,22). Freilich war di<strong>es</strong> eine anknüpfen<strong>de</strong> Äußerung<br />

unter <strong>de</strong>m Vorzeichen seiner Sendung gera<strong>de</strong> auch zu <strong>de</strong>n Griechen, <strong>die</strong> er für<br />

<strong>die</strong> Wahrheit d<strong>es</strong> Evangeliums gewinnen wollte.<br />

Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Vorzeichen, di<strong>es</strong>e prinzipielle Richtung vermisse ich in <strong>de</strong>n Ausführungen unser<strong>es</strong><br />

Land<strong>es</strong>bischofs. Ich kann ihm in vielem zustimmen, möchte aber am En<strong>de</strong> doch<br />

gerne wissen, wie er <strong>de</strong>n interreligiösen Dialog <strong>und</strong> das „ausstrahlend“ gelebte Glaubenszeugnis<br />

ins Verhältnis setzt mit <strong>de</strong>m Sendungsauftrag, <strong>de</strong>n <strong>die</strong> Kirche hat. Die Kirche<br />

selbst hat keinen Absolutheitsanspruch, aber sie kennt <strong>de</strong>n <strong>und</strong> ist Eigentum d<strong>es</strong>sen,<br />

<strong>de</strong>r <strong>die</strong> „Wahrheit“ in Person ist. Und di<strong>es</strong>er eine, <strong>de</strong>n Gott für alle Menschen zum Heil<br />

g<strong>es</strong>andt hat, hat seine Sendung übertragen auf alle, <strong>die</strong> ihm nachfolgen, auf seine Kirche.<br />

Daher ist <strong>es</strong> mir theologisch zu unprofiliert, wenn Bedford-Strohm schreibt: „Zukunft<br />

hat nur ein Umgang mit an<strong>de</strong>ren Religionen, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Stärken <strong>de</strong>r jeweils an<strong>de</strong>ren<br />

Religionen ausgeht <strong>und</strong> di<strong>es</strong>e Stärken durch einen wertschätzen<strong>de</strong>n Umgang för<strong>de</strong>rt.“<br />

Wertschätzung in <strong>de</strong>r Begegnung mit <strong>de</strong>n Menschen: Ja! Aber im Dialog <strong>de</strong>r Religionen<br />

<strong>und</strong> im Zeugnisgeben vom Glauben kann <strong>es</strong> letztlich nicht nur um „Stärken“ (in welcher<br />

Hinsicht eigentlich?) gehen; vielmehr muss <strong>es</strong> auch um <strong>die</strong> Wahrheitsfrage gehen.<br />

Noch etwas scheint mir aus oben genanntem religionstheologischen Gr<strong>und</strong>satz zu<br />

folgen: <strong>die</strong> Unterscheidung von Dialog <strong>und</strong> religiöser Praxis. Wenn man davon ausgeht,<br />

dass Muslime <strong>und</strong> Christen nicht <strong>de</strong>nselben Gott anbeten, ist je<strong>de</strong> Form einer interreligiösen<br />

Feier ausg<strong>es</strong>chlossen. <strong>Sie</strong> wäre ein Verstoß gegen das Erste Gebot o<strong>de</strong>r wür<strong>de</strong><br />

suggerieren, dass man irgendwie doch <strong>de</strong>nselben Gott anrufe. Das neuerdings häufiger<br />

praktizierte multireligiöse Beten schwirrt eigenartig auf <strong>de</strong>r Grenze zwischen Dialog <strong>und</strong><br />

religiöser Praxis. Was soll <strong>es</strong> sein: Dialog? Wertschätzen<strong>de</strong> Wahrnehmung d<strong>es</strong> an<strong>de</strong>ren?<br />

Dann darf <strong>es</strong> um <strong>de</strong>r Klarheit willen nicht in einem gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nstlichen Rahmen g<strong>es</strong>chehen!<br />

Dann ist <strong>es</strong> auch höchst problematisch, wenn <strong>es</strong> für g<strong>es</strong>ellschaftliche Anliegen<br />

„verzweckt“ g<strong>es</strong>chieht, etwa als gemeinsamer Akzent <strong>de</strong>r Religionen gegen Rechtsradikalismus<br />

o<strong>de</strong>r in großer Öffentlichkeit auf <strong>de</strong>r Land<strong>es</strong>gartenschau. Es ist gar nicht zu<br />

vermei<strong>de</strong>n, dass Beobachter in di<strong>es</strong>en Fällen <strong>de</strong>n Eindruck bekommen, hier bete man zu<br />

einem <strong>und</strong> <strong>de</strong>mselben Gott.<br />

Kürzlich b<strong>es</strong>uchte ich im Rahmen d<strong>es</strong> Lehrplanthemas mit <strong>de</strong>n evangelischen Schülern<br />

meiner 7. Klasse <strong>die</strong> örtliche Moschee. Im Rahmen <strong>de</strong>r Erklärungen durch <strong>de</strong>n Imam<br />

<strong>und</strong> einen Ditib-Vorstand bat ich <strong>de</strong>n Imam, uns nicht nur zu b<strong>es</strong>chreiben, wie <strong>die</strong><br />

Männer im Gebetsraum beten, son<strong>de</strong>rn <strong>es</strong> uns einmal „vorzuführen“. Di<strong>es</strong> war erkennbar<br />

für je<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Ebene d<strong>es</strong> Dialogs. Auf di<strong>es</strong>er Ebene d<strong>es</strong> Erklärens soll auch <strong>die</strong><br />

Begegnung mit 60 Muslimen <strong>und</strong> Musliminnen im Advent 2011 im Land<strong>es</strong>kirchenamt<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben. Dann ist <strong>es</strong> aber verwirrend, wenn Bedford-Strohm in seinem Buch<br />

(wie<strong>de</strong>r) schreibt, er habe „mit ihnen“ Advent gefeiert. Wie sollen <strong>de</strong>nn Muslime <strong>die</strong><br />

Erwartung d<strong>es</strong> Kommens d<strong>es</strong> göttlichen Erlösers J<strong>es</strong>us Christus mitfeiern? Klarer wäre<br />

<strong>die</strong> Formulierung „vor ihnen“ o<strong>de</strong>r „in ihrem Beisein“!<br />

Zum Schluss: Es wäre hilfreich für <strong>die</strong> Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r, wenn sie neben <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung,<br />

wertschätzend mit Muslimen umzugehen, auch ermutigt <strong>und</strong> angeleitet wür<strong>de</strong>n,<br />

mit Muslimen über <strong>de</strong>n Glauben ins G<strong>es</strong>präch zu kommen <strong>und</strong> dabei fröhlich zu<br />

bezeugen, dass in Christus alle Schätze <strong>de</strong>r Weisheit <strong>und</strong> Erkenntnis verborgen liegen<br />

(Kolosser 2,3). Di<strong>es</strong> wür<strong>de</strong> ich auch sehr gerne in Äußerungen <strong>de</strong>r Kirchenleitung zum<br />

Thema l<strong>es</strong>en.<br />

Mit herzlichen Grüßen, Ihr<br />

Pfarrer Till Roth<br />

1. Vorsitzen<strong>de</strong>r d<strong>es</strong> <strong>ABC</strong><br />

2 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1<br />

3


Syno<strong>de</strong><br />

Syno<strong>de</strong><br />

Syno<strong>de</strong>nkultur,<br />

Finanzen, Tansania –<br />

<strong>und</strong> sehr viel Politik<br />

Persönliche Eindrücke von <strong>de</strong>r Herbsttagung<br />

<strong>de</strong>r bayerischen Land<strong>es</strong>syno<strong>de</strong><br />

in Hof vom 25. - 29. November 2012<br />

Von Martin Pflaumer <strong>und</strong><br />

Hans-Joachim Vieweger<br />

Geistlich Syno<strong>de</strong> leiten<br />

Im Vorfeld <strong>de</strong>r Syno<strong>de</strong>ntagung sorgte eine<br />

Pr<strong>es</strong>semitteilung d<strong>es</strong> <strong>ABC</strong> für Diskussionen.<br />

Wir hatten uns darin – vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> einiger Vorgänge bei <strong>de</strong>r<br />

Frühjahrssyno<strong>de</strong> – für eine neue Syno<strong>de</strong>nkultur<br />

ausg<strong>es</strong>prochen: Leitung in <strong>de</strong>r<br />

Kirche müsse gr<strong>und</strong>sätzlich als geistliche<br />

Leitung verstan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> praktiziert wer<strong>de</strong>n.<br />

(siehe auch <strong>de</strong>r Beitrag „Impulse zu<br />

einer neuen Kultur <strong>und</strong> Theologie <strong>de</strong>r<br />

Syno<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2012.2).<br />

Die Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Syno<strong>de</strong>, Dr. Dorothea<br />

Deneke-Stoll, wi<strong>es</strong> <strong>die</strong> For<strong>de</strong>rung in einem<br />

Beitrag in <strong>de</strong>n Sonntagsblättern zurück.<br />

Zur Begründung verwi<strong>es</strong> sie einerseits auf<br />

<strong>die</strong> b<strong>es</strong>tehen<strong>de</strong>n geistlichen Elemente <strong>de</strong>r<br />

Syno<strong>de</strong> wie Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nste, Bibelarbeiten<br />

<strong>und</strong> Andachten (<strong>die</strong> von uns freilich gar<br />

nicht problematisiert wor<strong>de</strong>n waren). An<strong>de</strong>rerseits<br />

fragte sie: „Soll <strong>die</strong> Land<strong>es</strong>syno<strong>de</strong><br />

vor wichtigen Entscheidungen beten?“.<br />

In einem epd-Interview ver<strong>de</strong>utlichte <strong>die</strong><br />

Präsi<strong>de</strong>ntin ihre Haltung: „Mir wi<strong>de</strong>rstrebt<br />

<strong>es</strong>, Gebete als ein Instrument für Kirchenpolitik<br />

zu verwen<strong>de</strong>n. Ich kann doch nicht<br />

um Erleuchtung bitten, wenn ich darüber<br />

nach<strong>de</strong>nke, ob homosexuelle Pfarrer im<br />

Pfarrhaus leben können.“ Mit <strong>de</strong>m ersten<br />

Punkt hat sie zweifellos Recht: Gebete<br />

dürfen nicht instrumentalisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Dennoch ist <strong>es</strong> Glauben<strong>de</strong>n geboten, sich<br />

in allen Belangen allezeit vertrauensvoll<br />

an ihren Herrn zu wen<strong>de</strong>n. Das gilt umso<br />

mehr, wenn aktuelle Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

auf <strong>de</strong>r kirchenleiten<strong>de</strong>n Tag<strong>es</strong>ordnung<br />

theologisch schwerwiegend sind <strong>und</strong><br />

bleiben<strong>de</strong> Unklarheit <strong>die</strong> Kirche in <strong>die</strong><br />

Zerreißprobe führt – etwa beim Thema<br />

Homosexualität. Nach reformatorischem<br />

Verständnis dürfen inhaltliche Fragen<br />

nicht unabhängig vom geistlichen G<strong>es</strong>chehen<br />

g<strong>es</strong>ehen wer<strong>de</strong>n. Manchmal muss<br />

vielleicht auch eine Debatte durch eine<br />

Andacht unterbrochen wer<strong>de</strong>n. Ein Gedanke,<br />

<strong>de</strong>r übrigens auch bei <strong>de</strong>r Syno<strong>de</strong>npräsi<strong>de</strong>ntin<br />

auftaucht: „Wenn <strong>es</strong> in einer<br />

Debatte heiß hergeht, dann sind Momente<br />

<strong>de</strong>r Stille angebracht.“ Hoffentlich auch<br />

Momente im Hören auf Gott<strong>es</strong> Wort.<br />

Finanzen<br />

Mit wenigen Gegenstimmen hat <strong>die</strong> Syno<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n Haushalt für das Jahr 2013 verabschie<strong>de</strong>t,<br />

<strong>de</strong>r ein Volumen von r<strong>und</strong> 775<br />

Millionen Euro hat. Der Haushalt weist<br />

zwar ein Minus von knapp vier Millionen<br />

Euro auf, allerdings wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich,<br />

dass sich an verschie<strong>de</strong>nen Stellen Puffer<br />

befin<strong>de</strong>n. So steigt <strong>de</strong>r geplante Aufwand<br />

für <strong>die</strong> Personalausgaben <strong>de</strong>utlich, unter<br />

an<strong>de</strong>rem d<strong>es</strong>halb, weil <strong>die</strong> ausgewi<strong>es</strong>enen<br />

Stellen zu 100 Prozent mit Geldmitteln<br />

unterlegt sind. Nun sind aber nie alle<br />

Stellen b<strong>es</strong>etzt – was zur spannen<strong>de</strong>n<br />

Frage führte, wer <strong>de</strong>nn über <strong>die</strong> Gel<strong>de</strong>r<br />

entschei<strong>de</strong>t, <strong>die</strong> aus „ungeplanten Min<strong>de</strong>rausgaben“<br />

zu erwarten sind: Die jeweiligen<br />

Abteilungen im Land<strong>es</strong>kirchenamt o<strong>de</strong>r<br />

<strong>die</strong> Syno<strong>de</strong>? Dazu soll <strong>es</strong> einen klären<strong>de</strong>n<br />

Bericht bei <strong>de</strong>r Frühjahrssyno<strong>de</strong> geben.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Haushaltsberatungen<br />

<strong>die</strong> Frage nach <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Ausstattung <strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong>n g<strong>es</strong>tellt.<br />

Einerseits ist anzuerkennen, dass <strong>die</strong> Gemein<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren mit<br />

Inv<strong>es</strong>titionsmitteln (z.B. bei <strong>de</strong>r Pfarrhaussanierung)<br />

unterstützt wur<strong>de</strong>n, worauf<br />

Oberkirchenrat Dr. Hans-Peter Hübner<br />

erneut hinwi<strong>es</strong>. An<strong>de</strong>rerseits klagen viele<br />

Gemein<strong>de</strong>n darüber, dass sie mit <strong>de</strong>n<br />

Mitteln aus <strong>de</strong>m Innerkirchlichen Finanzausgleich,<br />

<strong>die</strong> in <strong>die</strong> jährlichen Haushalte<br />

fließen, immer weniger <strong>die</strong> Kostensteigerungen<br />

ausgleichen können. In di<strong>es</strong>em<br />

Sinn warb Dekan Schuster (Langenzenn bei<br />

Fürth) für eine Erhöhung d<strong>es</strong> sog. „Punktwert<strong>es</strong>“.<br />

Darüber soll aber erst bei <strong>de</strong>r<br />

nächsten Syno<strong>de</strong> mit Blick auf <strong>de</strong>n Haushalt<br />

2014 beraten wer<strong>de</strong>n.<br />

Politik<br />

In <strong>de</strong>r Frühjahrssyno<strong>de</strong> hatte Land<strong>es</strong>bischof<br />

Heinrich Bedford-Strohm geklagt, er wer<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit vor allem über seine<br />

politischen Aussagen wahrgenommen.<br />

Dass <strong>es</strong> auch di<strong>es</strong>mal so war, lag sicher<br />

nicht an <strong>de</strong>n Me<strong>die</strong>n, son<strong>de</strong>rn an seinem<br />

Bericht, in <strong>de</strong>m er sich zentral <strong>de</strong>r Umwelt<strong>und</strong><br />

Klimaarbeit widmete <strong>und</strong> erneut dazu<br />

aufrief, Wohlstand neu zu <strong>de</strong>finieren. Auch<br />

<strong>die</strong> Schul<strong>de</strong>nkrise <strong>und</strong> <strong>die</strong> Asyldiskussion<br />

wur<strong>de</strong>n thematisiert. Charakteristisch <strong>die</strong><br />

Überschriften von zwei epd-Meldungen:<br />

„Land<strong>es</strong>bischof for<strong>de</strong>rt langfristig<strong>es</strong> Konzept<br />

für Aufnahme von Flüchtlingen“ <strong>und</strong> „Land<strong>es</strong>bischof<br />

Bedford-Strohm for<strong>de</strong>rt ökologisch<strong>es</strong><br />

Um<strong>de</strong>nken“.<br />

Die Syno<strong>de</strong> selbst sprach sich gegen Stu<strong>die</strong>ngebühren<br />

aus, for<strong>de</strong>rt Konzepte gegen<br />

<strong>de</strong>n Rechtsextremismus <strong>und</strong> ließ sich über<br />

umweltgerecht<strong>es</strong> Essen informieren. (Eine<br />

Pfarrerin schrieb uns im Vorfeld: „Man hat<br />

<strong>die</strong> Sexualethik liberalisiert, dafür kommt<br />

jetzt eine neue Umweltg<strong>es</strong>etzlichkeit.“)<br />

Bei <strong>de</strong>r Behandlung einer Eingabe zum Thema<br />

„Kriegssteuer-Verweigerung“ mel<strong>de</strong>te<br />

sich <strong>de</strong>r Land<strong>es</strong>bischof zu Wort <strong>und</strong> bat, das<br />

Anliegen <strong>de</strong>r Antragsteller ernst zu nehmen<br />

– schließlich gebe <strong>es</strong> auch Gewissensschutz<br />

für Abtreibungsgegner. (Dass <strong>es</strong> zu di<strong>es</strong>em<br />

Thema ein Urteil d<strong>es</strong> B<strong>und</strong><strong>es</strong>verfassungsgerichts,<br />

auf das Bedford-Strohm hinwi<strong>es</strong>,<br />

gäbe, ist uns nicht bekannt.)<br />

4 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 5


Syno<strong>de</strong><br />

Syno<strong>de</strong><br />

Sonstig<strong>es</strong><br />

n Mit großer Mehrheit, zum Teil einstimmig,<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> G<strong>es</strong>etze verabschie<strong>de</strong>t,<br />

in <strong>de</strong>nen <strong>die</strong> Beauftragung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Dienstgruppen zur öffentlichen Wortverkündigung<br />

<strong>und</strong> Sakramentsverwaltung<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n. Dazu gehören u.a. das<br />

Prädikanteng<strong>es</strong>etz <strong>und</strong> das Predigerg<strong>es</strong>etz.<br />

In Ausnahmefällen <strong>und</strong> unter b<strong>es</strong>timmten<br />

Bedingungen sind künftig auch Taufen<br />

durch Beauftragte möglich.<br />

n Land<strong>es</strong>bischof Heinrich Bedford-<br />

Strohm <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r EKD- bzw.<br />

VELKD-Syno<strong>de</strong> berichteten von B<strong>es</strong>trebungen,<br />

das Verhältnis von EKD <strong>und</strong> VELKD<br />

neu zu ordnen. Dabei geht <strong>es</strong> auch um <strong>die</strong><br />

Frage, ob <strong>die</strong> EKD <strong>die</strong> Conf<strong>es</strong>sio Augustana<br />

als Bekenntnisgr<strong>und</strong>lage akzeptieren<br />

könne bzw. wie sich <strong>die</strong> VELKD bzw. <strong>die</strong><br />

ELKB zur Barmer Theologischen Erklärung<br />

stellten. Der Vizepräs<strong>es</strong> <strong>de</strong>r EKD, unser<br />

Konsynodaler Günther Beckstein, begrüßte<br />

<strong>die</strong> entsprechen<strong>de</strong>n Überlegungen (das<br />

Bild <strong>de</strong>r Prot<strong>es</strong>tanten in Deutschland wer<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>r EKD <strong>und</strong> nicht von <strong>de</strong>r VELKD<br />

geprägt, so seine Begründung). Er rief<br />

aber dazu auf, <strong>die</strong> EKD neu zu g<strong>es</strong>talten:<br />

Man müsse mehr von Theologie <strong>und</strong> vom<br />

Glauben re<strong>de</strong>n.<br />

n In seinem Grußwort griff <strong>de</strong>r katholische<br />

Erzbischof Ludwig Schick <strong>die</strong> Debatte<br />

um das Reformationsjahr 2017 auf. Wir<br />

sollten nicht uns, son<strong>de</strong>rn IHN feiern, so<br />

Schicks Mahnung. „Je mehr wir seinen<br />

Auftrag tun, d<strong>es</strong>to mehr wird Er uns verbin<strong>de</strong>n.“<br />

Überraschung löste <strong>de</strong>r Erzbischof<br />

aus mit seiner Lei<strong>de</strong>nschaft für <strong>die</strong><br />

Wie<strong>de</strong>reinführung d<strong>es</strong> Buß- <strong>und</strong> Bettag<strong>es</strong><br />

als g<strong>es</strong>etzlichen Feiertag, <strong>de</strong>n er als einen<br />

ökumenischen Tag verstan<strong>de</strong>n wissen will.<br />

n Einen starken geistlichen Akzent setzten<br />

auch <strong>die</strong> Gäste <strong>de</strong>r lutherischen Kirche in<br />

Tansania, mit <strong>de</strong>nen das 50jährige B<strong>es</strong>tehen<br />

<strong>de</strong>r Partnerschaft gefeiert wur<strong>de</strong>. Der<br />

leiten<strong>de</strong> Bischof Dr. Alex Malasusa stellte<br />

sein Grußwort unter ein Bibelwort aus<br />

Psalm 78, in <strong>de</strong>m <strong>es</strong> in <strong>de</strong>r Übersetzung<br />

aus <strong>de</strong>m Suaheli heißt: „dass <strong>die</strong> Generationen<br />

<strong>die</strong> ‚Gute Nachricht‘ erfahren“. Mit<br />

<strong>de</strong>r Partnerschaft sei das missionarische<br />

Ziel verb<strong>und</strong>en, <strong>de</strong>n Menschen über Generationen<br />

hinweg Gott<strong>es</strong> gute Botschaft von<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Hoffnung weiterzugeben, wie<br />

das unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r ‚Missio Dei‘ zusammengefasst<br />

wer<strong>de</strong>. (NB: Die Grußworte<br />

auf bayerischer Seite stan<strong>de</strong>n nicht unter<br />

einem Bibelwort.)<br />

n Die Dodoma-Erklärung, in <strong>de</strong>r sich <strong>die</strong><br />

Lutherische Kirche Tansanias <strong>de</strong>utlich von<br />

<strong>de</strong>n Ten<strong>de</strong>nzen absetzt, praktizierte Homosexualität<br />

als schöpfungsgemäß anzusehen<br />

(siehe <strong>die</strong> entsprechen<strong>de</strong>n B<strong>es</strong>chlüsse in<br />

<strong>de</strong>r EKD <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ELKB), wur<strong>de</strong> nur kurz<br />

ang<strong>es</strong>prochen. Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Syno<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong> aber klar, dass <strong>die</strong> Kirche in Tansania<br />

keine Mitarbeiter aus <strong>de</strong>r bayerischen<br />

Land<strong>es</strong>kirche akzeptieren wird, <strong>die</strong> in di<strong>es</strong>em<br />

Punkt eine an<strong>de</strong>re Position vertreten<br />

als sie. n<br />

„… er aber zog seine<br />

Straße fröhlich“<br />

Von <strong>de</strong>r Leichtigkeit kirchlichen Seins<br />

im Dilemma unbequemer B<strong>es</strong>chlüsse<br />

Von Martin Pflaumer<br />

Was lässt einen Kämmerer seine Straße<br />

„fröhlich ziehen“? Beim Kämmerer <strong>de</strong>r<br />

Königin Kandake aus Äthiopien war <strong>es</strong><br />

<strong>die</strong> Aneignung ein<strong>es</strong> Neuerwerbs, einer<br />

J<strong>es</strong>aja-Schriftrolle, sodann das Seelsorge-<br />

Lehrg<strong>es</strong>präch über di<strong>es</strong>em Gott<strong>es</strong>wort mit<br />

<strong>de</strong>m Diakon Philippus <strong>und</strong> <strong>die</strong> Taufe in<br />

einem Wasser am Straßenrand zwischen<br />

Jerusalem <strong>und</strong> Gaza.<br />

Für <strong>de</strong>n „Kämmerer“ <strong>de</strong>r ELKB, <strong>de</strong>r sich<br />

1994 mit jenem Zitat aus <strong>de</strong>r Apostelg<strong>es</strong>chichte<br />

am En<strong>de</strong> seiner letzten Haushaltsre<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n Ruh<strong>es</strong>tand verabschie<strong>de</strong>te,<br />

Oberkirchenrat Helmut Kamm, war <strong>es</strong><br />

wohl auch <strong>die</strong> Freu<strong>de</strong> über ausgeglichene<br />

Haushalte, Kirchensteuerzuwächse <strong>und</strong> das<br />

Verständnis, mit seinen Haushaltsaufstellungen<br />

über <strong>die</strong> Jahre „Theologie in Zahlen“<br />

betrieben zu haben.<br />

Nun haben wir im Oktober 2012 seinen<br />

Nachfolger Dr. Claus Meier feierlich in<br />

seinen Ruh<strong>es</strong>tand verabschie<strong>de</strong>t. Ihm auf<br />

di<strong>es</strong>em Weg ein „herzlich<strong>es</strong> Grüß Gott“:<br />

„Möge <strong>es</strong> auch Ihnen g<strong>es</strong>chenkt sein, Ihren<br />

Weg fröhlich zu ziehen.“<br />

2002, als erkennbar wur<strong>de</strong>, dass unserer<br />

Kirche in Folge verschie<strong>de</strong>ner Entwicklungen<br />

(Steuerpolitik, Demographie etc.) erhebliche<br />

Einsparungen aufgezwungen wür<strong>de</strong>n,<br />

war <strong>die</strong> Frage nach <strong>de</strong>n Kriterien für rechte<br />

Haushalterschaft gr<strong>und</strong>sätzlich neu aufgeworfen.<br />

In <strong>de</strong>r Haushalts<strong>de</strong>batte wandte ich<br />

mich d<strong>es</strong>halb folgen<strong>de</strong>rmaßen an Dr. Meier:<br />

„<strong>Sie</strong> haben ein schwierig<strong>es</strong> Amt… Uns<br />

schwirrt <strong>de</strong>r Kopf, <strong>und</strong> wir haben keine Ahnung,<br />

wie wir zu Recht kommen sollen <strong>und</strong><br />

setzen an <strong>de</strong>n Experten hohe Erwartungen…<br />

Aber ich darf Ihnen sagen, um einen Lehrtext<br />

<strong>de</strong>r vorigen Woche aufzunehmen: „Man<br />

for<strong>de</strong>rt nicht mehr von <strong>de</strong>n Haushaltern, als<br />

dass sie für treu bef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n“. Und in einem<br />

Punkt … möchte ich Ihnen heute b<strong>es</strong>tätigen,<br />

dass <strong>Sie</strong> außeror<strong>de</strong>ntlich treu waren in<br />

<strong>de</strong>r Verrichtung Ihr<strong>es</strong> Amt<strong>es</strong> über <strong>die</strong> Jahre,<br />

<strong>de</strong>r <strong>Sie</strong> <strong>de</strong>r Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />

in <strong>Bayern</strong> in di<strong>es</strong>em R<strong>es</strong>sort <strong>die</strong>nen. Ich<br />

darf aus Ihren Haushaltsre<strong>de</strong>n einige kleine<br />

Passagen exemplarisch zitieren (gekürzte<br />

Wie<strong>de</strong>rgabe):<br />

n 1996 sagten <strong>Sie</strong>… „So lange keine Prioritätenf<strong>es</strong>tlegung<br />

bzw. -überprüfung erfolgt ist,<br />

muss <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Vergangenheit gemeinsam<br />

g<strong>es</strong>chaffene Zustand weiter gelten. Voraussetzung<br />

für eine aktive G<strong>es</strong>taltung d<strong>es</strong><br />

Haushalts ist eine gemeinsame Gewichtung<br />

<strong>de</strong>r Aufgaben durch F<strong>es</strong>tlegung von Prioritäten<br />

bzw. Nachrangigkeiten.“<br />

n 1997: „Ich sage <strong>es</strong> <strong>de</strong>utlich: Aus meiner<br />

Sicht muss …. zu klaren, praktizierbaren<br />

Entscheidungen über Nachrangigkeiten <strong>und</strong><br />

Vorrangigkeiten führen. Ansonsten … sehe<br />

ich keine aktive G<strong>es</strong>taltungsmöglichkeit…“<br />

n 1998 zitierten <strong>Sie</strong> <strong>de</strong>n Planungsreferenten:<br />

„Prioritäten setzen müssen wir wegen unser<strong>es</strong><br />

Auftrag<strong>es</strong> um Gott<strong>es</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Menschen<br />

willen …“ <strong>und</strong> führten dann fort: „Ich teile<br />

auch <strong>die</strong> Auffassung, dass nicht <strong>die</strong> finanziellen<br />

Aspekte, son<strong>de</strong>rn zuvor<strong>de</strong>rst geistlich-inhaltliche<br />

Entscheidungen Ausschlag gebend<br />

sein müssen…“<br />

6 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 7


Syno<strong>de</strong><br />

Syno<strong>de</strong><br />

n 2000: „Ich habe mich in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren oft für eine Prioritätensetzung ausg<strong>es</strong>prochen,<br />

dafür, verbindlich f<strong>es</strong>tzulegen,<br />

was zukünftig vorrangig ist. Uns allen ist klar<br />

gewor<strong>de</strong>n, dass das aber nur geht, wenn<br />

wir gleichzeitig klären, was nachrangig sein<br />

soll…“<br />

Di<strong>es</strong>en Zitaten schloss ich drei Fragen an,<br />

<strong>de</strong>ren letzte lautete: „Nach<strong>de</strong>m kirchenleiten<strong>de</strong><br />

Organe verfassungsgemäß füreinan<strong>de</strong>r<br />

wechselseitig Verantwortung tragen,<br />

doch wohl auch persönlich Verantwortung<br />

tragen, erlaube ich mir <strong>die</strong> sehr persönliche<br />

Frage: Wie geht <strong>es</strong> Ihnen, wenn ein Jahr für<br />

Jahr beharrlich vorgetragener, dringen<strong>de</strong>r,<br />

zweifellos berechtigter <strong>und</strong> gedanklich doch<br />

wohl auch gut mitvollziehbarer Appell bisher<br />

verhallt ist, zumind<strong>es</strong>t bis heute keine<br />

greifbaren Ergebnisse gebracht hat? Wie<br />

kommen <strong>Sie</strong> eigentlich damit am Arbeitsplatz<br />

Kirche zu Recht?“<br />

In seiner Antwort auf allerlei Debattenbeiträge<br />

sagte Dr. Meier unter an<strong>de</strong>rem: „… <strong>Sie</strong><br />

haben auf <strong>die</strong> Prioritäten- <strong>und</strong> Posterioritätenkommission<br />

hingewi<strong>es</strong>en. Dazu ist mir<br />

aber in Erinnerung, dass <strong>die</strong> Aussagen <strong>de</strong>r<br />

sogenannten PriPoKo bislang von keinem<br />

kirchenleiten<strong>de</strong>n Organ antizipiert wor<strong>de</strong>n<br />

sind in einer B<strong>es</strong>chlussform…“<br />

Nach<strong>de</strong>m dann auch di<strong>es</strong>e hochkarätig<br />

b<strong>es</strong>etzte Kommission nach 12 Jahren ihr<strong>es</strong><br />

B<strong>es</strong>tehens ihre Arbeit ohne greifbare Ergebnisse<br />

eing<strong>es</strong>tellte, sah ich mich zu einem<br />

neuen Vorstoß herausgefor<strong>de</strong>rt. So stellte<br />

ich im Frühjahr 2008 – in <strong>de</strong>r neuen Synodalperio<strong>de</strong><br />

– folgen<strong>de</strong>n Antrag:<br />

„Klärung von Vorrangigkeiten <strong>und</strong> Nachrangigkeiten<br />

für konsensfähige G<strong>es</strong>taltung<br />

kirchlicher Arbeit in <strong>de</strong>n nächsten zehn Jahren<br />

(Zeitraum 2010 bis 2020) im Hinblick auf konzertiert<strong>es</strong><br />

kirchlich<strong>es</strong> Han<strong>de</strong>ln, Stellenplanung,<br />

Haushaltsg<strong>es</strong>taltung, Öffentlichkeitsarbeit usw.<br />

Die Land<strong>es</strong>syno<strong>de</strong> möge b<strong>es</strong>chließen:<br />

1. Die Land<strong>es</strong>syno<strong>de</strong> erkennt <strong>die</strong> Klärung<br />

von Vorrangigkeiten <strong>und</strong> Nachrangigkeiten<br />

für das kirchliche Han<strong>de</strong>ln als eine dringliche,<br />

herausgehobene <strong>und</strong> gemeinsame Aufgabe<br />

aller kirchenleiten<strong>de</strong>n Organe.<br />

2. Die Land<strong>es</strong>syno<strong>de</strong> bittet <strong>de</strong>n Land<strong>es</strong>kirchenrat<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Land<strong>es</strong>synodalausschuss<br />

um baldige Einsetzung ein<strong>es</strong> gemischten<br />

Ausschuss<strong>es</strong> zur Klärung von Vorrangigkeiten<br />

<strong>und</strong> Nachrangigkeiten.<br />

3. …“<br />

(Es folgten weitere Antragspunkte <strong>und</strong> eine<br />

umfassen<strong>de</strong> Begründung)<br />

Trotz kontroverser Stellungnahmen b<strong>es</strong>chied<br />

<strong>die</strong> Syno<strong>de</strong> di<strong>es</strong>en Antrag im Herbst<br />

2008 mehrheitlich zustimmend.<br />

Wie ging <strong>es</strong> weiter? Im Juli 2009 wur<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Evangelischen Aka<strong>de</strong>mie Tutzing<br />

eine Klausur <strong>de</strong>r kirchenleiten<strong>de</strong>n Organe<br />

durchgeführt, <strong>die</strong> sich unter an<strong>de</strong>rem daran<br />

erinnerte, dass man sich ja eigentlich einmal<br />

vorgenommen hatte, <strong>die</strong> “Perspektiven<br />

<strong>und</strong> Schwerpunkte kirchlicher Arbeit in <strong>de</strong>n<br />

nächsten Jahren“ von 1998 alle zehn Jahre<br />

zu überprüfen <strong>und</strong> fortzuschreiben. So erfolgte<br />

nun an einen Gemischten Ausschuss<br />

aus Mitglie<strong>de</strong>rn d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong>kirchenrat<strong>es</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Land<strong>es</strong>syno<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Auftrag, im Zusammenhang<br />

<strong>de</strong>r Revision <strong>de</strong>r „Perspektiven<br />

<strong>und</strong> Schwerpunkte“ auch <strong>die</strong> Klärung von<br />

„Vorrangigkeiten <strong>und</strong> Nachrangigkeiten“ zu<br />

treffen <strong>und</strong> somit <strong>de</strong>m Antrag von 2008 zu<br />

entsprechen. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> „Perspektivpapier“ soll<br />

nun in <strong>de</strong>r Frühjahrssyno<strong>de</strong>2013 vorg<strong>es</strong>tellt<br />

wer<strong>de</strong>n; <strong>es</strong> befin<strong>de</strong>t sich also gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Ausreifungsphase.<br />

Was sagt <strong>es</strong> aus? Das Leitbild <strong>de</strong>r Fassung<br />

von 1998 lautete:<br />

„Als Evangelisch-Lutherische Kirche in<br />

<strong>Bayern</strong> wollen wir offen <strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich, aufg<strong>es</strong>chlossen<br />

<strong>und</strong> verlässlich <strong>de</strong>m Glauben<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leben <strong>die</strong>nen.“<br />

Di<strong>es</strong>e Leitbildaussage wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rholt<br />

als untypisch <strong>und</strong> als Mittel <strong>de</strong>r Profilb<strong>es</strong>chreibung<br />

einer lutherischen Kirche für<br />

unbrauchbar gehalten, etwa von Pfarrer<br />

Dieter Kuller: „… gilt nicht nur für alle Kirchen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch für <strong>die</strong> meisten Religionen.“<br />

Di<strong>es</strong>e Einschätzung fand Wi<strong>de</strong>rhall<br />

bei <strong>de</strong>r b<strong>es</strong>agten Klausur <strong>de</strong>r kirchenleiten<strong>de</strong>n<br />

Organe <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Debatten. Die für <strong>die</strong> neuen „Perspektiven“<br />

gef<strong>und</strong>ene Leitbild-Formulierung lautet<br />

d<strong>es</strong>halb – vorläufig – so:<br />

„Als Christen wollen wir Gott loben,<br />

unseren Glauben leben <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leben<br />

<strong>die</strong>nen. Als Evangelisch-Lutherische Kirche<br />

in <strong>Bayern</strong> wollen wir offen <strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich,<br />

aufg<strong>es</strong>chlossen <strong>und</strong> verlässlich <strong>de</strong>n Auftrag<br />

<strong>de</strong>r Kirche J<strong>es</strong>u Christi erfüllen.“<br />

Die letzten Worte stellen <strong>die</strong> Unverwechselbarkeit<br />

mit an<strong>de</strong>ren Religionen klar.<br />

Zugleich aber driftet <strong>die</strong> vollm<strong>und</strong>ige Re<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>r Auftrags-„Erfüllung“ in <strong>die</strong> Nähe<br />

unlutherischer Werkgerechtigkeit. Lei<strong>de</strong>r ist<br />

<strong>de</strong>r markante Ort ein<strong>es</strong> Leitbild<strong>es</strong> innerhalb<br />

d<strong>es</strong> G<strong>es</strong>amttextentwurf<strong>es</strong> nicht <strong>die</strong> einzige<br />

Stelle in di<strong>es</strong>er Richtung. Immer wie<strong>de</strong>r setzen<br />

sich Formulierungen wie di<strong>es</strong>e durch:<br />

„Zur Erfüllung di<strong>es</strong>er Aufgabe wünschen<br />

wir uns mündige Mitglie<strong>de</strong>r, …“ o<strong>de</strong>r: „Wir<br />

wollen Volkskirche sein …“, „Wir wollen <strong>die</strong><br />

lokalen Netze <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Ortsgemein<strong>de</strong><br />

erhalten, …“, „… zeugt von <strong>de</strong>m Vertrauen,<br />

das sie in uns haben“.<br />

Zwar ist di<strong>es</strong>e Wir-Dominanz im Zuge <strong>de</strong>r<br />

Überarbeitung geringer gewor<strong>de</strong>n, doch ein<br />

gr<strong>und</strong>sätzlicher Subjektwechsel war im Gemischten<br />

Ausschuss nicht mehrheitsfähig.<br />

Aber: Ist <strong>es</strong> doch J<strong>es</strong>us Christus, <strong>de</strong>r Herr<br />

<strong>de</strong>r Kirche ist. Er ist <strong>es</strong>, <strong>de</strong>r beauftragt, er<br />

sen<strong>de</strong>t, er ruft in <strong>die</strong> Nachfolge. Und an uns<br />

läge <strong>es</strong>, seine Weisungen gehorsam aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> in seinem Geist <strong>und</strong> in seiner<br />

Kraft zu <strong>die</strong>nen.<br />

So ten<strong>die</strong>rt das Papier – bisher (!) – zu stark<br />

zu einer soziologischen B<strong>es</strong>chreibung einer<br />

liberal ausgerichteten <strong>und</strong> sozial engagierten<br />

Elite von Wohlmeinen<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> unter sich<br />

eine Vereinbarung treffen. Eine Vereinbarung,<br />

<strong>die</strong> Anklänge an <strong>die</strong> historische<br />

Verwurzelung im lutherischen Bekenntnis<br />

zwar immer wie<strong>de</strong>r erkennen lässt, d<strong>es</strong>sen<br />

Relevanz für das kirchliche Han<strong>de</strong>ln aber<br />

in <strong>de</strong>r Konkretion verblasst. Doch wir sind<br />

– wie <strong>die</strong> Debatten auf EKD-Ebene in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren erbracht haben – nicht einfach<br />

eine „Kirche <strong>de</strong>r Freiheit“, son<strong>de</strong>rn vor allem<br />

<strong>und</strong> über allem <strong>die</strong> „Kirche J<strong>es</strong>u Christi“<br />

(Christian Möller).<br />

Wie aber steht <strong>es</strong> um <strong>die</strong> anfangs ang<strong>es</strong>prochenen<br />

„Vorrangigkeiten <strong>und</strong> Nachrangigkeiten“?<br />

Ein entsprechen<strong>de</strong>r Textbaustein<br />

lautet – bisher (!) – so:<br />

„Für Mitarbeiten<strong>de</strong> nachrangig sollte all<strong>es</strong><br />

das sein, was ich so ungern tue, dass ich <strong>es</strong><br />

lieber lange liegen lasse <strong>und</strong> <strong>es</strong> sich am En<strong>de</strong><br />

angeblich “von selbst erledigt“ hat, was mir<br />

übermäßig Kraft raubt, Motivation stiehlt,<br />

<strong>die</strong> Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Tätigkeit (<strong>und</strong> manchmal<br />

noch darüber hinaus) entwen<strong>de</strong>t. Fin<strong>de</strong>n wir<br />

jeman<strong>de</strong>n dafür, <strong>de</strong>r sich nicht als Dummer<br />

fühlt, son<strong>de</strong>rn <strong>es</strong> gerne macht? Die Suche<br />

lohnt!“<br />

8 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 9


Syno<strong>de</strong> / Theologie<br />

Theologie<br />

Eine solche Fokussierung <strong>de</strong>r Frage auf<br />

<strong>de</strong>n Aspekt <strong>de</strong>r Berufsbelastung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Berufsfreu<strong>de</strong> von Hauptamtlichen ist um<br />

<strong>de</strong>r Zukunft <strong>de</strong>r Kirche willen zwar auch<br />

wichtig, führt aber in di<strong>es</strong>er Verkürzung<br />

völlig am Geist d<strong>es</strong> Antrag<strong>es</strong> vorbei.<br />

Wir sehen: Die schwierige Geburt von<br />

Zur Problematik <strong>de</strong>r<br />

„Handreichung für<br />

christlich-muslimische<br />

Trauungen“<br />

Von Till Roth<br />

„Vorrangigkeiten/Nachrangigkeiten“<br />

erbrachte nach jahrelangem Kreißen ein<br />

kränklich- kümmernd<strong>es</strong> Kindlein hervor.<br />

Di<strong>es</strong><strong>es</strong> bedarf nun entschie<strong>de</strong>n großer Zuwendungsliebe,<br />

um noch zu ge<strong>de</strong>ihen. Erst<br />

dann kann sich <strong>de</strong>r Gemischte Ausschuss<br />

verabschie<strong>de</strong>n, etwa so wie <strong>de</strong>r Kämmerer:<br />

„…er aber zog seine Straße fröhlich.“ n<br />

Im Sommer 2012 hat <strong>die</strong> bayerische Land<strong>es</strong>kirche<br />

(ELKB) eine Handreichung unter<br />

<strong>de</strong>m Titel „Ein überzeugt<strong>es</strong> ‚Ja‘. Praxishilfen<br />

für christlich-muslimische Trauungen“<br />

veröffentlicht. Inhaltlich koordiniert von<br />

Ivo Huber <strong>und</strong> Rainer Oechslen, <strong>de</strong>m<br />

land<strong>es</strong>kirchlichen Beauftragten für interreligiösen<br />

Dialog <strong>und</strong> Islamfragen. Oechslen<br />

hatte bereits im Februar in einem Aufsatz<br />

„ein Plädoyer für eine angem<strong>es</strong>sene<br />

kirchliche Begleitung <strong>de</strong>r Paare“ gehalten<br />

(„Christlich-muslimische Trauung?“<br />

Nachrichten <strong>de</strong>r ELKB Nr. 2/2012, S.40-<br />

46). Wörtlich übernommene Absätze aus<br />

di<strong>es</strong>em Aufsatz bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Großteil d<strong>es</strong><br />

Vorwort<strong>es</strong> zur jetzt erschienenen Handreichung.<br />

Ob aber <strong>die</strong> am En<strong>de</strong> d<strong>es</strong> Aufsatz<strong>es</strong><br />

von Oechslen selbst g<strong>es</strong>tellte Aufgabe einer<br />

„positiven religionstheologischen Begründung“<br />

kirchlicher Handlungen anlässlich<br />

einer christlich-muslimischen Eh<strong>es</strong>chließung<br />

in <strong>de</strong>r Handreichung schrift- <strong>und</strong> bekenntnisgemäß<br />

erfüllt wor<strong>de</strong>n ist, möchte<br />

ich b<strong>es</strong>treiten. Die Grün<strong>de</strong> dafür will ich<br />

im Folgen<strong>de</strong>n darlegen – ich hoffe auf eine<br />

konstruktive Auseinan<strong>de</strong>rsetzung damit.<br />

Die Handreichung formuliert, dass <strong>es</strong> <strong>die</strong><br />

ELKB als ihre „Aufgabe“ ansieht, „christlich-muslimische<br />

Paare auf ihrem Weg in<br />

<strong>die</strong> Ehe zu begleiten, sofern sie di<strong>es</strong> wünschen.<br />

Dazu gehören Beratung <strong>und</strong> Seelsorge<br />

für solche Paare, <strong>die</strong> um eine kirchliche<br />

Segenshandlung anlässlich <strong>de</strong>r Eh<strong>es</strong>chließung<br />

bitten.“ (S.10) Dabei wer<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n<br />

Bereichen (1) staatlich<strong>es</strong> <strong>und</strong> islamisch<strong>es</strong><br />

Eherecht (S.5-7), (2) religiöse G<strong>es</strong>taltung d<strong>es</strong><br />

Alltags (S.7-9) <strong>und</strong> (3) Religion <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

(S.9-10) kritische Themen <strong>und</strong> Fragen<br />

benannt, <strong>die</strong> ein gemischtreligiös<strong>es</strong> Paar<br />

unbedingt zu klären habe. Es wer<strong>de</strong>n weiter<br />

auch b<strong>es</strong>timmte Voraussetzungen für eine<br />

kirchliche Handlung genannt (S.10-12).<br />

Insg<strong>es</strong>amt jedoch will <strong>die</strong> Handreichung<br />

solchen Paaren helfen, zu einem „überzeugten<br />

Ja“ zu gelangen. Daher ist <strong>de</strong>r Titel<br />

bewusst positiv gewählt, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Handreichung<br />

schließt mit einem „Leitfa<strong>de</strong>n für<br />

das Traug<strong>es</strong>präch“ (S.13-15) <strong>und</strong> konkreten<br />

„Textvorschlägen zur Vorbereitung <strong>und</strong> für<br />

Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nste“ (S.16-24).<br />

Als Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Beweggr<strong>und</strong> für das<br />

Erscheinen <strong>de</strong>r Handreichung wird <strong>die</strong><br />

steigen<strong>de</strong> Anzahl von Christen <strong>und</strong> vor<br />

allem Christinnen genannt, <strong>die</strong> eine Ehe<br />

mit einem Muslim bzw. einer Muslimin<br />

eingehen. Kurz ein Wort zu <strong>de</strong>n Zahlen,<br />

auch wenn <strong>es</strong> mir darauf nicht so sehr<br />

ankommt: Es mag sein, dass solche Paare in<br />

<strong>Bayern</strong> vermehrt nach kirchlicher Begleitung<br />

fragen, <strong>es</strong> wird aber nicht offen gelegt,<br />

wie das erhoben wor<strong>de</strong>n ist o<strong>de</strong>r ob <strong>es</strong> sich<br />

nur um sporadische, einzelne Rückmeldungen<br />

han<strong>de</strong>lt. Eigenartig <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchsichtig<br />

fin<strong>de</strong> ich <strong>es</strong> je<strong>de</strong>nfalls, wenn Rainer<br />

Oechslen einerseits sagt, <strong>es</strong> gebe keine<br />

g<strong>es</strong>icherten Statistiken in Deutschland, an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber weiß, dass <strong>es</strong> f<strong>es</strong>tstehe, „dass<br />

eine steigen<strong>de</strong> Anzahl von Christinnen <strong>und</strong><br />

Christen <strong>die</strong> Ehe mit einem Muslim o<strong>de</strong>r<br />

einer Muslimin eingeht“.<br />

Die mir vorliegen<strong>de</strong>n Zahlen d<strong>es</strong> Statistischen<br />

B<strong>und</strong><strong>es</strong>amt<strong>es</strong> weisen bei Eh<strong>es</strong>chließungen<br />

zwischen Angehörigen <strong>de</strong>r EKD<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Islamischen Religionsgemeinschaften<br />

in <strong>de</strong>n letzten zehn Jahren eine stetig<br />

fallen<strong>de</strong> Kurve auf, <strong>und</strong> zwar sowohl in<br />

absoluten als auch in prozentualen Zahlen,<br />

nämlich von 3.213 solchen Eh<strong>es</strong>chließungen<br />

im Jahr 2000 (= 2,32 % aller Eh<strong>es</strong>chließungen<br />

von evangelischen Christen) auf 713<br />

(= 0,64 %) im Jahr 2010. Natürlich kann<br />

man <strong>es</strong> trotz<strong>de</strong>m loben, dass <strong>die</strong> Kirche<br />

auch di<strong>es</strong>e 713 Ehen seelsorgerlich in <strong>de</strong>n<br />

Blick nimmt <strong>und</strong> auf Anfragen aus <strong>de</strong>n<br />

Kirchengemein<strong>de</strong>n zum Umgang mit<br />

christlich-muslimischen Paaren kirchenleitend<br />

reagiert; aber ich kann mich d<strong>es</strong><br />

Eindrucks nicht erwehren, dass man inhaltlich<br />

zu sehr <strong>de</strong>m, was ist, nachgibt <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Theologie an <strong>die</strong> Realität anpasst.<br />

Bei <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n kritischen Anmerkungen<br />

unterschei<strong>de</strong> ich zwischen weniger gravieren<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> theologisch g<strong>es</strong>ehen gravieren<strong>de</strong>n<br />

Dingen. Denn <strong>es</strong> gibt in di<strong>es</strong>em<br />

Zusammenhang auch Fragen kirchenrechtlicher<br />

Art o<strong>de</strong>r seelsorgerlicher Natur, <strong>die</strong><br />

man durchaus unterschiedlich beantworten<br />

kann, weil sie nicht einmal Bekenntnisrang<br />

haben. Aber <strong>es</strong> wer<strong>de</strong>n auch Fragen<br />

berührt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Geltung <strong>de</strong>r Heiligen<br />

Schrift betreffen <strong>und</strong> bei weitem nicht so<br />

harmlos sind, wie <strong>es</strong> in <strong>de</strong>r Handreichung<br />

rüber kommt. Auch Rainer Oechslen<br />

g<strong>es</strong>teht: „Man stößt hier immer wie<strong>de</strong>r auf<br />

<strong>die</strong> gr<strong>und</strong>sätzliche Verhältnisb<strong>es</strong>timmung<br />

von Islam <strong>und</strong> Christentum.“ (s.o., S.44)<br />

Dabei sind alle Themen <strong>und</strong> Fragen, <strong>die</strong> in<br />

<strong>de</strong>r Handreichung <strong>de</strong>n Paaren zur Klärung<br />

genannt wer<strong>de</strong>n, berechtigt <strong>und</strong> hilfreich.<br />

O<strong>de</strong>r um <strong>es</strong> noch positiver zu formulieren:<br />

Die Stärke <strong>de</strong>r Handreichung liegt in <strong>de</strong>n<br />

konkreten Fakten <strong>und</strong> Beispielen, <strong>die</strong> zum<br />

Eherecht, zur religiösen Alltagsg<strong>es</strong>taltung<br />

<strong>und</strong> zur Religion <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r ausgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das ist kaum zu kritisieren. Mein<strong>es</strong><br />

Erachtens stimmt aber das Vorzeichen d<strong>es</strong><br />

Ganzen nicht! Der Duktus <strong>de</strong>r Handreichung<br />

ist: Wenn ihr di<strong>es</strong>e Fragen, <strong>die</strong> für<br />

eure gemeinsame Zukunft wichtig sind,<br />

10 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 11


Theologie<br />

Theologie<br />

ernsthaft be<strong>de</strong>nkt <strong>und</strong> klärt, dann spricht<br />

nichts gegen eine religionsverschie<strong>de</strong>ne<br />

Ehe; ja, sie kann sogar „eine große Bereicherung<br />

sein“ (S.5). Konsequenterweise<br />

wer<strong>de</strong>n viele praktischen Hilfen für eine<br />

kirchliche Handlung angeboten, bis hin zu<br />

einer so genannten „multireligiösen“ Feier.<br />

Die vier Einwän<strong>de</strong> gegen B<strong>es</strong>timmungen<br />

islamischen Eherechts (S.7) sind richtig,<br />

<strong>de</strong>r erste Punkt weist aber ein nicht<br />

unbe<strong>de</strong>utend<strong>es</strong> Defizit im christlichen<br />

Eheverständnis auf. Völlig zu Recht wird<br />

gegen das islamische Verständnis, wonach<br />

zwar ein Muslim eine Christin, nicht aber<br />

eine Muslimin einen Christen heiraten<br />

darf, Einspruch erhoben. Es greift aber viel<br />

zu kurz, an di<strong>es</strong>er Stelle nur zu erklären,<br />

dass aus christlicher Sicht beid<strong>es</strong> in gleicher<br />

Weise möglich sei. Möglich ja! Aber<br />

<strong>die</strong> Frage, ob <strong>es</strong> überhaupt ratsam ist, als<br />

Christ einen Angehörigen einer an<strong>de</strong>ren<br />

Religion zu heiraten, wird an keiner<br />

Stelle reflektiert. Mein<strong>es</strong> Erachtens ist di<strong>es</strong><br />

nicht nur aus seelsorgerlichen Grün<strong>de</strong>n<br />

nicht ratsam, also wegen <strong>de</strong>r erheblichen<br />

Belastungen, <strong>die</strong> für das Ehepaar aus <strong>de</strong>n<br />

kulturellen <strong>und</strong> religiösen Unterschie<strong>de</strong>n<br />

erwachsen – Belastungen gibt <strong>es</strong> ohnehin<br />

in je<strong>de</strong>r Ehe. Es ist vielmehr eine klare apostolische<br />

Weisung, dass man als Christ nur<br />

einen Christen heiraten soll: „Eine Frau ist<br />

geb<strong>und</strong>en, solange ihr Mann lebt; wenn<br />

aber <strong>de</strong>r Mann entschläft, ist sie frei zu<br />

heiraten, wen sie will, nur dass <strong>es</strong> in <strong>de</strong>m<br />

Herrn g<strong>es</strong>chehe!“ (1. Korinther 7,39) Was<br />

soll „in <strong>de</strong>m Herrn“ an<strong>de</strong>r<strong>es</strong> heißen, als<br />

dass <strong>de</strong>r Ehepartner christusgläubig sein<br />

soll? Lehren wir das in unseren Gemein<strong>de</strong>n<br />

eigentlich noch? Geben wir di<strong>es</strong> unseren<br />

Kin<strong>de</strong>rn mit? Di<strong>es</strong>e Stelle bleibt im Aufsatz<br />

von R. Oechslen völlig unberücksichtigt;<br />

er geht nur auf 1. Korinther 7,12ff ein <strong>und</strong><br />

führt richtig aus, dass di<strong>es</strong> kein Beleg dafür<br />

sei, dass man als Christ einen An<strong>de</strong>rsgläubigen<br />

(bzw. „Ungläubigen“) heiraten dürfe.<br />

Nur in 1. Korinther 7,39 wird <strong>die</strong> Frage <strong>de</strong>r<br />

Verheiratung im Blick auf <strong>die</strong> Partnerwahl<br />

g<strong>es</strong>tellt – <strong>und</strong> zwar mit einer ein<strong>de</strong>utigen<br />

Wegweisung.<br />

Man darf selbstverständlich nachfragen,<br />

welcher Sinn hinter di<strong>es</strong>er klaren paulinischen<br />

Weisung steckt, wobei man davon<br />

ausgehen darf, dass di<strong>es</strong> wirklich allgemeine<br />

Regel im Urchristentum war. Wichtiger<br />

noch als das negative Argument, dass dadurch<br />

<strong>de</strong>r Gefahr d<strong>es</strong> Abfalls vom Glauben<br />

entgegengewirkt wird, scheint mir das positive<br />

Argument, dass gera<strong>de</strong> auch <strong>die</strong> Ehe<br />

<strong>de</strong>r Raum sein kann <strong>und</strong> soll, in <strong>de</strong>m sich<br />

<strong>de</strong>r Glaube an J<strong>es</strong>us Christus entfalten kann<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>m bei<strong>de</strong> Eheleute gemeinsam ihren<br />

Glauben ausüben <strong>und</strong> im Reich Gott<strong>es</strong><br />

<strong>die</strong>nen. Ähnlich führt <strong>de</strong>r Theologe Bernd<br />

Wannenwetsch aus, w<strong>es</strong>halb <strong>die</strong> christliche<br />

Gemein<strong>de</strong> ein „gr<strong>und</strong>sätzlich<strong>es</strong>“ (!) Problem<br />

in <strong>de</strong>r Eh<strong>es</strong>chließung ein<strong>es</strong> Christen mit<br />

einem Nichtchristen sehen muss: „An<strong>de</strong>rnfalls<br />

wür<strong>de</strong> sie das eheliche Leben <strong>und</strong> das<br />

Glaubensleben ein<strong>es</strong> Christen gegenseitig<br />

marginalisieren: als ob das Leben im Glauben<br />

gut möglich wäre, ‚nur‘ eben nicht als<br />

gemeinsame Praxis in <strong>de</strong>r Ehe, <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

gemeinsamen Praxis d<strong>es</strong> Ehelebens ‚nur‘<br />

<strong>de</strong>r Glaube ausgeklammert wer<strong>de</strong>n müsste.“<br />

(Die Freiheit <strong>de</strong>r Ehe, 1993, S.262)<br />

An<strong>de</strong>utungsweise blitzt di<strong>es</strong>e Problematik<br />

in <strong>de</strong>r Handreichung auf, wenn <strong>es</strong> heißt:<br />

„Für viele Christen ist <strong>es</strong> selbstverständlich,<br />

dass in <strong>de</strong>r Wohnung ein Kreuz hängt. Der<br />

Koran b<strong>es</strong>treitet aber ausdrücklich, dass J<strong>es</strong>us<br />

am Kreuz g<strong>es</strong>torben ist. Viele Muslime<br />

lehnen d<strong>es</strong>halb das Kreuz als Symbol <strong>de</strong>r<br />

Erlösung ab… Kann <strong>de</strong>r christliche Teil<br />

damit leben?“ (S.8) Die Themen Verzicht<br />

auf Alkohol <strong>und</strong> Schweinefleisch (ebd.) sind<br />

Dinge, über <strong>die</strong> ein Christ so o<strong>de</strong>r so <strong>de</strong>nken<br />

kann; aber das Thema Kreuz <strong>und</strong> Erlösung<br />

trifft das Zentrum d<strong>es</strong> christlichen<br />

Glaubens. Wie schmerzlich ist <strong>es</strong>, wenn<br />

<strong>de</strong>r Mensch, mit <strong>de</strong>m man <strong>die</strong> engste Beziehung<br />

hat, <strong>die</strong> <strong>es</strong> gibt, di<strong>es</strong> ablehnt! O<strong>de</strong>r<br />

positiv g<strong>es</strong>agt: „In einer Ehe ist <strong>es</strong> eine<br />

große Hilfe, wenn sich <strong>die</strong> Eheleute im<br />

Glauben an Christus einig sind.“ So formulierte<br />

<strong>es</strong> <strong>die</strong> alte „Ordnung d<strong>es</strong> kirchlichen<br />

Lebens“ (OKL), <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Richtungswan<strong>de</strong>l<br />

bei di<strong>es</strong>em Thema im kirchlichen Recht ist<br />

schon beachtlich: Ging <strong>die</strong> OKL von 1955<br />

noch davon aus, dass <strong>die</strong> Trauung ein<strong>es</strong><br />

(evangelischen) Christen mit Angehörigen<br />

einer nichtchristlichen Religion gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nicht gewährt wer<strong>de</strong>n kann (Abschnitt<br />

VII, Nr. 6), heißt <strong>es</strong> in <strong>de</strong>n gelten<strong>de</strong>n<br />

„Leitlinien kirchlichen Lebens“ (LKL) von<br />

2004 nun umgekehrt: „Eine kirchliche<br />

Handlung anlässlich <strong>de</strong>r Eh<strong>es</strong>chließung<br />

ist gr<strong>und</strong>sätzlich auch möglich, wenn eine<br />

Ehepartnerin bzw. ein Ehepartner keiner<br />

o<strong>de</strong>r einer nichtchristlichen Religionsgemeinschaft<br />

angehört.“ (S.81) Freilich: Die<br />

neue Handreichung geht sogar noch über<br />

<strong>die</strong> Leitlinien hinaus: Denn hier wird nun<br />

auch <strong>die</strong> in <strong>de</strong>n LKL genannte Voraussetzung<br />

aufgegeben, dass sich „<strong>die</strong> Eheleute<br />

bereits auf eine christliche Erziehung <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r geeinigt haben“ (S.9.10.11).<br />

Nun führt uns freilich gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rat <strong>de</strong>r<br />

Handreichung im Blick auf <strong>die</strong> religiöse<br />

Erziehung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu ihrem gravierendsten<br />

Problem: „Wenn vor <strong>de</strong>r Eh<strong>es</strong>chließung<br />

keine Einigung über <strong>die</strong> Religion <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r erzielt wer<strong>de</strong>n konnte, sollte anlässlich<br />

<strong>de</strong>r Trauung von bei<strong>de</strong>n Brautleuten<br />

eine Erklärung abgegeben wer<strong>de</strong>n, dass sie<br />

ihren Kin<strong>de</strong>rn helfen wollen, ‚einen religiösen<br />

Gr<strong>und</strong> zu haben, <strong>de</strong>r ihrem Leben<br />

Sinn <strong>und</strong> Richtung weisen kann <strong>und</strong> ihnen<br />

erlaubt, Gott<strong>es</strong> Ruf <strong>und</strong> Gebot zu erkennen‘.<br />

Dazu gehört, dass sie sich ‚bemühen,<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn bei<strong>de</strong> religiöse Traditionen<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>r Kirche <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Moschee nahe<br />

zu bringen.‘“ (S.11) Wie soll man sich <strong>de</strong>nn<br />

eine gelingen<strong>de</strong> bireligiöse o<strong>de</strong>r interreligöse<br />

Erziehung vorstellen, wenn man davon<br />

ausgeht, dass Christen <strong>und</strong> Muslime nicht<br />

an <strong>de</strong>nselben Gott glauben? Und welch<strong>es</strong><br />

Gott<strong>es</strong> Ruf sollen <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r eigentlich<br />

erkennen?<br />

Ich stimme zu, dass wir als Kirche religionsverschie<strong>de</strong>ne<br />

Eheleute begleiten<br />

sollten (wobei ich zunächst einmal nur <strong>de</strong>n<br />

christlichen Teil begleiten kann): Die seelsorgerliche<br />

Begleitung ist eine Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Kirche, weil ein Christ, <strong>de</strong>r einen An<strong>de</strong>rsgläubigen<br />

heiratet, noch kein vom Glauben<br />

Abgefallener ist. Aber nach meinem Verständnis<br />

kann di<strong>es</strong> nur eine seelsorgerliche<br />

Einzelbegleitung sein bzw. wenn bei<strong>de</strong> Rat<br />

o<strong>de</strong>r Hilfe suchen, eine situations- o<strong>de</strong>r<br />

themenbezogene seelsorgerliche Begleitung<br />

d<strong>es</strong> Paar<strong>es</strong> – aber kein Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst anlässlich<br />

<strong>de</strong>r Eh<strong>es</strong>chließung. Damit wird<br />

natürlich nicht b<strong>es</strong>tritten, dass <strong>es</strong> sich um<br />

eine vor Gott gültige Ehe han<strong>de</strong>lt. Die Ablehnung<br />

einer kirchlichen Segenshandlung<br />

im Fall einer gemischt-religiösen Ehe hat<br />

auch „kein<strong>es</strong>falls <strong>de</strong>n Charakter einer Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r moralischen Qualität o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Gelingenschancen religiöser Mischehen“,<br />

12 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1<br />

<strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1<br />

13


Theologie<br />

Christustag<br />

wie Bernd Wannenwetsch zu Recht betont<br />

(S.266). Aber <strong>es</strong> gibt eben eine klare apostolische<br />

Weisung, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> kirchliche<br />

Praxis nicht untergraben wer<strong>de</strong>n darf.<br />

Stu<strong>die</strong>ntag Christentum – Islam<br />

Was jedoch in keinem Fall geht <strong>und</strong> scharf<br />

zu kritisieren ist, sind <strong>die</strong> konkreten<br />

Vorschläge zur Beteiligung muslimischer<br />

Gläubiger mit Texten muslimischer Glaubenszeugnisse<br />

im christlichen Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst<br />

bzw. umgekehrt <strong>die</strong> Mitwirkung ein<strong>es</strong><br />

Pfarrers bzw. einer Pfarrerin bei <strong>de</strong>r Feier<br />

in einer Moschee. Es ist Haarspalterei, di<strong>es</strong><br />

als (nur) „multireligiöse“ Feier schönzure<strong>de</strong>n!<br />

Hier han<strong>de</strong>lt <strong>es</strong> sich um interreligiöse<br />

Feiern <strong>und</strong> damit um einen Verstoß gegen<br />

das Erste Gebot <strong>und</strong> damit gegen <strong>die</strong> Ehre<br />

d<strong>es</strong> dreieinigen Gott<strong>es</strong>. Denn hier wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>die</strong> unterschiedlichen Gott<strong>es</strong>vorstellungen<br />

von Christentum <strong>und</strong> Islam implizit<br />

verharmlost. Nach außen hin entsteht <strong>de</strong>r<br />

Eindruck, dass bei<strong>de</strong> Gott<strong>es</strong>verständnisse<br />

gut nebeneinan<strong>de</strong>r stehen können, was<br />

je<strong>de</strong>nfalls aus Sicht d<strong>es</strong> Christentums ehrlicherweise<br />

nicht <strong>de</strong>r Fall ist. Di<strong>es</strong> ist theologisch<br />

g<strong>es</strong>ehen <strong>de</strong>r gravierendste Kritikpunkt.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist <strong>es</strong> unstatthaft, <strong>die</strong>jenigen<br />

Pfarrer <strong>und</strong> Pfarrerinnen, <strong>die</strong> eine solche<br />

Mitwirkung an einer christlich-muslimischen<br />

Trauung – „aus Unsicherheit o<strong>de</strong>r<br />

aus gr<strong>und</strong>sätzlichen Be<strong>de</strong>nken“ – ablehnen,<br />

als „einzelne“ zu marginalisieren (S.12).<br />

Ich wünsche mir, dass noch einmal über<br />

das Kriterium <strong>de</strong>r Religionszugehörigkeit<br />

<strong>und</strong> Glaubenshaltung bei <strong>de</strong>r Partnerwahl<br />

theologisch nachgedacht wird <strong>und</strong> in<br />

kirchlichen Verlautbarungen angewandt<br />

wird. Vor allem aber sehe ich dringen<strong>de</strong>n<br />

Klärungsbedarf im Blick auf so genannte<br />

„multireligiöse“ Feiern. In <strong>de</strong>r Theorie<br />

scheinen sie eine nachvollziehbare Differenzierung<br />

zu sein. Aber in <strong>de</strong>r Praxis lassen<br />

sie sich mein<strong>es</strong> Erachtens nicht schlüssig<br />

von interreligiösen Feiern abgrenzen <strong>und</strong><br />

stellen somit (wie auf S. 1ff erläutert) eine<br />

Verletzung d<strong>es</strong> Ersten Gebot<strong>es</strong> dar.<br />

n<br />

In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r G<strong>es</strong>ellschaft für innere <strong>und</strong> äußere Mission i.S. <strong>de</strong>r<br />

lutherischen Kirche plant <strong>de</strong>r <strong>ABC</strong> am Samstag, 2. März in Nürnberg einen<br />

Stu<strong>die</strong>ntag zum Verhältnis von Christentum <strong>und</strong> Islam. Pfarrer Wolfhart Schlichting<br />

wird sich <strong>de</strong>m Thema widmen „Der dreieinige Gott <strong>de</strong>r Bibel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r eine Gott<br />

d<strong>es</strong> Korans“. Die genauen Einzelheiten stehen noch nicht f<strong>es</strong>t; wer Inter<strong>es</strong>se an<br />

einer Einladung hat, kann di<strong>es</strong> über info@abc-bayern.<strong>de</strong> bek<strong>und</strong>en. n<br />

Ermutigung<br />

zu neuem Vertrauen<br />

in J<strong>es</strong>us Christus<br />

R<strong>und</strong> 2.000 Teilnehmer haben sich am 3.<br />

Oktober am ersten Christustag in <strong>Bayern</strong><br />

beteiligt. Organisiert hatte ihn <strong>de</strong>r <strong>ABC</strong><br />

in Verbindung mit zahlreichen an<strong>de</strong>ren<br />

Gemeinschaften <strong>und</strong> Kirchengemein<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m Motto „Wer uns wirklich hilft:<br />

Christus allein“ wur<strong>de</strong> eine <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>erkenntnisse<br />

<strong>de</strong>r Reformation neu in <strong>de</strong>n<br />

Mittelpunkt g<strong>es</strong>tellt, das „Solus Christus“.<br />

An <strong>de</strong>n sechs beteiligten Orten riefen <strong>die</strong><br />

Redner zu einem neuen Vertrauen in J<strong>es</strong>us<br />

Christus auf. Die vielerorts zu beobachten<strong>de</strong><br />

Krise <strong>de</strong>r Kirchen sei auch eine Folge<br />

verloren gegangenen Vertrauens zu J<strong>es</strong>us<br />

Christus. Mit <strong>de</strong>m Christustag wolle man<br />

einer zunehmen<strong>de</strong>n Verunsicherung im<br />

Blick auf <strong>die</strong> Person <strong>und</strong> das Erlösungswerk<br />

J<strong>es</strong>u entgegentreten.<br />

Einige di<strong>es</strong>er Botschaften sind auch in<br />

<strong>de</strong>n Pr<strong>es</strong>seartikeln zum Christustag aufgenommen<br />

wor<strong>de</strong>n. So überschrieb <strong>die</strong><br />

Fränkische Land<strong>es</strong>zeitung ihren Beitrag<br />

zum Christustag in Neuen<strong>de</strong>ttelsau mit<br />

<strong>de</strong>n Worten „J<strong>es</strong>us als Bezugspunkt aller<br />

Lebensfragen“.<br />

In di<strong>es</strong>en <strong>ABC</strong>-Nachrichten wer<strong>de</strong>n einige<br />

Vorträge (zum Teil in Ausschnitten) sowie<br />

Zitate aus <strong>de</strong>r Podiumsdiskussion in Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

abgedruckt. Es gibt aber auch<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, Mitschnitte folgen<strong>de</strong>r<br />

Veranstaltungen nachzub<strong>es</strong>tellen:<br />

An je<strong>de</strong>m Ort wur<strong>de</strong> auch ein<br />

„Christustag für Kids“ angeboten …<br />

n Vortrag Prof. Eckstein in Bayreuth / Lauf<br />

n Vortrag Pfr. Bogner in Bayreuth / Lauf<br />

n Vortrag Präsi<strong>de</strong>nt Bamm<strong>es</strong>sel in München<br />

n Vortrag Prof. Grosse in München<br />

n Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst mit Pfr. Konrad Eißler in<br />

Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

n Podiumsdiskussion in Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

n Vortrag Pfr. Teuffel in Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

CD’s können zum Preis von jeweils 3 Euro<br />

(zuzüglich Versandkosten von 2 Euro) bei<br />

Georg Wurst, Tel. 09203-306 bzw. Email:<br />

georg_wurst@web.<strong>de</strong> b<strong>es</strong>tellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der nächste Christustag in <strong>Bayern</strong> ist für<br />

<strong>de</strong>n 3. Oktober 2014 geplant; am 3. Oktober<br />

2013 soll wie<strong>de</strong>r ein „Missio“-Tag zur<br />

Stärkung evangelistischer Gemein<strong>de</strong>arbeit<br />

stattfin<strong>de</strong>n. n<br />

… <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> musikalischen<br />

Angebote waren vielfältig.<br />

14 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1<br />

15


Christustag<br />

Christustag<br />

J<strong>es</strong>us –<br />

das Licht <strong>de</strong>r Welt<br />

Predigt von Konrad Eißler<br />

am Christustag in Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

Ich war viele Jahre Pfarrer in Stuttgart. Dort<br />

b<strong>es</strong>uchte ich eine vornehme Dame, <strong>die</strong> mir<br />

auch ihren Garten zeigte. Weil ich mich<br />

nicht als Gartenmuffel blamieren wollte,<br />

zeigte ich auf eine Pflanze <strong>und</strong> hauchte:<br />

„Einfach beautiful. Solch zarte Blüten.<br />

Meine Lieblingsblume!“ Die Dame blieb<br />

stehen, holte tief Luft <strong>und</strong> sagte: „Aber,<br />

Herr Pfarrer, das ist doch g<strong>es</strong>chossener<br />

Endiviensalat.“<br />

<strong>Sie</strong> merken: Ich bin kein Biologe. Doch ist<br />

mir bei <strong>de</strong>r Gartenexkursion etwas Gr<strong>und</strong>legend<strong>es</strong><br />

aufgegangen. Man nehme eine<br />

Blume, eine Amaryllis o<strong>de</strong>r eine Azalee,<br />

man bette sie in <strong>die</strong> b<strong>es</strong>te Humuser<strong>de</strong>,<br />

stelle sie in <strong>de</strong>n teuersten Topf, gieße sie<br />

mit weich<strong>es</strong>tem Wasser, dünge sie mit <strong>de</strong>n<br />

wertvollsten Nährstoffen – <strong>und</strong> stelle sie<br />

dann in <strong>de</strong>n Keller <strong>und</strong> lösche das Licht.<br />

Schon nach kurzer Zeit wird <strong>die</strong> Pflanze<br />

<strong>die</strong> Blätter hängen lassen. Nun kann ich<br />

mich vor <strong>de</strong>r Pflanze hinpflanzen <strong>und</strong> ihr<br />

eine Gardinenpredigt halten: „Mein lieb<strong>es</strong><br />

Pflänzchen, du hast doch all<strong>es</strong>: Torf, Dünger,<br />

einen w<strong>und</strong>erschönen Keramiktopf –<br />

Pflanzenherz, was begehrst du mehr? Reiß<br />

dich am Stängel, <strong>und</strong> wachs mal schön.“<br />

Die Pflanze <strong>de</strong>nkt nicht daran, sie stirbt ab.<br />

Es gibt nur eine Möglichkeit, ihr zu helfen:<br />

Man muss <strong>die</strong> Pflanze herausholen <strong>und</strong> ans<br />

Licht bringen. Erst im Licht beginnt sie zu<br />

wachsen, zu blühen <strong>und</strong> Früchte zu treiben.<br />

Die Pflanze ist eine Lichtgeburt. Und jed<strong>es</strong><br />

menschliche Pflänzlein auch. Di<strong>es</strong>e Kirche<br />

ist wie ein groß<strong>es</strong> Gewächshaus. Hier<br />

duften <strong>die</strong> Rosen, dort blühen <strong>die</strong> Veilchen,<br />

hinten leuchten <strong>die</strong> echten Tulpen. Und<br />

nun kaufe man <strong>de</strong>n schnellsten Wagen,<br />

<strong>es</strong>se beim b<strong>es</strong>ten 5-Sterne-Koch, buche <strong>die</strong><br />

weit<strong>es</strong>ten Reisen – <strong>und</strong> lösche jed<strong>es</strong> Glaubenslämpchen<br />

aus … Schon nach kurzer<br />

Zeit ist <strong>de</strong>r Zerfall nicht aufzuhalten, auch<br />

<strong>die</strong> menschlichen „Pflänzchen“ müssen<br />

heraus aus <strong>de</strong>r Dunkelheit, hinein in <strong>die</strong><br />

Helligkeit. Erst im Licht beginnt das Leben.<br />

Im Licht J<strong>es</strong>u.<br />

J<strong>es</strong>u Licht leuchtet auf<br />

J<strong>es</strong>u Licht leuchtet auf, wie ein Flutlicht.<br />

Begleiten <strong>Sie</strong> mich nach Jerusalem, weit<br />

zurück in <strong>die</strong> G<strong>es</strong>chichte: Da hocken Menschen<br />

um einen Tisch, mit zerschlissenen<br />

Klei<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> zerfurchten G<strong>es</strong>ichtern. Die<br />

babylonische Gefangenschaft liegt hinter<br />

ihnen – eine schwere Vergangenheit. Um<br />

sie herum liegt Jerusalem in Trümmern<br />

– eine schlimme Gegenwart, Dunkelheit<br />

um sie herum. Vor ihnen liegt <strong>de</strong>r bittere<br />

Neuanfang, eine ungewisse Zukunft. Da<br />

steht einer auf. Nicht irgen<strong>de</strong>iner, son<strong>de</strong>rn<br />

einer, <strong>de</strong>r an seinen Klei<strong>de</strong>rn als Prophet zu<br />

erkennen ist, ein Gott<strong>es</strong>sprecher. Und <strong>de</strong>r<br />

sagt: „Finsternis be<strong>de</strong>ckt das Erdreich. Dunkel<br />

be<strong>de</strong>ckt <strong>die</strong> Völker.“ Ja, sagen <strong>die</strong> Leute,<br />

Recht hat er. Dann fährt er fort: „Aber über<br />

dir geht auf <strong>de</strong>r Herr <strong>und</strong> seine Herrlichkeit<br />

erscheint über dir.“ Die Leute fahren hoch:<br />

Ist <strong>de</strong>r noch recht bei Trost?<br />

<strong>Sie</strong> mussten warten, lange warten – aber<br />

<strong>de</strong>r Prophet hat Recht behalten. Im Jahr<br />

Null hat Gott di<strong>es</strong><strong>es</strong> Licht gezün<strong>de</strong>t, weil<br />

unser Elend sein Vaterherz entzün<strong>de</strong>te. Er<br />

konnte <strong>es</strong> nicht länger ansehen, wie wir im<br />

Dunkeln dahin vegetieren. Es zerriss ihm<br />

das Herz über <strong>de</strong>r Tatsache, dass Menschen<br />

in <strong>de</strong>r Nacht unserer Zeit eingehen<br />

wie <strong>die</strong> Primeln. D<strong>es</strong>halb wollte er das<br />

B<strong>es</strong>te für uns, <strong>und</strong> er gab das B<strong>es</strong>te: das<br />

B<strong>es</strong>te von Gott ist J<strong>es</strong>us. Er riss sich J<strong>es</strong>us<br />

gleichsam vom Herzen – wir können uns<br />

ja <strong>die</strong> Verbindung zwischen <strong>de</strong>m Vater<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Sohn nicht eng genug vorstellen;<br />

Gott zerreißt sich wegen uns. Und di<strong>es</strong>er<br />

J<strong>es</strong>us setzt <strong>die</strong> Königskrone ab, legt das<br />

Königszepter zur Seite, zieht <strong>de</strong>n Königsmantel<br />

aus, <strong>de</strong>r Gott<strong>es</strong>sohn <strong>de</strong>gra<strong>die</strong>rt zum<br />

Menschenknecht.<br />

In Bethlehem wird er geboren, im Stall<br />

geht das Licht an. Die Hirten erfuhren:<br />

„Die Klarheit d<strong>es</strong> Herrn leuchtete um sie“.<br />

Die Jünger wussten: „Das Licht scheint in<br />

<strong>die</strong> Finsternis.“ Und <strong>die</strong> Apostel schrieben<br />

<strong>es</strong>: „Gott, <strong>de</strong>r da hieß das Licht aus <strong>de</strong>r<br />

Finsternis hervorleuchten, <strong>de</strong>r hat einen<br />

hellen Schein in unsere Herzen gegeben.“<br />

Wohl hat das damals noch ganz an<strong>de</strong>rs<br />

ausg<strong>es</strong>ehen, draußen am Kalvarienberg,<br />

auf <strong>de</strong>r Müllkippe von Jerusalem, als sie<br />

J<strong>es</strong>us <strong>de</strong>n Purpur vom Leibe rissen, seinen<br />

Rücken gerbten, ihn auf das Kreuz legten,<br />

als sie schließlich di<strong>es</strong><strong>es</strong> Kreuz aufrichteten<br />

<strong>und</strong> <strong>es</strong> immer dunkler wur<strong>de</strong>. Da verlor<br />

<strong>die</strong> Sonne ihren Schein, <strong>und</strong> mitten in<br />

di<strong>es</strong>er Nacht ein Schrei, <strong>de</strong>r <strong>die</strong> Dunkelheit<br />

zerriss: Mein, mein Gott, warum hast du<br />

mich verlassen? Aber am Ostermorgen<br />

zerschnitt di<strong>es</strong><strong>es</strong> Licht alle Finsternis.<br />

J<strong>es</strong>us sagt: Ich bin das Licht <strong>de</strong>r Welt. Er ist<br />

kein Rücklicht, das nur <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

erhellt. Er ist kein Irrlicht, das ein paar<br />

dumme Jünger an <strong>de</strong>r Nase herumführte.<br />

Er ist kein Stopplicht, das uns inter<strong>es</strong>sante<br />

Wege verbauen will. J<strong>es</strong>us Christus ist<br />

Flutlicht, vor <strong>de</strong>m <strong>die</strong> Schatten fliehen. Im<br />

Dunkel <strong>de</strong>r Weltg<strong>es</strong>chichte ist das Licht <strong>de</strong>r<br />

Welt aufgegangen. J<strong>es</strong>us ist Sonne, Tag,<br />

Helle, Hoffnung. Und di<strong>es</strong><strong>es</strong> Licht ist seither<br />

nicht verblasst. Unsere Birnen brennen<br />

durch – Gott<strong>es</strong> Licht hat keine Brenndauer.<br />

Es scheint ewig. Es scheint heute. Es<br />

scheint jetzt.<br />

Sein Licht will uns hell machen. So wie<br />

das Paul Gerhardt b<strong>es</strong>chrieben hat, <strong>de</strong>r<br />

große Lie<strong>de</strong>rdichter <strong>de</strong>r Kirche, <strong>de</strong>r selbst<br />

so viel Leid erfahren hat. Aber was hat er<br />

in seinem Elend g<strong>es</strong>ungen: „Die Sonne,<br />

<strong>die</strong> mir lachet, ist mein Herr J<strong>es</strong>u Christ;<br />

das, was mich singen machet, ist, was im<br />

Himmel ist.“ Wenn auch Ihr Weg dunkel<br />

wird, wenn auch <strong>Sie</strong> nicht wissen, wie <strong>es</strong><br />

weitergehen soll – ob <strong>Sie</strong> Paul Gerhardt<br />

di<strong>es</strong>e Verse nicht nachsingen sollten: „Die<br />

Sonne <strong>die</strong> mir lachet, ist mein Herr J<strong>es</strong>us<br />

Christ.“ Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Licht will <strong>es</strong> hell machen,<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> Licht will <strong>es</strong> warm machen.<br />

16 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1<br />

17


Christustag<br />

Christustag<br />

O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nken <strong>Sie</strong> an Dietrich Bonhoeffer.<br />

Sein Weg wur<strong>de</strong> immer verworrener, <strong>die</strong><br />

G<strong>es</strong>tapo sperrte ihn ein, schließlich lan<strong>de</strong>te<br />

er in <strong>de</strong>r Tod<strong>es</strong>zelle in Flossenbürg. Und<br />

was hat er g<strong>es</strong>ungen: „Dein Licht scheint<br />

mitten in <strong>de</strong>r Nacht.“ Wenn auch <strong>Sie</strong> vor<br />

<strong>de</strong>m To<strong>de</strong> stehen, wenn auch <strong>Sie</strong> nur noch<br />

einen kleinen Weg zu gehen haben, wenn<br />

<strong>es</strong> ganz schwarz in Ihrem Leben gewor<strong>de</strong>n<br />

ist – ob sie <strong>es</strong> Dietrich Bonhoeffer nicht<br />

nachsingen sollten: „Dein Licht scheint<br />

mitten in <strong>de</strong>r Nacht.“<br />

Nur, <strong>und</strong> das ist jetzt <strong>die</strong> Frage: Warum<br />

gibt <strong>es</strong> dann eigentlich keinen ‚Run‘ auf<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> Licht zu? Je<strong>de</strong>r Mensch, je<strong>de</strong> Pflanze<br />

will Wärme <strong>und</strong> Licht. Trotz<strong>de</strong>m treten<br />

di<strong>es</strong>e Lichtgeburten nicht aus ihrer Dunkelheit<br />

heraus. Warum eigentlich? Das hängt<br />

mit <strong>de</strong>m zweiten Punkt zusammen.<br />

J<strong>es</strong>u Licht leuchtet durch<br />

J<strong>es</strong>u Licht leuchtet nicht nur auf, <strong>es</strong> leuchtet<br />

durch – so wie ein Röntgenlicht. In <strong>de</strong>r<br />

Nachkriegszeit gab <strong>es</strong> Röntgen-Reihenuntersuchungen.<br />

Je<strong>de</strong>r bekam einen Termin.<br />

Doch manche Menschen kamen nicht,<br />

auch nicht nach <strong>de</strong>r zweiten o<strong>de</strong>r dritten<br />

Einladung. Warum? Am Geld konnte <strong>es</strong><br />

nicht liegen – <strong>die</strong> Untersuchungen waren<br />

kostenlos. Angst vor Schmerzen konnte<br />

man auch nicht haben – <strong>es</strong> tut nicht weh.<br />

Nein, sie fürchteten das Ergebnis: <strong>Sie</strong><br />

ahnten möglicherweise, dass man einen<br />

Fleck f<strong>es</strong>tstellen könnte, einen Schatten,<br />

vielleicht eine dunkle Stelle in <strong>de</strong>r Lunge.<br />

Doch sie wollten nicht wissen, wie <strong>es</strong> in<br />

ihnen drinnen aussieht.<br />

Das ist auch <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gott<strong>es</strong>flucht.<br />

Wir wollen nicht wissen, wie <strong>es</strong> innen aussieht.<br />

Trotz<strong>de</strong>m kann sich niemand di<strong>es</strong>em<br />

Licht entziehen. Je<strong>de</strong> Flucht vor Gott en<strong>de</strong>t<br />

vor Gott. Und seine Strahlen ent<strong>de</strong>cken<br />

in uns dunkle Stellen, einen Defekt nicht<br />

nur an <strong>de</strong>r Lunge, son<strong>de</strong>rn am Herz: einen<br />

Schuld<strong>de</strong>fekt. Schuld ist <strong>die</strong> tiefste Wurzel<br />

allen Übels. Lüge ist Schuld, Hass, Streit,<br />

Lieblosigkeit, Ungerechtigkeit – all das ist<br />

Schuld. Haben <strong>Sie</strong> eine weiße, fleckenlose<br />

W<strong>es</strong>te? Können <strong>Sie</strong> an all<strong>es</strong> in Ihrem Leben<br />

<strong>de</strong>nken, ohne rot zu wer<strong>de</strong>n? Das ist doch<br />

<strong>die</strong> Auferstehung <strong>de</strong>r Schuld – unsere<br />

unbewältigte Vergangenheit. Man kann dagegen<br />

prot<strong>es</strong>tieren, auch lamentieren, aber<br />

<strong>die</strong> Schuld bleibt so schwarz wie <strong>die</strong> Kohle,<br />

<strong>die</strong> durch nichts reinzuwaschen ist. Es gibt<br />

nur eine einzige Lösung: So wie sich Kohle<br />

in <strong>de</strong>r Hitze d<strong>es</strong> Feuers wan<strong>de</strong>lt, so wer<strong>de</strong>n<br />

wir im Licht d<strong>es</strong> Wort<strong>es</strong> Gott<strong>es</strong> gewan<strong>de</strong>lt:<br />

Wer sich wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> immer wie<strong>de</strong>r di<strong>es</strong>em<br />

Wort aussetzt, <strong>de</strong>r „brennt“ schuldmäßig ab<br />

<strong>und</strong> glüht glaubensmäßig auf: Schuld verbrennt<br />

unter <strong>de</strong>m Licht d<strong>es</strong> Wort<strong>es</strong> Gott<strong>es</strong>.<br />

J<strong>es</strong>u Licht leuchtet heim<br />

Das ist das dritte: Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Licht leuchtet<br />

heim, wie ein Positionslicht. Vor Jahren<br />

kam ich nach einem einjährigen USA-Aufenthalt<br />

mit <strong>de</strong>m Schiff nach Deutschland<br />

zurück. In <strong>de</strong>r Nacht vor <strong>de</strong>r Ankunft tobte<br />

ein Sturm, Windstärke 9. Ich hielt <strong>es</strong> in<br />

meinem Schaukelbett nicht mehr aus <strong>und</strong><br />

ging an Deck. Der Wind pfiff, <strong>es</strong> war dunkel<br />

<strong>und</strong> ungemütlich. Doch auf einmal sah ich<br />

<strong>die</strong> Lichter d<strong>es</strong> Feuerschiff<strong>es</strong> in <strong>de</strong>r W<strong>es</strong>ermündung;<br />

in regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n glitten<br />

<strong>die</strong> Strahlen über das Wasser. Da wusste<br />

ich: Unser Schiff hat Kurs auf <strong>de</strong>n Heimathafen.<br />

Mir fiel ein Wort von Blaise Pascal<br />

ein, dass <strong>es</strong> herrlich sei auf einem Schiff zu<br />

fahren, das zwar von Stürmen g<strong>es</strong>chüttelt<br />

wer<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>m man aber wisse, dass <strong>es</strong> im<br />

Heimathafen ankomme.<br />

Es kommt <strong>de</strong>r Tag, an <strong>de</strong>m kein Dunkel<br />

mehr sein wird. Es kommt <strong>die</strong> St<strong>und</strong>e, in<br />

<strong>de</strong>r <strong>die</strong> Finsternis weichen wird. Es kommt<br />

<strong>de</strong>r Augenblick, in <strong>de</strong>m J<strong>es</strong>us in Herrlichkeit<br />

erscheint. Es wird nicht ewig gekämpft<br />

<strong>und</strong> geweint wer<strong>de</strong>n, <strong>es</strong> wird nicht ewig<br />

gelitten, nicht ewig g<strong>es</strong>torben wer<strong>de</strong>n. Aber<br />

<strong>es</strong> wird ewig gelobt <strong>und</strong> gepri<strong>es</strong>en wer<strong>de</strong>n:<br />

Christus allein –<br />

warum multireligiöse<br />

Heilswege<br />

hoffnungslos sind<br />

Th<strong>es</strong>en von Pfr. Dr. Jochen Teuffel<br />

1. Einwän<strong>de</strong> gegen das Zeugnis „Christus<br />

allein“ basieren im W<strong>es</strong>entlichen auf <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Universali<strong>de</strong>e „menschliche Religion“.<br />

2. Wenn wir „Christus allein“ bezeugen, vertreten<br />

wir damit keine religiöse Weltanschauung,<br />

son<strong>de</strong>rn bekennen eine lebensentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Zugehörigkeit.<br />

3. Es gilt nicht etwa ein religiöser Absolutheitsanspruch<br />

d<strong>es</strong> Christentums, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r Exklusivanspruch J<strong>es</strong>u Christi auf unser<br />

Leben.<br />

4. Christen b<strong>es</strong>itzen we<strong>de</strong>r Heil noch Wahrheit,<br />

son<strong>de</strong>rn erhalten di<strong>es</strong>e immer wie<strong>de</strong>r neu<br />

zug<strong>es</strong>agt im Glauben an das Evangelium J<strong>es</strong>u<br />

Christi.<br />

5. Christen haben selbst nicht einfach Recht,<br />

son<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n als Sün<strong>de</strong>r gerechtfertigt im<br />

Glauben an <strong>die</strong> stellvertreten<strong>de</strong> Lebenshingabe<br />

J<strong>es</strong>u am Kreuz.<br />

„Das wird allein Herrlichkeit sein, wenn frei<br />

von Weh ich <strong>de</strong>in Ang<strong>es</strong>icht seh.“ Darauf<br />

warten wir, dorthin sind wir unterwegs,<br />

dank d<strong>es</strong> Positionslicht<strong>es</strong> sind wir auf gutem<br />

Kurs. Di<strong>es</strong>er Gott, di<strong>es</strong>er Herr, will uns<br />

allen heim-leuchten. So haben wir <strong>es</strong> als<br />

Jungenschaftler gelernt, <strong>und</strong> so spreche ich<br />

<strong>es</strong> seither je<strong>de</strong>n Abend:<br />

„Herr, wir gehen Hand in Hand,<br />

Wandrer nach <strong>de</strong>m Vaterland.<br />

Lass <strong>de</strong>in Antlitz mit uns gehn,<br />

bis wir ganz im Lichte stehn.“ n<br />

6. Für Christen gibt <strong>es</strong> keine namenlosen<br />

Heilsgüter, <strong>die</strong> man sich selbst auswählen<br />

kann. Rettung <strong>und</strong> Heil sind im b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>ren<br />

Namen „J<strong>es</strong>us“ allein (<strong>und</strong> nicht etwa in einer<br />

allgemeinen Gott<strong>es</strong>i<strong>de</strong>e) enthalten.<br />

7. Der Name „J<strong>es</strong>us“ umfasst das einmalige<br />

G<strong>es</strong>chehen mit <strong>de</strong>m Mensch gewor<strong>de</strong>nen<br />

Gott<strong>es</strong>sohn. Was mit J<strong>es</strong>us g<strong>es</strong>chehen <strong>und</strong><br />

durch ihn ausg<strong>es</strong>prochen wor<strong>de</strong>n ist, lässt<br />

für unsere Zukunft hoffen. Taten schaffen<br />

Vertrauen.<br />

8. Menschenmögliche „Heilswege“ lassen<br />

Menschen im Denken bei sich selbst bleiben<br />

o<strong>de</strong>r aber suchen das Heil in <strong>de</strong>r Auflösung<br />

d<strong>es</strong> eigenen Lebens.<br />

9. Toleranz ist we<strong>de</strong>r mit Akzeptanz noch mit<br />

Indifferenz gleichzusetzen. <strong>Sie</strong> erwächst nicht<br />

aus einer inneren, geistigen Unabhängigkeit,<br />

son<strong>de</strong>rn ergibt sich aus <strong>de</strong>r eigenen Zugehörigkeit<br />

bzw. Bindung.<br />

10. Ein entschie<strong>de</strong>ner Christusglaube<br />

bedingt schmerzliche Toleranz gegenüber<br />

menschenmöglichen Weltanschauungen <strong>und</strong><br />

eigenmächtigen Lebenswegen.<br />

11. In <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkunft Christi wird <strong>de</strong>r b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>re<br />

Namen J<strong>es</strong>u weltweit geltend gemacht.<br />

18 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1<br />

<strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1<br />

19


Christustag<br />

Christustag<br />

Je<strong>de</strong>r nach seiner Facon<br />

– o<strong>de</strong>r Christus allein?<br />

Gedanken aus <strong>de</strong>r<br />

Podiumsdiskussion<br />

in Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

n Wir sind hier in Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

in einem Ort, <strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>m Namen Wilhelm Löhe <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

von ihm gegrün<strong>de</strong>ten Missionswerk verb<strong>und</strong>en<br />

ist. Doch was heißt Mission heute?<br />

Im Missionsbefehl J<strong>es</strong>u heißt <strong>es</strong> „Gehet<br />

hin <strong>und</strong> machet zu Jüngern alle Völker“.<br />

Und in <strong>de</strong>r Apostelg<strong>es</strong>chichte l<strong>es</strong>en wir,<br />

dass <strong>die</strong> Nachfolger J<strong>es</strong>u bezeugen, dass in<br />

keinem an<strong>de</strong>ren Namen das Heil ist als nur<br />

im Namen J<strong>es</strong>u. Unsere heutige kirchliche<br />

Mission tut sich, so scheint mir, damit<br />

schwer. Selbst unter <strong>de</strong>m Namen Mission<br />

hören wir mehr von Entwicklung <strong>und</strong><br />

Partnerschaft <strong>de</strong>r Kirchen. Mission, <strong>de</strong>r <strong>es</strong><br />

wirklich um <strong>de</strong>n Namen J<strong>es</strong>u als Weg zum<br />

Heil geht, wan<strong>de</strong>rt mehr <strong>und</strong> mehr aus in<br />

freie Werke <strong>und</strong> wird dann von Kirchenoberen<br />

häufig mit <strong>de</strong>m Etikett evangelikal<br />

in eine Ecke g<strong>es</strong>tellt.<br />

Pfarrer<br />

Hans-Hermann Münch<br />

n Das Wort Toleranz wird heute im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch häufig so verwen<strong>de</strong>t,<br />

als ginge <strong>es</strong> um Beliebigkeit: All<strong>es</strong> ist möglich,<br />

all<strong>es</strong> ist erlaubt, je<strong>de</strong>r kann tun, was ihm<br />

beliebt. Doch das ist ein falscher Begriff von<br />

Toleranz: Toleranz heißt zunächst mal dul<strong>de</strong>n,<br />

erdul<strong>de</strong>n. Es heißt nicht, all<strong>es</strong> für richtig<br />

zu halten. Wir müssen als Christen vielmehr<br />

auch klar Stellung beziehen, sagen wo wir<br />

stehen <strong>und</strong> uns nicht selbst in Richtung<br />

Beliebigkeit begeben.<br />

Herta Küßwetter,<br />

Land<strong>es</strong>synodale<br />

n G<strong>es</strong>chichtlich g<strong>es</strong>ehen ist <strong>es</strong> ein ungeheurer<br />

Fortschritt, dass man <strong>de</strong>n Glauben d<strong>es</strong><br />

an<strong>de</strong>ren r<strong>es</strong>pektiert – <strong>es</strong> hat früher Kriege<br />

darum gegeben, selbst unter Christen.<br />

Da gab <strong>es</strong> furchtbare Verirrungen unserer<br />

christlichen Botschaft. Heute ist <strong>die</strong> entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Frage <strong>die</strong> nach <strong>de</strong>r Toleranz<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Islam. Es ist ganz klar, dass<br />

wir gegenüber toleranten Muslimen Toleranz<br />

üben. Genauso ist klar, dass wir von<br />

Muslimen Toleranz gegenüber <strong>de</strong>m Christentum<br />

erwarten. Es wird lei<strong>de</strong>r viel zu<br />

wenig öffentlich g<strong>es</strong>agt, wie viele Christen<br />

in <strong>de</strong>r Welt verfolgt wer<strong>de</strong>n. Unabhängig<br />

davon, ist <strong>es</strong> aber auch entschei<strong>de</strong>nd, sich<br />

über <strong>de</strong>n eigenen Standpunkt klar zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Toleranz heißt ja nicht, auf einen<br />

Standpunkt zu verzichten. Toleranz heißt<br />

vielmehr, dass ich, wenn ich einen f<strong>es</strong>ten<br />

Standpunkt habe, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, <strong>de</strong>r auch<br />

eine f<strong>es</strong>ten Standpunkt habe, r<strong>es</strong>pektiere.<br />

Dann kann man in Hochachtung voreinan<strong>de</strong>r<br />

streiten. Von daher darf <strong>die</strong> Toleranz,<br />

<strong>die</strong> <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>r Politik ist, nicht<br />

verwechselt wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung,<br />

keinen eigenen Standpunkt mehr zu haben.<br />

Dr. Günther Beckstein,<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt a.D.<br />

<strong>und</strong> Land<strong>es</strong>synodaler<br />

n J<strong>es</strong>us hat uns g<strong>es</strong>agt: <strong>Liebe</strong> <strong>de</strong>inen<br />

Nächsten wie dich selbst – das ist ohne<br />

Einschränkung. Hier ist nicht g<strong>es</strong>agt:<br />

<strong>Liebe</strong> nur <strong>de</strong>ine Konf<strong>es</strong>sionsgenossen.<br />

O<strong>de</strong>r: <strong>Liebe</strong> <strong>die</strong>, <strong>die</strong> dir sympathisch sind.<br />

Wenn mir ein Moslem gegenüber steht,<br />

wird das vielleicht ein bisschen schwieriger<br />

sein als wenn mir ein Glaubensfre<strong>und</strong><br />

gegenüber steht, aber das entpflichtet mich<br />

doch nicht davon, di<strong>es</strong>en Menschen zu<br />

lieben. J<strong>es</strong>us hat alle geliebt <strong>und</strong> ist für alle<br />

g<strong>es</strong>torben. Ob das alle wissen o<strong>de</strong>r nicht –<br />

das ist nicht meine Verantwortung. Aber<br />

meine Verantwortung ist <strong>es</strong>, von di<strong>es</strong>em<br />

J<strong>es</strong>us, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Weg, <strong>die</strong> Wahrheit <strong>und</strong> das<br />

Leben <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Herr in meinem Leben ist,<br />

ein klar<strong>es</strong> Zeugnis zu geben.<br />

Fürst Albrecht<br />

zu Castell-Castell<br />

n Wir müssen uns klar machen: Menschen<br />

zum Glauben zu rufen, <strong>und</strong> Menschen zu<br />

lieben – das ist doch kein Gegensatz. Im<br />

Gegenteil: Wer <strong>de</strong>n Menschen liebt, muss<br />

ihn zum Glauben rufen, muss sagen, dass<br />

J<strong>es</strong>us <strong>de</strong>r Weg, <strong>die</strong> Wahrheit <strong>und</strong> das Leben ist.<br />

Rainer Dick<br />

n Als Sachse bin ich in di<strong>es</strong>er R<strong>und</strong>e sozusagen<br />

<strong>de</strong>r Beitrag zur <strong>de</strong>utschen Einheit.<br />

Manchmal frage ich mich, ob <strong>es</strong> für Christen<br />

in <strong>de</strong>r DDR nicht einfacher war, sich<br />

zu Christus zu bekennen als heute in <strong>de</strong>r<br />

pluralistischen Demokratie. Damals waren<br />

<strong>die</strong> Fronten klar. Als ich J<strong>es</strong>us kennengelernt<br />

habe, hieß das für mich: Er ist mein<br />

Herr. Das kolli<strong>die</strong>rte sofort mit <strong>de</strong>r marxistisch-sozialistischen<br />

I<strong>de</strong>ologie, <strong>und</strong> zwar bis<br />

hinein in ganz konkrete Lebensentscheidungen.<br />

Ob unsere Kin<strong>de</strong>r ein b<strong>es</strong>timmt<strong>es</strong><br />

Gedicht in <strong>de</strong>r Schule mitsprachen o<strong>de</strong>r<br />

ob sie <strong>es</strong> verweigerten, das hing mit eben<br />

di<strong>es</strong>er Frage zusammen: Ist J<strong>es</strong>us wirklich<br />

mein Herr?<br />

Ich höre das in <strong>de</strong>r letzten Zeit relativ<br />

wenig, dass J<strong>es</strong>us mein Herr ist. Manchmal<br />

kommt <strong>es</strong> mir so vor, als wäre unsere<br />

Verkündigung da etwas weichg<strong>es</strong>pült. Aber<br />

wenn er Herr ist, ist er Herr im umfassen<strong>de</strong>n<br />

Sinn. D<strong>es</strong>halb ist <strong>die</strong> erste Frage<br />

mein<strong>es</strong> Lebens bis heute: Herr, was willst<br />

du, was ich tun soll? Das ist am Tag <strong>die</strong> erste<br />

Frage beim Bibell<strong>es</strong>en: Herr, was willst<br />

du? Jetzt kann man sagen, als Rentner hast<br />

du <strong>es</strong> leicht, in <strong>de</strong>r Früh <strong>die</strong> Bibel zu l<strong>es</strong>en,<br />

aber das habe ich schon als Maschinenschlosser<br />

praktiziert, als ich täglich um 5<br />

Uhr aufstehen musste.<br />

Rainer Dick,<br />

ehem. CVJM-Land<strong>es</strong>sekretär<br />

20 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 21


Christustag<br />

Christustag<br />

Hans Stiegler <strong>und</strong> Herta Küßwetter<br />

n Der Bezugspunkt in allen Fragen unser<strong>es</strong><br />

Lebens, ob persönlich, privat o<strong>de</strong>r beruflich,<br />

ist unser Herr J<strong>es</strong>us Christus. Natürlich<br />

erwartet man von einem Pfarrer dass er das<br />

verkündigt. Das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> aber ist, dass<br />

sich di<strong>es</strong>e Wahrheit auch im ganz konkreten<br />

praktischen Leben bewahrheitet. Und zwar<br />

von <strong>de</strong>m Zeitpunkt an, wo uns <strong>die</strong> Augen<br />

aufgegangen sind, dass J<strong>es</strong>us Christus<br />

eben nicht nur ein Lehrsatz <strong>de</strong>r Kirche ist,<br />

son<strong>de</strong>rn dass wir in einer lebendigen Beziehung<br />

zu ihm stehen. Von di<strong>es</strong>em Moment<br />

an habe ich <strong>die</strong> Dinge mein<strong>es</strong> Lebens auf<br />

di<strong>es</strong>en Christus zu beziehen, mein Leben<br />

von di<strong>es</strong>em Christus her zu g<strong>es</strong>talten. Das<br />

ist manchmal nicht einfach, nicht einmal in<br />

<strong>de</strong>r Kirche. Aber wenn <strong>es</strong> stimmt, was <strong>de</strong>r<br />

Philipperbrief uns sagt, dass Christus <strong>de</strong>r ist,<br />

vor <strong>de</strong>m sich alle Knie beugen müssen, dann<br />

auch <strong>die</strong> Knie <strong>de</strong>r Sorgen <strong>und</strong> Nöte: Ob das<br />

Sorgen <strong>und</strong> Nöte in <strong>de</strong>r Diakonie sind, in <strong>de</strong>r<br />

Pfarrerschaft o<strong>de</strong>r in meinem persönlichen<br />

Leben – di<strong>es</strong>er Christus kennt <strong>de</strong>n Weg.<br />

Er ist <strong>de</strong>r Weg.<br />

Dekan Hans Stiegler,<br />

Land<strong>es</strong>synodaler<br />

n Wir stehen in <strong>de</strong>r Kirche momentan an<br />

einem Punkt, an <strong>de</strong>m wir Gefahr<br />

laufen, eitel zu wer<strong>de</strong>n. Wo wir nicht mehr<br />

Gott in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellen, son<strong>de</strong>rn uns<br />

selbst <strong>und</strong> unsere Versammlungen. Es darf<br />

nicht unser Hauptanliegen sein, zahlen<strong>de</strong><br />

Kirchenmitglie<strong>de</strong>r zu gewinnen o<strong>de</strong>r unsere<br />

Kirchen o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>häuser zu füllen.<br />

Wir müssen vielmehr wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Blick auf<br />

Gott ausrichten, <strong>de</strong>n Glauben an ihn in <strong>de</strong>n<br />

Mittelpunkt rücken <strong>und</strong> di<strong>es</strong>en Glauben –<br />

sofern wir das können – weitergeben. Das ist<br />

meine Bitte an <strong>die</strong> Kirche, dass man zurückgeht<br />

zu <strong>de</strong>n Ursprüngen, <strong>de</strong>n von Gott an<br />

uns gegebenen Werten, Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong><br />

Zielen, auch wenn man dafür ggf. etwas<br />

von <strong>de</strong>m Pr<strong>es</strong>tige, das man g<strong>es</strong>ellschaftlich<br />

errungen hat, aufgeben müsste.<br />

Alexandra Freifrau von Livonius-Eyb,<br />

Kirchenvorsteherin in Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

n Ich wünsche mir, dass organisatorische<br />

<strong>und</strong> finanzielle Fragen, so wichtig sie sind,<br />

in unserer Kirche nicht an erster Stelle<br />

stehen. Und ich hoffe, dass wir weniger mit<br />

politischen Stellungnahmen wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m, was uns als<br />

Kirche ausmacht: Mit <strong>de</strong>r Schrift, mit <strong>de</strong>m<br />

Glauben, mit J<strong>es</strong>us Christus. Freilich ist das<br />

nicht nur eine Aufgabe von Bischöfen o<strong>de</strong>r<br />

Pfarrern, son<strong>de</strong>rn von uns allen.<br />

Dr. Günther Beckstein<br />

n Wir bedanken uns für <strong>die</strong> Organisation<br />

d<strong>es</strong> Christustags <strong>und</strong> hoffen, dass er<br />

wie<strong>de</strong>rholt wird. Wir erlebten <strong>de</strong>n Tag als<br />

geistlich<strong>es</strong> Treffen von Fre<strong>und</strong>en mit<br />

Fre<strong>und</strong>en. Es gab viele gute Begegnungen,<br />

vor allem aber eine klare Verkündigung,<br />

wie wir sie in unseren Gemein<strong>de</strong>n lei<strong>de</strong>r<br />

nicht mehr immer haben.<br />

Gerhard <strong>und</strong> Kristin Moser, Coburg<br />

Erklärung zum Christustag <strong>Bayern</strong> 2012<br />

„Such, wer da will, ein an<strong>de</strong>r Ziel, <strong>die</strong> Seligkeit zu fin<strong>de</strong>n;<br />

mein Herz allein bedacht soll sein, auf Christus sich zu grün<strong>de</strong>n.<br />

Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar,<br />

sein heilger M<strong>und</strong> hat Kraft <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>, all Feind zu überwin<strong>de</strong>n.“<br />

(Georg Weissel, EG 346,1)<br />

„Wer uns wirklich hilft: Christus allein“<br />

Der bekannte Choral „Such, wer da will, ein an<strong>de</strong>r Ziel“ b<strong>es</strong>chreibt treffend das Anliegen d<strong>es</strong><br />

Christustag<strong>es</strong>: Orientierung an Christus.<br />

Die Orientierung an Christus ruft das Gr<strong>und</strong>ziel <strong>de</strong>r Reformation in Erinnerung,<br />

„… <strong>die</strong> Seligkeit zu fin<strong>de</strong>n.“<br />

Seligkeit meint eine intakte, versöhnte Gott<strong>es</strong>beziehung, in welcher <strong>de</strong>r Mensch heute wie früher<br />

nur durch Christus stehen kann. Solche Gott<strong>es</strong>beziehung – mit Auswirkungen in di<strong>es</strong>er Zeit<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Ewigkeit – ist für <strong>de</strong>n sündigen, von Gott getrennten Menschen we<strong>de</strong>r allgemein<br />

gegeben noch an J<strong>es</strong>us Christus vorbei zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Die Orientierung an Christus ist eine Herzensangelegenheit:<br />

„…mein Herz allein bedacht soll sein, auf Christus sich zu grün<strong>de</strong>n.“<br />

Die Krise <strong>de</strong>r christlichen Kirchen in unserer Zeit ist auch eine Folge erkalteten Glaubens,<br />

verloren gegangenen Vertrauens zu J<strong>es</strong>us Christus. Der Christustag ermutigt, <strong>die</strong> Beziehung<br />

zu <strong>de</strong>m auferstan<strong>de</strong>nen, lebendigen Herrn J<strong>es</strong>us Christus neu in <strong>die</strong> Mitte von Glauben <strong>und</strong><br />

Leben zu stellen – in <strong>die</strong> Mitte von persönlichem Glauben <strong>und</strong> Leben <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Mitte d<strong>es</strong><br />

Glaubens <strong>und</strong> Lebens <strong>de</strong>r Kirche.<br />

Die Orientierung an Christus ist nur möglich, weil sein Re<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Tun vertrauenswürdig sind:<br />

„Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar …“<br />

Einer zunehmen<strong>de</strong>n Verunsicherung im Blick auf <strong>die</strong> Person <strong>und</strong> das Erlösungswerk J<strong>es</strong>u<br />

Christi tritt <strong>de</strong>r Christustag entschie<strong>de</strong>n entgegen. Er ermutigt dazu, <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Heiligen<br />

Schrift überlieferten Worten J<strong>es</strong>u Christi zu vertrauen. Er ruft dazu auf, an <strong>de</strong>r apostolisch<br />

bezeugten Mittler-Funktion Christi zwischen Gott <strong>und</strong> Menschen f<strong>es</strong>tzuhalten, <strong>de</strong>nn er starb<br />

„für uns“ <strong>und</strong> durch seine Auferstehung haben auch wir f<strong>es</strong>te Hoffnung über <strong>de</strong>n Tod hinaus.<br />

Die Orientierung an Christus lebt von <strong>de</strong>m Vertrauen auf Vollmacht <strong>und</strong> Verheißungen<br />

d<strong>es</strong> zur Rechten Gott<strong>es</strong> erhöhten Sohn<strong>es</strong>:<br />

„… sein heilger M<strong>und</strong> hat Kraft <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>, all Feind zu überwin<strong>de</strong>n.“<br />

Der Christustag b<strong>es</strong>tärkt Christen, in einer Zeit vielfältiger Heilsangebote <strong>und</strong> zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Wi<strong>de</strong>rstand<strong>es</strong> gegen <strong>de</strong>n Anspruch J<strong>es</strong>u Christi <strong>de</strong>nnoch f<strong>es</strong>tzuhalten am Vertrauen auf ihn<br />

als <strong>de</strong>n „Herrn aller Herren <strong>und</strong> König aller Könige“ (Offenbarung 17,14): Er ist in <strong>de</strong>r Einheit<br />

mit <strong>de</strong>m Vater <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Heiligen Geist zu verehren <strong>und</strong> anzubeten.<br />

Bayreuth, Berg, Lauf, München, Neuen<strong>de</strong>ttelsau, Straubing am 3. Oktober 2012<br />

22 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 23


Christustag<br />

Christustag<br />

Wer uns wirklich hilft –<br />

Christus allein<br />

Von Prof<strong>es</strong>sor Hans-Joachim Eckstein<br />

Solus Christus – Christus allein, das war<br />

<strong>de</strong>r stolze <strong>und</strong> mutige Ruf <strong>de</strong>r Reformation.<br />

Das war auch das einmütige Bekenntnis <strong>de</strong>r<br />

Urgemein<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>r frühen Christen, <strong>die</strong><br />

als Ju<strong>de</strong>nchristen in <strong>de</strong>r Mitte ihrer Synagogen<br />

zum Glauben kamen. Christus alleine,<br />

das ist in <strong>de</strong>r Tat <strong>de</strong>r Schlüssel <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Mitte aller neut<strong>es</strong>tamentlichen Schriften, so<br />

verschie<strong>de</strong>n sie sind mit ihren 27 Stimmen.<br />

Aber warum sollten wir in einer Zeit, in <strong>de</strong>r<br />

von einer Ökumene <strong>de</strong>r abrahamitischen<br />

Religionen <strong>die</strong> Re<strong>de</strong> ist (also von Islam,<br />

Ju<strong>de</strong>ntum <strong>und</strong> Christentum) noch von<br />

„Christus allein“ sprechen?<br />

Weil Religion an sich nicht Leben schafft<br />

<strong>und</strong> för<strong>de</strong>rt. Religion an sich för<strong>de</strong>rt nicht<br />

schon <strong>die</strong> Selbstentfaltung <strong>und</strong> Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Eine religiöse<br />

Prägung an sich muss nicht heil-voll<br />

sein. Man kann im Namen von Religionen<br />

auch Kriege führen o<strong>de</strong>r Terror ausüben.<br />

Einzelne Gläubige können – <strong>und</strong> das gibt <strong>es</strong><br />

auch in <strong>de</strong>r christlichen Tradition – nicht nur<br />

trotz ihr<strong>es</strong> Glaubens, son<strong>de</strong>rn gera<strong>de</strong> wegen<br />

<strong>de</strong>r Art ihrer Frömmigkeit krank wer<strong>de</strong>n.<br />

Religion an sich bringt noch kein Leben,<br />

keinen Frie<strong>de</strong>n. Es muss etwas B<strong>es</strong>timmt<strong>es</strong><br />

sein, was lebensför<strong>de</strong>rnd <strong>und</strong> gemeinschaftsför<strong>de</strong>rnd<br />

ist.<br />

An<strong>de</strong>rs gefragt: Was trägt? Was hilft uns<br />

wirklich? Nun – da sind <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong><br />

sagen: Ich brauche <strong>die</strong> Kirche nicht, ich kann<br />

Gott in <strong>de</strong>r Natur fin<strong>de</strong>n. Es stimmt ja auch!<br />

Wie w<strong>und</strong>erschön <strong>die</strong> Natur sein kann, wenn<br />

im Herbst <strong>die</strong> Sonne auf das Obst <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

sich einfärben<strong>de</strong>n Blätter scheint. Wie schön<br />

kann <strong>es</strong> sein, wenn im Frühling symbolisch<br />

<strong>de</strong>utlich wird, dass <strong>es</strong> mitten in <strong>de</strong>r Krise<br />

doch einen Neuanfang gibt. Ja, <strong>die</strong> Schöpfung<br />

trägt <strong>de</strong>n Stempel ihr<strong>es</strong> Schöpfers!<br />

Aber dann sehe ich, wie <strong>de</strong>r Hase eine Möhre<br />

frisst, <strong>de</strong>r Fuchs <strong>de</strong>n Hasen, <strong>und</strong> wie <strong>de</strong>r<br />

Jäger <strong>de</strong>n Fuchs erschießt. Was ist dann mit<br />

<strong>de</strong>r Natur? Was ist mit <strong>de</strong>r Durchsetzungskraft<br />

d<strong>es</strong> Stärkeren? Und was, wenn wir von<br />

einem Tsunami <strong>und</strong> einem Erdbeben hören?<br />

Ist <strong>de</strong>r Glaube an „<strong>die</strong> Natur“ wirklich genug,<br />

um zuversichtlich leben <strong>und</strong> sterben zu<br />

können?<br />

An<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum sagen: Man kann auch<br />

ohne einen Gott im Himmel einen Sinn<br />

in <strong>de</strong>r Welt erkennen, wenn man sich <strong>de</strong>n<br />

Verlauf <strong>de</strong>r G<strong>es</strong>chichte anschaut. In meinem<br />

G<strong>es</strong>chichtsunterricht versuchte meine wohlmeinen<strong>de</strong><br />

Lehrerin uns beizubringen, dass<br />

sich <strong>de</strong>r Mensch im Lauf <strong>de</strong>r Zeit schon immer<br />

zum B<strong>es</strong>seren hin entwickele. Wir hatten<br />

di<strong>es</strong>en Gedanken auch in <strong>de</strong>r Theologie: Eine<br />

Theologie, <strong>die</strong> davon ausging, dass sich das<br />

Reich Gott<strong>es</strong> im Lauf <strong>de</strong>r G<strong>es</strong>chichte verwirklicht.<br />

Doch was ist dann mit <strong>de</strong>n Weltkriegen?<br />

Das haben wir auch unsere Lehrerin gefragt:<br />

Wollen <strong>Sie</strong> im Ernst damit sagen, dass wir im<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>de</strong>r Höhepunkt <strong>de</strong>r menschlichen<br />

Entwicklung sind? Zugegeben: Es gibt<br />

auch G<strong>es</strong>chichtsereignisse, über <strong>die</strong> wir uns<br />

nur freuen können. An di<strong>es</strong>em 3. Oktober<br />

können wir mit Blick auf <strong>die</strong> Vereinigung<br />

Deutschlands nur dankbar singen „Großer<br />

Gott wir loben dich“. Aber <strong>es</strong> gibt eben auch<br />

G<strong>es</strong>chichtserfahrungen, <strong>die</strong> ambivalent<br />

bleiben, irritierend, erschreckend.<br />

Das heißt: Wir brauchen mehr als Natur,<br />

mehr als G<strong>es</strong>chichte. Wir brauchen <strong>die</strong> Transzen<strong>de</strong>nz<br />

– eine Realität, <strong>die</strong> über unsere<br />

eigene erfahrbare Wirklichkeit hinausgeht:<br />

Gott. Doch auch hier stellt sich <strong>die</strong> Frage: Ist<br />

<strong>die</strong> Vorstellung von einem Gott im Himmel<br />

an sich schon ein<strong>de</strong>utig? Wer ist di<strong>es</strong>er Gott<br />

im Himmel? Entspricht er vielleicht vor<br />

allem unseren eigenen Gott<strong>es</strong>vorstellungen?<br />

Hatte ich einen mil<strong>de</strong>n, fürsorglichen Vater,<br />

dann mag mein Gott<strong>es</strong>bild ein väterlich<strong>es</strong><br />

sein. Hatte ich einen jähzornigen Vater, wer<strong>de</strong><br />

ich Gott vielleicht immer als Jähzornigen<br />

<strong>und</strong> Unberechenbaren ansehen. Wie schwer<br />

mag <strong>es</strong> für eine Frau sein, an Gott als einen<br />

lieben<strong>de</strong>n Vater glauben zu können, wenn<br />

sie durch <strong>de</strong>n eigenen Vater Leid erfahren<br />

hat? Gera<strong>de</strong> dann brauchen wir das Solus<br />

Christus – allein Christus gibt uns Ein<strong>de</strong>utigkeit<br />

für unseren Glauben. Dass Gott ist<br />

<strong>und</strong> dass er für uns ist, di<strong>es</strong>e Gewissheit<br />

wird uns durch <strong>die</strong> Verkündigung,<br />

das Wirken <strong>und</strong> <strong>die</strong> Lebenshingabe<br />

J<strong>es</strong>u Christi in einmaliger Weise zug<strong>es</strong>agt.<br />

Das gilt – gera<strong>de</strong> auch dann, wenn Glaube<br />

auf eine Erfahrung reduziert wird. Ich<br />

stelle mit B<strong>es</strong>türzung f<strong>es</strong>t, dass wir sowohl<br />

in unseren land<strong>es</strong>kirchlichen Kontexten als<br />

auch in so manchen Gemeinschaften <strong>und</strong><br />

Jugendkreisen abdriften von <strong>de</strong>m „Solus<br />

Christus“ hin zu einem allgemeinen Re<strong>de</strong>n<br />

von Gott an sich: Von Gott, wie ich ihn fühle,<br />

von Gott, wie ich ihn erfahre. Erfahrungen<br />

gehören zum Glauben, <strong>und</strong> <strong>es</strong> ist w<strong>und</strong>erbar,<br />

wenn wir zum Beispiel Gebetserhörungen<br />

erfahren dürfen, aber <strong>de</strong>r Glaube kann nicht<br />

auf Erfahrungen grün<strong>de</strong>n. Gefühle gehören<br />

zum Glauben, <strong>und</strong> <strong>es</strong> kann toll sein, wenn<br />

man in einem Jugendkreis miteinan<strong>de</strong>r Anbetungslie<strong>de</strong>r<br />

singt. Aber ein Glaube, <strong>de</strong>r auf<br />

Gefühle angewi<strong>es</strong>en ist, ist wie ein Fähnchen<br />

im Wind. Was trägt? Christus allein!<br />

Wir erfahren in unserem Alltag eben nicht<br />

nur B<strong>es</strong>tätigung, son<strong>de</strong>rn auch Infrag<strong>es</strong>tellung.<br />

Wir erfahren im Glauben nicht nur,<br />

dass ein nah<strong>es</strong>tehen<strong>de</strong>r Mensch von seiner<br />

tödlichen Krankheit geheilt wird. Wir erfahren<br />

auch, dass ein an<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>nnoch stirbt<br />

– obwohl wir gebetet haben. Auch Christen<br />

wer<strong>de</strong>n arbeitslos. Auch Christen sterben<br />

durch Unfälle. Wäre unser Glaube nur in<br />

unserem eigenen Wohlgefühl gegrün<strong>de</strong>t,<br />

dann wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Glaube zerbrechen, sobald<br />

<strong>die</strong> Fragen aufbrechen.<br />

Was ist dann an<strong>de</strong>rs, wenn wir von „Christus<br />

ist unsere Mitte“ sprechen? Von Christus als<br />

unserem F<strong>und</strong>ament, auf <strong>de</strong>n wir all<strong>es</strong> grün<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> von <strong>de</strong>m her wir uns verstehen?<br />

J<strong>es</strong>us Christus ist für <strong>die</strong> Religion etwas<br />

Untypisch<strong>es</strong>, etwas Einmalig<strong>es</strong>! Dass Gott<br />

– schon im Alten T<strong>es</strong>tament – als Person<br />

b<strong>es</strong>chrieben wird, als Person, <strong>die</strong> einen<br />

Willen hat <strong>und</strong> eine Beziehung zum Menschen<br />

sucht: das war für <strong>die</strong> antike Religion<br />

überhaupt nicht selbstverständlich. Was aber<br />

an J<strong>es</strong>us Christus ganz einmalig ist <strong>und</strong> was<br />

auch unsere jüdischen Schw<strong>es</strong>tern <strong>und</strong> Brü<strong>de</strong>r<br />

nicht <strong>de</strong>nken können, woran sie Anstoß<br />

nehmen (<strong>und</strong> als Ju<strong>de</strong>n Anstoß nehmen<br />

müssen), das ist das Bekenntnis <strong>de</strong>r ersten<br />

24 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1<br />

<strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 25


Christustag<br />

Christustag<br />

Christen <strong>und</strong> das Bekenntnis <strong>de</strong>r Reformatoren,<br />

dass in di<strong>es</strong>em J<strong>es</strong>us von Nazareth nicht<br />

nur ein Prophet, nicht nur ein Lehrer gekommen<br />

ist. Dass in di<strong>es</strong>em J<strong>es</strong>us vielmehr Gott<br />

selbst Mensch gewor<strong>de</strong>n ist. Was wir als hoh<strong>es</strong><br />

Bekenntnis formulieren, dass J<strong>es</strong>us Christus<br />

nämlich nicht ein b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>rs gerechter<br />

Mensch ist, son<strong>de</strong>rn dass Er Gott selbst ist,<br />

Gott<strong>es</strong> einzigartiger Sohn: Das kann man<br />

nicht einfach weglassen <strong>und</strong> glauben, man<br />

könne auch so das Evangelium erhalten.<br />

Das ist <strong>die</strong> Voraussetzung, um überhaupt<br />

zu verstehen, was b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>rs ist an J<strong>es</strong>us<br />

Christus. Das Faszinieren<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r<br />

Menschwerdung Gott<strong>es</strong> ist, dass <strong>de</strong>r<br />

unsichtbare Gott plötzlich sichtbar,<br />

erfahrbar wur<strong>de</strong>. Wenn wir <strong>die</strong> Evangelien<br />

l<strong>es</strong>en, dann spüren wir, wie Menschen mit<br />

ihrem Lebenshunger, mit ihren Schmerzen,<br />

mit ihrer Verzweiflung zu J<strong>es</strong>us kamen.<br />

Menschen, <strong>die</strong> oft gar nicht fromm waren,<br />

<strong>die</strong> sich gar nicht religiös verstan<strong>de</strong>n, fühlten<br />

sich plötzlich ang<strong>es</strong>prochen. <strong>Sie</strong> hatten<br />

verstan<strong>de</strong>n: Die Suche nach <strong>de</strong>m Leben ist<br />

in Wahrheit <strong>die</strong> Suche nach Gott. Und <strong>die</strong><br />

Suche nach Gott ist <strong>die</strong> Suche nach <strong>de</strong>r<br />

<strong>Liebe</strong>. Und <strong>die</strong> Suche nach <strong>de</strong>r <strong>Liebe</strong> ist<br />

erfüllt in J<strong>es</strong>us Christus.<br />

Er heilte Kranke durch sein Wort, durch seine<br />

Berührung, durch seinen Blick. Verzweifelte<br />

bekamen in seiner Gegenwart plötzlich<br />

wie<strong>de</strong>r Mut. Diejenigen, <strong>die</strong> sich in eigener<br />

Schuld verrannt hatten, erlebten etwas, was<br />

sie zuvor nie erfahren hatten: dass er sie<br />

annahm, wie sie waren. Und er sprach von<br />

seinem himmlischen Vater <strong>und</strong> machte <strong>es</strong><br />

ihnen gewiss: Euer himmlischer Vater, <strong>de</strong>r<br />

Schöpfer, liebt euch! Euch persönlich, euch<br />

selbst <strong>und</strong> zwar so, wie ihr seid, nicht nur so,<br />

wie ihr sein solltet. Die Gerechten gehörten<br />

schon immer zu <strong>de</strong>n Gerechten. Die, <strong>die</strong> sich<br />

bemühten Gott<strong>es</strong> Wille zu tun, wur<strong>de</strong>n schon<br />

immer auch in <strong>de</strong>r Synagoge anerkannt.<br />

J<strong>es</strong>us aber war „ein Fre<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

Zöllner“, wie seine Gegner spotteten. Das<br />

heißt, dass er je<strong>de</strong>m Menschen offen begegnete.<br />

Was J<strong>es</strong>us lebte <strong>und</strong> als Botschaft sein<strong>es</strong><br />

Vaters brachte, können wir neuzeitlich sehr<br />

schön auf <strong>de</strong>n Punkt bringen. Denn inzwischen<br />

unterschei<strong>de</strong>n auch Pädagogen <strong>und</strong><br />

Psychologen zwischen zwei ganz verschie<strong>de</strong>nen<br />

Arten menschlicher Begegnung. Es gibt<br />

normalerweise – <strong>und</strong> das ist uns allen vertraut<br />

– <strong>die</strong> Zuwendung, <strong>die</strong> an Bedingungen<br />

geknüpft ist, eine bedingte Zuwendung, eine<br />

konditionierte <strong>Liebe</strong>. So ging <strong>es</strong> mir schon als<br />

kleiner Junge: Als ich in <strong>die</strong> erste Klasse kam,<br />

stand <strong>die</strong> Lehrerin strahlend an <strong>de</strong>r Tür <strong>und</strong><br />

lächelte uns alle von ganzem Herzen an. Das<br />

hatte sie in <strong>de</strong>r Pädagogischen Hochschule<br />

sicher so gelernt, dass sich Kin<strong>de</strong>r, wenn man<br />

ihnen Vertrauen entgegenbringt, b<strong>es</strong>ser entwickeln.<br />

Aber schon nach vier Wochen habe<br />

ich gemerkt, dass <strong>es</strong> da doch Unterschie<strong>de</strong><br />

gab. Beliebt waren <strong>die</strong>jenigen unter uns, <strong>die</strong><br />

immer brav taten, was <strong>die</strong> Lehrerin wollte:<br />

Die artig waren <strong>und</strong> ihre Hän<strong>de</strong> falteten.<br />

Nicht aber wir, <strong>die</strong> wir wüst <strong>und</strong> ung<strong>es</strong>tüm<br />

waren, <strong>die</strong> wir lebenshungrig waren <strong>und</strong> aneckten.<br />

Was haben wir uns im Laufe unser<strong>es</strong><br />

Lebens nicht Anerkennung gewünscht <strong>und</strong><br />

gleichzeitig gelernt, wie wir um Anerkennung<br />

kämpfen müssen.<br />

Und das an<strong>de</strong>re? Die nicht-konditionierte<br />

<strong>Liebe</strong>, <strong>die</strong> nicht-bedingte Zuwendung? Das<br />

be<strong>de</strong>utet, dass jemand einen an<strong>de</strong>ren liebt,<br />

wie er ist. Als Person, nicht wegen sein<strong>es</strong><br />

Wohlverhaltens. Ihn bejaht, nicht nur wenn<br />

er gehorsam ist. Wir können ja mal überlegen,<br />

wie viele Menschen uns in unserem<br />

Leben einfallen, von <strong>de</strong>nen wir spontan sagen<br />

wür<strong>de</strong>n: Die haben uns so geliebt. Nicht<br />

mein Verhalten, nicht meine Anpassung,<br />

nicht <strong>die</strong> Erwartungserfüllung, son<strong>de</strong>rn mich<br />

persönlich. Mir fällt spontan eine meiner<br />

Großmütter ein. Wenn wir damals in Köln<br />

<strong>die</strong> Treppen in <strong>de</strong>n dritten Stock hochliefen,<br />

jauchzte sie uns schon mit ihrer heiseren alten<br />

Stimme freudig entgegen. Und wir wussten:<br />

Wir sind geliebt, wir sind angenommen.<br />

<strong>Sie</strong> freut sich, <strong>und</strong> zwar nicht, weil wir ihr<br />

helfen, in <strong>de</strong>r Küche zu putzen – das ergibt<br />

sich von selber: wo man glücklich ist, hilft<br />

man auch –, son<strong>de</strong>rn sie freut sich einfach<br />

nur, weil wir da sind, weil sie uns liebt.<br />

Der Vater J<strong>es</strong>u Christi ist ein Gott, <strong>de</strong>r uns<br />

unbedingt liebt. Israel <strong>und</strong> <strong>die</strong> Völker. Die<br />

Gerechten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ungerechten. Und nicht<br />

nur <strong>die</strong> Gläubigen – nein, er liebte uns<br />

schon, lange bevor wir überhaupt gläubig<br />

waren. Der Eph<strong>es</strong>erbrief treibt <strong>es</strong> auf <strong>die</strong> Spitze:<br />

Wir sind in Christus durch Gott schon erwählt,<br />

bevor <strong>die</strong> Welt überhaupt gr<strong>und</strong>gelegt<br />

war (Eph<strong>es</strong>er 1,4). Da kann jetzt wirklich keiner<br />

sagen, dass er da schon mitgewirkt habe!<br />

D<strong>es</strong>halb spricht auch das Johann<strong>es</strong>-Evangelium<br />

davon, dass jemand nur dann das ewige<br />

Leben hat <strong>und</strong> Gott wirklich versteht, wenn<br />

er aus Gott geboren ist – Johann<strong>es</strong> sagt wörtlich:<br />

wenn er aus Gott gezeugt ist.<br />

Das ist <strong>es</strong>, was wir brauchen: Bejaht,<br />

gewollt, angenommen sein, bevor wir<br />

etwas leisten können.<br />

An <strong>de</strong>r Universität <strong>und</strong> als Referent wer<strong>de</strong><br />

ich immer wie<strong>de</strong>r mal ang<strong>es</strong>prochen, auch<br />

in E-Mails. Einmal schrieb mir jemand, als<br />

ich von Gott<strong>es</strong> unbedingter <strong>Liebe</strong> in Christus<br />

g<strong>es</strong>prochen hatte, dass er das noch nie gehört<br />

habe <strong>und</strong> dass das das Gegenteil seiner<br />

Biographie <strong>und</strong> Erfahrung sei. Seine Eltern<br />

hatten ihm g<strong>es</strong>agt, dass sie ihn eigentlich<br />

abtreiben lassen wollten <strong>und</strong> wünschten, <strong>es</strong><br />

getan zu haben. Der war kein Verbrecher, <strong>de</strong>r<br />

hatte nichts ausgefr<strong>es</strong>sen, er war einfach nur<br />

nicht gewollt. Was Christus uns sagt <strong>und</strong> was<br />

er alleine uns – <strong>und</strong> di<strong>es</strong>em jungen Mann<br />

– verbindlich zuspricht <strong>und</strong> mit seinem eigenen<br />

Leben garantiert: Ich liebe dich. Und ich<br />

sage <strong>es</strong> dir im Namen mein<strong>es</strong> himmlischen<br />

Vaters: Ich will dich, <strong>und</strong> ich wünsche mir<br />

Gemeinschaft mit dir.<br />

Selbst Gläubigen fällt <strong>es</strong> schwer, das Evangelium<br />

so evangelisch zu glauben. Selbst Gläubigen<br />

geht <strong>es</strong> so, dass sie sagen: Der Zöllner,<br />

<strong>de</strong>r <strong>es</strong> nicht b<strong>es</strong>ser wusste, <strong>die</strong> Sün<strong>de</strong>rin,<br />

<strong>die</strong> <strong>es</strong> nicht b<strong>es</strong>ser wusste, <strong>die</strong> bekommen<br />

bedingungslos ihre Sün<strong>de</strong>n vergeben. Aber<br />

jetzt, nach<strong>de</strong>m wir Vergebung bekommen<br />

haben, haben wir doch wie<strong>de</strong>r unseren alten<br />

himmlischen Vater, <strong>de</strong>r sagt: Die Gna<strong>de</strong> ist<br />

Vergangenheit, jetzt kommt wie<strong>de</strong>r das G<strong>es</strong>etz,<br />

<strong>und</strong> am jüngsten Tag zählt alleine das,<br />

was du aus <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> gemacht hast. Nein,<br />

Gott<strong>es</strong> <strong>Liebe</strong> meint uns voraussetzungslos<br />

<strong>und</strong> bedingungslos.<br />

Ist das nicht naiv? War J<strong>es</strong>us nicht ein Träumer?<br />

Wenn einer kein Träumer war, dann J<strong>es</strong>us<br />

Christus. Er hatte vom ersten Tag an seiner<br />

Hinwendung zu <strong>de</strong>n Menschen Ärger wegen<br />

seiner <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Zuwendung. Die Gegner<br />

spürten das Potenzial <strong>de</strong>r Religionskritik, das<br />

in seinem Gott<strong>es</strong>verständnis lag. <strong>Sie</strong> spürten,<br />

26 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 27


Christustag<br />

Christustag<br />

was das än<strong>de</strong>rt, wenn Menschen nicht mehr<br />

verfügbar sind in <strong>de</strong>r Religion. Wenn je<strong>de</strong>r<br />

unmittelbar mit Gott verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> sich<br />

von Gott geliebt <strong>und</strong> bevollmächtigt weiß.<br />

Wenn wir Schw<strong>es</strong>tern <strong>und</strong> Brü<strong>de</strong>r J<strong>es</strong>u wer<strong>de</strong>n<br />

durch J<strong>es</strong>us <strong>und</strong> sein Evangelium, dann<br />

wer<strong>de</strong>n wir plötzlich emanzipiert, dann<br />

wer<strong>de</strong>n wir erwachsen, dann sind wir nicht<br />

mehr leicht regierbar. Nein, J<strong>es</strong>us ist verfolgt<br />

wor<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r weltlichen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r religiösen<br />

Macht. Denn was di<strong>es</strong>e Welt mehr<br />

irritiert als aller gerechter Zorn ist: wenn<br />

ihr segnet, wo ihr verflucht wer<strong>de</strong>t, wenn<br />

ihr bittet für Menschen, <strong>die</strong> euch verfolgen,<br />

wenn ihr liebt, wo ihr gehasst wer<strong>de</strong>t.<br />

Wir verän<strong>de</strong>rn <strong>die</strong> Welt nicht mit Gewalt.<br />

J<strong>es</strong>us hat <strong>die</strong> Welt nicht mit Gewalt überw<strong>und</strong>en,<br />

er hat sie mit <strong>Liebe</strong>, mit Versöhnung,<br />

mit Zuwendung im Namen sein<strong>es</strong><br />

Vaters b<strong>es</strong>chenkt <strong>und</strong> überw<strong>und</strong>en. Er ertrug<br />

ihre Ablehnung <strong>und</strong> ihren Hass <strong>und</strong> er<br />

trug ihre Sün<strong>de</strong> <strong>und</strong> Schuld bis zu seinem<br />

Sterben, seinem Sterben für uns am Kreuz.<br />

Er hat unsere Feindschaft <strong>und</strong> Einsamkeit<br />

b<strong>es</strong>iegt, in<strong>de</strong>m er uns so sehr liebte, dass<br />

er sich mit seinem eigenen Leben für uns<br />

einsetzte.<br />

Es ist etwas Faszinierend<strong>es</strong> mit <strong>de</strong>r voraussetzungslosen<br />

<strong>und</strong> bedingungslosen <strong>Liebe</strong>,<br />

dass sie nämlich niemals folgenlos bleibt.<br />

Wo ein Mensch geliebt wird, wie er ist, wo<br />

er g<strong>es</strong>egnet wird, obwohl er selbst aggr<strong>es</strong>siv<br />

flucht, da sammeln wir Asche auf sein<br />

Haupt, da fällt <strong>es</strong> auch <strong>de</strong>m Aggr<strong>es</strong>siven<br />

schwer, ohne <strong>Liebe</strong> zu bleiben.<br />

Das heißt: Die voraussetzungslose <strong>und</strong><br />

bedingungslose <strong>Liebe</strong> J<strong>es</strong>u Christi<br />

bleibt niemals folgenlos. Was das G<strong>es</strong>etz<br />

in unserem Leben nicht erreicht, das spüren<br />

wir plötzlich unter <strong>de</strong>r befreien<strong>de</strong>n <strong>Liebe</strong><br />

Gott<strong>es</strong>. Ich erinnere mich noch gut an ein<br />

G<strong>es</strong>präch mit einem an<strong>de</strong>ren Stu<strong>de</strong>nten,<br />

<strong>de</strong>r sagte: Herr Eckstein, das geht ja nicht.<br />

Wo kommen wir <strong>de</strong>nn da hin, wenn wir <strong>die</strong><br />

ganze Zeit von <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r <strong>Liebe</strong><br />

re<strong>de</strong>n? Wenn ich tatsächlich nicht mehr<br />

unter <strong>de</strong>m G<strong>es</strong>etz bin, son<strong>de</strong>rn unter <strong>de</strong>r<br />

Gna<strong>de</strong>, dann kann ich ja tun <strong>und</strong> lassen …<br />

Man soll seinen Schülern <strong>und</strong> Stu<strong>de</strong>nten<br />

nie ins Wort fallen, in di<strong>es</strong>em Moment<br />

habe ich <strong>es</strong> aber doch getan: Richtig: Da<br />

kann ich tun <strong>und</strong> lassen … was Christus<br />

will! Wer frei ist vom G<strong>es</strong>etz, wer frei ist<br />

in <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r kann endlich das tun,<br />

was er schon immer sollte.<br />

Wer unter <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> lebt, kann tun <strong>und</strong> lassen … was Christus will.<br />

Der Zöllner Zachäus wird angenommen <strong>und</strong><br />

geliebt, wie er ist. Es wird ihm Gemeinschaft<br />

g<strong>es</strong>chenkt, obwohl er nach wie vor ein<br />

Gauner ist. J<strong>es</strong>us segnet ihn <strong>und</strong> sein Haus<br />

durch seine Gegenwart. Das verän<strong>de</strong>rt ihn<br />

so, dass er sein Leben verän<strong>de</strong>rn will.<br />

Die Sün<strong>de</strong>rin wird angenommen von J<strong>es</strong>us<br />

<strong>und</strong> kann anschließend an<strong>de</strong>rs leben.<br />

Solus Christus – Christus alleine. Nennt mir<br />

einen Gott in <strong>de</strong>r ganzen Religionsg<strong>es</strong>chichte,<br />

nennt mir einen Propheten, nennt mir einen<br />

M<strong>es</strong>sias, <strong>de</strong>r einen solchen Gott verkündigte<br />

wie J<strong>es</strong>us Christus. Der herrschte, in<strong>de</strong>m er<br />

<strong>die</strong>nte, <strong>de</strong>r auf Gewalt verzichtete <strong>und</strong> sich<br />

selbst unter Einsatz sein<strong>es</strong> Lebens zuwandte<br />

<strong>und</strong> darin <strong>die</strong> Menschen überwand. n<br />

<strong>Sie</strong> sahen niemand als<br />

J<strong>es</strong>us allein<br />

Von Michael Bamm<strong>es</strong>sel<br />

3. Oktober 2012 – das ist ein Tag, an <strong>de</strong>m<br />

wir dankbar sein können. Dankbar für das<br />

G<strong>es</strong>chehen <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung, dankbar<br />

aber auch dafür, dass di<strong>es</strong>er F<strong>es</strong>ttag<br />

heute hier in München mit einem großen<br />

Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst begangen wur<strong>de</strong>. Die Spitzen<br />

<strong>de</strong>r Politik waren dabei <strong>und</strong> hörten – Gott<strong>es</strong><br />

Wort! Ein Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst, <strong>de</strong>r im Fernsehen<br />

<strong>und</strong> auch auf Plätzen übertragen wur<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

dann mit einem mächtigen „Großer Gott,<br />

wir loben dich“ en<strong>de</strong>te.<br />

Doch <strong>die</strong> Frage bleibt: Wie tief reicht in<br />

unserer G<strong>es</strong>ellschaft <strong>die</strong> Dankbarkeit<br />

gegenüber Gott <strong>de</strong>nn wirklich? Ob das F<strong>es</strong>t<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung auch in zehn Jahren<br />

noch mit einem Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst gefeiert wird?<br />

Welch<strong>es</strong> Denken b<strong>es</strong>timmt unser Land?<br />

Eine kleine Erfahrung ist mir da zu einem<br />

Symbol gewor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> hat mich nach<strong>de</strong>nklich<br />

gemacht: Ich war bei einer großen<br />

Sitzung im Sozialministerium. Im Saal<br />

hing, was nicht mehr selbstverständlich ist,<br />

ein Kreuz an <strong>de</strong>r Wand. Aber genau über<br />

<strong>de</strong>m Kreuz hing noch etwas an<strong>de</strong>r<strong>es</strong>: Eine<br />

Uhr. Ich empfand das als ein Symbol: Ja,<br />

<strong>de</strong>r Gekreuzigte ist schon wichtig, er gehört<br />

auch zu unserer Kultur, aber ist er wirklich<br />

das Wichtigste? O<strong>de</strong>r lassen wir uns in<br />

Wahrheit mehr durch an<strong>de</strong>r<strong>es</strong> b<strong>es</strong>timmen,<br />

wie eben <strong>de</strong>n Blick auf <strong>die</strong> Uhr?<br />

Di<strong>es</strong>e Frage müssen wir uns zuallererst<br />

selbst stellen. Als Christen, <strong>die</strong> ganz be-<br />

wusst mit J<strong>es</strong>us Christus unterwegs sind.<br />

Hängt bei uns vielleicht innerlich auch <strong>die</strong><br />

Uhr über <strong>de</strong>m Kreuz? Sind wir in unseren<br />

Gemeinschaften nicht oft so mit unserem<br />

eigenen Programm ausgelastet, mit unseren<br />

vielen guten I<strong>de</strong>en, mit unserem Bemühen,<br />

<strong>die</strong> Menschen mit immer wie<strong>de</strong>r neuen Ansätzen<br />

auch missionarisch <strong>und</strong> diakonisch<br />

zu erreichen, unsere G<strong>es</strong>ellschaft wie das<br />

Salz <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zu durchdringen – so sehr,<br />

dass wir mit hängen<strong>de</strong>r<br />

Zunge nur<br />

Ist wirklich noch<br />

<strong>die</strong> Ruhe da, um<br />

noch Zeit haben<br />

<strong>die</strong> Mitte <strong>die</strong> Mitte<br />

um unser eigen<strong>es</strong><br />

sein zu lassen?<br />

Programm zu<br />

bewältigen? Ist wirklich noch <strong>die</strong> Ruhe da,<br />

um <strong>die</strong> Mitte <strong>die</strong> Mitte sein zu lassen? J<strong>es</strong>us<br />

Christus! Wie g<strong>es</strong>agt: Das ist zunächst mal<br />

eine Frage an uns selber.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Diakonie erlebe ich, wie viele<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen unglaublich<br />

unter Druck stehen: Die Taktung in <strong>de</strong>r<br />

sozialen Arbeit ist immer enger g<strong>es</strong>trickt,<br />

<strong>die</strong> finanziellen Vorgaben sind immer knapper,<br />

<strong>die</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen immer höher. Auch<br />

da hat man <strong>de</strong>n Eindruck, dass <strong>die</strong> Uhr über<br />

allem hängt. Eben auch über <strong>de</strong>m Anliegen,<br />

<strong>de</strong>n Menschen zum Beispiel im Pflegeheim<br />

mehr zu geben als nur „satt <strong>und</strong> sauber“:<br />

ein wenig Zuwendung o<strong>de</strong>r <strong>die</strong> Zeit, um<br />

miteinan<strong>de</strong>r ein Vaterunser zu beten.<br />

Die Uhr scheint zum Gott gewor<strong>de</strong>n zu sein<br />

in unserem Land. Ich <strong>de</strong>nke mir manchmal,<br />

ob wir nicht, bevor wir in <strong>die</strong> Kirche gehen,<br />

unsere Uhren ablegen sollten. Wäre das<br />

nicht ein Akt <strong>de</strong>r Befreiung? Wir könnten<br />

erfahren, dass <strong>de</strong>r „Gott Zeitdruck“<br />

nicht auch noch in unserer Kirche <strong>und</strong> in<br />

unseren Zusammenkünften <strong>die</strong> Herrschaft<br />

28<br />

<strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 29


Christustag<br />

Christustag<br />

haben muss. Wie leicht erwische ich mich<br />

dabei, dass mir als Pfarrer im Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst<br />

<strong>de</strong>r Gedanke durch <strong>de</strong>n Kopf schießt: „O<br />

weh, was für ein lang<strong>es</strong> Vorspiel hat sich<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Organist heute ausg<strong>es</strong>ucht. Und<br />

<strong>die</strong> L<strong>es</strong>ung aus <strong>de</strong>m Alten T<strong>es</strong>tament ist ja<br />

auch so lang …“ Ich habe mir daher vorgenommen,<br />

dass ich im Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst, wenn<br />

<strong>die</strong> Glocken geläutet <strong>und</strong> wir im Namen d<strong>es</strong><br />

dreieinigen Gott<strong>es</strong> begonnen haben, nicht<br />

mehr auf <strong>die</strong> Uhr schaue, solange wir in<br />

Gott<strong>es</strong> Gegenwart zusammen feiern.<br />

Wir brauchen in<br />

unserer Zeit<br />

<strong>die</strong> Einfachheit,<br />

<strong>die</strong> Klarheit <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Konzentration.<br />

Wir brauchen in<br />

unserer Zeit <strong>die</strong><br />

Einfachheit, <strong>die</strong><br />

Klarheit <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Konzentration.<br />

Es gibt auch eine Sehnsucht danach, selbst<br />

wenn wir oft an<strong>de</strong>rs leben, auch in <strong>de</strong>r<br />

Kirche. Viele Sitzungen, an <strong>de</strong>nen wir teilnehmen,<br />

sind sicher notwendig; auch <strong>die</strong><br />

Themen, <strong>die</strong> wir behan<strong>de</strong>ln, sind wichtig.<br />

Aber wir haben doch <strong>die</strong> Sehnsucht, dass<br />

wir wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kopf frei kriegen. Für <strong>die</strong><br />

Mitte, für das, von <strong>de</strong>m all<strong>es</strong> an<strong>de</strong>re lebt.<br />

Ich stelle mir das so vor wie eine Bergwan<strong>de</strong>rung.<br />

Man lässt <strong>die</strong> dicke Luft d<strong>es</strong> Tal<strong>es</strong><br />

einmal hinter sich, mitsamt <strong>de</strong>m Autoverkehr,<br />

<strong>de</strong>n Staus <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Hektik <strong>und</strong> steigt<br />

auf <strong>de</strong>n Berg. Je höher man kommt, d<strong>es</strong>to<br />

weiter wird <strong>de</strong>r Blick, d<strong>es</strong>to reiner wird <strong>die</strong><br />

Luft, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sonne verleiht allem so klare<br />

Konturen. So bekommt man auch <strong>de</strong>n Kopf<br />

wie<strong>de</strong>r frei.<br />

Auf solch eine Bergwan<strong>de</strong>rung möchte ich<br />

<strong>Sie</strong> nun mitnehmen – <strong>und</strong> dazu müssen<br />

wir noch nicht mal mit <strong>de</strong>m Auto in Richtung<br />

Berge fahren. Wir wollen einen Weg<br />

mitgehen, <strong>de</strong>n J<strong>es</strong>us gegangen ist. Er war ja<br />

auch unglaublich einge<strong>de</strong>ckt mit <strong>de</strong>n Problemen<br />

seiner Zeit. In manchen Bibelszenen<br />

ist zu spüren, dass <strong>es</strong> auch J<strong>es</strong>us manchmal<br />

zu viel wur<strong>de</strong>, mit all <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />

<strong>die</strong> auf ihn eing<strong>es</strong>türmt sind. So ist er nun<br />

einmal mit drei <strong>de</strong>r Jünger, <strong>die</strong> ihm am<br />

allernächsten stan<strong>de</strong>n, auf einen hohen<br />

Berg gewan<strong>de</strong>rt: Petrus, Johann<strong>es</strong> <strong>und</strong><br />

Jakobus. Sicher sind sie beim Wan<strong>de</strong>rn ins<br />

Schwitzen gekommen, aber als sie dann<br />

oben waren – <strong>die</strong> Tradition geht davon aus,<br />

dass <strong>es</strong> <strong>de</strong>r Berg Tabor war – tat sich ihnen<br />

ein w<strong>und</strong>erbar<strong>es</strong> Panorama auf. Der Blick<br />

weitete sich.<br />

Wie sie ihre Augen vom Tal abwen<strong>de</strong>n,<br />

verän<strong>de</strong>rt sich aber auch dramatisch ihr<br />

Blick auf <strong>de</strong>n Meister. Drunten hatte er sie<br />

erst vor kurzem in Verwirrung g<strong>es</strong>türzt,<br />

als er ihnen g<strong>es</strong>agt hatte, dass ihm Lei<strong>de</strong>n<br />

bevorsteht. Das hatte Angst, Wi<strong>de</strong>rstand<br />

<strong>und</strong> Konfusion in ihren Herzen ausgelöst.<br />

Doch hier auf <strong>de</strong>m Berg ist kein Dunkel<br />

mehr: Als sie ihren Meister anschauen, ist<br />

er plötzlich ganz verwan<strong>de</strong>lt: Er leuchtet wie<br />

von innen heraus, seine Klei<strong>de</strong>r <strong>und</strong> sein<br />

G<strong>es</strong>icht strahlen wie <strong>die</strong> Sonne. Er steht wie<br />

in einem überirdischen Glanz. Es ist so, als<br />

wür<strong>de</strong> endlich <strong>die</strong> Herrlichkeit <strong>und</strong> Größe,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Jünger immer geahnt hatten, aber<br />

nie b<strong>es</strong>chreiben konnten, plötzlich vor ihren<br />

Augen sonnenklar aufgehen.<br />

Und <strong>es</strong> stehen plötzlich zwei G<strong>es</strong>talten<br />

neben J<strong>es</strong>us: Mose <strong>und</strong> Elia. Mose, <strong>de</strong>r das<br />

Volk Israel in <strong>die</strong> Freiheit geführt <strong>und</strong> ihnen<br />

das G<strong>es</strong>etz gegeben hat. Und Elia, jener<br />

Eiferer für <strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>r in einer ganz<br />

kritischen Zeit für <strong>de</strong>n Ein-Gott-Glauben<br />

gekämpft hat. Zwei Männer, <strong>die</strong> eigentlich<br />

längst tot sein müssten, stehen neben J<strong>es</strong>us.<br />

Wahrscheinlich hat <strong>es</strong> <strong>die</strong> Jünger erst mal<br />

ein bisschen gegruselt. An<strong>de</strong>rerseits ist <strong>es</strong><br />

herrlich, J<strong>es</strong>us im Kreis di<strong>es</strong>er legendären<br />

Gott<strong>es</strong>männer zu sehen. Schnell sagt<br />

Petrus: Können wir di<strong>es</strong>en Moment nicht<br />

f<strong>es</strong>thalten? Einen Moment solcher Herrlichkeit<br />

<strong>und</strong> Klarheit! Wir frieren sozusagen <strong>die</strong><br />

Szene ein, <strong>und</strong> wir gehen auch nicht mehr<br />

hinunter von di<strong>es</strong>em w<strong>und</strong>erbaren Berg.<br />

Ich kann sehr gut verstehen, was Petrus<br />

bewegt: Aus di<strong>es</strong>er Klarheit wollen wir<br />

nie wie<strong>de</strong>r weg. Nicht wie<strong>de</strong>r zurück ins<br />

Getümmel unten im Tal, wo <strong>es</strong> so viele<br />

Unklarheiten <strong>und</strong> Debatten <strong>und</strong> Schwierigkeiten<br />

gibt. Allerdings schreibt Markus<br />

hier: Petrus wusste nicht, was er da re<strong>de</strong>te.<br />

Stattd<strong>es</strong>sen re<strong>de</strong>t nun ein an<strong>de</strong>rer. Eine<br />

Stimme, <strong>es</strong> kann nur <strong>die</strong> Stimme Gott<strong>es</strong><br />

sein, sagt: „Das ist mein geliebter Sohn, <strong>de</strong>n<br />

sollt ihr hören.“<br />

Eigentlich ist das ein Affront. Den sollt<br />

ihr hören. Nicht Mose <strong>und</strong> nicht Elia. Gott<br />

selber erklärt zwei seiner wichtigsten G<strong>es</strong>andten<br />

zu Nebenfiguren. Hat nicht Israel<br />

<strong>die</strong> ganzen Jahrh<strong>und</strong>erte nur überlebt,<br />

in<strong>de</strong>m <strong>es</strong> auf Mose hörte, auf sein G<strong>es</strong>etz?<br />

Hat nicht Israel immer in <strong>de</strong>r Spur d<strong>es</strong> Elia<br />

gelebt, <strong>de</strong>r ihnen sagte: „Es gibt nur einen<br />

Gott. Tut alle Abgötterei weg.“ Und jetzt<br />

sagt Gott: „Das ist mein geliebter Sohn, <strong>de</strong>n<br />

sollt ihr hören.“ Kein Wort mehr von Elia<br />

<strong>und</strong> Mose. Und dann heißt <strong>es</strong> auch noch<br />

ausdrücklich: Als sie ihre Augen auftaten,<br />

sahen sie nieman<strong>de</strong>n als J<strong>es</strong>us allein.<br />

Der Blick auf J<strong>es</strong>us allein – das ist <strong>die</strong><br />

Konzentration, <strong>die</strong> Freiheit <strong>und</strong> <strong>die</strong> Klarheit,<br />

von <strong>de</strong>r all<strong>es</strong> ausgeht, was wir Christen<br />

brauchen. Das<br />

heißt nicht, dass<br />

<strong>die</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

Dinge nicht<br />

Der Blick auf J<strong>es</strong>us<br />

allein – das ist <strong>die</strong><br />

Konzentration, <strong>die</strong><br />

Freiheit <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Klarheit, von <strong>de</strong>r all<strong>es</strong><br />

ausgeht, was wir<br />

Christen brauchen.<br />

wichtig <strong>und</strong><br />

nicht von Gott<br />

g<strong>es</strong>andt wären.<br />

Denken <strong>Sie</strong> an<br />

Mose: Man kann nur bew<strong>und</strong>ern, wie sein<br />

G<strong>es</strong>etz durch <strong>die</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte das Volk<br />

Israel getragen hat. In <strong>de</strong>r intensiven B<strong>es</strong>chäftigung<br />

mit <strong>de</strong>r Tora, <strong>die</strong> im Ju<strong>de</strong>ntum<br />

praktiziert wird, ist ein großartig<strong>es</strong> Ernstnehmen<br />

d<strong>es</strong> Wort<strong>es</strong> Gott<strong>es</strong> spürbar, vor<br />

<strong>de</strong>m man nur Hochachtung haben kann.<br />

Und doch sagt Gott jetzt: Das muss zur<br />

Seite treten, <strong>es</strong> bekommt eine Nebenrolle.<br />

Ich <strong>de</strong>nke, dass auch manch<strong>es</strong>, was wir<br />

an Debatten führen – <strong>de</strong>nken <strong>Sie</strong> an <strong>die</strong><br />

Debatten um das Zusammenleben gleichg<strong>es</strong>chlechtlicher<br />

Paare – zwar sehr wichtig ist;<br />

aber <strong>es</strong> muss doch <strong>die</strong> Nebenrolle bleiben.<br />

Nicht in <strong>de</strong>m Sinn, dass wir sagen, „Soll‘s<br />

halt je<strong>de</strong>r machen, wie er meint“ – nein.<br />

Man muss über Fragen, wie das Leben als<br />

Christ zu g<strong>es</strong>talten ist, ganz intensiv ringen<br />

<strong>und</strong> gut aufeinan<strong>de</strong>r hören <strong>und</strong> sich sehr<br />

ernst nehmen. Aber eben unter <strong>de</strong>r Überschrift:<br />

Das ist „Mose“, das ist Nebenrolle.<br />

Wir dürfen dadurch kein<strong>es</strong>falls <strong>de</strong>n Blick<br />

30 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 31


Christustag<br />

Christustag<br />

verlieren für das Zentrum, für Christus, von<br />

<strong>de</strong>m all<strong>es</strong> ausgeht.<br />

Ähnlich<strong>es</strong> gilt auch für Elia. Ich weiß<br />

manchmal nicht, ob ich ihn bew<strong>und</strong>ern<br />

soll, o<strong>de</strong>r ob ich mich innerlich distanzieren<br />

soll von ihm. Ein Mann allein auf verlorenem<br />

Posten, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>m alten Glauben<br />

an <strong>de</strong>n einen Gott Israels f<strong>es</strong>thielt, als das<br />

überhaupt nicht im Trend lag, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

Polytheismus „in“ war. Elia hatte <strong>de</strong>n Mut<br />

dagegen anzugehen. Das ist bew<strong>und</strong>ernswert.<br />

Aber <strong>die</strong> Mittel? Denken <strong>Sie</strong> daran,<br />

dass er <strong>die</strong> ganzen Baalspri<strong>es</strong>ter töten ließ,<br />

als er einen Moment d<strong>es</strong> Triumphs erlebte.<br />

Das wird in <strong>de</strong>r Bibel nicht kritisiert, <strong>und</strong><br />

ich will <strong>es</strong> auch nicht kritisieren. Aber ich<br />

schau<strong>de</strong>re davor zurück: Das kann doch<br />

b<strong>es</strong>timmt nicht mehr unser Weg sein. Wir<br />

müssen sagen: Elia, das war <strong>de</strong>ine Zeit, wir<br />

leben jetzt in <strong>de</strong>r Christus-Zeit. Was dir,<br />

Elia, wichtig war, leben wir jetzt in ganz<br />

an<strong>de</strong>rer Form.<br />

Denken wir an <strong>die</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen,<br />

in <strong>de</strong>nen wir uns heute auf <strong>de</strong>m religiösen<br />

Feld befin<strong>de</strong>n, an <strong>die</strong> Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

durch an<strong>de</strong>re Religionen, aber auch durch<br />

eine neue, aggr<strong>es</strong>sive Religionsverachtung.<br />

Zuletzt haben wir das bei <strong>de</strong>n Diskussionen<br />

um jenen islam-feindlichen Film im Internet<br />

g<strong>es</strong>pürt, als viele Muslime auf <strong>die</strong> Straße<br />

gegangen sind. Dass das zum Teil mit<br />

Gewalt g<strong>es</strong>chehen ist, ist in keiner Weise<br />

akzeptabel. Aber ich habe Verständnis für<br />

<strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> nicht wollen, dass das, was<br />

ihnen b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>rs heilig ist, in <strong>de</strong>n Schmutz<br />

gezogen wird.<br />

Auf einem Foto sah ich eine muslimische<br />

Frau mit einem Plakat: „Nein zur Beleidigungsfreiheit“.<br />

Ja, das könnte ich auch<br />

unterschreiben. Können wir <strong>es</strong> einfach so<br />

hinnehmen, dass unsere Zeit <strong>es</strong> für nötig<br />

hält, all<strong>es</strong> <strong>und</strong> je<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Schmutz zu<br />

ziehen? Ob <strong>es</strong> Politiker sind, o<strong>de</strong>r Religionen,<br />

ob <strong>es</strong> <strong>de</strong>r Papst ist, J<strong>es</strong>us Christus o<strong>de</strong>r<br />

eben Mohammed? All<strong>es</strong> wird durch <strong>de</strong>n Kakao<br />

gezogen, karikiert, lächerlich gemacht<br />

o<strong>de</strong>r sogar übel g<strong>es</strong>chmäht. Ich wür<strong>de</strong><br />

sagen: Ja zur Meinungsfreiheit, aber nein<br />

zur Beleidigungsfreiheit. Ich bin zwar nicht<br />

<strong>de</strong>r Ansicht, dass wir einen verän<strong>de</strong>rten<br />

Blasphemie-Paragraphen brauchen, weil<br />

das viel zu schwierig zu handhaben ist. Aber<br />

ich wünsche mir, dass in unserem Land<br />

wie<strong>de</strong>r ein neuer R<strong>es</strong>pekt einkehrt. Nicht<br />

nur was Religionen betrifft, son<strong>de</strong>rn auch,<br />

was Menschen <strong>und</strong> ihre Wür<strong>de</strong> betrifft.<br />

In di<strong>es</strong>em Punkt fühle ich mich nahe bei<br />

<strong>de</strong>n friedlich prot<strong>es</strong>tieren<strong>de</strong>n Muslimen,<br />

Ein<strong>es</strong> unterschei<strong>de</strong>t uns aber doch. Als<br />

Christen wissen wir, dass <strong>es</strong> von Anbeginn<br />

das Los von J<strong>es</strong>us Christus war, herabgewürdigt<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Das Kreuz selber<br />

war nichts an<strong>de</strong>r<strong>es</strong> als <strong>de</strong>r Versuch, J<strong>es</strong>us<br />

nicht nur zu töten, son<strong>de</strong>rn ihn auch zu<br />

verunglimpfen, ihn zu b<strong>es</strong>chämen: er hing<br />

ja nackt am Kreuz, in aller Öffentlichkeit.<br />

Und <strong>die</strong> erste Zeichnung d<strong>es</strong> Kreuz<strong>es</strong>, <strong>die</strong><br />

man bei Ausgrabungen in Rom gef<strong>und</strong>en<br />

hat, zeigt bekanntlich J<strong>es</strong>us am Kreuz mit<br />

einem Eselskopf. Daneben ein Christ, von<br />

<strong>de</strong>m <strong>es</strong> heißt: „Alexamenos betet (seinen)<br />

Gott an“.<br />

So sehr wir als Christen gegen <strong>die</strong> Diffamierung<br />

d<strong>es</strong> Glaubens, <strong>die</strong> Beleidigung Gott<strong>es</strong><br />

selbst aufstehen wer<strong>de</strong>n, müssen wir doch<br />

gleichzeitig wissen: Es war von Anfang<br />

an sein Schicksal, immer wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Schmutz getreten zu wer<strong>de</strong>n. D<strong>es</strong>wegen<br />

wer<strong>de</strong>n wir an di<strong>es</strong>em Punkt nicht han<strong>de</strong>ln<br />

können wie hitzige Muslime, <strong>die</strong> auf Herabwürdigung<br />

ihr<strong>es</strong> Glaubens mit Gewalt<br />

antworten. Da zieht sich eine Wasserschei<strong>de</strong><br />

zwischen <strong>de</strong>n Religionen hindurch.<br />

Für Muslime sind Allah <strong>und</strong> sein Prophet<br />

immer weit erhöht <strong>und</strong> getrennt von <strong>de</strong>n<br />

menschlichen Nie<strong>de</strong>rungen. All<strong>es</strong>, was Gott<br />

ins Getümmel d<strong>es</strong> menschlichen Lebens hinabziehen<br />

will, ist für Muslime eine Lästerung.<br />

Als Christen wissen wir dagegen, dass<br />

Christus gleichzeitig <strong>de</strong>r Höchste ist, von<br />

<strong>de</strong>m das Licht ausgeht, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Dreck hinabg<strong>es</strong>tiegen ist, um <strong>die</strong> Menschen<br />

dort zu erreichen <strong>und</strong> um ihnen gera<strong>de</strong> dort<br />

beizustehen.<br />

Hier zeigt sich tatsächlich ein Unterschied<br />

zwischen <strong>de</strong>n Religionen. Man kann mit<br />

Hochachtung von <strong>de</strong>n Muslimen sprechen,<br />

das sollten wir auch. Aber all<strong>es</strong> in einen<br />

Topf zu werfen <strong>und</strong> zu meinen, <strong>es</strong> sei letztlich<br />

all<strong>es</strong> das gleiche, das wür<strong>de</strong> genau das<br />

Größte zur Seite schieben, das wir haben:<br />

Eben Christus! Weil er allein <strong>de</strong>rjenige ist,<br />

<strong>de</strong>r in Gott<strong>es</strong> Namen nach unten g<strong>es</strong>tiegen<br />

ist. Eben di<strong>es</strong> hat J<strong>es</strong>us auch seinen Jüngern<br />

in <strong>de</strong>r Szene zugemutet, über <strong>die</strong> wir heute<br />

nach<strong>de</strong>nken. Erst waren sie oben in <strong>de</strong>r<br />

Klarheit auf <strong>de</strong>m Berg <strong>und</strong> sahen nieman<strong>de</strong>n<br />

als J<strong>es</strong>us allein. Doch dann ging <strong>es</strong> sofort<br />

hinunter ins Getümmel. Mitten hinein<br />

in <strong>de</strong>n Streit <strong>de</strong>r Theologen, mitten hinein<br />

in das Leid <strong>de</strong>r Welt. Markus berichtet <strong>es</strong><br />

höchst anschaulich <strong>und</strong> kontrastreich.<br />

Ein Gedanke ist mir in all <strong>de</strong>m noch wichtig.<br />

Man könnte di<strong>es</strong>en Satz „<strong>Sie</strong> sahen<br />

niemand als J<strong>es</strong>us allein“ für eine fürchterliche<br />

Verengung halten, für einen harschen<br />

Dogmatismus, <strong>de</strong>m man entgegenhalten<br />

müsste: Seid doch nicht so eng. Warum<br />

immer nur <strong>die</strong> B<strong>es</strong>chränkung auf einen einzigen<br />

Punkt? Doch <strong>es</strong> ist genau umgekehrt:<br />

Wer auf J<strong>es</strong>us allein schaut, wird ungemein<br />

weitsichtig <strong>und</strong> weitherzig. Weitsichtig,<br />

weil er von J<strong>es</strong>us aus in <strong>die</strong> Welt schaut<br />

mit ihren auch<br />

intellektuellen<br />

Fragen <strong>und</strong> Problemen.<br />

Die Konzentration<br />

auf<br />

Die Konzentration<br />

auf Christus führt<br />

in eine unglaubliche<br />

Freiheit d<strong>es</strong><br />

Denkens. Vor allem<br />

aber führt sie in eine<br />

Weite d<strong>es</strong> Herzens,<br />

weil J<strong>es</strong>us selber<br />

di<strong>es</strong>e Weite d<strong>es</strong><br />

Herzens verkörpert.<br />

Christus führt<br />

in eine unglaubliche<br />

Freiheit<br />

d<strong>es</strong> Denkens.<br />

Vor allem aber<br />

führt sie in eine<br />

Weite d<strong>es</strong> Herzens, weil J<strong>es</strong>us selber di<strong>es</strong>e<br />

Weite d<strong>es</strong> Herzens verkörpert. Als er vom<br />

Berg <strong>de</strong>r Verklärung herabsteigt, trifft er auf<br />

einen verzweifelten Vater, <strong>de</strong>r um Hilfe für<br />

seinen kranken Sohn bittet: Wenn du etwas<br />

kannst, dann hilf mir, sagt er in seiner Verzweiflung.<br />

Eigentlich nicht sehr fre<strong>und</strong>lich<br />

gegenüber J<strong>es</strong>us. Und doch sagt J<strong>es</strong>us zu<br />

ihm: All<strong>es</strong> ist möglich <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r glaubt. Der<br />

Vater, <strong>de</strong>r um seinen schwachen Glauben<br />

weiß, antwortet: Das schaffe ich nicht allein;<br />

das einzige, was ich noch glauben kann ist,<br />

dass du mir in meinem Unglauben hilfst.<br />

Di<strong>es</strong><strong>es</strong> bisschen Glaube reicht J<strong>es</strong>us, weil er<br />

ein ganz weit<strong>es</strong> Herz hat. Er hilft <strong>de</strong>r Familie,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sohn wird g<strong>es</strong><strong>und</strong>.<br />

Di<strong>es</strong>e Art <strong>de</strong>r Barmherzigkeit gewinnt man<br />

allein, wenn man auf J<strong>es</strong>us schaut. Wer in<br />

seiner Nachfolge unterwegs ist, wer ihn sieht,<br />

<strong>de</strong>r lernt bei ihm, ein ganz groß<strong>es</strong> Herz für<br />

<strong>die</strong> Menschen mit ihren vielfältigsten Regungen<br />

<strong>und</strong> Schicksalen zu bekommen. Allein<br />

32 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 33


Christustag<br />

Christustag<br />

auf J<strong>es</strong>us zu sehen macht also nicht eng,<br />

son<strong>de</strong>rn weit.<br />

<strong>Liebe</strong> Schw<strong>es</strong>tern <strong>und</strong> Brü<strong>de</strong>r, <strong>die</strong> Wi<strong>de</strong>rsprüche,<br />

Verwirrungen <strong>und</strong> Belastungen<br />

d<strong>es</strong> Lebens wer<strong>de</strong>n uns bleiben. Aber wenn<br />

wir ab <strong>und</strong> zu auf <strong>de</strong>n Berg steigen, in<br />

unserer stillen Zeit o<strong>de</strong>r an Tagen wie heute,<br />

<strong>und</strong> wenn wir wie<strong>de</strong>r klar sehen, was<br />

eigentlich in <strong>de</strong>r Mitte steht <strong>und</strong> von wem<br />

eigentlich das Licht ausgeht, dann wird das<br />

auch das verän<strong>de</strong>rn, was wir dann unten<br />

im Alltagsgetümmel tun. n<br />

In keinem<br />

an<strong>de</strong>ren<br />

ist das Heil<br />

Auszüge aus einer Predigt<br />

beim Christustag in Straubing<br />

Von Pfarrer Gerhard Muck<br />

„Een shem achèr“ – „Kein an<strong>de</strong>rer Name<br />

unter <strong>de</strong>m ganzen Himmel ist <strong>de</strong>n Menschen<br />

zur Rettung gegeben als <strong>de</strong>r Name<br />

d<strong>es</strong> M<strong>es</strong>sias J<strong>es</strong>us...“ singen <strong>die</strong> G<strong>es</strong>chwister<br />

einer m<strong>es</strong>sianischen Gemein<strong>de</strong> in<br />

Tel-Aviv. Das Lied ist bei ihnen entstan<strong>de</strong>n<br />

unter enormem Druck <strong>de</strong>r ultraorthodoxen<br />

jüdischen Fraktion, <strong>die</strong> all<strong>es</strong> daran setzt,<br />

<strong>die</strong> Verkündigung von J<strong>es</strong>us, <strong>de</strong>m M<strong>es</strong>sias<br />

zu unterdrücken.<br />

Internet-Terror mit Hacker-Angriffen, üble<br />

Verleumdungen bis hinein in <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n,<br />

Anklagen wegen „unerlaubter Mission“<br />

in einem bewusst <strong>de</strong>mokratischen Staat<br />

mit Religionsfreiheit, Anschläge auf das<br />

Gemein<strong>de</strong>zentrum – einige Pläne wur<strong>de</strong>n<br />

rechtzeitig ent<strong>de</strong>ckt <strong>und</strong> konnten verhin<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n, doch einmal entstand erheblicher<br />

Sachscha<strong>de</strong>n durch eine Benzinbombe.<br />

Trotz di<strong>es</strong>er Schwierigkeiten bekennen<br />

sie J<strong>es</strong>us Christus als ihren M<strong>es</strong>sias <strong>und</strong><br />

schämen sich nicht dafür, dass sie als<br />

unwürdige Bürger ang<strong>es</strong>chaut <strong>und</strong> gehasst<br />

wer<strong>de</strong>n, dass sogar versucht wird, einigen<br />

wegen ihr<strong>es</strong> Bekenntniss<strong>es</strong> zu J<strong>es</strong>us <strong>die</strong><br />

Staatsangehörigkeit abzuerkennen. Trotz<br />

alle<strong>de</strong>m beten sie für ihre Volksgenossen,<br />

auch für <strong>die</strong> ultra-orthodoxen, <strong>die</strong> sie<br />

verfolgen.<br />

„Und stell dir vor“, so erzählt mir <strong>de</strong>r Jugendleiter:<br />

„J<strong>es</strong>us ist so gewaltig am Werk,<br />

dass er wie<strong>de</strong>r einem bisher orthodoxen<br />

jüdischer Rabbiner <strong>die</strong> Augen dafür geöffnet<br />

hat, dass er tatsächlich <strong>de</strong>r M<strong>es</strong>sias<br />

<strong>und</strong> Sohn Gott<strong>es</strong> ist. Di<strong>es</strong>er Mann hat <strong>die</strong><br />

Seiten gewechselt wie damals Paulus.“<br />

„Wir können <strong>es</strong> nicht lassen, von <strong>de</strong>m zu<br />

re<strong>de</strong>n, was wir g<strong>es</strong>ehen <strong>und</strong> gehört haben“,<br />

bekannten Petrus <strong>und</strong> Johann<strong>es</strong> um das<br />

Jahr 30. Es waren wahrscheinlich nur<br />

wenige Wochen vergangen, seit J<strong>es</strong>us <strong>de</strong>r<br />

Auferstan<strong>de</strong>ne in <strong>die</strong> Dimensionen <strong>de</strong>r<br />

für uns unsichtbaren Welt Gott<strong>es</strong> entrückt<br />

wur<strong>de</strong>; nur wenige Wochen seit er im Heiligen<br />

Geist von Jerusalem aus an Pfingsten<br />

seine Gemein<strong>de</strong> hat entstehen lassen. Die<br />

Apostel behielten ihre Gewohnheit bei,<br />

regelmäßig in <strong>de</strong>n Tempel zu gehen. Dort<br />

saßen am Tor Behin<strong>de</strong>rte, <strong>die</strong> für ihren Lebensunterhalt<br />

Geld erbetteln sollten. Ein<strong>es</strong><br />

Tag<strong>es</strong> wussten sich Petrus <strong>und</strong> Johann<strong>es</strong><br />

vom Heiligen Geist gedrängt, einem<br />

Gelähmten zu helfen, <strong>de</strong>r in seinem ganzen<br />

Leben noch nie laufen konnte. Geld hatten<br />

sie nicht. So konnten sie nur im Namen<br />

J<strong>es</strong>u um seine Heilung bitten <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n<br />

erhört. Der Lahme sprang im Tempel<br />

herum <strong>und</strong> lobte Gott. Die Menschen, <strong>die</strong><br />

ihn kannten, w<strong>und</strong>erten sich, weil sie ihn<br />

noch nie so g<strong>es</strong>ehen hatten. Nun war <strong>die</strong><br />

Gelegenheit, auch <strong>de</strong>r Auftrag, von Gott zu<br />

re<strong>de</strong>n. Petrus <strong>und</strong> Johann<strong>es</strong> bezeugten, dass<br />

<strong>es</strong> J<strong>es</strong>us war, <strong>de</strong>r Gekreuzigte <strong>und</strong> Auferstan<strong>de</strong>ne,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Lahmen g<strong>es</strong><strong>und</strong> gemacht<br />

hatte. <strong>Sie</strong> mussten auch davon re<strong>de</strong>n, dass<br />

je<strong>de</strong>r Mensch ohne eine lebendige Beziehung<br />

zu J<strong>es</strong>us verloren ist.<br />

Das war <strong>de</strong>n religiösen Führern entschie<strong>de</strong>n<br />

zu intolerant. Denn wenn das stimmte,<br />

wären ja auch sie verloren. D<strong>es</strong>halb sperrte<br />

man <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n Apostel über Nacht ein,<br />

um ihnen <strong>de</strong>n Proz<strong>es</strong>s zu machen, was in<br />

Apostelg<strong>es</strong>chichte 4, 5-20 g<strong>es</strong>chil<strong>de</strong>rt wird.<br />

Vier Punkte wer<strong>de</strong>n dabei <strong>de</strong>utlich.<br />

1. J<strong>es</strong>us Christus, <strong>de</strong>n Gekreuzigten<br />

<strong>und</strong> Auferstan<strong>de</strong>nen zu bezeugen,<br />

kann gefährlich wer<strong>de</strong>n.<br />

Was damals passiert ist, g<strong>es</strong>chieht heute<br />

fast überall auf <strong>de</strong>r Welt. Sogar in einem<br />

freien, <strong>de</strong>mokratischen Land wie Israel erleben<br />

Menschen, <strong>die</strong> sich zu J<strong>es</strong>us <strong>de</strong>m Sohn<br />

Gott<strong>es</strong> bekennen, Verachtung, Schikanen<br />

<strong>und</strong> zum Teil auch Druck. Ganz zu schweigen<br />

von Diktaturen wie in Nordkorea, wo<br />

<strong>de</strong>r Herrscher von seinen Leuten verlangt,<br />

<strong>de</strong>m Standbild sein<strong>es</strong> Großvaters Kim-Il-<br />

Sung Ehre zu erweisen. Wer das verweigert,<br />

weil er seine Knie nur vor J<strong>es</strong>us Christus<br />

beugt, kommt ins Straflager. Viele Christen<br />

kommen von dort nicht mehr lebendig<br />

heraus.<br />

2. Trotz Drohungen <strong>und</strong> Gefährdung<br />

wirkt <strong>de</strong>r Auferstan<strong>de</strong>ne durch seine<br />

Zeugen.<br />

Die Menschen sehen: Der Preis, <strong>de</strong>n man<br />

für das Bekenntnis zu J<strong>es</strong>us zahlen muss,<br />

ist hoch. Trotz<strong>de</strong>m wächst <strong>die</strong> Gemein<strong>de</strong><br />

J<strong>es</strong>u im Untergr<strong>und</strong>. J<strong>es</strong>us hat versprochen,<br />

dass <strong>die</strong> Pforten <strong>de</strong>r Hölle seine Gemein<strong>de</strong><br />

nicht überwältigen können. Heute sehen<br />

wir das in China: Die furchtbaren Gewalttaten<br />

an Christen während <strong>de</strong>r so genannten<br />

„Kulturrevolution“ <strong>und</strong> danach haben nur<br />

umso <strong>de</strong>utlicher <strong>die</strong> Kraft d<strong>es</strong> Geist<strong>es</strong> J<strong>es</strong>u<br />

gezeigt. Ein chin<strong>es</strong>ischer Bibelschmuggler,<br />

<strong>de</strong>r gefragt wur<strong>de</strong>, ob er <strong>de</strong>nn nicht wisse,<br />

dass di<strong>es</strong> sein Leben kosten könne, sagte<br />

damals: „Dann bin ich nur noch eher bei<br />

meinem Herrn.“<br />

3. Mission g<strong>es</strong>chieht auch vor <strong>de</strong>m<br />

Religionsgericht, weil <strong>de</strong>r Geist J<strong>es</strong>u<br />

in <strong>de</strong>n Seinen am Werk ist.<br />

Die Mächtigen <strong>und</strong> Klugen wer<strong>de</strong>n ratlos<br />

34 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 35


Christustag<br />

Aus <strong>de</strong>n Gemeinschaften<br />

vor <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>ln Gott<strong>es</strong>. Das Religionsgericht<br />

in Jerusalem damals musste zugeben:<br />

Was hier gere<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> g<strong>es</strong>chah, kann<br />

man nicht Menschen zuschreiben, hier ist<br />

eine höhere Kraft am Werk. Ein Fre<strong>und</strong><br />

ist in einem muslimischen Land Christ<br />

gewor<strong>de</strong>n. Der Geheim<strong>die</strong>nst wur<strong>de</strong> auf<br />

ihn aufmerksam <strong>und</strong> verhörte ihn. Im<br />

Laufe d<strong>es</strong> Verhörs, bei <strong>de</strong>m mein Fre<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n Eindruck hatte, dass Gott ihm <strong>die</strong><br />

Worte in <strong>de</strong>n M<strong>und</strong> legt, sagte einer <strong>de</strong>r<br />

Richter: „Du klingst so überzeugend. Willst<br />

du mich wohl auch zu einem Christen<br />

machen?“ Di<strong>es</strong>er Richter spürte etwas von<br />

<strong>de</strong>r Kraft d<strong>es</strong> Geist<strong>es</strong> J<strong>es</strong>u <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> selbst<br />

davon angerührt. Weil er sich fürchtete,<br />

gegen <strong>de</strong>n lebendigen Gott zu han<strong>de</strong>ln,<br />

plä<strong>die</strong>rte er für Freispruch.<br />

4. Wir brauchen Prioritäten<br />

d<strong>es</strong> Gehorsams<br />

Petrus <strong>und</strong> Johann<strong>es</strong> stellen als Angeklagte<br />

ihre Richter vor das Gericht Gott<strong>es</strong>. <strong>Sie</strong><br />

machen ihren Richtern <strong>de</strong>utlich: Auch ihr<br />

braucht J<strong>es</strong>us <strong>de</strong>n Gekreuzigten <strong>und</strong> Auferstan<strong>de</strong>nen,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>es</strong> geht um das ewige Leben.<br />

Am En<strong>de</strong> wird nur noch zählen, ob wir<br />

ihm gehorcht haben. Vor ihm müssen sich<br />

auch alle, <strong>die</strong> jetzt noch das Sagen haben<br />

einmal verantworten.<br />

Vor wenigen Tagen war ich mit einem<br />

Sansibari, ich nenne ihn Christopher,<br />

zusammen. Er war Polizist <strong>und</strong> als Muslim<br />

auf <strong>de</strong>m Weg, Christ zu wer<strong>de</strong>n. Er<br />

erzählte mir von einem tiefgreifen<strong>de</strong>n<br />

Erlebnis: Auf <strong>de</strong>r Wache hatte er eine Bibel<br />

vor <strong>de</strong>n Schmähre<strong>de</strong>n seiner Kollegen in<br />

Schutz genommen. Als ihm ein Kollege<br />

mit einer automatischen Waffe drohte, sie<br />

entsicherte <strong>und</strong> auf ihn zielte – er wäre mit<br />

30 Schuss durchlöchert wor<strong>de</strong>n – konnte<br />

Christopher nur sagen: „Ich weiß, wo <strong>de</strong>r<br />

Weg hin geht. Ich habe aber Angst um dich.<br />

Wo willst du <strong>die</strong> Ewigkeit verbringen?“ Der<br />

Kollege brachte <strong>es</strong> nicht fertig, <strong>de</strong>n Abzug<br />

zu ziehen, obwohl er sich darum bemühte,<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> schließlich von seinen Kollegen<br />

überwältigt.<br />

Es muss nicht so dramatisch sein. Ich war<br />

einmal in einer Situation, wo mir ein Vorg<strong>es</strong>etzter<br />

drohte, weil ich ihm wi<strong>de</strong>rsprechen<br />

musste. Da musste ich ihm antworten: Mein<br />

erster Gehorsam gilt Gott <strong>und</strong> seinem Wort.<br />

Im Konfliktfall möchte ich ihm gehorchen<br />

<strong>und</strong> nicht einem Menschen – egal, was mir<br />

passiert. Im Stillen betete ich für mich: Herr<br />

J<strong>es</strong>us, lass <strong>de</strong>inen Geist so stark in mir sein,<br />

dass ich <strong>de</strong>r Versuchung wi<strong>de</strong>rstehen kann,<br />

Menschen mehr zu fürchten als Dich <strong>und</strong><br />

Dein Wort!<br />

Das ist auch mein Gebet <strong>und</strong> meine Bitte<br />

für Euch, liebe G<strong>es</strong>chwister in Christus.<br />

Amen. n<br />

Erfahrungen beim<br />

„Marsch für das Leben“<br />

in Berlin<br />

Von Dieter Lo<strong>es</strong>t<br />

(Fotos von Werner Thiele, Pro Vita)<br />

Wenn ich Menschen frage, ob sie <strong>de</strong>n Artikel<br />

1 unser<strong>es</strong> Gr<strong>und</strong>g<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> bejahen („Die<br />

Wür<strong>de</strong> d<strong>es</strong> Menschen ist unantastbar“),<br />

bekomme ich mehrheitlich zustimmen<strong>de</strong><br />

Antworten. Wenn ich <strong>die</strong> Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Person<br />

auf das ungeborene Leben eingrenze <strong>und</strong><br />

um eine Stellungnahme zur Realität <strong>de</strong>r<br />

Abtreibung in Deutschland bitte, wird das<br />

G<strong>es</strong>präch schon schwieriger. Gera<strong>de</strong> weil<br />

<strong>die</strong> Abtreibungspraxis in unserer G<strong>es</strong>ellschaft<br />

weithin akzeptiert wird, leisten Lebensrechtsorganisationen<br />

einen wichtigen<br />

Beitrag, auf das Recht zum Leben für <strong>die</strong><br />

Ungeborenen hinzuweisen, so beim Marsch<br />

für das Leben, an <strong>de</strong>m sich in di<strong>es</strong>em Jahr<br />

nach Polizeiangaben 3.000 Menschen beteiligt<br />

haben.<br />

Die K<strong>und</strong>gebung vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong><strong>es</strong>kanzleramt<br />

war geprägt von Berichten, wie <strong>de</strong>m einer<br />

17jährigen Mutter, <strong>de</strong>r nahe gelegt wor<strong>de</strong>n<br />

war, ihr Kind abzutreiben, <strong>die</strong> di<strong>es</strong>em<br />

„Rat“ aber nicht folgte <strong>und</strong> heute glückliche<br />

Mutter ist. Bei <strong>de</strong>m anschließen<strong>de</strong>n Zug<br />

zum Bran<strong>de</strong>nburger Tor, zum Potsdamer<br />

Platz <strong>und</strong> durch <strong>die</strong> Innenstadt bis zur St.<br />

Hedwigs Kathedrale (in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r abschließen<strong>de</strong><br />

Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nst stattfand) trugen <strong>die</strong><br />

Teilnehmer weiße Kreuze als Symbol für<br />

<strong>die</strong> getöteten Kin<strong>de</strong>r. Stets unter massivem<br />

Polizeischutz – ang<strong>es</strong>ichts <strong>de</strong>monstrieren<strong>de</strong>r<br />

Linksradikaler. Was für ein Kontrast, als<br />

<strong>die</strong> Teilnehmer gegen En<strong>de</strong> d<strong>es</strong> Marsch<strong>es</strong><br />

das Lied „Amazing grace“ intonierten,<br />

während <strong>die</strong> Gegen<strong>de</strong>monstranten „Go to<br />

hell“ schrien, o<strong>de</strong>r „Hätte Maria abgetrieben,<br />

wärt ihr uns erspart geblieben“. Und<br />

doch sind wir dankbar für <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

mitten in Berlin eine Lanze für das Leben<br />

zu brechen. Positiv auch, dass einige<br />

prominente Politiker <strong>und</strong> Kirchenvertreter<br />

Grußworte schickten (so Volker Kau<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Berliner Bischöfe Rainer Maria Woelki<br />

<strong>und</strong> Markus Droege)– vielleicht könnten<br />

sich künftig auch mehr von ihnen an <strong>de</strong>m<br />

Marsch beteiligen.<br />

Zum Programm d<strong>es</strong> Wochenend<strong>es</strong> gehörte<br />

übrigens noch ein inter<strong>es</strong>santer Vortrag d<strong>es</strong><br />

katholischen Sozialwissenschaftlers <strong>und</strong><br />

Ethikers Manfred Spieker. Er entfaltete darin<br />

Fragen d<strong>es</strong> Lebensschutz<strong>es</strong> bis hin zur<br />

Thematik <strong>de</strong>r „Sterbehilfe“ <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Organspen<strong>de</strong>.<br />

Christen sollten <strong>de</strong>r Kunst <strong>de</strong>r „ars<br />

moriendi“ <strong>de</strong>n Vorzug geben, so Spieker;<br />

Sterben habe etwas mit Selbsthingabe zu<br />

tun, an <strong>de</strong>n Gott, in d<strong>es</strong>sen Hand wir uns<br />

geborgen wissen dürfen. Das Argument <strong>de</strong>r<br />

Selbstb<strong>es</strong>timmung d<strong>es</strong> Menschen, erweise<br />

sich in <strong>de</strong>n Grenzsituationen als sehr brüchig.<br />

Die Sicht, <strong>de</strong>n Menschen sozusagen<br />

als „Ersatzteillager“ zu sehen, sei zutiefst<br />

unchristlich. Er machte <strong>de</strong>utlich, dass in<br />

Europa (einschließlich Deutschlands) das<br />

Tabu <strong>de</strong>r Euthanasie zu bröckeln beginne.<br />

36 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 37


Aus <strong>de</strong>n Gemeinschaften<br />

Aus <strong>de</strong>n Gemeinschaften<br />

Es b<strong>es</strong>tehe ein innerer Zusammenhang<br />

vom Schutz d<strong>es</strong> Lebens an seinem Beginn<br />

<strong>und</strong> an seinem En<strong>de</strong>.<br />

Außer<strong>de</strong>m sahen wir in einem Filmbeitrag<br />

eine Entgegnung zu einer „Kontraste“-Sendung,<br />

in <strong>de</strong>r Lebensschützer in ein schief<strong>es</strong><br />

Licht gerückt wor<strong>de</strong>n waren. Der Beitrag<br />

von „Kontraste“ zeichnete sich durch Verdrehung<br />

<strong>de</strong>r Fakten <strong>und</strong> D<strong>es</strong>information<br />

aus. Es ist lei<strong>de</strong>r erschütternd, wie in <strong>de</strong>n<br />

Me<strong>die</strong>n das Thema Lebensschutz behan<strong>de</strong>lt<br />

wird. Entwe<strong>de</strong>r <strong>es</strong> wird totg<strong>es</strong>chwiegen,<br />

o<strong>de</strong>r <strong>die</strong> Befürworter wer<strong>de</strong>n in eine<br />

J<strong>es</strong>us <strong>und</strong> …<br />

– nichts!<br />

CVJM-Leitungs- <strong>und</strong> Vorstän<strong>de</strong>kongr<strong>es</strong>s<br />

Etwa 200 Verantwortliche aus <strong>de</strong>n bayerischen<br />

CVJM-Gruppen kamen Mitte<br />

November auf <strong>de</strong>r Burg Wernfels zum<br />

3. bayerischen CVJM-Leitungs- <strong>und</strong> Vorstän<strong>de</strong>kongr<strong>es</strong>s<br />

zusammen. Als einer <strong>de</strong>r<br />

Hauptreferenten betonte Hartmut Hühnerbein<br />

vom Christlichen Jugenddorfwerk<br />

Deutschlands (CJD), dass <strong>es</strong> für Menschen<br />

in Leitungsaufgaben wichtig sei, Gr<strong>und</strong>sätze<br />

zu kennen, um wirksam führen zu<br />

können. Sechs Gr<strong>und</strong>sätze seien b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>rs<br />

be<strong>de</strong>utsam:<br />

n Ergebnisorientierung<br />

n Bewusstsein für <strong>de</strong>n Beitrag zum Ganzen<br />

n Konzentration auf Wenig<strong>es</strong> anstatt<br />

auf <strong>die</strong> Masse<br />

n Nutzung <strong>de</strong>r Stärken d<strong>es</strong> Einzelnen<br />

n ein Klima d<strong>es</strong> Vertrauens<br />

b<strong>es</strong>timmte Ecke g<strong>es</strong>tellt <strong>und</strong> diskreditiert.<br />

Doch gera<strong>de</strong> d<strong>es</strong>halb wäre <strong>es</strong> wünschenswert,<br />

wenn in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren <strong>die</strong><br />

Zahl <strong>de</strong>r Christen, <strong>die</strong> am „Marsch für das<br />

Leben“ teilnehmen, weiter ansteigt. n<br />

n Entwickeln <strong>de</strong>r Talente, <strong>die</strong> Gott in <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Menschen hineingelegt hat.<br />

Als Problem sieht Matthias Büchle, <strong>de</strong>r<br />

Generalsekretär d<strong>es</strong> CVJM-Land<strong>es</strong>verband<strong>es</strong><br />

Ba<strong>de</strong>n, dass Leiter sich häufig eher auf<br />

<strong>die</strong> Mängel ihrer Mitarbeiter fokussierten,<br />

anstatt auf ihre Gaben <strong>und</strong> Talente zu<br />

schauen. Zentral aber sei <strong>de</strong>r Blick auf<br />

J<strong>es</strong>us. Nur im Blick auf ihn könnten Leiter<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft <strong>und</strong> Begeisterung ausstrahlen<br />

<strong>und</strong> damit an<strong>de</strong>re motivieren.<br />

Um Führungsprinzipien in Politik, Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Sport ging <strong>es</strong> bei einer Podiumsdiskussion,<br />

in <strong>de</strong>r u.a. Christian Schmidt<br />

(CSU), <strong>de</strong>r parlamentarische Staatssekretär<br />

im Verteidigungsministerium, Führungsgr<strong>und</strong>sätze<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong><strong>es</strong>wehr vorstellte. Auch<br />

in <strong>de</strong>r Wirtschaft lasse sich nach christlichen<br />

Prinzipien han<strong>de</strong>ln, sagte Helmut<br />

Mohr aus <strong>de</strong>m oberfränkischen Selbitz. Der<br />

Schuhfabrikant (Familienbetrieb in dritter<br />

Generation) beginnt <strong>die</strong> Arbeitswoche mit<br />

Hartmut<br />

Hühnerbein<br />

einer Andacht, an <strong>de</strong>r auch einige Mitarbeiter<br />

teilnehmen. Auf viel Zustimmung stieß<br />

<strong>die</strong> Kritik <strong>de</strong>r katholischen Unternehmerin<br />

Christiane Un<strong>de</strong>rberg an <strong>de</strong>r aktuellen Familienpolitik:<br />

Kin<strong>de</strong>r sollten in <strong>de</strong>n ersten<br />

Lebensjahren nicht in Krippen erzogen<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Familien selbst.<br />

Von sehr persönlichen Glaubenserfahrungen<br />

berichtete <strong>de</strong>r Fußballtrainer Colin Bell,<br />

<strong>de</strong>r bekannte, erst seit etwa acht Jahren<br />

Christ zu sein: Wer auf Gott vertraue,<br />

bekomme von ihm immer wie<strong>de</strong>r klare<br />

Zeichen, wohin <strong>es</strong> gehe, so Bell. Er w<strong>und</strong>ere<br />

sich, wie viel Unwichtig<strong>es</strong> oft von Kanzeln<br />

o<strong>de</strong>r auch in kirchlichen Radioandachten<br />

verbreitet wer<strong>de</strong>. Die Botschaft müsse vielmehr<br />

lauten: J<strong>es</strong>us <strong>und</strong> … – nichts!<br />

Mo<strong>de</strong>rator Hans-Joachim Vieweger, fasste<br />

das G<strong>es</strong>präch so zusammen: „Mir war vor<br />

allem wichtig, dass <strong>die</strong> Teilnehmer von ihren<br />

eigenen Begegnungen mit Gott erzählt<br />

haben <strong>und</strong> dass dabei <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n ist:<br />

Wir haben einen großen Gott, wir können<br />

mit di<strong>es</strong>em Gott re<strong>de</strong>n <strong>und</strong> das Tolle ist,<br />

auch er re<strong>de</strong>t zu uns – ganz unterschiedlich,<br />

so wie auch wir unterschiedlich sind.“<br />

Die Botschaft d<strong>es</strong> Abends sei, dass auch<br />

dort, wo man <strong>es</strong> nicht erwarte, christliche<br />

Führungsgr<strong>und</strong>sätze zu fin<strong>de</strong>n seien, zum<br />

Beispiel bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong><strong>es</strong>wehr o<strong>de</strong>r in großen<br />

Wirtschaftsunternehmen.<br />

Integriert in <strong>de</strong>n Leitungs- <strong>und</strong> Vorstän<strong>de</strong>kongr<strong>es</strong>s<br />

war <strong>die</strong> alljährliche Delegiertenversammlung<br />

d<strong>es</strong> CVJM, auf <strong>de</strong>r auch <strong>die</strong><br />

Frage nach einem neuen Generalsekretär<br />

zur Sprache kam. „Die aktive Suche nach<br />

einer geeigneten Person läuft zurzeit. Sobald<br />

das zuständige Gremium, <strong>de</strong>r Hauptausschuss,<br />

eine Berufung ausg<strong>es</strong>prochen<br />

hat, wird <strong>die</strong> Pr<strong>es</strong>se informiert.“, sagte<br />

dazu <strong>de</strong>r bayerische CVJM-Vorsitzen<strong>de</strong><br />

Werner Kurz. n<br />

38 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 39


Aus <strong>de</strong>n Gemeinschaften<br />

Aus <strong>de</strong>n Gemeinschaften<br />

GGE – Deutschlandtreffen<br />

in München<br />

Von Hans-Joachim Vieweger<br />

Eigentlich kann sich <strong>die</strong> charismatische<br />

Bewegung freuen: Viele ihrer Anliegen sind<br />

inzwischen in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Kirche angekommen.<br />

Nicht nur „GGE-Gemein<strong>de</strong>n“<br />

bieten Lobpreisgott<strong>es</strong><strong>die</strong>nste an, Angebote<br />

von Segnung <strong>und</strong> Salbung für Kranke<br />

gibt <strong>es</strong> inzwischen vielerorts. So stand <strong>die</strong><br />

Deutschlandtagung <strong>de</strong>r Geistlichen Gemein<strong>de</strong>erneuerung<br />

(GGE) in München –<br />

so empfand ich <strong>es</strong> zumind<strong>es</strong>t – unter <strong>de</strong>m<br />

heimlichen Motto: Gott, was willst Du jetzt<br />

von uns? Welchen Auftrag hast Du heute<br />

für uns als charismatische Bewegung innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Land<strong>es</strong>kirche?<br />

Antworten auf di<strong>es</strong>e Fragen kann man<br />

sich natürlich nur schenken lassen. Einige<br />

Impulse <strong>de</strong>r Tagung erscheinen mir aber<br />

bemerkenswert. So fragte <strong>de</strong>r GGE-Vorsitzen<strong>de</strong><br />

Henning Dobers nach Visionen für<br />

Kirchengemein<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zitierte dabei ein<br />

Wort d<strong>es</strong> amerikanischen Pastors Erwin<br />

McManus: „Vision verhin<strong>de</strong>rt, dass das<br />

Volk Gott<strong>es</strong> in <strong>de</strong>n stehen<strong>de</strong>n Gewässern<br />

<strong>de</strong>r Religion versumpft.“ Soll heißen: In <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong> J<strong>es</strong>u braucht <strong>es</strong> eine heilsame<br />

Unruhe, damit Kirche sich nicht zu einem<br />

b<strong>es</strong>seren Verein entwickelt – einem Verein,<br />

in <strong>de</strong>m <strong>die</strong> lebensumwälzen<strong>de</strong> Tatsache,<br />

dass Gott Mensch wird <strong>und</strong> eine Beziehung<br />

zu je<strong>de</strong>m Einzelnen von uns sucht, in <strong>de</strong>n<br />

Hintergr<strong>und</strong> gedrängt wird. Damit verb<strong>und</strong>en<br />

ist eine starke Gemein<strong>de</strong>orientierung,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> GGE nach Einschätzung von Dobers<br />

braucht.<br />

O<strong>de</strong>r ich <strong>de</strong>nke an <strong>die</strong> Worte<br />

d<strong>es</strong> Berliner Pfarrers Swen<br />

Schönheit, <strong>de</strong>r provokativ<br />

fragte, wie Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nste<br />

erlebt wer<strong>de</strong>n: Reicht <strong>es</strong>,<br />

wenn wir Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nste als<br />

„schön“ <strong>und</strong> „ansprechend“<br />

empfin<strong>de</strong>n? O<strong>de</strong>r müssten<br />

wir nicht fragen: Gott, hast<br />

Du Dich bei uns wohlgefühlt,<br />

bist Du mit <strong>de</strong>n<br />

Themen, <strong>die</strong> Dir wichtig,<br />

sind durchgedrungen?<br />

Nun stellt sich <strong>die</strong> Frage,<br />

ob <strong>es</strong> <strong>de</strong>nn auch Antworten<br />

auf <strong>die</strong> vielen g<strong>es</strong>tellten<br />

Fragen gab. Ich habe eine<br />

Antwort von einem geistlichen<br />

Bild mitgenommen,<br />

das ein Teilnehmer während<br />

einer Gebetszeit innerlich<br />

empfand: Da war von einem<br />

Feuerwerk in <strong>de</strong>r Kirche <strong>die</strong><br />

Re<strong>de</strong>, aber auch davon, dass noch zahlreiche<br />

Feuerwerksraketen auf ihren Einsatz<br />

warteten.<br />

Nun – genauso habe ich das erlebt: Während<br />

<strong>de</strong>r GGE-Tagung ist in <strong>de</strong>r Münchner<br />

Paul-Gerhardt-Kirche (<strong>de</strong>r ich angehöre) ein<br />

geistlich<strong>es</strong> Feuerwerk entzün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n,<br />

mit vielen intensiven Glaubenserfahrungen.<br />

Doch das eigentliche Feuerwerk wartet noch<br />

auf uns – <strong>de</strong>nn Raketen sollte man bekanntlich<br />

nur außerhalb von Gebäu<strong>de</strong>n zün<strong>de</strong>n.<br />

Es geht also darum, sich nicht allein an<br />

schönen Gott<strong>es</strong><strong>die</strong>nsten <strong>und</strong> intensiven Lobpreiszeiten<br />

in <strong>de</strong>r Kirche zu freuen, son<strong>de</strong>rn<br />

mit <strong>de</strong>m Evangelium nach draußen zu gehen<br />

<strong>und</strong> dort ein Feuer zu entzün<strong>de</strong>n. n<br />

PGB <strong>und</strong> <strong>ABC</strong> –<br />

Interview mit Pfarrer<br />

Michael Bausenwein<br />

Der PGB ist eine <strong>de</strong>r Mitgliedsgemeinschaften<br />

d<strong>es</strong> <strong>ABC</strong>. Was ist eigentlich <strong>de</strong>r PGB?<br />

Bausenwein: Der Pfarrer- <strong>und</strong> Pfarrerinnengebetsb<strong>und</strong><br />

(PGB) ist ein Zusammenschluss<br />

von Pfarrerinnen <strong>und</strong> Pfarrern, <strong>de</strong>nen das<br />

gemeinsame geistliche Leben ein zentral<strong>es</strong><br />

Anliegen ist. Das Leben mit J<strong>es</strong>us Christus,<br />

das Hören auf Gott<strong>es</strong> Wort, soli<strong>de</strong> theologische<br />

Arbeit, Gebet <strong>und</strong> Fürbitte, Seelsorge,<br />

Zeugnis <strong>und</strong> Tat – di<strong>es</strong>e Elemente prägen<br />

<strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>ausrichtung d<strong>es</strong> PGB, <strong>de</strong>r seine<br />

g<strong>es</strong>chichtlichen Wurzeln in Pietismus <strong>und</strong><br />

Erweckungsbewegung hat <strong>und</strong> 1913 gegrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Zur PGB-Praxis gehören u.a. Treffen in regionalen<br />

Kleingruppen, eine jährliche Familientagung<br />

im Herbst <strong>und</strong> ein Begegnungstag<br />

im Mai. Für Ruh<strong>es</strong>tändler wird eine eigene<br />

Tagung angeboten. Zweijährlich erscheint<br />

<strong>de</strong>r R<strong>und</strong>brief d<strong>es</strong> bayerischen PGB. Die<br />

weithin bekannten „Theologischen Beiträge“<br />

wer<strong>de</strong>n vom g<strong>es</strong>amt<strong>de</strong>utschen PGB herausgegeben;<br />

auf di<strong>es</strong>er Ebene wer<strong>de</strong>n auch <strong>die</strong><br />

jährliche Haupttagung o<strong>de</strong>r Intensivseminare<br />

für Stu<strong>de</strong>nten durchgeführt.<br />

Die Treffen sind offen für je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r gerne<br />

am gemeinsamen geistlichen Leben, aber<br />

auch am theologischen Arbeiten teilhaben<br />

will. Gera<strong>de</strong> <strong>die</strong> Familientagung bietet eine<br />

gute Möglichkeit, mit verschie<strong>de</strong>nen Generationen<br />

Gemeinschaft <strong>und</strong> Austausch zu<br />

erleben <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Jüngsten einzubeziehen.<br />

So gab <strong>es</strong> bei <strong>de</strong>r jüngsten Tagung nicht<br />

nur tiefgehen<strong>de</strong> Referate von Prof<strong>es</strong>sor<br />

Dr. Manfred Seitz, son<strong>de</strong>rn auch eine Gebets-<br />

wan<strong>de</strong>rung, einen bunten<br />

Familienabend <strong>und</strong> Zeiten zum<br />

Singen <strong>und</strong> Musizieren.<br />

Zusammenfassend könnte man<br />

sagen: Das B<strong>es</strong>on<strong>de</strong>re am PGB<br />

ist, dass er Menschen, <strong>die</strong> hauptamtlich in<br />

<strong>de</strong>r Aufgabe von Verkündigung, Gemein<strong>de</strong>leitung<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Diensten stehen, <strong>die</strong><br />

Möglichkeit gibt, sich gemeinsam auf <strong>die</strong><br />

Basis d<strong>es</strong> Glaubens zu b<strong>es</strong>innen <strong>und</strong> miteinan<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r Nachfolge auf <strong>de</strong>m Weg zu sein.<br />

Was erwartet <strong>de</strong>r PGB vom <strong>ABC</strong>?<br />

Bausenwein: Im <strong>ABC</strong> begegnen sich unterschiedliche<br />

Gruppierungen, Verbän<strong>de</strong>,<br />

Gemein<strong>de</strong>n usw. Für Pfarrer ist <strong>es</strong> wertvoll,<br />

di<strong>es</strong>e Vielfalt innerhalb unserer Kirche zu<br />

erleben <strong>und</strong> gleichzeitig Einheit im Glauben<br />

zu erfahren. Im Blick auf <strong>de</strong>n Weg unserer<br />

Kirche ist <strong>de</strong>r Austausch untereinan<strong>de</strong>r verheißungsvoll<br />

<strong>und</strong> stärkend. Zugleich ist <strong>es</strong><br />

ermutigend, durch gemeinsam<strong>es</strong> Be<strong>de</strong>nken,<br />

Beraten, <strong>und</strong> B<strong>es</strong>chließen das G<strong>es</strong>präch in<br />

<strong>de</strong>r Kirche <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>n Instanzen <strong>de</strong>r Kirche<br />

zu suchen, aber auch durch Aktionen wie<br />

<strong>de</strong>n Christustag <strong>und</strong> Publikationen wie <strong>die</strong><br />

<strong>ABC</strong>-Nachrichten für <strong>die</strong> Gemein<strong>de</strong> vor Ort<br />

<strong>und</strong> überregional zu wirken.<br />

Ich erwarte, dass <strong>de</strong>r <strong>ABC</strong> – biblisch-reformatorisch<br />

orientiert <strong>und</strong> theologisch kompetent<br />

– <strong>de</strong>n Weg unserer Kirche begleitet<br />

<strong>und</strong> sich konstruktiv, kritisch <strong>und</strong> fürbittend<br />

einbringt. Ich hoffe, dass <strong>es</strong> <strong>de</strong>m <strong>ABC</strong><br />

g<strong>es</strong>chenkt bleibt, im Hören auf das biblische<br />

Wort auch für <strong>die</strong> Zukunft das richtige <strong>und</strong><br />

richtungsweisen<strong>de</strong> Wort zu fin<strong>de</strong>n. n<br />

Pfarrer Michael Bausenwein,<br />

Mainstockheim,<br />

vertritt <strong>de</strong>n PGB im <strong>ABC</strong>-Rat.<br />

40 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 41


Aus <strong>de</strong>n Gemeinschaften<br />

<strong>ABC</strong>-Fre<strong>und</strong><strong>es</strong>kreis<br />

Termine<br />

<strong>ABC</strong>-Fre<strong>und</strong><strong>es</strong>kreis<br />

12. Januar 2013 Seminartag<br />

Nordkorea <strong>und</strong> Japan in Puschendorf.<br />

Näher<strong>es</strong> unter:<br />

www.diakonie-puschendorf.org<br />

26. Januar 2013 Impulstag<br />

<strong>de</strong>r Geistlichen Gemein<strong>de</strong>erneuerung<br />

(GGE Südbayern) in München.<br />

Näher<strong>es</strong> unter: www.gge-suedbayern.<strong>de</strong><br />

28.1. – 8. Februar 2013<br />

Kurzbibelschule mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt<br />

„Wer ist Christus?“.<br />

Veranstalter: Diakonie-Gemeinschaft<br />

Puschendorf, LKG, cjb. Näher<strong>es</strong> unter:<br />

www.diakonie-puschendorf.org<br />

9. – 13. Februar 2013 Jugendtagung<br />

<strong>de</strong>r GGE unter <strong>de</strong>m Thema<br />

„Im Schatten <strong>de</strong>iner Flügel singe ich<br />

<strong>de</strong>in Lob, o Herr“ in Hohenwart<br />

(Oase Steinerskirchen).<br />

Näher<strong>es</strong> unter: www.jugendtagung.<strong>de</strong><br />

22. – 24. Februar 2013<br />

„Tausend Jahre <strong>und</strong> ein Tag.<br />

Einführung in <strong>die</strong> Bibel (AT)“<br />

mit Prof. Dr. Thomas Kothmann,<br />

Pfr. Hans-Hermann Münch <strong>und</strong> Pfr. Jürgen<br />

Singer in Neuen<strong>de</strong>ttelsau. Näher<strong>es</strong> unter:<br />

www.g<strong>es</strong>ellschaft-fuer-mission.<strong>de</strong><br />

2. März 2013 Stu<strong>die</strong>ntag<br />

zum Thema Christentum – Islam<br />

u.a. mit Pfr. Dr. Wolfhart Schlichting in<br />

Nürnberg.<br />

Näher<strong>es</strong> unter www.abc-bayern.<strong>de</strong> bzw.<br />

www.g<strong>es</strong>ellschaft-fuer-mission.<strong>de</strong><br />

17. März 2013<br />

CVJM-Frauentag zum Thema „Leben<br />

ist mehr. Von <strong>de</strong>r Sehnsucht nach <strong>de</strong>m<br />

Glück“ auf Burg Wernfels.<br />

Näher<strong>es</strong> unter: www.cvjm-bayern.<strong>de</strong><br />

30.3. – 1. April Osterkonferenz<br />

auf <strong>de</strong>r Hensoltshöhe (Gunzenhausen)<br />

unter <strong>de</strong>m Motto „Mal angenommen …“.<br />

Näher<strong>es</strong> unter: www.oko.ec-bayern.<strong>de</strong><br />

1. - 6. April 2013<br />

Pfarrer Martin Kühn bietet eine<br />

Busfahrt zum Gemein<strong>de</strong>ferienf<strong>es</strong>tival<br />

„Spring“ in Willingen an – Thema: „Gemein.<strong>de</strong><br />

sein“.<br />

Näher<strong>es</strong> unter: www.cvjm-bayern.<strong>de</strong><br />

12. – 14. April 2013<br />

Bibel-Intensiv-Tage<br />

mit Pfr. Dr. Wolfhart Schlichting <strong>und</strong> Pfr.<br />

Dr. Dietrich Blaufuß in Neuen<strong>de</strong>ttelsau.<br />

Näher<strong>es</strong> unter:<br />

www.g<strong>es</strong>ellschaft-fuer-mission.<strong>de</strong><br />

20. April Stu<strong>die</strong>ntag<br />

„Wirtschaft ohne Ethik.<br />

Im Spannungsfeld von Euro- <strong>und</strong><br />

Schul<strong>de</strong>nkrise“<br />

mit Pfr. Dr. Roland Pelikan,<br />

Prof. Dr. Harald Seubert <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Gerald Mann in Neuen<strong>de</strong>ttelsau.<br />

Näher<strong>es</strong> unter www.ksbb-bayern.<strong>de</strong><br />

Im <strong>ABC</strong>, <strong>de</strong>m Arbeitskreis Bekennen<strong>de</strong>r<br />

Christen in <strong>Bayern</strong>, haben sich Vertreter<br />

verschie<strong>de</strong>ner Verbän<strong>de</strong>, Werke <strong>und</strong> Gemeinschaften<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Evangelisch-<br />

Lutherischen Kirche in <strong>Bayern</strong> zusammeng<strong>es</strong>chlossen<br />

– mit dabei sind unter an<strong>de</strong>rem <strong>die</strong><br />

Diakonissenmutterhäuser Hensoltshöhe <strong>und</strong><br />

Puschendorf, <strong>die</strong> Gruppe Luther (Bayreuth)<br />

sowie <strong>de</strong>r Arbeitskreis evangelischer Pfarrer<br />

<strong>und</strong> Vikare (AKEV).<br />

Seit einiger Zeit bietet <strong>de</strong>r <strong>ABC</strong> darüber hinaus<br />

inter<strong>es</strong>sierten Pfarrern <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> Arbeit über einen<br />

Fre<strong>und</strong><strong>es</strong>kreis zu unterstützen. Wenn <strong>Sie</strong><br />

Inter<strong>es</strong>se daran haben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Arbeit d<strong>es</strong> <strong>ABC</strong><br />

auf di<strong>es</strong>e Weise unterstützen wollen, schicken<br />

<strong>Sie</strong> uns doch bitte nebenstehend<strong>es</strong> Formular<br />

zurück – eine finanzielle Unterstützung ist<br />

keine Voraussetzung, aber sehr hilfreich (auch<br />

zur Finanzierung di<strong>es</strong>er <strong>ABC</strong>-Nachrichten).<br />

Bitte sen<strong>de</strong>n <strong>Sie</strong> uns di<strong>es</strong><strong>es</strong> Formular auch bei<br />

Adr<strong>es</strong>sän<strong>de</strong>rungen zurück. O<strong>de</strong>r auch dann,<br />

wenn <strong>Sie</strong> kein Inter<strong>es</strong>se mehr an <strong>de</strong>r Zusendung<br />

<strong>de</strong>r <strong>ABC</strong>-Nachrichten haben.<br />

<strong>Sie</strong> können uns auch über Internet erreichen:<br />

info@abc-bayern.<strong>de</strong><br />

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung<br />

Hans-Joachim Vieweger<br />

2. Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sprecher d<strong>es</strong> <strong>ABC</strong><br />

✁<br />

Ich möchte <strong>de</strong>n <strong>ABC</strong> unterstützen<br />

<strong>und</strong> trete <strong>de</strong>m <strong>ABC</strong>-Fre<strong>und</strong><strong>es</strong>kreis bei:<br />

Name<br />

Vorname<br />

Adr<strong>es</strong>se<br />

Telefon<br />

Email-Adr<strong>es</strong>se<br />

(wichtig, um aktuelle Informationen<br />

kostengünstig versen<strong>de</strong>n zu können)<br />

Ich bin bereit, <strong>de</strong>n <strong>ABC</strong> n monatlich n jährlich<br />

mit EUR<br />

zu för<strong>de</strong>rn. (fakultativ)<br />

Meine/unsere Adr<strong>es</strong>se hat sich geän<strong>de</strong>rt:<br />

Name<br />

Adr<strong>es</strong>se<br />

n Ich habe kein Inter<strong>es</strong>se mehr an <strong>de</strong>r<br />

Zusendung <strong>de</strong>r <strong>ABC</strong>-Nachrichten<br />

Ort, Datum 2013<br />

Unterschrift<br />

42 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 <strong>ABC</strong>-Nachrichten 2013.1 43


Loslassen – um Größer<strong>es</strong> zu empfangen<br />

Loslassen, um Größer<strong>es</strong> zu empfangen –<br />

das ist das Geheimnis d<strong>es</strong> Reich<strong>es</strong> Gott<strong>es</strong>,<br />

das Geheimnis echten Christseins.<br />

Das Größere empfange ich nicht, wenn ich nicht zuvor loslasse.<br />

Der Nachfolge J<strong>es</strong>u geht immer auch ein Loslassen voraus.<br />

Wir Christen können leicht an Dingen f<strong>es</strong>thalten<br />

<strong>und</strong> uns an Sachen f<strong>es</strong>tbeißen,<br />

<strong>die</strong> uns wichtiger wer<strong>de</strong>n als J<strong>es</strong>us selbst.<br />

J<strong>es</strong>us nennt einig<strong>es</strong>, was auch das Herz ein<strong>es</strong> Christen b<strong>es</strong>etzen kann:<br />

„Haus o<strong>de</strong>r Frau o<strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Eltern o<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r“.<br />

Und darüber kann <strong>es</strong> passieren,<br />

dass ich nicht mehr frei bin für Gott <strong>und</strong> seine Wege,<br />

nicht mehr frei bin, seinen Willen zu erkennen <strong>und</strong> zu tun.<br />

Es gibt eine Verbürgerlichung <strong>de</strong>r Nachfolge Christi,<br />

<strong>die</strong> das Eigene ernster nimmt als <strong>de</strong>n konkreten Willen Gott<strong>es</strong>.<br />

Aus: „Größer<strong>es</strong> sehen“<br />

von Karl-Heinz Michel,<br />

Präsenz-Verlag<br />

www.pra<strong>es</strong>enz-verlag.<strong>de</strong><br />

Impr<strong>es</strong>sum<br />

Herausgeber<br />

<strong>ABC</strong> - Arbeitskreis Bekennen<strong>de</strong>r Christen<br />

in <strong>Bayern</strong> www.abc-bayern.<strong>de</strong><br />

Verantwortlich Till Roth (1. Vorsitzen<strong>de</strong>r)<br />

Rosenstraße 2, 96257 Redwitz a.d. Rodach,<br />

Telefon 09574-4315<br />

Redaktion Hans-Joachim Vieweger (2. Vors.)<br />

Kleinha<strong>de</strong>rner Straße 30b, 80689 München<br />

Telefon 089-7000 9188<br />

Bankverbindung Sparkasse Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

Konto 760 704 080 BLZ 765 500 00<br />

Kennwort: <strong>ABC</strong><br />

Der <strong>ABC</strong> erhält keine kirchlichen Mittel für seine<br />

Arbeit. Er finanziert sich ausschließlich über Spen<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Beiträge seiner Mitgliedsgemeinschaften.<br />

Wir freuen uns über Ihre Unterstützung. Spen<strong>de</strong>n<br />

an <strong>de</strong>n <strong>ABC</strong> sind von <strong>de</strong>r Steuer absetzbar.<br />

<strong>Sie</strong> erhalten dafür eine Spen<strong>de</strong>nb<strong>es</strong>cheinigung.

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