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„Vielfalt als Chance“

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„Vielfalt <strong>als</strong> Chance“<br />

Ein Verfahren zur systematischen Einführung<br />

und dauerhaften Implementierung von Diversity<br />

Management an Hochschulen<br />

Projektskizze<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 1


Inhalt<br />

1. Ausgangslage 3<br />

2. Ausgangsthesen 7<br />

3. Projektidee 8<br />

4. Projektdesign 10<br />

5. Kooperierende Hochschulen 14<br />

6. Zeitplan 16<br />

Kontakt:<br />

CHE Consult, Verler Straße 6, 33332 Gütersloh<br />

Dr. Christian Berthold, 05241 / 211 79 59, christian.berthold@che-consult.de<br />

Hannah Leichsenring M.A., 05241 / 211 79 72, hannah.leichsenring@che-consult.de<br />

Andrea Güttner M.A., 05241 / 211 79 51, andrea.guettner@che-consult.de<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 2


1. Ausgangslage<br />

Zunehmende Heterogenität<br />

Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf das Hochschulsystem sind<br />

widersprüchlich. Während insgesamt in Deutschland in den nächsten Jahren die Zahl<br />

der Studienanfänger/-innen noch einmal deutlich steigen wird, haben in den neuen<br />

Ländern der Geburtenknick nach der Wende und die Abwanderungen schon heute zu<br />

Nachfrageproblemen geführt. Eine Folge des demographischen Wandels jedoch, die<br />

gerade in den alten Ländern die Hochschulen bereits erreicht hat, ist in dem Trend<br />

einer zunehmenden Heterogenität zu sehen. Der demographische Wandel lässt die<br />

Bevölkerung nicht nur schrumpfen, sondern verschiebt auch das Verhältnis zwischen<br />

Alten und Jungen, Einwanderern und Deutschstämmigen. Letzteres wird auch durch<br />

die Effekte der Globalisierung weiter verstärkt.<br />

Höherer Fachkräftebedarf<br />

Die technologische Entwicklung sowie der Wandel der fortgeschrittenen Volkswirt-<br />

schaften in Richtung einer wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft führen zudem<br />

zu einem rapide steigenden Bedarf an akademischen Qualifikationen. Als politisches<br />

Ziel wird daher immer deutlicher formuliert, den Anteil an Hochschulabsolvent/innen in<br />

der Bevölkerung zu erhöhen. Dies wird in Deutschland kaum gelingen. Der Fachkräf-<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 3


temangel wird sich in den kommenden Jahren eher noch verstärken - allein aus Grün-<br />

den des Ersatzbedarfs durch das bald einsetzende Ausscheiden der geburtenstarken<br />

Jahrgänge. 1<br />

Weniger Schulabgänger ab 2014<br />

Wenn ab 2014 deutschlandweit der Höhepunkt des aktuellen Anstiegs von Studien-<br />

interessenten überschritten sein wird, dann werden die Hochschulen auch in den alten<br />

Ländern überwiegend in eine Situation geraten, die sie aus den letzten 40 Jahren<br />

kaum kannten: Sie werden Schwierigkeiten bekommen, die Studienanfängerzahlen<br />

stabil zu halten. In dieser Lage befinden sich die Hochschulen in den neuen Ländern<br />

bereits jetzt. In den alten Ländern ist das Phänomen bisher vor allem für einzelne Stu-<br />

dienbereiche bekannt – wie etwa die MINT-Studiengänge oder zum Teil die Master-<br />

programme.<br />

Abbildung 1: Studienanfünger/-innen in Deutschland 2007 – 2020 (Prognose CHE Consult 2009)<br />

Aktive Steigerung der Diversität<br />

Wenn aber die Zahl der studienberechtigten Schulabgänger(innen) abnimmt, dann<br />

werden die Hochschulen aktiv die Heterogenität der Studierendenschaft steigern, weil<br />

sie bemüht sein müssen, diejenigen Zielgruppen zu attrahieren, die bisher unterreprä-<br />

1 Siehe hierzu etwa eine Studien von McKinsey, wo eine Wertschöpfungsausfall infolge des<br />

akademischen Fachkräftemangels von über 600 Mrd. Euro bis 2020 prognostiziert wird (McKinsey<br />

und Company: Zukunftsvermögen Bildung. Studie im Auftrag der Robert Bosch Stiftung,<br />

Oktober 2008<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 4


sentiert sind, seien dies Studienanfänger(innen) aus bildungsfernen oder sozial be-<br />

nachteiligten Familien, seien es Menschen mit Migrationshintergrund 2 oder auch aus-<br />

ländische Studierende. Umso mehr wird diese Vielfalt in den kommenden Jahren eine<br />

der zentralen Herausforderungen der Hochschulen sein.<br />

Rahmen Bologna<br />

Der Bologna-Prozess nimmt diese Entwicklungen auf und gibt einen Rahmen vor, der<br />

die Parameter für die zukünftige Entwicklung in einem Hochschulraum, der mittlerweile<br />

weit über Europa hinausweist, setzt. Dies klingt an <strong>als</strong> eine der zentralen Aspekte der<br />

sog. „sozialen Dimension“ des Bologna-Prozesses, den das Leuven/Louvain-la-Neuve<br />

Communiqué folgendermaßen erläutert:<br />

“The student body within higher education should reflect the diversity of Eu-<br />

rope’s populations. We therefore emphasize the social characteristics of higher<br />

education and aim to provide equal opportunities to quality education. Access<br />

into higher education should be widened by fostering the potential of students<br />

from underrepresented groups and by providing adequate conditions for the<br />

completion of their studies. This involves improving the learning environment,<br />

removing all barriers to study, and creating the appropriate economic conditions<br />

for students to be able to benefit from the study opportunities at all levels.” 3<br />

Soziale Selektivität<br />

Gerade für Deutschland gilt es, die genannten Aspekte der „sozialen Dimension“ mit<br />

Leben zu füllen: Das Bildungssystem in Deutschland ist insgesamt in hohem Maße<br />

sozial selektiv, und das setzt sich auch im Hochschulzugang fort. Darüber hinaus ent-<br />

stehen in vielen Studienfächern hohe Abbruchquoten. 4 Insgesamt orientieren sich die<br />

deutschen Hochschulen in ihrem Angebot nach wie vor stark an einem idealtypischen<br />

„Norm<strong>als</strong>tudierenden“ (Abiturient(in), in Vollzeit studierend, finanziell abgesichert, ohne<br />

familiäre Verpflichtungen), deren Anteil an der Studierendenschaft allerdings konti-<br />

nuierlich sinkt.<br />

2 Wenn zwar 40 % der Neugeborenen in Deutschland Migrationshintergrund haben, aber nur 5<br />

% der Studierenden, dann ist dies unter Gesichtspunkten der Bildungsgerechtigkeit dramatisch,<br />

verweist aber auch auf ein Potenzial, das für die Hochschulen gewonnen werden kann.<br />

3 vgl. Leuven/Louvain-la-Neuve Communiqué, April 2009. Abschnitt 9: Social dimension: equit-<br />

able access and completion<br />

4 Siehe hierzu etwa: Bildung in Deutschland. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse<br />

zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I, Bielefeld 2008.<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 5


Vielfalt <strong>als</strong> Folge von Pluralisierung und Individualisierung<br />

Nicht nur die Herkunft, auch persönliche Erfahrungen und Interessen, Kenntnisse,<br />

Handlungsmotivationen und Lebenskontexte führen dazu, dass es den/die Normstudie-<br />

rende(n) immer seltener gibt: Vor dem Hintergrund der Massenuniversität wirken sich<br />

gesellschaftliche Trends, die eine Vervielfältigung von Lebensentwürfen bewirken,<br />

auch auf der Ebene von Studiengängen, die insbesondere zu Beginn des Studiums<br />

einen immer stärkere Integrationskraft entfalten müssen: Die Kenntnisse der Studien-<br />

anfänger(innen) sind weniger homogen; die Motivation, sich für einen Studiengang<br />

einzuschreiben, variiert stark; die Einflüsse und Beanspruchungen von außerhalb der<br />

Hochschule werden wichtiger. Eine Reaktion darauf ist das Paradigma der Studieren-<br />

denzentriertheit, wie es dem Bolognaprozess zugrundeliegt, und was eine wichtige<br />

Grundlage dafür wäre, die Lehre diversitätssensitiv zu gestalten. Die Lehr-<br />

/Lernstrukturen der deutschen Hochschulen haben sich an diese Logik aber noch<br />

längst nicht angepasst,<br />

Chance Diversity Management<br />

Für die Hochschulen wird die Fähigkeit, die (aufgrund von persönlichen Erfahrungen<br />

und Lebenskontexten) wachsende Vielfalt und Unterschiedlichkeit ihrer Angehörigen<br />

produktiv zu nutzen, eine der zentralen Herausforderungen und Chancen in den nächs-<br />

ten Jahrzehnten sein. Dies gilt gleichermaßen für Forschung und Verwaltung: Hier sind<br />

ähnliche positive Effekte zu erwarten, wie sie aus der Wirtschaftsforschung für hetero-<br />

gene Belegschaften bekannt sind; 5 dabei kann auch auf die zahlreichen Modelle unter<br />

dem Sammelbegriff Diversity Management zurückgegriffen werden. Auf diesem Feld<br />

sind bereits auch einige Hochschulen im deutschsprachigen Raum aktiv, die sich dann<br />

zumeist auf den Bereich Wissenschaft konzentrieren und mit Hilfe dieser Aktivitäten<br />

attraktiver für Spitzenwissenschaftler/innen aus aller Welt werden wollen.<br />

Schwerpunkt Lehre<br />

Der größte Handlungsdruck in den nächsten Jahren wird jedoch im Bereich Studium<br />

entstehen: Dort wird die bisherige Nachfragesituation, in der die Hochschulen sich<br />

gegenüber zu vielen Bewerbungen mit Hilfe des Numerus Clausus abschotten muss-<br />

ten, wegen der sinkenden Zahl der klassischen Nachfragenden mittelfristig durch eine<br />

Situation abgelöst werden, in der die Hochschulen aktiv darum konkurrieren müssen,<br />

geeignete Personen - und zwar gerade aus bisher an den Hochschulen unterrepräsen-<br />

5 Herring: Does Diversity Pay?: Race, Gender, and the Business Case for Diversity. American<br />

Sociological Review. April 2009.<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 6


tierten gesellschaftlichen Gruppen - für ein Studium zu gewinnen und erfolgreich zum<br />

Abschluss zu führen.<br />

Höherer Studienerfolg durch Diversity Management<br />

Neben der Politik, die die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen muss, sind ins-<br />

besondere die Hochschulen herausgefordert, adäquate Bedingungen für einen erfolg-<br />

reichen Studienabschluss zu schaffen. Wie Studien über die Ursachen von Studienab-<br />

bruch zeigen, ist Studienerfolg von ganz unterschiedlichen Kriterien abhängig: Einer-<br />

seits von der Motivation, Leistungsfähigkeit und Zielorientierung der Studierenden, von<br />

ihrem familiären und persönlichen Hintergrund und ihrem Lebenskontext, andererseits<br />

aber auch von der Fähigkeit der Institution, sich mit ihren Angeboten an geeignete<br />

Zielgruppen zu richten und darüber hinaus Strukturen zu schaffen, die den besonderen<br />

Bedürfnissen ihrer Studierenden entsprechen. 6 Daraus folgt allerdings, dass Maßnah-<br />

men zur Verbesserung des Umgangs mit und zur Steigerung von Vielfalt in der Studie-<br />

rendenschaft noch über die Methoden und Instrumente hinausgehen müssen, die im<br />

Bereich des akademischen und administrativen Person<strong>als</strong> notwendig sind und wo viel-<br />

fach auf Erfahrung aus Wirtschaftsunternehmen mit Diversity Management zurückgeg-<br />

riffen werden kann.<br />

Schlechte Datenlage<br />

Im Bereich Studium und Lehre müssen die Hochschulen, wie Beispiele aus dem Aus-<br />

land zeigen, 7 erhebliche Anpassungsleistungen erbringen, um den sehr unterschiedli-<br />

chen Bedürfnissen ihrer Studierenden gerecht werden zu können. Für die deutschen<br />

Hochschulen gilt darüber hinaus, dass sie bisher wenig darüber wissen, in welchen<br />

Hinsichten sich ihre Studierenden voneinander unterscheiden und welche Folgen diese<br />

Unterschiede für deren Bedürfnislagen haben. Die Datenlage ist – auch mit Rücksicht<br />

auf die Datenschutzkultur im Hochschulbereich – besonders schlecht.<br />

2. Ausgangsthesen<br />

Aus bisherigen Projekten und Felderfahrungen von CHE Consult wie aus dem Studium<br />

internationaler Erfahrungen und entsprechender Forschungen leiten sich vier Thesen<br />

ab, nach denen das Projekt gestaltet wird:<br />

6 Heublein/Spangenberg/Sommer: Ursachen des Studienabbruchs. Hannover 2003.<br />

7 vgl. bspw, die Konzepte der Higher Education Academy England für das Programm Widening<br />

Participation (http://www.heacademy.ac.uk/ourwork/institutions/wp)<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 7


Ausgangsthese 1: Hochschulen müssen aus unterschiedlichen Gründen ihren Um-<br />

gang mit Heterogenität verbessern und die produktiven Potenziale von Vielfalt besser<br />

zu nutzen lernen. Diversity Management fokussiert nicht auf Defizitausgleich, sondern<br />

profitiert vom Erfahrungsschatz der ‚vielfältigen‘ Mitglieder/Angehörigen.<br />

Ausgangsthese 2: Die zentrale Voraussetzung für erfolgreiches Diversity Manage-<br />

ment ist ein Mentalitätswandel. Dazu ist eine Bewusstseinsbildung nötig, für die in evi-<br />

denz- bzw. kennzahlenbasierte Verfahren herangezogen und genutzt werden müssen,<br />

um eine entsprechende Resonanz in den Hochschulen wie in der hochschulpolitischen<br />

Öffentlichkeit zu erzeugen.<br />

Ausgangsthese 3: Viele Verfahren und Instrumente im Bereich Studium/Lehre müs-<br />

sen in Deutschland erst noch erprobt oder aus internationalen Kontexten transferiert<br />

und adjustiert bzw. implementiert werden. 8<br />

Ausgangsthese 4: Die Einführung des Diversity Managements, seine Verankerung in<br />

der Hochschulstrategie und der Umsetzungs- und Kommunikationsprozess profitieren<br />

von einer externen Begleitung, die Qualität, Effizienz und Effektivität sichern hilft.<br />

3. Projektidee<br />

CHE Consult entwickelt derzeit ein Instrumentarium, das geeignet ist, ein an die jewei-<br />

lige Hochschule angepasstes Diversity Management schnell und effektiv einzuführen.<br />

Dieses Konzept ruht insbesondere auf drei Pfeilern:<br />

Lebenszyklus-Modell: Die Erfahrungen beim Studieneinstieg und während des Stu-<br />

diums bestimmen auch den Erfolg oder Misserfolg am Ende mit, und diese Studiener-<br />

fahrungen können letztlich wieder genutzt werden, um neueinsteigenden Studierenden<br />

bessere Erfolgsaussichten bieten zu können. Dieses Zyklus-Modell entspricht auch<br />

dem Konzept des lebenslangen Lernens, das von stetig wiederkehrenden Studien- und<br />

Anwendungsphasen ausgeht, und erhält mit der Einführung der gestuften Studiengän-<br />

ge eine besondere Bedeutung. Für die Hochschulen bedeutet das, dass künftig mehr<br />

Studierende mit Berufserfahrung und in anderer Lebenslage (höheres Alter, Berufstä-<br />

tigkeit, Familienverantwortung) ein Studium antreten werden, was sich direkt oder indi-<br />

rekt auf Studium und Lehre auswirken wird. Die Unterscheidung von grundständiger<br />

Lehre und Weiterbildung wird an Bedeutung verlieren, weil alle Lehrformen immer<br />

mehr Teil eines fortgesetzten Lehrzyklus‘ werden.<br />

8 In Vorstudien hat CHE Consult an die 100 Maßnahmen identifiziert, die (zum geringeren) Teil<br />

bereits in Deutschland angewendet werden, vor allem aber im Ausland bisher erprobt sind.<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 8


Vielfalt <strong>als</strong> Stärke: Diversität oder Vielfalt wird meistens <strong>als</strong> Problem empfunden, das<br />

es zu lösen gilt. Es werden Studienabbruchzahlen oder soziale Schieflagen wahrge-<br />

nommen, die dann oft zu einem mit Heterogenität steigendem Problempotential ver-<br />

dichtet wird. Gleichzeitig steckt in der Heterogenität der unterschiedlichen Erfahrungen<br />

und Bildungsvoraussetzungen der Studierenden aber eine enorme Chance für eine<br />

Hochschule, neue und andere Potentiale zu erschließen (neue Konzepte, Ideen,<br />

Denkmuster, Kompetenzen). Diversität muss daher zugleich <strong>als</strong> Bereicherung begriffen<br />

werden, die einer qualitätsorientierten Weiterentwicklung des hochschulischen Ange-<br />

bots förderlich ist. Diese Chancen können jedoch nur wahrgenommen werden, wenn<br />

die Hochschulen auch Lern- und Studienbedingungen schaffen, in denen Vielfalt ihren<br />

Mehrwert entfalten kann – und nicht alle an denselben Maßstäben gemessen werden.<br />

Diversity Management geht dann nicht mit einer Senkung der Qualitätsstandards ein-<br />

her, wenn es gelingt, die Potenziale, die aus den verschiedenen Erfahrungen und Le-<br />

benskontexten resultieren, in den Lernprozess einzubeziehen. Dann kann leicht – wie<br />

in anderen gesellschaftlichen Feldern – die Heterogenität zu einer Verbesserung der<br />

Resultate führen.<br />

Projektansatz: Es soll ein situationsorientiertes Verfahren entwickelt werden, das zu-<br />

gleich systematisch und „niederschwellig“, jedoch auch mit rasch sichtbaren Erfolgser-<br />

gebnissen entwickelt werden kann. Dazu ist es notwendig, die jeweiligen Rahmenbe-<br />

dingungen zu analysieren und die Ausgangsbedingungen für das Diversity Manage-<br />

ment zu beschreiben. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Etablierung eines daten-<br />

basierten und indikatorengestützten Selbstreports und eines entsprechenden Control-<br />

lings, da den Hochschulen, wie wir aus bisherigen Projekten und Untersuchungen wis-<br />

sen, derzeit zu wenige oder zu ungenaue Daten über die Vielfalt ihrer Studierenden<br />

(wie auch ihres wissenschaftlichen und administrativen Person<strong>als</strong>) vorliegen. Darüber<br />

hinaus sind die bisherigen Datenerhebungsverfahren gerade im Bereich von Studium<br />

und Lehre kaum geeignet, die tatsächliche Vielfalt der Studierenden handlungsleitend<br />

abzubilden, da sie von dem traditionellen Studierenden ausgehen und sich weitgehend<br />

auf wenig diversitätsorientierte Daten konzentrieren. Hierzu bedarf es einer konzeptio-<br />

nellen Neuorientierung und gleichzeitig der Entwicklung eines geeigneten Untersu-<br />

chungsinstrumentes.<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 9


4. Projektdesign<br />

Das Projekt, das im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt wird, ist mit einer<br />

Laufzeit von 2,5 Jahre geplant und hat zum Ziel, ein Verfahren zu entwickeln, das<br />

interessierte Hochschulen später ganz oder teilweise übernehmen können, um ihre<br />

Fähigkeit zum Umgang mit Vielfalt zu verbessern.<br />

Die wesentlichen Elemente sind<br />

- Strategische Verankerung und Integration in die bestehenden Entscheidungs-<br />

strukturen sowie die Etablierung von geeigneten Controlling-Instrumenten<br />

- Instrumente zur Verbesserung der Datenlage<br />

- Instrumente zur systematischen Bestandsaufnahme und kontinuierlichen Wei-<br />

terentwicklung von Angeboten und Maßnahmen<br />

- Change Management (interne Kommunikation)<br />

- Transfer (externe Kommunikation)<br />

Abbildung 2: Darstellung der Projektstränge<br />

5.1 Projektstränge<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 10


Daraus ergibt sich eine Projektstruktur mit fünf Projektsträngen, zwischen denen starke<br />

Interdependenzen bestehen, für die aber im Projektzusammenhang jeweils eigene<br />

Zugänge aufgetan werden sollen.<br />

Projektstrang 1: Strategie und Controlling<br />

Wenn eine Hochschule nachhaltig ihren Umgang mit Vielfalt verbessern will, ist<br />

eine entsprechende Verankerung in Strategie und Leitung <strong>als</strong> zwingende Vor-<br />

aussetzung anzusehen. Im Projekt wird einerseits die Situation an den beteilig-<br />

ten Hochschulen analysiert, andererseits werden durch die Präsentation von<br />

Good Practices Vorschläge für die Weiterentwicklung eines strategisch veran-<br />

kerten Diversity Managements entwickelt.<br />

Die entwickelten Maßnahmen müssen beobachtet, auf Effektivität und Effizienz<br />

überprüft und die Ergebnisse zur Weiterentwicklung des Angebots genutzt wer-<br />

den. Dazu werden neben den Daten aus der Studierendenbefragung QUEST<br />

weitere Quellen und Controlling-Ansätze erschlossen und in das Hochschul-<br />

controlling integriert. Die Ergebnisse des Controllings sowohl im Blick auf ein-<br />

zelne Maßnahmen wie auf das Zusammenspiel müssen dann wieder eingebun-<br />

den werden in das strategiebasierte Entscheidungshandeln der Hochschule. In-<br />

sofern bilden die strategische Dimension des ersten Handlungsstrangs und das<br />

Controlling eine Art Klammer des Agierens innerhalb einer Hochschule.<br />

Projektstrang 2: Studierendenbefragung QUEST<br />

Eine weitere Voraussetzung für eine Diversitäts-sensible Hochschule ist die<br />

Verbesserung der Datenlage. CHE Consult entwickelt mit QUEST ein innovati-<br />

ves und umfassendes psychosoziales Erhebungsverfahren, das nicht nur die<br />

Kenntnis über die Vielfalt der Studierenden verbessert, sondern zugleich konk-<br />

rete Handlungsansätze bietet: QUEST bietet Hinweise auf Aktionsfelder für die<br />

Hochschule, die strategiebasiert priorisiert werden.<br />

Mit QUEST soll ein Befragungsinstrument entwickelt werden, das folgende<br />

Zwecke erfüllt:<br />

o Erhebung von klassischen Diversitäts-Merkmalen (Geschlecht, sozialer<br />

und ökonomischer Hintergrund, Migrationshintergrund etc.)<br />

o Erhebung von weiteren Merkmalen, die eine Differenzierung der Studie-<br />

rendenschaft und Schlussfolgerungen auf ihre Bedürfnisse zulassen<br />

(Anpassungsfähigkeit an die akademischen Anforderungen, Umgang<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 11


mit den Belastungen durch das Studium, Studienmotivation, Grad der<br />

sozialen Integration usw.)<br />

o Erhebung von Aspekten, die die Rückkopplung der Befragungsergeb-<br />

nisse an die Ausrichtung bzw. an das Selbstverständnis der Hochschule<br />

zulassen (insbesondere die Orientierung an Bildungs- bzw. Ausbil-<br />

dungszielen)<br />

o sowie eine Korrelation der Ergebnisse mit Daten zum Studienerfolg.<br />

Die Befragung erfolgt vollständig über Selbstaussagen der Befragten, eine di-<br />

rekte Kopplung mit anderen Daten der Hochschule erfolgt nicht. Die Studieren-<br />

denbefragung richtet sich grundsätzlich an alle Studierenden der Hochschule<br />

und sollte daher in übliche Verwaltungsprozesse (z.B. die Rückmeldung) integ-<br />

riert werden, um eine maximale Verbreitung zu finden. Die Teilnahme an der<br />

Befragung soll freiwillig erfolgen, um die Akzeptanz zu erhöhen.<br />

Der innovative Gehalt von QUEST ist die Verwendung von psychosozialen<br />

Konstrukten. Diese Art der Befragung schließt an der persönlichen Verfasstheit<br />

der Befragten an und ermöglicht die gegenseitige Validierung von Aussagen,<br />

verhilft zu größerer Transparenz über die tatsächlichen Bedürfnisse der Studie-<br />

renden und erleichtert damit die Entwicklung von Maßnahmen.<br />

Durch QUEST werden <strong>als</strong>o sehr sensible, personenbezogene Daten erhoben,<br />

die allerdings nur auf Ebene der Institution ausgewertet werden. Daher ist eine<br />

automatisierte Auswertung der Befragung sinnvoll:<br />

o Als Rückmeldung für die Teilnehmer(innen) sollte ein automatisiertes<br />

Feedback der Ergebnisse im Vergleich zum gesamten Rücklauf gege-<br />

ben werden. Dieses Feedback kann ggf. mit entsprechenden Hinweisen<br />

auf Angebote und Einrichtungen der Hochschule verknüpft werden.<br />

o Für die Institution wird auf Hochschul-, ggf. auch auf Fachbereichsebe-<br />

ne eine Auswertung erstellt, die alle Angaben mit weniger <strong>als</strong> 4 Fällen<br />

codiert, um Rückschlüsse auf Personen zu verunmöglichen.<br />

Projektstrang 3: Umsetzung und Weiterentwicklung von Maßnahmen<br />

CHE Consult entwickelt gegenwärtig im Rahmen eines Vorprojektes ein Instru-<br />

menten-Set, das Hochschulen – auch unabhängig des Einsatzes eines Befra-<br />

gungsinstruments wie QUEST – eine systematische Bestandsaufnahme ihrer<br />

Diversity Management-Aktivitäten ermöglicht und Hinweise für die Weiterent-<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 12


wicklung bietet. Die Maßnahmen reichen von Angeboten des Übergangsmana-<br />

gements, die Studieninteressierte adressieren, über Maßnahmen im Studium<br />

selbst und im Studienumfeld bis hin zu solchen, die die Hochschule <strong>als</strong> Instituti-<br />

on in den Blick nehmen und helfen, ihre Flexibilität im Umgang mit heterogenen<br />

Studierendenschaften zu erhöhen. Eine solche Übersicht aus in Deutschland<br />

bereits erprobten Instrumenten wie aus solchen aus dem Ausland wird bei Pro-<br />

jektbeginn zur Verfügung stehen.<br />

Ziel des Projektes ist es, deutschen Hochschulen sukzessive einen systemati-<br />

schen Zugriff auf solche Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität zu erlau-<br />

ben, ergänzt durch Hinweisen zur Implementierung und Erfahrungen zur Wir-<br />

kung, zur Verfügung zu stellen. Zu dem Zeitraum, zu dem durch die sinkenden<br />

Studienanfängerzahlen die Notwendigkeit zur Öffnung der Hochschulen drin-<br />

gender wird, sollen so die Hochschulen in einer online-Datenbank Zugang zu<br />

einer aktuellen und handlungsorientierten Übersicht über mögliche Instrumente<br />

einschließlich Erfahrungen zur Einführung, Umsetzung und Wirksamkeit haben.<br />

Projektstrang 4: Change Management<br />

Um die höchstmögliche Breitenwirkung erzielen zu können, muss das Projekt<br />

insgesamt von Kommunikationsmaßnahmen innerhalb der Hochschule begleitet<br />

werden: Die Einbindung der relevanten Gruppen, Veröffentlichungen in Hoch-<br />

schulpublikationen und interne Workshops sind hier zu nennen.<br />

Projektstrang 5: Change Management<br />

Darüber hinaus muss das Projekt insgesamt intensiv durch Kommunikations-<br />

maßnahmen begleitet werden. Derzeit lässt sich an vielen Hochschulen und in<br />

der hochschulpolitischen Debatte ein gewisser Trend einer allgemeinen Pro-<br />

blemwahrnehmung gegenüber der steigenden Heterogenität beobachten. Diese<br />

Wahrnehmung soll gestärkt und zugleich durch die Entwicklung exemplarischer<br />

Konzepte zum Diversity Management gefördert werden und vorangetrieben<br />

werden. Dazu werden mehrere strategische Partner eingebunden, die die<br />

Durchdringung der Community sichern helfen sollen (insbesondere BMBF,<br />

HRK, WR). Daneben kommt der Einbindung von Studierenden und Hochschul-<br />

absolvent/innen hohe Bedeutung zu, wenn die aktuelle Situation bewertet und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten diskutiert werden sollen. Diese Diskussion soll in-<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 13


sbesondere durch den Einsatz von Internetportalen in die Breite getragen wer-<br />

den.<br />

5. Kooperierende Hochschulen<br />

5.1. Auswahl der Partnerhochschulen<br />

Um eine möglichst gute Breitenwirkung zu erzielen, müssen die kooperierenden Hoch-<br />

schulen<br />

a) die Möglichkeit haben, vor dem Hintergrund ihrer aktuellen Situation Projekt-<br />

module auszuwählen, die sie mit Priorität bearbeiten wollen;<br />

b) nach Kriterien ausgewählt werden, die der Unterschiedlichkeit der deutschen<br />

Hochschulen Rechnung tragen.<br />

Kriterien für die Auswahl waren:<br />

1. Proporz-Gesichtspunkte: regionale Verteilung, Hochschultypen (Uni /<br />

FH; staatlich / privat)<br />

2. Exemplarizität: Exzellenz-Uni, Neugründung, Fernstudium<br />

3. Affinität: Diversity-Profil (etwa Internationalität, Berufstätige, Familien-<br />

freundlichkeit), Ansätze von Diversity Management<br />

4. Effizienz-Gesichtspunkte: Hochschulstandort mit mehreren Hochschulen<br />

Acht Hochschulen wurden <strong>als</strong> Partner in das Projekt eingeladen:<br />

a) die Hochschule Bremen<br />

b) die Universität Bremen<br />

c) die Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder<br />

d) die Hochschule Hamm-Lippstadt<br />

e) die Technische Universität München<br />

f) die Universität Regensburg<br />

g) die Hochschule Ruhr West<br />

h) die Hochschule Zittau/Görlitz<br />

5.2. Kooperationsform<br />

Von den kooperierenden Hochschulen wird erwartet, dass sie dem Umgang mit<br />

Heterogenität und dem Diversity Management eine strategische Bedeutung beimes-<br />

sen. Nicht jede Partnerhochschule, die in eine Projektzusammenarbeit einsteigt, muss<br />

in allen fünf Projektsträngen in gleicher Weise aktiv mitwirken. Das ist mit Rücksicht auf<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 14


die spezifischen Bedingungen, auf den Stand von etwaigen Vorarbeiten in dem Feld<br />

und ähnliche Ausgangsbedingungen im Einzelfall zu klären. Allerdings muss der Pro-<br />

jektstrang der Strategische Ausrichtung / Entscheidungsstrukturen in jedem Falle<br />

Gegenstand der Kooperation sein. Darüber hinaus können einzelne Projektstränge<br />

ausgewählt werden, auf die sich das jeweilige Projekt besonders konzentriert. Außer-<br />

dem ist CHE Consult offen für weitere Ideen und Modifikationen. Die Details dazu wer-<br />

den in einer Vereinbarung präzisiert und fixiert, in der auch die Aufgaben und Zustän-<br />

digkeiten der beiden Partner (Hochschule und CHE Consult) benannt werden.<br />

In der Summe aller Pilotprojekte sollen dabei selbstverständlich sämtliche Projekt-<br />

stränge hinreichend bearbeitet werden, so dass eine gewisse Breite von Erfahrungen<br />

und Beispiellösungen in allen Strängen erreicht werden kann. Gerade in Bezug auf die<br />

Maßnahmen kann jedoch nicht erwartet werden, dass in den kooperierenden Hoch-<br />

schulen sämtliche Maßnahmen in den Feldern Übergangsmanagement, Beratung,<br />

Lehrformen, Unterstützungsmaßnahmen etc. erprobt werden. Die Datenbank ist daher<br />

<strong>als</strong> ein Instrument konzipiert, das auch nach Ablauf der Projektlaufzeit weiter ver-<br />

vollständigt werden kann und soll.<br />

Den kooperierenden Hochschulen entstehen für den Aufwand von CHE Consult im<br />

Rahmen des Projektes keine Kosten, sie tragen allein den auf ihrer Seite jeweils anfal-<br />

lenden Aufwand. Dazu gehört auch die Teilnahme an den drei geplanten öffentlichen<br />

Tagungen mit den thematischen Schwerpunkten zum Übergangsmanagement, zur<br />

Befragung mit QUEST und zu den weiteren Maßnahmen zum Diversity Management<br />

(siehe Zeitplan).<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 15


6. Zeitplan<br />

Strategie/<br />

Controlling<br />

QUEST<br />

Maßnahmen<br />

Change<br />

Management<br />

Transfer<br />

Analyse Analyse Ist Ist<br />

2010 2011 2012<br />

I/2010 II/2010 III/2010 IV/2010 I/2011 II/2011 III/2011 IV/2011 I/2012 II/2012<br />

Pretest<br />

Bestandsaufnahme<br />

Präsentation<br />

und<br />

Diskussion<br />

Definition<br />

Datenbasis<br />

1.<br />

Befragung<br />

Konzeption<br />

Ergebnisse<br />

QUEST<br />

interne AG-<br />

hochschulinterne<br />

Prozesse Produkte Tagungen Presse-<br />

Workshops<br />

Workshops<br />

mitteilungen<br />

Diversity Management | Projektskizze | CHE Consult Seite 16<br />

Konzeption<br />

Implementierung<br />

Strateg.<br />

Schlussfolgerungen<br />

HS Aktivitäten<br />

Workshops<br />

mit Studierenden<br />

HS Aktivitäten<br />

Evaluation<br />

2.<br />

Befragung<br />

Einbettung<br />

Präsentation<br />

und Diskussion<br />

PM Tagung PM PM PM PM PM Tagung PM PM Tagung PM<br />

durchgängige Kommunikation im web (mit Partnern)<br />

Automatisierte<br />

Auswertung<br />

Projekt FB-Ebene<br />

Projekte HS-Ebene<br />

Entwicklung von<br />

Reaktionsroutinen<br />

Zwischenevaluation<br />

Berichte<br />

Nur z.T. mit Unterstützung<br />

CHE<br />

Strategie<br />

Konzepte<br />

Controlling<br />

Konzepte<br />

Befragungsinstrument<br />

Diversity<br />

Report<br />

Online<br />

Datenbank<br />

Komm.konzepte

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