Griechenland Zeitung Ausgabe 396 - 4. September 2013 (Vorschau)
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U L T U R<br />
Mittwoch, <strong>4.</strong> <strong>September</strong> <strong>2013</strong><br />
7<br />
K<br />
Altertümer in Metrostation bleiben erhalten Umweltforscher<br />
Nikos Margaris gestorben<br />
ntwarnung im Streit um bedeutende<br />
EFunde aus der byzantinischen Zeit<br />
am U-Bahnhof „Venizelou“ in Thessaloniki:<br />
Am Mittwoch vereinbarten<br />
Bürgermeister Jannis Boutaris und Kulturminister<br />
Panos Panajotopoulos die<br />
Erhaltung der Funde an ihrem Standort.<br />
Im Disput um den Verbleib von Altertümern<br />
aus dem 6. bis 9. Jahrhundert,<br />
die Anfang des Jahres beim Metro-Bau<br />
entdeckt wurden, konnte ein Kompromiss<br />
erzielt werden.<br />
Erhalten bleiben laut Presseberichten<br />
mindestens 80 Prozent der Ausgrabungen,<br />
die als archäologische Stätte<br />
dem Publikum zugänglich gemacht<br />
werden sollen. Zuvor werden die<br />
Funde allerdings entfernt, damit der<br />
Bahnhof wie geplant gebaut werden<br />
kann. Anschließend werden sie vor<br />
Ort wieder aufgebaut, wie der neue,<br />
modifizierte Vorschlag der U-Bahn-<br />
Gesellschaft „Attiko Metro“ vorsieht.<br />
Im Gegenzug zieht die Stadt Thessaloniki<br />
ihren Antrag auf eine einstweilige<br />
Anordnung gegen den Transport<br />
der Antiken an einen anderen Standort<br />
zurück. Das letzte Wort hat der<br />
Archäologische Zentralrat, der Mitte<br />
<strong>September</strong> wieder zusammentritt.<br />
An ihm und der Stadt solle es jedenfalls<br />
nicht liegen, wenn keine Bewegung<br />
in die Angelegenheit komme,<br />
wurde Boutaris nach einem weiteren<br />
Treffen mit Infrastrukturminister<br />
Michalis Chryssochoidis am Donnerstag<br />
zitiert. Hätte das Kulturministerium<br />
die Vorschläge der Stadt im März<br />
berücksichtigt, wäre er nicht vor den<br />
Staatsrat, <strong>Griechenland</strong>s höchstes Verwaltungsgericht,<br />
gezogen. Eitel Sonnenschein<br />
herrschte auch bei „Attiko<br />
Metro“, wo es vor Monaten noch<br />
geheißen hatte, dass der Bahnhof nicht<br />
gebaut werden könne, wenn die Altertümer<br />
nicht weggebracht würden.<br />
Wie Vorstandschef Christos Tsitouras<br />
Beim U-Bahnbau in Thessaloniki wurden viele bedeutene Funde gemacht. (Foto: ek/Archiv)<br />
sagte, seien die Kosten für die nun<br />
gefundene Lösung nicht übermäßig<br />
hoch. Der Erhalt der Antiken vor Ort<br />
sei nicht nur wünschenswert, sondern<br />
auch möglich.<br />
Seit Jahresanfang<br />
<br />
Damit geht eine seit Jahresanfang<br />
schwelende, zum Teil erbitterte Auseinandersetzung<br />
zwischen der U-Bahngesellschaft<br />
und dem Infrastrukturministerium<br />
auf der einen Seite und der<br />
Stadt und Archäologen und Byzantinisten<br />
auf der anderen Seite zu Ende. Bei<br />
den Notgrabungen für den U-Bahnbau<br />
hatte man ein 76 Meter langes, ausgezeichnet<br />
erhaltenes Teilstück der „Decumanus“,<br />
der zentralen ost-westlichen<br />
Straßenachse des spätantiken und frühbyzantinischen<br />
Thessaloniki gefunden,<br />
einschließlich der Kreuzung mit einer<br />
wichtigen, zum Hafen führenden Querachse.<br />
Entlang der Straße legte man die<br />
Fundamente von Privatbauten aus dem<br />
„<strong>Griechenland</strong> blüht“<br />
inen lesenswerten Reisebericht<br />
hat der öster-<br />
E<br />
reichische Filmproduzent<br />
Fabian Eder im Frühjahr<br />
<strong>2013</strong> im Braumüller Verlag<br />
veröffentlicht. Das Buch<br />
entstand als schriftliches<br />
Pendant zum gleichnamigen<br />
Film „<strong>Griechenland</strong><br />
blüht“. Die Dreharbeiten<br />
dazu fanden während eines<br />
mehrwöchigen Segeltörns<br />
in <strong>Griechenland</strong> vor etwas<br />
mehr als einem Jahr statt.<br />
Eders Motivation bleibt es, auch mit<br />
dem Buch ein mediales Gegengewicht<br />
zu der oft einseitig negativen Berichterstattung<br />
über „die faulen Griechen“<br />
zu schaffen.<br />
„<strong>Griechenland</strong> blüht“ ist als Projekt zu<br />
verstehen. Schon während ihrer Reise<br />
bloggten die drei Teilnehmer Fabian<br />
Eder, Andreas Handl<br />
und Richi Wagner.<br />
Anschließend entstand<br />
ein sehr einfühlsamer<br />
Film über die Begegnungen<br />
mit den unterschiedlichsten<br />
Menschen<br />
– jetzt auch verfügbar in<br />
Buchform.<br />
Ausgangspunkt der<br />
Reise durch Hellas war<br />
Chania auf Kreta. Von<br />
dort aus segelte die<br />
dreiköpfige Crew, nach<br />
einem Zwischenstopp auf den Kykladen,<br />
an der Westküste der Peloponnes<br />
entlang, bis nach Messolonghi.<br />
Bei den Gesprächen ging es um aktuelle<br />
Probleme, Korruption und Vetternwirtschaft,<br />
die neue Auswanderung<br />
der Jugend, um Ängste und<br />
Hoffnungen in Zeiten der Krise. Aber<br />
h i i Z i<br />
6. bis 9. Jahrhundert, aber auch von großen<br />
öffentlichen Komplexen frei, wie sie<br />
in byzantinischen Städten eher selten<br />
anzutreffen sind.<br />
Auf Druck aus dem Infrastrukturministerium<br />
und der „Attiko Metro“<br />
stimmte der Archäologische Zentralrat<br />
Ende Januar einer Verlegung der<br />
Funde an einen anderen Ort zu, etwa<br />
in die frühere Kaserne „Pavlos Melas“<br />
in der gleichnamigen Randgemeinde<br />
von Thessaloniki. Dagegen protestierte<br />
zunächst der Verband griechischer<br />
Archäologen: Bei solcherlei<br />
Funden ergäbe nur die Erhaltung vor<br />
Ort einen Sinn. Dem schlossen sich<br />
bedeutende Altertumswissenschaftler<br />
und Byzantinisten aus dem In- und<br />
Ausland an. Und auch Bürgermeister<br />
Boutaris, der zudem den Verlust einer<br />
neuen Touristenattraktion befürchtete,<br />
sah das ähnlich. Im Juli ließ er<br />
wissen, dass eine Verlegung der Grabungsfunde<br />
„nur über seine Leiche“<br />
erfolgen würde. Soweit wird es nun<br />
wohl nicht mehr kommen. (GZak)<br />
das Team um Eder hat auch enormen<br />
Reichtum entdeckt – an Initiativen<br />
und Kreativität, Eigenständigkeit und<br />
Verantwortungsbewusstsein.<br />
Dem schreibenden Regisseur gelingt<br />
es in Film und Buch, den Fokus wieder<br />
auf das zu richten, was wir an<br />
<strong>Griechenland</strong> so lieben – die herrliche<br />
Landschaft, die mediterrane Kost und<br />
die Gastfreundschaft.<br />
Seiner Vorliebe für gutes Essen räumt<br />
Eder ebenfalls Raum ein. Neben zahlreichen<br />
Bildern und Kartenausschnitten<br />
fehlt es nicht an leckeren Rezepten<br />
aus der traditionell-mediterranen<br />
Küche. www.griechenlandblueht.com.<br />
Melanie Schmitt<br />
Fabian Eder: „<strong>Griechenland</strong> blüht“, Verlag<br />
Braumüller <strong>2013</strong>. ISBN: 978-3991000921, Farbund<br />
Schwarz-Weiß-Fotos, 127 Seiten, broschiert.<br />
Preis: 14,90 Euro.<br />
Der Umweltwissenschaftler und langjährige<br />
Herausgeber der griechischen <strong>Ausgabe</strong><br />
von „National Geographic“, Nikos S.<br />
Margaris, starb am vergangenen Montag.<br />
Der streitbare Intellektuelle wurde einem<br />
breiten Publikum vor allem durch seine<br />
Fernsehbeiträge sowie durch seine Kolumne<br />
in der <strong>Zeitung</strong> „To Vima“ bekannt, wo<br />
er unter dem Titel „Patridognossia“ (etwa:<br />
Landeskundliches) verschiedene umweltrelevante<br />
Themen behandelte. Die Artikel<br />
erschienen in Buchform und wurden unter<br />
dem Titel „<strong>Griechenland</strong> und seine Natur“<br />
(Romiosini Verlag, Köln 2001) auch auf<br />
Deutsch herausgegeben.<br />
Nikos Margaris kam 1943 im thessalischen<br />
Volos zur Welt und studierte in Athen. Später<br />
nahm er Lehraufträge an den Universitäten<br />
von Athen, Thessaloniki, Thessalien<br />
und der Ägäis an. Mit 35 in Thessaloniki<br />
zum ordentlichen Professor und Fachbereichsleiter<br />
Ökologie gewählt, war Margaris<br />
der Begründer und über viele Jahre<br />
Leiter des Fachbereichs Umweltwissenschaften<br />
an der Ägäis-Universität in Mytilini<br />
auf Lesbos. Besonders bedeutend war<br />
sein Beitrag zur Ökologie der mediterranen<br />
Pflanzenwelt. Neben seiner akademischen<br />
Tätigkeit war Margaris Schriftsteller, Journalist,<br />
sowie Produzent von Fernsehsendungen<br />
und Dokumentarfilmen. Noch am<br />
Tag vor seinem Tod reichte er die letzten<br />
Texte für das griechische „National Geographic“<br />
ein, dessen Direktor er 14 Jahre<br />
lang gewesen ist. (GZak)<br />
Aus für griechische<br />
Mickymaus<br />
Krisenopfer Mickymaus: Am Samstag<br />
gab der griechische Verleger Christos<br />
Terzopoulos auf seiner Facebook-Seite<br />
bekannt, dass er die Comic-Sparte seines<br />
Verlages schließen werde. Dazu gehören<br />
seit bald 48 Jahren auch die legendären<br />
Disney-Klassiker Mickymaus, Donald<br />
Duck und das griechische Pendant der<br />
„Lustigen Taschenbücher“. Er habe sich<br />
seine Entscheidung nicht leicht gemacht,<br />
so Terzopoulos. Seit Jahresanfang sei man<br />
in Verhandlungen gestanden, um die<br />
Comic-Sparte des Verlags zu retten. Das<br />
erste griechische Mickymausheft erschien<br />
1966. Seitdem wurden mehr als 2.400<br />
Nummern veröffentlicht. (GZak)<br />
Kunstwoche<br />
in Paleochora auf Kreta<br />
Vom 6. bis zum 15. <strong>September</strong> findet im<br />
Küstenstädtchen Paleochora in Südwestkreta<br />
die erste „Paleochora Art Week“<br />
statt. Etwa 20 Künstlerinnen und Künstler<br />
stellen ihre Werke im ganzen Ort<br />
an 16 so genannten Art Points aus. Um<br />
die Kunst zu den Menschen zu bringen,<br />
beteiligen sich Tavernen, Hotels, Galerien<br />
und Bars an dem Event. Auch der Boulevard<br />
am Steinstrand wird zum Ausstellungsort.<br />
Die Eröffnungsparty findet am<br />
6. <strong>September</strong> um 19.30 Uhr mit einem<br />
abwechslungsreichen Programm im<br />
„Nostos Club“ statt.<br />
Weitere Informationen gibt es unter<br />
paleochora.gerhard-stelzhammer.at. (EB)