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DIGITAL INSIDER ARD und ZDF können 100 Mio. Euro sparen (Vorschau)

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Ausgabe 82 August 2011 www.digital-insider.de<br />

Leo Kirch tot<br />

Mehr Pay-TV<br />

Offenheit<br />

Was aus seinem Medienimperium<br />

<strong>und</strong> einstigen<br />

Weggefährten wurde.<br />

Gerhard Zeiler prognostiziert<br />

einen Paradigmenwechsel<br />

durch HD Plus.<br />

Seite 3 Seite 4<br />

Seite 8<br />

Heiko Genzlinger über<br />

das Geschäftsmodell<br />

Hybrid-TV von Yahoo.<br />

<strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> <strong>können</strong><br />

<strong>100</strong> <strong>Mio</strong>. <strong>Euro</strong> <strong>sparen</strong><br />

DI-Kostenanalyse: Verschlüsselung kontra Free-TV bei <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong><br />

In den letzten Wochen diskutierten<br />

viele Experten <strong>und</strong> Leser über Sinn <strong>und</strong><br />

Unsinn einer (Gr<strong>und</strong>-)Verschlüsselung<br />

beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen<br />

in Deutschland. Viele Marktteilnehmer<br />

äußerten ihre Meinung. Ein Argument<br />

wurde dabei oft wiederholt: Eine Verschlüsselung<br />

sei zu teuer. Wir haben<br />

uns die Mühe gemacht, Ordnung ins<br />

Zahlenchaos zu bringen beziehungsweise<br />

überhaupt erst einmal herauszufinden,<br />

welche Zahlen es gibt.<br />

Was kostet also eine Verschlüsselung?<br />

Kostentreiber sind die Karten, die an<br />

die K<strong>und</strong>en ausgegeben <strong>und</strong> von einem<br />

Verschlüsselungsanbieter eingekauft<br />

werden müssen. Nach Recherchen von<br />

<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> ist eine Smartcard für<br />

10 <strong>Euro</strong> das Stück inklusive Logistik<br />

zu haben. Zudem müssen Nutzer oder<br />

Plattformbetreiber in einen Receiver<br />

investieren, der über einen Smartcard-<br />

Leser verfügt <strong>und</strong> das vom jeweiligen<br />

Sender eingesetzte Verschlüsselungssystem<br />

unterstützt. Gegenüber einem<br />

herkömmlichen Receiver entstehen so<br />

Mehrkosten von r<strong>und</strong> 15 <strong>Euro</strong> pro<br />

Box mit einem integrierten Verschlüsselungssystem.<br />

Lesen Sie weiter ab Seite 10<br />

Poker um TV-Rechte: Das<br />

Spiel beginnt aufs Neue<br />

Jeder will die Fußballb<strong>und</strong>esliga – Sky mit Vorschusslorbeeren?<br />

Jeder Sportler kennt das: die Nervosität<br />

vor dem Wettkampf. Diesen Zustand<br />

dürften auch langsam die Unternehmen<br />

erreichen, die sich für Übertragungsrechte<br />

der Fußballb<strong>und</strong>esliga<br />

interessieren. Nachdem das B<strong>und</strong>eskartellamt<br />

beim letzten Rechtepoker<br />

der Deutschen Fußball Liga (DFL) einen<br />

gehörigen Strich durch die Rechnung<br />

machte <strong>und</strong> den Pakt mit Leo Kirch<br />

untersagte, hat die DFL dieses Mal<br />

sicherheitshalber vorher bei den Kartellwächtern<br />

nachgefragt.<br />

Mitte Juni gab Bonn dann grünes Licht.<br />

Es bestünden keine gr<strong>und</strong>sätzlichen Bedenken,<br />

zumal weder ein eigener TV-<br />

Kanal der DFL noch eine Neuauflage<br />

des Sirius-Modells geplant ist. Doch für<br />

Freudensprünge ist es noch zu früh,<br />

denn es handelt sich lediglich um eine<br />

vorläufige Bewertung der Bonner Behörde.<br />

Das Verfahren läuft weiter. „Wir<br />

werden im weiteren Verlauf der Prüfung<br />

insbesondere Einzelfragen zu den verschiedenen<br />

Rechtepaketen klären <strong>und</strong><br />

darauf achten, dass die Ausschreibung<br />

diskriminierungsfrei <strong>und</strong> tran<strong>sparen</strong>t<br />

ablaufen kann“, erklärt Kartellamtspräsident<br />

Andreas M<strong>und</strong>t.<br />

Lesen Sie weiter ab Seite 16<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

IFA-Preview: Die Katze<br />

bleibt zunächst im Sack Seite 02<br />

Kirch-Media heute Seite 03<br />

Kommt das Werbeverbot<br />

für <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong>? Seite 04<br />

Medienforum NRW:<br />

Impressionen aus Köln Seite 05<br />

DI-Kolumne: Frequenzen<br />

wachsen nicht nach! Seite 06<br />

Patentanmeldungen Seite 07<br />

Was Yahoo im TV will Seite 08<br />

Nachgerechnet: So viel<br />

<strong>können</strong> <strong>ARD</strong>/<strong>ZDF</strong> <strong>sparen</strong> Seite 10<br />

Kommentar: Fernsehen<br />

mit EBU-Smartcard Seite 12<br />

Wozu dient Viseo Plus? Seite 13<br />

Medienkonzentration:<br />

Veränderte Realitäten Seite 14<br />

Kommentar: Schwer<br />

verdauliches Filetstück Seite 15<br />

Alle dienen König Fußball Seite 16<br />

Produkt des Monats:<br />

Videoweb 750 Seite 17<br />

Mega-EPG <strong>und</strong> Regulierung Seite 18<br />

Verbraucher versteht<br />

Heimvernetzung nicht Seite 19<br />

Das letzte Gerücht Seite 20<br />

Kolumne: Der TV-Titan Seite 20<br />

Termine Seite 20<br />

Impressum Seite 20


2 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Gemeinsames Wehklagen<br />

IFA-Preview in Hamburg bot nur wenige Neuigkeiten im TV-Bereich – 3D <strong>und</strong> Connected TV im Fokus<br />

Der erste Eindruck von der IFA-Preview-Veranstaltung<br />

in Hamburg ist etwas<br />

verwirrend, denn die Mitarbeiter<br />

der unterschiedlichen Hersteller<br />

tummelten sich an den Ständen der<br />

Konkurrenz. Das hat weniger etwas<br />

mit Abwerbungsgesprächen zu tun, als<br />

vielmehr damit, dass die TV-Hersteller<br />

allesamt den Gürtel enger schnallen<br />

müssen – geteiltes Leid ist halbes Leid.<br />

Die Branche stöhnt unter einer Kostenspirale.<br />

Auf der einen Seite fallen<br />

die Preise immer weiter ins Bodenlose.<br />

Stabile Märkte gibt es allenfalls noch<br />

in Großbritannien oder im Osten <strong>Euro</strong>pas.<br />

Auf der anderen Seite fressen<br />

neue Technologien wie 3D <strong>und</strong> Vernetzung<br />

Investitionen auf. Durch den<br />

Spar zwang schrumpft die Branche auf<br />

wenige Protagonisten zusammen. Man<br />

kennt sich, man schätzt sich.<br />

Polfilter oder Shutter<br />

Allerdings ist es mit der gegenseitigen<br />

Wertschätzung nicht weit her, wie<br />

LG <strong>und</strong> Samsung in Hamburg bewiesen,<br />

als es um das Polfilterverfahren<br />

für die Darstellung von 3D-Bildern<br />

ging. LG setzt bei allen 3D-Fernsehern<br />

dieses Verfahren ein <strong>und</strong> stützt seine<br />

Strategie mit einer Zertifizierung<br />

durch den Verband der Elektrotechnik,<br />

Elektronik <strong>und</strong> Informationstechnik<br />

(VDE), wonach die LG-Fernseher 3D-<br />

Bilder in Full-HD-Auflösung darstellen<br />

<strong>können</strong> sollen.<br />

Diese Behauptung sorgte indes bei<br />

Samsung für Stirnrunzeln, die ebendies<br />

vehement bestreiten. Bislang galt das<br />

Polfilterverfahren unter anderem wegen<br />

des Auflösungsverlustes als die Variante,<br />

die bei Einstiegs-3D-Fernsehern<br />

zum Zuge kam, während die Shutter-<br />

Technik eher den High-End-Geräten<br />

zugerechnet wurde. Dies könnte nach<br />

Ansicht der Polfilterverfechter aber in<br />

den nächsten Monaten zugunsten des<br />

Polfilterverfahrens kippen.<br />

Ankündigungen<br />

Ohnehin war 3D eines der Hauptthemen<br />

auf der Preview-Veranstaltung, auch<br />

wenn Hersteller wie Loewe, Sharp oder<br />

Samsung darauf verzichteten, neue TV-<br />

Modelle vorzustellen. Samsung kündigte<br />

zwar Neues zur IFA an, ließ die Katze<br />

aber nicht aus dem Sack. Die Spekulationen<br />

gehen in Richtung OLED-TV oder<br />

eines neuen 3D-Verfahrens. Gleiches<br />

Spiel bei Sharp. Was der Hersteller<br />

Videoweb will mit dieser Box alte Flachbildfernseher zu hybriden TV-Geräten mit Internetzugang machen.<br />

Connected TV war neben 3D das große Thema der IFA-Preview in Hamburg<br />

Bild: Videoweb<br />

Neues auf der IFA präsentieren will, wissen<br />

bislang wohl nur die Mitarbeiter in<br />

Japan. Toshiba zeigte dagegen 3D-Fernseher<br />

auf Polfilter- <strong>und</strong> Shutter-Basis,<br />

zudem sorgte ein Laptop mit brillenloser<br />

3D-Darstellung für Aufsehen: Zur<br />

IFA sollen erste 3D-Fernseher mit dieser<br />

Technik ausgestattet werden. Der japanische<br />

Hersteller ist damit der einzige,<br />

der alle drei 3D-Varianten – Polfilter,<br />

Shutter <strong>und</strong> brillenloses 3D – nutzt.<br />

Philips setzt ebenfalls auf beide aktuellen<br />

3D-Verfahren: Polfilter <strong>und</strong> Shutter.<br />

Die Niederländer zeigten in Hamburg<br />

zwei neue 21 : 9-Fernseher sowie<br />

ein High-End-TV-Gerät mit neuer Kontrastfilterbeschichtung.<br />

Metz kündigte<br />

an, alte Fernseher neu aufzulegen <strong>und</strong><br />

sie mit dem Polfilterverfahren, HbbTV<br />

<strong>und</strong> einem Mediaplayer ausstatten<br />

zu wollen.<br />

Schwerpunkt Online<br />

Connected TV war neben 3D das zweite<br />

große Thema der Preview-Veranstaltung.<br />

Die Hersteller haben die Performance<br />

ihrer Onlineangebote verbessert.<br />

Philips hat beispielsweise seine<br />

Net-TV-Oberfläche r<strong>und</strong>erneuert <strong>und</strong><br />

eine Suchfunktion über die Mediatheken<br />

aller Sender integriert.<br />

Auf die Karte Connected TV setzte auch<br />

Videoweb in Hamburg. Das Unternehmen<br />

des Web.de-Gründers Matthias<br />

Greve präsentierte die 750er-Serie,<br />

bestehend aus zwei Hybridreceivern;<br />

einer für den digitalen Sat- <strong>und</strong> der andere<br />

für digitalen Kabelempfang (mehr<br />

dazu auf Seite 17). Die Ausstattung<br />

kann sich sehen lassen: Doppeltuner,<br />

zwei CI-Plus-Schächte, WLAN <strong>und</strong> zwei<br />

USB-Schnittstellen für den Anschluss<br />

externer Datenträger. Es ist aber auch<br />

möglich, eine Festplatte im Gerät zu<br />

integrieren. Darüber hinaus zeigte<br />

Videoweb eine Box, mit der Fernseher<br />

ohne Internetanschluss zu einem Connected<br />

TV werden.<br />

Die Deutsche Telekom stellte auf der<br />

Preview-Veranstaltung die Set-Top-Box<br />

für das Angebot „Telekom Sat“ vor. Der<br />

Receiver richtet sich an die Haushalte,<br />

deren DSL-Anschluss nicht die ausreichende<br />

Bandbreite für den Empfang<br />

von HDTV hat. Zuzüglich <strong>können</strong> diejenigen,<br />

deren DSL-Leitung selbst für<br />

den Rückkanal nicht ausreicht, in einen<br />

Tarif wechseln, in dem der Rückkanal<br />

über das Mobilfunknetz der Telekom<br />

realisiert wird.<br />

Bahnbrechende Neuigkeiten hatte die<br />

IFA-Preview-Veranstaltung in Hamburg<br />

nicht zu bieten. Aber: Einige Hersteller<br />

kündigten die eine oder andere Überraschung<br />

für die IFA an, ohne konkreter<br />

zu werden. So ist immerhin eine<br />

gewisse Vorfreude auf die Reise nach<br />

Berlin gegeben. MH


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 3<br />

Der Medienmogul<br />

Was von der Kirch-Gruppe nach deren Zerschlagung übrig blieb <strong>und</strong> wo die Ex-Kirchler heute sind<br />

Im Alter von 84 Jahren starb Leo Kirch –<br />

ein einflussreicher, wenn nicht gar der<br />

einflussreichste Medienmanager der<br />

jüngeren deutschen Vergangenheit, der<br />

aber auch für das größte Insolvenzverfahren<br />

der deutschen Nachkriegsgeschichte<br />

sorgte. Noch heute läuft das<br />

Verfahren zur Kirch-Media: In einer<br />

vierten Abschlagsverteilung soll eine<br />

Summe von 85 Millionen <strong>Euro</strong> verteilt<br />

werden. Die Forderungen belaufen sich<br />

auf 4 Milliarden <strong>Euro</strong>.<br />

Zur Blütezeit seines Imperiums beschäftigte<br />

Kirch nahezu 10 000 Menschen. Der<br />

gebürtige Franke blieb bis zu seinem Tode<br />

stets im Hintergr<strong>und</strong>, zog im Verborgenen<br />

aus einem Netzwerk, das bis in die<br />

politischen Spitzen reichte, geschickt die<br />

Fäden. Von seinem Medienkonzern blieb<br />

nach dessen Zusammenbruch nichts übrig<br />

– allein die d-box steht noch immer<br />

der technischen Entwicklung trotzend in<br />

deutschen Wohnzimmern.<br />

Nach der Pleite<br />

Den 40-prozentigen Anteil an der Axel<br />

Springer AG verleibte sich die Deutsche<br />

Bank ein, die 10 Prozent an Friede<br />

Springer weiterveräußerte. Die Sportrechte<br />

an der Fußballb<strong>und</strong>esliga <strong>und</strong><br />

der Weltmeisterschaft 2006 gingen an<br />

ein Konsortium um Günter Netzer, den<br />

vor zwei Jahren verstorbenen Robert-<br />

Louis Dreyfus sowie die Jacobs AG.<br />

Die Beteiligung von 21 Prozent an der<br />

Constantin Film AG fielen der Schweizer<br />

Highlight Communications zu, die<br />

heute wiederum zu 26 Prozent der<br />

Constantin Medien AG gehört, an der<br />

Kirch über KF 15 18,7 Prozent hielt.<br />

Der Anteil an der Pro Sieben Sat 1 Media<br />

Dorothee Belz leitete bis 2003 die Geschicke der Beta<br />

Research. Heute ist sie bei Microsoft <strong>Euro</strong>pe für die<br />

Bereiche Recht <strong>und</strong> Politik zuständig Bild: Microsoft<br />

AG fiel Haim Saban zu. Premiere ging an<br />

den Investor Permira. Am Bezahlsender<br />

waren zudem die Bayerische Landesbank,<br />

die Hypovereinsbank sowie der<br />

damalige CEO Georg Kofler beteiligt. Das<br />

DSF <strong>und</strong> die Onlineplattform Sport 1<br />

erwarb ein Konsortium um Karstadt-<br />

Quelle, EM-TV <strong>und</strong> Hans-Dieter Cleven.<br />

EM-TV erhielt später auch die Produktionsfirma<br />

Plazamedia.<br />

Im Jahr 2003 kaufte die Dresdener Betali<br />

Holding für knapp 70 Millionen <strong>Euro</strong><br />

Beta Research. Ein Jahr zuvor hatte die<br />

Deutsche Telekom 1 Milliarde <strong>Euro</strong> für<br />

die Technikschmiede der Kirch-Gruppe<br />

geboten. Aus Beta Research wurde die<br />

Teclic Technical License. Der Geschäftsbereich<br />

CA-Systeme mit den Lizenzen<br />

für Betacrypt 1 <strong>und</strong> 2 wurde in die<br />

Comvenient International ausgegliedert.<br />

Während die Kirch-Gruppe in ihre Filetstücke<br />

aufgelöst wurde, hielt sich die<br />

d-box, von der drei Millionen Stück produziert<br />

wurden, hartnäckig in deutschen<br />

Haushalten. Nicht zuletzt wegen der<br />

Option, den Kirch-Receiver mit einem<br />

Linux-Betriebssystem auszustatten, ist<br />

die d-box heute immer noch präsent,<br />

wie die Angebote in Internetauktionshäusern<br />

bestätigen.<br />

Kirchs Vertraute<br />

Mit dem Zusammenbruch des Kirch-<br />

Imperiums sahen sich auch etliche Führungskräfte<br />

nach neuen Jobs um. Der<br />

damalige Beta-Research-Geschäftsführer<br />

Manuel Cubero sitzt heute im Vorstand<br />

von Kabel Deutschland. Seine Mit-Geschäftsführerin<br />

Dorothee Belz wechselte<br />

2003 als Director Law and Corporate Affairs<br />

in die Geschäftsleitung von Microsoft<br />

Deutschland. Seit 2008 verantwortet<br />

sie den Rechts- <strong>und</strong> Politikbereich<br />

von Microsoft <strong>Euro</strong>pe. Gabor Toth, Vater<br />

der d-box, wurde Privatier. Angeblich<br />

soll ihm Kirch beim Kauf einer Immobilie<br />

im Osten Münchens finanziell behilflich<br />

gewesen sein.<br />

Kirchs Ex-Manager Jan Mojto übernahm<br />

2005 die Filmbibliothek sowie die internationalen<br />

Filmrechte <strong>und</strong> betreibt<br />

zudem den TV-Sender Classica, der Leo<br />

Kirchs Lieblingssender gewesen sein soll.<br />

Kirch besaß ein einzigartiges Musikarchiv<br />

mit vielen Karajan-Aufnahmen,<br />

ebenfalls ein enger Fre<strong>und</strong> des Medienmoguls<br />

<strong>und</strong> zudem Pate seines Sohnes<br />

Thomas, der ebenso wie sein Vater die<br />

Öffentlichkeit scheut. Peter Mihatsch,<br />

Es gibt sie noch an der Betastraße 1 in Unterföhring.<br />

Das Insolvenzverfahren der Kirch-Media wird am<br />

8. April 2012 zehn Jahre alt. Die Forderungen belaufen<br />

sich noch auf über 4 Milliarden <strong>Euro</strong> Bild: Auerbach Verlag<br />

der zwei Jahre vor der Pleite zum Kirch-<br />

Imperium stieß <strong>und</strong> in der Kirch-Holding<br />

die Bereiche Netze <strong>und</strong> Technologie<br />

verantwortete, setzte sich anschließend<br />

mit Toll Collect vollends in die Nesseln,<br />

war aber zugleich noch Mitglied in<br />

verschiedenen Aufsichtsräten. Mihatsch<br />

galt als derjenige, dem die Banken während<br />

des Kirch-Zusammenbruchs zuhörten.<br />

Kirch-Intimus Dieter Hahn wurde<br />

hingegen als der Schuldige für die<br />

Krise ausgemacht, dennoch blieb Hahn<br />

bis zu Kirchs Tod dessen Vertrauter. Er<br />

soll auch die Klagen gegen die Deutsche<br />

Bank weiterführen – quasi das Erbe des<br />

Medienmoguls Leo Kirch. MH<br />

Zu Lebzeiten musste Leo Kirch den Untergang seines<br />

Imperiums mit ansehen. Dennoch blieb er bis zum<br />

Schluss als Geschäftsmann aktiv<br />

Bild: Kirch


4 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Von allem etwas weniger<br />

Medienforum NRW: Werbefreier öffentlich-rechtlicher R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> weniger Regulierung gefordert<br />

Das Medienforum NRW ist Jürgen Brautmeier<br />

bestens vertraut, doch bei der<br />

23. Auflage des Medientreffs fungierte<br />

er zum ersten Mal als Direktor der veranstaltenden<br />

Landesanstalt für Medien<br />

in Nordrhein-Westfalen (LfM). „Es gab<br />

politische Positionierung, provokante<br />

Statements <strong>und</strong> Lust an Diskussion <strong>und</strong><br />

Gespräch“, zieht Brautmeier ein positives<br />

Resümee zum diesjährigen Forum.<br />

Für den ersten Gesprächsstoff sorgte<br />

gleich zum Auftakt niemand Geringeres<br />

als NRW-Ministerpräsidentin Hannelore<br />

Kraft, die in ihrer Eröffnungsrede das<br />

neue Gebührenmodell der Haushaltsabgabe<br />

als Chance auf ein öffentlichrechtliches<br />

Fernsehen ohne Werbung<br />

bezeichnete. Auch wenn dieses Ziel von<br />

der Kassenlage abhänge, hoffte Kraft<br />

darauf, dass die Werbung bei <strong>ARD</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>ZDF</strong> ab 2015 reduziert werden könne.<br />

„Ich plädiere dafür, dass der öffentlich-rechtliche<br />

R<strong>und</strong>funk ab 2017 ganz<br />

ohne Werbung sendet“, ergänzte die<br />

Sozialdemokratin.<br />

Gerhard Zeiler kritisierte die Entscheidung des<br />

B<strong>und</strong>eskartellamts zur Onlineplattform von RTL <strong>und</strong> Pro<br />

Sieben Sat 1<br />

Bild: Uwe Voelkner/Fotoagentur FOX<br />

Steter Anlaufpunkt für die Besucher des 23. Medienforums NRW ist die Bar in der Ausstellungshalle.<br />

R<strong>und</strong> 3300 Besucher kamen in diesem Jahr nach Köln <strong>und</strong> hörten in fast 70 Einzelveranstaltungen etwa 300<br />

Referenten zu<br />

Bild: Uwe Voelkner/Fotoagentur FOX<br />

Auf Jüngere ausrichten<br />

Das hörte Anke Schäferkordt, Geschäftsführerin<br />

der Mediengruppe RTL<br />

Deutschland, gern. Sie verspricht sich<br />

von einem öffentlich-rechtlichen R<strong>und</strong>funk<br />

ohne Werbung mehr Trennschärfe<br />

zu den Privaten. Krafts Ansicht zu<br />

einem Jugendkanal von <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong><br />

werden die Privaten indes nicht teilen.<br />

Die Ministerpräsidentin forderte in Köln<br />

eine Neusortierung der digitalen Spartenkanäle.<br />

„Ein Jugendkanal von <strong>ARD</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> könnte Teil einer Lösung sein,<br />

wird aber nicht ausreichen“, so Kraft.<br />

Sie will, dass die Spartenkanäle insgesamt<br />

stärker auf die jüngere Zielgruppe<br />

<strong>und</strong> nicht allein auf Jugendliche ausgerichtet<br />

werden.<br />

Ebenso klingt ihre Forderung, dass die<br />

neuen Angebote nicht allein auf eine<br />

lineare Verbreitung beschränkt werden<br />

sollten, wie eine weitere Ausdehnung<br />

des öffentlich-rechtlichen R<strong>und</strong>funks<br />

im Internet. Für das jüngere Publikum<br />

spiele laut Kraft das nonlineare, digitale<br />

Angebot eine ungleich wichtigere Rolle<br />

als für ältere Menschen. „Daher drängt<br />

sich die Frage nach einer eigenständigen<br />

Onlineplattform auf“, erklärte die<br />

NRW-Landesmutter auf dem Medienforum<br />

in Köln.<br />

Dafür sollen die Öffentlich-Rechtlichen<br />

aber zur Kasse gebeten werden, wenn<br />

es nach Christian Illek, Marketing-Geschäftsführer<br />

der Telekom Deutschland<br />

GmbH, geht. Illek machte sich für ein<br />

Best-Effort-Modell stark, bei dem sich<br />

oberhalb eines bestimmten Datenvolumens<br />

dessen Verursacher an den Kosten<br />

des notwendigen Breitbandausbaus beteiligen<br />

sollen.<br />

Medienkonzentrationsrecht<br />

Den Privaten reichte Kraft zum Thema<br />

Auffindbarkeit <strong>und</strong> Verbreitung<br />

die Hand, wenn der private R<strong>und</strong>funk<br />

auf Qualität <strong>und</strong> Vielfalt setzt.<br />

„Wer Drittsendezeiten einräumt, wer<br />

Regionalprogramme veranstaltet, der<br />

bekommt bei der Berechnung des Zuschaueranteils<br />

Bonuspunkte“, sagte<br />

Kraft. Gute Programme sollen vom Zuschauer<br />

leicht gef<strong>und</strong>en werden, gute<br />

Programmleistungen sollen bei den<br />

Infrastrukturkosten eine besondere Berücksichtigung<br />

finden. Eine Konkretisierung<br />

will die SPD-Politikerin im<br />

nächsten Jahr mit einem neuen R<strong>und</strong>funkstaatsvertrag<br />

vornehmen.<br />

Die Vorzeichen stehen jedoch auf<br />

Sturm. „Mehr regionale Inhalte werden<br />

Sie von uns nicht bekommen“, erklärte<br />

Annette Kümmel, Senior Vice President<br />

Media Policy von Pro Sieben Sat 1.<br />

Immerhin: Einig sind sich Private <strong>und</strong><br />

Politik darüber, dass die Entwicklung<br />

der digitalen Medien ein neues Medienkonzentrationsrecht<br />

erfordert. Nach<br />

Ansicht von NRW-Medienstaatssekretär<br />

Marc-Jan Eumann bedarf es eines<br />

„W<strong>und</strong>ers in kleinen Schritten“, um<br />

auf die veränderte Medienrealität zu<br />

reagieren. Er sprach sich für eine Deregulierung<br />

aus. Die TV-Programmbeiräte<br />

hätten sich bei dem Versuch, mehr<br />

Vielfalt zu gewährleisten, als wenig hilfreich<br />

erwiesen.<br />

<strong>Euro</strong>päische Ebene<br />

Noch einen Schritt weiter ging Hans<br />

Hege, Direktor der Medienanstalt<br />

Berlin-Brandenburg (MABB), auf dem<br />

Medienforum. „Ich denke, dass unser<br />

R<strong>und</strong>funkbegriff ein Auslaufmodell<br />

ist“, so Hege in Köln. Angesichts der<br />

zunehmenden Nutzung audiovisueller<br />

Inhalte via Internet <strong>und</strong> des Umstandes,<br />

dass sich die Server von Anbietern wie<br />

Google oder Facebook außerhalb <strong>Euro</strong>pas<br />

befinden, müsse „man sich schon<br />

die Frage stellen, ob alles, was wir uns<br />

ausdenken, noch wirklich relevant ist“,<br />

führte Hege aus.<br />

Aus Sicht von Tobias Schmid, Vizepräsident<br />

des Verbands Privater R<strong>und</strong>funk<br />

<strong>und</strong> Telemedien (VPRT) <strong>und</strong> dort zuständig<br />

für Medienpolitik, lege die EU den<br />

Fokus zu stark auf Übertragungswege<br />

<strong>und</strong> deren technische Probleme. Inhalt-


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 5<br />

Telekom-Deutschland-Geschäftsführer Christian Illek ist<br />

prinzipiell für Netzneutralität, hält aber ein Best-Effort-<br />

Modell für angebracht Bild: Uwe Voelkner/Fotoagentur FOX<br />

liche Fragen kämen aufgr<strong>und</strong> der „exzellenten<br />

Lobbyarbeit von Vodafone <strong>und</strong><br />

Telekom in Brüssel“ zu kurz, so Schmid.<br />

Kultur- oder Wirtschaftsgut<br />

Online- <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funkregulierung fallen<br />

seiner Meinung nach auseinander. „In<br />

einem hybriden Endgerät gibt es zwei<br />

unterschiedliche Regulierungsebenen“,<br />

kritisierte Schmid auf dem Medienforum<br />

das fehlende Level Playing Field<br />

<strong>und</strong> sprach von einer „Verzweiflungsregulierung“<br />

der EU, da nur das reguliert<br />

werde, was man kenne. „Dadurch<br />

wird eine Gegenseitigkeit zwischen Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> Content aufgebaut, die<br />

sinnlos ist“, ergänzte Schmid, „denn das<br />

eine geht nicht ohne das andere.“<br />

Ihm fehlt es an der politischen Gr<strong>und</strong>satzentscheidung,<br />

ob R<strong>und</strong>funk weiterhin<br />

der Meinungsbildung dient. Dann<br />

müsse er auch in die Lage versetzt<br />

werden, dies tun zu <strong>können</strong>, erklärte<br />

der VPRT-Vize auf dem Medienforum<br />

in Anspielung an solche Themen wie<br />

Erreichbarkeit oder Frequenzknappheit.<br />

Andererseits sei der R<strong>und</strong>funk laut<br />

Schmid Wirtschaftsgut. In dem Fall müsse<br />

aber die Regulierung wegfallen.<br />

Paradigmenwechsel<br />

Gerhard Zeiler, Geschäftsführer der RTL<br />

Group, plädierte für eine Medienregulierung,<br />

die auch Onlineanbieter mit<br />

einbezieht. Wenn Google Springer kaufe<br />

oder Springer Google, so sei dies kartellrechtlich<br />

in Deutschland kaum zu<br />

regulieren. Gewinne aber RTL statt 35<br />

Prozent Zuschauermarktanteil in der<br />

werberelevanten Zielgruppe so hohe<br />

Werte, wie sie mit den Onlineanteilen<br />

von Google zu vergleichen seien, wäre<br />

dies kaum erlaubt: „Den Aufschrei<br />

möchte ich hören“, verwies Zeiler auf<br />

den engen Rahmen von Zuschauermarktanteilsgrenzen<br />

in Deutschland.<br />

Zeiler machte auch keinen Hehl aus<br />

seinem Unverständnis über die Untersagung<br />

der von RTL <strong>und</strong> Pro Sieben<br />

Sat 1 geplanten Online-TV-Plattform<br />

durch das B<strong>und</strong>eskartellamt. In jedem<br />

anderen Land wäre sie laut Zeiler<br />

genehmigt worden.<br />

Zur Strategie der RTL Group sagte der<br />

Österreicher, dass seine Sendergruppe<br />

in Zukunft 50 Prozent der Einnahmen<br />

aus „Nicht-Werbung“ erlösen wolle. Er<br />

prognostizierte, dass der Ausbau von<br />

HD Plus einen Paradigmenwechsel in<br />

Deutschland hin zu mehr Bezahlprogrammen<br />

bewirken werde. Allerdings<br />

werde dies nach Zeilers Ansicht noch<br />

einige Zeit dauern. „In Deutschland mahlen<br />

die Mühlen langsam“, so der RTL-<br />

Group-Chef in Köln. Wie langsam sie<br />

mahlen, wird man dann im Rückblick<br />

bei der 24. Auflage des Medienforums<br />

NRW beurteilen. MH<br />

Impressionen vom 23. Medienforum NRW<br />

Ein Mann mit vielen Hobbys: Jean Pütz (re.) beim<br />

Tischfußball auf der Abendveranstaltung des<br />

Medienforums<br />

Bild: Uwe Voelkner/Fotoagentur FOX<br />

Gemeinsam in der Content-Allianz: RTL-Chefin<br />

Anke Schäferkordt (li.) <strong>und</strong> <strong>ARD</strong>-Vorsitzende Monika<br />

Piel<br />

Bild: Ralph Sondermann<br />

LfM-Direktor Jürgen Brautmeier genießt auf der<br />

Abendveranstaltung anregende Gespräche bei einem<br />

Glas Wein<br />

Bild: Uwe Voelkner/Fotoagentur FOX<br />

Sky Deutschland stellte auf dem Medienforum das neue<br />

Angebot Sky Go vor. Leider nicht im Bild: die hübschen<br />

Hostessen<br />

Bild: Ralph Sondermann<br />

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft stattete<br />

auch Unitymedia-Geschäftsführer Herbert Leifker einen<br />

Besuch ab<br />

Bild: Ralph Sondermann<br />

Wie jedes Jahr war auch diesmal die<br />

Abendveranstaltung auf dem Rheinschiff gut<br />

besucht<br />

Bild: Uwe Voelkner/Fotoagentur FOX


6 DI-Kabelkolumne www.digital-insider.de<br />

Frequenzen wachsen nicht nach!<br />

Coprimäre Nutzung sorgt für Knappheit – Beschränkung von RStV-relevanten Programmen<br />

Im <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>, Ausgabe Nr.<br />

80/2011, wurde unter anderem auf die<br />

Problematik auftretender Störungen im<br />

Band III durch die Aussendung des digitalen<br />

Hörfunks hingewiesen. Einige<br />

Anfragen in Richtung der vorhandenen<br />

Bandbreite sollen durch das Nachstehende<br />

Beantwortung finden: Für die<br />

R<strong>und</strong>funkübertragung steht nach Standard<br />

B+G der Bereich von 42 bis 862<br />

MHz zur Verfügung, das sind nicht ganz<br />

uneingeschränkt 97 Fernsehprogramme<br />

bei Nachbarkanalbelegung <strong>und</strong> in analoger<br />

Aufbereitung. Nicht uneingeschränkt<br />

deshalb, da das Band III mit acht Kanälen<br />

(K5 bis K12) – wie berichtet – auch für den<br />

digital-terrestrischen Hörfunk (DAB-T)<br />

Verwendung findet.<br />

Gleichermaßen wird in Band IV <strong>und</strong> V,<br />

also in den Kanälen 21 bis 60, örtlich unterschiedlich<br />

auch noch digitaler terrestrischer<br />

Fernsehr<strong>und</strong>funk (DVB-T) – das<br />

sind 40 Kanäle – gesendet. Hinzu kommt,<br />

dass die Kanäle 61 bis 69 für den mobilen<br />

Funkverkehr (LTE) zur coprimären<br />

Nutzung freigegeben wurden. Das sind<br />

immerhin insgesamt 57 Frequenzen! Der<br />

Vollständigkeit halber seien an dieser<br />

Stelle noch Frequenzen für sicherheitsrelevante<br />

Dienste, wie die Kanäle S31<br />

<strong>und</strong> S32, möglicherweise auch noch die<br />

Kanäle S2 bis S5, genannt.<br />

Störungen<br />

Theoretisch wäre eine bidirektionale<br />

Nutzung unproblematisch, praktisch<br />

aber nicht. Störend wirken hier die<br />

Endgeräte, die FS-Anschlusskabel in<br />

den Wohnungen, aber auch in der<br />

Regel private Hausverteilnetze, beispielsweise<br />

die von Eigentümergemeinschaften.<br />

Sie erfüllen in seltenen Fällen<br />

das heute erforderliche Schirmungsmaß,<br />

sodass die geschilderten Aussendungen<br />

die leitergeb<strong>und</strong>ene, koaxiale<br />

Übertragung stören.<br />

Umgekehrt findet das Gleiche statt. Die<br />

einen strahlen in das Netz ein <strong>und</strong> das<br />

Netz strahlt ab. Soweit es sich um die Abstrahlung<br />

des mobilen R<strong>und</strong>funks (LTE)<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Störungen<br />

handelt, sei auf die Gutachten der Berufsgruppe<br />

Kabel-TV der Wirtschaftskammer<br />

Österreich, des Instituts für<br />

R<strong>und</strong>funktechnik (IRT) in München in<br />

Kooperation mit der Anga sowie auf den<br />

Feldversuch des Fachverbands für R<strong>und</strong>funkempfangs-<br />

<strong>und</strong> Kabelanlagen (FRK)<br />

in Oberwiesenthal verwiesen. Aussendungen<br />

auf Frequenzen, die im Bereich<br />

der leitergeb<strong>und</strong>enen Übertragung Verwendung<br />

finden, führen also vermehrt<br />

zur Störung beim R<strong>und</strong>funkempfang.<br />

Da schon seit mehr als 40 Jahren erfolglos<br />

versucht wird, die HF-Dichtigkeit<br />

von Netzen <strong>und</strong> Geräten durchzusetzen,<br />

bleibt erst einmal aus Gründen der Übertragungssicherheit<br />

nur eines übrig: nämlich<br />

die Kanäle, die für DAB-T, DVB-T<br />

sowie für sicherheitsrelevante Funkdienste<br />

<strong>und</strong> LTE in koaxialen, aber auch<br />

in Lichtwellennetzen genutzt werden, für<br />

eine Übertragung zu meiden.<br />

Digital keine Abhilfe<br />

Das aber führt letztlich zu einer Bandbreitenenge<br />

mit entsprechender Einschränkung<br />

der bisherigen Programmvielfalt.<br />

Auch die Digitalisierung führt<br />

aus dieser Misere nicht zur Genüge<br />

heraus, denn es kommen immer neue<br />

Programme hinzu <strong>und</strong> die ansteigende<br />

Übertragung der Programme in HD –<br />

eventuell auch in 3D – lässt die größeren<br />

digitalen Übertragungskapazitäten deutlich<br />

schmelzen.<br />

So stellt sich die Frage, ob man aus<br />

Gründen der Frequenzökonomie dem<br />

Begehren nach Übertragung von Sendungen,<br />

die nicht der Information, der<br />

Bildung <strong>und</strong> Unterhaltung im Gesamten<br />

dienen (siehe R<strong>und</strong>funkstaatsvertrag),<br />

entsprechen soll oder muss. Beispielhaft<br />

wären hier TV-Sender zu nennen, die auf<br />

Glücksspiel oder Home-Shopping ausgerichtet<br />

sind oder die Programmpakete<br />

verschlüsselt verkaufen.<br />

Aber auch dem Fremdsprachenangebot<br />

sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden.<br />

In der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

leben mehr als 60 Nationalitäten, meist<br />

mit dem Anspruch auf Immigration <strong>und</strong><br />

Einbürgerung. Diesem Ansinnen steht<br />

gedanklich allerdings eine Forderung<br />

dieses Personenkreises entgegen, nämlich<br />

die gänzlich leitergeb<strong>und</strong>ene Übertragung<br />

ihrer Heimatprogramme <strong>und</strong><br />

somit Teilhabe an ihrer Kultur.<br />

Die deutschen Gerichte gehen allgemein<br />

davon aus – die Informationsfreiheit<br />

betonend <strong>und</strong> den Schutz des Eigentums<br />

verdrängend, hier zum Beispiel in Fragen<br />

der Ästhetik <strong>und</strong> des staatlich geforderten<br />

<strong>und</strong> geförderten Wärmeschutzes<br />

–, dass jeweils etwa drei bis sechs<br />

einschlägige Programme zur Verfügung<br />

gestellt werden müssen. Ansonsten steht<br />

den Immigranten das Recht auf Anbringung<br />

einer eigenen Satellitenantenne zu.<br />

Einige Gerichte erkennen die Anbringung<br />

einer solchen Empfangseinrichtung<br />

aber auch dann an, wenn weitaus mehr<br />

Über den Autor<br />

Bild: Bien<br />

Heinz-Jürgen Bien setzt sich ehrenamtlich<br />

schon seit r<strong>und</strong> 40 Jahren in verschiedenen<br />

Gremien – oft als Vorsitzender –<br />

für den Mittelstand ein. Für den Zentralverband<br />

der Deutschen Elektro- <strong>und</strong><br />

Informationstechnischen Handwerke<br />

(ZVEH) war Bien über Jahrzehnte hinweg<br />

in verschiedenen Positionen tätig.<br />

Drei Jahre lang leitete er als Vorsitzender<br />

die Geschicke des B<strong>und</strong>esverbands<br />

Privater R<strong>und</strong>funk, heute als VPRT<br />

bekannt. Derzeit ist Bien Vorsitzender<br />

des Arbeitskreises R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong><br />

Gemeinschaftsanlagen (RGA) <strong>und</strong> Ehrenvorsitzender<br />

des Fachverbands für<br />

R<strong>und</strong>funkempfangs- <strong>und</strong> Kabelanlagen<br />

(FRK). Eine Kontaktaufnahme ist möglich<br />

unter: h-j.bien@t-online.de oder<br />

bien@kabelverband-frk.de.<br />

Programme gefordert werden, unter anderem<br />

Spartenkanäle oder solche mit<br />

religiösem Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Der Informationsnahme allein aus den<br />

jeweiligen Heimatländern wird durch<br />

die deutschen R<strong>und</strong>funkanstalten mit<br />

ihren Korrespondenten im Ausland eigentlich<br />

weitaus Genüge getan. Selbst<br />

der Printbereich steht hier hinreichend<br />

zur Verfügung. Es bleibt also der deutschen<br />

Rechtsprechung überlassen, abzuwägen,<br />

was den Normen der Veranstaltung<br />

„R<strong>und</strong>funk“ unterzuordnen ist <strong>und</strong><br />

wie weit dem Begehren der Immigranten<br />

auf Übertragung der gesamten Palette<br />

ihrer Heimatprogramme entsprochen<br />

werden muss.<br />

Diese Abwägung sollte allerdings schnell<br />

erfolgen, andernfalls wird durch Kanalbelegungssatzung<br />

wieder vorgegeben,<br />

was der Bürger zu empfangen hat <strong>und</strong><br />

was nicht. Wie schon gesagt: Frequenzen<br />

wachsen nicht nach!


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 7<br />

Ausgewählte Patentneuveröffentlichungen<br />

Titel Anmelder Erfinder VN 1 VD 2<br />

Mobile einsetzbare TV-Bildschirme mit<br />

integriertem Media Player zum Tragen<br />

auf dem Rücken wie ein Rucksack mit<br />

tragbarer Stromversorgung<br />

– Hashemi, Said Mosaid, DE DE 202 010 011 777 U1 14. 07. 2011<br />

System <strong>und</strong> Verfahren zur Anzeige von<br />

gemischten Informationen aus mehreren<br />

Quellen in einem Fernsehsystem<br />

Starsight Telecast Klostermann, Brian L., US EP 000 002 271 081 A3 13. 07. 2011<br />

Verfahren zur Verarbeitung einer<br />

Anwendung in einem digitalen R<strong>und</strong>funkempfänger<br />

verb<strong>und</strong>en mit einem<br />

interaktiven Netz, <strong>und</strong> digitalen R<strong>und</strong>funkempfänger<br />

LG Electronics<br />

Lee Joon Hui, KR;<br />

Lee Hyeon Jai, KR;<br />

Hong Ho Taek, KR<br />

EP 000 002 343 881 A2 13. 07. 2011<br />

Vorrichtung <strong>und</strong> Verfahren zur Einbindung<br />

von Werbungen in aufgezeichnete<br />

Programme<br />

United Video Properties<br />

Corvin, Johnny B., US;<br />

Hedges, L. Joe, US<br />

EP 000 001 302 072 B1 13. 07. 2011<br />

Verfahren zur Bereitstellung eines verschlüsselten<br />

Datenstroms<br />

Irdeto Wajs, Andrew Augustine, NL EP 000 001 887 729 A3 13. 07. 2011<br />

Zugriff auf ausgestrahle Medien<br />

BSkyB<br />

Lavender, Benjamin, GB;<br />

Prakash, Priya, GB;<br />

Lee, Jaeh, GB; Ageh, Tony, GB<br />

EP 000 002 341 707 A1 06. 07. 2011<br />

Treiberverfahren für 3D-Brillen <strong>und</strong><br />

3D-Brillen <strong>und</strong> Anzeigevorrichtung zur<br />

3D-Bildbereitstellung damit<br />

Samsung<br />

Park, Jung-Jin, KR; Sung,<br />

Jun-Ho, KR; Seong Ki-Bum, KR;<br />

Choi Nak-Won, KR<br />

EP 000 002 341 714 A2 06. 07. 2011<br />

System <strong>und</strong> Verfahren zur Verwendung<br />

von Multicast-IP <strong>und</strong> Ethernet<br />

zum Finden <strong>und</strong> Verteilen eines Satellitensignals<br />

Thomson Licensing<br />

Gervais, John, US;<br />

Lockridge, Terry Wayne, US<br />

EP 000 001 604 295 A4 06. 07. 2011<br />

Bediensystem<br />

Loewe Opta<br />

Bohl, Roland, DE;<br />

Gaidzik, Roland, DE<br />

DE 102 009 059 281 A1 30. 06. 2011<br />

Kaskadierbarer Multischalter Spaun Spaun, Friedrich, DE DE 102 009 060 511 A1 30. 06. 2011<br />

Werbungsauswahl auf Basis von Benutzeraktion<br />

in einer elektronischen<br />

Programmführung<br />

Thomson Licensing<br />

Simpson, Wanda Green, US;<br />

Johnson, Michael Wayne, US<br />

EP 000 001 177 686 B1 29. 06. 2011<br />

Medieninhaltsausgabe <strong>und</strong> -aufzeichnung<br />

über ein R<strong>und</strong>funknetzwerk<br />

Nokia<br />

Koli, Ari, FI;<br />

Tiainen, Ilkka, FI<br />

EP 000 001 966 916 A4 22. 06. 2011<br />

Schnelles Meldesystem für Warnmeldungen<br />

mit Verwendung eines R<strong>und</strong>funksystems<br />

Toshiba Mitsuhashi, Masaru, JP EP 000 001 816 765 A3 22. 06. 2011<br />

Erstellung von Reichweiten- <strong>und</strong> Frequenzdaten<br />

für Fernsehwerbungen<br />

Google<br />

Hawkins, John Alastair, GB;<br />

Rowe, Simon M, GB<br />

EP 000 002 335 416 A1 22. 06. 2011<br />

Verfahren <strong>und</strong> System für drahtlose<br />

digitale Multimedian<br />

Sony<br />

Hardacker, Norbert, US;<br />

Champion, Mark, US<br />

EP 000 001 716 652 A4 22. 06. 2011<br />

Verfahren zum Empfang von über ein<br />

R<strong>und</strong>funksystem übertragenen digitalen<br />

Daten<br />

Deutsche Telekom<br />

Althoff, Jürgen, DE;<br />

Böhnke, Norbert, DE<br />

EP 000 001 091 511 B1 22. 06. 2011<br />

Vorrichtung, Verfahren <strong>und</strong> Programm<br />

zur Wiedergabe von Ereignisdaten<br />

Yamaha<br />

Okabayashi, Masaaki, JP;<br />

Terada, Kotaro, JP;<br />

Tsukazaki, Fumiaki, JP<br />

EP 000 001 571 767 A3 22. 06. 2011<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

¹ Veröffentlichungsnummer, ² Veröffentlichungsdatum


8 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

„Eine sehr spezielle Rolle“<br />

Yahoo über den deutschen TV-Markt <strong>und</strong> den möglichen „Beginn einer w<strong>und</strong>erbaren Partnerschaft“<br />

Yahoo zählt aus Sicht der privaten<br />

Fernsehsender zu den ungebetenen Gästen<br />

auf dem TV-Bildschirm. <strong>DIGITAL</strong><br />

<strong>INSIDER</strong> sprach mit Heiko Genzlinger,<br />

Stellvertretender Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> Commercial Director von Yahoo<br />

Deutschland, über sein Engagement auf<br />

dem hiesigen TV-Markt.<br />

Herr Genzlinger, Internet <strong>und</strong> Fernsehen<br />

verschmelzen immer mehr. Welche<br />

neuen Geschäftsmodelle ergeben sich<br />

dadurch für Yahoo?<br />

einem attraktiven Preis erworben werden<br />

kann. Hier, glaube ich, besteht<br />

im TV-Bereich noch Verbesserungsbedarf.<br />

Die digitale Welt macht überzeugend<br />

vor, wie individuelle Modelle<br />

aussehen <strong>können</strong>. Sie sehen also: Ein<br />

mehr als interessantes Umfeld <strong>und</strong><br />

angesichts der technischen Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> der Verschmelzung von<br />

Web <strong>und</strong> TV ein klares Kernsegment<br />

für Wachstum <strong>und</strong> Innovation <strong>und</strong> ein<br />

mehr als spannendes Umfeld für die<br />

Werbetreibenden.<br />

Ich erwarte eine Konsolidierung des<br />

derzeit sehr stark fragmentierten Onlinevideo-<br />

<strong>und</strong> Web-TV-Marktes. Dabei<br />

werden sich am Ende die großen weltweiten<br />

Standards durchsetzen. Die heute<br />

noch weit verbreitete Parallelnutzung<br />

von TV-Gerät <strong>und</strong> PC bzw. Tablet hat<br />

auf Dauer keine Zukunft. Beide Welten<br />

müssen konsequent verb<strong>und</strong>en werden.<br />

Kompliziert daran ist zum einen, dass<br />

TV-Geräte, wie wir sie heute kennen,<br />

einfach noch keine PCs sind, also die<br />

Rechnerleistung noch nicht voll erbringen,<br />

<strong>und</strong> darüber hinaus geschieht<br />

gerade auch das, was wir sehr oft sehen:<br />

Es entstehen Insellösungen, sogenannte<br />

Closed Shops, mit denen sich die<br />

einzelnen Anbieter abschotten. Unsere<br />

offene Plattform Yahoo Connected TV<br />

setzt hier klar auf Offenheit – unter dem<br />

Slogan „The best of the web – made for<br />

TV“. Hier ist unser zentrales Geschäftsmodell<br />

für Hybrid-TV verankert.<br />

Was ist am deutschen TV-Markt besonders<br />

lukrativ?<br />

Setzt auf Offenheit in fast allen Belangen: Heiko<br />

Genzlinger, Stellvertretender Geschäftsführer von<br />

Yahoo Deutschland<br />

Bild: Yahoo<br />

Der deutsche TV-Markt ist vielleicht<br />

der einzigartigste der Welt: Nirgendwo<br />

sonst auf der Welt erhalten die<br />

Zuschauer ein dermaßen breites <strong>und</strong><br />

oft auch hochwertiges Informationsangebot<br />

<strong>und</strong> Unterhaltungsprogramm<br />

wie bei uns. Das liegt nicht zuletzt<br />

auch am gebührenfinanzierten Fernsehen.<br />

Vielleicht auch ein Gr<strong>und</strong> dafür,<br />

dass Deutschland einer der wenigen<br />

Märk te ist, wo sich Pay-TV nur schwer<br />

etablieren kann. Andererseits ist auch<br />

klar, dass Pay-TV funktionieren kann,<br />

wenn die Angebote attraktiv genug<br />

sind, wenn also das Paket wirklich<br />

individuell zusammengestellt <strong>und</strong> zu<br />

Mit welchen Diensten oder Produkten<br />

ist Yahoo in Deutschland unterwegs?<br />

Yahoo hat als eines der ersten Unternehmen<br />

weltweit mit der Entwicklung<br />

von TV-Widgets begonnen. Yahoo<br />

Connected TV wurde so konzipiert,<br />

dass Nutzer mit ihren bevorzugten<br />

Webinhalten interagieren <strong>können</strong>, während<br />

sie fernsehen – <strong>und</strong> das alles<br />

ohne Maus, Tastatur oder ähnlichem<br />

Zubehör, sondern lediglich mit einer<br />

einfachen Fernbedienung. Mittlerweile<br />

gibt es über 150 TV-Widgets, die Nutzern<br />

den Zugang zu über 50 000 Filmen<br />

<strong>und</strong> TV-Shows, Spiele- <strong>und</strong> Shopping-<br />

Portalen sowie sozialen Netzwerken bieten<br />

<strong>und</strong> es ihnen ermöglichen, ihren<br />

eigenen persönlichen Internetkanal zu<br />

erstellen. Connected TV ist in Deutschland<br />

bereits in mehr als drei Millionen<br />

Haushalten auf Fernsehern der Marken<br />

Sony, Samsung, LG <strong>und</strong> vielen weiteren<br />

Geräten als White-Label-Plattform<br />

verfügbar.<br />

Allerdings werden die neuen Player<br />

aus der Welt des Internets nicht gerade<br />

willkommen geheißen – gerade von<br />

deutschen Privatfernsehanbietern. Was<br />

wird Ihnen vorgeworfen?<br />

So stellt sich Yahoo die Kombination von Fernsehen <strong>und</strong> personalisierten Web-Diensten vor. Den Privaten gefällt<br />

diese Vorstellung gar nicht<br />

Bild: Yahoo<br />

Dazu kann ich ehrlich gesagt nicht viel<br />

sagen. Es ist eine natürliche Entwicklung,<br />

dass Anbieter erst mit „Closed-<br />

Shop-Lösung“ reagieren <strong>und</strong> der Markt<br />

zersplittert <strong>und</strong> dabei der Konsument<br />

vergessen wird, auf den es am meisten<br />

ankommt. Er will in jedem Fall einfach<br />

zu bedienende Lösungen, <strong>und</strong> dafür<br />

braucht es Offenheit. Der globale Ansatz<br />

der Yahoo-Plattform stellt sicher,<br />

dass die großen internationalen Spieler<br />

des Internets eine attraktive Plattform<br />

vorfinden, die ihnen Millionen von<br />

Nutzern liefert.


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 9<br />

Spielt Deutschland eine Sonderrolle<br />

oder erleben Sie derartige Diskussionen<br />

auch auf anderen Fernsehmärkten?<br />

Deutschland hat ja in den meisten Fällen<br />

eine sehr spezielle Rolle.<br />

Die werbefinanzierten TV-Sender befürchten,<br />

dass Sie quasi als Trittbrettfahrer<br />

ihre Reichweite ausnutzen, um<br />

Ihre Produkte einem breiten Publikum<br />

anbieten zu <strong>können</strong>. Haben Sie Verständnis<br />

für derlei Ängste?<br />

Ich denke nicht, dass sich große Internetplayer<br />

mit ihrer Reichweite <strong>und</strong><br />

Brand Awareness verstecken müssen.<br />

Im Zentrum steht immer noch der<br />

Konsument, der selbst bestimmt, zu<br />

welchem Zweck er sein Fernsehgerät<br />

zu welchem Zeitpunkt nutzt – sei es<br />

der Konsum des linearen Fernsehprogramms<br />

oder die Nutzung von individualisierten<br />

<strong>und</strong> zeitunabhängigen<br />

Internetservices. Zudem ist auch hier<br />

wieder das Thema Offenheit wichtig.<br />

Es wird sich langfristig nicht auszahlen,<br />

sich vor Partnerschaften zu verschließen.<br />

TV-Sender sind Experten für TV.<br />

Internetunternehmen sind Experten<br />

für digitale Inhalte. Das klingt doch<br />

nach dem Beginn einer möglichen w<strong>und</strong>erbaren<br />

Partnerschaft.<br />

„Im Zentrum steht immer<br />

noch der Konsument, der<br />

selbst bestimmt, zu welchem<br />

Zweck er sein Fernsehgerät<br />

zu welchem Zeitpunkt<br />

nutzt.“<br />

Sind Sie im Gespräch mit den TV-<br />

Sendern? Welche Modelle schweben Ihnen<br />

vor, mit denen beide Seiten leben<br />

könnten?<br />

In den USA arbeitet Yahoo sehr eng<br />

mit Fernsehstationen wie CBS, ABC <strong>und</strong><br />

Showtime zusammen <strong>und</strong> entwickelt<br />

einen Trial zur zeitsynchronen programmbegleitenden<br />

Auslieferung von<br />

Inhalten über die Connected-TV-Plattform.<br />

Auch in Deutschland stehen wir<br />

solchen Ansätzen offen gegenüber.<br />

Die Privaten kritisieren, dass sie einer<br />

strengen Werberegulierung unterliegen,<br />

wohingegen solche Vorschriften für die<br />

Werbung in TV-Diensten von Yahoo<br />

nicht bestehen. Rechnen Sie damit, dass<br />

in Zukunft eine solche Regulierung auch<br />

für Sie gilt, oder ist das ein Thema, das<br />

die Sender mit den Landesmedienanstalten<br />

ausfechten müssen? Sprechen<br />

Sie mit Vertretern der Landesmedienanstalten?<br />

„TV-Sender sind Experten<br />

für TV. Internetunternehmen<br />

sind Experten für digitale<br />

Inhalte.“<br />

Das ist ein sehr spezielles Thema, für<br />

das wir entsprechende Experten haben.<br />

In einer konvergenten Medienwelt mit<br />

einer schier unüberschaubaren Vielfalt<br />

an Inhalten wird dem EPG als Einstiegsportal<br />

in diese Welt eine zentrale<br />

Rolle zukommen. Sollte dieses Portal<br />

nach dem r<strong>und</strong>funkrechtlichen Prinzip<br />

der Meinungsvielfalt reguliert werden<br />

oder sollte hier der EPG-Anbieter für den<br />

K<strong>und</strong>en den Einstieg in die Medienwelt<br />

so gestalten, wie er es für richtig hält?<br />

In einer digitalen Welt, in der der Nutzer<br />

zum Programmdirektor wird <strong>und</strong><br />

sich die für ihn relevanten Inhalte<br />

individuell zusammenstellt oder Empfehlungen<br />

aus seinem sozialen Netzwerk<br />

folgt, sehen wir die hochstilisierte Relevanz<br />

eines EPG nicht gegeben. Für uns<br />

als digitales Medienunternehmen steht<br />

immer der Nutzer im Mittelpunkt <strong>und</strong><br />

in unserer Welt entscheidet dieser jeden<br />

Tag mit nur einem Klick darüber, was<br />

für ihn relevant ist <strong>und</strong> was nicht.<br />

Die öffentlich-rechtlichen <strong>und</strong> privaten<br />

Fernsehsender Deutschlands haben sich<br />

vor Jahren auf bestimmte Regeln für die<br />

Darstellung in einem EPG geeinigt. Können<br />

diese Regeln Ihrer Meinung nach<br />

in Zeiten von Online-EPGs <strong>und</strong> Suchmaschinen<br />

aufrechterhalten werden?<br />

Am Ende wird auch hier der Nutzer<br />

bestimmen, was er haben möchte <strong>und</strong><br />

was er als relevant ansieht, <strong>und</strong> das ist<br />

auch gut so.<br />

Yahoo interessiert sich für die Onlinerechte<br />

an der Ausstrahlung der Fußballb<strong>und</strong>esliga.<br />

Die Deutsche Telekom hat<br />

mit „Liga Total!“ ein Produkt entwickelt,<br />

das stark auf Interaktivität setzt. Welche<br />

Trümpfe – abgesehen vom Geld – halten<br />

Sie in der Hand, mit denen Sie die DFL<br />

überzeugen wollen? Wie würden Sie die<br />

B<strong>und</strong>esliga vermarkten, wenn Sie den<br />

Zuschlag erhielten?<br />

Steckbrief<br />

• 42 Jahre alt<br />

• Wirtschafts- <strong>und</strong> Marketing-Studium<br />

• Karrierestart als Sales Manager bei<br />

TV München<br />

anschließend bei CNBC <strong>Euro</strong>pe<br />

(zum Schluss als Senior Key Account<br />

Manager)<br />

• 2000 Director Sales bei Wallstreet<br />

Online<br />

• 2002 Niederlassungsleiter Rhein-<br />

Main-Gebiet bei Web.de<br />

• 2003 Director Media Sales bei<br />

Yahoo Deutschland<br />

• seit Januar 2008 Commercial<br />

Director<br />

• seit Juni 2010 Stellvertretender<br />

Geschäftsführer<br />

• ehemaliger Radprofi<br />

• Autoliebhaber<br />

Wir würden sicherlich ein anderes Konzept<br />

bieten. Wir würden die Berichterstattung<br />

beispielsweise nicht auf das Wochenende<br />

beschränken, sondern auch<br />

unter der Woche Inhalte liefern wollen<br />

<strong>und</strong> <strong>können</strong>. Uns schwebt eine Mischung<br />

aus Sport, Unterhaltung <strong>und</strong> Lifestyle<br />

vor, die über die gesamte Saison hinweg<br />

für möglichst hohe Klickraten sorgen<br />

könnte. Ein ähnliches Konzept verfolgt<br />

Yahoo bereits sehr erfolgreich in Großbritannien<br />

mit Zusammenfassungen der<br />

Premier-League-Spiele <strong>und</strong> spannenden<br />

Highlights wie den besten oder kuriosesten<br />

Toren oder Fouls.<br />

Es wird viel über das Thema Priorisierung<br />

von Onlinediensten gesprochen.<br />

Insbesondere die Infrastrukturbetreiber<br />

wollen, dass ihre Investitionen in<br />

die Netze von denen mitgetragen werden,<br />

die die Netze nutzen. Wie sehen<br />

Sie die Diskussion?<br />

Als Internetpionier ist Yahoo sehr eng<br />

mit dem Thema Offenheit verb<strong>und</strong>en.<br />

Wir glauben an eine offene, globale<br />

Infrastruktur, die Innovationen ermöglicht<br />

<strong>und</strong> Unternehmergeist fördert. Eine<br />

der Besonderheiten des World Wide<br />

Web <strong>und</strong> einer seiner Gr<strong>und</strong>werte ist ja<br />

seit jeher, so vielen Menschen wie möglich<br />

so viele Inhalte wie möglich zur<br />

Verfügung zu stellen <strong>und</strong> zugänglich<br />

zu machen. Und das funktioniert nur<br />

über eine offene Infrastruktur.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.


10 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Keine Lust zum Rechnen?<br />

Während ORF <strong>und</strong> SF verschlüsseln <strong>und</strong> <strong>sparen</strong>, erkennen <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> kein nennenswertes Potenzial<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Die Preise weichen je nach genutztem<br />

CA-System ab. Sofern <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong><br />

den Kopierschutz CPCM ernsthaft als<br />

Alternative zu einer Verschlüsselung<br />

anstreben, müssten Boxen für den Satellitendirektempfang,<br />

die für den Empfang<br />

von <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> CPCM-geeignet<br />

wären, ohnehin komplett neu angeschafft<br />

werden. Neue Boxen bräuchte<br />

der Verbraucher somit auf jeden Fall,<br />

auch ohne Verschlüsselung, damit <strong>ARD</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> das selbst erklärte Ziel erfüllen<br />

<strong>können</strong>, die „berechtigten Interessen<br />

der Rechteinhaber im Kampf gegen<br />

Piraterie zu berücksichtigen“, wie <strong>ZDF</strong>-<br />

Sprecher Alexander Stock erläutert.<br />

In unserer Aufstellung ordnen wir<br />

diese Boxen dennoch den Kosten der<br />

Verschlüsselung zu. Darüber hinaus<br />

würden für die Erstinstallation eines<br />

Verschlüsselungssystems der benötigten<br />

Größenordnung nach Auskunft von<br />

CA-Anbietern Kosten von r<strong>und</strong> 3 Millionen<br />

<strong>Euro</strong> anfallen, der laufende Betrieb<br />

einer solchen Plattform würde mit ungefähr<br />

5 Millionen <strong>Euro</strong> jährlich zu Buche<br />

schlagen.<br />

Jährliche Kosten<br />

Ehrlicherweise muss jeder Plattformbetreiber<br />

einkalkulieren, dass die Kartengeneration<br />

aller fünf Jahre erneuert<br />

werden muss, um ausreichend Sicherheit<br />

gegen Piraterie zu bieten. Der Anschaffungspreis<br />

für die Karten würde<br />

also aller fünf Jahre neu anfallen. Relevant<br />

für die Plattform wären alle Satellitenhaushalte<br />

in Deutschland, die ihre<br />

Programme direkt empfangen. Nach<br />

Auskunft von Astra sind dies r<strong>und</strong> elf<br />

Millionen Haushalte. Die weitere Astra-<br />

Reichweite bezieht sich auf Verteilanlagen,<br />

die ihre eigenen Lösungen finden<br />

müssen oder bereits gef<strong>und</strong>en haben<br />

(sogenannte Gemeinschafts- oder Großgemeinschaftsantennenanlagen).<br />

Für den Empfang der öffentlich-rechtlichen<br />

Programme via Astra 19,2 Grad<br />

Ost bedeutet das also konkret für ein<br />

Jahr: Elf Millionen Smartcards mal 10<br />

<strong>Euro</strong> geteilt durch eine Nutzungsdauer<br />

von fünf Jahren – ergibt 22 Millionen<br />

<strong>Euro</strong>. Die Zahl der Smartcards multipliziert<br />

mit 15 <strong>Euro</strong> Mehrkosten für die<br />

Set-Top-Box aufgeteilt auf zehn Jahre<br />

ergibt 16,5 Millionen <strong>Euro</strong>. Hinzu<br />

kommen die jährlichen Betriebskosten<br />

von 5 Millionen plus 0,75 Millionen<br />

Die Programme von <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> sind über Satellit unverschlüsselt. Von einem Einsparpotenzial beim Rechteerwerb<br />

durch eine Verschlüsselung wollen die Öffentlich-Rechtlichen nichts wissen<br />

Bild: NDR<br />

<strong>Euro</strong> für die Erstinstallation des CA-<br />

Systems (3 Millionen <strong>Euro</strong> auf fünf Jahre<br />

verteilt). Das Ergebnis: 44 Millionen<br />

<strong>Euro</strong> jährlich.<br />

Sollten sich <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> wie das<br />

spanische öffentlich-rechtliche Fernsehen<br />

dafür entscheiden, eine bestehende<br />

Plattform zu nutzen oder weiterzuentwickeln,<br />

wären Kosteneinsparungen<br />

möglich, da zum Beispiel Betrieb <strong>und</strong><br />

Versand einer eigenen Karte nicht nötig<br />

wären. Laut <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> sind die<br />

Kosten der Verschlüsselung höher als<br />

eine mögliche Einsparung. Auf welcher<br />

Berechnung oder Studie die Schlussfolgerungen<br />

von <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> beruhen,<br />

wollten oder konnten uns die Verantwortlichen<br />

nicht sagen.<br />

<strong>ZDF</strong> Enterprises <strong>und</strong> Degeto<br />

Darin sind sich alle einig gewesen, sogar<br />

inklusive <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong>: Eine Verschlüsselung<br />

bringt Kostenvorteile im Einkauf<br />

von Programminhalten. Dem Rechteinhaber<br />

wird so nachgewiesen, dass seine<br />

Inhalte an eine geschlossene Benutzergruppe<br />

vermarktet werden <strong>und</strong> dieser<br />

seine Inhalte an weitere Nutzerkreise<br />

ohne Einschränkungen weitervermarkten<br />

kann. <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> sprechen in<br />

einer Stellungnahme von „theoretisch<br />

denkbaren“, allerdings jedoch „geringfügigen<br />

Einsparungen bei den Rechtekosten“.<br />

Doch wie hoch oder niedrig<br />

sind diese Kostenvorteile? Was ist „theoretisch<br />

denkbar“ <strong>und</strong> was meinen die<br />

Sender mit „geringfügig“? Wir wollten<br />

es genau wissen <strong>und</strong> fragten mehrfach<br />

bei <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> nach – ohne Ergebnis.<br />

Es sei, so die Pressestellen übereinstimmend,<br />

„aktuell alles gesagt“. Also haben<br />

wir die uns zugänglichen Zahlenkolonnen<br />

selbst geprüft <strong>und</strong> nachgerechnet.<br />

<strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> bedienen sich Einkaufsorganisationen,<br />

die privatwirtschaftlich<br />

organisiert sind <strong>und</strong> die quasi die Programmbesorgung<br />

für die Sender übernehmen.<br />

Für das <strong>ZDF</strong> ist <strong>ZDF</strong> Enterprises,<br />

für die <strong>ARD</strong> die Degeto zuständig. Ein<br />

Blick in die uns zugänglichen Bücher<br />

dieser Unternehmen zeigt, dass die<br />

Degeto von 2006 bis 2009 durchschnittlich<br />

396 Millionen <strong>Euro</strong> pro Jahr für<br />

die Programmbesorgung in die Hand<br />

genommen hat.<br />

Rechteerwerb<br />

Dabei erfolgte „der Lizenzankauf bei<br />

bedeutenden Programmanbietern weltweit“.<br />

Erst ab 2009 (veröffentlicht im August<br />

2010) führt der Geschäftsbericht an<br />

dieser Stelle aus, dass „die Programmbeschaffung<br />

neben dem Lizenzerwerb von<br />

bedeutenden Programm anbietern auch<br />

über Produktionen in Zusammenarbeit<br />

mit einer Vielzahl von Produzenten erfolgte“<br />

– keine reinen Lizenzeinkäufe<br />

mehr demnach.<br />

<strong>ZDF</strong> Enterprises kauft jährlich für ein<br />

knappes Zehntel ein; r<strong>und</strong> 36,3 Mil-


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 11<br />

lionen <strong>Euro</strong> fallen laut Jahresbericht<br />

2009 im Durchschnitt von 2007 bis<br />

2009 für „erworbene Rechte“ an. Der<br />

Konzernbericht kommt auf nahezu das<br />

Doppelte, aber hier werden „Urherber,<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Herstellervergütungen“<br />

zusammengewürfelt. Halten wir uns also<br />

an die „kleinere“ Zahl. Degeto plus <strong>ZDF</strong><br />

Enterprises geben nach unseren Berechnungen<br />

somit eine jährliche Summe von<br />

432 Millionen <strong>Euro</strong> für Lizenzankäufe<br />

aus – wohlgemerkt aus den uns ersichtlichen<br />

Zahlenwerken, ohne Anspruch<br />

auf Vollständigkeit.<br />

Sparen in den Alpen<br />

Was könnte man davon nun wirklich<br />

<strong>sparen</strong>? Zunächst einmal müssen sich<br />

„kleinere“ Sender als <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> fragen,<br />

welche Rechte sie sich überhaupt<br />

leisten <strong>können</strong>. So bestätigte uns Walter<br />

Bachmann, seinerzeit Distributionsverantwortlicher<br />

<strong>und</strong> heute Generalsekretär<br />

beim Schweizer Fernsehen (SF), im<br />

Dezember 2009, dass das Schweizer<br />

öffentlich-rechtliche Fernsehen SRG<br />

„durch die Verschlüsselung bei der<br />

Satellitenverbreitung wesentlich günstigere<br />

Konditionen erreichen“ könne.<br />

Zudem gäbe es auch Lizenzgeber, „die<br />

von SF die Übertragung von Ereignissen<br />

mit Verschlüsselung verlangen.<br />

Pius Strobl, ehemaliger Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Marketing-Direktor des ORF,<br />

teilte uns im gleichen Monat mit, der<br />

ORF könne „einen über Österreich hinausgehenden<br />

Rechteerwerb weder finanzieren<br />

noch begründen“. Als Faustregel<br />

rechnete Strobl vor, dass „der ökonomische<br />

Unterschied Kauf ‚Österreichrechte‘<br />

zu ‚deutschsprachiger Raum‘ in<br />

etwa bei 1 : 10 liegt.“<br />

Heute ist in den „Fragen <strong>und</strong> Antworten“<br />

des K<strong>und</strong>endienstes des ORF als<br />

Begründung für die Verschlüsselung<br />

des ORF folgende Antwort zu lesen:<br />

„Die ORF-Programme sind über den<br />

Satelliten ASTRA 1H in ganz <strong>Euro</strong>pa<br />

empfangbar. Aus wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

urheberrechtlichen Gründen kann der<br />

ORF für Teile der beiden TV-Programme<br />

ORF 1 <strong>und</strong> ORF 2 nicht jene europaweiten<br />

Rechte erwerben, die für eine<br />

frei zugängliche Ausstrahlung erforderlich<br />

wären.“ Der ORF spricht demnach<br />

sogar von „europaweiten Rechten“<br />

als Alternative zum Erwerb der<br />

„Österreichrechte“.<br />

Deutschsprachiger Raum<br />

Ein wesentliches Moment bei der Berechnung<br />

der Lizenzgebühren ist demnach<br />

„die Größe des Landes“, mithin also<br />

die Anzahl der technisch erreichbaren<br />

Haushalte, die ein Programm adressieren<br />

kann. Fragt man Insider nach Rechten<br />

für den deutschsprachigen Raum, so<br />

wird dieser definiert aus Deutschland,<br />

Österreich, der Schweiz, Liechtenstein<br />

<strong>und</strong> Südtirol. Rechnet man nun die<br />

Anzahl der erreichbaren Fernsehhaushalte<br />

nach, kommen wir auf r<strong>und</strong> 42,57<br />

Millionen im deutschsprachigen Raum,<br />

davon in Deutschland 35,86 Millionen<br />

(AGF, Stand 1. Januar 2011), in Österreich<br />

ca. 3,5 Millionen (ORF, Angaben<br />

aus Teletest Panel übernommen), in<br />

der Schweiz sind es r<strong>und</strong> drei Millionen<br />

(Billag AG, so etwas wie die „Schweizer<br />

GEZ“) <strong>und</strong> in Südtirol <strong>und</strong> Liechtenstein<br />

noch einmal r<strong>und</strong> 0,213 Millionen<br />

Haushalte (RAS, Landesverwaltung Fürstentum<br />

Liechtenstein).<br />

Würden nun <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> deutschsprachige<br />

Rechte einkaufen, würden<br />

die deutschen Sendeanstalten für 6,713<br />

Millionen Haushalte zu viel bezahlen –<br />

immerhin also 15,77 Prozent mehr als<br />

nötig. Dies unterstellt, dass <strong>ARD</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>ZDF</strong> überhaupt Rechte für den deutschsprachigen<br />

Raum einkaufen <strong>können</strong>,<br />

obwohl der Overspill des Satelliten weit<br />

über dieses Gebiet hinausgeht. So kann<br />

die Position Astra 19,2 Grad Ost von<br />

Polen bis nach Spanien empfangen werden,<br />

wobei die deutsche Sprache eine<br />

Einsparpotenzial durch eine Sat-Verschlüsselung von <strong>ARD</strong>/<strong>ZDF</strong>*<br />

Kosten Smartcard<br />

11 <strong>Mio</strong>. Smartcards × 10 €<br />

5 Jahre<br />

= 22 <strong>Mio</strong>. €<br />

Kosten Set-Top-Box 11 <strong>Mio</strong>. Smartcards × 15 €<br />

10 Jahre<br />

= 16,5 <strong>Mio</strong>. €<br />

Kosten Erstinstallation 3 <strong>Mio</strong>. €<br />

5 Jahre<br />

= 0,75 <strong>Mio</strong>. €<br />

Betriebskosten pro Jahr 5 <strong>Mio</strong>. €<br />

Summe: 44,25 <strong>Mio</strong>. €<br />

Kosten für TV-Rechte pro Jahr 432 <strong>Mio</strong>. €<br />

TV-Haushalte im deutschsprachigen Raum<br />

42,57 <strong>Mio</strong>.<br />

davon außerhalb Deutschlands 6,713 <strong>Mio</strong>. = 15,77 %<br />

Kostenvorteil pro Jahr 432 <strong>Mio</strong>. € × 15,77 % = 68,13 <strong>Mio</strong>. €<br />

– 44,25 <strong>Mio</strong>. €<br />

Ersparnis Rechteeinkauf pro Jahr 23,88 <strong>Mio</strong>. €<br />

Ersparnis pro Gebührenperiode 95,5 <strong>Mio</strong>. €<br />

*kein Anspruch auf Vollständigkeit; Einfluss von Sportrechten <strong>und</strong> deren Sublizenzierung nicht mit einberechnet<br />

Quelle: Auerbach Verlag


12 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Haushalte im<br />

deutschsprachigen Raum<br />

3,5 <strong>Mio</strong>.<br />

3 <strong>Mio</strong>.<br />

35,86 <strong>Mio</strong>.<br />

Deutschland Schweiz<br />

0,213 <strong>Mio</strong>.<br />

Österreich Liechtenstein<br />

<strong>und</strong> Südtirol<br />

Quelle: AGF, Billag AG, Landesverwaltung Fürstentum Liechtenstein,<br />

ORF, RAS<br />

natürliche „Sehbarriere“ aufbaut, wie<br />

auch <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> gegenüber <strong>DIGITAL</strong><br />

<strong>INSIDER</strong> kommentieren.<br />

Doch selbst wenn wir die von uns aufbereiteten<br />

Zahlen zugr<strong>und</strong>e legen <strong>und</strong> uns<br />

auf den Vergleich „deutschsprachig“ zu<br />

„Rechte für Deutschland“ beschränken,<br />

wäre ein jährlicher Kostenvorteil in Höhe<br />

von 68,13 Millionen <strong>Euro</strong> (15,77 Prozent<br />

von 432 Millionen <strong>Euro</strong>) zu erzielen.<br />

Stellt man die Kosten einer Verschlüsselung<br />

gegenüber, <strong>können</strong> <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong><br />

allein beim Einkauf von Lizenzware 24<br />

Millionen <strong>Euro</strong> pro Jahr <strong>sparen</strong>. Macht<br />

pro Gebührenperiode ein Einsparpotenzial<br />

von fast <strong>100</strong> Millionen <strong>Euro</strong>.<br />

Zum Vergleich: Das <strong>ZDF</strong> hatte zum 16.<br />

Bericht der Kommission zur Ermittlung<br />

des Finanzbedarfs (KEF) für seine drei<br />

digitalen Spartenkanäle einen Sendeaufwand<br />

für die Gebührenperiode von<br />

2009 bis 2012 in Höhe von 60,9 Millionen<br />

<strong>Euro</strong> angemeldet. Man könnte<br />

also mit der eingesparten Summe entweder<br />

die digitalen Spartenkanäle des<br />

<strong>ZDF</strong> komplett finanzieren oder noch<br />

drei weitere öffentlich-rechtliche Kanäle<br />

starten, wenn dies der R<strong>und</strong>funkstaatsvertrag<br />

zuließe, <strong>und</strong> hätte noch immer<br />

40 Millionen für andere Projekte zur<br />

Verfügung. Oder man gibt die Einsparung<br />

an den Gebührenzahler weiter.<br />

„Alles gesagt“<br />

Der medienpolitische Sprecher der Partei<br />

Die Linke, Heiko Hilker, rechnete im<br />

April 2008 sogar mit einem Einsparpotenzial<br />

durch eine <strong>ARD</strong>/<strong>ZDF</strong>-Verschlüsselung<br />

von 300 Millionen <strong>Euro</strong>. Ganz<br />

daneben <strong>können</strong> wir also mit unserer<br />

Berechnung nicht liegen, wohl eher am<br />

unteren Ende. Das von uns errechnete<br />

Einsparpotenzial ist natürlich bei Betrachtung<br />

der Relation zum Gesamtgebührenaufkommen<br />

– immerhin r<strong>und</strong><br />

30 Milliarden <strong>Euro</strong> innerhalb einer Gebührenperiode,<br />

geht man von den 7,55<br />

Milliarden <strong>Euro</strong> an GEZ-Gebühren für<br />

2010 aus – fast vernachlässigbar, wenn<br />

man nur den relativen Anteil sieht.<br />

Wohlgemerkt: Unsere Berechnung basiert<br />

auf der Unterstellung, dass <strong>ARD</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> in ihren Verhandlungen nicht<br />

bereits heute durchsetzen, nur für<br />

Deutschlandrechte zu zahlen, wodurch<br />

quasi keine Ersparnis durch Beschränkung<br />

der erreichbaren Haushalte zu<br />

erreichen wäre. Genau das wollten wir<br />

von <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> wissen <strong>und</strong> haben<br />

konkret nachgefragt. Wir wollten wissen,<br />

welche Rechte <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> von<br />

den Gebührengeldern einkaufen – ein<br />

europäisches Senderecht, Senderechte<br />

für Deutschland oder ein deutschsprachiges<br />

Recht? Wir haben <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong><br />

ebenfalls gebeten, sich zur Höhe der<br />

möglichen, nach Angaben der Sender<br />

„geringfügigen“ Einsparungen konkret<br />

zu äußern, doch auch hierzu ist aus<br />

Sicht von <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> „alles gesagt“.<br />

Also bleibt es bei dem Statement, dass<br />

<strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> bislang nicht feststellen<br />

konnten, dass sich die Rechtekosten<br />

durch die unverschlüsselte Satellitenausstrahlung<br />

erhöhen. Unsere österreichischen<br />

<strong>und</strong> Schweizer Nachbarn rechnen<br />

da anders bzw. rechnen überhaupt –<br />

<strong>und</strong> <strong>100</strong> Millionen <strong>Euro</strong> sind wahrlich<br />

kein Pappenstil.<br />

SG<br />

Kommentar<br />

Fernsehen ohne Grenzen mit der EBU-Smartcard<br />

von Marc Hankmann, Chefredakteur <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong><br />

Es ist ein Trauerspiel,<br />

das auf<br />

dem Rücken der<br />

GEZ-Zahler ausgetragen<br />

wird.<br />

„Unsererseits [...]<br />

ist aktuell zu dem<br />

Thema alles gesagt“,<br />

wenden sich<br />

die TV-Fürsten<br />

vom fragenden Volk ab. Und was ist<br />

gesagt? Zunächst war von keinerlei<br />

Einsparungen die Rede, dann von geringfügigen<br />

<strong>und</strong> jetzt sind es laut unserer<br />

Rechnung knapp <strong>100</strong> Millionen<br />

<strong>Euro</strong>. Sicher: Gegenüber Einnahmen<br />

von 7,55 Milliarden <strong>Euro</strong> ist das ein<br />

Klecks. Für jemanden, der täglich Wein<br />

trinkt, ist Wasser nicht der Rede wert.<br />

Unsere Berechnungen erheben keinen<br />

Anspruch auf Vollständigkeit, zeigen<br />

aber dennoch das mögliche Einsparpotenzial<br />

für <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> auf. Ohne parteiisch<br />

werden zu wollen: Eine solche<br />

Recherche <strong>und</strong> das blockende Verhalten<br />

der Öffentlich-Rechtlichen lässt einen<br />

doch verständnisvoll auf die Forderung<br />

der Privaten nach mehr Tran<strong>sparen</strong>z in<br />

den Bilanzen von <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> schauen.<br />

Sicherlich: Die unverschlüsselte Sat-<br />

Verbreitung trägt zum „Fernsehen ohne<br />

Grenzen“-Gedanken bei, aber der<br />

ließe sich nicht allein dadurch umsetzen,<br />

dass alle öffentlich-rechtlichen<br />

Sender unverschlüsselt über Satellit<br />

ausstrahlen. Man könnte auch sicherstellen,<br />

dass innerhalb der EU jeder<br />

Bürger über eine Smartcard Zugang<br />

zum europäischen öffentlich-rechtlichen<br />

Fernsehen erhält – sozusagen<br />

über eine EBU-Smartcard. Der Preis<br />

könnte sich dann relativ zur Zahl der<br />

EU-Haushalte an der Summe orientieren,<br />

um die die Kosten für den Rechteeinkauf<br />

steigen würden, weil territoriale<br />

Grenzen überschritten würden.<br />

Solange bleibt aber die Frage, warum<br />

der gebührenpflichtige Haushalt in<br />

Deutschland dafür bezahlen soll, dass<br />

andere EU-Bürger kostenlos <strong>ARD</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>ZDF</strong> via Satellit sehen <strong>können</strong>, während<br />

es umgekehrt nicht möglich ist, in<br />

Deutschland das englische oder französische<br />

öffentlich-rechtliche Fernsehen<br />

zu empfangen. Fernsehen ohne Grenzen<br />

schön <strong>und</strong> gut, aber wenn sich nur<br />

einer daran hält, muss man den Sinn<br />

eines solchen Verhaltens hinterfragen.<br />

Aber zu dem Thema ist ja angeblich<br />

alles gesagt.


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 13<br />

Am Zuschauer vorbei?<br />

Verbraucher zeigt kaum Interesse an Viseo Plus – Plattformen sollen bei DVB-T2 im Fokus stehen<br />

Seit fast zwei Jahren vermarktet Eutelsat<br />

nun über Viseo Plus die Programme der<br />

Mediengruppe RTL Deutschland in den<br />

DVB-T-Regionen Stuttgart <strong>und</strong> Halle/<br />

Leipzig. Großen Anklang hat die mit<br />

Conax verschlüsselte Plattform bei den<br />

Verbrauchern in dieser Zeit nie gef<strong>und</strong>en.<br />

Zwar betonen RTL <strong>und</strong> Eutelsat, die<br />

Resonanz liege im Bereich der Erwartungen,<br />

wie hoch oder niedrig diese angesetzt<br />

sind, will man aber nicht sagen.<br />

Mit Stand Anfang 2010 wurden nach<br />

DI-Informationen etwas mehr als 10 000<br />

MPEG-4-Receiver für Viseo Plus an den<br />

Handel ausgeliefert. Die maximale<br />

Reichweite von knapp drei Millionen<br />

Haushalten dürfte auch anderthalb Jahre<br />

später noch in weiter Ferne liegen<br />

<strong>und</strong> es auch bleiben, selbst wenn Ende<br />

September das CI-Plus-Modul erhältlich<br />

sein wird. Was bringt Viseo Plus also<br />

den Beteiligten?<br />

Speerspitze der Adressierbarkeit<br />

Sicherlich ist die DVB-T-Plattform mehr<br />

ein Projekt als ein Geschäft, weshalb<br />

die Reichweite für RTL eher zweitrangig<br />

ist. „Viseo Plus zeigt, dass auch über<br />

die terrestrische Verbreitung andere<br />

Inhalte als reine Free-TV-Programme zu<br />

verbreiten sind“, erklärt Andre Prahl,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung CBC<br />

<strong>und</strong> verantwortlich für die Programmverbreitung<br />

der Mediengruppe RTL<br />

Deutschland. Prahl spricht gegenüber<br />

<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> von einer Aufwertung<br />

für DVB-T durch Viseo Plus. Der digital<br />

terrestrische Verbreitungsweg werde<br />

seiner Meinung nach auf diese Weise<br />

auch für andere interessant, die an<br />

technischer Reichweite <strong>und</strong> Verbreitung<br />

von Inhalten interessiert seien. RTL<br />

sieht sich als Speerspitze für die Einführung<br />

adressierter <strong>und</strong> verschlüsselter<br />

TV-Angebote über DVB-T.<br />

Auch Eutelsat spricht von einer Aufwertung<br />

der Terrestrik. „Generell wird das<br />

DVB-T-Angebot in allen Regionen bei<br />

Beteiligung privater Senderveranstalter<br />

stärker angenommen als bei einem Fehlen<br />

dieser Sender“, so Thomas Fuchs,<br />

Sprecher von Eutelsat Visavision. Generell<br />

mag das stimmen, im Fall von Stuttgart<br />

zumindest trifft es aber nicht zu.<br />

Anfragen anderer Programmanbieter<br />

gab es bei der Landesanstalt für Kommunikation<br />

(LFK) nicht <strong>und</strong> auch eine<br />

signifikante Änderung in der DVB-T-<br />

Nutzung kann die LFK nicht feststellen.<br />

Die Landesmedienanstalten dürften<br />

aber froh darüber sein, dass brachliegende<br />

Frequenzen für den R<strong>und</strong>funk<br />

genutzt werden. Das Interesse<br />

an solchen Kapazitäten ist seitens des<br />

Mobilfunks enorm. Eine ausbleibende<br />

Nutzung leistet der Argumentation der<br />

Mobilfunker mit Blick auf eine Digitale<br />

Dividende 2 Vorschub.<br />

Erkenntnisse für DVB-T2<br />

Im schlimmsten Fall hat RTL sich <strong>und</strong><br />

anderen Inhalteanbietern einen Bärendienst<br />

erwiesen. Dass sich die Verbraucher<br />

nicht für Viseo Plus interessieren,<br />

Premium-DVB-T, das beim Verbraucher nicht gerade auf großes Interesse stößt. Ist Viseo Plus ein Vorbote für den<br />

Untergang der digitalen Terrestrik?<br />

Bild: Auerbach Verlag<br />

mag daran liegen, dass sie sich für den<br />

Empfang neue Hardware anschaffen<br />

müssen. „Insgesamt ist die Zahl der Gerätehersteller<br />

überschaubar geblieben“,<br />

so Fuchs fast ironisch, denn konkret<br />

sind es zwei Hersteller mit jeweils einer<br />

Box. Auswahl für den Verbraucher sieht<br />

anders aus.<br />

Das ausbleibende Interesse der Verbraucher<br />

an Viseo Plus lässt nicht gerade<br />

auf überschäumende Wechselwilligkeit<br />

hinsichtlich der Empfangshardware<br />

schließen. Dafür ist das Angebot allem<br />

Anschein nach schlicht zu unattraktiv.<br />

Mit Blick auf die für DVB-T2 notwendige<br />

neue Hardware lässt dies nichts Gutes<br />

ahnen, zumal auch nach der Einführung<br />

von DVB-T2 Kabel <strong>und</strong> Satellit, IPTV<br />

nicht zu vergessen, immer noch die größere<br />

Programmauswahl bieten.<br />

Fehlende Vision<br />

Hinter der zweiten Generation des DVB-T-<br />

Standards fehlt die Vision, wie sich die<br />

digitale Terrestrik als R<strong>und</strong>funkinfrastruktur<br />

positionieren soll. Während<br />

es um Viseo Plus immer stiller wird,<br />

bauen die TV-Anbieter ihre Mobilfunkangebote<br />

immer weiter aus. Durch die<br />

zunehmende Verbreitung von UMTS<br />

<strong>und</strong> LTE wird der mobile R<strong>und</strong>funkempfang,<br />

in Deutschland ohnehin durch das<br />

DVB-H-Fiasko arg gebeutelt, endgültig<br />

zu Grabe getragen. Zudem wird DVB-T<br />

dem Namen „Überallfernsehen“ nicht in<br />

dem Sinne gerecht, als dass man überall<br />

die gleichen Programme empfangen<br />

kann. Es ist eine Insellösung geblieben<br />

<strong>und</strong> erst jetzt wird mit dem DVB-T-<br />

Handover (DI berichtete) so etwas wie<br />

eine Brücke zwischen den Inseln gebaut.<br />

Große Auswahl über Kabel, Sat <strong>und</strong><br />

Breitband, b<strong>und</strong>esweiter mobiler Empfang<br />

über UMTS <strong>und</strong> LTE. Bleibt für die<br />

Terrestrik also nur der Zweitfernseher<br />

im Schlafzimmer?<br />

Dennoch blickt Prahl positiv in die Zukunft,<br />

zumal Viseo Plus nur in den<br />

Regionen Stuttgart <strong>und</strong> Halle/Leipzig<br />

stattfindet, DVB-T2 aber national beworben<br />

werden würde. „Daher ist eine noch<br />

höhere Wirksamkeit zu erwarten“, so<br />

Prahl gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>. Aus<br />

seiner Sicht steht es außer Frage, dass<br />

Plattformmodelle wie Viseo Plus in Zukunft<br />

im Mittelpunkt der Weiterentwicklung<br />

der Terrestrik stehen müssen. Im<br />

Mittelpunkt der Zuschauer steht Viseo<br />

Plus derzeit jedenfalls nicht. MH


14 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Veränderte Medienrealität<br />

BLM-Forum: Das bisherige Medienkonzentrationsrecht muss für Google <strong>und</strong> Co. angepasst werden<br />

Das Mitte der 90er Jahre entwickelte<br />

Medienkonzentrationsrecht, also die<br />

bisher stark TV-konzentrierte Rechtsgr<strong>und</strong>lage<br />

im R<strong>und</strong>funkstaatsvertrag,<br />

muss schleunigst an die neuen Gegebenheiten<br />

angepasst werden. Insbesondere<br />

auch wegen der nun neu entstandenen<br />

Global Player. Schließlich kann es nicht<br />

sein, dass jede noch so kleine Beteiligung<br />

an TV-Sendern überprüft werde,<br />

während ein Joint Venture beispielsweise<br />

zwischen einer nationalen Zeitung<br />

<strong>und</strong> einem Internetanbieter Google<br />

außen vor bliebe. Darüber waren sich<br />

die Experten Mitte Juli auf dem Forum<br />

„Meinungsmacht in den Medien: Neues<br />

Recht – neue Bedingungen“ der Bayerischen<br />

Zentrale für neue Medien (BLM)<br />

einig, diskutierten aber kontrovers über<br />

die mögliche Neuordnung.<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

Sollte Google auf die Idee kommen, sich einen deutschen Verlag zu kaufen, würde das geltende<br />

Medienkonzentrationsrecht nicht greifen. Eine Anpassung ist jedoch leichter gesagt als getan Bild: Auerbach Verlag<br />

Macht <strong>und</strong> Medien<br />

BLM-Präsident Wolf-Dieter Ring forderte<br />

in seiner Eröffnungsrede, die Konzentrationskontrolle<br />

müsse dem „Umbruch<br />

in den Medienmärkten Rechnung tragen“<br />

<strong>und</strong> sich endlich den veränderten<br />

Realitäten anpassen. Da eine „multimediale“<br />

Medienkonzentrationsmessung<br />

eine f<strong>und</strong>ierte Kenntnis über das<br />

Gewicht der verschiedenen Medien<br />

voraussetzt, wurde hierzu eine neue<br />

Feldstudie im Frühjahr 2011 von TNS<br />

Infratest im Auftrag der BLM durchgeführt,<br />

die Oliver Ecke als TNS-Infratest-<br />

Bereichsleiter vorstellte.<br />

Er untersuchte, wie relevant im Sinne<br />

von Meinungsmacht einzelne Mediengattungen<br />

(Fernsehen, Radio, Print, Internet)<br />

inzwischen sind, <strong>und</strong> konnte<br />

seit der letzten Erhebung 2009 doch<br />

teilweise dramatische Änderungen insbesondere<br />

für die Tageszeitungen aufzeigen.<br />

Bei der Betrachtung muss jedoch<br />

zwischen reiner Mediennutzung <strong>und</strong><br />

informierender Mediennutzung unterschieden<br />

werden: Wer beispielsweise<br />

im Internet (Nutzung gesamt: 52 Prozent)<br />

einkauft, nutzt zwar das Medium<br />

hierfür eine gewisse Zeit, er nutzt es<br />

jedoch nicht zur Information (Nutzung<br />

informierende Inhalte: 26 Prozent). Bei<br />

keinem anderen Medium ist dieser Unterschied<br />

so groß. René Lamsfuß, Senior<br />

Director bei Nielsen Online, stellte anschließend<br />

das panelbasierte Messsystem<br />

Nielsen Netview als mögliches Instrument<br />

zur Erfassung aller meinungsrelevanten<br />

Onlinemedien vor. Hierzu<br />

müssen die teilnehmenden Haushalte<br />

eine Zusatzsoftware am PC installieren,<br />

die dann die komplette Nutzung erfasst.<br />

Kontroverse Diskussion<br />

Johannes Kors, stellvertretender Geschäftsführer<br />

der BLM, stellte für die<br />

Messung multimedialer Konzentration<br />

ein Konzept vor, wie auf Basis der beiden<br />

empirischen Studien von TNS Infratest<br />

<strong>und</strong> Nielsen sowie der Reichweitenerhebungen<br />

der AG.MA ein konsistentes<br />

<strong>und</strong> pragmatisches Modell zur Messung<br />

multimedialer Konzentration entwickelt<br />

Informationsmedien <strong>und</strong> ihre Wichtigkeit<br />

Zeitschriften Internet Tageszeitung Radio<br />

3 %<br />

2 %<br />

2009 2011<br />

15 %<br />

20 %<br />

28 %<br />

22 %<br />

9 %<br />

11 %<br />

Fernsehen<br />

43 %<br />

44 %<br />

Quelle: TNS Infratest<br />

werden kann. Er präferierte das System<br />

von Nielsen zur Bestimmung der meinungsrelevanten<br />

Onlineangebote.<br />

In den aktuellen Stand der Verhandlungen<br />

der Länder zur Novellierung<br />

des Medienkonzentrationsrechts gab<br />

Klaus-Peter Potthast, R<strong>und</strong>funkreferent<br />

der Bayerischen Staatskanzlei, einen<br />

Einblick. Künftig wolle man verwandte<br />

Märkte mit einbeziehen. Doch man<br />

müsse bereits Verbreitung von Meinungsbildung<br />

unterscheiden.<br />

In der abschließenden Diskussionsr<strong>und</strong>e,<br />

die Wolfgang Schulz, Direktor des<br />

Hans-Bredow-Instituts, moderierte, gab<br />

es eine kontroverse Diskussion um die<br />

Öffnung des Fernsehkonzentrationsrechts<br />

hin zu einem „echten Medienkonzentrationsrecht“.<br />

Tobias Schmid,<br />

Bereichsleiter Medienpolitik der Mediengruppe<br />

RTL, forderte dabei, die<br />

tatsächlichen Einflussmöglichkeiten der<br />

Unternehmen stärker zu berücksichtigen.<br />

RTL 2 werde RTL zu <strong>100</strong> Prozent<br />

zugeordnet, tatsächlich habe man aufgr<strong>und</strong><br />

der 33-Prozent-Beteiligung jedoch<br />

keinen Einfluss.<br />

Alexander Stöckl, Geschäftsführer des<br />

Regionalfensters 17 : 30 Sat 1 Bayern,<br />

warf den Hauptmedien vor, sich kleinzurechnen,<br />

um nicht weitere Fenster- <strong>und</strong><br />

Drittsendezeiten zur Verfügung stellen<br />

zu müssen. Für Harald Hammann,<br />

R<strong>und</strong>funkreferent des Landes Rheinland-Pfalz,<br />

sei das Fernsehen immer<br />

noch das Leitmedium. „Ich glaube,<br />

man kann durchaus an der Fernsehzentrierung<br />

festhalten“, so Hammann.<br />

Bis zu einem einheitlichen Medienkonzentrationsrecht<br />

ist es also noch ein<br />

weiter Weg. SH


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 15<br />

Kommentar<br />

Filetstück Kabel BW liegt John Malone schwer im Magen<br />

von Alexander Rösch, Chefredakteur Digitalfernsehen.de<br />

Zeitungen, Fernsehsender,<br />

Filmstudios<br />

– das Imperium<br />

des 70-<br />

jährigen Medienzaren<br />

John C.<br />

Malone ist weit<br />

verzweigt. Für die<br />

Galerie der 2004<br />

abgespaltenen Kabelnetzsparte<br />

Liberty Global wäre die<br />

Übernahme von Kabel BW kein übler<br />

Coup gewesen. Die Nummer zwei <strong>und</strong><br />

drei im deutschen Markt mit in Summe<br />

r<strong>und</strong> 12,3 Millionen anschließbaren<br />

Haushalten – das reicht, um den Platzhirsch<br />

Kabel Deutschland mächtig unter<br />

Druck zu setzen <strong>und</strong> Wachstumsfantasien<br />

bei den Anlegern zu schüren.<br />

Doch ganz so reibungslos läuft es für<br />

den cleveren Geschäftsmann aus Connecticut<br />

diesmal nicht. Nicht die auf Kuschelkurs<br />

bedachte <strong>Euro</strong>päische Kommission<br />

wird den 3,16 Milliarden <strong>Euro</strong><br />

schweren Transfer als reine Formsache<br />

abnicken. Seit Mitte Juni steht fest: Das<br />

B<strong>und</strong>eskartellamt hat in Brüssel mit<br />

seinem Ansinnen Gehör gef<strong>und</strong>en, den<br />

„nationalen Kabelfall“ in Eigenregie unter<br />

die Lupe zu nehmen.<br />

Das bedeutet für Malone: Ein Wiedersehen<br />

mit alten Bekannten, die er wahrlich<br />

nicht in guter Erinnerung hat.<br />

Bereits zur Jahrtausendwende hatte der<br />

Mogul seine Fühler nach dem mächtigen<br />

deutschen Markt ausgestreckt <strong>und</strong><br />

sich die sechs Regionalgesellschaften<br />

der heutigen Kabel Deutschland unter<br />

den Nagel reißen wollen. Doch die Kartellhüter<br />

stoppten damals den Deal, erst<br />

im November 2009 fiel mit Unitymedia<br />

ein kleineres Filetstück ab.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, dass der erfolgsverwöhnte<br />

Medienzar tobte, als die Zuständigkeit<br />

für den Deal nach Bonn wanderte. Der<br />

schwarze Peter war schnell gef<strong>und</strong>en:<br />

Ex-Tele-Columbus-Chef Herbert Leifker,<br />

inzwischen als Chief Commercial Officer<br />

bei Unitymedia an Bord, zog laut<br />

Branchengeflüster den geballten Zorn<br />

Malones auf sich. Er habe bei der Lobbyarbeit<br />

versagt, sei nicht früh genug bei<br />

der <strong>Euro</strong>päischen Kommission vorstellig<br />

geworden, um drohendes Unheil zu<br />

verhindern, so der Flurfunk aus der<br />

Zentrale in Englewood.<br />

Trotz veränderter Marktsituation mit<br />

wachsendem Konkurrenzdruck von<br />

IPTV- <strong>und</strong> Satellitenplattformen: Das<br />

B<strong>und</strong>eskartellamt wird sich genau überlegen,<br />

ob es nach dem Entwirren des<br />

Kabelmonopols zulässt, dass ein Global<br />

Player ausgerechnet die Flächenländer<br />

Baden-Württemberg <strong>und</strong> Nordrhein-<br />

Westfalen gemeinsam unter seine Fittiche<br />

nimmt. Das Klima für Großinvestments<br />

aus dem Ausland hat im Heuschreckenzeitalter<br />

schon bessere Zeiten<br />

erlebt. Eine Erfahrung, die mit Rupert<br />

Murdoch gerade ein weiterer, bisher als<br />

unantastbar geltender Medien manager<br />

sammeln muss. <br />

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(Poststempel genügt).


16 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Poker mit neuen Spielern<br />

Kampf um B<strong>und</strong>esligaübertragung: Sky will plattformübergreifende Rechte – Yahoo stellt sich auf<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Wie immer gibt es diverse Rechtepakete,<br />

die von der DFL angeboten werden.<br />

Für die Highlight-Berichterstattung im<br />

Free-TV existiert neben dem bisherigen<br />

Modell einer Berichterstattung ab 18.30<br />

Uhr ein zweites, das Bewegtbilder im<br />

Free-TV erst ab 21.45 Uhr erlaubt.<br />

Quasi als Kompensation dazu wird aber<br />

das Recht für eine Highlight-Berichterstattung<br />

über IP bereits ab 19 Uhr<br />

eingeräumt.<br />

Diese Option kommt für die <strong>ARD</strong> allerdings<br />

nicht infrage. „Die Internetverwertung<br />

ist für uns kein Thema“, erklärt<br />

Axel Balkausky, Sportkoordinator der<br />

<strong>ARD</strong>, da der Senderverb<strong>und</strong> das World<br />

Wide Web lediglich für programmbegleitende<br />

Informationen nutze. Dennoch:<br />

„Über den gesamten Ausschreibungszeitraum<br />

betrachtet, könnte auch<br />

dem Übertragungsweg Web-TV eine<br />

größere Bedeutung zukommen“, sagt<br />

Kartellwächter M<strong>und</strong>t.<br />

Zugpferd B<strong>und</strong>esliga<br />

Das dürfte diejenigen freuen, die sich<br />

hauptsächlich im Internet tummeln, wie<br />

zum Beispiel Yahoo. Die US-Amerikaner<br />

haben ihr Interesse an den B<strong>und</strong>esligarechten<br />

bereits bek<strong>und</strong>et. „Die B<strong>und</strong>esliga<br />

ist im Internet schwach aufgestellt“,<br />

behauptet Heiko Genzlinger, Commercial<br />

Director <strong>und</strong> stellvertretender Geschäftsführer<br />

von Yahoo Deutschland.<br />

Aus seiner Sicht muss der Nutzer auch<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

<strong>100</strong><br />

0<br />

Preisentwicklung für Fußball-TV-Rechte<br />

über der Woche an die B<strong>und</strong>esliga geb<strong>und</strong>en<br />

werden. Ihm schweben zum Beispiel<br />

personalisierte Dienste vor, die für<br />

eine zusätzliche Wertschöpfung sorgen<br />

könnten. Ob das ein probates Mittel ist,<br />

vermag DFL-Vorstandsmitglied Heribert<br />

Bruchhagen nicht zu sagen. „Eine Prognose<br />

über die Nutzung solcher Dienste<br />

traue ich mir nicht zu“, gibt der Manager<br />

von Eintracht Frankfurt unumw<strong>und</strong>en<br />

zu, dass er mit diesem Thema nicht<br />

viel anfangen kann.<br />

Die „üblichen Verdächtigen“, die alle<br />

Jahre wieder um Fußball- <strong>und</strong> andere<br />

Sportrechte kämpfen, sehen die B<strong>und</strong>esliga<br />

hingegen besser aufgestellt denn je.<br />

„Wir haben keine signifikanten Forderungen<br />

an ein neues Produkt B<strong>und</strong>esliga“,<br />

betont Carsten Schmidt, Vorstand<br />

Sport, Advertising Sale <strong>und</strong> Internet bei<br />

Sky Deutschland. „Die B<strong>und</strong>esliga ist<br />

optimal aufgestellt“, meint auch RTL-<br />

Sportchef Manfred Loppe. Balkausky<br />

sieht sogar ein Gleichgewicht zwischen<br />

der Pay- <strong>und</strong> Free-TV-Nutzung, das für<br />

die DFL nur positiv sein könne, <strong>und</strong> verweist<br />

auf die steigenden Abo-Zahlen von<br />

Sky sowie die ebenso steigende Quote<br />

der „Sportschau“. Es scheint fast so, als<br />

sehen sich Sky <strong>und</strong> die <strong>ARD</strong> nicht als<br />

große Kontrahenten.<br />

Bedeckt halten<br />

Weit aus dem Fenster lehnt sich derzeit<br />

noch niemand. Das Kartellamt hat<br />

lediglich ein Signal gesetzt. „Unsere<br />

Erfahrung zeigt, dass der Teufel oftmals<br />

1965–<br />

1969<br />

1969–<br />

1974<br />

1974–<br />

1978<br />

1978–<br />

1983<br />

1983–<br />

1988<br />

1988–<br />

1991<br />

1991–<br />

1994<br />

1994–<br />

1999<br />

1999–<br />

2000<br />

2000–<br />

2001<br />

2001–<br />

2002<br />

2002–<br />

2003<br />

2003–<br />

2004<br />

2004–<br />

2006<br />

2006–<br />

2009<br />

2009–<br />

2013<br />

0,33 <strong>Mio</strong>. €<br />

1,33 <strong>Mio</strong>. €<br />

2,25 <strong>Mio</strong>. €<br />

Preise verstehen sich pro Saison<br />

3,45 <strong>Mio</strong>. €<br />

4,1 <strong>Mio</strong>. €<br />

20,3 <strong>Mio</strong>. €<br />

40,9 <strong>Mio</strong>. €<br />

112,5 <strong>Mio</strong>. €<br />

169 <strong>Mio</strong>. €<br />

355 <strong>Mio</strong>. €<br />

328 <strong>Mio</strong>. €<br />

290 <strong>Mio</strong>. €<br />

291 <strong>Mio</strong>. €<br />

300 <strong>Mio</strong>. €<br />

420 <strong>Mio</strong>. €<br />

412 <strong>Mio</strong>. €<br />

Quelle: eigene Recherche<br />

Die B<strong>und</strong>esliga-Konferenzschaltung von Sky ist für DFL-<br />

Vorstand Heribert Bruchhagen ein „unverzichtbares<br />

Produkt“<br />

Bild: Uwe Voelkner/Fotoagentur FOX<br />

im Detail steckt“, sagt Sky-Vorstand<br />

Schmidt. Die Forderung von Karl-Heinz<br />

Rummenigge, Vorstandsvorsitzender<br />

des FC Bayern München, nach einer<br />

Verdopplung der Einnahme aus dem<br />

Rechteverkauf hält Schmidt allerdings<br />

für unrealistisch.<br />

Ganz einfach wird es für Sky aber nicht<br />

werden, denn der Pay-TV-Anbieter setzt<br />

auf plattformübergreifende Rechte für<br />

die Liveberichterstattung. Vor großen<br />

Namen, die nun auch in den Rechtepoker<br />

mit einsteigen könnten, fürchtet er<br />

sich nicht. „Wir haben es heute bereits<br />

durch die Deutsche Telekom <strong>und</strong> die<br />

Öffentlich-Rechtlichen mit Giganten zu<br />

tun“, sagt Schmidt, „<strong>und</strong> wir werden<br />

auch einen Axel Springer Verlag nicht<br />

kampflos an uns vorbeiziehen lassen.“<br />

Konferenzschaltung<br />

Rückendeckung erhält der Sky-Vorstand<br />

von der DFL. Für Bruchhagen ist die<br />

Konferenzschaltung auf Sky ein „unverzichtbares<br />

Produkt für die B<strong>und</strong>esliga“.<br />

Das muss natürlich nicht heißen, dass<br />

auch jemand anderes eine solche Konferenzschaltung<br />

anbietet. Die Telekom<br />

macht es bei „Liga total!“ bereits vor.<br />

Die mögliche Individualisierung der<br />

samstäglichen Telekom-Konferenzschaltung<br />

ist zudem ein Beispiel dafür, wie<br />

dieses Produkt angepasst werden kann.<br />

Die anderen Interessenten neben Sky


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 17<br />

stellen sich ebenfalls auf. Yahoo trägt<br />

derzeit alle Erfahrungen aus der Verwertung<br />

von Sportrechten insbesondere<br />

in den USA <strong>und</strong> Großbritannien<br />

zusammen. „Wir rechnen dann aus,<br />

inwiefern wir mit der B<strong>und</strong>esliga die<br />

Reichweite unserer Kanäle steigern<br />

<strong>können</strong> <strong>und</strong> wie sich die Rechte finanzieren<br />

lassen“, erklärt Genzlinger.<br />

RTL-Mann Loppe hingegen lässt den<br />

Rechtepoker entspannt auf sich zukommen.<br />

Für Bruchhagen sind die Kölner<br />

ein „probater Mitwettbewerber“.<br />

Der Fall Murphy<br />

Ebenso unaufgeregt begegnen alle Beteiligten<br />

einer möglichen Entscheidung<br />

Ist an plattformübergreifenden B<strong>und</strong>esligarechten interessiert:<br />

Carsten Schmidt, Vorstand Sport, Advertising<br />

Sale <strong>und</strong> Internet bei Sky Deutschland<br />

Bild: Sky<br />

des <strong>Euro</strong>päischen Gerichtshofs (EuGH)<br />

zum Fall der britischen Wirtin Karen<br />

Murphy, die in ihrem Pub kein Abo<br />

des hiesigen Pay-TV-Anbieters BSkyB<br />

nutzt, sondern eines des günstigeren<br />

griechischen Bezahlsenders Nova. Generalanwältin<br />

Juliane Kokott legte dem<br />

Gericht einen Urteilsspruch vor, nach<br />

dem die nationale Vermarktung von<br />

Sportrechten dem Gedanken des europäischen<br />

Binnenmarktes widerspreche.<br />

Würde Barbesitzerin Murphy das Verfahren<br />

gewinnen, dürfte es keine nationale<br />

Vermarktung von Sportrechten<br />

innerhalb der EU mehr geben. Die Verbände<br />

oder Rechteinhaber müssten die<br />

Übertragungsrechte europaweit ausschreiben,<br />

was eine deutliche Abwertung<br />

der Übertragungsrechte nach sich<br />

ziehen würde.<br />

Untergang nahe?<br />

Schon sehen die ersten Auguren den<br />

Untergang der abendländischen Sportwelt<br />

vorher, zumal der EuGH den Empfehlungen<br />

seiner Generalanwälte in<br />

der Regel folgt. Auf den Fußball kämen<br />

allerdings nicht zum ersten Mal<br />

große Umwälzungen zu, denn auch<br />

nach dem berühmten Bossmann-Urteil<br />

sahen Skeptiker das Ende so mancher<br />

Profiliga gekommen. Letztendlich traf<br />

es zwar den einen oder anderen Verein,<br />

den Ligen selbst brach aber nicht der<br />

kleinste Zacken aus der Krone.<br />

Für Pay-TV-Anbieter dürfte das Urteil<br />

des EuGH wesentlich größere Konsequenzen<br />

haben als für Free-TV-Sender.<br />

Wer zahlt was pro Saison<br />

(2009–2013)?<br />

25 <strong>Mio</strong>. € 7 <strong>Mio</strong>. €<br />

Sky DSF/Sport 1<br />

<strong>ARD</strong> Rest<br />

<strong>ZDF</strong><br />

70 <strong>Mio</strong>. €<br />

90 <strong>Mio</strong>. €<br />

220 <strong>Mio</strong>. €<br />

Quelle: eigene Recherche<br />

Dennoch bleibt Sky-Vorstand Schmidt<br />

ob einer drohenden Vermehrung an Interessenten<br />

für die Übertragungsrechte<br />

der Fußballb<strong>und</strong>esliga entspannt. Er<br />

geht davon aus, dass letztendlich der<br />

Markt mit einer wie auch immer gearteten<br />

Entscheidung des höchsten europäischen<br />

Gerichts zurechtkommen<br />

wird. Sein Augenmerk liegt wie bei<br />

so vielen anderen auch zunächst auf<br />

dem bevorstehenden Rechtepoker für<br />

die B<strong>und</strong>esliga. MH<br />

Produkt des Monats<br />

Aufs hybride Gaspedal getreten<br />

Neue Receiver der 750er-Serie von Videoweb <strong>können</strong> für Sat- <strong>und</strong> Kabelempfang genutzt werden<br />

Videoweb setzte schon mit dem 600S<br />

ganz auf die Karte Hybridreceiver. Die<br />

beiden neuen Modelle der Serie 750,<br />

das eine für DVB-S2- <strong>und</strong> das andere<br />

für DVB-C-Empfang, trumpfen noch<br />

einmal mit verbesserter Technik <strong>und</strong><br />

erweiterter Ausstattung auf. Videoweb<br />

positioniert die neuen Set-Top-Boxen<br />

als vollwertige Mediaplayer. Doppeltuner,<br />

zwei CI-Plus-Schächte sowie zwei<br />

USB-2.0-Schnittstellen <strong>und</strong> WLAN mit<br />

bis zu 108 MBit/s gehören ebenso zu<br />

den Hybridreceivern wie der internetbasierte<br />

EPG, der Programmdaten für<br />

drei Wochen im Voraus bereithält.<br />

Im Innern gibt ein ARM-Prozessor mit<br />

512 MB Arbeits- <strong>und</strong> 2 GB Flash-Speicher<br />

den Takt an. Die Set-Top-Boxen werden<br />

entweder ohne oder mit einer 500 GB<br />

beziehungsweise 1 TB großen Festplatte<br />

bestückt. Ein eSATA-Anschluss ermöglicht<br />

die Verbindung mit einem externen<br />

Datenträger.<br />

Die 750er-Modelle sind nicht nur für<br />

HDTV ausgelegt, sie <strong>können</strong> auch 3D-<br />

TV wiedergeben. Die 1 080p-Darstellung<br />

sorgt dabei für scharfe Bilder. Natürlich<br />

bieten die neuen Videoweb-Receiver<br />

auch die Inhalte, die bereits vom<br />

600S bekannt sind, wie etwa Zugriff auf<br />

Media theken oder Video-on-Demand.<br />

Zusätzlich kann das TV-Portal nun auch<br />

nach eigenen Wünschen zusammengestellt<br />

werden. Die Hybridreceiver 750S<br />

<strong>und</strong> 750C will Videoweb ab September<br />

in den Handel bringen. Ohne Festplatte<br />

kosten die Geräte jeweils 399 <strong>Euro</strong>, mit<br />

einem 500-GB-Datenträger 499 <strong>und</strong> mit<br />

einer 1-TB-Platte 599 <strong>Euro</strong>. MH<br />

Videoweb positioniert die neuen Hybridboxen der 750er-<br />

Serie als vollwertige Mediaplayer<br />

Bild: Videoweb


18 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Das Fernseh-Megaportal<br />

Der EPG als Tor zur digitalen TV-Welt – Kampf um neuen Markt entbrannt – Regulierer hilflos?<br />

Ist schon allein durch das digitale Fernsehen<br />

die Programmvielfalt explodiert,<br />

so droht mit dem hybriden Fernsehen<br />

nun der totale Overkill an Inhalten. Die<br />

Verschmelzung von TV- <strong>und</strong> Internetwelt<br />

rückt einerseits den Verbreitungsweg<br />

in den Hintergr<strong>und</strong>. Woher der<br />

Inhalt kommt, wird den Konsumenten<br />

noch weniger interessieren, als es ohnehin<br />

schon der Fall ist. Andererseits wird<br />

die Auffindbarkeit für Inhalteanbieter<br />

immer wichtiger.<br />

Die zentrale Rolle spielt dabei der EPG,<br />

der in Zukunft mehr sein wird als<br />

ein elektronischer Programmführer. Er<br />

wird Empfehlungen aussprechen, zu<br />

interaktiven Applikationen führen <strong>und</strong><br />

Endgeräte wie zum Beispiel einen PVR<br />

steuern. Der EPG wird zum Megaportal,<br />

zum Einstiegstor in die digitale Medienwelt.<br />

Es öffnet sich ein Eldorado für alle<br />

Inhalteanbieter – <strong>und</strong> damit beginnt der<br />

Kampf um einen neuen Markt.<br />

Neue Player<br />

Die Verbindung mit dem Internet bringt<br />

für TV-Sender die Möglichkeit mit sich,<br />

auf kostenpflichtige Angebote hinzuweisen.<br />

Der EPG wird zum Point of<br />

Sale. Red-Button-Funktionen erlauben<br />

ein einfaches One-Click-Shopping. Der<br />

Konsument muss noch nicht einmal eine<br />

URL eingeben, um das kostenpflichtige<br />

Angebot des Senders zu erreichen.<br />

Solche Dienste übersteigen die bisherige<br />

Nutzungsform des EPG. Die einfache<br />

tabellarische Darstellung ist ausgereizt.<br />

VPRT-Präsident Jürgen Doetz sieht den EPG als<br />

Megaportal kritisch <strong>und</strong> will die Regulierung auf den<br />

Prüfstand stellen<br />

Bild: Medientage München<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

<strong>100</strong><br />

0<br />

156 <strong>Mio</strong>. €<br />

2008 2014<br />

Die Hersteller müssen sich Gedanken<br />

über die Rechenleistung ihrer Geräte<br />

machen, wenn diese auch Inhalte darstellen<br />

sollen, die auf Java, CSS oder<br />

HTML basieren. An dieser Stelle kommen<br />

neue Player zum Zuge. Ein Beispiel<br />

dafür ist die Widget-Plattform von Yahoo,<br />

die von Samsung genutzt wird.<br />

Metadaten<br />

Verschiedene Endgeräte- <strong>und</strong> inzwischen<br />

auch Software-Hersteller buhlen<br />

mit ihren Portal- <strong>und</strong> EPG-Diensten um<br />

die Gunst des TV-Zuschauers. Ein Beispiel<br />

hierfür ist das TV-Guide-Widget<br />

von Rovi, das über die Yahoo-Plattform<br />

auf TV-Geräten von Samsung verbreitet<br />

wird. Rovis TV-Guide bietet Informationen<br />

über das laufende TV-Programm<br />

von 28 Sendern. Darüber hinaus besitzt<br />

diese Anwendung sogenannte Hotlists,<br />

die von Rovi-Redakteuren eigenständig<br />

täglich aktualisiert werden <strong>und</strong> quasi<br />

ein Best-of des TV-Programms auflisten.<br />

Grob gesagt: Wer den EPG kontrolliert,<br />

kontrolliert den Konsumenten.<br />

Doch die Darstellung von ans TV angepassten<br />

Webseiten ist nicht die einzige<br />

Herausforderung. Die Gr<strong>und</strong>lage des zukünftigen<br />

Programmführers sind Metadaten,<br />

die beispielsweise eine Katalogisierung<br />

von Fernsehinhalten in Genres<br />

oder die Suche nach Filmnamen, Schauspielern<br />

oder Regisseuren ermöglichen.<br />

Darüber hinaus <strong>können</strong> Metadaten miteinander<br />

verknüpft werden, sodass beispielsweise<br />

zu einem Schauspieler angezeigt<br />

werden kann, in welchen Filmen<br />

oder Serien er in den nächsten Tagen zu<br />

EPG: Marktvolumen <strong>und</strong> Nutzung<br />

Marktvolumen*<br />

450 <strong>Mio</strong>. €<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

5 <strong>Mio</strong>. Nutzer<br />

Nutzung**<br />

* EPG-Erlöse in Westeuropa/**Nutzung in deutschen Haushalten<br />

23 <strong>Mio</strong>. Nutzer<br />

Quelle: Goldmedia<br />

sehen ist oder welche Filme mit ihm als<br />

Video-on-Demand (VoD) bereitstehen.<br />

Regulierung<br />

Für die Verwendung solcher Metadaten<br />

sind jedoch gewisse Normen notwendig,<br />

damit der Verbraucher ohne viel<br />

Aufhebens zwischen den einzelnen<br />

EPGs auswählen kann. Diese Situation<br />

wäre für den Regulierer der optimale<br />

Zustand. Ähnlich wie bei Zeitschriften<br />

könnte der Verbraucher einfach das<br />

TV-Magazin gegen ein anderes austauschen.<br />

„Aufgr<strong>und</strong> der technischen<br />

Gegebenheiten ist dieser Austausch jedoch<br />

derzeit nicht möglich“, erklärt<br />

Hans Hege, Direktor der Medienanstalt<br />

Berlin-Brandenburg (MABB) <strong>und</strong> Beauftragter<br />

der Kommission für Zulassung<br />

<strong>und</strong> Aufsicht für Plattformregulierung.<br />

Die Plattformregulierung ist derzeit<br />

auch Heges einzige Möglichkeit, um<br />

für Ordnung im EPG zu sorgen. Inhalteanbieter<br />

fallen jedoch ebenso wenig<br />

unter dieses Regulierungsregime wie im<br />

Ausland ansässige Anbieter. Sicherlich<br />

hat Rovi noch nicht viel von den EPG-<br />

Empfehlungen gehört, die <strong>ARD</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>ZDF</strong> gemeinsam mit den Privaten vor<br />

fünf Jahren ausgearbeitet haben. „Alles<br />

steht auf dem Prüfstand“, sagt deshalb<br />

auch Jürgen Doetz, Präsident des Verbands<br />

Privater R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Telemedien<br />

(VPRT), wohl wissend, dass auf den<br />

deutschen TV-Markt eine Lawine zurollt,<br />

auf die keiner vorbereitet ist. Schließlich<br />

dürften Absprachen zu Werbung im EPG<br />

<strong>und</strong> Programmlistings Rovi, Google <strong>und</strong><br />

Co. relativ egal sein. MH


Ausgabe 82 August 2011 Digital Insider 19<br />

Homo connectus<br />

Conlife versammelt Smart-Home-Branche – Heimvernetzung beim Verbraucher noch nicht angekommen<br />

Wer von der Conlife, dem Branchentreff<br />

zum Thema Smart Home, nach<br />

Hause fährt, ist davon überzeugt: Die<br />

Zukunft ist vernetzt <strong>und</strong> Inhalte werden<br />

auf verschiedenen Wiedergabegeräten<br />

dargestellt werden <strong>können</strong>. Das soll die<br />

Zukunft sein. Doch wer denkt, das wäre<br />

schon heute dank Fernseher mit Internetanschluss,<br />

iPad <strong>und</strong> Breitband der<br />

Fall, irrt sich gewaltig.<br />

Die Definition für Breitband beginnt bei<br />

1 MBit/s. Es geht eher ein Kamel durch<br />

ein Nadelöhr als ein Bewegtbild durch<br />

eine solche „breitbandige“ Leitung. Das<br />

Gros der Deutschen surft nach Angaben<br />

der B<strong>und</strong>esnetzagentur mit Geschwindigkeiten<br />

zwischen 2 <strong>und</strong> 10 MBit/s<br />

im Internet. Schätzungsweise verfügen<br />

nur r<strong>und</strong> 30 Prozent der deutschen<br />

Haushalte über Breitbandanschlüsse,<br />

die eine ruckelfreie Übertragung großer<br />

Videodaten erlauben.<br />

Keine Ahnung<br />

Andere Zahlen rücken das Bild vom<br />

„Homo connectus“ noch weiter ins rechte<br />

Licht. Der B<strong>und</strong>esverband Informationswirtschaft,<br />

Telekommunikation<br />

<strong>und</strong> neue Medien (Bitkom), gleichzeitig<br />

Conlife-Veranstalter, geht davon aus,<br />

dass in diesem Jahr r<strong>und</strong> 1,5 Millionen<br />

Tablet-PCs in Deutschland verkauft werden.<br />

Demnach besäßen r<strong>und</strong> 2 Prozent<br />

der erwachsenen Deutschen ein solches<br />

Gerät. Nur 5 Prozent der Haushalte<br />

Für ihn ist der PVR nur eine Krücke: Vfree-<br />

TV-Geschäftsführer Thomas Werner will mehr<br />

Individualisierung im TV-Konsum Bild: Auerbach Verlag<br />

verfügen nach Angaben des Branchenverbands<br />

über einen Connected-TV.<br />

Der Trendmonitor 2011 von <strong>Euro</strong>nics<br />

kommt zu dem Ergebnis, dass 74 Prozent<br />

der Befragten nichts mit dem Begriff<br />

IPTV anfangen <strong>können</strong>, das im Übrigen<br />

nach dem aktuellen Jahrbuch der<br />

Landesmedienanstalten nur von 3 Prozent<br />

der deutschen Haushalte genutzt<br />

wird. „Wäre Youtube ein TV-Sender,<br />

hätte er einen Marktanteil von unter<br />

1 Prozent“, sagte Ned Wiley, Managing<br />

Director Axel Springer Digital TV Guide<br />

GmbH, auf der Conlife in Köln.<br />

Es dürfte klar sein, dass wir von einem<br />

vernetzten Heim noch weit entfernt<br />

sind. Trotzdem ist der Trend offensichtlich.<br />

Die Tablet-Verkaufszahlen werden<br />

sich laut Bitkom im Vergleich zu 2010<br />

fast verdoppeln. Jedes moderne Wiedergabegerät<br />

besitzt heute die Funktion,<br />

mit anderen CE-Produkten vernetzt<br />

zu werden. „Treiber sind hierbei die<br />

TV-Hersteller“, sagte Bertram Bittel, Direktor<br />

Technik <strong>und</strong> Produktion des<br />

SWR <strong>und</strong> Mitglied der Produktions- <strong>und</strong><br />

Technik-Kommission von <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong>.<br />

Technologien wie HbbTV werden in die<br />

Produkte eingebaut, ohne dass der Verbraucher<br />

dafür zahlen muss. „Die Entwicklung<br />

ist im Gange“, meinte daher<br />

auch Matthias Greve, Geschäftsführer<br />

von Videoweb, auf der Conlife.<br />

Beratungsintensiv<br />

Dennoch war den Teilnehmern des<br />

Branchentreffs klar, dass das Thema<br />

Heimvernetzung beim Verbraucher<br />

noch nicht angekommen ist. Es ist zu<br />

komplex <strong>und</strong> beratungsintensiv, als<br />

dass es beispielsweise in großflächigen<br />

Elektronikmärkten angepriesen werden<br />

könnte. Der Fachhandel geht indes einen<br />

anderen Weg, den Karl Trautmann,<br />

Geschäftsführender Direktor Electronic<br />

Partner Handel SE, darlegte. EP betreibt<br />

in Deutschland r<strong>und</strong> 3 200 Filialen.<br />

Die Mitarbeiter von r<strong>und</strong> 1 000 dieser<br />

Geschäfte sind für die Beratung<br />

zur Heimvernetzung geschult worden.<br />

„Unsere Händler zeigen Lösungen für<br />

die Heimvernetzung auf“, erklärte<br />

Trautmann in Köln.<br />

Gleichzeitig betonte er, dass sich diese<br />

Beratung für EP auch lohnen müsse,<br />

das heißt, die Installation soll nach<br />

Möglichkeit auch vom Fachhändler<br />

durchgeführt werden. „Ansonsten<br />

merkt der K<strong>und</strong>e sehr schnell, wie<br />

EP-Geschäftsführer Trautmann lässt seine Angestellten<br />

für die Beratung zur Heimvernetzung schulen. Das soll<br />

sich rentieren, indem EP auch die Installationen vornimmt<br />

Bild: Auerbach Verlag<br />

komplex das Thema wirklich ist, wenn<br />

er sich selbst ans Werk machen will“,<br />

ergänzte Trautmann.<br />

PVR nur eine Krücke?<br />

Einig war man sich auf der Conlife auch<br />

darüber, dass trotz aller Vernetzung<br />

<strong>und</strong> der damit einhergehenden Individualisierung<br />

des TV-Konsums das lineare<br />

Fernsehen nicht verdrängt werden<br />

wird. „Der MP3-Player hat auch nicht<br />

den Hörfunk abgelöst“, zog Bittel in Köln<br />

einen Vergleich. Das Fernsehen wird seiner<br />

Meinung nach die Heimvernetzung<br />

mehr vorantreiben als beispielsweise<br />

das Thema Energieversorgung.<br />

Mit der Vormachtstellung des linearen<br />

Fernsehens konnte sich Thomas<br />

Werner, Geschäftsführer von Vfree.TV,<br />

nicht ganz anfre<strong>und</strong>en. Aus seiner Sicht<br />

ist der PVR nur eine Krücke, die eine<br />

Unzulänglichkeit überbrückt. „Es ist<br />

der Ausdruck davon, dass etwas nicht<br />

zu dem Zeitpunkt läuft, an dem man es<br />

sich gerne anschauen möchte“, erklärte<br />

Werner auf dem Kongress seinen Standpunkt.<br />

Dass allerdings der Verbraucher<br />

in Zukunft jederzeit gewillt ist, sich aus<br />

einer schier unübersichtlichen Masse<br />

an Inhalten genau den herauszusuchen,<br />

den er just sehen will, ist wenig<br />

wahrscheinlich. So schnell dürfte das<br />

Zapping durch lineare TV-Programme<br />

nicht aussterben. MH


20 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Das letzte Gerücht<br />

Flucht in den Rhein-Erft-Kreis?<br />

Veranstaltungskalender<br />

Messen/Veranstaltungen Termin Ort<br />

Gamescom<br />

Koelnmesse<br />

www.gamescom.de<br />

1. Openaxs FTTH Konferenz<br />

Openaxs Verband<br />

www.openaxs.ch/de/conference<br />

16. Internationaler OFDM-Workshop<br />

Informationstechnische Gesellschaft im VDE<br />

www.vde.com/de/Veranstaltungen<br />

Wer schon einmal mit dem Auto zur<br />

IBC nach Amsterdam reiste, kennt das<br />

Verkehrschaos r<strong>und</strong> um die niederländische<br />

Metropole. Das RAI-Messegelände<br />

liegt unglücklicherweise nicht<br />

weit vom Flughafen Schiphol entfernt,<br />

der seinerseits die Verkehrsmassen anzieht.<br />

So kommt es, dass der Amsterdam-Besucher<br />

in der Blechlawine langsam<br />

vorwärtskriechend zum einen den<br />

fünfgrößten Flughafen <strong>Euro</strong>pas <strong>und</strong><br />

zum anderen die IBC verflucht, die<br />

ganz ungeniert ohne ihn beginnt.<br />

Was für den Reisenden eine ereignis-<br />

beziehungsweise ortsabhängige Erscheinung<br />

darstellt, ist für den Amsterdamer<br />

hingegen ein täglicher Kampf<br />

ums Vorankommen, denn Amsterdam<br />

ist berüchtigt für sein Verkehrschaos<br />

mit entsprechender Luftverschmutzung.<br />

Deshalb will die niederländische<br />

Hauptstadt eine von weltweit <strong>100</strong><br />

Smart Citys werden. Mit Millionenbeträgen<br />

sollen Elektroautos <strong>und</strong> Parkand-ride-Systeme<br />

gefördert werden.<br />

Messe, Flughafen <strong>und</strong> Smart City hin<br />

oder her, der Verkehr um Amsterdam<br />

ist für Pendler derzeit noch eine tägliche<br />

Qual. Das gilt natürlich auch für<br />

die Mitarbeiter von Liberty Global, die<br />

entweder zur Zentrale in direkter Nachbarschaft<br />

zu Schiphol müssen oder im<br />

Network Operation Center (NOC) von<br />

UPC arbeiten <strong>und</strong> sich täglich durch<br />

besagten Verkehr zu ihrem Arbeitsplatz<br />

quälen müssen.<br />

Wie beschaulich ist es doch in Kerpen.<br />

Zwar <strong>können</strong> die Menschen dort<br />

auch ein Lied von schlechter Luft singen,<br />

denn Kerpen liegt im rheinischen<br />

Braunkohlerevier, aber von einem morgendlichen<br />

Verkehrschaos in Amsterdamer<br />

Ausmaßen ist die 65 000-Einwohner-Stadt<br />

doch weit entfernt. Und<br />

das soll angeblich auch der Gr<strong>und</strong> dafür<br />

sein, dass Kerpen bei den Liberty-<br />

Mitarbeitern so beliebt ist.<br />

Gerüchten zufolge soll der eine oder<br />

andere Techniker aus der Nähe von<br />

Amsterdam mit dem Auto schneller in<br />

Kerpen sein als an seinem Arbeitsplatz<br />

bei UPC, weshalb der Kauf des Kölner<br />

Kabelnetzbetreibers durch Liberty<br />

Global bei diesen Angestellten besonders<br />

großen Anklang gef<strong>und</strong>en haben<br />

soll. Und das NOC von Unitymedia<br />

ist ja durchaus eine Reise wert. Wer<br />

hätte gedacht, dass für manchen eine<br />

Stadt im Rhein-Erft-Kreis attraktiver<br />

erscheint als die Grachten von Amsterdam?<br />

Zumindest, wenn es um die<br />

Arbeit geht. MH<br />

17. – 21. August 2011 Köln<br />

24. August 2011 Winterthur<br />

31. August –<br />

1. September 2011<br />

Hamburg<br />

Kolumne<br />

Der<br />

TV-Titan<br />

von Marc Hankmann<br />

Thomas Gottschalk wechselt zur <strong>ARD</strong><br />

<strong>und</strong> wird uns zukünftig viermal die<br />

Woche allerlei zum aktuellen Tagesgeschehen<br />

erzählen. Hört sich an wie ein<br />

Freifahrtschein für den letzten großen<br />

Samstagabend-Entertainer des deutschen<br />

Fernsehens – <strong>und</strong> damit auch<br />

dessen Abschied vom Samstagabend-<br />

Fernsehen. Das <strong>ZDF</strong> verliert nicht nur<br />

Thomas Gottschalk, es wird auch Mühe<br />

haben, dessen Lücke bei „Wetten,<br />

dass..?“ zu füllen. Welcher Moderator<br />

hält schon diesem Vergleich stand:<br />

Pilawa, Kerkeling?<br />

Können Sie sich noch an den Nachfolger<br />

von Oliver Kahn im Tor des FC Bayern<br />

München erinnern? Wohl nur, wenn Sie<br />

eingefleischter Fußballfan sind, denn<br />

Michael Rensing war das Bauernopfer,<br />

das dem Vergleich mit dem Torwarttitan<br />

nicht standhielt, nicht standhalten<br />

konnte. Droht dem Gottschalk-Nachfolger<br />

Ähnliches? Der Rausschmiss nach<br />

ein paar Sendungen? Dann stünde das<br />

<strong>ZDF</strong> wieder am Anfang.<br />

Das Dilemma ist hausgemacht. Bekannterweise<br />

haben <strong>ARD</strong> <strong>und</strong> <strong>ZDF</strong> ihre Probleme<br />

damit, die junge Generation zu<br />

erreichen. Florian Silbereisen ist nicht<br />

gerade der Entertainer, der Teens <strong>und</strong><br />

Twens an sich fesselt <strong>und</strong> sie mit in die<br />

Programmgefilde „ab 30 Jahre“ führt.<br />

Die letzten TV-Moderatoren mit dieser<br />

Fähigkeit sind Thomas Gottschalk <strong>und</strong><br />

Günther Jauch.<br />

Und jetzt wird’s kurios: Beide wurden<br />

bei den Jugendradios der <strong>ARD</strong> groß,<br />

die auch heute noch erfolgreich sind.<br />

Nur warum gelingt es den Öffentlich-<br />

Rechtlichen nicht, die Talente an sich<br />

zu binden, sie nicht ans Privatfernsehen<br />

zu verlieren? Klar, es mangelt an<br />

den Inhalten in den TV-Programmen.<br />

So dümpelt eine Katrin Bauerfeind auf<br />

3 Sat dahin <strong>und</strong> das <strong>ZDF</strong> begräbt langsam<br />

aber sicher „Wetten, dass..?“<br />

Digital Insider<br />

Verleger: Auerbach Verlag <strong>und</strong> Infodienste GmbH,<br />

Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />

Herausgeber: Stefan Goedecke (SG), Torsten Herres (TH),<br />

Stefan Hofmeir (SH), Florian Pötzsch (FP)<br />

Chefredaktion (ViSdP): Marc Hankmann (MH)<br />

Lektorat: Janett Niklas, Katharina Neumann<br />

Layout: Kim Trank<br />

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Redaktion <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>, Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />

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