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DIGITAL INSIDER Das war die IFA 2005 (Vorschau)

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Ausgabe 12 September <strong>2005</strong> www.digital-insider.de<br />

D IGITAL I NSIDER<br />

U N A B H Ä N G I G E R I N F O R M A T I O N S D I E N S T F Ü R D I G I T A L E S F E R N S E H E N & M E D I E N<br />

Attraktives Digital-TV<br />

TMG-Geschäftsführer Herbert Kloiber<br />

spricht im DI-Interview offen darüber, wie<br />

RTL und ProSiebenSat.1 <strong>die</strong> Verbreitung<br />

des digitalen Fernsehens behindern.<br />

Weniger Jammern<br />

Die Wela Electronic GmbH gehört zu den<br />

Unternehmen, <strong>die</strong> am Standort Deutschland<br />

festhalten. Geschäftsführer Herbert<br />

Lauble sagt Zweiflern und Nörglern den<br />

Kampf an.<br />

Fair und notwendig<br />

Im DI-Interview redet der Regionalleiter<br />

Technik Thomas Eibeck des Kabelnetzbetreibers<br />

Primacom über <strong>die</strong> Zukunft<br />

Deutschlands und wie <strong>die</strong> Rückkehr an <strong>die</strong><br />

Weltspitze zu schaffen ist.<br />

SEITE 2<br />

SEITE 6<br />

SEITE 4<br />

<strong>Das</strong> <strong>war</strong> <strong>die</strong> <strong>IFA</strong> <strong>2005</strong><br />

HDTV und digitale Technik bestimmten <strong>die</strong> größte Consumer-Electronics-Messe der Welt<br />

Viel Betrieb <strong>war</strong> in Berlin auch vor dem Stand des Auerbach Verlags. Zutritt gab es aber nur mit gültiger Karte<br />

Im Mittelpunkt der <strong>die</strong>sjährigen <strong>IFA</strong><br />

stand vor allem HDTV. Wie bereits<br />

2003 <strong>war</strong> der Auerbach Verlag mit<br />

einem Messestand anwesend, an welchem<br />

<strong>die</strong>ses Thema ausgiebig diskutiert<br />

wurde. Dort fanden sich u. a. Vertreter<br />

von Loewe, Thomson und Panasonic<br />

ein, um über ihre Innovationen und<br />

zukünftigen Vorhaben bei einem Cocktail<br />

zu sprechen. Bereits am 31. August,<br />

vor dem Start der <strong>IFA</strong>, stellte sich<br />

<strong>die</strong> „Media Night“ im Olympia-stadion<br />

als besonderes Event heraus. Unter<br />

den 1600 Gästen befanden sich z. B.<br />

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang<br />

Clement, der regierende Berliner Bürgermeister<br />

Klaus Wowereit, Premiere-<br />

Geschäftsführer Dr. Georg Kofler,<br />

NDR-Sportschau-Koordinator Gerhard<br />

Delling und FC-Bayern-Vorstandsvorsitzender<br />

Karl-Heinz Rummenige. Zu<br />

dem gelungenen Abend <strong>war</strong>en auch<br />

einige Vertreter des <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong><br />

geladen.<br />

Bereits zur Messehalbzeit <strong>war</strong>en <strong>die</strong><br />

Orderbücher der Hersteller von Flachbildschirmen<br />

sowie der daran anschließenden<br />

Produkte gut gefüllt. „Die Auftragslage<br />

ist wesentlich besser als bei<br />

der Funkausstellung vor zwei Jahren“,<br />

zieht eine Thomson-Pressesprecherin<br />

ein durchweg positives Resümee. <strong>Das</strong>s<br />

<strong>die</strong>ser Markt sich auch im Inland lohnt,<br />

hat der Fernsehhersteller Metz, der<br />

vom Trend zu qualitativ hochwertigen<br />

LCD-Fernsehern mit „HD ready“-Logo<br />

profitiert, erkannt. „Wir werden unsere<br />

Fertigung und Entwicklung in Zirndorf<br />

weiter ausbauen und durch ein Logistik-Center<br />

ergänzen“, erfuhr DI von<br />

Metz-Geschäftsführer Norbert Kotzbauer.<br />

Besonders <strong>die</strong> Meldung, ProSieben-<br />

Sat.1 wolle seine beiden Hauptsender<br />

ab dem 26. Oktober noch vor Premiere<br />

in HDTV ausstrahlen, bescherte der innovativen<br />

Technik einen zusätzlichen<br />

Schub. Zum Gespräch über <strong>die</strong>sen Einstieg<br />

in das hochauflösende Fernsehen<br />

traf Erich Merkle, Technischer Leiter<br />

bei ProSiebenSat.1, am Auerbach-Stand<br />

ein. Am Rande wurde zudem deutlich,<br />

dass <strong>die</strong> kompletten Programme nicht<br />

sofort in HDTV übertragen werden,<br />

sondern aktuell 20 Spielfilmevents pro<br />

Monat für den Herbst bei ProSieben-<br />

Sat.1 angekündigt sind.<br />

Mit der ersten HD-Ausstrahlung im<br />

Free-TV durch ProSiebenSat.1 wurde<br />

Bild: Archiv<br />

das zuvor geforderte verstärkte Engagement<br />

der Fernsehsender endlich<br />

in <strong>die</strong> Tat umgesetzt. Während <strong>die</strong><br />

Öffentlich-Rechtlichen und <strong>die</strong> RTL-<br />

Gruppe sich weiterhin zurückhaltend<br />

geben, wird er<strong>war</strong>tet, dass <strong>die</strong>se Entscheidung<br />

<strong>die</strong> Entwicklung von HDTV<br />

in Deutschland beschleunigt. Die in<br />

den Diskurs um <strong>die</strong> Einführung von<br />

HDTV ebenso involvierten Kabelnetzbetreiber<br />

hatten z<strong>war</strong> keinerlei eigene<br />

Präsentationen auf der <strong>IFA</strong>, doch von<br />

fast allen fanden sich Vertreter auf der<br />

Messe wieder. Neben Reinhard Pfeil,<br />

dem Leiter Key-Account Management<br />

der Kabel Deutschland GmbH, konnte<br />

u. a. auch der Unternehmenssprecher<br />

von Kabel Baden-Württemberg, Axel<br />

Dürr, direkt am Stand des Auerbach<br />

Verlags begrüßt werden. Wie sich in<br />

der regen Diskussion zeigte, stellt auch<br />

dort HDTV eine Priorität dar. Kurz vor<br />

Ende der <strong>IFA</strong> erklärte zumindest der<br />

Kabelnetzbetreiber Kabel BW, dass <strong>die</strong><br />

HDTV-Kanäle von Premiere spätestens<br />

bis zur WM 2006 eingespeist würden.<br />

Der Geschäftsführer von Tele Columbus,<br />

Dietmar Schickel, <strong>war</strong> am Party-<br />

Abend des Auerbach Verlags ebenso<br />

vor Ort, konnte aber nicht lange verweilen,<br />

da er zu einem Abendessen in<br />

kleiner Runde mit der CDU-Kanzlerkandidatin<br />

Angela Merkel geladen <strong>war</strong> –<br />

was ihn aber nicht davon abhielt, noch<br />

kurz zuvor vorbeizusehen, um den<br />

Herausgebern zur ersten Ausgabe der<br />

Publikation HD+TV zu gratulieren.<br />

Auf Plasma-Fernseher und den DVD-<br />

Nachfolger Blu-ray setzt der japanische<br />

Konzern Panasonic. „Im nächsten Jahr<br />

werden <strong>die</strong> Olympischen Winterspiele<br />

in Turin und <strong>die</strong> Fußball-WM in<br />

Deutschland zum Erfolg von HDTV<br />

beitragen“, lässt der Präsident von<br />

Panasonic Europe, Joachim Reichart,<br />

wissen. Unter der noch überschaubaren<br />

Menge an HD-fähigen Receivern,<br />

<strong>die</strong> auf der <strong>IFA</strong> begutachtet werden<br />

konnten, befand sich auch <strong>die</strong> lange<br />

angekündigte Box von Reel Multimedia<br />

als Prototyp. Die ab Oktober in Produktion<br />

gehende Set-Top-Box kann HD-<br />

Material in MPEG-4 verarbeiten und<br />

soll am Ende des Jahres <strong>die</strong> Auflösung<br />

von 1080i unterstützen. <strong>Das</strong> auf der<br />

<strong>IFA</strong> gezeigte Gerät <strong>war</strong> nur für 720p<br />

ausgelegt. Ebenfalls Akzente setzte der<br />

HDTV-Digitalreceiver von Pace, der<br />

gegen Ende <strong>2005</strong> ausgeliefert werden<br />

soll. Mit der Nutzung des MPEG-4-Standards<br />

wird das Gerät in der Lage sein,<br />

auch Premiere HD zu empfangen. Mit<br />

HDMI und HDCP erfüllt <strong>die</strong> Box zudem<br />

alle Standards, <strong>die</strong> für eine erfolgreiche<br />

Vermarktung im HDTV-Bereich notwenig<br />

sind.<br />

Ein weiterer <strong>IFA</strong>-Trend <strong>war</strong> <strong>die</strong> Vernetzung<br />

der technischen Geräte innerhalb<br />

der heimischen vier Wände. Fujitsu<br />

Siemens hat <strong>die</strong>sen Markt frühzeitig<br />

erkannt und kann nun <strong>die</strong> ersten großen<br />

Erfolge erzielen. „Der IT-Markt<br />

wächst bis auf den Notebook-Bereich<br />

nicht mehr. Deswegen expan<strong>die</strong>ren<br />

wir ins Segment der Consumer Electronics.<br />

Auch der Handel, dem wir in den<br />

letzten zwei Jahren hinterherlaufen<br />

mussten, zeigt endlich Interesse an<br />

solch integrierten Systemen“, erfährt<br />

DI von Björn Fehrm, Senior Director<br />

Digital Home von Fujitsu Siemens. <strong>Das</strong><br />

Unternehmen bietet seinen Kunden ein<br />

integriertes System für Entertainment-,<br />

Kommunikations-, Private-Office-, Bildungs-<br />

und Home-Control-Applikationen,<br />

das über WLAN vernetzt ist.<br />

Rund um den Berliner Funkturm durfte<br />

auch das Thema DVB-T nicht zu kurz<br />

kommen. Während 30 Radiosender<br />

am Eröffnungstag der <strong>IFA</strong> ihr Programm<br />

über DVB-T starteten, erläuterte<br />

Fehrm, dass bei dem Media-Center<br />

darauf Wert gelegt werde, dass HD-<br />

Inhalte per eingebautem DVB-S- und<br />

DVB-T-Modul empfangbar seien. In Zukunft<br />

werde auch der DVB-S2-Standard<br />

unterstützt. Einen Aufschwung erhofften<br />

sich <strong>die</strong> Hersteller für das interaktive<br />

Fernsehen. Vor allem ARD Digital<br />

zeigte seine aktuellen MHP-Dienste in<br />

neuem Design. Eine Premiere präsentierte<br />

SES Astra den Besuchern mit der<br />

interaktiven Anwendung Blucom. Über<br />

Bluetooth-Schnittstellen an Handy und<br />

Receiver werden <strong>die</strong> notwendigen Informationen<br />

ausgetauscht. Und noch<br />

einmal ging es in Berlin um Mobiltelefone:<br />

Weitgehend uneinig zeigten sich<br />

<strong>die</strong> Hersteller, ob mobiles Fernsehen<br />

nicht erst über DVB-H oder besser<br />

in absehbarer Zeit über DMB ausgestrahlt<br />

werden sollte. Während Nokia<br />

und Siemens DVB-H-Handys zeigten,<br />

kündigte der Präsident von Samsung<br />

Digital Media Business, David Steel, gegenüber<br />

DI an, dass Samsung „bis Ende<br />

des Jahres DMB-fähige Handys auf den<br />

europäischen Markt bringen“ kann.<br />

Da <strong>die</strong> koreanischen CE-Spezialisten<br />

aber auch intensiv an DVB-H forschen,<br />

will Samsung in den nächsten beiden<br />

Jahren Geräte einführen, <strong>die</strong> beide<br />

Technologien beherrschen. In <strong>die</strong> gleiche<br />

Richtung geht es für LG Electronics.<br />

„Die Frage, über welchen TV-Standard<br />

der Endkunde letztendlich mobil fernsehen<br />

kann, ist nicht entscheidend. Wir<br />

werden 2007 oder 2008 in der Lage<br />

sein, Endgeräte anzubieten, <strong>die</strong> sowohl<br />

für DMB als auch für DVB-H ausgelegt<br />

und gleichzeitig UMTS-fähig sind“, so<br />

ein Vertreter von LG zu DI.<br />

Schlussendlich zeigte sich <strong>die</strong> Internationale<br />

Funkausstellung erneut als Ort<br />

für Innovationen und Präsentationsplattform<br />

für Besucher und Fachpublikum.<br />

Als kleiner Wermutstropfen<br />

erschien in Berlin nur <strong>die</strong> Abwesenheit<br />

vieler Hersteller aus der Branche. Jetzt<br />

gilt es, <strong>die</strong> Angebote der <strong>IFA</strong> <strong>2005</strong> zu<br />

nutzen und unter Beweis zu stellen,<br />

welches Geschäftsmodell unter Marktbedingungen<br />

funktioniert. MA/TH<br />

Franz Simais, Geschäftsführer der Humax Digital<br />

GmbH, und Florian Pötzsch in der Auerbach-Lounge<br />

Reinhard Pfeil, Kabel Deutschland GmbH, kam gern<br />

zum Gespräch an den Auerbach-Stand<br />

Matthias Dienst, Vertriebsleiter Hirschmann, und Lars Peder Sidelmann, neuer Geschäftsführer der Hirschmann<br />

Multimedia Electronics im Gespräch mit Stefan Hofmeir und Florian Pötzsch<br />

Prof. Dr. Anton Kathrein und Anton Kathrein jr. gemeinsam mit Alois Treppesch im Gespräch mit den<br />

Herausgebern des <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>S<br />

Bilder: Archiv


2 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

„In unseren 35 Geschäftsjahren haben wir schon vieles gemacht, aber<br />

Absurditäten zählen kaum dazu“<br />

Herbert Kloiber über fehlende Investitionen im Kabel und Hoffnung auf einen starken Push für HDTV<br />

Nach dem Rückzug von Leo Kirch gilt<br />

der Geschäftsführer der Tele München<br />

Gruppe als Deutschlands Me<strong>die</strong>nmogul<br />

Nummer Eins. Im Interview mit DIGI-<br />

TAL <strong>INSIDER</strong> verrät Herbert Kloiber,<br />

was im Kabel falsch läuft und wer<br />

wirklich von der Fußball-WM profitieren<br />

wird.<br />

Herr Dr. Kloiber, Sie halten<br />

mit Actiongate, Toon-<br />

gate und Homegate drei<br />

Programme in der Hinterhand,<br />

<strong>die</strong> bislang noch nirgendwo<br />

digital zu empfan-<br />

gen sind. Warum <strong>war</strong>ten<br />

Sie mit dem Launch?<br />

Wir <strong>war</strong>ten deshalb, weil<br />

im Moment aus unserer<br />

Sicht noch kein funktionierendes Geschäftsmodell<br />

„digitales Fernsehen“<br />

mit kostenpflichtigen Inhalten existiert.<br />

Es gibt kein Geschäftsmodell,<br />

bei dem man sagen könnte, dass der<br />

Payback in drei bis fünf Jahren eintritt.<br />

Deshalb liegen unsere Pläne auf Eis. In<br />

unseren 35 Geschäftsjahren haben wir<br />

schon vieles gemacht, aber Absurditäten<br />

zählen kaum dazu.<br />

<strong>Das</strong> digitale Fernsehen hat in der Bevölkerung<br />

durch DVB-T enormen Aufschwung<br />

erfahren. Sie sehen <strong>die</strong> Ent-<br />

wicklung des Digital-TV in Deutschland<br />

jedoch eher skeptisch. Warum?<br />

Ich sehe es insbesondere im internationalen<br />

Vergleich skeptisch und natürlich,<br />

weil im Kabel nicht genügend<br />

investiert wurde.<br />

Welche Wünsche haben Sie denn an<br />

Kabelnetzbetreiber, damit das digitale<br />

Fernsehen hierzulande endlich Fahrt<br />

aufnimmt?<br />

Wir haben den großen Wunsch, dass<br />

Investitionen nicht nur in <strong>die</strong> Netzstruktur<br />

und Technik getätigt werden,<br />

sondern auch im Content-Bereich, damit<br />

Inhalteanbieter wie wir von<br />

unsicheren Geschäftsmodellen<br />

wegkommen und <strong>die</strong> finanzielle<br />

Seite abgesichert ist. <strong>Das</strong> würde<br />

übrigens nur ein Bruchteil dessen<br />

kosten, was jetzt veranstaltet<br />

wird.<br />

dreißig Kanälen. Aber wie wollen Sie<br />

ohne Fußball und ohne ein ordentliches<br />

Spitzenprogramm im Bereich<br />

Fiction digitales Fernsehen anbieten?<br />

Der deutsche Kunde ist ja bekannt dafür,<br />

dass er auch für wenig Geld nichts<br />

Unnützes kauft.<br />

Herbert Kloiber<br />

Geschäftsführer der Tele München<br />

Gruppe, fordert im Interview mit<br />

<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> mehr Investitio-<br />

nen in Inhalte und Programme<br />

Premiere <strong>war</strong> lange Zeit der einzige<br />

Pay-TV-Anbieter in Deutschland. RTL,<br />

ProSiebenSat.1 und Kabel Deutschland<br />

verhandeln nun schon seit einem dreiviertel<br />

Jahr über <strong>die</strong> digitale Kabel-<br />

verbreitung. Die Privaten wollen nicht<br />

überall bei DVB-T teilnehmen. Wird<br />

das digitale Fernsehen ausgebremst?<br />

Aber natürlich, das ist gar keine Frage,<br />

dass das Duopol von ProSiebenSat.1<br />

und RTL <strong>die</strong> Verbreiterung des digitalen<br />

Fernsehens in deutschen Landen<br />

vehement ins Hintertreffen bringt. Wo<br />

der Werbemarkt zu fast 90<br />

Prozent in der Hand von zwei<br />

Gruppen liegt, gibt es für andere<br />

nur wenig Luft zum Atmen.<br />

Es ist ja nur natürlich, dass<br />

beide übereinstimmend ihre<br />

Marktposition halten wollen,<br />

denn je weniger Konkurrenz es um<br />

digitale Zusatzangebote gibt, je weniger<br />

werden Marktanteile ero<strong>die</strong>rt. Der<br />

Geburtsfehler liegt meines Erachtens in<br />

der Entscheidung der Politik, <strong>die</strong> Konzentration<br />

auf einen Marktanteil von<br />

30 Prozent zu begrenzen. Im Werbemarkt<br />

haben wir doch schon längst in<br />

der Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen<br />

quasi zweimal 40 Prozent.<br />

versuchen, jede Alternative zu fördern,<br />

<strong>die</strong> eine Zirkulation von Inhalten verspricht.<br />

Was noch fehlt, ist das Bindeglied<br />

zwischen technischer Plattform<br />

und dem Content-Provider. Aber ich<br />

glaube, Astra ist da auf einem guten<br />

Weg.<br />

Auf der <strong>IFA</strong> <strong>war</strong> HDTV das<br />

Thema. Er<strong>war</strong>ten Sie hier-<br />

bei einen Boom im nächsten<br />

Jahr? Wird es also verschie-<br />

dene HDTV-Sender geben<br />

oder bleibt es eine Nische<br />

auf Premiere?<br />

Ich fürchte weitgehend letzteres,<br />

aber wer weiß.<br />

Anton Kathrein hat im In-<br />

terview mit <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> mehr<br />

Mutmacher für Deutschland gefordert.<br />

Schließen Sie sich <strong>die</strong>ser Forderung<br />

an?<br />

Ich schließe mich <strong>die</strong>ser Forderung uneingeschränkt<br />

an und glaube, dass wir<br />

in den letzten Dekaden zweifellos zu<br />

den Mutmachern gehörten. Es braucht<br />

eine Bereitschaft, Investitionen in Angriff<br />

zu nehmen, <strong>die</strong> keine sofortige<br />

und hohe Rendite gewährleisten. Ein<br />

Erfolgsrezept für das digitale Fernsehen<br />

habe ich aber leider auch nicht<br />

„<strong>Das</strong> ist gar keine Frage, dass das Duopol von Pro-<br />

SiebenSat.1 und RTL <strong>die</strong> Verbreiterung des digitalen<br />

Fernsehens in deutschen Landen vehement ins Hin-<br />

tertreffen bringt.“<br />

parat. Im Kabel sind derzeit <strong>die</strong> Gesellschafterstrukturen<br />

noch nicht sehr<br />

investitionsfreudig. <strong>Das</strong> hängt damit<br />

zusammen, dass Equity-Investoren zunächst<br />

einmal eine Rendite brauchen,<br />

also Schulden aufbauen, um ihr Geld<br />

wieder rauszuholen und erst am Ende<br />

sagen, wie das Geschäft zu betreiben<br />

ist.<br />

Content für digitale Programme<br />

ist jedenfalls schon vorhan-<br />

„Wie wollen Sie ohne Fußball und ohne ein ordent-<br />

den. Die Tele München-Gruppe<br />

liches Spitzenprogramm im Bereich Fiction digitales<br />

besitzt einen großen Fundus<br />

Fernsehen anbieten?“<br />

an Filmrechten. Zunächst soll<br />

Tele 5 von den Spielfilmen profitieren.<br />

Wie sieht <strong>die</strong> neue Pro-<br />

Astra versucht, auf der Position 23,5<br />

grammausrichtung des Senders aus?<br />

Ist das digitale Fernsehen vielleicht zu<br />

wenig bekannt?<br />

Grad Ost eine digitale Satellitenplatt-<br />

form zu etablieren. Was halten Sie von<br />

<strong>die</strong>sem Projekt?<br />

Tele 5 bekommt eine ganz klare Fokussierung<br />

als Spielfilmsender. Wir erkennen<br />

Zu wenig attraktiv, würde ich sagen.<br />

Kabel Deutschland bewirbt, ausgestattet<br />

mit ausreichend Geld, mit wunderbar<br />

aufeinander abgestimmten Marketingmaßnahmen<br />

sein Bouquet mit<br />

Ich begrüße <strong>die</strong>ses Vorhaben außerordentlich<br />

und stehe auch mit Herrn<br />

Kayser und seinen Mitarbeitern in<br />

guten Gesprächen, weil wir natürlich<br />

im deutschen Free-TV-Markt eine<br />

Ausdünnung bei den Großanbietern<br />

in der Kategorie Spielfilm, auf der anderen<br />

Seite aber auch eine erfreuliche<br />

Rückkehr zu fiktionalen Inhalten. Wir<br />

Kundenbindung mit Infokanälen<br />

STG präsentiert flexible Technologie für Kabelnetzbetreiber<br />

So könnte der Infokanal eines Kabelnetzbetreibers aussehen. STG bietet <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong>sen nach den<br />

Vorstellungen des Betreibers zu konzipieren<br />

In den meisten Fällen speisen Netzbetreiber<br />

einfach mit einem DVD-Player<br />

oder PC in der Kopfstelle vorgefertigte<br />

Präsentationen und Werbefilme in ihre<br />

Netze. In solchen Fällen verwundert<br />

es nicht, wenn keine Resonanz vom<br />

Kunden kommt, denn der ist schnell<br />

gelangweilt. Die Spezialisten der Bochumer<br />

STG Kommunikation bieten<br />

Betreibern kleinerer und mittlerer Kabelnetze<br />

eine einfach zu be<strong>die</strong>nende<br />

Lösung für einen Infokanal an. Herzstück<br />

des STG-Infokanals ist eine zentrale<br />

Servereinheit an der Kopfstelle<br />

des Netzes. Sie führt alle Informationen,<br />

Filme, Videos, Bilder und Animationen<br />

in einer Abspielliste zu einem<br />

einheitlichen System zusammen. Mit<br />

<strong>die</strong>ser Technologie lassen sich alle gewünschten<br />

Inhalte beliebig in Fenstern<br />

auf dem Bildschirm anordnen und animieren.<br />

Sogar mehrere unabhängige<br />

Videos werden dabei zeitgleich auf<br />

den Bildschirm gezaubert. Lokal ist in<br />

und erhöht <strong>die</strong> Attraktivität. So können<br />

Betreiber über eine Internetanbindung<br />

aktuelle Web-Inhalte wie etwa lokale<br />

Wetterinformationen und Nachrichten<br />

aus der Region herauspicken und in<br />

einem oder mehreren Laufbändern zusätzlich<br />

auf dem Bildschirm darstellen.<br />

Sogar im Umfeld großer Wohnanlagen<br />

installierte lokale Kameras lassen sich<br />

in einem Fenster auf dem Bildschirm<br />

einbinden und sorgen für zusätzliches<br />

Interesse, wie Versuche der STG in einem<br />

Duisburger Kabelnetz zeigten. Der<br />

Netzbetreiber kann das System jederzeit<br />

ausbauen und sich sogar mit anderen<br />

Betreibern zusammenschließen,<br />

denn weitere Kopfstellen lassen sich<br />

problemlos integrieren. Diese werden<br />

dann einfach über den zentralen Server<br />

per Internet, etwa über DSL, angebunden<br />

und versorgt. Auf Wunsch sind<br />

sogar unterschiedliche Inhalte möglich.<br />

Wohnblocks und -viertel lassen sich so<br />

mit bedarfsgerechten Informationen<br />

zielgenau ansteuern. Dabei werden <strong>die</strong><br />

Inhalte nach einer Neudefinition der<br />

Abspiellisten-Inhalte im Server auf eines<br />

oder mehrere Systeme mit Soft<strong>war</strong>e-<br />

Player (Playout PC) in den Kopfstellen<br />

übertragen und unterbrechungsfrei aktiviert.<br />

Die Abspiellisten sind zudem<br />

für verschiedene Tageszeiten definierbar<br />

und lassen sich zeitgesteuert abspielen.<br />

Dies eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten,<br />

denn mit der Lösung<br />

glauben, dass Tele 5 werktags mit zwei<br />

Spielfilmen um 20.15 Uhr und an Wochenenden<br />

und Feiertagen nochmal<br />

mit zwei zusätzlichen Spielfilmen am<br />

Nachmittag ein klares Medium wird,<br />

das auch für <strong>die</strong> Werbewirtschaft eine<br />

erkennbare und planbare Größe ist.<br />

Kann Tele 5 mit den Blockbustern von<br />

ProSieben oder RTL konkurrieren? Wird<br />

es auf Tele 5 also auch große Kinopro-<br />

duktionen aus Hollywood geben?<br />

Mit Sicherheit! Die großen Filme von<br />

RTL und ProSieben stammen ja oft von<br />

uns. Solche Blockbuster wie „Harry Potter“<br />

oder „Der Herr der Ringe“ sowie<br />

andere große Warner-Filme kommen<br />

für den Free-TV-Markt aus unseren<br />

Archiven. Wenn Tele 5 erst einmal auf<br />

einer gewissen Flughöhe ist, werden<br />

wir auch hier <strong>die</strong> ganz großen Filme<br />

zeigen.<br />

Apropos Flughöhe: Tele 5 <strong>war</strong> in den<br />

letzten drei Jahren insbesondere um<br />

<strong>die</strong> Erhöhung der Reichweite bemüht.<br />

Verfolgen Sie <strong>die</strong>ses Ziel weiter?<br />

Die von der GfK gemessene Reichweite<br />

liegt für Tele 5 bei über 82 Prozent. <strong>Das</strong><br />

ist ein Riesenerfolg für den Sender, der<br />

ja eine späte Wiedergeburt hatte. Wir<br />

haben anfangs nicht damit gerechnet,<br />

dass eine Reichweite über 70 Prozent<br />

überhaupt noch realisierbar<br />

ist. DVB-T und <strong>die</strong> Must-Carry-<br />

Regelungen in verschiedenen<br />

Bundesländern haben sich für<br />

Tele 5 positiv auf <strong>die</strong> Reichweite<br />

ausgewirkt. Wir werden versuchen,<br />

<strong>die</strong> Zeitpartagierung<br />

in einigen Kabelnetzen aufzulösen. In<br />

rund neun Monaten sollten wir eine<br />

mit den ganz großen Privatsendern<br />

vergleichbare Reichweite besitzen.<br />

Viele Experten setzen auf das kom-<br />

mende Jahr und hoffen, nicht zuletzt<br />

durch <strong>die</strong> Fußball-WM, auf steigende<br />

Umsätze. Welche Hoffnung haben Sie<br />

für 2006?<br />

Also, <strong>die</strong> größte Hoffnung ist natürlich,<br />

dass wir von dem seit drei bis vier<br />

Jahren anhaltenden Abwärtstrend wegkommen.<br />

Ich glaube, dass <strong>die</strong> Fußball-<br />

WM sicherlich einen positiven Effekt<br />

auf <strong>die</strong> Branche haben wird, der uns<br />

vom negativen Wachstum wegbringt.<br />

Allerdings wird <strong>die</strong>s stark zu Gunsten<br />

der Öffentlich-Rechtlichen gehen.<br />

Was durch <strong>die</strong> Weltmeisterschaft an<br />

Werbemarktwachstum freigesetzt wird,<br />

wird sich zu einem sehr großen Anteil<br />

auf ARD und ZDF konzentrieren. Wir<br />

wären schon zufrieden, wenn sich der<br />

Markt wieder auf dem Niveau von<br />

2003 einpendeln würde.<br />

können Netzbetreiber nicht nur eigene<br />

Servicekanäle gestalten, sondern auch<br />

weitere Kanäle für Partner aufbauen<br />

und betreiben. <strong>Das</strong> System lässt sich<br />

nicht nur in Kabelnetzen nutzen, sondern<br />

eignet sich auch für den Aufbau<br />

von Servicekanälen in großen Hotels,<br />

Verwaltungen, Unternehmen, Altenheimen<br />

oder großen Wohnanlagen für<br />

betreutes Wohnen. Der Betreiber hat<br />

dabei <strong>die</strong> Wahl, denn das System wird<br />

alternativ als Komplett<strong>die</strong>nstleistung<br />

oder als Soft<strong>war</strong>elösung angeboten. In<br />

jedem Fall sollten sich Betreiber von<br />

Infokanälen vor der Inbetriebnahme<br />

nach möglichen rechtlichen Vorschriften<br />

erkundigen. So sind unter Umständen<br />

Urheberrechte der ausgestrahlten<br />

Inhalte mit den Rechteinhabern und,<br />

falls erforderlich, den zuständigen Landesme<strong>die</strong>nanstalten<br />

zu klären. Aber<br />

auch dabei unterstützt STG den Netzbetreiber.<br />

MH<br />

Weitere Informationen<br />

Jörg Kaiser<br />

STG Kommunikations- und<br />

Nachrichtentechnik GmbH<br />

Rombacher Hütte 18<br />

44795 Bochum<br />

Tel.: +49 (0) 234 9 43 31-42<br />

Glosse<br />

Funkausstellung ohne Insider<br />

Auf der <strong>IFA</strong> gab es in <strong>die</strong>sem Jahr wieder<br />

viel zu sehen – nur keine Neuigkeiten.<br />

Während <strong>die</strong> DI-Redaktion auf der<br />

Anga Cable mit Branchennews nur so<br />

überschüttet wurde, gab es in Berlin<br />

nur Aufgeblasenes. Ob Produkte (DAB),<br />

Statements (HDTV bei ProSieben) oder<br />

Werbemittel (Luftmatratzen) – <strong>die</strong> Luft<br />

<strong>war</strong> schon raus, bevor <strong>die</strong> Autoren<br />

auch nur daran denken konnten, wie<br />

sie den Einstieg in eine Enthüllungsstory<br />

formulieren könnten. Die Funkausstellung<br />

als Mekka der Beutelratten<br />

und Kuli-Absahner hat schon bessere<br />

Tage erlebt. Bezahlte Studenten<br />

schlenderten durch <strong>die</strong> Hallen, um<br />

eine überfüllte Messe zu suggerieren,<br />

und <strong>die</strong> Quelle-Tüten <strong>war</strong>en so groß,<br />

dass zwei Leute nicht nebeneinander<br />

in den Gang passten. Lediglich ARD<br />

und ZDF bemühten sich, der <strong>IFA</strong> das<br />

Flair vergangener Tage zurückzugeben.<br />

Wo früher noch Weltkonzerne den<br />

Besuchern am Eingang ihre pompösen<br />

Taschen zusteckten, <strong>war</strong>teten gelangweilte<br />

ARD-Miezen darauf, endlich ihre<br />

Harald-Schmidt-Beutel loszuwerden.<br />

Und weil <strong>die</strong> Privatsender „mal wieder“<br />

nicht dabei <strong>war</strong>en, übernahm sich <strong>die</strong><br />

ARD „mal wieder“ mit allerhand „<strong>IFA</strong>-<br />

Wir-sind-wichtig“-Live-Sendungen. Der<br />

pfiffige Schnorrer holte sich seine GEZ-<br />

Gebühren wieder zurück, indem er<br />

sich das Merchandising-Material der<br />

ARD in <strong>die</strong> Taschen steckte. Die echten<br />

Insider schädigte <strong>die</strong> ARD jedoch mit<br />

einer „Zugangskarte“ zum ARD-Pressetreff<br />

– erst mal Happa-Happa, dazu ein<br />

kühles Blondes und zum Nachtisch ein<br />

leckeres Eis. Danach ging es mit dem<br />

kostenlosen ARD-VIP-Shuttle zur Stadtrundfahrt<br />

durch Berlin. Ein Gerücht<br />

ist jedoch, dass <strong>die</strong> DI-Redaktion <strong>die</strong>se<br />

Dienste in Anspruch nahm. Wir hatten<br />

nämlich einen eigenen Stand – und<br />

dort gab es hochprozentige Cocktails<br />

für flaue Stunden. So. FP<br />

Kompakt<br />

HD im Kabel – Umsetzer fertig?<br />

Der Satellit hat es manchmal schlicht<br />

einfacher als das Kabel. Während der<br />

Satellit das HDTV-Signal einfach nur<br />

zum Fernsehzuschauer übertragen<br />

muss und <strong>die</strong>ser es per HDTV-Receiver<br />

im Wohnzimmer entschlüsselt, müssen<br />

<strong>die</strong> Kabelnetze der Betreiber noch mit<br />

HD-Kanalkassetten ausgerüstet werden.<br />

Dazu benötigt man <strong>die</strong> neuesten Chips,<br />

<strong>die</strong> doch vielfach noch nicht fertig<br />

sind. Dennoch zeigten sich <strong>die</strong> Hersteller<br />

im Rahmen der Funkausstellung optimistisch.<br />

So <strong>war</strong> unter anderem von<br />

Wisi zu erfahren, dass spätestens Ende<br />

des ersten Quartals 2006, also pünktlich<br />

vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft,<br />

<strong>die</strong> Kanalkassetten für <strong>die</strong><br />

HD-Umsetzung zur Verfügung stehen.<br />

Im April will nach DI-Informationen<br />

auch Kabel Deutschland HD-Übertragungen<br />

im deutschen Kabelnetz beginnen.<br />

Der Zeitplan ist also denkbar<br />

knapp gestrickt; für eine perfekte<br />

Umsetzung muss alles funktionieren.<br />

<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> wird berichten, ob<br />

<strong>die</strong> Punktlandung der Netzbetreiber<br />

und der Kabelkopfstationstechnikanbieter<br />

tatsächlich gelingt.<br />

sg<br />

ST-HD-Chipset erst später<br />

Manchmal ist so eine Funkausstellung<br />

ja recht lehrreich. Ein Gerücht drängt<br />

das andere zur Seite und manchmal<br />

ergänzen sie sich auch. Was sich in<br />

Berlin immer mehr verdichtet hat, <strong>war</strong>en<br />

Liefer- und Entwicklungsschwierigkeiten<br />

bei den HD-Chipsets der Firma<br />

ST, <strong>die</strong> von Philips eingesetzt werden.<br />

Während sowohl das Broadcom- (Pace)<br />

als auch das Connexans- (Humax)<br />

Chipkonzept jeweils einen Co-Prozessor<br />

benötigt, wäre das ST-Konzept <strong>die</strong><br />

erste Singlechip-Lösung. Z<strong>war</strong> kündigte<br />

Ronald de Jong, Geschäftsführer von<br />

Philips Deutschland, auf der Premiere-<br />

Pressekonferenz in Berlin an, pünktlich<br />

zum Start der Premiere-Kanäle als<br />

„Lieferant der HD-Boxen für Premiere“<br />

auszuliefern, doch ohne <strong>die</strong> passende<br />

Technologie wird wohl daraus nichts<br />

werden. <strong>Das</strong> Rennen um den tatsächlich<br />

ersten HD-Receiver in Deutschland<br />

bleibt spannend.<br />

sg


Ausgabe 12 September <strong>2005</strong> Digital Insider 3<br />

Hamburger Triple-Play-Dreikampf<br />

Hansenet contra Kabel Deutschland und wilhelm.tel<br />

Fehdehandschuh aus Hamburg: Hansenet macht Kabel Deutschland Konkurrenz<br />

Nachdem in anderen europäischen<br />

Ländern Triple-Play über <strong>die</strong> Telefonleitung<br />

schon gang und gäbe ist, will<br />

mit Hansenet nun endlich auch ein<br />

deutsches Telekommunikationsunternehmen<br />

Telefonie, Internet und Fernsehen<br />

aus einer Hand anbieten. Pünktlich<br />

zum Weihnachtsgeschäft will <strong>die</strong><br />

Hamburger Telecom Italia-Tochter den<br />

Kabelnetzbetreibern Kabel Deutschland<br />

und wilhelm.tel Paroli bieten. Den<br />

Eindruck, <strong>die</strong>ser Schachzug erfolge als<br />

Reaktion auf <strong>die</strong> Ankündigung der Kabel<br />

Deutschland, <strong>die</strong> an sie angeschlossenen<br />

150 000 Haushalte im Westen<br />

der Hansestadt bis Ende <strong>die</strong>ses Jahres<br />

mit Telefonie und Highspeed-Internet<br />

versorgen zu wollen, will man bei<br />

Hansenet jedoch tunlichst vermeiden.<br />

„Unser IPTV-Dienst“, so Florian Lipsky<br />

vom Hansenet-Marketing gegenüber<br />

DI, „ist keine direkte Antwort auf das<br />

Angebot von Kabel Deutschland. Hansenet<br />

hat vielmehr schon 2002 einen<br />

VoD-Dienst gestartet, der Filme im<br />

Live-Streaming-Verfahren via Set-Top-<br />

Box zum TV-Gerät transportiert. Nun<br />

auch Fernsehkanäle anzubieten, ist eine<br />

logische Weiterentwicklung des bisherigen<br />

Dienstes.“ Hansenets 285 000<br />

Hamburger Kunden brauchen, um auf<br />

das IPTV-Angebot zurückgreifen zu<br />

können, lediglich einen direkten Telefon-<br />

und Internetzugang. T-DSL-Resale-Produkte<br />

wie Alice 2000 flat sind<br />

ausgenommen. Ansonsten zeigt sich<br />

das Unternehmen kundenfreundlich,<br />

Bild: Hansenet<br />

um sein IPTV-Produkt unter <strong>die</strong> Leute<br />

zu bringen. „Bis auf das TV-Gerät des<br />

Kunden sind keine weiteren Voraussetzungen<br />

nötig“, erklärt Lipsky. „Die<br />

zusätzliche Hard<strong>war</strong>e wird von Hansenet<br />

geliefert.“ Welche Programme zum<br />

Sendestart bei Hansenet zu sehen sein<br />

und wie viel sie kosten werden, steht<br />

noch nicht fest. „Bis Ende 2006 werden<br />

wir jedoch 100 Kanäle anbieten, darunter<br />

z. B. ausländische Musiksender,<br />

<strong>die</strong> bislang in Deutschland nicht verbreitet<br />

werden“, so Lipsky. „Hansenet<br />

wird auch VoD-Verträge mit mehreren<br />

Hollywood-Majors schließen und somit<br />

über attraktive Blockbuster verfügen.“<br />

Zum 1. September wird Kabel Deutschland<br />

auch in Hamburg sein Highspeed-<br />

Internet-Angebot auf eine maximale<br />

Bandbreite von 8,2 Mbit/s ausbauen.<br />

Die entsprechende Flatrate wird 49,89<br />

Euro im Monat kosten. Hansenet hat<br />

jedoch nicht nur in Hamburg, sondern<br />

auch in 14 weiteren Städten insgesamt<br />

377 000 Kunden, von denen 344 000<br />

einen „Alice“-Breitbandanschluss geordert<br />

haben. „Zur Zeit liegt unsere<br />

bundesweite Marktabdeckung bei 17<br />

Prozent“, so Lipsky. „IPTV wird auch<br />

außerhalb Hamburgs angeboten werden.“<br />

Und das Triple-Play-Monopol<br />

der Kabelnetzbetreiber wird in Zukunft<br />

auch von anderen Telekommunikationsunternehmen<br />

durchbrochen<br />

werden. „Zuerst“, meint der Branchenexperte<br />

Dr. Philipp Geiger von Solon<br />

Management Consulting gegenüber DI,<br />

„werden nur <strong>die</strong>jenigen DSL-Anbieter<br />

in Richtung Triple Play expan<strong>die</strong>ren,<br />

<strong>die</strong> über eine eigene DSL-Infrastruktur<br />

verfügen, also vor allem <strong>die</strong> Deutsche<br />

Telekom, Arcor, Versatel und eben<br />

Hansenet.“ Die Entwicklung in Frankreich,<br />

wo Pay-TV via ADSL sich als<br />

gleichwertiger Übertragungsweg etabliert<br />

hat, ist allerdings nicht so ohne<br />

weiteres auf Deutschland übertragbar.<br />

„Frankreich hat eine stärker in Richtung<br />

Pay-TV orientierte Fernsehlandschaft<br />

sowie eine andere Mentalität<br />

bezüglich Innovationen, deren Preis<br />

und deren Qualität“, so Geiger. „<strong>Das</strong><br />

Potenzial für ein TV-Produkt, das einen<br />

weitgehend personalisierten TV-Konsum<br />

ermöglicht, wie DSL es bietet, ist<br />

allerdings auch in Deutschland gegeben.<br />

Es muss ein Produkt angeboten<br />

werden, das auf einem Endgerät den<br />

Zugriff zu den am meisten verbreiteten<br />

privaten und öffentlich-rechtlichen<br />

Sendern bietet, On-Demand-Filmabrufe<br />

ermöglicht und PVR- sowie andere<br />

sinnvolle Funktionalitäten wie z. B. eine<br />

Replay-Funktion hat.“ <strong>Das</strong> Triple-Play-<br />

Duell zwischen Telekommunikationsunternehmen<br />

und Kabelnetzbetreibern<br />

wird sich nach Geigers Einschätzung<br />

aufgrund der technischen Strukturen<br />

in den Ballungsräumen abspielen. „In<br />

sehr abgelegenen Regionen hilft nur<br />

der Satellit“, so der Experte. „<strong>Das</strong> Potenzial<br />

von WiMAX als IPTV-Träger ist<br />

begrenzt, da <strong>die</strong> Reichweite pro Basisstation<br />

nicht ausreicht.“ Der Weg zum<br />

Erfolg kann für <strong>die</strong> DSL-Anbieter nur<br />

über Premium-Content und konkurrenzfähige<br />

Preise führen. „Telefonleitungsgebundenes<br />

Triple-Play sollte in<br />

der Basisversion ohne VoD nicht teurer<br />

sein als <strong>die</strong> vergleichbaren Konkurenzprodukt<br />

via Kabel“, meint Geiger.<br />

„Nur mit Premium-Content, z. B. mit<br />

attraktivem Regionalsport oder national<br />

interessanten Events, wird man <strong>die</strong><br />

Kunden nachhaltig binden können“,<br />

weiß auch Hansenet-Sprecher Lipsky.<br />

Wenn Schwergewichte wie <strong>die</strong> Deutsche<br />

Telekom in den Markt einsteigen,<br />

könnte auch Solons Prognose für das<br />

Jahr 2010 wahr werden. In fünf Jahren<br />

werden demnach rund 1,6 Millionen<br />

Kunden ihr Triple-Play-Paket von Kabelnetzbetreibern<br />

beziehen. Die Zahl<br />

derjenigen, <strong>die</strong> Telefonie, Internet und<br />

Fernsehen vom selben Telekommunikationsunternehmen<br />

beziehen, soll<br />

mit 1,4 Millionen fast genauso hoch<br />

liegen. TM<br />

Triple Play in Hamburg<br />

Hansenet<br />

285000<br />

Kabel Deutschland<br />

150000<br />

wilhelm.tel<br />

50000<br />

In Hamburg be<strong>die</strong>nt Hansenet fast doppelt so<br />

viele Kunden wie Kabel Deutschland und hat<br />

damit beste Chancen für sein IPTV-Produkt<br />

Quellen: Hansenet, Kabel Deutschland, wilhelm.tel<br />

Kompakt<br />

Triax integriert Hirschmann<br />

Im Endeffekt ist es für beide Firmen<br />

ein Gewinn. Anfang August übernahm<br />

das dänische Sat-Unternehmen Triax<br />

<strong>die</strong> Hirschmann Multimedia Electronics<br />

GmbH, eine Tochtergesellschaft<br />

von Hirschmann Industries. Während<br />

Hirschmann nun das Geschäftsfeld der<br />

Automobilelektronik und <strong>die</strong> Automatisierungs-<br />

und Netzwerktechnik stärker<br />

in den Vordergrund heben will, erweitert<br />

Triax seinen Markt im Bereich der<br />

Empfangstechnik in Europa. „Durch <strong>die</strong><br />

Akquisition von Hirschmann ergeben<br />

sich weit reichende Synergie-Effekte<br />

für beide Unternehmen“, erklärt Jörg<br />

Zidorn, Geschäftsleiter der Triax GmbH<br />

in Deutschland gegenüber <strong>DIGITAL</strong><br />

<strong>INSIDER</strong>. „Durch das Verschmelzen der<br />

beiden Produktbereiche ergänzen wir<br />

unser ohnehin schon umfangreiches<br />

Sortiment nochmals erheblich.“ Z<strong>war</strong><br />

wurde der Standort in Neckartenzlingen<br />

mittlerweile innerbetrieblich bestätigt,<br />

jedoch wollte sich kein Sprecher<br />

von Triax über den längerfristigen Verbleib<br />

in Hildesheim äußern. „Welche<br />

Marke bzw. welche Produkte zukünftig<br />

wo vertrieben werden ist Gegenstand<br />

umfangreicher Untersuchungen der<br />

kommenden Monate. Gleiches gilt für<br />

<strong>die</strong> Standorte“, so Zidorn, „Sicher ist,<br />

dass es Veränderungen in allen Bereichen<br />

geben wird.“ Mit der Einsetzung<br />

des neuen Geschäftsführers Lars Peder<br />

Sidelmann hat zumindest in Neckartenzlingen<br />

der Umstrukturierungsprozess<br />

bereits begonnen. Dieser wird aber<br />

wohl in gemäßigten Bahnen laufen, da<br />

zumindest alle Produkte vorerst unverändert<br />

und unter gleichem Namen<br />

weiter vertrieben werden. Triax wird<br />

wohl nach der Neustrukturierung zum<br />

zweitgrößten Anbieter von Empfangstechnik<br />

in Deutschland anwachsen. In<br />

Österreich ist man nach eigenen Angaben<br />

sogar Marktführer geworden. tm<br />

„Es ist Zeit für mehr Wettbewerb!“<br />

<strong>Das</strong> Verschlüsselungssystem Conax will in Deutschland zweite Kraft nach Nagra werden<br />

<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> sprach mit Bjørn Løvland,<br />

Geschäftsführer der deutschen<br />

Conax-Niederlassung in Berlin, über<br />

den Wettbewerb der Verschlüsselungsnormen<br />

in Deutschland.<br />

Herr Løvland, Sie steuern von Berlin<br />

aus <strong>die</strong> Geschäfte der deutschen Co-<br />

nax-Niederlassung. Sind Sie zufrieden<br />

mit den Geschäften?<br />

Die Entwicklung der vergangenen Monate<br />

stimmt mich durchaus positiv. Natürlich<br />

sollte man als guter Kaufmann<br />

mit seinen Geschäften nie ganz „zufrieden“<br />

sein, doch konnten wir Conax als<br />

zweites CA-System am deutschen Markt<br />

in den vergangenen Monaten gut etablieren.<br />

Insbesondere unser Partner<br />

Eutelsat/Kabelkiosk verschlüsselt sein<br />

Angebot künftig ausschließlich in Conax.<br />

Aber der ganz große Wurf ist Ihnen<br />

bislang nicht gelungen?<br />

Nun – hier gilt es auch immer zu definieren,<br />

was denn „der ganz große<br />

Wurf“ ist. Ein Kunde wie Premiere wird<br />

in Deutschland so schnell nicht wieder<br />

zu finden sein, doch man muss auch<br />

immer sehen, mit welchem Aufwand<br />

ein solcher Kunde gewonnen wird. Wir<br />

sind mit unseren Partnern in Deutschland<br />

sehr zufrieden und sehen in Zukunft<br />

weiteres Ausbaupotential. Den<br />

Inhalteanbietern, mit denen wir bereits<br />

erfolgreich in anderen Sprachmärkten<br />

zusammenarbeiten, ist vor allem eine<br />

rechenbare Plattform an möglichen<br />

erreichbaren Kunden wichtig. Zudem<br />

beobachten wir natürlich den Markt<br />

sehr genau. Es ist in Deutschland Zeit<br />

für mehr Wettbewerb. Es gilt, hierzulande<br />

bestehende Monopolstrukturen<br />

aufzubrechen, um damit Abhängigkeiten,<br />

sowohl im Inhaltebereich als auch<br />

im Hard<strong>war</strong>ebereich, zu vermeiden.<br />

Dies ist <strong>die</strong> wichtigste Zielstellung für<br />

Conax.<br />

Eines der großen Projekte wären bei-<br />

spielsweise <strong>die</strong> digitalen Zusatz<strong>die</strong>nste<br />

von RTL und ProSiebenSat.1. Wäre Co-<br />

nax in der Lage, einen solchen Auftrag<br />

abzuwickeln?<br />

<strong>Das</strong> ist keine Frage, sondern unser<br />

Geschäft. Allein in Skandinavien be<strong>die</strong>nen<br />

wir über Canal Digital circa<br />

1,5 Millionen Kunden, weltweit haben<br />

wir mehrere Millionen Karten im Einsatz.<br />

Damit stellen wir unter Beweis,<br />

dass wir in der Lage sind, eine große<br />

Plattform zum einen sicher, aber auch<br />

hocheffizient für den Anbieter zu verschlüsseln.<br />

Ausschlaggebend für große<br />

Inhalteanbieter ist auch <strong>die</strong> Flexibilität<br />

von Conax, Inhalte z. B. über <strong>die</strong> Bestellung<br />

per Handy (SMS) abzurechnen.<br />

Inhalte ohne dauerhaften Vertrag ins<br />

heimische Wohnzimmer zu holen, liegt<br />

voll im Trend. Conax liefert hierfür <strong>die</strong><br />

perfekte Plattform.<br />

Warum sollten sich <strong>die</strong> Inhalteanbieter<br />

gerade für Conax entscheiden?<br />

(lacht) Wir sind <strong>die</strong> Besten! Was für<br />

eine Frage – natürlich muss das Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis stimmen. Und<br />

genau hier setzen wir an. Conax berechnet<br />

z. B. einem Set-Top-Boxen-Hersteller<br />

für <strong>die</strong> Integration von Conax in<br />

seine Set-Top-Boxen-Population lediglich<br />

einmalig 2 000 Dollar, eine Lizenzgebühr<br />

pro Box wird unsererseits nicht<br />

erhoben. Andere CA-Anbieter langen<br />

da mit 200 000 Dollar und mehr, allein<br />

für <strong>die</strong> Integration plus zusätzliche<br />

Lizenzgebühren pro Box, schon richtig<br />

kräftig ins Tafelsilber der Hersteller.<br />

Auf <strong>die</strong>se Art und Weise kann sich kein<br />

freier, also nicht vom Inhalteanbieter<br />

gestützter Set-Top-Boxen-Markt entwickeln.<br />

Für neue digitale Angebote ist Conax in<br />

Deutschland also der richtige Partner?<br />

Vor allem ist Conax eines: Unabhängig –<br />

unabhängig sowohl von bestehenden<br />

großen Plattformen in Deutschland,<br />

unabhängig aber auch in der Wahl<br />

des Playout-Centers. Zurzeit laufen <strong>die</strong><br />

Prüfungen des Bundeskartellamts über<br />

den geplanten 25-Prozent-Einstieg von<br />

Kudelski (Nagravision) in TESC, der Receiverzertifizierungsstelle<br />

von Premiere<br />

und der Astra Platform Services, dem<br />

ehemaligen DPC. Die Fusionswächter<br />

stehen einem solchen Vorhaben durchaus<br />

kritisch gegenüber, kann es doch<br />

eine weitere Konzentration bei der<br />

Etablierung weiterer Digitalangebote<br />

in Deutschland bedeuten. Und mal<br />

ehrlich: Welcher Anbieter gibt schon<br />

gerne seine Kundendaten in <strong>die</strong> Hände<br />

einer Plattform, <strong>die</strong> bereits <strong>die</strong> Kunden<br />

der Konkurrenz betreut? Nein – <strong>die</strong><br />

Zeit ist reif für ein zweites CA-System<br />

in Deutschland. Neue Anbieter drängen<br />

auf den Markt und wollen neue<br />

Geschäftsmodelle entwickeln, ohne <strong>die</strong><br />

bestehenden zu gefährden. Dafür ist<br />

Conax genau der richtige Partner.<br />

Warum setzt dann nicht auch Premiere<br />

auf Conax?<br />

Premiere hat sich vor Jahren nun mal<br />

für einen anderen CA-Anbieter entschieden.<br />

Da ist es schwer, wieder zu<br />

wechseln. Premiere unterstützt zudem<br />

auch den Set-Top-Boxen-Markt, indem<br />

Receiver direkt vom Inhalteanbieter<br />

in den Markt gebracht werden. Insbesondere<br />

freue ich mich, dass Premiere<br />

nunmehr auch den Zusatznutzen<br />

von Conax-verschlüsselten Diensten<br />

erkannt hat. Eine der ersten Set-Top-<br />

Boxen mit embedded Conax und Premiere-CI<br />

kommt von Technisat und<br />

ist vor kurzem lizenziert worden. <strong>Das</strong><br />

zeigt, dass Premiere der wachsenden<br />

Bedeutung von Conax in Deutschland<br />

Rechnung trägt. Schon heute sind wir<br />

auf Platz 2 der hiesigen CA-Anbieter<br />

und erreichen wahrscheinlich bis Ende<br />

des Jahres bis zu einem Drittel der<br />

Reichweite, <strong>die</strong> Premiere unter ihren<br />

aktiven Abonnenten hat. Diesen Zahlen<br />

wird sich Premiere nicht verschließen<br />

können, wenn der Sender künftig auch<br />

Conax-Zuschauer in Deutschland ansprechen<br />

möchte.<br />

Herr Løvland, Sie sprachen es gera-<br />

de an: Wie viele Set-Top-Boxen sind<br />

denn mit Conax im deutschen Markt<br />

verkauft worden und wie viele Karten<br />

werden darin betrieben?<br />

Die Zahlen gehen nahezu stündlich<br />

nach oben. Zurzeit werden nach meinen<br />

Informationen circa 150 000 Conax-Karten<br />

in Deutschland betrieben.<br />

Ende <strong>2005</strong> sollen es nach unseren Planungen<br />

500 000 Karten mit noch einmal<br />

so vielen Conax-embedded-Boxen<br />

sein. Ich kann mir vorstellen, dass wir<br />

Ende des Jahres bis zu 1,8 Millionen<br />

embedded Set-Top-Boxen mit Conax<br />

im deutschsprachigen Markt verfügbar<br />

haben. <strong>Das</strong> ist ein gewaltiger Schritt<br />

für das Conax-CA-System in Deutschland,<br />

zumal wir damit in knapp einem<br />

Jahr circa ein Drittel der möglichen<br />

erreichbaren Premiere-Kunden ohne<br />

ein bestimmtes Pay-TV-Angebot als<br />

Triebkraft im Hintergrund gewonnen<br />

haben. <strong>Das</strong> zeigt <strong>die</strong> Attraktivität von<br />

Conax. Ich bin mir sicher, dass Conax<br />

mit <strong>die</strong>sen Zahlen ein wichtiger Partner<br />

für mögliche neue Inhalteanbieter<br />

oder bestehende mit neuen Produkten<br />

sein wird. So wie uns von Inhalteanbietern<br />

in den vielen Gesprächen mitgeteilt<br />

wird, ist <strong>die</strong>s eine kritische Zahl,<br />

um für <strong>die</strong>se Inhalteanbieter Conax<br />

in Deutschland als CA-System einzusetzen.<br />

Welche Programme könnten aus Ihrer<br />

Sicht den deutschen Markt aufrollen?<br />

Hier gibt es diverse Optionen. Ich kann<br />

mir vorstellen, dass bestimmte genreorientierte<br />

Programme gesteigertes Interesse<br />

haben, in Deutschland ihre<br />

technische Reichweite zu verbreitern.<br />

Mit vielen <strong>die</strong>ser Kunden arbeiten wir<br />

bereits in anderen Sprachmärkten eng<br />

zusammen. Zudem führen wir Gespräche<br />

mit großen Inhalteanbietern für<br />

den deutschsprachigen Raum, <strong>die</strong> hierzulande<br />

zusätzliche Dienste im Digital-TV-Bereich<br />

auf den Markt bringen<br />

wollen. Conax ist angesichts der vorliegenden<br />

Zahlen überall im Gespräch.<br />

Um <strong>die</strong>se neuen Inhalteanbieter wirbt<br />

auch NDS. Ihre britischen Kollegen<br />

glänzen mit riesigen Nutzerzahlen ...<br />

... und mit riesigen Preisen. Und nicht<br />

nur das: Für den deutschen Markt wäre<br />

es überhaupt nicht gut, wenn NDS<br />

als weiterer Player hinein käme. NDS<br />

unterstützt keine offenen Standards.<br />

Kunden, <strong>die</strong> z. B. heute eine Premiere-<br />

Box haben, bräuchten eine komplett<br />

neue Box für NDS. Simulcrypt wird es<br />

mit NDS nicht geben. <strong>Das</strong> wäre eine<br />

ganz geschlossene und sehr, sehr teure<br />

Plattform. Ich glaube nicht, dass <strong>die</strong>ses<br />

Konzept in Deutschland zeitgemäß ist.<br />

Dennoch ist natürlich NDS ein ernstzunehmender<br />

Wettbewerber, der bereits<br />

auf anderen Sprachmärkten mit anderen<br />

Konzepten erfolgreich tätig ist. Der<br />

deutsche Markt funktioniert jedoch<br />

komplett anders, so dass ich hier nicht<br />

an einen Erfolg von NDS glaube.<br />

Man könnte aber auch sagen: „Nur was<br />

teuer ist, ist wirklich gut!“?<br />

Natürlich – es gibt auch Leute, <strong>die</strong> kaufen<br />

aus Prinzip nur Armani-Anzüge.<br />

Conax orientiert sich an sehr hohen<br />

Qualitätsstandards, ist jedoch in der<br />

Lage, <strong>die</strong>se hohe Qualität zu einem<br />

sehr günstigen Preis zu liefern. Inhalteanbieter<br />

können so das gesparte Geld<br />

lieber in <strong>die</strong> Qualität des Produkts stecken<br />

und letztlich somit mehr Kunden<br />

gewinnen. Ich denke, dass <strong>die</strong>ses Konzept<br />

überzeugt. Ich denke auch, dass<br />

es nichts bringt, einen Monopolisten<br />

durch einen anderen zu ersetzen oder<br />

zu ergänzen. Wir brauchen im Sinne<br />

der Kunden offene Märkte und dafür<br />

steht Conax. Dies setzen wir auch in<br />

anderen Sprachmärkten durch und<br />

wir sind bereit, dafür auch weiter in<br />

Deutschland zu investieren.<br />

Deutschland ist also Ihr Markt?<br />

Ganz klar: Ja. Wir wollen <strong>die</strong> sich hier<br />

bietenden großen Chancen wahrnehmen.<br />

Wir bereiten für Inhalteanbieter<br />

bereits heute <strong>die</strong> Plattform vor, <strong>die</strong> sie<br />

morgen benötigen. Damit handeln wir<br />

proaktiv und das macht uns in den Augen<br />

unserer Partner auch sympathisch<br />

und verlässlich. Mit <strong>die</strong>ser Strategie<br />

empfehlen wir uns als CA-System weltweit.<br />

Deutschland ist da für uns ein<br />

wichtiger Kernmarkt. Conax wird hier<br />

weiter investieren, um seinen Marktanteil<br />

weiter auszubauen.


4 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

<strong>Das</strong> sind <strong>die</strong><br />

für Deutschland<br />

Große Aktion des <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong><br />

Der Standort Deutschland ist besser<br />

als sein Ruf. In Deutschland, Exportweltmeister<br />

2004, gibt es immer noch<br />

Unternehmen, <strong>die</strong> von hier aus erfolgreich<br />

sind – dank ihrer Innovationskraft<br />

und ihrer hochproduktiven<br />

Mitarbeiter. Um <strong>die</strong>sen Firmen Gehör<br />

zu verschaffen, hat der <strong>DIGITAL</strong> IN-<br />

SIDER zusammen mit den Schwesterpublikationen<br />

des Auerbach Verlags<br />

<strong>die</strong> Aktion „Mutmacher für Deutschland“<br />

ins Leben gerufen. Wir fragten<br />

Spitzenvertreter derjenigen Digital-TVund<br />

Home-Entertainment-Firmen, <strong>die</strong><br />

in der Bundesrepublik produzieren<br />

und Arbeitsplätze schaffen, nach ihren<br />

Ideen und Verbesserungsvorschlägen<br />

zum Thema „Standort Deutschland“.<br />

Angesichts der am 18. September bevorstehenden<br />

Bundestagswahl ließen<br />

wir auch Politiker aus Regierung und<br />

Opposition zu Worte kommen. TM<br />

Grietje Bettin<br />

Frau Bettin, welche Reformen müssen<br />

in Deutschland angepackt werden, da-<br />

mit mehr Jobs entstehen?<br />

Unsere Gesellschaft steht mit dem<br />

demographischen Wandel, der ökologischen<br />

Herausforderung, der zunehmenden<br />

Wissensorientierung, der<br />

digitalen Entwicklung und dem medizinischen<br />

Fortschritt vor großen gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen.<br />

Wir wollen <strong>die</strong>se als Chancen nutzen.<br />

Strukturwandel, Freizeitorientierung<br />

und demographischer Wandel ermöglichen<br />

eine Neuorientierung in der<br />

Arbeitswelt und <strong>die</strong> Erschließung neuer<br />

Beschäftigungspotenziale und -formen.<br />

Für <strong>die</strong> Nutzung der brachliegenden<br />

Potenziale müssen wir in der Finanzierung<br />

unseres Sozialstaats umsteuern.<br />

Neben einer gerechteren Verteilung<br />

der Beiträge zur Sozialversicherung<br />

durch <strong>die</strong> Bürgerversicherung müssen<br />

wir in Zukunft <strong>die</strong> soziale Sicherung<br />

stärker über Steuern finanzieren. Wir<br />

wollen dabei das Gesamtvolumen von<br />

Abgaben und Steuern nicht anheben,<br />

sondern das Verhältnis der beiden neu<br />

bestimmen. Wir wollen weg von Ab-<br />

Me<strong>die</strong>npolitische Sprecherin der<br />

Bundestagsfraktion von Bündnis 90/<br />

Die Grünen<br />

„Wir sollten uns auf unsere Stärken<br />

konzentrieren. Mit Kreativität und<br />

Solidarität können wir <strong>die</strong> Heraus-<br />

forderungen meistern.“<br />

gaben auf Arbeit<br />

hin zu Steuern<br />

und einer stärkeren<br />

Belastung von<br />

Spitzeneinkommen.<br />

<strong>Das</strong> schafft<br />

Arbeit. Wir möchten<br />

den Keil zwischen<br />

Brutto- und<br />

Nettoeinkommen<br />

verkleinern, und<br />

z<strong>war</strong> insbesondere<br />

dort, wo er existenzsichernde Arbeit<br />

gefährdet, nämlich am unteren Ende<br />

des Einkommensspektrums. <strong>Das</strong> ist<br />

durch eine Senkung der Sozialversicherungsbeiträge<br />

bei kleinen Einkommen<br />

möglich. Eine Alternative dazu ist <strong>die</strong><br />

Einführung eines Freibetrags, der von<br />

Sozialversicherungsabgaben ganz freigestellt<br />

wird. Beides entlastet schwerpunktmäßig<br />

kleine Einkommen und <strong>die</strong><br />

mittelständisch geprägte Wirtschaft.<br />

Die Senkung der Lohnnebenkosten im<br />

unteren Einkommensbereich ist ein<br />

effektiver Beitrag zur Beschäftigungsförderung<br />

mit positiven Auswirkungen<br />

auf Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage.<br />

Vom Bruttolohn bleibt mehr<br />

beim Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

tun sich leichter, neue Arbeitskräfte<br />

einzustellen. Wir wollen Innovationen<br />

fördern und <strong>die</strong> Ausgaben für Bildung<br />

und Forschung weiter erhöhen.<br />

Wir wollen Zukunftstechnologien in<br />

Deutschland zuerst entwickeln. Beispiele<br />

sind <strong>die</strong> weiße Gentechnik, <strong>die</strong><br />

Nanotechnologie, <strong>die</strong> erneuerbaren Energien<br />

und Effizienztechnologien, <strong>die</strong><br />

den Rohstoffverbrauch durch technische<br />

Innovationen reduzieren.<br />

Warum hat gerade Ihre Partei das beste<br />

Konzept dafür?<br />

Für Deutschland muss es einerseits um<br />

neue Beschäftigungschancen für <strong>die</strong>jenigen<br />

gehen, <strong>die</strong> besonders von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen sind. Andererseits<br />

muss es um hochqualifizierte Arbeitsplätze<br />

in Wissenschaft, Forschung<br />

und wissenszentrierten Dienstleistungen<br />

gehen. Bündnis 90/Die Grünen<br />

denken, dass politische und wirtschaftliche<br />

Herausforderungen und innovative<br />

Lösungen zusammengehören. Wir<br />

machen Deutschland zu dem Land, in<br />

dem Zukunftslösungen zuerst umgesetzt<br />

werden. Mit unserer Politik der<br />

ökologischen Modernisierung haben<br />

wir Hunderttausende neuer Arbeitsplätze<br />

geschaffen. Erneuerbare Energien<br />

sind viel arbeitsplatzintensiver als<br />

<strong>die</strong> Atom- oder Kohleenergie. Bereits<br />

heute finden mehr als 130 000 Menschen<br />

Arbeit im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien. Durch <strong>die</strong> Entwicklung<br />

neuer Technologien im Energiebereich<br />

kann Deutschland Produkte, Dienstleistungen<br />

und Wissen exportieren.<br />

Ist in Deutschland <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Lage wirklich so schlecht, wie oft dar-<br />

gestellt wird?<br />

Deutschland ist in den letzten Jahren<br />

wieder „Exportweltmeister“ geworden.<br />

Der Außenbeitrag, also der Saldo aus<br />

Exporten und Importen von Produkten<br />

und Dienstleistungen ist seit 1999 stark<br />

angewachsen – bis auf 117 Milliarden<br />

Euro im Jahr 2004. Durch den Export<br />

werden immer mehr Arbeitsplätze in<br />

Deutschland gesichert. Allerdings wird<br />

es für Menschen mit einfachen Qualifikationen<br />

immer schwieriger, einen Job<br />

zu finden.<br />

Wie viele Jobs würden geschaffen werden,<br />

wenn Ihre Partei nach der nächsten<br />

Bundestagswahl <strong>die</strong> Regierung stel-<br />

len sollte?<br />

Als Antwort auf <strong>die</strong>se Frage eine konkrete<br />

Zahl zu nennen, wäre nicht allzu<br />

seriös. Der Gesetzgeber kann <strong>die</strong><br />

Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt<br />

und <strong>die</strong> Beschäftigungsintensität<br />

des Wirtschaftswachstums verbessern,<br />

letztendlich werden Arbeitsplätze aber<br />

zuerst und vor allem von der Wirtschaft<br />

geschaffen. Einige Anhaltspunkte gibt<br />

es allerdings: Perspektivisch geht es<br />

durch einen Mix aus Arbeitsmarkt- und<br />

Wirtschaftspolitik darum, ungenutzte<br />

Potenziale in neuen, zukunftsfähigen<br />

Branchen zu erschließen. Die Entlastung<br />

von Lohnnebenkosten bei kleinen<br />

Einkommen ist ein wichtiger Schritt.<br />

So haben Untersuchungen des Instituts<br />

für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB) gezeigt, dass ein Freibetrag in Höhe<br />

von 250 Euro in den Sozialversicherungen<br />

neue Beschäftigung im Umfang<br />

von rund 280 000 Arbeitsplätzen nach<br />

sich zieht. Die schwerpunktmäßige Senkung<br />

der Lohnnebenkosten bei kleinen<br />

Einkommen, wie Bündnis 90/Die Grünen<br />

sie vorschlagen, schafft nach Untersuchungen<br />

des IAB zudem deutlich<br />

mehr neue Arbeitsplätze als <strong>die</strong> lineare<br />

Absenkung der Lohnnebenkosten, wie<br />

sie von den Unionsparteien vorgeschlagen<br />

wird. Außerdem sind stärkere<br />

Investition in Forschung und Bildung<br />

notwendig. Nach einer aktuellen Stu<strong>die</strong><br />

des Instituts für Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung der Bundesanstalt für<br />

Arbeit können im Bereich unternehmensnahe<br />

Dienstleistungen bis 2020<br />

zwei Millionen Arbeitsplätze zusätzlich<br />

entstehen. Die Gesundheitswirtschaft<br />

ist eine der wichtigen Wachstumsbranchen<br />

der Zukunft. Dort können bis<br />

2020 geschätzte 600 000 zusätzliche<br />

Arbeitsplätze entstehen. Auch nachhaltiger<br />

Tourismus wird ein zunehmend<br />

wichtiger Faktor für den lokalen<br />

Arbeitsmarkt. Durch neue Wohnformen<br />

und veränderte Bedarfe profitiert<br />

das örtliche Handwerk von einer<br />

alten Gesellschaft und ihren neuen<br />

Bedürfnissen. Neue Dienstleistungen<br />

für Privathaushalte werden angeboten,<br />

<strong>die</strong> gesucht werden, aber bisher zu<br />

teuer <strong>war</strong>en. Grüne Berufe in der Landwirtschaft<br />

und der Landschaftspflege<br />

führen wieder zu guten Einkommen.<br />

Geschätzte 1,2 bis 2,9 Millionen potenzielle<br />

Beschäftigungsverhältnisse in<br />

haushaltsbezogenen Dienstleistungen<br />

können so Wirklichkeit werden.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Deutschland steht unter dem Stress des<br />

beschleunigten Strukturwandels in der<br />

Weltwirtschaft. <strong>Das</strong> macht Anpassungsprozesse<br />

erforderlich, <strong>die</strong> nicht einfach<br />

sind. Dennoch ist Deuschlands insgesamt<br />

einer der erfolgreichsten Wirtschaftsstandorte<br />

der Welt. Wir sollten<br />

uns auf unsere Stärken konzentrieren.<br />

Mit Kreativität und Solidarität können<br />

wir <strong>die</strong> Herausforderungen meistern.<br />

Axel Sihn<br />

Geschäftsführer der Wilhelm Sihn<br />

jr. GmbH & Co. KG (Wisi)<br />

„Wir müssen uns auf Faktoren zu-<br />

rückbesinnen, <strong>die</strong> einst <strong>die</strong> Stärke<br />

der deutschen Wirtschaft begrün-<br />

deten.“<br />

Herr Sihn, <strong>war</strong>um halten Sie am Stand-<br />

ort Deutschland fest?<br />

Wisi ist bereits seit fast 80 Jahren dem<br />

Standort Deutschland treu geblieben.<br />

Wir sind stolz darauf, eines der ganz<br />

wenigen Unternehmen der Branche zu<br />

sein, das seine Produktion überwiegend<br />

noch im Hochlohnland Deutschland<br />

hält. An unserem Stammsitz in Niefern-<br />

Öschelbronn sind 550 unserer weltweit<br />

rund 750 Mitarbeiter, teilweise generationenübergreifend,<br />

tätig. Man kann<br />

heute als Unternehmer auf Dauer nur<br />

erfolgreich sein, wenn man sich mit innovativen<br />

Produkten an der Spitze des<br />

Marktes bewegt, hohe Qualität zu wettbewerbsfähigen<br />

Preisen bietet und es<br />

vermeidet, Trends hinterherzulaufen.<br />

Hierfür benötigen Sie Marktnähe sowie<br />

flexible, sehr gut ausgebildete und<br />

hochmotivierte Mitarbeiter in Entwicklung<br />

und Produktion, <strong>die</strong> wir in den<br />

Billiglohnländern in <strong>die</strong>ser konzentrierten<br />

Form nicht finden. Um trotz der<br />

hohen Lohnkosten preislich mithalten<br />

zu können, investieren wir laufend in<br />

modernste Technik. So haben wir in<br />

<strong>die</strong>sen Tagen eine neue, hochmoderne<br />

SMD-Bestückungslinie für 1,2 Millionen<br />

Euro angeschafft.<br />

Wie könnten in Deutschland mehr Ar-<br />

beitsplätze entstehen?<br />

Einerseits sind <strong>die</strong> immer wieder genannten<br />

Rahmenbedingungen, wie etwa<br />

das starre Arbeitsrecht, zu hohe<br />

Arbeitsnebenkosten und <strong>die</strong> überall<br />

grassierende Überbürokratisierung ein<br />

Hemmschuh. Andererseits<br />

halte ich es<br />

jedoch auch für zwingend<br />

erforderlich,<br />

dass wir wieder Selbstvertrauen<br />

entwickeln<br />

und uns auf Faktoren<br />

zurückbesinnen, <strong>die</strong><br />

einst <strong>die</strong> Stärke der<br />

deutschen Wirtschaft begründeten: Bildung,<br />

Forschung, Entwicklung, Innovation<br />

und Kreativität. Hierzu gehören<br />

auch Tugenden wie Fleiß, Zuverlässigkeit,<br />

Pünktlichkeit, Genauigkeit und<br />

Ordnung. Nur aus der Summe <strong>die</strong>ser<br />

Faktoren können wir uns wieder international<br />

Wettbewerbsvorteile erarbeiten,<br />

<strong>die</strong> auf Dauer zu mehr Investitionen<br />

und neuen Arbeitsplätzen führen.<br />

Mit steigendem Selbstvertrauen und<br />

nachlassender Unsicherheit werden <strong>die</strong><br />

Menschen dann auch wieder beginnen,<br />

deutlich mehr zu konsumieren und <strong>die</strong><br />

Nachfrage zu erhöhen.<br />

Wie viele neue Jobs haben Sie im letz-<br />

ten Jahr geschaffen? Wie viele werden<br />

Sie in <strong>die</strong>sem Jahr schaffen?<br />

Wisi konnte im vergangenen Jahr in<br />

den wichtigsten Märkten trotz des<br />

schwierigen Umfelds seine starke Position<br />

behaupten und teilweise sogar<br />

ausbauen. In <strong>die</strong>sem Jahr spüren wir<br />

insbesondere im Projektgeschäft eine<br />

Belebung des Marktes und haben daraufhin<br />

unsere Belegschaft um rund 50<br />

Mitarbeiter aufgestockt.<br />

Warum ist gerade Ihr Unternehmen<br />

hierzulande so erfolgreich tätig?<br />

Wir sind immer sehr dicht an unseren<br />

Kunden, haben das Ohr am<br />

Markt und setzen bewusst auf innovative<br />

Qualitätsprodukte und Serviceleistungen.<br />

Unsere Produkte werden<br />

von uns hierzulande selbst entwickelt.<br />

Im CATV-Markt etwa bauen wir unsere<br />

Kopfstellensysteme Topline Headend<br />

und Compact Headend ständig weiter<br />

aus und haben neue, innovative Produktlinien<br />

wie <strong>die</strong> Fiber Line und das<br />

Mini Headend in den Markt gebracht.<br />

Wir treiben technische Entwicklungen<br />

voran, sind bundesweit an den meisten<br />

wichtigen Aufrüstprojekten im Kabel<br />

beteiligt und mit deutlichem Abstand<br />

Marktführer. Wir bringen zudem gerade<br />

eine neue Receiverfamilie heraus<br />

und haben unseren Vertrieb ausgebaut,<br />

um unsere Kunden im Fach- und<br />

Großhandel noch intensiver zu unterstützen<br />

und zu beraten.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Aufhören zu reden und endlich anfangen,<br />

aktiv und beispielhaft <strong>die</strong> notwendigen<br />

Veränderungen voranzutreiben.<br />

Herr Sihn, bitte ergänzen Sie <strong>die</strong> fol-<br />

genden Halbsätze: Deutschland ist ein<br />

toller Standort, weil ...<br />

... wir innovativ und kreativ sind und<br />

ein gutes Ausbildungssystem haben.<br />

Die drei wichtigsten Dinge, <strong>die</strong> es in<br />

Deutschland anzupacken gilt, sind ...<br />

... Rahmenbedingungen für den Aufbau<br />

neuer Arbeitsplätze zu schaffen,<br />

<strong>die</strong> Haushalte von Bund und Ländern<br />

zu konsoli<strong>die</strong>ren sowie endlich ernsthaft<br />

den Abbau von Bürokratie und<br />

Subventionen voranzutreiben.<br />

Wenn <strong>die</strong> zum Aufschwung notwen-<br />

digen Reformen umgesetzt werden,<br />

dann ...<br />

... ist erst ein erster wichtiger Schritt<br />

getan. Denn neben fehlenden Arbeitsplätzen<br />

haben wir mit dem demografischen<br />

Wandel und der überalternden<br />

Gesellschaft ein mindestens ebenso<br />

drängendes Problem. Unsere Kinder<br />

brauchen daher dringend eine zuverlässige<br />

Zukunftsperspektive.<br />

Thomas Eibeck<br />

Regionalleiter Technik der Primacom<br />

AG für Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen<br />

„Wir haben einen Wandlungs-<br />

prozess vollzogen, der wohl<br />

einzigartig in der Welt ist.“<br />

Herr Eibeck, <strong>war</strong>um hält <strong>die</strong> Primacom<br />

am Standort Deutschland fest?<br />

Weil hier unsere Kunden und unser<br />

Markt sind. Es ist nicht nur fair, sondern<br />

auch mehr als notwendig, den<br />

Menschen in Deutschland <strong>die</strong> Arbeit<br />

zu geben.<br />

Was muss in Deutschland besser werden,<br />

damit mehr Arbeitsplätze entste-<br />

hen?<br />

Eine Flexibilisierung des Arbeitsrechts<br />

ist dringend notwendig, damit kurzfristige<br />

Einstellungen möglich sind.<br />

Wie viele neue Jobs haben Sie im letz-<br />

ten Jahr geschaffen? Wie viele werden<br />

Sie in <strong>die</strong>sem Jahr schaffen?<br />

Für uns steht <strong>die</strong> Erhaltung von Arbeitsplätzen<br />

an erster Stelle. Seit Anfang<br />

des Jahres haben wir zusätzlich<br />

22 Arbeitsplätze bereitgestellt und seit<br />

2001 30 junge Leute ausgebildet. Sieben<br />

neue Ausbildungsplätze wurden<br />

allein in <strong>die</strong>sem Jahr geschaffen. Auch<br />

das sind junge Menschen, <strong>die</strong> später in<br />

unserem Unternehmen einen Arbeitsplatz<br />

finden.<br />

Warum ist gerade Ihr Unternehmen<br />

hierzulande so erfolgreich tätig?<br />

Wir sind in unserer Branche ein Vorreiter<br />

bei der Nutzung innovativer<br />

Technologien. Weiterhin besitzt unser<br />

Unternehmen eine flache Hierarchie,<br />

<strong>die</strong> schnelle Entscheidungen ermöglicht.<br />

Unsere Produkte werden sehr<br />

gut angenommen, weil<br />

sie sich am Kunden orientieren.<br />

Was sagen Sie ständigen<br />

Zweiflern und Nörglern<br />

in der „Standort-<br />

Deutschland-Debatte“?<br />

Wir müssen das Zukunftspotenzial<br />

unseres<br />

Landes sehen und aufhören, uns mit<br />

der Vergangenheit zu beschäftigen.<br />

Nur proaktives Handeln ist ein Erfolgsgarant.<br />

Herr Eibeck, bitte ergänzen Sie <strong>die</strong> fol-<br />

genden Halbsätze: Deutschland ist ein<br />

toller Standort, weil ...<br />

... wir gut ausgebildete und motivierte<br />

Leute haben. Außerdem haben wir alle<br />

über 15 Jahre einen Wandlungsprozess<br />

vollzogen, der wohl einzigartig in der<br />

Welt ist. Dies spricht eindeutig für <strong>die</strong><br />

Menschen in Deutschland.<br />

Wenn Frau Merkel Kanzlerin wird,<br />

dann ...<br />

... sollte sie ihre ostdeutschen Wurzeln<br />

nicht vergessen.<br />

Wenn Herr Schröder Kanzler bleibt,<br />

dann ...<br />

... wird <strong>die</strong>s für ihn <strong>die</strong> allerletzte<br />

Chance sein, seine vollmundigen Versprechungen<br />

in <strong>die</strong> Tat umzusetzen.<br />

Die drei wichtigsten Dinge, <strong>die</strong> es in<br />

Deutschland anzupacken gilt, sind ...<br />

... <strong>die</strong> Verringerung der Staatsquote,<br />

<strong>die</strong> Flexibilisierung des Arbeitsmarktes<br />

und <strong>die</strong> Deregulierung in der Telekommunikationslandschaft.<br />

Wenn <strong>die</strong> zum Aufschwung notwen-<br />

digen Reformen umgesetzt werden,<br />

dann ...<br />

... hat Deutschland <strong>die</strong> Rückkehr an <strong>die</strong><br />

Weltspitze geschafft.


Ausgabe 12 September <strong>2005</strong> Digital Insider 5<br />

Herr Brandner, welche Reformen müs-<br />

sen in Deutschland angepackt werden,<br />

damit mehr Jobs entstehen?<br />

Die Agenda 2010 steht in unserer Reformpolitik<br />

für mehr Arbeitsplätze: Modernisierung<br />

des Sozialstaats, Stärkung<br />

des Standorts durch Steuerentlastung,<br />

Modernisierung des Arbeitsmarkts,<br />

mehr Förderung von Innovationen insbesondere<br />

für nachhaltiges Wachstum<br />

und soziale Gerechtigkeit. Wir werden<br />

an <strong>die</strong>ser Linie festhalten. Alle Reformen<br />

müssen darauf abzielen, das große<br />

Potenzial des Landes zu mobilisieren<br />

und zu fördern. Menschen sind keine<br />

Kostenfaktoren, sondern Ressourcen.<br />

Warum hat gerade Ihre Partei das beste<br />

Konzept dafür?<br />

Weil gerade <strong>die</strong> SPD ihre Reformfähigkeit<br />

bei schwierigen Bedingungen<br />

unter Beweis gestellt und <strong>die</strong> Innovationskräfte<br />

in Deutschland gestärkt<br />

hat. Außerdem verbindet <strong>die</strong> SPD ihre<br />

Reformpolitik für bessere Bildung<br />

und für mehr Innovationen und zur<br />

Stärkung des Standortes Deutschland<br />

generell mit sozialer und ökologischer<br />

Ausgeglichenheit. Ökonomie, Ökologie<br />

und soziale Gerechtigkeit sind für uns<br />

keine Gegensätze.<br />

Ist in Deutschland <strong>die</strong> Lage wirklich so<br />

schlecht, wie oft dargestellt?<br />

Wir haben besondere Belastungen in<br />

Deutschland und haben <strong>die</strong> Reformen<br />

spät begonnen. Derzeit befinden<br />

wir uns in einer Umbruchphase,<br />

in der viele Menschen verunsichert<br />

sind, aber es gibt eine Aufbruchstimmung,<br />

<strong>die</strong> wir nutzen müssen. <strong>Das</strong><br />

wirtschaftliche und technologische Potenzial<br />

in Deutschland ist sehr stark.<br />

Wir sind immerhin Exportweltmeister<br />

und deutsche Unternehmen machen<br />

wieder kräftige Gewinne. <strong>Das</strong> sind <strong>die</strong><br />

besten Argument gegen <strong>die</strong> dauernden<br />

Schlechtredner.<br />

Klaus Brandner<br />

Wirtschaftspolitischer Sprecher<br />

der SPD-Bundestagsfraktion<br />

„Menschen sind keine Kostenfaktoren,<br />

sondern Res-<br />

sourcen.“<br />

Wie viele Jobs wür-<br />

den geschaffen, wenn<br />

ihre Partei nach der<br />

nächsten Bundestags-<br />

wahl <strong>die</strong> Regierung<br />

stellen würde?<br />

Viele unserer Reformen<br />

der Agenda<br />

2010 beginnen zu<br />

greifen und werden<br />

in den kommenden<br />

Jahren zu mehr Jobs<br />

führen. Mit einem<br />

ausgewogenen Mix von Angebots- und<br />

Nachfragepolitik setzen wir zusätzliche<br />

Investitionen in der Wirtschaft und in<br />

den privaten Haushalten frei, schaffen<br />

Vertrauen und damit <strong>die</strong> Grundlage<br />

für höheres Wachstum und mehr Arbeitsplätze<br />

in Deutschland. Besonders<br />

positiv werden sich <strong>die</strong> Reformen in<br />

der Bildungspolitik und <strong>die</strong> Maßnahmen<br />

zur Stärkung von Innovationen<br />

auf den Arbeitsmarkt auswirken.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Hört auf mit dem Gejammer.<br />

Packt mit an.<br />

Herr Brandner, bitte ergänzen Sie <strong>die</strong><br />

folgenden Halbsätze: Deutschland ist<br />

ein toller Standort, ...<br />

... weil es dort hochqualifizierte und<br />

hochmotivierte Menschen gibt.<br />

Wenn Frau Merkel Kanzlerin wird,<br />

dann ...<br />

... wird uns <strong>die</strong> Bush-Regierung der<br />

USA wieder uneingeschränkt lieben.<br />

Wenn Herr Schröder Kanzler bleibt,<br />

dann ...<br />

... bleibt Deutschland ein verlässlicher<br />

und selbstbewusster internationaler<br />

Partner. Davon profitieren <strong>die</strong> deutschen<br />

Unternehmen im Besonderen.<br />

Die drei wichtigsten Dinge, <strong>die</strong> es in<br />

Deutschland anzupacken gilt, sind ...<br />

... mehr nachhaltiges Wirtschaftswachstum,<br />

Wahrung der sozialen Gerechtigkeit<br />

und bessere Bildung und<br />

Qualifikation vom Kindergarten bis zur<br />

Weiterbildung.<br />

Wenn <strong>die</strong> zum Aufschwung notwen-<br />

digen Reformen umgesetzt werden,<br />

dann...<br />

... werden wir uns nicht darauf ausruhen<br />

können.<br />

Dr. Ingrid Kolb<br />

Leiterin der Henri-Nannen-<br />

Journalistenschule<br />

„Allen Parteien fehlt es an<br />

frischen, unkonventionellen<br />

Ideen.“<br />

Frau Dr. Kolb, welche Reformen müs-<br />

sen in Deutschland angepackt werden,<br />

damit mehr Jobs entstehen?<br />

Es müssen <strong>die</strong> Alterssicherung und <strong>die</strong><br />

Sozialabgaben von der Erwerbstätigkeit,<br />

d. h. vom Arbeitsmarkt, abgekoppelt<br />

werden.<br />

Wie kann Deutschland im internationa-<br />

len Wettbewerb bestehen?<br />

Indem es <strong>die</strong> besten Spezialisten, <strong>die</strong><br />

schlauesten Erfindungen und <strong>die</strong> wichtigsten<br />

Innovationen hervorbringt.<br />

Welche Partei hat Ihrer Meinung nach<br />

das beste Konzept?<br />

Rainer Brüderle<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

und wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion<br />

„Wir sind der Gulliver, der sich<br />

durch Tausende Regulierungs-<br />

fädchen selbst gefesselt hat.“<br />

Herr Brüderle, welche Reformen müs-<br />

sen in Deutschland angepackt werden,<br />

damit mehr Jobs entstehen?<br />

Wir müssen das Flächentarifsystem<br />

flexibilisieren, um in den Betrieben<br />

maßgeschneiderte Lösungen bei Lohn<br />

und Arbeitszeit zu ermöglichen. Wir<br />

brauchen einen mittelstandsfreundlichen<br />

Kündigungsschutz, damit <strong>die</strong><br />

kleinen und mittleren Unternehmen<br />

ihren Jobmotor wieder anwerfen. Die<br />

Steuern und Abgaben müssen sinken,<br />

damit der Faktor Arbeit bezahlbarer<br />

wird. Und schließlich ist es höchste<br />

Zeit für eine Offensive zur Entbürokratisierung.<br />

Warum hat gerade Ihre Partei das beste<br />

Konzept dafür?<br />

Weil wir es in den letzten Jahren Schritt<br />

für Schritt erarbeitet haben, ohne dass<br />

uns dabei Flügelkämpfe zu Minimalkompromissen<br />

gezwungen haben.<br />

Keine Partei traut sich,<br />

das zu tun, was notwendig<br />

wäre, ohne den ärmeren<br />

Teil der Bevölkerung<br />

noch mehr verarmen zu<br />

lassen. Allen fehlt es an<br />

frischen, unkonventionellen<br />

Ideen.<br />

Welche Unternehmer im<br />

Me<strong>die</strong>nbereich haben <strong>die</strong> besten Konzepte,<br />

um auch am Standort Deutsch-<br />

land erfolgreich zu sein?<br />

Alle, <strong>die</strong> auf Qualität setzen.<br />

Was sagen Sie den ständigen Zweiflern<br />

und Nörglern in der „Standort-<br />

Deutschland-Debatte“?<br />

Ich antworte mit einem Buchtitel von<br />

Walter Kempowski: „Uns geht‘s ja noch<br />

gold.“<br />

Frau Dr. Kolb, bitte ergänzen Sie <strong>die</strong><br />

folgenden Halbsätze: Deutschland ist<br />

ein toller Standort, weil ...<br />

... überall eine sehr gute Infrastruktur<br />

vorhanden ist und alles funktioniert.<br />

Ist in Deutschland <strong>die</strong><br />

wirtschaftliche<br />

Lage<br />

wirklich so schlecht, wie<br />

oft dargestellt wird?<br />

Hilfreich ist weder ein<br />

Schlecht- noch ein Schönreden,<br />

aber wir brauchen<br />

eine ehrliche Analyse, um<br />

eine breite Reformbereitschaft<br />

zu erzeugen.<br />

Wie viele Jobs würden geschaffen werden,<br />

wenn Ihre Partei nach der nächsten<br />

Bundestagswahl <strong>die</strong> Regierung stel-<br />

len sollte?<br />

Wir wollen keine Politik der Plankennziffern,<br />

sondern eine Wirtschaftspolitik,<br />

<strong>die</strong> effiziente Rahmenbedingungen<br />

setzt. Was entsprechende marktwirtschaftliche<br />

Erneuerungen bringen<br />

können, zeigt sich in den niedrigen<br />

Arbeitslosenquoten von Ländern wie<br />

Großbritannien, Irland, Schweden und<br />

den Niederlanden, <strong>die</strong> alle auf mutige<br />

Reformen gesetzt haben.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Wir sind nicht dümmer und auch<br />

nicht fauler als <strong>die</strong> anderen. Wir sind<br />

lediglich der Gulliver, der sich durch<br />

Tausende Regulierungsfädchen selbst<br />

gefesselt hat.<br />

Wenn Frau Merkel Kanzlerin wird,<br />

dann ...<br />

... ist das ein großer Schritt für <strong>die</strong><br />

Frauen und ein kleiner für <strong>die</strong> Zukunft<br />

des Landes.<br />

Wenn Herr Schröder Kanzler bleibt,<br />

dann ...<br />

... ist das ein großer Schritt für sein<br />

Ego und ein kleiner für <strong>die</strong> Sozialdemokratie.<br />

Die drei wichtigsten Dinge, <strong>die</strong> in<br />

Deutschland angepackt werden müss-<br />

ten sind ...<br />

... in Bildung investieren, Frauen das<br />

Leben leichter machen und Kinderkriegen<br />

belohnen.<br />

Wenn <strong>die</strong> zum Aufschwung notwen-<br />

digen Reformen umgesetzt werden,<br />

dann ...<br />

... sollte uns klar sein, dass wir nicht<br />

aufhören dürfen uns anzustrengen.<br />

Herr Brüderle, bitte ergänzen Sie <strong>die</strong><br />

folgenden Halbsätze: Deutschland ist<br />

ein toller Standort, weil ...<br />

... Millionen gut ausgebildeter Arbeitnehmer<br />

und engagierter Mittelständler<br />

den Härtetest von sieben Jahren Grün-<br />

Rot überstanden haben.<br />

Wenn Frau Merkel Kanzlerin wird,<br />

dann ...<br />

... kommt der sch<strong>war</strong>z-gelbe Aufbruch<br />

im Zeichen einer modernen Marktwirtschaft.<br />

Wenn Herr Schröder Kanzler bleibt,<br />

dann ...<br />

... geht der wirtschaftspolitische Zick-<br />

Zack-Kurs weiter.<br />

Die drei wichtigsten Dinge, <strong>die</strong> es in<br />

Deutschland anzupacken gilt, sind ...<br />

... folgende: Wir brauchen ein Recht<br />

auf betriebliche Bündnisse für Arbeit,<br />

mutige Steuersenkungen mit einem<br />

ebenso mutigen Subventionsabbau sowie<br />

einen radikalen Bürokratieabbau.<br />

Wenn <strong>die</strong> zum Aufschwung notwen-<br />

digen Reformen umgesetzt werden,<br />

dann ...<br />

... kehrt auch das Vertrauen in <strong>die</strong> Demokratie<br />

zurück und Populisten werden<br />

chancenlos.<br />

Hans-Joachim Otto<br />

Me<strong>die</strong>n- und kulturpolitischer<br />

Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion<br />

„<strong>Das</strong> Wachstum in der Informations-<br />

und Telekommunikationsbranche<br />

muss durch effiziente politische Rah-<br />

menbedingungen begleitet werden.“<br />

Welche Reformen müssen in Deutsch-<br />

land angepackt werden, damit mehr<br />

Jobs entstehen?<br />

In erster Linie muss der Arbeitsmarkt<br />

reformiert werden. Wir brauchen flexiblere<br />

Tarifsysteme und Kündigungsschutzvorschriften.<br />

Außerdem müssen<br />

<strong>die</strong> Lohnnebenkosten sinken, damit<br />

legale Arbeit sich wieder lohnt. Die<br />

Bürokratisierung muss auf ein erträgliches<br />

und notwendiges Maß zurückgefahren<br />

werden. <strong>Das</strong> gilt insbesondere<br />

für das undurchschaubare deutsche<br />

Steuerrecht. Im me<strong>die</strong>npolitischen<br />

Bereich muss das für <strong>die</strong> deutsche<br />

Wirtschaft vitale Wachstum in der<br />

Informations- und Telekommunikationsbranche<br />

durch effiziente politische<br />

Rahmenbedingungen begleitet<br />

werden. Dazu benötigen wir unter anderem<br />

eine transparente, nachvollziehbare<br />

und einheitliche Aufsichts- und<br />

Regulierungsstruktur. Die einschlägigen<br />

gesetzlichen Normen müssen angepasst<br />

und technologieneutral gestaltet<br />

werden. Ich denke hier zum Beispiel<br />

an Telekommunikationsvorschriften,<br />

Teleme<strong>die</strong>ngesetz, Urheberrecht und<br />

Rundfunkstaatsvertrag.<br />

Warum hat gerade Ihre Partei das beste<br />

Konzept dafür?<br />

wurf vorliegt.<br />

Weil sich <strong>die</strong> FDP als einzige Partei für<br />

nachhaltigen Bürokratieabbau und belastbare<br />

Deregulierung<br />

einsetzt – also<br />

für weniger Staat.<br />

Darüber hinaus<br />

hat sie ein klares,<br />

einfaches und effizientes<br />

Steuerkonzept<br />

aufgestellt,<br />

das bereits als konkreter<br />

Gesetzent-<br />

Ist in Deutschland <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Lage wirklich so schlecht, wie oft dar-<br />

gestellt wird?<br />

Jammern hilft nichts und Potenzial ist<br />

in Deutschland zur Genüge vorhanden.<br />

Trotzdem darf man <strong>die</strong> Augen nicht<br />

vor den Tatsachen verschließen. Die<br />

wirtschaftliche Lage könnte zumindest<br />

mit einer mutigeren sowie reformfähigeren<br />

und –willigeren Regierung besser<br />

sein. Im internationalen Vergleich liegen<br />

wir bei den wichtigsten Kennziffern<br />

allenfalls im hinteren Mittelfeld.<br />

Wie viele Jobs würden geschaffen werden,<br />

wenn ihre Partei nach der nächsten<br />

Bundestagswahl <strong>die</strong> Regierung stel-<br />

len sollte?<br />

Natürlich ist es nicht möglich, genaue<br />

Zahlen zu nennen. Die rot-grüne Regierung<br />

hat Deutschland <strong>die</strong> höchsten<br />

Arbeitslosenzahlen seiner Geschichte<br />

beschert. Eine Regierung mit starker<br />

Beteiligung der FDP wird es schaffen,<br />

das Wirtschaftswachstum zu steigern<br />

und <strong>die</strong> Arbeitslosenquote zu senken.<br />

Ziel ist es, Deutschland wieder an <strong>die</strong><br />

Spitze der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />

in Europa zu bringen.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Treffen Sie <strong>die</strong> richtige Wahl am<br />

18. September, und wir können gemeinsam<br />

gegen viele Ursachen des<br />

Nörgelns und Zweifelns vorgehen.<br />

Herr Otto, bitte ergänzen Sie folgende<br />

Halbsätze: Deutschland ist ein toller<br />

Standort, weil ...<br />

... sich <strong>die</strong> hervorragend ausgebildeten<br />

und motivierten Menschen des Landes<br />

trotz der strukturellen Probleme nicht<br />

unterkriegen lassen.<br />

Wenn Frau Merkel Kanzlerin wird,<br />

dann ...<br />

... brauchen wir trotzdem eine starke<br />

FDP in der Regierung, um Deutschland<br />

voranzubringen.<br />

Wenn Herr Schröder Kanzler bleibt,<br />

dann ...<br />

... bleibt es beim Stillstand.<br />

Die drei wichtigsten Dinge, <strong>die</strong> es in<br />

Deutschland anzupacken gilt, sind ...<br />

... am 18. September Rot-Grün abzulösen,<br />

ab dem 18. September eine neue<br />

Regierungskoalition mit Beteiligung<br />

der FDP zu bilden und sehr bald nach<br />

dem 18. September mit mutigen und<br />

konsequenten Reformen <strong>die</strong> Grundlage<br />

für einen wirtschaftichen Aufschwung<br />

zu schaffen.<br />

Wenn <strong>die</strong> zum Aufschwung notwen-<br />

digen Reformen umgesetzt werden,<br />

dann ...<br />

... wird sich <strong>die</strong>ser Aufschwung auch in<br />

allen anderen Politikfeldern bemerkbar<br />

machen – von der Bildungs-, über<br />

<strong>die</strong> Kultur- bis zur Sozialpolitik.<br />

Peter Lepper<br />

Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Technisat<br />

Digital GmbH<br />

„Die Arbeitnehmer müssen<br />

netto mehr in der Tasche<br />

haben.“<br />

Herr Lepper, <strong>war</strong>um halten Sie am<br />

Standort Deutschland fest?<br />

Wir haben hier qualifizierte Mitarbeiter,<br />

eine gute Infrastruktur und<br />

eine Firmenstruktur, <strong>die</strong> funktioniert.<br />

Wir haben in Dresden ein Top-Entwicklungszentrum<br />

mit über 100 Entwicklungsingenieuren.<br />

Dieses gewährleistet<br />

<strong>die</strong> Entwicklung hochwertiger,<br />

marktfähiger Produkte. Wir haben mit<br />

drei deutschen Werken in Dippach bei<br />

Eisenach in Thüringen, in Schöneck<br />

im sächsischen Vogtland und Staßfurt<br />

bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt erstklassige<br />

Produktionsstätten, <strong>die</strong> in der<br />

Lage sind, kostengünstig Top-Qualität<br />

zu produzieren. Wir halten an den<br />

deutschen Standorten auch in Zukunft<br />

fest, weil ein ständiger Wechsel von<br />

Produktions- und Entwicklungsstandorten<br />

für eine Firma niemals gut sein<br />

kann. Zudem setzen wir darauf, dass<br />

der 14-prozentige Zollschutz für Asien-<br />

Importreceiver endlich auch von den<br />

Zollbehörden lückenlos durchgesetzt<br />

wird. Wir benötigen <strong>die</strong>sen offiziellen<br />

14-prozentigen Zollschutz, um <strong>die</strong><br />

zugegebenerweise höheren Kosten in<br />

Deutschland abfedern zu können.<br />

Wie könnten in Deutschland mehr Ar-<br />

beitsplätze entstehen?<br />

Die Politik muss ihren Zick-Zack-Kurs<br />

endlich beenden. Die Rechtssicherheit<br />

ist wieder herzustellen.<br />

Der staatliche Bürokratieabbau<br />

muss endlich stattfinden.<br />

<strong>Das</strong> Gerichtswesen<br />

muss wieder überschaubar<br />

sein. Prozesszeiten sind dramatisch<br />

zu verkürzen. <strong>Das</strong><br />

Steuersystem ist so zu entschlacken,<br />

dass jeder normal<br />

denkende Mensch damit zurechtkommt.<br />

Steuerschlupflöcher sind<br />

zugunsten eines einfachen, nachvollziehbaren<br />

und gerechten Steuersystems<br />

zu schließen. Die Arbeitskosten<br />

müssen dramatisch entlastet werden.<br />

Der Mitarbeiter muss netto mehr in<br />

der Tasche übrig halten können bei<br />

gleichzeitig geringeren Gesamtlohnkosten<br />

für <strong>die</strong> jeweilige Firma. Wir können<br />

Sozial- und andere Systeme nicht über<br />

<strong>die</strong> Lohnkostenzuschläge finanzieren.<br />

<strong>Das</strong> ist aber gerade seit vielen Jahrzehnten<br />

der Fall und hat zu einem<br />

Siechtum bei der Zahl der Arbeitsplätze<br />

geführt. Insgesamt muss der Staat<br />

seinen Staatsanteil von derzeit fast 50<br />

Prozent am Bruttosozialprodukt herunterfahren.<br />

Kosten für Soziales etc. sind<br />

von den Löhnen völlig abzukoppeln<br />

und auf den Verbrauch zu übertragen.<br />

Dies bedeutet eine Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />

auf direkt 20 Prozent. Für<br />

Lebensmittel, Bücher etc. sollte es beim<br />

derzeit bereits reduzierten Satz von<br />

sieben Prozent bleiben. Eine höhere<br />

Mehrwertsteuer betrifft auch Importe<br />

aus der gesamten Welt, insbesondere<br />

auch aus Asien. So verlagern wir <strong>die</strong><br />

Belastungen an Sozial- und anderen<br />

Kosten von der deutschen Arbeitskraft<br />

auch auf <strong>die</strong> importierten Produkte.<br />

Und es muss wieder mehr Zuversicht<br />

in <strong>die</strong> Zukunft verströmt werden, denn<br />

ansonsten lahmt <strong>die</strong> Binnenkonjunktur<br />

weiterhin.


6 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Reinhard Bütikofer<br />

Parteivorsitzender von<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

„Nörgeln ist unpatriotisch“<br />

Herr Bütikofer, welche Reformen müs-<br />

sen in Deutschland angepackt werden,<br />

damit mehr Jobs entstehen?<br />

Neue Jobs können in Deutschland wieder<br />

entstehen, wenn wir in innovativen<br />

Branchen weltweit an <strong>die</strong> Spitze kommen.<br />

Dafür haben wir Grünen schon<br />

einiges erreicht. Arbeit mit Zukunft<br />

kann es nur geben, wenn wir mehr<br />

in Bildung und Forschung investieren<br />

und neue Technologien und Innovation<br />

fördern. Außerdem wird der Dienstleistungsbereich<br />

zunehmend wichtiger.<br />

Damit Menschen mit niedrigen Qualifikationen<br />

wieder Arbeit finden, wollen<br />

wir <strong>die</strong> Lohnnebenkosten im unteren<br />

Einkommensbereich senken.<br />

Warum hat gerade Ihre Partei das beste<br />

Konzept dafür?<br />

Die Grünen setzen auf innovative Technologien,<br />

<strong>die</strong> uns aus der Ölabhängigkeit<br />

befreien können. Wie stark <strong>die</strong>se<br />

Sackgasse der Wirtschaft schadet, wird<br />

immer sichtbarer. <strong>Das</strong>s <strong>die</strong> grünen<br />

Themen Stützpfeiler der wirtschaftlichen<br />

Grundlagen sind, zeigt sich auch<br />

in anderen Bereichen: Die demografische<br />

Entwicklung wird der Wirtschaft<br />

<strong>die</strong> Luft abdrehen, es sei denn, wir<br />

verbessern <strong>die</strong> Vereinbarkeit<br />

von Kindern mit Karriere<br />

drastisch und erleichtern<br />

<strong>die</strong> Zuwanderung gerade für<br />

Hochqualifizierte.<br />

Ist in Deutschland <strong>die</strong> wirt-<br />

schaftliche Lage wirklich so<br />

schlecht, wie oft dargestellt<br />

wird?<br />

Die wirtschaftliche Dynamik ist<br />

in Deutschland sehr vielschichtig.<br />

Deutschland ist Exportweltmeister, <strong>die</strong><br />

Unternehmen erzielen Rekordgewinne<br />

und gemessen in Patentanmeldungen<br />

pro Kopf sind wir führend. Gleichzeitig<br />

ist <strong>die</strong> Binnennachfrage nach wie vor<br />

schwach und viele Strukturen reformbedürftig.<br />

Wie müssen also <strong>die</strong> Potenziale<br />

in Deutschland nutzen und <strong>die</strong><br />

soziale und ökologische Modernisierung<br />

<strong>die</strong>ses Landes weiterführen.<br />

Wie viele Jobs würden geschaffen werden,<br />

wenn Ihre Partei nach der nächsten<br />

Bundestagswahl <strong>die</strong> Regierung stel-<br />

len sollte?<br />

Die Politik kann da keine definierten<br />

Versprechen machen, denn <strong>die</strong> Arbeitsplätze<br />

muss <strong>die</strong> Wirtschaft schaffen.<br />

<strong>Das</strong> Potenzial allerdings geht in <strong>die</strong><br />

Hunderttausende.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Nörgeln hilft nicht! Oder – für ganz<br />

konservative Nörgler: Nörgeln ist unpatriotisch.<br />

Jörg Tauss<br />

Me<strong>die</strong>npolitischer Sprecher<br />

der SPD-Bundestagsfraktion<br />

„Nicht <strong>die</strong> Politik schafft<br />

Arbeitsplätze, sondern<br />

<strong>die</strong> Wirtschaft.“<br />

Herr Tauss, welche Reformen müssen<br />

in Deutschland angepackt werden, da-<br />

mit mehr Jobs entstehen?<br />

Die Arbeitsmarktreformen haben wir<br />

auf den Weg gebracht; sie müssen<br />

ihre Wirkung entfalten. Wir sollten<br />

aber aufhören, alles schlecht zu reden!<br />

Die Agenda 2010 modernisiert<br />

den Arbeitsmarkt durchgreifend. Es<br />

gibt neue Instrumente der Vermittlung<br />

von Arbeitslosen, attraktive Angebote<br />

zur Existenzgründung, und das<br />

Arbeitsrecht ist einfacher geworden.<br />

Darüber hinaus hat <strong>die</strong> SPD-geführte<br />

Bundesregierung bei der Unterstützung<br />

Arbeitsuchender Schwerpunkte<br />

gesetzt: Jugendliche und ältere Arbeitnehmer<br />

stehen im Fokus der Vermittlung.<br />

Auch der Ombudsrat, der im Juni<br />

<strong>2005</strong> seinen Bericht veröffentlicht hat,<br />

kommt neben einigen Änderungs- und<br />

Ergänzungsvorschlägen insgesamt zu<br />

dem Ergebnis, dass <strong>die</strong> Anlaufschwierigkeiten<br />

bei der Grundsicherung für<br />

Arbeitsuchende überwunden und erste<br />

Erfolge der Arbeitsmarktreform sichtbar<br />

sind.<br />

Warum hat gerade Ihre Partei<br />

das beste Konzept dafür?<br />

Wir haben es mit der Umsetzung<br />

der größten Arbeitsmarktreform<br />

seit 1949 bewiesen!<br />

Ist in Deutschland <strong>die</strong> wirtschaft-<br />

liche Lage wirklich so schlecht,<br />

wie oft dargestellt wird?<br />

Nein. Es ist aber so, dass man<br />

offensichtlich irgendwann selbst daran<br />

glaubt, wenn man sich jeden Tag erzählt,<br />

<strong>die</strong> Lage sei schlecht!<br />

Wie viele Jobs würden geschaffen werden,<br />

wenn Ihre Partei nach der nächsten<br />

Bundestagswahl <strong>die</strong> Regierung stel-<br />

len sollte?<br />

Nicht <strong>die</strong> Politik schafft Arbeitsplätze,<br />

sondern <strong>die</strong> Wirtschaft. Ich hoffe aber<br />

sehr, dass – wenn <strong>die</strong> Reformen ihre<br />

Wirkung entfalten – es uns gelingt,<br />

möglichst viele Menschen wieder in<br />

Arbeit und in Sicherheit zu bringen.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Es drängt sich manchmal schon der<br />

Eindruck auf, dass <strong>die</strong>ses ständige<br />

Zweifeln und Nörgeln – was ja auch<br />

durch das ständige Wiederholen nicht<br />

richtiger wird – ein Teil des Konjunkturproblems<br />

ist.<br />

Herr Tauss, bitte ergänzen Sie folgende<br />

Halbsätze: Deutschland ist ein toller<br />

Standort, weil ...<br />

... unsere Infrastrukturen sehr gut, wir<br />

weltweit wieder Forschungsstandort<br />

Nummer 2 und <strong>die</strong> Qualifizierung und<br />

Motivation unserer Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer auch im internationalen<br />

Vergleich hervorragend sind.<br />

Wenn Frau Merkel Kanzlerin wird,<br />

dann ...<br />

... blockiert sie sich selbst und es geht<br />

zurück in den Trott der Ära Helmut<br />

Kohls. Ich kann mich noch gut an <strong>die</strong><br />

letzten Jahre seiner Amtszeit in Bonn<br />

und an das Gefühl erinnern, dass sich<br />

so gar nichts bewegt in <strong>die</strong>ser Republik.<br />

Wenn Herr Schröder Kanzler bleibt,<br />

dann ...<br />

... ist <strong>die</strong> Strategie der Union von Blockade<br />

und Stillstand durchbrochen<br />

und es bleibt bei einer mutigen Reformpolitik<br />

statt Klientel-Be<strong>die</strong>nung.<br />

Die drei wichtigsten Dinge, <strong>die</strong> es in<br />

Deutschland anzupacken gilt, sind...<br />

... Bildung, Wissenschaft und Forschung.<br />

Wenn <strong>die</strong> zum Aufschwung notwen-<br />

digen Reformen umgesetzt werden,<br />

dann ...<br />

...hat das ewige Zweifeln und Nörgeln<br />

ein Ende. Die zum Aufschwung notwendigen<br />

Reformen des Arbeitsmarktes<br />

haben wir angepackt und, obwohl<br />

<strong>die</strong> Reform noch jung ist, zeigen sich<br />

sichtbar <strong>die</strong> ersten Erfolge.<br />

Herbert Lauble<br />

Geschäftsführer der Wela<br />

Electronic Handels GmbH<br />

„Durch Jammern ist noch nie<br />

etwas besser geworden.“<br />

Herr Lauble, <strong>war</strong>um hält Ihr Unterneh-<br />

men am Standort Deutschland fest?<br />

Der Standort Deutschland ist ein sehr<br />

guter Standort. Wir dürfen uns in den<br />

unsäglichen Talkrunden der Poltiker<br />

nicht einreden lassen, der Standort<br />

Deutschland sei tot. Letztlich haben<br />

wir hier das technische Know-how und<br />

eine strenge Qualitätskontrolle wie<br />

sonst nirgendwo in der Welt. Deshalb<br />

schaffen wir hier auch weiterhin Arbeitsplätze<br />

und legen hier <strong>die</strong> Grundlagen<br />

für den Erfolg unserer deutschen<br />

Unternehmenskultur, <strong>die</strong> wir in <strong>die</strong><br />

gesamte Welt hinaus tragen.<br />

Wie könnten in Deutschland mehr Ar-<br />

beitsplätze entstehen?<br />

Was wir jetzt brauchen, ist eine Entlastung<br />

der Arbeitgeber, um flexibel zu<br />

planen. Dazu gehört für mich eine Lockerung<br />

des Kündigungsschutzes ebenso<br />

wie <strong>die</strong> Aussetzung des Geredes über<br />

Tarife und Verhandlungen über Prozentpunkte.<br />

Letztlich erhalten <strong>die</strong> Arbeitgeberverbände<br />

und Gewerkschaften<br />

doch nur ihre eigene Arbeit. Hinzu<br />

kommt <strong>die</strong>se unsinnige Subventionitis.<br />

Jeder, der nicht bei drei auf den Bäumen<br />

ist, bekommt vom Staat Geld, weil<br />

er sonst angeblich wirtschaftlich nicht<br />

überleben kann. Wer nicht überleben<br />

kann, wird dauerhaft ohnehin vom<br />

Markt verschwinden. Warum soll der<br />

Staat also hier noch Unterstützung<br />

geben? Ich halte das für höchst fragwürdig.<br />

Außerdem muss es Anreize für<br />

Arbeitnehmer geben, örtlich<br />

flexibel zu sein und nicht zu<br />

<strong>war</strong>ten, bis <strong>die</strong> Arbeit nach<br />

Hause kommt. Und wer montags<br />

morgens schon stöhnt,<br />

dass er jetzt mit Arbeitslosengeld<br />

II noch schlafen könnte,<br />

soll eben weiter schlafen. Er<br />

verschläft seine Zukunft. Wir bieten<br />

hier Arbeitsplätze, keine Ruhestätten.<br />

Wie viele neue Jobs haben Sie im letz-<br />

ten Jahr geschaffen? Wie viele werden<br />

Sie in <strong>die</strong>sem Jahr schaffen?<br />

Wir haben im letzten Jahr erneut einige<br />

Arbeitsplätze schaffen können. Nicht<br />

nur in der Administration, sondern<br />

auch im Marketing, Produktmanagement<br />

und Vertrieb konnten wir weitere<br />

Stellen in Sankt Georgen einrichten.<br />

Auch bei den von uns beauftragten<br />

Partnern und Agenturen im gesamten<br />

Bundesgebiet konnten einige neue Arbeitsplätze<br />

entstehen, <strong>die</strong> ohne uns<br />

nicht möglich gewesen wären. Zudem<br />

haben wir durch unsere Endfertigung<br />

WETEC weitere Arbeitsplätze dauerhaft<br />

schaffen können. Außerdem beschäftigen<br />

wir mittlerweile ein Netzwerk von<br />

Außen<strong>die</strong>nstleistern, <strong>die</strong> in den Fachmärkten<br />

vor Ort für uns aktiv sind.<br />

Auch <strong>die</strong>se Arbeitsplätze haben letztlich<br />

wir geschaffen. Auf <strong>die</strong> Schaffung<br />

und Sicherung von neuen Arbeitsplätzen<br />

im letzten Jahr sind wir sehr stolz.<br />

In <strong>die</strong>sem Jahr haben wir erneut nachgelegt<br />

und suchen nach wie vor qualifizierte<br />

Vertriebsleute, Produktmanager,<br />

Logistik-Fachleute und Fachpersonal<br />

für unseren umfassenden Service. Qualifizierte<br />

Bewerbungen nimmt unsere<br />

Personalabteilung gerne entgegen.<br />

Warum ist gerade Ihr Unternehmen<br />

hierzulande so erfolgreich tätig?<br />

Weil wir global denken und lokal agieren.<br />

Wir schauen über den Tellerrand<br />

und sehen, was im Ausland günstiger<br />

zu produzieren ist, wo dennoch<br />

Marktchancen für unseren deutschen<br />

Standort bestehen. Und <strong>die</strong>se Chance<br />

für Deutschland nutzen wir. Immerhin<br />

gibt es Dinge, <strong>die</strong> wir hier aufgrund<br />

von fantastischer Infrastruktur, hervorragendem<br />

Know-how und schnellen<br />

Reaktionszeiten für den hiesigen Markt<br />

besser erledigen können. Also machen<br />

wir das hier in Deutschland.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Durch Jammern ist noch nie etwas<br />

besser geworden. Lassen Sie uns alle<br />

gemeinsam überlegen, woran wir<br />

arbeiten müssen, um in Deutschland<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn<br />

wir den Kopf jetzt in den Sand stecken<br />

und in <strong>die</strong> Egal-Haltung verfallen, werden<br />

demnächst <strong>die</strong> gewählt, <strong>die</strong> alles<br />

in Deutschland revolutionär umkrempeln<br />

wollen. Ob das im Sinne von uns<br />

realistisch denkenden Menschen ist,<br />

wage ich doch mal stark zu bezweifeln.<br />

Ich fordere alle Deutschen auf, zu beweisen,<br />

dass wir wettbewerbsfähig sind<br />

und bleiben. Mit einem Volk von Jammerlappen<br />

lässt sich im wahrsten Sinne<br />

des Wortes kein Staat machen.<br />

Herr Lauble, bitte ergänzen Sie den fol-<br />

genden Halbsatz: Deutschland ist ein<br />

toller Standort, weil ...<br />

... er geografisch in Europa vorteilhaft<br />

gelegen ist, eine sehr gute Infrastruktur<br />

besitzt und wir hier clevere Leute<br />

mit solider Ausbildung haben, deren<br />

Potenziale wir ausschöpfen müssen,<br />

um in der Welt wettbewerbsfähig zu<br />

bleiben.<br />

Neue Lizenzforderung für Boxenhersteller<br />

Ohne CSA-Lizenz ist <strong>die</strong> Set-Top-Box nicht DVB-konform<br />

Wer für den CSA keine Lizenz besitzt, muss bald<br />

damit rechnen, dass der Chiphersteller nicht mehr<br />

liefert<br />

Bild: Archiv<br />

Derzeit liegt den Boxenherstellern ein<br />

bitterer Brief auf dem Tisch. Der Absender:<br />

Die Chipproduzenten, deren<br />

CPUs in Set-Top-Boxen verbaut werden.<br />

Nach Informationen von <strong>DIGITAL</strong><br />

<strong>INSIDER</strong> fordern <strong>die</strong> Chiphersteller in<br />

<strong>die</strong>sem Brief <strong>die</strong> Receiverproduzenten<br />

auf, ihre Lizenz für den so genannten<br />

Common Scrambling Algorithmus<br />

(CSA) zu verifizieren. Der DI-Redaktion<br />

liegt ein solches Schreiben eines Herstellers<br />

vor. Darin heißt es, dass der<br />

CSA intellektuelles Eigentum darstelle,<br />

für das eine Lizenz benötigt würde.<br />

<strong>Das</strong> Problem: Eine Vielzahl der Boxenhersteller<br />

ist nicht im Besitz einer CSA-<br />

Lizenz. So gibt es z. B. in Süd-Korea,<br />

quasi dem „Mutterland“ aller Set-Top-<br />

Boxen, nur einen einzigen Hersteller,<br />

der eine solche Lizenz besitzt: Humax.<br />

Nach Informationen des <strong>DIGITAL</strong> IN-<br />

SIDER dürfen Chiphersteller ab dem<br />

22. September keine Mikrochips mehr<br />

an nichtlizenzierte Boxenproduzenten<br />

liefern. Ohne den Common Scrambling<br />

Algorithmus ist eine Set-Top-Box<br />

jedoch nicht DVB-konform, so dass<br />

der CSA auf jeden Fall benötigt wird.<br />

Auf DI-Anfrage lag seitens der Chiphersteller<br />

bis Redaktionsschluss keine<br />

Stellungnahme vor. Die entsprechenden<br />

Unterlagen für <strong>die</strong> Anmeldung<br />

einer solchen Lizenz werden bei ETSI<br />

(European Telecommunications Standards<br />

Institute) verwaltet. <strong>Das</strong> Institut<br />

ist allerdings nur der Mittelsmann. Die<br />

Lizenz wird zwischen den Boxenherstellern<br />

und den Unternehmen Canal<br />

Plus SA, Centre Commun d‘Etudes de<br />

Télédiffusion et Télécommunications,<br />

Dagmar Wöhrl<br />

Wirtschaftspolitische Sprecherin<br />

der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

„Der Standort Deutschland hat ein<br />

riesiges Potenzial an wissbegieri-<br />

gen und fleißigen Menschen.“<br />

Frau Wöhrl, welche Reformen müssen<br />

in Deutschland angepackt werden, da-<br />

mit mehr Jobs entstehen?<br />

Die dringend notwendigen zusätzlichen<br />

Arbeitsplätze in Deutschland können<br />

ausschließlich mit mehr Wachstum geschaffen<br />

werden. Dafür sind vor allem<br />

eine Vereinfachung des Steuersystems,<br />

eine Beseitigung von bürokratischen<br />

Hemmnissen sowie eine Neujustierung<br />

der sozialen Sicherungssysteme unabdingbar.<br />

Warum hat gerade Ihre Partei das beste<br />

Konzept dafür?<br />

Die Union als Partei der Sozialen<br />

Marktwirtschaft hat in der Regierungsverantwortung<br />

immer bewiesen, dass<br />

sie <strong>die</strong> jeweils drängenden Probleme<br />

des Landes mit dem notwendigen wirtschaftspolitischen<br />

Sachverstand angeht.<br />

Die Wiedervereinigung mit all<br />

ihren Schwierigkeiten beispielsweise<br />

wäre ohne unsere solide Finanz- und<br />

Wirtschaftspolitik in den achtziger Jahren<br />

überhaupt nicht möglich gewesen.<br />

Auch heute zeigen alle Zahlen in den<br />

Bundesländern: Wo <strong>die</strong> Union regiert,<br />

geht es den Menschen besser!<br />

Ist in Deutschland <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Lage wirklich so schlecht, wie oft dar-<br />

gestellt wird?<br />

Irdeto BV und News Datacom Limited<br />

abgeschlossen. News Datacom ist eine<br />

Tochter von NDS. <strong>Das</strong> Unternehmen<br />

mit der Verschlüsselung Videoguard<br />

steckt auch hinter dem Schreiben des<br />

Chipherstellers, das dem DI vorliegt.<br />

Mit Irdeto und NDS darf <strong>die</strong> Lizenzforderung<br />

als Versuch seitens der<br />

Verschlüsselungsindustrie angesehen<br />

werden, den Graumarkt der nichtlizenzierten<br />

CSA-Benutzer in <strong>die</strong> Illegalität<br />

zu drängen. Diese Aktion soll vor<br />

allem <strong>die</strong>jenigen unter den Herstellern<br />

treffen, deren Digitalreceiver für den<br />

illegalen Empfang von Pay-TV missbraucht<br />

werden. Nach dem Hack von<br />

Nagravision bei Digital Plus in Spanien<br />

Die wirtschaftliche Situation ist besonders<br />

bei den kleinen und mittleren<br />

Unternehmen, <strong>die</strong><br />

das Rückgrat unserer<br />

Wirtschaft bilden, mittlerweile<br />

mehr als angespannt.<br />

Auch um <strong>die</strong><br />

Zukunft der Sozialversicherung<br />

kann man<br />

sich angesichts der<br />

Haushaltsmisere und<br />

der demographischen<br />

Entwicklung gar nicht ernsthaft genug<br />

sorgen.<br />

Wie viele Jobs würden geschaffen werden,<br />

wenn Ihre Partei nach der nächsten<br />

Bundestagswahl <strong>die</strong> Regierung stel-<br />

len sollte?<br />

Die Union wird nicht den Fehler von<br />

Gerhard Schröder wiederholen, indem<br />

sie seriöse Politik mit vollmundigen<br />

Ankündigungen und kostspieligen<br />

Werbekampagnen verwechselt. Wenn<br />

wir den Politikwechsel weg von der<br />

gegenwärtigen Konzeptionslosigkeit<br />

hin zu mehr Verläßlichkeit und Stetigkeit<br />

vollziehen, wird sich <strong>die</strong>se Politik<br />

auch in der Arbeitslosenstatistik niederschlagen.<br />

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und<br />

Nörglern in der „Standort-Deutsch-<br />

land-Debatte“?<br />

Der Standort Deutschland hat ein riesiges<br />

Potential an wissbegierigen und<br />

fleißigen Menschen, denen wir nach<br />

der Stagnation der letzten sieben Jahre<br />

wieder eine Perspektive geben müssen.<br />

Frau Wöhrl, bitte ergänzen Sie folgen-<br />

den Halbsatz: Deutschland ist ein guter<br />

Standort, weil...<br />

...selbst sieben Jahre Rot-Grün das<br />

Potenzial unseres Landes z<strong>war</strong> brachliegen<br />

lassen, aber nicht kaputtmachen<br />

konnten.<br />

ist <strong>die</strong> Pay-TV-Lobby aufgeschreckt und<br />

ergreift ihrerseits Maßnahmen, um ihr<br />

intellektuelles Eigentum zu schützen.<br />

Ganz billig ist <strong>die</strong> Lizenz nicht. Neben<br />

einer einmaligen Gebühr von 1000 Euro<br />

plus 2000 Euro Bearbeitungskosten<br />

werden pro Jahr für jeden verkauften<br />

CSA, sprich für jede Set-Top-Box, <strong>die</strong><br />

über den Ladentisch geht, 30 Euro<br />

fällig. Auf Druck der Verschlüsselungsindustrie<br />

sind <strong>die</strong> Chiphersteller zum<br />

Handeln gezwungen. Ob <strong>die</strong> Boxenproduzenten<br />

nun brav <strong>die</strong> CSA-Lizenzgebühren<br />

hinblättern oder das DVB-Logo<br />

von der Frontblende nehmen, ist fraglich.<br />

<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> hält Sie auf dem<br />

Laufenden. MH


Ausgabe 12 September <strong>2005</strong> Digital Insider 7<br />

Zeitenwende in den Benelux-Staaten<br />

Versatel und Belgacom bieten Highspeed-Internet und Erstliga-Fußball live<br />

Kunden des niederländischen Anbieters Versatel wählen das für sie interessante<br />

Live-Spiel aus einem Menü aus. Die Auswahl erfolgt über <strong>die</strong> Fernbe<strong>die</strong>nung<br />

der Set-Top-Box<br />

Bild: Versatel<br />

Nach den Pionierländern Italien und<br />

Frankreich versprechen nun <strong>die</strong> Niederlande<br />

und Belgien, sich in kürzester<br />

Zeit zu heiß umkämpften Triple-Play-<br />

Märkten zu entwickeln. Anders als<br />

France Télécom, Neufcom und Free, <strong>die</strong><br />

in Frankreich lediglich als Plattformanbieter<br />

für <strong>die</strong> Pay-TV-Sender Canal<br />

Plus und TPS fungieren, übernehmen<br />

der niederländische Telekom-Konzern<br />

Verstatel und Belgacom gleich auch<br />

den Part des TV-Veranstalters – und<br />

sie haben mit den TV-Erstausstrahlungsrechten<br />

für <strong>die</strong> erste niederländische<br />

bzw. belgische Liga gleich ein<br />

mächtiges Pfund, mit dem sie wuchern<br />

können.<br />

„Bis zum 31. Juli“, so Versatel-Sprecher<br />

Remco Meerstra gegenüber DI, „haben<br />

wir schon 20 000 Abonnenten verzeichnet.<br />

Bis zum Jahresende hoffen<br />

wir, insgesamt 100 000 Kunden gewinnen<br />

zu können.“ <strong>Das</strong>s der Erfolg von<br />

Eredivisie Voetbal TV zum größten Teil<br />

tatsächlich auf Versatels Breitband-Angebot<br />

beruht, zeigt <strong>die</strong> Zahl von 19 000<br />

ADSL2+-Kunden. Nur 1 000 Abonnenten<br />

empfangen ihren Live-Fußball via<br />

Satellit. „Besonders erfreulich“, so<br />

Meerstra, „ist der Anteil der ADSL2+-<br />

Neukunden, der im Laufe der letzten<br />

zwölf Monate bei 62 Prozent lag.“ Angesprochen<br />

wurden<br />

<strong>die</strong> Kunden vor allem<br />

vom Preis. Nach<br />

der Überweisung<br />

der einmaligen Anschlussgebühr<br />

von<br />

49,95 Euro kostet<br />

das Komplett-Bundle<br />

aus Telefonleitung,<br />

Modem- und<br />

Decoderbenutzung,<br />

20 Mbit/s schnellem<br />

Internetzugang<br />

und den Live-Übertragungen<br />

aller<br />

Spiele der ersten<br />

Liga gerade mal<br />

49,95 Euro pro Monat.<br />

„Von den insgesamt<br />

20 Mbit/s<br />

Bandbreite, <strong>die</strong> wir<br />

bei ,Compleet Voetbal‘<br />

bieten“, so Meerstra auf DI-<br />

Anfrage, „nutzen wir circa 4 Mbit/s<br />

für das TV-Signal.“ So bleiben immer<br />

noch satte 16 Mbit/s Bandbreite zum<br />

parallelen Surfen übrig. Beim Fernsehgucken<br />

merkt der Endnutzer nichts<br />

davon, dass sein TV-Signal via ADSL<br />

ins Haus kommt. Die verwendeten Set-<br />

Top-Boxen von Samsung werden per<br />

Fernbe<strong>die</strong>nung gesteuert und haben<br />

minimale Umschaltzeiten. „Man kann<br />

sich auch ein Spiel auf unserem Server<br />

aufnehmen lassen“, so Meerstra, „Der<br />

Abruf kostet dann 99 Cent pro Match.“<br />

Versatel, das mit seinem ADSL-Angebot<br />

rund 60 Prozent der niederländischen<br />

Haushalte abdeckt, will sein Angebot<br />

in Zukunft ausbauen. Neben mehr TV-<br />

Kanälen und einem gut sortierten VoD-<br />

Dienst setzt das Unternehmen auch<br />

auf Online-Spiele. „Die Grundidee, <strong>die</strong><br />

dahinter steht“, erklärt Meestra, „ist<br />

dass <strong>die</strong> Menschen sehen können, was<br />

sie wollen und wann sie es wollen.“ Zu<br />

eventuellen IPTV-Plänen der deutschen<br />

Versatel-Tochter, <strong>die</strong> in Berlin zur Zeit<br />

16 Mbit/s schnelle DSL-Leitungen bietet,<br />

wollte der Sprecher gegenüber DI<br />

nichts sagen.<br />

Während in den Niederlanden <strong>die</strong> „Killer-Applikation“<br />

Fußball ihre Wirkung<br />

nicht verfehlt hat, bleibt Belgacom TV<br />

hinter den Er<strong>war</strong>tungen zurück. Belgacom-Sprecher<br />

Haroun Fenaux wollte<br />

gegenüber DI keine aktuellen Zahlen<br />

nennen und auch keine Prognosen<br />

abgeben – mit gutem Grund, denn<br />

nach Schätzungen von Branchenexperten<br />

haben sich bislang lediglich 2 000<br />

Belgacom-Kunden für <strong>die</strong> Optionen<br />

„All Foot“ (alle Spiele) oder „Top Foot“<br />

(drei Matches pro Spieltag) entschieden.<br />

Dies liegt vor allem am viel zu hohen<br />

Preis. Um <strong>die</strong> Jupiler League oder<br />

rund 50 VoD-Inhalte sehen zu können,<br />

muss man nicht nur den Festnetz- und<br />

ADSL-Anschluss, sondern auch das digitale<br />

TV-Angebot Belgacom TV abonnieren.<br />

Inklusive des Modemkaufpreises,<br />

der Miete für den Philips-Decoder,<br />

der keine integrierte Festplatte besitzt,<br />

und der Einrichtungsgebühr kommt<br />

ein Neu-Abonnent, der bislang keine<br />

Festnetzleitung gehabt hat, auf Kosten<br />

von rund 1 500 Euro im ersten Jahr.<br />

Z<strong>war</strong> verspricht Belgacom-Sprecher<br />

Fenaux „einen Ausbau unseres VoD-<br />

Angebots auf Hunderte von Inhalten<br />

und zahlreiche zusätzliche digitale TV-<br />

Kanäle“, doch ob <strong>die</strong> Zahl der Kunden<br />

noch hochschnellen wird, ist mehr als<br />

fraglich. Einerseits ist der Ausbaustand<br />

des ADSL-Netzes mit einer zur Zeit 50-<br />

prozentigen Abdeckung der belgischen<br />

Haushalte zu niedrig und ein Fußball-<br />

Abo nicht via Satellit oder Kabel bestellbar.<br />

Andererseits bekommen <strong>die</strong><br />

Kunden wenig Leistung für ihr Geld.<br />

„Die Abonnenten“, so Konzernsprecher<br />

Fenaux gegenüber DI, „erhalten eine<br />

Bandbreite von 4,6 Mbit/s, von denen<br />

rund 4 Mbit/s für IPTV reserviert sind.“<br />

Die übriggebliebene Bandbreite zum<br />

Surfen beträgt also nur unterdurchschnittliche<br />

600 Kbit/s.<br />

<strong>Das</strong> größte Problem ist jedoch, dass<br />

<strong>die</strong> Kunden nicht sicher sein können,<br />

ob sich ihre Investition langfristig auszahlt.<br />

Belgacom hat <strong>die</strong> Rechte an<br />

der Jupiler League nur für drei Jahre<br />

für 36 Millionen Euro pro Saison gekauft.<br />

Und Konkurrrent BeTV, der <strong>die</strong><br />

Spiele der Liga bis dato live sendete,<br />

sinnt auf Revanche. „Wir sind“, so ein<br />

Konzernsprecher auf DI-Anfrage, „ an<br />

den Rechten ab der Spielzeit 2008/09<br />

Veranstaltungskalender<br />

KEK Bearbeitung Entscheidung<br />

N24 Gesellschaft für Nachrichten und Zeitgeschehen<br />

mbH: Übernahme sämtlicher Anteile an der<br />

KEK 293-4 Mitte September<br />

ProSiebenSat.1 Media AG durch <strong>die</strong> Axel Springer AG<br />

9Live Fernsehen GmbH & Co. KG: Übernahme sämtlicher<br />

Anteile an der ProSiebenSat.1 Media AG durch <strong>die</strong> Axel KEK 293-5 Mitte September<br />

Springer AG<br />

17:30 Live für Bayern/Privatfernsehen in Bayern GmbH &<br />

Co. KG: Benehmensherstellung (Sat.1-Regionalfenster in KEK 294 Mitte September<br />

Bayern)<br />

Starblitz, Vitalissimo, easy.tv Infotainmentkanal/<br />

primaTV broadcasting GmbH: Änderung der<br />

KEK 295 Mitte September<br />

Beteiligungsverhältnisse<br />

<strong>Das</strong> Vierte/NBC Germany GmbH: Zulassung des<br />

Programms <strong>Das</strong> Vierte<br />

KEK 296 Anfang Oktober<br />

Mobile TV Gesellschaft für mobiles Fernsehen GmbH:<br />

Zulassung des Programms Mobile TV<br />

KEK 297 Anfang Oktober<br />

Gute Laune TV GmbH: Änderung der<br />

Beteiligungsverhältnisse<br />

KEK 298 Anfang Oktober<br />

Giga Digital Television: Zulassung des Programms Giga<br />

Digital<br />

KEK 299 Anfang Oktober<br />

Messen / Veranstaltungen Termin Ort<br />

TeleColumbus Jourfixe 28. 09. <strong>2005</strong> Berlin Mitte<br />

sehr interessiert.“ Steigen Belgacoms<br />

Abonnentenzahlen nicht, hat BeTV gute<br />

Chancen, verzeichnet der Pay-TV-<br />

Anbieter doch bereits jetzt 220000<br />

Kunden. Banden- und Trikotsponsoren<br />

rund um den Ligasponsor Interbrew<br />

haben ihr Missfallen über <strong>die</strong> niedrigen<br />

Belgacom-TV-Abonnentenzahlen<br />

bereits geäußert. TM<br />

„Compleet Voetbal“<br />

Quelle: Versatel<br />

Abonnentenzahl (Stand: 31. Juli): 20 000<br />

Bevölkerungsabdeckung: 60%<br />

Angestrebte Abonnentenzahl (Ende <strong>2005</strong>): 100 000<br />

Bandbreite des TV-Signals:<br />

ca. 4 Mbit/s<br />

Bandbreite insgesamt:<br />

4 bis 20 Mbit/s<br />

Abo-Preis pro Monat: 39,95 bis 49,95<br />

PPV pro Anruf:<br />

99 Cent<br />

„Belgacom TV Jupiler League“<br />

Abonnentenzahl (Stand: 15. August): 2000<br />

Bevölkerungsabdeckung: 50%<br />

Angestrebte Abonnentenzahl (Ende <strong>2005</strong>): k.A.<br />

Bandbreite des TV-Signals:<br />

ca. 4 Mbit/s<br />

Bandbreite insgesamt:<br />

4,6 Mbit/s<br />

Abo-Preis pro Monat: 99,95<br />

PPV:<br />

Abrufe nicht möglich<br />

Quelle: Belgacom<br />

Kompakt<br />

ZDF: HDTV ab 2008<br />

Während sich <strong>die</strong> ARD in Bezug auf<br />

<strong>die</strong> Einführung von HDTV bedeckt<br />

hält, sieht der technische Direktor des<br />

ZDF nach DI-Recherchen <strong>die</strong> Ausstrahlung<br />

der Olympischen Spiele 2008 als<br />

Startschuss für HDTV-Übertragungen<br />

bei seinem Sender an. Damit besteht<br />

erstmals ein konkreter Zeithorizont<br />

für <strong>die</strong> Umstellung auf HDTV im öffentlich-rechtlichen<br />

Bereich. Weil das<br />

hochauflösende Fernsehen 2006 durch<br />

<strong>die</strong> Fußball-WM enormen Aufschwung<br />

nehmen wird, spekuliert man bereits<br />

darüber, ob der offizielle HDTV-Startschuss<br />

für ARD und ZDF schon zur <strong>IFA</strong><br />

2007 fallen könnte. Alles was vor 2008<br />

passiere, sei sicherlich besser als 2008,<br />

doch selbst der jetzt im Raum stehende<br />

Zeithorizont sei für <strong>die</strong> Zuschauer verlässlich<br />

zu vermitteln. Dies, so <strong>war</strong>en<br />

sich <strong>die</strong> Teilnehmer der Expertenrunde<br />

von <strong>DIGITAL</strong> FERNSEHEN und CE-<br />

Markt einig, sei heute das wichtigste<br />

Argument gegenüber dem Kunden von<br />

morgen.<br />

sg<br />

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Datum, Unterschrift<br />

* Die Abrechnung erfolgt jährlich bzw. bei Zahlung per Bankeinzug oder Kreditkarte auf Wunsch auch monatlich. Der Gesamtbetrag für ein Jahresabo beträgt 900 Euro<br />

(3-für-2-Abo entsprechend 1 800 Euro).<br />

** Die Abrechnung erfolgt einmalig nach Erhalt der 1. Ausgabe. Der Gesamtbetrag für das Test-Abo beträgt 375 Euro.<br />

Mir ist bekannt, dass ich innerhalb von 2 Wochen nach Bestellung ohne Begründung bei Auerbach Verlag und Info<strong>die</strong>nste GmbH, Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig, auf einem dauerhaften<br />

Datenträger (z. B. Postkarte) widerrufen kann. Maßgeblich ist der Tag der Absendung (Poststempel genügt).


8 Digital Insider www.digital-insider.de<br />

Astra und Privatsender forcieren Sat-Grundverschlüsselung<br />

Der deutsche TV-Markt soll nach dem internationalen Modell komplett umgekrempelt werden<br />

Quo vadis, UMTS?<br />

Ablösung als TV-Standard durch DMB bzw. DVB-H, Chance als Internet- und PPV-Plattform<br />

In Korea ist Mobile TV bereits sehr erfolgreich<br />

Fünf Jahre nach der Erteilung der<br />

deutschen UMTS-Lizenzen erscheint<br />

<strong>die</strong> Ablösung von UMTS als TV-Standard<br />

denkbar. So zeigte das koreanisch<br />

dominierte Digital Multimedia Broadcasting<br />

Technical Consortium (DMB-<br />

TC), dem ETRI, LG Electronics, OnTimeTrek,<br />

Perstel, Pixtree und Samsung<br />

angehören, auf der <strong>IFA</strong> in Berlin eine<br />

komplette DMB-Produktpalette. LG<br />

hatte ein Handy mit System-on-Chip-<br />

Technologie mit nach Europa gebracht,<br />

das neben dem TV-Empfang auch für<br />

<strong>die</strong> Übertragung von Daten<strong>die</strong>nsten<br />

ausgelegt ist. Samsung <strong>war</strong>tete mit dem<br />

DMB-Handy SPH-B1200 auf, das Töne<br />

in CD-Qualität und HD-Bilder wiedergeben<br />

kann. Es verfügt über eine integrierte<br />

1,3-Megapixel-Kamera, MP3-<br />

Player und einen TV-out-Anschluss.<br />

Trotz der breiten Präsenz von DMB-<br />

Mobiltelefonen wird DVB-H ebenfalls<br />

eine Chance eingeräumt, der Mobil-TV-<br />

Standard der Zukunft zu werden. „Wir<br />

favorisieren keine der beiden Technologien.<br />

So werden wir Mitte 2006 ein<br />

DVB-H-Chipset bringen, das auch DMB-<br />

Signale verarbeiten kann“, so Dr. Anthony<br />

Park von Samsung Deutschland.<br />

Der koreanische Hersteller rechnet mit<br />

einem weltweiten DVB-H-Handy-Marktvolumen<br />

von circa fünf Millionen im<br />

kommenden Jahr und bis zu 50 Millionen<br />

bis 2008. „Allerdings könnten<br />

wir bereits Ende <strong>2005</strong> DMB-GPRS-Handys<br />

auf den europäischen Markt bringen,<br />

falls es Mobilfunknetzbetreiber<br />

und TV-Sender gibt, <strong>die</strong> über DMB<br />

<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong><br />

Auerbach Verlag und Info<strong>die</strong>nste GmbH,<br />

Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />

Deutschlands TV-Markt ist einzigartig.<br />

Nirgendwo sonst gibt es so viele unverschlüsselte<br />

Fernsehsender, nirgendwo<br />

sonst tut sich das Pay-TV so schwer.<br />

Doch das könnte sich bald ändern.<br />

Nach Informationen von <strong>DIGITAL</strong> IN-<br />

SIDER gibt es bei den beiden großen<br />

Privatsender-Blöcken RTL und ProSiebenSat.1<br />

auf der einen Seite sowie<br />

bei Astra als Plattform-Dienstleister<br />

und Übertragungskanal auf der anderen<br />

Seite konkrete Planungen für<br />

eine Grundverschlüsselung der Digitalsignale.<br />

Damit wären gleich „mehrere<br />

Fliegen mit einer Klappe“ geschlagen.<br />

Die Privatsender könnten endlich sichergehen,<br />

dass <strong>die</strong> Zuschauer auch <strong>die</strong><br />

für sie richtige Programmversion empfangen.<br />

Bisher kommt es recht häufig<br />

vor, dass ein österreichischer Haushalt<br />

nicht ProSieben Österreich, sondern<br />

ProSieben Deutschland einschaltet und<br />

dadurch natürlich auch <strong>die</strong> nicht für<br />

ihn gedachten Werbespots empfängt.<br />

Genauso verirrt sich mancher Deutscher<br />

in der österreichischen Version.<br />

Bei verschlüsselten Programmen könnte<br />

jeder Haushalt nur noch <strong>die</strong> für ihn<br />

richtige Programmversion empfangen.<br />

Bei einer Grundverschlüsselung hätten<br />

<strong>die</strong> Privatsender endlich auch <strong>die</strong><br />

begehrten Adressdaten ihrer Zuschauer.<br />

Allein für Deutschland würde das<br />

36 Millionen Adressdaten bedeuten.<br />

Für Marketingaktionen sicherlich nicht<br />

uninteressant. In den Pay-TV-Plänen<br />

der Privatsender ist <strong>die</strong> Grundverschlüsselung<br />

Grundbedingung. Denn<br />

dadurch sind dann alle interessierten<br />

Haushalte bereits „Pay-TV-ready“.<br />

Für <strong>die</strong> Grundverschlüsselung ist eine<br />

Smartcard samt Pay-TV-Decoder nötig.<br />

Wünscht der Kunde dann auch einen<br />

Bezahlsender, reicht ein einfacher<br />

Anruf beim Plattformbetreiber. Und<br />

schon gibt es einen Pay-TV-Haushalt<br />

mehr. Ohne Grundverschlüsselung hätte<br />

der Haushalt vielleicht nur einen<br />

Free-to-Air-Receiver und müsste sich<br />

erst einen Pay-TV-Receiver kaufen. Die<br />

Hemmschwelle wäre weitaus höher, das<br />

Pay-TV-Abo würde vielleicht gar nicht<br />

erst zustande kommen. Und auch <strong>die</strong><br />

Kabelnetzbetreiber würden bei einer<br />

ausstrahlen möchten“, so Park weiter<br />

gegenüber DI. „Geräte für den kombinierten<br />

Empfang von UMTS und DMB<br />

bzw. UMTS und DVB-H könnten 2006<br />

auf den Markt kommen.“ Selbst Handys<br />

und PDAs, <strong>die</strong> UMTS-, DMB- und<br />

DVB-H kombinieren, sind für Samsung<br />

vorstellbar. „Hier“, so schränkt Park<br />

ein, „würde ich jedoch eher vom Jahr<br />

2007 oder 2008 ausgehen, da frühestens<br />

dann eine kommerzielle Nutzung<br />

von DVB-H wahrscheinlich wird.“<br />

Auf DVB-H in Verbindung mit UMTS<br />

setzt Nokia. „Die Nutzung der bestehenden<br />

DVB-T-Infrastruktur durch<br />

DVB-H hat wirtschaftliche Vorteile“, so<br />

ein Unternehmenssprecher auf Anfrage<br />

des DI. „Darüber hinaus vermeiden<br />

wir <strong>die</strong> Gefahr einer deutschen Insellösung.“<br />

DVB-H und UMTS haben nach<br />

Meinung des Nokia-Sprechers beide<br />

ihre Berechtigung, weil sie unterschiedliche<br />

Nutzungsszenarien adressieren:<br />

„Über UMTS kann jeder Teilnehmer<br />

individuell auf Dienste und Inhalte<br />

zurückgreifen, wann immer er möchte.<br />

DVB-H hat wiederum den Vorteil,<br />

als ,Broadcast‘-Medium eine beliebig<br />

hohe Zahl von Teilnehmern versorgen<br />

zu können.“ Die Markteinführung<br />

von DVB-H-Handys könnte sogar eventuell<br />

noch zur Fußball-WM klappen.<br />

„Unser erstes integriertes Mobile-TV-<br />

Endgerät“, heißt es sibyllinisch, „wird<br />

2006 kommerziell verfügbar sein und<br />

auf der Series-60-Plattform basieren.“<br />

Widersprüchliche Signale kommen<br />

von den Mobilfunknetzbetreibern.<br />

Herausgeber: Stefan Goedecke, Torsten Herres, Stefan Hofmeir, Florian Pötzsch<br />

Chefredaktion: Stefan Hofmeir (ViSdP), Torsten Herres<br />

Redaktion: Stefan Goedecke, Marc Hankmann, Torsten Herres, Mario Hess,<br />

Stefan Hofmeir, Thomas Meyer, Eva Nowitzki, Florian Pötzsch, Patricia Schneider<br />

Layout: Kati Landherr, Linda Wenzel<br />

Redaktionsanschrift: Auerbach Verlag und Info<strong>die</strong>nste GmbH,<br />

Redaktion <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>, Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />

Anzeigen: Astrid Loepert, Carsten Philipp, Tel. 0341 14955-13,<br />

Fax 0341 14955-11, anzeigen@auerbach-verlag.de<br />

Bild: Samsung<br />

Grundverschlüsselung der Sat-Signale<br />

profitieren. Sie selbst fordern seit Jahren<br />

eine Grundverschlüsselung ihrer<br />

Kabelsignale, um ihre Kunden besser im<br />

Griff zu haben. Einerseits um Sch<strong>war</strong>zseher,<br />

<strong>die</strong> keine Kabelgebühren zahlen,<br />

künftig auszuschließen, andererseits<br />

<strong>die</strong> durchschnittlichen monatlichen<br />

Einnahmen pro Haushalt zu steigern.<br />

Denn auch hier gilt: Ein Haushalt mit<br />

Pay-TV-Decoder ist schneller in einen<br />

zahlenden Pay-TV-Kunden zu konvertieren<br />

als einer mit Free-to-Air-Box. Bisher<br />

verweigerten <strong>die</strong> Privatsender <strong>die</strong><br />

Grundverschlüsselung und damit <strong>die</strong><br />

generelle digitale Einspeisung im Kabel.<br />

Um <strong>die</strong> Grundverschlüsselung im<br />

deutschen Markt durchzuboxen, wären<br />

<strong>die</strong> Privatsender sogar zur Gründung<br />

einer gemeinsamen Firma bereit. Diese<br />

könnte dann <strong>die</strong> Pay-TV-Plattform<br />

betreiben und somit <strong>die</strong> Kundendaten<br />

verwalten. SES Astra würde hier Dienstleisterfunktionen<br />

übernehmen. Speziell<br />

das Anfang des Jahres von Premiere<br />

übernommene Digital Playout Center,<br />

das seit einigen Wochen nun Astra Platform<br />

Services (APS) heißt, bekäme bei<br />

einer Sat-Grundverschlüsselung eine<br />

zentrale Rolle. Schließlich hat APS von<br />

Premiere auch sämtliche Rechte an der<br />

„d-box-Plattform” übernommen, kann<br />

also neue Pay-TV-Programme auf allen<br />

im Markt befindlichen Betacrypt- und<br />

Nagra-Premiere-Receivern freischalten.<br />

Die nächsten Monate werden nun entscheidend<br />

sein, ob sich eine Grundverschlüsselung<br />

in Deutschland durchsetzen<br />

lässt. Wenn nicht in der normalen<br />

Digital-TV-Welt, dann gewiss in der<br />

HDTV-Welt. Denn hier sind bisher nur<br />

Premiere-lizenzierte Receiver in Sicht.<br />

Ob es hier überhaupt Free-to-Air-Receiver<br />

geben wird, dürfte höchst fraglich<br />

sein. Noch agieren <strong>die</strong> Interessenten einer<br />

Sat-Grundverschlüsselung im Hintergrund,<br />

<strong>die</strong> Zuschauer ahnen noch<br />

nichts von der neuen TV-Zukunft. Doch<br />

alle Zeichen sprechen dafür, dass <strong>die</strong><br />

Grundverschlüsselung nun durchgesetzt<br />

werden soll. Was Kirch mit seinem<br />

d-box-Monopol nicht schaffte, könnte<br />

nun von anderen Unternehmen in<br />

Deutschland durchgesetzt werden. SH<br />

Vodafone z. B. setzt beim anstehenden<br />

Weihnachtsgeschäft auf Handy-TV auf<br />

UMTS-Basis. DVB-H sieht Vodafone-<br />

Sprecher Heiko Witzke eher als Ergänzung<br />

zu UMTS im Free-TV-Bereich<br />

an. „Bei Pay-per-View bzw. Video-on-<br />

Demand“, so Witzke, „ist UMTS jedoch<br />

aufgrund der leichteren Identifizierbarkeit<br />

des Endkunden besser<br />

geeignet.“ Auch T-Mobile geht für <strong>die</strong><br />

Zukunft von einer parallelen Existenz<br />

von UMTS und DVB-H bzw. DMB aus.<br />

„WLAN, GPRS, UMTS – und schon bald<br />

HSDPA – <strong>die</strong>nen der Internetkommunikation“,<br />

meint Unternehmenssprecherin<br />

Marion Kessing. „DVB-H oder<br />

DMB ergänzen <strong>die</strong>se Möglichkeiten um<br />

den Empfang von TV-Inhalten, <strong>die</strong> frei,<br />

gegen Abo-Gebühr oder als Pay-per-<br />

Use-Angebot zur Verfügung gestellt<br />

werden.“<br />

E-Plus begreift UMTS hingegen nur als<br />

Übergangslösung fürs Handy-Fernsehen,<br />

bis 2007 DMB bzw. DVB-H kommerziell<br />

starten. „UMTS-Kapazitäten<br />

für Mobile TV wären in einem Massenmarkt<br />

zu begrenzt und zu teuer“, analysiert<br />

Konzernsprecher Jörg-Carsten<br />

Müller gegenüber DI. „Anders sieht<br />

das im Markt der Business-Kunden<br />

aus. Hier spielt UMTS eine wachsende<br />

Rolle beim mobilen Zugriff aufs<br />

Internet oder Firmen-Intranet.“ Die<br />

bisherigen Erfahrungen lassen es für<br />

E-Plus als sehr wahrscheinlich erscheinen,<br />

dass in ein paar Jahren DMB<br />

bzw. DVB-H fürs mobile Fernsehen<br />

und UMTS ausschließlich fürs mobile<br />

Internet gebraucht werden. Für <strong>die</strong><br />

Mobilfunknetzbetreiber hängt vieles<br />

von den Endgeräten ab. So stehen Handys<br />

oder PDAs, <strong>die</strong> DMB bzw. DVB-H<br />

und zusätzlich UMTS beherrschen, auf<br />

dem Wunschzettel ganz oben. „Ein großer<br />

Vorteil“, so E-Plus-Sprecher Müller,<br />

„würde in der multimedialen Nutzung<br />

des ,Rückkanals‘ via UMTS liegen.“ Entscheidendes<br />

Kriterium ist wie immer<br />

der Endkunde. „<strong>Das</strong> Interesse an Mobile<br />

TV scheint durchaus vorhanden“,<br />

erklärt Möller. „Ungeklärt ist allerdings<br />

noch <strong>die</strong> Frage der Zahlungsbereitschaft<br />

der Kunden.“<br />

Content-Provider wie Disney prüfen<br />

bereits ihr Engagement. „Für uns ist<br />

Handy-TV grundsätzlich eine interessante<br />

zusätzliche Sendeplattform“,<br />

erklärt Michael Kreissl, General Manager<br />

Disney Channel Germany, im<br />

DI-Interview. „Es kommt jedoch auf <strong>die</strong><br />

Geschäftsmodelle an, <strong>die</strong> wir zusammen<br />

mit den Mobilfunknetzbetreibern<br />

entwickeln müssen. Pay-TV und Payper-View<br />

sind beide durchaus denkbar.<br />

VoD wird sich angesichts der zur<br />

Zeit noch recht geringen Speicherkapazitäten<br />

bei den mobilen Endgeräten<br />

schlecht durchsetzen lassen.“ Wichtig<br />

ist vor allem der Punkt Kopierschutz.<br />

„Hier hat UMTS als geschlossenes System<br />

Vorteile“, so Kreissl. „Wir können<br />

uns aber auch vorstellen, dass<br />

der Disney Channel über DVB-H oder<br />

DMB oder beide Übertragungswege<br />

ausgestrahlt wird.“ Z<strong>war</strong> wird DVB-H<br />

langfristig allgemein als der vielseitigere<br />

Standard angesehen, doch im<br />

Gegensatz zu DMB fehlt noch eine<br />

bundesweite Netzstruktur des zu Grunde<br />

liegenden DVB-T-Standards. „Wir<br />

sind jetzt in der Entscheidungsphase<br />

und müssen sehen, was technisch<br />

machbar ist“, so Vodafone-Sprecher<br />

Witzke gegenüber DI. „Der Start von<br />

DVB-H müsste jedoch flächendeckend<br />

in ganz Deutschland stattfinden.“ Und<br />

tatsächlich verabredete <strong>die</strong> Direktorenkonferenz<br />

der Landesme<strong>die</strong>nanstalten<br />

(DLM) am 29. August <strong>die</strong> „Durchführung<br />

und Koordinierung länderübergreifender<br />

Erprobungsprojekte für<br />

mobile Rundfunk<strong>die</strong>nste“. Notwendige<br />

Frequenzen sollen, wenn möglich, bis<br />

zur Fußball-WM zur Verfügung stehen.<br />

Zu sehen gibt es 2006 einzelne Spielszenen<br />

– wenn auch nur per MMS –<br />

schon während der Partien bei O2, das<br />

sich <strong>die</strong> Rechte an allen 64 Spielen sicherte.<br />

TM<br />

UMTS-Abdeckung der Bevölkerung<br />

in Deutschland<br />

Abonnement: Stephanie Kurz, Tel. 0341 14955-22, Fax 0341 14955-11, abo@auerbach-verlag.de<br />

ISSN: 1614-7812<br />

Erscheinungsweise: 12-mal im Jahr<br />

Jahresabo Deutschland: 900 Euro, Jahresabo Ausland: auf Anfrage<br />

Druck: Druckerei Risse, Leipzig<br />

© <strong>2005</strong> Auerbach Verlag und Info<strong>die</strong>nste GmbH, Leipzig. Vervielfältigung und Verbreitung von Artikeln, Grafiken<br />

und/oder Fotos durch jedes Medium ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet.<br />

Trotz sorgfältiger Prüfung kann keine Gewähr auf <strong>die</strong> Richtigkeit der Angaben übernommen werden. Schutzrechte<br />

auf Produktnamen oder Produkte sind in den einzelnen Artikeln nicht zwingend erwähnt. Namentliche oder mit<br />

Initialen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt <strong>die</strong> Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte, Datenträger und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Die Zustimmung zum Abdruck<br />

wird vorausgesetzt. Der Autor erklärt mit der Einsendung von Material, dass <strong>die</strong>ses frei von Rechten Dritter ist. Mit<br />

der Honorierung von Manuskripten, Fotos und anderem Material erwirbt der Verlag <strong>die</strong> Rechte daran. Gerichtsstand<br />

ist Leipzig.<br />

65%<br />

55%<br />

52%<br />

50%<br />

Vodafone T-Mobile E-Plus O2<br />

Quellen: Vodafone, T-Mobile, E-Plus, O2<br />

Kompakt<br />

Nagra 2 ist gehackt<br />

<strong>Das</strong> bislang als sicher geltende Verschlüsselungssystem<br />

Nagravision ist<br />

von einer Hackergruppe geknackt worden.<br />

Opfer des Angriffs <strong>war</strong> der spanische<br />

Pay-TV-Anbieter Digital Plus, der<br />

daraufhin <strong>die</strong> Nagra-Verschlüsselung<br />

über Astra aussetzte und von <strong>die</strong>ser<br />

Position derzeit seine Programme nur<br />

noch mit einem durch Mediaguard<br />

getunneltes Nagra verschlüsselt. <strong>Das</strong>s<br />

Digital Plus nicht mit einem Key-Wechsel<br />

reagiert hat, deutet laut Kryptographen<br />

auf <strong>die</strong> Schwere des Hacks<br />

hin. Bislang ist Premiere davon jedoch<br />

nicht betroffen, denn der deutsche<br />

Pay-TV-Anbieter nutzt eine andere Nagra-Version<br />

(Aladin) als <strong>die</strong> Spanier<br />

(Cardmaggedon).<br />

mh<br />

Nackte Tatsachen im Umspannwerk<br />

Auf der Party von Easy TV in Berlin<br />

wurde um Kunden und Set-Top-Boxen-Hersteller<br />

geworben, <strong>die</strong> in ihre<br />

Geräte künftig auch Cryptoworks, das<br />

von Primacom ausgewählte CA-System,<br />

integrieren sollen. Es wurde ein tolles<br />

Buffet aufgetischt und Professor Thoma<br />

erklärte, wie denn Easy TV wirklich<br />

funktioniere. Bei der Erotikshow<br />

ab 11 Uhr (!) wurde darauf verwiesen,<br />

dass zwei Kanäle des TV-Bouquets sich<br />

mit nackten Tatsachen beschäftigen.<br />

Spätestens als <strong>die</strong>se über <strong>die</strong> Köpfe der<br />

Anwesenden schwebten, <strong>war</strong> <strong>die</strong>s auch<br />

den letzten Besuchern bewusst. <strong>Das</strong><br />

Einzige, was half, <strong>war</strong> da <strong>die</strong> Flucht an<br />

<strong>die</strong> Bar eine Etage tiefer – für uns dann<br />

doch einen Tick zu heftig.<br />

sg<br />

Was wird aus der Primacom AG?<br />

Erst vor wenigen Tagen feierte Easy TV<br />

in Deutschland einen furiosen Start.<br />

Dennoch hängt das Damoklesschwert<br />

der Zahlungsunfähigkeit über dem Unternehmen,<br />

schließlich schleppt man<br />

für den Einstieg eines Finanzinvestors<br />

noch eine riesige Zinsforderung vor<br />

sich her. Eigentlich zählt <strong>die</strong> Primacom<br />

zu den profitabelsten Kabelnetzbetreibern<br />

in Deutschland. In Leipzig hat das<br />

Unternehmen ein hochmodernes Netz<br />

und verkabelt weite Flächen der attraktiv<br />

und kostengünstig zu erreichenden<br />

„Wohnblöcke“. Dresden, Chemnitz und<br />

andere ostdeutsche Städte runden das<br />

Portfolio der Primacom in <strong>die</strong>sem Bereich<br />

ab. Kombiniert mit der Präsenz<br />

von EWT/TSS würde zweifelsohne ein<br />

starker Kabelnetzbetreiber für den<br />

gesamten Osten daraus hervorgehen.<br />

EWT kaut z<strong>war</strong> an den ehemaligen<br />

Bosch-Netzen – doch was spricht dagegen,<br />

<strong>die</strong>se wieder zu veräußern? Sollte<br />

jedoch Unity Media den 38-prozentigen<br />

Einstieg bei Tele Columbus und<br />

damit den Zugang zur NE4 genehmigt<br />

bekommen, würde wohl ein anderes<br />

Szenario wahrscheinlich werden. Apollo<br />

ist sowohl an Primacom als auch an<br />

Unity beteiligt und hat ein Interesse<br />

daran, beide Unternehmen zusammenzuführen.<br />

Die cleverste Lösung für den<br />

gesamtdeutschen Kabelmarkt wäre jedoch<br />

ein Zusammengang von EWT/TSS<br />

und Primacom. Dies kann wiederum<br />

unter der Einflussnahme weiterer Finanzinvestoren<br />

erfolgen. Es ist ein<br />

offenes Geheimnis im Kabelgeschäft,<br />

dass EWT gerne verkaufen möchte und<br />

Gespräche dazu bereits auf Hochtouren<br />

laufen sollen. DI liegt eine Reputationsanfrage<br />

über EWT-Chef Stritzl<br />

vor, <strong>die</strong> aus Investorenberaterkreisen<br />

stammen könnte. Sollte nun also ein<br />

Investor Primacom und EWT direkt<br />

übernehmen, würde in Ostdeutschland<br />

ein starkes Gegengewicht zu den<br />

aktiven Netzbetreibern entstehen. Ein<br />

solches Unternehmen könnte von Synergien<br />

in den einzelnen Städten und<br />

Regionen profitieren. Die Kabelassets<br />

im Westen der Republik wären dann<br />

nicht mehr so interessant für ein solches<br />

Unternehmen und könnten z. B.<br />

an Unity verkauft werden. Dies könnte<br />

auch ein Weg sein, um Apollos Beteiligung<br />

an der Primacom auszulösen. Die<br />

neue Firma hätte ein hochmodernes<br />

Playout-Center in Leipzig zur Verfügung,<br />

über das bereits heute u. a. <strong>die</strong><br />

Sendeabwicklung für Easy TV erfolgt.<br />

Insidern zufolge ist mit einer Entscheidung<br />

im Fall Primacom bis Dezember<br />

zu rechnen.<br />

sg

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