DIGITAL INSIDER Inhalteschutz: Bedeutung nimmt fürs Fernsehen zu (Vorschau)
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Ausgabe 81 Juli 2011 www.digital-insider.de<br />
Genauer prüfen<br />
Besser fernsehen<br />
Schneller surfen<br />
Wie wird Andreas Mundt<br />
wohl <strong>zu</strong>m Kabel-BW-Verkauf<br />
entscheiden?<br />
Andre Prahl von RTL hat<br />
keine Eile bei der Einführung<br />
von DVB-T2.<br />
Seite 5 Seite 14<br />
Seite 19<br />
Was Manuel Kohnstamm<br />
von Cable Europe Neelie<br />
Kroes <strong>zu</strong> sagen hat.<br />
<strong>Inhalteschutz</strong>: <strong>Bedeutung</strong><br />
<strong>nimmt</strong> <strong>fürs</strong> <strong>Fernsehen</strong> <strong>zu</strong><br />
Ausreichender <strong>Inhalteschutz</strong> für Sport- und Filmrechte gefordert<br />
Oscarprämierte Kinofilme sind regelrechte<br />
Goldesel für die Studios. Die<br />
Einnahmen steigen unweigerlich, nachdem<br />
ein Film für die goldene Statue<br />
nominiert wurde. Doch der Oscar zieht<br />
nicht nur die Aufmerksamkeit der Kinobesucher<br />
auf sich, sondern auch die<br />
der Raubkopierer. Nachdem in diesem<br />
Jahr die Nominierungen bekannt gegeben<br />
wurden, hat das US-amerikanische<br />
Anti-Piraterie-Unternehmen Peer<br />
Media Technologies einen deutlichen<br />
Anstieg bei den illegalen Downloads<br />
der entsprechenden Filme registriert.<br />
Ein Beispiel dafür ist der Western „True<br />
Grit“. Ende Januar 2011 registrierte<br />
Peer Media Technologies eine weltweite<br />
Zunahme bei den illegalen Downloads<br />
des Films um 34 Prozent und das <strong>zu</strong> einer<br />
Zeit, als der Western noch nicht als<br />
Blu-ray, DVD oder als Video-on-Demand<br />
<strong>fürs</strong> Heimkino erhältlich war. Den traurigen<br />
Rekord halten zwei Blockbuster<br />
aus dem vergangenen Jahr: „Inception“<br />
mit 17 Millionen und „The Social<br />
Network“ mit 5,6 Millionen illegalen<br />
Downloads. Beide Filme wurden am<br />
häufigsten in Italien rechtswidrig aus<br />
dem Internet heruntergeladen.<br />
Lesen Sie weiter ab Seite 2<br />
Streit ums Breitband:<br />
Strategie unter Beschuss<br />
SPD und CDU wollen Universaldienst – Industrie stellt sich quer<br />
Die Bundesregierung hat sich den Breitbandausbau<br />
auf die Fahnen geschrieben<br />
und den Erfolg ihrer Maßnahmen an<br />
konkrete Ziele geknüpft. Bis Ende 2010<br />
sollte ein Breitbandanschluss von mindestens<br />
1 MBit/s flächendeckend <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung stehen, bis 2014 sollen 75<br />
Prozent der Haushalte über Anschlüsse<br />
mit 50 MBit/s verfügen. Im Jahr 2018<br />
soll diese Abdeckung ebenfalls flächendeckend<br />
vorhanden sein.<br />
Die Karten des Breitbandatlas gleichen<br />
jedoch immer noch einem Flickenteppich.<br />
Die SPD <strong>nimmt</strong> dies <strong>zu</strong>m Anlass<br />
für Kritik in Richtung Bundesregierung,<br />
deren Aktivitäten den Sozialdemokraten<br />
nicht weit genug gehen. Martin<br />
Dörmann, Berichterstatter der Arbeitsgruppe<br />
Wirtschaft und Technologie der<br />
SPD-Bundestagsfraktion, wirft der Regierung<br />
zögerliches Verhalten vor. Ihm<br />
fehlt es an konkreten Maßnahmen, am<br />
Masterplan. „Auf eine Frage von mir<br />
im Bundestag konnte die Bundesregierung<br />
nicht einmal Zahlen nennen, wie<br />
hoch sie den notwendigen Investitionsbedarf<br />
<strong>zu</strong>r Erreichung ihrer Ziele denn<br />
einschätzt“, erklärt der SPD-Politiker<br />
gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>.<br />
Lesen Sie weiter ab Seite 10<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Rechteeinkauf bei ARD/ZDF:<br />
NBA nur ein Einzelfall? Seite 02<br />
Sparen bei ARD und ZDF Seite 03<br />
HSE 24 setzt auf HbbTV Seite 04<br />
Kartellamt darf prüfen Seite 05<br />
DI-Kolumne: Es war<br />
einmal der Rundfunk Seite 06<br />
Sat-Internet über Kupfer Seite 07<br />
Studie: Einfluss des<br />
Internets auf das BIP Seite 08<br />
Patentanmeldungen Seite 09<br />
Streit ums Breitband Seite 10<br />
Macht die belgische<br />
Kabelregulierung Schule? Seite 12<br />
TV, nein danke? Wie<br />
Teenager Medien nutzen Seite 13<br />
DVB-T2: Warum Media<br />
Broadcast unter Druck ist Seite 14<br />
Produkt des Monats:<br />
D35-Serie von Panasonic Seite 15<br />
Zu wenig Leidensdruck<br />
für Kabeldigitalisierung Seite 16<br />
Kein Schutz im Internet? Seite 18<br />
Das Werk der EU und<br />
des Kabels Beitrag Seite 19<br />
Das letzte Gerücht Seite 20<br />
Kolumne:<br />
Männermedien Seite 20<br />
Termine Seite 20<br />
Impressum Seite 20
2 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Signalschutz für TV-Sport<br />
Illegale Verbreitung über das Internet <strong>nimmt</strong> <strong>zu</strong> – ARD und ZDF sehen keine Erhöhung der Kosten<br />
Fortset<strong>zu</strong>ng von Seite 1<br />
Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch<br />
Deutschland ein Problem mit Internetpiraterie<br />
hat. Die Gesellschaft <strong>zu</strong>r<br />
Verfolgung von Urheberrechtsverlet<strong>zu</strong>ngen<br />
(GVU) beobachtet seit mehreren<br />
Jahren das illegale Angebot an<br />
Streaming- und Download-Portalen, die<br />
insbesondere auf das deutschsprachige<br />
Publikum abzielen. Das Kuriose: Während<br />
die Zahl der Download- und Streaming-Portale<br />
seit Jahren sinkt, <strong>nimmt</strong><br />
das Volumen an illegal verbreiteten<br />
Inhalten stetig <strong>zu</strong>.<br />
Das illegale Filmangebot stieg laut GVU<br />
im Jahr 2009 um über 193 000 Titel.<br />
Das entspricht einer Zunahme von 58<br />
Prozent bei Download-Portalen. Besonders<br />
beunruhigend ist die Entwicklung<br />
bei Webseiten, die Filme illegal als<br />
Streaming anbieten. Hier stieg das Volumen<br />
um 217 Prozent.<br />
Zunahme bei TV-Serien<br />
Das Problem der illegalen Verbreitung<br />
urheberrechtlich geschützter Werke<br />
bezieht sich nicht nur auf Hollywood-<br />
Blockbuster. TV-Sender sehen sich<br />
immer häufiger mit solchen illegalen<br />
Download-Portalen konfrontiert. In<br />
Deutschland ist die TV-Piraterie sprunghaft<br />
angestiegen. Im Jahr 2008 zählte<br />
die GVU rund 25 000 einzelne Serientitel.<br />
Ein Jahr später waren es bereits<br />
306 000 Titel.<br />
TV-Inhalte machen dabei 64 Prozent<br />
des Streaming-Angebots aus, Filme<br />
kommen auf 32 Prozent. Die restlichen<br />
4 Prozent entfallen auf Pornografie. Dahingegen<br />
drehen sich die Verhältnisse<br />
bei Peer-to-Peer-Netzwerken laut GVU<br />
um. Hier liegt der Anteil an TV-Serien<br />
bei 21 Prozent. Filme und pornografische<br />
Inhalte dominieren bei Download-Portalen.<br />
Livesport<br />
Die <strong>zu</strong>nehmende illegale Nut<strong>zu</strong>ng von<br />
Streaming-Portalen lässt ein weiteres<br />
Problem am Horizont aufsteigen, das<br />
den TV-Sendern weitaus teurer kommen<br />
könnte als der Verlust, den sie durch<br />
solche rechtswidrigen Onlineangebote<br />
beim DVD- und Blu-ray-Verkauf erleiden:<br />
die illegale Weiterverbreitung von<br />
Live-Sportübertragungen.<br />
Nun werden die Serienraubkopien zwar<br />
nicht über Streaming-Portale verbreitet,<br />
Das Angebot von Sport 1 kann sowohl im <strong>Fernsehen</strong> als auch online und mobil empfangen werden. Dafür muss<br />
Betreiber Constantin den Forderungen der Rechteinhaber bezüglich Signalschutz nachkommen Bild: Auerbach Verlag<br />
während sie im <strong>Fernsehen</strong> laufen, aber<br />
der Trend <strong>zu</strong> immer mehr Endgeräten<br />
mit Internetanschluss lässt ahnen, wie<br />
viele Hobby-Broadcaster in Zukunft daheim<br />
vorm Fernseher sitzen könnten.<br />
Diese Sorgen teilen auch die TV-Sender.<br />
„Gerade bei unserer Multimedia-<br />
Dachmarke Sport 1 mit ihren TV-,<br />
Online- und Mobile-Plattformen spielt<br />
diese Entwicklung im Hinblick auf neue<br />
Verbreitungskanäle eine große Rolle“, erklärt<br />
Michael Röhrig von der Constantin<br />
Sport Marketing GmbH.<br />
Peer-to-Peer-Netzwerke und Streaming-<br />
Portale sind auch den Sportrechtevermarktern<br />
ein Dorn im Auge. „Als<br />
Vermarktungspartner zahlreicher Inhaber<br />
medialer Inhalte aus dem Bereich<br />
des Sports hat Sportfive grundsätzlich<br />
ein hohes Interesse daran, dass diese<br />
Inhalte ausreichend gegen unberechtigte<br />
Nut<strong>zu</strong>ng geschützt sind“, erklärt<br />
Philipp Hasenbein, Geschäftsführer von<br />
Sportfive Deutschland.<br />
Geoblocking<br />
Doch den illegalen Internetportalen ist<br />
nur schwer bei<strong>zu</strong>kommen. Die rechtliche<br />
Handhabe gegen die meist im<br />
Ausland sitzenden Betreiber ist gering;<br />
der Schwerpunkt der Livepiraterie liegt<br />
in Osteuropa und Asien. Da auch Sportübertragungsrechte,<br />
ähnlich wie Filme,<br />
nach territorialen Märkten verkauft<br />
werden, setzen die Vermarkter einerseits<br />
auf Geoblocking, andererseits auf<br />
ein breites legales Angebot. Der Sportrechtevermarkter<br />
Team verpflichtet beispielsweise<br />
die Lizenznehmer der UEFA<br />
Champions League und Europa League,<br />
die Spiele auch über das Internet <strong>zu</strong><br />
verbreiten, um Raubkopierern auf diese<br />
Weise weniger Anreize für eine illegale<br />
Weiterverbreitung <strong>zu</strong> geben.<br />
Overspill-Effekt<br />
Daneben treibt die Sportrechtevermarkter<br />
ein weiteres Problem um: der<br />
Overspill-Effekt, wie er <strong>zu</strong>m Beispiel bei<br />
der Satellitenverbreitung von ARD und<br />
ZDF auftritt. Es ist eine strategische Entscheidung,<br />
die jeder Vermarkter treffen<br />
muss, ob er Rechte an ARD und ZDF verkaufen<br />
will und damit eventuell seine<br />
Verhandlungsposition für den Rechteverkauf<br />
in anderen Ländern schwächt.<br />
Die Rechteinhaber der US-Basketball-<br />
Liga NBA wollten dies nicht, weshalb<br />
ARD und ZDF die Liverechte für die<br />
Endspiele mit dem deutschen Superstar<br />
Dirk Nowitzki nicht bekamen.<br />
Den Einsatz einer Verschlüsselung<br />
bei ARD und ZDF fordern die Sportrechtevermarkter<br />
nicht, dafür sind die<br />
Angebote, die ARD und ZDF für den<br />
Rechteeinkauf machen, <strong>zu</strong> lukrativ für<br />
die Vermarkter. „Im Hinblick auf den<br />
Schutz von Inhalten würde eine Verschlüsselung<br />
auch für das Free-TV Sinn<br />
machen“, wirft Röhrig von Constantin<br />
Sport Marketing ein. Aus seiner Sicht<br />
bringe sie aber nur dann Vorteile, wenn<br />
sich alle Sender in Deutschland an<br />
einem Verschlüsselungsmodell beteiligen<br />
würden – also auch ARD und ZDF.<br />
„Tatsache ist grundsätzlich, dass das<br />
Modell der Verschlüsselung bereits in<br />
den anderen großen Fernsehmärkten
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 3<br />
Europas wie Großbritannien, Frankreich<br />
oder Italien angewandt wird“, so Röhrig<br />
gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>.<br />
Rechte-Ökonomie<br />
Auch in kleineren Märkten wie der<br />
Schweiz oder Österreich kommt eine<br />
Grundverschlüsselung <strong>zu</strong>m Einsatz. Die<br />
Folge: Das Schweizer <strong>Fernsehen</strong> und der<br />
ORF können Rechte günstiger einkaufen,<br />
da sie den Overspill-Effekt nicht<br />
mitbezahlen müssen. Laut Pius Strobl,<br />
ehemaliger Leiter Marketing und Kommunikation<br />
in der Generaldirektion des<br />
ORF, liegt der ökonomische Unterschied<br />
zwischen dem Einkauf von Rechten, die<br />
auf die Ausstrahlung in Österreich begrenzt<br />
sind, und solchen, die für den<br />
deutschsprachigen Raum gelten, in etwa<br />
bei 1 : 10. ARD und ZDF hingegen können<br />
bislang nicht feststellen, dass sich die<br />
Rechtekosten durch die unverschlüsselte<br />
Satellitenausstrahlung erhöhen. „Bei einer<br />
Verschlüsselung wäre nach unseren<br />
Erfahrungen mit einer Einsparung von<br />
Rechtekosten für unsere Ausstrahlungen<br />
nicht <strong>zu</strong> rechnen“, sagt Bettina Altenkamp<br />
aus der ARD-Pressestelle. Sie ist der<br />
Meinung, dass die Kosten einer etwaigen<br />
Verschlüsselung „theoretisch denkbare<br />
geringfügige Einsparungen bei den Rechtekosten“<br />
deutlich übersteigen würden.<br />
HD nur verschlüsselt?<br />
Ob ARD und ZDF ihre Haltung auch in<br />
Zukunft einnehmen können, wird sich<br />
angesichts der <strong>zu</strong>nehmenden Nut<strong>zu</strong>ng<br />
illegaler Angebote im Internet zeigen.<br />
Ein in deutscher Sprache synchronisierter<br />
Film dürfte einen Engländer<br />
kaum vom Hocker reißen. Dahingegen<br />
könnte das illegale Onlineangebot einer<br />
Liveübertragung des Halbfinales in<br />
der Champions League zwischen einem<br />
deutschen und einem englischen Verein<br />
durchaus sein Interesse wecken, <strong>zu</strong>mal<br />
wenn er für das gleiche Spiel Abo-<br />
Gebühren an BSkyB berappen müsste.<br />
Noch ist nicht absehbar, ob nicht <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel auch Sportrechtevermarkter <strong>zu</strong>künftig<br />
ihre HDTV-Rechte nur noch mit<br />
entsprechendem Inhaltsschutz verkaufen<br />
werden. <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> berichtete<br />
bereits über die ähnlich gelagerten Pläne<br />
der Hollywood-Studios. Dies könnte<br />
bald Schule machen, nämlich dann,<br />
wenn auch Sportverbände zwischen einer<br />
möglichst breiten Sichtbarkeit in<br />
den Medien und den Verlusten durch<br />
TV-Piraterie abwägen müssen. MH<br />
„Da ist noch Luft“<br />
Staatsminister Johannes Beermann über die Einsparmöglichkeiten bei den Öffentlich-Rechtlichen<br />
ARD und ZDF können aus einem Gebührenvolumen<br />
von rund 8 Milliarden Euro<br />
schöpfen. Angesichts dieser Summe<br />
und solcher Einkäufe, wie beispielsweise<br />
den Übertragungsrechten an der UEFA<br />
Champions League, ist der Vorwurf der<br />
Maßlosigkeit nicht weit. ARD und ZDF<br />
verweisen auf ihre Sparbemühungen.<br />
Doch reicht das aus? <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong><br />
sprach mit dem Leiter der sächsischen<br />
Staatskanzlei, Johannes Beermann, über<br />
Einnahmen und Ausgaben bei ARD<br />
und ZDF.<br />
Herr Beermann, welchen Beitrag sollten<br />
ARD und ZDF <strong>zu</strong>r Beitragsstabilität<br />
leisten?<br />
ARD und ZDF haben kein Füllhorn, das<br />
unablässig ihre öffentlichen Haushalte<br />
speist. Sie können stärker als bisher<br />
Synergien nutzen und sich auf den Kernauftrag<br />
konzentrieren. Viele Prozesse<br />
<strong>zu</strong>m sparsamen Umgang mit dem Geld<br />
des Gebührenzahlers haben die Anstalten<br />
eingeleitet. Trotzdem ist da noch Luft.<br />
Müssen sich aus Ihrer Sicht ARD und<br />
ZDF bei möglichst allen Sportereignissen<br />
engagieren oder sollten diese die Rechte<br />
den privaten Anstalten überlassen?<br />
Sportereignisse sind wichtige Programmpunkte<br />
von ARD und ZDF. Auch hier<br />
sollte die richtige Mischung zwischen<br />
Koste es, was es wolle – das kann aus Sicht von<br />
Staatsminister Johannes Beermann nicht das Leitmotiv<br />
für ARD und ZDF sein<br />
Bild: Sächsische Staatskanzlei<br />
Information und Unterhaltung gefunden<br />
werden. Da<strong>zu</strong> gehört für mich auch,<br />
nicht das gesamte Budget für eine oder<br />
wenige Sportarten aus<strong>zu</strong>geben, sondern<br />
einen guten Mix <strong>zu</strong> haben. Eine ausgewogene<br />
Verteilung zwischen öffentlichrechtlichen<br />
und privaten Sendern macht<br />
auch hier Sinn.<br />
Sind denn aus Ihrer Sicht alle Einsparmöglichkeiten<br />
ausgeschöpft, insbesondere<br />
mit Blick auf den europaweiten Rechteeinkauf<br />
für Sportübertragungen und<br />
Filme, statt diese wie <strong>zu</strong>m Beispiel in Österreich<br />
landesspezifisch <strong>zu</strong> begrenzen?<br />
Bestimmt noch nicht. Die Anstalten kennen<br />
diese Möglichkeiten besser als die<br />
Politik. Die Politik will Mut machen,<br />
diese Möglichkeiten voll aus<strong>zu</strong>schöpfen.<br />
Ansonsten kann Politik nur den Auftrag<br />
festlegen; Ausführung und Kosten bestimmen<br />
nach unserer Rechtsordnung<br />
die Anstalten.<br />
Sie kritisieren hohe Honorare für Moderatoren.<br />
Wo sehen Sie ggf. im Zusammenhang<br />
mit Intendantengehältern eine<br />
„ethische Schmerzgrenze“?<br />
Grundsätzlich bestimmt der Markt die<br />
Gehälter oder Honorare. Nur sollte der<br />
öffentlich-rechtliche Rundfunk wissen,<br />
wo die Grenzen erreicht sind. Einen<br />
„Star“ um jeden Preis <strong>zu</strong> gewinnen, muss<br />
den Privaten überlassen sein. Mit Gebührengeldern<br />
so um<strong>zu</strong>gehen, dass Programmangebot<br />
und Senderführung hohe<br />
Qualität gewährleisten, ist eine Herausforderung,<br />
der sich alle Verantwortlichen<br />
gemeinsam stellen müssen. „Koste es, was<br />
es wolle“ ist hier kein Leitmotiv.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.
4 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Shoppen per Fernbedienung<br />
Teleshopper HSE 24 führt Red-Button-Funktion auf HbbTV-Basis ein und will ab Sommer aufs iPad<br />
Bei der Einführung von HbbTV fehlten<br />
bislang diejenigen, von denen man<br />
dachte, dass sie am ehesten von einer<br />
Red-Button-Funktion profitieren<br />
würden: die Teleshopper. Bei HSE 24<br />
kann nun über rund zwei Millionen<br />
HbbTV-fähige Endgeräte per Fernbedienung<br />
eingekauft werden. Geschäftsführer<br />
Richard Reitzner erklärte <strong>DIGITAL</strong><br />
<strong>INSIDER</strong>, was er sich davon verspricht.<br />
Herr Reitzner, wie fallen die ersten<br />
Reaktionen auf die neue Shopping-Möglichkeit<br />
aus?<br />
Bislang haben wir ausschließlich positive<br />
Rückmeldungen auf unser HbbTV-<br />
Angebot bekommen – alle, die es sehen,<br />
sind begeistert. Den Zuschauern gefällt<br />
vor allem die intuitive Handhabung, das<br />
einfache und direkte Bestellen mit der<br />
Fernbedienung.<br />
Funktioniert die Applikation für alle<br />
im Programm von HSE 24 angebotenen<br />
Produkte, also auch auf den Sendern<br />
HSE 24 Trend und HSE 24 Extra, oder<br />
nur für eine bestimmten Auswahl?<br />
Über die Produktsuche sind alle bei HSE<br />
24 verfügbaren Produkte <strong>zu</strong> finden – es<br />
handelt sich um das gleiche Sortiment<br />
wie im Internet. Die Applikation als solche<br />
lässt sich derzeit allerdings nur auf<br />
unserem Muttersender HSE 24 starten,<br />
eine Ausweitung des HbbTV-Angebots<br />
auf HSE 24 Trend und HSE 24 Extra ist<br />
aber natürlich durchaus denkbar.<br />
Die Applikation kann selbst dann genutzt<br />
werden, wenn der Fernseher oder<br />
Receiver nicht ans Internet angeschlossen<br />
ist. Wie werden die Daten <strong>zu</strong>m Einkaufen<br />
via Satellit übermittelt?<br />
Die Daten werden über das Datenkarussell<br />
im TV-Signal mitgeliefert. Dies<br />
funktioniert allerdings nur bis <strong>zu</strong> einer<br />
bestimmten Datentiefe. Das bedeutet,<br />
dass das aktuell im TV gezeigte Produkt,<br />
das „Angebot des Tages“ oder die AGB<br />
übertragen werden. Dagegen ist das Anschauen<br />
von Produktvideos oder auch<br />
die Bestellung nur mit angeschlossener<br />
Box möglich.<br />
Seit Ende des letzten Jahres kann man<br />
HSE 24 auch mobil auf dem Smartphone<br />
empfangen. Bislang hieß es immer, die<br />
Geschäftsführer Richard Reitzner will mit HSE 24 überall<br />
und jederzeit präsent sein, doch neue Verbreitungswege<br />
kosten Geld Bild: HSE 24<br />
Bildschirme seien für die in typischer<br />
L-Form dargestellten Informationen <strong>zu</strong><br />
klein. Sind die der Smartphones groß<br />
genug?<br />
Bei unserer HSE 24 mobile App handelt<br />
es sich auch um keine 1 : 1-Übertragung<br />
des Webshops, sondern um die Entwicklung<br />
eines optimierten Tools, mit<br />
dem die Kunden die Möglichkeit haben,<br />
jederzeit und von jedem Ort aus per<br />
One-Touch-Shopping auf das Sortiment<br />
von HSE 24 <strong>zu</strong><strong>zu</strong>greifen.<br />
Ab dem Sommer wollen Sie auch auf<br />
dem iPad präsent sein. Portieren Sie<br />
einfach die Inhalte Ihrer Website auf<br />
den Tablet-Rechner oder welche Anpassungen<br />
werden vorgenommen?<br />
Das Besondere an unserer iPad-App<br />
wird sein, dass man ganz einfach und<br />
bequem aus dem Livestreaming heraus<br />
bestellen kann. Außerdem wird der<br />
iPad-Nutzer <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong> den Inhalten<br />
unserer Website www.hse24.de viele<br />
Mehrwerte in der App finden, die er im<br />
Webshop oder im TV nicht bekommt.<br />
Neben der Multichannel-Strategie mit<br />
inzwischen drei TV-Sendern versuchen<br />
Sie auch, auf allen Plattformen präsent<br />
<strong>zu</strong> sein. Können Sie die dadurch<br />
steigenden Distributionskosten mit den<br />
durch die gestiegene Reichweite erzielten<br />
Einnahmen auffangen?<br />
Generell ist die digitale Distribution von<br />
Inhalten günstiger – die Kosten variieren<br />
abhängig vom Vertriebsweg aber<br />
noch sehr stark. Dort, wo die Sender<br />
verbreitet werden, kann man von einer<br />
angemessenen Kostenstruktur für die<br />
Verbreitung digitaler Inhalte ausgehen.<br />
Erfreulicherweise arbeiten alle drei Kanäle<br />
heute schon kostendeckend.<br />
Konnten die Zuschauer früher nur per<br />
Telefon beim Teleshopper einkaufen,<br />
geht dies nun auch im Internet, über<br />
Smartphones und Tablets sowie seit<br />
Neuestem auch direkt am Fernseher.<br />
Über welchen dieser Wege werden Sie<br />
Ihrer Meinung nach in Zukunft den<br />
meisten Umsatz generieren?<br />
Das wird künftig nicht mehr so einfach<br />
<strong>zu</strong> differenzieren sein, denn die<br />
Mediennut<strong>zu</strong>ng der Zukunft liegt im<br />
Multichannel. Das heißt, der Zuschauer<br />
sitzt mit seinem Smartphone oder iPad<br />
vor dem Fernseher und surft parallel<br />
im Netz. Die Nut<strong>zu</strong>ng einzelner Medien<br />
und damit auch die Umsätze einzelner<br />
Kanäle werden sich immer stärker überschneiden.<br />
Denken Sie darüber nach, weitere Produktsortimente<br />
ein<strong>zu</strong>führen, die sich<br />
über bestimmte Distributionswege besonders<br />
gut verkaufen würden? Welche<br />
Produkte schweben Ihnen dabei vor?<br />
Unser ganzes Geschäftsmodell basiert<br />
auf der Erzeugung eines Kaufwunsches<br />
direkt aus dem aktuellen TV-Programm<br />
heraus, denn Teleshopping ist impulsgetrieben<br />
– und das über alle Zielgruppen<br />
hinweg.<br />
Werden <strong>zu</strong> den drei bestehenden HSE-<br />
24-Sendern weitere hin<strong>zu</strong>stoßen?<br />
Ziel unserer Multichannel-Strategie ist<br />
es, unsere Senderfamilie stetig <strong>zu</strong> erweitern.<br />
Der Start von HSE 24 Italien<br />
Anfang Juni ist ein weiterer wichtiger<br />
Schritt, das Thema Homeshopping auch<br />
in Europa weiter voran<strong>zu</strong>treiben. Darüber<br />
hinaus ist auch eine Expansion nach<br />
Süd- und Osteuropa denkbar.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 5<br />
War es das für Liberty?<br />
EU-Kommission verweist die Prüfung des geplanten Verkaufs von Kabel BW ans Bundeskartellamt<br />
Schlechte Nachrichten für Liberty Global<br />
aus Brüssel: Das Bundeskartellamt<br />
(BKartA) wird den Kauf von Kabel BW<br />
prüfen. Die EU-Kommission verwies den<br />
Fall an die Bonner, nachdem diese<br />
Mitte April in Abstimmung mit dem<br />
Bundeswirtschaftsministerium beantragt<br />
hatten, die Prüfung des geplanten<br />
Zusammenschlusses nach Deutschland<br />
<strong>zu</strong> übertragen.<br />
Die EU-Kommission kam <strong>zu</strong> dem<br />
Schluss, dass es sich bei fast allen vom<br />
Verkauf des baden-württembergischen<br />
Kabelnetzbetreibers potenziell betroffenen<br />
Märkten um nationale oder regionale<br />
Märkte handelt, weshalb nun das<br />
Kartellamt über den Verkauf entscheiden<br />
soll. Letztendlich hat die in Europa<br />
einzigartige Struktur des deutschen Kabelnetzes<br />
da<strong>zu</strong> geführt, dass der Zusammenschluss<br />
nicht in Brüssel, sondern in<br />
Bonn geprüft wird.<br />
Beeinträchtigungen befürchtet die<br />
Kommission einerseits auf dem Markt<br />
für Free-TV-Dienstleistungen für Wohnungsbaugesellschaften,<br />
dem sogenannten<br />
Gestattungsmarkt, andererseits<br />
im Einspeisemarkt für die Übertragung<br />
von TV-Signalen. Zu dieser Erkenntnis<br />
ist sie aber nicht allein gekommen. „Das<br />
Bundeskartellamt hat mit der Kommission<br />
und mit den beteiligten Unternehmen<br />
schon im Vorfeld der Verweisung<br />
eng und vertrauensvoll <strong>zu</strong>sammengearbeitet“,<br />
erklärte BKartA-Präsident<br />
Andreas Mundt.<br />
Gab dem Kartellamt bei der EU-Kommission<br />
Schützenhilfe: MABB-Direktor Hans Hege Bild: MABB<br />
Wunsch erfüllt<br />
Mit dieser Entscheidung kommt Brüssel<br />
nicht nur dem Wunsch des Bundeskartellamts<br />
nach, sondern auch der Forderung<br />
der Landesmedienanstalten, die<br />
sich in persona von Hans Hege, Direktor<br />
der Medienanstalt Berlin-Brandenburg<br />
(MABB), mit einem Brief an EU-Wettbewerbskommissar<br />
Joaquín Almunia<br />
gewandt und sich dafür starkgemacht<br />
haben, dass der Fall nach Deutschland<br />
verwiesen wird.<br />
Als Begründung führt Hege in dem<br />
Schreiben ebenfalls an, dass der Verkauf<br />
fast ausschließlich Auswirkungen<br />
auf nationale Märkte habe. „Schließlich<br />
geht es bei der geplanten Fusion auch<br />
um die Sicherung der Meinungsvielfalt<br />
in der deutschen Rundfunklandschaft“,<br />
ergänzte der MABB-Direktor auf Anfrage<br />
von <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> und spielt dabei<br />
auf die Verflechtungen des Liberty-Konzerns<br />
mit diversen Programmanbietern<br />
an. John Malone ist sowohl Chairman<br />
von Liberty Media als auch von Liberty<br />
Global und sitzt im Vorstand von Discovery<br />
Communications. Zu Liberty Media<br />
zählt der US-Programmanbieter Liberty<br />
Starz mit insgesamt 16 Filmkanälen.<br />
Liberty Global verfügt durch die Tochter<br />
Chellomedia über 30 eigene TV-Sender<br />
sowie 16 Kooperationen mit Programmanbietern<br />
wie MGM oder CBS.<br />
Ablehnung wahrscheinlich<br />
Gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> betont<br />
Hege, dass die Kartellwächter in den<br />
vergangenen Jahren eine Reihe von<br />
Entscheidungen gefällt haben, die den<br />
Kabelmarkt betreffen, und dabei eine<br />
besondere Expertise auf diesem Gebiet<br />
erworben hätten. Die Expertise<br />
des Kartellamts äußerte sich in der<br />
Vergangenheit stets darin, eine weitere<br />
Konsolidierung des Kabelmarktes<br />
<strong>zu</strong> verhindern.<br />
Brancheninsider gehen davon aus, dass<br />
auch in diesem Fall die Entscheidung<br />
nicht anders ausfallen wird. Dafür<br />
spricht außerdem das eher ruhige Verhalten<br />
derjenigen, die beim Verkauf des<br />
Kabelnetzbetreibers an Liberty Global<br />
eventuell mit Nachteilen für ihre Position<br />
im jeweiligen Markt <strong>zu</strong> rechnen<br />
hätten. Im Vorfeld haben sich weder die<br />
Deutsche Telekom noch die Programmanbieter<br />
lautstark <strong>zu</strong> Wort gemeldet.<br />
Hin<strong>zu</strong> kommt, dass die Kartellwächter<br />
bei einer Genehmigung des Verkaufs<br />
eine Lawine lostreten würden, denn<br />
in diesem Fall könnte beispielsweise<br />
Kabel Deutschland wieder Morgenluft<br />
wittern und auf Shopping-Tour gehen.<br />
Kartellamtspräsident Andreas Mundt will sich gleich<br />
ans Werk machen und den Zusammenschluss zwischen<br />
Kabel BW und Liberty Global prüfen Bild: Bundeskartellamt<br />
Primacom oder Tele Columbus wären<br />
die Kandidaten. Diese drohende Konsolidierung<br />
widerspräche allerdings der<br />
bisherigen Haltung des Kartellamts.<br />
Neuer Besitzer CVC?<br />
Kartellamtspräsident Mundt will auf<br />
jeden Fall umgehend in die Prüfung<br />
einsteigen; angesichts der Vorzeichen<br />
dürfte sie jedoch nicht all<strong>zu</strong> lange dauern.<br />
Insider rechnen allerdings nicht<br />
mit einer Entscheidung vor dem Herbst,<br />
<strong>zu</strong>mal die Bonner eventuell weitere Unterlagen<br />
anfordern müssen, sollten die<br />
aus der vorläufigen Prüfung der EU-<br />
Kommission nicht ausreichend sein.<br />
EQT jedenfalls kann sich beruhigt <strong>zu</strong>rücklehnen.<br />
Ganz gleich, wie das Bundeskartellamt<br />
entscheiden wird, der<br />
Finanzinvestor wird 3,16 Milliarden<br />
Euro erhalten. Liberty Global wäre bei<br />
einer Ablehnung des Zusammenschlusses<br />
um 210 Millionen Euro ärmer, denn<br />
das ist die Differenz <strong>zu</strong>m überbotenen<br />
Angebot von CVC, die in diesem Fall<br />
von Liberty Global an EQT gezahlt<br />
werden müsste. Neuer Besitzer von<br />
Kabel BW wäre bei einer Ablehnung<br />
des Verkaufs an Liberty Global automatisch<br />
der Finanzinvestor CVC. Mit derlei<br />
Managern hat man im „Ländle“ ja gute<br />
Erfahrungen gemacht. MH
6 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Ausgewogener Rundfunk?<br />
Was aus den anfänglichen Motiven <strong>zu</strong>r Gründung des privaten Rundfunks heute geworden ist<br />
Nun, das kann man trotz Bemühen,<br />
einen ausgewogenen Rundfunk <strong>zu</strong> erkennen,<br />
nicht mehr unterstreichen.<br />
Wie kam es da<strong>zu</strong> und wie war das vor<br />
ungefähr 40 Jahren? Damals gab es<br />
immer wieder Private, die Rundfunk<br />
veranstalten wollten, aber dem wollte<br />
man nicht entsprechen. Mit dem Urteil<br />
des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG)<br />
vom 28. Februar 1961 verneinte man<br />
privaten Rundfunk, wobei <strong>zu</strong>r Begründung<br />
insbesondere eine angebliche Frequenzknappheit<br />
herhalten musste.<br />
Diese Frequenzknappheit stützte sich<br />
auf Aussagen der damaligen Deutschen<br />
Bundespost und welcher Richter hätte<br />
dagegen Argumente gehabt? Wie wir<br />
nunmehr alle wissen, stimmten die Aussagen<br />
der Deutschen Bundespost nicht,<br />
denn sonst wäre ein privater Rundfunk<br />
nicht möglich – von einer Frequenzvermehrung<br />
jedenfalls ist bis heute nichts<br />
bekannt. Auch der öffentlich-rechtliche<br />
Rundfunk tat das Seine da<strong>zu</strong>, indem er<br />
Frequenzen „bunkerte“, obwohl er sie<br />
nicht brauchte, also auch nicht nutzte.<br />
Parteifunk und Verschwendung<br />
Doch aus politischer Sicht kam <strong>zu</strong><br />
Beginn der 1970er Jahre parteiübergreifend<br />
der Gedanke auf, doch noch<br />
einmal <strong>zu</strong> überlegen, ob ein duales<br />
Rundfunksystem, gestützt auf lokaler,<br />
eventuell auch regionaler Ebene, für<br />
Ton- und Fernsehrundfunk unter Umständen<br />
doch etwas für sich hat. Immerhin<br />
hatten wir trotz der Aufsichtsgremien<br />
bei den öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunkanstalten länderspezifisch<br />
hier einen „Schwarzfunk“ und dort<br />
einen „Rotfunk“ – das aber störte jedenfalls<br />
immer die Gegenseite. Auch<br />
der verschwenderische Umgang mit<br />
den Rundfunkgebühren war den Parteien<br />
ein Dorn im Auge (natürlich nicht<br />
deren Verwaltungsräten bei den Sendern),<br />
denn sowohl Verwaltung als auch<br />
Technik gingen nicht sparsam mit den<br />
vorhandenen Mitteln um. Für ein zehnminütiges<br />
Statement kamen zwei Fahrzeuge,<br />
besetzt mit einem Interviewer,<br />
zwei Kameramännern und mindestens<br />
einem Beleuchter, angerollt. Obwohl ich<br />
dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk<br />
bis heute verbunden bin, stellt sich mir<br />
die Frage, was sich seither eigentlich<br />
verändert hat.<br />
Nicht unerwähnt aber darf bleiben, dass<br />
man auch den herrschenden regionalen<br />
Printmonopolen begegnen wollte, die<br />
die kleinen Verleger nach und nach aufkauften<br />
und damit die gewünschte Meinungsvielfalt<br />
unterliefen. Vielleicht war<br />
das sogar der ausschlaggebende Punkt.<br />
Ludwigshafener „Urknall“<br />
Die Parteien jedenfalls gründeten dann<br />
ihre Koordinierungsausschüsse für Medienpolitik,<br />
die unterschiedlich, bis <strong>zu</strong><br />
drei Jahren etwa, in vielen Sit<strong>zu</strong>ngen<br />
das Für und Wider in Richtung eines<br />
ausgewogenen Rundfunks erörtert haben.<br />
Immer wieder kam es auch zwischen<br />
den Parteien <strong>zu</strong> persönlichen<br />
Gesprächen – jedenfalls ging es noch<br />
anders <strong>zu</strong> als heute.<br />
Und so kam es dann am 1. Januar 1984<br />
<strong>zu</strong>m sogenannten „Urknall“ in Ludwigshafen<br />
und der private Rundfunk<br />
etablierte sich <strong>zu</strong>nehmend. Alle fanden<br />
es gut, dass man der Meinungspluralität<br />
im Bereich Information, Bildung und<br />
Über den Autor<br />
Bild: Bien<br />
Heinz-Jürgen Bien setzt sich ehrenamtlich<br />
schon seit rund 40 Jahren in verschiedenen<br />
Gremien – oft als Vorsitzender –<br />
für den Mittelstand ein. Für den Zentralverband<br />
der Deutschen Elektro- und<br />
Informationstechnischen Handwerke<br />
(ZVEH) war Bien über Jahrzehnte hinweg<br />
in verschiedenen Positionen tätig.<br />
Drei Jahre lang leitete er als Vorsitzender<br />
die Geschicke des Bundesverbands<br />
Privater Rundfunk, heute als VPRT<br />
bekannt. Derzeit ist Bien Vorsitzender<br />
des Arbeitskreises Rundfunk- und<br />
Gemeinschaftsanlagen (RGA) und Ehrenvorsitzender<br />
des Fachverbands für<br />
Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen<br />
(FRK). Eine Kontaktaufnahme ist möglich<br />
unter: h-j.bien@t-online.de oder<br />
bien@kabelverband-frk.de.<br />
Unterhaltung ein Stück näher gekommen<br />
war und ihr jetzt ein breiter Raum<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung stand. Die anfängliche<br />
Kompakt<br />
Einer statt neun Tuner<br />
Neues Label für HDMI<br />
Pay-TV-Markt wächst<br />
Auf der Cable Show in Chicago hat<br />
Broadcom eine neuartige 1-GHz-Full-<br />
Band-Capture-Tuning-Technologie<br />
(FBC) für hybride Kabelboxen und Docsis-3.0-SoC-Gateways<br />
vorgestellt. Der<br />
Chip-Hersteller verspricht einen um die<br />
Hälfte niedrigeren Energieverbrauch<br />
sowie schnellere Umschaltzeiten beim<br />
Kanalwechsel. Des Weiteren soll ein<br />
FBC-Tuner neun herkömmliche Empfangsteile<br />
ersetzen können. MH<br />
HDMI Licensing hat ein neues Label<br />
entwickelt, das <strong>zu</strong>künftig HDMI-lizenzierte<br />
Produkte zieren soll. Wer dieses<br />
Emblem nutzen will, muss allerdings<br />
Mitglied im sogenannten Associates<br />
Program werden. Die Mitgliedschaft<br />
kostet jährlich 3000 US-Dollar. HDMI<br />
Licensing will damit auch die Unternehmen<br />
an sich binden, die ihre Produkte<br />
über einen HDMI-lizenzierten<br />
Hersteller beziehen.<br />
MH<br />
Im ersten Quartal 2011 ist der globale<br />
Markt für Pay-TV in den Bereichen<br />
Abonnenten und Umsätze nach Analysen<br />
von ABI Research weiter gewachsen.<br />
Im Vergleich <strong>zu</strong>m Vorjahresquartal<br />
stiegen die Umsätze durch ein stetiges<br />
ARPU-Wachstum um 10 Prozent auf<br />
53 Milliarden US-Dollar. Bis Ende 2011<br />
sollen bis <strong>zu</strong> 218 Milliarden US-Dollar<br />
umgesetzt werden. Treiber sind laut ABI<br />
Digital-TV und HDTV.<br />
MH
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 7<br />
Ausnahme bildete das Land Hessen, das<br />
sich <strong>zu</strong>nächst ein wenig genierte, dann<br />
aber nachgab, als aus den Nachbarbundesländern<br />
der private Rundfunk bis<br />
nach Hessen einstrahlte.<br />
Ausgewogene Beset<strong>zu</strong>ng<br />
Auch privater Rundfunk muss organisiert<br />
werden, weshalb man sich hier<br />
und dort wenigstens einen Rundfunkreferenten<br />
aus den Staatskanzleien<br />
herbeiholte und die Landesmedienanstalten<br />
aufbaute – teilweise nunmehr<br />
mit einem Verwaltungsaufwand, wie<br />
ihn der öffentlich-rechtliche Rundfunk<br />
aufweist. Dort galt es dann, die Vorgaben<br />
der Politik um<strong>zu</strong>setzen. So sollten<br />
die privaten Sender auf Seiten ihrer<br />
Gesellschafter ausgewogen besetzt sein.<br />
Jeder durfte sich bewerben und wenn er<br />
geeignet war, dass heißt, wenn er einen<br />
guten Teil <strong>zu</strong>m Sendeinhalt beisteuern<br />
konnte, wurde ihm ein Anteil an einer<br />
Frequenz <strong>zu</strong>gesprochen.<br />
So kam es, dass ein Sender manchmal<br />
sogar zehn oder mehr Gesellschafter<br />
hatte. Der Printbereich sollte erst überhaupt<br />
nicht am privaten Rundfunk beteiligt<br />
sein. Nach heftigen Protesten und<br />
dem Vorwurf, dass ihm dann die Werbeeinnahmen<br />
verloren gingen, einigte<br />
man sich darauf, dass Verlage sich mit<br />
5 Prozent an privaten Rundfunksendern<br />
beteiligen dürfen.<br />
Mehr Programmauswahl, mehr Meinungsvielfalt – ob dieses Ziel durch die Einführung des privaten Rundfunks<br />
erreicht wurde, darf jeder für sich entscheiden<br />
Bild: SES/Astra<br />
Oligopole<br />
Wie sieht es aber heute letztlich aus? Im<br />
lokalen und regionalen Bereich halten<br />
die dort marktbeherrschenden Printmedien<br />
die Zügel fest in der Hand. Sie sind<br />
in der aus ihrer Sicht glücklichen Lage,<br />
ein Doppelmonopol besitzen <strong>zu</strong> dürfen.<br />
Auf bundesweiter Ebene sind es die Verleger<br />
Bertelsmann, die WAZ, Pearson,<br />
der einstige CLT-Großaktionär Groupe<br />
Bruxelles Lambert, die Axel Springer AG,<br />
Saban-Gesellschaften, Providence Equity<br />
Partners, Bain Capital Investors usw., die<br />
den privaten Rundfunk beherrschen.<br />
Von einer ausgewogenen Rundfunk-Meinungsvielfalt<br />
also keine Spur!<br />
Und es kommt noch schlimmer! Zum<br />
Beispiel ist die Providence Equity<br />
Partners Mehrheitsgesellschafter bei<br />
Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber:<br />
Kabel Deutschland (KD). Die<br />
Anteile erwarb sie <strong>zu</strong>sammen mit Apax<br />
Partners und Goldman Sachs Capital<br />
von der Deutschen Telekom. Privater<br />
Rundfunk und Netz sind also schon<br />
fest verflochten. Ob da die Kommission<br />
<strong>zu</strong>r Ermittlung der Konzentration im<br />
Medienbereich (KEK), das Bundeskartellamt<br />
und die Landesmedienanstalten<br />
noch den Überblick behalten können?<br />
Wohl nicht, denn sonst wäre so eine<br />
intensive, besonders auch durch ausländische<br />
Unternehmen gestärkte, Verbindung<br />
zwischen privaten Programmanbietern<br />
und Netz nicht <strong>zu</strong> Stande<br />
gekommen – oder doch?<br />
Wenn der Satellit zweimal klingelt<br />
Astra Broadband Services testet Sat-Internet-Anbindung Astra2Connect über Telefonleitungen<br />
Bei der Breitbandversorgung im ländlichen<br />
Raum geht Astra Broadband<br />
Services mit Astra2Connect neue Wege<br />
und nutzt für die letzte Meile die bestehende<br />
Telefonleitung. Der Vorteil für<br />
die Endverbraucher liegt auf der Hand:<br />
Für den Internet<strong>zu</strong>gang muss keine Sat-<br />
Schüssel installiert werden. Stattdessen<br />
wird ein Outdoor-DSLAM eingesetzt, der<br />
über eine Sende- und Empfangsantenne<br />
mit dem Satelliten kommuniziert. Der<br />
DSLAM ist wiederum am Kabelverzweiger<br />
angebunden.<br />
Der Vorteil für die Gemeinde: Der<br />
DSLAM und die notwendige Sat-Schüssel<br />
können als Breitbandinfrastruktur über<br />
die Fördermitteln aus der Breitbandstrategie<br />
der Bundesregierung subventioniert<br />
werden. Das kommt auch Astra<br />
Broadband Services entgegen, denn in<br />
vielen Fällen blieben die Fördertöpfe für<br />
das Unternehmen verschlossen, weil die<br />
eigene Satelliteninfrastruktur nicht als<br />
förderwürdig angesehen wurde. Mit der<br />
DSLAM-Lösung gewinnt Astra2Connect<br />
für Gemeinden an Attraktivität. Hin<strong>zu</strong><br />
kommt, dass sie später auch für eine<br />
Kabel- oder Glasfaseranbindung genutzt<br />
werden kann.<br />
Projekt im „Ländle“<br />
Zusammen mit dem Ministerium für<br />
Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz<br />
aus Baden-Württemberg<br />
sowie Nokia Siemens Networks und<br />
ND Satcom wird die DSLAM-Technologie<br />
erprobt. Die angeschlossenen Teilnehmer<br />
können über ein herkömmliches<br />
DSL-Modem mit Geschwindigkeiten zwischen<br />
2 und 6 MBit/s im Internet surfen.<br />
Dafür werden monatliche Gebühren erhoben.<br />
Ergebnisse aus diesem Projekt liegen<br />
noch nicht vor, es stößt aber beim Ministerium<br />
auf Anklang. „Mit der neuen<br />
Technologie von SES/Astra profitieren<br />
Gemeinden in den weißen Flecken von<br />
geringen Kosten für den Aufbau der Infrastruktur,<br />
die sogar über verschiedene<br />
Fördergelder subventioniert werden<br />
kann“, sagt Michael Reiss, Stellvertretender<br />
Referatsleiter im Ministerium für<br />
Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz<br />
Baden-Württemberg.<br />
Ob sich weitere Gemeinden für diese<br />
Breitbandanbindung interessieren, wird<br />
die Zukunft zeigen.<br />
MH
8 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Wachsen durchs Internet<br />
McKinsey-Studie ermittelt für 13 Länder Einfluss des Internets auf Wachstum, Arbeit und Wohlstand<br />
Das Internet verändert die Welt: Wir<br />
kaufen online ein, tauschen online<br />
Nachrichten aus und sehen online fern.<br />
Den Einfluss des Internets auf die Volkswirtschaften<br />
einzelner Länder hat nun<br />
eine Studie von McKinsey untersucht,<br />
und wie könnte es anders sein: Deutschland<br />
kommt nicht all<strong>zu</strong> gut dabei weg.<br />
Web-Konzerne und Internetinnovationen<br />
kommen aus anderen Ländern.<br />
Die Analysten von McKinsey haben<br />
13 Länder unter die Lupe genommen<br />
und sich die ökonomischen Effekte auf<br />
Wachstum, Arbeit und Wohlstand angeschaut.<br />
In hoch entwickelten Volkswirtschaften<br />
ermitteln sie im Zeitraum<br />
von 2004 bis 2009 ein durchs Internet<br />
erzeugtes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) um durchschnittlich 21<br />
Prozent. Schweden kommt sogar auf<br />
einen Zuwachs von 33 Prozent. Bei den<br />
sogenannten BRIC-Ländern Brasilien, Indien<br />
und China liegt der Wert nur bei<br />
3 Prozent.<br />
Anteil am BIP<br />
Mittelständische und kleinere Unternehmen<br />
mit umfangreichen Aktivitäten<br />
im Internet sind laut der Studie doppelt<br />
so schnell gewachsen wie die, die das<br />
World Wide Web mehr oder weniger<br />
links liegen ließen. Dieses Wachstum<br />
wirkt sich laut der Studie auch auf<br />
den Arbeitsmarkt aus. Die aktiven Unternehmen<br />
haben nach Angaben von<br />
McKinsey doppelt so viele Arbeitsplätze<br />
geschaffen wie die passiven. Für jeden<br />
Arbeitsplatz, der weggefallen ist, wurden<br />
statistisch gesehen 2,6 neue durch<br />
das Internet geschaffen. Der Anteil der<br />
Internetwirtschaft am BIP macht im<br />
Schnitt 3,3 Prozent aus, in Deutschland<br />
liegt er mit 3,2 Prozent leicht darunter.<br />
Das entspricht einer Wertschöpfung<br />
von knapp 77 Millionen Euro für das<br />
Jahr 2009. Dieser Anteil ist jedoch<br />
nicht direkt den Internetunternehmen<br />
<strong>zu</strong><strong>zu</strong>rechnen. Er entsteht eher in den<br />
herkömmlichen Industriezweigen <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel durch Steigerung der Produktivität.<br />
Würde man das Internet als eigenständige<br />
Branche im BIP betrachten,<br />
wäre ihr Anteil 2009 höher gewesen als<br />
der für Land- und Forstwirtschaft (0,8<br />
Prozent am BIP) und knapp unter dem<br />
des Baugewerbes (4,6 Prozent).<br />
Im unteren Drittel<br />
Schlimmer sieht es bei der von McKinsey<br />
erstellten Rangliste <strong>zu</strong>m Einfluss der<br />
einzelnen Länder auf die globale Internetwirtschaft<br />
aus. Deutschland positioniert<br />
sich im unteren Drittel der Liste.<br />
Schweden<br />
Großbritannien<br />
Südkorea<br />
Japan<br />
USA<br />
Deutschland<br />
Indien<br />
Frankreich<br />
Kanada<br />
China<br />
Italien<br />
Brasilien<br />
Russland<br />
Keine Überraschung: Die USA sind die<br />
Nummer 1. Von den weltweiten Umsätzen,<br />
die die 250 größten internetbezogenen<br />
Unternehmen erwirtschaften,<br />
fallen 35 Prozent auf die USA <strong>zu</strong>rück,<br />
20 Prozent gehen an das zweitplatzierte<br />
Japan. Berücksichtig man auch Aspekte<br />
wie Innovationsfähigkeit und Wachstum,<br />
schieben sich die Schweden auf<br />
den zweiten Platz.<br />
Deutschland kommt bei diesem Vergleich<br />
auf den neunten Rang. Vor uns<br />
liegen Länder wie China, Indien, Frankreich<br />
oder Großbritannien. Deutsche<br />
Web-Konzerne, die den Takt angeben,<br />
sucht man vergebens. Google, Amazon<br />
und Co. sind fest in amerikanischer<br />
Hand. Die besten Zukunftschancen<br />
räumt McKinsey Schweden, den USA<br />
und Großbritannien ein. Sehen wir’s<br />
positiv: Da ist noch jede Menge Luft<br />
nach oben. MH<br />
Anteil der Internetwirtschaft am BIP 2009<br />
6,3 %<br />
5,4 %<br />
4,6 %<br />
4,0 %<br />
3,8 %<br />
3,2 %<br />
3,2 %<br />
3,2 %<br />
2,7 %<br />
2,6 %<br />
1,7 %<br />
1,5 %<br />
0,8 %<br />
0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % 7 % 8 %<br />
Quelle: McKinsey, 2011<br />
Kompakt<br />
Receiver-Umsätze sinken<br />
Die Größe macht’s<br />
Verband will IP-Office<br />
Nach Angaben von Infonetics Research<br />
hält der Umsatzrückgang auf dem globalen<br />
Receiver-Markt weiter an. Im ersten<br />
Quartal 2011 sanken die Umsätze<br />
um 10,2 Prozent auf 3,1 Milliarden<br />
US-Dollar. Bei Kabelboxen wurde ein<br />
Rückgang von 12,9 Prozent verzeichnet.<br />
Ferner fielen auch die Umsätze für<br />
IPTV-Boxen um 11,7 Prozent, da die<br />
Nachfrage nach IPTV-Diensten hinter<br />
den Erwartungen <strong>zu</strong>rückblieb. MH<br />
Neue Ausstattungsmerkmale wie 3D-<br />
Fähigkeit, Internet<strong>zu</strong>gang oder LED-Hintergrundbeleuchtung<br />
erweisen sich laut<br />
Displaysearch nicht als die erhofften<br />
Treiber für den Neukauf eines Fernsehers.<br />
Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens<br />
werden immer<br />
noch aus den bekannten Gründen neue<br />
TV-Geräte gekauft: Die Verbraucher<br />
wollen entweder einen flachen oder<br />
einen größeren Fernseher haben. MH<br />
Der Markenverband fordert ein Intellectual<br />
Property Office für den Schutz gegen<br />
Produkt- und Markenpiraterie. Die<br />
EU-Behörde könne durch eine Kompetenzerweiterung<br />
des Harmonisierungsamtes<br />
für den Binnenmarkt (HABM)<br />
erreicht werden, in das bereits das<br />
European Observatory on Counterfeiting<br />
and Piracy eingegliedert wurde.<br />
Das IP-Office soll aber auch Zoll und<br />
Polizei unterstützen.<br />
MH
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 9<br />
Ausgewählte Patentneuveröffentlichungen<br />
Titel Anmelder Erfinder VN 1 VD 2<br />
Informationsbearbeitungssystem<br />
Sony<br />
Kunii, Koji, JP; Takase, Masaki,<br />
JP; Shimi<strong>zu</strong>, Hiroyuki, JP<br />
EP 000 001 237 368 B1 15. 06. 2011<br />
Mobile TV-Kanal- und Dienst<strong>zu</strong>gangsfilterung<br />
Nokia Rabina, Ossi, FI; Hyysalo Petri, FI EP 000 001 943 836 A4 15. 06. 2011<br />
Verfahren und Vorrichtung <strong>zu</strong>r Anzeige<br />
formatierter Fernsehprogrammführer-Daten<br />
Stoneroos Holding<br />
Vis, Sander Joost, NL; Dijk van,<br />
Erik, NL; Kaptein van, Annelies<br />
Josephine, NL<br />
EP 000 002 334 062 A2 15. 06. 2011<br />
Verfahren und System <strong>zu</strong>m Senden und<br />
Empfangen von Informationen über<br />
digitale Satelliten-Radioprogramme für<br />
mehrere Kanäle<br />
Delphi Tech<br />
Walker, Glenn A., US; Hiatt Jr,<br />
Michael L., US<br />
EP 000 001 883 173 A3 15. 06. 2011<br />
Bereitstellung von Steuerwörtern an<br />
einen Empfänger<br />
Irdeto<br />
Westerveld, Egbert, NL; Dekker,<br />
Gerard Johann, NL<br />
EP 000 002 334 071 A2 15. 06. 2011<br />
Vom Zuschauer personalisierter Rundfunk<br />
sowie System und Verfahren <strong>zu</strong>r<br />
Datenkanalinhaltsbereitstellung<br />
NBC Universal Media<br />
Ng, Sheau, US; Gopalakrishnan,<br />
Nagarajan, IN<br />
EP 000 002 334 074 A1 15. 06. 2011<br />
Systeme und Verfahren <strong>zu</strong>r Steuerung<br />
der von einem TV-Empfänger bereitgestellten<br />
Funktion einer Benutzerschnittstelle<br />
Echostar Technologies<br />
White, James Matthew, US;<br />
Taxier, Karen Michelle, US;<br />
Vanduyn, Luke, US; Rudolph,<br />
Daniel L., US u. a.<br />
EP 000 002 329 643 A1 08. 06. 2011<br />
Verfahren und Vorrichtung <strong>zu</strong>r Minderung<br />
des Leistungsverbrauchs in einem<br />
DLNA-Netzwerk<br />
Samsung<br />
Lee, Young-Kow, KR; Hwang,<br />
Tae-Hwan, KR<br />
EP 000 002 330 750 A1 08. 06. 2011<br />
Zugriffskontrolle auf einen digitalen<br />
Inhalt<br />
France Telecom<br />
Guionnet, Chantal, FR; Fevrier,<br />
Pierre, FR<br />
EP 000 002 328 316 A1 01. 06. 2011<br />
Verfahren <strong>zu</strong>m Verarbeiten eines Multimodus-Dienst-Broadcast-Signals<br />
und<br />
digitaler Fernsehempfänger damit<br />
LG Electronics Ha, Kwang Hee, KR EP 000 002 327 207 A1 01. 06. 2011<br />
Verfahren und System <strong>zu</strong>r Anpassung<br />
der Frequenzrückkopplung in digitalen<br />
Empfängern<br />
Broadcom<br />
Ibrahim, Brima B., US; Jensen,<br />
Henrik T., US<br />
EP 000 001 653 616 A3 01. 06. 2011<br />
Dynamische Umschaltung zwischen<br />
digitalen TV-Diensten<br />
Koninkl Philips Vlot, Marnix C., NL EP 000 002 327 205 A1 01. 06. 2011<br />
Verfahren und System <strong>zu</strong>r interaktiven<br />
Programmführung<br />
United Video Properties<br />
Lemmons, Thomas R., US;<br />
Allison, Donald W., US;<br />
Henshaw, Jerry D., US;<br />
Marshall, Connie T., US<br />
EP 000 002 276 242 A3 01. 06. 2011<br />
Home Entertainment Anlage mit<br />
Stromsparfunktion<br />
Triax Austria Herschmann, Harald, AT EP 000 002 309 734 A1 26. 05. 2011<br />
Zugang auf Rundfunkmedien<br />
BSkyB<br />
Lavender, Benjamin, GB;<br />
Prakash, Priya, GB;<br />
Lee, Jae, GB;<br />
Ageh, Tony, GB<br />
EP 000 002 309 742 A3 26. 05. 2011<br />
Kombination eines Videokassettenrekorderindex<br />
mit einer elektronischen<br />
Programmführung<br />
Gemstar<br />
Lueng, Elsie Y., US;<br />
Yuen, Henry C., US;<br />
Mankovitz, Roy, US;<br />
Kwoh, Daniel S., US<br />
EP 000 002 309 733 A1 26. 05. 2011<br />
Verfahren <strong>zu</strong>r Einstellung einer Fernbedienung<br />
und Fernbedienung damit<br />
Samsung<br />
Yum, Duck-ki, KR;<br />
Han, Baik-hee, KR;<br />
Lee, Cheon-seong, KR<br />
EP 000 002 309 724 A1 26. 05. 2011<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
¹ Veröffentlichungsnummer, ² Veröffentlichungsdatum
10 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Breitband wirklich für alle?<br />
Opposition will weitere Regelungen für den Breitbandausbau – Regierung sieht sich auf gutem Weg<br />
Fortset<strong>zu</strong>ng von Seite 1<br />
Das sieht die Regierung natürlich anders.<br />
Nach ihren Zahlen liegt die Abdeckung<br />
mit 1 MBit/s bei 98,5 Prozent. In absoluten<br />
Zahlen sind das 1,4 Millionen Haushalte<br />
mehr als vor dem Start der Breitbandstrategie<br />
der Regierung, die mindestens<br />
über eine Leitung von 1 MBit/s<br />
verfügen. „Wir haben unser Versprechen<br />
eingelöst“, erklärt Claudia Bögel, Beauftragte<br />
für den Mittelstand sowie für<br />
Postpolitik und IT-Kommunikation der<br />
FDP-Bundestagsfraktion.<br />
Die Deutsche Telekom spricht von einer<br />
Abdeckung von 91,3 Prozent. „Selbst<br />
wenn durch alternative Anbieter einige<br />
Prozente da<strong>zu</strong>kämen – bei 98,5 Prozent<br />
dürfte man am Ende keineswegs landen,<br />
da die Versorgungsgebiete doch<br />
ganz überwiegend identisch sind“, hält<br />
jedoch Dörmann dagegen. Ihm scheint<br />
ein Versorgungsgrad von geschätzten 95<br />
Prozent wahrscheinlicher.<br />
Der LTE-Ausbau läuft zwar auf Hochtouren, aber die<br />
Opposition wirft der Regierung im Breitbandausbau<br />
ein <strong>zu</strong> zögerliches Verhalten vor Bild: Deutsche Telekom<br />
Aussagekraft<br />
Dabei gilt es <strong>zu</strong> bedenken, dass 1 MBit/s<br />
nicht gerade viel ist. „Ein Youtube-Video<br />
kann damit nur mit Ruckelbild angesehen<br />
werden“, erklärt Tabea Rößner,<br />
medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion<br />
von Bündnis 90/Die Grünen,<br />
„die Bundesregierung unter<strong>nimmt</strong><br />
hier <strong>zu</strong> wenig: Der ländliche Raum hängt<br />
bei einer Basisversorgung ans Netz hinterher.“<br />
Wie aussagekräftig die Daten<br />
des Breitbandatlasses sind, ist ohnehin<br />
schwer <strong>zu</strong> sagen. Bei der Datenerfassung<br />
handelt es sich um freiwillige Angaben<br />
von Unternehmen. Es wird <strong>zu</strong>dem<br />
nicht unterschieden, ob die angegebenen<br />
Bandbreiten tatsächlich in der Praxis<br />
erreicht werden oder ob es sich um theoretische<br />
Werte handelt. „Niemand – auch<br />
die Bundesregierung nicht – hat wirklich<br />
präzise Daten“, meint Dörmann.<br />
VDSL-Qualität<br />
Auch das Ziel für 2014 sieht die Opposition<br />
in Gefahr. Die VDSL-Qualität<br />
von 50 MBit/s wird in den versorgten<br />
Gebieten nur im optimalen Fall erreicht.<br />
„Oft bleibt man auch darunter“, erklärt<br />
Dörmann. Zwar können Kabelnetzbetreiber<br />
höhere Bandbreiten <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
stellen, jedoch decken sich ihre<br />
Versorgungsgebiete weitestgehend mit<br />
denen der Telekom. Laut Dörmann erreichen<br />
die Kabelnetzbetreiber rund 60<br />
Prozent der deutschen Haushalte. „Zwischen<br />
60 und 75 Prozent klafft bislang<br />
noch eine deutliche Lücke“, resümiert<br />
der SPD-Politiker.<br />
In Deutschland besitzen derzeit 1 Prozent<br />
der Haushalte Internetanschlüsse<br />
mit einer Bandbreite von 50 MBit/s. In<br />
Südkorea surfen 42 Prozent mit dieser<br />
Geschwindigkeit im World Wide Web, in<br />
Schweden sind es 25 Prozent, die sogar<br />
über 70 MBit/s verfügen. „So fehlt dem<br />
Hightech-Land Deutschland die schnelle<br />
Datenautobahn, die wir brauchen“, zieht<br />
Rößner ihr Fazit.<br />
KfW-Sonderprogramm<br />
Bis 2018 rechnet das Bundeswirtschaftsministerium<br />
mit Investitionen in Höhe<br />
von 50 Milliarden Euro für den Breitbandausbau.<br />
Union und Liberale sehen<br />
sich auf dem richtigen Weg. Die Grünen<br />
hingegen kritisieren die Verteilung der<br />
Fördermittel. „Beispielsweise hat Brandenburg<br />
in den letzten Jahren keinen<br />
Cent genutzt, obwohl dort viele Gemeinden<br />
kein Breitband haben“, nennt<br />
Rößner ein Ergebnis einer Anfrage der<br />
Grünen im Bundestag.<br />
Dörmann plädiert für eine Aufstockung<br />
der Förderprogramme. „Wir brauchen<br />
<strong>zu</strong>dem ein konsequentes KfW-Sonderprogramm<br />
Breitbandausbau, das sowohl<br />
für Unternehmen als auch für Kommunen<br />
eine Initialzündung sein könnte“,<br />
ergänzt der Sozialdemokrat. Mit diesem<br />
Sonderprogramm sollen <strong>zu</strong>sätzliche<br />
Breitbandinvestitionen von Kommunen<br />
oder kommunalen Unternehmen in Höhe<br />
von bis <strong>zu</strong> 1 Milliarde Euro angestoßen<br />
werden. Insbesondere fasst er<br />
<strong>zu</strong>sätzliche gesetzliche Regelungen ins<br />
Auge, um einheitliche und bessere Rahmenbedingungen<br />
<strong>zu</strong> schaffen, etwa für<br />
die Verlegung von Leerrohren und den<br />
Anschluss von Gebäuden.<br />
Kritik an TKG-Novelle<br />
Daher ist es kein Wunder, dass der Opposition<br />
die Novelle des Telekommunikationsgesetzes<br />
(TKG) nicht weit genug<br />
geht. Sie würde lediglich die Vorgaben<br />
der EU umsetzen und keine weiterführenden<br />
Konzepte <strong>zu</strong>m Breitbandausbau<br />
bieten, so der Tenor. „Dieser Gesetzentwurf<br />
ist kein großer Wurf, sondern in<br />
weiten Teilen eher ein Dokument verpasster<br />
Chancen“, kritisierte Dörmann<br />
die Novelle im Bundestag. Als Beispiel<br />
nennt er das Thema Netzneutralität. Das<br />
Wort selbst kommt im Gesetzesentwurf<br />
nicht vor. „Der bloße Hinweis auf Transparenzvorschriften<br />
reicht bei Weitem<br />
nicht aus“, so Dörmann.<br />
Die Grünen kritisieren, dass es dem<br />
Entwurf an Verpflichtungen für die TK-<br />
Unternehmen fehle, da Deutschland im<br />
EU-Vergleich keineswegs einen Spitzenplatz<br />
bei der Breitbandversorgung belege.<br />
„Offenbar regelt der Markt das<br />
Vermarktete Bandbreiten<br />
12,9 %<br />
12,8 %<br />
4,3 %<br />
26 %<br />
0,2 %<br />
43,8 %<br />
von 144 kBit/s bis unter 2 MBit/s<br />
genau 2 MBit/s<br />
von 2 MBit/s bis unter 10 MBit/s<br />
von 10 MBit/s bis unter 30 MBit/s<br />
von 30 MBit/s bis unter 100 MBit/s<br />
100 MBit/s und mehr<br />
Quelle: Jahresbericht 2010 der Bundesnetzagentur
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 11<br />
FDP-Medienexpertin Claudia Bögel will beim<br />
Breitbandausbau nicht einseitig nur auf Glasfaser<br />
setzen<br />
Bild: FDP<br />
Problem nicht allein“, resümiert Grünen-<br />
Medienexpertin Rößner und spricht sich<br />
<strong>zu</strong>mindest für die weitere Gesetzesanpassungen<br />
aus.<br />
Der Funke zwischen Opposition und<br />
Regierung einerseits sowie Politik und<br />
Industrie andererseits entzündet sich<br />
aber am Universaldienst, mit dem die<br />
SPD eine Breitbandgrundversorgung auf<br />
gesetzliche Beine stellen will. Der Universaldienst<br />
soll dann greifen, wenn der<br />
Markt beim Breitbandausbau versagt.<br />
„Zudem soll sich dieser Dienst europarechtskonform<br />
an der Bandbreite orientieren,<br />
die derzeit von der Mehrheit der<br />
tatsächlichen Nutzer verwendet wird“,<br />
ergänzt Dörmann.<br />
2001 1,9<br />
2002 3,2<br />
2003 4,4<br />
2004 6,8<br />
2005 10,5<br />
2006 14,4<br />
2007 18,5<br />
2008 20,9<br />
2009 22,4<br />
2010 23,0<br />
0<br />
Universaldienst<br />
Nach Angaben der Bundesnetzagentur<br />
(BNetzA) sind dies Bandbreiten zwischen<br />
2 und 6 MBit/s. Die SPD will eine Bandbreite<br />
in dieser Spanne gesetzlich im<br />
TKG verankern. Diese soll <strong>zu</strong>m 1. Januar<br />
2013 als Universaldienst per Gesetz festgelegt<br />
werden.<br />
In einem Positionspapier wollen CDU<br />
und CSU jedoch die Bandbreite für einen<br />
Universaldienst auf 16 MBit/s im TKG<br />
verankern. „Es ist offenkundig, dass sich<br />
die Wirtschaftspolitiker der Union nicht<br />
einmal mit den rechtlichen Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
für ihre Vorschläge auseinandergesetzt<br />
haben“, kritisierte Dörmann das<br />
Positionspapier im Bundestag.<br />
Allerdings stoßen die Überlegungen <strong>zu</strong><br />
einem Universaldienst für den Breitbandausbau<br />
auf weitgehende Ablehnung<br />
in der Industrie. Der Deutsche Industrieund<br />
Handelskammertag (DIHK) sieht in<br />
den Universaldienstverpflichtungen aus<br />
dem CDU/CSU-Papier eine „zwangsweise<br />
Verlegung von Glasfaserleitungen bis in<br />
jedes Haus beziehungsweise jede Wohnung“,<br />
wie es in einer Stellungnahme des<br />
DIHK heißt.<br />
Industrie lehnt ab<br />
Eine solche Glasfaser-Universaldienstverpflichtung<br />
verkenne laut DIHK die<br />
technischen und ökonomischen Realitäten.<br />
„Allein die Ankündigung einer<br />
solchen Verpflichtung würde eigene Initiativen<br />
der Kommunalverantwortlichen<br />
<strong>zu</strong>m stufenweisen Breitbandausbau sofort<br />
<strong>zu</strong>m Erliegen bringen“, fürchtet<br />
der Industrie- und Handelskammertag.<br />
Gleichzeitig fielen für die Anbieter kleinerer<br />
Lösungen und alternativer Technologien<br />
Anreize für ein Engagement<br />
beim Breitbandausbau weg, weil ihre<br />
Investitionen in absehbarer Zeit entwertet<br />
wären. Der DIHK bittet die Regierung<br />
um Überarbeitung oder Streichung<br />
der Universaldienstverpflichtungen. Ins<br />
Breitbandanschlüsse in Deutschland in Mio.<br />
5<br />
DSL Sonstige<br />
10<br />
15<br />
20<br />
0,03<br />
0,08<br />
0,1<br />
0,2<br />
0,3<br />
0,6<br />
1,2<br />
1,8<br />
2,6<br />
3,2<br />
25<br />
Quelle: Jahresbericht 2010 der Bundesnetzagentur<br />
30<br />
SPD-Politiker Martin Dörmann fordert weitere gesetzliche<br />
Regelungen, um den Breitbandausbau besser<br />
fördern <strong>zu</strong> können<br />
Bild: SPD<br />
gleiche Horn blasen etliche TK-Verbände<br />
sowie die Anga. Bei der Eröffnung<br />
der Anga Cable Anfang Mai sprach<br />
sich Verbandspräsident Thomas Braun<br />
gegen die Einführung eines Universaldienstes<br />
für den Breitbandausbau<br />
aus. An gleicher Stelle äußerte auch<br />
BNetzA-Präsident Matthias Kurth seine<br />
Bedenken. Ein Universaldienst könne<br />
den Markt negativ beeinflussen, sagte<br />
Kurth in Köln. Schlechte Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
für das Vorhaben der Regierung<br />
und den Antrag der SPD <strong>zu</strong>r Einführung<br />
eines Universaldienstes.<br />
Gemeinsamkeiten<br />
In anderen Punkten liegen Opposition<br />
und Regierung gar nicht weit auseinander.<br />
Die SPD fordert beispielsweise<br />
eine Erweiterung des Netz<strong>zu</strong>gangs<br />
auf passive Infrastrukturen. Das will<br />
auch FDP-Politikerin Bögel. „Auf diese<br />
Weise können Kosten gesenkt und ein<br />
maximaler volkswirtschaftlicher Nutzen<br />
gezogen werden“, erklärt Bögel gegenüber<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>. Auch in Sachen<br />
Technologiemix ist man sich einig. Bögel<br />
will nicht einseitig auf Glasfaser setzen.<br />
„Da<strong>zu</strong> gehören neben dem Ausbau des<br />
Festnetzes auch das Fernsehkabel und<br />
schnelle mobile Funktechnologien“, sagt<br />
die FDP-Politikerin.<br />
Die Hoffnung des ländlichen Raumes<br />
liegt auf der LTE-Technologie. Der Ausbau<br />
geht laut Dörmann zügig voran.<br />
„Aus der Branche höre ich die Einschät<strong>zu</strong>ng,<br />
dass der Ausbau bis Anfang<br />
2013 abgeschlossen sein könnte“, so<br />
der SPD-Politiker. Konkrete Zahlen, die<br />
auch den 2009 erstellten Infrastrukturatlas<br />
vervollständigen könnten, werden<br />
mit dem zweiten Monitoring-Bericht des<br />
Bundeswirtschaftsministeriums erwartet,<br />
der im Sommer vorliegen dürfte. MH
12 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Des Nachbarn Kabel<br />
Warum die Regulierung der belgischen Kabelnetzbetreiber auch in Deutschland Schule machen könnte<br />
Manchmal lohnt es sich, über den Tellerrand<br />
<strong>zu</strong> schauen, denn was sich gerade<br />
im Kabelmarkt unseres Nachbarn<br />
Belgien abspielt, könnte Schule machen<br />
und dürfte den hiesigen Kabelnetzbetreibern<br />
überhaupt nicht gefallen. Dort<br />
werden den Kabelgesellschaften die regulatorischen<br />
Zügel angelegt.<br />
Die belgische Regulierungsbehörde<br />
BIPT hat nach Abstimmung mit den<br />
Landesmedienanstalten VRM, CSA<br />
und Medienrat sowie mit Genehmigung<br />
durch den Wettbewerbsrat eine<br />
Marktanalyse des belgischen Kabelnetzmarktes<br />
vorgenommen und <strong>zu</strong>r<br />
europäischen Konsultation gestellt. Die<br />
diesbezügliche nationale Konsultation<br />
wurde bereits im Dezember 2010 eröffnet<br />
und im Laufe des ersten Quartals<br />
2011 abgeschlossen.<br />
Der Wettbewerbsrat ging dabei hinsichtlich<br />
der Marktanalyse sowie der<br />
Festlegungen der geografischen und<br />
sachlichen Märkte mit den Entscheidungen<br />
der Regulierungsbehörde konform.<br />
Im Mai ist nun seitens der Regulierungsbehörde<br />
im Zuge des Artikel-<br />
7-Verfahrens der Entwurf einer Regulierungsverfügung<br />
der EU-Kommission<br />
übermittelt worden.<br />
Marktanalyse<br />
Auf dem belgischen Markt sind die<br />
fünf Kabelgesellschaften Telenet,<br />
Brutélé, Numéricable, Tecteo und AIESH<br />
vertreten, wobei die geografische Unterteilung<br />
des Marktes dem jeweiligen<br />
regionalen Verbreitungsgebiet der Kabelgesellschaft<br />
entspricht, die <strong>zu</strong>dem<br />
die unterschiedlichen Sprachgemeinschaften<br />
der jeweiligen Regionen adressieren.<br />
Die Regulierungsverfügung<br />
basiert auf den Beschlussentwürfen <strong>zu</strong>r<br />
Marktregulierung der Kabelnetzbetreiber,<br />
nach der alle Unternehmen als<br />
marktbeherrschend in ihren jeweiligen<br />
Verbreitungsgebieten qualifiziert und<br />
mit der Auflage einer Ex-ante-Regulierung<br />
versehen wurden.<br />
Laut der Marktanalyse liegt der Marktanteil<br />
jeder der fünf Kabelnetzbetreiber<br />
zwischen 70 und 90 Prozent.<br />
Der Marktanteil ihres größten Wettbewerbers,<br />
des belgischen Incumbent<br />
Belgacom, erreicht in den jeweiligen<br />
Verbreitungsgebieten maximal einen<br />
Marktanteil von 30 Prozent. Kleinere<br />
Anbieter machen bis <strong>zu</strong> 5 Prozent des<br />
Marktes aus. Die Kabelgesellschaften<br />
verfügen über einen analogen Kundenstamm,<br />
sodass sie mehr Kunden besitzen<br />
als die Belgacom. Hin<strong>zu</strong> kommt,<br />
dass trotz des Markteintritts des Incumbents<br />
die Preise weiter gestiegen sind.<br />
Der belgische Markt ist dadurch gekennzeichnet,<br />
dass die vier großen<br />
Kabelnetzanbieter Telenet, Brutélé,<br />
Numéricable und Tecteo über Triple-<br />
Play-Angebote verfügen. Belgacom offeriert<br />
seit 2005 auf dem gesamten belgischen<br />
Markt ebenfalls diese Dienste<br />
und ist daher von den nun vorgeschlagenen<br />
Abhilfemaßnahmen ausgenommen.<br />
Die vier Kabelgesellschaften sind<br />
verpflichtet, Dritten sowohl den Zugang<br />
<strong>zu</strong>r digitalen TV-Plattform <strong>zu</strong> ermöglichen<br />
als auch ein Resale Broadband<br />
Internet Offer vor<strong>zu</strong>legen. Sie unterliegen<br />
außerdem einer Preiskontrolle.<br />
Alle Abhilfemaßnahmen müssen dabei<br />
dem Grundsatz der Nichtdiskriminierung<br />
entsprechen und sollen <strong>zu</strong>dem<br />
die Unternehmen <strong>zu</strong>r Veröffentlichung<br />
eines Standardangebots verpflichten.<br />
Naturgemäß findet die Entscheidung<br />
bei den betroffenen Kabelgesellschaften<br />
keine Zustimmung. Es stellt sich<br />
nun die Frage, was die Entscheidung<br />
in Belgien gegebenenfalls für den deutschen<br />
Markt bedeuten könnte.<br />
Keine Sicherheit<br />
Die gegenwärtige Entwicklung im Markt<br />
für Breitbandanschlüsse im Festnetz<br />
(DSL, FTTx oder Kabel) und die damit<br />
einhergehenden konvergenten Triple-<br />
Play-Angebote sowie die in den vergangenen<br />
zwei Jahren signifikante Erhöhung<br />
des Marktanteils von Kabel<br />
Baden-Württemberg, Unitymedia und<br />
Kabel Deutschland lässt die Stimmen<br />
lauter werden, die sich offen für eine<br />
Einbeziehung der Kabelnetzbetreiber in<br />
das Regulierungsregime aussprechen.<br />
Die Bereitschaft, dem <strong>zu</strong> folgen, ist im<br />
ordnungspolitischen Raum noch nicht<br />
sehr groß. Dennoch dürfen sich die<br />
Kabelnetzbetreiber nicht in Sicherheit<br />
wiegen, da es einige Aspekte <strong>zu</strong> berücksichtigen<br />
gilt, die hier <strong>zu</strong> einem Umdenken<br />
führen können.<br />
Ein solches Umdenken könnte einsetzen,<br />
wenn die Kabelnetzbetreiber beispielsweise<br />
weiterhin ihre Marktanteile<br />
signifikant erhöhen. Darüber hinaus ist<br />
zwar die Möglichkeit einer Regionalisierung<br />
der Regulierung augenblicklich<br />
in Deutschland vom Tisch, innerhalb<br />
Über den Autor<br />
Matthias Ehrler ist Principal bei der<br />
SBR Juconomy Consulting AG Düsseldorf<br />
und beschäftigt sich schwerpunktmäßig<br />
mit der strategischen,<br />
ökonomischen, technischen und regulatorischen<br />
Beratung von Unternehmen,<br />
Kommunen und Institutionen<br />
im Hinblick auf die NGN/NGA-Migration<br />
sowie mit dem Ausbau breitbandiger,<br />
insbesondere glasfaserbasierter<br />
Netze.<br />
Kontakt:<br />
SBR Juconomy Consulting AG<br />
Nordstraße 116<br />
D-40477 Düsseldorf<br />
E-Mail: ehrler@sbr-net.com<br />
Tel: +49 211 68 78 88 0<br />
Bild: SBR<br />
Europas hat sie aber durchaus einige<br />
Befürworter. Ein weiterer Punkt, der<br />
sich für die Kabelnetzbetreiber wie<br />
ein Bumerang anfühlen könnte, darf<br />
nicht übersehen werden. Es könnte <strong>zu</strong><br />
einer Stagnation oder sogar <strong>zu</strong> einem<br />
Stillstand des breitbandpolitisch favorisierten<br />
Ausbaus hochleistungsfähiger,<br />
flächendeckender und glasfaserbasierter<br />
Anschlussnetze kommen, wenn sich<br />
aufgrund des starken Preisverfalls, für<br />
den die Kabelnetzbetreiber wesentlich<br />
mitverantwortlich sind, Investitionen<br />
für die Unternehmen nicht mehr lohnen.<br />
In einem solchen Fall wäre eine Fortschreibung<br />
der Entscheidung aus Belgien<br />
in anderen europäischen Ländern<br />
durchaus denkbar. Fest steht auf jeden<br />
Fall, dass die belgische Entscheidung<br />
<strong>zu</strong>mindest Signalwirkung hat und im<br />
wettbewerblichen und ordnungspolitischen<br />
Bereich mittelfristig <strong>zu</strong> größeren<br />
Diskussionen führen wird.
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 13<br />
Keine Jugend vorm TV?<br />
Mediennut<strong>zu</strong>ng Jugendlicher ändert sich, aber das <strong>Fernsehen</strong> besitzt weiterhin hohen Stellenwert<br />
Dem <strong>Fernsehen</strong> laufen die Zuschauer<br />
weg – so ein gern skizziertes Schreckensbild,<br />
wenn es um die Mediennut<strong>zu</strong>ng<br />
Jugendlicher geht. Vergleicht<br />
man jedoch die Ergebnisse der JIM-<br />
Studie (Jugend, Information, [Multi-]<br />
Media), die jedes Jahr über 1 000 Mädchen<br />
und Jungen im Alter zwischen 12<br />
und 19 Jahren <strong>zu</strong> ihrer Medienausstattung<br />
und -nut<strong>zu</strong>ng befragt, kann diesem<br />
Szenario die Dramatik genommen<br />
werden, denn das <strong>Fernsehen</strong> bleibt die<br />
Nummer 1, wenngleich man die Entwicklung<br />
der letzten fünf Jahre nicht<br />
unbeachtet lassen sollte.<br />
Die Trends in der Geräteausstattung<br />
werden nirgendwo deutlicher als bei<br />
den Smartphones. Fast jeder vierte<br />
Haushalt besitzt eines. Bis 2009 spielten<br />
sie in der JIM-Studie keine Rolle.<br />
Heute besitzt jeder siebte Jugendliche<br />
ein solches Handy, obwohl sich<br />
dessen Nut<strong>zu</strong>ng, mit Ausnahme des<br />
Herunterladens von Apps, auf die<br />
gewöhnlichen Handy-Tätigkeiten bezieht.<br />
Zwar können 80 Prozent der<br />
Jugendlichen mit ihrem Handy ins<br />
Internet, doch nur 6 Prozent der Mädchen<br />
und 11 Prozent der Jungen nutzen<br />
diese Möglichkeit auch. Der TV-<br />
Empfang über das Handy spielt bei<br />
der Jugend mit lediglich 3 Prozent<br />
so gut wie keine Rolle, obschon 15<br />
Prozent mit ihrem Mobiltelefon auch<br />
fernsehen könnten.<br />
Obwohl sich Jugendliche neuer Möglichkeiten des Medienkonsums bedienen, gehört der TV-Empfang über das<br />
Handy nicht da<strong>zu</strong>. Muss das <strong>Fernsehen</strong> trotzdem um seine Vormachtstellung bangen?<br />
Bild: Vodafone<br />
Große Verlierer<br />
Das Handy ist damit ebenso wie Computer,<br />
Internet<strong>zu</strong>gang und Fernseher<br />
nahe<strong>zu</strong> flächendeckend in den Haushalten<br />
vorhanden. Besaß jeder Haushalt<br />
vor fünf Jahren im Schnitt noch<br />
3,4 Mobiltelefone, sind es nun vier<br />
Handys. Einen Zuwachs verzeichnet<br />
auch der Computer. Im Jahr 2005 standen<br />
2,1 Rechner in deutschen Haushalten,<br />
2010 waren es bereits 2,7.<br />
Einen leichten Verlust musste der<br />
Fernseher hinnehmen. Die Ausstattung<br />
sank von 2005 bis 2010 von 2,6 auf 2,4<br />
Geräte. Auch der Videorekorder gehört<br />
langsam <strong>zu</strong>m alten Eisen. Besaßen die<br />
Haushalte 2005 noch 1,3 Rekorder, waren<br />
es 2010 nur noch 0,9. Die großen<br />
Verlierer sind aber der Kassettenrekorder<br />
und der CD-Player, die beide nicht<br />
mehr in der aktuellen Ausgabe der<br />
Studie erfasst werden.<br />
Die gleiche Tendenz wird bei der Medienausstattung<br />
der Jugendlichen ausgemacht:<br />
2005 besaßen 58 Prozent der<br />
Mädchen und 64 Prozent der Jungen<br />
einen Fernseher, 2010 sind es nur<br />
noch 56 Prozent der Mädchen und 59<br />
Prozent der Jungen. Dahingegen stieg<br />
die Ausstattung mit Computern und<br />
damit auch die Zahl der Internet<strong>zu</strong>gänge<br />
deutlich an. Vor sechs Jahren<br />
verfügten 28 Prozent der Mädchen und<br />
41 Prozent der Jungen über einen eigenen<br />
Anschluss <strong>zu</strong>m World Wide Web,<br />
im letzten Jahr surfte jeder zweite Jugendliche<br />
über einen eigenen Zugang.<br />
Internet rückt vor<br />
Der Vormarsch des Internets zeigt sich<br />
folglich auch bei der Medienbeschäftigung<br />
in der Freizeit der Jugendlichen.<br />
An erster Stelle steht das Handy, gefolgt<br />
vom Internet. Erst dann nennen<br />
die Befragten den Fernseher, der 2005<br />
noch die Nummer 1 war. Doch der<br />
TV-Konsum bleibt ungebrochen hoch,<br />
denn im Schnitt sehen Jugendliche<br />
laut der Studie etwa 2 Stunden pro<br />
Tag fern, wobei die Sehdauer konstant<br />
ist oder <strong>zu</strong>mindest von den Befragten<br />
konstant angegeben wird, denn die<br />
AGF gibt für das Jahr 2009 eine Sehdauer<br />
von 98 Minuten der 12- bis<br />
19-Jährigen an. Die Autoren der JIM-<br />
Studie erklären sich diese Selbstüberschät<strong>zu</strong>ng<br />
mit dem hohen Stellenwert,<br />
den das <strong>Fernsehen</strong> noch immer bei<br />
Jugendlichen hat.<br />
Um diesen kämpft es aber mit dem Internet,<br />
das in der Nut<strong>zu</strong>ng auf 138 Minuten<br />
täglich kommt. Der Netz<strong>zu</strong>gang<br />
über mobile Endgeräte oder Spielkonsolen<br />
<strong>nimmt</strong> laut Studie zwar <strong>zu</strong>, bleibt<br />
aber verhältnismäßig gering. Das Internet<br />
dient den Jugendlichen hauptsächlich<br />
<strong>zu</strong>r Kommunikation. So ist auch<br />
der Online-TV-Konsum relativ gering.<br />
Insgesamt verfolgen 92 Prozent der<br />
Jugendlichen ihre Lieblingsserien live,<br />
wenn sie im Programm eines Senders<br />
ausgestrahlt werden. Nur 14 Prozent<br />
sehen sie sich live über das Internet an,<br />
27 Prozent in Ausschnitten oder komplett<br />
auf Videoportalen wie Youtube<br />
und nur 9 Prozent greifen auf die Mediatheken<br />
der TV-Sender <strong>zu</strong>rück.<br />
So bleibt der Fernseher das Medium<br />
Nummer 1. Die meisten Jugendlichen<br />
schauen auch noch über ein herkömmliches<br />
TV-Gerät fern, wenngleich der<br />
Anteil derer, die dafür das Internet<br />
nutzen, von 2008 bis 2010 von 5 auf 12<br />
Prozent stieg. Das sich ändernde Mediennut<strong>zu</strong>ngsverhalten<br />
ist offensichtlich.<br />
Die Behauptung, dass deswegen kein<br />
Jugendlicher mehr fernsieht, gehört<br />
jedoch ins Reich der Märchen. MH
14 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Die attraktive Antenne<br />
Media Broadcast will möglichst schnell DVB-T2 einführen und die analoge Sat-Abschaltung nutzen<br />
Die digitale Terrestrik ist für private<br />
Programmanbieter ein kostenintensiver<br />
Verbreitungsweg, weswegen sie<br />
ihre Hoffnungen auf die Einführung von<br />
DVB-T2 legen. Dass die Privaten nicht<br />
mehr willens sind, die enormen Verbreitungskosten<br />
sowie das etwaige Risiko<br />
von Empfangsstörungen durch LTE <strong>zu</strong><br />
tragen, zeigte der Fall RTL im Raum<br />
Nürnberg (<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> berichtete).<br />
Dadurch gerät der Sendernetzbetreiber<br />
Media Broadcast unter Druck, der<br />
lieber heute als morgen mit DVB-T2<br />
starten möchte.<br />
Die Refinanzierbarkeit der digital-terrestrischen<br />
Verbreitung ist für private<br />
TV-Sender mittels Werbung kaum <strong>zu</strong><br />
stemmen, kleinere Programmanbieter<br />
sind auf die Hilfe der Landesmedienanstalten<br />
angewiesen. RTL und<br />
Pro Sieben Sat 1 erhoffen sich, über<br />
neue Geschäftsmodelle die Attraktivität<br />
der digitalen Antenne <strong>zu</strong> erhöhen.<br />
Über DVB-T2 können nicht nur<br />
HDTV-Programme übertragen werden,<br />
der Verbraucher wäre auch mit einer<br />
Verschlüsselung adressierbar.<br />
Mit der Einführung von DVB-T2 will Media Broadcast<br />
die Attraktivität der Terrestrik erhöhen und einem möglichen<br />
Absprung der Privaten entgegentreten Bild: NDR<br />
Verträge laufen aus<br />
Auch wenn die Mediengruppe RTL<br />
nach eigenen Aussagen noch keine konkreten<br />
Pläne für ein Geschäftsmodell<br />
über DVB-T2 hat, ist ihre Haltung bezüglich<br />
der Adressierbarkeit kein Geheimnis.<br />
Adressierbare Dienste und<br />
HDTV-Programme werden sicherlich<br />
die Attraktivität der digitalen Antenne<br />
erhöhen, doch sie sind gleichfalls eine<br />
Notwendigkeit, damit sich die Terrestrik<br />
im Konkurren<strong>zu</strong>mfeld von Kabel<br />
und Satellit in Zukunft überhaupt noch<br />
behaupten kann.<br />
Doch nicht nur der Wettbewerb der<br />
Infrastrukturen bringt Media Broadcast<br />
unter Zugzwang. Viele Verträge mit den<br />
Privaten enden 2014, sodass der Sendernetzbetreiber<br />
so schnell wie möglich<br />
Gewissheit über die Einführung von<br />
DVB-T2 haben möchte. Auf dem Euroforum<br />
„Zukunft der Kabelnetze“ Ende<br />
Februar in Köln sagte Bertold Heil, Senior<br />
Vice President Strategy Development<br />
& Media Policy bei Media Broadcast,<br />
dass DVB-T2 marktreif sei. „Wir wollen<br />
deutliche Signale an den Markt senden“,<br />
erklärte Heil in Köln.<br />
Einführung ab 2014<br />
Ein solches Signal soll von den Teilnehmern<br />
des DVB-T2-Pilotprojektes in<br />
Norddeutschland ausgehen. Diese haben<br />
sich auch bereits auf ein Szenario<br />
<strong>zu</strong>r Einführung des Standards der zweiten<br />
Generation geeinigt. Ab 2014/15<br />
soll DVB-T2 im Regelbetrieb eingeführt<br />
werden. Die Netze sollen inselweise<br />
über einen Simulcastbetrieb, der pro<br />
Insel nicht länger als zwei Jahre dauern<br />
soll, in DVB-T2 übergeleitet werden.<br />
Das Ende der Umstellung ist für<br />
2018 avisiert.<br />
Allerdings hängt man jetzt schon hinterher,<br />
denn seit Anfang 2011 sollte<br />
der Wechsel auf DVB-T2 kommuniziert<br />
werden. „Da die meisten Marktpartner<br />
noch keine abschließenden Entscheidungen<br />
<strong>zu</strong>r Teilnahme an DVB-T2 getroffen<br />
haben, kann nachvollziehbar<br />
noch keine Kommunikation in Richtung<br />
Öffentlichkeit erfolgen“, erklärt Andre<br />
Prahl, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
CBC und verantwortlich für die Programmverbreitung<br />
der Mediengruppe<br />
RTL Deutschland. „Für die Festlegung<br />
eines Startzeitpunktes ist noch genügend<br />
Zeit“, ergänzt er, wodurch deutlich<br />
wird, dass er keinerlei Druck in Be<strong>zu</strong>g<br />
auf die DVB-T2-Einführung bemerkt.<br />
Übertragungsparameter<br />
Media Broadcast verspürt einen solchen<br />
hingegen schon. Heil sprach auf der Veranstaltung<br />
in Köln davon, die Abschaltung<br />
der analogen Satellitenverbreitung<br />
Hat noch genug Zeit für die DVB-T2-Einführung: Andre<br />
Prahl von der Mediengruppe RTL<br />
Bild: RTL<br />
dafür nutzen <strong>zu</strong> wollen, Zuschauer vom<br />
Satelliten <strong>zu</strong>r digitalen Antenne <strong>zu</strong> locken.<br />
„Die analoge Sat-Abschaltung ist<br />
eine große Chance für DVB-T“, sagte<br />
Heil. Das ist ein ambitioniertes Vorhaben,<br />
auch wenn Media Broadcast in den<br />
Ausbau der DVB-T-Netze nach Heils<br />
Angaben einen unteren dreistelligen<br />
Millionenbetrag investiert.<br />
Es sind noch einige Fragen offen. So ist<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel noch nicht entschieden,<br />
welche Übertragungsparameter <strong>zu</strong>m<br />
Einsatz kommen sollen. „Hieraus leitet<br />
sich direkt die wirtschaftliche Bewertung<br />
des Systems bezüglich Übertragungskosten<br />
ab“, erklärt Prahl. „Des<br />
Weiteren muss eine Planungssicherheit<br />
bei den <strong>zu</strong> nutzenden Frequenzen gegeben<br />
sein, andernfalls wäre eine Investitionssicherheit<br />
in ein solches System<br />
nicht gegeben.“<br />
Es scheint unwahrscheinlich <strong>zu</strong> sein,<br />
dass <strong>zu</strong>m Jahreswechsel, wenn die von<br />
der analogen Sat-Abschaltung betroffenen<br />
Hausalte ihre Umrüstung vornehmen<br />
werden, DVB-T2 bereits on air ist,<br />
sodass sich diese Haushalte vielleicht<br />
zwischen dem Kauf eines DVB-T2- oder<br />
-S2-Receiver entscheiden könnten. Ohnehin<br />
wird der Satellit gerade in Sachen<br />
HDTV bei der Programmvielfalt die<br />
Nase vorn haben. Da nützt auch die<br />
Einführung von DVB-T2 nichts. MH
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 15<br />
Produkt des Monats<br />
Kompakt und dennoch elegant<br />
Mit der D35-Serie von Panasonic nach der Videokonferenz schnell die neuesten Nachrichten sehen<br />
Panasonic hält mit der neuen D35-Serie<br />
elegante Flachbildfernseher bereit, die<br />
sich beispielsweise ideal für das Büro<br />
eignen. Die mit Bildschirmdiagonalen<br />
von 19 und 24 Zoll erhältlichen TV-<br />
Geräte, wobei die größere Variante eine<br />
Full-HD-Auflösung besitzt, werden in<br />
den Farben Silky-White und Satin-Silver<br />
angeboten. Das neue IPS-Alpha-Panel<br />
mit verbesserter Reaktionsgeschwindigkeit<br />
sorgt für brillante Bilder, während<br />
die sich je nach Bildinhalt automatisch<br />
einstellende LED-Hintergrundbeleuchtung<br />
Strom spart und so den Geldbeutel<br />
schont. Panasonic gibt einen durchschnittlichen<br />
Stromverbrauch von 43<br />
Watt (W) beim 24-Zoller und 33 W beim<br />
19-Zoller an. Der Verbrauch sinkt nach<br />
Angaben des Herstellers im Stand-by<br />
auf 0,3 W.<br />
Die Fernseher können dank LAN-<br />
Schnittstelle auch ins Büronetzwerk<br />
eingebunden werden, wodurch mit der<br />
optional erhältlichen USB-Kamera TY-<br />
CC10 W Videotelefonate über Skype<br />
möglich sind. Mit dem ebenfalls erhältlichen<br />
USB-Adapter DY-WL10E-K<br />
geht das auch ohne Kabel. Panasonic<br />
verspricht <strong>zu</strong>dem mit der eingebauten<br />
V-Audio-Surround-Technologie einen<br />
hervorragenden Klang, und das nicht<br />
nur beim <strong>Fernsehen</strong>, sondern auch,<br />
wenn der iPod über die Dockingstation<br />
angeschlossen ist. TV-Signale empfangen<br />
die Flat-TVs der D35-Serie digital<br />
über einen integrierten HDTV-Kombituner<br />
für DVB-C und -T. Das digitale<br />
Kabelangebot der privaten Programmanbieter<br />
ist über ein CI-Plus-Modul<br />
empfangbar. Panasonic bietet die D35-<br />
Serie ab sofort im Handel mit einer UVP<br />
von 449 Euro für die 19- und 549 Euro<br />
für die 24-Zoll-Variante an. MH<br />
Ob <strong>Fernsehen</strong> oder Musikhören – die neuen Flachbildfernseher der D35-Serie von Panasonic machen in jedem Büro eine<br />
gute Figur und sparen durch ihre dynamische Hintergrundbeleuchtung Strom<br />
Bild: Panasonic<br />
Das 3-für-2-Exklusivangebot – Sie abonnieren den <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> zweimal und bekommen<br />
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Mir ist bekannt, dass ich innerhalb von zwei Wochen nach Bestellung ohne Begründung bei der Auerbach Verlag und Infodienste<br />
GmbH, Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig per Post oder Fax widerrufen kann. Maßgeblich ist der Tag der Absendung<br />
(Poststempel genügt).
16 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Aktion Kabel Digital<br />
Wie die digitale Nut<strong>zu</strong>ng des Kabels erhöht werden soll – kritische Masse noch nicht erreicht<br />
Derzeit sind die Kabelnetzbetreiber ob<br />
der <strong>zu</strong>nehmenden Marketing-Aktivitäten<br />
<strong>zu</strong>r analogen Sat-Abschaltung am<br />
30. April 2012 bemüht, ihren Kunden<br />
deutlich <strong>zu</strong> machen, dass im analogen<br />
Kabel alles so bleibt, wie es jetzt ist.<br />
Dennoch setzt die Komplettdigitalisierung<br />
des Satelliten die Netzbetreiber<br />
unter Druck. Es droht ein weiterer<br />
Aderlass beim Kundenstamm.<br />
Durch die Analogabschaltung werden<br />
33 Transponder auf Astra 19,2 Grad<br />
Ost frei. Auf etwa 20 davon werden<br />
nach dem 30. April 2012 deutschsprachige<br />
Programme ausgestrahlt.<br />
Das stellt ein großes Potenzial für<br />
eine erweiterte Programmlandschaft<br />
dar – ein Potenzial, welches das Angebot<br />
im Kabel bei Weitem überragen<br />
könnte, insbesondere in Sachen HDund<br />
3D-TV.<br />
Mehr HD im Kabel?<br />
ARD und ZDF haben bereits angekündigt,<br />
nach dem 1. Mai 2012 weitere<br />
HDTV-Programme über Satellit verbreiten<br />
<strong>zu</strong> wollen. Das ZDF will <strong>zu</strong>m Beispiel<br />
sämtliche Sender in hochauflösenden<br />
Bildern ausstrahlen. Wie <strong>DIGITAL</strong><br />
<strong>INSIDER</strong> erfuhr, sind dafür drei neue<br />
<strong>zu</strong> dem bereits bestehenden Transponder<br />
vorgesehen. Natürlich sind die<br />
Öffentlich-Rechtlichen auch daran interessiert,<br />
diese HDTV-Programme im<br />
Kabel <strong>zu</strong> verbreiten.<br />
Ob sich das einfach umsetzen lässt, ist<br />
die Frage. Bereits bei der Einspeisung<br />
der HD-Ableger von ARD, ZDF und<br />
Arte <strong>zu</strong> den Olympischen Winterspielen<br />
2010 in Vancouver stellte sich<br />
beispielsweise Kabel Deutschland quer,<br />
knickte dann aber eine Woche vor Eröffnung<br />
der Spiele ein und verbreitete<br />
die Programme doch über seine Netze.<br />
Sicherlich werden die Kabelkunden<br />
nach dem 1. Mai 2012 auch nach<br />
den neuen HD-Ablegern der Öffentlich-<br />
Rechtlichen fragen.<br />
Dienste wie das neu gestartete VoD-Angebot Select Video von Kabel Deutschland könnte die Kabeldigitalisierung<br />
voranbringen. Bis <strong>zu</strong> einer analogen Abschaltung muss aber noch einiges mehr passieren<br />
Bild: Kabel Deutschland<br />
Sättigung erreicht<br />
Angesichts der Tatsache, dass das Kabel<br />
seit dem Jahr 2000 knapp ein Zehntel<br />
seiner Kunden verloren hat, stellt sich<br />
die Frage, ob sich dieser Trend nicht<br />
fortsetzen wird, wenn für die Einmalkosten<br />
einer Satellitenempfangsanlage<br />
ein weitaus größeres (HD-)Programmangebot<br />
empfangen werden kann als<br />
für die monatlichen Kosten eines Kabelanschlusses.<br />
Hin<strong>zu</strong> kommt, dass <strong>zu</strong>künftig<br />
auch über DVB-T2 hochauflösende<br />
Fernsehsender ausgestrahlt werden<br />
könnten. Der Kauf einer entsprechenden<br />
Set-Top-Box nebst Antenne<br />
ist noch einmal günstiger als der einer<br />
Sat-Anlage. Gerät das Kabel mit der Zeit<br />
immer mehr unter Druck?<br />
Natürlich wissen auch die Kabelnetzbetreiber,<br />
welche Chancen ihnen das<br />
digitale <strong>Fernsehen</strong> bietet. Derzeit legen<br />
sie ihren Schwerpunkt jedoch noch<br />
auf die Vermarktung von Internetund<br />
Telefonanschlüssen. Doch dieser<br />
Markt nähert sich einer Sättigung, d. h.,<br />
die Kundengewinnung wird immer<br />
teurer und damit werden die Erlöse<br />
geringer. Allerdings ist der analoge<br />
Kabelanschluss bequem, weshalb es<br />
den Netzbetreibern schwerfällt, ihre<br />
Kunden vom digitalen <strong>Fernsehen</strong><br />
<strong>zu</strong> überzeugen.<br />
Aktionsplan<br />
Ende Februar stellte die Deutsche TV-<br />
Plattform (DTVP) einen Entwurf für<br />
einen Aktionsplan <strong>zu</strong>r Steigerung der<br />
digitalen Nut<strong>zu</strong>ng des Kabels vor. Jörg-<br />
Peter Jost, Vorstandsmitglied der DTVP<br />
und Leiter der Arbeitsgruppe Digitalisierung,<br />
nannte vier Punkte, um den<br />
Umstieg vom analogen <strong>zu</strong>m digitalen<br />
Kabel <strong>zu</strong> beschleunigen: den Verzicht<br />
auf die Verschlüsselung privater TV-<br />
Sender in SDTV, die Empfangbarkeit<br />
der privaten HDTV-Programme in allen<br />
Kabelnetzen, einen horizontalen Endgerätemarkt<br />
und <strong>zu</strong>sätzliche Angebote<br />
wie Video-on-Demand und interaktive<br />
Anwendungen. Es dürfte klar sein, dass<br />
die Kabelnetzbetreiber nicht sofort in<br />
Begeisterung ausbrachen, denn diese<br />
vier Punkte rütteln an einigen Grundfesten<br />
der Marktteilnehmer. So ist es<br />
kaum vorstellbar, dass die Privatsender<br />
auf die Verschlüsselung ihrer Programme<br />
im Kabel verzichten werden.<br />
Die Positionen sind hier so stark manifestiert,<br />
dass eine Diskussion um dieses<br />
Thema gar nicht erst aufkommt.<br />
Analog abschmelzen<br />
Auch die Verhandlungen <strong>zu</strong>r Einspeisung<br />
von RTL HD und Co. ziehen sich<br />
seit etlichen Monaten hin, ohne dass es<br />
von den Verhandlungspartnern etwas<br />
Positives <strong>zu</strong> vermelden gibt. Immerhin:<br />
Über den Einsatz von CI Plus herrscht<br />
allgemeiner Konsens und auch an neuen<br />
Angeboten wird gefeilt. Darüber<br />
hinaus dürfte auch die Änderung der<br />
Kabelbelegungssat<strong>zu</strong>ngen, die die analoge<br />
Nut<strong>zu</strong>ng von Kanälen vorschreiben,<br />
kein Hindernis sein.<br />
In Hessen müssen im Kabel laut Sat<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel 25 Kanäle analog<br />
genutzt werden. Die Medienanstalten<br />
dürften allerdings die Letzten sein, die<br />
sich einer Digitalisierung im Kabel widersetzen.<br />
Jürgen Brautmeier, Direktor<br />
der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen<br />
(LfM), betonte, dass<br />
Unitymedia auf einen Schlag sämtliche<br />
analogen Kanäle abschmelzen könnte,<br />
auch wenn das nicht explizit im Landesmediengesetz<br />
stehe. „Das lesen un-
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 17<br />
Kunden<br />
1200000<br />
1 000 000<br />
800 000<br />
600 000<br />
400 000<br />
200 000<br />
0<br />
Wachstumsrückgang bei Breitband<strong>zu</strong>gängen<br />
Kabel BW<br />
2008 2009 2010<br />
sere Juristen aus den Gesetzestexten<br />
so heraus“, sagte Brautmeier im April<br />
auf einer Veranstaltung der LfM. Aber<br />
reicht das aus, um den Umstieg im Kabel<br />
von der analogen auf die digitale<br />
Übertragung <strong>zu</strong> beschleunigen?<br />
Kritische Masse<br />
Auf den ersten Blick tragen die Aktivitäten<br />
der Kabelnetzbetreiber Früchte,<br />
denn die ARPU- und RGU-Werte<br />
steigen. Doch die kritische Masse, um<br />
überhaupt an eine Abschaltung des<br />
analogen Kabels <strong>zu</strong> denken, ist noch<br />
lange nicht erreicht. Und bei der jetzigen<br />
Geschwindigkeit der Kabeldigitalisierung<br />
werden auch noch etliche<br />
Jahre ins Land ziehen, bevor das Kabel<br />
so weit sein wird, wie es der Satellit<br />
jetzt ist. Ausgehend von einer digitalen<br />
Nut<strong>zu</strong>ng des Kabels von 50 Prozent<br />
Unitymedia<br />
Kabel Deutschland<br />
+2,7 %<br />
+1,9 %<br />
+3,7 %<br />
+2,4 %<br />
+3,1 %<br />
+2,1 %<br />
328 000<br />
525 000<br />
624 000<br />
377 000<br />
584 000<br />
726 000<br />
625 000<br />
906 000<br />
1 089 000<br />
2008 2009 2010 2008 2009 2010<br />
Quelle: Prof. Gerpott Analysen<br />
<strong>zu</strong>m 30. April 2012 und der derzeitigen<br />
Steigerungsrate der digitalen<br />
Nut<strong>zu</strong>ng von rund 5 Prozent pro Jahr,<br />
wird es allein vier Jahre dauern, bis<br />
eine kritische Masse um 70 Prozent an<br />
Digitalnutzern im Kabel erreicht ist, bei<br />
der man daran denken kann, ähnlich<br />
wie beim Satelliten einen Abschalttermin<br />
ins Auge <strong>zu</strong> fassen.<br />
Analog bis 2018?<br />
Hin<strong>zu</strong> kommt, dass bei der analogen<br />
Satellitenabschaltung von der ersten<br />
Pressemitteilung mit dem konkreten<br />
Termin bis <strong>zu</strong>m Abschaltdatum rund<br />
zwei Jahre für die Vorbereitung der<br />
Abschaltung benötigt werden. Rechnen<br />
wir also <strong>zu</strong>sammen: vier Jahre <strong>zu</strong>m<br />
Erreichen der kritischen Masse beim<br />
jetzigen Tempo der Kabeldigitalisierung<br />
plus zwei Jahre Vorbereitung auf<br />
einen Abschalttermin macht sechs Jahre<br />
Wartezeit, bis das Kabel komplett digital<br />
genutzt wird. Oder anders gesagt:<br />
Der letzte analoge Kabelanschluss wird<br />
2018 abgeschaltet.<br />
Bis <strong>zu</strong>m Erreichen einer kritischen<br />
Masse ist eine Diskussion um einen<br />
Abschalttermin für das analoge Kabel<br />
nicht denkbar. Bis dahin muss<br />
der Markt, d. h. die Kabelnetzbetreiber,<br />
die Digitalisierung treiben. Eine<br />
Vorreiterstellung könnte dabei Kabel<br />
Baden-Württemberg <strong>zu</strong>kommen. Die Digitalisierungsquote<br />
ist nach Analysen<br />
von Professor Doktor Torsten Gerpott<br />
von der Universität Duisburg-Essen<br />
mit 43,6 Prozent die dritthöchste aller<br />
Bundesländer. Kabel BW verzichtet<br />
auf eine Verschlüsselung der digitalen<br />
Privatsender, besitzt das größte HDTV-<br />
Angebot im deutschen Kabel und hat<br />
als erster Kabelnetzbetreiber echtes<br />
Video-on-Demand gestartet.<br />
Leidensdruck<br />
Eines ist klar: Noch ist der Leidensdruck<br />
für die Kabelnetzbetreiber nicht groß<br />
genug, als dass ernsthaft über eine<br />
analoge Abschaltung im Kabel nachgedacht<br />
werden könnte. Noch rechnet<br />
sich der analog-digitale Simulcast für<br />
die Kabelgesellschaften. Aber der Druck<br />
<strong>nimmt</strong> <strong>zu</strong>. Der Trend, dass das Kabel<br />
an Anschlüssen verliert, soll sich nach<br />
Gerpotts Analysen auch in den nächsten<br />
Jahren fortsetzen. Das nach der<br />
Analogabschaltung steigende Angebot<br />
über Satellit wird die Kabelnetzbetreiber<br />
ebenfalls in Zugzwang bringen. Man<br />
darf gespannt sein, ob es im Jahr 2018<br />
in Deutschland tatsächlich noch analoges<br />
<strong>Fernsehen</strong> gibt. MH<br />
Kompakt<br />
Verschleierungstaktik?<br />
VG Media wird international<br />
Kaum Produktplatzierungen<br />
Wissenschaftler am Institut für Wirtschaftsprüfung<br />
der Universität des Saarlandes<br />
wollen herausgefunden haben,<br />
dass alle Dax-30-Unternehmen gegen<br />
das Handelsgesetz verstoßen, da sie<br />
<strong>zu</strong> viele englische Begriffe in ihren Geschäftsberichten<br />
verwenden. Nach Angaben<br />
der Forscher sind es im Schnitt<br />
14 Anglizismen pro Berichtsseite. Bei<br />
der Deutschen Bank, Siemens, SAP und<br />
der Deutschen Börse liegt der Anteil<br />
sogar bei über 5 Prozent. Laut Paragraf<br />
244 des deutschen Handelsgesetzbuches<br />
müssen Jahresabschlüsse in deutscher<br />
Sprache erstellt werden.<br />
MH<br />
Die VG Media sieht sich auf dem Weg hin<br />
<strong>zu</strong> einer Verwertungsgesellschaft, die der<br />
Aufforderung der EU-Kommission <strong>zu</strong>r<br />
Europäisierung der national geprägten<br />
Verwertungsgesellschaften nachkommt.<br />
Zu den 118 Vertragspartnern zählen<br />
neben den ausländischen Sendern SBS<br />
6, Net 5 und Veronica aus den Niederlanden<br />
sowie Al Jazeera, Bloomberg,<br />
Eurosport und France 24 nun auch die<br />
TV-Sender Prima TV und Kiss TV aus Rumänien<br />
sowie das ungarische Programm<br />
von TV 2. Die VG Media hat im letzten<br />
Jahr einen Umsatz von 37 Millionen<br />
Euro erzielt.<br />
MH<br />
Ein Jahr nach Einführung der Regelungen<br />
für bezahlte Produktplatzierung<br />
wird diese Werbeform von den Sendern<br />
kaum genutzt. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt eine Studie des Instituts für Medienforschung<br />
IMGÖ im Auftrag der Medienanstalten.<br />
Untersucht wurden rund<br />
5000 Programmstunden aus dem Herbst<br />
2010 und dem Frühjahr 2011. Es fanden<br />
sich Platzierungen in sechs Casting- bzw.<br />
Spielshows, vier Daily- bzw. Dokusoaps,<br />
zwei Kochsendungen, zwei Krimiserien<br />
und in drei Einzelsendungen. Fazit der<br />
Medienanstalten: Von Überregulierung<br />
kann keine Rede sein.<br />
MH
18 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Kein Schutz im Internet?<br />
Auf der Suche nach einem effektiven Urheberrechtsschutz – Entwurf <strong>zu</strong>r Vorratsdatenspeicherung<br />
Angesichts massenhafter Urheberrechtsverlet<strong>zu</strong>ngen<br />
im Internet wurde<br />
im Zuge der 2008 erfolgten Umset<strong>zu</strong>ng<br />
der sogenannten Enforcement-Richtlinie<br />
im deutschen Recht ein zivilrechtlicher<br />
Auskunftsanspruch gegen Access-<br />
Provider geschaffen, der es Rechteinhabern<br />
auf direktem Wege ermöglichen<br />
soll, die Identität der Verletzer <strong>zu</strong> ermitteln,<br />
um gegen diese ihre Ansprüche<br />
durchsetzen <strong>zu</strong> können.<br />
Da die Auskunft regelmäßig nur unter<br />
Verwendung von Verkehrsdaten erteilt<br />
werden kann und der Gesetzgeber es<br />
mit Blick auf die damit verbundene Einschränkung<br />
des Fernmeldegeheimnisses<br />
für geboten hielt, den darauf gerichteten<br />
Anspruch des Rechteinhabers unter<br />
einen Richtervorbehalt <strong>zu</strong> stellen, muss<br />
der Verletzte für ihre Erteilung eine<br />
vorherige richterliche Anordnung über<br />
die Zulässigkeit der Verwendung der<br />
Verkehrsdaten beantragen.<br />
Aufgrund der Praxis vieler Access-Provider,<br />
die benötigten Daten binnen kurzer<br />
Zeit nach dem Ende der jeweiligen<br />
Internetverbindung <strong>zu</strong> löschen, und<br />
im Hinblick darauf, dass bei der Auskunftserteilung<br />
bisher nicht auf – derzeit<br />
ohnehin nicht vorhandene – Vorratsdaten<br />
<strong>zu</strong>rückgegriffen werden durfte,<br />
müssen die Rechteinhaber diesen<br />
Access-Providern <strong>zu</strong>nächst über den<br />
Weg einer einstweiligen Anordnung<br />
aufgeben lassen, die Daten vorläufig <strong>zu</strong><br />
sichern. Problematisch wird es, wenn<br />
das Auskunftsbegehren deswegen ins<br />
Leere geht, weil der Access-Provider<br />
die Verkehrsdaten bereits unmittelbar<br />
nach Verbindungsende löscht und eine<br />
einstweilige Speicheranordnung daher<br />
regelmäßig <strong>zu</strong> spät kommt.<br />
Auf Zuruf<br />
Angesichts dieser häufig an<strong>zu</strong>treffenden<br />
Verfahrensweise handelt es sich<br />
um ein für die Praxis höchst relevantes<br />
Problem, sodass sich auch die Rechtsprechung<br />
bereits in einigen Entscheidungen<br />
damit <strong>zu</strong> beschäftigen hatte.<br />
Nachdem einzelne Landgerichte hier<strong>zu</strong><br />
im Jahre 2009 <strong>zu</strong>nächst die Auffassung<br />
vertreten hatten, dass der Access-Provider<br />
in einem solchen Fall verpflichtet<br />
sei, auf Zuruf des Rechteinhabers aus<br />
einer laufenden Verlet<strong>zu</strong>ngsverbindung<br />
die Verkehrsdaten über das Verbindungsende<br />
hinaus bis <strong>zu</strong>r Beendigung<br />
des Auskunftsverfahrens vor<strong>zu</strong>halten,<br />
stellten sich in den vergangenen zwei<br />
Jahren mehrere Oberlandesgerichte eindeutig<br />
dagegen. Sie lehnten einen solchen<br />
Anspruch des verletzten Rechteinhabers<br />
gegen den Access-Provider auf<br />
Speicherung von Verkehrsdaten auf Zuruf<br />
grundsätzlich ab, da hierfür die<br />
Rechtsgrundlage fehle.<br />
Das Dilemma des Rechteinhabers, dass<br />
die fraglichen Daten bereits gelöscht<br />
werden, bevor die richterliche Anordnung<br />
greifen kann, könne vonseiten<br />
der Gerichte nicht aufgelöst werden.<br />
Es komme dem Gesetzgeber <strong>zu</strong>, einen<br />
Ausgleich her<strong>zu</strong>stellen zwischen<br />
den Interessen dieser Inhaber privater<br />
Rechte, die von Verfassung wegen <strong>zu</strong><br />
schützen sind, und den datenschutzrechtlichen<br />
Belangen der Internetnutzer,<br />
die ihrerseits verfassungsrechtlich<br />
geschützt sind.<br />
Handlungspflichten<br />
Dieses Dilemma der Rechteinhaber wird<br />
dadurch verschärft, dass der BGH Anfang<br />
dieses Jahres inzident bestätigt<br />
hat, dass ein Anschlussinhaber von<br />
seinem Access-Provider die unverzügliche<br />
und gegebenenfalls sogar sofortige<br />
Löschung der dem Rechner des<br />
Anschlussinhabers jeweils <strong>zu</strong>geteilten<br />
dynamischen IP-Adressen nach Beendigung<br />
der Internetverbindungen verlangen<br />
kann.<br />
Dadurch reduzieren sich auch in dieser<br />
Hinsicht die Handlungsspielräume<br />
der Access-Provider, mit dem verletzten<br />
Rechteinhaber entsprechend <strong>zu</strong><br />
kooperieren. Die effektive Verfolgung<br />
von Urheberrechtsverlet<strong>zu</strong>ngen wird<br />
somit in vielen Fällen letztlich weitgehend<br />
vereitelt. Dies ist im Ergebnis weder<br />
mit europäischem Recht noch mit<br />
Verfassungsrecht vereinbar und zieht<br />
gesetzgeberische Handlungspflichten<br />
nach sich.<br />
Sieben-Tage-Regelung<br />
Ein Ansatz <strong>zu</strong>r Lösung des Problems<br />
könnte sich aus dem Anfang dieses<br />
Jahres vom Bundesjustizministerium<br />
veröffentlichten „Eckpunktepapier <strong>zu</strong>r<br />
Sicherung vorhandener Verkehrsdaten<br />
und Gewährleistung von Bestandsdatenauskünften<br />
im Internet“ und dem im<br />
Juni auf dieser Grundlage vorgelegten<br />
Gesetzentwurf ergeben, auch wenn hierdurch<br />
die europarechtlichen Vorgaben<br />
<strong>zu</strong>r Vorratsdatenspeicherung in verschiedener<br />
Hinsicht nicht hinreichend<br />
umgesetzt werden. Im Internetbereich<br />
Über den Autor<br />
Sören Rößner, LL. M., ist Rechtsanwalt<br />
der Sozietät Schalast & Partner, Frankfurt<br />
am Main, und leitet dort die Praxisgruppe<br />
Telekommunikation, Medien<br />
und Technologie. Ein besonderer<br />
Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt im<br />
Kabelsektor.<br />
Kontakt:<br />
Schalast & Partner<br />
Mendelssohnstraße 75 – 77<br />
60325 Frankfurt am Main<br />
Telefon: 069 – 975831 – 0<br />
E-Mail: frankfurt@schalast.com<br />
Bild: Schalast & Partner<br />
soll dabei eine Speicherung von Verkehrsdaten<br />
für eine Dauer von sieben<br />
Tagen <strong>zu</strong> dem Zweck erfolgen, Bestandsdatenauskünfte,<br />
also eine Zuordnung<br />
dynamischer IP-Adressen <strong>zu</strong> Personen,<br />
<strong>zu</strong> ermöglichen, wobei die Strafverfolgungsbehörden<br />
keinen Zugriff auf die<br />
Verkehrsdaten selbst erhalten.<br />
Hintergrund hierfür ist, dass das Bundesverfassungsgericht<br />
in seiner Entscheidung<br />
<strong>zu</strong>r Vorratsdatenspeicherung<br />
derartige Auskünfte auch unter<br />
mittelbarer Nut<strong>zu</strong>ng von Vorratsdaten<br />
für die Aufklärung von Straftaten nicht<br />
beanstandet hat. Um künftig einen<br />
effektiven Urheberrechtsschutz <strong>zu</strong> gewährleisten,<br />
wäre eine Regelung dahingehend<br />
denkbar, dass die nach diesen<br />
restriktiven Vorgaben gespeicherten<br />
Daten auch im Rahmen der Erfüllung<br />
des zivilrechtlichen Auskunftsanspruchs<br />
verwendet werden dürfen.<br />
Dadurch könnte auch der ansonsten<br />
wieder notwendige Umweg der Rechteinhaber<br />
über Strafverfahren und die<br />
damit verbundene erhebliche Belastung<br />
der Strafverfolgungsbehörden<br />
vermieden werden.
Ausgabe 81 Juli 2011 Digital Insider 19<br />
Schneller und günstiger<br />
Einfluss des Kabels auf die Digitale Agenda der EU – Cable Europe fordert Gleichbehandlung<br />
Die Digitale Agenda der Europäischen<br />
Kommission sieht vor, dass bis 2020<br />
alle Europäer Zugang <strong>zu</strong> Internetanbindungen<br />
mit mindestens 30 MBit/s<br />
haben, die Hälfte der EU-Haushalte soll<br />
dann sogar mit über 100 MBit/s im<br />
World Wide Web surfen. Ganz klar,<br />
der erste Gedanke bei so hehren Zielen<br />
heißt Glasfaser. Doch das Kabel hat ein<br />
Wörtchen mit<strong>zu</strong>reden. „Bei der Einführung<br />
der Zugangsnetze der nächsten<br />
Generation (NGA) sind die Kabelunternehmen<br />
im Vorteil, weil sie günstiger<br />
ausbauen können“, erklärt Dorothea<br />
von Wichert-Nick vom Beratungsunternehmen<br />
Solon. Sie ist Autorin der<br />
Studie „Broadband On Demand: Cable’s<br />
2020 Vision“, in der sie den Beitrag der<br />
Kabelindustrie <strong>zu</strong>r Digitalen Agenda<br />
beschreibt.<br />
Laut der Studie können Kabelnetzbetreiber<br />
bereits die Hälfte aller EU-Haushalte<br />
mit mindestens 10 MBit/s versorgen.<br />
In zwei Jahren soll die technische<br />
Reichweite auf 51 Prozent und die<br />
Bandbreite auf mindestens 30 MBit/s<br />
steigen. „Wir schauen auf eine großartige<br />
digitale Zukunft“, erklärt Manuel<br />
Kohnstamm, Präsident von Cable<br />
Europe, „denn 2020 erwarten wir, dass<br />
mindestens 27 Millionen europäische<br />
Haushalte Kabelinternet mit 100 MBit/s<br />
nutzen werden.“<br />
Cable-Europe-Vizepräsident Manuel Cubero (li.) und Präsident Manuel Kohnstamm überreichen die Solon-Studie an<br />
EU-Kommissarin Neelie Kroes<br />
Bild: Cable Europe<br />
Infrastrukturwettbewerb<br />
Solon führt die Vorteile des Kabelbreitbandanschlusses<br />
gegenüber DSL<br />
oder FTTx an. Europaweit pendelt das<br />
Standardangebot für einen Internet<strong>zu</strong>gang<br />
via Kabel zwischen 20 und<br />
25 MBit/s und übertrumpft damit ADSL<br />
und ADSL2+. Doch das Kabel ist nach<br />
Meinung von Wichert-Nick nicht nur<br />
schneller, sondern auch günstiger.<br />
Der Infrastrukturwettbewerb zwischen<br />
Kabel und DSL führt <strong>zu</strong> steigenden<br />
Bandbreiten bei fallenden Preisen. In<br />
Märkten mit Infrastrukturwettbewerb<br />
liegt die Breitbandpenetration laut<br />
Solon um 30 Prozent höher als in solchen,<br />
wo nur DSL-Provider tätig sind.<br />
Nach OECD-Angaben sank der Preis<br />
eines Kabelinternetanschlusses von<br />
2005 bis 2008 um 64 Prozent, während<br />
der eines DSL-Anschlusses nur um 54<br />
Prozent günstiger wurde.<br />
Derzeit sind die Preise für Kabelinternet<br />
zwischen 20 und 50 Prozent günstiger<br />
als die für einen DSL-Anschluss. Hier<strong>zu</strong>lande<br />
wurde die Deutsche Telekom<br />
(TK) mit Kabel Deutschland (KDG) verglichen,<br />
wonach der Kabelnetzbetreiber<br />
23 Prozent günstiger ist. Der Preis pro<br />
MBit/s beträgt laut Solon bei der Telekom<br />
1,20 Euro und bei KDG 0,80 Euro.<br />
Das Verhältnis dürfte sich aber <strong>zu</strong>gunsten<br />
des Bonner TK-Riesen ändern,<br />
wenn auch die Gebühren für den Kabelanschluss<br />
mit einberechnet werden.<br />
Technologieneutral<br />
Mit dieser Studie klopft Cable Europe<br />
an die Tür von EU-Kommissarin Neelie<br />
Kroes, um seine Forderungen <strong>zu</strong> untermauern.<br />
Zum einen will der Kabelverband<br />
eine Fokussierung allein auf die<br />
Förderung von Glasfaser für NGA-Netze<br />
beseitigen und setzt sich deshalb für<br />
eine technologieneutrale Haltung ein.<br />
„Die politische Förderung des Breitbandausbaus<br />
sollte daher technologieagnostisch<br />
sein und sich nicht allein<br />
auf den aktuell viel diskutierten Ausbau<br />
der Glasfasernetze bis in die Haushalte<br />
verengen“, fordert dementsprechend<br />
Solon-Analystin Wichert-Nick.<br />
Caroline Van Weede, Managing Director<br />
von Cable Europe, warnt <strong>zu</strong>dem davor,<br />
öffentliche Gelder dort <strong>zu</strong> investieren,<br />
wo das Kabel für einen aus ihrer Sicht<br />
ausreichenden Wettbewerb sorgt. Sie<br />
plädiert für eine Gleichbehandlung bei<br />
der Vergabe öffentlicher Gelder. Über<br />
Open Access solle nur dort nachgedacht<br />
werden, wo es keinen Infrastrukturwettbewerb<br />
gibt. Anders herum: Eine<br />
regulierte Öffnung der Netze darf es nur<br />
bei DSL geben – oder in dem seltenen,<br />
wenn nicht gar rein theoretischen Fall,<br />
in dem das Kabel die einzige Zugangsinfrastruktur<br />
<strong>zu</strong>m Internet ist.<br />
Doppelversorgung<br />
Leider gibt die Studie keinen Aufschluss<br />
darüber, wie groß die Zahl der europäischen<br />
Haushalte ist, deren Anschluss<br />
sich für Kabelnetzbetreiber nicht lohnt<br />
und die infolgedessen nicht in den<br />
Genuss des Infrastrukturwettbewerbs<br />
kommen. Interessant wäre hier<strong>zu</strong> eine<br />
Aufschlüsselung nach Haushalten, die<br />
jetzt und in Zukunft sowohl einen DSLals<br />
auch einen Kabelanschluss für den<br />
Zugang <strong>zu</strong>m Internet nutzen könnten,<br />
der den Zielen der Digitalen Agenda<br />
entspricht.<br />
Um ihre Ziele <strong>zu</strong> erreichen, wird sich<br />
Neelie Kroes insbesondere um jene<br />
Haushalte Gedanken machen, die eben<br />
nicht unter diese Doppelversorgung<br />
fallen. Werden die Kabelnetzbetreiber<br />
auch diesen EU-Bürgern ihre Produkte<br />
anbieten? Für die Versorgung eines<br />
Haushaltes, der eigentlich schon versorgt<br />
ist, muss man sich im Sinne<br />
der Digitalen Agenda der EU jedenfalls<br />
nicht auf die Schulter klopfen. MH
20 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Das letzte Gerücht<br />
Wie Schall und Rauch<br />
„Namen sind wie Schall und Rauch“,<br />
heißt ein bekanntes Sprichwort. Sie geraten<br />
mitsamt der Person in Vergessenheit<br />
und ebenso die mit ihnen verbundenen<br />
Taten. Das menschliche Handeln<br />
ist endlich. Das wird nirgendwo so deutlich<br />
wie im Showbusiness. Gerade noch<br />
auf der Bühne und kurz darauf schon<br />
im Alkoholent<strong>zu</strong>g. Wer erinnert sich<br />
schon an die Namen derer, die in ihrem<br />
15-minütigen Ruhm verbrannt sind?<br />
So etwas Ähnliches scheinen sich auch<br />
einige Asiaten in der Industrie <strong>zu</strong> denken.<br />
Wir Europäer haben nämlich insbesondere<br />
bei asiatischen Namen unsere<br />
Probleme: Die Aussprache fällt schwer,<br />
den Namen <strong>zu</strong> behalten ist nahe<strong>zu</strong><br />
unmöglich. Das ist aus Sicht des Kaufmanns<br />
aus Korea schlecht, denn niemand<br />
macht Geschäfte mit jemandem,<br />
dessen Namen er nicht kennt. Daher<br />
greifen die Asiaten <strong>zu</strong> einer List. Sie<br />
legen sich Namen <strong>zu</strong>, die wir uns leicht<br />
merken können. Zugegeben, etwas mehr<br />
als Kim oder Lee könnten unsere Hirne<br />
schon fassen, aber sei’s drum, sollte<br />
Veranstaltungskalender<br />
Messen/Veranstaltungen Termin Ort<br />
Telecoms Loyalty & Churn 2011<br />
IIR Telecoms & Technology<br />
www.iir-telecoms.com/event/loyalty<br />
Breko Sommerfest & Workshop<br />
Bundesverband Breitbandkommunikation e. V.<br />
www.brekoverband.de<br />
Glasfasernetze<br />
Euroforum<br />
www.euroforum.de/glasfaser<br />
CTI Forum – Connected Car<br />
Car Training Institute<br />
www.car-training-institute.com/connected-car<br />
man den Namen doch mal vergessen<br />
haben, stehen die Chancen fifty-fifty,<br />
dennoch den richtigen <strong>zu</strong> treffen.<br />
Das ist die eine Seite der Medaille. Die<br />
andere bringt einen nicht <strong>zu</strong> verachtenden<br />
Vorteil für den asiatischen Kaufmann<br />
mit sich, nämlich dann, wenn es<br />
um die Endlichkeit seines unternehmerischen<br />
Handelns geht. Es ist ein Leichtes,<br />
den Nachnamen <strong>zu</strong> behalten und<br />
stattdessen einfach den Vornamen <strong>zu</strong><br />
wechseln. Aus John wird Jim, aber der<br />
Nachname Lee bleibt. Gerüchten <strong>zu</strong>folge<br />
soll diese Methode besonders beliebt<br />
sein, wenn absehbar ist, dass sich das<br />
eigene Unternehmen nicht mehr lange<br />
halten wird.<br />
Kleine Anregung <strong>zu</strong>m Schluss: Wer<br />
in seinem Adressbuch unzählige Geschäftskontakte<br />
aus Asien stehen hat,<br />
sich aber Namen und Gesichter nicht<br />
merken kann und nie mehr als drei Asiaten<br />
auf einmal trifft, hat vielleicht nur<br />
<strong>zu</strong> lediglich drei Geschäftsmännern aus<br />
Asien Kontakt. Namen sind ja vergänglich<br />
– wie Schall und Rauch. MH<br />
4. – 7. Juli 2011 Monaco<br />
7. Juli 2011 Berlin<br />
18. – 19. Juli 2011 Düsseldorf<br />
19. – 20. Juli 2011 Stuttgart<br />
Kolumne<br />
Männermedien<br />
von Marc Hankmann<br />
Nein, wir reden an dieser Stelle nicht<br />
um „M – das Männermagazin“ oder<br />
„Sexy Clips“. Es geht vielmehr um<br />
die dominante Präsenz der Männer in<br />
der Medienbranche. Zur Eröffnung der<br />
Anga Cable sprachen zwei Präsidenten,<br />
Thomas Braun, erster Mann des Kabelverbands<br />
Anga, und Matthias Kurth,<br />
Chef der Bundesnetzagentur. Und auch<br />
in den anschließenden Diskussionsrunden<br />
unterhielt sich ein männlicher Moderator<br />
ausschließlich mit männlichen<br />
Gästen.<br />
Nur selten nehmen auch Frauen an solchen<br />
Runden teil. Bislang durchbrach<br />
einzig RTL-Chefin Anke Schäferkordt<br />
die Testosteron-Phalanx. Sie steht an<br />
der Spitze von Europas kommerziell<br />
erfolgreichstem Free-TV-Anbieter. Was<br />
Schäferkordt <strong>fürs</strong> Privatfernsehen, ist<br />
Monika Piel für die Öffentlich-Rechtlichen.<br />
Sie ist <strong>zu</strong>rzeit nicht nur Vorsitzende<br />
der ARD, sondern als Intendantin<br />
des WDR auch für die größte<br />
Rundfunkanstalt des Senderverbunds<br />
<strong>zu</strong>ständig.<br />
Nicht unerwähnt soll Christiane Kofler,<br />
ehemals <strong>zu</strong> Salm, bleiben, die Mutter<br />
aller Call-in-Shows, und zwar als Beispiel<br />
dafür, dass Frauen in den Medien<br />
nicht immer ein Segen sind. Doch wie<br />
sagte schon Loriot in „Pappa ante Portas“:<br />
„Frauen haben auch ihr Gutes.“<br />
Davon muss man die Medienanstalten<br />
anscheinend noch überzeugen, denn<br />
von 14 Anstalten steht lediglich die<br />
Brema mit Cornelia Holsten unter weiblicher<br />
Führung.<br />
Immerhin: Bei der Anga und der<br />
Bundesnetzagentur sind Frauen auf<br />
dem Vormarsch. Neben Peter Charissé<br />
ist Andrea Huber für die Geschäfte des<br />
Kabelverbands verantwortlich. Kurths<br />
Nachfolge wird aller Voraussicht nach<br />
die jetzige Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur,<br />
Iris Henseler-Unger, antreten.<br />
Zum Glück ist eine Renaissance<br />
von 9 Live nicht in Sicht.<br />
Digital Insider<br />
Verleger: Auerbach Verlag und Infodienste GmbH,<br />
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Herausgeber: Stefan Goedecke (SG), Torsten Herres (TH),<br />
Stefan Hofmeir (SH), Florian Pötzsch (FP)<br />
Chefredaktion (ViSdP): Marc Hankmann (MH)<br />
Lektorat: Susan Helmert, Katharina Neumann, Janett Niklas<br />
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