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Ausgabe 103 Mai 2013 www.digital-insider.de<br />
Keine Ellenbogen<br />
Kein Bedarf<br />
Keine Sorgen<br />
Gunter Kürten weiß genau,<br />
was früher bei LG<br />
anders war als heute.<br />
Hartmut Kremling von<br />
Vodafone schielt nicht<br />
auf das 700-MHz-Band.<br />
Seite 6 Seite 10<br />
Seite 18<br />
Andrea Huber von der<br />
Anga sieht Vectoring<br />
ganz gelassen entgegen.<br />
<strong>Mobile</strong> <strong>Media</strong> <strong>2020</strong>: <strong>Wer</strong><br />
<strong>setzt</strong> <strong>DVB</strong>-T <strong>aufs</strong> <strong>Spiel</strong>?<br />
Szenarien von der Fortführung bis zum Ausstieg werden diskutiert<br />
Die Zukunft der digitalen Terrestrik ist<br />
eng verknüpft mit den Plänen für den<br />
mobilen Breitbandausbau, denn beide<br />
sind von den knappen Frequenzressourcen<br />
abhängig. Dabei liegt der Druck beim<br />
Rundfunk, der sich der Forderungen aus<br />
dem Mobilfunklager erwehren muss.<br />
Selbst die konservativsten Prognosen<br />
gehen davon aus, dass sich der mobile<br />
Datenverkehr in den nächsten fünf<br />
Jahren verdreifachen wird. Dahingegen<br />
wird die Attraktivität von <strong>DVB</strong>-T nach<br />
dem Ausstieg der Mediengruppe RTL<br />
Deutschland stark angezweifelt, zumal<br />
sich die Programmanbieter nicht auf ein<br />
Umstiegsszenario auf <strong>DVB</strong>-T2 einigen<br />
können. Ohne HDTV wird die digitale<br />
Antenne in Zukunft gegenüber Kabel,<br />
Satellit und IPTV aber noch mehr an<br />
Bedeutung verlieren.<br />
Die Chance besteht darin, in der Gestaltung<br />
des zukünftigen mobilen Rundfunk-<br />
und Datenverkehrs neue technologische<br />
Wege zu gehen. Wie diese<br />
aussehen könnten, wird derzeit im<br />
Rahmen des Projekts „<strong>Mobile</strong> <strong>Media</strong><br />
<strong>2020</strong>“ beim Bundeswirtschaftsministerium<br />
(BMWi) mit allen relevanten<br />
Marktteilnehmern diskutiert.<br />
Lesen Sie weiter ab Seite 8<br />
Geplanter Verschleiß: Was<br />
steckt wirklich dahinter?<br />
Grünen-Studie hält absichtliche Obsoleszenz für Massenphänomen<br />
Das Thema ist schon fast 100 Jahre<br />
alt, aber es zieht inzwischen so<br />
große Kreise, dass selbst die Politik<br />
darauf aufmerksam wird. Die Rede<br />
ist von geplanter Obsoleszenz. Etliche<br />
TV-Berichte und nun die Studie von<br />
Bündnis 90/Die Grünen zum geplanten<br />
Verschleiß von Produkten haben die<br />
Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert.<br />
Laut Studie ist geplante Obsoleszenz<br />
heute ein Massenphänomen.<br />
Sind die bekannten Fälle wie die<br />
Software-seitig limitierte Zahl an Ausdrucken<br />
für Drucker oder die verklebten<br />
Akkus in Apple-Produkten<br />
nur Einzelfälle oder die Spitze eines<br />
Eisbergs? In der Unterhaltungselektronik<br />
stehen die Elektrolytkondensatoren,<br />
kurz Elkos, im Fokus. Hersteller<br />
sollen diese absichtlich in unterdimensionierten<br />
Varianten einbauen,<br />
um die Lebensdauer ihrer Geräte zu<br />
verkürzen. Die Studie kategorisiert Geräte<br />
der Unterhaltungselektronik mit<br />
einer um 50 Prozent verminderten<br />
Haltbarkeit ein. Liegt ein marktweiter,<br />
unausgesprochener Konsens über geplante<br />
Obsoleszenz vor oder handelt<br />
es sich um einzelne schwarze Schafe?<br />
Lesen Sie weiter ab Seite 14<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Medienwächter haben<br />
ein Auge auf Netrange Seite 02<br />
TV live im Internet:<br />
Es droht der Kollaps! Seite 03<br />
Studie: Silver Surfer<br />
sind mobil unterwegs Seite 04<br />
Zurück zum Erfolg! LG mit<br />
neuem Fachhandelskonzept Seite 06<br />
Neue Patente aus der<br />
Unterhaltungselektronik Seite 07<br />
<strong>DVB</strong>-T: Ausstieg oder<br />
Fortführung mit <strong>DVB</strong>-T2? Seite 08<br />
Breitbandausbau: Digitale<br />
Dividende 2 nützt nichts Seite 10<br />
Warum Pro Sieben Sat 1<br />
weiter an <strong>DVB</strong>-T glaubt Seite 11<br />
Space Asset Protocol: 12<br />
Jahre Arbeit umsonst? Seite 12<br />
Buchvorstellung:<br />
Showdown von Dirk Müller Seite 13<br />
Verschleiß mit Absicht?<br />
UE-Branche äußert sich Seite 14<br />
OTT: Vorsicht Kostenfalle!<br />
Seite 16<br />
Angriff <strong>aufs</strong> Kabel: DSL<br />
wird flott mit Vectoring Seite 18<br />
Kolumne:<br />
Die Armee der Stürme Seite 20<br />
Termine<br />
Impressum<br />
Seite 20<br />
Seite 20
2 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Smart-TV-Portale im Fokus<br />
Der Fall Netrange: EU und Landesmedienanstalten denken über Regulierung für Connected TVs nach<br />
In der letzten Ausgabe berichtete<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> über den Ärger mit<br />
Netrange MMH, dem Smart-TV-Portalbetreiber<br />
aus Hamburg. Netrange ließe<br />
sich unter anderem durch Vertragsklauseln<br />
auf Inhalte Dritter ein Exklusivrecht<br />
gewähren, ist der Vorwurf aus<br />
der Branche. Darüber hinaus soll Netrange<br />
durch das sogenannte Hot- oder<br />
Inline Linking Inhalte disaggregieren,<br />
was die Geschäftsmodelle von App-<br />
Anbietern gefährden kann.<br />
Angesichts dieser Vorwürfe stellt sich<br />
die Frage, ob der neu entstehende<br />
Markt rund um Smart-TV-Inhalte<br />
nicht einer Regulierung bedarf. „Hier<br />
wird die Entwicklung des Smart-TV-<br />
Marktes gehemmt“, meinte beispielsweise<br />
ein Brancheninsider gegenüber<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>. Die Medienregulierung<br />
ist auf diesen Markt inzwischen<br />
aufmerksam geworden. Selbst auf<br />
EU-Ebene gibt es Überlegungen, um<br />
Chancengleichheit zu schaffen.<br />
Anl<strong>aufs</strong>telle schaffen<br />
Die Landesmedienanstalten schauen<br />
sich genau an, was im Markt für Smart-<br />
TV-Lösungen passiert, wenngleich sie<br />
hier noch keinerlei Handhabe besitzen.<br />
Das soll sich jedoch ändern, denn die<br />
Medienwächter sind schon seit Längerem<br />
bestrebt, die Plattformregulierung<br />
anzupassen. Genauer gesagt geht<br />
es um Chancengleichheit und Auffindbarkeit<br />
in elektronischen Programmführern<br />
(EPG). Der Rundfunkstaatsvertrag<br />
verknüpft EPG und Plattformbetrieb,<br />
so dass von den Regelungen nur<br />
Kabelnetzbetreiber betroffen sind. Der<br />
Programmführer eines Receiver- oder<br />
Fernsehherstellers fällt ebenso wenig<br />
unter diese Regulierung wie ein Smart-<br />
TV-Portal.<br />
Die Landesmedienanstalten wollen ihren<br />
Aufgabenbereich in diese Richtung<br />
erweitern. Es geht ihnen aber nicht um<br />
eine Vorabregulierung, die in einer<br />
Art Zulassungsverfahren für Smart-TV-<br />
Portale mündet. Den Medienwächtern<br />
schwebt eine Missbrauchs<strong>aufs</strong>icht vor,<br />
eine Anl<strong>aufs</strong>telle, an die sich ein Marktteilnehmer<br />
mit seiner Beschwerde richten<br />
kann. Derzeit sind diejenigen, die<br />
sich über Netrange ärgern, allein, denn<br />
weder das Bundeskartellamt noch die<br />
Bundesnetzagentur hat hierfür geeignete<br />
Mittel, um derartigen Beschwerden<br />
nachzugehen. Über eine Änderung<br />
der Plattformregulierung sind die<br />
Landesmedienanstalten im Gespräch<br />
mit den Ländern. Das Argument der<br />
Medienwächter: Wenn es neue Player<br />
im Markt gibt, in deren Angeboten<br />
die Auffindbarkeit von Inhalten eine<br />
Rolle spielt, warum sollte dann in<br />
der Regulierung eine Unterscheidung<br />
gemacht werden?<br />
Kriterien ausdehnen<br />
Dabei geht es darum, vorhandene Kriterien<br />
auf die neuen Marktteilnehmer<br />
auszudehnen. Neben der Auffindbarkeit<br />
sind das zum Beispiel Nachvollziehbarkeit,<br />
um willkürliches Verhalten<br />
eines Portalbetreibers ausschließen zu<br />
können, oder Vergleichbarkeit. Ein Portalbetreiber<br />
dürfte in Erklärungsnot<br />
kommen, wenn er beispielsweise einen<br />
bestimmten Nachrichtensender auf die<br />
Startseite seines Portals <strong>setzt</strong>, während<br />
andere vergleichbare Nachrichtenprogramme<br />
fast unauffindbar sind.<br />
Darüber hinaus sollen auch Vollzugsfragen<br />
geklärt werden, denn die Medienanstalten<br />
sind nicht gewillt, dem<br />
Treiben eines Plattformbetreibers tatenlos<br />
zuzuschauen, nur weil der seinen<br />
Sitz im Ausland hat.<br />
Gatekeeper<br />
Auch in Brüssel schaut man sich an,<br />
was auf den sogenannten Connected<br />
TVs passiert. „Die Konvergenz ist an<br />
dem Punkt angelangt, an dem wir feststellen,<br />
dass bisherige Regulierungskonzepte<br />
an ihre Grenzen stoßen“,<br />
erklärt Petra Kammerevert. Der EU-<br />
Parlamentarierin geht es vornehmlich<br />
darum, dass mit dem Internet und<br />
dem Fernsehern zwei unterschiedlich<br />
regulierte Bereiche auf dem TV-Bildschirm<br />
zusammenkommen. Sie will<br />
handeln, bevor es zu spät ist. „Ist<br />
ein Angebot einmal verschwunden<br />
oder erreicht es aufgrund technischer<br />
Zugangshürden die Menschen nicht<br />
mehr, sind die Folgen für die Medienvielfalt<br />
kaum oder nur schwer wieder<br />
gut zu machen“, so Kammerevert<br />
gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>.<br />
Eine besondere Rolle kommt dabei den<br />
Portalbetreibern als Gatekeeper zu. Es<br />
gilt zu vermeiden, dass ein solcher<br />
Gatekeeper so viel Marktmacht erhält,<br />
um Exklusivklauseln durchdrücken<br />
oder die Nutzung bestimmter Technologien<br />
vorschreiben zu können. „Solange<br />
diese Möglichkeit am Markt legal<br />
existiert und ein Unternehmen sich<br />
EU-Politikerin Petra Kammerevert will frühzeitig<br />
einen Regulierungsrahmen für Connected TVs schaffen.<br />
Die Landesmedienanstalten denken über eine<br />
Missbrauchs<strong>aufs</strong>icht nach<br />
Bild: kammerevert.eu<br />
hieraus einen wirtschaftlichen Vorteil<br />
verspricht, wird es Unternehmen geben,<br />
die hiervon Gebrauch machen“,<br />
warnt Kammervert.<br />
Sie will daher die Richtlinie über audiovisuelle<br />
Mediendienste (AVMD)<br />
weiterentwickeln und hat dazu einen<br />
Berichtsentwurf verfasst. Ende Mai soll<br />
der Entwurf im Ausschuss für Kultur<br />
und Bildung des EU-Parlaments den<br />
letzten Schliff bekommen. „Ich hoffe,<br />
dass wir noch vor der Sommerpause<br />
den Bericht im Plenum verabschieden<br />
können“, sagt Kammerevert.<br />
Druck steigt<br />
Die Brüsseler Mühlen mahlen langsam<br />
und auch die Landesmedienanstalten<br />
stehen am Anfang einer Entwicklung.<br />
Die Bedeutung von Smart-TV-Portalen<br />
steigt jedoch unaufhörlich und dadurch<br />
auch der Druck auf eine ausgeglichenere<br />
Plattformregulierung.<br />
Aufgrund der Berichterstattung über<br />
Netrange sind die Medienwächter auf<br />
die Hamburger aufmerksam geworden<br />
und wollen sich das Gebaren des Portalbetreibers<br />
genauer anschauen, wie<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> erfuhr. Zwar haben<br />
sie noch keine Handhabe, aber das soll<br />
sich ja in Zukunft ändern. MH
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 3<br />
Kollaps durch Streaming<br />
Unicast-Streams verstopfen das Internet – Inhalte- und Zugangsanbieter müssen sich einigen<br />
Laut Benjamin Prager von der Deutschen Telekom entsteht<br />
eine Datenrate von bis zu 6,8 Terabit pro Sekunde,<br />
wenn 1 Millionen User gleichzeitig auf einen Stream<br />
zugreifen wollen<br />
Bild: DTVP/<strong>Wer</strong>ner Bachmeier<br />
Seit Anfang des Jahres kann Das Erste live im Internet verfolgt werden. Da immer mehr TV-Sender ihre Inhalte über<br />
das Web verbreiten, müssen Lösungen her, wie diese Daten effizient übertragen werden können Bild: Auerbach Verlag<br />
Die Streaming-Angebote der deutschen<br />
TV-Sender vervielfachen sich gerade wie<br />
noch nie zuvor. Vor einem Jahr war es<br />
noch unvorstellbar, dass die meisten<br />
Sendungen von ARD, ZDF und RTL per<br />
Livestream im Internet angeboten werden.<br />
Wie <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> erfuhr, wird<br />
auch die Pro Sieben Sat 1 <strong>Media</strong> AG<br />
demnächst mit derlei Angeboten an den<br />
Start gehen.<br />
Damit bestätigt sich, dass das Internet<br />
immer mehr zum Unterhaltungsmedium<br />
wird. Die tägliche Online-Zeit ist innerhalb<br />
der letzten 10 Jahre von 30 auf<br />
bereits 107 Minuten gestiegen. Und es<br />
werden jedes Jahr mehr. Unter den 14-<br />
bis 49-Jährigen schauen sich 55,4 Prozent<br />
Videos im Internet an, 14,5 Prozent<br />
sehen bereits live Fernsehen via Internet<br />
und 13,4 Prozent nutzen Video-Podcasts.<br />
Doch bei den verschiedenen Streaming-<br />
Angeboten erkennt man die unterschiedlichen<br />
Ansätze bei den Geschäftsmodellen:<br />
Die öffentlich-rechtlichen Angebote<br />
sind größtmöglichst barrierefrei und<br />
ungeschützt. Die Privatsender hingegen<br />
wollen ihren Content möglichst schützen<br />
und am liebsten noch Geld dafür verlangen.<br />
RTL bietet den Livestream deshalb<br />
für Apple-Nutzer nur innerhalb der eigenen<br />
App RTL Now an. Smart-TV-Besitzer,<br />
die RTL-Inhalte on Demand abrufen wollen,<br />
sollen die von HD Plus angebotene<br />
<strong>Media</strong>thek HD Plus Replay nutzen. Die<br />
kostet monatlich 5 Euro.<br />
Auch bei Zattoo ist RTL nicht im freien<br />
Angebot zu finden, sondern erst kürzlich<br />
im kostenpflichtigen „HiQ“-Paket<br />
gestartet, das monatlich mit 3,75 Euro<br />
zu Buche schlägt. Die Privatsender wollen<br />
so die Kosten wieder reinspielen, die<br />
ihnen durch die Streaming-Abrufe entstehen.<br />
Über die Höhe dieser Ausgaben<br />
hüllen sich alle Sender jedoch in großes<br />
Schweigen. Auch Sky lehnte es auf der<br />
Hauptversammlung ab, die Kosten für<br />
einen Abruf von Sky Go zu nennen.<br />
Netzüberlastung droht<br />
Wie sehr die Last des Netzes vom verwendeten<br />
Übertragungsprotokoll abhängt,<br />
machte Benjamin Prager, Senior<br />
Expert <strong>Media</strong> Delivery & Distribution bei<br />
der Deutschen Telekom, auf dem letzten<br />
Symposium der Deutschen TV-Plattform<br />
unter dem Motto „Wie viel TV verträgt<br />
das Internet?“ deutlich. Wenn 1 Million<br />
User per Unicast-Protokoll gleichzeitig<br />
Streams abrufen, entsteht laut Prager<br />
eine Datenrate von bis zu 6,8 Terabit pro<br />
Sekunde (je nach angebotener Bildqualität).<br />
Mindestens 756 Streaming-Server<br />
mit jeweils einer Streaming-Kapazität<br />
von 9 Gigabit pro Sekunde wären notwendig,<br />
um diese Last zu bewältigen.<br />
In eigenen und somit geschlossenen<br />
Netzen wie dem DSL-Netz der Telekom<br />
kann der Provider jedoch das Ressourcen<br />
schonendere Multicast-Protokoll einsetzen.<br />
Hier muss nicht mehr pro User<br />
ein eigener (Unicast-)Stream ausgegeben<br />
werden, ein einziger (Multicast-)Stream<br />
genügt, auf den sich dann alle einklinken<br />
können. Am Beispiel Entertain werden<br />
auf diese Weise 180 SD- sowie 40 HD-<br />
Sender übertragen, für die im Playout-<br />
Center lediglich 50 Streaming-Server<br />
(inklusive Redundanz) genügen. Auch<br />
der Bandbreitenbedarf liegt bei lediglich<br />
1 Gigabit pro Sekunde.<br />
Grenzen bei Multicast<br />
Multicast ist also die Lösung, mit der das<br />
Internet ohne Überlastungsproblem zum<br />
Broadcast-Medium werden könnte. Doch<br />
Multicast funktioniert nicht über Provider-Grenzen<br />
hinweg. TV-Sender müssten<br />
deshalb mit allen Zugangs-Providern separate<br />
Verträge abschließen und separat<br />
technische Einzelheiten regeln – sofern<br />
die DSL-Zugangsanbieter dies überhaupt<br />
wollen. Denn darunter befinden sich etliche<br />
Unternehmen in einer komfortablen<br />
Gatekeeper-Position, die ihren Kunden<br />
solche Dienste lieber aus eigener Hand<br />
anbieten wollen.<br />
Solange es für den Einsatz von Multicast<br />
keine übergreifende Strategien gibt,<br />
werden die Netze weiterhin durch Unicast-Streams<br />
verstopft und es droht der<br />
Kollaps. Bleibt zu hoffen, dass Provider<br />
und Stream-Anbieter bald zu vernünftigen<br />
Kooperationen kommen, von denen<br />
alle profitieren könnten: Der Kunde<br />
erhält ruckelfreie on-Demand- und<br />
Live-Streams, die auch in Spitzenzeiten<br />
wie zum Beispiel in den Abendstunden<br />
funktionieren, der Streaming-Anbieter<br />
bzw. TV-Sender spart eine Menge Traffic-<br />
Kosten und der Zugangs-Provider hat<br />
auf einmal wieder mehr Kapazitäten in<br />
seinem Netz. Das wäre nicht nur eine<br />
Win-Win-, sondern sogar eine Win-Win-<br />
Win-Situation. SH
4 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Bewegtes World Wide Web<br />
Videoplattformen, TV und mobile Nutzung im Internet – Zunahme bei Älteren überdurchschnittlich<br />
In den letzten Jahren hat sich das Internet<br />
mit außerordentlicher Dynamik<br />
zu einem Bewegtbild-Medium entwickelt.<br />
Gleichzeitig fungiert das freie<br />
Internet als eigenständige Plattform für<br />
die Verbreitung von TV-Programmen.<br />
Unter den Internetnutzern stoßen die<br />
Bewegtbild-Angebote auf breites Interesse.<br />
87 Prozent der Internetnutzer<br />
sehen zumindest gelegentlich Videos<br />
oder Sendungen im Internet. Bezogen<br />
auf die gesamte Bevölkerung bis 64 Jahre<br />
sind es drei Viertel, die Bewegtbilder<br />
im Internet nutzen.<br />
Die Nutzungsausweitung der letzten<br />
Jahre lässt sich exemplarisch an der<br />
Entwicklung von Youtube verfolgen. Vor<br />
vier Jahren wurde das Videoportal von<br />
einem Drittel der Bevölkerung zumindest<br />
gelegentlich genutzt. Bis heute hat<br />
sich der Nutzerkreis mehr als verdoppelt:<br />
68 Prozent der Bevölkerung bis 64<br />
Jahre sind Youtube-Nutzer. Gleichzeitig<br />
hat sich die Nutzungsintensität erhöht.<br />
Unter den Nutzern finden sich immer<br />
mehr regelmäßige Nutzer, die mindestens<br />
einmal pro Woche Videos auf<br />
Youtube anschauen. Ihr Anteil hat sich<br />
in den vergangenen vier Jahren von 49<br />
Prozent auf 64 Prozent erhöht.<br />
Altersbindung nimmt ab<br />
Die Videonutzung im Internet ist noch<br />
deutlich altersgebunden. Sie spiegelt die<br />
Vorliebe der Jüngeren für Bewegtbilder<br />
wider. Neun von zehn Jugendlichen<br />
zwischen 14 und 19 Jahren nutzen beispielsweise<br />
Youtube. Für jeden Zweiten<br />
in dieser Altersgruppe ist mindestens<br />
ein Youtube-Besuch pro Tag Pflicht. In<br />
der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen<br />
verzeichnet das Videoportal noch<br />
33 Prozent tägliche Nutzer. In den<br />
anschließenden Altersgruppen sinkt<br />
der Anteil der täglichen Nutzer weiter<br />
ab – auf 17 Prozent bei den 30- bis<br />
49-Jährigen und auf 9 Prozent bei den<br />
50- bis 64-Jährigen.<br />
Schon mittelfristig ist aber mit einer<br />
Abschwächung dieser Altersbindung zu<br />
rechnen. Zurzeit wächst die Nutzung<br />
von Bewegtbildern im Internet gerade<br />
bei den 40-Jährigen und Älteren sehr<br />
dynamisch. Zwischen 2008 und 2012<br />
wuchs der weitere Nutzerkreis von Onlinevideos<br />
in der Bevölkerung zwischen<br />
14 und 64 Jahren um 53 Prozent. Bei<br />
den Teens und Twens waren die Wachstumsraten<br />
unterdurchschnittlich, in der<br />
Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen<br />
<strong>Media</strong>theken wie die des ZDF forcieren den Konsum von Videoinhalten im Internet. Die mobile Nutzung von Online-<br />
TV steht zwar noch am Anfang, die Nachfrage ist laut ACTA aber vorhanden<br />
Bild: ZDF<br />
durchschnittlich. Überdurchschnittlich<br />
hat sich der Kreis der Videonutzer unter<br />
den 40- bis 49-Jährigen ausgeweitet<br />
(plus 74 Prozent). Am größten war das<br />
Wachstum bei den 50- bis 64-Jährigen<br />
(plus 143 Prozent). Auch bei der Nutzungsintensität<br />
holen die 40-Jährigen<br />
und Älteren rasch auf. Der Abstand zu<br />
den Jüngeren hat sich in den letzten 4<br />
Jahren deutlich verringert.<br />
<strong>Mobile</strong> Nutzung<br />
Ein wichtiges Momentum erfährt die<br />
Nutzung von Videoplattformen zurzeit<br />
durch die Ausbreitung der mobilen Internetnutzung.<br />
Schon die ACTA-Erhebung<br />
von 2011 zeigte, dass es zum<br />
Beispiel Youtube in besonderer Weise<br />
gelang, sein Mobilpotenzial auszuschöpfen.<br />
Von den Youtube-Nutzern,<br />
die damals über ein internetfähiges<br />
Smartphone verfügten, nutzen rund 60<br />
Prozent ihr Videoportal auch mobil.<br />
Im Vergleich zu anderen Websites fiel<br />
diese Kennziffer bei Youtube überdurchschnittlich<br />
aus. Mit der weiteren Verbreitung<br />
von Smartphones musste sich<br />
also auch die Videonutzung deutlich<br />
ausweiten und intensivieren. Tatsächlich<br />
hat sich der Kreis der Mobilnutzer<br />
von Youtube zwischen 2011 und 2012<br />
praktisch verdoppelt; er ist von 11 auf<br />
22 Prozent gestiegen, jeweils bezogen<br />
auf die Bevölkerung zwischen 14 und<br />
64 Jahren.<br />
Bezogen auf die Youtube-Nutzer sind es<br />
32 Prozent, die (auch) ein Mobilgerät<br />
für ihre Besuche auf der Videoplattform<br />
verwenden. Die Youtube-Nutzung<br />
ausschließlich mit dem Handy ist noch<br />
die Ausnahme. Die überwiegende Mehrheit<br />
verwendet je nach Nutzungssitu-<br />
Datenquelle ACTA<br />
Die ACTA (Allensbacher Computerund<br />
Technik-Analyse) beobachtet seit<br />
1997 im Jahresrhythmus die Akzeptanz<br />
und Nutzung digitaler Techniken<br />
in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen<br />
Computer, Internet und Mobilfunk<br />
sowie Unterhaltungselektronik,<br />
digitale Foto- und Videotechnik, Navigationssysteme<br />
und der Markt für<br />
Computer- und Konsolenspiele. Auf<br />
breiter Fallzahlbasis bildet die ACTA<br />
nicht nur die ungebrochene Dynamik<br />
dieser Märkte ab, sondern auch die<br />
Veränderungen des Informations-,<br />
Kommunikations- und Transaktionsverhaltens<br />
in der digitalen Welt.<br />
Bis 2008 wurde für die ACTA die<br />
deutsche Bevölkerung im Alter von<br />
14 bis 64 Jahren befragt. Die hier<br />
vorgestellten Trendanalysen stützen<br />
sich auf dieses Bevölkerungssegment<br />
(aktuell: 48,602 Millionen). Später<br />
wurde die Grundgesamtheit in mehreren<br />
Schritten erweitert; die ACTA<br />
2013 wird die deutschsprachige Bevölkerung<br />
ab 14 Jahren repräsentieren<br />
(ca. 70,3 Millionen).
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 5<br />
ation auch einen Desktop-PC oder ein<br />
Notebook. Vor allem bei den Jüngeren<br />
verschieben sich aber immer mehr Nutzungsvorgänge<br />
auf das Smartphone. Bei<br />
einer Stichtagserhebung zeigt sich, dass<br />
schon 11 Prozent der Unter-30-Jährigen<br />
Nutzer an einem normalen Tag<br />
Youtube-Videos ausschließlich auf dem<br />
Smartphone betrachtet haben.<br />
Verglichen mit der weitverbreiteten rezeptiven<br />
Nutzung von Videos im Internet<br />
ist die Zahl derjenigen, die selbst Videos<br />
ins Netz stellen, relativ klein. 14 Prozent<br />
der 14- bis 64-Jährigen laden zumindest<br />
gelegentlich Videos auf Plattformen wie<br />
Youtube oder Myvideo hoch. Die meisten<br />
davon machen dies allerdings nur<br />
sporadisch. Der Kreis derer, die regelmäßig<br />
Videos hochladen, ist mit 3 Prozent,<br />
bezogen auf die 14- bis 64-Jährigen,<br />
eng begrenzt; hochgerechnet sind dies<br />
1,4 Millionen Personen.<br />
Diese kleine Gruppe ist Teil der technischen<br />
Avantgarde. Sie sind vielseitig<br />
interessiert, auch über die ITK-Themen<br />
hinaus. Sie sind extrem gut vernetzt, als<br />
überzeugte Nutzer der sozialen Netzwerke,<br />
aber auch über andere Kommunikations-<br />
und Interaktionsmöglichkeiten<br />
der digitalen Welt wie Blogs,<br />
Chats, Onlineforen oder Twitter.<br />
TV im freien Internet<br />
Ein knappes Drittel der Unter-65-Jährigen<br />
hat schon TV-Sendungen im Internet<br />
verfolgt, sei es als Live-Stream<br />
oder als zeitver<strong>setzt</strong>e Nutzung einzelner<br />
Sendungen, die beispielsweise aus<br />
<strong>Media</strong>theken der Sender heruntergeladen<br />
werden. Wie in anderen Gattungen,<br />
etwa beim Radio oder der Presse,<br />
hat sich das Internet auch für das<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Fernsehen als wichtiger zusätzlicher<br />
Verbreitungsweg für die spezifischen<br />
Medienprodukte etabliert.<br />
Im TV-Bereich wächst diese medienkonvergente<br />
Internetnutzung zurzeit sehr<br />
dynamisch. 2007 sahen lediglich 10<br />
Prozent der Bevölkerung zwischen 14<br />
und 64 Jahren zumindest gelegentlich<br />
TV-Sendungen über das Internet, bis<br />
2009 hat sich der Anteil auf 21 Prozent<br />
mehr als verdoppelt und im letzten Jahr<br />
wurden 31 Prozent erreicht. Für die<br />
meisten ist Fernsehen über das Internet<br />
aber eine nur sporadisch genutzte<br />
Option. Lediglich 4,5 Prozent aller Nutzer<br />
sehen regelmäßig über das Internet<br />
fern. Überdurchschnittlich oft sind<br />
dies Trendsetter in Sachen Digital-TV<br />
- Personen mit hoher Technikaffinität,<br />
in der Regel mit großer Computererfahrung<br />
und einem ausgeprägten Interesse<br />
für alle Entwicklungslinien des<br />
digitalen Fernsehens.<br />
Die TV-Nutzung im Internet ist weitgehend<br />
unabhängig vom Umfang des<br />
gesamten TV-Konsums. Der Anteil derjenigen,<br />
die TV-Sendungen über das<br />
Internet sehen, ist unter den Vielsehern<br />
und unter Personen mit niedrigem TV-<br />
Konsum etwa gleich groß.<br />
Mobil-TV am Anfang<br />
Im Vergleich zur stationären Nutzung<br />
von TV-Sendungen über das Internet<br />
steht die mobile Nutzung, mit dem<br />
Smartphone oder anderen Handheld-<br />
Geräten, noch ganz am Anfang. Lediglich<br />
3 Prozent der Bevölkerung bis 64 Jahre<br />
berichten, dass sie mit dem Smartphone<br />
auch über das Internet fernsehen. Dies<br />
steht in deutlichem Kontrast zu dem wesentlich<br />
größeren Kreis derjenigen, die<br />
Nutzung von Bewegtbild-Angeboten im Internet<br />
2008<br />
55 %<br />
+51 %<br />
2012<br />
83 %<br />
2008<br />
43 %<br />
+74 %<br />
2012<br />
75 %<br />
2008<br />
23 %<br />
+143 %<br />
30 - 39 Jahre 40 - 49 Jahre 50 - 64 Jahre<br />
2012<br />
56 %<br />
Basis: Deutsche Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland<br />
Quelle: Allensbacher Computer- und Technik-Analyse, ACTA 2008, ACTA 2012<br />
Über den Autor<br />
Dr. Johannes Schneller ist seit 1990<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut<br />
für Demoskopie Allensbach, seit<br />
1993 Leiter der <strong>Media</strong>forschung und<br />
verantwortlich unter anderem für die<br />
Allensbacher Markt- und <strong>Wer</strong>beträgeranalyse<br />
AWA und die Allensbacher<br />
Computer- und Technik-Analyse ACTA.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Johannes Schneller<br />
Institut für Demoskopie Allensbach<br />
Leitung <strong>Media</strong>forschung<br />
Radolfzeller Straße 8<br />
78476 Allensbach<br />
Tel.: + 49 (0) 7533 805 – 272<br />
Mail: jschneller@ifd-allensbach.de<br />
Bild: IfD<br />
prinzipiell an der mobilen TV-Nutzung<br />
interessiert sind. Aktuell berichten 29<br />
Prozent der Bevölkerung, dass sie gerne<br />
ein Handheld-Gerät nutzen würden,<br />
das eine ortsunabhängige TV-Nutzung,<br />
zum Beispiel auch im Zug oder im Auto,<br />
ermöglicht. Offensichtlich entsprechen<br />
die zurzeit verfügbaren technischen<br />
Lösungen noch nicht den Bedürfnissen<br />
der Interessierten.<br />
Der mobile Zugang wird die Nutzung<br />
des Internet verändern. Internetangebote<br />
stehen orts- und zeitunabhängig<br />
zur Verfügung. An der Spitze der mobilen<br />
Nutzung stehen Kommunikation,<br />
situationsbedingte Information und<br />
Unterhaltung. Davon profitieren Videoplattformen<br />
und andere Bewegtbild-Angebote<br />
in besonderer Weise. Im mobilen<br />
Internet sind Videos, aber auch Musik,<br />
besonders wichtig. Bei Informationsangeboten,<br />
die nicht der kontinuierlichen<br />
Information, sondern eher der Recherche<br />
dienen, ist die mobile Nutzung zur<br />
Zeit noch unterdurchschnittlich.<br />
Heute hat sich die Ausgangssituation<br />
noch etwas verbessert. Es ist daher<br />
zu erwarten, dass die Videonutzung<br />
auch mittelfristig dynamisch wachsen<br />
wird und vor allem in den mittleren<br />
Altersgruppen zulegt.
6 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
„Das ist wirklich vorbei“<br />
LG will den stationären Handel mit neuen Produkten und einem neuen Vertriebskonzept überzeugen<br />
Illes neu macht der Mai, heißt es eigentlich.<br />
Im Fall von LG ist es jedoch der<br />
März. Denn im letzten Monat stellten<br />
die Ratinger in Düsseldorf ihr neues<br />
Produktportfolio und die neue Strategie<br />
für den deutschen Markt vor. Masse und<br />
Klasse ist das Motto hinter dem Slogan<br />
„Festival der Farben“. Das dürfte insbesondere<br />
die stationären Fachhändler<br />
freuen, denn LG will das Ungleichgewicht<br />
zwischen den einzelnen Distributionskanälen<br />
aufheben, das dafür gesorgt hat,<br />
dass die Marke der Südkoreaner im Fachhandel<br />
keine große Rolle spielt.<br />
Das heißt im Klartext, dass LG in Zukunft<br />
weniger auf die Verk<strong>aufs</strong>kanäle setzen<br />
will, die allein Masse versprechen und<br />
stattdessen mehr auf solche baut, über<br />
die Klasse abge<strong>setzt</strong> werden kann. Auf<br />
dem Händler-Event Mitte März in Düsseldorf<br />
gab LG-Deutschland-Chef Kiju Song<br />
den rund 600 Anwesenden hierzu gleich<br />
zwei Versprechen: qualitativ hochwertige<br />
Innovationen und Absicherung des<br />
Profits für den Fachhandel.<br />
Sales Director Gunter Kürten will das Ungleichgewicht<br />
zwischen den einzelnen Vertriebskanälen<br />
beenden Bild: LG Deutschland<br />
In Düsseldorf stellte LG auch die neuen OLED-Fernseher vor, die ab Juni erhältlich sein sollen. Mit dem neuen<br />
Selektivkonzept will LG insbesondere beim stationären Fachhandel punkten<br />
Bild: LG Deutschland<br />
„Druck und Ellenbogen“<br />
Zum Thema Innovationen hatte LG in<br />
Düsseldorf einige Pfeile im Köcher wie<br />
beispielsweise Ultra-HD-Fernseher mit<br />
Bildschirmdiagonalen von 55, 65 und<br />
84 Zoll, die Magic Remote Fernbedienung<br />
mit einem Bedienkonzept für<br />
Smart-TVs oder die LG Cloud. Zudem<br />
sollen in diesem Jahr auch die ersten<br />
OLED-Fernseher der Südkoreaner in den<br />
Handel kommen. Geplant ist der europaweite<br />
Marktstart für Juni. Dass LG<br />
hier Ernst macht, unterstreicht die Firmenzentrale<br />
mit der Anfang April angekündigten<br />
Investition von 655 Millionen<br />
US-Dollar in die Massenproduktion von<br />
OLED-TVs.<br />
In diesem Jahr will LG die Nummer 2<br />
im Fachhandel werden und dafür seinen<br />
Marktanteil von 15 auf 20 Prozent<br />
steigern. In Düsseldorf gestand Gunter<br />
Kürten ein, dass in der Vergangenheit<br />
Fehler gemacht wurden. Doch die<br />
Unternehmenskultur in Ratingen hat<br />
sich geändert. „Früher wurde viel mit<br />
Druck und Ellenbogen gearbeitet“, berichtet<br />
der neue Sales Director Home<br />
Entertainment aus seiner ersten Zeit<br />
bei LG Deutschland im eigenen Blog<br />
des Unternehmens. „Das ist wirklich<br />
vorbei, es gibt ein neues Management<br />
bei LG“. Kürten hat sich die neue Aufgabe<br />
gut überlegt. „Es war für mich<br />
erst einmal ein großes Fragezeichen“,<br />
gibt er zu, als die Anfrage von LG kam.<br />
Aber: Für Koreaner ist es eigentlich ungewöhnlich,<br />
auf einen ehemaligen Mitarbeiter,<br />
zumal in leitender Funktion,<br />
noch einmal zuzugehen. „Nachdem ich<br />
mir dann den Markt angeschaut habe,<br />
muss man sagen, LG ist eines der spannendsten<br />
Unternehmen“, erklärt Kürten<br />
seine Rückkehr.<br />
Flagschiffe<br />
Der neue Sales Director krempelt dann<br />
auch gleich die Ärmel hoch. Die bereits<br />
im letzten Jahr gestartete SDA-Händlervereinbarung<br />
(Selective Distribution<br />
Agreement) wird neu aufge<strong>setzt</strong>. Das<br />
Selektivkonzept wurde Anfang April auf<br />
ganz Europa ausgeweitet, um die für den<br />
Handel ärgerlichen Querlieferungen in<br />
den deutschen Markt zu unterbinden.<br />
Darüber hinaus wird es eigens auf den<br />
deutschen Markt zugeschnittene Produkte<br />
geben, die sich sowohl in der<br />
Technik als auch im Branding von ausländischen<br />
Geräten unterscheiden werden.<br />
Einer dieser Unterschiede wird beispielsweise<br />
im Umfang und der Gewichtung<br />
der Smart-TV-Inhalte liegen, ganz<br />
abgesehen davon, dass diese Inhalte<br />
schon wegen der Sprachunterschiede<br />
anders gewichtet werden. Ebenso wird<br />
es für nicht autorisierte Produkte von LG<br />
keine Service-Leistungen geben.<br />
Das mit 82 Modellen recht umfangreiche<br />
Portfolio an TV-Geräten wird neu aufgeteilt.<br />
Es soll rund 40 Flagschiffe für die<br />
unterschiedlichen Distributionskanäle<br />
geben, mit denen LG die Wettbewerber<br />
unter Druck setzen will; darunter auch<br />
exklusive Fernseher für den stationären<br />
Fachhandel wie zum Beispiel Kooperationsmodelle<br />
oder Highlight-Geräte aus<br />
den Bereichen Ultra-HD und OLED.<br />
Für die Unterstützung der Händler stockt<br />
LG sein Vertriebsteam auf. Künftig sollen<br />
5 Regionalleiter mit 28 Außendienstlern<br />
den Handel betreuen. Natürlich schläft<br />
auch die Konkurrenz nicht. Aus Sicht des<br />
Fachhandels sendet LG aber positive Signale,<br />
um den Handel eine lohnenswerte<br />
Alternative zu bieten. MH
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 7<br />
Ausgewählte Patentneuveröffentlichungen<br />
Titel Anmelder Erfinder VN 1 VD 2<br />
Verfahren und Vorrichtung zur effizienten<br />
Übertragung von überregional<br />
und regional auszustrahlenden<br />
Programm-und Servicedaten<br />
Rohde & Schwarz<br />
Herzog, Norman, DE;<br />
Rusch-Ihwe, Jens, DE<br />
DE 102 009 057 363 B4 18. 04. 2013<br />
Verfahren zur Priorisierung von Mitteilungen<br />
durch ein Rundfunkempfangsgerät<br />
und Rundfunkempfangsgerät<br />
hierzu<br />
Robert Bosch GmbH<br />
Ellert, Ansgar, DE;<br />
Gerlings, Karl-Heinz, DE<br />
DE 102 011 084 673 A1 18. 04. 2013<br />
Interaktive Fernbeteiligung bei Live-<br />
Unterhaltung<br />
G Face GmbH Yerli, Cevat, DE EP 000 002 582 145 A2 17. 04. 2013<br />
Verfahren zur Ermöglichung der Entschlüsselung<br />
von übertragenen Informationen<br />
Deutsche Telekom<br />
Althoff, Jürgen, DE;<br />
Wenz, Heinrich, DE<br />
DE 000 010 108 872 B4 11. 04. 2013<br />
Konfliktverarbeitung beim Zugang auf<br />
eine persönliche Fernsehfunktionalität<br />
seitens mehrerer Benutzer<br />
Such- und Darstellungsverfahren in<br />
einer elektronischen Programmzeitschrift<br />
Nokia Siemens Networks Baumgarten, Hans-Georg, DE EP 000 002 579 608 A1 10. 04. 2013<br />
Eldon Technology Mountain, Dale, GB EP 000 002 579 607 A1 10. 04. 2013<br />
TV-zentrierte Aktionen in ausgelösten<br />
Erklärungsobjekten<br />
Sony Eyer, Mark Kenneth, US EP 000 002 577 961 A1 10. 04. 2013<br />
Verfahren und Vorrichtung zur synchronisierten<br />
Aufzeichnung von<br />
Audio-und Video-Streams<br />
<strong>Media</strong>tek Chen, Cheng-Che, TW DE 102 005 050 326 B4 04. 04. 2013<br />
Fernsehkarte-Modul mit Fernbedienung<br />
Avermedia Technologies<br />
Chen, Chao-Jung, TW; Kao,<br />
Shen-Chuan, TW; Shen, Kao-Yi,<br />
TW; Tseng, Chien-Lung, TW<br />
DE 102 007 056 541 B4 04. 04. 2013<br />
Tunermodul<br />
Samsung Electro-Mechanics<br />
Kim, Chang Ik, KR; Kwon, Si<br />
Young, KR; Lee, Ju-Ho, KR;<br />
Moon, Dong Teck, KR; u. a.<br />
DE 102 012 007 807 A1 04. 04. 2013<br />
Kopfstation mit Redundanz und zugehöriges<br />
Verfahren<br />
Rohde & Schwarz<br />
Görig, Torsten, DE;<br />
Heidenreich, René, DE<br />
DE 102 011 083 816 A1 04. 04. 2013<br />
Digitaler Fernsehempfänger mit Mitteln<br />
zur effizienten Verwaltung von<br />
Programmdiensten<br />
Technisat<br />
Burmeister, Jens, DE;<br />
Rother, Norman, DE<br />
EP 000 002 575 373 A1 03. 04. 2013<br />
Deaktivierung eines Klartextsteuerungs-Wortlademechanismus<br />
in einem<br />
System mit bedingtem Zugang<br />
Irdeto<br />
Van de Ven, Antonius Johannes<br />
Petrus Maria, NL<br />
EP 000 002 362 635 B1 03. 04. 2013<br />
Verbesserungen in Fernsehsignalempfängern<br />
British Sky Broadcasting<br />
Bodkin, Nigle, GB; Collins, Ellen<br />
Fiona, GB; Freeman, Benjamin<br />
Jonathan, GB; James, Nicholas,<br />
GB; u. a.<br />
EP 000 001 768 399 B1 03. 04. 2013<br />
Verschlüsseltes digitales Datenelement<br />
NDS<br />
Harvey, Colin, GB;<br />
Millar, Keth, GB<br />
EP 000 002 014 093 B1 27. 03. 2013<br />
Verfahren zum Regeln des Zugriffs auf<br />
verwürfelten Inhalt<br />
Viaccess<br />
Chevallier, Anthony, FR; Lanfranchi,<br />
Stephane, FR; Magis,<br />
Erwann, FR<br />
EP 000 001 961 223 B1 27. 03. 2013<br />
Rauscharmutswandler bei Satellitenrundfunkempfängern<br />
Sharp Motoyama, Kohji, JP EP 000 002 573 962 A1 27. 03. 2013<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
¹ Veröffentlichungsnummer, ² Veröffentlichungsdatum
8 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
War’s das mit <strong>DVB</strong>-T?<br />
Studie: Umstieg auf <strong>DVB</strong>-T2 oder Ausstieg aus der Terrestrik - Must-Carry für zukünftigen Rundfunk<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Druck wird auch seitens der EU-Kommission<br />
auf den Rundfunk ausgeübt.<br />
Bis 2015 sollen 1 200 MHz an geeigneten<br />
Frequenzen für die mobile Breitbandkommunikation<br />
identifiziert werden,<br />
um das Ziel zu erreichen, bis <strong>2020</strong> jeden<br />
EU-Bürger einen Breitbandzugang<br />
mit mindestens 30 Mbit/s zur Verfügung<br />
stellen zu können. Kein Wunder,<br />
dass das BMWi davon ausgeht,<br />
dass der Mobilfunk in Zukunft weitere<br />
Frequenzspektren benötigt.<br />
Im Projekt „<strong>Mobile</strong> <strong>Media</strong> <strong>2020</strong>“ werden<br />
daher verschiedene Szenarien diskutiert.<br />
Im Diskussionspapier des BMWi<br />
sind es deren vier: Die Beibehaltung<br />
des Status Quo im Frequenzbereich zwischen<br />
470 und 790 MHz bis 2025, die<br />
Vergabe des 700-MHz-Bandes (Digitale<br />
Dividende 2) ab 2016 an den Mobilfunk<br />
sowie eine kollaborative Nutzung des<br />
UHF-Bands und ein Verzicht des Rundfunks<br />
auf die Terrestrik.<br />
Keine Alternative<br />
Eine Studie der Technischen Universität<br />
Braunschweig unter der Federführung<br />
von Ulrich Reimers zur zukünftigen<br />
Frequenznutzung von Mobil- und Rundfunk<br />
dampft die Diskussion auf drei<br />
Optionen zusammen, von denen nur<br />
zwei als realistisch angesehen werden:<br />
der Umstieg auf <strong>DVB</strong>-T2 und der Ausstieg<br />
aus der terrestrischen TV-Verbreitung.<br />
Die Fortführung des Status Quo<br />
ist keine Alternative, da einerseits die<br />
privaten Programmanbieter aufgrund<br />
Mobilfunk, Rundfunk oder gemeinsam? Wie Fernsehen auf mobile Endgeräte kommt, wird derzeit diskutiert. Dabei<br />
steht nicht weniger als die Zukunft von <strong>DVB</strong>-T auf dem <strong>Spiel</strong><br />
Bild: Deutsche Telekom<br />
der hohen Verbreitungskosten keinerlei<br />
Bereitschaft hierzu signalisieren und<br />
andererseits der steigende Absatz HDfähiger<br />
Wiedergabegeräte darauf schließen<br />
lässt, dass eine digitale Terrestrik<br />
ohne HDTV weiter an Attraktivität<br />
verlieren wird.<br />
Der Umstieg auf <strong>DVB</strong>-T2 könnte<br />
laut Studie in Ballungsräumen 2018<br />
und bundesweit <strong>2020</strong> abgeschlossen<br />
sein, so dass in diesem Zeitraum das<br />
700-MHz-Band dem Mobilfunk zur Verfügung<br />
gestellt werden könnte, vorausge<strong>setzt</strong><br />
es gelingt bis dato eine internationale<br />
Koordinierung dieses Spektrums.<br />
Die Verfasser der Studie weisen zusätzlich<br />
darauf hin, dass durch den Umstieg<br />
Hunderte TV-Sendeanlagen verändert<br />
sowie die Belange der Kabelnetzbetreiber<br />
und der Nutzer von PMSE-Systemen<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
TV-Sender uneins<br />
Der Ausstieg aus der terrestrischen TV-<br />
Verbreitung könnte der Studie zufolge<br />
2019 abgeschlossen werden. Abgesehen<br />
von den bereits genannten<br />
Belangen müssten in diesem Fall Finanzierungsmodelle<br />
für den privaten<br />
und öffentlich-rechtlichen Hörfunk<br />
Kompakt<br />
Technisats neue Produkte<br />
Rechtsstreit geht weiter<br />
Receivermarkt floriert<br />
Technisat kündigt eine Produktoffensive<br />
an. Unter der Bezeichnung „Technisat<br />
Selection“ wollen die Eifeler ihr<br />
bisheriges Portfolio zum Beispiel mit<br />
Funkkopfhörern, Soundbars, Powerline-<br />
Adapter oder Kabelzubehör ergänzen.<br />
Darüber hinaus will Technisat auch Set-<br />
Top-Boxen im unteren Preissegment einführen.<br />
Weniger erfreulich für Händler:<br />
Endkunden sollen über einen Online-<br />
Shop auf der Website des Unternehmens<br />
Technisat-Produkte kaufen können. MH<br />
Der Rechtsstreit zwischen RTL und Sat<br />
1 auf der einen und den Online-Videorekordern<br />
Save TV und Shift TV auf der<br />
anderen Seite findet kein Ende. Der BGH<br />
hat das Verfahren erneut ans OLG Dresden<br />
verwiesen. Zwar greifen die Online-<br />
Videorekorder laut BGH in das Weitersendungsrecht<br />
der Sender ein, aber das<br />
OLG müsse klären, ob die Sender ähnlich<br />
wie bei Kabelnetzbetreibern verpflichtet<br />
sind, den Anbietern eine Lizenz zur Weitersendung<br />
einzuräumen. <br />
MH<br />
Im Gegensatz zu den Einbrüchen im deutschen<br />
Markt floriert der weltweite Handel<br />
mit Set-Top-Boxen. Laut Infonetics sind<br />
die Umsätze 2012 um 10 Prozent gestiegen.<br />
Das Plus rührt von Wachstumsmärkten<br />
wie China oder Indien sowie dem<br />
gestiegenen Absatz von Video-Gateways<br />
und <strong>Media</strong> Playern her. Motorola musste<br />
hingegen einen Verlust im zweistelligen<br />
Prozentbereich hinnehmen, was der<br />
neuen Konkurrenz durch Samsung und<br />
Pace in den USA geschuldet ist. MH
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 9<br />
gefunden werden, da dieser die TV-<br />
Sendemasten nicht mehr mitbenutzen<br />
könnte. Für die Übertragung von Live-<br />
Video an portable und mobile Endgeräte<br />
müssten neue Lösungen jenseits<br />
heutiger Mobilfunkstandards her. Zudem<br />
müsste die Übertragung von Fernsehprogrammen<br />
auch außerhalb der<br />
typischen Datenvolumenbegrenzungen<br />
in Mobilfunkverträgen möglich sein,<br />
d. h., es müsste über Must-Carry-Regelung<br />
nachgedacht werden.<br />
Reimers hält den Ausstieg für das wahrscheinlichste<br />
Szenario. „Mittelfristig<br />
wird es kein klassisches terrestrisches<br />
Fernsehen mehr geben“, meint der <strong>DVB</strong>-<br />
Mitbegründer, wahrscheinlich auch deshalb,<br />
weil sich öffentlich-rechtliche und<br />
private Programmanbieter über den<br />
Umstieg für <strong>DVB</strong>-T2 uneins sind. „Die<br />
Szenarien sind da, aber wir werden von<br />
den Teilnehmern hingehalten“, so Reimers<br />
im Gespräch mit <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>.<br />
Die Enttäuschung ist ihm anzumerken.<br />
Digitale Dividende 2<br />
Die Crux liegt in den unterschiedlichen<br />
Ansichten der Öffentlich-Rechtlichen<br />
und der Privaten über die Zukunft von<br />
<strong>DVB</strong>-T. ARD und ZDF halten von einem<br />
Ausstieg aus der Terrestrik herzlich<br />
wenig, da <strong>DVB</strong>-T dem Zuschauer einen<br />
ungehinderten, ungefilterten und kostengünstigen<br />
Zugang zu TV-Inhalten<br />
bietet. Das sollte nach Ansicht der<br />
Öffentlich-Rechtlichen nicht aufgegeben<br />
werden. Heißt im Umkehrschluss:<br />
So etwas wie ein terrestrisches HD<br />
Plus, verschlüsselte Programme gegen<br />
Entgelt, wird abgelehnt. Das fordern<br />
jedoch die Privaten, um ihre Verbreitungskosten<br />
refinanzieren zu können.<br />
Am liebsten würden ARD und ZDF<br />
an der derzeitigen Frequenzsituation<br />
nichts ändern. Sie sprechen<br />
sich auch gegen die Vergabe des<br />
700-MHz-Bandes an den Mobilfunk<br />
aus. Hierin sehen sie eine Behinderung<br />
der verfassungsrechtlich garantierten<br />
Entwicklungschancen des Rundfunks,<br />
da ohne dieses Spektrum ein Umstieg<br />
auf <strong>DVB</strong>-T2 ebenso ausgeschlossen<br />
sei wie die Erprobung hybrider Verbreitungsszenarien,<br />
wie sie das BM-<br />
Wi in der kollaborative Nutzung des<br />
UHF-Bands vorschlägt.<br />
Kooperationsbereit<br />
Davon halten die Öffentlich-Rechtlichen<br />
ohnehin wenig, wenngleich sie<br />
sich der Kooperation mit dem Mobilfunk<br />
nicht verschließen wollen.<br />
Aber eine kollaborative Nutzung des<br />
UHF-Bands <strong>setzt</strong> ein hohes Maß an<br />
Koordinierung voraus. Aufgrund<br />
der Komplexität einer Koordinierung<br />
zwischen Rundfunk und Mobilfunk<br />
sowie der Tatsache, dass Technologien<br />
wie Dynamic Broadcasting<br />
(<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> berichtete) noch im<br />
Anfangsstadium stecken, lässt sich die<br />
kollaborative Nutzung nach Ansicht<br />
von ARD und ZDF mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
nicht umsetzen.<br />
Außerdem sind sie gemeinsam mit der<br />
Deutschen TV-Plattform (DTVP) der<br />
Meinung, dass man den Breitbandzielen<br />
der Bundesregierung mit der<br />
Vergabe des 700-MHz-Bandes an den<br />
Mobilfunk nicht wesentlich näher käme.<br />
Stattdessen führt für das Rundfunklager<br />
kein Weg an einer Verdichtung<br />
der Mobilfunknetze vorbei (lesen Sie<br />
hierzu auch den Beitrag auf Seite 10).<br />
Die Öffentlich-Rechtlichen sehen die<br />
Chance in der Kooperation mit dem<br />
Mobilfunk über die Tower-Overlay-<br />
Technologie, bei der <strong>DVB</strong>-T2 gemeinsam<br />
mit LTE genutzt wird. Gerade<br />
bei massenattraktiven Live-Inhalten<br />
könnten die Mobilfunknetze durch<br />
Rundfunknetze entlastet werden – auch<br />
unter Zuhilfenahme von WLAN-Netzen,<br />
gerade im Inhouse-Bereich; eine aus<br />
Sicht von Reimers derzeit beim BMWi<br />
zu wenig diskutierte Option.<br />
Ulrich Reimers<br />
„Ein kommerzieller Anbieter stellt aus<br />
kommerziellen Überlegungen die<br />
Medienwelt auf den Kopf.“<br />
Der Professor für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig über den<br />
<strong>DVB</strong>-T-Ausstieg von RTL<br />
Bild: DTVP<br />
Schutz gefordert<br />
Auch der Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber<br />
(Anga) macht sich für<br />
die WiFi-Nutzung stark, zumal bei der<br />
Inhouse-Verkabelung erhebliches Störpotenzial<br />
durch LTE befürchtet wird. Bei<br />
der Vergabe der Digitalen Dividende 1<br />
wurden die Belande der Kabelnetzbetreiber<br />
nicht berücksichtigt, weshalb<br />
die Anga nun schon aus Gründen der<br />
Planungssicherheit für zukünftige Frequenznutzer<br />
fordert, den Schutz der<br />
Kabelnetze bereits bei einem etwaigen<br />
Vergabeverfahren sicherzustellen.<br />
Ein solcher Schutz könnte beispielsweise<br />
dadurch erreicht werden, indem<br />
abgestufte Sendeleistungen festgelegt<br />
werden, so dass in Stadtgebieten mit<br />
weniger Leistung gesendet wird als zum<br />
Beispiel in ländlichen Regionen, in denen<br />
das Kabel weniger stark vertreten<br />
ist. Die Anga schlägt des Weiteren<br />
vor, Up- und Downlink zu trennen.<br />
Das 700-MHz-Band könnte demzufolge<br />
nur für den Downlink und die ab<br />
2016 frei werdenden Frequenzen im<br />
900-MHz-Bereich für den Uplink<br />
genutzt werden.<br />
Darüber hinaus kritisieren die Kabelnetzbetreiber,<br />
dass sich im Projekt „<strong>Mobile</strong><br />
<strong>Media</strong> <strong>2020</strong>“ die von der Bundesnetzagentur<br />
entwickelten Szenarien zur zukünftigen<br />
Nutzung der GSM-Frequenzen<br />
(<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> berichtete) nicht wiederspiegeln.<br />
Zwar suchen sowohl das<br />
Ministerium als auch die Agentur nach<br />
Lösungen für den zukünftigen mobilen<br />
Datenverkehr, eine gemeinsame Koordination<br />
der erarbeiteten Szenarien gibt es<br />
aber nicht.<br />
Zweifel angebracht<br />
Die Diskussion beim Bundeswirtschaftministerium<br />
läuft darauf hinaus, dass<br />
Rundfunk und Mobilfunk in Zukunft<br />
miteinander kooperieren (müssen).<br />
Beide Seiten haben ihre Bereitschaft<br />
zu gemeinsamen Gesprächen bereits<br />
signalisiert. Am Ende soll ein hybrides<br />
Übertragungsnetz herauskommen, in<br />
dem sowohl der Mobilfunk als auch<br />
der Rundfunk seine Inhalte übertragen<br />
kann. Damit könnte Deutschland international<br />
eine Vorreiterrolle für solche<br />
Netztechnologien einnehmen.<br />
Allerdings sind Zweifel angebracht.<br />
Wenn sich schon die Rundfunkanstalten<br />
untereinander nicht über einen Umstieg<br />
auf <strong>DVB</strong>-T2 einigen können, wie soll<br />
man dann einen Konsens mit Mobilfunkern<br />
herstellen können? <strong>Wer</strong> sollte<br />
den Rundfunk in solchen Gesprächen<br />
repräsentieren? Die Frage müssen sich<br />
auch die Mobilfunker gefallen lassen,<br />
denn hier sitzen vier Konkurrenten in<br />
einem Boot – und einer davon ist ein<br />
ehemaliges Staatsunternehmen, an dem<br />
der Staat noch Anteilte hält. Das wirft<br />
auch noch einmal ein anderes Licht<br />
auf die Rolle des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
im Rahmen des Projekts<br />
„<strong>Mobile</strong> <strong>Media</strong> <strong>2020</strong>“. MH
10 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Die 700-MHz-Frage<br />
Deutsche TV-Plattform: Vergabe des Spektrums an Mobilfunk nur „Tropfen auf dem heißen Stein“<br />
Die World Radiocommunication Conference<br />
(WRC) im letzten Jahr endete<br />
mit dem Paukenschlag der ko-primären<br />
Zuweisung des 700-MHz-Bandes für den<br />
Mobilfunk. Der Schreck sitzt tief bei<br />
den Vertretern des Rundfunks, denn<br />
ein erneuter Verlust von Frequenzen<br />
stellt die Zukunftsfähigkeit der terrestrischen<br />
TV-Verbreitung in Frage. Das<br />
700-MHz-Band stellt rund 30 Prozent<br />
der Frequenzen dar, die für die terrestrische<br />
TV-Verbreitung genutzt werden.<br />
„Es geht ans Eingemachte“, erklärte unlängst<br />
Jürgen Brautmeier, Vorsitzender<br />
der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten<br />
(DLM) im Interview<br />
mit <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>.<br />
Die Deutsche TV-Plattform (DTVP) argumentiert<br />
im Rahmen des Projekts<br />
„<strong>Mobile</strong> <strong>Media</strong> <strong>2020</strong>“ in ihrer Stellungnahme<br />
zum Diskussionspapier des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />
dass man<br />
den Zielen der Breitbandinitiative der<br />
Bundesregierung durch die Zuweisung<br />
des 700-MHz-Bereichs an den Mobilfunk<br />
kaum näher käme. Stattdessen müssten<br />
Deutsche Telekom, Vodafone und Co.<br />
laut DTVP ihre Netze verdichten. Das ist<br />
auch die Meinung von ARD und ZDF.<br />
Missverhältnis<br />
Für die Breitbandversorgung auf dem<br />
Land stehen dem Mobilfunk derzeit<br />
60 MHz zur Verfügung, was weniger als<br />
einem Sechstel des Frequenzspektrums<br />
entspricht, über das der Mobilfunk für<br />
die Breitbandversorgung verfügt. Dabei<br />
werden laut DTVP in ländlichen<br />
Regionen mehr Einwohner pro Mobilfunkzelle<br />
versorgt als in der Stadt.<br />
Ausgehend von einem Zellradius von<br />
10 km auf dem Land und 1 km in der<br />
Stadt, würden 20-mal mehr Einwohner<br />
auf die ländliche als auf die städtische<br />
Zelle entfallen.<br />
Sowohl das Frequenz- als auch das<br />
Versorgungsverhältnis ergeben nach<br />
Berechnungen der TV-Plattform,<br />
dass jedem Stadtbewohner eine etwa<br />
120-mal höhere Datenrate geboten<br />
werden könnte als dem Landbewohner.<br />
Das Verhältnis würde sich bei der<br />
Zuweisung des 700-MHz-Bandes zwar<br />
halbieren, es wäre aber immer noch ein<br />
Missverhältnis, das auch dann nicht viel<br />
besser wird, wenn man berücksichtigt,<br />
dass die Mobilfunker in Städten nur<br />
rund ein Drittel der zur Verfügung stehenden<br />
Frequenzen tatsächlich nutzen.<br />
Das Verhältnis würde auf 1:40 reduziert<br />
und mit dem Spektrum des 700-MHz-<br />
Bandes auch nur auf 1:20.<br />
Netzverdichtung<br />
Die TV-Plattform, zusammen mit ARD<br />
und ZDF, vertritt daher den Standpunkt,<br />
dass nur durch eine Netzverdichtung<br />
und nicht durch eine Erweiterung der<br />
Frequenzspektren die Breitbandziele<br />
der Bundesregierung erreicht werden<br />
können. Die Öffentlich-Rechtlichen vertreten<br />
diese Meinung auch in der Diskussion<br />
um die zukünftige Nutzung der<br />
GSM-Frequenzen, deren Lizenzen 2016<br />
auslaufen und zu denen die Bundesnetzagentur<br />
verschiedene Szenarien<br />
entwickelt hat (<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> berichtete).<br />
Die DTVP macht folgende Rechnung<br />
auf: Die LTE-Kunden der Telekom<br />
surfen mit maximal 7,2 Mbit/s, allerdings<br />
nur so lange, bis pro Monat 10 GB erreicht<br />
sind. Danach wird die Geschwindigkeit<br />
gedrosselt, um die Netze nicht<br />
zu überlasten. Würde ein Kunde mit<br />
dem erklärten Ziel der Regierung von<br />
50 Mbit/s surfen, hätte er das monatliche<br />
Maximalvolumen der Telekom nach<br />
ungefähr 30 Minuten erreicht.<br />
Angenommen, das Spektrum würde<br />
dank des 700-MHz-Bandes verdoppelt<br />
und die Telekom würde deshalb ihren<br />
Kunden ein Volumen von 20 GB anbieten,<br />
könnten LTE-Nutzer pro Monat eine<br />
Stunde lang mit 50 Mbit/s surfen. Eine<br />
wesentliche Verbesserung durch die Hinzunahme<br />
des 700-MHz-Bands sieht nach<br />
Meinung der TV-Plattform anders aus.<br />
Allem Anschein nach haben die Mobilfunker<br />
ohnehin kein großes Interesse am<br />
700-MHz-Band. „Wir kommen mit dem<br />
vorhandenen Spektrum ganz gut hin“,<br />
erklärte Hartmut Kremling, Geschäftsführer<br />
Technik bei Vodafone, auf dem<br />
CeBIT-Pressegespräch des Düsseldorfer<br />
Mobilfunkers, wenngleich er ebenfalls<br />
das europaweite wirtschaftliche Interesse<br />
an diesen Frequenzen hervorhob.<br />
<strong>Media</strong>tion<br />
Auch bei der Telekom scheint der Handlungsdruck<br />
nicht groß zu sein. Das<br />
sogenannte Refarming, also die Nutzung<br />
der GSM-Frequenzen für mobile<br />
Datenzugängen, kommt für die Bonner<br />
nicht vor 2017 in Frage. Refarming wird<br />
derzeit nur von E-Plus betrieben, da E-<br />
Plus keine Lizenzen für Frequenzen im<br />
800-MHz-Band besitzt. „Eine weitere<br />
„Wir kommen mit dem vorhandenen Spektrum<br />
ganz gut hin“, Vodafone-Technikgeschäftsführer<br />
Hartmut Kremling hegt kein gesteigertes Interesse<br />
am 700-MHz-Band<br />
Bild: Vodafone<br />
digitale Dividende könnte den Netzbetreibern<br />
vorübergehend eine Kostenentlastung<br />
bringen, wäre aber auf Dauer<br />
nur ein Tropfen auf den heißen Stein“,<br />
resümiert die DTVP in einer Stellungnahme<br />
an das BMWi.<br />
Stattdessen könnte der Mobilfunk nach<br />
den Berechnungen der TV-Plattform<br />
bei einer Verringerung der Zellradien<br />
auf dem Land von 10 auf 4,5 km das<br />
Spektrum bis 2 600 MHz auch auf dem<br />
Land nutzen. Zusätzlich befänden sich<br />
die Endgeräte durch die kleineren Zellen<br />
näher an den Basisstationen, wodurch<br />
ein höherer Datendurchsatz realisiert<br />
werden könnte. Das bedeutet<br />
für den Mobilfunk natürlich höhere<br />
Investitionen ins bestehende Netz.<br />
Da das Interesse der Mobilfunker am<br />
700-MHz-Bereich derzeit nicht allzu<br />
groß erscheint, rückt auch für das<br />
BMWi die Aussicht auf Milliardensummen<br />
durch eine Versteigerung dieser<br />
Frequenzen zunächst in die Ferne. Mehr<br />
als Zeit ist für den Rundfunk aber nicht<br />
gewonnen. Die ARD schlägt deshalb ein<br />
<strong>Media</strong>tionsverfahren zur zukünftigen<br />
Verwendung des 700 MHz-Bandes vor,<br />
um die bestehenden Konflikte zu lösen.<br />
Dem BMWi traut man diese Aufgabe<br />
anscheinend nicht zu. MH
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 11<br />
„Attraktive Alternative“<br />
Warum Pro Sieben Sat 1 weiterhin über <strong>DVB</strong>-T ausstrahlen will – Forderungen an die Medienpolitik<br />
Die Verfechter der Terrestrik können<br />
aufatmen. Pro Sieben Sat 1 hat seine Verträge<br />
zur <strong>DVB</strong>-T-Ausstrahlung verlängert.<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> sprach mit Klaus<br />
Steffens, Leiter Technik Distribution bei<br />
der Pro Sieben Sat 1 <strong>Media</strong> AG, warum<br />
sich die digitale Antenne für den TV-<br />
Konzern lohnt und was er nun aus den<br />
Reihern der Medienpolitiker für ihren<br />
Fortbestand erwartet.<br />
Herr Steffens, was schätzen Sie an<br />
<strong>DVB</strong>-T besonders?<br />
Mir ist in erster Linie wichtig, was<br />
der Nutzer daran schätzt. Und für<br />
ihn stehen sicherlich die einfache Installation<br />
und der kostenlose Empfang<br />
im Vordergrund. <strong>DVB</strong>-T ist damit<br />
eine attraktive Alternative zu<br />
Kabel- oder Satellitenempfang.<br />
RTL ist die digitale terrestrische Verbreitung<br />
zu teuer. Warum rechnet sich<br />
<strong>DVB</strong>-T für Pro Sieben Sat 1?<br />
Unsere Marktanalyse hat gezeigt, dass<br />
<strong>DVB</strong>-T-Nutzer eine sehr hohe Affinität<br />
zu unseren Programmen haben. Das<br />
heißt, wir erreichen über <strong>DVB</strong>-T durchschnittlich<br />
mehr Zuschauer als andere<br />
TV-Anbieter. Zudem wollen wir dem<br />
<strong>Wer</strong>bemarkt auch weiterhin eine flächendeckende<br />
Reichweite über alle<br />
Zielgruppen anbieten.<br />
Sie haben Ihre Verträge mit <strong>Media</strong><br />
Broadcast verlängert. Ihre Verhandlungsposition<br />
hätte besser nicht sein<br />
können, denn nach dem RTL-Ausstieg<br />
ist Pro Sieben Sat 1 der einzige große<br />
private Programmanbieter über <strong>DVB</strong>-T.<br />
War Ihnen klar, dass Ihr Ausstieg das<br />
Aus für die digitale Terrestrik hätte<br />
bedeuten können?<br />
Eine Ausstrahlung über <strong>DVB</strong>-T bzw. über<br />
die terrestrischen Sendeanlagen hat wie<br />
jede andere Verbreitungsart ihren Preis.<br />
Die Kosten waren jedoch nicht das einzige<br />
Kriterium bei unserer Entscheidung<br />
zur Verlängerung. Eine Antwort auf die<br />
Frage, ob nun ein Ende unseres Engagements<br />
in den digitalen terrestrischen<br />
Übertragungsweg das Aus bedeutet hätte,<br />
wäre rein spekulativ. Wir strahlen unsere<br />
Programme Pro Sieben, Sat 1 und Kabel<br />
Eins weiter über <strong>DVB</strong>-T aus und denken<br />
darüber hinaus auch daran, unsere neuen<br />
Sender über <strong>DVB</strong>-T zu verbreiten.<br />
„Erreichen über <strong>DVB</strong>-T durchschnittlich mehr Zuschauer<br />
als andere TV-Anbieter“, Klaus Steffens, Leiter Technik<br />
Distribution bei Pro Sieben Sat 1 Bild: Pro Sieben Sat 1<br />
Im Projekt „<strong>Mobile</strong> <strong>Media</strong> <strong>2020</strong>“ wird<br />
über die Zukunft mobiler Medien und<br />
daher auch über <strong>DVB</strong>-T diskutiert. Die<br />
Szenarien reichen von der Beibehaltung<br />
des jetzigen Status Quo bis hin zur Aufgabe<br />
der klassischen terrestrischen TV-<br />
Verbreitung. Wo sehen Sie die Zukunft<br />
von <strong>DVB</strong>-T?<br />
Die Terrestrik spricht heute Zuschauer<br />
an, die im jeweiligen Nutzungsumfeld<br />
<strong>Wer</strong>t auf unkomplizierten und kostengünstigen<br />
Fernsehempfang legen und dabei<br />
auch Kompromisse bei der Angebotsvielfalt<br />
wie Pay-TV oder HD-Programme<br />
eingehen. Das wird sich auch in den<br />
nächsten Jahren nicht grundlegend ändern.<br />
Wie die weitere technische Entwicklung<br />
aussieht, darüber muss nun diskutiert<br />
werden. Der Übertragungsstandard<br />
<strong>DVB</strong>-T2 verbunden mit einer verbesserten<br />
Codiertechnik bietet beispielsweise<br />
viele neue Nutzungsmöglichkeiten. Ob<br />
diese Technik oder eine andere – evtl. in<br />
Annäherung zu einer Mobilfunktechnik –<br />
in Deutschland zur Anwendung kommt,<br />
wird nun Thema der Diskussion unter<br />
den Interessensgruppen sein. Interessant<br />
ist dabei auch die Entwicklung der Nutzung<br />
von <strong>DVB</strong>-T2 in Österreich.<br />
Pro-Sieben-Sat-1-Vorstand Conrad<br />
Albert forderte unlängst die Unterstützung<br />
der Medienpolitik ein. Wo<br />
hat Ihnen diese Unterstützung in der<br />
Vergangenheit gefehlt?<br />
Die Forderung steht vordergründig nicht<br />
im Zusammenhang mit Vergangenem,<br />
sondern mit der Zukunft und da erwarten<br />
wir zwei relevante Kriterien: Ein<br />
klares Bekenntnis zur Weiterentwicklung<br />
der digitalen Terrestrik, um diesen Übertragungsweg<br />
auch künftig wirtschaftlich<br />
attraktiv zu halten und einen Erhalt der<br />
Frequenzen für den Rundfunk.<br />
Was erwarten Sie konkret von<br />
der Medienpolitik? Geht es Ihnen<br />
um Subventionen?<br />
Konkret erwarten wir eine klare Unterstützung<br />
seitens der Politik, die Frequenzthematik<br />
auf der kommenden<br />
Weltfunkkonferenz 2015 im Sinne des<br />
Rundfunks zu lösen. Der Erhalt der Frequenzen<br />
für den Rundfunk über <strong>2020</strong><br />
hinaus gibt Investitionssicherheit und ist<br />
damit Grundlage für die zukünftige Ausrichtung<br />
der digitalen Terrestrik.<br />
Mit <strong>DVB</strong>-T2 könnten auch Programme<br />
in HD-Qualität über Antenne verbreitet<br />
werden. Warum sind sich die involvierten<br />
Unternehmen beim Umstieg auf<br />
<strong>DVB</strong>-T2 trotzdem nicht einig?<br />
Die Entscheidung zur Einführung einer<br />
neuen, nicht abwärtskompatiblen Technologie,<br />
wie am Beispiel <strong>DVB</strong>-T2, hängt<br />
ja nicht allein von deren HD-Fähigkeit<br />
ab. Wirtschaftlichkeit, benutzerfreundliche<br />
Umstiegsszenarien, verfügbare Frequenzressourcen<br />
und Endgeräte sind nur<br />
einige weitere Punkte, die in dem Zusammenhang<br />
von den Unternehmen zum Teil<br />
unterschiedlich bewertet werden.<br />
Sie könnten zudem das HD-Plus-<br />
Konzept auch über <strong>DVB</strong>-T etablieren.<br />
Oder gibt es dafür zu viel Gegenwind<br />
aus der Politik bzw. von den<br />
Öffentlich-Rechtlichen?<br />
Eine HD-Ausstrahlung unserer Programmangebote<br />
können wir uns nur<br />
unter ähnlichen Voraussetzungen wie<br />
auch über die anderen Empfangswege<br />
vorstellen. Das heißt, Bedingung ist<br />
und bleibt, dass unsere HD-Inhalte geschützt<br />
sind und nicht unberechtigt<br />
vervielfältigt werden können.<br />
Wenn Sie sich wünschen könnten, wie,<br />
was und wann über <strong>DVB</strong>-T2 gesendet<br />
wird, wie sähe Ihr Szenario aus?<br />
Überall unser komplettes Programmportfolio<br />
zu jederzeit.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.
12 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Viel Lärm um nichts?<br />
Space Asset Protocol noch nicht in Kraft ge<strong>setzt</strong> – Kritik bleibt - ITU will Aufsicht übernehmen<br />
Es muss frustrierend sein, wenn zwölf<br />
Jahre harter Arbeit ohne jede Folge<br />
bleiben. So dürfte es dem Internationalen<br />
Institut für die Vereinheitlichung<br />
des Privatrechts (Unidroit) mit<br />
dem Space Asset Protocol gehen. Seit<br />
2001 wird an diesem Protokoll gearbeitet,<br />
stets mit heftigem Widerstand<br />
der Satellitenindustrie, im letzten<br />
Jahr wurde es in Berlin verabschiedet,<br />
aber ratifizieren will es so recht<br />
niemand – außer Deutschland.<br />
Ziel des Space Asset Protocols ist es, die<br />
Finanzierung von Weltraumprojekten<br />
transparenter und einfacher zu gestalten.<br />
Unidroit hält diesen Sektor für<br />
risikoreich, weshalb beispielsweise die<br />
Versicherungssummen für Satelliten zu<br />
hoch seien. Dass die Versicherer gegen<br />
solche Pläne Sturm laufen, liegt auf<br />
der Hand. Doch selbst die Versicherten,<br />
die Satellitenbetreiber, lehnen das<br />
Protokoll ab.<br />
Regulierung unerwünscht<br />
Geplant war ein Regulierungsrahmen,<br />
der für Transparenz und Planungssicherheit<br />
sorgen sollte. Auf diese Weise<br />
sollte die Satellitenindustrie auch<br />
für neue Investoren interessant sein.<br />
Stein des Anstoßes war die um die<br />
Jahrtausendwende aufkommende New<br />
Space Industry mit etlichen Ideen für<br />
Raumflüge und –transporte. Die Finanzierung<br />
solcher Projekte sollte mit dem<br />
Unidroit-Protokoll erleichtert werden.<br />
Nach 12 Jahren ist die New Space<br />
Industry aber keineswegs mehr neu.<br />
Die Satellitenindustrie befürchtet daher,<br />
dass das Protokoll die bestehenden<br />
Marktstrukturen verkomplizieren<br />
könnte. Alle großen Industrieorganisationen,<br />
von der European Satellite<br />
Operators Association (ESOA) über die<br />
US-amerikanische Satellite Industry Association<br />
(SIA) bis hin zur asiatischen<br />
Cable & Satellite Broadcasting Association<br />
(CASBAA) lehnen das Protokoll<br />
ab. Banken und Versicherer stellen sich<br />
dabei auf die Seite der Verbände.<br />
Darüber hinaus werden etwaige rechtliche<br />
Überschneidungen des Protokolls<br />
mit nationalen Gesetzen kritisiert.<br />
Die Befürchtung ist, dass sich Unternehmen<br />
wegen rechtlicher Unklarheiten<br />
nur in solchen Ländern niederlassen,<br />
die das Space Asset Protocol<br />
nicht ratifizieren.<br />
Mit dem Space Asset Protocol soll die Finanzierung von<br />
Satelliten erleichtert werden. Die Industrie befürchtet<br />
jedoch, dass vorhandene Marktstrukturen durch das<br />
Protokoll verkompliziert werden<br />
Bild: SES<br />
Luft- und Raumfahrt<br />
Noch vor der Ratifizierung Ende Februar<br />
2012 hat sich die Industrie zurückgezogen,<br />
weil ihre Bedenken nicht ernst genommen<br />
wurden. „Der größte Fehler ist<br />
natürlich, dass die Satellitenfinanzierung<br />
auf dem Projektwert beruht anstatt auf<br />
dem <strong>Wer</strong>t des Vermögensgegenstandes“,<br />
erklärt ESOA-Generalsekretärin Aarti<br />
Holla-Maini. Die Finnin kritisiert, dass<br />
für Vermögenswerte der Raumfahrt die<br />
gleichen Probleme wie im Bereich der<br />
Luftfahrt gelten. Das Protokoll basiert<br />
auf einem Szenario, in dem bewegliche<br />
Güter Landesgrenzen überschreiten.<br />
„Das ist kein angemessener Ansatz, um<br />
die juristischen Problemstellungen in<br />
der Satellitenindustrie darzustellen“,<br />
erklärt Holla-Maini.<br />
Unidroit unterstellt zudem einen Mangel<br />
an international anerkannten Verbriefungsverfahren,<br />
der neue Investoren<br />
vom Satellitenmarkt abhalten<br />
würde. „Finanzierung für Satelliten ist<br />
leicht zu bekommen, ohne das aufwendige<br />
und komplexe Bürgschaftsstrukturen<br />
erarbeitet werden müssen“, hält<br />
Holla-Maini dagegen.<br />
Umstrittenes Register<br />
Größter Dorn im Auge der Sat-Industrie<br />
ist jedoch das geplante Register. Selbst<br />
Holla-Maini kommt bei diesem Thema<br />
Kompakt<br />
Ultra-HD-Initiative<br />
<strong>Spiel</strong>ekonsolen sind Nr. 1<br />
Große Diskrepanz<br />
Um die Markteinführung von Ultra HD<br />
zu beschleunigen, hat SES die Initiative<br />
„SES Ultra HD Experience“ ins<br />
Leben gerufen. Der Satellitenbetreiber<br />
will gemeinsam mit TV-Sendern und<br />
Inhalteanbietern an einer <strong>Wer</strong>tschöpfungskette<br />
für Ultra HD arbeiten und<br />
fordert sie auf, Ultra-HD-Inhalte an SES<br />
zu schicken, um die Übertragung solcher<br />
Inhalte zu testen. <br />
MH<br />
Um den Fernseher ans Internet anzuschließen,<br />
wird laut „Smart TV<br />
Usage Study“ von NPD Displaysearch<br />
am häufigsten eine <strong>Spiel</strong>ekonsole genutzt.<br />
Weltweit nutzen 19,3 Prozent diese<br />
Möglichkeit, gefolgt von 17,1 Prozent,<br />
die dafür ein <strong>Media</strong>center verwenden.<br />
16,3 Prozent nutzen einen Blu-ray- oder<br />
DVD-Player und 10,7 Prozent einen Kabel-<br />
oder Satellitenreceiver. MH<br />
Zwischen der beworbenen und der tatsächlich<br />
erhaltenen Bandbreite klafft<br />
der Initiative Netzqualität der Bundesnetzagentur<br />
zufolge eine große Diskrepanz.<br />
Im Bereich von 8 bis 18 Mbit/s<br />
erhalten nur 4,5 Prozent der DSL-Kunden<br />
die vermarktete Bandbreite. Der<br />
Rest muss mit geringeren Datenraten<br />
auskommen. Im Kabel liegt der <strong>Wer</strong>t<br />
immerhin bei 50,7 Prozent. MH
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 13<br />
ins Schwimmen. „Obwohl viele Teile<br />
dieses Protokolls immer noch schwer<br />
verständlich sind, glauben wir, dass die<br />
Registrierung ähnlich funktioniert, wie<br />
bei anderen Registern, welche nur die<br />
Namen der Parteien auflisten, die ein<br />
wirtschaftliches Interesse an dem Vermögensgegenstand<br />
haben und darlegen,<br />
worin dieses Interesse besteht.“<br />
Knackpunkt ist jedoch, dass in diesem<br />
Register derjenige seine Rechte zuerst<br />
geltend machen kann, der sich als erster<br />
eingetragen hat. Banken befürchten<br />
daher, dass zum Beispiel Rechte für<br />
öffentliche Satellitendienste an Staaten<br />
gehen, die aus Sicht der Investoren den<br />
<strong>Wer</strong>t solcher Dienste verringern. Der<br />
gegenteilige Effekt würde also eintreten.<br />
„Die Probleme mit dem Protokoll sind<br />
vielfältig“, sagt Holla-Maini gegenüber<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>, „die Struktur des Registers<br />
ist nur eines davon.“<br />
Aufsichtsbehörde<br />
Die ESOA-Generalsekretärin ging Anfang<br />
2012 noch davon aus, dass das Protokoll<br />
abgelehnt oder zumindest die Ratifizierung<br />
verschoben wird. Der Schuss ging<br />
jedoch nach hinten los, denn die Regierungsvertreter<br />
winkten auf der Berliner<br />
Konferenz das Protokoll kurzerhand<br />
ohne Beteiligung der Industrie durch.<br />
Allerdings passierte danach recht wenig.<br />
Deutschland ist eines von vier Ländern,<br />
das das Protokoll ratifiziert hat. Wir befinden<br />
uns in der Gesellschaft von Burkina<br />
Faso, Saudi-Arabien und Simbabwe.<br />
Insgesamt müssen 10 Länder das Space<br />
Asset Protocol ratifizieren, damit es in<br />
Kraft tritt.<br />
Obwohl das Ziel noch längst nicht erreicht<br />
ist, gehen die Planungen weiter<br />
voran. So bewirbt sich die International<br />
Telecommunication Union (ITU)<br />
als Aufsichtsbehörde für die Verwaltung<br />
des umstrittenen Registers. Bezahlt<br />
werden soll die Aufsicht von den<br />
registrierten Unternehmen. Kurios: Die<br />
Höhe der Gebühren dürfte sich die ITU<br />
selbst aussuchen.<br />
Doch soweit ist es noch lange nicht.<br />
Der Vorläufer dieser Aufsichtsbehörde,<br />
die sogenannte Preparatory Commission<br />
sollte Anfang 2013 einge<strong>setzt</strong> werden,<br />
unter anderem auch mit Vertretern aus<br />
der Industrie. Laut Holla-Maini ist aber<br />
Noch ist nichts geschehen, außer das Aarti Holla-Maini<br />
und die ESOA viel Kraft und Arbeit aufgewendet haben,<br />
um gegen das Space Asset Protocol vorzugehen Bild: ESOA<br />
noch kein ESOA-Mitgliedsunternehmen<br />
angesprochen worden. Sie geht auch<br />
weiterhin davon aus, dass das Space<br />
Asset Protocol nicht in Kraft ge<strong>setzt</strong><br />
wird. Die Unterstützung der Industrie ist<br />
ihr gewiss. MH<br />
Buchvorstellung<br />
Ein Blick hinter die Kulissen<br />
Wirtschaftsexperte erklärt Zusammenhänge der Eurokrise und will Verständnis für Griechen wecken<br />
Zu Griechenland und der Eurokrise wurde<br />
und wird viel gesagt und geschrieben.<br />
Doch kaum jemand fragt sich, wie<br />
die griechische Bevölkerung mit der<br />
Situation umgeht. Der Autor Dirk Müller<br />
recherchierte vor Ort für sein Buch<br />
„Showdown: Der Kampf um Europa und<br />
unser Geld“. Realistisch und unaufgeregt<br />
nennt der selbstständige Börsenhändler<br />
seinen Blick auf die Eurokrise.<br />
„Wir hatten dank guter Kontakte in<br />
Griechenland Zugang zu interessanten<br />
Menschen vom illegalen Einwanderer<br />
bis zur ehemaligen Außenministerin“,<br />
so Müller.<br />
Herausgekommen ist ein Bericht über<br />
die vielfältigen Zusammenhänge der<br />
prekären wirtschaftlichen Lage Griechenlands.<br />
Müller will Verständnis für<br />
die griechische Bevölkerung fördern<br />
und kämpft gegen Unkenntnis und<br />
Vorurteile an. Das Buch erklärt die<br />
Zusammenhänge, die bereits bei der<br />
Konstruktion des Euro zu fundamentalen<br />
Fehlentscheidungen führten. Für<br />
Müller, von den Medien als Mr. Dax<br />
tituliert, ist klar: Die Krise ist nicht nur<br />
die Folge maßloser Staatsschulden, sie<br />
ist vielmehr Ausdruck eines erbitterten<br />
Wirtschaftskrieges zwischen den USA<br />
und Europa, der hinter den Kulissen<br />
tobt. Müller zeigt auf, welche Triebkräfte<br />
am <strong>Wer</strong>k sind, wer Profit daraus zieht<br />
und wer heute ein massives Interesse<br />
am Zerfall eines starken europäischen<br />
Währungs- und Wirtschaftsraumes hat.<br />
Lösungsvorschläge<br />
In „Showdown“ bleibt es jedoch nicht<br />
allein bei der Anklage. Müller gibt Lösungsvorschläge<br />
mit auf den Weg. Dabei<br />
geht es nicht allein ums liebe Geld<br />
sondern zum Beispiel auch um Themen<br />
wie die Energiewende oder den europäischen<br />
Lobbyismus sowie dessen Rolle<br />
in der Krise. Für die Leserschaft hält der<br />
Wirtschaftserklärer praktische Tipps bereit,<br />
wie Vermögen, Altersvorsorge oder<br />
Geldanlagen bestmöglich durch die kriselnde<br />
wirtschaftliche Situation Europas<br />
gebracht werden können. „Showdown:<br />
Der Kampf um Europa und unser Geld“<br />
ist bei Droemer Knaur erschienen und<br />
kostet als Hardcover 19,99 Euro und als<br />
E-Book 17,99 Euro. MH
14 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Mit voller Absicht?<br />
Industrie wehrt sich gegen den Vorwurf, die Lebensdauer ihrer Produkte absichtlich zu verkürzen<br />
Die geplante Obsoleszenz nahm ihren<br />
Anfang in 1920er Jahren in der US-Automobilindustrie.<br />
General Motors gelang es<br />
damals durch die verkürzte Haltbarkeit<br />
der eigenen Autos und die Produktion<br />
neuer Modelle, den Marktanteil des Konkurrenten<br />
Ford, der auf die Langlebigkeit<br />
seiner Autos <strong>setzt</strong>e, von über 60 auf<br />
30 Prozent zu senken.<br />
Die Vorteile geplanter Obsoleszenz liegen<br />
auf der Hand: Durch den Einsatz<br />
billiger Materialien bzw. durch eine<br />
schlechte Verarbeitung verringern sich<br />
die Kosten in der Produktion und es erhöht<br />
sich die Rendite auf das einge<strong>setzt</strong>e<br />
Kapital. Durch die kürzere Lebensdauer<br />
der Produkte steigt zudem langfristig der<br />
Umsatz, was sich wiederum positiv auf<br />
die Rendite auswirkt.<br />
Gesättigte Märkte<br />
General Motors etablierte mit seiner<br />
Strategie einen darwinistischen Wettbewerb,<br />
in dem neue Produkte und Technologien<br />
alte Geräte im wahrsten Sinne<br />
des Wortes alt aussehen lassen. Eine<br />
derartige Ökonomie bietet ideale Anreize<br />
für den geplante Verschleiß. Sobald ein<br />
Unternehmen die Vorteile der geplanten<br />
Obsoleszenz nutzt, ziehen die anderen<br />
Marktteilnehmer nach. Als Folge verkürzt<br />
sich die Lebensdauer der Produkte<br />
immer mehr.<br />
Da in der geplanten Obsoleszenz darauf<br />
geachtet wird, dass diese Verkürzung<br />
unter der Wahrnehmungsschwelle des<br />
Verbrauchers bleibt, strafen die Kunden<br />
die Hersteller auch nicht ab, indem sie<br />
die Produkte der Konkurrenz kaufen.<br />
Im Gegenteil, die Unternehmen werden<br />
durch steigende Margen belohnt.<br />
Insbesondere gesättigte Märkte mit hoher<br />
Wettbewerbsintensität und einem<br />
Hang zu Überkapazitäten bieten Anreize<br />
für die geplante Obsoleszenz. Solche<br />
Indikatoren sind beispielsweise im TV-<br />
Gerätemarkt zu erkennen. Die Absatzprognosen<br />
der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik<br />
und Kommunikationselektronik<br />
(gfu) haben sich im vergangenen<br />
Jahr nicht erfüllt und für dieses Jahr<br />
erwartet die gfu ähnliche Absatzmengen<br />
wie 2011. Das Wachstum der gesamten<br />
klassischen Unterhaltungselektronik<br />
wird nach Angaben der Gesellschaft<br />
sogar rückläufig sein.<br />
Eine hohe Zahl vieler unterschiedlicher<br />
Produkte sorgt beim Verbraucher zudem<br />
für Orientierungslosigkeit. So fällt<br />
War früher alles besser? Die Studie der Grünen zur geplanten Obsoleszenz unterstellt den Herstellern, die<br />
Lebensdauer ihrer Produkte absichtlich zu verkürzen, um den Profit zu steigern<br />
Bild: Photocase.com<br />
ein Vergleich der Lebensdauer verschiedener<br />
Produkte schwer. Ganz abgesehen<br />
davon, dass der Verbraucher bei durchschnittlich<br />
50 elektronischen Produkten<br />
pro Haushalt den Überblick verliert, wie<br />
lange welches Gerät gehalten hat.<br />
Elkos in der Kritik<br />
Die Studie unterscheidet verschiedene<br />
Methoden der geplanten Obsoleszenz.<br />
Die gängigste Methode ist der Einbau<br />
von Schwachstellen. Bei Produkten<br />
der Unterhaltungselektronik steht der<br />
Einbau unterdimensionierter Elkos<br />
im Kreuzfeuer der Kritik. Laut Studie<br />
könnte die Lebensdauer eines Elkos um 5<br />
bis 10 Jahre verlängert werden, wenn die<br />
Hersteller bereit wären, pro Kondensator<br />
einen Betrag unterhalb eines Cents mehr<br />
zu investieren.<br />
Zusätzlich sollen Elkos häufig in der<br />
Nähe von Wärme abgebenden Bauteilen<br />
positioniert werden, was wiederum die<br />
Lebensdauer des Kondensators verkürzt,<br />
da dass flüssige Elektrolyt auf diese<br />
Weise schneller verdunstet. „Zehn Grad<br />
Erhöhung der Umgebungstemperatur<br />
führen dabei zu einer Halbierung der<br />
Lebensdauer“, heißt es in der Studie.<br />
Weitere Methoden sind beispielsweise<br />
das Zurückhalten von technischen Neuerungen.<br />
Kapazitäten werden nur schrittweise<br />
angehoben, obwohl größere Sprünge<br />
möglich wären. Kurze Modellzyklen<br />
sollen Kunden vorzeitig zum Neukauf<br />
animieren, auch wenn das vorhandene<br />
Gerät vielleicht noch funktioniert oder<br />
nur repariert werden muss. Teilweise<br />
werden dann aber laut Studie Serviceleistungen<br />
für alte Geräte eingestellt oder<br />
Ersatzteile nicht mehr geliefert.<br />
Hoher Kostendruck<br />
Die Studie der Grünen stößt in der Industrie<br />
auf Unverständnis und Kritik.<br />
„Der Vorwurf einer abgestimmten Handlungsweise<br />
zum schnelleren Verschleiß<br />
bei einzelnen Produkten oder Produktgruppen<br />
steht im absoluten Widerspruch<br />
zu unserem Selbstverständnis“, erklärt<br />
gfu-Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim<br />
Kamp gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>.<br />
Die Schlussfolgerungen der Studie zum<br />
Einsatz unterdimensionierter Elkos kann<br />
er nicht nachvollziehen. „Die Vorwürfe<br />
entsprechen nicht der Realität.“<br />
Natürlich stehen die Hersteller, gerade<br />
im TV-Gerätemarkt, unter einem hohen<br />
Kostendruck. „Aber hinter der Argumentation<br />
der Studienverfasser steckt keine<br />
Logik“, meint ein Branchenmanager. Die<br />
Gefahr, den Kunden durch minderwertige<br />
Produkte zu vergraulen sei zu groß.<br />
„Das wäre glatter Selbstmord.“ Kamp<br />
verweist auf die Qualitätsprogramme<br />
der Hersteller. „Die Unternehmen betreiben<br />
einen sehr hohen Aufwand, um<br />
Ausfälle zu vermeiden und, falls Ausfälle<br />
auftreten, diese schnell abzustellen“,<br />
so der gfu-Chef.<br />
Natürlich gibt es keinen Beweis für absichtlich<br />
geplante Obsoleszenz und die
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 15<br />
bekannten Einzelfälle sind genau genommen<br />
nicht mehr als ihre Summe.<br />
Diese Summe kann man vielleicht als<br />
Massenphänomen bezeichnen, daraus<br />
lässt sich aber keine marktweite geplante<br />
Obsoleszenz herleiten. Die Studie der<br />
Grünen liefert keine empirischen Daten<br />
zum Umfang der geplanten Obsoleszenz,<br />
sie nennt lediglich Einzelbeispiele.<br />
Maßnahmen<br />
Auch oder gerade weil objektive Fakten<br />
fehlen, spielt die subjektive Wahrnehmung<br />
eine wichtige Rolle. Inzwischen<br />
scheint die Wahrnehmungsschwelle der<br />
Verbraucher langsam überschritten zu<br />
sein. Der Unmut der Kunden wird immer<br />
lauter. Online-Portale wie murksnein-danke.de<br />
oder Sendungen wie<br />
Quarks & Co. beschäftigen sich mit der<br />
anscheinend immer kürzer werdenden<br />
Lebensdauer von Produkten. In der Studie<br />
werden deshalb Maßnahmen vorgeschlagen,<br />
um gegen geplante Obsoleszenz<br />
vorgehen zu können. Dazu zählt<br />
zum Beispiel eine Aufklärungspflicht der<br />
Hersteller zu möglichen Eigenreparaturen<br />
oder eine Kennzeichnungspflicht<br />
für die Qualität der verbauten Elkos.<br />
Es sollen zusätzliche Angaben auf das<br />
Öko-Label wie etwa die Betriebsdauer<br />
eines Geräts, der sogenannte ökologische<br />
Rucksack, also der Ressourcenverbrauch<br />
des Produkts bei Herstellung, Gebrauch<br />
und Entsorgung, oder die Umweltverträglichkeit<br />
und Recyclingfähigkeit<br />
eines Gerätes in den Abstufungen A bis<br />
G, wie man sie vom Energieverbrauch<br />
her kennt. Kamp sieht hier jedoch keinerlei<br />
Handlungsbedarf. „Ein weiteres<br />
Label macht keinen Sinn, es würde<br />
eher verwirren.“<br />
Kreislaufgesellschaft<br />
Die Grünen verfolgen indes das Ziel,<br />
aus der Wegwerf- eine Kreislaufgesellschaft<br />
zu entwickeln. Um der geplanten<br />
Obsoleszenz Einhalt zu gebieten, haben<br />
sie in einem Antrag an die Bundesregierung<br />
vorgeschlagen, die Gewährleistungsfrist<br />
zu verlängern, um so die<br />
Hersteller zu zwingen, langlebigere<br />
Bauteile einzusetzen.<br />
Es mag nicht weiter verwundern, dass<br />
gfu-Chef Kamp auch davon nicht viel<br />
hält. Qualität ist aus seiner Sicht ein<br />
Kaufkriterium, die die Markentreue des<br />
Kunden beeinflusst. „Sollte ein Gerät<br />
schon nach relativ kurzer Zeit kaputt<br />
gehen, wird der Verbraucher beim Neukauf<br />
sicherlich auf Produkte eines anderen<br />
Herstellers setzen“, meint Kamp. Im<br />
harten Wettbewerb könne sich deshalb<br />
niemand einen geplanten Verschleiß von<br />
„Vorwürfe entsprechen nicht der Realität“, gfu-Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Hans-Joachim Kamp kritisiert die<br />
Studie der Grünen heftig<br />
Bild: gfu<br />
Bauteilen leisten. Die Kritiker sehen jedoch<br />
gerade im harten Wettbewerb den<br />
Nährboden für geplante Obsoleszenz.<br />
Oder beugen sich die Hersteller nur dem<br />
immer größer werdenden Kostendruck<br />
und nehmen deshalb Abstriche bei der<br />
Qualität einzelner Bauteile in Kauf? Eines<br />
ist jedenfalls klar: Qualität hat ihren<br />
Preis – auch wenn geiz noch so geil<br />
sein sollte. MH<br />
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16 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Der Kabel-Schnitter<br />
Wie Pay-TV- und Kabelnetzbetreiber mit OTT neue Kunden gewinnen und den ARPU steigern können<br />
In den USA geht die Angst um, genauer<br />
gesagt im vom Kabel dominierten US-<br />
Fernsehmarkt. Dort werden die TV-Zuschauer,<br />
die ihr Pay-TV-Angebot eines<br />
Kabelnetzbetreibers kündigen und<br />
stattdessen auf einen Online-Inhalteanbieter<br />
zurückgreifen, als Cord Cutter<br />
bezeichnet, also als diejenigen, die die<br />
Leitung zu ihrem Kabelnetzbetreiber,<br />
der in den USA in vielen Fällen gleichzeitig<br />
der Pay-TV-Anbieter ist, kappen.<br />
Nach Angaben von Park Associates liegt<br />
in den Vereinigten Staaten der Anteil<br />
der Cord Cutter unter denen, die ihr<br />
Kabel-Abo kündigen, bei 60 Prozent.<br />
Die Reaktion darauf: Pay-TV-Anbieter<br />
und Kabelnetzbetreiber lancieren<br />
ihre eigenen Over-The-Top-Angebote<br />
(OTT). Das ist jedoch leichter gesagt<br />
als getan, denn OTT kostet Geld und<br />
falsch angegangen sägt man schnell am<br />
eigenen Ast.<br />
Cutter und Shaver<br />
Auch wenn für Cord Cutter das lineare<br />
Fernsehen die wichtigste Videoquelle<br />
bleibt, schauen sie weniger Fernsehen<br />
als der durchschnittliche US-Haushalt.<br />
Frei empfangbare, werbefinanzierte<br />
Inhalte stehen bei den Kabel-Schnittern<br />
hoch im Kurs; ebenso wie DVDs<br />
und Videoinhalte aus dem Internet.<br />
Hier liegen Cord Cutter über dem<br />
US-Durchschnitt.<br />
Das Internet als Videoquelle spielt jedoch<br />
bei einer anderen Gruppe eine<br />
noch bedeutendere Rolle: bei den sogenannten<br />
Cord Shavers. Damit bezeichnen<br />
die Amerikaner solche Abonnenten,<br />
die zwar das Basisangebot ihres<br />
Pay-TV-Betreibers besitzen, aber dem<br />
Anbieter kaum Gewinn bringen, weil<br />
sie keinen Premium-Service wie etwa<br />
HD-Kanäle oder Video on Demand<br />
(VoD) nutzen. Laut Park Associates reduzieren<br />
zwei Drittel der Cord Shavers<br />
ihre gebuchten Pay-TV-Bouquets und<br />
fast die Hälfte kündigen ihr HDTV-Abo.<br />
Dabei sind das die Heavy User, die<br />
zumindest in den USA pro Woche 4,2<br />
Stunden an Videoinhalten aus dem<br />
World Wide Web konsumieren. Das<br />
sind die Kunden, die derzeit scharenweise<br />
zu Netflix, Hulu und Co. laufen.<br />
Anteil der Cord Shavers unter den Breitbandhaushalten<br />
USA<br />
Großbritannien<br />
Deutschland<br />
Spanien<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Kanada<br />
5,5 %<br />
6,5 %<br />
5 %<br />
6 %<br />
5,5 %<br />
11,5 %<br />
6,5 %<br />
Netflix ist in den USA ein Grund für die hohe Zahl der Cord Cutters. Pay-TV- und Kabelnetzbetreiber gehen daher<br />
dazu über, ihre Angebote um OTT-Dienste zu ergänzen. Das ist jedoch nicht ganz ohne Risiko<br />
Bild: Netflix<br />
0 5 10 15<br />
Quelle: Park Associates Consumer Analytics<br />
Für sie sind solche OTT-Angebote ebenso<br />
wichtig wie werbefinanzierte Videoquellen.<br />
Schlecht für Pay-TV-Anbieter:<br />
Der ARPU eines Cord Shavers liegt<br />
mit 54 US-Dollar 27 Prozent unter<br />
dem Durchschnitt.<br />
Erschwertes Upselling<br />
Nach Angaben von Park Associates sind<br />
in Deutschland 5 Prozent der Breitbandhaushalte<br />
Cord Shavers. Allem<br />
Anschein nach gelingt es den Unternehmen<br />
aber, ihre Kunden zum Upselling<br />
zu bewegen. Kabel Deutschland<br />
verbuchte im letzten Jahr 2 Millionen<br />
Premium-TV-Abonnements, 422 000<br />
mehr als 2011. Bei Sky waren Ende<br />
2012 1,5 Millionen Kunden Premium-<br />
HD-Abonnenten. Ein Jahr zuvor waren<br />
es noch 974 000. Kabel BW konnte den<br />
Anteil der Premium-TV-Kunden von<br />
9,3 Prozent in 2010 auf 10,7 Prozent in<br />
2011 steigern. Für das letzte Jahr gibt<br />
Unitymedia Kabel BW den Anteil mit<br />
16,4 Prozent an.<br />
Mit steigender Breitbandpenetration<br />
und einer Zunahme an OTT-Angeboten<br />
könnte die Zahl der Cord Shaver aber<br />
auch in Deutschland steigen und somit<br />
den Pay-TV-Anbieter das Upselling erschweren.<br />
Darüber hinaus kommen als<br />
Drittes noch die Cord Nevers hinzu.<br />
Das sind quasi die Digital Natives, die<br />
mit einem breiten Online-Angebot an<br />
Videoinhalten aufwachsen und daher
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 17<br />
von vornherein keinerlei Veranlassung<br />
haben, einen traditionellen Pay-TV-Services<br />
zu abonnieren. Auch deren Zahl<br />
wird in den nächsten Jahren wachsen.<br />
Kostenloses Add-on<br />
Um Online-Inhalteanbietern nicht<br />
das Feld zu überlassen, gehen Pay-<br />
TV-Anbieter dazu über, eigene OTT-<br />
Dienste zu starten. Um keine Kunden<br />
an Online-Anbieter zu verlieren, werden<br />
solche Dienste bestehenden Abonnenten<br />
häufig als kostenloses Add-on<br />
angeboten. Allerdings verursacht ein<br />
OTT-Service Kosten und ob durch eine<br />
solche Zugabe die Kündigungsquote<br />
reduziert werden kann, lässt sich nur<br />
schwer quantifizieren.<br />
Problematisch ist auch die Positionierung<br />
eines OTT-Dienstes. Um ihn publik<br />
zu machen, muss er beworben<br />
werden, was einerseits die Marketingkosten<br />
in die Höhe treibt. Andererseits<br />
wird auf diese Weise ein Angebot in<br />
den Fokus des Kunden gerückt, das<br />
nicht zur Kernkompetenz eines Pay-TV-<br />
Anbieters zählt. Daher nutzen Unternehmen<br />
wie zum Beispiel Sky Deutschland<br />
OTT dazu, Kunden zum Abschluss<br />
eines Premium-TV-Abos zu bewegen,<br />
zu dem es dann den OTT-Service<br />
kostenlos dazu gibt.<br />
Voraussetzungen<br />
Darüber hinaus bietet sich mit OTT die<br />
Möglichkeit, neue Kunden außerhalb<br />
des bestehenden Abonnentenstamms<br />
anzusprechen; eben jene Cord Nevers.<br />
Als Vorreiter gelten hierbei Viasat mit<br />
dem Viaplay Service und BSkyB mit<br />
Sky TV Now. Beide Unternehmen erlauben<br />
es dem Kunden, Pay-TV-Inhalte<br />
über Smartphones, Tablets oder Smart-<br />
TV-Geräte zu empfangen, ohne die<br />
übliche Set-Top-Box zum Abo hinzunehmen<br />
zu müssen. Viasat und BSkyB<br />
erweitern durch ihre Angebote zudem<br />
auch ihre Reichweite, die vorher durch<br />
die Zahl der Sat-Empfangshaushalte<br />
limitiert war.<br />
Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen<br />
OTT-Service unterscheiden sich<br />
nicht von denen für ein Offline-Pay-TV-<br />
Angebot. Der Inhalt muss interessant<br />
sein. Die Masse gibt’s im freien Internet,<br />
Pay-TV-Anbieter sollten über OTT<br />
hingegen zum Beispiel Live-TV- oder<br />
VoD-Inhalte verbreiten. Nicht zu unterschätzen<br />
ist die User Experience. Bei<br />
der Fülle an OTT-Angeboten wird der<br />
Nutzer das wählen, bei dem er seine gesuchten<br />
Inhalte am schnellsten findet.<br />
Darüber hinaus muss eine hohe Reichweite<br />
erreicht werden. Netflix kann beispielsweise<br />
auf über 450 verschiedenen<br />
Endgeräten empfangen werden.<br />
Sicherheit<br />
Zu guter Letzt spielt auch das Thema<br />
Sicherheit eine große Rolle. Jedoch<br />
sollte dabei nicht die Technik im Vordergrund<br />
stehen. „Die Technik gibt<br />
das Geschäftsmodell nicht vor, sie folgt<br />
ihm“, erklärt Ivan Verbesselt, Senior<br />
Vice President Marketing bei Nagra.<br />
OTT-Angebote richten sich an eine Vielzahl<br />
von Endgeräten. „In direkter Folge<br />
daraus müssen Pay-TV-Anbieter mit<br />
unterschiedlichen Verwertungen und<br />
Qualitäten umgehen, vor allem beim<br />
Rechteeinkauf“, so Verbesselt.<br />
Letztendlich muss ein passendes DRM<br />
einge<strong>setzt</strong> werden. Nagra sieht sich mit<br />
seinen modularen End-to-End-Lösung<br />
gut aufgestellt. „Viele Operator haben<br />
die Zeichen der Stunde erkannt<br />
und sind damit erfolgreich“, so Verbesselt.<br />
Prisa TV in Spanien hat sich<br />
zum Beispiel von einem reinen Satellitenplattformbetreiber<br />
zu einem<br />
OTT-Anbieter gewandelt. Mit Horizon<br />
(<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> berichtete) kommt<br />
demnächst ein weiteres OTT-Geschäftsmodell<br />
nach Deutschland. Ob aber das<br />
Phänomen der Cord Cutters in ähnlicher<br />
Form auch nach Deutschland kommt,<br />
kann derzeit niemand sagen. Pricewaterhouse<br />
Coopers (PwC) geht zum Beispiel<br />
davon aus, dass der Einfluss von OTT<br />
auf den Pay-TV-Bereich in den nächsten<br />
fünf Jahren nur minimal sein wird. Der<br />
traditionelle lineare TV-Konsum wird<br />
laut PwC an Popularität nichts einbüßen.<br />
Fest steht jedoch auch, dass<br />
sich hier ein neues Geschäftsfeld auftut,<br />
von dem auch Pay-TV-Anbieter und<br />
Kabelnetzbetreiber profitieren können.<br />
Verdrängungswettbewerb<br />
Da sich der Kunde mit einer steigenden<br />
Zahl an Angeboten auseinandersetzen<br />
muss, er aber nicht wesentlich mehr<br />
Geld für seinen Medienkonsum ausgeben<br />
wird, kommt es zu einem Verdrängungswettbewerb.<br />
Park Associates rät Pay-<br />
TV-Anbieter daher, ihren OTT-Service<br />
offensiv zu vermarkten, um einerseits<br />
bestehende Kunden zu halten, deren Loyalität<br />
zu erhöhen und um andererseits<br />
neue Abonnenten zu gewinnen und den<br />
ARPU zu steigern. Die Integration eines<br />
OTT-Dienstes in das bestehende Pay-<br />
Angebot sollte das Kerngeschäft unterstützen<br />
und nicht substituieren.<br />
Als komplementäres Angebot zu linearen<br />
und On-Demand-Inhalten können über<br />
OTT sowohl das Upselling auf Premium-<br />
TV-Dienste forciert als auch neue Kunden<br />
gewonnen werden. Letzteres ist aber<br />
nur dann möglich, wenn der OTT-Service<br />
technologisch flexibel genug ist, um<br />
möglichst schnell auf neuen Endgeräte<br />
präsent zu sein. Eine solche Flexibilität<br />
ist auch gegenüber den Bedürfnissen des<br />
Kunden notwendig. Auf diese Weise sind<br />
traditionelle Pay-TV- und Kabelnetzbetreiber<br />
aber auf die Konkurrenz aus der<br />
Online-Welt bestens vorbereitet. MH<br />
Premium-HD-Abonnenten von Sky Deutschland<br />
2008<br />
242.000<br />
+10,9 %<br />
2009<br />
268.000<br />
+22,4 %<br />
2010<br />
593.000<br />
+32,3 %<br />
2011<br />
974.000<br />
+45 %<br />
2012 1.514.000<br />
0 200.000<br />
400.000 600.000 800.000 1.000.000 1.200.000 1.400.000 1.600.000<br />
Quelle: Unternehmensangaben
18 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Kampfansage ans Kabel<br />
BNetzA legt mit Regulierungsentwurf Grundstein für Vectoring – Marketinginstrument für Telekom?<br />
Es muss ein hartes Stück Arbeit gewesen<br />
sein, die hinter Ernst Ferdinand<br />
Wilmsmann liegt. Der Vorsitzende der<br />
Beschlusskammer 3 der Bundesnetzagentur<br />
(BNetzA) hat auf 76 Seiten<br />
festgehalten, wie der Einsatz der<br />
Vectoring-Technologie in DSL-Netzen<br />
reguliert wird. Das allein zeigt schon,<br />
wie komplex das Thema ist.<br />
Dass in Sachen Vectoring jedoch die<br />
Gemüter hochkochen, liegt nicht allein<br />
an dieser Komplexität. Die Deutsche<br />
Telekom versuchte anfangs eine Rolle<br />
rückwärts, was den Wettbewerb auf<br />
die Palme brachte. Letztendlich müssen<br />
sich auch die Kabelnetzbetreiber<br />
mit Vectoring auseinandersetzen; zwar<br />
weniger mit technischen Einzelheiten,<br />
dafür aber mit dem Umstand, dass die<br />
Telekom über Vectoring den Frontalangriff<br />
<strong>aufs</strong> Kabel plant.<br />
Kontrolle aller Leitungen<br />
Mit der Vectoring-Technologie sollen<br />
die Bandbreiten auf bis zu 100 Mbit/s<br />
erhöht werden. Die Technologie unterdrückt<br />
die wechselseitige Störungen in<br />
den einzelnen Leitungen eines Kabels.<br />
Dadurch können bei der Nutzung von<br />
VDSL2 und Vectoring zwischen Kabelverzweiger<br />
und Haushalt auf eine<br />
Entfernung von bis zu 800 m Bandbreiten<br />
von bis zu 50 Mbit/s realisiert<br />
werden. Bis auf eine Distanz von<br />
Anga-Geschäftsführerin Andrea Huber glaubt nicht<br />
daran, dass die Telekom Vectoring in ländlichen Gebieten<br />
einsetzen wird<br />
Bild: Anga<br />
Die Hoffnung von BNetzA-Vizepräsidentin Iris Henseler-Unger, Vectoring wirke sich positiv auf den Breitbandausbau<br />
in Deutschland aus, teilt Stephan Korehnke von Vodafone nicht<br />
Bild: Euroforum/S. Hergenröder<br />
400 m sind 100 Mbit/s möglich. Die<br />
Crux: Um mit Vectoring Störungen zwischen<br />
den einzelnen Leitungen auch<br />
tatsächlich unterbinden zu können,<br />
müssen sämtliche Leitungen eines Kabelverzweigers<br />
kontrolliert werden.<br />
Das heißt im Klartext, dass ein Unternehmen<br />
die Kontrolle über sämtliche<br />
Leitungen eines Verzweigers besitzen<br />
muss und dass nur dieses Unternehmen<br />
vom jeweiligen Verzweiger aus<br />
Vectoring einsetzen kann. Das hat zur<br />
Folge, dass im Kabelverzweiger der<br />
entbündelte Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung<br />
(TAL) nicht mehr zur<br />
Verfügung stünde.<br />
Remonopolisierung?<br />
Die Telekom forderte die bundesweite<br />
Aufhebung der Entbündelung, was<br />
den Bonnern umgehend harsche Kritik<br />
aus den Reihen der TK-Verbände<br />
einbrachte. Die Telekom versuche,<br />
die Regulierung zur entbündelten<br />
TAL selbst da aufzuheben, wo Vectoring<br />
gar nicht einge<strong>setzt</strong> werden soll.<br />
Von Remonopolisierung war die Rede<br />
und von einem technischen Scheinproblem,<br />
mit dem die Telekom versucht<br />
haben soll, die Rechte anderer<br />
Marktteilnehmer auszuhebeln.<br />
Dabei geht es den Verbänden nicht<br />
darum, Vectoring zu verhindern. Im<br />
Gegenteil, sie wollen ebenfalls von den<br />
hohen Datenraten profitieren. Deshalb<br />
verlangten sie von der Telekom einen<br />
Bitstromanschluss für Vectoring, den<br />
die Bonner ihren Wettbewerbern auch<br />
eingestanden. An den Kabelverzweigern,<br />
die sie bereits mit Glasfaser angeschlossen<br />
hatten, sollten die Telekom-<br />
Wettbewerber selbst Vectoring einsetzen<br />
können, um so neue Gebiete unter<br />
Open Access erschließen zu können.<br />
Mit diesem Vorschlag waren die TK-<br />
Verbände aber ebenfalls nicht vollends<br />
zufrieden, denn er sah vor, dass<br />
eine Ankündigung der Telekom für<br />
einen geplanten Ausbaus ausreichen<br />
sollte, um den Wettbewerbern den<br />
Zugang zu den betroffenen Kabelverzweigern<br />
zu verweigern. Von einer<br />
solchen Ankündigung bis hin zu ihrer<br />
Umsetzung vergehen jedoch schon mal<br />
Jahre, kritisierten die Verbände und<br />
sahen deshalb die Investitionen ihrer<br />
Mitglieder gefährdet.<br />
Entscheidungsentwurf<br />
Also musste die BNetzA für eine Einigung<br />
sorgen. Insgesamt geht es um<br />
330 000 Kabelverzweiger, von denen<br />
nach Angaben der Netzagentur 8 200<br />
von Wettbewerbern mitgenutzt werden.<br />
Der Entwurf sieht vor, dass der<br />
TAL-Zugang an noch nicht erschlos-
Ausgabe 103 Mai 2013 Digital Insider 19<br />
senen Kabelverzweigern für die Telekom-Wettbewerber,<br />
die VDSL anbieten<br />
wollen, unverändert zur Verfügung<br />
steht. Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
kann die Telekom ihren Wettbewerbern<br />
diesen Zugang jedoch verweigern.<br />
Dafür muss in dem Gebiet<br />
eine zweite Festnetzinfrastruktur vorhanden<br />
sein, die Telekom muss dort<br />
mehr Kabelverzweiger angeschlossen<br />
haben als ein Wettbewerber und sie<br />
muss als Ersatz für den TAL-Zugang ein<br />
Bitstromprodukt anbieten.<br />
In Gebieten ohne eine zweite Festnetzinfrastruktur<br />
kann die Telekom<br />
einem Wettbewerber den TAL-Zugang<br />
damit verweigern. Hat ein Wettbewerber<br />
jedoch als Erster den entsprechenden<br />
Verzweiger für Breitbandtechnik<br />
erschlossen und <strong>setzt</strong> er selbst<br />
Vectoring ein, kann die Telekom den<br />
Zugang nicht verweigern. Außerdem<br />
muss der Wettbewerber zusätzlich ein<br />
Bitstromprodukt anbieten.<br />
Sanktionen unklar<br />
Der Entscheidungsentwurf wird von<br />
allen Seiten grundsätzlich begrüßt,<br />
aber auch kritisiert. Die TK-Verbände<br />
bemängeln, dass bislang nicht klar<br />
sei, welche Sanktionen drohen, wenn<br />
die Telekom einen Vectoring-Ausbau<br />
ankündigt und dadurch den Ausbau<br />
eines anderen Anbieters verhindert,<br />
der Ankündigung aber keine Taten<br />
folgen. Die Telekom moniert, dass viele<br />
Regelungen der BNetzA vom Bitstromprodukt<br />
abhängen, der erst noch genau<br />
definiert werden muss.<br />
Außerdem werde der Ausbau in ländlichen<br />
Regionen erschwert. „Wo es<br />
keine zweite Infrastruktur gibt – beispielsweise<br />
durch einen Kabelnetzbetreiber<br />
– soll es für die Telekom fast<br />
unmöglich sein, Wettbewerbern, die<br />
einzelne Kabelverzweiger erschlossen<br />
haben, zu kündigen, um ein Ortsnetz<br />
auszubauen“ schreibt die Telekom<br />
im eigenen Unternehmensblog.<br />
In diesen Gebieten sind also die<br />
Wettbewerber gefordert.<br />
Kabelkonkurrenz<br />
Dieses Argument nimmt der Telekom<br />
aber kaum jemand ab. „Der vorgelegte<br />
Entwurf bestätigt, dass es im Ergebnis<br />
bei den Vectoring-Plänen der Telekom<br />
weniger um das Angebot von schnellem<br />
Internet in ländlichen Bereichen<br />
geht“, erklärt Andrea Huber, Geschäftsführerin<br />
des Kabelverbands Anga, gegenüber<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>. „Ziel ist<br />
es vielmehr, in Ballungsgebieten ein<br />
Produkt anbieten zu können, das gegenüber<br />
dem schnellen Kabelinternet<br />
konkurrenzfähig ist.“<br />
Bis 2016 wollen die Bonner 6 Milliarden<br />
Euro in den FTTC-Ausbau durch<br />
Breitbandanschlüsse 2012 – Gewinner und Verlierer<br />
-300.000<br />
-200.000<br />
-100.000<br />
*Schätzung<br />
+3,3 %<br />
Versatel* (-40.000)<br />
+1,3 %<br />
Vodafone (-226.000)<br />
+20,3 %<br />
Telefónica Germany (-212.000)<br />
+23,3 %<br />
0<br />
United Internet (+110.000)<br />
-7,1 %<br />
Telekom Deutschland (+162.000)<br />
-6,6 %<br />
Kabel Deutschland (+294.300)<br />
-8,2 %<br />
Unitymedia Kabel BW (+419.700)<br />
100.000<br />
200.000<br />
300.000<br />
400.000<br />
500.000<br />
Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen<br />
Vectoring stecken, um so eine Reichweite<br />
von 65 Prozent zu erreichen, was<br />
nach Angaben der Telekom mehr ist,<br />
als das Kabel bieten kann. In absoluten<br />
Zahlen soll die Reichweite von 12<br />
auf 24 Millionen Haushalte verdoppelt<br />
werden. Im Upload sollen dann bis zu<br />
40 Mbit/s angeboten werden. Auch das<br />
ist mehr als die Kabelnetzbetreiber derzeit<br />
zur Verfügung stellen. Sie bieten<br />
bis zu 10 Mbit/s an.<br />
Huber räumt ein, dass mit zunehmender<br />
Nutzung cloud-basierter Dienste<br />
der Upload an Bedeutung gewinnen<br />
wird. „Sollte in Zukunft die Nachfrage<br />
nach breitbandigem Upload steigen,<br />
lassen sich unter bestimmten Voraussetzungen<br />
auch Uploadraten von bis zu<br />
50 MBit/s im Kabel realisieren“, kontert<br />
sie den Vorstoß aus Bonn.<br />
Breitbandausbau<br />
Grundsätzlich begrüßen die Kabelnetzbetreiber<br />
die Vectoring-Pläne der Telekom.<br />
Anga-Geschäftsführerin Huber<br />
spricht gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong><br />
von „positiven Auswirkungen des Infrastrukturwettbewerbs“.<br />
Die Investitionen<br />
der Kabelgesellschaften würden<br />
nun dazu führen, dass die Telekom<br />
ebenfalls in ihre Netze investiert – zum<br />
Wohle des Verbrauchers. „Mit dem<br />
Wettbewerb kommen wir klar“, gab<br />
sich Adrian von Hammerstein, CEO von<br />
Kabel Deutschland, auf der Euroforum-<br />
Jahrestagung „TK Europa“ gelassen.<br />
Die Hoffnung der BNetzA, ihr Entscheidungsentwurf<br />
zum Vectoring trage zur<br />
Breitbandstrategie der Bundesregierung<br />
bei, wird im Markt jedoch nicht<br />
geteilt. Hinter vorgehaltener Hand ist<br />
von einem Marketing-Tool der Telekom<br />
die Rede, durch das sie nun ebenso wie<br />
die Kabelnetzbetreiber mit 100 Mbit<br />
werben kann. „Auf die Breitbandziele<br />
der Regierung wird Vectoring keine<br />
Auswirkungen haben, da die Telekom<br />
diese Technologie nur dort einsetzen<br />
wird, wo sie im Wettbewerb zum Kabel<br />
steht“, sagte Stephan Korehnke, Leiter<br />
Regulierungsstrategie und –recht bei<br />
Vodafone, auf der Euroforum-Jahrestagung.<br />
Es wird sogar befürchtet, dass<br />
der Breitbandausbau an Fahrt verliert,<br />
wenn die Telekom ihren Fokus<br />
in bereits ausgebauten Gebieten auf<br />
Vectoring legt.<br />
Bis zum 10. Mai können alle Marktteilnehmer<br />
bei der BNetzA zum Entscheidungsvorwurf<br />
Stellung beziehen.<br />
Danach geht das Papier nach Brüssel,<br />
um den Segen der EU-Kommission zu<br />
erhalten. Sollte sie grünes Licht geben,<br />
kann die Telekom die Bandbreiten<br />
nach oben schrauben. MH
20 Digital Insider www.digital-insider.de<br />
Veranstaltungskalender<br />
Messen/Veranstaltungen Termin Ort<br />
Medientreffpunkt Mitteldeutschland<br />
Arbeitsgemeinschaft Medientreffpunkt<br />
Mitteldeutschland<br />
www.medientreffpunkt-mitteldeutschland.de<br />
6. – 8. Mai 2013 Leipzig<br />
Kolumne<br />
Die Armee der<br />
Stürme<br />
von Marc Hankmann<br />
Insight E-Commerce<br />
Bestsidestory<br />
insight-ecommerce.de<br />
Der neue EBU-Lautheitsstandard<br />
ARD.ZDF Medienakademie<br />
www.ard-zdf-medienakademie.de<br />
High End<br />
High End Society<br />
www.highendsociety.de<br />
Metadaten ausgetauscht! Vom Konzept zur<br />
praktischen Schnittstelle<br />
Fernseh- und Kinotechnische Gesellschaft<br />
www.fktg.de/veranstaltungen.asp<br />
World <strong>Media</strong> Festival<br />
Intermedia<br />
www.worldmediafestival.org<br />
Digital Marketing & <strong>Media</strong> Summit<br />
Kongress <strong>Media</strong><br />
www.d2m-summit.de<br />
Stuttgarter Medienkongress<br />
Landesanstalt für Kommunikation<br />
Baden-Württemberg<br />
www.stuttgarter-medienkongress.de<br />
Connected TV Summit<br />
Hubble <strong>Media</strong><br />
www.connectedtvsummit.com<br />
23. Eurowebtainment<br />
Givag AG<br />
www.eurowebtainment.com<br />
Mediendialog Hamburg<br />
Senatskanzlei Hamburg<br />
http://mediendialog-hamburg.de<br />
7. – 8. Mai 2013 Leipzig<br />
7. – 8. Mai 2013 Nürnberg<br />
9. – 12. Mai 2013 München<br />
13. Mai 2013 München<br />
15. Mai 2013 Hamburg<br />
15. – 16. Mai 2013 Hamburg<br />
16. Mai 2013 Stuttgart<br />
22. – 23. Mai 2013 London<br />
22. – 25. Mai 2013 Mallorca<br />
28. – 29. Mai 2013 Hamburg<br />
Verehrte Leserinnen und Leser, heute<br />
darf ich Ihnen meinen neuen Service<br />
vorstellen: den Multiple Identity<br />
Cluster (MIC). Nutzen Sie die Macht<br />
von zig Millionen digitalen Identitäten,<br />
um sich proaktiv von Wettbewerbern<br />
zu unterscheiden, ohne sich aus<br />
der sicheren Deckung des anonymen<br />
Internets hervorzuwagen.<br />
Sei es Schauspielerin Katja Riemann,<br />
Ex-MDR-Intendant Udo Reiter oder Unternehmen<br />
wie O2 und Vodafone, sie<br />
alle sind Opfer eines Shitstorm gewesen.<br />
Selbst ganze Parteien wie die Piraten<br />
sind in eigens kreierten Fäkalstürmen<br />
gekentert. Die Sprengkraft massenhafter,<br />
anonymer „Meinungsäußerungen“ ist<br />
unbestritten. Was liegt da näher, als sich<br />
diese Kraft zu Nutze zu machen?<br />
MIC stellt Ihnen digitale Identitäten zur<br />
Verfügung, die sich gezielt einsetzen<br />
lassen. Der komplette MIC-Datensatz<br />
beträgt derzeit 11,11 Millionen Identitäten,<br />
mit denen sich individuelle Social-<br />
<strong>Media</strong>-Postings generieren lassen. Die<br />
Postings werden über unterschiedliche<br />
Proxy Server in Ländern mit einer kreativen<br />
Rechtssprechung abge<strong>setzt</strong>. „Act<br />
global, hit local“ heißt unser Motto.<br />
Folgendes Anwendungsbeispiel soll verdeutlichen,<br />
wie Sie MIC sinnvoll einsetzen<br />
können: Wenn Sie das Produkt der<br />
Firma XY total daneben finden, können<br />
Sie das auf der Facebook-Seite von XY<br />
posten. Ändern wird sich indes nichts.<br />
Mit MIC posten jedoch bis zu 11,11 Millionen<br />
„Menschen“ Ihren Unmut über<br />
das Produkt.<br />
Sie sind interessiert an MIC? Dann besuchen<br />
Sie uns in unserer Firmenzentrale<br />
auf den Kaimaninseln oder schauen<br />
Sie in unserer Niederlassung auf Tonga<br />
vorbei. Übrigens: Sie können MIC auch<br />
für sich selbst nutzen, denn nichts ist<br />
schlimmer, als wenn gar nicht über<br />
jemanden geredet wird.<br />
Digital Insider<br />
Verleger: Auerbach Verlag und Infodienste GmbH,<br />
Oststraße 40 – 44, 04317 Leipzig<br />
Herausgeber: Stefan Goedecke (SG), Torsten Herres (TH),<br />
Stefan Hofmeir (SH), Florian Pötzsch (FP)<br />
Chefredaktion (ViSdP): Marc Hankmann (MH)<br />
Layout: Stephan Krause<br />
Redaktionsanschrift: Auerbach Verlag und Infodienste GmbH,<br />
Redaktion <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>, Oststraße 40 – 44, 04317 Leipzig<br />
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