Müritz Klinik: Prävention und Rehabilitation - Diatra Verlag + Diatra ...
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FORUM Portrait<br />
Die <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong> für <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong><br />
bietet Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Aktive Erholung für Körper <strong>und</strong> Seele<br />
Die Entlassung aus dem Krankenhaus nach einer<br />
schweren Operation, wie zum Beispiel einer Organtransplantation,<br />
bedeutet für viele Patienten, ihr gesamtes<br />
Leben in vielerlei Hinsicht völlig umstellen zu<br />
müssen. Idealerweise werden sie dabei professionell<br />
begleitet – im Rahmen von Anschlußheilbehandlungen<br />
(AHB) oder <strong>Rehabilitation</strong>skuren in einer ihrer individuellen<br />
Situation angepaßten Einrichtung. Die <strong>Müritz</strong><br />
<strong>Klinik</strong> – Fachklinik für <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> <strong>Prävention</strong><br />
– im mecklenburgischen Klink ist in Deutschland<br />
die einzige <strong>Klinik</strong>, die neben vier weiteren Indikationsgebieten<br />
Nachsorgeprogramme für alle transplantierten<br />
Organe anbietet, über eine hauseigene Dialysestation<br />
verfügt <strong>und</strong> eine weitere besondere Expertise aufweist:<br />
Der ärztliche Direktor Professor Dr. Jochem<br />
Hoyer ist selbst (Lebend-)Spender einer Niere.<br />
Der Thoraxchirurg Professor<br />
Hoyer ist einer der<br />
erfahrensten Organtransplanteure<br />
Deutschlands.<br />
Bis zum Jahre 2000 war<br />
er Leiter des Transplantationszentrums<br />
an der<br />
Medizinischen Universität<br />
zu Lübeck. Nach Beendigung<br />
dieser Profession<br />
entschloß er sich,<br />
aus anfänglichen Vertretungstätigkeiten<br />
in der<br />
Rehaklinik Klink einen festen Job zu machen. Seit<br />
2003 betreut er hier pro Jahr durchschnittlich 800 Patienten,<br />
die nach einer Organtransplantation lernen<br />
müssen, mit ihrer neuen Lebenssituation zurechtzukommen<br />
– jeder auf seine Weise. Sie haben eine neue<br />
Leber, Bauchspeicheldrüse, Lunge oder ein Spenderherz,<br />
die meisten sind nierentransplantiert. Wie sich<br />
das genau anfühlt, weiß er nicht; dennoch kann er sich<br />
sehr gut in die Lage seiner Patienten <strong>und</strong> deren Angehöriger<br />
versetzen, denn er hat sozusagen die umgekehrte<br />
Erfahrung gemacht: 1996 spendete er einem<br />
Unbekannten eine seiner ges<strong>und</strong>en Nieren. Er offenbarte<br />
damit seine gr<strong>und</strong>sätzliche Haltung zur Lebendspende<br />
als einem möglichen Weg, dem eklatanten<br />
Organmangel in Deutschland zu begegnen. Und er<br />
wollte damit all jenen, die vielleicht vor der Entscheidung<br />
stehen, ein Organ zu spenden, zeigen, daß für<br />
den Spender kein ges<strong>und</strong>heitliches Risiko besteht.<br />
Die <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong> – von 0 in die Top Ten<br />
Seit 2007 ist Professor Hoyer Ärztlicher Direktor der<br />
1997 eröffneten <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong>. Ein Jahr zuvor stand sie<br />
mit nur 40-prozentiger Auslastung kurz vor der Insolvenz.<br />
Erst der Trägerwechsel mit neuer Geschäftsführung<br />
<strong>und</strong> neuem Konzept ermöglichte die Rettung des<br />
Hauses als Fachklinik für <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> <strong>Prävention</strong>.<br />
Seit Anfang 2011 gehört die <strong>Klinik</strong> einschließlich<br />
Gr<strong>und</strong>stück <strong>und</strong> Hotel zum Bestand der AVILA Gruppe.<br />
Das initiale Geschäftsmodell des ersten Trägers hätte<br />
die <strong>Klinik</strong> wenige Jahre nach ihrer Eröffnung fast die<br />
Existenz gekostet. Nach anfänglich großen Plänen <strong>und</strong><br />
einem inhaltlich durchaus sinnhaften Konzept wurde<br />
auf die falsche K<strong>und</strong>en-Klientel gesetzt. Zudem wurde<br />
kaum investiert, um den Bau zu erhalten <strong>und</strong> zu wenig<br />
mit den Kostenträgern verhandelt, um sich auf dem<br />
Markt der Rehakliniken behaupten zu können.<br />
Daß es die <strong>Klinik</strong> geschafft hat, aus tief roten Zahlen<br />
heute zu den „Top 10“ deutscher Rehakliniken zu zählen,<br />
ist dem hohen Engagement des Teams unter dem<br />
neuen Geschäftsführer Manfred Geilfuß zu verdanken.<br />
Er hat mit viel persönlichem Enthusiasmus, langjähriger<br />
Erfahrung <strong>und</strong> zwei Millionen Euro, die er mit<br />
Hilfe der Banken in die Sanierung von Bauschäden<br />
investiert hat, die <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong> zukunftsfähig gemacht.<br />
Seitdem geht es stetig bergauf. Mit einem vielfältigen<br />
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DJ 2-12<br />
Forum Portrait<br />
Leistungsangebot, modernster<br />
Ausstattung für<br />
Therapie <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten<br />
sowie dem Credo,<br />
alle Entscheidungen<br />
mit unmittelbarem Nutzen<br />
zu treffen, gleichzeitig<br />
jedoch zehn bis 15<br />
Jahre vorauszudenken,<br />
hat Manfred Geilfuß Erfolg.<br />
In den letzten sechs Jahren<br />
konnte der gelernte<br />
Krankenpfleger <strong>und</strong> studierte Betriebswirt hier anwenden,<br />
was er zuvor bei vielen anderen Sanierungsprojekten<br />
gelernt hat: Krisen als Chance zu sehen, immer<br />
neue Ideen zu generieren <strong>und</strong> zügig zu verwirklichen.<br />
Denn sowohl die Ansprüche als auch die Möglichkeiten<br />
zur Versorgung der Reha-Patienten entwickeln<br />
sich, <strong>und</strong> da muß man „am Ball bleiben“, sagt er. Hilfreich<br />
seien dabei seine Unabhängigkeit <strong>und</strong> Entscheidungsfreiheit<br />
in seiner Funktion als Geschäftsführer<br />
der <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong>.<br />
Flache Hierarchie, ein kleines kompetentes Team mit<br />
„kurzen Dienstwegen“ <strong>und</strong> die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen Ärztlicher Leitung <strong>und</strong> Verwaltungsleitung<br />
ermöglichen eine langfristige Planung<br />
<strong>und</strong> die der jeweiligen Situation genau angepaßte Umsetzung<br />
von Vorhaben.<br />
Auf diese Weise konnte sich die <strong>Klinik</strong> zu dem entwickeln,<br />
was sie heute ist <strong>und</strong> damit auch das Vertrauen<br />
der Kostenträger wieder erlangen. „Das war ein langer<br />
<strong>und</strong> mühevoller Weg“, erinnert sich Geilfuß. „Im ersten<br />
halben Jahr bin ich über 70.000 Kilometer über Land<br />
gefahren <strong>und</strong> habe bei den Kostenträgern „Klinken geputzt“,<br />
Sozialarbeiter besucht, eine Marketingstrategie<br />
erarbeitet. Im fünf Kilometer entfernten Waren<br />
wußten viele zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal,<br />
daß es hier überhaupt eine Rehaklinik gibt.“ Heute<br />
kommen Patienten zur Transplantationsnachsorge, für<br />
die übrigens ein gesetzlicher Anspruch besteht, aus<br />
der gesamten B<strong>und</strong>esrepublik, für die anderen Indikationsgebiete<br />
aus einem Umkreis von 250 Kilometern.<br />
Ruhe <strong>und</strong> Geborgenheit fördern<br />
den Genesungsprozeß<br />
Der Standort der <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong> ist nahezu perfekt für<br />
den Zweck, den eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik zu erfüllen<br />
hat. Eingebettet in den grünen Gürtel der <strong>Müritz</strong> hat<br />
die <strong>Klinik</strong> alles, was der Reha-Patient braucht, um<br />
nach oft schweren Einschnitten in sein Leben, sei es<br />
nach einer Organübertragung, Dialysebehandlung<br />
<strong>und</strong> einer Operation oder allgemein zum Aufbau,<br />
eventuell einschließlich Partner, wieder Kraft zu schöpfen<br />
<strong>und</strong> seine körperliche/seelische Balance wieder<br />
herzustellen. Intakte Natur, viel Wald <strong>und</strong> Wasser, eine<br />
der schönsten Nationalparklandschaften im Nordosten<br />
Deutschlands bieten beste Voraussetzungen,<br />
um sich zu erholen <strong>und</strong> wieder fit für den Alltag zu<br />
werden.<br />
„Das Wichtigste aus Patientensicht dabei ist aber<br />
nicht, wie man vielleicht denken könnte, ein ausgefeiltes<br />
medizinisches <strong>Rehabilitation</strong>sprogramm. Essentiell<br />
für das Wohlbefinden derer, die zu uns kommen, ist<br />
an vorderster Stelle das Essen. Die meisten kommen<br />
direkt aus dem Krankenhaus <strong>und</strong> haben meist keine<br />
gute Erinnerung an die Catering-Mahlzeiten.“ Und,<br />
„vor allem die Wahrnehmung als Mensch (nicht ‚die<br />
Hüfte‘ von Zimmer 7) mit Berücksichtigung ganz persönlicher<br />
Wünsche spielt eine ganz wichtige Rolle“,<br />
sagt Geilfuß. Denn jeder verbindet mit der Reha andere<br />
Bedürfnisse <strong>und</strong> Ziele. Steht für den einen die körperliche<br />
Fitneß <strong>und</strong> Arbeitsfähigkeit im Vordergr<strong>und</strong>,<br />
so muß der andere das Erlebte (<strong>und</strong> vielleicht Erlittene)<br />
zunächst psychisch verarbeiten, um danach seinem<br />
Körper wieder Gutes zu tun.<br />
Dem versucht das Team der <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong> konzeptionell<br />
mit interdisziplinärer ganzheitlicher Betreuung,<br />
aber vor allem in vielen alltäglichen Situationen Rechnung<br />
zu tragen. Das beginnt mit dem angenehm verbindlichen<br />
Umgangston der Mitarbeiter gegenüber<br />
den Gästen, aber auch untereinander <strong>und</strong> in der Leitungsebene.<br />
Ein fre<strong>und</strong>licher Gruß des Professors, ein<br />
kurzes Gespräch mit der Schwester oder dem Therapeuten<br />
auf der Treppe oder im Lift, die Frage vom behandelnden<br />
Arzt nach dem Befinden seines Patienten,<br />
auch wenn man sich außerhalb der Behandlung begegnet,<br />
schafft eine vertraute, fast familiäre Atmosphäre.<br />
Das wissen die Patienten sehr zu schätzen.<br />
Ein fre<strong>und</strong>liches motiviertes Team<br />
inspiriert die Patienten<br />
Waren es zu Anfang 80, so kümmern sich inzwischen<br />
180 Mitarbeiter um die Belange der Rehabilitanden.<br />
Und zwar in jeder Hinsicht – das medizinisch/therapeutische<br />
<strong>und</strong> sportmedizinische Personal, 13 Ärzte,<br />
44 Therapeuten, 35 Krankenschwestern, gehört ebenso<br />
zum Team wie das Küchen- <strong>und</strong> das Reinigungspersonal,<br />
auch Handwerker <strong>und</strong> Fahrer. Denn Manfred<br />
Geilfuß möchte eine Mannschaft, die motiviert ist <strong>und</strong><br />
„an einem Strang“ zieht. Seine Wertschätzung dafür<br />
versucht er auf vielfältige Weise zum Ausdruck zu bringen,<br />
zum Beispiel durch Gewinnbeteiligung aller Mitarbeiter<br />
am Jahresende. Vor allem Kontinuität <strong>und</strong> ein<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl sind ihm wichtig. Denn<br />
nur so könne man ein „Corporate Identity-Konzept“<br />
glaubwürdig leben <strong>und</strong> dabei effizient arbeiten.<br />
Fremdanbieter können zwar hin <strong>und</strong> wieder kostengünstiger<br />
sein, aber das sei der Qualität meistens abträglich.<br />
Auch vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sorgt Geilfuß mit zehn<br />
Ausbildungsplätzen für eigenen Nachwuchs in der<br />
Pflege, im kaufmännischen Bereich <strong>und</strong> in der Küche.<br />
„So können die jungen Leute von der Pike auf in das<br />
Team hineinwachsen <strong>und</strong> sich mit unserem Leitbild<br />
identifizieren.“<br />
Das neue Konzept – Habilitare = befähigen:<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Das Profil der <strong>Klinik</strong> wurde seit 2006 kontinuierlich<br />
weiterentwickelt. Außer der Transplantationsvor- <strong>und</strong><br />
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Forum Portrait<br />
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Übungsraum für die medizinische Trainingstherapie<br />
(umgangssprachlich auch „Muckibude“ genannt)<br />
-nachsorge umfaßt es die medizinischen Indikationsbereiche<br />
Orthopädie, Rheumatologie, Kardiologie,<br />
Urologie <strong>und</strong> Onkologie sowie Dialyse, insgesamt 240<br />
Betten. Die erfolgreiche Zertifizierung nach DIN EN<br />
ISO 9001:2008 <strong>und</strong> der Deutschen Gesellschaft für<br />
Medizinische <strong>Rehabilitation</strong> DEGEMED attestieren der<br />
<strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong> eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung.<br />
Neben diagnostischen Möglichkeiten auf höchstem<br />
medizintechnischen Niveau finden die Patienten hier<br />
alle für die Indikationsgebiete erforderlichen Therapieangebote<br />
in bester Qualität. Dazu gehören die ärztliche<br />
Beratung <strong>und</strong> Behandlung, Krankengymnastik,<br />
Bewegungs- <strong>und</strong> Sporttherapie, Ergotherapie, physikalische<br />
Therapie, Ernährungsberatung, psychologische<br />
Therapie, Sozialdienst <strong>und</strong> Reha-Beratung. Dafür<br />
stehen diverse modern eingerichtete Therapieräume,<br />
Arbeitsräume für Diagnostik <strong>und</strong> medizinische Behandlungen<br />
sowie viele Möglichkeiten für kulturelle<br />
<strong>und</strong> kreative Aktivitäten zur Verfügung. Die durchschnittliche<br />
Aufenthaltsdauer beläuft sich auf drei Wochen<br />
– um diese Zeit effektiv zu nutzen, können alle<br />
Therapieangebote von Montag bis Samstag genutzt<br />
werden.<br />
Training an modernsten Fitneßgeräten (mittels Chip<br />
mit individuellen Parametern programmierbar), Badminton-Turniere,<br />
Bogenschießen, Wii-Abende,<br />
schwimmen, saunieren, bald auch an einer Kletterwand,<br />
Boccia spielen <strong>und</strong> wandeln auf einem Barfußpfad<br />
– was hier wie Aktivurlaub klingt, gehört in Klink<br />
zum Konzept: Die Verbindung von kompetenter medizinischer<br />
Betreuung <strong>und</strong> zahlreicher therapeutischer<br />
Angebote mit sogenannter Rekreationstherapie, das<br />
heißt aktive <strong>und</strong> sinnvolle Freizeitgestaltung. Diese<br />
dient im weitesten Sinne der Stärkung, Erholung <strong>und</strong><br />
der Übung sozialer Kompetenzen für eine ausgewogene<br />
Lebensführung. Denn passive Behandlungen <strong>und</strong><br />
Psychotherapie können nur ein Teil des Genesungsprozesses<br />
sein. Viel wichtiger, so ist man überzeugt,<br />
sind soziale Kontakte mit Gleichgesinnten, Gespräche<br />
<strong>und</strong> Ablenkung von negativen Gefühlen, die das<br />
Kranksein bei jedem Menschen mit sich bringt. Eine<br />
insgesamt positive Lebenseinstellung soll den Patienten<br />
auch lange Zeit nach der Reha-Kur erhalten bleiben.<br />
Das gilt für alle Krankheitsbilder, im Besonderen<br />
jedoch für Transplantierte, so die Erfahrung von Professor<br />
Hoyer. Denn jene, die optimistisch <strong>und</strong> positiv<br />
gestimmt sind <strong>und</strong> zudem das Glück eines harmonischen<br />
Umfelds genießen können, haben eine deutlich<br />
bessere Prognose für den Erhalt ihres Organs.<br />
Von der Ergo- oder Sporttherapie in die Dialyse<br />
Die jüngste Errungenschaft der <strong>Klinik</strong> ist die neue Dialysestation<br />
mit 13 Betten <strong>und</strong> modernster Technik. Sie<br />
komplettiert das interdisziplinäre Angebot ideal. Für<br />
dialysepflichtige Reha-Patienten bedeutet das einen<br />
in Deutschland einmaligen Komfort: Sie können die<br />
Therapien ohne lange Wege <strong>und</strong> sehr bequem mit der<br />
Dialyse verbinden <strong>und</strong> danach in ihrem Zimmer ruhen.<br />
„Das gefällt den Patienten sehr“, sagt Stefanie, eine<br />
der fünf Dialyseschwestern. „Sehr gut angenommen<br />
wird auch das neue Ergometer. Das ist ein Bettfahrrad,<br />
an dem die Patienten mit dem Therapeuten leichte<br />
Übungen mit Muhamed Hrnic, der aus Berlin hierher<br />
kam, fühlt sich r<strong>und</strong>um sehr gut umsorgt.<br />
Dialysepatient Muhamed Hrnic mit Prof. Hoyer <strong>und</strong> Schwester<br />
Stefanie bei der Visite<br />
Wassergymnastik mit Physiotherapeut<br />
Seit Anfang 2011 wird die Dialyse in Eigenregie geführt.<br />
„Daß wir jetzt hauseigen sind, sehe ich auch aus<br />
medizinischer Sicht als enormen Vorteil“, sagt Dr. Michael<br />
Fey, Facharzt für Innere Medizin, der aus Bonn<br />
auch anfänglich nur vertretungsweise nach Klink kam<br />
<strong>und</strong> inzwischen hier zu Hause ist. „Ich schätze die Unabhängigkeit<br />
<strong>und</strong> daß ich selbst Entscheidungen tref-<br />
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Forum Portrait<br />
fen kann, die ich für sinnvoll halte. Und die <strong>Klinik</strong> kann<br />
mit den Kostenträgern autark, ohne eine Konzernstruktur<br />
im Hintergr<strong>und</strong>, verhandeln. Das schafft Freiräume<br />
für neue Vorhaben <strong>und</strong> Ideen. So ist zum Beispiel<br />
geplant, zukünftig nicht nur an drei Tagen, sondern<br />
die ganze Woche <strong>und</strong> auch nachts zu dialysieren.“<br />
Außerdem steht die Dialyse auch für Feriendialysegäste<br />
zur Verfügung. Eine kleine Siedlung geschmackvoll<br />
eingerichteter Ferienhäuser, die ebenso wie ein Hotel<br />
zur insgesamt 65 Hektar großen Anlage gehört, kann<br />
von Patienten wie auch von Angehörigen genutzt werden.<br />
In naher Zukunft wird statt des 35 Jahre alten<br />
Plattenbaus ein Hotelneubau für mehr Komfort sorgen<br />
<strong>und</strong> neue Möglichkeiten, zum Beispiel für das Angebot<br />
alternativer Heilmethoden, eröffnen.<br />
Patienten mit Pflichtbegleitung aufgr<strong>und</strong> der Schwere<br />
ihrer Erkrankung sowie Angehörige von Transplantierten<br />
können aber ebenso in einem der mit Hotel-Ambiente<br />
eingerichteten Partnerzimmer in der <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong><br />
direkt wohnen.<br />
um gut zu schmecken“, weiß selbstverständlich der<br />
Diätkoch Roman Konicek, aber auch der Geschäftsführer,<br />
der das leibliche Wohl der Patienten ganz bewußt<br />
mit nicht zu knapper Kalkulation in seinen Etat<br />
integriert, „weil sparen an der falschen Stelle schlecht<br />
ist für das Gesamtergebnis.“<br />
Anschlußheilbehandlung in der <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong> live<br />
Zimmer 606/607. Hier wohnen Tür an Tür Richard (64)<br />
<strong>und</strong> Beatrice Kirchner (22). Im Kindesalter wurde bei<br />
ihr eine Glomerulonephritis diagnostiziert, dann mußte<br />
sie als Studentin an die Dialyse <strong>und</strong> fand alles, was die<br />
Blutwäsche mit sich bringt, sehr belastend. Am 19. Januar<br />
2012 bekam die junge Frau im Leipziger Universitätsklinikum<br />
eine der ges<strong>und</strong>en Nieren von ihrem<br />
Vater. Drei Wochen später durften sie eine gemeinsame<br />
Reha-Kur in der <strong>Müritz</strong> <strong>Klinik</strong> antreten. Sie hatten<br />
Glück, denn leider ist es nicht für alle Krankenkassen<br />
selbstverständlich, daß auch der Organspender Anspruch<br />
auf eine AHB hat.<br />
Die kulinarischen Überraschungen aus der eigene Küche,<br />
in der alle warmen Mahlzeiten unter vielfältigen<br />
diätetischen Gesichtspunkten frisch zubereitet werden,<br />
sowie liebevoll angerichtete Frühstücks- <strong>und</strong><br />
Abendbüfetts lassen so manchen guten Vorsatz zur<br />
Gewichtsreduktion schnell mal in Vergessenheit geraten.<br />
Aber übersichtliche Beschriftung <strong>und</strong> sachk<strong>und</strong>ige<br />
Diätberater helfen dann doch bei der richtigen Auswahl.<br />
„Es muß nicht alles fett- <strong>und</strong> zuckerhaltig sein,<br />
Geschäftsführer <strong>und</strong> Verwaltungsdirektor Manfred Geilfuß<br />
(re.) zusammen mit dem stellvertretenden Leiter der Küche<br />
Roman Konicek<br />
Richard Kirchner mit seiner Tochter Beatrice,<br />
der er eine Niere spendete<br />
„Es geht uns hier sehr gut“, versichern beide, nach<br />
ihren Eindrücken <strong>und</strong> der Qualität der <strong>Klinik</strong> befragt.<br />
„Alles ist sehr gut strukturiert <strong>und</strong> organisiert. Besonders<br />
angenehm sind die fre<strong>und</strong>liche Atmosphäre im<br />
gesamten Haus <strong>und</strong> die absolute Serviceorientiertheit.<br />
So steht beispielsweise ein Fahrdienst zur Verfügung,<br />
der die transplantierten Patienten abholt <strong>und</strong> nach<br />
Hause zurück bringt. Die Angebote sind vielfältig <strong>und</strong><br />
das Beste ist, man kann sich sein eigenes Programm<br />
ganz nach individuellen Wünschen, Bedürfnissen <strong>und</strong><br />
eigener Leistungsfähigkeit zusammenstellen. Zu Anfang<br />
bekommt man nach dem Aufnahmegespräch einen<br />
Therapieplan <strong>und</strong> je nachdem, was für den Patienten<br />
wichtig ist, werden die Schwerpunkte gesetzt <strong>und</strong><br />
dem Genesungsverlauf angepaßt.“<br />
Beatrice lernt hier im Alltag mit ihrer Spenderniere zu<br />
leben <strong>und</strong> hat sich vorgenommen, mit dem neuen Semester<br />
ihr Studium fortzusetzen. „Es ist wichtig, daß<br />
man sich erst einmal mit der neuen Situation identifiziert.<br />
Ich habe hier in den Seminaren mit Professor<br />
Hoyer schon viel gelernt über die Medikamente, Wech-<br />
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Forum Portrait<br />
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sel- <strong>und</strong> mögliche Nebenwirkungen <strong>und</strong> wie man damit<br />
umgeht. Außerdem fühle ich mich auch medizinisch<br />
sehr gut betreut. Täglich werden die Vitalparameter<br />
gemessen, Laborwerte kontrolliert, nach Anzeichen<br />
einer Infektion geschaut <strong>und</strong> alles dafür getan,<br />
daß ich mein <strong>Rehabilitation</strong>sziel, den Transplantaterhalt,<br />
erreiche. Denn gerade im ersten halben Jahr sind<br />
die Gefahren am größten <strong>und</strong> die Reha-Kur hilft sehr<br />
dabei, wieder für die täglichen Aktivitäten fit zu werden.<br />
Nicht zu vergessen ist auch die professionelle psychologische<br />
Betreuung zur gegenseitigen mentalen Stärkung<br />
in der Gruppe oder bei Bedarf auch in der Einzeltherapie.<br />
Richard Kirchner schätzt vor allem das umfangreiche<br />
Sport- <strong>und</strong> Bewegungsangebot, weil er, nachdem er<br />
für die Operation fast 25 Kilogramm abgenommen hat,<br />
sein Gewicht natürlich jetzt halten möchte („trotz der<br />
ausgezeichneten Küche hier“). „Es ist gut für das Allgemeinbefinden<br />
<strong>und</strong> den Zuckerstoffwechsel <strong>und</strong> ich<br />
fühle mich deutlich besser“, sagt er. „Auch die Ernährungsberatung<br />
inklusive der Möglichkeit, sich in der<br />
Lehrküche selbst zu betätigen, ist in diesem Zusammenhang<br />
sehr hilfreich.“<br />
Auch Beatrice trainiert schon wieder fleißig am Stepper<br />
in der Medizinischen Trainingstherapie (MTT).<br />
Das „Gesamtkonzept der <strong>Klinik</strong> macht ihre Qualität<br />
aus“ bekräftigen beide. Wohnlich eingerichtete Einzelzimmer<br />
mit Blick auf den See, an schönen Tagen den<br />
ganzen Tag Sonne auf dem Balkon <strong>und</strong> die ruhige Umgebung<br />
tun das Übrige, um das seelische Gleichgewicht<br />
wiederzuerlangen.<br />
Beatrice <strong>und</strong> Richard Kirchner haben ein hierzulande<br />
nach wie vor existierendes großes Problem auf ihre<br />
Weise gelöst. Ohne die Lebendspende hätte Beatrice<br />
vielleicht sieben oder mehr Jahre auf eine neue Niere<br />
warten müssen – mit gravierenden medizinischen Folgen<br />
<strong>und</strong> stark eingeschränkter Lebensqualität.<br />
Täglich sterben in Deutschland<br />
drei Menschen wegen Organmangels<br />
In Deutschland warten zurzeit r<strong>und</strong> 12.000 Menschen<br />
dringend auf ein Spenderorgan, davon fast 8.000 auf<br />
eine Niere. Eine Lösung ist nicht in Sicht.<br />
<strong>Diatra</strong>-Journal (DJ) sprach über die Organspende-<br />
Situation <strong>und</strong> mögliche Auswege mit Professor Dr.<br />
Jochem Hoyer:<br />
DJ: Seit Verabschiedung des Transplantationsgesetzes<br />
haben sich die Zahlen gespendeter Organe nicht<br />
wesentlich verbessert. Hat das Gesetz denn gar nichts<br />
gebracht?<br />
Prof. Hoyer: In Hinsicht auf die Verbesserung der<br />
quantitativen Gesamtsituation war das auch nicht zu<br />
erwarten. Es ging eigentlich nur darum, eine gewisse<br />
Rechtssicherheit zu schaffen, unter anderem mit der<br />
klaren Definition, daß jeder das Recht hat, auch nein<br />
zu sagen, ohne dem Vorwurf asozialen Verhaltens ausgesetzt<br />
zu sein. Ansonsten wurde eigentlich nur das<br />
festgeschrieben, was vorher auch schon durch Länderverordnungen<br />
galt. Zudem wurde neu strukturiert<br />
<strong>und</strong> Zuständigkeiten verändert. Aus meiner Sicht war<br />
aber die Zwischenschaltung der Deutsche Stiftung Organtransplantation<br />
(DSO) völlig überflüssig. Sie verschlingt<br />
eine Menge Geld, bewirkt jedoch nicht viel.<br />
Die persönlichen Kontakte zwischen den Krankenhäusern<br />
<strong>und</strong> den Transplantationszentren, auf denen die<br />
Organisation der Organspende früher beruhte, kommen<br />
jetzt den Patienten nicht mehr zugute.<br />
DJ: Wie könnte Ihrer Meinung nach die Situation verbessert<br />
werden?<br />
Prof. Hoyer: Es gibt keine andere Möglichkeit außer<br />
einer Widerspruchslösung <strong>und</strong> der Aufhebung von Beschränkungen<br />
des Lebendspendepools. In Holland<br />
zum Beispiel gilt ja auch die Zustimmungslösung wie<br />
bei uns, die vieles blockiert. Aber dort werden mittlerweile<br />
mehr Lebendspenden transplantiert als Organe<br />
von Hirntoten. Damit können sie ihren Bedarf decken.<br />
In Deutschland liegt der Anteil der Lebendnierenspenden<br />
bei 28 Prozent, in liberaleren Ländern bei circa der<br />
Hälfte. Es gäbe auch in Deutschland viele altruistische<br />
Spender, die freiwillig <strong>und</strong> ohne Druck ein Organ spenden<br />
würden. Warum werden sie ausgeschlossen? Es<br />
wären echte Spenden, die ohne moralische Verpflichtungen<br />
zustande kommen.<br />
DJ: So wie bei Ihnen …<br />
Prof. Hoyer: … insofern etwas anders, da ich nicht<br />
anonym bleiben, sondern mit der Nierenspende eine<br />
Botschaft verbinden wollte: Wenn jemand, der genau<br />
weiß, worauf er sich einläßt, bereit ist zu spenden,<br />
ohne Druck, weil es nicht um einen Familienangehörigen<br />
oder ähnlich geht – wie viel leichter müßte es dann<br />
denen fallen, die vor der Entscheidung stehen, einem<br />
kranken Angehörigen oder Fre<strong>und</strong> ein Organ zu spenden?<br />
Und wenn schon ein Lebender sein Organ ohne<br />
Not spendet, wie viel sinnvoller ist es dann, der Organspende<br />
eines hirntoten Angehörigen zuzustimmen?<br />
DJ: Wo sehen Sie den größten Widerstand?<br />
Prof. Hoyer: Bei den Politikern, die irgendwie Angst<br />
haben, wovor auch immer. Auch bei Kritikern, die<br />
durchaus auch aus dem medizinischen Lager kommen.<br />
Aber die entscheidende Schaltstelle ist die Politik. Hier<br />
wird entschieden.<br />
DJ: Was halten sie von der jüngst im B<strong>und</strong>estag behandelten<br />
sogenannten „Entscheidungslösung“?<br />
Prof. Hoyer: Nicht viel. Das jetzt als „große Reform“<br />
Angepriesene ist leider auch nur halbherzig <strong>und</strong> wird<br />
keinen Quantensprung bei den Organspenderzahlen<br />
bringen. Man muß sich ja nicht wirklich entscheiden.<br />
DJ: Lieber Herr Professor Hoyer, haben Sie besten<br />
Dank für das zusätzliche Gespräch <strong>und</strong> Ihre klaren<br />
Worte zur Organspende.<br />
Elke Klug<br />
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