Antenne - Evangelische Jugend Nürnberg
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10 antenne 4 | 2013 | Thema | Luther<br />
11<br />
Angeberwissen für Protestanten<br />
Reformation und Ökumene<br />
zwei Begriffe die sich (nicht) ausschließen?<br />
Leicht gemacht hat er es sich und anderen nun wirklich nicht! Dr.<br />
Martin Luther, Mönch, Professor und einer der gewichtigsten Initiatoren<br />
für die Reformation der römisch-katholischen Kirche vor<br />
500 Jahren. Und wie die meisten von uns wissen, ist sein Versuch,<br />
die Reform innerhalb der römisch-katholischen Kirche zu belassen<br />
misslungen. Es sind in den Jahrhunderten, die seitdem vergangen<br />
sind, eine Reihe evangelischer Kirchen weltweit entstanden, auch<br />
unsere evangelisch-lutherische Kirche in Bayern.<br />
Die meisten dieser Kirchen leiden daran -oder ärgern sich darüber-,<br />
dass die von Luther und den anderen Reformatoren angeführten<br />
theologischen Ansichten bis heute nicht zu einer einvernehmlichen<br />
Haltung mit der katholischen Kirche geführt haben.<br />
Es sind immer dieselben Fragen- und Problemstellungen, die<br />
der Einigung auf die -eine Kirche Jesu Christi- im Wege zu stehen<br />
scheinen: - das Verständnis vom Herrenmahl, das Amtsverständnis,<br />
das Verständnis von Schrift und Tradition, die Rechtfertigungslehre-,<br />
und weitere.<br />
Wir, das Kirchenvolk, beschäftigen uns ebenfalls damit! In unterschiedlicher<br />
Intensität, aber häufig pragmatischer und dadurch<br />
näher bei den Menschen, für die ein Leben in- ‚versöhnter Verschiedenheit‘<br />
- der Konfessionen fast schon selbstverständlich ist.<br />
Wir suchen nach Wegen, wie wir in unserer Konfession treu bleiben<br />
können und dennoch dem geschwisterlichen ‚Wir‘ über alle<br />
dogmatischen Grenzen hinweg zum Recht verhelfen. Was steckt<br />
hinter solchem Vorgehen? Ich meine, es ist die zu recht gereifte<br />
Erkenntnis vieler Christen, dass keine unserer Lehren eine für alle<br />
anderen gleichsam geltende Lehrmeinung formulieren kann. Und<br />
umgekehrt, dass man nicht die jeweils andere Kirche per se verurteilen<br />
darf. Wir sind, was wir sind: viele Glieder am Leibe Christi.<br />
Und so sehr wir uns unterscheiden, so sehr sind wir im Ganzen<br />
doch immer verkündigender Teil des Christseins. Der eine setzt seine<br />
dogmatischen Schwerpunkte so, der andere so. Das geschieht<br />
nicht beliebig, sondern bewusst und auf der Grundlage des jeweiligen<br />
eigenen biblischen Verständnisses. Und auch ich nehme für<br />
mich nach wie vor gerne den Slogan eines evangelischen Projektes<br />
der hessen-nassauischen Kirche vor vielen Jahren in den Mund<br />
‚Evangelisch aus gutem Grund‘, bei dem es um die Stärkung des<br />
evangelischen Profils ging.<br />
Was die Arbeit mit euch <strong>Jugend</strong>lichen betrifft, bin ich der Meinung,<br />
man soll euer Wissen um eure eigenen konfessionellen Glaubenswurzeln<br />
stärken bzw. immer wieder einmal „auffrischen“; so<br />
könnt ihr euch informieren, mit dem Gegenüber auseinandersetzen<br />
und für die jeweilige Situation nach passenden Lösungen<br />
suchen:<br />
Sei es, dass ihr überlegt, am Abendmahl der anderen Konfession<br />
teilzunehmen, Pate zu werden oder einmal ökumenisch zu heiraten.<br />
Wer weiß, wie sein eigener Glaube historisch gewachsen ist und<br />
sich entwickelt hat, der versteht auch eher die Positionen der „anderen“<br />
und kann konstruktiv und meist auch im Gespräch mit den<br />
PfarrerInnen vor Ort nach Lösungen suchen.<br />
Reformation und Ökumene - zwei Begriffe, die sich noch nie ausgeschlossen<br />
haben, wo Menschen gemeinsam auf dem Weg zu<br />
Gottes Reich waren. Es bleibt zu hoffen, dass viele unterwegs sind<br />
und bleiben.<br />
Text: Thomas V. Kaffenberger, Dekanatsjugendpfarrer<br />
Hast Du auch schon mal die Worte „lutherisch“<br />
oder „reformiert“ gehört und<br />
eigentlich weißt Du gar nicht, was das<br />
bedeutet. Und dann gibt es da noch die<br />
„unierte Kirche“. Wir haben für Dich<br />
recherchiert und erklären Dir hier die<br />
wichtigsten Unterschiede.<br />
Zunächst einmal: Unter dem Dach der<br />
<strong>Evangelische</strong>n Kirche in Deutschland (EKD)<br />
gibt es Landeskirchen von lutherischem,<br />
reformiertem und uniertem Bekenntnis.<br />
Alle drei sind, ausgehend von den Reformationsbewegungen<br />
in Deutschland und<br />
der Schweiz,im 16. Jahrhundert entstanden.<br />
Sowohl Lutheraner, als auch Mitglieder<br />
der reformierten und der unierten<br />
Kirche sind evangelisch - auf ihre eigene,<br />
unterschiedliche Art und Weise.<br />
Evangelisch-Lutherische Kirche<br />
Die Protestanten<br />
der evangelischlutherischen<br />
Kirchen<br />
berufen sich auf Martin<br />
Luther als Reformator.<br />
Ein wichtiger<br />
Grundsatz lässt sich<br />
mit dem Begriffspaar<br />
„Gesetz und Evangelium“ beschreiben.<br />
Die Bibel enthält in all ihren Teilen jeweils<br />
Gesetzesworte und frohe Botschaft („Evangelium“).<br />
Das Gesetz konfrontiert den<br />
Menschen mit dem Willen Gottes. Es zeigt<br />
ihm, dass er mit seinem Streben nach Gewinn<br />
und Macht nicht so ist, wie Gott ihn<br />
haben will. Das Gesetz deckt somit auf,<br />
dass der natürliche Mensch ein Sünder ist.<br />
Das Evangelium aber spricht ihn gerecht.<br />
Gottes Liebe ist so groß, dass er dem Menschen<br />
vergibt und ihn trotzdem in seine<br />
Gemeinschaft aufnimmt. Dieser Vorgang<br />
der Rechtfertigung ist in der lutherischen<br />
Tradition der wichtigste theologische<br />
Grundsatz.<br />
Evangelisch-Reformierte Kirche<br />
Die Anhänger<br />
Johannes Calvins<br />
und Ulrich Zwinglis<br />
gehörten zu<br />
den Gründern der<br />
evangelisch-reformierten<br />
Kirchen,<br />
die vor allem in<br />
den Niederlanden, Schottland und der<br />
Schweiz, wie im nördlichen Deutschland<br />
entstanden. Wer eher lutherisch geprägt<br />
ist und zum ersten Mal in eine reformierte<br />
Kirche kommt, der stolpert regelrecht<br />
über die offensichtlichen Unterschiede. In<br />
der Regel hängen keine Bilder in reformierten<br />
Kirchen, es gibt kaum Kerzen oder<br />
Blumenschmuck. Auch das Kreuz wird oft<br />
ohne Corpus dargestellt. Mit diesem Stil<br />
hält sich die reformierte Gemeinde konsequent<br />
ans Bilderverbot. Die Predigt ist<br />
gerne mal doppelt bis dreimal so lang wie<br />
im lutherischen Gottesdienst. Das lutherische<br />
Begriffspaar „Gesetz und Evangelium“<br />
lässt sich innerhalb der reformierten<br />
Tradition umstellen zu „Evangelium und<br />
Gesetz“. Damit ist gemeint, dass der<br />
Mensch erst durch das Wort der frohen<br />
Botschaft erkennen kann, dass er ein Sünder<br />
war und dass Gott ihn erst dazu fähig<br />
machen musste, auf sein Wort zu hören.<br />
Versöhnung wird von Gott geschenkt und<br />
beinhaltet die Vorstellung von der Rechtfertigung.<br />
Gott hat den Menschen von<br />
Anfang an in seine Gemeinschaft berufen<br />
und innerhalb dieser Gemeinschaft ist<br />
dem Menschen nun aufgetragen zu leben.<br />
Das Gesetz hilft ihm, dieses Leben zu<br />
gestalten.<br />
Evangelisch-Unierte Kirche<br />
Die unierten Landeskirchen<br />
wiederum<br />
entstanden aus<br />
Zusammenschlüssen<br />
reformierter und lutherischer<br />
Kirchen.<br />
Mit einer „Union“<br />
wollte der preußische König Friedrich<br />
Wilhelm III. 1817 zum 300. Jahrestag von<br />
Luthers Thesenanschlag innerevangelische<br />
Differenzen überwinden, die Reformierte<br />
und Lutheraner spalteten. Wie aber sind<br />
dann die unierten Kirchen eingerichtet,<br />
woran erkennt man deren Gottesdienste?<br />
Die Antwort: genau dazwischen, oder:<br />
sowohl, als auch. So gestalten unierte Gemeinden<br />
ihren Kirchenraum mit einzelnen<br />
Bildern, wenigen Kerzen, dezenten Kreuzen.<br />
Oder, flapsig angemerkt, suchen sie<br />
sich aus beiden Traditionen das heraus,<br />
was ihnen gefällt. Zudem gibt es auch<br />
bekennende lutherische oder reformierte<br />
Gemeinden unter dem Dach unierter<br />
Landeskirchen und machen die unierte<br />
Gemeindelage perfekt. Die Unionen sind<br />
gegründet auf der Idee, dass die Unterschiede<br />
zwischen den protestantischen<br />
Traditionen letztlich nicht so trennend<br />
sind, dass man nicht gemeinsam Gottesdienst<br />
feiern und Gemeinde gestalten<br />
könnte.<br />
Weitere Infos unter www.evangelisch.de.<br />
Daraus wurden auch die wichtigsten Infos<br />
des Artikels zusammengestellt.<br />
Text: Daniela Mailänder, Redaktionsleitung antenne