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UMWELT & FORSCHUNG ■ ■<br />

SENSIBLES<br />

ÖKOSYSTEM MEER<br />

IBIZAS AZURBLAUE FLUTEN LOCKEN JEDEN SOMMER<br />

HUNDERTTAUSENDE VON TOURISTEN AUF DIE<br />

INSELN. ZUM GROßEN TEIL LEBT IBIZA VOM MEER.<br />

Gute Wasserqualität ist deshalb das A und O. Und das<br />

Meer um die Pityusen – also Ibiza und Formentera – gilt mit<br />

als das sauberste des gesamten Mittelmeers. Meist ist es<br />

vor der Küste klar und herrlich blau. Aber wie steht es<br />

um das Ökosystem wirklich? Im Mai waren zwei deutsche<br />

Meeresbiologen dem Thema mit einer neuen Multiparameter-<br />

Sonde auf der Spur. Unsere Redakteurin Wiltrud Schwetje<br />

war dabei. Fotos: Rüdiger Eichhorn und Uwe Scherner.<br />

52 IbizaHEUTE 6 | 2013


Alle diese Punkte, auch die kleinsten, sind Quallen.<br />

Das Foto nahmen Meeresbiologen im Mai<br />

in 30 Metern Tiefe vor der Küste von Sant Antoni auf<br />

IbizaHEUTE 6 | 2013 53


Einsatz unter Wasser: Der Meeresbiologe Peter Niesslbeck überprüft in der Bucht vor Sant Antoni die hochempfindliche Sonde<br />

Zirka 72 Prozent der Erdoberfläche sind mit Wasser<br />

bedeckt. Aber was wissen wir eigentlich über dieses<br />

geheimnisvolle, tiefe „Blau“ vor unserer Haustür?<br />

Letztendlich weitaus weniger als über die Oberfläche des<br />

Mondes oder des Mars. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls<br />

Robert Ballard, Dozent für Ozeanographie an der Rhode<br />

Island Universität. Der amerikanische Unterwasserexperte<br />

hat die Weltmeere bei über 120 Expeditionen erforscht<br />

und dabei Dinge gesehen, die nie ein Mensch zuvor<br />

bewundern konnte.<br />

Professor Ballard, der unter anderem durch die Entdeckung<br />

des Titanic-Wracks (1985) oder des deutschen Kriegsschiffs<br />

Bismarck (1989) bekannt wurde, stieß bei seinen unglaublichen<br />

Unterwasserabenteuern immer wieder unerwartet<br />

auf neue Lebensformen und sogar Unterwasser-Berge,<br />

er revolutionierte das Verständnis über den Ursprung des<br />

Lebens auf unserem Planeten und vertritt den Standpunkt,<br />

dass es weitaus sinnvoller wäre, sich auf die Erforschung und<br />

Kartierung unserer weitgehend unbekannten Meere zu konzentrieren<br />

als auf die Kolonialisierung anderer Planeten.<br />

In unseren Meeren verbergen sich nicht nur viele bisher<br />

unentdeckte Geheimnisse, unsere Meere versorgen uns<br />

auch mit Nahrung und unsere Welt mit Sauerstoff. Eine gute<br />

Wasserqualität wäre deshalb unbedingt vonnöten. Aber was<br />

versteht man eigentlich darunter? Kann die Wasserqualität<br />

des Meeres wirklich durch die EU-Badewasserverordnung<br />

gewährleistet werden, die nur einige wenige Parameter<br />

kontrolliert und auch für Schwimmbäder gilt? „Nein, auf<br />

keinen Fall“, meinen die Meeresbiologen Peter Niesslbeck<br />

und Uwe Scherner vom deutschen Umweltsachverständigen-Institut<br />

bioConsult. Wenn man über Wasserqualität<br />

spreche, müsse man den Zustand des Ökosystems Meer einbeziehen.<br />

Und um den untersuchen zu können, benötige<br />

man ganz andere Parameter und Messmethoden als bei der<br />

Überprüfung des menschlichen Hygienestandards für Badewasser.<br />

Über die gute Funktion des Ökosystems könne man<br />

54 IbizaHEUTE 6 | 2013


Ihre Arbeit und Leidenschaft gehört der Erforschung des Meeres: Meeresbiologen Peter Niesslbeck und Uwe Scherner<br />

nur etwas erfahren, wenn man Multiparameter-Messsonden<br />

einsetze.<br />

Eine solche hochmoderne, neu entwickelte Sonde vom<br />

Typ YSI-Xylem EXO2 präsentierten die international tätigen<br />

Meeresbiologen Anfang Mai an Bord der „MS/RV Asterias 2“<br />

vor der Küste von Sant Antoni. Die fast 25 000 Euro teure<br />

Sonde wurde den Biologen vom spanischen Vertriebsbüro<br />

des US-Herstellers YSI (Yellow-Springs Instruments) zu Testzwecken<br />

zur Verfügung gestellt und fand auf Ibiza auch<br />

gleich einen konkreten Einsatzgrund.<br />

Denn tagelang konnten die Meeresbiologen bei ihren Exkursionen<br />

vor der Westküste Ibizas eine Quallen-Invasion in<br />

einem bisher kaum erlebten Ausmaß beobachten. So etwas<br />

hatte Meeresbiologe Peter Niesslbeck noch nicht gesehen,<br />

und er kennt die Inselgewässer seit 30 Jahren. Bei unserem<br />

Ausflug mit der „Asterias 2“, zu dem die Biologen uns eingeladen<br />

hatten, konnten wir die Quallenschwärme zwar nicht<br />

direkt an der Meeresoberfläche sichten, weil die Wellen zu<br />

hoch waren, aber auf dem Farb-Echolot des Bootes waren sie<br />

als unzählige Punkte in mehreren Schichten bis in 30 Metern<br />

Tiefe klar zu erkennen. Das bedeutet aber nicht, dass im<br />

Sommer Quallen rund um die Inseln gehäuft auftreten müssen.<br />

Wir sprechen hier von einer Untersuchung Anfang Mai.<br />

So oder so, das Foto- und Videomaterial, das die Meeresbiologen<br />

im Laufe von zehn Tagen an mehreren Orten sammelten,<br />

spricht Bände. Verschiedene Arten in allen Größen wurden<br />

identifiziert. Vor allem massenhaft Feuerquallen in allen<br />

Entwicklungsstadien. Auch die Profilmessungen mit der Multi-Sonde<br />

brachten keine positiven Ergebnisse: Das Meerwasser<br />

war für die Jahreszeit zu trüb und planktonreich. Zudem<br />

gab es noch keine Temperatur- und Dichtesprung-Schicht.<br />

Das sind Grenzen unter Wasser, in denen Temperatur und<br />

Dichte sich innerhalb weniger Zentimeter radikal ändern.<br />

Stattdessen gab es eine relativ kontinuierliche Temperaturabnahme<br />

mit zunehmender Tiefe. Dies hat zur Folge, dass Nähr-<br />

➤<br />

IbizaHEUTE 6 | 2013 55


Die Sonde ist mit hochempfindlichen Geräten ausgestattet. Sie kann die Messergebnisse speichern und immer wieder vergleichen<br />

stoffe aus dem tieferen Wasser leichter in die lichtdurchfluteten<br />

Zonen gelangen und dort massive Phyto- und Zooplanktonblüten<br />

entstehen lassen, die den Quallen als Nahrung dienen.<br />

Wo sich allerdings die Wachstumsgebiete der am Meeresboden<br />

wohnenden Quallenpolypen befinden, die den Anfang<br />

im komplizierten Lebenszyklus der Quallen bilden – außer<br />

bei der Feuerqualle Pelagia noctiluca, die gleich im Herbst<br />

kleine Larven freisetzt, die sich schnell zu kleinen Quallen<br />

entwickeln –, ist völlig unklar. Quallenpolypen- und Quallen-<br />

Aufwuchsgebiete könnten nur durch eingehende ökologische<br />

Forschungen und vor allem durch Dauerbeobachtungen<br />

entdeckt werden, die Meeresbiologen schon seit Jahren<br />

einfordern. Doch diese werden heutzutage kaum noch<br />

durchgeführt, sei es aufgrund von Sparmaßnahmen seitens<br />

der Behörden oder aus falsch gelenkter Forschungspolitik.<br />

Denn so absurd es auch erscheinen mag, moderne Forschung<br />

orientiert sich mittlerweile mehr an der Zahl hochrangiger<br />

Veröffentlichungen als am praktischen Nutzen.<br />

Aber was kann man eigentlich überhaupt gegen eine<br />

Qualleninvasionen tun? In vergangenen Jahren propagierten<br />

die zuständigen Institutionen immer wieder das Abfischen<br />

oder den Einsatz von Hightech-Netzen, mit denen<br />

man die Quallen von den Stränden fernhalten wollte. „Doch<br />

diese Art der Bekämpfung verschlimmert das Problem<br />

eher!“, meint Peter Niesslbeck. Denn Quallen sind sehr filigran<br />

und bestehen zu über 95 Prozent aus Wasser, deshalb<br />

können sie beim Abfischen oder beim Zusammenstoß mit<br />

Netzen leicht zerfallen, wobei die Nesselfäden – die für<br />

schmerzhafte Verbrennungen am Körper eines Badenden<br />

sorgen können – abreißen und verdriften. Im schlechtesten<br />

Fall genau in Richtung Strand…<br />

Letztendlich kann nur ein intaktes Ökosystem die zyklisch<br />

wiederkehrenden Quallenplagen verhindern. Bedauerlicherweise<br />

nimmt die Zahl der natürlichen Feinde der Quallen immer<br />

weiter ab. Zu ihnen gehören unter anderem die Karettschildkröte,<br />

Thunfische, Schwertfische, Mondfische, Delfine<br />

56 IbizaHEUTE 6 | 2013


Natürliche Feinde der Quallen: Zwei Krebse haben eine Feuerqualle erbeutet, ihre Tentakel, die bei Menschen<br />

schmerzhafte Verätzungen auslösen, lassen die Krebse völlig kalt…<br />

und Wale. Und in einem funktionierenden Ökosystem würden<br />

Quallen-Polypen auch von einer Vielzahl von Riff-Fischen<br />

und von Weidegängern wie Schnecken und Würmern<br />

dezimiert werden; Quallenlarven von Zooplankton, Fischlarven<br />

und Filtrierern wie Gorgonien, Röhrenwürmern und<br />

Schwämmen.<br />

Doch durch Überfischung, Umweltverschmutzung, Überdüngung<br />

sowie die globale Erwärmung des Meeres schwinden<br />

diese natürlichen Quallen-Feinde zunehmend. Um die<br />

sichtbaren Auswirkungen eines aus dem Lot geratenen Ökosystems<br />

zu lindern, könnte man mittelfristig versuchen, die<br />

Fressfeinde der Quallen wieder zu fördern, meinen die Meeresbiologen.<br />

„Wenn wir massiv in Ökosysteme eingreifen,<br />

müssen wir sie auch erforschen, überwachen und gegebenenfalls<br />

aktiv werden, damit wir nicht ohne Vorwarnung in<br />

unsere selbst verursachten Fallen tappen“, resümieren sie.<br />

Genau zu diesem Zweck sei die Multiparameter-Sonde<br />

EXO2 entwickelt worden. Und es sei empfehlenswert, dass<br />

diese in Zukunft auch von den zuständigen Behörden und<br />

deren Fachpersonal eingesetzt werde.<br />

Dass die dringende Notwendigkeit besteht, Ibizas Seegebiete<br />

eingehender zu überwachen, eröffnet sich im Sommer<br />

übrigens sogar dem Laien: Beispielsweise in der touristisch<br />

stark frequentierten Cala Tarida, wo die Anwohner schon seit<br />

Anfang der 1990er ohne Erfolg eine neue Kläranlage fordern.<br />

Dort manifestiert sich die Eutrophierung (eine verstärkte<br />

Algenblüte) durch eine intensive Grünfärbung des<br />

Meeres in Küstennähe. Eine solche Veralgung entsteht durch<br />

eine Überdüngung, die unter anderem durch die Einleitung<br />

von unzureichend geklärten Abwässern provoziert wird.<br />

Eine gesundheitliche Bedrohung für Badende stelle die<br />

Eutrophierung allerdings nicht dar, beruhigte Mercedes<br />

Alemany, Expertin der Gesundheitsbehörde in Palma, bei<br />

einer Anfrage im vergangenen Jahr. Man würde die Wasserqualität<br />

an den Stränden der Insel von Anfang Mai bis ➤<br />

IbizaHEUTE 6 | 2013 57


Anfang Oktober etwa alle 15 Tage analysieren. In den vergangenen<br />

zehn Jahren seien die Ergebnisse bei diesen<br />

Tests in der Cala Tarida immer exzellent gewesen. Selbst<br />

wenn es sichtbare Verschmutzungen auf der Wasseroberfläche<br />

gegeben habe, hätten die Untersuchungsergebnisse<br />

das unbedenkliche Badevergnügen garantiert. Und die<br />

Wasserqualität habe sowohl spanische als auch europäische<br />

Parameter erfüllt.<br />

Doch dies sagt, wie wir mittlerweile ja gelernt haben, rein<br />

gar nichts über den Zustand des Ökosystems Meer aus, da<br />

die EU-Badewasserverordnung nur der Kontrolle einiger weniger<br />

Parameter dient und auch für Schwimmbäder gilt. So<br />

oder so: Ibizas oft marode Kläranlagen tun dem Ökosystem<br />

gewiss nicht gut, denn die – allerdings geklärten – Abwässer<br />

werden ins Meer gedrückt. Aber gerade im Sommer, wenn<br />

hunderttausende Touristen die Inselinfrastruktur an den<br />

Rand ihrer Grenzen oder darüber hinaus belasten, sind die<br />

Kläranlagen seit Jahren überfordert. Die Politik versprach<br />

und verspricht immer wieder Abhilfe. Zwei Pannen im vergangenen<br />

Jahr, als Strände kurzzeitig gesperrt werden mussten,<br />

machen die Dringlichkeit deutlich. Tatsache ist: Wenn es<br />

um die Kläranlagen geht, kommen die Institutionen eindeutig<br />

nur im Schneckentempo voran. Wenn überhaupt.<br />

Zu hoffen wäre, dass die verantwortlichen Politiker und die<br />

Behörden – nicht nur auf den Balearen – die Überwachung<br />

und den Schutz des Ökosystems Meer in Zukunft ernster<br />

nehmen würden. Doch angesichts der Tatsache, dass es in<br />

einigen Jahren sogar Ölplattformen in nur etwa 40 Kilometern<br />

Entfernung zu den Inseln geben könnte, ist dieser Optimismus<br />

womöglich fehl am Platz.<br />

Anmerkung der Redaktion: Über die geplanten Ölbohrungen<br />

berichteten wir mehrfach sehr ausführlich und werden Sie auch<br />

weiter informieren. Kritische Fragen, die Wiltrud Schwetje<br />

schon vor Wochen an die Regierung in Madrid gestellt hat,<br />

wurden bisher nicht beantwortet.<br />

■<br />

IM MAI IDENTIFIZIERTE QUALLEN-ARTEN VOR DEN KÜSTEN IBIZAS.<br />

NUR RIPPENQUALLEN UND SALPEN SIND VÖLLIG<br />

UNGEFÄHRLICH UND HABEN KEINE NESSELZELLEN:<br />

– Feuerqualle (Pelagia noctiluca): massenhaft;<br />

in 0–20 Metern Tiefe; mehrere hundert kleine<br />

Exemplare pro Quadratmeter, aber dazwischen<br />

auch sehr viele große<br />

– Kompassqualle (Chrysaora hysoscella):<br />

nur vereinzelt; im Freiwasser mäßig<br />

– Kristallqualle (Aequorea forskalea): mäßig<br />

– Neoturris spec: vereinzelt an der Oberfläche<br />

– Staatsquallen: nicht näher bestimmbare<br />

bandbildende Staatsqualle<br />

– Rippenquallen: (ungefährlich)<br />

– Leucothea multicornis: mäßig<br />

– Leucothea spec.: nicht näher bestimmt; selten bis mäßig<br />

– Spiegelei-Qualle (Cotylorhiza tuberculata):<br />

nur vereinzelt; bis zu 10 pro 100x100 Meter<br />

– Lungenqualle (Rhizostoma pulmo): nur vereinzelt<br />

– Salpen: (ungefährlich)<br />

– Thalia democratitica: im Freiwasser selten, aber mäßig<br />

im Freiwasser, zirka 2 Meilen vor Ses Margalidas<br />

– und weitere nicht näher bestimmbare solitäre Salpen<br />

58 IbizaHEUTE 6 | 2013


WIE WIRD DIE WASSERQUALITÄT<br />

DES ÖKOSYSTEMS MEER ERMITTELT?<br />

Meeresbiologen müssen zuerst einmal wissen, wie viel<br />

Sauerstoff das Wasser im Tiefenverlauf enthält. Danach ermitteln<br />

sie die Schwere des Wassers (Temperatur und Salzgehalt/Leitfähigkeit<br />

ergeben die Dichte) und ergründen,<br />

welche stabile oder instabile Schichtung dadurch entsteht,<br />

beziehungsweise wie stark der Wasseraustausch zur<br />

Tiefe hin ist. Darüber hinaus benötigt man den Säuregehalt<br />

(pH-Wert) und die Pufferkapazität (Kalklöslichkeit),<br />

die für viele Lebewesen, die beispielsweise Kalkskelette<br />

bilden, lebenswichtig ist. Trübung kann mineralisch oder<br />

organisch (Algen) bedingt sein, deshalb misst man vergleichend<br />

zur Trübung das Algen-Chlorophyll, um die<br />

Biomasse im Wasser bestimmen zu können. Aber auch<br />

Blaualgen (eigentlich Cyano-Bakterien) sind wichtig,<br />

denn manche sind toxisch und gelten als Indikatoren für<br />

Verschmutzung oder Nährstoffüberfrachtung.<br />

WAS KANN EINE MULTIPARAMETER-SONDE<br />

VOM TYP YSI-XYLEM EXO2?<br />

Da es nicht reicht, die Wasserqualität nur an einem Punkt<br />

zu messen, weil Wasser dichtegeschichtet (Sprungschichten)<br />

ist und auch fließt (globale Meeresströmungen), muss<br />

man das Wasser mindestens dreidimensional betrachten.<br />

Dazu sind zahlreiche Profilmessungen nötig, bei der die Wassersäule<br />

von der Oberfläche bis <strong>zum</strong> Meeresboden erfasst<br />

wird. Um diese Messungen effizient ausführen zu können,<br />

setzt man die moderne Multiparameter-Sonde ein, von<br />

Schiffen oder Bojen aus. Die Sonde zeichnet die tiefengenau<br />

ermittelten Messwerte und den GPS-bestimmten Messort<br />

über eine lange Zeit auf und meldet sie dann – in der Luxusversion<br />

– periodisch via Funk an Land. Oder aber die Daten<br />

müssen per Hand ausgelesen werden.<br />

Da Meerwasser empfindliche Messgeräte aggressiv angreift,<br />

benötigt man zudem Sonden (bzw. einzelne Sensoren<br />

in den Multisonden), die trotz Korrosion und Bewuchs<br />

möglichst über Wochen und Monate stabil messen und<br />

sich selbst immer wieder reinigen und die Mess-Signale<br />

kalibrieren. Die Multiparameter-Sonde vom Typ YSI-Xylem<br />

EXO2 www.exowater.<strong>com</strong>/de/sonden.php) kann bei<br />

individueller Sensorausstattung nicht nur die oben genannten<br />

Parameter bis zu einem Jahr lang messen und<br />

speichern, sie kann weitaus mehr. Dabei kommen große<br />

Datenmengen zusammen, denn jede einzelne Messung<br />

produziert zirka 36 Daten. Misst man im Sekundentakt,<br />

ist der riesige Datenspeicher natürlich schneller voll als im<br />

Minuten- oder Stundentakt. Das Auslesen der gespeicherten<br />

Daten erfolgt dann – fast wie beim Smartphone –<br />

mittels Bluetooth auf ein wasserdichtes Handgerät. Von<br />

dort werden sie auf den Laptop oder Bordrechner übertragen.<br />

Nun beginnt die eigentliche wissenschaftliche Auswertung<br />

der gesammelten Daten. Bei kleinen Datensätzen<br />

(einzelnen Profil- oder Kurzzeit-Messungen) kommt man<br />

noch mit Tabellenkalkulations-Programmen zurecht; bei<br />

den üblicherweise sehr großen Datensätzen benötigt<br />

man hingegen Spezialprogramme.<br />

■<br />

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