Quantenmechanik II - Fachschaft Physik - KIT
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Theoretische <strong>Physik</strong> E<br />
Gehört bei Prof. Dr. Steinhauser<br />
<strong>KIT</strong> - Karlsruher Institut für Technologie<br />
Wintersemester 2012/13<br />
Mitschriebe ausgearbeitet von<br />
Philipp Basler, Nils Braun, Larissa Bauer<br />
Überprüft von Dennis Roy<br />
15. Februar 2013
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Addition von Drehimpulsen 7<br />
1.1 Drehimpuls in der klassischen Mechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.2 Drehimpuls in der <strong>Quantenmechanik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.3 Addition von zwei Spin-1/2-Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.4 Addition von zwei beliebigen Drehimpulsen . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
1.5 Wigner-Eckart-Theorem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
2 Wasserstoffatom: Feinstruktur 25<br />
2.1 Wiederholungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
2.2 Feinstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
2.3 Hyperfeinstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
2.4 Zeemann-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
3 Relativistische <strong>Quantenmechanik</strong> 45<br />
3.1 Elemente aus der speziellen Relativitätstheorie . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
3.2 Klein-Gordon-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
3.3 Dirac-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
3.4 Nicht-relativistischer Grenzfall der Dirac-Gleichung . . . . . . . . . . . . 58<br />
3.5 Lorentzkovarianz der Dirac-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
3.6 Lösungen der Dirac-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
3.7 Streuung von Elektronen am Coulomb-Potential . . . . . . . . . . . . . 78<br />
3.8 Dirac-Gleichung und Wasserstoffatom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
3.9 Klein’sches Paradoxon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />
3.10 Löcher-Theorie / Ladungskonjugation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
4 Zeitabhängige Phänomene 91<br />
4.0 Wiederholung: Stationäre Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />
4.1 Heisenberg-Darstellung / Wechselwirkungsbild . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
4.2 Plötzliche Veränderung des Potentials . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />
3
4.3 Formalismus der zeitabhängigen Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
4.4 Störungstheorie 1. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />
4.5 Alternative Formulierung: Entwicklung nach Energieeigenzuständen . . . 103<br />
4.6 Anwendung: Wechselwirkung mit Strahlungsfeld, Auswahlregeln . . . . . 105<br />
5 Systeme identischer Teilchen 119<br />
5.1 Identische Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />
5.2 Austauschentartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />
5.3 Symmetrisierungspostulat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />
5.4 Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122<br />
6 Feldquantisierung 127<br />
6.1 Euler-Lagrange-Gleichung für klassische Felder . . . . . . . . . . . . . . . 127<br />
6.2 Feldquantisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133<br />
6.3 CASIMIR-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138<br />
6.4 Ultraviolette Regularisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140<br />
7 Anhang 145<br />
4
Literatur<br />
• Cohen-Tannoudji: ”<strong>Quantenmechanik</strong> I/<strong>II</strong>”<br />
• Messiah: ”<strong>Quantenmechanik</strong> I/<strong>II</strong>”<br />
• Schwabl: ”<strong>Quantenmechanik</strong>”<br />
• Bjorken/Drell: ”Relativistische <strong>Quantenmechanik</strong>”<br />
Wiederholung<br />
• Schrödingergleichung<br />
i ∂ ψ(⃗r, t) = Hψ(⃗r, t)<br />
∂t<br />
Wenn der Hamiltonoperator nicht explizit von der Zeit abhängt, geht man zur stationären<br />
Schrödingergleichung über. Die hier vorgestellte Darstellung ist die Ortsdarstellung.<br />
• Wahrscheinlichkeitsdichte und -interpretation<br />
ρ = |ψ| 2<br />
mit dem Wahrscheinlichkeitsstrom und der Kontinuitätsgleichung<br />
• Potentialtopf<br />
• Postulate der <strong>Quantenmechanik</strong><br />
• Dirac-Notation<br />
ψ n (⃗r) ↦→ |ψ n 〉 ↦→ |n〉<br />
• Streutheorie<br />
• Harmonischer Oszillator<br />
• Drehimpuls<br />
• Wasserstoffatom<br />
• zeitunabhängige Störungstheorie<br />
Ziel dieser Vorlesung ist die Vertiefung und Erweiterung der genannten Themengebiete.<br />
5
Kapitel 1<br />
Addition von Drehimpulsen<br />
1.1 Drehimpuls in der klassischen Mechanik<br />
System von N Teilchen mit Drehimpuls<br />
⃗L i = ⃗r i × ⃗p i<br />
i = 1, . . . , N<br />
Der Gesamtdrehimpuls ist gegeben durch<br />
⃗L = ∑ i<br />
⃗L i<br />
Der Drehimpuls ist erhalten, wenn<br />
Dies ist der Fall, wenn ⃗ F = 0 oder ⃗r|| ⃗ F .<br />
d ⃗ L<br />
dt = ⃗ M = ⃗r × ⃗ F = 0<br />
1.2 Drehimpuls in der <strong>Quantenmechanik</strong><br />
1.2.1 Ein Teilchen<br />
Sei ⃗ J ein Drehimpulsoperator. Dann gilt<br />
[ ⃗ J 2 , J a ] = 0 a ∈ {x, y, z} bzw. a ∈ {1, 2, 3}<br />
[J a , J b ] = iε abc J c<br />
7
Also haben J ⃗2 und J z<br />
|j, m〉. Für sie gilt<br />
eine gemeinsame Eigenbasis. Man bezeichnet die Vektoren mit<br />
⃗J 2 |j, m〉 = j(j + 1) 2 |j, m〉 J z |j, m〉 = m |j, m〉<br />
mit<br />
j = 0, 1 2 , 1, 3 2 , . . .<br />
m = −j, . . . , j<br />
Eigenfunktionen<br />
Bezeichnet ⃗ J einen Bahndrehimpuls ⃗ L, so ist<br />
|l, m〉 = Y lm (θ, φ)<br />
Ist J ⃗ stattdessen ein Spin S, ⃗ z.B. mit Spin 1/2, so ist<br />
( ) ( )<br />
1 0<br />
|s, m〉 = ,<br />
0 1<br />
Auf- und Absteigeoperatoren<br />
J ± = J x ± iJ y J ± |j, m〉 = √ j(j + 1) − m(m ± 1) |j, m ± 1〉<br />
1.2.2 Zwei nicht wechselwirkende Teilchen<br />
mit den zwei Drehimpulsen<br />
H 1 = − 2<br />
2m 1<br />
∆ 1 + V (r 1 )<br />
H 2 = − 2<br />
2m 2<br />
∆ 2 + V (r 2 )<br />
⃗L 1 , ⃗ L 2<br />
⃗ Li = ⃗r i × ⃗p i = i ⃗r i × ∇ i<br />
Das gesamte System wird dargestellt durch<br />
H = H 1 + H 2<br />
Aus [ ⃗ L i , H j ] = 0 folgt [ ⃗ L i , H] = 0. Deshalb sind die Eigenfunktionen des Gesamtsystems<br />
gegeben durch das Produkt der Eigenfunktionen der beiden Teilchen.<br />
1.2.3 Zwei Teilchen mit Wechselwirkung<br />
H = H 1 + H 2 + Ṽ (|⃗r 1 − ⃗r 2 |)<br />
8
Nun ist<br />
[ ⃗ L 1 , H] = [ ⃗ L 1 , Ṽ ] ≠ 0<br />
denn es ist z.B.<br />
(<br />
[L 1z , Ṽ ] = i<br />
)<br />
∂Ṽ ∂Ṽ<br />
x 1 − y 1 = ∂y 1 ∂x 1 i Ṽ ′ (|⃗r 1 − ⃗r 2 |)<br />
(<br />
x1 (y 1 − y 2 )<br />
|⃗r 1 − ⃗r 2 |<br />
− y )<br />
1(x 1 − x 2 )<br />
≠ 0<br />
|⃗r 1 − ⃗r 2 |<br />
analog für die anderen Komponenten. Wir definieren deshalb wie in der klassischen Mechanik<br />
⃗ L = ⃗ L 1 + ⃗ L 2 als den Gesamtdrehimpuls, dann<br />
[L z , H] = (<br />
i Ṽ ′ x1 (y 1 − y 2 )<br />
(|⃗r 1 − ⃗r 2 |)<br />
− y 1(x 1 − x 2 )<br />
+ x 2(y 2 − y 1 )<br />
− y )<br />
2(x 2 − x 1 )<br />
= 0<br />
|⃗r 1 − ⃗r 2 | |⃗r 1 − ⃗r 2 | |⃗r 1 − ⃗r 2 | |⃗r 1 − ⃗r 2 |<br />
1.2.4 Eigenvektoren<br />
Wir erhalten somit zwei Möglichkeiten für die Basis:<br />
⃗L 2 1, ⃗ L 2 2, L 1z , L 2z<br />
Der Nachteil dieser Methode ist, dass ⃗ L 1 und ⃗ L 2 keine Konstanten der Bewegung sind<br />
und sich deshalb keine Basis zusammen mit dem Hamiltonoperator finden lässt.<br />
⃗L 2 , L z , ⃗ L 2 1, ⃗ L 2 2<br />
Die Operatoren vertauschen alle mit dem Hamiltonoperator und sind deshalb eine gute<br />
Wahl. Die Frage bleibt nur nach den Eigenvektoren und dem Basiswechsel. Dies nennt<br />
sich Addition von Drehimpulsen.<br />
1.3 Addition von zwei Spin-1/2-Teilchen<br />
System von zwei Spin-1/2-Teilchen mit ⃗ S 1 , ⃗ S 2 .<br />
1.3.1 Zustandsraum<br />
Mit dem Tensorprodukt der beiden Räume<br />
{|++〉 , |−+〉 , |+−〉 , |−−〉} = {|ε 1 , ε 2 〉}<br />
erhält man<br />
⃗S 2 1 |ε 1 , ε 2 〉 = ⃗ S 2 2 |ε 1 , ε 2 〉 = 3 4 2 |ε 1 , ε 2 〉<br />
9
S 1z |ε 1 , ε 2 〉 = ε 1<br />
2 |ε 1, ε 2 〉 S 2z |ε 1 , ε 2 〉 = ε 2<br />
2 |ε 1, ε 2 〉<br />
1.3.2 Gesamtspin ⃗ S = ⃗ S 1 + ⃗ S 2<br />
Die vier Operatoren<br />
{ ⃗ S 2 , S z , ⃗ S 2 1, ⃗ S 2 2}<br />
müssen jetzt mit der alten Basis in Verbindung gesetzt werden. Das Ziel ist die Konstruktion<br />
von gemeinsamen Eigenbasisvektoren |S, M〉. Es gilt<br />
⃗S 2 1 |S, M〉 = ⃗ S 2 2 |S, M〉 = 3 4 2 |S, M〉 ⃗ S 2 |S, M〉 = S(S+1) 2 |S, M〉 S z |S, M〉 = M |S, M〉<br />
mit den schon bekannten Regeln<br />
S ≥ 0<br />
− S ≤ M ≤ S<br />
Da S z mit allen Vektoren der alten Basis vertauscht, ist |ε 1 , ε 2 〉 auch ein Eigenvektor von<br />
S z mit<br />
mit den Eigenwerten<br />
S z |ε 1 , ε 2 〉 = 1 2 (ε 1 + ε 2 ) |ε 1 , ε 2 〉<br />
ε 1 + ε 2<br />
2<br />
= M<br />
Somit kann M nur die Werte ±1, 0 annehmen und S nur die Werte 1 und 0.<br />
M = 1 :<br />
Hier ist nur der Zustand |++〉 möglich. Deshalb<br />
|++〉 = |1, 1〉<br />
M = −1 :<br />
Hier ist nur der Zustand |−−〉 möglich. Deshalb<br />
|−−〉 = |1, −1〉<br />
M = 0 :<br />
Hier sind die beiden Zustände |+−〉 , |−+〉 möglich.<br />
10
1.3.3 Wende ⃗ S 2 auf |ε 1 , ε 2 〉 an<br />
(<br />
⃗S 2 = ⃗S1 + S ⃗ ) 2<br />
2<br />
= ⃗ S 2 1 + ⃗ S 2 2 + 2 ⃗ S 1 · ⃗S 2<br />
= S ⃗ 1 2 + S ⃗ 2 2 + 2S 1z S 2z + S 1+ S 2− + S 1− S 2+<br />
(<br />
⃗S 2 |++〉 = 2 · 3<br />
4 2 + 2 2 1 )<br />
1<br />
2 2 + 0 |++〉 = 2 2 |++〉<br />
(<br />
⃗S 2 |+−〉 = 2 · 3<br />
4 2 + 2 2 1 (<br />
− 1 ))<br />
|+−〉 + ( 2) |−+〉 = 2 (|+−〉 + |−+〉)<br />
2 2<br />
⃗S 2 |−+〉 = 2 (|+−〉 + |−+〉)<br />
⃗S 2 |−−〉 = 2 2 |−−〉<br />
√ ( )<br />
1 1<br />
S 1− |+−〉 = <br />
2 2 + 1 − 1 2<br />
( 1<br />
2 − 1 )<br />
|−−〉 = |−−〉<br />
Also insgesamt<br />
⃗S 2 |S, M〉 = S(S + 1) 2 |S, M〉<br />
1.3.4 Zusammenfassung<br />
|1, 1〉 = |+, +〉<br />
|1, −1〉 = |−, −〉<br />
|1, 0〉 = 1 √<br />
2<br />
(|+, −〉 + |−, +〉)<br />
Check:<br />
⃗S 2 |1, 0〉 = 1 √<br />
2<br />
2 · 2 (|+, −〉 + |−, +〉)<br />
S z |1, 0〉 = 0<br />
= 2 2 |1, 0〉<br />
Behauptung:<br />
|0, 0〉 = 1 √<br />
2<br />
(|+, −〉 − |−, +〉)<br />
Beweis durch einsetzen.<br />
11
1.4 Addition von zwei beliebigen Drehimpulsen<br />
1.4.1 Problemstellung<br />
Zwei Teilchen, Drehimpulse J ⃗ 1 , J ⃗ 2 mit der Basis |j 1 , m 1 〉 , |j 2 , m 2 〉 von J ⃗ 1 2 , J 1z , J ⃗ 2 2 , J 2z mit<br />
den Eigenwerten<br />
⃗J 2 q |j q , m q 〉 = 2 j q (j q + 1) |j q , m q 〉 J qz |j q , m q 〉 = m q |j q , m q 〉 q ∈ {1, 2}<br />
Zustandsraum<br />
H = H 1 ⊗ H 2<br />
mit der Basis<br />
|j 1 , j 2 ; m 1 , m 2 〉 = |j 1 , m 1 〉 ⊗ |j 2 , m 2 〉<br />
Gesamtdrehimpuls<br />
⃗J = ⃗ J 1 + ⃗ J 2<br />
{ ⃗ J 2 , J z , ⃗ J 2 1 , ⃗ J 2 2 } vertauschen paarweise.<br />
Aufgabenstellung<br />
(1) Konstruiere gemeinsame Eigenzustände dieser Observablen.<br />
|J, M; j 1 , j 2 〉 ≡ |J, M〉<br />
(2) Mögliche Werte für J und M?<br />
1.4.2 Eigenwerte von ⃗ J 2 und J z<br />
Betrachte feste j 1 , j 2 . Zustandsraum<br />
dim H = dim H 1 · dim H 2 = (2j 1 + 1) · (2j 2 + 1)<br />
o.B.d.A. sei j 1 ≥ j 2<br />
(a) J z = J 1z + J 2z , |j 1 , j 2 ; m 1 , m 2 〉 ist EV von J z<br />
J z |j 1 , j 2 ; m 1 , m 2 〉 = (m 1 + m 2 ) |j 1 , j 2 ; m 1 , m 2 〉 =⇒ M = m 1 + m 2<br />
M kann folgende Werte annehmen<br />
j 1 + j 2 , j 1 + j 2 − 1, . . . , −j 1 − j 2<br />
12
ganzzahlig oder halbzahlig.<br />
Entartungsgrad: Beispiel:<br />
• j 1 = j 2 = 1 2 =⇒ M = 0, ±1 m 2<br />
m 2<br />
1/2<br />
M = +1<br />
1/2<br />
M = −1<br />
M = 0<br />
• j 1 = 2, j 2 = 1 =⇒ M = 3, 2, 1, 0, −1, −2, −3<br />
m 2<br />
m 2<br />
1<br />
M = +1<br />
M = +3<br />
1<br />
M = −3<br />
M = 0<br />
M = +1<br />
(b) M ganz oder halbzahlig =⇒ J ganz oder halbzahlig.<br />
M max = j 1 + j 2 =⇒ J max = j 1 + j 2<br />
Es gilt J ≥ M ≥ −J, also J min =?<br />
J<br />
M<br />
j 1 + j 2 j 1 + j 2 , j 1 + j 2 − 1, . . . , −j 1 − j 2<br />
j 1 + j 2 − 1 j 1 + j 2 − 1, . . . , − (j 1 + j 2 − 1)<br />
.<br />
J min = |j 1 − j 2 | |j 1 − j 2 |, . . . , −|j 1 − j 2 |<br />
.<br />
Begründung: Anzahl der M−Werte in der Tabelle. Wir verwenden als Substitution<br />
13
J = j 1 − j 2 + i ⇐⇒ i = J − j 1 + j 2<br />
j 1 +j<br />
∑ 2<br />
J=|j 1 −j 2 |<br />
2j<br />
∑ 2<br />
(2J + 1) = 2 (j 1 − j 2 + i) + 1<br />
i=0<br />
= (2 (j 1 − j 2 ) + 1) (2j 1 + 1) + 2 2j 2 (2j 2 + 1)<br />
2<br />
= (2j 1 + 1) (2 (j 1 − j 2 ) + 1 + 2j 2 )<br />
= (2j 1 + 1) (2j 2 + 1)<br />
1.4.3 Eigenvektoren von ⃗ J 2 und J z<br />
⃗J 2 |J, M〉 = 2 J(J + 1) |J, M〉<br />
J z |J, M〉 = M |J, M〉<br />
außerdem<br />
⃗J 2 1,2 |J, M〉 = 2 j 1,2 (j 1,2 + 1) |J, M〉<br />
Algorithmus zur Konstruktion von |J, M〉<br />
(1) Setze J = j 1 + j 2 mit M = J =⇒ nur einen Zustand. |J, J〉 = |j 1 , j 2 ; j 1 , j 2 〉.<br />
(2) Wende J − auf |J, J〉 an =⇒ |J, J − 1〉 mit J − = J 1− + J 2− . Also ist |J, J − 1〉<br />
Linearkombination von |j 1 , j 2 ; j 1 − 1, j 2 〉 , |j 1 , j 2 ; j 1 , j 2 − 1〉<br />
(3) Wende J − an bis M = −J.<br />
(4) Erniedrige J : J → J − 1. Wähle den orthogonalen Zustand zu |J, J − 1〉 aus (2).<br />
(5) Wende J − an (siehe (3)).<br />
(6) Erniedrige J, wähle orthogonalen Zustand.<br />
(7) Wende J − an<br />
(8) Wiederhole das ganze bis J = |j 2 − j 1 |.<br />
Beispiel: 2 Spin- 1 2 -Teilchen {| 1 2 , 1 2 ; m 1, m 2 〉}; {|S, M〉}, S = 0, 1, M = 0, ±1<br />
(1)<br />
S = 1 2 + 1 ∣ ∣∣∣<br />
2 = 1 =⇒ |1, 1〉 = 1<br />
2 , 1 2 ; 1 2 , 1 〉<br />
, M = 1<br />
2<br />
14
(2)<br />
S − |1, 1〉 = √ 1(1 + 1) − 1(1 − 1) |1, 0〉<br />
} {{ }<br />
√<br />
2 !<br />
= (S 1− + S 2− )<br />
1<br />
∣2 , 1 2 ; 1 2 , 1 〉<br />
2<br />
(∣ ∣∣∣ 1<br />
= <br />
2 , 1 2 ; −1 2 , 1 〉<br />
+<br />
1<br />
2 ∣2 , 1 2 ; 1 〉)<br />
2 , −1 2<br />
=⇒ |1, 0〉 = √ 1 (∣ ∣∣∣ 1<br />
2 2 , 1 2 ; −1 2 , 1 〉<br />
+<br />
1<br />
2 ∣2 , 1 2 ; 1 〉)<br />
2 , −1 2<br />
(3)<br />
S − |1, 0〉 = √ 2 |1, −1〉<br />
!<br />
= √ 1 (∣ ∣∣∣ 1<br />
2 2 , 1 〉<br />
2 ; −1 2 , −1 +<br />
1<br />
2 ∣2 , 1 〉)<br />
2 ; −1 2 , −1 2<br />
|1, −1〉 =<br />
1<br />
∣2 , 1 〉<br />
2 ; −1 2 , −1 2<br />
(4) S = 0 Ansatz :<br />
a, b aus :<br />
|0, 0〉 = a<br />
1<br />
∣2 , 1 2 ; −1 2 , 1 〉<br />
+ b<br />
1<br />
2 ∣2 , 1 2 ; 1 〉<br />
2 , −1 2<br />
〈1, 0|0, 0〉 = ! 0 〈0, 0|0, 0〉 = ! 1<br />
=⇒ a = −b = 1 √<br />
2<br />
1.4.4 Clebsch-Gordan-Koeffizienten<br />
Wir wechseln von der neuen in die alte Basis durch Einfügen einer 1:<br />
|J, M〉 = ∑ ∑<br />
|j 1 , j 2 ; m 1 , m 2 〉 〈j 1 , j 2 ; m 1 , m 2 |J, M〉<br />
m 1 m 2<br />
Die Koeffizienten 〈j 1 , j 2 ; m 1 , m 2 |J, M〉 nennt man die Clebsch-Gordan-Koeffizienten. Sie<br />
erfüllen folgende Eigenschaften, welche direkt aus ihrer Definition folgen. Die Berechnung<br />
erfolgt wie in Abschnitt 3 erklärt. Eine allgemeine Formel gibt es nicht. Aufgrund ihrer<br />
Definition gibt es bestimmte Freiheiten in ihrer Wahl. Man definiert deshalb (um den<br />
Phasenfaktor festzulegen): Alle CGK sind reell. Oft wählt man auch:<br />
〈j 1 , j 2 ; j 1 , J − j 1 |J, J〉 > 0<br />
15
Weiterhin sind die CGK nicht Null, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:<br />
M = m 1 + m 2 |j 1 − j 2 | ≤ J ≤ j 1 + j 2<br />
1.4.5 Beispiel: Addition von Bahndrehimpuls l und Spin 1/2<br />
Bezeichne<br />
⃗J = ⃗ L + ⃗ S<br />
Dann gilt nach den vorigen Betrachtungen:<br />
j = l − 1 2 , l + 1 2<br />
Aufgrund der Dimensionen gibt es 2(2l + 1) mögliche Zustände. Sie sind auf die Unterräume<br />
wie folgt aufgeteilt: (2l + 2) Zustände sind in H(j = l + 1/2) und 2l Zustände in<br />
H(j = l − 1/2). Die alte Basis ist gegeben durch Vektoren der Form<br />
∣ l, 1 〉<br />
2 ; m l, m s<br />
Gesucht ist dann eine Basis für ⃗ J 2 , J z , ⃗ L 2 , ⃗ S 2 .<br />
(a) Im Raum H(l + 1/2) kann M die Werte von l + 1/2 bis −(l + 1/2) annehmen. Wir<br />
arbeiten den Algorithmus ab:<br />
Wir wenden J − an:<br />
|J max , M max 〉 =<br />
∣ l + 1 2 , l + 1 〉<br />
=<br />
2 ∣ l, 1 2 ; l, 1 〉<br />
2<br />
∣ ∣∣∣<br />
J − l + 1 2 , l + 1 〉 √ (<br />
= l + 1 (<br />
l +<br />
2<br />
2) 3 )<br />
−<br />
2<br />
= √ 2l + 1<br />
∣ l + 1 2 , l − 1 〉<br />
2<br />
(<br />
l + 1 ) (<br />
l − 1 ) ∣ ∣∣∣<br />
l + 1 2 2 2 , l − 1 2〉<br />
16
und auf die rechte Seite:<br />
(L − + S − )<br />
∣ l + 1 2 , l + 1 〉<br />
= (L − + S − )<br />
2<br />
∣ l, 1 2 ; l, 1 〉<br />
2<br />
= √ l(l + 1) − l(l − 1)<br />
∣ l, 1 2 ; l − 1, 1 〉<br />
2<br />
√<br />
1<br />
+ <br />
2 (1 2 + 1) − 1 ∣ ∣∣∣<br />
2 (1 2 − 1) l, 1 2 2〉<br />
; l, −1<br />
= √ 2l<br />
∣ l, 1 2 ; l − 1, 1 〉<br />
+ <br />
2 ∣ l, 1 〉<br />
2 ; l, −1 2<br />
Wir haben also erhalten:<br />
∣ l + 1 2 , l − 1 〉 √<br />
2l<br />
=<br />
2 2l + 1 ∣ l, 1 2 ; l − 1, 1 〉 ∣<br />
1 ∣∣∣<br />
+ √ l, 1 〉<br />
2 2l + 1 2 ; l, −1 2<br />
Würden wir J − wieder anwenden, so erhielten wir:<br />
∣ l + 1 2 , l − 3 〉<br />
=<br />
2<br />
√<br />
2l − 1<br />
2l + 1<br />
∣ l, 1 2 ; l − 2, 1 〉<br />
+<br />
2<br />
Wir schließen somit schon auf die allgemeine Form:<br />
√<br />
2<br />
2l + 1<br />
∣ l, 1 〉<br />
2 ; l − 1, −1 2<br />
∣ l + 1 〉 √ l + M + 1/2<br />
2 , M =<br />
2l + 1 ∣ l, 1 2 , M − 1 2 , 1 〉 √ l − M + 1/2<br />
+<br />
2 2l + 1 ∣ l, 1 2 , M + 1 〉<br />
2 , −1 2<br />
(b) Im Raum H(l − 1/2) kann M die Werte l − 1/2 bis −(l − 1/2) annehmen. Wieder<br />
starten wir mit dem maximalen M. |l − 1, l − 1 〉 ist eine Linearkombination von<br />
2 2<br />
|l, 1; l − 1, 1〉 und |l, 1; l, − 1 〉. Der Zustand muss jedoch orthogonal zum schon gefun-<br />
2 2 2 2<br />
denen Zustand für |l + 1, l − 1 〉 sein und außerdem normiert. Man erhält:<br />
2 2<br />
∣ l − 1 2 , l − 1 〉 √<br />
2l<br />
=<br />
2 2l + 1 ∣ l, 1 〉 ∣<br />
2 ; l, −1 1 ∣∣∣<br />
− √ l, 1 2 2l + 1 2 ; l − 1, 1 〉<br />
2<br />
Durch Anwenden von J − erhält man wieder eine allgemeine Abhängigkeit:<br />
∣ l − 1 〉 √ l + M + 1/2<br />
2 , M =<br />
2l + 1 ∣ l, 1 2 ; M + 1 〉 √ l − M + 1/2<br />
2 , −1 −<br />
2 2l + 1 ∣ l, 1 2 ; M − 1 2 , 1 〉<br />
2<br />
(c) Eigenfunktionen im Ortsraum: In der alten Basis ist diese gegeben durch:<br />
∣ l, 1 2 ; m l, 1 〉<br />
( )<br />
1<br />
: R k,l (r)Y l,ml (θ, φ)<br />
2<br />
0<br />
17
∣ l, 1 2 ; m l, − 1 〉<br />
( )<br />
0<br />
: R k,l (r)Y l,ml (θ, φ)<br />
2<br />
1<br />
Mit diesem Wissen kann jetzt die Ortsdarstellung der neuen Basis berechnet werden:<br />
(√ )<br />
1 l + M + 1/2 Yl,M−1/2 (θ, φ)<br />
Φ l+1/2,M = R k,l (r) √ √<br />
2l + 1 l − M + 1/2 Yl,M+1/2 (θ, φ)<br />
(<br />
1 − √ )<br />
l − M + 1/2 Y l,M−1/2 (θ, φ)<br />
Φ l−1/2,M = R k,l (r) √ √<br />
2l + 1 l + M + 1/2 Yl,M+1/2 (θ, φ)<br />
1.5 Wigner-Eckart-Theorem<br />
1.5.1 Vorbereitung<br />
Skalare Operatoren A ist ein skalarer Operator, wenn gilt<br />
[A, ⃗ J] = 0<br />
Es gilt<br />
〈k, j, m| A |k ′ , j ′ , m ′ 〉 ∼ a j (k, k ′ )δ jj ′δ mm ′<br />
was unmittelbar aus<br />
[J z , A] = [ ⃗ J 2 , A] = 0<br />
folgt.<br />
Vektoroperatoren V ist Vektoroperator, wenn<br />
[J a , V b ] = ∑ c<br />
iε abc V c<br />
Ein einfaches Beispiel ist der Drehimpulsoperator selbst. Wenn dieser nur durch den<br />
Bahndrehimpulsoperator gegeben ist, dann sind auch R und P Vektoroperatoren.<br />
1.5.2 Wigner-Eckart-Theorem für Vektoroperatoren - Vorbereitung<br />
Ziel: Zeige, dass die Matrixelemente von V ⃗ proportional zu den Matrixelementen von J ⃗<br />
sind.<br />
18
(a) Matrix von ⃗ V : Wir definieren:<br />
V ± = V x ± iV y<br />
J ± = J x ± iJ y<br />
Daraus folgt:<br />
[J + , V + ] = [J − , V − ] = 0 [J + , V − ] = −[J − , V + ] = 2V z [J z , V ± ] = ±V ±<br />
V z :<br />
〈k, j, m| V z |k ′ , m ′ , l ′ 〉 ∝ δ mm ′<br />
da [J z , V z ] = 0.<br />
V ± :<br />
J z V ± = [J z , V ± ] + V ± J z = V ± J z ± V ±<br />
J z V ± |k ′ , j ′ , m ′ 〉 = (m ′ ± 1)V ± |k ′ , j ′ , m ′ 〉<br />
Also ist V ± |k ′ , j ′ , m ′ 〉 ein Eigenvektor zu J z mit Eigenwert (m ′ ± 1). Da |k, j, m〉<br />
und V ± |k ′ , j ′ , m ′ 〉 beides Eigenvektoren zu J z sind, ist<br />
〈k, j, m| V ± |k ′ , j ′ , m ′ 〉 ∝ δ m,m ′ ±1<br />
da die Eigenvektoren zueinander orthogonal sind.<br />
(b) Proportionalität der Matrixelemente von ⃗ V und ⃗ J: Aus [J + , V + ] = 0 folgt:<br />
〈k, j, m + 2| J + V + |k, j, m〉 = 〈k, j, m + 2| V + J + |k, j, m〉<br />
Benutze<br />
und beachte<br />
1 = ∑<br />
k ′ ,j ′ ,m ′ |k ′ , j ′ , m ′ 〉 〈k ′ , j ′ , m ′ |<br />
〈k, j, m| J + |k ′ , j ′ , m ′ 〉 ∝ δ kk ′δ jj ′δ mm ′ ±1<br />
Dann gilt:<br />
〈k, j, m + 2| J + |k, j, m + 1〉 〈k, j, m + 1| V + |k, j, m〉<br />
= 〈k, j, m + 2| V + |k, j, m + 1〉 〈k, j, m + 1| J + |k, j, m〉<br />
Wir können auch umstellen auf:<br />
〈k, j, m + 1| V + |k, j, m〉<br />
〈k, j, m + 1| J + |k, j, m〉 = 〈k, j, m + 2| V + |k, j, m + 1〉<br />
〈k, j, m + 2| J + |k, j, m + 1〉<br />
19
Für j − 2 ≥ m ≥ −j ist der Nenner ungleich Null. Da m jedoch beliebig war ist das<br />
Verhältnis unabhängig von m. Wir schreiben:<br />
Insgesamt erhält man:<br />
〈k, j, m + 2| V + |k, j, m + 1〉<br />
〈k, j, m + 2| J + |k, j, m + 1〉<br />
= α(k, j)<br />
〈k, j, m| V + |k, j, m ′ 〉 = α + (k, j) 〈k, j, m| J + |k, j, m ′ 〉<br />
und ebenso analog:<br />
〈k, j, m| V − |k, j, m ′ 〉 = α − (k, j) 〈k, j, m| J − |k, j, m ′ 〉<br />
Wir verwenden den schon bekannten Kommutator:<br />
[J − , V + ] = −2V z<br />
und erhalten<br />
−2 〈k, j, m| V z |k, j, m〉 = 〈k, j, m| J − V + − V + J − |k, j, m〉<br />
= √ j(j + 1) − m(m + 1) 〈k, j, m + 1| V + |k, j, m〉<br />
− √ j(j + 1) − m(m − 1) 〈k, j, m| V + |k, j, m − 1〉<br />
Benutzen wir die oben erhaltenen Beziehungen, erhalten wir (aufgrund der Orthogonalität<br />
der Zustände):<br />
= 2 α + (k, j) (j(j + 1) − m(m + 1) − j(j + 1) + m(m − 1)) = −2 2 mα + (k, j)<br />
Insgesamt haben wir also erhalten:<br />
〈k, j, m| V z |k, j, m〉 = mα + (k, j)<br />
Analog erhält man durch Ausnutzung von<br />
[J + , V − ] = 2V z<br />
die Beziehung<br />
〈k, j, m| V z |k, j, m〉 = mα − (k, j)<br />
20
Also müssen α + und α − gleich sein. Wir schreiben deshalb:<br />
〈k, j, m| V z |k, j, m ′ 〉 = α(k, j) 〈k, j, m| J z |k, j, m ′ 〉<br />
} {{ }<br />
=mδ mm ′<br />
(c) Wigner-Eckart-Theorem für Vektoroperatoren<br />
Für jeden Vektoroperator ⃗ V gilt:<br />
〈k, j, m| ⃗ V |k, j, m ′ 〉 = α(k, j) 〈k, j, m| ⃗ J |k, j, m ′ 〉<br />
Beschränkt man sich auf den Unterraum H(k, j) dann sind alle Matrixelemente von<br />
⃗V proportional zu den Matrixelementen von ⃗ J. Die α(k, j) werden berechnet, indem<br />
man m und m ′ so wählt, dass 〈 ⃗ V 〉 und 〈 ⃗ J〉 einfach ausgerechnet werden können.<br />
1.5.3 Projektionstheorem<br />
Betrachte Operator ⃗ J · ⃗V . Wir schränken uns auf den Unterraum H(k, j) ein. Definiere<br />
P (k, j) ⃗ J · ⃗V P (k, j)<br />
über<br />
P (k, j) = ∑ m<br />
|k, j, m〉 〈k, j, m|<br />
Dann gilt:<br />
(a) P (k, j) V ⃗ P (k, j) = ∑ ∑ ′<br />
m m |k, j, m〉 〈k, j, m| V ⃗ |k, j, m ′ 〉 〈k, j, m ′ | = α(k, j)P (k, j) JP ⃗ (k, j)<br />
(b) [ J, ⃗ P (k, j)] = 0<br />
(c) P 2 (k, j) = P (k, j)<br />
(d) P (k, j) JP ⃗ (k, j) = JP ⃗ (k, j)<br />
(e) P (k, j) J ⃗ · ⃗V P (k, j) = α(k, j) JP ⃗ (k, j) JP ⃗ (k, j) = α(k, j) J ⃗2 P (k, j)<br />
= α(k, j) 2 j(j + 1)P (k, j)<br />
Im Unterraum H(k, j) ist der Erwartungswert von J ⃗ · ⃗V für jeden beliebigen normierten<br />
Zustand |ψ k,j 〉 gleich. Denn:<br />
〈ψ k,j | ⃗ J · ⃗V |ψ k,j 〉 = 〈 ⃗ J · ⃗V 〉 k,j = α(k, j) 2 j(j + 1) = α(k, j)〈 ⃗ J〉<br />
21
Setzen wir das in die erste Beziehung ein, so erhalten wir das Projektionstheorem:<br />
⃗V = 〈 ⃗ J · ⃗V 〉 k,j<br />
〈 ⃗ J 2 〉 k,j<br />
⃗ J<br />
Alle Vektoroperatoren sind in H(k, j) proportional zum Drehimpulsoperator.<br />
Die klassische Interpretation führt über ein isoliertes System. In diesem ist der gesamte<br />
Drehimpuls ⃗ J erhalten. Alle anderen physikalischen Größen präzessieren um ⃗ J. Nach<br />
Zeitmittelung bleibt nur die Projektion von ⃗ V auf ⃗ J übrig.<br />
⃗V || = ⃗ J · ⃗V<br />
| ⃗ J 2 |<br />
⃗J<br />
1.5.4 Wigner-Eckart-Theorem (allgemeiner Fall)<br />
Sei T (r) ein irreduzibler Tensoroperator r-ter Stufe. Dann gilt:<br />
〈k, j, m| T (r)<br />
q |k ′ , j ′ , m ′ 〉 = 〈j ′ , r; m ′ , q|j, m〉 〈k, j| |T (r) | |k ′ , j ′ 〉<br />
√ 2j + 1<br />
Erläuterung:<br />
(a) Das Element 〈j ′ , r; m ′ , q|j, m〉 ist ein CGK für die Addition von Drehimpulsen j ′ und<br />
r zu j. Deshalb ist der Ausdruck für 〈k, j, m| T q<br />
(r) |k ′ , j ′ , m ′ 〉 nur dann ungleich Null,<br />
wenn<br />
(b) Das sogenannte reduzierte Matrixelement<br />
q = m − m ′ |j − j ′ | ≤ r ≤ j + j ′<br />
〈k, j| |T (r) | |k ′ , j ′ 〉<br />
hängt nicht von m und m ′ ab. In der Praxis kann es relativ leicht bestimmt werden,<br />
indem man m und m ′ geschickt wählt.<br />
(c) Der Faktor √ 2j + 1 ist dabei reine Konvention.<br />
(d) Die T (r)<br />
q<br />
für q = −r, . . . , r heißen Standartkomponenten eines irreduziblen Tensors<br />
r-ter Stufe falls gilt:<br />
[J ± , T q<br />
(r) ] = √ r(r + 1) − q(q ± 1)T (r)<br />
q±1 [J z , T q<br />
(r) ] = qT q<br />
(r)<br />
22
Beispiel:<br />
(a) Skalare Operatoren sind irreduzible Tensoren nullter Stufe.<br />
(b) Vektoroperatoren sind irreduzible Tensoren erster Stufe:<br />
V (1)<br />
1 = − 1 √<br />
2<br />
(V x + iV y ) V (1)<br />
0 = V z<br />
V (1)<br />
−1 = 1 √<br />
2<br />
(V x − iV y )<br />
Zu zeigen ist noch, dass die definierenden Bedingungen erfüllt sind, wenn gerade<br />
[J a , V b ] = iε abc V c<br />
erfüllt ist.<br />
(c) Die Kugelfächenfunktionen<br />
Y l,m l fest m = −l, . . . , l 2l + 1 Werte<br />
sind Tensoren l-ter Stufe<br />
T (l)<br />
m<br />
= Y l,m<br />
Es muss gelten:<br />
[L ± , Y l,m ] = √ l(l + 1) − m(m ± 1)Y l,m±1 [L z , Y l,m ] = mY l,m<br />
(d) T (r) ist irreduzibler Tensor falls es keinen echten (nicht gleich dem Gesamtraum oder<br />
dem Nullraum) unter Drehungen invarianten Unterraum gibt.<br />
Beispiel: ⃗ V , ⃗ W Vektoroperator. Dann ist T ij = V i W j ein reduzibler Tensor 2. Stufe,<br />
denn:<br />
T ij = 1 3 Tr(T )δ ij + 1 2 (T ij − T ji ) + 1 2<br />
Alle drei Komponenten sind invariant unter Drehungen.<br />
(<br />
T ij + T ji − 2 )<br />
3 δ ijTr(T )<br />
23
1.5.5 Spezialisierung des allgemeinen WE-Theorems auf Vektoroperationen<br />
〈k, j, m|V q (1) |k ′ , j ′ , m ′ 〉 = 〈j ′ , 1; m ′ , q|j, m〉 〈k, j||V (1) ||k ′ , j ′ 〉<br />
√ 2j + 1<br />
〈k, j, m|J q (1) |k ′ , j ′ , m ′ 〉 = 〈j ′ , 1; m ′ , q|j, m〉 〈k, j||J (1) ||k ′ , j ′ 〉<br />
√ 2j + 1<br />
mit k = k ′ , j = j ′ folgt<br />
〈k, j, m|V q (1) |k, j, m ′ 〉<br />
〈k, j, m|J q (1) |k, j, m ′ 〉 = 〈k, j||V (1) ||k, j〉<br />
〈k, j||J (1) ||k, j〉<br />
= α (k, j)<br />
Dies ist das WE-Theorem für Vektoroperationen.<br />
24
Kapitel 2<br />
Wasserstoffatom: Feinstruktur<br />
Ziele<br />
(1) Anwendung der Störungstheorie<br />
(2) Fundamentale Konzepte der Atom und Teilchenphysik.<br />
2.1 Wiederholungen<br />
Lösung der Schrödinger-Gleichung mit Coulomb Potential<br />
µ ist die reduzierte Masse des Systems mit<br />
H 0 = ⃗p2<br />
2µ + V (r)<br />
V (r) = − Ze2 1<br />
4πε 0 r<br />
µ = m em p<br />
m e + m p<br />
≈ m e ≡ m<br />
Fundamentaler Parameter<br />
Energieeigenwerte<br />
Bahnradius<br />
Comptonwellenlänge<br />
α =<br />
e2<br />
4πε 0 c ≈ 1<br />
137.03<br />
E n = − mc2<br />
2<br />
a 0 =<br />
(Zα) 2<br />
n 2<br />
<br />
Zαmc<br />
<br />
mc = λ c<br />
25
Eigenfunktionen<br />
ψ n,l,ml ,m s<br />
(r, θ, ϕ) = R nl (r) · Y ml (θ, ϕ) · ξ ms<br />
( ) √<br />
3<br />
2<br />
2<br />
1 (n − l − 1)!<br />
(<br />
R nl = −<br />
a 0 n 2 2 ((n − l)!) 3 ρl exp − ρ )<br />
L 2l+1<br />
n+l<br />
2<br />
(ρ) ρ = 2r<br />
a 0 n<br />
ξ ms =<br />
∣ s = 1 〉<br />
( ) ( )<br />
2 ; m 1 0<br />
s ; = |↑〉 , |↓〉 ; = |+〉 , |−〉 ; = ,<br />
0 1<br />
Bemerkung<br />
(i) H 0 ist nur ein Näherung, nicht berücksichtigt sind relative Effekte und magnetische<br />
Effekte (Elektron bzw Protonenspin)<br />
(ii) In der Praxis ist die Näherung gut da α
Weiterhin<br />
Also<br />
〈2T 〉 = 〈V 〉 =⇒ mv 2 ≈ e2<br />
4πε 0 a 0<br />
= αc<br />
a 0<br />
= α 2 mc 2 =⇒ β = v c ≈ α<br />
Damit |H 0 | ≈ 10 eV → |H rel | ≈ 1 meV<br />
( ) 2<br />
|H rel |<br />
1<br />
|H el | ≈ α2 ≈<br />
137<br />
Spin-Bahn-Koppelung H LS heuristische Betrachtung :<br />
V = − Ze<br />
4πε 0 r<br />
⃗E = −∇V = − ⃗r r<br />
dV<br />
dr<br />
Elektron sieht in seinem Ruhesystem das ⃗ E−Feld und<br />
⃗B = 1 c 2 (<br />
⃗E × ⃗v<br />
)<br />
= − 1 1 dV<br />
L<br />
c 2 rm dr ⃗<br />
mit ⃗v = ⃗p als Geschwindigkeit des Elektrons.<br />
m<br />
Wechselwirkung des magnetischen Moments des Elektrons mit Magnetfeld B ⃗<br />
H LS = −⃗µ · ⃗B<br />
= − e (<br />
S<br />
m ⃗ · − 1 ) 1 dV<br />
L<br />
c 2 mr dr ⃗<br />
= 1 Ze 2 1<br />
S<br />
m 2 c 2 4πε 0 r ⃗ · ⃗L 3<br />
exakte Behandlung (Thomas 1927) liefert<br />
H LS = 1<br />
2m 2 c 2 Ze 2<br />
4πε 0<br />
1<br />
r 3 ⃗ L · ⃗S<br />
Bemerkung: H LS beschreibt die Wechselwirkung des magnetischen Moments des<br />
Elektronenspins mit dem durch die Elektronenbewegung ”gesehenen” Magnetfeld.<br />
Größenordnung | ⃗ L|, | ⃗ S| ≈ <br />
|H LS |<br />
|H 0 |<br />
Z=1<br />
=<br />
2<br />
m 2 c 2 r 3<br />
1<br />
r<br />
≈<br />
2<br />
m 2 c 2 a 2 0<br />
a 0 =<br />
<br />
mcα<br />
≈ α 2<br />
27
Darwin-Term<br />
mittleres Potential<br />
Zitterbewegung des Elektrons um Kern : δr ≈ mc<br />
. Elektron fühlt<br />
〈V (⃗r + δ⃗r)〉 = 〈V (⃗r)〉 + 〈δ⃗r∇V 〉 + 1 〈(δ⃗r∇) (δ⃗r∇) V 〉 + . . .<br />
2<br />
isotrope Fluktuation<br />
= V (⃗r) + 0 + 1 3∑<br />
2 〈 (δx i ) 2 ∂x 2 i<br />
V 〉 + . . .<br />
Exakte Behandlung<br />
i=1<br />
(δx 1 ) 2 =(δx 2 ) 2 =(δx 3 ) 2 = 1 3 (δr)2<br />
= V (⃗r) + 1 6 (δr)2 ∇ 2 V<br />
H D = 1 8 (δr)2 ∇ 2 V =<br />
2<br />
8m 2 c 2<br />
Ze<br />
4πε 0<br />
(4πδ(⃗r))<br />
Größenordnung<br />
〈ψ|H D |ψ〉 Z=1<br />
=<br />
2<br />
8m 2 c 2 e 2<br />
4πε 0<br />
4π|ψ(0)| 2<br />
Es gilt ∫ |ψ(r)| 2 dr 3 = 1 , weiterhin ist um den Ursprung das Volumen ca a 3 0 und<br />
damit |ψ(0)| 2 ≈ 1 . Damit<br />
a 3 0<br />
〈ψ|H D |ψ〉 ≈<br />
2 (αmc)3<br />
cα4π ≈ mc 2 α 4 ≈ α 2 |H<br />
8m 2 c2 3 0 |<br />
2.2.2 Störungstheorie 1. Ordnung<br />
Relativistische Korrektur Die korrekte Behandlung führt über die Störungstheorie für entartete<br />
Zustände. Das ist sehr kompliziert und aufwändig auszuführen. Wir benutzen<br />
deshalb einen Trick: Wir schreiben:<br />
und mit H 0 = T + V folgt<br />
Mit diesen Definitionen sehen wir:<br />
H rel = − 1 ( ) ⃗p<br />
2 2<br />
= − 1<br />
2mc 2 2m 2mc T 2<br />
2<br />
H rel = − 1<br />
2mc 2 (<br />
H<br />
2<br />
0 − H 0 V − V H 0 + V 2)<br />
[H rel , L z ] = [H rel , ⃗ L 2 ] = [H rel , S z ] = [H rel , ⃗ S 2 ] = 0<br />
28
Deshalb sind die Eigenzustände<br />
ψ nlml m s<br />
= R nl Y lml ξ ms<br />
welche schon vorher für das ungestörte Problem gefunden wurden, auch Eigenzustände<br />
von H rel . Die Diagonalisierung, welche beim Entwickeln der Störtheorie nötig<br />
wäre, ist damit unnötig geworden. Man erhält:<br />
E (1)<br />
rel<br />
= 〈ψ nlml m s<br />
| H rel |ψ nlml m s<br />
〉<br />
und mit der Definition von H rel von oben und dem Wissen, wie H 0 auf die Zustände<br />
wirkt, erhalten wir:<br />
= − 1 (<br />
〈 〉 〈 〉)<br />
1 1<br />
E 2<br />
2mc 2 n − 2E n (−Zαc) + (Zαc) 2<br />
r r 2<br />
Durch analytische Rechnungen erhalten wir:<br />
〈 1<br />
r<br />
〉<br />
= 1<br />
a 0 n 2 = Zαmc<br />
n 2 〈 1<br />
r 2 〉<br />
=<br />
1<br />
a 2 0n 3 (l + 1/2) = (Zα)2 (mc) 2<br />
2 n 3 (l + 1/2)<br />
Setzen wir das ein und sortieren, so erhalten wir:<br />
E (1)<br />
rel<br />
= − 1<br />
2mc E 2 n<br />
(− mc2 (Zα) 2<br />
+ 2(Zαc) Zαmc<br />
)<br />
− (Zα) 2 (c) 2 2m<br />
2 n 2<br />
n 2 2 n(l + 1/2)<br />
und nach Umsortieren erhalten wir:<br />
(<br />
E (1) (Zα) 2 3<br />
rel<br />
= −E n<br />
n 2 4 − n )<br />
l + 1/2<br />
LS-Kopplung Hier ist jetzt die Diagonalisierung nicht mehr so einfach, denn<br />
[ ⃗ L · ⃗S, L z ] ≠ 0 [ ⃗ L · ⃗S, S z ] ≠ 0<br />
Das bedeutet, dass die Matrix 〈ψ nlml m s<br />
| H LS |ψ nlml m s<br />
〉 nicht mehr diagonal ist. Aber<br />
auch hier können wir wieder einen Trick anwenden: Wir benutzen Drehimpulsaddition<br />
und verwenden die neue Basis über den Gesamtdrehimpuls<br />
⃗J = L ⃗ + S ⃗<br />
29
Damit ist<br />
⃗L · ⃗S = 1 2<br />
(<br />
⃗J 2 − ⃗ L 2 − ⃗ S 2 )<br />
und wenn wir in die neue Basis mit den CGK c<br />
|l, s; m l , m s 〉 ↦→ |j, m j ; l, s〉 = ∑ m l ,m s<br />
c(l, m l , s, m s , j, m j ) |l, s; m l , m s 〉<br />
wechseln, dann ist H LS in dieser neuen Basis diagonal und wir haben uns die Diagonalisierung<br />
wieder gespart. Genauer:<br />
⃗L · ⃗S |j, m j ; l, s〉 = 2<br />
2 ((j(j + 1) − l(l + 1) − s(s + 1)) |j, m j; l, s〉<br />
⎧<br />
⎨<br />
= ε j |j, m j ; l, s〉 = 2 l j = l + 1/2<br />
|j, m j ; l, s〉<br />
2 ⎩−l − 1 j = l − 1/2<br />
Wir gehen vor wie oben:<br />
E (1)<br />
LS = 〈ψ njm j ls| H LS |ψ njmj ls〉 = 1<br />
2m 2 c 2 Ze 2<br />
4πε 0<br />
ε j<br />
〈 1<br />
r 3 〉<br />
mit den analytisch zu erhaltenden Ergebnis:<br />
〈 〉 1<br />
= 1 1<br />
r 3 a 3 0 n 3 l(l + 1/2)(l + 1)<br />
Deshalb betrachten wir erst einmal den Fall l ≠ 0. Man erhält nach Umsortieren<br />
das Endergebnis:<br />
E (1)<br />
ε j<br />
LS = −E (Zα) 2<br />
n<br />
2 nl(l + 1/2)(l + 1)<br />
Wir betrachten jetzt den Fall l = 0. Dann ist j = 1/2 und<br />
⃗L · ⃗S |j, m j , l, s〉 = 0<br />
und die Energiekorrektur ist ebenfalls Null.<br />
Darwin-Term Dieser ist aufgrund seiner Form sehr einfach zu Berechnen:<br />
〈 〉<br />
1<br />
D = 2 Ze 2<br />
4πδ (3) (⃗r)<br />
8 m 2 c 2 4πε 0<br />
E (1)<br />
30
Es ist<br />
〈4πδ (3) (⃗r)〉 = 4π √ 1<br />
( ) 3 1<br />
2 |R nl(0)| 2 δ l0 = 4 δ l0 = 4 ( ) 3 Zαmc<br />
δ<br />
4π na 0 n 3 l0<br />
<br />
und damit insgesamt<br />
E (1)<br />
D<br />
= −E (Zα) 2<br />
n<br />
n<br />
δ l0<br />
Alle Korrekturen Insgesamt erhält man für die Feinstruktur in erster Ordnung:<br />
= −E n<br />
(Zα) 2<br />
n 2<br />
E (1)<br />
FS = E(1) rel<br />
+ E (1)<br />
LS + E(1) D<br />
⎛<br />
⎧<br />
⎝ 3 4 − n ⎨<br />
l + 1/2 + ⎩<br />
n<br />
2(l+1/2)(l+1)<br />
−n<br />
2l(l+1/2)<br />
⎞<br />
(1 − δ l0 ) + nδ l0<br />
⎠<br />
Bringen wir alles auf den Hauptnenner, so werden die beiden Fallunterscheidungen<br />
unnötig und man erhält für alle Fälle das Ergebnis<br />
mit j = l + 1/2 oder j = l − 1/2.<br />
( )<br />
E (1)<br />
FS = −E (Zα) 2 3<br />
n<br />
n 2 4 − n<br />
j + 1/2<br />
Bemerkungen:<br />
(1) Die Korrektur hängt nur vom Gesamtdrehimpuls ab.<br />
(2) Die ”guten” Quantenzahlen sind jetzt n, j, m j , l und s.<br />
(3) Die spektoskopische Notation für einen Zustand ist:<br />
n 2s+1 l j<br />
wobei<br />
n = 1, 2, . . . l = {S, P, D, . . . }<br />
(4) Auch für Quark-Quark-Systeme erhält man die selbe Rechnung und damit die selben<br />
Ergebnisse.<br />
(5) Die hier eingeführten relativistischen Korrekturen sind in der Dirac-Gleichung schon<br />
enthalten. Sie ist eine relativistische Gleichung, welche den Spin des Elektrons schon<br />
enthält. Sie löst auch die Schrödingergleichung, ist aber in der Praxis wesentlich<br />
31
schwerer zu lösen. Für kompliziertere Atome gibt es jedoch keine äquivalente Dirac-<br />
Gleichung (diese ist nicht zu verallgemeinern).<br />
H 0<br />
n = 1<br />
H 0 + H FS<br />
(<br />
E (1)<br />
FS = −<br />
− 1 8 mc2 α 4<br />
− mc2<br />
2<br />
)<br />
(Zα) (− ) 2 1 (Zα) 2<br />
n 2 4 n 2<br />
2 S 1/2<br />
n = 2<br />
j=3/2, 4 Zustände<br />
− 1<br />
128 mc2 α 4<br />
2 P 3/2<br />
− 5<br />
2 S 2 128<br />
1/2 P mc2 α 4<br />
j=1/2t, 4 Zustände 1/2<br />
Abbildung 2.1: Anfang des Termschemas des Wasserstoffatoms<br />
Energieniveaus, Termschema<br />
2.3 Hyperfeinstruktur<br />
Wir betrachten nur den Fall n = 1 und Z = 1, da alle anderen Fälle zu kompliziert sind.<br />
2.3.1 Protonenspin<br />
Bisher wurde der Spin des Protons vernachlässigt. Man definiert deshalb den Protonenspin<br />
I. Der magnetische Moment ist dann gegeben durch<br />
⃗µ I = g p µ p<br />
⃗ I<br />
<br />
µ p = g p<br />
2M p<br />
|µ p | ≪ |µ e |<br />
Weil die Masse des Protons viel größer als die Masse des Elektrons ist. Mit der Beachtung<br />
des Proton-Spins ist das n = 1-Niveau 4-fach entartet mit<br />
n = 1, l = 0, m l = 0, m s = ± 1 2 , m I = ± 1 2<br />
32
2.3.2 Hamiltonoperator<br />
Der neue Hamiltonoperator für n = 1 ist dann definiert als:<br />
H HFS = −µ 0<br />
2<br />
3 ⃗µ s⃗µ I δ (3 (⃗r)<br />
Die Herleitung führt über eine Multipolentwicklung des Problems. Die gyromagnetischen<br />
Vehältnisse sind definiert über<br />
⃗µ S = g e<br />
e<br />
2m e<br />
⃗ S ⃗µI = g P<br />
−e<br />
2M p<br />
⃗ I<br />
mit<br />
g e ≈ 2 g p ≈ 5.585<br />
2.3.3 Störungstheorie 1. Ordnung<br />
Wir betrachten Matrixelemente der Form<br />
〈n = 1, l = 0, m l = 0, m ′ s, m ′ I| H HFS |1, 0, 0, m s , m I 〉 = A 〈m ′ s, m ′ I| ⃗ I · ⃗S |m s , m I 〉<br />
mit<br />
A = − 2 3 µ 2e g p (−e)<br />
0<br />
〈1, 0, 0| δ (3) (⃗r) |1, 0, 0〉<br />
2m e 2M p } {{ }<br />
|R 10 (0)| 2 /4π<br />
e 2<br />
= 4 1 1 (αm e c) 3<br />
3 4πε 0 c 2 m e M p 3<br />
= 4 3 g m e<br />
p m e c 2 α 4 1 M p 2<br />
2.3.4 Berechnung des Matrixelementes<br />
Wir betrachten wieder den Gesamtspin F ⃗ = I ⃗ + S. ⃗ Aus den Werten erhält man, dass F<br />
nur die Werte 0 und 1 annehmen kann. Dann ist<br />
⃗I · ⃗S = 1 (<br />
⃗F 2 − I<br />
2<br />
⃗2 − S ⃗ )<br />
2<br />
und nach dem Basiswechsel von der |m s , m I 〉-Basis in die |F, m F 〉-Basis (über die CGK)<br />
ist das Matrixelement jetzt diagonal. Es ist dann<br />
⃗I · ⃗S |F, m F 〉 = 2<br />
2 (F (F + 1) − I(I + 1) − S(S + 1)) |F, m F 〉<br />
33
und schließlich<br />
⎧<br />
⎨ 1<br />
HFS = F = 1 m A2 4 F = 0, ±1<br />
⎩− 3 F = 0 m<br />
4 F = 0<br />
E (1)<br />
Bemerkung<br />
(i) Die 4-fache Entartung des n = 1-Niveaus wird (teilweise) aufgehoben.<br />
(ii) Für n = 2 erhält man in der Feinstruktur die Zustände 2s 1/2 , 2p 1/2 (gleiche Energie)<br />
und 2p 3/2 . In der Hyperfeinstruktur sind 2s 1/2 und 2p 1/2 genauso wie oben nach den<br />
zwei F -Werten (0,1) aufgespalten. Beim Zustand 2p 3/2 ergeben sich für F die Werte<br />
1 und 2.<br />
34
2.3.5 Niveauaufspaltung für n = 1 und n = 2 im Wasserstoffatom<br />
5<br />
4<br />
3<br />
5/2<br />
3/2<br />
1/2<br />
3<br />
2, 3<br />
1<br />
0<br />
+1/2<br />
±1/2<br />
−1/2<br />
+1/2<br />
1 2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
2<br />
3/2<br />
1<br />
+1/2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1/2<br />
0<br />
1<br />
−1/2<br />
−1/2<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0 +1/2<br />
1/2 0<br />
Bohr Feinstruktur Lamb-Verschiebung Hyperfeinstruktur<br />
Lösungen der<br />
Schrödingergleichung<br />
ohne Spin.<br />
Entartung:<br />
Spin-Bahn-Kopplung<br />
und relativistische<br />
Korrektur.<br />
Strahlungskorrektur<br />
(QED)<br />
Spin-Spin-Kopplung<br />
(Energieskala<br />
100-mal gestreckt)<br />
Abbildung 2.2: Schematisches Termschema des Wasserstoffatoms für die ersten beiden<br />
Werte von n.<br />
Bemerkung<br />
(i) Bei der HFS für n = 1 ist die experimentelle Genauigkeit sehr groß. Es ist<br />
A<br />
2m<br />
= 1 420 405 751, 768 ± 0.001 Hz<br />
(ii) Mit diesem sehr genauen Messergebnis lässt sich die QED genau prüfen und dann<br />
die Feinstrukturkonstante α sehr genau bestimmen. Da g p jedoch nicht genau bestimmbar<br />
ist, benutzt man stattdessen ein Positronium (e − e + ) oder ein Myonium<br />
(µ + e − ).<br />
35
(iii) Wasserstoffmaser<br />
(iv) Radioastronomie (aufspüren von Wasserstoffatomen im interstellaren Raum). Diese<br />
liefert Informationen über die Dichte, die Temperatur und die Bewegung der Materie.<br />
2.4 Zeemann-Effekt<br />
2.4.1 Wiederholung<br />
Geladenes Teilchen im elektromagnetischen Feld. Das Teilchen habe die Masse m, die<br />
Ladung Q und das elektrische Feld die Stärke E(⃗r, ⃗ t). Das magnetische Feld sei B(⃗r, ⃗ t).<br />
Diese reellen Funktionen sind beschreibbar durch Potentiale φ(⃗r, t) und A(⃗r, ⃗ t) mit<br />
⃗E = − ∂ ⃗ A<br />
∂t − ⃗ ∇φ<br />
⃗ B = ⃗ ∇ × ⃗ A<br />
Bei der Wahl der Potentiale besitzt man eine gewisse Eichfreiheit unter der sich B ⃗ und<br />
⃗E nicht ändern:<br />
⃗A ′ = A ⃗ + ∇Λ(⃗r, ⃗ t) φ ′ = φ − ∂ Λ(⃗r, t)<br />
∂t<br />
Der Hamiltonoperator eines Teilchens im Feld lautet dann:<br />
H = 1 ( ) 2 <br />
∇<br />
2m i ⃗ − QA<br />
⃗ + Qφ<br />
Die Schrödingergleichung<br />
i ∂ ∂t ψ = Hψ<br />
bleibt invariant unter dem Wechsel der Eichfunktion.<br />
Für den Hamiltonoperator ergibt sich weiterhin:<br />
Verwenden wir die Coulombeichung<br />
H = − 2<br />
2m ∆ + iQ<br />
2m ⃗ A ⃗ ∇ + iQ<br />
2m ⃗ ∇ ⃗ A + Q2<br />
2m ⃗ A 2 + Qφ<br />
⃗∇ ⃗ A = 0<br />
erhält man:<br />
H = − 2<br />
2m ∆ +<br />
iQ<br />
A<br />
m ⃗ ∇ ⃗ +<br />
} {{ }<br />
paramagnetischer Term<br />
Q 2<br />
2m ⃗ A 2<br />
} {{ }<br />
diamagnetischer Term<br />
+Qφ<br />
36
Konstantes Magnetfeld<br />
Wir wählen die z-Achse in ⃗ B-Richtung und erhalten dann<br />
⃗A = − 1 2<br />
(<br />
⃗r × B ⃗ )<br />
Paramagnetischer Beitrag<br />
iQ<br />
A<br />
m ⃗ ∇ ⃗ = iQ<br />
m<br />
Diamagnetischer Beitrag<br />
−1<br />
2<br />
Vergleich der beiden Beiträge<br />
(<br />
⃗r × B ⃗ )<br />
⃗∇<br />
iQ<br />
(<br />
= ⃗r × ∇<br />
2m<br />
⃗ )<br />
⃗B<br />
Q = − L<br />
2m ⃗ · ⃗B<br />
Q 2<br />
A<br />
2m ⃗2 =<br />
(⃗r Q2 2 B ⃗ 2 − (⃗r ·<br />
8m<br />
⃗B)<br />
) 2 = Q2<br />
B<br />
8m ⃗ 2 (x 2 + y 2 )<br />
∣<br />
Q 2<br />
8m ⃗ B 2 (x 2 + y 2 )<br />
− Q<br />
2m ⃗ L · ⃗B<br />
∣<br />
Q=e<br />
≈ |e|a2 0B<br />
4<br />
≈ 10 −6 B in Tesla<br />
weswegen der diamagnetische Anteil so gut wie vernachlässigbar ist (wichtig aber z.B.<br />
bei Neutronensternen oder Elektronen in Metallen)<br />
Vergleich von paramagnetischem Anteil und Coulombenergie<br />
∣<br />
L ⃗ · ⃗B<br />
∣ ∣∣∣∣<br />
2m<br />
≈<br />
− Q<br />
− mc2<br />
2<br />
(Zα) 2<br />
n 2<br />
|e|<br />
B 2m<br />
= |e|Ba2 0<br />
2<br />
<br />
2a 2 0 m<br />
Auch hier ist der paramagnetische Anteil wieder klein und wir können Störungstheorie<br />
anwenden.<br />
Bemerkung<br />
Eigentlich ist definiert<br />
H = −⃗µ · ⃗B<br />
Deswegen ist<br />
|µ dia | ∝ B<br />
und der Name ”Diamagnetisch” erklärt sich. µ des paramagnetischen Terms hängt dafür<br />
nicht vom Magnetfeld ab.<br />
37
Normaler Zeeman-Effekt<br />
Betrachte Wasserstoffatom ohne Spin im Magnetfeld. Hamilton-Operator :<br />
H = H 0 −<br />
e<br />
2m ⃗ L · ⃗B<br />
|n, l, m l 〉 sind Eigenfunktionen zu H 0 und auch Eigenfunktonen von ⃗ L · ⃗B = BL z . Daraus<br />
folgt<br />
H |n, l, m l 〉 = (E n + ω L m l ) |n, l, m l 〉<br />
ω L = − eB<br />
2m<br />
Aufspaltung in (2l+1) äquidistante Niveaus.<br />
Lamor-Frequenz<br />
Bemerkung<br />
(1) Aufspaltung aufgrund von Bahndrehimpuls. Dies ist der ”normale” Zeeman-Effekt.<br />
(2) Wasserstoffatom<br />
• Aufspaltung in gerade Anzahl von Niveaus. → ”anomaler” Zeeman-Effekt.<br />
2.4.2 Das Wasserstoffatom im Magnetfeld<br />
Hamiltonoperator:<br />
H = H 0 + H FS + H HFS + H z<br />
Nun wieder B ⃗ = B⃗e z , B konstant.<br />
Im Folgenden setzen wir voraus:<br />
H z = − (⃗µ L + ⃗µ S + ⃗µ I ) ⃗ B<br />
⃗µ L = e<br />
2m ⃗ L<br />
⃗µ S = g e<br />
e<br />
2m ⃗ S hier: g e = 2<br />
⃗µ I = −g P<br />
e<br />
2m ⃗ I<br />
|H z | >> |H HFS |, |⃗µ I<br />
⃗ B|<br />
38
H 0 H F S H z<br />
j = l + 1 Aufspaltung in 2j + 1 Niveaus<br />
2<br />
2l + 2 Niveaus<br />
j = l − 1 l − 1<br />
2<br />
2<br />
2l Niveaus<br />
−(l − 1)<br />
2<br />
und deshalb<br />
H z = − e<br />
2m (L z + 2S z ) B = − e<br />
2m (J z + S z ) B<br />
Wir entwickeln jetzt die Theorie in zwei Schritten:<br />
(a) schwaches ⃗ B-Feld =⇒ |H FS | >> |H z |. Betrachte H z als Störung zu H FS<br />
=⇒ Benutze Eigenzustände |n, j = l + 1 2 , m j, l, s = 1 2 〉 = |n, j, m j, l〉. Betrachte festes<br />
n und j:<br />
〈n, j, m j , l|J z |n, j, m j , l〉 = m j <br />
〈n, j = l ± 1 2 , m j, l|S z |n, j = l ± 1 2 , m j, l〉 = ∗<br />
Benutze<br />
√<br />
∣ j = l ± 1 〉<br />
2 , m l ± m j + 1 2<br />
j, l = ±<br />
2l + 1<br />
∣ l, m j − 1 2 , m s = 1 2<br />
√<br />
〉<br />
l ∓ m j + 1 2<br />
+<br />
2l + 1<br />
∣ l, m j + 1 2 , m s = − 1 〉<br />
2<br />
Daraus folgt für den Erwartungswert von S z (∗)<br />
Man erhält also<br />
∗ = ± m j<br />
2l + 1<br />
〈n, j = l ± 1 2 , m j, l|H z |n, j = l ± 1 2 , m j, l〉 = − e<br />
2m Bm j<br />
(<br />
1 ± 1 )<br />
2l + 1<br />
Bemerkung<br />
(1) Alle entarteten Niveaus spalten auf in 2j+1 Niveaus<br />
(2) Annahme: 〈l|H z |l ′ 〉 = 0. Verwendung von nicht-entarteter Störungstheorie, da<br />
〈l|H z |l ′ 〉 = 0 angenommen wird.<br />
(b) Beliebiges Magnetfeld<br />
Wende entartete Störungstheorie auf H FS + H z an.<br />
39
Startpunkt: |n, j = l + 1 2 , m j, l〉 =⇒ H FS ist diagonal.<br />
[ L ⃗ 2 , H z ] = 0<br />
=⇒ 0 = ! 〈l|[ L ⃗ 2 , H z ]|l ′ 〉<br />
= 2 (l(l + 1) − l ′ (l ′ + 1)) 〈l|H z |l ′ 〉<br />
=⇒ l ≠ l ′ =⇒ 〈H z 〉 = 0<br />
[H 0 , H z ] = 0 =⇒ 〈n|H z |n ′ 〉 = 0 für n ≠ n ′<br />
[J z , H z ] = 0 =⇒ 〈m j |H z |m ′ j〉 = 0 für m j ≠ m ′ j<br />
• n = 1, l = 0, j = 1, m 2 j = ± 1 . Matrix ist diagonal.<br />
2<br />
〈<br />
E z (1) = 1, 1 2 , m j, 0<br />
∣ H z ∣ 1, 1 〉<br />
2 , m j, 0 = − e m Bm j<br />
• n = 2<br />
n = 2 l = 0 l = 1<br />
j = 1 (S 2 1 ) j = 1 (P<br />
2<br />
2 1 ) j = 3 (P<br />
2<br />
2 3 )<br />
2<br />
m j − 1 2<br />
+ 1 2<br />
− 1 2<br />
+ 1 2<br />
− 3 2<br />
− 1 2<br />
+ 1 2<br />
+ 3 2<br />
l = 0 j = 1 2<br />
j = 1 2<br />
− 1 ∗<br />
2 1<br />
+ 1 ∗<br />
2 1<br />
− 1 ∗<br />
2 2 ∗ 2<br />
+ 1 ∗<br />
2 3 ∗ 3<br />
l = 1<br />
j = 3 2<br />
− 3 ∗<br />
2 1<br />
− 1 ∗<br />
2 2 ∗ 2<br />
+ 1 ∗<br />
2 3 ∗ 3<br />
+ 3 ∗<br />
2 1<br />
Wir diagonalisieren die beiden 2 × 2 Matrizen mit m j = − 1 2 und m j = + 1 2<br />
(angedeutet durch ∗ 2 und ∗ 3 ) einzeln.<br />
(1) für |n, j = l + 1 2 , m j = ±(l + 1 2 ), l〉 ist H FS + H z diagonal.<br />
E (1)<br />
z<br />
= 〈H z 〉 = ∓ e B(l + 1)<br />
2m<br />
Negatives Vorzeichen bei m j = +(l + 1 2 ) und positives bei m j = −(l + 1 2 ).<br />
40
(2) |m j | < l + 1 diagonalisierbare 2 × 2 Matrix.<br />
2<br />
(<br />
)<br />
〈n, j = l + 1, m 2 j, l|H FS + H z |n, j = l + 1, m 2 j, l〉 〈j = l + 1|H 2 z|j = l − 1〉<br />
2<br />
〈j = l − 1|H 2 z|j = l + 1〉 〈j = l − 1|H 2 2 FS + H z |j = l − 1〉 2<br />
Sei µ B = − e . Dann lässt sich die Matrix umformen zu<br />
2m<br />
⎛<br />
⎝ E(1)<br />
F S (j = l + 1 2 ) + µ BBm j<br />
2l+2<br />
−µ B B<br />
√<br />
(l+<br />
1<br />
2 )2 −m 2 j<br />
2l+1<br />
E (1)<br />
√<br />
(l+<br />
1<br />
−µ<br />
2l+1 B B<br />
2 )2 −m 2 j<br />
2l+1<br />
F S (j = l − 1 2 ) + µ BBm j<br />
2l<br />
2l+1<br />
⎞<br />
⎠<br />
Bemerkung zu den Nebendiagonalelementen: Es gilt<br />
Eigenwerte der 2 × 2 Matrix:<br />
〈j = l + 1 2 |J z|j = l − 1 2 〉 = 0<br />
〈j = l + 1 2 |S z|j = l − 1 2 〉 = − √<br />
(l + 1 2 )2 − m 2 j<br />
2l + 1<br />
E (1)<br />
F S+Z = E(1) F S (j = l − 1 2 ) + µ BBm j + ∆ F S<br />
2<br />
∆ F S = E (1)<br />
F S (j = l + 1 2 ) − E(1) F S (j = l − 1 2 )<br />
±<br />
√<br />
∆ 2 F S<br />
4<br />
( ) 2<br />
m j<br />
+ µ B B∆ F S<br />
2l + 1 + µB B<br />
2<br />
Wir prüfen die behaupteten Gleichungen in einigen Grenzfällen:<br />
(1) Wie im vorigen Punkt setzen wir ∆ F S ≫ µ B B. Dann ist die Energiekorrektur<br />
in erster Näherung<br />
(<br />
E (1)<br />
F S+Z = E(1) F S<br />
j = l − 1 )<br />
+ µ B Bm j + ∆ F S<br />
2<br />
2<br />
± ∆ F S<br />
2<br />
(<br />
= E (1)<br />
F S<br />
j = l ± 1 ) (<br />
+ µ B Bm j 1 ± 1 )<br />
2<br />
2l + 1<br />
und damit das selbe Ergebnis wie davor.<br />
41<br />
(<br />
1 + 1 )<br />
4µ B B m j<br />
2 ∆ F S 2l + 1
(2) Der s.g. Paschen-Back-Effekt: ∆ F S ≪ µ B B. Dann ist in erster Näherung<br />
(<br />
E (1)<br />
F S+Z = E(1) F S<br />
j = l − 1 )<br />
+ µ B Bm j + ∆ F S<br />
2<br />
2<br />
)<br />
= E(1) F S<br />
nachdem wir<br />
und<br />
( )<br />
j = l +<br />
1 (1)<br />
2 − E<br />
F S<br />
2<br />
= µ B B(m j + m s ) − E n<br />
(Zα) 2<br />
+ E n<br />
(Zα) 2<br />
n 2<br />
(<br />
j = l −<br />
1<br />
2<br />
n<br />
nm 2 s<br />
l(l + 1)(l + 1/2)<br />
= µ B B(m l + 2m s ) − E n<br />
(Zα) 2<br />
E (1)<br />
F S (j = l + 1 2 ) + E(1) F S (j = l − 1 2 )<br />
2<br />
benutzt haben.<br />
n<br />
± µ BB<br />
2<br />
(<br />
1 + 1 4∆ F S<br />
2 µ B B<br />
)<br />
(<br />
m j ± 1 2<br />
)<br />
m j<br />
2l + 1<br />
+ µ B B<br />
± ∆ F Sm j<br />
2l + 1<br />
(<br />
m j m s<br />
l(l + 1)(l + 1/2) − E (Zα) 2 3<br />
n<br />
n 2 4 − n<br />
l + 1/2<br />
m l m s<br />
l(l + 1)(l + 1/2) − E n<br />
m j = m l + m s<br />
(<br />
(Zα) 2 3<br />
= −E n<br />
n 2 4 − n<br />
l + 1/2<br />
+ E n<br />
(Zα) 2<br />
n 2<br />
)<br />
(<br />
(Zα) 2 3<br />
n 2 4 − n )<br />
l + 1/2<br />
)<br />
nm 2 s<br />
l(l + 1)(l + 1/2)<br />
Nehmen wir beide betrachteten Abhängigkeiten zusammen, so kommen wir auf folgendes<br />
Termschema für n = 2:<br />
5<br />
4<br />
3<br />
+2<br />
+1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
5/2<br />
3/2<br />
1/2<br />
+1 +1/2<br />
2<br />
+1<br />
0<br />
-1<br />
3/2<br />
1/2<br />
+3/2<br />
+1/2<br />
−1/2<br />
−3/2<br />
+1/2<br />
−1/2<br />
0 +1/2<br />
−1<br />
+1<br />
+1/2<br />
−1/2<br />
0 −1/2<br />
−1 −1/2<br />
1<br />
0<br />
+1/2<br />
0<br />
+1/2<br />
1/2<br />
−1/2<br />
Bohr<br />
Lösungen der<br />
Schrödinger-<br />
Gleichung ohne Spin.<br />
Normaler<br />
Zeeman-Effekt<br />
Magnetfeld ohne<br />
Berücksichtigung<br />
des Spins.<br />
Feinstruktur<br />
Spin-Bahn-Kopplung<br />
und relativistische<br />
Korrektur.<br />
Anomaler<br />
Zeeman-Effekt<br />
Magnetfeld mit<br />
Berücksichtigung<br />
des Spins.<br />
B < ls-Kopplung<br />
Paschen-<br />
Back-Effekt<br />
Magnetfeld mit<br />
Berücksichtigung<br />
des Spins.<br />
B > ls-Kopplung<br />
0<br />
−1/2<br />
Abbildung 2.3: Termschema für Wasserstoff im Magnetfeld für n = 2<br />
42
Es ist also je nach Magnetfeld geschickter eine andere Basis zu verwenden:<br />
Kein Magnetfeld oder kleines Magnetfeld Hier sind es die Feinstrukturvektoren,<br />
die als Basis geschickt sind:<br />
|j, m j , l, s〉<br />
Großes Magnetfeld Das Magnetfeld entkoppelt den Bahndrehimpuls und den Spin.<br />
Es ist besser wieder in die alte Basis<br />
|l, m l , s, m s 〉<br />
zu wechseln.<br />
43
Kapitel 3<br />
Relativistische <strong>Quantenmechanik</strong><br />
Dieses Kapitel ist neu in der <strong>Quantenmechanik</strong> <strong>II</strong>. Die vorher betrachtete Schrödingergleichung<br />
lässt sich aus der Mechanik ableiten. Viele Dinge wie Impuls und Masse konnten<br />
nach dem Korrespondenzprinzip übertragen werden. In diesem Kapitel suchen wir jetzt<br />
eine Art Ersatz für die Schrödingergleichung für Teilchen, welche sich mit fast Lichtgeschwindigkeit<br />
bewegen.<br />
3.1 Elemente aus der speziellen Relativitätstheorie<br />
3.1.1 Relativitätsprinzip von Einstein, Lorentztransformation<br />
Das Relativitätsprinzip postuliert zwei Annahmen:<br />
(i) Alle Inertialsysteme sind gleichwertig.<br />
(ii) Die Lichtgeschwindigkeit ist in allen Inertialsystemen gleich.<br />
Aus diesen Postulaten folgt direkt die Lorentztransformation. Nehmen wir zwei Intertialsysteme<br />
mit den Ortsvektoren x α und x ′α , dann besagt die Lorentztransformation die<br />
Transformation zwischen den beiden Systemen:<br />
x ′α = Λ α βx β + b α<br />
wobei Folgendes gelten muss:<br />
(Λ α γ ) T g αβ Λ β δ = g γδ ⇐⇒ Λ T gΛ = g<br />
45
mit g µν dem metrischen Tensor (1,-1,-1,-1 auf der Diagonalen) und<br />
x µ = (x 0 , x 1 , x 2 , x 3 ) T =<br />
einem kovarianten 4-Ortsvektor.<br />
( )<br />
ct<br />
⃗x<br />
3.1.2 Beispiel:<br />
IS’ bewege sich mit konstanter Geschwindigkeit v relativ zu IS. Zuerst müssen wir die<br />
Gleichung Λ T gΛ = g lösen. Wir erhalten dann die Lösung für die Lorentztransformation<br />
(Boost in x-Richtung) mit<br />
⎛<br />
⎞<br />
γ −γβ 0 0<br />
x ′ν =<br />
−γβ γ 0 0<br />
⎜<br />
⎝ 0 0 1 0<br />
⎟<br />
⎠<br />
0 0 0 1<br />
νµ<br />
⎛<br />
⎞<br />
cosh ψ − sinh ψ 0 0<br />
x µ =<br />
− sinh ψ cosh ψ 0 0<br />
⎜<br />
⎝ 0 0 1 0<br />
⎟<br />
⎠<br />
0 0 0 1<br />
Dabei ist tanh ψ gerade gegeben durch β. ψ nennt sich Rapidität. β und γ sind die wie<br />
in der Relativitätstheorie üblich bezeichneten Variablen.<br />
νµ<br />
x µ<br />
3.1.3 Tensor n-ter Stufe<br />
Ein allgemeiner Tensor transformiert wie<br />
T ′µ 1,...,µ n<br />
= Λ µ 1<br />
ν 1 · · · Λ µn<br />
ν n<br />
T ν 1,...,ν n<br />
Dies lässt sich auf einzelne Beispiele übertragen:<br />
Skalare Sie bleiben erhalten<br />
φ ′ = φ<br />
Vektoren Ein Beispiel ist der Ortsvektor von vorhin:<br />
A ′µ = Λ µ νA ν<br />
Tensoren 2. Stufe<br />
F ′µν = Λ µ ρΛ ν σF ρσ<br />
46
3.1.4 Eigentliche und uneigentliche Lorentztransformationen<br />
Eigentliche LT sind gegeben durch alle Transformationen, bei denen die Determinante von<br />
Λ gleich 1 ist. Beispiele sind Boosts oder Drehungen, die aus infinitesimalen Transformationen<br />
zusammengesetzt werden können. Uneigentliche LT besitzen eine Determinante<br />
von -1 und sind gegeben durch Raumspiegelungen und Zeitumkehr.<br />
3.1.5 Notation<br />
Ein 4-Vektor heißt kontravariant in Schreibweise A µ falls er transformiert wie ein Ortsvektor,<br />
also<br />
A ′µ = Λ µ νA ν<br />
Ein 4-Vektor in der Schreibweise A µ<br />
kontravarianten:<br />
nennt sich kovariant und ist definiert über den<br />
A µ = A ν g νµ<br />
Das Längenquadrat eines Vektors ist gegeben durch<br />
s 2 = x 2 0 − ⃗x 2 = g µν x µ x ν<br />
Allgemein ist das Skalarprdukt zwischen zwei Vektoren gegeben durch<br />
A · B = A µ B µ = A µ B µ = g µν A µ B ν<br />
Daran sieht man auch, dass das Skalarprodkt invariant unter LT ist, denn es gilt<br />
A ′ B ′ = g µν Λ µ ρΛ ν σA ρ B σ = AB<br />
Es ist<br />
die Einheitsmatrix.<br />
g µν g νρ = g µ ρ = δ µ ρ<br />
Möchte man Ableitungen betrachten, dann ist die Divergenz<br />
∂ µ A µ = ∂ µ A µ = ∂A0<br />
∂x 0 + ⃗ ∇ ⃗ A<br />
denn es ist<br />
∂ µ =<br />
( )<br />
∂ 1 ∂<br />
∂x = c ∂t<br />
µ ⃗∇<br />
Obwohl es sich hier also um einen kovarianten Vektor handelt, steht ein Pluszeichen. Dies<br />
47
kommt daher, dass natürlich weiterhin<br />
∂ µ x ν = δ ν µ<br />
gelten soll. Analog ist dann<br />
∂<br />
∂t<br />
(<br />
1<br />
∂ µ c<br />
=<br />
−∇<br />
⃗<br />
Als letztes definieren wir hier noch den d’Alembert-Operator<br />
)<br />
□ = ∂ µ ∂ µ = 1 c 2 ∂ 2<br />
∂t 2 − ∆<br />
Alle hier auftretenden griechischen Buchstaben werden als Indizees von 0 bis 3 benutzt.<br />
Die auftretenden lateinischen Buchstaben (als Indizees) starten bei 1.<br />
3.1.6 Relativistische Mechanik in der speziellen Relativitätstheorie<br />
Die Wirkung eines freien Teilchens (Lagrange-Mechanik) ist gegeben durch<br />
∫<br />
S = −mc<br />
ds = −mc 2 ∫<br />
√(dx0<br />
) 2 + (d⃗x) 2 = −mc 2 ∫<br />
dt √ 1 − β 2<br />
Im klassischen Grenzfall erhalten wir wieder die bekannten Formeln. Die Bewegungsgleichung<br />
lautet mit L = −mc 2√ 1 − β 2<br />
∂L<br />
∂x i = 0<br />
∂L<br />
∂ẋ i =<br />
vi<br />
mc2<br />
c<br />
√ 2<br />
=<br />
1 − β<br />
2<br />
mẋi √<br />
1 − β<br />
2 = pi<br />
mit dem verallgemeinerten Impuls p. Die Bewegungsgleichung lautet dann insgesamt<br />
d mẋ i<br />
√<br />
dt<br />
= 0<br />
1 − β<br />
2<br />
Die Hamiltonfunktion solch eines Systems ist gegeben durch<br />
H = ∑ i<br />
p i ˙q i − L =<br />
m⃗v2 √<br />
1 − β<br />
2 + mc2√ 1 − β 2 =<br />
mc2 √<br />
1 − β<br />
2 = γmc2 = E<br />
Die Hamiltonfunktion ist zeitunabhängig. Durch weitere Rechnung erhält man die so genannte<br />
Energie-Impuls-Beziehung (oder auch Dispersionsrelation) für ein relativistisches<br />
48
Teilchen<br />
E 2 − c 2 ⃗p 2 = m 2 c 4<br />
Mit dieser Relation kommt man auf den 4-Impuls:<br />
( )<br />
p µ E/c<br />
=<br />
p 2 = p µ p µ = m 2 c 2<br />
⃗p<br />
Zerfall eines π − → µ − + ν (Pion in Myon und Antineutrino) Wir nehmen die<br />
Masse des Antineutrinos als Null an. Dann benutzen wir die Energie-Impulserhaltung des<br />
Vierervektors p (für jedes Teilchen einzeln definiert). Achtung: hier ist nur α ein Index.<br />
p α π = p α µ + p α ν<br />
Daraus folgt die Energie- und Impulserhaltung:<br />
E α π = E α µ + E α ν<br />
⃗p α π = ⃗p α µ + ⃗p α ν<br />
Wir stellen uns jetzt zum Beispiel die Frage, wie groß die Impulse von Myon und Antineutrino<br />
im Schwerpunktsystem des Pions sind. Wir erhalten mit<br />
zuerst<br />
E ν = |⃗p ν |c E µ =<br />
√<br />
m 2 µc 4 + |⃗p µ | 2 c 2 E π = m π c 2<br />
⃗p ν = −⃗p µ<br />
und dann<br />
|⃗p ν | = |⃗p µ | = c m2 π − m 2 µ<br />
2m π<br />
3.1.7 Elektrodynamik in kovarianter Form<br />
Das Ziel dieses Abschnittes ist die Formulierung der Maxwellgleichungen und der Wellengleichung<br />
in einer Form, so dass sich diese unter LT nicht ändert. Wir versuchen also<br />
die Gleichungen mit Tensoren umzuschreiben.<br />
Wir definieren zuerst den 4-Strom:<br />
( )<br />
j µ cρ<br />
=<br />
⃗j<br />
Die Kontinuitätsgleichung<br />
0 = ∂ρ<br />
∂t + ⃗ ∇j<br />
49
lautet dann ganz einfach<br />
∂ µ j µ = 0<br />
Da die Kontinuitätsgleichung immer (in jedem IS) gilt, ist das Ergebnis 0 ein Skalar.<br />
Damit dies der Fall ist, muss j also ein 4-Vektor sein.<br />
Weiter betrachten wir die Wellengleichung in der Lorenzeichung. Sie lautet (in nicht<br />
kovarianter Form)<br />
Definieren wir jetzt das 4-Potential mit<br />
□φ = ρ ε 0<br />
( )<br />
A µ φ/c<br />
=<br />
⃗A<br />
Dann lautet die Wellengleichung ganz einfach<br />
□A µ = µ 0 j µ<br />
Die Lorenzeichung<br />
in kovarianter Form lautet<br />
1 ∂φ<br />
c 2 ∂t + ∇ ⃗ A ⃗ = 0<br />
∂ µ A µ = 0<br />
Um die Maxwellgleichungen aufzuschreiben, definieren wir den Feldstärketensor<br />
F µν = ∂ µ A ν − ∂ ν A µ<br />
Er ist ein antisymmetrischer Tensor und besitzt dementsprechend 6 unabhängige Komponenten.<br />
Dies sind gerade die elektrischen und magnetischen Felder. Sie sind in dieser<br />
Eichung definiert über<br />
⃗E = −∇φ ⃗ − ˙⃗ A B ⃗ = ∇ ⃗ × A ⃗<br />
also<br />
⎛<br />
⎞<br />
0 E x /c E y /c E z /c<br />
F µν =<br />
−E x /c 0 −B z B y<br />
⎜<br />
⎝−E y /c B z 0 −B<br />
⎟<br />
x ⎠<br />
−E z /c −B y B x 0<br />
oder in kontravarianter Form<br />
50
⎛<br />
⎞<br />
0 −E x /c −E y /c −E z /c<br />
F µν =<br />
E x /c 0 −B z B y<br />
⎜<br />
⎝E y /c B z 0 −B<br />
⎟<br />
x ⎠<br />
E z /c −B y B x 0<br />
Die homogenen Maxwellgleichungen in kovarianter Form lauten dann<br />
∂ ρ F µν + ∂ µ F νρ + ∂ ν F ρµ = 0<br />
Dabei ist die Wahl der Indizes in der Reihenfolge egal. Die Relation ist jeweils identisch<br />
erfüllt. Die Gleichung ist nur dann nicht-trivial, falls alle drei Indizees verschieden sind.<br />
Deshalb ergeben sich aus dieser Gleichung 4 Differentialgleichungen (und zwar gerade die<br />
bekannten homogenen Maxwellgleichugnen)<br />
⃗∇ · ⃗B = 0<br />
⃗ ∇ × ⃗ E = −<br />
∂ ⃗ B<br />
∂t<br />
Die homogenen Maxwellgleichung kann in der kompakten Form<br />
∂ ρ ˜F ρσ = 0<br />
geschrieben werden mit dem dualen Feldstärketensor<br />
˜F ρσ = 1 2 ερσµν F µν<br />
und dem Pseudotensor i<br />
⎧<br />
1 (ρ, σ, µ, ν) ist gerade Permutation von (0, 1, 2, 3)<br />
⎪⎨<br />
ε ρσµν = −1 ungerade Permutation<br />
⎪⎩ 0 sonst<br />
Die inhomogenen Maxwellgleichungen lauten<br />
∂ µ F νµ = µ 0 j ν<br />
in kovarianter Form. Setzt man wieder die möglichen Werte für die Indizees ein, so erhält<br />
i Ein Pseudotensor transformiert unter eigentlichen LT wie ein normaler Tensor, unter uneigentlichen<br />
LT wie ein normaler Tensor mit einem Minuszeichen.<br />
51
man die bekannten inhomogenen Maxwellgleichungen<br />
⃗∇ · ⃗E = cµ 0 j 0 ⃗ ∇ × ⃗ B −<br />
1<br />
c 2 ∂ ⃗ E<br />
∂t = µ 0 ⃗ j<br />
3.1.8 Kovariante Formulierung der Lorentz-Kraft<br />
Wir setzen die Lagrangefunktion eines Teilchens im Potential (wie oben erhalten) an<br />
L = −mc 2√ 1 − β 2 + q ⃗ A · ⃗v − qφ<br />
Sie führt auf die Bewegungsgleichung<br />
ṗ i = qE i + q(⃗v × ⃗ B) i<br />
Auch dies können wir wieder in kovarianter Form schreiben:<br />
ṗ a = 1 γ qF p ν<br />
iν<br />
m<br />
Nachtrag<br />
A µ ist 4-Vektor, falls er transformiert wie x µ . Zum Beispiel ist ˜x µ = (2x 0 , x 1 , x 2 , x 3 ) T<br />
kein 4-Vektor, da ˜x ′µ = (2x ′ 0, x ′ 1, x ′ 2, x ′ 3) T ungleich Λ µ ν ˜x ν ist. Auch a = (1, 2, 3, 4) ist kein<br />
4-Vektor.<br />
3.2 Klein-Gordon-Gleichung<br />
3.2.1 Motivation<br />
Wir stellen einige Anforderungen an eine Wellengleichung, welche relativistisch invariant<br />
ist:<br />
• Sie muss dem Relativitätsprinzip gehorchen<br />
• Sie muss eine Lorentz-invariante Form besitzen<br />
• Sie soll die Postulate der <strong>Quantenmechanik</strong> weiterhin befolgen. φ wollen wir also<br />
weiterhin als Wellenfunktion auffassen können und sein Normquadrat als Wahrscheinlichkeitsdichte.<br />
Observablen sollen durch hermitesche Operatoren dargestellt<br />
werden können, deren Eigenwerte die Messwerte repräsentieren. Eine beliebige Wel-<br />
52
lenfunktion soll nach Eigenfunktionen einer Observablen entwickelbar sein. Schließlich<br />
soll die zeitliche Entwicklung weiterhin gegeben sein durch<br />
i ∂φ<br />
∂t = Hφ<br />
3.2.2 Freies nichtrelativistisches Teilchen<br />
Für dieses Beispiel lautet die Hamiltonfunktion in der klassischen Mechanik einfach<br />
H = ⃗p2<br />
2m<br />
Nach dem Korrespondenzprinzip folgern wir<br />
H → i ∂ ∂t<br />
⃗p → i ⃗ ∇<br />
und erhalten somit die Schrödingergleichung für ein freies Teilchen<br />
i ∂φ<br />
∂t = − 2<br />
2m ∆φ<br />
Diese Gleichung ist nicht Lorentzinvariant, da sie nicht symmetrisch in Orts- und Zeitableitung<br />
ist. Trotzdem hat sie in vielen Experimenten ihre Richtigkeit bewiesen. Wir<br />
versuchen deshalb ähnlich vorzugehen:<br />
3.2.3 Freies relativistisches Teilchen<br />
(a) Wir versuchen die bekannte Relation für die Energie zu benutzen:<br />
H = √ m 2 c 4 + ⃗p 2 c 2<br />
Dies führt auf die Gleichung<br />
i ∂φ<br />
∂t = √ m 2 c 4 − 2 c 2 ∆φ<br />
Die Wurzel eines Operators ist nur definiert über eine Reihenentwicklung. Man erhält<br />
also beliebig hohe Terme in ∆, was wiederum zu einer Asymmetrie führt. Wir<br />
probieren deshalb weiter:<br />
(b) Stattdessen verwenden wir jetzt das Quadrat:<br />
H 2 = ⃗p 2 c 2 + m 2 c 4<br />
53
Außerdem quadrieren wir auch die Zeitabhängigkeit, also<br />
− 2 ∂2<br />
∂t 2 φ = ( − 2 c 2 ∆ + m 2 c 4) φ<br />
Schreiben wir die Gleichung um, so erhalten wir die sogenannte Klein-Gordon-Gleichung<br />
(□ + m2 c 2<br />
2 )<br />
φ = 0<br />
Aus dieser KG-Gleichung wollen wir jetzt den Wahrscheinlichkeitsstrom ableiten.<br />
Wir gehen dabei analog vor wie bei der Schrödingergleichung und multiplizieren die<br />
KG-Gleichung mit der konjugierten Wellenfunktion. Man erhält dann:<br />
Dies ist (mit Tensoren geschrieben)<br />
( )<br />
)<br />
φ ∗ □ + m2 c 2<br />
φ − φ<br />
(□ + m2 c 2<br />
φ ∗ = 0<br />
2 2<br />
∂ µ (φ ∗ ∂ µ φ − φ∂ µ φ ∗ ) = 0<br />
Ausmultipliziert erhält man (erweitert mit<br />
(<br />
∂ i<br />
φ ∗ ∂φ )<br />
∂t 2mi 2 ∂t − φ∂φ∗ ∂t<br />
<br />
) 2mi<br />
+ ∇ ⃗ (<br />
)<br />
φ ∗ ∇φ ⃗ − φ∇φ ⃗ ∗<br />
= 0<br />
2mi<br />
Wir definieren wie früher den Wahrscheinlichkeitsstrom als<br />
⃗j =<br />
(<br />
)<br />
φ ∗ ∇φ ⃗ − φ∇φ ⃗ ∗<br />
2mi<br />
Die Definition der Wahsrcheinlichkeitsdichte schlägt aber fehlt, da<br />
ρ =<br />
i (<br />
φ ∗ ∂φ )<br />
2mi 2 ∂t − φ∂φ∗ ∂t<br />
nicht positiv definit ist. Der Grund liegt in den möglichen negativen Energien, da die<br />
Wurzel in<br />
H = ± √ ⃗p 2 c 2 + m 2 c 4<br />
auch negative Lösungen hat. Die negativen Energien werden dann (später in der<br />
Dirac-Gleichung) als Antiteilchen definiert. Die KG-Gleichung bekommt vor allem in<br />
der Quantenfeldtheorie eine große Bedeutung zu.<br />
Insgesamt liefert die KG-Gleichung zwar gute Resultate, aber die gesamte Zeitent-<br />
54
wicklung ist noch nicht alleine aufgrund der Anfangsbedingung gegeben. Auch können<br />
wir ρ nicht als Wahrscheinlichkeitsdichte interpretieren.<br />
3.3 Dirac-Gleichung<br />
3.3.1 Gesucht: Gleichung der Form i∂ t ψ = Hψ<br />
Bemerkung<br />
• Hamiltonoperator muss lineare Ortsableitungen haben.<br />
• Ansatz<br />
H = c<br />
i<br />
( 3∑<br />
j=1<br />
α j ∂ xj<br />
)<br />
+ βmc 2<br />
α j als normale Zahl ist nicht möglich, da H dann nicht invariant unter räumlichen<br />
Drehungen wäre.<br />
• Vorschlag: i∂ t ψ = Hψ ist Matrix-Gleichung mit<br />
⎛ ⎞<br />
ψ 1<br />
ψ = ⎜<br />
⎝ .<br />
⎟<br />
⎠<br />
ψ N<br />
und α j , β sind N × N-Matrizen.<br />
3.3.2 Forderungen an Dirac-Gleichung<br />
(1) Muss die Energie-Impuls-Beziehung E 2 = ⃗p 2 c 2 + m 2 c 4 erfüllen.<br />
(2) Muss Kontinuitätsgleichung erfüllen und Wahrscheinlichkeitsinterpretation für die<br />
Wellenfunktion zulassen.<br />
(3) Muss Lorentz-kovariant sein.<br />
55
3.3.3 Zu 1.<br />
Jede Komponente von ψ muss Klein-Gordon-Gleichung erfüllen.<br />
− 2 ∂ 2 t Ψ j = ( − 2 c 2 ∇ 2 + m 2 c 4) ψ j<br />
i∂ t ψ = Hψ<br />
(<br />
− 2 ∂t 2 c<br />
ψ =<br />
i<br />
(<br />
=<br />
) (<br />
3∑<br />
α i ∂ xi + mc 2 c<br />
β<br />
i<br />
i=1<br />
− 2 c 2<br />
3∑<br />
i,j=1<br />
!<br />
= ( − 2 c 2 ∆ + m 2 c 4) ψ<br />
)<br />
3∑<br />
α j ∂ xj + mc 2 β ψ<br />
j=1<br />
α i α j ∂ xi ∂ xj + mc3<br />
i<br />
)<br />
3∑<br />
(α i β + βα i ) ∂ xi + m 2 c 4 β 2 ψ<br />
i=1<br />
Mit α i α j = α iα j +α j α i<br />
2<br />
Daraus folgt<br />
α i β + βα i = 0<br />
β 2 = 1<br />
α i α j + α j α i = 2δ ij 1<br />
αi 2 = 1<br />
3.3.4 Weitere Eigenschaften von α i und β<br />
• α i , β müssen hermitesch sein, damit H hermitesch ist, d.h. α † i = α i, β † = β<br />
• αi 2 = β 2 = 1 =⇒ Eigenwerte sind ±1<br />
•<br />
Tr(α i ) = −T r (βα i β)<br />
= −Tr ( β 2 α i<br />
)<br />
= −Tr (α i )<br />
=⇒ Tr (α i ) = 0<br />
Analog<br />
Tr(β) = 0<br />
Allgemein gilt Tr(A) = ∑ λ i , wobei λ i die Eigenwerte von A sind. Daraus ergibt<br />
sich, dass α i , β genauso viele Eigenwerte +1 wie -1 haben. Daraus folgt, dass Dimension<br />
N gerade sein muss.<br />
56
N = 2 nicht möglich, denn es gibt in 2 Dimensionen nur 3 miteinander anti-kommuntierende<br />
Matritzen: Pauli-Matrizen<br />
N = 4 ist möglich, z.b.<br />
( )<br />
0 σ i<br />
α i =<br />
σ i 0<br />
β =<br />
(<br />
1 0<br />
0 −1<br />
)<br />
Mit den Pauli Matrizen<br />
( )<br />
0 1<br />
σ 1 =<br />
1 0<br />
( )<br />
0 −i<br />
σ 2 =<br />
i 0<br />
σ 3 =<br />
(<br />
1 0<br />
0 −1<br />
)<br />
Bem: α i , β sind nicht eindeutig bestimmt.<br />
3.3.5 zu 2. Stromerhaltung<br />
Multipliziere i∂ t ψ = Hψ mit ψ † von links<br />
iψ † ∂ t ψ = c<br />
i<br />
3∑<br />
ψ † α i ∂ xi ψ + mc 2 ψ † βψ<br />
i=1<br />
Multipliziere −i∂ t ψ † = (Hψ) † mit ψ von rechts<br />
−i ( ∂ t ψ †) ψ = − c<br />
i<br />
3∑<br />
∂ xi ψ † α i ψ + mc 2 ψ † βψ<br />
i=1<br />
Differenz der beiden Gleichungen ergibt<br />
i∂ t<br />
(<br />
ψ † ψ ) = c<br />
i<br />
3∑<br />
∂ xi ψ † α i ψ ˆ= ∂ t ρ + ∇⃗j = 0<br />
i=1<br />
dies gibt uns<br />
ρ = ‖ψ‖ 2 =<br />
4∑<br />
ψi ∗ ψ i<br />
Die Wahrscheinlichkeitsinterpretation ist somit möglich.<br />
Noch zu zeigen :<br />
i=1<br />
( )<br />
J µ cρ<br />
=<br />
⃗j<br />
⃗j i = cψ † α i ψ<br />
ist ein 4-Vektor ebenso wie die Kovarianz der Dirac-Gleichung.<br />
57
3.3.6 Lösung für freies, ruhendes Elektron<br />
Die Dirac-Gleichung lautet in diesem Fall<br />
i ∂ ∂t ψ = βmc2 ψ<br />
Da β in der Dirac-Darstellung Diagonalform hat, sind dies 4 entkoppelte Differenzialgleichungen<br />
mit 4 linear unabhängigen Lösungen. Wir setzen die Lösungen<br />
an.<br />
ψ (1) mc2<br />
−i<br />
= e t (1, 0, 0, 0) T ψ (2) = e<br />
mc2<br />
−i <br />
t (0, 1, 0, 0) T<br />
ψ (3) = e i mc2<br />
t (0, 0, 1, 0) T ψ (4) = e i mc2<br />
t (0, 0, 0, 1) T<br />
Betrachten wir die Lösungen, welche wir in der Schrödingergleichung erhalten haben,<br />
dann würden die Lösungen 1 und 2 zu Energien E > 0 gehören und sehr gut dazu<br />
passen. Die Lösungen 3 und 4 sind jedoch Lösungen mit negativer Energie - was wir<br />
bisher noch nicht verstehen können.<br />
3.4 Nicht-relativistischer Grenzfall der Dirac-Gleichung<br />
3.4.1 Betrachte Wechselwirkung mit Elektromagnetischem-Feld<br />
(<br />
Φ<br />
c<br />
⃗A<br />
)<br />
Es sei wieder A µ = . Minimale Kopplung<br />
⎛ ⎞<br />
α 1<br />
⎜ ⎟<br />
Daraus folgt mit ⃗α = ⎝α 2 ⎠<br />
α 3<br />
p µ → p µ − eA µ<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎛ ⎞<br />
( )<br />
⎝i∂ }{{} t −eΦ⎠ <br />
ψ = ⎜<br />
⎝ c⃗α i ∇ − e A ⃗ +βmc 2 ⎟<br />
⎠ ψ (3.1)<br />
=cp 0 } {{ }<br />
⃗Π=⃗p−e A ⃗<br />
Woher kommt minimalistische Substitution?<br />
⃗A i , Φ = 0 . Es gilt, falls ψ Lösung ist =⇒ ψ ′ = exp ( i e ϕ) ψ, ϕ = const.<br />
ϕ = ϕ(⃗x, t)? =⇒ ψ ′ ist keine Lösung der Dirac-Gleichung. Aber ψ ′ = exp ( i e ϕ(⃗x, t)) ψ<br />
58
ist Lösung der Dirac-Gleichung , falls<br />
ψ → ψ ′ = exp<br />
(i e )<br />
ϕ ψ<br />
Φ → Φ ′ = Φ − ∂ t ϕ<br />
⃗A → ⃗ A ′ = ⃗ A + ∇ϕ<br />
3.4.2 Nicht-relativistischer Limes von 3.1<br />
( ) ( ) ( )<br />
0 σ i 1 0<br />
˜ϕ<br />
Verwende α i = , β = . Sei ψ = wobei ˜ϕ, ˜χ 2-komponentige<br />
σ i 0 0 −1<br />
˜χ<br />
Spaltenvektoren sind. 3.1 liefert dann<br />
( ) ( ) ( ) ( )<br />
˜ϕ<br />
i∂ t = c⃗σ Π ⃗ ˜χ<br />
+ mc 2 ˜ϕ ˜ϕ<br />
+ eΦ<br />
˜χ ˜ϕ −˜χ ˜χ<br />
Nicht-relativistischer Grenzfall : mc 2 ist größte Energie.<br />
Ansatz<br />
( )<br />
˜ϕ<br />
˜χ<br />
− i )<br />
mc2 τ<br />
} {{ }<br />
(<br />
= exp<br />
( )<br />
ϕ<br />
χ<br />
} {{ }<br />
dominante Zeitabhängigkeit<br />
langsam veränderliche Funktionen<br />
einsetzen:<br />
( ) ( ) ( ) ( )<br />
ϕ<br />
i∂ t = c⃗σ Π ⃗ χ ϕ<br />
+ eΦ + mc 2 0<br />
χ ϕ χ −2χ<br />
Betrachte die untere Gleichung mit der Näherung |i∂ t χ|, |eΦχ|
( )<br />
Verwende (⃗σ · ⃗a) ⃗σ ·⃗b = ⃗a ⃗ (<br />
b + i⃗σ ⃗a × ⃗ )<br />
b . Daraus folgt<br />
(<br />
⃗Π) 2 ( )<br />
⃗σ · = Π ⃗ 2 + i⃗σ ⃗Π × Π ⃗<br />
(<br />
= ⃗ Π 2 − i⃗σ<br />
= ⃗ Π 2 − i⃗σ<br />
= ⃗ Π 2 − e⃗σ ⃗ B<br />
(<br />
eA<br />
⃗ )<br />
⃗p ×<br />
(<br />
−eA ⃗ × ⃗p + e<br />
i<br />
+ eA ⃗ )<br />
× ⃗p<br />
Und damit insgesamt die so genannte Pauli-Gleichung<br />
(<br />
∇ × ⃗ A<br />
[<br />
i ∂ ∂t ϕ = (⃗p − eA) ⃗ ]<br />
2<br />
2m<br />
− e<br />
2m ⃗σ B ⃗ + eφ ϕ<br />
)<br />
)<br />
+ eA ⃗ × ⃗p<br />
Diese Gleichung hatten wir schon aus der Schrödingergleichung eines spinlosen Teilchens<br />
erhalten. Verwende jetzt noch ⃗ B = ⃗ ∇ × ⃗ A bzw.<br />
⃗A = 1 2<br />
(<br />
⃗r × B ⃗ )<br />
Wir vernachlässigen die Terme in ⃗ B 2 , da wir ein schwaches homogenes Magnetfeld ansetzen.<br />
Wir erhalten dann (<br />
⃗p − e ⃗ A) 2<br />
= ⃗p 2 − e ⃗ B ⃗ L<br />
mit dem Bahndrehimpuls ⃗ L und der Coulombeichung ⃗ ∇ · ⃗A = 0. Die Pauligleichung<br />
vereinfacht sich dann zu<br />
wenn wir S ⃗ = ⃗σ einführen.<br />
2<br />
i ∂ ∂t ϕ = ( ⃗p<br />
2<br />
2m −<br />
e ( ) )<br />
⃗L + 2S ⃗ ⃗B + eφ ϕ<br />
2m<br />
Bemerkungen<br />
(i) ϕ hat zwei Komponenten. Sie entsprechen den zwei Spinfreiheitsgraden eines Elektrons<br />
(+ und -). Der Spin entstand also ganz natürlich aus der Dirac-Gleichung.<br />
(ii) Das gyromagnetische Verhältnis g e = 2 entstand ganz einfach und richtig aus der<br />
Dirac-Gleichung. Genauer ist der Zahlenwert nicht ganz richtig. In der QED erhält<br />
man noch weitere Terme, die dann das richtige Ergebnis liefern:<br />
g e = 2<br />
(1 + α )<br />
2π + . . . α2 + . . . α 3 + . . . α 4 + . . . α 5<br />
60
Der experimentelle Wert im Moment ist<br />
g e − 2<br />
2<br />
= 1159652180.73(0.28) · 10 −12<br />
der theoretische Wert ist<br />
g e − 2<br />
2<br />
= 1159652181.78(0.77) · 10 −12<br />
Der Fehler in der Bestimmung von α ist also größer als der bei der Bestimmung von<br />
g aus Experiment und Theorie.<br />
(iii) Dieses Ergebnis ist eine starke Motivation, dass die Dirac-Gleichung ein relativistisches<br />
Elektron beschreibt.<br />
3.5 Lorentzkovarianz der Dirac-Gleichung<br />
Das Ziel ist die Forminvarianz der Dirac- und der Kontinuitätsgleichung unter LT zu<br />
zeigen.<br />
3.5.1 Umschreiben der Dirac-Gleichung<br />
Es ist sinnvoller, die Gleichung in einer anderen Form zu schreiben:<br />
Wir definieren 4 neue Matrizen:<br />
( )<br />
1 ∂<br />
i + ⃗α · ⃗∇ ψ − mcβψ = 0<br />
c ∂t<br />
γ 0 = β<br />
γ i = β · α i<br />
und erhalten damit die Gleichung<br />
(<br />
i<br />
γ 0<br />
∂ + γ 1 ∂ + γ 2 ∂ + γ 3 ∂ )<br />
ψ − mcψ = 0<br />
∂x 0 ∂x 1 ∂x 2 ∂x 3<br />
oder umgeschrieben:<br />
(iγ µ ∂ µ − mc) ψ = 0<br />
mit<br />
γ µ =<br />
(<br />
γ 0<br />
⃗γ<br />
)<br />
∂<br />
∂t<br />
(<br />
1<br />
∂ µ c<br />
=<br />
−∇<br />
⃗<br />
)<br />
61
Bemerkungen<br />
(i) Die γ µ sind nicht eindeutig festgelegt. Die γ µ müssen nur die Vertauschungsrelationen<br />
der α und β erfüllen. Diese sind<br />
{γ µ , γ ν } = 2g µν<br />
(ii) Manchmal ist es aber bequem, eine bestimmte Darstellung zu wählen:<br />
γ 0 =<br />
(<br />
1 0<br />
0 −1<br />
)<br />
( )<br />
γ i 0 σ i<br />
=<br />
−σ i 0<br />
(iii) Wir definieren weiterhin für eine Größe a:<br />
/a = γ µ a µ<br />
die Feynmandagger- oder auch Slash-Notation. Die Diracgleichung lautet dann einfach<br />
(<br />
i /∂ − mc ) ψ = 0<br />
(iv) Mit p µ = i∂ µ ergibt sich<br />
(<br />
/ p − mc ) ψ = 0<br />
(v) Für eine Wechselwirkung mit einem elektromagnetischen Feld ersetzen wir einfach<br />
p µ durch p µ − eA µ und erhalten damit die Gleichung<br />
(<br />
/ p − e /A − mc ) ψ = 0<br />
(vi) Der Wahrscheinlichkeitsstrom ist<br />
( ) ( )<br />
j µ cρ cψ † ψ<br />
= =<br />
⃗j cψ † ⃗αψ<br />
Mit der Definition<br />
¯ψ = ψ † γ 0<br />
erhält man<br />
cψ † ψ = c ¯ψγ 0 ψ<br />
cψ † ⃗αψ = c ¯ψ⃗γψ<br />
und damit<br />
j µ = c ¯ψγ µ ψ<br />
62
(vii) Wir benutzen später natürliche Einheiten = 1, c = 1. Zu jeder Zeit kann jedoch die<br />
Gleichung in SI-Einheiten rekonstruiert werden (wir verlieren also keine Information).<br />
Damit wird die Diracgleichung zu<br />
(<br />
p / − m ) ψ = 0<br />
3.5.2 Nachweis der Kovarianz<br />
(a) Vorüberlegungen:<br />
(i) Wir schreiben x statt x µ<br />
(ii) Wir betrachten zwei IS O und O ′ . Λ µ ν<br />
den beiden Systemen.<br />
ist die Lorentztransformation zwischen<br />
(iii) Wir wollen in diesem Kapitel folgendes zeigen: Wenn im IS O ein ψ(x) berechnet<br />
wurde, dann muss die Lösung ψ ′ (x ′ ) der Dirac-Gleichung im anderen IS O ′ aus<br />
ψ(x) mit Λ berechenbar sein. ψ ′ (x ′ ) muss also die Gleichung<br />
(<br />
iγ ′µ ∂ )<br />
∂x − mc ψ ′ (x ′ ) = 0<br />
′µ<br />
erfüllen, wobei natürlich γ ′ = γ erfüllt ist.<br />
(iv) Zusammenhang zwischen ψ(x) und ψ ′ (x ′ ) ist linear, da die Dirac-Gleichung und<br />
die Lorentztransformation linear sind. Wir machen also den Ansatz<br />
ψ ′ (x ′ ) = S(Λ)ψ(x)<br />
mit einer 4x4-Matrix S(Λ).<br />
(b) Bestimmungsgleichung für S(Λ): Es gilt<br />
ψ ′ (x ′ ) = ψ ′ (Λx) = S(Λ)ψ(Λ −1 x ′ )<br />
Oder anders<br />
ψ(x) = S −1 (Λ)ψ ′ (x ′ ) = S −1 (Λ)ψ ′ (Λx) = S(Λ −1 )ψ ′ (x ′ )<br />
Also muss also<br />
S −1 (Λ) = S(Λ −1 )<br />
gelten.<br />
63
Die Diracgleichung in O lautet<br />
(iγ µ ∂ µ − mc) ψ(x) = 0<br />
mit ψ(x) = S −1 (Λ)ψ ′ (x ′ ) erhält man daraus<br />
(<br />
iS(Λ)γ µ S −1 (Λ)∂ µ − mc ) ψ ′ (x ′ ) = 0<br />
Führen wir eine LT durch, dann müssen wir beachten:<br />
∂ µ = Λ ν µ∂ ′ ν<br />
und erhalten<br />
(<br />
iS(Λ)γ µ S −1 (Λ)Λ ν µ∂ ′ ν − mc ) ψ ′ (x ′ ) = 0<br />
In O ′ lautet die Diracgleichung<br />
(iγ ν δ ′ ν − mc) ψ ′ (x ′ ) = 0<br />
Es muss also gelten:<br />
S(Λ)γ µ S −1 (Λ)Λ ν µ = γ ν<br />
Bzw.<br />
Λ ν µγ µ = S −1 (Λ)γ ν S(Λ) (3.2)<br />
Bemerkung :<br />
(i) 3.2 ist Bestimmungsgleichung für S(Λ).<br />
(ii) Wellenfunktionen, die sich unter ψ ′ (x ′ ) = S(Λ)ψ(x) und 3.2 transformieren heißen<br />
4-komponentige Lorentz-Spinoren. Beachte: ψ hat 4 Komponenten, ist aber<br />
kein 4-Vektor.<br />
(iii) Konstruiere S(Λ) =⇒ Kovarianz der Dirac-Gleichung ist bewiesen.<br />
Wir werden im Weiteren die möglichen Fälle für eine Lorentztranformation Λ betrachten<br />
und für jeden Fall eine Matrix S konstruieren.<br />
(c) Infinitesimale, eigentliche Lorentztransformationen<br />
Wir setzen also eine Art Entwicklung für Λ an:<br />
Λ ν µ = g ν µ + ∆ω ν µ<br />
64
Aus Λ T gΛ = g folgt die Antisymmetrie von ∆ω<br />
∆ω νµ = −∆ω µν<br />
Bemerkung<br />
(1) ∆ω µν hat 6 unabhängige Komponenten.<br />
(2) Die Komponenten ∆ω 0i entsprechen einem Boost in x i -Richtung.<br />
(3) Die Komponenten ∆ω 12 , ∆ω 13 , ∆ω 23 sind die Drehung um die z,y,x-Achse.<br />
Wir entwickeln S nach Potenzen von ∆ω µν<br />
S = 1 − i 4 σ µν∆ω µν + O ( (∆ω) 2)<br />
S −1 = 1 + i 4 σ µν∆ω µν<br />
Die Matrizen σ µν sind dabei die Entwicklungskoeffizienten und müssen noch bestimmt<br />
werden. Für sie gilt<br />
σ µν = −σ νµ<br />
nach Wahl. Einsetzen in die Bestimmungsgleichung Λ ν µγ µ = S −1 (Λ)γ ν S(Λ) liefert:<br />
( )<br />
g<br />
ν<br />
µ + ∆ωµ<br />
ν γ µ =<br />
(1 + i )<br />
4 σ ρσ∆ω ρσ γ<br />
(1 ν − i )<br />
4 σ αβ∆ω αβ<br />
∆ωµγ ν µ = i 4 ∆ωρσ (σ ρσ γ ν − γ ν σ ρω )<br />
= 1 2 (∆ωνµ γ µ − ∆ω µν γ µ )<br />
= 1 ( )<br />
2 ∆ρσ gρg ν σγ µ µ − g ρ µ gσγ ν µ<br />
= 1 ( )<br />
2 ∆ωρσ gργ ν σ − gσγ ν ρ<br />
Es muss also gelten<br />
2i ( g ν ργ σ − g ν σγ ρ<br />
)<br />
= γ ν σ ρσ − σ ρσ γ ν<br />
= [γ ν , σ ρσ ]<br />
Die Gleichung<br />
2i ( g ν ργ σ − g ν σγ ρ<br />
)<br />
= [γ ν , σ ρσ ] (3.3)<br />
65
schränkt jetzt die Wahl der Matrizen σ µν ein. Die Aufgabe ist die Konstruktion dieser<br />
6 Matrizen, so dass 3.3 erfüllt ist. Die Lösung ist die Wahl<br />
σ µν = i 2 [γ µ, γ ν ]<br />
was man durch einfaches Einsetzen mithilfe von<br />
{γ µ , γ ν } = 2g µν<br />
zeigen kann. Damit ergibt sich für infinitesimale Lorentz-Transformationen<br />
S = 1 + 1 8 [γ µ, γ ν ]∆ω µν + O ( (∆ω) 2)<br />
= 1 − i 4 σ µν∆ω µν + O ( (∆ω) 2)<br />
(d) Endliche L.T.<br />
Eine endliche L.T. kann durch wiederholtes Anwenden der infinitesimalen L.T. konstruiert<br />
werden. Wir betrachten einen Boost in x-Richtung als Beispiel. Dazu trennen<br />
wir ∆ω auf in<br />
mit für einen Boost in x-Richtung:<br />
∆ω ν µ = ∆ωI ν µ<br />
⎛<br />
⎞<br />
0 −1 0 0<br />
Iµ ν =<br />
−1 0 0 0<br />
⎜<br />
⎝ 0 0 0 0<br />
⎟<br />
⎠<br />
0 0 0 0<br />
Die komplette endliche L.T. kann dann aus Λ ν µ = δ ν µ + ∆ω ν µ konstruiert werden<br />
x ′ν = lim<br />
(g + ω ) ν (g<br />
N→∞ N I + ω )<br />
α 1 N I α1<br />
. . .<br />
(δ + ω )<br />
α 2 N I αN<br />
x µ<br />
µ<br />
= (exp (ωI)) µ ν xµ<br />
= (cosh (ωI) + sinh (ωI)) ν µ xµ<br />
= ( 1 − I 2 + I 2 cosh ω + I sinh ω ) ν<br />
⎛<br />
⎞ν<br />
cosh ω − sinh ω 0 0<br />
=<br />
− sinh ω cosh ω 0 0<br />
⎜<br />
⎝ 0 0 1 0<br />
⎟<br />
⎠<br />
0 0 0 1<br />
66<br />
µ<br />
µ xµ<br />
x µ
was genau der schon bekannten Matrix Λ ν µ für einen Boost in x-Richtung entspricht.<br />
Dabei wurde benutzt, dass<br />
⎛ ⎞<br />
1 0 0 0<br />
I 2 =<br />
0 1 0 0<br />
⎜<br />
⎝0 0 0 0<br />
⎟ I 3 = I<br />
⎠<br />
0 0 0 0<br />
Für einen Boost in y−, z−Richtung oder für eine Drehung kann analog vorgegangen<br />
werden (nur muss dann I anders gewählt werden).<br />
(e) Endliche Spinortransformationen<br />
Wir wollen jetzt ähnlich für eine endliche Spinortransformation vorgehen. Wir konstruieren<br />
sie also als Aneinanderkettung infinitesimaler Spinortransformationen.<br />
ψ ′ (x ′ ) = S(Λ)ψ(x)<br />
(<br />
= lim 1 − i<br />
N→∞ 4 σ ω<br />
µν<br />
(<br />
= exp − i 4 ωσ µνI n<br />
µν<br />
N Iµν n<br />
)<br />
ψ(x)<br />
) N<br />
ψ(x)<br />
Mit n als ”Drehungen” um Achse in n−Richtung, ∆ω = ω N<br />
vorher. Ein paar Beispiele zur Verdeutlichung:<br />
und ∆ων µ = ∆ωI ν µ wie<br />
(1) Für einen Boost in x-Richtung ist wie vorhin schon gesehen<br />
und damit<br />
⎛<br />
⎞<br />
0 −1 0 0<br />
Iµ ν =<br />
−1 0 0 0<br />
⎜<br />
⎝ 0 0 0 0<br />
⎟<br />
⎠<br />
0 0 0 0<br />
⎛<br />
⎞<br />
0 1 0 0<br />
I µν = I ρ µ g ρν =<br />
−1 0 0 0<br />
⎜<br />
⎝ 0 0 0 0<br />
⎟<br />
⎠<br />
0 0 0 0<br />
σ µν I µν = σ 01 − σ 10 = 2σ 01<br />
Schließlich erhält man als Spinortransformation<br />
(<br />
ψ ′ (x ′ ) = exp − i )<br />
2 ωσ 01 ψ(x)<br />
67
(2) Bei einer Raumdrehung um den Winkel ϕ um die z−Achse ist<br />
und damit<br />
⎛<br />
⎞<br />
0 0 0 0<br />
I ν µ =<br />
0 0 1 0<br />
⎜<br />
⎝0 −1 0 0<br />
⎟<br />
⎠<br />
0 0 0 0<br />
Man erhält also die Transformation<br />
⎛<br />
⎞<br />
0 0 0 0<br />
I µν =<br />
0 0 −1 0<br />
⎜<br />
⎝0 1 0 0<br />
⎟<br />
⎠<br />
0 0 0 0<br />
σ µν I µν = −σ 12 + σ 21 = −2σ 12<br />
ψ ′ (x ′ ) = exp<br />
( i<br />
2 ϕσ 12<br />
)<br />
ψ(x)<br />
Mit<br />
σ 12 = i 2 [γ 1, γ 2 ] =<br />
( )<br />
σ 3 0<br />
0 σ 3<br />
Beachte: Der Drehwinkel ist ϕ . Erst nach einer Drehung um 4π hat ψ(x) wieder<br />
2<br />
seinen ursprünglichen Wert erhalten. <strong>Physik</strong>alische Größen müssen also immer<br />
bilinear in ψ(x) sein um physikalisch sinnvolle Aussagen machen zu können.<br />
(f) Zusammenhang zwischen S, S † , S −1<br />
Wir benutzen<br />
σ † ij = σ ij σ † 0i = −σ 0i γ † 0 = γ 0 γ † i = −γ i<br />
(1) Betrachte zuerst räumliche Drehungen. Hier ist<br />
S R = exp<br />
(− i )<br />
4 ω ijσ ij<br />
(<br />
S † R = exp + i )<br />
4 ω ijσ ij = S −1<br />
R<br />
S R ist also unitär.<br />
(2) Für einen Boost in x−Richtung z.B. ist<br />
(<br />
S L = exp − i )<br />
2 ωσ 01<br />
68
mit<br />
Also ist<br />
( )<br />
0 σ 1<br />
σ 01 = i<br />
σ 1 0<br />
( ( ))<br />
ω 0 σ 1<br />
S L = exp<br />
= S † L<br />
2 σ 1 0<br />
S L ist nicht unitär. Es gilt jedoch<br />
S −1<br />
L<br />
= γ0 S † L γ0<br />
da {γ 0 , σ 0i } = 0. Außerdem gilt auch<br />
S −1<br />
R<br />
= γ0 S † R γ0<br />
da [γ 0 , σ ij ] = 0.<br />
(3) Insgesamt gilt also für eigentliche LT:<br />
S −1 = γ 0 S † γ 0<br />
(g) Zusammenfassung: Eine LT überführt<br />
ψ → ψ ′ (x ′ ) = S(Λ)ψ(x)<br />
mit<br />
Außerdem wird überführt:<br />
(<br />
S(Λ) = exp − i )<br />
4 ωσ µνI n<br />
µν<br />
ψ † → ψ ′† = ψ † S † (Λ)<br />
Da dies nicht symmetrisch ist, definieren wir ¯ψ = ψ † γ 0 und erhalten dann<br />
¯ψ → ¯ψ ′ = ψ † S † γ 0 =<br />
¯ψS<br />
−1<br />
Somit muss ¯ψψ ein lorentzinvarianter Skalar sein. Außerdem ist auch ¯ψγ µ ψ ein lorentzinvarianter<br />
Vektor, da<br />
¯ψ ′ γ µ ψ ′ = ¯ψS −1 γ µ Sψ = Λ µ ν ¯ψγ ν ψ<br />
Insbesondere ist also<br />
j µ = c ¯ψγ µ ψ<br />
69
ein 4-Vektor. Die Kontinuitätsgleichung ∂ µ j µ = 0 ist also lorentzinvariant. Die Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
j 0 = cρ transformiert sich wie die Zeit-Komponente eines 4-<br />
Vektors.<br />
3.5.3 Raumspiegelungen<br />
Wir betrachten also jetzt Transformationen<br />
⃗x ′ = −⃗x<br />
t ′ = t<br />
Die Dirac-Gleichung ist kovariant, falls es eine Lösung von<br />
Λ ν µγ µ = P −1 (Λ)γ ν P (Λ)<br />
gibt. Zur besseren Unterscheiden bezeichnen wir die Transformationsmatrix nicht mehr<br />
mit S, sondern mit P (für Parität). Dabei ist<br />
Λ ν µ = diag (1, −1, −1, −1)<br />
Man erhält also die Gleichungen<br />
γ 0 = P −1 γ 0 P<br />
−γ i = P −1 γ i P<br />
Daraus schließen wir, dass<br />
P = e iϕ γ 0<br />
mit einem beliebigen Phasenfaktor ϕ. Zur Bestimmung fordern wir, dass 4 Raumspiegelungen<br />
wieder den orginalen Zustand erhalten, also<br />
e iϕ = ±1; ±i<br />
Häufig wählt man ϕ = 0.<br />
Es gilt weiterhin<br />
P −1 = P † = γ 0 P † γ 0<br />
Deshalb ist die Transformation ganz einfach<br />
ψ(x) → ψ ′ (x ′ ) = ψ(t, −⃗x) = e iϕ γ 0 ψ(x)<br />
70
Lösung der Dirac-Gleichung für p = 0<br />
ψ (1) = (1, 0, 0, 0) T e −imc2 t/<br />
ψ (3) = (0, 0, 1, 0) T e imc2 t/<br />
Wir hatten die Lösungen<br />
ψ (2) = (0, 1, 0, 0) T e −imc2 t/<br />
ψ (4) = (0, 0, 0, 1) T e imc2 t/<br />
erhalten. Diese sind Eigenfunktionen zum Paritätsoperator P mit verschiedenem Vorzeichen<br />
der Eigenwerte für E > 0 und E < 0. Die oberen beiden Komponenten des Spinors -<br />
so hatten wir schon ausgerechnet - beschreiben ein Elektron mit Spin. Die unteren beiden<br />
Komponenten - das werden wir noch ausrechnen - stehen für das Antiteilchen des Elektrons<br />
- das Positron. Das System aus Elektron und Positron (e + e − ) hat negative Parität,<br />
falls der Bahndrehimpuls gerade ist.<br />
3.5.4 Bilineare Kovarianten<br />
Es gibt 16 linear unabhängige 4 × 4-Matrizen. Die Basis kann aus γ-Matrizen aufgebaut<br />
werden.<br />
(a) Wir definieren<br />
γ 5 = iγ 0 γ 1 γ 2 γ 3 = i<br />
24 γµ γ ν γ ρ γ σ ε µνρσ<br />
Die explizite Form in Dirac-Darstellung ist<br />
( )<br />
γ 5 0 1<br />
=<br />
1 0<br />
Weiterhin ist<br />
{γ µ , γ 5 } = 0 [σ µν , γ 5 ] = 0<br />
Für eigentliche Lorentztransformationen ist also<br />
[S, γ 5 ] = 0<br />
und für Raumspiegelungen<br />
{P, γ 5 } = 0<br />
γ 5 ist also ein Pseudoskalar.<br />
(b) Die Basis ist also gebildet durch<br />
71<br />
Wichtig<br />
für die<br />
Klausur
Basis Anzahl an Matrizen bilineare Kovariante ¯ψΓψ<br />
Γ S = 1 1 ¯ψψ Skalar<br />
Γ V µ = γ µ 4 ¯ψγµ ψ Vektor<br />
Γ T µν = σ µν 6 ¯ψσµν ψ Tensor<br />
Γ A µ = γ 5 γ µ 4 ¯ψγ 5 γ µ ψ Axialvektor / Pseudovektor<br />
Γ P = γ 5 1 ¯ψγ 5 ψ Pseudoskalar<br />
Alle diese auftretenden bilinearen Kovarianten sind physikalisch sinnvolle Größen<br />
und können auch als solche interpretiert werden (z.B. den Skalar als Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
und den Vektor als Strom usw.).<br />
3.6 Lösungen der Dirac-Gleichung<br />
Bis hierher wissen wir:<br />
• Die Dirac-Gleichung ist lorentzkovariant<br />
• Der nicht-relativistische Grenzfall führt auf schon uns bekannte Gleichungen<br />
• Wir haben schon Lösungen für p = 0 gefunden: ψ (r) (x) = ω (r) e −iεrmc2 t/<br />
3.6.1 Lösungen für positive und negative Energien<br />
Um jetzt für ein allgemeines p die Dirac-Gleichung zu lösen, können wir entweder eine<br />
LT auf die schon gefundene Lösung für p = 0 anwenden oder die Gleichung direkt lösen.<br />
Wir wählen die zweite Möglichkeit, lösen also<br />
(i/∂ − m)ψ = 0<br />
(a) Für eine positive Energie wählen wir den Ansatz einer ebenen Welle mit<br />
ψ(x) = u(p)e −ipx<br />
Die Lösung kann abhängig von p sein, da der Hamiltonoperator mit p vertauscht.<br />
Nach Einsetzen erhalten wir dann<br />
(/p − m)u(p) = 0<br />
72
Wir schreiben<br />
( )<br />
ϕ<br />
u =<br />
χ<br />
und erhalten mit der Definition von /p<br />
( )<br />
(−p 0 γ 0 ϕ<br />
+ ⃗p⃗γ + m) = 0<br />
χ<br />
Wir wechseln in die Dirac-Darstellung der γ-Matrizen und erhalten zwei Teilgleichungen<br />
−p 0 ϕ + ⃗p⃗σχ + mϕ = 0<br />
p 0 χ − ⃗p⃗σϕ + mχ = 0<br />
Es ist also<br />
und mit (⃗p⃗σ) 2 = ⃗p 2 erhält man<br />
χ =<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 + m ϕ<br />
(<br />
−p0 (p 0 + m) + ⃗p 2 + m(p 0 + m) ) ϕ = 0<br />
Diese Gleichung ist aufgrund er Energieerhaltung immer erfüllt. Damit können zwei<br />
linear unabhängige Lösungen folgendermaßen geschrieben werden:<br />
⎛<br />
u (1) (p) = N<br />
⎜<br />
⎝<br />
( ) ⎞<br />
1<br />
0<br />
( )<br />
1<br />
⎟<br />
⎠<br />
0<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 +m<br />
⎛<br />
u (2) (p) = N<br />
⎜<br />
⎝<br />
( ) ⎞<br />
0<br />
1<br />
( )<br />
0<br />
⎟<br />
⎠<br />
1<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 +m<br />
wobei N eine Normierungskonstante ist. Sie erhält man aus der Forderung, dass<br />
ūu = 1<br />
und damit<br />
N =<br />
√<br />
p0 + m<br />
2m<br />
(b) Für negative Energien geht man sehr analog vor. Wir wählen den Ansatz<br />
ψ(x) = v(p)e ipx<br />
73
Einsetzen in die Dirac-Gleichung (i/∂ − m)ψ = 0 liefert<br />
(/p + m)v(p) = 0<br />
Wieder setzen wir<br />
und erhalten die zwei Teilgleichungen<br />
( )<br />
ϕ<br />
v =<br />
χ<br />
[( ) ( ) ( )] ( )<br />
p 0 0 0 ⃗p⃗σ m 0 ϕ<br />
−<br />
+<br />
= 0<br />
0 −p 0 −⃗p⃗σ 0 0 m χ<br />
Diesmal lösen wir zuerst die erste Gleichung und erhalten<br />
ϕ =<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 + m χ<br />
Zur Überprüfung setzen wir das Ergebnis in die zweite Gleichung ein und erhalten<br />
(−p 0 + (⃗p⃗σ)2<br />
p 0 + m + m )<br />
χ = 0<br />
Da p 2 = m 2 ist diese Gleichung immer erfüllt. Wir erhalten also jetzt zwei ähnliche<br />
linear unabhängige Lösungen<br />
⎛<br />
v (1) (p) = N<br />
⎜<br />
⎝<br />
( ) ⎞<br />
1<br />
( )<br />
0<br />
1<br />
⎟<br />
⎠<br />
0<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 +m<br />
⎛<br />
v (2) (p) = N<br />
⎜<br />
⎝<br />
( ) ⎞<br />
0<br />
( )<br />
1<br />
0<br />
⎟<br />
⎠<br />
1<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 +m<br />
mit der selben Normierungskonstante wie oben<br />
√<br />
p0 + m<br />
N =<br />
2m<br />
3.6.2 Orthogonalität und Vollständigkeit<br />
Ein System {|n〉} ist ein orthonomiertes, vollständiges System falls gilt:<br />
∑<br />
〈n|n ′ 〉 = δ nn ′ |n〉 〈n| = 1<br />
n<br />
74
(a) Orthonormalität der Lösungen von oben: Man sieht recht schnell, dass<br />
ū (i) u (j) = δ ij<br />
durch Einsetzen der Lösungen von oben (oder man geht direkt in das Ruhesystem<br />
mit p = 0 und sieht dort, dass das Skalarprodukt Null ist. Da es invariant ist, ist es<br />
auch in jedem anderen System Null). Für v gilt<br />
¯v (i) v (j) = −δ ij<br />
(b) Vollständigkeit: Für u ist die Summe gegeben durch<br />
u (1)<br />
α ū (1)<br />
β<br />
+ u(2) α ū (2)<br />
β<br />
dabei bezeichnet α und β die Spinorindizes. Setzt man die Lösung von oben ein,<br />
so erhält man<br />
= p 0 + m<br />
2m<br />
⎛<br />
+<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎡⎛<br />
⎢⎜<br />
⎣⎝<br />
( ) ⎞<br />
1<br />
( (<br />
0<br />
( )<br />
1<br />
⎟ 1 0 −<br />
⎠<br />
0<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 +m<br />
( ) ⎞<br />
0<br />
( (<br />
1<br />
( )<br />
0<br />
⎟ 0 1 −<br />
⎠<br />
1<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 +m<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 +m<br />
⃗p⃗σ<br />
p 0 +m<br />
( )) †<br />
)<br />
1<br />
0<br />
⎤<br />
( )) †<br />
)<br />
0<br />
⎥<br />
1 ⎦<br />
Rechnet man das Matrixprodukt aus, so erhält man gerade<br />
u (1)<br />
α ū (1)<br />
β<br />
+ u(2) α ū (2)<br />
β<br />
= 1<br />
2m ( /p + m) αβ<br />
αβ<br />
und analog<br />
und damit insgesamt<br />
v (1)<br />
α ¯v (1)<br />
β<br />
+ v (2)<br />
α ¯v (2)<br />
β<br />
= 1<br />
2m ( /p − m) αβ<br />
u (1)<br />
α ū (1)<br />
β<br />
+ u(2) α ū (2)<br />
β<br />
− (v(1) α ¯v (1)<br />
β<br />
+ v α (2) ¯v (2)<br />
β ) = 1<br />
Das Minuszeichen zwischen den beiden Summen lässt sich jetzt noch nicht verstehen.<br />
Es hängt mit der Tatsache zusammen, das v die Lösung des Antiteilchens vom<br />
75
Elektron (das Positron) ist.<br />
Es ist also<br />
(/p − m)u(p) = 0<br />
(/p + m)v(p) = 0<br />
Wir können die Gleichung hermitesch konjugieren und erhalten (durch Multiplizieren<br />
von γ 0 von links)<br />
u † (/p † − m) = 0 =⇒ ū(γ 0 /p † γ 0 − m) = 0<br />
Insgesamt erhält man<br />
ū(p)(/p − m) = 0<br />
¯v(p)(/p + m) = 0<br />
3.6.3 Elektronspin<br />
Um den Elektronenspin darstellen zu können, schreiben wir<br />
(/p − m)u(p, s) = 0<br />
u(p, s) ist dabei ein Spinor für die Lösung der Dirac-Gleichung mit positiver Energie<br />
(wie oben) mit dem Impuls p µ und dem Spin s µ . Der Spin-4-Vektor s µ ist definiert im<br />
Ruhesystem des Elektrons über den Polarisationsvektor ⃗s.<br />
( )<br />
ŝ µ 0<br />
=<br />
⃗s<br />
Dabei bezeichnet der Hut die Größe im Ruhesystem. Im Ruhesystem gilt ebenfalls<br />
( )<br />
ˆp µ m<br />
=<br />
⃗0<br />
Da ŝ ν ŝ ν = −⃗s 2 = −1 und ˆp ν ŝ ν = 0 gelten auch in jedem anderen System mit<br />
s µ = Λ µ νŝ ν<br />
p µ = Λ µ ν ˆp ν<br />
die Beziehungen<br />
s µ s µ = −1 p µ s µ = 0<br />
76
Damit lässt sich die Vollständigkeitsbeziehungen schreiben als<br />
∑<br />
s<br />
u(p, s)ū(p, s) = / p + m<br />
2m<br />
∑<br />
s<br />
v(p, s)¯v(p, s) = / p − m<br />
2m<br />
3.6.4 Projektoren für Energie und Spin<br />
Gesucht sind Operatoren, die aus einer gegebenen Lösung die vier unabhängigen Lösungen<br />
zu positiver oder negativer und zu Spin ↑ und Spin ↓ herausprojezieren. Sie sollen<br />
kovariant formuliert sein.<br />
(a) Projektor der Energie: Der Operator<br />
Λ ± = ± /p + m<br />
2m<br />
projiziert auf Eigenzustände mit positiver (+) / negativer (-) Energie.<br />
Beweis: Es ist<br />
( ) ± /p + m 2<br />
p<br />
Λ 2 ± =<br />
= / 2 + m 2 ± 2/pm<br />
2m<br />
4m 2<br />
= 2m(m ± /p)<br />
4m 2 = Λ ±<br />
da /p 2 = p µ p µ = m 2 und weiterhin<br />
Λ + Λ − = 0 Λ + + Λ − = 1<br />
Also ist Λ ± ein Projektor, der die gewünschten Eigenschaften erfüllt.<br />
(b) Projektor auf Spin: Der Operator<br />
Σ(s) = 1 + γ 5/s<br />
2<br />
projiziert auf Eigenzustände mit Spin s. Um dies zu sehen, wechseln wir wieder ins<br />
Ruhesystem (da wir nur dort eine Vorstellung vom Spin besitzen). Wir betrachten<br />
einen Spin in z-Richtung:<br />
ŝ µ = (0, 0, 0, 1) T =: u µ z<br />
Diesen Vektor u z können wir jetzt benutzen, um die Operatoren Σ zu definieren, die<br />
77
einen Zustand auf Spin nach oben oder Spin nach unten projizieren. Es ist<br />
Σ(u z ) = 1 + γ 5(−γ 3 )<br />
2<br />
=<br />
1 +<br />
( )<br />
σ 3 0<br />
0 −σ 3<br />
2<br />
⎛<br />
1<br />
=<br />
⎜<br />
⎝<br />
0<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
1<br />
und analog<br />
⎛<br />
0<br />
Σ(−u z ) =<br />
⎜<br />
⎝<br />
1<br />
1<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
0<br />
Wir erhalten also<br />
Σ(u z )(1, 0, 0, 0) T = (1, 0, 0, 0) T<br />
Σ(u z )(0, 0, 0, 1) T = (0, 0, 0, 1) T<br />
Σ(−u z )(0, 1, 0, 0) T = (0, 1, 0, 0) T<br />
Σ(−u z )(0, 0, 1, 0) T = (0, 0, 1, 0) T<br />
Bei den letzten beiden Spinoren scheint unsere Intuition verdreht.<br />
Wieder können wir nachrechnen, dass Σ ein Projektor ist. Es ist<br />
Σ(s) 2 = 1 + 2γ 5/s + γ 5 /sγ 5 /s<br />
4<br />
= 1 + γ 5/s<br />
2<br />
= Σ(s)<br />
und<br />
Σ(s)Σ(−s) = 0 Σ(s) + Σ(−s) = 1<br />
3.7 Streuung von Elektronen am Coulomb-Potential<br />
3.7.1 Differentieller Wirkungsquerschnitt in Born’scher Näherung<br />
• Potential: V (r) = − Zα<br />
r<br />
• Streuamplitude<br />
f(θ, ϕ) = A = − m 2π<br />
∫<br />
ψ † ⃗p ′ (⃗r) V (r) ψ ⃗p (⃗r) dV<br />
elastische Streuung : p ′ 0 = p 0 = E, |⃗p| = |⃗p ′ |<br />
78
• Dirac-Wellenfunktion:<br />
ψ ⃗p (⃗r) = u(p, s) exp (−i (p 0 t − ⃗p⃗x))<br />
•<br />
Einsetzen von ψ ⃗p (x) in die Amplitude ergibt<br />
dσ<br />
dΩ = |A|2<br />
A = − m ∫<br />
u † (p ′ , s ′ ) exp (i (p ′<br />
2π<br />
0t − ⃗p ′ ⃗r)) V (r)u(p, s) exp (−i (p 0 t − ⃗p⃗r)) dV<br />
(γ 0 ) 2 =1<br />
= − m ∫<br />
2π u (p′ , s ′ ) γ 0 u(p, s) V (r) exp (−i (⃗p ′ ⃗r − ⃗p⃗r)) dV<br />
= − m 2π u (p′ , s ′ ) γ 0 u(p, s) Zα4π<br />
|⃗p ′ − ⃗p| 2<br />
⃗q=⃗p−⃗p ′<br />
= − 2mZα<br />
|⃗q| 2 u(p ′ , s ′ )γ 0 u(p, s)<br />
=⇒ dσ<br />
dΩ = 4Z2 m 2 α 2<br />
|⃗q| 4 |u(p ′ , s ′ )γ 0 u(p, s)| 2<br />
Bemerkung: I.A. wird der Spin des e − im einlaufenden Strahl nicht präpariert =⇒<br />
Mittelung 50% Spin ↑, 50% Spin ↓. Spin des e − im Endzustand wird nicht gemessen<br />
=⇒ Summation<br />
dσ<br />
dΩ = 4Z2 m 2 α 2 1 ∑<br />
|u(p ′ , s ′ )γ 0 u(p, s)| 2<br />
|⃗q| 4 2<br />
s,s ′<br />
3.7.2 Einschub: Berechnung von Spinormatrixelementen<br />
(a) Betrachte: ∑ s,s ′ |u(p ′ , s ′ )Γu(p, s)| 2 mit Γ ∈ {1, γ µ , γ µ γ 5 , σ µν , γ 5 }. Also<br />
∑<br />
s,s ′ |u(p ′ , s ′ )Γu(p, s)| 2 = ∑ s,s ′ u(p ′ , s ′ )Γu(p, s) (u(p ′ , s ′ )Γu(p, s)) †<br />
u † =γ 0 u<br />
= ∑ s,s ′ u(p ′ , s ′ )Γu(p, s)u † (p, s)Γ † γ 0 u(p ′ , s ′ )<br />
γ 0 γ 0 =1<br />
= ∑ s,s ′ u α (p ′ , s ′ )Γ αβ u β (p, s)u γ (p, s)Γ γδ u δ (p ′ , s ′ )<br />
(<br />
Γ = γ 0 Γ † γ 0)<br />
Vollständigkeit<br />
=<br />
(<br />
p / ′ )<br />
+ m<br />
2m<br />
(<br />
p / ′ )<br />
+ m<br />
= Tr<br />
2m<br />
Γ/ p + m<br />
2m Γ<br />
79<br />
(<br />
p / + m<br />
Γ αβ<br />
δα<br />
2m<br />
)<br />
Γ γδ<br />
βγ
(b) Berechnung von Γ = γ 0 Γ † γ 0 . Verwende<br />
{γ µ , γ ν } = 2g µν<br />
γ 2 0 = 1<br />
(<br />
γ<br />
0 ) †<br />
= γ<br />
0<br />
(<br />
γ<br />
i ) †<br />
= −γ<br />
i<br />
1 = 1<br />
γ µ = γ µ<br />
γ 5 = −γ 5<br />
γ µ γ 5 = γ 5 γ µ = −γ 5 γ µ = γ µ γ 5<br />
σ µν = − i 2 γ0 [γ µ , γ ν ] † γ 0<br />
= − i 2 γ0 (<br />
(γ ν ) † (γ µ ) † − (γ µ ) † (γ ν ) †) γ 0<br />
= − i 2 [γν , γ µ ]<br />
= i 2 [γµ , γ ν ]<br />
= σ µν<br />
/a/b . . . /p = /p . . . /b/a<br />
= /p . . . /b/a<br />
(c) Berechnung von Spuren<br />
{γ µ , γ ν } = 2g µν =⇒ /a/b = −/b/a + 2ab<br />
{γ 5 , γ ν } = 0 =⇒ γ 5 /a = −/aγ 5<br />
Tr (AB . . . Z) = Tr (ZAB . . .)<br />
Es gelten folgende Aussagen<br />
(1) Die Spur über eine ungerade Anzahl von γ-Matrizen ist Null.<br />
80
(2)<br />
Tr(1) = 4<br />
Tr ( /a/b ) = Tr ( /b/a )<br />
= 1 2 Tr ( /a/b + /b/a )<br />
= 1 Tr (2ab)<br />
2<br />
= 4ab<br />
(3) Reduktion der Anzahl der γ−Matrizen um 2 mit n gerade<br />
Tr ( )<br />
/a 1<br />
. . . /a n = a1 a 2 Tr ( )<br />
/a 3<br />
. . . /a n − a1 a 3 Tr ( )<br />
/a 2<br />
/a 4<br />
. . . /a n<br />
+ a 1 a 4 Tr ( )<br />
/a 2<br />
/a 3<br />
/a 5<br />
. . . /a n ∓ · · · + a1 a n Tr ( )<br />
/a 2<br />
. . . /a n−1<br />
Tr ( )<br />
/a 1<br />
/a 2<br />
/a 3<br />
/a 4 = 4 [(a1 a 2 ) (a 3 a 4 ) − (a 1 a 3 )(a 2 a 4 ) + (a 1 a 4 )(a 2 a 3 )]<br />
(4)<br />
Tr (γ 5 ) = 0<br />
Tr ( γ 5 /a/b ) = 0<br />
Tr ( γ 5 /a/b/c/d ) = 4iε αβγδ a α b β c γ d δ<br />
(5)<br />
γ µ γ µ = 4<br />
γ µ /aγ µ = −2/a<br />
γ µ /a/bγ µ = 4ab<br />
Also insgesamt<br />
dσ<br />
dΩ = 4Z2 m 2 α 2 1 ∑<br />
|u(p ′ , s ′ )γ 0 u(p, s)| 2 = 4Z2 m 2 α 2 1<br />
|⃗q| 4 2<br />
|⃗q| 4 s,s ′<br />
( /<br />
2 Tr p ′ + m<br />
2m<br />
γ0 /p + m<br />
2m γ0 )<br />
3.7.3 Zurück zur Streuung am Coulomb-Potential<br />
⎡<br />
⎤<br />
(<br />
p / ′ )<br />
+ m /p + m<br />
Tr<br />
2m<br />
γ0 2m γ0 = 1<br />
⎢<br />
4m 2 ⎣ Tr ( /p ′ γ 0 /pγ 0) +m 2 Tr ( γ 0 γ 0)<br />
⎥<br />
} {{ } } {{ } ⎦<br />
4(p ′ 0 p 0−p ′ p+p ′ 0 p =4<br />
0)<br />
81
Verwenden wir nun p ′ 0 = p 0 = E und<br />
pp ′ = p 0 p ′ 0 − ⃗p⃗p ′ = p 2 0 − |⃗p| 2 cos θ<br />
= m 2 + ⃗p 2 (1 − cos θ) = m 2 + ⃗p 2 · 2 sin 2 θ 2<br />
Weiterhin sei ⃗p 2 = β 2 E 2 . Also<br />
(<br />
p / ′ )<br />
+ m /p + m<br />
Tr<br />
2m<br />
γ0 2m γ0 = 1 [<br />
2E 2 − m 2 − 2β 2 E 2 sin 2 θ ]<br />
m 2 2 + m2<br />
=<br />
(1 2E2 − β 2 sin 2 θ )<br />
m 2 2<br />
|⃗q| 2 = |⃗p| 2 (1 − cos θ) = 2|⃗p| 2 sin 2 θ 2<br />
Damit ergibt sich für den Wirkungsquerschnitt<br />
dσ<br />
dΩ = 4Z2 α 2 m 2 1 2E<br />
(1 2<br />
− β 2 sin 2 θ )<br />
16|⃗p| 4 sin 4 θ 2 m 2 2<br />
2<br />
(<br />
Z 2 α 2<br />
=<br />
1 − β 2 sin 2 θ )<br />
Mottscher Streuquerschnitt<br />
4|⃗p| 2 β 2 sin 4 θ 2<br />
2<br />
β → 0 liefert den schon bekannten Rutherford-Streuquerschnitt.<br />
3.8 Dirac-Gleichung und Wasserstoffatom<br />
Die Energie ist proportional zu mα 2 , was sehr viel kleiner als m ist. Es sind in unserer<br />
Dirac-Gleichung also nur die positiven Energien relevant. Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten,<br />
die Lösung dieses Problems zu finden.<br />
3.8.1 Foldy-Wouthuysen-Transformation<br />
Die genannte Transformation hat die Form ψ ′ = e iS ψ und der Hamiltonoperator H ′ =<br />
e iS He −iS . S soll so konstruiert sein, dass die Dirac-Gleichung in zwei 2-komponentige<br />
Gleichungen zerfällt. Damit soll eine systematische Entwicklung in v/c durchgeführt werden.<br />
Der erste Term wird der Pauli-Gleichung entsprechen. Die folgenden Terme entsprechen<br />
dann der Feinstruktur aus Kapitel 2 und noch höheren Ordnungen. Wir können die<br />
Dirac-Gleichung außerdem so umschreiben, dass die Wechselwirkung zwischen Elektronen<br />
und dem elektrischen Feld nicht-relativistische und anschauliche Gestalt hat. Wir wollen<br />
alle diese Punkte hier jedoch nicht ausführen. Stattdessen betrachten wir die zweite<br />
Möglichkeit:<br />
82
3.8.2 Lösung der Dirac-Gleichung für das Potential V c = − Zα<br />
r<br />
Die Dirac-Gleichung lautet dann:<br />
Hψ = [⃗α⃗p + βm + V c (R)] ψ = Eψ<br />
Die Lösung geschieht analog zum Weg bei der Schrödingergleichung:<br />
(a) Zuerst wird eine Variablenseparation (Winkelanteile) durchgeführt. Wir wissen, dass<br />
( )<br />
[H, J] ⃗ = 0 J ⃗ = L ⃗ + S ⃗ = L ⃗<br />
1 ⃗σ 0 +<br />
2 0 ⃗σ<br />
Es können also gemeinsame Eigenfunktionen zu H, ⃗ J 2 und J z konstruiert werden<br />
mit den Eigenwerten E, 2 j(j + 1) und m. Wir machen also den Ansatz für den<br />
Lösungsspinor<br />
( )<br />
ϕ<br />
ψ =<br />
χ<br />
und können dann die Winkelanteile wie in der Pauli-Gleichung durch die Wurzeln<br />
ausgedrückt werden wie folgt:<br />
j = l + 1 2<br />
j = l − 1 2<br />
⎛<br />
j,m = ⎝√<br />
ϕ (+)<br />
⎛<br />
ϕ (−)<br />
j,m = ⎝<br />
√<br />
l+1/2+m<br />
⎞<br />
Y<br />
2l+1 l,m−1/2<br />
⎠<br />
Y<br />
2l+1 l,m+1/2<br />
l+1/2−m<br />
√<br />
l+1/2−m<br />
√<br />
−<br />
⎞<br />
⎠<br />
Y<br />
2l+1 l,m+1/2<br />
2l+1<br />
Y l,m−1/2<br />
l+1/2+m<br />
hässlichen<br />
(b) Danach muss nur noch der Radialanteil betrachtet werden. Wir machen also den<br />
Ansatz<br />
ψ(r) =<br />
( ) ( )<br />
A (+) (r)ϕ (+) A (−) (r)ϕ (−)<br />
+<br />
B (−) (r)ϕ (−) B (+) (r)ϕ (+)<br />
Man erhält also zwei gekoppelte Differenzialgleichungen mit jeweils zwei Variablen.<br />
Wie in der Schrödingergleichung erhält man über einen Potenzreihenansatz und die<br />
Forderung der Normierbarkeit eine Lösung. Sie soll hier nur angegeben werden:<br />
E n =<br />
√<br />
(<br />
m<br />
1 +<br />
√<br />
) 2<br />
Zα<br />
n−(j+1/2)+ (j+1/2) 2 −Z 2 α 2<br />
83
(c) Da die Lösung so kompliziert ist, soll sie hier diskutiert werden. Wir entwickeln zuerst<br />
bis zu 4. Ordnung in Zα und erhalten:<br />
( ) )<br />
E n ≈ m<br />
(1 − (Zα)2 3<br />
+<br />
2n 2 8n − 1<br />
(Zα) 4 + O((Zα) 6 )<br />
4 (2j + 1)n 3<br />
Dies stimmt ein mit der Lösung für die Schrödingergleichung und der Feinstruktur.<br />
Für n = 1 enthält man sofort j = 1/2 und damit E 1 = m √ 1 − (Zα) 2 . Für n =<br />
2 sind die Zustände S 1/2 und P 1/2 immer noch entartet (die Entartung wird erst<br />
durch die Lamb-Verschiebung aufgehoben, die nicht Teil dieser Theorie sein kann.<br />
Deswegen lohnt es sich nicht, weitere Ordnungen in Zα zu betrachten, da diese<br />
Störung außerhalb der Theorie sogar noch größer ist).<br />
3.9 Klein’sches Paradoxon<br />
Wir betrachten im Folgenden eine Potentialstufe<br />
⎧<br />
⎨0 z < 0<br />
V (z) =<br />
⎩V 0 z ≥ 0<br />
mit einem V 0 > 0. Das einlaufende Elektron (also besser gesagt die Welle als die wir es<br />
behandeln) von links soll eine Energie zwischen 0 und V 0 besitzen. Der Spin soll nach<br />
oben ausgerichtet sein. Wir lösen wieder wie früher in beiden Gebieten einzeln. Zuerst im<br />
Gebiet ohne Potential. Nach der Lösung für ein freies Elektron von oben und mit<br />
⃗p = p z σ z =<br />
(<br />
1 0<br />
0 −1<br />
)<br />
⃗p = ⃗ k = ⃗ k<br />
p 0 = E<br />
erhält man für die einlaufende Welle<br />
⎛ ⎞<br />
1<br />
ψ1 ein = Ae ik 1z<br />
0<br />
⎜ k 1 ⎟<br />
⎝ ⎠<br />
E+m<br />
0<br />
k 2 1 = E 2 − m 2 von p µ p µ = m 2<br />
84
und für die auslaufende Welle:<br />
ψ ref<br />
1 = Be −ik 1z<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1<br />
0<br />
− k 1<br />
E+m<br />
0<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎠ + B′ e −ik 1z<br />
⎜<br />
⎝<br />
0<br />
1<br />
0<br />
k 1<br />
E+m<br />
da sich auch der Spin ändern könnte. Für das zweite Gebiet erhalten wir die Lösung<br />
analog, da das Potential V 0 zu einer nullten Komponente im Vektorpotenial führt (mit<br />
eφ = V 0 ). Der Impuls muss also in der nullten Komponente um −V 0 verschoben werden.<br />
Es ist dann<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
k 2 2 = (E − V 0 ) 2 − m 2 = (E − m − V 0 )(E + m − V 0 )<br />
und die Lösung<br />
ψ trans<br />
2 = De ik 2z<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1<br />
0<br />
k 2<br />
E−V 0 +m<br />
0<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎠ + D′ e ik 2z<br />
⎜<br />
⎝<br />
0<br />
1<br />
0<br />
− k 2<br />
E−V 0 +m<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Wieder fordern wir die Stetigkeit der Wellenfunktion bei z = 0. Man erhält dann vier<br />
Gleichungen<br />
A + B = D<br />
k 1<br />
B ′ = D ′<br />
(A − B)<br />
E + m = D k 2<br />
E − V 0 + m<br />
B ′ k 1<br />
E + m = D′ −k 2<br />
E − V 0 + m<br />
Aus Gleichung 2 und 4 erhalten wir sofort, dass B ′ = D ′ = 0 gelten muss, dass es also<br />
zu keiner Spinumklappung kommt. Wenn |E − V 0 | < m ist k 2 imaginär und es existiert<br />
ein exponentiell gedämpfte Lösung im Gebiet mit Potential. Aber falls V 0 > E + m ist k 2<br />
reell und es kommt zu einer Oszillation im Gebiet mit Potential!<br />
Wir wollen weiterhin den transmittierten / reflektierten Strom betrachten. Er ist gegeben<br />
durch ⃗j = ψ † α 3 ψ⃗e z . Man erhält<br />
j trans<br />
j ein<br />
=<br />
4r<br />
(1 + r) 2 j ref<br />
j ein<br />
=<br />
(1 − r)2<br />
(1 + r) 2 = 1 − j trans<br />
j ein<br />
r = k 2<br />
k 1<br />
E + m<br />
E − V 0 + m<br />
und hat die Form wie in der Schrödingergleichung. Die Wahrscheinlichkeit ist erhalten.<br />
85
Für V 0 > E + m ist r < 0. Dann ist j trans < 0 und damit j ref > j ein was ein Widerspruch<br />
ist! Dies nennt sich das Klein’sche Paradoxon und kann nur durch das Verstehen der<br />
Lösungen der Dirac-Gleichung zu negativen Energien gelöst werden.<br />
3.10 Löcher-Theorie / Ladungskonjugation<br />
3.10.1 Interpretation der Zustände mit E < 0<br />
(a) Es existieren Lösungen der Diracgleichung für negative Energien. Prinzipiell würde<br />
jedes Elektron mit E > 0 den Übergang zu einem Zustand E < 0 durchführen<br />
können. Die Materie wäre also nicht stabil.<br />
(b) Der Ausweg ist die s.g. Löchertheorie (Dirac 1930). Sie sagt aus, dass alle Zustände<br />
mit E < 0 unter Beachtung des Pauli-Prinzips durch Elektronen besetzt sind. Der<br />
Vakuum-Zustand hätte dann die Form<br />
mc 2<br />
E<br />
unbesetzte Zustände<br />
0<br />
−mc 2<br />
besetzte Zustände<br />
DIRAC-See<br />
Abbildung 3.1: Vakuumzustand in der Löchertheorie<br />
Die Materie ist stabil, da bei E < 0 kein Elektron untergebracht werden kann (Pauli-<br />
Prinzip).<br />
(c) Aus diesem Modell folgern einige Vorhersagen, die experimentell überprüft werden<br />
müssen. Wir könnten uns also vorstellen, dass ein Photon auf die schon besetzten<br />
Zustände trifft und absorbiert wird. Dabei wird ein Elektron in den positiven Energiebereich<br />
gehoben.<br />
86
mc 2<br />
E<br />
e − γ<br />
0<br />
−mc 2<br />
Abbildung 3.2: Vakuumzustand in der Löchertheorie<br />
Es ist also ein Elektron mit der Energie −|e| und E < 0 freigeworden. Das Loch<br />
im ”Dirac-See” entspricht also jetzt (relativ zum Vakuum) der Anwesenheit eines<br />
Elektrons mit Ladung +|e| und E > 0 (nennt sich Positron). Dieser Vorgang nennt<br />
sich Paarerzeugung von (e + e − ). Dies kann auch experimentell beobachtet werden!<br />
• Die Vorhersage war die Existenz des Positrons, das zwei Jahre später (1932)<br />
durch Anderson experimentell nachgewiesen wurde.<br />
• Löchertheorie → Mehrteilchen-Theorie. Dirac-Gleichung ist keine Gleichung für<br />
1-Teilchen-Wellenfunktion.<br />
3.10.2 Ladungskonjugation<br />
Ziel: Konstruktion der Wellenfunktion eines e + aus der Wellenfunktion von e − mit E < 0.<br />
Dirac-Gleichung für e − gibt<br />
(<br />
i /∂ − e /A + m ) ψ = 0<br />
für e + ergibt sich dann<br />
(<br />
i /∂ + e /A + m ) ψ C = 0<br />
Im Prinzip hätten wir auch die Gleichung für e + als Startpunkt nehmen können.<br />
Aufgabe: Konstruiere Operator, der die beiden Gleichung ineinander überführt. Ändern<br />
wir das Vorzeichen der komplex konjugierten Dirac-Gleichung für e − , so erhalten wir<br />
[(i∂ µ + eA µ ) (γ µ ) ∗ − m] ψ ∗ = 0<br />
Suche Matrix C · γ 0 mit<br />
( ) Cγ<br />
0<br />
(γ µ ) ∗ ( Cγ 0) −1<br />
= −γ<br />
µ<br />
partielle<br />
Ableitungen<br />
sind<br />
∂, nicht δ<br />
87
Wir fügen vor dem ψ ∗ eine 1 = (Cγ 0 ) −1 (Cγ 0 ) ein und multiplizieren von links mit Cγ 0<br />
und erhalten<br />
(<br />
i /∂ + e /A + m ) Cγ 0 ψ ∗ = 0<br />
Mit<br />
Behauptungen:<br />
ψ C = Cγ 0 ψ ∗ = Cψ T<br />
C = iγ 2 γ 0 = −C −1 = −C † = −C T<br />
in Dirac-Darstellung.<br />
Beweis:<br />
CC −1 = iγ 2 γ 0 (−1)iγ 2 γ 0<br />
= −γ 2 γ 2 γ 0 γ 0<br />
= 1<br />
C † = −i ( γ 0) † ( ) γ<br />
2 †<br />
= −iγ ( 0 −γ 2)<br />
= −iγ 2 γ 0<br />
= −C<br />
C T = i ( γ 0) T ( ) γ<br />
2 T<br />
= iγ 0 γ 2<br />
= −C<br />
In den ersten beiden Aussagen haben wir keine spezielle Darstellung benutzt, diese wird<br />
erst bei C T benutzt. In Dirac-Darstellung gilt (γ 0 ) T = γ 0 , (γ 2 ) T = γ 2 . Weiterhin gilt<br />
( ) γ<br />
0 ∗<br />
= γ<br />
0<br />
( ) γ<br />
2 ∗<br />
= −γ<br />
2<br />
( ) γ<br />
1 ∗<br />
= γ<br />
1<br />
( ) γ<br />
3 ∗<br />
= γ<br />
3<br />
Damit folgt<br />
(<br />
Cγ<br />
0 ) −1<br />
=<br />
(<br />
γ<br />
0 ) −1<br />
C −1 = −γ 0 C<br />
88
und daraus<br />
Cγ ( 0 γ 0) ∗ ( ) Cγ<br />
0 −1<br />
= Cγ 0 γ 0 (−1)γ 0 C<br />
= −iγ 2 γ 0 γ 0 iγ 2 γ 0<br />
= −γ 0<br />
Cγ 0 (γ χ ) ∗ ( Cγ 0) −1<br />
= Cγ 0 γ χ (−1)γ 0 C χ ∈ {1, 3}<br />
= γ 2 γ χ γ 0 γ 2 γ 0<br />
= −γ χ<br />
Cγ ( 0 γ 2) ∗ ( ) Cγ<br />
0 −1<br />
= iγ 2 γ 0 γ ( 0 −γ 2) (−1)γ 0 iγ 2 γ 0<br />
= −γ 2 γ 2 γ 0 γ 2 γ 0<br />
= −γ 2<br />
Wende ψ C = Cγ 0 ψ ∗ auf freie e − (in Ruhe) Lösung an (mit E < 0).<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
ψ (4) =<br />
0<br />
⎜<br />
⎝0<br />
⎟<br />
⎠ eimt (3.4)<br />
1<br />
⎛ ⎞<br />
1<br />
ψ C = iγ ( 2 ψ (4)) ∗ = 0<br />
⎜<br />
⎝0<br />
⎟<br />
⎠ e−imt = ψ (1) (3.5)<br />
0<br />
(3.4) Loch im See = Abwesenheit von e − mit E < 0 und Spin ↓ ⇐⇒ Positron mit E > 0<br />
und Spin ↑. ψ C = iγ 2 ψ ∗ für die Spinoren u und v<br />
u C (p, s) = Cu T (p, s)<br />
= v(p, s)<br />
v C (p, s) = u(p, s)<br />
Interpretation der Spinoren u und v:<br />
u(p, s) ist ein einlaufendes e − und u(p, s) ist ein auslaufendes e − . Matrixelemente uΓu<br />
v(p, s) ist ein auslaufendes e + und v(p, s) ist ein einlaufendes e + . Matrixelemente vΓv<br />
Matrixelemente bei Paarerzeugung vΓu und bei Paarvernichtung uΓv.<br />
89
Beispiel<br />
e + e − → µ + µ −<br />
A = e v E γ µ u E } {{ }<br />
Elektron<br />
g µν<br />
q 2<br />
}{{}<br />
Propagator<br />
e u M γ ν v M } {{ }<br />
Myon<br />
q = p 1 + p 2<br />
90
Kapitel 4<br />
Zeitabhängige Phänomene<br />
4.0 Wiederholung: Stationäre Störungstheorie<br />
Gegeben: H = H 0 + λH 1<br />
• H 0 : Eigenwerte und Eigenfunktionen bekannt H 0 |n (0) 〉 = E (0)<br />
n |n (0) 〉 mit 〈m (0) |n (0) 〉 =<br />
δ mn und ∑ n<br />
|n (0) 〉 〈n (0) | = 1<br />
• λH 1 ist eine ” kleine ” Störung.<br />
Ziel: näherungsweise Lösung von H |n〉 = (H 0 + λH 1 ) |n〉 = E n |n〉. Annahme: |n〉 und<br />
E n lassen sich in Potenzreihen in λ entwickeln.<br />
E n =<br />
∞∑<br />
j=0<br />
E (j)<br />
n λ j |n〉 =<br />
∞∑<br />
|n (0) 〉 λ j (4.1)<br />
j=0<br />
mit<br />
〈n (0) |n (j) 〉 = 0 j ≥ 1<br />
4.0.1 Nicht-entarteter Fall<br />
• Setze (4.1) in H |n〉 = E n |n〉 ein, sortiere nach Potenzen von λ<br />
• Man multipliziert mit 〈n (0) | und erhält daraus Terme für die Energie. Multiplikation<br />
mit 〈m (0) | und Summierung über alle anderen Zustände außer n liefert die gestörten<br />
Wellenfunktionen. Genauer erhält man also<br />
E (r)<br />
n = 〈n (0) |H 1 |n (r−1) 〉<br />
91
oder für die ersten beiden Ordnungen:<br />
4.0.2 Entarteter Fall<br />
Diesmal ist wieder<br />
E n (1) = 〈n (0) | H 1 |n (0) 〉 |n (1) 〉 = ∑ |m (0) 〉 〈m(0) | H 1 |n (0) 〉<br />
m≠n<br />
E n (0) − E m<br />
(0)<br />
H 0 |n, k〉 (0) = E (0)<br />
n |n, k〉 (0) k = 1, . . . , r<br />
jedoch diesmal mit einem Entartungsgrad r. Wir gehen folgendermaßen vor:<br />
• Die Matrix M ij = (0) 〈n, i| H 1 |n, j〉 (0) muss diagonalisiert werden.<br />
ergeben sich dann aus den Eigen-<br />
• Die gestörten Energien in erster Ordnung E (1)<br />
n,k<br />
werten dieser Matrix M.<br />
• Es müssen jedoch neue Eigenzustände nullter Ordnung gewählt werden, sodass diese<br />
Eigenzustände zu H 0 (sind sie sowieso, da sie alle Eigenzustand zum selben<br />
Eigenwert von H 0 sind) und zu H 1 sind. Also wählen wir<br />
˜ |n, k〉 (0) =<br />
r∑<br />
i=1<br />
c (k)<br />
i |n, i〉 (0)<br />
mit c (k)<br />
i<br />
aus<br />
M · ⃗c (k) = E n,k ⃗c (k)<br />
4.1 Heisenberg-Darstellung / Wechselwirkungsbild<br />
Da es im Folgenden einfacher ist, wechseln wir ins Heisenbergbild.<br />
4.1.1 Zeitentwicklungsoperator<br />
Im bisherigen wurden vorwiegend zeitunabhängige Hamiltonoperatoren besprochen. Die<br />
Lösung für |ψ, t = 0〉 war aus der zeitunabhängigen Schrödingergleichung errechenbar und<br />
für eine allgemeine Zeit ergab sich die Lösung<br />
|ψ, t〉 = e −iHt/ |ψ, 0〉 = ∑ n<br />
|n〉 e −iEnt/ 〈n|ψ, 0〉<br />
also als Linearkombination der Zeitentwicklung der einzelnen Energieeigenzustände.<br />
92
Jetzt wollen wir jedoch einen zeitabhängigen Hamiltonoperator besprechen, also<br />
H(t) = H 0 + V (t)<br />
Die allgemeine Lösung |ψ, t〉 der Schrödingergleichung<br />
i ∂ |ψ, t〉 = H |ψ, t〉<br />
∂t<br />
kann formal folgendermaßen mit einem Operator U geschrieben werden:<br />
|ψ, t〉 = U(t, t 0 ) |ψ, t 0 〉<br />
Der Operator U heißt auch Zeitentwicklungsoperator. Er muss U(t 0 , t 0 ) = 1 erfüllen und<br />
außerdem unitär sein. Setzt man dies in die Schrödingergleichung ein, so erhält man für<br />
U die Differentialgleichung<br />
i ∂U(t, t 0)<br />
∂t<br />
= H(t)U(t, t 0 )<br />
(a) Wir betrachten zuerst noch einmal den einfachen Fall, indem H nicht von der Zeit<br />
abhängt. In diesem Fall ist U gerade gegeben durch<br />
U(t, t 0 ) = e −iH(t−t 0)/<br />
wie wir oben schon erhalten hatten.<br />
(b) Falls H von der Zeit abhängt, so kann die Bestimmungsgleichung für U oben in eine<br />
Integralgleichung umgeschrieben werden:<br />
U(t, t 0 ) = 1 − i <br />
∫ t<br />
t 0<br />
H(t ′ )U(t ′ , t 0 ) dt ′<br />
Diese Gleichung kann zwar immer noch nicht nach U aufgelöst werden, aber die<br />
Gleichung kann iterativ durch Einsetzen der Lösung gelöst werden (wie in der Streutheorie<br />
in Theo D):<br />
∫ t<br />
U(t, t 0 ) = 1 − i ( i<br />
dt ′ H(t ′ ) +<br />
t 0<br />
<br />
) 2 ∫ t<br />
∫ t ′<br />
dt ′ dt ′′ H(t ′ )H(t ′′ ) ± . . .<br />
t 0 t 0<br />
Integrale der Form ∫ t<br />
t 0<br />
dt ∫ ′ t ′<br />
t 0<br />
dt ′′ integrieren über ein Dreieck. Stattdessen können<br />
wir auch über ein Quadrat integrieren (also beide Indizes von t 0 nach t) und durch<br />
93
2 teilen. Dabei müssen wir sicherstellen, dass die beiden Hamiltonfunktionen nicht<br />
ihren Platz tauschen in der Form, dass der Hamiltonoperator mit der größeren Zeit<br />
wieder vorne steht, also<br />
∫ t<br />
∫ t<br />
t 0<br />
dt ′ ∫ t ′<br />
t 0<br />
dt ′′ H(t ′ )H(t ′′ ) = 1 2<br />
t 0<br />
dt ′ ∫ t<br />
t 0<br />
⎧<br />
⎨ H(t ′ )H(t ′′ ) für t ′ > t ′′<br />
dt ′′ ⎩H(t ′′ )H(t ′ ) für t ′ ≤ t ′′<br />
Wir definieren den Zeitordnungsoperator T mit<br />
⎧<br />
⎨H(t 1 )H(t 2 ) für t 1 > t 2<br />
T (H(t 1 )H(t 2 )) =<br />
⎩H(t 2 )H(t 1 ) für t 1 ≤ t 2<br />
und induktiv auch für beliebig viele Argumente. Wir können also die iterative Lösung<br />
für U(t, t 0 ) auch schreiben als<br />
[<br />
U(t, t 0 ) = T · exp − i ∫ t<br />
]<br />
dt ′ H(t ′ )<br />
t 0<br />
Benutzt man die Reihendarstellung der e-Funktion, so erkennt man die iterative<br />
Lösung von oben.<br />
4.1.2 Heisenbergdarstellung / -bild<br />
Im Heisenbergbild ist jeder Operator im Schrödingerbild definiert über<br />
O H = U † (t, t 0 )O S U(t, t 0 )<br />
wenn O S der Operator im Schrödingerbild und O H der im Heisenbergbild ist. Auch wenn<br />
O S also nicht explizit von der Zeit abhängt, ist dies im Heisenbergbild gegeben. Jeder<br />
Zustand im Heisenbergbild ist gegeben durch<br />
|ψ〉 H<br />
= U † (t, t 0 ) |ψ, t〉 S<br />
= |ψ, t 0 〉 S<br />
Die Wellenfunktion ist jetzt also nicht mehr zeitabhängig, dafür aber jetzt die Operatoren.<br />
Es gilt<br />
da<br />
d<br />
dt O H(t) = i [H H(t), O H (t)] +<br />
( ) ∂OS<br />
∂t<br />
H<br />
d<br />
dt O H(t) = dU †<br />
dt O SU + U † O S<br />
dU<br />
dt + U † ∂O S<br />
∂t U<br />
94
und wenn wir die Bestimmungsgleichung von U oben einsetzen:<br />
( ) † ( ) ( 1<br />
1<br />
i HU O S U+U † O S<br />
i HU ∂OS<br />
+<br />
∂t<br />
)<br />
H<br />
= i <br />
(<br />
U † HUU † O S U − U † O S UU † HU ) ) ∂OS<br />
+(<br />
∂t<br />
H<br />
und damit die Behauptung, wenn wir die Definition für H H und O H einsetzen.<br />
Wie oben schon gesagt ist |ψ〉 H<br />
zeitunabhängig. Die Observablen (Erwartungswerte) sind<br />
damit gleich geblieben<br />
S 〈ψ, t| O S |ψ, t〉 S<br />
= H 〈ψ| O H |ψ〉 H<br />
Bemerkungen<br />
(a) |ψ〉 ist im Heisenbergbild zeitunabhängig, dafür im Schrödingerbild zeitabhängig.<br />
(b) Ein Operator O kann im Schrödingerbild zeitabhängig sein, aber selbst wenn er im<br />
Schrödingerbild nicht von der Zeit abhängt, hängt O H von t ab.<br />
(c) Falls H S im Schrödingerbild zeitunabhängig ist und [O S , H S ] = 0, dann sind beide<br />
Operatoren O S und O H gleich. Insbesondere ist dann H S = H H .<br />
Beispiel<br />
ist<br />
Wir betrachten ein Teilchen der Masse m im Potential V . Im Schrödingerbild<br />
und im Heisenbergbild<br />
Nach der Formel von oben ist<br />
H S = p2 S<br />
2m + V (x S, t)<br />
H H = p2 H<br />
2m + V (x H, t)<br />
dx H<br />
dt<br />
= i [H H, x H ] = p H<br />
m<br />
und<br />
dp H<br />
dt<br />
= i [H H, p H ] = −<br />
∂V (x, t)<br />
∂x<br />
∣<br />
∣<br />
x=xH<br />
Diese Gleichung entsprechen den Bewegungsgleichungen aus der klassischen <strong>Physik</strong>. Sie<br />
sind eine Art Verallgemeinerung des Ehrenfest-Theorems.<br />
4.1.3 Wechselwirkungsbild<br />
Ziel des gesamten Kapitels ist die Entwicklung einer Störungstheorie für einen Hamiltonoperator<br />
der Form<br />
H = H 0 + V (t)<br />
95
Bequem ist es jetzt, die Zeitentwicklung bezüglich H 0 von |ψ, t〉 S<br />
abzuspalten. Dies nennt<br />
sich dann Wechselwirkungsbild oder auch Diracbild. Die Transformationen sind also die<br />
selben wie vom Schrödingerbild ins Heisenbergbild, jetzt jedoch statt U benutzt man nur<br />
noch e −iH0t/ . Man erhält dann für einen Zustand<br />
|ψ, t〉 I<br />
= e iH 0t/ |ψ, t〉 S<br />
und für einen Operator<br />
V I (t) = e iH 0t/ V S (t)e −iH 0t/<br />
Wir wollen die Schrödingergleichung für dieses Bild lösen. Im Schrödingerbild ist einfach<br />
i ∂ ∂t |ψ, t〉 S = H S |ψ, t〉<br />
und im Heisenbergbild noch einfacher<br />
i ∂ ∂t |ψ, t〉 H = 0<br />
da die Zustände nicht direkt von der Zeit abhängen. Im Wechselwirkungsbild ist jetzt<br />
i ∂ ∂t |ψ, t〉 I = i i H 0e iH 0t/ |ψ, t〉 S<br />
+e iH 0t/ (H 0 + V (t)) |ψ, t〉 S<br />
= e iH 0t/ V (t) |ψ, t〉 S<br />
= V I (t) |ψ, t〉 I<br />
Zusammenfassung<br />
Heisenbergbild WW-Bild Schrödingerbild<br />
Zustand konstant Zeitentwicklung<br />
durch V I gegeben<br />
Operatoren Zeitentwicklung Zeitentwicklung<br />
durch den Hamiltonoperator<br />
durch H 0 bestimmt<br />
bestimmt<br />
Zeitabhängigkeit durch<br />
den gesamten Hamiltonoperator<br />
gegeben.<br />
konstant (abgesehen von<br />
expliziter Zeitabhängigkeit)<br />
Im Allgemeinen kann die Schrödingergleichung im Wechselwirkungsbild nicht exakt gelöst<br />
werden. Es sind deshalb Näherungen nötig.<br />
96
4.2 Plötzliche Veränderung des Potentials<br />
Dieser Abschnitt soll ein erstes Beispiel für einen zeitabhängigen Hamiltonoperator sein.<br />
Wir können diesen einfachen Fall direkt berechnen ohne die Methode der Störungstheorie<br />
entwickeln zu müssen. Ein physikalisches Beispiel ist der α-Zerfall. Wir betrachten also<br />
z.B. einen Atomkern, der ein α-Teilchen emittiert. Die Elektronen müssen sich an die<br />
neue Kernladung anpassen. Die Zeitskala des Zerfalls t α-Zerfall ist sehr viel kleiner als die<br />
der Elektronenanpassung t e − -Anpassung. Unmittelbar nach dem Zerfall befinden sich die<br />
Elektronen also erst einmal im gleichen Zustand wie vorher.<br />
Die Frage, die wir mit dieser Rechnung beantworten wollen, ist wie groß die Wahrscheinlichkeit<br />
ist, dass sich die Elektronen im neuen Grundzustand befinden.<br />
Das Potential ist durch eine unstetige Funktion gegeben:<br />
⎧<br />
⎨0 t ≤ 0<br />
V (t) =<br />
⎩V<br />
t ≥ t s<br />
Was zwischen den beiden Zeitpunkten 0 und t S passiert ist irrelevant (das Potential<br />
steigt irgendwie an), da diese Zeit sehr viel kleiner als die charakteristische Zeitskala zur<br />
Umordnung des Systems ist (dieser Umstand nennt sich plötzlich).<br />
Ein ursprünglicher stationärer Zustand |n 0 〉 ist gegeben durch H 0 . Seine Zeitentwicklung<br />
ist<br />
|n 0 , t〉 = e −iEnt/ |n 0 〉<br />
Ein stationärer Zustand im neuen System ist gegeben durch H 0 + V mit<br />
|¯n, t〉 = e −iĒ¯nt/ |¯n〉<br />
Das System sei am Anfang im Zustand |ψ〉. Da t S ≪ t char. ist das System auch unmittelbar<br />
nach dem ”Einschalten” des Potentials im Zustand |ψ, t = 0〉. Die Zeitentwicklung ist jetzt<br />
aber nicht mehr durch H 0 , sondern durch das neue H 0 + V (also |¯n〉) gegeben.<br />
| ¯ψ, 0〉 = |ψ, 0〉<br />
| ¯ψ, t〉 = ∑¯n<br />
e −iĒ¯nt/ |¯n〉 〈¯n|ψ, 0〉<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der neue Zustand | ¯ψ〉 in einem Eigenzustand |¯n〉 befindet,<br />
ist dann gegeben durch<br />
P ¯ψ→¯n = | 〈¯n|ψ, 0〉 | 2<br />
97
4.3 Formalismus der zeitabhängigen Störungstheorie<br />
Wir betrachten im Folgenden einen Hamiltonoperator der Form<br />
H(t) = H 0 + V (t)<br />
Wir wollen annehmen, dass V (t) ”klein” gegenüber H 0 ist (also die Matrixelemente der<br />
beiden Operatoren). Die Störung V (t) soll für Zeiten t < t 0 verschwinden.<br />
Für t ≤ t 0 ist die Schrödingergleichung gegeben durch<br />
i ∂ ∂t |ψ0 , t〉 = H 0 |ψ 0 , t〉<br />
Für größere Zeiten kommt die Störung mit dazu<br />
i ∂ ∂t |ψ, t〉 = (H 0 + V ) |ψ, t〉<br />
Zum Zeitpunkt t = t 0 müssen die beiden Zustände zusammenfallen:<br />
|ψ 0 , t 0 〉 = |ψ, t 0 〉<br />
Wir wechseln zur Lösung des Problems ins Wechselwirkungsbild. Im neuen System mit<br />
Störung lautet dann die Zustandsgleichung:<br />
i ∂ ∂t |ψ, t〉 I = V I |ψ, t〉 I<br />
mit den Definitionen von oben. Diese Gleichung lässt sich umschreiben in eine Integralgleichung:<br />
|ψ, t〉 I<br />
= |ψ, t 0 〉 I<br />
+ 1 ∫ t<br />
i t 0<br />
dt ′ V I (t ′ ) |ψ, t〉 I<br />
Wieder können wir diese Gleichung iterativ lösen und kommen auf eine ähnliche Lösung<br />
wie in der Einleitung beschrieben:<br />
|ψ, t〉 I<br />
= |ψ, t 0 〉 I<br />
+ 1 ∫ t<br />
( ) 2 ∫ 1 t ∫ t ′<br />
dt ′ V I (t ′ ) |ψ, t 0 〉<br />
i<br />
I<br />
+ dt ′ V I (t ′ ) dt ′′ V I (t ′ )V I (t ′′ ) |ψ, t 0 〉<br />
t 0<br />
i<br />
I<br />
+. . .<br />
t 0 t 0<br />
Dies ist eine systematische Entwicklung der Lösung in V I und da V I als klein angenommen<br />
wurde, können wir diese Rechnung nach einer gewissen Ordnung abbrechen. Diese<br />
Entwicklung nennt sich Neumann- oder Dyson-Reihe.<br />
98
4.4 Störungstheorie 1. Ordnung<br />
4.4.1 Übergangsamplitude zwischen stationären Zuständen<br />
Wir setzen t 0 zur Vereinfachung Null. Für t < 0 sei das System im Eigenzustand |m〉 von<br />
H 0 . Die Zeitentwicklung ist dann<br />
|m, t〉 = e −iEmt/ |m〉<br />
Gesucht ist jetzt die Übergangsamplitude in den Eigenzustand |n〉 von H 0 nach dem<br />
Wirken von V (t). In erster Ordnung Störungstheorie ist der neue Zustand im WW-Bild<br />
gegeben durch<br />
da<br />
|ψ, t〉 I<br />
= |m〉 + 1 ∫ t<br />
i 0<br />
dt ′ V I (t ′ ) |m〉<br />
|ψ, 0〉 I<br />
= e iH 0t/ |m, t〉 ∣ ∣<br />
t=0<br />
= |m, t = 0〉 = |m〉<br />
Die Übergangswahrscheinlichkeit für eine Zeit t > 0 ist gegeben durch mit der Zeitentwicklung<br />
des |n〉-Zustandes:<br />
Die Störungstheorie eingesetzt ergibt sich:<br />
〈n, t|ψ, t〉 = 〈n| e iH 0t/ |ψ, t〉<br />
} {{ }<br />
=|ψ,t〉 I<br />
= 〈n|ψ, t〉<br />
= δ nm + 1 ∫ t<br />
i 0<br />
dt ′ 〈n| V I (t ′ ) |m〉<br />
Setzen wir die Definition des Potentials im Wechselwirkungsbild ein, so erhalten wir<br />
Hamiltonoperatoren im Exponenten, welche wir wieder auf die beiden Eigenzustände n<br />
und m wirken lassen können:<br />
= δ nm + 1 ∫ t<br />
i 0<br />
dt ′ e i(En−Em)t′ / 〈n| V (t ′ ) |m〉<br />
Die Übergangswahrscheinlichkeit P mn (t) für den Übergang des Zustandes m nach n (für<br />
m ≠ n) ist dann gegeben durch<br />
P mn (t) = 1 2 ∣ ∣∣∣<br />
∫ t<br />
0<br />
dt ′ e i(En−Em)t′ / 〈n| V (t ′ ) |m〉<br />
∣<br />
99<br />
2
4.4.2 Übergang in Kontinuum<br />
(a) Wir versuchen P mn (t) auf Übergange in ein kontinuierliches Spektrum anzuwenden.<br />
<strong>Physik</strong>alische Beispiele wären die Streuung einen Teilchens mit Impuls ⃗ k auf den Impuls<br />
⃗ k ′ (die 1. Ordnung Störungstheorie entspricht gerade der Bornschen Näherung).<br />
oder wiederum der α-Zerfall (bei ihm ist der Impuls des α-Teilchens kontinuierlich).<br />
Ein weiteres Beispiel ist das Helium-Atom, indem sich beide Elektronen im<br />
2S-Zustand befinden (man könnte dann berechnen wie groß die Wahrscheinlichkeit<br />
ist, dass ein Elektron in den 1S-Zustand fällt und eines das Atom verlässt und frei<br />
ist).<br />
Wir betrachten zunächst ein stufenförmiges Potential mit V (t) = V ·Θ(t). Die Wahrscheinlichkeit<br />
ist dann nach der Formel von oben gegeben. Die Zeitabhängigkeit im<br />
Potential verschwindet und das Integral ist lösbar. Wir setzen ω mn = En−Em<br />
<br />
erhalten:<br />
P mn (t) = 1 ∣ ∣ ∣∣∣ e iωmnt − 1 ∣∣∣<br />
2<br />
2 ω mn<br />
|〈n| V |m〉| 2 = 1 2 ∣ ∣∣∣ sin(ω nm t)<br />
ω mn /2<br />
∣<br />
2<br />
|〈n| V |m〉| 2<br />
und<br />
(b) Uns interessiert das Verhalten für große Zeiten (also t → ∞), weshalb wir einen<br />
mathematischen Einschub machen. Wir betrachten die Funktion<br />
δ t (α) = sin2 (αt)<br />
πα 2 t<br />
Abbildung 4.1: Ein Plot der Funktion δ t (α) für verschiedene t-Werte. Verdoppelt man t,<br />
so wird das Maximum doppelt so hoch.<br />
Wir erhalten einige Abschätzungen<br />
δ t (0) = t π<br />
δ t (α ≠ 0) ≤ 1<br />
πα 2 t<br />
∫ ∞<br />
α=−∞<br />
δ t (α) dα = 1<br />
Man kann beweisen, dass δ t (α) für unendlich große t-Werte eine Darstellung der<br />
δ-Funktion ist.<br />
Wir erhalten also für unsere Wahrscheinlichkeit für große t:<br />
P nm = 1 (<br />
πtδ ωmn<br />
)<br />
|〈n| V |m〉| 2 = t 2π 2 2<br />
δ(E n − E m ) |〈n| V |m〉| 2<br />
100
Die Übergangsrate (also die Übergangswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit) ist<br />
Γ mn = P mn<br />
t<br />
= 2π δ(E n − E m ) |〈n| V |m〉| 2<br />
Dies ist gerade Fermis Goldene Regel.<br />
(c) Wir betrachten jetzt Übergange in eine ganze Gruppe von Zuständen. Dazu führen<br />
wir die Zustandsdichte ρ ein:<br />
ρ(E) = dN<br />
dE<br />
Sie beschreibt die Anzahl der Zustande im Intervall (E, E + dE). Die Zustandsdichte<br />
muss als gegeben angenommen werden, weshalb wir unsere Teilchenzahl schreiben<br />
können also<br />
dN = ρ(E) dE<br />
Außerdem nehmen wir an, dass das Übergangsmatrixelement 〈n| V |m〉 gleich für<br />
alle Zustände im Intervall (E, E + dE) ist. Die totale Rate für den Übergang vom<br />
Zustand m in eine ganze Gruppe n von Zuständen mit ungefähr der selben Energie<br />
E ≈ E n ≈ E m ist dann<br />
∫<br />
∫<br />
dN n Γ mn =<br />
dE n ρ(E n )δ(E n − E m ) 2π |〈n| V |m〉|2 = ρ(E m ) 2π <br />
|〈n| V |m〉|2<br />
Wir haben gewisse Annahmen für die Energien gemacht. Das Intervall der betrachteten<br />
Energien wurde größer als die Energieunterschiede ω mn angenommen und diese<br />
wiederum größer als die einzelnen Energieunterschiede zwischen den E n in der kontinuierlichen<br />
Gruppe. Dies wollen wir noch einmal genauer betrachten:<br />
(d) Wir haben bei der Herleitung verwendet, dass<br />
δ t (α) = sin2 αt<br />
πα 2 t<br />
→ δ(α)<br />
mit<br />
α = E n − E m<br />
2<br />
Die Funktion δ t hat Nullstellen, wenn der Sinus Null wird. Dies ist der Fall, wenn<br />
αt = 2π =⇒ E n − E m = 4π<br />
t<br />
→ 0<br />
für t → ∞<br />
δ t hat also die Breite (die Entfernung zwischen den Nullstellen) von 4π . Viele der<br />
t<br />
betrachteten Zustände müssen zwischen diesen beiden Nullstellen (im ”Peak’) liegen<br />
101
und die Zustandsdichte muss in diesem Bereich fast gleich sein, damit die Charakterisierung<br />
durch die Zustandsdichte ρ(E) in Ordnung ist. Dies ist der Fall, wenn<br />
die Breite der Zustandsdichte ∆E viel größer als die Breite von δ t ist. Außerdem<br />
müssen die Zustände sehr dicht liegen - also die Separation der Zustände δɛ klein<br />
sein. Insgesamt gilt die Regel also unter der Bedingung<br />
∆E ≫ 4π<br />
t<br />
≫ δɛ<br />
4.4.3 Periodische Störungen<br />
Als Beispiel kann ein periodisches äußeres elektromagnetisches Feld dienen. Das Potential<br />
hat also die Form (im Schrödingerbild)<br />
V (t) = Θ(t) [ F e −iωt + F † e iωt]<br />
wenn F ein bis jetzt noch nicht näher spezifizierter Operator ist. Wir gehen vor wie im<br />
Abschnitt davor. Wieder sei für t = 0 nur der Zustand |m〉 besetzt. Wir betrachten nur<br />
denn Fall n ≠ m. Wieder erhalten wir (diesmal nur mit einem anderen Potential) die<br />
Übergangsamplitude<br />
〈n, t|ψ, t〉 = 1 ∫ t<br />
i 0<br />
)<br />
dt<br />
(e ′ i(ωnm−ω)t′ 〈n| F |m〉 + e i(ωnm+ω)t′ 〈n| F † |m〉<br />
mit<br />
ω mn = E n − E m<br />
<br />
Weiter ist dann analog wie oben (die Rechnung geht genauso)<br />
|〈n, t|ψ, t〉| 2 = t 2π<br />
2 (<br />
δ(ωmn − ω)| 〈n| F |m〉 | 2 + δ(ω mn + ω)| 〈n| F † |m〉 | 2)<br />
Der Interferenzterm wird Null, da die beiden Terme für t → ∞ auf zwei Delta-Funktionen<br />
gehen welche einen verschiedenen Ort des Peaks haben. Die Übergangsrate ist dann (wenn<br />
wir von ω noch zu E übergehen):<br />
Γ mn = 2π <br />
(<br />
δ(En − E m − ω)| 〈n| F |m〉 | 2 + δ(E n − E m + ω)| 〈n| F † |m〉 | 2)<br />
Analog kann man auch wieder die totale Rate berechnen:<br />
∫<br />
dN n Γ mn = 2π [<br />
ρ(Em + ω)| 〈n| F |m〉 | 2 + ρ(E m − ω)| 〈n| F † |m〉 | 2]<br />
<br />
102
Bemerkung: Es gilt weiterhin die Energieerhaltung - nur jetzt unter Einbeziehung des<br />
Potentials. Der Term ρ(E m +ω) beschreibt dabei eine Absorption, der andere Term eine<br />
Emission eines Photons mit ω.<br />
4.5 Alternative Formulierung: Entwicklung nach Energieeigenzuständen<br />
Wir wollen die Näherung noch alternativ herleiten.<br />
4.5.1 Formalismus<br />
Wieder starten wir mit der Schrödingergleichung im Wechselwirkungsbild<br />
i ∂ ∂t |ψ, t〉 I = λV I(t) |ψ, t〉 I<br />
mit dem Hamiltonoperator<br />
H = H 0 + λV<br />
Als Ansatz wählen wir jetzt (analog zur zeitunabhängigen Störungstheorie)<br />
|ψ, t〉 I<br />
= ∑ n<br />
b n (t) |n〉<br />
wobei die |n〉 Eigenzustände zum ungestörten Hamiltonoperator sind<br />
H 0 |n〉 = E n |n〉<br />
Die Entwicklungskoeffizienten beinhalten jetzt die gesamte Zeitabhängigkeit:<br />
b n (t) = 〈n|ψ, t〉<br />
Eingesetzt in die Schrödingergleichung im Wechselwirkungsbild ergibt sich:<br />
i d dt b n(t) = 〈n| λV I (t) |ψ, t〉 I<br />
= 〈n| λV I (t) ∑ k<br />
b k (t) |k〉<br />
= λ ∑ k<br />
= λ ∑ k<br />
b k (t) 〈n| V I |k〉<br />
b k (t) exp [i(E n − E k )t/] 〈n| V |k〉<br />
103
Jetzt benutzen wir Störungsrechnung und entwickeln nach Koeffizienten von λ:<br />
b k = b (0)<br />
k<br />
+ λb (1)<br />
k<br />
+ λ 2 b (2)<br />
k<br />
+ . . .<br />
Dies setzen wir ein und trennen nach verschiedenen Koeffizienten von λ:<br />
0. Ordnung<br />
Also hängen die b (0)<br />
n<br />
d<br />
dt b(0) n = 0<br />
nicht von der Zeit ab.<br />
ν-te Ordnung<br />
i d dt b(ν) n<br />
= ∑ k<br />
b (ν−1)<br />
k<br />
e i(En−Ek)t/ 〈n| V |k〉<br />
Dies erlaubt uns also eine rekursive Berechnung der Koeffizienten.<br />
4.5.2 Störungstheorie 1. Ordnung<br />
Für t ≤ 0 befinde sich das System wie immer im Zustand |m〉. Gesucht ist wieder die<br />
Übergangswahrscheinlichkeit in einen Zustand |n〉. Für die b i für t = 0 ergibt sich dann<br />
direkt<br />
b i (0) = δ im<br />
für alle Ordnungen von λ. Also muss<br />
b (0)<br />
i (t = 0) = δ mi b (ν)<br />
i (t = 0) = 0 ν ≠ 0<br />
In der ersten Ordnung ergibt sich dann<br />
i d dt b(1) j<br />
= ∑ k<br />
b (0)<br />
k<br />
ei(E j−E k )t/ 〈j| V |k〉 = e i(E j−E m)t/ 〈j| V |m〉<br />
Diese Differentialgleichung ist recht einfach zu lösen. Man erhält:<br />
b (1)<br />
j = 1 ∫ t<br />
i 0<br />
dt ′ e i(E j−E m)t/ 〈j| V |m〉<br />
Damit ergibt sich mit<br />
|ψ, t〉 I<br />
= ∑ n<br />
b n |n〉 = |m〉 + λ ∑ k<br />
b (1)<br />
k<br />
|k〉 + . . .<br />
104
die Übergangsamplitude<br />
〈n, t|ψ, t〉 = 〈n|ψ, t〉 I<br />
= δ mn + λb (1)<br />
n<br />
= δ mn + λ i<br />
∫ t<br />
0<br />
dt ′ e i(En−Em)t/ 〈n| V (t ′ ) |m〉<br />
und damit die selbe Formel wie oben.<br />
4.6 Anwendung: Wechselwirkung mit Strahlungsfeld,<br />
Auswahlregeln<br />
4.6.1 Emission und Absorption von Photonen<br />
Wir wollen im Folgenden die Emission und Absorption von Photonen durch ein Atom besprechen.<br />
Der Hamiltonoperator eines Elektrons im elektromagnetischen Feld ist gegeben<br />
durch<br />
H = 1 (<br />
⃗p − eA(⃗r, 2m<br />
⃗ 2<br />
t))<br />
+ eφ(⃗r, t) + V (⃗r) =: H0 + V (t)<br />
für eine geeignete Wahl von H 0 und V (t) (siehe unten). V (⃗r) beschreibt dabei zum Beispiel<br />
ein Coulomb-Potential. Für Atome mit mehreren Elektronen ist zum Beispiel<br />
H 0 = ∑ i<br />
⃗p 2 i<br />
2m + V (⃗r i)<br />
und<br />
V (t) = ∑ i<br />
− e {<br />
⃗p i , A(⃗r<br />
2m<br />
⃗ }<br />
i , t) + e2<br />
A<br />
2m ⃗2 + eΦ(⃗r i , t)<br />
Im Weiteren benutzen wir die Coulomb-Eichung, also<br />
[⃗p, ⃗ A] = 0<br />
und führen die Ladungsdichte<br />
ρ(⃗r) := ∑ i<br />
δ(⃗r − ⃗r i )<br />
und die Stromdichte<br />
⃗j := 1 2<br />
ein. Mit diesen Definitionen ergibt sich<br />
∫<br />
V (t) =<br />
∑<br />
i<br />
{ }<br />
⃗pi<br />
m , δ(⃗r − ⃗r i)<br />
−e⃗j(⃗r) ⃗ A(⃗r, t)d⃗r + . . .<br />
105
Wir vernachlässigen die quadratischen Terme in A. Man kann zeigen, dass diese Terme<br />
genau für 2-Photonen-Prozesse verantwortlich sind (welche wir hier nicht beachten wollen)<br />
4.6.2 Hamiltonoperator des Strahlungsfelds<br />
Elektromagnetische Strahlung beschreibt nichts anderes als Oszillationsvorgänge des elektromagnetischen<br />
Feldes. Im Weiteren benötigen wir deshalb außer dem Hamiltonoperator<br />
des Elektrons noch den des Strahlungsfeldes.<br />
(a) Wir wollen V (t) als Summe über Eigenfrequenzen ausdrücken. Dazu betrachten wir<br />
die beiden für uns wichtigen Maxwellgleichungen<br />
⃗E = −∇Φ − ˙⃗ A<br />
⃗B = ∇ × ⃗ A<br />
und benutzen ein paar Vereinfachungen:<br />
Abwesenheit von Quellen Damit ist zuerst einmal<br />
Φ = 0<br />
und außerdem<br />
⃗A erfüllt also die freie Wellengleichung.<br />
∇ · ⃗A = 0 =⇒ □ ⃗ A = 0,<br />
Ansatz als Fourier-Reihe<br />
⃗A(⃗r, t) = ∑ √<br />
<br />
(<br />
)<br />
a ⃗k,λ ⃗ε ⃗k,λ e i(⃗ k·⃗r−ω ⃗k t) + a † ⃗<br />
2kcV ε k,λ<br />
⃗ε ⃗ ∗ k,λ<br />
e −i(⃗ k·⃗r−ω ⃗k t)<br />
0<br />
⃗ k,λ<br />
mit noch zu bestimmenden Koeffizienten a und ε.<br />
(b) Bemerkungen:<br />
• Es sei<br />
ω ⃗k = c|k| = ck<br />
Da ⃗ A die freie Wellengleichung erfüllt, muss auch gelten<br />
□e i(⃗ k·⃗r−ω ⃗k t) = 0<br />
106
Hierbei sind ⃗ε ⃗k,λ (mit λ = 1, 2) die so genannten Polarisationsvektoren mit<br />
|⃗ε i | = 1 ⃗ε 1 · ⃗ε 2 = 0 ⃗ε 1 × ⃗ε 2 = ⃗ k<br />
k<br />
• Es besteht eine (gewünschte) Analogie zum harmonischen Oszillator. Für ihn<br />
hat der Hamiltonoperator die Form<br />
H HO = m ˙q2<br />
2 + mω2<br />
2 q2<br />
mit<br />
und<br />
√<br />
(<br />
q = ae −iωt + a + e +iωt)<br />
2mω<br />
[a, a † ] = 1<br />
Genauso sind auch die a in unserer Formel Aufsteige- und Absteigeoperatoren.<br />
• Der Vorfaktor ist gegeben durch den Vergleich mit dem Harmonischen Oszillator.<br />
Die einzelnen Energieniveaus ergeben sich zu<br />
(<br />
H HO = ω a † a + 1 )<br />
2<br />
und da für die Einheiten<br />
[A] = Ns<br />
C<br />
[ ]<br />
<br />
= N2 ms 2<br />
kcV ε 0 mC 2<br />
gilt, sind die Auf-und Absteigeoperatoren dimensionslos.<br />
• Wir benutzen periodische Randbedingungen im Volumen V . Dies legt die möglichen<br />
(diskreten) Werte für ⃗ k fest.<br />
• Damit A reell wird, addieren wir noch den hermitesch konjugierten Anteil hinzu.<br />
• a ⃗k,λ und a † ⃗ k,λ<br />
sind die Vernichtungs- bzw. Erzeugungsoperatoren für Photonen<br />
mit Wellenvektor ⃗ k und Polarisation λ. Es soll daher gelten<br />
[a ⃗k,λ , a † ⃗ k ′ ,λ ′] = δ ⃗ k ⃗ k ′δ λλ ′<br />
und [<br />
a (†)<br />
⃗ k,λ<br />
, a (†)<br />
⃗ k ′ ,λ ′ ]<br />
= 0<br />
wie für die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren beim HO.<br />
107
(c) Der Hamiltonoperator des freien Strahlungsfeldes ist also gegeben durch<br />
H rad = ε 0<br />
2<br />
= V c2 ε 0<br />
2<br />
∫ (<br />
⃗E 2 + c 2 ⃗ B<br />
2)<br />
d⃗r = c2 ε 0<br />
2<br />
∫ ⎛ ⎝ 1 c 2 ∣ ∣∣∣∣∣<br />
∑<br />
⃗ k,λ<br />
∑<br />
⃗ k,λ<br />
(<br />
| ˙⃗ A⃗k | 2 1 c 2 + |⃗ k × ⃗ A| 2 )<br />
= ∑ ⃗ k,λ<br />
ck<br />
da wegen den periodischen Randbedingungen gilt<br />
∫<br />
e i⃗ k⃗r−i ⃗ k ′ ⃗r ′ d⃗r = V δ ⃗k ⃗ k ′<br />
2<br />
˙⃗A⃗k e i⃗ k⃗r<br />
∣<br />
(<br />
a † ⃗ k,λ<br />
a ⃗k,λ + 1 2<br />
∑<br />
2⎞<br />
+<br />
( ⃗ k × A ⃗ ⃗k )e i⃗ k⃗r<br />
⎠ d⃗r<br />
∣ ⃗ k,λ<br />
∣<br />
)<br />
(d) Insgesamt ergibt sich für den Hamiltonoperator, der die Wechselwirkung von Materie<br />
(Atomen) mit dem Strahlungsfeld beschreibt<br />
H = H 0 + H rad + H 1<br />
und H rad wie oben.<br />
p 2 i<br />
H 0 = ∑ 2m + V (⃗r i)<br />
i<br />
∫<br />
H 1 = V (t) = (−e)⃗j · ⃗A d⃗r<br />
4.6.3 Spontane Emission<br />
Ein Elektron im Atom geht unter Aussendung eines Photons mit Wellenzahl ⃗ k und Polarisation<br />
λ vom Zustand |m〉 in den Zustand |n〉 über. Also<br />
|0〉 |m〉 → a † ⃗ k,λ<br />
|0〉 |n〉<br />
}{{}<br />
Vakkuumzustand des Strahlenfeldes<br />
(a) Zur Berechnung der Übergangsrate verwenden wir das schon berechnete Γ mn von<br />
oben mit der Form<br />
V (t) = Θ(t) ( F e −iωt + F † e iωt)<br />
Dabei benutzen wir jetzt unser angesetztes Störpotential<br />
∫<br />
V (t) = Θ(t)<br />
(−e)⃗j ⃗ Ad ⃗r<br />
mit dem oben angesetzten ⃗ A, bei welchem der Term mit a ⃗k,λ aber gegen 0 geht, weil<br />
108
a ⃗k,λ |0〉 = 0 ist. Dann gilt<br />
∣ ∣∣∣∣∣ ∫<br />
Γ m→n = | 〈0, n|a ⃗k,λ F † |0, m〉 | 2 = e 2 〈0, n|<br />
√ 2 ∣ ∫ ∣∣∣<br />
= e 2 〈n|<br />
2kcV ε 0<br />
⃗j ∑ √<br />
<br />
a ⃗k,λ a † ⃗<br />
2kcV ε k ′ ,λ ′⃗ε∗ ⃗ k,λ<br />
e i⃗ k ′ ⃗r d⃗r |0, m〉<br />
0 ⃗ k<br />
∣<br />
′ ,λ ′ 2<br />
⃗j · ⃗ε ⃗ ∗ k,λ<br />
e −i⃗k⃗r d⃗r |m〉<br />
∣<br />
2<br />
und damit für die Übergangsrate<br />
Γ m→n, ⃗ k,λ<br />
= 2π ∫<br />
<br />
e2 δ(E n − E m + ck)<br />
2kcV ε 0<br />
∣ 〈n|<br />
d 3 r⃗j⃗ε ⃗ ∗ k,λ<br />
e −i⃗k⃗r |m〉<br />
∣<br />
2<br />
(b) Wir wollen die abgestrahlte Leistung betrachten. dP λ sei die Leistung, die in ein<br />
Raumwinkelelement dΩ abgestrahlt wird. Es ist dann<br />
dP λ = ∑<br />
ω ⃗k<br />
}{{}<br />
⃗ k∈dΩ Energie eines Photons<br />
Γ m→n, ⃗ k,λ<br />
wobei Γ die Wahrscheinlichkeit pro Zeit ist, dass ein Photon mit der Wellenzahl ⃗ k<br />
und Polarisation λ abgestrahlt wird. Wir betrachten eine Teilchen im Kasten mit<br />
Volumen V . Die Abstände der möglichen ⃗ k-Werte ist proportional zu 1 (siehe QM<br />
V<br />
I). Für große Volumen können wir also von der Summe zum Integral übergehen:<br />
∑<br />
∫<br />
→<br />
⃗ k<br />
d 3 k<br />
V<br />
(2π) 3<br />
Außerdem benutzen wir Kugelkoordinanten, also<br />
d 3 k = k 2 dk dΩ<br />
Zur Abkürzung benutzen wir die Fouriertransformierte der Stromdichte (das ist genau<br />
das auftretende Integral in unserer Formel):<br />
∫<br />
⃗j ⃗k = d 3 r⃗j(⃗r)e −i⃗ k⃗r<br />
Wir setzen dies alles in die Formel ein und erhalten:<br />
∫<br />
dP λ = dΩ dk<br />
k2 πe2<br />
kc δ(E<br />
(2π)<br />
3 n −E m +ck)| 〈n|⃗j ⃗k ε⃗ ∗ kcε k,λ<br />
|m〉 | 2 = dΩ k2 πe 2<br />
| 〈n|⃗j<br />
0 (2π) 3 ⃗k ε⃗ ∗ cε k,λ<br />
|m〉 | 2<br />
0<br />
109
Dabei wurde die k-Integration ausgeführt, da dies mit der Delta-Funktion so einfach<br />
ist (wenn man den Vorfaktor beachtet). Deswegen ist k festgelegt mit<br />
k = E n − E m<br />
c<br />
(c) Wir betrachten die Formel für verschiedene Multipole. Für Atome gilt<br />
⃗ k⃗r ≈ ka =<br />
ω<br />
c a = ∆E<br />
c a<br />
wenn a der Bohr-Radius ist. Die Energieunterschiede bei einem typischen Atom liegen<br />
im Bereich mc 2 α 2 . Es ist dann<br />
⃗<br />
∆E k⃗r ≈<br />
c a ≈ mc2 α 2 <br />
c mcα = α ≪ 1<br />
Wir können also ⃗ k⃗r und die Exponentialfunktion entwickeln. Es ist dann vor allem<br />
∫<br />
〈n|⃗j ⃗k |m〉 =<br />
(<br />
)<br />
d 3 r 〈n|⃗j(⃗r) 1 − i ⃗ k⃗r − (⃗ k⃗r) 2<br />
+ . . . |m〉<br />
2<br />
∫<br />
= 〈n|⃗j ⃗k=0 |m〉 − i 〈n|<br />
d 3 r( ⃗ k⃗r)⃗j(⃗r) |m〉 + . . .<br />
Der erste Term entspricht gerade den elektrischen Dipolübergängen. Der zweite Term<br />
gibt uns Aufschluss über magnetische Dipole und elektrische Quadrupole.<br />
4.6.4 Elektrische Dipolübergänge<br />
(a) Wir definieren das Dipolmatrixelement:<br />
∫<br />
⃗j 0 =<br />
∫<br />
d 3 r⃗j(⃗r) =<br />
d 3 r 1 2<br />
∑<br />
i<br />
( ⃗pi<br />
m δ(⃗r − ⃗r i) + δ(⃗r − ⃗r i ) ⃗p )<br />
i<br />
= ⃗p m m<br />
wenn ⃗p der Impuls des Schwerpunktes ist. Wir kennen jedoch die Bewegungsgleichung<br />
für den Schwerpunkt:<br />
Damit ist<br />
⃗p<br />
m = i [<br />
H 0 , R<br />
<br />
⃗ ]<br />
⃗R = ∑ i<br />
⃗r i<br />
〈n|⃗j 0 |m〉 = 〈n| ⃗p m |m〉 = i 〈n| [H 0, ⃗ R] |m〉 = i (E n − E m ) 〈n| ⃗ R |m〉<br />
} {{ }<br />
110<br />
= ⃗ d nm
wobei ⃗ d nm das Dipol-Matrixelement definiert. Die abgestrahlte Leistung eines Photons<br />
mit Wellenzahl ⃗ k und Polarisation λ ist dann<br />
Bemerkungen:<br />
dP λ<br />
dΩ = e2 π 2<br />
ω 2 ω 2 | d<br />
(2π) 3 c 3 ε ⃗ nm ⃗ε ⃗ ∗ k,λ<br />
| 2<br />
} {{ 0<br />
}<br />
=F<br />
• Die Leistung pro Raumelement ist proportional zur Frequenz hoch 4.<br />
• Die Amplitude ist proportional zur Projektion von ⃗ d nm auf ⃗ε ∗ ⃗ k,λ<br />
(also vor allem<br />
auch von der Polarisation!)<br />
• Das Matrixelement ⃗ d nm legt fest, ob Dipolübergänge möglich sind oder nicht<br />
(Auswahlregeln).<br />
(b) Im Folgenden wollen wir die Auswahlregeln für Dipolübergänge besprechen (also<br />
Aussagen über das Verschwinden und Nicht-Verschwinden von ⃗ d nm ). Wir betrachten<br />
dazu zuerst einige<br />
Kommutatorrelationen<br />
[L z , Z] = 0 [L z , X ± iY ] = (±X + iY )<br />
Wir nehmen natürlich an, dass |n〉 und |m〉 Eigenzustände von L ⃗ 2 und L ⃗ z sind<br />
und zwar mit den Eigenwerten l und m für |m〉 und l ′ , m ′ für |n〉. Für die<br />
z-Komponente von d nm erhalten wir dann mit<br />
0 = 〈n| [L z , Z] |m〉 = 〈n| L z Z |m〉 − 〈n| ZL z |m〉<br />
das Ergebnis<br />
〈l ′ , m ′ | Z |l, m〉 (m − m ′ ) = 0<br />
und analog in den anderen beiden Komponenten<br />
〈l ′ , m ′ | X+iY |l, m〉 (m ′ −(m+1)) = 0 〈l ′ , m ′ | X−iY |l, m〉 (m ′ −(m−1)) = 0<br />
Damit jetzt Dipolübergänge möglich sind, muss für mindestens eine Komponente<br />
d nm nicht verschwinden. Da die Gleichungen aber erfüllt sein müssen, muss<br />
die jeweils andere Klammer verschwinden. Es muss also gelten<br />
m = m ′ oder m = m ′ ± 1<br />
111
Antikommutatorrelationen Es ist<br />
[ ⃗ L 2 , [ ⃗ L 2 , ⃗ R]] = 2 2 { ⃗ R, ⃗ L 2 }<br />
Wir benutzen den selben Trick wie oben. Zuerst für die linke Seite<br />
〈l ′ , m ′ | [ ⃗ L 2 , [ ⃗ L 2 , ⃗ R]] |l, m〉 = 2 (l ′ (l ′ + 1) − l(l + 1)) 〈l ′ , m ′ | [ ⃗ L 2 , ⃗ R] |l, m〉<br />
= 4 (l ′ (l ′ + 1) − l(l + 1)) 2 〈l ′ , m ′ | ⃗ R |l, m〉<br />
und dann für die rechte:<br />
〈l ′ , m ′ | 2 2 { ⃗ R, ⃗ L 2 } |l, m〉 = 2 4 (l(l + 1) + l ′ (l ′ + 1)) 〈l ′ , m ′ | ⃗ R |l, m〉<br />
Insgesamt erhalten wir nach etwas ausklammern:<br />
0 = 〈l ′ , m ′ | ⃗ R |l, m〉 (l + l ′ )(l + l ′ + 2)((l − l ′ ) 2 + 1)<br />
Dabei ist (l + l ′ + 2) immer ungleich Null, da l, l ′ positiv sind. Weiterhin gilt<br />
l + l ′ = 0 nur für l = l ′ = 0. Dann ist aber auch 〈0, 0| ⃗ R |0, 0〉 = 0 und damit<br />
auch wieder ⃗ d nm . Der einzige mögliche Fall ist also<br />
l = l ′ ± 1<br />
(c) Polarisation der emittierten Strahlung<br />
(1) Wenn m = m ′ , dann ist d ⃗ nm nur in ⃗e z ungleich Null. Damit erhalten wir linear<br />
polarisiertes Licht in der ⃗e z - ⃗ k-Ebene (da in allen anderen Fällen das Skalarprodukt<br />
zwischen d ⃗ nm und ⃗ε verschwindet). Insbesondere erhält man in z-Richtung<br />
keine Strahlung.<br />
(2) Falls jedoch m = m ′ ± 1, dann verschwindet nur die z-Komponente von d ⃗ nm .<br />
Dann kann das Matrixelement 〈l ′ , m ′ | X ± iY |l, m〉 nicht verschwindet, dafür<br />
muss das Matrixelement 〈l ′ , m ′ | X∓iY |l, m〉 und das Matrixelement 〈l ′ , m ′ | Z |l, m〉<br />
verschwinden. Aus der Beziehung für das zweite Matrixelement folgt<br />
〈l ′ , m ′ | Y |l, m〉 = ∓i 〈l ′ , m ′ | X |l, m〉<br />
und damit ist das Dipolmatrixelement d ⃗ nm proportional zu (1, ∓i, 0) T . Zeigt ⃗ k<br />
in z-Richtung, so liegen ⃗ε 1 und ⃗ε 2 beide in der x-y-Ebene. Dann ergibt sich<br />
zirkular polarisiertes Licht. Wenn ⃗ k jetzt jedoch in x-Richtung zeigt, dann zeigt<br />
112
zum Beispiel ⃗ε 1 in y-Richtung und ⃗ε 2 in z-Richtung und es ergibt sich linear<br />
polarisiertes Licht. Bei allem Zwischenfällen kommt es zu elliptisch polarisiertem<br />
Licht.<br />
(d) Konsequenzen der Auswahlregeln<br />
Es ergeben sich einige Konsequenzen aus den Auswahlregeln. Es gibt zum Beispiel<br />
wesentliche Einschränkungen bei den optischen Übergängen. Betrachten wir zum<br />
Beispiel ein Wasserstoffatom mit einem sehr großen n und l = n−1 (im so genannten<br />
Rydberg-Zustand).<br />
E<br />
A<br />
n = 2<br />
B<br />
∆l = 1<br />
n = 1<br />
0 1 2 3<br />
l<br />
Abbildung 4.2: Termschema mit mehreren Zuständen<br />
Der Zerfall in den Grundzustand ist (aufgrund der Auswahlregeln) nur stufenweise<br />
möglich. Der direkte Dipolübergang von A nach B ist nicht möglich.<br />
4.6.5 Lebensdauer<br />
Die Lebensdauer für Dipolübergänge lässt sich mithilfe der Übergangswahrscheinlichkeit<br />
berechnen.<br />
(1) Die Übergangswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit, dass ein Photon mit Polarisation λ<br />
in den Raumwinkel dΩ abgestrahlt wird, ist gegeben durch<br />
dω λ = ∑<br />
⃗ k∈dΩ<br />
Γ m→n, ⃗ k,λ<br />
Nach einer analogen Rechnung wie für die abgestrahlte Leistung pro Winkeleinheit<br />
113
erhalten wir:<br />
mit<br />
und<br />
erhält man<br />
dω λ = F ω3<br />
|⃗ d mn ⃗ε ∗ ⃗ k,λ<br />
| 2 dΩ<br />
F =<br />
α =<br />
e 2 π<br />
(2π) 3 c 3 ε 0<br />
e2<br />
4πε 0 c<br />
F = α<br />
2πc 2<br />
Wir führen Kugelkoordinaten im Koordinatensystem ⃗ε 1 , ⃗ε 2 , ⃗ k ein und schreiben damit<br />
⃗d mn um.<br />
⃗ k<br />
z<br />
θ<br />
⃗d mn<br />
θ 1<br />
θ 2<br />
ϕ<br />
x<br />
y<br />
⃗ε 2<br />
⃗ε 1<br />
Abbildung 4.3: Kugelkoordinaten im neuen Koordinatensystem mit den eingeführten<br />
Winkeln.<br />
Wir können also für die Skalarprodukte schreiben:<br />
⃗d mn · ⃗ε 1 = | ⃗ d mn ||ε 1 | cos(θ 1 ) = sin(θ) cos(ϕ)| ⃗ d mn |<br />
und für das andere analog (nur mit sin(θ) sin(ϕ)). Also für beide Polarisationen<br />
zusammen:<br />
dω = F ω3<br />
dΩ|⃗ d mn | 2 (cos 2 θ 1 + cos 2 θ 2 ) = F ω3<br />
dΩ|⃗ d mn | 2 sin 2 θ<br />
114
Damit ist die Übergangswahrscheinlichkeit für alle Raumwinkel:<br />
∫<br />
ω =<br />
dΩ dω<br />
dΩ = F ω3<br />
|⃗ d mn | 2 ∫<br />
dϕ dcos θ sin 2 θ = F ω3<br />
|⃗ d mn | 2 8π 3 = 4 3 αω3 c 2 |⃗ d mn | 2<br />
Dies ist die Übergangswahrscheinlichkeit pro Zeit. Die Lebensdauer entspricht gerade<br />
der inversen Übergangswahrscheinlichkeit.<br />
(2) Bei der Berechnung der Lebensdauer muss noch berücksichtigt werden, dass über<br />
alle verschiedene Übergangsmöglichkeiten summiert werden muss:<br />
1<br />
τ = ∑ n<br />
ω<br />
wobei die Summe über alle erlaubten Endzustände gehen muss. Betrachten wir beispielsweise<br />
konkret ein Wasserstoffatom im Zustand |21m〉 und den Übergang in<br />
|100〉, wobei m = 0, ±1 sein kann. Betrachten wir zuerst den Winkelanteil von<br />
⃗d nm = 〈n| R ⃗ |m〉:<br />
⎞<br />
∫<br />
sin θ cos ϕ<br />
dΩ Y ∗ ⎜ ⎟<br />
⎝sin θ sin ϕ⎠<br />
00Y 1m<br />
⎛<br />
cos θ<br />
was einfach lösbar ist, wenn man den Vektor mit Kugelflächenfunktionen umschreibt.<br />
Das Resultat ist unabhängig von m:<br />
∫<br />
∣<br />
dΩ Y ∗<br />
⎛<br />
⎜<br />
00Y 1m ⎝<br />
Betrachten wir jetzt noch den Radialanteil:<br />
∣<br />
∫ ∞<br />
0<br />
r 2 dr R10R ∗ 21r<br />
∗ ∣<br />
⎞<br />
sin θ cos ϕ<br />
⎟<br />
sin θ sin ϕ⎠<br />
cos θ ∣<br />
2<br />
= a 2 0<br />
2<br />
= 1 3<br />
( ) 2 256 1<br />
81 6<br />
(3) Insgesamt erhält man (da es nur einen möglichen Endzustand |100〉 gibt, fällt die<br />
Summe weg):<br />
mit<br />
ω = E 2 − E 1<br />
<br />
1<br />
τ = 4 3 αω3 c 2 | 〈1, 0, 0| ⃗ R |2, 1, m〉 | 2<br />
= mc2 α 2<br />
2<br />
115<br />
(− 1 4 + 1 )<br />
a 0 =<br />
<br />
mcα
also insgesamt:<br />
und mit Zahlenwerten:<br />
1<br />
τ = 256 mc2<br />
α5<br />
6561 <br />
τ = 1.6 · 10 −9 s<br />
4.6.6 Elektrische Quadrupol und magnetische Dipolübergänge<br />
In Abschnitt 3 (c) war ⃗ k⃗r ≪ 1 und wir konnten die Exponentialfunktion nähern mit<br />
∫<br />
〈n|⃗j ⃗k |m〉 =<br />
(<br />
d 3 r 〈n| 1 − i ⃗ )<br />
k⃗r + . . . ⃗ j(⃗r) |m〉<br />
Wir wollen uns jetzt dem zweiten Term in der Näherung widmen. Er ist gegeben durch:<br />
∫<br />
= −i<br />
∫<br />
−i<br />
d 3 r( ⃗ k⃗r)(⃗jε ∗ ⃗ k,λ<br />
)<br />
⎛<br />
⎞<br />
d 3 ⎜<br />
r ⎝ 1 [<br />
(<br />
2<br />
⃗ k⃗r)(⃗j⃗ε ⃗ ∗ k,λ<br />
) − (⃗ε ⃗ ∗ k,λ<br />
⃗r)(⃗j ⃗ ]<br />
k) + 1 [<br />
(<br />
} {{ } 2<br />
⃗ k⃗r)(⃗j⃗ε ⃗ ∗ k,λ<br />
) + (⃗ε ⃗ ∗ k,λ<br />
⃗r)(⃗j ⃗ ]<br />
⎟<br />
k) ⎠<br />
} {{ }<br />
=I<br />
=<strong>II</strong><br />
Wir können umschreiben:<br />
I = − i ∫ ( )<br />
d 3 r ⃗k × ⃗ε<br />
∗<br />
2<br />
⃗k,λ (⃗r × ⃗j) = − i ( )<br />
⃗k × ⃗ε<br />
∗ 1 ∑<br />
∫<br />
2 ⃗k,λ<br />
2<br />
i<br />
= − i ( )<br />
⃗k × ⃗ε<br />
∗ 1 ∑<br />
∫ { }<br />
2 ⃗k,λ d 3 (⃗pi ) l<br />
r ε jkl r k<br />
j 2<br />
m , δ(⃗r − ⃗r i)<br />
i<br />
d 3 r ⃗r ×<br />
{ }<br />
⃗pi<br />
m , δ(⃗r − ⃗r i)<br />
dabei wird die Summe über alle Teilchen I durchgeführt. Es ist das Integral gleich<br />
1<br />
m ε jkl{(p i ) l , (r i ) k } = 1 m ε jkl(2(p i ) l (r i ) k − δ lk ) = 2 m ε jkl(p i ) l (r i ) k = 2 m (L i) j<br />
und damit insgesamt:<br />
I = − i<br />
2m (⃗ k × ⃗ε ∗ ⃗ k,λ<br />
) ⃗ L<br />
Der Term I ist also proportional zum Drehimpuls, also auch proportional zum magnetischen<br />
Moment. Deshalb entspricht I gerade dem magnetischen Dipolübergang. Es ergeben<br />
sich wiederum gewisse Auswahlregeln, damit das Matrixelement 〈l ′ , m ′ | ( ⃗ k × ⃗ε ∗ ⃗ k,λ<br />
) ⃗ L |l, m〉<br />
nicht verschwindet. Analog zu oben erhält man diesmal m = m ′ oder m = m ′ ± 1 und<br />
diesmal l = l ′ .<br />
116
Betrachten wir jetzt den Term <strong>II</strong>:<br />
<strong>II</strong> = − i 2 k j(ε ∗ ⃗ k,λ<br />
) l<br />
∫<br />
Es ist für ein r = r i :<br />
= − i 2 k j(ε ∗ ⃗ k,λ<br />
) l<br />
1<br />
2m<br />
d 3 r(j l r j + r l j j )<br />
∑<br />
((p i ) l (r i ) j + (r i ) j (p i ) l + (r i ) l (p i ) j + (p i ) j (r i ) l )<br />
i<br />
[r j r l , H 0 ] = i m (r jp l + p j r l ) = [r l r j , H 0 ] = i m (r lp j + p l r j )<br />
und damit<br />
<strong>II</strong> = − i 2 k j(ε ∗ ⃗ k,λ<br />
) l<br />
1<br />
2m<br />
∑ ( m<br />
i 2[(r i) j (r i ) l , H 0 ])<br />
Betrachten wir jetzt das Matrixelement, so erhalten wir<br />
i<br />
〈n| <strong>II</strong> |m〉 = − 1<br />
2 (E m − E n ) ∑ i<br />
〈n| ( ⃗ k⃗r i )(⃗ε ∗ ⃗ k,λ<br />
⃗r i ) |m〉<br />
Bemerkungen Die Kombination (r i ) j (r i ) l entspricht gerade dem Quadrupolmoment.<br />
Die magnetischen Dipol- und die elektrischen Quadrupolübergänge, welche wir hier berechnet<br />
haben, sind um den Faktor α unwahrscheinlicher, als die elektrischen Dipolübergänge<br />
(da ⃗ k⃗r ∈ O(α) liegt).<br />
Bisher wurde der Spin nicht berücksichtigt. Für die bisherigen Ergebnisse gilt also zusätzlich<br />
noch die Auswahlregel:<br />
∆S = S − S ′ = 0<br />
Um den Spin jetzt noch zu berücksichtigen, müssen wir einen Zusatzterm im Hamiltonoperator<br />
aufnehmen:<br />
mit<br />
H Spin = − ge ∑<br />
⃗S iB(⃗ri ⃗ , t)<br />
2m<br />
i<br />
⃗B = ∇ × ⃗ A<br />
und der Entwicklung von ⃗ A aus den Erzeuger- und Vernichteroperatoren. Wir müssten<br />
auch diesen Term wieder mit zeitabhängiger Störungstheorie behandeln.<br />
117
118
Kapitel 5<br />
Systeme identischer Teilchen<br />
5.1 Identische Teilchen<br />
Zwei Teilchen nennen wir im Folgenden identisch, wenn alle ihre Eigenschaften übereinstimmen<br />
(Masse, Ladung, Spin, ...). Sie können experimentell nicht unterschieden werden.<br />
Beispiele dafür sind zwei Elektronen. Nicht-Beispiel wäre Elektron und Positron.<br />
Klassische <strong>Physik</strong> Hier sind identische Teilchen nur ein Spezialfall. Es gibt keine<br />
Besonderheiten für dieses System, da sich hier jedes Teilchen auf einer wohldefinierten<br />
Bahn bewegt. Die Teilchen lassen sich sozusagen durchnummerieren.<br />
<strong>Quantenmechanik</strong> Hier müssen wir die wohldefinierten Bahnen aufgeben. Stattdessen<br />
können sich die Wellenfunktionen überlappen. Man verliert also die Nummerierung, da<br />
sie nicht mehr eindeutig ist.<br />
5.2 Austauschentartung<br />
Wir betrachten dies am Beispiel eines Systems von 2 Spin- 1 -Teilchen. Die z-Komponenten<br />
2<br />
der Spins sind und - . Wir wechseln in die schon hinlänglich bekannte Basis {ε 2 2 1, ε 2 }.<br />
Der physikalische Zustand kann dann beschrieben werden durch z.B. |+, −〉 oder |−, +〉<br />
(welcher besser ist kann man nicht entscheiden, da man die beiden Teilchen ja nicht unterschieden<br />
kann). Die <strong>Quantenmechanik</strong> erlaubt sogar, jeden Zustand α |+, −〉+β |−, +〉<br />
als Beschreibung zu benutzen, solange α 2 + β 2 = 1 ist. Diese Unbestimmtheit in der Beschreibung<br />
nennt man jetzt Austauschentartung. Die physikalischen Aussagen, welche wir<br />
aus diesem System berechnen, hingen jetzt von α und β ab - und das kann nicht sein.<br />
Betrachten wir beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass die x-Komponente des Spins<br />
119
2<br />
ist, dann erhalten wir:<br />
P (S 1x = S 2x = 2 ) = ∣ ∣∣∣ 1<br />
2 (〈+, +| + 〈+, −| + 〈−, +| + 〈−, −|) (α |+, −〉 + β |−, +〉) ∣ ∣∣∣<br />
2<br />
=<br />
Wir benötigen also ein weiteres Postulat der <strong>Quantenmechanik</strong>, welches festlegt, welchen<br />
der Zustände α |+, −〉 + β |−, +〉 wir verwenden müssen.<br />
∣ 1 ∣∣∣<br />
2<br />
∣2 (α + β)<br />
5.3 Symmetrisierungspostulat<br />
Zusätzlich zu den Postulaten aus QM I führen wir noch ein weiteres ein:<br />
Bei einem System aus mehreren identischen Teilchen können nur bestimmte Vektoren<br />
(abhängig von der Natur der Teilchen) die physikalischen Zustände beschreiben.<br />
Bei Bosonen müssen die physikalischen Vektoren symmetrisch unter Permutation der<br />
Teilchen sein. Bei Fermionen gerade antisymmetrisch. Fermionen sind Teilchen mit halbzahligem<br />
Spin (wie Elektron, Positron, Proton, Neutron,...) Bosonen hingegen haben<br />
ganzzahligen Spin (wie γ, π, oder H).<br />
Bemerkungen<br />
(i) Es gibt mit diesem Postulat keine Austauschentartung mehr.<br />
(ii) Konstruktionsvorschrift von symmetrischen / antisymmetrischen Zuständen:<br />
(a) Nummeriere die Teilchen durch und konstruiere einen Ket mit<br />
|u〉 = |ϕ α1 , ϕ α2 , ϕ α3 , . . .〉<br />
(b) Ein symmetrischer Zustand wird gerade durch<br />
|ψ S 〉 = 1 N!<br />
und ein antisymmetrischer durch<br />
∑<br />
P α |u〉<br />
|ψ A 〉 = 1 ∑<br />
ε α P α |u〉<br />
N!<br />
gegeben. Dabei ist N die Anzahl an Teilchen und P α der Permutationsoperator.<br />
Die Summe läuft deshalb über alle Permutationen. ε α ist 1 oder -1 für gerade<br />
120<br />
α<br />
α
oder ungerade Permutationen (also die Anzahl an Vertauschungsoperationen,<br />
um die Permutation darzustellen).<br />
(c) Normiere den Zustand<br />
(iii) Das Symmetriepostulat enthält das Pauli-Prinzip.<br />
Beispiele<br />
(i) Betrachte zwei identische Teilchen, welche sich in den Zustanden |ϕ α1 〉 und |ϕ α2 〉<br />
befinden. Der Hamiltonoperator ist dann<br />
H = H 1 + H 2<br />
mit<br />
H i ϕ αi = E αi ϕ αi<br />
E = E α1 + E α2<br />
Damit ist der Startket gegeben durch<br />
|u〉 = |ϕ α1 , ϕ α2 〉<br />
und die beiden Zustände (symmetrisch und antisymmetrisch) sind dann<br />
|ψ S 〉 = 1 √<br />
2<br />
(|ϕ α1 , ϕ α2 〉 + |ϕ α2 , ϕ α1 〉)<br />
|ψ A 〉 = 1 √<br />
2<br />
(|ϕ α1 , ϕ α2 〉 − |ϕ α2 , ϕ α1 〉)<br />
(ii) Falls |ϕ α1 〉 = |ϕ α2 〉, dann ist<br />
|ψ S 〉 = |ϕ α1 , ϕ α1 〉 |ψ A 〉 = 0<br />
Das letzte Ergebnis hatten wir auch schon aufgrund des Pauliprinzips erwartet.<br />
(iii) Es ergeben sich also bestimmte Folgerungen für den Grundzustand von N identischen<br />
Teilchen. Bei Bosonen können sich alle Teilchen im 1-Teilchen-Grundzustand mit der<br />
Energie E 0 befinden. Die Gesamtenergie entspricht also<br />
E = NE 0<br />
Bei Fermionen funktioniert dies nicht. Im Grundzustand befinden sie sich in Zuständen<br />
mit Energie E i und<br />
E 0 ≤ E 1 ≤ · · · ≤ E N−1<br />
121
Die Grundzustandsenergie ist dann<br />
E = E 0 + E 1 + · · · + E N−1<br />
Dabei ist E N−1 die so genannte Fermi-Energie.<br />
5.4 Anwendung<br />
5.4.1 Elastischer Stoß<br />
Im Anfangszustand fliegen zwei Teilchen in z-Richtung aufeinander zu. Wir nennen sie<br />
Teilchen 1 und Teilchen 2. Dieser Zustand heißt |ψ i 〉. Im Endzustand fliegen die beiden<br />
Teilchen in entgegengesetzte Richtung ⃗n voneinander weg. Dieser Zustand heißt |ψ t 〉. Es<br />
ist<br />
⎛ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎞<br />
|ψ i 〉 = √ 1 0 0<br />
0 0<br />
⎜ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎟<br />
⎝|ϕ 1 ⎝0⎠ , ϕ 2 ⎝ 0 ⎠〉 + ε |ϕ 2 ⎝0⎠ , ϕ 1 ⎝ 0 ⎠〉 ⎠<br />
2<br />
p<br />
−p<br />
|ψ t 〉 = 1 √<br />
2<br />
(|ϕ 1 (⃗n), ϕ 2 (−⃗n)〉 + ε |ϕ 2 (⃗n), ϕ 1 (−⃗n)〉)<br />
p<br />
−p<br />
wobei ε gerade + für Bosonen und - für Fermionen ist. Wir wollen jetzt die Wahrscheinlichkeitsamplitude<br />
berechnen, dass |ψ i 〉 in |ψ t 〉 übergeht. Es ist<br />
〈ψ t | U(t 0 , t 1 ) |ψ t 〉 = 1 2 [(〈ϕ 1(⃗n)ϕ 2 (−⃗n)| + ε 〈ϕ 2 (⃗n)ϕ 1 (−⃗n)|) U(t 0 , t 1 ) (|ϕ 1 (⃗p)ϕ 2 (−⃗p)〉 + ε |ϕ 2 (⃗p)ϕ 1 (−⃗p)〉)]<br />
Alle vier ausmultiplizierten Terme stehen für verschiedene Stoßvorgänge.<br />
Insgesamt erhält man eine Wahrscheinlichkeitsamplitude, welche aus den beiden Termen<br />
für die zwei verschiedenen Stoßmöglichkeiten besteht. Diese werden entweder addiert oder<br />
subtrahiert (abhängig von der Teilchenart). Bei der Quadrierung der Wahrscheinlichkeitsamplitude<br />
- um die Wahrscheinlichkeit zu erhalten - enthält einen Interferenzterm,<br />
welcher noch abhängig von ε ist. Das Ergebnis ist also abhängig vom Teilchencharakter.<br />
122
5.4.2 Heliumatom<br />
Ein Heliumatom kann wie ein Wasserstoffatom beschrieben werden, jedoch mit Z = 2.<br />
Es ist dann der Hamiltonoperator:<br />
H = − 2<br />
2m ∆ 1 −<br />
Ze2<br />
4πε 0 r 1<br />
− 2<br />
2m ∆ 2 −<br />
Wir haben also den Hamiltonoperator in der Form<br />
Ze2<br />
4πε 0 r 2<br />
+<br />
e 2<br />
4πε 0 |⃗r 1 − ⃗r 2 |<br />
H = H 1 + H 2 + V<br />
dargestellt, wobei H 1 und H 2 nur auf das erste bzw. zweite Elektron wirken.<br />
(a) Wir betrachten zuerst den Fall ohne Elektron-Elektron-Wechselwirkung, also V = 0.<br />
Dann ist in nullter Ordnung Störungstheorie<br />
und wir kennen auch schon die Lösung:<br />
(H 1 + H 2 ) |ψ〉 (0) = E (0)<br />
n 1 ,n 2<br />
|ψ〉 (0)<br />
|ψ〉 (0) = |n 1 , l 1 , m 2 〉 |n 2 , l 2 , m 2 〉<br />
und mit<br />
E (0)<br />
n 1 ,n 2<br />
= E (0)<br />
n 1<br />
+ E (0)<br />
n 2<br />
E (0)<br />
n i<br />
= −Z 2 mc2 α<br />
2<br />
1<br />
n 2 i<br />
Setzen wir einige Werte ein, so erhalten wir zum Beispiel folgende Energiewerte:<br />
n 1 n 2 E (eV)<br />
1 1 -108.6<br />
1 2 -68.0<br />
1 3 -60.4<br />
1 ∞ -54.4<br />
2 2 -27.2<br />
Den Zustand mit n 2 = ∞ wollen wir hier nicht betrachten, da es sich um den<br />
einfach ionisierten Zustand handelt. Der Zustand mit n 1 = n 2 = 2 liegt energetisch<br />
schon oberhalb des einfach ionisierten Zustandes (steht darüber). Deshalb müssen in<br />
Bindungszustände von Heliumatomen mindestens ein Elektron die Hauptquantenzahl<br />
1 haben (also im Grundzustand sein).<br />
123
(b) Wir wenden das Pauli-Prinzip an. Da es sich bei Elektronen um Fermionen handelt,<br />
muss die Gesamtwellenfunktion (Produkt aus Ortswellenfunktion und Spinwellenfunktion)<br />
antisymmetrisch sein. Bei den Spinwellenfunktionen ergeben sich entweder<br />
die symmetrischen Triplettzustände oder die antisymmetrischen Singulettzustände<br />
(siehe erstes Kapitel). Es ergeben sich also zwei mögliche Fälle<br />
• Symmetrische Ortswellenfunktion und Singulett-Zustand:<br />
ψ S n = 1 √<br />
2<br />
(|100〉 |nlm〉 + |nlm〉 |100〉) |S = 0, M S = 0〉<br />
wobei dies nur für n ≥ 2 gilt. Für n = 1 erhält man eine andere Normierung<br />
mit<br />
Dies nennt sich auch Parahelium<br />
ψ S 1 = |100〉 |100〉 |S = 0, M S = 0〉<br />
• Antisymmetrische Ortswellenfunktion und Triplett-Zustand<br />
ψ T n = 1 √<br />
2<br />
(|100〉 |nlm〉 − |nlm〉 |100〉) |S = 1, M S 〉<br />
wobei wieder für n = 1 der Spezialfall<br />
ψ T 1 = 0<br />
gilt. Dies nennt sich Orthohelium. Der Fall für n = 1 kann also nicht auftreten.<br />
(c) Nun betrachten wir das System mit dem Potential V in erster Ordnung Störungstheorie.<br />
Dazu müssen wir zum Beispiel für den Grundzustand berechnen:<br />
∆E = 〈100| 〈100| V |100〉 |100〉 =<br />
∫<br />
e2<br />
4πε 0<br />
d 3 r 1<br />
∫<br />
d 3 r 2 |ψ 100 (⃗r 1 )| 2 |ψ 100 (⃗r 2 )| 2 1<br />
|⃗r 1 − ⃗r 2 |<br />
Es ist<br />
ψ 100 = 1 √ π<br />
( Z<br />
a<br />
) 3/2<br />
e −Zr/a<br />
und damit<br />
( Z<br />
∆E =<br />
a<br />
) 6<br />
1<br />
π 2 e 2<br />
∫ ∞<br />
∫ ∞<br />
∫<br />
r 2<br />
4πε<br />
1e −2Zr1/a dr 1 r2e 2 −2Zr2/a dr 2<br />
0<br />
0<br />
124<br />
0<br />
dΩ 1<br />
∫<br />
dΩ 2<br />
1<br />
|⃗r 1 − ⃗r 2 |
Die Winkelintegration ergibt gerade einen Term der Form<br />
und damit insgesamt<br />
(4π) 2 1<br />
max{r 1 , r 2 }<br />
∆E = 5 4 Z mc2 α 2<br />
2<br />
= 34 eV<br />
Für den Grundzustand in erster Ordnung erhalten wir also<br />
Experimentell erhält man z.B.<br />
E (1)<br />
11 = E (0)<br />
11 + ∆E = −74.8 eV<br />
E 11 = −78.975 eV<br />
also eine sehr gute Übereinstimmung.<br />
(d) Jetzt betrachten wir die angeregten Zustände in Störungstheorie. Man erhält<br />
∆E S/T = 1 e 2 ∫<br />
2 4πε 0<br />
d 3 r 1 d 3 r 2 |ψ 100 (⃗r 1 )ψ nlm (⃗r 2 ) ± ψ nlm (⃗r 1 )ψ 100 (⃗r 2 )| 2 1<br />
|⃗r 1 − ⃗r 2 |<br />
Wenn man den Betrag ausmultipliziert, erhält man das Integral in der Form<br />
∫<br />
=<br />
. . . |ψ 100(⃗r 1 )| 2 |ψ nlm (⃗r 2 )| 2<br />
|⃗r 1 − ⃗r 2 |<br />
∫<br />
±<br />
. . . ψ∗ 100(⃗r 1 )ψ nlm (⃗r 1 )ψ ∗ nlm (⃗r 2)ψ 100 (⃗r 2 )<br />
|⃗r 1 − ⃗r 2 |<br />
Der erste Term entspricht physikalisch der elektrostatischen Wechselwirkung der beiden<br />
Elektronen (auf ihn würden wir auch ohne das Pauli-Prinzip kommen). Er ist<br />
immer positiv. Das Vorzeichen vor dem zweiten Integral ist abhängig vom Spin-<br />
Zustand. Der zweite Term nennt sich Austauschterm (oder Austauschintegral). Er<br />
stammt erst aus dem Symmetriesierungspostulat. Auch dieser ist positiv (!).<br />
Man erhält dann folgendes Bild für die Energiewerte:<br />
125
126
Kapitel 6<br />
Feldquantisierung<br />
6.1 Euler-Lagrange-Gleichung für klassische Felder<br />
6.1.1 Gekoppeltes System<br />
Wir betrachten viele gleichartige Teilchen (die wir dann in der Näherung später als kontinuierlich<br />
ansehen wollen). Wir betrachten das System in einer Dimension. Die Kopplung<br />
der einzelnen Teilchen soll nur eine Nächste-Nachbarn-Wechselwirkung sein. Wir können<br />
uns das System also als lange Kette mit Federn verbundener Massepunkte vorstellen. Die<br />
Auslenkungen der einzelnen Massepunkte i aus der Ruhelage (Abstand a) nennt sich q i .<br />
Das Potential ist also gegeben durch<br />
V = k ∑<br />
(q i − q i+1 ) 2<br />
2<br />
i<br />
und damit die Lagrange-Funktion:<br />
L = T − V = m ∑<br />
( ˙q i ) 2 − V = a ∑ 2<br />
i<br />
i<br />
[ m<br />
2<br />
˙q i<br />
2 a − ka<br />
]<br />
(q i − q i+1 ) 2<br />
2 a 2<br />
Wir wenden den Euler-Lagrange-Formalismus an, um die Bewegungsgleichungen zu erhalten:<br />
Also<br />
∂L<br />
− d ∂L<br />
= 0<br />
∂q i dt ∂ ˙q i<br />
m<br />
a ¨q i − ka q i+1 − q i<br />
+ ka q i − q i−1<br />
= 0<br />
a 2<br />
a 2<br />
da sich ein q i zweimal in der Summe befindet.<br />
127
6.1.2 Übergang zum kontinuierlichen System<br />
Wir müssen also jetzt einfach a → 0 betrachten. Dabei müssen wir beachten:<br />
• m a<br />
entspricht der Massendichte µ. Diese soll bei allen Grenzwertbetrachtungen konstant<br />
bleiben.<br />
• Es gilt jeweils das Hooksche Gesetz: Die Ausdehnung des ”Stabs” pro Längeneinheit<br />
ist proportional zur Kraft. Dabei ist die Kraft gegeben durch<br />
F = k(q i+1 − q i ) =: ξY<br />
mit<br />
ξ = q i+1 − q i<br />
a<br />
Damit muss das so genannte Youngsche Modul Y = ka sein.<br />
• Die Indizes i machen bei einer kontinuierlichen Verteilung nur noch wenig Sinn.<br />
Deshalb wechseln wir von q i auf eine Funktion q(x).<br />
• Dann entsprechen die Terme<br />
q i+1 − q i<br />
a<br />
=<br />
q(x + a) − q(x)<br />
a<br />
→ q ′ (x)<br />
für a → 0. q ′ ist also die örtliche Ableitung.<br />
• Auch die Summe verliert ihren Sinn und wir schreiben besser<br />
a ∑ ∫<br />
→ dx<br />
i<br />
Mit diesen Bezeichnungen erhalten wir im Limes a → 0 dann:<br />
∫<br />
L =<br />
( 1<br />
dx<br />
2 µ ˙q − Y )<br />
2 (q′ ) 2<br />
Man definiert die Lagrangedichte mit<br />
L = 1 2 µ ˙q − Y 2 (q′ ) 2<br />
Für die Bewegungsgleichungen erhält man dann<br />
µ¨q(x) − Y q ′′ (x) = 0<br />
128
wenn man wieder den Differentenquotienten betrachtet.<br />
Bemerkungen<br />
• x ist keine verallgemeinerte Koordinate im Sinne des Lagrange-Formalismus. Es ist<br />
stattdessen ein kontinuierlicher Index.<br />
• Die Formel lässt sich leicht in 3 Dimensionen verallgemeinern. Es ist dann<br />
∫<br />
L = d 3 x L<br />
mit<br />
L = L(q, ˙q, ∇q)<br />
• Das q = q(t, ⃗x) ist eine Art Feld.<br />
6.1.3 Euler-Lagrange-Gleichungen für Felder<br />
Die Wirkung des Systems ist definiert als<br />
S =<br />
∫ t2<br />
t 1<br />
∫<br />
dt<br />
d 3 x L<br />
Nach dem Hamiltonprinzip muss bei einem stationären Zustand S minimal sein. Es muss<br />
also δS = 0 für eine kleine Störung sein. Das führt uns auf:<br />
0 = δS =<br />
∫ t2<br />
t 1<br />
∫<br />
dt<br />
( )<br />
∂L<br />
d 3 ∂L ∂L<br />
x δq + δ ˙q +<br />
∂q ∂ ˙q ∂∇q δ∇q<br />
Wir wissen, dass δ∇q = ∇δq und δ ˙q = d δq. Die Randterme der kleine Störung ver-<br />
dt<br />
schwinden, also<br />
δq(t 1 ) = δq(t 2 ) = 0<br />
Für |⃗x| → ∞ soll q(⃗x, t) ebenfalls verschwinden. Führen wir in δS also die partielle<br />
Integration nach ⃗x und t aus, dann erhalten wir:<br />
0 = δS =<br />
∫ t2<br />
t 1<br />
∫<br />
dt<br />
( ∂L<br />
d 3 x<br />
∂q − d ∂L<br />
dt ∂ ˙q − ∇ ∂L )<br />
δq<br />
∂∇q<br />
Da die Störung δq beliebig ist, muss damit die Klammer verschwinden. Wir erhalten dann<br />
eine Euler-Lagrange-Gleichung:<br />
∂L<br />
∂q − d ∂L<br />
dt ∂ ˙q − ∇ ∂L<br />
∂∇q = 0<br />
129
Beispiel:<br />
Für den berechneten Stab von oben gilt:<br />
∂L<br />
∂q = 0<br />
∂L<br />
∂ ˙q = µ ˙q<br />
∂L<br />
∂∇q = ∂L = −Y q ′<br />
∂q ′<br />
Wir erhalten also die Euler-Lagrange-Gleichung:<br />
µ¨q − Y q ′′ = 0<br />
also genau dieselbe Gleichung, die wir oben auch anders erhalten hatten.<br />
Bemerkungen:<br />
(1) Wir haben jetzt zwar nur noch eine Differentialgleichung, aber neben den zeitlichen<br />
kommen jetzt auch räumliche Ableitungen vor.<br />
(2) Wir können analog zur klassischen Mechanik die Hamilton-Dichte einführen:<br />
H = π ˙q − L<br />
mit dem kanonischen Impuls<br />
π = ∂L<br />
∂ ˙q<br />
(3) Da wir hier Felder behandelen, bezeichnen wir diese nicht mit q, sondern mit φ(x)<br />
oder ψ(x). x ist dabei ein 4-Vektor. Außerdem wollen wir die ganze Theorie kovariant<br />
betrachten. Die Lagrangedichte hängt also jetzt ab von L(φ, ∂ µ φ, x). Die<br />
Euler-Lagrange-Gleichung lautet dann:<br />
∂L<br />
∂φ − ∂ ∂L<br />
µ<br />
∂∂ µ φ = 0<br />
und der kanonische Impuls ist<br />
π =<br />
∂L<br />
∂∂ 0 φ<br />
6.1.4 Beispiele<br />
Wir benutzen im folgenden Lagrange-Dichten, die wir nicht genau beweisen werden.<br />
Reelles skalares Feld Die Lagrange-Dichte ergibt sich über die kinetische Energie und<br />
das Potential (nicht genauer beschrieben):<br />
L = 1 2 (∂ µφ)(∂ µ φ) − m2<br />
2 φ<br />
130
Dann ist<br />
∂L<br />
∂φ = −m2 φ<br />
∂L<br />
∂∂ µ φ = ∂µ φ<br />
und man erhält damit die schon bekannte Klein-Gordan-Gleichung:<br />
m 2 φ + ∂ µ ∂ µ φ = 0 = (□ + m 2 )φ<br />
Komplexes skalares Feld Für so ein Feld ist die Lagrangedichte<br />
L = (∂ µ φ)(∂ µ φ ∗ ) − mφφ ∗<br />
Wir spalten φ auf in einem Reell- und Imaginärteil:<br />
φ = φ 1 + iφ 2<br />
Wir können dann die Gleichungen für φ 1 und φ 2 herleiten oder wir benutzen gleich<br />
φ und φ ∗ als zwei unabhängige Variablen. Man erhält dann<br />
∂L<br />
∂φ ∗ = −m2 φ<br />
und für φ die Gleichung:<br />
∂L<br />
∂∂ µ φ ∗ = ∂µ φ (□ + m 2 )φ = 0<br />
(□ + m 2 )φ ∗ = 0<br />
Dirac-Theorie Wir betrachten ein geladenes Fermion mit Masse m. Es gibt dann zwei<br />
unabhängige Felder ψ und ¯ψ = ψ † γ 0 . Die Lagrange-Dichte für dieses System lautet<br />
dann<br />
Dann ist<br />
L = ¯ψ(i/∂ − m)ψ<br />
∂L<br />
∂ ¯ψ i<br />
= ( (i/∂ − m)ψ ) i<br />
und wir erhalten die schon bekannte Dirac-Gleichung:<br />
∂L<br />
∂∂ µ ¯ψi<br />
= 0<br />
(i/∂ − m)ψ = 0<br />
Wir können die Theorie auch für ψ ausführen und erhalten:<br />
∂L<br />
= (−m<br />
∂ψ ¯ψ) ∂L (<br />
i ∂ µ = ∂ µ ¯ψ(i∂ µ ) )<br />
i ∂∂ µ ψ = ¯ψi<br />
↚<br />
∂<br />
i i<br />
131
↚<br />
∂ soll dabei andeuten, dass ∂ nach links wirkt. Wir erhalten dann die Gleichung:<br />
↚<br />
¯ψ(i ∂ + m) = 0<br />
was genau die ladungskonjugierte Gleichung ist (wie erwartet).<br />
Elektrodynamik Die Lagrange-Dichte für ein System aus elektrischem und magnetischen<br />
Feld lautet<br />
L = − 1 4 F µν F µν − j µ A µ<br />
mit<br />
F µν = ∂ µ A ν − ∂ ν A µ<br />
Dann ist<br />
∂L<br />
∂A ν<br />
= −j ν<br />
∂L<br />
= − 1 µν<br />
4F<br />
∂∂ µ A ν 4<br />
wie man durch Nachrechnen zeigen kann und man erhält insgesamt die bekannte<br />
Maxwell-Gleichung:<br />
∂ µ F µν = j ν<br />
6.1.5 Energie-Impuls-Tensor<br />
Wir definieren den Energie-Impuls-Tensor als<br />
T µν = ∑ i<br />
∂L<br />
∂∂ µ φ i<br />
∂ ν φ i − g µν L<br />
Der 4-Impuls ergibt sich aus diesem Tensor gerade durch<br />
∫<br />
P ν = d 3 x T 0ν<br />
Wir wollen dies für ν = 0 nachrechnen. Man erhält:<br />
T 00 = ∑ i<br />
∂L<br />
∂ ˙φ i<br />
˙φi − L = ∑ i<br />
π i ˙φi − L = H<br />
und dann<br />
was genau der Energie entspricht.<br />
∫<br />
P 0 =<br />
d 3 x H = H<br />
132
6.2 Feldquantisierung<br />
6.2.1 Motivation<br />
(1) Sowohl die KG-Gleichung als auch die Dirac-Gleichung ergeben Zustände mit negativer<br />
Energie. Die Feldquantisierung löst dieses Problem.<br />
(2) Sowohl Vielteilchensysteme, als auch die Erzeugung / Vernichtung von Teilchen konnten<br />
bisher nicht richtig verstanden werden.<br />
(3) In der Elektrodynamik erfüllen die klassischen Felder die Maxwell-Gleichungen - das<br />
Photon hat diese Maxwell-Gleichung als Bewegungsgleichung.<br />
(4) Auch das Pauli-Prinzip kann erklärt werden.<br />
(5) Die Feldquantisierung bietet ein Werkzeug, um Streuprozesse auf systematische Art<br />
zu berechnen.<br />
6.2.2 Quantisierung des skalaren Felds<br />
Das Ziel dieses Abschnitts ist, φ in der KG-Gleichung<br />
(□ + m 2 )φ = 0<br />
als Operator zu interpretieren und Eigenwerte und Eigenzustände zu bestimmen. Dann<br />
wollen wir dies als Teilchen interpretieren.<br />
(a) Kommutatoren, Erzeuger und Vernichter<br />
Die Lagrange-Dichte des Systems ist<br />
L = 1 2 (∂ µφ) 2 − m2<br />
2 φ2<br />
mit π = ∂L dem kanonischen Impuls. Wir wollen jetzt π und φ als zwei Operatoren<br />
∂ ˙φ<br />
interpretieren (wie ⃗p und ⃗x in der <strong>Quantenmechanik</strong>). Vor allem fordern wir folgende<br />
Kommutatorrelationen:<br />
[φ(x), π(y)] x0 =y 0<br />
= iδ(⃗x − ⃗y) [φ(x), φ(y)] x0 =y 0<br />
= [π(x), π(y)] x0 =y 0<br />
= 0<br />
Es muss Folgendes noch nachgerechnet werden:<br />
• Heisenbergsche Bewegungsgleichungen<br />
133
• Energie- und Impulsoperatoren<br />
• Kausalität: Kann eine Messung an einem (Raum-Zeit-)Punkt eine Messung an<br />
einem anderen Punkt beeinflussen, wenn der Abstand raumartig ist? Genauer:<br />
[φ(x), φ(y)] = 0 für (x − y) 2 < 0<br />
(b) Die klassische Lösung der KG-Gleichung<br />
Wir benutzen die Fouriertransformierte von φ:<br />
∫<br />
φ(t, ⃗x) =<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 ei⃗p⃗x ˜φ(t, ⃗p)<br />
Setzen wir dies in in die KG-Gleichung ein, so erhalten wir:<br />
( )<br />
∂<br />
2<br />
∂t + 2 |p|2 + m 2 ˜φ = 0<br />
stimmt<br />
nicht(siehe<br />
nächster<br />
Punkt).<br />
Was<br />
meinst<br />
du?<br />
also einen Harmonischen Oszillator für jedes k. Analog dazu schreiben wir wieder<br />
mit<br />
H = 1 2 P 2 + 1 2 ω2 ˜φ2 = ω(aa † + 1 2 )<br />
˜φ = 1 √<br />
2ω<br />
(a + a † )<br />
P = −i√ ω<br />
2 (a − a† )<br />
(c) Erzeuger und Vernichter der quantisierten Klein-Gordon-Gleichung<br />
In Analogie zu (b) führen wir Fourierkomponenten für die Operatoren φ und π ein.<br />
∫<br />
φ(x) =<br />
d 3 k 1<br />
(<br />
e ikx a † (<br />
(2π) 3 2ω<br />
⃗ k) + e −ikx a( ⃗ )<br />
k)<br />
(i) φ(x) ist hermitesch nach Definition<br />
(ii) a, a † wollen wir als Operatoren auffassen<br />
(iii) d⃗ k<br />
2ω<br />
∫<br />
ist deshalb so gewählt, da es Lorentz-Invariant ist, denn<br />
∫<br />
δ(k 2 − m 2 )Θ(k 0 )d 4 k =<br />
=<br />
1<br />
2|k 0 |<br />
∫ d ⃗ k<br />
2ω<br />
( (<br />
) (<br />
))<br />
δ k 0 −<br />
√⃗ k2 + m 2 + δ k 0 +<br />
√⃗ k2 + m 2 Θ(k 0 )dk 0 d ⃗ k<br />
134
Mit dieser Definition erhält man für π:<br />
∫<br />
π(x) = ˙φ(x) = i<br />
1<br />
(<br />
e i⃗k·⃗x a † (<br />
(2π) ⃗ k) + e −i⃗k·⃗x a( ⃗ )<br />
k) d ⃗ k<br />
3<br />
Wenn wir nun den Kommutator von φ und π bilden, erhalten wir<br />
∫<br />
a( ⃗ k) = −i (iωφ(x) − π(x)) e i⃗k·⃗x d⃗x<br />
∫<br />
a † ( ⃗ k) = i (−iωφ(x) − π(x)) e −i⃗k·⃗x d⃗x<br />
denn mit<br />
erhält man<br />
∫<br />
1<br />
(2π) 3 ei⃗ k·⃗x±i ⃗ k ′·⃗x d⃗x = δ( ⃗ k ± ⃗ k ′ )<br />
∫<br />
φ(x)e i⃗k·⃗x d⃗x = 1<br />
2ω<br />
∫<br />
π(x)e i⃗k·⃗x d⃗x = i 2<br />
(<br />
e iωt a † ( ⃗ k) + e −iωt a(− ⃗ )<br />
k)<br />
(<br />
e iωt a † ( ⃗ k) − e −iωt a(− ⃗ k)<br />
)<br />
und<br />
bzw. für a analog.<br />
a † ( ⃗ k) = e −iωt ∫<br />
(ωφ(x) − iπ(x)) e i⃗ k·⃗x d⃗x<br />
Für die Kommutatorrelationen zwischen a und a † erhalten wir<br />
[a( ⃗ k), a( ⃗ k ′ )] = [a † ( ⃗ k), a † ( ⃗ k ′ )] = 0<br />
Beweis:<br />
[a( ⃗ k), a( ⃗ k ′ )] = (−i) 2 ∫<br />
∫<br />
= −<br />
= 0<br />
[a( ⃗ k), a † ( ⃗ k ′ )] = 2ω(2π) 3 δ( ⃗ k − ⃗ k ′ )<br />
e ikx+ik′ x ′ [iωφ(x) − π(x), iωφ(x ′ ) − π(x ′ )] d⃗xd⃗x ′<br />
e i(k+k′ )x (−iω + iω ′ ) d⃗x<br />
wegen<br />
e i(k+k′ )x ∼ δ( ⃗ k + ⃗ k ′ ) =⇒ ω = ω ′<br />
Die Aussage [a † ( ⃗ k), a † ( ⃗ k ′ )] = 0 erhält man stark analog. Außerdem<br />
135
∫<br />
[a( ⃗ k), a † ( ⃗ k ′ )] = i(−i) e i(kx−k′ x ′) (−iω[φ(x), π(x ′ )] + iω ′ [π(x), φ(x ′ )]) d⃗xd⃗x ′<br />
∫<br />
= e i(k−k′ )x (ω + ω ′ ) d⃗x<br />
= 2ω(2π) 3 δ( ⃗ k − ⃗ k ′ )<br />
(d) Energie und Impulsoperator<br />
Der Energie- und Impulstensor definiert dem 4-Impuls mit<br />
∫<br />
p µ =<br />
∫ 1<br />
=<br />
2<br />
T µ0 d⃗x =<br />
∫ ((∂ µ φ)(∂ 0 φ) − g µ0 L ) d⃗x<br />
∫<br />
= · · · =<br />
1<br />
(<br />
2ω(2π) 3 kµ<br />
. . . d⃗xd ⃗ kd ⃗ k ′<br />
a † ( ⃗ k)a( ⃗ k) + a( ⃗ k)a † ( ⃗ )<br />
k)<br />
d ⃗ k<br />
(i) Für die räumliche Anteile des Impulses ist<br />
∫<br />
p i =<br />
∫<br />
1<br />
2ω(2π) 3⃗ ka † a d ⃗ 1<br />
k +<br />
(2π) 3⃗ k d ⃗ kd⃗x<br />
} {{ }<br />
=0 (da ungerade)<br />
(ii) Und für den zeitlichen Anteil des Impulses, also den Energie-Operator, ist<br />
∫<br />
H = p 0 =<br />
∫<br />
=<br />
1 ω<br />
2ω(2π) 3 2 (a† a + aa † ) d ⃗ k<br />
∫<br />
1<br />
2ω(2π) 3 ωa† a d ⃗ 1 ω<br />
k +<br />
(2π) 3 2 d⃗ kd⃗x<br />
} {{ }<br />
=∞ (Vakuumenergie)<br />
Wir setzen die konstante Vakuumenergie als Energienullpunkt fest und ”subtrahieren”<br />
sie einfach. In der Praxis benutzen wir die Normalordnung (symbolisiert<br />
durch zwei Doppelpunkte), die die a † nach links sortiert, also<br />
∫<br />
: aa † : = a † a : H : =<br />
136<br />
1<br />
2ω(2π) 3 ωa† a d ⃗ k
(e) φ(x) und a( ⃗ k) erfüllen die Heisenbergsche Bewegungsgleichung<br />
∂ µ φ(x) = [iP µ , φ(x)]<br />
k µ a † ( ⃗ [<br />
k) = P µ , a † ( ⃗ ]<br />
k)<br />
−k µ a( ⃗ k) = [P µ , a( ⃗ k)]<br />
Den Beweis hierzu erhält man durch Einsetzen:<br />
∫<br />
[P µ , a † ( ⃗ d 3 k ′ [<br />
k)] =<br />
(2π) 3 2ω ′ (k′ ) µ a † ( ⃗ k ′ )a( ⃗ k ′ ), a † ( ⃗ ]<br />
k)<br />
[<br />
P µ , a( ⃗ ]<br />
k) =<br />
= k µ a † ( ⃗ k)<br />
∫<br />
d 3 k ′ [<br />
(2π) 3 2ω ′ (k′ ) µ a † ( ⃗ k ′ )a( ⃗ k ′ ), a( ⃗ k)<br />
= −k µ a( ⃗ k)<br />
⎛<br />
⎞<br />
∫<br />
d 3 k ′<br />
[iP µ , φ(x)] =<br />
⎜<br />
(2π) 3 2ω ′ ⎝<br />
[iP eikx µ , a † ( ⃗ ] [<br />
k) +e −ikx iP µ , a( ⃗ ]<br />
k) ⎟<br />
⎠<br />
} {{ } } {{ }<br />
ik µa † ik µa<br />
= ∂ µ φ(x)<br />
]<br />
(f) Teilcheninterpretation<br />
(i) Der Vakuumzustand lautet |0〉. Dies entspricht keinem Teilchen, also einer Energie<br />
und Impuls von E = 0, ⃗p = 0 =⇒ P µ |0〉 = 0.<br />
(ii) k µ a † ( ⃗ k) |0〉 = [P µ , a † ( ⃗ k)] |0〉 = P µ a † ( ⃗ k) = 0. Wir erhalten daraus, dass a † ( ⃗ k) |0〉<br />
Eigenzustand von P µ mit Eigenwert k µ ist.<br />
(iii)<br />
−k µ a( ⃗ k) |0〉 = [P µ , a( ⃗ k)] |0〉<br />
= P µ a( ⃗ k) |0〉<br />
Also ist a( ⃗ k) |0〉 Eigenzustand zu P µ mit Eigenwert −k µ . Dies kann nicht gelten,<br />
da Vakuumzustand der Zustand mit niedrigster Energie ist. Also folgt<br />
a( ⃗ k) |0〉 = 0<br />
(iv)<br />
| ⃗ k〉 = a † ( ⃗ k) |0〉<br />
137
ist ein 1-Teilchenzustand mit Impuls ⃗ k und Energie k 0 = ω =<br />
√ ⃗k2 + m 2 . Es<br />
ergibt sich z.B.<br />
| ⃗ k 1 , ⃗ k 2 〉 = a † ( ⃗ k 1 )a † ( ⃗ k 2 ) |0〉<br />
bzw<br />
| ⃗ k 1 , . . . , ⃗ k n 〉 = a † ( ⃗ k 1 ) . . . a † ( ⃗ k n ) |0〉<br />
Dies ist ein Zustand im FOCK-Raum.<br />
(v) Teilchenzahloperator<br />
∫<br />
N =<br />
d 3 k<br />
(2π) 3 2ω a† ( ⃗ k)a( ⃗ k)<br />
Anwenden auf einen Zustand im FOCK-Raum<br />
N | ⃗ k n , . . . , ⃗ k n 〉 = n | ⃗ k 1 , . . . , ⃗ k n 〉<br />
∫<br />
N | ⃗ k n , . . . , ⃗ d 3 k<br />
k n 〉 =<br />
(2π) 3 2ω a† ( ⃗ k) a( ⃗ k)a † ( ⃗ k 1 )<br />
} {{ }<br />
= n · 1 | ⃗ k 1 , . . . , ⃗ k n 〉<br />
( n∑<br />
)<br />
P µ | ⃗ k 1 , . . . , ⃗ k n 〉 = k µ i | ⃗ k 1 , . . . , ⃗ k n 〉<br />
i=1<br />
=a † ( ⃗ k 1 )a( ⃗ k)+(2π) 3 2ωδ (3) ( ⃗ k 1 − ⃗ k)<br />
} {{ }<br />
=1<br />
a † ( ⃗ k 2 ) . . . a † ( ⃗ k n ) |0〉<br />
(g) Zusammenhang zwischen Spin und Statistik:<br />
Teilchen mit Spin 0 gehorchen BOSE-Symmetrie<br />
| ⃗ k 1 , ⃗ k 2 〉 = a † ( ⃗ k 1 )a † ( ⃗ k 2 ) |0〉<br />
= a † ( ⃗ k 2 )a † ( ⃗ k 1 ) |0〉<br />
= + | ⃗ k 2 , ⃗ k 1 〉<br />
6.3 CASIMIR-Effekt<br />
Literatur: Quantum Field Theory von Izykson-Zuber.<br />
• Beobachtung von Vakuumfluktuationen.<br />
• Elektromagnetische Feld verschwindet nicht im Vakuum.<br />
138
• Ursprung bei<br />
∑<br />
⃗ k<br />
<br />
2 ω ⃗ k<br />
Dieser ist unendlich groß und nicht beobachtbar, abberatische Variationen sind<br />
jedoch messbar.<br />
6.3.1 Versuchsaufbau<br />
L<br />
x<br />
y<br />
z<br />
a<br />
Abbildung 6.1: Versuchsaufbau des Casimir-Effektes<br />
Man hat zwei große parallele, elektrisch leitende Platten mit sehr kleinem Abstand zueinander<br />
(a > a und Randeffekte sind<br />
zu vernachlässigen.<br />
139
• Diskrete Werte für k z = nπ a , n ∈ N+ . Es gibt 2 Polarisationszustände ⃗ k · ⃗ε = 0<br />
• k z = 0 =⇒ ⃗ε ∝ ⃗e z<br />
=⇒ 1 Polarisationszustand.<br />
Nullpunktsenergie:<br />
E = ∑ ⃗ k<br />
1<br />
2 c|⃗ k|<br />
= ∑ ⃗ k<br />
1<br />
2 c √<br />
⃗k 2<br />
‖<br />
+ k 2 z<br />
= c<br />
2<br />
= ∞<br />
∫<br />
(<br />
d 2 k ‖<br />
(2π) 2 L2 | ⃗ k ‖ | + 2<br />
∞∑<br />
n=1<br />
√<br />
(<br />
⃗ k<br />
2 nπ<br />
‖<br />
+<br />
a<br />
Wobei die 2 vor der Summe die 2 Polarisationszustände angibt.<br />
Subtrahiere von E die Energie, die man für das Volumen L 2 a erhält, ohne Randbedingungen,<br />
d.h. die leitenden Platten.<br />
E 0 = c<br />
2<br />
k z = nπ a<br />
E 0 = c<br />
2<br />
∫<br />
d 2 k ‖<br />
(2π) 2 L2<br />
Die Energie pro Fläche ergibt sich dann als<br />
∫∞<br />
−∞<br />
0<br />
dk z<br />
2π a 2 √<br />
⃗k 2<br />
‖<br />
+ k 2 z<br />
=⇒ dk z = π a dn<br />
∫ d 2 ∫∞<br />
√<br />
k ‖<br />
(2π) 2 L2 dn 2 ⃗ k<br />
2<br />
‖<br />
+ n2 π 2<br />
a 2<br />
) 2<br />
)<br />
ε = E − E 0<br />
= c<br />
2<br />
L 2<br />
1<br />
2π<br />
∫ ∞<br />
0<br />
⎛<br />
∞<br />
√<br />
∑ (<br />
⃗ k d ⃗ k ⎝⃗ k + 2 ⃗ nπ<br />
k2 +<br />
a<br />
n=1<br />
) 2<br />
∫∞<br />
−<br />
0<br />
√<br />
⎞<br />
dn 2 ⃗ k2 + n2 π 2<br />
⎠<br />
a 2<br />
ε ist noch nicht wohldefiniert wegen Divergenzen für k → ∞ , k = | ⃗ k ‖ |. Dies sind Ultraviolette<br />
Divergenzen.<br />
6.4 Ultraviolette Regularisierung<br />
Große Frequenzen bzw. kleine Wellenlängen (unterhalb der atomaren Dimensionen) spüren<br />
die Randbedingungen (Leitplatten) nicht. Wir führen eine Funktion ein, die große<br />
140
Frequenzen abschneidet mit<br />
f(k)<br />
1<br />
k<br />
k max<br />
Also<br />
ε = c<br />
2π<br />
⎡<br />
kdk ⎣ k ∞<br />
√<br />
(√ )<br />
2 f(k) + ∑<br />
∫<br />
k 2 + π2 n 2<br />
a f k 2 + π2 n 2<br />
∞ √<br />
− du<br />
2 a 2 n=1<br />
0<br />
⎡<br />
π 2 ∫<br />
π<br />
∞<br />
du ⎣ 1 √ ( π √ ) ∞∑ √ ( π √<br />
uf u + u + n2 f u + n 2)<br />
−<br />
2π 2a 2 a 2 a a<br />
0<br />
n=1<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎝ 1 ∞<br />
2 F (0) + ∑<br />
∫ ∞<br />
F (n) − dnF (n) ⎠<br />
∫ ∞<br />
0<br />
u= a2 k 2<br />
π 2<br />
= c<br />
= cπ2<br />
4a 3<br />
n=1<br />
0<br />
(√<br />
k 2 + π2 n 2<br />
a f k 2 + π2 n 2<br />
2 a 2<br />
∫ ∞<br />
0<br />
) ⎤ ⎦<br />
du √ ( π √ ) ⎤<br />
u + n 2 f u + n<br />
2 ⎦<br />
a<br />
Mit<br />
Bemerkung<br />
∫ ∞<br />
F (n) = du √ ( π √<br />
u + n 2 f u + n 2)<br />
a<br />
0<br />
• ∑ und ∫ können vertauscht werden, da der Ausdruck wohldefiniert ist.<br />
• für n → ∞ gilt F (n) → 0<br />
• Benutze Euler-Maclaurin-Formel:<br />
∞<br />
1<br />
2 F (0) + ∑<br />
F (n) −<br />
n=1<br />
∫ ∞<br />
0<br />
dnF (n) = − 1 2! B 2F ′ (0) − 1 4! B 4F ′′′ (0) ± . . .<br />
141
wobei B k die Bernoulli-Zahlen sind, welche definiert sind durch<br />
∞<br />
y<br />
e y − 1 = ∑ y k<br />
B k<br />
k!<br />
B 0 = 1<br />
k=0<br />
B 1 = − 1 2<br />
B 2 = 1 6<br />
B 3 = 0<br />
B 4 = − 1 30<br />
Die Berechnung von ε: Verschiebe u + n 2 → u und damit<br />
F (n) =<br />
∫ ∞<br />
n 2<br />
F ′ (n) = dn2<br />
dn<br />
du √ ( π √ )<br />
uf u<br />
a<br />
dF<br />
dn 2<br />
( π<br />
)<br />
= 2n(−1)nf<br />
a n ( π<br />
)<br />
= −2n 2 f<br />
a n ( π<br />
)<br />
F ′′ (n) = −4nf<br />
a n − 2n 2 π ( π<br />
)<br />
a f ′ a n ( π<br />
)<br />
F ′′′ (n) = −4f<br />
a n − 4n π ( π<br />
)<br />
a f ′ a n − 4n π ( π<br />
) ( π<br />
) 2 (<br />
a f ′ a n − 2n 2 f<br />
′′ π<br />
)<br />
a a n<br />
Annahme:<br />
f(0) = 1 f ′ (0) = 0 f ′′ (0) = 0<br />
Damit<br />
F ′ (0) = 0 F ′′ (0) = 0 F ′′′ (0) = −4 F (4) = 0 F (k) (0) = 0 für k ≥ 4<br />
Woraus sich für ε ergibt<br />
ε = cπ2<br />
4a 3<br />
Die Kraft pro Fläche ist dann<br />
( −1<br />
4!<br />
(<br />
− 1 ) )<br />
(−4) = − cπ2 1<br />
30<br />
a 3 720<br />
f = − dε<br />
da = 1<br />
−cπ2 a 4 240<br />
142
Dies ist die Vorhersage von H.B.G. Casimir 1948, Experimenteler Nachweis durch Derjaguin,<br />
Abrikosova, Lifshitz 1956, Sparnaay 1958<br />
143
144
Kapitel 7<br />
Anhang<br />
145
146
Todo list<br />
Wichtig für die Klausur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />
hässlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
partielle Ableitungen sind ∂, nicht δ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
stimmt nicht(siehe nächster Punkt). Was meinst du? . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />
147
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Alle Rechte verbleiben beim lesenden Dozenten.<br />
Keine Garantie auf Richtigkeit oder Vollständigkeit.<br />
149