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aktuell Nr. 39 vom 07.10.2013 ( PDF , 1,7 MB) - Bundeswehr

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D 8512<br />

49. Jahrgang <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong> Montag, 7. Oktober 2013<br />

NAchrichteN<br />

pOlitiK<br />

Mullahs wollen reden<br />

Seit 30 Jahren herrscht Funkstille<br />

zwischen den USA und Iran. Jetzt<br />

mehrt sich die Hoffnung auf Tauwetter.<br />

Seite 4<br />

Militärgeschichte<br />

Blutiges Jubiläum<br />

200 Jahre nach dem verlustreichsten<br />

Gefecht der Befreiungskriege<br />

gedenkt Leipzig der<br />

Völkerschlacht. Seiten 6/7<br />

BuNDeswehr<br />

Große Anerkennung<br />

Fußballbundesligist Hertha BSC<br />

lädt 1200 Soldaten aus Beelitz<br />

zum Spiel ins Berliner Olympiastadion<br />

ein. Seite 8<br />

spOrt<br />

Punktgenau gelandet<br />

Fallschirmspringer aus Altenstadt<br />

holen zahlreiche Medaillen.<br />

Hauptfeldwebel Wießner gewinnt<br />

den Gesamtweltcup. Seite 10<br />

Die BuNDeswehr iM iNterNet<br />

Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

www.bundeswehr.de<br />

Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

Das Ministerium im Internet:<br />

www.bmvg.de<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />

www.youtube.com/bundeswehr<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />

www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />

www.flickr.com/photos/<br />

augustinfotos<br />

www.wirdienendeutschland.de<br />

Zäsur am Hindukusch<br />

Übergabe des Standortes Kunduz bedeutet weiteren Meilenstein in Nord-Afghanistan.<br />

Für die Nachnutzer vorbereiten: Afghanen bei Bauarbeiten im Feldlager Kunduz.<br />

Kunduz. Kaum ein Ort in Nord-<br />

Afghanistan steht mehr für eine<br />

angespannte Sicherheitslage als<br />

die Region um Kunduz, wo die<br />

<strong>Bundeswehr</strong> in diesen Tagen ihr<br />

gleichnamiges Feldlager verlässt<br />

und an die afghanischen<br />

Sicherheitskräfte übergibt. Seit<br />

dem Zweiten Weltkrieg sind an<br />

keinem Einsatzort mehr deutsche<br />

Soldaten gefallen als eben<br />

in dieser Provinz.<br />

In der vergangenen Woche<br />

haben sich die deutschen Soldaten<br />

letztmalig am Ehrenhain des<br />

Feldlagers versammelt und ihrer<br />

gefallenen Kameraden gedacht.<br />

Ein Zeichen wolle man setzen:<br />

„Ihr seid für uns nicht vergessen“,<br />

sagt Militärpfarrer Peter<br />

Schlechtendahl.<br />

Im kommenden Jahr endet der<br />

ISAF-Einsatz, eine Folgemission<br />

mit vorrangig unterstützendem<br />

und beratendem Charakter soll<br />

folgen. Schwerpunkt dieser Mission<br />

soll der derzeit größte deutsche<br />

Standort am Hindukusch in<br />

Mazar-e Sharif sein. Vorher gilt<br />

es, nach Faizabad auch das Feldlager<br />

Kunduz für eine einheimische<br />

Nachnutzung vorzubereiten.<br />

Ein herausfordernder Auftrag,<br />

denn genauso wie das Aufbauen<br />

einer militärischen Liegenschaft<br />

ist ein teilweiser Rückbau oder<br />

eine Übergabe ein immens komplexes<br />

logistisches Unterfangen.<br />

„Das ist eine große Herausforderung,<br />

größer als ich zu Beginn<br />

meines Einsatzes angenommen<br />

hatte“, sagt Oberst Jochen Schneider,<br />

Kommandeur der Partnering<br />

and Advisory Task Force<br />

(PATF) und definitiv auch der<br />

letzte ISAF-Befehlshabende in<br />

Kunduz. Mehr als 600 Container<br />

habe man bisher nach Mazare<br />

Sharif zurückgeliefert. Und der<br />

logistische Prozess müsse parallel<br />

zum eigentlichen Auftrag der<br />

PATF-Kräfte – das Ausbilden<br />

afghanischer Sicherheitskräfte<br />

sowie das Sicherstellen eines stabilen<br />

Umfeldes in der Region –<br />

laufen, so Schneider weiter.<br />

Die Sicherheitslage sei derzeit<br />

stabil, auch wenn man sie<br />

in den Distrikten differenziert<br />

betrachten müsse. „Um Chahar<br />

Darah ist die Lage immer wieder<br />

angespannt, erst Anfang August<br />

ist dort ein ‚Dingo‘ angesprengt<br />

Foto: Stefan/Lkdo Baden-Württemberg<br />

Foto: PATF Kunduz<br />

worden. Solche Vorfälle schränken<br />

unsere Bewegungsfreiheit<br />

sofort ein“, sagt der Oberst. Und<br />

sicherheitsrelevante Zwischenfälle<br />

verzeichnen sie auch in der<br />

Folge. Denn bei einer anschließend<br />

durchgeführten Operation<br />

unter Führung der ANSF werden<br />

Kräfte nahezu alle zwei Tage<br />

angeriffen. Doch seit Anfang<br />

September habe es keinen Zwischenfall<br />

mehr gegeben, sagt<br />

Schneider.<br />

„Afghan Lead“ ist mehr und<br />

mehr Realität. „Die Brigade, die<br />

ich bis vor Kurzem als Advisor<br />

betreut habe, hat sich im Bereich<br />

Kampfführung bis zur Bataillonsebene<br />

gut entwickelt und<br />

führt Operationen professionell<br />

durch“, betont der PATF-Kommandeur.<br />

Auch funktioniere die<br />

Zusammenarbeit mit den einheimischen<br />

Polizeikräften immer besser.<br />

Ob und wann der Zeitpunkt für<br />

die Übergabe der Sicherheitsverantwortung<br />

günstig ist, kann per<br />

se nur schwer beantwortet werden<br />

und zeigt sich erst im Nachhinein.<br />

Doch Schneider und seine<br />

Frauen und Männer sind jedenfalls<br />

zuversichtlich. Die Afghanen seien<br />

absolut fähig, die Verantwortung zu<br />

übernehmen. Das habe ihm auch<br />

der Kommandeur der 2. ANA-Brigade<br />

bestätigt. „Sie bewerten als<br />

nachteilig, dass sie nicht mehr auf<br />

unsere Aufklärungsmittel zurückgreifen<br />

können, aber sie fühlen sich<br />

dennoch voll in der Lage, auch ohne<br />

unsere Hilfe für Sicherheit in der<br />

Region sorgen zu können“, sagt<br />

Schneider.<br />

(leh/tsh)<br />

Frage und Antwort: ein Jugendoffizier informiert<br />

anlässlich des tages der Deutschen einheit am<br />

stand des Verteidigungsministeriums in stuttgart<br />

über sicherheitspolitik. Bereits zum 23. Mal beging<br />

Deutschland in der vergangenen woche den tag<br />

seiner wiedervereinigung. Die zentrale Feier der<br />

Bundesregierung fand in diesem Jahr – zum zweiten<br />

Mal nach 1997 – in stuttgart statt. Maßgeblich<br />

für die gastgeberschaft ist, welches Bundesland<br />

gerade die Bundesratspräsidentschaft innehat.<br />

Die Feierlichkeiten hatten schon am 2. Oktober mit<br />

einem großen Bürgerfest in der stuttgarter innenstadt<br />

begonnen. Neben zahlreichen kulturellen<br />

Angeboten hatten die Bürger auch gelegenheit,<br />

mit spitzenpolitikern ins gespräch zu kommen.<br />

Der offizielle Festakt am 3. Oktober fand in Anwesenheit<br />

von Bundespräsident Joachim gauck,<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Vertretern der<br />

Verfassungsorgane statt.<br />

(eb)


2 <strong>aktuell</strong> intern 7. Oktober 2013<br />

iMPreSSUM<br />

ZitAt<br />

eDitOriAL<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>Bundeswehr</strong> <strong>aktuell</strong><br />

Oberspreestraße 61 L, 124<strong>39</strong> Berlin<br />

Telefon: (0 30) 67 94 - App<br />

Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00<br />

E-Mail: <strong>aktuell</strong>@bundeswehr.de<br />

Chefredakteur:<br />

N. N.<br />

Stellvertreter und Redakteur Streitkräfte:<br />

Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 38)<br />

Redakteur Politik:<br />

Markus Tiedke (mat, App: 20 55)<br />

Sport und Vermischtes:<br />

Hauptmann Martin Gärtner (mag, App: 20 40)<br />

Chef <strong>vom</strong> Dienst:<br />

N. N.<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Eva Pfaender (ep, App: 20 37)<br />

<strong>aktuell</strong> als E-Paper und im pdf-Format:<br />

Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />

Satz:<br />

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz<br />

und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Intranet: http://zentraldruckerei.iud<br />

Druck:<br />

Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />

Kurhessenstr. 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Erscheinungsweise:<br />

Wöchentlich montags<br />

Auflage:<br />

45000 Exemplare<br />

Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />

Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung)<br />

E-Mail: Medienvertrieb@bundeswehr.org<br />

ISSN: 1618-9086<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />

und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />

Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />

der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />

werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />

außerdem behält sich die Redaktion das<br />

Recht auf Kürzung vor.<br />

„Ich habe ja schon oft gesagt, dass ich mich<br />

zentral am wohlsten fühle. Aber irgendwie will<br />

mich da keiner sehen.“<br />

Schalkes Siegtorschütze Julian Draxler nach dem 1:0 beim<br />

FC Basel zu seiner ungeliebten Rolle auf der linken Seite.<br />

KALenDerBLAtt<br />

Vor 10 Jahren: Am 7. Oktober 2003 gewinnt der Hollywood-<br />

Schauspieler und Republikaner Arnold Schwarzenegger die Recall-<br />

Wahlen in Kalifornien gegen den regierenden Demokraten Gray<br />

Davis und wird damit zum Gouverneur von Kalifornien gewählt.<br />

Vor 45 Jahren: Am 11. Oktober 1968 fliegen die Astronauten<br />

Walter Schirra, Donn Eisele und Walter Cunningham mit Apollo 7<br />

den ersten bemannten Flug eines Apollo-Raumschiffs.<br />

Vor 55 Jahren: Am 8. Oktober 1958 pflanzt der schwedische<br />

Herzchirurg Ake Senning einem Patienten zum ersten Mal einen<br />

Herzschrittmacher ein.<br />

Vor 65 Jahren: Am 7. Oktober 1948 wird bei der Eröffnung des<br />

Pariser Autosalons ein sparsames und spartanisches Auto vorgestellt:<br />

der Citroën 2CV. In Deutschland wird der Wagen unter dem<br />

Spitznamen „Ente“ bekannt und schnell zum Kultobjekt.<br />

Vor 90 Jahren: Am 13. Oktober 1923 erklärt Kemal Atatürk, der<br />

Gründer der unabhängigen türkischen Republik, Ankara zur Hauptstadt<br />

der Türkei.<br />

Vor 280 Jahren: Am 10. Oktober 1733 erklärt der französische<br />

König Ludwig XV. dem deutschen Kaiser Karl VI. wegen des polnischen<br />

Thronfolgestreits den Krieg.<br />

(eb)<br />

Drei Monate lang sollte ich Anfang<br />

2011 die <strong>aktuell</strong>-Redaktion verstärken.<br />

Nun sind es fast schon drei<br />

Jahre und Sie, liebe Leser, halten<br />

heute die erste Ausgabe unter<br />

meiner Führung in den Händen.<br />

Die Zeitung hat sich in den vergangenen<br />

Jahren stark verändert, ist<br />

nicht nur „neu designed“ worden,<br />

sondern erscheint schon seit langem<br />

im so genannten Tabloid-Format.<br />

Zusammen mit meinem Vorgänger<br />

Frank Pflüger sind in den Jahren<br />

viele weitere Ideen entstanden,<br />

die ich mit dem <strong>aktuell</strong>-Team in der<br />

kommenden Zeit umsetzen möchte<br />

– denn auf dem Bestehenden ausruhen<br />

bedeutet Rückschritt. Wenn<br />

Sie Anmerkungen, Anregungen<br />

oder Kritik haben, greifen Sie zum<br />

Telefonhörer oder schreiben Sie uns<br />

eine E-Mail – wir freuen uns wie<br />

gehabt auf den offenen Dialog mit<br />

unseren Lesern.<br />

In den nächsten Wochen wird<br />

sich das Team aber auch intensiv<br />

auf den Übergang in die Zentralredaktion<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> vorbereiten,<br />

der uns zum Jahreswechsel<br />

bevorsteht. Einen Wechsel haben<br />

wir bereits in dieser Woche vollzogen.<br />

Denn ab dieser Ausgabe<br />

gehen wir beim Druck der Zeitung<br />

mit einem neuen Partner<br />

an den Start. Wir freuen uns auf<br />

eine gute, konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Die verg<br />

a n g e n e<br />

Woche stand<br />

nicht nur im<br />

Fokus des<br />

Gedenkens an<br />

die deutsche<br />

Einheit vor 23<br />

Jahren. Insbesondere<br />

in Afghanistan haben<br />

die deutschen Soldaten innegehalten<br />

und auf das zurückgeblickt,<br />

was in den vergangenen<br />

Jahren am Standort Kunduz<br />

geleistet wurde. Denn diesen gibt<br />

die <strong>Bundeswehr</strong> derzeit wie geplant<br />

auf. Die Region ist Sinnbild<br />

des deutschen Afghanistan-<br />

Engagements, war es doch nach<br />

der Hauptstadt Kabul der erste<br />

Standort in der Fläche (S. 1).<br />

In und um Leipzig erinnern<br />

die Menschen in diesen Tagen<br />

an die Völkerschlacht, die sich<br />

in der kommenden Woche zum<br />

200. Mal jährt. Grund genug<br />

für unseren gebürtigen Leipziger<br />

Markus Tiedke, sich vor<br />

Ort auf Spurensuche zu begeben.<br />

Im Stadtteil Liebertwolkwitz ist<br />

er fündig geworden: Der Interessenverein<br />

Völkerschlacht stellt die<br />

Schlacht unter anderem in Rollenspielen<br />

nach (S. 6/7).<br />

Torsten Sandfuchs-Hartwig<br />

Stellvertretender Chefredakteur<br />

BiLD Der WOCHe<br />

Sportler zum Anfassen: Beachvolleyballer Oberfeldwebel Julius Brink (M.) und Siebenkämpferin Hauptgefreiter Lilli Schwarzkopf (l.) haben vergangene Woche die Messe<br />

„Modell, Hobby, Spiel“ in Leipzig eröffnet. Danach stehen sie ihren zahlreichen Fans rede und Anwort und geben Autogramme.<br />

Foto: Riedel/Landeskommando Sachsen


7. Oktober 2013 ministerium / HinterGrunD <strong>aktuell</strong> 3<br />

Abschied von der Spree<br />

Militärgeneralvikar Walter Wakenhut übergibt sein Amt an Monsignore Reinhold Bartmann.<br />

Schweizer zu Besuch<br />

von Markus Tiedke<br />

Übergabe an den „neuen“: militärgeneralvikar Walter Wakenhut<br />

(r.) mit seinem nachfolger im Amt reinhold Bartmann.<br />

Berlin. Nach beinahe 13 Jahren<br />

ist nun Schluss. An diesem<br />

Dienstag wird Militärgeneralvikar<br />

Walter Wakenhut offiziell<br />

aus seinem Amt verabschiedet.<br />

Zum 1. November übernimmt<br />

dann sein Nachfolger Reinhold<br />

Bartmann den Posten im Katholischen<br />

Militärbischofsamt.<br />

Wakenhut hatte sein Amt als<br />

Militärgeneralvikar am 1. November<br />

2000 angetreten, zuvor aber<br />

bereits zahlreiche Funktionen<br />

innerhalb der katholischen Militärseelsorge<br />

inne gehabt. Nach<br />

20 Jahren als Pfarrer in der Diözese<br />

Passau war Wakenhut 1986<br />

Standortpfarrer im Nebenamt<br />

beim Panzergrenadierbataillon<br />

112 in Regen geworden. 1989<br />

wechselte er als hauptamtlicher<br />

Seelsorger an die Führungsakademie<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> nach Hamburg<br />

und von dort 1993 auf den<br />

Posten des Referatsleiters für<br />

Personal und Organisation nach<br />

Bonn. Von 1997 bis 2000 fungierte<br />

der Bayer schließlich als<br />

zuständiger Wehrbereichsdekan<br />

in München.<br />

„Ich bewahre viele schöne Erinnerungen<br />

an meine verschiedenen<br />

Aufgaben und Einsatzorte“, sagt<br />

Wakenhut heute im Rückblick.<br />

Die Nähe zu den Soldaten, die<br />

er als Standortpfarrer in Regen<br />

aufbauen konnte, sei für ihn sehr<br />

wichtig gewesen. „Aber auch an<br />

der Führungsakademie habe ich<br />

mich wohl geführt.“ Umso mehr,<br />

als die Dienstzeit in Hamburg mit<br />

der Wiedervereinigung Deutschlands<br />

und der Integration ehemaliger<br />

NVA-Soldaten in der <strong>Bundeswehr</strong><br />

zusammenfiel.<br />

„Das war eine sehr intensive,<br />

spannende Zeit. Und ich war<br />

hautnah an den Leuten dran“, so<br />

Wakenhut. Lange Gespräche mit<br />

ehemaligen Soldaten der NVA<br />

über Ideologie und Religion sind<br />

ihm ebenso in Erinnerung geblieben,<br />

wie Diskurse mit „alteingesessenen“<br />

<strong>Bundeswehr</strong>angehörigen<br />

vor dem Hintergrund des<br />

politischen Umbruchs. „Schon<br />

damals gab es manche persönliche<br />

Krise. Gerade viele ehemalige<br />

DDR-Soldaten fragten sich<br />

nach dem Sinn des Lebens.“<br />

Verschnaufpausen waren die<br />

Ausnahme: Kurze Zeit später<br />

begannen die ersten größeren<br />

Auslandseinsätze der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />

„Damals konnte ich – wiederum<br />

inmitten der Soldaten –<br />

erleben, wie sie sich auf die neue<br />

Situation einstellten.“ Die allmähliche<br />

Änderung des Auftrages<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> habe seinerzeit<br />

viele Fragen aufgeworfen, derer<br />

sich Wakenhut im Gespräch mit<br />

den Soldaten annehmen konnte.<br />

„Die Seelsorge für die Soldaten<br />

ist mir immer besonders wichtig<br />

gewesen. Aber auch die Arbeit in<br />

der Zentrale hat ihren Reiz“, so<br />

Wakenhut. „Man arbeitet dort<br />

ja nicht vergeblich. Man kann<br />

sehen, dass etwas passiert.“ So<br />

habe er die Neustrukturierung<br />

in nun vier Militärdekanate mit<br />

75 Militärpfarrämtern aktiv mitgestaltet.<br />

„Und daneben mussten<br />

wir dafür sorgen, dass jederzeit<br />

die Betreuung für die Auslandseinsätze<br />

gewährleistet ist. Das ist<br />

Gute Ideen zahlen sich aus<br />

Foto: K<strong>MB</strong>A<br />

nicht immer einfach gewesen.“<br />

Auch der Wandel bei den<br />

Anforderungen an die Militärseelsorger<br />

gestalte sich mitunter<br />

schwierig. „Verwundung und<br />

Tod, die Notwendigkeit, auf Menschen<br />

zu schießen, im Extremfall<br />

zu töten. Was wir 1986 in Regen<br />

noch eher theoretisch besprochen<br />

haben, ist jetzt für viele Soldaten<br />

Realität geworden. Heute stehen<br />

die Leute da mittendrin.“<br />

Auf diese Situation müssten<br />

sich auch die Seelsorger einstellen<br />

– psychisch und physisch. „Wir<br />

brauchen heute den Einsatzpfarrer.“<br />

Dieser müsse zum Beispiel<br />

in der Lage sein, gegebenenfalls<br />

Anzeichen für PTBS zu erkennen.<br />

„Und sie müssen seelisch<br />

sehr stabil sein“, so Wakenhut.<br />

Auch Pfarrer seien traumatisiert<br />

aus den Einsatzgebieten zurückgekehrt.<br />

Mit Brückentagen und<br />

intensiver Betreuung würden deshalb<br />

heute auch die Seelsorger<br />

nach ihren Einsätzen zurück in<br />

den Alltag begleitet.<br />

In diesen Tagen kommt bei ihm<br />

gelegentlich Wehmut auf, bekennt<br />

Wakenhut. Besonders wegen der<br />

Mitarbeiter im Haus. „Es waren<br />

arbeitsreiche und erfolgreiche<br />

Jahre in Berlin.“ Für seinen Nachfolger<br />

hofft er vor allem, dass die<br />

neuen Pastoralkonzepte tragen.<br />

Wakenhut selbst wird künftig in<br />

seiner bayrischen Heimat einer<br />

kleinen Gemeinde als Seelsorger<br />

beistehen und seinen Hobbys frönen:<br />

Laufen, Skifahren und Rennradfahren.<br />

„Ich hoffe doch sehr,<br />

dass ich meine Zeit beim Halbmarathon<br />

noch etwas verbessern<br />

kann“, sagt der 71-Jährige.<br />

Minister überreicht im Bendlerblock zwei <strong>Bundeswehr</strong>angehörigen die KVP-Höchstprämie.<br />

Berlin. Gute Ideen verdienen<br />

Anerkennung. Das ist der tragende<br />

Gedanke des Kontinuierlichen Verbesserungsprogramms<br />

in der <strong>Bundeswehr</strong><br />

(KVP). Verteidigungsminister<br />

Thomas de Maizière hat in<br />

der vorvergangenen Woche wieder<br />

zwei <strong>Bundeswehr</strong>angehörige für<br />

solche Verbesserungsvorschläge<br />

ausgezeichnet, die den Streitkräften<br />

zu Gute kommen.<br />

Der Technische Regierungshauptsekretär<br />

Michael Lohmann<br />

und Hauptmann Rainer Mieth hatten<br />

im Rahmen von KVP jeweils<br />

Verbesserungsvorschläge mit großem<br />

Potential eingereicht. Durch<br />

deren Umsetzung kann die <strong>Bundeswehr</strong><br />

fast zwei Millionen Euro<br />

einsparen. Der Minister persönlich<br />

überreichte ihnen dafür im Bendlerblock<br />

die KVP-Höchstprämie<br />

sowie die Anerkennungsurkunden.<br />

Lohmann war es gelungen, die<br />

Ausgaben für das Management von<br />

Flugzieldarstellungsaufträgen zu<br />

reduzieren. Der 44-jährige Familienvater<br />

entwickelte dazu ein Meldewesen,<br />

mit dem die Einplanung<br />

und Abrechnung von Aufträgen zur<br />

Flugzieldarstellung schneller und<br />

KVP-Prämie übergeben: De maizière gratuliert michael Lohmann<br />

zur Auszeichnung. im Hintergrund freut sich Hauptmann mieth.<br />

Foto: Grauwinkel/BMVg<br />

effizienter erfolgen kann.<br />

Technisch präzise und detailliert<br />

ausgearbeitet war auch der Vorschlag<br />

von Rainer Mieth. Nach<br />

zulassungsrechtlicher Prüfung<br />

ist sein Vorschlag mittlerweile in<br />

die Tat umgesetzt. Der VIP-Hubschrauber<br />

Cougar ist mit einer Telefonanlage<br />

ausgestattet, die aber oft<br />

nicht optimal funtioniert. Grund<br />

dafür waren Ausfälle der Handapparate<br />

im Bereich der Passagiere<br />

und der Lufttransportbegleiter. Die<br />

Industrie konnte die Handapparate<br />

weder reparieren noch nachbeschaffen.<br />

Als einzige Alternative<br />

stand ein kostenintensiver Ersatz<br />

der gesamten Bordsprechanlage<br />

zur Debatte. Mieth entwickelte eine<br />

Lösung, die Anlage zu ersetzen und<br />

dabei insbesondere die flugsicherheitsrelevanten<br />

Funktionen sicher<br />

zu stellen.<br />

(pau)<br />

Bonn. Eine Delegation des<br />

Schweizer Militärstabs hat<br />

sich kürzlich zu einem zweitägigen<br />

Informationsbesuch<br />

bei der Unterabteilung BMVg<br />

HC II aufgehalten. Dort wurden<br />

die Gäste von den Hausherren über<br />

die Konzeption des Controllings<br />

in der <strong>Bundeswehr</strong>, den Integrierten<br />

Planungsprozess, die Ziele und<br />

Kennzahlen, das Controllingberichtswesen<br />

sowie das Management-Informationssystem<br />

informiert.<br />

Im Gegenzug stellten die<br />

Gäste den Controllingansatz in<br />

der Schweizer Armee dar. Die<br />

maßgeblichen Vorgehensweisen<br />

von Deutschen und Eidgenossen<br />

wurden im Anschluss auch mit<br />

dem Unterabteilungsleiter BMVg<br />

HC II, Brigadegeneral Walter<br />

Ohm (2.v.r.) diskutiert. (eb)<br />

Personaländerungen<br />

Berlin. Zum 1. Oktober wurden<br />

folgende Personalveränderungen<br />

wirksam: Generalleutnant<br />

Manfred Engelhardt, Stellvertretender<br />

Inspekteur Streitkräftebasis,<br />

Bonn, trat in den Ruhestand. Sein<br />

Nachfolger wurde Generalleutnant<br />

Erich Pfeffer, zuletzt Kommandeur<br />

13. Panzergrenadierdivision, Leipzig.<br />

Generalleutnant Horst- Heinrich<br />

Brauß, Deputy Assistant Secretary<br />

General for Policy and Planning,<br />

NATO Defence Policy and<br />

Planning Division, wurde Assistant<br />

Secretary General for Policy and<br />

Planning, NATO Defence Policy<br />

and Planning Division, Brüssel.<br />

Generalarzt Frank Rainer Schindelhauer,<br />

Medical Adviser SHAPE,<br />

trat in den Ruhestand.<br />

Generalmajor Benedikt Zimmer,<br />

Kommandeur Division Luftbewegliche<br />

Operationen, wurde<br />

Kommandeur Division Süd, Veitshöchheim.<br />

Brigadegeneral Ernst<br />

Otto Berk, Stellvertretender Kommandeur<br />

Division Luftbewegliche<br />

Operationen, wurde Stellvertretender<br />

Kommandeur Division Süd,<br />

Veitshöchheim. Brigadegeneral<br />

Heinrich Fischer, Stellvertretender<br />

Amtschef und Kommandeur Heeresschulen<br />

im Heeresamt, Köln,<br />

trat in den Ruhestand. Generalarzt<br />

Jörg Binnewies, Generalarzt der<br />

Luftwaffe, trat in den Ruhestand.<br />

Sein Nachfolger wurde Generalarzt<br />

Jürgen Christian Hans Brandenstein,<br />

zurzeit Chief Combined<br />

Joint Medical/Medical Adviser,<br />

ISAF. Verteidigungsminister Thomas<br />

de Maizière nahm die Ernennungen<br />

bei einer Feierstunde im<br />

Bendlerblock vor. (eb)<br />

Foto: BMVg


4 <strong>aktuell</strong> politik / Hintergrund 7. oktober 2013<br />

Blutiger September<br />

Bagdad. Im Irak sind im September<br />

fast 1000 Menschen durch<br />

Anschläge getötet worden. Wie<br />

die UNO vergangene Woche mitteilte,<br />

verloren im September 979<br />

Menschen ihr Leben bei Bombenattentaten<br />

und anderen Angriffen.<br />

Bereits im Juli und August waren<br />

jeweils zwischen 800 und 1000<br />

Menschen bei Anschlägen getötet<br />

worden. Der blutigste Tag des<br />

vergangenen Monats war der<br />

21. September mit mehr als 90<br />

Toten und 200 Verletzten. Auch<br />

vergangene Woche wurden bei<br />

Angriffen wieder dutzende Menschen<br />

getötet und verletzt. Dies<br />

schürt die Sorge, dass der Irak,<br />

wie schon einmal 2006/2007, in<br />

konfessionell motivierter Gewalt<br />

versinkt. Damals wurden zehntausende<br />

Menschen bei Kämpfen<br />

zwischen schiitischen und sunnitischen<br />

Milizen getötet. (fm/kl)<br />

Inspektoren in Syrien<br />

Beirut. Ein Vorausteam der mit<br />

der Vernichtung der syrischen<br />

Chemiewaffen beauftragten Inspektorengruppe<br />

hat vergangene<br />

Woche in Damaskus mit ersten<br />

Vorbereitungsarbeiten begonnen.<br />

Dazu sei ein logistisches Zentrum<br />

aufgebaut worden, teilten die<br />

Vereinten Nationen mit. Konkret<br />

sollen die 19 Inspektoren und 14<br />

UN-Angestellten die syrischen<br />

Angaben zu Chemiewaffenvorräten<br />

überprüfen und Inspektionen<br />

planen. Das Vorausteam wurde<br />

von Mitarbeitern des syrischen<br />

Außenministeriums in einem<br />

Konvoi von der libanesischen<br />

Grenze nach Damaskus eskortiert.<br />

Innerhalb einer Woche soll<br />

ein zweites Team vor Ort sein, das<br />

gemeinsam mit den anderen Inspektoren<br />

zu den Chemiewaffenlagern<br />

fahren und mit der Zerstörung<br />

beginnen soll. (asr)<br />

Boko Haram mordet<br />

damaturu. Mutmaßlich Mitglieder<br />

der radikal-islamischen Boko-<br />

Haram-Miliz haben am vorvergangenen<br />

Wochenende in einer<br />

Fachhochschule im Nordosten<br />

Nigerias etwa 40 Menschen getötet.<br />

Augenzeugen zufolge stürmten<br />

die Angreifer mitten in der<br />

Nacht einen Schlafsaal und zerrten<br />

Studenten ins Freie, wo sie<br />

sie anschließend regelrecht hinrichteten.<br />

Die Polizei benannte<br />

Boko Haram als Verantwortliche<br />

des Massakers. Die Miliz will im<br />

Norden Nigerias einen muslimischen<br />

Staat errichten, in dem die<br />

Scharia befolgt wird. Die Sekte<br />

geht dabei äußerst brutal vor. Ziel<br />

sind häufig Bildungseinrichtungen,<br />

da diese Boko Haram als<br />

Hort westlicher Kultur gelten.<br />

Die Miliz tötete seit 2009 schon<br />

Tausende Menschen. (joh/chr)<br />

Ende der Eiszeit?<br />

Irans neuer Präsident signalisiert Gesprächsbereitschaft im Atomstreit – Israel reagiert skeptisch.<br />

Washington. Eine Welle der<br />

Euphorie machte sich breit, als<br />

am vorvergangenen Freitag das<br />

Telefongespräch zwischen US-<br />

Präsident Barack Obama und<br />

dem neuen iranischen Präsidenten<br />

Hassan Rohani bekannt wurde.<br />

Von einem möglichen historischen<br />

Durchbruch nach mehr als<br />

30 Jahren Eiszeit war die Rede.<br />

In den folgenden Tagen hatte die<br />

überschwängliche Begeisterung<br />

dann wieder spürbar nachgelassen.<br />

Der Blick richtete sich verstärkt<br />

auf die Hürden, die es für<br />

eine diplomatische Sensation zu<br />

überwinden gilt.<br />

Sogar die größten Optimisten<br />

im Weißen Haus sagen, dass sie<br />

zwar Hoffnung auf Fortschritte<br />

haben, aber Rohani nun rasch seinen<br />

Bekundungen Taten folgen<br />

lassen müsse – konkrete Schritte,<br />

die bewiesen, dass der Iran tatsächlich<br />

keinen Atomwaffenbesitz<br />

anstrebt. Eine Gelegenheit<br />

zu zeigen, wie ernsthaft die<br />

Worte der Kompromissbereitschaft<br />

sind, gibt es für Teheran<br />

Mitte Oktober. Dann findet in<br />

Genf die nächste Runde der internationalen<br />

Gespräche über das<br />

iranische Atomprogramm statt.<br />

Rohani selbst versicherte vor<br />

seinem Abflug aus New York,<br />

dass seine Regierung bis dahin<br />

einen Plan zur Lösung des Konflikts<br />

vorlegen werde. „Ich will,<br />

dass dieser Besuch ein erster<br />

Schritt und ein Anfang für bessere<br />

und konstruktive Beziehungen<br />

mit Ländern der Welt ebenso<br />

ist wie ein erster Schritt für eine<br />

bessere Beziehung zwischen den<br />

Friedfertiger Auftritt: irans präsident Hassan rohani in new York.<br />

beiden große Nationen des Irans<br />

und der Vereinigten Staaten von<br />

Amerika“, sagte Rohani, der zur<br />

Teilnahme an der Generaldebatte<br />

der UN-Vollversammlung in die<br />

USA gekommen war.<br />

Bis es so weit ist, wird die US-<br />

Diplomatie auf Zeichen achten,<br />

die zeigen, dass Rohani wirklich<br />

einen Kurs verfolgt, der<br />

auf einer „veränderten Kalkulation“<br />

beruht. Gemeint ist damit<br />

die Frage, ob Teheran zu dem<br />

Schluss kommt, dass es sich angesichts<br />

der wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der internationalen<br />

Sanktionen schlicht nicht lohnt,<br />

den USA und anderen Ländern<br />

im Atomstreit die Stirn zu bieten.<br />

„Die große Frage ist, ob die Iraner<br />

es jetzt auf die Reihe kriegen,<br />

die sehr schmerzlichen politischen<br />

Zugeständnisse zu machen,<br />

die zur Entlastung von den Sanktionen<br />

nötig sind“, sagt Ex-Diplomat<br />

Nicholas Burns, früherer<br />

US-Chefunterhändler bei den<br />

Atomgesprächen mit dem Iran.<br />

Rohani betont, dass der oberste<br />

Führer des Irans, Ajatollah Ali<br />

Chamenei, seiner Regierung die<br />

Befugnis gegeben habe, über ein<br />

Ende der mehr als drei Jahrzehnte<br />

währenden Eiszeit zwischen Iran<br />

und den USA – der treibenden<br />

Kraft hinter den internationalen<br />

Sanktionen – zu verhandeln. Als<br />

Voraussetzung dafür gilt, dass<br />

Teheran seine Atomanlagen für<br />

Inspektionen öffnet und beweist,<br />

dass seine Urananreicherung tatsächlich<br />

nur der Energie-Produktion<br />

und der medizinischen Forschung<br />

dient. Zu diesen Zwecken<br />

reicht es, Uran schwach anzureichern,<br />

während für Waffen eine<br />

Foto: dpa/pa<br />

stärkere Anreicherung nötig ist.<br />

Mit den Sanktionen wurde<br />

Teheran wegen der Weigerung<br />

belegt, sein Programm zur Urananreicherung<br />

einzustellen. In<br />

seiner jüngsten UN-Ansprache<br />

erklärte Rohani, der Iran habe<br />

unter dem internationalen Vertrag<br />

zur Nichtweiterverbreitung<br />

von Atomwaffen das Recht, die<br />

Urananreicherung fortzusetzen.<br />

Obama betonte in seiner Rede,<br />

dass niemand dem Iran eine friedliche<br />

Nutzung der Kernenergie<br />

verweigern wolle. Der Atomstreit<br />

entzünde sich vielmehr daran,<br />

dass der Iran womöglich atomwaffenfähiges<br />

Uran anreichere.<br />

Doch nicht alle Staaten können<br />

der iranischen Charmeoffensive<br />

etwas abgewinnen. Vor allem<br />

Israel ist zutiefst misstrauisch und<br />

verweist auf frühere Erklärungen<br />

iranischer Vertreter, denen<br />

zufolge der jüdische Staat von<br />

der Landkarte ausradiert werden<br />

sollte. Die militante Hisbollah,<br />

die praktisch den Süden Libanons<br />

an der Grenze zu Israel kontrolliert,<br />

ist von den iranischen<br />

Revolutionsgarden mit zunehmend<br />

modernen Raketen ausgerüstet<br />

worden. Diese Waffen können<br />

tief ins Innere Israels reichen.<br />

Israels Ministerpräsident Benjamin<br />

Netanjahu forderte Obama<br />

am vergangenen Montag auf,<br />

ungeachtet der Entspannungssignale<br />

aus Teheran an den scharfen<br />

Sanktionen festzuhalten. Das<br />

„militärische Atomprogramm“<br />

des Iran müsse demontiert werden,<br />

sagte er. „Der Iran ist bereit,<br />

Israel zu zerstören.“ (srh/mat)<br />

Südkorea setzt Zeichen der Stärke<br />

Seoul erlebt größte Truppenparade seit einem Jahrzehnt – Scharfe Reaktion aus dem Norden.<br />

Bejubeltes Militär: Südkoreanische Soldaten bei der parade.<br />

Seoul. Südkorea hat am vergangenen<br />

Dienstag die größte Militärparade<br />

seit einem Jahrzehnt<br />

abgehalten. An der Parade, die<br />

anlässlich des 65. Jahrestags der<br />

Gründung der südkoreanischen<br />

Streitkräfte in der Hauptstadt<br />

Seoul stattfand, nahmen 11 000<br />

Soldaten und 120 Flugzeuge<br />

teil. Präsidentin Park Geun Hye<br />

warnte vor einer „sehr ernsten“<br />

Bedrohung durch das nordkoreanische<br />

Atomwaffenprogramm.<br />

„Die Lage auf der koreanischen<br />

Halbinsel ist sehr ernst“,<br />

sagte Park bei der Parade, auf<br />

der erstmals auch der selbst<br />

entwickelte Marschflugkörper<br />

„Hyeonmu 3“ vorgestellt wurde.<br />

Aufgrund der fortschreitenden<br />

Aufrüstung Nordkoreas müsse<br />

ihr Land auch auf Abschreckung<br />

setzen, sagte Park und verwies<br />

auf die Entwicklung eines hochentwickelten<br />

Raketenabwehrsystems<br />

im Lande.<br />

Die Parade war die größte seit<br />

2003. Der erste Teil fand auf<br />

einem Luftwaffenstützpunkt<br />

südlich der Hauptstadt statt.<br />

Anschließend wurde die Parade<br />

Foto: dpa/pa<br />

in der Innenstadt von Seoul fortgesetzt.<br />

Tausende Soldaten, Panzer,<br />

Artillerie und Raketenwerfer<br />

zogen anderthalb Kilometer<br />

<strong>vom</strong> früheren südlichen Stadttor<br />

zum Gyeongbok Palast. Eigentlich<br />

sind derartige Militärparaden<br />

eine Spezialität Pjöngjangs,<br />

das damit Stärke demonstriert.<br />

Ehrengast der Militärparade<br />

war US- Verteidigungsminister<br />

Chuck Hagel, der mit seinem<br />

Besuch in Südkorea das Bekenntnis<br />

seines Landes zum Militärbündnis<br />

mit Seoul unterstreicht. In<br />

Südkorea sind derzeit 28500 US-<br />

Soldaten stationiert. Zum Ende<br />

der Woche begann ein gemeinsames<br />

Marinemanöver, an dem auch<br />

der US-Flugzeugträger „George<br />

Washington“ teilnahm.<br />

Die nordkoreanische Führung<br />

reagierte erbost. Der Aufmarsch<br />

beweise eine „irrsinnige Feindseligkeit“,<br />

schrieb die staatliche<br />

Zeitung Rodong Sinmun. Südkorea<br />

habe mit den USA einen „konfrontativen<br />

Zirkus“ veranstaltet,<br />

der beide Länder als „Zerstörer<br />

des innerkoreanischen Dialogs“<br />

entlarve.<br />

(cfm)


7. Oktober 2013 einsatz <strong>aktuell</strong> 5<br />

Die gute alte Post<br />

Bei der Feldpoststelle Koulikoro herrscht auch in Zeiten moderner Technik ein wenig Nostalgie.<br />

Neuer Kommandeur<br />

in Prizren<br />

Foto: PIZ Limassol<br />

Unter freiem Himmel: Die Feldpoststelle in Koulikoro ist zwar klein, kann den soldaten vor Ort aber „große Freuden“ bereiten.<br />

Koulikoro. Früher gehörte das<br />

Briefeschreiben zum Alltag. In<br />

Zeiten von SMS, Sozialen Netzwerken,<br />

Whats App und Co gilt<br />

das geschriebene Wort geradezu<br />

als nostalgisch. Alles Elektronische<br />

geht schneller, ist mit<br />

deutlich weniger Mühen für den<br />

Verfasser verbunden und kann<br />

weltweit genutzt werden. Doch wo<br />

bleiben da die Emotionen und die<br />

Freude, wenn man einen selbstgeschrieben<br />

Brief öffnet, man<br />

die Handschrift eines geliebten<br />

Menschen oder guten Freundes<br />

sieht und weiß, wie viel Gedanken<br />

sich der Absender über jedes<br />

einzelne Wort gemacht hat?<br />

Deshalb sind selbstgeschriebene<br />

Briefe und liebevoll zusammengestellte<br />

Pakete nach wie<br />

vor das Kommunikationsmittel<br />

zwischen Deutschland und den<br />

Einsatzsoldaten im Ausland. Und<br />

so gibt es in jedem Einsatz der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> zumindest eine Poststelle,<br />

die sich um die sichere,<br />

schnelle und reibungslose Zustellung<br />

der Post kümmert – auch in<br />

Afrika, im deutschen Einsatzkontingent<br />

EUTM Mali.<br />

Einmal in der Woche herrscht<br />

bei den deutschen Soldaten des<br />

Kontingentes besondere Hektik<br />

und Nervosität. Genau dann,<br />

wenn <strong>vom</strong> Hauptstadtflughafen<br />

in Bamako Briefe, Päckchen und<br />

Pakete per Feldpost ins Trainingscamp<br />

nach Koulikoro gebracht<br />

werden.<br />

„Oh Klasse, das ist von meiner<br />

Familie. Bin gespannt, was da<br />

für Überraschungen drin sind“,<br />

schallt es aus der einen Ecke. Ein<br />

paar Meter weiter wird schon eifrig<br />

das Papier aufgerissen, um<br />

an den sehnlich erwarteten Brief<br />

oder Inhalt des Paketes zu gelangen.<br />

So unterschiedlich die Informationen<br />

oder zusammengestellten<br />

Pakete auch sind – sie alle<br />

zaubern den Soldaten ein Lächeln<br />

auf ihre Gesichter.<br />

Die Kreativität der Daheimgebliebenen<br />

kennt dabei mitunter<br />

keine Grenzen. Da werden kleine<br />

Nachrichten oder Anweisungen<br />

auf die Kartons gemalt oder<br />

geklebt, oder es wird gar die<br />

Mindesthaltbarkeit des Inhaltes<br />

angegeben. „Obwohl der Inhalt<br />

hier nicht wirklich so lange halten<br />

wird“, grinst einer der anwesenden<br />

Soldaten und meint damit<br />

die Süßigkeiten, die sich auch in<br />

seinem Paket befinden.<br />

Dinge des täglichen Bedarfs,<br />

die es im Einsatzland so gar nicht<br />

gibt, wie etwa die Lieblingskekse<br />

oder die <strong>aktuell</strong>e Ausgabe der<br />

Lieblingslektüre, wissen die Soldaten<br />

sehr zu schätzen. Besonders<br />

wertvoll sind jedoch die handgeschriebenen<br />

Briefe, die gemalten<br />

Karten und Bilder der Kinder,<br />

Fotos oder auch kleine Andenken.<br />

Sie machen das Gesamtpaket zu<br />

einer persönlichen „Schatztruhe“.<br />

„Für die Soldaten stellt jede<br />

noch so kleine oder große Nachricht<br />

von zu Hause ein kleines<br />

Stück Verbundenheit dar“, so<br />

der Kontingentführer des deutschen<br />

Einsatzkontingentes,<br />

Oberstleutnant Torsten Andreas<br />

Ickert. „Persönliche Nachrichten<br />

wirken handgeschrieben gleich<br />

ganz anders. Daher ist die Versorgung<br />

mit Feldpost auch ungeheuer<br />

wichtig für die Moral und<br />

die Stimmung der Soldaten im<br />

Einsatz.“<br />

Neben Briefmarken können<br />

die Soldaten auch Feldpostkarten<br />

erhalten und diese mit einem<br />

speziellen Einsatzstempel versehen<br />

lassen: „Bei Sammlern sind<br />

die Einsatzstempel sehr begehrt.<br />

Wir erhalten des Öfteren Briefe<br />

mit der Bitte, die beigefügten<br />

Briefumschläge zu stempeln<br />

und aus dem Einsatz zurückzusenden“,<br />

so der Stabsunteroffizier<br />

weiter.<br />

Keiner der deutschen Soldaten<br />

in Mali stellt sich die Frage,<br />

ob Briefe oder Pakete heutzutage<br />

überhaupt noch zeitgemäß<br />

sind. Selbst in Zeiten von SMS<br />

und E-Mail könne man privatere<br />

Sachen mit einem Brief viel besser<br />

rüberbringen. Das sei nicht<br />

mit einer elektronischen Nachricht<br />

vergleichbar, denn einen<br />

Brief kann man sich einfach in<br />

die Tasche stecken und ihn stets<br />

bei sich tragen und immer wieder<br />

lesen, so die einheitliche Meinung<br />

aller in Koulikoro eingesetzten<br />

deutschen Soldaten.<br />

Und so wird die kleine Poststelle,<br />

rund 7000 Kilometer entfernt<br />

von Deutschland, auch<br />

weiterhin bunt beklebte Päckchen,<br />

schwere Pakete und liebevoll<br />

bemalte Briefe an die Soldaten<br />

vor Ort zustellen und ihre Post<br />

nach Deutschland schicken. (efk)<br />

Fotos: Lerdo (2), Bier (1)/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Prizren. Der stellvertretende<br />

Befehlshaber des Einsatzführungskommandos<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

Konteradmiral Rainer<br />

Brinkmann (M.), hat in der vergangenen<br />

Woche das Kommando<br />

über das Deutsche Einsatzkontingent<br />

KFOR von Oberst Hartwig<br />

Stork (l.) an Oberst Michael<br />

Stuber (r.) übergeben. „Ihr Ruf<br />

und Ihre Reputation aus Ihrer<br />

aktiven Dienstzeit ließen keinen<br />

Zweifel aufkommen, mit Ihnen<br />

den richtigen Mann für diese Aufgabe<br />

gefunden zu haben“, hob<br />

Brinkmann in seiner Rede das<br />

Engagements Storks hervor. Dieser<br />

hatte seine aktive Dienstzeit<br />

bereits im Sommer 2012 beendet<br />

und stand dem Kontingent als<br />

Reservist zur Verfügung. Nachfolger<br />

Stuber kommt von der<br />

Unteroffizierschule des Heeres<br />

in Delitzsch.<br />

(eb)<br />

Schießbahn bereinigt<br />

Kunduz. Soldaten des Deutschen<br />

Einsatzkontingentes ISAF haben<br />

kürzlich Schießbahnen in der Provinz<br />

Kunduz weitestgehend von<br />

Munitionsresten befreit. Die Anlagen<br />

waren bisher vor allem von<br />

ISAF-Truppen zur Ausbildung an<br />

unterschiedlichen Waffensystemen<br />

genutzt worden. Die Suche<br />

bietet jedoch keine hundertprozentige<br />

Gewähr für Munitionsfreiheit,<br />

denn Blindgänger könnten<br />

tief in die Erde eingedrungen sein.<br />

Entsprechende Hinweise werden<br />

daher örtlich verbreitet. (eb)<br />

Für den Einsatz...<br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong><br />

ausbildung begonnen: Vergangene Woche<br />

ist im Bihanga training Camp in Uganda<br />

der vorerst letzte ausbildungsgang für die<br />

somalischen sicherheitskräfte im Rahmen<br />

der europäischen trainingsmission eUtM<br />

somalia gestartet. in den nächsten Wochen<br />

schulen die europäischen ausbilder – wie bei<br />

der zuletzt im august erfolgreich beendeten<br />

ausbildung – vor allem Führungspersonal in<br />

unterschiedlichen spezialgebieten. zukünftige<br />

einheitsführer, Pionierkräfte, Militärpolizisten<br />

und spezialisten der zivil-militärischen<br />

zusammenarbeit werden, unter Beteiligung<br />

deutscher ausbilder, auf ihre zukünftigen aufgaben<br />

vorbereitet. Die ausbildungsrichtungen<br />

spiegeln das Bestreben der somalischen<br />

zentralregierung wider, moderne und an internationalen<br />

standards orientierte somalische<br />

streitkräfte aufzubauen. Der abschluss der<br />

spezialisierung ist für ende november vorgesehen.<br />

(eb)<br />

• sind Fußstützen für den<br />

Marine-Hubschrauber<br />

MK 88A „Sea Lynx“ beschafft<br />

worden, die durch eine stabile<br />

Sitzposition die Anschlagshaltung<br />

der eingesetzten Schützen<br />

verbessern. Dadurch wird eine<br />

schnellere und sichere Zielaufnahme<br />

sowie Zielidentifikation<br />

und Schussabgabe<br />

gewährleistet. (eb)<br />

Foto: BAAINBw


6 <strong>aktuell</strong> Militärgeschichte <strong>aktuell</strong> 7<br />

Von Russland über Leipzig nach Waterloo – Der Anfang von Napoleons Ende<br />

200 Jahre nach der Völkerschlacht gedenkt Leipzig der großen Bataille – Geschichtsbegeisterte laden nach Liebertwolkwitz ins Dorf von 1813.<br />

stabsoffizier durch und durch: Frank<br />

hübler als russischer Oberstleutnant.<br />

von Markus Tiedke<br />

leipzig. Wer dieser Tage durch<br />

Liebertwolkwitz schlendert, sieht<br />

dort zunächst vor allem einen<br />

ländlich geprägten Stadtteil Leipzigs.<br />

Alte, drei- oder vierseitige<br />

Bauernhöfe. Fachwerk blitzt hier<br />

und da, viele der Gehöfte sind<br />

liebevoll renoviert worden. Das<br />

Gröbste an Verkehr hält mittlerweile<br />

eine Umgehungsstraße fern,<br />

die nähere Umgebung ist grün<br />

und alles wirkt recht friedlich.<br />

Vor 200 Jahren lagen die<br />

Dinge anders. Die ganze Umgebung<br />

von Liebertwolkwitz, dem<br />

Dorf am südlichen Zipfel von<br />

Leipzig, wurde am 14. Oktober<br />

1813 Schauplatz eines gewaltigen<br />

Reitergefechts zwischen<br />

französischen und verbündeten<br />

Truppen. Mehr als 14 000<br />

Kavalleristen kämpften um das<br />

Dörfchen und umliegende Ortschaften.<br />

„Wolks“, wie<br />

es Ortsansässige gern<br />

nennen, wechselte allein<br />

schon mehrfach den<br />

Mehr als bloß Verkleidung: geschichtsfreunde zeigen – hier bei<br />

großgörschen – wie das leben einst im Biwak vor sich ging.<br />

Besitzer. Taktisch endete das<br />

Gefecht am Abend mit einem<br />

militärischen Patt. Doch es<br />

war der Auftakt für die Völkerschlacht,<br />

die kurz darauf<br />

<strong>vom</strong> 16. bis 19. Oktober vor den<br />

Toren Leipzigs tobte. Noch einmal<br />

wurde „Wolks“ ganz wichtig:<br />

Am ersten Tag des Gemetzels<br />

richtete Napoleon Bonaparte<br />

seinen Gefechtsstand auf dem zu<br />

Liebertwolkwitz gehörenden Galgenberg<br />

ein.<br />

Bis zu den Materialschlachten<br />

des Ersten Weltkriegs galt die<br />

Völkerschlacht bei Leipzig als<br />

größtes Einzelgefecht der Weltgeschichte.<br />

Hier standen sich auf<br />

engem Raum ungefähr 600 000<br />

Soldaten aus mehr als einem Dutzend<br />

Ländern gegenüber. Russen,<br />

Preußen, Österreicher und<br />

Schweden kämpften gegen Franzosen,<br />

Polen und – zumindest<br />

anfangs – gegen die Sachsen.<br />

Hier erlitten die Truppen<br />

Napoleons nach viertägigem Ringen<br />

eine entscheidende Niederlage,<br />

die schließlich das Ende der<br />

französischen Herrschaft über<br />

weite Teile Europas einläutete.<br />

Der Preis dafür war enorm.<br />

Wohl mehr als 90 000 Soldaten<br />

fielen in der Schlacht oder<br />

erlagen kurz danach ihren Verwundungen.<br />

Später grassierten<br />

Seuchen in der Stadt, die nicht<br />

im Ansatz in der Lage war, die<br />

enorme Zahl an Einquartierten,<br />

Verwundeten und Kranken zu<br />

beherbergen. Die Erinnerung<br />

an Not und Elend als Begleiterscheinungen<br />

der Schlacht waren<br />

in Deutschland einige Generationen<br />

später aber einem vaterländisch<br />

gesinnten Heldengedenken<br />

gewichen.<br />

Genau hundert Jahre nach der<br />

Schlacht wurde am 18. Oktober<br />

1913 – im Beisein von<br />

Kaiser Wilhelm II. – das monumentale<br />

Völkerschlachtdenkmal<br />

eingeweiht. An einem<br />

Brennpunkt der Gefechte<br />

Fotos (3): Archiv Frank Hübler<br />

errichtet, ist das gut 90 Meter<br />

hohe Bauwerk seither eines der<br />

markantesten Wahrzeichen der<br />

Stadt geworden. Dem Gedenken<br />

an die etwa 22 000 gefallenen russischen<br />

Soldaten ist die Gedächtniskirche<br />

gewidmet.<br />

Noch einmal hundert Jahre später<br />

laufen in diesen Tagen die Vorbereitungen<br />

zum 200-jährigen<br />

Jubiläum der Schlacht auf Hochtouren<br />

– mit weniger Pathos aber<br />

nicht minder opulent. Der Mitteldeutsche<br />

Rundfunk (MDR)<br />

plant, die historischen Ereignisse<br />

tagelang quasi in Echtzeit<br />

in seinem Programm zu spiegeln.<br />

„Kriegsberichterstatter“ sollen<br />

„live“ von der Front berichten<br />

und das Herannahen der Verbündeten<br />

ebenso reflektieren wie die<br />

Reaktionen der Franzosen und<br />

die diversen bekannten Gefechte<br />

bis zum Rückzug der Franzosen.<br />

Handfester wird es im Jubiläumsjahr<br />

in Liebertwolkwitz<br />

zugehen. Hier lässt der „Interessenverein<br />

Völkerschlacht 1813“<br />

gemeinsam mit der Hofgenossenschaft<br />

Stiftsgut Liebertwolkwitz<br />

<strong>vom</strong> 16. bis 20. Oktober das<br />

Projekt „Ein Dorf im Jahre 1813“<br />

Realität werden. Einer, der maßgeblich<br />

Anteil an der Organisation<br />

dieses Spektakels hat, ist<br />

Frank Hübler. Seit einem Jahr<br />

pensio-nierter Oberstleutnant,<br />

zuletzt S4 des Feldjägerbataillons<br />

351 in Leipzig und seit Jahren mit<br />

Herzblut bei der Sache, wenn es<br />

um die Befreiungskriege geht.<br />

Hauptquartier der Planer ist das<br />

Domizil des Interessenvereins<br />

in Liebertwolkwitz auf einem<br />

ehemaligen Bauernhof im Zentrum<br />

der Ortschaft. Hübler hat im<br />

ersten Stock des Fachwerkhauses<br />

Quartier bezogen. Man sieht auf<br />

den ersten Blick, dass hier gearbeitet<br />

wird. Überall stapeln sich<br />

Kladden und Ordner. Die Wände<br />

sind mit Teilnehmerlisten<br />

und Planungstabellen<br />

tapeziert,<br />

auf den summenden Rechnern<br />

kleben Unmengen von Merkzetteln.<br />

„Wir haben hier ein bisschen<br />

zu tun“, knurrt Hübler zur Begrüßung<br />

und versenkt sich gleich<br />

wieder in ein paar Papiere, die<br />

unbedingt noch „raus müssen“.<br />

Das gestattet einstweilen<br />

weitere Blicke in den Raum.<br />

Neben den Organisationsunterlagen<br />

ist das Zimmerchen mit<br />

Devotionalien der Befreiungskriege<br />

dekoriert. Replika alter<br />

Stiche mit den Großen ihrer<br />

Zeit sind zu sehen. Napoleon<br />

ist dabei, Blücher sowieso, der<br />

einäugige Kutusow und der Nachdruck<br />

eines berühmten Knötel-<br />

Gemäldes, das den Heldentod des<br />

Majors von Krosigk verherrlicht.<br />

Reichlich Stehkrägen und prachtvolle<br />

Koteletten, Geschichte im<br />

Format DIN A4.<br />

Die Liebertwolkwitzer Würdigung<br />

zum Jubiläum, das macht<br />

Hübler ziemlich schnell klar, wird<br />

nicht so eindimensional ausfallen.<br />

„Wir wollen Geschichte<br />

zum Anfassen bieten. Und dafür<br />

arbeiten wir hier seit Monaten bis<br />

zum Umfallen.“ Das praktisch<br />

ununterbrochen klingelnde Telefon<br />

gibt dem Mann Recht.<br />

Tatsächlich wird der Ort von<br />

Mittwoch an Sperrzone sein.<br />

„Dann werden hier die Verkehrsschilder<br />

abgeschraubt und<br />

es fährt kein Auto mehr.“ Gastwirte<br />

und Schausteller sollen die<br />

Vergangenheit beschwören. Die<br />

Optik des Dörfchens wird möglichst<br />

authentisch auf die Zeit von<br />

vor 200 Jahren. Und längst vergessene<br />

Handwerksberufe wie<br />

Besenbinder, Wagner oder Laternenmacher<br />

zeigen ihre Kunst.<br />

Zugleich kann der Besucher auch<br />

einen Eindruck von der recht einfachen<br />

Lebensweise der Vorfahren<br />

mitnehmen. „Die Resonanz<br />

im Ort ist gewaltig“, sagt Hübler.<br />

Über die Hofgenossenschaft seien<br />

viele Einwohner in die Gestaltung<br />

mit eingebunden. Während<br />

der „Geschichtstage“ werden sie<br />

ihren Ort in historischen Kleidern<br />

bevölkern und so zum Gelingen<br />

beitragen.<br />

Natürlich spielen die militärischen<br />

Auseinandersetzungen<br />

rund um die Völkerschlacht auch<br />

in Liebertwolkwitz eine tragende<br />

Rolle. Etwa 6000 Geschichtsbegeisterte<br />

aus aller Welt haben sich<br />

angemeldet, um rund um Leipzig<br />

Biwakszenen und Gefechte nachzustellen.<br />

Es sind solche Reenactments,<br />

die seit Jahren tausende<br />

Besucher vor die Tore Leipzig<br />

locken. Und das gilt zu diesem<br />

wichtigen Jubiläum natürlich in<br />

besonderem Maße.<br />

Auch Hübler selbst frönt dieser<br />

Leidenschaft seit vielen Jahren.<br />

Seine Truppe nimmt in den Farben<br />

der Kaiserlichen Russisch-<br />

Deutschen Legion quer durch<br />

Europa an Gefechtsdarstellungen<br />

teil. „Bei der Völkerschlacht war<br />

die Legion aber gar nicht dabei“,<br />

sagt der Leipziger und muss etwas<br />

grinsen. Es ist dennoch ziemlich<br />

sicher, dass er in Uniform bei<br />

den Festivitäten auftauchen wird.<br />

Neben der Darstellung des<br />

zivilen Alltagslebens im „Dorf<br />

von 1813“ wird natürlich auch<br />

gezeigt, was eine Einquartierung<br />

für die einfachen Menschen<br />

damals bedeutete. „Im Ort<br />

werden allein 1100 Mann einquartiert.<br />

In Zeltbiwaks und im<br />

Pfarrgarten, auf den Bauernhöfen<br />

und in Scheunen.“ Dabei sei<br />

den Organisatoren wichtig gewesen,<br />

dass alle „Kriegsparteien“<br />

zum Zuge kommen. So werden<br />

in „Wolks“ Russen und Franzosen,<br />

Österreicher und Preußen,<br />

Sachsen und Schweden einträchtig<br />

Tür an Tür campieren. Rund<br />

um den Ort entstehen außerdem<br />

ein Kavallerielager mit mehr als<br />

hundert Pferden sowie ein Artillerielager<br />

mit gut zwei Dutzend<br />

Geschützen.<br />

„Das ist wirklich Geschichte<br />

zum Anfassen“, schwärmt Hübler.<br />

Die Mitgestaltenden seien<br />

ihrerseits auch immer gern bereit,<br />

zu ihren „Rollen“ Auskunft zu<br />

geben. So verbinde diese Form<br />

von Reenactment aufs Anschaulichste<br />

Unterhaltung mit Bildung.<br />

Die häufiger vernommene Kritik<br />

am „gewaltverherrlichenden<br />

Charakter“ solch kriegerischer<br />

Inszenierungen hält Hübler derweil<br />

für deplatziert.<br />

„Wir sind nicht für Gewalt und<br />

die Schlachtdarstellung macht<br />

auch nur einen geringen Teil der<br />

Vereinstätigkeit aus.“ Natürlich<br />

fasziniere die Welt alter Uniformen<br />

und Waffen. Und für<br />

viele sei die Zeit im<br />

Biwak schlicht eine<br />

Beklemmende Perspektive: im Panometer leipzig zeigt Yadegar Asisi seit August ein monumentales<br />

Panorama der Messestadt nach dem ende der Völkerschlacht im Oktober 1813.<br />

kleine Flucht aus dem Alltag.<br />

„Aber für uns liegt der Schwerpunkt<br />

darauf, eine vergangene<br />

Epoche auferstehen zu lassen.<br />

Mit allen Elementen, die dazugehören.“<br />

Eine gewisse Lagerfeuerromantik<br />

im Biwak gehöre<br />

ebenso dazu wie die dramatisierte<br />

Darstellung eines Feldlazaretts,<br />

wo – natürlich nur zum Schein –<br />

Gliedmaßen amputiert werden.<br />

Erfahrungsgemäß fessele diese<br />

handfeste Form des Geschichtsunterrichts<br />

viel mehr Menschen,<br />

sagt Hübler. Gerade Kinder fühlten<br />

sich von der geheimnisvollen<br />

Atmosphäre angezogen.<br />

„Die kommen gern zu uns in Zelt<br />

und löchern uns mit Fragen.“ Zur<br />

Veranschaulichung gebe es historische<br />

Kinderspiele. Und beim<br />

Seiler und Tischler kann der<br />

Nachwuchs sogar selbst Spielzeug<br />

aus alter Zeit nachbauen –<br />

Springseile oder Steckenpferd<br />

etwa. „Wenn sie dann noch von<br />

der Suppe aus dem Kessel kosten<br />

dürfen, sind sie begeistert.“<br />

„Wir sehen die Feierlichkeiten<br />

zur Völkerschlacht als<br />

ein historisches Kompaktpaket<br />

für die ganze Familie“,<br />

sagt Hübler. Ein Fest im<br />

Zeichen der Völkerverständigung,<br />

aber mit wachem Blick<br />

für die blutige Geschichte des<br />

europäischen Kontinents. Mehrere<br />

zehntausend Besucher werden<br />

in Liebertwolkwitz erwartet<br />

– pro Tag. „Wenn das Wetter<br />

einigermaßen mitspielt“,<br />

schränkt Hübler ein. Zum großen<br />

Abschlussgefecht am 20. Oktober<br />

dürfte der Andrang dann noch<br />

einmal besonders gewaltig sein.<br />

Infos unter www.liebertwolkwitz-1813.de<br />

Fotos (2): dpa/pa


8 <strong>aktuell</strong> bundeswehr 7. Oktober 2013<br />

Neue Ausgabe verteilt<br />

berlin. Das<br />

neue Y-Magazin<br />

ist vergangene<br />

Woche<br />

in der Truppe<br />

verteilt worden.<br />

Themen<br />

der Oktoberausgabe<br />

sind unter anderem<br />

Deutschlands Stimme bei den<br />

Vereinten Nationen, die Aktivisten<br />

im Internet und das Genussmittel<br />

Kaffee.<br />

(eb)<br />

Eine besondere Anerkennung<br />

Fußballbundesligist Hertha BSC Berlin lädt 1200 Soldaten zum Spiel ins Olympiastadion ein.<br />

Wechsel beim SEKM<br />

eckernförde. Die Spezialisierten<br />

Einsatzkräfte der Marine<br />

(SEKM) sind unter neuer Führung.<br />

Fregattenkapitän Stephan<br />

Plath hat dazu vergangene Woche<br />

die Verantwortung über den Verband<br />

an Fregattenkapitän Jörg<br />

Buddenbohm übergeben. In seiner<br />

dreijährigen Zeit als Kommandeur<br />

entsendete Plath nicht<br />

nur Minentauchern zur Kampfmittelbeseitigung<br />

in die <strong>Bundeswehr</strong>einsätze<br />

nach Afghanistan<br />

und den Kosovo, sondern koordinierte<br />

auch den permanenten<br />

Einsatz der Boardingkompanie<br />

bei „Atalanta“. Plath wird künftig<br />

als Referent im Bundeskanzleramt<br />

tätig sein. (eb)<br />

Sportlich im Herbst<br />

schortens/Faßberg. Die Luftwaffe<br />

lädt im Oktober gleich zu<br />

zwei Laufveranstaltungen ein.<br />

Ambitionierte und Hobbyläufer<br />

können sich dort messen oder<br />

das Laufen für sich entdecken.<br />

Das Objektschutzregimentes der<br />

Luftwaffe „Friesland“ veranstaltet<br />

am Mittwoch den 23. Oktober<br />

den 21. Teamlauf auf den<br />

Fliegerhorst Upjever bei Schortens.<br />

Gelaufen werden kann die<br />

10-Kilometer-Strecke im Team<br />

oder einzeln.<br />

(eb)<br />

Weitere Infos und Anmeldung<br />

unter www.abavent.de/anmeldeservice/teamlaufluftwaffe2013.<br />

Beim 56. Fliegerhorstlauf der<br />

Technischen Schule der Luftwaffe<br />

3 in Faßberg können Laufund<br />

Walkingfreunde gemeinsam<br />

an den Start gehen. Gelaufen wird<br />

über zehn oder drei Kilometer.<br />

Walkern steht eine 7,5-Kilometer-Strecke<br />

zur Verfügung.<br />

Anmeldung per Mail an Fliegerhorstlauf@bundeswehr.org.<br />

Foto: Luftwaffe (Archiv)<br />

Ausgelassene stimmung bei Groß und Klein: die beelitzer soldaten und ihre Angehörigen jubeln mit, obwohl nicht jeder Fan ist.<br />

von Peter Nelte<br />

berlin. Gut gelaunt und mit voller<br />

Kehle jubeln die Frauen und<br />

Männer, als die Fussballspieler<br />

in Blau-Weiß den 1:1 Ausgleichstreffer<br />

landen. Doch die rund<br />

1200 Fans im Block F im Berliner<br />

Olympiastasion sind keine<br />

gewöhnlichen Fans.<br />

Der Fussballbundesligist Hertha<br />

BSC Berlin hat die Soldaten<br />

<strong>vom</strong> Beelitzer Logistikbataillon<br />

172 und ihre Angehörigen am<br />

vorvergangenen Samstag zum<br />

Heimspiel gegen den FSV Mainz<br />

05 ins Olympiastadion eingeladen.<br />

„Der Verein will den Soldaten<br />

Dank sagen für ihren Einsatz<br />

beim Hochwasser sowie für<br />

den Auslandseinsatz des Verbandes<br />

in Afghanistan“, sagt Hertha-<br />

Geschäftsführer Ingo Schiller.<br />

Vereinspräsident Werner Gegenbauer<br />

hatte vor Anpfiff der Partie<br />

den Bataillonskommandeur<br />

Oberstleutnant Alexander Röpke<br />

zur offiziellen Danksagung in<br />

Foto: Rott/<strong>Bundeswehr</strong><br />

die Ehrenloge gebeten. Röpke<br />

dankte seinerseits dem Verein<br />

für die außergewöhnliche Geste.<br />

„Es ist eine Ehre für uns und eine<br />

besondere Form der Anerkennung“,<br />

sagte der Bataillonskommandeur<br />

stolz.<br />

Die Freikartenaktion von Hertha<br />

BSC ist bereits die zweite dieser<br />

Art und kam durch Kontakte<br />

des Vereins zum Logistikbataillon<br />

in Beelitz über das Soldatenhilfswerk<br />

und den Deutschen<br />

<strong>Bundeswehr</strong>verband zustande.<br />

„Als Brandenburg-Berliner<br />

Bataillon hält man natürlich<br />

dem Hauptstadtverein die Daumen“,<br />

sagt der Beelitzer Kommandeur<br />

auf der Tribüne. „Nach<br />

dem Hochwasser sind diese Kontakte<br />

weiter gewachsen und dann<br />

kam diese gemeinsame Idee auf“<br />

so Röpke weiter.<br />

Die Beelitzer Logistiker halfen<br />

mit rund 400 Soldaten in Sachsen-Anhalt<br />

während der Hochwasserkatastrophe<br />

im Juni entlang<br />

der Elbe. Dabei beförderten<br />

sie tonnenweise Material an<br />

die Deiche und legten Sandsäcke<br />

auf mehreren Kilometern Länge.<br />

Zusätzlich retteten die Soldaten<br />

auch festsitzende Anwohner und<br />

unterstützten Ältere. Mit dabei<br />

in der damals bedrohten Ortschaft<br />

Aken war Hauptfeldwebel<br />

Denny Dreßler: „Aken, das<br />

war was Besonderes. Da konnten<br />

wir mit unseren Mitteln gut<br />

helfen“, sagt Dreßler. Ihm seien<br />

die Menschen vor Ort besonders<br />

in Erinnerung geblieben: „Die<br />

Dankbarkeit in den Augen der<br />

Bevölkerung. Das war Wahnsinn.<br />

Das hat einen richtig beflügelt“,<br />

fügt er begeistert hinzu.<br />

Ebenfalls beim Hochwassereinsatz<br />

war Oberleutnant Kay<br />

Geipel. Auch seine Erinnerungen<br />

an den Einsatz bei Dessau<br />

in Sachsen-Anhalt sind überwiegend<br />

positiv. „Wenn das Arbeiten<br />

losging, lief es einwandfrei“, so<br />

Geipel. Nur hin und wieder sei es<br />

zu Unstimmigkeiten gekommen,<br />

„wenn die verschieden übergeordneten<br />

Führungen aus Feuerwehr,<br />

Technischem Hilfswerk,<br />

Polizei und <strong>Bundeswehr</strong> nicht<br />

so richtig miteinander kommuniziert<br />

haben“. Geipel war auch<br />

mit seinen Beelitzer Kameraden<br />

in Afghanistan im Einsatz.<br />

Als Transportzugführer führte er<br />

45 Soldaten in Mazar-e Sharif,<br />

was eine sehr fordernde und sehr<br />

lehrreiche Zeit für ihn gewesen<br />

sei. „Ich möchte die Erfahrung<br />

nicht missen“ resümiert er inmitten<br />

seiner Kameraden.<br />

Beim Spiel fiebert Geipel als<br />

Anhänger von Borussia Dortmund<br />

nicht allzu sehr mit Hertha<br />

BSC mit. Aber die Aktion des<br />

Vereins sei nicht alltäglich, so<br />

Geipel: “Es ist schön, dass unser<br />

Einsatz so gedankt wird.“ Und<br />

auch als Hertha zur Pause mit 0:1<br />

hinten liegt, tippt der Beelitzer<br />

Kommandeur Röpke mutig auf<br />

einen 3:1 Erfolg der Gastgeber.<br />

Das er letztendlich richtig lag,<br />

krönte den gelungenen Samstagnachmittag.<br />

bloß keinen falschen eindruck bekommen: diese hörsaalrunde<br />

zeigt zwar ihre Krawatten, aber sie macht damit nicht etwa werbung<br />

für die nächste weiberfastnacht oder demonstriert für eine<br />

legerere Kleiderordnung. die Frauen und Männer absolvieren<br />

sinnvolle Übungen, die dem rücken nutzen und langfristigen<br />

rückenproblemen vorbeugen. dem Fotografen gelang dieser<br />

schnappschuss auf einem dreitägigen symposium, das sich im<br />

Mannheimer bildungszentrum der bedeutung des Arbeitsschutzes<br />

in der bundeswehr widmete. bestandteil der Veranstaltung war<br />

auch die Vorstellung der Kampagne „denk an mich. dein rücken“,<br />

die bei der bundeswehr im kommenden Jahr gestartet werden soll.<br />

rund 100 Arbeitsschutzexperten hatten sich aus allen bereichen<br />

der bundeswehr und dem Ministerium zusammengefunden, um<br />

sich in erster Linie über die neuorganisation des Arbeitsschutzes<br />

unter dem dach des bundesamtes für Infrastruktur, umweltschutz<br />

und dienstleistungen (bAIudbw) unterrichten zu lassen.<br />

Zusätzlich für den Arbeitsschutz ist hier die Abteilung „Gesetzliche<br />

schutzaufgaben“. Abteilungsleiter erwin bernhard <strong>vom</strong><br />

bAIudbw zeigte sich am ende des symposiums davon<br />

überzeugt, dass es gelungen sei, den Arbeitsschutz in seiner<br />

neuen Organisationsform den Teilnehmern nahe zu bringen. „die<br />

Kommunikation hat geklappt.“<br />

(dibu)<br />

Fotos (2): Hannemann/<strong>Bundeswehr</strong>


7. Oktober 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte <strong>aktuell</strong> 9<br />

Das Leid der Zivilbevölkerung<br />

Bei den Befreiungskriegen sind nicht nur die Soldaten von den Kriegshandlungen berührt.<br />

Kriegsfinanzierung: Frauen geben 1813 ihren schmuck ab.<br />

von Gerhard Bauer, Leiter Sachgebiet<br />

Uniformen und Kurator<br />

der Sonderausstellung „1813 –<br />

Blutige Romantik“, Militärhistorisches<br />

Museum der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

Dresden<br />

geschichte. Anders als in der<br />

Epoche des Absolutismus, wo bei<br />

den so genannten Kabinettskriegen<br />

noch angestrebt war, Menschen<br />

und Sachwerte zu schonen,<br />

waren unter dem Einfluss der<br />

Französischen Revolution die<br />

Grenzen zwischen der Domäne<br />

des Militärs und jener der Zivilgesellschaft<br />

durchlässig geworden.<br />

Zeitweise verschwanden sie<br />

sogar ganz. Wäre der Begriff in<br />

der damaligen Zeit schon eingeführt<br />

gewesen, dann hätte man an<br />

der Kriegführung zwischen 1792<br />

und 1815 „totale“ Züge feststellen<br />

müssen.<br />

Vom Beginn dieser Epoche<br />

an wurde die Zivilbevölkerung<br />

also ins Kriegsgeschehen mit<br />

einbezogen. In Frankreich, später<br />

auch in gegnerischen Staaten<br />

wurde sie mit Propaganda überzogen,<br />

um ihren Patriotismus und<br />

ihren Kriegsbereitschaft zu schüren.<br />

Napoleon nutzte alle ihm zu<br />

Gebote stehenden Medien, um<br />

seine Erfolge und seine Politik<br />

in einem günstigen Licht darzustellen.<br />

Zeitweise wurde die Zivilbevölkerung<br />

auch in die Kriegsrüstung<br />

mit eingebunden. So entstanden<br />

in Frankreich während<br />

des Ersten Koalitionskrieges<br />

(1792 - 1797) „Ateliers Nationaux“,<br />

sprich staatliche Werkstätten,<br />

in denen Piken (Stichwaffen)<br />

für eine Volksbewaffnung<br />

hergestellt wurden. Immer wieder<br />

wurde kriegswichtiges Material<br />

eingesammelt. 1813 war die<br />

preußische Bevölkerung aufgerufen,<br />

zur Kriegsfinanzierung<br />

Gegenstände aus Edelmetallen<br />

abzuliefern. Preußische Frauen<br />

verliehen ihrer Vaterlandsliebe<br />

durch das Anlegen von Eisenschmuck<br />

Ausdruck.<br />

Besonders einschneidend<br />

wirkte sich die Einführung der<br />

Wehrpflicht aus. Hunderttausende,<br />

die sonst niemals den soldatischen<br />

Beruf ergriffen hätten,<br />

hatten nun Uniform und Waffen<br />

zu tragen. So blieb kaum eine<br />

europäische Familie von den 1792<br />

- 1815 andauernden Kriegen verschont,<br />

selbst wenn ihr Wohnort<br />

niemals von Kampfhandlungen<br />

berührt wurde.<br />

Sagenumwoben<br />

Historisches über die Potsdamer Garnisonkirche.<br />

Buch. D i e<br />

Geschichte der<br />

Potsdamer Garnisonkirche<br />

ist<br />

vielschichtig:<br />

Von der Errichtung<br />

auf Anordnung<br />

des Soldatenkönigs<br />

ab<br />

1731 bis zu ihrem Abriss 1968.<br />

Das Buch begreift die Kirche<br />

als geschichtlichen Ort und will<br />

den zahlreichen Mythen auf den<br />

Grund gehen. Namhafte Autoren<br />

beleuchten die wechselvolle<br />

Geschichte und stellen Themen<br />

vor, die sonst kaum Beachtung<br />

finden, beispielsweise den Auftrag<br />

für die Militärseelsorge in<br />

der Garnisonstadt Potsdam. Die<br />

zahlreichen Illustrationen veranschaulichen<br />

überdies die kunsthistorische<br />

Bedeutung des Gebäudes,<br />

das als eine der schönsten<br />

Barockkirchen im norddeutschen<br />

Raum gilt.<br />

(eb)<br />

„Die Garnisonkirche Potsdam.<br />

Zwischen Mythos und Erinnerung“,<br />

herausgegeben von<br />

Michael Epkenhans und Carmen<br />

Winkel; Rombach Verlag;<br />

Freiburg 2013; 120 Seiten; 10<br />

Euro; ISBN 978-3-7930-9729-7.<br />

Foto: MHM/Postkarte nach einer Grafik von Richard Knötel, Berlin um 1913<br />

lebensgefahr: Johanna stegen bringt Munition in die Feuerlinie.<br />

Darüber hinausgehend hing<br />

das Wohl und Wehe der Zivilbevölkerung<br />

<strong>vom</strong> Verlauf der<br />

militärischen Operationen und<br />

<strong>vom</strong> Verhalten der Kombattanten<br />

ab. Da sich im Verlauf der<br />

Napoleonischen Kriege letztlich<br />

alle Armeen „aus dem Lande“<br />

ernährten, waren die Bewohner<br />

von Kampfgebieten stets in<br />

Gefahr, ausgeplündert zu werden.<br />

Und selbst wenn Requisitionen<br />

und Einquartierungen<br />

geregelt abliefen, verarmten bei<br />

andauernden Belastungen ganze<br />

Regionen. Oft kam es auch zu<br />

Gewaltexzessen. Strenge Kommandeure<br />

ahndeten Morde oder<br />

Vergewaltigungen mit Todesurteilen.<br />

Es gab aber auch Befehlshaber,<br />

denen das Los der Zivilbevölkerung<br />

nichts bedeutete und<br />

die meinten, ihren Soldaten solche<br />

„Freiheiten“ schuldig zu sein.<br />

Aber nicht immer und überall<br />

nahmen die Bauern und Bürger<br />

diese Drangsale durch die<br />

Soldaten hin. So hatten Marodeure<br />

in Russland 1812 kaum eine<br />

Überlebenschance. Auf einigen<br />

Kriegsschauplätzen wurden Zivilisten<br />

sogar zu Kombattanten.<br />

Im Gefolge der napoleonischen<br />

Besetzung Portugals und der<br />

Inbesitznahme des spanischen<br />

Königsthrons durch Napoleons<br />

Bruder Joseph im Jahr 1808 erhoben<br />

sich Teile der Bevölkerung.<br />

Lokale Aufstände mündeten in<br />

einen bis 1814 andauernden, von<br />

beiden Seiten grausam geführten<br />

„assymetrischen“ Krieg.<br />

In Deutschland hingegen beteiligte<br />

sich die Bevölkerung auch<br />

1813 nur selten und dann auch<br />

nur jeweils kurzzeitig an den<br />

bewaffneten Auseinandersetzungen.<br />

Gefeiert wurden später<br />

„Heldenjungfrauen“ wie Eleonore<br />

Prochaska, die als Mann verkleidet<br />

in den Reihen des Lützowschen<br />

Freikorps kämpfte und<br />

fiel oder wie Johanna Stegen,<br />

die bei Lüneburg im Kugelhagel<br />

preußische Infanteristen mit<br />

Munition versorgte. Allerdings<br />

kam es weder in Preußen noch<br />

in anderen deutschen Staaten zu<br />

der von anti-französischen Agitatoren<br />

erhofften Volkserhebung<br />

gegen die Truppen Napoleons.<br />

Genaue Zahlen über die zivilen<br />

Opfer der Epoche existieren<br />

nicht. Heute geht man davon aus,<br />

dass von den mehr als fünf Millionen<br />

Menschen, die in den Koalitionskriegen<br />

starben etwa ein bis<br />

zwei Millionen Zivilisten waren.<br />

Vergessene Flieger<br />

Erster Weltkrieg: Der Luftkrieg an der Ostfront.<br />

Buch. Luftst<br />

r eit k r ä f t e<br />

ava ncier t en<br />

i m E r s t e n<br />

Weltkrieg zu<br />

einem unverz<br />

i c h t b a r e n<br />

Bestandteil<br />

der modernen<br />

Kriegführung. Im Schatten der<br />

Westfront fast unerforscht geblieben<br />

waren bislang die Aktivitäten<br />

der deutschen Fliegertruppe<br />

an der Ostfront. Interessant sind<br />

sie vor allem, weil es genau an<br />

dieser Front zum ersten Mal in<br />

der Militärgeschichte zum systematischen<br />

Einsatz von Luftstreitkräften<br />

in einem Bewegungskrieg<br />

kam. Neben Faktoren wie<br />

Geografie, Infrastruktur und<br />

dem lokalen Klima sowie deren<br />

Auswirkungen auf die Luftkriegführung<br />

werden die Taktiken,<br />

Erfahrungen und Darstellungen<br />

der deutschen Fliegertruppe im<br />

Osten analysiert. (eb)<br />

Sebastian Rosenboom. „Im<br />

Einsatz über der ‚vergessenen<br />

Front‘. Der Luftkrieg an der<br />

Ostfront im Ersten Weltkrieg;<br />

Potsdam 2013, 122 Seiten; 10,20<br />

Euro; ISBN 978-3-941571-27-3.<br />

Foto: MHM/Postkarte nach einer Grafik von Richard Knötel, Berlin um 1913<br />

Neue Biografie über<br />

Julius Leber<br />

Buch. Anlässlich<br />

des 50.<br />

Jahrestages<br />

der Hinricht<br />

u n g v o n<br />

Julius Leber<br />

wurde am 5.<br />

Januar 1995<br />

die größte Kaserne in Berlin in<br />

„Julius-Leber-Kaserne“ umbenannt.<br />

Der Professor für Politikwissenschaften<br />

und Oberst der<br />

Reserve Claus Jander sowie die<br />

Historikerin Ruth Möller haben<br />

vor Kurzem ihr ausführliches<br />

Werk vorgelegt, das auf mehr als<br />

530 Seiten mit einer Fülle von<br />

Abbildungen, Grafiken, Reden<br />

und Aufsätzen die Lebensstationen<br />

Lebers nachzeichnet: seine<br />

elsässische Herkunft, die freiwillige<br />

Teilnahme am 1. Weltkrieg,<br />

das Eintreten gegen den<br />

Kapp-Putsch (13. März 1920)<br />

oder die politische Laufbahn bis<br />

hin zur Wahl in den Deutschen<br />

Reichstag. Weiterhin werden die<br />

Hintergründe des politischen<br />

Widerstandskampfes nach der<br />

Machtübernahme Hitlers bis<br />

zum Prozess vor dem so genannten<br />

Volksgerichtshof und schließlich<br />

seine Ermordung in Plötzensee<br />

im Januar 1945 beleuchtet.<br />

Doch dieses Werk ist mehr als<br />

eine herkömmliche Biographie, ist<br />

es doch eine Herzensangelegenheit<br />

der Autoren, die Verdienste Lebers<br />

für die „Idee des Staatsbürgers in<br />

Uniform“ detailliert herauszuarbeiten.<br />

Mittels ausgewählter Beispiele<br />

wird klar, wie sehr Leber<br />

bereits in der Zeit der Weimarer<br />

Republik die Rolle des Soldaten<br />

in einem Pluralen und demokratischen<br />

Staat geprägt hat. Bereits<br />

in den 20er Jahren plädierte er für<br />

das Prinzip des Staatsbürgers in<br />

Uniform und hat damit eine der<br />

Leitprinzipien der späteren <strong>Bundeswehr</strong><br />

entscheidend mit geformt.<br />

Nicht zuletzt sein mutiges Eintreten<br />

als Widerstandskämpfer an der<br />

Seite des Kreisauser Kreises und<br />

der Offiziere um Claus Schenk<br />

Graf von Stauffenberg macht ihn<br />

bis heute zu einem leuchtenden<br />

Vorbild für die Demokratie in der<br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

Seine Frau Annedore führte<br />

nach dem Krieg als Berliner Abgeordnete<br />

und Mitglied des Personalgutachterausschusses<br />

für den<br />

Aufbau der <strong>Bundeswehr</strong> und als<br />

Autorin von Widerstandsbiographien<br />

das politische Erbe weiter.<br />

Lebers Tochter Katharina Christiansen<br />

unterstützte Jander und<br />

Möller durch Überlassung von<br />

Dokumenten.<br />

(eb)<br />

Claus Jander und Ruth Möller:<br />

„Julius Leber – Vordenker<br />

für die Idee des Staatsbürgers<br />

in Uniform“; Luisenbau Verlag;<br />

Berlin 2013; 533 Seiten; 24,80<br />

Euro; ISBN 978-3-9815842-1-9.


10 <strong>aktuell</strong> sport 7. oktober 2013<br />

Dritter Turniersieg<br />

squash. Hauptgefreiter Raphael<br />

Kandra von der Sportfördergruppe<br />

Köln hat bei den Barcelona<br />

Open 2013 sein drittes PSA-<br />

Turnier gewonnen. Der an Position<br />

vier gesetzte Athlet besiegte<br />

im Finale am vorvergangenen<br />

Sonntag den an Nummer zwei<br />

gesetzten Tschechen Jan Koukal<br />

in 3:1 Sätzen. Bereits im Halbfinale<br />

konnte Kandra den topgesetzten<br />

Dänen Kristian Frost<br />

Olesen mit 3:0 schlagen. (mag)<br />

Olympianorm erfüllt<br />

shorttrack. Stabsunteroffizier<br />

(FA) Robert Seifert hat beim<br />

Weltcup-Auftakt in Shanghai<br />

einen großen Schritt in Richtung<br />

Sotschi gemacht. Mit einem achten<br />

Platz über seine Paradestrecke<br />

„500 Meter“ erreichte der<br />

25-jährige Shorttracker direkt<br />

die Qualifikationsnorm des Deutschen<br />

Olympischen Sportbundes<br />

(DOSB) für die Winterspiele<br />

im Feburar. Einen Startplatz für<br />

Sotschi hat Seifert damit jedoch<br />

noch nicht sicher. Der Eislauf-<br />

Weltverband ISU verlangt einen<br />

Platz unter den besten 32 in der<br />

Gesamtwertung nach dem dritten<br />

und vierten Weltcup, wobei<br />

die ersten beiden Veranstaltungen<br />

nicht zählen. „Ein guter Start<br />

in den Weltcup, damit kann ich<br />

sehr zufrieden sein. Das nimmt<br />

erst einmal den Druck und lässt<br />

mich zuversichtlich die nächsten<br />

Rennen angehen“, sagte Seifert.<br />

Die 5000-Meter-Staffel mit Oberfeldwebel<br />

Christoph Milz, den<br />

Stabsunteroffizieren (FA) Seifert,<br />

Hannes Kröger und Hauptgefreiter<br />

Christoph Schubert kamen auf<br />

Platz neun.<br />

(sid)<br />

Sportler ausgezeichnet<br />

Appen. Der Kommandeur<br />

des Landeskommandos Hamburg,<br />

Kapitän zur See Siegfried<br />

Schneider, hat vor kurzem ausgewählte<br />

Athleten der Sportfördergruppe<br />

Appen für ihre Leistungen<br />

geehrt. Was die Soldaten im<br />

letzten Jahr in ihren Sportarten<br />

erreicht hätten, brauche Disziplin,<br />

Talent und den unbedingten<br />

Willen zum Erfolg. „Sie sind Vorbilder<br />

und darauf sind wir stolz.<br />

Sie dienen Deutschland“, drückte<br />

er seine Anerkennung aus. Unter<br />

den Geehrten waren der Olympiasieger<br />

von 2012 im Rudern,<br />

Unteroffizier (FA) Tim Grohmann<br />

und Hockey-WM-Sieger<br />

2013 Hauptgefreiter Felix Reuß.<br />

Doch auch Sportler die weniger<br />

im Rampenlicht stehen, fanden<br />

Anerkennung: Darunter die Wasserball-Nationalspieler<br />

Unteroffizier<br />

(FA) Dennis Eidner und<br />

Unteroffizier (FA) Paul Schüler<br />

oder Beachvolleyballerin Hauptgefreiter<br />

Kira Walkenhorst. (des)<br />

Punktgenau gelandet<br />

Deutsche Fallschirmspringer erfolgreich – Hauptfeldwebel Wiesner gewinnt Gesamt-Weltcup.<br />

von Martin Gärtner<br />

Locarno. Er hat es geschaft:<br />

Hauptfeldwebel Stefan<br />

Wiesner ist Weltcupgesamtsieger<br />

im<br />

Fallschirmzielspringen.<br />

Der<br />

erfahrene Fallschirmspringer<br />

hat sich<br />

die begehrte<br />

T r o p h ä e<br />

durch einen<br />

Sieg beim letzten<br />

von sechs Weltcups im<br />

schweizerischen Locarno gesichert.<br />

Doch auch seine Teamkameraden<br />

zeigten große Leistungen<br />

– insgesamt viermal Gold,<br />

zweimal Silber und eine Bronzemedaille<br />

ersprangen sich die<br />

Fallschirmspringer der Sportfördergruppe<br />

Altenstadt am vorvergangenen<br />

Wochenende.<br />

40 Mannschaften aus insgesamt<br />

18 Nationen traten bei<br />

dem Zielspringwettbewerb an<br />

und lieferten sich ein spannendes<br />

Saisonabschlussfinale, das<br />

auf Grund von Regen bereits<br />

am Sonntagmorgen nach sechs<br />

Runden beendet wurde. Eine<br />

Besonderheit des Eventes waren<br />

die zwei Zielsprünge bei Nacht.<br />

Die Springer aus Altenstadt<br />

gingen gleich mit drei Teams<br />

an den Start – einem reinen<br />

Männerteam einer gemischten<br />

Mannschaft und erstmals<br />

auch mit einer Frauenmannschaft.<br />

Nach einer verpatzten<br />

Anfangsrunde gelang es dem<br />

Männerteam mit Wiesner,<br />

den Oberfeldwebeln Wolfgang<br />

Lehner, Elischa Weber, Raphael<br />

Lautenbacher und Stabsunteroffizier<br />

(FA) Christian<br />

Kautzmann am ersten Wettkampftag<br />

immer bessere Leistungen<br />

abzurufen und diese<br />

noch weiter zu steigern.<br />

I n Ru nde<br />

drei setzte das<br />

Team mit den mehrfachen<br />

Weltmeistern und<br />

Europameistern ein Ausrufezeichen<br />

mit einem Mannschaftsergebnis<br />

von nur einem<br />

Zentimeter Gesamtabweichung<br />

und schob sich am Ende des ersten<br />

Wettkampftages auf Platz<br />

fünf. Und auch die anderen<br />

Athleten zeigten gute Leistungen<br />

und konnten beruhigt in den ersten<br />

Nachtsprung des Wettbewerbes<br />

starten. Dabei ist der Zeilbereich<br />

mit einem Strahler erleuchtet.<br />

In der Dunkelheit würden die<br />

Springer die Höhen anders wahrnehmen<br />

und hätten fast keinen<br />

Wind, erklärt Springerin Oberfeldwebel<br />

Claudia Lutz gegenüber<br />

<strong>aktuell</strong> die Besonderheiten<br />

bei Nacht: „Außerdem sinkt man<br />

viel schneller, weil es kälter ist.“<br />

Am zweiten Wettkampftag<br />

konnten sich die Soldaten<br />

bei guten Wetterverhältnissen<br />

noch steigern und machten<br />

weitere Plätze gut. Das Männerteam<br />

setzte sich nach sechs<br />

Runden sogar an die Spitze des<br />

Feldes und verwies die Konkurenz<br />

aus Tschechien und Frankreich<br />

auf die hinteren Plätze.<br />

Hart am Wind<br />

Als a m<br />

Sonntagmorgen<br />

die<br />

Meteorologen mit<br />

ihren Schlechtwettervorhersagen<br />

recht<br />

behielten und<br />

die Resultate den<br />

sechs Runden<br />

gewertet wurden,<br />

brachen<br />

die Sportsoldaten in einen<br />

Freudentaumel aus Glücksgefühlen<br />

aus.<br />

Das Männerteam gewann<br />

sowohl in der Teamwertung als<br />

auch im seperaten „Day&Night“-<br />

Wettkampf Gold. In der Einzelwertung<br />

belegte Wiesner zudem<br />

mit einem Weltklasseergebnis<br />

von nur einem Zentimeter Abweichung<br />

aus sechs Durchgängen<br />

den Einzelsieg vor seinem Teamkollegen<br />

Lehner, der gleichzeitig<br />

seine erste Einzelplatzierung<br />

bei einem Worldcup im Erwachsenenbereich<br />

erreichte. Beide<br />

Springer zeigten, dass sie auch<br />

bei Nacht den Zielpunkt problemlos<br />

treffen können und<br />

sicherten sich auch in der<br />

„Day&Night“-Wertung Gold<br />

und Silber. Bei den Junioren<br />

gewann Weber Bronze.<br />

Unteroffizier (FA) Lucia<br />

Lippold erreichte bei<br />

den Frauen Platz<br />

sechs.<br />

In der<br />

Weltcupgesamtwertung<br />

reichte es für<br />

das erste Team<br />

der Sportfördergruppe<br />

am<br />

Ende für einen fünften<br />

Platz. Platz eins<br />

ging dabei wie die<br />

Jahre zuvor an die<br />

Springer aus Slowenien,<br />

gefolgt von einem<br />

Militärteam aus Tschechien<br />

und der italienischen Mannschaft.<br />

In der Gesamtwertung<br />

bei den Junioren erreichte<br />

Weber den vierten Platz. Bei<br />

den Frauen erreichte Lippold<br />

eine gute Gesamtplatzierung<br />

im vorderen Drittel des Teilnehmerfeldes.<br />

Die Sensation aber gelang<br />

Wiesner. Der erfahrene Springer<br />

konnte zum ersten Mal in<br />

der Geschichte des Worldcups<br />

den Einzelgesamtsieg<br />

nach Deutschland holen und<br />

stellte damit wieder einmal<br />

sein Ausnahmetalent unter<br />

Beweis. „Für mich geht ein<br />

Traum in Erfüllung“, sagte der<br />

frisch gebackene Weltcupsieger<br />

<strong>aktuell</strong>. Der Gesamtsieg<br />

zeige, dass er das ganze Jahr<br />

über konstante Leistungen<br />

gebracht habe.<br />

Sowohl Wiesner als auch<br />

der Rest des Team blickt nun<br />

gespannt und optimistisch auf<br />

die Militärweltmeisterschaften<br />

im chinesischen Chengdu <strong>vom</strong><br />

14. bis 25. Oktober.<br />

Die Obergefreiten Jurczok und Lorenz ersegeln sich Platz sechs bei der WM vor Marseille.<br />

Marseille. Die Obergefreiten<br />

Victoria Jurczok und Anika<br />

Lorenz haben die erste Weltmeisterschaft<br />

in der neuen olympischen<br />

Segeldisziplin 49er FX als<br />

Sechste beendet. Damit gelang<br />

ihnen das beste deutsche Ergebnis<br />

bei der Titelserie vor Marseille.<br />

Die Berliner Frauen-Crew hatte<br />

das Feld vorvergangene Woche<br />

zum Auftakt sogar angeführt und<br />

den Platz in den Top Ten bis zum<br />

Finale verteidigt. „Wir hatten in<br />

allen Rennen jede Menge Spaß<br />

und sind mit unserem sechsten<br />

Platz total zufrieden“, erklärten<br />

Voller Einsatz: Die obergefreiten Jurczok (r.) und Lorenz (l.).<br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong><br />

Foto: Lars Wehrmann/Whiteout&Glare<br />

die Seglerinnen von der Sportfördergruppe<br />

Appen <strong>aktuell</strong>.<br />

Tina Lutz und Susann Beucke<br />

mussten mit Rang 27 zufrieden<br />

sein. Für Enttäuschung sorgte<br />

auch das Abschneiden der deutschen<br />

49er-Segler, die sich weder<br />

für die Goldflotte noch für das<br />

Medaillenrennen der besten<br />

zehn Teams qualifizierten. Für<br />

die Weltcup-Sieger Unteroffizier<br />

(FA) Erik Heil und Thomas Plößel<br />

hatte die WM mit einem Frühstart<br />

begonnen, bevor eine unverschuldete<br />

Kollision ihre Titelträume<br />

platzen ließ. (tpo/eb)


7. Oktober 2013 Vermischtes <strong>aktuell</strong> 11<br />

Nicht nur für Leseratten<br />

Am 8. Oktober öffnet die Frankfurter Buchmesse ihre Tore – Gastlandland dieses Jahr ist Brasilien.<br />

Vegan für Sportler<br />

Neues von Loriot<br />

Buch. Hanfsamen,<br />

Meca-<br />

Wurzel, Teff<br />

oder die Süßwa<br />

sseralge<br />

Chlorella:<br />

Der Ernährungsplan<br />

des<br />

kanadischen<br />

Triathleten Brendan Brazier<br />

klingt etwas befremdlich. Der<br />

Ironman beschreibt in seinem<br />

neuen Buch „Vegan in Topform“<br />

einen vollkommen neuen Ernährungsweg.<br />

Mit Aussagen wie „Ich<br />

wäre schlanker geblieben, hätte<br />

ich mehr gegessen“ provoziert<br />

er und regt mit nachvollziebaren<br />

Erklärungen zum Denken an.<br />

Grundgedanke seiner „Thrive-<br />

Diät“ ist, dass der Körper durch<br />

falsche Ernährung gestresst wird.<br />

Eine ausgewogene vegane Kost<br />

mit ausreichend Proteinen und<br />

Ballaststoffen führe, so Brazier,<br />

zu einem besseren Körpergefühl,<br />

weniger Stress und besserer Leistung.<br />

Kapitel zu Sport und Ernährung,<br />

zahlreiche Rezepte und ein<br />

Zwölf-Wochen-Ernährungsplan<br />

runden das Buch ab.<br />

So verrückt Braziers Idee auch<br />

klingen mag, regt sie doch zum<br />

Nachdenken und vielleicht einer<br />

Ernährungsumstellung an – ohne<br />

dabei gleich zum Veganer werden<br />

zu müssen. Diese Erfahrung<br />

machte auch Schauspieler Hugh<br />

Jackmann, der das Vorwort zum<br />

Buch geschrieben hat. (mag)<br />

Brendan Brazier: „Vegan in<br />

Topform“; Unimedica Verlag;<br />

2013; 352 Seiten gebunden,<br />

26,00 Euro; ISBN 978-3-<br />

944125-16-9.<br />

informativ: Auf der Frankfurter Buchmesse können Besucher alles Neue der Buchbranche bestaunen.<br />

Ausstellung. Diese Woche ist es<br />

wieder soweit – Frankfurt eröffnet<br />

am Dienstag die Buchmesse<br />

2013. Unter dem Motto „Brasilien<br />

– ein Land voller Stimmen“<br />

bringt der diesjährige Ehrengast<br />

die Vielfalt und Lebendigkeit der<br />

brasilianischen Literatur und Kultur<br />

an den Main. Der Pavillon<br />

präsentiert Literatur zum Anfassen.<br />

Sein Design ist eine Hommage<br />

an das Papier und soll in<br />

Zeiten von E-Books und Digitalisierung<br />

die Besucher in die<br />

sinnliche Welt des Schreibens<br />

und Lesens eintauchen lassen.<br />

Mehr als 150 brasilianische<br />

Verlage stellen ihr <strong>aktuell</strong>es Programm<br />

vor. Autorenlesungen,<br />

Gespräche und vieles mehr sind<br />

den Besuchern eine willkommene<br />

Abwechslung. Und auch außerhalb<br />

des Messegeländes bietet<br />

der Ehrengast in 15 Kultureinrichtungen<br />

der Stadt ein beeindruckendes<br />

Programm mit Ausstellungen,<br />

Musik, Tanz, Film<br />

und Performances.<br />

Besonders im Fokus der diesjährige<br />

Messe steht das Kinderbuch.<br />

Mehr als 1500 Verlage<br />

aus rund 100 Ländern präsentieren<br />

ihre Neuheiten aus dem<br />

Kinder- und Jugendbuchsegment.<br />

Bücher, Merchandising, Apps,<br />

E-Books, Filme und alles rund<br />

um das gedruckte und digitale<br />

Kinderbuch finden sich sowohl in<br />

der Halle 3.0, dem internationalen<br />

„Herzstück“ der Frankfurter<br />

Buchmesse für Kinderbuchmedien,<br />

sondern auch in allen<br />

anderen Hallen und im Außengelände.<br />

Zusätzlich bietet der „Young<br />

Professionals’ Day“ am Messesamstag<br />

Podiumsdiskussionen<br />

und Kurzworkshops über <strong>aktuell</strong>e<br />

Themen für alle, die sich<br />

über eine Karriere in der Buchbranche<br />

informieren wollen.<br />

Danach haben die Teilnehmer die<br />

Möglichkeit, ungezwungen mit<br />

Branchenprofis ins Gespräch zu<br />

kommen und erhalten Karrieretipps<br />

aus erster Hand.<br />

Das Gelände außerhalb der<br />

Messehallen – die Agora – ist ein<br />

Ort zum Entspannen, für spontane<br />

Begegnungen und natürlich<br />

zum Lesen. Hier finden die Besucher<br />

ein Lesezelt, den Walk of<br />

Fame oder die Open Stage mit<br />

regelmäßigen Veranstaltungen.<br />

Die Frankfurter Buchmesse<br />

ist mit über 7300 Ausstellern<br />

aus rund 100 Ländern die<br />

größte Buch- und Medienmesse<br />

der Welt. Darüber hinaus organisiert<br />

sie die Beteiligung deutscher<br />

Verlage an rund 20 internationalen<br />

Buchmessen. (eb)<br />

Während die ersten drei Tage den<br />

Fachbesuchern vorbehalten sind,<br />

steht die Messe dem allgemeinen<br />

Publikum am Samstag von 9 bis<br />

18.30 Uhr und am Sonntag von<br />

9 Uhr bis 17.30 Uhr offen. Die<br />

Tageskarte kostet 17 Euro, das<br />

Wochenendticket 24 Euro.<br />

Mehr Informationen und Tickets<br />

unter www.buchmesse.de.<br />

Foto: Hirth/Frankfurter Buchmesse<br />

B i l d b a n d .<br />

„Ein Leben<br />

oh ne Mops<br />

ist möglich,<br />

aber sinnlos“,<br />

war ein beliebter<br />

Satz von<br />

Loriot – bürgerlich<br />

Bernhard-Viktor<br />

Christoph-Carl von<br />

Bülow oder kurz Vicco von<br />

Bülow. Doch in seinen veröffentlichten<br />

Zeichnungen kommen<br />

die knuddeligen Hunde, die der<br />

Künstler so liebte, nur selten vor.<br />

Nicht so in dem kürzlich erschienenen<br />

Bildband „Loriot Spätlese“<br />

aus dem Nachlass von Bülows.<br />

Es ist das erste Loriot-Buch mit<br />

unveröffentlichten Zeichnungen<br />

seit 30 Jahren und enthällt über<br />

400 Schätze aus dem Nachlass,<br />

die bislang unbekannt waren.<br />

Zusätzlich finden sich frühe Bildergeschichten,<br />

Zeichnungen für<br />

Freunde, nie gesehene Möpse und<br />

die überraschenden Nachtschattengewächse,<br />

die Loriot in den<br />

schlaflosen Stunden seiner letzten<br />

Lebensjahre schuf.<br />

Passend zum Buch findet im<br />

Literaturhaus München bis zum<br />

12. Januar 2014 die Ausstellung<br />

„Spätlese“ statt, in der viele<br />

Exponate aus dem Band sowie<br />

aus dem kürzlich erschienenen<br />

Buch „Gästebuch“, das Fotografien<br />

Loriots zeigt, präsentiert werden.<br />

(eb)<br />

Susanne von Bülow, Peter<br />

Geyer, Oa Krimmel (Hrsg.):<br />

„Loriot – Spätlese“; Diogenes<br />

Verlag; 2013; 368 Seiten gebunden,<br />

<strong>39</strong>,90 Euro; ISBN 978-3-<br />

257-02121-9.<br />

Krieg in Kinderaugen<br />

Buch. Kinder<br />

sehen die<br />

Welt mit anderen<br />

Augen.<br />

U n d w e n n<br />

sie in Afghanistan<br />

leben,<br />

haben sie in<br />

ihrem jungen<br />

Leben häufig schon Unvorstellbares<br />

gesehen und erlebt: Krieg<br />

und Terror, Armut und Not. Doch<br />

wie gehen Kinder damit um, wie<br />

verarbeiten sie das Erlebte?<br />

Der Bonner Publizist Roger<br />

Willemsen beschreibt in seinem<br />

kürzlich erschienenen Buch „Es<br />

war einmal oder nicht“ einfühlsam<br />

die Lebensumstände von<br />

afghanischen Kindern. Dazu<br />

ist er im Herbst 2012 von Kabul<br />

ins Pandschir-Tal nordöstlich der<br />

Hauptstadt gereist.<br />

In zahlreichen Briefen und<br />

mehr als zweihundert Zeichnungen,<br />

die das Buch illustrieren,<br />

berichten die Kinder von<br />

ihren Ängsten und Sorgen. In den<br />

Zeichnungen der meist Siebenbis<br />

Dreizehnjährigen sind „Bärtige“<br />

mit Kalaschnikows zu sehen<br />

sowie Tote und Verwundete, die<br />

Gliedmaßen verloren haben oder<br />

bei Terror- und Luftangriffen<br />

verletzt wurden. Doch auch<br />

Glücksmomente finden Platz: Ein<br />

harmonisches Familienleben, ein<br />

Picknick im Freien und immer<br />

wieder das Leben in und mit der<br />

Natur – Pflanzen und Tiere sind<br />

allgegenwärtig in den Kinderzeichnungen.<br />

„In der Zukunft will ich gerne<br />

helfen, mein Land aus diesen<br />

Schlammasseln herauszuholen“,<br />

schreibt die Achtklässlerin Hadia.<br />

Nadia, Schülerin der zwölften<br />

Klasse, schreibt: „Ich möchte<br />

meinem geliebten Afghanistan<br />

dienen, damit Frieden herrscht<br />

und der Brandherd diese schrecklichen<br />

Krieges gelöscht wird.“<br />

Bleibt zu hoffen, dass der<br />

Bildungshunger der Kinder in<br />

Afghanistan gestillt wird und<br />

sie eines Tages tatsächlich die<br />

Chance bekommen, ihre guten<br />

Vorsätze auch in die Tat umzusetzen.<br />

Einen kleinen Beitrag<br />

dazu will Willemsen selbst leisten:<br />

Autor und Verlag werden<br />

den Erlös aus dem Verkauf des<br />

Buchs an den Afghanischen<br />

Frauenverein weitergeben. Dieser<br />

untersützt soziale Projekte in<br />

dem Land am Hindukusch. (ran)<br />

Roger Willemsen: „Es war einmal<br />

oder nicht – Afghanische<br />

Kinder und ihre Welt“; Fischer<br />

Verlage; 2013; 256 Seiten gebunden,<br />

19,99 Euro; ISBN 978-3-<br />

10-092108-6.<br />

Beschuss in Kunduz<br />

Buch. Pünktlich<br />

zur Frankfurter<br />

Buchmesse<br />

stellt<br />

der Mittler-<br />

Verlag d as<br />

druckfrische<br />

Buch „Feindk<br />

o n t a k t –<br />

Gefechtsberichte aus Afghanistan“<br />

vor.<br />

In dem von drei Stabsoffizieren<br />

herausgegebenen Buch berichten<br />

vorwiegend Soldaten der Fallschirmjägertruppe<br />

aus dem <strong>Bundeswehr</strong>standort<br />

Seedorf in Niedersachsen<br />

über ihre Kampf- und<br />

Kriegserfahrungen in Kunduz.<br />

Sie schildern ihre Erlebnisse bei<br />

größeren Operationen abseits der<br />

Feldlager und berichten von Verwundung,<br />

Tod von Kameraden<br />

und Gefechten gegen die Aufständischen,<br />

Seite an Seite mit afghanischen<br />

Sicherheitskräften und<br />

verbündeten NATO-Truppen. Die<br />

authentische Schilderungen von<br />

Soldaten aller Dienstgradgruppen<br />

gewähren tiefe Einblicke in<br />

den Kriegsalltag in Afghanistan.<br />

Während im ersten Teil des<br />

Buches die Gefechtsberichte und<br />

die damit verbundene Erlebnisse<br />

geschildert werden, kommen im<br />

zweiten Teil militärische Planer<br />

und Spezialisten zu Wort. Sie<br />

ordnen die vorher beschriebenen<br />

Ereignisse in den erweiterten<br />

Kontext der Lage in Nordafghanistan<br />

ein.<br />

(eb)<br />

Sascha Brinkmann, Joachim<br />

Hoppe, Wolfgang Schröder<br />

(Hrsg.): „Feindkontakt –<br />

Gefechtsberichte aus Afghanistan<br />

“; Mittler & Sohn Verlag;<br />

2013; 224 Seiten, 19,95 Euro;<br />

ISBN 978-3-8132-0945-7.


12 <strong>aktuell</strong> VerMischtes 7. Oktober 2013<br />

Ausgewählte<br />

Medienbeiträge<br />

8. Oktober, 20.15 Uhr, ZDF:<br />

Mehr als 50 <strong>Bundeswehr</strong>soldaten<br />

haben in Afghanistan bislang ihr<br />

Leben verloren. Beinahe wöchentlich<br />

kommt es zu Schusswechseln.<br />

Für die Soldaten besteht der Alltag<br />

aus Sprengfallen und Häuserkampf.<br />

Und nie zuvor in der<br />

Geschichte fand ein Krieg vor so<br />

vielen Kameraobjektiven statt. In<br />

der zweiteiligen Dokumentation<br />

„Unser Krieg“ werden viele dieser<br />

Aufnahmen erstmalig öffentlich<br />

gezeigt. Zusammen mit den<br />

bewegenden und zum Teil schonungslosen<br />

Aussagen der Soldaten<br />

entsteht ein eindringliches<br />

Gesamtbild der „Mission Afghanistan“.<br />

Dabei wird die Frage nach<br />

dem Sinn und den Erfolgsaussichten<br />

des Einsatzes auch von den<br />

Beteiligten kontrovers diskutiert.<br />

Der zweite Teil wird am 22. Oktober<br />

um 20.15 Uhr ausgestrahlt.<br />

Youtube-Video der Woche:<br />

Unter dem Motto „Einzeln stark<br />

– gemeinsam stärker“ zeigen die<br />

Soldaten des deutschen Heeres<br />

gemeinsam mit der Streitkräftebasis<br />

ihre Fähigkeiten und<br />

Fertigen bei der diesjährigen<br />

Informationslehrübung Landoperation<br />

in Munster. (eb)<br />

Der Beitrag „Einzeln stark –<br />

gemeinsam stärker“ unter www.<br />

youtube.com/bundeswehr.<br />

Adeliges aus Munster<br />

Psychologiestudentin Victoria Gräfin zu Dohna hospitiert bei der Panzerlehrbrigade 9.<br />

Munster. Beruf und<br />

Berufung – wie dicht<br />

beides im Idealfall beieinander<br />

liegt, hat Victoria<br />

Gräfin zu Dohna gerade<br />

festgestellt. Die Psychologiestudentin<br />

aus<br />

Braunschweig absolviert<br />

zurzeit ein zweimonatiges<br />

Fachpraktikum bei<br />

der Panzerlehrbrigade<br />

9 in Munster. Eingesetzt<br />

wird die 24-Jährige dort<br />

in der Truppenpsychologie.<br />

Ihren Praktikumsplatz<br />

bei der <strong>Bundeswehr</strong><br />

habe sie sich ganz<br />

bewusst ausgesucht, so<br />

die Niedersächsin. Sie<br />

wollte mit Menschen arbeiten,<br />

Beratungsgespräche führen und<br />

vor allem helfen, wo es ihr im<br />

Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

gestattet und möglich ist. „Man<br />

hat mir hier von Anfang an großes<br />

Vertrauen entgegen gebracht“,<br />

freut sich die junge Gräfin. Dazu<br />

gehörte auch, dass sie hinter die<br />

Kulissen der Informationslehrübung<br />

Landoperationen 2013<br />

schauen durfte: „Vor allem beim<br />

Gefechtsschießen Operation verbundene<br />

Kräfte habe ich eine<br />

Vorstellung davon bekommen,<br />

was Soldaten im Einsatz überhaupt<br />

leisten.“<br />

Für sie steht daher fest, dass<br />

sie sich, wenn sie nächstes Jahr<br />

ihren Masterstudiengang beendet<br />

hat, als Truppenpsychologin<br />

bewerben wird. Übrigens,<br />

eine Karriere beim Militär ist in<br />

ihrer Familie gar nicht so unüblich.<br />

Ihr Vater Ludwig hat schon<br />

in Munster gedient. Und nicht<br />

nur er. Ihr Großvater, der inzwischen<br />

99-jährige Oberstleutnant<br />

a.D. Bernhard Graf zu Dohna,<br />

war Kommandeur beim Panzerlehrbataillon<br />

94 in Munster,<br />

welches jedoch im Zuge früherer<br />

<strong>Bundeswehr</strong>reformen aufgelöst<br />

wurde.<br />

(cos)<br />

Foto: Wilke/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />

Mein klarer Verstand.<br />

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen<br />

am meisten?<br />

Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Freundlichkeit.<br />

Wie können Sie am besten entspannen?<br />

Nach ausgiebigem Sport an der frischen Luft.<br />

Welche natürlich Gabe möchten Sie besitzen?<br />

Ein fotografisches Gedächtnis<br />

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />

Zu Milchkaffee.<br />

Was ist Ihr Hauptcharakterzug?<br />

Spontanität und Humor.<br />

Was mögen Sie an sich selbst nicht?<br />

Meine Ungeduld.<br />

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />

Samuel Koch, der seit seinem Unfall bei „Wetten, dass...“ gelähmt ist.<br />

Was können Sie besonders gut kochen?<br />

Gefüllte Paprika mit Spezialfüllung.<br />

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />

Der einflussreiche Denker Sigmund Freud und die Widerstandskämpfer<br />

in der NS-Zeit<br />

Was können Sie überhaupt nicht leiden?<br />

Verregnete, kalte Tage.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

Don’t worry, be happy.

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