aktuell Nr. 39 vom 07.10.2013 ( PDF , 1,7 MB) - Bundeswehr
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D 8512<br />
49. Jahrgang <strong>Nr</strong>. <strong>39</strong> Montag, 7. Oktober 2013<br />
NAchrichteN<br />
pOlitiK<br />
Mullahs wollen reden<br />
Seit 30 Jahren herrscht Funkstille<br />
zwischen den USA und Iran. Jetzt<br />
mehrt sich die Hoffnung auf Tauwetter.<br />
Seite 4<br />
Militärgeschichte<br />
Blutiges Jubiläum<br />
200 Jahre nach dem verlustreichsten<br />
Gefecht der Befreiungskriege<br />
gedenkt Leipzig der<br />
Völkerschlacht. Seiten 6/7<br />
BuNDeswehr<br />
Große Anerkennung<br />
Fußballbundesligist Hertha BSC<br />
lädt 1200 Soldaten aus Beelitz<br />
zum Spiel ins Berliner Olympiastadion<br />
ein. Seite 8<br />
spOrt<br />
Punktgenau gelandet<br />
Fallschirmspringer aus Altenstadt<br />
holen zahlreiche Medaillen.<br />
Hauptfeldwebel Wießner gewinnt<br />
den Gesamtweltcup. Seite 10<br />
Die BuNDeswehr iM iNterNet<br />
Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
www.bundeswehr.de<br />
Bundesministerium<br />
der Verteidigung<br />
Das Ministerium im Internet:<br />
www.bmvg.de<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />
www.youtube.com/bundeswehr<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />
www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />
<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />
www.flickr.com/photos/<br />
augustinfotos<br />
www.wirdienendeutschland.de<br />
Zäsur am Hindukusch<br />
Übergabe des Standortes Kunduz bedeutet weiteren Meilenstein in Nord-Afghanistan.<br />
Für die Nachnutzer vorbereiten: Afghanen bei Bauarbeiten im Feldlager Kunduz.<br />
Kunduz. Kaum ein Ort in Nord-<br />
Afghanistan steht mehr für eine<br />
angespannte Sicherheitslage als<br />
die Region um Kunduz, wo die<br />
<strong>Bundeswehr</strong> in diesen Tagen ihr<br />
gleichnamiges Feldlager verlässt<br />
und an die afghanischen<br />
Sicherheitskräfte übergibt. Seit<br />
dem Zweiten Weltkrieg sind an<br />
keinem Einsatzort mehr deutsche<br />
Soldaten gefallen als eben<br />
in dieser Provinz.<br />
In der vergangenen Woche<br />
haben sich die deutschen Soldaten<br />
letztmalig am Ehrenhain des<br />
Feldlagers versammelt und ihrer<br />
gefallenen Kameraden gedacht.<br />
Ein Zeichen wolle man setzen:<br />
„Ihr seid für uns nicht vergessen“,<br />
sagt Militärpfarrer Peter<br />
Schlechtendahl.<br />
Im kommenden Jahr endet der<br />
ISAF-Einsatz, eine Folgemission<br />
mit vorrangig unterstützendem<br />
und beratendem Charakter soll<br />
folgen. Schwerpunkt dieser Mission<br />
soll der derzeit größte deutsche<br />
Standort am Hindukusch in<br />
Mazar-e Sharif sein. Vorher gilt<br />
es, nach Faizabad auch das Feldlager<br />
Kunduz für eine einheimische<br />
Nachnutzung vorzubereiten.<br />
Ein herausfordernder Auftrag,<br />
denn genauso wie das Aufbauen<br />
einer militärischen Liegenschaft<br />
ist ein teilweiser Rückbau oder<br />
eine Übergabe ein immens komplexes<br />
logistisches Unterfangen.<br />
„Das ist eine große Herausforderung,<br />
größer als ich zu Beginn<br />
meines Einsatzes angenommen<br />
hatte“, sagt Oberst Jochen Schneider,<br />
Kommandeur der Partnering<br />
and Advisory Task Force<br />
(PATF) und definitiv auch der<br />
letzte ISAF-Befehlshabende in<br />
Kunduz. Mehr als 600 Container<br />
habe man bisher nach Mazare<br />
Sharif zurückgeliefert. Und der<br />
logistische Prozess müsse parallel<br />
zum eigentlichen Auftrag der<br />
PATF-Kräfte – das Ausbilden<br />
afghanischer Sicherheitskräfte<br />
sowie das Sicherstellen eines stabilen<br />
Umfeldes in der Region –<br />
laufen, so Schneider weiter.<br />
Die Sicherheitslage sei derzeit<br />
stabil, auch wenn man sie<br />
in den Distrikten differenziert<br />
betrachten müsse. „Um Chahar<br />
Darah ist die Lage immer wieder<br />
angespannt, erst Anfang August<br />
ist dort ein ‚Dingo‘ angesprengt<br />
Foto: Stefan/Lkdo Baden-Württemberg<br />
Foto: PATF Kunduz<br />
worden. Solche Vorfälle schränken<br />
unsere Bewegungsfreiheit<br />
sofort ein“, sagt der Oberst. Und<br />
sicherheitsrelevante Zwischenfälle<br />
verzeichnen sie auch in der<br />
Folge. Denn bei einer anschließend<br />
durchgeführten Operation<br />
unter Führung der ANSF werden<br />
Kräfte nahezu alle zwei Tage<br />
angeriffen. Doch seit Anfang<br />
September habe es keinen Zwischenfall<br />
mehr gegeben, sagt<br />
Schneider.<br />
„Afghan Lead“ ist mehr und<br />
mehr Realität. „Die Brigade, die<br />
ich bis vor Kurzem als Advisor<br />
betreut habe, hat sich im Bereich<br />
Kampfführung bis zur Bataillonsebene<br />
gut entwickelt und<br />
führt Operationen professionell<br />
durch“, betont der PATF-Kommandeur.<br />
Auch funktioniere die<br />
Zusammenarbeit mit den einheimischen<br />
Polizeikräften immer besser.<br />
Ob und wann der Zeitpunkt für<br />
die Übergabe der Sicherheitsverantwortung<br />
günstig ist, kann per<br />
se nur schwer beantwortet werden<br />
und zeigt sich erst im Nachhinein.<br />
Doch Schneider und seine<br />
Frauen und Männer sind jedenfalls<br />
zuversichtlich. Die Afghanen seien<br />
absolut fähig, die Verantwortung zu<br />
übernehmen. Das habe ihm auch<br />
der Kommandeur der 2. ANA-Brigade<br />
bestätigt. „Sie bewerten als<br />
nachteilig, dass sie nicht mehr auf<br />
unsere Aufklärungsmittel zurückgreifen<br />
können, aber sie fühlen sich<br />
dennoch voll in der Lage, auch ohne<br />
unsere Hilfe für Sicherheit in der<br />
Region sorgen zu können“, sagt<br />
Schneider.<br />
(leh/tsh)<br />
Frage und Antwort: ein Jugendoffizier informiert<br />
anlässlich des tages der Deutschen einheit am<br />
stand des Verteidigungsministeriums in stuttgart<br />
über sicherheitspolitik. Bereits zum 23. Mal beging<br />
Deutschland in der vergangenen woche den tag<br />
seiner wiedervereinigung. Die zentrale Feier der<br />
Bundesregierung fand in diesem Jahr – zum zweiten<br />
Mal nach 1997 – in stuttgart statt. Maßgeblich<br />
für die gastgeberschaft ist, welches Bundesland<br />
gerade die Bundesratspräsidentschaft innehat.<br />
Die Feierlichkeiten hatten schon am 2. Oktober mit<br />
einem großen Bürgerfest in der stuttgarter innenstadt<br />
begonnen. Neben zahlreichen kulturellen<br />
Angeboten hatten die Bürger auch gelegenheit,<br />
mit spitzenpolitikern ins gespräch zu kommen.<br />
Der offizielle Festakt am 3. Oktober fand in Anwesenheit<br />
von Bundespräsident Joachim gauck,<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Vertretern der<br />
Verfassungsorgane statt.<br />
(eb)
2 <strong>aktuell</strong> intern 7. Oktober 2013<br />
iMPreSSUM<br />
ZitAt<br />
eDitOriAL<br />
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:<br />
Bundesministerium der Verteidigung<br />
Presse- und Informationsstab<br />
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />
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<strong>Bundeswehr</strong> <strong>aktuell</strong><br />
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Chefredakteur:<br />
N. N.<br />
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<strong>aktuell</strong> als E-Paper und im pdf-Format:<br />
Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />
Satz:<br />
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und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />
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Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />
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Wöchentlich montags<br />
Auflage:<br />
45000 Exemplare<br />
Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />
Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin<br />
Telefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung)<br />
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ISSN: 1618-9086<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />
und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />
außerdem behält sich die Redaktion das<br />
Recht auf Kürzung vor.<br />
„Ich habe ja schon oft gesagt, dass ich mich<br />
zentral am wohlsten fühle. Aber irgendwie will<br />
mich da keiner sehen.“<br />
Schalkes Siegtorschütze Julian Draxler nach dem 1:0 beim<br />
FC Basel zu seiner ungeliebten Rolle auf der linken Seite.<br />
KALenDerBLAtt<br />
Vor 10 Jahren: Am 7. Oktober 2003 gewinnt der Hollywood-<br />
Schauspieler und Republikaner Arnold Schwarzenegger die Recall-<br />
Wahlen in Kalifornien gegen den regierenden Demokraten Gray<br />
Davis und wird damit zum Gouverneur von Kalifornien gewählt.<br />
Vor 45 Jahren: Am 11. Oktober 1968 fliegen die Astronauten<br />
Walter Schirra, Donn Eisele und Walter Cunningham mit Apollo 7<br />
den ersten bemannten Flug eines Apollo-Raumschiffs.<br />
Vor 55 Jahren: Am 8. Oktober 1958 pflanzt der schwedische<br />
Herzchirurg Ake Senning einem Patienten zum ersten Mal einen<br />
Herzschrittmacher ein.<br />
Vor 65 Jahren: Am 7. Oktober 1948 wird bei der Eröffnung des<br />
Pariser Autosalons ein sparsames und spartanisches Auto vorgestellt:<br />
der Citroën 2CV. In Deutschland wird der Wagen unter dem<br />
Spitznamen „Ente“ bekannt und schnell zum Kultobjekt.<br />
Vor 90 Jahren: Am 13. Oktober 1923 erklärt Kemal Atatürk, der<br />
Gründer der unabhängigen türkischen Republik, Ankara zur Hauptstadt<br />
der Türkei.<br />
Vor 280 Jahren: Am 10. Oktober 1733 erklärt der französische<br />
König Ludwig XV. dem deutschen Kaiser Karl VI. wegen des polnischen<br />
Thronfolgestreits den Krieg.<br />
(eb)<br />
Drei Monate lang sollte ich Anfang<br />
2011 die <strong>aktuell</strong>-Redaktion verstärken.<br />
Nun sind es fast schon drei<br />
Jahre und Sie, liebe Leser, halten<br />
heute die erste Ausgabe unter<br />
meiner Führung in den Händen.<br />
Die Zeitung hat sich in den vergangenen<br />
Jahren stark verändert, ist<br />
nicht nur „neu designed“ worden,<br />
sondern erscheint schon seit langem<br />
im so genannten Tabloid-Format.<br />
Zusammen mit meinem Vorgänger<br />
Frank Pflüger sind in den Jahren<br />
viele weitere Ideen entstanden,<br />
die ich mit dem <strong>aktuell</strong>-Team in der<br />
kommenden Zeit umsetzen möchte<br />
– denn auf dem Bestehenden ausruhen<br />
bedeutet Rückschritt. Wenn<br />
Sie Anmerkungen, Anregungen<br />
oder Kritik haben, greifen Sie zum<br />
Telefonhörer oder schreiben Sie uns<br />
eine E-Mail – wir freuen uns wie<br />
gehabt auf den offenen Dialog mit<br />
unseren Lesern.<br />
In den nächsten Wochen wird<br />
sich das Team aber auch intensiv<br />
auf den Übergang in die Zentralredaktion<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> vorbereiten,<br />
der uns zum Jahreswechsel<br />
bevorsteht. Einen Wechsel haben<br />
wir bereits in dieser Woche vollzogen.<br />
Denn ab dieser Ausgabe<br />
gehen wir beim Druck der Zeitung<br />
mit einem neuen Partner<br />
an den Start. Wir freuen uns auf<br />
eine gute, konstruktive Zusammenarbeit.<br />
Die verg<br />
a n g e n e<br />
Woche stand<br />
nicht nur im<br />
Fokus des<br />
Gedenkens an<br />
die deutsche<br />
Einheit vor 23<br />
Jahren. Insbesondere<br />
in Afghanistan haben<br />
die deutschen Soldaten innegehalten<br />
und auf das zurückgeblickt,<br />
was in den vergangenen<br />
Jahren am Standort Kunduz<br />
geleistet wurde. Denn diesen gibt<br />
die <strong>Bundeswehr</strong> derzeit wie geplant<br />
auf. Die Region ist Sinnbild<br />
des deutschen Afghanistan-<br />
Engagements, war es doch nach<br />
der Hauptstadt Kabul der erste<br />
Standort in der Fläche (S. 1).<br />
In und um Leipzig erinnern<br />
die Menschen in diesen Tagen<br />
an die Völkerschlacht, die sich<br />
in der kommenden Woche zum<br />
200. Mal jährt. Grund genug<br />
für unseren gebürtigen Leipziger<br />
Markus Tiedke, sich vor<br />
Ort auf Spurensuche zu begeben.<br />
Im Stadtteil Liebertwolkwitz ist<br />
er fündig geworden: Der Interessenverein<br />
Völkerschlacht stellt die<br />
Schlacht unter anderem in Rollenspielen<br />
nach (S. 6/7).<br />
Torsten Sandfuchs-Hartwig<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
BiLD Der WOCHe<br />
Sportler zum Anfassen: Beachvolleyballer Oberfeldwebel Julius Brink (M.) und Siebenkämpferin Hauptgefreiter Lilli Schwarzkopf (l.) haben vergangene Woche die Messe<br />
„Modell, Hobby, Spiel“ in Leipzig eröffnet. Danach stehen sie ihren zahlreichen Fans rede und Anwort und geben Autogramme.<br />
Foto: Riedel/Landeskommando Sachsen
7. Oktober 2013 ministerium / HinterGrunD <strong>aktuell</strong> 3<br />
Abschied von der Spree<br />
Militärgeneralvikar Walter Wakenhut übergibt sein Amt an Monsignore Reinhold Bartmann.<br />
Schweizer zu Besuch<br />
von Markus Tiedke<br />
Übergabe an den „neuen“: militärgeneralvikar Walter Wakenhut<br />
(r.) mit seinem nachfolger im Amt reinhold Bartmann.<br />
Berlin. Nach beinahe 13 Jahren<br />
ist nun Schluss. An diesem<br />
Dienstag wird Militärgeneralvikar<br />
Walter Wakenhut offiziell<br />
aus seinem Amt verabschiedet.<br />
Zum 1. November übernimmt<br />
dann sein Nachfolger Reinhold<br />
Bartmann den Posten im Katholischen<br />
Militärbischofsamt.<br />
Wakenhut hatte sein Amt als<br />
Militärgeneralvikar am 1. November<br />
2000 angetreten, zuvor aber<br />
bereits zahlreiche Funktionen<br />
innerhalb der katholischen Militärseelsorge<br />
inne gehabt. Nach<br />
20 Jahren als Pfarrer in der Diözese<br />
Passau war Wakenhut 1986<br />
Standortpfarrer im Nebenamt<br />
beim Panzergrenadierbataillon<br />
112 in Regen geworden. 1989<br />
wechselte er als hauptamtlicher<br />
Seelsorger an die Führungsakademie<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> nach Hamburg<br />
und von dort 1993 auf den<br />
Posten des Referatsleiters für<br />
Personal und Organisation nach<br />
Bonn. Von 1997 bis 2000 fungierte<br />
der Bayer schließlich als<br />
zuständiger Wehrbereichsdekan<br />
in München.<br />
„Ich bewahre viele schöne Erinnerungen<br />
an meine verschiedenen<br />
Aufgaben und Einsatzorte“, sagt<br />
Wakenhut heute im Rückblick.<br />
Die Nähe zu den Soldaten, die<br />
er als Standortpfarrer in Regen<br />
aufbauen konnte, sei für ihn sehr<br />
wichtig gewesen. „Aber auch an<br />
der Führungsakademie habe ich<br />
mich wohl geführt.“ Umso mehr,<br />
als die Dienstzeit in Hamburg mit<br />
der Wiedervereinigung Deutschlands<br />
und der Integration ehemaliger<br />
NVA-Soldaten in der <strong>Bundeswehr</strong><br />
zusammenfiel.<br />
„Das war eine sehr intensive,<br />
spannende Zeit. Und ich war<br />
hautnah an den Leuten dran“, so<br />
Wakenhut. Lange Gespräche mit<br />
ehemaligen Soldaten der NVA<br />
über Ideologie und Religion sind<br />
ihm ebenso in Erinnerung geblieben,<br />
wie Diskurse mit „alteingesessenen“<br />
<strong>Bundeswehr</strong>angehörigen<br />
vor dem Hintergrund des<br />
politischen Umbruchs. „Schon<br />
damals gab es manche persönliche<br />
Krise. Gerade viele ehemalige<br />
DDR-Soldaten fragten sich<br />
nach dem Sinn des Lebens.“<br />
Verschnaufpausen waren die<br />
Ausnahme: Kurze Zeit später<br />
begannen die ersten größeren<br />
Auslandseinsätze der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />
„Damals konnte ich – wiederum<br />
inmitten der Soldaten –<br />
erleben, wie sie sich auf die neue<br />
Situation einstellten.“ Die allmähliche<br />
Änderung des Auftrages<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> habe seinerzeit<br />
viele Fragen aufgeworfen, derer<br />
sich Wakenhut im Gespräch mit<br />
den Soldaten annehmen konnte.<br />
„Die Seelsorge für die Soldaten<br />
ist mir immer besonders wichtig<br />
gewesen. Aber auch die Arbeit in<br />
der Zentrale hat ihren Reiz“, so<br />
Wakenhut. „Man arbeitet dort<br />
ja nicht vergeblich. Man kann<br />
sehen, dass etwas passiert.“ So<br />
habe er die Neustrukturierung<br />
in nun vier Militärdekanate mit<br />
75 Militärpfarrämtern aktiv mitgestaltet.<br />
„Und daneben mussten<br />
wir dafür sorgen, dass jederzeit<br />
die Betreuung für die Auslandseinsätze<br />
gewährleistet ist. Das ist<br />
Gute Ideen zahlen sich aus<br />
Foto: K<strong>MB</strong>A<br />
nicht immer einfach gewesen.“<br />
Auch der Wandel bei den<br />
Anforderungen an die Militärseelsorger<br />
gestalte sich mitunter<br />
schwierig. „Verwundung und<br />
Tod, die Notwendigkeit, auf Menschen<br />
zu schießen, im Extremfall<br />
zu töten. Was wir 1986 in Regen<br />
noch eher theoretisch besprochen<br />
haben, ist jetzt für viele Soldaten<br />
Realität geworden. Heute stehen<br />
die Leute da mittendrin.“<br />
Auf diese Situation müssten<br />
sich auch die Seelsorger einstellen<br />
– psychisch und physisch. „Wir<br />
brauchen heute den Einsatzpfarrer.“<br />
Dieser müsse zum Beispiel<br />
in der Lage sein, gegebenenfalls<br />
Anzeichen für PTBS zu erkennen.<br />
„Und sie müssen seelisch<br />
sehr stabil sein“, so Wakenhut.<br />
Auch Pfarrer seien traumatisiert<br />
aus den Einsatzgebieten zurückgekehrt.<br />
Mit Brückentagen und<br />
intensiver Betreuung würden deshalb<br />
heute auch die Seelsorger<br />
nach ihren Einsätzen zurück in<br />
den Alltag begleitet.<br />
In diesen Tagen kommt bei ihm<br />
gelegentlich Wehmut auf, bekennt<br />
Wakenhut. Besonders wegen der<br />
Mitarbeiter im Haus. „Es waren<br />
arbeitsreiche und erfolgreiche<br />
Jahre in Berlin.“ Für seinen Nachfolger<br />
hofft er vor allem, dass die<br />
neuen Pastoralkonzepte tragen.<br />
Wakenhut selbst wird künftig in<br />
seiner bayrischen Heimat einer<br />
kleinen Gemeinde als Seelsorger<br />
beistehen und seinen Hobbys frönen:<br />
Laufen, Skifahren und Rennradfahren.<br />
„Ich hoffe doch sehr,<br />
dass ich meine Zeit beim Halbmarathon<br />
noch etwas verbessern<br />
kann“, sagt der 71-Jährige.<br />
Minister überreicht im Bendlerblock zwei <strong>Bundeswehr</strong>angehörigen die KVP-Höchstprämie.<br />
Berlin. Gute Ideen verdienen<br />
Anerkennung. Das ist der tragende<br />
Gedanke des Kontinuierlichen Verbesserungsprogramms<br />
in der <strong>Bundeswehr</strong><br />
(KVP). Verteidigungsminister<br />
Thomas de Maizière hat in<br />
der vorvergangenen Woche wieder<br />
zwei <strong>Bundeswehr</strong>angehörige für<br />
solche Verbesserungsvorschläge<br />
ausgezeichnet, die den Streitkräften<br />
zu Gute kommen.<br />
Der Technische Regierungshauptsekretär<br />
Michael Lohmann<br />
und Hauptmann Rainer Mieth hatten<br />
im Rahmen von KVP jeweils<br />
Verbesserungsvorschläge mit großem<br />
Potential eingereicht. Durch<br />
deren Umsetzung kann die <strong>Bundeswehr</strong><br />
fast zwei Millionen Euro<br />
einsparen. Der Minister persönlich<br />
überreichte ihnen dafür im Bendlerblock<br />
die KVP-Höchstprämie<br />
sowie die Anerkennungsurkunden.<br />
Lohmann war es gelungen, die<br />
Ausgaben für das Management von<br />
Flugzieldarstellungsaufträgen zu<br />
reduzieren. Der 44-jährige Familienvater<br />
entwickelte dazu ein Meldewesen,<br />
mit dem die Einplanung<br />
und Abrechnung von Aufträgen zur<br />
Flugzieldarstellung schneller und<br />
KVP-Prämie übergeben: De maizière gratuliert michael Lohmann<br />
zur Auszeichnung. im Hintergrund freut sich Hauptmann mieth.<br />
Foto: Grauwinkel/BMVg<br />
effizienter erfolgen kann.<br />
Technisch präzise und detailliert<br />
ausgearbeitet war auch der Vorschlag<br />
von Rainer Mieth. Nach<br />
zulassungsrechtlicher Prüfung<br />
ist sein Vorschlag mittlerweile in<br />
die Tat umgesetzt. Der VIP-Hubschrauber<br />
Cougar ist mit einer Telefonanlage<br />
ausgestattet, die aber oft<br />
nicht optimal funtioniert. Grund<br />
dafür waren Ausfälle der Handapparate<br />
im Bereich der Passagiere<br />
und der Lufttransportbegleiter. Die<br />
Industrie konnte die Handapparate<br />
weder reparieren noch nachbeschaffen.<br />
Als einzige Alternative<br />
stand ein kostenintensiver Ersatz<br />
der gesamten Bordsprechanlage<br />
zur Debatte. Mieth entwickelte eine<br />
Lösung, die Anlage zu ersetzen und<br />
dabei insbesondere die flugsicherheitsrelevanten<br />
Funktionen sicher<br />
zu stellen.<br />
(pau)<br />
Bonn. Eine Delegation des<br />
Schweizer Militärstabs hat<br />
sich kürzlich zu einem zweitägigen<br />
Informationsbesuch<br />
bei der Unterabteilung BMVg<br />
HC II aufgehalten. Dort wurden<br />
die Gäste von den Hausherren über<br />
die Konzeption des Controllings<br />
in der <strong>Bundeswehr</strong>, den Integrierten<br />
Planungsprozess, die Ziele und<br />
Kennzahlen, das Controllingberichtswesen<br />
sowie das Management-Informationssystem<br />
informiert.<br />
Im Gegenzug stellten die<br />
Gäste den Controllingansatz in<br />
der Schweizer Armee dar. Die<br />
maßgeblichen Vorgehensweisen<br />
von Deutschen und Eidgenossen<br />
wurden im Anschluss auch mit<br />
dem Unterabteilungsleiter BMVg<br />
HC II, Brigadegeneral Walter<br />
Ohm (2.v.r.) diskutiert. (eb)<br />
Personaländerungen<br />
Berlin. Zum 1. Oktober wurden<br />
folgende Personalveränderungen<br />
wirksam: Generalleutnant<br />
Manfred Engelhardt, Stellvertretender<br />
Inspekteur Streitkräftebasis,<br />
Bonn, trat in den Ruhestand. Sein<br />
Nachfolger wurde Generalleutnant<br />
Erich Pfeffer, zuletzt Kommandeur<br />
13. Panzergrenadierdivision, Leipzig.<br />
Generalleutnant Horst- Heinrich<br />
Brauß, Deputy Assistant Secretary<br />
General for Policy and Planning,<br />
NATO Defence Policy and<br />
Planning Division, wurde Assistant<br />
Secretary General for Policy and<br />
Planning, NATO Defence Policy<br />
and Planning Division, Brüssel.<br />
Generalarzt Frank Rainer Schindelhauer,<br />
Medical Adviser SHAPE,<br />
trat in den Ruhestand.<br />
Generalmajor Benedikt Zimmer,<br />
Kommandeur Division Luftbewegliche<br />
Operationen, wurde<br />
Kommandeur Division Süd, Veitshöchheim.<br />
Brigadegeneral Ernst<br />
Otto Berk, Stellvertretender Kommandeur<br />
Division Luftbewegliche<br />
Operationen, wurde Stellvertretender<br />
Kommandeur Division Süd,<br />
Veitshöchheim. Brigadegeneral<br />
Heinrich Fischer, Stellvertretender<br />
Amtschef und Kommandeur Heeresschulen<br />
im Heeresamt, Köln,<br />
trat in den Ruhestand. Generalarzt<br />
Jörg Binnewies, Generalarzt der<br />
Luftwaffe, trat in den Ruhestand.<br />
Sein Nachfolger wurde Generalarzt<br />
Jürgen Christian Hans Brandenstein,<br />
zurzeit Chief Combined<br />
Joint Medical/Medical Adviser,<br />
ISAF. Verteidigungsminister Thomas<br />
de Maizière nahm die Ernennungen<br />
bei einer Feierstunde im<br />
Bendlerblock vor. (eb)<br />
Foto: BMVg
4 <strong>aktuell</strong> politik / Hintergrund 7. oktober 2013<br />
Blutiger September<br />
Bagdad. Im Irak sind im September<br />
fast 1000 Menschen durch<br />
Anschläge getötet worden. Wie<br />
die UNO vergangene Woche mitteilte,<br />
verloren im September 979<br />
Menschen ihr Leben bei Bombenattentaten<br />
und anderen Angriffen.<br />
Bereits im Juli und August waren<br />
jeweils zwischen 800 und 1000<br />
Menschen bei Anschlägen getötet<br />
worden. Der blutigste Tag des<br />
vergangenen Monats war der<br />
21. September mit mehr als 90<br />
Toten und 200 Verletzten. Auch<br />
vergangene Woche wurden bei<br />
Angriffen wieder dutzende Menschen<br />
getötet und verletzt. Dies<br />
schürt die Sorge, dass der Irak,<br />
wie schon einmal 2006/2007, in<br />
konfessionell motivierter Gewalt<br />
versinkt. Damals wurden zehntausende<br />
Menschen bei Kämpfen<br />
zwischen schiitischen und sunnitischen<br />
Milizen getötet. (fm/kl)<br />
Inspektoren in Syrien<br />
Beirut. Ein Vorausteam der mit<br />
der Vernichtung der syrischen<br />
Chemiewaffen beauftragten Inspektorengruppe<br />
hat vergangene<br />
Woche in Damaskus mit ersten<br />
Vorbereitungsarbeiten begonnen.<br />
Dazu sei ein logistisches Zentrum<br />
aufgebaut worden, teilten die<br />
Vereinten Nationen mit. Konkret<br />
sollen die 19 Inspektoren und 14<br />
UN-Angestellten die syrischen<br />
Angaben zu Chemiewaffenvorräten<br />
überprüfen und Inspektionen<br />
planen. Das Vorausteam wurde<br />
von Mitarbeitern des syrischen<br />
Außenministeriums in einem<br />
Konvoi von der libanesischen<br />
Grenze nach Damaskus eskortiert.<br />
Innerhalb einer Woche soll<br />
ein zweites Team vor Ort sein, das<br />
gemeinsam mit den anderen Inspektoren<br />
zu den Chemiewaffenlagern<br />
fahren und mit der Zerstörung<br />
beginnen soll. (asr)<br />
Boko Haram mordet<br />
damaturu. Mutmaßlich Mitglieder<br />
der radikal-islamischen Boko-<br />
Haram-Miliz haben am vorvergangenen<br />
Wochenende in einer<br />
Fachhochschule im Nordosten<br />
Nigerias etwa 40 Menschen getötet.<br />
Augenzeugen zufolge stürmten<br />
die Angreifer mitten in der<br />
Nacht einen Schlafsaal und zerrten<br />
Studenten ins Freie, wo sie<br />
sie anschließend regelrecht hinrichteten.<br />
Die Polizei benannte<br />
Boko Haram als Verantwortliche<br />
des Massakers. Die Miliz will im<br />
Norden Nigerias einen muslimischen<br />
Staat errichten, in dem die<br />
Scharia befolgt wird. Die Sekte<br />
geht dabei äußerst brutal vor. Ziel<br />
sind häufig Bildungseinrichtungen,<br />
da diese Boko Haram als<br />
Hort westlicher Kultur gelten.<br />
Die Miliz tötete seit 2009 schon<br />
Tausende Menschen. (joh/chr)<br />
Ende der Eiszeit?<br />
Irans neuer Präsident signalisiert Gesprächsbereitschaft im Atomstreit – Israel reagiert skeptisch.<br />
Washington. Eine Welle der<br />
Euphorie machte sich breit, als<br />
am vorvergangenen Freitag das<br />
Telefongespräch zwischen US-<br />
Präsident Barack Obama und<br />
dem neuen iranischen Präsidenten<br />
Hassan Rohani bekannt wurde.<br />
Von einem möglichen historischen<br />
Durchbruch nach mehr als<br />
30 Jahren Eiszeit war die Rede.<br />
In den folgenden Tagen hatte die<br />
überschwängliche Begeisterung<br />
dann wieder spürbar nachgelassen.<br />
Der Blick richtete sich verstärkt<br />
auf die Hürden, die es für<br />
eine diplomatische Sensation zu<br />
überwinden gilt.<br />
Sogar die größten Optimisten<br />
im Weißen Haus sagen, dass sie<br />
zwar Hoffnung auf Fortschritte<br />
haben, aber Rohani nun rasch seinen<br />
Bekundungen Taten folgen<br />
lassen müsse – konkrete Schritte,<br />
die bewiesen, dass der Iran tatsächlich<br />
keinen Atomwaffenbesitz<br />
anstrebt. Eine Gelegenheit<br />
zu zeigen, wie ernsthaft die<br />
Worte der Kompromissbereitschaft<br />
sind, gibt es für Teheran<br />
Mitte Oktober. Dann findet in<br />
Genf die nächste Runde der internationalen<br />
Gespräche über das<br />
iranische Atomprogramm statt.<br />
Rohani selbst versicherte vor<br />
seinem Abflug aus New York,<br />
dass seine Regierung bis dahin<br />
einen Plan zur Lösung des Konflikts<br />
vorlegen werde. „Ich will,<br />
dass dieser Besuch ein erster<br />
Schritt und ein Anfang für bessere<br />
und konstruktive Beziehungen<br />
mit Ländern der Welt ebenso<br />
ist wie ein erster Schritt für eine<br />
bessere Beziehung zwischen den<br />
Friedfertiger Auftritt: irans präsident Hassan rohani in new York.<br />
beiden große Nationen des Irans<br />
und der Vereinigten Staaten von<br />
Amerika“, sagte Rohani, der zur<br />
Teilnahme an der Generaldebatte<br />
der UN-Vollversammlung in die<br />
USA gekommen war.<br />
Bis es so weit ist, wird die US-<br />
Diplomatie auf Zeichen achten,<br />
die zeigen, dass Rohani wirklich<br />
einen Kurs verfolgt, der<br />
auf einer „veränderten Kalkulation“<br />
beruht. Gemeint ist damit<br />
die Frage, ob Teheran zu dem<br />
Schluss kommt, dass es sich angesichts<br />
der wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
der internationalen<br />
Sanktionen schlicht nicht lohnt,<br />
den USA und anderen Ländern<br />
im Atomstreit die Stirn zu bieten.<br />
„Die große Frage ist, ob die Iraner<br />
es jetzt auf die Reihe kriegen,<br />
die sehr schmerzlichen politischen<br />
Zugeständnisse zu machen,<br />
die zur Entlastung von den Sanktionen<br />
nötig sind“, sagt Ex-Diplomat<br />
Nicholas Burns, früherer<br />
US-Chefunterhändler bei den<br />
Atomgesprächen mit dem Iran.<br />
Rohani betont, dass der oberste<br />
Führer des Irans, Ajatollah Ali<br />
Chamenei, seiner Regierung die<br />
Befugnis gegeben habe, über ein<br />
Ende der mehr als drei Jahrzehnte<br />
währenden Eiszeit zwischen Iran<br />
und den USA – der treibenden<br />
Kraft hinter den internationalen<br />
Sanktionen – zu verhandeln. Als<br />
Voraussetzung dafür gilt, dass<br />
Teheran seine Atomanlagen für<br />
Inspektionen öffnet und beweist,<br />
dass seine Urananreicherung tatsächlich<br />
nur der Energie-Produktion<br />
und der medizinischen Forschung<br />
dient. Zu diesen Zwecken<br />
reicht es, Uran schwach anzureichern,<br />
während für Waffen eine<br />
Foto: dpa/pa<br />
stärkere Anreicherung nötig ist.<br />
Mit den Sanktionen wurde<br />
Teheran wegen der Weigerung<br />
belegt, sein Programm zur Urananreicherung<br />
einzustellen. In<br />
seiner jüngsten UN-Ansprache<br />
erklärte Rohani, der Iran habe<br />
unter dem internationalen Vertrag<br />
zur Nichtweiterverbreitung<br />
von Atomwaffen das Recht, die<br />
Urananreicherung fortzusetzen.<br />
Obama betonte in seiner Rede,<br />
dass niemand dem Iran eine friedliche<br />
Nutzung der Kernenergie<br />
verweigern wolle. Der Atomstreit<br />
entzünde sich vielmehr daran,<br />
dass der Iran womöglich atomwaffenfähiges<br />
Uran anreichere.<br />
Doch nicht alle Staaten können<br />
der iranischen Charmeoffensive<br />
etwas abgewinnen. Vor allem<br />
Israel ist zutiefst misstrauisch und<br />
verweist auf frühere Erklärungen<br />
iranischer Vertreter, denen<br />
zufolge der jüdische Staat von<br />
der Landkarte ausradiert werden<br />
sollte. Die militante Hisbollah,<br />
die praktisch den Süden Libanons<br />
an der Grenze zu Israel kontrolliert,<br />
ist von den iranischen<br />
Revolutionsgarden mit zunehmend<br />
modernen Raketen ausgerüstet<br />
worden. Diese Waffen können<br />
tief ins Innere Israels reichen.<br />
Israels Ministerpräsident Benjamin<br />
Netanjahu forderte Obama<br />
am vergangenen Montag auf,<br />
ungeachtet der Entspannungssignale<br />
aus Teheran an den scharfen<br />
Sanktionen festzuhalten. Das<br />
„militärische Atomprogramm“<br />
des Iran müsse demontiert werden,<br />
sagte er. „Der Iran ist bereit,<br />
Israel zu zerstören.“ (srh/mat)<br />
Südkorea setzt Zeichen der Stärke<br />
Seoul erlebt größte Truppenparade seit einem Jahrzehnt – Scharfe Reaktion aus dem Norden.<br />
Bejubeltes Militär: Südkoreanische Soldaten bei der parade.<br />
Seoul. Südkorea hat am vergangenen<br />
Dienstag die größte Militärparade<br />
seit einem Jahrzehnt<br />
abgehalten. An der Parade, die<br />
anlässlich des 65. Jahrestags der<br />
Gründung der südkoreanischen<br />
Streitkräfte in der Hauptstadt<br />
Seoul stattfand, nahmen 11 000<br />
Soldaten und 120 Flugzeuge<br />
teil. Präsidentin Park Geun Hye<br />
warnte vor einer „sehr ernsten“<br />
Bedrohung durch das nordkoreanische<br />
Atomwaffenprogramm.<br />
„Die Lage auf der koreanischen<br />
Halbinsel ist sehr ernst“,<br />
sagte Park bei der Parade, auf<br />
der erstmals auch der selbst<br />
entwickelte Marschflugkörper<br />
„Hyeonmu 3“ vorgestellt wurde.<br />
Aufgrund der fortschreitenden<br />
Aufrüstung Nordkoreas müsse<br />
ihr Land auch auf Abschreckung<br />
setzen, sagte Park und verwies<br />
auf die Entwicklung eines hochentwickelten<br />
Raketenabwehrsystems<br />
im Lande.<br />
Die Parade war die größte seit<br />
2003. Der erste Teil fand auf<br />
einem Luftwaffenstützpunkt<br />
südlich der Hauptstadt statt.<br />
Anschließend wurde die Parade<br />
Foto: dpa/pa<br />
in der Innenstadt von Seoul fortgesetzt.<br />
Tausende Soldaten, Panzer,<br />
Artillerie und Raketenwerfer<br />
zogen anderthalb Kilometer<br />
<strong>vom</strong> früheren südlichen Stadttor<br />
zum Gyeongbok Palast. Eigentlich<br />
sind derartige Militärparaden<br />
eine Spezialität Pjöngjangs,<br />
das damit Stärke demonstriert.<br />
Ehrengast der Militärparade<br />
war US- Verteidigungsminister<br />
Chuck Hagel, der mit seinem<br />
Besuch in Südkorea das Bekenntnis<br />
seines Landes zum Militärbündnis<br />
mit Seoul unterstreicht. In<br />
Südkorea sind derzeit 28500 US-<br />
Soldaten stationiert. Zum Ende<br />
der Woche begann ein gemeinsames<br />
Marinemanöver, an dem auch<br />
der US-Flugzeugträger „George<br />
Washington“ teilnahm.<br />
Die nordkoreanische Führung<br />
reagierte erbost. Der Aufmarsch<br />
beweise eine „irrsinnige Feindseligkeit“,<br />
schrieb die staatliche<br />
Zeitung Rodong Sinmun. Südkorea<br />
habe mit den USA einen „konfrontativen<br />
Zirkus“ veranstaltet,<br />
der beide Länder als „Zerstörer<br />
des innerkoreanischen Dialogs“<br />
entlarve.<br />
(cfm)
7. Oktober 2013 einsatz <strong>aktuell</strong> 5<br />
Die gute alte Post<br />
Bei der Feldpoststelle Koulikoro herrscht auch in Zeiten moderner Technik ein wenig Nostalgie.<br />
Neuer Kommandeur<br />
in Prizren<br />
Foto: PIZ Limassol<br />
Unter freiem Himmel: Die Feldpoststelle in Koulikoro ist zwar klein, kann den soldaten vor Ort aber „große Freuden“ bereiten.<br />
Koulikoro. Früher gehörte das<br />
Briefeschreiben zum Alltag. In<br />
Zeiten von SMS, Sozialen Netzwerken,<br />
Whats App und Co gilt<br />
das geschriebene Wort geradezu<br />
als nostalgisch. Alles Elektronische<br />
geht schneller, ist mit<br />
deutlich weniger Mühen für den<br />
Verfasser verbunden und kann<br />
weltweit genutzt werden. Doch wo<br />
bleiben da die Emotionen und die<br />
Freude, wenn man einen selbstgeschrieben<br />
Brief öffnet, man<br />
die Handschrift eines geliebten<br />
Menschen oder guten Freundes<br />
sieht und weiß, wie viel Gedanken<br />
sich der Absender über jedes<br />
einzelne Wort gemacht hat?<br />
Deshalb sind selbstgeschriebene<br />
Briefe und liebevoll zusammengestellte<br />
Pakete nach wie<br />
vor das Kommunikationsmittel<br />
zwischen Deutschland und den<br />
Einsatzsoldaten im Ausland. Und<br />
so gibt es in jedem Einsatz der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> zumindest eine Poststelle,<br />
die sich um die sichere,<br />
schnelle und reibungslose Zustellung<br />
der Post kümmert – auch in<br />
Afrika, im deutschen Einsatzkontingent<br />
EUTM Mali.<br />
Einmal in der Woche herrscht<br />
bei den deutschen Soldaten des<br />
Kontingentes besondere Hektik<br />
und Nervosität. Genau dann,<br />
wenn <strong>vom</strong> Hauptstadtflughafen<br />
in Bamako Briefe, Päckchen und<br />
Pakete per Feldpost ins Trainingscamp<br />
nach Koulikoro gebracht<br />
werden.<br />
„Oh Klasse, das ist von meiner<br />
Familie. Bin gespannt, was da<br />
für Überraschungen drin sind“,<br />
schallt es aus der einen Ecke. Ein<br />
paar Meter weiter wird schon eifrig<br />
das Papier aufgerissen, um<br />
an den sehnlich erwarteten Brief<br />
oder Inhalt des Paketes zu gelangen.<br />
So unterschiedlich die Informationen<br />
oder zusammengestellten<br />
Pakete auch sind – sie alle<br />
zaubern den Soldaten ein Lächeln<br />
auf ihre Gesichter.<br />
Die Kreativität der Daheimgebliebenen<br />
kennt dabei mitunter<br />
keine Grenzen. Da werden kleine<br />
Nachrichten oder Anweisungen<br />
auf die Kartons gemalt oder<br />
geklebt, oder es wird gar die<br />
Mindesthaltbarkeit des Inhaltes<br />
angegeben. „Obwohl der Inhalt<br />
hier nicht wirklich so lange halten<br />
wird“, grinst einer der anwesenden<br />
Soldaten und meint damit<br />
die Süßigkeiten, die sich auch in<br />
seinem Paket befinden.<br />
Dinge des täglichen Bedarfs,<br />
die es im Einsatzland so gar nicht<br />
gibt, wie etwa die Lieblingskekse<br />
oder die <strong>aktuell</strong>e Ausgabe der<br />
Lieblingslektüre, wissen die Soldaten<br />
sehr zu schätzen. Besonders<br />
wertvoll sind jedoch die handgeschriebenen<br />
Briefe, die gemalten<br />
Karten und Bilder der Kinder,<br />
Fotos oder auch kleine Andenken.<br />
Sie machen das Gesamtpaket zu<br />
einer persönlichen „Schatztruhe“.<br />
„Für die Soldaten stellt jede<br />
noch so kleine oder große Nachricht<br />
von zu Hause ein kleines<br />
Stück Verbundenheit dar“, so<br />
der Kontingentführer des deutschen<br />
Einsatzkontingentes,<br />
Oberstleutnant Torsten Andreas<br />
Ickert. „Persönliche Nachrichten<br />
wirken handgeschrieben gleich<br />
ganz anders. Daher ist die Versorgung<br />
mit Feldpost auch ungeheuer<br />
wichtig für die Moral und<br />
die Stimmung der Soldaten im<br />
Einsatz.“<br />
Neben Briefmarken können<br />
die Soldaten auch Feldpostkarten<br />
erhalten und diese mit einem<br />
speziellen Einsatzstempel versehen<br />
lassen: „Bei Sammlern sind<br />
die Einsatzstempel sehr begehrt.<br />
Wir erhalten des Öfteren Briefe<br />
mit der Bitte, die beigefügten<br />
Briefumschläge zu stempeln<br />
und aus dem Einsatz zurückzusenden“,<br />
so der Stabsunteroffizier<br />
weiter.<br />
Keiner der deutschen Soldaten<br />
in Mali stellt sich die Frage,<br />
ob Briefe oder Pakete heutzutage<br />
überhaupt noch zeitgemäß<br />
sind. Selbst in Zeiten von SMS<br />
und E-Mail könne man privatere<br />
Sachen mit einem Brief viel besser<br />
rüberbringen. Das sei nicht<br />
mit einer elektronischen Nachricht<br />
vergleichbar, denn einen<br />
Brief kann man sich einfach in<br />
die Tasche stecken und ihn stets<br />
bei sich tragen und immer wieder<br />
lesen, so die einheitliche Meinung<br />
aller in Koulikoro eingesetzten<br />
deutschen Soldaten.<br />
Und so wird die kleine Poststelle,<br />
rund 7000 Kilometer entfernt<br />
von Deutschland, auch<br />
weiterhin bunt beklebte Päckchen,<br />
schwere Pakete und liebevoll<br />
bemalte Briefe an die Soldaten<br />
vor Ort zustellen und ihre Post<br />
nach Deutschland schicken. (efk)<br />
Fotos: Lerdo (2), Bier (1)/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Prizren. Der stellvertretende<br />
Befehlshaber des Einsatzführungskommandos<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
Konteradmiral Rainer<br />
Brinkmann (M.), hat in der vergangenen<br />
Woche das Kommando<br />
über das Deutsche Einsatzkontingent<br />
KFOR von Oberst Hartwig<br />
Stork (l.) an Oberst Michael<br />
Stuber (r.) übergeben. „Ihr Ruf<br />
und Ihre Reputation aus Ihrer<br />
aktiven Dienstzeit ließen keinen<br />
Zweifel aufkommen, mit Ihnen<br />
den richtigen Mann für diese Aufgabe<br />
gefunden zu haben“, hob<br />
Brinkmann in seiner Rede das<br />
Engagements Storks hervor. Dieser<br />
hatte seine aktive Dienstzeit<br />
bereits im Sommer 2012 beendet<br />
und stand dem Kontingent als<br />
Reservist zur Verfügung. Nachfolger<br />
Stuber kommt von der<br />
Unteroffizierschule des Heeres<br />
in Delitzsch.<br />
(eb)<br />
Schießbahn bereinigt<br />
Kunduz. Soldaten des Deutschen<br />
Einsatzkontingentes ISAF haben<br />
kürzlich Schießbahnen in der Provinz<br />
Kunduz weitestgehend von<br />
Munitionsresten befreit. Die Anlagen<br />
waren bisher vor allem von<br />
ISAF-Truppen zur Ausbildung an<br />
unterschiedlichen Waffensystemen<br />
genutzt worden. Die Suche<br />
bietet jedoch keine hundertprozentige<br />
Gewähr für Munitionsfreiheit,<br />
denn Blindgänger könnten<br />
tief in die Erde eingedrungen sein.<br />
Entsprechende Hinweise werden<br />
daher örtlich verbreitet. (eb)<br />
Für den Einsatz...<br />
Foto: <strong>Bundeswehr</strong><br />
ausbildung begonnen: Vergangene Woche<br />
ist im Bihanga training Camp in Uganda<br />
der vorerst letzte ausbildungsgang für die<br />
somalischen sicherheitskräfte im Rahmen<br />
der europäischen trainingsmission eUtM<br />
somalia gestartet. in den nächsten Wochen<br />
schulen die europäischen ausbilder – wie bei<br />
der zuletzt im august erfolgreich beendeten<br />
ausbildung – vor allem Führungspersonal in<br />
unterschiedlichen spezialgebieten. zukünftige<br />
einheitsführer, Pionierkräfte, Militärpolizisten<br />
und spezialisten der zivil-militärischen<br />
zusammenarbeit werden, unter Beteiligung<br />
deutscher ausbilder, auf ihre zukünftigen aufgaben<br />
vorbereitet. Die ausbildungsrichtungen<br />
spiegeln das Bestreben der somalischen<br />
zentralregierung wider, moderne und an internationalen<br />
standards orientierte somalische<br />
streitkräfte aufzubauen. Der abschluss der<br />
spezialisierung ist für ende november vorgesehen.<br />
(eb)<br />
• sind Fußstützen für den<br />
Marine-Hubschrauber<br />
MK 88A „Sea Lynx“ beschafft<br />
worden, die durch eine stabile<br />
Sitzposition die Anschlagshaltung<br />
der eingesetzten Schützen<br />
verbessern. Dadurch wird eine<br />
schnellere und sichere Zielaufnahme<br />
sowie Zielidentifikation<br />
und Schussabgabe<br />
gewährleistet. (eb)<br />
Foto: BAAINBw
6 <strong>aktuell</strong> Militärgeschichte <strong>aktuell</strong> 7<br />
Von Russland über Leipzig nach Waterloo – Der Anfang von Napoleons Ende<br />
200 Jahre nach der Völkerschlacht gedenkt Leipzig der großen Bataille – Geschichtsbegeisterte laden nach Liebertwolkwitz ins Dorf von 1813.<br />
stabsoffizier durch und durch: Frank<br />
hübler als russischer Oberstleutnant.<br />
von Markus Tiedke<br />
leipzig. Wer dieser Tage durch<br />
Liebertwolkwitz schlendert, sieht<br />
dort zunächst vor allem einen<br />
ländlich geprägten Stadtteil Leipzigs.<br />
Alte, drei- oder vierseitige<br />
Bauernhöfe. Fachwerk blitzt hier<br />
und da, viele der Gehöfte sind<br />
liebevoll renoviert worden. Das<br />
Gröbste an Verkehr hält mittlerweile<br />
eine Umgehungsstraße fern,<br />
die nähere Umgebung ist grün<br />
und alles wirkt recht friedlich.<br />
Vor 200 Jahren lagen die<br />
Dinge anders. Die ganze Umgebung<br />
von Liebertwolkwitz, dem<br />
Dorf am südlichen Zipfel von<br />
Leipzig, wurde am 14. Oktober<br />
1813 Schauplatz eines gewaltigen<br />
Reitergefechts zwischen<br />
französischen und verbündeten<br />
Truppen. Mehr als 14 000<br />
Kavalleristen kämpften um das<br />
Dörfchen und umliegende Ortschaften.<br />
„Wolks“, wie<br />
es Ortsansässige gern<br />
nennen, wechselte allein<br />
schon mehrfach den<br />
Mehr als bloß Verkleidung: geschichtsfreunde zeigen – hier bei<br />
großgörschen – wie das leben einst im Biwak vor sich ging.<br />
Besitzer. Taktisch endete das<br />
Gefecht am Abend mit einem<br />
militärischen Patt. Doch es<br />
war der Auftakt für die Völkerschlacht,<br />
die kurz darauf<br />
<strong>vom</strong> 16. bis 19. Oktober vor den<br />
Toren Leipzigs tobte. Noch einmal<br />
wurde „Wolks“ ganz wichtig:<br />
Am ersten Tag des Gemetzels<br />
richtete Napoleon Bonaparte<br />
seinen Gefechtsstand auf dem zu<br />
Liebertwolkwitz gehörenden Galgenberg<br />
ein.<br />
Bis zu den Materialschlachten<br />
des Ersten Weltkriegs galt die<br />
Völkerschlacht bei Leipzig als<br />
größtes Einzelgefecht der Weltgeschichte.<br />
Hier standen sich auf<br />
engem Raum ungefähr 600 000<br />
Soldaten aus mehr als einem Dutzend<br />
Ländern gegenüber. Russen,<br />
Preußen, Österreicher und<br />
Schweden kämpften gegen Franzosen,<br />
Polen und – zumindest<br />
anfangs – gegen die Sachsen.<br />
Hier erlitten die Truppen<br />
Napoleons nach viertägigem Ringen<br />
eine entscheidende Niederlage,<br />
die schließlich das Ende der<br />
französischen Herrschaft über<br />
weite Teile Europas einläutete.<br />
Der Preis dafür war enorm.<br />
Wohl mehr als 90 000 Soldaten<br />
fielen in der Schlacht oder<br />
erlagen kurz danach ihren Verwundungen.<br />
Später grassierten<br />
Seuchen in der Stadt, die nicht<br />
im Ansatz in der Lage war, die<br />
enorme Zahl an Einquartierten,<br />
Verwundeten und Kranken zu<br />
beherbergen. Die Erinnerung<br />
an Not und Elend als Begleiterscheinungen<br />
der Schlacht waren<br />
in Deutschland einige Generationen<br />
später aber einem vaterländisch<br />
gesinnten Heldengedenken<br />
gewichen.<br />
Genau hundert Jahre nach der<br />
Schlacht wurde am 18. Oktober<br />
1913 – im Beisein von<br />
Kaiser Wilhelm II. – das monumentale<br />
Völkerschlachtdenkmal<br />
eingeweiht. An einem<br />
Brennpunkt der Gefechte<br />
Fotos (3): Archiv Frank Hübler<br />
errichtet, ist das gut 90 Meter<br />
hohe Bauwerk seither eines der<br />
markantesten Wahrzeichen der<br />
Stadt geworden. Dem Gedenken<br />
an die etwa 22 000 gefallenen russischen<br />
Soldaten ist die Gedächtniskirche<br />
gewidmet.<br />
Noch einmal hundert Jahre später<br />
laufen in diesen Tagen die Vorbereitungen<br />
zum 200-jährigen<br />
Jubiläum der Schlacht auf Hochtouren<br />
– mit weniger Pathos aber<br />
nicht minder opulent. Der Mitteldeutsche<br />
Rundfunk (MDR)<br />
plant, die historischen Ereignisse<br />
tagelang quasi in Echtzeit<br />
in seinem Programm zu spiegeln.<br />
„Kriegsberichterstatter“ sollen<br />
„live“ von der Front berichten<br />
und das Herannahen der Verbündeten<br />
ebenso reflektieren wie die<br />
Reaktionen der Franzosen und<br />
die diversen bekannten Gefechte<br />
bis zum Rückzug der Franzosen.<br />
Handfester wird es im Jubiläumsjahr<br />
in Liebertwolkwitz<br />
zugehen. Hier lässt der „Interessenverein<br />
Völkerschlacht 1813“<br />
gemeinsam mit der Hofgenossenschaft<br />
Stiftsgut Liebertwolkwitz<br />
<strong>vom</strong> 16. bis 20. Oktober das<br />
Projekt „Ein Dorf im Jahre 1813“<br />
Realität werden. Einer, der maßgeblich<br />
Anteil an der Organisation<br />
dieses Spektakels hat, ist<br />
Frank Hübler. Seit einem Jahr<br />
pensio-nierter Oberstleutnant,<br />
zuletzt S4 des Feldjägerbataillons<br />
351 in Leipzig und seit Jahren mit<br />
Herzblut bei der Sache, wenn es<br />
um die Befreiungskriege geht.<br />
Hauptquartier der Planer ist das<br />
Domizil des Interessenvereins<br />
in Liebertwolkwitz auf einem<br />
ehemaligen Bauernhof im Zentrum<br />
der Ortschaft. Hübler hat im<br />
ersten Stock des Fachwerkhauses<br />
Quartier bezogen. Man sieht auf<br />
den ersten Blick, dass hier gearbeitet<br />
wird. Überall stapeln sich<br />
Kladden und Ordner. Die Wände<br />
sind mit Teilnehmerlisten<br />
und Planungstabellen<br />
tapeziert,<br />
auf den summenden Rechnern<br />
kleben Unmengen von Merkzetteln.<br />
„Wir haben hier ein bisschen<br />
zu tun“, knurrt Hübler zur Begrüßung<br />
und versenkt sich gleich<br />
wieder in ein paar Papiere, die<br />
unbedingt noch „raus müssen“.<br />
Das gestattet einstweilen<br />
weitere Blicke in den Raum.<br />
Neben den Organisationsunterlagen<br />
ist das Zimmerchen mit<br />
Devotionalien der Befreiungskriege<br />
dekoriert. Replika alter<br />
Stiche mit den Großen ihrer<br />
Zeit sind zu sehen. Napoleon<br />
ist dabei, Blücher sowieso, der<br />
einäugige Kutusow und der Nachdruck<br />
eines berühmten Knötel-<br />
Gemäldes, das den Heldentod des<br />
Majors von Krosigk verherrlicht.<br />
Reichlich Stehkrägen und prachtvolle<br />
Koteletten, Geschichte im<br />
Format DIN A4.<br />
Die Liebertwolkwitzer Würdigung<br />
zum Jubiläum, das macht<br />
Hübler ziemlich schnell klar, wird<br />
nicht so eindimensional ausfallen.<br />
„Wir wollen Geschichte<br />
zum Anfassen bieten. Und dafür<br />
arbeiten wir hier seit Monaten bis<br />
zum Umfallen.“ Das praktisch<br />
ununterbrochen klingelnde Telefon<br />
gibt dem Mann Recht.<br />
Tatsächlich wird der Ort von<br />
Mittwoch an Sperrzone sein.<br />
„Dann werden hier die Verkehrsschilder<br />
abgeschraubt und<br />
es fährt kein Auto mehr.“ Gastwirte<br />
und Schausteller sollen die<br />
Vergangenheit beschwören. Die<br />
Optik des Dörfchens wird möglichst<br />
authentisch auf die Zeit von<br />
vor 200 Jahren. Und längst vergessene<br />
Handwerksberufe wie<br />
Besenbinder, Wagner oder Laternenmacher<br />
zeigen ihre Kunst.<br />
Zugleich kann der Besucher auch<br />
einen Eindruck von der recht einfachen<br />
Lebensweise der Vorfahren<br />
mitnehmen. „Die Resonanz<br />
im Ort ist gewaltig“, sagt Hübler.<br />
Über die Hofgenossenschaft seien<br />
viele Einwohner in die Gestaltung<br />
mit eingebunden. Während<br />
der „Geschichtstage“ werden sie<br />
ihren Ort in historischen Kleidern<br />
bevölkern und so zum Gelingen<br />
beitragen.<br />
Natürlich spielen die militärischen<br />
Auseinandersetzungen<br />
rund um die Völkerschlacht auch<br />
in Liebertwolkwitz eine tragende<br />
Rolle. Etwa 6000 Geschichtsbegeisterte<br />
aus aller Welt haben sich<br />
angemeldet, um rund um Leipzig<br />
Biwakszenen und Gefechte nachzustellen.<br />
Es sind solche Reenactments,<br />
die seit Jahren tausende<br />
Besucher vor die Tore Leipzig<br />
locken. Und das gilt zu diesem<br />
wichtigen Jubiläum natürlich in<br />
besonderem Maße.<br />
Auch Hübler selbst frönt dieser<br />
Leidenschaft seit vielen Jahren.<br />
Seine Truppe nimmt in den Farben<br />
der Kaiserlichen Russisch-<br />
Deutschen Legion quer durch<br />
Europa an Gefechtsdarstellungen<br />
teil. „Bei der Völkerschlacht war<br />
die Legion aber gar nicht dabei“,<br />
sagt der Leipziger und muss etwas<br />
grinsen. Es ist dennoch ziemlich<br />
sicher, dass er in Uniform bei<br />
den Festivitäten auftauchen wird.<br />
Neben der Darstellung des<br />
zivilen Alltagslebens im „Dorf<br />
von 1813“ wird natürlich auch<br />
gezeigt, was eine Einquartierung<br />
für die einfachen Menschen<br />
damals bedeutete. „Im Ort<br />
werden allein 1100 Mann einquartiert.<br />
In Zeltbiwaks und im<br />
Pfarrgarten, auf den Bauernhöfen<br />
und in Scheunen.“ Dabei sei<br />
den Organisatoren wichtig gewesen,<br />
dass alle „Kriegsparteien“<br />
zum Zuge kommen. So werden<br />
in „Wolks“ Russen und Franzosen,<br />
Österreicher und Preußen,<br />
Sachsen und Schweden einträchtig<br />
Tür an Tür campieren. Rund<br />
um den Ort entstehen außerdem<br />
ein Kavallerielager mit mehr als<br />
hundert Pferden sowie ein Artillerielager<br />
mit gut zwei Dutzend<br />
Geschützen.<br />
„Das ist wirklich Geschichte<br />
zum Anfassen“, schwärmt Hübler.<br />
Die Mitgestaltenden seien<br />
ihrerseits auch immer gern bereit,<br />
zu ihren „Rollen“ Auskunft zu<br />
geben. So verbinde diese Form<br />
von Reenactment aufs Anschaulichste<br />
Unterhaltung mit Bildung.<br />
Die häufiger vernommene Kritik<br />
am „gewaltverherrlichenden<br />
Charakter“ solch kriegerischer<br />
Inszenierungen hält Hübler derweil<br />
für deplatziert.<br />
„Wir sind nicht für Gewalt und<br />
die Schlachtdarstellung macht<br />
auch nur einen geringen Teil der<br />
Vereinstätigkeit aus.“ Natürlich<br />
fasziniere die Welt alter Uniformen<br />
und Waffen. Und für<br />
viele sei die Zeit im<br />
Biwak schlicht eine<br />
Beklemmende Perspektive: im Panometer leipzig zeigt Yadegar Asisi seit August ein monumentales<br />
Panorama der Messestadt nach dem ende der Völkerschlacht im Oktober 1813.<br />
kleine Flucht aus dem Alltag.<br />
„Aber für uns liegt der Schwerpunkt<br />
darauf, eine vergangene<br />
Epoche auferstehen zu lassen.<br />
Mit allen Elementen, die dazugehören.“<br />
Eine gewisse Lagerfeuerromantik<br />
im Biwak gehöre<br />
ebenso dazu wie die dramatisierte<br />
Darstellung eines Feldlazaretts,<br />
wo – natürlich nur zum Schein –<br />
Gliedmaßen amputiert werden.<br />
Erfahrungsgemäß fessele diese<br />
handfeste Form des Geschichtsunterrichts<br />
viel mehr Menschen,<br />
sagt Hübler. Gerade Kinder fühlten<br />
sich von der geheimnisvollen<br />
Atmosphäre angezogen.<br />
„Die kommen gern zu uns in Zelt<br />
und löchern uns mit Fragen.“ Zur<br />
Veranschaulichung gebe es historische<br />
Kinderspiele. Und beim<br />
Seiler und Tischler kann der<br />
Nachwuchs sogar selbst Spielzeug<br />
aus alter Zeit nachbauen –<br />
Springseile oder Steckenpferd<br />
etwa. „Wenn sie dann noch von<br />
der Suppe aus dem Kessel kosten<br />
dürfen, sind sie begeistert.“<br />
„Wir sehen die Feierlichkeiten<br />
zur Völkerschlacht als<br />
ein historisches Kompaktpaket<br />
für die ganze Familie“,<br />
sagt Hübler. Ein Fest im<br />
Zeichen der Völkerverständigung,<br />
aber mit wachem Blick<br />
für die blutige Geschichte des<br />
europäischen Kontinents. Mehrere<br />
zehntausend Besucher werden<br />
in Liebertwolkwitz erwartet<br />
– pro Tag. „Wenn das Wetter<br />
einigermaßen mitspielt“,<br />
schränkt Hübler ein. Zum großen<br />
Abschlussgefecht am 20. Oktober<br />
dürfte der Andrang dann noch<br />
einmal besonders gewaltig sein.<br />
Infos unter www.liebertwolkwitz-1813.de<br />
Fotos (2): dpa/pa
8 <strong>aktuell</strong> bundeswehr 7. Oktober 2013<br />
Neue Ausgabe verteilt<br />
berlin. Das<br />
neue Y-Magazin<br />
ist vergangene<br />
Woche<br />
in der Truppe<br />
verteilt worden.<br />
Themen<br />
der Oktoberausgabe<br />
sind unter anderem<br />
Deutschlands Stimme bei den<br />
Vereinten Nationen, die Aktivisten<br />
im Internet und das Genussmittel<br />
Kaffee.<br />
(eb)<br />
Eine besondere Anerkennung<br />
Fußballbundesligist Hertha BSC Berlin lädt 1200 Soldaten zum Spiel ins Olympiastadion ein.<br />
Wechsel beim SEKM<br />
eckernförde. Die Spezialisierten<br />
Einsatzkräfte der Marine<br />
(SEKM) sind unter neuer Führung.<br />
Fregattenkapitän Stephan<br />
Plath hat dazu vergangene Woche<br />
die Verantwortung über den Verband<br />
an Fregattenkapitän Jörg<br />
Buddenbohm übergeben. In seiner<br />
dreijährigen Zeit als Kommandeur<br />
entsendete Plath nicht<br />
nur Minentauchern zur Kampfmittelbeseitigung<br />
in die <strong>Bundeswehr</strong>einsätze<br />
nach Afghanistan<br />
und den Kosovo, sondern koordinierte<br />
auch den permanenten<br />
Einsatz der Boardingkompanie<br />
bei „Atalanta“. Plath wird künftig<br />
als Referent im Bundeskanzleramt<br />
tätig sein. (eb)<br />
Sportlich im Herbst<br />
schortens/Faßberg. Die Luftwaffe<br />
lädt im Oktober gleich zu<br />
zwei Laufveranstaltungen ein.<br />
Ambitionierte und Hobbyläufer<br />
können sich dort messen oder<br />
das Laufen für sich entdecken.<br />
Das Objektschutzregimentes der<br />
Luftwaffe „Friesland“ veranstaltet<br />
am Mittwoch den 23. Oktober<br />
den 21. Teamlauf auf den<br />
Fliegerhorst Upjever bei Schortens.<br />
Gelaufen werden kann die<br />
10-Kilometer-Strecke im Team<br />
oder einzeln.<br />
(eb)<br />
Weitere Infos und Anmeldung<br />
unter www.abavent.de/anmeldeservice/teamlaufluftwaffe2013.<br />
Beim 56. Fliegerhorstlauf der<br />
Technischen Schule der Luftwaffe<br />
3 in Faßberg können Laufund<br />
Walkingfreunde gemeinsam<br />
an den Start gehen. Gelaufen wird<br />
über zehn oder drei Kilometer.<br />
Walkern steht eine 7,5-Kilometer-Strecke<br />
zur Verfügung.<br />
Anmeldung per Mail an Fliegerhorstlauf@bundeswehr.org.<br />
Foto: Luftwaffe (Archiv)<br />
Ausgelassene stimmung bei Groß und Klein: die beelitzer soldaten und ihre Angehörigen jubeln mit, obwohl nicht jeder Fan ist.<br />
von Peter Nelte<br />
berlin. Gut gelaunt und mit voller<br />
Kehle jubeln die Frauen und<br />
Männer, als die Fussballspieler<br />
in Blau-Weiß den 1:1 Ausgleichstreffer<br />
landen. Doch die rund<br />
1200 Fans im Block F im Berliner<br />
Olympiastasion sind keine<br />
gewöhnlichen Fans.<br />
Der Fussballbundesligist Hertha<br />
BSC Berlin hat die Soldaten<br />
<strong>vom</strong> Beelitzer Logistikbataillon<br />
172 und ihre Angehörigen am<br />
vorvergangenen Samstag zum<br />
Heimspiel gegen den FSV Mainz<br />
05 ins Olympiastadion eingeladen.<br />
„Der Verein will den Soldaten<br />
Dank sagen für ihren Einsatz<br />
beim Hochwasser sowie für<br />
den Auslandseinsatz des Verbandes<br />
in Afghanistan“, sagt Hertha-<br />
Geschäftsführer Ingo Schiller.<br />
Vereinspräsident Werner Gegenbauer<br />
hatte vor Anpfiff der Partie<br />
den Bataillonskommandeur<br />
Oberstleutnant Alexander Röpke<br />
zur offiziellen Danksagung in<br />
Foto: Rott/<strong>Bundeswehr</strong><br />
die Ehrenloge gebeten. Röpke<br />
dankte seinerseits dem Verein<br />
für die außergewöhnliche Geste.<br />
„Es ist eine Ehre für uns und eine<br />
besondere Form der Anerkennung“,<br />
sagte der Bataillonskommandeur<br />
stolz.<br />
Die Freikartenaktion von Hertha<br />
BSC ist bereits die zweite dieser<br />
Art und kam durch Kontakte<br />
des Vereins zum Logistikbataillon<br />
in Beelitz über das Soldatenhilfswerk<br />
und den Deutschen<br />
<strong>Bundeswehr</strong>verband zustande.<br />
„Als Brandenburg-Berliner<br />
Bataillon hält man natürlich<br />
dem Hauptstadtverein die Daumen“,<br />
sagt der Beelitzer Kommandeur<br />
auf der Tribüne. „Nach<br />
dem Hochwasser sind diese Kontakte<br />
weiter gewachsen und dann<br />
kam diese gemeinsame Idee auf“<br />
so Röpke weiter.<br />
Die Beelitzer Logistiker halfen<br />
mit rund 400 Soldaten in Sachsen-Anhalt<br />
während der Hochwasserkatastrophe<br />
im Juni entlang<br />
der Elbe. Dabei beförderten<br />
sie tonnenweise Material an<br />
die Deiche und legten Sandsäcke<br />
auf mehreren Kilometern Länge.<br />
Zusätzlich retteten die Soldaten<br />
auch festsitzende Anwohner und<br />
unterstützten Ältere. Mit dabei<br />
in der damals bedrohten Ortschaft<br />
Aken war Hauptfeldwebel<br />
Denny Dreßler: „Aken, das<br />
war was Besonderes. Da konnten<br />
wir mit unseren Mitteln gut<br />
helfen“, sagt Dreßler. Ihm seien<br />
die Menschen vor Ort besonders<br />
in Erinnerung geblieben: „Die<br />
Dankbarkeit in den Augen der<br />
Bevölkerung. Das war Wahnsinn.<br />
Das hat einen richtig beflügelt“,<br />
fügt er begeistert hinzu.<br />
Ebenfalls beim Hochwassereinsatz<br />
war Oberleutnant Kay<br />
Geipel. Auch seine Erinnerungen<br />
an den Einsatz bei Dessau<br />
in Sachsen-Anhalt sind überwiegend<br />
positiv. „Wenn das Arbeiten<br />
losging, lief es einwandfrei“, so<br />
Geipel. Nur hin und wieder sei es<br />
zu Unstimmigkeiten gekommen,<br />
„wenn die verschieden übergeordneten<br />
Führungen aus Feuerwehr,<br />
Technischem Hilfswerk,<br />
Polizei und <strong>Bundeswehr</strong> nicht<br />
so richtig miteinander kommuniziert<br />
haben“. Geipel war auch<br />
mit seinen Beelitzer Kameraden<br />
in Afghanistan im Einsatz.<br />
Als Transportzugführer führte er<br />
45 Soldaten in Mazar-e Sharif,<br />
was eine sehr fordernde und sehr<br />
lehrreiche Zeit für ihn gewesen<br />
sei. „Ich möchte die Erfahrung<br />
nicht missen“ resümiert er inmitten<br />
seiner Kameraden.<br />
Beim Spiel fiebert Geipel als<br />
Anhänger von Borussia Dortmund<br />
nicht allzu sehr mit Hertha<br />
BSC mit. Aber die Aktion des<br />
Vereins sei nicht alltäglich, so<br />
Geipel: “Es ist schön, dass unser<br />
Einsatz so gedankt wird.“ Und<br />
auch als Hertha zur Pause mit 0:1<br />
hinten liegt, tippt der Beelitzer<br />
Kommandeur Röpke mutig auf<br />
einen 3:1 Erfolg der Gastgeber.<br />
Das er letztendlich richtig lag,<br />
krönte den gelungenen Samstagnachmittag.<br />
bloß keinen falschen eindruck bekommen: diese hörsaalrunde<br />
zeigt zwar ihre Krawatten, aber sie macht damit nicht etwa werbung<br />
für die nächste weiberfastnacht oder demonstriert für eine<br />
legerere Kleiderordnung. die Frauen und Männer absolvieren<br />
sinnvolle Übungen, die dem rücken nutzen und langfristigen<br />
rückenproblemen vorbeugen. dem Fotografen gelang dieser<br />
schnappschuss auf einem dreitägigen symposium, das sich im<br />
Mannheimer bildungszentrum der bedeutung des Arbeitsschutzes<br />
in der bundeswehr widmete. bestandteil der Veranstaltung war<br />
auch die Vorstellung der Kampagne „denk an mich. dein rücken“,<br />
die bei der bundeswehr im kommenden Jahr gestartet werden soll.<br />
rund 100 Arbeitsschutzexperten hatten sich aus allen bereichen<br />
der bundeswehr und dem Ministerium zusammengefunden, um<br />
sich in erster Linie über die neuorganisation des Arbeitsschutzes<br />
unter dem dach des bundesamtes für Infrastruktur, umweltschutz<br />
und dienstleistungen (bAIudbw) unterrichten zu lassen.<br />
Zusätzlich für den Arbeitsschutz ist hier die Abteilung „Gesetzliche<br />
schutzaufgaben“. Abteilungsleiter erwin bernhard <strong>vom</strong><br />
bAIudbw zeigte sich am ende des symposiums davon<br />
überzeugt, dass es gelungen sei, den Arbeitsschutz in seiner<br />
neuen Organisationsform den Teilnehmern nahe zu bringen. „die<br />
Kommunikation hat geklappt.“<br />
(dibu)<br />
Fotos (2): Hannemann/<strong>Bundeswehr</strong>
7. Oktober 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte <strong>aktuell</strong> 9<br />
Das Leid der Zivilbevölkerung<br />
Bei den Befreiungskriegen sind nicht nur die Soldaten von den Kriegshandlungen berührt.<br />
Kriegsfinanzierung: Frauen geben 1813 ihren schmuck ab.<br />
von Gerhard Bauer, Leiter Sachgebiet<br />
Uniformen und Kurator<br />
der Sonderausstellung „1813 –<br />
Blutige Romantik“, Militärhistorisches<br />
Museum der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
Dresden<br />
geschichte. Anders als in der<br />
Epoche des Absolutismus, wo bei<br />
den so genannten Kabinettskriegen<br />
noch angestrebt war, Menschen<br />
und Sachwerte zu schonen,<br />
waren unter dem Einfluss der<br />
Französischen Revolution die<br />
Grenzen zwischen der Domäne<br />
des Militärs und jener der Zivilgesellschaft<br />
durchlässig geworden.<br />
Zeitweise verschwanden sie<br />
sogar ganz. Wäre der Begriff in<br />
der damaligen Zeit schon eingeführt<br />
gewesen, dann hätte man an<br />
der Kriegführung zwischen 1792<br />
und 1815 „totale“ Züge feststellen<br />
müssen.<br />
Vom Beginn dieser Epoche<br />
an wurde die Zivilbevölkerung<br />
also ins Kriegsgeschehen mit<br />
einbezogen. In Frankreich, später<br />
auch in gegnerischen Staaten<br />
wurde sie mit Propaganda überzogen,<br />
um ihren Patriotismus und<br />
ihren Kriegsbereitschaft zu schüren.<br />
Napoleon nutzte alle ihm zu<br />
Gebote stehenden Medien, um<br />
seine Erfolge und seine Politik<br />
in einem günstigen Licht darzustellen.<br />
Zeitweise wurde die Zivilbevölkerung<br />
auch in die Kriegsrüstung<br />
mit eingebunden. So entstanden<br />
in Frankreich während<br />
des Ersten Koalitionskrieges<br />
(1792 - 1797) „Ateliers Nationaux“,<br />
sprich staatliche Werkstätten,<br />
in denen Piken (Stichwaffen)<br />
für eine Volksbewaffnung<br />
hergestellt wurden. Immer wieder<br />
wurde kriegswichtiges Material<br />
eingesammelt. 1813 war die<br />
preußische Bevölkerung aufgerufen,<br />
zur Kriegsfinanzierung<br />
Gegenstände aus Edelmetallen<br />
abzuliefern. Preußische Frauen<br />
verliehen ihrer Vaterlandsliebe<br />
durch das Anlegen von Eisenschmuck<br />
Ausdruck.<br />
Besonders einschneidend<br />
wirkte sich die Einführung der<br />
Wehrpflicht aus. Hunderttausende,<br />
die sonst niemals den soldatischen<br />
Beruf ergriffen hätten,<br />
hatten nun Uniform und Waffen<br />
zu tragen. So blieb kaum eine<br />
europäische Familie von den 1792<br />
- 1815 andauernden Kriegen verschont,<br />
selbst wenn ihr Wohnort<br />
niemals von Kampfhandlungen<br />
berührt wurde.<br />
Sagenumwoben<br />
Historisches über die Potsdamer Garnisonkirche.<br />
Buch. D i e<br />
Geschichte der<br />
Potsdamer Garnisonkirche<br />
ist<br />
vielschichtig:<br />
Von der Errichtung<br />
auf Anordnung<br />
des Soldatenkönigs<br />
ab<br />
1731 bis zu ihrem Abriss 1968.<br />
Das Buch begreift die Kirche<br />
als geschichtlichen Ort und will<br />
den zahlreichen Mythen auf den<br />
Grund gehen. Namhafte Autoren<br />
beleuchten die wechselvolle<br />
Geschichte und stellen Themen<br />
vor, die sonst kaum Beachtung<br />
finden, beispielsweise den Auftrag<br />
für die Militärseelsorge in<br />
der Garnisonstadt Potsdam. Die<br />
zahlreichen Illustrationen veranschaulichen<br />
überdies die kunsthistorische<br />
Bedeutung des Gebäudes,<br />
das als eine der schönsten<br />
Barockkirchen im norddeutschen<br />
Raum gilt.<br />
(eb)<br />
„Die Garnisonkirche Potsdam.<br />
Zwischen Mythos und Erinnerung“,<br />
herausgegeben von<br />
Michael Epkenhans und Carmen<br />
Winkel; Rombach Verlag;<br />
Freiburg 2013; 120 Seiten; 10<br />
Euro; ISBN 978-3-7930-9729-7.<br />
Foto: MHM/Postkarte nach einer Grafik von Richard Knötel, Berlin um 1913<br />
lebensgefahr: Johanna stegen bringt Munition in die Feuerlinie.<br />
Darüber hinausgehend hing<br />
das Wohl und Wehe der Zivilbevölkerung<br />
<strong>vom</strong> Verlauf der<br />
militärischen Operationen und<br />
<strong>vom</strong> Verhalten der Kombattanten<br />
ab. Da sich im Verlauf der<br />
Napoleonischen Kriege letztlich<br />
alle Armeen „aus dem Lande“<br />
ernährten, waren die Bewohner<br />
von Kampfgebieten stets in<br />
Gefahr, ausgeplündert zu werden.<br />
Und selbst wenn Requisitionen<br />
und Einquartierungen<br />
geregelt abliefen, verarmten bei<br />
andauernden Belastungen ganze<br />
Regionen. Oft kam es auch zu<br />
Gewaltexzessen. Strenge Kommandeure<br />
ahndeten Morde oder<br />
Vergewaltigungen mit Todesurteilen.<br />
Es gab aber auch Befehlshaber,<br />
denen das Los der Zivilbevölkerung<br />
nichts bedeutete und<br />
die meinten, ihren Soldaten solche<br />
„Freiheiten“ schuldig zu sein.<br />
Aber nicht immer und überall<br />
nahmen die Bauern und Bürger<br />
diese Drangsale durch die<br />
Soldaten hin. So hatten Marodeure<br />
in Russland 1812 kaum eine<br />
Überlebenschance. Auf einigen<br />
Kriegsschauplätzen wurden Zivilisten<br />
sogar zu Kombattanten.<br />
Im Gefolge der napoleonischen<br />
Besetzung Portugals und der<br />
Inbesitznahme des spanischen<br />
Königsthrons durch Napoleons<br />
Bruder Joseph im Jahr 1808 erhoben<br />
sich Teile der Bevölkerung.<br />
Lokale Aufstände mündeten in<br />
einen bis 1814 andauernden, von<br />
beiden Seiten grausam geführten<br />
„assymetrischen“ Krieg.<br />
In Deutschland hingegen beteiligte<br />
sich die Bevölkerung auch<br />
1813 nur selten und dann auch<br />
nur jeweils kurzzeitig an den<br />
bewaffneten Auseinandersetzungen.<br />
Gefeiert wurden später<br />
„Heldenjungfrauen“ wie Eleonore<br />
Prochaska, die als Mann verkleidet<br />
in den Reihen des Lützowschen<br />
Freikorps kämpfte und<br />
fiel oder wie Johanna Stegen,<br />
die bei Lüneburg im Kugelhagel<br />
preußische Infanteristen mit<br />
Munition versorgte. Allerdings<br />
kam es weder in Preußen noch<br />
in anderen deutschen Staaten zu<br />
der von anti-französischen Agitatoren<br />
erhofften Volkserhebung<br />
gegen die Truppen Napoleons.<br />
Genaue Zahlen über die zivilen<br />
Opfer der Epoche existieren<br />
nicht. Heute geht man davon aus,<br />
dass von den mehr als fünf Millionen<br />
Menschen, die in den Koalitionskriegen<br />
starben etwa ein bis<br />
zwei Millionen Zivilisten waren.<br />
Vergessene Flieger<br />
Erster Weltkrieg: Der Luftkrieg an der Ostfront.<br />
Buch. Luftst<br />
r eit k r ä f t e<br />
ava ncier t en<br />
i m E r s t e n<br />
Weltkrieg zu<br />
einem unverz<br />
i c h t b a r e n<br />
Bestandteil<br />
der modernen<br />
Kriegführung. Im Schatten der<br />
Westfront fast unerforscht geblieben<br />
waren bislang die Aktivitäten<br />
der deutschen Fliegertruppe<br />
an der Ostfront. Interessant sind<br />
sie vor allem, weil es genau an<br />
dieser Front zum ersten Mal in<br />
der Militärgeschichte zum systematischen<br />
Einsatz von Luftstreitkräften<br />
in einem Bewegungskrieg<br />
kam. Neben Faktoren wie<br />
Geografie, Infrastruktur und<br />
dem lokalen Klima sowie deren<br />
Auswirkungen auf die Luftkriegführung<br />
werden die Taktiken,<br />
Erfahrungen und Darstellungen<br />
der deutschen Fliegertruppe im<br />
Osten analysiert. (eb)<br />
Sebastian Rosenboom. „Im<br />
Einsatz über der ‚vergessenen<br />
Front‘. Der Luftkrieg an der<br />
Ostfront im Ersten Weltkrieg;<br />
Potsdam 2013, 122 Seiten; 10,20<br />
Euro; ISBN 978-3-941571-27-3.<br />
Foto: MHM/Postkarte nach einer Grafik von Richard Knötel, Berlin um 1913<br />
Neue Biografie über<br />
Julius Leber<br />
Buch. Anlässlich<br />
des 50.<br />
Jahrestages<br />
der Hinricht<br />
u n g v o n<br />
Julius Leber<br />
wurde am 5.<br />
Januar 1995<br />
die größte Kaserne in Berlin in<br />
„Julius-Leber-Kaserne“ umbenannt.<br />
Der Professor für Politikwissenschaften<br />
und Oberst der<br />
Reserve Claus Jander sowie die<br />
Historikerin Ruth Möller haben<br />
vor Kurzem ihr ausführliches<br />
Werk vorgelegt, das auf mehr als<br />
530 Seiten mit einer Fülle von<br />
Abbildungen, Grafiken, Reden<br />
und Aufsätzen die Lebensstationen<br />
Lebers nachzeichnet: seine<br />
elsässische Herkunft, die freiwillige<br />
Teilnahme am 1. Weltkrieg,<br />
das Eintreten gegen den<br />
Kapp-Putsch (13. März 1920)<br />
oder die politische Laufbahn bis<br />
hin zur Wahl in den Deutschen<br />
Reichstag. Weiterhin werden die<br />
Hintergründe des politischen<br />
Widerstandskampfes nach der<br />
Machtübernahme Hitlers bis<br />
zum Prozess vor dem so genannten<br />
Volksgerichtshof und schließlich<br />
seine Ermordung in Plötzensee<br />
im Januar 1945 beleuchtet.<br />
Doch dieses Werk ist mehr als<br />
eine herkömmliche Biographie, ist<br />
es doch eine Herzensangelegenheit<br />
der Autoren, die Verdienste Lebers<br />
für die „Idee des Staatsbürgers in<br />
Uniform“ detailliert herauszuarbeiten.<br />
Mittels ausgewählter Beispiele<br />
wird klar, wie sehr Leber<br />
bereits in der Zeit der Weimarer<br />
Republik die Rolle des Soldaten<br />
in einem Pluralen und demokratischen<br />
Staat geprägt hat. Bereits<br />
in den 20er Jahren plädierte er für<br />
das Prinzip des Staatsbürgers in<br />
Uniform und hat damit eine der<br />
Leitprinzipien der späteren <strong>Bundeswehr</strong><br />
entscheidend mit geformt.<br />
Nicht zuletzt sein mutiges Eintreten<br />
als Widerstandskämpfer an der<br />
Seite des Kreisauser Kreises und<br />
der Offiziere um Claus Schenk<br />
Graf von Stauffenberg macht ihn<br />
bis heute zu einem leuchtenden<br />
Vorbild für die Demokratie in der<br />
Bundesrepublik Deutschland.<br />
Seine Frau Annedore führte<br />
nach dem Krieg als Berliner Abgeordnete<br />
und Mitglied des Personalgutachterausschusses<br />
für den<br />
Aufbau der <strong>Bundeswehr</strong> und als<br />
Autorin von Widerstandsbiographien<br />
das politische Erbe weiter.<br />
Lebers Tochter Katharina Christiansen<br />
unterstützte Jander und<br />
Möller durch Überlassung von<br />
Dokumenten.<br />
(eb)<br />
Claus Jander und Ruth Möller:<br />
„Julius Leber – Vordenker<br />
für die Idee des Staatsbürgers<br />
in Uniform“; Luisenbau Verlag;<br />
Berlin 2013; 533 Seiten; 24,80<br />
Euro; ISBN 978-3-9815842-1-9.
10 <strong>aktuell</strong> sport 7. oktober 2013<br />
Dritter Turniersieg<br />
squash. Hauptgefreiter Raphael<br />
Kandra von der Sportfördergruppe<br />
Köln hat bei den Barcelona<br />
Open 2013 sein drittes PSA-<br />
Turnier gewonnen. Der an Position<br />
vier gesetzte Athlet besiegte<br />
im Finale am vorvergangenen<br />
Sonntag den an Nummer zwei<br />
gesetzten Tschechen Jan Koukal<br />
in 3:1 Sätzen. Bereits im Halbfinale<br />
konnte Kandra den topgesetzten<br />
Dänen Kristian Frost<br />
Olesen mit 3:0 schlagen. (mag)<br />
Olympianorm erfüllt<br />
shorttrack. Stabsunteroffizier<br />
(FA) Robert Seifert hat beim<br />
Weltcup-Auftakt in Shanghai<br />
einen großen Schritt in Richtung<br />
Sotschi gemacht. Mit einem achten<br />
Platz über seine Paradestrecke<br />
„500 Meter“ erreichte der<br />
25-jährige Shorttracker direkt<br />
die Qualifikationsnorm des Deutschen<br />
Olympischen Sportbundes<br />
(DOSB) für die Winterspiele<br />
im Feburar. Einen Startplatz für<br />
Sotschi hat Seifert damit jedoch<br />
noch nicht sicher. Der Eislauf-<br />
Weltverband ISU verlangt einen<br />
Platz unter den besten 32 in der<br />
Gesamtwertung nach dem dritten<br />
und vierten Weltcup, wobei<br />
die ersten beiden Veranstaltungen<br />
nicht zählen. „Ein guter Start<br />
in den Weltcup, damit kann ich<br />
sehr zufrieden sein. Das nimmt<br />
erst einmal den Druck und lässt<br />
mich zuversichtlich die nächsten<br />
Rennen angehen“, sagte Seifert.<br />
Die 5000-Meter-Staffel mit Oberfeldwebel<br />
Christoph Milz, den<br />
Stabsunteroffizieren (FA) Seifert,<br />
Hannes Kröger und Hauptgefreiter<br />
Christoph Schubert kamen auf<br />
Platz neun.<br />
(sid)<br />
Sportler ausgezeichnet<br />
Appen. Der Kommandeur<br />
des Landeskommandos Hamburg,<br />
Kapitän zur See Siegfried<br />
Schneider, hat vor kurzem ausgewählte<br />
Athleten der Sportfördergruppe<br />
Appen für ihre Leistungen<br />
geehrt. Was die Soldaten im<br />
letzten Jahr in ihren Sportarten<br />
erreicht hätten, brauche Disziplin,<br />
Talent und den unbedingten<br />
Willen zum Erfolg. „Sie sind Vorbilder<br />
und darauf sind wir stolz.<br />
Sie dienen Deutschland“, drückte<br />
er seine Anerkennung aus. Unter<br />
den Geehrten waren der Olympiasieger<br />
von 2012 im Rudern,<br />
Unteroffizier (FA) Tim Grohmann<br />
und Hockey-WM-Sieger<br />
2013 Hauptgefreiter Felix Reuß.<br />
Doch auch Sportler die weniger<br />
im Rampenlicht stehen, fanden<br />
Anerkennung: Darunter die Wasserball-Nationalspieler<br />
Unteroffizier<br />
(FA) Dennis Eidner und<br />
Unteroffizier (FA) Paul Schüler<br />
oder Beachvolleyballerin Hauptgefreiter<br />
Kira Walkenhorst. (des)<br />
Punktgenau gelandet<br />
Deutsche Fallschirmspringer erfolgreich – Hauptfeldwebel Wiesner gewinnt Gesamt-Weltcup.<br />
von Martin Gärtner<br />
Locarno. Er hat es geschaft:<br />
Hauptfeldwebel Stefan<br />
Wiesner ist Weltcupgesamtsieger<br />
im<br />
Fallschirmzielspringen.<br />
Der<br />
erfahrene Fallschirmspringer<br />
hat sich<br />
die begehrte<br />
T r o p h ä e<br />
durch einen<br />
Sieg beim letzten<br />
von sechs Weltcups im<br />
schweizerischen Locarno gesichert.<br />
Doch auch seine Teamkameraden<br />
zeigten große Leistungen<br />
– insgesamt viermal Gold,<br />
zweimal Silber und eine Bronzemedaille<br />
ersprangen sich die<br />
Fallschirmspringer der Sportfördergruppe<br />
Altenstadt am vorvergangenen<br />
Wochenende.<br />
40 Mannschaften aus insgesamt<br />
18 Nationen traten bei<br />
dem Zielspringwettbewerb an<br />
und lieferten sich ein spannendes<br />
Saisonabschlussfinale, das<br />
auf Grund von Regen bereits<br />
am Sonntagmorgen nach sechs<br />
Runden beendet wurde. Eine<br />
Besonderheit des Eventes waren<br />
die zwei Zielsprünge bei Nacht.<br />
Die Springer aus Altenstadt<br />
gingen gleich mit drei Teams<br />
an den Start – einem reinen<br />
Männerteam einer gemischten<br />
Mannschaft und erstmals<br />
auch mit einer Frauenmannschaft.<br />
Nach einer verpatzten<br />
Anfangsrunde gelang es dem<br />
Männerteam mit Wiesner,<br />
den Oberfeldwebeln Wolfgang<br />
Lehner, Elischa Weber, Raphael<br />
Lautenbacher und Stabsunteroffizier<br />
(FA) Christian<br />
Kautzmann am ersten Wettkampftag<br />
immer bessere Leistungen<br />
abzurufen und diese<br />
noch weiter zu steigern.<br />
I n Ru nde<br />
drei setzte das<br />
Team mit den mehrfachen<br />
Weltmeistern und<br />
Europameistern ein Ausrufezeichen<br />
mit einem Mannschaftsergebnis<br />
von nur einem<br />
Zentimeter Gesamtabweichung<br />
und schob sich am Ende des ersten<br />
Wettkampftages auf Platz<br />
fünf. Und auch die anderen<br />
Athleten zeigten gute Leistungen<br />
und konnten beruhigt in den ersten<br />
Nachtsprung des Wettbewerbes<br />
starten. Dabei ist der Zeilbereich<br />
mit einem Strahler erleuchtet.<br />
In der Dunkelheit würden die<br />
Springer die Höhen anders wahrnehmen<br />
und hätten fast keinen<br />
Wind, erklärt Springerin Oberfeldwebel<br />
Claudia Lutz gegenüber<br />
<strong>aktuell</strong> die Besonderheiten<br />
bei Nacht: „Außerdem sinkt man<br />
viel schneller, weil es kälter ist.“<br />
Am zweiten Wettkampftag<br />
konnten sich die Soldaten<br />
bei guten Wetterverhältnissen<br />
noch steigern und machten<br />
weitere Plätze gut. Das Männerteam<br />
setzte sich nach sechs<br />
Runden sogar an die Spitze des<br />
Feldes und verwies die Konkurenz<br />
aus Tschechien und Frankreich<br />
auf die hinteren Plätze.<br />
Hart am Wind<br />
Als a m<br />
Sonntagmorgen<br />
die<br />
Meteorologen mit<br />
ihren Schlechtwettervorhersagen<br />
recht<br />
behielten und<br />
die Resultate den<br />
sechs Runden<br />
gewertet wurden,<br />
brachen<br />
die Sportsoldaten in einen<br />
Freudentaumel aus Glücksgefühlen<br />
aus.<br />
Das Männerteam gewann<br />
sowohl in der Teamwertung als<br />
auch im seperaten „Day&Night“-<br />
Wettkampf Gold. In der Einzelwertung<br />
belegte Wiesner zudem<br />
mit einem Weltklasseergebnis<br />
von nur einem Zentimeter Abweichung<br />
aus sechs Durchgängen<br />
den Einzelsieg vor seinem Teamkollegen<br />
Lehner, der gleichzeitig<br />
seine erste Einzelplatzierung<br />
bei einem Worldcup im Erwachsenenbereich<br />
erreichte. Beide<br />
Springer zeigten, dass sie auch<br />
bei Nacht den Zielpunkt problemlos<br />
treffen können und<br />
sicherten sich auch in der<br />
„Day&Night“-Wertung Gold<br />
und Silber. Bei den Junioren<br />
gewann Weber Bronze.<br />
Unteroffizier (FA) Lucia<br />
Lippold erreichte bei<br />
den Frauen Platz<br />
sechs.<br />
In der<br />
Weltcupgesamtwertung<br />
reichte es für<br />
das erste Team<br />
der Sportfördergruppe<br />
am<br />
Ende für einen fünften<br />
Platz. Platz eins<br />
ging dabei wie die<br />
Jahre zuvor an die<br />
Springer aus Slowenien,<br />
gefolgt von einem<br />
Militärteam aus Tschechien<br />
und der italienischen Mannschaft.<br />
In der Gesamtwertung<br />
bei den Junioren erreichte<br />
Weber den vierten Platz. Bei<br />
den Frauen erreichte Lippold<br />
eine gute Gesamtplatzierung<br />
im vorderen Drittel des Teilnehmerfeldes.<br />
Die Sensation aber gelang<br />
Wiesner. Der erfahrene Springer<br />
konnte zum ersten Mal in<br />
der Geschichte des Worldcups<br />
den Einzelgesamtsieg<br />
nach Deutschland holen und<br />
stellte damit wieder einmal<br />
sein Ausnahmetalent unter<br />
Beweis. „Für mich geht ein<br />
Traum in Erfüllung“, sagte der<br />
frisch gebackene Weltcupsieger<br />
<strong>aktuell</strong>. Der Gesamtsieg<br />
zeige, dass er das ganze Jahr<br />
über konstante Leistungen<br />
gebracht habe.<br />
Sowohl Wiesner als auch<br />
der Rest des Team blickt nun<br />
gespannt und optimistisch auf<br />
die Militärweltmeisterschaften<br />
im chinesischen Chengdu <strong>vom</strong><br />
14. bis 25. Oktober.<br />
Die Obergefreiten Jurczok und Lorenz ersegeln sich Platz sechs bei der WM vor Marseille.<br />
Marseille. Die Obergefreiten<br />
Victoria Jurczok und Anika<br />
Lorenz haben die erste Weltmeisterschaft<br />
in der neuen olympischen<br />
Segeldisziplin 49er FX als<br />
Sechste beendet. Damit gelang<br />
ihnen das beste deutsche Ergebnis<br />
bei der Titelserie vor Marseille.<br />
Die Berliner Frauen-Crew hatte<br />
das Feld vorvergangene Woche<br />
zum Auftakt sogar angeführt und<br />
den Platz in den Top Ten bis zum<br />
Finale verteidigt. „Wir hatten in<br />
allen Rennen jede Menge Spaß<br />
und sind mit unserem sechsten<br />
Platz total zufrieden“, erklärten<br />
Voller Einsatz: Die obergefreiten Jurczok (r.) und Lorenz (l.).<br />
Foto: <strong>Bundeswehr</strong><br />
Foto: Lars Wehrmann/Whiteout&Glare<br />
die Seglerinnen von der Sportfördergruppe<br />
Appen <strong>aktuell</strong>.<br />
Tina Lutz und Susann Beucke<br />
mussten mit Rang 27 zufrieden<br />
sein. Für Enttäuschung sorgte<br />
auch das Abschneiden der deutschen<br />
49er-Segler, die sich weder<br />
für die Goldflotte noch für das<br />
Medaillenrennen der besten<br />
zehn Teams qualifizierten. Für<br />
die Weltcup-Sieger Unteroffizier<br />
(FA) Erik Heil und Thomas Plößel<br />
hatte die WM mit einem Frühstart<br />
begonnen, bevor eine unverschuldete<br />
Kollision ihre Titelträume<br />
platzen ließ. (tpo/eb)
7. Oktober 2013 Vermischtes <strong>aktuell</strong> 11<br />
Nicht nur für Leseratten<br />
Am 8. Oktober öffnet die Frankfurter Buchmesse ihre Tore – Gastlandland dieses Jahr ist Brasilien.<br />
Vegan für Sportler<br />
Neues von Loriot<br />
Buch. Hanfsamen,<br />
Meca-<br />
Wurzel, Teff<br />
oder die Süßwa<br />
sseralge<br />
Chlorella:<br />
Der Ernährungsplan<br />
des<br />
kanadischen<br />
Triathleten Brendan Brazier<br />
klingt etwas befremdlich. Der<br />
Ironman beschreibt in seinem<br />
neuen Buch „Vegan in Topform“<br />
einen vollkommen neuen Ernährungsweg.<br />
Mit Aussagen wie „Ich<br />
wäre schlanker geblieben, hätte<br />
ich mehr gegessen“ provoziert<br />
er und regt mit nachvollziebaren<br />
Erklärungen zum Denken an.<br />
Grundgedanke seiner „Thrive-<br />
Diät“ ist, dass der Körper durch<br />
falsche Ernährung gestresst wird.<br />
Eine ausgewogene vegane Kost<br />
mit ausreichend Proteinen und<br />
Ballaststoffen führe, so Brazier,<br />
zu einem besseren Körpergefühl,<br />
weniger Stress und besserer Leistung.<br />
Kapitel zu Sport und Ernährung,<br />
zahlreiche Rezepte und ein<br />
Zwölf-Wochen-Ernährungsplan<br />
runden das Buch ab.<br />
So verrückt Braziers Idee auch<br />
klingen mag, regt sie doch zum<br />
Nachdenken und vielleicht einer<br />
Ernährungsumstellung an – ohne<br />
dabei gleich zum Veganer werden<br />
zu müssen. Diese Erfahrung<br />
machte auch Schauspieler Hugh<br />
Jackmann, der das Vorwort zum<br />
Buch geschrieben hat. (mag)<br />
Brendan Brazier: „Vegan in<br />
Topform“; Unimedica Verlag;<br />
2013; 352 Seiten gebunden,<br />
26,00 Euro; ISBN 978-3-<br />
944125-16-9.<br />
informativ: Auf der Frankfurter Buchmesse können Besucher alles Neue der Buchbranche bestaunen.<br />
Ausstellung. Diese Woche ist es<br />
wieder soweit – Frankfurt eröffnet<br />
am Dienstag die Buchmesse<br />
2013. Unter dem Motto „Brasilien<br />
– ein Land voller Stimmen“<br />
bringt der diesjährige Ehrengast<br />
die Vielfalt und Lebendigkeit der<br />
brasilianischen Literatur und Kultur<br />
an den Main. Der Pavillon<br />
präsentiert Literatur zum Anfassen.<br />
Sein Design ist eine Hommage<br />
an das Papier und soll in<br />
Zeiten von E-Books und Digitalisierung<br />
die Besucher in die<br />
sinnliche Welt des Schreibens<br />
und Lesens eintauchen lassen.<br />
Mehr als 150 brasilianische<br />
Verlage stellen ihr <strong>aktuell</strong>es Programm<br />
vor. Autorenlesungen,<br />
Gespräche und vieles mehr sind<br />
den Besuchern eine willkommene<br />
Abwechslung. Und auch außerhalb<br />
des Messegeländes bietet<br />
der Ehrengast in 15 Kultureinrichtungen<br />
der Stadt ein beeindruckendes<br />
Programm mit Ausstellungen,<br />
Musik, Tanz, Film<br />
und Performances.<br />
Besonders im Fokus der diesjährige<br />
Messe steht das Kinderbuch.<br />
Mehr als 1500 Verlage<br />
aus rund 100 Ländern präsentieren<br />
ihre Neuheiten aus dem<br />
Kinder- und Jugendbuchsegment.<br />
Bücher, Merchandising, Apps,<br />
E-Books, Filme und alles rund<br />
um das gedruckte und digitale<br />
Kinderbuch finden sich sowohl in<br />
der Halle 3.0, dem internationalen<br />
„Herzstück“ der Frankfurter<br />
Buchmesse für Kinderbuchmedien,<br />
sondern auch in allen<br />
anderen Hallen und im Außengelände.<br />
Zusätzlich bietet der „Young<br />
Professionals’ Day“ am Messesamstag<br />
Podiumsdiskussionen<br />
und Kurzworkshops über <strong>aktuell</strong>e<br />
Themen für alle, die sich<br />
über eine Karriere in der Buchbranche<br />
informieren wollen.<br />
Danach haben die Teilnehmer die<br />
Möglichkeit, ungezwungen mit<br />
Branchenprofis ins Gespräch zu<br />
kommen und erhalten Karrieretipps<br />
aus erster Hand.<br />
Das Gelände außerhalb der<br />
Messehallen – die Agora – ist ein<br />
Ort zum Entspannen, für spontane<br />
Begegnungen und natürlich<br />
zum Lesen. Hier finden die Besucher<br />
ein Lesezelt, den Walk of<br />
Fame oder die Open Stage mit<br />
regelmäßigen Veranstaltungen.<br />
Die Frankfurter Buchmesse<br />
ist mit über 7300 Ausstellern<br />
aus rund 100 Ländern die<br />
größte Buch- und Medienmesse<br />
der Welt. Darüber hinaus organisiert<br />
sie die Beteiligung deutscher<br />
Verlage an rund 20 internationalen<br />
Buchmessen. (eb)<br />
Während die ersten drei Tage den<br />
Fachbesuchern vorbehalten sind,<br />
steht die Messe dem allgemeinen<br />
Publikum am Samstag von 9 bis<br />
18.30 Uhr und am Sonntag von<br />
9 Uhr bis 17.30 Uhr offen. Die<br />
Tageskarte kostet 17 Euro, das<br />
Wochenendticket 24 Euro.<br />
Mehr Informationen und Tickets<br />
unter www.buchmesse.de.<br />
Foto: Hirth/Frankfurter Buchmesse<br />
B i l d b a n d .<br />
„Ein Leben<br />
oh ne Mops<br />
ist möglich,<br />
aber sinnlos“,<br />
war ein beliebter<br />
Satz von<br />
Loriot – bürgerlich<br />
Bernhard-Viktor<br />
Christoph-Carl von<br />
Bülow oder kurz Vicco von<br />
Bülow. Doch in seinen veröffentlichten<br />
Zeichnungen kommen<br />
die knuddeligen Hunde, die der<br />
Künstler so liebte, nur selten vor.<br />
Nicht so in dem kürzlich erschienenen<br />
Bildband „Loriot Spätlese“<br />
aus dem Nachlass von Bülows.<br />
Es ist das erste Loriot-Buch mit<br />
unveröffentlichten Zeichnungen<br />
seit 30 Jahren und enthällt über<br />
400 Schätze aus dem Nachlass,<br />
die bislang unbekannt waren.<br />
Zusätzlich finden sich frühe Bildergeschichten,<br />
Zeichnungen für<br />
Freunde, nie gesehene Möpse und<br />
die überraschenden Nachtschattengewächse,<br />
die Loriot in den<br />
schlaflosen Stunden seiner letzten<br />
Lebensjahre schuf.<br />
Passend zum Buch findet im<br />
Literaturhaus München bis zum<br />
12. Januar 2014 die Ausstellung<br />
„Spätlese“ statt, in der viele<br />
Exponate aus dem Band sowie<br />
aus dem kürzlich erschienenen<br />
Buch „Gästebuch“, das Fotografien<br />
Loriots zeigt, präsentiert werden.<br />
(eb)<br />
Susanne von Bülow, Peter<br />
Geyer, Oa Krimmel (Hrsg.):<br />
„Loriot – Spätlese“; Diogenes<br />
Verlag; 2013; 368 Seiten gebunden,<br />
<strong>39</strong>,90 Euro; ISBN 978-3-<br />
257-02121-9.<br />
Krieg in Kinderaugen<br />
Buch. Kinder<br />
sehen die<br />
Welt mit anderen<br />
Augen.<br />
U n d w e n n<br />
sie in Afghanistan<br />
leben,<br />
haben sie in<br />
ihrem jungen<br />
Leben häufig schon Unvorstellbares<br />
gesehen und erlebt: Krieg<br />
und Terror, Armut und Not. Doch<br />
wie gehen Kinder damit um, wie<br />
verarbeiten sie das Erlebte?<br />
Der Bonner Publizist Roger<br />
Willemsen beschreibt in seinem<br />
kürzlich erschienenen Buch „Es<br />
war einmal oder nicht“ einfühlsam<br />
die Lebensumstände von<br />
afghanischen Kindern. Dazu<br />
ist er im Herbst 2012 von Kabul<br />
ins Pandschir-Tal nordöstlich der<br />
Hauptstadt gereist.<br />
In zahlreichen Briefen und<br />
mehr als zweihundert Zeichnungen,<br />
die das Buch illustrieren,<br />
berichten die Kinder von<br />
ihren Ängsten und Sorgen. In den<br />
Zeichnungen der meist Siebenbis<br />
Dreizehnjährigen sind „Bärtige“<br />
mit Kalaschnikows zu sehen<br />
sowie Tote und Verwundete, die<br />
Gliedmaßen verloren haben oder<br />
bei Terror- und Luftangriffen<br />
verletzt wurden. Doch auch<br />
Glücksmomente finden Platz: Ein<br />
harmonisches Familienleben, ein<br />
Picknick im Freien und immer<br />
wieder das Leben in und mit der<br />
Natur – Pflanzen und Tiere sind<br />
allgegenwärtig in den Kinderzeichnungen.<br />
„In der Zukunft will ich gerne<br />
helfen, mein Land aus diesen<br />
Schlammasseln herauszuholen“,<br />
schreibt die Achtklässlerin Hadia.<br />
Nadia, Schülerin der zwölften<br />
Klasse, schreibt: „Ich möchte<br />
meinem geliebten Afghanistan<br />
dienen, damit Frieden herrscht<br />
und der Brandherd diese schrecklichen<br />
Krieges gelöscht wird.“<br />
Bleibt zu hoffen, dass der<br />
Bildungshunger der Kinder in<br />
Afghanistan gestillt wird und<br />
sie eines Tages tatsächlich die<br />
Chance bekommen, ihre guten<br />
Vorsätze auch in die Tat umzusetzen.<br />
Einen kleinen Beitrag<br />
dazu will Willemsen selbst leisten:<br />
Autor und Verlag werden<br />
den Erlös aus dem Verkauf des<br />
Buchs an den Afghanischen<br />
Frauenverein weitergeben. Dieser<br />
untersützt soziale Projekte in<br />
dem Land am Hindukusch. (ran)<br />
Roger Willemsen: „Es war einmal<br />
oder nicht – Afghanische<br />
Kinder und ihre Welt“; Fischer<br />
Verlage; 2013; 256 Seiten gebunden,<br />
19,99 Euro; ISBN 978-3-<br />
10-092108-6.<br />
Beschuss in Kunduz<br />
Buch. Pünktlich<br />
zur Frankfurter<br />
Buchmesse<br />
stellt<br />
der Mittler-<br />
Verlag d as<br />
druckfrische<br />
Buch „Feindk<br />
o n t a k t –<br />
Gefechtsberichte aus Afghanistan“<br />
vor.<br />
In dem von drei Stabsoffizieren<br />
herausgegebenen Buch berichten<br />
vorwiegend Soldaten der Fallschirmjägertruppe<br />
aus dem <strong>Bundeswehr</strong>standort<br />
Seedorf in Niedersachsen<br />
über ihre Kampf- und<br />
Kriegserfahrungen in Kunduz.<br />
Sie schildern ihre Erlebnisse bei<br />
größeren Operationen abseits der<br />
Feldlager und berichten von Verwundung,<br />
Tod von Kameraden<br />
und Gefechten gegen die Aufständischen,<br />
Seite an Seite mit afghanischen<br />
Sicherheitskräften und<br />
verbündeten NATO-Truppen. Die<br />
authentische Schilderungen von<br />
Soldaten aller Dienstgradgruppen<br />
gewähren tiefe Einblicke in<br />
den Kriegsalltag in Afghanistan.<br />
Während im ersten Teil des<br />
Buches die Gefechtsberichte und<br />
die damit verbundene Erlebnisse<br />
geschildert werden, kommen im<br />
zweiten Teil militärische Planer<br />
und Spezialisten zu Wort. Sie<br />
ordnen die vorher beschriebenen<br />
Ereignisse in den erweiterten<br />
Kontext der Lage in Nordafghanistan<br />
ein.<br />
(eb)<br />
Sascha Brinkmann, Joachim<br />
Hoppe, Wolfgang Schröder<br />
(Hrsg.): „Feindkontakt –<br />
Gefechtsberichte aus Afghanistan<br />
“; Mittler & Sohn Verlag;<br />
2013; 224 Seiten, 19,95 Euro;<br />
ISBN 978-3-8132-0945-7.
12 <strong>aktuell</strong> VerMischtes 7. Oktober 2013<br />
Ausgewählte<br />
Medienbeiträge<br />
8. Oktober, 20.15 Uhr, ZDF:<br />
Mehr als 50 <strong>Bundeswehr</strong>soldaten<br />
haben in Afghanistan bislang ihr<br />
Leben verloren. Beinahe wöchentlich<br />
kommt es zu Schusswechseln.<br />
Für die Soldaten besteht der Alltag<br />
aus Sprengfallen und Häuserkampf.<br />
Und nie zuvor in der<br />
Geschichte fand ein Krieg vor so<br />
vielen Kameraobjektiven statt. In<br />
der zweiteiligen Dokumentation<br />
„Unser Krieg“ werden viele dieser<br />
Aufnahmen erstmalig öffentlich<br />
gezeigt. Zusammen mit den<br />
bewegenden und zum Teil schonungslosen<br />
Aussagen der Soldaten<br />
entsteht ein eindringliches<br />
Gesamtbild der „Mission Afghanistan“.<br />
Dabei wird die Frage nach<br />
dem Sinn und den Erfolgsaussichten<br />
des Einsatzes auch von den<br />
Beteiligten kontrovers diskutiert.<br />
Der zweite Teil wird am 22. Oktober<br />
um 20.15 Uhr ausgestrahlt.<br />
Youtube-Video der Woche:<br />
Unter dem Motto „Einzeln stark<br />
– gemeinsam stärker“ zeigen die<br />
Soldaten des deutschen Heeres<br />
gemeinsam mit der Streitkräftebasis<br />
ihre Fähigkeiten und<br />
Fertigen bei der diesjährigen<br />
Informationslehrübung Landoperation<br />
in Munster. (eb)<br />
Der Beitrag „Einzeln stark –<br />
gemeinsam stärker“ unter www.<br />
youtube.com/bundeswehr.<br />
Adeliges aus Munster<br />
Psychologiestudentin Victoria Gräfin zu Dohna hospitiert bei der Panzerlehrbrigade 9.<br />
Munster. Beruf und<br />
Berufung – wie dicht<br />
beides im Idealfall beieinander<br />
liegt, hat Victoria<br />
Gräfin zu Dohna gerade<br />
festgestellt. Die Psychologiestudentin<br />
aus<br />
Braunschweig absolviert<br />
zurzeit ein zweimonatiges<br />
Fachpraktikum bei<br />
der Panzerlehrbrigade<br />
9 in Munster. Eingesetzt<br />
wird die 24-Jährige dort<br />
in der Truppenpsychologie.<br />
Ihren Praktikumsplatz<br />
bei der <strong>Bundeswehr</strong><br />
habe sie sich ganz<br />
bewusst ausgesucht, so<br />
die Niedersächsin. Sie<br />
wollte mit Menschen arbeiten,<br />
Beratungsgespräche führen und<br />
vor allem helfen, wo es ihr im<br />
Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
gestattet und möglich ist. „Man<br />
hat mir hier von Anfang an großes<br />
Vertrauen entgegen gebracht“,<br />
freut sich die junge Gräfin. Dazu<br />
gehörte auch, dass sie hinter die<br />
Kulissen der Informationslehrübung<br />
Landoperationen 2013<br />
schauen durfte: „Vor allem beim<br />
Gefechtsschießen Operation verbundene<br />
Kräfte habe ich eine<br />
Vorstellung davon bekommen,<br />
was Soldaten im Einsatz überhaupt<br />
leisten.“<br />
Für sie steht daher fest, dass<br />
sie sich, wenn sie nächstes Jahr<br />
ihren Masterstudiengang beendet<br />
hat, als Truppenpsychologin<br />
bewerben wird. Übrigens,<br />
eine Karriere beim Militär ist in<br />
ihrer Familie gar nicht so unüblich.<br />
Ihr Vater Ludwig hat schon<br />
in Munster gedient. Und nicht<br />
nur er. Ihr Großvater, der inzwischen<br />
99-jährige Oberstleutnant<br />
a.D. Bernhard Graf zu Dohna,<br />
war Kommandeur beim Panzerlehrbataillon<br />
94 in Munster,<br />
welches jedoch im Zuge früherer<br />
<strong>Bundeswehr</strong>reformen aufgelöst<br />
wurde.<br />
(cos)<br />
Foto: Wilke/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />
Mein klarer Verstand.<br />
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen<br />
am meisten?<br />
Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Freundlichkeit.<br />
Wie können Sie am besten entspannen?<br />
Nach ausgiebigem Sport an der frischen Luft.<br />
Welche natürlich Gabe möchten Sie besitzen?<br />
Ein fotografisches Gedächtnis<br />
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />
Zu Milchkaffee.<br />
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?<br />
Spontanität und Humor.<br />
Was mögen Sie an sich selbst nicht?<br />
Meine Ungeduld.<br />
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />
Samuel Koch, der seit seinem Unfall bei „Wetten, dass...“ gelähmt ist.<br />
Was können Sie besonders gut kochen?<br />
Gefüllte Paprika mit Spezialfüllung.<br />
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />
Der einflussreiche Denker Sigmund Freud und die Widerstandskämpfer<br />
in der NS-Zeit<br />
Was können Sie überhaupt nicht leiden?<br />
Verregnete, kalte Tage.<br />
Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />
Don’t worry, be happy.