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Analyse der vertikalen PV-Struktur extratropischer Zyklonen - CCES

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<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-<strong>Struktur</strong><br />

<strong>extratropischer</strong> <strong>Zyklonen</strong><br />

Bachelorarbeit am<br />

Institut für Atmosphäre und Klima <strong>der</strong> ETH Zürich<br />

Natalie Fischer<br />

Betreuer: Prof. Dr. Heini Wernli<br />

Juni 2013


Die Abbildung auf <strong>der</strong> Titelseite aus Wernli et al. (2002) zeigt die 2 <strong>PV</strong>U Isofläche des<br />

Wintersturms Lothar am 26. Dezember um 06 UTC. Die Fläche ist mit den Werten <strong>der</strong><br />

potentiellen Temperatur koloriert.


Zusammenfassung<br />

Extratropische <strong>Zyklonen</strong> haben einen grossen Einfluss auf das Wetter und Klima in den<br />

mittleren Breiten. Intensive extratropische <strong>Zyklonen</strong> können im Zusammenhang mit ihren<br />

starken Winden und intensiven Nie<strong>der</strong>schlägen Schäden in Milliardenhöhe verursachen<br />

und viele Menschenleben for<strong>der</strong>n.<br />

Die Entwicklung einer Zyklone kann mithilfe <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des <strong>vertikalen</strong> Profils <strong>der</strong><br />

potentiellen Vorticity (<strong>PV</strong>) untersucht werden. Aufgrund <strong>der</strong> Stärke und Anordnung <strong>der</strong><br />

<strong>PV</strong>-Anomalien kann auf die Intensität des Sturmes geschlossen werden.<br />

Nehmen die <strong>PV</strong>-Werte in einer <strong>vertikalen</strong> Säule durch die Troposphäre durchgehend anomal<br />

hohe Werte ein (> 1 <strong>PV</strong>U), spricht man von einem ’<strong>PV</strong> tower’. Die <strong>Struktur</strong> dieses<br />

’Turmes’ setzt sich aus 3 unterschiedlichen Anomalien zusammen: eine stratosphärische<br />

Intrusion, eine in <strong>der</strong> unteren Troposphäre diabatisch gebildeten <strong>PV</strong>-Anomalie und eine<br />

warme Oberflächenanomalie <strong>der</strong> potentiellen Temperatur Θ, die einer positiven <strong>PV</strong><br />

Anomalie entspricht.<br />

Diese Arbeit analysiert und vergleicht die <strong>PV</strong>-Profile fünf unterschiedlicher <strong>extratropischer</strong><br />

<strong>Zyklonen</strong>. Die für die <strong>Analyse</strong> dieser Arbeit gewählten Stürme, Daria (1990),<br />

Lothar (1999), Quimburga (2004), Kyrill (2007) und Xynthia (2010), zeigten alle starke<br />

Intensivierungen auf und verursachten zahlreiche Schäden in Europa. Als Datengrundlage<br />

dienten ERA-Interim Daten des ECMWF, die 6-stündlich mit einer horizontalen<br />

Auflösung von 1° × 1° vorliegen. Die <strong>PV</strong>-Profile wurden in einem Umkreis mit einem<br />

Radius von 200 km um das <strong>Zyklonen</strong>zentrum berechnet. Dies jeweils in einem Zeitraum<br />

von 24 Stunden mit 6-stündlichen Zeitschritten.<br />

Die vertikale <strong>PV</strong>-<strong>Struktur</strong> ist bei allen fünf Stürmen vergleichbar; es zeigt sich eine Zunahme<br />

<strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Werte durchgehend durch die ganze Troposphäre und eine Senkung <strong>der</strong><br />

Tropopause. Die Ausprägung und vertikale Anordnung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalien ist ausschlaggebend<br />

für die Intensität <strong>der</strong> Stürme. Beson<strong>der</strong>s wichtig sind die diabatischen Prozesse<br />

in <strong>der</strong> unteren Troposphäre, welche die tiefen <strong>PV</strong>-Anomalien erzeugen. Es zeigte sich<br />

in allen fünf Stürmen eine ausgeprägte <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre mit<br />

einem Maxiumum von ca. 1.8 <strong>PV</strong>U, welche die Wichtigkeit <strong>der</strong> diabatischen Prozesse in<br />

intensiven Stürmen mit rapiden Intensivierungen bestätigt.<br />

Um die Aussagekraft <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile zu untersuchen, wurden ausgewählte Profile und<br />

ganze Profilentwicklungen mit Abbildungen aus dem IWAL und mit früheren Studien<br />

(für die Stürme Lothar und Kyrill) verglichen. Obwohl es viele Parallelen in den Resultaten<br />

gab, zeigte sich, dass es durch den Gebrauch von verschiedenen Daten und Methoden<br />

schnell zu unterschiedlichen Resultaten kommen kann.<br />

i


Abstract<br />

Extratropical cyclones exert a strong influence on the weather and climate of middle<br />

and hight-latitude regions. They can have large socioeconomic impacts associated with<br />

their strong wind and heavy precipitation events.<br />

The development of a cyclone can be analysed with a so called ’<strong>PV</strong>-tower analysis’. The<br />

intensity of a storm can be discussed by looking at the change of the <strong>PV</strong> values. If the<br />

<strong>PV</strong> values are higher than 1 <strong>PV</strong>U throughout the whole troposphere, the structure is<br />

referred to as a <strong>PV</strong> tower. The <strong>PV</strong> tower consists of three distinct positive <strong>PV</strong> anomalies:<br />

An upper-level stratospheric intrusion, a low-tropospheric diabatically produced <strong>PV</strong><br />

anomaly and a warm surface anomaly of potential temperature Θ that corresponds to a<br />

positive <strong>PV</strong> anomaly.<br />

This bachelor thesis analysed the <strong>PV</strong> profile of five different winterstorms and compared<br />

them with each other. The five cyclone cases selected, Daria (1990), Lothar (1999),<br />

Quimburga (2004), Kyrill (2007) and Xynthia (2010), all showed strong intensification<br />

and led to severe damage in Europe. This thesis is based on the ECMWF ERA-Interim<br />

dataset, that are available every six hours with a horizontal resolution of 1° × 1° on<br />

several vertical levels.<br />

The vertical <strong>PV</strong> structures of the storms were similar: they showed a increase of the <strong>PV</strong><br />

value throughout the whole troposphere and a lowering of the dynamical tropopause.<br />

The strenght and the location of the <strong>PV</strong> anomalies determines the intensification of the<br />

storms. Essential for the production of low-level <strong>PV</strong> anomalies are the diabatic processes.<br />

All five storms showed a pronounced low-tropospheric <strong>PV</strong> anomaly of approximately 1.8<br />

<strong>PV</strong>U; this confirmed the importance of diabatic processes for rapid storm intensifications.<br />

Further, the results of the <strong>PV</strong> tower analysis were compared with figures from the IWAL<br />

and earlier studies from the literature on the storms Lothar and Kyrill. Although there<br />

were many similarities in the results, it was found that by the use of different data and<br />

methods the results can vary.<br />

iii


Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung<br />

Abstract<br />

i<br />

iii<br />

1. Einleitung 1<br />

1.1. Wahl <strong>der</strong> Stürme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

1.2. Motivation, Fragestellung und Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2. Theoretische Grundlagen 5<br />

2.1. Extratropische <strong>Zyklonen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.1. Zugbahn einer Zyklone (Sturmtrack) . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2. Potentielle Vorticity (<strong>PV</strong>) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2.1. <strong>PV</strong>-Anomalie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.2.2. <strong>PV</strong>-Tower . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

3. Daten und Methoden 11<br />

3.1. Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3.2. Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3.3. IWAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

4. Resultate und Diskussion 13<br />

4.1. Druckentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

4.2. <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

4.3. Vergleich mit Grafiken aus dem IWAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

4.4. Vergleich mit früheren Studien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

4.4.1. Lothar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

4.4.2. Kyrill . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

4.5. Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

A. <strong>PV</strong>-Profile mit 3 Zeitschritten für den Vergleich 33<br />

B. Kyrill I und II in den IWAL Grafiken 34<br />

C. Tracking des Sturms Kyrill 35<br />

Literatur 37<br />

v


Abbildungsverzeichnis<br />

2.1. Norwegisches <strong>Zyklonen</strong>modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2. Sturmtracks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

3.1. Beispielsbild IWAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

4.1. Druckentwicklung Kyrill . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

4.2. Druckentwicklung <strong>der</strong> untersuchten Stürme . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

4.3. <strong>PV</strong>-Profil Daria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

4.4. <strong>PV</strong>-Profil Lothar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

4.5. <strong>PV</strong>-Profil Quimburga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

4.6. <strong>PV</strong>-Profil Kyrill . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

4.7. <strong>PV</strong>-Profil Xynthia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

4.8. <strong>PV</strong>-Profile mit 5 Zeitschritten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

4.9. Abbildungen aus dem IWAL des Sturms Lothar . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

4.10. <strong>PV</strong>-Profil Xynthia mit zusätzlichem Zeitschritt . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

4.11. Vertikaler Querschnitt <strong>der</strong> <strong>PV</strong>/relativen Feuchte . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

4.12. Entwicklung des minimalen Druckes Lothar’s . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

4.13. △<strong>PV</strong>-Profil unterschiedlich starker <strong>Zyklonen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Tabellenverzeichnis<br />

1.1. Betroffene Län<strong>der</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

4.1. Zuordnung <strong>der</strong> Farbe <strong>der</strong> Profilkurven zu den jeweiligen Zeitschritten. . . 15<br />

4.2. Ausschnitt aus dem Tracking des Sturms Kyrill . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

vi


Abkürzungen<br />

Folgende Abkürzungen werden in <strong>der</strong> Arbeit gebraucht:<br />

Englisch<br />

Deutsch<br />

ECMWF European Centre for Medium Europäisches Zentrum für mittelfristige<br />

Range Weather Forecasts Wettervorhersage<br />

ERA ECMWF ReAnalysis Reanalyse des ECMWF<br />

<strong>PV</strong> potential vorticity potentielle Vorticity<br />

<strong>PV</strong>U potential vorticity unit Einheit <strong>der</strong> potentiellen Vorticity<br />

SLP sea level pressure Druck auf Meereshöhe<br />

UTC Coordinated Universal Time koordinierte Weltzeit<br />

vii


viii


1 EINLEITUNG<br />

1. Einleitung<br />

Winterstürme in den mittleren Breiten weisen ein grosses Zerstörungspotential auf. Sie<br />

zählen zu den grössten Naturgefahren und können grosse Schäden von mehreren Milliarden<br />

Franken verursachen und auch Menschenleben gefährden.<br />

Aus diesem Grund ist das Verständnis für die Entstehung und Entwicklung eines Sturmes<br />

und die dazugehörigen Prozesse von grosser Wichtigkeit. Beson<strong>der</strong>s auch für eine<br />

rechtzeitige und verlässliche Vorhersage des Sturmes.<br />

1.1. Wahl <strong>der</strong> Stürme<br />

Die in dieser Arbeit betrachteten Stürme wurden aus <strong>der</strong> Liste des IMILAST (Intercomparison<br />

of midlatitude storm diagnostics) ausgewählt 1 . In jener Liste befinden<br />

sich 22 verschiedene Stürme <strong>der</strong> mittleren Breiten aus den Jahren 1990 bis 2012. In<br />

dieser Arbeit werden fünf Winterstürme analysiert, die in einem Zeitraum von 20 Jahren<br />

auftraten (1990 bis 2010). Bei <strong>der</strong> Auswahl wurde darauf geachtet, dass zwischen den<br />

Stürmen mindestens drei Jahre liegen, um unterschiedliche meteorologische Bedingungen<br />

zu garantieren. Des Weiteren war die Stärke des Sturmes und die Auswirkungen auf die<br />

Umwelt ausschlaggebend für die Wahl.<br />

Nach Betrachtung <strong>der</strong> genannten Punkte wurden folgende Stürme gewählt:<br />

•Daria 25-01-1990 Germany+ 19-01-90 00UTC - 28-01-90 18UTC<br />

•Lothar 26-12-1999 France+.. 20-12-99 00UTC - 29-12-99 18UTC<br />

•Quimburga 19-11-2004 Slovakia+ 13-11-04 00UTC - 22-11-04 18UTC<br />

•Kyrill 18-01-2007 Germany+ 12-01-07 00UTC - 21-01-07 18UTC<br />

•Xynthia 28-02-2010 France+ 23-02-10 00UTC - 04-02-10 18UTC<br />

Das Datum in <strong>der</strong> zweiten Spalte repräsentiert den Tag, an welchem <strong>der</strong> jeweilige<br />

Sturm seine maximale Intensität erreicht hat. Die letzte Spalte enthält die Zeitperiode,<br />

in welcher <strong>der</strong> Sturm erfasst werden konnte (Tracking; siehe Abb.2.2). Der Sturm war<br />

nicht zwingend in <strong>der</strong> gesamten angegebenen Zeitperiode identifizierbar; an<strong>der</strong>erseits<br />

kann die Lebenszeit des Sturmes auch über diese Zeitperiode hinausgehen. Die 3. Spalte<br />

zeigt die von den Stürmen betroffenen Län<strong>der</strong>. Hierzu in Tabelle 1.1 eine ausführlichere<br />

Auflistung 2 .<br />

Nun werden im folgenden Abschnitt einige Fakten und Zahlen zu den gewählten Stürmen<br />

vorgestellt.<br />

Der Sturm Kyrill überquerte Europa mit katastrophalen Wettererscheinungen und verheerenden<br />

Folgen. In einer Broschüre 3 des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden<br />

1 http://www.proclim.ch/imilast/intercomparison.html; letzter Zugriff am 01. Juni 2013.<br />

2 http://www.speedwellweather.com/Pages/Others/EuWindstormSupport.aspx; letzter Zugriff am 01.<br />

Juni 2013.<br />

3 DWD, 2007: Der Orkan Kyrill - Ein Menetekel <strong>der</strong> Klimaän<strong>der</strong>ung? Faltblatt des DWD.<br />

1


1.1 Wahl <strong>der</strong> Stürme 1 EINLEITUNG<br />

Daria<br />

Lothar<br />

Quimburga<br />

Kyrill<br />

Xynthia<br />

GB, Frankreich, Belgien, Nie<strong>der</strong>lande, Luxemburg, Deutschland<br />

Frankreich, Schweiz, Deutschland, Österreich<br />

GB, Belgien, Nie<strong>der</strong>lande, Deutschland<br />

Irland, Frankreich, Nie<strong>der</strong>lande, Deutschland, GB, Belgien, Österreich<br />

Belgien, Dänemark, Frankreich, England, Deutschland, Polen, Portugal,<br />

Spanien, Schweden, GB<br />

Tabelle 1.1: Betroffene Län<strong>der</strong><br />

hierzu einige Zahlen genannt. Kyrill wütete über den europäischen Kontinent mit Windgeschwindigkeiten<br />

über 100 km/h im Flachland und mit über 200 km/h im Bergland. Er<br />

kam mit starken Nie<strong>der</strong>schlägen von bis zu 90 l/m 2 einher, for<strong>der</strong>te 39 Todesopfer und<br />

verursachte Schäden von 5-7 Milliarden Euro in Europa. Das ungewöhnliche an Kyrill<br />

im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Stürmen mit ähnlich starken Winden und Nie<strong>der</strong>schlägen war,<br />

dass in ganz Deutschland flächendeckend sehr hohe Windgeschwindigkeiten auftraten<br />

und er so viel zerstörerischer auf sein Umfeld wirken konnte.<br />

Der Sturm Lothar war ähnlich zerstörerisch. Lothar zog unter rascher Vertiefung und<br />

Intensivierung über Nordfrankreich hinweg und bewegte sich weiter über Deutschland<br />

bis nach Ostsachsen. In einem Bericht des DWD 4 wird vermerkt, dass die stärksten und<br />

zerstörerischsten Winde nicht im Kernbereich lagen, son<strong>der</strong>n hinter <strong>der</strong> Okklusionsfront<br />

auf <strong>der</strong> Südseite des minimalen Bodendruckes. Dabei trafen die Winde weite Teile Frankreichs,<br />

<strong>der</strong> Schweiz und Süddeutschlands. Lothar war für die Schweiz das Naturereignis<br />

mit den bisher grössten Schäden. Durch die starken Winde entstand in den Wäl<strong>der</strong>n<br />

Frankreichs 115 × 10 6 m 3 Sturmholz (dies entspricht 268 % <strong>der</strong> jährlichen Rodung), in<br />

Deutschland 27 × 10 6 m 3 (69%) und in <strong>der</strong> Schweiz 12.8 × 10 6 m 3 (280%) (Wernli et al.,<br />

2002). Auch <strong>der</strong> Sturm Lothar for<strong>der</strong>te mehrere Todesopfer und die Schäden beliefen<br />

sich in <strong>der</strong> Schweiz auf ca. 1.8 Milliarden Franken. Im Flachland wurden Windspitzen<br />

zwischen 140 und 170 km/h erreicht, in den Bergen bis zu 250 km/h (Steininger et al.,<br />

2004).<br />

Der Sturm Xynthia wies ebenfalls starke Böen auf, die viele Schäden verursachten, und<br />

for<strong>der</strong>te über 60 Menschenleben. Das Beson<strong>der</strong>e an Xynthia im Vergleich mit an<strong>der</strong>en<br />

Stürmen war ihre aussergewöhnliche Zugbahn 5 . Xynthia zog nicht mit einer sonst üblichen<br />

Westströmung nach Mitteleuropa, son<strong>der</strong>n bewegte sich von Südwesten her nach<br />

Deutschland. Während die Stürme Lothar und Kyrill ein grosses Gebiet abdeckten, beschränkte<br />

sich das Windfeld <strong>der</strong> Zyklone Xynthia auf wenige 100 km Breite 6 .<br />

Der Sturm Quimburga hinterliess nach seinem Durchzug viele Schäden. In einer Fallstudie<br />

des ZAMG 7 (Zentralinstitut für Meteorologie und Geodynamik; meteorologische<br />

und geophysikalische Dienst Österreichs) wird darüber berichtet. Die Kaltfront zog von<br />

Nordwesten her über Europa und kam mit starken Nie<strong>der</strong>schlägen einher. Der Sturm<br />

4 Orkantief ’Lothar’ vom 26.12.1999, Bericht des DWD.<br />

5 Dr. Peter Bissolli, 2010: Orkansturm Xynthia über Südwest- und Westeuropa, Bericht des DWD.<br />

6 http://www.unwetterzentrale.de/uwz/551.html; letzter Zugriff am 01. Juni 2013.<br />

7 http://www.zamg.ac.at/eumetrain/EUMeTrain2006/Tatra/intro.htm; letzter Zugriff am 01. Juni<br />

2013.<br />

2


1.2 Motivation, Fragestellung und Ziele 1 EINLEITUNG<br />

fegte mit hohen Windgeschwindigkeiten bis zu 170 km/h zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen<br />

Intensität entlang <strong>der</strong> Lee Seite des Tatra Gebirges, dabei wurde eine Fläche von<br />

annähernd 10’000 km 2 des Fichtenwaldes des Tatra-Nationalparks zerstört. Dadurch<br />

wurden viele Strassen blockiert, Gebäude zerstört und auch Quimburga for<strong>der</strong>te einige<br />

Menschenleben.<br />

Der Sturm Daria wurde bekannt unter dem Namen ’The Burns Day storm’. In <strong>der</strong><br />

Studie von McCallum (1990) wird berichtet wie <strong>der</strong> Sturm am Geburtstag des Dichters<br />

Robert Burns über dessen Geburtsort Ayrshire zog; daher <strong>der</strong> Name ’The Burns Day<br />

storm’. Dieser Sturm erreichte von den fünf gewählten Stürmen den tiefsten Druck mit<br />

949.5 hPa. McCallum nannte in seiner Arbeit eine maximale Böengeschwindigkeit bis zu<br />

172 km/h (93 kn) und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 km/h (65 kn). Über<br />

einem weiten Bereich Südenglands wurden mehrere Böenspitzen von 167 km/h (90 kn)<br />

gemessen. Die BBC berichtete 8 : Der Sturm Daria for<strong>der</strong>te etwa 100 Menschenleben,<br />

davon 47 auf den Britischen Inseln.<br />

1.2. Motivation, Fragestellung und Ziele<br />

Das Verständnis <strong>der</strong> Dynamik und <strong>Struktur</strong> einer Zyklone ist wesentlich für eine zuverlässige<br />

Wettervorhersage (Campa und Wernli, 2012). Viele verschiedene Charakteristiken<br />

<strong>der</strong> <strong>Zyklonen</strong> wurden bereits analysiert (z.B Grösse, Intensität, Aktivität, Windstärken,<br />

Nie<strong>der</strong>schlag und Wolkenstruktur). Es gibt eine Vielzahl an Studien die sich mit <strong>Zyklonen</strong><br />

und ihren Eigenschaften beschäftigen (z.B. Browning 1997, Rossa et al. 2000, Field<br />

and Wood 2007).<br />

Die <strong>Struktur</strong> <strong>der</strong> potentiellen Vorticity wurde dahingegen erst wenig berücksichtigt. Zum<br />

ersten Mal wurde die vertikale <strong>PV</strong>-<strong>Struktur</strong> in den Studien von Rossa et al. (2000) und<br />

Wang und Rogers (2001) präsentiert. Rossa et al. haben sich mit <strong>der</strong> Entstehung und<br />

dem darauf folgenden Zerfall eines ’<strong>PV</strong> towers’ (siehe Kapitel 2.2.2) beschäftigt, während<br />

Wang und Rogers die explosive Zyklogenese studiert haben, mit dem Augenmerk<br />

auf <strong>der</strong> <strong>Zyklonen</strong>struktur und ihrer Entwicklung.<br />

Das Ziel dieser Arbeit ist einen Einblick in die Forschung <strong>der</strong> Atmosphärendynamik<br />

zu erhalten; vor allem im Bereich <strong>der</strong> extratropischen <strong>Zyklonen</strong>. Die Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-<strong>Struktur</strong> soll mithilfe einer ’<strong>PV</strong> tower’ <strong>Analyse</strong> untersucht und besser verstanden<br />

werden.<br />

Mit <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profilen fünf verschiedener Stürme sollen folgende Fragen beantwortet<br />

werden:<br />

- Wie verän<strong>der</strong>t sich das <strong>PV</strong>-Profil im Laufe <strong>der</strong> Entwicklung?<br />

- Gibt es auffällige Unterschiede in den <strong>PV</strong>-Profilen <strong>der</strong> fünf gewählten Stürme?<br />

8 http://news.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/january/25/newsid_3420000/3420797.stm; letzter<br />

Zugriff am 01. Juni 2013.<br />

3


1.2 Motivation, Fragestellung und Ziele 1 EINLEITUNG<br />

4


2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

2. Theoretische Grundlagen<br />

Dieses Kapitel gibt einen kurzen Einblick in extratropische <strong>Zyklonen</strong>, erläutert den Begriff<br />

<strong>der</strong> potentiellen Vorticity und erklärt, was man unter einem sogenannten ’<strong>PV</strong>-Tower’<br />

versteht.<br />

2.1. Extratropische <strong>Zyklonen</strong><br />

Einer <strong>der</strong> wichtigen meteorologischen Parameter, <strong>der</strong> zur Entstehung einer extratropischen<br />

Zyklone beiträgt und diese weiter Richtung Mitteleuropa antreibt, ist <strong>der</strong> starke<br />

meridionale Temperaturgradient in <strong>der</strong> Troposphäre zwischen den warmen Subtropen<br />

und den kalten polaren Gebieten (Polarfront). Aus diesem Temperaturgradienten entwickelt<br />

sich ein starker, nach Mitteleuropa gerichteter Jetstream in <strong>der</strong> oberen Troposphäre<br />

(Wernli et al., 2002). Eine Konsequenz des Temperaturgradienten ist <strong>der</strong> polwärts gerichtete<br />

Energietransfer (Field and Wood, 2007). Weitere wichtige Parameter sind einerseits<br />

eine starke Divergenz im linken Auszugsgebiet des Jets in <strong>der</strong> oberen Troposphäre, die<br />

zu einer raschen Entwicklung des Tiefs führt (Uccellini and Johnson, 1997; Baehr et al.,<br />

1999), wie auch das Einfliessen von trockener Luft aus <strong>der</strong> oberen Troposphäre nahe<br />

<strong>der</strong> Tropopause (Browning, 1997) und die Inklusion von anomal warmer und feuchter<br />

Luftmassen in den Warmluftsektor des Tiefs (Chang et al., 1984). Pinto et al. (2009)<br />

zeigten, dass eine starke Intensivierung meist im Zusammenhang mit dem Auftreten von<br />

extremen Werten <strong>der</strong> genannten Parameter nahe des Kerns <strong>der</strong> Zyklone steht. Defant et<br />

al. (1924) zeigten das diese Bedingungen häufig während <strong>der</strong> positiven Phasen <strong>der</strong> Nordatlantischen<br />

Zirkulation (NAO) auftraten. Diese positive Phase <strong>der</strong> NAO ist mit einem<br />

anomal starken Islandtief und einem ebenfalls starken Azorenhoch verbunden (Hurrell,<br />

1995).<br />

Der starke Einfluss <strong>der</strong> extratropischen <strong>Zyklonen</strong> auf das Wetter und Klima <strong>der</strong> mittleren<br />

Breiten führte zu einem extensiven Studium dieser Systeme. Folglich entstand eine<br />

Vielzahl an Arbeiten und Studien über die Entwicklung extratropischen <strong>Zyklonen</strong> und<br />

ihre verschiedenen Charakteristiken. Ein erstes Modell <strong>der</strong> Enstehung und Entwicklung<br />

einer Zyklone entstand aus den Arbeiten <strong>der</strong> norwegischen Meteorologen J. Bjerknes<br />

(1919), T. Bergeron und H. Solberg. Dieses berühmte norwegische <strong>Zyklonen</strong>modell (Abb.<br />

2.1) skizziert den Lebenszyklus einer Zyklone in den mittleren Breiten: Im Stadium I<br />

bildet sich eine anfänglich kleine Störung an <strong>der</strong> Polarfront aus. Diese Störung bewegt<br />

sich im Laufe <strong>der</strong> Entwicklung in Richtung Osten. Es bildet sich ein anfangs noch wenig<br />

ausgeprägter Wirbel aus und warme Luftmassen östlich des sich bildenden <strong>Zyklonen</strong>zentrums<br />

strömen nordwärts; westlich davon strömt kalte Luft nach Süden. Diese zwei<br />

unterschiedlichen Luftmassen bilden Fronten aus; die Kalt- und die Warmfront. Der Bereich<br />

zwischen diesen zwei Fronten wird Warmsektor genannt (Stadium II). Im Laufe<br />

<strong>der</strong> weiteren Entwicklung nimmt <strong>der</strong> Druck im Zentrum <strong>der</strong> Zyklone stark ab, während<br />

sich <strong>der</strong> Warmsektor stetig verkleinert, da die Kaltfront schneller als die Warmfront um<br />

die Zyklone rotiert (Stadium III). Im letzten Stadium (IV) wird die Warmfront am Boden<br />

von <strong>der</strong> Kaltfront eingeholt und vollständig vom Boden abgehoben; es bildet sich<br />

eine Okklusionsfront (Schultz and Wernli, 2001). Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Okklusion ist das<br />

5


2.1 Extratropische <strong>Zyklonen</strong> 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Tiefdruckgebiet am intensivsten. Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Entwicklung beginnt sich die<br />

Zyklone aufzulösen.<br />

Abbildung 2.1: Das norwegische Modell <strong>der</strong> <strong>Zyklonen</strong>entwicklung. Die Abbildung zeigt die 4<br />

aufeinan<strong>der</strong>folgenden Stadien in <strong>der</strong> Entwicklung einer extratropischen Zyklone. (Oben) Idealisierte<br />

Fronten und Isobaren, grau unterlegt sind die Gebiete des Nie<strong>der</strong>schlags. (Unten) Isotherme<br />

(schwarz) und <strong>der</strong> Luftfluss (Pfeile). Die rote Pfeile zeigen den Fluss in den Warmsektor,<br />

die blauen den Fluss in den Kaltsektor. Der rote Punkt markiert das Zentrum <strong>der</strong> Zyklone.<br />

Abbildung entnommen aus ’Atmospheric Science (Second Edition)’ von Wallace und Hobbs<br />

(2006).<br />

Beschäftigte man sich zu Beginn <strong>der</strong> Forschung <strong>der</strong> extratropischen <strong>Zyklonen</strong> noch mit<br />

zweidimensionalen Modellen, wurden im Laufe <strong>der</strong> Zeit viele verschiedene Parameter im<br />

dreidimensionalen Raum untersucht und im heutigen Standpunkt <strong>der</strong> Forschung werden<br />

allmählich Studien über extratropische <strong>Zyklonen</strong> im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Klimaän<strong>der</strong>ung<br />

veröffentlicht. Ulbrich et al. (2009) beispielsweise berichtet über das aktuelle<br />

Wissen möglicher Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> extratropischen <strong>Zyklonen</strong> im Zusammenhang mit den<br />

anthropogen verursachten Klimaän<strong>der</strong>ungen. Bislang gibt es wenige Studien, die sich mit<br />

dem Klimawandel und <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Stürme im zukünftigen Klima beschäftigen.<br />

Die Studien sind sich oft nicht einig, selbst wenn mit den gleichen Daten gearbeitet<br />

wird. Ein Grund dafür sind unterschiedliche Ansätze (bspw. für die Identifizierung o<strong>der</strong><br />

das Tracking <strong>der</strong> <strong>Zyklonen</strong>), die für diese Studien gebraucht werden. Des Weiteren sind<br />

<strong>Zyklonen</strong> sehr komplexe dreidimensionale Gebilde <strong>der</strong> atmosphärischen Zirkulation mit<br />

verschiedenen physikalischen Aspekten, die nicht mit einer simplen Annäherung erfasst<br />

werden können (Ulbrich et al., 2009).<br />

6


2.2 Potentielle Vorticity (<strong>PV</strong>) 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

2.1.1. Zugbahn einer Zyklone (Sturmtrack)<br />

Mithilfe des minimalen Druckes im <strong>Zyklonen</strong>zentrum kann die räumliche Bahn <strong>der</strong> Stürme<br />

aufgezeigt werden. Diese sogenannten Sturmtracks werden mit einem Tracking- Algorithmus<br />

erhalten, <strong>der</strong> aus einem SLP-Feld die Minima ermittelt (Campa and Wernli,<br />

2012). In Abbildung 2.2 sind die Zugbahnen <strong>der</strong> gewählten Stürme ersichtlich (siehe<br />

dazu Kapitel 3.2)<br />

Abbildung 2.2: Zugbahnen <strong>der</strong> Stürme Daria (hellgrün), Kyrill (magenta), Lothar (blau),<br />

Quimburga (rot) und Xynthia (türkis).<br />

2.2. Potentielle Vorticity (<strong>PV</strong>)<br />

Die potentielle Vorticity hat sich als Schlüsselgrösse <strong>der</strong> Atmosphärendynamik entwickelt.<br />

Seit <strong>der</strong> bahnbrechenden Arbeit von Hoskins et al. (1985) haben sich immer häufiger<br />

Studien mit <strong>der</strong> potentiellen Vorticity beschäftigt um extratropische <strong>Zyklonen</strong> besser<br />

zu verstehen. Whitaker et. al. (1988) haben sich beispielsweise mit <strong>der</strong> schnellen Entwicklungsphase<br />

einer Zyklone beschäftigt und dabei die <strong>PV</strong> - Perspektive benutzt.<br />

Die Definition <strong>der</strong> <strong>PV</strong> lautet (in kartesischen Koordinaten; Ertel 1942):<br />

P = 1 ρ−→ η · −→<br />

∇p Θ (1)<br />

wobei ρ die Dichte, Θ die potentielle Temperatur, −→ η = −→ ∇ p × −→ v + 2 −→ Ω den Vektor <strong>der</strong><br />

absoluten Vorticity und Ω die Erdrotation darstellen.<br />

Folgende Eigenschaften machen die potentielle Vorticity eine für die atmosphärischen<br />

Wissenschaften attraktive und aussagekräftige Grösse:<br />

1. In einer adiabatischen und reibungsfreien Strömung ist <strong>PV</strong> eine materielle Erhaltungsgrösse,<br />

d.h. <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert eines Luftpakets bleibt unverän<strong>der</strong>t, unabhängig<br />

davon, wohin es sich bewegt (z.B. Hoskins et al. 1985).<br />

2. Ist die <strong>PV</strong>-Verteilung <strong>der</strong> Atmosphäre und die Verteilung <strong>der</strong> potentiellen Temperatur<br />

am Boden bekannt, können Druck-, Temperatur- und Windfeld bestimmt<br />

werden. (z.B. Davis und Emanuel 1991; Davis et al. 1993; Hakim et al. 1996).<br />

7


2.2 Potentielle Vorticity (<strong>PV</strong>) 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Mit <strong>der</strong> Erhaltungseigenschaft ist es möglich die Entwicklungen, die durch Heizung<br />

o<strong>der</strong> Reibung beeinflusst werden, zu verfolgen, während das Invertibilitätsprinzip für<br />

die quantitative Messung dieser Effekte gebraucht werden kann (Davis and Emanuel,<br />

1991).<br />

2.2.1. <strong>PV</strong>-Anomalie<br />

Die Theorie des folgenden Abschnittes stützt sich grösstenteils auf das Vorlesungsskript<br />

von Wernli (2012).<br />

Als <strong>PV</strong>-Anomalie bezeichnet man eine Abweichung von einer typischen klimatologischen<br />

Verteilung <strong>der</strong> potentiellen Vorticity. Dabei sind positive <strong>PV</strong>-Anomalien mit einem zyklonalen,<br />

negative jedoch mit einem antizyklonalen Windfeld verbunden. Eine <strong>PV</strong>-Anomalie<br />

kann entwe<strong>der</strong> durch diabatische o<strong>der</strong> adiabatische Prozesse erzeugt werden, wobei die<br />

adiabatischen Prozesse hauptsächlich in <strong>der</strong> oberen und die diabatischen in <strong>der</strong> unteren<br />

und mittleren Troposphäre stattfinden.<br />

Kondensationsprozesse o<strong>der</strong> Reibung in einem Luftpaket verän<strong>der</strong>n die <strong>PV</strong>-Werte <strong>der</strong><br />

Atmosphäre; es kommt zu <strong>PV</strong>-Erzeugung o<strong>der</strong> Vernichtung. Diabatisches Heizen ist ein<br />

wichtiger Prozess im Bezug auf die potentielle Vorticity. In gesättigten Aufstiegsregionen<br />

in <strong>der</strong> unteren und mittleren Troposphäre führt die Freisetzung von latenter Wärme<br />

zur Bildung von positiven <strong>PV</strong>-Anomalien, d.h. positive <strong>PV</strong>-Anomalien werden in <strong>der</strong><br />

unteren und mittleren Troposphäre durch Kondensationsprozessen des Wasserdampfes<br />

erzeugt. Die Bedeutung <strong>der</strong> diabatischen Prozesse werden in <strong>der</strong> Gleichung <strong>der</strong> materiellen<br />

Ableitung <strong>der</strong> <strong>PV</strong> (P = −g −→ η · −→ ∇ p Θ) ersichtlich. In Druckkoordinaten gilt:<br />

DP<br />

Dt = −g−→ η · −→ ∇ p ˙Θ − g<br />

−→<br />

∇p Θ · ( −→ ∇ p × −→ F ) (2)<br />

wobei −→ η = f −→ k + −→ ∇ p × −→ v die absolut Vorticity darstellt, ˙Θ die materielle Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> potentiellen Temperatur bzw. die diabatische Heizrate (in Ks −1 ), −→ F die Summe <strong>der</strong><br />

nicht-konservative Kraft und f den Coriolis-Parameter darstellen. −→ v ist <strong>der</strong> horizontale<br />

Windvektor und −→ k <strong>der</strong> vertikale Einheitsvektor (Wernli et al., 2002).<br />

Dabei zeigt <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e Term den Einfluss des diabatischen Heizens auf die potentielle<br />

Vorticity. Bei diesem diabatischen Term dominiert die dritte Komponente des Skalarproduktes,<br />

so gilt näherungsweise:<br />

DP<br />

Dt ≃ −g(f + ζ p) ∂ ˙Θ<br />

∂p<br />

Die Gleichung (3) besagt, dass (im normalerweise anzutreffenden Fall (f + ζ) > 0) in<br />

einem Luftpaket unterhalb bzw. oberhalb eines Maximums <strong>der</strong> diabatischen Heizrate<br />

<strong>PV</strong> produziert resp. vernichtet wird.<br />

2.2.2. <strong>PV</strong>-Tower<br />

Weist eine extratropische Zyklone zum Zeitpunkt ihrer maximalen Intensität eine vertikale<br />

Säule mit anomal hohen <strong>PV</strong> Werten auf (≥1 <strong>PV</strong>U; 1 <strong>PV</strong>U = 10 −6 Kkg −1 m 2 s −1 ),<br />

(3)<br />

8


2.2 Potentielle Vorticity (<strong>PV</strong>) 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

wird von einem ’<strong>PV</strong> tower’ gesprochen (Rossa et al. 2000).<br />

Dabei können drei verschiedene <strong>PV</strong>-Anomalien unterschieden werden (Rossa et al.<br />

2000; Campa and Wernli 2012):<br />

- Eine stratosphärische Intrusion mit grossen positiven <strong>PV</strong>-Werten,<br />

- eine diabatisch produzierte <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre<br />

- und eine warme, bodennahe Anomalie <strong>der</strong> potentiellen Temperatur θ, die einer<br />

positiven <strong>PV</strong>-Anomalie entspricht.<br />

Ein ’<strong>PV</strong> tower’ ist wichtig für das Verständnis <strong>der</strong> Intensität einer Zyklone. <strong>Zyklonen</strong><br />

entstehen über stark baroklinen Zonen und entwickeln während <strong>der</strong> Fortbewegung eine<br />

nach Westen ausgerichtete Neigung, die sich von <strong>der</strong> Bodenanomalie bis zur stratosphärischen<br />

Intrusion in <strong>der</strong> oberen Troposphäre zieht. Diese Neigung nimmt im Laufe <strong>der</strong><br />

Entwicklung ab, bis sie zum Zeitpunkt des Entwicklungshöhepunkts so klein ist, dass<br />

die erwähnten Anomalien vertikal übereinan<strong>der</strong> zu liegen kommen.<br />

<strong>Zyklonen</strong> mit einer solchen Anordnung weisen meist sehr hohe Intensitäten auf; denn<br />

liegen die <strong>PV</strong>-Anomalien vertikal perfekt übereinan<strong>der</strong>, können sie eine kohärente zyklonale<br />

Zirkulation vom Boden bis zur Tropopause ausbilden und sich so gegenseitig<br />

noch verstärken (Campa and Wernli, 2012). So haben beispielsweise Lim und Simmonds<br />

(2007) gezeigt, dass beson<strong>der</strong>s bei explosiven <strong>Zyklonen</strong> die <strong>PV</strong>-Anomalien gut vertikal<br />

übereinan<strong>der</strong> organisiert sind.<br />

Mithilfe <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> oberen Troposphäre und<br />

<strong>der</strong> Anomalie <strong>der</strong> potentiellen Temperatur am Boden lässt sich das barokline Wachstum<br />

<strong>der</strong> Störung gut erklären (Hoskins et al., 1985). Die zwei Anomalien führen zu einem<br />

positiven Feedbackmechanismus indem die positive <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> oberen Troposphäre<br />

mit ihrer Zirkulation eine positive Anomalie am Boden erzeugt, welche ihrerseits<br />

eine eigene Zirkulation ausbildet und dabei die Zirkulation <strong>der</strong> oberen Anomalie weiter<br />

verstärkt. Auch die diabatisch erzeugte <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren o<strong>der</strong> mittleren Troposphäre<br />

kann eine solche tiefer liegende positive <strong>PV</strong>-Anomalie erzeugen. Somit kann<br />

das gleichzeitige Dasein <strong>der</strong> unterschiedlichen Anomalien eine vertikale Säule mit hohen<br />

<strong>PV</strong>-Werten in <strong>der</strong> Troposphäre ausbilden (Rossa et al., 2000).<br />

Davis und Emanuel (1991) haben den Beitrag <strong>der</strong> einzelnen Anomalien bezüglich <strong>der</strong><br />

zyklonalen Zirkulation untersucht. Die diabatisch erzeugte <strong>PV</strong>-Anomalie trägt am meisten<br />

zur Vorticity <strong>der</strong> unteren Troposphäre bei, gefolgt von <strong>der</strong> Anomalie <strong>der</strong> potentiellen<br />

Temperatur am Boden. Die <strong>PV</strong>-Anomalie <strong>der</strong> oberen Troposphäre trägt nur einen kleinen<br />

Teil zur Vorticity <strong>der</strong> unteren Troposphäre bei.<br />

Dadurch, dass die diabatisch erzeugten <strong>PV</strong>-Anomalien stark zur Zirkulation <strong>der</strong> unteren<br />

Troposphäre beitragen, wird ersichtlich wie wichtig diabatische Prozesse in einer<br />

Zyklone sind. Diese Prozesse sind folglich unabdingbar für die Entstehung eines ’<strong>PV</strong><br />

towers’ und können unter an<strong>der</strong>em auch zu einer schnelleren Intensivierung einer Zyklone<br />

führen (Rossa et al., 2000).<br />

9


2.2 Potentielle Vorticity (<strong>PV</strong>) 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

10


3 DATEN UND METHODEN<br />

3. Daten und Methoden<br />

3.1. Daten<br />

Die Daten dieser Arbeit entstammen dem ERA-Interim Datensatz des European Centre<br />

for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF). Die ERA-Interim Daten decken die<br />

Periode 1989 bis 2009 ab und setzen sich aus historischen Beobachtungsdaten und Daten<br />

aus Wettervorhersagemodellen (NWP) zusammen. Die Beobachtungsdaten bestehen<br />

aus Messungen von Landstationen, Radiosonden, Flugzeugen und Satelliten. Charakteristisch<br />

für solche Messungen sind Messfehler, Messungenauigkeiten und die globale<br />

inhomogene Abdeckung <strong>der</strong> beobachteten Daten.<br />

Das ERA-Interim ersetzt das Produkt ERA-40, welches die Jahre 1957 bis 2002 abdeckt<br />

und bringt einige Vorteile und Neuerungen. Es hat bspw. eine neue Feuchte-<strong>Analyse</strong>, ein<br />

verbessertes physikalisches Modell, eine Kontrolle <strong>der</strong> Datenqualität und eine verbesserte<br />

Auflösung (T255L60 versus T159L60) (Dee et al. 2011).<br />

Für die Reanalyse-Daten wurde mit einem mo<strong>der</strong>nen Datenassimilationsverfahren und<br />

mit archivierten Beobachtungsdaten 6-stündlich (00, 06, 12 und 18 UTC) eine globale<br />

<strong>Analyse</strong> durchgeführt. Die ursprünglichen Fel<strong>der</strong> wurden auf ein Gitter mit einer<br />

Auflösung von 1°× 1° interpoliert und das <strong>PV</strong>-Feld wurde aus den Wind- und Temperaturfel<strong>der</strong>n<br />

berechnet. Dieses <strong>PV</strong>-Feld wird anschliessend auf die einzelnen Druckebenen<br />

interpoliert (alle 25 hPa zwischen 1000 und 150 hPa).<br />

Die für diese Arbeit relevanten Parameter sind die <strong>PV</strong>-Werte, die Koordinaten des<br />

Trackings und <strong>der</strong> Bodendruck im Zentrum <strong>der</strong> Zyklone.<br />

3.2. Methoden<br />

Tracking <strong>der</strong> Stürme<br />

Die <strong>Zyklonen</strong> wurden mithilfe eines von Wernli und Schwierz (2006) eingeführten Tracking-<br />

Algorithmus identifiziert und ihre Zugbahn ermittelt. Dabei wird die langrang’sche Perspektive<br />

gebraucht und die Position des <strong>Zyklonen</strong>kerns am Boden 6-stündlich ermittelt.<br />

Extratropische <strong>Zyklonen</strong> entstehen meist an <strong>der</strong> Ostküste Nordamerikas und bewegen<br />

sich über den Nordatlantik in Richtung Nordeuropa. Der Tracking-Algorithmus sucht<br />

für jeden neuen Zeitpunkt im Lebenszyklus <strong>der</strong> Zyklone nach dem Minimum des Bodendruckes.<br />

Die Koordinaten dieses Minimums werden dabei als das Zentrum <strong>der</strong> Zyklone<br />

definiert. Um die Zugbahnen <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Zyklonen</strong> zu erhalten, werden diese Koordinatenpunkte<br />

miteinan<strong>der</strong> verbunden. Nebst den Koordinaten des <strong>Zyklonen</strong>zentrums am<br />

Boden, enthält das Tracking Information über die Grösse <strong>der</strong> Zyklone, den Kerndruck<br />

und den Druck <strong>der</strong> äussersten geschlossenen Kontur <strong>der</strong> Zyklone.<br />

Berechnung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile<br />

Für die Berechnung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile wird das horizontale Mittel über alle Gitterpunkte<br />

auf allen Druckflächen (alle 25 hPa zwischen 1000 und 100 hPa) in einem Umkreis mit<br />

einem Radius von 200 km um das Zentrums <strong>der</strong> Zyklone betrachtet. Dabei werden alle<br />

11


3.3 IWAL 3 DATEN UND METHODEN<br />

benötigten Variablen in diesem Umkreis gemittelt. Der Grund für diese Mittelung sind<br />

starke Sprünge im <strong>vertikalen</strong> Profil eines einzelnen Koordinatenpunktes. Der Verlauf des<br />

Profils wird dadurch weniger sprunghaft.<br />

Analysierte Zeitperiode<br />

Für die <strong>Analyse</strong> liegen drei bestimmte Zeitpunkte im Mittelpunkt: <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

maximalen Sturmintensität, und die Zeitpunkte 12 und 24 Stunden davor. Für einen<br />

genaueren Vergleich wurden auch die Zeitpunkte 6 und 18 Stunden vor dem minimalen<br />

Bodendruck betrachtet.<br />

3.3. IWAL<br />

Nach <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile <strong>der</strong> einzelnen Stürme und <strong>der</strong>en Vergleich untereinan<strong>der</strong>,<br />

wurden die in Matlab erstellten Plots mit Abbildungen aus dem IWAL verglichen<br />

9 . Das IWAL Projekt wurde von Michael Sprenger und Heini Wernli initiert und von<br />

Sebastian Limbach und Michael Sprenger entwickelt. Mithilfe des IWALs lassen sich<br />

verschiedene klimatologische Grössen, wie bspw. die Temperatur, Druck, Feuchte, potentielle<br />

Vorticity und viele weitere, global anzeigen. In Abbildung 3.1 sind beispielsweise<br />

für den 18. Januar 2007 die Temperatur auf 950 hPa und die SLP aufgezeigt.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 3.1: Beispiel einer Abbildung aus dem IWAL. a) zeigt die horizontale <strong>PV</strong> Fläche<br />

auf 250 hPa am 26. Dezember 06 UTC, in b) wurde ein vertikaler Querschnitt entlang 2.25°O<br />

und von 44 bis 52°N ausgewählt.<br />

Des Weiteren sind einige Fallstudien auf dem IWAL gespeichert, was die Betrachtung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen klimatologischen Grössen <strong>der</strong> Stürme stark vereinfacht, da dort nur<br />

die relevanten Zeiten <strong>der</strong> jeweiligen Stürme gespeichert sind.<br />

9 www.iwal.ethz.ch<br />

12


4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

4. Resultate und Diskussion<br />

4.1. Druckentwicklung<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung des Druckes mit <strong>der</strong> Zeit gibt Auskunft darüber, wie schnell eine Intensivierung<br />

stattgefunden hat. In <strong>der</strong> Abbildung 4.2 sind die Druckentwicklungen <strong>der</strong> fünf<br />

Stürme aufgezeigt. Für eine gute Vergleichsmöglichkeit wurden alle fünf Druckverläufe<br />

im gleichen Zeitfenster (30 Stunden vor und 30 Stunden nach dem Zeitpunkt maximaler<br />

Intensität) und <strong>der</strong>selben <strong>vertikalen</strong> Ausdehnung (949 bis 1000 hPa) gezeichnet. Da für<br />

die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile die Zeitpunkte um die maximale Intensität von<br />

grösster Bedeutung sind, wurde auch bei den hier gezeigten Abbildungen die Zeitperiode<br />

24 Stunden vor dem minimalen Druck in den Fokus gerückt.<br />

Der Sturm Daria wies von allen fünf untersuchten <strong>Zyklonen</strong> die stärkste Intensivierung<br />

vor und <strong>der</strong> Druck im Zentrum <strong>der</strong> Zyklone fiel mit Abstand am tiefsten. Innerhalb von<br />

24 Stunden nahm er annähernd 40 hPa ab und erreichte ein Druckminimum von 949.5<br />

hPa. Eine solch starke und schnelle Druckabnahme wird oft als eine explosive Intensivierung<br />

bezeichnet. Auch Kyrill wies eine starke Abnahme von 30 hPa in 24 Stunden<br />

auf.<br />

Wird Kyrills Druckentwicklung weiter verfolgt, fällt auf, dass zwischen 2 Druckminima<br />

unterschieden werden kann. Einerseits zeigte sich am 19. Januar 06 UTC ein Minimum<br />

von 962.13 hPa. Der eigentliche minimale Bodendruck direkt nach <strong>der</strong> Intensivierungsphase<br />

taucht jedoch schon am 17. Januar 18 UTC auf (964.17 hPa). In <strong>der</strong> Abbildung 4.1<br />

zeigen sich die zwei Druckminimas und die vollständige Druckentwicklung des Sturms<br />

Kyrill.<br />

Abbildung 4.1: Entwicklung des minimalen Bodendruckes <strong>der</strong> <strong>Zyklonen</strong> Kyrill I und Kyrill<br />

II von 90°W bis 50°O bzw. 15. Januar 06 UTC bis 20. Januar 18 UTC. Die blaue Kurve zeigt<br />

den Druckverlauf <strong>der</strong> Zyklone Kyrill I, die schwarze jene <strong>der</strong> Zyklone Kyrill II. Mit rot wurde<br />

<strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Intensivierung markiert. Entnommen aus "Diagnosing the influence of diabatic<br />

processes on the explosive deepening of extratropical cyclones"von Fink et al. (2012).<br />

Der Grund dafür liegt in <strong>der</strong> gesamten Entwicklung Kyrills. Die ermittelte Zugbahn<br />

ist hier nicht nur einer, son<strong>der</strong>n zwei <strong>Zyklonen</strong> zuzuordnen. Der Sturm Kyrill lässt sich<br />

einteilen in die <strong>Zyklonen</strong> Kyrill I und II. Nach <strong>der</strong> Intensivierung von Kyrill I variierte<br />

<strong>der</strong> Druck <strong>der</strong> Zyklone Kyrill II nur noch leicht um 964 hPa. Weiteres dazu in Kapitel<br />

13


4.1 Druckentwicklung 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

4.4.2 auf Seite 27.<br />

(a) Daria<br />

(b) Lothar<br />

(c) Quimburga<br />

(d) Kyrill<br />

(e) Xynthia<br />

Abbildung 4.2: Entwicklung des minimalen Bodendruckes (in hPa) <strong>der</strong> fünf untersuchten<br />

Stürme. Die Zeitperiode ist jeweils 30 Stunden vor und 30 Stunden nach dem Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

maximalen Intensität.<br />

Die weiteren drei Stürme weisen ebenfalls rapide Intensivierungen auf. Xynthia und<br />

Lothar zeichneten eine Druckabnahme von etwa 18-22 hPa in 24 Stunden auf, Quimburga<br />

wies die schwächste Druckabnahme mit 13 hPa in 24 Stunden auf.<br />

14


4.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

4.2. <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile<br />

Im folgenden Abschnitt werden die <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile <strong>der</strong> einzelnen Stürme im Detail<br />

betrachtet und untereinan<strong>der</strong> verglichen. Des Weiteren werden vereinzelte, interessante<br />

Profile mit Abbildungen aus dem Iwal verglichen. Im letzten Abschnitt werden die erhaltenen<br />

Resultate zu den Stürmen Lothar und Kyrill mit früheren Studien von Wernli<br />

et al. (2002) und Fink et al. (2009) verglichen, die sich auch mit den genannten Stürmen<br />

befasst haben.<br />

Die Kurven in den Abbildungen repräsentieren dabei folgende Zeitpunkte:<br />

Farbe<br />

Stunden vor dem Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität [h]<br />

gelb 24<br />

orange 18<br />

rot 12<br />

blau 06<br />

schwarz 00<br />

Tabelle 4.1: Zuordnung <strong>der</strong> Farbe <strong>der</strong> Profilkurven zu den jeweiligen Zeitschritten.<br />

Daria<br />

Für die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Zyklone Daria wurde das <strong>PV</strong>-Profil im Bereich des <strong>Zyklonen</strong>zentrums<br />

am 25. Januar 18 UTC und 12 resp. 24 Stunden davor betrachtet.<br />

Wie im Kapitel 4.1 erwähnt, durchlief Daria eine explosive Intensivierung von etwa 40<br />

hPa in nur 24 Stunden. Abbildung 4.3 zeigt, dass bereits ein Tag vor dem Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

maximalen Intensität das <strong>PV</strong>-Profil eine Anomalie mit einem Maximum von 1.1 <strong>PV</strong>U<br />

auf 860 hPa aufwies und <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert bis 600 hPa nicht unter 1 <strong>PV</strong>U fiel.<br />

Die ’traditionelle’ dynamische Tropopause die per Definition bei 2 <strong>PV</strong>U liegt (Wernli<br />

und Bourqui, 2002) lag zu diesem Zeitpunkt auf 280 hPa.<br />

Die in <strong>der</strong> unteren Troposphäre beobachtete Anomalie nahm im Laufe <strong>der</strong> Intensivierung<br />

zu. 12 Stunden vor <strong>der</strong> maximalen Intensität befand sie sich auf 780 hPa mit einem<br />

Maximum von etwa 1.5 <strong>PV</strong>U. Weitere 12 Stunden später und somit zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

maximalen Intensität lag die Anomalie auf 810 hPa mit einem Maximum von 1.8 hPa.<br />

Die <strong>PV</strong>-Werte nahmen im Laufe <strong>der</strong> Intensivierung zu, beson<strong>der</strong>s im Bereich <strong>der</strong> ausgeprägten<br />

Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre. In den folgenden 12 Stunden fand eine<br />

Senkung <strong>der</strong> Tropopause um 100 hPa statt.<br />

Am 25. Januar 18 UTC, dem Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität, zeigt das <strong>PV</strong>-Profil<br />

zwischen 500 und 350 hPa eine Region mit tief liegenden <strong>PV</strong>-Werten (< 0.5 <strong>PV</strong>U) und<br />

die Tropopause befindet sich ähnlich wie 24 Stunden davor auf etwa 300 hPa.<br />

Daraus lässt sich schliessen, dass sich keine stratosphärische Intrusion direkt über dem<br />

15


4.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

Sturmzentrum befand 10 .<br />

In diesem Fall zeigt sich kein durch die ganze Troposphäre durchgehen<strong>der</strong> ’<strong>PV</strong> tower’. Ein<br />

solcher ist vorhanden, sobald <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert durchgehend durch die ganze Troposphäre<br />

über 1 <strong>PV</strong>U liegt (Rossa et al., 2002).<br />

Abbildung 4.3: <strong>PV</strong>-Profil <strong>der</strong> Zyklone Daria zwischen 950 und 200 hPa. Die schwarze Kurve<br />

zeigt das Profil zum Zeitpunkt des minimalen Bodendrucks am 25. Januar 18 UTC, die rote<br />

Kurve ist das Profil am 25. Januar 06 UTC und die gelbe Kurve am 24. Januar 18 UTC.<br />

Lothar<br />

Der Sturm Lothar hatte von allen fünf untersuchten Stürmen die kürzeste Entwicklungsbzw.<br />

Lebensdauer. 24 Stunden vor dem minimalen Druck auf Meereshöhe fand eine starke<br />

Intensivierung statt, die Druckabnahme betrug 22 hPa in 24 Stunden. Des Weiteren<br />

fiel <strong>der</strong> Sturm Lothar auch durch eine schnelle Ostwärtsbewegung auf. Er bewegte sich<br />

durchschnittlich mit etwa 10° in sechs Stunden über den Kontinent.<br />

Für die <strong>Analyse</strong> wurde das <strong>PV</strong>-Profil im Bereich des <strong>Zyklonen</strong>zentrums am 26. Dezember<br />

12 UTC und 12 resp. 24 Stunden davor betrachtet. Lothar erreichte am 26.<br />

Dezember 12 UTC maximale Intensität mit einem minimalen Bodendruck von 976.15<br />

hPa. Vor dem Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität nahm <strong>der</strong> Druck zwischen dem 26.<br />

Dezember 00 UTC und 06 UTC um 10 hPa ab. In den folgenden sechs Stunden fiel <strong>der</strong><br />

Druck noch um 1 hPa.<br />

In Abbildung 4.4 zeigt sich im Profil schon am 25. Dezember 12 UTC eine <strong>PV</strong> Anomalie<br />

in <strong>der</strong> unteren Troposphäre mit einem Maximum von 1.2 <strong>PV</strong>U auf 820 hPa.<br />

Diese Anomalie blieb bis zum Zeitpunkt maximaler Intensität auf annähernd <strong>der</strong> gleichen<br />

Höhe erhalten. 12 Stunden später, am 26. Dezember 00 UTC, lag das Maximum<br />

dieser Anomalie weiterhin bei 1.2 hPa. Zum Zeitpunkt maximaler Intensität nahm <strong>der</strong><br />

<strong>PV</strong>-Wert auf 1.8 <strong>PV</strong>U zu und lag auf einer Höhe von 800 hPa. Die dynamische Tropopause<br />

befand sich ein Tag vor dem minimalen Bodendruck auf schätzungsweise 190<br />

10 Die <strong>PV</strong>-Profile werden vertikal (in einem Umkreis mit einem Radius von 200 km) über dem <strong>Zyklonen</strong>zentrum<br />

berechnet und dementsprechend kann eine stratosphärische Intrusion nur erfasst werden,<br />

wenn sie näher als 200 km an das Zentrum heranreicht (Campa and Wernli 2012).<br />

16


4.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 4.4: <strong>PV</strong>-Profile <strong>der</strong> Zyklone Lothar mit dem minimalen Bodendruck von 976.15<br />

hPa zwischen 950 und 200 hPa. Die Abbildung a) zeigt die Zeitpunkte <strong>der</strong> maximalen Intensität<br />

und 12 bzw. 24 Stunden davor. Die schwarze Kurve zeigt das Profil zum Zeitpunkt des<br />

minimalen Bodendrucks am 26. Dezember 12 UTC, die rote Kurve ist das Profil am 26. Dezember<br />

00 UTC und die gelbe Kurve am 25. Dezember 12 UTC. Abbildung b) zeigt zusätzlich<br />

die Zeitschritte 6 (blau) und 18 Stunden (orange) vor dem minimalen Bodendruck.<br />

hPa und nahm kontinuierlich ab. Am 26. Dezember 00 UTC lag die Tropopause auf<br />

250 hPa und erreichte zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität eine Höhe von ca. 380<br />

hPa. Das Profil sechs Stunden vor dem minimalen Bodendruck weicht von <strong>der</strong> typischen<br />

Entwicklung ab. Neben <strong>der</strong> <strong>PV</strong> Anomalie, die sich in den bisher beschriebenen Profile<br />

gezeigt hat, erscheint zu diesem Zeitpunkt auch auf einer Höhe zwischen 600 und 700<br />

hPa eine Anomalie mit einem Maximum von 1.8 <strong>PV</strong>U, wie auch auf 925 hPa Höhe mit<br />

einem Maximum von 2 <strong>PV</strong>U. Sechs Stunden vor dem Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität<br />

zeigt sich ein <strong>PV</strong>-Tower mit einem Sprung unter 1 <strong>PV</strong>U auf 900 hPa und mehr<br />

<strong>PV</strong> Anomalien verteilt durch die Troposphäre. Die Tropopause nahm von diesem Zeitpunkt<br />

bis zur Stunde des minimalen Bodendruckes nicht weiter ab. Das Profil zeigt am<br />

26. Dezember 12 UTC ebenfalls einen <strong>PV</strong>-Tower mit <strong>PV</strong>-Werte unter 1 <strong>PV</strong>U zwischen<br />

400 und 550 hPa. Die Profile des Sturms Lothar zeigen somit ebenfalls keinen absolut<br />

durch die ganze Troposphäre durchgehenden ’<strong>PV</strong> tower’ . Man kann auch hier darauf<br />

schliessen, dass die <strong>PV</strong>-Anomalien nicht perfekt übereinan<strong>der</strong> liegen, so dass sich zum<br />

Zeitpunkt des tiefsten SLPs im <strong>Zyklonen</strong>zentrum Werte unter 1 <strong>PV</strong>U finden.<br />

Quimburga<br />

Der Sturm Quimburga zeigt von allen fünf <strong>Zyklonen</strong> die schwächste Intensivierung auf.<br />

Für die <strong>Analyse</strong> wurde <strong>der</strong> Zeitraum vom 20. November 00 UTC bis 21. November 00<br />

UTC betrachtet.<br />

Die Druckabnahme betrug hier 13 hPa in 24 Stunden. Am 21. November 00 UTC erreichte<br />

<strong>der</strong> Sturm seinen minimalen Druck von 970.14 hPa. Das <strong>PV</strong>-Profil vom 20. November<br />

00 UTC zeigt eine <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre mit einem Maximum von<br />

17


4.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

näherungsweise 1.3 <strong>PV</strong>U auf 860 hPa. Ab 700 hPa erreicht das Profil einen klimatologischen<br />

Normalwert von 0.5 <strong>PV</strong>U und weist zwischen 650 und 300 hPa ein Gebiet mit<br />

tiefen <strong>PV</strong>U Werten auf (< 0.5 <strong>PV</strong>U). Die dynamische Tropopause befand sich 24 Stunden<br />

vor dem Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität auf ca. 290 hPa, sank innerhalb 12<br />

Stunden weiter auf 350 hPa und erreichte am 21. November 00 UTC eine Höhe von 480<br />

hPa. Im Vergleich zu den vorhergehenden zwei <strong>Zyklonen</strong>, zeigt sich im Profil des Sturms<br />

Quimburga zum Zeitpunkt des minimalen SLPs ein ’<strong>PV</strong> tower’. Bereits 12 Stunden vor<br />

dem Zeitpunkt maximaler Intensität war dieser ’tower’ beinahe durchgehend ausgebildet.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 4.5: <strong>PV</strong>-Profile <strong>der</strong> Zyklone Quimburga mit dem minimalen Bodendruck von<br />

970.14 hPa zwischen 950 und 200 hPa. Die Abbildung a) zeigt die Zeitpunkte <strong>der</strong> maximalen<br />

Intensität und 12 bzw. 24 Stunden davor. Die schwarze Kurve zeigt das Profil zum Zeitpunkt<br />

des minimalen Bodendrucks am 21. November 00 UTC, die rote Kurve ist das Profil am<br />

20. November 12 UTC und die gelbe Kurve am 20. Dezember 00 UTC. Abbildung b) zeigt<br />

zusätzlich die Zeitschritte 6 (blau) und 18 Stunden (orange) vor dem minimalen Bodendruck.<br />

Auch bei <strong>der</strong> Zyklone Quimburga zeigt sich sechs Stunden vor <strong>der</strong> maximalen Intensität<br />

ein interessantes <strong>PV</strong>-Profil. Zu diesem Zeitpunkt zeigte die <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong><br />

unteren Troposphäre einen Maximalwert von 2.2 <strong>PV</strong>U. Das Profil zeigt einen starken<br />

Sprung (1.1 <strong>PV</strong>U) auf 925 hPa und in einer Höhe von 950 hPa liegt <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert auf<br />

2.5 hPa. Ab 875 hPa nimmt <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert ab bis auf ca. 1 <strong>PV</strong>U auf 600 hPa.<br />

Kyrill<br />

Wie schon im Kapitel 4.1 erwähnt, zeigen sich in <strong>der</strong> Abbildung 4.1 zwei Druckminima<br />

im Zentrum <strong>der</strong> Zyklone. Für die <strong>Analyse</strong> wurde das Druckminimum <strong>der</strong> Zyklone Kyrill<br />

I gewählt, da sich in Kyrill I die eigentliche Intensivierungsphase abgespielt hat. Somit<br />

werden im folgenden Abschnitt die <strong>PV</strong>-Profile vom 17. Januar 18 UTC, und die <strong>der</strong><br />

Zeitpunkte 12 und 24 Stunden davor betrachtet. Der minimale SLP ist in diesem Fall<br />

964.17 hPa.<br />

18


4.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

Datum und Zeit geogr. Breite geogr. Länge<br />

16.01.2007 18 UTC 54.75° W 46.5° N<br />

17.01.2007 00 UTC 47.25° W 48° N<br />

17.01.2007 06 UTC 40.5° W 50.25° N<br />

17.01.2007 12 UTC 36° W 51.75° N<br />

17.01.2007 18 UTC 32.25° W 53.25° N<br />

Tabelle 4.2: Ausschnitt aus dem Tracking des Sturms Kyrill<br />

Wird die Druckentwicklung zusammen mit den Koordinaten und Zeitschritten betrachtet<br />

(siehe Tabelle C.1), fällt auf, wie schnell sich <strong>der</strong> Sturm Kyrill Richtung Kontinent<br />

bewegt hat. In sechs Stunden bewegte er sich um ca. 6° nach Osten und sank am<br />

16. Januar 18 UTC in nur 24 Stunden von 991.12 hPa auf 964.17 hPa.<br />

Wie bereits Daria, Lothar und Quimburga, zeigen die Profile eine vertikal durchgehende<br />

Zunahme <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Werte mit <strong>der</strong> Zeit und eine Absenkung <strong>der</strong> Tropopause bis<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität. Ein Tag davor zeigt das Profil in <strong>der</strong> unteren<br />

Troposphäre bereits <strong>PV</strong>-Werte im Bereich von 1 <strong>PV</strong>U, nimmt in einer Höhe von ca. 700<br />

hPa einen Normalwert von ca. 0.5 <strong>PV</strong>U ein und weist auf 280 hPa Höhe die Tropopause<br />

auf. 12 Stunden vor dem minimalen SLP beginnt das Profil bei ca. 0 <strong>PV</strong>U auf 950 hPa<br />

und weist bereits auf 850 hPa eine positive <strong>PV</strong>-Anomalie auf. Bis auf 500 hPa Höhe liegt<br />

<strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert zwischen 1 und 1.3 <strong>PV</strong>U. Kyrill hat zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität<br />

auf ca. 850 hPa eine diabatisch produzierte <strong>PV</strong>-Anomalie mit einem Maximum<br />

von 1.1 <strong>PV</strong>U. Zu diesem Zeitpunkt liegt die dynamische Tropopause auf ca. 500 hPa.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> analysierten 24 Stunden hat die Tropopause stark an Höhe abgenommen,<br />

in 12 Stunden von etwa 220 hPa auf 300 hPa und weitere 12 Stunden später bis auf 500<br />

hPa. Das entspricht einer Höhenabnahme von fast 300 hPa in 24 Stunden.<br />

Abbildung 4.6: <strong>PV</strong>-Profil <strong>der</strong> Zyklone Kyrill mit dem minimalen Druck von 964.17 hPa<br />

zwischen 950 und 200 hPa. Die schwarze Kurve zeigt das Profil zum Zeitpunkt des minimalen<br />

Bodendrucks am 17. Januar 18 UTC, die rote Kurve ist das Profil am 17. Januar 06 UTC und<br />

dir rote Kurve am 16. Januar 18 UTC.<br />

19


4.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

Xynthia<br />

Der Sturm Xynthia wurde im Zeitraum vom 27. Februar 00 UTC bis am 28. Februar 00<br />

UTC betrachtet. Die Druckabnahme betrug ca. 18 hPa in 24 Stunden. Ein Tag vor dem<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität betrug <strong>der</strong> zentrale SLP 986.21 hPa und es zeigte<br />

sich bereits eine <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre mit einem Maximum von 1.3<br />

<strong>PV</strong>U auf 820 hPa. In einer Höhe von 920 hPa erreicht das Profil einen Wert von 1 <strong>PV</strong>U.<br />

Zwischen 650 und 300 hPa lag <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert zwischen 0.5 und 1 <strong>PV</strong>U. Die dynamische<br />

Tropopause befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Höhe von schätzungsweise 260 hPa<br />

und sank im Laufe <strong>der</strong> Intensivierung nur noch ca. 70 hPa. Zwischen dem 27. Februar 12<br />

UTC und 28. Februar 00 UTC blieb die Tropopause annähernd auf <strong>der</strong> gleichen Höhe.<br />

Die <strong>PV</strong>-Werte <strong>der</strong> bereits am 27. Februar 00 UTC sichtbaren Anomalie in <strong>der</strong> unteren<br />

Troposphäre nehmen im Laufe <strong>der</strong> Zeit zu. Betrug ihr Maximum 12 Stunden vor <strong>der</strong><br />

maximalen Intensität noch 1.4 <strong>PV</strong>U, sind es am 28. Februar 00 UTC 1.8 <strong>PV</strong>U. Zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität lag <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert fast durchgehend über 1 <strong>PV</strong>U.<br />

Auf einer Höhe von 500 bis 360 hPa befand sich <strong>der</strong> Wert jedoch zwischen 0.5 und<br />

1 <strong>PV</strong>U. Somit zeigt sich auch bei <strong>der</strong> Zyklone Xynthia kein ausgeprägter <strong>PV</strong>-tower.<br />

Wie schon bei den vorhergehenden Stürmen kann daraus geschlossen werden, dass die<br />

stratosphärische Intrusion nicht perfekt über dem <strong>Zyklonen</strong>zentrum lag.<br />

Abbildung 4.7: <strong>PV</strong>-Profil <strong>der</strong> Zyklone Xynthia mit dem minimalen Druck von 964.17 hPa<br />

zwischen 950 und 200 hPa. Die schwarze Kurve zeigt das Profil zum Zeitpunkt des minimalen<br />

Bodendrucks am 17. Januar 18 UTC, die rote Kurve ist das Profil am 17. Januar 06 UTC und<br />

dir rote Kurve am 16. Januar 18 UTC.<br />

Vergleicht man die Profile <strong>der</strong> einzelnen Stürme untereinan<strong>der</strong> wird die charakteristische<br />

Entwicklung <strong>der</strong> potentiellen Vorticity in <strong>der</strong> Troposphäre ersichtlich. Vier <strong>der</strong><br />

fünf analysierten Stürme wiesen im Laufe <strong>der</strong> Intensivierungsphase eine Zunahme <strong>der</strong><br />

<strong>PV</strong>-Werte 11 und eine Senkung <strong>der</strong> Tropopause auf. Einzig die Zyklone Daria zeigte eine<br />

anomale Entwicklung; die <strong>PV</strong>-Werte in <strong>der</strong> oberen Troposphäre nahmen im Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> maximalen Intensität ab und die Tropopause stieg im letzten Zeitschritt an.<br />

11 durchgehend durch die ganze Troposphäre<br />

20


4.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

Die Zunahme <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Werte, wie auch die Höhenabnahme <strong>der</strong> Tropopause ist in jeden<br />

Sturm ersichtlich; jedoch unterschiedlich ausgeprägt. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> fünf analysierten Stürme<br />

wies zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität einen annähernd o<strong>der</strong> ganz ausgeprägten<br />

’<strong>PV</strong> tower’ auf. Lediglich die vertikale Anordnung <strong>der</strong> unterschiedlichen <strong>PV</strong>-Anomalien<br />

ist in jedem Sturm an<strong>der</strong>s. Dies lässt sich dadurch erklären, dass sich die stratosphärische<br />

Intrusion oft nicht direkt über den <strong>PV</strong>-Anomalien in <strong>der</strong> unteren und mittleren<br />

Troposphäre befindet.<br />

Der Sturm Kyrill zeigt die typische Entwicklung eines <strong>PV</strong>-Profils am besten. Die Tropopause<br />

nimmt in jedem Zeitschritt kontinuierlich an Höhe ab; von anfangs ca. 220 hPa<br />

bis auf 500 hPa und in <strong>der</strong> unteren Troposphäre bildet sich diabatisch eine <strong>PV</strong>-Anomalie,<br />

<strong>der</strong>en <strong>PV</strong>-Wert mit <strong>der</strong> Zeit zunimmt.<br />

In den aus fünf Profilen bestehenden Abbildungen auf Seite 20 zeigt sich auch für die<br />

Stürme Lothar und Quimburga dieser typische Verlauf mit kleinen Abweichungen. Nur<br />

Daria weicht von <strong>der</strong> typischen Entwicklung ab. Das Profil des Sturmes Daria nahm<br />

schon 24 Stunden vor <strong>der</strong> maximalen Intensität hohe Werte von 1 <strong>PV</strong>U ein und bildete<br />

bereits 24 Stunden vor dem minimalen Druck annähernd ein <strong>PV</strong>-Tower. In den folgenden<br />

zwei Zeitschritten entwickelte sich eine positive <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre,<br />

welche mit <strong>der</strong> Zeit an Höhe abnahm und ein Maximum von 1.8 <strong>PV</strong>U erreichte. Die<br />

Tropopause nahm anfangs noch an Höhe ab, lag jedoch zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen<br />

Intensität beinahe auf gleicher Höhe wie ein Tag zuvor. Wie schon im Abschnitt zum<br />

Sturm Daria erwähnt, zeigt sich diese anomale Entwicklung des <strong>PV</strong>-Profils aufgrund <strong>der</strong><br />

<strong>vertikalen</strong> Anordnung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalien.<br />

Werden die Abbildungen mit den fünf Profilkurven auf Seite 22 betrachtet, wird ersichtlich,<br />

dass je<strong>der</strong> Sturm sehr individuelle Entwicklungen <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile aufzeigt. Wie<br />

oben bereits erwähnt, zeigt <strong>der</strong> Sturm Kyrill in diesem Fall eine Entwicklung beinahe<br />

wie aus dem Lehrbuch. Die <strong>PV</strong>-Werte <strong>der</strong> weiteren vier Stürme sind variabler.<br />

21


4.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>PV</strong>-Profile 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

(a) Daria<br />

(b) Lothar<br />

(c) Quimburga<br />

(d) Kyrill<br />

(e) Xynthia<br />

Abbildung 4.8: Vertikale <strong>PV</strong>-Profile <strong>der</strong> fünf ausgewählten Stürmen von 950 bis 200 hPa mit<br />

fünf Zeitschritten für den Vergleich (Werte in <strong>PV</strong>U), für a) Daria, b) Lothar, c) Quimburga,<br />

d) Kyrill und e) Xynthia. Die schwarze Kurve zeigt jeweils das Profil zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

maximalen Intensität, die blaue Kurve 6 Stunden davor, die rote Kurve ist zum 12 Stunden<br />

früheren Zeitpunkt, die orange Kurve 18 Stunden davor und die gelbe Kurve nochmals 12<br />

Stunden früher.<br />

22


4.3 Vergleich mit Grafiken aus dem IWAL 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

4.3. Vergleich mit Grafiken aus dem IWAL<br />

Für dieses Kapitel wurden interessante <strong>PV</strong>-Profile mit Abbildungen aus dem IWAL<br />

verglichen. Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile <strong>der</strong> einzelnen Stürme fielen einige aussergewöhnliche<br />

Entwicklungen des <strong>PV</strong>-Wertes auf. Beson<strong>der</strong>s das Profil sechs Stunden<br />

vor und sechs Stunden nach <strong>der</strong> maximalen Intensität wich oft von <strong>der</strong> typischen <strong>PV</strong>-<br />

Entwicklung einer Zyklone ab.<br />

In diesem Abschnitt wird nun zu Beginn die schnelle Entwicklung und kurze Lebenszeit<br />

<strong>der</strong> Sturms Lothar mithilfe von Abbildungen aus dem IWAL betrachtet und<br />

anschliessend noch das interessante <strong>PV</strong>-Profil <strong>der</strong> Zyklone Xynthia sechs Stunden nach<br />

<strong>der</strong> maximalen Intensität diskutiert und mit IWAL-Abbildungen verglichen.<br />

(a) 25. Dez. 12 UTC<br />

(b) 25. Dez. 18 UTC<br />

(c) 26. Dez. 00 UTC<br />

(d) 26. Dez. 06 UTC<br />

(e) 26. Dez. 12 UTC<br />

Abbildung 4.9: Süd/Nordschnitt aus dem IWAL des Sturms Lothar zwischen 1000 und 150<br />

hPa vom 25. Dezember 12 UTC bis am 26. Dezember 12 UTC.<br />

23


4.3 Vergleich mit Grafiken aus dem IWAL 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

Wie schon im <strong>PV</strong>-Profil des Sturms Lothar wird in den Abbildungen 4.9a)-e) ersichtlich,<br />

wie die <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre in jedem Zeitschritt vertikal<br />

wie auch horizontal zunimmt und sich erst sechs Stunden vor <strong>der</strong> maximalen Intensität<br />

eine ausgeprägte stratosphärische Intrusion in <strong>der</strong> oberen Troposphäre ausbildet. Abbildung<br />

4.9e) zeigt nun auch, dass die stratosphärische Intrusion am 26. Dezember 12<br />

UTC südlich vom Zentrum und somit nicht direkt über <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren<br />

Troposphäre liegt. Die Abbildung 4.9 zeigt am 26. Dezember 06 UTC vertikal übereinan<strong>der</strong>liegende<br />

<strong>PV</strong>-Anomalien mit <strong>PV</strong>-Werte über 1 <strong>PV</strong>U. Es zeigt sich somit schon sechs<br />

Stunden vor <strong>der</strong> maximalen Intensität ein ’<strong>PV</strong> tower’. Weiteres dazu im Abschnitt 4.4.1.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 4.10: a) <strong>PV</strong>-Profil <strong>der</strong> Zyklone Xynthia zwischen 950 und 200 hPa. Die schwarze<br />

Kurve zeigt das Profil zum Zeitpunkt des minimalen Bodendrucks am 28. Februar 00 UTC,<br />

die rote Kurve ist das Profil am 27. Februar 12 UTC, die gelbe Kurve am 27. Februar 00 UTC<br />

und die grüne Kurve am 28. Februar 06 UTC. b) zeigt für die gleichen Zeitpunkte wie a) die<br />

Werte <strong>der</strong> relativen Feuchte.<br />

Der Sturm Xynthia zeigte sechs Stunden nach <strong>der</strong> maximalen Intensität ein interessantes<br />

<strong>PV</strong>-Profil mit vielen Sprüngen auf. Abbildung 4.10a) zeigt die drei bereits besprochenen<br />

Profile und zusätzlich noch das Profil sechs Stunden nach dem Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> maximalen Intensität. Dieses Profil zeigt sehr viele Sprünge auf, mit einem <strong>PV</strong>-<br />

Minimum von 0.2 <strong>PV</strong>U auf 850 hPa und Maxima von 2.8 <strong>PV</strong>U auf 700 hPa und 1.9<br />

<strong>PV</strong>U auf 900 hPa. Diese <strong>PV</strong>-Anomalien sind auch in <strong>der</strong> IWAL-Abbildung 4.11a) gut<br />

sichtbar. Abbildungen 4.10b) und 4.11b) zeigen für die gleiche Zeit und den gleichen<br />

<strong>vertikalen</strong> Querschnitt die Werte <strong>der</strong> relativen Luftfeuchtigkeit.<br />

Das Profil <strong>der</strong> relativen Feuchte zeigt in einer Höhe von ca. 820 bis 720 hPa einen Wert<br />

von etwa 95 %. Im <strong>vertikalen</strong> Querschnitt aus dem IWAL ist jedoch ersichtlich, dass<br />

die starke Anomalie auf 700 hPa keine diabatisch erzeugte positive <strong>PV</strong>-Anomalie ist, da<br />

die Luft dort nur eine relative Feuchte von ca. 30% erreicht. Die Abbildung 4.11 zeigt<br />

trockene Luft bis tief hinab in die mittlere Troposphäre. Somit ist die stark positive<br />

<strong>PV</strong>-Anomalie auf 700 hPa Höhe Teil <strong>der</strong> stratosphärischen Intrusion. Die weitere positive<br />

<strong>PV</strong>-Anomalie auf 900 hPa zeigt sich in <strong>der</strong> gleichen Abbildung auch als trockenes<br />

24


4.3 Vergleich mit Grafiken aus dem IWAL 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

Luftpaket, welches sich möglicherweise von <strong>der</strong> starken stratosphärischen Intrusion abgetrennt<br />

hat.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 4.11: Potentielle Vorticity (a) und relative Feuchte (b) in einem <strong>vertikalen</strong> Querschnitt<br />

entlang 0° W von 45° N bis 55° N am 28. Februar, 06 UTC.<br />

Nördlich von <strong>der</strong> stratosphärischen Intrusion zeigt sich in Abbildung 4.11 eine Aufstiegsregion<br />

mit einer hohen relativen Feuchte, die mit diabatischen Prozessen <strong>PV</strong>-Werte<br />

zwischen 0.5 und 2 <strong>PV</strong>U erzeugt hat.<br />

25


4.4 Vergleich mit früheren Studien 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

4.4. Vergleich mit früheren Studien<br />

4.4.1. Lothar<br />

In diesem Abschnitt werden die erhaltenen Resultate aus den <strong>PV</strong>-Profilen und den<br />

IWAL-Bil<strong>der</strong>n zum Sturm Lothar mit dem Paper "Dynamical aspects of the life cycle<br />

of the winter storm ’Lothar’ (24. - 26. December 1999)"von Wernli et al. (2002)<br />

verglichen.<br />

Im Abschnitt 4.2 wurde das <strong>PV</strong>-Profil des Sturms Lothar analysiert. Dabei zeigte<br />

das Profil eine typische Entwicklung in <strong>der</strong> oberen Troposphäre mit einer Absenkung<br />

<strong>der</strong> Tropopause und eine Zunahme <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre und<br />

eine allgemeine Zunahme des <strong>PV</strong>-Wertes mit <strong>der</strong> Zeit. Die <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren<br />

Troposphäre nahm zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität ein Maximum von ca. 1.8<br />

<strong>PV</strong>U ein. Sechs Stunden vor dem minimalen Bodendruck (Abb. 4.4)b) zeigten sich im<br />

Profil einige Abweichungen von <strong>der</strong> typischen Entwicklung. In einer Höhe von 925 hPa<br />

zeigte sich beispielsweise ein Maximum von 2 <strong>PV</strong>U, welches zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen<br />

Intensität wie<strong>der</strong> abnahm. Mit Hilfe <strong>der</strong> IWAL Abbildung wurde ersichtlich, dass<br />

zu diesem Zeitpunkt, am 26. Dezember 06 UTC, <strong>der</strong> ’<strong>PV</strong> tower’ ausgeprägter war als<br />

zum hier ermittelten Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität.<br />

Abbildung 4.12: Entwicklung des minimalen Druckes im Zentrum <strong>der</strong> Zyklone Lothar aus<br />

Beobachtungen (DWD), <strong>Analyse</strong>n des ECMWF’s und HRM Simulationen. Entnommen aus<br />

’Dynamical aspects of the life cycle of the winter storm ’Lothar’ (24.-26. December 1999) aus<br />

Wernli et al. (2002).<br />

Der Grund dafür findet sich in <strong>der</strong> Abbildung 4.12. Im Vergleich zu den in dieser Arbeit<br />

gebrauchten Daten, zeigt sich dort das Minimum des Bodendruckes am 26. Dezember<br />

06 UTC. Aus den verschiedenen Resultaten und Abbildungen lässt sich schliessen, dass<br />

<strong>der</strong> ’<strong>PV</strong>-tower’ <strong>der</strong> Zyklone Lothar am 26. Dezember 06 UTC am stärksten ausgeprägt<br />

26


4.4 Vergleich mit früheren Studien 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

war; es zeigten sich jedoch Minima im <strong>PV</strong>-Wert in <strong>der</strong> oberen Tropopause im <strong>PV</strong>-Profil.<br />

In <strong>der</strong> IWAL Abbildung 4.9 wird ersichtlich, dass die stratosphärische Intrusion südlich<br />

vom <strong>Zyklonen</strong>zentrum liegt und sich darum nicht im Profil zeigt.<br />

In <strong>der</strong> Studie von Wernli et al. (2002) wird die in den IWAL Abbildungen auf Seite 23<br />

gezeigte Entwicklung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalien genauer besprochen: Der Sturm Lothar zeigt<br />

eine extrem schnelle ’bottom-up’ Intensivierung, bei welcher durch diabatisches Heizen<br />

eine positive <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre gebildet wird, die wie<strong>der</strong>um die<br />

Bildung einer stratosphärischen Intrusion anregt.<br />

Über den Einfluss diabatischer Prozesse auf die Entwicklung und Intensivierung von<br />

<strong>Zyklonen</strong> ist man sich oft nicht einig. Für den Sturm Lothar waren die diabatischen<br />

Prozesse jedoch von grosser Wichtigkeit. Sie haben den Sturm verstärkt und die ganze<br />

Intensivierung bestimmt. Lothar zeigte einen diabatischen Rossby-Wellen-Charakter<br />

(Wernli et al. 2002). Bei einer solchen Rossby-Welle beginnt die Entwicklung mit einer<br />

positiven <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre, die sich in einer stark baroklinen<br />

Zone befindet. Dies bedeutet, dass sich ein starker Temperaturgradient von Nord nach<br />

Süd in den mittleren Breiten befindet. Positive thermische Advektion östlich <strong>der</strong> positiven<br />

<strong>PV</strong>-Anomalie führt zu einer Hebung <strong>der</strong> warmen und feuchten Luft von Süden.<br />

Beim Aufstieg kühlt sich die feuchte Luft ab und es kommt zur Kondensation des Wasserdampfes.<br />

Dadurch wird stetig mehr positive <strong>PV</strong> erzeugt und <strong>der</strong> ganze Mechanismus<br />

führt dazu, dass kontinuierlich östlich <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalie neue <strong>PV</strong> generiert wird und die<br />

<strong>PV</strong>-Anomalie ostwärts propagiert, in Richtung des thermischen Windes (Wernli et al.,<br />

2002).<br />

4.4.2. Kyrill<br />

Wie im vorhergehenden Abschnitt werden auch hier die Resultate zum Sturm Kyrill mit<br />

einer früheren Studie verglichen. Es handelt sich dabei um das Paper: "The European<br />

storm Kyrill in January 2007: synoptic evolution, meteorological impact and some consi<strong>der</strong>ations<br />

with respect to climate change"von Fink et al. (2009).<br />

Im Kapitel 4.2 zeigte das Profil <strong>der</strong> Zyklone Kyrill eine Zunahme des <strong>PV</strong>-Wertes in<br />

<strong>der</strong> unteren Troposphäre und eine starke Senkung <strong>der</strong> dynamischen Tropopause. Im Vergleich<br />

zu den an<strong>der</strong>en vier analysierte Stürme zeigt Kyrill die schwächste <strong>PV</strong>-Anomalie<br />

in <strong>der</strong> unteren Troposphäre, ausserdem nimmt <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Wert <strong>der</strong> Anomalie im letzten<br />

Zeitschritt zwischen dem 17. Januar 12 UTC und dem 17. Januar 18 UTC ab. Die dynamische<br />

Tropopause hingegen nimmt im Vergleich zu den weiteren vier Stürme am<br />

stärksten an Höhe ab. Abbildung 4.8 d) auf Seite 22 zeigt die Entwicklung vom 16.<br />

Januar 18 UTC bis am 17. Januar 18 UTC.<br />

Fink et al. (2009) beschrieben die synoptische Entwicklung und die meteorologischen<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Zyklone Kyrill:<br />

Die explosive Intensivierung, die Kyrill über dem Nordatlantiks aufzeigte, resultierte aus<br />

<strong>der</strong> Überquerung eines starken polaren Jetstreams. Verschiedene vorteilhafte meteorologische<br />

Bedingungen westlich <strong>der</strong> britischen Inseln führten zu einer weiteren Vertiefung<br />

des Druckes im Sturmkern kurz vor dem Erreichen Westeuropas. Der minimale Boden-<br />

27


4.4 Vergleich mit früheren Studien 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

druck im Kern des Sturmes blieb über eine lange Zeit zwischen 962 und 968 hPa (siehe<br />

Trackingtabelle im Anhang). Fink et al. wiesen diese Konstanz im Druck <strong>der</strong> vorteilhaften<br />

Ausrichtung drei verschiedener Jetstreaks und einer stratosphärischen Intrusion aus<br />

trockener Luft zu.<br />

Die Zeit um den Dezember 2006 und Januar 2007 war geprägt durch viele aufeinan<strong>der</strong>folgende<br />

intensive Stürme über dem Nordatlantik und Europa. Diese Stürme wurden<br />

durch einen starken, zonal ausgerichteten Temperaturgradienten begünstigt. Wie bereits<br />

im Voraus schon erwähnt, setzte sich <strong>der</strong> Sturm Kyrill aus den beiden <strong>Zyklonen</strong> Kyrill<br />

I und Kyrill II zusammen 12 . Die starke Höhenabnahme <strong>der</strong> Tropopause in <strong>der</strong> Intesivierungsphase<br />

von Kyrill I war ein Grund für die langsame Abschwächung Kyrills. Das<br />

Vorhandensein dieser trockenen Intrusion verzögerte die Abschwächung des Sturms. Die<br />

im <strong>PV</strong>-Profil sichtbare tiefe dynamische Tropopause (stratosphärische Intrusion) am 17.<br />

Januar 18 UTC lag sechs Stunden später am 18. Januar 00 UTC über dem Zentrum<br />

<strong>der</strong> Zyklone Kyrill II. Diese Intrusion trockener Luft in <strong>der</strong> oberen Troposphäre bewegte<br />

sich in <strong>der</strong> folgenden Zeit in Richtung <strong>der</strong> Kaltfront <strong>der</strong> Zyklone Kyrill II und verstärkte<br />

dabei die konvektive Instabilität (Fink et al. 2009).<br />

12 In den IWAL-Abbildungen (siehe Abb. B.1 im Anhang) vom 17. Januar 06 UTC bis am 18. Januar<br />

06 UTC ist die Trennung von <strong>der</strong> Zyklone Kyrill II von <strong>der</strong> Zyklone Kyrill I ersichtlich.<br />

28


4.5 Diskussion 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

4.5. Diskussion<br />

Um ein besseres Verständnis für die vertikale <strong>Struktur</strong> <strong>extratropischer</strong> <strong>Zyklonen</strong> zu erhalten,<br />

wurde in dieser Arbeit die Entwicklung des <strong>PV</strong>-Profils von fünf unterschiedlichen<br />

Stürmen analysiert. Bislang wurde die vertikale <strong>PV</strong>-<strong>Struktur</strong> eines Sturmes wenig untersucht;<br />

Campa and Wernli (2012) haben z. B. mithilfe <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile analysiert, ob es<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> <strong>vertikalen</strong> <strong>Struktur</strong> zwischen schwachen und starken extratropischen<br />

<strong>Zyklonen</strong> bzw. zwischen <strong>Zyklonen</strong> in verschiedenen Regionen gibt und wie sich das <strong>PV</strong>-<br />

Profil während <strong>der</strong> Intensivierungsphase entwickelt. Diese Bachelorarbeit hat letztere<br />

Fragestellung aufgegriffen und nebst <strong>der</strong> typischen Entwicklung des <strong>PV</strong>-Profils, die Profile<br />

unterschiedlicher <strong>Zyklonen</strong> miteinan<strong>der</strong> verglichen. Auf die Fragen in <strong>der</strong> Einleitung<br />

zurückgreifend, lässt sich folgendes sagen:<br />

i) Alle fünf untersuchten Stürme wiesen eine vergleichbare Entwicklung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-<br />

Profile auf, wobei grössere Abweichungen wie beispielsweise bei <strong>der</strong> Zyklone Daria<br />

auf Verschiebungen in <strong>der</strong> Vertikalen <strong>der</strong> unterschiedlichen <strong>PV</strong>-Anomalien zu schliessen<br />

sind. Die positive <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren Troposphäre, die in stärkeren<br />

Stürmen höhere <strong>PV</strong>-Werte erreicht (Campa and Wernli 2012), lag bei allen Stürmen<br />

auf ca. 800 hPa mit einem Maximum von etwa 1.8 <strong>PV</strong>U. Nur bei <strong>der</strong> Zyklone<br />

Kyrill zeigt sich eine schwächere diabatisch gebildete <strong>PV</strong>-Anomalie mit einem maximalen<br />

Wert von ca. 1 <strong>PV</strong>U.<br />

Es lässt sich somit sagen, dass es innerhalb <strong>der</strong> typischen <strong>Struktur</strong> <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile<br />

keine grossen Unterschiede gibt. Kleine Unterschiede liegen in <strong>der</strong> Genauigkeit <strong>der</strong><br />

<strong>vertikalen</strong> Anordnung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalien und beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

stratosphärischen Intrusion. Die Senkung <strong>der</strong> Tropopause zeigt sich in jedem Sturm<br />

etwas an<strong>der</strong>s; dies kann unter an<strong>der</strong>em an <strong>der</strong> Anordnung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Anomalien über<br />

dem Sturmzentrum liegen. Die dynamische Tropopause <strong>der</strong> Zyklone Kyrill sank<br />

beispielsweise annähernd 300 hPa in 24 Stunden, während die Tropopause <strong>der</strong><br />

Zyklone Xynthia nur 70 hPa sank.<br />

ii) Bezüglich des ’<strong>PV</strong> towers’ zeigte sich in den Profilen <strong>der</strong> Zeitpunkte maximaler Intensität<br />

für Kyrill, Lothar 13 und Quimburga durchgehend durch die Troposphäre<br />

ein Wert über 1 <strong>PV</strong>U. Die Stürme Daria und Xynthia wiesen in <strong>der</strong> oberen Troposphäre<br />

Werte unter 1 <strong>PV</strong>U auf, dies verweist auf eine fehlende stratosphärische<br />

Intrusion direkt über dem Sturmzentrum.<br />

iii Dadurch dass alle fünf gewählten Stürme zur Kategorie <strong>der</strong> intensiven Stürmen<br />

gehören, wurde ersichtlich wie wichtig die diabatischen Prozesse für eine rapide<br />

Entwicklung einer Zyklone sind. Es zeigte sich in allen Entwicklungen <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-<br />

Profile eine starke Zunahme des <strong>PV</strong>-Wertes in <strong>der</strong> unteren Troposphäre; <strong>der</strong> Wert<br />

stieg jeweils bis annähernd 2 <strong>PV</strong>U. Dies weist auf ausgeprägte Kondensationsprozesse<br />

hin.<br />

iv) Da alle fünf Stürme eine ähnlich starke Intensivierung durchliefen und sich ihr minimaler<br />

Bodendruck im Sturmkern zwischen 950 und 980 hPa befand zeigten die<br />

13 am 26. Dezember 06 UTC<br />

29


4.5 Diskussion 4 RESULTATE UND DISKUSSION<br />

hier analysierten Stürme ähnliche <strong>Struktur</strong>en in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-<strong>Struktur</strong><br />

und in etwa die gleichen maximalen <strong>PV</strong>-Werte in den diabatisch gebildeten <strong>PV</strong>-<br />

Anomalien in <strong>der</strong> unteren Troposphäre. Dieses Resultat deckt sich mit den Resultaten<br />

aus Campa and Wernli (2012). Sie zeigten in ihrer Studie über die vertikale<br />

<strong>Struktur</strong> <strong>extratropischer</strong> <strong>Zyklonen</strong> in <strong>der</strong> Nordhemisphäre, dass Stürme mit einem<br />

minimalen Bodendruck zwischen 930 und 970 hPa im Zentrum <strong>der</strong> Zyklone<br />

ausgeprägtere <strong>PV</strong>-Anomalien aufweist, als jene <strong>Zyklonen</strong> mit einem minimalen Bodendruck<br />

zwischen 990 und 1010 hPa. Abbildung 4.13 zeigt den Unterschied <strong>der</strong><br />

<strong>PV</strong>-Profile zwischen starken und schwachen Stürmen.<br />

Es zeigt sich, dass Stürme mit tieferen minimalen Bodendrücken bzw. einer stärkeren<br />

Intensivierung viel ausgeprägtere Anomalien aufweisen. Dies wurde auch in<br />

den <strong>PV</strong>-Profilen <strong>der</strong> in dieser Arbeit analysierten Stürme beobachtet.<br />

Abbildung 4.13: △<strong>PV</strong>-Profil mehrerer extratropische <strong>Zyklonen</strong> in den Wintermonaten (DJF)<br />

mit den minimalen SLP im Bereich von a) 930 bis 970 hPa und b) 990 bis 1010 hPa. Die<br />

schwarze Linie verbindet alle 25 hPa den gemittelten △<strong>PV</strong>-Wert <strong>der</strong> Stürme; die graue Fläche<br />

zeigt den Bereich zwischen dem 10. und 90. Perzentil. Entnommen aus Campa and Wernli<br />

(2012).<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-<strong>Struktur</strong> <strong>der</strong> fünf verschiedenen Stürme zeigte, wie wichtig die<br />

unterschiedlichen <strong>PV</strong>-Anomalien und <strong>der</strong>en Zusammenwirken für die Entwicklung intensiver<br />

Stürme sind. Beson<strong>der</strong>s die diabatisch erzeugte <strong>PV</strong>-Anomalie in <strong>der</strong> unteren und<br />

mittleren Troposphäre war in allen fünf gewählten Stürmen stark ausgeprägt.<br />

Durch den Vergleich <strong>der</strong> <strong>PV</strong>-Profile mit den IWAL-Abbildungen und den früheren<br />

Studien zeigte sich die Schwierigkeit einer <strong>Analyse</strong> mit einem einzelnen Parameter. Für<br />

aussagekräftige Resultate müssen mehrere Parameter analysiert werden und zusammen<br />

mit synoptischen und meteorologischen Informationen betrachtet werden.<br />

Wie sich in dieser Arbeit für den Sturm Lothar gezeigt hat, können auch unterschiedliche<br />

Daten zu unterschiedlichen Resultaten führen.<br />

30


Dank<br />

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Heini Wernli, <strong>der</strong> diese Arbeit im Zusammenhang<br />

mit dem <strong>CCES</strong> Projekt ’Klimawandel - Fokus Wasser’ in die Wege geleitet hat und mir<br />

die Möglichkeit gab meine Bachelorarbeit über ein interessantes Thema zu schreiben.<br />

Ich bedanke mich bei Heini auch für die grossartige Betreuung. Mein weiterer Dank geht<br />

an Michael Sprenger, <strong>der</strong> mir bei meinen Fragen und Problemen mit Matlab geholfen<br />

hat.<br />

31


Anhang<br />

A. <strong>PV</strong>-Profile mit 3 Zeitschritten für den Vergleich<br />

(a) Daria<br />

(b) Lothar<br />

(c) Quimburga<br />

(d) Kyrill<br />

(e) Xynthia<br />

Abbildung A.1: Vertikale <strong>PV</strong>-Profile <strong>der</strong> fünf ausgewählten Stürmen von 950 bis 200 hPa<br />

(Werte in <strong>PV</strong>U), für a) Daria, b) Lothar, c) Quimburga, d) Kyrill und e) Xynthia. Die schwarze<br />

Kurve zeigt jeweils das Profil zum Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Intensität, die rote Kurve ist zum<br />

12 Stunden früheren Zeitpunkt und die gelbe Kurve nochmals 12 Stunden früher.<br />

33


B. Kyrill I und II in den IWAL Grafiken<br />

(a) 17. Jan. 06 UTC<br />

(b) 17. Jan. 12 UTC<br />

(c) 17. Jan. 18 UTC<br />

(d) 18. Jan. 00 UTC<br />

(e) 18. Jan. 06 UTC<br />

Abbildung B.1: Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Zyklonen</strong> Kyrill I und Kyrill II vom 17. Januar 06 UTC<br />

bis 18. Januar 06 UTC mit den Isobaren des Bodendruckes und farblich die <strong>PV</strong>-Werte auf 300<br />

hPa.<br />

34


C. Tracking des Sturms Kyrill<br />

Datum Uhrzeit (UTC) geogr. Länge (°) geogr. Breite (°) Kerndruck <strong>der</strong><br />

Zyklone (hPa)<br />

16.01.2007 00 292.5 43.5 1007.09<br />

16.01.2007 06 293.25 44.25 1003.3<br />

16.01.2007 12 300.75 45 999.52<br />

16.01.2007 18 305.25 46.5 991.12<br />

17.01.2007 00 312.75 48 984.7<br />

17.01.2007 06 319.5 50.25 975.37<br />

17.01.2007 12 324 51.75 969.43<br />

17.01.2007 18 327.75 53.25 964.17<br />

18.01.2007 00 334.5 54.75 968.49<br />

18.01.2007 06 350.25 55.5 965.88<br />

18.01.2007 12 2.25 55.5 968.29<br />

18.01.2007 18 11.25 55.5 963.77<br />

19.01.2007 00 23.25 55.5 963.37<br />

19.01.2007 06 29.25 56.25 962.13<br />

19.01.2007 12 33 57 963.08<br />

19.01.2007 18 36 57.75 964.16<br />

20.01.2007 00 37.5 58.5 965.41<br />

20.01.2007 06 39.75 58.5 970.21<br />

20.01.2007 12 41.25 59.25 976.25<br />

20.01.2007 18 46.5 61.5 980.42<br />

21.01.2007 00 50.25 63 981.68<br />

21.01.2007 06 57.75 66 981.21<br />

21.01.2007 12 61.5 68.25 981.31<br />

21.01.2007 18 63 69 980.91<br />

22.01.2007 00 66 69.75 979.56<br />

22.01.2007 06 68.25 71.25 979.04<br />

22.01.2007 12 69.75 72 980.45<br />

22.01.2007 18 68.25 72 981.31<br />

Tabelle C.1: Tracking des Sturms Kyrill<br />

35


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39

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