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Rede zur Entlassung der Abiturientinnen und Abiturienten

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müssen, son<strong>der</strong>n auch eine befreiende Bereicherung unserer oft<br />

eingeschränkten Sichtweise sein können.<br />

Auch die Studienfahrten im 11. Schuljahr haben neben<br />

f<strong>und</strong>amentaler fachlicher Weiterbildung sicherlich zu eurer<br />

Herzensbildung beigetragen:<br />

In London wurde ein Shakespeare-Kurs besucht <strong>und</strong> im Musical<br />

„Billy Elliot“ – auch so ein An<strong>der</strong>sdenken<strong>der</strong> – wurden Tränen <strong>der</strong><br />

Rührung vergossen, während man sich globe theatre Beine in<br />

Bäuche stand. Und die Lehrkräfte vergaßen in Buchläden die Zeit<br />

<strong>und</strong> die Reisegruppe.<br />

In <strong>der</strong> Provence wurden die Landschaft <strong>und</strong> die Wäsche im Wind<br />

zu Aquarellen, wobei mir zugetragen wurde, dass nicht alle den<br />

Malaufträgen immer gewissenhaft nachkamen, son<strong>der</strong>n stattdessen<br />

lieber bei H&M in Avignon drei St<strong>und</strong>en lang Abschlussballklei<strong>der</strong><br />

anprobierten. Abends wurde dann am Lagerfeuer bei Stockbrot<br />

gemeinsam „Country roads“ gesungen <strong>und</strong> im Bus zusammen mit<br />

Fahrer Phillipe <strong>der</strong> Klassiker „Drei weiße Tauben“.<br />

In Barcelona nahmen manche Wasserproben, an<strong>der</strong>e machten eher<br />

Weinproben <strong>und</strong> wurden viele St<strong>und</strong>en später am Strand<br />

wie<strong>der</strong>gef<strong>und</strong>en. Manche mussten nachts zwei St<strong>und</strong>en barfuß<br />

durch die Stadt irren, weil sie sich in ihren High Heels Blasen<br />

gelaufen hatten <strong>und</strong> das Geld fürs Taxi fehlte.<br />

Ich selbst durfte zu meiner großen Freude den Politik-eA-Kurs von<br />

Herrn Olbricht nach Berlin begleiteten. Nicht nur, dass ihr dort<br />

auch spät in <strong>der</strong> Nacht noch auf S-Bahnhöfen gesungen <strong>und</strong> getanzt<br />

habt, so dass sich <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Berliner verwun<strong>der</strong>t fragte,<br />

ob das Leben in <strong>der</strong> Provinz vielleicht doch glücklicher macht.<br />

Nein, ich habe euch dort in <strong>der</strong> Hauptstadt zudem diskutieren sehen<br />

mit Gregor Gysi <strong>und</strong> Vertretern an<strong>der</strong>er Parteien. Und ihr habt euch<br />

nichts vormachen lassen, ihr wart gut vorbereitet <strong>und</strong> informiert<br />

<strong>und</strong> habt euch nicht abspeisen lassen mit einfachen o<strong>der</strong> gar keinen<br />

Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit. Und als ich<br />

euch dabei so zuschauen <strong>und</strong> zuhören durfte, da habe gedacht:<br />

Wenn es so ist, dann müssen wir uns keine Sorgen machen um<br />

unsere Demokratie, dann ist sie bei euch in guten Händen. Das ist<br />

unsere Hoffnung, das ist unser Antrieb, auch deshalb unterrichten<br />

wir. Kants berühmte Formel „Aufklärung ist <strong>der</strong> Ausgang des<br />

Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ ist eben

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