Folien Seerecht 4. Stunde.pdf
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Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Meerengen /<br />
Inseln / Archipelstaaten<br />
Inhalt der Vorlesung<br />
1. Meerengen<br />
a) Allgemeines<br />
b) Recht auf Transitdurchfahrt<br />
c) Recht auf friedliche Durchfahrt<br />
2. Inseln<br />
3. Archipelstaaten<br />
a) Allgemeines<br />
b) Archipelbasislinien<br />
c) Archipelgewässer<br />
Folie <strong>4.</strong>1
Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Meerengen (I)<br />
- Allgemeines -<br />
• Begriff: natürliche Passage zwischen zwei Meeresteilen (ca. 265)<br />
• Grundsatz: Souveränität des Meerengenanliegerstaates wird<br />
zugunsten der Freiheit der Schifffahrt eingeschränkt<br />
• Rechtsgrundlagen: Art. 34 - 45 SRÜ. Erfasst sind dabei nur Meerengen,<br />
die der internationalen Schifffahrt dienen<br />
• nicht erfasst sind (Art. 35, 36 SRÜ):<br />
‣ Meerengen in inneren Gewässern (Art. 35 a SRÜ)<br />
‣ Meerengen, deren Status vor Inkrafttreten des SRÜ vertraglich<br />
geregelt worden ist (Art. 35 c SRÜ). Bspe: Ostseeraum, Türkei<br />
‣ Meerengen, die so breit sind, dass in der Mitte ein Korridor<br />
verläuft, der zur Hohen See oder zu einer AWZ gehört (Art. 36<br />
SRÜ)<br />
Folie <strong>4.</strong>2
Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Meerengen (II)<br />
- Allgemeines -<br />
• Gebietsrechtlicher Status als Küstenmeer, AWZ oder Hohe See bleibt<br />
unberührt (Art. 34 Abs. 1, Art 35 b SRÜ)<br />
• Einschränkungen der Souveränität des Meerengenanliegerstaates:<br />
‣ Recht auf Transitdurchfahrt (Art. 37 – 44 SRÜ)<br />
‣ Recht auf friedliche Durchfahrt (Art. 45 SRÜ)<br />
• Beide verleihen den Flaggenstaaten weitaus mehr Rechte als das<br />
Recht auf friedliche Durchfahrt im Küstenmeer (vgl. Art. 19 SRÜ)<br />
• Völkergewohnheitsrechtliche Geltung der<br />
‣ Transitdurchfahrt: umstr.<br />
‣ friedlichen Durchfahrt: anerkannt<br />
Folie <strong>4.</strong>3
Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Meerengen (III)<br />
- Recht auf Transitdurchfahrt -<br />
• Geltungsbereich: Meerengen, die eine AWZ oder einen Teil der Hohen<br />
See mit einer anderen AWZ oder einem anderen Teil der Hohen See<br />
verbinden (Art. 37 SRÜ)<br />
• Rechte der anderen Staaten (Art. 38 SRÜ):<br />
‣ Freiheit der Schifffahrt und der Überflugs (auch U-Boote ohne<br />
Auftauchen, Kriegsschiffe und nuklear betriebene Schiffe)<br />
‣ zum Zweck des ununterbrochenen und zügigen Transits<br />
‣ inkl. dem Recht, den Meeresanliegerstaat anzulaufen<br />
• Pflichten der anderen Staaten: Art. 39, 40 SRÜ<br />
• Rechte und Pflichten des Meerengenanliegerstaates: Art. 41 – 44 SRÜ<br />
Folie <strong>4.</strong>4
Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Meerengen (IV)<br />
- Recht auf friedliche Durchfahrt -<br />
• Geltungsbereich (Art. 45 Abs. 1 SRÜ): Meerengen, die<br />
‣ gemäß Art. 38 Abs. 1 SRÜ von der Transitdurchfahrt<br />
ausgeschlossen sind (Bsp: Messina)<br />
‣ ein Küstenmeer mit einer AWZ oder der Hohen See verbinden<br />
• weiter als das Recht auf friedliche Durchfahrt im Küstenmeer (Art. 45<br />
Abs. 2): keine Aussetzung nach Art. 25 Abs. 3 SRÜ möglich<br />
• enger als die Transitdurchfahrt: mehr Rechtsetzungsbefugnisse des<br />
Meeresanliegerstaates (vgl. Art. 19 SRÜ); keine Überflugfreiheit (vgl.<br />
Art. 17 SRÜ); U-Boote über Wasser (vgl. Art. 20 SRÜ); Sonderregeln für<br />
nuklearbetriebene und andere gefährliche Schiffe (vgl. Art. 23 SRÜ);<br />
Schifffahrtswege können ohne Zustimmung der IMO festgelegt werden<br />
(vgl. Art. 22 Abs. 3 vs. Art. 44 Abs. 4 SRÜ); keine Zusammenarbeit<br />
zwischen Flaggen- und Meeresanliegerstaat (kein Art. 43 SRÜ)<br />
Folie <strong>4.</strong>5
Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Inseln<br />
• Rechtsgrundlage: Art. 121 SRÜ<br />
• Begriff: natürlich entstandene Landfläche, von Wasser umgeben, und<br />
bei Flut über den Wasserspiegel hinaus ragend (Art. 121 Abs. 1 SRÜ)<br />
• Auswirkungen auf den Status der Gewässer: Inseln werden<br />
grundsätzlich so behandelt wie Festland. Sie haben also auch ein<br />
Küstenmeer, eine Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) und einen<br />
Festlandsockel (Art. 121 Abs. 2 SRÜ)<br />
• Ausnahme: Felsen (für menschliche Besiedlung nicht geeignet oder<br />
kein wirtschaftliches Eigenleben zulassend) haben keine AWZ und<br />
keinen Festlandsockel (Art. 121 Abs. 3 SRÜ)<br />
• Details: siehe Vorlesungen zur AWZ und zum Festlandsockel<br />
Folie <strong>4.</strong>6
Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Archipelstaaten (I)<br />
- Allgemeines -<br />
• Begriff: Staaten, die aus einem oder mehreren Archipelen und ggf.<br />
anderen Inseln bestehen (Art. 46 a und b SRÜ)<br />
• Beispiele: Fidschi, Indonesien, Philippinen, Mauritius<br />
• Problematik: Archipelstaaten strebten eigenes Regime für die<br />
Gewässer an (nationale Identität und Integrität, sicherheits-,<br />
wirtschafts- und umweltrechtliche Gründe); andere Staaten<br />
bevorzugten Inselregime (größere Schifffahrtsfreiheit)<br />
• Rechtsgrundlagen: Art. 46 - 54 SRÜ<br />
• Schaffung eines eigenen Regimes (Archipelgewässer), das dem<br />
Küstenmeer und den internationalen Meerengen nachgebildet ist.<br />
• Das Regime entspricht nach h.M. geltendem Völkergewohnheitsrecht<br />
Folie <strong>4.</strong>7
Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Archipelstaaten (II)<br />
- Archipelbasislinien -<br />
• zur Festlegung der Archipelgewässer und als Ausgangslinie für das<br />
Küstenmeer, die Anschlusszone, die AWZ und den Festlandsockel<br />
• nur gerade Linien (Art. 47 SRÜ)<br />
‣ die äußersten Punkte der äußersten Inseln und trockenfallenden<br />
Riffe verbindend<br />
‣ Hauptinsel(n) umschließend<br />
‣ Verhältnis Wasser zu Land zwischen 1 zu 1 und 9 zu 1<br />
‣ maximale Länge der Linien 100 sm (Ausnahme 125 sm)<br />
‣ Küstenmeer eines anderen Staates darf nicht von seiner AWZ<br />
oder der Hohen See abgeschnitten werden<br />
• Innerhalb der Archipelgewässer können einzelne Basislinien zur<br />
Abgrenzung der inneren Gewässer gezogen werden (Art. 50 SRÜ)<br />
Folie <strong>4.</strong>8
Prof. Dr. Kerstin Odendahl<br />
„Internationales <strong>Seerecht</strong>“<br />
Sommersemester 2011<br />
Archipelstaaten (III)<br />
- Archipelgewässer -<br />
• Souveränität des Archipelstaates (Art. 49 SRÜ)<br />
• Einschränkungen:<br />
‣ Recht auf friedliche Durchfahrt grundsätzlich wie im Küstenmeer<br />
(Art. 52 SRÜ)<br />
‣ Recht auf Durchfahrt auf Archipelschiffahrtswegen (Art. 53),<br />
vergleichbar der Transitdurchfahrt durch Meerengen<br />
• Schifffahrtswege und Flugstrecken in den Archipelgewässern<br />
und dem angrenzenden Küstenmeer<br />
• Definition von „Durchfahrt“ in Art. 53 Abs. 3 SRÜ<br />
• Art. 39, 40, 42 und 44 SRÜ gelten entsprechend (Art. 54 SRÜ)<br />
Folie <strong>4.</strong>9