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Beitrag herunterladen (.pdf, 193 kB) - Institut für Sexualpädagogik

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• Vielleicht hilft es uns derzeit weiter, bei therapeutischen Ansätzen 6 oder bei anderen<br />

Kulturen 7 Anleihe zu nehmen, in denen Sexualität stärker kultiviert wurde und<br />

in denen sich lebbare Formen einer weiter entwickelten Sexualität herausgebildet<br />

haben.<br />

• Und vielleicht läge in diesem Aspekt von sexueller Bildung unsere Antwort auf die<br />

konstatierte „Entzauberung“ der modernen Welt: wir bieten keine neuen Mythen<br />

vom Glück, aber doch handfeste, kulturell erprobte Nahrung <strong>für</strong> sexuelles Denken,<br />

Fühlen und Handeln.<br />

Ich habe dreimal „vielleicht“ gesagt – denn das sind noch tastende Überlegungen, von<br />

denen ich selbst nicht weiß, wohin sie führen. Wo ich sicher nicht hin möchte, ist ein<br />

sexuelles Bildungsbürgertum: Man kennt das Tao der Sexualität und ein paar Thesen der<br />

Sexualwissenschaft, weiß darüber zu parlieren, aber nichts davon hat das Herz erreicht.<br />

Das wäre die bekannte Verdinglichung von Bildung, nun auch im Bereich der Sexualität,<br />

und der müssen wir entgegenhalten:<br />

Bildung ist nicht das, was in Büchern steht, sondern – um dem ein etwas überzeichnendes<br />

Bonmot entgegen zu setzen – Bildung ist eher das, was übrig bleibt, wenn wir alles<br />

vergessen haben, was wir je gelernt haben. Mit anderen Worten: Bildung ist Entfaltung<br />

der ganzen Person auf allen Ebenen, nicht Inhalt des Gedächtnisses. Sexuelle Bildung<br />

beinhaltet damit auch: Körperbildung, Herzensbildung, soziale Bildung sowie Sinnes- und<br />

Sinnlichkeitsbildung.<br />

5.<br />

Im emphatischen Bildungsbegriff der deutschen Klassik ist das Streben nach<br />

Vervollkommnung des Menschen enthalten, die Ausrichtung an einem „Bild“ eines voll<br />

entwickelten Menschen. Zumindest als Frage möchte ich das in die Überlegungen zu<br />

einer sexuellen Bildung mit einbeziehen: wie können wir uns eine zu ihrer vollen Blüte<br />

entfaltete Sexualität vorstellen? Wie sieht ein sexuell voll entwickelter Mensch aus? Wie<br />

weit kennen wir sein Potenzial und wie viel davon wird bereits verwirklicht?<br />

Und gleichzeitig müssen wir als Korrektiv die Frage mitdenken: Wie stellen wir sicher,<br />

dass damit nicht neue Standards <strong>für</strong> „richtige Sexualität“ gesetzt werden? Genau dagegen<br />

hat die emanzipatorische <strong>Sexualpädagogik</strong> von jeher Position bezogen, und das<br />

muss auch heute unsere Antwort sein auf die postmodernen Tendenzen von „Kontrolle<br />

und Reintegration“: Hüten wir uns davor, uns zum Instrument sozialer Konformisierung<br />

machen zu lassen!<br />

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