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Medienkompetenz lernen wie Sprechen - Jagstzell

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Landeskriminalamt Baden-Württemberg<br />

Polizei zu Chancen und Risiken der elektronischen Medien<br />

<strong>Medienkompetenz</strong> <strong>lernen</strong> <strong>wie</strong> <strong>Sprechen</strong><br />

Jugendliche mit elektronischen Medien gerüstet <strong>wie</strong> nie zuvor – Aufklärung über<br />

Gefahren der virtuellen Welt tut Not!<br />

Stuttgart.- 64 Prozent aller Jugendlichen in Deutschland im Alter zwischen 12<br />

und 19 Jahren haben ein eigenes Fernsehgerät, 53 Prozent einen Computer<br />

und 28 Prozent einen eigenen Internetzugang. 94 Prozent nutzen mindestens<br />

einmal in der Woche einen Computer und über Internet-Erfahrung verfügen 85<br />

Prozent. Kinder und Jugendliche bewegen sich heutzutage mit spielerischer<br />

Selbstverständlichkeit in der Welt der elektronischen Medien. Wer aber nimmt<br />

sie dabei an der Hand, um sie beispielsweise unbeschadet und<br />

sicherheitsbewusst durch das Labyrinth von weltweit rund vier Milliarden<br />

Webseiten und etwa<br />

80 000 Diskussionsforen zu führen? Um Eltern hierbei zu helfen, hat die Polizei<br />

im Auftrag der Innenministerkonferenz jetzt die Broschüre „Klicks-Momente“<br />

herausgegeben. Damit erhalten Eltern Informationen und Tipps, um ihren<br />

Kindern den sinnvollen Umgang mit den elektronischen Medien <strong>wie</strong> Fernsehen<br />

und Video, Internet und Computerspielen so<strong>wie</strong> dem Handy zu vermitteln.<br />

Es besteht Handlungs- und Aufklärungsbedarf<br />

Schon Klein- und Vorschulkinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren verbringen<br />

heute im Schnitt 162 Minuten täglich mit Medien, vor allem mit Fernsehen, ermittelte<br />

die ARD/ZDF Studie „Kinder und Medien 2003“. Bei den sechs- bis 13jährigen hat<br />

sich die Fernsehnutzung danach weiter in den Abend verschoben. Gerade hier<br />

brauchen die Kinder Orientierung und Hilfe der Eltern, denn <strong>wie</strong> jeder weiß, ist beim<br />

Thema Fernsehen die kindliche Einsicht nicht sehr ausgeprägt.<br />

Entscheidend ist allerdings nicht nur die Dauer des Medienkonsums, sondern auch,<br />

welche Inhalte konsumiert werden. So besteht die Gefahr, dass junge Menschen<br />

mediale Gewaltdarstellungen in ihre reale Lebenswelt übertragen und Gewalt<br />

einsetzen, um Konflikte zu lösen oder ihre Interessen durchzusetzen.<br />

Doch nicht nur das Fernsehen hält immer mehr Einzug in das Leben von Kindern und<br />

Jugendlichen. Bereits 70 Prozent der sechs- bis 13jährigen in Deutschland haben<br />

erste Erfahrungen mit dem Computer gesammelt und 60 Prozent von ihnen sind<br />

dabei schon einmal im Internet gesurft, <strong>wie</strong> die jüngsten Zahlen des<br />

Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (MpFS) belegen. Vor allem<br />

die Zahl der zehn- bis elfjährigen Kinder mit Computer-Erfahrung, die sich im Internet<br />

tummeln, hat allein zwischen 2002 und 2003 um über zehn Prozent zugenommen.<br />

Exzessiver Medienkonsum kann zu erheblichen Leistungseinbrüchen in der Schule<br />

führen, stellt das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) jetzt im<br />

Rahmen seiner Erhebung „Medienverwahrlosung als Ursache von Schulversagen<br />

und Jugendkriminalität“ fest. Danach hat inzwischen jeder zweite Junge im Alter von


zehn Jahren die gesamte Multi-Media-Palette - angefangen beim Fernsehgerät über<br />

Computer, Play-Station bis hin zum DVD-Player - im eigenen Kinderzimmer stehen.<br />

Diese Jungen konsumieren täglich zwei Stunden länger diese Medien als ihre<br />

Altersgenossen, die darauf nicht im eigenen Zimmer zugreifen können. Der<br />

überproportionale Besitz dieser Geräte spiegelt sich in einer dramatischen<br />

Auseinanderentwicklung der Schulleistungen zwischen Jungen und Mädchen wider,<br />

<strong>wie</strong> das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen erklärt. So hat sich das<br />

Verhältnis der Schulabbrecher zwischen Jungen und Mädchen von 52 Prozent zu 48<br />

Prozent im Jahr 1990 auf 64 Prozent zu 36 Prozent entwickelt.<br />

Trainingsangebot zur Förderung von <strong>Medienkompetenz</strong><br />

Für Eltern und Erziehungsverantwortliche bedeutet der intensive Medienkonsum ihrer<br />

„Sprösslinge“ eine enorme Herausforderung: Müssen sie ihren Kindern doch<br />

Kompetenzen im Umgang mit Medien vermitteln, die Fähigkeit also, selbstbestimmt,<br />

kreativ und sozial verantwortlich mit Medien umzugehen. <strong>Medienkompetenz</strong> muss im<br />

Grunde genauso erlernt werden <strong>wie</strong> das <strong>Sprechen</strong>, Lesen und Schreiben, betont<br />

man bei der Polizeilichen Kriminalprävention in Stuttgart.<br />

Kinder brauchen Vorbilder und Wertmaßstäbe, aber auch klare Grenzen und<br />

Spielregeln. In der neuen Broschüre „Klicks-Momente - So unterstützen Sie Ihr<br />

Kind bei der <strong>Medienkompetenz</strong>“ rät die Polizei Eltern daher zu klaren Regeln beim<br />

Umgang mit den Medien. Beispiel Fernsehkonsum: So lässt sich über<br />

„Fernsehgutscheine“ der Fernsehkonsum zeitlich limitieren. Ein Bon berechtigt dabei,<br />

eine bestimmte Zeit fern zu sehen. Pro Woche kann das Kind so über eine<br />

bestimmte Zahl an Bons verfügen, wobei für pädagogisch wertvolle Sendungen<br />

weniger Bons abgegeben werden müssen. Auch ein fernsehfreier Tag, an dem<br />

Freizeitaktivitäten geboten werden, ist eine gute Lösung.<br />

Die Empfehlungen der Polizei zur <strong>Medienkompetenz</strong> erstrecken sich freilich nicht nur<br />

auf das Thema Fernsehen: Risiken und Nebenwirkungen, also mögliche Vor- und<br />

Nachteile werden für Eltern ausführlich auch für die Druckmedien, Computer, das<br />

Handy so<strong>wie</strong> Video- und Computerspiele dargestellt. Letztere sind bei den sechs- bis<br />

13jährigen, die regelmäßig am Computer sitzen, nach der ARD/ZDF-Untersuchung<br />

die häufigste Anwendung.<br />

70 Prozent der computererfahrenen Kinder spielen dabei alleine, 53 Prozent mit<br />

anderen Kindern. „Deshalb ist seitens der Eltern besondere Aufmerksamkeit<br />

geboten, denn hier zeigen sich die beiden Seiten der Medien-Medaille besonders<br />

deutlich“, <strong>wie</strong> man bei der Polizeilichen Kriminalprävention empfiehlt. Video- und<br />

Computerspiele können einerseits die Entwicklung von Kompetenzen fördern und<br />

das Gehirn trainieren. Auf der anderen Seite können sie aber auch Isolation,<br />

Einseitigkeit oder Abstumpfung hervorrufen und unter Umständen dazu führen, dass<br />

die oftmals gewaltorientierten Konfliktlösungen übernommen werden. Eltern und<br />

Erziehungsverantwortliche sollten hier insbesondere die vorgeschriebenen<br />

Alterskennzeichnungen von Video-/DVD-Filmen und PC-Spielen beachten und den<br />

Kauf von altersentsprechender geeigneter Software, z. B. von PC-Spielen fördern.<br />

Wichtig ist auch, dass Eltern sich selbst einen Überblick über die Computerspiele<br />

ihrer Kinder verschaffen, um „im Bilde zu sein“ und ihren Kindern als<br />

Ansprechpartner zur Seite zu stehen.<br />

Dazu gehört, dass Eltern sich Zeit für regelmäßige Gespräche mit ihren Kindern<br />

nehmen und Interesse am Freizeitverhalten ihrer Sprösslinge zeigen. Ein offener,<br />

vertrauensvoller und zugleich berechenbarer Erziehungsstil trägt viel dazu bei, dass


Kinder <strong>lernen</strong>, verantwortungsvoll mit den verschiedenen Medien umzugehen.<br />

<strong>Medienkompetenz</strong> gilt zunehmend als Schlüsselqualifikation für Lebenskompetenz,<br />

so das Credo der Experten.<br />

Die Broschüre „Klicks-Momente - So unterstützen Sie Ihr Kind bei der<br />

<strong>Medienkompetenz</strong>“ wurde in Kooperation mit Experten aus den Bereichen Soziales<br />

und Medienpädagogik erarbeitet. Sie enthält neben der Bewertung von Vor- und<br />

Nachteilen der verschiedenen Medien so<strong>wie</strong> Tipps für deren sinnvolle Nutzung auch<br />

die Adressen weiterer Ansprechpartner so<strong>wie</strong> entsprechende Internetseiten. Sie ist<br />

bei jeder Polizeidienststelle kostenlos erhältlich und auch im Internet unter<br />

www.polizei-beratung.de eingestellt.

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