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Überschuldung in Herford: Es tut sich was - Jobcenter Herford

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Lokales<br />

Überschuldung <strong>in</strong> <strong>Herford</strong>: <strong>Es</strong> <strong>tut</strong> <strong>sich</strong> <strong>was</strong><br />

Fachgespräch beim privaten Dienstleister Creditreform mit Beratern, Sparkasse,<br />

<strong>Jobcenter</strong> und Bürgermeister<br />

VON HARTMUT BRAUN<br />

<strong>Herford</strong>. Die Zahlen des F<strong>in</strong>anzdienstleisters Creditreform über die Verschuldung privater Haushalte<br />

<strong>in</strong> <strong>Herford</strong> werden bei Politikern, Behörden und Kredit<strong>in</strong>sti<strong>tut</strong>en der Region sehr Ernst genommen.<br />

„Da müssen wir genauer h<strong>in</strong>schauen“, sagte Bürgermeister Bruno Wollbr<strong>in</strong>k <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Fachgespräch, <strong>in</strong> dem die Experten <strong>in</strong>tensivere Zusammenarbeit vere<strong>in</strong>barten.<br />

E<strong>in</strong>geladen hatte der örtliche Creditreform-Chef Ingolf Dorff. Anlass war e<strong>in</strong> NW-Bericht über den<br />

aktuellen „Schuldneratlas“. Der zeigt für <strong>Herford</strong> e<strong>in</strong>e der höchsten Verschuldungsquoten der<br />

Republik: Jeder siebte Erwachsene kann hier absehbar se<strong>in</strong>e Rechnungen nicht mehr bezahlen –<br />

bundesweit ist es nur jeder Zehnte.<br />

Dorff unterscheidet Armuts- und Konsum-Überschuldung. Stefan Heckers, erfahrener<br />

Schuldnerberater des Sozialdienst katholischer Frauen (SKF), nennt die Rangfolge der Ursachen:<br />

Arbeitslosigkeit, Trennung/Scheidung, E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen/z.B Kurzarbeit, unerwarteter<br />

Nachwuchs (!), leichtfertige Kreditaufnahmen.<br />

Aber warum ist <strong>Herford</strong> besonders betroffen? Bürgermeister Wollbr<strong>in</strong>k versucht e<strong>in</strong>e Erklärung:<br />

„Vielleicht, weil wir e<strong>in</strong> besonders gutes Sozialsystem und besonders viel preiswerten Wohnraum<br />

haben.“<br />

Auch für Silke Kleyböcker von der Sparkasse <strong>Herford</strong> s<strong>in</strong>d die Creditreform-Zahlen nicht<br />

überraschend. Die Sparkasse habe längst auf die <strong>Herford</strong>er Sondersituation reagiert – mit e<strong>in</strong>er<br />

Spezialabteilung, die <strong>sich</strong> gezielt um „kritische“ Kunden bemüht, sie berät und unterstützt. „Mit<br />

diesem bundesweit modellhaften Service haben wir gute Erfolge – jeder Zweite kann nach e<strong>in</strong>iger<br />

Zeit <strong>in</strong> die ,normale’ Beratung zurück kehren.“<br />

E<strong>in</strong>e andere Reaktion auf den „tiefroten“ Status <strong>Herford</strong>s auf der Landkarte beschreibt Stefan<br />

Heckers: „Als Schuldnerberater leben wir im Kreis <strong>Herford</strong> im Schlaraffenland – <strong>was</strong> die<br />

F<strong>in</strong>anzierung der Beratungsstellen durch die Öffentliche Hand angeht.“ Allerd<strong>in</strong>gs wendet <strong>sich</strong> nur<br />

jeder zehnte Betroffene an e<strong>in</strong>e Beratungsstelle – 1.900 waren es kreisweit im letzten Jahr.<br />

Wie wichtig zeitnah verfügbare Beratung ist, betont außer Kleyböcker („Die Statistik ist immer so<br />

gut wie die Erreichbarkeit der Schuldnerberatung“) auch Klaus B<strong>in</strong>newitt, Chef des <strong>Jobcenter</strong>s<br />

<strong>Herford</strong>: „Überschuldung ist oft der Tod e<strong>in</strong>es Arbeitsverhältnisses“, hat er beobachtet. Und wer<br />

verzweifelt <strong>in</strong> der Schuldenfalle steckt, dem fällt die Aufnahme e<strong>in</strong>es neuen Jobs schwer - „e<strong>in</strong><br />

Teufelskreis“, sagt B<strong>in</strong>newitt.<br />

Die Runde ist <strong>sich</strong> e<strong>in</strong>ig, dass die wirtschaftliche Kompetenz junger Leute erhöht und die<br />

leichtfertige Aufnahme vieler Darlehen erschwert werden muss. Das Reden über (fehlendes) Geld<br />

sei für viele e<strong>in</strong> Tabu, beobachtet Heckers – das müsse aufgebrochen werden. Und, vor allem: Die<br />

Kompetenzen der Akteure können besser zusammen geführt werden. Ansätze dazu gibt es – das<br />

Fachgespräch war e<strong>in</strong> weiterer Schritt. Man will im Gespräch bleiben. Das Thema bleibt aktuell.


© 2012 Neue Westfälische<br />

09 - <strong>Herford</strong>, Samstag 14. Januar 2012

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