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Studentenfutter - Jürgen Baumgarten

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Plausus Theaterverlag Heike Stuch – Kasernenstr. 56 – 53111 Bonn<br />

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<strong>Studentenfutter</strong><br />

Komödie in fünf Aufzügen<br />

von Jürgen <strong>Baumgarten</strong><br />

www.Juergen-<strong>Baumgarten</strong>.de<br />

Ansichtsexemplar<br />

Das Kopieren dieses Textes ist<br />

nicht gestattet.<br />

Bitte beachten Sie unsere<br />

Aufführungsbedingungen<br />

Rollen: 9 (4m/5w)<br />

Spielzeit: ca. 90 Minuten<br />

Mindestgebühr: 66,00 Euro (pro Aufführung)<br />

1 Bühnenbild<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 1 - Plausus Theaterverlag a0182


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Aufführungsbedingungen (gültig seit: 01.01.2003)<br />

Es gelten die jeweils zum Zeitpunkt der Aufführungsanmeldung gültigen Aufführungsbedingungen und Preise.<br />

Diese Bedingungen gelten auch für Wohltätigkeitsveranstaltungen, Aufführungen in<br />

geschlossenen Kreisen und Aufführungen ohne Einnahmen.<br />

Das Recht zur Aufführung des Stückes erteilt ausschließlich:<br />

Plausus Theaterverlag Kasernenstr. 56, 53111 Bonn<br />

Tel. 0228/3694814 Fax. 0228/3694815<br />

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Das Ihnen vorliegende Manuskript des Stückes darf nicht kopiert oder auf eine<br />

andere Weise vervielfältigt werden. Auf elektronischem Wege zugesandte Manuskripte<br />

dürfen von Ihnen einmalig zum persönlichen Gebrauch ausgedruckt werden.<br />

Wenn Sie ein Stück aufführen möchten, dann senden Sie uns bitte das ausgefüllte<br />

Formular „Anmeldungen von Aufführungen“ per Post oder Telefax zu.<br />

Sie können auswählen, ob Sie bei uns die Textbücher erwerben möchten oder ob<br />

Sie eine Kopiervorlage bei uns anfordern und die Stücke selbst vervielfältigen.<br />

Die Preise für die Textbücher entnehmen Sie bitte unserem aktuellen Katalog oder<br />

fragen Sie bei uns an.<br />

Für die Kopiervorlage berechnen wir für Stücke bis zu 60 Minuten Spieldauer<br />

4,00 Euro und für Stücke über 60 Minuten Spieldauer 8,00 Euro. In diesen Preisen<br />

ist das Porto und die gesetzliche Mehrwertsteuer enthalten.<br />

Nach Einsendung des Formulars erhalten Sie von uns die Textbücher oder die<br />

Kopiervorlage mit der Genehmigung zur Vervielfältigung und zur Aufführung.<br />

Aufführungen des Werkes oder Vervielfältigungen des Manuskriptes dürfen nicht<br />

ohne Genehmigung des Verlages stattfinden.<br />

Unabhängig vom Erwerb von Textbüchern oder einer Kopiervorlage zahlen Sie für<br />

jede Aufführung eine Gebühr in Höhe von 10% der Bruttoeinnahmen (aus<br />

Eintrittsgeldern, Spenden, Sammlungen, Programmverkäufe etc.) zzgl. der<br />

gesetzlichen Mehrwertsteuer, mindestens jedoch die für jedes Stück ausgewiesene<br />

Mindestgebühr.<br />

Die aufführende Bühne/Theatergruppe erklärt sich gemäß dem Urheberrecht bereit,<br />

dem Verlag auf Anforderung auf nachprüfbare Weise Auskunft über Art, Anzahl und<br />

Ausmaß der Aufführungen, nicht stattgefundene Aufführungen, Zuschauerplätze und<br />

erzielte Einnahmen zu geben.<br />

Die Abrechnung der Aufführung durch die aufführende Bühne erfolgt spätestens<br />

einen Monat nach Durchführung.<br />

Aufführungen von Profi-Bühnen, Bühnen mit Berufsschauspielern oder andere<br />

gewerbliche Aufführungen sind nur nach Abschluss eines gesonderten Vertrages mit<br />

dem Verlag zulässig.<br />

Das Recht der Übersetzung, Verfilmung, Funk- und Fernsehsendung vergibt<br />

ausschließlich der Verlag.<br />

Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben, Fotokopieren, Vervielfältigen,<br />

verstoßen gegen das Urheberrecht und sind gesetzlich verboten.<br />

Zuwiderhandlungen werden zivilrechtlich und ggf. strafrechtlich verfolgt.<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 2 - Plausus Theaterverlag a0182


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Personen:<br />

Julia Petermann<br />

Claudia<br />

Annette<br />

Rüdiger<br />

Michael<br />

Heinrich<br />

Professor<br />

Frau Winter<br />

Frau König<br />

eine "normale" Frau Mitte vierzig, die gerade dabei ist, sich zu<br />

emanzipieren<br />

Mitte 20, das typische unkomplizierte Mädchen von heute<br />

etwas jünger als Claudia, scheu, schüchtern und verklemmt,<br />

Ziemlich naiv, entwickelt sich jedoch im Laufe des Stückes<br />

Mitte 20, Vermieter, männliches Pendant zu Annette<br />

Mitte 20, Julias Sohn<br />

Julias Mann, Chauvinist der alten Schule<br />

ein merkwürdiger Mensch...<br />

vier-Sterne-Klatschtante<br />

Gesprächs"partnerin" und Publikum für Frau Winter<br />

Frau Winter und Frau König tauchen nur im Vorspiel und den Zwischenspielen auf<br />

und könnten daher zur Not auch weggelassen werden. Es fehlt dann aber die<br />

Überbrückung der Umgestaltung der Bühne.<br />

Bühnenbild:<br />

Die eine einfache Küche einer durchschnittlichen Eigentumswohnung. In der<br />

Rückwand eine Tür zum Flur, von wo aus es zum Eingang und den anderen<br />

Zimmern geht. Links eine Tür ins Bad. Rechts ein Fenster.<br />

Die Küche ist kärglich eingerichtet und hat offenbar schon einige Zeit keine<br />

Putzmittel mehr gesehen. In der Mitte steht ein Tisch mit (mindestens) drei Stühlen.<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 3 - Plausus Theaterverlag a0182


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Vorspiel<br />

"Auf der Straße", d.h. vor dem Vorhang. Sind die technischen Mittel vorhanden, kann<br />

auch vor einer Haustür-Kulisse gespielt werden. Hier treffen sich Frau König und<br />

Frau Winter. Frau König kommt aus der Tür / hinter dem Vorhang hervor, Frau<br />

Winter - sie wohnt gegenüber - durch den Zuschauerraum.<br />

FRAU WINTER<br />

Guten Tag, Frau König!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Guten Tag, Frau Winter. Waren sie schon einkaufen?<br />

FRAU WINTER<br />

Ja, bei Schlachter Wolter. Also, ich weiß gar nicht, warum ich da immer noch<br />

hingehe! So unfreundlich, wie die da sind. Und die Qualität ist auch nicht die beste.<br />

FRAU KÖNIG (möchte weiter)<br />

Ja, ja.<br />

FRAU WINTER<br />

Haben Sie´s in der Zeitung gelesen?<br />

FRAU KÖNIG<br />

Was?<br />

FRAU WINTER<br />

Der junge Westermann will die Wohnung seiner Großmutter vermieten!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Und das steht in der Zeitung?<br />

FRAU WINTER (holt eine Zeitung hervor, blättert sie auf)<br />

Bei den Immobilienanzeigen. "3-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad". Und<br />

Telefonnummer dabei. Das ist seine - habe ich im Telefonbuch nachgeschlagen!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Aha...<br />

FRAU WINTER<br />

Also, ich finde das skandalös! Kaum ist die arme, alte Frau unter der Erde, da macht<br />

er mit seinem Erbe, was er will. - Stellen Sie sich nur vor, in der Anzeige steht: "Nur<br />

an Studentinnen"!<br />

FRAU KÖNIG (gelangweilt)<br />

Interessant.<br />

FRAU WINTER (anzüglich)<br />

Was man eben heute so alles unter "Studentinnen" versteht...<br />

FRAU KÖNIG<br />

Sie meinen...<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 4 - Plausus Theaterverlag a0182


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FRAU WINTER<br />

Aber natürlich! Diesen jungen Dingern ist doch nichts mehr heilig! Die tun doch alles,<br />

um an Geld zu kommen!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Schrecklich!<br />

FRAU WINTER<br />

Nicht wahr? - Pscht!<br />

Claudia und Annette kommen durch den Zuschauerraum. Sie bleiben vor der Tür /<br />

dem Vorhang stehen.<br />

CLAUDIA<br />

Nummer 82. Hier ist es.<br />

Claudia und Annette wollen hineingehen.<br />

FRAU WINTER (überfreundlich)<br />

Guten Tag!<br />

CLAUDIA (verdutzt)<br />

Tag.<br />

Annette nickt nur. Sie und Claudia treten ein.<br />

FRAU WINTER<br />

Na, was habe ich Ihnen gesagt?<br />

FRAU KÖNIG<br />

Also, ich fand, die sehen ganz normal aus.<br />

FRAU WINTER<br />

Oberflächlich vielleicht! Aber mit etwas Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis<br />

schafft man es, unter die Oberfläche zu blicken.<br />

FRAU KÖNIG<br />

Und was ist darunter?<br />

FRAU WINTER<br />

Bei der einen dieser kesse, berechnende Blick! Wenn die jemanden ansieht, dann<br />

überlegt die doch schon, wie sie ihm das Geld aus der Tasche ziehen kann!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Oh!<br />

FRAU WINTER<br />

Und die zweite, die so verschüchtert aussah! Der ist es anscheinend peinlich!<br />

Höchstwahrscheinlich ist sie von der anderen auf die schiefe Bahn gezogen worden!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Armes Ding!<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 5 - Plausus Theaterverlag a0182


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FRAU WINTER<br />

Ich habe kein Mitleid mit der! Wer sich so leicht zum Schlechten beeinflussen lässt,<br />

hat es auch nicht besser verdient! (sie schüttelt nachdenklich den Kopf, sieht an dem<br />

–imaginären- Haus hoch. Frau König folgt ihrem Blick verständnislos.)<br />

FRAU WINTER<br />

Es ist doch wirklich verwerflich! - Kommen Sie, das müssen wir unbedingt Frau<br />

Sattler erzählen!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Ja, aber...<br />

Frau Winter geht schon zielstrebig durch den Zuschauerraum ab, winkt Frau König.<br />

FRAU KÖNIG<br />

... ich wollte doch einkaufen. (sie trottet dann doch hinterher.)<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 6 - Plausus Theaterverlag a0182


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1. Aufzug<br />

Die Bühne ist zunächst einen Moment leer. Auf dem Flur hört man Stimmen.<br />

RÜDIGER (öffnet die Tür vom Flur her)<br />

So, und hier wäre dann noch die Küche.<br />

Er tritt ein, lässt Claudia und Annette vorbei. Claudia sieht sich alles genau an,<br />

während Annette am Tisch stehen bleibt, sich an einer Stuhllehne festhaltend.<br />

Rüdiger sieht Annette immer wieder "unauffällig" an, sie begegnet schüchtern seinem<br />

Blick, beide sehen dann weg.<br />

CLAUDIA<br />

Der Wasserhahn funktioniert nicht! (Sie öffnet die Tür unter der Spüle, dreht am<br />

Haupthahn.) Und der Haupthahn lässt sich gar nicht drehen.<br />

RÜDIGER<br />

Oh, das ist mir aber sehr unangenehm! Ich werde das sofort reparieren lassen! -<br />

Wissen Sie, ich habe die Wohnung von meiner Großmutter geerbt, und die ist hier<br />

vor fünf Jahren ausgezogen und ins Pflegeheim gegangen, und -<br />

CLAUDIA (unterbricht)<br />

- und weil die Oma meinte, dass es ihr bald wieder besser gehen würde, durfte die<br />

Wohnung vor ihrem Tod nicht vermietet werden. Und Sie, der trauernde Alleinerbe,<br />

haben hier noch nicht alles kontrolliert, weil Sie schnell Miete kassieren wollen. - Das<br />

haben Sie uns alles schon ein paar Mal erzählt, bei all den anderen netten kleinen<br />

Überraschungen hier, die Ihnen „aber sehr unangenehm“ waren! - Mich würde nur<br />

mal interessieren, warum Sie die Wohnung nicht einfach verkaufen, wenn Sie so<br />

dringend Geld brauchen?<br />

RÜDIGER<br />

Na ja, das würde ich ja auch gerne. Aber im Testament ist bestimmt, dass die<br />

Wohnung erst nach zehn Jahren verkauft werden darf.<br />

CLAUDIA<br />

Weil Oma ja scheintot sein könnte!<br />

RÜDIGER<br />

Außerdem dürfen hier nur alleinstehende Damen wohnen.<br />

CLAUDIA<br />

Wir!<br />

RÜDIGER (nickt)<br />

CLAUDIA<br />

Na gut. Die Wohnung gefällt mir jedenfalls. - Und Sie machen mir auch ganz den<br />

Eindruck, als könnte man Ihnen trauen.<br />

RÜDIGER (verständnislos)<br />

Ja, ja!<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 7 - Plausus Theaterverlag a0182


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CLAUDIA<br />

So natürlich ist das nämlich nicht. Dem Vermieter, der ab und zu abends noch ein<br />

Glas Wein mit seiner Mieterin trinken wollte, habe ich jedenfalls nicht abgenommen,<br />

dass es die Mietermäßigung nur für ein gelegentliches Zuprosten geben sollte!<br />

RÜDIGER (macht große Augen)<br />

Sie meinen, der wollte ...<br />

CLAUDIA<br />

Bestimmt! - was glauben Sie, was man als Studentin auf Wohnungssuche so alles<br />

erleben kann! - Annette, erzähl Herrn Westermann doch mal von dem Typ mit den<br />

durchsichtigen Badezimmerwänden.<br />

ANNETTE (schüttelt heftig den Kopf, spricht leise)<br />

Nein, das - das möchte ich nicht.<br />

RÜDIGER<br />

Durchsichtige Wände?<br />

CLAUDIA<br />

Ja, ganz aus Glas! - Ist das da das Bad?<br />

(zeigt auf die Tür)<br />

RÜDIGER (hastig)<br />

Ja, ja!<br />

CLAUDIA (geht ins Bad. Off:)<br />

Aha! - Aha!<br />

(kommt wieder herein. Rüdiger blickt sie, nichts Gutes ahnend, an)<br />

CLAUDIA<br />

Es fehlt ein Duschvorhang - und ein Schlüssel für die Tür.<br />

(Sie sieht Rüdiger herausfordernd an.)<br />

RÜDIGER<br />

Also, ich versichere Ihnen, das wird in Ordnung gebracht! Ich hatte keineswegs die<br />

Absicht, Sie hier - beim Duschen - so wie der Mann mit den Glaswänden...<br />

CLAUDIA (lächelnd)<br />

Das hätte ich auch gar nicht von Ihnen gedacht. - Obwohl: Stille Wasser sind tief!<br />

RÜDIGER<br />

Bitte?<br />

CLAUDIA<br />

Schon gut! - Die Wohnung ist jedenfalls akzeptabel. Besser als so manches, was<br />

einem so als "Wohnung" angeboten wird. Die Miete ist auch okay. Na, und wenn<br />

dann noch alles in Ordnung gebracht wird ...<br />

Rüdiger nickt eifrig.<br />

CLAUDIA<br />

Da lässt sich schon was draus machen. - Was meinst du, Annette?<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 8 - Plausus Theaterverlag a0182


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Annette nickt nur.<br />

CLAUDIA<br />

Und was ist mit dem dritten Zimmer?<br />

RÜDIGER<br />

Oh, das ist schon vergeben. Ein Makler hat es für eine Julia Petermann reservieren<br />

lassen. Er hat mir sogar schon sechs Monatsmieten als Vorschuss gezahlt! - Fräulein<br />

Petermann fängt gerade mit ihrem Studium an.<br />

CLAUDIA<br />

Ein verwöhntes Kind aus reichem Hause also? Na, die werden wir uns schon<br />

hinbiegen, was Annette?<br />

Annette nickt nur.<br />

RÜDIGER (vorsichtig)<br />

Das heißt, Sie nehmen die Zimmer?<br />

CLAUDIA<br />

Aber klar! Nicht wahr, Annette?<br />

Annette nickt nur (Ja Leute, sie kann es!)<br />

CLAUDIA (zu Rüdiger)<br />

Also dann - Herr Vermieter!<br />

(streckt Rüdiger die Hand entgegen)<br />

RÜDIGER (Zögert kurz. Claudia lächelt ihn entwaffnend an. Er sieht zu Annette, die<br />

natürlich wegguckt)<br />

RÜDIGER<br />

Abgemacht! - Ich freue mich wirklich sehr!<br />

CLAUDIA (mit Blick auf Annette)<br />

Ja, das habe ich mir schon fast gedacht...<br />

RÜDIGER (ist etwas verlegen)<br />

Es klingelt.<br />

RÜDIGER<br />

Oh, das wird Fräulein Petermann sein. Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment!<br />

(geht ab, schließt die Tür hinter sich)<br />

CLAUDIA<br />

Nun sag mal, wie gefällt es dir hier?<br />

ANNETTE<br />

Ganz gut.<br />

CLAUDIA<br />

Besser als bei dem Mann mit dem Glashaus, was?<br />

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ANNETTE (nickt heftig)<br />

Ja! - Du, ich bin dir ja wirklich sehr dankbar, dass du mich da rausgeholt hast, aber<br />

bitte, erinnere mich nicht immer wieder daran! Ich möchte das lieber vergessen!<br />

(Sie sieht sehr unglücklich aus, als sie sich erinnert.)<br />

CLAUDIA (legt tröstend den Arm um sie)<br />

Ist ja gut! - Aber immerhin haben wir es diesem Mann zu verdanken, dass wir uns<br />

kennen gelernt haben.<br />

ANNETTE<br />

Ja, das ist wahr. - Und mit diesem Vermieter hier scheint ja nun alles in Ordnung zu<br />

sein, nicht?<br />

CLAUDIA<br />

Meinst du?<br />

ANNETTE (nickt sehr überzeugt)<br />

CLAUDIA (lächelt vielsagend)<br />

Er scheint dir ja auch zu gefallen, der Herr Rüdiger Westermann.<br />

Annette erst erschrocken, dass es Claudia aufgefallen ist, nickt dann schüchtern.<br />

CLAUDIA<br />

du möchtest ihn wohl gerne näher kennen lernen, was?<br />

Annette nickt.<br />

CLAUDIA<br />

Mit ihm ausgehen und so?<br />

Annette nickt wieder.<br />

CLAUDIA<br />

Dann frag´ ihn doch!<br />

Annette setzt zum Nicken an, schüttelt dann heftig den Kopf.<br />

CLAUDIA<br />

Mann, du bist ja wieder mal gesprächig! - Und du willst Anwältin werden? Sag mal,<br />

wie willst du denn deine Plädoyers halten? In Taubsummensprache?<br />

Annette reagiert nicht, starrt in die Ecke.<br />

CLAUDIA<br />

Na, ich bin ja mal gespannt auf diese andere - wie heißt sie noch?<br />

ANNETTE<br />

Julia Petermann.<br />

CLAUDIA<br />

Genau. - Wie wir wohl mit der zurechtkommen werden?<br />

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ANNETTE<br />

Siehst du da Probleme?<br />

CLAUDIA<br />

Na ja, so eine verwöhnte reiche Göre! Ich kenne einige von der Sorte. Hochnäsig,<br />

angeberisch, geben sich weltgewandt und versuchen reifer zu wirken, als sie es sind.<br />

- Und dann noch ein Erstsemester! Die wird viel zu lernen haben!<br />

Die Flurtür wird geöffnet.<br />

JULIA (im Hereinkommen)<br />

Die Küche, nehme ich an?!<br />

RÜDIGER (kommt langsam hinterher, ist offensichtlich verstört)<br />

Ja...<br />

JULIA (erblickt Claudia und Annette)<br />

Oh, meine Mitbewohnerinnen!<br />

(geht zu Claudia, reicht ihr die Hand)<br />

Hallo, ich heiße Julia - ich darf euch doch duzen, oder?<br />

CLAUDIA (noch etwas unsicher)<br />

Ja, ja, natürlich...<br />

(sie fängt sich etwas)<br />

Ich bin Claudia.<br />

(sie nimmt Julias Hand)<br />

JULIA (tritt zu Annette, reicht ihr ebenfalls die Hand)<br />

Hallo!<br />

ANNETTE (zögert erst, drückt Julia dann sehr lasch die Hand)<br />

Julia blickt Annette fragend an.<br />

ANNETTE (nach einem Blick zu Claudia)<br />

Annette. (Sie sagt dies so leise, dass niemand es hört)<br />

JULIA<br />

Bitte??<br />

ANNETTE (in ähnlicher Lautstärke)<br />

Annette.<br />

CLAUDIA (da Julia nichts gehört haben kann)<br />

Sie heißt Annette!<br />

JULIA<br />

Freut mich, Annette. - Lass uns nachher weiterplaudern, ja?<br />

(sie wendet sich an Rüdiger)<br />

Geht es da ins Bad?<br />

(wartet keine Antwort ab, geht ins Bad)<br />

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RÜDIGER (geht hinterher)<br />

Ja, genau. - Äh, der Duschvorhang fehlt noch, und einen Schlüssel werde ich auch<br />

noch bringen!<br />

JULIA<br />

Das wären dann Punkt dreizehn und vierzehn auf der Mängelliste!<br />

Claudia zählt leise, kommt offenbar auf weniger, nickt anerkennend.<br />

ANNETTE<br />

Die ist ja mindestens vierzig!<br />

Claudia nickt.<br />

ANNETTE<br />

Und schon schwerhörig!<br />

CLAUDIA<br />

Quatsch, Du sprichst einfach nur zu leise! Ich habe dich auch nicht gehört!<br />

ANNETTE (blickt erstaunt, fragt unhörbar)<br />

Nein?<br />

Claudia winkt kopfschüttelnd ab.<br />

Aus dem Bad hört man das Rauschen der Toilettenspülung.<br />

JULIA<br />

Iiiih!!!<br />

RÜDIGER<br />

Oh, das ist mir aber sehr unangenehm!<br />

JULIA<br />

Darauf hätt´ ich wetten können! - Punkt fünfzehn also!<br />

(kommt in die Küche zurück)<br />

RÜDIGER<br />

Also ich -<br />

JULIA (unterbricht)<br />

Sie lassen das in Ordnung bringen, ich weiß.<br />

RÜDIGER<br />

Ja, ja. Sofort!<br />

JULIA<br />

Prima!<br />

Ein Moment Pause.<br />

JULIA<br />

Ja, worauf warten Sie denn noch?<br />

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Rüdiger braucht einen Moment, bis er versteht, eilt dann davon.<br />

JULIA<br />

Ein netter junger Mann, nur etwas unselbständig.<br />

CLAUDIA<br />

Tja, er braucht wohl eine weibliche Hand, die ihn führt. Nicht wahr, Annette?<br />

Annette blickt schweigend zu Boden<br />

JULIA<br />

Also, ich schlage vor, wir setzten uns erst mal hin und erzählen ein wenig von uns,<br />

was meint ihr? (sie setzt sich an den Tisch. Claudia, und nach einem Moment auch<br />

Annette, folgen ihrem Beispiel)<br />

JULIA<br />

Also, ich heiße wie gesagt Julia, bin 44 und will jetzt mein Biologiestudium beenden,<br />

das ich mit 22 abgebrochen habe. Ich mag die Beatles, Elvis und Chris DeBurgh,<br />

esse für mein Leben gern Spaghetti und hasse Austern und Wagneropern.<br />

CLAUDIA<br />

Hast du Kinder?<br />

JULIA<br />

Einen Sohn. Er ist gewissermaßen Schuld daran, dass ich das Studium abgebrochen<br />

habe.<br />

CLAUDIA<br />

Und warum willst du ausgerechnet hier einziehen? . Ich meine, du hast doch<br />

bestimmt ein Zuhause, oder?<br />

JULIA<br />

Das schon. Aber mein lieber Gatte ist der Ansicht, ich hätte es ja gar nicht nötig zu<br />

studieren. Und er hat natürlich Recht, wie immer! Mein Sohn ist erwachsen, seit<br />

kurzem haben wir eine Haushälterin und die ewigen Abendgesellschaften finde ich<br />

einfach zum Kotzen - oh, Verzeihung!<br />

CLAUDIA<br />

Macht nichts, mit uns darfst du ruhig Deutsch sprechen!<br />

JULIA<br />

Gut. - Also, wenn ich zuhause geblieben wäre, hätte Heinrich - mein Mann - mich<br />

nicht in Ruhe studieren lassen. Ich will das aber! Das erste Mal in 22 Ehejahren will<br />

ich wirklich einmal etwas nur für mich machen, und er erlaubt es mir nicht! Also bin<br />

ich ausgezogen, habe die erste sich bietende Gelegenheit genutzt - tja, da bin ich<br />

also!<br />

CLAUDIA<br />

Also, ich finde das toll - ich meine, dass du deinen Willen durchsetzt! - Ja, ich bin<br />

also Claudia, 23 und zum Glück noch kinderlos - obwohl ich später nichts gegen<br />

Kinder hätte - wenn ich den richtige Vater gefunden habe! Ich möchte Architektin<br />

werden, endlich mal lebenswerte Neubauten entwerfen. Ich komme aus Hannover,<br />

bin zur Zeit solo - und Wagneropern kann ich übrigens auch nicht ausstehen! - Mehr<br />

fällt mir im Moment auch nicht ein.<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 13 - Plausus Theaterverlag a0182


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Julia und Claudia sehen Annette an.<br />

ANNETTE (räuspert sich)<br />

Ich- (räuspert sich) - Mein Name ist Annette Schwerdtfeger, ich wurde am 21.8.<br />

(Aufführungsjahr minus 22) in Winsen an der Luhe geboren und studiere Jura im<br />

dritten Semester.<br />

JULIA (nach einem Moment)<br />

So einen ausführlichen Lebenslauf habe ich schon lange nicht mehr gehört.<br />

Annette blickt verlegen und etwas beleidigt weg.<br />

JULIA<br />

Ach, komm schon! Ich rede oft so, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Zumindest in<br />

letzter Zeit. Aber ich meine das nicht böse, Annette. Ich bin sicher, wir drei werden<br />

gut miteinander auskommen!<br />

ANNETTE<br />

Ja?<br />

JULIA<br />

Bestimmt! Vielleicht werden wir ja sogar Freundinnen. - So, ich hole jetzt meine<br />

Koffer hoch!<br />

CLAUDIA<br />

Wir beide ziehen erst morgen ein. Aber wir fangen hier schon mal an, richtig sauber<br />

zu machen!<br />

JULIA<br />

Gut! (sieht sich skeptisch um) Na, dann viel Vergnügen! (geht ab)<br />

CLAUDIA<br />

Also, Annette, irgendetwas müssen wir mit dir machen!<br />

ANNETTE<br />

Wieso?<br />

CLAUDIA<br />

Mein Gott, weil du so verklemmt bist! Du musst einfach lockerer werden!<br />

ANNETTE<br />

Du hast ja Recht. Aber wie soll das gehen?<br />

CLAUDIA<br />

Vor allem muss es von dir selber ausgehen. Du musst es wollen.<br />

ANNETTE (nickt verstehend)<br />

CLAUDIA<br />

Zuerst mal musst du versuchen, deine ganzen Ängste zu ignorieren! (Annette nickt)<br />

Denk einfach nicht daran! (Annette nickt) Spring über deinen Schatten! (Annette<br />

nickt) Dieser Rüdiger, unser Vermieter, der gefällt dir doch, oder? (Annette nickt)<br />

Sprich ihn doch einfach mal an!<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 14 - Plausus Theaterverlag a0182


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ANNETTE (setzt zum Nicken an, schüttelt dann aber heftig den Kopf)<br />

Nein, nein, das trau´ ich mich nicht. - Ich wüsste auch gar nicht, was ich sagen sollte.<br />

CLAUDIA<br />

Ach, das ergibt sich schon irgendwie. Nimm doch den Themendauerbrenner<br />

"Wetter". Sag einfach "So ein Mistwetter heute!" Darauf muss er antworten. "Ja" wird<br />

er mindestens sagen, auch wenn er selbst das Wort nicht erfunden hat. Dann machst<br />

du weiter: "Bei dem Wetter weiß ich immer nicht, was ich machen soll." Dann sagt er<br />

vielleicht, was man machen könnte. Und wenn nicht, dann sagst du zum Beispiel:<br />

"Eigentlich könnte ich mal wieder ins Kino gehen. Was läuft denn gerade so?"<br />

ANNETTE<br />

Weiß ich nicht.<br />

CLAUDIA<br />

Mensch, das fragst du IHN! - und so weiter und so fort. Das läuft dann fast<br />

zwangsläufig auf eine Verabredung hinaus. Der Rest findet sich schon.<br />

ANNETTE<br />

Ja, aber was ist, wenn er nicht will?<br />

CLAUDIA<br />

Dann ist er selber Schuld! - Er wäre doch blöd, wenn er nicht wollte. Du bist dich<br />

schließlich nicht hässlich, im Gegenteil. Man könnte höchstens hier und da noch ein<br />

wenig verändern: andere Klamotten, neue Frisur, vielleicht noch ein wenig Make-up.<br />

ANNETTE<br />

Ach, ich weiß nicht recht...<br />

CLAUDIA<br />

Unsinn! Wir probieren das einfach mal aus - hier, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.<br />

Und wenn dir das Ergebnis nicht gefällt, dann stellen wir halt den ursprünglichen<br />

Zustand wieder her und vergessen die Sache.<br />

ANNETTE<br />

Na ja, versuchen können wir es ja mal...<br />

CLAUDIA<br />

Das ist endlich die richtige Einstellung! Ich schätze, die wirst du noch öfter brauchen.<br />

- Aber bevor wir uns mit dir beschäftigen, liften wir erst einmal diese Wohnung!<br />

ANNETTE<br />

Gut. Ich reinige dann zuerst das Bad.<br />

CLAUDIA<br />

Ja, sieh zu, dass du es benutzbar kriegst! Ich nehme mir derweil die Küche vor.<br />

Annette nickt, geht ins Bad ab.<br />

CLAUDIA (öffnet die Tür unter der Spüle, holt verschiedene Reinigungsmittel hervor,<br />

findet auch einen Staubwedel)<br />

Ein Spinnweben-Killer! Den kann ich gut gebrauchen!<br />

(geht in eine Zimmerecke, wischt Spinnweben weg)<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 15 - Plausus Theaterverlag a0182


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Es poltert auf dem Flur. Julia kommt mit einem feuchten Schirm herein.<br />

JULIA<br />

Es regnet schon wieder. (stellt den Schirm zum Abtropfen in die Spüle)<br />

CLAUDIA<br />

Hast du alles oben?<br />

JULIA<br />

Nein, zwei Koffer sind noch im Auto. Die hol ich lieber nachher, wenn es aufgehört<br />

hat zu regnen.<br />

CLAUDIA<br />

Ich helfe dir gerne tragen.<br />

JULIA<br />

Danke, mein Kind. (sie stutzt, Claudia sieht sie entgeistert an) Da siehst du mal, wie<br />

nötig ich Luftveränderung habe!<br />

CLAUDIA (nickt, nach kurzer Pause:)<br />

Also, ich verstehe gar nicht, was dein Mann gegen das Studium hat. Er arbeitet doch<br />

bestimmt. Da merkt er doch gar nicht, wenn du morgens in der Uni bist. Vor allem,<br />

wo ihr doch eine Haushälterin habt.<br />

JULIA<br />

Das habe ich ihm doch auch schon alles versucht, plausibel zu machen! Aber er ist<br />

da verdammt altmodisch. SEINE Frau hat sowas nicht nötig, sie gehört ins Haus -<br />

auch wenn sie da verdummt!<br />

CLAUDIA<br />

Vielleicht ist das ja sogar seine Absicht. Dumme Menschen kann man besser<br />

kontrollieren!<br />

JULIA<br />

Nein, nein, an so was denkt er dabei bestimmt nicht. Er ist kein schlechter Mensch -<br />

sonst hätte ich ihn gar nicht geheiratet. Nein, ich habe den Eindruck, er fühlt sich<br />

einfach nur in seinem Stolz verletzt, als würde er als Mann weniger taugen, wenn<br />

seine Frau arbeitet oder studiert.<br />

CLAUDIA<br />

Aber das ist doch Blödsinn!<br />

JULIA<br />

Natürlich ist es das. Aber Männer sind nun einmal in mancher Beziehung etwas<br />

merkwürdig.<br />

CLAUDIA<br />

Wem sagst du das? Und uns Frauen werfen sie dann vor, wir wäre unlogisch! -<br />

Grade vorgestern ist mir ein Prachtexemplar dieser Art untergekommen... Aber<br />

lassen wir das.<br />

JULIA<br />

Apropos "merkwürdig": was ist eigentlich mit deiner Freundin?<br />

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CLAUDIA<br />

Annette? Ach, die ist einfach nur total verklemmt. Falsche Erziehung, nehme ich an.<br />

Die Eltern habe ich mal kennen gelernt. Als die hörten, dass Annette und ich<br />

zusammenziehen wollen, da haben die geguckt, als ob wir... (winkt ab)<br />

Es klingelt an der Haustür.<br />

JULIA<br />

Ja, diese Art zu denken, kenne ich nur zu gut von zuhause her.<br />

Es klingelt erneut.<br />

CLAUDIA<br />

Ich mach auf.<br />

JULIA (geht zur Spüle, sieht nach ihrem Schirm, blickt auf den Boden)<br />

Oh nein, der Abfluss ist undicht! - Was für ein Wunder, dass hier überhaupt noch<br />

etwas funktioniert!<br />

(Auf dem Flur:)<br />

CLAUDIA<br />

Aber ich habe Ihnen doch gesagt -<br />

HEINRICH<br />

Geh mir aus dem Weg, Mädchen!<br />

CLAUDIA (protestierend, denn Heinrich schiebt sie beiseite)<br />

He!!<br />

Die Tür fliegt auf. Heinrich tritt ein. Er ist gut gekleidet, hat feuchte Haare (Regen!)<br />

HEINRICH (sieht Julia)<br />

Aha, wusste ich es doch!!<br />

JULIA<br />

Heinrich! Aber wie...? - Willi hat gepetzt, stimmt´s? Oh, ich hätte mir einen Makler<br />

suchen sollen, der nicht mit dir befreundet ist!<br />

HEINRICH<br />

Du hast es überhaupt nicht nötig, dir eine Wohnung zu suchen. Wir haben ein großes<br />

Haus!<br />

JULIA<br />

Ja, mit einem Tyrannen darin, der den Ring an seinem Finger als Symbol der<br />

Herrschaft sieht!<br />

HEINRICH<br />

Quatsch, mit mir kann man über alles reden. Aber dieses idiotische Studium, das ist<br />

doch eine Schnapsidee! - Und dann willst du auch noch mit Kindern<br />

zusammenziehen!<br />

CLAUDIA (protestierend)<br />

Ich bin 23!<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 17 - Plausus Theaterverlag a0182


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HEINRICH<br />

Halt dich da raus, Kind!<br />

CLAUDIA<br />

Oh nein, das werde ich nicht tun! Sie sind in UNSERER Wohnung Gast - wenn auch<br />

ungebetener - und dementsprechend sollten Sie sich auch benehmen - falls Sie das<br />

überhaupt können!<br />

Heinrich will etwas sagen.<br />

CLAUDIA (kommt ihm zuvor)<br />

Als erstes hören Sie mal auf, hier rumzubrüllen! Und dann duzen Sie mich gefälligst<br />

nicht mehr! Und was Ihre Frau betrifft, sollten Sie sich lieber an den Gedanken<br />

gewöhnen, dass sie nicht Ihr Eigentum ist wie ein Stück Vieh, sondern ein Mensch<br />

mit eigenen Wünschen und Träumen. Sie können sogar stolz sein auf sie. Nicht viele<br />

Frauen in dem Alter haben noch den Mumm, etwas Neues zu beginnen.<br />

HEINRICH<br />

Also, das ist doch... (zu Julia) Und mit dieser - dieser Anarchistin willst du unter<br />

einem Dach leben?<br />

JULIA (lacht humorlos)<br />

Anarchistin? - Heinrich, diese junge Frau wagt nur, dir das ins Gesicht zu sagen, was<br />

ich 20 Jahre lang heruntergeschluckt habe!<br />

HEINRICH<br />

Da haben wir´s! Die hat schon einen schlechten Einfluss auf dich! Wahrscheinlich hat<br />

sie dir sogar den Floh ins Ohr gesetzt, deinen Mann zu verlassen<br />

JULIA (zwingt sich zur Ruhe)<br />

Ich habe sich nicht verlassen, Heinrich, ich gehe nur auf Distanz. Das ist alles -<br />

vorläufig!<br />

HEINRICH<br />

Und das lasse ich nicht zu! Weder vorläufig noch endgültig! (greift Julia am Arm)<br />

du kommst jetzt mit nach hause!<br />

JULIA<br />

Lass mich!<br />

HEINRICH<br />

Ich bin Heinrich Petermann, dein Ehemann, falls du das vergessen hast. Und du als<br />

meine Frau wirst tun, was ich dir sage!<br />

JULIA<br />

Und wenn du Heinrich der Löwe wärst: ich sage nein!<br />

HEINRICH<br />

Das wollen wir doch mal sehen!<br />

(zerrt Julia in Richtung Tür)<br />

JULIA<br />

Heee!!<br />

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CLAUDIA (versucht, Heinrich von Julia wegzuziehen)<br />

Lassen Sie sie los!<br />

Kurzes Handgemenge. Da erscheint Annette in der Badezimmertür. Sie hält einen<br />

Schrubber wie eine Lanze.<br />

ANNETTE (überschreit alle)<br />

Schluss jetzt!<br />

Sofort tritt Ruhe ein. Alle sehen Annette an.<br />

ANNETTE (Kommt näher, hält Heinrich mit dem Schrubberstiel in Schach. Sie<br />

spricht weiter, immer noch sehr laut)<br />

Mein Herr, ich fordere Sie hiermit auf, unverzüglich Ihre Hände von Julia zu nehmen<br />

und sodann diese Wohnung zu verlassen. Wir sähen uns anderenfalls gezwungen,<br />

Sie anzuzeigen wegen Hausfriedensbruch, Nötigung und Freiheitsberaubung.<br />

(Sie drängt Heinrich dabei so in die Enge, dass er Julia loslässt und abwehrend die<br />

Hände vor den Körper hält.)<br />

Julia und Claudia stellen sich zu Annette, die drei Frauen bilden jetzt eine Front<br />

gegen Heinrich.<br />

HEINRICH<br />

Noch so eine Furie! (er fasst sich wieder, stößt den Stiel beiseite) Das muss ich mir<br />

nicht bieten lassen! Ich habe eine gut gehende Firma mit 23 Angestellten, eine große<br />

Villa, drei Autos und zahlreiche Immobilien! Dafür habe ich hart kämpfen müssen,<br />

und ich werde auch hart kämpfen, um meine Frau zurückzubekommen! (er<br />

verschränkt seine Arme) Ohne Julia werde ich hier nicht wieder weggehen!<br />

ANNETTE (hebt den Schrubberstiel wieder)<br />

Hausfriedensbruch!<br />

HEINRICH<br />

Julia, wenn du jetzt nicht mitkommst, wird das Konsequenzen haben!<br />

CLAUDIA (greift sich den Staubwedel, richtet ihn gegen Heinrich)<br />

Nötigung!<br />

HEINRICH (drückt sich an Schrubberstiel und Staubwedel vorbei, ungeduldig)<br />

Julia, nun komm endlich! (packt sie wieder am Arm)<br />

JULIA (reißt sich los, nimmt den Schirm aus der Spüle, richtet ihn gegen Heinrich,<br />

der dann auch wieder Staubwedel und Schrubberstiel gegen sich hat)<br />

Freiheitsberaubung!<br />

HEINRICH (schnappt nach Luft)<br />

Ihr werdet alle noch von mir hören! So leicht gebe ich nicht auf!<br />

(geht ab, man hört die Wohnungstür zuschlagen)<br />

Die Frauen sehen sich an, fangen an zu lachen.<br />

CLAUDIA<br />

Mensch, Annette, das war spitze! Das hätte ich dir gar nicht zugetraut!<br />

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JULIA<br />

Ja, vielen Dank!<br />

ANNETTE (schweigt verlegen)<br />

CLAUDIA<br />

Erzähl mal, woher kommt dieser plötzliche Ausbruch?<br />

ANNETTE (erzählt stockend)<br />

Ich stand da im Bad und fand es schrecklich, was Julias Mann da tat und sagte. Das<br />

ist so ungerecht, und deshalb studiere ich doch Jura. Ich meine, um was gegen<br />

Ungerechtigkeit zu unternehmen. Ich wollte etwas unternehmen, aber mir fehlte der<br />

Mut. Da fiel mir wieder ein, was du vorhin gesagt hast, ich müsste meine Ängste<br />

überwinden, über meinen Schatten springen und so.<br />

JULIA<br />

Und das hast du dann einfach so getan?<br />

ANNETTE<br />

Nicht einfach so. Aber Rüdigers Oma hatte in dem Medizinschrank wohl eine eiserne<br />

Reserve. Die habe ich ausgetrunken. (sie zieht eine kleine Schnapsflasche aus der<br />

Tasche) Dann ging es plötzlich. (sie grinst die anderen verlegen an, etwas wackelig<br />

auf den Beinen)<br />

CLAUDIA (lacht)<br />

Aber in Zukunft versuchen wir das dann ohne Alkohol, nicht wahr?<br />

ANNETTE<br />

Klar! - Dieses Zeug schmeckt auch scheußlich!<br />

Alle lachen!<br />

JULIA<br />

Und wenn wieder jemand kommen sollte, der einer von uns etwas will: wie halten<br />

zusammen! - Eine für alle...<br />

(streckt Musketier-mäßig ihren Schirm in die Luft. Die beiden anderen kreuzen ihre<br />

"Degen" mit dem Schirm)<br />

ALLE<br />

...alle für eine!!<br />

Vorhang<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 20 - Plausus Theaterverlag a0182


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Zwischenspiel I<br />

Der Vorhang öffnet sich etwas. Man sieht ein Fenster von außen. Dahinter, auf<br />

einem Stuhl, durch ein Fernglas sehend, Frau Winter. Frau König steht daneben,<br />

sieht ungefähr in die Richtung, in die Frau Winter blickt.<br />

FRAU WINTER<br />

Das ist doch wirklich nicht zu fassen!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Was denn?<br />

FRAU WINTER<br />

Die Kleine, die neulich noch so schamhaft getan hat! Da sitzt sie nun halbnackt am<br />

Fenster, so dass sie jeder von der Straße her sehen kann! Skan-da-lös, sage ich!<br />

FRAU KÖNIG (neugierig geworden)<br />

Lassen Sie mich auch mal gucken! (nimmt das Fernglas) Ich sehe gar nichts.<br />

FRAU WINTER<br />

Natürlich nicht! Sie müssen hier auf den Stuhl steigen, von da unten haben Sie doch<br />

gar nicht den richtigen Blickwinkel!<br />

(sie steigt herab, lässt Frau König aufsteigen)<br />

FRAU KÖNIG (nach einem Moment)<br />

Ich sehe immer noch nichts.<br />

FRAU WINTER (zeigt)<br />

Da oben, das zweite Fenster von rechts!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Das weiß ich. Aber da ist nichts zu sehen.<br />

FRAU WINTER<br />

Ach was, unmöglich! - Lassen Sie mich mal wieder!<br />

(Sie tauschen die Plätze.)<br />

FRAU WINTER<br />

Tatsächlich! Ha, sie hat den Vorhang zugezogen, das Luder! - Ein roter Vorhang,<br />

Frau König!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Ja - und?<br />

FRAU WINTER<br />

Gott, sind Sie phantasielos! Was, glauben Sie wohl, passiert in solch einem<br />

Etablissement, wenn die roten Vorhänge zugezogen werden?<br />

FRAU KÖNIG (versteht jetzt)<br />

Aber ich dachte, das dort ist die Küche?!<br />

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FRAU WINTER (winkt ab)<br />

Männer haben oft die seltsamsten Gelüste, Frau König! Sie sind doch verheiratet, da<br />

müssten Sie das doch kennen!<br />

FRAU KÖNIG (schnappt nach Luft)<br />

Also - NEIN! Mein Mann ist ganz normal!<br />

FRAU WINTER (sieht die andere an, als wollte sie sagen: "Na, da habe ich aber<br />

ganz was anderes gehört", schweigt aber. - Kurze Pause)<br />

Na ja, wir werden das schamlose Treiben da drüben schon unterbinden, Sie und ich!<br />

FRAU KÖNIG<br />

Wir?? Aber wie?<br />

FRAU WINTER<br />

Wir melden das der Polizei! Sie werden sehen, dann ist dieser - Laden blitzschnell<br />

wieder zu! (sie blickt noch einmal durch das Glas, steigt dann von dem Stuhl<br />

herunter, geht nach hinten ab. Frau König bleibt nachdenklich stehen<br />

FRAU WINTER (von hinten)<br />

Kommen Sie, Frau König?<br />

Frau König seufzt, zuckt mit den Achseln, folgt Frau Winter.<br />

Vorhang<br />

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2. Aufzug<br />

Die Küche sieht jetzt viel besser aus. Man merkt, dass saubergemacht worden ist.<br />

Jetzt sind die Wände nicht mehr schmucklos, Kaffeemaschine, Brotkasten u.a.<br />

stehen auf den Schränken. Eventuell noch ein zusätzlicher Schrank.<br />

ANNETTE (sitzt im Bademantel am Tisch, in der einen Hand ein Hörnchen, von dem<br />

sie ab und zu abbeißt, in der anderen ein Gesetz (BGB)).<br />

Ich glaube, den Paragraphen verstehe ich nie!<br />

(Sie legt das Buch weg, steckt sich den Rest des Hörnchens in den Mund und steht<br />

dann auf. Sie räumt den Tisch ab, lässt das Buch aber liegen, stutzt, macht weiter,<br />

stutzt wieder, geht zum Fenster und zieht den Vorhang zu. In dem Moment kommt<br />

Claudia herein.)<br />

CLAUDIA<br />

Was machst du denn da?<br />

ANNETTE<br />

Ich habe mich irgendwie - beobachtet gefühlt!<br />

CLAUDIA<br />

Ja, es wird Zeit, dass wir uns Gardinen anschaffen.<br />

ANNETTE<br />

Dafür bräuchten wir aber Geld. Aber das, was wir beide verdienen, reicht nicht, und<br />

ich finde es nicht richtig, dass Julia alles bezahlt!<br />

CLAUDIA<br />

Ich auch nicht!<br />

ANNETTE<br />

Du, ich habe gehört, irgend so ein neues Anzeigenblatt sucht noch Leute, die am<br />

Sonntagmorgen die Zeitungen austragen. Wie wäre es, wenn wir da mal hingehen?<br />

Dann könnten wir vielleicht auch mal was besonderes für uns alle kaufen!<br />

CLAUDIA<br />

Ich weiß nicht! Noch ´n Job? Ich bin mit meinem Rumkellnern ganz gut ausgelastet<br />

und du schleppst in diesem Supermarkt mehr Kartons durch die Gegend, als ein<br />

Bodybuilder schaffen würde! - Nee, du, am Sonntag möchte ich ausschlafen!<br />

ANNETTE<br />

Du hast natürlich Recht!<br />

CLAUDIA<br />

Wie sieht´s aus, wollen wir dann? Die „Verschönerungsaktion“!<br />

ANNETTE<br />

Eigentlich wollte ich erst noch duschen. Danach stehe ich dir dann voll zur<br />

Verfügung.<br />

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CLAUDIA<br />

Du wirst dir bestimmt gefallen! Ich habe da schon so meine Ideen...<br />

Na gut, während du duschst werde ich noch eben einkaufen. Wenn ich dann<br />

wiederkommen, fangen wir an.<br />

ANNETTE<br />

Ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis!<br />

(steht auf, will ins Bad)<br />

CLAUDIA<br />

Siehst du, und erst warst du so skeptisch!<br />

(nimmt den Einkaufskorb)<br />

Annette geht ab.<br />

CLAUDIA<br />

Bis nachher! (will abgehen)<br />

Im selben Moment kommt Julia herein, sie stoßen fast zusammen.<br />

Beide erschrecken sich etwas.<br />

JULIA<br />

Huch! -- Willst du jetzt einkaufen?<br />

CLAUDIA<br />

Ja, und danach wird Annette verschönt.<br />

JULIA<br />

Hast du alles aufgeschrieben, was wir brauchen?<br />

CLAUDIA<br />

Ja.<br />

JULIA<br />

Und hast du den Zettel eingesteckt?<br />

CLAUDIA (leicht entnervt)<br />

Ja!<br />

JULIA<br />

Hast du auch genug Geld dabei?<br />

CLAUDIA (übertrieben)<br />

Ja, Mutter!!<br />

JULIA (betroffen)<br />

Oh, war ich schon wieder...<br />

CLAUDIA nickt<br />

...Mutter Petermann, ganz recht!<br />

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JULIA<br />

Es ist zum Verrücktwerden! Ich bin im Laufe der Jahre so in diese Rolle der<br />

sorgenden Mutter hineingewachsen, dass ich da kaum wieder herauskomme. - Tut<br />

mir leid!<br />

CLAUDIA<br />

Ist schon gut! - Obwohl ich es nicht ganz verstehe! Du hast doch schließlich nur<br />

einen Sohn - und der ist doch wohl längst erwachsen, wenn ich das richtig<br />

verstanden habe.<br />

JULIA (verbessert)<br />

Volljährig, ja. Aber noch lange nicht erwachsen! Das dauert bei den jungen Leuten<br />

von heute meistens etwas länger!<br />

CLAUDIA (will dieses Thema nicht vertiefen)<br />

Na, ich gehe dann. - Tschüss, "Mutter"!<br />

JULIA<br />

Tschüss "mein Kind". Gib gut auf dich acht, ja?<br />

CLAUDIA<br />

Aber ja!<br />

Sie umarmen sich übertrieben, lachen dann beide.<br />

Claudia geht ab, winkt noch von der Tür.<br />

JULIA (schmunzelt noch einen Moment)<br />

Julia, was hast du doch für ein Glück mit diesen beiden Mädchen - pardon, mit den<br />

beiden jungen Frauen! (Sie legt das Buch vom Tisch auf einen Stuhl, wischt den<br />

Tisch ab, legt eine Decke auf. Dann will sie abwaschen, holt eine Plastikschüssel aus<br />

dem Spülschrank, tut sie in die Spüle, will den Hahn aufdrehen. Da fällt ihr ein, dass<br />

der ja kaputt ist. Sie geht mit der Schüssel zur Badezimmertür, klopft an.)<br />

JULIA<br />

Annette?<br />

ANNETTE (aus dem off)<br />

Ja?<br />

JULIA<br />

Du, entschuldige, darf ich mal eben Wasser zum Abwaschen holen?<br />

ANNETTE<br />

Moment! --- So, komm rein.<br />

JULIA (öffnet die Tür, geht ab. man hört kurz Wasser einlaufen. Sie kommt zurück in<br />

die Küche.)<br />

Es klingelt. Julia geht zur Wohnungstür.<br />

JULIA (noch draußen)<br />

Michael! Na, das ist ja eine Überraschung!<br />

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MICHAEL<br />

Hallo, Mama.<br />

Sie kommen herein. Michael ist modebewusst - leger gekleidet.<br />

MICHAEL (sieht sich kurz um)<br />

Ganz nett hier - nur etwas düster! - Moment.<br />

Er zieht den Vorhang am Fenster auf.<br />

So ist´s besser.<br />

JULIA<br />

Gut, dass du deinen Vater nicht mitgebracht hast.<br />

MICHAEL<br />

Der ist heute auf die Jagd gegangen. Er meint, er braucht jetzt Ruhe zum Überlegen.<br />

JULIA<br />

Und bei jedem Reh, das ihm vor die Flinte läuft, stellt er sich vor, das wäre ich! - Gut,<br />

dass er sowieso nie trifft! - Aber erzähl mal, kommst du nur, um deine arme alte<br />

Mutter zu besuchen, oder schickt dich dein Vater, um mir ins Gewissen zu reden?<br />

MICHAEL<br />

Ach was, er weiß gar nicht, dass ich hier bin. Er hat mir ja sogar verboten, hierher zu<br />

kommen! Er hat wohl Angst, dass ich den beiden „anarchistischen Amazonen“ in die<br />

Hände fallen könnte.<br />

JULIA (ungläubig)<br />

Anarchistische Amazonen?<br />

MICHAEL<br />

Das waren seine Worte.<br />

JULIA<br />

Das sind zwei ganz nette junge Frauen, nur eben zu fortschrittlich, als dass dein<br />

Vater sie verstehen oder akzeptieren könnte.<br />

MICHAEL (setzt sich)<br />

Ja, er hat eben etwas altmodische Vorstellungen.<br />

JULIA<br />

"Antiquiert" träfe es glaube ich besser!<br />

MICHAEL<br />

Jedenfalls hat er an der ganzen Sache ganz schön zu knabbern. - Wie lange willst du<br />

ihn eigentlich hinhalten?<br />

JULIA<br />

Ihn - "hinhalten" ?? Was meinst du denn damit?<br />

MICHAEL<br />

Na, bis du wieder nach Hause zurückkommst, meine ich. Du kannst ja nicht auf<br />

Dauer bleiben und studieren! Also: eine Woche noch, oder zwei?<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 26 - Plausus Theaterverlag a0182


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JULIA<br />

Ich glaube, meine ganze Erziehung war für die Katz! Du bist ja bald genauso<br />

schlimm wie dein Vater! - Bitte nimm zur Kenntnis, dass es mein voller Ernst ist mit<br />

dem Studium! Und solange dein Vater mir das nicht zugestehen will, bleibe ich hier!<br />

Zuhause hätte ich sonst keine Ruhe. Und du brauchst auch gar nicht erst zu<br />

versuchen, mich umzustimmen! Das hat keinen Zweck!<br />

MICHAEL<br />

Ach Mama, du sollst ja dein Studium und deine Freiheit haben. Aber Paps und du,<br />

Ihr gehört doch zusammen! Da finde ich es nicht richtig, dass du hier wohnst und er<br />

woanders.<br />

JULIA<br />

Wie ich schon sagte: solange Dein Vater mich nicht tun lässt, was ich für richtig<br />

halte, bleibe ich hier!<br />

MICHAEL<br />

Du, mir fällt auf, dass du immer "Dein Vater" sagst. Nicht "Papa" oder "Heiner" wie<br />

früher. Bedeutet das, dass du sogar mehr willst, als nur eine räumliche Trennung?<br />

JULIA<br />

Eine Scheidung, meinst du? - Ich weiß nicht! Ich meine, es ist schon lange nicht<br />

mehr so zwischen uns, wie früher, aber - irgendwie mag ich ihn immer noch gerne.<br />

Obwohl er ein unausstehliches Ekel ist! - Ach, ich brauche einfach noch Zeit zum<br />

Nachdenken. Mehr als ein oder zwei Wochen.<br />

Sie steht dabei auf, fängt gedankenverloren an, abzuwaschen.<br />

MICHAEL<br />

Ja, das ist schon so eine Sache mit den zwischenmenschlichen Beziehungen.<br />

(fängt an, abzutrocknen)<br />

Ich hab da zum Beispiel vor ein paar Tagen ein Mädchen kennen gelernt: hübsch,<br />

intelligent, nett, unkompliziert. Ich habe sie sofort gemocht. Wir haben uns ganz toll<br />

unterhalten. Da sehe ich die absolute Traumfrau: wunderschöne, lange blonde<br />

Haare, ein Gesicht wie gemalt und eine Figur - joi, joi! Ich bin ihr hinterhergegangen,<br />

spreche sie an, sie macht den Mund auf - und ich denke, ein Heuschober spricht zu<br />

mir! Ich hätte nie gedacht, dass Menschen mit einem derart niedrigen<br />

Intelligenzquotienten überhaupt lebensfähig sind! Es hat dann eine Zeit gedauert, bis<br />

ich sie wieder los wurde, ich gehe zurück, wo ich die andere verlasen hatte - und sie<br />

war verschwunden!<br />

JULIA<br />

Was hast du denn erwartet? Dass sie schmachtend auf die Rückkehr ihres Helden<br />

wartet?<br />

MICHAEL<br />

Nein, nein! - Ach, ich kam mir ja so blöd vor! Und ich kennen nicht mal ihren Namen!<br />

JULIA<br />

Wenn du jetzt Mitleid erwartest, mein Sohn, hast du dich getäuscht!<br />

Sie ist mit dem Abwasch fertig, setzt sich an den Tisch, blättert im Gesetz.<br />

MICHAEL<br />

Nicht mal ein bisschen?<br />

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Julia schüttelt den Kopf.<br />

MICHAEL<br />

Na, wahrscheinlich hab ich´s auch gar nicht verdient. (sieht Julia blättern)<br />

Was ist das?<br />

JULIA<br />

BGB.<br />

MICHAEL<br />

Paragraph1353 Absatz 1 Satz 2!<br />

JULIA<br />

Wie?<br />

MICHAEL<br />

Lies mal!<br />

JULIA (blättert, liest dann laut)<br />

"Die Ehegatten sind einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet." - Und<br />

was soll das?<br />

MICHAEL<br />

Den Paragraphen hat Paps gefunden und ist damit zu seinem Anwalt gegangen.<br />

JULIA<br />

Du meinst, er will mich verklagen, damit ich zurückkomme? Geht denn das?<br />

MICHAEL (zuckt mit den Schultern)<br />

Bin ich Anwalt?<br />

JULIA<br />

Na warte! Was er kann, kann ich schon lange! Ich nehme mir auch einen Anwalt!<br />

MICHAEL<br />

Also keine gütliche Lösung?<br />

JULIA<br />

Wenn er so anfängt, dann nicht! Er will doch nur erreichen, dass ich reumütig<br />

zurückkehre und alles so bleibt, wie es ist.<br />

Beginnt, weiter im Gesetz zu lesen.<br />

MICHAEL<br />

Tja, da kann ich dann wohl nichts mehr machen! - Hast du noch was zum<br />

abwaschen?<br />

JULIA´ (ins Gesetz vertieft)<br />

Dieses Juristendeutsch! - Äh, was? - Nein, nein, du kannst das Wasser wegkippen.<br />

Michael will das Wasser in den Ausguss gießen.<br />

JULIA<br />

Aber nicht in das Spülbecken! Der Abfluss ist undicht!<br />

(liest weiter, runzelt dabei die Stirn)<br />

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MICHAEL<br />

Na schön. - Das Bad ist da?<br />

zeigt auf die Badezimmertür<br />

JULIA (abwesend)<br />

Ja, ja.<br />

MICHAEL (geht mit der Schüssel zur Badezimmertür, öffnet sie, will eintreten, bleibt<br />

dann überrascht stehen)<br />

Oh!<br />

Annette kreischt im Bad auf.<br />

Julia sieht von dem Gesetzbuch auf.<br />

MICHAEL (zu Annette)<br />

Äh, ich wollte eigentlich nur mal eben das Wasser ausgießen. - Darf ich?<br />

JULIA<br />

Michael!!<br />

MICHAEL<br />

Jaa! (schließt die Tür)<br />

JULIA<br />

Ich hatte ganz vergessen: wir haben noch keinen Badezimmerschlüssel!<br />

MICHAEL (verzückt)<br />

Und keinen Duschvorhang! (stellt die Schüssel in die Spüle zurück)<br />

Paps hat mit keinem Wort erwähnt, dass du mit hübschen Anarchistinnen<br />

zusammenlebst.<br />

JULIA<br />

Komisch! Sonst lässt er keine Gelegenheit aus, über das Aussehen anderer Frauen<br />

zu schwärmen. MEIN Aussehen scheint ihn nicht mehr zu interessieren.<br />

MICHAEL (sieht zum Bad, setzt sich)<br />

Also, die täte mir schon gefallen! Mal sehen, ob sie heute schon was vor hat.<br />

JULIA (bestimmt)<br />

Lass die Finger von ihr! Annette ist ein nettes und anständiges Mädchen. Ich möchte<br />

nicht, dass sie in die Finger eines so dominanten Kerls wie dich gerät.<br />

(leiser, zu sich) So wie es mir ergangen ist.<br />

Ein Moment Pause.<br />

MICHAEL (beginnt, im BGB zu blättern)<br />

Hör mal, Paragraph 1361! Du hast doch wenig Geld als Studentin, nicht?<br />

(Er liest laut aus dem Gesetz vor, tief über das Buch gebeugt, als wäre er sehr<br />

kurzsichtig. Währenddessen öffnet sich die Tür, Claudia kommt herein, stellt den<br />

Einkaufskorb auf den Tisch, Michael gegenüber. Sie haben beide noch nicht ihre<br />

Gesichter gesehen.)<br />

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CLAUDIA (im Hereinkommen)<br />

Puh! Drei Treppen hoch mit all dem Zeug, das ist besser als Hanteln stemmen! - Wer<br />

ist das?<br />

JULIA<br />

Mein Sohn Michael. Er klärt mich gerade über meine Rechte auf!<br />

MICHAEL (unterbricht sein Vorlesen)<br />

Also, Mama, bitte hör mir doch zu, wenn -<br />

CLAUDIA (erkennt Michael wieder, schreit auf.)<br />

DUUU!<br />

MICHAEL (schafft es, sich gleichzeitig zu erschrecken, aufzuspringen und<br />

zurückzuweichen. Dabei entfährt ihm ein erschreckter Aufschrei) Wah!<br />

CLAUDIA<br />

Ich hatte nicht gehofft, dich Westentaschencasanova noch einmal wiederzusehen!<br />

(Sie geht langsam und drohend auf Michael zu, der weicht zurück.)<br />

MICHAEL<br />

Tja, ist das nicht lustig? Gerade habe ich meiner Mutter von der Sache erzählt, dass<br />

ich Idiot dich habe stehen lassen und so, und wie leid mir das alles tut - und jetzt<br />

kommst du hier herein!<br />

ANNETTE (erscheint im Bademantel in der Badezimmertür, betrachtet die Szene)<br />

CLAUDIA<br />

Irre lustig! Wie in einer billigen Komödie! Aber hier gibt´s kein Happy-End! Ich werde<br />

dich nämlich ganz langsam erwürgen und dir dann die Augen auskratzen!<br />

JULIA (trocken)<br />

Andersherum hätte er mehr davon.<br />

CLAUDIA<br />

Gute Idee! Also andersherum!<br />

ANNETTE (überraschend heftig)<br />

Ja, gib´s ihm! Er hat mich sexuell belästigt!<br />

Julia lacht leise.<br />

CLAUDIA<br />

Sieh an! Nun, dann muss ich ihm wohl auch noch die Nase abschneiden!<br />

ANNETTE (ernsthaft, leidenschaftlich)<br />

Und alle Zähne ziehen, bei vollem Bewusstsein! - Das tut doll weh!<br />

CLAUDIA (nickt)<br />

So sei es! - Hast du noch einen letzten Wunsch?<br />

MICHAEL (fällt auf die Knie)<br />

Bitte vergib mir! Es war doch nur - sie war so schön, weißt du? Da hab ich überhaupt<br />

nicht nachgedacht!<br />

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CLAUDIA<br />

Das war klar! Männer denken sowieso nicht mit dem Kopf!<br />

ANNETTE<br />

Nein? Womit denn dann?<br />

CLAUDIA<br />

Das erkläre ich dir später! - So, sie war also schön?<br />

MICHAEL<br />

Ja, aber strohdumm - nichts für mich.<br />

CLAUDIA<br />

So, du möchtest also eine kluge Frau?<br />

MICHAEL<br />

Ja, ja!<br />

CLAUDIA<br />

Wohl, um Mängel bei dir auszugleichen, was? - Na gut, was bietest du als<br />

Entschädigung?<br />

MICHAEL<br />

Ein Essen?<br />

CLAUDIA<br />

Im (teures Restaurant am Aufführungsort)?! Akzeptiert!<br />

MICHAEL<br />

Im (Restaurant wie oben)? (schluckt) Also gut.<br />

CLAUDIA (tut, als hätte er etwas anderes gesagt)<br />

Was sagst du? Gleich heute Mittag? (sieht auf ihre Armbanduhr) Doch, das geht! -<br />

Du darfst jetzt wieder aufstehen. Ich mache mich eben fertig, dann können wir los!<br />

(ab)<br />

ANNETTE (steht reichlich fassungslos da)<br />

JULIA (amüsiert sich prächtig)<br />

MICHAEL (nach einer kurzen Pause, unglücklich fragend)<br />

Du, Mama...?<br />

JULIA (zückt ihr Portemonnaie)<br />

Wie viel?<br />

MICHAEL<br />

Na ja, das (Restaurant wie oben)...<br />

JULIA (reicht ihm ein paar Geldscheine)<br />

Reicht das?<br />

MICHAEL (strahlt)<br />

Danke, Mama! (steckt das Geld schnell ein.)<br />

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ANNETTE (leise zu JULIA)<br />

Das ist dein Sohn?!<br />

JULIA<br />

Ich fürchte, ja.<br />

ANNETTE<br />

Oh. Aber ich wollte nicht-<br />

JULIA<br />

Du musst dich nicht entschuldigen. Er bekommt, was er verdient. (blickt Michael<br />

strafend an)<br />

Michael blickt verlegen weg.<br />

Claudia kommt zurück, hat sich eine Jacke übergezogen.<br />

MICHAEL (erstaunt)<br />

Schon fertig?<br />

CLAUDIA<br />

Ich bin immer fertig. Schließlich rennen mir die Männer ständig die Bude ein! - Und<br />

für einen wie dich bin ich sogar nach einer durchzechten Nacht noch schön genug!<br />

(zu Annette)<br />

Annette, ein anderes Mal, ja? Bitte sei mir nicht böse, aber ich habe eine wichtige<br />

Mission zu erfüllen: ich muss diesem Kerl Manieren beibringen! - Also dann!<br />

(hakt sich bei Michael ein) Tschüss! (zieht ihn mit sich hinaus)<br />

Julia lacht leise vor sich hin<br />

ANNETTE (verständnislos)<br />

Was war das?<br />

JULIA (grinst)<br />

Das Happyend einer billigen Komödie.<br />

ANNETTE<br />

Aber, die waren so - so (merkwürdig)! Ich verstehe das nicht! - Und dann gibst du<br />

ihm auch noch Geld!?<br />

JULIA<br />

Das Glück meines Sohnes liegt mir eben am Herzen.<br />

ANNETTE<br />

Ja, hast du denn keine Angst um ihn? Was Claudia ihm da alles angedroht hat...<br />

JULIA<br />

... und worin du sie noch bestärkt hast.<br />

ANNETTE (geht nicht darauf ein)<br />

Wenn die so weitermachen, dann fangen sie nachher noch an, sich zu prügeln.<br />

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JULIA<br />

Wohl eher das Gegenteil! - Pass auf, da Claudia nun nicht da ist, dann werden wir<br />

zwei alleine etwas Kosmetik bei dir ausprobieren. - Und nebenbei werde ich dich in<br />

die vielfältigen Facetten des menschlichen Balzverhaltens einführen. Okay?<br />

ANNETTE<br />

Gut. Ich bin gleich fertig!<br />

(geht wieder ins Bad)<br />

Julia nimmt die Waschschüssel leert sie im Bad, stellt sich dann an die Spüle,<br />

trocknet die Schüssel ab. Die Flurtür geht langsam auf. Julia bemerkt das nicht, sie<br />

steht mit dem Rücken dazu. Ein riesiger Blumenstrauß erscheint langsam. Dann<br />

fliegt die Tür mit einem Ruck auf, der Professor steht da. Man sieht ihm schon an der<br />

Kleidung an, dass er nicht ganz in die Kategorie "normal" passt.<br />

PROFESSOR (laut, begeistert)<br />

Frau Petermann!<br />

JULIA (lässt vor Schreck die Schüssel fallen, dreht sich dann um)<br />

Herr Professor!<br />

PROFESSOR<br />

Die Tür war nicht richtig geschlossen. Da habe ich die sich mir bietende Gelegenheit<br />

beim Schopfe ergriffen, um Ihnen eine Überraschung zu bescheren!<br />

JULIA<br />

DAS ist Ihnen wahrhaftig gelungen! (betrachtet die Blumen) Aber ich hatte Ihnen<br />

doch schon mehrfach gesagt, dass -<br />

PROFESSOR (unterbricht)<br />

Menschen sagen oft Dinge, die sie gar nicht so meinen! Ich möchte Ihnen, liebste<br />

Julia, die Gelegenheit geben, das, was sie so voreilig dahinsagten, noch einmal zu<br />

überdenken. - Julia, Sie sind die entzückendste Studentin, die je meine Vorlesungen<br />

besucht hat! Endlich eine reife, kluge Frau - keines von diesen überintelligenten<br />

jungen Dingern, die heute den Campus zuhauf bevölkern. (räuspert sich) Ich würde<br />

über alle Maßen erfreut sein, wenn Sie mir am heutigen Samstag die Ehre zuteil<br />

werden ließen, mit mir essen zu gehen.<br />

JULIA<br />

Herr Professor, ich -<br />

PROFESSOR (unterbricht sanft)<br />

"Archibald", bitte!<br />

JULIA<br />

Herr Professor, ich habe Ihnen genau das gesagt, was ich meinte, und ich meine das<br />

immer noch!<br />

PROFESSOR<br />

Aber sind Sie denn nicht einsam, liebste Julia? Ich könnte Ihnen die Wärme geben,<br />

die Sie in dieser für Sie so schwierigen Situation doch vermissen müssen!<br />

Jürgen <strong>Baumgarten</strong> – „<strong>Studentenfutter</strong>“ - 33 - Plausus Theaterverlag a0182


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JULIA<br />

Ich entscheide selber, wann ich Wärme brauche, und bei wem ich sie mir hole! Bei<br />

Ihnen jedenfalls nicht, und wenn Sie der letzte Mann auf Erden wären!<br />

ANNETTE (erscheint in der Badezimmertür)<br />

Belästigt der Mann dich?<br />

JULIA<br />

Ja!<br />

ANNETTE<br />

Gut, ich hole den Schrubber! (wieder ab)<br />

PROFESSOR<br />

Was meint die junge Dame?<br />

JULIA (beiläufig)<br />

Ach, wir haben hier unsere eigene Methode, mit aufdringlichen Männern fertig zu<br />

werden. Kennen Sie Ori Noco? Das ist eine thailändische Kampfsportart mit langen<br />

Stäben. Wenn ein Gegner keinen Kampfstab hat, ist er natürlich arm dran!<br />

PROFESSOR<br />

Mit Stäben?<br />

ANNETTE (kommt mit dem Schrubber zurück)<br />

JULIA<br />

Sonst macht sie ja Karate, aber sie hat sich gerade erst die Finger manikürt.<br />

Annette kommt bedrohlich langsam auf den Professor zu.<br />

PROFESSOR (hastig)<br />

Tja, ich glaube, ich muss dann gehen - ich werde noch erwartet! Auf Wiedersehen,<br />

die Damen! (schnell ab)<br />

JULIA<br />

Toll, Annette, wie du das gemacht hast! Dein brutaler Blick hat ihn verjagt!<br />

ANNETTE<br />

Brutaler Blick?? - Und wieso Karate und - was sagtest du? - Ori Noco?<br />

Möchten Sie wissen, wie das Stück weitergeht?<br />

Gerne senden wir Ihnen unverbindlich ein vollständiges Ansichtsexemplar.<br />

Die Ansichtsexemplare können Sie über unsere Internetseite<br />

www.plausus.de/bestellung oder per Post, Fax oder E-Mail anfordern.<br />

Die Zusendung per E-Mail erfolgt kostenlos.<br />

Die Zusendung per Post erfolgt gegen eine Kostenerstattung der<br />

Druck- und Versandkosten. Hierbei berechnen wir:<br />

Für Stücke bis 60 Minuten Spiellänge 1,50 EUR/Text<br />

Für Stücke ab 60 Minuten Spiellänge 2,00 EUR/Text<br />

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Die Texte müssen von Ihnen nicht zurückgesandt werden.<br />

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