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ZK-Nr. 13 36 - Kanton Bern

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Die Gerichtskosten wurden den Parteien in Anwendung von Art. 107 Abs. 1 Bst. c ZPO je<br />

hälftig zur Bezahlung auferlegt. Die Beschwerdeführerin rügte im Beschwerdeverfahren, die<br />

Regelung von Art. 107 Abs. 1 Bst. c ZPO beziehe sich grundsätzlich nur auf Verfahren, in<br />

welchen die Hauptsache materiell entschieden werde. Der Spezialfall der<br />

Gegenstandslosigkeit wegen Klagerückzugs werde in Art. 106 Abs. 1, zweiter Satz, ZPO<br />

präzisiert, wonach die klagende Partei bei Klagerückzug als unterliegend zu gelten habe. Die<br />

besondere Kostenregelung von Art. 106 Abs. 1, zweiter Satz, ZPO gehe den Bestimmungen<br />

des Art. 107 ZPO vor.<br />

Die Kammer weist die Beschwerde ab.<br />

Auszug aus den Erwägungen:<br />

(...)<br />

IV.<br />

1. Gemäss Art. 106 Abs. 1 ZPO werden die Prozesskosten der unterliegenden Partei<br />

auferlegt. Bei Nichteintreten und bei Klagerückzug gilt die klagende Partei, bei<br />

Anerkennung der Klage die beklagte Partei als unterliegend. Das Gericht kann unter<br />

anderem in familienrechtlichen Verfahren von den Verteilungsgrundsätzen abweichen<br />

und die Prozesskosten nach Ermessen verteilen (Art. 107 Abs. 1 lit. c ZPO).<br />

2. Zu prüfen ist, ob die Bestimmung von Art. 107 Abs. 1 lit. c ZPO stets zur Anwendung<br />

gelangt, also auch bei Gegenstandslosigkeit eines Verfahrens wegen Rückzug der<br />

Scheidungsklage, oder ob in solchen Fällen die Kosten nach dem Unterliegerprinzip<br />

(Art. 106 Abs. 1 ZPO) zu verteilen sind. Nicht zur Anwendung gelangt Art. 107 Abs. 1<br />

lit. e ZPO, da das Gesetz sowohl für den Klagerückzug als auch für familienrechtliche<br />

Verfahren Spezialvorschriften vorsieht.<br />

3. Wie die Vorinstanz zu Recht festhält (pag. 239), herrscht in der Lehre Uneinigkeit<br />

darüber, ob die Kosten in familienrechtlichen Verfahren primär nach Art. 106 ZPO zu<br />

verlegen sind und Art. 107 Abs. 1 lit. c ZPO nur bei Vorliegen besonderer Umstände<br />

im Sinne einer Ausnahmeregelung zur Anwendung gelangen soll (vgl. etwa JENNY, in:<br />

SUTTER-SOMM/HASENBÖHLER/LEUENBERGER [Hrsg.], Kommentar zur Schweizerischen<br />

Zivilprozessordnung (ZPO), 2. Auflage, Zürich/Basel/Genf 20<strong>13</strong>, N 12 zu Art. 107<br />

ZPO; STAEHELIN/STAEHELIN/GROLIMUND, Zivilprozessrecht, Zürich/Basel/Genf 2008, §<br />

16 N <strong>36</strong>; im Ergebnis auch RÜEGG, in: Basler Kommentar zur Schweizerischen<br />

Zivilprozessordnung, Basel 2010, N 1 f. zu Art. 107 ZPO) oder ob die<br />

Kostenverteilung in familienrechtlichen Verfahren stets nach Art. 107 Abs. 1 lit. c ZPO<br />

zu erfolgen hat (vgl. etwa STERCHI, in: <strong>Bern</strong>er Kommentar zur Schweizerischen<br />

Zivilprozessordnung, Band I, <strong>Bern</strong> 2012, N 2 zu Art. 107 ZPO; FANKHAUSER, das<br />

Scheidungsverfahren nach neuer ZPO, in: FamPra.ch 2010, S. 754 ff.; GASSER/RIKLI,<br />

Kurzkommentar Schweizerische Zivilprozessordnung, N 1 f. zu Art. 107 ZPO;<br />

URWYLER, in: DIKE-Kommentar ZPO, N 5 zu Art. 107 ZPO). Das Bundesgericht hat<br />

sich bislang soweit ersichtlich nicht zu dieser Frage geäussert.

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