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Geistlicher Impuls Motette zu Maria und Martha 1. ankommen ...

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<strong>Geistlicher</strong> <strong>Impuls</strong><br />

Texte aus dem ersten Hochschulgottesdienst im Wintersemester am 10. November 2002 um<br />

11 Uhr in der Kapelle der Augustana-Hochschule<br />

Während des Einführungswochenendes beschäftigten sich die Studierenden intensiv mit Lukas<br />

10, der Geschichte von <strong>Maria</strong> <strong>und</strong> <strong>Martha</strong>. Für einige war es die erste Begegnung mit exegetischer<br />

Arbeit. Allerdings versuchten wir eine Verknüpfung von theologischem Arbeiten <strong>und</strong><br />

dem, was die Studierenden aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit in den Gemeinden mitgebracht haben.<br />

Überraschend war für manche das erste Zusammentreffen unterschiedlicher spiritueller<br />

Prägungen.<br />

In langer Diskussion entstand die folgende Sprechmotette, die die Studierenden aus vier Richtungen<br />

in unserer Kapelle <strong>zu</strong> Gehör brachten. Die kurze Ansprache nahm die Hauptgedanken<br />

aus den Gesprächen <strong>zu</strong>r exegetischen Arbeit auf <strong>und</strong> fasste sie <strong>zu</strong>sammen.<br />

<strong>Motette</strong> <strong>zu</strong> <strong>Maria</strong> <strong>und</strong> <strong>Martha</strong><br />

<strong>1.</strong><br />

<strong>ankommen</strong><br />

Aufnahme<br />

nett<br />

Gastfre<strong>und</strong>schaft<br />

wichtigtuerisch<br />

2.<br />

Unterwürfigkeit<br />

Interesse<br />

Faulheit<br />

Faszination<br />

Aufmerksamkeit<br />

Respekt zollen<br />

Schleimerei<br />

3.<br />

löblich<br />

Berechunung<br />

dienend<br />

praktisch<br />

hektisch<br />

abgelenkt<br />

Hausmutter<br />

4.


wehleidig<br />

eifersüchtig<br />

zornig<br />

Neid<br />

hilflos<br />

Petze<br />

überlastet<br />

ratlos<br />

ärgerlich<br />

5.<br />

aussagekräftig<br />

Rüge Tadel<br />

Aufmunterung<br />

Anklage<br />

belächeln<br />

Lob<br />

6.<br />

Moral<br />

belehrend<br />

diplomatisch<br />

das Gute?<br />

Gut oder besser<br />

wieso erwählt?<br />

Richtig oder falsch?<br />

Gedanken <strong>zu</strong> Lukas 10 <strong>Maria</strong> <strong>und</strong> <strong>Martha</strong><br />

Liebe Hochschulgemeinde,<br />

gut oder besser? Richtig oder falsch? So lauten die Anfragen der Studierenden, wie sie gestern<br />

im Laufe eines Tages intensiver Beschäftigung mit diesem biblischen Text erwachsen sind.<br />

Welche Verhaltensweise ist die Richtige: die aktiv anpackende, dienend, fre<strong>und</strong>lich aufnehmend,<br />

praktisch, vielleicht aber auch hektisch, überlastet, genervt. Oder die andere: konzentriert<br />

hörend, ganz präsent, fasziniert <strong>und</strong> aufmerksam, aber vielleicht auch mit dem Hang <strong>zu</strong>r<br />

Faulheit, <strong>zu</strong>m Sich-Drücken.<br />

Ein Konflikt zwischen diesen beiden Handlungsweisen, aber auch zwischen diesen beiden<br />

Menschentypen wird in dieser Geschichte beschrieben. Welchem Typ würden Sie sich lieber


<strong>zu</strong>ordnen: Fühlen Sie mit <strong>Martha</strong>, die in dieser Geschichte doch offensichtlich unterliegt, deren<br />

Handeln nur zweitklassig von Jesus gewertet wird. Und das, obwohl sie doch einfach nur den<br />

Geboten der Gastfre<strong>und</strong>schaft entspricht, die im Orient hohe Anforderungen an die Hausfrau<br />

stellen. Oder fühlen Sie sich auf dem Platz der <strong>Maria</strong> wohler, die konzentriert hinhören kann,<br />

ehe sie sich in Aktivität stürzt, die aber auch die andere arbeiten lassen kann, ohne dass sie das<br />

tangiert.<br />

Diese Geschichte ruft Gefühle hervor. Zu eindeutig scheint die Antwort: Hören ist besser als<br />

Tun. Wäre da nicht unmittelbar davor die andere Geschichte, die wir auch eben gehört haben:<br />

das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, der ob seines spontanen, selbstverständlichen,<br />

menschlichen Handelns gelobt wird; der Gottesliebe in der Nächstenliebe einfach gelebt hat;<br />

der nicht <strong>zu</strong>m Gottesdienst eilte, sondern den Dienst am Nächsten versah.<br />

Ich fürchte, eine Auflösung des Konflikts zwischen aktivem <strong>und</strong> kontemplativen Lebens ist<br />

nicht so einfach. Zwei Gedanken sind mir aber wichtig geworden aus der Beschäftigung mit<br />

diesem Text:<br />

Der erste: Es kommt offensichtlich darauf an, für sein Handeln den richtigen Kairos <strong>zu</strong> finden.<br />

<strong>Maria</strong> tut das Richtige, weil sie nicht irgendeinem Gast <strong>zu</strong> Füßen sitzt, sondern dem Herrn,<br />

dem Christus, der genau <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt das Himmelreich <strong>zu</strong> ihr bringt. <strong>Martha</strong> hat nach<br />

allen Regeln der Konvention das Richtige gemacht, aber offensichtlich <strong>zu</strong>m falschen Zeitpunkt.<br />

Aber wenn wir fragen: ‘Wann ist der richtige Zeitpunkt <strong>zu</strong>m Hören <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Tun?’, werden<br />

wir spüren, dass damit der Konflikt noch nicht aufgelöst ist:<br />

Ist es an der Zeit, dass wir als Kirche evangelistisch-missionarisch handeln, oder sollten wir<br />

uns erst einmal besinnen, welchen Weg wir als Kirche miteinander weitergehen wollen?<br />

Ist es an der Zeit, dass wir um Theologiestudierende werben oder müssen wir erst einmal klären,<br />

was Pfarrerinnen <strong>und</strong> Pfarrer in dieser Kirche für einen Stand, für eine Aufgabe <strong>und</strong> auch<br />

für Absicherungen haben sollen.<br />

Ist es an der Zeit, mich hin<strong>zu</strong>setzen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> lernen oder war da nicht noch ein trauriger Blick,<br />

der mir aufgefallen ist <strong>und</strong> der mir sagt, dass ich jemanden besuchen sollte?<br />

Die Frage nach dem Kairos ist nicht einfach <strong>zu</strong> beantworten, sie erfordert viel Hinhören, viel<br />

Sensibilität, viel Gespür.<br />

Ein zweites ist mir noch wichtig geworden in dieser Geschichte: Jesus bricht Konventionen<br />

auf. Er lässt sich von einer Frau einladen, er lässt <strong>zu</strong>, dass eine Frau als Schülerin <strong>zu</strong> seinen


Füßen sitzt <strong>und</strong> er wertet sie noch mehr auf, indem er sie gegenüber den alten Rollenanforderungen<br />

in Schutz nimmt.<br />

Auch hier ist mit dem Kommen Jesu ein Kairos, ein göttlicher Augenblick eingetroffen, der<br />

Neues ermöglicht. Und auch dieses Neue ist nicht unbestritten geblieben, nicht in der Jesusbewegung,<br />

nicht in der Geschichte der Kirche, nicht heute.<br />

Die Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen um den Glauben hat uns Christus nicht genommen. Aber er lenkt<br />

unseren Blick auf den Kairos, auf die rechte Zeit <strong>zu</strong>m Hören <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Tun. Vielleicht gelingt es<br />

ja auch, dies immer wieder in Einklang <strong>zu</strong> bringen. Empfindsam <strong>zu</strong> werden, wann es für mich<br />

Kairos ist. Und <strong>zu</strong> akzeptieren, dass andere einen anderen Zeitpunkt als den richtigen sehen.<br />

Auf das Hören kommt es an <strong>und</strong> auf das Beschenktwerden von Gottes Wort, damit wir auch<br />

<strong>zu</strong>m richtigen Zeitpunkt das Richtige tun können. Amen.<br />

(Ulrike Gitter)

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