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Begrüßung Frieder Grau, Direktor der Karlshöhe Ludwigsburg Ein ...

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<strong>Begrüßung</strong><br />

<strong>Frie<strong>der</strong></strong> <strong>Grau</strong>, <strong>Direktor</strong> <strong>der</strong> <strong>Karlshöhe</strong> <strong>Ludwigsburg</strong><br />

<strong>Ein</strong> herzliches Willkommen an Sie alle hier auf <strong>der</strong> winterlichen <strong>Karlshöhe</strong>. Wir freuen<br />

uns sehr, dass Sie aus <strong>der</strong> Nähe o<strong>der</strong> auch aus <strong>der</strong> Ferne den Weg hierher<br />

gefunden haben zu unserem Dritten <strong>Karlshöhe</strong>r Diakonietag zum Thema „Kin<strong>der</strong><br />

haben Rechte“ – ein Zitat aus <strong>der</strong> UN-Kin<strong>der</strong>rechtskonvention.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren, erinnern Sie sich an Ihre Kindheit? Wir alle<br />

- so unterschiedlich wir heute sind und leben - haben eines gemeinsam: Wir sind<br />

einmal Kin<strong>der</strong> gewesen. Erinnern Sie sich an den Kin<strong>der</strong>garten, die Tante – Trudel<br />

hieß sie bei mir – das Spielen, vielleicht auch daran, dass es einmal passiert ist, als<br />

Kind eingenässt zu haben? Erinnern Sie sich an die Schule, an Streiche, vielleicht<br />

auch an Tatzen mit dem Rohrstock? Erinnern Sie sich an die Pubertät, jene schöne<br />

o<strong>der</strong> schreckliche Zeit? Erinnern Sie sich an Erlaubtes und Unerlaubtes, an<br />

großartige Erfolge und bittere Nie<strong>der</strong>lagen? Erinnern Sie sich an beglückende<br />

Freundschaften und grenzenlose <strong>Ein</strong>samkeit? „Sometimes I feel like a motherless<br />

child.“ Nicht wenige haben diesen Song gerne gehört, weil er eigenes Gefühl<br />

ausgedrückt hat.<br />

Heute geht es nicht um Kindheit allgemein, son<strong>der</strong>n um die Kindheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die<br />

eine prägende Phase <strong>der</strong> Kindheit in einem Heim – wie man damals sagte –<br />

verbracht haben. Genauer: im Kin<strong>der</strong>heim hier auf <strong>der</strong> <strong>Karlshöhe</strong>; noch genauer: in<br />

den 50er- und 60er-Jahren. Und so möchte ich zuerst Sie, jene heute längst<br />

Erwachsenen, begrüßen, die früher als Kin<strong>der</strong> im Heim auf <strong>der</strong> <strong>Karlshöhe</strong> o<strong>der</strong><br />

irgendwo in Deutschland gelebt haben. Auf Ihre Erfahrungen wollen wir heute in<br />

erster Linie hören. Und so begrüße ich Sie auch ganz bewusst als Allererste. Ich<br />

begrüße die Erzieherinnen und Erzieher, Hilfserzieherinnen, Hilfserzieher <strong>der</strong><br />

damaligen Zeit. Die <strong>Karlshöhe</strong> hat es Ihnen damals nicht leicht gemacht, hat es<br />

Ihnen heute vielleicht auch nicht ganz leicht gemacht mit diesem Prozess. Aber die<br />

<strong>Karlshöhe</strong> steht zu Ihnen, den Erzieherinnen und Erziehern <strong>der</strong> damaligen Zeit, auch<br />

den Praktikanten und Praktikantinnen. Sie steht dazu, was Sie geleistet haben, was<br />

Sie an För<strong>der</strong>ung zum Leben <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> beigetragen haben. Sie steht auch zu Ihnen<br />

in dem, was Sie an den Kin<strong>der</strong>n versäumt haben.<br />

Ich möchte herzlich begrüßen diejenigen, die uns den Blick weiten von <strong>der</strong> <strong>Karlshöhe</strong><br />

auf Württemberg und auf die EKD, Herrn Herrmann, Herrn Kaiser, vom Diakonischen<br />

Werk Frau Baehrens und als Präsidiumsmitglied <strong>Direktor</strong> Fritz. Ich begrüße nachher<br />

Herrn Kottnik, <strong>der</strong> erkrankt ist, es aber trotzdem vorhat, heute Mittag zu uns zu<br />

stoßen. Ich begrüße all diejenigen, die in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

helfen, uns diesem Thema zu nähern: Herrn Dr. Thiersch, ist er schon da? Dann wird<br />

er die nächsten Minuten hoffentlich eintreffen. Und Herrn Dr. Kappeler, <strong>der</strong> schon<br />

unter uns ist. Herzlich willkommen. Ich begrüße all diejenigen, die diesen Tag mit uns<br />

vorbereitet haben, die ihn mittragen sowohl im internen Team als auch im<br />

Trägerkreis, dem KVJS, dem Diakoniewissenschaftlichen Institut in Heidelberg, Herrn<br />

Oelschlegel, <strong>der</strong> Evangelischen Hochschule, Herrn Collmar, Frau Nikolai, Frau Dr.<br />

Noller. Ich begrüße die Vertreterinnen und Vertreter des Diakonischen Werks<br />

Württemberg und <strong>der</strong> Landeskirche. Herr Schubert, <strong>der</strong> stellvertretende<br />

Synodalpräsident ist lei<strong>der</strong> kurzfristig verhin<strong>der</strong>t, er lässt herzlich grüßen. Ich<br />

begrüße Sie alle.


Erinnern Sie sich?, so hatte ich am Anfang gefragt! Sie, die ehemaligen Kin<strong>der</strong> in<br />

den Kin<strong>der</strong>heimen <strong>der</strong> <strong>Karlshöhe</strong>, Sie haben sich erinnert, oft erst nach 30 o<strong>der</strong> 40<br />

Jahren, Sie haben sich erinnert in unserer Projektgruppe, und Sie werden sich heute<br />

sozusagen öffentlich erinnern. Da kam sehr Unterschiedliches zum Vorschein in den<br />

Erinnerungen: Schönes, Beglückendes, Bereicherndes, aber auch Schwieriges. Und<br />

wir wollen uns bewusst heute auch dem Schwierigen stellen, ganz bewusst. Manche<br />

haben mich die letzten Tage angerufen und gesagt: „Das ist doch gar nicht<br />

ausgewogen.“ Und ich habe darauf geantwortet: „Erinnerungen sind selten<br />

ausgewogen, sie müssen auch nicht ausgewogen sein.“ Wie gesagt, ganz bewusst<br />

wollen wir uns heute dem stellen, was damals schwierig war. Wir wollen uns dem<br />

stellen, um es zu verstehen, zu verstehen versuchen in den damaligen<br />

gesellschaftlichen Zusammenhängen. Wir wollen uns dem stellen, auch um es zu<br />

würdigen. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich mit diesem Begriff meine, „würdigen“, das<br />

heißt, es ernst zu nehmen, nicht zu bagatellisieren. Wir wollen uns dem stellen, auch<br />

um zu lernen für die Gegenwart und für die Zukunft.<br />

<strong>Ein</strong> wichtiger Aspekt hier auf <strong>der</strong> <strong>Karlshöhe</strong> ist die christliche Prägung <strong>der</strong> <strong>Karlshöhe</strong>.<br />

Manche haben uns erzählt, wie zwiespältig diese christliche Prägung für sie war. Auf<br />

<strong>der</strong> einen Seite gab es - vielleicht nicht gerade Schläge im Namen des Herrn - aber<br />

doch manche Bedrängung auch im Namen des Herrn. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber<br />

gab es beglückende biblische Geschichten, <strong>der</strong> Raum <strong>der</strong> Kirche: Frau Schünemann,<br />

das Bild in <strong>der</strong> Zeitung hat Sie bewusst in <strong>der</strong> Kirche gezeigt als einen Raum, wo Sie<br />

aufatmen konnten, und nicht nur Sie allein. Christliche Prägung hat ihre Ambivalenz,<br />

vor allem aber ihre stärkende Kraft, die junge Menschen aufbaut. Und so möchte ich<br />

diesen Tag eröffnen mit einem Zitat von Johann Hinrich Wichern, <strong>der</strong> auch in <strong>der</strong><br />

Gründungsurkunde <strong>der</strong> <strong>Karlshöhe</strong> zitiert ist. Wichern schreibt bereits vor 150 Jahren:<br />

„Die individuelle För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> einzelnen Zöglinge und <strong>der</strong>en Pflege ist die<br />

Hauptsache. Sie ist <strong>der</strong> Kern aller hiesigen Arbeiten. Die innere Genesung und<br />

Rettung <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>zelnen durch die Gnade Christi ist <strong>der</strong> Zweck <strong>der</strong> ganzen Anstalt.“<br />

Individuelle Entwicklung, Pflege, das sind wegweisende Worte schon vor 150 Jahren.<br />

Ich wünsche uns einen ertragreichen Tag.<br />

Ich möchte nun Frau Baehrens um ihr Grußwort bitten, und anschließend Herrn Dr.<br />

Collmar.

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