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AU_13_ Interview Generalvikar.pdf - Katholische SonntagsZeitung

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5./6. Januar 20<strong>13</strong> / Nr. 1 THEMA DER WOCHe 3<br />

sein werden, ausgerichtet. Da ist<br />

noch eine Ungleichzeitigkeit vorhanden.<br />

Es gibt tatsächlich Dekanate<br />

– das gebe ich gerne zu – die sind<br />

momentan ziemlich groß, was die<br />

Zahl der Mitarbeiter angeht, zum<br />

Beispiel Aichach-Friedberg oder<br />

Günzburg. Aber das verändert sich<br />

ja mit der Zeit. Wir mussten eben<br />

einen Stichtag festlegen.<br />

Manche Leute behaupten, es seien<br />

nur solche Priester zu Dekanen ernannt<br />

worden, die sich durch Wohlverhalten<br />

ausgezeichnet haben.<br />

Da muss ich jetzt doch einmal<br />

ganz klar sagen: Dies ist eine Unterstellung!<br />

Mich hat das regelrecht<br />

geärgert. Das hat auch zu Konsequenzen<br />

geführt. Es wurde in den<br />

Medien behauptet, Klaus Bucher sei<br />

in Günzburg nur deshalb Dekan geworden,<br />

weil er die konservative Linie<br />

des Bischofs vertrete. Bucher wurde<br />

aber mit überwältigender, absoluter<br />

Mehrheit als Dekan vorgeschlagen<br />

und deshalb vom Bischof auch zum<br />

Dekan ernannt. Auch darauf möchte<br />

ich an dieser Stelle in aller Offenheit<br />

und Klarheit hinweisen: In nahezu<br />

allen Fällen wurde vom Bischof derjenige<br />

ernannt, der auch mehrheitlich<br />

bzw. mit der größten Stimmenzahl<br />

vorgeschlagen war. Es hat auch<br />

mal jemand gesagt: „Nein, ich will es<br />

nicht machen.“ Dann wurde jemand<br />

anderer gefragt. Das gilt übrigens genauso<br />

für die Prodekane.<br />

In jüngster Zeit machen in der Diözese<br />

Priesterinitiativen von sich<br />

reden. Ist dies ein bistumseigenes<br />

Phänomen oder kommen die Anstöße<br />

dazu von außen?<br />

Es ist kein bistumseigenes Phänomen.<br />

Diese Priesterinitiativen gehen<br />

stark von Österreich aus. Ich werte<br />

dies als eine Zeiterscheinung, die mir<br />

schon etwas Sorge macht. Es werden<br />

Forderungen über die Medien gestellt,<br />

um damit einen gewissen Druck aufzubauen.<br />

Ob man dann mit diesen<br />

Forderungen, die ja seelsorgliche<br />

Anliegen sind, wenn man gerade das<br />

Thema Zulassung von Geschieden-<br />

Wiederverheirateten zur Kommunion<br />

im Blick hat, einen wirklichen<br />

Dienst tut, das ist für mich eher eine<br />

offene Frage. Ich bin nicht so dafür,<br />

dass man solche pastoralen Fragen<br />

über die Medien kommuniziert. Das<br />

wird dann immer verkürzt dargestellt<br />

und es stellt sich schon die Frage:<br />

Wem ist dann damit wirklich geholfen?<br />

Kommen wir so zu Lösungen?<br />

Ich denke, wir haben in der Diözese<br />

den Priesterrat und die Dekanekonferenz,<br />

die Dekanatskonferenzen, wo<br />

diese Fragen besprochen werden können<br />

und auch besprochen werden,<br />

auch mit dem Bischof. Ansonsten<br />

habe ich den Eindruck, dass alle, auch<br />

die Initiative „Priester 2025“, einfach<br />

eine gute Seelsorge vor Ort machen<br />

wollen und für das Wohl der Gläubigen<br />

da sein wollen und diesen Dienst<br />

in der Einheit des Bistums tun. Eine<br />

Pfarrei oder Pfarreiengemeinschaft ist<br />

ja nicht irgendein losgelöster Kosmos.<br />

Auch ein Priester ist nicht einfach ein<br />

Einzelkämpfer, sondern steht immer<br />

im Dienst des Bistums und damit<br />

auch in der Einheit mit dem Bischof.<br />

Anders kann keiner seinen pastoralen<br />

Dienst tun. Da wird es immer noch<br />

eine große Bandbreite geben, aber es<br />

gibt auch einen Rahmen, der in bestimmten<br />

Fragen vorgegeben ist. Da<br />

muss ich schon drum bitten, dass<br />

man diese Einheit wahrt. Wir dürfen<br />

uns nicht immer mehr auseinander<br />

dividieren.<br />

In ihrer Ausrichtung sind die Initiativen<br />

„Priester 2025“ und<br />

„Priesterinitiative Augsburg“ geradezu<br />

konträr. Kann man daraus<br />

folgern, dass es innerhalb der diözesanen<br />

Priester eine Kluft gibt?<br />

Das ist eine schwierige Frage. Ich<br />

bin da eher zurückhaltend, immer<br />

gleich von Spaltung und Kluft zu reden.<br />

Wenn ich jetzt mal die „Priester<br />

2025“ anschaue, auch was so ihr Anliegen<br />

ist, sind da Dinge formuliert,<br />

da geht’s nicht um Forderungen, sondern<br />

da ist aus meiner Sicht zunächst<br />

einmal ganz schlicht das Selbstverständnis<br />

dessen formuliert, was<br />

katholisches Priestersein eigentlich<br />

Priesterinitiativen<br />

Priesterinitiativen kennt man aus<br />

dem benachbarten Österreich. Der<br />

frühere <strong>Generalvikar</strong> des Erzbistumgs<br />

Wien und Caritasdirektor,<br />

Helmut Schüller, hat 2011 eine so<br />

genannte „Ungehorsamsinitiative“<br />

ins Leben gerufen. In der Diözese<br />

Augsburg gibt es eine moderatere<br />

Reforminitiative, die als „Priesterinitiative<br />

Augsburg“ an die Öffentlichkeit<br />

getreten ist. Sie fordert<br />

unter anderem die Zulassung von<br />

wiederverheirateten Geschiedenen<br />

zur Kommunion. Die Initiative<br />

„Priester 2025“ unterstützt Bischof<br />

Konrad Zdarsa in der „Pastoralen<br />

Raumplanung 2025“. Sie betont<br />

ihre Loyalität zu Papst und Diözesanbischof.<br />

bedeutet. Es ist etwas unglücklich<br />

gelaufen, dass die Gründung als Reaktion<br />

auf die andere Priesterinitiative<br />

aufgefasst werden konnte. Seinen<br />

Dienst in Einheit mit dem Bischof<br />

zu tun, das ist für meine Begriffe eine<br />

Selbstverständlichkeit. Es ist schon<br />

ein Phänomen, dass es Mitbrüder<br />

gibt, die sagen: „Aber das müssen wir<br />

jetzt ganz besonders zum Ausdruck<br />

bringen.“ Das zeigt natürlich, in was<br />

für einer Situation wir offensichtlich<br />

sind, dass man Selbstverständliches<br />

scheinbar auch in dieser Form kundtun<br />

will. Ich hoffe und wünsche mir,<br />

dass das nicht zu einer Spaltung oder<br />

zu einer Kluft führt, sondern, dass<br />

alle sich noch mehr bemühen, ihren<br />

Dienst gut zu tun. Ich denke, wir<br />

müssen davon wegkommen, uns nur<br />

immer selber in den Blick zu nehmen.<br />

Es geht doch vor allem um die,<br />

zu denen wir gesandt sind, also um<br />

die Seelsorge an den Menschen. Das<br />

darf man bei allen innerkirchlichen<br />

Diskussionen nicht vergessen<br />

Der Ruf nach mehr Verantwortlichkeiten<br />

für Laien, besonders auch<br />

Frauen, im Bereich der Seelsorge<br />

ist nach entsprechenden Forderungen<br />

von Alois Glück, Präsident des<br />

Zentralkomitees der deutschen Katholiken,<br />

wieder lauter geworden.<br />

Welche Rolle werden Laien künftig<br />

in der Diözese spielen?<br />

Sie spielen schon immer eine<br />

Rolle. Wobei mir bereits das Wort<br />

„Laie“ an sich nicht so gut gefällt.<br />

Kirche ist ja nicht nur Hierarchie,<br />

Papst, Bischof oder <strong>Generalvikar</strong>,<br />

sondern Kirche ist der Leib Christi,<br />

Kirche sind wir alle in verschiedenen<br />

Aufgaben und Verantwortlichkeiten<br />

innerhalb des Leibes Christi.<br />

Wir können ja ohne Laien gar nicht<br />

Kirche sein und wollen das doch<br />

auch gar nicht. Natürlich gibt’s auch<br />

Mitverantwortung, aber es geht immer<br />

um die Fragen: Was heißt Verantwortung<br />

innerhalb der Kirche?<br />

Wer hat Verantwortung? Was bedeutet<br />

Amt in der Kirche, und vor<br />

allem wie wird ein Amt ausgeübt?<br />

Das sind viele Fragen, und sie werden<br />

dann gerne nur reduziert zum<br />

Beispiel auf das Frauenpriestertum<br />

und das Diakonat der Frau. Ob das<br />

wirklich unsere Probleme löst? Und<br />

zwar im Sinne: Wie schaffen wir es,<br />

die Botschaft Christi wieder an den<br />

Mann und an die Frau zu bringen?<br />

Da habe ich meine Zweifel, ob das<br />

der Lösungsschlüssel ist. Es gibt Leitungsämter,<br />

die nicht mit dem Weiheamt<br />

verbunden sind. Bei uns in<br />

der Hauptabteilungsleiterkonferenz<br />

sind von sieben Mitgliedern zwei<br />

„Laien“, Herr Dr. Donaubauer und<br />

Frau Professor Dr. Riedl. Sie stellen<br />

kein Feigenblatt dar, sondern sind<br />

kompetente Persönlichkeiten, die<br />

ihr Amt hervorragend ausüben.<br />

Was wünschen Sie sich als <strong>Generalvikar</strong><br />

für das Jahr 20<strong>13</strong> – für<br />

sich und die Diözese?<br />

Ich möchte es mal ganz einfach<br />

formulieren: Dass wir wieder näher<br />

zusammenrücken. Das ist mir sehr<br />

wichtig. Die Herausforderungen in<br />

der Gesellschaft unserer Zeit sind<br />

so groß, dass wir es uns nicht leisten<br />

können, uns in kleinlichen Streitereien<br />

und gegenseitigem Misstrauen<br />

einzurichten. Wir haben das Thema<br />

der Bistumsreform und der pastoralen<br />

Raumplanung. Aber das ist nur<br />

ein Thema. In der letzten Zeit hatte<br />

ich manchmal den Eindruck, als ob<br />

uns diese Fragen davon ablenken,<br />

dass wir das in den Blick nehmen, was<br />

die eigentliche Sendung der Kirche<br />

ist. Wenn man es unter den Begriff<br />

Neuevangelisierung setzen will: Es<br />

geht darum, wo sind die Menschen,<br />

die andere für den Glauben begeistern<br />

können? Ich brauche selber Feuer,<br />

um andere begeistern zu können.<br />

Das können Strukturen nicht. Wir<br />

brauchen lebendige Zeugen, authentische<br />

Menschen. Wir müssen das<br />

wieder mehr zum Thema machen,<br />

miteinander auf Christus schauen,<br />

der ja auch die Quelle ist, aus der<br />

wir gemeinsam unseren Dienst tun.<br />

Wir haben das gemeinsame Fundament,<br />

wir haben eine gemeinsame<br />

Sendung und jetzt sollten wir bitte<br />

wieder zum Wesentlichen kommen<br />

und uns nicht nur in Strukturdebatten<br />

verlieren. Das ist mein Wunsch<br />

für die Diözese und eigentlich auch<br />

mein ganz persönlicher Wunsch.<br />

Es wäre schade, wenn wir uns<br />

beständig in irgendwelchen Streitereien<br />

verlieren. Es ist etwas, wo ich<br />

selber versuche, das Meine in dieser<br />

Position zu tun, in Gesprächen um<br />

Vertrauen zu werben und Vertrauen<br />

vielleicht auch zu schaffen. Den Weg<br />

möchte ich weitergehen, den halte<br />

ich für richtig. Ich möchte wieder<br />

ein Klima des Miteinanders und des<br />

gegenseitigen Vertrauens, auch wenn<br />

man mal in einzelnen Punkten unterschiedlicher<br />

Meinung ist. Diese<br />

Meinungsverschiedenheiten kann<br />

man miteinander austragen, nicht<br />

verletzend und spaltend, sondern<br />

indem man achtsam miteinander<br />

umgeht. Das wünsche ich mir und<br />

versuche, auch so zu handeln.<br />

<strong>Interview</strong>:<br />

Gerhard Buck, Johannes Müller

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