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Das Durlacher Bordell ist vorerst dicht - Kein Bordell für Schorndorf

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Artikel aus der<br />

Stuttgarter Zeitung<br />

vom 17.02.2007<br />

<strong>Das</strong> <strong>Durlacher</strong> <strong>Bordell</strong> <strong>ist</strong> <strong>vorerst</strong><br />

<strong>dicht</strong><br />

Erst Gewalttat gegen kritischen Anwohner<br />

bringt die Behörden nach drei Jahren zum<br />

Handeln<br />

Polizei und Stadtverwaltung haben im<br />

Karlsruher Stadtteil Durlach ein illegales<br />

<strong>Bordell</strong> vorläufig geschlossen. Fraglich <strong>ist</strong><br />

nur, warum der Kampf von Nachbarn drei<br />

Jahre dauern musste und wie lange die<br />

amtliche Versiegelung des Etablissements<br />

tatsächlich hält.<br />

Von Meinrad Heck<br />

Ein Feuerwehrtrupp brach die Eingangstür<br />

auf, Polizeibeamte filzten die Räume, und das<br />

Karlsruher Bauordnungsamt versiegelte fünf<br />

so genannte Suiten. Drei weitere Räume der<br />

seit Jahren im Karlsruher Stadtteil Durlach<br />

umstrittenen Immobilie blieben unangetastet.<br />

Sie gelten offiziell als normale<br />

Mietwohnungen. So hatten die Eigentümer<br />

mit Hilfe eines namhaften Anwaltsbüros<br />

argumentiert. <strong>Das</strong> Verwaltungsgericht hatte<br />

entschieden, Wohnräume dürften nicht<br />

versiegelt werden. Was aber war Wohnung<br />

und was <strong>Bordell</strong>?<br />

Am Donnerstag halfen jur<strong>ist</strong>ische Tricks nicht<br />

mehr weiter. Der Karlsruher Baubürgerme<strong>ist</strong>er<br />

Ullrich Eidenmüller verschaffte sich selbst ein<br />

Bild vor Ort und ordnete nach einem<br />

gerichtlichen Eilantrag die Versiegelung an.<br />

Reichlich spät, kritisieren Beobachter. Von<br />

Rechts wegen hatte die Stadt den<br />

Rotlichtbetrieb schon im Jahr 2004 verboten,<br />

sich aber jahrelang hinhalten lassen. Hinter<br />

dem <strong>Bordell</strong> steht ein Konsortium von<br />

Personen und ständig wechselnden Firmen,<br />

die ihren Sitz mal in Deutschland, dann in<br />

Liechtenstein und zuletzt in Prag hatten.<br />

Viele Karlsruher Prostituierte sind unter<br />

Adressen reg<strong>ist</strong>riert, an denen auch dieses<br />

Konsortium residierte. Mit jur<strong>ist</strong>ischen<br />

Winkelzügen war über Monate hinweg die<br />

prominente Kanzlei Nonnenmacher aus<br />

Karlsruhe behilflich. Sie zählt unter anderen


auch den früheren Staatsrat und ehemaligen<br />

EnBW-Vorstandsvorsitzenden Gerhard Goll<br />

zu ihren Anwälten. Den Fall des <strong>Bordell</strong>s<br />

hatte Rechtsanwalt Arno Stengel bearbeitet.<br />

Anfragen der StZ zum Fall lässt er<br />

unbeantwortet. Stengel hatte monatelang<br />

amtliche Schriftstücke nicht weiter an seinen<br />

Mandanten geschickt und sich dabei auf seine<br />

offiziell fehlende Zustellungsvollmacht<br />

berufen. Erst das Amtsgericht zwang ihn, die<br />

Post weiterzureichen.<br />

Als Polizei und Baubehörden am<br />

Donnerstagabend gewaltsam in das <strong>Bordell</strong><br />

eindrangen, war der Anwalt wieder zur Stelle.<br />

Durch Vorlegen eines offensichtlichen<br />

Scheinmietvertrags mit der 80-jährigen Mutter<br />

des <strong>Bordell</strong>besitzers wurde noch einmal<br />

versucht, den Behörden ein ganz normales<br />

Appartementhaus vorzugaukeln - erfolglos.<br />

Selbst das Verwaltungsgericht Karlsruhe hatte<br />

der städtischen Baubehörde mit kritischem<br />

Unterton ein "zögerliches" Verhalten beim<br />

Vollzug der längst ausgesprochenen<br />

Nutzungsuntersagung attestiert. Jetzt wollte<br />

Eidenmüller "konsequent durchgreifen".<br />

Denn vor knapp drei Wochen eskalierte die<br />

Situation in Durlach. Ein dem Etablissement<br />

unbequemer Anwohner wurde nächtens in<br />

seinem Garten von zwei Unbekannten mit<br />

einem Baseballschläger zusammengeschlagen.<br />

Seine Hilfeschreie alarmierten eine Nachbarin.<br />

Die Täter flohen unerkannt. Mit<br />

Knochenbrüchen und einer Platzwunde am<br />

Kopf wurde der Mann ins Krankenhaus<br />

eingeliefert. Ein Zusammenhang mit dem<br />

<strong>Bordell</strong>streit <strong>ist</strong> zwar nicht nachweisbar.<br />

Trotzdem entschloss sich wegen dieser<br />

Gewalttätigkeiten "im Umfeld" des illegalen<br />

<strong>Bordell</strong>s die Stadtverwaltung zum Handeln -<br />

drei Jahre nach Beginn der<br />

Auseinandersetzung.

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