WIR Okt. - Nov. 2009 - Evangelische Kirchengemeinde Bergisch ...
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„Wohl dem, der Lust hat am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem<br />
Gesetz Tag und Nacht!“ (Psalm 1)<br />
Liebe Gemeindeglieder,<br />
Der Pianist Artur Rubinstein sagte einmal:<br />
„Wenn ich einen Tag nicht übe,<br />
merke ich es; wenn ich zwei Tage nicht<br />
übe, merken es meine Freunde; wenn<br />
ich drei Tage nicht übe, merkt es das<br />
Publikum.“ In der Musik und im Sport<br />
ist uns das sonnenklar: Ohne regelmäßige<br />
Übung kann ich nichts erreichen.<br />
Ohne ausdauerndes Training gibt es<br />
keinen Erfolg.<br />
Ob das auch für den christlichen<br />
Glauben gilt, dass er Übung und Einübung<br />
braucht? Das Wort für Glauben<br />
im griechischen Urtext<br />
der Bibel hat wenig mit<br />
dem „Führwahrhalten“<br />
von Glaubenssätzen<br />
zu tun, wie wir Glauben<br />
oft erklären. Umso<br />
mehr liegen „sich vertraut machen“,<br />
„dran bleiben“, „etwas treu“ sein im<br />
Bedeutungsfeld dieses Wortes. Und<br />
mit etwas vertraut werde ich durch<br />
Üben und Einüben.<br />
Die Mütter und Väter haben das<br />
wohl noch klarer gewusst, wenn sie<br />
am Morgen und am Abend gebetet<br />
haben, wenn sie die Herrnhuter Losungen<br />
gelesen haben, wenn sie sonntags<br />
in den Gottesdienst gingen, ihre Kinder<br />
tauften und ihre Toten beerdigten.<br />
Ich selber gehöre zu einer Generation,<br />
die empfindlich war gegenüber leeren<br />
Riten und religiösem Zwang. Heute<br />
allerdings merke ich sehr deutlich: Es<br />
braucht auch ein gutes Stück Übung<br />
und Vertrautheit, um die Schätze der<br />
Weisheit, die der christliche Glaube<br />
birgt, entdecken und heben zu können.<br />
Vielleicht ist es ja wahr, dass wir das<br />
„einfache Alphabet der Frömmigkeit“<br />
– vermutlich würden wir heute eher<br />
von Spiritualität sprechen – vielfach erst<br />
wieder lernen müssen.<br />
Wer betet,<br />
wird ein anderer Mensch,<br />
kein besserer<br />
http://www.kirche.bergisch-neukirchen.de<br />
Beten lerne ich eben nicht, indem<br />
ich Erwägungen darüber anstelle, ob es<br />
wohl etwas nützt zu beten. Nur durch<br />
Beten selbst lerne ich Beten. Nur durch<br />
Beten kann es seine Kraft entfalten.<br />
Darum empfiehlt Fulbert Steffensky:<br />
Entschließe dich zu einem bescheidenen<br />
Vorhaben auf dem Weg zum<br />
Gebet! Es gibt das Problem der Selbstentmutigung<br />
durch zu große Vorhaben.<br />
Ein solcher bescheidener Schritt könnte<br />
sein, am Morgen oder Abend einen<br />
Psalm in Ruhe zu beten; sich einige Minuten<br />
für eine Lesung<br />
freizuhalten …<br />
Gib deinem Vorhaben<br />
eine feste Zeit!<br />
Bete nicht nur, wenn es<br />
dir danach zumute ist,<br />
sondern wenn es Zeit dazu ist. Regelmäßig<br />
beachtete Zeiten sind Rhythmen,<br />
Rhythmen sind gegliederte Zeiten. Erst<br />
gegliederte Zeiten sind erträgliche Zeiten.<br />
…<br />
Rechne nicht damit, dass dein Vorhaben<br />
ein Seelenbad ist! Es ist Arbeit<br />
– labor! – manchmal schön und erfüllend,<br />
oft langweilig und trocken. Das<br />
Gefühl innerer Erfülltheit rechtfertigt<br />
die Sache nicht, das Gefühl innerer<br />
Leere verurteilt sie nicht.“ (in: Schwarzbrot<br />
Spiritualität)<br />
Allerdings: Anders als beim Sport<br />
oder in der Musik geht es bei christlicher<br />
Übung niemals um Perfektion:<br />
„Wer betet, wird ein anderer Mensch,<br />
kein besserer.“<br />
Mögen wir den Reichtum und die<br />
Schätze des christlichen Glaubens immer<br />
wieder neu für uns entdecken!<br />
Schöne Herbsttage, Ihr