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Predigten zu den Konfirmationen im Jahre 2010 in der Ev ...

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<strong>Predigten</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Konfirmationen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>2010</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Ev</strong>. Patrokluskirche<br />

<strong>zu</strong> Dortmund-Kirchhörde


2<br />

25.4.<strong>2010</strong><br />

1.5.<strong>2010</strong>


Konfirmation <strong>2010</strong><br />

3<br />

Sonntag, 25. 04. <strong>2010</strong>,<br />

11.00 Uhr, Pfr. O<strong>den</strong><strong>in</strong>g<br />

Luca Biekehör<br />

Daniel Brockbals<br />

Niklas Gorski<br />

Stella Marie Grap<br />

Ines Herrendörfer<br />

Nils Joest<br />

Annica Kessl<strong>in</strong>g<br />

Jana Kukla<br />

Alexandra Kunze<br />

Fabian Münker<br />

Lilly Seethaler<br />

Meike Spill<br />

Peter Rennebaum<br />

Marv<strong>in</strong> Reichel<br />

Kira Weber<br />

Samstag, 01. 05. <strong>2010</strong>,<br />

14.00 Uhr, Pfr. Nitzke<br />

Paul<strong>in</strong>e Benholz<br />

Moritz Beyer<br />

Lennart Br<strong>in</strong>kmann<br />

Adrian Eckel<br />

Esther Franzke<br />

Jonas Heidemann<br />

David Kaup<br />

Julius Keyser<br />

Moritz Keyser<br />

Alexandra Küster<br />

Lena Maaß<br />

Jan Neul<br />

Elena Roumeliotis<br />

Richard Schumann<br />

Marv<strong>in</strong> Zölzer<br />

Sonntag, 02. 05. <strong>2010</strong>,<br />

11.00 Uhr, Pfr. Nitzke<br />

Sophie Bud<strong>den</strong>horn<br />

Mel<strong>in</strong>a Dickhut<br />

Moritz Flottmann<br />

Svenja Hantusch<br />

Hendrik Hüdepohl<br />

Stefan Krycki<br />

Jascha Loos<br />

Helene Prüter<br />

Maisha R<strong>in</strong>dle<br />

Alicia Schaake<br />

K<strong>im</strong> Sobczak<br />

Stephanie Zacharias<br />

Sonntag, 09. 05. <strong>2010</strong>,<br />

11.00 Uhr, Pfr. Schnei<strong>der</strong><br />

Julian Flohr<br />

Dennis Grüwel<br />

Cara Henkel<br />

Lars Henkel<br />

Leif Laarmann<br />

Moritz Lenz<br />

Mitra Malekrah<br />

Dust<strong>in</strong> Maranca<br />

Maurice Mommer<br />

T<strong>im</strong> Standke<br />

Marie Uhlich


4<br />

Titelbild: Gemälde: Bett<strong>in</strong>a Brökelschen<br />

auf e<strong>in</strong>er Fotografie von: Falko Wübbecke<br />

www.philippusdo.de - www.kirchhoer.de


Inhalt<br />

5<br />

Seite ………………………………………...……………………………. 6<br />

Pfarrer Rüdiger O<strong>den</strong><strong>in</strong>g 1. Johannesbrief 5,4b<br />

Predigt <strong>zu</strong>r Konfirmation<br />

am Sonntag Jubilate, <strong>den</strong> 25. April <strong>2010</strong><br />

Liedtext: Klaus Hoffmann<br />

Titel: Wenn uns nur Liebe bleibt CD: ... s<strong>in</strong>gt Brel, 1997<br />

Liedtext: Silly<br />

Titel: Ich sag nicht ja CD: Alles rot, <strong>2010</strong><br />

Seite ……………………………………………………………………. 12<br />

Pfarrer Michael Nitzke Psalm 98,1<br />

Predigt <strong>zu</strong>r Konfirmation<br />

am Vortag des Sonntags Kantate, <strong>den</strong> 1. Mai <strong>2010</strong><br />

und am Sonntag Kantate, <strong>den</strong> 2. Mai <strong>2010</strong><br />

Liedtexte: Die Toten Hosen<br />

Titel: Ertr<strong>in</strong>ken CD: In aller Stille, 2008<br />

Titel: Paradies CD: Opium für’s Volk, 1996<br />

Seite ……………………………………………………………………. 20<br />

Pfarrer Karsten Schnei<strong>der</strong> Lukas. 10,25-37<br />

Predigt <strong>zu</strong>r Konfirmation<br />

am Sonntag Rogate, <strong>den</strong> 9. Mai <strong>2010</strong><br />

Liedtexte: Ich und Ich<br />

Titel: Pflaster CD: Gute Reise, 2009


6<br />

Pfarrer Rüdiger O<strong>den</strong><strong>in</strong>g 1. Johannesbrief 5,4b<br />

Predigt <strong>zu</strong>r Konfirmation<br />

am Sonntag Jubilate, <strong>den</strong> 25. April <strong>2010</strong><br />

Liedtext: Klaus Hoffmann<br />

Titel: Wenn uns nur Liebe bleibt CD: ... s<strong>in</strong>gt Brel, 1997<br />

Liedtext: Silly Titel: Ich sag nicht ja CD: Alles rot. <strong>2010</strong><br />

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

des Heiligen Geistes sei mit Euch allen.<br />

Amen.<br />

Liebe Festgeme<strong>in</strong>de,<br />

liebe Eltern, liebe Paten und Familienangehörige und -<br />

selbstverständlich - liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und Konfirman<strong>den</strong>!<br />

(I) „Unser Glaube ist <strong>der</strong> Sieg, <strong>der</strong> die Welt überwun<strong>den</strong> hat.“<br />

(1. Johannesbrief 5,4b).<br />

Genau solche Worte können wir heute gebrauchen! Am Sonntag Jubilate,<br />

an diesem Festtag, darf es vollmundig kl<strong>in</strong>gen. Wenn wir Eure Konfirmation<br />

feiern, dann feiern wir <strong>den</strong> Glauben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt. Das darf sich dann<br />

auch e<strong>in</strong>mal überschwänglich und ganz stark anhören.<br />

Ihr, liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und Konfirman<strong>den</strong>, dürft Euch heute als echte<br />

Sieger<strong>in</strong>nen und Sieger fühlen, e<strong>in</strong> bisschen je<strong>den</strong>falls.<br />

Vielleicht seid Ihr e<strong>in</strong> wenig überrascht über dieses Thema: siegen und<br />

Sieger se<strong>in</strong>. Haben wir eigentlich <strong>in</strong> unserer geme<strong>in</strong>samen Zeit seit September<br />

2008 auch darüber etwas gehört und erfahren?<br />

Na, so direkt nicht, würde ich erst e<strong>in</strong>mal sagen. Bil<strong>der</strong> von Siegern haben<br />

wir uns nicht angesehen. Das ist auch gar nicht nötig. Solche Bil<strong>der</strong> sehen<br />

wir genug - <strong>im</strong> Fernsehen beispielsweise, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berichterstattung vom<br />

Sport, <strong>in</strong> <strong>den</strong> Cast<strong>in</strong>g-Shows und <strong>den</strong> Galas bei Musik- und Filmpreisen.<br />

Bei <strong>den</strong> letzteren f<strong>in</strong>de ich <strong>in</strong>teressant, dass man sich offensichtlich <strong>im</strong>mer<br />

ganz aufgeregt und ganz oft bedanken muss…<br />

Ich <strong>den</strong>ke vielmehr, Ihr habt bei unseren Aktivitäten, Gesprächen und Erkundungen<br />

gewonnen. Gewonnen, nicht <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>n wie man e<strong>in</strong>en Wett-


ewerb gew<strong>in</strong>nt, e<strong>in</strong> Spiel, e<strong>in</strong> Turnier <strong>im</strong> Sport, e<strong>in</strong>en Wettkampf. Gewonnen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Bedeutung, <strong>im</strong> Blick auf Euren Lebenshorizont<br />

und auf die Möglichkeiten, Zusammenhänge <strong>im</strong> Leben und <strong>in</strong> unserem<br />

Alltag <strong>zu</strong> verstehen.<br />

Unser Horizont war ja weit genug: Gott und Welt, was nicht heißen soll,<br />

dass wir uns mit allem und nichts befasst hätten.<br />

Das eigene Leben und die eigene Geschichte gehörten bei uns <strong>im</strong>mer da<strong>zu</strong>.<br />

Bei Euch mit ungefähr 14 <strong>Jahre</strong>n o<strong>der</strong> etwas älter ist Eure Lebensgeschichte<br />

zwar noch nicht so lang. Doch ich war auch <strong>im</strong>mer mal berührt und bewegt<br />

davon, wenn ich gehört habe, was <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e bereits hat<br />

erleben und erfahren müssen. Mancher Kampf war schon <strong>zu</strong> bestehen…<br />

Manche neue Lebenssituation war erst e<strong>in</strong>mal fremd und unbekannt. Diese<br />

musste dann erst e<strong>in</strong>mal vertraut wer<strong>den</strong>.<br />

Ich kann mir schon vorstellen, dass Ihr nicht e<strong>in</strong>fach <strong>den</strong>kt: Sieg o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage;<br />

Hauptsache auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Sieger stehen. Im Leben <strong>zu</strong> bestehen,<br />

ist an<strong>der</strong>es als <strong>zu</strong> siegen.<br />

7<br />

(II) Und nun hören wir: „Unser Glaube ist <strong>der</strong> Sieg, <strong>der</strong> die Welt überwun<strong>den</strong><br />

hat.“<br />

Wie das wohl aussehen mag? Etwa von <strong>der</strong> Welt Abstand nehmen? Weltflucht?<br />

Wenn das geme<strong>in</strong>t wäre, hätte ich heute nicht auf diesen Bibelvers<br />

<strong>zu</strong>rückgegriffen.<br />

Richtig gute Bil<strong>der</strong> für diesen Sieg lassen sich nicht so leicht f<strong>in</strong><strong>den</strong>: Bil<strong>der</strong><br />

vom Sieg des Glaubens über die Welt. Bil<strong>der</strong> ohne Überlegenheitsgetue<br />

und Siegesgeschrei.<br />

Dabei wäre es gut, doch e<strong>in</strong>e Vorstellung <strong>zu</strong> haben, wie <strong>den</strong>n nun unser<br />

Sieg des Glaubens über die Welt aussieht - und wie wir als Sieger<strong>in</strong>nen<br />

und Sieger dastehen.<br />

Viele Menschen err<strong>in</strong>gen Siege unter Mühen, nach e<strong>in</strong>em langen Kampf,<br />

und wenige, manchmal niemand, n<strong>im</strong>mt Notiz davon. Ke<strong>in</strong> Bericht <strong>im</strong><br />

Fernsehen, ke<strong>in</strong> Bild <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitung.


8<br />

Ich <strong>den</strong>ke an Menschen, die mit e<strong>in</strong>er Krankheit kämpfen, sei es, dass sie<br />

selbst betroffen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> vielleicht an <strong>der</strong> Seite e<strong>in</strong>es nahen Menschen<br />

kämpfen. Wenn sich dann zeigt, dass sich Genesung e<strong>in</strong>stellt, die Krankheit<br />

<strong>zu</strong>m Stillstand kommt, dann ist das e<strong>in</strong> großer Sieg - über die Welt <strong>der</strong><br />

Angst und <strong>der</strong> Bedrohung.<br />

Wenn Arbeitslosigkeit von e<strong>in</strong>zelnen überwun<strong>den</strong> wird, dann kann das<br />

persönlich wie e<strong>in</strong> Sieg se<strong>in</strong>; ebenso, wenn die Lebenskrise überwun<strong>den</strong><br />

ist.<br />

Solche Siege wer<strong>den</strong> nicht groß bekannt. Diejenigen Menschen, die solche<br />

Siege davon tragen, wür<strong>den</strong> es auch gar nicht wünschen.<br />

(III) Die Bibel erzählt von Menschen, die echte Sieger-Typen se<strong>in</strong> wollten,<br />

die e<strong>in</strong>en Sieg <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt davon tragen wollten.<br />

So z. B. von Judas, <strong>der</strong> Jünger, <strong>der</strong> Jesus verriet für dreißig Silberl<strong>in</strong>ge.<br />

Das war e<strong>in</strong>e ziemlich lächerliche Summe. Judas wollte an <strong>der</strong> Seite Jesu<br />

e<strong>in</strong>en Sieg err<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>en machtvollen, politischen Sieg über die römische<br />

Besat<strong>zu</strong>ng <strong>im</strong> damaligen Israel. Als er ahnte, dass Jesus nicht <strong>den</strong> Kampf<br />

führte, wie er sich das vorgestellt hatte, ließ er sich <strong>zu</strong>m Verrat h<strong>in</strong>reißen.<br />

Er übergab Jesus an die Welt, die er, Judas, doch besiegen wollte.<br />

Judas steht für die Sieger-Typen, die me<strong>in</strong>en, sie wüssten, wie e<strong>in</strong> Sieg<br />

Gottes über die Welt aus<strong>zu</strong>sehen hat. Sieger-Typen wie Judas wer<strong>den</strong> sich<br />

vor Gott niemals durchsetzen können.<br />

Weniger dramatisch, aber ähnlich geht es dem jungen Mann, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>iges<br />

an Geld und Vermögen hatte und <strong>zu</strong> Jesus kam. Er wollte e<strong>in</strong> Sieger-Typ<br />

<strong>in</strong> Sachen Religiosität se<strong>in</strong> und fragte Jesus: "Meister, was muss ich tun,<br />

um das ewige Leben <strong>zu</strong> haben?"<br />

Jesus antwortete <strong>zu</strong>nächst, er solle die Gebote halten, vor allen die, die das<br />

Zusammenleben <strong>der</strong> Menschen regeln.<br />

"Das habe ich seit frühster Jugend getan", gab <strong>der</strong> junge Mann <strong>zu</strong>r Antwort,<br />

se<strong>in</strong>es Sieges bereits sicher.<br />

Dann sagte aber Jesus:"Geh, verkaufe alles, was du hast und gib es <strong>den</strong> Armen."<br />

Mit dieser Antwort hatte Jesus die schwache Stelle des jungen<br />

Mannes getroffen. Es wird nur noch erzählt, dass er traurig weg g<strong>in</strong>g.


Dem <strong>Ev</strong>angelium geht es nicht um Siege, die die Welt bestaunen und beklatschen<br />

soll.<br />

Dem <strong>Ev</strong>angelium geht es um Siege Gottes über die Welt.<br />

Die Bibel erzählt von solchen Siegen. In ihren frühsten Teilen manchmal<br />

auch so, dass uns heute Angst und Bange wer<strong>den</strong> könnte. Denn es geht dabei<br />

gewaltvoll und auch grausam <strong>zu</strong>. Dabei ist aber <strong>zu</strong> be<strong>den</strong>ken, dass die<br />

Bibel e<strong>in</strong>e Entwicklung zwischen Gott und se<strong>in</strong>en Menschen erzählt. Sie<br />

will <strong>in</strong> ihren großen Zusammenhängen deutlich machen, dass das Verhältnis<br />

zwischen Gott und <strong>den</strong> Menschen <strong>zu</strong>nehmend menschlicher wird. Gott,<br />

<strong>der</strong> Liebe ist, ersche<strong>in</strong>t mehr und mehr.<br />

Bei <strong>der</strong> Erzählung, wie das Volk Israel durch das Schilfmeer zog, erzählt<br />

die Bibel noch ohne Scham, dass Gott die nachfolgen<strong>den</strong> Ägypter <strong>in</strong>s<br />

Meer stürzen ließ.<br />

Schon früh erzählte das jüdische Volk <strong>zu</strong> dieser Begebenheit, dass die Engel<br />

vor Gott e<strong>in</strong> Siegeslied anst<strong>im</strong>men wollten. Gott aber sprach <strong>zu</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Engeln:<br />

"Me<strong>in</strong>er Hände Werk vers<strong>in</strong>kt <strong>im</strong> Meer und ihr wollt s<strong>in</strong>gen?!"<br />

Gottes Siege kennen ke<strong>in</strong> Siegesgeschrei und ke<strong>in</strong> Überlegenheitsgetue.<br />

Allmählich zeichnet sich ab, wie Gott über die Welt siegt und was wir davon<br />

haben.<br />

Vielleicht kann die Lebensgeschichte des Apostels Paulus noch etwas<br />

mehr verdeutlichen. Paulus, selbstbewusst wie er war, wollte Gottes Recht<br />

<strong>zu</strong>m Sieg verhelfen. Daher verfolgte er die ersten Christen. Dann wurde er<br />

von Christus, dem Auferstan<strong>den</strong>en verfolgt. Paulus erkannte, dass nicht er<br />

Gottes Recht <strong>zu</strong>m Sieg <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt verhelfen müsste. Vielmehr hatte Gottes<br />

Recht über die Welt schon gesiegt - auf se<strong>in</strong>e Weise.<br />

Wenn Paulus Tod und Leben Jesu Christi verkündigen würde, dann könnte<br />

doch die ganze Welt Gottes Sieg über die Welt erkennen.<br />

Gott lässt uns an se<strong>in</strong>em Sieg teilhaben. Gott lässt uns an se<strong>in</strong>em Sieg teilhaben,<br />

<strong>in</strong> dem er uns eigentlich besiegt. Er besiegt die Siege und Sieger<br />

<strong>der</strong> Welt.<br />

„Unser Glaube ist <strong>der</strong> Sieg, <strong>der</strong> die Welt überwun<strong>den</strong> hat.“<br />

9


10<br />

Damit schenkt er uns neues Leben. Damit br<strong>in</strong>gt Gott sich <strong>in</strong> die Welt -<br />

als die Liebe…<br />

Heute, liebe Festgeme<strong>in</strong>de, darf es vollmundig, gerade<strong>zu</strong> überschwänglich<br />

kl<strong>in</strong>gen – auch musikalisch. Hören wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Chanson von Jacques Brel,<br />

übersetzt und <strong>in</strong>terpretiert von dem Lie<strong>der</strong>macher Klaus Hoffmann….<br />

Klaus Hoffmann (CD: …s<strong>in</strong>gt Brel, 1997)<br />

Wenn uns nur Liebe bliebt (Quand on n´a que l´amour)<br />

…<br />

Wenn uns nur Liebe bleibt für die Kraft <strong>zu</strong>m Gebet<br />

für alles Leid dieser Welt wie e<strong>in</strong> Sänger <strong>der</strong> Zärtlichkeit<br />

wenn uns nur Liebe bleibt als die kle<strong>in</strong>ste Chance<br />

für die, die <strong>im</strong> täglichen Tanz auf <strong>der</strong> Suche s<strong>in</strong>d, nach <strong>der</strong> Wahrheit<br />

wenn uns nur Liebe bleibt e<strong>in</strong>en Weg <strong>zu</strong> behauen<br />

selbst das Schicksal <strong>zu</strong> bauen trotz aller Unmöglichkeit<br />

wenn uns nur Liebe bleibt <strong>im</strong> Gespräch mit Kanonen,<br />

wie e<strong>in</strong> Lied, e<strong>in</strong> Chanson bis dass jede Trommel schweigt<br />

dann Freunde, wer<strong>den</strong> wir, was wir s<strong>in</strong>d, das erben wir<br />

wenn uns nichts als Liebe bleibt,<br />

dann Freunde, gehört uns die Welt.<br />

(IV) „Gott ist die Liebe und wer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Liebe bliebt, <strong>der</strong> bleibt <strong>in</strong> Gott und<br />

Gott <strong>in</strong> ihm.“<br />

„Wenn uns nichts als Liebe bleibt, dann Freunde, gehört uns die Welt.“<br />

Möge doch <strong>im</strong>mer mehr davon sichtbar und spürbar wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> unserer<br />

Welt!<br />

An <strong>den</strong> Sprüchen, die sich unsere 15 jungen Menschen aus <strong>der</strong> Bibel für<br />

die Konfirmation ausgesucht haben, können wir das ablesen, was das alles<br />

heißt:<br />

Die Liebe soll das Größte bleiben und ke<strong>in</strong> leeres Gerede se<strong>in</strong>.<br />

Das Böse kann mit Gutem überwun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.


Menschen können ehrlich und aufrichtig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> re<strong>den</strong> und umgehen.<br />

Vertrauen bewährt sich.<br />

Wir können viel verlieren. Wir s<strong>in</strong>d niemals verloren.<br />

Am Ende wird Gott se<strong>in</strong>.<br />

Wir feiern <strong>den</strong> Glauben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt. Das Ja <strong>zu</strong>r Konfirmation ist Euer Beitrag<br />

<strong>zu</strong>m Fest. Wir feiern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Christenheit, die über<br />

uns h<strong>in</strong>ausgeht; e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> weltweiten Kirche Jesu Christi s<strong>in</strong>d wir auch<br />

hier. So ist Euer Ja nicht aus <strong>der</strong> Luft gegriffen. Es hat e<strong>in</strong>en guten Grund.<br />

Es steht auf e<strong>in</strong>em guten Grund.<br />

Zu Eurem Ja, liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und Konfirman<strong>den</strong>, habe ich noch<br />

e<strong>in</strong> aktuelles Lied gefun<strong>den</strong>:<br />

11<br />

Silly (CD: Alles rot, <strong>2010</strong>)<br />

Ich sag nicht ja<br />

JA ist freundlich, JA ist gut. JA macht Spaß und Ja macht Mut.<br />

JA ist ’n Vorbild. Absolut. JA ist niemals naseweis.<br />

JA macht Tür’n auf, JA bricht Eis. NEIN führt nur aufs Abstellgleis.<br />

JA vertraut. Und JA hat Zeit. JA geht mit, egal wie weit<br />

JA ist kompromissbereit<br />

Ich sag nicht JA. Nicht ohne guten Grund<br />

Ich sag nicht JA. Nicht mit’m NEIN <strong>im</strong> Mund<br />

Ich sag nur. Was ich auch fühlen kann<br />

Ich sag nicht JA. O<strong>der</strong> ihr wollt, ich lüg euch an<br />

…<br />

Zu Eurem Ja beglückwünsche ich Euch – auch <strong>im</strong> Namen unserer Philippus-Kirchengeme<strong>in</strong>de.<br />

Amen.<br />

Und <strong>der</strong> Friede Gottes, <strong>der</strong> höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre<br />

Eure Herzen und S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> Christus Jesus.<br />

Amen.


12<br />

Pfarrer Michael Nitzke Psalm 98,1<br />

Predigt <strong>zu</strong>r Konfirmation<br />

am Vortag des Sonntags Kantate, <strong>den</strong> 1. Mai <strong>2010</strong><br />

und am Sonntag Kantate, <strong>den</strong> 2. Mai <strong>2010</strong><br />

Liedtexte: Die Toten Hosen<br />

Titel: Ertr<strong>in</strong>ken CD: In aller Stille, 2008<br />

Titel: Paradies CD: Opium für’s Volk, 1996<br />

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

des Heiligen Geistes sei mit Euch allen.<br />

Amen.<br />

Liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und Konfirman<strong>den</strong>,<br />

e<strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>er Tag ist das heute für euch, e<strong>in</strong> Tag, auf <strong>den</strong> ihr euch<br />

schon lange freut.<br />

Nun braucht ihr nicht mehr dienstags nachmittags <strong>in</strong>s Geme<strong>in</strong>dehaus laufen<br />

o<strong>der</strong> samstags morgens be<strong>im</strong> Blockunterricht die verschlafenen Augen<br />

irgendwie offen halten.<br />

Das waren für mich eigentlich die schönsten Stun<strong>den</strong>. Ihr wart am frühen<br />

Morgen noch viel <strong>zu</strong> müde, um irgendwelchen Blöds<strong>in</strong>n <strong>zu</strong> machen. Ich<br />

glaube, ihr habt sogar vernünftig mitgemacht an solchen Tagen, vielleicht,<br />

weil ihr <strong>den</strong> Kopf frei gehabt habt. Nach e<strong>in</strong>em langen o<strong>der</strong> vielleicht auch<br />

<strong>zu</strong> kurzen Schlaf war euer Kopf sicherlich frei, um euch mit <strong>den</strong> wichtigen<br />

D<strong>in</strong>gen des Lebens <strong>zu</strong> befassen.<br />

Und nun seid ihr hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche: Es ist euer Tag. Ihr steht <strong>im</strong> Mittelpunkt.<br />

Und von vielen weiß ich auch, dass sie sich freuen, heute e<strong>in</strong>en guten<br />

An<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> tragen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> schönes Kleid an<strong>zu</strong>haben.<br />

Warum das alles? Warum Unterricht? Warum e<strong>in</strong>e Feier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche mit<br />

schicker Kleidung? Von heute an seid ihr selbst verantwortlich. Nicht für<br />

das Äußere, nicht für die Kleidung, Essen und Tr<strong>in</strong>ken, da sorgen die Eltern<br />

noch e<strong>in</strong> paar <strong>Jahre</strong> für euch. Aber für euer Innerstes, für eure Seele,<br />

seid ihr selbst verantwortlich. O<strong>der</strong> sagen wir lieber so: Ihr seid dafür verantwortlich,<br />

wem ihr sie anvertraut. Und ihr habt euch da<strong>zu</strong> entschlossen,<br />

diese Seele Gott an<strong>zu</strong>vertrauen. Viele haben von ihrer eigenen Taufe<br />

nichts mitbekommen, als Gott euch versprochen hat, euch <strong>zu</strong> begleiten.


Aber e<strong>in</strong>ige haben sich ja auch bewusst vor e<strong>in</strong> paar Wochen taufen lassen,<br />

sie hätten die Chance gehabt, „ne<strong>in</strong>“ <strong>zu</strong> sagen, aber sie wollten heute auch<br />

hier se<strong>in</strong>, um mit euch allen geme<strong>in</strong>sam euch Gott an<strong>zu</strong>vertrauen.<br />

Aber man braucht auch wirklich e<strong>in</strong>e ganze Menge Vertrauen da<strong>zu</strong>, sich<br />

jemandem an<strong>zu</strong>vertrauen, <strong>den</strong> man nicht sieht, <strong>den</strong>n man kann Gott ja<br />

wirklich nicht sehen. Und auch Jesus Christus, se<strong>in</strong>en Sohn, <strong>in</strong> dem die<br />

Menschen damals Gott selbst gesehen haben, auch Jesus Christus kann ich<br />

heute allenfalls noch spüren, wie e<strong>in</strong> Gefühl. Aber ich kann ihn nicht sehen,<br />

ihn nicht anfassen. Der ungläubige Thomas war <strong>der</strong> Letzte, <strong>der</strong> ihn<br />

noch e<strong>in</strong>mal nach se<strong>in</strong>er Auferstehung berühren konnte. Von da an konnten<br />

die Leute nur noch glauben.<br />

Ich kann Gott zwar nicht sehen, aber ich kann ihm etwas sagen. Ich kann<br />

<strong>zu</strong> ihm beten o<strong>der</strong> ich kann <strong>zu</strong> ihm vor Freude s<strong>in</strong>gen. - S<strong>in</strong>gen ist auch das<br />

Thema des [kommen<strong>den</strong>] heutigen Sonntags ‚Kantate‘.<br />

S<strong>in</strong>get dem Herrn e<strong>in</strong> neues Lied, <strong>den</strong>n er tut Wun<strong>der</strong>. (Ps 98,1)<br />

Wir haben <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> versucht, mit euch <strong>zu</strong> s<strong>in</strong>gen. S<strong>in</strong>gen gehört da<strong>zu</strong>,<br />

ist e<strong>in</strong> Ausdruck <strong>der</strong> Fröhlichkeit und <strong>der</strong> Dankbarkeit.<br />

Bei manchen von euch, das muss ich ehrlich sagen, habe ich auch <strong>den</strong><br />

E<strong>in</strong>druck gehabt, ihr lasst lieber s<strong>in</strong>gen, beson<strong>der</strong>s samstags morgens, aber<br />

das lag ja sicher an <strong>der</strong> Zeit.<br />

Aber warum soll man nicht an<strong>der</strong>e für sich s<strong>in</strong>gen lassen, wenn die das<br />

besser können?<br />

Viele von euch wissen auch, dass hier <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten <strong>Jahre</strong>n <strong>im</strong>mer e<strong>in</strong> Lied<br />

aus <strong>der</strong> aktuellen Musik als Grundlage <strong>der</strong> Predigt genommen wurde. Und<br />

ich glaube auch, e<strong>in</strong>e ganze Reihe Konfirman<strong>den</strong> <strong>den</strong>ken, das muss so<br />

se<strong>in</strong>. Nun, wir s<strong>in</strong>d mit unserer Idee sicher nicht alle<strong>in</strong>e, aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchenordnung<br />

steht das nicht, dass bei <strong>der</strong> Konfirmation die Pfarrer e<strong>in</strong><br />

Lied aus <strong>den</strong> Charts vorspielen und sich da<strong>zu</strong> so ihre Gedanken machen.<br />

Aber es macht auch <strong>im</strong>mer Spaß, was Neues kennen <strong>zu</strong> lernen, und wann<br />

würde das besser passen als heute, wo <strong>der</strong> Wochenpsalm heißt: S<strong>in</strong>get dem<br />

Herrn e<strong>in</strong> neues Lied, <strong>den</strong>n er tut Wun<strong>der</strong>. Hören wir mal h<strong>in</strong>:<br />

Sprichst du me<strong>in</strong>e Sprache? Siehst du me<strong>in</strong> Gesicht?<br />

Liest du me<strong>in</strong>e Träume? Wenn ich sie <strong>zu</strong> dir schick?<br />

Wie viel Schläge hat de<strong>in</strong> Herz jetzt?<br />

Und wie lange dauert überhaupt das Glück?<br />

S<strong>in</strong>d die Gedanken <strong>im</strong>mer frei?<br />

13


14<br />

Ist unsere Seele wirklich jemals fe<strong>der</strong>leicht?<br />

Wo kommen all die Zweifel her,<br />

Die uns <strong>in</strong>s Herz geschlichen s<strong>in</strong>d,<br />

Und uns <strong>in</strong> letzter Zeit so <strong>in</strong> Frage stellen?<br />

Sollen wir fliehen o<strong>der</strong> kämpfen?<br />

Geht es dir da so wie mir,<br />

Das man manchmal e<strong>in</strong>fach nicht mehr weiß wofür?<br />

Die Toten Hosen – Ertr<strong>in</strong>ken<br />

Fragen über Fragen, die hier gesungen wer<strong>den</strong>, Fragen, die vielleicht auch<br />

eure se<strong>in</strong> könnten. Fragen <strong>der</strong> „Toten Hosen“. Ist es e<strong>in</strong> Glaubenslied? Ist<br />

es e<strong>in</strong> Liebeslied? Und wo ist überhaupt <strong>der</strong> Unterschied zwischen bei<strong>den</strong>?<br />

Und wie kommt <strong>der</strong> Pastor überhaupt auf so e<strong>in</strong> Lied? Zum<strong>in</strong>dest die letzte<br />

Frage ist leicht <strong>zu</strong> beantworten: Das Lied kommt von euch, o<strong>der</strong> sagen wir<br />

von zweien von euch Konfirman<strong>den</strong> aus me<strong>in</strong>en Gruppen. Da ja viele es<br />

für normal halten, dass Popsongs bei <strong>der</strong> Konfirmation gespielt wer<strong>den</strong>,<br />

reichen auch manche Vorschläge e<strong>in</strong>. Be<strong>im</strong> letzten Jahr f<strong>in</strong>g diese Praxis<br />

bei mir schon an, und ich fand es toll. Ich habe das hier und da erzählt, und<br />

schwupps, hatte ich schon wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Vorschlag. Be<strong>im</strong> ersten Re<strong>in</strong>hören<br />

fand ich <strong>den</strong> Text <strong>in</strong>teressant, und am Anfang war die Musik auch noch<br />

etwas ruhig, dann wird’s etwas heftiger, aber da müssen Erwachsene<br />

durch, wenn sie die Musik Jugendlicher verstehen wollen.<br />

Aber halt, warum rede ich hier überhaupt von Jugendlichen? Der Frontmann<br />

<strong>der</strong> Toten Hosen ist fünf Wochen älter als ich. Camp<strong>in</strong>o könnte me<strong>in</strong><br />

Kumpel se<strong>in</strong>, aber die Weltgeschichte verlief an<strong>der</strong>s. Während er se<strong>in</strong> erstes<br />

Konzert mit <strong>den</strong> Hosen gab, war ich gerade <strong>im</strong> zweiten Semester Theologie.<br />

Da ist es gerade <strong>in</strong>teressant, die erste Frage dieses Liedes <strong>zu</strong> beleuchten:<br />

Sprichst du me<strong>in</strong>e Sprache? Spreche ich Pfarrer, Theologe, manche sagen<br />

H<strong>im</strong>melskomiker, spreche ich die Sprache <strong>der</strong>er, die sich für jugendlich<br />

halten o<strong>der</strong> <strong>zu</strong>m<strong>in</strong>dest mit <strong>den</strong> Jugendlichen Geld verdienen, <strong>in</strong>dem sie für<br />

sie Lie<strong>der</strong> schreiben und CDs aufnehmen?<br />

S<strong>in</strong>get dem Herrn e<strong>in</strong> neues Lied, <strong>den</strong>n er tut Wun<strong>der</strong>. Ja, aber <strong>in</strong> welcher<br />

Sprache s<strong>in</strong>gen wir? Ist das Toten-Hosen-Deutsch und das Kirchen-<br />

Deutsch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kompatibel? Kann ich die Fragen beantworten, die<br />

Camp<strong>in</strong>o stellt? Sicher nicht, vielleicht könnte ich sie aber mit ihm geme<strong>in</strong>sam<br />

stellen. Hören wir nochmal re<strong>in</strong>:


Woh<strong>in</strong> gehen Gedanken, wenn man sie verliert?<br />

Wie kl<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Lied, wenn es niemand hört?<br />

Muss man für alles irgendwann bezahlen?<br />

Muss bei jedem Sieg auch <strong>im</strong>mer e<strong>in</strong> Verlierer se<strong>in</strong>?<br />

15<br />

S<strong>in</strong>get dem Herrn e<strong>in</strong> neues Lied, sagt <strong>der</strong> Psalm.<br />

„Wie kl<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Lied, wenn es niemand hört?“, s<strong>in</strong>gen die Toten Hosen.<br />

Ich könnte auch fragen: Tut Gott wirklich Wun<strong>der</strong>? Hört er me<strong>in</strong> neues<br />

Lied überhaupt?<br />

In <strong>den</strong> letzten <strong>Jahre</strong>n haben sich e<strong>in</strong>ige Popmusiker beklagt, weil die Pfarrer<br />

<strong>im</strong>mer so gerne ihre Lie<strong>der</strong> christlich <strong>in</strong>terpretieren. Das tut man<br />

sche<strong>in</strong>bar nicht nur <strong>in</strong> Kirchhörde. Auch an<strong>der</strong>e fragen, ob die Fragen und<br />

Gedanken aus manchen Popsongs nicht auch die Fragen unserer Konfirman<strong>den</strong><br />

s<strong>in</strong>d. Fragen, die sich stellen, wenn man als junger Mensch auf die<br />

Menschheit losgelassen wird.<br />

Andreas Frege, so heißt Camp<strong>in</strong>o, <strong>der</strong> Hosen-Frontmann, mit richtigem<br />

Namen, hat neulich bei e<strong>in</strong>em Jugendgottesdienst se<strong>in</strong>e Gedanken <strong>zu</strong>m<br />

Thema Glauben gesagt.<br />

Man kannte ihn lange Zeit als sehr kritischen Zeitgenossen. ‚Opium für<br />

das Volk‘ heißt e<strong>in</strong>e CD <strong>der</strong> Toten Hosen, die sich 1996 sehr kritisch mit<br />

dem Glauben ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> setzte. So kritisch wie <strong>der</strong>, <strong>der</strong> die Themen Opium<br />

und Religion <strong>zu</strong>sammengebracht hat: Karl Marx. Im Song ‚Paradies‘<br />

auf dieser CD wird das beson<strong>der</strong>s deutlich:<br />

Ich will nicht <strong>in</strong>s Paradies,<br />

wenn <strong>der</strong> Weg dorth<strong>in</strong> so schwierig ist,<br />

und bevor ich auf <strong>den</strong> Knien fleh,<br />

bleib ich me<strong>in</strong>etwegen hier.<br />

Ist <strong>der</strong> Weg <strong>in</strong>s Paradies so schwer? Ist überhaupt das Paradies unser Ziel?<br />

Das Ziel unseres Glaubens ist, wie<strong>der</strong> mit Gott e<strong>in</strong>s <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>, so wie<br />

Adam und <strong>Ev</strong>a <strong>im</strong> Paradies, bevor sie die Spielregeln gebrochen haben.<br />

Aber ist <strong>der</strong> Weg dah<strong>in</strong> so schwierig? Muss ich auf <strong>den</strong> Knien flehen?<br />

Ihr werdet ja auch heute knien, aber ihr fleht nicht, son<strong>der</strong>n das Knien ist<br />

e<strong>in</strong> Zeichen, dass wir uns auch mal kle<strong>in</strong> machen können, dass wir uns<br />

selbst nicht <strong>im</strong>mer für die größten halten, son<strong>der</strong>n dass wir auch anerken-


16<br />

nen, dass <strong>der</strong>, <strong>der</strong> uns geschaffen hat, auch e<strong>in</strong> bisschen mehr über uns<br />

weiß.<br />

Der Sänger Camp<strong>in</strong>o erkennt das mittlerweile auch an. 500 Jugendliche<br />

waren vor an<strong>der</strong>thalb <strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteikirche <strong>in</strong> Meschede, ganz <strong>in</strong> unserer<br />

Nähe <strong>im</strong> Sauerland und haben ihm <strong>zu</strong>gehört.<br />

Und was hat er erzählt? Er hat berichtet, wie <strong>der</strong> Glaube se<strong>in</strong> Leben begleitet<br />

und bereichert. Wie ist es <strong>zu</strong> dieser Wende gekommen? Erst wird Religion<br />

als Opium für das Volk kritisiert und dann stellt er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kirche<br />

und erzählt vom lieben Gott? Wie passt das <strong>zu</strong>sammen?<br />

Ich könnte ja jetzt sagen: „Alter macht weise“, und wenn <strong>der</strong> Toten-<br />

Hosen-Rocker so alt ist wie euer Pastor, dann ist das klar, dass <strong>der</strong> sich<br />

langsam nach <strong>den</strong> letzten D<strong>in</strong>gen umschaut. Wenn das Paradies nicht mehr<br />

so fern ist, dann möchte man es nicht noch kurz vor Schluss verlieren.<br />

Aber tröstet euch! E<strong>in</strong> paar Jährchen haben wir noch, Camp<strong>in</strong>o und ich;<br />

vielleicht auch Jahrzehnte, das wäre schön. Die Frage nach Gott ist nicht<br />

die Frage e<strong>in</strong>es alten Menschen, <strong>der</strong> Angst vor dem Tod hat. Die Frage<br />

nach Gott ist vielleicht eher die Frage e<strong>in</strong>es jungen Menschen, wie er se<strong>in</strong><br />

Leben gestalten soll.<br />

Und oft erlebt man bei <strong>den</strong> Menschen, die vorher so kritisch gewesen s<strong>in</strong>d,<br />

dass dies eigentlich nur e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Fragestellung war.<br />

Wo kommen all die Zweifel her<br />

Die uns <strong>in</strong>s Herz geschlichen s<strong>in</strong>d<br />

Und uns <strong>in</strong> letzter Zeit nur <strong>in</strong> Frage stellen<br />

Und jede Antwort fällt so schwer<br />

Zieht uns tiefer re<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Meer<br />

Ich ertr<strong>in</strong>k langsam <strong>in</strong> dir<br />

Ja, die Zweifel, können Zweifel an Gott se<strong>in</strong>, o<strong>der</strong> Zweifel an sich selbst.<br />

Wer ist eigentlich <strong>der</strong> Maßstab, an dem ich mich ausrichte? Möchte ich<br />

e<strong>in</strong>fach nur viel Spaß haben <strong>im</strong> Leben? Möchte ich das Paradies auf Er<strong>den</strong><br />

haben? O<strong>der</strong> möchte ich wirkliche Liebe verspüren und auch an<strong>der</strong>en<br />

Menschen geben?<br />

Wie kam eigentlich so e<strong>in</strong> Mann wie Camp<strong>in</strong>o da<strong>zu</strong>, se<strong>in</strong>e Haltung <strong>zu</strong>m<br />

Glauben <strong>zu</strong> über<strong>den</strong>ken?


Er hat auf dem Dachbo<strong>den</strong> alte Briefe se<strong>in</strong>es Vaters gefun<strong>den</strong>. Die hat <strong>der</strong><br />

aus dem Krieg geschrieben, als er <strong>in</strong> Russland kämpfen musste, ob er wollte,<br />

o<strong>der</strong> nicht. Aber <strong>in</strong> <strong>den</strong> Briefen se<strong>in</strong>es Vaters entdeckte Camp<strong>in</strong>o, dass<br />

<strong>der</strong> Glaube an Gott se<strong>in</strong>em Vater wirklich geholfen hat, solche schweren<br />

Situationen <strong>zu</strong> bestehen. „Am Glauben kommt man nicht vorbei“, steht für<br />

Camp<strong>in</strong>o seitdem fest. Camp<strong>in</strong>o hat <strong>im</strong> Kloster <strong>in</strong> Meschede <strong>im</strong>mer mal<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige Zeit verbracht, um ab<strong>zu</strong>schalten, um auf an<strong>der</strong>e Gedanken<br />

<strong>zu</strong> kommen.<br />

Vielleicht ist ihm an so e<strong>in</strong>em Tag auch <strong>der</strong> Gedanke <strong>zu</strong> diesem Lied mit<br />

<strong>den</strong> vielen Fragen gekommen.<br />

Am Anfang habe ich mich gefragt: Ist dieses Lied, das mir die Konfirman<strong>den</strong><br />

da empfohlen haben, e<strong>in</strong> Glaubenslied o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Liebeslied? Aber jetzt<br />

muss ich sagen, e<strong>in</strong> richtiges Liebeslied muss auch e<strong>in</strong> Glaubenslied se<strong>in</strong><br />

und e<strong>in</strong> richtiges Glaubenslied kann nur e<strong>in</strong> Liebeslied se<strong>in</strong>, <strong>den</strong>n beides<br />

gehört <strong>zu</strong>sammen. Ich kann nur an Gott als Schöpfer <strong>der</strong> Menschen glauben,<br />

wenn ich auch me<strong>in</strong>e Mitmenschen liebe. Und wenn ich me<strong>in</strong>e Mitmenschen<br />

wirklich liebe, dann liebe ich auch <strong>den</strong>, <strong>der</strong> ihnen das Leben geschenkt<br />

hat.<br />

Gibt es Liebe auf <strong>den</strong> ersten Blick?<br />

Kann man Liebe lernen? Kennst du e<strong>in</strong>en Trick?<br />

Ist die Geduld nur e<strong>in</strong> langer Fa<strong>den</strong>?<br />

Warum ist man auch <strong>zu</strong> Zweit meistens alle<strong>in</strong>?<br />

Was ist <strong>der</strong> Trick um Liebe <strong>zu</strong> lernen? Die Frage nehme ich ernst. Und die<br />

an<strong>der</strong>e Frage gibt die Antwort: Warum ist man auch <strong>zu</strong> Zweit meistens alle<strong>in</strong>?<br />

Das heißt doch, auch die Liebe zwischen zwei Menschen ist nicht alles.<br />

Auf <strong>den</strong> ersten Blick mag man me<strong>in</strong>en, dass man niemand an<strong>der</strong>en<br />

mehr braucht als nur die bei<strong>den</strong>, die sich lieben. Aber dann merkt man,<br />

man ist nicht alle<strong>in</strong> auf <strong>der</strong> Welt, auch nicht <strong>zu</strong> zweien. Man ist für an<strong>der</strong>e<br />

da, und empfängt auch viel von an<strong>der</strong>en.<br />

Dennoch wer<strong>den</strong> Fragen bleiben <strong>im</strong> Leben, auch bei euch, liebe Konfirman<strong>den</strong>.<br />

Fragen, wie wir sie <strong>im</strong> Lied gehört haben.<br />

Wo kommen all die Zweifel her, die uns <strong>in</strong>s Herz geschlichen s<strong>in</strong>d?<br />

Aber wer fragt, <strong>der</strong> will auch e<strong>in</strong>e Antwort, und wer e<strong>in</strong>e Antwort bekommt,<br />

<strong>der</strong> prüft auch, ob sie ihm hilft, und wenn sie nicht hilft, fragt er<br />

weiter, bis er e<strong>in</strong>e erhält, die hilft.<br />

17


18<br />

Ich möchte euch, liebe Konfirman<strong>den</strong>, ermutigen <strong>zu</strong> fragen, alles <strong>zu</strong> fragen,<br />

was euch auf dem Herzen liegt, und auch nach Gott <strong>zu</strong> fragen. Vielleicht<br />

könnt ihr jetzt se<strong>in</strong>e Antwort noch nicht hören, aber, irgendwann<br />

kommt e<strong>in</strong> Moment, da entdeckt ihr: „Der Glaube hat mir geholfen!“ Und<br />

dann seid froh und vergesst nicht diesen Augenblick.<br />

Und vielleicht tut ihr auch dann das, was <strong>der</strong> Psalm sagt, <strong>der</strong> dem [kommen<strong>den</strong>]<br />

heutigen Sonntag <strong>den</strong> Namen gibt.<br />

1 S<strong>in</strong>get dem HERRN e<strong>in</strong> neues Lied, <strong>den</strong>n er tut Wun<strong>der</strong>. Er schafft<br />

Heil mit se<strong>in</strong>er Rechten und mit se<strong>in</strong>em heiligen Arm. 5 Lobet <strong>den</strong><br />

HERRN mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel! 6 Mit Trompeten<br />

und Posaunen jauchzet vor dem HERRN, dem König!<br />

An solch e<strong>in</strong>em frohen Tag dürft ihr s<strong>in</strong>gen, und wer nicht gerne s<strong>in</strong>gt,<br />

darf spielen, es muss ja nicht gerade die Harfe se<strong>in</strong>; die bewahrt ihr euch<br />

auf, wenn ihr da oben auf e<strong>in</strong>er Wolke sitzt, aber e<strong>in</strong>e Gitarre ist ja auch<br />

e<strong>in</strong> Saitenspiel.<br />

Ich wünsche euch, liebe Konfirman<strong>den</strong>, e<strong>in</strong> schönes Leben, erfreut euch an<br />

dem, was ihr könnt! Hört nicht auf <strong>zu</strong> lernen und hört nicht auf <strong>zu</strong> fragen.<br />

Und wenn ihr e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e Antwort gefun<strong>den</strong> habt, dann verhe<strong>im</strong>licht sie<br />

nicht, son<strong>der</strong>n sagt sie weiter, s<strong>in</strong>gt sie laut heraus.<br />

Und wenn ihr dann mal berühmt gewor<strong>den</strong> seid, dann bes<strong>in</strong>nt euch auf euren<br />

Glauben, <strong>den</strong> ihr hier <strong>im</strong> Unterricht kennen gelernt habt. Und dann<br />

kommt ihr als berühmte Leute hier her <strong>in</strong> diese Kirche und erzählt <strong>den</strong><br />

Massen, was euch am Glauben bewegt. Das wäre schön. Aber ich freue<br />

mich auch über je<strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen von euch, <strong>der</strong> später <strong>den</strong> Weg wie<strong>der</strong> hier<br />

her f<strong>in</strong>det, weil er Fragen hat o<strong>der</strong> weil er dankbar ist für Antworten, die er<br />

bekommen hat.<br />

Ich wünsche euch Gottes Segen <strong>zu</strong> Eurer Konfirmation.<br />

Amen.<br />

Und <strong>der</strong> Friede Gottes, <strong>der</strong> höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre<br />

Eure Herzen und S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> Christus Jesus.<br />

Amen.


20<br />

Pfarrer Karsten Schnei<strong>der</strong> Lukas. 10,25-37<br />

Predigt <strong>zu</strong>r Konfirmation<br />

am Sonntag Rogate, <strong>den</strong> 9. Mai <strong>2010</strong><br />

Liedtexte: Ich und Ich<br />

Titel: Pflaster CD: Gute Reise, 2009<br />

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

des Heiligen Geistes sei mit Euch allen.<br />

Amen.<br />

Liebe Geme<strong>in</strong>de, liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und Konfirman<strong>den</strong>, heute s<strong>in</strong>d<br />

wir <strong>zu</strong> Recht freudig gest<strong>im</strong>mt, weil wir mit <strong>der</strong> Konfirmation an diesem<br />

Tag e<strong>in</strong> wichtiges Fest <strong>im</strong> Leben e<strong>in</strong>es Jugendlichen begehen. Zwar bedeutet<br />

es nicht mehr wie früher <strong>den</strong> direkten Sprung <strong>in</strong> die Erwachsenenwelt,<br />

son<strong>der</strong>n Ihr, liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und Konfirman<strong>den</strong>, werdet sicherlich<br />

erst e<strong>in</strong>mal noch weiter <strong>zu</strong>r Schule gehen. Dennoch ist es als Abschluss<br />

e<strong>in</strong>er langen Zeit und eben auch <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt mit ungefähr<br />

13/14 <strong>Jahre</strong>n e<strong>in</strong> wichtiger Meilenste<strong>in</strong> <strong>im</strong> Leben – und irgendwie ist damit<br />

eben auch das Gefühl verbun<strong>den</strong>: Ihr seid jetzt schon richtig groß gewor<strong>den</strong>.<br />

In <strong>den</strong> <strong>zu</strong>rückliegen<strong>den</strong> fast zwei <strong>Jahre</strong>n geme<strong>in</strong>samen Weges habt Ihr<br />

Euch ja auch gewaltig entwickelt. Schon re<strong>in</strong> äußerlich kann man das gut<br />

sehen, aber ich <strong>den</strong>ke, dass Ihr auch <strong>in</strong>nerlich e<strong>in</strong> großes Stück gewachsen<br />

seid, reifer gewor<strong>den</strong> seid. Ihr habt viel erlebt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit und habt<br />

gelernt, dieses Erlebte <strong>im</strong>mer mehr wahr<strong>zu</strong>nehmen und e<strong>in</strong><strong>zu</strong>ordnen, wie<br />

auch Erwachsene dies tun.<br />

Da waren viele schöne Ereignisse, angefangen bei so mancher Dienstagsnachmittagsstunde<br />

und bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stiegsfreizeit <strong>in</strong> Essen, weiter über viele<br />

Blocktage mit <strong>den</strong> unterschiedlichsten Themen - „Schöpfung“, „Liebe,<br />

Freundschaft, Partnerschaft“ o<strong>der</strong> die klassischen „Zehn Gebote“ und das<br />

„Glaubensbekenntnis“ haben wir besprochen - bis h<strong>in</strong> <strong>zu</strong>r Vorbereitung<br />

und Durchführung des Vorstellungsgottesdienstes. Viel Spaß haben wir<br />

dabei gehabt, aber auch über das e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e nach<strong>den</strong>klich Machende<br />

gesprochen. Nicht <strong>im</strong>mer ist euch <strong>in</strong> dieser Zeit alles leicht gefallen und<br />

wer weiß, vielleicht hat ja auch <strong>der</strong> e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e von euch <strong>in</strong> dieser<br />

Konfirman<strong>den</strong>zeit so manches dunkle Tal, so manche schwierigen Stun<strong>den</strong><br />

o<strong>der</strong> gar Tage und Wochen durchlebt – und zwar, ohne dass wir an<strong>der</strong>en


dies so richtig mitbekommen hätten – trotz unserer Schlüsselrunde und <strong>der</strong><br />

damit verbun<strong>den</strong>en Frage, wie´s <strong>den</strong>n so geht.<br />

Da war dann ja auch schon mal von manch schlechter Schulnote die Rede,<br />

von e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ng auf dem Schulhof, von e<strong>in</strong>er Krankheit o<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> … Aber was Euch wirklich dabei bewegt hat, habt Ihr sicherlich nicht<br />

<strong>im</strong>mer gesagt – und das war ja auch Euer gutes Recht.<br />

Dass wir aber <strong>im</strong> Leben mal mehr o<strong>der</strong> weniger heftige Durststrecken<br />

durchstehen müssen, das kennen ja wohl alle von uns. Manchmal ist man<br />

halt mal so richtig down; dann hat e<strong>in</strong> Erlebnis e<strong>in</strong>en so weit runter gezogen,<br />

dass man auf gar nichts mehr Lust hat. Dass man vielleicht auch gar<br />

ke<strong>in</strong>e Hoffnung mehr hat, dass es noch mal gut weiter geht – etwa nach<br />

e<strong>in</strong>em heftigen Streit mit <strong>der</strong> allerbesten Freund<strong>in</strong>, nach e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ng<br />

mit <strong>den</strong> Eltern o<strong>der</strong> <strong>den</strong> Geschwistern, nach e<strong>in</strong>er schlechten<br />

Schulnote, wenn man sich be<strong>im</strong> Sport e<strong>in</strong>e wirklich heftige Verlet<strong>zu</strong>ng geholt<br />

hat, wenn man Liebeskummer hat o<strong>der</strong> - und das ist ja dann so ähnlich<br />

- nach e<strong>in</strong>er Nie<strong>der</strong>lage vom BVB o<strong>der</strong> o<strong>der</strong> …<br />

In solch e<strong>in</strong>er Situation wollen wir vielleicht erst mal alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, die Tür<br />

h<strong>in</strong>ter uns <strong>zu</strong>machen, ke<strong>in</strong>en mehr sehen. Aber dann, nach e<strong>in</strong>er Weile,<br />

sehnen wir uns dann doch, so <strong>den</strong>ke ich, danach, dass e<strong>in</strong>er kommt und<br />

uns aus unserem Tief herausholt …Dass irgende<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Freund, vielleicht ja sogar Mutter o<strong>der</strong> Vater, Bru<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Schwester <strong>zu</strong>m<br />

Engel wird, uns <strong>in</strong> <strong>den</strong> Arm n<strong>im</strong>mt, uns tröstet, uns wie<strong>der</strong> Hoffnung auf<br />

bessere Zeiten schenkt … Und weil die Mütter das ja beson<strong>der</strong>s gut können,<br />

feiern wir heute nicht nur Konfirmation, son<strong>der</strong>n ihnen <strong>zu</strong> Ehren auch<br />

noch Muttertag. E<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en warmen Applaus für alle anwesen<strong>den</strong> Mütter!<br />

(Geme<strong>in</strong>de applaudiert.)<br />

Ja, das ist e<strong>in</strong>e schöne Erfahrung, wenn es jeman<strong>den</strong> gibt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en wie<strong>der</strong><br />

aus dem Tief heraus holt. Dann kann es e<strong>in</strong>em so ähnlich ergehen, wie<br />

„Ich und Ich“ das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ihrer Lie<strong>der</strong> bes<strong>in</strong>gen.<br />

E<strong>in</strong>spielen des Liedes „Pflaster“ samt Video-Clip:<br />

Strophe: „Ich hatte schon längst ke<strong>in</strong>e Hoffnung mehr<br />

Doch jemand hat dich geschickt, von irgendwo her<br />

Du hast mich gefun<strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Sekunde.<br />

Ich wusste nicht mehr genau was zählt<br />

Nur: es geht nicht mehr weiter, wenn die Liebe fehlt<br />

21


22<br />

Du hast mich gefun<strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Sekunde.“<br />

Refra<strong>in</strong>: „ Du bist das Pflaster für me<strong>in</strong>e Seele<br />

Wenn ich mich nachts <strong>im</strong> Dunkeln quäle<br />

Es tobt <strong>der</strong> Hass, da vor me<strong>in</strong>em Fenster<br />

Du bist <strong>der</strong> Kompass wenn ich mich verlier’,<br />

du legst dich <strong>zu</strong> mir wann <strong>im</strong>mer ich frier’<br />

Im tiefen Tal wenn ich dich rufe, bist du längst da.“<br />

Strophe: „Ich hatte schon längst <strong>den</strong> Fa<strong>den</strong> verloren,<br />

es fühlte sich an wie umsonst geboren,<br />

ich hab dich gefun<strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Sekunde.<br />

Und jetzt die Gewissheit, die mir ke<strong>in</strong>er n<strong>im</strong>mt,<br />

wir waren von Anfang an füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> best<strong>im</strong>mt,<br />

wir haben uns gefun<strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Sekunde.“<br />

Refra<strong>in</strong>: „Du bist das Pflaster für me<strong>in</strong>e Seele<br />

Wenn ich mich nachts <strong>im</strong> Dunkeln quäle<br />

Es tobt <strong>der</strong> Hass, da vor me<strong>in</strong>em Fenster<br />

Du bist <strong>der</strong> Kompass wenn ich mich verlier’,<br />

du legst dich <strong>zu</strong> mir wann <strong>im</strong>mer ich frier’<br />

Im tiefen Tal wenn ich dich rufe, bist du längst da.“<br />

Abschluss: „Bevor du kamst war ich e<strong>in</strong> Zombie,<br />

gefangen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dunkelheit,<br />

du holtest mich aus me<strong>in</strong>em Käfig,<br />

de<strong>in</strong> heißes Herz hat mich befreit.<br />

(Nochmals <strong>der</strong> Refra<strong>in</strong> …)<br />

Die hier geschil<strong>der</strong>te Ausgangssituation ist genau die, wir vorh<strong>in</strong> angesprochen<br />

haben: Total am Ende se<strong>in</strong>, <strong>den</strong> Kopf am liebsten nur noch <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Sand stecken wollen. Irgendwas ist passiert, das e<strong>in</strong>em die Lust auf das<br />

Leben genommen hat … „Es fühlte sich an wie umsonst geboren.“ So<br />

heißt es <strong>in</strong> dem Lied …<br />

Und dann, dann kommt doch jemand, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em die Lebensfreude wie<strong>der</strong><br />

gibt. Der e<strong>in</strong>em <strong>zu</strong>m „Pflaster für die Seele“ wird - erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> gewöhnungsbedürftiges<br />

Bild, aber irgendwo doch auch ganz witzig - und e<strong>in</strong> tolles<br />

Erlebnis, das hier geschil<strong>der</strong>t wird. Als die Not am größten ist, da


kommt <strong>der</strong> Engel - beziehungsweise e<strong>in</strong>e neue Liebe. Denn es ist doch eigentlich,<br />

und da wollen wir ehrlich se<strong>in</strong>, <strong>zu</strong>nächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Liebeslied.<br />

Solche Formulierungen wie „Du legst dich <strong>zu</strong> mir wann <strong>im</strong>mer ich frier´“,<br />

„Wir waren von Anfang an füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> best<strong>im</strong>mt“ und „Wir haben uns gefun<strong>den</strong>“<br />

– solche Formulierungen s<strong>in</strong>d doch e<strong>in</strong>deutig.<br />

Aber: Warum sollte das nicht auch übertragbar se<strong>in</strong> auf an<strong>der</strong>e Situationen<br />

des Lebens? Sicher, wenn man sich neu verliebt, dann ist das etwas ganz<br />

Beson<strong>der</strong>es und best<strong>im</strong>mt wird das hier auch an erster Stelle besungen.<br />

Aber genau so ist es doch auch e<strong>in</strong> Neustart, wenn wir - unabhängig von<br />

irgendwelchen Liebesgeschichten - erleben, dass uns jemand aus e<strong>in</strong>er tiefen<br />

Krise wie<strong>der</strong> heraus holt. Dann ist das ebenfalls wie neu geboren <strong>zu</strong><br />

wer<strong>den</strong>, wie <strong>den</strong> Fa<strong>den</strong> wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> f<strong>in</strong><strong>den</strong> o<strong>der</strong> wie e<strong>in</strong>en neuen Kompass<br />

<strong>zu</strong> bekommen – um <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bil<strong>der</strong>n des Liedes <strong>zu</strong> bleiben … Das kann<br />

dann genau so gut je<strong>der</strong> Mitmensch se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em da wie<strong>der</strong> aufhilft und<br />

e<strong>in</strong>en aus dem Käfig befreit, <strong>in</strong> dem man sich e<strong>in</strong>gesperrt gefühlt hat …<br />

Insofern kann man das Lied, so glaube ich <strong>zu</strong>m<strong>in</strong>dest, sicher auch so weiter<br />

<strong>den</strong>ken, dass es <strong>in</strong> Richtung christlicher Nächstenliebe ausgelegt wer<strong>den</strong><br />

kann. Und dabei fällt mir e<strong>in</strong>e Geschichte e<strong>in</strong>, die wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konfi-<br />

Zeit recht <strong>in</strong>tensiv besprochen haben und bei <strong>der</strong> es auch um das Verb<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

von Wun<strong>den</strong> geht - auch wenn es damals, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Geschichte<br />

spielt, noch ke<strong>in</strong>e Pflaster gegeben hat wie wir sie heute kennen.<br />

Hat e<strong>in</strong>er vielleicht e<strong>in</strong>e Idee? (Ke<strong>in</strong>er traut sich, etwas <strong>zu</strong> sagen.)<br />

Es ist die Erzählung vom „Barmherzigen Samariter“! Und ich glaube, es<br />

ist auch nicht verkehrt, sie noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung <strong>zu</strong> br<strong>in</strong>gen.<br />

(Pfr. Schnei<strong>der</strong> n<strong>im</strong>mt die Bibel vom Altar und liest die Erzählung aus Lk.<br />

10,25-37, vor.)<br />

25 Und siehe, da stand e<strong>in</strong> Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und<br />

sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 26<br />

Er aber sprach <strong>zu</strong> ihm: Was steht <strong>im</strong> Gesetz geschrieben? Was liest du?<br />

27 Er antwortete und sprach: »Du sollst <strong>den</strong> Herrn, de<strong>in</strong>en Gott, lieben<br />

von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von<br />

ganzem Gemüt, und de<strong>in</strong>en Nächsten wie dich selbst« (5.Mose 6,5;<br />

3.Mose 19,18). 28 Er aber sprach <strong>zu</strong> ihm: Du hast recht geantwortet; tu<br />

das, so wirst du leben.<br />

29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und<br />

sprach <strong>zu</strong> Jesus: Wer ist <strong>den</strong>n me<strong>in</strong> Nächster? 30 Da antwortete Jesus<br />

23


24<br />

und sprach: Es war e<strong>in</strong> Mensch, <strong>der</strong> g<strong>in</strong>g von Jerusalem h<strong>in</strong>ab nach<br />

Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn<br />

und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31 Es traf sich<br />

aber, dass e<strong>in</strong> Priester dieselbe Straße h<strong>in</strong>abzog; und als er ihn sah, g<strong>in</strong>g<br />

er vorüber. 32 Desgleichen auch e<strong>in</strong> Levit: Als er <strong>zu</strong> <strong>der</strong> Stelle kam und<br />

ihn sah, g<strong>in</strong>g er vorüber. 33 E<strong>in</strong> Samariter aber, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Reise war,<br />

kam dah<strong>in</strong>; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 34 und er g<strong>in</strong>g <strong>zu</strong> ihm,<br />

goss Öl und We<strong>in</strong> auf se<strong>in</strong>e Wun<strong>den</strong> und verband sie ihm, hob ihn auf<br />

se<strong>in</strong> Tier und brachte ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Herberge und pflegte ihn.<br />

35 Am<br />

nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und<br />

sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen,<br />

wenn ich wie<strong>der</strong>komme. 36 Wer von diesen dreien, me<strong>in</strong>st du, ist <strong>der</strong><br />

Nächste gewesen dem, <strong>der</strong> unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach:<br />

Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus <strong>zu</strong> ihm: So geh h<strong>in</strong><br />

und tu desgleichen!<br />

Hier wird e<strong>in</strong> zentrales Anliegen Jesu ganz deutlich gemacht: Wir sollten<br />

Nächstenliebe üben, uns um unsere Mitmenschen kümmern und sie gegebenenfalls<br />

eben auch verb<strong>in</strong><strong>den</strong> - ich <strong>den</strong>ke, ganz direkt, wenn es so nötig<br />

ist wie bei dem Überfallenen, aber auch <strong>im</strong> übertragenen S<strong>in</strong>ne - wenn<br />

eben die Seele Pflaster nötig hat. - Und die tiefe E<strong>in</strong>sicht, die dah<strong>in</strong>ter<br />

steht, ist ja, dass es uns allen besser geht, wenn wir uns gegenseitig helfen,<br />

wenn wir uns gegenseitig um uns kümmern und uns <strong>in</strong> schwierigen Situationen<br />

unterstützen - aber nicht nur da, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> schönen Situationen<br />

sollten wir füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> da se<strong>in</strong>. Denn es gilt ja nicht nur: Geteiltes<br />

Leid ist halbes Leid, son<strong>der</strong>n auch das an<strong>der</strong>e: geteilte Freude ist doppelte<br />

Freude. Also: In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft geht <strong>im</strong>mer alles besser; viel besser, als<br />

wenn je<strong>der</strong> <strong>im</strong>mer nur an sich selbst <strong>den</strong>kt.<br />

Das Pflaster-Lied von „Ich und Ich“ und die Pflaster-Geschichte - so nenne<br />

ich sie jetzt mal - vom Barmherzigen Samariter passen also ganz gut<br />

<strong>zu</strong>sammen. Das Lied drückt nämlich genau das aus, was passiert, wenn wir<br />

uns so verhalten wie <strong>der</strong> Barmherzige Samariter: Dass nämlich Menschen<br />

<strong>in</strong> Not plötzlich wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Perspektive bekommen, wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Hoffnung<br />

und e<strong>in</strong>e Zukunft haben, wie<strong>der</strong> aus dem „tiefen Tal“ kommen, von dem<br />

„Ich und Ich“ ja auch s<strong>in</strong>gen …<br />

Hm, und das mit dem „tiefen Tal“ br<strong>in</strong>gt mich auf e<strong>in</strong>e weitere Idee: „Im<br />

tiefen Tal, wenn ich dich rufe, bist du längst da.“: So s<strong>in</strong>gen „Ich und Ich“.


Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibel <strong>in</strong> Psalm 23 - <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Text, <strong>den</strong> ja alle Konfirman<strong>den</strong><br />

gelernt haben - da heißt es: „Und ob ich schon wan<strong>der</strong>te <strong>im</strong> f<strong>in</strong>ster´n Tal,<br />

fürchte ich ke<strong>in</strong> Unglück; <strong>den</strong>n du bist bei mir. De<strong>in</strong> Stecken und Stab<br />

trösten mich.“<br />

In diesem Psalm, diesem uralten Gebet, geht es ja um Gott. Von ihm wird<br />

hier als <strong>der</strong> gute Hirte gesprochen, dessen Hirtenstab tröstet, Kraft gibt und<br />

<strong>der</strong> <strong>den</strong> Weg wie<strong>der</strong> heraus aus dem dunklen Tal zeigt … Letztlich könnten<br />

wir demnach also auch sagen, dass Gott selbst es ist, <strong>der</strong> hier Pflaster<br />

verteilt! „Pflaster für me<strong>in</strong>e Seele“ – wie es <strong>in</strong> dem Lied heißt. Dass ich da<br />

nicht sofort drauf gekommen b<strong>in</strong>! Wer könnte <strong>den</strong>n besser Pflaster für die<br />

Seele verteilen als Gott selbst? Als unser Schöpfergott, <strong>der</strong> sich uns <strong>in</strong> Jesus<br />

als <strong>der</strong> uns dauerhaft liebende Gott gezeigt hat?<br />

Wenn schon Freund<strong>in</strong>nen und Freunde, wenn schon Mütter und Väter,<br />

Großmütter und Großväter, Pat<strong>in</strong>nen und Paten, wenn schon wir Menschen<br />

Pflaster für die Seele verteilen können – um wie viel mehr kann<br />

nicht Gott selbst die Verlet<strong>zu</strong>ngen unserer Seele heilen? Das Neue Testament<br />

ist voll von Geschichten, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en Jesus die Menschen wie<strong>der</strong> heil<br />

macht - sie nicht nur von körperlichen Krankheiten befreit, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

und <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie sogar von seelischen Lei<strong>den</strong> heilt ….<br />

Es geht Jesus nämlich <strong>im</strong>mer um <strong>den</strong> ganzen Menschen. Das wird <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel bei <strong>der</strong> Erzählung vom dem gelähmten Mann ganz deutlich, <strong>der</strong><br />

von se<strong>in</strong>en Freun<strong>den</strong> <strong>zu</strong> Jesus gebracht wer<strong>den</strong> sollte. Aber weil e<strong>in</strong>e große<br />

Menschenmenge <strong>den</strong> E<strong>in</strong>gang des Hauses, <strong>in</strong> dem Jesus sprach, verstopfte,<br />

haben sie ihn kurzerhand auf e<strong>in</strong>er Trage durch das abgedeckte Dach des<br />

Hauses abgeseilt - mitten vor Jesu Füße. Ja, und <strong>zu</strong> diesem Mann sagt Jesus<br />

<strong>zu</strong>erst: „De<strong>in</strong>e Sün<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d dir vergeben.“ Und erst dann sagt er: „Steh<br />

auf, n<strong>im</strong>m de<strong>in</strong>e Trage und geh …“<br />

Dass Gott Pflaster für die Seelen verteilen will, das kann aber nicht nur<br />

Sün<strong>den</strong>vergebung me<strong>in</strong>en, son<strong>der</strong>n das kann ganz allgeme<strong>in</strong> bedeuten,<br />

dass er <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Situation für uns da ist - egal, was uns <strong>im</strong> Leben bewegt, er<br />

ist dabei. Er will uns je<strong>der</strong>zeit helfen, ist <strong>im</strong>mer ansprechbar - auch und<br />

gerade dann, wenn wir ke<strong>in</strong>en Ausweg wir wissen. Wenn wir dann <strong>im</strong> Gebet<br />

unsere Situation vor ihm ausbreiten, dann - und das habe ich schon oft<br />

bei Menschen erlebt und natürlich bei mir selbst auch - dann können uns<br />

wie<strong>der</strong> ganz neue Kräfte für unser Leben erwachsen. Dann wer<strong>den</strong> all unsere<br />

Wun<strong>den</strong>, die uns das Leben manchmal so antut, geheilt …<br />

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26<br />

Und das ist ja nun e<strong>in</strong>e ganz zentrale Aussage des christlichen Glaubens.<br />

Etwas ganz Wichtiges. Und das sollten wir, so <strong>den</strong>ke ich, <strong>den</strong> Konfirmand<strong>in</strong>nen<br />

und Konfirman<strong>den</strong> auch noch e<strong>in</strong>mal auf an<strong>der</strong>e Weise mitgeben<br />

als bloß mit Worten! - Ich habe heute nämlich so ganz <strong>zu</strong>fällig e<strong>in</strong>ige<br />

Pflaster dabei … Die könnte ich doch herausgeben …<br />

Diese Pflaster, <strong>im</strong> Konfirmationsgottesdienst verteilt, könnten dann als e<strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>er H<strong>in</strong>weis auf Gottes Liebe angesehen wer<strong>den</strong>; als e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung<br />

für Euch, liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und Konfirman<strong>den</strong>, dass bei all<br />

dem, was das Leben auch mal an kle<strong>in</strong>en und großen Verwundungen so<br />

mit sich br<strong>in</strong>gt, Ihr je<strong>der</strong>zeit damit <strong>zu</strong> Gott kommen könnt, weil er Euch<br />

sicher <strong>im</strong>mer gern verarzten wird und je<strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong> Pflaster für eure Seelen<br />

hat … und dass Ihr natürlich auch <strong>zu</strong> ihm beten dürft, wenn Ihr ke<strong>in</strong>e<br />

Pflaster braucht und Ihr ihm dann e<strong>in</strong>fach nur „Danke!“ dafür sagen könntet,<br />

dass es Euch gut geht …<br />

E<strong>in</strong>zelfotos <strong>der</strong> Konfirman<strong>den</strong>/-<strong>in</strong>nen vom Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Konfi-Zeit wer<strong>den</strong><br />

gezeigt. Dabei wer<strong>den</strong> ihre Namen genannt und je<strong>der</strong>/jede erhält e<strong>in</strong><br />

Pflaster!<br />

So mögen Euch diese Pflaster also <strong>im</strong>mer nicht nur an <strong>den</strong> heutigen Tag<br />

er<strong>in</strong>nern, son<strong>der</strong>n eben auch daran, dass unser guter Gott allezeit für Euch<br />

da ist – an <strong>den</strong> fröhlichen und guten Tagen, von <strong>den</strong>en Ihr alle hoffentlich<br />

<strong>in</strong> Eurem noch vor Euch liegen<strong>den</strong> Leben e<strong>in</strong>e Riesenmenge abbekommen<br />

werdet, aber auch an <strong>den</strong> schwierigeren Tagen, an <strong>den</strong>en Ihr Pflaster für<br />

die Seele braucht. Gott will <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neu alles <strong>in</strong> Eurem Leben heil<br />

machen.<br />

Und so wünsche ich Euch, liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und liebe Konfirman<strong>den</strong>,<br />

auch <strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Pfarrer, dass Ihr nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konfi-<br />

Zeit gemerkt habt, dass es S<strong>in</strong>n macht, sich an Jesus und se<strong>in</strong>en Erzählungen<br />

aus<strong>zu</strong>richten, son<strong>der</strong>n dass Ihr darüber h<strong>in</strong>aus spürt, dass <strong>der</strong> Glaube<br />

an Gott Euch e<strong>in</strong>e Kraft und e<strong>in</strong>e Orientierung ist, die Euch Zeit Eures Lebens<br />

halten und leiten kann. Wie e<strong>in</strong> „Pflaster für Eure Seelen“. Möget Ihr<br />

diese Erfahrung wirklich machen können.<br />

Amen.<br />

Und <strong>der</strong> Friede Gottes, <strong>der</strong> höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre<br />

Eure Herzen und S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> Christus Jesus.<br />

Amen.


27<br />

2.5.<strong>2010</strong><br />

9.5.<strong>2010</strong>


28<br />

Geme<strong>in</strong>debezirk<br />

Kirchhörde

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