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Sports Schools im internationalen Vergleich

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<strong>Sports</strong> <strong>Schools</strong> <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Vergleich</strong><br />

Dr. Sabine Radtke<br />

Freie Universität Berlin<br />

DOSB-Fachkonferenz „Eliteschulen des <strong>Sports</strong>“<br />

Frankfurt am Main<br />

16. Dezember 2009


Agenda<br />

1 Ziele der Studie<br />

2 Untersuchungskategorien & Methodik<br />

3 Ausgewählte Ergebnisse • Nationale <strong>im</strong> Ländervergleich<br />

Strategie vs. Lokale Initiative<br />

4<br />

•Finanzierung<br />

Ausgewählte Länderberichte: Aspekte des Schul- und Trainingsalltags<br />

•Auswahlverfahren<br />

5 Fazit<br />

•Flexible Gestaltung des Unterrichtsalltags<br />

•(Nicht-)Integration von <strong>Sports</strong>chülern in<br />

Regelschulen


Ziele der Studie<br />

<strong>Sports</strong> <strong>Schools</strong> – An international review (Radtke & Coalter, 2007)<br />

gefördert durch: Scottish Institute of Sport Foundation (SISF)<br />

Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp)<br />

1. Examples of Good Practice<br />

aus dem Ausland<br />

2. Handlungsempfehlungen für die<br />

Gründung von <strong>Sports</strong>chulen in<br />

Schottland


Auswahl der Länder


Agenda<br />

1 Ziele der Studie<br />

2 Untersuchungskategorien & Methodik & Methodik<br />

3 Ausgewählte Ergebnisse <strong>im</strong> Ländervergleich<br />

4 Ausgewählte Länderberichte: Aspekte des Schul- und Trainingsalltags<br />

5 Fazit


Untersuchungskategorien & Methodik<br />

Mesoebene<br />

Strukturelle Ebene<br />

Aspekte des Trainingsund<br />

Schulalltags<br />

Makroebene<br />

Gesellschaftlicher Kontext<br />

Nationales Schulsystem<br />

Schülerpopulation und<br />

Schwerpunktsportarten<br />

Auswahlverfahren Schulische Leistungen<br />

Finanzierung<br />

<strong>Sports</strong> <strong>Schools</strong><br />

Erfolge <strong>im</strong> Sport<br />

Beziehungen zu<br />

Regierungs- und<br />

Sportorganisationen<br />

Dropout-Quote<br />

Methodik: 1. Literatur-/Dokumentenanalyse<br />

2. Explorative Expertenbefragung (n = 69)<br />

Mikroebene<br />

Individuelle Ebene


Agenda<br />

1 Ziele der Studie<br />

2 Untersuchungskategorien & Methodik<br />

3 Ausgewählte Ergebnisse <strong>im</strong> Ländervergleich<br />

4 Ausgewählte Länderberichte: Aspekte des Schul- und Trainingsalltags<br />

5 Fazit


Landesspezifische Gegebenheiten<br />

Schwedisches <strong>Sports</strong>chulkonzept: dezentraler Ansatz<br />

Bevölkerung: 9,1 Millionen Einwohner<br />

Fläche: 450.000 km 2<br />

Bevölkerungsdichte: 20 Einwohner pro km 2<br />

Französisches <strong>Sports</strong>chulkonzept: zentralistischer Ansatz<br />

Bevölkerung: 64,1 Millionen Einwohner<br />

Fläche: 675.000 km 2<br />

Bevölkerungsdichte: 113 Einwohner pro km 2<br />

Singapurisches <strong>Sports</strong>chulkonzept: Privatschule<br />

Bevölkerung: 4,4 Millionen Einwohner<br />

Fläche: 704 km 2<br />

Bevölkerungsdichte: 6.500 Einwohner pro km 2


Nationale Strategie vs. Lokale Initiative<br />

Land<br />

Anzahl der <strong>Sports</strong>chulen<br />

(N)<br />

Anzahl der<br />

<strong>Sports</strong>chüler (N)<br />

Kanada<br />

Kanada 1 138<br />

Singapur 1 395<br />

Belgien<br />

10 590<br />

Italien 10 ?<br />

Finnland<br />

22 1.595<br />

Niederlande<br />

25 2.500<br />

Australien<br />

36 ?<br />

Deutschland<br />

40 11.300<br />

Schweden 61 1.323


Finanzierung<br />

Staatlich finanzierte Schulen: kein Schulgeld (Ausnahme: SIN & NED)<br />

Gebühren z. B. für Internatsunterbringung, spezielle Fördermaßnahmen, Teilnahme<br />

am Sporttraining (CAN, ITA, FRA, NED, SWE)<br />

Zusätzliche Fördermittel von staatlicher Seite für <strong>Sports</strong>chulen (AUS, SWE, FIN,<br />

GER, NED)<br />

Sponsorengelder aus der freien Wirtschaft (SWE, SIN, GER)<br />

Sponsoring: Stipendien für ausgewählte <strong>Sports</strong>chüler (CAN, FRA, SIN)<br />

Fördermittel von Seiten nationaler Sportverbände (NED, BEL/Flandern, GER)


Finanzieller Beitrag der Eltern/Schuljahr (2007)<br />

NED € 50 – 200<br />

FRA € 700<br />

SWE € 500 – 1.500<br />

ITA € 2.600<br />

CAN € 2.800<br />

SIN<br />

€ 2.900 (singapurische Schüler)<br />

€ 12.000 (ausländische Schüler)


Auswahlverfahren<br />

Kaderstatus<br />

Schulische Leistungen<br />

Auswahlgespräch mit Schulleitung<br />

SIN: jährliche Sporteingangsprüfung (Prüfung allgemeiner Fitnesszustand &<br />

sportartspezifische technische Fähigkeiten, psychologische Testverfahren)<br />

BEL (Flandern): jährliche Überprüfung der sportlichen Leistung<br />

SWE: keine regelmäßige Überprüfung des sportlichen Leistungsstandes


Flexible Gestaltung des Unterrichtsalltags<br />

Konzepte zur Kompensation der reduzierten schulischen Unterrichtszeit<br />

E-Learning-Programme (CAN, FRA, GER, ITA, SIN)<br />

Ganzjähriger Unterricht unabhängig von offiziellen Ferienzeiten (CAN)<br />

Reduzierung der Pflichtstundenanzahl (NED)<br />

Zusätzliche sportbezogene Schulfächer (AUS, CAN, FIN, ITA, SWE, SIN)<br />

Sporttraining als reguläres Unterrichtsfach (SWE & FIN)<br />

Schulzeitstreckung (AUS, BEL, GER, FIN, NED, SIN, SWE)


(Nicht-)Integration<br />

von <strong>Sports</strong>chülern in Regelschulen<br />

Australien<br />

Singapur<br />

Deutschland<br />

Integration<br />

in Regelklassen<br />

<strong>Sports</strong>pezialschulen<br />

Kanada<br />

Italien<br />

Deutschland<br />

Deutschland<br />

Schweden<br />

Finnland<br />

Niederlande<br />

Spezialklassen<br />

in Regelschulen<br />

Frankreich<br />

Niederlande<br />

Belgien


Agenda<br />

1 Ziele der Studie<br />

2 Untersuchungskategorien & Methodik<br />

3 Ausgewählte Ergebnisse <strong>im</strong> Ländervergleich<br />

4 Ausgewählte Länderberichte<br />

Länderberichte: Schul- und Trainingsalltag<br />

5 Fazit


Aspekte des Schul- und Trainingsalltags (FIN)<br />

9 Jahre Gesamtschule, dann Differenzierung: Abitur, Berufsausbildung, 10. Kl. Gesamtschule<br />

Finnische Besonderheit: Gestaltungsfreiheit der Schulen <strong>im</strong> Hinblick auf Schulprofil & Lehrplan<br />

1968: Antrag auf Pilotprojekt „<strong>Sports</strong>chule” => Etablierung von Schulen mit Sportprofil<br />

Anfang 1970er: Schulreform => Jahrgangsübergreifender Unterricht in Oberstufe &<br />

Individuelle Gestaltung von Studienprogramm und -dauer seitens der Schüler/-innen<br />

Sporttraining als Unterrichtsfach<br />

(1/3 der Zeit <strong>im</strong> Stundenplan)<br />

Im Training zu erzielende<br />

credit points: 20/75 (27 %)<br />

12 allgemein bildende Sportgymnasien<br />

10 berufsbildende Sportoberschulen<br />

Modell „Integrationsklassen”<br />

1.600 <strong>Sports</strong>chüler/-innen aus 50 Sportarten<br />

(45 % aus Leichtathletik, Eishockey, Fußball)<br />

Training in Kooperation mit Fachverbänden und ortsansässigen Vereinen<br />

In Abhängigkeit von Sportart: drei- bis viermal pro Woche 8.00 bis 10.00 Uhr


Aspekte des Schul- und Trainingsalltags(FRA)<br />

Zentralistisches Leistungssportsystem & staatl. Anerkennung des sportif de haut niveau/SHN<br />

Zentrales Institut (INSEP), 24 regionale Zentren (CREPS) & 400 regionale Stützpunkte (pôles)<br />

INSEP: 566 Sportler/-innen (gesamt) & 324 Sportler/-innen (intern), davon 103 minderjährig<br />

Freitags: Unterricht in<br />

Räumlichkeiten des jeweiligen<br />

lycée <strong>im</strong> homogenen<br />

(Sport-)Klassenverband<br />

Durchschnittsklassengröße:<br />

n = 13 (max. n = 18)<br />

Unterricht <strong>im</strong> INSEP<br />

von 8.00 bis 11.00 Uhr &<br />

von 14.15 bis 16.15 Uhr<br />

(Montag bis Donnerstag)<br />

44 Stundenwochen:<br />

24 Std. Schulunterricht vs. 20 Std. Training<br />

INSEP-Kooperation mit vier<br />

lokalen lycées & 68 Lehrer/-innen<br />

Lycée Marcelin Berthelot<br />

Lycée Louis Armand<br />

Lycée Hector Berlioz<br />

Lycée Professionnel<br />

Modell<br />

„<strong>Sports</strong>pezialklassen”


Aspekte des Schul- und Trainingsalltags (CAN)<br />

Staatl. High School mit Klassenstufen 9-12, gegründet 1994 als erste nationale <strong>Sports</strong>chule<br />

Joint Venture zw. Calgary Board of Association (CBE) & Calgary Olympic Development<br />

Association (CODA)<br />

Modell „<strong>Sports</strong>pezialschule“: 152 Schüler/-innen aus 23 Sportarten<br />

Nutzung von nahe gelegenen externen Sportanlagen & Trainerpersonal aus Fachverbänden<br />

Sonderverträge für Lehrer/-innen<br />

während der Sommermonate =><br />

Ganzjähriger Unterricht möglich<br />

E-Learning & Ständige Erreichbarkeit<br />

der 13 Lehrer/-innen<br />

über Telefon (privat) & E-Mail<br />

Aufnahmen während des<br />

gesamten Schuljahres möglich<br />

Kernunterrichtszeit (Fachunterricht <strong>im</strong><br />

Klassenverband): 8.30 bis 14.30 Uhr<br />

Anwesenheitspflicht in Abhängigkeit von<br />

individuellen Trainingszeiten<br />

Geringe Klassengrößen: n = 16<br />

Einstündige tutorials<br />

zwe<strong>im</strong>al/Tag


Agenda<br />

1 Ziele der Studie<br />

2 Untersuchungskategorien & Methodik<br />

3 Ausgewählte Ergebnisse <strong>im</strong> Ländervergleich<br />

4 Ausgewählte Länderberichte: Aspekte des Schul- und Trainingsalltags<br />

45 Fazit


Zusammenfassung<br />

Zwei Schlüsselaspekte<br />

• Grad an Flexibilität bezüglich<br />

Gestaltung des Lehr- und<br />

Stundenplans<br />

• Beziehungen zwischen<br />

<strong>Sports</strong>chulen und Sportverbänden<br />

Substantielle Unterschiede<br />

zwischen den Ländern/<br />

innerhalb der Länder<br />

<strong>Sports</strong>chule als Teil<br />

• eines nationalen Strategieplans<br />

(GER, SWE, FIN, Frau, NED)<br />

• eines weniger systematischen<br />

Ansatzes (AUS)<br />

• eines einzigartigen Ansatzes<br />

(CAN, SIN)<br />

Ausmaß der zur Verfügung<br />

stehenden finanziellen Ressourcen<br />

•Anzahl und Höhe der Stipendien<br />

•Vorhandensein und Qualität von schuleigenen Sportanlagen


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Dr. Sabine Radtke<br />

Freie Universität Berlin<br />

E-Mail: sradtke@zedat.fu-berlin.de


Backup


Erfolgsindikatoren<br />

Schulische Leistungen Erfolge <strong>im</strong> Sport<br />

• Über dem nationalen Durchschnitt<br />

liegend<br />

(AUS, CAN, NED, SWE)<br />

• Keine Unterschiede (FIN)<br />

• Unter dem nationalen Durchschnitt<br />

liegend (FRA)<br />

Dropout-Quote<br />

GER: 18 %<br />

BEL: 9 bis 23 %<br />

SWE: 5 bis 10 %<br />

FIN: 3 %<br />

GER: zwischen 2001 und 2004<br />

• 683 Medaillen bei Junioren-<br />

EM/WM<br />

• 327 Medaillen bei EM/WM/OS<br />

• 82 % der olympischen<br />

Medaillen von Turin, Athen<br />

und Salt Lake City durch<br />

ehemalige/aktuelle<br />

<strong>Sports</strong>chüler<br />

Schwedischer Ansatz:<br />

Übergeordnetes Ziel des Besuchs einer <strong>Sports</strong>chule: Förderung vonLeistungsmotivation,<br />

Zielorientiertheit, Durchhaltevermögen (Übertragbarkeit der Eigenschaften auf Berufswelt)


Kritische Perspektive<br />

Eliteschulen des <strong>Sports</strong> – Effektive und effiziente Institutionen?<br />

Befürworter<br />

(z. B. Zinner, 2008; Meusel, 2008)<br />

• Sportkarriere vieler erfolgreicher<br />

Spitzensportler: <strong>Sports</strong>chule & OSP-<br />

Betreuung (frühe Delegation,<br />

Konzentration, sportartspezifische<br />

Ausbildung)<br />

• Turin 2006: 58 % der Teilnehmer &<br />

75 % der Medaillengewinner waren<br />

ehemalige/aktuelle <strong>Sports</strong>chüler<br />

• Hoher Stellenwert der<br />

systematischen Nachwuchsförderung<br />

für spätere Erfolge<br />

Kritiker<br />

(z. B. Hohmann, 2009; Emrich et al.,<br />

2007/2008; Prohl & Emrich, 2009)<br />

• 50 % späterer Spitzensportler ohne<br />

frühe Bindung an Erfolgssportart<br />

(geringe Prognosekraft jugendlicher<br />

Leistungen)<br />

• Besuch einer Eliteschule ohne<br />

Auswirkung auf sportliches<br />

Erfolgsniveau<br />

• Erfolgreiche Karriere von Spätentwicklern<br />

abseits klassischer<br />

Förderorganisationen<br />

• Eliteschulen als mehrd<strong>im</strong>ensionale<br />

Bildungsorganisationen: Sport,<br />

Schule, Persönlichkeitsbildung

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