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Claudia Hämmerling Schippe in die Hand zu ... - Daniel Buchholz

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Abgeordnetenhaus von Berl<strong>in</strong> – 16. Wahlperiode 59. Sit<strong>zu</strong>ng vom 25. Februar 2010<br />

<strong>Claudia</strong> <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong><br />

<strong>Schippe</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Hand</strong> <strong>zu</strong> nehmen. Wir brauchen klare gesetzliche<br />

Regelungen und e<strong>in</strong>en Notfallplan für kalte und<br />

schneereiche W<strong>in</strong>ter. Da muss Abhilfe geschaffen werden,<br />

damit uns der nächste W<strong>in</strong>ter nicht wieder kalt erwischt.<br />

[Beifall bei den Grünen]<br />

Vizepräsident<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> Seidel-Kalmutzki:<br />

Vielen Dank, Frau Abgeordnete <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong>! – Für <strong>die</strong><br />

SPD-Fraktion hat jetzt der Abgeordnete <strong>Buchholz</strong> das<br />

Wort. – Bitte sehr!<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

Frau Präsident<strong>in</strong>! Me<strong>in</strong>e Damen und Herren! Frau <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong>!<br />

Wenn wir uns anschauen, was sich <strong>in</strong> den letzten<br />

acht Wochen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> abgespielt hat, dann müssen wir<br />

feststellen, dass Berl<strong>in</strong> auf <strong>die</strong>sen W<strong>in</strong>ter nicht gut vorbereitet<br />

war. Es gab über viele Wochen e<strong>in</strong>e Situation, <strong>in</strong> der<br />

sich ältere und mobilitätse<strong>in</strong>geschränkte Menschen gar<br />

nicht mehr auf <strong>die</strong> eisglatten Straßen und Gehwege trauten.<br />

Das kann und darf nur e<strong>in</strong>malig so gewesen se<strong>in</strong>. Es<br />

muss sich etwas ändern. Wir müssen alle daran arbeiten,<br />

dass es nächstes Mal hier <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nicht so se<strong>in</strong> wird.<br />

[Beifall bei der SPD und den Grünen –<br />

Vere<strong>in</strong>zelter Beifall bei der L<strong>in</strong>ksfraktion]<br />

Nun <strong>zu</strong> Ihrem Antrag: Sie haben ihn vor genau acht Tagen<br />

<strong>in</strong>s Parlament e<strong>in</strong>gebracht. Was haben wir aber gerade<br />

alle festgestellt, Frau <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong>? – Das Schnee- und<br />

Eischaos besteht schon etwas länger. Sich jetzt h<strong>in</strong><strong>zu</strong>stellen<br />

und <strong>zu</strong> sagen, Sie hätten es erfunden und Sie hätten als<br />

Erste darauf h<strong>in</strong>gewiesen, ist e<strong>in</strong> bisschen pe<strong>in</strong>lich – nicht<br />

nur e<strong>in</strong> bisschen, sondern komplett pe<strong>in</strong>lich.<br />

[Beifall bei der SPD]<br />

Frau <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong>, wir haben es Ihnen bereits am Montag<br />

<strong>in</strong> der Ausschusssit<strong>zu</strong>ng gesagt: Wenn Sie das alles erst<br />

am 17. Februar entdeckt haben, dann kann ich Ihnen nur<br />

raten, <strong>die</strong> Pressemitteilungen seit Anfang Februar an<strong>zu</strong>schauen.<br />

[Zurufe von den Grünen]<br />

Sie werden feststellen, dass <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> SPD-<br />

Vertreter Michael Müller und ich <strong>in</strong>tensiv darauf g<strong>in</strong>gewiesen<br />

haben, dass <strong>die</strong> Situation <strong>in</strong> der Stadt nicht mehr<br />

h<strong>in</strong>nehmbar ist. Das haben wir wörtlich so gesagt. Wo<br />

waren da <strong>die</strong> Grünen? – Frau Pop ist am 10. Februar aufgewacht<br />

und hat das Thema populistisch für sich entdeckt<br />

und geme<strong>in</strong>t, alle müssten jetzt <strong>die</strong> Grünen als Entdecker<br />

<strong>die</strong>ses Problems ansehen. So war es aber nicht.<br />

Vizepräsident<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> Seidel-Kalmutzki:<br />

Entschuldigen Sie, Herr <strong>Buchholz</strong>! Gestatten Sie e<strong>in</strong>e<br />

Zwischenfrage des Abgeordneten Ziller?<br />

5680<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

Selbstverständlich!<br />

Stefan Ziller (Grüne):<br />

Herr Kollege <strong>Buchholz</strong>! S<strong>in</strong>d Sie der Me<strong>in</strong>ung, dass wir<br />

schon vor dem W<strong>in</strong>ter hätten ahnen sollen, dass der Senat<br />

völlig versagt? Hätten wir <strong>die</strong>sen Schluss aus den Erfahrungen<br />

der letzten W<strong>in</strong>ter ziehen sollen?<br />

[Beifall bei den Grünen –<br />

Vere<strong>in</strong>zelter Beifall bei der CDU]<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

Das ist selbstverständlich nicht me<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung, Kollege<br />

Ziller.<br />

[Ah! von den Grünen]<br />

Mit Verlaub: Wann haben Sie entdeckt, dass etwas bei<br />

dem Schneechaos <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nicht funktioniert? – Schauen<br />

Sie sich <strong>die</strong> Berl<strong>in</strong>er Tageszeitungen an! Sie haben das<br />

Problem <strong>zu</strong>nächst komplett ignoriert und dann gesagt: Oh,<br />

da ist etwas! – Das haben Sie aber erst getan, nachdem <strong>die</strong><br />

SPD explizit darauf h<strong>in</strong>gewiesen hatte.<br />

[Gelächter bei den Grünen]<br />

Erst danach ist Herrn Henkel und Ihnen aufgefallen, dass<br />

da etwas ist. Sie haben erst vor acht Tagen e<strong>in</strong>en Antrag<br />

geschrieben. Das Tauwetter hat vor drei Tagen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Das entlarvt Sie dabei, dass Sie als Fraktion auf e<strong>in</strong>en<br />

populistischen Zug aufspr<strong>in</strong>gen.<br />

[Beifall bei der SPD]<br />

Es kommt noch besser: Wenn man den Antrag ließt, stellt<br />

man fest, dass er vor drei Tagen bereits komplett veraltet<br />

war. Das mussten selbst Sie, Frau <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong>, im Ausschuss<br />

<strong>zu</strong>geben. Das ist doch pe<strong>in</strong>lich. Der war schon<br />

veraltet, als Sie ihn e<strong>in</strong>gebracht haben. Hier steht:<br />

Der Senat wird aufgefordert, <strong>zu</strong>sätzlich tausend<br />

E<strong>in</strong>satzkräfte …<br />

Da kann ich nur sagen: Die gab es <strong>zu</strong> dem Zeitpunkt<br />

schon. Es waren <strong>in</strong>sgesamt sogar 1 600. Lesen Sie ke<strong>in</strong>e<br />

Zeitung? Kann sich <strong>die</strong> grüne Fraktion ke<strong>in</strong> Abonnement<br />

mehr leisten? Sie fordern <strong>die</strong> sofortige Schneebeseitigung<br />

vor öffentlichen Gebäuden. Da müssen auch grüne Stadträte<br />

<strong>zu</strong>geben, dass <strong>die</strong> von ihnen beauftragten privaten<br />

W<strong>in</strong>ter<strong>die</strong>nste komplett versagt haben.<br />

[Beifall bei der SPD]<br />

Von der Grünen-Fraktion gibt es ke<strong>in</strong> Wort da<strong>zu</strong>. In Ihrem<br />

Antrag gibt es erst recht ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dlichen Auskünfte.<br />

Dann sprechen Sie noch von verstärkter Kontrolle<br />

Zu dem Zeitpunkt, als Sie den Antrag e<strong>in</strong>gebracht haben,<br />

gab es über 4 000 Bußgelder, über 2 000 Ersatzvornahmen,<br />

<strong>in</strong> denen von Amts wegen Eis und Schnee beseitigt<br />

wurden. Davon ist auch <strong>in</strong> Ihrem Antrag ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />

Wort <strong>zu</strong> lesen. Mir wäre das wirklich pe<strong>in</strong>lich.


Abgeordnetenhaus von Berl<strong>in</strong> – 16. Wahlperiode 59. Sit<strong>zu</strong>ng vom 25. Februar 2010<br />

Vizepräsident<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> Seidel-Kalmutzki:<br />

Herr Abgeordneter! Entschuldigung, wenn ich Sie noch<br />

e<strong>in</strong>mal unterbrechen muss. Es gibt weitere Fragen.<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

Wenn Sie me<strong>in</strong>e Zeit anhalten?<br />

Vizepräsident<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> Seidel-Kalmutzki:<br />

Ja, wir halten sie natürlich selbstverständlich an. Es gibt<br />

e<strong>in</strong>e Frage des Herrn Abgeordneten Kohlmeier von der<br />

SPD-Fraktion.<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

Von Herrn Kohlmeier? – Selbstverständlich, Kollege!<br />

Sven Kohlmeier (SPD):<br />

Die Zwischenfrage der Grünen hat mich da<strong>zu</strong> gebracht<br />

nun auch e<strong>in</strong>e Frage <strong>zu</strong> stellen. Können Sie möglicherweise<br />

me<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck zerstören, dass <strong>die</strong> Opposition<br />

schon immer heute weiß, was <strong>in</strong> Zukunft passieren wird?<br />

So lautet <strong>zu</strong>m<strong>in</strong>dest <strong>die</strong> Intention des Antrags und auch<br />

<strong>die</strong> Nachfrage des Kollegen Ziller. Können Sie möglicherweise<br />

weiter schon mit <strong>die</strong>ser Kenntnis aus der<br />

Kenntnis der Oppositionssicht heraus sagen, wie der<br />

Sommer <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Jahr werden wird?<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

Lieber Kollege Kohlmeier, <strong>die</strong>se Frage würde ich direkt<br />

an <strong>die</strong> Fraktion der Grünen weitergeben, da noch jemand<br />

e<strong>in</strong>e Frage stellen wird. Die Grünen-Fraktion ist offensichtlich<br />

<strong>die</strong> e<strong>in</strong>zige, <strong>die</strong> den Wettergott persönlich kennt<br />

und e<strong>in</strong>en direkten Draht hat. Wir s<strong>in</strong>d gespannt auf <strong>die</strong><br />

Wettervorhersage für den Sommer. Mal schauen, ob es<br />

dann stimmt.<br />

Vizepräsident<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> Seidel-Kalmutzki:<br />

Herr <strong>Buchholz</strong>! Ich muss Sie noch e<strong>in</strong>mal unterbrechen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d sehr gefragt, unter anderem auch noch von Frau<br />

Abgeordneter <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong>.<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

Dann kann Frau <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong> gleich <strong>die</strong> Wettervorhersage<br />

machen. – Bitte schön!<br />

<strong>Claudia</strong> <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong> (Grüne):<br />

Ich darf leider nicht antworten, Herr <strong>Buchholz</strong>. Sie wissen,<br />

das lässt <strong>die</strong> Geschäftsordnung nicht <strong>zu</strong>. Können Sie<br />

bestätigen, dass <strong>die</strong>ser Antrag aus zwei Punkten besteht<br />

und der zweite Punkt des Antrags sagt, wir wollen evaluieren,<br />

welches <strong>die</strong> schlechten Regelungen des W<strong>in</strong>ter<strong>die</strong>nstes<br />

waren, und dass wir bis <strong>zu</strong>m Oktober e<strong>in</strong> Konzept<br />

für den W<strong>in</strong>ter<strong>die</strong>nst des nächsten Jahres wollen?<br />

5681<br />

Insofern ist der Antrag nicht komplett überholt, sondern<br />

brandaktuell, was den nächsten W<strong>in</strong>ter betrifft.<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

[Beifall bei den Grünen]<br />

Oh, Herr Kollege Ziller, Frau Kolleg<strong>in</strong> <strong>Hämmerl<strong>in</strong>g</strong>, ich<br />

glaube, Sie klatschen <strong>zu</strong> früh. Sie sollten Ihre eigenen<br />

Anträge lesen. Schauen Sie sich den mal genau an. Fünf<br />

Punkte mit Spiegelstrichen s<strong>in</strong>d alle überflüssig und veraltet.<br />

Dann kommt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Absatz <strong>zu</strong>r Zukunft. Da<strong>zu</strong><br />

kann ich nur sagen, dass man sieht, dass <strong>die</strong> Grünen kaum<br />

fähig s<strong>in</strong>d, über das Thema hier im Parlament <strong>zu</strong> reden,<br />

wenn sich <strong>die</strong> Fraktionen der Grünen selbst so entlarvt<br />

und solche schlechten Anträge schreibt.<br />

[Beifall bei der SPD und der L<strong>in</strong>ksfraktion]<br />

Da bleibt ganz wenig übrig. Deswegen erlauben Sie mir,<br />

dass ich nach drei, vier Zwischenfragen <strong>zu</strong>m Thema reden<br />

darf.<br />

Wir haben festgestellt, dass sich <strong>die</strong>ses W<strong>in</strong>terchaos <strong>in</strong><br />

der Form nicht wiederholen darf. Wir sagen als SPD-<br />

Fraktion ganz klar, dass Konsequenzen gezogen werden<br />

müssen. Erstens: Verantwortlichkeiten, <strong>die</strong> es <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei den Hauseigentümern <strong>in</strong> der Stadt gibt, müssen<br />

auch wahrgenommen werden. Wer, verdammt noch e<strong>in</strong>mal,<br />

<strong>die</strong> Pflicht hat, den Gehweg vor se<strong>in</strong>em Haus <strong>zu</strong><br />

re<strong>in</strong>igen, muss das auch tun. Das muss noch besser und<br />

stärker kontrolliert werden. Zunächst liegt aber <strong>die</strong> Verantwortung<br />

bei den Hauseigentümern, den privaten wie<br />

den öffentlichen. Das müssen alle <strong>die</strong>ses Mal gelernt<br />

haben.<br />

Zweiter Punkt: Das betrifft <strong>die</strong> Bushaltestellen. Alle<br />

BVG-Haltestellen müssen wirklich zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Räumung erfahren, und zwar unmittelbar, wenn es<br />

geschneit hat, wenn es dort Eis gibt. Das können wir und<br />

werden wir auf <strong>die</strong> BSR übertragen, weil es zentral niemand<br />

anders gewährleisten kann. Es kann nicht se<strong>in</strong>, dass<br />

Leute <strong>in</strong> Gefährdung des eigenen Lebens auf den Schneehaufen,<br />

<strong>die</strong> direkt an e<strong>in</strong>er Haltestelle s<strong>in</strong>d, unter e<strong>in</strong>en<br />

Bus rutschen oder an den Rand an e<strong>in</strong>er Tram rutschen.<br />

Das darf es <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nicht wieder geben.<br />

[Beifall bei der SPD und der L<strong>in</strong>ksfraktion]<br />

Dritter Punkt: Wir haben alle gelernt, Pauschalverträge<br />

für private W<strong>in</strong>ter<strong>die</strong>nste haben sich nicht bewährt. Alle<br />

haben <strong>die</strong>se Pauschalverträge abgeschlossen.<br />

[Christian Gaebler (SPD): Auch grüne Stadträte!]<br />

– Auch grüne Stadträte, ganz besonders sogar. Kommen<br />

Sie jetzt nicht mit dem Landesverwaltungsamt. Die Bezirke<br />

waren frei, selbst <strong>zu</strong> entscheiden, welche Aufträge<br />

sie vergeben. Es muss e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>destauftrag geben. Wenn<br />

es e<strong>in</strong>en harten W<strong>in</strong>ter gibt, muss es auch e<strong>in</strong>en Zuschlag<br />

geben. Von unqualifizierten und – mit Verlaub – auch<br />

extrem schlecht bezahlten Aushilfskräften, <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e Ahnung<br />

von der richtigen Schneere<strong>in</strong>igung haben, <strong>die</strong> <strong>zu</strong><br />

wenig Technik und <strong>zu</strong> wenig Fahrzeuge haben, kann man


Abgeordnetenhaus von Berl<strong>in</strong> – 16. Wahlperiode 59. Sit<strong>zu</strong>ng vom 25. Februar 2010<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong><br />

nicht erwarten, dass <strong>die</strong>se e<strong>in</strong>en Gehweg richtig räumen.<br />

Auch das werden wir uns anschauen.<br />

Auch geht es um Qualitätskriterien für private W<strong>in</strong>ter<strong>die</strong>nste<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Stadt. Da sollten wir wirklich den öffentlichen<br />

und privaten Auftraggebern empfehlen, <strong>die</strong>se auch<br />

an<strong>zu</strong>wenden. Wir werden auch <strong>die</strong> Systemfrage stellen<br />

müssen. Die CDU hat das auch – etwas verquer – schon<br />

angesprochen. Wir werden uns fragen müssen, ob es<br />

s<strong>in</strong>nvoll ist, dass <strong>die</strong> BSR für <strong>die</strong> gesamten Gehwege <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Verantwortung im W<strong>in</strong>ter trägt.<br />

Vizepräsident<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> Seidel-Kalmutzki:<br />

Herr Abgeordneter <strong>Buchholz</strong>! Kommen Sie bitte <strong>zu</strong>m<br />

Schluss.<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Buchholz</strong> (SPD):<br />

Das ist der letzte Satz, Frau Präsident<strong>in</strong>. – Wir werden<br />

da<strong>zu</strong> aber genau prüfen, ob das s<strong>in</strong>nvoll ist, vor allem<br />

aber, wie das kostenmäßig auf <strong>die</strong> Hauseigentümer, auf<br />

<strong>die</strong> Mieter auswirken wird. Dann werden wir e<strong>in</strong>e Entscheidung<br />

treffen. – Vielen Dank!<br />

[Beifall bei der SPD und der L<strong>in</strong>ksfraktion]<br />

Vizepräsident<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> Seidel-Kalmutzki:<br />

Vielen Dank, Herr Abgeordneter <strong>Buchholz</strong>! – Für <strong>die</strong><br />

CDU-Fraktion hat jetzt der Abgeordnete Wilke das Wort.<br />

– Bitte sehr!<br />

Carsten Wilke (CDU):<br />

Das war wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> klassischer <strong>Buchholz</strong>. Alles<br />

anderen haben Schuld, alle anderen haben versagt, nur<br />

eben Senat und Koalition nicht. Frau Präsident<strong>in</strong>! Me<strong>in</strong>e<br />

Damen und Herren! Die Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen und Berl<strong>in</strong>er und<br />

<strong>die</strong> Gäste unserer Stadt mussten <strong>in</strong> den letzten zwei Monaten<br />

<strong>in</strong>sbesondere auf den Geh- und Radwegen und auf<br />

den Nebenstraßen nicht nur <strong>die</strong> mangelnde Schneebeseitigung<br />

h<strong>in</strong>nehmen. Sie wurden vor allem <strong>in</strong> den letzten<br />

Wochen ordentlich aufs Glatteis geführt. Nun sagte uns<br />

<strong>die</strong> BSR <strong>in</strong> der Anhörung am Montag, dass <strong>die</strong> gewaltigen<br />

Schneemassen nicht mehr <strong>zu</strong> bewältigen waren, da<br />

<strong>die</strong> tägliche Schneehöhe höher als <strong>in</strong> München oder Hamburg<br />

oder Köln/Bonn war – so <strong>die</strong> BSR <strong>zu</strong>m<strong>in</strong>dest. Man<br />

tat eben, was man tun konnte. Ich b<strong>in</strong> davon überzeugt,<br />

dass <strong>die</strong> Mitarbeiter der BSR auf den Plätzen und Straßen<br />

unserer Stadt vollen E<strong>in</strong>satz gezeigt haben. Dafür gebührt<br />

ihnen auch me<strong>in</strong> herzlicher Dank.<br />

Wenn man <strong>die</strong> Kapazitäten nicht besitzt, um den Schnee<br />

gänzlich <strong>zu</strong> räumen und <strong>die</strong>ser dann <strong>zu</strong> Eis wird, muss<br />

man <strong>zu</strong>m<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nächsten Schritt dafür sorgen,<br />

dass <strong>die</strong>ses gefährliche Glatteis beseitigt wird, <strong>zu</strong>mal es<br />

seit dem Glatteis <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> kaum noch nennenswerten<br />

Schneefall gegeben hat. Stattdessen geschah nichts. Der<br />

W<strong>in</strong>ter prägte den traurigen Begriff Glatteistote. Drei<br />

waren es an der Zahl. Etwa 32 500 Unfalle<strong>in</strong>gänge <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

5682<br />

Berl<strong>in</strong>er Krankenhäuser <strong>in</strong> Folge von Sturz auf Glatteis<br />

hat Berl<strong>in</strong> <strong>zu</strong> verzeichnen. Ältere und beh<strong>in</strong>derte Menschen<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Stadt konnten ihre Wohnung nicht mehr<br />

verlassen. In <strong>die</strong>ser Situation hatten Koalition und Senat<br />

<strong>in</strong> der Anhörung am Montag nichts Besseres auf Lager<br />

und nichts Besseres <strong>zu</strong> tun, als e<strong>in</strong>e Zuständigkeitsdebatte<br />

<strong>zu</strong> führen. Da waren <strong>die</strong> Bezirke schuld, dann kamen <strong>die</strong><br />

Eigentümer ihrer Räumpflicht nicht nach. Wenn man<br />

erkennt, dass Zuständigkeiten versagen, müssen Sie eben<br />

seitens des Senats selbst mal <strong>die</strong> Initiative ergreifen. Dann<br />

müssen Sie selbst e<strong>in</strong>mal das Zepter <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Hand</strong> nehmen<br />

und relativ schwungvoll mit e<strong>in</strong>em schnellen Konzept <strong>die</strong><br />

Stadt bewegen und schnee- und eisfrei machen.<br />

[Beifall bei der CDU]<br />

Wenn drei Menschen an den Folgen ihren Verlet<strong>zu</strong>ng<br />

erliegen, kann man sich nicht h<strong>in</strong>ter Zuständigkeiten<br />

verstecken. Das ist e<strong>in</strong> Skandal und beweist, dass Wowereit<br />

und se<strong>in</strong> Trupp <strong>die</strong> Situation <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Stadt gänzlich<br />

nicht mehr <strong>in</strong> den Griff bekommen, wenn e<strong>in</strong> schnelles<br />

<strong>Hand</strong>eln mal schnell erforderlich ist.<br />

[Beifall bei der CDU und den Grünen]<br />

Wenigstens an der Stelle hätten <strong>die</strong> Menschen etwas mehr<br />

von <strong>die</strong>sem Senat erwarten können. Aber eigentlich auch<br />

nicht, wenn man es sich genau überlegt.<br />

Damit nicht genug. Obendre<strong>in</strong> gibt es noch Hohn und<br />

Spott. „Wir s<strong>in</strong>d doch hier nicht auf Haiti“, war <strong>die</strong> zynische<br />

Bemerkung des Regierenden Bürgermeisters <strong>zu</strong>m<br />

E<strong>in</strong>satz des Technischen Hilfswerks gegen das Eischaos.<br />

Mit e<strong>in</strong>em solchen Satz lässt sich natürlich alles immer<br />

kle<strong>in</strong> reden, <strong>zu</strong>mal e<strong>in</strong> solcher Vergleich nicht nur geschmacklos<br />

ist, er ist schlichtweg unredlich. Bei e<strong>in</strong>em<br />

der Auftritte des Regierenden Bürgermeisters am Rande<br />

der Berl<strong>in</strong>ale – es gibt so viele Beispiele dafür <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />

W<strong>in</strong>ter – sagte er <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>igen Passanten, <strong>die</strong> vorbei liefen –<br />

und das vor laufender Kamera –, dass er sich auch darüber<br />

ärgere, wie glatt es <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> geworden sei. Es <strong>in</strong>teressiert<br />

<strong>die</strong> Leute herzlich wenig, worüber Wowereit sich<br />

ärgert. Die Menschen <strong>in</strong>teressieren sich dafür, dass er <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Zuständigkeit das tut, was <strong>die</strong> Menschen bewegt,<br />

sie nämlich von <strong>die</strong>sem Chaos <strong>zu</strong> befreien. Das ist e<strong>in</strong>fach<br />

nicht geschehen. Es ist skandalös, dass es <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Stadt<br />

nicht funktioniert.<br />

[Beifall bei der CDU und den Grünen]<br />

Dafür ist e<strong>in</strong> Regierender Bürgermeister irgendwann auch<br />

e<strong>in</strong>mal gewählt. Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund des Mangels an<br />

Verantwortung wird <strong>die</strong>ser Senat auch se<strong>in</strong>e Quittung<br />

bekommen.<br />

Berl<strong>in</strong> hat Glück, denn <strong>die</strong> Temperaturen gehen deutlich<br />

über null. Was der Senat nicht <strong>in</strong> den Griff bekommt,<br />

erledigt nun das Tauwetter. Besorgt fragt man sich, ob<br />

nicht wieder neues Ungemach droht. Werden Tauwasserabfluss<br />

und Streugutbeseitigung gewährleistet se<strong>in</strong>? Werden<br />

<strong>die</strong> Berl<strong>in</strong>er vom Glatteis <strong>in</strong> Modder, Matsch und<br />

Pampe geschickt werden? Werden <strong>die</strong> Schlaglöcher auf<br />

den Geh- und Radwegen sowie Straßen schnell verfüllt?<br />

Oder werden <strong>die</strong> Berl<strong>in</strong>er das Gefühl haben, auf dem

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