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Neurosenlehre - Klinische und Gesundheitspsychologie

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung<br />

• Reise in die Welt der<br />

neurotischen <strong>und</strong><br />

psychosomatischen<br />

Störungen <strong>und</strong> der<br />

schweren<br />

Persönlichkeits-<br />

störungen<br />

• Der Horizont wird auf der<br />

einen Seite begrenzt durch<br />

den Bereich der psychischen<br />

Ges<strong>und</strong>heit / Normalität<br />

…… (vgl. Kernberg, 2006, S. 166)<br />

• … auf der anderen Seite<br />

durch den Bereich der<br />

Psychosen, einschließlich der<br />

Schizophrenien <strong>und</strong><br />

schizophreniformen<br />

Störungen.<br />

1


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung<br />

• Vor-<br />

bemerkung:<br />

• Symptomatische<br />

Verhaltensweisen<br />

unterscheiden sich<br />

oftmals gar nicht so<br />

kategorial von unserem<br />

alltäglichen Verhalten,<br />

sondern nur graduell.<br />

2


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung<br />

• Vor-<br />

bemerkung:<br />

• Konsequenzen einer<br />

dimensionalen<br />

Betrachtungsweise:<br />

• Anregung zur<br />

Selbstreflexion<br />

• Gewisser Schutz vor<br />

Diskriminierung<br />

3


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

• Akzentuierung der<br />

psychoanalytischen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong>, aber auch<br />

Berücksichtigung von<br />

lerntheoretischen,<br />

mitunter auch<br />

systemischen<br />

ätiologischen Konzepten.<br />

4


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

• Andere Modelle der<br />

Psychotherapie, , wie z. B. die<br />

Gestalttherapie, die<br />

Gesprächspsychotherapie, das<br />

Psychodrama, haben bislang<br />

keine annähernd so<br />

differenzierten Konzepte zur<br />

Ätiologie psychischer<br />

Störungen vorlegen können.<br />

5


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

• Die Verhaltenstherapie hat<br />

ursprünglich bekannte<br />

Veränderungsmechanismen,<br />

wie z. B. Konditionierungen<br />

oder Imitationslernen, als<br />

Ursachen für auffälliges<br />

Erleben <strong>und</strong> Verhalten<br />

angenommen.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

• In der Verhaltenstherapie ist<br />

zunächst das frühere S-O-R-S<br />

Schema erweitert worden um<br />

zwei weitere Aspekte:<br />

S-O-R-K-C, wobei (K) die<br />

Kontingenz, mit der nachfolgen-<br />

de, , verstärkende oder bestra-<br />

fende Konsequenzen (C) einem<br />

Verhalten (R) folgen, bezeichnet.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

• Diese „Verhaltensgleichung“<br />

forderte die<br />

Verhaltenstherapeuten auf,<br />

systematisch zwischen<br />

Entstehungs- <strong>und</strong><br />

aufrechterhaltenden<br />

Bedingungen bei dem<br />

Problemverhalten zu<br />

unterscheiden.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

• „Die wichtigsten<br />

Weiterentwicklungen der<br />

Verhaltenstherapie resultieren<br />

aus dem Versuch, … auch<br />

Kognitionen als<br />

verhaltenssteuernde Variablen<br />

zu betrachten.“ (D. Schulte,<br />

1999, S. 54)<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

• D. Schulte (1999, S. 54) stellt<br />

fest: „Er (der praktisch tätige<br />

Therapeut) soll nicht erklären,<br />

sondern Veränderungen in<br />

Gang setzen - … . Erklärung<br />

ist nur insoweit erforderlich<br />

<strong>und</strong> gerechtfertigt (!), als sie<br />

für die Therapieplanung <strong>und</strong><br />

–durchführung<br />

hilfreich ist.“<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

• In jüngster Zeit hat die moderne<br />

Verhaltenstherapie die ursprüng-<br />

lich linearen Verhaltensgleichun-<br />

gen dynamisiert, hat Rückkopp-<br />

lungsschleifen einbezogen <strong>und</strong> es<br />

ist eine prozeßorientierte Be-<br />

trachtungsweise mit mehrfachen<br />

Interdependenzen an die Stelle der<br />

früheren linearen Verhaltens-<br />

gleichungen getreten. (vgl. Reinecker,<br />

1999, S. 108 ff)<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Überblick :<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

• Freuds Entdeckung, daß „normale<br />

wie pathologische Vorgänge<br />

denselben Regeln folgen“ (Freud,<br />

1913a, GW VIII, S. 392)<br />

• Der Übergang von<br />

psychischer Ges<strong>und</strong>heit zu<br />

psychischer Krankheit ist<br />

fließend.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

• Die Abgrenzung zwischen<br />

psychischer Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Krankheit kann prekär werden<br />

in Grenzbereichen.<br />

• Neben dem Symptomver-<br />

halten muß der situative<br />

Kontext, , in dem dieses<br />

Verhalten auftritt,<br />

berücksichtigt werden.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Neben dem situativen<br />

Kontext sind<br />

selbstverständlich der<br />

spezifische kulturelle <strong>und</strong> evtl.<br />

subkulturelle Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> – darüber hinaus – der<br />

historisch-gesellschaftliche<br />

Kontext von eminenter<br />

Bedeutung.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Da jede Bestimmung dessen,<br />

was in einer Sozietät als<br />

psychische Störung gilt, auf -<br />

mehr oder weniger bewußten<br />

– gesellschaftlichen<br />

Wertungen beruht, kann es<br />

keine wertfreie, neutrale,<br />

theoriefreie Definition von<br />

Neurose geben.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• „Neurosen sind mißlungene<br />

Verarbeitungs- <strong>und</strong> Lösungs-<br />

versuche unbewußter, , in ihrer<br />

Genese infantiler Konflikte, die<br />

durch eine auslösende Situation<br />

reaktiviert wurden.“<br />

• „Neurosen sind Lösungsversuche<br />

von unbewußten Triebimpuls-<br />

Abwehr-Konflikten mit<br />

intraindividuell unteroptimalem<br />

Ausgang.“<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• „Neurotisches Verhalten ist ( a )<br />

erlernt <strong>und</strong> ( b )fehlangepaßt)<br />

fehlangepaßt. . Die<br />

Ausbildung bedingter Reflexe ist<br />

an der Entstehung der<br />

überwiegenden Mehrheit<br />

neurotischer Erscheinungen<br />

beteiligt.“<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Abgrenzung zu den somatischen<br />

<strong>und</strong> psychosomatischen<br />

Störungen: Es handelt sich bei<br />

Neurosen um psychische<br />

Störungen der Erlebnis-<br />

verarbeitung bzw. einer erlernten<br />

Fehlanpassung, die keine<br />

nachweisbaren organisch-<br />

somatischen Ursachen haben.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Im Unterschied zu den<br />

Psychosen – dies wäre ein<br />

weiteres allgemeines<br />

Definitionsmerkmal – ist bei den<br />

neurotischen Störungen die<br />

Realitätsprüfung voll intakt <strong>und</strong><br />

die neurotisch kranken Menschen<br />

verfügen in der Regel über eine<br />

erhebliche Einsichtsfähigkeit.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

• Übereinstim-<br />

mende<br />

Elemente in<br />

der Neurosen-<br />

definition<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• „Neurosen sind überwiegend<br />

psychogen <strong>und</strong> nur zu einem<br />

geringeren Teil somatogen<br />

bedingt.<br />

• Die pathologische Abweichung<br />

von der Norm läßt sich eher als<br />

quantitative, denn als qualitative<br />

beschreiben.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 1. Sitzung :<br />

• Definitionen:<br />

• Übereinstim-<br />

mende<br />

Elemente in<br />

der Neurosen-<br />

definition<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• In der Regel ist die soziale<br />

Einordnung erhalten <strong>und</strong> der<br />

Verlauf nicht so destruierend wie<br />

bei den Psychosen.<br />

• Die gegenwärtigen Störungen<br />

stehen mit dem gestörten<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong><br />

Lernprozessen der<br />

Lebensgeschichte in einem<br />

kausalen Zusammenhang.“ “ H.H.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung : • Auslösende Situation (Freud:<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Modell<br />

des<br />

aktualisierten<br />

Entwicklungs<br />

konflikts<br />

„Versuchungs- <strong>und</strong> Versagungssituation“)<br />

• ⇒ aktueller Konflikt ⇒ Angst<br />

(oder andere unlustvolle Affekte)<br />

⇒<br />

Regression ⇒ Reaktualisierung<br />

von infantilen Konflikten<br />

⇒<br />

Verstärkung der Konfliktspannung<br />

(Angst) ⇒ Abwehr<br />

⇒<br />

Mißlingen der Verdrängung ⇒<br />

Kompromißbildung zwischen den<br />

einzelnen Konfliktanteilen<br />

⇒<br />

Symptombildung<br />

23


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung : • Auslösende Situation (Freud:<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Modell<br />

des<br />

aktualisierten<br />

Entwicklungs<br />

konflikts<br />

„Versuchungs- <strong>und</strong> Versagungssituation“)<br />

• ⇒ aktueller Konflikt ⇒ Angst<br />

(oder andere unlustvolle Affekte)<br />

⇒<br />

Regression ⇒ Reaktualisierung<br />

von infantilen Konflikten<br />

⇒<br />

Verstärkung der Konfliktspannung<br />

(Angst) ⇒ Abwehr<br />

⇒<br />

Mißlingen der Verdrängung ⇒<br />

Kompromißbildung zwischen den<br />

einzelnen Konfliktanteilen<br />

⇒<br />

Symptombildung<br />

24


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Modell<br />

des<br />

aktualisierten<br />

Entwicklungs<br />

konflikts<br />

• Das Symptom stellt einerseits eine in<br />

jeder Hinsicht unzureichende<br />

Lösung dar, andererseits „die jeweils<br />

beste Organisationsform eines<br />

psychischen Konfliktes“, „die dem<br />

Kranken zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt unter seinen gegebenen<br />

inneren <strong>und</strong> äußeren Bedingungen<br />

möglich ist“.<br />

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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung : • Als Entwicklungstrauma bezeichnen wir<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Trauma -<br />

Modell<br />

eine schwere <strong>und</strong> massiv belastende, in der<br />

Regel soziale Einwirkung. In der Praxis<br />

handelt es sich meist um realen sexuellen<br />

Missbrauch (…)(<br />

) oder um aggressive<br />

Misshandlung (oder Vernachlässigung).<br />

Gesamtpopulation einer<br />

psychosomatischen Klinik (n=407): 10 %<br />

sexueller Missbrauch, 25% aggressive<br />

Misshandlung; fast alle Betroffenen hätten h<br />

zusätzlich eine gestörte emotionale<br />

Beziehung zu beiden Eltern beschrieben.<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Worin liegt die eigentlich pathogene<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Trauma -<br />

Modell<br />

Wirkung solcher traumatischer Ereignisse?<br />

• 1. „sich wiederholendes Ausgeliefertsein an<br />

einen Zustand gewaltsam erzwungener<br />

Ohnmacht, in dem es keine Hoffnung auf<br />

Entrinnen oder auf nicht stattfindende<br />

Wiederholung gibt.“<br />

• 2. „die<br />

traumatisierende Bedeutung der<br />

verführerischen<br />

Überstimulierung<br />

(„overstimulation“, Shengold). Diese führt f<br />

durch die nicht kontrollierbare, überflu-<br />

tende Sexualisierung im Kind zu einem<br />

massiven Erlebnis von Überwältigung,<br />

27<br />

…“.


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Worin liegt die eigentlich pathogene<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Trauma -<br />

Modell<br />

Wirkung solcher traumatischer Ereignisse?<br />

• 3. „regelhafte Kombination mehrerer<br />

belastender Bedingungen“, , wodurch die<br />

Chancen für f r gleichzeitige kompensierende<br />

(protektive)) Faktoren, welche die<br />

Erlebnisverarbeitung verbessern könnten, k<br />

sinken.<br />

• 4. Zusätzlich kann sich „das<br />

Zusammenwirken von kindlichen<br />

Phantasien <strong>und</strong> deren Realisierung durch<br />

grenzenverletzende Handlungen anderer“<br />

pathogen auswirken.<br />

28


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Worin liegt die eigentlich pathogene<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Trauma -<br />

Modell<br />

Wirkung solcher traumatischer Ereignisse?<br />

• 5. „anhaltende Schuldgefühle, hle, die dem<br />

Opfer des Traumas im Erwachsenenalter<br />

Verursachung oder Mitverursachung<br />

seines Schicksals vorwerfen<br />

(Identifizierung mit dem Aggressor)“<br />

• 6. „die Verwirrung des Wirklichkeitssinnes<br />

(Ist das wirklich passiert oder habe ich es<br />

mir nur eingebildet, wie die anderen<br />

sagen?)“<br />

(aus: Hoffmann, Hochapfel, 2004, S. 64 – 67)<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Hoffman u. Hochapfel betonen,<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Modell<br />

der verfehlten<br />

Lernvorgänge<br />

Hoffman u. Hochapfel betonen, „daß die<br />

Gesetzmäß<br />

äßigkeiten des Lernens sich<br />

besonders zur Beschreibung der Erhaltung<br />

von Symptomen eignen. ... Was oben als<br />

sek<strong>und</strong>ärer Krankheitsgewinn beschrieben<br />

wurde, wird ausgezeichnet mit dem<br />

Prinzip der sozialen Verstärkung<br />

rkung erfaßt<br />

(social<br />

reinforcement). ... Man wird die<br />

Chronifizierung mancher Neurosen auf<br />

diese Weise zufriedenstellend“ erklären<br />

ren<br />

können. (S. 68) (aus: Hoffmann, Hochapfel, 2004,<br />

S. 64 – 67)<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1. Sitzung :<br />

• Nicht selten kommt es also dazu,<br />

• Modelle zur<br />

Pathogenese von<br />

neurotischer<br />

Symptomatik:<br />

• Das Modell<br />

der verfehlten<br />

Lernvorgänge<br />

Nicht selten kommt es also dazu, „daß ein<br />

Symptom sich im Laufe der Zeit<br />

gegenüber den ursprünglich<br />

hervorbringenden Konfliktbedingungen<br />

verselbständigt, sich von ihnen gleichsam<br />

abkoppelt. ... Zur Konfliktgeschichte tritt<br />

eine Lerngeschichte hinzu.“<br />

• Kurzformel:<br />

• Lerngeschichte ⇒ verfehlte<br />

Lernvorgänge<br />

nge ⇒ Symptom (⇒(<br />

symptomerhaltende Lernvorgänge<br />

nge ⇒<br />

Symptomchronifizierung)<br />

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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

• Freud stellte 1923 fest:<br />

„Wir erkennen, daß das<br />

Ubw nicht mit dem<br />

Verdrängten zusammen<br />

fällt; es bleibt wichtig, daß<br />

alles Verdrängte ubw ist,<br />

aber nicht alles Ubw ist<br />

verdrängt.“<br />

32


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

• Das Unbewußte aus der Sicht der<br />

Objektbeziehungstheorien:<br />

• „Aus den verdrängten Triebwünschen,<br />

die in Freuds (1923) Strukturtheorie im<br />

Es lokalisiert wurden, werden bei<br />

Kernberg Objektbeziehungsrepräsen-<br />

tanzen, , die mit Affekten einhergehen.<br />

Der unbewußte innerpsychische<br />

Konflikt geschieht jetzt nicht mehr<br />

zwischen Triebimpulsen <strong>und</strong><br />

Abwehrmaßnahmen, sondern zwischen<br />

Beziehungserfahrungen (…).“ (Mertens,<br />

2008, S. 124)<br />

33


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

• Das Unbewußte aus der Sicht der<br />

Objektbeziehungstheorien:<br />

• „Triebwünsche werden von Kernberg als<br />

affektive Motivationen betrachtet; die in den<br />

Beziehungserfahrungen gespeicherten<br />

affektiven Erinnerungen (z.B. das Erleben von<br />

Lust, Wohlgefühl, Vitalisierung, Neugier im<br />

Fall von befriedigenden Objektbeziehungen)<br />

sind die treibende Kraft, nach ähnlichen<br />

Erfahrungen in der Gegenwart zu suchen.<br />

Triebe manifestieren sich somit als libidinöse<br />

oder aggressive Affekte.“ (Mertens, 2008, S. 124)<br />

34


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

• Das Unbewußte aus der Sicht der<br />

Objektbeziehungstheorien:<br />

• „Das Unbewußte wird aus all den<br />

Objektbeziehungserfahrungen gebildet, welche<br />

nicht bewußt werden durften, weil die<br />

elterlichen Reaktionen auf diese Erfahrungen<br />

zu starke Unlust <strong>und</strong> Angst erzeugt haben. …<br />

Im Unbewußten sind auf jeden Fall diese<br />

Selbst-Objekt<br />

Objekt-Beziehungsrepräsentanzen<br />

gespeichert <strong>und</strong> die unbefriedigenden<br />

traumatischen Erfahrungen üben einen<br />

dynamischen Einfluß auf die Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung gegenwärtiger Beziehungen<br />

aus.“ (Mertens, 2008, S. 124)<br />

35


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

• Die Unterscheidung von<br />

Vergangenheitsunbewußtem <strong>und</strong><br />

Gegenwartsunbewußtem (1):<br />

• „Während das Vergangenheits-Unbewußte<br />

durch eine tiefe, bereits in der Kindheit<br />

gr<strong>und</strong>gelegte Verdrängungsschranke vom<br />

Bewußtsein abgetrennt ist, verhindern Scham-<br />

<strong>und</strong> Schuldgefühle, die in der Hier-<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong>-Jetzt-<br />

Interaktion mit dem Analytiker entstehen, das<br />

Bewußtwerden von Inhalten des Gegenwarts-<br />

Unbewußten, , das eher aus Phantasien des<br />

Adoleszenten <strong>und</strong> des Erwachsenen gebildet<br />

wird.“ (Mertens, 2008, S. 125)<br />

36


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

• Die Unterscheidung von<br />

Vergangenheitsunbewußtem <strong>und</strong><br />

Gegenwartsunbewußtem (2):<br />

• Nach Sandler <strong>und</strong> Sandler (1984)<br />

besteht das Vergangenheits-<br />

Unbewußte „zum größten Teil aus<br />

nichtdeklarativen, , impliziten Wissens-<br />

<strong>und</strong> Fühlelementen, die so etwas wie<br />

eine nichtbewußte Schablone für alle<br />

späteren Gedächtnisinhalte bilden (…).<br />

(Mertens, 2008, S. 125)<br />

37


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

• Die Unterscheidung von<br />

Vergangenheits-Unbewußtem<br />

<strong>und</strong><br />

Gegenwarts-Unbewußtem<br />

(3):<br />

• Das Gegenwarts-Unbewußte<br />

Unbewußte, , das<br />

überwiegend von deklarativen<br />

autobiographischen Gedächtniselementen<br />

gebildet wird, konstituiert sich im Hier<br />

<strong>und</strong> Jetzt einer Interaktion <strong>und</strong><br />

Kommunikation immer wieder aufs Neue,<br />

wobei es aber einen Teil seiner<br />

Sozialisierung aus dem Vergangenheits-<br />

Unbewußten erfährt (Mertens, 2008, S. 125)<br />

38


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Die Unterscheidung von<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

Die Unterscheidung von Vergangenheits-<br />

Unbewußtem <strong>und</strong> Gegenwarts-Unbewußtem<br />

(4):<br />

• „Verdrängte Wünsche <strong>und</strong> Phantasien eines<br />

erwachsenen Menschen werden also nicht im<br />

Vergangenheits-Unbewußten<br />

in unveränderter<br />

Form aufbewahrt (…), sondern entstehen im<br />

Gegenwarts-Unbewußten<br />

Unbewußten, , sind aber dennoch in<br />

ihren intrapsychischen <strong>und</strong> interaktionellen<br />

Eigentümlichkeiten von den im Vergangenheits-<br />

Unbewußten gr<strong>und</strong>gelegten Erfahrungsmustern<br />

abhängig. Unbewußte konflikthafte Phantasien,<br />

…“ (Mertens, 2008, S. 125)<br />

39


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Die Unterscheidung von<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

Die Unterscheidung von Vergangenheits-<br />

Unbewußtem <strong>und</strong> Gegenwarts-Unbewußtem<br />

(5):<br />

• „Unbewusste konflikthafte Phantasien, die von Klinikern<br />

erschlossen <strong>und</strong> rekonstruiert werden, sind demnach im<br />

Gegenwarts-Unbewussten anzunehmen. Diese<br />

unbewussten Phantasien des Gegenwarts-Unbewussten<br />

sind mit den unbewussten subjektiven Repräsentationen<br />

der gegenwärtigen Personen – in der analytischen<br />

Situation mit der Person des Analytikers – eng verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> funktionieren auf einem höheren Level unbewusst<br />

kognitiv-emotionaler Abläufe <strong>und</strong> in einem anderen<br />

Gedächtnissystem als das Vergangenheits-Unbewusste.<br />

Dieses kann allerdings mehr oder weniger stark das<br />

Gegenwarts-Unbewusste steuern.“ (Mertens, 2008, S. 125)<br />

40


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Die Unterscheidung von<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

Die Unterscheidung von Vergangenheits-<br />

Unbewußtem <strong>und</strong> Gegenwarts-Unbewußtem<br />

(6):<br />

• „Der ganze Bereich der<br />

Abwehrmechanismen findet ebenfalls im<br />

Gegenwarts-Unbewussten seinen Einsatz,<br />

sowie alle Arten kompensatorischer <strong>und</strong><br />

adaptiver Mechanismen <strong>und</strong> daraus<br />

resultierender Kompromissbildungen.<br />

Deren Ziel besteht in der<br />

Aufrechterhaltung eines inneren<br />

Gleichgewichts, von Gefühlen der<br />

Sicherheit <strong>und</strong> der Integrität des Selbst.“<br />

(Mertens, 2008, S. 125)<br />

41


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Mertens: Merkmale unbewusster Prozesse in<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

verschiedenen psychoanalytischen Denkrichtungen<br />

42


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Mertens: Bewusste <strong>und</strong> unbewusste Vorgänge aus der Sicht<br />

verschiedener methodischer <strong>und</strong> konzeptueller Zugänge<br />

• Neuere<br />

theoretische<br />

Erwägungen<br />

zum Begriff<br />

des<br />

Unbewußten<br />

43


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um eine<br />

Vereinheitlichung der<br />

psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong> der<br />

Kampf um den Begriff der<br />

Neurose<br />

44


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

• Ein erstes einheitliches<br />

Klassifikationsschema in<br />

Wien 1889 erstellt<br />

• „Bis Bis zum Ende des zweiten<br />

Weltkrieges blieben fast alle<br />

nationalen wie internationalen<br />

Versuche, zu einer einheitlichen<br />

Klassifikation psychischer<br />

Störungen zu gelangen,<br />

weitgehend erfolglos.“<br />

45


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

• Bis zum Vorliegen der 9.<br />

Fassung des ICD wurde<br />

massive Kritik geäußert an<br />

den jeweiligen<br />

vorausgehenden<br />

Systematisierungsversuchen<br />

• Kritikpunkte waren:<br />

46


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • die antipsychiatrische Position von<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

Szasz (1960)<br />

• die geringe Zuverlässigkeit<br />

psychiatrischer Diagnosen<br />

• die soziale Stigmatisierungswirkung<br />

von psychiatrischen Diagnosen<br />

• die kategoriale Klassifikation,<br />

stattdessen Plädoyer für eine typolo-<br />

gische <strong>und</strong> dimensionale Systematik<br />

• ein Ethnozentrismus: : einseitig würden<br />

die amerikanischen <strong>und</strong> westeuro-<br />

päischen kulturellen Standards<br />

dominieren<br />

47


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Das bis zum Jahr 1999 noch offiziell<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

gültige ICD 9 hat sich als<br />

internationales Klassifikationssystem<br />

schon beachtlich durchsetzen können.<br />

• In den Formulierungen fand vor allem<br />

der Einfluß biologisch <strong>und</strong><br />

psychoanalytisch orientierter<br />

Psychiater seinen Niederschlag.<br />

• Das ICD 9 blieb noch dem medizi-<br />

nischen Krankheitsmodell verpflichtet<br />

(Ätiologie, Pathogenese, , Symptom,<br />

Diagnose, Prognose, Therapie).<br />

48


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

• Neue Klassifikationssysteme:<br />

• Das DSM IV: Diagnostic and Statistic<br />

Manual of Mental Disorders. . (2000)<br />

(American Psychiatric Association,<br />

APA)<br />

• Das ICD 10, , Kapitel V, (F):(<br />

Internationale Klassifikation<br />

psychischer Störungen (International<br />

Classification of Diseases, Chapter V<br />

(F): Mental and behavioural Disorders)<br />

(Dilling<br />

et al., 1991. 1993)<br />

49


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Das DSM IV<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

Das DSM IV: : Seit 2003 liegt das DSM IV in der<br />

Fassung als Textrevision (TR) , die von Saß,<br />

Wittchen, Zaudig <strong>und</strong> Houben besorgt wurde,<br />

vor.<br />

• Fast alle Störungen, die in den Katalog der ICD<br />

10 aufgenommen worden sind, sind auch im<br />

DSM IV - TR aufgeführt.<br />

• Für die DSM IV besitzen forschungsorientierte<br />

Gesichtspunkte stärkeres Gewicht, was sich u.<br />

a. darin ausdrückt, daß die beschreibenden<br />

Texte in der ICD 10 „kürzer <strong>und</strong> weniger<br />

kategorisch sind“. An die Stelle von Formulierungen<br />

in der ICD 10 wie …normalerweise … oder: … sollten<br />

vorhanden sein … treten in dem DSM IV: … müssen …<br />

oder … sind erforderlich …<br />

50


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

• Beide Systeme – das DSM IV <strong>und</strong><br />

das aktuell gültige ICD 10 –<br />

„vermeintlich atheoretische<br />

Klassifikationen psychischer<br />

Störungen“ (Kernberg) –<br />

möchten sich an rein<br />

phänomenologischen Kriterien<br />

orientieren, frei von<br />

ätiopathogenetischen<br />

Implikationen.<br />

51


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Es gibt weltweit eine Tendenz, die<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

„Neurose“ nicht mehr als eine quasi<br />

nosologische Entität zu behandeln,<br />

sondern in verschiedene<br />

Verhaltensdimensionen aufzulösen.<br />

• Ein solches Vorgehen ist weder<br />

theoretisch noch therapeutisch neutral,<br />

es hat zahlreiche Konsequenzen,<br />

sowohl positive wie negative.<br />

52


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Die präzisere Beschreibung der<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

psychischen Störungen hat die<br />

Diagnostik verläßlicher gemacht <strong>und</strong><br />

zu bedeutenden Fortschritten in der<br />

Forschung beigetragen.<br />

• Die Akzentuierung des Deskriptiven<br />

bringt die Gefahr mit sich, die Frage zu<br />

vernachlässigen, worunter der Patient<br />

wirklich leidet bzw. welche<br />

psychischen Probleme evtl. hinter der<br />

vom Patienten geklagten Symptomatik<br />

noch stehen könnten.<br />

53


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Es ist den Herausgebern der deutschen<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

Textrevision des DSM IV allerdings zugute zu<br />

halten, daß sie selbstkritisch die „Konzen„<br />

Konzen-<br />

tration auf einen deskriptiven, verhaltensorien-<br />

tierten Ansatz“ problematisieren, „der weit-<br />

gehend stark interpretationsbedürftige <strong>und</strong><br />

theoriebezogene Begrifflichkeiten in der<br />

Definition von Zeichen <strong>und</strong> Symptomen<br />

vermeidet“ (DSM IV – TR, S. XXI) Es sei zwar<br />

davon auszugehen, daß bei diesem Vorgehen<br />

„zunächst die klinische Beurteilerreliabilität“<br />

sich erhöhe, , doch gehe damit auch einher die<br />

Gefahr einer Hypostasierung von beobachtbare<br />

Zeichen <strong>und</strong> der Unterschätzung des<br />

Empfindens der zu beurteilenden Person.<br />

54


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Unklar <strong>und</strong> ungeregelt bleibe, „wie der Kliniker<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

zu seiner Beurteilung kommt. Welches Gewicht<br />

gibt er der subjektiv-verbalen verbalen Ebene (d.h.<br />

subjektiven Erlebnissymptomen)? Welche<br />

dieser Erlebnissymptome übernimmt er direkt,<br />

welche filtert er aufgr<strong>und</strong> bestimmter Kriterien?<br />

Diese Fragen betreffen direkt Validitätsaspekte<br />

sowohl hinsichtlich einzelner Symptome wie<br />

auch der Ableitung einer Diagnose vor allem<br />

bei Störungen, deren Symptomatik wesentlich<br />

im subjektiven Bereich bleibt.<br />

• Im übrigen bringt in vielen Fällen die<br />

zusätzliche Forschung mit verhaltensorien-<br />

tierten desriptiven Kriterien kaum noch<br />

Erkenntnisgewinn, …“. (a.a.O(<br />

a.a.O., ., S. XXI)<br />

55


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Das multiaxiale System des DSM IV<br />

• Exkurs:<br />

• Internationale<br />

Bemühungen um<br />

eine<br />

Vereinheitlichung<br />

der psychiatrischen<br />

Klassifikation <strong>und</strong><br />

der Kampf um den<br />

Begriff der Neurose<br />

• Achse I enthält <strong>Klinische</strong> Störungen, Entwick-<br />

lungsstörungen <strong>und</strong> andere klinisch relevante<br />

Probleme.<br />

• Achse II soll Geistige Behinderungen <strong>und</strong><br />

Persönlichkeitsstörungen abbilden.<br />

• Auf Achse III werden medizinische<br />

Krankheiten aus anderen Kapiteln der ICD-10<br />

codiert.<br />

• Auf Achse IV werden psychosoziale <strong>und</strong><br />

Umgebungsprobleme berücksichtigt.<br />

• Auf Achse V soll eine Gesamtbeurteilung des<br />

psychosozialen Funktionsniveaus auf einer<br />

GAF-Skala<br />

Skala, , die jetzt bis 100 reicht,<br />

vorgenommen werden. (a.a.O(<br />

a.a.O., ., S. XIII)<br />

56


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung<br />

nach<br />

Hoffmann /<br />

Hochapfel<br />

(2004):<br />

• Psychogene Störungen mit<br />

körperlicher Symptomatik<br />

• Psychogene Störungen mit<br />

(vorwiegend) psychischer<br />

Symptomatik<br />

• Charakterneurosen <strong>und</strong><br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

• Konfliktreaktionen<br />

57


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Es werden<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

körperlicher<br />

Symptomatik<br />

Es werden 3 Untergruppen<br />

unterschieden:<br />

• Psychosomatischer Erkrankungen im<br />

engeren Sinne (G.(<br />

Engel: Psychosomato-<br />

sen; ; heute genannt: „Organkrankheiten<br />

mit psychosozialer Komponente“)<br />

• Funktionelle Störungen (heute<br />

genannt: „somatoforme„<br />

autonome<br />

Funktionsstörungen) <strong>und</strong><br />

• Konversionsstörungen/dissoziative<br />

Störungen der Bewegung <strong>und</strong> der<br />

Sinnesempfindungen<br />

58


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

körperlicher<br />

Symptomatik<br />

Die Psychosomatosen werden von<br />

• Die<br />

werden von<br />

Uexküll definiert als Folgezustände<br />

langandauernder vegetativer<br />

Spannungen. In der Folge ständiger<br />

„Als-ob-Reaktionen““ (Furcht,<br />

Aggression) – Uexküll redet deshalb<br />

treffend von<br />

„Bereitstellungserkrankungen“ –<br />

kommt es zu organpathologischen<br />

bzw. –destruktiven Veränderungen.<br />

59


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

körperlicher<br />

Symptomatik<br />

• Die Psycho-<br />

somatosen<br />

• Die sogenannten „holy<br />

seven“:<br />

• Asthma bronchiale,<br />

• Ulcus pepticum ventriculi et duodeni,<br />

• Colitis ulcerosa,<br />

• essentielle Hypertonie,<br />

• rheumatoide Arthritis (primär<br />

chronische Polyarthritis),<br />

• das atopische Exzem (Neurodermitis)<br />

• <strong>und</strong> die Hyperthyreose.<br />

60


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung : • Nach Auffassung von Hoffmann <strong>und</strong><br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

körperlicher<br />

Symptomatik<br />

• Die Psycho-<br />

somatosen<br />

Hochapfel (2004) müßten den „holy„<br />

seven“ “ weitere Erkrankungen an die<br />

Seite gestellt werden, die ähnliche<br />

seelisch-körperliche Wechselwirkungen<br />

aufweisen, z. B.:<br />

• Die koronaren Herzerkrankungen<br />

• Chronische Entzündungskrankheiten,<br />

wie<br />

• die Multiple Sklerose,<br />

• Morbus Crohn <strong>und</strong><br />

• abakterielle Prostatitis<br />

61


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

körperlicher<br />

Symptomatik<br />

• Die<br />

funktionellen<br />

Störungen<br />

• Die funktionellen Störungen<br />

betreffen:<br />

• das Herz-Kreislaufsystem (z. B.<br />

Tachykardie)<br />

• das Atmungssystem (z. B.<br />

Hyperventilation),<br />

• den Magen-Darm<br />

Darm-Trakt (z. B.<br />

Obstipation),<br />

• die Harn- <strong>und</strong> Geschlechtsorgane (z. B.<br />

die sog. sexuellen Funktionsstörungen)<br />

62


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 2. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Die Symptome beziehen sich dabei vor<br />

allem auf sensorische oder motorische<br />

Störungen (psychogene Blindheit oder<br />

Taubheit, Lähmungen, Mißempfin-<br />

dungen, , Schmerzen), die einen direkt<br />

symbolischen Ausdrucksgehalt haben,<br />

also sek<strong>und</strong>äre Somatisierungen sind.<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

körperlicher<br />

Symptomatik<br />

• Die<br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

• Konversionsneurosen bringen<br />

neurotische Konflikte auf<br />

somatischer Ebene zum<br />

Ausdruck.<br />

63


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

vorwiegend<br />

psychischer<br />

Symptomatik<br />

• Die Psychoneurosen<br />

• Die Hysterie<br />

• Die Phobien<br />

• Die Zwangsneurosen<br />

• Die neurotische Depression<br />

• Die Angstneurose<br />

• Das Depersonalisations- <strong>und</strong><br />

Derealisationssyndrom<br />

64


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

vorwiegend<br />

psychischer<br />

Symptomatik<br />

• Die „ich-strukturellen<br />

Störungen“ (Fürstenau)<br />

(unscharfe Kategorie)<br />

• Süchte<br />

• Perversionen<br />

• Delinquenz<br />

• Schwere Persönlichkeitsstörungen<br />

65


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

vorwiegend<br />

psychischer<br />

Symptomatik<br />

• Die Persönlichkeitsstörungen<br />

einschl. der<br />

Charakterneurosen<br />

• Frühere nosologische Beschreibungen<br />

betrafen:<br />

• Den hysterischen Charakter<br />

• Den zwanghaften Charakter<br />

• Den depressiven Charakter<br />

• Den schizoiden Charakter<br />

66


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

vorwiegend<br />

psychischer<br />

Symptomatik<br />

• Die Persönlichkeitsstörungen<br />

einschl. der<br />

Charakterneurosen<br />

• Heute ist die Kategorie der Charakter-<br />

neurosen weitgehend ersetzt durch die<br />

der Persönlichkeitsstörungen, z. B:<br />

• Die histrionische<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

• Die anankastische<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

• Die depressiv-masochistische<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

67


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Psychogene<br />

Störungen mit<br />

vorwiegend<br />

psychischer<br />

Symptomatik<br />

• Die Persönlichkeitsstörungen<br />

einschl. der<br />

Charakterneurosen<br />

• Darüber hinaus gehört hierzu das<br />

große Gebiet der sog. schweren<br />

Persönlichkeitsstörungen, , die u. a.<br />

• die narzißtische<br />

Persönlichkeitsstörung,<br />

• die Borderline-Störung<br />

Störung,<br />

• die schizoide Persönlichkeitsstörung<br />

umfaßt.<br />

68


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung : • Es handelt sich um<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

Es handelt sich um erlebnisreaktive<br />

Störungen mit psychischer <strong>und</strong><br />

körperlicher Symptomatik.<br />

• Zu den Symptomen der<br />

„posttraumatischen<br />

Belastungs-<br />

störung“ “ gehören das wiederholte<br />

Erleben des Traumas in sich<br />

aufdrängenden Erinnerungen<br />

(„flashbacks<br />

flashbacks“ “ bzw. Nachhallerinnerun-<br />

gen), Albträume, emotionale<br />

Stumpfheit, vegetative Übererregtheit<br />

mit Vigilanzsteigerung usw.<br />

• Konflikt-<br />

reaktionen<br />

69


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Die Art der jeweiligen<br />

Reaktion auf die<br />

Traumatisierung kann zwar<br />

durch eine neurotische<br />

Struktur mit beeinflußt<br />

werden, diese ist jedoch<br />

weder nötig noch aus-<br />

reichend, , um das Auftreten<br />

der Störung zu erklären.<br />

• Konflikt-<br />

reaktionen<br />

70


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung :<br />

• Allgemeine<br />

Einteilung:<br />

• Konflikt-<br />

reaktionen<br />

• In leichten Fällen kann die<br />

differentialdiagnostische<br />

Abgrenzung gegenüber der<br />

normalen Trauerreaktion<br />

schwierig sein, in schweren<br />

Fällen ist die Unterscheidung<br />

von der Neurose <strong>und</strong> der<br />

Persönlichkeitsstörung nicht<br />

einfach.<br />

71


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung :<br />

• Vom Sinn<br />

der<br />

Symptome<br />

• Nach psychoanalytischer<br />

Auffassung verweist das<br />

Symptom auf den gesamten<br />

Lebenszusammenhang,<br />

Krankheits- <strong>und</strong><br />

Lebensgeschichte sind nicht<br />

isoliert voneinander, sondern<br />

nur in ihrer wechselseitigen<br />

Verschränkung zu verstehen.<br />

72


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 3. Sitzung : • Die Neurose ist demnach ein<br />

• Vom Sinn<br />

der<br />

Symptome<br />

mißlingender Versuch der Bewältigung<br />

bestimmter, nämlich phasen- bzw.<br />

entwicklungsspezifischer Konflikte.<br />

• Die neurotische Störung eines<br />

Menschen sagt etwas aus über die<br />

Gesamtentwicklung eines Menschen,<br />

in jedes Symptom ist gewissermaßen<br />

eine ganze, hochkomplexe<br />

Beziehungs-, , Geschlechts- <strong>und</strong><br />

Triebgeschichte eingelassen.<br />

73


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• A) In seiner ersten Arbeit über die<br />

Hysterie lehnte sich Freud noch<br />

stark an die Heriditätsauffassung<br />

von Charcot an <strong>und</strong> wies<br />

Traumen, Kummer, Gemüts-<br />

bewegungen nur den Rang von<br />

„Gelegenheitsursachen“ zu,<br />

durch die eine bisher unbemerkte<br />

psychische Disposition geweckt<br />

werden könnte.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

74


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• B) In Freud´s weiteren<br />

Arbeiten aus den Jahren 1892<br />

/ 93 <strong>und</strong> 1895 (Studien über<br />

Hysterie) tritt die Bedeutung<br />

krankhafter Erbfaktoren<br />

zurück gegenüber der Prä-<br />

ponderanz von psychischen<br />

Belastungen für „die Er-<br />

werbung von Neuropathien“.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

75


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• C) Breuer´s Konzept der<br />

Hypnoid-Hysterie<br />

Hysterie: : Die<br />

hypnoiden Zustände der<br />

Anna O. hätten den „Boden<br />

geschaffen“, auf dem sich die<br />

traumatischen Erfahrungen,<br />

„der Angst- <strong>und</strong> Erwar-<br />

tungsaffect sich festsetzte“.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

(Studien über Hysterie, S. 33)<br />

76


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

C) Breuers Erklärungsmodell der<br />

Hypnoidhysterie bedeutete, daß<br />

der Entstehung dieser Art von<br />

Störungen ein hypnoseähnlicher<br />

Zustand zugr<strong>und</strong>e liegt. Ein<br />

solcher Gemütszustand ist<br />

sozusagen der Boden, auf den<br />

bestimmte traumatische<br />

Erfahrungen fallen.<br />

• C)<br />

77


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

• D) Freud´s Konzept der<br />

Abwehrhysterie:<br />

• Nicht der hypnoide Zustand<br />

verursache die Dissoziation von<br />

Erinnerungen an ein traumatisches<br />

Ereignis, sondern „weil es sich um<br />

Dinge handelte, die der Kranke<br />

vergessen wollte, die er darum<br />

absichtlich aus seinem bewussten<br />

Denken verdrängte, hemmte <strong>und</strong><br />

unterdrückte.“<br />

78


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

D) Freud´s Konzept der<br />

Abwehrhysterie:<br />

• D)<br />

• In zunehmender Abgrenzung zu<br />

Breuer entwickelte Freud eine<br />

mehr <strong>und</strong> mehr psychologische<br />

Theorie, eine Verdrängungs- <strong>und</strong><br />

Abwehrtheorie der Hysterie <strong>und</strong><br />

später der Neurose überhaupt.<br />

79


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

• D) Freud´s Konzept der<br />

Abwehrhysterie:<br />

• Die Konzepte der „peinlichen<br />

Kontrastvorstellung“ <strong>und</strong> des<br />

„Gegenwillens“, mit denen Freud auch<br />

in Fällen aus den „Studien über<br />

Hysterie“ (Emmy v. N. <strong>und</strong> Elisabeth<br />

v. R.) gearbeitet hat, gelten als Vorstufe<br />

der späteren Verdrängungstheorie.<br />

80


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

• D) Freud´s Konzept der<br />

Abwehrhysterie:<br />

• Denn der ätiologische Gr<strong>und</strong>gedanke<br />

ist der einer Verdrängung unliebsamer<br />

<strong>und</strong> konflikthaft erlebter Vorstellungen.<br />

• Hier sind die Gr<strong>und</strong>lagen für die<br />

Konzeptionalisierung des unbewußten<br />

Konflikts, wenn nicht für das<br />

Unbewußte überhaupt gelegt worden.<br />

81


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

E) Die Verführungstheorie:<br />

• E)<br />

• Von 1895 – 1897 vertretene Annahme,<br />

dass der Hysterie, aber wohl nicht nur<br />

den Hysterien, eine kindliche sexuelle<br />

Verführungssituation zugr<strong>und</strong>e liege.<br />

Traumatisch wirke jedoch nicht die<br />

frühkindliche Erfahrung als solche,<br />

sondern ihr Wiederaufleben als<br />

unbewußte Erinnerung, nachdem der<br />

Betroffene die sexuelle Reife erlangt<br />

habe.<br />

82


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

E) Die Verführungstheorie:<br />

• E)<br />

• Die spezifische Ursache der Hysterie<br />

sei daher die aktuell wirksame, aber<br />

unbewußte Vorstellung passiv erlebter<br />

Verführung.<br />

• Die „Verführungstheorie“ bedeutete<br />

gegenüber den damals geläufigen<br />

Hysterie-Dispositions<br />

Dispositions-Konzepten einen<br />

wesentlichen Fortschritt, weil sie die<br />

Symptomentstehung kausal erklärt.<br />

83


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

E) Die Verführungstheorie:<br />

• E)<br />

• Aufgr<strong>und</strong> der „Einsicht, daß es<br />

im Unbewußten ein<br />

Realitätszeichen nicht gibt, so<br />

daß man die Wahrheit <strong>und</strong> die<br />

mit Affekt besetzte Fiktion nicht<br />

unterscheiden kann“, spricht<br />

Freud seit 1897 der Phantasie<br />

neben der realen Verführung eine<br />

wichtige Rolle in der<br />

Neuroseentstehung zu.<br />

84


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

E) Die Verführungstheorie:<br />

• E)<br />

• Sie besagt im wesentlichen, daß die<br />

passive sexuelle Verführung eines<br />

unschuldigen Kindes in der Kindheit<br />

als „unbewußte Erinnerung“ im<br />

Seelenleben zurückbleibt. Werde diese<br />

Erinnerung nach Eintreten der<br />

sexuellen Reife wiederbelebt, , so<br />

gelange sie zu traumatischer<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> werde zur<br />

spezifischen Ursache der Hysterie.<br />

85


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

E) Die Verführungstheorie:<br />

• E)<br />

• Traumatisch wirke also nicht die<br />

frühkindliche Erfahrung als<br />

solche, sondern ihr<br />

Wiederaufleben als unbewußte<br />

Erinnerung, nachdem der<br />

Betroffene die sexuelle Reife<br />

erlangt habe.<br />

86


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

• E) Die Verführungstheorie:<br />

• Besonders der letzte Punkt<br />

ist von entscheidender<br />

Bedeutung für die gesamte<br />

Neurosen- <strong>und</strong> Abwehrlehre<br />

der Psychoanalyse <strong>und</strong> wird<br />

mit dem Begriff der<br />

Nachträglichkeit<br />

umschrieben.<br />

87


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

• E) Die Verführungstheorie:<br />

• Freud hat die<br />

„Verführungstheorie“ niemals<br />

endgültig aufgegeben.<br />

• Was sich jedoch herausstellte,<br />

war, daß sie in ihrer<br />

ursprünglichen Breite <strong>und</strong><br />

Absolutheit sowie Universalität<br />

nicht mehr zu halten war.<br />

88


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

• E) Die Verführungstheorie:<br />

• Zusammenfassung:<br />

• Freud erkannte etwa seit 1897 die<br />

Phantasie als weiteren Faktor in<br />

der Hysterieentstehung <strong>und</strong><br />

begann an der von seinen<br />

Patienten erzählten <strong>und</strong> an den<br />

von ihm geschlußfolgerten<br />

Verführungsszenen zu zweifeln.<br />

(vgl. Brief an Fliess v. 21.9.1897).<br />

89


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

F) Die Konflikttheorie:<br />

• F)<br />

• Mit der Berücksichtigung der<br />

Phantasie in der<br />

Neurosenätiologie war ein<br />

entscheidender Schritt zu einer<br />

Weiterentwicklung sowohl der<br />

Behandlungstechnik als auch der<br />

Konzeption des Triebes <strong>und</strong> der<br />

(infantilen) psychosexuellen<br />

Entwicklung getan.<br />

90


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

F) Die Konflikttheorie:<br />

• F)<br />

• Nur mit der Relativierung der<br />

Verführungsannahme konnten<br />

Konzepte wie das der „unbewußten<br />

Phantasien“, von „Trauma <strong>und</strong><br />

Konflikt“ <strong>und</strong> der „psychischen<br />

Realität“ sowie schließlich das der<br />

frühkindlichen Sexualität in den<br />

Mittelpunkt rücken.<br />

91


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

F) Die Konflikttheorie:<br />

• F)<br />

• Psychoanalyse ist immer eine<br />

Konfliktpsychologie.<br />

• Die neurotischen Symptome verweisen<br />

auf verinnerlichte Konflikte (die nicht<br />

mit äußeren Konflikten zu verwechseln<br />

sind) <strong>und</strong> stellen einen Kompromiß dar<br />

zwischen den daran beteiligten<br />

gegensätzlichen seelischen Kräften:<br />

Impuls bzw. Trieb <strong>und</strong> Abwehr.<br />

92


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

F) Die Konflikttheorie:<br />

• F)<br />

• Dieses etwas simpel anmutende<br />

quasi-„hydraulische<br />

„hydraulische“<br />

Pathogenesemodell wird später<br />

von Freud differenziert. Dabei<br />

wird die Angst als wichtiger<br />

Zwischenschritt eingeführt: Jeder<br />

Triebabkömmling, der dem Ich<br />

gefährlich wird, erzeugt Angst.<br />

93


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Um diese Angst zu beseitigen<br />

oder zu verringern, werden vom<br />

Subjekt Anstrengungen unter-<br />

nommen, , diese Abkömmlinge<br />

des Triebes abzuwehren. Durch<br />

den Kompromiß zwischen Impuls<br />

<strong>und</strong> Abwehr wird die Angst<br />

reduziert bzw. im Symptom<br />

geb<strong>und</strong>en.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Von der<br />

Hereditäts-<br />

auffassung zur<br />

Gr<strong>und</strong>annahme<br />

des psychischen<br />

Konflikts<br />

F) Die Konflikttheorie:<br />

• F)<br />

94


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• G)<br />

• die Unterscheidung<br />

zwischen<br />

• Es,<br />

• Ich <strong>und</strong><br />

• Über-Ich<br />

95


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Das ES<br />

- dieses Konstrukt meint<br />

alles, was die Triebe psychisch<br />

repräsentiert. Freud, 1933a, S.80: „Wir<br />

stellen uns vor, es sei am Ende gegen<br />

das Somatische offen, nehme die Trieb-<br />

bedürfnisse in sich auf, die in ihm ihren<br />

psychischen Ausdruck finden, wir kön-<br />

nen aber nicht sagen, in welchem<br />

Substrat.“ Auch das dynamisch<br />

Unbewußte wird dem ES zugerechnet.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• G)<br />

96


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• G)<br />

• Das ÜBERICH - verdankt sich<br />

der Verinnerlichung von versagenden<br />

bzw. verbietenden Beziehungsepisoden<br />

<strong>und</strong> bildet sich aus deren psychischen<br />

Repräsentanzen heraus. Es ist die<br />

gebietende, verbietende, billigende<br />

oder mißbilligende Instanz.<br />

97


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Das ICHIDEAL - wird als eine<br />

Substruktur des ÜBERICH verstanden.<br />

Es gibt auch für das Überich die ange-<br />

strebten Ideale vor <strong>und</strong> an ihm<br />

orientiert <strong>und</strong> mißt sich auch das ICH.<br />

Die Inhalte des Ichideals werden in<br />

hohem Maße durch die vom Kind<br />

aufgenommenen Ideale der Großeltern<br />

<strong>und</strong> Eltern geprägt, die das Kind per<br />

Identifikation übernimmt.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• G)<br />

98


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• Das ICH - gilt als die<br />

Steuerungszentrale im<br />

psychischen System. Es umfaßt<br />

„alle organisierenden,<br />

integrativen <strong>und</strong> synthetischen<br />

Funktionen der menschlichen<br />

Psyche“ (Müller(<br />

Müller-Pozzi).<br />

99


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• G)<br />

• Nach Freud, 1940a, S. 68, hat das ICH<br />

• die Verfügung über die willkürlichen<br />

Bewegungen;<br />

• die Aufgabe der Selbstbehauptung, die es<br />

erfüllt, indem es<br />

• nach außen die Reize kennen lernt,<br />

• Erfahrungen über sie aufspeichert (im<br />

Gedächtnis),<br />

• überstarke Reize vermeidet (durch Flucht).<br />

• mäßigen Reizen begegnet ( durch Anpassung)<br />

100


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• G)<br />

• Nach Freud, 1940a, hat das ICH die Aufgabe<br />

der Selbstbehauptung, die es erfüllt, indem es<br />

• lernt, die Außenwelt in zweckmäßiger Weise<br />

zu seinem Vorteil zu verändern (Aktivität);<br />

• gegenüber dem Es entscheidet, ob bestimmte<br />

Triebbedürfnisse zur Befriedigung zugelassen<br />

werden oder nicht (Ich(<br />

als Cerberus oder als<br />

Schaltzentrale);<br />

• oder ob es die Befriedigung auf die in der<br />

Außenwelt günstigeren Zeiten <strong>und</strong> Umstände<br />

verschiebt<br />

101


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<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• … oder ihre Erregung überhaupt unterdrückt,<br />

• abhängig von der in ihm vorhandenen oder<br />

induzierten Reizspannung (Affektlage), die es<br />

ständig zu beachten hat.<br />

• „Das Ich strebt nach Lust, will der Unlust<br />

ausweichen.“<br />

• „Eine erwartete, vorausgesehene Unlust-<br />

steigerung wird mit einem Angstsignal<br />

beantwortet, ihr Anlaß, ob er von außen oder<br />

von innen droht, heißt Gefahr.“ (S. 68)<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• G)<br />

102


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• - Jegliche Abwehrtätigkeit geht<br />

vom Ich aus.<br />

• - Das Ich kann durch<br />

Amalgamierung von libidinösen<br />

mit aggressiven Strebungen für<br />

eine Neutralisierung von<br />

Triebimpulsen sorgen<br />

103


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Irgendwelche Reize, auf die das Ich<br />

mit einer (reiferen) Abwehrtätigkeit,<br />

die der Gruppe der Verdrängung<br />

zuzurechnen ist, reagiert, werden in<br />

den Bereich des dynamisch Unbe-<br />

wußten verbannt <strong>und</strong> sind damit<br />

auch nicht mehr ohne weiteres dem<br />

Bewußtsein zugänglich.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• Das dynamisch Unbewußte:<br />

104


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

G) Die sog. Struktur- bzw.<br />

Instanzentheorie<br />

• G)<br />

• Neurotische Symptome entstehen<br />

dadurch, daß das Ich eine im Es<br />

mächtige Triebregung nicht aufnehmen<br />

<strong>und</strong> nicht zur motorischen Erledigung<br />

befördern will oder ihr das Objekt<br />

bestreitet, auf das sie zielt.<br />

• Im Dienste des Über-Ich <strong>und</strong> der Realität<br />

ist das Ich in einen Konflikt mit dem Es<br />

geraten. Dies sei der Sachverhalt bei allen<br />

Übertragungsneurosen.<br />

105


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I)<br />

I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen<br />

• Freud unterscheidet zwischen den<br />

• Aktualneurosen<br />

• <strong>und</strong> den Psychoneurosen<br />

106


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Aktualneurosen<br />

• Der Ursprung der Aktualneurosen ist<br />

nach Freud nicht in den infantilen<br />

Konflikten zu suchen, sondern in der<br />

Gegenwart. Die Symptome sind hier<br />

nicht symbolischer Ausdruck <strong>und</strong><br />

überdeterminiert, sondern resultieren<br />

direkt aus einer fehlenden<br />

(Neurasthenie) oder inadäquaten<br />

sexuellen Befriedigung.<br />

107


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Aktualneurosen<br />

• Zu den Aktualneurosen hat Freud<br />

zunächst die Angstneurose <strong>und</strong><br />

die Neurasthenie gezählt <strong>und</strong><br />

später vorgeschlagen, die<br />

Hypochondrie ebenfalls dort<br />

einzuordnen.<br />

108


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Psychoneurosen<br />

• Innerhalb dieser Gruppe werden<br />

a) die Übertragungsneurosen <strong>und</strong><br />

b) die narzißtischen Neurosen<br />

unterschieden. Gemeinsam ist<br />

beiden, daß ihnen ein<br />

unbewußter psychischer Konflikt<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />

109


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Psychoneurosen<br />

• Zu den Übertragungsneurosen<br />

zählen die „Angsthysterie“<br />

(Phobie), die Hysterie <strong>und</strong> die<br />

Zwangsneurosen. Bei diesen<br />

Störungen ist die Übertragungs-<br />

fähigkeit in der analytischen<br />

Behandlungssituation gegeben.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

110


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Psychoneurosen<br />

• Die<br />

ÜBERTRAGUNGSNEUROSEN<br />

• Heute würden wir sagen, daß es<br />

sich um „reife Neurosen“<br />

handelt, bei denen von einem gut<br />

integrierten Ich mit vorwiegend<br />

ungelösten ödipal-libidinösen<br />

libidinösen<br />

Konflikten auszugehen ist.<br />

111


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Psychoneurosen<br />

• Die narzißtischen Neurosen<br />

• Die narzißtischen Neurosen - ein<br />

Begriff, der aktuell kaum noch<br />

verwendet wird – stehen in der<br />

Gruppe der Psychoneurosen den<br />

Übertragungsneurosen<br />

gegenüber.<br />

112


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Psychoneurosen<br />

• Die narzißtischen Neurosen<br />

• Diese Gegenüberstellung hat<br />

theoretische <strong>und</strong><br />

behandlungstechnische Gründe.<br />

113


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Psychoneurosen<br />

• Die narzißtischen Neurosen<br />

• Freud ging davon aus, daß bei<br />

den narzißtischen Neurosen die<br />

Libido von den Objekten (fast)<br />

vollständig abgezogen <strong>und</strong> auf<br />

das Ich (das Selbst)<br />

zurückgezogen werde.<br />

114


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Psychoneurosen<br />

• Die narzißtischen Neurosen<br />

• Infolgedessen seien Patienten mit<br />

narzißtischen Neurosen nicht in<br />

der Lage, die libidinösen<br />

Übertragungen zu entwickeln, die<br />

sonst gerade den Hauptgegen-<br />

stand der Analyse bilden würden.<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

115


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 4. Sitzung :<br />

• Theorie-<br />

geschichtliche<br />

Entwicklung<br />

von Freud´s<br />

Neurose-<br />

verständnis<br />

• Psychoanalytische<br />

Auffassungen zur<br />

Ätiologie von<br />

Neurosen<br />

• I) Freud´s Klassifikation der<br />

Neurosen: Die Psychoneurosen<br />

• Die narzißtischen Neurosen<br />

• Zunächst hat Freud den narzißtischen<br />

Neurosen die Psychosen <strong>und</strong> die<br />

schweren Melancholien zugeordnet.<br />

• In einer späteren Arbeit („Neurose <strong>und</strong><br />

Psychose“) hat er nur noch die<br />

Affektionen vom melancholischen Typ<br />

unter diese Kategorie subsumiert.<br />

M. Heine<br />

116


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• In der psychoanalytischen Ich-<br />

Psychologie werden die neurotischen<br />

Konflikte als Konflikte zwischen den<br />

Instanzen Es, Ich <strong>und</strong> Überich, , d.h. als<br />

intersystemische Konflikte,<br />

konzeptualisiert oder als<br />

intrasystemische Konflikte, die z.B. auf<br />

konträre Inhalte des Überichs bzw.<br />

Ichideals zuzuführen sein können.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Ätiologie der Neurosen<br />

der Neurosen aus<br />

ich-psychologischer Sicht:<br />

117


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Ätiologie der Neurosen<br />

der Neurosen aus<br />

ich-psychologischer Sicht:<br />

• Nach Fonagy (2003) ist die moderne<br />

Ich-Psychologie<br />

„eine Konflikttheorie,<br />

nach der alle psychischen Inhalte,<br />

Gedanken, Handlungen, Pläne,<br />

Phantasien <strong>und</strong> Symptome als<br />

Kompromissbildungen betrachtet<br />

werden, als durch viele Faktoren<br />

bestimmte Konfliktkomponenten. …<br />

118


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

•<br />

• 4. Sitzung : Die Ätiologie der Neurosen<br />

Psycho<br />

analy-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von Neurosen<br />

M. Heine<br />

der Neurosen aus<br />

ich-psychologischer Sicht:<br />

• „… Der Kompromiß tritt auf zwischen vier<br />

Konfliktelementen: : das sind<br />

• 1. intensive persönliche <strong>und</strong> einzigartige<br />

Kindheitswünsche nach Befriedigung<br />

(Triebabkömmlinge);<br />

• 2. Angst oder depressiver Affekt <strong>und</strong> deren<br />

Vorstellungsinhalt von Objektverlust,<br />

Liebesverlust oder Kastration (Unlust);<br />

• 3. psychische Operationen von variierender<br />

Komplexität, die zur Verringerung von Unlust<br />

eingesetzt werden (Abwehr); <strong>und</strong><br />

• 4. Schuld, Selbstbestrafung, Reue <strong>und</strong> Buße<br />

sowie andere Manifestationen des Überich.“<br />

119


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Ätiologie der Neurosen<br />

der Neurosen aus<br />

ich-psychologischer Sicht:<br />

• „Die Repräsentationen des Selbst <strong>und</strong><br />

des Anderen gelten als Produkte des<br />

Konflikts zwischen diesen Elementen,<br />

auch als Kompromissbildungen. Es<br />

wird allerdings akzeptiert, daß diese<br />

Kompromissbildungen wiederum<br />

weitere Kompromisse zwischen den<br />

obigen Tendenzen beeinflussen <strong>und</strong><br />

deshalb die Konfliktergebnisse leicht<br />

wie primäre Determinanten wirken.“<br />

120


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

Störungen aus der Sicht der<br />

Selbstpsychologie:<br />

• H. Kohut <strong>und</strong> seine Anhänger sind den<br />

Fragen nachgegangen, wie es dem<br />

Individuum gelingt, ein Gefühl von<br />

Selbstkohäsion aufrechtzuerhalten <strong>und</strong><br />

sein Selbstwertgefühl so zu regulieren,<br />

daß es sich auch im Falle von<br />

Enttäuschungen oder Kränkungen mit<br />

Selbstachtung bzw. mit<br />

Selbstakzeptanz begegnen kann.<br />

121


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der<br />

Selbstpsychologie:<br />

• Die Relevanz von Triebkonflikten tritt<br />

in der Selbstpsychologie hinter den<br />

Problemen mit der narzißtischen<br />

Regulation zurück.<br />

• Angst vor dem Objektverlust vorrangig:<br />

⇒ Kohut, , 1973, S. 38: „...., die Angst<br />

vor dem Objektverlust steht in Häufig-<br />

keit <strong>und</strong> Wichtigkeit an erster Stelle<br />

<strong>und</strong> die Kastrationsangst an letzter.“<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

122


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

Störungen aus der Sicht der<br />

Selbstpsychologie:<br />

• Die Selbstpsychologie i. S. Kohut´s<br />

betrachtet die narzißtischen Störungen<br />

letztlich als Folge einer Blockade in der<br />

Entwicklung des Narzißmus des<br />

Kindes,- einer Blockade, die auf die<br />

mangelnde Spiegelung des Kindes in<br />

den ersten Lebensjahren durch die<br />

Mutter zurückzuführen sei.<br />

123


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

Störungen aus der Sicht der<br />

Selbstpsychologie:<br />

• Die Mütter dieser entwicklungsgestörten<br />

Kinder seien oft selbst derart auf narzißtische<br />

Zufuhr angewiesen, daß sie ihre Kinder selbst<br />

als narzißtische Selbstobjekte benötigen<br />

würden <strong>und</strong> deshalb nicht in der Lage seien,<br />

sich gerade in der Phase besonderer<br />

narzißtischer Bedürftigkeit, also zwischen dem<br />

1. <strong>und</strong> dem 3. Lebensjahr, ihrem Kind als<br />

narzißtisches „Selbstobjekt“ zur Verfügung<br />

stellen zu können.<br />

124


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der psychoana-<br />

lytischen Objektbeziehungstheorie:<br />

• Die Objektbeziehungstheoretiker, u.a.<br />

Balint, Fairbairn, Gunthrip, Winnicott<br />

<strong>und</strong> – später – Kernberg verlassen den<br />

vergleichsweise monadologischen<br />

Blick traditioneller Psychoanalytiker<br />

auf die psychische Entwicklung, indem<br />

sie für jegliche Entäußerung <strong>und</strong><br />

Modifikation von Triebhaftem die<br />

Bezogenheit auf ein oder mehrere<br />

Objekte als konstitutiv ansehen.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

125


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der psychoana-<br />

lytischen Objektbeziehungstheorie:<br />

• Während in der traditionellen psa.<br />

Theorie die Ausformungen des<br />

ödipalen Konflikts im Zentrum des<br />

Interesses standen, geraten nun -<br />

sicherlich forciert durch Arbeiten von<br />

Melanie Klein - prägenitale Konflikte<br />

stärker ins Blickfeld.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

126


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der<br />

psychoanalytischen<br />

Objektbeziehungstheorie:<br />

• In diesem theoretischen Kontext wird<br />

z. B. die höchst bedeutsame Frage<br />

aufgeworfen, wie sich kohärente<br />

Repräsentanzen von den Objekten <strong>und</strong><br />

vom eigenen Selbst herausbilden <strong>und</strong><br />

konturieren.<br />

127


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Ätiologie der psychischen Störungen aus der Sicht<br />

der psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie:<br />

Graphik aus:<br />

Fiedler,<br />

Persönlichkeitsstörungen,4.<br />

Aufl.,<br />

1998, S. 230<br />

128


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der<br />

psychoanalytischen<br />

Objektbeziehungstheorie:<br />

• Die vor allem von O.F. Kernberg in den<br />

letzten 20 Jahren vorgelegten Bef<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Annahmen haben außerordentlich<br />

innovativ gewirkt für unser heutiges<br />

Verständnis von der Ätiologie schwerer<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

129


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Die systematische Erforschung der Psycho-<br />

dynamik <strong>und</strong> der strukturellen Besonderheiten<br />

bei Patienten mit schweren Persönlichkeits-<br />

störungen hat u. a. wichtige Erkenntnisse über<br />

deren spezifische, die sog. unreife Abwehr<br />

erbracht, hat die Diagnostik präzisiert <strong>und</strong><br />

neue Behandlungsmöglichkeiten für diese<br />

Patienten eröffnet, die bislang als unbehan-<br />

delbar oder prognostisch als extrem ungünstig<br />

galten.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der<br />

psychoanalytischen<br />

Objektbeziehungstheorie:<br />

130


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004):<br />

• Fonagy hat - gemeinsam mit Target -<br />

unter Einbeziehung neuester<br />

empirischer Bef<strong>und</strong>e aus der<br />

Bindungstheorie, der Entwicklungs-<br />

psychologie, , den Kognitionswissen-<br />

schaften, , der Neurobiologie <strong>und</strong> der<br />

Gedächtnisforschung das Konzept der<br />

Mentalisierung entwickelt.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

131


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004):<br />

• Zunächst hat sich Fonagy jahrelang<br />

intensiv darum bemüht, eine fruchtbare<br />

Auseinandersetzung zwischen den<br />

theoretischen Positionen der<br />

Bindungstheorie <strong>und</strong> der modernen<br />

Psychoanalyse voranzutreiben.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

(zusammenfassend:<br />

Fonagy, , 2003)<br />

132


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004):<br />

• Zu diesem Zweck haben Fonagy <strong>und</strong><br />

seine Mitarbeiter Unklarheiten <strong>und</strong><br />

Inkonsistenzen von Forschungs-<br />

ergebnissen der bisherigen<br />

Bindungsforschung aufgegriffen <strong>und</strong><br />

haben unter dem bindungstheore-<br />

tischen Paradigma weitere empirische<br />

Untersuchungen durchgeführt.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

133


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004):<br />

• In bindungstheoretischen<br />

Untersuchungen hatte sich gezeigt,<br />

daß die mütterliche Feinfühligkeit <strong>und</strong><br />

die elterlichen Bindungsrepräsentanzen<br />

als determinierende Faktoren für das<br />

Bindungsmuster des Kindes nicht<br />

ausreichten. (vgl.(<br />

Fonagy, , 2003)<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

134


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004):<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Ergebnisse ihrer empirischen<br />

Untersuchungen (z. B. Fonagy et al., 1994)<br />

brachten zutage, daß Mütter, obwohl sie einer<br />

besonders stressbelasteten <strong>und</strong><br />

soziökonomisch benachteiligten Gruppe<br />

zugehörten, sicher geb<strong>und</strong>ene Kinder hatten,<br />

wenn sie über die Fähigkeit zur Mentalisierung<br />

verfügten.<br />

135


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004):<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Unter „Mentalisierung„<br />

Mentalisierung“ “ verstehen die Autoren<br />

„die Fähigkeit, den anderen (<strong>und</strong> die eigene<br />

Person) als Wesen mit geistig-seelischen<br />

seelischen<br />

Zuständen zu betrachten“ (Dornes, 2004b, S.<br />

176). Eigene Handlungen <strong>und</strong> die der anderen<br />

werden dann nicht mehr nur funktional<br />

teleologisch, sondern ca. von 1,5 Jahren an als<br />

subjektiv intentional verstanden.<br />

136


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />

• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />

vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />

• 1. – 2. Lebensmonat: „Die Regulation des inneren<br />

physiologischen Milieus des Kindes wird auf die Interaktion<br />

zwischen dem kindlichen Selbst <strong>und</strong> der Pflegeperson<br />

delegiert.“ d.i. . „an das dyadische System >>delegierte


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />

vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />

• 3. – 7. Lebensmonat: Lächelspiele. „Synchronie der<br />

aufsteigenden <strong>und</strong> abnehmenden Spannung – mit einer<br />

subliminalen Zeitverschiebung. Dyadisches Beziehungs-<br />

wissen wird erworben. „Beim geglückten Wechselspiel<br />

macht das Kind die Erfahrung, daß eine andere Person sich<br />

seinen Bedürfnissen, seinem Erleben, seinem Rhythmus<br />

<strong>und</strong> Ausdruck angleicht.“ Regulation des autonomen<br />

Nervensystems spielt sich ein.- Das Kind „lernt in den<br />

frühen Interaktionen, wie es seine emotionalen Signale<br />

einsetzen kann, um auf seine Umgebung einzuwirken. …<br />

Die Effektanz, , .. beeinflußt die positive oder negative<br />

Tönung seines sich bildenden affektiven Kerns <strong>und</strong> formt<br />

seinen sozialen Stil: seine Ausdauer im Verfolgen einer<br />

Handlung <strong>und</strong> die Vielzahl der Mittel, die es dafür einsetzt.“<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />

• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />

138


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />

vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />

• 3. – 7. Lebensmonat: Ereignisse von >>self<br />

self-with-other-in-<br />

a-certain-way>Ereignisrepräsentanzen


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />

• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />

vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />

• 8. – 18. Lebensmonat: Erstes Aufdämmern von etwas<br />

Geistigem, Innerem, Mentalen, erkennbar durch >>affect<br />

attunement>joint<br />

attention


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />

• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />

vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />

• 8. – 18. Lebensmonat:<br />

• Das Erleben von Subjektivität setzt die Affektabstimmung<br />

durch die Mutter voraus. Affektabstimmung besteht nicht<br />

allein darin, daß die Mutter sich in die Affektlage des Kindes<br />

einfühlt, „sie besteht vielmehr darin, daß die Mutter den<br />

einer Handlung des Kindes zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Gefühlszustand erfaßt <strong>und</strong> in anderer Weise wiedergibt,“<br />

z.B. in einer mimisch-semantischen semantischen Form. Dadurch erfährt<br />

das Kind sich nicht nur von innen, also körperlich, sondern<br />

auch von außen durch die spezifischen Reaktionen der<br />

Mutter. „Es bildet nun eine sek<strong>und</strong>äre Re-Präsentanz<br />

seiner<br />

selbst,“ indem der affektspiegelnde Ausdruck der Mutter<br />

enkodiert wird.<br />

141


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />

vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />

• 8. – 18. Lebensmonat: Zwei Formen der Affektspiegelung:<br />

Kongruenz <strong>und</strong> Markierung<br />

• „Kongruenz meint: Die Spiegelung ist dem inneren Zustand<br />

des Kindes adäquat, d h. es bestehen ein zeitlicher Zusam-<br />

menhang <strong>und</strong> eine kreuzmodale (modusübergreifende)<br />

Ähnlichkeit zwischen der Spiegelung <strong>und</strong> dem<br />

Affektausdruck des Kindes.<br />

• „Markierung bedeutet, daß der Affektausdruck des Kindes<br />

zwar kongruent, aber nicht identisch widergespiegelt wird.<br />

… Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Affektausdruck<br />

qualitativ wiederzuspiegeln, aber in veränderter Intensität,<br />

so daß er sich deutlich vom Affektausdruck des Kindes<br />

unterscheidet.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />

• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />

142


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004 <strong>und</strong> Fonagy <strong>und</strong> Target, , (2006):<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Unter Bezug auf entwicklungspsychologische<br />

Untersuchungen stellen die Autoren fest, daß<br />

sich die Fähigkeit zur Mentalisierung erweitert<br />

<strong>und</strong> ca. im 4. Lbj. . die Stufe der Metakognition<br />

erreicht sei, die es dem Kind ermöglicht, über<br />

die eigenen mentalen Zustände <strong>und</strong> die der<br />

anderen nachzudenken. „Dann verfügt das<br />

Kind nicht nur über ein mentales, sondern auch<br />

über ein repräsentationales Weltbild, , in dem es<br />

den subjektiven Charakter seiner geistigen<br />

Hervorbringungen durchschaut“ (Dornes, a.a.O.)<br />

.)<br />

143


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

• Anders als die traditionellen Vertreter der<br />

„theory<br />

of mind“ “ gehen die Autoren nicht<br />

davon aus, daß die Fähigkeit zur Mentali-<br />

sierung bloß auf ein biologisches Programm<br />

zurückzuführen sei, sondern daß die Heraus-<br />

bildung der Mentalisierung in hohem Maße<br />

„von den frühen Bindungserfahrungen, , also<br />

von der affektiv-interaktiven interaktiven Qualität der<br />

Primärbeziehungen abhängig ist“. (Dornes,<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004, <strong>und</strong> Fonagy <strong>und</strong> Target (2006):<br />

a.a.O.)<br />

.)<br />

144


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

• Die in den letzten Jahren insbesondere im<br />

Rahmen der Bindungsforschung durch-<br />

geführten Untersuchungen sprechen dafür, daß<br />

die affektiv-interaktive interaktive Qualität der Primärbe-<br />

ziehungen wesentlichen Einfluß darauf ausübt,<br />

ob <strong>und</strong> in welchem Maß ein Kind die Fähigkeit<br />

gewinnt, die eigenen oder fremden Reaktionen<br />

im Kontext bestimmter geistig-seelischer<br />

seelischer<br />

Zustände adäquat zu interpretieren.<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004):<br />

145


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004):<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Wenn die frühen Interaktionen mit den<br />

primären Bezugspersonen defizitär sind, indem<br />

es an der notwendigen Affektspiegelung, der<br />

Markierung der Affekte, der Möglichkeit zum<br />

Spiel mit der Realität mangelt, wie dies durch<br />

Vernachlässigung, Gewalt, Mißbrauch,<br />

chronisches Mißverstehen entstehen kann, wird<br />

nach Fonagy et al. die Herausbildung der<br />

Fähigkeit zur Mentalisierung wahrscheinlich<br />

eingeschränkt.<br />

146


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />

Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />

gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />

2004, <strong>und</strong> Fonagy <strong>und</strong> Target (2006):<br />

• Psychoanaly-<br />

tische<br />

Auffassungen<br />

zur Ätiologie<br />

von<br />

Neurosen<br />

• Die Beeinträchtigung der Mentalisierung kann<br />

zwei Ausprägungsformen aufweisen:<br />

• Die gehemmte Mentalisierung<br />

• Die überaktive Mentalisierung (vgl. Dornes, 2004,<br />

Forum der Psychoanalyse, Bd. 20, S. 175 - 199<br />

147


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Leichsenring<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Therapie<br />

Leichsenring hat 2002 eine Übersicht über<br />

vorliegende Studien zur Wirksamkeit<br />

psychodynamischer Therapie, die zwischen 1960<br />

<strong>und</strong> 2001 veröffentlicht wurden, vorgelegt.<br />

• Die einbezogenen Studien mußten folgende<br />

methodische Mindestanforderungen erfüllen:<br />

• Beschreibung der angewendeten Therapie<br />

<strong>und</strong> der untersuchten Patienten<br />

• Verwendung reliabler <strong>und</strong> valider Erfolgsmaße<br />

• Uabhängige Rater bei Fremdbeurteilung des<br />

Therapie-Erfolges<br />

• Ausreichende Stichprobengröße (sh.. Gütekriterien<br />

bei Ermann et al. (2001)<br />

148


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Therapie<br />

• Unterscheidung von kontrollierten<br />

<strong>und</strong> naturalistischen Studien<br />

• In kontrollierten Studien werden die<br />

Patienten den Behandlungen <strong>und</strong> den<br />

Behandlern! ! zufällig zugewiesen <strong>und</strong> die<br />

Therapien werden nach Manualen<br />

durchgeführt. → „efficacy„<br />

studies“<br />

• In naturalistischen Studien werden<br />

Therapien untersucht, wie sie unter den<br />

Bedingungen des psychotherapeutischen<br />

Alltags durchgeführt werden. →<br />

„effectiveness<br />

studies“ (vgl. Leichsenring<br />

S. 141)<br />

Leichsenring, , 2002,<br />

149


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Therapie<br />

• Die kontrollierten Studien sichern<br />

vor allem die interne Validität, die<br />

naturalistischen Studien die externe<br />

Validität.<br />

• Leichsenring (2002) stellt die Forderung<br />

nach randomisierten kontrollierten<br />

Studien (RC Trials), wie sie die APA<br />

erhoben habe, u. a. unter Berufung auf<br />

den anerkannten Psychotherapieforscher<br />

Seligman, , in Frage, da „ihre Ergebnisse<br />

… für die Praxis nur begrenzt<br />

repräsentativ“ (S. 141) seien.<br />

150


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

Aufgr<strong>und</strong> der ermittelten Daten zu den<br />

Effekten des Wartens seien „Lambert<br />

<strong>und</strong> Bergin (1994) zu dem Schluß<br />

gekommen, daß es Zeit ist, Placebo-<br />

Kontrollen aufzugeben.“ (S. 141)<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Therapie<br />

• Auch die unbedingte Forderung<br />

nach einer unbehandelten Kontroll-<br />

oder einer Placebogruppe“ stellt<br />

nach Leichsenring „einen Fetisch<br />

der Psychotherapieforschung dar.<br />

Sie sind ethisch bedenklich <strong>und</strong><br />

wissenschaftlich überholt.“<br />

151


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Therapie<br />

• Leichsenring vertritt die<br />

Auffassung, daß „RC Trials<br />

allenfalls für Kurztherapien<br />

angemessen“ seien, „nicht jedoch<br />

für Langzeittherapien: Über<br />

mehrere Jahre hinweg sind<br />

glaubhafte Vergleichsbedingungen<br />

ebenso wenig möglich wie die<br />

Durchführung von Therapien nach<br />

Manualen.“ (S. 141)<br />

152


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Leichsenring<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Therapie<br />

Leichsenring (2002): „Solange nur RCT´s<br />

als Wirkungsnachweise zugelassen<br />

werden, werden (psychodynamische)<br />

Therapien längerer Dauer automatisch<br />

von einer „empirischen Validierung“<br />

ausgeschlossen. Das ist Politik, nicht<br />

wissenschaftliche Forschung.“<br />

• Leichsenring plädiert dagegen für eine<br />

Kombination von naturalistischen <strong>und</strong><br />

kontrollierten Studien.<br />

153


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Zur Wirksamkeit von<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Therapie<br />

psychodynamischen Kurztherapien:<br />

• Psychodynamischen Kurztherapien → in<br />

der Regel Therapien von bis zu 30<br />

Sitzungen<br />

• Leichsenring legt Wert darauf, die<br />

vorhandenen Untersuchungsergebnisse<br />

nach der methodischen Güte der<br />

Untersuchung zu sichten.<br />

154


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Im Gegensatz zu<br />

Im Gegensatz zu Grawe et al. (1994),<br />

Svartberg <strong>und</strong> Stiles (1991) <strong>und</strong> Anderson<br />

<strong>und</strong> Lambert (1995) habe Crits-Cristoph<br />

Cristoph<br />

(1992) in seine Meta-Analyse<br />

nur<br />

Untersuchungen einbezogen, die strenge<br />

Auswahl-Kriterien erfüllen (Therapie-<br />

Manuale, erfahrene Therapeuten,<br />

Mindestzahl von Sitzungen).<br />

• Ergebnis: PDKT führe im Vergleich mit<br />

unbehandelten Wartelisten-Patienten zu<br />

großen Therapie-Effekten (Verbesserun(<br />

Verbesserun-<br />

gen) ) im Sinne von Cohen (1988).<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

155


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • „Crits<br />

Crits-ChristophChristoph ermittelte Effektgrößen<br />

von 1.10 für die Zielsymptomatik, 0.82 für<br />

die allgemeine psychiatrische<br />

Symptomatik <strong>und</strong> 0.81 für die soziale<br />

Anpassung. . Effekte ab 0.80 werden als<br />

groß angesehen (Cohen, 1988).“ (S. 142)<br />

• Keine Unterschiede, , wenn PDKT mit<br />

anderen Therapie-Formen wie kognitiv-<br />

behavioraler (CBT) oder medikamentöser<br />

Behandlung verglichen wurde.<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

156


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• Unter Anwendung strenger Auswahlkriterien<br />

erbrachte eine Meta-Analyse von Leichsenring<br />

(2001) das Ergebnis, daß PDKT <strong>und</strong> kognitiv-<br />

behaviorale Therapie (CBT) bei der Behandlung<br />

von Depression gleich wirksam sind. → große<br />

Effekte (Prä – Post) bei der Reduzierung der<br />

depressiven Symptomatik (0.90 – 2.80) sowie bei<br />

der allgemeinen psychiatrischen Symptomatik<br />

(0.79 – 2.65)<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei Depression:<br />

157


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei<br />

Generalisierten Angststörungen (GAS):<br />

• Crits-Christoph<br />

Christoph et al. (1996) haben „signifikante<br />

Verbesserungen bei Pat. mit GAS nach PDKT in<br />

einer offenen manualgeleiteten Interventionsstudie<br />

nachgewiesen. Die gef<strong>und</strong>enen Prä - Post –<br />

Effektgrößen waren groß (Angst: 0.95 – 1.99) <strong>und</strong><br />

liegen in der Größenordnung, wie sie für kognitive<br />

Therapien berichtet werden.“ Erfolgsquote hoch:<br />

79 %. Bislang keine RCT´s.<br />

158


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei Panikstörung<br />

<strong>und</strong> Agoraphobie:<br />

• „In einem RCT zur Panikstörung war PDKT<br />

kombiniert mit Clomipramin einer<br />

ausschließlichen Behandlung mit Clomipramin<br />

signifikant überlegen im Hinblick auf die<br />

Prophylaxe von Rückfällen (20% vs. 75%) …<br />

Auch in einer offenen Interventionsstudie von<br />

Milrod et al. (2000, 2001) erreichte PDKT bei<br />

Panikstörungen signifikante Verbesserungen, im<br />

Follow-up<br />

nach 40 Wochen stabil.“ Erfolgsraten<br />

hoch: 93% bei Therapieende, , 90% zur Katamnese.<br />

159


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei<br />

Belastungsstörungen:<br />

• Signifikante Besserungen bei<br />

Posttraumatischen Belastungsstörungen/<br />

Anpassungsstörungen durch PDKT<br />

wurden in verschiedenen Untersuchun-<br />

gen demonstriert. In dem RCT von Brom<br />

et al. (1989)war die PDKT (nach Horo-<br />

witz) ) ebenso wirksam wie die verhaltens-<br />

therapeutische Vergleichsbehandlung.<br />

160


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei<br />

Somatoformen Störungen:<br />

• „In vier RCT´s wurde die Wirksamkeit<br />

von PDKT bei somatoformen Störungen<br />

gezeigt … PDKT war einer<br />

Kontrollbedingung (treatment(<br />

as usual,<br />

TAU) signifikant überlegen.<br />

Therapieergebnisse nach ein bis vier<br />

Jahren stabil.<br />

161


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• „Signifikante <strong>und</strong> stabile Besserungen durch<br />

PDKT bei Bulimie wurden in mehreren<br />

manualgeleiteten RCT´s nachgewiesen … In<br />

zentralen bulimiespezifischen Maßen (Eßanfälle(<br />

Eßanfälle,<br />

Erbrechen) war PDKT ebenso wirksam wie CBT.<br />

In manchen Studien war CBT der PDKT in<br />

einzelnen Maßen der Psychopathologie<br />

überlegen.“ In einer späteren Follow-up<br />

up-<br />

Untersuchung erwiesen sich die beiden<br />

Therapieformen als gleich wirksam.<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei Bulimie:<br />

162


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• „In einem RCT erreichte PDKT bei Anorexia<br />

Nervosa im Einjahres-Follow<br />

Follow-up<br />

signifikante<br />

Besserungen <strong>und</strong> war im Hinblick auf<br />

Gewichtszunahme ebenso wirksam wie eine Diät-<br />

Beratung, sie war der Diät-Beratung in Maßen der<br />

sozialen <strong>und</strong> sexuellen Anpassung jedoch<br />

überlegen (Hall u. Crisp, , 1987)“<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei Anorexie:<br />

163


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei<br />

Persönlichkeitsstörungen:<br />

• „Signifikante Effekte bei der Behandlung von<br />

Persönlichkeitsstörungen mit PDKT wurden in<br />

einer Reihe von Untersuchungen gef<strong>und</strong>en.“<br />

Leichsenring hat die Effektgrößen dieser<br />

Untersuchungen berechnet <strong>und</strong> meta-analytisch<br />

analytisch<br />

zusammengefaßt. . Danach betrage die mittlere<br />

Effektgröße über die sieben Studien 1.13<br />

(SD=0.42) für Selbstrating-Verfahren<br />

<strong>und</strong> 1.57<br />

(SD=0.82) für Fremdrating-Verfahren<br />

Verfahren. . Große<br />

Effekte. (S. 146)<br />

164


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

psychodyna-<br />

mischer<br />

Kurz-<br />

Therapie<br />

Störungsbildern geordnet:<br />

• Wirksamkeit der PDKT bei gemischten<br />

Stichproben:<br />

• „In mehreren dieser Studien war PDKT einer<br />

Wartelisten-Bedingung signifikant überlegen<br />

(…). In dem RCT von Sloane et al. (1975, 1981)<br />

erwies sich PDKT auch in der Langzeitwirkung<br />

als ebenso wirksam wie CBT.“<br />

165


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Studie von Dührssen <strong>und</strong> Jorswieck (1965):<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

tiefenpsycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analytischer<br />

Therapie<br />

• Zufallstichprobe von Patienten des Instituts für Psychogene<br />

Erkrankungen (AOK) im Vergleich mit zufällig gezogener<br />

Wartegruppe <strong>und</strong> zufällig gezogener Stichprobe aus der<br />

allgemeinen Population<br />

• Analytische <strong>und</strong> psychodynamische Therapien mit einer<br />

Dauer von 150 – maximal 200 St<strong>und</strong>en, Frequenz 2 – 3<br />

Sitzungen pro Woche.<br />

• Vergleich der Krankenhaustage 5 Jahre vor <strong>und</strong> 5 Jahre nach<br />

der psychotherapeutischen Behandlung<br />

• Ergebnisse:<br />

• Signifikanter Rückgang der Krankenhaustage nach der<br />

Behandlung<br />

• Weniger Krankenhaustage als die Stichprobe aus der<br />

Allgemeinbevölkerung aufwies<br />

• Die Effektgröße (Krankenhaustage) beträgt nach<br />

Leichsenring d=0.78 (großer Effekt)<br />

166


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Berliner Studie von Rudolf <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

• Ergebnisse:<br />

• In der globalen Abschlußbeurteilung durch die Patienten<br />

gaben 96% der ambulant behandelten Patienten an, daß<br />

sich ihre Beschwerden gebessert hätten.<br />

• Wurde als Kriterium für den Therapie-Erfolg eine klinisch<br />

signifikante Besserung in Selbstbeurteilungsmaßen<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt, ergaben sich folgende Besserungsraten:<br />

Analytische Psychotherapie 76%, psychodynamische<br />

Therapie 55%, stationäre Therapie 50%.<br />

• Große Effekte (≥ 0.80) erzielte die analytische Psycho-<br />

therapie gemäß der Selbstbeurteilung in den Bereichen<br />

(körpernahe) Angst, Depression, Körpersymptomklagen,<br />

167<br />

Angst im Kontakt (Rudolf et al. 1994)<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

tiefenpsycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analytischer<br />

Therapie<br />

• Drei Behandlungsgruppen nach gestellter Indikation:<br />

• analytische Psychotherapie, durchschnittlich 265 Sitzungen,<br />

Frequenz 2 – 3 Sitzungen pro Woche<br />

• Psychodynamische Therapie, durchschnittlich 60 Sitzungen,<br />

• Stationäre Therapie, durchschnittliche Dauer: 2,6 Monate


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 4. Sitzung : • Die Praxisstudie analytische Langzeittherapie von<br />

• Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

tiefenpsycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analytischer<br />

Therapie<br />

Die Praxisstudie analytische Langzeittherapie von<br />

Rudolf, Grande <strong>und</strong> anderen (2004)<br />

168


Praxisstudie analytische Langzeittherapie (PAL)<br />

Materialien zur Präsentation anlässlich der Tagung<br />

„Zur Wirksamkeit von Psychoanalysen <strong>und</strong> Psychotherapien“<br />

am 17. <strong>und</strong> 18. Oktober in Heidelberg<br />

169


Fragestellung der Studie<br />

Die zentrale Fragestellung der Studie bezieht sich auf die Frage, ob <strong>und</strong> in welchem Umfang sich in unterschiedlich<br />

intensiven Psychotherapien Umstrukturierungen der Persönlichkeit jenseits der Symptomverbesserung<br />

erfassen lassen. Dem liegt die Überlegung zugr<strong>und</strong>e, dass das so genannte Dosis-<br />

Wirkungsmodell, wie es von Howard et al (1986) vorgelegt wurde, offenk<strong>und</strong>ig ungeeignet ist, die spezifischen<br />

Wirkungen psychoanalytischer Behandlungen zu erfassen, weil die in der Psychotherapieforschung<br />

üblichen Messinstrumente für Symptomveränderungen nur in der therapeutischen Anfangsphase, kaum<br />

jedoch im späteren Verlauf deutliche Veränderungen abbilden. Die kurzschlüssige Konsequenz solcher<br />

Untersuchungen lautete dann häufig: Man könne sich auf Kurztherapien beschränken, weil dadurch die<br />

wesentlichen Effekte der Symptombesserung erzielt werden. Um die aus psychoanalytischer Sicht basalen<br />

Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur zu erfassen, wurde als spezielles Messinstrument die Heidelberger<br />

Umstrukturierungsskala entwickelt. (Grande et al 1997, Rudolf, Grande, Oberbracht 2000). In<br />

der Studie sollten folgende Fragen beantwortet werden:<br />

• Welches Maß der Symptombesserung lässt sich im Verlauf von analytischen <strong>und</strong> psychotherapeutischen<br />

Behandlungen beobachten?<br />

• In welchem Umfang werden in beiden Therapieformen Verbesserungen des persönlichkeitsstrukturellen<br />

Verhaltens (Umstrukturierung) erzielt?<br />

• Wie verhalten sich symptomatische <strong>und</strong> strukturelle Veränderungen zueinander, d.h. wie wirken sich<br />

die strukturellen Veränderungen im Unterschied zu den symptomatischen im Leben der Patienten<br />

aus?<br />

• Wie stabil sind die Behandlungsergebnisse auf symptomatischer <strong>und</strong> struktureller Ebene im Zeitraum<br />

nach Abschluss der Behandlung (1-Jahres-Katamnese, 3-Jahres-Katamnese)?<br />

• Welche ökonomischen Therapieeffekte lassen sich anhand von Krankenkassendaten (Krankschreibungen,<br />

Klinikaufenthalte) im Therapieverlauf <strong>und</strong> im Katamnesezeitraum ermitteln (Effizienz)?<br />

170


Stichworte zum Design der Studie<br />

Da für die Prüfung differenzieller Effekte in bezug auf die in vergleichbaren Studien regelmäßig verwendeten<br />

Instrumente zur Veränderungsmessung wie z.B. SCL-90R oder IIP sehr große Fallzahlen erforderlich<br />

sind, diese jedoch eine differenzierte Analyse des Materials wegen des enormen Aufwands praktisch<br />

unmöglich machen, wurde in der vorliegenden Studie entschieden, die Untersuchung von Effekten in den<br />

Mittelpunkt zu stellen, die psychoanalysespezifisch sind <strong>und</strong> mit dem Begriff der „Umstrukturierung“ bezeichnet<br />

werden. Dies geschieht mit Hilfe der bereits erwähnten Umstrukturierungsskala. Es wurde erwartet,<br />

dass diese Effekte deutlich genug sein würden, um eine statistisch verlässliche Differenzierung der<br />

Behandlungsgruppen durch eine Untersuchung von 30 Psychoanalysepatienten <strong>und</strong> 30 Psychotherapiepatienten<br />

zu ermöglichen.<br />

Da in psychotherapeutischen Langzeitstudien eine randomisierte Zuweisung nicht realisiert werden kann,<br />

wird die Vergleichbarkeit der beiden Gruppen durch ein Matching-Verfahren sichergestellt. Die Matching-<br />

Kriterien sind Alter, Geschlecht, Bildung <strong>und</strong> beruflicher Status. In beide Gruppen wurden nur Patienten<br />

einbezogen, bei denen, gemessen an Symptombelastung <strong>und</strong> Persönlichkeitsproblematik, eine schwer<br />

ausgeprägte Störung vorlag.<br />

Aus den regionalen Einzugsgebieten Heidelberg <strong>und</strong> Berlin (<strong>und</strong> als Vergleichsgruppe Zürich) wurden die<br />

Psychoanalytiker, die nach den Qualitätsstandards der Fachgesellschaft ausgebildet wurden, eingeladen,<br />

an der Studie mitzuarbeiten. Sie sollten je einen Fall Psychoanalyse <strong>und</strong> Psychotherapie in die Studie<br />

einbringen (letzteres konnte zum größeren Teil, aber nicht vollständig realisiert werden). Die Kriterien,<br />

nach denen die Therapeuten ihre Patienten auswählten, wurden sorgfältig dokumentiert.<br />

Als Messzeitpunkte wurden der Behandlungsbeginn, 3 Monate, 6 Monate, 12 Monate <strong>und</strong> fortan jedes<br />

weitere halbe Jahr bis zur Beendigung der Therapie festgelegt, ferner eine 1-jahres- <strong>und</strong> eine 3-<br />

jahreskatamnestische Nachuntersuchung. Das Design wird weiter unten in einer Abbildung graphisch<br />

veranschaulicht.<br />

171


Beobachtungsebenen <strong>und</strong> Datenquellen<br />

Die Daten werden aus vier Perspektiven (vgl. die Perspektiven in der Abbildung zum Studiendesign<br />

unten) erhoben:<br />

1. Patientenselbsteinschätzung: Anhand von international gebräuchlichen standardisierten<br />

Instrumenten (SCL-90, IIP, PSKB-Se) werden Symptome <strong>und</strong> Persönlichkeitsmerkmale erfasst;<br />

darüber hinaus Daten der soziodemographischen <strong>und</strong> sozialen Situation, Krankheitsverhalten <strong>und</strong><br />

Einschätzung der Lebensqualität (TPF).<br />

2. Einschätzungen der Psychoanalytiker zu Behandlungsbeginn: Standardisierte Beschreibung der<br />

Symptome, Konflikte, des Strukturniveaus, der Beeinträchtigungsschwere, der initialen<br />

Arbeitsbeziehung <strong>und</strong> Gegenübertragung sowie der ICD-10-Diagnosen. Einschätzung der<br />

Psychoanalytiker im Behandlungsverlauf: Standardisierte Einschätzung der therapeutischen<br />

Arbeitsbeziehung, Gegenübertragung <strong>und</strong> Umstrukturierung im Problemfokus, jeweils vierteljährlich<br />

freier Bericht über Therapiesitzungen.<br />

3. Einschätzungen der externen Untersucher zu Behandlungsbeginn: ICD-10-Diagnosen, OPD-<br />

Bef<strong>und</strong>, Fokusauswahl aus dem OPD-Bef<strong>und</strong>. Einschätzung der externen Untersuchung im<br />

Therapieverlauf auf der Gr<strong>und</strong>lage eines jeweiligen Beziehungsepisoden-Interviews: OPD-Bef<strong>und</strong>,<br />

Fokus-Entwicklung, Einschätzung der Heidelberger Umstrukturierungsskala.<br />

4. Krankenkassendaten: Erfassung von Krankheitstagen, Arbeitsunfähigkeit, medizinische<br />

Inanspruchnahme je zwei Jahre vor Beginn <strong>und</strong> nach Abschluss der Therapie<br />

172


Abschließende Bewertung des Studiendesigns<br />

Im Sinne eines Bewertungskatalogs von Wallerstein (1999) zeigt die PAL-Studie folgende Charakteristika:<br />

• Eine prospektive systematische Studie zur psychoanalytischen Therapie bei klinisch indizierten Behandlungen,<br />

ausgeführt durch qualifizierte Therapeuten.<br />

• Eine signifikanten Fallzahl<br />

• Einen Vergleich von Psychoanalysen <strong>und</strong> Psychotherapien<br />

• Eine Erfassung von Prozess <strong>und</strong> Ergebnis gleichermaßen<br />

• Die Möglichkeit, an Einzelfällen Längsschnittstudien durchzuführen<br />

• Die Möglichkeit, gruppenstatistische Verfahren <strong>und</strong> Einzelfalldarstellungen zu kombinieren<br />

• Verwendung operationalisierter psychoanalytischer Begrifflichkeiten<br />

• Zugr<strong>und</strong>elegung einer gründlichen diagnostischen Beschreibung der Patienten bei Behandlungsbeginn<br />

• Berücksichtigung der nach Behandlungsende erreichten Wirkungen <strong>und</strong> der Entwicklung in der posttherapeutischen<br />

Phase<br />

• Möglichkeit, Prädiktoren der Prozesse <strong>und</strong> Ergebnisse zu identifizieren.<br />

Damit soll ein verbessertes Verständnis der Wirkungsweisen der unterschiedlich intensiven Therapieverfahren,<br />

der von ihnen initiierten Prozessverläufe <strong>und</strong> der darin enthaltenen Chancen für ein Behandlungsergebnis,<br />

aber auch der Risiken von Stagnation <strong>und</strong> Scheitern ermöglicht werden.<br />

173


Forschungsdesign<br />

B. Perspektive des<br />

Analytikers<br />

tiefenpsych. f<strong>und</strong>.<br />

Psychotherapie<br />

1 St<strong>und</strong>e/Woche<br />

geplant: N = 30<br />

Beginn 1/4 1/2 3/4 1 Jahr<br />

Abschluss<br />

Katamnese<br />

Analytische<br />

Psychotherapie<br />

3-4 St<strong>und</strong>en/W.<br />

geplant: N = 30<br />

3<br />

Jahre<br />

Beginn 1/4 1/2 1 Jahr Abschluss<br />

Katamnese<br />

D.<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitische<br />

Perspektive<br />

A. Perspektive des<br />

Patienten<br />

Forschungsinterviews<br />

C. Perspektive des Beobachters<br />

174


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 4. Sitzung :<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• Die PAL - Studie von Rudolf, Grande et al.<br />

• Die Heidelberger Umstrukturierungsskala<br />

1. Nichtwahrnehmen des<br />

Fokusproblems<br />

• Empi-<br />

rische<br />

Studien<br />

zur<br />

Wirksam-<br />

keit<br />

tiefen-<br />

psycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analy-<br />

tischer<br />

Therapie<br />

2. Ungewollte Beschäfti-<br />

gung mit dem Fokus<br />

3. Vage Wahrnehmung<br />

mit dem Fokus<br />

4. Anerkennung <strong>und</strong><br />

Erk<strong>und</strong>ung des Fokus<br />

5. Auflösung alter<br />

Strukturen im<br />

Fokusbereich<br />

6. Neutrukturierung im<br />

Fokusbereich<br />

1<br />

1+<br />

2 –<br />

2<br />

2 +<br />

3 -<br />

3<br />

3 +<br />

4 –<br />

4<br />

4 +<br />

5 –<br />

5<br />

5 +<br />

6 –<br />

6<br />

6 +<br />

7. Auflösung des Fokus 7 –<br />

7<br />

7 +<br />

Völlige Abwehr bzw. Vermeidung des<br />

Fokusbereichs, es gibt kein Problem<br />

Symptomdruck, interpersonelle<br />

Schwierigkeiten, Zumutungen, von<br />

außen kommend erlebt<br />

Passive Beschäftigung mit dem Fokus,<br />

Ahnung eigener Verantwortung<br />

Interessiertes Problemverstehen,<br />

Arbeitsbeziehung, aktive Bewältigung<br />

Abwehr wird brüchig, Prozess wird zur<br />

Passion, Trauer, Ausgeliefertsein,<br />

Verwirrung<br />

Versöhnliches Erleben, neue Erlebens-<br />

<strong>und</strong> Verhaltensmöglichkeiten stellen<br />

sich spontan ein<br />

Integration, Selbstübereinstimmung,<br />

realitätsgerechtes Erleben,<br />

Neugestaltungen<br />

Be-<br />

wäl-<br />

ti-<br />

gung<br />

Struk-<br />

turelle<br />

Ver-<br />

Ände-<br />

rung<br />

175


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 4. Sitzung :<br />

• Ergebnisse:<br />

• Signifikante <strong>und</strong> ähnlich deutliche Reduktion von<br />

Symptomen sowie von interpersonellen Problemen<br />

bei beiden Therapieformen<br />

• Behandlungen mit höherer St<strong>und</strong>enzahl <strong>und</strong> -<br />

frequenz zeigen tiefgreifendere <strong>und</strong> nachhaltigere<br />

Wirkungen als niedriger frequente<br />

tiefenpsychologisch f<strong>und</strong>ierte Psychotherapien.<br />

• Höherfrequente psa. . Behandlungen erleichtern<br />

aufgr<strong>und</strong> der intensiven Auseinandersetzung im<br />

therapeutischen Prozeß eine Umstrukturierung im<br />

eigentlichen Sinne.<br />

• Vorübergehende Verschlechterungen von der Stufe 5<br />

der Umstrukturierungsskala auf frühere Stufen sind<br />

dabei häufig. Diese werden als produktive therapeu-<br />

tische Krisen im Sinne einer regressiven Reaktion in<br />

einem nicht-linearen<br />

Entwicklungsprozeß verstan-<br />

• Empi-<br />

rische<br />

Studien<br />

zur<br />

Wirksam-<br />

keit<br />

tiefen-<br />

psycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analy-<br />

tischer<br />

Therapie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• Die PAL - Studie von Rudolf, Grande et al.<br />

176


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• Die Stockholmer Studie von<br />

• 4. Sitzung : • Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

tiefenpsycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analytischer<br />

Therapie<br />

Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern (1999, 2001)<br />

• Zwei Behandlungsgruppen nach<br />

gestellter Indikation:<br />

• analytische Psychotherapie, durchschnittlich<br />

642 Sitzungen, durchschnittliche<br />

Behandlungsdauer 54 Monate, Frequenz 3 – 5<br />

Sitzungen pro Woche, N = 24<br />

• Psychodynamische Langzeittherapie,<br />

durchschnittlich 233 Sitzungen,<br />

Behandlungsdauer: 43 Monate, N = 100<br />

• Vor der Therapie zwischen den<br />

Behandlungsgruppen bestehende<br />

Unterschiede wurden statistisch kontrolliert.<br />

177


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• Die Stockholmer Studie von<br />

• 4. Sitzung : • Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

tiefenpsycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analytischer<br />

Therapie<br />

Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern (1999, 2001)<br />

• Ergebnisse:<br />

• Die analytische Psychotherapie erreichte – bei<br />

gleicher Ausgangslage – im Hinblick auf die<br />

Symptombesserung (SCL-90 GSI) einen großen<br />

Effekt von 1.55, die psychodynamische<br />

Langzeittherapie einen Effekt von 0.60 (Sandell(<br />

et<br />

al. 2001).<br />

• Die analytische Psychotherapie verbesserte ihre<br />

Effekte zwischen dem ersten <strong>und</strong> dem zweiten Jahr<br />

um fast ein Drittel, bei der psychodynamischen<br />

Therapie nahm der Effekt in diesem Zeitraum<br />

geringfügig ab.<br />

• Die nachfolgenden Graphiken sind der Veröffentlichung<br />

von Sandell et al., 2001, in Psyche 3/2001, S. 277 – 310<br />

entnommen.<br />

178


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• Die Stockholmer Studie von<br />

• 4. Sitzung : • Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

tiefenpsycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analytischer<br />

Therapie<br />

Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern (1999, 2001)<br />

• Ergebnisse:<br />

• Sandell et al., 2001, in Psyche 3/2001, S. 277 – 310<br />

• Sandell-Studie_SCL<br />

Studie_SCL-90<br />

Graphik:<br />

179


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• Die Stockholmer Studie von<br />

• 4. Sitzung : • Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

tiefenpsycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analytischer<br />

Therapie<br />

Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern (1999, 2001)<br />

• Ergebnisse:<br />

• Sandell et al., 2001, in Psyche 3/2001, S. 277 – 310<br />

• Sandell-Studie_Sense<br />

Studie_Sense of Coherence Scale:<br />

180


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• Die Stockholmer Studie von<br />

• 4. Sitzung : • Empirische<br />

Studien zur<br />

Wirksamkeit<br />

tiefenpsycho-<br />

logisch<br />

f<strong>und</strong>ierter<br />

<strong>und</strong><br />

analytischer<br />

Therapie<br />

Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern (1999, 2001)<br />

• Ergebnisse:<br />

• Sandell et al., 2001, in Psyche 3/2001, S. 277 – 310<br />

• Sandell-Studie_Social<br />

Studie_Social Adjustment Scale :<br />

181


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Symptomatik<br />

• Hinweise zur<br />

Spezielle<br />

Neurosen-<br />

Differentialdiagnostik<br />

lehre:<br />

• Häufigkeit <strong>und</strong><br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Krankheitsverteilung<br />

Konversions-<br />

• Psychogenese <strong>und</strong> Dynamik<br />

neurosen<br />

• Exemplarischer Fallbericht<br />

• Therapie<br />

• Spezielle<br />

M. Heine<br />

182


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Anfälle<br />

M. Heine<br />

• Ausfälle <strong>und</strong> Dysfunktionen<br />

der Motorik<br />

• Ausfälle <strong>und</strong> Dysfunktionen<br />

des Sensoriums<br />

• Darstellung multipler<br />

Krankheiten <strong>und</strong><br />

Körperzustände<br />

183


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Anfälle<br />

M. Heine<br />

• Klassisch: großer hysterischer<br />

Anfall<br />

• Absencen<br />

• psychomotorische Anfälle<br />

• ticartige motorische Entladungen<br />

• Hyperventilationstetanie: : massiv<br />

verstärkte Atmung, sek<strong>und</strong>äre<br />

Alkalose des Blutes, tetaniforme<br />

Krämpfe<br />

184


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Ausfälle <strong>und</strong> Dysfunktionen der<br />

Motorik<br />

• schlaffe Lähmungen:<br />

• Hinken,<br />

• akute Dysbasie,<br />

• Abasie,<br />

• Schiefhals u.a.<br />

• spastische Störungen<br />

M. Heine<br />

185


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Ausfälle <strong>und</strong> Dysfunktionen des<br />

Sensoriums<br />

• psychogene Blindheit <strong>und</strong><br />

Taubheit; Skotomisierung<br />

• sensible Dysfunktionen:<br />

M. Heine<br />

• Parästhesien (Mißempfindungen(<br />

Mißempfindungen)<br />

• Hypästhesien (herabgesetzte<br />

Sensibilität)<br />

• Hemianästhesie<br />

186


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Darstellung multipelster<br />

Krankheiten <strong>und</strong> Körperzustände<br />

• Die Neurose kann jede<br />

Erkrankung darstellen oder<br />

imitieren.<br />

• Gehäuft treten auf:<br />

die Scheinschwangerschaft,<br />

Kloßgefühl im Hals (Globus<br />

hystericus) u.a.<br />

M. Heine<br />

187


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Hysterische Phänomene<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Bewusstseinsstörungen<br />

• Gedächtnisstörungen <strong>und</strong><br />

Angstphänomene<br />

• Sexuelle Störungen<br />

M. Heine<br />

188


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Hysterische Phänomene<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Bewusstseinsstörungen<br />

M. Heine<br />

• Deskriptive Ebene:<br />

• Dämmerzustände<br />

• Traumzustände<br />

• Trancen<br />

• „Ohnmachten“<br />

• Unwirklichkeitserlebnisse bis zu<br />

Depersonalisation <strong>und</strong> Derealisation<br />

• Pseudodemenz<br />

189


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Hysterische Phänomene<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Bewusstseinsstörungen<br />

M. Heine<br />

• Dynamisch geht es um den Versuch der<br />

Vermeidung einer unerträglichen<br />

Wirklichkeit. Es wird versucht, das<br />

Problem durch Nichtwissen zu lösen...So<br />

erlebt der hysterische Neurotiker quasi<br />

eine Pseudo-Demenz, um sich etwa von<br />

den Schuldgefühlen, von den inneren<br />

Richtern zu befreien oder die<br />

Versuchungssituationen in der Außenwelt,<br />

die ihn quälen, nicht wahrzunehmen.<br />

190


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Hysterische Phänomene<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

M. Heine<br />

• Gedächtnisstörungen <strong>und</strong><br />

Angstphänomene<br />

• Hysterische Amnesie<br />

• psychogene Fehlhandlungen<br />

• Angstphänomene <strong>und</strong> Phobien<br />

• Im Rahmen des hysterischen Syndroms<br />

sind oft Angstphänomene nachweisbar.<br />

Differentialdiagnostik erforderlich<br />

191


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Konversionsneurotische <strong>und</strong><br />

hysterische Phänomene<br />

• Anorgasmie aller Stadien, von Frigidität<br />

bis zu sexueller Inappetenz<br />

• Verstärktes sexuelles Agieren: Pan-<br />

Sexualisierung, Hypersexualität,<br />

Nymphomanie, Erotomanie<br />

• Verbindung von sexueller Lust mit starken<br />

aggressiven <strong>und</strong> Angstaffekten<br />

• Schmerzen beim Geschlechtsverkehr<br />

(Dyspareunie)<br />

• Menstruationsstörungen<br />

• Differentialdiagnose beachten!<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Symptomatik<br />

• Sexuelle Störungen<br />

M. Heine<br />

192


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Häufigkeit <strong>und</strong> Krankheitsverteilung:<br />

• Häufigkeit <strong>und</strong> Krankheitsverteilung:<br />

• 5. Sitzung : • Die Konversionssyndrome finden sich<br />

in allen Kulturen, Schichten, Alters-<br />

gruppen.<br />

• Auftretenshäufigkeit nicht gesichert.<br />

• Pseudoneurologische, monosympto-<br />

matische Konversionserscheinungen<br />

machen wahrscheinlich unter 10%<br />

aller psychogenen Körpersymptome,<br />

polysymptomatische Phänomene der<br />

Somatisierungsstörung ein Mehr-<br />

faches davon aus.<br />

• Diagnose wird häufiger bei Frauen<br />

gestellt als bei Männern.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Epidemio-<br />

logie<br />

M. Heine<br />

193


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

M. Heine<br />

• 1. A) Im Zentrum der hysterischen<br />

Dynamik stehen unbewußte<br />

Vorstellungen <strong>und</strong> Phantasien....<br />

Häufig handelt es sich um sexuelle<br />

Inhalte. . Bei keiner anderen Neurose<br />

haben sexuelle Konflikte eine so<br />

weitreichende Bedeutung wie bei den<br />

Hysterien <strong>und</strong> Phobien. Oft<br />

dahinterliegende ödipale Problematik.<br />

194


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

• 1. B) Aber: Während früher die sexuellen<br />

Konflikte ganz im Zentrum des Ver-<br />

ständnisses der hysterischen Störungen<br />

standen, geht man heute davon aus,<br />

dass auch frühinfantile nicht bewältigte<br />

Konflikte in dieser sexualisierten Form<br />

erscheinen können. So steht bei<br />

Störungen der frühen Triangulation<br />

nicht die Beziehung des Mädchens zum<br />

Vater im Vordergr<strong>und</strong>, sondern die<br />

beginnende Autonomie <strong>und</strong> Loslösung<br />

von der Mutter. (vgl. Schampera, , 1997 <strong>und</strong> 2003)<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

M. Heine<br />

195


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

Schampera (1997 <strong>und</strong> 2003) postuliert,<br />

daß „das Kind, das später eine hysterische Entwicklung<br />

nehmen wird, in einer bereits stark konflikthaften, , von<br />

Angst, Depressivität oder Hass geprägten frühen Mutter-<br />

Kind-Beziehung den Vater in seiner triangulären<br />

Hilfsfunktion nicht ausreichend zur Verfügung hat oder ihn<br />

als nicht ausreichend verfügbar erlebt <strong>und</strong> daß es deshalb<br />

versucht, den als abwesend oder distant erlebten Vater aktiv<br />

auf sich aufmerksam zu machen, um ihn in seiner<br />

triangulären Hilfsfunktion für sich zu gewinnen“. Wenn es z.<br />

B. dem kleinen Mädchen gelingt, „als erotisch attraktives<br />

weibliches kleines Wesen für den zunächst desinteressierten<br />

Vater interessant zu werden“, verwendet es „die ödipale<br />

Triangulierung, , um die präödipale (frühe) Triangulierung<br />

<strong>und</strong> damit die Separation von der Mutter zu erreichen.“<br />

(2003, S. 72)<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

• Rupprecht-Schampera<br />

M. Heine<br />

196


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

• 2. Die Hauptabwehrmechanis-<br />

men der hysterischen Neurose<br />

sind:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

• Verdrängung,<br />

• Verleugnung,<br />

• Identifikation,<br />

• Verschiebung (insbesondere im<br />

Bereich der Affekte: sog.<br />

Affektvertauschung),<br />

• Projektion,<br />

• Agieren.<br />

M. Heine<br />

197


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

M. Heine<br />

• 3. Hysteriker haben eine profuse<br />

Identifizierungsneigung.<br />

. Durch<br />

Identifizierung können auch<br />

unterschiedliche<br />

Krankheitsbilder<br />

perfekt übernommen werden. Auf der<br />

Identifizierungsneigung beruht auch<br />

die Suggestibilität des hysterischen<br />

Pat. <strong>und</strong> - sek<strong>und</strong>är - das Bild von<br />

Inauthentizität,<br />

, Unzuverlässigkeit,<br />

Unschärfe, Flatterhaftigkeit.<br />

198


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

• 4. Die Rolle der Hyperemotionalität zur Abwehr<br />

von nicht akzeptablen Umwelteindrücken <strong>und</strong><br />

Schuldgefühlen ist von größter Wichtigkeit. Bei<br />

der hyperemotionalen "Szene", dem affektiven<br />

Durchbruch, dem "Anfall", dem "Nerven"<br />

Nerven-<br />

zusammenbruch", versucht sich der hysterische<br />

Pat. auf eine spezifische Art <strong>und</strong> Weise mit<br />

seinem "inneren Beobachter" (Gewissen) <strong>und</strong><br />

seinem "äußeren Beobachter" (soziales<br />

Gegenüber) auseinanderzusetzen. Weil er sich<br />

so erregt, weil er so betroffen ist, weil ihn alles<br />

so sehr mitnimmt, weil alles so fürchterlich<br />

anstrengend ist, hofft der Hysteriker von innen<br />

<strong>und</strong> außen Vergebung zu erfahren <strong>und</strong> erreicht<br />

jedoch damit oft das Gegenteil.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

M. Heine<br />

199


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

M. Heine<br />

• 5. Die hysterische Neurose dient -<br />

unbewußt - der Veränderung<br />

des<br />

Selbstbildes. . Der Pat. verändert sein<br />

Selbsterleben auf eine Weise, daß ein<br />

günstigeres (in Bezug auf den aktuellen<br />

inneren Konflikt) Bild von sich selbst<br />

entsteht. Meist erfolgt eine regressive<br />

Veränderung des Selbstbildes. Z.B.:<br />

"Ich bin klein, hilflos, armselig, auf<br />

euch angewiesen u.s.w. . …<br />

200


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

M. Heine<br />

• … Unbewußt wird zugleich versucht,<br />

auch die Außenwelt von dem<br />

veränderten Selbstbild durch u.U.<br />

dramatische Demonstrationen zu<br />

überzeugen. Wenn dies gelingt, kann<br />

dies noch einmal rückwirkend zur<br />

Entlastung des Überichs beitragen.<br />

201


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Psycho-<br />

dynamik<br />

M. Heine<br />

• 6. Die Frage, wie es zur Konversion ins<br />

Körperliche kommt, ist noch nicht<br />

hinlänglich geklärt. (s. Kap. 3.1.3.<br />

Psychosomatische Modelle) Die<br />

Hypothese ist wahrscheinlich<br />

geworden, daß jeder Konflikt auf jeder<br />

Entwicklungsstufe auch ins Körperliche<br />

konvertiert werden kann.<br />

202


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 5. Sitzung :<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

203


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Therapie<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

• Analytische orientierte<br />

Behandlung<br />

M. Heine<br />

• Die Bewusstmachung der verdrängten<br />

Anteile des intrapsychischen Konflikts.<br />

• Die gefühlsmäßige Wiederbelebung in<br />

der Übertragungssituation.<br />

• Dadurch die Ermöglichung einer freien<br />

Fortentwicklung <strong>und</strong> Nachreifung der<br />

bis dahin vom Konflikt beeinflussten<br />

<strong>und</strong> behinderten Persönlichkeitsanteile.<br />

204


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Klassifikation von Angststörungen<br />

•<br />

• 5. Sitzung :<br />

Klassifikation von Angststörungen<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

• F 40 Phobische Störung<br />

• F 40.0 Agoraphobie<br />

M. Heine<br />

• F40.00 Agoraphobie ohne Panikstörung<br />

• F 40.01 Agoraphobie mit Panikstörung<br />

• F 40.1 Soziale Phobien<br />

• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

• F 40.8 andere Angststörungen<br />

• F 40.9 nicht näher bezeichnete<br />

Angststörungen<br />

• Dazu: - nicht näher bezeichnete Phobie<br />

• Nicht näher bezeichneter phobischer Zustand<br />

205


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Klassifikation von Angststörungen<br />

•<br />

• 5. Sitzung :<br />

Klassifikation von Angststörungen<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

• F 41 Andere Angststörungen<br />

M. Heine<br />

• F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />

paroxysmale Angst)<br />

• F 41.1 Generalisierte Angststörung<br />

• F 41.2 Angst <strong>und</strong> depressive Störung,<br />

gemischt<br />

• F 41.3 andere gemischte Angststörungen<br />

• F 41.8 andere spezifische Angststörungen<br />

(Angsthysterie)<br />

• F 41.9 nicht näher bezeichnete<br />

Angststörung<br />

206


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40<br />

• 5. Sitzung : • Störungen, bei denen Angst ausschließlich oder vor-<br />

wiegend durch eindeutig definierte, im allgemeinen<br />

ungefährliche Situationen oder Objekte hervorgerufen<br />

wird.<br />

• Diese werden entweder gemieden oder voller Angst<br />

ertragen.<br />

• Die phobischen Objekte oder Situationen liegen<br />

außerhalb der betreffenden Person.<br />

• Phobische Angst ist subjektiv, physiologisch <strong>und</strong> reicht<br />

vom Unbehagen bis zu panischer Angst.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

F 40 Phobische Störung / Diagnostische<br />

Kriterien (1)<br />

207


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40<br />

• 5. Sitzung : • Befürchtungen des Betreffenden können sich auf<br />

Einzelsymptome wie Herzklopfen oder Schwäche-<br />

anfälle richten, treten häufig zusammen auf mit<br />

sek<strong>und</strong>ären Ängsten vor dem Sterben, vor<br />

Kontrollverlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu<br />

werden.<br />

• „Die Angst wird nicht durch die Erkenntnis<br />

gemildert, daß andere Menschen die fragliche<br />

Situation nicht als gefährlich oder bedrohlich<br />

betrachten.“ (Dilling(<br />

et al., S. 143)<br />

• Erwartungsangst: „Allein die Vorstellung, daß die<br />

phobische Situation eintreten könnte, erzeugt<br />

gewöhnlich schon Erwartungsangst.“<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

F 40 Phobische Störung / Diagnostische<br />

Kriterien (2)<br />

208


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40 Phobische Störung /<br />

Differentialdiagnostik<br />

M. Heine<br />

• F 45.2 Hypochondrische Störung: : „Ängste, die<br />

sich auf (das Entstehen <strong>und</strong>) das Vorliegen einer<br />

Krankheit oder auf eine körperliche Entstellung<br />

beziehen“ (a.a.O(<br />

a.a.O.) .)<br />

• Phobische Störung < –– > Panikattacke (F 41.0)<br />

Eine Panikattacke, die in einer schon<br />

bestehenden phobischen Situation auftritt, wird<br />

als Ausdruck für den Schweregrad der Phobie<br />

gewertet, … . Eine eigentliche Panikstörung soll<br />

nur bei Fehlen der unter F 40 angeführten<br />

Phobien diagnostiziert werden.<br />

209


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40.0<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.0 Agoraphobie:<br />

M. Heine<br />

• Ängste vor offenen Plätzen oder vor<br />

Menschenmengen<br />

• Angst vor der Schwierigkeit, sich wieder sofort<br />

<strong>und</strong> leicht an einen sicheren Ort, im<br />

allgemeinen nach Hause zurückziehen zu<br />

können. Entsprechend können die Ängste sich<br />

auch darauf beziehen, allein in Zügen, Bussen<br />

oder Flugzeugen zu reisen (Achtung: DD<br />

Klaustrophobie)<br />

• Angst vor dem Fehlen eines sofort nutzbaren<br />

Fluchtweges<br />

• Angst bei der Vorstellung zu kollabieren,<br />

ohnmächtig zu werden <strong>und</strong> hilflos in der<br />

Öffentlichkeit liegen zu bleiben.<br />

210


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40.0<br />

• 5. Sitzung : • Lebenszeitprävalenz in klinischen Stichproben: 3,4<br />

% - 10,9 % (vgl. Michael et al. in Reinecker, 2003)<br />

• Auftretenswahrscheinlichkeit bei Frauen ca. 2 bis 3<br />

x größer als bei Männern, früher 4 x größer.<br />

• „Innerhalb der phobischen Störungen machen<br />

Agoraphobien in der klinischen Praxis ca. 50 bis<br />

55% der Fälle aus.“ (Reinecker, 2003)<br />

• In nicht-klinischen Populationen: „Wittchen„<br />

(1986)<br />

fand Angstanfälle bei 9,3 % in einer repräsentativen<br />

Bevölkerungsstichprobe. Fragebogen-Reihenunter<br />

Reihenunter-<br />

suchungen an großen studentischen Populationen<br />

in USA <strong>und</strong> BRD zeigten Ein-Jahres<br />

Jahres-Prävalenzen<br />

von über 30 %, wenn situativ ausgelöste<br />

Angstanfälle berücksichtigt wurden.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

F 40.0 Agoraphobie / Epidemiologie:<br />

211


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40.0<br />

• 5. Sitzung : • Agoraphobien <strong>und</strong> Angstanfälle setzen in der<br />

Regel im frühen Erwachsenalter ein zwischen<br />

20 <strong>und</strong> 35 Jahren. Beginn vor dem 16. <strong>und</strong> nach<br />

dem 40. Lbj. . selten.<br />

• Beginn meist mit einem Angstanfall an einem<br />

öffentlichen Ort, schleichender Beginn selten.<br />

• Michael, Ehlers <strong>und</strong> Margraf (2003) berichten<br />

von starken Fluktuationen der Symptomatik mit<br />

gelegentlichen beschwerdefreien Phasen. Insge-<br />

samt wird aber von einem langfristig ungün-<br />

stigen Verlauf ausgegangen. Die Prognose sei<br />

ungünstiger als für schwere Depressionen.<br />

• Nur 14 % der Patienten mit Panikstörungen <strong>und</strong><br />

19 % der Agoraphobiker erreichen nach<br />

Wittchen (1991) eine volle Remission.<br />

212<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.0 Agoraphobie / Verlauf:<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40.0<br />

• 5. Sitzung : • K. König geht davon aus, daß allen Angstpatienten eine<br />

Unfähigkeit zur Selbststeuerung, , insbesondere bezüglich<br />

der Impulskontrolle gemeinsam sei. Deshalb würden<br />

viele Phobiker dazu neigen, die Bestimmung über sich<br />

selbst an sog. schützende, steuernde Objekte abzutreten.<br />

• Ein Teil der Agoraphobiker weist im Hintergr<strong>und</strong> eine<br />

ängstliche, selbstunsichere oder eine abhängige<br />

Persönlichkeit auf, mitunter findet sich eine zwanghafte<br />

Persönlichkeit (hier Ängste, jmd. . zu verletzen oder zu<br />

gefährden.)<br />

• Nur bei einer kleineren Gruppe der Phobiker sind kon-<br />

krete negative Erfahrungen mit dem angstauslösenden<br />

Objekt zu explorieren.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

F 40.0 Agoraphobie / Psychodynamik <strong>und</strong><br />

Pathogenese:<br />

213


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40.0<br />

• 5. Sitzung : • Aus psychodynamischer Sicht liegen den meisten Phobien<br />

abgewehrte, unbewußte Vorstellungen zugr<strong>und</strong>e.<br />

• Dieser unbewußte Vorstellungsinhalt wird in einer be-<br />

stimmten Situation aktiviert, löst dadurch im Ich Angst aus,<br />

das sich nun damit behilft, die Quelle der Angst nach<br />

außen zu verlagern. Dieser Abwehrvorgang wird als „Ver„<br />

Ver-<br />

schiebung“ “ bezeichnet. Die intrapsychische Bedrohung<br />

wird also durch eine außen erlebte Gefahr ersetzt.<br />

• Das nach außen verschobene Angstobjekt kann nun<br />

vermieden werden, was zur situativen Angstentlastung<br />

führt. Dieser Vermeidungsvorgang kann durch<br />

Lernprozesse (operante(<br />

Konditionierung) sich verfestigen,<br />

auf diese Weise chronifizieren <strong>und</strong> sich auf assoziativ<br />

benachbarte Situationen ausweiten (generalisieren).<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

F 40.0 Agoraphobie / Psychodynamik <strong>und</strong><br />

Pathogenese:<br />

214


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• F 40.0<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

F 40.0 Agoraphobie / Psychodynamik <strong>und</strong><br />

Pathogenese (2):<br />

• Früher ist man davon ausgegangen, daß den phobischen<br />

Reaktionen unbewußte sexuelle oder aggressive Konflikte<br />

zugr<strong>und</strong>e lägen. Heute finden sich nach H. H. zunehmend<br />

„Ängste vor starker Exposition, Ängste vor Beschämung,<br />

oder auch Befürchtungen, sich zu verlieren, Trennungs-<br />

<strong>und</strong> Verlustängste“ hinter der phobischen Symptomatik.<br />

• Annahme von Bowlby, , daß die Gruppe der eigentlichen<br />

Phobien, bei denen der Patient die Präsenz einer Situation<br />

oder eines Gegenstandes fürchtet <strong>und</strong> die er dann zu<br />

vermeiden sucht, eher klein sei. Größer sei die Zahl der<br />

sog. Pseudophobien, denen Bowlby auch die Agoraphobie<br />

zurechnet. Bei der Pseudophobie leide der Patient unter<br />

der Abwesenheit oder dem Verlust einer Bindungsfigur<br />

oder einer sicheren Basis, auf die er sich normalerweise<br />

zubewegen würde. In der Agoraphobie vermisse der<br />

Patient eine Sicherheit spendende Beziehungsperson.<br />

215


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• F 40.00<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

F 40.00 Agoraphobie ohne<br />

Panikstörung:<br />

• F 40.01 Agoraphobie mit Panikstörung:<br />

• Dazugehöriger Begriff: Panikstörung<br />

mit Agoraphobie<br />

• Achtung DD: Panikstörung (episodisch<br />

paroxysmale Angst) unerwartet, nicht an<br />

Situationen geb<strong>und</strong>en, nicht vorhersehbar<br />

216


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.1 Soziale Phobie / Symptomatik:<br />

• F 40.1 Soziale Phobie / Symptomatik:<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere<br />

Menschen in verhältnismäßig kleinen Gruppen (nicht<br />

dagegen in Menschenmengen), in der Regel verb<strong>und</strong>en<br />

mit einem niedrigen Selbstwertgefühl <strong>und</strong> Furcht vor<br />

Kritik<br />

• Die phobischen Reaktionen können sich äußern in<br />

Erröten, Vermeiden von Blickkontakt, Händezittern,<br />

Übelkeit, Harndrang o.ä.<br />

• In der Folge kann es dazu kommen, daß soziale<br />

Situationen gemieden werden, in Extremfällen kann das<br />

Vermeidungsverhalten zu vollstän-diger<br />

sozialer<br />

Isolation führen. Cave: : DD Agoraphobie<br />

• Soziale Phobien können klar abgegrenzt sein, z. B. auf<br />

Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit, oder sie sind<br />

unbestimmt <strong>und</strong> treten in fast allen sozialen Situationen<br />

außerhalb des Familienkreises auf.<br />

217


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.1 Soziale Phobie / Epidemiologie:<br />

• F 40.1 Soziale Phobie / Epidemiologie:<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• In klinischen Stichproben von Phobikern<br />

schildern nach Reinecker 25 % der<br />

Patienten soziale Phobien.<br />

• Die Lebenszeitprävalenz liegt nach<br />

verschiedenen Studien für Frauen bei 9%<br />

bis 13% <strong>und</strong> für Männer bei 5% bis 10%.<br />

Entgegen Reinecker nehmen Hoffmann /<br />

Hochapfel an, daß die soziale Phobie die<br />

häufigste Angststörung sei <strong>und</strong> nach der<br />

Depression <strong>und</strong> der Alkoholabhängigkeit<br />

die dritthäufigste psychische Störung<br />

überhaupt.<br />

218


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.1 Soziale Phobie /<br />

• 5. Sitzung :<br />

• F 40.1 Soziale Phobie /<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

Beginn <strong>und</strong> Verlauf:<br />

M. Heine<br />

• Beginn oft schon in der Kindheit, spätestens in der<br />

Jugend, ausgesprochen selten nach dem 25. Lbj.<br />

• Der Verlauf ist ausgesprochen chronifizierend.<br />

• In der Folge der sozialen Phobie kommt es häufig<br />

zum sozialen Rückzug, entweder auf wenige<br />

vertraute Personen wie die Familie oder Fre<strong>und</strong>e<br />

oder in die vollständige Isolierung.<br />

• Die Unsicherheit der sozialen Phobiker läßt sie in<br />

der Öffentlichkeit nicht selten entweder als linkisch<br />

erscheinen oder als arrogant verkannt werden.<br />

219


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.1 Soziale Phobie /<br />

Erklärungsmodelle (1)<br />

• 5. Sitzung :<br />

• F 40.1 Soziale Phobie /<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• Konstitutioneller Faktor: : „Soziale Gehemmtheit“<br />

nach dem Entwicklungspsychologen J. Kagan<br />

• Wahrscheinlich kommt den frühen sozialen<br />

Interaktionen im Kindergarten, in der Schule <strong>und</strong><br />

anderen sozialen Feldern Bedeutung für die<br />

Verstärkung <strong>und</strong> für die Bewältigung von sozialen<br />

Ängsten zu. (Noch nicht genügend erforscht.)<br />

• Verhaltenstheoretiker gehen davon aus, daß 58%<br />

der Sozialphobiker auf ungünstige<br />

Konditionierungserfahrungen zurückgehen, ca.<br />

13% auf Faktoren des Modelllernens<br />

220


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.1 Soziale Phobie/Erklärungsmodelle (2)<br />

• F 40.1 Soziale Phobie/Erklärungsmodelle (2)<br />

• 5. Sitzung : • Das kognitionstheoretische Pathogenese-Modell<br />

von<br />

Clark <strong>und</strong> Wells (1995):<br />

• 1. Ausgeprägtes Sicherheitsverhalten mit dem Ziel,<br />

vermeintliche Blamagen zu vermeiden <strong>und</strong><br />

Angstsymptome zu reduzieren.<br />

• 2. Verschiebung der Aufmerksamkeit weg von den<br />

externalen hin zu den internalen Vorgängen<br />

• 3. Verzerrte Konstruktionen des sozialen Selbst aus<br />

der Betrachterperspektive, die immer als kritisch <strong>und</strong><br />

abwertend vorausgesetzt wird.<br />

• 4. Antizipatorische, , vor den Ereignissen die Qual vor-<br />

wegnehmende <strong>und</strong> nachträgliche, das Erlebnis der<br />

Erniedrigung bestätigende gedankliche Verarbei-<br />

tung; ; regelhafte Fehleinschätzung der soz. Situation.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

221


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.1 Soziale Phobie/Erklärungsmodelle (3)<br />

• F 40.1 Soziale Phobie/Erklärungsmodelle (3)<br />

• 5. Sitzung : • Das psychodynamische Pathogenese-Modell<br />

von S.O.<br />

Hoffmann (2003):<br />

• 1. „Die defizitäre Konzeption des des eigenen Selbst<br />

führt unmittelbar zu einer ausgeprägten<br />

Selbstunsicherheit, , mittelbar stößt sie aber<br />

ungeeignete Kompensationsversuche an.“ (H.H., S. 106)<br />

• 2. Der nachteiligste Kompensationsversuch: eine<br />

unbewußte Überhöhung der Selbstsicht, , die nach<br />

außen projiziert wird. Die soziale Umwelt stellt nun<br />

vermeintlich höchste Ansprüche an ihn.<br />

• 3. Entscheidende Bedeutung kommt dem Affekt der<br />

Scham zu. Alle sozialphobischen Vermeidungen<br />

seien von der Scham motiviert.<br />

• 4. Wurde wenig Bindungssicherheit gewonnen, so<br />

muß notwendig auch die soziale Sicherheit beein-<br />

222<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

/Symptomatik<br />

• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• Alle auf eine konkrete Auslösesituation oder ein<br />

umschriebenes Auslöseobjekt gerichteten Ängste.<br />

• Die häufigsten phobischen Angstauslöser sind:<br />

• Ängste vor Tieren, gehäuft vor Spinnen, Schlangen etc.<br />

• Ängste vor Naturerscheinungen wie Höhensituationen,<br />

Dunkelheit <strong>und</strong> Gewitter, Feuer<br />

• Ängste vor der Schule, vor Prüfungen, vor<br />

geschlossenen Räumen, vor dem Fliegen<br />

• Ängste vor Arztbesuchen, vor Spritzen, vor Blut, vor<br />

Ansteckung<br />

• Ängste vor Krankheiten, vor allem Krebs, Hirntumoren,<br />

Aids, BSE, Multipler Sklerose<br />

223


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

/Epidemiologie<br />

• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

• 5. Sitzung : • Nach H.H. liegt die Lebenszeitprävalenz bei über 10%<br />

• In den USA wurde eine 6-Monats6<br />

Monats-Prävalenzrate von 4,5%<br />

bis 11,8% für spezifische Phobien ermittelt.<br />

• Traditionell überwiegen Frauen.<br />

• Beginn der spezifischen Phobien:<br />

• Beginn von Tierphobien <strong>und</strong> von Dunkelängsten meist<br />

im Kindesalter, ebenso Ängste vor Ärzten, Zahnärzten<br />

• Beginn der Schulängste naturgemäß im Schulalter.<br />

• Ansonsten variiert das Ersterkrankungsalter.<br />

• Verlauf der Störung:<br />

• Alle Spezifischen Phobien haben, wenn sie das Erwach-<br />

senenalter erreichen, eine ausgeprägte Tendenz zur<br />

Persistenz.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

224


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

/Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese<br />

• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• Vgl. die Ausführungen zur Agoraphobie<br />

• „Für die Entstehung verschiedner Angststörungen ist<br />

gesichert, daß ängstliche Eltern die<br />

Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Ängsten bei<br />

ihrem Nachwuchs erhöhen.“<br />

• Bei den Spezifischen Phobien sind eine Reihe von<br />

Angstauslösern natürlich bzw. evolutionär<br />

begründbar. Dazu gehören die Ängste vor<br />

Dunkelheit, oder vor der Höhe oder Ängste vor<br />

unbekannten, möglicherweise gefährlichen Tieren. …<br />

Offenbar sind bestimmte Reize sehr viel geeigneter<br />

als andere , die phobische Dynamik in Gang zu<br />

setzen.<br />

225


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

/Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese (2)<br />

• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

• 5. Sitzung : • Bei der Mehrzahl der Arzt-, , Blut- oder Ansteckungs-<br />

phobien handelt es sich nach H.H. um die Angst, sterben<br />

zu müssen, nicht notwendig um Konditionierungen in der<br />

Kindheit. Bei den Krankheitsphobikern wird die Angst vor<br />

dem Tod unablässig antizipiert.<br />

• Hinter der manifesten Schulphobie findet sich eine sehr<br />

unterschiedliche Psychodynamik:<br />

• A) Der Schulphobiker fürchtet nicht eigentlich die Schule,<br />

sondern hat Angst, das Elternhaus, die Mutter zu verlassen; er<br />

hat also mehr eine Trennungsphobie (vgl. Bowlby)<br />

• B) Die Schulverweigerer haben hingegen mehr Ängste vor der<br />

Schule, die aber oft hinter mangelnder Motivation verborgen<br />

werden, was weniger beschämend ist.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

226


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 41 Andere Angststörungen<br />

• F 41 Andere Angststörungen<br />

• 5. Sitzung : • Wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich<br />

nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Um-<br />

stände beschränken <strong>und</strong> deshalb nicht vorhersehbar sind.<br />

• Typisch ist ein plötzlicher Beginn mit Herzklopfen,<br />

Brustschmerz, Erstickungsgefühlen, Schwindel <strong>und</strong><br />

Entfremdungsgefühlen. Häufig sek<strong>und</strong>är dann die Angst<br />

zu sterben, vor Kontrollverlust oder die Angst, wahnsinnig<br />

zu werden. Die Anfälle dauern meist nur Minuten.<br />

• Die Patienten erleben meist ein Crescendo der Ängste <strong>und</strong><br />

vegetativen Symptome. Sek<strong>und</strong>är können sich gerichtete<br />

Ängste vor dem Alleinsein oder Agoraphobien<br />

herausbilden.<br />

• Einer Panikattacke folgt meist die ständige Furcht vor<br />

einer erneuten Attacke (Erwartungsangst).<br />

227<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />

paroxysmale Angst) – Symptomatik nach ICD 10


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />

paroxysmale Angst) –<br />

Epidemiologie <strong>und</strong> Verlauf<br />

• F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• Die Prävalenz liegt bei 1% bis 3% der Bevölkerung.<br />

• H:H. sprechen von einer „gewissen spontanen<br />

Remissionsrate“, wenn mit dem ersten Angstanfall<br />

einigermaßen gelassen umgegangen werden konnte.<br />

• „Je stärker die >Angst vor der Angst< das leben der<br />

Patienten beherrscht, desto eher neigen sie zu<br />

Chronifizierungen <strong>und</strong> zum Übergang in phobische,<br />

vor allem agoraphobische Krankheitsbilder.“ (H.H.,<br />

S. 89)<br />

228


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />

paroxysmale Angst) –<br />

Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese<br />

• F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />

• 5. Sitzung : • Die Angst wird erst einmal als gr<strong>und</strong>los erlebt.<br />

• Bei kooperativen Patienten wird jedoch ausnahmslos<br />

ein Auslöser der Angstattacke objektivierbar. Meist<br />

handelt es sich um flüchtige Impulse, Affekte (Ärger,<br />

Wut), Ideen, die wegen der subjektiven Bedrohlich-<br />

keit rasch unterdrückt werden. Von der Psa.<br />

beobachteter Zusammenhang von unterdrückten<br />

aggressiven Impulsen <strong>und</strong> Entstehen von Angst-<br />

symptomatik<br />

• Im Sinne des Konfliktmodells hätte dann der Pat.<br />

lieber Angst als einen Konflikt mit seinem Gewissen,<br />

mit einem anderen Bild von sich oder mit äußerer<br />

229<br />

Autorität.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 41 Andere Angststörungen<br />

• F 41 Andere Angststörungen<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• F 41.1 Generalisierte Angststörung –<br />

Symptomatik nach ICD 10<br />

• Generalisierte <strong>und</strong> anhaltende, frei flottierende Angst.<br />

• Symptome unterschiedlich, aber meist einhergehend mit<br />

ständiger Nervosität, Zittern, Muskelspannung Schwitzen,<br />

Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühle oder<br />

Oberbauchbeschwerden.<br />

• Häufig Befürchtungen, ein Angehöriger könnte erkranken<br />

oder verunglücken, oder gehäuft andere Sorgen <strong>und</strong><br />

Vorahnungen<br />

• Diese Störung ist häufiger bei Frauen anzutreffen, oft im<br />

Zusammenhang mit lang andauernden Belastungen durch<br />

äußere Umstände.<br />

230


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 41 Andere Angststörungen<br />

• F 41 Andere Angststörungen<br />

• 5. Sitzung : • Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

• F 41.1 Generalisierte Angststörung –<br />

Epidemiologie <strong>und</strong> Verlauf<br />

• Die Prävalenz der Generalisierten Angststörung liegt<br />

bei 2,5% bis 5% der Bevölkerung.<br />

• Spontane Remissionsrate geringer als bei der<br />

Panikstörung<br />

• Frauen überwiegen deutlich<br />

• Beginn eher schleichend<br />

• Krankheitsbild nicht so dramatisch, aber dennoch<br />

schwer <strong>und</strong> meist chronisch verlaufend<br />

• Im Alter oftmals eine spontane Milderung der<br />

Symptomatik<br />

231


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

F 41.1 Generalisierte Angststörung –<br />

Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese<br />

• F 41.1 Generalisierte Angststörung<br />

• 5. Sitzung : • Aus psychodynamischer Sicht liegt der Generalisierten<br />

Angststörung eine psychische Schädigung des Patienten in<br />

seiner Entwicklung zugr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> evtl. zusätzlich eine<br />

neurophysiologische Vulnerabilität aufgr<strong>und</strong> einer<br />

angeborenen neurophysiologischen Erregbarkeit.<br />

• Im Sinne des Defizitmodells erlaubten die Entwicklungs-<br />

bedingungen dem Patienten nicht, eine hinreichend stabile<br />

Persönlichkeit mit wirksamen Angsbewältigungsmechanis-<br />

men herauszubilden.<br />

• Stattdessen erlebt der Pat. immer wieder seine innere<br />

„Brüchigkeit“, seine Ich-Schwäche als bedrohlich <strong>und</strong><br />

ängstigend. Da die Angst nur unzureichend abgewehrt<br />

werden kann – eben wegen der vorhandenen Ich-Schwäche<br />

– kommt es zum mehr oder weniger starken Durchbruch<br />

der Angst als Symptom.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Angst-<br />

er-<br />

krankungen<br />

M. Heine<br />

232


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Der psychiatrische Begriff „Zwang“ ist<br />

erstmals 1877 von Westphal eingeführt<br />

worden mit der Definition „Formaler<br />

Denkzwang, dessen Inhalt oder<br />

Gegenstand als widersinnig vom<br />

Patienten erkannt werden muß“.<br />

233


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Nach K. Schneider kann von einem<br />

Zwang gesprochen werden, wenn der<br />

Betroffene sich von einem<br />

„Bewußtseinsinhalt<br />

nicht lösen kann,<br />

obschon er ihn gleichzeitig als<br />

inhaltlich unsinnig oder wenigstens<br />

ohne Gr<strong>und</strong> beherrschend oder<br />

beharrlich beurteilt“. Das subjektiv<br />

erlebte Zwangsgefühl ist also trotz<br />

voller Einsicht in seine Unsinnigkeit<br />

nicht unterdrückbar.<br />

234


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Zwang kann unter den verschiedensten<br />

Verhältnissen auftreten, in der Neurose<br />

wie in der Psychose, in funktionellen<br />

wie in hirnorganischen Zuständen, in<br />

der Schizophrenie wie in der<br />

endogenen Depression. Hier soll es<br />

zentral um den Zwang als im Kranken<br />

vorherrschendes neurotisches<br />

Symptom gehen, also um die<br />

Zwangsneurose.<br />

235


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Für eine Definition der Zwangsneurose<br />

lassen sich 5 Aspekte anführen (Stekel(<br />

1930):<br />

• Der Zwangskranke wird von<br />

Vorstellungen verfolgt, die ihm fremd<br />

erscheinen; er wird von einer inneren<br />

Stimme zu Handlungen gezwungen,<br />

die er als unsinnig (alogisch) beurteilt.<br />

Er empfindet eine Art Spaltung seiner<br />

Persönlichkeit, den Kampf zwischen<br />

„Ich“ <strong>und</strong> „Gegen-Ich“.<br />

236


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Zwangshandlungen werden durch die<br />

„Todes- <strong>und</strong> Unheilsklausel“<br />

durchgesetzt. Die Unterlassung der<br />

Zwangshandlung führt den Tod, die<br />

Erkrankung oder den Unfall eines dem<br />

Kranken nahestehenden Objekts<br />

herbei.<br />

• Der Kranke hat den direkten Glauben<br />

an die Allmacht seiner Gedanken.<br />

237


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Die Zwangshandlungen sind zu einem<br />

System ausgebaut.<br />

• Neben dem Zwang besteht ein<br />

mächtiger Affekt des Zweifels, der sich<br />

auf die Ausführung der<br />

Zwangshandlung bezieht. Jeder Zwang<br />

ist mit einem Gegenzwang verb<strong>und</strong>en.<br />

238


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Epidemiologie:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Der Anteil in der<br />

psychotherapeutischen Praxis liegt bei<br />

unter 5 %.<br />

• Die Gesamtmorbidität in der<br />

Bevölkerung ist sogar mit nur 0,05 %<br />

hochgerechnet worden.<br />

• Zwangshandlungen <strong>und</strong><br />

Zwangsgedanken treten in den meisten<br />

Fällen gemeinsam auf. In 25% der Fälle<br />

klagen die Patienten allein über<br />

Zwangsgedanken. (Vgl. Reinecker, 2003)<br />

239


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Epidemiologie:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Während man früher davon ausging,<br />

daß Männer häufiger betroffen sind<br />

(Hysterie bei Frauen; Zwang bei<br />

Männern), zeigen neuere Arbeiten, daß<br />

der Zwang bei Männern <strong>und</strong> Frauen<br />

gleich verteilt ist.<br />

• Dabei fällt jedoch auf, daß Frauen eher<br />

an Waschzwängen <strong>und</strong> Männer an<br />

Kontrollzwängen erkranken.<br />

• Bei Männern beginnt die Symptomatik<br />

durchschnittlich mit 20 Jahren, bei<br />

Frauen mit etwa 25 Jahren.<br />

240


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• 1. Denkstörungen - formal <strong>und</strong> inhaltlich:<br />

unablässiges Grübeln, ständiges Wiederholen<br />

der gleichen Abläufe, Weitschweifigkeit,<br />

Verlust des Blicks für das Wesentliche,<br />

Verschiebung aufs Kleinste. Inhaltlich stehen<br />

starke Zweifel im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong>/oder eine<br />

Idee bildet das Zentrum des Denkens. Das<br />

Denken ist oft auf einer magischen Ebene<br />

angesiedelt. Den Gedanken wird eine magische<br />

Allmacht zugesprochen: ein falscher Gedanke<br />

kann töten, der Gedanke steht vielleicht schon<br />

für die Tat.<br />

241


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• 2. Zwangsantriebe,<br />

Zwangsimpulse,<br />

Zwangseinfälle:<br />

: einschießende<br />

Vorstellungen meist aggressiven oder<br />

sexuellen Inhalts. Es sind dies als<br />

dranghaft erlebte Gedanken <strong>und</strong><br />

Gefühle, einen anderen angreifen,<br />

verletzen, ermorden, anspucken,<br />

anurinieren, ansprechen, anschreien,<br />

anstarren, unsittlich anfassen,<br />

vergewaltigen usw. zu müssen.<br />

242


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• 3. Zwangshandlungen:<br />

: Magische<br />

Rituale sollen das Böse bannen.<br />

Kontrollzwänge sollen Gefahren,<br />

schlimme Geschehnisse verhindern.<br />

Ordnungszwänge sollen äußerlich dem<br />

befürchteten (inneren) Chaos<br />

entgegenwirken.<br />

243


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />

• Charakteristisch für die Zwangs-<br />

neurose ist, daß der Zwangsneurotiker<br />

sich intensiv, aber vergeblich gegen die<br />

einschießenden Gedanken, Phantasien,<br />

Impulse, Handlungen zur Wehr setzt;<br />

sie als ich-dyston<br />

dyston, , gleichwohl zur<br />

eigenen Person gehörig erlebt.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

244


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />

• F 42.0<br />

vorwiegend Zwangsgedanken oder<br />

Grübelzwang<br />

• F 42.1 vorwiegend<br />

Zwangshandlungen<br />

(Zwangsrituale)<br />

• F 42.2<br />

Zwangsgedanken <strong>und</strong> Zwangs-<br />

handlungen, , gemischt<br />

• F 42.8<br />

andere Zwangsstörungen<br />

• F 42.9 nicht näher bezeichnete<br />

Zwangsstörung<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Die Klassifizierung der Zwangsstörung<br />

in der ICD 10:<br />

245


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

Genetische Faktoren:<br />

Familiäre Häufungen <strong>und</strong><br />

Zwillingsstudien sprechen dafür, daß<br />

genetische Faktoren eine Rolle spielen.<br />

246


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese:<br />

Somatische Faktoren:<br />

Für die Beteiligung von somatischen<br />

Faktoren „sprechen höhere Raten von<br />

Zwangsstörungen bei einer Subgruppe<br />

von Patienten, die an einem<br />

rheumatischen Fieber oder an einer<br />

Sydenham-Chorea<br />

erkrankten. Bei<br />

dieser Subgruppe von Zwangs-<br />

störungen wird im Kindesalter eine<br />

immunologische Genese angenommen.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

247


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

Somatische Faktoren:<br />

„Für einen neurobiologischen Kofaktor<br />

im Erwachsenenalter spricht die<br />

Tatsache, daß insbesondere<br />

Schwangerschaft <strong>und</strong> Geburt häufige<br />

Auslösefaktoren von Zwangsstörungen<br />

sind. Anatomische Veränderungen im<br />

Bereich kortikostriataler Hirnregionen<br />

weisen auf mögliche neuroanatomische<br />

Faktoren hin.“ (H.H., S. 156)<br />

248


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese:<br />

Somatische Faktoren:<br />

Außerdem „müssen auch Störungen im<br />

Bereich verschiedener Neurotrans-<br />

mittersysteme (insbesondere des<br />

Serotoninstoffwechsels) ) angenommen<br />

werden, wofür auch die Wirksamkeit<br />

der selektiven Serotonin-<br />

Wiederaufnahmehemmer spricht.“<br />

(H.H., S. 156)<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

249


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Psychodynamik <strong>und</strong> Psychogenese:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

Die Zwangssymptomatik entwickelt<br />

sich meist aus Konflikten, die<br />

innerpsychisch durch die Virulenz<br />

anal-erotischer <strong>und</strong> anal-sadistischer<br />

(antisoziale, motorisch-destruktive)<br />

Wünsche entstehen. Mitunter sind<br />

auch - vermischt - genitale Strebungen<br />

beteiligt. Die spezifische Dynamik wird<br />

als ein regressives Ausweichen vor den<br />

ödipalen Konflikten aufgefaßt.<br />

250


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Psychodynamik <strong>und</strong> Psychogenese:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Tendenziell: Im Gegensatz zur<br />

hysterischen Neurose ist der Kern des<br />

zwangsneurotischen Symptoms die auf<br />

einen Triebimpuls zurückgehende<br />

bewußte Zwangsvorstellung.<br />

251


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Psychodynamik <strong>und</strong> Psychogenese:<br />

• Der Zwangsneurotiker weist regelhaft<br />

ein sehr strenges Über-Ich auf. Den als<br />

antisozial erlebten Triebwünschen<br />

steht die Hypermoralität des Gewissens<br />

gegenüber. Die kreativen Möglich-<br />

keiten des Ichs zur Konfliktlösung sind<br />

eingeschränkt. Es ist so, als würden<br />

Es- <strong>und</strong> Über-Ich<br />

Ich-Inhalte Inhalte quasi<br />

kurzgeschlossen.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

252


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Psychodynamik <strong>und</strong> Psychogenese:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Vorherrschende Abwehrmechanismen<br />

sind: Reaktionsbildung, Regression,<br />

Isolierung, Ungeschehen-machen<br />

machen,<br />

Intellektualisierung. Affektiv erlebt der<br />

Zwangsneurotiker meist Ambivalenz,<br />

wodurch der Zugang, der Übergang<br />

zum Handeln oft verstellt ist.<br />

Außerdem vermag das Ich nicht sicher<br />

genug zu unterscheiden zwischen<br />

Vorstellung <strong>und</strong> Handlung (vgl.<br />

magisches Denken).<br />

253


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Zur Psychogenese:<br />

• Im Familienmilieu Häufung von<br />

zwanghaften Personen. "Insgesamt<br />

bestehen strenge, rigide legalistische,<br />

sachbezogene, teilweise aggressive<br />

oder auch willkürliche Entwicklungs-<br />

bedingungen. . Spontaneität, Eigenwille,<br />

lebhafte Motorik <strong>und</strong> Aggressivität<br />

müssen früh unterdrückt <strong>und</strong> mit<br />

Angst- <strong>und</strong> Schamgefühlen abgewehrt<br />

werden.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

254


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Zur Psychogenese:<br />

• Der äußere Zwang wird so zu einem<br />

inneren. Statt einem Autonomiegefühl<br />

entstehen im Kind Scham <strong>und</strong> Zweifel<br />

(Erikson)." Quint: "Beim Zwangs-<br />

neurotiker fehlt eine ausreichend<br />

positive Beurteilung des<br />

ausprobierenden Handels".<br />

• Eine biogenetisch mitbedingte<br />

Verursachung der Zwangsneurose ist<br />

wahrscheinlich. Ergänzungsreihe.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

255


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Zugr<strong>und</strong>e liegende Persönlichkeit:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Häufig der sog. Zwangscharakter, der<br />

sich durch Pedanterie, Rigidität <strong>und</strong><br />

Enge im Denken auszeichnet. Starkes<br />

Bedürfnis nach Ordnung <strong>und</strong><br />

Sauberkeit, auch im moralischen<br />

Bereich.<br />

256


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Zugr<strong>und</strong>e liegende Persönlichkeit:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

• Als weitere Persönlichkeitszüge<br />

imponieren oft: Ängstlichkeit,<br />

Unzulänglichkeitsgefühle,<br />

Skrupulösität, Entschlußunfähigkeit,<br />

peinliche Genauigkeit <strong>und</strong><br />

Gewissenhaftigkeit, Unfähigkeit, das<br />

Unwesentliche zu vernachlässigen,<br />

latent aggressive, evtl. "stänkernde",<br />

querulatorische Haltung.<br />

257


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Zugr<strong>und</strong>e liegende Persönlichkeit:<br />

• Die dynamische Struktur des Zwangs-<br />

charakters (in Anlehnung an Shapiro):<br />

• Emotionale Autarkie: "Ich brauche<br />

niemanden".<br />

• Vermeidung echt autonomer<br />

Handlungen, um Fehler zu vermeiden.<br />

• Gefühl des Getriebenseins: Dem<br />

Zwanghaften sitzt immer ein imagi-<br />

närer Aufpasser im Nacken. Hoher<br />

Leistungsdruck - geringes Maß an<br />

Lustgefühlen.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Zwangs-<br />

neurose<br />

258


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung : • Klassifikation lt. ICD 10:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Angst-<br />

störungen<br />

• F 40: Phobische Störungen<br />

• F 40.0: Agoraphobie<br />

• F 40.00: Agoraphobie ohne Panikstörung<br />

• F 40.01: Agoraphobie mit Panikstörung<br />

• F 40.1 Soziale Phobien<br />

• F 40.2: Spezifische (isolierte) Phobien<br />

• F 40.8: andere Angststörungen<br />

• F 40.9: nicht näher bezeichnete<br />

Angststörungen bzw. phobischer Zustand)<br />

259


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 6. Sitzung :<br />

• Klassifikation lt. ICD 10:<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die Angst-<br />

störungen<br />

• F 41: Andere Angststörungen<br />

• F 41.0: Panikstörung (episodisch<br />

paroxysmale Angst)<br />

• F 41.1: generalisierte Angststörung<br />

• F 41.2: Angst <strong>und</strong> depressive Störung,<br />

gemischt<br />

• Dazugehöriger Begriff: : leichte oder nicht<br />

anhaltende ängstliche Depression<br />

• F 41.3: Andere gemischte Angststörungen<br />

• F 41.8: Andere spezifische Angststörungen<br />

• Dazugehöriger Begriff: : Angsthysterie<br />

• F 41.9: nicht näher bezeichnete<br />

Angststörung<br />

• Dazugehöriger Begriff: : nicht näher bezeichnete<br />

260


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• 7. Sitzung :<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die<br />

Depression<br />

261


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

• Die<br />

Depres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Gliederung<br />

• Historisches<br />

• Diagnostische<br />

Merkmale<br />

• Klassifikation<br />

• Fallbeispiel<br />

• Psychodynamik<br />

• Behandlung<br />

• Diskussion<br />

M. Heine<br />

262


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Bedeutung in Antike<br />

<strong>und</strong> Mittelalter:<br />

Depression =<br />

Melancholie<br />

Historisches<br />

M. Heine<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• Seit Anfang des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts:<br />

Bemühung um<br />

Systematisierung<br />

<strong>und</strong> Klassifikation,<br />

Definitionswandel<br />

263


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 1916<br />

Erstveröffentlichung<br />

des Freud´schen<br />

Aufsatzes mit dem<br />

Titel: „Trauer <strong>und</strong><br />

Melancholie“.<br />

• Hier wird der nicht<br />

krankhafte Zustand der<br />

Trauer dem Zustand der<br />

Melancholie<br />

gegenübergestellt.<br />

Historisches<br />

M. Heine<br />

264


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Historisches<br />

M. Heine<br />

• „Die Melancholie ist seelisch ausgezeichnet durch<br />

eine tief schmerzliche Verstimmung, eine Aufhebung<br />

des Interesses für die Außenwelt, durch den Verlust<br />

der Liebesfähigkeit, durch die Hemmung jeder<br />

Leistung <strong>und</strong> die Herabsetzung des Selbstwertgefühls,<br />

die sich in Selbstvorwürfen <strong>und</strong> Selbstbeschimpfungen<br />

äußert <strong>und</strong> bis zur wahnhaften Erwartung von Strafe<br />

steigert. Dies Bild wird unserem Verständnis näher<br />

gerückt, wenn wir erwägen, daß die Trauer dieselben<br />

Züge aufweist, bis auf einen einzigen; die Störung des<br />

Selbstwertgefühls fällt bei ihr weg. . Sonst aber ist es<br />

dasselbe.“ (Freud, S., 1916, GW VIII, S. 429)<br />

265


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Definition von „Depression“<br />

gemäß Dorsch (1998) (modifiziert):<br />

Komplexer Begriff für<br />

vielfältige Symptomatik,<br />

die sich<br />

M. Heine<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• emotional<br />

• kognitiv<br />

• motorisch<br />

• motivational <strong>und</strong><br />

• vegetativ / somatisch<br />

äußert.<br />

266


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Diagnostische Merkmale der<br />

„Depression“<br />

gemäß WILL (1998 / 2000):<br />

M. Heine<br />

Äußerer Eindruck:<br />

Depressive wirken bedrückt, niedergeschlagen, traurig,<br />

resigniert; sprechen meist mit leiser, monotoner Stimme,<br />

das Gesicht ist oft verhärmt, „die niedergezogenen<br />

M<strong>und</strong>winkel <strong>und</strong> die reduzierte Mimik <strong>und</strong> Gestik<br />

bezeugen den Verlust an Vitalität <strong>und</strong> Lebensfreude“. Sie<br />

erscheinen oft vorgealtert; Körperhaltung gebeugt <strong>und</strong><br />

kraftlos, Schultern hochgezogen, der Gang schwer, die<br />

Haut blaß <strong>und</strong> welk, die Augen dunkel umrandet, der Blick<br />

verschleiert <strong>und</strong> müde. Die Körperbewegungen oft<br />

gehemmt <strong>und</strong> reduziert. Ihrer Umgebung gegenüber<br />

zeigen sie sich gleichgültig, teilnahmslos, mitunter<br />

verhalten sie sich aber auch mißmutig <strong>und</strong> gereizt.<br />

267


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Diagnostische Merkmale der<br />

„Depression“<br />

gemäß WILL (1998 / 2000):<br />

Psychische Symptomatik:<br />

M. Heine<br />

Leitsymptom ist die traurige Verstimmung, verb<strong>und</strong>en mit<br />

Niedergeschlagenheit, Bedrücktheit, gelegentlich stillem<br />

Vor-sich-hin-Weinen <strong>und</strong> einer Verzweiflung, die<br />

untröstbar ist. Manche schwer Depressive zeigen eine<br />

emotionale Versteinerung <strong>und</strong> Erstarrung, in der sie auch<br />

nicht weinen können.<br />

„Losigkeits-Symptome“: Freudlosigkeit, Lustlosigkeit,<br />

Energielosigkeit, Interesselosigkeit, Passivität <strong>und</strong><br />

Apathie, mitunter auch innere Erregung <strong>und</strong> psychomotorische<br />

Unruhe. Mutlosigkeit, Verzagtheit, Resignation <strong>und</strong><br />

Pessimismus sind sehr häufig anzutreffen.<br />

268


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Diagnostische Merkmale der<br />

„Depression“<br />

gemäß WILL (1998 / 2000):<br />

M. Heine<br />

Psychische Symptomatik (Fortsetzung):<br />

Konzentrationsstörungen mit Verlangsamung, Hemmung<br />

des Denkens, „Leere im Kopf“, Tendenz zum zirkulären,<br />

unproduktiven Grübeln. „Sie neigen dazu, Probleme<br />

überzubewerten <strong>und</strong> die eigene Person, die umgebende<br />

Welt <strong>und</strong> die Zukunft nur noch negativ zu sehen.“ (Will)<br />

Daraus resultieren nicht selten die depressive Entscheidungsunfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Entschlußlosigkeit.<br />

Störungen des Selbstwertgefühls <strong>und</strong> Minderwertigkeitsgefühle,<br />

negative Selbsteinschätzung bis hin zum<br />

Kleinheits- oder Schuldwahn.<br />

Angstempfindungen in Form von Verlust-, Versagens-<br />

Verarmungs-, Scham- <strong>und</strong> Schuldängsten treten häufig<br />

auf<br />

269


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Diagnostische Merkmale der<br />

„Depression“<br />

gemäß WILL (1998 / 2000):<br />

M. Heine<br />

Psychische Symptomatik (Fortsetzung):<br />

In den Beziehungen zu anderen Menschen ziehen sich<br />

die Depressiven meist zurück oder verhalten sich außerordentlich<br />

anklammernd, was oft weitere Enttäuschungen<br />

verursacht. Ihre Gefühlsverarmung <strong>und</strong> die Konzentration<br />

auf die eigene Befindlichkeit beeinträchtigt den Kontakt,<br />

ebenso der drängende Wunsch nach Zuwendung, Fürsorge<br />

<strong>und</strong> liebevoller Bestätigung. Bewußte Schuldgefühle<br />

sind häufig <strong>und</strong> nur schwer korrigierbar, auch wenn sie für<br />

einen äußeren Beobachter nicht begründet erscheinen.<br />

Bei schweren Depressionen können die Patienten auch<br />

von Wahnideen <strong>und</strong> paranoiden Fehldeutungen erfaßt<br />

oder von hypochondrischen Überzeugungen beherrscht<br />

270<br />

sein.


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Diagnostische Merkmale der<br />

„Depression“<br />

gemäß WILL (1998 / 2000):<br />

M. Heine<br />

Körperliche Symptomatik:<br />

Die Beschwerden werden oft diffus <strong>und</strong> wenig konkret<br />

geschildert.<br />

Vegetative Störungen <strong>und</strong> Mißempfindungen:<br />

Kopfschmerzen, z. T. beschrieben als Helm- <strong>und</strong> Reifengefühl.<br />

Unspezifische Störungen des Sehens, Globusoder<br />

Würgegefühl im Hals, Druckgefühl auf den Ohren<br />

oder Ohrgeräusche, Verminderung des Hörvermögens<br />

oder Geräuschempfindlichkeit.<br />

Enge im Brustkorb (Reifengefühl), Atemenge, flache <strong>und</strong><br />

unregelmäßige Atmung, Nicht-durch-atmen-Können,<br />

Schmerzen in der Herzgegend, Herzjagen oder<br />

„Herzstolpern“, Kreislaufregulationsstörungen,<br />

Blutdruckschwankungen.<br />

271


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Diagnostische Merkmale der<br />

„Depression“<br />

gemäß WILL (1998 / 2000):<br />

M. Heine<br />

Körperliche Symptomatik (Fortsetzung):<br />

Funktionelle Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit,<br />

Megendruck, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung;<br />

Störungen der Blasenfunktion mit Mißempfindungen,<br />

Schmerzen <strong>und</strong> häufigem Harndrang. Häufig sind<br />

Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Armbereich,<br />

Rücken- <strong>und</strong> Nackenschmerzen, diffuse Gelenk- <strong>und</strong><br />

Muskelschmerzen (evtl. larvierte Depression!). Störungen<br />

der Haut <strong>und</strong> der Schleimhäute: Zungenbrennen, trockene<br />

Schleimhäute in Nase <strong>und</strong> M<strong>und</strong>, diffuser Juckreiz,<br />

trockene, blasse, eingefallene Haut, müder<br />

Gesichtsausdruck, tiefliegende verschattete Augen,<br />

glanzloses Haar bis hin zum Haarausfall.<br />

272


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Diagnostische Merkmale der<br />

„Depression“<br />

gemäß WILL (1998 / 2000):<br />

M. Heine<br />

Körperliche Symptomatik (Fortsetzung):<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

Depressive klagen häufig über Ein- <strong>und</strong> Durchschlafstörungen,<br />

über Appetitverlust <strong>und</strong> in der Folge Gewichtsverlust.<br />

Das sexuelle Verlangen läßt meist nach, die<br />

Potenz vermindert sich <strong>und</strong> es kann zu Menstruationsstörungen<br />

<strong>und</strong> Schmerzen beim Verkehr kommen.<br />

Weitere vegetative Funktionsstörungen: Hitzewallungen,<br />

Kälteschauer, Zittern <strong>und</strong> erhöhte Temperaturempfindlichkeit.<br />

273


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Somatogene Depressionen<br />

• organische Depression<br />

• symptomatische Depression<br />

• Endogene Depressionen<br />

• schizophrene Depression<br />

• zyklische Depression<br />

• periodische Depression<br />

• Spätdepression<br />

• Psychogene Depressionen<br />

• neurotische Depression<br />

• Erschöpfungsdepression<br />

• Reaktive Depression<br />

M. Heine<br />

Nosologische Einordnung<br />

274


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Affektive Störungen<br />

M. Heine<br />

Klassifikation nach ICD 10:<br />

• F 30 manische Episode<br />

• F 31 bipolare affektive<br />

Störung<br />

• F32 depressive Episode<br />

• F33 rezidivierende<br />

depressive Störungen<br />

• F34 anhaltende affektive<br />

Störung<br />

• F38 sonstige affektive<br />

Störungen<br />

275


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Klassifikation nach ICD 10:<br />

• F32: einmalige depressive Episode<br />

• F33<br />

rezidiv. depressive Phasen; keine<br />

manischen Phasen; zwischen den<br />

Episoden i.d.R. . vollständige Remission;<br />

mehrere Monate ohne eindeutig affektive<br />

Symptomatik<br />

• F34: Dysthymia<br />

• zusammenhängende Perioden mit gutem<br />

Befinden, dann monatelange Müdigkeit;<br />

Alltag wird bewältigt<br />

• Zyklothymia<br />

• andauernde Instabilität der Stimmung,<br />

zahlreiche Perioden mit leichter Depression<br />

<strong>und</strong> leicht gehobener Stimmung<br />

276


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Diagnostik nach ICD 10:<br />

• Mindestdauer zwei Wochen<br />

• mind. zwei Leitsymptome:<br />

• depressive/ gedrückte<br />

Stimmung<br />

• Verlust von Interesse/ Freude<br />

• erhöhte Ermüdbarkeit<br />

• mind. 2-32<br />

3 der weiteren<br />

Symptome:<br />

277


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Diagnostik nach ICD 10:<br />

• mind. 2-32<br />

3 der weiteren Symptome:<br />

• verminderte Konzentration/ Aufmerksamkeit<br />

• vermindertes Selbstwertgefühl <strong>und</strong><br />

Selbstvertrauen<br />

• Schuldgefühle/ Gefühle von Wertlosigkeit<br />

• negative/ pessimistische<br />

Zukunftsperspektiven<br />

• Suizidgedanken, Selbstverletzung,<br />

Suizidhandlung<br />

• Schlafstörungen<br />

• verminderter Appetit<br />

• zirkadiane Schwankungen<br />

278


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Verdachtsmomente für eine<br />

psychotische Depression<br />

M. Heine<br />

Psychotische vs. Neurotische Depr.<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• wahnhaftes Erleben<br />

• starke Vitalisierung<br />

• Tages- <strong>und</strong> Jahresrhythmen<br />

• häufig plötzlicher Beginn<br />

• rezidivierende Phasen<br />

• familiäre Häufung<br />

279


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• Verdachtsmomente für eine<br />

neurotische Depression<br />

M. Heine<br />

Psychotische vs. Neurotische Depr.<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• schwache Vitalisierung<br />

• gewöhnlich kein zyklischer Verlauf<br />

• schleichender Beginn<br />

• keine klaren Phasen<br />

• keine auffällige familiäre Häufung<br />

280


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Prävalenz (Vorkommen)<br />

• Lebenszeitprävalenz: : 12-17%<br />

17%<br />

M. Heine<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• Punktprävalenz in Bezug auf<br />

die Weltbevölkerung: 2-7% 2<br />

• Prävalenz der<br />

Altersdepression (> 65 J.):<br />

15-25%<br />

281


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 7. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Prävalenz (Vorkommen)<br />

• Depressionen = 10 -20% der<br />

neurotischen Erkrankungen<br />

M. Heine<br />

• („neurotische“ Depression v.a. im<br />

dritten <strong>und</strong> vierten Lebensjahrzehnt;<br />

„psychotische“ Depression v.a. im<br />

fünften <strong>und</strong> sechsten Lebensjahrzehnt)<br />

• Frauen häufiger von Depressionen<br />

betroffen als Männer<br />

282


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Ätiologie <strong>und</strong> Psychogenese<br />

• Sigm<strong>und</strong> FREUD (1916): früher Objektverlust,<br />

Introjektion des ambivalent besetzten<br />

Liebesobjekts, Selbstgefühlsminderung<br />

• Karl ABRAHAM (1924): das Modell der<br />

„bösen Mutter“: schwere Liebesenttäuschung<br />

an der Mutter, kindliche Urverstimmung,<br />

Wiederbeleben der Urverstimmung in der<br />

Erwachsenendepression<br />

• E. BIBRING (1954): Selbstwertverlust<br />

nicht nur durch Frustration bzw.<br />

Objektverlust, sondern auch Enttäuschung<br />

narzißtischer Bedürfnisse (anale, phallische)<br />

283


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Ätiologie <strong>und</strong> Psychogenese<br />

- E. JACOBSON (1953/1971):<br />

Selbstwertgefühlsverlust erklärt sich durch<br />

bestimmte Energieverteilungs- <strong>und</strong><br />

insbesondere strukturelle Störungen der<br />

Selbstrepräsentanz bzw. des Über-Ich<br />

(archaisch) <strong>und</strong> des Ich-Ideals (zu hoch).<br />

• M. KLEIN: (Depressive Position (als<br />

universales Stadium bzw. Zustand).<br />

Melancholie: keine gelungene Internalisation<br />

des guten Objekts. Aggressionshemmung<br />

(Angst, das gute Objekt zu verlieren).<br />

284


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Ätiologie <strong>und</strong> Psychogenese<br />

• H. KOHUT: Mangelhafte Spiegelung, keine<br />

bejahende freudige Reaktion auf die Existenz<br />

des Kindes = „leere“ Depression.<br />

Mangelhafte Teilhabe an Ruhe <strong>und</strong><br />

Sicherheit eines idealisierten Erwachsenen =<br />

Schulddepression.<br />

• A. Green (1983): das Modell der „toten“<br />

Mutter<br />

• St. Mentzos: das 3-Säulen-Modell<br />

285


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Ätiologie <strong>und</strong> Psychogenese<br />

• Lerntheoretische ätiologische Modelle<br />

• M. SELIGMAN: erlernte Hilflosigkeit<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• A. BECK: kognitive, pessimistische<br />

Gr<strong>und</strong>konzepte, depressiver Affekt<br />

sek<strong>und</strong>är, Therapie durch kognitive<br />

Korrektur<br />

286


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach E. Bibring (1952):<br />

• Voraussetzung:<br />

• erhöhte Verletzbarkeit des Selbstwertgefühls<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• auslösende Situation:<br />

• narzißtische Kränkung<br />

• Bedingungen:<br />

• Ich-Hemmung<br />

• Absinken der Selbstachtung<br />

• Hilflosigkeit<br />

287


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach E. Bibring:<br />

• Hilflosigkeit entsteht durch Versagung gegenüber<br />

den „Urwünschen“:<br />

• Wunsch/ Bedürfnis geliebt zu werden (emotionale<br />

Annahme)<br />

• Wunsch, stark zu sein (narzißtische Annahme)<br />

• Wunsch, gut zu sein (moralische Annahme)<br />

• aus der Kluft zwischen Wünschen/ Ansprüchen <strong>und</strong><br />

Selbsteinschätzung entsteht depressive<br />

Verstimmung<br />

288


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach E. Bibring:<br />

• Interaktion der psychodynamischen<br />

Elemente:<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• Unbewußte Verlustphantasien<br />

• Ausgeprägte Abhängigkeitsbeziehungen<br />

• Unbewußte Größenphantasien<br />

• Entstehung aggressiver Affekte<br />

• Rigide Gewissensbildung<br />

• Wendung der Aggression gegen das Selbst<br />

• Erhöhte Verletzbarkeit des Selbstwertgefühls<br />

289


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Der depressive Gr<strong>und</strong>konflikt basiert<br />

nach Will (2000) auf der<br />

• Unverträglichkeit zweier Wünsche:<br />

• einerseits dem Liebesobjekt nah sein<br />

wollen bis zur Verschmelzung,<br />

• andererseits eine Wut (<strong>und</strong> eine Gier)<br />

ausleben zu wollen, die bis zur<br />

Zerstörung des Objekts oder seiner<br />

selbst gehen könnte. (a.a.O(<br />

a.a.O., ., S. 88)<br />

290


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Als Ursache <strong>und</strong> zugleich Folge dieses depressiven<br />

Gr<strong>und</strong>konflikts treten in Erscheinung:<br />

• Orale Konflikte <strong>und</strong> Regressionen:<br />

Orale Wünsche nach Versorgung <strong>und</strong> Geborgenheit führen zu<br />

starker Abhängigkeit der Depressiven vom Objekt. Die oralen<br />

Wünsche sind dabei voller Gier (versteckt oder offen), übermäßig<br />

<strong>und</strong> unerfüllbar, da sie die die ursprünglich erlebte Leere <strong>und</strong> den d<br />

Mangel überdecken müssen.“ (S. 89)<br />

Selbstwertkonflikte: chronische Differenz zwischen<br />

einem überhöhten Ich-Ideal Ideal <strong>und</strong> einem entwerteten Selbstbild<br />

• Selbstwertkonflikte:<br />

• Überich- <strong>und</strong> Schuldkonflkte: „Die überaus<br />

strengen Forderungen, Gebote <strong>und</strong> Verbote des depressiven<br />

Gewissens äußern sich in einer Selbstkritik, die sich mit Härte<br />

291<br />

gegen das Ich entfaltet.


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• Herabsetzung des Selbstwertgefühls<br />

nimmt zentrale Stellung in den<br />

Theorien zur Psychodynamik der<br />

Depression ein => Theorie zur<br />

Regulation des Selbstwertgefühls<br />

(„Dreifuß-/ / Dreisäulenmodell“)<br />

292


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro<br />

-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

• 8. Sitzung :<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

Selbstwertregulation<br />

M. Heine<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

III. Säule<br />

II. Säule<br />

I. Säule<br />

nach<br />

Mentzos<br />

Externe Stärkung<br />

durch<br />

Anerkennung<br />

Stärkung<br />

durch<br />

Identifikation<br />

Externe Stärkung<br />

durch<br />

Spiegelung<br />

293


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro<br />

-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

Reifes<br />

Gewissen<br />

Ödipales<br />

Überich<br />

Archaisches<br />

Überich<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

Selbstwertregulation<br />

III. Säule<br />

Reifes<br />

Idealobjekt<br />

Leitbilder<br />

Frühe<br />

Elternimagines<br />

Symbiose<br />

II. Säule<br />

Reifes<br />

Ideal-<br />

Selbst<br />

Größenphantasien<br />

Größen-<br />

Selbst<br />

M. Heine<br />

I. Säule<br />

nach<br />

Mentzos,<br />

1995<br />

Externe Stärkung<br />

durch<br />

Anerkennung<br />

Stärkung<br />

durch<br />

Identifikation<br />

Externe Stärkung<br />

durch<br />

Spiegelung<br />

294


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />

• Beeinträchtigung der<br />

Selbstwertregulation:<br />

• Säule 1: narzißtische Zufuhr von einem<br />

realen Objekt wird verringert oder entfällt<br />

• Säule 2: Objektverlust, Trennung,<br />

Enttäuschung über das idealisierte<br />

Objekt<br />

• Säule 3: Verunsicherung durch Kritik/<br />

Strafe wegen nicht erbrachter Leistungen<br />

295


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />

• Regressive Aktivierung hat zur Folge<br />

bei<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• Säule 1: Manie<br />

• Säule 2: Abhängigkeitsdepression<br />

• Säule 3: Schulddepression<br />

• Säule 1/2/3: „leere Depression“<br />

296


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />

• Depressiver Affekt<br />

• Ursachen:<br />

• schwerer realer Verlust oder Kränkung<br />

• unlösbar erscheinende Konflikte<br />

• psychophysische Erschöpfung<br />

• reale Hilfs- <strong>und</strong> Ausweglosigkeit<br />

• Wichtig: depressiver Affekt entspricht nicht der<br />

klinischen Depression; entwickelt sich erst bei<br />

längerem Anhalten <strong>und</strong> zusätzlich auftretenden<br />

Mechanismen (häufig in Form von circuli vitiosi) zur<br />

297<br />

Depression


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />

• Drei psychische circuli vitiosi<br />

• regressiver Rückzug von der äußeren Welt/<br />

Realität -> > Fehlen der narzißtischen Zufuhr -<br />

> Auswirkung auf Säule 1 -> > Überzeugung,<br />

nicht geliebt zu werden, verstärkt sich, da<br />

Korrektur von außen fehlt<br />

• Objektverlust/ Trennung: es findet eine<br />

Introjektion des ambivalent besetzten<br />

Objekts statt -> > Erhöhung des<br />

Konfliktpotentials -> > Blockierung<br />

298


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychodynamik bei Depressiven<br />

• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />

• Drei psychische circuli vitiosi<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

• Rigides Über-Ich<br />

-> > Hemmung der<br />

Frustrationsaggression -> > ersatzlose<br />

Verdrängung oder Autoaggression -><br />

verstärkt auftretende aggressive Regungen<br />

-> > immer größere Selbstunterwerfung <strong>und</strong> -<br />

bestrafung<br />

299


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

• Behandlungsansätze bei Depressiven<br />

Antidepressiva<br />

Psychotherapie<br />

Physiotherapie<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

Lithium<br />

Depression<br />

Schlafentzug<br />

Elektrokrampftherapie<br />

300


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychotherapie bei Depressiven<br />

Analyse<br />

neurotische Depression, Konflikteinsicht durch<br />

Entfaltung der Übertragung, Analyse der<br />

Übertragungs- <strong>und</strong> Gegenübertragungsmani-<br />

festationen, , Aufdecken auch des Gegenwarts-<br />

<strong>und</strong> des Vergangenheits-Unbewußten<br />

Unbewußten, , Ziel:<br />

psychische Umstrukturierung<br />

Interpersonelle Therapie<br />

konkrete Beziehungsschwierigkeiten, Psycho-<br />

dynamik,Übertragung/Gegenübertragung,<br />

Bearbeitung der Vergangenheit nicht im<br />

Mittelpunkt<br />

301


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Psychotherapie bei Depressiven<br />

Verhaltenstherapie<br />

welche Verhaltensweisen beeinflussen Stimmung<br />

negativ, welche Aktivitäten können nicht mehr<br />

erfolgen<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

Kognitive Therapie<br />

Wahrnehmung, Veränderung depressiver<br />

Kognitionen<br />

Soziotherapie<br />

Umfeld, Rehabilitation, Wiedereingliederung<br />

302


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• 8. Sitzung :<br />

Spe-<br />

zielle<br />

Neuro-<br />

sen-<br />

Lehre<br />

Die<br />

De-<br />

pres-<br />

sion<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Kognitive Psychotherapie bei Depressiven<br />

- Aufbau einer tragfähigen Beziehung<br />

- kurzfristige, entlastende Maßnahmen<br />

- Aufbau angenehmer, entlastender Aktivitäten<br />

- Abbau von belastenden Aktivitäten <strong>und</strong><br />

Strukturen<br />

- Aufbau von sozialer Fertigkeit <strong>und</strong> Kontakten<br />

- Veränderung einseitiger Wahrnehmung <strong>und</strong><br />

Bewertungsmuster sowie Korrektur<br />

absolutistischer Gr<strong>und</strong>überzeugungen<br />

Hautzinger, , 1989<br />

303


F 60.0<br />

F 60.1<br />

F 60.2<br />

F 60.3<br />

F 60.30<br />

F 60.31<br />

F 60.4<br />

F 60.5<br />

F 60.6<br />

F 60.7<br />

F 60.8<br />

F 60.9<br />

Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im Rahmen der ICD 10:<br />

F 60 Spezif. Persönlichkeitsstörungen F 61 kombinierte <strong>und</strong> andere<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

paranoide Persönlichkeitsstörung<br />

schizoide Persönlichkeitsstörung<br />

dissoziale Persönlichkeitsstörung<br />

emotional instabile<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

impulsiver Typus<br />

Borderline-Typus<br />

histrionische Persönlichkeitsstörung<br />

anankastische Persönlichkeitsstörung<br />

ängstliche (vermeidende)<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

abhängige Persönlichkeitsstörung<br />

andere spezifische<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

nicht näher bezeichnete<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

F<br />

61.0<br />

F<br />

61.1<br />

F 62<br />

F<br />

62.0<br />

F<br />

62.1<br />

kombinierte Persönlichkeitsstörungen<br />

störende Persönlichkeitsänderungen,<br />

nicht klassifizierbar in F 60 oder F 62<br />

Andauernde<br />

Persönlichkeitsänderung,<br />

nicht Folge einer Schädigung<br />

oder Erkrankung des Gehirns<br />

Andauernde Persönlichkeitsänderung<br />

nach Extrembelastung<br />

Andauernde Persönlichkeitsänderung<br />

nach psychischer Erkrankung<br />

304


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im Rahmen der ICD 10:<br />

F 60.3 emotional instabile Persönlichkeitsstörung<br />

F<br />

60.30<br />

impulsiver Typus<br />

wesentliche<br />

Charakterzüge:<br />

emotionale Instabilität<br />

<strong>und</strong> mangelnde<br />

Impulskontrolle,<br />

insbesondere aggressive<br />

Durchbrüche häufig<br />

F Borderline-Typus<br />

60.31 einige Kennzeichen<br />

emotionaler Instabilität,<br />

oft das Selbstbild <strong>und</strong> die<br />

„inneren Präferenzen“ unklar<br />

<strong>und</strong> gestört;<br />

Neigung zu intensiven, aber<br />

unbeständigen Beziehungen;<br />

rezid. Krisen, u. U. mit<br />

Suiziddrohungen oder<br />

anderen autoaggressiven<br />

Impulshandlungen<br />

einhergehend.<br />

305


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Borderline-Störungen<br />

Deskriptive Analyse<br />

Strukturelle Analyse<br />

Psychodynamik<br />

Ätiologie<br />

Therapeutische Ansätze<br />

Die folgenden Folien enthalten Exzerpte <strong>und</strong> Zusammenfassungen aus:<br />

Kernberg O. F., 1978, 1988; Kernberg u.a. 1993, Clarkin et al., 2001, Rhode-<br />

Dachser, 1982; Volkan, 1992 <strong>und</strong> aus weiterer angegebener Literatur<br />

306


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

M. Heine<br />

Borderline-Störungen<br />

• Der Diagnostizierung<br />

einer Borderline-<br />

Persönlichkeit liegen<br />

zugr<strong>und</strong>e:<br />

• A) bestimmte typische<br />

Symptomkomplexe<br />

• B) eine typische<br />

Konstellation von<br />

Abwehrmechanismen<br />

• C) typische Störungen im<br />

Bereich der inneren<br />

Objektbeziehungen<br />

• D) charakteristische<br />

genetisch-dynamische<br />

Besonderheiten<br />

M. Heine<br />

307


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

• Zur<br />

Diagnostizierung<br />

einer Borderline-<br />

Persönlichkeit ist<br />

es erforderlich:<br />

• A) eine<br />

deskriptive<br />

Analyse<br />

• B) eine<br />

strukturelle<br />

Analyse<br />

des Patienten<br />

vorzunehmen<br />

M. Heine<br />

308


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

• Im Rahmen der<br />

deskriptiven<br />

Analyse einer<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

gilt es:<br />

• die diagnostischen<br />

Verdachtsmomente<br />

anhand der<br />

vorhandenen<br />

Symptomatik zu<br />

erfassen<br />

M. Heine<br />

309


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , deskriptive Analyse<br />

Der Nachweis von<br />

2 – 3 der aufgeführten<br />

Symptome gilt als<br />

gewichtiger Hinweis<br />

auf eine<br />

möglicherweise<br />

zugr<strong>und</strong>eliegende<br />

Borderline-Persönlichkeit:<br />

Symptome:<br />

1. Angst (chronisch, diffus,<br />

frei flottierend)<br />

2. Polysymptomatische<br />

Neurosen<br />

3. Polymorph-perverse<br />

Tendenzen im<br />

Sexualverhalten<br />

4. Impulsneurosen <strong>und</strong><br />

Süchte<br />

5. Primitive<br />

Selbstdestruktivität<br />

M. Heine<br />

310


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , deskriptive Analyse<br />

Ad 2:<br />

Polysymptomatische<br />

Neurosen<br />

a) Polyphobien<br />

b) Zwangssymptome<br />

c) Konversionsymptome<br />

(multiple, besonders<br />

ausgestaltete, bizarre K.s.)<br />

d) Dissoziative Reaktionen,<br />

insbesondere hysterische<br />

Dämmerzustände <strong>und</strong><br />

Fuguezustände sowie<br />

Amnesien in Verbindung mit<br />

Bewußtseinsstörungen.<br />

e) Hypochondrie<br />

f) Paranoide <strong>und</strong><br />

hypochondrische Züge<br />

M. Heine<br />

311


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , deskriptive Analyse<br />

Ad 3:<br />

Polymorph-<br />

Perverse<br />

Tendenzen im<br />

Sexualverhalten:<br />

„Patienten mit einer manifesten<br />

sexuellen Deviation, in der sich<br />

verschiedenartige perverse Tendenzen<br />

kombinieren.“... Je chaotischer<br />

<strong>und</strong> vielgestaltiger die perversen<br />

Phantasien <strong>und</strong> Handlungen <strong>und</strong> je<br />

labiler die mit solchen Interaktionen<br />

verb<strong>und</strong>enen Objektbeziehungen<br />

sind, desto eher ist eine Borderline-<br />

Persönlichkeitsstruktur zu erwägen.<br />

Bizarre Perversionsformen, besonders<br />

wenn sie mit primitiven Aggressionsäußerungen<br />

oder auch mit einer<br />

Ersetzung genitaler durch urethrale<br />

<strong>und</strong> anale Triebziele (Urinieren,<br />

Defäzieren) einhergehen, erwecken<br />

ebenfalls den Verdacht auf das<br />

Vorliegen einer Borderline-Persönlichkeitsstruktur.“<br />

(Kernberg, 1978, S. 28)<br />

M. Heine<br />

312


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , deskriptive Analyse<br />

Ad 4:<br />

Impulsneurosen<br />

<strong>und</strong><br />

Süchte:<br />

Hiermit sind „bestimmte Formen von<br />

schweren Charakterstörungen“<br />

gemeint, „bei denen es chronisch<br />

immer wieder zu Impulsdurchbrüchen<br />

mit Befriedigung von Triebbedürfnissen<br />

kommt, <strong>und</strong> zwar mit der<br />

Besonderheit, daß diese Arten von<br />

Triebbefriedigung außerhalb der<br />

„triebhaften“ Episoden ich-dyston,<br />

während dieser Episoden aber ichsynton<br />

<strong>und</strong> sogar hochgradig lustvoll<br />

erlebt wird. Der Alkoholismus <strong>und</strong><br />

andere Süchte, aber auch bestimmte<br />

Formen psychogener Fettsucht <strong>und</strong><br />

Kleptomanie sind hierfür typische<br />

Beispiele (Kernberg, 1978, S. 29)<br />

M. Heine<br />

313


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , deskriptive Analyse<br />

Ad 5:<br />

Primitive<br />

Selbstdestruktivität:<br />

„Zu dieser Gruppe gehören unter<br />

anderem Patienten mit ausgeprägten<br />

selbstdestruktiven Zügen (die auch<br />

kein gut integriertes Über-Ich haben<br />

<strong>und</strong> auffallend wenig in der Lage sind,<br />

Schuldgefühle zu empfinden). Als<br />

typisches Beispiel hierfür sind<br />

Patienten anzuführen, die im Sinne<br />

einer unspezifischen Entlastung von<br />

Angst- <strong>und</strong> Spannungsgefühlen sich<br />

selbst Schnittw<strong>und</strong>en oder sonstige<br />

Verletzungen zufügen oder die in<br />

einer Stimmung von großer Wut, aber<br />

ohne eigentliche Depression, impulshafte<br />

Suizidversuche unternehmen<br />

(Kernberg, 1978, S. 38)<br />

M. Heine<br />

314


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Die<br />

strukturelle<br />

Analyse:<br />

Die strukturelle Analyse basiert<br />

auf der Abklärung, inwiefern<br />

a) unspezifische Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche<br />

b) primärprozeßhafte<br />

Denkformen<br />

c) spezifische Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche (wie sie durch<br />

das Überwiegen von primitiven<br />

Abwehrmechanismen<br />

repräsentiert werden)<br />

d) eine spezifische Störung der<br />

verinnerlichten Objektbeziehungen<br />

vorliegen.<br />

(vgl. Kernberg, 1978, S. 41)<br />

315<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Ad a):<br />

Unspezifische<br />

Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche<br />

1. Mangelhafte<br />

Angsttoleranz<br />

2. Mangelhafte<br />

Impulskontrolle<br />

3. Mangelhaft entwickelte<br />

Sublimierungen<br />

4. mangelhafte<br />

Differenzierung<br />

zwischen Selbst- <strong>und</strong><br />

Objektrepräsentanzen<br />

(vgl. Kernberg, 1978, S. 41)<br />

M. Heine<br />

316


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Ad a):<br />

Unspezifische<br />

Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche<br />

1. Mangelhafte<br />

Angsttoleranz<br />

„Eine mangelhafte Angsttoleranz<br />

läßt sich daran<br />

ermessen, inwieweit jede<br />

Steigerung von Angst über das<br />

gewohnte Maß hinaus zu<br />

weiterer Symptombildung,<br />

alloplastischen Verhaltensweisen<br />

oder tieferer Ich-<br />

Regression führt. Ich möchte<br />

betonen, daß es hier nicht auf<br />

das Ausmaß der Angst an sich<br />

ankommt, sondern darauf, wie<br />

das Ich auf jede zusätzliche<br />

Angstbelastung reagiert.“ M. Heine<br />

317


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Ad a):<br />

Unspezifische<br />

Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche<br />

2. Mangelhafte<br />

Impulskontrolle<br />

„Charakterstörungen vom Typ des<br />

sog. >>triebhaften Charakters>Mangel an Impulskontrolle


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Ad a):<br />

Unspezifische<br />

Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche<br />

2. Mangelhafte<br />

Impulskontrolle<br />

.... In solchen Fällen zeigt sich das<br />

Spezifische dieser Form von<br />

>>mangelhafter Impulskontrolle>Durchbrüche


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Ad a):<br />

Unspezifische<br />

Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche<br />

2. Mangelhafte<br />

Impulskontrolle<br />

„Etwas ganz anderes ist die<br />

unspezifische, globale Form<br />

mangelhafter Impulskontrolle,<br />

wie man sie typischerweise bei<br />

infantilen Persönlichkeiten<br />

findet. Sie erscheint hier in<br />

Form einer unberechenbaren,<br />

sprunghaften Impulsivität als<br />

unspezifische Reaktion auf<br />

jeden stärkeren Anstieg von<br />

Angst oder Triebspannungen<br />

gleich welcher Art.“ (Kernberg, 1978, S.<br />

42)<br />

M. Heine<br />

320


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Ad a):<br />

Unspezifische<br />

Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche<br />

3. Mangelhaft entwickelte<br />

Sublimierungen<br />

„Die mangelhafte Ausbildung von<br />

Sublimierungen ist wiederum<br />

schwer zu beurteilen, denn man muß<br />

hierzu unter anderem konstitutionell<br />

bedingte Fähigkeiten wie z. B. das<br />

Intelligenzniveau <strong>und</strong> besondere<br />

Fertigkeiten abschätzen <strong>und</strong><br />

Begabungen gegen tatsächliche<br />

Leistungen abwägen. Auch die soziale<br />

Umwelt des Patienten ist in Rechnung<br />

zu stellen. (Kernberg, 1978, S. 42)<br />

M. Heine<br />

321


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Ad a):<br />

Unspezifische<br />

Anzeichen von<br />

Ich-Schwäche<br />

3. Mangelhaft entwickelte<br />

Sublimierungen<br />

„Kreative Genußfähigkeit <strong>und</strong><br />

kreative Leistungsfähigkeit sind die<br />

beiden wichtigsten Aspekte der<br />

Sublimierungsfähigkeit: sie sind<br />

auch vielleicht die besten<br />

Indikatoren dafür, in welchem<br />

Ausmaß der Patient über eine<br />

konfliktfreie Ichsphäre verfügt, <strong>und</strong><br />

daher ist umgekehrt ihr Fehlen ein<br />

wichtiger Indikator für eine<br />

Ichschwäche.“ (Kernberg, 1978, S. 43)<br />

M. Heine<br />

322


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Ad b):<br />

Primärprozeßhafte<br />

Denkformen<br />

Primärprozeßhafte Denkabläufe bei<br />

Borderline-Patienten zeigen sich<br />

seltener in Form von formalen<br />

Denkstörungen, sondern eher in Form<br />

von<br />

1. Primitiven Phantasien<br />

2. einer verminderten Fähigkeit<br />

zur Berücksichtigung der<br />

formalen Gegebenheiten des<br />

Testmaterials<br />

3. der Verwendung formal<br />

auffälliger Formulierungen (vgl.<br />

Kernberg, 1978, S. 44)<br />

M. Heine<br />

323


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Ad c):<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Spezifische<br />

Anzeichen<br />

von Ich-<br />

Schwäche<br />

Spezifische Abwehrmechanismen auf<br />

dem Niveau der Borderline-<br />

Persönlichkeitsorganisation:<br />

Abwehr durch Teilung des Ichs<br />

– wobei ein Zustand, der ursprünglich<br />

schlicht Ausdruck mangelhafter<br />

Integration war, nun aktiv zu<br />

bestimmten Zwecken herbeigeführt<br />

wird -.<br />

1. Mechanismus der Spaltung<br />

2. Frühformen der Projektion,<br />

insbesondere die projektive<br />

Identifizierung.<br />

3. Primitive Idealisierung<br />

4. Grobe Verleugnung<br />

5. Omnipotenz <strong>und</strong> Entwertung<br />

(vgl. Kernberg, 1978, S. 45)<br />

324<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Ad d):<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , strukturelle Analyse<br />

Die spezifische<br />

Pathologie<br />

der verinnerlichten<br />

Objektbeziehungen<br />

- Unfähigkeit zur Synthese der<br />

>>guten>bösen /<br />

schlechten


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Ätiologie<br />

• Gespaltene Partial-Selbst- <strong>und</strong> Partial-Objekt-Repräsentanzen<br />

Part.-Selbst-Repr. -<br />

Part.-Selbst-Repr.+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

Part.-Objekt-Repr.-<br />

Part.-Objekt-Repr.+<br />

Part.-Selbst-Repr. -<br />

Part.-Selbst-Repr. +<br />

M. Heine<br />

326


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Ätiologie<br />

• Gespaltene Partial-Selbst- <strong>und</strong> Partial-Objekt-Repräsentanzen,<br />

• bei Dominanz negativ valenter Partial-Repräsentanzen<br />

Part.-Selbst-Repr. -<br />

Part.-Selbst-Repr.+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

Part.-Objekt-Repr.-<br />

Part.-Objekt-Repr.+<br />

Part.-Selbst-Repr. -<br />

Part.-Selbst-Repr. +<br />

M. Heine<br />

327


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• Normale Organisation<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Ätiologie<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

Part.-Selbst-Repr.+<br />

+<br />

Part.-Selbst-Repr.-<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

Part.-Objekt-Repr. +<br />

+<br />

Part.-Objekt-Repr. -<br />

M. Heine<br />

328


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Der<br />

wichtigsten<br />

ätiologischen<br />

Faktoren<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Ätiologie<br />

- ein Übermaß an primärer<br />

Aggression<br />

- oder auch an sek<strong>und</strong>ärer,<br />

frustrationsbedingter<br />

Aggression ;<br />

- weitere pathogene<br />

Faktoren sind vermutlich<br />

auch bestimmte<br />

Entwicklungsdefekte der<br />

primären Ich-Apparate<br />

<strong>und</strong> eine mangelhafte<br />

Angsttoleranz<br />

(vgl. Kernberg, 1978, S. 57)<br />

M. Heine<br />

329


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Ätiologie<br />

Konsequenzen:<br />

- Erstens wird durch die<br />

mangelhafte Legierung<br />

libidinöser mit aggressiven<br />

Triebabkömmlingen die<br />

normalerweise stattfindende<br />

Modulierung <strong>und</strong> Differenzierung<br />

der Affektdispositionen des Ichs<br />

erheblich beeinträchtigt, so daß<br />

eine dauernde Neigung zu<br />

primitiven Affektausbrüchen<br />

bestehen bleibt.<br />

(vgl. Kernberg, 1978, S. 57)<br />

M. Heine<br />

330


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Ätiologie<br />

Konsequenzen:<br />

- Weiterhin kann auch die<br />

besondere Affektdisposition, die<br />

etwas mit der Ichfähigkeit,<br />

Depression, Anteilnahme, <strong>und</strong><br />

Schuldgefühl zu empfinden, zu<br />

tun hat, gar nicht erlangt werden,<br />

solange positive <strong>und</strong> negative<br />

Introjektionen noch nicht<br />

zusammengekommen sind. ...<br />

Borderline–Patienten mangelt es<br />

oft an der Fähigkeit zu echten<br />

Schuldgefühlen <strong>und</strong> tiefer<br />

Anteilnahme gegenüber anderen<br />

Menschen.<br />

(vgl. Kernberg, 1978, S. 57)<br />

M. Heine<br />

331


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Ätiologie<br />

Alternative ätiologische<br />

Annahmen:<br />

- These von Abend et al.:<br />

- Die Spaltung im Erleben des Kleinkindes<br />

sei nicht Ausdruck der normalen<br />

Entwicklung, sondern stelle<br />

sich bereits als Folge einer pathologischen<br />

frühen Entwicklung dar.<br />

- Kritik von Wurmser:<br />

- Mit der Akzentuierung des ichstrukturellen<br />

Defizits gehe die Gefahr<br />

einher, die Konflikthaftigkeit der<br />

Innenwelt von Borderline–Patienten<br />

nicht genau genug wahrzunehmen.<br />

- Kritik <strong>und</strong> These von Fonagy, Target,<br />

Gergely <strong>und</strong> Jurist:<br />

- Die Disposition zur Herausbildung<br />

einer Borderline-Störung gehe darauf<br />

zurück, daß der Patient nicht die<br />

Möglichkeit hatte, sich hinreichend<br />

die Fähigkeit zur Mentalisierung<br />

anzueignen, sondern auf den sog.<br />

Äquivalenzmodus fixiert blieb.<br />

M. Heine<br />

332


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Charakterzüge<br />

Typische<br />

Charakterzüge<br />

der Patienten mit<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeitsstruktur<br />

:<br />

- „Sobald sich eine Situation<br />

ergibt, aus der normalerweise<br />

eine tiefere zwischenmenschliche<br />

Beziehung<br />

entstehen könnte, zeigt sich<br />

die Unfähigkeit dieser<br />

Patienten zu wirklicher<br />

Einfühlung <strong>und</strong> echtem<br />

Mitgefühl, ihre unrealistisch<br />

verzerrte Wahrnehmung<br />

anderer Personen <strong>und</strong> die<br />

dem Selbstschutz dienende<br />

Flachheit ihrer emotionalen<br />

Beziehungen.“<br />

- (Kernberg, 1978, S. 58)<br />

M. Heine<br />

333


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Typische<br />

Charakterzüge<br />

der Patienten mit<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeits<br />

struktur :<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Charakterzüge<br />

- „Ein weiterer Wesenszug dieser<br />

Patienten betrifft die insgesamt<br />

stark mit Aggression durchsetzten<br />

prägenitalen <strong>und</strong> genitalen<br />

Triebziele, die in ihrem Verhalten<br />

mehr oder weniger subtil oder<br />

auch in primitiverer, direkterer<br />

Form zum Ausdruck kommen.<br />

Unverhüllte ausbeuterische<br />

Tendenzen, eine maßlose<br />

Ansprüchlichkeit <strong>und</strong> die<br />

rücksichtslose <strong>und</strong> taktlose<br />

Manipulation anderer Menschen<br />

sind nur einige der Züge, die sich<br />

leicht feststellen lassen. Die<br />

schon erwähnte Tendenz zur<br />

Entwertung der Objekte gehört<br />

ebenfalls dazu.“<br />

- (Kernberg, 1978, S. 59f)<br />

M. Heine<br />

334


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Entwicklung<br />

psychotherapeutischer<br />

Techniken für<br />

die<br />

Behandlung<br />

von Borderline-<br />

Patienten<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Seit der Erstveröffentlichung des<br />

Buches: `Borderline Conditions and<br />

pathological Narcissism´, von Kernberg<br />

im Jahr 1975 wurde der psychodynamische<br />

Ansatz zur Behandlung von<br />

Borderline- <strong>und</strong> narzißtischen Persönlichkeiten<br />

stetig weiterentwickelt, wie<br />

sich dies in einer Unzahl an Literatur zu<br />

diesem Thema niederschlägt (sh.<br />

Literaturverzeichnis). Später wurden die<br />

Behandlungskonzepte auch auf andere<br />

schwere Persönlichkeitsstörungen<br />

bezogen. Eine Autorengruppe um<br />

Kernberg hat sich in ihrer vorläufig<br />

letzten sehr detaillierten Darstellung der<br />

Behandlungsmethodik darum bemüht,<br />

ein Manual zur Psychotherapie der<br />

Borderline-Persönlichkeit vorzulegen.<br />

335<br />

M. Heine


Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg<br />

(2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Prinzipien der übertragungsfokussierten<br />

Psychotherapie<br />

(Transference-Focused<br />

Psychotherapy, TFP)<br />

- „Die Schwerpunkte <strong>und</strong><br />

strategischen Prinzipien der<br />

übertragungs-fokussierten<br />

Psychotherapie (TFP) basieren<br />

auf einem objektbeziehungstheoretischen,<br />

psychodynamischen<br />

Verständnis der<br />

Persönlichkeitsstörung .... .“<br />

M. Heine<br />

336


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

„Das hier dargestellte Therapieverfahren<br />

ist primär darauf ausgerichtet,<br />

an den unreifen Abwehrmechanismen<br />

anzusetzen, wie sie für die Borderline-<br />

Störung charakteristisch sind.“<br />

Es ist zu erwarten, daß „sich in der<br />

psychodynamischen Therapie eine<br />

spezifische Beziehung entwickelt, in<br />

der diese unreifen Abwehrmechanismen<br />

in ihrem vollen Ausmaß aktiviert<br />

werden. Der Therapeut versucht, diese<br />

Abwehr nicht zu unterdrücken, sondern<br />

sie dem Patienten verstehbar <strong>und</strong> in<br />

ihrer bisherigen Funktion bewußt zu<br />

machen.“<br />

M. Heine<br />

337


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

„Das Hauptziel der TFP<br />

besteht darin, die typischen Muster in<br />

den internalisierten Objektbeziehungen<br />

bei Patienten mit einer Borderline-<br />

Persönlichkeitsorganisation zu<br />

verändern, die zu den wiederkehrenden<br />

fehlangepaßten Verhaltensweisen <strong>und</strong><br />

den chronischen affektiven <strong>und</strong><br />

kognitiven Störungen führen, die für<br />

diese Psychopathologie<br />

charakteristisch sind. …<br />

→<br />

M. Heine<br />

338


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Aus unserer Sicht beinhaltet eine<br />

tiefgreifende Veränderung der psychischen<br />

Gr<strong>und</strong>struktur auch eine Lockerung der<br />

fixierten internalisierten Objektbeziehungen<br />

<strong>und</strong> eine Integration der abgespaltenen<br />

Selbst- <strong>und</strong> Objektrepräsentanzen in ausgewogenere,<br />

reifere <strong>und</strong> flexiblere Vorstellungen<br />

von sich selbst <strong>und</strong> den anderen. ...<br />

Eine derartige Veränderung ... wird schrittweise<br />

erreicht, indem er (der Patient) in der<br />

therapeutischen Beziehung erlebt, wie ihn<br />

der Therapeut immer wieder unterstützt,<br />

sich seiner gespaltenen <strong>und</strong> polarisierten<br />

Selbst- <strong>und</strong> Objektrepräsentanzen bewußt<br />

zu werden, die für die Heftigkeit <strong>und</strong> das<br />

Chaos in seinem subjektiven Erleben<br />

verantwortlich sind.“ ...<br />

339<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

„Das gr<strong>und</strong>legende Konzept der<br />

psychodynamischen Therapie<br />

von Persönlichkeitsstörungen<br />

besteht darin, die Pathologie des<br />

Patienten als eine im „Hier-<strong>und</strong>-Jetzt“<br />

stattfindende unbewußte Wiederholung<br />

pathogener, internalisierter<br />

Beziehungserfahrungen aus der<br />

Vergangenheit anzusehen. Unbewußte<br />

Konflikte der Vergangenheit, die als<br />

internalisierte Beziehungsmuster in der<br />

Psyche verankert sind, werden<br />

symbolisch immer wieder reinszeniert<br />

<strong>und</strong> vom Patienten als aktuelle Realität<br />

erlebt.“<br />

340<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

„Übertragungen …<br />

(sind) Wiederholungen von Objektbeziehungsmustern<br />

in der Gegenwart, die auf<br />

frühen internalisierten <strong>und</strong> in der<br />

psychischen Struktur niedergeschlagenen<br />

Erfahrungen – häufig in verzerrter Form –<br />

beruhen; die so entstandenen Strukturen<br />

bestimmen das gegenwärtige Erleben von<br />

Realität <strong>und</strong> Beziehungen des Betreffenden.<br />

Bei Borderline-Patienten enthalten die internalisierten<br />

Beziehungsmuster primitive Anteile<br />

<strong>und</strong> führen zu pathologischen Beziehungen<br />

zum Selbst <strong>und</strong> zu anderen Personen.<br />

Die pathologischen Muster entfalten sich in<br />

den Reaktionen des Patienten auf den<br />

Therapeuten <strong>und</strong> stellen die wichtigsten<br />

Mittel für das Verstehen <strong>und</strong> Intervenieren in<br />

der inneren Welt des Patienten dar.“ (S. 59)<br />

341<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Die Therapieziele werden durch<br />

die drei folgenden strategischen<br />

Prinzipien erreicht:<br />

das Erkennen der dominanten Objektbeziehungsmuster<br />

des Patienten, wie<br />

sie sich in der Übertragungsbeziehung<br />

zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient<br />

darstellen;<br />

die Analyse des Rollenwechsels<br />

(beispielsweise wenn der Pat.<br />

unbewußt zwischen der Opfer- <strong>und</strong> der<br />

Täterrolle hin <strong>und</strong> her wechselt.)<br />

die Integration positiver <strong>und</strong> negativer<br />

Sichtweisen von sich selbst (Opfer-<br />

Täter) <strong>und</strong> wichtigen Bezugspersonen.<br />

342<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

„Die drei Gr<strong>und</strong>bestandteile<br />

der Interventionstechnik<br />

… sind Klärung, Konfrontation<br />

<strong>und</strong> Deutung der<br />

Übertragungsbeziehung<br />

zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient<br />

im "Hier-<strong>und</strong>-Jetzt“.“<br />

343<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Klärung, Konfrontation,<br />

Deutung<br />

Klärung besteht darin, dass der<br />

Therapeut das subjektive Erleben<br />

des Patienten mit seinen unklaren<br />

oder verwirrenden Anteilen so lange<br />

bespricht, bis entweder der Patient<br />

sich verwirrt fühlt, weil ein<br />

Widerspruch zutage getreten ist,<br />

oder aber beide, Therapeut <strong>und</strong><br />

Patient, genau verstanden haben,<br />

was besprochen wurde.<br />

344<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Klärung, Konfrontation,<br />

Deutung<br />

Konfrontation bedeutet, dass der<br />

Therapeut zuvor geklärte Informationen,<br />

die einander widersprechen, in<br />

Konflikt miteinander stehen oder<br />

keinen Sinn ergeben, zusammenträgt<br />

<strong>und</strong> den Patienten dann taktvoll mit<br />

diesem Material konfrontiert. Vor allem<br />

in den frühen <strong>und</strong> mittleren Phasen<br />

der Therapie werden die Schritte<br />

Klärung <strong>und</strong> Konfrontation vor den<br />

Deutungen den Vorrang haben.<br />

345<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Klärung, Konfrontation,<br />

Deutung<br />

Deuten heißt in diesem<br />

Therapieverfahren in erster Linie,<br />

Objektbeziehungen bewusst zu<br />

machen, die unbewusst erlebt werden<br />

<strong>und</strong> sich entweder im Agieren oder in<br />

körperlichen Symptomen äußern.<br />

Der Deutungsprozeß besteht<br />

schließlich darin, klare Hypothesen zu<br />

den beobachteten Widersprüchen <strong>und</strong><br />

Gegensätzen aufzustellen, so dass<br />

diese verstehbar werden.<br />

346<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Gr<strong>und</strong>prinzip der<br />

psychodynamischen Therapie<br />

von einer Position der<br />

technischen Neutralität aus zu<br />

intervenieren.<br />

– „Technische Neutralität ist unentbehrlich<br />

in der TFP, weil diese Position es<br />

dem Therapeuten erlaubt, alle an den<br />

Konflikten des Patienten beteiligten<br />

Kräfte zu beobachten, zu verstehen<br />

<strong>und</strong> die Interaktion zwischen ihnen zu<br />

analysieren.<br />

– Beibehalten der technischen<br />

Neutralität bedeutet nicht, mit dem<br />

Patienten oberflächlich <strong>und</strong><br />

emotionslos umzugehen.“<br />

347<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Schritte in der Formulierung<br />

von Deutungen<br />

a) Erkennen <strong>und</strong> Benennen der aktuell<br />

aktivierten Objektbeziehung.<br />

b) Klärung, wer innerhalb der Dyade<br />

zu welchem Zeitpunkt gerade welche<br />

Position einnimmt.<br />

c) Integration der voneinander<br />

abgespaltenen Rollen in der<br />

Übertragungssituation.<br />

348<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Prinzipien zum Erreichen<br />

therapeutischer Ziele<br />

Der Patient bestimmt den Inhalt der<br />

St<strong>und</strong>e.<br />

Der Therapeut fokussiert die Themen,<br />

bei denen der Affekt des Patienten am<br />

intensivsten ist.<br />

Auf das Material achten, das direkt<br />

oder indirekt auf den Therapeuten<br />

Bezug nimmt, „da sich der Affekt des<br />

Pat. oftmals auf das Hier-<strong>und</strong>-Jetzt“ in<br />

der Therapie bezieht.<br />

<br />

349<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Prinzipien zum Erreichen<br />

therapeutischer Ziele<br />

„In der frühen Phase der Therapie eines Borderline-Patienten<br />

ist es - ... – typisch, dass der<br />

Patient verbal die am wenigsten wichtige Information<br />

übermittelt <strong>und</strong> dass sich die tieferen,<br />

die bedeutsameren <strong>und</strong> vorwiegend unbewußten<br />

Informationen durch sein Verhalten <strong>und</strong> in<br />

der Gegenübertragung des Therapeuten<br />

mitteilen.“<br />

Registrieren, welcher der drei Informationskanäle<br />

am stärksten affektiv besetzt ist.<br />

<br />

350<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Prinzipien zum Erreichen<br />

therapeutischer Ziele<br />

„Während Übertragung <strong>und</strong> Gegenübertragung<br />

bei Borderline-Patienten in der Regel rasch<br />

wechseln, muss der Therapeut neben den sich<br />

ständig verändernden Gegenübertragungsgefühlen<br />

auch seine anhaltende Gegenübertragungsdisposition<br />

prüfen.“<br />

„Bei Borderline-Patienten besteht ein recht<br />

hohes Risiko eines gefährlichen Gegenübertragungsagierens.<br />

... „Der Therapeut läuft vor<br />

allem Gefahr, projizierte Aggression in<br />

Handlung umzusetzen, indem er bei Verhaltensweisen<br />

des Patienten, die gefährdend für die<br />

Therapie sind, „mitspielt“ oder sie nicht<br />

konfrontiert.“<br />

351<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategische Prinzipien<br />

der Behandlung in<br />

Gr<strong>und</strong>zügen<br />

Ziel der TFP ist es, Patienten mit Borderline-<br />

Persönlichkeitsorganisation zu helfen,<br />

mehrdimensionale, zusammenhängende <strong>und</strong><br />

integrierte Bilder von sich <strong>und</strong> anderen zu<br />

entwickeln. ... Der Therapeut zeigt dem<br />

Patienten hierzu die jeweils aktivierten Teil-<br />

Selbst- <strong>und</strong> Teil-Objektbilder <strong>und</strong> die Abwehrmechanismen<br />

auf, die deren<br />

Aufrechterhaltung als nicht integrierte<br />

Fragmente vollständiger Selbst- <strong>und</strong><br />

Objektrepräsentanzen dienen.<br />

352<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 1:<br />

Definieren der dominanten<br />

Obektbeziehungen<br />

Schritt 1: Erleben der Verwirrung -> häufig schon in<br />

der ersten St<strong>und</strong>e beunruhigende, gespannte,<br />

bedrohliche oder konfuse Atmosphäre. Die<br />

Verwirrung verstärkt im Therapeuten das Gefühl<br />

von Hilflosigkeit. Der Therapeut sollte die<br />

Verwirrung unvoreingenommen auf sich wirken<br />

lassen <strong>und</strong> sollte aufmerksam auf die spezifische<br />

Qualität der in ihm ausgelösten Gefühle achten<br />

(Gegenübertragung) achten, da sie ihm als<br />

wichtiger Hinweis auf einen derzeit im Patienten<br />

aktiven gleichartigen oder komplementären<br />

Gefühlszustand dienen kann.<br />

353<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 1:<br />

Definieren der dominanten<br />

Obektbeziehungen<br />

‣ Schritt 2: Erkennen der dominanten<br />

Objektbeziehungen<br />

‣ Rückschlüsse über die internalisierten<br />

Objekte können lediglich aus den<br />

wiederhergestellten Interaktionsmustern des<br />

Patienten in seinen Beziehungen zu anderen<br />

Personen, insbesondere zum Therapeuten,<br />

gezogen werden. ... Indem der Therapeut sich<br />

die Rollen verdeutlicht, die der Patient gerade<br />

einnimmt bzw. dem Therapeuten zuschreibt,<br />

kann er ein lebendiges Bild der Repräsentanzenwelt<br />

des Patienten gewinnen.<br />

354<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 1:<br />

Definieren der dominanten<br />

Obektbeziehungen<br />

‣ Schritt 3: Benennen der Akteure<br />

‣ Deuten dann, wenn der Patient noch emotional<br />

beteiligt, die Intensität des Affekts aber im<br />

Abnehmen begriffen ist. „Der Therapeut sollte den<br />

Prozess so genau wie möglich beschreiben <strong>und</strong><br />

Details erfassen, welche die Individualität des<br />

Patienten widerspiegeln.“ Metaphern bieten oft eine<br />

schöne Möglichkeit der Verdichtung, um die<br />

Komplexität von Selbst- <strong>und</strong> Objektvorstellungen zu<br />

erfassen. ….“<br />

355<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

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Clarkin,<br />

Yeomans,<br />

Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 1:<br />

Definieren der dominanten<br />

Obektbeziehungen<br />

‣ Schritt 4: Beobachten der Reaktion des<br />

Patienten<br />

‣ Nach Benennen der aktivierten Teil-Selbst- bzw.<br />

Teil-Objekt-Dyade aufmerksam die Reaktionen des<br />

Patienten beobachten! Mögliche Varianten:<br />

‣ a) Die beschriebene Selbst-Objekt-Interaktion wird<br />

noch verstärkt.<br />

‣ b) Es kommt zum Rollentausch, z. B. benanntes<br />

Selbstbild wird auf den Therapeuten projiziert ...<br />

‣ c) Die Charakterisierung kann zu erkennbarer<br />

Einsicht führen. Der Patient liefert weiteres<br />

entsprechendes, auch neues Material.<br />

356<br />

M. Heine


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Kernberg (2001) :<br />

Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 1:<br />

Definieren der dominanten<br />

Obektbeziehungen<br />

‣ Schritt 4: Beobachten der Reaktion des<br />

Patienten<br />

‣ Plötzliche Aktivierung einer andersartigen<br />

Objektbeziehungsdyade.<br />

‣ Eine zutreffende Rollenbeschreibung kann auch auf<br />

totale Ablehnung stoßen.<br />

• „Mit Fortschreiten der Therapie werden zutreffende<br />

Interventionen häufiger zu einer Verlagerung weg<br />

von den geschilderten Dyaden <strong>und</strong> hin zu einer<br />

Aktivierung einer entgegengesetzten Dyade führen.<br />

Einander entgegengesetzte Selbst- <strong>und</strong> einander<br />

entgegengesetzte Objektrepräsentanzen können<br />

dann innerhalb einer einzigen Sitzung präsent sein.<br />

In diesem Fall kann die Deutung der Spaltung für<br />

den Patienten besonders bedeutsam sein.“ ....<br />

357<br />

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Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 2:<br />

Beobachten <strong>und</strong> Deuten<br />

der Rollenwechsel<br />

• „Der Therapeut sollte für jeden Patienten<br />

eine Reihe von Charakteren festlegen<br />

<strong>und</strong> die einzelnen Akteure mit Hilfe von<br />

Adjektiven so genau wie möglich<br />

beschreiben.<br />

• Üblicherweise werden die Rollen<br />

alternierend gespielt. .... ... ist sich der<br />

Patient häufig nicht im klaren, welche<br />

Rolle er gerade einnimmt ...“<br />

• Ein Rollenwechsel geht häufig dann vor<br />

sich, wenn der Therapeut plötzlich den<br />

Eindruck hat, den Faden verloren zu<br />

haben.<br />

358<br />

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Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 3:<br />

Beobachten <strong>und</strong> Deuten der<br />

Zusammenhänge zwischen sich<br />

gegenseitig abwehrenden<br />

Objektbeziehungsdyaden<br />

„In der Arbeit mit Borderline-Patienten muß der<br />

Therapeut nicht nur die unterschiedlichen Zerrbilder,<br />

aus denen sich die Dyaden zusammensetzen,<br />

<strong>und</strong> die Oszillationen zwischen Selbst- <strong>und</strong><br />

Objektrepräsentanzen innerhalb dieser Dyaden<br />

herausarbeiten, sondern er muß außerdem die<br />

Funktion erkennen, die eine Dyade in der Beziehung<br />

zu einer anderen ausüben kann, um die Fragmentierung<br />

<strong>und</strong> die Konflikte in der inneren Welt des<br />

Patienten vollständig verstehen zu können.“<br />

359<br />

M. Heine


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Yeomans,<br />

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Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 4:<br />

Integrieren der<br />

abgespaltenen Teil-Objekte<br />

‣ Kennzeichen der schrittweisen Integration<br />

von seiten des Patienten:<br />

‣ „Äußerungen des Patienten, die entweder eine<br />

Erweiterung oder eine zusätzliche Klärung der<br />

Kommentare des Therapeuten enthalten.<br />

‣ Bewahren <strong>und</strong> Tolerieren von bewußt<br />

gewordenem Haß.<br />

‣ Toleranz von Phantasien <strong>und</strong> Öffnung eines<br />

Übergangsraums<br />

‣ Toleranz <strong>und</strong> Fähigkeit zur Integration von<br />

Deutungen primitiver Abwehrmechanismen,<br />

insbesondere der projektiven Identifizierung.<br />

‣ Durcharbeiten des pathologischen<br />

Größenselbst in der Übertragung.<br />

360<br />

M. Heine


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Psychotherapie<br />

der<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeit<br />

Strategisches Prinzip 4:<br />

Integrieren der<br />

abgespaltenen Teil-Objekte<br />

‣ Kennzeichen der schrittweisen Integration von<br />

seiten des Patienten:<br />

‣ Änderungen in dominanten Übertragungsthemen.<br />

‣ Die Fähigkeit, Schuldgefühle zu erleben <strong>und</strong> in eine<br />

depressive Position einzutreten. ... Diese Position<br />

ist insofern depressiv, als das Individuum den<br />

Verlust des primitiven idealen Objekts betrauern<br />

<strong>und</strong> die Realität akzeptieren muß, daß es kein<br />

ideales Objekt gibt.“ ... Das „Gefühl von Schuld <strong>und</strong><br />

Sorge geht einher mit dem Bemühen, ambivalent<br />

geliebten Objekten gegenüber etwas wiedergutzumachen;<br />

es bildet die Gr<strong>und</strong>lage für eine reifere<br />

Abhängigkeit, Dankbarkeit <strong>und</strong> Kooperation in der<br />

Arbeit mit dem Therapeuten <strong>und</strong> auch für eine<br />

Ausdehnung dieser Fähigkeiten auf Beziehungen<br />

außerhalb des therapeutischen Rahmens.“<br />

361<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische<br />

Verhaltenstherapie“:<br />

Die DVT kombiniert eine Gruppenbehandlung<br />

mit einer Einzelpsychotherapie,<br />

in der psychodynamische<br />

Ansätze, verhaltenstherapeutische<br />

Techniken <strong>und</strong> Pharmakotherapie zur<br />

Anwendung kommen.<br />

Der Fokus der DVT<br />

… wird auf die schweren dysfunktionalen<br />

Verhaltensmuster, einschließlich des<br />

suizidalen Verhaltens, gelegt.<br />

362<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische<br />

Verhaltenstherapie“:<br />

• Die theoretischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Behandlung<br />

-> werden gebildet durch<br />

• eine biosoziale Theorie,<br />

• dialektisch philosophische<br />

Annahmen,<br />

• die Zen-Prinzipien <strong>und</strong><br />

• die verhaltenstheoretisch<br />

f<strong>und</strong>ierten Prinzipien, die nach<br />

wie vor die Auswahl der<br />

Strategien bestimmen.<br />

363<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische<br />

Verhaltenstherapie“:<br />

Der Begriff „kognitiv“ wurde<br />

ersetzt durch den Begriff<br />

„dialektisch“<br />

-> weil die Behandlung nicht mehr auf<br />

einer kognitiven Theorie der Verhaltens<strong>und</strong><br />

emotionalen Dysfunktion basiert;<br />

„weil ein breiterer, theoretischer<br />

Rahmen benötigt wurde, der die<br />

modifizierte philosophische,<br />

theoretische <strong>und</strong> technische Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Behandlung umfassen konnte.<br />

364<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

Basishypothese:<br />

Die DVT geht davon aus, daß „die<br />

Verhaltensmuster bei der Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

entweder funktionell in Beziehung zu<br />

einer f<strong>und</strong>amentalen Dysregulation<br />

des emotionalen Systems stehen<br />

oder unvermeidbare Konsequenzen<br />

dieser Dysregulation sind. …<br />

365<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

„Diese systemische Dysregulation ist<br />

eine Folge von emotionaler<br />

Vulnerabilität in Kombination mit<br />

ausgeprägten Schwierigkeiten,<br />

emotionale Reaktionen zu steuern.“<br />

Emotionale Vulnerabilität<br />

hohe Sensitivität für emotionale Reize<br />

heftige emotionale Reaktionen<br />

langsame Rückkehr zur Baseline<br />

366<br />

M. Heine


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Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

„Defizite in der Regulation von Emotionen sieht<br />

Linehan „möglicherweise verursacht“ dadurch,<br />

daß Borderline-Patienten nicht hinreichend in der<br />

Lage sind:<br />

stimmungsabhängige dysfunktionale<br />

Verhaltensweisen zu hemmen;<br />

ihr Verhalten auf Ziele auszurichten, unabhängig von<br />

momentanen Stimmungen;<br />

ihre physiologische Erregung situationsadäquat zu<br />

steigern oder zu verringern;<br />

die Aufmerksamkeit von emotional erregenden<br />

Reizen abzuziehen;<br />

dem emotionalen Erleben (zu begegnen(?)), ohne<br />

sofortigen Rückzug oder ohne weitere extreme<br />

negative Emotion zu entwickeln.<br />

367<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische<br />

Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

Die Mechanismen der initialen Dysregulation<br />

seien unklar geblieben!<br />

Allerdings geht Linehan davon aus, „daß<br />

biologische Faktoren eine wichtige Rolle<br />

spielen würden.“ Diese könnten sich<br />

zusammensetzen aus genetischen<br />

Einflüssen, pränatalen Faktoren <strong>und</strong><br />

traumatischen Kinheitserlebnissen, die die<br />

Entwicklung des Gehirns <strong>und</strong> des<br />

Nervensystems betreffen.<br />

368<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

•<br />

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

Aus der Perspektive von Linehan haben Emotionen eine<br />

kognitive Bewertungskomponente, eine physiologische<br />

oder biochemische Komponente, eine<br />

phänomenologische Erfahrungskomponente, eine<br />

muskuläre <strong>und</strong> mimische Komponente, <strong>und</strong> eine<br />

Handlungskomponente.[1]<br />

„Es ist das System, das dysreguliert ist.“<br />

[1] Eine kommunikative Komponente von Emotionen findet auffälligerweise keine<br />

Erwähnung.<br />

Linehan betont, daß - angeblich im Unterschied zu<br />

anderen Theorien - die DVT annehme, daß die<br />

Regulation <strong>und</strong> Toleranz aller Emotionen<br />

dysfunktional vonstatten gehe. Daraus leite sich<br />

das Postulat ab, spezifisch emotionale<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Dysregulationen im jeweiligen<br />

Einzelfall „äußerst gründlich“ zu erfassen.<br />

369<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische<br />

Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

Invalidierende Umfelder<br />

Damit sich eine Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung entwickelt,<br />

reicht eine anfängliche temperamentsbedingte<br />

Vulnerabilität gegenüber<br />

emotionaler Dysregulation nicht aus.<br />

Hinzutreten müsse ein sog.<br />

„invalidierendes Umfeld“.<br />

370<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische<br />

Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

Invalidierende Umfelder<br />

• Tendenz, persönliche Erfahrungen zu<br />

negieren <strong>und</strong> / oder unberechenbar <strong>und</strong><br />

unangemessen (?) auf sie zu reagieren;<br />

• Insbesondere emotionale Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Interpretationen von Ereignissen<br />

werden oft als nicht angemessene<br />

Reaktionen betrachtet, werden bestraft,<br />

trivialisiert, abgetan oder nicht beachtet, <strong>und</strong><br />

/ oder sie werden auf sozial unakzeptierte<br />

Eigenschaften zurückgeführt, z. B. auf<br />

Überempfindlichkeit, Boshaftigkeit e.t.c.<br />

371<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische<br />

Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

Invalidierende Umfelder<br />

• Es werden negative Emotionen unterstellt<br />

(Projektionen) <strong>und</strong> zugleich werden negative<br />

Affekte kaum geduldet.<br />

• Die Notwendigkeit der Kontrolle von<br />

Emotionen wird sehr betont.<br />

• Tendenz, das Verhalten vor allem durch<br />

Strafen zu regulieren.<br />

• Linehan geht davon aus, daß sexueller<br />

Missbrauch der Prototyp des invalidierenden<br />

Umfeldes für Kinder sei.<br />

372<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />

Biosoziale Theorie<br />

Invalidierende Umfelder<br />

• Die Betroffenen würden auf diese Weise lernen,<br />

ihren inneren Zuständen zu misstrauen, <strong>und</strong><br />

würden stattdessen in ihrer Umgebung nach<br />

Anhaltspunkten dafür suchen, wie sie zu handeln,<br />

zu denken <strong>und</strong> zu fühlen hätten. (gilt vor allem für<br />

die abhängige Persönlichkeitsstörung oder / <strong>und</strong><br />

das sog. „falsche Selbst (Winicott))<br />

• In auffälliger Übereinstimmung mit gleichlautenden<br />

Formulierungen der Psychodynamik versteht<br />

Linehan „die für die Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

charakteristischen dysfunktionalen Verhaltensweisen<br />

als fehlangepaßte Lösungsversuche<br />

für überwältigenden, äußerst schmerzhaften<br />

negativen Affekt“.<br />

373<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />

Richtlinien für die kognitive Therapie der<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

• - Interventionen sind am wirksamsten, wenn sie<br />

auf einer individualisierten Konzepterstellung der<br />

Probleme des Klienten beruhen.<br />

• - Es ist sowohl für den Therapeuten als auch für<br />

den Klienten wichtig, miteinander auf klar<br />

festgelegte, gemeinsame Ziele hinzuarbeiten.<br />

• - Es ist wichtig, der Therapeut-Klient-Beziehung<br />

mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich zu<br />

schenken. -> Das, was im psychoanalytischen<br />

Bezugsrahmen „Übertragung“ genannt wird, seien<br />

„aus kognitiver Sicht Übergeneralisierte<br />

Überzeugungen <strong>und</strong> Erwartungen, die der Klient in<br />

Beziehungen zu Bezugspersonen erworben hat.<br />

• - Überlegen Sie, mit therapeutischen Schritten zu<br />

beginnen, die kein ausführliches Sich-Öffnen<br />

erfordern.<br />

• - Interventionen, die das Gefühl der<br />

Selbstwirksamkeit des Klienten stärken,<br />

reduzieren oft die Intensität seiner Symptomatik<br />

<strong>und</strong> erleichtern andere Interventionen.“<br />

374<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

Borderline-Störungen<br />

Störungen, , Psychotherapie<br />

Marsha M.<br />

Linehan (1996) :<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

dialektischen<br />

Verhaltenstherapie<br />

bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

In: Schmitz, Fydrich,<br />

Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />

Diagnostik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Beltz-<br />

Verlag, Weinheim, 1996,<br />

S. 179 – 199<br />

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />

Richtlinien für die kognitive Therapie der<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

• - Verlassen Sie sich nicht hauptsächlich auf verbale<br />

Interventionen. -> Hierarchie von Verhaltensexperimenten<br />

• - Bemühen Sie sich, die Ängste Ihres Klienten zu<br />

erkennen <strong>und</strong> anzusprechen, bevor sie Veränderungen<br />

initiieren.<br />

• - Helfen Sie dem Klienten, angemessen mit aversiven<br />

Emotionen umzugehen.<br />

• - Rechnen Sie mit Problemen hinsichtlich der<br />

Compliance.<br />

• - Gehen Sie nicht davon aus, daß der Klient in einem<br />

„vernünftigen“ Umfeld lebt. -> Bei der Initiierung von<br />

Veränderungen ist es (daher) wichtig, die zu erwartenden<br />

Reaktionen der Bezugspersonen im Umfeld des Klienten<br />

einzuschätzen, anstatt nur anzunehmen, sie seien<br />

angemessen.<br />

• - Achten Sie während des Therapieverlaufs auf ihre<br />

eigenen emotionalen Reaktionen. -> „Da emotionale<br />

Reaktionen nicht zufällig entstehen, ist eine<br />

außergewöhnlich starke Gefühlsregung wahrscheinlich<br />

eine Reaktion auf einen bestimmten Aspekt des<br />

Klientenverhaltens.“<br />

• - Seien Sie realistisch hinsichtlich der Dauer <strong>und</strong> der Ziele<br />

der Therapie sowie der Maßstäbe, die Sie an sich legen. 375<br />

M. Heine


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Der hysterische Charakter<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Charakter-<br />

neurose<br />

M. Heine<br />

• Als auffällige Persönlichkeitszüge treten<br />

in Erscheinung:<br />

• Fordernde Abhängigkeit,<br />

Egozentrismus, , Bedürfnis,<br />

Aufmerksamkeit zu gewinnen, evtl.<br />

Theatralik, Exhibitionismus, Angst vor<br />

der Sexualität, Labilität des Affektes,<br />

(oft unbewußte) sexuelle Provokation<br />

<strong>und</strong> Suggestibilität, wodurch sie den<br />

Eindruck von Inauthentizität<br />

vermitteln, u. U. auch Pseudologia<br />

phantastica.<br />

376


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Der hysterische Charakter<br />

• Die Partnerbeziehungen der<br />

hysterischen Persönlichkeit:<br />

• Charakteristisch sind häufige Szenen<br />

<strong>und</strong> ein immer wieder erneutes Her-<br />

stellen der als problematisch erkannten<br />

Arrangements. Daraus entwickelt sich<br />

oft die sog. "sado"<br />

sado-masochistische<br />

Kampfehe". Hysterische Frauen wählen<br />

als Partner oft zwanghaft-depressive<br />

Männer <strong>und</strong> umgekehrt, nach Willi<br />

handelt es sich dabei um eine<br />

spezifische neurotische Kollusion.<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Charakter-<br />

neurose<br />

M. Heine<br />

377


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Der hysterische Charakter<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Charakter-<br />

neurose<br />

M. Heine<br />

• Psychogenese <strong>und</strong> zugr<strong>und</strong>eliegende<br />

Dynamik<br />

• Pathogenese: : konstitutioneller Faktor.<br />

• Entwicklungsstörungen lassen sich<br />

insbesondere in der oralen Phase, dort<br />

besonders bei der Abhängigkeitsthe-<br />

matik, , <strong>und</strong> in der ödipalen Entwicklung<br />

mit einer Fixierung an den gegen-<br />

geschlechtlichen Elternteil nachweisen.<br />

378


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Merkmale der histrionischen<br />

Spezielle<br />

Persönlichkeitsstörung (ICD<br />

10: F 60.4)<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Die histrio-<br />

nische Per-<br />

sönlichkeit<br />

M. Heine<br />

• Dramatisierung bezügl. . der eigenen Person,<br />

theatralisches Verhalten, übertriebener<br />

Ausdruck von Gefühlen<br />

• Andauernde Sehnsucht nach Zuneigung <strong>und</strong><br />

Akzeptiertwerden<br />

• Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung<br />

<strong>und</strong> Kritik<br />

• Weigerung zur Aufnahme von Beziehungen,<br />

solange der betreffenden Person nicht<br />

unkritisches Akzeptiertwerden garantiert ist;<br />

sehr eingeschränkte persönliche Bindungen<br />

379


Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

<strong>Neurosenlehre</strong><br />

• 5. Sitzung : • Merkmale der histrionischen<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

• Spezielle<br />

Neurosen-<br />

lehre:<br />

Hysterie <strong>und</strong><br />

Konversions-<br />

neurosen<br />

- Die histrio-<br />

nische Per-<br />

sönlichkeit<br />

M. Heine<br />

(Fortsetzung)<br />

• Gewohnheitsmäßige Neigung zur<br />

Überbetonung potentieller Gefahren oder<br />

Risiken alltäglicher Situationen, bis zur<br />

Vermeidung bestimmter Aktivitäten, ohne das<br />

usmaß phobischer Bindungen<br />

• Eingeschränkter Lebensstil wegen des<br />

Bedürfnisses nach Gewißheit <strong>und</strong> Sicherheit<br />

• Dazugehörige Begriffe:<br />

• Infantile Persönlichkeitsstörung<br />

• Hysterische Persönlichkeit(sstörung)<br />

(nach ICD 10, F 60.4)<br />

380

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