Neurosenlehre - Klinische und Gesundheitspsychologie
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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung<br />
• Reise in die Welt der<br />
neurotischen <strong>und</strong><br />
psychosomatischen<br />
Störungen <strong>und</strong> der<br />
schweren<br />
Persönlichkeits-<br />
störungen<br />
• Der Horizont wird auf der<br />
einen Seite begrenzt durch<br />
den Bereich der psychischen<br />
Ges<strong>und</strong>heit / Normalität<br />
…… (vgl. Kernberg, 2006, S. 166)<br />
• … auf der anderen Seite<br />
durch den Bereich der<br />
Psychosen, einschließlich der<br />
Schizophrenien <strong>und</strong><br />
schizophreniformen<br />
Störungen.<br />
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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung<br />
• Vor-<br />
bemerkung:<br />
• Symptomatische<br />
Verhaltensweisen<br />
unterscheiden sich<br />
oftmals gar nicht so<br />
kategorial von unserem<br />
alltäglichen Verhalten,<br />
sondern nur graduell.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung<br />
• Vor-<br />
bemerkung:<br />
• Konsequenzen einer<br />
dimensionalen<br />
Betrachtungsweise:<br />
• Anregung zur<br />
Selbstreflexion<br />
• Gewisser Schutz vor<br />
Diskriminierung<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
• Akzentuierung der<br />
psychoanalytischen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong>, aber auch<br />
Berücksichtigung von<br />
lerntheoretischen,<br />
mitunter auch<br />
systemischen<br />
ätiologischen Konzepten.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
• Andere Modelle der<br />
Psychotherapie, , wie z. B. die<br />
Gestalttherapie, die<br />
Gesprächspsychotherapie, das<br />
Psychodrama, haben bislang<br />
keine annähernd so<br />
differenzierten Konzepte zur<br />
Ätiologie psychischer<br />
Störungen vorlegen können.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
• Die Verhaltenstherapie hat<br />
ursprünglich bekannte<br />
Veränderungsmechanismen,<br />
wie z. B. Konditionierungen<br />
oder Imitationslernen, als<br />
Ursachen für auffälliges<br />
Erleben <strong>und</strong> Verhalten<br />
angenommen.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
• In der Verhaltenstherapie ist<br />
zunächst das frühere S-O-R-S<br />
Schema erweitert worden um<br />
zwei weitere Aspekte:<br />
S-O-R-K-C, wobei (K) die<br />
Kontingenz, mit der nachfolgen-<br />
de, , verstärkende oder bestra-<br />
fende Konsequenzen (C) einem<br />
Verhalten (R) folgen, bezeichnet.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
• Diese „Verhaltensgleichung“<br />
forderte die<br />
Verhaltenstherapeuten auf,<br />
systematisch zwischen<br />
Entstehungs- <strong>und</strong><br />
aufrechterhaltenden<br />
Bedingungen bei dem<br />
Problemverhalten zu<br />
unterscheiden.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
• „Die wichtigsten<br />
Weiterentwicklungen der<br />
Verhaltenstherapie resultieren<br />
aus dem Versuch, … auch<br />
Kognitionen als<br />
verhaltenssteuernde Variablen<br />
zu betrachten.“ (D. Schulte,<br />
1999, S. 54)<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
• D. Schulte (1999, S. 54) stellt<br />
fest: „Er (der praktisch tätige<br />
Therapeut) soll nicht erklären,<br />
sondern Veränderungen in<br />
Gang setzen - … . Erklärung<br />
ist nur insoweit erforderlich<br />
<strong>und</strong> gerechtfertigt (!), als sie<br />
für die Therapieplanung <strong>und</strong><br />
–durchführung<br />
hilfreich ist.“<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
• In jüngster Zeit hat die moderne<br />
Verhaltenstherapie die ursprüng-<br />
lich linearen Verhaltensgleichun-<br />
gen dynamisiert, hat Rückkopp-<br />
lungsschleifen einbezogen <strong>und</strong> es<br />
ist eine prozeßorientierte Be-<br />
trachtungsweise mit mehrfachen<br />
Interdependenzen an die Stelle der<br />
früheren linearen Verhaltens-<br />
gleichungen getreten. (vgl. Reinecker,<br />
1999, S. 108 ff)<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Überblick :<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
12
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
• Freuds Entdeckung, daß „normale<br />
wie pathologische Vorgänge<br />
denselben Regeln folgen“ (Freud,<br />
1913a, GW VIII, S. 392)<br />
• Der Übergang von<br />
psychischer Ges<strong>und</strong>heit zu<br />
psychischer Krankheit ist<br />
fließend.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
• Die Abgrenzung zwischen<br />
psychischer Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Krankheit kann prekär werden<br />
in Grenzbereichen.<br />
• Neben dem Symptomver-<br />
halten muß der situative<br />
Kontext, , in dem dieses<br />
Verhalten auftritt,<br />
berücksichtigt werden.<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Neben dem situativen<br />
Kontext sind<br />
selbstverständlich der<br />
spezifische kulturelle <strong>und</strong> evtl.<br />
subkulturelle Hintergr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> – darüber hinaus – der<br />
historisch-gesellschaftliche<br />
Kontext von eminenter<br />
Bedeutung.<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Da jede Bestimmung dessen,<br />
was in einer Sozietät als<br />
psychische Störung gilt, auf -<br />
mehr oder weniger bewußten<br />
– gesellschaftlichen<br />
Wertungen beruht, kann es<br />
keine wertfreie, neutrale,<br />
theoriefreie Definition von<br />
Neurose geben.<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• „Neurosen sind mißlungene<br />
Verarbeitungs- <strong>und</strong> Lösungs-<br />
versuche unbewußter, , in ihrer<br />
Genese infantiler Konflikte, die<br />
durch eine auslösende Situation<br />
reaktiviert wurden.“<br />
• „Neurosen sind Lösungsversuche<br />
von unbewußten Triebimpuls-<br />
Abwehr-Konflikten mit<br />
intraindividuell unteroptimalem<br />
Ausgang.“<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• „Neurotisches Verhalten ist ( a )<br />
erlernt <strong>und</strong> ( b )fehlangepaßt)<br />
fehlangepaßt. . Die<br />
Ausbildung bedingter Reflexe ist<br />
an der Entstehung der<br />
überwiegenden Mehrheit<br />
neurotischer Erscheinungen<br />
beteiligt.“<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Abgrenzung zu den somatischen<br />
<strong>und</strong> psychosomatischen<br />
Störungen: Es handelt sich bei<br />
Neurosen um psychische<br />
Störungen der Erlebnis-<br />
verarbeitung bzw. einer erlernten<br />
Fehlanpassung, die keine<br />
nachweisbaren organisch-<br />
somatischen Ursachen haben.<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Im Unterschied zu den<br />
Psychosen – dies wäre ein<br />
weiteres allgemeines<br />
Definitionsmerkmal – ist bei den<br />
neurotischen Störungen die<br />
Realitätsprüfung voll intakt <strong>und</strong><br />
die neurotisch kranken Menschen<br />
verfügen in der Regel über eine<br />
erhebliche Einsichtsfähigkeit.<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
• Übereinstim-<br />
mende<br />
Elemente in<br />
der Neurosen-<br />
definition<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• „Neurosen sind überwiegend<br />
psychogen <strong>und</strong> nur zu einem<br />
geringeren Teil somatogen<br />
bedingt.<br />
• Die pathologische Abweichung<br />
von der Norm läßt sich eher als<br />
quantitative, denn als qualitative<br />
beschreiben.<br />
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• 1. Sitzung :<br />
• Definitionen:<br />
• Übereinstim-<br />
mende<br />
Elemente in<br />
der Neurosen-<br />
definition<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• In der Regel ist die soziale<br />
Einordnung erhalten <strong>und</strong> der<br />
Verlauf nicht so destruierend wie<br />
bei den Psychosen.<br />
• Die gegenwärtigen Störungen<br />
stehen mit dem gestörten<br />
Entwicklungs- <strong>und</strong><br />
Lernprozessen der<br />
Lebensgeschichte in einem<br />
kausalen Zusammenhang.“ “ H.H.<br />
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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung : • Auslösende Situation (Freud:<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Modell<br />
des<br />
aktualisierten<br />
Entwicklungs<br />
konflikts<br />
„Versuchungs- <strong>und</strong> Versagungssituation“)<br />
• ⇒ aktueller Konflikt ⇒ Angst<br />
(oder andere unlustvolle Affekte)<br />
⇒<br />
Regression ⇒ Reaktualisierung<br />
von infantilen Konflikten<br />
⇒<br />
Verstärkung der Konfliktspannung<br />
(Angst) ⇒ Abwehr<br />
⇒<br />
Mißlingen der Verdrängung ⇒<br />
Kompromißbildung zwischen den<br />
einzelnen Konfliktanteilen<br />
⇒<br />
Symptombildung<br />
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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung : • Auslösende Situation (Freud:<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Modell<br />
des<br />
aktualisierten<br />
Entwicklungs<br />
konflikts<br />
„Versuchungs- <strong>und</strong> Versagungssituation“)<br />
• ⇒ aktueller Konflikt ⇒ Angst<br />
(oder andere unlustvolle Affekte)<br />
⇒<br />
Regression ⇒ Reaktualisierung<br />
von infantilen Konflikten<br />
⇒<br />
Verstärkung der Konfliktspannung<br />
(Angst) ⇒ Abwehr<br />
⇒<br />
Mißlingen der Verdrängung ⇒<br />
Kompromißbildung zwischen den<br />
einzelnen Konfliktanteilen<br />
⇒<br />
Symptombildung<br />
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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Modell<br />
des<br />
aktualisierten<br />
Entwicklungs<br />
konflikts<br />
• Das Symptom stellt einerseits eine in<br />
jeder Hinsicht unzureichende<br />
Lösung dar, andererseits „die jeweils<br />
beste Organisationsform eines<br />
psychischen Konfliktes“, „die dem<br />
Kranken zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt unter seinen gegebenen<br />
inneren <strong>und</strong> äußeren Bedingungen<br />
möglich ist“.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung : • Als Entwicklungstrauma bezeichnen wir<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Trauma -<br />
Modell<br />
eine schwere <strong>und</strong> massiv belastende, in der<br />
Regel soziale Einwirkung. In der Praxis<br />
handelt es sich meist um realen sexuellen<br />
Missbrauch (…)(<br />
) oder um aggressive<br />
Misshandlung (oder Vernachlässigung).<br />
Gesamtpopulation einer<br />
psychosomatischen Klinik (n=407): 10 %<br />
sexueller Missbrauch, 25% aggressive<br />
Misshandlung; fast alle Betroffenen hätten h<br />
zusätzlich eine gestörte emotionale<br />
Beziehung zu beiden Eltern beschrieben.<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Worin liegt die eigentlich pathogene<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Trauma -<br />
Modell<br />
Wirkung solcher traumatischer Ereignisse?<br />
• 1. „sich wiederholendes Ausgeliefertsein an<br />
einen Zustand gewaltsam erzwungener<br />
Ohnmacht, in dem es keine Hoffnung auf<br />
Entrinnen oder auf nicht stattfindende<br />
Wiederholung gibt.“<br />
• 2. „die<br />
traumatisierende Bedeutung der<br />
verführerischen<br />
Überstimulierung<br />
(„overstimulation“, Shengold). Diese führt f<br />
durch die nicht kontrollierbare, überflu-<br />
tende Sexualisierung im Kind zu einem<br />
massiven Erlebnis von Überwältigung,<br />
27<br />
…“.
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Worin liegt die eigentlich pathogene<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Trauma -<br />
Modell<br />
Wirkung solcher traumatischer Ereignisse?<br />
• 3. „regelhafte Kombination mehrerer<br />
belastender Bedingungen“, , wodurch die<br />
Chancen für f r gleichzeitige kompensierende<br />
(protektive)) Faktoren, welche die<br />
Erlebnisverarbeitung verbessern könnten, k<br />
sinken.<br />
• 4. Zusätzlich kann sich „das<br />
Zusammenwirken von kindlichen<br />
Phantasien <strong>und</strong> deren Realisierung durch<br />
grenzenverletzende Handlungen anderer“<br />
pathogen auswirken.<br />
28
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Worin liegt die eigentlich pathogene<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Trauma -<br />
Modell<br />
Wirkung solcher traumatischer Ereignisse?<br />
• 5. „anhaltende Schuldgefühle, hle, die dem<br />
Opfer des Traumas im Erwachsenenalter<br />
Verursachung oder Mitverursachung<br />
seines Schicksals vorwerfen<br />
(Identifizierung mit dem Aggressor)“<br />
• 6. „die Verwirrung des Wirklichkeitssinnes<br />
(Ist das wirklich passiert oder habe ich es<br />
mir nur eingebildet, wie die anderen<br />
sagen?)“<br />
(aus: Hoffmann, Hochapfel, 2004, S. 64 – 67)<br />
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Hoffman u. Hochapfel betonen,<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Modell<br />
der verfehlten<br />
Lernvorgänge<br />
Hoffman u. Hochapfel betonen, „daß die<br />
Gesetzmäß<br />
äßigkeiten des Lernens sich<br />
besonders zur Beschreibung der Erhaltung<br />
von Symptomen eignen. ... Was oben als<br />
sek<strong>und</strong>ärer Krankheitsgewinn beschrieben<br />
wurde, wird ausgezeichnet mit dem<br />
Prinzip der sozialen Verstärkung<br />
rkung erfaßt<br />
(social<br />
reinforcement). ... Man wird die<br />
Chronifizierung mancher Neurosen auf<br />
diese Weise zufriedenstellend“ erklären<br />
ren<br />
können. (S. 68) (aus: Hoffmann, Hochapfel, 2004,<br />
S. 64 – 67)<br />
30
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1. Sitzung :<br />
• Nicht selten kommt es also dazu,<br />
• Modelle zur<br />
Pathogenese von<br />
neurotischer<br />
Symptomatik:<br />
• Das Modell<br />
der verfehlten<br />
Lernvorgänge<br />
Nicht selten kommt es also dazu, „daß ein<br />
Symptom sich im Laufe der Zeit<br />
gegenüber den ursprünglich<br />
hervorbringenden Konfliktbedingungen<br />
verselbständigt, sich von ihnen gleichsam<br />
abkoppelt. ... Zur Konfliktgeschichte tritt<br />
eine Lerngeschichte hinzu.“<br />
• Kurzformel:<br />
• Lerngeschichte ⇒ verfehlte<br />
Lernvorgänge<br />
nge ⇒ Symptom (⇒(<br />
symptomerhaltende Lernvorgänge<br />
nge ⇒<br />
Symptomchronifizierung)<br />
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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
• Freud stellte 1923 fest:<br />
„Wir erkennen, daß das<br />
Ubw nicht mit dem<br />
Verdrängten zusammen<br />
fällt; es bleibt wichtig, daß<br />
alles Verdrängte ubw ist,<br />
aber nicht alles Ubw ist<br />
verdrängt.“<br />
32
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
• Das Unbewußte aus der Sicht der<br />
Objektbeziehungstheorien:<br />
• „Aus den verdrängten Triebwünschen,<br />
die in Freuds (1923) Strukturtheorie im<br />
Es lokalisiert wurden, werden bei<br />
Kernberg Objektbeziehungsrepräsen-<br />
tanzen, , die mit Affekten einhergehen.<br />
Der unbewußte innerpsychische<br />
Konflikt geschieht jetzt nicht mehr<br />
zwischen Triebimpulsen <strong>und</strong><br />
Abwehrmaßnahmen, sondern zwischen<br />
Beziehungserfahrungen (…).“ (Mertens,<br />
2008, S. 124)<br />
33
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
• Das Unbewußte aus der Sicht der<br />
Objektbeziehungstheorien:<br />
• „Triebwünsche werden von Kernberg als<br />
affektive Motivationen betrachtet; die in den<br />
Beziehungserfahrungen gespeicherten<br />
affektiven Erinnerungen (z.B. das Erleben von<br />
Lust, Wohlgefühl, Vitalisierung, Neugier im<br />
Fall von befriedigenden Objektbeziehungen)<br />
sind die treibende Kraft, nach ähnlichen<br />
Erfahrungen in der Gegenwart zu suchen.<br />
Triebe manifestieren sich somit als libidinöse<br />
oder aggressive Affekte.“ (Mertens, 2008, S. 124)<br />
34
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
• Das Unbewußte aus der Sicht der<br />
Objektbeziehungstheorien:<br />
• „Das Unbewußte wird aus all den<br />
Objektbeziehungserfahrungen gebildet, welche<br />
nicht bewußt werden durften, weil die<br />
elterlichen Reaktionen auf diese Erfahrungen<br />
zu starke Unlust <strong>und</strong> Angst erzeugt haben. …<br />
Im Unbewußten sind auf jeden Fall diese<br />
Selbst-Objekt<br />
Objekt-Beziehungsrepräsentanzen<br />
gespeichert <strong>und</strong> die unbefriedigenden<br />
traumatischen Erfahrungen üben einen<br />
dynamischen Einfluß auf die Wahrnehmung<br />
<strong>und</strong> Gestaltung gegenwärtiger Beziehungen<br />
aus.“ (Mertens, 2008, S. 124)<br />
35
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
• Die Unterscheidung von<br />
Vergangenheitsunbewußtem <strong>und</strong><br />
Gegenwartsunbewußtem (1):<br />
• „Während das Vergangenheits-Unbewußte<br />
durch eine tiefe, bereits in der Kindheit<br />
gr<strong>und</strong>gelegte Verdrängungsschranke vom<br />
Bewußtsein abgetrennt ist, verhindern Scham-<br />
<strong>und</strong> Schuldgefühle, die in der Hier-<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong>-Jetzt-<br />
Interaktion mit dem Analytiker entstehen, das<br />
Bewußtwerden von Inhalten des Gegenwarts-<br />
Unbewußten, , das eher aus Phantasien des<br />
Adoleszenten <strong>und</strong> des Erwachsenen gebildet<br />
wird.“ (Mertens, 2008, S. 125)<br />
36
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
• Die Unterscheidung von<br />
Vergangenheitsunbewußtem <strong>und</strong><br />
Gegenwartsunbewußtem (2):<br />
• Nach Sandler <strong>und</strong> Sandler (1984)<br />
besteht das Vergangenheits-<br />
Unbewußte „zum größten Teil aus<br />
nichtdeklarativen, , impliziten Wissens-<br />
<strong>und</strong> Fühlelementen, die so etwas wie<br />
eine nichtbewußte Schablone für alle<br />
späteren Gedächtnisinhalte bilden (…).<br />
(Mertens, 2008, S. 125)<br />
37
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
• Die Unterscheidung von<br />
Vergangenheits-Unbewußtem<br />
<strong>und</strong><br />
Gegenwarts-Unbewußtem<br />
(3):<br />
• Das Gegenwarts-Unbewußte<br />
Unbewußte, , das<br />
überwiegend von deklarativen<br />
autobiographischen Gedächtniselementen<br />
gebildet wird, konstituiert sich im Hier<br />
<strong>und</strong> Jetzt einer Interaktion <strong>und</strong><br />
Kommunikation immer wieder aufs Neue,<br />
wobei es aber einen Teil seiner<br />
Sozialisierung aus dem Vergangenheits-<br />
Unbewußten erfährt (Mertens, 2008, S. 125)<br />
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Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Die Unterscheidung von<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
Die Unterscheidung von Vergangenheits-<br />
Unbewußtem <strong>und</strong> Gegenwarts-Unbewußtem<br />
(4):<br />
• „Verdrängte Wünsche <strong>und</strong> Phantasien eines<br />
erwachsenen Menschen werden also nicht im<br />
Vergangenheits-Unbewußten<br />
in unveränderter<br />
Form aufbewahrt (…), sondern entstehen im<br />
Gegenwarts-Unbewußten<br />
Unbewußten, , sind aber dennoch in<br />
ihren intrapsychischen <strong>und</strong> interaktionellen<br />
Eigentümlichkeiten von den im Vergangenheits-<br />
Unbewußten gr<strong>und</strong>gelegten Erfahrungsmustern<br />
abhängig. Unbewußte konflikthafte Phantasien,<br />
…“ (Mertens, 2008, S. 125)<br />
39
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Die Unterscheidung von<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
Die Unterscheidung von Vergangenheits-<br />
Unbewußtem <strong>und</strong> Gegenwarts-Unbewußtem<br />
(5):<br />
• „Unbewusste konflikthafte Phantasien, die von Klinikern<br />
erschlossen <strong>und</strong> rekonstruiert werden, sind demnach im<br />
Gegenwarts-Unbewussten anzunehmen. Diese<br />
unbewussten Phantasien des Gegenwarts-Unbewussten<br />
sind mit den unbewussten subjektiven Repräsentationen<br />
der gegenwärtigen Personen – in der analytischen<br />
Situation mit der Person des Analytikers – eng verb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> funktionieren auf einem höheren Level unbewusst<br />
kognitiv-emotionaler Abläufe <strong>und</strong> in einem anderen<br />
Gedächtnissystem als das Vergangenheits-Unbewusste.<br />
Dieses kann allerdings mehr oder weniger stark das<br />
Gegenwarts-Unbewusste steuern.“ (Mertens, 2008, S. 125)<br />
40
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Die Unterscheidung von<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
Die Unterscheidung von Vergangenheits-<br />
Unbewußtem <strong>und</strong> Gegenwarts-Unbewußtem<br />
(6):<br />
• „Der ganze Bereich der<br />
Abwehrmechanismen findet ebenfalls im<br />
Gegenwarts-Unbewussten seinen Einsatz,<br />
sowie alle Arten kompensatorischer <strong>und</strong><br />
adaptiver Mechanismen <strong>und</strong> daraus<br />
resultierender Kompromissbildungen.<br />
Deren Ziel besteht in der<br />
Aufrechterhaltung eines inneren<br />
Gleichgewichts, von Gefühlen der<br />
Sicherheit <strong>und</strong> der Integrität des Selbst.“<br />
(Mertens, 2008, S. 125)<br />
41
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Mertens: Merkmale unbewusster Prozesse in<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
verschiedenen psychoanalytischen Denkrichtungen<br />
42
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Mertens: Bewusste <strong>und</strong> unbewusste Vorgänge aus der Sicht<br />
verschiedener methodischer <strong>und</strong> konzeptueller Zugänge<br />
• Neuere<br />
theoretische<br />
Erwägungen<br />
zum Begriff<br />
des<br />
Unbewußten<br />
43
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um eine<br />
Vereinheitlichung der<br />
psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong> der<br />
Kampf um den Begriff der<br />
Neurose<br />
44
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
• Ein erstes einheitliches<br />
Klassifikationsschema in<br />
Wien 1889 erstellt<br />
• „Bis Bis zum Ende des zweiten<br />
Weltkrieges blieben fast alle<br />
nationalen wie internationalen<br />
Versuche, zu einer einheitlichen<br />
Klassifikation psychischer<br />
Störungen zu gelangen,<br />
weitgehend erfolglos.“<br />
45
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
• Bis zum Vorliegen der 9.<br />
Fassung des ICD wurde<br />
massive Kritik geäußert an<br />
den jeweiligen<br />
vorausgehenden<br />
Systematisierungsversuchen<br />
• Kritikpunkte waren:<br />
46
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • die antipsychiatrische Position von<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
Szasz (1960)<br />
• die geringe Zuverlässigkeit<br />
psychiatrischer Diagnosen<br />
• die soziale Stigmatisierungswirkung<br />
von psychiatrischen Diagnosen<br />
• die kategoriale Klassifikation,<br />
stattdessen Plädoyer für eine typolo-<br />
gische <strong>und</strong> dimensionale Systematik<br />
• ein Ethnozentrismus: : einseitig würden<br />
die amerikanischen <strong>und</strong> westeuro-<br />
päischen kulturellen Standards<br />
dominieren<br />
47
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Das bis zum Jahr 1999 noch offiziell<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
gültige ICD 9 hat sich als<br />
internationales Klassifikationssystem<br />
schon beachtlich durchsetzen können.<br />
• In den Formulierungen fand vor allem<br />
der Einfluß biologisch <strong>und</strong><br />
psychoanalytisch orientierter<br />
Psychiater seinen Niederschlag.<br />
• Das ICD 9 blieb noch dem medizi-<br />
nischen Krankheitsmodell verpflichtet<br />
(Ätiologie, Pathogenese, , Symptom,<br />
Diagnose, Prognose, Therapie).<br />
48
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
• Neue Klassifikationssysteme:<br />
• Das DSM IV: Diagnostic and Statistic<br />
Manual of Mental Disorders. . (2000)<br />
(American Psychiatric Association,<br />
APA)<br />
• Das ICD 10, , Kapitel V, (F):(<br />
Internationale Klassifikation<br />
psychischer Störungen (International<br />
Classification of Diseases, Chapter V<br />
(F): Mental and behavioural Disorders)<br />
(Dilling<br />
et al., 1991. 1993)<br />
49
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Das DSM IV<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
Das DSM IV: : Seit 2003 liegt das DSM IV in der<br />
Fassung als Textrevision (TR) , die von Saß,<br />
Wittchen, Zaudig <strong>und</strong> Houben besorgt wurde,<br />
vor.<br />
• Fast alle Störungen, die in den Katalog der ICD<br />
10 aufgenommen worden sind, sind auch im<br />
DSM IV - TR aufgeführt.<br />
• Für die DSM IV besitzen forschungsorientierte<br />
Gesichtspunkte stärkeres Gewicht, was sich u.<br />
a. darin ausdrückt, daß die beschreibenden<br />
Texte in der ICD 10 „kürzer <strong>und</strong> weniger<br />
kategorisch sind“. An die Stelle von Formulierungen<br />
in der ICD 10 wie …normalerweise … oder: … sollten<br />
vorhanden sein … treten in dem DSM IV: … müssen …<br />
oder … sind erforderlich …<br />
50
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
• Beide Systeme – das DSM IV <strong>und</strong><br />
das aktuell gültige ICD 10 –<br />
„vermeintlich atheoretische<br />
Klassifikationen psychischer<br />
Störungen“ (Kernberg) –<br />
möchten sich an rein<br />
phänomenologischen Kriterien<br />
orientieren, frei von<br />
ätiopathogenetischen<br />
Implikationen.<br />
51
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Es gibt weltweit eine Tendenz, die<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
„Neurose“ nicht mehr als eine quasi<br />
nosologische Entität zu behandeln,<br />
sondern in verschiedene<br />
Verhaltensdimensionen aufzulösen.<br />
• Ein solches Vorgehen ist weder<br />
theoretisch noch therapeutisch neutral,<br />
es hat zahlreiche Konsequenzen,<br />
sowohl positive wie negative.<br />
52
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Die präzisere Beschreibung der<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
psychischen Störungen hat die<br />
Diagnostik verläßlicher gemacht <strong>und</strong><br />
zu bedeutenden Fortschritten in der<br />
Forschung beigetragen.<br />
• Die Akzentuierung des Deskriptiven<br />
bringt die Gefahr mit sich, die Frage zu<br />
vernachlässigen, worunter der Patient<br />
wirklich leidet bzw. welche<br />
psychischen Probleme evtl. hinter der<br />
vom Patienten geklagten Symptomatik<br />
noch stehen könnten.<br />
53
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Es ist den Herausgebern der deutschen<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
Textrevision des DSM IV allerdings zugute zu<br />
halten, daß sie selbstkritisch die „Konzen„<br />
Konzen-<br />
tration auf einen deskriptiven, verhaltensorien-<br />
tierten Ansatz“ problematisieren, „der weit-<br />
gehend stark interpretationsbedürftige <strong>und</strong><br />
theoriebezogene Begrifflichkeiten in der<br />
Definition von Zeichen <strong>und</strong> Symptomen<br />
vermeidet“ (DSM IV – TR, S. XXI) Es sei zwar<br />
davon auszugehen, daß bei diesem Vorgehen<br />
„zunächst die klinische Beurteilerreliabilität“<br />
sich erhöhe, , doch gehe damit auch einher die<br />
Gefahr einer Hypostasierung von beobachtbare<br />
Zeichen <strong>und</strong> der Unterschätzung des<br />
Empfindens der zu beurteilenden Person.<br />
54
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Unklar <strong>und</strong> ungeregelt bleibe, „wie der Kliniker<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
zu seiner Beurteilung kommt. Welches Gewicht<br />
gibt er der subjektiv-verbalen verbalen Ebene (d.h.<br />
subjektiven Erlebnissymptomen)? Welche<br />
dieser Erlebnissymptome übernimmt er direkt,<br />
welche filtert er aufgr<strong>und</strong> bestimmter Kriterien?<br />
Diese Fragen betreffen direkt Validitätsaspekte<br />
sowohl hinsichtlich einzelner Symptome wie<br />
auch der Ableitung einer Diagnose vor allem<br />
bei Störungen, deren Symptomatik wesentlich<br />
im subjektiven Bereich bleibt.<br />
• Im übrigen bringt in vielen Fällen die<br />
zusätzliche Forschung mit verhaltensorien-<br />
tierten desriptiven Kriterien kaum noch<br />
Erkenntnisgewinn, …“. (a.a.O(<br />
a.a.O., ., S. XXI)<br />
55
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Das multiaxiale System des DSM IV<br />
• Exkurs:<br />
• Internationale<br />
Bemühungen um<br />
eine<br />
Vereinheitlichung<br />
der psychiatrischen<br />
Klassifikation <strong>und</strong><br />
der Kampf um den<br />
Begriff der Neurose<br />
• Achse I enthält <strong>Klinische</strong> Störungen, Entwick-<br />
lungsstörungen <strong>und</strong> andere klinisch relevante<br />
Probleme.<br />
• Achse II soll Geistige Behinderungen <strong>und</strong><br />
Persönlichkeitsstörungen abbilden.<br />
• Auf Achse III werden medizinische<br />
Krankheiten aus anderen Kapiteln der ICD-10<br />
codiert.<br />
• Auf Achse IV werden psychosoziale <strong>und</strong><br />
Umgebungsprobleme berücksichtigt.<br />
• Auf Achse V soll eine Gesamtbeurteilung des<br />
psychosozialen Funktionsniveaus auf einer<br />
GAF-Skala<br />
Skala, , die jetzt bis 100 reicht,<br />
vorgenommen werden. (a.a.O(<br />
a.a.O., ., S. XIII)<br />
56
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung<br />
nach<br />
Hoffmann /<br />
Hochapfel<br />
(2004):<br />
• Psychogene Störungen mit<br />
körperlicher Symptomatik<br />
• Psychogene Störungen mit<br />
(vorwiegend) psychischer<br />
Symptomatik<br />
• Charakterneurosen <strong>und</strong><br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
• Konfliktreaktionen<br />
57
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Es werden<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
körperlicher<br />
Symptomatik<br />
Es werden 3 Untergruppen<br />
unterschieden:<br />
• Psychosomatischer Erkrankungen im<br />
engeren Sinne (G.(<br />
Engel: Psychosomato-<br />
sen; ; heute genannt: „Organkrankheiten<br />
mit psychosozialer Komponente“)<br />
• Funktionelle Störungen (heute<br />
genannt: „somatoforme„<br />
autonome<br />
Funktionsstörungen) <strong>und</strong><br />
• Konversionsstörungen/dissoziative<br />
Störungen der Bewegung <strong>und</strong> der<br />
Sinnesempfindungen<br />
58
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
körperlicher<br />
Symptomatik<br />
Die Psychosomatosen werden von<br />
• Die<br />
werden von<br />
Uexküll definiert als Folgezustände<br />
langandauernder vegetativer<br />
Spannungen. In der Folge ständiger<br />
„Als-ob-Reaktionen““ (Furcht,<br />
Aggression) – Uexküll redet deshalb<br />
treffend von<br />
„Bereitstellungserkrankungen“ –<br />
kommt es zu organpathologischen<br />
bzw. –destruktiven Veränderungen.<br />
59
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
körperlicher<br />
Symptomatik<br />
• Die Psycho-<br />
somatosen<br />
• Die sogenannten „holy<br />
seven“:<br />
• Asthma bronchiale,<br />
• Ulcus pepticum ventriculi et duodeni,<br />
• Colitis ulcerosa,<br />
• essentielle Hypertonie,<br />
• rheumatoide Arthritis (primär<br />
chronische Polyarthritis),<br />
• das atopische Exzem (Neurodermitis)<br />
• <strong>und</strong> die Hyperthyreose.<br />
60
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung : • Nach Auffassung von Hoffmann <strong>und</strong><br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
körperlicher<br />
Symptomatik<br />
• Die Psycho-<br />
somatosen<br />
Hochapfel (2004) müßten den „holy„<br />
seven“ “ weitere Erkrankungen an die<br />
Seite gestellt werden, die ähnliche<br />
seelisch-körperliche Wechselwirkungen<br />
aufweisen, z. B.:<br />
• Die koronaren Herzerkrankungen<br />
• Chronische Entzündungskrankheiten,<br />
wie<br />
• die Multiple Sklerose,<br />
• Morbus Crohn <strong>und</strong><br />
• abakterielle Prostatitis<br />
61
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
körperlicher<br />
Symptomatik<br />
• Die<br />
funktionellen<br />
Störungen<br />
• Die funktionellen Störungen<br />
betreffen:<br />
• das Herz-Kreislaufsystem (z. B.<br />
Tachykardie)<br />
• das Atmungssystem (z. B.<br />
Hyperventilation),<br />
• den Magen-Darm<br />
Darm-Trakt (z. B.<br />
Obstipation),<br />
• die Harn- <strong>und</strong> Geschlechtsorgane (z. B.<br />
die sog. sexuellen Funktionsstörungen)<br />
62
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 2. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Die Symptome beziehen sich dabei vor<br />
allem auf sensorische oder motorische<br />
Störungen (psychogene Blindheit oder<br />
Taubheit, Lähmungen, Mißempfin-<br />
dungen, , Schmerzen), die einen direkt<br />
symbolischen Ausdrucksgehalt haben,<br />
also sek<strong>und</strong>äre Somatisierungen sind.<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
körperlicher<br />
Symptomatik<br />
• Die<br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
• Konversionsneurosen bringen<br />
neurotische Konflikte auf<br />
somatischer Ebene zum<br />
Ausdruck.<br />
63
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
vorwiegend<br />
psychischer<br />
Symptomatik<br />
• Die Psychoneurosen<br />
• Die Hysterie<br />
• Die Phobien<br />
• Die Zwangsneurosen<br />
• Die neurotische Depression<br />
• Die Angstneurose<br />
• Das Depersonalisations- <strong>und</strong><br />
Derealisationssyndrom<br />
64
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
vorwiegend<br />
psychischer<br />
Symptomatik<br />
• Die „ich-strukturellen<br />
Störungen“ (Fürstenau)<br />
(unscharfe Kategorie)<br />
• Süchte<br />
• Perversionen<br />
• Delinquenz<br />
• Schwere Persönlichkeitsstörungen<br />
65
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
vorwiegend<br />
psychischer<br />
Symptomatik<br />
• Die Persönlichkeitsstörungen<br />
einschl. der<br />
Charakterneurosen<br />
• Frühere nosologische Beschreibungen<br />
betrafen:<br />
• Den hysterischen Charakter<br />
• Den zwanghaften Charakter<br />
• Den depressiven Charakter<br />
• Den schizoiden Charakter<br />
66
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
vorwiegend<br />
psychischer<br />
Symptomatik<br />
• Die Persönlichkeitsstörungen<br />
einschl. der<br />
Charakterneurosen<br />
• Heute ist die Kategorie der Charakter-<br />
neurosen weitgehend ersetzt durch die<br />
der Persönlichkeitsstörungen, z. B:<br />
• Die histrionische<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
• Die anankastische<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
• Die depressiv-masochistische<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
67
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Psychogene<br />
Störungen mit<br />
vorwiegend<br />
psychischer<br />
Symptomatik<br />
• Die Persönlichkeitsstörungen<br />
einschl. der<br />
Charakterneurosen<br />
• Darüber hinaus gehört hierzu das<br />
große Gebiet der sog. schweren<br />
Persönlichkeitsstörungen, , die u. a.<br />
• die narzißtische<br />
Persönlichkeitsstörung,<br />
• die Borderline-Störung<br />
Störung,<br />
• die schizoide Persönlichkeitsstörung<br />
umfaßt.<br />
68
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung : • Es handelt sich um<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
Es handelt sich um erlebnisreaktive<br />
Störungen mit psychischer <strong>und</strong><br />
körperlicher Symptomatik.<br />
• Zu den Symptomen der<br />
„posttraumatischen<br />
Belastungs-<br />
störung“ “ gehören das wiederholte<br />
Erleben des Traumas in sich<br />
aufdrängenden Erinnerungen<br />
(„flashbacks<br />
flashbacks“ “ bzw. Nachhallerinnerun-<br />
gen), Albträume, emotionale<br />
Stumpfheit, vegetative Übererregtheit<br />
mit Vigilanzsteigerung usw.<br />
• Konflikt-<br />
reaktionen<br />
69
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Die Art der jeweiligen<br />
Reaktion auf die<br />
Traumatisierung kann zwar<br />
durch eine neurotische<br />
Struktur mit beeinflußt<br />
werden, diese ist jedoch<br />
weder nötig noch aus-<br />
reichend, , um das Auftreten<br />
der Störung zu erklären.<br />
• Konflikt-<br />
reaktionen<br />
70
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung :<br />
• Allgemeine<br />
Einteilung:<br />
• Konflikt-<br />
reaktionen<br />
• In leichten Fällen kann die<br />
differentialdiagnostische<br />
Abgrenzung gegenüber der<br />
normalen Trauerreaktion<br />
schwierig sein, in schweren<br />
Fällen ist die Unterscheidung<br />
von der Neurose <strong>und</strong> der<br />
Persönlichkeitsstörung nicht<br />
einfach.<br />
71
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung :<br />
• Vom Sinn<br />
der<br />
Symptome<br />
• Nach psychoanalytischer<br />
Auffassung verweist das<br />
Symptom auf den gesamten<br />
Lebenszusammenhang,<br />
Krankheits- <strong>und</strong><br />
Lebensgeschichte sind nicht<br />
isoliert voneinander, sondern<br />
nur in ihrer wechselseitigen<br />
Verschränkung zu verstehen.<br />
72
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 3. Sitzung : • Die Neurose ist demnach ein<br />
• Vom Sinn<br />
der<br />
Symptome<br />
mißlingender Versuch der Bewältigung<br />
bestimmter, nämlich phasen- bzw.<br />
entwicklungsspezifischer Konflikte.<br />
• Die neurotische Störung eines<br />
Menschen sagt etwas aus über die<br />
Gesamtentwicklung eines Menschen,<br />
in jedes Symptom ist gewissermaßen<br />
eine ganze, hochkomplexe<br />
Beziehungs-, , Geschlechts- <strong>und</strong><br />
Triebgeschichte eingelassen.<br />
73
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• A) In seiner ersten Arbeit über die<br />
Hysterie lehnte sich Freud noch<br />
stark an die Heriditätsauffassung<br />
von Charcot an <strong>und</strong> wies<br />
Traumen, Kummer, Gemüts-<br />
bewegungen nur den Rang von<br />
„Gelegenheitsursachen“ zu,<br />
durch die eine bisher unbemerkte<br />
psychische Disposition geweckt<br />
werden könnte.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
74
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• B) In Freud´s weiteren<br />
Arbeiten aus den Jahren 1892<br />
/ 93 <strong>und</strong> 1895 (Studien über<br />
Hysterie) tritt die Bedeutung<br />
krankhafter Erbfaktoren<br />
zurück gegenüber der Prä-<br />
ponderanz von psychischen<br />
Belastungen für „die Er-<br />
werbung von Neuropathien“.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
75
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• C) Breuer´s Konzept der<br />
Hypnoid-Hysterie<br />
Hysterie: : Die<br />
hypnoiden Zustände der<br />
Anna O. hätten den „Boden<br />
geschaffen“, auf dem sich die<br />
traumatischen Erfahrungen,<br />
„der Angst- <strong>und</strong> Erwar-<br />
tungsaffect sich festsetzte“.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
(Studien über Hysterie, S. 33)<br />
76
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<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
C) Breuers Erklärungsmodell der<br />
Hypnoidhysterie bedeutete, daß<br />
der Entstehung dieser Art von<br />
Störungen ein hypnoseähnlicher<br />
Zustand zugr<strong>und</strong>e liegt. Ein<br />
solcher Gemütszustand ist<br />
sozusagen der Boden, auf den<br />
bestimmte traumatische<br />
Erfahrungen fallen.<br />
• C)<br />
77
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
• D) Freud´s Konzept der<br />
Abwehrhysterie:<br />
• Nicht der hypnoide Zustand<br />
verursache die Dissoziation von<br />
Erinnerungen an ein traumatisches<br />
Ereignis, sondern „weil es sich um<br />
Dinge handelte, die der Kranke<br />
vergessen wollte, die er darum<br />
absichtlich aus seinem bewussten<br />
Denken verdrängte, hemmte <strong>und</strong><br />
unterdrückte.“<br />
78
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
D) Freud´s Konzept der<br />
Abwehrhysterie:<br />
• D)<br />
• In zunehmender Abgrenzung zu<br />
Breuer entwickelte Freud eine<br />
mehr <strong>und</strong> mehr psychologische<br />
Theorie, eine Verdrängungs- <strong>und</strong><br />
Abwehrtheorie der Hysterie <strong>und</strong><br />
später der Neurose überhaupt.<br />
79
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
• D) Freud´s Konzept der<br />
Abwehrhysterie:<br />
• Die Konzepte der „peinlichen<br />
Kontrastvorstellung“ <strong>und</strong> des<br />
„Gegenwillens“, mit denen Freud auch<br />
in Fällen aus den „Studien über<br />
Hysterie“ (Emmy v. N. <strong>und</strong> Elisabeth<br />
v. R.) gearbeitet hat, gelten als Vorstufe<br />
der späteren Verdrängungstheorie.<br />
80
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
• D) Freud´s Konzept der<br />
Abwehrhysterie:<br />
• Denn der ätiologische Gr<strong>und</strong>gedanke<br />
ist der einer Verdrängung unliebsamer<br />
<strong>und</strong> konflikthaft erlebter Vorstellungen.<br />
• Hier sind die Gr<strong>und</strong>lagen für die<br />
Konzeptionalisierung des unbewußten<br />
Konflikts, wenn nicht für das<br />
Unbewußte überhaupt gelegt worden.<br />
81
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
E) Die Verführungstheorie:<br />
• E)<br />
• Von 1895 – 1897 vertretene Annahme,<br />
dass der Hysterie, aber wohl nicht nur<br />
den Hysterien, eine kindliche sexuelle<br />
Verführungssituation zugr<strong>und</strong>e liege.<br />
Traumatisch wirke jedoch nicht die<br />
frühkindliche Erfahrung als solche,<br />
sondern ihr Wiederaufleben als<br />
unbewußte Erinnerung, nachdem der<br />
Betroffene die sexuelle Reife erlangt<br />
habe.<br />
82
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
E) Die Verführungstheorie:<br />
• E)<br />
• Die spezifische Ursache der Hysterie<br />
sei daher die aktuell wirksame, aber<br />
unbewußte Vorstellung passiv erlebter<br />
Verführung.<br />
• Die „Verführungstheorie“ bedeutete<br />
gegenüber den damals geläufigen<br />
Hysterie-Dispositions<br />
Dispositions-Konzepten einen<br />
wesentlichen Fortschritt, weil sie die<br />
Symptomentstehung kausal erklärt.<br />
83
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
E) Die Verführungstheorie:<br />
• E)<br />
• Aufgr<strong>und</strong> der „Einsicht, daß es<br />
im Unbewußten ein<br />
Realitätszeichen nicht gibt, so<br />
daß man die Wahrheit <strong>und</strong> die<br />
mit Affekt besetzte Fiktion nicht<br />
unterscheiden kann“, spricht<br />
Freud seit 1897 der Phantasie<br />
neben der realen Verführung eine<br />
wichtige Rolle in der<br />
Neuroseentstehung zu.<br />
84
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
E) Die Verführungstheorie:<br />
• E)<br />
• Sie besagt im wesentlichen, daß die<br />
passive sexuelle Verführung eines<br />
unschuldigen Kindes in der Kindheit<br />
als „unbewußte Erinnerung“ im<br />
Seelenleben zurückbleibt. Werde diese<br />
Erinnerung nach Eintreten der<br />
sexuellen Reife wiederbelebt, , so<br />
gelange sie zu traumatischer<br />
Wirksamkeit <strong>und</strong> werde zur<br />
spezifischen Ursache der Hysterie.<br />
85
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
E) Die Verführungstheorie:<br />
• E)<br />
• Traumatisch wirke also nicht die<br />
frühkindliche Erfahrung als<br />
solche, sondern ihr<br />
Wiederaufleben als unbewußte<br />
Erinnerung, nachdem der<br />
Betroffene die sexuelle Reife<br />
erlangt habe.<br />
86
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
• E) Die Verführungstheorie:<br />
• Besonders der letzte Punkt<br />
ist von entscheidender<br />
Bedeutung für die gesamte<br />
Neurosen- <strong>und</strong> Abwehrlehre<br />
der Psychoanalyse <strong>und</strong> wird<br />
mit dem Begriff der<br />
Nachträglichkeit<br />
umschrieben.<br />
87
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
• E) Die Verführungstheorie:<br />
• Freud hat die<br />
„Verführungstheorie“ niemals<br />
endgültig aufgegeben.<br />
• Was sich jedoch herausstellte,<br />
war, daß sie in ihrer<br />
ursprünglichen Breite <strong>und</strong><br />
Absolutheit sowie Universalität<br />
nicht mehr zu halten war.<br />
88
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
• E) Die Verführungstheorie:<br />
• Zusammenfassung:<br />
• Freud erkannte etwa seit 1897 die<br />
Phantasie als weiteren Faktor in<br />
der Hysterieentstehung <strong>und</strong><br />
begann an der von seinen<br />
Patienten erzählten <strong>und</strong> an den<br />
von ihm geschlußfolgerten<br />
Verführungsszenen zu zweifeln.<br />
(vgl. Brief an Fliess v. 21.9.1897).<br />
89
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
F) Die Konflikttheorie:<br />
• F)<br />
• Mit der Berücksichtigung der<br />
Phantasie in der<br />
Neurosenätiologie war ein<br />
entscheidender Schritt zu einer<br />
Weiterentwicklung sowohl der<br />
Behandlungstechnik als auch der<br />
Konzeption des Triebes <strong>und</strong> der<br />
(infantilen) psychosexuellen<br />
Entwicklung getan.<br />
90
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
F) Die Konflikttheorie:<br />
• F)<br />
• Nur mit der Relativierung der<br />
Verführungsannahme konnten<br />
Konzepte wie das der „unbewußten<br />
Phantasien“, von „Trauma <strong>und</strong><br />
Konflikt“ <strong>und</strong> der „psychischen<br />
Realität“ sowie schließlich das der<br />
frühkindlichen Sexualität in den<br />
Mittelpunkt rücken.<br />
91
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
F) Die Konflikttheorie:<br />
• F)<br />
• Psychoanalyse ist immer eine<br />
Konfliktpsychologie.<br />
• Die neurotischen Symptome verweisen<br />
auf verinnerlichte Konflikte (die nicht<br />
mit äußeren Konflikten zu verwechseln<br />
sind) <strong>und</strong> stellen einen Kompromiß dar<br />
zwischen den daran beteiligten<br />
gegensätzlichen seelischen Kräften:<br />
Impuls bzw. Trieb <strong>und</strong> Abwehr.<br />
92
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
F) Die Konflikttheorie:<br />
• F)<br />
• Dieses etwas simpel anmutende<br />
quasi-„hydraulische<br />
„hydraulische“<br />
Pathogenesemodell wird später<br />
von Freud differenziert. Dabei<br />
wird die Angst als wichtiger<br />
Zwischenschritt eingeführt: Jeder<br />
Triebabkömmling, der dem Ich<br />
gefährlich wird, erzeugt Angst.<br />
93
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Um diese Angst zu beseitigen<br />
oder zu verringern, werden vom<br />
Subjekt Anstrengungen unter-<br />
nommen, , diese Abkömmlinge<br />
des Triebes abzuwehren. Durch<br />
den Kompromiß zwischen Impuls<br />
<strong>und</strong> Abwehr wird die Angst<br />
reduziert bzw. im Symptom<br />
geb<strong>und</strong>en.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Von der<br />
Hereditäts-<br />
auffassung zur<br />
Gr<strong>und</strong>annahme<br />
des psychischen<br />
Konflikts<br />
F) Die Konflikttheorie:<br />
• F)<br />
94
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• G)<br />
• die Unterscheidung<br />
zwischen<br />
• Es,<br />
• Ich <strong>und</strong><br />
• Über-Ich<br />
95
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Das ES<br />
- dieses Konstrukt meint<br />
alles, was die Triebe psychisch<br />
repräsentiert. Freud, 1933a, S.80: „Wir<br />
stellen uns vor, es sei am Ende gegen<br />
das Somatische offen, nehme die Trieb-<br />
bedürfnisse in sich auf, die in ihm ihren<br />
psychischen Ausdruck finden, wir kön-<br />
nen aber nicht sagen, in welchem<br />
Substrat.“ Auch das dynamisch<br />
Unbewußte wird dem ES zugerechnet.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• G)<br />
96
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• G)<br />
• Das ÜBERICH - verdankt sich<br />
der Verinnerlichung von versagenden<br />
bzw. verbietenden Beziehungsepisoden<br />
<strong>und</strong> bildet sich aus deren psychischen<br />
Repräsentanzen heraus. Es ist die<br />
gebietende, verbietende, billigende<br />
oder mißbilligende Instanz.<br />
97
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Das ICHIDEAL - wird als eine<br />
Substruktur des ÜBERICH verstanden.<br />
Es gibt auch für das Überich die ange-<br />
strebten Ideale vor <strong>und</strong> an ihm<br />
orientiert <strong>und</strong> mißt sich auch das ICH.<br />
Die Inhalte des Ichideals werden in<br />
hohem Maße durch die vom Kind<br />
aufgenommenen Ideale der Großeltern<br />
<strong>und</strong> Eltern geprägt, die das Kind per<br />
Identifikation übernimmt.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• G)<br />
98
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• Das ICH - gilt als die<br />
Steuerungszentrale im<br />
psychischen System. Es umfaßt<br />
„alle organisierenden,<br />
integrativen <strong>und</strong> synthetischen<br />
Funktionen der menschlichen<br />
Psyche“ (Müller(<br />
Müller-Pozzi).<br />
99
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• G)<br />
• Nach Freud, 1940a, S. 68, hat das ICH<br />
• die Verfügung über die willkürlichen<br />
Bewegungen;<br />
• die Aufgabe der Selbstbehauptung, die es<br />
erfüllt, indem es<br />
• nach außen die Reize kennen lernt,<br />
• Erfahrungen über sie aufspeichert (im<br />
Gedächtnis),<br />
• überstarke Reize vermeidet (durch Flucht).<br />
• mäßigen Reizen begegnet ( durch Anpassung)<br />
100
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• G)<br />
• Nach Freud, 1940a, hat das ICH die Aufgabe<br />
der Selbstbehauptung, die es erfüllt, indem es<br />
• lernt, die Außenwelt in zweckmäßiger Weise<br />
zu seinem Vorteil zu verändern (Aktivität);<br />
• gegenüber dem Es entscheidet, ob bestimmte<br />
Triebbedürfnisse zur Befriedigung zugelassen<br />
werden oder nicht (Ich(<br />
als Cerberus oder als<br />
Schaltzentrale);<br />
• oder ob es die Befriedigung auf die in der<br />
Außenwelt günstigeren Zeiten <strong>und</strong> Umstände<br />
verschiebt<br />
101
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• … oder ihre Erregung überhaupt unterdrückt,<br />
• abhängig von der in ihm vorhandenen oder<br />
induzierten Reizspannung (Affektlage), die es<br />
ständig zu beachten hat.<br />
• „Das Ich strebt nach Lust, will der Unlust<br />
ausweichen.“<br />
• „Eine erwartete, vorausgesehene Unlust-<br />
steigerung wird mit einem Angstsignal<br />
beantwortet, ihr Anlaß, ob er von außen oder<br />
von innen droht, heißt Gefahr.“ (S. 68)<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• G)<br />
102
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• - Jegliche Abwehrtätigkeit geht<br />
vom Ich aus.<br />
• - Das Ich kann durch<br />
Amalgamierung von libidinösen<br />
mit aggressiven Strebungen für<br />
eine Neutralisierung von<br />
Triebimpulsen sorgen<br />
103
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Irgendwelche Reize, auf die das Ich<br />
mit einer (reiferen) Abwehrtätigkeit,<br />
die der Gruppe der Verdrängung<br />
zuzurechnen ist, reagiert, werden in<br />
den Bereich des dynamisch Unbe-<br />
wußten verbannt <strong>und</strong> sind damit<br />
auch nicht mehr ohne weiteres dem<br />
Bewußtsein zugänglich.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• Das dynamisch Unbewußte:<br />
104
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
G) Die sog. Struktur- bzw.<br />
Instanzentheorie<br />
• G)<br />
• Neurotische Symptome entstehen<br />
dadurch, daß das Ich eine im Es<br />
mächtige Triebregung nicht aufnehmen<br />
<strong>und</strong> nicht zur motorischen Erledigung<br />
befördern will oder ihr das Objekt<br />
bestreitet, auf das sie zielt.<br />
• Im Dienste des Über-Ich <strong>und</strong> der Realität<br />
ist das Ich in einen Konflikt mit dem Es<br />
geraten. Dies sei der Sachverhalt bei allen<br />
Übertragungsneurosen.<br />
105
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I)<br />
I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen<br />
• Freud unterscheidet zwischen den<br />
• Aktualneurosen<br />
• <strong>und</strong> den Psychoneurosen<br />
106
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Aktualneurosen<br />
• Der Ursprung der Aktualneurosen ist<br />
nach Freud nicht in den infantilen<br />
Konflikten zu suchen, sondern in der<br />
Gegenwart. Die Symptome sind hier<br />
nicht symbolischer Ausdruck <strong>und</strong><br />
überdeterminiert, sondern resultieren<br />
direkt aus einer fehlenden<br />
(Neurasthenie) oder inadäquaten<br />
sexuellen Befriedigung.<br />
107
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Aktualneurosen<br />
• Zu den Aktualneurosen hat Freud<br />
zunächst die Angstneurose <strong>und</strong><br />
die Neurasthenie gezählt <strong>und</strong><br />
später vorgeschlagen, die<br />
Hypochondrie ebenfalls dort<br />
einzuordnen.<br />
108
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Psychoneurosen<br />
• Innerhalb dieser Gruppe werden<br />
a) die Übertragungsneurosen <strong>und</strong><br />
b) die narzißtischen Neurosen<br />
unterschieden. Gemeinsam ist<br />
beiden, daß ihnen ein<br />
unbewußter psychischer Konflikt<br />
zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />
109
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Psychoneurosen<br />
• Zu den Übertragungsneurosen<br />
zählen die „Angsthysterie“<br />
(Phobie), die Hysterie <strong>und</strong> die<br />
Zwangsneurosen. Bei diesen<br />
Störungen ist die Übertragungs-<br />
fähigkeit in der analytischen<br />
Behandlungssituation gegeben.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
110
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Psychoneurosen<br />
• Die<br />
ÜBERTRAGUNGSNEUROSEN<br />
• Heute würden wir sagen, daß es<br />
sich um „reife Neurosen“<br />
handelt, bei denen von einem gut<br />
integrierten Ich mit vorwiegend<br />
ungelösten ödipal-libidinösen<br />
libidinösen<br />
Konflikten auszugehen ist.<br />
111
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Psychoneurosen<br />
• Die narzißtischen Neurosen<br />
• Die narzißtischen Neurosen - ein<br />
Begriff, der aktuell kaum noch<br />
verwendet wird – stehen in der<br />
Gruppe der Psychoneurosen den<br />
Übertragungsneurosen<br />
gegenüber.<br />
112
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Psychoneurosen<br />
• Die narzißtischen Neurosen<br />
• Diese Gegenüberstellung hat<br />
theoretische <strong>und</strong><br />
behandlungstechnische Gründe.<br />
113
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Psychoneurosen<br />
• Die narzißtischen Neurosen<br />
• Freud ging davon aus, daß bei<br />
den narzißtischen Neurosen die<br />
Libido von den Objekten (fast)<br />
vollständig abgezogen <strong>und</strong> auf<br />
das Ich (das Selbst)<br />
zurückgezogen werde.<br />
114
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Psychoneurosen<br />
• Die narzißtischen Neurosen<br />
• Infolgedessen seien Patienten mit<br />
narzißtischen Neurosen nicht in<br />
der Lage, die libidinösen<br />
Übertragungen zu entwickeln, die<br />
sonst gerade den Hauptgegen-<br />
stand der Analyse bilden würden.<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
115
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 4. Sitzung :<br />
• Theorie-<br />
geschichtliche<br />
Entwicklung<br />
von Freud´s<br />
Neurose-<br />
verständnis<br />
• Psychoanalytische<br />
Auffassungen zur<br />
Ätiologie von<br />
Neurosen<br />
• I) Freud´s Klassifikation der<br />
Neurosen: Die Psychoneurosen<br />
• Die narzißtischen Neurosen<br />
• Zunächst hat Freud den narzißtischen<br />
Neurosen die Psychosen <strong>und</strong> die<br />
schweren Melancholien zugeordnet.<br />
• In einer späteren Arbeit („Neurose <strong>und</strong><br />
Psychose“) hat er nur noch die<br />
Affektionen vom melancholischen Typ<br />
unter diese Kategorie subsumiert.<br />
M. Heine<br />
116
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• In der psychoanalytischen Ich-<br />
Psychologie werden die neurotischen<br />
Konflikte als Konflikte zwischen den<br />
Instanzen Es, Ich <strong>und</strong> Überich, , d.h. als<br />
intersystemische Konflikte,<br />
konzeptualisiert oder als<br />
intrasystemische Konflikte, die z.B. auf<br />
konträre Inhalte des Überichs bzw.<br />
Ichideals zuzuführen sein können.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Ätiologie der Neurosen<br />
der Neurosen aus<br />
ich-psychologischer Sicht:<br />
117
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Ätiologie der Neurosen<br />
der Neurosen aus<br />
ich-psychologischer Sicht:<br />
• Nach Fonagy (2003) ist die moderne<br />
Ich-Psychologie<br />
„eine Konflikttheorie,<br />
nach der alle psychischen Inhalte,<br />
Gedanken, Handlungen, Pläne,<br />
Phantasien <strong>und</strong> Symptome als<br />
Kompromissbildungen betrachtet<br />
werden, als durch viele Faktoren<br />
bestimmte Konfliktkomponenten. …<br />
118
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
•<br />
• 4. Sitzung : Die Ätiologie der Neurosen<br />
Psycho<br />
analy-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von Neurosen<br />
M. Heine<br />
der Neurosen aus<br />
ich-psychologischer Sicht:<br />
• „… Der Kompromiß tritt auf zwischen vier<br />
Konfliktelementen: : das sind<br />
• 1. intensive persönliche <strong>und</strong> einzigartige<br />
Kindheitswünsche nach Befriedigung<br />
(Triebabkömmlinge);<br />
• 2. Angst oder depressiver Affekt <strong>und</strong> deren<br />
Vorstellungsinhalt von Objektverlust,<br />
Liebesverlust oder Kastration (Unlust);<br />
• 3. psychische Operationen von variierender<br />
Komplexität, die zur Verringerung von Unlust<br />
eingesetzt werden (Abwehr); <strong>und</strong><br />
• 4. Schuld, Selbstbestrafung, Reue <strong>und</strong> Buße<br />
sowie andere Manifestationen des Überich.“<br />
119
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Ätiologie der Neurosen<br />
der Neurosen aus<br />
ich-psychologischer Sicht:<br />
• „Die Repräsentationen des Selbst <strong>und</strong><br />
des Anderen gelten als Produkte des<br />
Konflikts zwischen diesen Elementen,<br />
auch als Kompromissbildungen. Es<br />
wird allerdings akzeptiert, daß diese<br />
Kompromissbildungen wiederum<br />
weitere Kompromisse zwischen den<br />
obigen Tendenzen beeinflussen <strong>und</strong><br />
deshalb die Konfliktergebnisse leicht<br />
wie primäre Determinanten wirken.“<br />
120
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
Störungen aus der Sicht der<br />
Selbstpsychologie:<br />
• H. Kohut <strong>und</strong> seine Anhänger sind den<br />
Fragen nachgegangen, wie es dem<br />
Individuum gelingt, ein Gefühl von<br />
Selbstkohäsion aufrechtzuerhalten <strong>und</strong><br />
sein Selbstwertgefühl so zu regulieren,<br />
daß es sich auch im Falle von<br />
Enttäuschungen oder Kränkungen mit<br />
Selbstachtung bzw. mit<br />
Selbstakzeptanz begegnen kann.<br />
121
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der<br />
Selbstpsychologie:<br />
• Die Relevanz von Triebkonflikten tritt<br />
in der Selbstpsychologie hinter den<br />
Problemen mit der narzißtischen<br />
Regulation zurück.<br />
• Angst vor dem Objektverlust vorrangig:<br />
⇒ Kohut, , 1973, S. 38: „...., die Angst<br />
vor dem Objektverlust steht in Häufig-<br />
keit <strong>und</strong> Wichtigkeit an erster Stelle<br />
<strong>und</strong> die Kastrationsangst an letzter.“<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
122
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
Störungen aus der Sicht der<br />
Selbstpsychologie:<br />
• Die Selbstpsychologie i. S. Kohut´s<br />
betrachtet die narzißtischen Störungen<br />
letztlich als Folge einer Blockade in der<br />
Entwicklung des Narzißmus des<br />
Kindes,- einer Blockade, die auf die<br />
mangelnde Spiegelung des Kindes in<br />
den ersten Lebensjahren durch die<br />
Mutter zurückzuführen sei.<br />
123
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
Störungen aus der Sicht der<br />
Selbstpsychologie:<br />
• Die Mütter dieser entwicklungsgestörten<br />
Kinder seien oft selbst derart auf narzißtische<br />
Zufuhr angewiesen, daß sie ihre Kinder selbst<br />
als narzißtische Selbstobjekte benötigen<br />
würden <strong>und</strong> deshalb nicht in der Lage seien,<br />
sich gerade in der Phase besonderer<br />
narzißtischer Bedürftigkeit, also zwischen dem<br />
1. <strong>und</strong> dem 3. Lebensjahr, ihrem Kind als<br />
narzißtisches „Selbstobjekt“ zur Verfügung<br />
stellen zu können.<br />
124
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der psychoana-<br />
lytischen Objektbeziehungstheorie:<br />
• Die Objektbeziehungstheoretiker, u.a.<br />
Balint, Fairbairn, Gunthrip, Winnicott<br />
<strong>und</strong> – später – Kernberg verlassen den<br />
vergleichsweise monadologischen<br />
Blick traditioneller Psychoanalytiker<br />
auf die psychische Entwicklung, indem<br />
sie für jegliche Entäußerung <strong>und</strong><br />
Modifikation von Triebhaftem die<br />
Bezogenheit auf ein oder mehrere<br />
Objekte als konstitutiv ansehen.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
125
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der psychoana-<br />
lytischen Objektbeziehungstheorie:<br />
• Während in der traditionellen psa.<br />
Theorie die Ausformungen des<br />
ödipalen Konflikts im Zentrum des<br />
Interesses standen, geraten nun -<br />
sicherlich forciert durch Arbeiten von<br />
Melanie Klein - prägenitale Konflikte<br />
stärker ins Blickfeld.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
126
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der<br />
psychoanalytischen<br />
Objektbeziehungstheorie:<br />
• In diesem theoretischen Kontext wird<br />
z. B. die höchst bedeutsame Frage<br />
aufgeworfen, wie sich kohärente<br />
Repräsentanzen von den Objekten <strong>und</strong><br />
vom eigenen Selbst herausbilden <strong>und</strong><br />
konturieren.<br />
127
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Ätiologie der psychischen Störungen aus der Sicht<br />
der psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie:<br />
Graphik aus:<br />
Fiedler,<br />
Persönlichkeitsstörungen,4.<br />
Aufl.,<br />
1998, S. 230<br />
128
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der<br />
psychoanalytischen<br />
Objektbeziehungstheorie:<br />
• Die vor allem von O.F. Kernberg in den<br />
letzten 20 Jahren vorgelegten Bef<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> Annahmen haben außerordentlich<br />
innovativ gewirkt für unser heutiges<br />
Verständnis von der Ätiologie schwerer<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
129
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Die systematische Erforschung der Psycho-<br />
dynamik <strong>und</strong> der strukturellen Besonderheiten<br />
bei Patienten mit schweren Persönlichkeits-<br />
störungen hat u. a. wichtige Erkenntnisse über<br />
deren spezifische, die sog. unreife Abwehr<br />
erbracht, hat die Diagnostik präzisiert <strong>und</strong><br />
neue Behandlungsmöglichkeiten für diese<br />
Patienten eröffnet, die bislang als unbehan-<br />
delbar oder prognostisch als extrem ungünstig<br />
galten.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der<br />
psychoanalytischen<br />
Objektbeziehungstheorie:<br />
130
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004):<br />
• Fonagy hat - gemeinsam mit Target -<br />
unter Einbeziehung neuester<br />
empirischer Bef<strong>und</strong>e aus der<br />
Bindungstheorie, der Entwicklungs-<br />
psychologie, , den Kognitionswissen-<br />
schaften, , der Neurobiologie <strong>und</strong> der<br />
Gedächtnisforschung das Konzept der<br />
Mentalisierung entwickelt.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
131
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004):<br />
• Zunächst hat sich Fonagy jahrelang<br />
intensiv darum bemüht, eine fruchtbare<br />
Auseinandersetzung zwischen den<br />
theoretischen Positionen der<br />
Bindungstheorie <strong>und</strong> der modernen<br />
Psychoanalyse voranzutreiben.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
(zusammenfassend:<br />
Fonagy, , 2003)<br />
132
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004):<br />
• Zu diesem Zweck haben Fonagy <strong>und</strong><br />
seine Mitarbeiter Unklarheiten <strong>und</strong><br />
Inkonsistenzen von Forschungs-<br />
ergebnissen der bisherigen<br />
Bindungsforschung aufgegriffen <strong>und</strong><br />
haben unter dem bindungstheore-<br />
tischen Paradigma weitere empirische<br />
Untersuchungen durchgeführt.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
133
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004):<br />
• In bindungstheoretischen<br />
Untersuchungen hatte sich gezeigt,<br />
daß die mütterliche Feinfühligkeit <strong>und</strong><br />
die elterlichen Bindungsrepräsentanzen<br />
als determinierende Faktoren für das<br />
Bindungsmuster des Kindes nicht<br />
ausreichten. (vgl.(<br />
Fonagy, , 2003)<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
134
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004):<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Ergebnisse ihrer empirischen<br />
Untersuchungen (z. B. Fonagy et al., 1994)<br />
brachten zutage, daß Mütter, obwohl sie einer<br />
besonders stressbelasteten <strong>und</strong><br />
soziökonomisch benachteiligten Gruppe<br />
zugehörten, sicher geb<strong>und</strong>ene Kinder hatten,<br />
wenn sie über die Fähigkeit zur Mentalisierung<br />
verfügten.<br />
135
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004):<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Unter „Mentalisierung„<br />
Mentalisierung“ “ verstehen die Autoren<br />
„die Fähigkeit, den anderen (<strong>und</strong> die eigene<br />
Person) als Wesen mit geistig-seelischen<br />
seelischen<br />
Zuständen zu betrachten“ (Dornes, 2004b, S.<br />
176). Eigene Handlungen <strong>und</strong> die der anderen<br />
werden dann nicht mehr nur funktional<br />
teleologisch, sondern ca. von 1,5 Jahren an als<br />
subjektiv intentional verstanden.<br />
136
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />
• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />
vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />
• 1. – 2. Lebensmonat: „Die Regulation des inneren<br />
physiologischen Milieus des Kindes wird auf die Interaktion<br />
zwischen dem kindlichen Selbst <strong>und</strong> der Pflegeperson<br />
delegiert.“ d.i. . „an das dyadische System >>delegierte
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />
vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />
• 3. – 7. Lebensmonat: Lächelspiele. „Synchronie der<br />
aufsteigenden <strong>und</strong> abnehmenden Spannung – mit einer<br />
subliminalen Zeitverschiebung. Dyadisches Beziehungs-<br />
wissen wird erworben. „Beim geglückten Wechselspiel<br />
macht das Kind die Erfahrung, daß eine andere Person sich<br />
seinen Bedürfnissen, seinem Erleben, seinem Rhythmus<br />
<strong>und</strong> Ausdruck angleicht.“ Regulation des autonomen<br />
Nervensystems spielt sich ein.- Das Kind „lernt in den<br />
frühen Interaktionen, wie es seine emotionalen Signale<br />
einsetzen kann, um auf seine Umgebung einzuwirken. …<br />
Die Effektanz, , .. beeinflußt die positive oder negative<br />
Tönung seines sich bildenden affektiven Kerns <strong>und</strong> formt<br />
seinen sozialen Stil: seine Ausdauer im Verfolgen einer<br />
Handlung <strong>und</strong> die Vielzahl der Mittel, die es dafür einsetzt.“<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />
• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />
138
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />
vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />
• 3. – 7. Lebensmonat: Ereignisse von >>self<br />
self-with-other-in-<br />
a-certain-way>Ereignisrepräsentanzen
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />
• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />
vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />
• 8. – 18. Lebensmonat: Erstes Aufdämmern von etwas<br />
Geistigem, Innerem, Mentalen, erkennbar durch >>affect<br />
attunement>joint<br />
attention
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />
• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />
vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />
• 8. – 18. Lebensmonat:<br />
• Das Erleben von Subjektivität setzt die Affektabstimmung<br />
durch die Mutter voraus. Affektabstimmung besteht nicht<br />
allein darin, daß die Mutter sich in die Affektlage des Kindes<br />
einfühlt, „sie besteht vielmehr darin, daß die Mutter den<br />
einer Handlung des Kindes zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />
Gefühlszustand erfaßt <strong>und</strong> in anderer Weise wiedergibt,“<br />
z.B. in einer mimisch-semantischen semantischen Form. Dadurch erfährt<br />
das Kind sich nicht nur von innen, also körperlich, sondern<br />
auch von außen durch die spezifischen Reaktionen der<br />
Mutter. „Es bildet nun eine sek<strong>und</strong>äre Re-Präsentanz<br />
seiner<br />
selbst,“ indem der affektspiegelnde Ausdruck der Mutter<br />
enkodiert wird.<br />
141
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie von bestimmten psychischen Störungen aus<br />
vgl. L. Köhler (Forum der Psa., Bd. 20, Heft 2, 2004):<br />
• 8. – 18. Lebensmonat: Zwei Formen der Affektspiegelung:<br />
Kongruenz <strong>und</strong> Markierung<br />
• „Kongruenz meint: Die Spiegelung ist dem inneren Zustand<br />
des Kindes adäquat, d h. es bestehen ein zeitlicher Zusam-<br />
menhang <strong>und</strong> eine kreuzmodale (modusübergreifende)<br />
Ähnlichkeit zwischen der Spiegelung <strong>und</strong> dem<br />
Affektausdruck des Kindes.<br />
• „Markierung bedeutet, daß der Affektausdruck des Kindes<br />
zwar kongruent, aber nicht identisch widergespiegelt wird.<br />
… Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Affektausdruck<br />
qualitativ wiederzuspiegeln, aber in veränderter Intensität,<br />
so daß er sich deutlich vom Affektausdruck des Kindes<br />
unterscheidet.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
der Sicht der Arbeitsgruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004 <strong>und</strong> Fonagy u. Target (2006)):<br />
• Entwicklungslinie der Mentalisierung<br />
142
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004 <strong>und</strong> Fonagy <strong>und</strong> Target, , (2006):<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Unter Bezug auf entwicklungspsychologische<br />
Untersuchungen stellen die Autoren fest, daß<br />
sich die Fähigkeit zur Mentalisierung erweitert<br />
<strong>und</strong> ca. im 4. Lbj. . die Stufe der Metakognition<br />
erreicht sei, die es dem Kind ermöglicht, über<br />
die eigenen mentalen Zustände <strong>und</strong> die der<br />
anderen nachzudenken. „Dann verfügt das<br />
Kind nicht nur über ein mentales, sondern auch<br />
über ein repräsentationales Weltbild, , in dem es<br />
den subjektiven Charakter seiner geistigen<br />
Hervorbringungen durchschaut“ (Dornes, a.a.O.)<br />
.)<br />
143
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
• Anders als die traditionellen Vertreter der<br />
„theory<br />
of mind“ “ gehen die Autoren nicht<br />
davon aus, daß die Fähigkeit zur Mentali-<br />
sierung bloß auf ein biologisches Programm<br />
zurückzuführen sei, sondern daß die Heraus-<br />
bildung der Mentalisierung in hohem Maße<br />
„von den frühen Bindungserfahrungen, , also<br />
von der affektiv-interaktiven interaktiven Qualität der<br />
Primärbeziehungen abhängig ist“. (Dornes,<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004, <strong>und</strong> Fonagy <strong>und</strong> Target (2006):<br />
a.a.O.)<br />
.)<br />
144
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
• Die in den letzten Jahren insbesondere im<br />
Rahmen der Bindungsforschung durch-<br />
geführten Untersuchungen sprechen dafür, daß<br />
die affektiv-interaktive interaktive Qualität der Primärbe-<br />
ziehungen wesentlichen Einfluß darauf ausübt,<br />
ob <strong>und</strong> in welchem Maß ein Kind die Fähigkeit<br />
gewinnt, die eigenen oder fremden Reaktionen<br />
im Kontext bestimmter geistig-seelischer<br />
seelischer<br />
Zustände adäquat zu interpretieren.<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004):<br />
145
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004):<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Wenn die frühen Interaktionen mit den<br />
primären Bezugspersonen defizitär sind, indem<br />
es an der notwendigen Affektspiegelung, der<br />
Markierung der Affekte, der Möglichkeit zum<br />
Spiel mit der Realität mangelt, wie dies durch<br />
Vernachlässigung, Gewalt, Mißbrauch,<br />
chronisches Mißverstehen entstehen kann, wird<br />
nach Fonagy et al. die Herausbildung der<br />
Fähigkeit zur Mentalisierung wahrscheinlich<br />
eingeschränkt.<br />
146
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Ätiologie der psychischen<br />
Störungen aus der Sicht der Arbeits-<br />
gruppe um Fonagy (z. B. Fonagy et al.,<br />
2004, <strong>und</strong> Fonagy <strong>und</strong> Target (2006):<br />
• Psychoanaly-<br />
tische<br />
Auffassungen<br />
zur Ätiologie<br />
von<br />
Neurosen<br />
• Die Beeinträchtigung der Mentalisierung kann<br />
zwei Ausprägungsformen aufweisen:<br />
• Die gehemmte Mentalisierung<br />
• Die überaktive Mentalisierung (vgl. Dornes, 2004,<br />
Forum der Psychoanalyse, Bd. 20, S. 175 - 199<br />
147
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Leichsenring<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Therapie<br />
Leichsenring hat 2002 eine Übersicht über<br />
vorliegende Studien zur Wirksamkeit<br />
psychodynamischer Therapie, die zwischen 1960<br />
<strong>und</strong> 2001 veröffentlicht wurden, vorgelegt.<br />
• Die einbezogenen Studien mußten folgende<br />
methodische Mindestanforderungen erfüllen:<br />
• Beschreibung der angewendeten Therapie<br />
<strong>und</strong> der untersuchten Patienten<br />
• Verwendung reliabler <strong>und</strong> valider Erfolgsmaße<br />
• Uabhängige Rater bei Fremdbeurteilung des<br />
Therapie-Erfolges<br />
• Ausreichende Stichprobengröße (sh.. Gütekriterien<br />
bei Ermann et al. (2001)<br />
148
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Therapie<br />
• Unterscheidung von kontrollierten<br />
<strong>und</strong> naturalistischen Studien<br />
• In kontrollierten Studien werden die<br />
Patienten den Behandlungen <strong>und</strong> den<br />
Behandlern! ! zufällig zugewiesen <strong>und</strong> die<br />
Therapien werden nach Manualen<br />
durchgeführt. → „efficacy„<br />
studies“<br />
• In naturalistischen Studien werden<br />
Therapien untersucht, wie sie unter den<br />
Bedingungen des psychotherapeutischen<br />
Alltags durchgeführt werden. →<br />
„effectiveness<br />
studies“ (vgl. Leichsenring<br />
S. 141)<br />
Leichsenring, , 2002,<br />
149
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Therapie<br />
• Die kontrollierten Studien sichern<br />
vor allem die interne Validität, die<br />
naturalistischen Studien die externe<br />
Validität.<br />
• Leichsenring (2002) stellt die Forderung<br />
nach randomisierten kontrollierten<br />
Studien (RC Trials), wie sie die APA<br />
erhoben habe, u. a. unter Berufung auf<br />
den anerkannten Psychotherapieforscher<br />
Seligman, , in Frage, da „ihre Ergebnisse<br />
… für die Praxis nur begrenzt<br />
repräsentativ“ (S. 141) seien.<br />
150
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
Aufgr<strong>und</strong> der ermittelten Daten zu den<br />
Effekten des Wartens seien „Lambert<br />
<strong>und</strong> Bergin (1994) zu dem Schluß<br />
gekommen, daß es Zeit ist, Placebo-<br />
Kontrollen aufzugeben.“ (S. 141)<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Therapie<br />
• Auch die unbedingte Forderung<br />
nach einer unbehandelten Kontroll-<br />
oder einer Placebogruppe“ stellt<br />
nach Leichsenring „einen Fetisch<br />
der Psychotherapieforschung dar.<br />
Sie sind ethisch bedenklich <strong>und</strong><br />
wissenschaftlich überholt.“<br />
151
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Therapie<br />
• Leichsenring vertritt die<br />
Auffassung, daß „RC Trials<br />
allenfalls für Kurztherapien<br />
angemessen“ seien, „nicht jedoch<br />
für Langzeittherapien: Über<br />
mehrere Jahre hinweg sind<br />
glaubhafte Vergleichsbedingungen<br />
ebenso wenig möglich wie die<br />
Durchführung von Therapien nach<br />
Manualen.“ (S. 141)<br />
152
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Leichsenring<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Therapie<br />
Leichsenring (2002): „Solange nur RCT´s<br />
als Wirkungsnachweise zugelassen<br />
werden, werden (psychodynamische)<br />
Therapien längerer Dauer automatisch<br />
von einer „empirischen Validierung“<br />
ausgeschlossen. Das ist Politik, nicht<br />
wissenschaftliche Forschung.“<br />
• Leichsenring plädiert dagegen für eine<br />
Kombination von naturalistischen <strong>und</strong><br />
kontrollierten Studien.<br />
153
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Zur Wirksamkeit von<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Therapie<br />
psychodynamischen Kurztherapien:<br />
• Psychodynamischen Kurztherapien → in<br />
der Regel Therapien von bis zu 30<br />
Sitzungen<br />
• Leichsenring legt Wert darauf, die<br />
vorhandenen Untersuchungsergebnisse<br />
nach der methodischen Güte der<br />
Untersuchung zu sichten.<br />
154
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Im Gegensatz zu<br />
Im Gegensatz zu Grawe et al. (1994),<br />
Svartberg <strong>und</strong> Stiles (1991) <strong>und</strong> Anderson<br />
<strong>und</strong> Lambert (1995) habe Crits-Cristoph<br />
Cristoph<br />
(1992) in seine Meta-Analyse<br />
nur<br />
Untersuchungen einbezogen, die strenge<br />
Auswahl-Kriterien erfüllen (Therapie-<br />
Manuale, erfahrene Therapeuten,<br />
Mindestzahl von Sitzungen).<br />
• Ergebnis: PDKT führe im Vergleich mit<br />
unbehandelten Wartelisten-Patienten zu<br />
großen Therapie-Effekten (Verbesserun(<br />
Verbesserun-<br />
gen) ) im Sinne von Cohen (1988).<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
155
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • „Crits<br />
Crits-ChristophChristoph ermittelte Effektgrößen<br />
von 1.10 für die Zielsymptomatik, 0.82 für<br />
die allgemeine psychiatrische<br />
Symptomatik <strong>und</strong> 0.81 für die soziale<br />
Anpassung. . Effekte ab 0.80 werden als<br />
groß angesehen (Cohen, 1988).“ (S. 142)<br />
• Keine Unterschiede, , wenn PDKT mit<br />
anderen Therapie-Formen wie kognitiv-<br />
behavioraler (CBT) oder medikamentöser<br />
Behandlung verglichen wurde.<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
156
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• Unter Anwendung strenger Auswahlkriterien<br />
erbrachte eine Meta-Analyse von Leichsenring<br />
(2001) das Ergebnis, daß PDKT <strong>und</strong> kognitiv-<br />
behaviorale Therapie (CBT) bei der Behandlung<br />
von Depression gleich wirksam sind. → große<br />
Effekte (Prä – Post) bei der Reduzierung der<br />
depressiven Symptomatik (0.90 – 2.80) sowie bei<br />
der allgemeinen psychiatrischen Symptomatik<br />
(0.79 – 2.65)<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei Depression:<br />
157
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei<br />
Generalisierten Angststörungen (GAS):<br />
• Crits-Christoph<br />
Christoph et al. (1996) haben „signifikante<br />
Verbesserungen bei Pat. mit GAS nach PDKT in<br />
einer offenen manualgeleiteten Interventionsstudie<br />
nachgewiesen. Die gef<strong>und</strong>enen Prä - Post –<br />
Effektgrößen waren groß (Angst: 0.95 – 1.99) <strong>und</strong><br />
liegen in der Größenordnung, wie sie für kognitive<br />
Therapien berichtet werden.“ Erfolgsquote hoch:<br />
79 %. Bislang keine RCT´s.<br />
158
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei Panikstörung<br />
<strong>und</strong> Agoraphobie:<br />
• „In einem RCT zur Panikstörung war PDKT<br />
kombiniert mit Clomipramin einer<br />
ausschließlichen Behandlung mit Clomipramin<br />
signifikant überlegen im Hinblick auf die<br />
Prophylaxe von Rückfällen (20% vs. 75%) …<br />
Auch in einer offenen Interventionsstudie von<br />
Milrod et al. (2000, 2001) erreichte PDKT bei<br />
Panikstörungen signifikante Verbesserungen, im<br />
Follow-up<br />
nach 40 Wochen stabil.“ Erfolgsraten<br />
hoch: 93% bei Therapieende, , 90% zur Katamnese.<br />
159
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei<br />
Belastungsstörungen:<br />
• Signifikante Besserungen bei<br />
Posttraumatischen Belastungsstörungen/<br />
Anpassungsstörungen durch PDKT<br />
wurden in verschiedenen Untersuchun-<br />
gen demonstriert. In dem RCT von Brom<br />
et al. (1989)war die PDKT (nach Horo-<br />
witz) ) ebenso wirksam wie die verhaltens-<br />
therapeutische Vergleichsbehandlung.<br />
160
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei<br />
Somatoformen Störungen:<br />
• „In vier RCT´s wurde die Wirksamkeit<br />
von PDKT bei somatoformen Störungen<br />
gezeigt … PDKT war einer<br />
Kontrollbedingung (treatment(<br />
as usual,<br />
TAU) signifikant überlegen.<br />
Therapieergebnisse nach ein bis vier<br />
Jahren stabil.<br />
161
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• „Signifikante <strong>und</strong> stabile Besserungen durch<br />
PDKT bei Bulimie wurden in mehreren<br />
manualgeleiteten RCT´s nachgewiesen … In<br />
zentralen bulimiespezifischen Maßen (Eßanfälle(<br />
Eßanfälle,<br />
Erbrechen) war PDKT ebenso wirksam wie CBT.<br />
In manchen Studien war CBT der PDKT in<br />
einzelnen Maßen der Psychopathologie<br />
überlegen.“ In einer späteren Follow-up<br />
up-<br />
Untersuchung erwiesen sich die beiden<br />
Therapieformen als gleich wirksam.<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei Bulimie:<br />
162
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• „In einem RCT erreichte PDKT bei Anorexia<br />
Nervosa im Einjahres-Follow<br />
Follow-up<br />
signifikante<br />
Besserungen <strong>und</strong> war im Hinblick auf<br />
Gewichtszunahme ebenso wirksam wie eine Diät-<br />
Beratung, sie war der Diät-Beratung in Maßen der<br />
sozialen <strong>und</strong> sexuellen Anpassung jedoch<br />
überlegen (Hall u. Crisp, , 1987)“<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei Anorexie:<br />
163
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei<br />
Persönlichkeitsstörungen:<br />
• „Signifikante Effekte bei der Behandlung von<br />
Persönlichkeitsstörungen mit PDKT wurden in<br />
einer Reihe von Untersuchungen gef<strong>und</strong>en.“<br />
Leichsenring hat die Effektgrößen dieser<br />
Untersuchungen berechnet <strong>und</strong> meta-analytisch<br />
analytisch<br />
zusammengefaßt. . Danach betrage die mittlere<br />
Effektgröße über die sieben Studien 1.13<br />
(SD=0.42) für Selbstrating-Verfahren<br />
<strong>und</strong> 1.57<br />
(SD=0.82) für Fremdrating-Verfahren<br />
Verfahren. . Große<br />
Effekte. (S. 146)<br />
164
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Studien zur Wirksamkeit der PDKT nach<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
psychodyna-<br />
mischer<br />
Kurz-<br />
Therapie<br />
Störungsbildern geordnet:<br />
• Wirksamkeit der PDKT bei gemischten<br />
Stichproben:<br />
• „In mehreren dieser Studien war PDKT einer<br />
Wartelisten-Bedingung signifikant überlegen<br />
(…). In dem RCT von Sloane et al. (1975, 1981)<br />
erwies sich PDKT auch in der Langzeitwirkung<br />
als ebenso wirksam wie CBT.“<br />
165
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Studie von Dührssen <strong>und</strong> Jorswieck (1965):<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
tiefenpsycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analytischer<br />
Therapie<br />
• Zufallstichprobe von Patienten des Instituts für Psychogene<br />
Erkrankungen (AOK) im Vergleich mit zufällig gezogener<br />
Wartegruppe <strong>und</strong> zufällig gezogener Stichprobe aus der<br />
allgemeinen Population<br />
• Analytische <strong>und</strong> psychodynamische Therapien mit einer<br />
Dauer von 150 – maximal 200 St<strong>und</strong>en, Frequenz 2 – 3<br />
Sitzungen pro Woche.<br />
• Vergleich der Krankenhaustage 5 Jahre vor <strong>und</strong> 5 Jahre nach<br />
der psychotherapeutischen Behandlung<br />
• Ergebnisse:<br />
• Signifikanter Rückgang der Krankenhaustage nach der<br />
Behandlung<br />
• Weniger Krankenhaustage als die Stichprobe aus der<br />
Allgemeinbevölkerung aufwies<br />
• Die Effektgröße (Krankenhaustage) beträgt nach<br />
Leichsenring d=0.78 (großer Effekt)<br />
166
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Berliner Studie von Rudolf <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
• Ergebnisse:<br />
• In der globalen Abschlußbeurteilung durch die Patienten<br />
gaben 96% der ambulant behandelten Patienten an, daß<br />
sich ihre Beschwerden gebessert hätten.<br />
• Wurde als Kriterium für den Therapie-Erfolg eine klinisch<br />
signifikante Besserung in Selbstbeurteilungsmaßen<br />
zugr<strong>und</strong>e gelegt, ergaben sich folgende Besserungsraten:<br />
Analytische Psychotherapie 76%, psychodynamische<br />
Therapie 55%, stationäre Therapie 50%.<br />
• Große Effekte (≥ 0.80) erzielte die analytische Psycho-<br />
therapie gemäß der Selbstbeurteilung in den Bereichen<br />
(körpernahe) Angst, Depression, Körpersymptomklagen,<br />
167<br />
Angst im Kontakt (Rudolf et al. 1994)<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
tiefenpsycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analytischer<br />
Therapie<br />
• Drei Behandlungsgruppen nach gestellter Indikation:<br />
• analytische Psychotherapie, durchschnittlich 265 Sitzungen,<br />
Frequenz 2 – 3 Sitzungen pro Woche<br />
• Psychodynamische Therapie, durchschnittlich 60 Sitzungen,<br />
• Stationäre Therapie, durchschnittliche Dauer: 2,6 Monate
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 4. Sitzung : • Die Praxisstudie analytische Langzeittherapie von<br />
• Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
tiefenpsycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analytischer<br />
Therapie<br />
Die Praxisstudie analytische Langzeittherapie von<br />
Rudolf, Grande <strong>und</strong> anderen (2004)<br />
168
Praxisstudie analytische Langzeittherapie (PAL)<br />
Materialien zur Präsentation anlässlich der Tagung<br />
„Zur Wirksamkeit von Psychoanalysen <strong>und</strong> Psychotherapien“<br />
am 17. <strong>und</strong> 18. Oktober in Heidelberg<br />
169
Fragestellung der Studie<br />
Die zentrale Fragestellung der Studie bezieht sich auf die Frage, ob <strong>und</strong> in welchem Umfang sich in unterschiedlich<br />
intensiven Psychotherapien Umstrukturierungen der Persönlichkeit jenseits der Symptomverbesserung<br />
erfassen lassen. Dem liegt die Überlegung zugr<strong>und</strong>e, dass das so genannte Dosis-<br />
Wirkungsmodell, wie es von Howard et al (1986) vorgelegt wurde, offenk<strong>und</strong>ig ungeeignet ist, die spezifischen<br />
Wirkungen psychoanalytischer Behandlungen zu erfassen, weil die in der Psychotherapieforschung<br />
üblichen Messinstrumente für Symptomveränderungen nur in der therapeutischen Anfangsphase, kaum<br />
jedoch im späteren Verlauf deutliche Veränderungen abbilden. Die kurzschlüssige Konsequenz solcher<br />
Untersuchungen lautete dann häufig: Man könne sich auf Kurztherapien beschränken, weil dadurch die<br />
wesentlichen Effekte der Symptombesserung erzielt werden. Um die aus psychoanalytischer Sicht basalen<br />
Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur zu erfassen, wurde als spezielles Messinstrument die Heidelberger<br />
Umstrukturierungsskala entwickelt. (Grande et al 1997, Rudolf, Grande, Oberbracht 2000). In<br />
der Studie sollten folgende Fragen beantwortet werden:<br />
• Welches Maß der Symptombesserung lässt sich im Verlauf von analytischen <strong>und</strong> psychotherapeutischen<br />
Behandlungen beobachten?<br />
• In welchem Umfang werden in beiden Therapieformen Verbesserungen des persönlichkeitsstrukturellen<br />
Verhaltens (Umstrukturierung) erzielt?<br />
• Wie verhalten sich symptomatische <strong>und</strong> strukturelle Veränderungen zueinander, d.h. wie wirken sich<br />
die strukturellen Veränderungen im Unterschied zu den symptomatischen im Leben der Patienten<br />
aus?<br />
• Wie stabil sind die Behandlungsergebnisse auf symptomatischer <strong>und</strong> struktureller Ebene im Zeitraum<br />
nach Abschluss der Behandlung (1-Jahres-Katamnese, 3-Jahres-Katamnese)?<br />
• Welche ökonomischen Therapieeffekte lassen sich anhand von Krankenkassendaten (Krankschreibungen,<br />
Klinikaufenthalte) im Therapieverlauf <strong>und</strong> im Katamnesezeitraum ermitteln (Effizienz)?<br />
170
Stichworte zum Design der Studie<br />
Da für die Prüfung differenzieller Effekte in bezug auf die in vergleichbaren Studien regelmäßig verwendeten<br />
Instrumente zur Veränderungsmessung wie z.B. SCL-90R oder IIP sehr große Fallzahlen erforderlich<br />
sind, diese jedoch eine differenzierte Analyse des Materials wegen des enormen Aufwands praktisch<br />
unmöglich machen, wurde in der vorliegenden Studie entschieden, die Untersuchung von Effekten in den<br />
Mittelpunkt zu stellen, die psychoanalysespezifisch sind <strong>und</strong> mit dem Begriff der „Umstrukturierung“ bezeichnet<br />
werden. Dies geschieht mit Hilfe der bereits erwähnten Umstrukturierungsskala. Es wurde erwartet,<br />
dass diese Effekte deutlich genug sein würden, um eine statistisch verlässliche Differenzierung der<br />
Behandlungsgruppen durch eine Untersuchung von 30 Psychoanalysepatienten <strong>und</strong> 30 Psychotherapiepatienten<br />
zu ermöglichen.<br />
Da in psychotherapeutischen Langzeitstudien eine randomisierte Zuweisung nicht realisiert werden kann,<br />
wird die Vergleichbarkeit der beiden Gruppen durch ein Matching-Verfahren sichergestellt. Die Matching-<br />
Kriterien sind Alter, Geschlecht, Bildung <strong>und</strong> beruflicher Status. In beide Gruppen wurden nur Patienten<br />
einbezogen, bei denen, gemessen an Symptombelastung <strong>und</strong> Persönlichkeitsproblematik, eine schwer<br />
ausgeprägte Störung vorlag.<br />
Aus den regionalen Einzugsgebieten Heidelberg <strong>und</strong> Berlin (<strong>und</strong> als Vergleichsgruppe Zürich) wurden die<br />
Psychoanalytiker, die nach den Qualitätsstandards der Fachgesellschaft ausgebildet wurden, eingeladen,<br />
an der Studie mitzuarbeiten. Sie sollten je einen Fall Psychoanalyse <strong>und</strong> Psychotherapie in die Studie<br />
einbringen (letzteres konnte zum größeren Teil, aber nicht vollständig realisiert werden). Die Kriterien,<br />
nach denen die Therapeuten ihre Patienten auswählten, wurden sorgfältig dokumentiert.<br />
Als Messzeitpunkte wurden der Behandlungsbeginn, 3 Monate, 6 Monate, 12 Monate <strong>und</strong> fortan jedes<br />
weitere halbe Jahr bis zur Beendigung der Therapie festgelegt, ferner eine 1-jahres- <strong>und</strong> eine 3-<br />
jahreskatamnestische Nachuntersuchung. Das Design wird weiter unten in einer Abbildung graphisch<br />
veranschaulicht.<br />
171
Beobachtungsebenen <strong>und</strong> Datenquellen<br />
Die Daten werden aus vier Perspektiven (vgl. die Perspektiven in der Abbildung zum Studiendesign<br />
unten) erhoben:<br />
1. Patientenselbsteinschätzung: Anhand von international gebräuchlichen standardisierten<br />
Instrumenten (SCL-90, IIP, PSKB-Se) werden Symptome <strong>und</strong> Persönlichkeitsmerkmale erfasst;<br />
darüber hinaus Daten der soziodemographischen <strong>und</strong> sozialen Situation, Krankheitsverhalten <strong>und</strong><br />
Einschätzung der Lebensqualität (TPF).<br />
2. Einschätzungen der Psychoanalytiker zu Behandlungsbeginn: Standardisierte Beschreibung der<br />
Symptome, Konflikte, des Strukturniveaus, der Beeinträchtigungsschwere, der initialen<br />
Arbeitsbeziehung <strong>und</strong> Gegenübertragung sowie der ICD-10-Diagnosen. Einschätzung der<br />
Psychoanalytiker im Behandlungsverlauf: Standardisierte Einschätzung der therapeutischen<br />
Arbeitsbeziehung, Gegenübertragung <strong>und</strong> Umstrukturierung im Problemfokus, jeweils vierteljährlich<br />
freier Bericht über Therapiesitzungen.<br />
3. Einschätzungen der externen Untersucher zu Behandlungsbeginn: ICD-10-Diagnosen, OPD-<br />
Bef<strong>und</strong>, Fokusauswahl aus dem OPD-Bef<strong>und</strong>. Einschätzung der externen Untersuchung im<br />
Therapieverlauf auf der Gr<strong>und</strong>lage eines jeweiligen Beziehungsepisoden-Interviews: OPD-Bef<strong>und</strong>,<br />
Fokus-Entwicklung, Einschätzung der Heidelberger Umstrukturierungsskala.<br />
4. Krankenkassendaten: Erfassung von Krankheitstagen, Arbeitsunfähigkeit, medizinische<br />
Inanspruchnahme je zwei Jahre vor Beginn <strong>und</strong> nach Abschluss der Therapie<br />
172
Abschließende Bewertung des Studiendesigns<br />
Im Sinne eines Bewertungskatalogs von Wallerstein (1999) zeigt die PAL-Studie folgende Charakteristika:<br />
• Eine prospektive systematische Studie zur psychoanalytischen Therapie bei klinisch indizierten Behandlungen,<br />
ausgeführt durch qualifizierte Therapeuten.<br />
• Eine signifikanten Fallzahl<br />
• Einen Vergleich von Psychoanalysen <strong>und</strong> Psychotherapien<br />
• Eine Erfassung von Prozess <strong>und</strong> Ergebnis gleichermaßen<br />
• Die Möglichkeit, an Einzelfällen Längsschnittstudien durchzuführen<br />
• Die Möglichkeit, gruppenstatistische Verfahren <strong>und</strong> Einzelfalldarstellungen zu kombinieren<br />
• Verwendung operationalisierter psychoanalytischer Begrifflichkeiten<br />
• Zugr<strong>und</strong>elegung einer gründlichen diagnostischen Beschreibung der Patienten bei Behandlungsbeginn<br />
• Berücksichtigung der nach Behandlungsende erreichten Wirkungen <strong>und</strong> der Entwicklung in der posttherapeutischen<br />
Phase<br />
• Möglichkeit, Prädiktoren der Prozesse <strong>und</strong> Ergebnisse zu identifizieren.<br />
Damit soll ein verbessertes Verständnis der Wirkungsweisen der unterschiedlich intensiven Therapieverfahren,<br />
der von ihnen initiierten Prozessverläufe <strong>und</strong> der darin enthaltenen Chancen für ein Behandlungsergebnis,<br />
aber auch der Risiken von Stagnation <strong>und</strong> Scheitern ermöglicht werden.<br />
173
Forschungsdesign<br />
B. Perspektive des<br />
Analytikers<br />
tiefenpsych. f<strong>und</strong>.<br />
Psychotherapie<br />
1 St<strong>und</strong>e/Woche<br />
geplant: N = 30<br />
Beginn 1/4 1/2 3/4 1 Jahr<br />
Abschluss<br />
Katamnese<br />
Analytische<br />
Psychotherapie<br />
3-4 St<strong>und</strong>en/W.<br />
geplant: N = 30<br />
3<br />
Jahre<br />
Beginn 1/4 1/2 1 Jahr Abschluss<br />
Katamnese<br />
D.<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitische<br />
Perspektive<br />
A. Perspektive des<br />
Patienten<br />
Forschungsinterviews<br />
C. Perspektive des Beobachters<br />
174
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 4. Sitzung :<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• Die PAL - Studie von Rudolf, Grande et al.<br />
• Die Heidelberger Umstrukturierungsskala<br />
1. Nichtwahrnehmen des<br />
Fokusproblems<br />
• Empi-<br />
rische<br />
Studien<br />
zur<br />
Wirksam-<br />
keit<br />
tiefen-<br />
psycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analy-<br />
tischer<br />
Therapie<br />
2. Ungewollte Beschäfti-<br />
gung mit dem Fokus<br />
3. Vage Wahrnehmung<br />
mit dem Fokus<br />
4. Anerkennung <strong>und</strong><br />
Erk<strong>und</strong>ung des Fokus<br />
5. Auflösung alter<br />
Strukturen im<br />
Fokusbereich<br />
6. Neutrukturierung im<br />
Fokusbereich<br />
1<br />
1+<br />
2 –<br />
2<br />
2 +<br />
3 -<br />
3<br />
3 +<br />
4 –<br />
4<br />
4 +<br />
5 –<br />
5<br />
5 +<br />
6 –<br />
6<br />
6 +<br />
7. Auflösung des Fokus 7 –<br />
7<br />
7 +<br />
Völlige Abwehr bzw. Vermeidung des<br />
Fokusbereichs, es gibt kein Problem<br />
Symptomdruck, interpersonelle<br />
Schwierigkeiten, Zumutungen, von<br />
außen kommend erlebt<br />
Passive Beschäftigung mit dem Fokus,<br />
Ahnung eigener Verantwortung<br />
Interessiertes Problemverstehen,<br />
Arbeitsbeziehung, aktive Bewältigung<br />
Abwehr wird brüchig, Prozess wird zur<br />
Passion, Trauer, Ausgeliefertsein,<br />
Verwirrung<br />
Versöhnliches Erleben, neue Erlebens-<br />
<strong>und</strong> Verhaltensmöglichkeiten stellen<br />
sich spontan ein<br />
Integration, Selbstübereinstimmung,<br />
realitätsgerechtes Erleben,<br />
Neugestaltungen<br />
Be-<br />
wäl-<br />
ti-<br />
gung<br />
Struk-<br />
turelle<br />
Ver-<br />
Ände-<br />
rung<br />
175
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 4. Sitzung :<br />
• Ergebnisse:<br />
• Signifikante <strong>und</strong> ähnlich deutliche Reduktion von<br />
Symptomen sowie von interpersonellen Problemen<br />
bei beiden Therapieformen<br />
• Behandlungen mit höherer St<strong>und</strong>enzahl <strong>und</strong> -<br />
frequenz zeigen tiefgreifendere <strong>und</strong> nachhaltigere<br />
Wirkungen als niedriger frequente<br />
tiefenpsychologisch f<strong>und</strong>ierte Psychotherapien.<br />
• Höherfrequente psa. . Behandlungen erleichtern<br />
aufgr<strong>und</strong> der intensiven Auseinandersetzung im<br />
therapeutischen Prozeß eine Umstrukturierung im<br />
eigentlichen Sinne.<br />
• Vorübergehende Verschlechterungen von der Stufe 5<br />
der Umstrukturierungsskala auf frühere Stufen sind<br />
dabei häufig. Diese werden als produktive therapeu-<br />
tische Krisen im Sinne einer regressiven Reaktion in<br />
einem nicht-linearen<br />
Entwicklungsprozeß verstan-<br />
• Empi-<br />
rische<br />
Studien<br />
zur<br />
Wirksam-<br />
keit<br />
tiefen-<br />
psycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analy-<br />
tischer<br />
Therapie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• Die PAL - Studie von Rudolf, Grande et al.<br />
176
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• Die Stockholmer Studie von<br />
• 4. Sitzung : • Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
tiefenpsycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analytischer<br />
Therapie<br />
Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern (1999, 2001)<br />
• Zwei Behandlungsgruppen nach<br />
gestellter Indikation:<br />
• analytische Psychotherapie, durchschnittlich<br />
642 Sitzungen, durchschnittliche<br />
Behandlungsdauer 54 Monate, Frequenz 3 – 5<br />
Sitzungen pro Woche, N = 24<br />
• Psychodynamische Langzeittherapie,<br />
durchschnittlich 233 Sitzungen,<br />
Behandlungsdauer: 43 Monate, N = 100<br />
• Vor der Therapie zwischen den<br />
Behandlungsgruppen bestehende<br />
Unterschiede wurden statistisch kontrolliert.<br />
177
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• Die Stockholmer Studie von<br />
• 4. Sitzung : • Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
tiefenpsycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analytischer<br />
Therapie<br />
Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern (1999, 2001)<br />
• Ergebnisse:<br />
• Die analytische Psychotherapie erreichte – bei<br />
gleicher Ausgangslage – im Hinblick auf die<br />
Symptombesserung (SCL-90 GSI) einen großen<br />
Effekt von 1.55, die psychodynamische<br />
Langzeittherapie einen Effekt von 0.60 (Sandell(<br />
et<br />
al. 2001).<br />
• Die analytische Psychotherapie verbesserte ihre<br />
Effekte zwischen dem ersten <strong>und</strong> dem zweiten Jahr<br />
um fast ein Drittel, bei der psychodynamischen<br />
Therapie nahm der Effekt in diesem Zeitraum<br />
geringfügig ab.<br />
• Die nachfolgenden Graphiken sind der Veröffentlichung<br />
von Sandell et al., 2001, in Psyche 3/2001, S. 277 – 310<br />
entnommen.<br />
178
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• Die Stockholmer Studie von<br />
• 4. Sitzung : • Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
tiefenpsycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analytischer<br />
Therapie<br />
Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern (1999, 2001)<br />
• Ergebnisse:<br />
• Sandell et al., 2001, in Psyche 3/2001, S. 277 – 310<br />
• Sandell-Studie_SCL<br />
Studie_SCL-90<br />
Graphik:<br />
179
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• Die Stockholmer Studie von<br />
• 4. Sitzung : • Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
tiefenpsycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analytischer<br />
Therapie<br />
Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern (1999, 2001)<br />
• Ergebnisse:<br />
• Sandell et al., 2001, in Psyche 3/2001, S. 277 – 310<br />
• Sandell-Studie_Sense<br />
Studie_Sense of Coherence Scale:<br />
180
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• Die Stockholmer Studie von<br />
• 4. Sitzung : • Empirische<br />
Studien zur<br />
Wirksamkeit<br />
tiefenpsycho-<br />
logisch<br />
f<strong>und</strong>ierter<br />
<strong>und</strong><br />
analytischer<br />
Therapie<br />
Die Stockholmer Studie von Sandell <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern (1999, 2001)<br />
• Ergebnisse:<br />
• Sandell et al., 2001, in Psyche 3/2001, S. 277 – 310<br />
• Sandell-Studie_Social<br />
Studie_Social Adjustment Scale :<br />
181
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Symptomatik<br />
• Hinweise zur<br />
Spezielle<br />
Neurosen-<br />
Differentialdiagnostik<br />
lehre:<br />
• Häufigkeit <strong>und</strong><br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Krankheitsverteilung<br />
Konversions-<br />
• Psychogenese <strong>und</strong> Dynamik<br />
neurosen<br />
• Exemplarischer Fallbericht<br />
• Therapie<br />
• Spezielle<br />
M. Heine<br />
182
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Anfälle<br />
M. Heine<br />
• Ausfälle <strong>und</strong> Dysfunktionen<br />
der Motorik<br />
• Ausfälle <strong>und</strong> Dysfunktionen<br />
des Sensoriums<br />
• Darstellung multipler<br />
Krankheiten <strong>und</strong><br />
Körperzustände<br />
183
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Anfälle<br />
M. Heine<br />
• Klassisch: großer hysterischer<br />
Anfall<br />
• Absencen<br />
• psychomotorische Anfälle<br />
• ticartige motorische Entladungen<br />
• Hyperventilationstetanie: : massiv<br />
verstärkte Atmung, sek<strong>und</strong>äre<br />
Alkalose des Blutes, tetaniforme<br />
Krämpfe<br />
184
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Ausfälle <strong>und</strong> Dysfunktionen der<br />
Motorik<br />
• schlaffe Lähmungen:<br />
• Hinken,<br />
• akute Dysbasie,<br />
• Abasie,<br />
• Schiefhals u.a.<br />
• spastische Störungen<br />
M. Heine<br />
185
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Ausfälle <strong>und</strong> Dysfunktionen des<br />
Sensoriums<br />
• psychogene Blindheit <strong>und</strong><br />
Taubheit; Skotomisierung<br />
• sensible Dysfunktionen:<br />
M. Heine<br />
• Parästhesien (Mißempfindungen(<br />
Mißempfindungen)<br />
• Hypästhesien (herabgesetzte<br />
Sensibilität)<br />
• Hemianästhesie<br />
186
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Konversionssymptomatik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Darstellung multipelster<br />
Krankheiten <strong>und</strong> Körperzustände<br />
• Die Neurose kann jede<br />
Erkrankung darstellen oder<br />
imitieren.<br />
• Gehäuft treten auf:<br />
die Scheinschwangerschaft,<br />
Kloßgefühl im Hals (Globus<br />
hystericus) u.a.<br />
M. Heine<br />
187
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Hysterische Phänomene<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Bewusstseinsstörungen<br />
• Gedächtnisstörungen <strong>und</strong><br />
Angstphänomene<br />
• Sexuelle Störungen<br />
M. Heine<br />
188
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Hysterische Phänomene<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Bewusstseinsstörungen<br />
M. Heine<br />
• Deskriptive Ebene:<br />
• Dämmerzustände<br />
• Traumzustände<br />
• Trancen<br />
• „Ohnmachten“<br />
• Unwirklichkeitserlebnisse bis zu<br />
Depersonalisation <strong>und</strong> Derealisation<br />
• Pseudodemenz<br />
189
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Hysterische Phänomene<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Bewusstseinsstörungen<br />
M. Heine<br />
• Dynamisch geht es um den Versuch der<br />
Vermeidung einer unerträglichen<br />
Wirklichkeit. Es wird versucht, das<br />
Problem durch Nichtwissen zu lösen...So<br />
erlebt der hysterische Neurotiker quasi<br />
eine Pseudo-Demenz, um sich etwa von<br />
den Schuldgefühlen, von den inneren<br />
Richtern zu befreien oder die<br />
Versuchungssituationen in der Außenwelt,<br />
die ihn quälen, nicht wahrzunehmen.<br />
190
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Hysterische Phänomene<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
M. Heine<br />
• Gedächtnisstörungen <strong>und</strong><br />
Angstphänomene<br />
• Hysterische Amnesie<br />
• psychogene Fehlhandlungen<br />
• Angstphänomene <strong>und</strong> Phobien<br />
• Im Rahmen des hysterischen Syndroms<br />
sind oft Angstphänomene nachweisbar.<br />
Differentialdiagnostik erforderlich<br />
191
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Konversionsneurotische <strong>und</strong><br />
hysterische Phänomene<br />
• Anorgasmie aller Stadien, von Frigidität<br />
bis zu sexueller Inappetenz<br />
• Verstärktes sexuelles Agieren: Pan-<br />
Sexualisierung, Hypersexualität,<br />
Nymphomanie, Erotomanie<br />
• Verbindung von sexueller Lust mit starken<br />
aggressiven <strong>und</strong> Angstaffekten<br />
• Schmerzen beim Geschlechtsverkehr<br />
(Dyspareunie)<br />
• Menstruationsstörungen<br />
• Differentialdiagnose beachten!<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Symptomatik<br />
• Sexuelle Störungen<br />
M. Heine<br />
192
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Häufigkeit <strong>und</strong> Krankheitsverteilung:<br />
• Häufigkeit <strong>und</strong> Krankheitsverteilung:<br />
• 5. Sitzung : • Die Konversionssyndrome finden sich<br />
in allen Kulturen, Schichten, Alters-<br />
gruppen.<br />
• Auftretenshäufigkeit nicht gesichert.<br />
• Pseudoneurologische, monosympto-<br />
matische Konversionserscheinungen<br />
machen wahrscheinlich unter 10%<br />
aller psychogenen Körpersymptome,<br />
polysymptomatische Phänomene der<br />
Somatisierungsstörung ein Mehr-<br />
faches davon aus.<br />
• Diagnose wird häufiger bei Frauen<br />
gestellt als bei Männern.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Epidemio-<br />
logie<br />
M. Heine<br />
193
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
M. Heine<br />
• 1. A) Im Zentrum der hysterischen<br />
Dynamik stehen unbewußte<br />
Vorstellungen <strong>und</strong> Phantasien....<br />
Häufig handelt es sich um sexuelle<br />
Inhalte. . Bei keiner anderen Neurose<br />
haben sexuelle Konflikte eine so<br />
weitreichende Bedeutung wie bei den<br />
Hysterien <strong>und</strong> Phobien. Oft<br />
dahinterliegende ödipale Problematik.<br />
194
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
• 1. B) Aber: Während früher die sexuellen<br />
Konflikte ganz im Zentrum des Ver-<br />
ständnisses der hysterischen Störungen<br />
standen, geht man heute davon aus,<br />
dass auch frühinfantile nicht bewältigte<br />
Konflikte in dieser sexualisierten Form<br />
erscheinen können. So steht bei<br />
Störungen der frühen Triangulation<br />
nicht die Beziehung des Mädchens zum<br />
Vater im Vordergr<strong>und</strong>, sondern die<br />
beginnende Autonomie <strong>und</strong> Loslösung<br />
von der Mutter. (vgl. Schampera, , 1997 <strong>und</strong> 2003)<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
M. Heine<br />
195
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
Schampera (1997 <strong>und</strong> 2003) postuliert,<br />
daß „das Kind, das später eine hysterische Entwicklung<br />
nehmen wird, in einer bereits stark konflikthaften, , von<br />
Angst, Depressivität oder Hass geprägten frühen Mutter-<br />
Kind-Beziehung den Vater in seiner triangulären<br />
Hilfsfunktion nicht ausreichend zur Verfügung hat oder ihn<br />
als nicht ausreichend verfügbar erlebt <strong>und</strong> daß es deshalb<br />
versucht, den als abwesend oder distant erlebten Vater aktiv<br />
auf sich aufmerksam zu machen, um ihn in seiner<br />
triangulären Hilfsfunktion für sich zu gewinnen“. Wenn es z.<br />
B. dem kleinen Mädchen gelingt, „als erotisch attraktives<br />
weibliches kleines Wesen für den zunächst desinteressierten<br />
Vater interessant zu werden“, verwendet es „die ödipale<br />
Triangulierung, , um die präödipale (frühe) Triangulierung<br />
<strong>und</strong> damit die Separation von der Mutter zu erreichen.“<br />
(2003, S. 72)<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
• Rupprecht-Schampera<br />
M. Heine<br />
196
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
• 2. Die Hauptabwehrmechanis-<br />
men der hysterischen Neurose<br />
sind:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
• Verdrängung,<br />
• Verleugnung,<br />
• Identifikation,<br />
• Verschiebung (insbesondere im<br />
Bereich der Affekte: sog.<br />
Affektvertauschung),<br />
• Projektion,<br />
• Agieren.<br />
M. Heine<br />
197
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
M. Heine<br />
• 3. Hysteriker haben eine profuse<br />
Identifizierungsneigung.<br />
. Durch<br />
Identifizierung können auch<br />
unterschiedliche<br />
Krankheitsbilder<br />
perfekt übernommen werden. Auf der<br />
Identifizierungsneigung beruht auch<br />
die Suggestibilität des hysterischen<br />
Pat. <strong>und</strong> - sek<strong>und</strong>är - das Bild von<br />
Inauthentizität,<br />
, Unzuverlässigkeit,<br />
Unschärfe, Flatterhaftigkeit.<br />
198
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
• 4. Die Rolle der Hyperemotionalität zur Abwehr<br />
von nicht akzeptablen Umwelteindrücken <strong>und</strong><br />
Schuldgefühlen ist von größter Wichtigkeit. Bei<br />
der hyperemotionalen "Szene", dem affektiven<br />
Durchbruch, dem "Anfall", dem "Nerven"<br />
Nerven-<br />
zusammenbruch", versucht sich der hysterische<br />
Pat. auf eine spezifische Art <strong>und</strong> Weise mit<br />
seinem "inneren Beobachter" (Gewissen) <strong>und</strong><br />
seinem "äußeren Beobachter" (soziales<br />
Gegenüber) auseinanderzusetzen. Weil er sich<br />
so erregt, weil er so betroffen ist, weil ihn alles<br />
so sehr mitnimmt, weil alles so fürchterlich<br />
anstrengend ist, hofft der Hysteriker von innen<br />
<strong>und</strong> außen Vergebung zu erfahren <strong>und</strong> erreicht<br />
jedoch damit oft das Gegenteil.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
M. Heine<br />
199
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
M. Heine<br />
• 5. Die hysterische Neurose dient -<br />
unbewußt - der Veränderung<br />
des<br />
Selbstbildes. . Der Pat. verändert sein<br />
Selbsterleben auf eine Weise, daß ein<br />
günstigeres (in Bezug auf den aktuellen<br />
inneren Konflikt) Bild von sich selbst<br />
entsteht. Meist erfolgt eine regressive<br />
Veränderung des Selbstbildes. Z.B.:<br />
"Ich bin klein, hilflos, armselig, auf<br />
euch angewiesen u.s.w. . …<br />
200
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
M. Heine<br />
• … Unbewußt wird zugleich versucht,<br />
auch die Außenwelt von dem<br />
veränderten Selbstbild durch u.U.<br />
dramatische Demonstrationen zu<br />
überzeugen. Wenn dies gelingt, kann<br />
dies noch einmal rückwirkend zur<br />
Entlastung des Überichs beitragen.<br />
201
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Psychodynamik<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Psycho-<br />
dynamik<br />
M. Heine<br />
• 6. Die Frage, wie es zur Konversion ins<br />
Körperliche kommt, ist noch nicht<br />
hinlänglich geklärt. (s. Kap. 3.1.3.<br />
Psychosomatische Modelle) Die<br />
Hypothese ist wahrscheinlich<br />
geworden, daß jeder Konflikt auf jeder<br />
Entwicklungsstufe auch ins Körperliche<br />
konvertiert werden kann.<br />
202
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 5. Sitzung :<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
203
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Therapie<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
• Analytische orientierte<br />
Behandlung<br />
M. Heine<br />
• Die Bewusstmachung der verdrängten<br />
Anteile des intrapsychischen Konflikts.<br />
• Die gefühlsmäßige Wiederbelebung in<br />
der Übertragungssituation.<br />
• Dadurch die Ermöglichung einer freien<br />
Fortentwicklung <strong>und</strong> Nachreifung der<br />
bis dahin vom Konflikt beeinflussten<br />
<strong>und</strong> behinderten Persönlichkeitsanteile.<br />
204
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Klassifikation von Angststörungen<br />
•<br />
• 5. Sitzung :<br />
Klassifikation von Angststörungen<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
• F 40 Phobische Störung<br />
• F 40.0 Agoraphobie<br />
M. Heine<br />
• F40.00 Agoraphobie ohne Panikstörung<br />
• F 40.01 Agoraphobie mit Panikstörung<br />
• F 40.1 Soziale Phobien<br />
• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
• F 40.8 andere Angststörungen<br />
• F 40.9 nicht näher bezeichnete<br />
Angststörungen<br />
• Dazu: - nicht näher bezeichnete Phobie<br />
• Nicht näher bezeichneter phobischer Zustand<br />
205
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Klassifikation von Angststörungen<br />
•<br />
• 5. Sitzung :<br />
Klassifikation von Angststörungen<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
• F 41 Andere Angststörungen<br />
M. Heine<br />
• F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />
paroxysmale Angst)<br />
• F 41.1 Generalisierte Angststörung<br />
• F 41.2 Angst <strong>und</strong> depressive Störung,<br />
gemischt<br />
• F 41.3 andere gemischte Angststörungen<br />
• F 41.8 andere spezifische Angststörungen<br />
(Angsthysterie)<br />
• F 41.9 nicht näher bezeichnete<br />
Angststörung<br />
206
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40<br />
• 5. Sitzung : • Störungen, bei denen Angst ausschließlich oder vor-<br />
wiegend durch eindeutig definierte, im allgemeinen<br />
ungefährliche Situationen oder Objekte hervorgerufen<br />
wird.<br />
• Diese werden entweder gemieden oder voller Angst<br />
ertragen.<br />
• Die phobischen Objekte oder Situationen liegen<br />
außerhalb der betreffenden Person.<br />
• Phobische Angst ist subjektiv, physiologisch <strong>und</strong> reicht<br />
vom Unbehagen bis zu panischer Angst.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
F 40 Phobische Störung / Diagnostische<br />
Kriterien (1)<br />
207
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40<br />
• 5. Sitzung : • Befürchtungen des Betreffenden können sich auf<br />
Einzelsymptome wie Herzklopfen oder Schwäche-<br />
anfälle richten, treten häufig zusammen auf mit<br />
sek<strong>und</strong>ären Ängsten vor dem Sterben, vor<br />
Kontrollverlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu<br />
werden.<br />
• „Die Angst wird nicht durch die Erkenntnis<br />
gemildert, daß andere Menschen die fragliche<br />
Situation nicht als gefährlich oder bedrohlich<br />
betrachten.“ (Dilling(<br />
et al., S. 143)<br />
• Erwartungsangst: „Allein die Vorstellung, daß die<br />
phobische Situation eintreten könnte, erzeugt<br />
gewöhnlich schon Erwartungsangst.“<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
F 40 Phobische Störung / Diagnostische<br />
Kriterien (2)<br />
208
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40 Phobische Störung /<br />
Differentialdiagnostik<br />
M. Heine<br />
• F 45.2 Hypochondrische Störung: : „Ängste, die<br />
sich auf (das Entstehen <strong>und</strong>) das Vorliegen einer<br />
Krankheit oder auf eine körperliche Entstellung<br />
beziehen“ (a.a.O(<br />
a.a.O.) .)<br />
• Phobische Störung < –– > Panikattacke (F 41.0)<br />
Eine Panikattacke, die in einer schon<br />
bestehenden phobischen Situation auftritt, wird<br />
als Ausdruck für den Schweregrad der Phobie<br />
gewertet, … . Eine eigentliche Panikstörung soll<br />
nur bei Fehlen der unter F 40 angeführten<br />
Phobien diagnostiziert werden.<br />
209
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40.0<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.0 Agoraphobie:<br />
M. Heine<br />
• Ängste vor offenen Plätzen oder vor<br />
Menschenmengen<br />
• Angst vor der Schwierigkeit, sich wieder sofort<br />
<strong>und</strong> leicht an einen sicheren Ort, im<br />
allgemeinen nach Hause zurückziehen zu<br />
können. Entsprechend können die Ängste sich<br />
auch darauf beziehen, allein in Zügen, Bussen<br />
oder Flugzeugen zu reisen (Achtung: DD<br />
Klaustrophobie)<br />
• Angst vor dem Fehlen eines sofort nutzbaren<br />
Fluchtweges<br />
• Angst bei der Vorstellung zu kollabieren,<br />
ohnmächtig zu werden <strong>und</strong> hilflos in der<br />
Öffentlichkeit liegen zu bleiben.<br />
210
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40.0<br />
• 5. Sitzung : • Lebenszeitprävalenz in klinischen Stichproben: 3,4<br />
% - 10,9 % (vgl. Michael et al. in Reinecker, 2003)<br />
• Auftretenswahrscheinlichkeit bei Frauen ca. 2 bis 3<br />
x größer als bei Männern, früher 4 x größer.<br />
• „Innerhalb der phobischen Störungen machen<br />
Agoraphobien in der klinischen Praxis ca. 50 bis<br />
55% der Fälle aus.“ (Reinecker, 2003)<br />
• In nicht-klinischen Populationen: „Wittchen„<br />
(1986)<br />
fand Angstanfälle bei 9,3 % in einer repräsentativen<br />
Bevölkerungsstichprobe. Fragebogen-Reihenunter<br />
Reihenunter-<br />
suchungen an großen studentischen Populationen<br />
in USA <strong>und</strong> BRD zeigten Ein-Jahres<br />
Jahres-Prävalenzen<br />
von über 30 %, wenn situativ ausgelöste<br />
Angstanfälle berücksichtigt wurden.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
F 40.0 Agoraphobie / Epidemiologie:<br />
211
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40.0<br />
• 5. Sitzung : • Agoraphobien <strong>und</strong> Angstanfälle setzen in der<br />
Regel im frühen Erwachsenalter ein zwischen<br />
20 <strong>und</strong> 35 Jahren. Beginn vor dem 16. <strong>und</strong> nach<br />
dem 40. Lbj. . selten.<br />
• Beginn meist mit einem Angstanfall an einem<br />
öffentlichen Ort, schleichender Beginn selten.<br />
• Michael, Ehlers <strong>und</strong> Margraf (2003) berichten<br />
von starken Fluktuationen der Symptomatik mit<br />
gelegentlichen beschwerdefreien Phasen. Insge-<br />
samt wird aber von einem langfristig ungün-<br />
stigen Verlauf ausgegangen. Die Prognose sei<br />
ungünstiger als für schwere Depressionen.<br />
• Nur 14 % der Patienten mit Panikstörungen <strong>und</strong><br />
19 % der Agoraphobiker erreichen nach<br />
Wittchen (1991) eine volle Remission.<br />
212<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.0 Agoraphobie / Verlauf:<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40.0<br />
• 5. Sitzung : • K. König geht davon aus, daß allen Angstpatienten eine<br />
Unfähigkeit zur Selbststeuerung, , insbesondere bezüglich<br />
der Impulskontrolle gemeinsam sei. Deshalb würden<br />
viele Phobiker dazu neigen, die Bestimmung über sich<br />
selbst an sog. schützende, steuernde Objekte abzutreten.<br />
• Ein Teil der Agoraphobiker weist im Hintergr<strong>und</strong> eine<br />
ängstliche, selbstunsichere oder eine abhängige<br />
Persönlichkeit auf, mitunter findet sich eine zwanghafte<br />
Persönlichkeit (hier Ängste, jmd. . zu verletzen oder zu<br />
gefährden.)<br />
• Nur bei einer kleineren Gruppe der Phobiker sind kon-<br />
krete negative Erfahrungen mit dem angstauslösenden<br />
Objekt zu explorieren.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
F 40.0 Agoraphobie / Psychodynamik <strong>und</strong><br />
Pathogenese:<br />
213
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40.0<br />
• 5. Sitzung : • Aus psychodynamischer Sicht liegen den meisten Phobien<br />
abgewehrte, unbewußte Vorstellungen zugr<strong>und</strong>e.<br />
• Dieser unbewußte Vorstellungsinhalt wird in einer be-<br />
stimmten Situation aktiviert, löst dadurch im Ich Angst aus,<br />
das sich nun damit behilft, die Quelle der Angst nach<br />
außen zu verlagern. Dieser Abwehrvorgang wird als „Ver„<br />
Ver-<br />
schiebung“ “ bezeichnet. Die intrapsychische Bedrohung<br />
wird also durch eine außen erlebte Gefahr ersetzt.<br />
• Das nach außen verschobene Angstobjekt kann nun<br />
vermieden werden, was zur situativen Angstentlastung<br />
führt. Dieser Vermeidungsvorgang kann durch<br />
Lernprozesse (operante(<br />
Konditionierung) sich verfestigen,<br />
auf diese Weise chronifizieren <strong>und</strong> sich auf assoziativ<br />
benachbarte Situationen ausweiten (generalisieren).<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
F 40.0 Agoraphobie / Psychodynamik <strong>und</strong><br />
Pathogenese:<br />
214
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• F 40.0<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
F 40.0 Agoraphobie / Psychodynamik <strong>und</strong><br />
Pathogenese (2):<br />
• Früher ist man davon ausgegangen, daß den phobischen<br />
Reaktionen unbewußte sexuelle oder aggressive Konflikte<br />
zugr<strong>und</strong>e lägen. Heute finden sich nach H. H. zunehmend<br />
„Ängste vor starker Exposition, Ängste vor Beschämung,<br />
oder auch Befürchtungen, sich zu verlieren, Trennungs-<br />
<strong>und</strong> Verlustängste“ hinter der phobischen Symptomatik.<br />
• Annahme von Bowlby, , daß die Gruppe der eigentlichen<br />
Phobien, bei denen der Patient die Präsenz einer Situation<br />
oder eines Gegenstandes fürchtet <strong>und</strong> die er dann zu<br />
vermeiden sucht, eher klein sei. Größer sei die Zahl der<br />
sog. Pseudophobien, denen Bowlby auch die Agoraphobie<br />
zurechnet. Bei der Pseudophobie leide der Patient unter<br />
der Abwesenheit oder dem Verlust einer Bindungsfigur<br />
oder einer sicheren Basis, auf die er sich normalerweise<br />
zubewegen würde. In der Agoraphobie vermisse der<br />
Patient eine Sicherheit spendende Beziehungsperson.<br />
215
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• F 40.00<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
F 40.00 Agoraphobie ohne<br />
Panikstörung:<br />
• F 40.01 Agoraphobie mit Panikstörung:<br />
• Dazugehöriger Begriff: Panikstörung<br />
mit Agoraphobie<br />
• Achtung DD: Panikstörung (episodisch<br />
paroxysmale Angst) unerwartet, nicht an<br />
Situationen geb<strong>und</strong>en, nicht vorhersehbar<br />
216
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.1 Soziale Phobie / Symptomatik:<br />
• F 40.1 Soziale Phobie / Symptomatik:<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere<br />
Menschen in verhältnismäßig kleinen Gruppen (nicht<br />
dagegen in Menschenmengen), in der Regel verb<strong>und</strong>en<br />
mit einem niedrigen Selbstwertgefühl <strong>und</strong> Furcht vor<br />
Kritik<br />
• Die phobischen Reaktionen können sich äußern in<br />
Erröten, Vermeiden von Blickkontakt, Händezittern,<br />
Übelkeit, Harndrang o.ä.<br />
• In der Folge kann es dazu kommen, daß soziale<br />
Situationen gemieden werden, in Extremfällen kann das<br />
Vermeidungsverhalten zu vollstän-diger<br />
sozialer<br />
Isolation führen. Cave: : DD Agoraphobie<br />
• Soziale Phobien können klar abgegrenzt sein, z. B. auf<br />
Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit, oder sie sind<br />
unbestimmt <strong>und</strong> treten in fast allen sozialen Situationen<br />
außerhalb des Familienkreises auf.<br />
217
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.1 Soziale Phobie / Epidemiologie:<br />
• F 40.1 Soziale Phobie / Epidemiologie:<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• In klinischen Stichproben von Phobikern<br />
schildern nach Reinecker 25 % der<br />
Patienten soziale Phobien.<br />
• Die Lebenszeitprävalenz liegt nach<br />
verschiedenen Studien für Frauen bei 9%<br />
bis 13% <strong>und</strong> für Männer bei 5% bis 10%.<br />
Entgegen Reinecker nehmen Hoffmann /<br />
Hochapfel an, daß die soziale Phobie die<br />
häufigste Angststörung sei <strong>und</strong> nach der<br />
Depression <strong>und</strong> der Alkoholabhängigkeit<br />
die dritthäufigste psychische Störung<br />
überhaupt.<br />
218
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.1 Soziale Phobie /<br />
• 5. Sitzung :<br />
• F 40.1 Soziale Phobie /<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
Beginn <strong>und</strong> Verlauf:<br />
M. Heine<br />
• Beginn oft schon in der Kindheit, spätestens in der<br />
Jugend, ausgesprochen selten nach dem 25. Lbj.<br />
• Der Verlauf ist ausgesprochen chronifizierend.<br />
• In der Folge der sozialen Phobie kommt es häufig<br />
zum sozialen Rückzug, entweder auf wenige<br />
vertraute Personen wie die Familie oder Fre<strong>und</strong>e<br />
oder in die vollständige Isolierung.<br />
• Die Unsicherheit der sozialen Phobiker läßt sie in<br />
der Öffentlichkeit nicht selten entweder als linkisch<br />
erscheinen oder als arrogant verkannt werden.<br />
219
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.1 Soziale Phobie /<br />
Erklärungsmodelle (1)<br />
• 5. Sitzung :<br />
• F 40.1 Soziale Phobie /<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• Konstitutioneller Faktor: : „Soziale Gehemmtheit“<br />
nach dem Entwicklungspsychologen J. Kagan<br />
• Wahrscheinlich kommt den frühen sozialen<br />
Interaktionen im Kindergarten, in der Schule <strong>und</strong><br />
anderen sozialen Feldern Bedeutung für die<br />
Verstärkung <strong>und</strong> für die Bewältigung von sozialen<br />
Ängsten zu. (Noch nicht genügend erforscht.)<br />
• Verhaltenstheoretiker gehen davon aus, daß 58%<br />
der Sozialphobiker auf ungünstige<br />
Konditionierungserfahrungen zurückgehen, ca.<br />
13% auf Faktoren des Modelllernens<br />
220
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.1 Soziale Phobie/Erklärungsmodelle (2)<br />
• F 40.1 Soziale Phobie/Erklärungsmodelle (2)<br />
• 5. Sitzung : • Das kognitionstheoretische Pathogenese-Modell<br />
von<br />
Clark <strong>und</strong> Wells (1995):<br />
• 1. Ausgeprägtes Sicherheitsverhalten mit dem Ziel,<br />
vermeintliche Blamagen zu vermeiden <strong>und</strong><br />
Angstsymptome zu reduzieren.<br />
• 2. Verschiebung der Aufmerksamkeit weg von den<br />
externalen hin zu den internalen Vorgängen<br />
• 3. Verzerrte Konstruktionen des sozialen Selbst aus<br />
der Betrachterperspektive, die immer als kritisch <strong>und</strong><br />
abwertend vorausgesetzt wird.<br />
• 4. Antizipatorische, , vor den Ereignissen die Qual vor-<br />
wegnehmende <strong>und</strong> nachträgliche, das Erlebnis der<br />
Erniedrigung bestätigende gedankliche Verarbei-<br />
tung; ; regelhafte Fehleinschätzung der soz. Situation.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
221
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.1 Soziale Phobie/Erklärungsmodelle (3)<br />
• F 40.1 Soziale Phobie/Erklärungsmodelle (3)<br />
• 5. Sitzung : • Das psychodynamische Pathogenese-Modell<br />
von S.O.<br />
Hoffmann (2003):<br />
• 1. „Die defizitäre Konzeption des des eigenen Selbst<br />
führt unmittelbar zu einer ausgeprägten<br />
Selbstunsicherheit, , mittelbar stößt sie aber<br />
ungeeignete Kompensationsversuche an.“ (H.H., S. 106)<br />
• 2. Der nachteiligste Kompensationsversuch: eine<br />
unbewußte Überhöhung der Selbstsicht, , die nach<br />
außen projiziert wird. Die soziale Umwelt stellt nun<br />
vermeintlich höchste Ansprüche an ihn.<br />
• 3. Entscheidende Bedeutung kommt dem Affekt der<br />
Scham zu. Alle sozialphobischen Vermeidungen<br />
seien von der Scham motiviert.<br />
• 4. Wurde wenig Bindungssicherheit gewonnen, so<br />
muß notwendig auch die soziale Sicherheit beein-<br />
222<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
/Symptomatik<br />
• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• Alle auf eine konkrete Auslösesituation oder ein<br />
umschriebenes Auslöseobjekt gerichteten Ängste.<br />
• Die häufigsten phobischen Angstauslöser sind:<br />
• Ängste vor Tieren, gehäuft vor Spinnen, Schlangen etc.<br />
• Ängste vor Naturerscheinungen wie Höhensituationen,<br />
Dunkelheit <strong>und</strong> Gewitter, Feuer<br />
• Ängste vor der Schule, vor Prüfungen, vor<br />
geschlossenen Räumen, vor dem Fliegen<br />
• Ängste vor Arztbesuchen, vor Spritzen, vor Blut, vor<br />
Ansteckung<br />
• Ängste vor Krankheiten, vor allem Krebs, Hirntumoren,<br />
Aids, BSE, Multipler Sklerose<br />
223
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
/Epidemiologie<br />
• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
• 5. Sitzung : • Nach H.H. liegt die Lebenszeitprävalenz bei über 10%<br />
• In den USA wurde eine 6-Monats6<br />
Monats-Prävalenzrate von 4,5%<br />
bis 11,8% für spezifische Phobien ermittelt.<br />
• Traditionell überwiegen Frauen.<br />
• Beginn der spezifischen Phobien:<br />
• Beginn von Tierphobien <strong>und</strong> von Dunkelängsten meist<br />
im Kindesalter, ebenso Ängste vor Ärzten, Zahnärzten<br />
• Beginn der Schulängste naturgemäß im Schulalter.<br />
• Ansonsten variiert das Ersterkrankungsalter.<br />
• Verlauf der Störung:<br />
• Alle Spezifischen Phobien haben, wenn sie das Erwach-<br />
senenalter erreichen, eine ausgeprägte Tendenz zur<br />
Persistenz.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
224
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
/Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese<br />
• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• Vgl. die Ausführungen zur Agoraphobie<br />
• „Für die Entstehung verschiedner Angststörungen ist<br />
gesichert, daß ängstliche Eltern die<br />
Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Ängsten bei<br />
ihrem Nachwuchs erhöhen.“<br />
• Bei den Spezifischen Phobien sind eine Reihe von<br />
Angstauslösern natürlich bzw. evolutionär<br />
begründbar. Dazu gehören die Ängste vor<br />
Dunkelheit, oder vor der Höhe oder Ängste vor<br />
unbekannten, möglicherweise gefährlichen Tieren. …<br />
Offenbar sind bestimmte Reize sehr viel geeigneter<br />
als andere , die phobische Dynamik in Gang zu<br />
setzen.<br />
225
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
/Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese (2)<br />
• F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
• 5. Sitzung : • Bei der Mehrzahl der Arzt-, , Blut- oder Ansteckungs-<br />
phobien handelt es sich nach H.H. um die Angst, sterben<br />
zu müssen, nicht notwendig um Konditionierungen in der<br />
Kindheit. Bei den Krankheitsphobikern wird die Angst vor<br />
dem Tod unablässig antizipiert.<br />
• Hinter der manifesten Schulphobie findet sich eine sehr<br />
unterschiedliche Psychodynamik:<br />
• A) Der Schulphobiker fürchtet nicht eigentlich die Schule,<br />
sondern hat Angst, das Elternhaus, die Mutter zu verlassen; er<br />
hat also mehr eine Trennungsphobie (vgl. Bowlby)<br />
• B) Die Schulverweigerer haben hingegen mehr Ängste vor der<br />
Schule, die aber oft hinter mangelnder Motivation verborgen<br />
werden, was weniger beschämend ist.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
226
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 41 Andere Angststörungen<br />
• F 41 Andere Angststörungen<br />
• 5. Sitzung : • Wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich<br />
nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Um-<br />
stände beschränken <strong>und</strong> deshalb nicht vorhersehbar sind.<br />
• Typisch ist ein plötzlicher Beginn mit Herzklopfen,<br />
Brustschmerz, Erstickungsgefühlen, Schwindel <strong>und</strong><br />
Entfremdungsgefühlen. Häufig sek<strong>und</strong>är dann die Angst<br />
zu sterben, vor Kontrollverlust oder die Angst, wahnsinnig<br />
zu werden. Die Anfälle dauern meist nur Minuten.<br />
• Die Patienten erleben meist ein Crescendo der Ängste <strong>und</strong><br />
vegetativen Symptome. Sek<strong>und</strong>är können sich gerichtete<br />
Ängste vor dem Alleinsein oder Agoraphobien<br />
herausbilden.<br />
• Einer Panikattacke folgt meist die ständige Furcht vor<br />
einer erneuten Attacke (Erwartungsangst).<br />
227<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />
paroxysmale Angst) – Symptomatik nach ICD 10
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />
paroxysmale Angst) –<br />
Epidemiologie <strong>und</strong> Verlauf<br />
• F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• Die Prävalenz liegt bei 1% bis 3% der Bevölkerung.<br />
• H:H. sprechen von einer „gewissen spontanen<br />
Remissionsrate“, wenn mit dem ersten Angstanfall<br />
einigermaßen gelassen umgegangen werden konnte.<br />
• „Je stärker die >Angst vor der Angst< das leben der<br />
Patienten beherrscht, desto eher neigen sie zu<br />
Chronifizierungen <strong>und</strong> zum Übergang in phobische,<br />
vor allem agoraphobische Krankheitsbilder.“ (H.H.,<br />
S. 89)<br />
228
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />
paroxysmale Angst) –<br />
Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese<br />
• F 41.0 Panikstörung (episodisch<br />
• 5. Sitzung : • Die Angst wird erst einmal als gr<strong>und</strong>los erlebt.<br />
• Bei kooperativen Patienten wird jedoch ausnahmslos<br />
ein Auslöser der Angstattacke objektivierbar. Meist<br />
handelt es sich um flüchtige Impulse, Affekte (Ärger,<br />
Wut), Ideen, die wegen der subjektiven Bedrohlich-<br />
keit rasch unterdrückt werden. Von der Psa.<br />
beobachteter Zusammenhang von unterdrückten<br />
aggressiven Impulsen <strong>und</strong> Entstehen von Angst-<br />
symptomatik<br />
• Im Sinne des Konfliktmodells hätte dann der Pat.<br />
lieber Angst als einen Konflikt mit seinem Gewissen,<br />
mit einem anderen Bild von sich oder mit äußerer<br />
229<br />
Autorität.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 41 Andere Angststörungen<br />
• F 41 Andere Angststörungen<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• F 41.1 Generalisierte Angststörung –<br />
Symptomatik nach ICD 10<br />
• Generalisierte <strong>und</strong> anhaltende, frei flottierende Angst.<br />
• Symptome unterschiedlich, aber meist einhergehend mit<br />
ständiger Nervosität, Zittern, Muskelspannung Schwitzen,<br />
Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühle oder<br />
Oberbauchbeschwerden.<br />
• Häufig Befürchtungen, ein Angehöriger könnte erkranken<br />
oder verunglücken, oder gehäuft andere Sorgen <strong>und</strong><br />
Vorahnungen<br />
• Diese Störung ist häufiger bei Frauen anzutreffen, oft im<br />
Zusammenhang mit lang andauernden Belastungen durch<br />
äußere Umstände.<br />
230
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 41 Andere Angststörungen<br />
• F 41 Andere Angststörungen<br />
• 5. Sitzung : • Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
• F 41.1 Generalisierte Angststörung –<br />
Epidemiologie <strong>und</strong> Verlauf<br />
• Die Prävalenz der Generalisierten Angststörung liegt<br />
bei 2,5% bis 5% der Bevölkerung.<br />
• Spontane Remissionsrate geringer als bei der<br />
Panikstörung<br />
• Frauen überwiegen deutlich<br />
• Beginn eher schleichend<br />
• Krankheitsbild nicht so dramatisch, aber dennoch<br />
schwer <strong>und</strong> meist chronisch verlaufend<br />
• Im Alter oftmals eine spontane Milderung der<br />
Symptomatik<br />
231
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
F 41.1 Generalisierte Angststörung –<br />
Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese<br />
• F 41.1 Generalisierte Angststörung<br />
• 5. Sitzung : • Aus psychodynamischer Sicht liegt der Generalisierten<br />
Angststörung eine psychische Schädigung des Patienten in<br />
seiner Entwicklung zugr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> evtl. zusätzlich eine<br />
neurophysiologische Vulnerabilität aufgr<strong>und</strong> einer<br />
angeborenen neurophysiologischen Erregbarkeit.<br />
• Im Sinne des Defizitmodells erlaubten die Entwicklungs-<br />
bedingungen dem Patienten nicht, eine hinreichend stabile<br />
Persönlichkeit mit wirksamen Angsbewältigungsmechanis-<br />
men herauszubilden.<br />
• Stattdessen erlebt der Pat. immer wieder seine innere<br />
„Brüchigkeit“, seine Ich-Schwäche als bedrohlich <strong>und</strong><br />
ängstigend. Da die Angst nur unzureichend abgewehrt<br />
werden kann – eben wegen der vorhandenen Ich-Schwäche<br />
– kommt es zum mehr oder weniger starken Durchbruch<br />
der Angst als Symptom.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Angst-<br />
er-<br />
krankungen<br />
M. Heine<br />
232
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Der psychiatrische Begriff „Zwang“ ist<br />
erstmals 1877 von Westphal eingeführt<br />
worden mit der Definition „Formaler<br />
Denkzwang, dessen Inhalt oder<br />
Gegenstand als widersinnig vom<br />
Patienten erkannt werden muß“.<br />
233
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Nach K. Schneider kann von einem<br />
Zwang gesprochen werden, wenn der<br />
Betroffene sich von einem<br />
„Bewußtseinsinhalt<br />
nicht lösen kann,<br />
obschon er ihn gleichzeitig als<br />
inhaltlich unsinnig oder wenigstens<br />
ohne Gr<strong>und</strong> beherrschend oder<br />
beharrlich beurteilt“. Das subjektiv<br />
erlebte Zwangsgefühl ist also trotz<br />
voller Einsicht in seine Unsinnigkeit<br />
nicht unterdrückbar.<br />
234
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Zwang kann unter den verschiedensten<br />
Verhältnissen auftreten, in der Neurose<br />
wie in der Psychose, in funktionellen<br />
wie in hirnorganischen Zuständen, in<br />
der Schizophrenie wie in der<br />
endogenen Depression. Hier soll es<br />
zentral um den Zwang als im Kranken<br />
vorherrschendes neurotisches<br />
Symptom gehen, also um die<br />
Zwangsneurose.<br />
235
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Für eine Definition der Zwangsneurose<br />
lassen sich 5 Aspekte anführen (Stekel(<br />
1930):<br />
• Der Zwangskranke wird von<br />
Vorstellungen verfolgt, die ihm fremd<br />
erscheinen; er wird von einer inneren<br />
Stimme zu Handlungen gezwungen,<br />
die er als unsinnig (alogisch) beurteilt.<br />
Er empfindet eine Art Spaltung seiner<br />
Persönlichkeit, den Kampf zwischen<br />
„Ich“ <strong>und</strong> „Gegen-Ich“.<br />
236
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Zwangshandlungen werden durch die<br />
„Todes- <strong>und</strong> Unheilsklausel“<br />
durchgesetzt. Die Unterlassung der<br />
Zwangshandlung führt den Tod, die<br />
Erkrankung oder den Unfall eines dem<br />
Kranken nahestehenden Objekts<br />
herbei.<br />
• Der Kranke hat den direkten Glauben<br />
an die Allmacht seiner Gedanken.<br />
237
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Definitionen:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Die Zwangshandlungen sind zu einem<br />
System ausgebaut.<br />
• Neben dem Zwang besteht ein<br />
mächtiger Affekt des Zweifels, der sich<br />
auf die Ausführung der<br />
Zwangshandlung bezieht. Jeder Zwang<br />
ist mit einem Gegenzwang verb<strong>und</strong>en.<br />
238
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Epidemiologie:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Der Anteil in der<br />
psychotherapeutischen Praxis liegt bei<br />
unter 5 %.<br />
• Die Gesamtmorbidität in der<br />
Bevölkerung ist sogar mit nur 0,05 %<br />
hochgerechnet worden.<br />
• Zwangshandlungen <strong>und</strong><br />
Zwangsgedanken treten in den meisten<br />
Fällen gemeinsam auf. In 25% der Fälle<br />
klagen die Patienten allein über<br />
Zwangsgedanken. (Vgl. Reinecker, 2003)<br />
239
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Epidemiologie:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Während man früher davon ausging,<br />
daß Männer häufiger betroffen sind<br />
(Hysterie bei Frauen; Zwang bei<br />
Männern), zeigen neuere Arbeiten, daß<br />
der Zwang bei Männern <strong>und</strong> Frauen<br />
gleich verteilt ist.<br />
• Dabei fällt jedoch auf, daß Frauen eher<br />
an Waschzwängen <strong>und</strong> Männer an<br />
Kontrollzwängen erkranken.<br />
• Bei Männern beginnt die Symptomatik<br />
durchschnittlich mit 20 Jahren, bei<br />
Frauen mit etwa 25 Jahren.<br />
240
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• 1. Denkstörungen - formal <strong>und</strong> inhaltlich:<br />
unablässiges Grübeln, ständiges Wiederholen<br />
der gleichen Abläufe, Weitschweifigkeit,<br />
Verlust des Blicks für das Wesentliche,<br />
Verschiebung aufs Kleinste. Inhaltlich stehen<br />
starke Zweifel im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong>/oder eine<br />
Idee bildet das Zentrum des Denkens. Das<br />
Denken ist oft auf einer magischen Ebene<br />
angesiedelt. Den Gedanken wird eine magische<br />
Allmacht zugesprochen: ein falscher Gedanke<br />
kann töten, der Gedanke steht vielleicht schon<br />
für die Tat.<br />
241
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• 2. Zwangsantriebe,<br />
Zwangsimpulse,<br />
Zwangseinfälle:<br />
: einschießende<br />
Vorstellungen meist aggressiven oder<br />
sexuellen Inhalts. Es sind dies als<br />
dranghaft erlebte Gedanken <strong>und</strong><br />
Gefühle, einen anderen angreifen,<br />
verletzen, ermorden, anspucken,<br />
anurinieren, ansprechen, anschreien,<br />
anstarren, unsittlich anfassen,<br />
vergewaltigen usw. zu müssen.<br />
242
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• 3. Zwangshandlungen:<br />
: Magische<br />
Rituale sollen das Böse bannen.<br />
Kontrollzwänge sollen Gefahren,<br />
schlimme Geschehnisse verhindern.<br />
Ordnungszwänge sollen äußerlich dem<br />
befürchteten (inneren) Chaos<br />
entgegenwirken.<br />
243
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />
• Charakteristisch für die Zwangs-<br />
neurose ist, daß der Zwangsneurotiker<br />
sich intensiv, aber vergeblich gegen die<br />
einschießenden Gedanken, Phantasien,<br />
Impulse, Handlungen zur Wehr setzt;<br />
sie als ich-dyston<br />
dyston, , gleichwohl zur<br />
eigenen Person gehörig erlebt.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
244
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Symptomatik:<br />
• F 42.0<br />
vorwiegend Zwangsgedanken oder<br />
Grübelzwang<br />
• F 42.1 vorwiegend<br />
Zwangshandlungen<br />
(Zwangsrituale)<br />
• F 42.2<br />
Zwangsgedanken <strong>und</strong> Zwangs-<br />
handlungen, , gemischt<br />
• F 42.8<br />
andere Zwangsstörungen<br />
• F 42.9 nicht näher bezeichnete<br />
Zwangsstörung<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Die Klassifizierung der Zwangsstörung<br />
in der ICD 10:<br />
245
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
Genetische Faktoren:<br />
Familiäre Häufungen <strong>und</strong><br />
Zwillingsstudien sprechen dafür, daß<br />
genetische Faktoren eine Rolle spielen.<br />
246
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese:<br />
Somatische Faktoren:<br />
Für die Beteiligung von somatischen<br />
Faktoren „sprechen höhere Raten von<br />
Zwangsstörungen bei einer Subgruppe<br />
von Patienten, die an einem<br />
rheumatischen Fieber oder an einer<br />
Sydenham-Chorea<br />
erkrankten. Bei<br />
dieser Subgruppe von Zwangs-<br />
störungen wird im Kindesalter eine<br />
immunologische Genese angenommen.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
247
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
Somatische Faktoren:<br />
„Für einen neurobiologischen Kofaktor<br />
im Erwachsenenalter spricht die<br />
Tatsache, daß insbesondere<br />
Schwangerschaft <strong>und</strong> Geburt häufige<br />
Auslösefaktoren von Zwangsstörungen<br />
sind. Anatomische Veränderungen im<br />
Bereich kortikostriataler Hirnregionen<br />
weisen auf mögliche neuroanatomische<br />
Faktoren hin.“ (H.H., S. 156)<br />
248
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : Psychodynamik <strong>und</strong> Pathogenese:<br />
Somatische Faktoren:<br />
Außerdem „müssen auch Störungen im<br />
Bereich verschiedener Neurotrans-<br />
mittersysteme (insbesondere des<br />
Serotoninstoffwechsels) ) angenommen<br />
werden, wofür auch die Wirksamkeit<br />
der selektiven Serotonin-<br />
Wiederaufnahmehemmer spricht.“<br />
(H.H., S. 156)<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
249
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Psychodynamik <strong>und</strong> Psychogenese:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
Die Zwangssymptomatik entwickelt<br />
sich meist aus Konflikten, die<br />
innerpsychisch durch die Virulenz<br />
anal-erotischer <strong>und</strong> anal-sadistischer<br />
(antisoziale, motorisch-destruktive)<br />
Wünsche entstehen. Mitunter sind<br />
auch - vermischt - genitale Strebungen<br />
beteiligt. Die spezifische Dynamik wird<br />
als ein regressives Ausweichen vor den<br />
ödipalen Konflikten aufgefaßt.<br />
250
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Psychodynamik <strong>und</strong> Psychogenese:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Tendenziell: Im Gegensatz zur<br />
hysterischen Neurose ist der Kern des<br />
zwangsneurotischen Symptoms die auf<br />
einen Triebimpuls zurückgehende<br />
bewußte Zwangsvorstellung.<br />
251
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Psychodynamik <strong>und</strong> Psychogenese:<br />
• Der Zwangsneurotiker weist regelhaft<br />
ein sehr strenges Über-Ich auf. Den als<br />
antisozial erlebten Triebwünschen<br />
steht die Hypermoralität des Gewissens<br />
gegenüber. Die kreativen Möglich-<br />
keiten des Ichs zur Konfliktlösung sind<br />
eingeschränkt. Es ist so, als würden<br />
Es- <strong>und</strong> Über-Ich<br />
Ich-Inhalte Inhalte quasi<br />
kurzgeschlossen.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
252
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Psychodynamik <strong>und</strong> Psychogenese:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Vorherrschende Abwehrmechanismen<br />
sind: Reaktionsbildung, Regression,<br />
Isolierung, Ungeschehen-machen<br />
machen,<br />
Intellektualisierung. Affektiv erlebt der<br />
Zwangsneurotiker meist Ambivalenz,<br />
wodurch der Zugang, der Übergang<br />
zum Handeln oft verstellt ist.<br />
Außerdem vermag das Ich nicht sicher<br />
genug zu unterscheiden zwischen<br />
Vorstellung <strong>und</strong> Handlung (vgl.<br />
magisches Denken).<br />
253
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Zur Psychogenese:<br />
• Im Familienmilieu Häufung von<br />
zwanghaften Personen. "Insgesamt<br />
bestehen strenge, rigide legalistische,<br />
sachbezogene, teilweise aggressive<br />
oder auch willkürliche Entwicklungs-<br />
bedingungen. . Spontaneität, Eigenwille,<br />
lebhafte Motorik <strong>und</strong> Aggressivität<br />
müssen früh unterdrückt <strong>und</strong> mit<br />
Angst- <strong>und</strong> Schamgefühlen abgewehrt<br />
werden.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
254
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Zur Psychogenese:<br />
• Der äußere Zwang wird so zu einem<br />
inneren. Statt einem Autonomiegefühl<br />
entstehen im Kind Scham <strong>und</strong> Zweifel<br />
(Erikson)." Quint: "Beim Zwangs-<br />
neurotiker fehlt eine ausreichend<br />
positive Beurteilung des<br />
ausprobierenden Handels".<br />
• Eine biogenetisch mitbedingte<br />
Verursachung der Zwangsneurose ist<br />
wahrscheinlich. Ergänzungsreihe.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
255
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Zugr<strong>und</strong>e liegende Persönlichkeit:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Häufig der sog. Zwangscharakter, der<br />
sich durch Pedanterie, Rigidität <strong>und</strong><br />
Enge im Denken auszeichnet. Starkes<br />
Bedürfnis nach Ordnung <strong>und</strong><br />
Sauberkeit, auch im moralischen<br />
Bereich.<br />
256
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Zugr<strong>und</strong>e liegende Persönlichkeit:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
• Als weitere Persönlichkeitszüge<br />
imponieren oft: Ängstlichkeit,<br />
Unzulänglichkeitsgefühle,<br />
Skrupulösität, Entschlußunfähigkeit,<br />
peinliche Genauigkeit <strong>und</strong><br />
Gewissenhaftigkeit, Unfähigkeit, das<br />
Unwesentliche zu vernachlässigen,<br />
latent aggressive, evtl. "stänkernde",<br />
querulatorische Haltung.<br />
257
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Zugr<strong>und</strong>e liegende Persönlichkeit:<br />
• Die dynamische Struktur des Zwangs-<br />
charakters (in Anlehnung an Shapiro):<br />
• Emotionale Autarkie: "Ich brauche<br />
niemanden".<br />
• Vermeidung echt autonomer<br />
Handlungen, um Fehler zu vermeiden.<br />
• Gefühl des Getriebenseins: Dem<br />
Zwanghaften sitzt immer ein imagi-<br />
närer Aufpasser im Nacken. Hoher<br />
Leistungsdruck - geringes Maß an<br />
Lustgefühlen.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Zwangs-<br />
neurose<br />
258
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung : • Klassifikation lt. ICD 10:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Angst-<br />
störungen<br />
• F 40: Phobische Störungen<br />
• F 40.0: Agoraphobie<br />
• F 40.00: Agoraphobie ohne Panikstörung<br />
• F 40.01: Agoraphobie mit Panikstörung<br />
• F 40.1 Soziale Phobien<br />
• F 40.2: Spezifische (isolierte) Phobien<br />
• F 40.8: andere Angststörungen<br />
• F 40.9: nicht näher bezeichnete<br />
Angststörungen bzw. phobischer Zustand)<br />
259
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 6. Sitzung :<br />
• Klassifikation lt. ICD 10:<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die Angst-<br />
störungen<br />
• F 41: Andere Angststörungen<br />
• F 41.0: Panikstörung (episodisch<br />
paroxysmale Angst)<br />
• F 41.1: generalisierte Angststörung<br />
• F 41.2: Angst <strong>und</strong> depressive Störung,<br />
gemischt<br />
• Dazugehöriger Begriff: : leichte oder nicht<br />
anhaltende ängstliche Depression<br />
• F 41.3: Andere gemischte Angststörungen<br />
• F 41.8: Andere spezifische Angststörungen<br />
• Dazugehöriger Begriff: : Angsthysterie<br />
• F 41.9: nicht näher bezeichnete<br />
Angststörung<br />
• Dazugehöriger Begriff: : nicht näher bezeichnete<br />
260
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• 7. Sitzung :<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die<br />
Depression<br />
261
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
• Die<br />
Depres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Gliederung<br />
• Historisches<br />
• Diagnostische<br />
Merkmale<br />
• Klassifikation<br />
• Fallbeispiel<br />
• Psychodynamik<br />
• Behandlung<br />
• Diskussion<br />
M. Heine<br />
262
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Bedeutung in Antike<br />
<strong>und</strong> Mittelalter:<br />
Depression =<br />
Melancholie<br />
Historisches<br />
M. Heine<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• Seit Anfang des 20.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts:<br />
Bemühung um<br />
Systematisierung<br />
<strong>und</strong> Klassifikation,<br />
Definitionswandel<br />
263
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 1916<br />
Erstveröffentlichung<br />
des Freud´schen<br />
Aufsatzes mit dem<br />
Titel: „Trauer <strong>und</strong><br />
Melancholie“.<br />
• Hier wird der nicht<br />
krankhafte Zustand der<br />
Trauer dem Zustand der<br />
Melancholie<br />
gegenübergestellt.<br />
Historisches<br />
M. Heine<br />
264
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Historisches<br />
M. Heine<br />
• „Die Melancholie ist seelisch ausgezeichnet durch<br />
eine tief schmerzliche Verstimmung, eine Aufhebung<br />
des Interesses für die Außenwelt, durch den Verlust<br />
der Liebesfähigkeit, durch die Hemmung jeder<br />
Leistung <strong>und</strong> die Herabsetzung des Selbstwertgefühls,<br />
die sich in Selbstvorwürfen <strong>und</strong> Selbstbeschimpfungen<br />
äußert <strong>und</strong> bis zur wahnhaften Erwartung von Strafe<br />
steigert. Dies Bild wird unserem Verständnis näher<br />
gerückt, wenn wir erwägen, daß die Trauer dieselben<br />
Züge aufweist, bis auf einen einzigen; die Störung des<br />
Selbstwertgefühls fällt bei ihr weg. . Sonst aber ist es<br />
dasselbe.“ (Freud, S., 1916, GW VIII, S. 429)<br />
265
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Definition von „Depression“<br />
gemäß Dorsch (1998) (modifiziert):<br />
Komplexer Begriff für<br />
vielfältige Symptomatik,<br />
die sich<br />
M. Heine<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• emotional<br />
• kognitiv<br />
• motorisch<br />
• motivational <strong>und</strong><br />
• vegetativ / somatisch<br />
äußert.<br />
266
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Diagnostische Merkmale der<br />
„Depression“<br />
gemäß WILL (1998 / 2000):<br />
M. Heine<br />
Äußerer Eindruck:<br />
Depressive wirken bedrückt, niedergeschlagen, traurig,<br />
resigniert; sprechen meist mit leiser, monotoner Stimme,<br />
das Gesicht ist oft verhärmt, „die niedergezogenen<br />
M<strong>und</strong>winkel <strong>und</strong> die reduzierte Mimik <strong>und</strong> Gestik<br />
bezeugen den Verlust an Vitalität <strong>und</strong> Lebensfreude“. Sie<br />
erscheinen oft vorgealtert; Körperhaltung gebeugt <strong>und</strong><br />
kraftlos, Schultern hochgezogen, der Gang schwer, die<br />
Haut blaß <strong>und</strong> welk, die Augen dunkel umrandet, der Blick<br />
verschleiert <strong>und</strong> müde. Die Körperbewegungen oft<br />
gehemmt <strong>und</strong> reduziert. Ihrer Umgebung gegenüber<br />
zeigen sie sich gleichgültig, teilnahmslos, mitunter<br />
verhalten sie sich aber auch mißmutig <strong>und</strong> gereizt.<br />
267
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Diagnostische Merkmale der<br />
„Depression“<br />
gemäß WILL (1998 / 2000):<br />
Psychische Symptomatik:<br />
M. Heine<br />
Leitsymptom ist die traurige Verstimmung, verb<strong>und</strong>en mit<br />
Niedergeschlagenheit, Bedrücktheit, gelegentlich stillem<br />
Vor-sich-hin-Weinen <strong>und</strong> einer Verzweiflung, die<br />
untröstbar ist. Manche schwer Depressive zeigen eine<br />
emotionale Versteinerung <strong>und</strong> Erstarrung, in der sie auch<br />
nicht weinen können.<br />
„Losigkeits-Symptome“: Freudlosigkeit, Lustlosigkeit,<br />
Energielosigkeit, Interesselosigkeit, Passivität <strong>und</strong><br />
Apathie, mitunter auch innere Erregung <strong>und</strong> psychomotorische<br />
Unruhe. Mutlosigkeit, Verzagtheit, Resignation <strong>und</strong><br />
Pessimismus sind sehr häufig anzutreffen.<br />
268
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Diagnostische Merkmale der<br />
„Depression“<br />
gemäß WILL (1998 / 2000):<br />
M. Heine<br />
Psychische Symptomatik (Fortsetzung):<br />
Konzentrationsstörungen mit Verlangsamung, Hemmung<br />
des Denkens, „Leere im Kopf“, Tendenz zum zirkulären,<br />
unproduktiven Grübeln. „Sie neigen dazu, Probleme<br />
überzubewerten <strong>und</strong> die eigene Person, die umgebende<br />
Welt <strong>und</strong> die Zukunft nur noch negativ zu sehen.“ (Will)<br />
Daraus resultieren nicht selten die depressive Entscheidungsunfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Entschlußlosigkeit.<br />
Störungen des Selbstwertgefühls <strong>und</strong> Minderwertigkeitsgefühle,<br />
negative Selbsteinschätzung bis hin zum<br />
Kleinheits- oder Schuldwahn.<br />
Angstempfindungen in Form von Verlust-, Versagens-<br />
Verarmungs-, Scham- <strong>und</strong> Schuldängsten treten häufig<br />
auf<br />
269
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Diagnostische Merkmale der<br />
„Depression“<br />
gemäß WILL (1998 / 2000):<br />
M. Heine<br />
Psychische Symptomatik (Fortsetzung):<br />
In den Beziehungen zu anderen Menschen ziehen sich<br />
die Depressiven meist zurück oder verhalten sich außerordentlich<br />
anklammernd, was oft weitere Enttäuschungen<br />
verursacht. Ihre Gefühlsverarmung <strong>und</strong> die Konzentration<br />
auf die eigene Befindlichkeit beeinträchtigt den Kontakt,<br />
ebenso der drängende Wunsch nach Zuwendung, Fürsorge<br />
<strong>und</strong> liebevoller Bestätigung. Bewußte Schuldgefühle<br />
sind häufig <strong>und</strong> nur schwer korrigierbar, auch wenn sie für<br />
einen äußeren Beobachter nicht begründet erscheinen.<br />
Bei schweren Depressionen können die Patienten auch<br />
von Wahnideen <strong>und</strong> paranoiden Fehldeutungen erfaßt<br />
oder von hypochondrischen Überzeugungen beherrscht<br />
270<br />
sein.
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Diagnostische Merkmale der<br />
„Depression“<br />
gemäß WILL (1998 / 2000):<br />
M. Heine<br />
Körperliche Symptomatik:<br />
Die Beschwerden werden oft diffus <strong>und</strong> wenig konkret<br />
geschildert.<br />
Vegetative Störungen <strong>und</strong> Mißempfindungen:<br />
Kopfschmerzen, z. T. beschrieben als Helm- <strong>und</strong> Reifengefühl.<br />
Unspezifische Störungen des Sehens, Globusoder<br />
Würgegefühl im Hals, Druckgefühl auf den Ohren<br />
oder Ohrgeräusche, Verminderung des Hörvermögens<br />
oder Geräuschempfindlichkeit.<br />
Enge im Brustkorb (Reifengefühl), Atemenge, flache <strong>und</strong><br />
unregelmäßige Atmung, Nicht-durch-atmen-Können,<br />
Schmerzen in der Herzgegend, Herzjagen oder<br />
„Herzstolpern“, Kreislaufregulationsstörungen,<br />
Blutdruckschwankungen.<br />
271
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Diagnostische Merkmale der<br />
„Depression“<br />
gemäß WILL (1998 / 2000):<br />
M. Heine<br />
Körperliche Symptomatik (Fortsetzung):<br />
Funktionelle Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit,<br />
Megendruck, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung;<br />
Störungen der Blasenfunktion mit Mißempfindungen,<br />
Schmerzen <strong>und</strong> häufigem Harndrang. Häufig sind<br />
Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Armbereich,<br />
Rücken- <strong>und</strong> Nackenschmerzen, diffuse Gelenk- <strong>und</strong><br />
Muskelschmerzen (evtl. larvierte Depression!). Störungen<br />
der Haut <strong>und</strong> der Schleimhäute: Zungenbrennen, trockene<br />
Schleimhäute in Nase <strong>und</strong> M<strong>und</strong>, diffuser Juckreiz,<br />
trockene, blasse, eingefallene Haut, müder<br />
Gesichtsausdruck, tiefliegende verschattete Augen,<br />
glanzloses Haar bis hin zum Haarausfall.<br />
272
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Diagnostische Merkmale der<br />
„Depression“<br />
gemäß WILL (1998 / 2000):<br />
M. Heine<br />
Körperliche Symptomatik (Fortsetzung):<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
Depressive klagen häufig über Ein- <strong>und</strong> Durchschlafstörungen,<br />
über Appetitverlust <strong>und</strong> in der Folge Gewichtsverlust.<br />
Das sexuelle Verlangen läßt meist nach, die<br />
Potenz vermindert sich <strong>und</strong> es kann zu Menstruationsstörungen<br />
<strong>und</strong> Schmerzen beim Verkehr kommen.<br />
Weitere vegetative Funktionsstörungen: Hitzewallungen,<br />
Kälteschauer, Zittern <strong>und</strong> erhöhte Temperaturempfindlichkeit.<br />
273
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Somatogene Depressionen<br />
• organische Depression<br />
• symptomatische Depression<br />
• Endogene Depressionen<br />
• schizophrene Depression<br />
• zyklische Depression<br />
• periodische Depression<br />
• Spätdepression<br />
• Psychogene Depressionen<br />
• neurotische Depression<br />
• Erschöpfungsdepression<br />
• Reaktive Depression<br />
M. Heine<br />
Nosologische Einordnung<br />
274
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Affektive Störungen<br />
M. Heine<br />
Klassifikation nach ICD 10:<br />
• F 30 manische Episode<br />
• F 31 bipolare affektive<br />
Störung<br />
• F32 depressive Episode<br />
• F33 rezidivierende<br />
depressive Störungen<br />
• F34 anhaltende affektive<br />
Störung<br />
• F38 sonstige affektive<br />
Störungen<br />
275
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Klassifikation nach ICD 10:<br />
• F32: einmalige depressive Episode<br />
• F33<br />
rezidiv. depressive Phasen; keine<br />
manischen Phasen; zwischen den<br />
Episoden i.d.R. . vollständige Remission;<br />
mehrere Monate ohne eindeutig affektive<br />
Symptomatik<br />
• F34: Dysthymia<br />
• zusammenhängende Perioden mit gutem<br />
Befinden, dann monatelange Müdigkeit;<br />
Alltag wird bewältigt<br />
• Zyklothymia<br />
• andauernde Instabilität der Stimmung,<br />
zahlreiche Perioden mit leichter Depression<br />
<strong>und</strong> leicht gehobener Stimmung<br />
276
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Diagnostik nach ICD 10:<br />
• Mindestdauer zwei Wochen<br />
• mind. zwei Leitsymptome:<br />
• depressive/ gedrückte<br />
Stimmung<br />
• Verlust von Interesse/ Freude<br />
• erhöhte Ermüdbarkeit<br />
• mind. 2-32<br />
3 der weiteren<br />
Symptome:<br />
277
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Diagnostik nach ICD 10:<br />
• mind. 2-32<br />
3 der weiteren Symptome:<br />
• verminderte Konzentration/ Aufmerksamkeit<br />
• vermindertes Selbstwertgefühl <strong>und</strong><br />
Selbstvertrauen<br />
• Schuldgefühle/ Gefühle von Wertlosigkeit<br />
• negative/ pessimistische<br />
Zukunftsperspektiven<br />
• Suizidgedanken, Selbstverletzung,<br />
Suizidhandlung<br />
• Schlafstörungen<br />
• verminderter Appetit<br />
• zirkadiane Schwankungen<br />
278
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Verdachtsmomente für eine<br />
psychotische Depression<br />
M. Heine<br />
Psychotische vs. Neurotische Depr.<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• wahnhaftes Erleben<br />
• starke Vitalisierung<br />
• Tages- <strong>und</strong> Jahresrhythmen<br />
• häufig plötzlicher Beginn<br />
• rezidivierende Phasen<br />
• familiäre Häufung<br />
279
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• Verdachtsmomente für eine<br />
neurotische Depression<br />
M. Heine<br />
Psychotische vs. Neurotische Depr.<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• schwache Vitalisierung<br />
• gewöhnlich kein zyklischer Verlauf<br />
• schleichender Beginn<br />
• keine klaren Phasen<br />
• keine auffällige familiäre Häufung<br />
280
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Prävalenz (Vorkommen)<br />
• Lebenszeitprävalenz: : 12-17%<br />
17%<br />
M. Heine<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• Punktprävalenz in Bezug auf<br />
die Weltbevölkerung: 2-7% 2<br />
• Prävalenz der<br />
Altersdepression (> 65 J.):<br />
15-25%<br />
281
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 7. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Prävalenz (Vorkommen)<br />
• Depressionen = 10 -20% der<br />
neurotischen Erkrankungen<br />
M. Heine<br />
• („neurotische“ Depression v.a. im<br />
dritten <strong>und</strong> vierten Lebensjahrzehnt;<br />
„psychotische“ Depression v.a. im<br />
fünften <strong>und</strong> sechsten Lebensjahrzehnt)<br />
• Frauen häufiger von Depressionen<br />
betroffen als Männer<br />
282
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Ätiologie <strong>und</strong> Psychogenese<br />
• Sigm<strong>und</strong> FREUD (1916): früher Objektverlust,<br />
Introjektion des ambivalent besetzten<br />
Liebesobjekts, Selbstgefühlsminderung<br />
• Karl ABRAHAM (1924): das Modell der<br />
„bösen Mutter“: schwere Liebesenttäuschung<br />
an der Mutter, kindliche Urverstimmung,<br />
Wiederbeleben der Urverstimmung in der<br />
Erwachsenendepression<br />
• E. BIBRING (1954): Selbstwertverlust<br />
nicht nur durch Frustration bzw.<br />
Objektverlust, sondern auch Enttäuschung<br />
narzißtischer Bedürfnisse (anale, phallische)<br />
283
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Ätiologie <strong>und</strong> Psychogenese<br />
- E. JACOBSON (1953/1971):<br />
Selbstwertgefühlsverlust erklärt sich durch<br />
bestimmte Energieverteilungs- <strong>und</strong><br />
insbesondere strukturelle Störungen der<br />
Selbstrepräsentanz bzw. des Über-Ich<br />
(archaisch) <strong>und</strong> des Ich-Ideals (zu hoch).<br />
• M. KLEIN: (Depressive Position (als<br />
universales Stadium bzw. Zustand).<br />
Melancholie: keine gelungene Internalisation<br />
des guten Objekts. Aggressionshemmung<br />
(Angst, das gute Objekt zu verlieren).<br />
284
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Ätiologie <strong>und</strong> Psychogenese<br />
• H. KOHUT: Mangelhafte Spiegelung, keine<br />
bejahende freudige Reaktion auf die Existenz<br />
des Kindes = „leere“ Depression.<br />
Mangelhafte Teilhabe an Ruhe <strong>und</strong><br />
Sicherheit eines idealisierten Erwachsenen =<br />
Schulddepression.<br />
• A. Green (1983): das Modell der „toten“<br />
Mutter<br />
• St. Mentzos: das 3-Säulen-Modell<br />
285
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Ätiologie <strong>und</strong> Psychogenese<br />
• Lerntheoretische ätiologische Modelle<br />
• M. SELIGMAN: erlernte Hilflosigkeit<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• A. BECK: kognitive, pessimistische<br />
Gr<strong>und</strong>konzepte, depressiver Affekt<br />
sek<strong>und</strong>är, Therapie durch kognitive<br />
Korrektur<br />
286
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach E. Bibring (1952):<br />
• Voraussetzung:<br />
• erhöhte Verletzbarkeit des Selbstwertgefühls<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• auslösende Situation:<br />
• narzißtische Kränkung<br />
• Bedingungen:<br />
• Ich-Hemmung<br />
• Absinken der Selbstachtung<br />
• Hilflosigkeit<br />
287
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach E. Bibring:<br />
• Hilflosigkeit entsteht durch Versagung gegenüber<br />
den „Urwünschen“:<br />
• Wunsch/ Bedürfnis geliebt zu werden (emotionale<br />
Annahme)<br />
• Wunsch, stark zu sein (narzißtische Annahme)<br />
• Wunsch, gut zu sein (moralische Annahme)<br />
• aus der Kluft zwischen Wünschen/ Ansprüchen <strong>und</strong><br />
Selbsteinschätzung entsteht depressive<br />
Verstimmung<br />
288
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach E. Bibring:<br />
• Interaktion der psychodynamischen<br />
Elemente:<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• Unbewußte Verlustphantasien<br />
• Ausgeprägte Abhängigkeitsbeziehungen<br />
• Unbewußte Größenphantasien<br />
• Entstehung aggressiver Affekte<br />
• Rigide Gewissensbildung<br />
• Wendung der Aggression gegen das Selbst<br />
• Erhöhte Verletzbarkeit des Selbstwertgefühls<br />
289
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Der depressive Gr<strong>und</strong>konflikt basiert<br />
nach Will (2000) auf der<br />
• Unverträglichkeit zweier Wünsche:<br />
• einerseits dem Liebesobjekt nah sein<br />
wollen bis zur Verschmelzung,<br />
• andererseits eine Wut (<strong>und</strong> eine Gier)<br />
ausleben zu wollen, die bis zur<br />
Zerstörung des Objekts oder seiner<br />
selbst gehen könnte. (a.a.O(<br />
a.a.O., ., S. 88)<br />
290
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Als Ursache <strong>und</strong> zugleich Folge dieses depressiven<br />
Gr<strong>und</strong>konflikts treten in Erscheinung:<br />
• Orale Konflikte <strong>und</strong> Regressionen:<br />
Orale Wünsche nach Versorgung <strong>und</strong> Geborgenheit führen zu<br />
starker Abhängigkeit der Depressiven vom Objekt. Die oralen<br />
Wünsche sind dabei voller Gier (versteckt oder offen), übermäßig<br />
<strong>und</strong> unerfüllbar, da sie die die ursprünglich erlebte Leere <strong>und</strong> den d<br />
Mangel überdecken müssen.“ (S. 89)<br />
Selbstwertkonflikte: chronische Differenz zwischen<br />
einem überhöhten Ich-Ideal Ideal <strong>und</strong> einem entwerteten Selbstbild<br />
• Selbstwertkonflikte:<br />
• Überich- <strong>und</strong> Schuldkonflkte: „Die überaus<br />
strengen Forderungen, Gebote <strong>und</strong> Verbote des depressiven<br />
Gewissens äußern sich in einer Selbstkritik, die sich mit Härte<br />
291<br />
gegen das Ich entfaltet.
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• Herabsetzung des Selbstwertgefühls<br />
nimmt zentrale Stellung in den<br />
Theorien zur Psychodynamik der<br />
Depression ein => Theorie zur<br />
Regulation des Selbstwertgefühls<br />
(„Dreifuß-/ / Dreisäulenmodell“)<br />
292
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro<br />
-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
• 8. Sitzung :<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
Selbstwertregulation<br />
M. Heine<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
III. Säule<br />
II. Säule<br />
I. Säule<br />
nach<br />
Mentzos<br />
Externe Stärkung<br />
durch<br />
Anerkennung<br />
Stärkung<br />
durch<br />
Identifikation<br />
Externe Stärkung<br />
durch<br />
Spiegelung<br />
293
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro<br />
-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
Reifes<br />
Gewissen<br />
Ödipales<br />
Überich<br />
Archaisches<br />
Überich<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
Selbstwertregulation<br />
III. Säule<br />
Reifes<br />
Idealobjekt<br />
Leitbilder<br />
Frühe<br />
Elternimagines<br />
Symbiose<br />
II. Säule<br />
Reifes<br />
Ideal-<br />
Selbst<br />
Größenphantasien<br />
Größen-<br />
Selbst<br />
M. Heine<br />
I. Säule<br />
nach<br />
Mentzos,<br />
1995<br />
Externe Stärkung<br />
durch<br />
Anerkennung<br />
Stärkung<br />
durch<br />
Identifikation<br />
Externe Stärkung<br />
durch<br />
Spiegelung<br />
294
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />
• Beeinträchtigung der<br />
Selbstwertregulation:<br />
• Säule 1: narzißtische Zufuhr von einem<br />
realen Objekt wird verringert oder entfällt<br />
• Säule 2: Objektverlust, Trennung,<br />
Enttäuschung über das idealisierte<br />
Objekt<br />
• Säule 3: Verunsicherung durch Kritik/<br />
Strafe wegen nicht erbrachter Leistungen<br />
295
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />
• Regressive Aktivierung hat zur Folge<br />
bei<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• Säule 1: Manie<br />
• Säule 2: Abhängigkeitsdepression<br />
• Säule 3: Schulddepression<br />
• Säule 1/2/3: „leere Depression“<br />
296
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />
• Depressiver Affekt<br />
• Ursachen:<br />
• schwerer realer Verlust oder Kränkung<br />
• unlösbar erscheinende Konflikte<br />
• psychophysische Erschöpfung<br />
• reale Hilfs- <strong>und</strong> Ausweglosigkeit<br />
• Wichtig: depressiver Affekt entspricht nicht der<br />
klinischen Depression; entwickelt sich erst bei<br />
längerem Anhalten <strong>und</strong> zusätzlich auftretenden<br />
Mechanismen (häufig in Form von circuli vitiosi) zur<br />
297<br />
Depression
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />
• Drei psychische circuli vitiosi<br />
• regressiver Rückzug von der äußeren Welt/<br />
Realität -> > Fehlen der narzißtischen Zufuhr -<br />
> Auswirkung auf Säule 1 -> > Überzeugung,<br />
nicht geliebt zu werden, verstärkt sich, da<br />
Korrektur von außen fehlt<br />
• Objektverlust/ Trennung: es findet eine<br />
Introjektion des ambivalent besetzten<br />
Objekts statt -> > Erhöhung des<br />
Konfliktpotentials -> > Blockierung<br />
298
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychodynamik bei Depressiven<br />
• Psychodynamik nach S. Mentzos:<br />
• Drei psychische circuli vitiosi<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
• Rigides Über-Ich<br />
-> > Hemmung der<br />
Frustrationsaggression -> > ersatzlose<br />
Verdrängung oder Autoaggression -><br />
verstärkt auftretende aggressive Regungen<br />
-> > immer größere Selbstunterwerfung <strong>und</strong> -<br />
bestrafung<br />
299
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
• Behandlungsansätze bei Depressiven<br />
Antidepressiva<br />
Psychotherapie<br />
Physiotherapie<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
Lithium<br />
Depression<br />
Schlafentzug<br />
Elektrokrampftherapie<br />
300
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychotherapie bei Depressiven<br />
Analyse<br />
neurotische Depression, Konflikteinsicht durch<br />
Entfaltung der Übertragung, Analyse der<br />
Übertragungs- <strong>und</strong> Gegenübertragungsmani-<br />
festationen, , Aufdecken auch des Gegenwarts-<br />
<strong>und</strong> des Vergangenheits-Unbewußten<br />
Unbewußten, , Ziel:<br />
psychische Umstrukturierung<br />
Interpersonelle Therapie<br />
konkrete Beziehungsschwierigkeiten, Psycho-<br />
dynamik,Übertragung/Gegenübertragung,<br />
Bearbeitung der Vergangenheit nicht im<br />
Mittelpunkt<br />
301
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Psychotherapie bei Depressiven<br />
Verhaltenstherapie<br />
welche Verhaltensweisen beeinflussen Stimmung<br />
negativ, welche Aktivitäten können nicht mehr<br />
erfolgen<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
Kognitive Therapie<br />
Wahrnehmung, Veränderung depressiver<br />
Kognitionen<br />
Soziotherapie<br />
Umfeld, Rehabilitation, Wiedereingliederung<br />
302
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• 8. Sitzung :<br />
Spe-<br />
zielle<br />
Neuro-<br />
sen-<br />
Lehre<br />
Die<br />
De-<br />
pres-<br />
sion<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Kognitive Psychotherapie bei Depressiven<br />
- Aufbau einer tragfähigen Beziehung<br />
- kurzfristige, entlastende Maßnahmen<br />
- Aufbau angenehmer, entlastender Aktivitäten<br />
- Abbau von belastenden Aktivitäten <strong>und</strong><br />
Strukturen<br />
- Aufbau von sozialer Fertigkeit <strong>und</strong> Kontakten<br />
- Veränderung einseitiger Wahrnehmung <strong>und</strong><br />
Bewertungsmuster sowie Korrektur<br />
absolutistischer Gr<strong>und</strong>überzeugungen<br />
Hautzinger, , 1989<br />
303
F 60.0<br />
F 60.1<br />
F 60.2<br />
F 60.3<br />
F 60.30<br />
F 60.31<br />
F 60.4<br />
F 60.5<br />
F 60.6<br />
F 60.7<br />
F 60.8<br />
F 60.9<br />
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im Rahmen der ICD 10:<br />
F 60 Spezif. Persönlichkeitsstörungen F 61 kombinierte <strong>und</strong> andere<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
paranoide Persönlichkeitsstörung<br />
schizoide Persönlichkeitsstörung<br />
dissoziale Persönlichkeitsstörung<br />
emotional instabile<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
impulsiver Typus<br />
Borderline-Typus<br />
histrionische Persönlichkeitsstörung<br />
anankastische Persönlichkeitsstörung<br />
ängstliche (vermeidende)<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
abhängige Persönlichkeitsstörung<br />
andere spezifische<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
nicht näher bezeichnete<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
F<br />
61.0<br />
F<br />
61.1<br />
F 62<br />
F<br />
62.0<br />
F<br />
62.1<br />
kombinierte Persönlichkeitsstörungen<br />
störende Persönlichkeitsänderungen,<br />
nicht klassifizierbar in F 60 oder F 62<br />
Andauernde<br />
Persönlichkeitsänderung,<br />
nicht Folge einer Schädigung<br />
oder Erkrankung des Gehirns<br />
Andauernde Persönlichkeitsänderung<br />
nach Extrembelastung<br />
Andauernde Persönlichkeitsänderung<br />
nach psychischer Erkrankung<br />
304
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im Rahmen der ICD 10:<br />
F 60.3 emotional instabile Persönlichkeitsstörung<br />
F<br />
60.30<br />
impulsiver Typus<br />
wesentliche<br />
Charakterzüge:<br />
emotionale Instabilität<br />
<strong>und</strong> mangelnde<br />
Impulskontrolle,<br />
insbesondere aggressive<br />
Durchbrüche häufig<br />
F Borderline-Typus<br />
60.31 einige Kennzeichen<br />
emotionaler Instabilität,<br />
oft das Selbstbild <strong>und</strong> die<br />
„inneren Präferenzen“ unklar<br />
<strong>und</strong> gestört;<br />
Neigung zu intensiven, aber<br />
unbeständigen Beziehungen;<br />
rezid. Krisen, u. U. mit<br />
Suiziddrohungen oder<br />
anderen autoaggressiven<br />
Impulshandlungen<br />
einhergehend.<br />
305
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Borderline-Störungen<br />
Deskriptive Analyse<br />
Strukturelle Analyse<br />
Psychodynamik<br />
Ätiologie<br />
Therapeutische Ansätze<br />
Die folgenden Folien enthalten Exzerpte <strong>und</strong> Zusammenfassungen aus:<br />
Kernberg O. F., 1978, 1988; Kernberg u.a. 1993, Clarkin et al., 2001, Rhode-<br />
Dachser, 1982; Volkan, 1992 <strong>und</strong> aus weiterer angegebener Literatur<br />
306
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
M. Heine<br />
Borderline-Störungen<br />
• Der Diagnostizierung<br />
einer Borderline-<br />
Persönlichkeit liegen<br />
zugr<strong>und</strong>e:<br />
• A) bestimmte typische<br />
Symptomkomplexe<br />
• B) eine typische<br />
Konstellation von<br />
Abwehrmechanismen<br />
• C) typische Störungen im<br />
Bereich der inneren<br />
Objektbeziehungen<br />
• D) charakteristische<br />
genetisch-dynamische<br />
Besonderheiten<br />
M. Heine<br />
307
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
• Zur<br />
Diagnostizierung<br />
einer Borderline-<br />
Persönlichkeit ist<br />
es erforderlich:<br />
• A) eine<br />
deskriptive<br />
Analyse<br />
• B) eine<br />
strukturelle<br />
Analyse<br />
des Patienten<br />
vorzunehmen<br />
M. Heine<br />
308
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
• Im Rahmen der<br />
deskriptiven<br />
Analyse einer<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
gilt es:<br />
• die diagnostischen<br />
Verdachtsmomente<br />
anhand der<br />
vorhandenen<br />
Symptomatik zu<br />
erfassen<br />
M. Heine<br />
309
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , deskriptive Analyse<br />
Der Nachweis von<br />
2 – 3 der aufgeführten<br />
Symptome gilt als<br />
gewichtiger Hinweis<br />
auf eine<br />
möglicherweise<br />
zugr<strong>und</strong>eliegende<br />
Borderline-Persönlichkeit:<br />
Symptome:<br />
1. Angst (chronisch, diffus,<br />
frei flottierend)<br />
2. Polysymptomatische<br />
Neurosen<br />
3. Polymorph-perverse<br />
Tendenzen im<br />
Sexualverhalten<br />
4. Impulsneurosen <strong>und</strong><br />
Süchte<br />
5. Primitive<br />
Selbstdestruktivität<br />
M. Heine<br />
310
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , deskriptive Analyse<br />
Ad 2:<br />
Polysymptomatische<br />
Neurosen<br />
a) Polyphobien<br />
b) Zwangssymptome<br />
c) Konversionsymptome<br />
(multiple, besonders<br />
ausgestaltete, bizarre K.s.)<br />
d) Dissoziative Reaktionen,<br />
insbesondere hysterische<br />
Dämmerzustände <strong>und</strong><br />
Fuguezustände sowie<br />
Amnesien in Verbindung mit<br />
Bewußtseinsstörungen.<br />
e) Hypochondrie<br />
f) Paranoide <strong>und</strong><br />
hypochondrische Züge<br />
M. Heine<br />
311
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , deskriptive Analyse<br />
Ad 3:<br />
Polymorph-<br />
Perverse<br />
Tendenzen im<br />
Sexualverhalten:<br />
„Patienten mit einer manifesten<br />
sexuellen Deviation, in der sich<br />
verschiedenartige perverse Tendenzen<br />
kombinieren.“... Je chaotischer<br />
<strong>und</strong> vielgestaltiger die perversen<br />
Phantasien <strong>und</strong> Handlungen <strong>und</strong> je<br />
labiler die mit solchen Interaktionen<br />
verb<strong>und</strong>enen Objektbeziehungen<br />
sind, desto eher ist eine Borderline-<br />
Persönlichkeitsstruktur zu erwägen.<br />
Bizarre Perversionsformen, besonders<br />
wenn sie mit primitiven Aggressionsäußerungen<br />
oder auch mit einer<br />
Ersetzung genitaler durch urethrale<br />
<strong>und</strong> anale Triebziele (Urinieren,<br />
Defäzieren) einhergehen, erwecken<br />
ebenfalls den Verdacht auf das<br />
Vorliegen einer Borderline-Persönlichkeitsstruktur.“<br />
(Kernberg, 1978, S. 28)<br />
M. Heine<br />
312
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , deskriptive Analyse<br />
Ad 4:<br />
Impulsneurosen<br />
<strong>und</strong><br />
Süchte:<br />
Hiermit sind „bestimmte Formen von<br />
schweren Charakterstörungen“<br />
gemeint, „bei denen es chronisch<br />
immer wieder zu Impulsdurchbrüchen<br />
mit Befriedigung von Triebbedürfnissen<br />
kommt, <strong>und</strong> zwar mit der<br />
Besonderheit, daß diese Arten von<br />
Triebbefriedigung außerhalb der<br />
„triebhaften“ Episoden ich-dyston,<br />
während dieser Episoden aber ichsynton<br />
<strong>und</strong> sogar hochgradig lustvoll<br />
erlebt wird. Der Alkoholismus <strong>und</strong><br />
andere Süchte, aber auch bestimmte<br />
Formen psychogener Fettsucht <strong>und</strong><br />
Kleptomanie sind hierfür typische<br />
Beispiele (Kernberg, 1978, S. 29)<br />
M. Heine<br />
313
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , deskriptive Analyse<br />
Ad 5:<br />
Primitive<br />
Selbstdestruktivität:<br />
„Zu dieser Gruppe gehören unter<br />
anderem Patienten mit ausgeprägten<br />
selbstdestruktiven Zügen (die auch<br />
kein gut integriertes Über-Ich haben<br />
<strong>und</strong> auffallend wenig in der Lage sind,<br />
Schuldgefühle zu empfinden). Als<br />
typisches Beispiel hierfür sind<br />
Patienten anzuführen, die im Sinne<br />
einer unspezifischen Entlastung von<br />
Angst- <strong>und</strong> Spannungsgefühlen sich<br />
selbst Schnittw<strong>und</strong>en oder sonstige<br />
Verletzungen zufügen oder die in<br />
einer Stimmung von großer Wut, aber<br />
ohne eigentliche Depression, impulshafte<br />
Suizidversuche unternehmen<br />
(Kernberg, 1978, S. 38)<br />
M. Heine<br />
314
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Die<br />
strukturelle<br />
Analyse:<br />
Die strukturelle Analyse basiert<br />
auf der Abklärung, inwiefern<br />
a) unspezifische Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche<br />
b) primärprozeßhafte<br />
Denkformen<br />
c) spezifische Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche (wie sie durch<br />
das Überwiegen von primitiven<br />
Abwehrmechanismen<br />
repräsentiert werden)<br />
d) eine spezifische Störung der<br />
verinnerlichten Objektbeziehungen<br />
vorliegen.<br />
(vgl. Kernberg, 1978, S. 41)<br />
315<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Ad a):<br />
Unspezifische<br />
Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche<br />
1. Mangelhafte<br />
Angsttoleranz<br />
2. Mangelhafte<br />
Impulskontrolle<br />
3. Mangelhaft entwickelte<br />
Sublimierungen<br />
4. mangelhafte<br />
Differenzierung<br />
zwischen Selbst- <strong>und</strong><br />
Objektrepräsentanzen<br />
(vgl. Kernberg, 1978, S. 41)<br />
M. Heine<br />
316
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Ad a):<br />
Unspezifische<br />
Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche<br />
1. Mangelhafte<br />
Angsttoleranz<br />
„Eine mangelhafte Angsttoleranz<br />
läßt sich daran<br />
ermessen, inwieweit jede<br />
Steigerung von Angst über das<br />
gewohnte Maß hinaus zu<br />
weiterer Symptombildung,<br />
alloplastischen Verhaltensweisen<br />
oder tieferer Ich-<br />
Regression führt. Ich möchte<br />
betonen, daß es hier nicht auf<br />
das Ausmaß der Angst an sich<br />
ankommt, sondern darauf, wie<br />
das Ich auf jede zusätzliche<br />
Angstbelastung reagiert.“ M. Heine<br />
317
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Ad a):<br />
Unspezifische<br />
Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche<br />
2. Mangelhafte<br />
Impulskontrolle<br />
„Charakterstörungen vom Typ des<br />
sog. >>triebhaften Charakters>Mangel an Impulskontrolle
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Ad a):<br />
Unspezifische<br />
Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche<br />
2. Mangelhafte<br />
Impulskontrolle<br />
.... In solchen Fällen zeigt sich das<br />
Spezifische dieser Form von<br />
>>mangelhafter Impulskontrolle>Durchbrüche
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Ad a):<br />
Unspezifische<br />
Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche<br />
2. Mangelhafte<br />
Impulskontrolle<br />
„Etwas ganz anderes ist die<br />
unspezifische, globale Form<br />
mangelhafter Impulskontrolle,<br />
wie man sie typischerweise bei<br />
infantilen Persönlichkeiten<br />
findet. Sie erscheint hier in<br />
Form einer unberechenbaren,<br />
sprunghaften Impulsivität als<br />
unspezifische Reaktion auf<br />
jeden stärkeren Anstieg von<br />
Angst oder Triebspannungen<br />
gleich welcher Art.“ (Kernberg, 1978, S.<br />
42)<br />
M. Heine<br />
320
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Ad a):<br />
Unspezifische<br />
Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche<br />
3. Mangelhaft entwickelte<br />
Sublimierungen<br />
„Die mangelhafte Ausbildung von<br />
Sublimierungen ist wiederum<br />
schwer zu beurteilen, denn man muß<br />
hierzu unter anderem konstitutionell<br />
bedingte Fähigkeiten wie z. B. das<br />
Intelligenzniveau <strong>und</strong> besondere<br />
Fertigkeiten abschätzen <strong>und</strong><br />
Begabungen gegen tatsächliche<br />
Leistungen abwägen. Auch die soziale<br />
Umwelt des Patienten ist in Rechnung<br />
zu stellen. (Kernberg, 1978, S. 42)<br />
M. Heine<br />
321
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Ad a):<br />
Unspezifische<br />
Anzeichen von<br />
Ich-Schwäche<br />
3. Mangelhaft entwickelte<br />
Sublimierungen<br />
„Kreative Genußfähigkeit <strong>und</strong><br />
kreative Leistungsfähigkeit sind die<br />
beiden wichtigsten Aspekte der<br />
Sublimierungsfähigkeit: sie sind<br />
auch vielleicht die besten<br />
Indikatoren dafür, in welchem<br />
Ausmaß der Patient über eine<br />
konfliktfreie Ichsphäre verfügt, <strong>und</strong><br />
daher ist umgekehrt ihr Fehlen ein<br />
wichtiger Indikator für eine<br />
Ichschwäche.“ (Kernberg, 1978, S. 43)<br />
M. Heine<br />
322
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Ad b):<br />
Primärprozeßhafte<br />
Denkformen<br />
Primärprozeßhafte Denkabläufe bei<br />
Borderline-Patienten zeigen sich<br />
seltener in Form von formalen<br />
Denkstörungen, sondern eher in Form<br />
von<br />
1. Primitiven Phantasien<br />
2. einer verminderten Fähigkeit<br />
zur Berücksichtigung der<br />
formalen Gegebenheiten des<br />
Testmaterials<br />
3. der Verwendung formal<br />
auffälliger Formulierungen (vgl.<br />
Kernberg, 1978, S. 44)<br />
M. Heine<br />
323
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Ad c):<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Spezifische<br />
Anzeichen<br />
von Ich-<br />
Schwäche<br />
Spezifische Abwehrmechanismen auf<br />
dem Niveau der Borderline-<br />
Persönlichkeitsorganisation:<br />
Abwehr durch Teilung des Ichs<br />
– wobei ein Zustand, der ursprünglich<br />
schlicht Ausdruck mangelhafter<br />
Integration war, nun aktiv zu<br />
bestimmten Zwecken herbeigeführt<br />
wird -.<br />
1. Mechanismus der Spaltung<br />
2. Frühformen der Projektion,<br />
insbesondere die projektive<br />
Identifizierung.<br />
3. Primitive Idealisierung<br />
4. Grobe Verleugnung<br />
5. Omnipotenz <strong>und</strong> Entwertung<br />
(vgl. Kernberg, 1978, S. 45)<br />
324<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Ad d):<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , strukturelle Analyse<br />
Die spezifische<br />
Pathologie<br />
der verinnerlichten<br />
Objektbeziehungen<br />
- Unfähigkeit zur Synthese der<br />
>>guten>bösen /<br />
schlechten
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Ätiologie<br />
• Gespaltene Partial-Selbst- <strong>und</strong> Partial-Objekt-Repräsentanzen<br />
Part.-Selbst-Repr. -<br />
Part.-Selbst-Repr.+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
Part.-Objekt-Repr.-<br />
Part.-Objekt-Repr.+<br />
Part.-Selbst-Repr. -<br />
Part.-Selbst-Repr. +<br />
M. Heine<br />
326
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Ätiologie<br />
• Gespaltene Partial-Selbst- <strong>und</strong> Partial-Objekt-Repräsentanzen,<br />
• bei Dominanz negativ valenter Partial-Repräsentanzen<br />
Part.-Selbst-Repr. -<br />
Part.-Selbst-Repr.+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
Part.-Objekt-Repr.-<br />
Part.-Objekt-Repr.+<br />
Part.-Selbst-Repr. -<br />
Part.-Selbst-Repr. +<br />
M. Heine<br />
327
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• Normale Organisation<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Ätiologie<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
Part.-Selbst-Repr.+<br />
+<br />
Part.-Selbst-Repr.-<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
Part.-Objekt-Repr. +<br />
+<br />
Part.-Objekt-Repr. -<br />
M. Heine<br />
328
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Der<br />
wichtigsten<br />
ätiologischen<br />
Faktoren<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Ätiologie<br />
- ein Übermaß an primärer<br />
Aggression<br />
- oder auch an sek<strong>und</strong>ärer,<br />
frustrationsbedingter<br />
Aggression ;<br />
- weitere pathogene<br />
Faktoren sind vermutlich<br />
auch bestimmte<br />
Entwicklungsdefekte der<br />
primären Ich-Apparate<br />
<strong>und</strong> eine mangelhafte<br />
Angsttoleranz<br />
(vgl. Kernberg, 1978, S. 57)<br />
M. Heine<br />
329
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Ätiologie<br />
Konsequenzen:<br />
- Erstens wird durch die<br />
mangelhafte Legierung<br />
libidinöser mit aggressiven<br />
Triebabkömmlingen die<br />
normalerweise stattfindende<br />
Modulierung <strong>und</strong> Differenzierung<br />
der Affektdispositionen des Ichs<br />
erheblich beeinträchtigt, so daß<br />
eine dauernde Neigung zu<br />
primitiven Affektausbrüchen<br />
bestehen bleibt.<br />
(vgl. Kernberg, 1978, S. 57)<br />
M. Heine<br />
330
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Ätiologie<br />
Konsequenzen:<br />
- Weiterhin kann auch die<br />
besondere Affektdisposition, die<br />
etwas mit der Ichfähigkeit,<br />
Depression, Anteilnahme, <strong>und</strong><br />
Schuldgefühl zu empfinden, zu<br />
tun hat, gar nicht erlangt werden,<br />
solange positive <strong>und</strong> negative<br />
Introjektionen noch nicht<br />
zusammengekommen sind. ...<br />
Borderline–Patienten mangelt es<br />
oft an der Fähigkeit zu echten<br />
Schuldgefühlen <strong>und</strong> tiefer<br />
Anteilnahme gegenüber anderen<br />
Menschen.<br />
(vgl. Kernberg, 1978, S. 57)<br />
M. Heine<br />
331
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Ätiologie<br />
Alternative ätiologische<br />
Annahmen:<br />
- These von Abend et al.:<br />
- Die Spaltung im Erleben des Kleinkindes<br />
sei nicht Ausdruck der normalen<br />
Entwicklung, sondern stelle<br />
sich bereits als Folge einer pathologischen<br />
frühen Entwicklung dar.<br />
- Kritik von Wurmser:<br />
- Mit der Akzentuierung des ichstrukturellen<br />
Defizits gehe die Gefahr<br />
einher, die Konflikthaftigkeit der<br />
Innenwelt von Borderline–Patienten<br />
nicht genau genug wahrzunehmen.<br />
- Kritik <strong>und</strong> These von Fonagy, Target,<br />
Gergely <strong>und</strong> Jurist:<br />
- Die Disposition zur Herausbildung<br />
einer Borderline-Störung gehe darauf<br />
zurück, daß der Patient nicht die<br />
Möglichkeit hatte, sich hinreichend<br />
die Fähigkeit zur Mentalisierung<br />
anzueignen, sondern auf den sog.<br />
Äquivalenzmodus fixiert blieb.<br />
M. Heine<br />
332
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Charakterzüge<br />
Typische<br />
Charakterzüge<br />
der Patienten mit<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeitsstruktur<br />
:<br />
- „Sobald sich eine Situation<br />
ergibt, aus der normalerweise<br />
eine tiefere zwischenmenschliche<br />
Beziehung<br />
entstehen könnte, zeigt sich<br />
die Unfähigkeit dieser<br />
Patienten zu wirklicher<br />
Einfühlung <strong>und</strong> echtem<br />
Mitgefühl, ihre unrealistisch<br />
verzerrte Wahrnehmung<br />
anderer Personen <strong>und</strong> die<br />
dem Selbstschutz dienende<br />
Flachheit ihrer emotionalen<br />
Beziehungen.“<br />
- (Kernberg, 1978, S. 58)<br />
M. Heine<br />
333
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Typische<br />
Charakterzüge<br />
der Patienten mit<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeits<br />
struktur :<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Charakterzüge<br />
- „Ein weiterer Wesenszug dieser<br />
Patienten betrifft die insgesamt<br />
stark mit Aggression durchsetzten<br />
prägenitalen <strong>und</strong> genitalen<br />
Triebziele, die in ihrem Verhalten<br />
mehr oder weniger subtil oder<br />
auch in primitiverer, direkterer<br />
Form zum Ausdruck kommen.<br />
Unverhüllte ausbeuterische<br />
Tendenzen, eine maßlose<br />
Ansprüchlichkeit <strong>und</strong> die<br />
rücksichtslose <strong>und</strong> taktlose<br />
Manipulation anderer Menschen<br />
sind nur einige der Züge, die sich<br />
leicht feststellen lassen. Die<br />
schon erwähnte Tendenz zur<br />
Entwertung der Objekte gehört<br />
ebenfalls dazu.“<br />
- (Kernberg, 1978, S. 59f)<br />
M. Heine<br />
334
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Entwicklung<br />
psychotherapeutischer<br />
Techniken für<br />
die<br />
Behandlung<br />
von Borderline-<br />
Patienten<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Seit der Erstveröffentlichung des<br />
Buches: `Borderline Conditions and<br />
pathological Narcissism´, von Kernberg<br />
im Jahr 1975 wurde der psychodynamische<br />
Ansatz zur Behandlung von<br />
Borderline- <strong>und</strong> narzißtischen Persönlichkeiten<br />
stetig weiterentwickelt, wie<br />
sich dies in einer Unzahl an Literatur zu<br />
diesem Thema niederschlägt (sh.<br />
Literaturverzeichnis). Später wurden die<br />
Behandlungskonzepte auch auf andere<br />
schwere Persönlichkeitsstörungen<br />
bezogen. Eine Autorengruppe um<br />
Kernberg hat sich in ihrer vorläufig<br />
letzten sehr detaillierten Darstellung der<br />
Behandlungsmethodik darum bemüht,<br />
ein Manual zur Psychotherapie der<br />
Borderline-Persönlichkeit vorzulegen.<br />
335<br />
M. Heine
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg<br />
(2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Prinzipien der übertragungsfokussierten<br />
Psychotherapie<br />
(Transference-Focused<br />
Psychotherapy, TFP)<br />
- „Die Schwerpunkte <strong>und</strong><br />
strategischen Prinzipien der<br />
übertragungs-fokussierten<br />
Psychotherapie (TFP) basieren<br />
auf einem objektbeziehungstheoretischen,<br />
psychodynamischen<br />
Verständnis der<br />
Persönlichkeitsstörung .... .“<br />
M. Heine<br />
336
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
„Das hier dargestellte Therapieverfahren<br />
ist primär darauf ausgerichtet,<br />
an den unreifen Abwehrmechanismen<br />
anzusetzen, wie sie für die Borderline-<br />
Störung charakteristisch sind.“<br />
Es ist zu erwarten, daß „sich in der<br />
psychodynamischen Therapie eine<br />
spezifische Beziehung entwickelt, in<br />
der diese unreifen Abwehrmechanismen<br />
in ihrem vollen Ausmaß aktiviert<br />
werden. Der Therapeut versucht, diese<br />
Abwehr nicht zu unterdrücken, sondern<br />
sie dem Patienten verstehbar <strong>und</strong> in<br />
ihrer bisherigen Funktion bewußt zu<br />
machen.“<br />
M. Heine<br />
337
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
„Das Hauptziel der TFP<br />
besteht darin, die typischen Muster in<br />
den internalisierten Objektbeziehungen<br />
bei Patienten mit einer Borderline-<br />
Persönlichkeitsorganisation zu<br />
verändern, die zu den wiederkehrenden<br />
fehlangepaßten Verhaltensweisen <strong>und</strong><br />
den chronischen affektiven <strong>und</strong><br />
kognitiven Störungen führen, die für<br />
diese Psychopathologie<br />
charakteristisch sind. …<br />
→<br />
M. Heine<br />
338
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Aus unserer Sicht beinhaltet eine<br />
tiefgreifende Veränderung der psychischen<br />
Gr<strong>und</strong>struktur auch eine Lockerung der<br />
fixierten internalisierten Objektbeziehungen<br />
<strong>und</strong> eine Integration der abgespaltenen<br />
Selbst- <strong>und</strong> Objektrepräsentanzen in ausgewogenere,<br />
reifere <strong>und</strong> flexiblere Vorstellungen<br />
von sich selbst <strong>und</strong> den anderen. ...<br />
Eine derartige Veränderung ... wird schrittweise<br />
erreicht, indem er (der Patient) in der<br />
therapeutischen Beziehung erlebt, wie ihn<br />
der Therapeut immer wieder unterstützt,<br />
sich seiner gespaltenen <strong>und</strong> polarisierten<br />
Selbst- <strong>und</strong> Objektrepräsentanzen bewußt<br />
zu werden, die für die Heftigkeit <strong>und</strong> das<br />
Chaos in seinem subjektiven Erleben<br />
verantwortlich sind.“ ...<br />
339<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
„Das gr<strong>und</strong>legende Konzept der<br />
psychodynamischen Therapie<br />
von Persönlichkeitsstörungen<br />
besteht darin, die Pathologie des<br />
Patienten als eine im „Hier-<strong>und</strong>-Jetzt“<br />
stattfindende unbewußte Wiederholung<br />
pathogener, internalisierter<br />
Beziehungserfahrungen aus der<br />
Vergangenheit anzusehen. Unbewußte<br />
Konflikte der Vergangenheit, die als<br />
internalisierte Beziehungsmuster in der<br />
Psyche verankert sind, werden<br />
symbolisch immer wieder reinszeniert<br />
<strong>und</strong> vom Patienten als aktuelle Realität<br />
erlebt.“<br />
340<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
„Übertragungen …<br />
(sind) Wiederholungen von Objektbeziehungsmustern<br />
in der Gegenwart, die auf<br />
frühen internalisierten <strong>und</strong> in der<br />
psychischen Struktur niedergeschlagenen<br />
Erfahrungen – häufig in verzerrter Form –<br />
beruhen; die so entstandenen Strukturen<br />
bestimmen das gegenwärtige Erleben von<br />
Realität <strong>und</strong> Beziehungen des Betreffenden.<br />
Bei Borderline-Patienten enthalten die internalisierten<br />
Beziehungsmuster primitive Anteile<br />
<strong>und</strong> führen zu pathologischen Beziehungen<br />
zum Selbst <strong>und</strong> zu anderen Personen.<br />
Die pathologischen Muster entfalten sich in<br />
den Reaktionen des Patienten auf den<br />
Therapeuten <strong>und</strong> stellen die wichtigsten<br />
Mittel für das Verstehen <strong>und</strong> Intervenieren in<br />
der inneren Welt des Patienten dar.“ (S. 59)<br />
341<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Die Therapieziele werden durch<br />
die drei folgenden strategischen<br />
Prinzipien erreicht:<br />
das Erkennen der dominanten Objektbeziehungsmuster<br />
des Patienten, wie<br />
sie sich in der Übertragungsbeziehung<br />
zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient<br />
darstellen;<br />
die Analyse des Rollenwechsels<br />
(beispielsweise wenn der Pat.<br />
unbewußt zwischen der Opfer- <strong>und</strong> der<br />
Täterrolle hin <strong>und</strong> her wechselt.)<br />
die Integration positiver <strong>und</strong> negativer<br />
Sichtweisen von sich selbst (Opfer-<br />
Täter) <strong>und</strong> wichtigen Bezugspersonen.<br />
342<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
„Die drei Gr<strong>und</strong>bestandteile<br />
der Interventionstechnik<br />
… sind Klärung, Konfrontation<br />
<strong>und</strong> Deutung der<br />
Übertragungsbeziehung<br />
zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient<br />
im "Hier-<strong>und</strong>-Jetzt“.“<br />
343<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Klärung, Konfrontation,<br />
Deutung<br />
Klärung besteht darin, dass der<br />
Therapeut das subjektive Erleben<br />
des Patienten mit seinen unklaren<br />
oder verwirrenden Anteilen so lange<br />
bespricht, bis entweder der Patient<br />
sich verwirrt fühlt, weil ein<br />
Widerspruch zutage getreten ist,<br />
oder aber beide, Therapeut <strong>und</strong><br />
Patient, genau verstanden haben,<br />
was besprochen wurde.<br />
344<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Klärung, Konfrontation,<br />
Deutung<br />
Konfrontation bedeutet, dass der<br />
Therapeut zuvor geklärte Informationen,<br />
die einander widersprechen, in<br />
Konflikt miteinander stehen oder<br />
keinen Sinn ergeben, zusammenträgt<br />
<strong>und</strong> den Patienten dann taktvoll mit<br />
diesem Material konfrontiert. Vor allem<br />
in den frühen <strong>und</strong> mittleren Phasen<br />
der Therapie werden die Schritte<br />
Klärung <strong>und</strong> Konfrontation vor den<br />
Deutungen den Vorrang haben.<br />
345<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Klärung, Konfrontation,<br />
Deutung<br />
Deuten heißt in diesem<br />
Therapieverfahren in erster Linie,<br />
Objektbeziehungen bewusst zu<br />
machen, die unbewusst erlebt werden<br />
<strong>und</strong> sich entweder im Agieren oder in<br />
körperlichen Symptomen äußern.<br />
Der Deutungsprozeß besteht<br />
schließlich darin, klare Hypothesen zu<br />
den beobachteten Widersprüchen <strong>und</strong><br />
Gegensätzen aufzustellen, so dass<br />
diese verstehbar werden.<br />
346<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Gr<strong>und</strong>prinzip der<br />
psychodynamischen Therapie<br />
von einer Position der<br />
technischen Neutralität aus zu<br />
intervenieren.<br />
– „Technische Neutralität ist unentbehrlich<br />
in der TFP, weil diese Position es<br />
dem Therapeuten erlaubt, alle an den<br />
Konflikten des Patienten beteiligten<br />
Kräfte zu beobachten, zu verstehen<br />
<strong>und</strong> die Interaktion zwischen ihnen zu<br />
analysieren.<br />
– Beibehalten der technischen<br />
Neutralität bedeutet nicht, mit dem<br />
Patienten oberflächlich <strong>und</strong><br />
emotionslos umzugehen.“<br />
347<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Schritte in der Formulierung<br />
von Deutungen<br />
a) Erkennen <strong>und</strong> Benennen der aktuell<br />
aktivierten Objektbeziehung.<br />
b) Klärung, wer innerhalb der Dyade<br />
zu welchem Zeitpunkt gerade welche<br />
Position einnimmt.<br />
c) Integration der voneinander<br />
abgespaltenen Rollen in der<br />
Übertragungssituation.<br />
348<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Prinzipien zum Erreichen<br />
therapeutischer Ziele<br />
Der Patient bestimmt den Inhalt der<br />
St<strong>und</strong>e.<br />
Der Therapeut fokussiert die Themen,<br />
bei denen der Affekt des Patienten am<br />
intensivsten ist.<br />
Auf das Material achten, das direkt<br />
oder indirekt auf den Therapeuten<br />
Bezug nimmt, „da sich der Affekt des<br />
Pat. oftmals auf das Hier-<strong>und</strong>-Jetzt“ in<br />
der Therapie bezieht.<br />
<br />
349<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Prinzipien zum Erreichen<br />
therapeutischer Ziele<br />
„In der frühen Phase der Therapie eines Borderline-Patienten<br />
ist es - ... – typisch, dass der<br />
Patient verbal die am wenigsten wichtige Information<br />
übermittelt <strong>und</strong> dass sich die tieferen,<br />
die bedeutsameren <strong>und</strong> vorwiegend unbewußten<br />
Informationen durch sein Verhalten <strong>und</strong> in<br />
der Gegenübertragung des Therapeuten<br />
mitteilen.“<br />
Registrieren, welcher der drei Informationskanäle<br />
am stärksten affektiv besetzt ist.<br />
<br />
350<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Prinzipien zum Erreichen<br />
therapeutischer Ziele<br />
„Während Übertragung <strong>und</strong> Gegenübertragung<br />
bei Borderline-Patienten in der Regel rasch<br />
wechseln, muss der Therapeut neben den sich<br />
ständig verändernden Gegenübertragungsgefühlen<br />
auch seine anhaltende Gegenübertragungsdisposition<br />
prüfen.“<br />
„Bei Borderline-Patienten besteht ein recht<br />
hohes Risiko eines gefährlichen Gegenübertragungsagierens.<br />
... „Der Therapeut läuft vor<br />
allem Gefahr, projizierte Aggression in<br />
Handlung umzusetzen, indem er bei Verhaltensweisen<br />
des Patienten, die gefährdend für die<br />
Therapie sind, „mitspielt“ oder sie nicht<br />
konfrontiert.“<br />
351<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategische Prinzipien<br />
der Behandlung in<br />
Gr<strong>und</strong>zügen<br />
Ziel der TFP ist es, Patienten mit Borderline-<br />
Persönlichkeitsorganisation zu helfen,<br />
mehrdimensionale, zusammenhängende <strong>und</strong><br />
integrierte Bilder von sich <strong>und</strong> anderen zu<br />
entwickeln. ... Der Therapeut zeigt dem<br />
Patienten hierzu die jeweils aktivierten Teil-<br />
Selbst- <strong>und</strong> Teil-Objektbilder <strong>und</strong> die Abwehrmechanismen<br />
auf, die deren<br />
Aufrechterhaltung als nicht integrierte<br />
Fragmente vollständiger Selbst- <strong>und</strong><br />
Objektrepräsentanzen dienen.<br />
352<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 1:<br />
Definieren der dominanten<br />
Obektbeziehungen<br />
Schritt 1: Erleben der Verwirrung -> häufig schon in<br />
der ersten St<strong>und</strong>e beunruhigende, gespannte,<br />
bedrohliche oder konfuse Atmosphäre. Die<br />
Verwirrung verstärkt im Therapeuten das Gefühl<br />
von Hilflosigkeit. Der Therapeut sollte die<br />
Verwirrung unvoreingenommen auf sich wirken<br />
lassen <strong>und</strong> sollte aufmerksam auf die spezifische<br />
Qualität der in ihm ausgelösten Gefühle achten<br />
(Gegenübertragung) achten, da sie ihm als<br />
wichtiger Hinweis auf einen derzeit im Patienten<br />
aktiven gleichartigen oder komplementären<br />
Gefühlszustand dienen kann.<br />
353<br />
M. Heine
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Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 1:<br />
Definieren der dominanten<br />
Obektbeziehungen<br />
‣ Schritt 2: Erkennen der dominanten<br />
Objektbeziehungen<br />
‣ Rückschlüsse über die internalisierten<br />
Objekte können lediglich aus den<br />
wiederhergestellten Interaktionsmustern des<br />
Patienten in seinen Beziehungen zu anderen<br />
Personen, insbesondere zum Therapeuten,<br />
gezogen werden. ... Indem der Therapeut sich<br />
die Rollen verdeutlicht, die der Patient gerade<br />
einnimmt bzw. dem Therapeuten zuschreibt,<br />
kann er ein lebendiges Bild der Repräsentanzenwelt<br />
des Patienten gewinnen.<br />
354<br />
M. Heine
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Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 1:<br />
Definieren der dominanten<br />
Obektbeziehungen<br />
‣ Schritt 3: Benennen der Akteure<br />
‣ Deuten dann, wenn der Patient noch emotional<br />
beteiligt, die Intensität des Affekts aber im<br />
Abnehmen begriffen ist. „Der Therapeut sollte den<br />
Prozess so genau wie möglich beschreiben <strong>und</strong><br />
Details erfassen, welche die Individualität des<br />
Patienten widerspiegeln.“ Metaphern bieten oft eine<br />
schöne Möglichkeit der Verdichtung, um die<br />
Komplexität von Selbst- <strong>und</strong> Objektvorstellungen zu<br />
erfassen. ….“<br />
355<br />
M. Heine
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Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 1:<br />
Definieren der dominanten<br />
Obektbeziehungen<br />
‣ Schritt 4: Beobachten der Reaktion des<br />
Patienten<br />
‣ Nach Benennen der aktivierten Teil-Selbst- bzw.<br />
Teil-Objekt-Dyade aufmerksam die Reaktionen des<br />
Patienten beobachten! Mögliche Varianten:<br />
‣ a) Die beschriebene Selbst-Objekt-Interaktion wird<br />
noch verstärkt.<br />
‣ b) Es kommt zum Rollentausch, z. B. benanntes<br />
Selbstbild wird auf den Therapeuten projiziert ...<br />
‣ c) Die Charakterisierung kann zu erkennbarer<br />
Einsicht führen. Der Patient liefert weiteres<br />
entsprechendes, auch neues Material.<br />
356<br />
M. Heine
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Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 1:<br />
Definieren der dominanten<br />
Obektbeziehungen<br />
‣ Schritt 4: Beobachten der Reaktion des<br />
Patienten<br />
‣ Plötzliche Aktivierung einer andersartigen<br />
Objektbeziehungsdyade.<br />
‣ Eine zutreffende Rollenbeschreibung kann auch auf<br />
totale Ablehnung stoßen.<br />
• „Mit Fortschreiten der Therapie werden zutreffende<br />
Interventionen häufiger zu einer Verlagerung weg<br />
von den geschilderten Dyaden <strong>und</strong> hin zu einer<br />
Aktivierung einer entgegengesetzten Dyade führen.<br />
Einander entgegengesetzte Selbst- <strong>und</strong> einander<br />
entgegengesetzte Objektrepräsentanzen können<br />
dann innerhalb einer einzigen Sitzung präsent sein.<br />
In diesem Fall kann die Deutung der Spaltung für<br />
den Patienten besonders bedeutsam sein.“ ....<br />
357<br />
M. Heine
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Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 2:<br />
Beobachten <strong>und</strong> Deuten<br />
der Rollenwechsel<br />
• „Der Therapeut sollte für jeden Patienten<br />
eine Reihe von Charakteren festlegen<br />
<strong>und</strong> die einzelnen Akteure mit Hilfe von<br />
Adjektiven so genau wie möglich<br />
beschreiben.<br />
• Üblicherweise werden die Rollen<br />
alternierend gespielt. .... ... ist sich der<br />
Patient häufig nicht im klaren, welche<br />
Rolle er gerade einnimmt ...“<br />
• Ein Rollenwechsel geht häufig dann vor<br />
sich, wenn der Therapeut plötzlich den<br />
Eindruck hat, den Faden verloren zu<br />
haben.<br />
358<br />
M. Heine
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Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
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Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 3:<br />
Beobachten <strong>und</strong> Deuten der<br />
Zusammenhänge zwischen sich<br />
gegenseitig abwehrenden<br />
Objektbeziehungsdyaden<br />
„In der Arbeit mit Borderline-Patienten muß der<br />
Therapeut nicht nur die unterschiedlichen Zerrbilder,<br />
aus denen sich die Dyaden zusammensetzen,<br />
<strong>und</strong> die Oszillationen zwischen Selbst- <strong>und</strong><br />
Objektrepräsentanzen innerhalb dieser Dyaden<br />
herausarbeiten, sondern er muß außerdem die<br />
Funktion erkennen, die eine Dyade in der Beziehung<br />
zu einer anderen ausüben kann, um die Fragmentierung<br />
<strong>und</strong> die Konflikte in der inneren Welt des<br />
Patienten vollständig verstehen zu können.“<br />
359<br />
M. Heine
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Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 4:<br />
Integrieren der<br />
abgespaltenen Teil-Objekte<br />
‣ Kennzeichen der schrittweisen Integration<br />
von seiten des Patienten:<br />
‣ „Äußerungen des Patienten, die entweder eine<br />
Erweiterung oder eine zusätzliche Klärung der<br />
Kommentare des Therapeuten enthalten.<br />
‣ Bewahren <strong>und</strong> Tolerieren von bewußt<br />
gewordenem Haß.<br />
‣ Toleranz von Phantasien <strong>und</strong> Öffnung eines<br />
Übergangsraums<br />
‣ Toleranz <strong>und</strong> Fähigkeit zur Integration von<br />
Deutungen primitiver Abwehrmechanismen,<br />
insbesondere der projektiven Identifizierung.<br />
‣ Durcharbeiten des pathologischen<br />
Größenselbst in der Übertragung.<br />
360<br />
M. Heine
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Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Clarkin,<br />
Yeomans,<br />
Kernberg (2001) :<br />
Psychotherapie<br />
der<br />
Borderline-<br />
Persönlichkeit<br />
Strategisches Prinzip 4:<br />
Integrieren der<br />
abgespaltenen Teil-Objekte<br />
‣ Kennzeichen der schrittweisen Integration von<br />
seiten des Patienten:<br />
‣ Änderungen in dominanten Übertragungsthemen.<br />
‣ Die Fähigkeit, Schuldgefühle zu erleben <strong>und</strong> in eine<br />
depressive Position einzutreten. ... Diese Position<br />
ist insofern depressiv, als das Individuum den<br />
Verlust des primitiven idealen Objekts betrauern<br />
<strong>und</strong> die Realität akzeptieren muß, daß es kein<br />
ideales Objekt gibt.“ ... Das „Gefühl von Schuld <strong>und</strong><br />
Sorge geht einher mit dem Bemühen, ambivalent<br />
geliebten Objekten gegenüber etwas wiedergutzumachen;<br />
es bildet die Gr<strong>und</strong>lage für eine reifere<br />
Abhängigkeit, Dankbarkeit <strong>und</strong> Kooperation in der<br />
Arbeit mit dem Therapeuten <strong>und</strong> auch für eine<br />
Ausdehnung dieser Fähigkeiten auf Beziehungen<br />
außerhalb des therapeutischen Rahmens.“<br />
361<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische<br />
Verhaltenstherapie“:<br />
Die DVT kombiniert eine Gruppenbehandlung<br />
mit einer Einzelpsychotherapie,<br />
in der psychodynamische<br />
Ansätze, verhaltenstherapeutische<br />
Techniken <strong>und</strong> Pharmakotherapie zur<br />
Anwendung kommen.<br />
Der Fokus der DVT<br />
… wird auf die schweren dysfunktionalen<br />
Verhaltensmuster, einschließlich des<br />
suizidalen Verhaltens, gelegt.<br />
362<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische<br />
Verhaltenstherapie“:<br />
• Die theoretischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der Behandlung<br />
-> werden gebildet durch<br />
• eine biosoziale Theorie,<br />
• dialektisch philosophische<br />
Annahmen,<br />
• die Zen-Prinzipien <strong>und</strong><br />
• die verhaltenstheoretisch<br />
f<strong>und</strong>ierten Prinzipien, die nach<br />
wie vor die Auswahl der<br />
Strategien bestimmen.<br />
363<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische<br />
Verhaltenstherapie“:<br />
Der Begriff „kognitiv“ wurde<br />
ersetzt durch den Begriff<br />
„dialektisch“<br />
-> weil die Behandlung nicht mehr auf<br />
einer kognitiven Theorie der Verhaltens<strong>und</strong><br />
emotionalen Dysfunktion basiert;<br />
„weil ein breiterer, theoretischer<br />
Rahmen benötigt wurde, der die<br />
modifizierte philosophische,<br />
theoretische <strong>und</strong> technische Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Behandlung umfassen konnte.<br />
364<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
Basishypothese:<br />
Die DVT geht davon aus, daß „die<br />
Verhaltensmuster bei der Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
entweder funktionell in Beziehung zu<br />
einer f<strong>und</strong>amentalen Dysregulation<br />
des emotionalen Systems stehen<br />
oder unvermeidbare Konsequenzen<br />
dieser Dysregulation sind. …<br />
365<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
„Diese systemische Dysregulation ist<br />
eine Folge von emotionaler<br />
Vulnerabilität in Kombination mit<br />
ausgeprägten Schwierigkeiten,<br />
emotionale Reaktionen zu steuern.“<br />
Emotionale Vulnerabilität<br />
hohe Sensitivität für emotionale Reize<br />
heftige emotionale Reaktionen<br />
langsame Rückkehr zur Baseline<br />
366<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
„Defizite in der Regulation von Emotionen sieht<br />
Linehan „möglicherweise verursacht“ dadurch,<br />
daß Borderline-Patienten nicht hinreichend in der<br />
Lage sind:<br />
stimmungsabhängige dysfunktionale<br />
Verhaltensweisen zu hemmen;<br />
ihr Verhalten auf Ziele auszurichten, unabhängig von<br />
momentanen Stimmungen;<br />
ihre physiologische Erregung situationsadäquat zu<br />
steigern oder zu verringern;<br />
die Aufmerksamkeit von emotional erregenden<br />
Reizen abzuziehen;<br />
dem emotionalen Erleben (zu begegnen(?)), ohne<br />
sofortigen Rückzug oder ohne weitere extreme<br />
negative Emotion zu entwickeln.<br />
367<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische<br />
Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
Die Mechanismen der initialen Dysregulation<br />
seien unklar geblieben!<br />
Allerdings geht Linehan davon aus, „daß<br />
biologische Faktoren eine wichtige Rolle<br />
spielen würden.“ Diese könnten sich<br />
zusammensetzen aus genetischen<br />
Einflüssen, pränatalen Faktoren <strong>und</strong><br />
traumatischen Kinheitserlebnissen, die die<br />
Entwicklung des Gehirns <strong>und</strong> des<br />
Nervensystems betreffen.<br />
368<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
•<br />
Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
Aus der Perspektive von Linehan haben Emotionen eine<br />
kognitive Bewertungskomponente, eine physiologische<br />
oder biochemische Komponente, eine<br />
phänomenologische Erfahrungskomponente, eine<br />
muskuläre <strong>und</strong> mimische Komponente, <strong>und</strong> eine<br />
Handlungskomponente.[1]<br />
„Es ist das System, das dysreguliert ist.“<br />
[1] Eine kommunikative Komponente von Emotionen findet auffälligerweise keine<br />
Erwähnung.<br />
Linehan betont, daß - angeblich im Unterschied zu<br />
anderen Theorien - die DVT annehme, daß die<br />
Regulation <strong>und</strong> Toleranz aller Emotionen<br />
dysfunktional vonstatten gehe. Daraus leite sich<br />
das Postulat ab, spezifisch emotionale<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Dysregulationen im jeweiligen<br />
Einzelfall „äußerst gründlich“ zu erfassen.<br />
369<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische<br />
Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
Invalidierende Umfelder<br />
Damit sich eine Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörung entwickelt,<br />
reicht eine anfängliche temperamentsbedingte<br />
Vulnerabilität gegenüber<br />
emotionaler Dysregulation nicht aus.<br />
Hinzutreten müsse ein sog.<br />
„invalidierendes Umfeld“.<br />
370<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische<br />
Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
Invalidierende Umfelder<br />
• Tendenz, persönliche Erfahrungen zu<br />
negieren <strong>und</strong> / oder unberechenbar <strong>und</strong><br />
unangemessen (?) auf sie zu reagieren;<br />
• Insbesondere emotionale Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Interpretationen von Ereignissen<br />
werden oft als nicht angemessene<br />
Reaktionen betrachtet, werden bestraft,<br />
trivialisiert, abgetan oder nicht beachtet, <strong>und</strong><br />
/ oder sie werden auf sozial unakzeptierte<br />
Eigenschaften zurückgeführt, z. B. auf<br />
Überempfindlichkeit, Boshaftigkeit e.t.c.<br />
371<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische<br />
Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
Invalidierende Umfelder<br />
• Es werden negative Emotionen unterstellt<br />
(Projektionen) <strong>und</strong> zugleich werden negative<br />
Affekte kaum geduldet.<br />
• Die Notwendigkeit der Kontrolle von<br />
Emotionen wird sehr betont.<br />
• Tendenz, das Verhalten vor allem durch<br />
Strafen zu regulieren.<br />
• Linehan geht davon aus, daß sexueller<br />
Missbrauch der Prototyp des invalidierenden<br />
Umfeldes für Kinder sei.<br />
372<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />
Biosoziale Theorie<br />
Invalidierende Umfelder<br />
• Die Betroffenen würden auf diese Weise lernen,<br />
ihren inneren Zuständen zu misstrauen, <strong>und</strong><br />
würden stattdessen in ihrer Umgebung nach<br />
Anhaltspunkten dafür suchen, wie sie zu handeln,<br />
zu denken <strong>und</strong> zu fühlen hätten. (gilt vor allem für<br />
die abhängige Persönlichkeitsstörung oder / <strong>und</strong><br />
das sog. „falsche Selbst (Winicott))<br />
• In auffälliger Übereinstimmung mit gleichlautenden<br />
Formulierungen der Psychodynamik versteht<br />
Linehan „die für die Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />
charakteristischen dysfunktionalen Verhaltensweisen<br />
als fehlangepaßte Lösungsversuche<br />
für überwältigenden, äußerst schmerzhaften<br />
negativen Affekt“.<br />
373<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />
Richtlinien für die kognitive Therapie der<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
• - Interventionen sind am wirksamsten, wenn sie<br />
auf einer individualisierten Konzepterstellung der<br />
Probleme des Klienten beruhen.<br />
• - Es ist sowohl für den Therapeuten als auch für<br />
den Klienten wichtig, miteinander auf klar<br />
festgelegte, gemeinsame Ziele hinzuarbeiten.<br />
• - Es ist wichtig, der Therapeut-Klient-Beziehung<br />
mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich zu<br />
schenken. -> Das, was im psychoanalytischen<br />
Bezugsrahmen „Übertragung“ genannt wird, seien<br />
„aus kognitiver Sicht Übergeneralisierte<br />
Überzeugungen <strong>und</strong> Erwartungen, die der Klient in<br />
Beziehungen zu Bezugspersonen erworben hat.<br />
• - Überlegen Sie, mit therapeutischen Schritten zu<br />
beginnen, die kein ausführliches Sich-Öffnen<br />
erfordern.<br />
• - Interventionen, die das Gefühl der<br />
Selbstwirksamkeit des Klienten stärken,<br />
reduzieren oft die Intensität seiner Symptomatik<br />
<strong>und</strong> erleichtern andere Interventionen.“<br />
374<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
Borderline-Störungen<br />
Störungen, , Psychotherapie<br />
Marsha M.<br />
Linehan (1996) :<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
dialektischen<br />
Verhaltenstherapie<br />
bei Borderline-<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
In: Schmitz, Fydrich,<br />
Limbacher: Persönlichkeitsstörungen:<br />
Diagnostik <strong>und</strong><br />
Psychotherapie, Beltz-<br />
Verlag, Weinheim, 1996,<br />
S. 179 – 199<br />
Die „dialektische Verhaltenstherapie“:<br />
Richtlinien für die kognitive Therapie der<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
• - Verlassen Sie sich nicht hauptsächlich auf verbale<br />
Interventionen. -> Hierarchie von Verhaltensexperimenten<br />
• - Bemühen Sie sich, die Ängste Ihres Klienten zu<br />
erkennen <strong>und</strong> anzusprechen, bevor sie Veränderungen<br />
initiieren.<br />
• - Helfen Sie dem Klienten, angemessen mit aversiven<br />
Emotionen umzugehen.<br />
• - Rechnen Sie mit Problemen hinsichtlich der<br />
Compliance.<br />
• - Gehen Sie nicht davon aus, daß der Klient in einem<br />
„vernünftigen“ Umfeld lebt. -> Bei der Initiierung von<br />
Veränderungen ist es (daher) wichtig, die zu erwartenden<br />
Reaktionen der Bezugspersonen im Umfeld des Klienten<br />
einzuschätzen, anstatt nur anzunehmen, sie seien<br />
angemessen.<br />
• - Achten Sie während des Therapieverlaufs auf ihre<br />
eigenen emotionalen Reaktionen. -> „Da emotionale<br />
Reaktionen nicht zufällig entstehen, ist eine<br />
außergewöhnlich starke Gefühlsregung wahrscheinlich<br />
eine Reaktion auf einen bestimmten Aspekt des<br />
Klientenverhaltens.“<br />
• - Seien Sie realistisch hinsichtlich der Dauer <strong>und</strong> der Ziele<br />
der Therapie sowie der Maßstäbe, die Sie an sich legen. 375<br />
M. Heine
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Der hysterische Charakter<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Charakter-<br />
neurose<br />
M. Heine<br />
• Als auffällige Persönlichkeitszüge treten<br />
in Erscheinung:<br />
• Fordernde Abhängigkeit,<br />
Egozentrismus, , Bedürfnis,<br />
Aufmerksamkeit zu gewinnen, evtl.<br />
Theatralik, Exhibitionismus, Angst vor<br />
der Sexualität, Labilität des Affektes,<br />
(oft unbewußte) sexuelle Provokation<br />
<strong>und</strong> Suggestibilität, wodurch sie den<br />
Eindruck von Inauthentizität<br />
vermitteln, u. U. auch Pseudologia<br />
phantastica.<br />
376
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Der hysterische Charakter<br />
• Die Partnerbeziehungen der<br />
hysterischen Persönlichkeit:<br />
• Charakteristisch sind häufige Szenen<br />
<strong>und</strong> ein immer wieder erneutes Her-<br />
stellen der als problematisch erkannten<br />
Arrangements. Daraus entwickelt sich<br />
oft die sog. "sado"<br />
sado-masochistische<br />
Kampfehe". Hysterische Frauen wählen<br />
als Partner oft zwanghaft-depressive<br />
Männer <strong>und</strong> umgekehrt, nach Willi<br />
handelt es sich dabei um eine<br />
spezifische neurotische Kollusion.<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Charakter-<br />
neurose<br />
M. Heine<br />
377
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Der hysterische Charakter<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Charakter-<br />
neurose<br />
M. Heine<br />
• Psychogenese <strong>und</strong> zugr<strong>und</strong>eliegende<br />
Dynamik<br />
• Pathogenese: : konstitutioneller Faktor.<br />
• Entwicklungsstörungen lassen sich<br />
insbesondere in der oralen Phase, dort<br />
besonders bei der Abhängigkeitsthe-<br />
matik, , <strong>und</strong> in der ödipalen Entwicklung<br />
mit einer Fixierung an den gegen-<br />
geschlechtlichen Elternteil nachweisen.<br />
378
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Merkmale der histrionischen<br />
Spezielle<br />
Persönlichkeitsstörung (ICD<br />
10: F 60.4)<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Die histrio-<br />
nische Per-<br />
sönlichkeit<br />
M. Heine<br />
• Dramatisierung bezügl. . der eigenen Person,<br />
theatralisches Verhalten, übertriebener<br />
Ausdruck von Gefühlen<br />
• Andauernde Sehnsucht nach Zuneigung <strong>und</strong><br />
Akzeptiertwerden<br />
• Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung<br />
<strong>und</strong> Kritik<br />
• Weigerung zur Aufnahme von Beziehungen,<br />
solange der betreffenden Person nicht<br />
unkritisches Akzeptiertwerden garantiert ist;<br />
sehr eingeschränkte persönliche Bindungen<br />
379
Institut für Psychologie, Lehrgebiet <strong>Klinische</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
<strong>Neurosenlehre</strong><br />
• 5. Sitzung : • Merkmale der histrionischen<br />
Persönlichkeitsstörung<br />
• Spezielle<br />
Neurosen-<br />
lehre:<br />
Hysterie <strong>und</strong><br />
Konversions-<br />
neurosen<br />
- Die histrio-<br />
nische Per-<br />
sönlichkeit<br />
M. Heine<br />
(Fortsetzung)<br />
• Gewohnheitsmäßige Neigung zur<br />
Überbetonung potentieller Gefahren oder<br />
Risiken alltäglicher Situationen, bis zur<br />
Vermeidung bestimmter Aktivitäten, ohne das<br />
usmaß phobischer Bindungen<br />
• Eingeschränkter Lebensstil wegen des<br />
Bedürfnisses nach Gewißheit <strong>und</strong> Sicherheit<br />
• Dazugehörige Begriffe:<br />
• Infantile Persönlichkeitsstörung<br />
• Hysterische Persönlichkeit(sstörung)<br />
(nach ICD 10, F 60.4)<br />
380