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Seenotretter im vergangenen Jahr über 2000 Mal im Einsatz auf ...

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AUSGABE 1 / 2010 DEUTSCHE GESELLSCHAFT ZUR RETTUNG SCHIFFBRÜCHIGER<br />

Längsseits<br />

<strong>Seenotretter</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>vergangenen</strong><br />

<strong>Jahr</strong> <strong>über</strong> <strong>2000</strong><br />

<strong>Mal</strong> <strong>im</strong> <strong>Einsatz</strong><br />

<strong>auf</strong> Nord- und<br />

Ostsee<br />

Mehr als 1000 Menschen gerettet<br />

und aus Gefahr befreit<br />

TV-Koch T<strong>im</strong> Mälzer: »Ich bin<br />

stolz, jetzt ‚Bootschafter‘ zu sein«<br />

1095 Menschen haben die Besatzungen<br />

der Deutschen Gesellschaft zur Rettung<br />

Schiffbrüchiger (DGzRS) <strong>im</strong> Verl<strong>auf</strong> des<br />

<strong>Jahr</strong>es 2009 aus Seenot gerettet und aus<br />

Gefahrensituationen befreit (2008:<br />

1105). Die 61 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote<br />

in Nord- und Ostsee fuhren<br />

2138 (2008: 2102) Einsätze.<br />

TV-Koch T<strong>im</strong> Mälzer hat zum <strong>Jahr</strong>esbeginn<br />

sein Ehrenamt als »Bootschafter«<br />

für die DGzRS angetreten: »Ich bin stolz,<br />

‚Bootschafter‘ bei den <strong>Seenotretter</strong>n zu<br />

sein, weil die <strong>Seenotretter</strong> die Idee vom<br />

uneigennützigen Engagement für in<br />

Not geratene Menschen praktizieren,<br />

ohne nach dem ‚Warum?‘ zu fragen. Dieses<br />

Anliegen kann jeder fördern – ein<br />

paar ‚Groschen‘ ins Sammelschiffchen,<br />

oder besser noch: eine zuverlässige Fördermitgliedschaft<br />

mit einem Beitrag<br />

ganz nach seinen persönlichen Möglichkeiten.«<br />

T<strong>im</strong> Mälzer verkündete die <strong>Einsatz</strong>zahlen<br />

am 8. Februar an Bord des größten<br />

Der »Bootschafter« der <strong>Seenotretter</strong>, TV-Koch T<strong>im</strong> Mälzer (l.), mit Vormann Jörg Rabe <strong>auf</strong> der<br />

Brücke des Seenotkreuzers HERMANN MARWEDE.<br />

Seenotkreuzers der DGzRS, der<br />

HERMANN MARWEDE, in Cuxhaven:<br />

»Insgesamt wurden 36 Einsätze mehr<br />

gefahren; die Zahl der aus Seenot geretteten<br />

und aus Gefahr befreiten Personen<br />

ging um zehn zurück. In zahlreichen Fällen<br />

konnten die <strong>Seenotretter</strong> frühzeitig<br />

eingreifen und Schäden <strong>im</strong> Vorfeld begrenzen.<br />

Zum Vorjahr hat sich keine bemerkenswerte<br />

Veränderung ergeben.<br />

In Nord- und Ostsee wurden zwischen<br />

dem 1. Januar und dem 31. Dezember<br />

2009<br />

• 123 Menschen aus Seenot gerettet<br />

und<br />

• 972 Personen aus drohenden Gefahrensituationen<br />

befreit,<br />

• 490 erkrankte oder verletzte Menschen<br />

von Seeschiffen, Inseln oder Halligen<br />

zum Festland transportiert,<br />

• 65 Schiffe und Boote vor dem Totalverlust<br />

bewahrt,<br />

• 941 Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge<br />

aller Art erbracht sowie<br />

• 502 <strong>Einsatz</strong>anläufe und Sicherungsfahrten<br />

absolviert.<br />

Dar<strong>über</strong> hinaus ist die SEENOTLEITUNG<br />

BREMEN (Marit<strong>im</strong>e Rescue Co-ordination<br />

Centre, MRCC Bremen) in 219 (206)<br />

Seenotfällen international <strong>im</strong> Interesse<br />

der deutschen Schifffahrt unterstützend<br />

oder initiativ tätig gewesen. Einschließlich<br />

aller Such- und Rettungsaktionen<br />

sowie Kontrollfahrten haben allein die<br />

20 Seenotkreuzer (die 41 Seenotrettungsboote<br />

nicht mitgerechnet) <strong>im</strong> <strong>vergangenen</strong><br />

<strong>Jahr</strong> 73.955 (76.400) Seemeilen<br />

(ca. 137.000 Kilometer) in Nord- und<br />

Ostsee zurückgelegt, was fast dreieinhalb<br />

Erdumrundungen <strong>auf</strong> dem Äquator<br />

entspricht.«<br />

Nach Beobachtungen der <strong>Seenotretter</strong><br />

hat sich 2009 der Abl<strong>auf</strong> der <strong>Jahr</strong>eszeiten<br />

verändert. April, Mai und Juni zogen<br />

längere Schönwetterperioden mit sich,<br />

während der Sommer bis in den September<br />

hinein mit herbstlichem Charakter


2 3 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

wahrgenommen wurde. Kräftige und<br />

kurze Starkwind- und Sturmperioden<br />

wurden häufiger registriert. Das führte<br />

zwischen Mai und Oktober zu einem geringfügig<br />

erhöhten <strong>Einsatz</strong><strong>auf</strong>kommen,<br />

gerade für die Freizeitschifffahrt.<br />

Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat<br />

die DGzRS insgesamt 76.610 Menschen<br />

aus Seenot gerettet oder aus lebensbedrohender<br />

Gefahr befreit. Das entspricht<br />

etwa der Einwohnerzahl von Neumünster<br />

(Schleswig-Holstein), Gießen (Hessen)<br />

oder Frankfurt an der Oder (Brandenburg).<br />

Neuer Seenotkreuzer SK 32<br />

in Planung für 2012<br />

Der 1975 gebaute 44-Meter-Seenotkreuzer<br />

JOHN T. ESSBERGER wird voraussichtlich<br />

<strong>im</strong> Frühjahr 2012 nach dann 37-jähri-<br />

ger <strong>Einsatz</strong>zeit von einem Neubau abgelöst.<br />

Den Auftrag zum Bau des ca. 36 Meter<br />

langen Schiffes erteilte die DGzRS <strong>im</strong><br />

Oktober der Werft Fr. Fassmer in Berne/Motzen.<br />

Derzeit befindet sich das<br />

Projekt in der Planungsphase. Die Kiellegung<br />

wird voraussichtlich Ende 2010 erfolgen.<br />

Für den Bau eines dritten Seenotkreuzers<br />

der 20-Meter-Klasse haben die <strong>Seenotretter</strong><br />

nach den guten Erfahrungen<br />

mit der EISWETTE und der EUGEN eine<br />

Option eingelöst. Die ersten Arbeiten<br />

sind bereits von der Werft <strong>auf</strong>genommen<br />

worden.<br />

Spendenergebnis stabil<br />

Die eigentlichen Sammlungserlöse bel<strong>auf</strong>en<br />

sich <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> 2009 <strong>auf</strong> ca. 18,2 Mio.<br />

Euro und sind damit annähernd gleich<br />

Kutter droht zu kentern –<br />

<strong>Seenotretter</strong> befreien Fischer aus dem Eis<br />

Schnell und professionell haben die <strong>Seenotretter</strong><br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) <strong>im</strong><br />

Watt zwischen den nordfriesischen Inseln<br />

Sylt und Rømø (Dänemark) am 3. Februar<br />

einen Fischkutter vor dem Kentern<br />

bewahrt. Die drei Fischer an Bord hatten<br />

ihr Schiff in Gedanken bereits <strong>auf</strong>gegeben.<br />

Östlich des Hafens von Havneby/Rømø<br />

hatte sich der niederländische Fischkutter<br />

»Onder Neming« (He<strong>im</strong>athafen Urk)<br />

bei schwerem Eisgang <strong>im</strong> flachen Watt<br />

festgefahren. Mit ihrem halbstarren<br />

Schlauchboot konnten die dänischen<br />

<strong>Seenotretter</strong> aus Havneby nichts ausrichten.<br />

Sie alarmierten die deutschen<br />

Kollegen, mit denen eine oft geübte reibungslose<br />

Zusammenarbeit besteht.<br />

Der Seenotkreuzer MINDEN/Station List<br />

kämpfte sich durch das Eis zu dem<br />

knapp 20 Meter langen Fischkutter vor.<br />

Mathias Rönnau, diensthabender Vormann,<br />

erkannte gleich den Ernst der Lage:<br />

»Eine Eisscholle mit etwa 100 Metern<br />

Durchmesser hatte sich seitlich unter<br />

den Kutter geschoben und drohte, ihn zu<br />

kentern. Das Eis türmte sich bereits neben<br />

der Bordwand <strong>auf</strong>«, berichtet er.<br />

Schollen dieser Größe waren <strong>im</strong> nordfriesischen<br />

Wattenmeer zu der Zeit keine<br />

Seltenheit.<br />

Mit bereits einigen Grad Krängung lag<br />

die »Onder Neming« <strong>im</strong> Watt, als der<br />

Seenotkreuzer bei ihr eintraf. Die MIN-<br />

DEN manövrierte sich vorsichtig in die<br />

Nähe des Havaristen. Die Rettungsmänner<br />

stellten mit der Wurfleine eine Lei-<br />

zum Vorjahr (2008: 18,3 Mio. Euro). Ein<br />

endgültiges Gesamtergebnis wird erst<br />

nach Vorlage des <strong>Jahr</strong>esabschlusses vorliegen.<br />

Das Spendensiegel vom Deutschen Zentralinstitut<br />

für soziale Fragen (DZI) in<br />

Berlin ist der DGzRS auch für das <strong>Jahr</strong><br />

2010 verliehen worden. Zum wiederholten<br />

<strong>Mal</strong>e findet die Arbeit <strong>auf</strong> See und<br />

an Land damit Anerkennung.<br />

61 Seenotrettungsboote und Seenotkreuzer<br />

werden in Nord- und Ostsee,<br />

zwischen Borkum und Ueckermünde<br />

eingesetzt. 186 fest angestellte und rund<br />

800 ehrenamtlich tätige <strong>Seenotretter</strong><br />

sind <strong>auf</strong> 54 Stationen <strong>auf</strong> den Inseln und<br />

entlang der Küsten ständig einsatzbereit.<br />

nenverbindung her. Sie mussten die<br />

ganze Kraft der fast <strong>2000</strong> PS starken Maschinen<br />

der MINDEN <strong>auf</strong>wenden, um<br />

den Kutter <strong>im</strong> Eis zu drehen und von der<br />

Untiefe herunterzuziehen.<br />

Maschine und Ruderanlage des Havaris -<br />

ten hatten offenbar keinen Schaden genommen.<br />

Die Niederländer setzten ihre<br />

Fangreise fort – nicht ohne sich zuvor bei<br />

ihren Rettern herzlich zu bedanken. Als<br />

sich der Kutterkapitän <strong>über</strong> Funk verabschiedete,<br />

spürten die <strong>Seenotretter</strong> die<br />

große Erleichterung in seiner St<strong>im</strong>me.<br />

Der Seemann hatte schon mit dem Totalverlust<br />

seines Schiffes gerechnet.<br />

Nicht zu Unrecht: »Die Situation war<br />

ziemlich gefährlich«, weiß Vormann<br />

Rönnau.<br />

<strong>2000</strong> PS geballte Kraft: Mit voller Maschinenleistung »ackert« der Seenotkreuzer MINDEN <strong>im</strong> Eis vor Sylt, um den Fischkutter »Onder Neming«<br />

zu befreien. (Foto: Jørgen Kølle)


181. Bremer Eiswette erzielt neue Rekordspende<br />

von 315.000 Euro<br />

Dieses Spendenergebnis zugunsten der<br />

<strong>Seenotretter</strong> <strong>über</strong>trifft alle bisherigen<br />

Erlöse der traditionsreichen Bremer Eiswette:<br />

Während des siebenstündigen<br />

traditionellen Stiftungsfestes mit Festmahl<br />

legten die 700 Eiswett-Genossen<br />

samt Gästen aus Politik und Wirtschaft<br />

am 16. Januar <strong>im</strong> Bremer Kongresszentrum<br />

<strong>über</strong> 315.000 Euro in die Sammelteller<br />

der Tischältesten – noch einmal<br />

gut 13.000 Euro mehr als <strong>im</strong> Vorjahr.<br />

Knapp zwei Wochen zuvor hieß es am<br />

Bremer Punkendeich: »De Werser geiht!«<br />

Trotz frostig-kalter Wintertemperaturen<br />

war am Mittag des Dreikönigstages alles<br />

in stetigem Fluss, der Strom nicht zugefroren.<br />

Deshalb brachte das Tochterboot<br />

CHRISTIAN des Seenotkreuzers HER-<br />

MANN RUDOLF MEYER von der Station<br />

Bremerhaven den pfiffigen Eiswettschneider<br />

samt Bügeleisen und<br />

Schnapsflasche trockenen Fußes <strong>auf</strong> die<br />

andere Weserseite.<br />

Hunderte Menschen verfolgten <strong>im</strong> hohen<br />

Schnee die Zeremonie. Die <strong>Seenotretter</strong><br />

meisterten diesen ganz besonderen<br />

»<strong>Einsatz</strong>« mit viel Freude und haben<br />

angesichts der Rekordspende schon jetzt<br />

versprochen, dass sie diese Aufgabe<br />

auch <strong>im</strong> nächsten <strong>Jahr</strong> wieder gerne<br />

<strong>über</strong>nehmen.<br />

Die Eisprüfung mit dem ehrwürdigen<br />

Präsidium der Eiswettgesellschaft, ihren<br />

Novizen und den Heiligen Drei Königen<br />

war einst wichtig für Handel und Schifffahrt.<br />

Erstmals Ende 1828 wetteten<br />

Freunde <strong>auf</strong> das Zufrieren der Weser Anfang<br />

des kommenden <strong>Jahr</strong>es und vereinbarten,<br />

dass die Verlierer die Zeche für<br />

einen »vaterländischen braunen Kohl<br />

mit Zubehör« zu bezahlen hätten.<br />

Bereits <strong>im</strong> Dezember <strong>vergangenen</strong> <strong>Jahr</strong>es<br />

besuchten die diesjährigen Eiswettnovizen<br />

zusammen mit ihren Damen die<br />

Zentrale der DGzRS am Weserufer. Im<br />

Mittelpunkt stand ein Gedankenaustausch<br />

mit Vorstand und Geschäftsführung<br />

sowie ein Blick in die SEENOTLEI-<br />

TUNG BREMEN. Auch in diesem <strong>Jahr</strong> kamen<br />

die Novizen nicht mit leeren Händen:<br />

Sie <strong>über</strong>reichten den <strong>Seenotretter</strong>n<br />

einen symbolischen Spendenscheck<br />

<strong>über</strong> 5000 Euro. Das Geld ist für die Anschaffung<br />

von Winterbekleidung für die<br />

Retter best<strong>im</strong>mt.<br />

Eiswettschneider Burckhard Göbel geht an Bord des Tochterbootes.<br />

Die Novizen der Eiswette 2010 mit ihren Damen zu Besuch bei den <strong>Seenotretter</strong>n, begrüßt von<br />

DGzRS-Vorsitzer Michael Grobien (2.v.r.) und seinem Stellvertreter Gerhard Harder (r.).<br />

Das Tochterboot CHRISTIAN bringt den Eiswettschneider<br />

trockenen Fußes <strong>über</strong> den<br />

Fluss.<br />

Eiswettschnaps als Dank für die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen Monika Klose (l.) und<br />

Brigtte Süske.


4 5<br />

LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

Trotz Schnee stets einsatzklar<br />

Nicht <strong>im</strong>mer muss es die tosende See<br />

sein, um eindrucksvolle Fotos von Seenotkreuzern<br />

und Seenotrettungsbooten<br />

zu erhalten. Die Bilder <strong>auf</strong> dieser Doppelseite<br />

haben unsere Besatzungen und einige<br />

Förderer der DGzRS in den ersten,<br />

sehr winterlichen Wochen dieses <strong>Jahr</strong>es<br />

<strong>auf</strong>genommen. Auch an Bord der Rettungseinheiten<br />

gehörte Schneeräumen<br />

in dieser Zeit zu den wichtigsten Aufgaben.<br />

Die LÄNGSSEITS-Redaktion bedankt<br />

sich herzlich für alle Einsendungen, die<br />

so zahlreich waren, dass wir sie an dieser<br />

Stelle nicht alle zeigen können.<br />

Tochterboot <strong>im</strong> Schneegestöber.<br />

(Foto: Ralf Klein)<br />

Der Hafen von Lippe ist fast leer, nur ein kleines<br />

Motorbötchen liegt verschlafen am Steg.<br />

Einzig seeklar dagegen: das Seenotrettungsboot<br />

HELLMUT MANTHEY.<br />

Mit Schnee und Eis <strong>über</strong>zogen ist der Steindamm des Grömitzer<br />

Yachthafens.<br />

Räumarbeiten am Liegeplatz: Die Schilkseer Freiwilligen-Besatzung hält den Anleger der Seenotrettungsboote<br />

ASMUS BREMER (r.) und MARIE LUISE RENDTE eisfrei.<br />

Die traditionelle Eiswette am 6. Januar in Bremen<br />

machte ihrem Namen alle Ehre: Dick<br />

eingepackt steht die Besatzung des Seenotkreuzers<br />

HERMANN RUDOLF MEYER <strong>auf</strong> dem<br />

oberen Fahrstand. (Foto: Ralf Klein)<br />

Die Besatzung des Seenotrettungsbootes<br />

NAUSIKAA der Station Vitte/Hiddensee hat<br />

<strong>auf</strong> den Auslöser gedrückt, kurz bevor sie zu<br />

den Räumbesen griff.<br />

Der Seenotkreuzer BREMEN läuft aus zur winterlichen Kontrollfahrt<br />

durch die Lübecker Bucht.


»Schwarzen Frost« nennt der Seemann die<br />

nicht <strong>auf</strong>zuhaltende Vereisung eines Schiffes<br />

durch <strong>über</strong>kommende Seen bei großer Kälte:<br />

Zwangspause für das Seenotrettungsboot<br />

CREMPE in Bremerhaven <strong>auf</strong> der Überführungsfahrt<br />

von seiner Station Neustadt zum<br />

turnusmäßigen Werft<strong>auf</strong>enthalt nach<br />

Bremen.<br />

Der Seenotkreuzer MINDEN läuft durch ers -<br />

tes Eis <strong>im</strong> Wattenmeer <strong>auf</strong> Sylts Ostseite den<br />

Hafen von List an. (Foto: Grete Stipeldey)<br />

Gerade noch rechtzeitig hat der Fotograf dieses<br />

Motiv vom Seenotrettungsboot HEILI-<br />

GENHAFEN <strong>im</strong> Hafen des gleichnamigen Ostseebades<br />

eingefangen. Kurz dar<strong>auf</strong> befreite<br />

die Crew ihr Boot von der dicken Schneeschicht,<br />

um es einsatzklar zu halten.<br />

(Foto: Heinz-Walter Droese)<br />

Der Winter hat auch die Zentrale der DGzRS<br />

am Bremer Weserufer fest <strong>im</strong> Griff.<br />

(Foto: Ralf Klein)<br />

Das Postkartenmotiv mit winterlicher Idylle<br />

trügt: Trotz Frost sind die Rettungseinheiten<br />

der DGzRS einsatzklar.<br />

Zu mehreren Krankentransporten wurde die<br />

Besatzung des Seenotrettungsbootes NEU-<br />

HARLINGERSIEL <strong>im</strong> Januar gerufen. Die Rettungsmänner<br />

hielten den Liegeplatz <strong>im</strong><br />

gleichnamigen kleinen Sielhafen deshalb<br />

stets eisfrei. (Foto: Ralf Klein)


6 7<br />

LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

Ausgemustertes Tochterboot ERIKA<br />

<strong>auf</strong> dem Weg in die Karibik<br />

Das Tochterboot ERIKA hängt vor der DGzRS-Werfthalle am Haken eines Autokrans.<br />

Auf zu neuen Ufern: Das von der Deutschen<br />

Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger<br />

(DGzRS) ausgemusterte Tochterboot<br />

ERIKA hat die Reise nach Saba<br />

angetreten. Auf dieser kleinsten bewohnten<br />

Insel der Niederländischen Antillen<br />

setzt die dortige, noch recht junge<br />

Seenotrettungsorganisation »Saba Sea<br />

Rescue« das allwettertaugliche Schiff<br />

künftig an der oft stürmischen Südküste<br />

ein.<br />

Ein Autokran der Firma Mennen & Witt -<br />

rock hievte das ehemalige Tochterboot<br />

des Seenotkreuzers VORMANN LEISS am<br />

4. Februar 2010 <strong>auf</strong> dem Hof der DGzRS-<br />

Zentrale <strong>auf</strong> einen Tieflader des Weyher<br />

Yachtspediteurs Faltus & Bantje. Der Sattelzug<br />

brachte das Tochterboot <strong>auf</strong> dem<br />

Landweg in den Hamburger Hafen. Faltus<br />

& Bantje hat Erfahrung <strong>im</strong> Transport<br />

ausgemusterter DGzRS-Einheiten: Die<br />

Spezialfirma bugsierte bereits die PAUL<br />

DENKER an ihren letzten Liegeplatz <strong>im</strong><br />

Hof des Bremer Focke-Museums und<br />

mehrere ausgemusterte Neun-Meter-<br />

Seenotrettungsboote der DGzRS gleichfalls<br />

nach Hamburg zur Verschiffung<br />

oder in Museen.<br />

Die ERIKA ist nun als Deckslast des<br />

Frachters »Cap Pasado« der Reederei<br />

Hapag-Lloyd, die auch die Transportko-<br />

sten <strong>über</strong>n<strong>im</strong>mt, ins Karibische Meer unterwegs.<br />

Im März wird sie <strong>auf</strong> St. Martin<br />

(Niederländische Antillen) erwartet. Die<br />

letzten etwa 30 Seemeilen bis nach Saba<br />

wird die ERIKA <strong>auf</strong> eigenem Kiel zurücklegen.<br />

Bei einer Tagung der International Marit<strong>im</strong>e<br />

Rescue Federation (Internationaler<br />

Verbund der Seenotrettungsdienste)<br />

war Kapitän Udo Helge Fox, Leiter des<br />

Rettungsdienstes der DGzRS und Mitglied<br />

der Geschäftsführung, <strong>auf</strong> die Insel<br />

Saba <strong>auf</strong>merksam worden. Das 1300-<br />

Einwohner-Eiland besteht aus einem<br />

Vulkankegel, ist etwa so groß wie Baltrum<br />

und bekannt für seine Tauchreviere.<br />

Sicher <strong>auf</strong> einem Tieflader der Yachtspedition<br />

Faltus & Bantje verzurrt: Das Tochterboot<br />

ERIKA verlässt den Hof der DGzRS-Zentrale in<br />

Bremen.<br />

Bereits <strong>im</strong> September <strong>vergangenen</strong> <strong>Jahr</strong>es<br />

hatte die DGzRS in Bremen Mitglieder<br />

von »Saba Sea Rescue« in die Bedienung<br />

der ERIKA eingewiesen. Sie nahmen<br />

an Ausbildungsseminaren teil und<br />

informierten sich umfangreich <strong>über</strong><br />

Alarmierungsabläufe und die rettungsdienstliche<br />

Organisation der DGzRS.<br />

»Die Jungs sind hochmotiviert, technisch<br />

fit und stellen mit geringen Mitteln<br />

viel <strong>auf</strong> die Beine«, lobt Fox.<br />

So brachten sie jüngst innerhalb kürzes -<br />

ter Zeit ein ausgedientes niederländisches<br />

Festrumpfschlauchboot in besten<br />

Zustand und stellten es als erstes und<br />

besonders schnelles <strong>Einsatz</strong>mittel an Sabas<br />

Nordostküste in Dienst. Der dort gelegene<br />

Flughafen gilt als einer der am<br />

schwierigsten anzufliegenden der Welt.<br />

Vom kleinen Versorgungshafen an der<br />

Südwestküste der Insel nahe ihrer<br />

Hauptstadt The Bottom aus soll hingegen<br />

die unbegrenzt seetüchtige ERIKA<br />

zum <strong>Einsatz</strong> kommen. Von dort aus brechen<br />

die Taucherbasisschiffe mit Touristen<br />

<strong>auf</strong>.<br />

Die VORMANN LEISS, bis Herbst 2008<br />

<strong>auf</strong> Nordstrand und seither <strong>auf</strong> Amrum<br />

stationiert, ist seit der Ausmusterung<br />

des alten Seenotkreuzers EISWETTE mit<br />

dessen Tochterboot JAPSAND ausgerüstet.<br />

Wertvolle Unterstützung für die Verschiffung<br />

der ERIKA erhielten die <strong>Seenotretter</strong><br />

von der Spedition Neukirch, die<br />

die Formalitäten abwickelte, und vom<br />

Zoll, der das Tochterboot schnell und unbürokratisch<br />

abfertigte.<br />

Erinnerungsfoto: Das Team der »Halle« mit<br />

Kapitän Udo Helge Fox (l.), Leiter des Rettungsdienstes<br />

und Mitglied der DGzRS-<br />

Geschäftsführung.


<strong>Seenotretter</strong> zu Fuß <strong>im</strong> Eis-<strong>Einsatz</strong>:<br />

Krankentransport <strong>über</strong> den Bodden nach Hiddensee<br />

Schwieriger <strong>Einsatz</strong> <strong>im</strong> Eis: Zu Fuß zogen die <strong>Seenotretter</strong> der Station Vitte einen 80-jährigen Patienten <strong>im</strong> Schlauchboot von der vorgelagerten<br />

Fährinsel nach Hiddensee.<br />

Das kleine Eiland liegt so nah und ist<br />

doch so fern: Auf der nur 200 Meter östlich<br />

Hiddensee vorgelagerten Fährinsel<br />

lässt sich der Lebensabend in Abgeschiedenheit<br />

verbringen. Am 12. Januar 2010<br />

wurde die Einsamkeit <strong>auf</strong> der <strong>im</strong> Eis eingeschlossenen<br />

Insel für einen 80-Jährigen<br />

zur Gefahr: Die <strong>Seenotretter</strong> bargen<br />

den kranken Mann in einem schwierigen,<br />

gut zweistündigen <strong>Einsatz</strong> zu Fuß –<br />

mit viel Geschick und einem Schlauchboot.<br />

Hiddensee <strong>im</strong> Januar: Seit Wochen ist es<br />

klirrend kalt an der Ostseeküste. Die<br />

Ränder der Bodden rund Rügen sind vereist.<br />

Die »Beeke« (Bach) trennt die unter<br />

Naturschutz stehende Fährinsel von<br />

Hiddensee. Jetzt ist sie eine einzige weiße<br />

Fläche. Den schmalen Ostseestrom<br />

<strong>über</strong>winden der 80-Jährige und seine Lebensgefährtin<br />

normalerweise einmal<br />

pro Woche stakend mit ihrem Boot, um<br />

in Hiddensees Hauptort Vitte das Nötigste<br />

einzuk<strong>auf</strong>en. Bis kurz nach der Wende<br />

arbeitete der Mann <strong>im</strong> Auftrag der<br />

Universität Greifswald als Naturschützer<br />

und beobachtete brütende Vögel <strong>auf</strong><br />

dem nur 40 Hektar großen Eiland. Jetzt<br />

genießt er dort mit seiner Partnerin den<br />

Lebensabend.<br />

Eingepackt in wärmende Überlebensanzüge<br />

und mit einem Schlauchboot <strong>im</strong><br />

Schlepptau machten sich vier <strong>Seenotretter</strong><br />

unter der Leitung ihres Vormanns<br />

Erich Albrecht zwischen dem Vitter Bodden<br />

<strong>im</strong> Norden und dem Schaproder<br />

Bodden <strong>im</strong> Süden <strong>auf</strong> den Weg zur Fährinsel.<br />

Schon <strong>auf</strong> dem Hinweg brachen sie <strong>im</strong>mer<br />

wieder <strong>im</strong> Eis ein. Zur Gefahr für sie<br />

selbst wurde das aber nicht: »Die Beeke<br />

ist max<strong>im</strong>al 60 Zent<strong>im</strong>eter tief, und wir<br />

hatten außerdem die Überlebens- und<br />

Kälteschutzanzüge an«, schildert Albrecht.<br />

Trotz der dünnen Eisdecke erwies<br />

sich Albrechts Weitsicht, das stationseigene<br />

Schlauchboot für den Transport<br />

des Erkrankten <strong>über</strong> das Eis mitzunehmen,<br />

als richtig.<br />

Auf der Fährinsel angekommen hüllten<br />

die <strong>Seenotretter</strong> den Senior in Decken<br />

und setzten ihn in das Schlauchboot. Die<br />

Rückreise wurde ebenso beschwerlich<br />

wie der Hinweg. Wieder und wieder brachen<br />

die Retter ein und mussten sich<br />

watend Richtung Hiddensee fortbewegen.<br />

Für den 80-Jährigen wurde es dank<br />

der Umsicht der <strong>Seenotretter</strong> eine tro -<br />

ckene und sichere Passage. Auf Hiddensee<br />

erwarteten ihn in Höhe der Ferienanlage<br />

»Heiderose« bereits Sanitäter.<br />

Allerdings war auch das Anlanden mit<br />

Schwierigkeiten verbunden: Einer der<br />

freiwilligen Rettungsmänner räumte<br />

mit dem Radlader seiner eigenen Firma<br />

den Schnee am Ufer zur Seite, um eine<br />

provisorische Anlegestelle zu schaffen.<br />

Die Sanitäter brachten den 80-Jährigen<br />

zum Inselarzt ins etwa viereinhalb Kilometer<br />

entfernte Vitte. Freiwillige Feuerwehrleute<br />

fuhren die Lebensgefährtin<br />

des Mannes hinterher.<br />

Über die Fährinsel lief früher der Fährverkehr<br />

zwischen Rügen und Hiddensee.<br />

Er wurde 1952 eingestellt, nachdem der<br />

Hafen von Schaprode für den Postbootverkehr<br />

ausgebaut worden war. Die<br />

Fährinsel ist für Besucher gesperrt. Sie<br />

ist Rastplatz tausender Vögel und Weideplatz<br />

für Gotlandschafe.


8 9<br />

LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

Nachbarschaftshilfe für die Wasserschutzpolizei<br />

Der Seenotkreuzer VORMANN LEISS/Station Amrum schleppt das manövrierunfähige Wasserschutzpolizeiboot<br />

»Sylt« durchs Eis nach Föhr.<br />

Seenotkreuzer HANS HACKMACK löscht<br />

brennenden Fischkutter <strong>im</strong> Büsumer Hafen<br />

Dank des beherzten Eingreifens der Besatzung<br />

des Seenotkreuzers HANS<br />

HACKMACK von der Station Büsum<br />

konnte am frühen Morgen des 11. Januar<br />

in kürzester Zeit ein Feuer <strong>auf</strong> dem niederländischen<br />

Fischkutter »Alida« (Fischereikennzeichen<br />

WR 174) <strong>im</strong> Büsumer<br />

Fischereihafen gelöscht werden.<br />

Ein gezielter »Schuss« mit dem Strahlrohr<br />

des Seenotkreuzers erstickte den<br />

Brand. Er war <strong>im</strong> Maschinenraum des<br />

Kutters aus ungeklärter Ursache entstanden<br />

und hatte sich bis ins Deckshaus<br />

verbreitet. Die zwei niederländischen<br />

Fischer konnten sich rechtzeitig<br />

ins Freie retten.<br />

Gegen 7.30 Uhr alarmierte die regionale<br />

Rettungsleitstelle Elmshorn die <strong>Seenotretter</strong>.<br />

Die Fahrt innerhalb des Büsumer<br />

Hafens gestaltete sich für die Seenot -<br />

retter sehr schwierig: Dichte, dunkle<br />

Qualmwolken behinderten die Sicht erheblich.<br />

Aus sicherer Entfernung richteten sie<br />

schließlich einen kurzen Strahl der 6000<br />

Mit Maschinenproblemen hat die Besatzung<br />

des Wasserschutzpolizeibootes<br />

»Sylt« am 24. Januar die <strong>Seenotretter</strong><br />

der Deutschen Gesellschaft zur Rettung<br />

Schiffbrüchiger (DGzRS) um Unterstützung<br />

gebeten.<br />

Die sechsköpfige Mannschaft meldete<br />

sich be<strong>im</strong> Seenotkreuzer VORMANN<br />

LEISS/Station Amrum. Das Polizeiboot<br />

lag zwischen den Fahrwassertonnen 23<br />

und 25 manövrierunfähig in der Norder -<br />

aue, dem Fahrwasser zwischen der Insel<br />

Föhr <strong>im</strong> Norden und der Hallig Langeneß<br />

<strong>im</strong> Süden, vor Anker.<br />

Die <strong>Seenotretter</strong> nahmen unter der Leitung<br />

ihres Vormanns Jens Petersen von<br />

Wittdün aus Kurs <strong>auf</strong> den Havaristen.<br />

Treibendes Eis in der Norderaue bereitete<br />

ihnen dabei keinerlei Probleme, der<br />

Seenotkreuzer konnte ungehindert manövrieren.<br />

Mit der Wurfleine <strong>über</strong>nahmen<br />

die Wasserschutzpolizisten die<br />

schwere Schleppleine. Die <strong>Seenotretter</strong><br />

schleppten das Streifenboot anschließend<br />

in den etwa fünf Seemeilen entfernten<br />

Hafen von Wyk <strong>auf</strong> Föhr.<br />

Liter pro Minute fördernden Feuerlöschpumpe<br />

gezielt in den Rumpf des Kutters.<br />

Nach kürzester Zeit waren die Flammen<br />

erloschen. Die Landfeuerwehr Büsum<br />

suchte anschließend <strong>im</strong> Maschinenraum<br />

nach versteckten Brandnestern.<br />

Mit einem gezielten »Schuss« aus der Feuerlöschanlage erstickt die Besatzung der HANS<br />

HACKMACK die Flammen.


Wassereinbruch:<br />

<strong>Seenotretter</strong> eilen Fischkutter zur Hilfe<br />

Mit leistungsstarken Lenzpumpen haben<br />

die <strong>Seenotretter</strong> der Deutschen<br />

Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger<br />

(DGzRS) am 29. Januar nahe der Ostseeinsel<br />

Fehmarn einen Fischkutter mit<br />

zwei Mann an Bord vor dem Sinken bewahrt.<br />

Gegen 7.30 Uhr hatte die Besatzung der<br />

knapp 15 Meter langen »Inge Lore« (He<strong>im</strong>athafen<br />

Burgstaaken) etwa fünf Seemeilen<br />

(zirka neun Kilometer) südöstlich<br />

des Leuchtturms Staberhuk einen »Mayday«-Ruf<br />

abgesetzt und Wassereinbruch<br />

gemeldet. Die SEENOTLEITUNG BREMEN<br />

der DGzRS alarmierte den Seenotkreuzer<br />

JOHN T. ESSBERGER. Seine Besatzung<br />

hatte den Notruf bereits mitgehört und<br />

lief unverzüglich von der derzeitigen Position<br />

<strong>im</strong> Fährhafen Puttgarden mit äußerster<br />

Kraft zum Havaristen.<br />

Durch eine vermutlich vom Eisgang eingedrückte<br />

Planke <strong>im</strong> Vorschiff waren die<br />

Besatzungsunterkünfte der »Inge Lore«<br />

bis zum Niedergang voll Wasser gel<strong>auf</strong>en.<br />

Unterdessen gingen zwei in der Nähe<br />

befindliche andere Fischkutter bei ihr<br />

längsseits. Sie tauten an, damit die »Inge<br />

Lore« nicht »<strong>auf</strong> Tiefe« ging. Mit kleinen<br />

bordeigenen Lenzpumpen verhinderten<br />

Im seitlichen Schlepp geht es Richtung Burgstaaken.<br />

Die Pumpen l<strong>auf</strong>en: Der Seenotkreuzer JOHN T. ESSBERGER hat die »Inge Lore« (M.) an seine<br />

Backbordseite genommen. Zuvor war dem leck geschlagenen Havaristen ein anderer Fischkutter<br />

(l.) zur Hilfe gekommen.<br />

sie vorerst weiteren Wassereinbruch,<br />

konnten den Havaristen jedoch nicht<br />

stabilisieren. Zur Sicherheit hatte die<br />

SEENOTLEITUNG BREMEN deshalb außerdem<br />

einen SAR-Hubschrauber der<br />

Marine aus Kiel angefordert, der <strong>über</strong><br />

dem Unglücksort schwebte.<br />

Der Seenotkreuzer <strong>über</strong>gab seine leistungsfähigere<br />

Lenzpumpe und <strong>über</strong>nahm<br />

die »Inge Lore« zum seitlichen<br />

Schlepp an seine eigene Backbordseite.<br />

Das Einl<strong>auf</strong>en nach Burgstaaken gestaltete<br />

sich wegen einer nur schmalen eisfreien<br />

Rinne sehr schwierig.<br />

Die <strong>Seenotretter</strong> stoppten zunächst <strong>auf</strong><br />

Höhe der Ansteuerung und ließen sich<br />

zusätzliche Pumpen der Feuerwehr von<br />

einem weiteren Fischkutter bringen, damit<br />

der Havarist kurzzeitiges Schleppen<br />

hintereinander »in Reihe« und ohne<br />

Pumpenunterstützung <strong>über</strong>steht. Das<br />

Tochterboot ELSA des Seenotkreuzers<br />

geleitete die »Inge Lore« schließlich, gezogen<br />

von einem Fischkutter, in den<br />

stark vereisten Hafen.<br />

Heftige Schneefälle erschwerten <strong>im</strong>mer<br />

wieder die Bergungsarbeiten. Der Wind<br />

wehte aus südwestlicher Richtung mit<br />

Stärke 3 bis 4.


10 11<br />

LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

<strong>Seenotretter</strong> versorgen<br />

Halligbewohner <strong>im</strong> Eis<br />

Aufatmen <strong>auf</strong> den Halligen Hooge und<br />

Gröde <strong>im</strong> nordfriesischen Wattenmeer:<br />

Weil seit Tagen das Versorgungsschiff<br />

»Rüm Hart« nicht mehr durchs Eis zu<br />

den kleinen bewohnten Flecken durchdringen<br />

konnte, haben am 2. Februar die<br />

<strong>Seenotretter</strong> der Deutschen Gesellschaft<br />

zur Rettung Schiffbrüchiger<br />

(DGzRS) die Versorgung <strong>über</strong>nommen.<br />

Der Seenotkreuzer VORMANN LEISS/Sta -<br />

tion Amrum kämpfte sich gegen Mittag<br />

durch das Eis. An Bord hatte er frisches<br />

Brot, einige Grundnahrungsmittel und<br />

die Post. Vormann Jens Petersen brachte<br />

außerdem einige Halligbewohner, die<br />

sich angesichts der strengen Witterung<br />

um ihr Hab und Gut sorgten, nach Hause<br />

und <strong>auf</strong> dem Rückweg Urlauber, denen<br />

der strenge Frost den regulären Rückweg<br />

abgeschnitten hatte, zum Fähranleger<br />

in Wittdün <strong>auf</strong> Amrum. Hooges Bürgermeister<br />

Matthias Piepgras dankte<br />

den <strong>Seenotretter</strong>n für ihren außergewöhnlichen<br />

und nicht einfachen <strong>Einsatz</strong>.<br />

Noch am Sonnabend hatte das Versorgungsschiff<br />

»Rüm Hart« nur 100 Meter<br />

vor dem total vereisten Hooger Anleger<br />

umkehren müssen. Jetzt war der Hooger<br />

Hafen zwar eisfrei, dafür hatte der Wind<br />

das Eis ins Fahrwasser zwischen den Halligen<br />

gedrückt. »Unterwegs haben wir<br />

mit dickem und sehr hartem Eis gekämpft.<br />

Wir konnten teilweise nur sehr<br />

langsam fahren«, berichtete Vormann<br />

Petersen.<br />

»Dank euch schön!« Hooges Bürgermeister<br />

Matthias Piepgras ist erleichtert, als er Vormann<br />

Jens Petersen die Hand schüttelt.<br />

Sehnsüchtig erwartet werden die <strong>Seenotretter</strong> <strong>auf</strong> der Hallig Hooge. Die VORMANN LEISS<br />

bringt frisches Brot und wichtige Grundnahrungsmittel durchs Eis.<br />

Nächtlicher<br />

Krankentransport<br />

Das Seenotrettungsboot NEUHARLINGER-<br />

SIEL <strong>im</strong> winterlichen Sielhafen.<br />

(Foto: Ralf Klein)<br />

Mit Notarzt und drei Rettungssanitätern<br />

an Bord haben die ehrenamtlichen <strong>Seenotretter</strong><br />

der Station Neuharlingersiel in<br />

der Nacht zum 15. Januar einen erkrankten<br />

Spiekerooger nach Neuharlingersiel<br />

gebracht. Kurz vor Mitternacht hatte die<br />

SEENOTLEITUNG BREMEN Vormann<br />

Wolfgang Gruben alarmiert. Das Wetter<br />

ließ einen Hubschrauberflug nicht zu.<br />

Die Polizei brachte Arzt und Sanitäter<br />

zum Neuharlingersieler Hafen, wo<br />

Gruben und seine Crew bereits warteten.<br />

Günstige Winde hatten den Hafen<br />

von Treibeis befreit. Das Seenotrettungsboot<br />

NEUHARLINGERSIEL lief ohne Behinderungen<br />

aus. Auf Spiekeroog <strong>über</strong>nahm<br />

seine Besatzung den Erkrankten<br />

und dessen Ehefrau vom Rettungswagen.<br />

Schnee, Glätte und die Dunkelheit<br />

erschwerten die Übergabe. »Wir haben<br />

starke Scheinwerfer an Bord, damit geht<br />

es«, schildert Vormann Gruben.<br />

Notarzt und Sanitäter betreuten den Erkrankten<br />

an Bord der NEUHARLINGER-<br />

SIEL medizinisch. Um 1.14 Uhr <strong>über</strong>gaben<br />

die <strong>Seenotretter</strong> den Patienten an den<br />

Landrettungsdienst zur Weiterfahrt ins<br />

Krankenhaus.<br />

Wir trauern um…<br />

... Peter Bornstrohm, der am 18. Januar<br />

seine letzte große Reise angetreten<br />

hat. Er war seit April 1997 freiwilliger<br />

Rettungsmann <strong>auf</strong> dem Seenotkreuzer<br />

JOHN T. ESSBERGER von der Station<br />

Großenbrode/Fehmarn. Bornstrohm<br />

starb <strong>im</strong> Alter von 61 <strong>Jahr</strong>en.


Modellbaupläne vom Feinsten<br />

gezeichnet: Den Erlös leitet<br />

Helmut Spantekow weiter<br />

Seit vielen <strong>Jahr</strong>en zählt Helmut Spantekow<br />

aus Vechta zu den intensiven Förderern,<br />

die durch ihr Hobby zur Finanzierung<br />

des Seenotrettungswerks stets<br />

und ständig beitragen.<br />

Spantekow ist in der Modellbauszene<br />

bestens bekannt und geachtet: Seine<br />

Präzisionsmodellbaupläne insbesondere<br />

von Behördenschiffen, die er zunächst<br />

in seiner Freizeit, heutzutage als Ruheständler,<br />

zeichnet und gezeichnet hat,<br />

zählen zum Feinsten, was man sich als<br />

anspruchsvoller »Schiffskonstrukteur <strong>im</strong><br />

kleinen Maßstab« wünschen kann.<br />

Die Honorare, die Spantekow mit dieser<br />

Arbeit erwirtschaftet, spendet er den<br />

<strong>Seenotretter</strong>n. Das ist für ihn eine<br />

Selbstverständlichkeit. Ende November<br />

<strong>vergangenen</strong> <strong>Jahr</strong>es kam er eigens nach<br />

Bremen in die Zentrale und lieferte sein<br />

vorgezogenes Weihnachtsgeschenk ab.<br />

Wir bedanken uns, auch <strong>im</strong> Namen unserer<br />

Besatzungen.<br />

Helmut Spantekow in seinem »Konstruktionsbüro« am großen Zeichentisch.<br />

Bayern singen <strong>auf</strong> St. Pauli<br />

Einmal <strong>auf</strong> dem »Hamborger Veermaster«<br />

anheuern, diesen Traum hat der<br />

Shantychor der Marinekameradschaft<br />

aus dem niederbayerischen Dingolfing<br />

<strong>im</strong> <strong>vergangenen</strong> Oktober in die Tat umgesetzt.<br />

Zwischen Hafen- und Museumsbesuchen<br />

unterhielten die Sänger<br />

unter der Leitung von Bernhard Gruber<br />

an zwei Abenden die Gäste <strong>im</strong> gleichnamigen<br />

ältesten Speise- und St<strong>im</strong>mungslokal<br />

<strong>auf</strong> St. Pauli. Mit dabei war der ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter der <strong>Seenotretter</strong><br />

Andreas Vohberger aus dem bayerischen<br />

Gerzen. Er ließ das Sammelschiffchen<br />

kreisen und zählte nach der Rückreise<br />

151,17 Euro.<br />

Herzhafter Genuss<br />

gegen Spende<br />

Der ehrenamtliche Mitarbeiter Christian<br />

Pietsch mit seinen Herzen aus Lebkuchen<br />

und seiner Kollegin Heidi Bolle aus Bad Tölz<br />

am Messestand der <strong>Seenotretter</strong>.<br />

Herzhaften Genuss zugunsten der <strong>Seenotretter</strong><br />

hat Christian Pietsch aus Berlin<br />

zubereitet. Er verk<strong>auf</strong>te <strong>im</strong> November<br />

<strong>vergangenen</strong> <strong>Jahr</strong>es <strong>auf</strong> der Wassersportmesse<br />

»Boot und Fun« am Funkturm<br />

der Hauptstadt rund 300 Lebkuchen<br />

in Herzform.<br />

Der Rettungssanitäter ist ehrenamtlicher<br />

Mitarbeiter und stammt aus einer<br />

Bäckerdynastie. Er nutzte seine vererbten<br />

Fähigkeiten für die gute Sache.<br />

Ein Herz für die <strong>Seenotretter</strong> zeigten<br />

denn auch viele Messebesucher. Im Gegenzug<br />

für die Leckerei befrachteten sie<br />

das bereitgehaltene Sammelschiffchen<br />

reichlich. Der Dank der <strong>Seenotretter</strong> geht<br />

auch an die Feuerwehr Berlin-Spandau,<br />

die bereitwillig ihren großen Backofen<br />

für diese adventliche Aktion zur Verfügung<br />

stellte.<br />

Eine Handvoll Bayern an der Elbe: Der Shantychor der Marinekameradschaft Dingolfing sang<br />

<strong>im</strong> Traditionslokal »Hamborger Veermaster« <strong>auf</strong> St. Pauli zugunsten der <strong>Seenotretter</strong>.


12 13<br />

LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

Seenotrettungsdienste <strong>im</strong> Ausland<br />

Island: Slysavarnafélagid Landsbjörg (ICE-SAR)<br />

Von Dr. Christian Ostersehlte<br />

Die von den großen Schifffahrtsrouten<br />

abgelegene subpolare Insel der Geysire<br />

und Vulkane <strong>im</strong> Nordmeer, die sich erst<br />

1944 aus dänischer Oberhoheit löste<br />

und deren Bewohner ein für nordische<br />

Sprachwissenschaftler besonders <strong>auf</strong>schlussreiches<br />

Altskandinavisch sprechen,<br />

gilt wegen ihrer reichen Fischgründe<br />

sowie einer größtenteils felsigen<br />

und deswegen sehr abweisenden Küste<br />

als ein potentiell gefährliches Revier für<br />

Schiffbrüche und Strandungen.<br />

Nachdem <strong>im</strong> ausgehenden 19. <strong>Jahr</strong>hundert<br />

die großen britischen und deutschen<br />

Fischdampferflotten vor Island erschienen,<br />

erfolgte ab 1903, teilweise mit<br />

ausländischen Geldmitteln, der Aufbau<br />

eines Netzes von Schutzhütten <strong>auf</strong> der<br />

in weiten Teilen kaum besiedelten Insel.<br />

He<strong>im</strong>ische Fischereikreise strebten aber<br />

ab 1925 einen organisierten Rettungsdienst<br />

an und gründeten am 29. Januar<br />

1928 in Reykjavik eine privat-karitative<br />

Rettungsgesellschaft, die Slysavarnafélag<br />

Ìslands (SVFI).<br />

Auch in diesem Fall diente die britische<br />

Royal National Life-Boat Institution<br />

(RNLI) als Leitbild, das erste Rettungsboot<br />

kam 1929 ebenfalls aus England.<br />

1947 unterhielt die Gesellschaft 60 Stationen,<br />

vor allem mit Raketenapparaten,<br />

zwölf Boote und 18 Schutzhütten. Ein<br />

Sechstel der Bevölkerung Islands (eine<br />

runde Viertelmillion Menschen) war<br />

Die isländische Küstenwache ist ein wichtiger Kooperationspartner der <strong>Seenotretter</strong>. Dieses<br />

Bild zeigt das Boot BALDUR sowie die Küstenwachschiffe TYR und ODINN <strong>im</strong> Hafen von<br />

Reykjavik. (Foto: Wikipedia)<br />

Das nach einem früheren Direktor der SVFI benannte Rettungsboot HENRY A. HALFDANSSON<br />

(ex GRACE PATERSON RITCHIE) stammt ursprünglich von der britischen Royal National Life-Boat<br />

Institution (RNLI), wurde 1965 als Einheit der CLYDE-Klasse (70 Fuß) erbaut und befand sich von<br />

1988 bis 2002 in den Diensten des isländischen Rettungswesens. (Foto: DGzRS-Archiv)<br />

Mitglied der SVFI. In einem Land ohne<br />

nennenswerte Werftindustrie und bei<br />

einem <strong>über</strong>schaubaren Spenden<strong>auf</strong>kommen<br />

war es nur zu verständlich,<br />

dass man bei der Beschaffung von Rettungsbooten<br />

<strong>über</strong>wiegend <strong>auf</strong> Gebrauchtfahrzeuge<br />

aus dem Bestand anderer<br />

europäischer Rettungsgesellschaften<br />

zurückgriff, allen voran der RNLI.<br />

Zwei Kooperationen zwischen der<br />

DGzRS und den isländischen Seenot -<br />

rettern sind erwähnenswert: Ende 1948<br />

strandete ein britischer Fischdampfer an<br />

der isländischen Küste. Die dramatische<br />

Rettung der Schiffbrüchigen mittels Hosenboje<br />

konnte vor Ort gefilmt werden.<br />

Mangels technischer Bearbeitungsmöglichkeiten<br />

vor Ort ging das filmische<br />

Rohmaterial an die DGzRS. 1956 kam der<br />

äußerst packende 50-Minuten-Streifen<br />

als »Die Rettungstat von Látrabjarg« in<br />

den Verleih der Gesellschaft. Trotz mancherlei<br />

Veränderungen <strong>im</strong> Publikumsgeschmack<br />

spricht dieser Film auch den<br />

heutigen Betrachter an, weil er ohne Pathos<br />

die ethischen Grundlagen des Seenotrettungswesens<br />

wirklichkeitsnah<br />

<strong>auf</strong>zeigt.


<strong>Jahr</strong>zehnte später setzten ausgemusterte<br />

Rettungskreuzer der DGzRS die isländische<br />

Flagge. Den Anfang machte 1993<br />

die ARWED EMMINGHAUS (bei der SVFI:<br />

HANNES HAFSTEIN), die aber inzwischen<br />

als Traditionsschiff unter altem Namen<br />

nach Deutschland zurückgekehrt ist. Im<br />

Mai 1997 wurden die beiden 19-Meter-<br />

Seenotkreuzer OTTO SCHÜLKE und G.<br />

KUCHENBECKER an die Isländer <strong>über</strong>geben<br />

und bei der isländischen Rettungsgesellschaft<br />

als GUNNAR FRIDRIKSSON<br />

und SIGURVIN in Dienst gestellt.<br />

Am 1. Juli 1999 kam es zu einer Fusion<br />

zwischen der SVFI und Landsbjörg, einer<br />

Landrettungsorganisation. Die neue,<br />

durch Regierungsgelder, aber auch<br />

durch Spenden finanzierte Organisation,<br />

Slysavarnafélagid Landsbjörg (Icelandic<br />

SAR: ICE-SAR), vereinigt Seenotrettung,<br />

Ambulanz und Katastrophenhilfe<br />

unter einem Dach. Rund hundert Rettungsteams<br />

aus etwa 4000 Freiwilligen,<br />

ein beachtliches Netz an Schutzhütten<br />

und neun rund um die Insel stationierte<br />

Rettungsboote versehen den SAR-<br />

Dienst.<br />

Ein marit<strong>im</strong>es Ausbildungszentrum<br />

wurde 1985 eingerichtet und verfügt mit<br />

der SAEBJÖRG <strong>über</strong> ein eigenes Schul-<br />

Die Rettungsstation Eskifjördur <strong>im</strong> Juli 1995 mit Stationsgebäude und geländegängigem <strong>Einsatz</strong>fahrzeug.<br />

(Foto: DGzRS-Archiv)<br />

schiff. Wichtigster Kooperationspartner<br />

ist die 1926 gebildete isländische Küstenwache<br />

mit ihren vier Schiffen, zwei<br />

Hubschraubern und einem Patrouillenflugzeug.<br />

Bis zu ihrem Abzug 2006 stellten<br />

ferner die <strong>auf</strong> dem Luftwaffenstützpunkt<br />

Keflavik stationierten US-Streitkräfte<br />

Großhubschrauber des Typs Sikorski<br />

HH-3 E »Jolly Green Giant« für<br />

Rettungseinsätze zur Verfügung. Nach<br />

dem großen Erdbeben <strong>auf</strong> Haiti <strong>im</strong> Januar<br />

dieses <strong>Jahr</strong>es waren Rettungsteams<br />

von ICE-SAR auch dort <strong>im</strong> <strong>Einsatz</strong>, um<br />

Verschüttete zu bergen.<br />

Internetseite der ICE-SAR:<br />

www.icesar.com<br />

Der ehemals deutsche Seenotkreuzer OTTO SCHÜLKE stand von 1997 bis <strong>2000</strong> als GUNNAR FRIDRIKSSON für die isländische Seenotrettung <strong>im</strong><br />

<strong>Einsatz</strong>. (Foto: DGzRS-Archiv)


14 15<br />

LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

»St. Niklas«-Gala knackt 25.000-Euro-Marke<br />

Parktheater-Chef Johannes-Josef »Jojo« Jostmann (v.r.), Moderator Thomas Reunert sowie<br />

Shantychorleiter Bodo Scheuch und Marinevereinskassenwart Ingomar Ramachers <strong>über</strong>reichen<br />

die Spende <strong>im</strong> Iserlohner Marinehe<strong>im</strong> an Christian Stipeldey von den <strong>Seenotretter</strong>n<br />

(2.v.r.). Foto: Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung<br />

Zwei <strong>Mal</strong> ausverk<strong>auf</strong>tes Haus <strong>im</strong> Iserlohner<br />

Parktheater: St<strong>im</strong>mungsvolle marit<strong>im</strong>e<br />

Weihnachtsabende hat Moderator<br />

Thomas Reunert wenige Tage vor dem<br />

Fest <strong>im</strong> Dezember 2009 zum inzwischen<br />

neunten <strong>Mal</strong> präsentiert. Jeweils 800<br />

Zuschauer sahen und hörten ein langes<br />

(19 bis 1 Uhr), aber kurzweiliges Programm<br />

mit prominenten Künstlern und<br />

Gesprächspartnern – und sie spendeten<br />

erneut für die <strong>Seenotretter</strong>. Diese können<br />

sich <strong>über</strong> mehr als 3600 Euro freuen.<br />

Der Iserlohner Shantychor »Romantik<br />

Sailors« unter der – wie stets – souveränen<br />

Leitung von Korvettenkapitän Bodo<br />

Scheuch rundete die Saalsammlungen<br />

großzügig <strong>auf</strong>, so dass in neun Veranstal-<br />

Frauen vom Land spenden<br />

für Männer <strong>auf</strong> See<br />

»Danke für Ihr Engagement zum Wohle<br />

der Allgemeinheit, und mögen die Retter<br />

<strong>im</strong>mer heil und gesund von den Einsätzen<br />

zurückkommen!« Mit diesen Worten<br />

hat sich Anne Clausen, Vorsitzende<br />

des schleswig-holsteinischen Landfrauenvereins<br />

Friedrichstadt und Umgebung,<br />

an die <strong>Seenotretter</strong> gewandt. Ihrem<br />

Dank gaben die Landfrauen mit ei-<br />

tungsjahren insgesamt exakt 25.000<br />

Euro zusammengekommen sind.<br />

Zu den Stars zählten diesmal Schlagersängerin<br />

Gaby Albrecht mit ihren einfühlsamen,<br />

meist weihnachtlichen Liedern<br />

und Rio, »The Voice of Elvis«, dem<br />

der Original-Schneider des »King of<br />

Rock’n’Roll« dessen berühmtes weißes<br />

Outfit <strong>auf</strong> den Leib geschneidert hatte.<br />

Das hoffnungsvolle, wenn auch schon<br />

leicht ergraute Nachwuchstalent Fritz<br />

Werner sang vom »Kater Nicki«, monatelang<br />

meistgewünschter Titel bei NDR 1<br />

Radio Niedersachsen.<br />

Der österreichische Schauspieler Anton<br />

Rattinger rezitierte besinnliche wie heitere<br />

Texte von Kafka, Heine, Hoffmanns-<br />

ner Spende an die DGzRS Ausdruck: 500<br />

Euro aus der Kasse des rund 300 Frauen<br />

starken Vereins, der 15 politische Gemeinden<br />

umfasst, <strong>über</strong>reichte Clausen<br />

an Peter Koch, ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

in Wester-Ohrstedt. Für ihn war es<br />

ein doppelt erfolgreicher Termin: Er warb<br />

gleich noch eine der Landfrauen als regelmäßige<br />

Förderin der <strong>Seenotretter</strong>.<br />

thal und Tucholsky. Der gefragte Mendener<br />

Puppenspieler Bodo Schulte, der<br />

auch »Käpt’n Blaubär« zum Leben erweckt,<br />

hatte mit seinem Landwirtsoriginal<br />

Klemens Schulte-Vierkötter aus dem<br />

»sauerländischen Drüpplinghausen«<br />

die Lacher <strong>auf</strong> seiner Seite.<br />

Per Telefon zugeschaltet waren unter<br />

anderem ARD-Wetterfrosch Sven Plöger,<br />

Fernseh- und Radiokoch Helmut Gote<br />

und – live aus dem Südpazifik – Stefan<br />

Schwarze, Kapitän des Bremerhavener<br />

Forschungseisbrechers »Polarstern«. In<br />

der Pause unterhielt das Trio »Mit voller<br />

Spielmannswucht« die Zuschauer.<br />

Das Salz in der Suppe der Show waren<br />

erneut Moderator Reunerts wortgewandte<br />

Kebbeleien mit Chorleiter<br />

Scheuch und Gerda Trappe, Chefkellnerin<br />

der »Hafenbar«, zu der die Parktheater-Bühne<br />

bei »St. Niklas« wird.<br />

Zu beiden Seiten der Kulisse – erstmals<br />

und zur Witterung sehr passend in weiß<br />

– waren zwei Seenotkreuzer-Modelle absolute<br />

Hingucker: Jürgen Kirchhof und<br />

Michael Rüttel hatten ihre HERMANN<br />

RUDOLF MEYER und – ganz aktuell – die<br />

neue EISWETTE <strong>im</strong> großen Maßstab 1:10<br />

aus dem Hessischen mit ins Sauerland<br />

gebracht. Seitens der DGzRS ergänzten<br />

die Präsenz Geschäftsführer Dr. Bernd<br />

Anders und Christian Stipeldey.<br />

Für die runde, inzwischen zehnte St.-Niklas-Ausgabe<br />

in diesem <strong>Jahr</strong> sind die Organisatoren<br />

bereits <strong>auf</strong> der Suche nach<br />

besonderen Leckerbissen fürs Programm.<br />

Laut Thomas Reunert sind die<br />

Plätze der ersten Stuhlreihen des Parktheaters<br />

bereits jetzt verk<strong>auf</strong>t.<br />

Die Friedrichstädter Landfrauen-Vorsitzende<br />

Anne Clausen <strong>über</strong>reicht die Spende an Peter<br />

Koch, ehrenamtlicher Mitarbeiter der <strong>Seenotretter</strong><br />

<strong>im</strong> schleswig-holsteinischen<br />

Wester-Ohrstedt.


»Klasse <strong>Seenotretter</strong>!« – Rekordergebnis in Gildehaus<br />

Klasse Schüler! Die Mädchen und Jungen der Grund- und Hauptschule Gildehaus haben den Rettungsring der NIS RANDERS an ihre Nachfolger<br />

aus Bünde <strong>über</strong>geben. Bei der Abschlussfeier ihres Projektjahres »Klasse <strong>Seenotretter</strong>!« standen alle engagierten Unterstützer mit <strong>auf</strong> der Bühne,<br />

darunter auch DGzRS-Geschäftsführer Dr. Bernd Anders (6.v.l.) und der Helgoländer Rettungsmann Marcel Zoch. (Foto: Hermann Dobbe)<br />

NIS-RANDERS-Rettungsring<br />

wandert weiter nach Bünde<br />

Mit einem Rekordergebnis ist das Projektjahr<br />

»Klasse <strong>Seenotretter</strong>!« in Bad<br />

Benthe<strong>im</strong>-Gildehaus zu Ende gegangen.<br />

Die Schüler der jetzigen Klasse 9a der<br />

Grund- und Hauptschule in Gildehaus<br />

sammelten <strong>über</strong> 5100 Euro für die<br />

DGzRS.<br />

Allein 4300 Euro davon waren bei einem<br />

Sponsorenl<strong>auf</strong> Anfang Oktober zusammengekommen,<br />

an dem sich auch die<br />

Mitschüler aus den Klassen 1 bis 10 beteiligt<br />

hatten. Die Mädchen und Jungen<br />

hatten sich dazu eigenverantwortlich<br />

um Geldgeber bemüht, die sich bereiterklärten,<br />

je zurückgelegte Wegstrecke einen<br />

best<strong>im</strong>mten Betrag zu spenden.<br />

Anfang Januar trafen sich noch einmal<br />

alle, die sich <strong>im</strong> Projektjahr erfolgreich<br />

engagiert hatten. Bad Benthe<strong>im</strong>s Bür-<br />

germeister Dr. Volker Pannen würdigte<br />

das soziale Engagement der Schüler. Sie<br />

hätten Kenntnisse und Fähigkeiten erworben,<br />

die für ihren zukünftigen Lebensweg<br />

<strong>im</strong>mer wichtiger werden. Pannen<br />

zeichnete sieben besonders aktive<br />

Jugendliche mit der Ehrenamtsurkunde<br />

der Stadt Bad Benthe<strong>im</strong> aus.<br />

Schulleiter Fritz Niemeyer und Klassenlehrer<br />

Werner Montag waren stolz <strong>auf</strong><br />

die geleistete Arbeit zu Gunsten der<br />

DGzRS. Die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

Helmut und Gerhard Lankhorst<br />

hatten das Projekt seitens der <strong>Seenotretter</strong><br />

betreut.<br />

Den ausgemusterten Rettungsring des<br />

Maasholmer Seenotkreuzers NIS RAN-<br />

DERS, den symbolischen Begleiter der<br />

Projektaktivitäten, reichten die Schüler<br />

an Vertreter der Erich Kästner-Gesamtschule<br />

aus dem westfälischen Bünde<br />

weiter. Er wird an prominenter Stelle <strong>auf</strong><br />

Gäste spenden für Hydraulikpumpe<br />

Anlässlich ihres 40. Hochzeitstages haben<br />

Hildegard und Hans-Jürgen Miserok<br />

aus Dorsten zur großen Feier eingeladen.<br />

Das Ehepaar bat Freunde und Familie<br />

– anstelle von Geschenken – um<br />

Spenden für die <strong>Seenotretter</strong> in eine <strong>auf</strong>gestellte<br />

Spendenbox. Seit vielen <strong>Jahr</strong>en<br />

fühlen sich Hildegard und Hans-Jürgen<br />

Miserok der DGzRS eng verbunden. Der<br />

Spendenbetrag fiel mit 1250 Euro so<br />

hoch aus, dass er direkt für eine neue Hydraulikpumpe<br />

<strong>im</strong> Tochterboot ADELE des<br />

Seenotkreuzers VORMANN STEFFENS<br />

der Station Hooksiel verwendet wurde.<br />

Herzlichen Dank an Familie Miserok und<br />

ihre Gäste!<br />

das Engagement der dortigen Schüler<br />

hinweisen. »Erste Gedanken sind schon<br />

da, wie wir in der Öffentlichkeit <strong>auf</strong> die<br />

humanitären Aufgaben der <strong>Seenotretter</strong><br />

hinweisen wollen, aber zu viel wollen<br />

wir jetzt noch nicht verraten«, sagte Gesamtschulleiter<br />

Friedhelm Heckemeyer<br />

bei der Übergabe.<br />

Die <strong>Seenotretter</strong> danken ganz herzlich<br />

für das großartige Engagement: »Einfach<br />

Klasse!«<br />

Schulen, die sich auch für dieses Projekt<br />

begeistern können, sind <strong>auf</strong>gerufen,<br />

sich bei den <strong>Seenotretter</strong>n zu<br />

melden. Für das <strong>Jahr</strong> 2011 suchen wir<br />

noch eine »Klasse <strong>Seenotretter</strong>!«<br />

Kontakt und nähere Informationen:<br />

Tel. +49 (0) 421 53707 665,<br />

E-Mail: info@seenotretter.de.<br />

Die Besatzung der VORMANN STEFFENS dokumentierte<br />

den <strong>Einsatz</strong> der neuen Hydraulikpumpe<br />

<strong>auf</strong> dem Tochterboot.


16 17<br />

LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

Tourismus und Modellbau: Messeteam unterwegs<br />

Wilhelm Esmann (l.) wirbt <strong>im</strong> Gespräch neue<br />

Förderer.<br />

Die neue EISWETTE als Präzisionsmodell <strong>im</strong><br />

Maßstab 1:10.<br />

Zum Abschluss der Messesaison 2009 in<br />

Bremen waren die <strong>Seenotretter</strong> bei zwei<br />

beliebten und publikumsintensiven Veranstaltungen<br />

dabei. Auf der Messe »Reiselust«<br />

informierten sich die Besucher<br />

<strong>über</strong> Urlaub an der Küste, aber auch <strong>über</strong><br />

das Thema Sicherheit <strong>auf</strong> See. Der ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter Wilhelm<br />

Esmann schilderte hierzu Einsätze und<br />

Aufgaben der DGzRS in Wort und Bild.<br />

Höhepunkt der Messe »Faszination Modellbau«<br />

in Bremen war unter anderem<br />

ein Modell des Seenotkreuzers EISWETTE<br />

<strong>im</strong> Maßstab 1:10, erbaut vom Schiffsmodell-Konstruktionsteam<br />

Jürgen Kirchhof<br />

und Michael Rüttel. Auf dem Wasser demonstrierten<br />

sie eindrucksvoll die Fahrtüchtigkeit.<br />

Am Informationsstand der<br />

»Interessengemeinschaft Modellbau<br />

1:10« spendeten die Besucher kräftig:<br />

375 Euro wanderten während der drei<br />

Messe tage ins Sammelschiffchen.<br />

In das neue Messejahr starteten die beiden<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter Brigitte<br />

Süske und Peter von Petkewitsch Ende<br />

Januar in Oldenburg. Auf der Messe<br />

Gesummt und gesungen für runde Summen<br />

Zum wiederholten <strong>Mal</strong> haben Hans<br />

Käther und Detlef Seemann vom Shantychor<br />

»Luv un Lee« aus Rostock das Informationszentrum<br />

Nordost der <strong>Seenotretter</strong><br />

in Warnemünde besucht, um das<br />

Sammelschiffchen, das bei allen Auftritten<br />

dabei ist, zu leichtern.<br />

Es war klar, dass zum Zeitpunkt des Besuchs<br />

vor dem Beginn der Adventszeit<br />

noch nicht die »normale Fracht« an Bord<br />

war, aber <strong>im</strong> Dezember hatte der Chor<br />

noch sehr viele Auftritte. So wollten die<br />

Sänger Platz schaffen für weitere Spenden.<br />

180 Euro kamen zum Vorschein, was<br />

die Chormitglieder als etwas wenig<br />

empfanden: »Bei den nächsten Auftritten<br />

musst Du den Gästen das Rädchen<br />

für die Geldscheine besser erklären,<br />

dann gibt es auch mehr Scheine«, gab<br />

Detlef Seemann seinem Sangesfreund<br />

Hans Käther als wohlwollende Empfehlung<br />

mit <strong>auf</strong> den Weg.<br />

Zufriedener wurden die Gäste jedoch<br />

schnell, als Jörg Westphal, Leiter des In-<br />

formationszentrums, ihnen eröffnete,<br />

dass ihr Chor seit August 2008 die Arbeit<br />

der <strong>Seenotretter</strong> <strong>im</strong>merhin mit insgesamt<br />

3000 Euro unterstützt hat. Dafür<br />

sprach Westphal allen »Luv-un-Lee«-<br />

Sängern seinen herzlichen Dank aus.<br />

Brigitte Süske informiert Oldenburger Messebesucher.<br />

»Caravan – Freizeit – Reisen« berichteten<br />

sie <strong>über</strong> die Gefahren, die <strong>auf</strong> Urlauber<br />

<strong>im</strong> Wattenmeer lauern, <strong>über</strong> Krankentransporte<br />

von den Inseln und Halligen<br />

ans Festland, aber auch <strong>über</strong> schwere<br />

Sturmeinsätze der <strong>Seenotretter</strong>. Nach<br />

dem verlängerten Messewochenende<br />

mit vielen interessierten Besuchern in<br />

der Weser-Ems-Halle zählten sie 213<br />

Euro <strong>im</strong> Sammelschiffchen und einige<br />

neue Fördermitglieder, die dem Aufruf<br />

»Sei dabei!« gefolgt waren.<br />

Der Shantychor »Luv un Lee« <strong>im</strong> ehemaligen Rostocker Fischereihafen.<br />

In diesem <strong>Jahr</strong> wollen die beiden Sänger<br />

zur nächsten Tasse Kaffee <strong>im</strong> Informa -<br />

tionszentrum in Warnemünde vorbeikommen<br />

– dann mit einem bei den<br />

Weihnachtskonzerten bis ans »Dollbord«<br />

gefüllten Sammelschiffchen.


Erfolgreich mit <strong>im</strong> Boot <strong>auf</strong> der »boot Düsseldorf«<br />

Angenehmer und erfolgreicher Pflichttermin<br />

für die <strong>Seenotretter</strong> war Ende Januar<br />

die 41. Auflage der weltgrößten<br />

Wassersportmesse »boot Düsseldorf«.<br />

Klar, dass eine einsatzfreudige ehrenamtliche<br />

Mannschaft um ihren »Kapitän«<br />

Holger Stucke vom Event-Team der<br />

DGzRS aus der Bremer Zentrale wieder<br />

»mit <strong>im</strong> Boot« war.<br />

Eine stattliche Zahl neuer Fördermitglieder<br />

verbuchten die <strong>Seenotretter</strong> nach<br />

neun gut besuchten Messetagen (23. bis<br />

31. Januar). Über 240.000 Menschen kamen<br />

in diesem <strong>Jahr</strong> zur »boot Düsseldorf«,<br />

<strong>über</strong> <strong>2000</strong> mehr als <strong>im</strong> Vorjahr.<br />

Erstmals stand die Messe unter dem<br />

Motto »360 Grad Wassersport erleben«.<br />

Dass man von den erfahrenen <strong>Seenotretter</strong>n<br />

eine ganze Menge lernen kann,<br />

erlebten die Erwachsenen be<strong>im</strong> Bühnenprogramm<br />

mit dem ehemaligen Borkumer<br />

Vormann Karl-Friedrich Brückner<br />

und dem aktiven Vormann Dirk Hennesen<br />

vom Seenotkreuzer HANNES<br />

GLOGNER. Sie vermittelten nicht nur<br />

Wissenswertes <strong>über</strong> die <strong>Seenotretter</strong>,<br />

sondern auch manche Portion gute Seemannschaft.<br />

Ebenso viel erfuhren die<br />

Kinder von der Welt an Bord eines Seenotkreuzers<br />

wie auch von der Seefahrt<br />

allgemein: So brachten ihnen die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter der DGzRS unter<br />

anderem fachmännisch Seemannsknoten<br />

bei.<br />

Gespart und geholfen<br />

VR-Bank-Prokurist Carsten Rohwer <strong>über</strong>gibt<br />

den symbolischen Spendenscheck an Vormann<br />

Paul Cugier (M.) und Rettungsmann<br />

Gunnar Pahl.<br />

So leer war der sonst umlagerte Stand der <strong>Seenotretter</strong> nur vor Messeöffnung früh morgens.<br />

Björn und Sven Bernau aus Dülmen lassen<br />

sich vom ehrenamtlichen Mitarbeiter Klaus<br />

Pütz in die Knotenkunst einweihen.<br />

Gewinnbringend gespart und damit den<br />

<strong>Seenotretter</strong>n geholfen hat die VR-Bank<br />

Flensburg/Schleswig. 1077,41 Euro aus<br />

dem Topf des Gewinnsparvereins der<br />

Volks- und Raiffeisenbanken hat Prokurist<br />

Carsten Rohwer an Vormann Paul<br />

Cugier und Rettungsmann Gunnar Pahl<br />

von der DGzRS-Station Schleswig <strong>über</strong>geben.<br />

Aus diesem Topf bedenkt die Bank in jedem<br />

<strong>Jahr</strong> verschiedene Einrichtungen in<br />

ihrem Geschäftsgebiet. Ganz bewusst<br />

fiel die Entscheidung in diesem <strong>Jahr</strong><br />

auch zugunsten der <strong>Seenotretter</strong>: »In<br />

unserer Region hat eigentlich jeder ir-<br />

Karl-Friedrich Brückner, ehemals Vormann<br />

<strong>auf</strong> Borkum, <strong>im</strong> Bühneninterview <strong>über</strong> gute<br />

Seemannschaft.<br />

gendeine Verbindung zum Wasser, von<br />

der Schlei bis zur Flensburger Förde. Viele<br />

unserer Kunden und Mitglieder sind<br />

aktive Wassersportler und wissen, dass<br />

die <strong>Seenotretter</strong> zur Stelle sind, wenn<br />

man sie braucht«, sagt Prokurist Rohwer.<br />

Sein Haus wolle dazu beitragen, den<br />

auch <strong>im</strong> internationalen Vergleich hohen<br />

Ausbildungs- und Ausrüstungsstand<br />

der <strong>Seenotretter</strong> zu halten.<br />

Auf der Station Schleswig tun 17 ehrenamtliche<br />

Rettungsmänner Dienst. Im<br />

<strong>Einsatz</strong>fall helfen sie mit ihrem Seenotrettungsboot<br />

WALTER MERZ.


18 19 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

Kleinholz bringt großes Geld:<br />

Tannenbaum-Schreddern zugunsten der <strong>Seenotretter</strong><br />

Vormann Sven-Eric Carl (2.v.l.) vom Seenotkreuzer JOHN T. ESSBERGER als Glücksfee: Auf dem<br />

Schredderfest in Finkenwerder zog er die Tombola-Gewinner unter Aufsicht von Feuerwehr-<br />

Organisator Claus-Wilhelm Six (2.v.r.) und dessen Tochter Carina. Es moderierte Kapitän Ralf<br />

Krogmann, Leiter der DGzRS-Zweigstelle Hamburg.<br />

Die Weihnachtsbäume haben ausgedient,<br />

und dennoch erfüllt mancher von<br />

ihnen nach dem Fest noch einen guten<br />

Zweck: Die Freiwillige Feuerwehr Hamburg-Finkenwerder<br />

hat rund 250 Tannenbäume<br />

zugunsten der <strong>Seenotretter</strong><br />

geschreddert. Fast <strong>2000</strong> Euro flossen<br />

be<strong>im</strong> traditionellen Schredderfest der<br />

Wehrleute am 10. Januar in das bereitgehaltene<br />

Sammelschiffchen der DGzRS.<br />

Rund 800 Besucher folgten der Einladung<br />

der Feuerwehr. Es galt der Grundsatz,<br />

mindestens einen Euro pro Baum<br />

ins Sammelschiffchen zu stecken. Dabei<br />

beließen es die meisten Besucher jedoch<br />

»Origami-Klasse« transportiert Spenden<br />

Reichlich Ladung hatte das Sammelschiffchen<br />

der Munich RE (Münchner<br />

Rückversicherungsgesellschaft) <strong>im</strong><br />

Bauch, als Edwin W. Mast vor Weihnachten<br />

hineinschaute: 300,47 Euro zählte<br />

seine Munich-RE-»Leerungscrew«.<br />

Schon <strong>über</strong>s <strong>Jahr</strong> hatte sie einen neuen<br />

Trend beobachtet. Edwin W. Mast: »Getreu<br />

dem DGzRS-Motto ,Der Kleine hilft<br />

dem Großen‘ erreichten das Schiffchen<br />

größere Teilladungen mit Feederschiffen<br />

der Origami-Klasse.«<br />

Soll heißen: Manches von seinen Kollegen<br />

gebastelte und gut mit Münzen –<br />

und auch Scheinen – gefüllte Papierschiffchen<br />

ging be<strong>im</strong> Sammelschiffchen<br />

der Munich RE längsseits und <strong>über</strong>gab<br />

Ladung.<br />

nicht. Allein durchs Schreddern kamen<br />

680,45 Euro zusammen. Die restlichen<br />

1293 Euro erzielten die Wehrleute mit einer<br />

Benefiztombola. 46 tolle Preise warteten<br />

<strong>auf</strong> glückliche Gewinner, darunter<br />

beispielsweise ein Ölgemälde des Marinemalers<br />

Hinrich Stroh mit dem Motiv<br />

des Segelschulschiffes »Gorch Fock« der<br />

Deutschen Marine.<br />

Schredderfest-Organisator Claus-Wilhelm<br />

Six hatte, assistiert von seiner<br />

Tochter Carina, die Tombola <strong>auf</strong> die Beine<br />

gestellt. Sven-Eric Carl, Vormann des<br />

Seenotkreuzers JOHN T. ESSBERGER von<br />

der Seeposition Fehmarn, drehte die<br />

Glückstrommel und zog die Gewinnlose.<br />

Gemeinsam mit Kapitän Ralf Krogmann,<br />

Leiter der DGzRS-Zweigstelle Hamburg,<br />

informierte er die Besucher aus erster<br />

Hand <strong>über</strong> das deutsche Seenotrettungswerk.<br />

Richtiggehend belagert war das Buffet<br />

der Feuerwehrfrauen mit selbstgeba -<br />

ckenem Kuchen.<br />

Wem das zu süß war, den versorgte die<br />

Crew der Freiwilligen Feuerwehr am Grill<br />

mit Würstchen und Bier. Der ausdrückliche<br />

Dank der <strong>Seenotretter</strong> gilt allen Besuchern<br />

des Festes und – ganz besonders<br />

– dem gesamten Team der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Hamburg-Finkenwerder.<br />

Ein »Feederschiff der Origami-Klasse« liefert Ladung an das Sammelschiffchen der Münchner<br />

Rückversicherungsgesellschaft.


»Klingelmann« <strong>auf</strong><br />

Föhr unermüdlich<br />

<strong>im</strong> <strong>Einsatz</strong><br />

Wer in Wyk <strong>auf</strong> Föhr eine wichtige<br />

Nachricht verbreiten will, bittet den<br />

»Klingelmann« darum: Knudt Kloberg<br />

setzt die Ausrufer-Tradition <strong>auf</strong><br />

der nordfriesischen Insel fort. Mit einer<br />

alten Schiffsglocke kündigt sich<br />

der 60-Jährige an und posaunt mit<br />

kräftiger St<strong>im</strong>me Inselneuigkeiten<br />

vom nächsten Termin der Kurgast-<br />

Tanzveranstaltung <strong>über</strong> Ausflugsfahrten<br />

bis zum Krabben- und Fischverk<strong>auf</strong><br />

<strong>im</strong> Hafen hinaus. Dabei hat er<br />

stets das Sammelschiffchen der <strong>Seenotretter</strong><br />

dabei, das er den flanierenden<br />

Kurgästen dezent, aber nachdrücklich<br />

unter die Nase hält.<br />

Die spenden gern als Dank für seine<br />

munter <strong>auf</strong>bereiteten Informationen.<br />

Denn Klingelmann Kloberg ist auch<br />

für so manchen Schnack zu haben, bei<br />

dem sich Wissenswertes erfahren<br />

lässt, das in keinem Reiseführer steht.<br />

Landratten stellen Kloberg mitunter<br />

auch seltsam anmutende Fragen. So<br />

wollen einige nahe der alten Kapitänsbank<br />

<strong>auf</strong> der Promenade mit Blick<br />

<strong>auf</strong> das Hallig-Panorama häufig von<br />

ihm wissen, »welche Inselchen von<br />

rechts nach links« das denn da seien.<br />

In den Gesprächen wirbt der gelernte<br />

Seemann, der <strong>auf</strong> vielen Meeren unterwegs<br />

war, auch gezielt für die Veranstaltungen<br />

der <strong>Seenotretter</strong>, seien<br />

es Filmvorträge in der Kurverwaltung<br />

oder Open-Ship-Tage <strong>auf</strong> dem Seenotkreuzer<br />

VORMANN LEISS der Station<br />

Amrum <strong>im</strong> Wyker Hafen. Selbstverständlich<br />

hat der gestandene Fahrensmann<br />

auch fürs Ausrufen ein offizielles<br />

»Patent« – nämlich die Genehmigung<br />

des Ordnungsamtes.<br />

Mit Schiffsglocke und Sammelschiffchen<br />

zieht »Klingelmann« Knudt Kloberg durch<br />

Wyk <strong>auf</strong> Föhr. Während er Neuigkeiten<br />

ausruft, bittet er um Spenden für die <strong>Seenotretter</strong>.<br />

Zum 70. Geburtstag gab es<br />

Geschenke – für die Besatzung der<br />

Station Wangerooge<br />

Stippvisite in der SEENOTLEITUNG BREMEN (v.r.): Friedrich und Helga Schorr mit Gerd Bormann<br />

von der Fördererbetreuung.<br />

Helga und Friedrich Schorr aus Schwarzenbruck<br />

(Bayern) sind schon seit Beginn<br />

der 80er <strong>Jahr</strong>e Förderer des Seenotrettungswerks.<br />

Stets und ständig erreichen<br />

die Spenden aus dem Süden die<br />

Retter <strong>im</strong> Norden. Der 70. Geburtstag<br />

war für Friedrich Schorr Anlass genug,<br />

<strong>auf</strong> Geschenke zu verzichten und um<br />

Spenden für die <strong>Seenotretter</strong> zu bitten.<br />

Anschließend führte eine Reise das Ehepaar<br />

Schorr an die Nordsee und zuvor<br />

nach Bremen, um sich einmal persönlich<br />

davon zu <strong>über</strong>zeugen, was in der Zentrale<br />

der DGzRS an der Werderstraße 2 geschieht.<br />

Ein ausführlicher Informationsrundgang<br />

durch das Haus sowie ein kurzer<br />

Besuch in der SEENOTLEITUNG BREMEN<br />

und in der Reparaturwerft <strong>über</strong>zeugten<br />

die süddeutschen Besucher von der ziel-<br />

Ihr <strong>Einsatz</strong> bitte!<br />

gerichteten Verwendung der Spendengelder.<br />

Von den zusammengetragenen Geldspenden<br />

anlässlich des Geburtstags sind<br />

jetzt drei Überlebensanzüge angeschafft<br />

worden, die die Besatzung des Seenotrettungsbootes<br />

WILMA SIKORSKI/<br />

Station Wangerooge mit großer Freude<br />

entgegennahm. Sonderausstattung war<br />

jeweils ein »Typschild«, <strong>auf</strong> dem die Namen<br />

der Spender eingraviert wurden.<br />

Zu guter Letzt bereicherte Helga Schorr<br />

das Archiv der <strong>Seenotretter</strong> mit einer<br />

Original-Mitgliederkarte aus dem <strong>Jahr</strong><br />

1919, ausgestellt <strong>auf</strong> Dr. jur. Alfred Dipolder,<br />

den Großvater (<strong>Jahr</strong>gang 1868) ihrer<br />

Schwägerin. Letztlich belegt dieses Dokument,<br />

dass die gesamte Familie seit 91<br />

<strong>Jahr</strong>en mit der DGzRS verbunden ist.<br />

Ihnen steht ein Ehejubiläum oder ein runder Geburtstag ins Haus, und Sie<br />

möchten die <strong>Seenotretter</strong> mit einer besonderen Aktion unterstützen?<br />

Bitte wenden Sie sich an das Team unserer Fördererbetreuung:<br />

Tel. +49 (0) 421 53707 716, E-Mail: foerderer@seenotretter.de


20 21 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

Proviant für die Adventsfeier<br />

und einsame Weihnachtstage<br />

Daniela Freier von der Sparkasse Vorpommern (3.v.r.) besuchte den Seenotkreuzer EUGEN und<br />

feierte Advent mit (v.r.) dem 2. Vormann Jean Frenzel, Maschinist Peter Weiß, Rettungsmann<br />

Marco Klossek (2.v.l.) sowie Jörg Westphal und Thekla Riemer vom DGzRS-Informationszentrum<br />

Nordost.<br />

Sie kamen in Rot gekleidet, brachten Geschenke<br />

und waren tatsächlich wahre<br />

Weihnachtswichtel: Daniela Freier und<br />

Sven Krüger vom Vorstandsbüro der<br />

Sparkasse Vorpommern feierten in der<br />

Woche vor Heiligabend mit der Besatzung<br />

des Seenotkreuzers EUGEN/Sta -<br />

tion Greifswalder Oie gemeinsam Advent.<br />

Der 2. Vormann Jean Frenzel dehnte mit<br />

seiner Crew dafür eigens die Liegezeit<br />

des turnusmäßigen Besatzungswechsels<br />

<strong>im</strong> Freester Fischereihafen ein wenig<br />

aus. Die Sparkassenmitarbeiter hatten<br />

Stollen und alkoholfreien Glühwein<br />

mitgebracht. Seit sich das Geldinstitut<br />

vor drei <strong>Jahr</strong>en erstmals für die <strong>Seenotretter</strong><br />

engagierte, wissen seine Mitarbeiter<br />

um die ständige <strong>Einsatz</strong>bereitschaft<br />

der Seeleute auch an den Weihnachtstagen<br />

und <strong>über</strong> den <strong>Jahr</strong>eswechsel. Schnell<br />

Geradelt und gespendet<br />

Susanne Büttner bat ihre Radsport-Teamkollegen<br />

um Spenden ins Sammelschiffchen.<br />

entschieden sie sich, den Rettungsmännern<br />

wenigstens in der Vorweihnachtszeit<br />

eine besinnliche Pause zu bereiten<br />

und noch etwas weihnachtlichen Proviant<br />

mitzugeben. Bei der kleinen Feier<br />

waren dieses <strong>Mal</strong> auch Thekla Riemer<br />

und Jörg Westphal vom DGzRS-Informationszentrum<br />

Nordost aus Warnemünde<br />

dabei.<br />

Die Sparkassenmitarbeiter lernten den<br />

neuen Seenotkreuzer EUGEN kennen,<br />

den die DGzRS Ende April vorigen <strong>Jahr</strong>es<br />

in Dienst gestellt hatte. »Das Schiff hat<br />

jede Menge Kraft und hervorragende<br />

Manövriereigenschaften«, lobte der 2.<br />

Vormann Frenzel.<br />

Er selbst verlebte Weihnachten <strong>im</strong> Freitörn,<br />

seine beiden Kollegen Peter Weiß<br />

und Marco Klossek taten Dienst <strong>auf</strong> der<br />

einsamen Greifswalder Oie.<br />

Nicht nur <strong>auf</strong> der Straße ist Radsport -<br />

lerin Susanne Büttner aus Hamburg<br />

blitzschnell unterwegs. Schnell kam ihr<br />

auch die Idee, mit ihrem Sport den <strong>Seenotretter</strong>n<br />

etwas Gutes zu tun: Be<strong>im</strong> Anradeln<br />

und anlässlich der Betriebssportmeisterschaften<br />

sammelte sie <strong>im</strong> <strong>vergangenen</strong><br />

<strong>Jahr</strong> unter den Tourenradlern<br />

zugunsten der DGzRS. Mit insgesamt<br />

105 Euro befrachteten ihre Kollegen das<br />

bereitgehaltene Sammelschiffchen.<br />

Tüten voller Licht<br />

für Schiffbrüchige<br />

Kreativ sind die Werbefachleute der<br />

Kölner Agentur Niedeck Advertising<br />

von Haus aus. Zugunsten der <strong>Seenotretter</strong><br />

bewiesen sie, dass sie nicht nur<br />

<strong>im</strong> eigenen Geschäftsinteresse gute<br />

Ideen haben. Auf kreative Art ließen<br />

sie der DGzRS eine Spende zukommen.<br />

Die Sterne sollen für Schiffbrüchige<br />

leuchten, dachte sich Mike Niedeck,<br />

der die Geschäfte seines Vaters – und<br />

damit auch die Weihnachtsspenden<br />

an die DGzRS – fortführt. Doch wie<br />

verpackt man leuchtende Sterne?,<br />

fragten sich die Werbeprofis. Antwort:<br />

als Tüte voller Licht, die vielen Menschen<br />

den Weg leuchten kann.<br />

Gedacht, getan: Dutzende Lichtertüten<br />

verteilte die Agentur an ihre Kunden,<br />

verbunden mit vielen weiteren<br />

Geschenkideen, die dazu einluden,<br />

Freunden, Partnern, Nachbarn oder<br />

Kollegen mit einem kleinen Freundschafts-,<br />

Liebes- oder Sympathie-<br />

beweis wie Schneeschippen oder<br />

Schuhputzen – ein sehr persönliches<br />

Geschenk zu machen. So kamen unterm<br />

Strich 250 Euro für die <strong>Seenotretter</strong><br />

zusammen.<br />

Mit Tüten voller Licht sammelte die Kölner<br />

Werbeagentur Niedeck zugunsten der<br />

<strong>Seenotretter</strong>.


Ein Dienst, der Leben retten kann<br />

<strong>Seenotretter</strong> der DGzRS-Station Eckernförde sorgen für Sicherheit in der Eckernförder Bucht / Tipp: Lieber einmal mehr als gar nicht anrufen<br />

ECKERNFÖRDE„Angst darf man nicht<br />

haben“, sagt Hinnerk Pick. Der Seemann<br />

mit Leib und Seele ist viele <strong>Jahr</strong>e<br />

noch zusammen mit dem gerade verstorbenen<br />

Reeder und Kapitän Cassen<br />

Eils durch die sturmgepeitschte Nordsee<br />

nach Helgoland gefahren und hat die<br />

Butterfahrten in Eckernförde bis zum<br />

Schluss (1991) als Schiffsbetriebsmeister<br />

mitgemacht. „Eine tolle Zeit“, sagt<br />

der gebürtige Spiekerooger, der dienstälteste<br />

ehrenamtliche <strong>Seenotretter</strong> in<br />

Eckernförde. Seit 23 <strong>Jahr</strong>en steht Hinnerk<br />

Pick (68) parat, wenn Seemänner<br />

oder Wassersportler in Not geraten.<br />

„Ich bin jeden Tag hier, es gibt <strong>im</strong>mer<br />

was zu tun“, sagt die Seele der Station.<br />

Der 2. Vormann ist froh, mit dem jungen<br />

Schiffsmechaniker und Rettungssanitäter<br />

Benjamin Mahrt (26) einen<br />

tüchtigen, kompetenten und engagierten<br />

Mitstreiter zu haben, der kaum eine<br />

Gelegenheit auslässt, sich wie sein Mentor<br />

um die „Eckernförde“ zu kümmern,<br />

den Stationscontainer in Schuss zu halten<br />

– und Menschen zu helfen. „Jeder<br />

Seemann ist froh, wenn ihm eine Hand<br />

gereicht wird, das ist für mich selbstverständlich“,<br />

sagt Mahrt, der beruflich an<br />

Bord des Mehrzweckboots der WTD 71<br />

„Scharhörn“ seinen Dienst verrichtet.<br />

Und auch Dr. Falk Buettner sieht seinen<br />

ehrenamtlichen <strong>Einsatz</strong> als selbstverständlichen<br />

Dienst an der Gemeinschaft<br />

an. „Das gehört sich so.“ In seinem<br />

früheren Wohnort Osterby war er<br />

in der Freiwilligen Feuerwehr, in<br />

. ........................................................ .<br />

. .................................................... .<br />

Eckernförde stellt der Mediziner sich<br />

seit 20 <strong>Jahr</strong>en wie sieben weitere Kollegen<br />

in den Dienst der Deutschen Gesellschaft<br />

zur Rettung Schiffbrüchiger<br />

(DGzRS) – sein letztes von einst 17 Ehrenämtern.<br />

Diese drei zählen zur Kernmannschaft<br />

der Station Eckernförde, die von<br />

Vormann Horst Egerland geleitet wird.<br />

Weiter gehören dazu Carsten Egerland,<br />

Kernmannschaft: Hinnerk Pick, Dr. Falk Buettner und Benjamin Mahrt an Bord des Seenotrettungskreuzers „Eckernförde“. Fotos: Kühl<br />

Manfred Lilge, Dietmar Steffens und<br />

seit kurzem auch Helmut Stanitzek.<br />

Im Moment herrscht winterliche Ruhe<br />

<strong>im</strong> Hafen und <strong>auf</strong> See. Das Boot eisfrei<br />

halten, viel mehr geht nicht. Doch<br />

das war nicht <strong>im</strong>mer so. 2009 lief die<br />

„Eckernförde“ 85 <strong>Mal</strong> aus dem Hafen<br />

des Segelclub Eckernförde aus, darunter<br />

20 <strong>Einsatz</strong>fahrten mit Rettungs- und<br />

Suchaktionen. Während der Kieler Woche<br />

schleppten die Eckernförder <strong>Seenotretter</strong><br />

vor Kitzeberg eine gechartete<br />

Segelyacht mit zwölf Mann an Bord von<br />

einer Sandbank frei, vor Hemmelmark<br />

rief ein Ehepaar „Pan pan“ – ein Hilferuf<br />

ohne Gefahr für das Leben („Mayday“)<br />

– ihr Boot hatte Maschinenschaden, sie<br />

wurden in den Stadthafen geschleppt,<br />

vor Langholz beteiligte sich die<br />

„Eckernförde“ an einer Suchaktion<br />

nach einer gekenterten Person, die sich<br />

schließlich selbst an Land retten konnte,<br />

das Boot aber blieb un<strong>auf</strong>findbar.<br />

Sämtliche Einsätze werden von Benjamin<br />

Mahrt schriftlich dokumentiert<br />

und zur Auswertung an die DGzRS-Zentrale<br />

nach Bremen <strong>über</strong>mittelt. „Zum<br />

Glück sind bei unseren Einsätzen auch<br />

Die DGzRS-Zentrale möchte den Container<br />

<strong>auf</strong> dem SCE-Gelände gern durch einen<br />

massiven Bau ersetzen.<br />

viele Fehlalarme dabei“, sagt Mahrt, der<br />

neuerdings wie alle seine Kollegen seinen<br />

Notruf per SMS erhält. Er rät den<br />

Beobachtern unklarer Manöver <strong>auf</strong> See,<br />

unbedingt <strong>über</strong> 112 die Rettungszentrale<br />

anzurufen. „Wir rücken lieber einmal<br />

mehr vergeblich aus als gar nicht alar-<br />

Quelle: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, Eckernförder Zeitung, Text und Fotos: Gernot Kühl, 22. Januar 2010<br />

Ihren Bericht für »Längsseits«...<br />

schicken Sie uns bitte direkt an die Redaktion per E-Mail an die Adresse info@seenotretter.de,<br />

per Fax an +49 (0) 421 53707 690<br />

miert zu werden, weil man von Land aus<br />

nie weiß, was draußen wirklich passiert“,<br />

sagt der 26-Jährige. Neben den<br />

<strong>Einsatz</strong>fahrten werden pro <strong>Jahr</strong> auch<br />

noch rund 50 Ausbildungs– und<br />

Übungsfahrten unternommen, dann<br />

heißt es „Mann <strong>über</strong> Bord!“, rein in den<br />

Überlebensanzug und ab in die Ostsee.<br />

„Dieses Boot in Eckernförde ist absolut<br />

angebracht“, entgegnet Hinnerk<br />

Pick Kritikern, die den Aufwand mit<br />

Boot, Station und Ausrüstung in Frage<br />

stellen. „Die Bucht ist einfach zu lang“,<br />

die nächste Station ist in Damp (Carl<br />

von Well“), 15 Seemeilen oder eine<br />

Stunde entfernt, <strong>im</strong> Notfall kann dies eine<br />

Stunde zu lang sein.<br />

Die Bremer DGzRS-Zentrale möchte<br />

die Station in Eckernförde sogar ausbauen<br />

und den Container durch einen<br />

massiven Bau ersetzen. Dazu l<strong>auf</strong>en Gespräche<br />

mit dem Segelclub als Grundstückseigentümer.<br />

Gernot Kühl<br />

oder per Post an die DGzRS, Redaktion »Längsseits«,<br />

Werderstraße 2, 28199 Bremen.<br />

Telefonisch erreichen Sie die Redaktion unter +49 (0) 421 53707 621.


22 23 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

DGzRS op Platt:<br />

Düütsche Sellschop för dat Redden vun Havaristen<br />

»En ganz grootardige Sellschop!«<br />

Von Ingeborg Duggen<br />

Wat Eckernförder vertellen doot<br />

– Deel ölven<br />

Wer in den Haven von den Eckernförder<br />

Seilklub op de Pier langspazeert, süht bi<br />

den Kraan en Schipp liggen, dat so gar<br />

anners utsüht as de Seilscheep: »Eckernförde«<br />

von de Sellschop, Havaristen to<br />

reern. »SAR« steiht an den Bug, wat so<br />

veel heten deit as »Search and Rescue« –<br />

»Suchen und retten«: »Söken un redden«.<br />

Mag woll mennig Lüüd geven, de<br />

ni weeten doot, wat dat darmit op sik<br />

hett.<br />

So heff ik denn mien Naver, Horst Egerland,<br />

befraagt. He is Vörmann von dat<br />

Schipp. Ik heff snackt mit Uwe Rehbehn,<br />

de Vörmann weer von 1991 bit 2001. De<br />

Seilklub Eckernföör ünner Reinhold Möller<br />

un Max Hinrichsen hett sik darför<br />

stark makt, dat Eckernföör en Station<br />

kreeg. In en Versammeln 1982 stellten se<br />

as Vörmann Karl Heinz Paasch vör und<br />

fröögen, wer in de Crew mitmaken wull.<br />

20 Mann mellen sik!<br />

So wörr de Station Eckernföör 1982 mit<br />

den ersten Vörmann Karl-Heinz Paasch<br />

gründt. Wi kennt em hüüt as Eigner von<br />

de »Seebad Borby«. He hett sik bannig<br />

darför insett, dat Eckernföör en Reddungsboot<br />

kreeg. Dat erste Boot, de<br />

»Umma« (dat is en Freesche Deernsnamen),<br />

weer man söben Meter lang un 10<br />

Knoten flink. Se hett hier deent bit 1985.<br />

Nu liggt se in’t Museum in Bremerhaven.<br />

1985 kregen de Eckernförder de<br />

»Carl A. Wuppesahl«, negen Meter lang<br />

und 13 Knoten flink. Se keem 2004 in de<br />

Warft un wörr överhaalt. Denn wörr se<br />

överföhrt na Namibia.<br />

2004 kreeg uns Station de »Eckernförde«,<br />

en Boot von de 9,5-Meter-Klass, von<br />

dee all ölven Scheep in Stationen an<br />

Nord- un Ostsee ehr Düchtigkeit ünner<br />

Bewies stellt harrn. Dat Boot löppt 18<br />

Knoten, recht wat flinker as de »Carl A.<br />

Wuppesahl«. Se hett nieeste Kommunikations-<br />

un Navigationsanlagen. Un Dr.<br />

Falk Buettner, de ik ok befraagt heff, ver-<br />

tellt mi, dat se in’t letzt <strong>Jahr</strong> noch mal<br />

modernste Technik an Bord kregen<br />

hebbt.<br />

De Fahrstand is baben mit gode Rundümsicht.<br />

Un ünner Deck is Platz för de<br />

Geräte, üm verletzte un kranke Lüüd to<br />

versorgen. Dat Boot is so buut, dat dat<br />

good mit harde See ümkann: Wenn dat<br />

dörchkentert, richt sik dat von sölvst<br />

wedder op. Un de Deepgang ist mit 96<br />

cm so utleggt, dat dat in Flachwaterküsten<br />

opereern kann.<br />

Dat wi dat kregen hebbt, verdankt wi<br />

uns damalige Innenminister Klaus Buß,<br />

de sik all as Börgermeister von Eckernföör<br />

för uns insett hett. He harr Geld ut<br />

Glücksspeele, nennt »Tronc-Mittel«, to<br />

verwalten un hett darvon ’n rechten Batzen<br />

na de Zentrale in Bremen geven. Darto<br />

kaamt de Spenden von 330.000 Lidmaten<br />

un wat in de Spendenscheep rinsteken<br />

ward. Döfft hett dat niee Schipp<br />

Klaus Buß sien Fruu.<br />

To de Sövenmann-Crew hört neven den<br />

Vörmann un de Fahrenslüüd, de all ut de<br />

Seefahrt kaamt, ok en Arzt un en Rettungssanitäter.<br />

Uwe Rehbehn acht besünners<br />

hoch Horst Egerland, Hinrich<br />

Pick un den Sanitäter Manfred Lilge, de<br />

von den ersten Dag an ehren Deenst<br />

doot, ebenso as Dr. Falk Buettner, de siet<br />

1991 bit hüüt darbi is. Dr. Buettner höllt<br />

nich bloß den Arztkuffer klaar, he hett de<br />

ganze Crew gegen Hepatitis <strong>im</strong>pft – för<br />

nix.<br />

Alle Mann makt den Deenst, ahn wat<br />

darför to kriegen. Un dat köst veel Tied:<br />

Üm bi’n Insatz richtig to hölpen, mutt<br />

man utbildt sien un jümmers wedder<br />

öven. Man mutt dat Schipp klaar holen.<br />

Man mutt mit annere Stationen tosamenarbeiden,<br />

tosamen öven.<br />

Vörmannsdag is in de Februar, in’n November<br />

en Tosamenkunft von Vörmänner,<br />

Ärzte un Sanitäter in Bremen, för<br />

Hauptamtliche und Freewillige. Un Dr.<br />

Büttner is richtig begeistert: »Dat is ’n<br />

besünnere Slag Minschen; trüchhöllern,<br />

bescheiden; in jedeen Haven warrt man<br />

fründlich opnahmen. Dat is, as wenn<br />

man to en groot Familie tohöörn deit. En<br />

ganz grootardige Sellschop!«<br />

Ok de Erste Hölp mutt jümmers nie övt<br />

warrn; dat maakt de Crew hier bi de Johanniter.<br />

Üm vermisste Minschen to finnen,<br />

mutt mennigmal en Hubschrauber<br />

insett warrn. Von baben süht man mehr<br />

as op Waterhöchte. Awers ok dat mut<br />

övt warrn. So warrd bi’t Öven woll mal<br />

een von de Crew ophievt un achternah<br />

op en twee mal twee Meter Platz wedder<br />

affsett. Dat is en vigelinschen Kram.<br />

Un Uwe Rehbehn vertellt, dat se ok in de<br />

Marineschool in Niestadt öven mööt:<br />

Dar gellt dat, Scheep to redden, dat se bi<br />

Waterinbruch nich afsupen doot. In den<br />

Kontainer hebbt se en Flooß, dat is verdammi<br />

swaar. Awers ton Öven mööt se<br />

dat rutslepen. Dat blast sik sölvst op un<br />

kann 60 Mann opnehmen.<br />

Ehrer wi uns Geschichten vertellen laat<br />

von de Arbeid vör Ort, kiek wi kort in de<br />

Geschicht von de DGzRS: Von 1865 an<br />

gifft dat ’n organisiertes Reddungswesen<br />

in Düütschland. 1812 harrn all Kooplüüd<br />

in Memel en Roderboot, üm Havaristen<br />

to bargen. Awers de Hannelsmarine<br />

wörr grötter un dat geev mehr un<br />

mehr grote Havarien. Dar reep de Oberstüermann<br />

Adolph Bermpohl in en<br />

Wuchenblatt in Vegesack darto op, för<br />

den Opbuu von »Rettungsstationen <strong>auf</strong><br />

den Deutschen Inseln der Nordsee« to<br />

spenden. Annere Bläder nehmen dat op.<br />

1861 gründt de Oberzollinspekter Georg<br />

Breusing in Emden den »Verein zur Rettung<br />

Schiffbrüchiger in Ostfriesland«.<br />

Un so wörrn de ersten Stationen op<br />

Langeoog un Juist inricht. Annere Vereene<br />

wörrn gründt. Dr. Arwed Emminghaus,<br />

Redakteur von dat Bremer Hannelsblatt,<br />

sorg denn darför, dat de Vereene<br />

tosamenkemen: An den 29. Mai 1865<br />

wörr in Kiel de »Gesellschaft zur Rettung<br />

Schiffbrüchiger« gründt, de anfung, an<br />

de düütschen Küsten Stationen optobuun.<br />

Tein <strong>Jahr</strong> later geev dat all 91 Stationen.<br />

Se harrn all 870 Minschen reddt. 1890<br />

harr de Sellschop all 111 Stationen un<br />

1000 freewillige Hölper un an de 50.000<br />

Lidmaten. In den Krieg wörr de Deenst


ünner den Schutz von de Genfer Konvention<br />

wiederföhrt. De Kieler Deenststell<br />

wörr tweibombt. De Verwaltung keem<br />

na Cuxhaven un 1952 na Bremen.<br />

2004, as uns »Eckernförde« in Deenst<br />

stellt wörr, geev dat all 61 Bööt, von 7 bit<br />

46 Meter in 54 Stationen, 185 fast anstellte<br />

und mehr as 800 freewillige Reddungslüüd.<br />

Un mehr as 70.000 Minschen<br />

sünd reddt worden. Op de groten<br />

Krüzer sünd fast anstellte Mannschaften,<br />

op de lütteren, as de »Eckernförde«,<br />

ehrenamtliche Lüüd. Un för all de<br />

Scheep, för all de Hölpsmaten, hett de<br />

Vereen nich een Penn von den Staat kregen!<br />

Ik meen, dat is en grote Kunst, soveel<br />

Scheep to buun, soveel Lüüd to finnen,<br />

de von Amts wegen un ehrenamtlich<br />

Deenst doot, ahn na den Staat to ropen!<br />

Horst Egerland vertell wieder: »Wenn<br />

ener in Seenot is, röppt he de Zentrale in<br />

Bremen an – wer op Water is, weet, dat<br />

he dar Hölp kriegen deit. Bremen funkt<br />

uns an: ‘Eckernförde, sofort das Schiff besetzen!’<br />

un denn laat wi allns stahn un<br />

liggen, egal, wo wi sünd, op de Arbeid<br />

oder to Huus. Dat is, as bi de freewillige<br />

Füerwehr. Un denn gewt se uns dörch,<br />

wo dat »brennen« deit.<br />

<strong>Mal</strong> weer dat en Segler, de bi Langholt de<br />

Undeepte nich funnen harr; den müssen<br />

wi dalholen. Denn kreeg en Surfer sien<br />

Brett ni klaar. Denn müssen wi en Mann<br />

von`n Angelkutter holen, de en Haken in<br />

de Nees kregen harr, or en Angler redden,<br />

de över Bord fullen weer. Ener harr<br />

den Mast afbroken un weer manövreerunfähig;<br />

en anner kreeg den Motor nich<br />

mehr togang un müss in den Haven<br />

sleept warrn. In de Jenner is vör den Südstrand<br />

en Swömmer versopen. De Familie<br />

stünn an den Strand. Un wi hebbt em<br />

söcht, mit Füerwehr, THW un Hubschrauber<br />

von de Marinedüüker.<br />

En anner mal hebbt wi vör Kronsort en<br />

Angler söcht, de Kopp vöran över Bord<br />

fullen weer: De harr en Waatbüx un<br />

Gummisteveln an; dar hung he in twee<br />

Meter Water över Kopp un kunn sik nich<br />

ümdrein, de Luft weer in de Steveln. Dar<br />

kannst di ni bargen. Dat hebbt Marinedüüker<br />

versöcht, junge stevige Kerls –<br />

dar büst du verlorn.« Un Dr. Büttner<br />

seggt: »Egentlich dörven de garni verköfft<br />

warrn, ahn de Lüüd to warnen,<br />

awers man süht se jümmers noch. Un<br />

letzt <strong>Jahr</strong> is dat all wedder passeert, dat<br />

ener dardörch ümkamen is. In Amerika<br />

sünd se mit en Reddungsring utstaffeert,<br />

dat de Lüüd den Kopp hoch<br />

kriegt.«<br />

»Överhaupt is dunkles Tüüch as en Tarnkapp«,<br />

seggt Horst Egerland, »Ik heff mal<br />

en Mann blots funnen, wiel ik sien helles<br />

Gesicht över dat Seegras heff lüchten<br />

sehn. Oftens wiest uns en rode Rakeet<br />

den Weg to en Mann in Not. Doch ok dar<br />

gifft dat leider Fehlalarms, as bi de Füerwehr.«<br />

Un Dr. Büttner vertellt, dat se en<br />

Dag na Silvester rutmüssen: En U-Boot<br />

harr bi’t Inlopen en rode Rakeet seen.<br />

Awers se kunnen keen Havaristen finnen,<br />

weer woll noch von Silvester nahbleven.«<br />

»<strong>Mal</strong> weer en Motoryacht op`n<br />

Strand lopen; de müssen wi nosch erst<br />

freeschüfeln, ehrer wi se op den Haken<br />

nehmen kunnen.«<br />

»Bi de Kieler Wuch sünd wi all darbi«,<br />

vertellt Uwe Rehbehn. »Maasholm,<br />

Langballig, Eckernföör, Damp, Schilksee,<br />

Stein, Laboe, üm de Regatten aftosekern.<br />

Un dar hebbt wi all so manch en Havaristen<br />

op’n Haken hatt un na Schilksee,<br />

Strande oder Laboe rinsleept. Awers een<br />

Boot hölt hier de Stellung, dat warrt afsnackt.<br />

Awers von Stoltenbarg bit to S<strong>im</strong>onis<br />

hett uns jede Ministerpräsident<br />

ok to’n Veranstaltung inladt; von en<br />

Fahrgastschipp ut hest en annern Blick<br />

op´t Geschehn.«<br />

»Wi sünd all good utbildt«, seggt Horst<br />

Egerland, »wi köönt ok mit twee un dree<br />

Mann rutfahrn. Kümmt woll mal för, dat<br />

wi ni weet, wat wi mit en Kranken anfangen<br />

süllt. Denn ropt wi in Cuxhaven an:<br />

Dar in’t Krankenhuus is en Arzt, de uns<br />

denn raden kann. Eenmal kreeg ik en<br />

Mann mit Zuckerschock an Bord. Dar<br />

kunn ik garnix maken. Ik reep den Notarzt<br />

von’t Eckernförder Krankenhuus an,<br />

he sull an de Pier stahn mit’n Notarztwagen.<br />

De Dokter geew den Patienten, de<br />

garnix seggen kunn, en Sprütt – un de<br />

Mann güng sölvst von Bord.<br />

Eenmal reep ok en Fruu bi mi an: »Mien<br />

Mann wull klocken fiev wedder an Land<br />

sien, nu is’t all düüster, un he is noch ni<br />

dar. Dar müss ik ja los: Sien Bootsmotor<br />

streik. Sogar Wiehnachten müss ik all<br />

los.« Un Uwe Rehbehn vertellt denn, dat<br />

se all Bodderdamper rinsleept hebbt, Angelkutter<br />

op’n Haken harrn un Traditionssegler,<br />

de bi Storm op den Strand dreven<br />

weern. Dr. Buettner weet to berichten,<br />

dat se letzt <strong>Jahr</strong> ok mit de Traditions-<br />

egler ut Eckernföör tosamen mit en<br />

Hubschauber övt hebbt.<br />

»Bargt man en Doden«, seggt Horst<br />

Egerland, »denn övern<strong>im</strong>mt em de Polizei;<br />

denn is dat nich so swaar. 20 bit 30<br />

Notfallinsätze hebbt wi in’t <strong>Jahr</strong> in’n<br />

Schnitt; dat is nich jümmers gliek. Darto<br />

maakt wi 60 bit 80 Kontrollfahrten, een<br />

oder twee jede Wuch. Regatten mööt wi<br />

sekern. <strong>Mal</strong> kemen wi von de Kieler<br />

Wuch un müssen glieks wedder rut: »In<br />

Langholt liggt en Segler mit’n broken<br />

Mast, den mööt ji holen.<br />

Eenmal in`t <strong>Jahr</strong> hebbt wi en grotes Manöver<br />

mit uns Navers: de Bööt ut Damp,<br />

Schilksee, Laboe un Maasholm. Wer as<br />

Erster bi en »Havaristen« ankümmt,<br />

hett dat Kommando, egal, wat he to de<br />

Hauptamtlichen von de groten Scheep<br />

höört oder en Ehrenamtlichen von en<br />

lüttes Boot is. Good is ok uns Tosamenarbeid<br />

mit de Navers in Dänemark un Sweden.<br />

Över jede Tour mööt wi en Bericht<br />

schrieven.<br />

En Minschen to bargen kost nix. En<br />

Shipp in den Haven to slepen, kost ok<br />

nix, awers dat warrt geern sehn, wenn<br />

de Sellshop en Spende kriggt. Mennigmal<br />

wüllt de Lüüd, dat wi ehr Schipp in<br />

en anneren Haven slepen doot. Awers<br />

dat is verbaden, ok för Fischkutter.« Dr.<br />

Buettner seggt: »De beste Insatz is de, de<br />

garni stattfinnen deit.« Dat weer egentlich<br />

’n godes Woort to’n Sluss.<br />

Awers denn vertellt mi Uwe Rehbehn<br />

noch wat ganz Besünneres un man höört<br />

ruut, dat em dat stolt maken deit:<br />

»1994 sünd alle ehrenamtlichen aktiven<br />

Vörmänner von de DGzRS mit ehr Fruuns<br />

von Bundespräsident Richard von Weizsäcker<br />

för dree Daag na Berlin inlaadt<br />

worrn. En ganzen Dag weern wi op’t<br />

Gaarnfest von den Bundespräsidenten<br />

bi Slott Bellevue. Dat niesel en beten; dar<br />

kregen wi allemann en Schirm. Un denn<br />

kreeg ik de ehrenfulle Opgaav, den Bundespräsidenten<br />

unsen Dank uttospreeken.<br />

Dat maakt mi hüüt noch stolt.«<br />

Ik dank Horst Egerland, Uwe Rehbehn<br />

und Dr. Falk Buettner, dat se mi dat allens<br />

vertellt hebbt.<br />

(Nachdruck aus dem <strong>Jahr</strong>buch der He<strong>im</strong>atgemeinschaft<br />

Eckernförde, <strong>Jahr</strong>gang<br />

67, 2009)


2 4<br />

LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2010<br />

Pakete packen und Gutes tun<br />

Überraschung für die <strong>Seenotretter</strong> nach<br />

dem Weihnachtsfest: Saturn-Bremen-<br />

Geschäftsführer Marcus Büher kam am<br />

26. Januar mit einem Briefumschlag in<br />

der Zentrale der DGzRS vorbei und <strong>über</strong>reichte<br />

3000 Euro.<br />

Der Betrag war <strong>im</strong> Dezember gesammelt<br />

worden. Kunden des Elektronik-<br />

Fachmarktes konnten gegen eine Spende<br />

ins Sammelschiffchen ihre Weihnachtspräsente<br />

in Geschenkpapier verpacken<br />

lassen.<br />

Die Saturn-Mitarbeiterinnen erledigten<br />

die Aufgabe mit Geschick und Fantasie,<br />

so dass die Kunden gerne für diesen Service<br />

spendeten.<br />

Marcus Büher: »Uns lag daran, diese Aktion<br />

in Bremen für eine Bremer Institution<br />

durchzuführen. Und das ist nun mal<br />

die DGzRS, die jetzt 145 <strong>Jahr</strong>e alt wird<br />

und sich seit der Gründung durch Spenden<br />

finanziert. Da wollten wir von Saturn<br />

uns natürlich auch beteiligen.«<br />

Veranstaltungen<br />

26.-28.02. Bremen: Messe »Boatfit«, Stand der <strong>Seenotretter</strong> in Halle 4, Nr. C 41.<br />

25.-28.03. Laboe: Dorschtage, mit DGzRS-Infomobil, Open-Ship <strong>auf</strong> dem Seenotkreuzer BERLIN (27. und 28.03. jeweils 10.30 bis<br />

12 Uhr) und 14 bis 15 Uhr. Ratespiel: Wie lang ist der größte gefangene Dorsch des Tages? Tolle Sachpreise.<br />

ab 02.04. Helgoland: »Seenotrettung <strong>auf</strong> Helgoland«, an jedem Freitag und Samstag stationsbezogene Bilderausstellung und<br />

Filme <strong>über</strong> die Arbeit der DGzRS <strong>im</strong> Rettungsschuppen am Südhafen. Der Rettungsschuppen ist von 10 bis 12 Uhr und<br />

von 13 bis 18 Uhr geöffnet.<br />

21.04. und 05.05. Büsum: Open-Ship und Filmvortrag <strong>über</strong> die Arbeit der <strong>Seenotretter</strong> in den Sturmflutwelten »Blanker Hans«, Filmvortrag<br />

jeweils um 19 Uhr <strong>im</strong> Forum, zuvor Besichtigung des Seenotkreuzers HANS HACKMACK, jeweils von 17 bis 18.30<br />

Uhr, Liegeplatz am Westdeich. Eintritt frei.<br />

08.-16.05. Wächtersbach: 62. Messe Wächtersbach mit Infostand der <strong>Seenotretter</strong>.<br />

09.05. Burgstaaken/Fehmarn: Fisch- und Flohmarkt mit DGzRS-Infomobil und Open-Ship <strong>auf</strong> dem Seenotkreuzer JOHN T.<br />

ESSBERGER (vormittags und nachmittags).<br />

09.05. Schilksee: Tag der offenen Tür <strong>im</strong> Olympiazentrum. Vereine und Verbände präsentieren sich. Die DGzRS-Station sowie<br />

die beiden Seenotrettungsboote ASMUS BREMER und MARIE LUISE RENDTE können besichtigt werden.<br />

10.05.-31.08. Pellworm: Sonderausstellung <strong>im</strong> Schifffahrtsmuseum Pellworm (Dampferschuppen am Hafen) mit Fotos von Peter<br />

Neumann (YPS-Collection, Hamburg) <strong>über</strong> Schiffe und Arbeit der DGzRS.<br />

13.-16.05. Kappeln/Schlei: Heringstage mit DGzRS-Infomobil und Open-Ship, täglich 10.30 bis 16.30 Uhr, <strong>auf</strong> dem Seenotkreuzer<br />

NIS RANDERS am Kappelner Hafen.<br />

19.05. Büsum: Open-Ship und Filmvortrag <strong>über</strong> die Arbeit der <strong>Seenotretter</strong>, Details siehe 21.04.<br />

05.-06.06. Bergkamen: Hafenfest <strong>im</strong> Westfälischen Sportbootzentrum Marina Rünthe mit Infostand der <strong>Seenotretter</strong>.<br />

07.-12.06. Leipzig: Messe »Interschutz – Der rote Hahn«, internationale Leitmesse für das Rettungswesen, DGzRS-Messestand<br />

mit Fahrs<strong>im</strong>ulator in Halle 2, Stand G51/1.<br />

Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Saturn-Geschäftsführer Marcus Büher (l.) <strong>über</strong>gibt in der DGzRS-Werfthalle den symbolischen<br />

Scheck <strong>über</strong> 3000 Euro an Meister Volker Horling. Im Hintergrund sind die zur Überholung<br />

nach Bremen gekommenen Seenotrettungsboote HERMANN ONKEN/Sta tion Fedderwardersiel<br />

und WOLTERA/Station Juist (l.) zu sehen.<br />

Die Spende nahm Meister Volker Horling<br />

entgegen, der in der Reparaturwerft zusammen<br />

mit seinen Kollegen für War-<br />

Zentrale:<br />

Werderstraße 2<br />

28199 Bremen<br />

Postfach 10 63 40<br />

28063 Bremen<br />

Telefon +49 (0)421 · 53 707 0<br />

Telefon +49 (0)421 · 53 707 610/611<br />

Telefax +49 (0)421 · 53 707 690<br />

E-Mail info@seenotretter.de<br />

www.seenotretter.de<br />

tung und Reparatur der Seenotkreuzer<br />

und Seenotrettungsboote sorgt.

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