Stellungnahme zur Totalrevision des Bundesgesetzes vom 6 ...
Stellungnahme zur Totalrevision des Bundesgesetzes vom 6 ...
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Bun<strong>des</strong>amt für Justiz<br />
Direktionsbereich Strafrecht<br />
Bun<strong>des</strong>rain 20<br />
3003 Bern<br />
18. August 2010<br />
<strong>Stellungnahme</strong> <strong>zur</strong> <strong>Totalrevision</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes <strong>vom</strong> 6. Oktober 2000<br />
betreffend die Überwachung <strong>des</strong> Post- und Fernmeldeverkehrs<br />
Sehr geehrte Frau Bun<strong>des</strong>rätin Widmer-Schlumpf<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Das Konsumentenforum kf bedankt sich für die Möglichkeit, zu oben erwähnter<br />
Gesetzesrevision Stellung nehmen zu können. Da die Einladung <strong>zur</strong> Vernehmlassung<br />
wie auch die Unterlagen erst Ende Juli bei der Geschäftsstelle eingetroffen sind und<br />
diese bis zum 9. August infolge Ferien geschlossen war, erfolgt die <strong>Stellungnahme</strong><br />
spät, aber gerade noch termingerecht. Wir bitten, dies zu entschuldigen, hoffen aber,<br />
dass das kf in Zukunft wie die andern eidgenössisch anerkannten Konsumentenorganisationen<br />
auf der Liste der Adressaten aufgeführt und zu Vernehmlassungen<br />
eingeladen werde.<br />
Zur vorliegenden <strong>Totalrevision</strong> nehmen wir wie folgt Stellung:<br />
Gemäss unserer jährlich erhobenen repräsentativen Umfrage (Pulsmesser) betreffend<br />
die grössten Sorgen der Konsumentinnen und Konsumenten belegen<br />
Internetpornographie und Internetkriminalität neben den Gesundheitskosten<br />
regelmässig die obersten Plätze. Wir begrüssen es <strong>des</strong>halb sehr, dass mit der<br />
<strong>Totalrevision</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes betreffend die Überwachung <strong>des</strong> Post- und<br />
Fernmeldeverkehrs die heutigen Überwachungsinstrumente der technischen<br />
Entwicklung angepasst und insbesondere auf die Internetkommunikation und –<br />
telefonie ausgedehnt werden. Damit kann auch in diesem Bereich die<br />
Kinderpornographie, das organisierte Verbrechen und der Betäubungsmittelhandel<br />
erkannt und besser aufgedeckt werden. Nur so besteht die Chance, dieser Art von<br />
Kriminalität beizukommen und unbescholtene Internetnutzer zu schützen.<br />
Allerdings besteht die Gefahr und Sorge in weiten Bevölkerungskreisen, dass<br />
unbescholtene Personen überwacht und deren Daten über Jahre aufbewahrt werden.<br />
Die unkontrollierte Fichierung von Personen, welche nach dem grossen Fichenskandal<br />
vor einigen Jahren für unter Kontrolle gehalten wurde, hat mit der jüngst publik<br />
gewordenen Fichierung von über 200‘000 Personen in der ISIS Datenbank erneut das<br />
Vertrauen in den Staat erschüttert. Dem Datenschutz und <strong>des</strong>sen Kontrolle ist <strong>des</strong>halb<br />
höchste Priorität ein<strong>zur</strong>äumen und es ist sicher zu stellen, dass die Überwachung<br />
tatsächlich nur im sachlichen Geltungsbereich, wie unter Art. 1 aufgeführt, Anwendung<br />
findet. Sollten Überwachungen und Daten gesammelt werden, welche sich als nicht<br />
relevant für den Geltungsbereich herausstellen, ist sicher zu stellen, dass diese<br />
unverzüglich gelöscht werden.<br />
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Dass mit höherer Genauigkeit festgelegt wird, wer dem Gesetz untersteht, welche<br />
Aufgaben dem Dienst zukommen und welche Pflichten die dem Gesetz unterstellten<br />
Personen haben, schafft Klarheit und Rechtssicherheit und ist <strong>des</strong>halb zu begrüssen.<br />
Allerdings sind dazu auch effiziente Kontrollmechanismen unabdingbar, um zu<br />
verhindern, dass heikle Daten in falsche Hände kommen.<br />
In den umliegenden Ländern gelten laut erläuterndem Bericht ähnliche Regelungen,<br />
wie die in der vorliegenden Gesetzesrevision vorgesehenen. Bedenken bezüglich<br />
Wettbewerbsverzerrungen können <strong>des</strong>halb weitgehend ausgeschlossen werden. Das<br />
kf ist der Meinung, dass auch hier, wie in andern Gesetzesanpassungen, Eu-konform<br />
legiferiert werden sollte. Gerade in grenzenlosen Bereichen wie dem Internet und der<br />
Telefonie sind grenzüberschreitende Massnahmen unabdingbar, da die Kriminalität an<br />
den Grenzen nicht Halt macht und grenzüberschreitend agiert.<br />
Da die eine Überwachung beantragenden Stellen – in der Regel die<br />
Staatsanwaltschaften – die Kosten für die Überwachung selbst tragen müssen, ist<br />
angesichts der doch beträchtlichen Kosten davon auszugehen, dass<br />
Überwachungsmassnahmen nur in Fällen angeordnet werden, in denen wirklich ein<br />
erheblicher Tatverdacht besteht. Diese zusätzliche Hürde ist <strong>des</strong>halb aus<br />
strafverfahrens- und verfassungsgrundrechtlicher Sicht zu begrüssen.<br />
Wir danken für die Berücksichtigung unserer <strong>Stellungnahme</strong>.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
Franziska Troesch-Schnyder<br />
Präsidentin<br />
Dr. Muriel Uebelhart<br />
Geschäftsführerin<br />
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