Dominikanerinnen - Kontinente
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Arenberger<br />
<strong>Dominikanerinnen</strong><br />
Die Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin kontinente • 2-2012<br />
Aufbrechen zum Licht<br />
Aufbrechen zum Licht, um mehr auf das zu achten<br />
und dem Raum zu geben, was mein Herz<br />
aufatmen und aufblühen lässt.<br />
Aufbrechen zum Licht,<br />
um mein Augenmerk mehr auf das zu richten<br />
und nach dem auszurichten, was mich beseelt<br />
und wachsen lässt.<br />
Aufbrechen zum Licht,<br />
um mehr über das nachzusinnen und von dem zu sprechen,<br />
was mich beflügelt und aufhorchen lässt.<br />
Aufbrechen zum Licht,<br />
um bereit und empfänglich zu werden für den<br />
unsichtbaren Gott, der uns in menschlicher Gestalt<br />
täglich neu begegnen will.<br />
Paul Weißmantel<br />
Foto: OP<br />
Landschaft der Anden zwischen Cochabamba und Comarapa.<br />
2-2012 ARENBERGER DOMINIKANERINNEN • I
BOLIVIEN<br />
Fünf zogen aus –<br />
eine hält noch treu<br />
die Wacht . . .<br />
Am 4. November 2011 wurde Schwester Gundelinde Kunz 80 Jahre<br />
alt. Hna. Maria Martha Suárez erzählt aus ihrer Lebensgeschichte:<br />
Oben: Schwester Gundelinde bewältigte<br />
die bergigen Wege auf einem<br />
Maulesel.<br />
Links oben: Wie hier den Bau der<br />
neuen Altenherberge, hat sie<br />
bestimmt auch den des neuen Kindergartens<br />
geleitet...<br />
Links unten: Heute gibt es in Comarapa<br />
einen modernen, großen Kindergarten.<br />
Unten: Mit ganzer Liebe dient sie den<br />
alten Menschen.<br />
Am 4. November 1931 wurde<br />
Schwester Gundelinde (Rosemarie)<br />
Kunz als Älteste von<br />
fünf Geschwistern in Würzburg<br />
geboren. Bedingt durch Kriegseinwirkungen<br />
verschlug es die<br />
Familie nach Speyer und sie<br />
wurde dort ansässig.<br />
Schon sehr früh war Rosemarie<br />
für ihre Mutter eine große Hilfe,<br />
und die Mitsorge um ihre Geschwister<br />
legte in ihr den<br />
Grund für mütterliche Eigenschaften.<br />
Der Krieg mit dem<br />
Verlust des Elternhauses und<br />
Neuanfang ließen Pflichtbewusstsein,<br />
liebende Fürsorge<br />
und Verantwortung wachsen –<br />
Tugenden, die bis heute ihren<br />
Umgang mit den Menschen prägen.<br />
Nie übersieht sie deren<br />
Schmerz – immer nimmt sie<br />
sich die notwendige Zeit, sie anzuhören.<br />
Ihr Frohsinn und ihr<br />
natürlicher Humor sind bei<br />
Jung und Alt geschätzt und beliebt.<br />
Man nimmt gern ihren Rat<br />
an, lässt sich korrigieren und<br />
akzeptiert auch gerechtfertigte<br />
Zurechtweisungen.<br />
Das Ordensleben nahm eine<br />
total andere Richtung<br />
Mit 19 Jahren trat Rosemarie in<br />
unsereGemeinschaftderArenberger<br />
<strong>Dominikanerinnen</strong> ein und erhielt<br />
bei der Einkleidung den Namen<br />
Schwester Maria Gundelinde.<br />
Am 8. September 1952 legte<br />
sie ihre Erste Profess ab und im<br />
September 1955 die Ewigen Gelübde.<br />
In den Jahren dazwischen<br />
machte sie die Ausbildung als Kindergärtnerin,<br />
und sie übte diesen<br />
Beruf mit großer Freude in Oberhausen<br />
und Wuppertal-Elberfeld<br />
aus. Damals konnte sie noch nicht<br />
ahnen, welche total andere Richtung<br />
ihr Ordensleben einschlagen<br />
würde.<br />
1962 arbeiteten im bolivianischen<br />
Comarapa schon einige deutsche<br />
Dominikaner, unter ihnen Pater<br />
Gonzalo Drees. Der Ort liegt genau<br />
in der Mitte zwischen Cochabamba<br />
und Santa Cruz, und damals<br />
war gerade eine der ersten asphaltierten<br />
Straßen in Bolivien von 500<br />
Kilometern Länge zwischen den<br />
beiden Städten gebaut worden.<br />
Das verleitete zu einer unkontrol-<br />
Fotos: OP<br />
II • ARENBERGER DOMINIKANERINNEN 2-2012
Besichtigung des Bauplatzes für den neuen Kindergarten.<br />
In diesem Gebäude funktionierte der erste Kindergarten mindestens 5 Jahre.<br />
lierten Fahrpraxis und verursachte<br />
viele Unfälle – besonders problematisch,<br />
weil es auf der ganzen<br />
Strecke kein Hospital gab!<br />
Das war ein Hauptgrund für den<br />
Hilferuf von Pater Gonzalo, in<br />
Arenberg um die Entsendung von<br />
Krankenschwestern zu bitten –<br />
und auch eine Kindergärtnerin<br />
wäre herzlich willkommen.<br />
Es meldeten sich einige Schwestern.<br />
Sie mussten gewisse Voraussetzungen<br />
erfüllen: ein bestimmtes<br />
Alter nicht überschreiten, gesundseinundbereit,sichaufLand<br />
und Leute einzulassen. Die damalige<br />
Generalpriorin Schwester M.<br />
Aloysiana rechnete fest mit<br />
Schwester Gundelinde, denn sie<br />
kannte ihre Fähigkeiten. Als sie<br />
nicht unter den freiwillig Gemeldeten<br />
zu finden war, sprach man<br />
sie ganz persönlich an, und die damals<br />
33-jährige junge Schwester<br />
war bereit, dem Ruf zu folgen!<br />
Die Seelsorge lag ihr von<br />
Anfang an am Herzen<br />
Ende Februar 1964 kamen die<br />
fünf Missionarinnen nach langer<br />
Schiffsreise in Comarapa an.<br />
Schwester Gundelinde gönnte<br />
sich keine lange Zeit des Eingewöhnens,<br />
sondern scharte bald<br />
die Kinder des Ortes um sich in einem<br />
verlassenen, alten Gebäude,<br />
das sich zu diesem Zweck anbot.<br />
Mit viel Liebe und guten Ideen<br />
zum Improvisieren wusste sie den<br />
Raum entsprechend einzurichten.<br />
Die Unkenntnis der spanischen<br />
Sprache war kein Hindernis, denn<br />
die Kinder verstanden die Sprache<br />
der Liebe, und im Umgang mit ihnen<br />
lernte die Schwester die Landessprache!<br />
Die Zahl der Kinder wurde immer<br />
größer und damit auch die Notwendigkeit<br />
größerer Räumlichkeiten.<br />
Das gute Organisationstalent<br />
von Schwester Gundelinde und<br />
ihre intensive Verbindung mit der<br />
Heimat machten den Kauf eines<br />
Bauplatzes möglich, und dort entstand<br />
dann ein moderner Kindergarten<br />
mit drei Gruppenräumen<br />
und den je dazugehörigen sanitären<br />
Anlagen sowie einem großen<br />
Festsaal.<br />
Heute ist die Einrichtung noch<br />
weiter ausgebaut und beherbergt<br />
über 200 Kinder, und der gute Rat<br />
von Schwester Gundelinde ist dort<br />
immer noch gefragt.<br />
Von Anfang an lag auch die Seelsorge<br />
der jungen Missionarin sehr<br />
am Herzen. Sie begleitete an den<br />
Wochenenden die Patres ins Campo<br />
und bewältigte schwierige Wege<br />
mit dem Maulesel.<br />
Als sie in späteren Jahren den Kindergarten<br />
schon in die Verantwortung<br />
guter Mitarbeiterinnen geben<br />
konnte, besuchte sie mit ihrem<br />
VW-Käfer entlegene Ortschaften<br />
der Pfarrei und es wurde ihr<br />
dann auch bald das Amt der Novizenmeisterin<br />
übertragen.<br />
Neben allen diesen Aufgaben lag<br />
ihr die Betreuung alter, verlassener<br />
Menschen sehr am Herzen.<br />
Aufmarsch mit den Kindern bei einem staatlichen Fest.<br />
Heute, im Alter von 80 Jahren, gilt<br />
ihre ganze Liebe den Bewohnern<br />
der neuen Altenherberge – durch<br />
ihre Initiative gebaut und eingerichtet<br />
mit großer Unterstützung<br />
durch die Heimat und auch finanzieller<br />
Hilfe staatlicher bolivianischer<br />
Behörden.<br />
Der 80. Geburtstag von Schwester<br />
Gundelinde am 4. November 2011<br />
wurde von der kirchlichen und zivilen<br />
Gemeinde Comarapa und<br />
natürlich in erster Linie von den<br />
bolivianischen Mitschwestern in<br />
großer Dankbarkeit gefeiert. Alles<br />
<br />
2-2012 ARENBERGER DOMINIKANERINNEN • III
BOLIVIEN<br />
wurde geheim vorbereitet, sodass<br />
die Überraschung riesengroß war!<br />
Der ganze Ort feierte mit, denn am<br />
gleichen Tag beging Comarapa<br />
den Gedenktag der Gründung der<br />
Provinz.<br />
Die schönste und freudige Überraschung<br />
für Schwester Gundelinde<br />
war wohl die Anwesenheit<br />
einer großen Zahl der ersten Kindergartenkinder<br />
– heute, als Erwachsene<br />
beruflich tätig in verschiedenen<br />
Städten Boliviens, die<br />
für den Abend des 5. November<br />
zu einem geselligen Beisammensein<br />
im großen Festsaal des Kindergartens<br />
eingeladen hatten. Es<br />
wurden Lob- und Dankreden gehalten,<br />
Sketche aufgeführt, ein<br />
Imbiss angeboten und natürlich<br />
getanzt! Dazu fehlte auch der 80-<br />
jährigen Schwester Gundelinde<br />
nicht der nötige Schwung!<br />
Den möge Gott ihr erhalten –<br />
auch über das Diamantene Professjubiläum<br />
hinaus, das sie im<br />
März diesen Jahres im Mutterhaus<br />
Arenberg feiern wird.<br />
<br />
Doña Isabel fand in der Herberge<br />
ein neues Zuhause<br />
Zwei kleine Schützlinge von Schwester<br />
Gundelinde in den 60er-Jahren.<br />
Unsere gute Doña Isabel (Foto oben) lebte lange Jahre allein auf der<br />
Straße in Comarapa. Nachts schlief sie, wo immer auch gerade der<br />
Schlaf sich ihrer bemächtigte. Sie hatte keinen festen Ort, wo sie lebte.<br />
Mit allen guten Worten konnten wir sie nicht dazu bringen, in die<br />
Herberge zu kommen. Sie ist auch geisteskrank. Jedoch, eines Tages<br />
– es war vor drei Jahren – lag sie betrunken in der Nähe der Herberge.<br />
Schnell holten wir eine Schubkarre, luden sie auf – und in der Herberge<br />
wieder ab. Wir legten sie in ein Bett und sie schlief bis zum anderen<br />
Morgen. Dann erst wurde sie geduscht, sie erhielt frische Kleidung,<br />
ihr Haar war gewaschen und man erkannte sie kaum wieder.<br />
Hernach frühstückte sie und blieb freiwillig bis heute in der Alberge<br />
und nennt die Altenherberge „Mein schönes Haus“. Sie hilft sogar in<br />
der Vorküche Kartoffeln schälen und Gemüse putzen. Dabei darf ihr<br />
niemand helfen. „Das ist meine Arbeit“, sagt sie stolz.<br />
aus einem Brief von Schwester Gundelinde<br />
Ihre Arenberger <strong>Dominikanerinnen</strong><br />
wünschen Ihnen einen gesegneten Weg<br />
durch die österliche Bußzeit und ein frohes,<br />
gesegnetes Osterfest im Licht des<br />
auferstandenen Christus.<br />
IMPRESSUM<br />
Eigenteil der<br />
Arenberger <strong>Dominikanerinnen</strong><br />
Verantwortlich:<br />
Sr. M. Salesiana Cordes OP,<br />
Cherubine-Willimann-Weg 1,<br />
D-56077 Koblenz.<br />
kontinente-Missionsverlag GmbH,<br />
Postfach 102164. 50461 Köln.<br />
Bestellung und Zahlung:<br />
kontinente, Missionszeitschrift –<br />
Arenberger <strong>Dominikanerinnen</strong>,<br />
Cherubine-Willimann-Weg 1,<br />
D-56077 Koblenz,<br />
Konto: Sparkasse Koblenz,<br />
BLZ 57050120, Konto-Nr. 26003780.<br />
Nicht abbestellter Bezug gilt als<br />
erneuert.<br />
Jahresbezugspreis:<br />
12,90 Euro<br />
Litho und Druck:<br />
LVD Limburger Vereinsdruckerei,<br />
Senefelderstraße 2,<br />
D-65549 Limburg.<br />
Objekt 19<br />
Fotos: OP<br />
IV• ARENBERGER DOMINIKANERINNEN 2-2012