Margrit Dutt - Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel (KoPI)
Margrit Dutt - Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel (KoPI)
Margrit Dutt - Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel (KoPI)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Margrit</strong> <strong>Dutt</strong> Rede an der Kundgebung vom 31. März 2012 auf dem Bundesplatz in Bern Seite 2 von 3<br />
schen Niederlassung im besetzten Westjordanland<br />
hergestellt.<br />
Warum der Etikettenschwindel?<br />
Um die immer kritischer hinschauenden Konsumentinnen<br />
und Konsumenten zu täuschen, aber auch um<br />
von den mit der EU vereinbarten Zollvorteilen für israelische<br />
Produkte zu profitieren. Gemäss Urteil des<br />
Europäischen Gerichtshofs gelten diese Zollvorteile<br />
nicht für Produkte aus den besetzten Gebieten und<br />
Gaza.<br />
Und natürlich, weil <strong>Israel</strong> weiss, dass diese wirtschaftliche<br />
Tätigkeit auf dem konfiszierten palästinensischen<br />
Land eine Verletzung des internationalen<br />
Rechts bedeutet: <strong>Israel</strong> darf als Besatzungsmacht in<br />
den besetzten Gebieten keine Unternehmungen aufbauen<br />
und keine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben.<br />
Mishor Edomin ist einer der 17 Industrieparks im besetzten<br />
Westjordanland. Um Firmen anzulocken, bietet<br />
ihnen der Staat finanzielle Unterstützung und<br />
Steuervergünstigungen und verspricht: „keine Bürokratie“,<br />
was nichts anderes bedeutet als die „flexiblere“<br />
Handhabung des Arbeitsrechts und der Umweltschutzgesetze.<br />
Oder sprechen wir von den Frühkartoffeln: Ein grosser<br />
Teil davon wird im Negev produziert auf Land<br />
von dem die Beduinen vertrieben worden sind. Die<br />
noch im Negev verbliebenen werden auf die<br />
schlimmste Art diskriminiert: Die israelische Regierung<br />
will sie in Reservaten einsperren, zerstört regelmässig<br />
ihre Dörfer, schneidet sie von der Wasserversorgung<br />
ab und bespritzt ihre Felder mit Pestiziden.<br />
Noch sind die Lager in der Schweiz voll mit<br />
Kartoffeln, die im Herbst geerntet wurden: Warum<br />
also importieren Coop, Migros und andere Frühkartoffeln,<br />
die auf dem Land der vertriebenen Beduinen<br />
angebaut werden?<br />
Es geht aber nicht nur um den Konsumboykott. Die<br />
palästinensische Zivilgesellschaft ruft auch zum Kulturboykott<br />
auf. Mit dem Export von Kultur und Lifestyle<br />
versucht <strong>Israel</strong>, sein schlechtes Image aufzubessern<br />
und von seiner Politik gegenüber den Palästinenserinnen<br />
und Palästinensern abzulenken. Der<br />
Boykott richtet sich nicht gegen unabhängige Künstlerinnen<br />
und Künstler. Die Kulturinstitutionen der<br />
Schweiz sind aufgerufen, keine vom israelischen<br />
Staat getragenen oder unterstützten Kulturveranstaltungen<br />
in ihr Programm aufzunehmen, Künstlerinnen<br />
und Künstler auf die Teilnahme an kulturellen Anlässen<br />
in <strong>Israel</strong> zu verzichten.<br />
Mit dem Festival Culturescapes <strong>Israel</strong> lancierte der<br />
Staat <strong>Israel</strong> letztes Jahr in der Schweiz eine breite<br />
Imagekampagne und lud Schweizer Künstlerinnen<br />
und Künstler zum Festival Swiss Season nach <strong>Israel</strong><br />
ein.<br />
Aus diesem Anlass unterzeichneten über 160 Kulturschaffende<br />
der Schweiz eine Unterstützungserklärung<br />
für den Kulturboykott. Zu den Unterzeichnern<br />
gehören die beiden Filmemacher Alain Tanner und<br />
Samir:<br />
„Wir weigern uns, Komplizen zu sein!“ schreiben die<br />
Kulturschaffenden und weiter „Im Bewusstsein unserer<br />
politischen Verantwortung als Künstlerinnen und<br />
BürgerInnen unterstützen wir den Boykott und verpflichten<br />
uns, jede Einladung auszuschlagen, unsere<br />
Arbeiten in <strong>Israel</strong> zu präsentieren. Das schmeichelhafte<br />
Bild eines Landes, in dem sich Kreativität frei<br />
entfalten kann, das <strong>Israel</strong> von sich unterhält, steht im<br />
Widerspruch zur Lebensrealität des palästinensischen<br />
Volks.“<br />
Bekannte Persönlichkeiten wie Eduardo Galeano,<br />
Arundhati Roy, Henning Mankell oder Ken Loach<br />
sind dem palästinensischen Aufruf zum kulturellen<br />
und akademischen Boykott gefolgt.<br />
Offenbar unbeeindruckt vom Aufruf zur Solidarität<br />
zeigen sich unsere Universitäten. Die israelische Besatzungs-,<br />
Vertreibungs- und Apartheidpolitik hindern<br />
sie nicht daran, eine breit gefächerte Zusammenarbeit<br />
mit israelischen Universitäten zu pflegen. Es ist<br />
zu hoffen, dass sich auch im universitären Bereich<br />
das Bewusstsein für politische Verantwortung zu regen<br />
beginnt.<br />
Auch die Schweizer Armee pflegt den militärischen<br />
Austausch mit <strong>Israel</strong>. Warum? Welche gemeinsamen<br />
Interessen hat eine Verteidigungsarmee mit der Armee<br />
einer expansionistischen Besatzungsmacht?<br />
Was kann BDS bewirken? Kann der Boykott wirklich<br />
zu einem grundlegenden Wandel der israelischen<br />
Politik gegenüber den Palästinenserinnen und Palästinensern<br />
beitragen?<br />
Der israelische Filmemacher Eyal Sivan, einer der<br />
leider viel zu wenigen <strong>Israel</strong>i, der sich mit den Palästinensern<br />
solidarisiert, meint dazu:<br />
„Welchen Einfluss der Boykott haben wird, wissen<br />
wir noch nicht. Was wir wissen ist, dass dieser der<br />
israelischen Regierung ziemlich Sorge bereitet und<br />
sie unterdessen enorme Mittel einsetzt, um den Boykott<br />
zu bekämpfen.