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Beratungsprojekte als Lernmöglichkeit – Untersuchungen von ...

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<strong>Beratungsprojekte</strong> <strong>als</strong> <strong>Lernmöglichkeit</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Untersuchungen</strong> <strong>von</strong> Einflussfaktoren auf die Lernmotivation<br />

<strong>von</strong> Klienten<br />

Betreuung durch<br />

Prof. Dr. Hans Gruber<br />

Lehrstuhl für Pädagogik III<br />

Expose zum Promotionsvorhaben<br />

an der Philosophischen Fakultät II<br />

Vorgelegt <strong>von</strong><br />

Maria Bedane, Diplom-Pädagogin (Univ.)<br />

Geb. 23. Oktober 1982, Deutsch<br />

Alter Messeplatz 6, 80339 München<br />

Tel. 0179 <strong>–</strong> 900 30 93<br />

Maria.Bedane@googlemail.com<br />

Institut für Pädagogik<br />

Universität Regensburg<br />

5. Juli 2010


Problemstellung Seite 1<br />

1 Problemstellung<br />

<strong>Beratungsprojekte</strong> stellen besondere Arbeitssituation für Individuen dar, in denen Klienten mit Beratern<br />

einer Beratungsfirma zusammenarbeiten, um ein übergeordnetes Problem zu lösen. Diese Situationen<br />

können eine interessante <strong>Lernmöglichkeit</strong> für Individuen darstellen, da der Beratungskontext<br />

nach situativer Auffassung dem Klienten realistische Probleme und authentische Situationen<br />

bietet. Der Lerninhalt stellt keinen Selbstzweck dar, sondern schafft die Möglichkeit, vielfältige<br />

Alltagsprobleme zu lösen. Durch die Flexibilität, die im Beratungskontext steckt, können Lerninhalte<br />

auf verschiedene Kontexte übertragen bzw. auf neue Problemstellungen bezogen werden. Der<br />

Beratungskontext bietet Raum, dass der lernende Klient sein Gelerntes selbst artikuliert und sowie<br />

das Wissen reflektieren und abstrahieren kann (Gerstenmaier & Mandl, 2001; Lave & Wenger,<br />

2002). Trotz diesem Potential werden <strong>Beratungsprojekte</strong> nur unter bestimmten Umständen <strong>von</strong><br />

Klienten <strong>als</strong> <strong>Lernmöglichkeit</strong> wahrgenommen und genutzt, was sich darin zeigt, dass sie durch das<br />

Projekt zum Lernen motiviert werden. Unter welchen Umständen bzw. verschiedenen Merkmalen<br />

eines Beratungsprojekts die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten im Arbeitsalltag angeregt wird, soll in<br />

dem vorliegenden Dissertationsvorhaben untersucht werden.<br />

Denn welche konkreten Merkmale eines Beratungsprojekts die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten beeinflussen,<br />

wurde in der Forschung bisher kaum diskutiert. Ausnahmen stellen dabei Studien aus der<br />

Betriebswirtschaft dar, welche das Lernen <strong>von</strong> Klienten zwar <strong>als</strong> wichtigen Faktor für den Erfolg<br />

<strong>von</strong> Unternehmensberatungen bezeichnen, dabei aber nur am Rande das Lernen <strong>von</strong> Klienten<br />

explorativ durch Interviews untersuchten (Sturdy, Clark, Fincham & Handley, 2009; Werr, Stjernberg<br />

& Docherty, 1997). Es existieren aber zahlreiche Studien im Bereich des Lernens im Arbeitsalltags<br />

und der Lernmotivationsforschung, welche den Einfluss einer Lernumgebung auf die Lernmotivation<br />

thematisieren (Ryan & Deci, 2000). Dennoch besteht noch reges Forschungsinteresse<br />

zum informellen Lernen am Arbeitsplatz im Allgemeinen (Colquitt, LePine & Noe, 2000; Gruber,<br />

Harteis & Rehrl, 2006; Maurer, Weiss & Barbeite, 2003; Sonnentag, Niessen & Ohly, 2008) wie im<br />

Speziellen in der Untersuchung organisationaler Bedingungen (Ellinger, 2005; Skule, 2004) und<br />

individueller Voraussetzungen für das Lernen im Prozess der Arbeit (Billet, 2004; Evans, 2009).<br />

Somit sollen mit dem vorliegenden Promotionsvorhaben bekannte Erkenntnisse aus der Forschung<br />

zum Lernen im Arbeitsalltag sowie aus der Lernmotivationsforschung auf die spezielle Arbeitssituation<br />

„<strong>Beratungsprojekte</strong>“ übertragen und weitere psychologische wie pädagogische Konzepte der<br />

Lehr-Lernforschung für die Anwendung in der Beratungsforschung empirisch untersucht werden.<br />

Dabei sollen qualitativ sowie quantitativ lernrelevante Merkmale eines Beratungsprojekts erhoben<br />

werden, welche einen Einfluss auf die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten haben können, um schlussendlich<br />

eine wissenschaftliche Perspektive über <strong>Beratungsprojekte</strong> <strong>als</strong> <strong>Lernmöglichkeit</strong> zu generieren.<br />

2 Stand der Forschung<br />

2.1 <strong>Beratungsprojekte</strong> <strong>als</strong> Möglichkeit arbeitsplatznahen Lernens für Klienten<br />

Wie bereits erwähnt, wurde das Lernen <strong>von</strong> Klienten durch <strong>Beratungsprojekte</strong> bisher kaum in der<br />

Forschungsliteratur behandelt. Werr, Stjernberg und Docherty (1997) haben hierzu eine Interviewstudie<br />

mit Beratern verschiedener Beratungsfirmen durchgeführt, um unter anderem die Bedeutung<br />

des Lernens <strong>von</strong> Klienten näher zu verstehen. Dabei basieren die Erkenntnisse auf Aussagen <strong>von</strong><br />

Praktikern und kaum auf Erkenntnissen der Lehr-Lern- oder Motivationsforschung. Deswegen wer-


Stand der Forschung Seite 2<br />

den zur Aufarbeitung des pädagogischen Verständnisses über die Möglichkeit arbeitsplatznahen<br />

Lernens für Klienten durch <strong>Beratungsprojekte</strong> in dem vorliegenden Forschungsvorhaben zwei lehrlerntheoretische<br />

Ansätze zum Lernen im Arbeitsalltag verknüpft: Lernen im Arbeitsprozess (sog.<br />

Workplace Learning) und situatives-erfahrungsbasiertes Lernen. Unter Lernen im Arbeitsprozess<br />

bzw. Workplace Learning werden Lernprozesse verstanden, die mit dem Engagement in täglichen<br />

Arbeitsprozessen und Handlungen verbunden und selten explizit reflektiert oder gar organisiert<br />

sind. Situativ-erfahrungsbezogene Ansätze beschreiben, welche Mechanismen in einem praxisnahen<br />

Lernkontext für die Vermittlung <strong>von</strong> Wissen und Fertigkeiten zwischen einer lehrenden Person mit<br />

einem Erfahrungsvorsprung (<strong>als</strong> Experte) und einem oder mehreren lernenden Teamkollegen (<strong>als</strong><br />

Novizen) eine Rolle spielen. Werr, Stjernberg und Docherty (1997, S. 298) bezeichnen dabei das<br />

Lernen <strong>von</strong> Klienten im Beratungskontext <strong>als</strong> eine Form des On-The-Job-Trainings "in which the<br />

consultants actively participate side-by-side with the client's personnel […], always ready to support<br />

and give feedback". Der Klient muss dabei aktiv an der Problemlösung teilnehmen, damit Kompetenzen<br />

und Fähigkeiten angeeignet und erweitert werden. Der Beratungskontext bietet für Klienten<br />

demnach fruchtbare Möglichkeiten, in realen Situationen effizient Wissen zu erwerben, das Theorie<br />

und Praxis verbindet (Smith, 2003). Ob das Beratungsprojekt vom Klienten <strong>als</strong> <strong>Lernmöglichkeit</strong><br />

wahrgenommen wird, zeigt sich darin, ob der Klient zu Lernhandlungen motiviert wird. Denn die<br />

Motivation zum Lernen ist ein entscheidender Faktor "to identify individu<strong>als</strong> who are likely to participate<br />

in informal learning activities and who benefit from formal learning activities" (Sonnentag<br />

et al., 2008, S. 60). Lernmotivation ist dabei "the desire on the part of the trainee to learn the training<br />

material" (Colquitt et al., 2000, S. 681), und konnte <strong>als</strong> relevanter Faktor für den Lernerfolg<br />

ausgemacht werden. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wird zur Untersuchung der Lernmotivation<br />

der Fokus auf autonome, selbstbestimmte Lernmotivation im Sinne <strong>von</strong> Ryan und Deci<br />

(2000) gelegt, da es sowohl die Qualitätsausprägungen intrinsische <strong>als</strong> auch gut internalisierte,<br />

extrinsische Motivation einschließt. Betrachtet man nämlich das Lernen im Arbeitskontext <strong>–</strong> sowie<br />

im Beratungskontext <strong>–</strong> im Spannungsfeld betriebswirtschaftlicher Erfordernisse und individueller<br />

Bedürfnisse, wird deutlich, dass die Motivation, am Arbeitsplatz zu lernen, selten nur intrinsisch<br />

sein kann. Berücksichtigt man dabei, dass intrinsische Motivation bedeutet, Handlungen <strong>als</strong> interessant<br />

und spontaner Weise zufrieden stellend zu erfahren, wogegen autonome extrinsische Motivation<br />

bedeutet, Handlungen nicht <strong>als</strong> interessant sondern eher <strong>als</strong> persönlich wichtig für ein selbst gewähltes<br />

Ziel zu erfahren, kann das Konzept der Internalisation hilfreich sein. Denn es bietet dem<br />

Individuum die Möglichkeit, die Spannungen des Lernens im Arbeitskontext zu lösen, indem es unternehmerische<br />

Ziele für sich selbst <strong>als</strong> persönlich wichtig erachtet und diese internalisiert.<br />

Das pädagogische Verständnis <strong>von</strong> Lernen und Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten im Beratungskontext<br />

ist für die Problemstellung relevant, weil dadurch erst klar wird, was <strong>Beratungsprojekte</strong> bewirken<br />

und welche Prozesse diese bei Individuen auslösen können. Aus diesem Grund soll in dieser Studie<br />

die selbstbestimmte Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten im Arbeitsalltag <strong>als</strong> adäquates Kriterium für die<br />

<strong>Untersuchungen</strong> <strong>von</strong> Einflussgrößen für <strong>Beratungsprojekte</strong> <strong>als</strong> <strong>Lernmöglichkeit</strong> herangezogen und<br />

somit <strong>als</strong> abhängige Variable untersucht werden.<br />

2.2 Einflussfaktoren auf die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten im Beratungskontext<br />

Das erfolgreiche Entstehen <strong>von</strong> Lernmotivation ausgelöst durch <strong>Beratungsprojekte</strong> ist einerseits abhängig<br />

<strong>von</strong> der Ausgestaltung der situativen Faktoren der Beratungssituation andererseits auch <strong>von</strong><br />

individuellen Charakteristika des Klienten. So wurden bei den <strong>Untersuchungen</strong> <strong>von</strong> Werr, Stjern-


Stand der Forschung Seite 3<br />

berg und Docherty (1997) qualitativ durch eine Befragung <strong>von</strong> Beratern ansatzweise Bedingungen<br />

für das Lernen <strong>von</strong> Klienten exploriert: Der Beratungsansatz der Beratungsfirma, das Ausmaß der<br />

Partizipation des Klienten im Projekt, die wahrgenommenen Kompetenzen des Beraters sowie kommunikative<br />

Elemente zur Schaffung einer gemeinsamen Perspektive auf die Zielsetzung und den<br />

Weg dort hin. Dennoch bestehen keine weiteren qualitativen wie auch quantitative <strong>Untersuchungen</strong><br />

dieser Bedingungen, welche auf einer theoretischen Grundlage basieren und mit Erkenntnissen aus<br />

der Praxis verknüpft sowie gezielt bei Klienten getestet wurden. So existieren wenig Befunde und<br />

kaum Klarheit über die lernrelevanten Faktoren eines Beratungsprojekts im Allgemeinen und deren<br />

Zusammenhänge sowie Wechselwirkungen im Speziellen. Auch im Bezug auf die Lehr-<br />

Lernforschung im Arbeitsalltag betonen Sonnentag, Niessen und Ohly (2008) besonders, dass weiterführende<br />

Forschungsvorhaben benötigt werden, um individuelle Merkmale, kontextuale Faktoren<br />

und die Interaktion zwischen individuellen und kontextualen Variabeln für das Lernen im Arbeitsalltag<br />

zu identifizieren. Basierend auf dem bisherigen Forschungsstand sollen demnach folgende,<br />

relevante Merkmale <strong>von</strong> <strong>Beratungsprojekte</strong>n untersucht werden.<br />

Merkmale des Klienten-Berater-Teams. Die Arbeit in einem Beratungsprojekt findet meist im gemischten<br />

Klienten-Berater-Teams statt, in denen diese zwei Parteien eng miteinander bei allen Aufgaben<br />

<strong>–</strong> <strong>von</strong> der Datenbeschaffung über die Analyse bis zur Implementation <strong>–</strong> zusammenarbeiten<br />

(Werr et al., 1997). Das Team besteht dabei aus mehreren Personen, die verschiedene Rollen einnehmen,<br />

miteinander interagieren und an geteilten Zielen arbeiten (Zacher, Felfe & Glander, 2008).<br />

Es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass bestimmte Teammerkmale einen signifikanten Einfluss auf die<br />

Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten haben. Als theoretische Grundlage für die Untersuchung <strong>von</strong> arbeitsplatznahem<br />

Lernen in Teams eignen sich insbesondere situativ-erfahrungsbezogene Ansätze aus der<br />

angewandten Lernforschung, da sie die individuellen Voraussetzungen der Teammitglieder sowie<br />

den kooperativen, motivationalen und kontextgebundenen Charakter <strong>von</strong> Lehr- und Lernprozessen<br />

betonen. Kauffeld (2001) hat dazu untersucht, welche Faktoren das effektive Arbeiten im Team<br />

ausmachen und entwickelte dabei ein Analyseinstrument <strong>von</strong> Gruppenprozessen und des Teamklimas.<br />

Zentrale Dimensionen des Funktionierens im Team sind Strukturorientierung mit den Subdimensionen<br />

Zielorientierung (Klarheit, Erreichbarkeit, Wichtigkeit, Identifikation mit den Teamzielen)<br />

und Aufgabenbewältigung (Aufgaben, Rollen, Vorgehen im Team) sowie Personenorientierung<br />

mit den Subdimensionen Zusammenhalt (Kohäsion, Umgang miteinander, soziale Unterstützung,<br />

Wir-Gefühl) und Verantwortungsübernahme (Verantwortungsgefühl, Einsatzbereitschaft in<br />

der Gruppe). Diese Dimensionen decken unter anderem wichtige Erkenntnisse zum Thema Teamkohäsion<br />

(Zacher et al., 2008) für das Lernen im Team ab.<br />

Merkmale des Beraterteams. In dem vorliegenden Forschungsvorhaben wird da<strong>von</strong> ausgegangen,<br />

dass die Eigenschaften eines Beraterteams <strong>–</strong> meist eine Zusammensetzung <strong>von</strong> Beratern verschiedener<br />

Erfahrungsstufen <strong>–</strong> Einfluss auf die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten haben. Das Beraterteam<br />

nimmt dabei die Rolle eines Dienstleisters im Sinne eines "Boundary Spanners" ein, welcher in einer<br />

besonderen Stellung zwischen der Klientenorganisation und der Beratungsfirma agiert (Dormann,<br />

Spethmann, Weser & Zapf, 2003). Nach den Erkenntnissen <strong>von</strong> Zacher, Felfe und Glander<br />

(2008) ist das Lernen im Team <strong>von</strong> Merkmalen des Teams an sich abhängig, aber auch <strong>von</strong> den<br />

Merkmalen der sogenannten Multiplikatoren. "Multiplikatoren sind Teammitglieder mit der indirekten<br />

Funktion, Lernprozesse in Teams voranzutreiben" (Zacher et al., 2008, S. 83). Multiplikatoren<br />

sind dabei entgegen der Auffassung <strong>von</strong> Beratungsteams meist betriebsinterne Experten auf einem<br />

oder mehreren Fachgebieten, welche unter anderem ihre Kollegen beim Lernen vor Ort anlei-


Stand der Forschung Seite 4<br />

ten. Multiplikatoren sind Beratern demnach in der Rolle im Team sehr ähnlich, unterscheiden sich<br />

aber hinsichtlich der organisatorischen Eingliederung in das Team. Daher wird in dieser Studie da<strong>von</strong><br />

ausgegangen, dass sich Beraterteams <strong>von</strong> Multiplikatoren hinsichtlich der notwendigen Merkmale<br />

zum Anleiten <strong>von</strong> Klienten beim Lernen nicht wesentlich unterscheiden. Bei Zacher, Felfe<br />

und Glander (2008) zeigt sich, dass die Charakteristika Gewissenhaftigkeit und Extraversion sich<br />

für den Lernerfolg im Team <strong>als</strong> relevant und teilweise signifikant erwiesen haben. Gewissenhaftigkeit<br />

bedeutet in diesem Kontext, dass für die erfolgreiche Weitervermittlung <strong>von</strong> Wissen und Fertigkeiten<br />

der Berater die Inhalte selbst gut verstanden hat und erfolgreich ausführen kann. Besonders<br />

beim Erklären und Vormachen <strong>von</strong> Arbeitsprozessen muss er ein hohes Ausmaß an Genauigkeit,<br />

Leistungsbereitschaft und Ausdauer zeigen. Für eine erfolgreiche Vermittlung <strong>von</strong> Lerninhalten<br />

zeigte sich auch, dass es <strong>von</strong> Vorteil ist, wenn die Multiplikatoren extravertiert waren. Denn Berater<br />

müssen auf die Teamkollegen zugehen, ihnen offene Rückmeldungen über ihre Fortschritte<br />

geben und sie gegebenenfalls auf Fehler hinweisen können. Erfolgreiche Berater müssen somit aufgrund<br />

ihrer besonderen Rolle im Team in der Lage sein, effektiv mit ihren Teamkollegen kommunizieren<br />

zu können.<br />

Situationsbedingte Beschränkungen. Da das Lernen im Beratungskontext neben der Erarbeitung der<br />

Problemlösung meist ein beiläufiges Produkt darstellt und es selten explizit eingefordert wird, kann<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass situationsbedingte Beschränkungen das Lernen im Beratungskontext<br />

erschweren. So kann es sein, dass Klienten das Beratungsprojekt on-top zu bewältigen haben.<br />

Demnach verfügen sie über unzureichende zeitliche Ressourcen, um erfolgreich die Arbeit zu<br />

bewältigen und dementsprechend über wenig Zeit zu lernen (Noe & Wilk, 1993). Des Weiteren<br />

kann der Grad der Vertraulichkeit des Projekts einen entscheidenden Einfluss darauf haben, ob<br />

die Situation <strong>als</strong> lernrelevant gesehen wird, da es bestimmte Anlässe gibt, in denen der Grad an Partizipation<br />

im Team und somit auch das Lernausmaß <strong>von</strong> Klienten (z.B. bei Due Dilligences) sehr<br />

gering sein kann, wenn das Projekt <strong>als</strong> ein eher geheimes Projekt deklariert ist.<br />

Individuelle Dispositionen. Sonnentag, Niessen und Ohly (2008) betonen, dass nicht alle Individuen<br />

in gleichen Teilen an Lernaktivitäten teilnehmen, sondern dass Individuen auch hinsichtlich ihres<br />

Lernerfolgs variieren. So scheint das Gefühl <strong>von</strong> Selbstwirksamkeit relevant für kontinuierliches,<br />

lebenslanges Lernen zu sein. Wenn Unternehmen den Arbeitsplatz <strong>als</strong> unterstützende Lernumgebung<br />

gestalten wollen, müssen die Mitarbeiter glauben, dass sie wirklich die Arbeitsaufgaben und<br />

die Lernhandlungen erfolgreich bewältigen können (Maurer et al., 2003). So zeigten Noe und Wilk<br />

(1993), dass das Konstrukt der Selbstwirksamkeit in signifikantem Zusammenhang mit der Partizipation<br />

an Lernhandlungen steht. Ebenso berichten sie, dass die Position neben der Beschäftigungsdauer<br />

im Beruf und im Unternehmen in signifikanten Zusammenhang mit der Teilnahme an Entwicklungstätigkeiten<br />

zusammenhängt.<br />

Somit liegt die Komplexität dieser Arbeit darin, vorhandene Erkenntnisse aus der (betriebswirtschaftlichen)<br />

Wissenschaft und Praxis mit Befunden der Lehr-Lern- und Motivationsforschung in<br />

einem Forschungsmodell zu verknüpfen, relevante Faktoren für das Lernen bzw. die Lernmotivation<br />

<strong>von</strong> Klienten durch <strong>Beratungsprojekte</strong> herauszukristallisieren und mithilfe quantitativer Methoden<br />

die Zusammenhänge und Wechselwirkungen bei Klienten <strong>als</strong> Stichprobe zu testen.


Ziele und Arbeitsprogramm Seite 5<br />

3 Ziele und Arbeitsprogramm<br />

3.1 Ziele<br />

Das übergeordnete Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, die Bedingungen zu verstehen, unter denen<br />

<strong>Beratungsprojekte</strong> <strong>als</strong> <strong>Lernmöglichkeit</strong> aufgefasst werden und zum Lernen im Arbeitsalltag<br />

motivieren. Basierend auf dem derzeitigen Stand der Forschung sollen folgende Teilziele verfolgt<br />

werden:<br />

(1) Verknüpfung bisheriger Erkenntnisse aus (betriebswirtschaftlicher) Wissenschaft und Praxis mit<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen der Lehr-Lernforschung und Lernmotivationsforschung<br />

(2) Elaborierung relevanter Faktoren und deren Operationalisierung für die Lernmotivation <strong>von</strong><br />

Klienten im Arbeitsalltag<br />

(3) Aufklärung <strong>von</strong> Ursache-Wirkungszusammenhängen der Faktoren bei einer Befragung <strong>von</strong><br />

Klienten<br />

Diese Ziele sollen dadurch erreicht werden, indem im ersten Schritt ein empirisch fundiertes Modell<br />

(mithilfe qualitativer und quantitativer Methoden) entwickelt wird, welches lernrelevante Merkmale<br />

<strong>von</strong> <strong>Beratungsprojekte</strong>n beleuchtet, die in <strong>Beratungsprojekte</strong>n veränderbar sind und individuelle<br />

Unterschiede berücksichtigt. Im zweiten Schritt soll das entwickelte Modell bei Klienten getestet<br />

werden und hinsichtlich verschiedener Wirkungszusammenhänge überprüft werden. Folgende Forschungsfragen<br />

(F) leiten dabei das methodische Vorgehen:<br />

F1. Welche Merkmale werden <strong>als</strong> lernrelevante Merkmale <strong>von</strong> <strong>Beratungsprojekte</strong>n für das Entstehen<br />

<strong>von</strong> selbstbestimmter Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten im Arbeitsalltag angesehen?<br />

F2. Welche Merkmale haben einen Einfluss auf die selbstbestimmte Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten?<br />

F3. Wird die Wirkung der projektspezifischen Merkmale auf die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten<br />

durch Eigenschaften des Projektsetups sowie durch individuelle Dispositionen moderiert?<br />

3.2 Arbeitsprogramm<br />

Zur Beantwortung der Fragestellung gliedert sich die empirische Untersuchung in drei Abschnitte:<br />

eine explorative Interviewstudie mit Experten, eine Pilotstudie mit Beratern und einer Hauptuntersuchung<br />

mit Klienten. Inhalt und Umsetzung der einzelnen Abschnitte werden im Folgenden ausgeführt.<br />

3.2.1 Studie 1: Explorative Interviewstudie mit Experten<br />

Ziele und Forschungsfragen. Ziele dieser Studie waren es, die Rolle und Bedeutung der selbstbestimmten<br />

Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten im Arbeitsalltag ausgelöst durch <strong>Beratungsprojekte</strong>n näher<br />

zu bestimmen sowie gezielt relevante Einflussfaktoren auf die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten zu erfragen,<br />

um ein vorläufiges Modell und eine Operationalisierung der relevanten Konstrukte zu erstellen<br />

(qualitativer Teil der Forschungsfrage F1). So wurden relevante Faktoren exploriert, die <strong>als</strong> Basis<br />

für einen Fragebogen der quantitativen Pilotstudie herangezogen werden. Folgende Fragen wurden<br />

mit der Expertenstudie beantwortet: Welche Bedeutung hat Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten im<br />

Arbeitsalltag und wie zeigt sich diese speziell im Beratungskontext? Ist die Lernmotivation <strong>von</strong><br />

Klienten im Beratungsalltag ein adäquates Maß für die Effekte <strong>von</strong> Lernbedingungen im Beratungsprojekt?<br />

Und welche Merkmale beeinflussen die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten?


Ziele und Arbeitsprogramm Seite 6<br />

Instrument. Um die einzelnen Fragen zu beantworten, wurde zunächst ein theoriegeleiteter, halbstandardisierter<br />

Interviewleitfaden konzipiert. Im ersten Teil des Interviews wurde ein genereller<br />

Eindruck über das Verständnis über <strong>Beratungsprojekte</strong> <strong>als</strong> Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung<br />

<strong>von</strong> Klienten erörtert. Danach beschrieben die Experten, was sie konkret unter Lernmotivation<br />

verstehen und was das angestrebte Ziel hinsichtlich der Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten im<br />

Beratungskontext sein soll. Anschließend wurden die Experten gefragt, welche verschiedenen<br />

Merkmale einer Beratungssituation ihrer Meinung nach die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten beeinflusst.<br />

Danach soll die Operationalisierung <strong>von</strong> "Lernbedingungen im Beratungskontext" vorgestellt<br />

und erfragt werden, ob diese bestätigt oder ergänzt werden kann. Abschließend wurde die Bedeutung<br />

der Thematik und deren Ursachen diskutiert.<br />

Stichprobe. Die Interviewstudie wurde bereits im Mai 2010 mit 6 Experten durchgeführt. Die Auswahl<br />

der Experten basierte auf folgenden Kriterien: (1) Zuordnung zu den inhaltlichen Fachgebieten<br />

"Motivation zum Lernen" und "Lernen und Beratung", (2) Herkunft aus den Bereichen Wissenschaft<br />

und Praxis und (3) unterschiedlich ausgeprägter Grad an Fachkenntnis.<br />

Analyse. Die auf Tonband aufgenommenen Experteninterviews wurden vollständig transkribiert.<br />

Die einzelnen Datensätze wurden dann inhaltsanalytisch mit Hilfe <strong>von</strong> MaxQDA ausgewertet und<br />

nach derzeitigen Erkenntnissen aus dem Forschungsstand kodiert: Die einzelnen Antworten zur Bedeutung<br />

der Lernmotivation der Klienten im Arbeitsalltag ausgelöst durch <strong>Beratungsprojekte</strong> wurden<br />

gesammelt und hinsichtlich Ähnlichkeiten gruppiert. Zur Klärung, ob die Lernmotivation <strong>von</strong><br />

Klienten im Arbeitsalltag ein adäquates Maß für die Effekte <strong>von</strong> Lernbedingungen im Beratungskontext<br />

sind, wurden die verschiedenen Auffassungen dazu gesammelt und kategorisiert sowie Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede herausgestellt. Auch die Antworten zur Fragestellung, welche<br />

Merkmale die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten beeinflussen, wurden kategorisiert und mit den aus der<br />

Theorie bisher abgeleiteten Bedingungen für die Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten abgeglichen sowie<br />

ggf. ergänzt.<br />

Ergebnisse. Die Expertenstudie brachte folgende, vier zentrale Ergebnisse: (1) Die Befragten sahen<br />

die Lernmotivation <strong>als</strong> adäquates Maß für die Effekte <strong>von</strong> Lernbedingungen in Beratungssituationen<br />

an. (2) Es wurden weitere wichtige Einflussfaktoren auf die selbstbestimmte Lernmotivation<br />

gefunden: fachliche und methodische Kompetenz der Berater, die Reputation der Beratungsfirma,<br />

die Explizitheit <strong>von</strong> Lernzielen sowie die Veränderungs- und Lernbereitschaft <strong>von</strong> Klienten. (3)<br />

Außerdem wurden wichtige Anhaltspunkte für die Konzeption der einzelnen Konstrukte gefunden.<br />

So wird seitdem bewusst im Forschungsmodell zwischen den Phasen Projektsetup und Projekt<br />

selbst (durch Festlegung <strong>von</strong> reinen Teammerkmalen <strong>als</strong> unhabhängige Variablen) unterschieden.<br />

Ebenso wurde deutlich, dass besonders das Vertrauen gegenüber dem Beraterteam zentral scheint,<br />

wobei die im Theorieteil sowie die durch die Experten genannten Kennzeichen relevante Faktoren<br />

sind, damit sich Vertrauen bilden kann. Darüber hinaus wurde immer wieder deutlich, dass bei den<br />

Merkmalen des Klienten-Berater-Teams ein besonderer Fokus auf die Interaktion und Partizipation<br />

im Team gelegt werden muss. (4) Des Weiteren konnten wichtige Variablen für die Operationalisierung<br />

der Dimensionen erhoben werden.


Ziele und Arbeitsprogramm Seite 7<br />

Interaktion im Team<br />

▪ Zielorientierung<br />

▪ Partizipation & Aufgabenbewältigung<br />

▪ Zusammenhalt<br />

▪ Verantwortungsübernahme<br />

Vertrauen gegenüber dem Beraterteam<br />

▪ Gewissenhaftigkeit der Berater<br />

▪ Extraversion der Berater<br />

▪ Fachliche & methodische<br />

Kompetenzen der Berater<br />

▪ Reputation der Beratungsfirma<br />

Abbildung 1: Vorläufiges Forschungsmodell zur Untersuchung <strong>von</strong> Einflussfaktoren auf die Lernmotivation <strong>von</strong> Klien-<br />

ten nach der Expertenbefragung<br />

Lernunterstützendes Projektsetup<br />

▪ Zeitliche Ressourcen<br />

▪ Grad der Vertraulichkeit des Projekts<br />

▪ Explizitheit <strong>von</strong> Lernzielen<br />

Individuelle Dispositionen<br />

▪ Selbstwirksamkeitserwartung<br />

▪ Berufserfahrung<br />

▪ Veränderungs- und Lernbereitschaft<br />

Die Ergebnisse fließen in das vorläufige Forschungsmodell ein (siehe Abbildung 1) und dienen <strong>als</strong><br />

Basis für die Erstellung des Fragebogens in der Pilotstudie. Für die Operationalisierung werden die<br />

Aussagen der Experten den einzelnen Dimensionen und Konstrukte der Merkmale zugeordnet und<br />

direkt für die Formulierung <strong>von</strong> einzelnen Items verwendet.<br />

3.2.2 Studie 2: Pilotstudie für die Testung des Fragebogens<br />

Selbstbestimmte Lernmotivation<br />

<strong>von</strong> Klienten im Arbeitsalltag<br />

Ziele. Ziel der Pilotstudie soll es sein, das vorläufige Forschungsmodell quantitativ weiterzuentwickeln<br />

(quantitativer Teil der Forschungsfrage F1), um (1) die Dimensionalitäten der verwendeten<br />

Konstrukte zu überprüfen und die Güte des Fragebogens einzuschätzen, (2) die Realisierbarkeit des<br />

methodischen Vorgehens in der Hauptuntersuchung besser einschätzen zu können und (3) die<br />

Hypothesen weiter zu konkretisieren.<br />

Instrument. Basierend auf dem in Kapitel 2 beschriebenen theoretischen Rahmen und den Ergebnissen<br />

der Interviewstudie werden die einzelnen Konstrukte des Selbsteinschätzungsfragebogens konkretisiert.<br />

Bei der Konstruktion des Selbsteinschätzungsfragebogens soll darauf geachtet werden,<br />

dass ein einheitliches Frageschema verwendet wird, um die Daten und schlussendlich auch die Regressionskoeffizienten<br />

in der Hauptstudie besser vergleichbar zu machen. So werden alle Konzepte<br />

mit einer 6-stufigen Ratingskala gemessen werden, die <strong>von</strong> 6 (stimme völlig zu) bis 1 (stimme gar<br />

nicht zu) reicht.<br />

Stichprobe. Dazu sollen in einer Querschnittsstudie 100 Berater unterschiedlicher Hierarchieebenen<br />

einer großen Unternehmensberatung befragt werden.<br />

Analyse. Mit Hilfe des gewonnenen, metrischen Datensatzes werden die Itemkennwerte bestimmt,<br />

zur Überprüfung der Dimensionalität der Skalen und deren Trennschärfe durch eine explorative<br />

Faktorenanalyse Items selektiert <strong>als</strong> auch die Validität und Reliabilität des Instruments überprüft.<br />

Darüber hinaus werden Korrelationen zur ersten Überprüfung der Hypothesen zwischen den einzelnen<br />

Skalen erhoben, um erste Tendenzen zu erkennen und etwaige Erhebungs- und Auswertungsproblematiken<br />

frühzeitig zu erkennen.


Antizipierte Ergebnisse und ihre Implikationen Seite 8<br />

3.2.3 Studie 3: Hauptuntersuchung für die Testung der Forschungsfragen<br />

Ziele. In der Hauptuntersuchung sollen die Forschungsfragen F2 und F3 beantwortet werden, mit<br />

dem Ziel, das aus der Pilotstudie entwickelte Modell zu überprüfen und die Wirkungszusammenhänge<br />

zwischen den jeweiligen Lernbedingungen und der selbstbestimmten Lernmotivation <strong>von</strong><br />

Klienten aufzuklären.<br />

Forschungsdesign und Instrument. Um die Forschungsfragen und Hypothesen zu testen, sollen in<br />

einer Querschnittsstudie (Felduntersuchung) Klienten <strong>von</strong> verschiedensten Unternehmensberatungen<br />

aus verschiedensten Unternehmen anhand des angepassten Fragebogens aus der Pilotstudie befragt<br />

werden. Die Ansprache der Versuchspersonen basiert zum einen auf einer direkten Kontaktierung<br />

<strong>von</strong> HR-Verantwortlichen größerer Unternehmen (Ansprechpartnersuche basierend auf Hoppenstedt<br />

Managerdatenbank) mit der Bitte, die Befragung bei der Firma in Absprache mit deren Betriebsräten<br />

durchzuführen, und zum anderen auf informellen Netzwerken der Doktorandin. Der Fragebogen<br />

wird Internetbasiert programmiert sein und <strong>als</strong> Link per Email an die Versuchspersonen<br />

versendet. Um einen Anreiz für das Ausfüllen des Fragebogens zu bieten, ist eine Verlosung <strong>von</strong><br />

Sachpreisen (z.B. Amazon-Gutscheine, IPOD-Nano) unter den Versuchspersonen angedacht.<br />

Stichprobe. Als Stichprobe sind Klienten verschiedenster Sektoren und Fachrichtungen im Fokus,<br />

da die Motivation zum Lernen für sämtliche Klienten <strong>von</strong> Unternehmensberatungen propagiert<br />

wird. Deswegen ist eine Unterscheidung in der Stichprobenauswahl nicht sinnvoll. Insgesamt sollen<br />

mindestens 200 Klienten für die Beantwortung des Fragebogens akquiriert werden, um mindestens<br />

mittlere bzw. große Effektgrößen auf einem Signifikanzniveau <strong>von</strong> α = .05 abbilden zu können. Als<br />

Hygienekriterium sollen die Klienten zu Beginn nach der Dauer ihrer bisherigen Erfahrung mit Beratungsfirmen<br />

gefragt werden und nur Datensätze mit Erfahrungswerten <strong>von</strong> mindestens 4 Wochen<br />

ausgewertet werden. Mit der Festlegung eines Zeitraums soll gewährleistet werden, dass die Versuchspersonen<br />

bereits ausreichend Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung<br />

sammeln konnten und somit fundierte Aussagen zum Forschungsgegenstand machen können.<br />

Analyse. Zur Testung der Forschungsfragen, welchen Einfluss verschiedene Merkmale <strong>von</strong> <strong>Beratungsprojekte</strong>n<br />

auf die selbstbestimmte Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten haben, werden anhand des<br />

standardisierten Fragebogens metrische Daten erhoben. Der Datensatz wird dann im ersten Schritt<br />

auf Korrelationen zwischen den Skalen untersucht, um die Hypothese zu testen, dass verschiedene<br />

Merkmale <strong>von</strong> <strong>Beratungsprojekte</strong>n in signifikanten Zusammenhang mit der selbstbestimmten Lernmotivation<br />

<strong>von</strong> Klienten im Arbeitsalltag stehen. Im zweiten Schritt wird der Einfluss der einzelnen,<br />

signifikanten Skalen mit multivariaten Regressionsanalysen sowie partiellen Korrelationen erhoben<br />

und auf Signifikanz überprüft. Zur Testung der moderierenden Effekte der Projektsetup-<br />

Eigenschaften sowie der individuellen Dispositionen werden blockweise Regressionen gerechnet.<br />

Die postulierten Kausalbeziehungen werden mithilfe <strong>von</strong> Strukturgleichungsmodellierungen überprüft<br />

und somit die Modellgüte bestimmt.<br />

4 Antizipierte Ergebnisse und ihre Implikationen<br />

Als Ergebnis der Dissertation wird erwartet, dass starke Zusammenhänge zwischen den verschiedenen<br />

Merkmalen <strong>von</strong> <strong>Beratungsprojekte</strong>n und der selbstbestimmten Lernmotivation <strong>von</strong> Klienten<br />

bestehen. Sollten sich diese Zusammenhänge bestätigen, ergeben sich unter anderem folgende Implikationen<br />

für die Wissenschaft und Praxis: Die Ergebnisse dieser Studie wären ein empirischer, pädagogischer<br />

Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion über die Auswirkungen und Nutzen <strong>von</strong> Be-


Zeitplanung Seite 9<br />

ratungsprojekten und wie Klienten in solchen Situationen zu Lernhandlungen motiviert werden<br />

können. Dabei stellt die vorliegende Arbeit besonders pädagogische Ansätze des arbeitsplatznahen<br />

Lernens und motivationaler Lernbedingungen im Arbeitsprozess in den Vordergrund. Somit leistet<br />

diese Arbeit erste Forschungsansätze zum Lernen in authentischen, arbeitsplatznahen <strong>Beratungsprojekte</strong>n,<br />

wozu derzeit wenig pädagogische Forschungsliteratur existiert. Besonders für Klienten können<br />

die Forschungsergebnisse in der Art interessant sein, dass sie einen neuen Ansatz finden, die<br />

aktive Gestaltung der Beratungssituation einzufordern und die Beratungsfirmen daran zu messen.<br />

Denn die Ergebnisse können dem Klienten helfen, verschiedene Beratungsfirmen zu vergleichen,<br />

wenn das Anregen zum Lernen des Klienten im Beratungsprojekt ein explizites, zu erreichendes Ziel<br />

ist. Auch Beratungsfirmen können <strong>von</strong> den Ergebnissen dieser Untersuchung profitieren: Da viele<br />

Unternehmensberatungen dem Klienten vermitteln wollen, dass sie dem Klienten „impact behind<br />

advice“ offerieren, können Sie in Projektverhandlungsgesprächen bewusst das Anregen zum Lernen<br />

des Klienten <strong>als</strong> explizite Ziele der Studie vereinbaren und darauf aufbauend die Gestaltung des<br />

Teamsettings aufgrund <strong>von</strong> fundierten, empirischen Ergebnissen begründen. Auch innerhalb der<br />

Beratungsfirma selbst kann die Bedeutsamkeit des Themas „Motivation zum Lernen durch <strong>Beratungsprojekte</strong>“<br />

gesteigert werden, indem empirisch abgeleitete „Hard Facts“ zu den eher soften Dimensionen<br />

<strong>von</strong> Lernmotivation geschaffen werden.<br />

5 Zeitplanung<br />

Die Umsetzung des Dissertationsvorhabens ist für zwei Jahre angesetzt. Seit November 2009 erarbeitet<br />

die Promovierende die Inhalte <strong>als</strong> externe Doktorandin in Betreuung am Lehrstuhl III bei<br />

Prof. Dr. Hans Gruber und wird dafür <strong>von</strong> ihrem derzeitigen Arbeitgeber freigestellt. Die Promovierende<br />

beschäftigt sich Vollzeit um das Forschungsanliegen. Im Folgenden können Sie sich ein Bild<br />

über die geplante zeitliche Umsetzung des Vorhabens machen.<br />

Zeitraum Tätigkeit<br />

VII/2010 - VIII/2010 Administrative Vorbereitung und Entwicklung der Instrumente (Pilotstudie)<br />

IX/2010 - X/2010 Durchführung der Pilotstudie<br />

XI/2010 - XII/2010 Auswertung der Pilotstudie, Entwicklung des Fragebogens (Hauptstudie)<br />

I/2011 - II/2011 Durchführung der Hauptuntersuchung<br />

III/2011 - V/2011 Auswertung der Daten<br />

VI/2011 - XII/2011 Erstellen der Dissertationsschrift<br />

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