"Farbannahme im Skalendruck" Sep. 2011 - Offset-druck-farben.de
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Die <strong>Farbannahme</strong> <strong>im</strong> <strong>Offset</strong><strong>druck</strong><br />
Die <strong>Farbannahme</strong> <strong>im</strong> <strong>Offset</strong><strong>druck</strong><br />
Im Zusammen<strong>druck</strong> pastöser Farben nass-in-nass wird eine zweite Farbschicht auf<br />
einer ersten nicht zu voller Menge angenommen. Das engt <strong>im</strong> Skalen<strong>druck</strong> <strong>de</strong>n<br />
darstellbaren Farbraum ein und kann Bildstörungen bringen.<br />
Die Literatur und einige Messgeräte geben uns drei voneinan<strong>de</strong>r völlig<br />
unterschiedliche Berechnungsformeln, die zu krass unterschiedlichen Resultaten aus<br />
einer Messung führen. Die s<strong>im</strong>ple Frage ist in so einem Fall: Ist überhaupt eine<br />
richtig? Und wenn, welche? Und wenn nicht, wozu sind sie dann für die Praxis<br />
brauchbar?<br />
Schon die optische Dichte ist kein exaktes Maß für die Farbschicht.<br />
Da wir die Farbschichtdicken bei Praxis<strong>druck</strong>en nicht messen können, verwen<strong>de</strong>n wir<br />
die optische Dichte als Maß. Es ist zwar nicht exakt, weil seine Grundvoraussetzung<br />
nur eingeschränkt st<strong>im</strong>mt: Sie betrachtet einen Druck als eine flache Platte aus Farbe<br />
mit gleichbleiben<strong>de</strong>r Dicke. So ähnlich helfen wir uns aber auch mit <strong>de</strong>m Auge, wenn<br />
wir hochwertige Drucke betrachten. Unser Auge mittelt <strong>de</strong>n Farbein<strong>druck</strong> aus <strong>de</strong>n<br />
vielen kleinen, unterschiedlich dicken Farbklecksen, solange sie nicht zu grob<br />
wer<strong>de</strong>n. Das ist unser Glück, da die Dichtemessung damit gut genug für die<br />
Steuerung einer <strong>Offset</strong><strong>druck</strong>maschine ist und man aus ihr brauchbare<br />
Regelempfehlungen ableiten kann.<br />
Die theoretisch gleichmäßig dicken Farbschichten zeigen sich in <strong>de</strong>r Praxis perlig<br />
und zerrissen.<br />
Die optische Dichte steigt in <strong>de</strong>r nach Tollenaar benannten Darstellung „Schichtdicke<br />
gegen optische Dichte“ erst einmal befriedigend linear an und läuft dann <strong>im</strong>mer mehr<br />
in einen Sättigungswert aus. Hier zeigt sich schon <strong>de</strong>r zweite Fehler <strong>im</strong> System:<br />
Wenn eine Farbschicht auf eine schon vorhan<strong>de</strong>ne kommt, stört die untere Schicht<br />
eine saubere Erfassung <strong>de</strong>r oberen. Und das sogar bei zwei gleichen Farben. Man<br />
muss also erwarten, dass zwei unterschiedliche Farben übereinan<strong>de</strong>r we<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>nsitometrischen Messung <strong>de</strong>r unteren, noch bei <strong>de</strong>r oberen, exakt erfasst wer<strong>de</strong>n,<br />
z. B. Magenta auf Cyan. Nicht einmal, wenn man die so genannten Nebendichten<br />
berücksichtigt.<br />
Sind an<strong>de</strong>re Messtechniken besser?<br />
Wenn die optische Dichte schon so viele Ungenauigkeiten bringt, könnte eine an<strong>de</strong>re<br />
Messtechnik, z. B. die Farbmetrik, besser helfen?<br />
Schon an mehreren Stellen ist dies probiert wor<strong>de</strong>n. Stellenweise erhält man auch<br />
sehr überzeugen<strong>de</strong> Resultate. Das klingt auch plausibel, weil doch <strong>de</strong>r beobachtete<br />
Farbton genau das Maß sein sollte, das unserem Auge nahe kommt.<br />
Unglücklicherweise erfasst ein Spektralfotometer jedoch auch <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s<br />
Auflagenpapieres. Und <strong>de</strong>r ist so stark, dass er keinesfalls übersehen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Man müsste also Eichreihen <strong>de</strong>r einzelnen Skalen<strong>farben</strong> und <strong>de</strong>r Zusammen<strong>druck</strong>e<br />
Bernd Th. Gran<strong>de</strong> Seite 1 von 4
Die <strong>Farbannahme</strong> <strong>im</strong> <strong>Offset</strong><strong>druck</strong><br />
auf je<strong>de</strong>m einzelnen Papier erstellen, wenigstens aber auf einer ganzen Reihe<br />
unterschiedlich wirken<strong>de</strong>r. Lei<strong>de</strong>r genügt es nicht, <strong>de</strong>n Farbort <strong>de</strong>s Papieres mit<br />
seinen Koordinaten vom Farbort <strong>de</strong>s Druckes abzuziehen, weil Topografie und<br />
Saugeigenschaften auf unterschiedlichste Weise mitwirken.<br />
Hier liegt also <strong>de</strong>r große Vorteil <strong>de</strong>r Densitometrie für die Praxis: Sie erlaubt mit einer<br />
einfachen Messung die El<strong>im</strong>inierung <strong>de</strong>s Papiereinflusses. Dann misst sie nur noch<br />
<strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Skalen<strong>farben</strong>, solange diese standardgemäß aufgebaut sind (DIN<br />
ISO 2846-1).<br />
Ein Schiedsrichter gesucht.<br />
Über optische Messungen lassen sich Farbmengen nur indirekt erfassen und<br />
berechnen. Wenn aber Zweifel an allen Berechnungsverfahren herrschen, sollte man<br />
versuchen, die Farbmenge direkt zu messen. Das geht - wie<strong>de</strong>r mit Einschränkungen<br />
- grav<strong>im</strong>etrisch, also an gewogenen Laboran<strong>druck</strong>en.<br />
Auf <strong>de</strong>m Probe<strong>druck</strong>gerät wird ein Papierstreifen bekannter Fläche mit einer<br />
Druckwalze <strong>im</strong> Hoch<strong>druck</strong> be<strong>druck</strong>t. Die Walze wird vor und nach Ab<strong>druck</strong> genau<br />
gewogen. So kann man sagen, welche Farbmenge auf welche Fläche übertragen<br />
wur<strong>de</strong>. Was man nicht weiß, ist die Feinverteilung, ob die Farbschicht sehr perlig ist<br />
o<strong>de</strong>r sehr glatt. Man kann nur über die ganze Fläche mitteln, hier z. B. 40 x 200 mm.<br />
Zwar wissen wir, dass ein sehr perliger Druck bei gleicher Farbmenge sowohl einen<br />
an<strong>de</strong>ren Farbort, als auch eine an<strong>de</strong>re optische Dichte aufweist als ein i<strong>de</strong>al glatter.<br />
Wir können durch Messung an vielen Stellen <strong>de</strong>s Druckes aber <strong>im</strong>merhin die<br />
gröberen örtlichen Schwankungen <strong>de</strong>r Farbverteilung auf optische Dichte und Farbort<br />
ausgleichen.<br />
Man muss für eine komplette Messreihe Laboran<strong>druck</strong>e anfertigen, bei <strong>de</strong>nen zuerst<br />
eine Farbschicht in Schritten von z. B. 0,2 bis 1,3 g/m² aufgetragen wird. Von je<strong>de</strong>r<br />
Gewichtsgruppe müssen mehrere Drucke gemacht wer<strong>de</strong>n, damit auch die zweite<br />
Farbschicht in Reihen unterschiedlicher Schichtdicke darüber ge<strong>druck</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Auf diese Weise erhält man einen Eichdatensatz. Diese Drucke lassen sich sowohl<br />
<strong>de</strong>nsitometrisch, als auch farbmetrisch vermessen und erlauben eine Überprüfung,<br />
wie empfindlich die Messungen reagieren. Außer<strong>de</strong>m lassen sich die<br />
Interpretationsformeln <strong>im</strong> Vergleich gut gegeneinan<strong>de</strong>r halten.<br />
Was zeigt <strong>de</strong>r Vergleich?<br />
Auf ein maschinengestrichenes Papier wur<strong>de</strong>n Cyan und Yellow aufge<strong>druck</strong>t. Im<br />
Diagramm sind auf <strong>de</strong>r x-Achse die Farbaufträge in g/m² aufgetragen. Die y-Achse<br />
gibt die jeweilige <strong>Farbannahme</strong> in Prozent an. Die in <strong>de</strong>r Maschine angebotene<br />
Farbschicht entsprach einem gewogenen An<strong>druck</strong> von 1,08 g/m² Yellow. Eine<br />
ebenso starke Schicht Yellow auf Cyan entsprach also 100%.<br />
Nach Preucil berechnet, lagen die <strong>Farbannahme</strong>n bis 15 % über <strong>de</strong>m<br />
grav<strong>im</strong>etrischen Wert. Dass sie wie <strong>im</strong> dargestellten Beispiel für Yellow auf Cyan<br />
<strong>im</strong>mer über <strong>de</strong>n grav<strong>im</strong>etrisch erhaltenen Werten lagen und bei 100 % wie<strong>de</strong>r<br />
einmün<strong>de</strong>ten, war nicht bei allen Paaren zu fin<strong>de</strong>n. Die Kurve besaß in allen<br />
Versuchen <strong>de</strong>r Reihe eine ähnliche Krümmung, lag aber auch einmal teilweise unter<br />
<strong>de</strong>r grav<strong>im</strong>etrischen und en<strong>de</strong>te dann bei voller Schicht unter 100%.<br />
Wenn man die Formeln sieht, muss man für Ritz und Brunner ganz an<strong>de</strong>re<br />
Kurventypen erwarten. In <strong>de</strong>r Tat beginnen sie bei <strong>de</strong>n niedrigsten, gemessenen<br />
Schichten (0,2 g/m²) schon <strong>de</strong>utlich über 60 %. Sie nutzen zur Differenzierung <strong>de</strong>r<br />
unterschiedlichen <strong>Farbannahme</strong> nur einen Teil <strong>de</strong>s oberen Prozentbereiches aus,<br />
Bernd Th. Gran<strong>de</strong> Seite 2 von 4
Die <strong>Farbannahme</strong> <strong>im</strong> <strong>Offset</strong><strong>druck</strong><br />
reagieren also wenig sensibel. Außer<strong>de</strong>m benutzen sie als Varianten <strong>de</strong>s Tonwertes<br />
eine <strong>de</strong>utlich kompliziertere Mathematik.<br />
Das Diagramm Farbauftrag gegen berechnete <strong>Farbannahme</strong> zeigt, wie<br />
unterschiedlich die Berechnungsmo<strong>de</strong>lle die <strong>Farbannahme</strong> sehen.<br />
Was kann man <strong>de</strong>r Praxis empfehlen?<br />
An <strong>de</strong>r Druckmaschine stellt sich die Frage erst spät, ob vielleicht Trapping-Probleme<br />
vorliegen. Normalerweise müssen <strong>im</strong> Skalen<strong>druck</strong> erst die Volltondichten und die<br />
Tonwertzunahmen überprüft wer<strong>de</strong>n. Und erst wenn die in Ordnung sind und noch<br />
<strong>im</strong>mer Abweichungen zwischen Vorlage und Druck bestehen, lohnt sich die Messung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Farbannahme</strong>. Aus vielen Mo<strong>de</strong>llversuchen weiß man, dass Defizite in <strong>de</strong>r<br />
<strong>Farbannahme</strong> <strong>de</strong>s Zusammen<strong>druck</strong>es erst sichtbar stören, wenn sie 10 % o<strong>de</strong>r auch<br />
<strong>de</strong>utlich mehr betragen. Es kommt also gar nicht auf eine so genaue Messung an.<br />
Daraus kann man schließen, dass je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r drei Berechnungsverfahren irgendwie<br />
hilft. Es ist also die mathematisch und gedanklich einfachste Art gut genug, und so<br />
wird auch sie in <strong>de</strong>r Praxis verwen<strong>de</strong>t. In <strong>de</strong>r Regel sind alle drei in Densitometern<br />
hinterlegt und anwählbar, wobei die Version nach Preucil als Normaleinstellung<br />
voreingestellt ist. Sie gibt das griffigste Resultat für unsere Vorstellung und ist<br />
zusammen mit ihren Unzulänglichkeiten und <strong>de</strong>n Messfehlern <strong>de</strong>r Densitometrie<br />
völlig ausreichend für die Praxis.<br />
Der Autor dankt <strong>de</strong>n Herren André Strunk und Fabian Junge, ehemaligen Stu<strong>de</strong>nten<br />
<strong>de</strong>r Druck und Medientechnik an <strong>de</strong>r Bergischen Universität Wuppertal, für die<br />
zahlreichen Messdaten, die <strong>de</strong>n hier benutzten Auswertungen zugrun<strong>de</strong> liegen.<br />
Bernd Th. Gran<strong>de</strong> Seite 3 von 4
Die <strong>Farbannahme</strong> <strong>im</strong> <strong>Offset</strong><strong>druck</strong><br />
---------------------------------- Ein paar Basics -----------------------------------------------------<br />
Drei ganz unterschiedliche Formeln: Was sagt welche?<br />
In Lehrbüchern, Broschüren und Densitometern fin<strong>de</strong>n wir für die <strong>Farbannahme</strong> die<br />
Formeln nach Preucil, nach Ritz und nach Brunner. Preucil betrachtet die optische<br />
Dichte als Maß für Farbschichtdicke. Ritz und Brunner betrachten fiktive Tonwerte,<br />
also Flächenanteile <strong>de</strong>r Farbbe<strong>de</strong>ckung. Das kann nie gleichartig wirken, weil die<br />
farbbe<strong>de</strong>ckte Fläche mit <strong>de</strong>r Absorption zusammengeht, die Farbschicht aber mit<br />
einem Logarithmus daraus, <strong>de</strong>r optischen Dichte.<br />
Übrigens ein häufiger Fehler in <strong>de</strong>r Praxis: Man misst nicht nur die Hauptdichten,<br />
son<strong>de</strong>rn gera<strong>de</strong> die Nebendichten, weil sie Ursachen von Messfehlern sein können.<br />
Gol<strong>de</strong>ne Regel: Immer <strong>de</strong>n Filter <strong>de</strong>r oberen Farbe (D 2 , D 12 ) nehmen, weil es um<br />
diese geht - auch be<strong>im</strong> Vollton <strong>de</strong>r unteren (D 1 ). Die unten liegen<strong>de</strong> Farbe ist ja<br />
vollzählig vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Nach Preucil vereinfachen wir die Farbschichten zu flachen Platten, die aufeinan<strong>de</strong>r<br />
liegen. Die Dicke <strong>de</strong>r oben liegen<strong>de</strong>n Farbschicht <strong>im</strong> Verhältnis zur Schicht <strong>de</strong>r<br />
gleichen Farbe auf Papier wird in Prozent als „<strong>Farbannahme</strong>“ ausgegeben. Die<br />
verwen<strong>de</strong>te Mathematik ist einfach und daher dieses Mo<strong>de</strong>ll auch das am häufigsten<br />
angewen<strong>de</strong>te.<br />
D12D1<br />
FA<br />
P<br />
100%<br />
D<br />
2<br />
Nach Ritz stellt man sich die obere Farbschicht geperlt vor (<strong>de</strong>r Perlfaktor) und<br />
behan<strong>de</strong>lt sie vereinfacht wie einen Raster, <strong>de</strong>r als zweite Farbschicht aufliegt. Bei<br />
vollständiger <strong>Farbannahme</strong> macht das 100 % in <strong>de</strong>r Art einer Flächen<strong>de</strong>ckung,<br />
darunter entsprechend weniger. Da Messungen <strong>de</strong>r optischen Dichte verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n (ähnlich Murray-Davies), arbeitet man gedanklich nicht wirklich mit einer<br />
Flächen<strong>de</strong>ckung, son<strong>de</strong>rn mit einem Tonwert, also auf Papier etwas höheren Werten<br />
(Lichtfang).<br />
D<br />
1 10<br />
12D<br />
<br />
1<br />
FA<br />
R<br />
<br />
-D 100%<br />
110<br />
2<br />
Das System Brunner verwen<strong>de</strong>t ebenfalls Dichtemessungen, min<strong>de</strong>stens in <strong>de</strong>n<br />
Formeln, die in Densitometern hinterlegt sind. Es berechnet eine Art Tonwert, aber<br />
einen ganz speziellen. In einer nach Murray-Davies aufgebauten Formel wird die<br />
Dichte <strong>de</strong>s Zusammen<strong>druck</strong>es mit einer theoretischen Summe <strong>de</strong>r Dichten bei<strong>de</strong>r<br />
Einzelfarbschichten verglichen, also die Magentadichte <strong>de</strong>s Zusammen<strong>druck</strong>es mit<br />
<strong>de</strong>r Summe aus <strong>de</strong>n Magentadichten bei<strong>de</strong>r einzelner Farben als Volltöne.<br />
FA<br />
D12<br />
110<br />
B<br />
D<br />
100%<br />
110<br />
1D2<br />
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
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