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Bew egte Sp o rthalle - DJK Sportverband

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Eine besondere Idee!<br />

Vorschläge zu <strong>Bew</strong>egungslandschaften und Erlebnispädagogik<br />

am Beispiel der neuen <strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong> der <strong>DJK</strong> Würzburg<br />

Die Leitidee dieses Bauprojektes war ein<br />

ganzheitlich orientiertes <strong>Bew</strong>egungsangebot für<br />

den Breiten- , Leistungs- und Gesundheitssport.<br />

Die Vereinsführung sorgte bei der Planung und<br />

Realisierung für die entsprechenden konventionellen,<br />

innovativen, familienfreundlichen und<br />

behinderten-integrativen Voraussetzungen und<br />

ihrer Finanzierung.<br />

Die sportfachliche Grundlage der Planung,<br />

besonders der Hallenausstattung, bot das<br />

„Mehrdimensionale Turnkonzept“ von<br />

H.Baumann/H.Diener.<br />

Dem Bauteam der <strong>DJK</strong> Würzburg gelang<br />

schließlich durch eine zukunftsorientierte<br />

Modulbauweise der <strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong> (Größe 15 x 27<br />

m) die Umsetzung folgender fachspezifi scher<br />

Forderungen:<br />

kind- und jugendgemäß<br />

durch Ausrichtung auf die Primärbedürfnisse<br />

der Kinder und Jugendlichen<br />

Sinnorientierung<br />

durch Einrichtung von <strong>Bew</strong>egungsgelegenheiten,<br />

die ein mehrperspektivisches Unterrichten<br />

(d.h. nach Sinngehalten, Gemeinschaft,<br />

Gesundheit, Eindruck, Ausdruck, Wagnis) im<br />

Vereins- und Schulsport ermöglichen<br />

Multifunktionalität<br />

durch die Anwendungsvielfalt der Halleneinrichtung<br />

mit großem „Anregungspotential“. Sie<br />

erschließt <strong>Bew</strong>egungsgelegenheiten und neue<br />

Erlebnismöglichkeiten mit hohem Motivationswert.<br />

- Das Magazin Januar/Februar 2009<br />

<strong>Bew</strong><strong>egte</strong> <strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong><br />

In enger Zusammenarbeit mit der Firma<br />

Erhard <strong>Sp</strong>ort, Rothenburg, wurden diese innovativen<br />

Einrichtungen als Modellprojekt „<strong>Bew</strong><strong>egte</strong><br />

<strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong>“ konzipiert. Dazu gehören:<br />

• das VSK – Kletter-,Schaukelsystem,<br />

• die spezielle Anordnung der Turngeräte für<br />

den Bau von <strong>Bew</strong>egungslandschaften<br />

• der Einsatz von Turnzusatzgeräten, ein<br />

speziell dafür entwickeltes Adaptersystem<br />

Sy-Nodi (Rundlauf, Trapez, <strong>Sp</strong>rungtuch,<br />

Akrobatikbahn, Slackline ),<br />

• die Ausstattung mit neuartigen Deckenkonstruktionen<br />

(Laufl onge, Sky-Walking, Netztunnel),<br />

• der in der Bundesrepublik einmalige Indoor<br />

Hochseilgarten<br />

• die Riesenrutsche von der Hallendecke - eine<br />

Personenrettungsrutsche bei Bränden<br />

Trotz dieser Sonderausstattung ist der Übungsbetrieb<br />

und Wettkampfbetrieb in den <strong>Sp</strong>ielsportarten<br />

(Basketball, Volleyball, Badminton) und<br />

im Gerätturnen in keiner Weise eingeschränkt,<br />

sondern den Raummaßen entsprechend<br />

durchführbar.<br />

Galerie und gastronomische Einrichtung<br />

bieten außerdem den Zuschauern und Besuchern<br />

eine attraktive Kommunikations- und<br />

Begegnungsmöglichkeit.<br />

Die funktional hervorragende Anbindung<br />

einer Gymnastikhalle (12 x 18 m) an die <strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong><br />

erweitert überdies das Übungsspektrum besonders<br />

für Kleingruppenarbeit im Gesundheitssport<br />

(Coronar, Reha, Asthma, Senioren), in <strong>Bew</strong>egungskünsten,<br />

und in der <strong>Bew</strong>egungserziehung, im<br />

Kampfsport (Aikido, Judo) sowie in Gymnastik<br />

und Tanz.<br />

Pro Praxis<br />

<strong>Bew</strong><strong>egte</strong> <strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong><br />

15


Pro Praxis<br />

Erlebnispädagogische Auswirkung<br />

Die <strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong> wird zum <strong>Sp</strong>ielraum und<br />

eröffnet ungeahnte Turn-<strong>Sp</strong>ielsituationen.<br />

Die zu Turn- und <strong>Bew</strong>egungsgelegenheiten<br />

arrangierten Turngeräte ergeben offene<br />

Handlungssituationen, die nicht auf Dauer<br />

festgelegt werden. Sie sind frei und immer neu<br />

zu konzipieren für vielfältige Veränderungen<br />

und animative Möglichkeiten zur Entwicklung<br />

eines kreativen <strong>Bew</strong>egungserlebens. Der<br />

<strong>Sp</strong>ielraum Halle erreicht damit eine Lernatmosphäre,<br />

die Kinder zum selbständigen<br />

Bauen, Verändern, Experimentieren und<br />

Problemlösen in den <strong>Bew</strong>egungslandschaften<br />

herausfordert. In der aktiven Auseinandersetzung<br />

mit den ungewohnten und außergewöhnlichen<br />

Lernsituationen der <strong>Bew</strong>egungslandschaften<br />

beim Balancieren, Klettern,<br />

<strong>Sp</strong>ringen, Rutschen,<br />

Rollen, Schaukeln<br />

und Schwingen<br />

entwickeln sich,<br />

über die vielfältigen<br />

Körper-, <strong>Bew</strong>egungs-<br />

und MaterialerfahrungenHandlungskompetenzen.<br />

Es ist<br />

ein mehrdimensionaler<br />

Prozess. Das<br />

bedeutet, dass sich<br />

Kompetenzen im<br />

Verbund herausbilden,<br />

nämlich in<br />

motorischer, kognitiver,<br />

emotionaler<br />

und sozialer Hinsicht.<br />

Sie schlagen sich<br />

nieder im Selbstwertgefühl,<br />

Selbstkonzept<br />

und Kontrollüberzeugung<br />

der Teilnehmer<br />

und tragen bei zu<br />

einer personalen und<br />

sozialen Identitätsentwicklung.<br />

Der breite Anwendungsbereich<br />

dieser<br />

Turn-<strong>Sp</strong>ieleinrichtungen<br />

umfasst viele<br />

Lernbereiche vom<br />

spielbetonten Lernen<br />

zu Leistungs- und<br />

Wettkampfformen<br />

sowie zu Gestaltungsprozessen.<br />

Jeder <strong>Sp</strong>ortpädagoge, ob Übungsleiter<br />

oder <strong>Sp</strong>ortlehrer, fi ndet hier eine großartige<br />

Erweiterung seines Lernangebotes. Der in den<br />

Lehrplänen der Schulen geforderte mehrperspektivische<br />

<strong>Sp</strong>ortunterricht kann in dieser<br />

Halle besonders verwirklicht werden.<br />

<strong>Sp</strong>ort wird zum Erlebnissport. Der<br />

<strong>Sp</strong>ortunterricht wird bereichert durch die<br />

handlungsorientierte Methode, wie sie die<br />

Erlebnispädagogik lehrt.<br />

Nachfolgende Szenenbilder aus den Hallenspielfesten<br />

von Schulen und des <strong>Sp</strong>ortzentrums<br />

der Universität Würzburg sind Lösungsbeispiele<br />

und verdeutlichen die charakteristischen<br />

Merkmale moderner Erlebnispädagogik, die in<br />

der „<strong>Bew</strong><strong>egte</strong>n <strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong>“ der <strong>DJK</strong> Würzburg<br />

angeboten werden.<br />

Erleben von Gruppenprozessen<br />

Beispiel: der Rundlauf<br />

Dieses wieder belebte Turngerät ist nur durch<br />

ein gemeinsames, aufeinander abgestimmtes<br />

Agieren von mindestens zwei Personen in eine<br />

Kreisbewegung zu bringen. Es verlangt von<br />

den Schülern eine Adaptionsfähigkeit und ein<br />

Gemeinschaftsgefühl.<br />

Lernziel: Förderung der Sozialkompetenz<br />

Rundlauf<br />

<strong>Sp</strong>aß an der <strong>Bew</strong>egung in der Gruppe erfahren<br />

Beispiel: Die Trapezstangen als Gruppenschaukel<br />

und der Kletterkamin an Klettertauen.<br />

Der Reiz des Schaukelns liegt im gemeinsamen<br />

Erleben des ständigen Wechsels von Beschleunigung<br />

und Richtungsumkehr.<br />

Ziel: eine elementare <strong>Bew</strong>egungssituation mit<br />

<strong>Sp</strong>aß in Erfahrung bringen<br />

16 - Das Magazin Januar/Februar 2009


Verantwortung übernehmen und Teamkompetenz<br />

erreichen beim <strong>Bew</strong>ältigen von<br />

Wagnis- und Risikosituationen<br />

Paradebeispiel: Indoor-Hochseilgarten (noch<br />

einmalig in der Bundesrepublik)<br />

Der Teilnehmer versucht, einen Balancierweg<br />

in einer wählbaren Höhe (von 0,5 bis 4,50 m)<br />

zu meistern. Er wird mit einem Kletterseil von<br />

einem geschulten Team gesichert. Ein Helferteam<br />

(aus dem Teilnehmerkreis) stabilisiert und<br />

sichert das Balancierarrangement.<br />

Ziel: Lernen in Situationen mit Ernstcharakter in<br />

Kooperation und im gegenseitigen Vertrauen<br />

Sich Mut abverlangen<br />

Beispiel: Trapez-Leiter an den Klettertauen<br />

Trapezstangen werden im Abstand von ca. 20<br />

- 50 cm an den Klettertauen zu einer „Himmelsleiter“<br />

montiert. Die Schüler können frei<br />

wählen, ob und wie hoch sie klettern wollen.<br />

Ziel: Lernerfolge ohne Zwang erreichen<br />

Angst überwinden in ungewohnten<br />

Klettersituationen<br />

Beispiel: Höhenweg mit einer Reckanlage<br />

Mithilfe von Reck-Konsolen entsteht in<br />

Verbindung mit Kletternetz , <strong>Sp</strong>rossenschwingleiter<br />

und Turnbank aus einer konventionellen<br />

Reckanlage ein nicht alltägliches Kletterarrangement.<br />

Ziel: außergewöhnliche Lernsituationen<br />

kennen lernen und bewältigen<br />

Reckkonsole<br />

- Das Magazin Januar/Februar 2009<br />

Projektangebot ERLEBNISSPORT und<br />

BEWEGUNG - PRÄVENTION<br />

Aufgrund dieser neuen, attraktiven <strong>Bew</strong>egungsmöglichkeiten<br />

für den Kinder- und<br />

Jugendsport in der neuen <strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong> der <strong>DJK</strong><br />

Würzburg hat ein Fachteam der Turnabteilung<br />

ein Konzept erarbeitet und das Zentrum für<br />

Erlebnissport und <strong>Bew</strong>egung – Prävention (ZEB)<br />

ins Leben gerufen. Es erfreut sich bereits eines<br />

großen Zuspruchs.<br />

Für welche Zielgruppen ist es gedacht? Das<br />

spielbetonte Turnen in <strong>Bew</strong>egungslandschaften<br />

ermöglicht eine Vielfalt von <strong>Bew</strong>egungsformen,<br />

die alle Altersgruppen ansprechen. In erster<br />

Linie sind diese Erlebnislandschaften für die<br />

Altersstufe von 1-10 Jahren attraktiv, da in dieser<br />

Altersstufe das Lernen allgemeiner psychomotorischer<br />

und sozialer Grundfähigkeiten im<br />

Pro Praxis<br />

Seilgarten<br />

17


Pro Praxis<br />

Seilgarten<br />

Vordergrund steht. Besonders im Primärbereich<br />

bis zur 4. Klasse, im Eltern-Kind-Turnen und<br />

im Familiensport sind die Gestaltung und das<br />

Angebot von Erlebnislandschaften zu einem<br />

unverzichtbaren Bestandteil eines <strong>Sp</strong>ortunterrichts<br />

geworden. Erlebnissport in Form von<br />

Abenteuersport wird in der Hauptsache den<br />

Jugendlichen in Form von Trendsportarten<br />

wie Bungeespringen, Slackline, Tuchspringen,<br />

Akrobatik u.ä. angeboten. Dabei steht aber<br />

nicht das „Flow-Erlebnis“, der „psychische Kick“,<br />

im Vordergrund , sondern die erlebnispädagogische<br />

Ausrichtung.<br />

Was ist mit BEWEGUNG -PRÄVENTION<br />

beabsichtigt?<br />

Eng verknüpft mit dem aufgezeigten erlebnispädagogischen<br />

<strong>Bew</strong>egungsangebot sind die<br />

Präventivmaßnahmen durch <strong>Bew</strong>egung. In der<br />

Psychomotorik und Mototherapie oder in der<br />

sensorischen Integrationstherapie werden seit<br />

langem die angeführten <strong>Bew</strong>egungsangebote<br />

zur Sinnes- und Wahrnehmungsschulung<br />

therapeutisch genutzt.<br />

Unter Leitung eines ausgebildeten Logopäden,<br />

Motopäden und Hochseilgartentrainers<br />

werden <strong>Bew</strong>egungsprogramme und präventive<br />

Interventionen aus dem Bereich der <strong>Bew</strong>egungstherapie<br />

durchgeführt.<br />

Sie haben zum Inhalt:<br />

• Förderung der Wahrnehmung (Sensorische<br />

Integration)<br />

• Förderung der Anpassungsfähigkeit und<br />

Sozialkompetenz<br />

• Aggressionsabbau und Entspannung<br />

• Förderung der Kreativität<br />

• Emotionale Förderung (Körpererfahrung,<br />

Raumerfahrung)<br />

Das Projekt Zentrum für Erlebnissport und<br />

<strong>Bew</strong>egung - Prävention (ZEB) zielt somit<br />

• auf Kindergärten,<br />

• Schule, Verein, Freizeit ,<br />

• Behinderteneinrichtungen<br />

Zusammenfassend ist dieses Projekt zu<br />

verstehen:<br />

• als Chance zum Mitmachen für alle Schüler,<br />

ob behindert oder nicht behindert, ängstlich<br />

oder nicht ängstlich! Diese Erlebnishalle<br />

ist ein idealer „barrierefreier“ <strong>Sp</strong>ielraum.<br />

Kinder mit und ohne Entwicklungs- und<br />

<strong>Bew</strong>egungsbeeinträchtigungen fi nden hier<br />

unverzichtbare <strong>Bew</strong>egungsgelegenheiten<br />

und können diese gemeinsam nutzen.<br />

• als Prozess für Kreativität und eigenschöpferisches<br />

Gestalten. Da Denken und Handeln<br />

dicht beieinander liegen, kann durch Bauen<br />

und Deuten der Variationsmöglichkeiten in<br />

dieser Halle eine <strong>Bew</strong>egungsbaustelle neuer<br />

Ideen entstehen.<br />

• als Aufforderung zum Miteinander bei<br />

gemeinsamen <strong>Bew</strong>egungsaktionen am<br />

Hochseilgarten, auf der Gruppenschaukel,<br />

am Rundlauf oder auf dem <strong>Sp</strong>rungtuch.<br />

• als wichtigen Beitrag zur Förderung des<br />

Kinder- und Jugendsportes durch die ganzheitliche<br />

Erziehung und Bildung im Hinblick<br />

auf Alltagsbewältigung und Gesundheitserziehung.<br />

Helmut Diener<br />

Akad.Direktor im<br />

Ruhestand. Von 1971<br />

bis 2004 <strong>Sp</strong>ortdozent<br />

am Institut für<br />

<strong>Sp</strong>ortwissenschaft der<br />

Universität Würzburg.<br />

Begründer und Leiter<br />

der Turnabteilung des<br />

SB <strong>DJK</strong> Würzburg<br />

von 1971 – 2006;<br />

Initiator der „<strong>Bew</strong><strong>egte</strong>n<br />

<strong>Sp</strong>o<strong>rthalle</strong>“ im<br />

Bauausschuss des neuen <strong>DJK</strong> <strong>Sp</strong>ortzentrums in<br />

Würzburg; seit 1975 Bundesfachwart Turnen im<br />

<strong>DJK</strong> <strong>Sp</strong>ortverband; Buchautor und Publikationen<br />

besonders im Bereich <strong>Sp</strong>ortstättenbau, Geräte-/<br />

Erlebnisturnen, <strong>Sp</strong>ortpädagogik; Referententätigkeit<br />

in der Trainer- und Übungsleiterausbildung<br />

(DTB, BTV, <strong>DJK</strong>).<br />

18 - Das Magazin Januar/Februar 2009

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