wohndesign.pdf (3MB) - argeDU ARGE für Design und ...
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Form I Farbe I Funktion I Ausgabe 01/2013<br />
Juni/Juli I www.<strong>wohndesign</strong>ers.at<br />
Ein Objekt hervorheben,<br />
mysteriös <strong>und</strong> ungewöhnlich<br />
zugleich, während es immer noch<br />
ein Möbelstück bleibt.<br />
Karl Lagerfeld<br />
01 NEWS I Louis Vuitton <strong>und</strong> Kartell auf Abwegen/Seite 3<br />
02 INTERVIEW I Carlotta de Bevilacqua strahlt/Seite 4<br />
03 OBJEKTREPORTAGE I Facelift einer alten Dame/Seite 6<br />
04 TREND I Architekten machen Möbel/Seite 8<br />
05 PORTRAIT I Lebensgefühl alla Giò Ponti/Seite 10<br />
06 VISION I Jean Nouvel denkt weiter/Seite 14e 9
Coverfoto<br />
Karl Lagerfeld <strong>und</strong> La Superleggera<br />
aus „Karl Lagerfeld Photographie Cassina“<br />
© Cassina<br />
EINSTIEG<br />
KALEIDOSKOP<br />
Form, Farbe, Funktion<br />
Alles, was gutes <strong>Design</strong> braucht.<br />
Reiselust<br />
Skizzen zu Armlehnstuhl Nina von<br />
Benedetta Tagliabue für Expormim.<br />
www.expormim.es<br />
W<br />
K<br />
B<br />
L<br />
O<br />
F<br />
A<br />
Wohnen<br />
Küche<br />
Bad<br />
Licht<br />
Objekt<br />
Freiraum<br />
Arbeiten<br />
ENTDECKT<br />
Wir starten voller Energie <strong>und</strong> gehen gleich in medias res: Das neue Magazin „<strong>wohndesign</strong>ers“ nimmt<br />
selektiv Strömungen, Trends <strong>und</strong> Neuheiten der <strong>Design</strong>welt unter die Lupe <strong>und</strong> will Ihnen, liebe Leser,<br />
diese als Impuls für Ihre eigenen Ideen auf inspirierende <strong>und</strong> spannende Art <strong>und</strong> Weise ans Herz legen.<br />
Wir haben uns viel gedacht bei der Entwicklung: Um für kurzweilige Abwechslung zu sorgen, verzichten<br />
wir auf so genannte Schwerpunkte. Lieber spannen wir den Bogen über die gesamte Interior-Palette <strong>und</strong><br />
zeigen Ihnen, was die Welt der Gestaltung gerade bewegt.<br />
Unsere Vision: Groß im Format mit viel Platz für außergewöhnliche Geschichten, reduziertes <strong>Design</strong><br />
zugunsten einer großzügigen Inszenierung schöner Bilder <strong>und</strong>, was den Inhalt betrifft, eine attraktive,<br />
interessante Mischung unterschiedlichster Bereiche aus dem Interiordesign, verpackt in informative Texte.<br />
Kurz: Wir wollen für Sie ein Magazin machen, das Sie mit seinem Format beeindrucken, mit seiner<br />
facettenreichen Farbigkeit inspirieren <strong>und</strong> in seiner Funktion als anregende Informationsquelle bereichern<br />
soll. Das gesamte Team von <strong>wohndesign</strong>ers wünscht Ihnen eine erfrischende Lektüre.<br />
Chefredakteurin<br />
Coverstory. Karl Lagerfeld war während des Möbelsalons zu Gast<br />
in Mailand, <strong>und</strong> das hatte einen besonderen Gr<strong>und</strong>: Nicht etwa der<br />
berühmten Laufstege wegen war er angereist, sondern um seine<br />
Fotoausstellung „Karl Lagerfeld Photographie Cassina“ anlässlich<br />
des 85-jährigen Firmenjubiläums von Cassina im Schauraum in der<br />
Via Durini 16 persönlich zu eröffnen. Er selbst gab sich dabei als großer Verehrer<br />
Cassinas zu erkennen.<br />
Nun hat er seine Favoriten fotografisch inszeniert. Mit 699 „la superleggera“ von<br />
Giò Ponti ließ er sich sogar selbst im Porträt ablichten <strong>und</strong> adelte damit den legendären<br />
Entwurf von 1957, der <strong>Design</strong>geschichte schrieb: Cassina übernahm den Stuhl<br />
aus Eschenholz mit unglaublichen 1,7 Kilogramm erst in die Produktion, als Ponti<br />
ihn aus dem Fenster warf, dieser unversehrt unten ankam <strong>und</strong> wieder zurücksprang.<br />
Seitdem wird 699 ununterbrochen produziert.<br />
www.cassina.com<br />
699 superleggera, <strong>Design</strong> Giò Ponti.<br />
© Cassina<br />
Zimmer, Küche, Kabinett. Louis Vuitton setzt mit einer eigenen<br />
Möbelkollektion ungewöhnliche Maßstäbe. Das Neue daran?<br />
Man kann sie einpacken <strong>und</strong> mitnehmen.<br />
Meistens lässt sich über Geschmack diskutieren. In<br />
diesem Fall ist das aber ganz anders. Die Luxusmarke<br />
Louis Vuitton, immer auf der Suche nach Innovationen<br />
<strong>und</strong> in den Köpfen stets mit Accessoires für<br />
Reisende verankert, hat sich - passend zur Kernkompetenz<br />
- etwas einfallen lassen, über das sich<br />
eigentlich nicht streiten lässt: Eine mobile Outdoor-<br />
Möbelkollektion mit prägender Handschrift, aber<br />
viel Humor kombiniert mit Glamour.<br />
Immer mit an Board<br />
Die Louis Vuitton „Objets Nomades“ Kollektion, die<br />
das erste Mal während der Miami <strong>Design</strong> Week präsentiert<br />
wurde, entpuppt sich als genialer Schachzug<br />
des Unternehmens. Bezugnehmend auf den Trend<br />
einer immer stärker werdenden Mobilität <strong>und</strong> selbst<br />
Produzent von Taschen, Koffern, Sonnenbrillen <strong>und</strong><br />
dergleichen, lag es für das französische Luxuslabel<br />
nahe, eine Möbelkollektion für das unbeschwerte<br />
Savoir Vivre, für Picknick, Landpartie oder Kurzurlaub,<br />
auf den Markt zu bringen. Für die Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Umsetzung hat man elf der renommiertesten<br />
<strong>Design</strong>er engagiert.<br />
Italien im Gepäck<br />
Die Aufgabe war es, jeweils ein Objekt zu kreieren,<br />
das man einfach <strong>und</strong> bequem auf Reisen nehmen<br />
kann, ganz gleich, ob faltbar, tragbar, klappbar oder<br />
einfach nur kompakt. So verpackten die britischen<br />
<strong>Design</strong>er Edward Barber <strong>und</strong> Jay Osgerby eine formal<br />
reduzierte Leuchte aus venezianischem<br />
Muranoglas in eine elegante tragbare Schlaufenkonstruktion<br />
aus Leder. Besondere Aufmerksamkeit verdient<br />
auch die Hängematte von Atelier Oї, gefertigt<br />
aus langen Lederstreifen <strong>und</strong> goldenen Nieten <strong>und</strong><br />
formal inspiriert von italienischen eingedrückten<br />
Nudelbändern, die der Liegefläche Dreidimensionalität<br />
verleihen. Zusätzlich ersann das Schweizer Trio<br />
einen faltbaren Hocker, selbstverständlich mit dazu<br />
passender Schutzhülle im Aktentaschen-Look.<br />
Einmal um die Welt<br />
Die Kollektion zeichnet sich durch die internationale<br />
Beteiligung von <strong>Design</strong>ern aus. In dieser Hinsicht<br />
ein weiterer Punkt, der die strategische Konsequenz<br />
der Kollektion - den Ansporn zum Reisen - einmal<br />
mehr unterstreicht. So hat der französische <strong>Design</strong>er<br />
Christian Liaigre einen Klapptisch entworfen, die<br />
spanische Gestalterin Patricia Urquiola steuerte eine<br />
Handtasche, aus der man einen Klappstuhl machen<br />
kann, <strong>und</strong> den Swing Chair zur Kollektion bei, die<br />
brasilianischen <strong>Design</strong>erbrüder Humberto <strong>und</strong><br />
Fernando Campana entwickelten einen transportabeln<br />
Kleiderschrank <strong>und</strong> die außergewöhnliche<br />
Hängeleuchte Maracatu aus Lederstreifen, während<br />
der Holländer Marten Baas mit dem klappbaren<br />
Beach Chair aus weißen Lederriemen für komfortable<br />
Stranderlebnisse, der italienische <strong>Design</strong>er<br />
Clino Castelli mit der zusammenlegbaren Lovebench<br />
für Romantik sorgt <strong>und</strong> das japanische <strong>Design</strong>büro<br />
Nendo es mit einer weiteren tragbaren Leuchte gemütlich<br />
strahlen lässt. www.louisvuitton.com<br />
Abhängen.<br />
Die Hängematte stammt<br />
aus der Feder des Schweizer<br />
<strong>Design</strong>büros Atelier Oï -<br />
Aurel Aebi, Armand Louis<br />
<strong>und</strong> Patrick Reymond.<br />
© Louis Vuitton<br />
F<br />
Erleuchtung.<br />
Das britische <strong>Design</strong>erduo<br />
Edward Barber <strong>und</strong> Jay Osgerby<br />
entwarfen für das Luxuslabel<br />
die „Bell Lamp“.<br />
© Louis Vuitton<br />
© BuzziSpace © D3CO © Studio Andy Martin<br />
01 Plaudern mit Haube<br />
Die Welt ist voll von akustischen Störfaktoren,<br />
ganz egal, wo man hingeht. An einigen Orten<br />
ist das noch im Bereich des Erträglichen, aber<br />
sobald man sich nach Ruhe sehnt, konzentriert<br />
arbeiten oder einfach nur ungestört sein will,<br />
wird es schwierig.<br />
Das „stille Örtchen“ kann man aber finden oder<br />
sich einfach selbst organisieren: Der belgische<br />
Hersteller BuzziSpace sorgt mit vielen Produkten<br />
in den unterschiedlichsten Varianten für Ruhe im<br />
Raum. Vor Kurzem wurde eine neue Version -<br />
der BuzziShade - in die Kollektion aufgenommen.<br />
Es handelt sich dabei um eine überdimensionierte<br />
glockenähnliche Leuchte, die mit BuzziFelt<br />
überzogen ist, welches den Schall absorbiert<br />
<strong>und</strong> angenehm dämpft. BuzziShade, entworfen<br />
von Stal Collectief, eignet sich nicht nur für den<br />
Officebereich, sondern auch für Wartezonen,<br />
Restaurants oder für groß dimensionierte Events.<br />
www.buzzispace.com<br />
02 Kuscheln mit Ecken 03 Treten mit Holz<br />
Wenn man einmal drinnen sitzt, hat man ohnehin<br />
Zeit zum Nachdenken: Der Entwurf für das<br />
Sitzmöbel Quartz basiert auf einer mathematischen<br />
Formel <strong>und</strong> auf dem Random-Effekt.<br />
Der gemütliche Wohnkokon - eine gestalterische<br />
Zusammenarbeit zwischen dem <strong>Design</strong>studio<br />
CTRL ZAK <strong>und</strong> Davide Barzaghi - besteht aus<br />
zweidimensionalen Penta- <strong>und</strong> Hexagonen aus<br />
Buchenholz, die ineinander übergehen <strong>und</strong><br />
ein Netz aus dreidimensionalen geometrischen<br />
Formen bilden. Durch die ganz individuelle<br />
Herstellung entstehen bei dieser handgefertigten<br />
<strong>und</strong> in limitierter Auflage angebotenen ungewöhnlichen<br />
Kuschelecke singuläre Unikate.<br />
Wer nicht grübeln will, darf sich entspannen<br />
<strong>und</strong> einfach darin wohlfühlen. Dazu tragen auch<br />
die natürlichen Materialien bei, wie zum Beispiel<br />
der Baumwollbezug <strong>und</strong> der aus natürlichen<br />
Ölen hergestellte Schaumstoff.<br />
www.d3co.it<br />
Bugholz ist 2013 ein starker Trend, zumindest<br />
im Möbelbereich. Der Londoner Architekt Andy<br />
Martin hatte dazu noch eine andere Idee.<br />
Bei ihm gab Thonet, das Unternehmen, dessen<br />
Geschichte mit der Dampfbiegetechnik untrennbar<br />
verb<strong>und</strong>en ist, den Entwurf eines Fahrrades<br />
in Auftrag, bei dessen Herstellung die historische<br />
Technik zum Einsatz kommen sollte. Ganz<br />
der Tradition verpflichtet, verwendete Martin<br />
Buchen-Bugholz für den Rahmen <strong>und</strong> für den<br />
Sattel des einspurigen Gefährts <strong>und</strong> schlug so die<br />
Brücke zwischen der industriellen Revolution<br />
des Bopparder Tischlermeisters Michael Thonet<br />
<strong>und</strong> der Formensprache des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Der fahrbare Untersatz - auch wenn er voll funktionsfähig<br />
ist - ist wohl nicht für den täglichen<br />
Einsatz gedacht, sondern mehr als Sammlerstück<br />
eines Thonet-Fans, der sich die Besonderheit aus<br />
limitierter Auflage leisten möchte.<br />
www.andymartinstudio.com<br />
Gemeinsam geplantscht.<br />
In die zeitlosen, eleganten<br />
Badambienti von Laufen bringen<br />
nun fröhliche Akzente von Kartell<br />
frischen Schwung.<br />
© Kartell | Laufen<br />
B<br />
Kunststoff trifft Keramik<br />
Von gläserner Transparenz <strong>und</strong> prägnanten Kanten. Seit 60 Jahren revolutioniert Kartell<br />
die Möbelwelt mit Kunststoff. Laufen prägt seit 120 Jahren die Badezimmerkultur.<br />
Gemeinsam erfinden sie jetzt das Bad neu.<br />
Es ist eine Kooperation, die die gesamte Branche<br />
hat aufhorchen lassen: Der italienische Möbelhersteller<br />
Kartell, bekannt für seine Kreationen<br />
aus transparentem Kunststoff in kräftigen Farben,<br />
<strong>und</strong> der renommierte Schweizer Badhersteller<br />
Laufen machen gemeinsame Sache.<br />
Spannender Paarlauf<br />
Zwar ist es jetzt nicht so, dass die Badewannen<br />
<strong>und</strong> Waschbecken aus orangem oder weißem<br />
Polycarbonat gemacht werden. Viel mehr umfasst<br />
das neue Badezimmerkonzept Kartell by Laufen<br />
- entwickelt <strong>und</strong> entworfen von Ludovica <strong>und</strong><br />
Roberto Palomba - die Stärken beider Unternehmen:<br />
Einerseits kreativ <strong>und</strong> ironisch, andererseits<br />
präzise <strong>und</strong> zuverlässig. Sprich, ein bunter, aber<br />
exakt konturierter Reigen in hochwertiger Umsetzung<br />
mit Understatementcharakter.<br />
Wie ein Chamäleon<br />
Die Badkollektion stellt sich als integrierte Architektur<br />
dar, die Badmöbel, Armaturen, Beleuchtung<br />
<strong>und</strong> Accessoires mit maximaler Flexibilität<br />
kombiniert. Hinzu kommen neue frische Farben<br />
wie Erdtöne, Sand-Orange, Stahl-Blau, zu Gelb<br />
tendierendes Warmweiss <strong>und</strong> zu Blau neigendes<br />
Kaltweiss, mit denen man das Ambiente an die<br />
unterschiedlichsten Wünsche anpassen kann.<br />
Die <strong>Design</strong>er bezeichnen das Projekt als architektonisches<br />
Konzept mit neuer Ausdrucksweise<br />
- innovativ <strong>und</strong> reich an Emotionen, Transparenz<br />
<strong>und</strong> Farbe. „Kartell by Laufen ist die Syntese der<br />
Arbeit, die wir in den vergangenen Jahren im<br />
Bereich des Bades geleistet haben, <strong>und</strong> stellt<br />
einen wichtigen Fortschritt in dieser Branche<br />
dar“, so Ludovica <strong>und</strong> Roberto Palomba.<br />
www.laufen.com | www.kartell.it<br />
WOHNDESIGNERS I 01<br />
WOHNDESIGNERS I o1
INTERVIEW<br />
SPLITTER LICHT<br />
01 Hauptröllchen<br />
Sie ist schon etwas ganz Besonderes, die Kreation von <strong>Design</strong>erin Remedios Simón.<br />
Sie entwarf für den spanischen Leuchtenhersteller LZF, vormals Luzifer, der sich auf<br />
Holzfurniere spezialisiert hat, eine handgemachte Hängeleuchte, die auf einem dreidimensionalen<br />
Konzept basiert. Dieses ist von der klassischen ornamentalen Gitterwerktechnik<br />
inspiriert. Dabei wird ein neuer Formungsprozess für die verwendeten<br />
Polywood Lamellen eingesetzt. Der äußere Ring ist in vier Versionen erhältlich, die<br />
unterschiedlich großen Furnier-Röllchen in acht verschiedenen Holzarten.<br />
Mit ihren unterschiedlichen Durchmessern <strong>und</strong> ihrer zufällig erscheinenden Zusammenstellung<br />
wirkt die Leuchte fast hypnotisch. All das miteinander kombiniert ergibt<br />
die spektakulärsten Variationen. „Spiro“ - so der Name der Leuchte - gibt es in zwei<br />
verschiedenen Größen mit 75 <strong>und</strong> 96 Zentimetern Durchmesser. Abgesehen vom<br />
warmen <strong>und</strong> weichen Licht, das durch die Kombination mit Holz entsteht <strong>und</strong> eine<br />
w<strong>und</strong>erbare Raumatmosphäre erzeugt, imponiert die Pendelleuchte mit ihrer starken<br />
Präsenz. Sie eignet sich sowohl für den privaten als auch für den öffentlichen Bereich.<br />
www.lzf-lamps.com | www.rsfstudio.com<br />
Holz mit Leuchtkraft.<br />
<strong>Design</strong>erin Remedios Simón ist<br />
von der zarten, konzentrischen<br />
Struktur des Holzes fasziniert<br />
<strong>und</strong> setzt sie bei „Spiro“ von<br />
LZF Lamps in Szene.<br />
© LZF Lamps<br />
02 Krönende Momente<br />
03 Aufgegangen<br />
Mehr Licht<br />
Die Lichtmanagerin. Architektin <strong>und</strong> Lichtdesignerin Carlotta de Bevilacqua geht es weniger um bloßes <strong>Design</strong><br />
als darum, das Licht im Raum optimal zur Geltung zu bringen. Und das in möglichst energieeffizienter Weise.<br />
Ein Interview von Harald Sager.<br />
WD: <strong>Design</strong>, das schön anzusehen ist, sich gut anfühlt <strong>und</strong> ansprechende<br />
Hüllen für Gebrauchsgegenstände schafft, ohne deren Funktion allzu sehr zu<br />
beeinträchtigen – das sind so die gängigen Rollenbilder, die man mit <strong>Design</strong><br />
verbindet. Wie sehen Sie das?<br />
CDB: Ganz anders. Ich will die Leute mit meinen Entwürfen dazu bringen,<br />
verantwortungsbewusster zu handeln. Ich versuche, Dinge zu designen, die<br />
das Licht auf intelligente Weise „managen“, sprich, unter weniger Materialeinsatz<br />
<strong>und</strong> mit geringerem Verbrauch. <strong>Design</strong> ist kein Selbstzweck, <strong>und</strong><br />
gutes <strong>Design</strong> muss heute auch nachhaltig sein!<br />
WD: Nun ist „nachhaltig“ mittlerweile ein inflationsbedrohtes Wort, das<br />
immer auch gern verwendet wird, um Konsumenten in gutem Gewissen zu<br />
wiegen ...<br />
CDB: Bei mir nicht. Ich handle auch danach, beispielsweise durch den verstärkten<br />
Einsatz des Leuchtkörpers LED, dem meiner Überzeugung nach die<br />
Zukunft gehört. Die LED verbraucht einen Bruchteil der Energie einer herkömmlichen<br />
Lichtquelle <strong>und</strong> ist um ein Vielfaches langlebiger. Eine Glühbirne<br />
hält 1.000 St<strong>und</strong>en, ein Halogen-Spot 3.000 St<strong>und</strong>en. Mit einem LED-Spot<br />
komme ich 80.000 St<strong>und</strong>en aus.<br />
WD: Hat die LED auch vom <strong>Design</strong>-Aspekt her Vorzüge?<br />
CDB: Die Leuchtdiode selbst ist ganz klein, so dass ich große Freiheiten beim<br />
Entwerfen der Leuchte habe. Ich kann mich ganz darauf konzentrieren, wie<br />
ich das Licht im Raum zur Geltung bringen möchte. Das Licht nämlich ist<br />
mein primäres Anliegen, nicht die Leuchte oder Lampe – die sind nur Mittel<br />
zum Zweck. Für mich als Architektin ist auch Licht nichts anderes als ein<br />
weiteres „Baumaterial“. Ich versuche den Raum in Funktion der gewünschten<br />
Lichtverhältnisse zu gestalten.<br />
WD: Wie würden Sie Ihr persönliches <strong>Design</strong>verständnis schlagwortartig<br />
zusammenfassen?<br />
CDB: In ein paar Worten: Ökologisch nachhaltig, designerisch vielseitig<br />
<strong>und</strong> von der Technik her tüftlerisch. In meinen Entwürfen finden Sie keine<br />
überflüssigen Formen. Ich bin sehr technisch orientiert <strong>und</strong> gehe von der<br />
gewünschten Funktion aus. Die Emotion kommt ganz zum Schluss, aber sie<br />
kommt, wohlgemerkt, nicht zu kurz!<br />
L<br />
Technisch orientiert.<br />
Carlotta de Bevilacqua (hier vor der Leuchte Copernico) konzentriert sich<br />
auf das Wesentliche, lässt die Emotion aber nicht zu kurz kommen. © Elliott Erwitt<br />
Für die Kollektion IN-EI von Issey Miyake (l.) war sie sofort Feuer <strong>und</strong> Flamme. © Artemide<br />
WD: Welche Ihrer eigenen Entwürfe würden Sie in diesem Sinne beispielhaft<br />
nennen?<br />
CDB: Die Pendelleuchte Copernico etwa. Sie besteht aus mehreren nur fünf<br />
Millimeter dicken Ellipsen, die ihrerseits mit zahlreichen LEDs bestückt<br />
sind. Das aus rezyklierbarem Material bestehende Stück wird flach angeliefert<br />
<strong>und</strong> benötigt daher wenig Platz <strong>und</strong> Verpackungsmaterial. Im ausgefahrenen<br />
Zustand erinnert Copernico ans Planetensystem des Namensgebers,<br />
ihre Gestalt lässt sich aber von Hand ganz einfach <strong>und</strong> in vielfältiger Weise<br />
variieren. So schafft sich jeder nach Belieben sein eigenes Lichtdesign. Die<br />
größte technische Herausforderung bestand darin, die einzelnen Ellipsen<br />
mechanisch <strong>und</strong> elektrisch miteinander zu verbinden.<br />
WD: Inwieweit waren Sie in Issey Miyakes aktuelle Leuchten-Kollektion<br />
IN-EI für Artemide involviert?<br />
CDB: Als Predigerin der Nachhaltigkeit war ich dafür natürlich sofort Feuer<br />
<strong>und</strong> Flamme <strong>und</strong> als Vorstandsmitglied von Artemide auch aktiv an der<br />
Durchsetzung des Projekts beteiligt.<br />
WD: Worum genau handelt es sich bei IN-EI?<br />
CDB: Issey Miyakes <strong>Design</strong>studio hatte ein auf dreidimensionaler Geometrie<br />
basierendes Programm entwickelt, mit dessen Hilfe Kleidung aus einem<br />
Stück sowohl flach gefaltet werden als auch, selbst stehend, dreidimensionale<br />
Formen annehmen kann – ganz nach Art der japanischen Papierfalttechnik<br />
Origami. Die größte Innovation aber bestand darin, nicht mit Stoff zu<br />
arbeiten, sondern mit einer Faser, die aus dem Recycling von PET-Flaschen<br />
gewonnen wird. Mein Mann (Artemide-Gründer Ernesto Gismondi, Anm.)<br />
hatte die Idee, das Konzept auf die Welt der Leuchten zu übertragen. Daraus<br />
entstand IN-EI, eine Serie von Leuchten, die in diesem Frühjahr als das<br />
große Innovationsprojekt von Artemide vorgestellt worden ist.<br />
www.artemide.com<br />
In den 80ern war sie Mitglied der Impuls gebenden Gruppe Memphis,<br />
heute unterrichtet sie Lichtdesign an der Mailänder Architektur-Fakultät<br />
<strong>und</strong> tritt für energieeffiziente, nachhaltige Produkte ein: Carlotta de<br />
Bevilacqua ist Vorstandsmitglied bei Artemide <strong>und</strong> leitet ihr<br />
eigenes <strong>Design</strong>studio sowie Danese Milano.<br />
Der italienische Konzern Rotaliana beschäftigt sich schon seit vielen Jahren<br />
mit LEDs. So gelang dem Unternehmen auch der Übergang leicht, bei<br />
dem Leuchten für den Hausgebrauch den technischen Produkten<br />
für die Beleuchtung im öffentlichen Raum folgten. Besonderen<br />
Niederschlag findet dieses Knowhow in der neu präsentierten<br />
Kollektion, die das Leuchtmittel LED in den absoluten<br />
Mittelpunkt stellt, <strong>und</strong> nicht nur deshalb, weil es eine<br />
völlig neue Ästhetik entstehen lässt.<br />
Zum Mitnehmen.<br />
Mit ihrem Fünf-Meter-Kabel<br />
macht Leuchte „Yupik“ von Form<br />
Us With Love für Fontana Arte<br />
ortsunabhängig.<br />
© Fontana Arte<br />
Die Stehleuchte „Prince“ von Dante Donegani<br />
<strong>und</strong> Giovanni Lauda wirkt formal einfach<br />
<strong>und</strong> elegant, verstärkt durch den dezenten<br />
Lichtschein von indirektem Licht, das<br />
nach oben <strong>und</strong> unten strahlt. Richtung<br />
Decke ergibt sich ein kräftiger Lichtradius,<br />
während sich Richtung Boden<br />
ein schönes Leuchtmuster abzeichnet.<br />
Die eigentliche Lichtquelle verbirgt<br />
sich hinter der abschließenden<br />
Krone aus druckgegossenem Aluminium.<br />
Die dimmbare Leuchte<br />
mit Schaltelement am Schaft ist<br />
leicht <strong>und</strong> kompakt, so dass sie<br />
überall hin mitgenommen werden<br />
kann. Ihre Leuchtleistung kommt<br />
einer Lichtmenge von einer 400-Watt<br />
Halogen-Glühlampe gleich. „Prince“ ist<br />
in Schwarz, Weiß, Rot <strong>und</strong> Grau erhältlich.<br />
www.rotaliana.it<br />
Starkes Stück.<br />
Die Leuchte „Prince“ mit Aluminiumkrone von<br />
Rotaliana ist dezent im Auftritt <strong>und</strong> potent in der Leistung.<br />
© Rotaliana<br />
Die gr<strong>und</strong>sätzliche Form haben sie schon lange im<br />
Kopf herum getragen. Jetzt ist Ingo Maurer <strong>und</strong> sein<br />
<strong>Design</strong>er-Team der sprichwörtliche „Knopf “ aufgegangen:<br />
Sie haben eine Leuchtenserie daraus gemacht.<br />
„Knot“ 1,2 oder 3 gibt es als Steh- oder als Tischleuchte,<br />
ausgeführt in den Materialien Polyamid, Stahl <strong>und</strong><br />
Aluminium. Der Knoten selbst wird in einem dreidimensionalen<br />
Druckverfahren hergestellt, ein neues<br />
Fertigungsverfahren, das es erlaubt, komplizierte<br />
Formen ohne Form <strong>und</strong> ohne Werkzeug herzustellen.<br />
Jede einzelne so produzierte Leuchte ist ein Unikat<br />
<strong>und</strong> geht über sein <strong>Design</strong> hinaus. Wie aber von Ingo<br />
Maurer nicht anders gewohnt, ist auch hier wieder<br />
eine große Portion Humor mit dabei.<br />
www.ingo-maurer.com<br />
04 Lange Leine<br />
Eine unkonventionelle, eklektische Leuchte von<br />
einem ebenso unkonventionellen, eklektischen<br />
<strong>Design</strong>studio: Für den renommierten italienischen<br />
Leuchtenhersteller Fontana Arte entwickelte das<br />
in Stockholm ansässige Büro Form Us With Love<br />
„Yupik“, eine Leuchte, die nicht nur wie eine Taschenlampe<br />
aussieht, sondern gegebenenfalls, weil tragbar,<br />
auch eine ist. Sie kann aber genauso von der Decke<br />
herabhängen, auf den Tisch oder als Strahler auf den<br />
Boden gelegt werden. Der Clou an diesem Entwurf<br />
ist das fünf Meter lange Kabel, das die Leuchte völlig<br />
unabhängig macht. Eingehüllt ist sie, die mit einem<br />
Diffusor aus transparentem Polycarbonat strahlt, in<br />
einen Mantel aus expandiertem Polypropylen, der sie<br />
praktisch unverwüstlich macht. „Yupik“ ist in hellem<br />
Grau oder in Schwarz erhältlich.<br />
www.fontanaarte.com | www.formuswithlove.se<br />
Knoten gelöst.<br />
Mit einem speziellen<br />
3D-Druckverfahren lässt Ingo<br />
Maurer komplizierte Formen<br />
wie „Knot“ entstehen.<br />
© Ingo Maurer<br />
WOHNDESIGNERS I 01<br />
WOHNDESIGNERS I 01
OBJEKTREPORTAGE<br />
Alt <strong>und</strong> Neu.<br />
Martin Steininger<br />
<strong>und</strong> sein Team inszenierten<br />
private eine Wohnwelt<br />
auf fünf Ebenen, in der<br />
Sensibilität <strong>und</strong> Experimentierfreude<br />
einander nicht<br />
ausschlossen. Der frische<br />
Anstrich der historischen<br />
Hülle <strong>und</strong> zeitgenössisches<br />
Interior verhalfen der ehrwürdigen<br />
Gründerzeitvilla<br />
so zu neuen<br />
Glanzzeiten.<br />
Akkurat.<br />
Das Licht von Flos, das Sofa von Baxter<br />
- zeitgenössisches <strong>Design</strong> aus exklusiven<br />
Möbelkollektion werden mit Maßgeschneidertem<br />
kombiniert.<br />
O<br />
Cool.<br />
In den Badezimmern des Hauses<br />
übernimmt LED-Lichttechnik<br />
die Regie <strong>und</strong> sorgt für Atmosphäre.<br />
Prominent.<br />
Die <strong>Design</strong>tapete von Dedar<br />
verbindet die beiden Geschosse<br />
der oberen Wohneinheit.<br />
Edel.<br />
Der Tisch im Klavierzimmer ist<br />
eine der zahlreichen Sonderanfertigungen<br />
von steininger.designers.<br />
Koordinaten<br />
steininger.designers gmbh<br />
Weinleiten 1 | A-4113 St. Martin/Mühlkreis<br />
Telefon +43-(0)256-22 29-0<br />
Email office@steininger-designers.at<br />
Web www.steiniger-designers.at<br />
Wer die Zukunft will,<br />
muss die Vergangenheit nicht über Board werfen.<br />
Es kommt nicht gerade oft vor, dass ein Bauherr, der sich neuen Wohn- <strong>und</strong><br />
Lebensraum schaffen will, so viel wie möglich von der alten Bausubstanz<br />
erhalten will. In diesem Fall ist das aber so. Für die Neugestaltung einer herrschaftlichen<br />
Gründerzeitvilla wurde der oberösterreichische Interiorprofi<br />
Martin Steininger <strong>und</strong> sein Team beauftragt. Und er machte diesen Wunsch<br />
zum Zentrum seines Konzepts: Alt <strong>und</strong> Neu sollten sich harmonisch <strong>und</strong><br />
wie ein roter Faden konsequent durch das ganze Haus ziehen.<br />
Gefühlvoll<br />
Das Gebäude wurde im positivsten Sinne auf den Kopf gestellt: Die<br />
Räumlichkeiten wurden neu geordnet, Wände, Böden <strong>und</strong> Decken frisch<br />
eingekleidet <strong>und</strong> die Küchen <strong>und</strong> Bäder sowie einige Wohnräume mit<br />
maßgeschneiderter Einrichtung versehen. Martin Steininger befindet sich<br />
diesbezüglich in einer sehr glücklichen Position: Alles, was ihm „in den<br />
Sinn“ kommt, kann er nach seinen Vorstellungen in der hauseigenen Tischlerei<br />
anfertigen lassen. In Kombination mit ausgesuchten Stücken renommierter<br />
Möbelhersteller gelang es, das umfangreiche Vorhaben mit sehr persönlichem<br />
Zugang umzusetzen.<br />
Fünf Ebenen<br />
Die Villa selbst bot schon vor der umfassenden Renovierung unheimlich<br />
viel Platz. Jetzt aber noch mehr, denn sie wurde - sehr sensibel - durch einen<br />
Wintergarten aus Glas <strong>und</strong> anthrazitfarbenem Aluminium erweitert. Während<br />
sich im Souterrain eine eigene Gästewohnung befindet, breitet sich im<br />
Geschoß darüber der großzügige Wohnbereich, unter anderem mit Kamin-,<br />
Ess- <strong>und</strong> Klavierzimmer, aus. Das zweite Obergeschoß wurde für die nächste<br />
Generation eingrichtet. Zusätzlich gibt es noch einen eigenen Fitness- <strong>und</strong><br />
Wellnessbereich sowie ein Büro <strong>und</strong> eine Hausmeisterwohnung.<br />
Offenheit - auch im Kopf<br />
Sehr entgegenkommend war die Aufgeschlossenheit des Bauherrn. So war<br />
es möglich, unter Berücksichtigung der historischen Umgebung, ein paar<br />
außergewöhnliche Ideen umzusetzen. So wurden etwa die alten Stuckdecken<br />
im gesamten Haus renoviert <strong>und</strong> - mit einem Schuss Ironie - mit modernem<br />
<strong>Design</strong> als Kontrast in Szene gesetzt. Eine Lichtinstallation im Stiegenhaus<br />
nimmt etwa die Idee der Bauhaus-Bewegung wieder auf, indem große Glühbirnen<br />
als Leuchtpunkte in verschiedenen Höhen aufgehängt wurden <strong>und</strong><br />
das Raumvolumen betonen.<br />
Gekonnter Stilmix<br />
In den Wohnräumen kommt das Spiel zwischen Alt <strong>und</strong> Neu besonders<br />
stark zur Geltung. Im Klavierzimmer beispielsweise treffen ein Luster aus<br />
weißem Muranoglas <strong>und</strong> eine umlaufende, unsichtbare LED-Lichtleiste<br />
entlang der Stuckdecke aufeinander. Im Kaminzimmer begleiten barock<br />
angehauchte Stücke wie der Luster von Flos <strong>und</strong> der schwarze Armlehnstuhl<br />
von Moooi das weiße zeitgemäße Ledersofa von Baxter. Dazwischen findet<br />
man zahlreiche Maßanfertigungen von steininger.designers wie den Tisch im<br />
Klavierzimmer oder die Schiebetüre der Bibliothek im Wohnzimmer, die mit<br />
imitiertem Krokodil-Leder bespannt ist.<br />
Herzstück Küche<br />
Schon immer seine absolute Kernkompetenz, lag Martin Steininger die Gestaltung<br />
der Küche ganz besonders am Herzen. Modern <strong>und</strong> puritisch sollte<br />
sie sein, deshalb fiel die Wahl auf hellen, weißen Schleiflack kombiniert mit<br />
einer edlen grauen Steinarbeitsplatte auf der frei stehenden Kochinsel. Der<br />
angegliederte Essplatz kann mit Glastüren in den Wintergarten hinaus leicht<br />
ausgedehnt werden. Für ein Rendezvous mit der Vergangenheit sorgt hier<br />
die alte - <strong>und</strong> neue - Speisekammer.<br />
Andere Welt<br />
Ein Stockwerk höher wird es ein wenig bunter. Das vorherrschende schlichte<br />
Weiß wurde mit pinkem LED-Licht akzentuiert. Die edel gemusterte Tapete<br />
von Dedar wie auch eine Wand aus satiniertem Glas mit eigens von steininger.designers<br />
ausgesuchtem Dekor bringt Abwechslung in die sonst puritisch<br />
geprägten Räume, die der persönlichen Gestaltung viel Freiheit lassen.<br />
Generell setzt sich diese Ebene aber von der darunterliegenden gestalterisch<br />
klar ab. Dass sich auch dieses Apartment in einer Gründerzeitvilla befindet,<br />
ist dabei kaum zu glauben.<br />
Fotografie: Catherine Roider | © steininger.designers<br />
WOHNDESIGNERS I 01
TREND<br />
TRENDS 2013<br />
Für alle Fälle.<br />
Die Koolhaas-Kollektion von Knoll besteht aus insgesamt zwölf<br />
Objekten, die „Ebbe <strong>und</strong> Flut des Arbeits- <strong>und</strong> des sozialen<br />
Lebens“ auf die speziellen Bedürfnisse hin unterstützt, wie der<br />
wandelbare Counter (o.) oder die elegante Tisch-Tasche (r.).<br />
© Knoll International<br />
Fest im Griff<br />
Jean Nouvel<br />
Als Architekt macht sich Jean Nouvel selbstverständlich<br />
auch Gedanken über die Ausstattung<br />
seiner eigenen Architektur. So entstand auch der<br />
Türgriff „Chelsea“, der wie eine Skulptur mit einem<br />
Schuss Ironie wirkt. Den wie eine Momentaufnahme<br />
„eingefrorene“ Handabdruck zur Form<br />
gemacht, lädt der Türgriff mit angenehmer Haptik<br />
ein, ihn anzugreifen. Erhältlich in sechs Varianten.<br />
www.olivari.it<br />
Alles in Ordnung<br />
Rem Koolhaas<br />
„Tools for Life“ by OMA - so lautet der Titel der<br />
ersten Möbelkollektion von Rem Koolhaas für<br />
Knoll International. Sie zeichnet sich aus durch<br />
die Verwendung von Holz, Metall <strong>und</strong> transparentem<br />
Plexiglas, verpackt in strenge Geometrien<br />
<strong>und</strong> getaucht in Flamingo-Rosa <strong>und</strong> sattes Blau.<br />
Rem Koolhaas versteht die Kollektion als Verbindungsstück<br />
zwischen dem Menschen <strong>und</strong> seiner<br />
Einrichtung. Die einzelnen Objekte sollen sowohl<br />
im Arbeitsbereich als auch im sozialen <strong>und</strong> Privatleben<br />
die speziellen Bedürfnisse unterstützen.<br />
www.knoll.com<br />
Kontrastreich einfach.<br />
„Chelsea“ von Olivari gibt es in Schwarz<br />
oder Weiß, hier in der verchromten Version<br />
mit opakem schwarzem Griff.<br />
© Olivari<br />
02<br />
01 03<br />
Durch <strong>und</strong> durch<br />
04<br />
05<br />
01 Erprobtes Multitalent.<br />
Beim Möbeldesign lässt Jean Nouvel ganz<br />
klar seine künstlerische Ader erkennen.<br />
© Gaston Bergeret.<br />
02 Mehr als Theorie.<br />
Rem Koolhaas ist Architekt <strong>und</strong> Theoretiker.<br />
Bei seiner ersten Möbelkollektion<br />
„Tools for Life“ wandelt er seine Theorien<br />
in die Praxis um.<br />
© Agostino Osio | Courtesy of Knoll, Inc.<br />
03 Stark beflügelt.<br />
Daniel Libeskind übersetzt seine eigene<br />
Architektursprache gerne ins <strong>Design</strong>.<br />
© Olivari<br />
04 Neue Erfahrung.<br />
Erstaunlicherweise hat Tadao Ando für<br />
seine Architektur bisher noch nie eigenes<br />
Möbeldesign gemacht.<br />
© Carl Hansen & Son<br />
05 Kein rechter Winkel.<br />
Zaha Hadid liebt die Dynamik - in der<br />
Architektur wie auch im Möbeldesign.<br />
© Taschen Verlag, Philip Jodidio „Hadid“ |<br />
Henry Bourne<br />
O<br />
Traum aus Holz.<br />
Dreidimensional geformtes Holz<br />
in Eichen- oder Walnussausführung,<br />
das während des<br />
Formprozesses um zwei Achsen<br />
gebogen wird: Der „Dream Chair“<br />
von Carl Hansen & Son.<br />
© Carl Hansen & Son<br />
Typische Handschrift<br />
Daniel Libeskind<br />
Er war besonders fleißig. Zu seinen in Mailand<br />
präsentierten Objekten gehört neben dem Türgriff<br />
„Nina“ für Olivari <strong>und</strong> dem Türsystem „Idea“<br />
für Tre-Più die LED-Tischleuchte „Paragon“<br />
für Artemide, die wie ein Miniwolkenkratzer<br />
anmutet. Durch den Knickmechanismus wird<br />
seine Handschrift deutlich. Ein zweites Projekt ist<br />
die Spiegel-Serie „The Wing“ für Fiam Italia, ein<br />
Unternehmen, dass dieses Jahr sein 40-jähriges<br />
Bestehen feiert.<br />
www.artemide.com | www.fiamitalia.it<br />
Hommage an Wegner<br />
Tadao Ando<br />
Mehr Zeit für die eigenen Träume möchte<br />
Architekt Tadao Ando dem Sitzenden anbieten.<br />
Das <strong>Design</strong> des „Dream Chairs“ mit schwebender<br />
Anmutung orientiert sich an der harmonischminimalistischen<br />
Formensprache Hans J. Wegners.<br />
Ando geht hier an die Grenzen des Machbaren<br />
<strong>und</strong> reizt das Material Holz völlig aus. Für den<br />
Entwerfer übrigens eine interessante Erfahrung:<br />
„Es war für mich eine völlig neue Situation, da ich<br />
zuvor die von mir entworfenen Gebäude<br />
lediglich mit bereits existierenden Möbeln<br />
anderer <strong>Design</strong>er ausgestattet habe.“<br />
www.carlhansen.com<br />
Mit Ecken <strong>und</strong> Kanten.<br />
Die Tischleuchte „Paragon“ für Artemide (o.) <strong>und</strong> die<br />
Spiegelserie „The Wing“ für Fiam Italia (l.) sind nur<br />
zwei von zahlreichen Stücken aus Libeskinds Feder.<br />
© Artemide, Fiam Italia<br />
Die Gestaltung in der Architektur hört bei vielen Architekten nicht bei der Gebäudehülle auf.<br />
Sie gehen noch mehr in die Tiefe <strong>und</strong> schmücken ihre Bauten gerne mit eigenen <strong>Design</strong>s.<br />
Sie sind wieder zurück auf den Möbelmessen <strong>und</strong> geben starke Lebenszeichen<br />
von sich: Die internationalen Architekten, die bei ihren Planungen<br />
gerne über den Tellerrand hinaus schauen. Statt einfach in Produktkatalogen<br />
zu blättern, entwerfen sie schnell mal die eigene Türklinke oder das passende<br />
Möbel für die Lobby eines ihrer Gebäude.<br />
Premiere<br />
Während einige davon schon des Öfteren mit ihren Entwürfen gesichtet<br />
wurden, war es für den japanischen Architekten Tadao Ando eine echte<br />
Premiere. Der mit dem Pritzker Preis (1995), der Royal Gold Medal <strong>und</strong> der<br />
Alvar Aalto-Medaille hoch dekorierte 72-Jährige versendet damit deutliche<br />
Signale, dass es nie zu spät ist für neue Erfahrungen. Mit dem „Dream<br />
Chair“ für das dänische Traditionsunternehmen Carl Hansen & Son bietet er<br />
nicht nur Tagträumern einen w<strong>und</strong>erschönen Platz zum Sitzen an, sondern<br />
erfüllt sich damit sogar selbst einen Traum. Nach eigenen Aussagen hat er<br />
bisher seine Häuser <strong>und</strong> Bauten immer „fremd“ ausgestattet. Ungewohntes<br />
Terrain betrat auch Rem Koolhaas, Mitbegründer des niederländischen<br />
Architekturbüros OMA, als er seine „Objects for Life“-Kollektion für Knoll<br />
International vorstellte. Auch er ist Pritzker Preis-Träger (2000) <strong>und</strong> erhielt<br />
die Royal Gold Medal sowie den Goldenen Löwen der Architekturbiennale<br />
in Venedig für sein Lebenswerk.<br />
Mercuric von Zaha Hadid für<br />
Citco. Die Tische aus Marmor<br />
sind in limitierter Auflage<br />
erschienen.<br />
© Citco<br />
Routine<br />
Im Gegensatz dazu ist die 1950 in Bagdad geborene britische Architektin<br />
Zaha Hadid wesentlich erfahrener. Sie war bereits für viele internationale<br />
Möbellabels tätig, darunter B&B Italia, Serralunga, Magis, Marburger Tapetenfabrik,<br />
Parador, PP Møbler, Magis, Zumtobel, Sawaya & Moroni <strong>und</strong> Established<br />
& Sons, <strong>und</strong> ist bekannt dafür, gerne mit verschiedenen Genres zu<br />
experimentieren <strong>und</strong> sich aber trotzdem selbst treu zu bleiben. Dieses Jahr<br />
präsentierte sie neue Leuchten bei Slamp, Kreationen für Wand <strong>und</strong> Boden<br />
bei Citco sowie <strong>Design</strong>s für den öffentlichen <strong>und</strong> halböffentlichen Bereich<br />
wie die „Serac Bench“ für Lab23 <strong>und</strong> die Auditoriumsbestuhlung „Array“ für<br />
Poltrona Frau. Ebenso wie sie (2004) ist auch Jean Nouvel Pritzker Preis-Träger<br />
(2008), der ihr an Möbel-Erfahrung kaum nachsteht. Zu seinen K<strong>und</strong>en<br />
gehören große Namen wie Molteni & C. <strong>und</strong> Wittmann.<br />
Der Fleißigste<br />
Ihm fehlt zwar der Pritzker Preis noch, trotzdem sorgt Daniel Libeskind<br />
mächtig für Schlagzeilen. Er kreierte für nicht weniger als vier Unternehmen<br />
(Artemide, Tre-P & Tre-Più, Jacuzzi <strong>und</strong> Fiam Italia) Produkte - vom Bad<br />
<strong>und</strong> Spiegel über die perfekte Tür bis zur Leuchte - <strong>und</strong> schlägt sie damit alle.<br />
Man darf schon gespannt sein, ob sich noch ein paar Berufskollegen in den<br />
nächsten Jahren noch hinzugesellen. Jedenfalls heizen diese hier schon jetzt<br />
den „Nur“-<strong>Design</strong>ern ganz schön ein.<br />
Aria von Zaha Hadid<br />
für Slamp. Fünfzig<br />
Lamellen aus transparentem<br />
Cristalflex umhüllen die<br />
zentrale Lichtquelle.<br />
© Slamp<br />
Wirbelwind<br />
Zaha Hadid<br />
Ihr Name ist schon oft auf dem Salone del Mobile<br />
aufgetaucht. Zaha Hadid verbringt neben ihrem<br />
Architekturjob viel Zeit damit, Objekte zu entwerfen<br />
- ganz gleich, um welches Thema es sich<br />
handelt. Dieses Jahr widmet sie sich neben den<br />
Bereichen Beleuchtung <strong>und</strong> Stein besonders stark<br />
dem Sujet „Sitzen“. In der Zona Tortona stellte sie<br />
die Serac Bench für Lab23 vor, ein Entwurf für<br />
den öffentlichen Raum, der von einem durch eine<br />
Gletscherspalte geformten Eisblock inspiriert<br />
wurde. Sie ist strahlend weiß <strong>und</strong> besteht aus<br />
einem Harz-Quarz-Gemisch. Für Poltrona Frau<br />
entwarf sie einen Theatersitz namens „Array“.<br />
Hier lässt Hadid durch das Klappen des Sitzes aus<br />
einem Block eine Drehbewegung entstehen.<br />
www.lab23.it | www.poltronafrau.com<br />
Pure Ungezähmtheit.<br />
Sowohl die „Serac Bench“ für Lab23 (l.) als<br />
auch die Theaterbestuhlung „Array“ für<br />
Poltrona Frau Contract (u.) lassen sich -<br />
typisch Hadid - nicht in Schablonen pressen.<br />
© Lab23, Poltrona Frau<br />
WOHNDESIGNERS I 01<br />
WOHNDESIGNERS I 01
PORTRAIT<br />
SPLITTER WOHNEN<br />
Flotte Flitzer<br />
Autos können so vieles bewirken <strong>und</strong> in Gang setzen.<br />
Sogar Ideen für eigene Möbelkollektionen, die mit stromlinienförmigen<br />
Formen das Wohnzimmer zum Cockpit erklären.<br />
01 Italienische Pferdestärken<br />
Schnittig.<br />
Der Name Lamborghini<br />
hält, was er verspricht:<br />
Kraft <strong>und</strong> Leidenschaft<br />
verpackt in die Möbelkollektion<br />
„Valencia“.<br />
© Formitalia<br />
Die Neuen.<br />
Molteni & C. reeditiert Giò Pontis Glanzstücke:<br />
Die Kommode (1952-1955), den<br />
Stuhl Montecatini (1935), den r<strong>und</strong>en<br />
Abstelltisch (1954/55), den Teppich (1954)<br />
<strong>und</strong> das Bücherregal (1956/57).<br />
© Molteni & C.<br />
Zuhause bei Giò<br />
Projekt „Passion“. Giò Ponti ist nicht nur ein Name. Es ist eine Lebensphilosophie. Der kreative Tausendsassa<br />
fand nicht nur seinen Beruf, sondern seine Berufung in der Welt der Gestaltung.<br />
Es gibt viele gute Gründe, warum sich ein renommiertes Unternehmen<br />
wie Molteni & C. dazu entscheidet, Möbel, die sechzig Jahre <strong>und</strong> älter sind,<br />
wieder neu aufzulegen. Es handelt sich nämlich um ganz besondere Stücke,<br />
in denen jeweils das wahre Herzblut ihres genialen Autors steckt.<br />
Mit Leib <strong>und</strong> Seele<br />
Manche bezeichnen ihn als „Vater der italienischen <strong>Design</strong>-Renaissance“: Der<br />
gebürtige Mailänder Giovanni Ponti, Jahrgang 1891, wurde in eine facettenreiche<br />
Zeit hineingeboren. R<strong>und</strong>herum wurden neue Bewegungen in Gang<br />
gesetzt <strong>und</strong> neue Interessensgemeinschaften gegründet - vom Fin de Siècle<br />
bis zur Wiener Werkstätte. So wurde ihm die Kreativität - wenn nicht sogar<br />
in die Wiege gelegt - sukzessive „eingeflößt“. 1921 absolvierte er das Studium<br />
der Architektur am Mailänder Politecnico, wo er später auch als Professor<br />
engagiert wurde, <strong>und</strong> er heiratete seine große Liebe Giulia Vimercati, mit<br />
der er vier Kinder bekam. 1926 eröffnete er alsgleich ein eigenes Studio, 1928<br />
gründete er die Zeitschrift „Domus“ <strong>und</strong> 1941 das Magazin „Stile“.<br />
Der 360°-<strong>Design</strong>er<br />
Giò Ponti verstand es, Dinge perfekt miteinander zu verbinden <strong>und</strong> Synergien<br />
zu nutzen. So brachte er beispielsweise seine Arbeit mit nach Hause - im<br />
wahrsten Sinne des Wortes - denn er lebte gerne mit seinen selbst entworfenen<br />
Möbelstücken. Davon zeugen die vielen Fotografien seiner eigenen<br />
Häuser in Mailand in der der Via Randaccio, in der Via Brin <strong>und</strong> in der<br />
Via Dezza, die sein privates Leben im Umgang mit dem Thema <strong>Design</strong> von<br />
einer ganz persönlichen Seite zeigen. Aber auch in seinen Projekten spiegelt<br />
sich die große Leidenschaft für <strong>Design</strong> wider. So war sein erstes großes<br />
Projekt die Gestaltung der Büroräume des Palazzo Montecatini, für die er<br />
nicht nur einen Stuhl, der der neu aufgelegten Kollektion angehört, sondern<br />
auch Schreibtische entwarf. Dabei ließ er immer wieder den passionierten<br />
Konstrukteur durchblitzen. Für den superleichten Stuhles 699 „la superleggera“<br />
benutzte er denselben statischen Ansatz wie für das Pirelli-Gebäude,<br />
das er Ende der Fünziger Jahre gemeinsam mit Pier Luigi Nervi errichtete.<br />
Seine persönliche Art zu wohnen spielte stets eine wichtige Schlüsselrolle,<br />
denn er unterschied gr<strong>und</strong>sätzlich nicht, ob es sich nun um ein Büro oder<br />
eine Privatresidenz handelte, für die er entwarf. Ihm ging es in erster Linie<br />
darum, Orte zum Wohnen <strong>und</strong> zum Leben zu schaffen, Orte, an denen man<br />
sich wohlfühlt - für das Glück der Kinder, für den Komfort der Angestellten<br />
<strong>und</strong> für die Produktivität der Arbeit.<br />
Giò Ponti ganz privat.<br />
Der Architektur- <strong>und</strong> <strong>Design</strong>doyen liebte <strong>und</strong><br />
lebte seinen Beruf - <strong>und</strong> mit ihm seine Familie.<br />
© Giò Ponti Archives<br />
W<br />
Sinnlich, avantgardistisch, zeitlos<br />
Egal, was Ponti gemacht hat: Er hat den Dingen, Gebäuden, Umgebungen<br />
das unverwechselbare italienische Lebensgefühl eingehaucht. Bei ihm gingen<br />
die namhaftesten Architekten, Künstler <strong>und</strong> <strong>Design</strong>er ein <strong>und</strong> aus, die<br />
alle schon fast zur Familie gehörten, so dass auch schon Pontis Kinder die<br />
Gr<strong>und</strong>begriffe der Gestaltungswelt sehr früh miterlernten. Giò Pontis Möbel<br />
versprühen eine gewisse Aura, die sich schwer in Worte fassen lässt, jedoch<br />
ein Begriff fasst es am besten zusammen: Leidenschaft - Freude an der Kreativität,<br />
Freude an der Entwicklung <strong>und</strong> vor allem Freude am Leben selbst.<br />
Die Kollektion<br />
Vor diesem spannenden Hintergr<strong>und</strong> entschloss sich Molteni & C., einige<br />
Stücke von jenen, die nur für private Wohnbereiche oder in kleinen Serien<br />
hergestellt wurden, zu reeditieren, allen voran den gleichnamigen Stuhl für<br />
den ersten Palazzo Montecatini aus dem Jahr 1935 sowie Möbel entworfen<br />
Mitte der Fünfziger Jahre, die Giò Pontis eigenes Privatleben in seiner Mailänder<br />
Wohnung in Via Dezza begleiteten. Nach eingehenden Recherchen<br />
<strong>und</strong> in enger Zusammenarbeit mit Pontis Erben wurde die Kollektion unter<br />
der künstlerischen Leitung von Studio Cerri & Associati realisiert. Seit letztem<br />
Jahr befindet sie sich im Rahmen der Ausstellung „Vivere alla Ponti. Le<br />
case abitate da Giò Ponti“ auf Weltreise. Jüngste Station, auf Einladung von<br />
Prodomo <strong>und</strong> des Italienischen Kulturinstituts, war Wien. Salvatore Licitra,<br />
einer der acht Enkelkinder Giò Pontis <strong>und</strong> Hüter des Archivs, bringt es auf<br />
den Punkt: „Wir haben als Italiener <strong>und</strong> Mailänder die Pflicht, das Erbe von<br />
Ponti <strong>und</strong> ein bisher wenig erforschtes Archiv bekannt zu machen. Es gibt<br />
viele vergessene Arbeiten <strong>und</strong> Produkte, die es neu aufzulegen gilt, <strong>und</strong> die<br />
uns die Möglichkeit geben, den Menschen zu verstehen, sein Werk <strong>und</strong> einen<br />
für die italienische Architektur <strong>und</strong> das <strong>Design</strong> einschlägigen Moment.“<br />
www.molteni.it | www.prodomowien.at | www.giopontiarchives.org<br />
Giò Ponti (1891-1979) war Architekt, <strong>Design</strong>er, Künstler<br />
<strong>und</strong> Journalist. Zu seinen großen beruflichen Highlights<br />
gehören unter anderem der Pirelli Tower, Mailands zweites<br />
<strong>und</strong> berühmtestes Hochhaus, <strong>und</strong> Italiens erstes <strong>Design</strong>hotel<br />
„Parco dei Principi“ in Sorrent. Als <strong>Design</strong>er entwarf er<br />
für Venini, Artemide, Fontana Arte, Richard Ginori <strong>und</strong><br />
Cassina, die schließlich „la superleggera“ produzierte.<br />
Schmuckstück.<br />
In der Mitte des „DS Sofas“ zeichnet sich<br />
die Prägung eines Uhrenarmbandes ab.<br />
© Citroën<br />
02 Französischer Schatz<br />
Seit 2002 ist Thomas Leret Color & Trim <strong>Design</strong>er bei Citroën <strong>und</strong><br />
maßgeblich an der äußeren <strong>und</strong> inneren Gestaltung der Automobile<br />
beteiligt. Ihm obliegt die Auswahl der Stoffe <strong>und</strong> Materialien, die er für<br />
jedes einzelne Projekt neu zusammensucht. Er verfolgt <strong>und</strong> begleitet den<br />
gesamten Produktionsablauf <strong>und</strong> kreiert die Trendboards. Oft werden<br />
erst am 1:1-Modell die endgültigen Entscheidungen getroffen.<br />
Kein W<strong>und</strong>er also, dass sich Thomas Leret mit seinem guten Händchen<br />
für Formen auch über das Thema Möbel <strong>und</strong> Accessoires traut. Für<br />
Citroën entwickelte er gemeinsam mit den Citroën idesigners eine ganze<br />
Serie von Lifestyle-Produkten, unter anderem die Sitzbank „DS_Lounge<br />
Bracelet“, die den <strong>Design</strong>code der Citroën DS Modelle verwendet, oder<br />
das „DS Sofa“, das auf der Mailänder Möbelmesse 2013 vorgestellt<br />
wurde. Die befruchtende Auseinandersetzung mit den Herausforderungen<br />
auf beiden Seiten beflügeln seine Leidenschaft noch mehr.<br />
Das kann man richtig sehen <strong>und</strong> spüren.<br />
www.citroen.com<br />
Artverwandt.<br />
Beim „DS Lounge_Bracelet“<br />
spürt man die gestalterische<br />
Verwandtschaft zur Ausstattung<br />
bei den Automobilen.<br />
© Citroën<br />
Wie Maßanzüge.<br />
Figurbetont <strong>und</strong> mit schlanker<br />
Struktur geht Interiors by<br />
Aston Martin ins Rennen.<br />
© Formitalia<br />
Der treibende Motor hinter dieser Möbelkollektion ist: Der Motor.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, denn Firmengründer Tonino Lamborghini ist mit den<br />
legendären schnittigen Sportwagen aufgewachsen, schlug 2005 aber einen<br />
völlig anderen beruflichen Weg als sein berühmter Vater Ferruccio<br />
Lamborghini ein. 2013 präsentiert das Unternehmen, das die gesamte<br />
Palette an Lifestyle-Artikeln abdeckt <strong>und</strong> für die Produktion der<br />
Möbellinie eine Kooperation mit der Formitalia Luxury Group einging,<br />
die Kollektion Valencia, zu der unter anderem ein r<strong>und</strong>es, als Segment<br />
ausgebildetes Sofa, eine Kombination aus zwei Beistelltischen <strong>und</strong> ein<br />
gepolsterter Stuhl gehören. Graues oder weißes Leder sind dabei das<br />
Hauptmerkmal. www.formitalia.it | www.lamborghini.it<br />
03 Deutsche Sternst<strong>und</strong>e<br />
Wer vom Stern hinter dem Lenkrad nicht genug hat, <strong>und</strong> seinen Mercedes<br />
gerne auch im Wohnzimmer parken möchte, kann dies nun tatsächlich<br />
machen: In Kooperation mit dem italienischen Möbelhersteller<br />
Formitalia Luxury Group gelang es, die Möbelkollektion „Mercedes<br />
Benz Style“, kurz MBS, für den gehobenen Privatbereich zu entwickeln,<br />
die sowohl die klare, dynamische <strong>Design</strong>sprache des deutschen Automobilproduzenten<br />
als auch dessen Qualitätniveau widerspiegelt. Sogar<br />
die Rückenschalen sind an die Sitzschalen der Fahrzeuge angelehnt.<br />
Die Möbelserie besteht aus verschiedenen Sofas, Tisch <strong>und</strong> Kaffeetisch,<br />
Stühlen, Sideboard, Chaise Longue <strong>und</strong> - für absolute Sterngucker -<br />
einem Bett. Selbstverständlich ist in jedem Möbelstück das<br />
Markenzeichen eingraviert - aber ganz dezent.<br />
www.formitalia.it | www.mercedes-benz.com<br />
04 Britische Zurückhaltung<br />
Kraft, Schönheit <strong>und</strong> Seele - diese drei starken Worte heftet sich die<br />
britische Automarke Aston Martin an ihre Fahnen. Genau diese sollen<br />
sich auch in einer eigenen Möbelkollektion wiederfinden, die vor allem<br />
ein designbewusstes Publikum ansprechen will. Als Partner für die<br />
Realisierung der Einrichtungsserie konnte man die Formitalia Luxury<br />
Group gewinnen, die - einschlägig schon tätig - die Produktion <strong>und</strong><br />
den weltweiten Vertrieb übernahm.<br />
Holz, Stahl <strong>und</strong> Carbonfaser, kombiniert mit feinstem Leder <strong>und</strong> edlen<br />
Wollstoffen, sind die Zutaten zu einer zeitlosen Kollektion, die sich<br />
durch ergonomisches <strong>Design</strong> <strong>und</strong> luxuriösen Komfort auszeichnet.<br />
Obwohl in den einzelnen Stücken ein britisches Herz schlägt, so sind<br />
diese Produkte komplett „Made in Italy“, worauf man besonders stolz<br />
ist. Neben verschiedenen Polstermöbelvarianten gehören auch außergewöhnliche<br />
Schreibtische sowie passende LED-Beleuchtung zum<br />
Repertoire.<br />
www.formitalia.it | www.astonmartin.com<br />
Emotionale Schwünge.<br />
Jedes Detail erinnert an<br />
die Dynamik eines edlen<br />
Sportwagens.<br />
© Formitalia<br />
WOHNDESIGNERS I 01<br />
WOHNDESIGNERS I 01
SPLITTER KÜCHE<br />
SPLITTER BAD<br />
Immer in Bewegung<br />
Hydropower<br />
B<br />
Formvollendeter Schub. Österreichisches Knowhow<br />
lässt italienische Küchen elegant dahingleiten.<br />
Das Bad wird nicht nur immer mehr zum Wohnraum, es sprudelt sogar vor immer neuen Ideen <strong>und</strong><br />
ist eine der liebsten Spielwiesen der <strong>Design</strong>er. Hier ein paar erfrischende Denkansätze.<br />
Mit 18 Standorten <strong>und</strong> mehr als 200 Vertriebspartnern in 60 Ländern<br />
gehört das österreichische Unternehmen Grass zu den weltweit<br />
führenden Spezialisten für Bewegungs-Systeme. Die Führungs- <strong>und</strong><br />
Auszugs-Systeme, Scharnier-, Klappen- <strong>und</strong> Eckschrank-Systeme sind<br />
Markenprodukte, die Möbel renommierter Möbelmarken bewegen.<br />
Neue Kooperation<br />
2013 kam ein weiterer wichtiger K<strong>und</strong>e mit internationalem<br />
Namen hinzu. Dada, das edle Küchensegment der<br />
Molteni & C.-Gruppe, hat einige seiner Modelle mit den Beschlägen<br />
von Grass ausgestattet. Allen voran das revolutionäre<br />
Schubkasten-System Vionaro mit Kanten aus extrudiertem<br />
anodisiertem Aluminium, das für Dada eigens personalisiert<br />
wurde. Das Charakteristische daran ist, dass sich die doppelte<br />
serienmäßige Tiefe der 60 <strong>und</strong> 80 Zentimeter tiefen<br />
Unterschränke komplett ausziehen lassen. Hinzu kommen<br />
eine manuelle Soft-Close-Öffnung, Tipmatic push-pull <strong>und</strong><br />
Sensomatic, ein elektronisch gesteuertes Gleitsystem für<br />
Schubladen.<br />
Noch nicht alles<br />
Möbel mit Klapptüren profitieren in Zukunft von den<br />
Tiomos Scharnieren, deren Soft-Close-System <strong>und</strong> neue<br />
kinetische Technologie die Bewegungen weich <strong>und</strong><br />
harmonisch werden lassen. Und schließlich bereichert<br />
System Nova Pro die eleganten Schubladen<br />
von INDada, erhältlich mit manueller Soft-Close-<br />
Öffnung oder mit Tipmatic push-pull.<br />
www.grass.at<br />
Auf <strong>und</strong> zu.<br />
Für die neueste Kollektion setzt der italienische<br />
Küchenhersteller Dada auf das innovative<br />
Bewegungssystem Vionaro von Grass. © Grass<br />
Ohne Kopfbedeckung<br />
Die klassische Dunstabzugshaube hat ausgedient, wenn<br />
es nach der Bora Lüftungstechnik GmbH geht. Im Zentrum<br />
des innovativen Abzugssystems mit Abzug nach unten<br />
stehen Platz sparende Technik, hochwertige Materialien<br />
<strong>und</strong> extrem geringe Geräuschentwicklung.<br />
www.boragmbh.com<br />
© Warendorf<br />
Zaubertrick<br />
Mit der „Hidden Kitchen“ verfolgt auch Warendorf den<br />
neuen Wohnküchen-Trend, bei dem die Küche gar nicht<br />
mehr zu sehen ist. Mit einem Klappmechanismus, den<br />
man bislang nur von Oberschränken kannte, verschwindet<br />
die sieben Meter lange Küchenzeile hinter einer Art<br />
„Garagentor“ <strong>und</strong> offenbart eine natürliche Rostoberfläche,<br />
die mit ihrer Struktur aus der Küche ein Unikat macht.<br />
www.warendorf.eu<br />
Konzept für die Zukunft<br />
Er kann deutlich mehr als nur kühlen. Auf coolpure 1.0<br />
von BASF lässt sich auch Platz nehmen<br />
Eigentlich will BASF in Zukunft gar keine Kühlschränke produzieren.<br />
Aber das Unternehmen will zeigen, was möglich ist, insbesondere mit<br />
speziellen Werkstoffen wie Polyurethan (PU), das beim Konzeptkühlschrank<br />
coolpure 1.0 zum Einsatz kommt.<br />
Bad mal anders<br />
Siegertrio.<br />
Paola Taccardi, Dario Gaudio <strong>und</strong><br />
Vittorio Venezia haben mit dem<br />
Gemeinschaftsprojekt „Controstampo“<br />
den Cristalplant <strong>Design</strong> Contest 2013<br />
gewonnen. © Cristalplant<br />
Die beiden Gewinnerprojekte des Cristalplant <strong>Design</strong><br />
Contest 2013 werden ab 2014 von Falper produziert.<br />
Das diesjährige Thema des Cristalplant <strong>Design</strong> Contests war das Badezimmer<br />
mit Fokus auf den Objektbereich. Für die Umsetzung konnte<br />
man Falper, ein in Bologna ansässiges Unternehmen, das bekannt für sein<br />
geradiniges zeitloses <strong>Design</strong> ist, gewinnen. Von den zahlreichen Bewerbern<br />
aus der ganzen Welt überzeugten schließlich zwei junge Teams aus<br />
Italien die Jury <strong>und</strong> setzten sich durch.<br />
Überzeugend innovativ<br />
Das Trio Paola Taccardi, Dario Gaudio <strong>und</strong> Vittorio Venezia ließ sich<br />
von der Formensprache industrieller Objekte inspirieren. Das Projekt<br />
„Controstampo“ besteht aus Badewanne, Waschbecken, Duschetasse <strong>und</strong><br />
Bank, die komplett aus Cristalplant gemacht sind. Sichtbare Strukturen<br />
<strong>und</strong> abrupte Schnitte sind nur zwei von mehreren charakteristischen<br />
Merkmalen einer kompletten Badmöbelserie, die nichts geheim hält. Das<br />
zweite Gewinner-Team namens about_blank kreierte das Objekt „Longue<br />
Shower“, eine Art Open-Air-Möbel, das eine Chaiselongue, Dusche,<br />
Waschbecken, Sitz <strong>und</strong> Tisch inkludiert. www.falper.it | www.cristalplant.it<br />
Außergewöhnlich.<br />
Das Projekt „Controstampo“<br />
ist Das inspiriert Projekt von „Controstampo“ der Formensprache<br />
inspiriert industrieller von der Formenspra-<br />
Objekte.<br />
ist<br />
©<br />
che<br />
Cristalplant<br />
industrieller Objekte.<br />
Quelle der Entspannung<br />
Der italienische Bademöbelhersteller Rexa engagierte Monica<br />
Graffeo, eine neue Badezimmerkollektion zu entwerfen. Die<br />
bekannte <strong>Design</strong>erin ließ sich von der japanischen Badekultur,<br />
wo Seife, Bürste <strong>und</strong> andere Gegenstände offen gezeigt werden,<br />
inspirieren, damit eine lebendige Umgebung entstehen kann.<br />
Sie nannte die Kollektion „Fonte“ - einfach die Quelle.<br />
Optische Erfrischung<br />
Begleitet wird die Badserie durch alle Elemente hindurch von<br />
Corian: Der Waschtisch, der Spiegel, die Badewanne, die Duschtasse,<br />
der Wäschekorb <strong>und</strong> die Ablage strahlen im charakteristischen<br />
sauberen Weiß, nur einige wenige Akzente wie die Bank oder der<br />
Kleiderständer sind aus Ulmenholz gefertigt. Zusammen ergibt sich ein<br />
harmonisches Ambiente, das seinem Namen mehr als gerecht wird.<br />
www.rexadesign.it<br />
Dampf ablassen<br />
Für Genießer.<br />
Die Gr<strong>und</strong>idee zur<br />
Kollektion „Fonte“ von<br />
Monica Graffeo für Rexa<br />
basiert auf japanischer<br />
Badekultur.<br />
© Rexa <strong>Design</strong><br />
K<br />
Zwei in einem. Zusammen bringen, was zusammen gehört: Die Weltneuheit<br />
Bora Basic vereint Induktionskochfeld <strong>und</strong> Dunstabzug in einem. © Bora GmbH<br />
An Ort <strong>und</strong> Stelle. Bora Classic ist diskret zwischen den Kochfeldern<br />
eingebaut <strong>und</strong> nimmt den Kochdunst direkt dort auf, wo er entsteht. © Bora GmbH<br />
Neue Formensprache<br />
Die Innovationskraft des Projekts beginnt schon mit seiner Form.<br />
Für das <strong>Design</strong> zeichnet scherfdesign verantwortlich. 2011 beauftragte<br />
BASF das deutsche <strong>Design</strong>büro einen Konzeptkühlschrank zu<br />
entwickeln, zu designen <strong>und</strong> umzusetzen, um die Vielfalt von Polyurethan<br />
im Bereich von Haushaltsgeräten anschaulich <strong>und</strong> innovativ<br />
darzustellen. In enger Zusammenarbeit mit der BASF gelang es, nach<br />
intensiver <strong>Design</strong>findung <strong>und</strong> Umsetzung, zehn unterschiedliche PU-<br />
Materialien nachvollziehbar, schlüssig <strong>und</strong> vor allen Dingen realistisch<br />
<strong>und</strong> „marktreif “ in coolpure 1.0 einzusetzen beziehungsweise auch zu<br />
verarbeiten.<br />
Und das ist drin<br />
Für die Dekore werden Permaskin-Compo<strong>und</strong>s verwendet. Bei<br />
den Soft Touch TPU-Türgriffen, den Dichtungsprofilen, den hochtransparenten<br />
Ablageböden <strong>und</strong> beim flexiblen Lichtleiter, aus dem<br />
sparsames, weiches Licht strömt, kommt Elastollan zum Einsatz. Die<br />
Sitzelemente werden aus Elastofoam I gefertigt, das<br />
maximale <strong>Design</strong>freiheit gewährt. Die mit einem<br />
PU-Kern aus Elastopor H gefüllten VIP Paneele<br />
gewährleisten einen geringeren Energieverbrauch,<br />
während Elastocool Advanced parallel für höhere<br />
Produktivität sorgt. Gedämmt wird schließlich<br />
mit einer VIP Fixierung aus Balindur, <strong>und</strong> die<br />
Window Spray Technologie COLO-FAST WST<br />
garantiert glasklare Verhältnisse. Noch Fragen?<br />
www.basf.com<br />
Eisblock.<br />
Der coolpure 1.0 von BASF<br />
Polyurethanes verkörpert die<br />
Zukunft des Kühlens. © BASF<br />
W<strong>und</strong>erwand.<br />
antoniolupi setzt bei seinen<br />
Produkten oft die Wand<br />
<strong>und</strong> die Decke selbst als<br />
Gestaltungsmittel ein.<br />
© antoniolupi<br />
Atemfrische<br />
Aus dem Bauch heraus mit sehr emotionalen Gedanken<br />
gestaltet bringt Soffio sanften Schwung ins Bad.<br />
<strong>Design</strong>er Werner Aisslinger versteht es<br />
zu überraschen. Diesmal in Kooperation<br />
mit Axor Hansgrohe <strong>und</strong> einem textilen<br />
Badbiotop als zentrale Badinstallation, die<br />
Pflanzen in den Wasserkreislauf einbindet.<br />
Nebelfänger als Wandverkleidung der<br />
Dusche geben dabei den absorbierten<br />
Dampf an die Pflanzen ab. www.aisslinger.de<br />
Als <strong>Design</strong>er Domenico De Palo dieses außergewöhnliche Waschbecken<br />
entwarf, band er in die Gestaltung poetische Gedanken wie an<br />
das Geräusch von Tränen <strong>und</strong> an die Stimme der Stille ein. Und er nannte<br />
es „Soffio“ - Atem. Optisch <strong>und</strong> mit ein wenig Fantasie sieht das sich aus<br />
der Wand herauswölbende Corian-Becken so aus, als würde ein Windstoß<br />
die Wand streifen <strong>und</strong> sogar ein Stück von ihr wegtragen.<br />
Eins mit der Wand<br />
Seit 2008 arbeitet der Badmöbelhersteller antoniolupi an einem Konzept,<br />
das mit der Feuerstelle „Il Canto del Fuoco“ <strong>und</strong> den Waschbecken „Strappo“<br />
<strong>und</strong> „Silenzio“ sowie der Accessoire-Serie „Sesamo“ <strong>und</strong> Duschkopf<br />
„Meteo“ begann <strong>und</strong> nun mit Soffio fortgesetzt wird. Das 72 Zentimeter<br />
breite Lavabo wird nach der Installation verputzt, mit Kalkanstrich behandelt<br />
<strong>und</strong> schließlich mit dem Rest der Wand mitbemalt. Für das Beckeninnere<br />
gibt es integriertes LED-Licht in Blau <strong>und</strong> Weiß. www.antoniolupi.it<br />
© studio aisslinger<br />
WOHNDESIGNERS I 01<br />
WOHNDESIGNERS I 01
VISION<br />
SPLITTER OBJEKT<br />
Arbeitswelt in fünf Akten<br />
Mit der Ausstellung „Project: Offices for Living“ versuchte Architekt Jean Nouvel Antworten auf ein<br />
brisantes Thema zu finden, das in Zukunft immer relevanter werden wird.<br />
Die Wände hoch<br />
Immer mehr Architekten entdecken die Wand als Gestaltungselement. Die einst ausschließlich planen,<br />
vertikalen Flächen erreichen damit eine neue - die dritte - Dimension.<br />
Wir verbringen viel mehr Zeit an unserem Arbeitsplatz<br />
als zuhause beim Essen oder Schlafen. Büros<br />
werden daher zum Lebensraum, der unter dem<br />
Aspekt gesehen werden soll, bei dem nicht nur die<br />
immer gleichen Akteure ihre funktionale <strong>und</strong> effek-<br />
A<br />
1. 2.<br />
Szenen eines Büros.<br />
Auf dem SaloneUfficio 2013 präsentierte Jean Nouvel<br />
fünf verschiedene Szenarien zukünftiger Arbeitswelten.<br />
© Cosmit | Saverio Lombardi Vallauri, Studio Jean Nouvel (Portrait)<br />
01 Tornadoalarm<br />
Zaha Hadid ist bekannt für ihre außergewöhnlichen, fast schon<br />
stürmischen Ideen <strong>und</strong> Formen, die sie sogar dort realisiert, wo ihr ein<br />
zweidimensionales Korsett - die Wand - aufgezwungen wird. Die Zaha<br />
Hadid Collection, die eigens für das Unternehmen Citco entworfen<br />
wurde, besteht aus sechs 300 mal 400 Zentimeter großen Marmor-<br />
Paneelen, die auf <strong>Design</strong>s der Zaha Hadid Architects basieren.<br />
Von jeder Serie werden als limited edition insgesamt nur jeweils drei<br />
Kopien angefertigt. Das Faszinierende an der Serie ist nicht nur die<br />
vielschichtige Natürlichkeit des Marmors selbst, sondern auch die Art<br />
<strong>und</strong> Weise, wie sich die Steinskulpturen zusammensetzen <strong>und</strong><br />
sowohl mit neutralen Farben als auch mit dem dreidimensionalen<br />
Chiaro-Scuro-Effekt spielen. Als Inspirationsquelle diente die Natur<br />
selbst mit der individuellen Geschichte jedes einzelnen Marmorblocks<br />
<strong>und</strong> seiner einzigartigen Geologie.<br />
www.citco.it<br />
Stürmische Leidenschaft.<br />
Die Modelle Lace aus Nero Marquino<br />
(l.) <strong>und</strong> Swirl aus Bianco di Covelano<br />
Vena Oro (u.).<br />
© Citco<br />
O<br />
Fantastisch.<br />
Das Modell Thorn<br />
aus Nero Marquina.<br />
© Citco<br />
tive Rolle spielen, sondern in dem sich auch Individuen<br />
aufhalten. Individuen, die arbeiten müssen,<br />
würden viel besser arbeiten, wenn sie sich wohlfühlten,<br />
umgeben von Menschen, die den gleichen Lebensstil<br />
haben, auch wenn sie nicht identisch sind.<br />
Es ist offensichtlich, dass Büros nicht immer bespielt<br />
werden, <strong>und</strong> es zeigt sich, dass mehrere Dinge<br />
gleichzeitig darin stattfinden können. Sie beweisen<br />
dann, dass sie gute Orte für das Arbeiten sind, weil<br />
sie freie Räume sind - Räume für Bewegung, Räume<br />
für Wachstum. In dreißig oder vierzig Jahren werden<br />
wir darüber erstaunt sein, wie „unlebbar“ die<br />
meisten der heutigen Büros wirklich sind. Groteske<br />
Klone, Standardisierung, Totalitarismus, <strong>und</strong> nicht<br />
der leiseste Hauch eines angenehmen Gefühls, sich<br />
darin aufhalten zu wollen.<br />
Jean Nouvel<br />
Jean Nouvel (*1945) ist Absolvent der École<br />
des Beaux-Arts de Bordeaux. Seinen beruflichen<br />
Durchbruch schaffte er mit dem Institut<br />
du Monde Arabe in Paris. Seit 2008 Pritzker-<br />
Preis-Träger, setzt er sich immer wieder mit<br />
Möbeldesign auseinander, unter anderem für<br />
Wittmann (Serie Vienna), für Molteni (Serie<br />
Skin) <strong>und</strong> für Emu (Serie Mia).<br />
Er geht nicht unbedingt sanft ins Gericht mit der zeitgenössischen gestalterischen<br />
Auslegung von Büros. Jean Nouvel, selbst einer der renommiertesten<br />
Architekten der Gegenwart, bringt zum Ausdruck, dass er das, was man<br />
heute unter „Büro“ versteht <strong>und</strong> als solches realisiert, als Fehlentwicklung<br />
betrachtet. Seine Vision eines gelungenen Arbeitsplatzes ist es, Mobilität,<br />
Lebendigkeit, Freude <strong>und</strong> Genuss sowohl innerhalb als auch außerhalb der<br />
Gebäudehülle erkennen zu können. In Zukunft würden die Menschen noch<br />
viel mehr zuhause arbeiten oder an Orten unterschiedlichen Typs, die als<br />
Büros genutzt werden, obwohl sie vorher etwas ganz Anderes waren. „Der<br />
Job des Architekten ist es, die technischen, kulturellen <strong>und</strong> sozialen Veränderungen<br />
unseres Zeitalters zu interpretieren <strong>und</strong> sie zugunsten der Freiheit<br />
auf eine poetische Art umzusetzen“, sagt Jean Nouvel.<br />
Arbeiten als integraler Bestandteil des Lebens<br />
Im Rahmen des diesjährigen SaloneUfficio konnte man sich in der Ausstellung<br />
„Project: Office for Living“ ein reales Bild dieser Vision machen. In<br />
fünf verschiedenen Szenarien - ein klassisches <strong>und</strong> ein modernes Apartment,<br />
zwei Open Space- beziehungsweise Free Form-Varianten <strong>und</strong> eine<br />
Lagerhalle, die unter anderem mit neuen Produkten <strong>und</strong> teilweise auch<br />
Prototypen von Ron Arad, Michele De Lucchi, Marc Newson <strong>und</strong> Philippe<br />
Starck bespielt wurden - veranschaulichte Nouvel eine intelligente Verwebung<br />
zwischen Leben, Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten <strong>und</strong> zeigte damit, dass es im<br />
Gr<strong>und</strong>e ganz gleich ist, wo sich das Büro befindet, solange es identifizierbar<br />
<strong>und</strong> veränderbar ist <strong>und</strong> in menschlichem Maßstab integriert wird.<br />
Individualität statt Repetition<br />
Jean Nouvel will damit ein Umdenken in Gang setzen. „Der Fokus der<br />
Ausstellung war es, jene Menschen aufzurütteln, die zwar in Büros arbeiten,<br />
jedoch dort gar nicht arbeiten müssten, <strong>und</strong> die sich nicht bewusst sind,<br />
dass das Arbeiten in bestimmten Räumen, die gar keine Büroräume sind,<br />
freudvoll sein kann. Oder dass die Möbel <strong>und</strong> Materialien, die sie umgeben,<br />
nicht immer zwingend dieselben sein müssen“, unterstreicht Nouvel. „Die<br />
Ausstellung handelte aber auch von Menschen, die zuhause arbeiten, inmitten<br />
einer Menge Büromaterial, das sie unbedingt für ihre Arbeit brauchen,<br />
welches sich dann innerhalb des bewohnten Raumes in einer Art Beziehung<br />
befindet - im Kontrast oder in Harmonie.“<br />
Sich wiederfinden<br />
Umgesetzt werden können diese Ideen mit flexiblen Wänden, Schiebeelementen,<br />
modularer Einrichtung, aber auch indem man den ursprünglichen<br />
Kontext so belässt <strong>und</strong> den Arbeitsbereich darin integriert. So blieben beispielsweise<br />
im klassischen Apartment der offene Kamin, das Bad, die Böden<br />
<strong>und</strong> die Küche bestehen. Der warme, originale Raumcharakter lässt eine<br />
Arbeitsumgebung entstehen, in der sich der Einzelne wiederfindet. Oder im<br />
Free Form Office, wo sich man mit Modulen ganz personalisiert einrichten<br />
kann. Aber welche Variante man auch wählt: Das Individuum ist <strong>und</strong> bleibt<br />
der springende Punkt.<br />
www.jeannouvel.fr<br />
Helle Magie.<br />
In Mailand wurden die acht<br />
Versionen der Pietre Luminose<br />
- hier zu sehen Polare (o.)<br />
<strong>und</strong> Alcor (r.) - präsentiert.<br />
© Lithos <strong>Design</strong><br />
02 Leuchtende Steine<br />
Es gibt viele Gründe, für außergewöhnliche Projekte Verkleidungen<br />
<strong>und</strong> modulare Trennwände von Lithos <strong>Design</strong> zu wählen. Das Unternehmen,<br />
2007 von den Brüdern Claudio <strong>und</strong> Alberto Bevilacqua gegründet,<br />
hat sich bewusst entschieden, ausschließlich mit Naturstein,<br />
Kalk- oder Sandstein <strong>und</strong> Marmor zu arbeiten. Sie alle sind feuerfest,<br />
laden sich nicht elektrostatisch auf <strong>und</strong> verhindern die Bildung von<br />
Schimmel oder Pilzen. Das poröse Material wirkt schalldämmend,<br />
trägt mit seinen thermischen Eigenschaften eines Gebäudes bei <strong>und</strong><br />
unterstützt die Erlangung der LEED-Zertifizierung. Die hinterleuchteten<br />
3D-Verkleidungsmodule Le Pietre Luminose aus Marmor von<br />
<strong>Design</strong>er Raffaello Galiotto wurden in Mailand 2013 präsentiert.<br />
www.lithosdesign.com<br />
Zauberhaft.<br />
Ein Teil der Collezione Fairy Ink<br />
stammt von Nicoletta Ceccoli <strong>und</strong><br />
lädt auf eine märchenhafte Reise ein:<br />
im Bild The Blu Bird and the Fox (l.)<br />
<strong>und</strong> Corvi (o.)<br />
© Inkiostro Bianco<br />
03 Kunst ohne Rahmen<br />
Inkiostro Bianco ist ein junges, dynamisches Label, das es sich zum<br />
Ziel gemacht hat, der Wand den Wert wiederzugeben, den sie tatsächlich<br />
verdient. Gelingen soll dieses Vorhaben mit Tapeten, die sich<br />
ausschließlich dem Thema Kunst widmen mit Werken renommierter<br />
zeitgenössischer Künstler <strong>und</strong> <strong>Design</strong>er wie Francesco Botti, Paola<br />
Navone, Saturno Buttò oder Nicoletta Ceccoli. Jede Kollektion beschäftigt<br />
sich mit eigenen Themen, so etwa mit verführerischen <strong>und</strong> provokativen<br />
Sujets, die sich durch eine obsessive Zentralität <strong>und</strong> Symmetrie<br />
auszeichnen. Oder auch mit der Leichtigkeit kindlicher Fantasien <strong>und</strong><br />
Traumgestalten. Aber auch weniger gegenständliche Motive sind zu<br />
finden wie verwunsche Wälder <strong>und</strong> surreale Szenerien, die sich wie<br />
riesige Gemälde auf der Wand ausbreiten.<br />
Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte Inkiostro Bianco auf dem<br />
Salone del Mobile 2013. Die Tapeten sind mit einem nicht gewebten<br />
Hintergr<strong>und</strong> aus Vinyl ausgestattet <strong>und</strong> eignen sich sowohl für den<br />
privaten als auch für den Objektbereich. In der Produktion, die mehr als<br />
35.000 Quadratmeter pro Jahr herstellt, können auch maßgeschneiderte<br />
Varianten angefertigt werden.<br />
www.inkiostrobianco.com<br />
Faszinierend „echt“.<br />
Die 3^Collezione - hier zu<br />
sehen das Modell Gargoyle.<br />
© Inkiostro Bianco<br />
WOHNDESIGNERS I 01<br />
WOHNDESIGNERS I 01
Kahn kann´s<br />
O<br />
AUSSTIEG<br />
Kommentar<br />
Das Vitra <strong>Design</strong> Museum in Weil am Rhein widmet Louis Kahn die erste<br />
umfassende Retrospektive seit zwei Jahrzehnten.<br />
W<br />
Der amerikanische Architekt Louis Kahn (1901<br />
bis 1974) gilt als einer der größten Baumeister des<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Vitra würdigt nun dieses Werk.<br />
Beobachtung als kreative Quelle<br />
Die von Kunsthistoriker Stanilaus von Moos<br />
<strong>und</strong> Jochen Eisenbrand, Vitra <strong>Design</strong> Museum,<br />
kuratierte Ausstellung ist neben der biografischen<br />
Einleitung in sechs thematische Bereiche<br />
gegliedert, die von den wichtigsten Stationen<br />
seines Schaffens erzählen: Stadt, Wissenschaft,<br />
Landschaft, Haus, Ewige Gegenwart <strong>und</strong> Gemeinschaft.<br />
Das Leitmotiv dafür lieferte Kahns Suche<br />
nach den Ursprüngen in der Architektur <strong>und</strong><br />
Kunst, aber auch in der Naturwissenschaft <strong>und</strong> in<br />
„Mobile Gastfre<strong>und</strong>schaft“.<br />
Siegerprojekt von chmara.rosinke<br />
beim NWW <strong>Design</strong> Award 2012<br />
© chmara.rosinke<br />
Neues befreites Wohnen<br />
Um in die Ausstellung ideal einzusteigen, wäre<br />
es nicht schlecht, schon vorab ein paar Dinge zu<br />
wissen. Zum Beispiel, dass die Abkürzung DIY für<br />
„Do-it-yourself “ steht oder „Prosumer“ für die<br />
Verschmelzung der Worte „Produzent“ <strong>und</strong> „Konsument“.<br />
Und dann ist man schon mitten drin in<br />
einer Schau, in der sich alles um eine Bewegung<br />
dreht, die sich irgendwo zwischen Subkultur <strong>und</strong><br />
Mainstream einordnen lässt, jedoch keineswegs<br />
eine Erfindung des 21. Jahh<strong>und</strong>erts ist.<br />
Kultur des Selbermachens<br />
Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
<strong>und</strong> auch Ende der Sechziger Jahre spielten selbstgebaute<br />
Möbel eine ernst zu nehmende Rolle in<br />
der Welt des Möbeldesigns. Die einen sahen diese<br />
mehr als soziales Engagement, die anderen eher<br />
unter dem ökologisch nachhaltigen Aspekt. Die<br />
von Thomas Geisler, Kustode MAK-Sammlung<br />
<strong>Design</strong>, <strong>und</strong> Sebastian Hackenschmidt, Kustode<br />
MAK-Sammlung Möbel & Holzarbeiten, kuratierte<br />
Ausstellung bietet einen umfassenden Überblick<br />
über die zeitgenössische DIY-Möbelkultur<br />
<strong>und</strong> macht mit zahlreichen historischen Bezügen<br />
<strong>und</strong> Beispielen die Entwicklungsgeschichte der<br />
DIY-Bewegung von den ersten Ansätzen zu<br />
Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts bis zur Web-2.0-<br />
Kultur deutlich. Der Titel der Ausstellung greift<br />
auf die Publikationen Nomadic Furniture 1 <strong>und</strong> 2<br />
der Betrachtung menschlicher Verhaltensweisen<br />
<strong>und</strong> gemeinschaftlichen Zusammenlebens.<br />
Durchbruch erst mit 60<br />
Die Schau zeichnet ein Bild von Louis Kahn,<br />
dessen Einmaligkeit in seiner Synthese der großen<br />
Denktraditionen der architektonischen Moderne<br />
angereichert durch die Berücksichtigung indigener,<br />
nicht-westlicher Bautraditionen besteht.<br />
Die Ausstellung - noch zu sehen bis 11. August<br />
2013 - ist eine Kooperation des Vitra <strong>Design</strong><br />
Museums mit den Architectural Archives der<br />
University of Pennsylvania <strong>und</strong> dem Nederlands<br />
Architectuur Instituut NAI, Rotterdam.<br />
www.design-museum.de/veranstaltungen<br />
Louis Kahn 1972 in Denkerpose.<br />
Der amerikanische Architekt war ein echter Cosmopolit.<br />
© Robert C. Lautman Photography Collection,<br />
National Building Museum.<br />
NOMADIC FURNITURE 3.0 - die MAK-Ausstellung erzählt von der intensiven<br />
Beschäftigung mit historischen Prototypen sowie von der Suche günstiger,<br />
formschöner Möbel. Kurz: Von der DIY-Bewegung im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
(1973/74) von Victor Papanek <strong>und</strong> James Hennessey<br />
zurück, die einem jungen, kreativen Publikum<br />
konkrete Anleitungen für den Bau einfacher <strong>und</strong><br />
billiger Möbel bieten <strong>und</strong> heute wertvolle Referenzen<br />
für die DIY-Bewegung darstellen.<br />
<strong>Design</strong> for Download<br />
Prototypische Klassiker wie Gerrit Rietvelds Crate<br />
Chair gelten zwar heute immer noch als Inspirationsquelle,<br />
doch die Methode hat sich geändert:<br />
Neue Möglichkeiten durch Internet <strong>und</strong> Web 2.0<br />
bringen frische Ideen für Möbelgestaltung <strong>und</strong><br />
Einrichtung in Umlauf <strong>und</strong> lösten im letzten<br />
Jahrzehnt einen richtigen Hype aus.<br />
Freiraum für Prozesse<br />
Die raumspezifische Ausstellungsgestaltung<br />
von raumlaborberlin entwickelt sich aus Selbstbaustrukturen<br />
<strong>und</strong> berücksichtigt Freiraum für<br />
prozessuale Bestandteile wie etwa eine Werkstatt.<br />
Das <strong>Design</strong>erduo chmara.rosinke - Maciej Chmara<br />
<strong>und</strong> Ania Rosinke, beide MAK-<strong>Design</strong>er in<br />
Residence 2013 sowie Gewinner des NWW<br />
<strong>Design</strong> Awards 2012 - ergänzte das Ausstellungsteam<br />
<strong>und</strong> erarbeitete Kommentare zu historischen<br />
<strong>und</strong> zeitgenössischen Entwürfen.<br />
Die Ausstellung ist bis 06. Oktober 2013 in der<br />
MAK-Ausstellungshalle zu sehen. www.mak.at<br />
Ellbogentechnik<br />
Barbara Jahn,<br />
Chefredakteurin<br />
Es ist ja ganz klar: Im Normalfall<br />
halten Landsleute immer zusammen.<br />
Und gerade in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten auch die Italiener.<br />
Umso mehr. Da wird auch auf<br />
der größten Möbelmesse der Welt<br />
schnell mal wieder Platz gemacht<br />
für Abtrünnige, die dem Salone für<br />
ein paar Jahre den Rücken gekehrt<br />
haben <strong>und</strong> jetzt doch gerne wieder<br />
ins Körbchen zurück wollen.<br />
Per se ist das ja keineswegs verwerflich.<br />
Die Frage ist nur: Wie<br />
hoch ist der Preis? Wie es den<br />
Anschein hat, ist der Preis sogar so<br />
hoch, dass man, um die raffinierten<br />
Ellbogen-Techniker platzieren<br />
zu können - <strong>und</strong> das auch möglichst<br />
gut - andere treue Aussteller<br />
vor den Kopf stößt, indem man<br />
ihnen schlechte Standorte in ganz<br />
anderen Hallen mit kleineren<br />
Flächen anbietet. Nur so viel:<br />
Letztere sind alle keine Italiener.<br />
Dass da der eine <strong>und</strong> der andere da<br />
lieber auf die Teilnahme verzichtet,<br />
ist mehr als nachvollziehbar. Denn<br />
wer gibt sich denn schon gerne mit<br />
den übrig gebliebenen Krümmeln<br />
zufrieden? Dann schon lieber gar<br />
nicht, oder - noch fescher -<br />
andernorts mit den eigenen<br />
Landsleuten gemeinsam in Form<br />
eines starken Auftritts, der sich im<br />
Vergleich zu einem Messestand am<br />
Rande der Wahrnehmungsgrenze<br />
auf jeden Fall auszahlt. Und: Vielleicht<br />
wird man ja wieder einmal<br />
hofiert....<br />
IMPRESSUM<br />
WOHNDESIGNERS – Das B2B Magazin für die <strong>Design</strong>szene.<br />
Verlag <strong>und</strong> Medieninhaber: Profitext Medienagentur Habliczek KG | Eduard-Sueß-Gasse<br />
12/2 | A-1150 Wien | profitext@chello.at | UID-Nr: ATU67200058, FN: 380147s.<br />
Herausgeber: Gerhard Habliczek | Chefredaktion: DI Barbara Jahn-Rösel | Redaktion:<br />
Gerhard Habliczek | Mag. Sylvia Pilar | Mitarbeiter dieser Ausgabe: Harald Sager |<br />
Artdirection: Renate Bartaun | Inhaltliches <strong>und</strong> grafisches Konzept: DI Barbara Jahn-<br />
Rösel & Renate Bartaun | Anzeigenannahme: Anna Habliczek | Ratschkygasse 44/32 |<br />
A-1120 Wien | Tel/Fax + 43 (0)1/280 93 74 | ah@wohninsider.at<br />
VERWALTUNG | ABOS | REDAKTIONSADRESSE<br />
A-1120 Wien | Ratschkygasse 44/32 | Tel/Fax: +43 (0)1/280 93 74 | office@<strong>wohndesign</strong>ers.at | www.<strong>wohndesign</strong>ers.at<br />
Bankverbindung: Raiffeisenregionalbank Wiener Neustadt, IBAN AT833293700000026690, RLNWATWWWRN;<br />
Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH | A-3580 Horn; Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form in Ausführung des Art.<br />
7B-VG auf Frauen <strong>und</strong> Männer in gleicher Weise.<br />
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1. Verlag <strong>und</strong> Herausgabe von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern <strong>und</strong> sonstigen Druckwerken aller Art. 2. Herstellung, Verlag <strong>und</strong> Vertrieb von Ton<strong>und</strong><br />
Bildträgern. 3. Betreiben von Internetseiten <strong>und</strong> die Erstellung fachspezifischer Contents. 4. Handel mit Waren aller Art insbesondere mit Druckwerken,<br />
Bild- <strong>und</strong> Tonträgern. 5. Vertretung in- <strong>und</strong> ausländischer Verlage. 6. Beteiligung an gleichwertigen Unternehmungen im In- <strong>und</strong> Ausland.