1500 Fragen und Antworten Elektrowerkzeuge ... - Baumarktwissen.eu
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<strong>1500</strong> <strong>Fragen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Antworten</strong><br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
<strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Chlor
Impressum<br />
Herausgeber<br />
© Holger H. Schweizer<br />
ROBERT BOSCH GmbH<br />
Geschäftsbereich <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
Sales Consulting Training<br />
Postfach 10 01 56<br />
70745 Leinfelden-Echterdingen<br />
http://www.bosch–pt.de<br />
http://www.ewbc.de<br />
Redaktion<br />
Holger H. Schweizer<br />
Der Inhalt entspricht dem Stand der<br />
Technik zum Zeitpunkt der Drucklegung,<br />
ist mit den Fachabteilungen des Hauses<br />
abgestimmt <strong>und</strong> bezieht sich auf allgemeine<br />
Anwendungen. In speziellen Anwendungsbereichen<br />
können besondere<br />
Bedingungen gelten.<br />
Beim Umgang mit den im Inhalt angegebenen<br />
Geräten sind die geltenden Regeln,<br />
die Betriebsanleitungen <strong>und</strong> die Sicherheitsvorschriften<br />
zu beachten. Aus<br />
dem Inhalt können keine Haftungsansprüche<br />
hergeleitet werden.<br />
Im Text werden teilweise geschützte<br />
Markenzeichen erwähnt. Sie sind nicht<br />
besonders gekennzeichnet.<br />
Nachdruck, Vervielfältigung <strong>und</strong> Übersetzung,<br />
auch auszugsweise, nur mit unserer<br />
vorherigen schriftlichen Zustimmung<br />
<strong>und</strong> mit Quellenangabe. Änderungen<br />
vorbehalten.<br />
Sachdienliche Hinweise <strong>und</strong> Vorschläge<br />
sind uns stets willkommen.<br />
Redaktionsschluss 02.04. 2003<br />
1. Auflage Mai 2003<br />
1 609 901 Y38<br />
EW/SCT – TLEX<strong>1500</strong>-1.0 – 04/03 De<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
© Dr.-Ing. Paul Christiani<br />
Technisches Institut für Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung GmbH & Co.KG<br />
Hermann-Hesse-Weg 2<br />
D-78464 Konstanz<br />
www.christiani.de<br />
Printed in Germany<br />
Imprimé en Allemagne<br />
ISBN 3-87125-502-5
Vorwort Der vorliegende Sammelband <strong>1500</strong><br />
<strong>Fragen</strong> <strong>und</strong> <strong>Antworten</strong> zum Thema<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
ist eine Zusammenfassung der bisher<br />
als „Taschenlexikon“ erschienenen<br />
Heftreihe mit jeweils 75 <strong>Fragen</strong> <strong>und</strong> <strong>Antworten</strong><br />
zu unterschiedlichen Themen<br />
r<strong>und</strong> um das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g <strong>und</strong> seine<br />
Anwendung.<br />
Der erste Band der Reihe „75 <strong>Fragen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Antworten</strong>“ wurde 1995 herausgegeben.<br />
Er sollte in möglichst leicht verständlicher<br />
Form den Fachverkäufern<br />
von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n, aber auch allen<br />
interessierten Handwerkern <strong>und</strong> Heimwerkern<br />
das notwendige Basiswissen<br />
zum Thema Akkutechnik vermitteln. Ermutigt<br />
durch den Erfolg des Heftchens<br />
haben wir die Reihe mit weiteren Themen<br />
fortgesetzt. Nach einer Gesamtauflage<br />
von über 200 000 Exemplaren in<br />
mehreren Sprachen haben wir uns entschlossen,<br />
die inzwischen vorliegenden<br />
20 Themen in diesem Sammelband<br />
<strong>1500</strong> <strong>Fragen</strong> <strong>und</strong> <strong>Antworten</strong> zum<br />
Thema <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre<br />
Anwendung im handlichen Taschenbuchformat<br />
herauszugeben. Zielgruppen<br />
dieses Taschenbuches sind Auszubildende<br />
<strong>und</strong> Fachverkäufer des Hartwarenhandels,<br />
aber auch interessierte<br />
Handwerker <strong>und</strong> Heimwerker, welche ihr<br />
Wissen um die Anwendung von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
<strong>und</strong> deren Zubehör vertiefen<br />
möchten.<br />
Mehr Wissen über <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
<strong>und</strong> deren Anwendung sowie die richtige<br />
Auswahl des passenden Zubehörs sind<br />
der Schlüssel für<br />
– hohe Arbeitsqualität<br />
– schnellen Arbeitsfortschritt<br />
– sichere Anwendung<br />
Neben den <strong>Fragen</strong> <strong>und</strong> <strong>Antworten</strong> sind<br />
deshalb in diesem Taschenbuch auch<br />
Anwendungstabellen <strong>und</strong> Auswahldiagramme<br />
enthalten, die als „logischer<br />
Weg“ zum passenden Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
<strong>und</strong> seinem Zubehör führen.<br />
Mit der Herausgabe dieses Sammelbandes<br />
wünschen wir allen, die beruflich<br />
oder privat mit <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n zu tun<br />
haben, viel Erfolg!<br />
Holger H. Schweizer
Inhalt<br />
Sicherheitspraxis für<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 6<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 32<br />
Elektronik 66<br />
Bohren 90<br />
Schraubtechnik 128<br />
Befestigungstechnik<br />
in Steinwerkstoffen 152<br />
Schleifen 176<br />
Oberflächenbearbeitung 204<br />
Sägen 218<br />
Akkutechnik 242<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 256<br />
Fräsen 276<br />
Hobeln 294<br />
Diamantbestückte<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 310<br />
Steinbearbeitung 334<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager 360<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 374<br />
Elektronische Messtechnik 392<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 408<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge 432<br />
Stichwortverzeichnis 456
Sicherheitspraxis für<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
Sicherheit 7<br />
Gr<strong>und</strong>lagen 7<br />
Erz<strong>eu</strong>gnissicherheit 7<br />
– Elektrische Sicherheit 8<br />
– Mechanische Sicherheit 9<br />
– Sicherheitskommunikation 10<br />
Sicherheitspraxis 10<br />
– aktive Sicherheitsmaßnahmen 10<br />
– Sicherheit des Arbeitsplatzes 11<br />
– Typspezifische Sicherheitsmaßnahmen<br />
11<br />
– Bohren 12<br />
– Schlagbohren 13<br />
– Hammerbohren 13<br />
– Meißeln 14<br />
– Schrauben 14<br />
– Sägen 15<br />
– Fräsen 17<br />
– Hobeln 18<br />
– Schleifen 19<br />
– Trennschleifen 22<br />
– Rotationsbürsten 23<br />
– Scheren, Nagen 24<br />
– Elektronische Messwerkz<strong>eu</strong>ge 24<br />
– Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 25<br />
Passive Sicherheitsmaßnahmen 25<br />
Praxistabellen 26
Sicherheit<br />
Generell gesehen sind <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
sehr sicher. Wie bei jedem technischen<br />
Gerät gehen aber bei unsachgemäßer<br />
Benutzung Gefahren von ihm aus. Ähnlich<br />
einem Automobil, das bei ordnungsgemäßer<br />
Bedienung sehr sicher ist, wird<br />
es durch zweckentfremdete Verwendung<br />
oder falsche Bedienung, sei es mutwillig<br />
oder fahrlässig, zur Gefahrenquelle für einen<br />
selbst oder andere.<br />
Sinn <strong>und</strong> Zweck dieser Druckschrift ist<br />
es, dem Leser in leicht verständlicher<br />
Form das Thema Sicherheit bei handgeführten<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n nahe zu bringen.<br />
Bei sorgfältiger Lektüre wird man<br />
feststellen, dass Arbeitssicherheit in der<br />
Praxis in hohem Maße auf dem ges<strong>und</strong>en<br />
Menschenverstand beruht. Dies wird<br />
nicht zuletzt dadurch bewiesen, dass die<br />
überwiegende Zahl von Problemen von<br />
Anwendungsfehlern, in erster Linie durch<br />
Leichtsinn, verursacht werden. Der Sicherheit<br />
liegen eine Vielzahl von Vorschriften<br />
<strong>und</strong> Empfehlungen zu Gr<strong>und</strong>e.<br />
Ein hoher Anteil der Vorschriften ist verbindlich<br />
in den Texten der zuständigen<br />
Organisationen <strong>und</strong> Behörden festgelegt,<br />
wobei oft regionale, fast immer aber im<br />
internationalen Bereich erhebliche Unterschiede<br />
bestehen können. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e kann in dieser Druckschrift nicht<br />
auf diese Details eingegangen werden.<br />
Im Interesse der eigenen Sicherheit wird<br />
deshalb empfohlen, Informationen bei<br />
den dafür zuständigen Organisationen<br />
einzuholen. Gr<strong>und</strong>sätzlich entbinden die<br />
in dieser Druckschrift erwähnten Sicherheitsmaßnahmen<br />
den Anwender nicht<br />
von der Beachtung der in den Betriebsanleitungen<br />
<strong>und</strong> Sicherheitsinformationen<br />
gemachten Hinweise <strong>und</strong> eventuell<br />
gültigen gesetzlichen Vorschriften<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 7<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was versteht man unter<br />
Sicherheit?<br />
Unter Sicherheit versteht man den<br />
Schutz des Anwenders <strong>und</strong> anderer Personen<br />
vor Gefahren für Ges<strong>und</strong>heit, Leben<br />
<strong>und</strong> Sachen.<br />
2. Wer ist für Sicherheit<br />
verantwortlich?<br />
Der Hersteller eines technischen Gerätes<br />
ist dafür verantwortlich, dass das von ihm<br />
gefertigte Gerät den zum Zeitpunkt der<br />
Herstellung gültigen Sicherheitsbestimmungen<br />
entspricht.<br />
Der Anwender ist dafür verantwortlich,<br />
das Gerät in den vom Hersteller vorgesehenen<br />
Arbeitsbereichen mit den dafür<br />
vorgesehenen Arbeitsmethoden zu betreiben<br />
<strong>und</strong> sich an die gültigen Unfallverhütungsvorschriften<br />
zu halten.<br />
3. Was tut der Hersteller für die<br />
Sicherheit?<br />
Der Hersteller hält sich an die vorgeschriebenen<br />
Sicherheitsvorgaben <strong>und</strong><br />
realisiert über die Vorschriften hinaus den<br />
nach dem n<strong>eu</strong>esten Stand der Technik<br />
höchsten Sicherheitsstandard.<br />
4. Was kann der Anwender für die<br />
Sicherheit tun?<br />
Der Anwender muss sich an die vom Hersteller<br />
vorgesehenen Einsatzbereiche<br />
halten <strong>und</strong> das Gerät entsprechend der<br />
Bedienungsanleitung benützen. Er hat<br />
die Sicherheitshinweise des Herstellers<br />
zu beachten. Darüber hinaus muss er die<br />
für die jeweilige Arbeitsaufgabe vorgesehen<br />
passiven Schutzmaßnahmen (z. B.<br />
Schutzbrille tragen) anwenden.<br />
Erz<strong>eu</strong>gnissicherheit<br />
5. Was versteht man unter<br />
Erz<strong>eu</strong>gnissicherheit?<br />
Unter Erz<strong>eu</strong>gnissicherheit versteht man<br />
die Funktionssicherheit im technischen<br />
Sinne <strong>und</strong> die Eigenschaft, dass bei bestimmungsgemäßem<br />
Gebrauch keine<br />
Gefahr für den Anwender, andere Personen<br />
<strong>und</strong> Sachen ausgeht.
8 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
6. Gibt es gesetzliche Vorschriften<br />
bezüglich der Sicherheit?<br />
Der Gesetzgeber <strong>und</strong> die Berufsgenossenschaften<br />
haben Sicherheitsvorschriften<br />
festgelegt, welche verbindlichen<br />
Charakter haben. Der Inhalt dieser Vorschriften<br />
ist in den Schriften der entsprechenden<br />
Behörden <strong>und</strong> Organisationen<br />
festgelegt.<br />
Elektrische Sicherheit<br />
7. Was versteht man unter<br />
elektrischer Sicherheit?<br />
Unter elektrischer Sicherheit versteht<br />
man den Schutz des Anwenders von<br />
elektrischen Geräten vor gefährlichen<br />
Berührungsspannungen.<br />
8. Welche Schutzarten <strong>und</strong> Schutzklassen<br />
gibt es?<br />
Elektrische Anlagen <strong>und</strong> Geräte müssen<br />
je nach Konstruktion <strong>und</strong> Aufstellung<br />
Schutzmaßnahmen aufweisen, welche<br />
eine Gefährdung durch Berührung aktiver<br />
Teile <strong>und</strong> das Eindringen von Fremdkörpern<br />
<strong>und</strong> Wasser verhindert. Die dadurch<br />
gegebenen Schutzarten sind nach<br />
DIN 40 050 festgelegt. Eine zusätzliche<br />
Kennzeichnung bei Geräten in den<br />
Schutzklassen I, II <strong>und</strong> III nach DIN VDE<br />
0720. Hierbei bed<strong>eu</strong>tet<br />
– Schutzklasse I = Schutzleiter<br />
– Schutzklasse II = Schutzisolierung<br />
– Schutzklasse III = Schutzkleinspannung<br />
Schutzklassen (Symbole)<br />
Schutzklasse I<br />
(Schutzleiter)<br />
Schutzklasse II<br />
(Schutzisolierung)<br />
Schutzklasse III<br />
(Schutzkleinspannung<br />
bis 50V)<br />
TLX-SIH 01/P<br />
Schutzarten IP (Symbole)<br />
IP 05<br />
(Staubschutz)<br />
IP 06<br />
(Staubdicht)<br />
IP 31<br />
(Tropfwasserschutz)<br />
IP 33<br />
(Regenwasserschutz)<br />
IP 54<br />
(Spritzwasserschutz)<br />
IP 55<br />
(Strahlwasserschutz)<br />
IP 67<br />
(Wasserdicht)<br />
IP 68<br />
(Druckwasserdicht)<br />
...bar<br />
TLX-SIH 02/P<br />
9. Was ist Schutzerdung?<br />
Bei der Schutzerdung werden alle vom<br />
Anwender berührbaren Metallteile des<br />
Gerätes mit dem Schutzleiter (Nullleiter,<br />
Erdung) des Stromnetzes verb<strong>und</strong>en. Im<br />
Schadensfall nimmt der Strom den Weg<br />
über den Schutzleiter statt über den Anwender<br />
<strong>und</strong> bringt die Leitungsabsicherung<br />
zum Ansprechen. Voraussetzung<br />
(<strong>und</strong> Nachteil) für die Schutzwirkung ist,<br />
dass der Schutzleiter sicher <strong>und</strong> mit ausreichendem<br />
Querschnitt fachgerecht<br />
angeschlossen sein muss. Dies ist besonders<br />
beim Reparaturfall zu beachten.<br />
10. Was ist Schutzisolierung?<br />
Bei der Schutzisolation werden die elektrischen<br />
Gerätekomponenten zusätzlich<br />
zur Betriebsisolation nochmals innerhalb<br />
des Gerätegehäuses von allen berührbaren<br />
Metallteilen isoliert. Bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
ist dies gr<strong>und</strong>sätzlich auch die<br />
Antriebsspindel. Sollte nun ein Defekt der
Betriebsisolation auftreten, so bleibt der<br />
Isolationsschaden auf die elektrischen<br />
Komponenten begrenzt <strong>und</strong> tritt nicht<br />
nach außen in Erscheinung. Der Anschluss<br />
eines Schutzleiters kann hierbei<br />
entfallen.<br />
Schutzisolation<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Anker (Motor) Welle<br />
2 Kollektor<br />
3 Schutzisolation<br />
4 Wicklungen<br />
5 Eisenkern<br />
11. Was ist Vollisolierung?<br />
Unter Vollisolation versteht man die vollständige<br />
äußere Gestaltung des <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
aus elektrisch isolierendem<br />
Material.<br />
Elektrische Sicherheit<br />
Vollisolation<br />
TLX-SIH 03/G<br />
04/P<br />
Der Griffbereich, das Gehäuse <strong>und</strong> der Motor<br />
sind vor der Elektrizität von außen geschützt. TLX-SIH<br />
Hierdurch wird verhindert, dass bei<br />
Berührung spannungsführender Gegen-<br />
4<br />
5<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 9<br />
stände durch das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g Elektrizität<br />
in den Griffbereich des Anwenders<br />
gelangt. Es wird dadurch vermieden, dass<br />
eine Gefahr entsteht, wenn versehentlich<br />
spannungsführende Teile bei der Anwendung<br />
berührt werden (z. B. Anbohren von<br />
elektrischen Leitungen unter Putz).<br />
12. Was ist Schutzkleinspannung?<br />
Unter Schutzkleinspannungen versteht<br />
man Wechselspannungen bis 50 Volt <strong>und</strong><br />
Gleichspannungen bis 120 Volt.<br />
Mechanische Sicherheit<br />
13. Was versteht man unter<br />
mechanischer Sicherheit?<br />
Mechanische Sicherheit ist ein wesentliches<br />
Merkmal der sehr oft unter extrem<br />
harten Bedingungen eingesetzten <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>.<br />
Auch bei harter Beanspruchung müssen<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> mechanisch sicher<br />
sein.<br />
14. Wie wird mechanische<br />
Sicherheit realisiert?<br />
Die mechanische Sicherheit wird unter<br />
anderem hauptsächlich durch folgende<br />
Konstruktionsmerkmale bestimmt:<br />
– Gehäusegestaltung<br />
– Werkstoffwahl<br />
– Dimensionierung<br />
– Spannvorrichtungen<br />
– Schutzeinrichtungen<br />
Von diesen Konstruktionsmerkmalen sind<br />
die Schutzeinrichtungen die nach außen<br />
hin für den Anwender sichtbaren <strong>und</strong> wirksamen<br />
mechanischen Sicherheitseinrichtungen.<br />
Die anderen erwähnten Konstruktionsmerkmale<br />
dienen in erster Linie der<br />
funktionalen Sicherheit des Gerätes.<br />
15. Was ist die Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />
für mechanische Sicherheit?<br />
Die Schutzeinrichtungen müssen so gestaltet<br />
sein, dass sie bei maximalem<br />
Schutz für den Anwender die eigentliche<br />
Arbeitsaufgabe des Gerätes nicht mehr<br />
als unvermeidbar beeinträchtigen <strong>und</strong>,<br />
wenn eine Verstellmöglichkeit gegeben<br />
ist, dass diese bequem <strong>und</strong> möglichst<br />
ohne zusätzliches Hilfswerkz<strong>eu</strong>g durchzuführen<br />
ist.
10 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Sicherheitskommunikation<br />
16. Was versteht man unter<br />
Sicherheitskommunikation?<br />
Sicherheitsrelevante Information muss<br />
vom Hersteller zum Anwender kommuniziert<br />
werden. Die klassischen Methoden<br />
hierzu sind:<br />
– Bedienungsanleitung<br />
– Sicherheitshinweise<br />
– Wartungshinweise<br />
– Hotline<br />
– Seminare<br />
Die Methoden ersetzen einander nicht,<br />
sondern sie ergänzen sich.<br />
Bedienungsanleitung: Bedienungsanleitungen<br />
sind die bekannteste Art, Informationen<br />
vom Hersteller an den Anwender<br />
weiterzugeben. Der Inhalt von Bedienungsanleitungen<br />
unterliegt einer standardisierten<br />
Struktur <strong>und</strong> ist – bei Markenherstellern<br />
– fehlerfrei <strong>und</strong> eind<strong>eu</strong>tig in der<br />
Landessprache des Anwenders abgefasst.<br />
Sicherheitshinweise: Sicherheitshinweise<br />
ergänzen die Bedienungsanleitung,<br />
wenn immer dies erforderlich ist. Ihnen gebührt<br />
besondere Aufmerksamkeit.<br />
Wartungshinweise: Wartung (K<strong>und</strong>endienst)<br />
dient dazu, die Werkz<strong>eu</strong>geigenschaften<br />
während der Gesamtlebensdauer<br />
zu erhalten. In den Wartungshinweisen<br />
finden sich Empfehlungen, in<br />
welchen Intervallen Wartungsarbeiten wie<br />
z. B. Schmierstoffwechsel nötig sind.<br />
Hotline: Seriöse Elektrowerkz<strong>eu</strong>ghersteller<br />
bieten kompetente <strong>und</strong> kostengünstige<br />
K<strong>und</strong>entelefone („Hotlines“) <strong>und</strong><br />
E-Mail-Verbindungen an, über die der Anwender<br />
in Anwendungs- <strong>und</strong> Sicherheitsfragen<br />
weitergehende, individuelle Information<br />
bekommen kann.<br />
17. Warum ist Sicherheitskommunikation<br />
so wichtig?<br />
Weil hierdurch der Hersteller dem Anwender<br />
nicht nur die technischen Daten <strong>und</strong><br />
die Bedienung vermittelt, sondern auch<br />
wichtige Hinweise für die geeigneten Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
gibt. Daneben wird auf<br />
Betriebsgrenzen <strong>und</strong> Maßnahmen zur<br />
Unfallverhütung hingewiesen.<br />
Sicherheitspraxis<br />
18. Was versteht man unter<br />
Sicherheitspraxis?<br />
Unter Sicherheitspraxis versteht man die<br />
Beachtung aller für die Sicherheit wichtigen<br />
Fakten im praktischen Umgang mit<br />
dem Elektrowerkz<strong>eu</strong>g.<br />
19. Wer ist für die Sicherheit in der<br />
Praxis verantwortlich?<br />
Für die Sicherheit beim praktischen<br />
Arbeiten mit <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n ist<br />
ausschließlich der Anwender verantwortlich.<br />
20. Auf welchen Maßnahmen basiert<br />
die Sicherheitspraxis?<br />
Die für die Sicherheitspraxis wichtigsten<br />
Maßnahmen sind:<br />
– Einhalten eventueller gesetzlicher Vorschriften<br />
– Einhalten der vom Hersteller vorgeschriebenen<br />
oder vorgeschlagenen<br />
Bedienungsregeln<br />
– Beachten der Sicherheitshinweise des<br />
Herstellers<br />
– Anwenden des ges<strong>und</strong>en Menschenverstandes<br />
Aktive Sicherheitsmaßnahmen<br />
21. Was versteht man unter aktiven<br />
Sicherheitsmaßnahmen?<br />
Aktive Sicherheitsmaßnahmen sind alle<br />
diejenigen Maßnahmen, welche der Anwender<br />
durch entsprechende Handhabung<br />
von Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g, Elektrowerkz<strong>eu</strong>g,<br />
Werkstück <strong>und</strong> Hilfmitteln bei der<br />
Bewältigung der Arbeitsaufgabe durchführt.<br />
22. Was sind die wichtigsten aktiven<br />
Sicherheitsmaßnahmen?<br />
Die wichtigsten aktiven Sicherheitsmaßnahmen<br />
sind:<br />
– Die Wahl des geeigneten Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
– Die Wahl des geeigneten <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
– Die Maschinenbedienung entspricht<br />
den Herstellerempfehlungen <strong>und</strong> eventueller<br />
gesetzlicher Vorschriften<br />
– Die Wahl des für die betreffende Ar-
eitsaufgabe geeigneten Arbeitsverfahrens<br />
– Die Schaffung eines sicheren Arbeitsplatzes<br />
– Das Vermeiden von Zwangslagen bei<br />
der Arbeit<br />
23. Worauf basieren die aktiven<br />
Sicherheitsmaßnahmen?<br />
Die aktiven Sicherheitsmaßnahmen basieren<br />
auf der Kenntnis:<br />
– eventueller gesetzlicher Vorschriften<br />
– der Bedienungsanleitung des Herstellers<br />
– der Sicherheitshinweise des Herstellers<br />
Ergänzt werden diese Kenntnisse durch<br />
praktische Berufsausbildung bzw. Berufserfahrung.<br />
24. Wie verschafft man sich die<br />
Kenntnis der wichtigsten<br />
Sicherheitsmaßnahmen?<br />
Durch Informationen der Berufsgenossenschaften,<br />
durch die Sicherheitsinformationen<br />
des Herstellers, durch fachliche<br />
Ausbildung oder Weiterbildung.<br />
Sicherheit des Arbeitsplatzes<br />
25. Warum ist ein sicherer<br />
Arbeitsplatz so wichtig?<br />
Nur ein sicherer Arbeitsplatz ist die Voraussetzung<br />
für unfallfreies Arbeiten.<br />
26. Wie ist ein sicherer Arbeitsplatz<br />
gestaltet?<br />
Zur sicheren Gestaltung eines Arbeitsplatzes<br />
sind folgende Kriterien besonders<br />
wichtig:<br />
– Arbeitsplatzordnung<br />
– Arbeitsplatzbel<strong>eu</strong>chtung<br />
– Brandschutz<br />
Arbeitsplatzordnung: Aufgeräumte Arbeitsplätze<br />
sind übersichtlich <strong>und</strong> damit<br />
sicher. Man findet Werkz<strong>eu</strong>ge, Hilfsmittel<br />
<strong>und</strong> Werkstoffe sofort. Der vermeintliche<br />
Zeitverlust durch das Aufräumen wird<br />
durch zügigeres <strong>und</strong> sicheres Arbeiten<br />
nach kurzer Zeit aufgeholt.<br />
Arbeitsplatzbel<strong>eu</strong>chtung: Präzises <strong>und</strong><br />
sicheres Arbeiten ist nur bei ausreichen-<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 11<br />
der Bel<strong>eu</strong>chtungsstärke möglich. Bei der<br />
Wahl <strong>und</strong> Anordnung der Bel<strong>eu</strong>chtungskörper<br />
muss eine eventuelle Schattenbildung<br />
oder Blendwirkung durch Werkstück<br />
oder Arbeitmaschine berücksichtigt<br />
werden.<br />
Brandschutz: Brände können auf vielfache<br />
Weise, am Anfang oft unbemerkt,<br />
durch Funkenflug (z. B. Schleifarbeiten<br />
an Metall) entstehen. Bestes Vorb<strong>eu</strong>gungsmittel<br />
ist eine saubere Werkstatt,<br />
ein aufgeräumter Hobbykeller <strong>und</strong> sorgfältige<br />
Arbeitsvorbereitung wie beispielsweise<br />
das Aufstellen von Schutzblenden.<br />
Über die Auswahl eines für den jeweiligen<br />
Zweck geeigneten F<strong>eu</strong>erlöschers geben<br />
die lokalen F<strong>eu</strong>erwehren kompetente <strong>und</strong><br />
unabhängige Auskunft.<br />
27. Was gehört noch zu einem<br />
sicheren Arbeitsplatz?<br />
Bei der Anwendung von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
sollten genügend Steckdosen vorhanden<br />
sein, um die Verwendung von<br />
Verlängerungskabeln (Stolperfallen) soweit<br />
wie möglich zu vermeiden. Ein oder<br />
mehrere Not-Aus-Schalter sind besonders<br />
bei der Verwendung von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
im Stationärbetrieb wichtig.<br />
Bei der Verwendung von zwei oder mehr<br />
L<strong>eu</strong>chtstoffröhren zur Bel<strong>eu</strong>chtung sollten<br />
diese jeweils an einer anderen Phase<br />
des Wechselstromnetzes angeschlossen<br />
werden. Hierdurch lassen sich Stroboskopeffekte<br />
durch Flimmern vermeiden,<br />
welche bei bestimmten Drehzahlen ein<br />
Stillstehen des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges vortäuschen<br />
könnten.<br />
Typspezifische<br />
Sicherheitsmaßnahmen<br />
28. Was sind typspezifische<br />
Sicherheitsmaßnahmen?<br />
Unter typspezifischen Sicherheitsmaßnahmen<br />
versteht man alle diejenigen<br />
Sicherheitsmaßnahmen, die für einen<br />
bestimmten Werkz<strong>eu</strong>gtyp (z. B. Kettensägen)<br />
zusätzlich zu den üblichen Sicherheitsmaßnahmen<br />
erforderlich sind.
12 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
29. Wie informiert man sich über<br />
typspezifische Sicherheitsmaßnahmen?<br />
Man informiert sich durch die Bedienungsanleitung<br />
<strong>und</strong> die Sicherheitshinweise<br />
des Herstellers, die Vorschriften<br />
<strong>und</strong> Empfehlungen der Berufsgenossenschaften<br />
sowie durch Fachbücher, Lehrgänge<br />
beim Hersteller, den Berufsgenossenschaften<br />
<strong>und</strong> Innungen.<br />
Bohren<br />
30. Welche Gefahren existieren beim<br />
Bohren?<br />
Der Anwender von Bohrmaschinen ist in<br />
erster Linie durch mögliche Rückdrehmomente<br />
gefährdet. Rückdrehmomente entstehen<br />
bei erhöhter Drehmomentabgabe<br />
der Bohrmaschine durch zunehmende<br />
Bohrerreibung im Bohrloch bei<br />
– tiefen Bohrungen<br />
– Bohrungen großen Durchmessers<br />
– Blockieren des Bohrers im Bohrloch<br />
oder beim Austritt aus dem Werkstück<br />
Beim Blockieren des Bohrers <strong>und</strong> damit<br />
des <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s können besonders<br />
hohe, gefährliche Rückdrehmomente<br />
auftreten.<br />
31. Wie vermeidet man Rückdrehmomente<br />
beim Bohren?<br />
Die beim Bohren möglichen Rückdrehmomente<br />
können wie folgt vermieden<br />
werden:<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich einwandfreie <strong>und</strong><br />
scharfe Bohrer verwenden. Beschädigte<br />
oder stumpfe Bohrer haben eine erheblich<br />
höhere Reibung <strong>und</strong> neigen sehr<br />
leicht zum Klemmen oder Blockieren.<br />
Bei tiefen Bohrungen den Späneabfluss<br />
durch regelmäßiges Zurückfahren<br />
des Bohrers fördern. Hierdurch wird die<br />
Bohrerreibung <strong>und</strong> damit die Klemmgefahr<br />
vermindert.<br />
Bei Bohrungen großen Durchmessers<br />
die geeignete Drehzahl wählen <strong>und</strong> das<br />
Werkstück fixieren.<br />
Generell bei Bohrungen über 6 mm<br />
Durchmesser in Metall vorbohren. Durch<br />
diese Maßnahme benötigt man weniger<br />
Anpressdruck. Dies ist besonders vorteilhaft<br />
beim Bohren dünner Bleche, weil<br />
man beim Austritt des Bohrers aus dem<br />
Werkstück die Vorschubkraft feinfühliger<br />
dosieren kann, wodurch ein Einhaken der<br />
Bohrerschneide vermieden wird. Als<br />
Faustregel wählt man zum Vorbohren einen<br />
Bohrer, dessen Durchmesser der<br />
Querschneidenbreite des großen Bohrers<br />
entspricht.<br />
Rückdrehmomente werden durch sichere<br />
Maschinenführung aufgefangen.<br />
Hierzu ist es nötig, die Bohrmaschine mit<br />
beiden Händen zu halten <strong>und</strong> zu führen.<br />
Bei Bohrmaschinen, für welche ein Zusatzhandgriff<br />
vorgesehen ist, muss dieser<br />
auch verwendet werden.<br />
Ergonomie<br />
Sichere Führung der Maschine<br />
Durch optimale Griffpositionen sichere<br />
Maschinenführung <strong>und</strong> Drehmomentbeherrschung.<br />
TLX-SIH 05/P<br />
32. Was muss beim stationären<br />
Betrieb im Bohrständer beachtet<br />
werden?<br />
Bohrständer sollten gr<strong>und</strong>sätzlich fixiert<br />
werden, da die darin gespannten Maschinen<br />
meist in Dauerlaufstellung betrieben<br />
werden. Durch Umfallen oder Rückdrehmomente<br />
können sonst unberechenbare<br />
Gefahrenmomente auftreten.
Wirkung des Zusatzhandgriffes<br />
A Großer = sichere<br />
Hebelarm Beherrschung<br />
B Kleiner = unsichere<br />
Hebelarm Beherrschung, wenn<br />
kein Zusatzhandgriff<br />
verwendet wird<br />
Schlagbohren<br />
TLX-SIH 06/G Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 13<br />
33. Welche Gefährdung existiert<br />
beim Schlagbohren?<br />
Die Gefährdung beim Betrieb von<br />
Schlagbohrmaschinen entspricht derjenigen<br />
von Bohrmaschinen. Zusätzlich<br />
besteht die Gefahr von Bewehrungstreffern<br />
beim Bohren in bewehrte Steinwerkstoffe<br />
(z. B. Stahlbeton) <strong>und</strong> das meist typische<br />
Arbeiten in Zwangspositionen wie<br />
auf Leitern <strong>und</strong>/oder über Kopf.<br />
34. Wie vermeidet man die Gefährdung<br />
beim Schlagbohren?<br />
Es gelten die selben Empfehlungen wie für<br />
Bohrmaschinen. Zusätzlich besteht die<br />
Möglichkeit, beim Bohren in Gestein Maschinen<br />
mit elektronisch einstellbarer<br />
Drehmomentbegrenzung oder mit Sicherheitskupplung<br />
zu verwenden. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
ist beim Schlagbohrbetrieb der Zusatzhandgriff<br />
zu benützen <strong>und</strong> die Maschine<br />
beidhändig zu führen. Zwangslagen<br />
sind, wenn immer möglich, zu vermeiden.<br />
Hilfsgeräte wie Leitern müssen typgeprüft<br />
<strong>und</strong> in einwandfreiem Zustand<br />
sein. Provisorien sind gr<strong>und</strong>sätzlich zu<br />
vermeiden.<br />
Hammerbohren<br />
35. Welche Gefährdung existiert<br />
beim Hammerbohren?<br />
Die Gefährdung beim Hammerbohren<br />
entspricht derjenigen der Schlagbohrmaschine,<br />
wegen der höheren Maschinengewichte,<br />
Maschinenleistungen <strong>und</strong><br />
Bohrdurchmesser können aber wesentlich<br />
höhere Drehmomente <strong>und</strong> damit<br />
Rückdrehmomente auftreten.<br />
Bohrhämmer<br />
A<br />
C<br />
B<br />
A 2 kg-Klasse<br />
B 5 kg-Klasse<br />
C 10 kg-Klasse<br />
TLX-SIH 07/G<br />
36. Wie vermeidet man die Gefährdung<br />
beim Hammerbohren?<br />
Es gelten die selben Empfehlungen wie<br />
für Schlagbohrmaschinen. Alle Bohrhämmer<br />
sind gr<strong>und</strong>sätzlich mit Sicherheitskupplungen<br />
ausgerüstet, welche
14 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
das maximale Rückdrehmoment im<br />
Blockierfall begrenzen. Das sichere<br />
Ansprechen der Sicherheitskupplung ist<br />
jedoch davon abhängig, dass der Bohrhammer<br />
mit festem Griff gehalten <strong>und</strong><br />
geführt wird. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist deshalb<br />
der Zusatzhandgriff zu benützen <strong>und</strong> die<br />
Maschine beidhändig zu führen.<br />
Gesteinsbohrer werden durch die Abnützung<br />
mit der Zeit leicht konisch <strong>und</strong><br />
neigen deshalb mehr zum Klemmen.<br />
Diese abgenützten Bohrer sind rechtzeitig<br />
zu ersetzen, was auch aus wirtschaftlichen<br />
Gründen (der Arbeitsfortschritt<br />
geht stark zurück) zweckmäßig<br />
ist. Zwangslagen sind, wenn immer<br />
möglich, zu vermeiden. Hilfsgeräte wie<br />
Leitern müssen typgeprüft <strong>und</strong> in einwandfreiem<br />
Zustand sein. Provisorien<br />
sind gr<strong>und</strong>sätzlich zu vermeiden.<br />
Meißeln: Steinbearbeitung<br />
Abbrucharbeiten<br />
Durchbrucharbeiten<br />
TLX-SIH 08/G<br />
Meißeln<br />
37. Welche Gefahren existieren beim<br />
Meißeln?<br />
Meißelhämmer können nicht blockieren,<br />
weshalb selbst bei verklemmtem Meißel<br />
keine Gefährdung entsteht. Die Gefahren<br />
beim Meißeln sind deshalb die Staub- <strong>und</strong><br />
Splitterwirkung des Meißelvorganges im<br />
Gestein sowie das plötzliche Durchbrechen<br />
beim Meißeln von Durchbrüchen.<br />
38. Wie vermeidet man die Gefahren<br />
beim Meißeln?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich schützt man sich beim<br />
Meißeln durch passive Maßnahmen wie<br />
Schutzbrillen, Staubmasken <strong>und</strong> Gehörschutz.<br />
Meißelhämmer werden stets<br />
beidhändig geführt, eine sichere Standposition<br />
ist notwendig.<br />
Schrauben<br />
39. Welche Gefährdung ist beim<br />
Schrauben möglich?<br />
Bei falscher Auswahl des Schraubwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
für die Schraubaufgabe können<br />
gefährliche Rückdrehmomente auftreten.<br />
Je nach Schraubfall tritt dieses Rückdrehmoment<br />
dann sehr plötzlich auf.<br />
Bei abgenützten oder unpassenden Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
(Schrauberbits, Steckschlüssel)<br />
besteht Gefahr beim Abrutschen<br />
von der Schraube.<br />
40. Wie erfolgt die richtige Auswahl<br />
des Schraubers?<br />
Die richtige Auswahl des Schraubwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
erfolgt durch die Analyse der Arbeitsaufgabe,<br />
des sogenannten Schraubfalles<br />
<strong>und</strong> der verwendeten Schraube.<br />
41. Wie schützt man sich gegen<br />
Rückdrehmomente bei<br />
Schraubern?<br />
Unzulässige <strong>und</strong> damit gefährliche Rückdrehmomente<br />
können durch folgende<br />
Maßnahmen vermieden werden:<br />
– richtige Auswahl des Schraubwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
– richtige Einstellung des Schraubwerkz<strong>eu</strong>ges,<br />
z. B. des Drehmomentes oder<br />
des Tiefenanschlages entsprechend<br />
der Herstellerempfehlungen
42. Was ist besonders bei<br />
Bohrschraubern zu beachten?<br />
Bei Bohrschraubern kann die einstellbare<br />
Drehmomentkupplung ausgeschaltet<br />
bzw. blockiert werden. Hierdurch kann<br />
das volle Motordrehmoment auf die<br />
Schraubspindel <strong>und</strong> damit das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
übertragen werden. Das dabei<br />
wirkende Blockiermoment <strong>und</strong>, daraus<br />
resultierend, auch das Rückdrehmoment,<br />
kann auch bei Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen so<br />
erheblich sein, dass eine Unfallgefahr<br />
besteht. Es ist deshalb zwingend notwendig,<br />
dass Bohrschrauber nur mit eingestellter<br />
Drehmomentbegrenzung zum<br />
Schrauben verwendet werden dürfen.<br />
Schrauber<br />
E<br />
A<br />
C<br />
D<br />
B<br />
A Drehmomentschrauber<br />
B Tiefenanschlagschrauber<br />
C Bohrschrauber für<br />
Akkubetrieb<br />
D Drehschlagschrauber<br />
E Drehschlagschrauber für<br />
Druckluftantrieb<br />
TLX-SIH 09/G<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 15<br />
43. Was muss bei den Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
beachtet werden?<br />
Die Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge müssen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
in einwandfreiem Zustand sein <strong>und</strong><br />
sich für die Arbeitsaufgabe eignen. Die<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge, speziell Kr<strong>eu</strong>zschlitz-<br />
Schrauberbits, nützen sich mit der Zeit ab.<br />
Sie haben dann keinen sicheren Halt mehr<br />
in der Schraube. Beim Abrutschen kann<br />
es dann zu Handverletzungen kommen.<br />
44. Was ist bei den Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
von Schlagschraubern<br />
(Drehschlagschraubern)<br />
besonders zu beachten?<br />
Bei Schlagschrauber-Steckschlüsseln<br />
dürfen nur die dafür zugelassenen, qualitativ<br />
besonders hochwertige Steckschlüssel<br />
verwendet werden. 12-Kant-<br />
Steckschlüssel oder billige No-Name-<br />
Steckschlüssel platzen bereits nach<br />
wenigen Verschraubungen <strong>und</strong> sind deshalb<br />
besonders gefährlich. Ebenso dürfen<br />
keine hochglanzverchromten Steckschlüssel<br />
für Schlagschrauber verwendet<br />
werden. Die Chromschicht kann beim<br />
Schraubvorgang mit dünnen Splittern abplatzen<br />
<strong>und</strong> zu Augenverletzungen führen.<br />
Sägen<br />
45. Was ist beim Sägen zu beachten?<br />
Bei sägenden <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n besteht<br />
in erster Linie Verletzungsgefahr am Sägeblatt,<br />
<strong>und</strong> zwar sowohl bei stillstehendem<br />
als auch bei arbeitendem Gerät. Daneben<br />
besteht die Gefahr durch Maschinenrückschläge<br />
bei Anwendungsfehlern.<br />
46. Wie vermeidet man die Gefahren<br />
beim Sägen?<br />
Es dürfen nur scharfe Sägeblätter in einwandfreiem<br />
Zustand verwendet werden.<br />
Die Sägeblätter müssen für die entsprechende<br />
Säge geeignet <strong>und</strong> zulässig sein.<br />
Stumpfe oder beschädigte Sägeblätter<br />
können zum Klemmen <strong>und</strong> zur Blockade<br />
der Maschine führen.<br />
Verletzungen durch das Sägeblatt können<br />
durch folgende Maßnahmen vermieden<br />
werden:<br />
– Schutzhauben niemals entfernen, in offener<br />
Stellung fixieren oder anderweitig<br />
manipulieren.
16 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
– Maschine mit beiden Händen bedienen,<br />
dabei in den dafür vorgesehenen<br />
Griffbereichen halten<br />
– Bei Kettensägen nach Gebrauch<br />
Schutzhülle überziehen<br />
– Bei allen anderen Sägen (außer Kreissägen)<br />
Sägeblatt nach der Arbeit aus<br />
der Säge entfernen<br />
Einstellbare Schutzeinrichtungen wie den<br />
Spaltkeil entsprechend Vorschrift einstellen<br />
<strong>und</strong> fixieren.<br />
Beim Arbeiten muss die Säge sicher<br />
<strong>und</strong> fest geführt werden. Die Vorschubkraft<br />
ist dabei so zu wählen, dass es nicht<br />
zum Klemmen oder Blockieren der Säge<br />
kommt. Hierbei könnten Rückschlagmomente<br />
auftreten.<br />
Schnitttiefenverstellung<br />
Falsch: Sägeblatt schaut zu weit aus<br />
dem Werkstück heraus gefährlich<br />
Richtig: Sägezähne schauen nur halb<br />
aus dem Werkstück heraus sicher<br />
TLX-SIH 10/G<br />
47. Was muss beim stationären<br />
Betrieb von Sägen beachtet<br />
werden?<br />
Untergestelle, sogenannte Mehrzwecktische<br />
oder Sägetische gestatten den stationären<br />
Einsatz von Stichsägen <strong>und</strong><br />
Kreissägen. Die Maschinen werden im<br />
Stationärbetrieb in Dauerlaufstellung betrieben.<br />
Die Verwendung eines „Nullspannungsschalters“,<br />
in den Ein- <strong>und</strong><br />
Ausschalterfunktion integriert ist, ist in<br />
vielen Fällen Vorschrift. Er verhindert,<br />
dass bei unbeabsichtigter Stromunterbrechung<br />
(z. B. zufälligem Ziehen des Netzsteckers)<br />
nach Wiederherstellen der Ver-<br />
bindung die Maschine unkontrolliert anläuft.<br />
Die herstellerseitig vorgesehenen<br />
Schutzhauben-Sägeblattabdeckungen<br />
sind zwingend vorgeschrieben <strong>und</strong> dürfen<br />
nicht entfernt oder manipuliert werden.<br />
Sägen<br />
Spaltkeil<br />
1<br />
1 Sägeblatt<br />
2 Spaltkeil<br />
a = maximal 10 mm<br />
b = ca. 2 mm<br />
Der Spaltkeil verhindert das Klemmen<br />
des Sägeblattes im Sägespalt, indem<br />
er den Sägespalt hinter dem Sägeblatt<br />
offen hält.<br />
Ohne Spaltkeil:<br />
Sägeblatt<br />
klemmt<br />
Mit Spaltkeil:<br />
Klemmen<br />
wird<br />
verhindert<br />
a<br />
2<br />
b<br />
TLX-SIH 11/P
Fräsen<br />
48. Was ist beim Fräsen zu beachten?<br />
Bei Oberfräsen besteht in erster Linie<br />
Verletzungsgefahr am scharfen Fräswerkz<strong>eu</strong>g,<br />
<strong>und</strong> zwar sowohl bei stillstehendem<br />
als auch bei arbeitendem Gerät.<br />
Fräsen arbeiten prinzipbedingt mit sehr<br />
hohen Umdrehungszahlen. Bei unsachgemäßer<br />
Bedienung kann es zu Maschinenrückschlägen<br />
kommen.<br />
49. Wie vermeidet man die Gefahren<br />
beim Fräsen?<br />
Es dürfen nur scharfe Fräser in einwandfreiem<br />
Zustand verwendet werden. Die<br />
Fräser müssen für die entsprechende<br />
Oberfräse geeignet <strong>und</strong> zulässig sein.<br />
Stumpfe oder beschädigte Fräser können<br />
zu starken Vibrationen, Maschinenrückschlägen<br />
<strong>und</strong> Fräserbruch führen.<br />
Verletzungen durch den Fräser können<br />
durch folgende Maßnahmen vermieden<br />
werden:<br />
– Maschine mit beiden Händen bedienen,<br />
dabei in den dafür vorgesehenen<br />
Griffbereichen halten<br />
– Nach der Arbeit den Fräser aus der<br />
Oberfräse entfernen.<br />
Fräsrichtung<br />
Gegenlauffräsen<br />
Gleichlauffräsen<br />
= Drehrichtung des Fräsers<br />
= Vorschubrichtung<br />
EWL-F032/G<br />
TLX-SIH 12/G<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 17<br />
Beim Besäumen von Kanten muss die<br />
Vorschubrichtung stets gegen die Umdrehungsrichtung<br />
des Fräsers gerichtet<br />
sein (Gegenlauffräsen). Bei Fräsen in der<br />
Drehrichtung des Fräsers (Gleichlauffräsen)<br />
kann die Maschine, speziell bei<br />
etwas größeren Spandicken, nicht mehr<br />
sicher geführt werden. Durch die starken<br />
Ausweichbewegungen der Maschine<br />
kann die Kontrolle über die Oberfräse<br />
verloren werden, wodurch höchste Unfallgefahr<br />
besteht. Die Oberfräse muss<br />
stets sicher <strong>und</strong> fest geführt werden.<br />
Die Vorschubkraft ist dabei so zu<br />
wählen, dass es nicht zu einen zu starken<br />
Drehzahlabfall der Maschine <strong>und</strong> damit<br />
zu Vibrationen kommt.<br />
Fräser, Spantiefenbegrenzung<br />
a<br />
b<br />
33,8°<br />
Die Vorschriften der d<strong>eu</strong>tschen Holz-Berufsgenossenschaft:<br />
Begrenzung der Spanlückenweite<br />
a (abhängig vom Werkz<strong>eu</strong>gdurchmesser),<br />
Begrenzung der Spandicke<br />
b max. 1,1mm <strong>und</strong> „weitgehend kreisr<strong>und</strong>e<br />
Form“ (C = 0,6 x Ø max) für sicheres rückschlagarmes<br />
Arbeiten.<br />
TLX-SIH 13/G<br />
50. Was muss beim stationären<br />
Betrieb von Oberfräsen beachtet<br />
werden?<br />
Untergestelle, sogenannte Mehrzwecktische<br />
oder Frästische gestatten den<br />
stationären Einsatz von Oberfräsen. Die<br />
Maschinen werden im Stationärbetrieb in<br />
Dauerlaufstellung betrieben. Die Verwendung<br />
eines „Nullspannungsschalters“, in<br />
den Ein- <strong>und</strong> Ausschalterfunktion<br />
integriert ist, ist Vorschrift. Er verhindert,<br />
C<br />
Ø max
18 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
dass bei unbeabsichtigter Stromunterbrechung<br />
(z. B. zufälligem Ziehen des<br />
Netzsteckers) nach Wiederherstellen der<br />
Verbindung die Maschine unkontrolliert<br />
anläuft. Die herstellerseitig vorgesehenen<br />
Schutzhauben <strong>und</strong> Fräserabdeckungen<br />
sind zwingend vorgeschrieben <strong>und</strong> dürfen<br />
nicht entfernt oder manipuliert werden.<br />
Hobeln<br />
51. Was ist beim Hobeln zu<br />
beachten?<br />
Die Gefahrenquelle des Elektrohobels ist<br />
die mit hoher Drehzahl umlaufende Messerwelle<br />
(„Hobelwelle“). Durch die<br />
Schwungmasse bedingt läuft die Hobelwelle<br />
nach Ausschalten des Hobels noch<br />
eine geraume Zeit nach. Bis zum völligen<br />
Stillstand darf die Hobelwelle deshalb<br />
nicht mit dem Anwender oder anderen<br />
Gegenständen wie z. B. dem Arbeitstisch<br />
in Berührung kommen.<br />
52. Wie vermeidet man die Gefahren<br />
beim Hobeln?<br />
Man sollte den Hobel erst dann absetzen,<br />
wenn die Hobelwelle zum Stillstand gekommen<br />
ist. Am günstigsten ist es, einen<br />
Hobeltyp zu verwenden, welcher über<br />
eine Parkmöglichkeit („Parkschuh“) verfügt.<br />
Durch diese Vorrichtung kann die<br />
Hobelwelle die Unterlage nicht berühren.<br />
Trotzdem ist darauf zu achten, dass die<br />
Ablagefläche frei von Gegenständen ist.<br />
Ablageschutz<br />
(Prinzip)<br />
1<br />
2<br />
3 4 5<br />
1 Hobel<br />
2 Werkbankoberfläche<br />
3 Hobelwelle<br />
4 Parkschuh in Ablagestellung<br />
des Hobels<br />
5 Parkschuh in Arbeitsstellung<br />
des Hobels<br />
TLX-SIH 14/G<br />
53. Was muss beim stationären<br />
Betrieb von Elektrohandhobeln<br />
beachtet werden?<br />
Untergestelle <strong>und</strong> Dickenhobeleinrichtungen<br />
gestatten den stationären Einsatz<br />
von Elektro-Handhobeln als Abrichthobel<br />
<strong>und</strong> Dickenhobel. Der Hobel wird dabei<br />
im Stationärbetrieb in Dauerlaufstellung<br />
betrieben. Die Verwendung eines „Nullspannungsschalters“,<br />
in den Ein- <strong>und</strong><br />
Ausschalterfunktion integriert ist, ist Vorschrift.<br />
Er verhindert, dass bei unbeabsichtigter<br />
Stromunterbrechung (z. B. zufälligem<br />
Ziehen des Netzsteckers) nach<br />
Wiederherstellen der Verbindung die Maschine<br />
unkontrolliert anläuft. Die herstellerseitig<br />
vorgesehene Messerabdeckung<br />
ist zwingend vorgeschrieben <strong>und</strong> darf<br />
nicht entfernt oder manipuliert werden.<br />
Abrichten: A: Oberfläche<br />
B: Winkel<br />
C: Dicke Hobeln<br />
A<br />
3<br />
1 3<br />
4 2<br />
1<br />
C<br />
4<br />
1<br />
3<br />
5<br />
B<br />
1 Elektrohobel<br />
2 Winkelanschlag<br />
3 Werkstück<br />
4 Untergestell zum Abrichten<br />
5 Untergestell zum Dicke Hobeln<br />
TLX-SIH 15/G
Schleifen<br />
54. Welche Gefahren existieren beim<br />
Schleifen?<br />
Schleifgeräte basieren auf verschiedenen<br />
Funktionsprinzipien. Entsprechend unterschiedlich<br />
ist das mögliche Gefahrenpotential.<br />
Die folgenden Schleifertypen<br />
– Rotationsschleifer<br />
– Exzenterschleifer<br />
– Schwingschleifer<br />
– Bandschleifer<br />
müssen deshalb getrennt betrachtet<br />
werden.<br />
Schleifgeräte<br />
1<br />
3<br />
5<br />
1. Zweihand-Winkelschleifer<br />
2. Einhand-Winkelschleifer<br />
3. Polierer<br />
16/G<br />
4. Exzenterschleifer<br />
5. Elektroschleifbürste<br />
6. Geradschleifer TLX-SIH<br />
2<br />
4<br />
6<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 19<br />
Rotationsschleifer: Zu den Rotationsschleifern<br />
zählen Schleifmaschinen<br />
(„Schleifböcke“), Geradschleifer <strong>und</strong><br />
Winkelschleifer. Gemeinsames Merkmal<br />
sind die hohen Umfangsgeschwindigkeiten<br />
(Drehzahlen) des Schleifmittels. Beim<br />
Bruch des Schleifmittels werden die<br />
Fragmente mit hoher Energie weggeschl<strong>eu</strong>dert<br />
<strong>und</strong> können Unfälle verursachen.<br />
Eine Berührung des Schleifmittels<br />
hat ein sehr hohes Verletzungspotential.<br />
Die Abtragsleistung von Rotationsschleifern<br />
ist hoch, entsprechend groß ist die<br />
Staubentwicklung. Bei Rotationsschleifern<br />
mit hoher Maschinenleistung können<br />
beim Anlauf sehr hohe Rückdrehmomente<br />
entstehen.<br />
Exzenterschleifer: Exzenterschleifer arbeiten<br />
mit einer Schwingbewegung, welcher<br />
eine zusätzliche Drehbewegung<br />
überlagert ist. Das Leistungspotential der<br />
Geräte ist verhältnismässig gering, die<br />
Schleifmittelmasse ebenfalls. Bis auf den<br />
entstehenden Schleifstaub ist die Gefährdung<br />
gering.<br />
Schwingschleifer: Schwingschleifer<br />
<strong>und</strong> Deltaschleifer arbeiten ausschließlich<br />
mit einer Schwingbewegung<br />
geringer Amplitude, wodurch, vom<br />
Schleifstaub abgesehen, so gut wie kein<br />
Gefährdungspotential vorhanden ist. Von<br />
den Gerätevibrationen kann jedoch bei<br />
langjähriger Tätigkeit eine Schädigung<br />
ausgehen, die es zu vermeiden gilt.<br />
Bandschleifer: Bandschleifer haben<br />
eine große Schleiffäche, auf der das<br />
Schleifband mit hoher Geschwindigkeit<br />
umläuft. Durch die relativ hohe Motorleistung<br />
<strong>und</strong> die starke Drehzahluntersetzung<br />
hat die umlaufende Schleiffläche<br />
ein sehr starkes Zugmoment, wodurch<br />
der Bandschleifer bei zu starkem<br />
Andruck eine sehr hohe Vorwärtsgeschwindigkeit<br />
aufnehmen will. Prinzipbedingt<br />
wird das Schleifband im<br />
Rücklauf durch die Maschine geführt,<br />
am Eintrittsspalt der Antriebsrolle ist<br />
deshalb eine Gefahrenstelle, an der<br />
Gegenstände wie Kleidung oder Finger<br />
eingezogen werden können, wenn sich<br />
der Bandschleifer nicht auf der Werkstückoberfläche<br />
befindet.
20 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
55. Wie vermeidet man die Gefahren<br />
beim Schleifen?<br />
Zum sicheren Arbeiten mit Schleifgeräten<br />
müssen die Typmerkmale berücksichtigt<br />
werden.<br />
Schleifmaschinen, Geradschleifer, Winkelschleifer:<br />
Schleifmaschinen <strong>und</strong> Geradschleifer<br />
verfügen über Schutzhauben,<br />
welche nur die zum Arbeiten<br />
benötigte Fläche der Schleifscheiben frei<br />
lassen. Entsprechend dem Verbrauch der<br />
Schleifmittel bzw. der Arbeitsposition<br />
können die Schutzhauben meist eingestellt<br />
bzw. nachgestellt werden. Diese<br />
herstellerseitigen Schutzhauben dürfen<br />
weder entfernt noch manipuliert werden.<br />
Durch die hohen Umdrehungszahlen<br />
sind die Schleifscheiben hohen Zentrifugalkräften<br />
ausgesetzt. Aus Sicherheitsgründen<br />
haben Schleifscheiben deshalb<br />
maximal zulässige Drehzahlen, welche<br />
in keinem Fall überschritten werden dürfen.<br />
Diese Maximaldrehzahlen sind von<br />
der Schleifscheibenzusammensetzung<br />
<strong>und</strong> insbesondere vom Durchmesser<br />
abhängig.<br />
Bei Winkelschleifern sind deshalb die<br />
entsprechenden Schleifertypen mit ihrer<br />
Drehzahl <strong>und</strong> dem Schutzhaubendurchmesser<br />
bestimmten Schleifscheibendurchmessern<br />
zugeordnet. Keinesfalls<br />
darf hier durch Wechseln der Schutzhaube<br />
eine Schleifscheibe mit größerem<br />
Durchmesser montiert werden.<br />
Winkelschleifer können auch mit<br />
Fiberschleifblättern ausgerüstet werden.<br />
Da hierbei die Schleifmittelmasse gering<br />
ist, darf ohne Schutzhaube geschliffen<br />
werden. Um eine Berührung mit dem<br />
Schleifmittel zu verhindern gibt es spezielle<br />
Abweiser (Handschutz), welche<br />
am Zusatzhandgriff montiert werden<br />
müssen.<br />
Bei Geradschleifern werden bis zu einem<br />
Schleifmitteldurchmesser von 25<br />
mm keine Schutzhauben benötigt. Für<br />
Geradschleifer gilt jedoch genau so wie<br />
bei Winkelschleifern, dass nur die vom<br />
Hersteller angegebenen Schleifmittelgrößen<br />
für den jeweiligen Typ verwendet<br />
werden dürfen.<br />
Die hier erwähnten Schleifgeräte werden<br />
hauptsächlich zum Schleifen von<br />
Metallen eingesetzt. Der Abtrag fällt in<br />
großer Menge an, ist scharfkantig <strong>und</strong> am<br />
Schleifort meist glühend (Funkenregen).<br />
Die Umgebung des Schleifplatzes muss<br />
daher frei von entzündbaren Werkstoffen<br />
sein. Der Anwender muss sich ebenfalls<br />
entsprechend schützen. Schutzbrille <strong>und</strong><br />
Schutzkleidung (Lederschürze) sind obligatorisch.<br />
Die Maschinenleistung von den erwähnten<br />
Schleifgeräten kann teilweise<br />
sehr hoch sein (2,5 kW). Entsprechend<br />
stark ist die Drehmomenteinwirkung <strong>und</strong><br />
auch das Rückdrehmoment beim Anlauf.<br />
Es ist deshalb unbedingt zu raten, bei<br />
Maschinenleistungen über 1,5 kW Gerätetypen<br />
mit Anlaufstrombegrenzung zu<br />
wählen. Generell müssen die Schleifgeräte<br />
mit beiden Händen gehalten <strong>und</strong> geführt<br />
werden. Dies gilt insbesondere für<br />
kleine Winkelschleifer (fälschlich als „Einhandwinkelschleifer“<br />
bezeichnet), die<br />
trotz kleiner Abmessungen über hohe<br />
Maschinenleistungen verfügen.<br />
Winkelschleifer<br />
1 Winkelschleifer<br />
2 Schutzhaube<br />
3 Aufnahmeflansch<br />
4 Spannmutter<br />
5 Spannschlüssel<br />
TLX-SIH 17/G<br />
Exzenterschleifer: Exzenterschleifer<br />
haben ein geringes Gefährdungspotential<br />
<strong>und</strong> benötigen daher keine Schutzeinrichtungen.<br />
Hier genügt es, nicht mit dem<br />
Schleifteller in Berührung zu kommen.<br />
Dies ist gewährleistet wenn das Gerät mit<br />
beiden Händen an den dafür vorgesehenen<br />
Griffpositionen gehalten <strong>und</strong> geführt<br />
wird. Der Schleifstaub muss jedoch stets<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5
abgesaugt werden. Hierzu stehen maschineninterne<br />
<strong>und</strong> externe Möglichkeiten<br />
zur Verfügung.<br />
Schwingschleifer: Schwingschleifer<br />
<strong>und</strong> Deltaschleifer haben so gut wie kein<br />
Gefährdungspotential. Der Schleifstaub<br />
muss jedoch stets abgesaugt werden.<br />
Hierzu stehen maschineninterne <strong>und</strong> externe<br />
Möglichkeiten zur Verfügung.<br />
Die prinzipbedingten Vibrationen von<br />
Schwingschleifern können jedoch bei<br />
langfristiger Einwirkung zu Schädigungen<br />
führen. Es sollten deshalb Gerätetypen<br />
verwendet werden, welche über eine<br />
wirksame Vibrationsdämpfung in den<br />
Griffbereichen verfügen.<br />
Bandschleifer: Der Umgang mit Bandschleifern<br />
verlangt etwas Übung. Um die<br />
Gefährdung beim Ansetzen der Maschine<br />
durch eine spontane Vorwärtsbeschl<strong>eu</strong>nigung<br />
zu vermeiden muss der Bandschleifer<br />
behutsam auf der Werkstückoberfläche<br />
aufgesetzt werden bzw.<br />
beim Einschalten des aufgesetzten<br />
Bandschleifers muss dieser nur sicher<br />
gehalten, nicht aber stark angedrückt<br />
werden. Bandschleifer sind stets mit beiden<br />
Händen zu halten <strong>und</strong> zu führen. Der<br />
Schleifstaub muss jedoch stets abgesaugt<br />
werden. Hierzu stehen maschineninterne<br />
<strong>und</strong> externe Möglichkeiten zur<br />
Verfügung.<br />
Mittels eines Untergestells können<br />
Bandschleifer auch stationär betrieben<br />
werden. Der Bandschleifer wird dabei in<br />
Dauerlaufstellung betrieben. Die Verwendung<br />
eines „Nullspannungsschalters“,<br />
in den Ein- <strong>und</strong> Ausschalterfunktion<br />
integriert ist, ist Vorschrift. Er verhindert,<br />
dass bei unbeabsichtigter Stromunterbrechung<br />
(z. B. zufälligem Ziehen des<br />
Netzsteckers) nach Wiederherstellen der<br />
Verbindung die Maschine unkontrolliert<br />
anläuft.<br />
Im Stationärbetrieb liegt die Schleifbandfläche<br />
oben <strong>und</strong> ist deshalb ohne<br />
weiteres zugänglich. Die manuelle<br />
Führung des Werkstückes zur Schleiffläche<br />
muss daher mit äußerster Vorsicht<br />
erfolgen. Der nun ebenfalls offen liegende<br />
Einzugsspalt für das Schleifband an der<br />
Antriebsrolle muss besonders aufmerksam<br />
beachtet werden, damit lose Klei-<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 21<br />
dungsstücke nicht eingezogen werden<br />
können. Ein Arbeiten mit Halstüchern oder<br />
gar Krawatten ist sträflichster Leichtsinn<br />
beim Umgang mit Bandschleifer <strong>und</strong> kann<br />
fatale Folgen haben!<br />
2<br />
3<br />
1. Lenkrolle<br />
2. Antriebsrolle<br />
3. Spannvorrichtung<br />
5<br />
1<br />
4. Maschinengehäuse<br />
5. Schleifband <strong>und</strong> Arbeitsfläche<br />
Bandschleifer<br />
4<br />
TLX-SIH 18/G
22 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Trennschleifen<br />
56. Welche Gefahren existieren beim<br />
Trennschleifen?<br />
Trennschleifen wird hauptsächlich mit<br />
Winkelschleifern oder einer Typvariante<br />
davon, den Trennschleifern durchgeführt.<br />
Bezüglich der Gefährdung gilt damit dasselbe<br />
wie bei Winkelschleifern beschrieben.<br />
Hinzu kommt eine Gefährdung<br />
durch Verkanten der Maschine beim<br />
handgeführten Trennvorgang, wodurch<br />
sehr hohe Rückdrehmomente <strong>und</strong> auch<br />
Trennscheibenbrüche entstehen können.<br />
Trenntisch für Winkelschleifer<br />
TLX-SIH 19/G<br />
Trennen<br />
Ungünstig<br />
Werkstück biegt sich durch:<br />
Gefahr des Verkantens <strong>und</strong><br />
Verklemmens.<br />
Besser<br />
Werkstück beidseitig unterstützt:<br />
Kein Verkanten <strong>und</strong><br />
Verklemmen.<br />
TLX-SIH 20/P
57. Wie vermeidet man die Gefahren<br />
beim Trennschleifen?<br />
Die gr<strong>und</strong>sätzlichen Maßnahmen zur<br />
Vermeidung von Gefahren entsprechen<br />
denen der Winkelschleifer. Die Gefahr<br />
des Verkantens <strong>und</strong> eventuell daraus<br />
resultierender Trennscheibenbrüche kann<br />
weitgehend vermindert werden, wenn<br />
sogenannte Trennschlitten oder Führungsschlitten<br />
verwendet werden. Sie<br />
sind ein Zubehör für Winkelschleifer,<br />
wenn diese zum Trennen verwendet werden.<br />
Beim Trennen von Steinwerkstoffen<br />
sind sie Vorschrift. Bei speziellen Trennschleifern<br />
sind die Führungsschlitten Bestandteil<br />
der Maschine. Der Schleifstaub<br />
muss beim Trennen von Steinwerkstoffen<br />
stets abgesaugt werden. Hierzu stehen<br />
externe Möglichkeiten zur Verfügung.<br />
Schutzbrille <strong>und</strong> Atemschutz ist obligatorisch.<br />
Führungsschlitten für Winkelschleifer<br />
1 Führungsschlitten<br />
2 Schutzhaube<br />
2<br />
1<br />
1<br />
TLX-SIH 21/G<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 23<br />
Rotationsbürsten<br />
58. Welche Gefahren existieren bei<br />
Rotationsbürsten?<br />
Schwerpunkt der Gefährdung beim Arbeiten<br />
mit rotierenden Bürsten sind die<br />
teilweise sehr hohen Umdrehungszahlen<br />
der Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge, deren „Fangvermögen“<br />
durch die Borsten <strong>und</strong> die zum<br />
Teil erhebliche Entwicklung von Staub<br />
<strong>und</strong> Splittern.<br />
Gleichlauf (Einhakgefahr)<br />
Gleichlauf auf ebener Fläche<br />
kein Problem.<br />
Gleichlauf an der Kante Borsten<br />
umfassen Werkstückkante <strong>und</strong> erz<strong>eu</strong>gen<br />
starke Vortriebskraft um Werkstückkante.<br />
„Einhaken“: Vortriebskraft gerät außer<br />
Kontrolle Bürste „springt“<br />
um Werkstückkante <strong>und</strong> schl<strong>eu</strong>dert<br />
(nicht eingespanntes) Werkstück zurück.<br />
TLX-SIH 22/G<br />
Daneben sind abbrechende Drahtstückchen<br />
gefährlich, weil sie durch die<br />
Fliehkraftwirkung mit zum Teil erheblicher<br />
Geschwindigkeit radial weggeschl<strong>eu</strong>dert<br />
werden. Bei Rotationsbürsten muss besonders<br />
das „Fangvermögen“ beachtet<br />
werden. Schon eine leichte Berührung mit<br />
losen Kleidungsstücken führt zum Einfangen<br />
<strong>und</strong> Aufwickeln derselben, was bei
24 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
hohen Maschinenleistungen sehr gefährlich<br />
werden kann. Beim Bearbeiten von<br />
Werkstückkanten kann durch Verhaken<br />
der Bürste ruckartig ein unerwartet hohes<br />
Rückdrehmoment auftreten.<br />
59. Wie vermeidet man die Gefahren<br />
bei Rotationsbürsten?<br />
Da rotierende Bürsten in der Regel mit<br />
Winkelschleifern oder Geradschleifern<br />
<strong>und</strong> deren Varianten eingesetzt werden,<br />
gelten gr<strong>und</strong>sätzlich auch deren spezifische<br />
Sicherheitsmaßnahmen.<br />
Beim Bearbeiten von Werkstückkanten<br />
muss erhöhte Vorsicht walten, es ist stets<br />
im Gegenlauf zu arbeiten, weil durch<br />
Verhaken der Bürste ruckartig unerwartet<br />
hohe Rückdrehmomente auftreten<br />
können.<br />
Die Anwendung von Sicht- <strong>und</strong> Atemschutzmitteln,<br />
Handschuhen <strong>und</strong> eng anliegender<br />
Schutzkleidung (Lederschürze)<br />
ist obligatorisch.<br />
Gleichlauf – Gegenlauf<br />
Vorschubrichtung = Drehrichtung<br />
Gleichlauf<br />
Vorschubrichtung gegen Drehrichtung<br />
Gegenlauf<br />
TLX-SIH 23/G<br />
Scheren, Nagen<br />
60. Welche Gefahren bestehen beim<br />
Scheren <strong>und</strong> Nagen?<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager sind sehr sichere<br />
Geräte, da ihre Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge sehr<br />
klein sind <strong>und</strong> die unbeabsichtigte<br />
Berührung mit ihnen so gut wie nicht, bei<br />
Nagern generell überhaupt nicht möglich<br />
ist.<br />
Gefahr geht von den Blechkanten aus,<br />
die durch den unvermeidlichen Scheroder<br />
Stanzgrat messerscharf sind.<br />
61. Wie vermeidet man die Gefahren<br />
beim Scheren <strong>und</strong> Nagen?<br />
Das Arbeiten mit Scheren <strong>und</strong> Nagern<br />
darf, wie generell die gesamte Blechbearbeitung,<br />
niemals ohne geeignete Handschuhe<br />
erfolgen. Die Späne von R<strong>und</strong>stempelnagern<br />
sind auf Gr<strong>und</strong> ihrer<br />
Sichelform sehr scharfkantig, man sollte<br />
sie sofort nach Durchführung des Schnittes<br />
entsorgen.<br />
62. Was ist bei den Anschlusskabeln<br />
von Scheren <strong>und</strong> Nagern<br />
besonders zu beachten?<br />
Die elektrischen Anschlusskabel von<br />
Scheren <strong>und</strong> Nagern unterliegen einer<br />
besonderen Beanspruchung, da sie oft<br />
mit den scharfen Blechkanten in<br />
Berührung kommen. Kabelschäden sind<br />
deshalb für diese Gerätegruppe typisch.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong>e muss vor jedem Arbeitseinsatz<br />
einer Schere oder eines Nagers<br />
das Anschlusskabel auf eventuelle<br />
Beschädigungen hin geprüft werden.<br />
Elektronische<br />
Messwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
63. Was ist bei elektronischen<br />
Messwerkz<strong>eu</strong>gen zu beachten?<br />
Elektronische Messwerkz<strong>eu</strong>ge, welche<br />
nach dem Laserprinzip arbeiten, benützen<br />
als Messmedium einen Laserstrahl,<br />
welcher aus dem Messwerkz<strong>eu</strong>g austritt.<br />
Da der Laserstrahl ein Teil der Werkz<strong>eu</strong>gfunktion<br />
ist, kann er nicht abgeschirmt<br />
oder geschützt werden.
64. Wie schützt man sich gegen<br />
Laserstrahlen?<br />
Die bei Messwerkz<strong>eu</strong>gen eingesetzten<br />
Laserquellen sind entsprechend ihrer<br />
Strahlleistung in die Laserklasse 2 eingestuft<br />
<strong>und</strong> gelten damit als augensicher<br />
durch den Lidschlussreflex (automatisches,<br />
reflexartiges Schließen des Augenlides).<br />
Trotzdem sollte man niemals<br />
direkt in den Laserstrahl sehen, insbesondere<br />
niemals mit optischen Geräten<br />
wie Vergrößerungsgläsern oder Ferngläsern.<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
65. Welche Gefährdung ist beim<br />
Umgang mit Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
möglich?<br />
Die Gefahr für den Anwender liegt bei mit<br />
Akku betriebenen Bohrschraubern <strong>und</strong><br />
Bohrhämmern darin, dass die Leistung,<br />
insbesondere die möglichen Drehmomente<br />
bei Blockierzuständen, wegen der<br />
relativ kleinen Maschinengrößen häufig<br />
unterschätzt werden. Bei sägenden <strong>und</strong><br />
schleifenden Akkugeräten geht die Gefahr<br />
vom Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g (z. B. Sägeblatt)<br />
aus.<br />
Der Akku als Energieträger muss sorgfältig<br />
behandelt werden. Elektrische Unfälle<br />
mit Akkumulatoren werden weniger<br />
durch das Berühren spannungsführender<br />
Teile als durch Kurzschlüsse verursacht.<br />
Von den dabei entstehenden Temperaturen<br />
<strong>und</strong> Lichtbögen geht eine hohe Verbrennungsgefahr<br />
aus. Beim Austritt des<br />
chemisch aggressiven Elektrolyts kann<br />
es zu Verätzungen kommen.<br />
66. Was ist beim Umgang mit<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen besonders<br />
zu beachten?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge müssen mit derselben<br />
Sorgfalt gehandhabt werden wie die entsprechenden<br />
netzbetriebenen Geräte.<br />
Akku-Bohrschrauber sind dementsprechend<br />
wie Bohrmaschinen <strong>und</strong> Schrauber<br />
zu behandeln, Akku-Schleifer <strong>und</strong><br />
Akku-Sägen wie Schleifgeräte <strong>und</strong><br />
Sägen.<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 25<br />
67. Was ist beim Umgang mit Akkus<br />
zu beachten?<br />
Die Akkus müssen so gehandhabt <strong>und</strong><br />
aufbewahrt werden, dass es nicht zu<br />
Kurzschlüssen zwischen den Anschlusskontakten<br />
kommen kann. Insbesondere<br />
bei der Aufbewahrung dürfen Akkus nicht<br />
zusammen mit anderen metallischen Gegenständen<br />
gelagert werden, welche einen<br />
Kurzschluss verursachen könnten<br />
(z. B. Schrauben).<br />
Akku-Einsteckende<br />
1 + /- Kontakte<br />
2 Optionskontakt<br />
3 Codierkontakt<br />
4 NTC-Kontakt<br />
1 3 1 2 4<br />
TLX-SIH 24/G<br />
Passive<br />
Sicherheitsmaßnahmen<br />
68. Was versteht man unter passiven<br />
Sicherheitsmaßnahmen?<br />
Mit passiven Schutzmaßnahmen schützt<br />
man sich vor den Gefahren, welche<br />
zwangsläufig von der Arbeitsaufgabe<br />
ausgehen <strong>und</strong> unvermeidbar sind. In der<br />
Regel sind dies Staub <strong>und</strong> Späne, aber<br />
auch Lärm.<br />
69. Wie schützt man die Augen?<br />
Als Sichtschutz sind geeignet:<br />
– Schutzbrillen <strong>und</strong> Visiere gegen Staub<br />
<strong>und</strong> Partikel<br />
– Schutzbrillen <strong>und</strong> Schutzschilde mit<br />
Lichtschutzgläsern gegen Schweißflammen<br />
<strong>und</strong> Lichtbögen<br />
– Spezialbrillen gegen Laserstrahlen
26 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der beste Schutz ist stets ein geschlossenes<br />
System, welches auch das seitliche<br />
Eindringen von reflektierten Partikeln oder<br />
Strahlung verhindert. Die Sichtschutzmittel<br />
sind entsprechend ihrer Schutzwirkung<br />
in Kategorien eingeteilt <strong>und</strong> unterliegen<br />
einer Normung. Ihre spezifische Verwendung<br />
ist verbindlich festgelegt.<br />
Augenschutz<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1 Aufsteck-Schutzgläser für<br />
hohe allgemeine Lichtintensität<br />
2 Brille mit Seitenschutz für<br />
allgemeine Anwendungen<br />
3 Geschlossene Brille, Schutz<br />
gegen Staub <strong>und</strong> Flüssigkeitsspritzer<br />
4 Schweißerschutzbrille (autogenes<br />
Schweißen) mit hochklappbaren<br />
Schutzgläsern.<br />
TLX-SIH 25/P<br />
Einsatzbereiche von<br />
Augenschutzsystemen<br />
Risiko Tragegestell Sichtscheiben<br />
mechanische Gestellbrille Sicherheits-<br />
Partikel mit Seiten- scheiben mit<br />
schutz oder ohne Filterwirkung<br />
Grobstaub Maskenbrille, Sicherheits-<br />
> 5 �m weich scheiben<br />
anliegend ohne Filterwirkung<br />
Feinstaub Maskenbrille, Sicherheits-<br />
< 5 �m weich anlie- scheiben<br />
gend, gas- ohne Filterdichter<br />
Augen- wirkung<br />
raum<br />
tropfende <strong>und</strong> Maskenbrille, Sicherheitsspritzende<br />
weich scheiben<br />
Flüssigkeiten anliegend ohne Filterwirkung<br />
Gase Maskenbrille, Sicherheitsweich<br />
anlie- scheiben<br />
gend, gasdich- ohne Filterwirter<br />
Augenraum kung<br />
Sonnenschutz Gestellbrille Sichtscheiben<br />
mit Filterwirkung<br />
Störlichtbögen Gestellbrille mit Sicherheits-<br />
Seitenschutz, scheiben mit<br />
außer Scharnieren<br />
keine<br />
Metallteile<br />
Filterwirkung<br />
Lichtbogen- Schutzhaube Sicherheitsschweißen<br />
scheiben mit<br />
Filterwirkung<br />
Metall- Schutzhaube Sicherheitsschmelzen<br />
scheiben mit<br />
Filterwirkung<br />
TLX-SIH T01<br />
70. Wie schützt man die Atemwege?<br />
Der Atemschutz dient dazu, die Atmungsorgane<br />
des Arbeitenden vor<br />
– Staub<br />
– Spänen<br />
– Splittern<br />
bei spanabhebenden Arbeiten sowie vor<br />
– chemischen Dämpfen<br />
– Zersetzungsprodukten<br />
z. B. bei Schweiß- <strong>und</strong> Lötprozessen oder<br />
bei der Verarbeitung lösungsmittelhaltiger<br />
Produkte zu schützen. Die entsprechenden<br />
Produkte reichen von einfachen<br />
Halbmasken bis hin zu geschlossenen<br />
Systemen. Die Atemschutzmittel sind
entsprechend ihrer Schutzwirkung in<br />
Kategorien eingeteilt <strong>und</strong> unterliegen<br />
einer Normung. Ihre spezifische Verwendung<br />
ist verbindlich festgelegt.<br />
Atemschutz<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 M<strong>und</strong>schutz<br />
2 Halbmaske<br />
3 Vollmaske<br />
TLX-SIH 26/P<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 27<br />
Der logische Weg zur richtigen<br />
Filterklasse<br />
Anwendung Werkstoff Einsatzfall Filterklasse<br />
Schleifen Metall Stahl P2<br />
Edelstahl P3<br />
Rost P1<br />
Gestein Mauerwerk P1<br />
Quarzhaltig P2<br />
Beton P2<br />
Holz P2<br />
Farb- Dispersionsfarben P2<br />
spritzen Lösungsmittelfarben AP 2<br />
Reinigen Verdünner bis30fachMAK A2<br />
Säuren E<br />
bei Vernebelung P2/P3<br />
Sanie- Glaswolle, Glasfaser P2<br />
rungsarbeiten<br />
Asbest geringe P2<br />
Konzentration<br />
Löten allgemein P2<br />
Schweis- Stahl P2/P3<br />
sen<br />
verzinkt P2/P3<br />
Aluminium P2/P3<br />
Edelstahl P3<br />
TLX-SIH T02
28 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
71. Wie schützt man die Hände?<br />
Die Hände sind das komplexeste, sensibelste<br />
<strong>und</strong> vielseitigste „Arbeitswerkz<strong>eu</strong>g“<br />
des Menschen. Gleichzeitig sind<br />
sie auch am meisten gefährdet.<br />
Die Hände müssen deshalb vor allem vor<br />
– mechanischen Gefährdungen<br />
– thermischen Einwirkungen<br />
– chemischen Einflüssen<br />
geschützt werden. Als Schutz dienen in<br />
erster Linie Handschuhe, deren Material,<br />
Design <strong>und</strong> Beschaffenheit optimale<br />
Schutzbedingungen schaffen soll, ohne<br />
die Funktion der Hände wesentlich zu beeinflussen.<br />
Entsprechend der verlangten<br />
Schutzwirkungen sind die entsprechenden<br />
Typen <strong>und</strong> Materialien auszuwählen.<br />
Es muss jedoch beachtet werden, dass<br />
bei bestimmten Arbeiten an <strong>und</strong> mit umlaufenden<br />
Werkz<strong>eu</strong>gen <strong>und</strong> Maschinen<br />
keine Schutzhandschuhe verwendet<br />
werden dürfen, weil das Handschuhmaterial<br />
von den sich bewegenden Maschinenteilen<br />
erfasst <strong>und</strong> in die Maschine gezogen<br />
werden könnte. Auskünfte über<br />
solche Einschränkungen geben die entsprechenden<br />
Berufsgenossenschaften.<br />
Schädigung der Haut<br />
Schmuck ist ein weiterer Gefährdungsfaktor.<br />
Die Statistik von Arbeitsunfällen<br />
beweist, dass das Tragen von<br />
Schmuckstücken, hierbei insbesondere<br />
von Ringen (auch Eheringen!), ein extremes<br />
Sicherheitsrisiko darstellt. Wenn<br />
Schmuckstücke von Maschinenteilen erfasst<br />
werden, ist meist mit dem Verlust<br />
der entsprechenden Finger zu rechnen!<br />
Eigenschaften von Schutzhandschuhen<br />
Hand- Eigenschaften Bestänschuh-<br />
digkeit<br />
material<br />
Elastizität Abrieb- Durchstich- Ozon/<br />
verhalten festigkeit Sonnenlicht<br />
Naturlatex +++ - - - - - -<br />
Nitril ++ +++ +++ O<br />
Neopren ++ +++<br />
PVC +<br />
TLX-SIH T04<br />
Hautschädigung Wirkung Auftreten Auslösende Stoffe<br />
degenerative Zerstörung des ständiger oder Säuren, Laugen,<br />
Kontaktekzeme Säureschutzes wiederholter Reinigungsmittel, orgader<br />
Haut Kontakt nische Lösungsmittel,<br />
Schmierstoffe, Öle<br />
toxische Zerstörung der von der Dauer des konzentrierte<br />
Kontaktekzeme Haut Kontaktes <strong>und</strong> von<br />
der Konzentration<br />
abhängig<br />
Säuren <strong>und</strong> Laugen<br />
allergische Sensibilisierung je nach Anfällig- Additive von Schmier-<br />
Hautekzeme keit bereits bei stoffen, Latexderivate,<br />
Erstkontakt Holzteer, Terpentin,<br />
möglich Kunstharzbestandteile<br />
Chrom, Nickel, Cobalt<br />
Vergiftungen Hautresorption ständiger oder Aniline, Phenole,<br />
(Giftstoffe gelan- wiederholter Benzole, Pflanzengen<br />
durch die Haut Kontakt <strong>und</strong> Holzschutzmittel,<br />
in den Körper) Antifouling- Farben<br />
Mikroverletzungen Eindringen von ständiger oder Metallspäne,<br />
Schmutz <strong>und</strong> wiederholter Schleifstaub,<br />
Bakterien Kontakt verunreinigte Kühlflüssigkeiten<br />
TLX-SIH T03
72. Wie schützt man sich gegen<br />
Lärm?<br />
Die Geräuscheinwirkung hat auf das<br />
Gehör keine spontane, sondern eine eher<br />
langfristige Wirkung. Die Ges<strong>und</strong>heitsgefahr<br />
wird deshalb nicht als direkt empf<strong>und</strong>en.<br />
Dieser Umstand macht die<br />
Geräuscheinwirkung besonders heimtückisch<br />
<strong>und</strong> gefährlich. Verschlimmert<br />
wird dieser Umstand durch die Tatsache,<br />
dass sich die Schädigung der sensiblen<br />
Hörorgane akkumulierend <strong>und</strong> irreversibel<br />
vollzieht. Dies bed<strong>eu</strong>tet, dass sich die<br />
Schädigungen durch Geräuscheinwirkung<br />
über die Jahre unmerklich addieren,<br />
wobei die Schädigung nicht rückgängig<br />
gemacht werden kann. Während das Maschinengeräusch<br />
herstellerseitig so gering<br />
wie konstruktiv machbar gehalten<br />
wird, ist das eigentliche Arbeitsgeräusch,<br />
speziell bei<br />
– schlagenden Arbeitsweisen<br />
– beim Schleifen <strong>und</strong> Trennen<br />
durch das Tragen eines geeigneten<br />
Gehörschutzes wie<br />
– Ohrstöpsel<br />
– Gehörschutzkopfhörer<br />
soweit wie möglich einzudämmen.<br />
Gehörschutz<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 29<br />
73. Welche weitergehenden<br />
Schutzmaßnahmen gibt es?<br />
Neben Schutzbrillen, Staubmasken <strong>und</strong><br />
Gehörschutz sollte man der Arbeitsaufgabe<br />
angepasste Schutzkleidung tragen.<br />
Für bestimmte Arbeitsaufgaben ist eine<br />
Schutzkleidung Vorschrift.<br />
Die Aufgabe der Schutzkleidung ist es,<br />
den Menschen möglichst gut <strong>und</strong> komfortabel<br />
vor den Auswirkungen seiner Arbeitsaufgabe<br />
(<strong>und</strong> auch Witterungseinflüssen)<br />
zu schützen. Zur Schutzkleidung<br />
zählen beispielsweise<br />
– Schürzen<br />
– Jacken<br />
– Hosen<br />
– Overalls<br />
– Schuhe<br />
– Helm<br />
Die Variations- <strong>und</strong> Kombinationsmöglichkeiten<br />
sind außerordentlich hoch. Für<br />
jede Arbeitsaufgabe <strong>und</strong> jedes Gewerk<br />
gibt es h<strong>eu</strong>tzutage zufriedenstellende<br />
<strong>und</strong> komfortable Schutzkleidung.<br />
Maßnahme Anwendung Dämpfung Eigenschaften Vorteile Nachteile<br />
Gehörschutz- im Gehörgang 20...30 dB vorgeformte klein, leicht, Hygiene<br />
stöpsel oder verform- individuell<br />
bare Pfropfen anpassbar<br />
Gehörschutz- wie Kopfhörer 35...45 dB umschließen durch großes bei falscher<br />
kapseln das gesamte Volumen Anpassung<br />
Ohr Druckausgleich<br />
beim Sprechen<br />
unbequem<br />
Schallschutz- wie Motorrad- 35...45 dB umschließen Kopfschutz schwer, bei<br />
helme helme die Ohren <strong>und</strong> <strong>und</strong> Gehör- warmer<br />
den Kopf schutz Umgebung<br />
kombiniert unbequem<br />
Schallschutz- wie Overalls > 45 dB umschließen sehr gute Ab- aufwendig<br />
anzüge den ganzen schirmung bei<br />
Körper extremen<br />
Geräuschen<br />
TLX-SIH T05
30 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
74. Welche Auswirkungen haben<br />
persönliche Faktoren auf die<br />
Arbeitssicherheit?<br />
Wie bei allen Dingen des täglichen Lebens<br />
beeinflussen auch persönliche Faktoren<br />
in erheblichem Maße die Sicherheit<br />
bei der Anwendung von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n.<br />
Trotz ihrer Wichtigkeit werden<br />
diese Faktoren oft nicht in der gebührenden<br />
Weise berücksichtigt, in den meisten<br />
Fällen werden sie schlichtweg verdrängt.<br />
Umso mehr ist man bei der nachträglichen<br />
Analyse von Arbeitsunfällen überrascht,<br />
welch hohen Anteil persönliche<br />
Faktoren an der Unfallentwicklung haben.<br />
Typische Faktoren sind:<br />
– Bedienungsinformation<br />
– Ergonomie<br />
– Gerätetyp<br />
– Zwangslagen<br />
– Ermüdung<br />
– Arbeitseinstellung<br />
– Erfahrungsmangel<br />
– Routine<br />
– Alkohol<br />
Aus obigen Faktoren lassen sich folgende<br />
Regeln ableiten:<br />
Bedienungsinformation: Vor der ersten<br />
Inbetriebnahme eines n<strong>eu</strong>en Gerätes<br />
(<strong>und</strong> sei es noch so einfach) stets die Bedienungsanleitung<br />
<strong>und</strong> die beigefügten<br />
Sicherheitshinweise sorgfältig durchlesen<br />
<strong>und</strong> beachten.<br />
Ergonomie: Verwende nur Geräte, welche<br />
gut in der Hand liegen, leicht zu<br />
beherrschen sind <strong>und</strong> von denen die<br />
geringste Geräusch-, Wärme- <strong>und</strong> Vibrationsbelästigung<br />
ausgeht.<br />
Gerätetyp: Wähle stets das für die Arbeitsaufgabe<br />
geeignete Gerät <strong>und</strong> dieses<br />
nur mit den dafür zulässigen Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen.<br />
Zwangslagen: Vermeide Zwangslagen<br />
wenn immer möglich. Demontiere Werkstücke<br />
zur Nacharbeit. Auf der Werkbank<br />
oder dem Arbeitstisch geht es sicherer<br />
<strong>und</strong> besser. Wenn Zwangslagen unvermeidlich<br />
sind, sorge stets für sicheren<br />
Stand <strong>und</strong> sichere Maschinenbeherrschung.<br />
Ermüdung: Gehe nur in ausgeruhtem<br />
<strong>und</strong> entspanntem Zustand mit <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
um. Jede Arbeit ermüdet.<br />
Regelmäßige Pausen fördern die Arbeitsqualität<br />
<strong>und</strong> vor allem die Sicherheit.<br />
Arbeitseinstellung: Lasse niemals<br />
schlechte Stimmung an der Arbeitsaufgabe,<br />
dem Werkstück, dem Gerät oder<br />
dem Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g aus. Sie können<br />
nichts dafür!<br />
Erfahrungsmangel: Erfahrungsmangel<br />
einzugestehen ist keine Schande. Jeder<br />
hat einmal angefangen … Durch Information,<br />
Anleitung <strong>und</strong> Weiterbildung hat<br />
h<strong>eu</strong>te jeder die Chance, sich das zur erfolgreichen<br />
Ausführung der Arbeitsaufgabe<br />
nötige Fachwissen <strong>und</strong> die dazu<br />
nötigen Praxiskenntnisse in vernünftigem<br />
Zeitrahmen anzueignen. Übung macht<br />
den sicheren Meister!!!<br />
Routine: Führe jede Arbeitsaufgabe mit<br />
der gleichen Aufmerksamkeit durch wie<br />
beim ersten Mal. Schalte alle Ablenkungsfaktoren<br />
aus. Reagiere auf (auch<br />
gutgemeinte) Störungen erst nach Abschalten<br />
des Gerätes.<br />
Alkohol: Arbeiten mit <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
unter Alkoholeinfluss ist Beihilfe zum<br />
Selbstmord. Dies kann nicht d<strong>eu</strong>tlich genug<br />
erwähnt werden.<br />
Deshalb: Am besten schmeckt das<br />
„Bierchen“ nach der Arbeit!<br />
75. Wie sieht es mit der Sicherheit<br />
bei No-Name-Produkten aus?<br />
Die Sicherheit von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n ist<br />
ein komplexes Thema, für das Hersteller<br />
<strong>und</strong> Anwender in gleichem Maße verantwortlich<br />
sind. Von den Qualitätsherstellern<br />
werden <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
mit großer Sorgfalt auf die höchstmögliche<br />
Sicherheit hin entwickelt, konstruiert<br />
<strong>und</strong> gefertigt. Diese Sorgfalt kann nicht<br />
„billig“ sein. No-Name-Produkte <strong>und</strong><br />
Raubkopien lassen diese Sorgfalt auf<br />
Gr<strong>und</strong> ihrer Kostenstruktur <strong>und</strong> der Herstellerphilosophie,<br />
die nur auf schnellen<br />
Gewinn <strong>und</strong> Devisenerwirtschaftung aus<br />
ist, nicht zu. Unabhängige Tests von Verbraucherorganisationen<br />
haben dies bewiesen.<br />
Sogenannte Sicherheitszertifikate<br />
können im Extremfall erschlichen<br />
oder schlicht manipuliert sein. Wenn es<br />
um die eigene Sicherheit geht, ist das<br />
„t<strong>eu</strong>rere“ Markengerät letztlich die „preiswertere“<br />
Lösung.
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
Sicherheitspraxis <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 31<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
1.<br />
Diamantbohren (Helm, Gehörschutz)<br />
2. Hammerbohren (Schutzbrille, Helm,<br />
Handschuhe)<br />
3. Meißeln (Schutzbrille, Helm, Gehörschutz,<br />
Handschutz)<br />
4. Fräsen (Schutzbrille, Staubmaske)<br />
5. Beton schleifen (Schutzbrille, Helm,<br />
Gehörschutz, Handschuhe)<br />
6. Schleifen (Schutzbrille, Helm,<br />
Gehörschutz, Handschuhe)<br />
7. Schutzbrille für autogenes Schweißen
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik<br />
Gr<strong>und</strong>lagen 33<br />
Technik 35<br />
Elektrotechnik 35<br />
Mechanik 41<br />
Ergonomie 58<br />
Sicherheit 61<br />
Wirtschaftlichkeit 65
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was sind <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> sind der Definition<br />
nach handgeführte Maschinenwerkz<strong>eu</strong>ge,<br />
welche elektromotorisch angetrieben<br />
werden bzw. deren Funktion durch<br />
die Wirkung der Elektrizität erfolgt.<br />
2. Welche Eigenschaften haben<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> sind gegenüber stationären<br />
Maschinenwerkz<strong>eu</strong>gen nicht<br />
ortsgeb<strong>und</strong>en. Bei entsprechender Energieversorgung<br />
können sie überall dort<br />
eingesetzt werden wo sie gebraucht werden.<br />
3. Welche Energiequellen haben<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
Die Energiequelle für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
ist die Elektrizität. Die Energieversorgung<br />
erfolgt über:<br />
– öffentliche Netze<br />
– netzähnliche Versorger wie stationäre<br />
Umformer oder mobile Stromerz<strong>eu</strong>ger<br />
– Energiespeicher wie z. B. Akkumulatoren<br />
In den ersten beiden Fällen wird das<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>g über ein Anschlusskabel<br />
mit der Energiequelle verb<strong>und</strong>en. Im<br />
letzten Fall ist der Energiespeicher ein Teil<br />
des <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s, wodurch dieses<br />
ortsunabhängig wird. Der Energiespeicher<br />
benötigt zum Wiederaufladen ein<br />
Ladegerät.<br />
4. Wo werden <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> werden überall dort<br />
verwendet, wo dieselbe Arbeitsaufgabe<br />
nicht mit stationären Maschinenwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
erfolgen kann oder zu aufwendig<br />
wäre.<br />
5. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> gibt es?<br />
Die <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> können ihrem Anwendungsgebiet<br />
entsprechend in folgende<br />
Gr<strong>und</strong>typen eingeordnet werden:<br />
– bohrende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– schraubende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– sägende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– fräsende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– hobelnde Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– schleifende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 33<br />
– scherende <strong>und</strong> stanzende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– schlagende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– fügende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
Daneben gibt es noch <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
für spezielle Anwendungen <strong>und</strong> Mischtypen.<br />
6. Welche Betriebsgrenzen haben<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
Mit handgeführten <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
können nur solche Arbeiten ausgeführt<br />
werden, deren Reaktionskräfte (z. B.<br />
Rückdrehmomente) noch gefahrlos vom<br />
Anwender beherrscht werden können.<br />
Die erzielbare Arbeitsqualität hängt von<br />
der Maschinenführung durch den Anwender<br />
bzw. von dessen Erfahrung <strong>und</strong><br />
Kenntnissen ab.
34 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Funktionsweisen von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
Bohrende Werkz<strong>eu</strong>ge Rotation Bohrmaschinen<br />
Schlagbohrmaschinen<br />
(Bohrmodus)<br />
Rotation <strong>und</strong> Schlagbohrmaschinen<br />
Schlag (Schlagbohrmodus)<br />
Bohrhämmer<br />
Schraubende Werkz<strong>eu</strong>ge Rotation Tiefenanschlagschrauber<br />
Drehmomentschrauber<br />
Drehschlagschrauber<br />
Gewindeschneider<br />
Sägende Werkz<strong>eu</strong>ge Hubbewegung Säbelsägen<br />
Elektrofuchsschwänze<br />
Multisägen<br />
Stichsägen<br />
Tandemsägen<br />
Schaumstoffsägen<br />
Rotation Kreissägen<br />
Rotation Kettensägen<br />
(umlaufend) Bandsägen<br />
Fräsende Werkz<strong>eu</strong>ge Rotation Oberfräsen<br />
Kantenfräsen<br />
Flachdübelfräsen<br />
Hobelnde Werkz<strong>eu</strong>ge Rotation Elektrohobel<br />
Schleifende Werkz<strong>eu</strong>ge Schwingung Schwingschleifer<br />
Deltaschleifer<br />
Schwingung<br />
<strong>und</strong> Rotation<br />
Exzenterschleifer<br />
Rotation Schleifmaschinen<br />
Geradschleifer<br />
Schleifbürsten<br />
Winkelschleifer<br />
Rotation<br />
(umlaufend)<br />
Bandschleifer<br />
Scherende <strong>und</strong> Hubbewegung Blechscheren<br />
nagende Werkz<strong>eu</strong>ge Nager<br />
Rotation Universalscheren<br />
Schlagende Werkz<strong>eu</strong>ge Schlag Meißelhämmer<br />
Nadelabklopfer<br />
Fügende Werkz<strong>eu</strong>ge Schlag Tacker<br />
Nagler<br />
Wärme Heißklebepistole<br />
Heißluftgebläse<br />
Lötpistolen, Lötkolben<br />
EWZ-T01
Technik<br />
7. Nach welchen Prinzipien<br />
arbeiten <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> arbeiten nach folgenden<br />
Gr<strong>und</strong>prinzipien:<br />
– Rotation<br />
– Schwingung<br />
– Hubbewegung<br />
– Schlag<br />
– Wärme<br />
Die Gr<strong>und</strong>prinzipien kommen dabei einzeln<br />
oder in Kombinationen zur Anwendung.<br />
8. Welche physikalischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
kommen im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
zur Anwendung?<br />
Im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g kommen die beiden<br />
physikalischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
– Elektrizität<br />
– Mechanik<br />
zur Anwendung.<br />
9. Aus welchen Hauptteilen<br />
bestehen <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> bestehen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
aus einem elektrischen <strong>und</strong> einem<br />
mechanischen Teil.<br />
System Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 35<br />
Elektrotechnik<br />
10. Welche Formen der Elektrizität<br />
dienen als Energiequellen für<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> werden, je nach Typ,<br />
mit Wechselstrom oder mit Gleichstrom<br />
betrieben.<br />
11. Welcher Wechselstrom wird<br />
verwendet?<br />
Weltweit ist der Einphasen-Wechselstrom<br />
die übliche Energiequelle für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>.<br />
12. Welche Netzspannungen<br />
kommen zur Anwendung?<br />
Die Netzspannungen sind weltweit uneinheitlich<br />
<strong>und</strong> daher länderspezifisch.<br />
Üblich sind, ihrer Häufigkeit nach:<br />
– 220/230 V<br />
– 110/115 V<br />
– 240 V<br />
– 100 V<br />
13. Welche Netzfrequenz hat<br />
Wechselstrom?<br />
Die weltweit üblichen Netzfrequenzen<br />
betragen 50 Hz <strong>und</strong> 60 Hz<br />
14. Wo wird Gleichstrom verwendet?<br />
Gleichstrom wird üblicherweise bei akkubetriebenenwendet.<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n ver-<br />
Elektrische Komponenten Mechanische Komponenten Zubehör<br />
Schaltelemente<br />
- Schalter<br />
- Elektronik<br />
Motor<br />
- Universalmotor<br />
- Gleichstrommotor<br />
Getriebe<br />
- Zahnräder<br />
- Kurbeltriebe<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
- Bohrfutter<br />
- Flansche<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
- Bohrer<br />
- Sägeblätter<br />
EWL-EWT001/P
36 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
15. Welche Gleichspannung wird<br />
verwendet?<br />
Bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n werden üblicherweise<br />
Gleichspannungen zwischen 2,4 …<br />
24 Volt verwendet.<br />
16. Wie wird die elektrische Energie<br />
in mechanische Energie umgeformt?<br />
Die Umformung der elektrischen Energie<br />
in mechanische Energie erfolgt durch<br />
Elektromotoren oder Elektromagnete.<br />
17. Welche Arten von Motoren<br />
werden verwendet?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> werden üblicherweise<br />
von folgenden Motortypen angetrieben:<br />
– Drehstrommotoren<br />
– Einphasen-Wechselstrommotoren<br />
– Universalmotoren<br />
– Gleichstrommotoren<br />
Die weitaus verbreiteste Antriebsart ist<br />
der Universalmotor für netzgespeiste<br />
Werkz<strong>eu</strong>ge <strong>und</strong> der Gleichstrommotor für<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge.<br />
18. Welche Eigenschaften haben<br />
Drehstrommotoren?<br />
Drehstrommotoren haben eine konstruktiv<br />
vorgegebene, frequenzabhängige<br />
Festdrehzahl. Die Drehzahl ist über einen<br />
weiten Lastbereich annähernd konstant.<br />
Beim Überschreiten einer Grenzbelastung<br />
bleibt der Motor spontan stehen. Bei Verwendung<br />
von Drehstrom erhöhter Frequenz<br />
(200 / 300 Hz) erhält man kleine Motoren<br />
hoher Leistung, die sich zum Einbau<br />
in <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> (HF-Industriewerkz<strong>eu</strong>ge)<br />
eignen. Wegen ihrer einfachen<br />
Bauweise sind diese Motoren sehr robust<br />
<strong>und</strong> langlebig.<br />
Wechselstrommotor<br />
1 2 3 4 5<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
2 Lüfterrad<br />
3 Rotor (Eisenkern mit eingegossenen<br />
Aluminiumstäben)<br />
4 Hinteres Motorlager<br />
5 Stator (mit Eisenkern <strong>und</strong> Kupferwicklungen)<br />
EWL-EM005/G<br />
Elektrische Maschinen<br />
Wechselstrommotor<br />
(Asynchronmotor)<br />
n<br />
Drehzahl<br />
Belastung<br />
Leerlaufdrehzahl<br />
M K<br />
Die Drehzahl ändert sich nur sehr<br />
wenig mit zunehmender Belastung.<br />
Beim Erreichen des so genannten<br />
„Kippmoments“ Mk bleibt der Motor<br />
stehen.<br />
EWL-EM004/P<br />
19. Welche Eigenschaften haben<br />
Einphasen-Wechselstrommotoren?<br />
Einphasen-Wechselstrommotoren haben<br />
eine konstruktiv vorgegebene, frequenzabhängige<br />
Festdrehzahl. Die Drehzahl ist<br />
über einen weiten Lastbereich annähernd<br />
konstant. Beim Überschreiten einer<br />
Grenzbelastung bleibt der Motor spontan<br />
stehen. Üblicherweise werden diese Motoren<br />
im unteren Leistungsbereich (bis<br />
ca. 2 kW) für stationär betriebene <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
eingesetzt.<br />
Wegen ihrer einfachen Bauweise sind<br />
diese Motoren sehr robust <strong>und</strong> langlebig.<br />
20. Welche Eigenschaften haben<br />
Universalmotoren?<br />
Universalmotoren können sowohl mit<br />
Gleichstrom als auch mit Wechselstrom<br />
betrieben werden. Ihre Drehzahl <strong>und</strong> Leistung<br />
ist von der angelegten Spannung<br />
abhängig. Bei konstanter Spannung <strong>und</strong><br />
steigender Belastung steigt das Drehmoment<br />
bei sinkender Drehzahl an <strong>und</strong> erreicht<br />
seinen höchsten Wert beim Stillstand.<br />
In der Praxis bed<strong>eu</strong>tet dies, dass<br />
der Motor bei steigender Belastung<br />
„durchzieht“. Durch hohe Motordrehzah-<br />
M
len lässt sich bei kleiner Motorgröße eine<br />
hohe Leistung erzielen. Diese Charakteristiken<br />
machen ihn für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
besonders geeignet. Universalmotoren<br />
haben einen Kollektor <strong>und</strong> Kohlebürsten.<br />
Da sich der Kollektor im Laufe der Zeit<br />
abnützt ist die Lebensdauer von<br />
Universalmotoren konstruktiv begrenzt.<br />
Universalmotor<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
2 Lüfterrad<br />
3 Rotor (Eisenkern mit Kupferwicklung)<br />
4 Kohlebürsten<br />
5 Kollektor<br />
6 Hinteres Motorlager<br />
7 Polschuh (Eisenkern <strong>und</strong> Kupferwicklungen) EWL-EM007/G<br />
Elektrische Maschinen<br />
Reihenschluss-(Universal-)motor<br />
n<br />
Drehzahl<br />
Belastung<br />
Leerlaufdrehzahl<br />
M<br />
Die Drehzahl des Reihenschlussmotors<br />
ist sehr stark lastabhängig.<br />
Das Drehmoment nimmt mit<br />
steigender Belastung zu.<br />
Schaltung:<br />
Erregerwicklung in Reihe zum Anker.<br />
EWL-EM001/P<br />
21. Welche Eigenschaften haben<br />
Gleichstrommotoren?<br />
Gleichstrommotoren können nur mit<br />
Gleichstrom betrieben werden. Zur Anwendung<br />
kommen in erster Linie Motoren<br />
mit Dauermagnet, welche über einen hohen<br />
Wirkungsgrad <strong>und</strong> einen relativ wenig<br />
lastabhängigen Drehzahlverlauf verfügen.<br />
Die Drehzahl kann durch die Höhe der angelegten<br />
Betriebsspannung beeinflusst<br />
werden. Die Motoren verfügen bei geringer<br />
Baugröße über einen hohen Wirkungsgrad.<br />
Sie werden in akkubetriebenen<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n eingesetzt.<br />
Gleichstrommotor<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
2 Lüfterrad<br />
3 Rotor (Eisenkern mit Kupferwicklung)<br />
4 Kohlebürsten<br />
5 Kollektor<br />
6 Hinteres Motorlager<br />
7 Polschuh (mit Dauermagnet)<br />
Gleichstrommotor<br />
geschlossene Bauart<br />
1<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 37<br />
1 Antriebsritzel<br />
2 Motorgehäuse<br />
3 Kühlluftöffnungen<br />
4 Elektrische Anschlüsse<br />
2<br />
4<br />
EWL-EM009/G<br />
3<br />
EWL-BAT029/P
38 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Elektrische Maschinen<br />
Nebenschlussmotor<br />
n<br />
Drehzahl<br />
Belastung<br />
Leerlaufdrehzahl<br />
Die Drehzahl verringert sich nur<br />
wenig bei zunehmender Belastung.<br />
Das Drehmoment bleibt gleich.<br />
Schaltung:<br />
Erregerwicklung parallel zum Anker.<br />
22. Wie kann elektrische Energie<br />
noch umgeformt werden?<br />
Elektrische Energie kann auch in eine<br />
Hub- oder Schwingbewegung <strong>und</strong> in<br />
Wärme umgewandelt werden.<br />
23. Wie wird elektrisch eine<br />
Hubbewegung erz<strong>eu</strong>gt?<br />
Die Hubbewegung wird erz<strong>eu</strong>gt, in dem<br />
ein Stahlbolzen in eine elektrische Spule<br />
gezogen wird. Eine typische Anwendung<br />
ist das Schlagwerk eines Elektrotackers.<br />
Damit eine hohe Zugkraft beziehungsweise<br />
Schlagkraft erreicht wird, müssen<br />
Spulen mit einer hohen Leistungsaufnahme<br />
verwendet werden. Da in Tackern<br />
die Spule nur einen Sek<strong>und</strong>enbruchteil<br />
mit elektrischer Spannung versorgt wird,<br />
ist die Erwärmung so gering, dass eine<br />
Spule mit kleiner Baugröße möglich ist<br />
<strong>und</strong> auf eine Kühlung verzichtet werden<br />
kann. Die Einschaltzeit kann mittels eines<br />
Stellrades durch eine eingebaute Elektronik<br />
innerhalb vorgegebener Grenzen vorgewählt<br />
werden. Hierdurch kann die<br />
Schlagkraft auf den verwendeten Klammer-<br />
oder Nageltyp abgestimmt werden.<br />
M<br />
EWL-EM002/P<br />
Elektrotacker<br />
6<br />
7<br />
8<br />
1 Magnetspule<br />
2 Magnetanker<br />
3 Mitnehmer<br />
4 Stößel<br />
5 Rückholfeder<br />
10<br />
3<br />
2<br />
4<br />
5<br />
9<br />
1<br />
6 Regler<br />
7 Bedienhebel<br />
8 Microschalter<br />
9 Einstellschieber<br />
10 Magazin<br />
Wird die Magnetspule (1) mit Strom<br />
versorgt, so wird der Magnetanker<br />
(2) schlagartig nach unten gezogen.<br />
Er nimmt über den Mitnehmer<br />
(3) den Stößel (4) mit.<br />
Dieser schlägt aus dem Magazin (10)<br />
eine Klammer in den Werkstoff.<br />
Danach wird der Magnetanker (2)<br />
durch die Rückholfeder wieder<br />
in die Ausgangslage zurückgedrückt.<br />
EWL-T011/P
24. Wie funktioniert ein elektrischer<br />
Schwingantrieb?<br />
Beim Schwingantrieb wird das bewegliche,<br />
federbelastete Joch einer Magnetspule<br />
im Rhythmus der Netzfrequenz<br />
angezogen <strong>und</strong> schwingt bei entsprechend<br />
eingestellter Federkraft hin- <strong>und</strong><br />
her. Die Leistung ist relativ gering, reicht<br />
aber zum Antrieb von Spritzpistolen <strong>und</strong><br />
Rasierapparaten.<br />
Bei Spritzpistolen kann der Weg des<br />
Schwingankers (Magnetjoch) verändert<br />
werden. Dies bewirkt eine Veränderung<br />
des Hubes des Pumpenkolbens. Entsprechend<br />
ändert sich die Spritzmenge.<br />
Wegen des prinzipbedingten, mechanischen<br />
Anschlags des Schwingankers auf<br />
den Pumpenkolben entsteht das charakteristische<br />
Arbeitsgeräusch in der Höhe<br />
der Netzfrequenz.<br />
Schwingantriebe dieser Art funktionieren<br />
nur mit Wechselstrom.<br />
25. Wie wird Wärme erz<strong>eu</strong>gt?<br />
Wärme wird erz<strong>eu</strong>gt, in dem der Strom<br />
durch einen Widerstandsdraht geschickt<br />
wird. Hierdurch erhitzt sich dieser. Ein am<br />
Widerstandsdraht entlanggeführter Luftstrom<br />
kann damit erhitzt werden. Die Anwendung<br />
erfolgt bei Heißluftgebläsen.<br />
Der Widerstandsdraht kann auch einen<br />
Heizkörper erwärmen, beispielsweise in<br />
einer Heißklebepistole oder in einem Lötkolben.<br />
Heißluftgebläse<br />
4<br />
3<br />
1 Motor<br />
2 Regelplatine<br />
3 Schalter<br />
2<br />
1<br />
5<br />
7<br />
6<br />
8<br />
4 Regler<br />
5 Gebläse<br />
6 Heizung<br />
7 Temperatursensor<br />
8 Blende<br />
EWL-HL001/P<br />
26. Welche St<strong>eu</strong>er- <strong>und</strong><br />
Stellelemente gibt es?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> verfügen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
über einen<br />
– Betriebsschalter<br />
Er dient dazu, das Gerät ein- <strong>und</strong> auszuschalten.<br />
Daneben sind Einrichtungen<br />
zur<br />
– Drehzahlst<strong>eu</strong>erung<br />
– Drehzahlregelung<br />
– Leistungsbegrenzung<br />
möglich. Sie sind meist in den Betriebsschalter<br />
integriert <strong>und</strong> bilden mit ihm eine<br />
Einheit. Entsprechend dem Gerätetyp<br />
können die Funktionen aber auch durch<br />
getrennte Bedienelemente erfolgen.<br />
Schalterarten (Beispiele)<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 39<br />
A Drückerschalter (Paddelschalter)<br />
B Schiebeschalter<br />
C Drehschalter<br />
EWL-S005/G
40 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Spritzpistole<br />
1 Stator<br />
2 Spule<br />
3 Schwinganker<br />
4 Einstellschraube<br />
5 Pumpkolben<br />
6 Kugelventil<br />
6a Kugel<br />
6b Druckfeder<br />
7 Saugrohr<br />
8 Sieb<br />
9 R<strong>und</strong>strahldüse<br />
10 Schalter<br />
11 Pumpzylinder<br />
12 Unterdruck<br />
13 Spritzgut<br />
Antrieb<br />
Der Stator (1) <strong>und</strong> die Spule (2)<br />
bilden einen Elektromagneten.<br />
Wird die Spule (2) durch Betätigen<br />
des Schalters (10) unter<br />
Wechselspannung gesetzt, so<br />
schwingt die Spule (2) mit der<br />
Frequenz der Wechselspannung<br />
(50Hz) hin <strong>und</strong> her.<br />
Über den Schwinganker (3)<br />
wird die Bewegung auf den<br />
Pumpkolben (5) übertragen.<br />
Spritzvorgang<br />
A Durch den nach vorne stoßenden<br />
Pumpkolben (5) wird das im<br />
Pumpzylinder (11) befindliche Spritzgut<br />
(13) komprimiert.<br />
B Wird der Druck im Pumpzylinder (11)<br />
stärker als die Kraft der Druckfeder (6b),<br />
so hebt die Kugel (6a) ab <strong>und</strong> das<br />
Spritzgut (13) strömt in Richtung der<br />
R<strong>und</strong>strahldüse (9).<br />
C Geht der Pumpkolben (5) zurück,<br />
schließt das Kugelventil (6) den<br />
Pumpzylinder (11) <strong>und</strong> es entsteht<br />
ein Unterdruck (12), solange der Pumpkolben<br />
(5) die Bohrung zum Saugrohr (7)<br />
noch verschließt.<br />
D Gibt der Pumpkolben (5) die Bohrung zum<br />
Saugrohr (7) frei, so sorgt der<br />
Unterdruck (12) im Pumpzylinder (11)<br />
dafür, dass Spritzgut (13) aus dem<br />
Saugrohr (7) nachgesaugt wird.<br />
Da der hier beschriebene Vorgang 50-mal<br />
pro Sek<strong>und</strong>e abläuft, entsteht ein fast<br />
konstanter Druck an der R<strong>und</strong>strahldüse<br />
<strong>und</strong> so ein gleichmäßiger Sprühnebel.<br />
7<br />
9<br />
6<br />
5<br />
1<br />
9<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
6b<br />
2<br />
6a<br />
12<br />
10<br />
8<br />
13<br />
7<br />
11 5<br />
3<br />
4<br />
EWL-S084/P
Je nach Bewegungsart der Schaltertaste<br />
unterscheidet man<br />
– Drückerschalter:<br />
Die Schaltertaste wird (meist gegen<br />
eine Feder) eingedrückt.<br />
– Drehschalter:<br />
Die r<strong>und</strong>e Schaltertaste wird verdreht.<br />
– Schiebeschalter:<br />
Die Schaltertaste wird hin- <strong>und</strong> hergeschoben.<br />
27. Welche Möglichkeiten zur<br />
Drehzahländerung gibt es?<br />
Bei den in <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n verwendeten<br />
Universalmotoren <strong>und</strong> Gleichstrommotoren<br />
erfolgt die Änderung der<br />
Drehzahl durch die Änderung der an den<br />
Motor gelegten Spannung. Hierbei kann<br />
die Drehzahl durch den Anwender manuell<br />
gest<strong>eu</strong>ert werden (St<strong>eu</strong>erelektronik)<br />
oder eine durch den Anwender vorgegebene<br />
oder feste Drehzahl automatisch<br />
<strong>und</strong> belastungsunabhängig konstant gehalten<br />
werden (Regel- oder Konstantelektronik).<br />
28. Welche Möglichkeiten zur<br />
Leistungsst<strong>eu</strong>erung gibt es?<br />
Die Leistungsst<strong>eu</strong>erung in <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
ist stets eine Leistungsbegrenzung.<br />
Hierbei wird der Strom durch den<br />
Motor gemessen <strong>und</strong> beim Erreichen eines<br />
vorher eingestellten Grenzwertes<br />
wird der Motor ausgeschaltet. Da der<br />
Motorstrom belastungsabhängig ist,<br />
kann man damit auch die Grenzbelastung,<br />
bzw. das Grenzdrehmoment eines<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s begrenzen. Auch die<br />
so genannte Anlaufstrombegrenzung ist<br />
eine für den Anlaufzeitpunkt wirkende<br />
Leistungsbegrenzung.<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 41<br />
Mechanik<br />
29. Welche Aufgabe hat die<br />
Mechanik im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g?<br />
Die Mechanik des <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
wandelt die vom Motor erz<strong>eu</strong>gte mechanische<br />
Energie so um, dass sie für den<br />
Antrieb des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges (Arbeitswerkz<strong>eu</strong>ges)<br />
in geeigneter Bewegungsrichtung<br />
<strong>und</strong> Drehzahl zur Verfügung<br />
steht.<br />
30. Welche mechanischen<br />
Konstruktionselemente kommen<br />
zur Anwendung?<br />
Die wichtigsten Konstruktionselemente<br />
eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s sind<br />
– Gehäuse<br />
– Motor<br />
– Getriebe<br />
– Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
– Kupplungen<br />
– Lagerungen<br />
Die Konstruktionselemente werden vom<br />
Maschinengehäuse umschlossen, welches<br />
in den meisten Fällen auch als Griffelement<br />
für den Anwender dient. Die<br />
mechanischen Konstruktionselemente<br />
bedürfen in der Regel einer Schmierung.<br />
31. Welche Gehäusebauarten gibt es?<br />
Die Gehäuse von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n bestehen<br />
aus<br />
– Kunststoff<br />
– Metall<br />
– Kunststoff-Metall-Kombinationen<br />
Kunststoffe werden überall dort eingesetzt,<br />
wo die Eigenschaften<br />
– Elektrische Isolierfähigkeit<br />
– Thermische Isolierfähigkeit<br />
– Formgebung<br />
– Gewicht<br />
eine hohe Priorität haben. Metalle werden<br />
dort verwendet, wo ihre Eigenschaften<br />
bezüglich<br />
– Festigkeit<br />
– Maßhaltigkeit<br />
– Wärmeleitfähigkeit<br />
gefordert sind. Da im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
alle Eigenschaften in bestimmten<br />
Konstruktionselementen gefordert sind,<br />
werden im Regelfall Metalle <strong>und</strong> Kunststoffe<br />
sowie deren Verb<strong>und</strong>werkstoffe in<br />
geeigneter Weise verwendet. Bezüglich<br />
der Gehäusebauarten unterscheidet man
42 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
in die so genannte<br />
– Schalenbauweise<br />
– Topfbauweise<br />
Bei der Schalenbauweise ist das<br />
Gehäuse längsgeteilt, wodurch zwei<br />
Schalen bestehen. Bei der Montage werden<br />
die Bauteile in die Unterschale eingelegt,<br />
dann wird das Gehäuse durch Auflegen<br />
<strong>und</strong> Verschrauben der Oberschale<br />
geschlossen. Der Zusammenbau ist unkompliziert<br />
<strong>und</strong> damit kostengünstig. Bei<br />
entsprechendem konstruktiven Aufwand<br />
können Torsionskräfte trotz der Längsfuge<br />
gut beherrscht werden.<br />
Bei der Topfbauweise ist das Gehäuse<br />
quergeteilt <strong>und</strong> hat somit die Gestalt eines<br />
Rohres oder Zylinders, in den die<br />
Bauteile eingeschoben werden. Die Enden<br />
des Zylinders („Topfes“) werden mit<br />
den Lagerflanschen abgeschlossen.<br />
Montagetechnisch ist diese Bauform<br />
komplizierter <strong>und</strong> damit kostenungünstiger.<br />
Technisch können jedoch sehr hohe<br />
Torsionskräfte problemlos beherrscht<br />
werden.<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>,<br />
Bauarten<br />
Schalenbauweise<br />
Topfbauweise<br />
EWL-EWT002/P<br />
32. Welche Gehäuseformen gibt es?<br />
Die Gehäuseform richtet sich nicht nur<br />
nach dem Maschinentyp, sondern auch<br />
nach der Anwendungsart. Es können somit<br />
für ein <strong>und</strong> denselben Maschinentyp<br />
unterschiedliche Gehäuseformen zum<br />
Einsatz kommen. Die Gr<strong>und</strong>formen sind:<br />
– Stabform<br />
– Pistolenform<br />
– Bügelgriffform<br />
Bei der Stabform stellt das Gehäuse<br />
meist gleichzeitig auch den Griffbereich<br />
dar. Typisch für die Stabform sind<br />
– Geradschleifer<br />
– Winkelschleifer<br />
Bei der Pistolenform ist der Griffbereich<br />
d<strong>eu</strong>tlich vom Maschinengehäuse abgesetzt.<br />
Typisch für die Pistolenform sind<br />
– Bohrmaschinen<br />
– Bohrschrauber<br />
Bei der Bügelgriffform ist wie bei der Pistolenform<br />
der Griffbereich d<strong>eu</strong>tlich vom<br />
Maschinengehäuse abgesetzt, ist aber<br />
im Gegensatz dazu von geschlossener<br />
Form. Typisch für die Bügelgriffform sind<br />
– Stichsäge<br />
– Elektrofuchsschwanz<br />
Daneben gibt es noch Mischformen.<br />
Geradschleifer<br />
Bohrmaschine<br />
Pistolengriff<br />
Stabform<br />
EWL-G007/G<br />
EWL-S037/G
Bügelgriff (Beispiel Stichsäge)<br />
EWL-B028/G<br />
33. Welche Aufgabe hat das Getriebe?<br />
Das Getriebe passt die Drehzahl <strong>und</strong> das<br />
Drehmoment des Motors so an die Bedürfnisse<br />
des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges an,<br />
dass sowohl Motor als auch Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
im optimalen Arbeitspunkt betrieben<br />
werden. In der Regel muss hierbei<br />
die hohe Motordrehzahl auf eine niedrigere<br />
Drehzahl umgesetzt werden, wobei<br />
gleichzeitig eine Erhöhung des Drehmomentes<br />
erfolgt. Weitere Einsatzbereiche<br />
von Getrieben sind die Drehrichtungsumkehr<br />
<strong>und</strong> die Umwandlung der Rotationsbewegung<br />
in eine Linearbewegung.<br />
34. Welche Getriebe gibt es?<br />
Als typische Getriebeformen kommen<br />
– Zahnradgetriebe<br />
– Riementriebe<br />
– Kurbelgetriebe<br />
zum Einsatz. Je nach Werkz<strong>eu</strong>gtyp sind<br />
Kombinationen der Getriebearten üblich.<br />
35. Wie funktionieren Zahnradgetriebe?<br />
Zahnradgetriebe übertragen Drehzahlen<br />
durch ineinanderkämmende Zahnräder<br />
synchron (ohne Schlupf) von der Antriebsseite<br />
zur Abtriebsseite. Das Verhältnis<br />
der Zähnezahlen der Zahnräder untereinander<br />
bestimmt das Verhältnis der<br />
Drehzahlen <strong>und</strong> der Drehmomente von<br />
Antriebs-<strong>und</strong> Abtriebsseite.<br />
Die in <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n verwendeten<br />
Zahnradgetriebe sind meist Stirnradgetriebe<br />
oder Planetenradgetriebe sowie<br />
Winkelgetriebe. Alle Zahnradgetriebe<br />
benötigen Schmierung.<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 43<br />
Getriebearten<br />
Planetenradgetriebe<br />
Schraubengetriebe<br />
Stirnradgetriebe<br />
Kegelradgetriebe<br />
Schneckengetriebe<br />
EWL-GET001/G
44 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Getriebe im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Werkz<strong>eu</strong>gtyp max. Abtrieb- Getriebetyp Stufen Abtrieb- Bewegungsumsetzung<br />
drehzahlen U/min bewegungen<br />
Akku-Bohrhammer 1000 Stirnrad 2 rotierend, schlagend Hebelschwinger<br />
Akku-Bohrschrauber 500 …<strong>1500</strong>0 Planetenrad 3 rotierend –<br />
Akku-Drehschlagschrauber<br />
3000 Hohlrad 1 rotierend Masseschlagwerk<br />
Astsägen 750 Kegelrad 1 rotation –<br />
Bandschleifer 500 Kegelrad 1 rotierend –<br />
Bandschleifer, groß 500 Zahnriemen 1 rotierend –<br />
Bohrmaschinen 250 … 4000 Stirnrad 1 … 4 rotierend –<br />
Drehschlagschrauber 500 … 1300 Stirnrad 2 … 3 drehschlag Masseschlagwerk<br />
Elektrofuchsschwanz 2600 Stirnrad 1 hub Kurbeltrieb, Kurbelschleife<br />
Elektroschaber 8000 Kegelrad 1 hub Kurbeltrieb, Kulisse<br />
Exzenterschleifer 12000 direkt – rotierend/schwingend Exzenter<br />
Feinschnittsäge 2800 Kegelrad 1 hub Kurbeltrieb<br />
Flachdübelfräse 11000 Kegelrad 1 rotierend –<br />
Gartenhäcksler 120 Planentenrad 2 rotation –<br />
Geradschleifer 6000…27000 Stirnrad/direkt 0 … 1 rotierend –<br />
Gewindeschneider 350…600 Stirnrad 3 rotierend/<br />
autoreversierend<br />
Reversierautomatik<br />
Heckenscheren 3000 Stirnrad 1 hub Kurbeltrieb, Kurbelschleife<br />
Hobel 10000…18000 Zahnriemen 1 rotierend –<br />
Kernbohrmaschinen 900 … 2500 Stirnrad 2 rotierend –<br />
Kettensäge 2500 Stirnrad 1 rotierend –<br />
Kreissäge 4000 … 5000 Stirnrad 1 rotierend –<br />
leichte Bohrhämmer 800 … 1000 Stirnrad 2 rotierend, schlagend Rotationsschwinger<br />
Mauernutfräsen 5000 … 11000 Kegelrad 1 rotierend –<br />
Multisäge 3800 Kegelrad 1 hub Kurbeltrieb, Kulisse<br />
Nager <strong>1500</strong> … 2500 Stirnrad/<br />
Planetenrad<br />
1… 2 hub Kurbeltrieb<br />
Oberfräsen 24000…27000 direkt – rotierend –<br />
Säbelsäge 2700 Stirnrad 1 hub Rotationsschwinger<br />
Schaumstoffsäge 3000 Stirnrad 2 hub, gegenlauf Kurbeltrieb, Kulisse<br />
Scheren 800 … 2500 Stirnrad/<br />
Planetenrad<br />
1 … 2 hub Kurbeltrieb<br />
Schlagbohrmaschinen 2000 … 3000 Stirnrad 1 … 2 rotierend, schlagend Rastescheibe<br />
Schlaghämmer – Stirnrad, 2 schlagend Kurbeltrieb,<br />
Kegelrad Kolbenschlagwerk<br />
Schleifbürsten 10000 Kegelrad 1 rotierend –<br />
Schrauber 600 … 4000 Stirnrad 2 … 3 rotierend Kupplungen<br />
schwere 120 … 400 Stirnrad, 2 rotierend, Kurbeltrieb,<br />
Bohrhämmer Kegelrad schlagend Kolbenschlagwerk<br />
Schwingschleifer 11000 direkt – schwingend Exzenter<br />
Stichsägen 3000 Stirnrad 2 hub Kurbeltrieb, Kulisse<br />
Varioschleifer 500 Kegelrad 1 rotierend –<br />
Winkelbohr- 600 … 8000 Stirnrad, 2 rotierend –<br />
maschinen Kegelrad<br />
Winkelschleifer 5000…11000 Kegelrad 1 rotierend –<br />
GET-T01
36. Wie funktionieren Riementriebe?<br />
Bei Riementrieben wird die Drehkraft zwischen<br />
zwei Riemenscheiben durch ein endlos<br />
umlaufendes Band, den Riemen, übertragen.<br />
Riementriebe gestatten die Überbrückung<br />
großer Achsabstände. Sie sind<br />
laufruhig, benötigen keine Schmierung<br />
<strong>und</strong> sind für hohe Drehzahlen geeignet. Je<br />
nach verwendetem Riemenscheiben <strong>und</strong><br />
Riemenprofil lassen sich Riementriebe mit<br />
– Kraftschluss<br />
oder<br />
– Formschluss<br />
realisieren. Kraftschlüssige Riementriebe<br />
verfügen über Keilriemen oder Flachriemen.<br />
Kraftschlüssige Riementriebe lassen<br />
einen gewissen Schlupf zu, der von<br />
der Riemen-Vorspannkraft abhängig ist.<br />
Bei stoßweisen Belastungen werden hierdurch<br />
Belastungsspitzen „abgefedert“. Je<br />
stärker der Schlupf ist, umso höher ist<br />
allerdings der Riemenverschleiß.<br />
Riementriebe<br />
Keilriementrieb<br />
Keilrippenriementrieb<br />
Zahnriementrieb<br />
EWL-GET002/G<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 45<br />
Formschlüssige Riementriebe werden<br />
mit Zahnriemen realisiert. Formschlüssige<br />
Riementriebe übertragen auch Belastungsspitzen,<br />
sie haben keinen Schlupf.<br />
Um diese Belastungsspitzen ohne Reißgefahr<br />
übertragen zu können, ist eine<br />
entsprechende Riemendimensionierung<br />
nötig. Die Riemen-Vorspannkraft kann jedoch<br />
gegenüber kraftschlüssigen Riementrieben<br />
niedriger gehalten werden,<br />
wodurch auch die Lagerkräfte geringer<br />
werden.<br />
37. Wie funktionieren Kurbeltriebe?<br />
Kurbeltriebe dienen dazu, Drehbewegungen<br />
in Linearbewegungen (Hin- <strong>und</strong> Herbewegungen)<br />
umzusetzen. Linearbewegungen<br />
sind bei vielen <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
immer dort Funktionsgr<strong>und</strong>lage, wo<br />
das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g eine Hubbewegung<br />
vollzieht. Typische Anwendungen sind<br />
Hubsägen, Scheren, Nager <strong>und</strong> Heckenscheren.<br />
Bei Bohr- <strong>und</strong> Schlaghämmern funktioniert<br />
das Schlagwerk auf der Basis von<br />
Kolben- oder Hebelbewegungen.<br />
Kurbeltriebe können mechanisch unterschiedlich<br />
aufgebaut sein, am häufigsten<br />
werden die folgenden Typen verwendet:<br />
– Kurbelwelle <strong>und</strong> Pl<strong>eu</strong>el<br />
– Kurbelschleifentriebe<br />
– Kulissenst<strong>eu</strong>erung<br />
– Rotationsschwinger<br />
– Exzenter<br />
Die Eigenschaften der genannten Kurbeltriebe<br />
sind unterschiedlich. Eine Auswahl<br />
erfolgt deshalb nach den gestellten Anforderungen.<br />
Eine Sonderform des Kurbeltriebes<br />
wird für gegenläufige Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
benötigt. Hierzu verwendet<br />
man zwei um 180° versetzte Kurbeltriebe.<br />
Sie finden beispielweise in<br />
Heckenscheren <strong>und</strong> Tandemsägen Verwendung.
46 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Kurbeltriebe<br />
Typische Anwendungen im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Kurbelwelle <strong>und</strong> Pl<strong>eu</strong>el (Bohr- <strong>und</strong> Schlaghämmer)<br />
Kurbelwelle mit Kurbelschleife (Tandemsägen, Heckenscheren)<br />
Kurbelwelle <strong>und</strong> Kulisse mit Hubstange (Stichsägen)<br />
Rotationsschwinger (Bohrhämmer, Säbelsägen)<br />
Exzenter mit Hebelschwinger (Bohrhämmer)<br />
EWL-GET006/P
38. Wie funktionieren Schlagwerke?<br />
Schlagwerke dienen dazu, Linearbewegungen<br />
mit hoher Beschl<strong>eu</strong>nigung zu erz<strong>eu</strong>gen.<br />
Die bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
benötigte Schlagwirkung wird durch die<br />
zwei Gr<strong>und</strong>typen<br />
– Rastenschlagwerk<br />
– Hammerschlagwerk<br />
erz<strong>eu</strong>gt. Beide Varianten haben<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich verschiedene Wirkungen.<br />
Das Rastenschlagwerk wird bei<br />
Schlagbohrmaschinen verwendet. Ein rotierender<br />
<strong>und</strong> ein stillstehender Zahnkranz<br />
werden gegeneinander gedrückt.<br />
Die Zähne sind rastenförmig ausgebildet,<br />
sodass sie aneinander hochlaufen <strong>und</strong><br />
nach Überwinden der Zahnspitze in den<br />
Zahngr<strong>und</strong> fallen können. Die Fallenergie<br />
wird auf die Bohrerspitze als Schlag<br />
übertragen. Die Schlagleistung ist abhängig<br />
vom Andruck des Anwenders.<br />
Das pn<strong>eu</strong>matische Hammerschlagwerk<br />
wird in Bohr- <strong>und</strong> Schlaghämmern<br />
verwendet. Es besteht aus Kolben <strong>und</strong><br />
Schläger, die sich in einem Zylinderrohr<br />
hin- <strong>und</strong> herbewegen. Zwischen Kolben<br />
<strong>und</strong> Schläger befindet sich ein Luftkissen,<br />
das die Bewegung des Kolbens auf<br />
den Schläger überträgt, die Rückprallenergie<br />
des Schlägers nach dem Auftreffen<br />
des Werkz<strong>eu</strong>ges auf das Werkstück<br />
speichert <strong>und</strong> beim Vorwärtshub des Kolbens<br />
dem Schläger durch die nun stattfindende<br />
Expansion eine zusätzliche Beschl<strong>eu</strong>nigung<br />
erteilt. Die Schlagleistung<br />
ist unabhängig vom Andruck des Anwenders.<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 47<br />
39. Welche Aufgabe hat die<br />
Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme?<br />
Die Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme (Spannwerkz<strong>eu</strong>g)<br />
ist das Bindeglied im System Elektrowerkz<strong>eu</strong>g–Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g.<br />
Durch das Spannwerkz<strong>eu</strong>g wird das<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g kraftschlüssig mit der<br />
Antriebsmaschine verb<strong>und</strong>en. Das<br />
Spannwerkz<strong>eu</strong>g muss dabei die folgenden<br />
Forderungen erfüllen:<br />
– das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g muss sicher gehalten<br />
werden<br />
– das höchste während des Betriebs<br />
vorkommende Drehmoment muss sicher<br />
übertragen werden<br />
– es darf kein Schlupf auftreten (wenn<br />
Schlupf konstruktiv vorgegeben ist,<br />
muss dieser sich in den vorgegebenen<br />
Grenzen halten<br />
– der Spannschaft des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
darf nicht beschädigt werden<br />
– Spannen <strong>und</strong> Lösen muss leicht <strong>und</strong><br />
sicher durchführbar sein<br />
– nach Möglichkeit sollen keine Hilfswerkz<strong>eu</strong>ge<br />
erforderlich sein<br />
40. Welche Werkz<strong>eu</strong>gaufnahmen<br />
gibt es?<br />
Die Anforderungen sind von der Antriebsmaschine,<br />
dem Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g <strong>und</strong><br />
dem Einsatzfall abhängig. In der Praxis<br />
bed<strong>eu</strong>tet dies, dass unterschiedliche<br />
Spannsysteme erforderlich sind. Die bei<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n üblichen Spannsysteme<br />
sind:<br />
– Spannflansche<br />
– Spannzangen<br />
– Backenfutter<br />
– Kegelverbindungen<br />
– Systemverbindungen
48 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schlagbohrmaschine, Funktionsweise<br />
5<br />
1 Rastscheibe starr<br />
2 Rastscheibe drehend<br />
3 Druckfeder<br />
4 Abtriebsräder<br />
5 Bohrspindel<br />
4<br />
8<br />
8<br />
6<br />
2<br />
3<br />
5 4<br />
1<br />
1,2,3<br />
6 Abtriebseinheit (2,4,5)<br />
7 Manuelle Andruckkraft<br />
8 Gegendruck („Widerstand“)<br />
des Werkstoffes/Werkstückes<br />
(gleich groß wie 7)<br />
A N<strong>eu</strong>tralstellung. Die Feder (3) drückt die<br />
Abtriebseinheit (6) von der im Maschinengehäuse<br />
verankerten Rastscheibe starr (1)<br />
weg <strong>und</strong> ermöglicht das freie Durchlaufen<br />
der Rastscheibe drehend (2).<br />
B Durch die manuelle Andruckkraft (7) <strong>und</strong><br />
den Gegendruck (8) werden die<br />
Verzahnungen der Rastscheiben (1 <strong>und</strong> 2)<br />
gegen den Druck der Feder (3) zusammengedrückt.<br />
C Beim Drehen der Abtriebseinheit (6)<br />
gleiten die Verzahnungen der beiden<br />
Rastscheiben (1 <strong>und</strong> 2) gegeneinander<br />
auf <strong>und</strong> bewegen die Maschine<br />
gegen die Andruckkraft (7) nach hinten.<br />
D Werden beim Weiterdrehen der Abtriebseinheit<br />
(6) die Spitzen der Zähne auf den<br />
Rastscheiben (1 <strong>und</strong> 2) überschritten, so<br />
wird die Maschine durch die manuelle<br />
Andruckkraft (7) schlagartig nach vorne<br />
bewegt. Der Aufprall der Rastscheiben<br />
ist die „Schlagbewegung“.<br />
8<br />
8<br />
8<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
7<br />
7<br />
7<br />
7<br />
7<br />
EWL-B046/P
Bohrhammer, Funktionsweise pn<strong>eu</strong>matisches Schlagwerk<br />
1 Kurbelwelle<br />
2 Pl<strong>eu</strong>el<br />
3 Antriebskolben<br />
4 Zylinderrohr<br />
5 Luftpolster<br />
9<br />
Der Antriebskolben (3) verdichtet<br />
das Luftpolster (5) <strong>und</strong> treibt den<br />
Flugkolben (6) nach vorne.<br />
Der Flugkolben (6) „fliegt“ frei<br />
auf den Schlagbolzen (7) <strong>und</strong><br />
gibt seine Schlagenergie ab.<br />
Der Antriebskolben (3) geht<br />
zurück. Der Flugkolben (6) ist<br />
vom Schlagbolzen (7) abgeprallt<br />
<strong>und</strong> „fliegt“ zurück.<br />
Der Antriebskolben (3) geht nach vorne.<br />
Der Flugkolben (6) „fliegt“ noch zurück<br />
<strong>und</strong> erhöht dadurch die Verdichtung<br />
(Kompression).<br />
Der Antriebskolben (3) kam zum<br />
Stillstand. Der Flugkolben (6) hat<br />
seine Bewegungsrichtung umgekehrt<br />
<strong>und</strong> „fliegt“ durch die höhere<br />
Kompression mit höherer Geschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> damit höherer Energie<br />
auf den Schlagbolzen (7).<br />
8<br />
7<br />
4<br />
6<br />
5<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 49<br />
2<br />
3<br />
6 Flugkolben (Schläger)<br />
7 Schlagbolzen (Döpper)<br />
8 Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
9 Hammerbohrer<br />
1<br />
EWL-P028/P
50 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
41. Welche Eigenschaften haben<br />
Spannflansche?<br />
Spannflansche sind typische Spannmittel<br />
für scheibenförmige Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
wie Schleif- <strong>und</strong> Trennscheiben an<br />
Schleifgeräten <strong>und</strong> Kreissägeblättern an<br />
Kreissägen. Spannflansche werden stets<br />
paarweise verwendet, wobei ein Flansch<br />
meist formschlüssig das Drehmoment<br />
von der Maschinenspindel aufnimmt. Er<br />
wird deshalb auch als Mitnahmeflansch<br />
oder Mitnehmerflansch bezeichnet. In<br />
der Regel besitzt er einen B<strong>und</strong>, durch<br />
welchen das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g zentriert<br />
wird. Der andere Flansch dient der Befestigung<br />
des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges <strong>und</strong><br />
presst, indem er auf das Spindelgewinde<br />
aufgeschraubt wird, das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
gegen den Mitnehmerflansch. Dieser<br />
Flansch wird dann als Spannflansch<br />
oder als Spannmutter bezeichnet. Die<br />
Gewinderichtung wird dabei so gewählt,<br />
dass sich der Flansch in der Arbeitsdrehrichtung<br />
bei Belastung fester zieht,<br />
wodurch ein Lösen unter Belastung unmöglich<br />
wird. Je nach Drehrichtung des<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges werden also Rechtsgewinde<br />
oder Linksgewinde eingesetzt.<br />
Das Lösen im Betrieb kann auch dadurch<br />
verhindert werden, dass auch der Spannflansch<br />
auf der Spindel Formschluss hat.<br />
Die Anpresskraft wird dann über eine separate<br />
Schraube oder Mutter erz<strong>eu</strong>gt.<br />
Letztere Lösung ist für Kreissägen<br />
typisch.<br />
Flanschbefestigung<br />
5<br />
5<br />
6<br />
4<br />
3<br />
3<br />
1 Antriebswelle<br />
2 Mitnahmeflansch<br />
3 Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
4 Spannflansch<br />
5 Spannschraube<br />
6 federnder Spannflansch<br />
Aufnahmeflansch (Winkelschleifer)<br />
1 Winkelschleifer<br />
2 Schutzhaube<br />
3 Aufnahmeflansch<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1<br />
1<br />
4 Spannmutter<br />
5 Spannschlüssel<br />
EWL-SWZ001/P<br />
EWL-A020/G
42. Welche Eigenschaften haben<br />
Spannzangen?<br />
Spannzangen dienen zum Spannen von<br />
R<strong>und</strong>schäften eines einzelnen bestimmten<br />
Durchmessers. Sie sind das typische<br />
Spannwerkz<strong>eu</strong>g für Oberfräsen <strong>und</strong> Geradschleifer.<br />
Spannzangen haben prinzipbedingt<br />
eine sehr hohe R<strong>und</strong>laufgenauigkeit<br />
<strong>und</strong> eignen sich deshalb für<br />
sehr hohe Drehzahlen.<br />
Spannzange (Prinzip)<br />
1 2 3 4<br />
1 Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g (z. B. Fräser)<br />
2 Spannzange mit Außenkonus<br />
geschlitzt<br />
3 Überwurfmutter (Spannmutter)<br />
4 Innenkonus (in Antriebsspindel)<br />
Spannzangen<br />
für Oberfräse<br />
für Geradschleifer<br />
EWL-S040/G<br />
EWL-S041/G<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 51<br />
43. Welche Eigenschaften haben<br />
Spannfutter?<br />
Backenfutter werden typischerweise zum<br />
Spannen von Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen in<br />
Bohrmaschinen verwendet. Sie haben<br />
den Vorteil, dass Werkz<strong>eu</strong>gschäfte unterschiedlichen<br />
Durchmessers gespannt<br />
werden können. Man unterscheidet in<br />
– Zahnkranzbohrfutter<br />
– Schnellspannbohrfutter<br />
Die beiden Arten unterscheiden sich in<br />
der Bedienung <strong>und</strong> im konstruktiven Aufbau,<br />
vom Spannprinzip her sind sie<br />
gleich. Backenfutter haben eine relativ<br />
große Masse <strong>und</strong> bewegliche Spannteile,<br />
weswegen sie im Regelfall nur für relativ<br />
niedrige Drehzahlen (maximal ca. 3000 …<br />
5000 U/min je nach Zulassung) geeignet<br />
sind.
52 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bohrfutter<br />
Prinzipieller Aufbau<br />
Zahnkranzbohrfutter<br />
Schnellspannbohrfutter zweihülsig<br />
Schnellspannbohrfutter einhülsig<br />
EWL-SWZ005/P<br />
44. Welche Eigenschaften haben<br />
Kegelverbindungen?<br />
Wenn hohe Drehmomente bei hoher<br />
R<strong>und</strong>laufgenauigkeit übertragen werden<br />
müssen, kommen häufig Kegelschäfte<br />
<strong>und</strong> Kegelhülsen zum Einsatz. Sie haben<br />
gegenüber den Klemmverbindungen mittels<br />
Spannbacken den Vorteil der genauen<br />
Zentrierung <strong>und</strong> damit des besseren<br />
R<strong>und</strong>laufes. Bei Kegelverhältnissen<br />
um ca. 1:20 besteht Selbsthemmung,<br />
wodurch das Drehmoment ohne besondere<br />
Mitnehmer übertragen werden kann.<br />
Zum Herstellen der Kegelverbindungen<br />
werden Schaft <strong>und</strong> Hülse manuell ohne<br />
besonderes Werkz<strong>eu</strong>g zusammengeschoben.<br />
Zum Lösen wird der Schaft mittels<br />
eines Austreibkeils aus der Hülse<br />
gelöst. Wenn besonders sichere Kegelverbindungen<br />
gefordert werden, wird zusätzlich<br />
ein Anzuggewinde benützt.<br />
Kegeldorne <strong>und</strong> Kegelhülsen sind in<br />
ihren Abmessungen im metrischen <strong>und</strong><br />
im angelsächsischen Maßsystem genormt<br />
<strong>und</strong> in bestimmte Größen eingeteilt.<br />
Die Herstellung von Kegelverbindungen<br />
erfordert enge Toleranzen <strong>und</strong> ist<br />
deshalb kostenintensiv.<br />
Innenkegel (Kegelaufnahme)<br />
1<br />
1<br />
3<br />
4<br />
1 Reduzierhülsen<br />
(Außen- <strong>und</strong> Innenkegel)<br />
2 Werkz<strong>eu</strong>ghalter in der Maschine<br />
(Innenkegel)<br />
3 Austreibkeil<br />
4 Bohrer mit Kegelschaft<br />
(Außenkegel)<br />
EWL-I002/G
45. Welche Eigenschaften haben<br />
Systemverbindungen?<br />
Unter Systemverbindungen versteht man<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalterungen, welche z. B. von<br />
einem Elektrowerkz<strong>eu</strong>ghersteller für einen<br />
bestimmten Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtyp entworfen<br />
wurden. Bei entsprechender<br />
Markteinführung <strong>und</strong>/oder durch Lizenznahme<br />
<strong>und</strong> Kooperationsverträge mit<br />
Mitbewerbern entwickeln sich Systemverbindungen<br />
häufig zu weltweiten Standards,<br />
wodurch Hersteller, Handel <strong>und</strong><br />
Endverwender gleichermaßen Nutzen<br />
davon haben.<br />
Stichsäge<br />
SDS-Verriegelung (Prinzip)<br />
1<br />
2<br />
6<br />
3<br />
4<br />
A Einstecken des<br />
Sägeblattes (6)<br />
gegen die Druckfeder<br />
(2) in der<br />
Schubstange (1).<br />
B Die Arretierbacken (4)<br />
werden entriegelt <strong>und</strong><br />
von der Drehfeder (3)<br />
in Arretierposition gebracht<br />
(Kraft- <strong>und</strong> Formschluss).<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 53<br />
Typische Beispiele solcher Systemverbindungen<br />
sind die werkz<strong>eu</strong>glosen<br />
Spannsysteme SDS-plus, SDS-top <strong>und</strong><br />
SDS-max. Für Bohr- <strong>und</strong> Schlaghämmer,<br />
wobei die Bezeichnung SDS von BOSCH<br />
geprägt wurde <strong>und</strong> „Spannen Durch<br />
System“ oder „Special Direct System“<br />
bed<strong>eu</strong>tet.<br />
5<br />
3<br />
C Manuelles Entriegeln<br />
durch<br />
Drehen des Gehäuses<br />
(5) gegen<br />
die Drehfeder (3).<br />
2<br />
D Sägeblatt (6)<br />
wird durch die<br />
Druckfeder (2)<br />
ausgeworfen.<br />
6<br />
EWL-S062/P
54 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
SDS-plus<br />
Einsteckende<br />
2<br />
4<br />
1<br />
4<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
6<br />
5<br />
6<br />
7 5<br />
1 Schaftdurchmesser 10 mm<br />
2 geschlossene Nuten für die automatische<br />
Verriegelung<br />
3 hohe R<strong>und</strong>laufgenauigkeit durch eine<br />
ca. 40 mm lange Werkz<strong>eu</strong>gführung<br />
4 2 offene Nuten mit ca. 75 mm2 Auflagefläche<br />
für verschleißfreie Kraftübertragung<br />
5 2 Mitnahmekeile im Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
mit ca. 75 mm2 Auflagefläche<br />
6 2 Verriegelungskugeln für sicheren<br />
Halt der Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
7 Einsteckende des Bohrers/Meißels<br />
3<br />
EWL-S029/G<br />
46. Welche Aufgabe haben<br />
Kupplungen?<br />
Kupplungen dienen als Trennstellen zwischen<br />
dem Antrieb <strong>und</strong> der Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s. Sie<br />
können sich am Motor, an der Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
oder im Getriebe befinden.<br />
47. Welche Kupplungsarten gibt es?<br />
Man unterscheidet gr<strong>und</strong>sätzlich in<br />
Kupplungen, welche der Sicherheit des<br />
Anwenders dienen (Sicherheitskupplungen)<br />
<strong>und</strong> Kupplungen, die zum praktischen<br />
Betrieb des Werkz<strong>eu</strong>ges nötig sind<br />
(z. B. Drehmomentkupplungen, Schrauberkupplungen).<br />
48. Welche Eigenschaften haben<br />
Sicherheitskupplungen?<br />
Sicherheitskupplungen haben die Aufgabe,<br />
Rückdrehmomente, z. B. beim<br />
Klemmen eines Bohrers, auf ein Maß zu<br />
begrenzen, welches vom Anwender noch<br />
aufgefangen werden kann ohne ihn zu<br />
gefährden. Gr<strong>und</strong>sätzliche Anwendung<br />
von Sicherheitskupplungen erfolgt bei<br />
Bohrhämmern. Üblicherweise kommen<br />
– Rutschkupplungen<br />
– Sicherheits-Ausrastkupplungen<br />
zur Anwendung.<br />
Rutschkupplungen sind vom konstruktiven<br />
Aufbau her einfacher, unterliegen<br />
aber bei häufigem Ansprechen einer Abnützung,<br />
die sowohl zu einer Verringerung<br />
oder Erhöhung der Empfindlichkeit<br />
im Ansprechfall führen kann.<br />
Sicherheits-Ausrastkupplungen sind<br />
konstruktiv komplexer aufgebaut, haben<br />
aber eine sehr gute Langzeitkonstanz<br />
des Ansprechwertes <strong>und</strong> signalisieren<br />
darüber hinaus dem Anwender durch ihr<br />
typisches Ansprechgeräusch den Überlastfall.
Sicherheitskupplungen<br />
Ansprech- <strong>und</strong> Langzeitverhalten<br />
1. Ansprechverhalten<br />
Drehmoment<br />
Drehmoment<br />
mittleres Drehmoment<br />
Nm<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Nm<br />
0<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Nm<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Nm<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0,03<br />
0,03<br />
0,06<br />
2. Langzeitverhalten<br />
mittleres Drehmoment<br />
Rutschkupplung<br />
(verschleißempfindlich)<br />
0,06<br />
0,09<br />
Rutschkupplung<br />
(verschleißempfindlich)<br />
25 50 75<br />
Betriebsst<strong>und</strong>en<br />
0,09 sec.<br />
Symmetrische<br />
Überrastkupplung<br />
(verschleißunempfindlich)<br />
sec.<br />
Idealverhalten<br />
zunehmende Verschleißrauigkeit<br />
abnehmende Reibung<br />
Symmetrische<br />
Überrastkupplung<br />
(verschleißunempfindlich)<br />
25 50 75 h<br />
Betriebsst<strong>und</strong>en<br />
EWL-S082/P<br />
h<br />
Sicherheits-Überrastkupplung (Prinzip)<br />
1<br />
2<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 55<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1 Abtriebszahnrad<br />
2 Kupplungswalzen<br />
3 Kupplungsfedern<br />
4 Kupplungstaschen<br />
5 Antriebswelle<br />
Normalbetrieb:<br />
Antriebswelle dreht<br />
Antriebszahnrad<br />
durch Mitnahme über<br />
die Kupplungswalzen.<br />
Spindel blockiert:<br />
Antriebszahnrad steht.<br />
Kupplungswalzen<br />
werden in Nut gedrückt,<br />
Antriebswelle dreht<br />
weiter (überrastet).<br />
Antriebswelle hat<br />
weitergedreht,<br />
Kupplungswalzen<br />
sind wieder eingerastet,<br />
Abtriebszahnrad wird<br />
wieder mitgenommen<br />
bzw. Vorgang<br />
wiederholt sich.<br />
EWL-S056/P<br />
49. Welche Eigenschaften haben<br />
Drehmomentkupplungen?<br />
Drehmomentkupplungen ermöglichen<br />
eine Einstellung des an der Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
wirksamen Drehmomentes. Bei<br />
Schraubwerkz<strong>eu</strong>gen können diese<br />
Drehmomentkupplungen auf den jeweiligen<br />
Schraubfall bzw. den entsprechenden<br />
Schraubentyp eingestellt werden.<br />
Technisch sind unterschiedliche Kupplungstypen<br />
möglich. Üblich sind Kupplungen<br />
mit federbelasteten Zylinderrollen<br />
oder Kugeln als Kupplungselement.
56 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Kupplungen für Drehschrauber<br />
Überrastkupplungen<br />
Trapez-Klauenkupplung<br />
Rollenkupplung<br />
Kugelkupplung<br />
EWL-S081/P<br />
50. Warum müssen die mechanischen<br />
Komponenten geschmiert<br />
werden?<br />
Schmierstoffe dienen als Trennmedium<br />
zwischen zwei relativ gegeneinander in<br />
Bewegung stehenden Reibpartnern, in<br />
der Regel also einer Achse <strong>und</strong> einem<br />
Lager oder zwischen zwei Zahnrädern.<br />
Aufgabe des Schmierstoffes ist es, den<br />
direkten Kontakt zwischen den Reibpartnern<br />
zu verhindern <strong>und</strong> damit den Verschleiß<br />
herabzusetzen. Zusätzliche<br />
Funktionen des Schmierstoffes können<br />
Kühlung, Abdichtung <strong>und</strong> Geräuschverminderung<br />
an der Reibstelle sein. In vielen<br />
Fällen dient der Schmierstoff auch als<br />
Korrosionsschutz. Die üblichen Schmierstoffe<br />
für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> können<br />
– Fett<br />
– Öl<br />
sein. Schmierstoffe bestehen meistens<br />
aus mehreren Stoffen („legiert“) <strong>und</strong> erhalten<br />
durch bestimmte Zusätze, die so<br />
genannten Additive, ihre charakteristischen<br />
Eigenschaften.<br />
51. Welche Eigenschaften hat die<br />
Fettschmierung?<br />
Bei normalen Betriebsverhältnissen können<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> in der Mehrzahl<br />
der Anwendungsfälle mit Fett geschmiert<br />
werden.<br />
Schmierfett hat gegenüber Schmieröl<br />
den Vorteil, dass es leichter in der Lagerstelle<br />
zurückgehalten werden kann, vor<br />
allem auch bei schräger oder senkrechter<br />
Anordnung der Schmierstelle; außerdem<br />
trägt es zur Abdichtung der Lagerstelle<br />
gegenüber Verunreinigungen, F<strong>eu</strong>chtigkeit<br />
oder Wasser bei.<br />
52. Wann wird Ölschmierung<br />
angewendet?<br />
Ölschmierung wird im Allgemeinen dann<br />
vorgesehen, wenn hohe Drehzahlen oder<br />
Betriebstemperaturen eine Schmierung<br />
mit Fett nicht mehr zulassen, wenn Reibungs-<br />
oder Fremdwärme aus der<br />
Schmierstelle abgeführt werden soll oder<br />
wenn benachbarte Maschinenteile (Getriebe<br />
usw.) mit Öl geschmiert werden.
53. Welche Lagertypen werden in<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n verwendet?<br />
In <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n werden sowohl<br />
Gleit- als auch Wälzlager verwendet. Sie<br />
dienen dazu, feste Konstruktionselemente<br />
mit beweglichen Konstruktionselementen<br />
so zu verbinden, dass sie<br />
gegeneinander beweglich sind.<br />
Die wichtigsten Anforderungen sind<br />
dabei:<br />
– möglichst geringe Reibung<br />
– möglichst spielfreie Führung<br />
– geringer Schmiermittelbedarf<br />
– geringe Wartungsansprüche<br />
– lange Lebensdauer<br />
Die klassischen Lagertypen, mit denen<br />
diese Forderungen in der Praxis erfüllt<br />
werden, sind:<br />
– Gleitlager<br />
– Wälzlager<br />
54. Welche Eigenschaften haben<br />
Gleit- <strong>und</strong> Wälzlager?<br />
Gleitlager sind sehr laufruhig <strong>und</strong> eignen<br />
sich auch für Anwendungsfälle, wo eine<br />
axiale Bewegung der Welle erforderlich<br />
oder gewünscht ist. Bei entsprechender<br />
konstruktiver Gestaltung können Gleitlager<br />
Dichtfunktionen übernehmen. Sie<br />
sind relativ unempfindlich gegen Staubeinflüsse.<br />
Bei Wälzlagern findet die Übertragung<br />
zwischen dem feststehenden <strong>und</strong> beweglichen<br />
Maschinenteil nicht zwischen<br />
Welle <strong>und</strong> Lager, sondern in den meisten<br />
Fällen innerhalb des Lagers selbst statt.<br />
Hierin unterscheiden sich Wälzlager<br />
gr<strong>und</strong>legend von Gleitlagern. Die Übertragung<br />
erfolgt durch Wälzkörper, die den<br />
einzelnen Wälzlagergruppen ihren Namen<br />
geben:<br />
– Kugellager<br />
– Zylinderrollenlager<br />
– Kegelrollenlager<br />
– Nadellager<br />
Innerhalb dieser Typen gibt es, je nach<br />
Art der Abwälzbahn, eine entsprechende<br />
Vielfalt von Untergruppen. Wälzlager haben<br />
keine Dichtfunktion, benötigen also<br />
separate Dichtelemente. Sie sind empfindlich<br />
gegen Verschmutzung <strong>und</strong><br />
Staub.<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 57<br />
Gleitlager (schematisch)<br />
Wälzlager<br />
Radiallager<br />
1 2 3<br />
1 Welle oder Hubstange<br />
2 Lagerbuchse (Gleitlager)<br />
3 Lagergehäuse<br />
1<br />
2<br />
6<br />
3<br />
1<br />
2<br />
3<br />
6<br />
1<br />
2<br />
6<br />
5<br />
D<br />
E<br />
F<br />
A Rillenkugellager<br />
B Schrägkugellager<br />
C Nadellager<br />
D Zylinderrollenlager<br />
E Kegelrollenlager<br />
F Pendelrollenlager<br />
1<br />
2<br />
6<br />
4<br />
1<br />
4<br />
6 2<br />
1<br />
2<br />
1 Außenring<br />
2 Innenring<br />
3 Kugel<br />
4 Rolle<br />
5 Nadel<br />
6 Käfig<br />
4<br />
6<br />
EWL-G018/G<br />
EWL-GWL001/P
58 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Ergonomie<br />
55. Was versteht man unter<br />
Ergonomie?<br />
Der Begriff „Ergonomie“ setzt sich aus<br />
den griechischen Wörtern „ergon“ (Arbeit,<br />
Werk) <strong>und</strong> „nomos“ (Gesetz, Regel,<br />
Lehre) zusammen. Er hat in der technischen<br />
Umgangssprache die Bed<strong>eu</strong>tung<br />
„Lehre von der anwenderbezogenen Gestaltung<br />
von Arbeitswerkz<strong>eu</strong>gen <strong>und</strong><br />
Gerätschaften“.<br />
Zielsetzung der Ergonomie ist, das<br />
Werkz<strong>eu</strong>g an den Menschen anzupassen,<br />
nicht den Menschen an das Werkz<strong>eu</strong>g.<br />
56. Welchen Einfluss hat die Form<br />
des Werkz<strong>eu</strong>ggehäuses?<br />
Die Formgestaltung eines Gerätes ist die<br />
wichtigste Einflussgröße, wenn es um die<br />
Begriffe „Handlichkeit“ <strong>und</strong> „leichte Bedienbarkeit“<br />
geht. Die Formgestaltung ist<br />
demnach gewissermaßen die Schnittstelle<br />
zwischen der reinen Maschinenfunktion<br />
<strong>und</strong> dem Maschinenanwender<br />
Mensch.<br />
Ergonomie<br />
Form- <strong>und</strong> Reibschluss am Handgriff<br />
Formschluss/Zugriff. Der Druck liegt<br />
nur auf einem schmalen Streifen des<br />
Griffs. Bereits jetzt können Kräfte über<br />
den Griff eingeleitet werden.<br />
57. Welche Eigenschaften müssen<br />
die Griffbereiche erfüllen?<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> haben Griffbereiche,<br />
mittels derer der Anwender die Maschine<br />
hält, führt <strong>und</strong> Vorschubkräfte einleitet.<br />
Am Beispiel des in die Maschine integrierten<br />
Griffes <strong>und</strong> des Zusatzhandgriffes<br />
einer Schlagbohrmaschine sei dies<br />
verd<strong>eu</strong>tlicht.<br />
Die Aufgabe der Hand beim Bohren ist:<br />
– Halten<br />
– Führen<br />
– Andrücken<br />
– Schalten<br />
Ohne Arbeitsunterbrechung, Griffwechsel<br />
<strong>und</strong> vorzeitige Ermüdung müssen<br />
diese Funktionen vom Anwender erfüllbar<br />
sein. Ergonomischer Schwerpunkt<br />
einer Maschine sind deshalb stets die<br />
Griffbereiche.<br />
Reibschluss/Umgriff. Er wird erreicht<br />
durch das Umgreifen der Finger.<br />
Jetzt kann ein erheblicher Teil der<br />
Kräfte nach vorne <strong>und</strong> zur seitlichen<br />
Führung wirksam werden.<br />
EWL-ERG001/P
58. Wie wird eine sichere<br />
Maschinenführung realisiert?<br />
Die Hand muss nicht nur die Maschine<br />
halten, sondern auch führen. Beim<br />
Führen wird die Form eines gut gestalteten<br />
Griffes spürbar. Die Hand muss Spielraum<br />
haben, um sich zu bewegen <strong>und</strong><br />
dennoch die Maschine festhalten zu können.<br />
Der ergonomisch richtig geformte<br />
Griff erlaubt dies, ein falsch geformter<br />
Griff lässt die Hand verkrampfen. Dies<br />
wird besonders in schwierigen Arbeitspositionen<br />
d<strong>eu</strong>tlich.<br />
Wenn hoher Anpressdruck erforderlich<br />
ist, muss er in Richtung der Bohrerachse<br />
erfolgen. Bei richtig gestalteter Maschine<br />
heißt dies, dass der Pistolengriff nach<br />
oben in der Verlängerung der Bohrerachse<br />
zu einer Griffmulde führt <strong>und</strong> die<br />
Hand dort durch unmittelbaren Druck auf<br />
die Bohrerstelle die optimale Krafteinleitung<br />
erlaubt.<br />
Ergonomie<br />
Sichere Führung der Maschine<br />
Durch optimale Griffpositionen sichere<br />
Maschinenführung <strong>und</strong> Drehmomentbeherrschung.<br />
EWL-ERG003/P<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 59<br />
Ergonomie<br />
Griffschräge<br />
Leichte Griffschräge entspricht<br />
natürlicher Haltung der Hand.<br />
Ergonomie<br />
Krafteinleitung beim Andruck<br />
Seitenansicht der<br />
Griffmulde<br />
EWL-ERG002/P<br />
Daumen <strong>und</strong> Zeigefinger haben in<br />
der Griffmulde festen Kontakt zur<br />
Maschine. Bohrachse <strong>und</strong><br />
Unterarmachse bilden eine<br />
waagerechte Linie für direkte<br />
Krafteinleitung in Richtung Bohrstelle.<br />
EWL-ERG004/P
60 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
59. Wie wichtig ist die<br />
Gehäuseoberfläche?<br />
Glatte Oberflächen sind ungünstig für die<br />
Handhabung, die Hände „kleben“ unangenehm<br />
am Griff, bei schweiß- oder ölbzw.<br />
fettverschmutzten Händen oder<br />
Handschuhen ist kein sicherer Griff mehr<br />
gewährleistet. Ist die Oberfläche mit zu<br />
dominanten Noppen oder Konturen versehen,<br />
dann ist die Griffsicherheit besser,<br />
jedoch graben diese sich unter den Andruckkräften<br />
auf die Dauer schmerzhaft<br />
in die Handoberfläche ein. Eine leicht aufgeraut<br />
strukturierte Oberfläche dagegen<br />
ergibt eine gute Griffsicherheit <strong>und</strong> lässt<br />
die Haut „atmen“. Durch die Luft zwischen<br />
Hand <strong>und</strong> Maschinenoberfläche<br />
wird die Schweißbildung verringert.<br />
Weiche Oberflächen lassen sich durch<br />
die Beschichtung oder Belegung der<br />
Griffbereiche mit Elastomeren erreichen.<br />
Hierdurch können Vibrationen sicher absorbiert<br />
werden, wodurch einerseits eine<br />
geringere Ermüdung des Anwenders erfolgt<br />
<strong>und</strong> andererseits ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Langzeitschäden verhindert werden.<br />
60. Welche Rolle spielt die<br />
Anordnung der Bedienungselemente?<br />
Sicheres Arbeiten setzt voraus, dass die<br />
Maschine in jeder Arbeitsposition sicher<br />
ein- <strong>und</strong> ausgeschaltet werden kann. Der<br />
oder die Finger sollen den Schalter nicht<br />
suchen müssen, sondern ihn sofort<br />
„blind“ erreichen. Schalter dürfen deshalb<br />
nicht irgendwo versteckt angebracht<br />
sein, sondern müssen d<strong>eu</strong>tlich hervortreten,<br />
so dass man selbst mit Handschuhen<br />
mühelos schalten kann. Bei richtiger<br />
Gestaltungskombination von Griff <strong>und</strong><br />
Schalter können sich die Finger leicht<br />
zum Schalter bewegen <strong>und</strong> die Maschine<br />
lässt sich trotzdem sicher halten <strong>und</strong><br />
ohne Schwierigkeiten führen.<br />
Ergonomie<br />
Schalterposition<br />
Die Finger erreichen die griffgünstig<br />
angeordneten Schalter, ohne danach<br />
„suchen“ zu müssen. Der Zeigefinger<br />
bedient den Rechts-/Linkslauf <strong>und</strong><br />
den Ein-/Ausschalter bzw. den<br />
Schalter zum „Gasgeben“. Der<br />
Daumen bedient den Feststellknopf<br />
<strong>und</strong> den Rechts-/Linkslauf.<br />
EWL-ERG005/P<br />
61. Welche Rolle spielt das<br />
Werkz<strong>eu</strong>ggeräusch?<br />
Geräusche können, je nach Stärke <strong>und</strong><br />
Frequenz, unangenehm bis stark störend<br />
sein <strong>und</strong> sich langfristig ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
auswirken. Während das<br />
Arbeitsgeräusch (z. B. beim Meißeln oder<br />
Schleifen) meist nicht beeinflussbar ist,<br />
kann das eigentliche Maschinengeräusch<br />
durch geeignete Maßnahmen<br />
stark reduziert werden. Die Hauptgeräuschquelle<br />
eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
ist der Lüfter des Kühlluftgebläses, von<br />
dem ein unangenehmer Sirenenton ausgehen<br />
kann.<br />
Durch optimale Gestaltung der Kühlluftkanäle<br />
<strong>und</strong> der Schaufeln des Lüfterrades<br />
können die Frequenzen so in den<br />
unhörbaren Ultraschallbereich verschoben<br />
werden („Ultrasonic“-Lüfter), dass<br />
die übrig bleibenden, angenehm niedrigen<br />
Frequenzen nicht mehr als störend<br />
empf<strong>und</strong>en werden.<br />
Der technische Entwicklungsaufwand<br />
ist allerdings erheblich <strong>und</strong> damit kostenintensiv.
Kühlluftgebläse<br />
1 Lüfterrad (rotiert)<br />
2 Leitschaufeln (feststehend)<br />
3 Verwirbelter Luftstrom<br />
(Turbulenz erz<strong>eu</strong>gt Lärm)<br />
4 Laminarer Luftstrom<br />
(geräuscharm)<br />
Sicherheit<br />
62. Welche sicherheitsrelevanten<br />
Kriterien gibt es für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich unterscheidet man in elektrische<br />
Sicherheit <strong>und</strong> mechanische<br />
Sicherheit.<br />
63. Wie erreicht man elektrische<br />
Sicherheit?<br />
Die elektrische Sicherheit entsteht im<br />
Wesentlichen durch die Wahl einer Isoliermethode,<br />
welche den im Betrieb des Elektrowerkz<strong>eu</strong>gs<br />
vorkommenden Beanspruchungen<br />
(<strong>und</strong> Überbeanspruchungen)<br />
3<br />
4<br />
1<br />
2 1<br />
EWL-ERG007/P<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 61<br />
gewachsen ist. Maßnahmen hierzu sind:<br />
– Betriebsisolation<br />
– Schutzerdung<br />
– Schutzisolation<br />
– Vollisolation<br />
64. Was versteht man unter<br />
Betriebsisolation?<br />
Die Betriebsisolation elektrischer Geräte<br />
<strong>und</strong> ihrer Einzelkomponenten ist notwendig,<br />
um die Funktion, den Betrieb des<br />
Gerätes sowohl physikalisch als auch<br />
durch den Anwender zu ermöglichen. Die<br />
Betriebsisolation muss dabei in all den<br />
Einsatzfällen sicher gewährleistet sein,<br />
für die das Gerät vorgesehen ist.<br />
65. Was versteht man unter<br />
Schutzerdung?<br />
An jedem technischen Gerät können Defekte<br />
auftreten, durch welche der Anwender<br />
gefährdet werden könnte. Bei Schäden<br />
an der Betriebsisolation ist deshalb nicht<br />
auszuschließen, dass der Anwender spannungsführende<br />
Teile des Gerätes berührt<br />
<strong>und</strong> damit ein Strom über ihn zur Erde<br />
fließen könnte. Bei der Schutzerdung werden<br />
deshalb alle vom Anwender berührbaren<br />
Metallteile des Gerätes mit dem<br />
Schutzleiter (Nullleiter, Erdung) des Stromnetzes<br />
verb<strong>und</strong>en. Im Schadensfall nimmt<br />
der Strom den Weg über den Schutzleiter<br />
statt über den Anwender <strong>und</strong> bringt die Leitungsabsicherung<br />
zum Ansprechen. Voraussetzung<br />
(<strong>und</strong> Nachteil) für die Schutzwirkung<br />
ist, dass der Schutzleiter sicher<br />
<strong>und</strong> mit ausreichendem Querschnitt angeschlossen<br />
ist. Dies ist besonders beim Reparaturfall<br />
kritisch <strong>und</strong> stets zu beachten.<br />
66. Was versteht man unter<br />
Schutzisolation?<br />
Bei der Schutzisolation werden die elektrischen<br />
Gerätekomponenten zusätzlich zur<br />
Betriebsisolation nochmals innerhalb des<br />
Gerätegehäuses von allen berührbaren<br />
Metallteilen isoliert. Bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
ist dies gr<strong>und</strong>sätzlich auch die Antriebsspindel<br />
bzw. die Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme.<br />
Sollte nun ein Defekt der Betriebsisolation<br />
auftreten, so bleibt der Isolationsschaden<br />
auf die elektrischen Komponenten begrenzt<br />
<strong>und</strong> tritt nicht nach außen in Erscheinung.<br />
Der Anschluss eines Schutzleiters<br />
kann bei der Schutzisolation entfallen.
62 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schutzisolation<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Anker (Motor) Welle<br />
2 Kollektor<br />
3 Schutzisolation<br />
4 Wicklungen<br />
5 Eisenkern<br />
4<br />
Elektrische Sicherheit<br />
Vollisolation<br />
5<br />
EWL-S023/G<br />
Der Griffbereich, das Gehäuse <strong>und</strong> der Motor<br />
sind vor der Elektrizität von außen geschützt.<br />
67. Was versteht man unter<br />
Vollisolation?<br />
Gefahr kann bei der Verwendung von<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n entstehen, wenn versehentlich<br />
spannungsführende Teile bei<br />
der Anwendung berührt werden (z. B. Anbohren<br />
von elektrischen Leitungen unter<br />
Putz). Hierdurch kann elektrische Spannung<br />
über die Antriebsspindel, das<br />
Getriebe auf ein metallisches Maschinengehäuse<br />
übertragen werden <strong>und</strong> den<br />
Anwender gefährden. Durch die Verwendung<br />
vollständiger Kunststoffgehäuse<br />
kann der Griffbereich des Anwenders<br />
vollständig geschützt werden.<br />
68. Was versteht man unter<br />
elektromechanischen<br />
Schutzvorrichtungen?<br />
Elektromechanische Schutzvorrichtungen<br />
sind beispielsweise Einschaltsperren<br />
oder Schnellstoppeinrichtungen.<br />
EWL-ESI001/P
Bei Einschaltsperren muss beispielsweise<br />
erst eine mechanische Sperre<br />
gelöst werden, bevor der Einschalter<br />
betätigt werden kann. Dies kann einhändig<br />
erfolgen (Kreissägen) oder so<br />
dass beide Hände benötigt werden um<br />
die Sperre zu entriegeln (Heckenscheren).<br />
Schnellstoppeinrichtungen lösen im<br />
Anwendungsfall eine mechanische Bremsung<br />
aus, bei gleichzeitiger Unterbrechung<br />
der Stromzufuhr (Kettensägen).<br />
69. Wie erreicht man mechanische<br />
Sicherheit?<br />
Mechanische Sicherheit ist ein wesentliches<br />
Merkmal der sehr oft unter extrem<br />
harten Bedingungen eingesetzten <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>.<br />
Die mechanische Sicher-<br />
Kettensäge<br />
Sicherheitsschaltung<br />
7<br />
2<br />
6<br />
1<br />
3<br />
5<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 63<br />
heit wird unter anderem hauptsächlich<br />
durch folgende Merkmale bestimmt:<br />
– Gehäusegestaltung<br />
– Werkstoffwahl<br />
– Dimensionierung<br />
– Spannvorrichtungen<br />
– Schutzeinrichtungen<br />
Direkt für den Anwender wirksam sind die<br />
Schutzvorrichtungen. Die Schutzeinrichtungen<br />
müssen so gestaltet sein, dass<br />
sie bei maximalem Schutz für den Anwender<br />
die eigentliche Arbeitsaufgabe<br />
des Gerätes nicht mehr als vermeidbar<br />
beeinträchtigen <strong>und</strong>, wenn eine Verstellmöglichkeit<br />
gegeben ist, dass diese bequem<br />
<strong>und</strong> möglichst ohne zusätzliches<br />
Hilfswerkz<strong>eu</strong>g durchzuführen ist (sonst<br />
werden sie eventuell aus Bequemlichkeit<br />
vom Anwender entfernt).<br />
4<br />
1 Sägengriff<br />
2 Sicherheitsbügel<br />
3 Druckfeder<br />
4 Sicherheitsschalter<br />
5 Antrieb<br />
6 Bremsband<br />
7 Sägenschwert<br />
Schlägt das Sägenschwert (7)<br />
wegen eines Fremdkörpers<br />
zurück, so wird der<br />
Sicherheitsbügel (2) gegen den<br />
Handrücken gedrückt. Dadurch<br />
wird die Druckfeder (3) entriegelt<br />
<strong>und</strong> zieht das Bremsband (6) an.<br />
Gleichzeitig wird der Sicherheitsschalter<br />
(4) ausgelöst <strong>und</strong> unterbricht<br />
die Spannungsversorgung.<br />
EWL-S078c/P
64 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
70. Welche Schutzvorrichtungen<br />
gibt es?<br />
Die bekanntesten Schutzvorrichtungen<br />
sind die Schutzhauben von Winkelschleifern<br />
<strong>und</strong> Kreissägen. Weniger bekannt,<br />
aber genau so wichtig sind Trennschlitten<br />
<strong>und</strong> Absaughauben für Trennschleifer<br />
<strong>und</strong> der Berührungsschutz bei Stichsägen.<br />
Auch der Spaltkeil der Kreissäge<br />
dient der Sicherheit, er vermindert die<br />
Klemmgefahr beim Sägen von Längsschnitten<br />
<strong>und</strong> großflächigem Plattenmaterial.<br />
Bei stationär betriebenen <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
wie Kreissägen, Hobel <strong>und</strong><br />
Oberfräsen dient der Messerschutz dazu,<br />
die direkte Berührung mit dem Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
zu verhindern.<br />
Winkelschleifer, Arbeiten<br />
mit dem Trennschlitten<br />
EWL-SLF023/P<br />
Sägen<br />
Spaltkeil<br />
1 Sägeblatt<br />
2 Spaltkeil<br />
a = maximal 10 mm<br />
b = ca. 2 mm<br />
Der Spaltkeil verhindert das Klemmen<br />
des Sägeblattes im Sägespalt, indem<br />
er den Sägespalt hinter dem Sägeblatt<br />
offen hält.<br />
Ohne Spaltkeil:<br />
Sägeblatt klemmt<br />
Mit Spaltkeil:<br />
Klemmen wird verhindert<br />
1<br />
a<br />
2<br />
b<br />
EWL-S077/P
Wirtschaftlichkeit<br />
71. Welche Rolle spielt die<br />
Wirtschaftlichkeit bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n?<br />
Wirtschaftlichkeit ist der entscheidende<br />
Anreiz, ein Elektrowerkz<strong>eu</strong>g anstelle manueller<br />
Arbeit einzusetzen bzw. ein vorhandenes,<br />
weniger leistungsfähiges<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>g durch ein moderneres,<br />
leistungsfähigeres Gerät zu ersetzen.<br />
72. Wie kann die Wirtschaftlichkeit<br />
bestimmt werden?<br />
Die Wirtschaftlichkeit eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
kann bestimmt werden, indem<br />
man die zur Bewältigung der Arbeitsaufgabe<br />
benötigte Zeit mit derjenigen vergleicht,<br />
die bei reiner Handarbeit anfallen<br />
würde. Hieraus errechnet sich leicht bei<br />
welcher Einsparung an Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />
sich das Werkz<strong>eu</strong>g amortisiert hat.<br />
Ebenso kann dieser Vergleich zwischen<br />
zwei Werkz<strong>eu</strong>gen unterschiedlicher Leistung<br />
angestellt werden.<br />
73. Welche Zusammenhänge<br />
bestehen bezüglich der<br />
Arbeitskosten?<br />
Die Kosten für die Bewältigung einer Arbeitsaufgabe<br />
bestehen im Gr<strong>und</strong>satz aus<br />
– Materialkosten<br />
– Werkz<strong>eu</strong>gkosten<br />
– Lohnkosten<br />
Je nach Arbeitsaufgabe betragen die<br />
Materialkosten bzw. die Lohnkosten ein<br />
Vielfaches der Werkz<strong>eu</strong>gkosten.<br />
74. Welchen Einfluss hat das Werkz<strong>eu</strong>g<br />
auf die Materialkosten?<br />
Bei qualitativ hochwertigen <strong>und</strong> präzise<br />
arbeitenden Werkz<strong>eu</strong>gen kann das Material<br />
optimal bearbeitet werden. Qualitativ<br />
niedrige Werkz<strong>eu</strong>ge (z. B. „NoName“-<br />
Geräte oder Raubkopien) ergeben eine<br />
geringere Arbeitsqualität, t<strong>eu</strong>res Material<br />
wird unter Umständen beschädigt bzw.<br />
mehr verbraucht.<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 65<br />
75. Welchen Einfluss hat das<br />
Werkz<strong>eu</strong>g auf die Lohnkosten?<br />
Hochwertige Werkz<strong>eu</strong>ge haben einen<br />
hohen Arbeitsfortschritt. Die Bearbeitungsqualität<br />
ist hoch, wodurch Nacharbeitszeit<br />
entfällt. Hohe Lebensdauer<br />
guter Werkz<strong>eu</strong>ge verringern Ausfallzeiten.<br />
Diese Eigenschaften ergeben eine<br />
d<strong>eu</strong>tliche Verringerung der Lohnkosten<br />
gegenüber dem „billigen“, meist minderwertigen<br />
Werkz<strong>eu</strong>g.
Elektronik Gr<strong>und</strong>lagen 68<br />
Elektromotoren 68<br />
Elektronische Gangschaltung 76<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik 77<br />
Konstant- <strong>und</strong> Regelelektronik 80<br />
Drehkraftbegrenzung 85<br />
Anlaufstrombegrenzung 85<br />
Turbo-Elektronik 87<br />
Zusammenfassung 88
Gestatten:<br />
Prof. Dr. Ing. Rudi Regler<br />
Ich bin ein Spezialist für elektronische St<strong>eu</strong>er<strong>und</strong><br />
Regelungstechnik <strong>und</strong> mein Hobby ist der<br />
Radsport.<br />
Ich weiß, dass elektronische Vorgänge für<br />
viele Nichttechniker ein Buch mit sieben Siegeln<br />
sind, weil man im Gegensatz zur Mechanik<br />
viele Vorgänge deshalb nicht sehen kann,<br />
weil sie sich unsichtbar in Drähten, Bauteilen<br />
<strong>und</strong> Magneten abspielen.<br />
Ich versuche deshalb, Ihnen die elektronischen<br />
Vorgänge mit einfachen Beispielen aus<br />
der Mechanik <strong>und</strong> der Wasserkraft zu erklären.<br />
Und wenn es damit nicht mehr weitergeht,<br />
dann nehme ich mein Fahrrad zur Hilfe.<br />
Sie sehen mich dann in den unterschiedlichsten<br />
Situationen:<br />
Sehr bequem! Keine Energiezufuhr oder Leerlauf<br />
Normale Energiezufuhr, normale Belastung<br />
Mehr Energie wird gebraucht, es geht bergauf!<br />
Noch mehr Belastung: Jetzt braucht man<br />
Energienachschub!<br />
Das war zu viel: Die letzten Reserven sind verbraucht!<br />
Alles klar?<br />
Also, fangen wir an !<br />
Rudi Regler<br />
Elektronik 67
68 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
9. In welchem Zusammenhang<br />
stehen Drehzahl, Drehmoment<br />
<strong>und</strong> Leistung?<br />
1. Was ist Volt?<br />
Das Produkt aus Drehzahl <strong>und</strong> Drehmo-<br />
Volt ist die Maßeinheit der elektrischen<br />
Spannung.<br />
ment ergibt die mechanische Leistung.<br />
2. Was ist Ampere?<br />
Ampere ist die Maßeinheit für den elektrischen<br />
Strom.<br />
Drehmoment<br />
(am Beispiel einer Kreissäge)<br />
3. Was ist Watt?<br />
Watt ist die Maßeinheit für die (elektrische)<br />
Leistung.<br />
DrehzahlDrehpunkt<br />
4. Was versteht man unter<br />
Wechselspannung?<br />
Bei der Wechselspannung wechselt die<br />
Polarität der Spannung mit der Netzfrequenz<br />
zwischen positiv <strong>und</strong> negativ hin<br />
<strong>und</strong> her. Innerhalb einer Periode geht die<br />
Hebelarm<br />
UmfangsgeschwindigkeitDrehmoment<br />
Spannung beim Wechsel der Polarität<br />
durch Null.<br />
TLX-ELO 01/G<br />
5. Was versteht man unter<br />
Netzfrequenz?<br />
Unter Netzfrequenz versteht man die Pe- Elektromotoren<br />
riodenzahl pro Sek<strong>und</strong>e, mit der eine<br />
Wechselspannung ihre Polarität ändert. 10. Welche Elektromotoren<br />
Die Maßeinheit für die Frequenz ist Hertz. werden in <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
Eine Wechselspannung mit einer Netzfre- eingesetzt?<br />
quenz von 50 Hertz ändert ihre Polarität Bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n kommen im We-<br />
100 Mal pro Sek<strong>und</strong>e.<br />
sentlichen drei Motorarten zum Einsatz:<br />
– Gleichstrommotoren für Akkubetrieb.<br />
6. Was versteht man unter<br />
– Wechselstrommotoren (Einphasen-<br />
Gleichspannung?<br />
<strong>und</strong> Dreiphasenmotoren) für Stationär-<br />
Die Gleichspannung ändert ihre Polarität geräte, Häcksler, Wasserpumpen,<br />
nicht. Die Polarität der Spannung bleibt Hochdruckreiniger <strong>und</strong> Industriewerk-<br />
also immer gleich.<br />
z<strong>eu</strong>ge.<br />
7. In welchem Zusammenhang<br />
– Universalmotoren (Kollektormotoren)<br />
für den allgemeinen Elektrowerkz<strong>eu</strong>g-<br />
stehen Strom, Spannung <strong>und</strong> bereich.<br />
Leistung?<br />
Das Produkt aus elektrischer Spannung 11. Was ist ein Wechselstrommotor?<br />
<strong>und</strong> elektrischem Strom ergibt die elektri- Ein Wechselstrommotor kann nur mit<br />
sche Leistung<br />
Wechselstrom betrieben werden. Es gibt<br />
Volt � Ampere = Watt<br />
Einphasen-Wechselstrommotoren. Sie<br />
werden an einer Phase des Wechsel-<br />
8. Was ist Drehmoment?<br />
stromnetzes, dem so genannten Licht-<br />
Das Drehmoment ist die Drehkraft um einetz, betrieben, z. B. mit 230 Volt 50<br />
nen Punkt (bei einer Bohrmaschine zum Hertz. Werden Wechselstrommotoren an<br />
Beispiel um die Achse der Bohrspindel). einem Dreiphasennetz betrieben, nennt<br />
Die Maßeinheit für das Drehmoment ist man sie Drehstrommotoren. Im Indus-<br />
Newtonmeter (Nm)<br />
triebereich werden oft so genannte<br />
HF (Hochfrequenz)-Motoren eingesetzt.
Hierbei handelt es sich um Drehstrommotoren,<br />
welche über Umformer mit<br />
einer erhöhten Netzfrequenz von<br />
200/300 Hz betrieben werden. Durch die<br />
Frequenzerhöhung erreicht man über die<br />
höhere Drehzahl bei gleicher Leistung<br />
eine kleinere Motorgröße.<br />
12. Wie funktioniert ein<br />
Wechselstrommotor?<br />
Im Wechselstrommotor wird im Stator ein<br />
umlaufendes Magnetfeld erz<strong>eu</strong>gt, durch<br />
welches der bewegliche Teil des Wechselstrommotors,<br />
der Rotor, in eine Drehbewegung<br />
versetzt wird.<br />
Die wichtigsten Bestandteile<br />
eines Wechselstrommotors<br />
1<br />
2<br />
3 4 5<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
2 Lüfterrad<br />
3 Rotor (Eisenkern mit eingegossenen<br />
Aluminiumstäben)<br />
4 Hinteres Motorlager<br />
5 Stator (mit Eisenkern <strong>und</strong><br />
Kupferwicklungen)<br />
TLX-ELO 02/G<br />
13. Welche Eigenschaften hat ein<br />
Wechselstrommotor?<br />
Die Drehzahl des Wechselstrommotors<br />
hängt von der Netzfrequenz <strong>und</strong> von der<br />
Bauart (Zahl der Magnetpole) ab. Die<br />
Drehzahl ändert sich bis zu einer bestimmten<br />
Belastungsgrenze fast nicht,<br />
bleibt also annähernd konstant. Wird die<br />
kritische Belastungsgrenze überschritten,<br />
geht die Drehzahl schlagartig auf Null<br />
zurück, der Motor bleibt stehen. Erst<br />
wenn die Last weggenommen wird, läuft<br />
der Motor wieder an.<br />
Vorteile des Wechselstrommotors: Er<br />
ist sehr einfach aufgebaut, hat im Gr<strong>und</strong>e<br />
keine Verschleißteile <strong>und</strong> ist daher sehr<br />
gut für Dauerbetrieb geeignet.<br />
geeignet.<br />
Drehzahl/Lastverhalten des Wechselstrom-<br />
Drehstrommotors<br />
100%<br />
95%<br />
Drehzahl<br />
Leerlauf<br />
Leerlauf<br />
Nennlast<br />
Überlast<br />
Kipplast<br />
Elektronik 69<br />
Nennlast Überlast Kipplast<br />
100 95<br />
90<br />
Im Leerlauf ist die Drehzahl am höchsten<br />
(100%). Mit zunehmender Last geht<br />
die Drehzahl nur wenig zurück, bleibt<br />
also fast konstant. Überschreitet die<br />
Belastung einen gewissen Grenzwert<br />
(Kipplast), dann geht die Drehzahl auf<br />
Null zurück: Der Motor bleibt stehen <strong>und</strong><br />
brennt durch, wenn man ihn nicht<br />
ausschaltet oder die Belastung<br />
wegnimmt.<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
100 95<br />
90<br />
100 95<br />
90<br />
100 95<br />
90<br />
TLX-ELO 03/G
70 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
14. Was ist ein Gleichstrommotor?<br />
Ein Gleichstrommotor ist ein Motor, der<br />
nur mit Gleichstrom (z. B. aus einem<br />
Akku) betrieben werden kann. Bei Wechselstrom<br />
funktioniert er nicht, sondern<br />
geht kaputt.<br />
15. Wie funktioniert ein Gleichstrommotor?<br />
In einem Gleichstrommotor wird ein<br />
festes Magnetfeld im Stator (Polschuh)<br />
erz<strong>eu</strong>gt, im Rotor (Anker) dagegen mittels<br />
des Kommutators (Kollektors) bei der<br />
Drehbewegung in einer Wicklung nach<br />
der anderen ein Magnetfeld erz<strong>eu</strong>gt, welches<br />
den Rotor in eine Drehbewegung<br />
versetzt.<br />
Die wichtigsten Bestandteile eines<br />
Gleichstrommotors mit Dauermagnet<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
2 Lüfterrad<br />
3 Rotor (Eisenkern mit Kupferwicklung)<br />
4 Kohlebürsten<br />
5 Kollektor<br />
04/G<br />
6 Hinteres Motorlager<br />
7 Polschuh (mit Dauermagnet) TLX-ELO<br />
16. Was ist ein Dauermagnet?<br />
Dauermagneten behalten ihren Magnetismus<br />
dauernd bei, sie bestehen aus einem<br />
während des Herstellverfahrens magnetisierten<br />
Material. Im Gegensatz dazu<br />
besteht bei Elektromagneten nur dann<br />
der Magnetismus, wenn sie von elektrischem<br />
Strom durchflossen werden.<br />
Dauermagnet <strong>und</strong> Elektromagnet<br />
Dauermagnet Elektromagnet<br />
4<br />
5<br />
1<br />
N<br />
N<br />
S<br />
S<br />
2<br />
2<br />
3<br />
3<br />
1 Eisenkern (aus Blechen geschichtet)<br />
2 Polschuh<br />
3 Rotor (Anker)<br />
4 Dauermagnet – immer magnetisch<br />
5 Kupferwicklung. Nur Magnetismus,<br />
wenn Strom fließt<br />
17. Welche Eigenschaften hat ein<br />
Gleichstrommotor?<br />
Die Drehzahl eines Gleichstrommotors<br />
hängt neben der Bauart vor allem von der<br />
Höhe der Gleichspannung ab. Hohe<br />
Spannung bed<strong>eu</strong>tet hohe Drehzahl <strong>und</strong><br />
hohes Drehmoment, niedrige Spannung<br />
bed<strong>eu</strong>tet niedrige Drehzahl <strong>und</strong> niedriges<br />
Drehmoment. Bei zunehmender Belastung<br />
geht die Drehzahl stetig zurück.<br />
Wichtigster Vorteil des Gleichstrommotors<br />
mit Dauermagnet: Er ist klein,<br />
leicht <strong>und</strong> hat einen sehr guten Wirkungsgrad.<br />
N<br />
S<br />
1<br />
TLX-ELO 05/G
Drehzahl/Lastverhalten eines<br />
Gleichstrommotors mit Dauermagnet<br />
(Akkuwerkz<strong>eu</strong>g) (stark vereinfacht)<br />
100%<br />
80%<br />
Drehzahl<br />
Leerlauf<br />
Leerlauf<br />
Nennlast<br />
Nennlast Überlast<br />
Überlast<br />
100<br />
Im Leerlauf ist die Drehzahl am<br />
höchsten (100 %). Mit zunehmender<br />
Belastung geht die Drehzahl etwas<br />
zurück. Bei Nennbelastung<br />
(Dauerleistung) beträgt die Drehzahl<br />
etwa 80 % der Leerlaufdrehzahl. Die<br />
Kraft (Drehmoment) nimmt bei<br />
sinkender Drehzahl nicht zu.<br />
90<br />
80<br />
0<br />
18. Was ist ein Universalmotor?<br />
Ein Universalmotor kann sowohl mit<br />
Gleichstrom als auch mit Wechselstrom<br />
betrieben werden.<br />
0<br />
0<br />
100 90<br />
80<br />
100 90<br />
80<br />
60<br />
TLX-ELO 06/G<br />
Elektronik 71<br />
19. Wie funktioniert ein<br />
Universalmotor?<br />
Der Universalmotor funktioniert ähnlich<br />
wie der Gleichstrommotor. Im Gegensatz<br />
zu diesem wechselt aber das Magnetfeld<br />
des Stators im gleichen Rhythmus wie<br />
das Magnetfeld im Rotor mit der Netzfrequenz,<br />
wenn der Universalmotor mit<br />
Wechselstrom betrieben wird. Das geht<br />
natürlich nur, wenn im Stator (Polschuh)<br />
statt eines Dauermagneten ein Elektromagnet<br />
verwendet wird.<br />
Die wichtigsten Bestandteile eines<br />
Universalmotors<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
2 Lüfterrad<br />
3 Rotor (Eisenkern mit Kupferwicklung)<br />
4 Kohlebürsten<br />
5 Kollektor<br />
6 Hinteres Motorlager<br />
7 Polschuh (Eisenkern<strong>und</strong><br />
Kupferwicklung)<br />
TLX-ELO 07/G<br />
20. Welche Eigenschaften hat ein<br />
Universalmotor?<br />
Die Drehzahl eines Universalmotors<br />
hängt neben der Bauart vor allem von der<br />
Netzspannung ab. Hohe Spannung bed<strong>eu</strong>tet<br />
hohe Drehzahl <strong>und</strong> hohes<br />
Drehmoment, niedrige Spannung bed<strong>eu</strong>tet<br />
niedrige Drehzahl <strong>und</strong> niedriges<br />
Drehmoment. Bei zunehmender Belastung<br />
geht die Drehzahl stetig zurück,<br />
aber der Strom durch den Motor, <strong>und</strong> damit<br />
das Drehmoment, steigt an, der<br />
Motor „zieht durch“.<br />
Wichtigster Vorteil des Universalmotors:<br />
Er ist im Verhältnis zu seiner Leistung<br />
relativ leicht <strong>und</strong> klein <strong>und</strong> damit<br />
ideal für handgeführte <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
geeignet.
72 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Drehzahl/Lastverhalten des<br />
Universalmotors (stark vereinfacht)<br />
100%<br />
60%<br />
Drehzahl<br />
Leerlauf<br />
Leerlauf<br />
Nennlast<br />
Überlast<br />
Nennlast Überlast<br />
40<br />
60<br />
0<br />
100<br />
40<br />
60<br />
0<br />
100<br />
40<br />
60<br />
Im Leerlauf ist die Drehzahl am höchsten<br />
(100%). Mit zunehmender Belastung sinkt die<br />
Drehzahl, aber die nimmt zu. Bei Nennbelastung<br />
(Dauerleistung) beträgt die Drehzahl<br />
etwa 60 % der Leerlaufdrehzahl. Da die Kraft<br />
(Drehmoment) bei sinkender Drehzahl zunimmt,<br />
hat der Universalmotor ein sehr gutes<br />
Durchzugsvermögen.<br />
TLX-ELO 08/G<br />
21. Wie wird die Drehrichtung eines<br />
Elektromotors umgedreht?<br />
Beim Wechselstrommotor wird durch<br />
Umpolen einer Wicklung die Drehrichtung<br />
umgekehrt. Beim Universalmotor<br />
<strong>und</strong> beim Gleichstrommotor mit elektromagnetischem<br />
Stator wird durch Umpolen<br />
entweder des Stators oder des<br />
Rotors die Drehrichtung umgekehrt.<br />
0<br />
100<br />
Beim Gleichstrommotor mit Permanent-<br />
(Dauer)magnet wird die Drehrichtung<br />
durch Umpolen der elektrischen Spannung<br />
umgekehrt. Bei Gleichstrommotoren<br />
<strong>und</strong> Universalmotoren kann<br />
man die Drehrichtung aber auch durch<br />
Verdrehen der Kohlebürsten zur Magnetfeldachse<br />
umkehren.<br />
Drehrichtungswechsel beim<br />
3-Phasen-Wechselstrommotor<br />
Umpolen der Erregerwicklung<br />
L1<br />
L2<br />
L3<br />
L1<br />
L2<br />
L3<br />
Drehrichtungswechsel beim<br />
Gleichstrommotor mit Dauermagnet<br />
Rotor<br />
(Anker)<br />
Rotor (Anker)<br />
Elektromagnet (Polschuh)<br />
Dauermagnet<br />
TLX-ELO 09/G<br />
TLX-ELO 11/G
Drehrichtungswechsel beim<br />
Universalmotor<br />
22.<br />
Umpolen der Erregerwicklung<br />
Ändern der Kohlebürstenstellung<br />
Rotor (Anker)<br />
Elektromagnet (Polschuh)<br />
TLX-ELO 10/G<br />
Welchen Einfluss hat die<br />
Netzfrequenz 50 Hz oder 60 Hz<br />
auf den praktischen Betrieb von<br />
Elektromotoren?<br />
Gleichstrommotoren mit Dauermagnet<br />
(Motoren von Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen) können<br />
nicht mit Wechselstrom betrieben werden.<br />
Sie gehen kaputt.<br />
Universalmotoren können sowohl mit<br />
Gleichstrom als auch mit Wechselstrom<br />
betrieben werden. Ihnen ist es egal, ob es<br />
sich um 50 Hz oder 60 Hz handelt.<br />
Wechselstrom-(Drehstrom-)motoren<br />
sind in ihrer Drehzahl von der Netzfrequenz<br />
abhängig. Sie dürfen deshalb nur<br />
mit der auf ihrem Typschild angegebenen<br />
Netzfrequenz betrieben werden. Miss-<br />
achtung dieser Regel führt zu Motorschäden<br />
oder bei drehzahlsensiblen<br />
Geräten (z. B. Schleifmaschinen) zur Unfallgefahr!<br />
23.<br />
Elektronik 73<br />
Was sind die wichtigsten<br />
Kenngrößen eines Elektromotors<br />
<strong>und</strong> was versteht man darunter?<br />
Leerlaufdrehzahl<br />
Die Leerlaufdrehzahl ist diejenige Drehzahl,<br />
die der Elektromotor erreicht, wenn<br />
man ihn einschaltet, aber nicht mit ihm<br />
arbeitet, ihn also nicht belastet.<br />
Lastdrehzahl<br />
Die Lastdrehzahl eines Elektromotors ist<br />
diejenige Drehzahl, welche der Elektromotor<br />
bei einer bestimmten Belastung<br />
erreicht.<br />
Nennlast<br />
Die Nennlast eines Elektromotors ist die<br />
höchste Last, bei der man den Elektromotor<br />
im Dauerbetrieb betreiben kann,<br />
ohne dass er dabei überlastet (überhitzt)<br />
wird.<br />
Teillast<br />
Teillast ist der Bereich zwischen Leerlauf<br />
<strong>und</strong> Nennlast.<br />
Leistungsaufnahme<br />
Die Leistungsaufnahme ist diejenige<br />
Leistung, die ein Elektromotor dem<br />
Stromnetz entnimmt (aus der Steckdose<br />
entnimmt). Es ist diejenige Leistung, die<br />
dem Elektrizitätswerk bezahlt werden<br />
muss.<br />
Leistungsabgabe<br />
Die Leistungsabgabe ist diejenige Leistung,<br />
die das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g mechanisch<br />
an der Spindel, d. h. am Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g,<br />
zum Beispiel einer Schleifscheibe,<br />
abgibt. Weil aus physikalischen<br />
<strong>und</strong> technischen Gründen stets Verluste<br />
auftreten, ist auch bei den allerbesten<br />
Motoren die Leistungsabgabe stets geringer<br />
als die Leistungsaufnahme.<br />
Wirkungsgrad<br />
Der Wirkungsgrad ist das Verhältnis zwischen<br />
Leistungsaufnahme <strong>und</strong> Leistungsabgabe.
74 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Leistungsaufnahme minus elektrische<br />
Verluste minus mechanische Verluste<br />
= Leistungsabgabe<br />
oder:<br />
Leistungsabgabe<br />
= Wirkungsgrad<br />
Leistungsaufnahme<br />
Wirkungsgrad<br />
30% 10%<br />
100%<br />
100% Aufnahmeleistung<br />
-30% Wärmeverluste Motor<br />
-10% Reibungsverluste Getriebe<br />
= 60% Abgabeleistung<br />
60%<br />
TLX-ELO 12/G<br />
24. Warum erwärmt sich ein<br />
Elektromotor?<br />
Weil bei der Umwandlung von elektrischer<br />
Energie in mechanische Energie in<br />
jedem Elektromotor Leistungsverluste<br />
entstehen, welche in Wärme umgesetzt<br />
werden.<br />
25. Wie stark darf sich ein Elektromotor<br />
maximal erwärmen?<br />
Das hängt davon ab, auf welche Weise<br />
die elektrischen Wicklungen im Motor<br />
voneinander isoliert sind. Im Allgemeinen<br />
gilt für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>, dass der Motor<br />
sich im Dauerbetrieb auf 85 Grad C über<br />
Raumtemperatur erwärmen darf, ohne<br />
dabei Schaden zu erleiden.<br />
26. Was versteht man unter „Durchbrennen“<br />
eines Elektromotors?<br />
Beim „Durchbrennen“ erwärmen sich die<br />
elektrischen Wicklungen im Motor so<br />
stark, dass die Isolation schmilzt. Da-<br />
durch entsteht ein Kurzschluss innerhalb<br />
der elektrischen Wicklungen, welcher<br />
den Motor zerstört.<br />
27. Was ist Überlast?<br />
Überlast ist, wenn die im Motor entstehende<br />
Wärme nicht mehr durch den Lüfter<br />
abgeführt werden kann. Die Temperatur<br />
steigt dann so lange an, bis der Motor<br />
„durchbrennt“.<br />
28. Wie lange kann man einen<br />
Elektromotor überlasten?<br />
Bis die höchstzulässige Wicklungstemperatur<br />
erreicht ist. Wird der Motor dann<br />
noch länger belastet, kann es zu bleibenden<br />
Schäden <strong>und</strong> zum Durchbrennen<br />
kommen.<br />
29. Wie werden Elektromotoren<br />
gekühlt?<br />
Durch einen Lüfter. Der Lüfter ist auf der<br />
Motorachse befestigt <strong>und</strong> dreht sich mit<br />
derselben Drehzahl wie der Rotor (Anker).<br />
Durch entsprechende Luftkanäle innerhalb<br />
oder außerhalb des Motors wird die<br />
Kühlluft so geführt, dass sie den größtmöglichen<br />
Kühleffekt erzielt. Je schneller<br />
sich der Motor dreht, umso mehr wird er<br />
gekühlt.<br />
30. In welcher Weise ist die<br />
Kühlung von der Motordrehzahl<br />
abhängig?<br />
Auf Gr<strong>und</strong> physikalischer Gesetze stehen<br />
Drehzahl <strong>und</strong> Kühlleistung eines Gebläses<br />
in quadratischem Zusammenhang.<br />
Einfacher ausgedrückt: Bei 100 % Drehzahl<br />
leistet der Lüfter 100 %. Bei 50 %<br />
Drehzahl leistet der Lüfter 25 %. Bei<br />
200 % Drehzahl würde der Lüfter 400 %<br />
Luftmenge leisten.<br />
31. Was passiert, wenn durch zu<br />
starke Belastung die Drehzahl<br />
eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s um die<br />
Hälfte geringer wird?<br />
Zunächst wird durch die stärkere Belastung<br />
im Motor mehr Wärme erz<strong>eu</strong>gt. Da<br />
die Drehzahl auf die Hälfte zurückgegangen<br />
ist, wird der Motor aber nur noch mit<br />
einem Viertel der Lüfterleistung gekühlt.<br />
Wenn dieser Betriebszustand dauernd<br />
beibehalten wird, brennt der Motor<br />
durch.
32. Was ist für die Kühlung<br />
besonders wichtig?<br />
Dass die Kühllufteinlassöffnungen <strong>und</strong><br />
die Kühlluftauslassöffnungen nicht verstopft<br />
sind <strong>und</strong> auch nicht zugehalten<br />
werden <strong>und</strong> dass man bei längerer Überlastung<br />
die Maschine kurze Zeit im Leerlauf<br />
mit hoher Drehzahl laufen lässt, damit<br />
sie sich wieder abkühlt.<br />
33. Warum baut man h<strong>eu</strong>te keine<br />
Thermoschalter mehr in die<br />
Maschinen ein?<br />
Wenn so ein Thermoschalter abschaltet,<br />
bleibt zwar der Motor stehen, aber die im<br />
Motor gespeicherte Wärme wird nicht<br />
abgeführt. Es dauert also recht lange, bis<br />
der Motor auf natürliche Weise die<br />
Wärme abgestrahlt hat. Wird dann der<br />
Motor wieder in Betrieb gesetzt, wird er<br />
sofort wieder so heiß werden, dass der<br />
Thermoschalter auslöst. Unter Umständen<br />
kann ein Wärmestau entstehen, der<br />
den Motor oder Teile von ihm nachträglich<br />
schädigt.<br />
34. Wie kann man ein Durchbrennen<br />
des Motors verhindern, wenn<br />
man die Maschine arbeitsbedingt<br />
kurzfristig überlasten muss?<br />
Indem man von Zeit zu Zeit das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
ohne Belastung auf hoher<br />
Drehzahl im Leerlauf laufen lässt, damit<br />
der Lüfter kühle Luft durch den Motor<br />
bläst. Wenn die aus den Kühlluftöffnungen<br />
austretende Luft wieder normale<br />
Temperatur hat, kann das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
wieder belastet werden.<br />
Kühlungsvarianten unterschiedlicher<br />
Elektromotortypen<br />
Motorkühlung (Beispiele)<br />
Universalmotor<br />
Innenkühlung (direkte Kühlung)<br />
1 2 3 4<br />
Wechselstrommotor, Außenkühlung<br />
2 3 4 5 6<br />
Bosch Industriewerkz<strong>eu</strong>g<br />
direkte, staubgeschützte Kühlung<br />
1 2 3 4<br />
1 Lüfter<br />
3 Rotor (Anker)<br />
5 Kühlrippen<br />
Luftweg<br />
Elektronik 75<br />
2 Stator (Polschuh)<br />
4 Gehäuse<br />
6 Leitkanal<br />
1<br />
TLX-ELO 13/G
76 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Elektronische Gangschaltung<br />
35. Was versteht man unter<br />
„elektronischem 2-Gang“?<br />
Bei der „elektronischen“ Zweigang-<br />
Schaltung, auch Diodenschaltung genannt,<br />
wird der Motor im ersten (langsamen)<br />
Gang nur mit einer Halbwelle der<br />
Wechselspannung betrieben. Die sich im<br />
Mittelwert dadurch ergebende Spannung<br />
am Motor beträgt die Hälfte der Nennspannung<br />
230 Volt, die Drehzahl ist um<br />
die Hälfte niedriger.<br />
Im zweiten (schnellen) Gang wird der<br />
Motor mit beiden Halbwellen der Wechselspannung<br />
betrieben, der Motor dreht<br />
mit voller Drehzahl.<br />
Elektronische 2-Gang-Schaltung<br />
2-Gang-Schaltung<br />
Wechselspannungsverlauf<br />
Wechselspannungsverlauf<br />
Schalterstellung <strong>und</strong> Stromfluß Stromfluss<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
M<br />
M<br />
M<br />
M<br />
0<br />
100<br />
Schalterstellung 1: Diode lässt nur die positive<br />
Schalterstellung 1: Diode läßt nur die positive Halbwelle<br />
Halbwelle durch. durch.<br />
Stromfluss: Stromfluß: Nur während positiver Halbwelle.<br />
Drehzahl: Halbe Drehzahl.<br />
Drehzahl: Halbe Drehzahl.<br />
Wechselspannungsverlauf<br />
Schalterstellung <strong>und</strong> Stromfluss<br />
Schalterstellung <strong>und</strong> Stromfluß<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
M<br />
M<br />
M<br />
M<br />
0<br />
50<br />
50<br />
100<br />
Schalterstellung 2: Beide Halbwellen liegen direkt<br />
Schalterstellung 2: Beide Halbwellen liegen direkt<br />
am am Motor. Motor.<br />
Stromfluss: Stromfluß: Nur Während während beider Halbwellen.<br />
Halbwellen.<br />
Drehzahl: Volle<br />
Volle<br />
Drehzahl.<br />
Drehzahl. TLX-ELO 14/G<br />
36. Wie wird die „elektronische“<br />
2-Gang-Schaltung im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
realisiert?<br />
Man verwendet einen 2-stufigen Schalter.<br />
In der ersten Schaltstufe wird der Motor<br />
über einen einfachen Gleichrichter<br />
(Diode) an die Netzspannung gelegt. Dieser<br />
Gleichrichter lässt eine der Halbwellen<br />
der Wechselspannung zum Motor<br />
durch, die andere Halbwelle der<br />
Wechselspannung wird gesperrt. In der<br />
zweiten Schaltstufe wird der Gleichrichter<br />
vom Schalter überbrückt, dadurch<br />
fließen jetzt beide Halbwellen zum Motor.<br />
37. Was sind die Eigenschaften<br />
einer „elektronischen“<br />
2-GangSchaltung?<br />
Vorteile: Es ist für mit Wechselspannung<br />
betriebene Universalmotoren die preiswerteste<br />
Art, zwei unterschiedliche Drehzahlstufen<br />
zu erhalten.<br />
Nachteile: Man hat nur zwei feste Drehzahlstufen<br />
zur Verfügung, in der langsamen<br />
Schaltstellung verfügt der Motor nur<br />
über wenig Kraft.
St<strong>eu</strong>erelektronik<br />
38. Was ist eine St<strong>eu</strong>erelektronik?<br />
Die St<strong>eu</strong>erelektronik ist eine Möglichkeit,<br />
die Drehzahl oder Hubzahl eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
durch manuellen Eingriff des<br />
Benutzers innerhalb eines bestimmten<br />
Bereiches oder von Null bis zum Höchstwert<br />
zu st<strong>eu</strong>ern.<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik (Prinzip)<br />
1 2 3 4<br />
5 6<br />
2 3<br />
4<br />
5 6<br />
Am Wasserkraft-Beispiel werden die elektrischen<br />
Vorgänge klar. Der Wasserstrom drückt die Prallplatte<br />
nach unten, über den Waagebalken wird der<br />
Gewicht in der Schwebe gehalten. Ein Zeiger am<br />
Waagebalken zeigt die Stellung an.<br />
Pos. Prinzip „Wassermodell“ Realität<br />
1 Energiequelle Wasserleitung Steckdose/<br />
/Alu<br />
2 Verstell- Wasserhahn St<strong>eu</strong>ermöglichkeit<br />
elektronik<br />
3 Energiestrom Wassermenge elektr. Strom<br />
4 Energiewandler Aufprallschale Motor<br />
5 Energie- Gewicht Belastung<br />
aufnahme (Drehmoment)<br />
6 Anzeige Waagenskala Drehzahl<br />
TLX-ELO 15/G<br />
39. Was ist eine Halbwellenelektronik?<br />
Bei der Halbwellenelektronik wird nur<br />
eine der beiden Halbwellen der Wechselspannung<br />
ausgenützt.<br />
1<br />
Elektronik 77<br />
40. Was ist eine Vollwellenelektronik?<br />
Bei der Vollwellenelektronik werden<br />
beide Halbwellen der Wechselspannung<br />
ausgenützt.<br />
41. Bestehen qualitative<br />
Unterschiede zwischen<br />
Halbwellenelektronik <strong>und</strong><br />
Vollwellenelektronik?<br />
Bei richtiger Auslegung von Motor <strong>und</strong><br />
Elektronik haben beide Arten ihre Vorteile<br />
<strong>und</strong> Berechtigung.<br />
Die Halbwellenelektronik hat den Vorteil<br />
der geringeren Kosten, sie wird<br />
deswegen hauptsächlich bei der St<strong>eu</strong>erelektronik<br />
verwendet.<br />
Die Vollwellenelektronik ist aufwendiger,<br />
ermöglicht aber eine bessere Effizienz<br />
bei Regel- oder Konstantelektronik.<br />
42. Wie funktioniert eine<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik?<br />
Die St<strong>eu</strong>elektronik ist ein mit st<strong>eu</strong>erbaren<br />
Halbleitern, welche man Thyristoren<br />
nennt, ausgestattetes Bauteil, sie ermöglicht<br />
zu einem genau definierten<br />
Zeitpunkt innerhalb der Laufzeit einer<br />
Halbwelle der Wechselspannung den<br />
Stromfluss durch den Motor. Mit dem<br />
Ende der Halbwelle, also wenn die Netzspannung<br />
durch Null geht, unterbricht<br />
sich die Elektronik selbsttätig <strong>und</strong> schaltet<br />
damit auch den Stromfluss zum Motor<br />
aus, um bei der nächsten Halbwelle wie<br />
vorher zum bestimmten Zeitpunkt den<br />
Motor wieder „einzuschalten“. Durch Verändern<br />
(„St<strong>eu</strong>ern“) des Einschaltpunktes<br />
innerhalb der Halbwelle kann die Zeit,<br />
während der durch den Motor Strom<br />
fließt, ihm also Energie zugeführt wird,<br />
verkürzt oder verlängert werden. Fließt<br />
innerhalb der Halbwelle nur kurz Strom<br />
durch den Motor, ist seine Kraft <strong>und</strong> auch<br />
die Drehzahl gering. Fließt innerhalb der<br />
Halbwelle längere Zeit Strom durch den<br />
Motor, ist seine Kraft <strong>und</strong> die Drehzahl<br />
größer.<br />
Wird nun der Motor bei einer bestimmten<br />
Drehzahl belastet <strong>und</strong> ist die<br />
Belastung höher als die Kraft, welche<br />
der Motor aufbringen kann, fällt die<br />
Drehzahl weiter zurück, unter Umständen<br />
bis zum Stillstand. Dem kann<br />
dadurch gegengest<strong>eu</strong>ert werden, dass<br />
der Anwender „mehr Gas gibt“ <strong>und</strong>
78 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
dadurch dem Motor mehr Energie zur<br />
Verfügung stellt. Da dieses „Gasgeben“<br />
nicht automatisch erfolgt, sondern vom<br />
Anwender „gest<strong>eu</strong>ert“ werden muss,<br />
nennt man diese Art der Elektronik<br />
„St<strong>eu</strong>erelektronik“.<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik. Funktionsablauf bei<br />
verschiedenen Einstellungen, aber<br />
gleichbleibender Belastung.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
A Wassermodell<br />
B Energiefluss<br />
C Schaltstellung der Elektronik<br />
1 gering gering schwach niedrig<br />
2 mittel mittel mittel mittel<br />
3 groß hoch stark hoch<br />
TLX-ELO 016/G<br />
A<br />
B<br />
C<br />
A<br />
B<br />
C<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Energie- Leistungs- Dreh- Drehfluss<br />
aufnahme moment zahl<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik. Funktionsablauf bei<br />
gleichen Einstellungen, aber unterschiedlicher<br />
Belastung.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
A Wassermodell<br />
B Energiefluss<br />
C Schaltstellung der Elektronik<br />
Energie- Leistungs- Dreh- Drehfluss<br />
aufnahme moment zahl<br />
1 mittel gering gering hoch<br />
2 mittel mittel mittel mittel<br />
3 mittel hoch hoch niedrig<br />
Je höher die Belastung bei gleicher Energiezufuhr,<br />
umso niedriger die Drehzahl<br />
TLX-ELO 017/G<br />
A<br />
B<br />
C<br />
A<br />
B<br />
C<br />
A<br />
B<br />
C
43. Wie funktioniert die St<strong>eu</strong>erelektronik<br />
bei Akkumaschinen?<br />
Die St<strong>eu</strong>erelektronik bei Gleichspannung<br />
ist komplizierter als bei Wechselspannung,<br />
weil die Gleichspannung ja gleich<br />
bleibt <strong>und</strong> nicht wie die Wechselspannung<br />
periodisch durch Null geht. Die<br />
Schaltung ist also aufwendiger, weil die<br />
Elektronik neben dem Einschaltvorgang<br />
auch den Abschaltvorgang machen<br />
muss. Ihre Funktion ist wie folgt: Die<br />
Elektronik ist im Gr<strong>und</strong>e genommen ein<br />
Ein/ Ausschalter. Sie schaltet die Akkuspannung<br />
für einen Sek<strong>und</strong>enbruchteil<br />
an den Motor. Nach wenigen Millisek<strong>und</strong>en<br />
schaltet die Elektronik wieder aus,<br />
der Motor dreht durch seine Schwungmasse<br />
weiter. Dann, nach einer Pause<br />
von wenigen Millisek<strong>und</strong>en, wiederholt<br />
sich der Vorgang. Wenn die Zeitspanne,<br />
in welcher der Motor „eingeschaltet“ ist,<br />
länger wird, erhöht sich seine Drehzahl.<br />
Wenn die Zeitspanne, in welcher der Motor<br />
„ausgeschaltet“ ist, größer wird, verringert<br />
sich die Motordrehzahl. Technisch<br />
ausgedrückt heißt dies, dass die Motordrehzahl<br />
durch eine Veränderung des<br />
Taktverhältnisses (so nennt man das<br />
Verhältnis zwischen „ein“ <strong>und</strong> „aus“) gest<strong>eu</strong>ert<br />
wird. Um einen gleichmäßigen<br />
Motorlauf zu erreichen, folgen die Ein<strong>und</strong><br />
Ausschaltvorgänge zeitlich sehr<br />
schnell aufeinander, so etwa 10 000 Mal<br />
pro Sek<strong>und</strong>e. Als Schaltelemente verwendet<br />
man eine spezielle Art von Transistoren,<br />
die nahezu verlustlos schalten.<br />
Damit man die begrenzte Energie des Akkus<br />
bei Volllast besonders gut ausnützt,<br />
wird beim vollen Betätigen des Griffschalters,<br />
also in der Volllaststellung, die<br />
Elektronik meist durch einen mechanischen<br />
Kontakt überbrückt, die Elektronik<br />
also umgangen.<br />
St<strong>eu</strong>erung des Gleichstrommotors<br />
(Akkuwerkz<strong>eu</strong>g)<br />
A<br />
Volt<br />
100%<br />
0<br />
Schaltzustand<br />
100%<br />
Drehzahl<br />
0<br />
Wirkung<br />
Bildfolge A. Ausgeschaltet : keine Spannung<br />
am Motor, Drehzahl ist null<br />
B<br />
Volt<br />
100%<br />
Drehzahl<br />
0<br />
Wirkung<br />
100%<br />
0<br />
Schaltzustand<br />
Elektronik 79<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Bildfolge B. ständig eingeschaltet: volle<br />
Spannung am Motor, Drehzahl 100 %<br />
Prinzip der St<strong>eu</strong>erung von Gleichstrommotoren<br />
durch Ein- <strong>und</strong> Ausschalten.<br />
A: Der Motor ist ständig ausgeschaltet, er dreht<br />
B: sich nicht.<br />
B: Der Motor ist ständig eingeschaltet, er dreht<br />
B: mit voller Drehzahl.<br />
TLX-ELO 18/G
80 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
St<strong>eu</strong>erung des Gleichstrommotors<br />
(Akkuwerkz<strong>eu</strong>g)<br />
C: Niedere Drehzahl<br />
Volt<br />
Drehzahl<br />
0<br />
0<br />
D: Mittlere Drehzahl<br />
Volt<br />
Drehzahl<br />
0<br />
0<br />
E: Hohe Drehzahl<br />
Volt<br />
Drehzahl<br />
0<br />
0<br />
Durch unterschiedliches Verhältnis zwischen Ein- <strong>und</strong> Ausschaltzeit<br />
kann man die Drehzahl des Gleichstrommotors st<strong>eu</strong>ern.<br />
C: Während eines Zeitabschnittes ist der Motor zu 75 % der Zeit<br />
ausgeschaltet <strong>und</strong> zu 25 % der Zeit eingeschaltet. Wiederholt sich<br />
dieser Ablauf regelmäßig, dann wird dem Motor durchschnittlich<br />
25 % der möglichen Energie zugeführt. Als Wirkung stellen sich<br />
etwa 25 % der Maximaldrehzahl ein.<br />
D: Während eines Zeitabschnittes ist der Motor zu 50 % der Zeit<br />
ausgeschaltet <strong>und</strong> zu 50 % der Zeit eingeschaltet. Wiederholt sich<br />
dieser Ablauf regelmäßig, dann wird dem Motor durchschnittlich<br />
50 % der möglichen Energie zugeführt. Als Wirkung stellen sich<br />
etwa 50 % der Maximaldrehzahl ein.<br />
E: Während eines Zeitabschnittes ist der Motor zu 25 % der Zeit<br />
ausgeschaltet <strong>und</strong> zu 75 % der Zeit eingeschaltet. Wiederholt sich<br />
dieser Ablauf regelmäßig, dann wird dem Motor durchschnittlich<br />
75 % der möglichen Energie zugeführt. Als Wirkung stellen sich<br />
etwa 75 % der Maximaldrehzahl ein.<br />
Erkenntnis: Je kürzer die Einschaltzeit gegenüber der<br />
Ausschaltzeit ist, umso niedriger ist die Motordrehzahl. Je länger<br />
die Einschaltzeit gegenüber der Ausschaltzeit ist, umso höher ist<br />
die Motordrehzahl.<br />
Ein Zeitabschnitt ist etwa eine Zehntausendstel Sek<strong>und</strong>e lang. Das<br />
bed<strong>eu</strong>tet, dass pro Sek<strong>und</strong>e etwa 10 000 Ein- <strong>und</strong> Ausschaltvorgänge<br />
stattfinden. Durch diese hohe Zahl (Frequenz) ist die<br />
mittlere Spannung <strong>und</strong> damit die Motordrehzahl gegenüber dem<br />
abgebildeten Beispiel so gleichmäßig, dass man Schwankungen<br />
gar nicht wahrnimmt.<br />
TLX-ELO 19/G<br />
44. Welchen Nutzen hat der Anwender<br />
von einer St<strong>eu</strong>erelektronik?<br />
Die St<strong>eu</strong>erelektronik gestattet dem<br />
Anwender, die Drehzahl an bestimmte<br />
Arbeitsvorgänge anzupassen. So kann<br />
beispielsweise beim Arbeitsbeginn (anbohren<br />
mit der Bohrmaschine, ansägen<br />
mit der Stichsäge) mit niedriger Drehzahl<br />
oder Hubzahl gearbeitet werden, bis das<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g richtig „gefasst“ hat.<br />
Das Arbeitsergebnis wird dadurch qualitativ<br />
besser, eine unter Umständen vorhandene<br />
Unfallgefahr drastisch vermindert.<br />
Konstant- <strong>und</strong> Regelelektronik<br />
45. Was ist der Unterschied<br />
zwischen Regelelektronik <strong>und</strong><br />
Konstantelektronik?<br />
Im Gr<strong>und</strong>e genommen ist eine Konstantelektronik<br />
immer auch eine Regelelektronik.<br />
Unter einer Konstantelektronik versteht<br />
man meist eine Regelelektronik,<br />
welche konstruktiv auf eine feste (konstante)<br />
Drehzahl fixiert ist. Die Regelelektronik<br />
hingegen kann vom Anwender auf<br />
eine bestimmte Drehzahl eingestellt oder<br />
vorgewählt werden. Die gewählte Drehzahl<br />
wird dann durch die Regelelektronik<br />
konstant gehalten. Allerdings werden die<br />
Begriffe im Produktmarketing nicht immer<br />
konsequent verwendet. In jedem<br />
Falle ist eine Konstantelektronik technisch<br />
gesehen auch eine Regelelektronik.<br />
46. Was versteht man unter einer<br />
Regelelektronik beziehungsweise<br />
Konstantelektronik?<br />
In beiden Fällen wird durch einen elektronischen<br />
Regler eine bestimmte eingestellte<br />
(oder vorgewählte) Drehzahl innerhalb<br />
eines bestimmten Lastbereiches<br />
unabhängig von der Belastung des<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s konstant gehalten,<br />
ohne dass der Anwender eine manuelle<br />
St<strong>eu</strong>erfunktion ausüben muss.
Funktionsmodell der St<strong>eu</strong>erelektronik<br />
Regel-(Constant)-Elektronik<br />
1 2 4 8 5 6<br />
3<br />
2<br />
8<br />
7<br />
4<br />
3 1<br />
Am Wasserkraft-Beispiel werden die elektrischen<br />
Vorgänge klar. Der Wasserstrom drückt die Prallplatte<br />
nach unten, über den Waagebalken wird das<br />
Gewicht in der Schwebe gehalten. Ein Zeiger am<br />
Waagebalken zeigt die Stellung an.<br />
Pos. Prinzip „Wassermodell“ Elektrisch<br />
1 Energiequelle Wasserleitung Steckdose<br />
2 Verstellmöglichkeit Verstellschieber Elektronik<br />
3 Energiestrom Wassermenge elektr. Strom<br />
4 Energiewandler Aufprallschale Motor<br />
5 Energieaufnahme Gewicht Belastung<br />
(Drehmoment)<br />
6 Anzeige Waagenskala Drehzahl<br />
7 Belastungssensor Feder Tachogenerator<br />
8 Rückführung der Übertragungs- Regler<br />
Belastung gestänge<br />
TLX-ELO 20/G<br />
47. Was versteht man unter dem<br />
Begriff: „Kraftnachschub bei<br />
Belastung“?<br />
Dies ist eine marketingtechnische Umschreibung<br />
für die Funktion der Regelelektronik.<br />
7<br />
5<br />
6<br />
Elektronik 81<br />
48. Wie funktioniert die Regel-/<br />
Konstantelektronik?<br />
Zunächst einmal funktioniert die Regelelektronik<br />
wie eine St<strong>eu</strong>erelektronik. Das<br />
heißt: Die Spannung am Motor wird<br />
durch Verkürzen oder Verlängern der Einschaltzeit<br />
während der Halbwellen (bei<br />
der Regelelektronik werden in der Regel<br />
beide Halbwellen, also eine Vollwellenelektronik<br />
verwendet) verändert. Dies geschieht<br />
nicht von Hand, sondern durch<br />
einen Regler. Diesem Regler gibt man<br />
von Hand durch die Schalterstellung oder<br />
Stellradstellung eine bestimmte Drehzahl<br />
vor, beziehungsweise eine fixe Drehzahl<br />
ist in diesen Regler einprogrammiert. Damit<br />
dieser Regler regeln kann, braucht er<br />
ein Signal, wie schnell sich der Motor gerade<br />
dreht. Also ist in einem Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
mit Regelelektronik zusätzlich ein<br />
Sensor (Drehzahlmesser) eingebaut, welcher<br />
die Motordrehzahl misst. Das Signal<br />
des „Drehzahlmessers“ wird von dem<br />
Regler mit der eingestellten oder vorgegebenen<br />
Drehzahl verglichen. Ist die<br />
tatsächliche Drehzahl wegen höherer Belastung<br />
geringer als der vorgegebene<br />
Wert, dann erhöht der Regler so lange die<br />
Spannung am Motor, bis die vorgegebene<br />
Drehzahl wieder erreicht ist, also<br />
wieder konstant ist. Wird nun der Motor<br />
weniger belastet, so erhöht sich zunächst<br />
seine Drehzahl. Der Drehzahlmesser erfasst<br />
dies <strong>und</strong> der Regler vermindert so<br />
lange die Motorspannung, bis die vorgegebene<br />
Drehzahl wieder erreicht ist.<br />
Diese Regelvorgänge laufen ständig innerhalb<br />
von Sek<strong>und</strong>enbruchteilen so<br />
schnell ab, dass es der Anwender nicht<br />
merkt. Für ihn ergibt sich der Eindruck einer<br />
konstanten Drehzahl.
82 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Regel-Constant-)Elektronik.<br />
Funktion bei steigender Belastung <strong>und</strong><br />
mittlerer Drehzahleinstellung<br />
A Wassermodell B Energiefluss<br />
C Schaltstellung der Elektronik<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Trotz steigender Belastung wird die<br />
vorgegebene oder fest eingestellte<br />
Drehzahl beibehalten. Die Drehzahländerung<br />
durch die Belastung<br />
wird über den Sensor erkannt <strong>und</strong> dem<br />
Regler mitgeteilt. Der Regler erhöht<br />
den Energiefluss so weit, dass die<br />
vorgegebene oder fest eingestellte<br />
Drehzahl wieder erreicht wird.<br />
TLX-ELO 21/G<br />
A<br />
B<br />
C<br />
A<br />
B<br />
C<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Drehzahl/Lastverhalten beim geregelten<br />
Universalmotor (Konstantelektronik)<br />
(stark vereinfacht)<br />
100%<br />
95%<br />
Drehzahl<br />
Leerlauf<br />
Leerlauf<br />
Nennlast<br />
Überlast<br />
50%<br />
Überlast<br />
100%<br />
Grenzlast<br />
Nennlast<br />
möglicher<br />
Überlast<br />
bereich<br />
Grenzlast<br />
Last<br />
100 90<br />
80<br />
Leerlaufdrehzahl <strong>und</strong> Lastdrehzahl<br />
sind bei geregelten Maschinen fast<br />
gleich. Mit zunehmender Belastung<br />
wird mehr Energie (durch Zuteilung<br />
einer höheren Spannung) angefordert.<br />
Wenn allerdings eine bestimmte<br />
Grenzbelastung überschritten wird,<br />
kann die Motorspannung <strong>und</strong> damit<br />
die Energiezufuhr nicht weiter erhöht<br />
werden. Tritt dieser Fall ein, dann<br />
erkennt die Elektronik dies als<br />
Überlastfall <strong>und</strong> senkt die Spannung<br />
wieder ab, das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g bleibt<br />
stehen (<strong>und</strong> verbrennt, wenn es nicht<br />
ausgeschaltet oder entlastet wird).<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
100 90<br />
80<br />
100 90<br />
80<br />
100 90<br />
80<br />
100 90<br />
80<br />
TLX-ELO 22/G
49. Wie kann die Regelelektronik bei<br />
Belastung mehr Gas geben? Die<br />
aus der Steckdose kommende<br />
Spannung (z. B. von 230 Volt)<br />
kann doch nicht erhöht werden?<br />
Die Frage ist berechtigt. Mehr als „Vollgas“,<br />
also die volle Netzspannung, kann<br />
der Regler ja nicht geben. Es besteht<br />
deswegen der folgende, gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Unterschied: <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> ohne<br />
Elektronik oder mit St<strong>eu</strong>erelektronik haben<br />
einen Motor, der seine Nennleistung<br />
bei der vollen Netzspannung (z. B. 230<br />
Volt) erbringt.<br />
Bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n mit Regel- oder<br />
Konstantelektronik wird jedoch ein Motor<br />
verwendet, der bereits bei einer niedrigeren<br />
Spannung (z. B. 180 Volt) seine volle<br />
Nennleistung abgeben kann. Der Regler<br />
nützt nun diese Spannungsdifferenz zur<br />
Nennspannung (in unserem Beispiel 50<br />
Volt) als „Leistungsreserve“ aus, um einer<br />
Drehzahlveränderung bei wechselnder<br />
Belastung entgegenzuwirken.<br />
50. Was ist ein Tachogenerator?<br />
Ein Tachogenerator ist, vereinfacht ausgedrückt,<br />
ein Drehzahlmesser.<br />
51. Welche Funktion hat ein<br />
Tachogenerator?<br />
Der Tachogenerator misst die tatsächliche,<br />
augenblickliche Drehzahl des<br />
Motors <strong>und</strong> meldet sie als Signal an die<br />
Regelelektronik.<br />
52. Wie funktioniert ein<br />
Tachogenerator?<br />
Am Rotor (Anker) des Elektromotors ist<br />
ein magnetisch wirksames Teil befestigt,<br />
welches bei jeder Umdrehung berührungslos<br />
an einer Spule vorbeigeführt<br />
wird. Dadurch wird bei jeder Umdrehung<br />
ein Impuls erz<strong>eu</strong>gt. Die Anzahl der Impulse<br />
pro Zeiteinheit sind ein Maß für die<br />
Drehzahl.<br />
53. Welche Vorteile hat ein<br />
Tachogenerator?<br />
Er gibt ein sehr präzises Signal über die<br />
Drehzahl.<br />
Elektronik 83<br />
54. Gibt es andere Methoden zur<br />
Drehzahlerfassung?<br />
Ja. Bei Universalmotoren sind Stator <strong>und</strong><br />
Rotor elektrisch hintereinandergeschaltet.<br />
Insgesamt liegt an beiden Teilen die<br />
gesamte Spannung. Innerhalb der Schaltung<br />
teilt sich aber die Spannung aus<br />
physikalischen Gründen drehzahlabhängig<br />
zwischen Stator <strong>und</strong> Rotor auf. Man<br />
kann also das Spannungsverhältnis zwischen<br />
Stator <strong>und</strong> Rotor als Maß für die<br />
Drehzahl verwenden. Diese Art der Drehzahlerfassung<br />
ist nicht so präzise wie bei<br />
einem Tachogenerator, aber sie ist trotzdem<br />
noch genügend genau, um damit<br />
kostengünstig einfache Ausführungen<br />
der Regelelektronik zu ermöglichen.<br />
55. Wird das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g nicht<br />
überlastet, wenn es stets an der<br />
maximalen Grenze betrieben<br />
wird?<br />
Ja. Mit Hilfe der Regel- oder Konstantelektronik<br />
ist es möglich, ein Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
mit der bis zu zweieinhalbfachen<br />
Nennlast zu betreiben, ohne dass man<br />
dies so direkt wahrnimmt. Das ist für eine<br />
begrenzte Zeit durchaus möglich, da der<br />
Motor durch die hohe konstante Drehzahl<br />
des Lüfters sehr gut gekühlt wird. Nach<br />
einer gewissen Zeit aber würde jedoch<br />
durch die ständige Überbelastung die<br />
Temperatur zu stark ansteigen. Man baut<br />
deswegen in die Elektronik noch einen so<br />
genannten „Temperaturfühler“ ein, welcher<br />
die Motortemperatur erfasst. Erreicht<br />
die Motortemperatur nun ein bestimmtes<br />
Maß, so nimmt die Elektronik<br />
„den Fuß vom Gas“, lässt also die Motordrehzahl<br />
spürbar zurückgehen. Dies signalisiert<br />
dem Anwender d<strong>eu</strong>tlich, dass er<br />
die Belastung verringern muss, um bleibende<br />
Schäden zu vermeiden.<br />
56. Warum soll man eine elektronisch<br />
geregelte Maschine nicht<br />
bei geringer Drehzahl voll<br />
belasten?<br />
Eine elektronisch geregelte Maschine<br />
gibt auch bei geringer Drehzahleinstellung<br />
ihre volle Leistung ab. Höhere<br />
Leistung ist prinzipiell immer mit höherer<br />
Erwärmung verb<strong>und</strong>en. Bei geringer<br />
Drehzahl kann der mit Motordrehzahl<br />
umlaufende Lüfter diese Wärme aber
84 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
nicht mehr abführen. Bei längerer Dauer<br />
des hohen Belastungszustandes bei<br />
niedriger Drehzahl kann es dadurch zur<br />
Überhitzung des Motors kommen.<br />
57.<br />
Was passiert, wenn die Regelelektronik<br />
bereits „Vollgas“<br />
gegeben hat <strong>und</strong> der Anwender<br />
die Belastung noch weiter<br />
steigert?<br />
Der Regler kann den weiteren Belastungsanstieg<br />
nicht mehr ausgleichen,<br />
die Drehzahl sinkt dann ab wie bei einem<br />
ungeregelten Motor. Wird dieser<br />
Zustand nicht schnellstens beendet,<br />
kann es zum Durchbrennen des Motors<br />
kommen.<br />
58. Was passiert, wenn das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
bis zum Stillstand<br />
überlastet wird?<br />
Dieser Fall kann vorkommen, wenn der<br />
Anwender das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g weit über<br />
das maximal vorgesehene Maß belastet<br />
oder beispielsweise das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
blockiert. In diesem Fall verhält sich der<br />
Motor wie bei jedem anderen Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
auch, das heißt der Motor<br />
bleibt stehen <strong>und</strong> brennt durch.<br />
59. Sind mechanische Getriebe bei<br />
Vorhandensein von Elektronik<br />
überhaupt noch notwendig oder<br />
sinnvoll?<br />
Ja. Hierzu ein Beispiel: Beim Automobil<br />
kann man die Drehzahl des Motors vom<br />
Leerlauf bis zur Höchstdrehzahl mit dem<br />
Gaspedal beeinflussen. Trotzdem benötigt<br />
man mechanische Gänge, weil der<br />
Kraftbedarf je nach Betriebszustand (Anfahren,<br />
Beschl<strong>eu</strong>nigen, Bergfahrt, Talfahrt)<br />
unterschiedlich ist. Arbeitet man<br />
z. B. mit einer Bohrmaschine <strong>und</strong> großem<br />
Bohrerdurchmesser, dann benötigt man<br />
eine geringe Drehzahl, aber eine hohe<br />
Kraft. Würde man nun die geringe Drehzahl<br />
über die Elektronik einstellen, dann<br />
würde Folgendes passieren:<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik: Bei zum Beispiel halber<br />
Drehzahl liegt nur die halbe Netzspannung<br />
am Motor, folglich ist auch nur<br />
der halbe Strom möglich. Strom bed<strong>eu</strong>tet<br />
Kraft, also hat die Maschine in diesem<br />
Fall nur die halbe Kraft zur Verfügung. Ist<br />
die Belastung durch den großen Bohrer<br />
nun größer als die zur Verfügung stehende<br />
Kraft, dann bleibt die Bohrmaschine<br />
stehen. Wird dagegen über das<br />
„Herunterschalten“ in die niedrigere<br />
Gangstufe die Spindeldrehzahl auf die<br />
Hälfte reduziert, dann liegt aber am Motor<br />
nach wie vor die volle Netzspannung. Somit<br />
kann dann bei Belastung auch ein<br />
höherer Strom fließen. Dies bed<strong>eu</strong>tet,<br />
dass am Bohrer dann auch mehr Kraft zur<br />
Verfügung steht.<br />
Regel-/Konstantelektronik: Hier wird<br />
durch den Regler dem Motor mehr Leistung<br />
zugeführt, vom Prinzip her<br />
bräuchte die Maschine eigentlich keine<br />
Gänge. Da aber die hohe Belastung bei<br />
niedriger Motordrehzahl wegen der verminderten<br />
Kühlung zur Überhitzung führt,<br />
ist es notwendig, „herunterzuschalten“.<br />
Der Motor hat dann bei gleicher Belastung<br />
eine höhere Drehzahl, wodurch er<br />
besser gekühlt wird.<br />
60. Warum eignen sich geregelte<br />
Maschinen besonders für den<br />
Stationärbetrieb?<br />
Im Stationärbetrieb von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n,<br />
beispielsweise im Bohrständer, der<br />
Drechseleinrichtung oder im Säge- oder<br />
Frästisch, werden meist beide Hände zur<br />
Führung des Werkstückes oder zum Vorschub<br />
benötigt. Weil man deshalb zur<br />
Maschinenbedienung keine Hand mehr<br />
frei hat, ist es wichtig, dass die einmal<br />
eingestellte Drehzahl automatisch auch<br />
unter wechselnder Belastung konstant<br />
bleibt.<br />
61. Was ist der K<strong>und</strong>ennutzen einer<br />
Regelelektronik/Konstantelektronik?<br />
Durch die zweckentsprechende Anpassung<br />
der Drehzahl/Hubzahl ergeben sich<br />
in der Praxis viele Vorteile:<br />
Unabhängig von der Belastung bleibt<br />
die vorgegebene Drehzahl/Hubzahl auch<br />
bei Belastung konstant. Dadurch wird<br />
das Arbeitsergebnis qualitativ besser, der<br />
Arbeitsfortschritt ist schneller, dadurch<br />
der Maschineneinsatz wirtschaftlicher,<br />
die Maschine ist (bei hoher Drehzahleinstellung)<br />
in einem weiten Bereich ohne<br />
Gefahr überlastbar. Durch die angepass-
te Drehzahl hat das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
(z. B. Schleifscheibe, Bohrer) eine bessere<br />
Effizienz <strong>und</strong> eine längere Lebensdauer.<br />
Durch Vermeidung hoher Leerlaufdrehzahlen<br />
ist das Maschinengeräusch<br />
d<strong>eu</strong>tlich niedriger. Bei bestimmten Anwendungsbereichen<br />
kann durch Einhalten<br />
bestimmter Drehzahlen/Hubzahlen<br />
eine eventuelle Unfallgefahr d<strong>eu</strong>tlich verringert<br />
sein.<br />
Drehkraftbegrenzung<br />
62 Was versteht man unter<br />
Drehkraftbegrenzung?<br />
Mittels einer elektronischen Drehkraftbegrenzung<br />
wird das Drehmoment <strong>und</strong> damit<br />
die Kraftabgabe eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
begrenzt, bzw. beim Erreichen<br />
einer bestimmten Drehkraft unterbrochen.<br />
63. Welche Begriffe kennzeichnen<br />
die Funktion Drehkraftbegrenzung?<br />
Anstelle des Begriffes Drehkraftbegrenzung<br />
sind auch die Bezeichnungen<br />
Powercontrol (Kraftkontrolle) <strong>und</strong><br />
Torquecontrol<br />
üblich.<br />
(Drehmomentkontrolle)<br />
64. Wie funktioniert die elektronische<br />
Drehkraftbegrenzung?<br />
Wenn dem Elektrowerkz<strong>eu</strong>g durch Belastung<br />
eine bestimmte Drehkraft abverlangt<br />
wird, steigt in gleichem Maße auch<br />
der Stromfluss durch den Motor. Dieser<br />
Stromfluss durch den Motor wird durch<br />
die eingebaute Elektronik gemessen.<br />
Überschreitet die Drehkraft <strong>und</strong> damit<br />
der Stromfluss durch den Motor einen fixierten<br />
oder durch den Anwender vorgewählten<br />
Höchstwert, dann schaltet die<br />
Elektronik den Motor entweder aus (bei<br />
Powercontrol oder Torquecontrol) oder<br />
verhindert, dass der Strom weiter ansteigt<br />
(als Überlastschutz oder Überstrombegrenzung).<br />
Elektronik 85<br />
65. Was ist der K<strong>und</strong>ennutzen einer<br />
Drehkraftbegrenzung?<br />
Die einstellbare (vorwählbare) Drehkraftbegrenzung<br />
kann wie eine individuell einstellbare<br />
Sicherheitskupplung benützt<br />
werden, um z. B. bei einer Blockierung<br />
der Maschine (Armierungstreffer mit einer<br />
Schlagbohrmaschine) ein Herumschl<strong>eu</strong>dern<br />
der Maschine zu verhindern.<br />
Durch die vorwählbare Drehkraft können<br />
Schrauben kontrolliert eingedreht<br />
werden. Achtung: Nur bei „weichen“<br />
Schraubfällen, z. B. in Holz zulässig. Für<br />
„harte“ Schraubfälle in Metall nicht zulässig,<br />
da das Restdrehmoment der Motorschwungmasse<br />
von der Elektronik nicht<br />
beeinflusst wird.<br />
Durch eine Begrenzung des maximalen<br />
Stromes <strong>und</strong> damit des Drehmomentes<br />
ist zusätzliche Sicherheit für den<br />
Anwender (<strong>und</strong> eine etwas geringere<br />
Gefährdung des Motors gegen Durchbrennen)<br />
im Blockierfall z. B. bei Kreissägen<br />
oder Trennen mit dem Winkelschleifer<br />
gegeben.<br />
Anlaufstrombegrenzung<br />
66. Was ist eine Anlaufstrombegrenzung?<br />
Eine Anlaufstrombegrenzung, auch<br />
Sanftanlauf genannt, begrenzt den beim<br />
Anlauf der Maschine entstehenden<br />
Strom auf ein bestimmtes Maß, d. h. ein<br />
bestimmter Höchstwert wird nicht überschritten.<br />
67. Was ist der so genannte<br />
Anlaufstrom?<br />
Der Anlaufstrom ist derjenige Strom, der<br />
beim Einschalten der Maschine so lange<br />
fließt, bis die Beschl<strong>eu</strong>nigung des Motors<br />
auf die Leerlaufdrehzahl bzw. Nenndrehzahl<br />
erfolgt ist. Er kann bis zum Fünffachen<br />
des Nennstromes betragen.<br />
68. Warum ist der Anlaufstrom höher<br />
als der Nennstrom?<br />
Weil ein Elektromotor im Stillstand dem<br />
Strom nur einen geringen Widerstand entgegensetzt<br />
<strong>und</strong> weil die gesamte bewegliche<br />
Masse des Motors, des Getriebes <strong>und</strong>
86 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges aus dem Stillstand<br />
auf die Leerlaufdrehzahl bzw.<br />
Nenndrehzahl hochbeschl<strong>eu</strong>nigt werden<br />
muss.<br />
Anlaufstrom (Prinzip)<br />
Leerlaufdrehzahl<br />
Anlaufstrom<br />
spitze<br />
Nennstrom<br />
Leerlaufstrom<br />
Leerlaufdrehzahl<br />
Anlaufstrombegrenzung<br />
16A<br />
Ohne Anlaufstrombegrenzung:<br />
Hohe Stromspitze<br />
beim Einschalten<br />
Mit Anlaufstrombegrenzung:<br />
Einschaltstrom bleibt<br />
unter 16 Ampère<br />
Drehzahl<br />
Strom<br />
Zeit<br />
Drehzahl<br />
Strom<br />
Zeit<br />
Verlauf des Anlaufstromes <strong>und</strong> der<br />
Drehzahl mit <strong>und</strong> ohne Anlaufstrombegrenzung<br />
TLX-ELO 23/P<br />
69. Wie funktioniert eine<br />
Anlaufstrombegrenzung?<br />
Je nach Maschinentyp gibt es 2 Möglichkeiten:<br />
Mittels Widerstand: Beim Einschalten<br />
wird der Motor zunächst über einen Widerstand<br />
an die volle Netzspannung gelegt.<br />
Der Widerstand ist so bemessen,<br />
dass ein maximaler Strom von 16 Ampere<br />
nicht überschritten wird. Nach ca. 1<br />
Sek<strong>und</strong>e hat der Motor dann eine so<br />
hohe Drehzahl erreicht, dass der Widerstand<br />
überbrückt wird, d. h. direkt an die<br />
Netzspannung geschaltet werden kann,<br />
ohne dass der Strom weiter ansteigt.<br />
Durch eine geeignete Schaltermechanik<br />
läuft dieser Vorgang für den Anwender<br />
beim Einschalten automatisch ab. Diese<br />
Art der Anlaufstrombegrenzung wird bei<br />
Maschinen ohne Elektronik, wie z. B.<br />
großen Winkelschleifern, angewendet.<br />
Mittels Elektronik: Bei der Regelelektronik<br />
wird beim Einschalten die elektrische<br />
Spannung am Motor langsam „hochgefahren“,<br />
wodurch der Anlaufstrom in gleicher<br />
Weise begrenzt wird. Unter „langsam“<br />
ist hier eine Zeit von ca. 1... 2 Sek<strong>und</strong>en<br />
zu verstehen. Diese Art der<br />
Anlaufstrombegrenzung wird bei Maschinen<br />
mit Regel- oder Konstantelektronik<br />
angewendet, weil sich diese Zusatzfunktion<br />
leicht in die Elektronik integrieren<br />
lässt. Wenn man also ein Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
mit Regelelektronik hat, dann ist die<br />
Anlaufstrombegrenzung automatisch in<br />
der Elektronik enthalten.<br />
70. Was ist der K<strong>und</strong>ennutzen einer<br />
Anlaufstrombegrenzung?<br />
Das unangenehme Aufbäumen der Maschine<br />
beim Einschalten entfällt bzw.<br />
wird gemildert, man behält die Maschine<br />
sicherer im Griff, insbesondere bei Arbeiten<br />
in Zwangslagen. Die Sicherung in einem<br />
niedrig abgesicherten Stromnetz<br />
bzw. einem bereits durch andere Verbraucher<br />
belasteten Stromnetz „fliegt“<br />
beim Einschalten der Maschine nicht heraus.<br />
Die Kohlebürsten des Motors halten<br />
ca 15 % länger, weil der hohe Anlaufstrom<br />
entfällt, ebenso ist der mechanische<br />
Verschleiß des Getriebes geringer.
Turbo-Elektronik<br />
71.<br />
Was versteht man unter<br />
TurboElektronik?<br />
Turbo ist die Bezeichnung für erhöhte<br />
Leistung im Meißelbetrieb bei BOSCH<br />
Bohrhämmern.<br />
Leistungsverzweigung bei Bohrhämmern<br />
ohne Turbo-Elektronik<br />
Leistungsverzweigung bei<br />
konventionellen Bohrhämmern<br />
30%<br />
70%<br />
Hammerbohrstellung:<br />
Leistungsaufnahme<br />
des Schlagwerkes 70%<br />
max. Leistungsaufnahme<br />
für Rotation 30%<br />
Leistungsaufnahme<br />
des Motors in Bohrhammerstellung<br />
100%<br />
70%<br />
100%<br />
Meißelstellung: 70%<br />
Leistungsaufnahme<br />
des Schlagwerkes 70%<br />
Leistungsaufnahme<br />
für Rotation 0%<br />
Leistungsaufnahme<br />
des Motors in<br />
Meißelstellung 70%<br />
Bei konventionellen Bohrhämmern ist das<br />
Schlagwerk prinzipbedingt auf ca. 70 %<br />
der maximalen Motornennleistung ausgelegt,<br />
um bei Bohrhammerbetrieb ca. 30 %<br />
Leistungsreserve für die Rotationsreibung<br />
des Bohrers bereitzuhalten.<br />
TLX-ELO 24/P<br />
Elektronik 87<br />
72. Wie funktioniert Turbo?<br />
Ein Bohrhammer benötigt im Bohrbetrieb<br />
ca. 30 % der verfügbaren Motorleistung<br />
für den Drehantrieb des Bohrers. Im<br />
Meißelbetrieb wird daher die Motorleistung<br />
bei konventionellen Bohrhämmern<br />
nicht vollständig ausgenützt, weil<br />
man ja diese Leistungsreserve nur im<br />
Falle des Hammerbohrbetriebes braucht.<br />
Durch die BOSCH-Turbo-Elektronik wird<br />
dagegen im Meißelbetrieb durch eine Erhöhung<br />
der Motordrehzahl die Kolbengeschwindigkeit<br />
im Schlagwerk so weit<br />
gesteigert, dass das Schlagwerk nunmehr<br />
100 % der zur Verfügung stehenden<br />
Motorleistung aufnimmt <strong>und</strong> somit<br />
eine höhere Meißelleistung als bei „normalen“<br />
Bohrhämmern erz<strong>eu</strong>gt.<br />
73. Bed<strong>eu</strong>tet Turbo eine Überlastung<br />
des Motors?<br />
Nein. In der Turbofunktion wird die Nennlast<br />
des Motors im Meißelbetrieb wieder<br />
auf 100 % angehoben. Zur Sicherheit ist<br />
die Funktion so verriegelt, dass sie nur im<br />
Meißelbetrieb wirksam ist, nicht aber im<br />
Bohrbetrieb.
88 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
74.<br />
Welchen Nutzen hat der Anwender<br />
von der Turbo-Funktion?<br />
Der Anwender erzielt durch die Turbo-<br />
Funktion eine bis zu 30 % höhere Abtragsleistung<br />
im Meißelbetrieb gegenüber<br />
konventionellen Bohrhämmern.<br />
Leistungsverzweigung bei<br />
Bohrhämmern mit Turbo-Elektronik<br />
Leistungsverzweigung bei Bosch-<br />
Turbo-Bohrhämmern<br />
30%<br />
70%<br />
Hammerbohrstellung:<br />
100%<br />
Leistungsaufnahme<br />
des Schlagwerkes 70%<br />
max. Leistungsaufnahme<br />
für<br />
Rotation 30%<br />
Leistungsaufnahme<br />
des Motors in Bohrhammer- 100%<br />
stellung<br />
100%<br />
Meißelstellung:<br />
100%<br />
Durch erhöhte Hubzahl<br />
des Schlagwerkes<br />
Leistungsaufnahme 100%<br />
max. Leistungsaufnahme<br />
für<br />
Rotation 0%<br />
Leistungsaufnahme<br />
des Motors in Meißelstellung 100%<br />
Bei Bosch-Turbo-Bohrhämmern wird in der<br />
Meißelstellung die Motordrehzahl elektronisch<br />
soweit erhöht, dass das Schlagwerk wieder<br />
100 % der Motornennleistung ausnützt.<br />
Dadurch hat der Turbo-Bohrhammer in der<br />
Meißelstellung die gleiche Schlagleistung wie<br />
ein reiner Meißelhammer der gleichen Größe.<br />
TLX-ELO 25/P<br />
Zusammenfassung<br />
75. Welches sind die wichtigsten<br />
Vorteile der Elektronik im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
für den Anwender?<br />
Vorteile der mit Elektronik ausgestatteten<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> sind:<br />
– Schnellerer Arbeitsfortschritt<br />
– Bessere Ausnützung des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
– Materialgerechterer Einsatz<br />
– Höhere Arbeitsqualität<br />
– Besseres Überlastverhalten<br />
– Angenehmere Bedienung<br />
– Bei ordnungsgemäßer Anwendung<br />
auch höhere Arbeitssicherheit
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
Elektronik 89<br />
1.<br />
Schlagschrauber (Elektronikschalter)<br />
2. Kreissäge (Drehzahlvorwahl Konstantelektronik)<br />
3. Oberfräse (Drehzahlvorwahl Konstantelektronik)<br />
4. Heißluftgebläse (Temperatur-Vorwahl)<br />
5. Exzenterschleifer (Drehzahl-Vorwahlstellrad)<br />
6. Schlagbohrmaschine (Drehkraft-Vorwahl)<br />
7. Elektroschaber (Hubzahl-Stufenschalter)
Bohren Gr<strong>und</strong>lagen 91<br />
Bohrer 92<br />
Bohrmaschinen <strong>und</strong><br />
Schlagbohrmaschinen 108<br />
Bohrfutter 113<br />
Gewindeschneider 116<br />
Praxistabellen 120
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was ist Bohren?<br />
Bohren ist die Bezeichnung für den Arbeitsvorgang<br />
zum Herstellen von Durchgangs-<br />
oder Sacklöchern sowie deren<br />
nachträgliche Bearbeitung wie Senken<br />
<strong>und</strong> Gewindeschneiden. Als Arbeitsmaschinen<br />
dienen hierzu handgeführte oder<br />
stationäre Bohrmaschinen sowie die entsprechenden<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge <strong>und</strong><br />
Spannmittel.<br />
Bohren<br />
1<br />
3<br />
2. Was bewirkt den Bohrvorgang?<br />
Der Bohrvorgang wird bewirkt durch eine<br />
Druckbewegung (Vorschubbewegung)<br />
<strong>und</strong> eine Drehbewegung (Schnittbewegung).<br />
Ihre Wirkung ist wie folgt:<br />
Durch den Druck (Vorschub) dringt die<br />
Bohrerschneide in den Werkstoff ein.<br />
Durch die Drehbewegung (Schnittbewegung)<br />
bewegt sich die Bohrerschneide<br />
an ihrem Umfang im Werkstoff weiter.<br />
Das Material wird in Form eines Spanes<br />
abgetrennt <strong>und</strong> durch die Drehbewegung<br />
<strong>und</strong> die Geometrie der Bohrerwendel<br />
aus dem Material herausgeführt.<br />
2<br />
4<br />
1 Bohren Durchgangsloch<br />
2 Senken<br />
3 Bohren Sackloch<br />
4 Gewindebohren<br />
TLX-DRL 01/G<br />
1<br />
3 4<br />
1 Andruckkraft 2 Schneidkraft<br />
3 Vorschub 4 Schnittbewegung<br />
3 (Druckbewegung) 4 (Rotation)<br />
3. Was ist die wichtigste Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />
für einen erfolgreichen<br />
Bohrvorgang?<br />
Man muss die Eigenschaften des zu bearbeitenden<br />
Materials kennen.<br />
4. Welche Materialien werden<br />
hauptsächlich gebohrt?<br />
Hölzer, Verb<strong>und</strong>materialien, Kunststoffe,<br />
mineralische Stoffe, Metall<br />
5. Kann man alle Materialien mit<br />
derselben Drehzahl bohren?<br />
Nein. Man muss sich nach den Materialeigenschaften<br />
richten.<br />
6. Welche Eigenschaften haben die<br />
wichtigsten Materialien?<br />
Natürliche Werkstoffe wie Hölzer haben<br />
meist eine ungleichmäßige Struktur, zum<br />
Beispiel weichere <strong>und</strong> härtere Stellen in<br />
ein <strong>und</strong> demselben Werkstück sowie eine<br />
Vorzugsrichtung (Fasern). Innerhalb der<br />
verschiedenen Holzarten gibt es weiche<br />
bis harte Hölzer.<br />
Gestein ist von meist gleichmäßigem<br />
Gefüge, wenn es sich um Natursteine<br />
handelt, dagegen meist von ungleichmäßiger<br />
Härte wenn es Kunststein wie<br />
Beton ist. Hier sind im Gefüge weiche<br />
Zuschlagstoffe <strong>und</strong> harte Kiesel enthal-<br />
2<br />
Bohren 91<br />
TLX-DRL 02/G
92 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
ten. Es gibt sowohl weiche als auch extrem<br />
harte Natur-<strong>und</strong> Kunststeine.<br />
Metalle haben stets ein gleichmäßiges<br />
Gefüge <strong>und</strong> damit auch je nach Metallart<br />
eine charakteristische Festigkeit. Es gibt<br />
weiche <strong>und</strong> harte sowie zähe <strong>und</strong> spröde<br />
Metalle sowie Metalle mit harter Oberfläche,<br />
z. B. Walzhaut.<br />
Bohrer<br />
7. Was versteht man unter „Bohrergeometrie“<br />
<strong>und</strong> was bewirkt sie?<br />
Unter Bohrergeometrie bezeichnet man<br />
Anzahl <strong>und</strong> Lage der Bohrerschneiden,<br />
der Spannuten <strong>und</strong> die dabei verwendeten<br />
Winkel.<br />
Nachfolgend die wichtigsten Begriffe<br />
der Bohrergeometrie <strong>und</strong> ihre Auswirkung<br />
auf den Bohrvorgang.<br />
Bohrergeometrie<br />
1<br />
2<br />
1 Spitzenwinkel 2 Freiwinkel<br />
3 Spanwinkel<br />
Spitzenwinkel: Am Spiralbohrer ist ein<br />
Spitzenwinkel nötig, damit sich der Bohrer<br />
im Werkstück zentrieren kann. Er<br />
muss in jedem Falle kleiner als 180° sein.<br />
Je größer der Spitzenwinkel ist, um so<br />
geringer ist die Schneidenlänge bei gegebenem<br />
Durchmesser. Geringere<br />
Schneidenlänge bed<strong>eu</strong>tet bessere Bohrerführung,<br />
<strong>und</strong> weniger Anpressdruck ist<br />
nötig.<br />
Je kleiner der Spitzenwinkel ist, umso<br />
größer ist die Schneidenlänge bei gegebenem<br />
Durchmesser.<br />
3<br />
3<br />
2<br />
TLX-DRL 03/G<br />
Längere Schneidenlänge bed<strong>eu</strong>tet<br />
schlechtere Führung, <strong>und</strong> höherer Anpressdruck<br />
ist nötig. Typisch sind Spitzenwinkel<br />
von 118° (allgemein für weichere<br />
Werkstoffe) <strong>und</strong> 135° (in der Regel<br />
für härtere Werkstoffe). Andere Spitzenwinkel<br />
haben durchweg schlechtere Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> werden nur in ganz speziellen<br />
Anwendungsfällen verwendet.<br />
Freiwinkel: Der Freiwinkel ist nötig, damit<br />
die Bohrerschneide in das Werkstück<br />
eindringen kann. Ist kein Freiwinkel vorhanden,<br />
so reibt die Bohrerschneide auf<br />
dem Werkstück entlang, ohne einzudringen.<br />
Der Freiwinkel wird durch den Hinterschliff<br />
der Bohrerschneiden erz<strong>eu</strong>gt.<br />
Ist der Freiwinkel zu groß, ist also die<br />
Bohrerschneide zu stark hinterschliffen,<br />
dann besteht die Gefahr, dass die<br />
Schneide unter Belastung vorzeitig verschleißt<br />
bzw. ausbricht. Ebenso besteht<br />
die Gefahr, dass die Schneide durch den<br />
geringen Schneidwiderstand im Werkstück<br />
einhakt.<br />
Spanwinkel: Der Spanwinkel der Bohrerschneide<br />
wird durch den Seitenspanwinkel<br />
der Bohrerwendel bestimmt. Er<br />
hat entscheidenden Einfluss auf Spanbildung<br />
<strong>und</strong> die Spanabfuhr. Er richtet sich<br />
deshalb nach den Eigenschaften des<br />
Werkstoffes. Die drei wichtigsten Bereiche<br />
werden mit den Buchstaben N, H<br />
<strong>und</strong> W bezeichnet.<br />
Typ N hat einen Seitenspanwinkel im<br />
Bereich 19°… 20° <strong>und</strong> gilt als Standardwinkel<br />
für Stahl<br />
Typ W hat einen Seitenspanwinkel im<br />
Bereich 27°… 45° <strong>und</strong> findet Anwendung<br />
bei weichen bzw. langspänigen Metallen<br />
wie Aluminium <strong>und</strong> Kupfer.<br />
Typ H hat einen Seitenspanwinkel im<br />
Bereich von 10°… 19° <strong>und</strong> findet bei<br />
spröden Metallen (Messing) Anwendung.<br />
Typ ATN hat einen Seitenspanwinkel im<br />
Bereich 35°… 40° <strong>und</strong> weite Spannuten.<br />
Einsatz bei großen Bohrtiefen.
Spiralbohrer<br />
Wendelgeometrie Seitenspanwinkel<br />
Normalbohrer Typ N<br />
16°-30° Seitenspanwinkel<br />
Für allgemeine Baustähle, weichen<br />
Grauguss, mittelharte Nichteisenmetalle<br />
Kurzdrallbohrer Typ W<br />
35°-40° Seitenspanwinkel<br />
Für weiche <strong>und</strong> zähe,<br />
langspanende Werkstoffe<br />
Langdrallbohrer Typ H<br />
8°-15° Seitenspanwinkel<br />
Für härtere <strong>und</strong> zähharte,<br />
kurzspanende Werkstoffe<br />
Tieflochbohrer Typ ATN<br />
35°-40° Seitenspanwinkel<br />
Für große Bohrtiefen <strong>und</strong><br />
erschwerte Einsatzbedingungen.<br />
Mit weiten Spannuten <strong>und</strong> sehr<br />
ger<strong>und</strong>eten Rückenkanten<br />
TLX-DRL 04/P<br />
Für die Holzbearbeitung gelten besondere<br />
Regeln. Man verwendet je nach<br />
Holzart individuelle Anschliffe.<br />
Die Schneiden am Bohrer<br />
1<br />
1<br />
2<br />
4 3<br />
5 6<br />
Bohren 93<br />
1 Hauptschneiden 4 Kegelmantelschliff<br />
2 Nebenschneide 5 Kr<strong>eu</strong>zschliff<br />
3 Querschneide 6 Ausgespitzt<br />
TLX-DRL 05/G<br />
Hauptschneide: Die Hauptschneide<br />
übernimmt den eigentlichen Bohrvorgang.<br />
Am Spiralbohrer sind stets zwei<br />
Hauptschneiden vorhanden. Sie sind<br />
durch eine Querschneide verb<strong>und</strong>en.<br />
Querschneide: Die Querschneide befindet<br />
sich in der Mitte der Bohrerspitze <strong>und</strong><br />
hat keine Schneidwirkung. Sie übt lediglich<br />
Druck <strong>und</strong> Reibung auf das Werkstück<br />
aus <strong>und</strong> ist im Gr<strong>und</strong>e dem Bohrvorgang<br />
hinderlich.<br />
Durch entsprechende Schleifverfahren<br />
(die kostenaufwendig sind) kann man die<br />
Länge der Querschneide verringern. Dieses<br />
so genannte Ausspitzen oder der<br />
Kr<strong>eu</strong>zschliff haben eine wesentliche Verringerung<br />
der Reibkräfte zur Folge <strong>und</strong><br />
damit eine Verringerung der nötigen Vorschubkraft.<br />
Gleichzeitig wird die Bohrerspitze<br />
im Werkstück besser zentriert.<br />
Fase (Nebenschneide): An den Spannuten<br />
befinden sich die beiden Fasen.<br />
Sie sind scharf geschliffen <strong>und</strong> bearbeiten<br />
zusätzlich die Seitenflächen des<br />
Bohrloches. Von ihrer Beschaffenheit<br />
hängt die Qualität der Bohrlochwandung<br />
entscheidend ab. Bei Bohrern für Holz<br />
wird unter Umständen auf eine Fase verzichtet.<br />
Der Bohrer hat dadurch eine bessere<br />
Führung.
94 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
8. Was sind die wichtigsten<br />
Kriterien, die man an einen<br />
Bohrer stellen muss?<br />
Neben der Bohrergeometrie sind die<br />
wichtigsten Kriterien der Bohrerwerkstoff,<br />
die Bohreroberfläche <strong>und</strong> das Fertigungsverfahren.<br />
Einfluss des Bohrerwerkstoffes<br />
Werkz<strong>eu</strong>gstahl: Diese auch unter<br />
der Bezeichnung Chrom-Vanadium<br />
bekannten Bohrer eignen sich für das<br />
Bohren in Holz. Sie sind leicht schärfbar.<br />
In Metall sollten sie nicht angewendet<br />
werden.<br />
Hochleistungs-Schnellstahl (HSS):<br />
Durch unterschiedliche Mixtur der Legierungsbestandteile<br />
kann man Bohrer auf<br />
ganz spezielle Einsatzfälle hin optimieren.<br />
Die Anteile von Chrom <strong>und</strong> Cobalt fördern<br />
die Härte <strong>und</strong> die Hitzebeständigkeit<br />
der Bohrer.<br />
HSS-Bohrer werden hauptsächlich im<br />
Metallbereich eingesetzt. Für zähe <strong>und</strong><br />
harte Metalle (korrosionsfeste Stähle)<br />
eignen sich besonders cobaltlegierte<br />
Bohrer.<br />
Hartmetall: Hartmetalle sind künstlich<br />
hergestellte Metalle mit hohem Anteil an<br />
Wolfram <strong>und</strong> Cobalt. Sie werden durch<br />
Sinterverfahren hergestellt <strong>und</strong> sind extrem<br />
hart <strong>und</strong> spröde. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
werden sie in erster Linie nur für die Bohrerschneiden<br />
verwendet.<br />
Bei handgeführten Maschinen werden<br />
hartmetallbestückte Bohrer zur Bearbeitung<br />
von nichtmetallischen Werkstoffen<br />
wie Keramik, Glas <strong>und</strong> glasfaserverstärkten<br />
Kunststoffen eingesetzt. Ihre<br />
besonderen Eigenschaften werden durch<br />
entsprechenden Schliff der Bohrerschneiden<br />
für das zu bearbeitende Material<br />
optimiert.<br />
Einfluss der Bohreroberfläche<br />
Blank: Güte des Bohrers hängt von der<br />
Feinbearbeitung der Oberfläche ab. Je<br />
glatter die Oberfläche, desto weniger<br />
Reibung ist vorhanden.<br />
Oxydbeschichtet: Die harte Oxydschicht<br />
verringert die Reibung wesentlich.<br />
Voraussetzung ist eine entsprechende<br />
Feinstbearbeitung (Schleifen) der<br />
Oberfläche.<br />
Titannitrit-beschichtet: Einfluss wie<br />
oxydbeschichtet, hervorragende Reibungsverminderung<br />
durch die Eigenschaften<br />
des Titannitrits.<br />
Ohne Kühlmittel nicht für Aluminiumwerkstoffe<br />
geeignet.<br />
Einfluss des Fertigungsverfahrens auf<br />
die Bohrergüte<br />
Rollgewalzte Bohrer: Spanlos geformter<br />
Bohrer mit sehr hoher Elastizität,<br />
kostengünstigem Fertigungsverfahren.<br />
Standzeit, erreichbare Bohrqualität <strong>und</strong><br />
Arbeitsfortschritt entsprechen dem Preisniveau.<br />
Gefräste Bohrer: Spannuten werden aus<br />
dem Vollen gefräst, Fase geschliffen.<br />
Fertigungsverfahren für mittlere Qualität.<br />
Spanabfuhr bei tiefen Bohrungen wegen<br />
fräsrauer Oberfläche der Spannuten<br />
nicht optimal.<br />
Geschliffene Bohrer: Aus dem Vollen<br />
geschliffene Bohrer mit hervorragender<br />
Oberflächengüte. Dadurch sehr maßhaltig<br />
<strong>und</strong> mit hoher R<strong>und</strong>laufgenauigkeit.<br />
Leichter Spanabfluss <strong>und</strong> hohe Standzeiten<br />
bei raschem Arbeitsfortschritt.<br />
9.<br />
Welche Arten von Bohrern gibt<br />
es <strong>und</strong> welches sind ihre Eigenschaften?<br />
Spiral-(Wendel)bohrer<br />
Aufbau: Spiralbohrer haben an der<br />
Spitze zwei Schneiden sowie am Schaft<br />
eine zweigängige Spannut.<br />
Funktion: Durch den Andruck dringen<br />
die Schneiden in den Werkstoff ein. Die<br />
beim Bohren anfallenden Späne werden<br />
durch die Spannuten aus dem Bohrloch<br />
gefördert.
Spiralbohrer<br />
1<br />
2<br />
1 Bohrerdurchmesser<br />
2 Schaftdurchmesser<br />
3 Gesamtlänge<br />
4 Arbeitslänge<br />
5 Schaftlänge<br />
Anwendung: Spezialist für Metallbearbeitung,<br />
darüber hinaus generelle<br />
Anwendung von kleinsten bis zu den<br />
größten Durchmessern in fast allen Werkstoffen<br />
möglich.<br />
Besonderheiten: Der Universalbohrer<br />
schlechthin. Bohrer erfordert hohe Vorschubkräfte<br />
von Seiten des Anwenders.<br />
Bei tiefen Bohrlöchern Neigung zum Verstopfen.<br />
Verwendung in Holz nicht empfehlenswert,<br />
Bohrer „verläuft“. Kostengünstiger<br />
Bohrer.<br />
4<br />
5<br />
3<br />
TLX-DRL 06/G<br />
Spezialist Karosseriebohrer: Spiralbohrer<br />
mit kurzer Arbeitslänge für die Blechbearbeitung,<br />
Vorbohren für Blindnieten.<br />
Hartmetall-Mehrzweckbohrer<br />
Aufbau: Spiralbohrerschaft mit eingesetzter<br />
Hartmetallplatte. Die Schneiden<br />
der Hartmetallplatte sind scharf geschliffen.<br />
Funktion: Die Schneidengeometrie erz<strong>eu</strong>gt<br />
mehr eine Schabewirkung als eine<br />
Schneidwirkung.<br />
Anwendung: Bohren bzw. Aufbohren<br />
von Durchgangslöchern in abrasiven Materialien.<br />
Besonderheiten: HM-Mehrzweckbohrer<br />
sind geeignet für Keramik, Steingut, Gestein,<br />
Mauerwerk <strong>und</strong> glasfaserverstärkte<br />
Kunststoffe. Bei Metall hohe Andruckkräfte<br />
<strong>und</strong> langsamer Arbeitsfortschritt,<br />
bei weichen Werkstoffen, Holz sehr rauer<br />
Schnitt. HM-Mehrzweckbohrer eignen<br />
sich besonders für Verb<strong>und</strong>materialien<br />
(Sandwichplatten). Hierbei sind oft mehrere<br />
Materialien wie Holz, Glasfaserwerkstoffe<br />
<strong>und</strong> Metalle miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />
Es ist logisch, dass dabei ein Bohrer<br />
verwendet werden muss, der mit dem<br />
schwierigsten Material des Verb<strong>und</strong>es<br />
zurechtkommt.<br />
Hartmetall-Mehrzweckbohrer<br />
2 2<br />
1<br />
Bohren 95<br />
1 Hartmetallplatte mit Schneide<br />
2 Spannut<br />
TLX-DRL 07/G<br />
1
96 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der scharf geschliffenen<br />
Hartmetallschneiden nicht für Schlagbohrbetrieb<br />
geeignet.<br />
Fräsbohrer<br />
Aufbau: Fräsbohrer haben den Schneidkopf<br />
eines Spiralbohrers, jedoch keine<br />
Spannuten. Am Schaft hinter dem<br />
Schneidkopf befinden sich gezahnte Fräserschneiden.<br />
Funktion: Die angeschliffene Bohrerspitze<br />
sorgt zunächst für ein Durchgangsloch<br />
im Werkstück. Nachdem der<br />
Schneidkopf das Werkstück durchdrungen<br />
hat, kann mit dem Bohrer seitlich verfahren<br />
werden, wobei die Fräserzähne<br />
die Zerspanungsarbeit übernehmen.<br />
Fräsbohrer<br />
2<br />
1<br />
A<br />
B<br />
1 Bohrerschneide<br />
2 Fräszähne am Schaft<br />
A Bohren eines Durchgangsloches<br />
B Fräsen durch Längsbewegung<br />
TLX-DRL 08/G<br />
Anwendung: Bohren bzw. Aufbohren<br />
von Durchgangslöchern in dünnen Werkstücken.<br />
Herstellen von Langlöchern<br />
bzw. beliebig geformten Löchern <strong>und</strong><br />
Aussparungen.<br />
Besonderheiten: Die Anwendung ist nur<br />
in dünnen Werkstücken (Brettern, Blechen)<br />
möglich. Die Genauigkeit <strong>und</strong> Güte<br />
ist nicht besonders hoch, wenn der Vorgang<br />
handgeführt ausgeübt wird. Mittels<br />
Vorrichtungen wie Bohrständer <strong>und</strong> Anschlag<br />
lässt sich die Güte etwas verbessern.<br />
Nicht für Vollmaterial geeignet.<br />
Blechschälbohrer<br />
Aufbau: Der kegelförmige Schneidkopf<br />
verfügt über 2 Spannuten, deren Kanten<br />
die Schneiden bilden. Die Spitze ist meist<br />
mit einem Bohreranschliff versehen. Der<br />
Schaft ist im Durchmesser zurückgesetzt.<br />
Funktion: Die angeschliffene Bohrerspitze<br />
sorgt zunächst für ein Führungsloch<br />
im Werkstück, danach übernehmen<br />
die Schneidkanten die Erweiterung des<br />
Loches. Durch die Kegelform des<br />
Schneidkopfes wird der Durchmesser<br />
des Bohrloches umso größer, je tiefer der<br />
Schneidkopf in das Werkstück eindringt.<br />
Anwendung: Bohren bzw. Aufbohren<br />
von Durchgangslöchern in dünnen Werkstücken.<br />
Besonderheiten: Bohrer erfordert hohe<br />
Vorschubkräfte von Seiten des Anwenders<br />
<strong>und</strong> benötigt hohe Drehmomente<br />
bei geringer Drehzahl maschinenseitig.<br />
Es sind nur Durchgangslöcher in dünnen<br />
Werkstücken (Blechen) möglich.<br />
Nicht für Vollmaterial geeignet. Schmiert<br />
bei Aluminium.
Blechschälbohrer<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1 Spitze zum Anbohren<br />
2 Schneiden zum Aufbohren<br />
TLX-DRL 09/G<br />
Stufenbohrer<br />
Aufbau: Der kegelförmige Schneidkopf<br />
ist stufenförmig <strong>und</strong> verfügt über 2 Spannuten,<br />
deren Kanten die Schneiden bilden.<br />
Der Übergang von Stufe zu Stufe ist<br />
abgeschrägt. Die Spitze ist meist mit einem<br />
Bohreranschliff versehen. Der<br />
Schaft ist im Durchmesser zurückgesetzt.<br />
Funktion: Die angeschliffene Bohrerspitze<br />
sorgt zunächst für ein Führungsloch<br />
im Werkstück, danach übernehmen<br />
die Schneidkanten die Erweiterung des<br />
Loches. Durch die Stufen in der Kegelform<br />
des Schneidkopfes wird der Durchmesser<br />
des Bohrloches stufenweise<br />
umso größer, je tiefer der Schneidkopf in<br />
das Werkstück eindringt.<br />
Stufenbohrer<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Bohren 97<br />
1 Spitze zum Anbohren<br />
2 Übergangsschräge zum Entgraten<br />
3 Schneide zum Aufbohren<br />
TLX-DRL 10/G<br />
Anwendung: Bohren bzw. Aufbohren<br />
von Durchgangslöchern in dünnen Werkstücken<br />
auf ein genau bestimmtes Maß.<br />
Besonderheiten: Bohrer erfordert hohe<br />
Vorschubkräfte von Seiten des Anwenders<br />
<strong>und</strong> benötigt hohe Drehmomente<br />
bei geringer Drehzahl maschinenseitig.
98 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Es sind nur Durchgangslöcher in dünnen<br />
Werkstücken (Blechen) möglich.<br />
Nicht für Vollmaterial geeignet.<br />
Durch die schrägen Übergänge von<br />
Stufe zu Stufe wird bei entsprechender<br />
Anwendung das Bohrloch im gleichen<br />
Arbeitsgang einseitig entgratet. Schmiert<br />
bei Aluminium.<br />
Senker<br />
Kegelsenker<br />
Aufbau: Kegelsenker haben eine kegelförmige<br />
Spitze mit drei oder mehr<br />
Schneiden. Der Spitzenwinkel beträgt 60,<br />
75, 90 oder 120 Grad. In der Regel ist der<br />
Schaftdurchmesser kleiner als der Kopfdurchmesser.<br />
Kegelsenker<br />
1<br />
2<br />
A<br />
A<br />
B<br />
1 Kegelsenker, fünf oder mehr Schneiden<br />
2 Kegelsenker, drei Schneiden<br />
A Flachsenken<br />
B Tiefsenken TLX-DRL 11/G<br />
Funktion: Durch die größere Anzahl der<br />
Schneiden zentrieren sich die Senker<br />
besser im Bohrloch <strong>und</strong> erz<strong>eu</strong>gen eine<br />
saubere Schnittkante. Die beim Senken<br />
anfallenden Späne verbleiben hinter dem<br />
Schneidkopf, sie werden nicht aus dem<br />
Bohrloch gefördert.<br />
Anwendung: Entgraten von Bohrlöchern<br />
(Spitzenwinkel 60°)<br />
Versenken von Schrauben (Spitzenwinkel<br />
90°)<br />
Besonderheiten: Kegelsenker mit 3<br />
Schneiden werden für tiefe Senkungen<br />
verwendet, weil die Späne in den großen<br />
Spannuten gut abgeführt werden.<br />
Kegelsenker mit 5 <strong>und</strong> mehr Schneiden<br />
werden für flache Senkungen verwendet.<br />
Querlochsenker<br />
Aufbau: Querlochsenker haben einen kegelförmigen<br />
Schneidkopf, in dem sich<br />
eine schräge Querbohrung befindet. Dadurch<br />
werden am Schneidkopf zwei<br />
Schneidkanten gebildet.<br />
Funktion: Durch den spitzen Schneidwinkel<br />
ergibt sich im Gegensatz zur<br />
Schabewirkung des Kegelsenkers eine<br />
Schnittwirkung, welche eine sehr hohe<br />
Oberflächengüte ergibt.<br />
Anwendung: Entgraten von Bohrlöchern;<br />
Versenken von Schrauben in<br />
dünnen Werkstücken.<br />
Besonderheiten: Idealer Senker für<br />
dünne Bleche. Ergibt sauberen, ratterfreien<br />
Schnitt.
Querlochsenker<br />
2 1<br />
1 2<br />
1 Schneide am Querloch<br />
2 Kegelfläche (Führung)<br />
Aufstecksenker<br />
TLX-DRL 12/G<br />
Aufbau: Aufstecksenker sind ähnlich wie<br />
Kegelsenker aufgebaut, besitzen aber<br />
anstelle des Schaftes eine Bohrung zur<br />
Aufnahme eines Spiralbohrers.<br />
Funktion: Aufstecksenker werden mittels<br />
einer Schraube auf dem Spiralbohrer im<br />
gewünschten Abstand zur Bohrerspitze<br />
fixiert.<br />
Anwendung: Entgraten von Bohrlöchern,<br />
Versenken von Schrauben in<br />
Holz.<br />
Besonderheiten: Aufstecksenker ermöglichen<br />
das Senken in einem Arbeitsgang<br />
mit dem Bohren. Es ist nur möglich<br />
bei Durchgangslöchern. Für jeden Bohrerdurchmesser<br />
muss ein spezieller Senker<br />
verwendet werden. Wenn der Senker<br />
umgekehrt auf dem Bohrer befestigt<br />
wird, kann er als Tiefenanschlag beim<br />
Bohren von Sacklöchern benützt<br />
werden.<br />
Aufstecksenker<br />
3<br />
2<br />
1<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Bohren 99<br />
TLX-DRL 13/G<br />
1 Spiralbohrer A Bohren<br />
2 Aufstecksenker B Bohrung ansenken<br />
3 Fixierschraube C Verwendung als<br />
C Tiefenanschlag
100 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Spiral-(Wendel)bohrer für Holz<br />
mit Zentrierspitze<br />
Aufbau: Spiralbohrer für Holz haben eine<br />
Zentrierspitze <strong>und</strong> zwei Schneidkanten<br />
(Spanabheber) sowie eine zweigängige<br />
Spannut.<br />
Funktion: Die Zentrierspitze fixiert die<br />
Position des Bohrers zum Werkstück, bevor<br />
die Schneidkanten in das Werkstück<br />
eindringen. Die beim Bohren anfallenden<br />
Späne werden durch die Spannuten aus<br />
dem Bohrloch gefördert.<br />
Spiralbohrer für Holz<br />
2<br />
1 2<br />
3<br />
A<br />
B<br />
C<br />
TLX-DRL 14/G<br />
1 Zentrierspitze A Ansetzen<br />
2 Schneiden B Schneiden<br />
3 Spannut B begrenzen Loch<br />
C Bohrer dringt ein<br />
Anwendung: Bohren kleiner bis mittlerer<br />
Durchmesser mit geringen Ansprüchen<br />
an die Bohrlochqualität in Holz, Bohren<br />
kleiner bis mittlerer Durchmesser in Holzwerkstoffen<br />
<strong>und</strong> weichen Kunststoffen<br />
bei guter Bohrlochqualität.<br />
Besonderheiten: Bohrer erfordert hohe<br />
Vorschubkräfte von Seiten des Anwenders,<br />
bei tiefen Bohrlöchern Neigung zum<br />
Verstopfen.<br />
Kostengünstiger Bohrer.<br />
Flachfräsbohrer<br />
Aufbau: Flachfräsbohrer besitzen eine<br />
Zentrierspitze sowie zwei Schneidkanten.<br />
Zentrierspitze <strong>und</strong> Schneidkanten<br />
bilden den flachen Schneidkopf, welcher<br />
in einen Schaft geringen Durchmessers<br />
übergeht.Eine Transportschnecke zum<br />
Spantransport ist nicht vorhanden. Eine<br />
Variante stellt der verstellbare Flachfräsbohrer<br />
dar. Hier kann eine Schneidkante<br />
in einer Führung eingestellt <strong>und</strong> fixiert<br />
werden.<br />
Funktion: Die Zentrierspitze fixiert die<br />
Position des Bohrers zum Werkstück, bevor<br />
die Schneidkanten in das Werkstück<br />
eindringen. Die beim Bohren anfallenden<br />
Späne verbleiben hinter dem Schneidkopf,<br />
sie werden nicht aus dem Bohrloch<br />
gefördert.<br />
Anwendung: Bohren von flachen<br />
Löchern mittleren <strong>und</strong> großen Durchmessers<br />
in weiche Hölzer. Mit Einschränkungen<br />
auch für weiche Kunststoffe geeignet.<br />
Besonderheiten: Kostengünstiger Bohrer,<br />
wenn die Anforderungen an die<br />
Schnittgüte nicht zu hoch sind. Der einstellbare<br />
Flachfräsbohrer erlaubt die Verwendung<br />
eines Bohrers für verschiedene<br />
Durchmesser.<br />
Flachfräsbohrer erlauben einen schnellen<br />
Arbeitsfortschritt.
Flachfräsbohrer<br />
2 1 2<br />
Schlangenbohrer<br />
Aufbau: Schlangenbohrer verfügen über<br />
eine Zentrierspitze mit ein- oder zweigängigem<br />
Einzugsgewinde, ein oder zwei<br />
Schneidkanten (Spanabheber), ein oder<br />
zwei Vorschneidern <strong>und</strong> eingängiger<br />
Transportschnecke (Spannut).<br />
Funktion: Die Zentrierspitze fixiert die<br />
Position des Bohrers zum Werkstück, bevor<br />
die Vorschneider in das Werkstück<br />
eindringen. Das Einzugsgewinde sorgt<br />
für den selbsttätigen Vorschub. Die Vorschneider<br />
begrenzen das Loch am Umfang<br />
<strong>und</strong> sorgen für eine ausrissfreie,<br />
A<br />
B<br />
C<br />
TLX-DRL 15/G<br />
1 Zentrierspitze A Ansetzen<br />
2 Schneiden B Schneiden begren-<br />
B zen Bohrloch<br />
C Bohren<br />
saubere Schnittkante. Die große Spannut<br />
der Transportschnecke fördert die Späne<br />
auch bei tiefen Bohrungen ohne Verstopfung<br />
aus dem Bohrloch.<br />
Anwendung: Bohren von tiefen Löchern<br />
mittleren <strong>und</strong> großen Durchmessers.<br />
Besonderheiten: Bohrer benötigt fast<br />
keine manuelle Vorschubkraft.<br />
Schlangenbohrer für Hartholz haben<br />
oft eine spezielle Form des Einzugsgewindes.<br />
Schlangenbohrer<br />
4<br />
3 2 1 2 3<br />
Bohren 101<br />
1 Zentrierspitze A Spitze dringt ein,<br />
2 Hauptschneiden A Einzugsgewinde<br />
3 Vorschneider A fasst<br />
4 Transport- B Vorschneider<br />
4 schnecke B begrenzt Loch<br />
4 (Spannut) C Bohren<br />
TLX-DRL 16/G
102 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Forstnerbohrer<br />
Aufbau: Forstnerbohrer haben eine Zentrierspitze,<br />
zwei Schneidkanten (Spanabheber)<br />
sowie zwei als Vorschneider wirkende<br />
Umfangsschneiden. Sie verfügen<br />
über einen Schaft kleinen Durchmessers<br />
ohne Wendel oder Spannut.<br />
Funktion: Die Zentrierspitze fixiert die<br />
Position des Bohrers zum Werkstück, bevor<br />
die Schneidkanten in das Werkstück<br />
eindringen. Die Umfangsschneiden bestimmen<br />
den Bohrlochdurchmesser <strong>und</strong><br />
erz<strong>eu</strong>gen eine saubere Schnittkante. Die<br />
beim Bohren anfallenden Späne verbleiben<br />
hinter dem Schneidkopf, sie werden<br />
nicht aus dem Bohrloch gefördert.<br />
Forstnerbohrer<br />
3 1 2<br />
1 Zentrierspitze A Ansetzen<br />
2 Hauptschneide B Bohren<br />
3 Umfangsschneide<br />
TLX-DRL 17/G<br />
A<br />
B<br />
Anwendung: Bohren flacher Löcher mittleren<br />
bis großen Durchmessers <strong>und</strong> hoher<br />
Qualität, z. B. für Möbelbeschläge in<br />
Massivholz, Ausbohren von Ästen.<br />
Besonderheiten: Bohrer erfordert hohe<br />
Vorschubkräfte von Seiten des Anwenders,<br />
bei tiefen Bohrlöchern Neigung<br />
zum Verstopfen. Angepasste Drehzahl<br />
wichtig.<br />
Überlappende Bohrungen, welche<br />
über die Werkstückkante hinausgehen,<br />
sind möglich.<br />
Nur im Bohrständer verwenden.<br />
Scharnierlochbohrer<br />
Aufbau: Scharnierlochbohrer gleichen<br />
dem Forstnerbohrer. Sie haben eine Zentrierspitze<br />
<strong>und</strong> zwei Schneidkanten<br />
(Spanabheber). Sie verfügen über einen<br />
Schaft kleinen Durchmessers ohne Wendel<br />
oder Spannut.<br />
Funktion: Die Zentrierspitze fixiert die<br />
Position des Bohrers zum Werkstück, bevor<br />
die Schneidkanten in das Werkstück<br />
eindringen. Die beim Bohren anfallenden<br />
Späne verbleiben hinter dem Schneidkopf,<br />
sie werden nicht aus dem Bohrloch<br />
gefördert.<br />
Anwendung: Bohren flacher Löcher mit<br />
den Normmaßen der Topfscharniere.<br />
Besonderheiten: Bohrer erfordert hohe<br />
Vorschubkräfte von Seiten des Anwenders,<br />
bei Anwendung in kunststoffbeschichteten<br />
Werkstoffen sind Hartmetallschneiden<br />
erforderlich. Für tiefe Bohrlöcher<br />
nicht geeignet. Angepasste<br />
Drehzahl wichtig. Keine gute Bohrlochqualität<br />
bei überlappenden Bohrungen.<br />
Bohrungen, welche über den Werkstückrand<br />
hinausgehen, sind unter Umständen<br />
nicht möglich.<br />
Nur im Bohrständer verwenden, damit<br />
der Bohrer nicht verläuft <strong>und</strong> das Werkstück<br />
beschädigt.
Scharnierlochbohrer<br />
2<br />
1<br />
A<br />
B<br />
TLX-DRL 18/G<br />
1 Zentrierspitze A Ansetzen<br />
2 Hartmetallschneiden B Bohren<br />
Lochsägen<br />
Aufbau: Eine becherförmige Hülse ist an<br />
ihrem offenen Ende mit Sägezähnen versehen.<br />
Am geschlossenen Ende befindet<br />
sich ein fester oder durch Gewinde lösbarer<br />
Antriebsschaft. Im Antriebsschaft<br />
ist ein Zentrierbohrer fixiert, welcher über<br />
die Sägezähne herausragt.<br />
Funktion: Der Zentrierbohrer fixiert die<br />
Position der Lochsäge zum Werkstück<br />
bevor die Sägezähne der Lochsäge in<br />
das Werkstück eindringen. Die beim Bohren<br />
anfallenden Späne verbleiben teilweise<br />
innerhalb der Lochsäge.<br />
Lochsägen<br />
4<br />
A B<br />
2<br />
3<br />
1<br />
Bohren 103<br />
1 Lochsäge 4 Sägezähne mit<br />
2 Antriebsschaft 4 Varioverzahnung<br />
3 Zentrierbohrer A Ansetzen<br />
B Bohren<br />
TLX-DRL 19/G
104 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Anwendung: Bohren großer bis größter<br />
Durchmesser in Bleche, Kunststoffe <strong>und</strong><br />
Verb<strong>und</strong>werkstoffe.<br />
Besonderheiten: Bei Anwendung in Metall<br />
sind Lochsägen mit HSS-Zähnen (Bi-<br />
Metall-Lochsägen) nötig, so genannte<br />
Vario-Verzahnung (große <strong>und</strong> kleine Sägezähne<br />
wechseln sich ab) bringt besseren<br />
Arbeitsfortschritt.<br />
Bei Anwendung in Metall ist Kühlung<br />
nötig.<br />
Sägekränze<br />
Aufbau: Ein scheibenförmiger Gr<strong>und</strong>körper<br />
trägt an seiner Rückseite den Antriebsschaft<br />
<strong>und</strong> ist an seiner Vorderseite<br />
mit zentrisch angeordneten Nuten versehen.<br />
In die Nuten können ringförmige Sägekränze<br />
verschiedenen Durchmessers<br />
eingesetzt werden. Ein Zentrierbohrer<br />
wird so im Gr<strong>und</strong>körper fixiert, dass seine<br />
Spitze über den eingesetzten Sägekranz<br />
hervorragt.<br />
Funktion: Der Zentrierbohrer fixiert die<br />
Position des Sägekranzes zum Werkstück,<br />
bevor die Sägezähne in das<br />
Werkstück eindringen. Die beim Bohren<br />
anfallenden Späne verbleiben teilweise<br />
innerhalb des Sägekranzes.<br />
Anwendung: Bohren großer bis größter<br />
Durchmesser in Holz <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>werkstoffe.<br />
Besonderheiten: Sägekränze werden<br />
meist als ein Set verschiedener Durchmesser<br />
mit dem Gr<strong>und</strong>körper geliefert.<br />
Sie sind einfach <strong>und</strong> preiswert <strong>und</strong> ergeben<br />
bei guter Qualität ein sauberes Arbeitsergebnis<br />
in Holz.<br />
Sägekränze<br />
A<br />
B<br />
1 Sägekranz A Ansetzen<br />
2 Gr<strong>und</strong>körper B Bohren<br />
3 Zentrierbohrer<br />
Glasbohrer<br />
1<br />
2<br />
3<br />
TLX-DRL 20/G<br />
Aufbau: Eine lanzettförmige Schneide<br />
aus Hartmetall ist in einen Schaft eingelötet.<br />
Funktion: Die angeschliffene Bohrerspitze<br />
schabt sich auf Gr<strong>und</strong> ihrer Härte<br />
durch den Werkstoff.<br />
Anwendung: Bohren von Durchgangslöchern<br />
in dünnen Werkstücken aus Glas,<br />
Keramik oder Gestein.<br />
Besonderheiten: Bei Glas ist unbedingt<br />
Petrol<strong>eu</strong>m als Kühlmittel anzuwenden,<br />
Keramik wird im Allgemeinen trocken gebohrt.<br />
Es ist mit geringstem Andruck zu<br />
arbeiten, die günstigste Drehzahl muss<br />
durch Versuch ermittelt werden.
Es sind nur Durchgangslöcher in dünnen<br />
Werkstücken möglich. Nicht für Vollmaterial<br />
geeignet.<br />
Glasbohrer<br />
2<br />
1<br />
1 Hartmetallschneide<br />
C<br />
2 Schaft<br />
3 Ring aus Knetmasse<br />
4 Kühlmittel C<br />
5 Unterlage<br />
A Anbohren mit mäßigem Druck<br />
B Bohren mit geringem Druck<br />
C Durchbohren mit sehr geringem Druck<br />
3<br />
5<br />
4<br />
A<br />
B<br />
TLX-DRL 21/G<br />
10. Welche unterschiedlichen<br />
Schaftformen haben Bohrer <strong>und</strong><br />
was sind ihre Eigenschaften?<br />
Üblich sind r<strong>und</strong>e Schäfte. Überall dort,<br />
wo es auf hohe R<strong>und</strong>laufgenauigkeit ankommt,<br />
werden sie verwendet. Dies ist<br />
hauptsächlich im Metallbereich der Fall.<br />
R<strong>und</strong>e Schäfte sind bis 13 mm, teilweise<br />
bis 16 mm gebräuchlich.<br />
Eine Variante des R<strong>und</strong>schafts ist der<br />
abgesetzte (abgedrehte) Schaft. Damit<br />
wird ermöglicht, dass auch Bohrer gespannt<br />
werden können, deren Durchmesser<br />
über dem Spannbereich des<br />
Bohrfutters liegen. Vorsicht: Abgesetzte<br />
Schäfte sollte man nur als Notlösung betrachten,<br />
da häufig das für größere Bohrer<br />
nötige Drehmoment nicht durch den<br />
Reibschluss des Dreibackenfutters übertragen<br />
werden kann. Rutscht der Bohrer<br />
erst einmal durch, dann ist der Schaft im<br />
Einspannbereich meist so beschädigt,<br />
dass kein exakter R<strong>und</strong>lauf mehr ge-<br />
Schaftformen von Bohrern<br />
1<br />
2<br />
Bohren 105<br />
1 R<strong>und</strong>schaft<br />
2 R<strong>und</strong>schaft, abgesetzt<br />
3 Sechskant<br />
4 Kegelschaft (Morsekegel, Konus)<br />
3<br />
4<br />
TLX-DRL 22/G
106 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
währleistet ist. Außerdem besteht durch<br />
die scharfkantigen Beschädigungen des<br />
Bohrerschaftes Verletzungsgefahr.<br />
Zur Übertragung hoher Drehmomente<br />
ist der Sechskantschaft besser geeignet.<br />
Hier findet ein Formschluss zwischen<br />
den Backen des Bohrfutters <strong>und</strong> dem<br />
Schaft statt, der ein Durchrutschen des<br />
Bohrers verhindert. Sechskantschäfte<br />
sind bei großen Bohrdurchmessern im<br />
Holzbereich üblich, hier spielt die etwas<br />
verminderte R<strong>und</strong>laufgenauigkeit keine<br />
große Rolle.<br />
Müssen sehr hohe Drehmomente bei<br />
gleichzeitig höchster R<strong>und</strong>laufgenauigkeit<br />
übertragen werden, dann findet der<br />
so genannte Konusschaft oder Morsekegel<br />
Anwendung. Die hochpräzise<br />
Führung wird durch den Konus erreicht,<br />
das Drehmoment wird durch die gesamte<br />
Kegelmantelfläche übertragen.<br />
11. In welchem Zusammenhang<br />
steht die Drehzahl zum Bohrerdurchmesser?<br />
Hier gibt es eine gr<strong>und</strong>sätzliche Regel:<br />
Je kleiner der Bohrerdurchmesser,<br />
desto höher die Drehzahl.<br />
Je größer der Bohrerdurchmesser,<br />
desto kleiner die Drehzahl.<br />
12. In welchem Zusammenhang<br />
steht die Drehzahl zum Werkstoff?<br />
Je weicher der Werkstoff, desto höher die<br />
Drehzahl.<br />
Je härter der Werkstoff, desto niedriger<br />
die Drehzahl.<br />
Da es innerhalb der Materialien sehr<br />
unterschiedliche Härtegrade gibt, sollte<br />
stets mit der richtigen, an das Material<br />
<strong>und</strong> den Bohrerdurchmesser angepassten<br />
Drehzahl gebohrt werden.<br />
In der Fachliteratur gibt es bis ins Detail<br />
ermittelte Anwendungstabellen. Die hier<br />
in unserer Tabelle angegebenen Drehzahlen<br />
sind als vereinfachte Richtwerte zu<br />
betrachten, mit denen man beim handgeführten<br />
Maschineneinsatz gute Ergebnisse<br />
erzielt.<br />
Bei Sonderbohrern <strong>und</strong> Bohrkronen<br />
gelten teilweise andere Drehzahlen. Hier<br />
richtet man sich am besten nach den auf<br />
der Verpackung oder in der Betriebsanleitung<br />
angegebenen Werten.<br />
Lässt sich die Drehzahl der eingesetzten<br />
Bohrmaschine nicht exakt definieren,<br />
so verwende man den nächstliegenden<br />
Wert.<br />
13. Was versteht man unter<br />
„Karosseriebohrern“?<br />
Dies sind kurze Bohrer, mit welchen man<br />
die Löcher für das Blindnietverfahren in<br />
dünne Bleche bohrt. Entsprechend den<br />
verwendeten Blindnieten „Popnieten“<br />
haben sie meist typische Durchmesser,<br />
z. B. 3,4 mm, 3,9 mm, 4,4 mm, 4,9 mm.<br />
Durch die beim handgeführten Bohren<br />
stets entstehende Ungenauigkeit passen<br />
dann die entsprechenden Nieten, z. B.<br />
3,5 mm, 4 mm, 4,5 mm, 5 mm, satt in die<br />
entsprechenden Bohrungen.<br />
14. Kann man mit Stufenbohrern<br />
oder Blechschälbohrern auch in<br />
Vollmaterial bohren?<br />
Nein. Die Reibung würde sehr hohe<br />
Werte annehmen, die Bohrmaschine<br />
würde überlastet <strong>und</strong> der Bohrer beschädigt.<br />
15. Was ist ein Fräsbohrer <strong>und</strong> wozu<br />
dient er?<br />
Durch die Verwendung von Fräsbohrern<br />
ist es möglich, nach Durchbohren des<br />
Werkstückes auch seitlich zu verfahren<br />
<strong>und</strong> damit Langlöcher herzustellen bzw.<br />
vorhandene Löcher zu vergrößern oder in<br />
jede beliebige Form zu bringen. Präzises<br />
Arbeiten, insbesondere bei handgeführter<br />
Anwendung, ist allerdings nicht möglich.<br />
16. Was ist an den goldfarbenen<br />
Titan-Bohrern so besonders?<br />
Die so genannten „Titanbohrer“ sind<br />
zunächst einmal HSS-Bohrer, welche mit<br />
einer dünnen Schicht Titannitrit beschichtet<br />
sind. Durch eine zusätzliche<br />
Einfärbung erhält diese Beschichtung die<br />
charakteristische Goldfärbung.<br />
Die Beschichtung ist außerordentlich<br />
hart <strong>und</strong> vermindert dadurch die Reibung<br />
beim Bohrvorgang. Verminderte Reibung<br />
bed<strong>eu</strong>tet bessere Energieausnützung für<br />
den eigentlichen Bohrvorgang, man erzielt<br />
also einen schnelleren Arbeitsfortschritt<br />
bei gleichzeitig geringerem Verschleiß.
Selbst wenn ein titannitritbeschichteter<br />
Bohrer nachgeschliffen wird, also an der<br />
Unterseite der Schneide die Beschichtung<br />
verliert, ermöglicht die noch vorhandene<br />
Beschichtung in den Spannuten<br />
<strong>und</strong> an den Bohrerflanken eine höhere<br />
Leistung als „normale“ HSS-Bohrer.<br />
17. Warum eignen sich „Titan“-<br />
Bohrer nicht für die Bearbeitung<br />
von Aluminium?<br />
Chemisch gesehen hat Titan zu Aluminium<br />
eine besondere Affinität, welche<br />
beim Bohrvorgang besonders an den<br />
Schneiden <strong>und</strong> in den Spannuten unter<br />
der Einwirkung von Druck <strong>und</strong> Hitze chemische<br />
<strong>und</strong> physikalische Diffusionsvorgänge<br />
auslösen, welche dazu führen,<br />
dass sich Aluminium in die Beschichtung<br />
einlegiert, quasi die Oberfläche aluminisiert.<br />
Dies erhöht die Reibung so beträchtlich,<br />
dass die Spanabnahme bzw.<br />
der Spanabfluss so entscheidend verschlechtert<br />
wird, dass ein Weiterarbeiten<br />
unmöglich wird.<br />
Deshalb sollte man für die Bearbeitung<br />
von Aluminium keine titannitritbeschichteten<br />
Bohrer verwenden.<br />
Nur bei stationären Werkz<strong>eu</strong>gmaschinen<br />
mit forcierter Flüssigkeitskühlung ist<br />
der Einsatz bei Aluminium möglich.<br />
18. Ist es sinnvoll, beim Bohren den<br />
Bohrer zu kühlen oder zu<br />
schmieren?<br />
Durch Kühlen kann man die Standzeit<br />
(Lebensdauer) eines Bohrers entscheidend<br />
verlängern. Da die Schneide länger<br />
scharf bleibt, wird ebenfalls die Arbeitsqualität<br />
verbessert.<br />
Die Wahl des Kühlmittels richtet sich<br />
nach dem Werkstoff.<br />
Typische Kühlmittel bei handgeführten<br />
Maschinen:<br />
Eisenmetalle: Biologische, mineralische<br />
Öle, Fette oder so genannte Bohremulsionen<br />
Aluminium: Petrol<strong>eu</strong>m, Wasser-Spiritus-<br />
Gemisch<br />
Messing: Kein Kühlmittel<br />
Glas: Petrol<strong>eu</strong>m<br />
Acrylglas: Wasser-Spiritus-Gemisch<br />
Holz, Kunststoffe: In der Regel keine<br />
Kühl- oder Schmiermittel<br />
Bohren 107<br />
Bei handgeführten Bohrarbeiten sind<br />
Schneidfette zu empfehlen. In der Anwendung<br />
sind sie sehr bequem <strong>und</strong> sparsam.<br />
Sie sind für die meisten Metalle geeignet.<br />
19. Was sind die gravierendsten Unterschiede<br />
zwischen „billigen“<br />
<strong>und</strong> „t<strong>eu</strong>ren“ Bohrern?<br />
Gegenüber „t<strong>eu</strong>ren“ Bohrern bringen<br />
„billige“ Bohrer stets ein qualitativ<br />
schlechteres Arbeitsergebnis, einen<br />
schlechteren Arbeitsfortschritt <strong>und</strong> haben<br />
dazu noch eine geringere Standzeit<br />
(Lebensdauer).<br />
Die Gründe dafür sind:<br />
– Billiges, meist zu weiches oder<br />
schlecht gehärtetes Material.<br />
– Unpräzise, meist ungleichmäßige Geometrie<br />
der Bohrerschneide.<br />
– Schlechte Maßhaltigkeit: Innerhalb<br />
eines Durchmesserbereiches oft erhebliche<br />
Abweichungen von Bohrer zu<br />
Bohrer.<br />
– Schlechte R<strong>und</strong>laufgenauigkeit durch<br />
meist beim Härten verzogene oder zu<br />
weiche Bohrerschäfte.<br />
„T<strong>eu</strong>re“ Bohrer dagegen sind auf Gr<strong>und</strong><br />
ihrer besseren Eigenschaften präziser<br />
<strong>und</strong> langlebiger <strong>und</strong> nützen die Maschinenleistung<br />
besser aus. Sie sind deswegen<br />
auf die Dauer gesehen nicht „t<strong>eu</strong>rer“,<br />
sondern preiswerter!
108 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bohrmaschinen<br />
Schlagbohrmaschinen<br />
20. Welche gr<strong>und</strong>sätzlichen Arten<br />
von Bohrmaschinen gibt es?<br />
Es gibt Bohrmaschinen mit einem Gang<br />
<strong>und</strong> solche mit zwei oder mehreren mechanischen<br />
Gängen.<br />
21. Wo verwendet man Ein-Gang-<br />
Bohrmaschinen?<br />
Überall dort, wo es auf die Handlichkeit<br />
der Maschine ankommt <strong>und</strong>/oder wo<br />
hauptsächlich in einem bestimmten<br />
Bohrdurchmesserbereich gearbeitet<br />
wird.<br />
Typische Bohrbereiche sind: bis 6,5<br />
mm, 6,5–10 mm, 10–13 mm<br />
Als Bohrkapazität wird bei den entsprechenden<br />
Maschinen 6 mm, 10 mm,<br />
13 mm angegeben.<br />
22. Wo verwendet man Zwei-Gang-<br />
Bohrmaschinen?<br />
Überall dort, wo es auf die Universalität<br />
der Maschine ankommt <strong>und</strong> wo häufig<br />
mit verschiedenen Bohrdurchmessern<br />
gearbeitet wird.<br />
Typische Bohrbereiche sind: 6/10 mm,<br />
8/13 mm <strong>und</strong> 10/16 mm.<br />
Die Maschinen werden meist dem<br />
größeren Durchmesser entsprechend bezeichnet<br />
<strong>und</strong> mit dem Zusatz „zwei<br />
Gänge“ versehen.<br />
23. Woher kommen die „komischen“<br />
Arbeitsbereiche, nach denen<br />
Bohrmaschinen typisiert werden?<br />
Historisch gesehen erlangte die Bohrmaschine<br />
ihre Popularität zu Zeiten <strong>und</strong> in<br />
Ländern, wo das angelsächsische Maßsystem<br />
Zoll/Inch vorherrschte. Daraus<br />
leiten sich die typischen Leistungsklassen<br />
ab:<br />
1/4" ≈ 6,5 mm 3/8" ≈ 10 mm<br />
1/2" ≈ 13 mm 5/8" ≈ 16 mm<br />
24. Bei Bohrmaschinen gibt man<br />
den Bohrbereich der Maschine<br />
meist in der Typbezeichnung an.<br />
Was versteht man darunter?<br />
Bei einer 10-mm-Bohrmaschine bed<strong>eu</strong>tet<br />
dies beispielsweise, dass die<br />
Maschine in ihrer Motorleistung, der<br />
Drehzahl <strong>und</strong> dem erforderlichen Drehmoment<br />
auf einen Durchmesser von<br />
maximal 10 mm in Stahl ausgelegt ist.<br />
Dagegen gibt man bei Schlagbohrmaschinen<br />
den größtmöglichen Bohrdurchmesser<br />
in Gestein an (die Bohrdurchmesser<br />
in Stahl <strong>und</strong> Holz meist zusätzlich), da<br />
man eine Schlagbohrmaschine ja deshalb<br />
auswählt, weil man damit vor hat, in<br />
Gestein zu bohren.<br />
25. Kann man mit einer Bohrmaschine<br />
des 10-mm-Typs auch<br />
kleinere oder größere<br />
Bohrdurchmesser bohren?<br />
Im Prinzip ja, aber es ist Folgendes zu beachten:<br />
Je kleiner der Bohrdurchmesser wird,<br />
desto geringer wird die Umfangsgeschwindigkeit<br />
des Bohrers <strong>und</strong> desto<br />
langsamer damit der Arbeitsfortschritt.<br />
Man braucht mit einer 10-mm-Bohrmaschine<br />
wesentlich länger, um ein 6-mm-<br />
Loch zu bohren, als mit einer 6-mm-<br />
Bohrmaschine, obwohl die Motorleistung<br />
der 10-mm-Bohrmaschine meist höher<br />
ist als die einer 6-mm-Bohrmaschine.<br />
Je größer der Bohrdurchmesser ist,<br />
desto höher wird die Belastung der<br />
Bohrmaschine. Verwendet man zum Beispiel<br />
größere Bohrer als 10 mm an einer<br />
10-mm-Bohrmaschine, dann nimmt die<br />
Drehzahl der Maschine durch die höhere<br />
Belastung ab, der Motor wird dann nicht<br />
mehr ausreichend gekühlt. Bei dauernder<br />
Überbelastung wird die Maschine<br />
letztlich überhitzen <strong>und</strong> „durchbrennen“<br />
26. Welche Form der Bohrmaschine<br />
ist besser, Pistolengriff oder<br />
Spatengriff?<br />
Das kommt auf den Anwendungsfall an.<br />
Die Pistolenform macht die Maschine<br />
kompakter <strong>und</strong> damit handlicher. Sie hat<br />
sich deshalb in den Bohrbereichen bis<br />
13 mm durchgesetzt. Über den Hebelarm<br />
des Pistolengriffes kann im<br />
Blockierfall ein Teil des Rückdrehmomentes<br />
abgefangen werden. Die Verwendung<br />
eines Zusatzhandgriffes ist<br />
stets empfehlenswert, bei größeren<br />
Bohrdurchmessern unerlässlich.<br />
Die Spatenform ermöglicht ergonomisch<br />
höhere Andruckkräfte, die zentral<br />
zur Spindelachse ausgeübt werden kön-
nen. Sie hat sich deshalb in Bohrbereichen<br />
über 13 mm durchgesetzt. Da der<br />
Hebelarm des Spatengriffes praktisch<br />
Null ist, kann im Blockierfall das Rückdremoment<br />
nicht abgestützt werden.<br />
Spatengriffmaschinen müssen deshalb<br />
stets mit Zusatzhandgriff verwendet<br />
werden.<br />
Typische Bohrmaschinenformen<br />
1<br />
1 Pistolenform<br />
2 Pistolenform mit Zusatzhandgriff<br />
3 Spatenform mit Zusatzhandgriff<br />
27. Welchen Sinn macht ein Zusatzhandgriff?<br />
Der Zusatzhandgriff ermöglicht eine bessere<br />
Beherrschung der Maschine <strong>und</strong> ergibt<br />
damit das qualitativ bessere Arbeitsergebnis.<br />
Seine wichtigste Funktion ist<br />
die Verringerung der Unfallgefahr, wenn<br />
der Bohrer blockieren sollte. Das dabei<br />
schlagartig auftretende Rückdrehmoment<br />
kann nur über den Zusatzhandgriff<br />
wirksam aufgefangen werden. Bei Bohrmaschinen<br />
mit Spatengriff ist die Verwendung<br />
des Zusatzhandgriffes ein absolutes<br />
Muss!<br />
3<br />
2<br />
TLX-DRL 23/G<br />
Wirkung des Zusatzhandgriffes<br />
A<br />
A Großer Hebelarm =<br />
A sichere Beherrschung<br />
B Kleiner Hebelarm =<br />
B unsichere Beherrschung<br />
Bohren 109<br />
28. Tiefenanschläge, braucht man<br />
die wirklich?<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen sind<br />
sie vorteilhaft. Hierzu ein kleines Beispiel:<br />
In einem Gewerbebetrieb müssen 1000<br />
Löcher mit einer Tiefe von 30 mm gebohrt<br />
werden. Ohne Tiefenanschlag variiert die<br />
Bohrtiefe erfahrungsgemäß zwischen 30<br />
<strong>und</strong> 36 mm, im Mittel also werden die<br />
Löcher 3 mm zu tief. Bei 1000 Bohrungen<br />
bed<strong>eu</strong>tet dies einen zusätzlichen Bohrweg<br />
von 3000 mm. Rechnen Sie bitte<br />
selbst den Zeitverlust <strong>und</strong> den zusätzlichen<br />
Bohrerverschleiß aus.<br />
29. Welche Maschine ist sinnvoller,<br />
die Bohrmaschine oder die<br />
Schlagbohrmaschine?<br />
Das kommt auf den Verwendungszweck<br />
an. Heimwerker bevorzugen die Schlagbohrmaschine<br />
wegen ihrer Vielseitigkeit,<br />
Handwerker die Bohrmaschine wegen ihrer<br />
Präzisision.<br />
30. Was sind die entscheidenden<br />
Unterschiede zwischen Schlagbohrmaschine<br />
<strong>und</strong> Bohrmaschine?<br />
Bei der Bohrmaschine ist die Bohrspindel<br />
fest in den Lagern fixiert. Dies ergibt eine<br />
hohe R<strong>und</strong>laufpräzision. Die Drehzahlen<br />
sind im Bezug auf das Bohren in Metall<br />
optimiert.<br />
Bei der Schlagbohrmaschine ist die<br />
Bohrspindel in den Lagern beweglich angeordnet.<br />
Die R<strong>und</strong>laufpräzision ist systembedingt<br />
nicht so gut wie bei reinen<br />
B<br />
TLX-DRL 24/G
110 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bohrmaschinen. Die Drehzahl liegt meist<br />
höher als bei Bohrmaschinen, weil auch<br />
Gestein gebohrt wird, wo man eine hohe<br />
Schlagzahl benötigt.<br />
31. Warum ist die R<strong>und</strong>laufgenauigkeit<br />
der Spindel bei einer Bohrmaschine<br />
besser als bei einer<br />
Schlagbohrmaschine?<br />
Die Bohrspindel einer Bohrmaschine ist<br />
fest im bohrfutterseitigen Spindellager<br />
geführt <strong>und</strong> hat dadurch weder axiales<br />
noch radiales Spiel.<br />
Bei der Schlagbohrmaschine muss<br />
sich die Bohrspindel axial bewegen können,<br />
damit der Schlagbohrbetrieb möglich<br />
ist. Das bohrfutterseitige Spindellager<br />
muss deshalb axiales (<strong>und</strong> damit<br />
zwangsläufig auch ein klein wenig radiales)<br />
Spiel haben, welches Ursache für die<br />
weniger gute R<strong>und</strong>laufgenauigkeit ist.<br />
Im Heimwerkerbereich sind meistens<br />
nur Schlagbohrmaschinen üblich. Sie haben<br />
sich wegen ihrer Universalität durchgesetzt.<br />
„Reine“ Bohrmaschinen sind in<br />
Handwerkerausführung im Fachhandel<br />
erhältlich. Für häufige Bohraufgaben sollten<br />
sie vorzugsweise eingesetzt werden.<br />
Vergleich Bohrmaschine –<br />
Schlagbohrmaschine<br />
1 1<br />
A<br />
B 2<br />
TLX-DRL 25/G<br />
A Bohrmaschine<br />
B Schlagbohrmaschine<br />
1 Bohrspindel fest in Lager eingepresst<br />
2 Bohrspindel bewegt sich axial im Lager<br />
32. Welche Arten von Elektronik gibt<br />
es in Bohrmaschinen <strong>und</strong><br />
Schlagbohrmaschinen?<br />
Man unterscheidet St<strong>eu</strong>erelektronik,<br />
Constant- oder Regelelektronik <strong>und</strong> Torque-<br />
oder Power Control.<br />
33. Welche Vorteile bietet die<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik?<br />
Die Drehzahl kann meist stufenlos beeinflusst<br />
werden, allerdings geht die Drehzahl<br />
unter Belastung zurück <strong>und</strong> kann<br />
durch weiteres Nachst<strong>eu</strong>ern, „Gas geben“<br />
nicht vollständig ausgeglichen werden.<br />
Der typische K<strong>und</strong>ennutzen liegt in<br />
der Möglichkeit, sanft anbohren zu können,<br />
ohne dass der Bohrer „verläuft“.<br />
34. Warum hat eine Bohrmaschine<br />
weniger Kraft (Drehmoment),<br />
wenn man mittels der St<strong>eu</strong>erelektronik<br />
die Drehzahl vermindert?<br />
Mit der St<strong>eu</strong>erelektronik vermindert man<br />
die Spannung am Motor. Dadurch dreht er<br />
langsamer. Gleichzeitig vermindert sich<br />
auch der Stromfluss durch den Motor.<br />
Weniger Strom durch den Motor bed<strong>eu</strong>tet<br />
weniger Kraft.<br />
35. Welche Vorteile bietet die<br />
Constant- oder Regelelektronik?<br />
Die Drehzahl kann meist stufenlos beeinflusst<br />
werden, <strong>und</strong> die vorgegebene<br />
Drehzahl wird auch unter Belastung konstant<br />
gehalten. Der typische K<strong>und</strong>ennutzen<br />
ist wie bei der St<strong>eu</strong>erelektronik, zusätzlich<br />
können werkstoffbedingte oder<br />
arbeitsgangbedingte Drehzahlen eingehalten<br />
werden, was zu besserer Arbeitsqualität<br />
führt. Weil die Drehzahl unter Last<br />
nicht zurückgeht, wird der Arbeitsgang<br />
schneller beendet, also auch Zeit gespart.<br />
36. Warum sollten Bohrmaschinen<br />
mit Regelelektronik nicht mit<br />
niedriger Drehzahleinstellung<br />
<strong>und</strong> hoher Belastung im Dauerbetrieb<br />
verwendet werden?<br />
Prinzipbedingt fließt bei Maschinen, welche<br />
hoch belastet werden, auch ein hoher<br />
Strom durch den Motor.<br />
Ebenso führt eine hohe Belastung zu<br />
d<strong>eu</strong>tlicher Drehzahlverminderung.
Bei Maschinen mit Regelelektronik<br />
wird trotz hoher Belastung die eingestellte<br />
Drehzahl beibehalten, wodurch die<br />
wirkliche Belastung vom Anwender oft<br />
nicht bemerkt wird. Die hohe Leistungsaufnahme<br />
des Motors führt zu starker Erwärmung.<br />
Diese Erwärmung kann bei<br />
niedrigen Drehzahlen nicht oder nur unzureichend<br />
durch den mit ebenfalls verminderter<br />
Drehzahl umlaufenden Lüfter<br />
abgeführt werden. Es besteht dadurch<br />
die Gefahr der Überhitzung.<br />
37. Wie verhindert man bei Arbeitsvorgängen,<br />
welche hohe Belastung<br />
<strong>und</strong> niedrige Drehzahlen<br />
erfordern, die Überhitzung bzw.<br />
Überlastung der Maschine, insbesondere<br />
bei Maschinen mit<br />
Regelelektronik?<br />
Indem man von Zeit zu Zeit die Maschine<br />
auf hohe Drehzahl einstellt <strong>und</strong> kurze Zeit<br />
im Leerlauf laufen lässt. Wenn die aus<br />
den Lüftungsschlitzen austretende, erhitzte<br />
Kühlluft wieder erträgliche Temperaturen<br />
erreicht hat, kann man weiterarbeiten.<br />
38. Welche Vorteile bietet Torque<br />
oder Power Control?<br />
Hier kann zusätzlich das Drehmoment<br />
(Torque) <strong>und</strong> damit die Kraft (Power), welche<br />
die Maschine abgibt, beeinflusst<br />
oder begrenzt werden. Als typischer K<strong>und</strong>ennutzen<br />
kann man die Torque Control<br />
als individuell einstellbare Sicherheitskupplung<br />
benützen, beziehungsweise bei<br />
schwierigen Arbeitsvorgängen den Bruch<br />
des Bohrers, Ausreißen des Materials<br />
oder Schäden am Getriebe der Maschine<br />
vermeiden. In begrenztem Umfang kann<br />
die Maschine auch für Schraubvorgänge<br />
eingesetzt werden.<br />
In den meisten Fällen ist die Torque<br />
Control mit einer Regelelektronik kombiniert.<br />
39. Welchen Vorteil hat eine Bohrmaschine<br />
mit Constantelektronik<br />
im Bohrständer?<br />
Sie behält unter Last die einmal eingestellte<br />
Drehzahl bei. Man muss also bei<br />
Belastung nicht manuell „Gas geben“<br />
sondern kann die Hände am Werkstück<br />
<strong>und</strong> am Vorschub belassen.<br />
Bohren 111<br />
40. Es gibt Bohrmaschinen <strong>und</strong><br />
Schlagbohrmaschinen mit mehreren<br />
mechanischen Gängen.<br />
Wozu braucht man eigentlich<br />
überhaupt noch mechanische<br />
Gänge, wo man doch mit der<br />
Elektronik die Drehzahl von Null<br />
bis zur Höchstdrehzahl einstellen<br />
kann?<br />
Dies ist am besten an folgendem Beispiel<br />
erklärt:<br />
Wir wissen alle, dass man im Automobil<br />
mit dem Gaspedal alle Drehzahlen<br />
vom Leerlauf bis zur Höchstdrehzahl einstellen<br />
kann. Trotzdem brauchen wir ein<br />
Getriebe mit mehreren Gängen, weil die<br />
Belastung beim Anfahren oder bei Steigungen<br />
unterschiedliche Drehmomente<br />
erfordert. Der Bohrvorgang hat ebenfalls<br />
einen unterschiedlichen Drehmomentbedarf,<br />
welcher hauptsächlich vom Durchmesser<br />
des eingesetzten Bohrers abhängt.<br />
Weil man mit der St<strong>eu</strong>erelektronik zwar<br />
die Drehzahl, nicht aber das Drehmoment<br />
st<strong>eu</strong>ern kann, müssen die unterschiedlichen<br />
Drehmomentbereiche durch unterschiedliche<br />
Getriebeabstufungen erz<strong>eu</strong>gt<br />
werden. Dies führt in der Praxis zu zweioder<br />
mehrgängigen mechanischen Getrieben.<br />
41. Was ist besser, eine Bohrmaschine<br />
mit elektronischer<br />
Drehzahlst<strong>eu</strong>erung oder<br />
eine Bohrmaschine mit<br />
mechanischen Gängen?<br />
Am besten eine Kombination von beidem:<br />
Mit den mechanischen Gängen bekommt<br />
man je Gang einen Drehzahl- <strong>und</strong><br />
Drehmomentbereich, in dem man elektronisch<br />
die Drehzahl feinfühlig beeinflussen<br />
kann. Bei der Ein-Gang-Maschine<br />
kann man nur die Drehzahl beeinflussen,<br />
aber nicht das Drehmoment.<br />
42. Welche Bohrmaschine verwendet<br />
man am besten in einem<br />
Bohrständer oder in einem<br />
Drechselgerät?<br />
Eine Bohrmaschine mit Constantelektronik<br />
<strong>und</strong> mehreren mechanischen Gängen<br />
<strong>und</strong> Torque Control zur vorwählbaren Begrenzung<br />
des Drehmomentes.
112 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
43. Welche Bohrmaschinen verwendet<br />
man für Blechschälbohrer?<br />
Starke, langsam laufende Maschinen, da<br />
Blechschälbohrer ein hohes Drehmoment<br />
erfordern.<br />
44. Welche Bohrmaschinen eignen<br />
sich für Lochsägen?<br />
Starke, langsam laufende Maschinen, am<br />
besten mit Torque Control, damit die Maschine<br />
beim plötzlichen „Verhaken“ der<br />
Lochsäge abschaltet.<br />
45. Kann man mit der Bohrmaschine<br />
auch Schrauben eindrehen?<br />
Für gelegentliche Schraubarbeiten des<br />
Heimwerkers in Holz kann man Bohrmaschinen<br />
(am besten mit Regelelektronik<br />
<strong>und</strong> Power Control) einsetzen. Für den<br />
Handwerker ist der Einsatz von Bohrmaschinen<br />
zum Schrauben nicht wirtschaftlich.<br />
Spezielle Schrauber bringen qualitativ<br />
bessere Ergebnisse <strong>und</strong> Zeitersparnis.<br />
46. Für welche Schraubarbeiten<br />
dürfen niemals Bohrmaschinen<br />
eingesetzt werden?<br />
Für so genannte „harte“ Schraubfälle<br />
(Metallverschraubungen, Bolzen, Muttern).<br />
Das schlagartig einsetzende Festziehmoment<br />
kann zur Zerstörung der<br />
Schraubverbindung, Beschädigung der<br />
Maschine <strong>und</strong> zur Verletzungsgefahr<br />
führen.<br />
47. Kann man Bohrmaschinen auch<br />
als Rührwerk betreiben?<br />
In der Regel nicht. Das Rühren von zähen<br />
Materialien (Mörtel, Kleber) kann zur<br />
Überlastung des Motors <strong>und</strong> des Getriebes<br />
führen. Nur besonders kräftige <strong>und</strong><br />
niedertourig untersetzte Bohrmaschinen<br />
können verwendet werden. Die besten<br />
Ergebnisse erzielt man mit speziellen<br />
Rührwerken.<br />
48. Was sind die Eigenschaften<br />
eines Rührwerks?<br />
Getriebe <strong>und</strong> Lagerung sind besonders<br />
kräftig dimensioniert, Der Motor ist sehr<br />
niedertourig untersetzt <strong>und</strong> deswegen<br />
bei niedriger Rührkorbdrehzahl hoch belastbar.<br />
49. Welche Arten von Rührkörben<br />
gibt es <strong>und</strong> wo werden sie<br />
verwendet?<br />
Es gibt Rührkörbe, welche nach oben fördern.<br />
Sie sind für dickflüssige Substanzen<br />
geeignet, da sie den Bodensatz nach<br />
oben ziehen <strong>und</strong> so verhindern, dass<br />
Luftblasen nach unten in das Rührgut gelangen<br />
<strong>und</strong> dort verbleiben.<br />
Es gibt Rührkörbe, welche nach unten<br />
fördern. Sie sind für dünnflüssige Substanzen<br />
geeignet, da sie ein Herausspritzen<br />
des Rührgutes vermeiden. Eventuell<br />
eingerührte Luftblasen können wegen<br />
der Dünnflüssigkeit des Rührgutes nach<br />
Beenden des Rührvorganges aufsteigen.<br />
Wirkung von Rührkörben<br />
1<br />
2<br />
1 Förderung nach oben für dickflüssiges<br />
1 Rührgut<br />
2 Förderung nach unten für dünnflüssiges<br />
2 Rührgut<br />
TLX-DRL 26/G<br />
50. Was ist zu beachten, wenn die<br />
Bohrmaschine als Antriebsmaschine<br />
für Vorsatzgeräte, zum<br />
Beispiel Wasserpumpen, verwendet<br />
wird?<br />
Vorsatzgeräte können eine erhebliche<br />
Dauerbelastung für die Antriebsmaschine<br />
darstellen, <strong>und</strong> zwar sowohl für den Motor<br />
als auch für Getriebe <strong>und</strong> Lagerung.<br />
Idealerweise sollte man deshalb die Antriebsmaschine<br />
lieber „eine Nummer<br />
größer“ wählen als ursprünglich geplant.<br />
Der Einsatz von Antriebsmaschinen mit<br />
Regelelektronik ist anzustreben. Bitte
aber dabei beachten, dass stets mit der<br />
höchsten Drehzahleinstellung im Dauerbetrieb<br />
gearbeitet wird, damit eine ausreichende<br />
Kühlung erfolgt.<br />
51. Wozu werden Winkelbohrmaschinen<br />
verwendet?<br />
Um überall dort zu bohren, wo man mit<br />
normalen Bohrmaschinen nicht hinkommt.<br />
Typische Anwendung im Karosseriebau<br />
<strong>und</strong> im Möbelbau.<br />
Winkelbohrmaschine<br />
TLX-DRL 27/G<br />
52. Was versteht man unter dem<br />
Eckenmaß einer Bohrmaschine<br />
<strong>und</strong> bei welchen Anwendungsfällen<br />
ist es wichtig?<br />
Das Eckenmaß ist dasjenige Maß, um<br />
welches die Bohrermitte von der Oberkante<br />
<strong>und</strong> der Seitenkante der Bohrmaschine<br />
entfernt ist. Je kleiner das<br />
Eckenmaß ist, desto dichter kann mit der<br />
Maschine in einer Ecke gebohrt werden.<br />
Typische Anwendungsfälle, welche ein<br />
kleines Eckenmaß erfordern, sind beispielsweise<br />
der Möbelbau, Innenausbau,<br />
Karosseriebau, Autoelektrik (Antenneneinbau)<br />
<strong>und</strong> der Schalttafelbau.<br />
Eckenmaße einer Bohrmaschine<br />
Bohrfutter<br />
Bohren 113<br />
TLX-DRL 28/G<br />
53. Wie befestigt man den Bohrer an<br />
der Bohrmaschine?<br />
Mit einem Bohrfutter oder über einen<br />
Morsekegel (Konus).<br />
54. Wie funktioniert ein Bohrfutter?<br />
Im Bohrfutter werden meist 3 Spannbacken<br />
durch eine Drehbewegung der<br />
Bohrfutterhülse auf einer konischen<br />
Gleitfläche so verschoben, dass sie sich<br />
parallel an den Bohrerschaft anlegen.<br />
Durch weiteres Festziehen der Bohrfutterhülse<br />
werden die Spannbacken so fest<br />
an den Bohrerschaft angelegt dass sie<br />
das beim Bohren auftretende Drehmoment<br />
sicher von der Bohrspindel auf den<br />
Bohrer übertragen können.<br />
Zentrierung <strong>und</strong> Drehmomentübertragung<br />
erfolgen also über ein <strong>und</strong> dieselben<br />
3 Spannbacken. Die Spannkraft des<br />
Bohrfutters wird durch den Reibschluss<br />
der Spannbacken auf dem Bohrerschaft<br />
erz<strong>eu</strong>gt <strong>und</strong> ist abhängig von der Kraft,<br />
mit der die Bohrfutterhülse festgezogen<br />
wird.
114 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Durch die entgegengesetzte Drehbewegung<br />
wird das Bohrfutter wieder<br />
gelöst.<br />
55. Was sind die Eigenschaften<br />
eines Zahnkranzbohrfutters?<br />
Die erforderliche Kraft zum Festziehen<br />
<strong>und</strong> Lösen des Bohrfutters wird mit einen<br />
gezahnten Bohrfutterschlüssel über einen<br />
an der Bohrfutterhülse befindlichen<br />
Zahnkranz aufgebracht. Festziehen <strong>und</strong><br />
Lösen sind mit einer Hand möglich, der<br />
Bohrfutterschlüssel ist stets erforderlich.<br />
Zahnkranzbohrfutter<br />
1<br />
2<br />
1 Zahnkranzbohrfutter<br />
ohne Spannkraftsicherung<br />
2 Zahnkranzbohrfutter<br />
mit Spannkraftsicherung<br />
TLX-DRL 29/P<br />
56. Was sind die Eigenschaften<br />
eines Schnellspannbohrfutters?<br />
Die erforderliche Kraft zum Festziehen<br />
<strong>und</strong> Lösen des Bohrfutters wird durch<br />
Verdrehen der griffig profilierten Bohrfutterhülse<br />
durch die Hand aufgebracht.<br />
Durch konstruktiv aufwendigere Gestaltung<br />
werden die notwendigen hohen<br />
Spannkräfte erreicht. Ein Bohrfutterschlüssel<br />
ist nicht erforderlich.<br />
Zweihülsige Schnellspannbohrfutter<br />
Die Bohrfutterhülse ist zweiteilig. Beim<br />
Festziehen <strong>und</strong> Lösen muss ein Teil der<br />
Hülse festgehalten, der andere Teil gedreht<br />
werden. Für diesen Vorgang sind<br />
beide Hände nötig. Wegen der relativ<br />
kleinen Griffbereiche sind die Spannkräfte<br />
etwas geringer, besonders bei kleinen<br />
Bohrfuttern.<br />
Einhülsige Schnellspannbohrfutter<br />
Die Bohrfutterhülse ist einteilig <strong>und</strong> dadurch<br />
kürzer. Für die Betätigung ist nur<br />
eine Hand nötig. Allerdings ist maschinenseitig<br />
ein so genannter Spindellock<br />
erforderlich, um ein Mitdrehen der Bohrspindel<br />
beim Festziehen oder Lösen zu<br />
verhindern. Wegen der guten Griffmöglichkeit<br />
sind die Spannkräfte höher als<br />
beim zweihülsigen Bohrfutter.
Schnellspannbohrfutter<br />
Zweihülsig, schwere Ausführung<br />
Zweihülsig, leichte Ausführung<br />
Einhülsig, schwere Ausführung<br />
Einhülsig, leichte Ausführung<br />
TLX-DRL 30/P<br />
57. Was ist ein Spindellock <strong>und</strong><br />
welche Vorteile bietet er?<br />
Mit dem Spindellock kann die Bohrspindel<br />
beim Stillstand der Maschine<br />
blockiert werden.<br />
In Verbindung mit einhülsigen Schnellspannbohrfuttern<br />
erlaubt dies das Festziehen<br />
<strong>und</strong> Lösen des Schnellspannbohrfutters<br />
mit nur einer Hand.<br />
Bei einhülsigen Bohrfuttern ist stets ein<br />
Spindellock nötig.<br />
Funktion des Spindellocks (schematisch)<br />
1 2<br />
Bohren 115<br />
1 Einhülsiges Schnellspannfutter<br />
2 Bohrspindel mit Arretierungsnut<br />
3 Betätigungstaste für Spindellock<br />
TLX-DRL 31/G<br />
58. Was versteht man unter Spannkraftsicherung<br />
<strong>und</strong> Linkslaufsicherung<br />
bei Bohrfuttern?<br />
Je nach Anwendungsfall kann das Bohrfutter<br />
erhöhten Vibrationen ausgesetzt<br />
sein (Schlagbohrbetrieb).<br />
Damit diese Vibrationen nicht zum<br />
Lösen der Spannbacken führen können,<br />
sichert man durch eine automatische<br />
Rastung oder durch eine am Bohrfutter<br />
angebrachte Schraube die Stellung der<br />
Spannbacken.<br />
Bei der Linkslaufsicherung wird das<br />
Bohrfutter mit einer Linksgewindeschraube<br />
auf der Bohrspindel zusätzlich<br />
gesichert, damit es sich beim Linkslauf<br />
der Maschine (z. B. beim Lösen von<br />
Schrauben) nicht von der Spindel löst.<br />
59. Was versteht man unter einem<br />
Morsekegel oder Konus <strong>und</strong> wie<br />
funktioniert er?<br />
Beim Morsekegel oder Konus besitzt der<br />
Bohrer am Schaftende einen Außen-<br />
3
116 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
konus, welcher in den maschinenseitigen<br />
Innenkonus eingesteckt wird. Wenn die<br />
beiden Konen aneinander anliegen, ist<br />
eine exakte Führung <strong>und</strong> damit ein<br />
äußerst exakter R<strong>und</strong>lauf des Bohrers<br />
möglich. Eine Abflachung am bohrerseitigen<br />
Konusende greift in ein passend geformtes<br />
Gegenstück auf der Maschinenseite.<br />
Dort kann ein so genannter Austreibkeil<br />
angesetzt werden, um den<br />
Bohrer aus dem Werkz<strong>eu</strong>ghalter zu lösen.<br />
Das Drehmoment wird über die gesamte<br />
Mantelfläche des Morsekegels sehr<br />
gleichmäßig <strong>und</strong> sicher übertragen. Morsekegel<br />
eignen sich also ausgezeichnet<br />
für die Übertragung sehr hoher Drehmomente<br />
bei bester R<strong>und</strong>laufgenauigkeit.<br />
Da es unsinnig ist, für einen kleinen<br />
Bohrdurchmesser den gleichen Morsekegel<br />
zu verwenden wie für Bohrer mit<br />
großen Durchmessern, gibt es Morsekegel<br />
in verschiedenen, genormten Abmessungen.<br />
In der Maschine dagegen befindet<br />
sich stets die größtmögliche Konusaufnahme.<br />
Um kleine Morsekegel darin<br />
zu halten, müssen so genannte Reduzierhülsen<br />
verwendet werden, welche ebenfalls<br />
in ihren Abmessungen genormt sind.<br />
Morsekegel<br />
1 Bohrer mit Kegelschaft<br />
2 Reduzierhülse<br />
3 Werkz<strong>eu</strong>ghalter in der Maschine<br />
4 Austreibkeil<br />
1<br />
2<br />
2<br />
4<br />
4<br />
3<br />
TLX-DRL 32/G<br />
Gewindeschneider<br />
60. Was ist ein Gewindeschneider?<br />
Gewindeschneider sind <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>,<br />
mit denen man unter Verwendung<br />
von Gewindebohrern Gewinde in vorgebohrte<br />
Löcher unterschiedlichster Werkstoffe<br />
schneiden kann.<br />
61. Was sind die wichtigsten Eigenschaften<br />
eines Gewindeschneiders?<br />
Gewindeschneider verfügen über eine<br />
automatische Kupplung für Rechts-/<br />
Linkslauf, ein Pendelfutter sowie über<br />
die Möglichkeit, eine Rollenkupplung<br />
(Drehmomentkupplung) anzubringen.<br />
Funktion der automatischen Kupplung<br />
X<br />
X<br />
X<br />
62. Warum ist eine automatische<br />
Kupplung bei Gewindeschneidern<br />
wichtig?<br />
Die automatische Kupplung gestattet<br />
eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit <strong>und</strong><br />
X<br />
1 Leerlauf = Linkslauf<br />
2 Angedrückt = Stillstand<br />
3 Vorschubdruck = Rechtslauf<br />
4 Rückzug = Linkslauf<br />
X = Kupplungsweg der Spindel<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
TLX-DRL 33/G
verhindert in Verbindung mit einem Tiefenanschlag<br />
das Abbrechen des Gewindebohrers<br />
beim Schneiden von Sacklochgewinden.<br />
63. Warum setzt man beim Gewindeschneiden<br />
eine Rollenkupplung<br />
ein?<br />
Die Rollenkupplung ist eine Drehmomentkupplung.<br />
Sie ist einstellbar <strong>und</strong> begrenzt<br />
das von der Maschine auf den Gewindebohrer<br />
übertragene Drehmo- ment.<br />
Bei richtiger Einstellung unterbricht im<br />
Blockierfall die Kupplung den Kraftfluss<br />
von der Maschine auf den Gewindebohrer,<br />
bevor dieser abbricht.<br />
64. Warum verwendet man bei handgeführten<br />
Gewindeschneidern<br />
so genannte Pendelfutter?<br />
Damit beim Verkanten der Maschine keine<br />
Biegekräfte auf den Gewindebohrer übertragen<br />
werden. Ein starres Futter würde<br />
beim Verkanten der Maschine oder des<br />
Gewindebohrers nicht nachgeben.<br />
Der harte <strong>und</strong> deshalb relativ spröde<br />
Gewindebohrer könnte brechen.<br />
65. Welches Futter ist am besten für<br />
den Gewindebohrer geeignet?<br />
Das Zweibackenfutter, weil es das<br />
Drehmoment mittels Formschluss auf<br />
den Vierkant des Gewindebohrerschaftes<br />
überträgt.<br />
Zweibackenfutter<br />
1 2 3<br />
1 Gewindebohrer mit Vierkantschaft<br />
2 Zweibackenfutter<br />
3 Bohrfutterschlüssel<br />
TLX-DRL 34/G<br />
66. Sind Bohrmaschinen mit<br />
Drehmomenteinstellung <strong>und</strong><br />
Rechts-/Linkslauf zum Gewindeschneiden<br />
geeignet?<br />
Im professionellen Bereich nicht. Das<br />
starre Futter würde beim Verkanten der<br />
Maschine zum Bruch des Gewindebohrers<br />
führen. Außerdem können die 3<br />
Spannbacken des Futters über den Reibschluss<br />
nicht das erforderliche sehr hohe<br />
Drehmoment auf den Gewindebohrer<br />
übertragen.<br />
67. Was ist beim Einsatz von<br />
Gewindebohrern zu beachten?<br />
– Das Kernloch (Bezeichnung für das<br />
vorgebohrte Loch) muss den richtigen<br />
Durchmesser haben<br />
– Der Gewindebohrer muss die richtige<br />
Form haben<br />
68. Welche Gewindebohrerformen<br />
gibt es <strong>und</strong> wo werden sie eingesetzt?<br />
Bei Gewindebohrern für Sacklöcher verwendet<br />
man eine Wendelform, welche<br />
die Späne aus dem Bohrloch fördert.<br />
Bei Gewindebohrern für Durchgangslöcher<br />
werden die Späne durch die spezielle<br />
Wendelform nach vorne aus dem<br />
Bohrloch gefördert. Durch die Anwendung<br />
der Spezialformen ergibt sich eine<br />
bessere Gewindequalität <strong>und</strong> ein<br />
störungsfreieres Arbeiten.<br />
Gewindebohrerformen<br />
Bohren 117<br />
1 2 3<br />
1 Normalform für Durchgangslöcher<br />
2 Spezialform für Durchgangslöcher<br />
3 Spezialform für Sacklöcher<br />
TLX-DRL 35/G
118 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
69. Was ist ein Kernloch <strong>und</strong> wie<br />
bestimmt man den richtigen<br />
Durchmesser?<br />
Das Kernloch ist das Loch, welches man<br />
zunächst vorbohren muss. Sein Durchmesser<br />
ist bei Maschinengewindebohrern<br />
<strong>und</strong> Normalgewinden der Gewindedurchmesser<br />
minus Steigung.<br />
Achtung: Die bekannte Formel<br />
Gewindedurchmesser � 0,8 = Kernlochdurchmesser<br />
gilt nur für die dreiteiligen Handgewindebohrer!<br />
Am bequemsten ist es jedoch, den<br />
Kernlochdurchmesser für Maschinengewindebohrer<br />
den einschlägigen Tabellen<br />
zu entnehmen.<br />
Gewindebohrer,<br />
2<br />
3<br />
1<br />
TLX-DRL 36/G<br />
1 Durchmesser des Kernloches<br />
2 Durchmesser des Gewindes<br />
3 Gewindebohrer<br />
70. Was passiert, wenn der Kernlochdurchmesser<br />
nicht stimmt?<br />
Ist das Kernloch zu eng, dann klemmt der<br />
Gewindebohrer <strong>und</strong> bricht eventuell ab.<br />
Ist das Kernloch zu weit, dann erreicht<br />
das Gewinde nicht die berechnete Festigkeit,<br />
es kann ausbrechen.<br />
Metrische Normalgewinde DIN 13<br />
Größe M Steigung Kernloch ∅<br />
mm mm<br />
2 0,4 1,6<br />
2,5 0,5 2<br />
3 0,5 2,5<br />
3,5 0,6 2,9<br />
4 0,7 3,3<br />
5 0,8 4,2<br />
6 1 5<br />
7 1 6<br />
8 1,2 6,8<br />
10 1,5 8,5<br />
12 1,8 10,2<br />
14 2 12<br />
TLX-DRL T01<br />
Metrische Feingewinde DIN 13<br />
Größe M Steigung Kernloch<br />
∅<br />
mm mm<br />
M 3 � 0,35 0,35 2,6<br />
M 4 � 0,5 0,50 3,5<br />
M 5 � 0,5 0,50 4,5<br />
M 6 � 0,75 0,75 5,2<br />
M 8 � 0,75 0,75 7,2<br />
M 10 � 1 1,00 9<br />
M 12 � 1,5 1,50 10,5<br />
M 14 � 1,5 1,50 12,5<br />
M 16 � 1,5 1,50 14,5<br />
M 18 � 1,5 1,50 16,5<br />
M 20 � 1,5 1,50 18,5<br />
M 22 � 1,5 1,50 20,5<br />
TLX-DRL T02
Whitworth-Gewinde DIN 11<br />
Größe Bohrer ∅ mm<br />
W 1/16" 1,15<br />
W 3/32" 1,90<br />
W 1/8" 2,60<br />
W 5/32" 3,20<br />
W 3/16" 3,70<br />
W 7/32" 4,60<br />
W 1/4" 5,10<br />
W 5/16" 6,50<br />
W 3/8" 7,90<br />
W 7/16" 9,30<br />
W 1/2" 10,50<br />
W 9/16" 12,10<br />
W 5/8" 13,5<br />
TLX-DRL T03<br />
71. Warum muss beim Gewindeschneiden<br />
der Gewindebohrer<br />
geschmiert werden?<br />
Ohne Schmierung wird die Oberfläche<br />
der Gewindegänge rau <strong>und</strong> rissig. Die<br />
Festigkeit des Gewindes wird dadurch<br />
herabgesetzt.<br />
72. Welche Schmiermittel sind<br />
geeignet?<br />
Das hängt vom Werkstoff ab. Für Stahl<br />
eignet sich Öl, für Aluminium eignet sich<br />
Petrol<strong>eu</strong>m, für Kunststoffe ein Spiritus-<br />
Wasser-Gemisch. Bequem <strong>und</strong> universell<br />
in der Anwendung sind so genannte<br />
Schneidfette.<br />
73. Was ist beim Schneiden von Gewinden<br />
in weiche Werkstoffe wie<br />
Aluminium oder Kupfer besonders<br />
zu beachten?<br />
Es dürfen keine Gewindebohrer mit TiN-<br />
Beschichtung verwendet werden. Die<br />
Beschichtung reagiert mit dem Werkstoff<br />
<strong>und</strong> bewirkt Werkstoffablagerungen an<br />
den Schneidkanten, welche den Gewindebohrer<br />
nach kurzer Zeit unbrauchbar<br />
machen.<br />
74. Welche Gewindebezeichnungen<br />
gibt es <strong>und</strong> was ist ihre Bed<strong>eu</strong>tung?<br />
Es gibt metrische Gewinde <strong>und</strong> so genannte<br />
Zoll- oder Whitworth-Gewinde.<br />
Das metrische Maßsystem hat sich<br />
weltweit durchgesetzt, während Zollsysteme<br />
nur noch in angelsächsischen<br />
Ländern oder bei Sonderanwendungen<br />
eine gewisse Rolle spielen.<br />
Je nach Steigung der Gewindegänge<br />
im Verhältnis zum Gewindedurchmesser<br />
unterscheidet man Normalgewinde oder<br />
Feingewinde. Bei metrischen Gewinden<br />
erfolgen Dimensionierung <strong>und</strong> Bemaßung<br />
in Millimetern, bei Zollgewinden<br />
in Inch.<br />
Kennzeichen internationaler<br />
Gewindearten<br />
Bohren 119<br />
USA-Gewinde<br />
NC National Coarse<br />
National-Grobgewinde<br />
UNC Unified National Coarse<br />
Unifiziertes Grobgewinde<br />
NF National Fine<br />
National-Feingewinde<br />
UNF Unified National Fine<br />
Unifiziertes National-Feingewinde<br />
Britische Gewinde<br />
BSW British Standard Whitworth<br />
Coarse<br />
Britisches Standard-Whitworth-<br />
Grobgewinde<br />
BSF British Standard Fine<br />
Britisches Standard-Feingewinde<br />
75. Was sind die wichtigsten<br />
Gr<strong>und</strong>regeln beim Umgang mit<br />
Gewindeschneidern?<br />
Nach Möglichkeit sollte stationär im<br />
Bohrständer gearbeitet werden.<br />
Bei Handführung muss wegen der hohen<br />
Drehmomente <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Gefahr des Verkantens (<strong>und</strong> der<br />
Gefahr von Verletzungen) ein Zusatzhandgriff<br />
verwendet werden. Gewindebohrer<br />
sind sehr spröde <strong>und</strong> brechen<br />
leicht bei Anwendungsfehlern. Deshalb<br />
stets eine Schutzbrille tragen.
120 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bei Gewinden unter M8 sollte eine Rollenkupplung<br />
zur Begrenzung des Drehmomentes<br />
eingesetzt werden. Die<br />
Drehmomentbegrenzung durch eine Rollenkupplung<br />
vermindert die Gefahr eines<br />
Gewindebohrerbruchs erheblich.<br />
Praxistabellen<br />
Bohren in Holz<br />
Der Gewindebohrer ist stets zu<br />
schmieren.<br />
Der Umgang mit dem Gewindeschneider<br />
erfordert Übung. Daher stets zuerst<br />
an einem Probestück einige Versuche<br />
vornehmen.<br />
Richtwerte für Holz-Spiralbohrer aus CV-Stahl für Durchgangslöcher<br />
Vorschubwerte für Stationärmaschinen<br />
Bohrerdurchmesser Drehzahl Vorschub Vorschub<br />
Weichholz Hartholz<br />
m -1 min<br />
mm/Umdrehung mm/Umdrehung<br />
bis 4 2000 0,5 0,4<br />
5 1800 0,4 0,4<br />
6 1800 0,4 0,3<br />
8 1800 0,4 0,3<br />
10 1800 0,4 0,3<br />
12 1400 0,4 0,25<br />
14 1000 0,3 0,15<br />
16 1000 0,3 0,15<br />
20 900 0,25 0,15<br />
22 900 0,25 0,15<br />
26 600 0,25 0,15<br />
30 500 0,25 0,15<br />
über 30 anpassen anpassen anpassen<br />
TLX-DRL DRL-T10 T04
Der logische Weg zum richtigen Bohrer für Holzwerkstoffe<br />
Welcher Anwendungsfall?<br />
Flache Bohrungen Tiefe Bohrungen<br />
Sonderfälle<br />
Langlöcher<br />
Scharnierlöcher<br />
große<br />
Durchmesser<br />
> 10 mm<br />
mittlere<br />
Durchmesser<br />
8–10 mm<br />
kleine<br />
Durchmesser<br />
< 6 mm<br />
Durchgangsbohrungen<br />
große<br />
Durchmesser<br />
> 30 mm<br />
mittlere<br />
Durchmesser<br />
10–30 mm<br />
kleine<br />
Durchmesser<br />
< 10 mm<br />
Fräsbohrer<br />
ForstnerbohrerScharnierlochbohrer<br />
Schlangenbohrer<br />
Spiralbohrer<br />
Spiralbohrer<br />
Schlangenbohrer<br />
Lochsägen<br />
Sägekränze<br />
ForstnerbohrerFlachfräsbohrer<br />
Spiralbohrer<br />
Bohren 121<br />
Vorzugstypen<br />
Standardtypen<br />
DRL-T<br />
TLX-DRL T05
122 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum richtigen Bohrer für Metall <strong>und</strong> Kunststoff<br />
Welches Material?<br />
Kunststoffe<br />
Buntmetalle<br />
Stahl<br />
GFK<br />
Thermoplaste<br />
Duroplaste<br />
Messing<br />
Aluminium<br />
Kupfer<br />
Bronze<br />
Edelstahl<br />
Baustahl St 56<br />
Feinkornstahl<br />
Baustahl St 37<br />
Bleche<br />
Hartmetall<br />
HSS Typ N<br />
HSS Typ W<br />
HSS Typ N 135<br />
HSS Typ H<br />
HSS Typ N 135<br />
HSS Typ W<br />
HSS Typ N TiN<br />
HSS Typ N Co<br />
HSS Typ N 135<br />
HSS Typ N TiN<br />
HSS Typ N Co<br />
HSS Typ N 118<br />
HSS Typ N 135<br />
HSS Typ N 118<br />
Karosseriebohrer<br />
Vorzugstypen<br />
Standardtypen<br />
TLX-DRL T06<br />
DRL-T
Der logische Weg zur richtigen Bohrmaschine<br />
Arbeitsaufgabe<br />
f<br />
f f f f f<br />
Holzschrauben<br />
(weiche<br />
Schraubfälle)<br />
f<br />
Rühren <strong>und</strong><br />
Mischen<br />
BlechschälStationärbohrerbetrieb Lochsägen (Bohrständer,<br />
Sägekränze Drechsel-<br />
Forstnerbohrer gerät)<br />
Tiefe, große<br />
Bohrungen<br />
(z. B. Holz)<br />
„Normales“ Bohren Bohren in<br />
beengten<br />
Verhältnissen<br />
Bohrmaschinen<br />
mit<br />
Constantelektronik<br />
<strong>und</strong><br />
Torque/<br />
Power Control<br />
zähes<br />
Rührgut<br />
(Kleber,<br />
Mörtel)<br />
dünnes<br />
flüssiges<br />
Rührgut<br />
(Farben)<br />
unterschiedlicheBohrdurchmesser<br />
hauptsächlich<br />
ein bestimmter<br />
Bohrdurchmesser<br />
Rührwerke<br />
Bohrmaschinen<br />
mit<br />
niedriger<br />
Spindeldrehzahl,<br />
Rührwerke<br />
Bohrmaschinen<br />
mit Constantelektronik<br />
(evtl. mit<br />
Torque/Power<br />
Control)<br />
Bohrmaschinen<br />
mit niedriger<br />
Spindeldrehzahl<br />
bzw. Bohrmaschinen<br />
mit Constantelektronik<br />
Winkelbohr<br />
maschine<br />
Mehrgängige<br />
Bohrmaschine<br />
Ein-Gang<br />
Bohrmaschine<br />
Bohren 123<br />
Auswahl nach ∅-<br />
Bereich <strong>und</strong> Leistung<br />
Auswahl nach<br />
∅ <strong>und</strong> Leistung<br />
TLX-DRL T07
124 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Richtwerte für die materialbezogene Bohrerdrehzahl bei handgeführten Bohrmaschinen in Abhängigkeit von Werkstoff<br />
<strong>und</strong> Bohrerdurchmesser.<br />
Durchmesser in mm 3 5 8 10 12 16 20* 30* 40* 50* 60* 80* 100*<br />
Material<br />
weiches Holz 4500 3500 2600 2300 2000 <strong>1500</strong> 1000 1000 800 800 600 400 300<br />
hartes Holz 4000 3200 2400 2000 1600 1200 900 900 700 700 500 350 250<br />
Kunststoffe 3000 2400 1800 <strong>1500</strong> 1200 900 800 800 600 600 400 300 200<br />
Aluminium 4500 3500 2600 2300 2000 <strong>1500</strong> 660 420 330 250 220 160 130<br />
Kupfer 4000 3200 2400 2000 1600 1200 580 380 290 230 200 140 110<br />
Baustahl 2000 1600 1200 1000 800 550 440 280 220 170 140 110 80<br />
Feinkornstahl 1900 1400 1000 800 650 300 240 150 120 100 80 60 50<br />
Edelstahl 1800 1200 700 600 500 270 220 140 110 80 70 50 40<br />
Achtung: Die angegebenen Drehzahlen sind Mittelwerte aus den einschlägigen Tabellen. In der Praxis sind diese Drehzahlen aus<br />
vielerlei Gründen oft nicht realisierbar. Man wähle in der Anwendung dann den nächstliegenden möglichen Wert. Die Drehzahlwerte<br />
für Holzwerkstoffe gelten als Annäherungswert, da ein <strong>und</strong> dasselbe Holz oft unterschiedliche Eigenschaften aufweist. Alle Arbeiten<br />
setzen scharfe Bohrer voraus.<br />
Bei Kunststoffen sollte man auf Gr<strong>und</strong> der unterschiedlichsten Eigenschaften stets an einem Materialrest Probebohrungen machen.<br />
Die mit * gekennzeichneten Durchmesser beziehen sich auf die Verwendung von Lochsägen!<br />
DRL-T01<br />
TLX-DRL T08
Blechschälbohrer <strong>und</strong> Stufenbohrer<br />
Empfohlene Drehzahlen<br />
Wegen der hohen Reibung ist stets zu schmieren!<br />
Werkstoff, Dicke, Drehzahl<br />
Bohrertyp Bohrer- Kunststoffe NE-Metalle Baustahl rostfreie Stähle<br />
durchmesser ...10 mm (1) 0,1...6 mm (1) 0,1...4 mm 0,1...2 mm<br />
U/min U/min U/min U/min<br />
Schälbohrer 3...15 3000...2000 2000...<strong>1500</strong> 800...500 600...400<br />
5...20 2000...<strong>1500</strong> <strong>1500</strong>... 800 600...300 400...200<br />
5...30 <strong>1500</strong>...1000 1000... 500 400...200 200...100<br />
15...30 <strong>1500</strong>...1001 1000... 500 400...200 200...100<br />
25...40 1000... 500 500... 300 300...150 100... 80<br />
35...49 500... 200 300... 200 200...100 80... 50<br />
40...60 300... 150 200... 100 100... 50 50... 25<br />
Stufenbohrer 4...12 <strong>1500</strong>... 500 2400... 800 1300...500 1000...400<br />
4...20 <strong>1500</strong>... 300 2400... 500 1300...300 1000...200<br />
4...30 <strong>1500</strong>... 200 2400... 300 1300...180 1000...100<br />
6...40 800... 150 <strong>1500</strong>... 250 800...150 600...100<br />
(1) bei Stufenbohrern wegen Stufenhöhe bis 4 mm!<br />
TLX-DRL T09<br />
DRL-T08<br />
Bohren 125
126 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Blechschälbohrer <strong>und</strong> Stufenbohrer<br />
Empfohlene Drehzahlen<br />
Wegen der hohen Reibung ist stets zu schmieren!<br />
Werkstoff, Dicke, Drehzahl<br />
Bohrertyp Bohrer- Kunststoffe NE-Metalle Baustahl rostfreie Stähle<br />
durchmesser ...10 mm (1) 0,1...6 mm (1) 0,1...4 mm 0,1...2 mm<br />
U/min U/min U/min U/min<br />
Schälbohrer 3...15 3000...2000 2000...<strong>1500</strong> 800...500 600...400<br />
5...20 2000...<strong>1500</strong> <strong>1500</strong>... 800 600...300 400...200<br />
5...30 <strong>1500</strong>...1000 1000... 500 400...200 200...100<br />
15...30 <strong>1500</strong>...1001 1000... 500 400...200 200...100<br />
25...40 1000... 500 500... 300 300...150 100... 80<br />
35...49 500... 200 300... 200 200...100 80... 50<br />
40...60 300... 150 200... 100 100... 50 50... 25<br />
Stufenbohrer 4...12 <strong>1500</strong>... 500 2400... 800 1300...500 1000...400<br />
4...20 <strong>1500</strong>... 300 2400... 500 1300...300 1000...200<br />
4...30 <strong>1500</strong>... 200 2400... 300 1300...180 1000...100<br />
6...40 800... 150 <strong>1500</strong>... 250 800...150 600...100<br />
(1) bei Stufenbohrern wegen Stufenhöhe bis 4 mm!<br />
DRL-T08<br />
TLX-DRL T10
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
1.<br />
Bohren (in Metall)<br />
2. Stufenbohrer (in Blech)<br />
3. Schlangenbohrer (in Holz)<br />
4. Lochsäge (in Metall)<br />
5. Bohren (mit Kühlung)<br />
6. Flachfräsbohrer (in Holz)<br />
7. Schalungsbohrer<br />
Bohren 127
Schraubtechnik Gr<strong>und</strong>lagen 129<br />
Schrauben 131<br />
Schrauberbits 135<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> für<br />
die Schraubtechnik 139<br />
Schrauben auf Tiefe 140<br />
Schrauben auf Drehmoment 141<br />
Schrauben mit Drehschlag 142<br />
Sichern von Schraubverbindungen 144<br />
Arbeitssicherheit beim Schrauben 145<br />
Der logische Weg zum richtigen<br />
Schraubeinsatz 146
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was ist eine Schraubverbindung<br />
<strong>und</strong> welche Eigenschaften muss<br />
sie haben?<br />
Nach DIN (D<strong>eu</strong>tsche Industrie Norm)<br />
dient eine Schraubverbindung zum zerstörungsfreien<br />
Verbinden <strong>und</strong> Lösen von<br />
Gegenständen.<br />
– Sie darf sich durch die Betriebsbelastungen<br />
nicht lösen.<br />
– Sie muss die geforderte Vorspannkraft<br />
sicher erreichen.<br />
– Sie muss die geforderte Vorspannkraft<br />
bei allen Betriebsbelastungen sicher<br />
halten.<br />
2. Was passiert beim Schrauben?<br />
Beim Schrauben werden alle für den<br />
Schraubvorgang erforderlichen Kräfte<br />
durch Einwirkung des Drehmomentes auf<br />
den Schraubenkopf (oder die Mutter) eingebracht.<br />
3. Was versteht man unter Drehmoment<br />
<strong>und</strong> woraus setzt es<br />
sich zusammen?<br />
Das Drehmoment ist die Kraft, welche in<br />
Form einer Drehbewegung auf einen Gegenstand,<br />
z. B. eine Schraube, ausgeübt<br />
wird. Die Maßeinheit ist Nm (Newtonmeter)<br />
Es besteht aus den Komponenten<br />
Kraft F <strong>und</strong> Hebelarm. Dabei gilt die Formel:<br />
Kraft F (N) mal Hebelarm l (m) = Drehmoment<br />
M (Nm) F � l = M<br />
Das Drehmoment am Beispiel<br />
einer Schraube<br />
F (N)<br />
l (m)<br />
TLX-SCR 01/G<br />
4. Wie wirkt sich das Drehmoment<br />
des Schraubers auf eine<br />
Schraube aus?<br />
Das vom Schrauber in die Schraubverbindung<br />
eingebrachte Drehmoment<br />
muss die dabei entstehenden Reibungskräfte<br />
überwinden <strong>und</strong> die zur Verformung<br />
im elastischen Bereich der<br />
Schraube <strong>und</strong>/oder des Materials erforderlichen<br />
Kräfte aufbringen.<br />
Kräfte an der Schraubverbindung<br />
1 Drehmoment<br />
2 Unterkopfreibung<br />
3 Setzverhalten<br />
Schraubtechnik 129<br />
5<br />
4 Gewindereibung<br />
5 Vorspannkraft<br />
TLX-SCR 02/G<br />
5. Welches ist die wichtigste Frage,<br />
wenn es um fachgerechte Beratung<br />
bei der Schraubtechnik<br />
geht?<br />
Um welchen Schraubfall es sich handelt.<br />
6. Welche gr<strong>und</strong>sätzlichen Fälle<br />
von Verschraubungen gibt es?<br />
Fast alle Schraubfälle lassen sich auf die<br />
zwei Gr<strong>und</strong>formen harter Schraubfall <strong>und</strong><br />
weicher Schraubfall zurückführen.<br />
1<br />
4<br />
2<br />
3
130 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Drehmomentverlauf bei weichem<br />
Schraubfall <strong>und</strong> bei hartem Schraubfall<br />
Weicher Schraubfall<br />
(in Holz)<br />
7. Was ist ein „harter“ Schraubfall?<br />
Als harten Schraubfall bezeichnet man<br />
alle Anwendungen, bei denen sich direkt<br />
unter der Schraube ein hartes Material<br />
(typischerweise Metall) befindet.<br />
Schraubfall (harte Schraubfälle)<br />
1 2 1 1<br />
1 Harter Werkstoff<br />
2 Weicher Werkstoff<br />
Harter Schraubfall<br />
(in Metall)<br />
TLX-SCR 019/G 04/G<br />
TLX-SCR 03/G<br />
8. Was ist ein „weicher“ Schraubfall?<br />
Als weichen Schraubfall bezeichnet man<br />
alle Anwendungen, bei denen sich direkt<br />
unter der Schraube ein nachgiebiges<br />
(weiches) Material (typischerweise Holz)<br />
befindet bzw. die Schraube in nachgiebiges<br />
Material eingedreht wird.<br />
Schraubfall (weiche Schraubfälle)<br />
1 2<br />
1 1<br />
20/G<br />
05/G<br />
1 Harter Werkstoff<br />
2 Weicher Werkstoff TLX-SCR<br />
9. Wie kann man ein Problem<br />
angehen, wenn man mit der<br />
Frage nach dem Schraubfall<br />
nicht weiterkommt?<br />
Indem man nach der Schraube fragt, welche<br />
verwendet werden soll, <strong>und</strong> dem Material,<br />
in welchem die Befestigung erfolgen<br />
soll. Aus der Form der Schraube <strong>und</strong><br />
dem zu befestigenden Material ergibt<br />
sich meistens der entsprechende<br />
Schraubfall.
Schrauben<br />
10. Was für Schraubentypen gibt es?<br />
Es gibt sogenannte Maschinenschrauben<br />
<strong>und</strong> sogenannte Holzschrauben. Von<br />
diesen beiden Gr<strong>und</strong>typen gibt es Varianten<br />
für verschiedene Baustoffe <strong>und</strong> besondere<br />
Schraubfälle. Sie unterscheiden<br />
sich voneinander durch ihre Form <strong>und</strong> die<br />
Art ihres Gewindes.<br />
Schrauben<br />
1 1 1 1 2 3 4<br />
5 6 6 6 7 7 7<br />
8 9 9 9 9 9<br />
1 Holzschrauben<br />
2 Spanplattenschraube<br />
3 Schnellbauschraube<br />
4 Schnellbauschraube<br />
5 Bohrschraube mit Flügeln<br />
06/G<br />
6 Blechschrauben<br />
7 Bohrschrauben<br />
8 Gewindeschneidschraube<br />
9 Maschinenschrauben TLX-SCR<br />
11. Zu was dient das Gewinde <strong>und</strong><br />
welche Arten von Gewinden gibt<br />
es?<br />
Das Gewinde übernimmt die Befestigungsaufgabe.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gibt es Gewinde<br />
für Verschraubungen in Metall <strong>und</strong><br />
Holz bzw. Kunststoffen. Daneben gibt es<br />
Sonderformen von Gewinden.<br />
Gewindeprofile<br />
Metrische Gewinde<br />
Normalgewinde Feingewinde<br />
60°<br />
Zoll-Gewinde<br />
USA-Gewinde<br />
Sägengewinde<br />
60°<br />
3°<br />
30°<br />
Trapezgewinde<br />
12. Welche Kopfformen sind bei<br />
Schrauben gebräuchlich?<br />
Es gibt eine Vielzahl von Kopfformen,<br />
welche teilweise nur für begrenzte Spezialfälle<br />
entwickelt wurden. Die wichtigsten<br />
Standardkopfformen sind in der Übersicht<br />
dargestellt.<br />
Die wichtigsten Kopfformen<br />
von Schrauben<br />
1 2 3 4<br />
1 Linsensenkkopf<br />
2 Halbr<strong>und</strong>kopf<br />
Schraubtechnik 131<br />
60°<br />
Whitworth-Gewinde<br />
30°<br />
55°<br />
R<strong>und</strong>gewinde<br />
30°<br />
TLX-SCR 07/G<br />
3 Senkkopf<br />
4 Zylinderkopf<br />
TLX-SCR 08/G
132 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
13. Welche Eigenschaften haben die<br />
unterschiedlichen Kopfformen<br />
von Schrauben?<br />
Schlitzschrauben zentrieren sich nicht<br />
selbst, brauchen also beim Einschrauben<br />
eine Führung. Kr<strong>eu</strong>zschlitzschrauben<br />
sind selbstzentrierend, eignen sich also<br />
sehr gut für halbautomatisierte <strong>und</strong> automatisierte<br />
Schraubvorgänge.<br />
Sechskantschrauben <strong>und</strong> Torxschrauben<br />
brauchen nach Eingriff des Bits nicht<br />
mehr geführt werden, sie halten durch<br />
Formschluss.<br />
Schraubendreherklingen<br />
Schlitz<br />
Sechskant/<br />
Sechskant<br />
Pozidriv/<br />
Phillips<br />
Torx<br />
TLX-SCR 09/G<br />
14. Welche Vorteile hat „Torx“<br />
gegenüber dem klassischen<br />
Sechskant?<br />
Bei Torx (technisch als „Sechsr<strong>und</strong>“ bezeichnet)<br />
wird das Drehmoment großflächiger,<br />
d. h. mit geringerer Flächenpressung<br />
eingeleitet. Die Verformungsgefahr<br />
des Schraubenkopfes ist dadurch<br />
wesentlich geringer. Mit geringeren<br />
Schlüsselweiten können also höhere<br />
Drehmomente erreicht werden.<br />
Kraftübergang bei Sechskant <strong>und</strong><br />
bei Torx<br />
1<br />
1 Sechskant<br />
schmaler Kraftangriff mit hoher örtlicher<br />
Beanspruchung durch Linienberührung<br />
zwischen Kante <strong>und</strong> Fläche<br />
2Torx<br />
breiter Kraftangriff mit niedriger Beanspruchung<br />
durch aneinander anliegende<br />
Flächen<br />
TLX-SCR 10/G<br />
15. Was sind sogenannte<br />
„Maschinenschrauben“?<br />
Maschinenschrauben haben ein metrisches<br />
(oder Zoll-) Gewinde <strong>und</strong> einen zylindrischen<br />
Schaft. Sie können in vorhandene<br />
Gewinde eingeschraubt werden<br />
oder zusammen mit Muttern verwendet<br />
werden.<br />
16. Was sind sogenannte<br />
„Holzschrauben“?<br />
Holzschrauben haben ein Gewinde mit<br />
großer Steigung <strong>und</strong> eine ausgeprägte<br />
Spitze. Der Schaft ist zylindrisch oder konisch.<br />
17. Was sind<br />
„Schnellbauschrauben“?<br />
Schnellbauschrauben ähneln den Holzschrauben.<br />
Ihr Schaft ist zylindrisch <strong>und</strong><br />
sie haben meist eine besonders scharfe<br />
<strong>und</strong> gehärtete Spitze. Das Gewinde kann<br />
bis zur Spitze gehen.<br />
2
Beispiele von Schnellbauschrauben<br />
1 2<br />
1 „scharfe“, oft zweigängige Gewinde<br />
2 „scharfe“, gehärtete Spitze<br />
TLX-SCR 11/G<br />
18. Was sind „Gipskartonschrauben“<br />
<strong>und</strong> was sind ihre besonderen<br />
Eigenschaften?<br />
Schrauben für die Befestigung von Gipskarton<br />
haben einen sogenannten Trompetenkopf.<br />
Durch die sanft verlaufende<br />
Wölbung des Trompetenkopfes wird die<br />
Pappeschicht der Gipskartonoberfläche<br />
nicht zerrissen, sondern – richtige Einschraubtiefe<br />
vorausgesetzt – unter den<br />
Schraubenkopf gezogen <strong>und</strong> wirkt hierdurch<br />
wie eine Unterlagscheibe gegenüber<br />
dem weichen Gips. Hierdurch wird<br />
eine hohe Haltekraft erreicht. Entscheidend<br />
ist, die Einschraubtiefe genau einzuhalten.<br />
Bei zu tiefem Einschrauben zerreißt<br />
die Pappschicht <strong>und</strong> die Schraube<br />
hält nicht mehr.<br />
Schnellbauschrauben<br />
1<br />
Verschrauben von Gipskartonplatten<br />
1 Schraubenkopf zu hoch: kein Halt.<br />
2 Schraubenkopf zu tief: Karton reißt<br />
ein, kein Halt.<br />
3 Einschraubtiefe richtig: Karton nimmt<br />
Schraubkraft auf, Verschraubung hält.<br />
2<br />
3<br />
TLX-SCR 12/G<br />
19. Was sind „Blechschrauben“?<br />
Blechschrauben werden beim Verschrauben<br />
dünner Bleche verwendet. Dabei<br />
muss das Loch mit etwa dem Kerndurchmesser<br />
der Schraube vorgebohrt<br />
werden. Blechschrauben sind den Holzschrauben<br />
in der Form ähnlich. Sie bestehen<br />
aus härterem Material <strong>und</strong> formen<br />
sich ihr Gegengewinde beim Einschrauben<br />
in das vorgebohrte Blech selbst.<br />
Blechschrauben<br />
20. Was sind „Bohrschrauben“?<br />
Bohrschrauben sind an der Spitze wie ein<br />
Bohrer geformt <strong>und</strong> gehärtet. Sie bohren<br />
sich ihr Loch selbst in das Material <strong>und</strong><br />
schneiden sich auch ihr Gegengewinde<br />
selbst, sind also stets mit einem Gewindeanschliff<br />
versehen. Achtung: Der Bohranschliff<br />
der Schraube muss länger als<br />
die gesamte Materialdicke, bei Profilen<br />
länger als die Profildicke sein.<br />
Beispiele von Bohrschrauben<br />
1<br />
Schraubtechnik 133<br />
Beispiele von Blechschrauben<br />
1 Anschliff muss länger sein als<br />
die Dicke des zu durchbohrenden<br />
Materials<br />
TLX-SCR 13/G<br />
TLX-SCR 14/G
134 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
21. Was bezwecken die angestanzten<br />
„Flügel“ an bestimmten<br />
Bohrschrauben <strong>und</strong> was passiert<br />
mit ihnen während des Schraubvorganges?<br />
Die „Flügel“ vergrößern im weichen Material<br />
den Durchmesser des Bohrloches,<br />
wodurch das Schraubengewinde darin<br />
keinen Halt findet (weniger Reibung) <strong>und</strong><br />
das zu befestigende Material nicht<br />
wegdrückt bzw. hochzieht. Beim Eindringen<br />
in die Unterlage brechen die Flügel<br />
weg, die Bohrspitze durchdringt die Unterlage<br />
<strong>und</strong> die Schraube schneidet sich<br />
ihr Gewinde in der Unterlage.<br />
Bohrschraube mit „Flügeln“<br />
4 3 2 1<br />
1 Bohrspitze<br />
2 Flügel<br />
Bohrschrauben mit Flügeln<br />
1<br />
2<br />
3 Gewinde<br />
4 Kopf mit Fräsrippen<br />
1 Flügel erz<strong>eu</strong>gen eine große Bohrung<br />
im Holz.<br />
2 Flügel stoßen auf Metall <strong>und</strong> werden<br />
abgeschert.<br />
3 Schraube schneidet Gewinde im Metall<br />
Fräsrippen erz<strong>eu</strong>gen Einsenkung.<br />
3<br />
TLX-SCR 15/G<br />
TLX-SCR 16/G<br />
22. Was sind „Dehnschrauben“ <strong>und</strong><br />
wo werden sie eingesetzt?<br />
Dehnschrauben sind Verbindungselemente<br />
mit besonders geformtem Schaft.<br />
Mit Dehnschrauben können sehr hohe<br />
<strong>und</strong> genaue Anpresskräfte erz<strong>eu</strong>gt werden.<br />
Ihr Einsatzgebiet ist hauptsächlich<br />
im Maschinenbau <strong>und</strong> Fahrz<strong>eu</strong>gbau. Zylinderkopfschrauben,Pl<strong>eu</strong>ellagerschrauben,<br />
Bremszylinderschrauben sind z. B.<br />
häufig Dehnschrauben .<br />
Je nach Anwendungszweck dürfen<br />
Dehnschrauben meistens nur einmal verwendet<br />
werden.<br />
Dehnschrauben lassen sich nur mit<br />
stetigem Drehmoment sicher festziehen.<br />
Sie sind für Schlagschrauber nicht geeignet,<br />
da der Dehnschaft der Schraube das<br />
„schlagende“ Drehmoment abfedert.<br />
Dehnschrauben<br />
1<br />
2 3<br />
1 Schraubenkopf<br />
2 Schaft (Dehnbereich)<br />
3 Gewinde<br />
TLX-SCR 17/G
Schrauberbits<br />
23. Was ist ein Bit?<br />
Der Begriff stammt aus der englischen<br />
Sprache <strong>und</strong> bezeichnet in der Schraubtechnik<br />
den Schraubereinsatz, also die<br />
Klinge bzw. die Nuss.<br />
Schrauberbits<br />
Bitformen<br />
Einsteckenden der Bits<br />
Einstich für<br />
Sprengring<br />
Einstich für<br />
Kugelrastung<br />
Bits für Drehschlagschrauber<br />
ACR-Bit<br />
Schlitz<br />
Sechskant/<br />
Sechskant<br />
Pozidriv/<br />
Phillips<br />
Torx<br />
Schockabsorbierende<br />
Übergangszone<br />
Spezielles<br />
Rippenprofil<br />
„verkrallt“ sich im<br />
Schraubenkopf<br />
TLX-SCR 18/G<br />
24. Was ist eine „Nuss“?<br />
In der Schraubtechnik bezeichnet man<br />
einen Steckschlüsseleinsatz als Nuss<br />
oder Stecknuss.<br />
Steckschlüssel (Stecknüsse)<br />
25. Was versteht man unter Schlüsselweite,<br />
<strong>und</strong> gibt es eine Zuordnung<br />
von Gewindedurchmesser<br />
<strong>und</strong> Schlüsselweite?<br />
Die Schlüsselweite gibt das Maß der Öffnung<br />
eines Gabelschlüssels („Schraubenschlüssel“)<br />
oder eines Steckschlüssels<br />
(„Nuss“) an. Nach DIN gibt es eine<br />
feste Zuordnung.<br />
Achtung: Es gibt aber Spezialschrauben,<br />
die von dieser Norm abweichen.<br />
Gewindedurchmesser <strong>und</strong> ihre<br />
Schlüsselweiten nach DIN<br />
d<br />
DIN<br />
931<br />
933<br />
M4 M5 M6 M8 M10<br />
_ _ _ M8<br />
x1<br />
M10<br />
x1,25<br />
931<br />
16 17 1)<br />
M12<br />
M12<br />
x1,5<br />
18 19 1)<br />
M16 M20 M24<br />
960<br />
961<br />
M16<br />
x1,5<br />
M20<br />
x2<br />
M24<br />
x2<br />
s 7 8 10 13 24 30 36<br />
1) nach DIN ISO 272<br />
Schraubtechnik 135<br />
d<br />
s<br />
TLX-SCR 19/G<br />
TLX-SCR 20/G
136 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
26. Welche Herstellformen von<br />
Schrauberbits gibt es?<br />
Es gibt gefräste Bits, geschmiedete Bits,<br />
harte Bits, weiche Bits, ISO-TEMP-Bits<br />
<strong>und</strong> ACR-Bits.<br />
27. Was sind die wichtigsten Unterschiede<br />
zwischen gefrästen Bits<br />
<strong>und</strong> geschmiedeten Bits?<br />
Bei gefrästen Bits wird der Gefügeverlauf<br />
des Materials bei der Bitherstellung unterbrochen,<br />
bei geschmiedeten Bits wird<br />
der Gefügeverlauf nicht unterbrochen, da<br />
das Material spanlos verformt wird. Geschmiedete<br />
Bits sind deshalb widerstandfähiger.<br />
28. Welche Unterschiede bestehen<br />
zwischen harten <strong>und</strong> weichen<br />
Bits <strong>und</strong> wo werden sie<br />
eingesetzt?<br />
Harte Bits nützen sich weniger schnell<br />
ab, sind aber relativ spröde.<br />
Harte Bits werden bei weichen<br />
Schraubfällen eingesetzt <strong>und</strong> erreichen<br />
hierbei eine hohe Standzeit (Lebensdauer).<br />
Dagegen würden sie bei harten<br />
Schraubfällen durch den schlagartigen<br />
Drehmomentanstieg am Ende des<br />
Schraubvorganges erhöhter Bruchgefahr<br />
ausgesetzt.<br />
Weiche Bits nützen sich schneller ab,<br />
sind aber relativ zäh.<br />
Weiche Bits setzt man bei harten<br />
Schraubfällen ein <strong>und</strong> nimmt zugunsten<br />
der besseren Bruchfestigkeit eine erhöhte<br />
Abnützung in Kauf.<br />
29. Was versteht man unter dem<br />
Begriff ISO-TEMP-Bits <strong>und</strong> wo<br />
werden sie verwendet?<br />
ISO-TEMP ist ein besonderes Herstellverfahren<br />
für Schrauberbits von BOSCH:<br />
Die Bits werden aus einem besonderen<br />
Material geschmiedet <strong>und</strong> anschließend<br />
einer Wärmebehandlung unterzogen.<br />
Weil ISO-TEMP-Bits eine harte Oberfläche,<br />
aber auch einen zäh-elastischen<br />
Kern haben, eignen sie sich generell für<br />
alle Arten von Schraubfällen <strong>und</strong> sind dabei<br />
besonders verschleißfest.<br />
30. Was versteht man unter dem<br />
Begriff ACR?<br />
ACR bed<strong>eu</strong>ter Anti Comeout Recess.<br />
Frei übersetzt versteht man unter ACR-<br />
Bits abrutschsichere Bits. An der Bitspitze<br />
befindet sich eine Profilierung,<br />
welche sich etwas in die Oberfläche der<br />
Schraube eingräbt <strong>und</strong> dadurch den Bit<br />
am Abrutschen hindert.<br />
ACR Schrauberbits<br />
TLX-SCR 21/G<br />
Spezielles Rippenprofil<br />
„verkrallt“ sich im<br />
Schraubenkopf<br />
31. Wo werden ACR-Bits vorzugsweise<br />
angewendet <strong>und</strong> wo<br />
nicht?<br />
Anwenden zum Lösen festsitzender<br />
Schrauben <strong>und</strong> zum Einschrauben an<br />
schwer zugänglichen Stellen, wo man<br />
wenig Druck ausüben kann.<br />
Nicht anwenden bei Schrauben mit beschichteter<br />
Oberfläche (Korrosionsschutz,<br />
glanzverchromte oder vermessingter<br />
Oberflächen), weil die Beschichtung<br />
durch die Profilierung des Bits<br />
beschädigt werden kann.<br />
32. Was versteht man unter Schlagschrauberbits?<br />
Es handelt sich hierbei um Bits aus besonders<br />
vergütetem Stahl <strong>und</strong> mit speziell<br />
geformtem Schaft, welche die hohen<br />
Drehmomente eines Schlagschraubers<br />
ohne Bruchgefahr übertragen können.<br />
33. Warum benötigt man für Schlagschrauber<br />
besondere, schlagschrauberfeste<br />
„Stecknüsse“?<br />
Wegen der hohen Energiespitzen beim<br />
Schlagschrauben braucht man entsprechend<br />
dimensionierte „Stecknüsse“ aus<br />
besonders hochwertigem Material.<br />
34. Was passiert, wenn man billige<br />
„Stecknüsse“ verwendet?<br />
– billige Nüsse, besonders 12-Kant-<br />
Nüsse, platzen = Verletzungsgefahr<br />
– bei billigen, glanzverchromten Nüssen
platzt die Chromschicht ab<br />
= Verletzungsgefahr<br />
– beschädigte Nüsse beschädigen die<br />
Schrauben <strong>und</strong> Muttern<br />
Was versteht man unter dem<br />
Begriff „Einsteckende“ <strong>und</strong><br />
welche Arten gibt es?<br />
Das Einsteckende ist derjenige Teil des<br />
Bits oder der Nuss, der mit dem Bithalter<br />
oder dem Antriebsende des Schraubers<br />
verb<strong>und</strong>en wird.<br />
Am häufigsten gebräuchlich sind folgende<br />
Arten:<br />
– Sechskant 1 ⁄4 Zoll<br />
– Vierkant 1 ⁄2, 3 35.<br />
⁄4, 1 Zoll<br />
Einsteckenden von<br />
Schrauberbits<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Sechskant<br />
1: 3mm<br />
2: 4mm<br />
3: 5,5mm<br />
4+5+6: 1/4"<br />
7: 5/16"<br />
8: 11mm<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Zweiflach<br />
9: 7 mm<br />
Gewinde<br />
10: M4, M5, M6,<br />
10-32 UNF 3/16"<br />
SDS<br />
11: SDS-plus,<br />
SDS-top, SDS-max<br />
TLX-SCR 22/P<br />
36. Wie wird der Bit in der Maschine<br />
befestigt?<br />
Entweder direkt über seinen Sechskantschaft<br />
in einem Bohrfutter oder in einem<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalter, der entweder Bestandteil<br />
der Maschine oder eingesetztes Zubehörteil<br />
ist.<br />
37. Wie wird der Bit im Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
oder in der Maschine<br />
fixiert?<br />
Durch einen Sprengring, eine Kugelrastung,<br />
bei Bohrmaschinen auch durch das<br />
Bohrfutter.<br />
Einsteckenden vom Schrauberbit<br />
<strong>und</strong> ihre Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
Einstich für<br />
Sprengring<br />
Schraubtechnik 137<br />
Einstich für<br />
Kugelrastung<br />
TLX-SCR 23/G<br />
38. Was ist besser, Kugelrastung<br />
oder Sprengringrastung?<br />
Das kommt auf den Verwendungszweck<br />
an. Man wählt dasjenige Prinzip, welches<br />
für den gegebenen Anwendungsfall die<br />
meisten Vorteile bietet.<br />
Eigenschaften der Kugelrastung:<br />
– sehr sichere Rastung<br />
– einfaches <strong>und</strong> leichtes Einsetzen <strong>und</strong><br />
Lösen des Bits<br />
– Einsteckende benötigt etwas mehr<br />
Baulänge<br />
– höhere Herstellkosten<br />
Eigenschaften der Sprengringrastung:<br />
– kurze Baulänge des Bits möglich<br />
– einfaches <strong>und</strong> kostengünstiges System<br />
– Rastung unterliegt einer größeren Abnützung<br />
– Einsetzen <strong>und</strong> Entfernen oft nur mit<br />
Hilfswerkz<strong>eu</strong>g (Zange) möglich.
138 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Achtung: Bits für Sprengring- bzw. Kugelrastung<br />
dürfen nicht miteinander vertauscht<br />
werden. Wird ein Bit für Kugelrastung<br />
in einen Sprengringhalter eingesetzt,<br />
dann kann sich der Sprengring so in<br />
der Kugelrastnut verkeilen, dass beim gewaltsamen<br />
Lösen die Halterung beschädigt<br />
wird. In der Kugelrastung dagegen<br />
hält der Bit für Sprengringrastung nicht.<br />
39. Wie werden Stecknüsse auf dem<br />
Antriebsvierkant gesichert?<br />
Durch Sicherungsstift <strong>und</strong> Gummiring<br />
oder durch Federstiftsicherung oder<br />
durch Kugelrastung.<br />
Sicherung von Stecknüssen auf<br />
Vierkant<br />
4 3<br />
1 Federstiftsicherung<br />
2 Kugelrastung<br />
3 Sicherungsstift<br />
4 Gummiring TLX-SCR 24/G<br />
40. Was sind die Vor- <strong>und</strong> Nachteile<br />
eines magnetischen Bithalters?<br />
Vorteil: Der Bit wird magnetisiert. Dadurch<br />
halten Schrauben aus magnetischen<br />
Werkstoffen (Stahl) am Bit fest. Die<br />
Schraube fällt beim Ansetzen nicht herunter<br />
<strong>und</strong> man hat, weil man die<br />
Schraube nicht festhalten muss, eine<br />
Hand frei.<br />
Nachteil: Späne <strong>und</strong> Abrieb von Stahlschrauben<br />
bleiben am Bit hängen <strong>und</strong><br />
können den Schraubvorgang stören.<br />
41. Welche Probleme ergeben sich<br />
beim Einschrauben von Schlitzschrauben<br />
<strong>und</strong> wie verhindert<br />
man diesen Nachteil?<br />
Problem: Der Schrauberbit springt sehr<br />
leicht aus dem Schlitz im Schraubenkopf<br />
heraus, weil er keinen seitlichen Halt<br />
findet.<br />
Lösung: Man verwendet eine dem<br />
Schraubenkopf angepasste Führungshülse.<br />
2<br />
1<br />
Bits für Schlitzschrauben<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Schrauberbit<br />
2 Führungshülse<br />
3 Schraubenkopf<br />
TLX-SCR 25/G<br />
42. Wie wählt man die passende<br />
Führungshülse für Schlitzschrauben<br />
aus?<br />
Da die Schrauben genormt sind, gibt es<br />
für die jeweiligen Größen auch passende<br />
Führungshülsen. Bei der Auswahl geht<br />
man am besten nach der Tabelle vor.<br />
(siehe Anhang „Praxistabellen“)<br />
1<br />
2<br />
3
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> für die<br />
Schraubtechnik<br />
43. Welche Anforderungen werden<br />
an einen Schrauber gestellt?<br />
Der Schrauber muss in der Lage sein, die<br />
Schraube (Mutter) dem Schraubfall entsprechend<br />
sicher <strong>und</strong> wirtschaftlich in<br />
der schnellstmöglichen Zeit <strong>und</strong> mit der<br />
geringsten Rückwirkung auf den Anwender<br />
festzuziehen bzw. zu lösen.<br />
44. Welche Arten von Schraubern<br />
gibt es?<br />
Vom Prinzip her unterscheidet man:<br />
– Schrauber mit Tiefenanschlag<br />
– Schrauber mit Drehmomentkupplung<br />
– Schrauber mit Drehschlag<br />
Schrauber<br />
A B C<br />
D E<br />
A Drehmomentschrauber<br />
B Tiefenanschlagschrauber<br />
C Bohrschrauber für Akkubetrieb<br />
D Drehschlagschrauber<br />
E Drehschlagschrauber für<br />
Druckluftantrieb<br />
TLX-SCR 26/G<br />
45. Warum gibt es keinen Universalschrauber,<br />
der alles kann?<br />
Weil Universalgeräte immer Kompromisse<br />
darstellen. Mit Kompromissen<br />
kann man nicht das beste Arbeitsergebnis<br />
sowohl in der Qualität als auch im Arbeitsfortschritt<br />
erzielen.<br />
Schraubtechnik 139<br />
46. Kann man eine Bohrmaschine<br />
zum Schrauben einsetzen?<br />
Prinzipiell gilt, dass eine Bohrmaschine<br />
kein Schrauber ist. Das Schrauben mit<br />
Bohrmaschinen kann gegenüber Schraubern<br />
in keiner Weise im Bezug auf Qualität,<br />
Schnelligkeit, Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong><br />
Handhabung mithalten. Der Einsatz von<br />
Bohrmaschinen beschränkt sich im professionellen<br />
Bereich daher auf Einzelfälle.<br />
Im Heimwerkerbereich dagegen werden<br />
wegen der geringen Anzahl der Schraubfälle<br />
oft Bohrmaschinen eingesetzt.<br />
47. Wie wirkt eine elektronische<br />
Drehmomentbegrenzung bei<br />
Bohrmaschinen?<br />
Tritt am Schrauberbit ein steigendes<br />
Drehmoment auf, dann reagiert der Motor<br />
der Maschine darauf mit steigender<br />
Stromaufnahme. Diese Stromaufnahme<br />
wird durch die Elektronik erfasst <strong>und</strong> mit<br />
einem vorher eingestellten Maximalwert<br />
(Drehmomentvorgabe) verglichen. Beim<br />
Erreichen des vorgegebenen Wertes<br />
schaltet die Elektronik die Stromzufuhr<br />
zum Motor ab.<br />
48. Ersetzt eine Bohrmaschine mit<br />
elektronischer Drehmomentbegrenzung<br />
einen Drehmomentschrauber?<br />
Nein. Da die Elektronik nur den Motor abschaltet,<br />
aber nicht abbremst, wirkt die<br />
Schwungmasse des Motors noch bis<br />
zum Stillstand auf den Schrauberbit <strong>und</strong><br />
damit auf die Schraube ein. Dadurch ist<br />
das Festdrehmoment relativ ungenau.<br />
49. Welche prinzipbedingten Nachteile<br />
hat eine Bohrmaschine mit<br />
elektronisch einstellbarer Drehmomentbegrenzung<br />
beim<br />
Schrauben?<br />
Bei gleich eingestellter Drehmomentvorwahl<br />
ergeben sich wegen der Motorschwungmasse<br />
bei niedrigerer Drehzahl<br />
geringere, bei höherer Drehzahl höhere<br />
Drehmomentwerte am Schrauberbit. Das<br />
erreichte Drehmoment ist also von der<br />
Ausgangsdrehzahl abhängig <strong>und</strong> kann<br />
bei harten Schraubfällen zum Bruch der<br />
Schraube führen. Das dabei schlagartig<br />
auftretende Rückdrehmoment ist für den<br />
Anwender unangenehm.
140 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
50. Was sind die Vorteile einer<br />
Bohrmaschine mit elektronisch<br />
einstellbarer Drehmomentbegrenzung?<br />
Bei sachgemäßer Verwendung erweitert<br />
sie den Anwendungsbereich einer vollwertigen<br />
Bohrmaschine für gelegentliche<br />
Schraubarbeiten. Außerdem kann die<br />
Drehmomentbegrenzung als eine individuell<br />
einstellbare „Sicherheitskupplung“<br />
bei bestimmten Anwendungen verwendet<br />
werden.<br />
51. Kann man Schrauber auch als<br />
Bohrmaschinen einsetzen?<br />
Nein. Schrauber sind speziell für das<br />
Schrauben ausgelegt.<br />
Ausnahme: Die sogenannten „Bohrschrauber“<br />
im Akku-Bereich können<br />
auch zum Bohren verwendet werden, allerdings<br />
ist ihre Drehzahl etwas gering,<br />
wodurch das Bohren kleiner Durchmesser<br />
etwas länger dauert.<br />
52. Wo setzt man am besten Akkuschrauber<br />
ein <strong>und</strong> wo nicht?<br />
Überall dort, wo es auf Handlichkeit <strong>und</strong><br />
Unabhängigkeit vom Stromnetz ankommt,<br />
ist die Verwendung von Akku-<br />
Schraubern vorteilhaft. Wenn dagegen<br />
hohe Leistung im Dauerbetrieb gefordert<br />
ist, verwendet man besser ein aus dem<br />
Stromnetz gespeistes Gerät.<br />
53. Warum sind Akkuschrauber<br />
stets langsamer als netzbetriebene<br />
Schrauber?<br />
Weil der Akku relativ wenig Energie speichern<br />
kann. Dadurch, dass man sie etwas<br />
langsamer drehen lässt, können<br />
mehr Schrauben eingedreht werden.<br />
Würde man einen Akku-Schrauber so<br />
leistungsfähig wie einen netzbetriebenen<br />
Schrauber machen, dann könnte man nur<br />
eine sehr geringe Anzahl von Schrauben<br />
eindrehen. Man darf deshalb die Leistungen<br />
von akkubetriebenen Schraubern<br />
nicht mit derjenigen von netzbetriebenen<br />
Schraubern vergleichen.<br />
Schrauben auf Tiefe<br />
Schematische Funktion<br />
eines Tiefenanschlagschraubers<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
A<br />
1 Kupplung-Antriebsteil<br />
2 Kupplung-Mitnehmerteil<br />
3 Tiefenanschlag<br />
4 Schrauberbit<br />
5 Senkschraube<br />
6 Werkstück<br />
A Kupplung eingerückt<br />
= Schraubvorgang<br />
B Kupplung ausgerückt<br />
= Schraubvorgang beendet<br />
TLX-SCR 27/G<br />
54. Was ist ein Tiefenanschlagschrauber<br />
<strong>und</strong> wie funktioniert<br />
er?<br />
Tiefenanschlagschrauber sind Schrauber,<br />
welche Schrauben genau auf eine<br />
vorher eingestellte Tiefe zur Werkstückoberfläche<br />
schrauben. Tiefenanschlagschrauber<br />
arbeiten ohne Drehmomentbegrenzung<br />
immer mit voller<br />
Leistung, bis der Tiefenanschlag auf der<br />
Werkstückoberfläche aufliegt. Der Bitantrieb<br />
(Bithalter <strong>und</strong> Schrauberspindel)<br />
folgt der Schraube in axialer Richtung<br />
noch einige Millimeter, dann wird der<br />
Antrieb durch das Ausrücken der Kupplung<br />
unterbrochen <strong>und</strong> der Schraubvorgang<br />
damit beendet. Bei richtiger Tiefenanschlagposition<br />
sitzt dann die<br />
Schraube genau bündig zur Werkstückoberfläche.<br />
B
55. Warum kann man bei harten<br />
Schraubfällen keinen Tiefenanschlagschrauber<br />
einsetzen?<br />
Bei harten Schraubfällen muss das<br />
Drehmoment begrenzt werden, damit der<br />
Schraubfall (<strong>und</strong> auch der Anwender)<br />
nicht gefährdet wird. Eine so genaue Einstellung<br />
des Tiefenanschlages, dass die<br />
Kupplung genau im richtigen Moment<br />
abschaltet, ist nicht möglich, weil die Toleranzen<br />
des Werkstückes <strong>und</strong> auch der<br />
Schraube in der Praxis dafür zu groß<br />
sind.<br />
56. Was ist eine „leise“ Kupplung<br />
(quiet clutch) bei Tiefenanschlagschraubern,<br />
<strong>und</strong> welches sind<br />
ihre Vorteile?<br />
Durch eine aufwendigere Gestaltung der<br />
Ausrückkupplung (meist mehrteilig mit<br />
besonders geformten Kupplungsflanken)<br />
erreicht man bei fachgerechter Bedienung<br />
des Schraubers ein nahezu lautloses<br />
Auslösen der Kupplung.<br />
Vorteile:<br />
– Keine Geräuschbelästigung mehr.<br />
– Keine Vibrationen.<br />
– Kein Verschleiß der Kupplung.<br />
– Längere Standzeit der Schrauberbits.<br />
Bei ständigem Arbeiten mit Tiefenanschlagschraubern<br />
sollte man deshalb immer<br />
Schrauber mit „leiser“ Kupplung verwenden.<br />
57. Bei gleicher Leistungsaufnahme<br />
gibt es Tiefenanschlagschrauber<br />
mit hoher <strong>und</strong> niederer Drehzahl.<br />
Für welches Gerät soll man sich<br />
entscheiden?<br />
Bei Anwendung von Bohrschrauben sind<br />
in der Regel höhere Drehzahlen vorteilhaft.<br />
Für alle anderen Schrauben niedrigere<br />
Drehzahlen.<br />
58. Was ist bei Schrauben mit Dichtungshauben<br />
zu beachten?<br />
Es ist ein besonderer Tiefenanschlag zu<br />
verwenden, damit das Verbindungsbändchen<br />
der Dichtungshaube<br />
– nicht in das Maß des Tiefenanschlags<br />
eingeht<br />
– nicht beschädigt wird<br />
Achtung:<br />
Der Tiefenanschlag muss immer auf der<br />
Oberfläche des Werkstücks aufliegen. Er<br />
darf die Schraube oder eventuelle Dichtelemente<br />
oder Unterlagscheiben nicht<br />
berühren. Für Schrauben mit angespritztem<br />
Dichthütchen gibt es spezielle Tiefenanschläge.<br />
Schrauben auf Drehmoment<br />
59. Wie funktioniert ein<br />
Drehmomentschrauber?<br />
Beim Erreichen eines bestimmten, vorher<br />
am Gerät eingestellten Drehmoments<br />
„überrastet“ die Kupplung <strong>und</strong> unterbricht<br />
damit den Kraftfluss vom Motor<br />
zum Schrauberbit. Die Drehmomenteinstellung<br />
erfolgt meist über eine Veränderung<br />
der Vorspannkraft der Kupplungs-<br />
Andruckfeder.<br />
Rollenkupplung<br />
Eingerastet<br />
(eingekuppelt)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Schraubtechnik 141<br />
Überrasten<br />
(auskuppeln)<br />
1 Antriebsachse<br />
2 Andruckfeder<br />
3 Rollen (in „Taschen“ gelagert)<br />
4 Abtriebsachse<br />
TLX-SCR 28/G<br />
60. Wo werden Schrauber mit Drehmomentkupplung<br />
eingesetzt?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich bei harten Schraubfällen,<br />
aber auch der Einsatz in weniger harten<br />
Werkstoffen ist möglich, wenn sie aus homogenem<br />
Material bestehen (Spanplatten,<br />
Sperrhölzer, Thermoplaste). Der Einsatz<br />
ist immer dann gegeben, wenn der<br />
Schraubenkopf direkt oder über eine Unterlagscheibe<br />
oder eine harte Unterlage
142 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
(z. B. Scharnierbeschlag) auf dem Werkstück<br />
aufliegt <strong>und</strong> sich nicht in das Werkstück<br />
einarbeitet. Bei Werkstoffen, deren<br />
Festigkeit nicht gleichmäßig ist (z. B.<br />
Holz) oder wo es auf genaue Einschraubtiefe<br />
ankommt, werden Drehmomentschrauber<br />
in der professionellen Anwendung<br />
nicht eingesetzt.<br />
61. Warum kann man bei weichen<br />
Schraubfällen in Material mit<br />
ungleichmäßiger Festigkeit<br />
(Holz) keinen Drehmomentschrauber<br />
einsetzen?<br />
Beim Einschrauben z. B. einer Senkkopfschraube<br />
in weiches Material steigt das<br />
Drehmoment an der Schraube nicht<br />
schlagartig genug an, um die Drehmomentkupplung<br />
präzise auszulösen.<br />
Außerdem hat weiches Material (Holz) oft<br />
kein gleichmäßiges Gefüge, so daß bei<br />
gleicher Drehmomenteinstellung unterschiedliche<br />
Schraubergebnisse auftreten<br />
würden.<br />
62. Bei gleicher Leistungsaufnahme<br />
gibt es Drehmomentschrauber<br />
mit hoher <strong>und</strong> niedriger<br />
Drehzahl. Für welches Gerät soll<br />
man sich entscheiden?<br />
Bei Anwendung von Bohrschrauben sind<br />
in der Regel höhere Drehzahlen vorteilhaft.<br />
Für alle anderen Schrauben <strong>und</strong> vor<br />
allem bei vorhandenem Gewinde (Muttern,<br />
Bolzen) niedrigere Drehzahlen.<br />
Daneben gilt die Gr<strong>und</strong>regel: Hohe<br />
Drehzahl für kleine Schraubendurchmesser,<br />
niedere Drehzahl für große Schraubendurchmesser.<br />
Schrauben mit Drehschlag<br />
63. Was ist ein Schlagschrauber?<br />
Als Schlagschrauber (richtig: Drehschlagschrauber)<br />
bezeichnet man<br />
Schrauber, bei denen das Drehmoment<br />
nicht stetig, sondern in Form sich wiederholender<br />
„Drehschläge“ auf die Schraubverbindung<br />
einwirkt.<br />
Drehschlagwerk, Nockenschlagwerk<br />
(Prinzip)<br />
Eindrehen Drehschlagen<br />
1<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
1 Antriebswelle<br />
2 Schlagwerksmasse (innen geführt)<br />
3 St<strong>eu</strong>ernocken<br />
4 Übertragungskugeln<br />
5 Rückstellfeder<br />
6 Schlagwerksnocken<br />
7 Abtriebsnocken<br />
8 Abtriebswelle<br />
7 Sechskantstecknuss<br />
2<br />
9<br />
Prinzip eines<br />
Drehschlagschraubers<br />
TLX-SCR 30/G<br />
TLX-SCR 29/G
64. Wo werden Drehschlagschrauber<br />
vorzugsweise eingesetzt?<br />
Bei harten Schraubfällen <strong>und</strong> hohen<br />
Drehmomenten.<br />
65. Wie lange soll man einen<br />
Drehschlagschrauber schlagen<br />
lassen?<br />
Die Schlagzeit ist innerhalb eines bestimmten<br />
Bereiches bestimmend für das<br />
erreichbare Drehmoment.<br />
– Je kürzer die Schlagzeit, um so geringer<br />
das erreichte Drehmoment.<br />
– Je länger die Schlagzeit, um so größer<br />
das erreichte Drehmoment.<br />
Aber: Ab einer bestimmten Schlagzeit<br />
(in der Regel ca. 5 Sek<strong>und</strong>en) steigt das<br />
Drehmoment nicht weiter an.<br />
Abhängigkeit des Drehmoments von<br />
der Schlagzeit (Beispiel)<br />
M(%)<br />
100<br />
97<br />
95<br />
92<br />
80<br />
55<br />
1 2 3 4 5 t (s)<br />
TLX-SCR 31/G<br />
66. Was ist ein Torsionsstab <strong>und</strong> wie<br />
wirkt er?<br />
Der Torsionsstab besitzt einen Schaft mit<br />
genau kalibriertem, verringertem Durchmesser.<br />
Er wirkt dadurch „elastisch“ <strong>und</strong><br />
„federt“ einen Teil der ihm zugeführten<br />
Energie ab. Er wird zwischen den Drehschlagschrauber<br />
<strong>und</strong> den Bit gesteckt.<br />
Je nach seinem Wirkdurchmesser kann<br />
ein Torsionsstab mehr oder weniger der<br />
an ihm wirkenden Kraft auf den Bit übertragen.<br />
Als Faustformel für die Anwendung gilt:<br />
Kerndurchmesser der Schraube = Wirkdurchmesser<br />
des Torsionsstabes.<br />
Schraubtechnik 143<br />
Bei Präzisionsverschraubungen ist<br />
stets durch Versuche der geeignete Torsionsstab<br />
zu ermitteln.<br />
Torsionsstab<br />
1 2 3<br />
1 Einsteckende für Drehschlagschrauber<br />
2 Kalibrierter, im Durchmesser<br />
zurückgesetzter Torsionsschaft<br />
(Wirkdurchmesser)<br />
3 Aufsteckende für Stecknuss<br />
TLX-SCR 32/G<br />
67. Warum prüft man mit einem<br />
Drehmomentschlüssel eine<br />
Schraubverbindung auf richtiges<br />
Drehmoment stets mit „Festziehen“<br />
<strong>und</strong> nicht mit „Lösen“?<br />
Beim Lösen tritt das Drehmoment so kurz<br />
auf, dass es im handwerklichen Bereich<br />
nicht genau genug bestimmt werden<br />
kann. Beim Festziehen dagegen steigert<br />
sich das Drehmoment langsam, wodurch<br />
am Drehmomentschlüssel exakt bemerkt<br />
wird, wenn die Schraube sich weiterdreht.<br />
Bei Verwendung von Sicherungselementen<br />
(z. B. „Sprengringe“, Zahnscheiben)<br />
ergeben sich außerdem erhebliche<br />
Unterschiede zwischen dem<br />
Festzieh- <strong>und</strong> Lösemoment.<br />
68. Kann man mit einem Drehschlagschrauber<br />
Schrauben mit<br />
elastischem Schaft (sogenannte<br />
Dehnschrauben) festziehen oder<br />
lösen?<br />
Mit den im Handwerk üblichen Drehschlagschraubern<br />
in der Regel nicht, da<br />
durch den elastischen Schaft ein Teil des<br />
eingebrachten Drehmomentes „abgefedert“<br />
wird, also zum Festziehen oder Lösen<br />
nicht zur Verfügung steht.<br />
69. Warum sollte man zunächst ein<br />
paar Probeverschraubungen machen,<br />
wenn es um hochwertige<br />
Schraubfälle geht?<br />
Weil berechnete Werte durch Toleranzen,<br />
Schmiermittel <strong>und</strong> Verunreinigungen des
144 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Gewindes in der Praxis oft unter- oder<br />
überschritten werden. Durch Probeverschraubungen<br />
kann man herausfinden,<br />
ob die gewählte Schraubmethode für den<br />
speziellen Anwendungsfall geeignet ist.<br />
Sichern von<br />
Schraubverbindungen<br />
70. Warum sichert man Schraubverbindungen?<br />
Schraubverbindungen können sich lösen,<br />
wenn ungünstige Betriebsbedingungen<br />
auf sie einwirken. Wenn sich eine<br />
Schraubverbindung löst, können die auf<br />
die Fügeteile einwirkenden Kräfte nicht<br />
mehr durch Kraftschluss aufgenommen<br />
werden. Die Kräfte wirken dann als<br />
Scherkräfte auf die Schraube ein, wodurch<br />
sie zerstört werden kann. Auslösende<br />
Faktoren können sein:<br />
– Vibrationen<br />
– Wechselbeanspruchung<br />
– Temperaturbedingte Ausdehnung<br />
– Setzverhalten der Werkstoffe<br />
Richtige Schraubendimensionierung <strong>und</strong><br />
Anzugsdrehmomente vorausgesetzt,<br />
können Schraubverbindungen durch entsprechende<br />
Maßnahmen wirkungsvoll<br />
geschützt werden.<br />
Die wichtigsten Maßnahmen basieren<br />
auf<br />
– Stoffschluss<br />
– Kraftschluss<br />
– Formschluss<br />
Sicherung von Schraubverbindungen<br />
Stoffschluss Mikroverkapselter Klebstoff<br />
Kraftschluss<br />
Federring Elastik-<br />
Stoppmutter Kontermutter<br />
Formschluss<br />
Sicherungsblech Draht- Kronenmutter<br />
mit Lappen sicherungen mit Splint<br />
TLX-SCR 33/G<br />
71. Wie wirken die Schraubensicherungen?<br />
Die Methoden der Schraubensicherung<br />
funktionieren wie folgt:<br />
Sicherung durch Stoffschluss<br />
Sicherungen durch Stoffschluss basieren<br />
auf geeigneten Klebstoffen, welche vor<br />
dem Verschrauben auf das Gewinde aufgebracht<br />
werden <strong>und</strong> nach Festziehen<br />
der Schraube aushärten. Die Klebstoffe<br />
können auch in Form einer mikroverkapselten<br />
Beschichtung auf der Schraube<br />
aufgetragen sein.<br />
Sicherung durch Kraftschluss<br />
Sicherungen durch Kraftschluss basieren<br />
auf der elastischen Formveränderung der<br />
Sicherungselemente beim Anziehen der<br />
Schraubverbindung. Hierdurch wird der<br />
Reibbeiwert so stark erhöht, dass ein<br />
selbsttätiges Lösen nicht mehr erfolgt.<br />
Typische Sicherungselemente sind<br />
Bolzen<br />
obere<br />
Mutter<br />
untere<br />
Mutter
– Federscheiben<br />
– Federringe<br />
– Zahnscheiben<br />
– Fächerscheiben<br />
– Kontermuttern<br />
– Kunststoffeinlagen<br />
Sicherung durch Formschluss<br />
Beim Sichern durch Formschluss sind<br />
meist speziell dafür geeignete Schrauben<br />
<strong>und</strong> Muttern zu verwenden. Eine typische<br />
Sicherung durch Formschluss ist die Verwendung<br />
von Splinten in quer durchbohrten<br />
Schrauben zusammen mit Kronenmuttern.<br />
Schrauben in der Nähe von<br />
Werkstückkanten können durch umgelegte<br />
Sicherungsbleche am Drehen gehindert<br />
werden. Formschlüssige Sicherungselemente<br />
ändern das Anziehdrehmoment<br />
nicht, können aber eine<br />
bestimmte Positionierung der Schraube<br />
oder der Mutter zueinander erforderlich<br />
machen.<br />
Arbeitssicherheit beim<br />
Schrauben<br />
72. Was ist beim Umgang mit<br />
Schraubern besonders zu beachten?<br />
Beim Festziehen <strong>und</strong> Lösen von Schrauben<br />
kann es Werkz<strong>eu</strong>greaktionen geben,<br />
durch welche der Anwender gefährdet<br />
werden kann. Die Ursachen sind<br />
– Rückdrehmomente<br />
– abrutschende Bits<br />
– Lärm<br />
73. Wie schützt man sich gegen<br />
Rückdrehmomente?<br />
Rückdrehmomente entstehen beim Festziehen<br />
<strong>und</strong> Lösen von Schraubverbindungen.<br />
Die Maschine stützt sich dabei<br />
gegen die Hand des Bedieners ab. Insbesondere<br />
bei harten Schraubfällen können<br />
dabei Rückdrehmomente in der Höhe<br />
des Blockiermomentes der Maschine<br />
auftreten. Diese Momente können sicher<br />
abgefangen werden, wenn man sich der<br />
Gefahr bewusst ist, einen sicheren Stand<br />
hat <strong>und</strong> die Maschine mit in der vom Her-<br />
Schraubtechnik 145<br />
steller vorgesehenen Weise bedient. Bei<br />
Maschinen, welche über einen Zusatzhandgriff<br />
verfügen, muss dieser benützt<br />
werden.<br />
74. Wie schützt man sich gegen abrutschende<br />
Bits?<br />
Die häufigste Ursache für abrutschende<br />
Bits sind:<br />
– Bitgröße passt nicht zur Schraube<br />
– Bit verkantet an die Schraube angesetzt<br />
– Verkanten während des Schraubvorgangs<br />
– zu geringer Andruck<br />
Man erkennt unschwer, dass in jedem<br />
dieser Fälle ein Anwendungsfehler vorliegt.<br />
Auswirkungen abrutschender Bits<br />
sind:<br />
– Verletzungsgefahr des Anwenders<br />
– Beschädigung des Werkstückes<br />
– Beschädigung der Schraube<br />
– Beschädigung des Bits<br />
Man sieht: Es lohnt sich, diese häufig vorkommenden<br />
Anwendungsfehler zu vermeiden.<br />
75. Wie schützt man sich gegen<br />
Lärm beim Schraubvorgang?<br />
Lärm entsteht beim Überrasten der<br />
Kupplung von Drehmomentschraubern<br />
<strong>und</strong> durch das Schlaggeräusch beim<br />
Drehschlagschrauben. Dieser Lärm ist<br />
prinzipbedingt <strong>und</strong> kann nicht vermieden<br />
werden.<br />
Gegen Lärm schützt man sich durch<br />
passive Maßnahmen wie Gehörschutz,<br />
durch Ohrstöpsel oder Kopfhörer.
146 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum richtigen Schraubeinsatz<br />
Welcher Schraubfall liegt vor?<br />
f<br />
Harter Schraubfall<br />
f<br />
f<br />
Weicher Schraubfall<br />
Einschraubtiefe begrenzen<br />
mittlere Drehmomente Hohe Drehmomente<br />
f f<br />
f<br />
f<br />
Drehmoment begrenzen<br />
Schrauber mit Tiefenanschlag<br />
f<br />
f<br />
f<br />
f<br />
exaktes<br />
Drehmoment<br />
nötig?<br />
f<br />
Torsionsstab<br />
verwenden<br />
Schrauber mit Drehmomentkupplung<br />
f<br />
f<br />
Welche Schraube wird verwendet?<br />
Welche Schraube wird verwendet?<br />
Bohrschrauben<br />
f<br />
f<br />
f<br />
Bohrschrauben<br />
f<br />
Welcher Durchmesser?<br />
f f<br />
f<br />
f<br />
Normale Schrauben<br />
Welcher Durchmesser?<br />
Maschinenschrauben<br />
f<br />
Groß<br />
Klein<br />
Groß<br />
f f<br />
f<br />
Klein<br />
f<br />
f<br />
f<br />
Niedere Drehzahl Hohe Drehzahl Drehschlagschrauber<br />
Hohe Drehzahl<br />
Niedere Drehzahl<br />
TLX-SCR T01
Schlitzschrauben<br />
Auswahl von Führungshülsen<br />
für Gewinde- <strong>und</strong> Gewinde-Schneid-Schrauben<br />
DIN<br />
84<br />
1,6<br />
(1,8)<br />
2<br />
2,3<br />
2,5<br />
2,6<br />
3<br />
3,5<br />
DIN<br />
85<br />
DIN<br />
963<br />
1,6<br />
2<br />
2,5<br />
3,5<br />
Gewindedurchmesser mm<br />
DIN<br />
964<br />
1,6<br />
2<br />
2,5<br />
3,5<br />
für<br />
Blechschrauben<br />
DIN<br />
7971<br />
2,2<br />
2,9<br />
DIN<br />
7972<br />
2,2<br />
2,9<br />
DIN<br />
7973<br />
2,2<br />
2,9<br />
für<br />
Holzschrauben<br />
DIN<br />
95<br />
1,6<br />
2<br />
2,5<br />
3,5<br />
DIN<br />
96<br />
1,6<br />
2<br />
2,6<br />
3<br />
3,5<br />
DIN<br />
97<br />
1,6<br />
2<br />
2,5<br />
3,5<br />
Schraubtechnik 147<br />
Schraubkopf<br />
Ø<br />
3,0<br />
3,2<br />
3,4<br />
3,5<br />
3,8<br />
4,0<br />
4,2<br />
4,3<br />
4,4<br />
4,5<br />
4,7<br />
5,0<br />
5,5<br />
5,6<br />
6,0<br />
6,5<br />
7,0<br />
Nennmaß<br />
Ømm mm<br />
0,5 x 3,0<br />
0,5 x 4,0<br />
0,6 x 3,5<br />
0,6 x 4,5<br />
0,8 x 4,0<br />
0,8 x 5,5<br />
TLX-SCR T02
148 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schlitzschrauben (Fortsetzung)<br />
Auswahl von Führungshülsen<br />
für Gewinde- <strong>und</strong> Gewinde-Schneid-Schrauben<br />
DIN<br />
84<br />
4<br />
5<br />
6<br />
DIN<br />
85<br />
4<br />
5<br />
DIN<br />
963<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Gewindedurchmesser mm<br />
DIN<br />
964<br />
4<br />
5<br />
6<br />
für<br />
Blechschrauben<br />
DIN<br />
7971 DIN<br />
7972 DIN<br />
7973 DIN<br />
95<br />
3,5<br />
3,9<br />
4,2<br />
4,8<br />
5,5<br />
6,3<br />
3,5<br />
3,9<br />
4,2<br />
4,8<br />
5,5<br />
6,3<br />
3,5<br />
3,9<br />
4,2<br />
4,8<br />
5,5<br />
6,3<br />
für<br />
Holzschrauben<br />
4<br />
4,5<br />
5<br />
5,5<br />
DIN<br />
96<br />
4<br />
4,2<br />
5,5<br />
6<br />
DIN<br />
97<br />
4<br />
4,5<br />
5<br />
5,5<br />
Schraubkopf<br />
Ø<br />
6,8<br />
6,9<br />
7,0<br />
7,5<br />
8,0<br />
8,3<br />
9,0<br />
8,1<br />
8,2<br />
9,2<br />
9,5<br />
8,5<br />
10,0<br />
10,2<br />
11,0<br />
10,8<br />
11,0<br />
10,0<br />
10,8<br />
12,0<br />
12,4<br />
12,5<br />
Nennmaß<br />
Ømm mm<br />
1,0 x 5,5<br />
1,2 x 6,5<br />
1,2 x 8,0<br />
1,6 x 8,0<br />
1,6 x 10,0<br />
TLX-SCR T03
Bitgrößen für Kr<strong>eu</strong>zschlitzschrauben<br />
Schraubtechnik 149<br />
Metrische Schrauben Blechschrauben Holzschrauben Sonderschrauben<br />
Kr<strong>eu</strong>z- DIN DIN DIN DIN DIN DIN DIN DIN DIN Schnellbauschrauben,<br />
schlitz- 965 966 7985 7981 7982 7983 7995 7996 7997 Spanplattenschrauben,<br />
größe Bohrschrauben<br />
Phillips M M M mm mm mm mm mm mm mm<br />
Pozidriv<br />
0 1,6 1,6 1,6 2,2 2,2 2,2 – 2 – –<br />
1 2,5 2,5 2 2,9 2,9 2,9 2,5 2,5 2,5 2,1…3<br />
3 3 2,5 – – – 3 3 3<br />
– – 3 – – – – – –<br />
2 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,1…5,2<br />
4 4 4 – 3,9 4 4 4 4<br />
5 5 5 4,2 4,2 4,2 4,5 4,5 4,5<br />
– – – 4,8 4,8 4,8 5 5 5<br />
3 6 6 6 5,5 5,5 5,5 5,5 5,5 5,5 5,3…7,2<br />
– – – 6,3 6,3 6,3 6 6 6<br />
– – – – – – 7 7 7<br />
4 8 8 8 8 8 8 – – – 7,3…12,7<br />
10 10 10 9,5 9,5 9,5 – – –<br />
Bitgrößen für Schlitzschrauben<br />
TLX-SCR T04<br />
Schneiden- Schrauben- Metrische Schrauben Blechschrauben<br />
maß Kopfdurch- DIN 84 DIN 85 DIN 963 DIN 964 DIN 7971 DIN 7972 DIN 7973<br />
DIN 5264 messer<br />
ISO 647 ISO 648 ISO 649 ISO 650 ISO 656 ISO 657 ISO 658<br />
mm M M M M mm mm mm<br />
0,4 � 2 3 – 1,6 1,6 1,6 – – –<br />
0,4 � 2,5 3,2 1,6 1,6 1,8 – – – –<br />
0,5 � 3 4 2 2 2 2 2,2 2,2 2,2<br />
0,6 � 3,5 5 2,5 2,5 2,5 2,5 2,2 – –<br />
0,8 � 4 5,6 3 3 3 3 2,9 2,9 2,9<br />
1 � 5,5 6 3,5 3,5 4 4 3,5…3,9 3,5…3,10 3,5…3,11<br />
1,2 � 6,5 9,5 4 4…5 4…5 4…5 4,8 4,2…4,8 4,2…4,8<br />
1,2 � 8 10,2 5 4…5 4…5 – 4,2…4,8 – 4,8<br />
1,6 � 8 11,3 – – 6 6 – 5,5…6,3 5,5…6,3<br />
1,6 � 10 12 6 6 – – 5,5…6,3 – 6,3<br />
2 � 12 16 8 8 8 8 8 8 8<br />
2,5 � 14 20 10 10 10 10 9,5 9,5 9,5<br />
TLX-SCR T05
150 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schlüsselweiten<br />
Kopfform<br />
Gewinde Sechskant Sechsr<strong>und</strong> (Torx) metrische Schrauben<br />
M… Außen Außen Innen Innen Innen Außen Außen Innen Innen<br />
DIN 931 DIN / ISO DIN 912 Senkkopf Gewinde- DIN 931 DIN 6921 DIN 912; EN ISO 2009;<br />
272 DIN 7991 stift DIN EN 24017 6912; 2010; 7045;<br />
913-915 7948 7046; 7047<br />
mm mm mm mm mm Größe Größe Größe Größe<br />
1,4 – – 1,3 – 0,7 – – – –<br />
1,6 – – 1,6 – 0,7 – – T 6 / T 7* –<br />
1,8 – – – – 0,7 – – – –<br />
2 – – 1,6 – 0,9 – – T 6 / T 7* –<br />
2,5 – – 2 – 1,3 – – T 8 T 8<br />
3 – – 2,5 2 1,5 E 4 – T 10 T 10<br />
3,5 – – – – – – – – T 15<br />
4 7 7 3 2,5 2 E 5 E 6 T 20 T 20<br />
5 8 8 4 3 2,5 E 6 E 8 T 25 T 25<br />
Sonderschrauben<br />
– – – – – E 7 E 7 T 27 T 27<br />
6 10 10 5 4 3 E 8 E 10 T 30 T 30<br />
7 11 11 – – – – – – –<br />
8 13 13 6 5 4 E 10 E 12 T 40 T 40<br />
Sonderschrauben<br />
– – – – – – – T 45 T 45<br />
10 17 16 8 6 5 E 12 E 14 T 50 T 50<br />
12 19 18 10 8 6 E 14 E 18 T 55 T 55<br />
Sonderschrauben<br />
– – – – – E 16 E 16 – –<br />
14 22 21 12 10 6 E 18 E 20 T 60 –<br />
16 24 24 14 10 8 E 20 – – –<br />
18 27 27 14 12 10 – – – –<br />
20 30 30 17 12 10 – – – –<br />
22 32 32 17 14 12 – – – –<br />
24 36 36 19 14 12 – – – –<br />
27 41 41 19 – – – – – –<br />
30 46 46 22 – – – – – –<br />
33 50 50 24 – – – – – –<br />
36 55 55 27 – – – – – –<br />
42 65 65 32 – – – – – –<br />
48 75 75 36 – – – – – –<br />
52 80 80 – – – – – – –<br />
* für Hartmetall-Wendeplatten TLX-SCR T06
Festigkeitsklassen<br />
nach DIN 267<br />
M 6<br />
M 8<br />
M 10<br />
M 12<br />
M 14<br />
M 16<br />
M 18<br />
M 20<br />
M 22<br />
M 24<br />
M 27<br />
M 30<br />
Schraubtechnik 151<br />
Typische Anzugsmomente in Abhängigkeit vom Gewindedurchmesser<br />
<strong>und</strong> der Schraubenfestigkeit (Güte).<br />
3,6<br />
4 A<br />
4,6<br />
4 D<br />
5,6<br />
5D<br />
4,8<br />
4 S<br />
5,8<br />
5S<br />
6,6<br />
6 D<br />
2,7 3,6 4,5 4,8 6,0 5,4 7,2 9,7 13,6 16,2 18,9 Nm<br />
6,6 8,7 11,0 11,6 14,6 13,1 17,5 23,0 33,0 39,0 46,0 Nm<br />
13,0 17,5 22,0 23,0 29,0 26,0 35,0 47,0 65,0 78,0 92,0 Nm<br />
22,6 30,0 37,6 40,0 50,0 45,0 60,0 80,0 113 135 158 Nm<br />
36,0 48,0 60,0 65,0 79,0 72,0 95,0 130 180 215 250 Nm<br />
55,0 73,0 92,0 98,0 122 110 147 196 275 330 386 Nm<br />
75,0 101 126 135 168 151 202 270 380 450 530 Nm<br />
107 143 178 190 238 214 286 385 540 635 750 Nm<br />
145 190 240 255 320 290 385 510 715 855 1010 Nm<br />
185 245 310 325 410 370 490 650 910 1100 12980 Nm<br />
275 365 455 480 605 445 725 960 1345 1615 1900 Nm<br />
370 495 615 650 820 740 990 1300 1830 2200 2600 Nm<br />
6,8<br />
6 S<br />
8,8<br />
8 G<br />
10,9<br />
10 K<br />
12,9<br />
12 K<br />
14,9<br />
–<br />
➞<br />
➞<br />
n<strong>eu</strong><br />
alt<br />
TLX-SCR T07
Befestigungstechnik<br />
in Steinwerkstoffen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen 153<br />
Baustoffe 153<br />
Bohrverfahren 155<br />
Belastungsarten 157<br />
Versagensarten 158<br />
Befestigungsort 159<br />
Befestigungsarten 160<br />
Befestigungsmittel 162<br />
Montagearten 162<br />
Montagepraxis 163<br />
Sicherheit 165<br />
Der logische Weg zum richtigen<br />
Bohrverfahren 167<br />
Der logische Weg zum richtigen<br />
Bohrwerkz<strong>eu</strong>g 168<br />
Der logische Weg zum richtigen<br />
Dübel 170<br />
Atlas der wichtigsten<br />
Montagetechniken 171
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was versteht man unter<br />
Befestigungstechnik?<br />
Unter Befestigungstechnik versteht man<br />
Anwendungen, bei denen zwei oder<br />
mehrere Bauteile miteinander <strong>und</strong> ein<br />
oder mehrere Bauteile mit einem Baukörper<br />
lösbar oder unlösbar verb<strong>und</strong>en werden.<br />
2. Wodurch unterscheidet sich<br />
die Befestigungstechnik in<br />
Steinwerkstoffen von anderen<br />
Befestigungstechniken?<br />
Steinwerkstoffe sind in der Regel sehr<br />
hart <strong>und</strong> gleichzeitig wegen des relativ<br />
lockeren Gefügeverb<strong>und</strong>s spröde. Die<br />
bei anderen Werkstoffen vorhandene<br />
Möglichkeit der Befestigung mittels<br />
Schrauben ist deshalb nicht ohne weiteres<br />
möglich.<br />
3. Warum werden bei der Befestigungstechnik<br />
in Steinwerkstoffen<br />
neben den klassischen<br />
Verbindungsmitteln so genannte<br />
Dübel oder Anker verwendet?<br />
Dübel oder Anker sind notwendig, um<br />
Schrauben oder Nägel dauerhaft <strong>und</strong> belastbar<br />
in Steinwerkstoffen anzuwenden.<br />
4. Nach welchen Kriterien wird<br />
die Befestigungsart in<br />
Steinwerkstoffen ausgewählt?<br />
Die Befestigungsart hängt ab von:<br />
– Baustoff<br />
– Belastung<br />
– Belastungsart<br />
Nach diesen Kriterien richten sich<br />
– Bohrverfahren<br />
– Befestigungsmittel<br />
– Montageart<br />
Baustoffe<br />
5. Was versteht man unter<br />
Baustoffen?<br />
Als Baustoff wird das Material bezeichnet,<br />
aus dem der Baukörper besteht.<br />
6. Welche Baustoffe werden am<br />
meisten verwendet?<br />
Die am häufigsten verwendeten Baustoffe<br />
lassen sich in drei Hauptgruppen<br />
unterteilen:<br />
– Beton<br />
– Mauerwerksbaustoffe<br />
– Plattenbaustoffe<br />
7.<br />
Befestigungstechnik 153<br />
Welche Arten von Beton gibt es?<br />
Beton unterteilt man in<br />
– Normalbeton<br />
– Leichtbeton<br />
Eine besondere Variante des Leichtbetons<br />
ist der so genannte „Gasbeton“.<br />
8. Was sind die Eigenschaften von<br />
Normalbeton?<br />
Normalbeton ist ein Gemisch aus Zement<br />
<strong>und</strong> den Zuschlagstoffen Sand <strong>und</strong> Kies.<br />
Normalbeton hat keine Hohlräume <strong>und</strong><br />
ist meist von hoher Druckfestigkeit. Zur<br />
Aufnahme von Zugkräften kann er mit<br />
Stahleinlagen („Bewehrung“) versehen<br />
werden. Man spricht dann von Stahlbeton.<br />
Die Festigkeitsklassen von Normalbeton<br />
sind entsprechend der Druckfestigkeit<br />
wie folgt gekennzeichnet:<br />
Alte Bezeichnung N<strong>eu</strong>e Bezeichnung<br />
B 15 C 12/15<br />
B 25 C 20/25<br />
B 35 C 30/37<br />
B 45 C 40/50<br />
B 55 C 50/60<br />
Nach der alten Bezeichnung steht die<br />
Zahl für die Druckfestigkeit in N/mm 2 eines<br />
Würfels mit 200 mm Kantenlänge.<br />
Bei der n<strong>eu</strong>en Bezeichnung steht die<br />
erste Zahl für die Druckfestigkeit in<br />
N/mm 2 eines Zylinders mit 150 mm<br />
Durchmesser <strong>und</strong> 200 mm Höhe, die<br />
zweite Zahl für die Druckfestigkeit eines<br />
Würfels mit der Kantenlänge 150 mm.
154 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
9. Was sind die Eigenschaften von 13. Was sind Lochsteine?<br />
Leichtbeton?<br />
Lochsteine bestehen aus demselben Ma-<br />
Leichtbeton unterscheidet sich durch die terial wie Vollsteine, haben aber im Ge-<br />
Zuschlagstoffe vom Normalbeton. Üblich gensatz zu diesen eine Vielzahl von geo-<br />
sind Zuschläge von Bims <strong>und</strong> Blähton. metrisch angeordneten Hohlräumen. Sie<br />
Leichtbeton hat eine wesentlich gerin- können je nach Typ ein dichtes oder porigere<br />
Druckfestigkeit <strong>und</strong> Härte als Norges Gefüge haben. Die wichtigsten Typen<br />
malbeton.<br />
von Lochsteinen mit dichtem Gefüge<br />
sind:<br />
10. Was sind die Eigenschaften von – Lochziegel<br />
Gasbeton?<br />
– Kalksand-Lochsteine<br />
Gasbeton entsteht durch den Zuschlag<br />
gastreibender Stoffe, die dem Beton<br />
– Kalksand-Hohlblocksteine<br />
beim Aushärten ein poriges, schwam- <strong>und</strong> bei Lochsteinen mit porigem Gefüge:<br />
martiges Gefüge geben. Gasbeton – Leichtziegel<br />
kommt meist in vorgeformten Bauteilen<br />
als Mauerwerksbaustoff zum Einsatz.<br />
– Leichtbeton-Hohlblocksteine<br />
11. Welche Arten von Mauerwerksbaustoffen<br />
gibt es?<br />
Mauerwerk ist ein Verb<strong>und</strong> von Steinen<br />
oder Platten <strong>und</strong> Mörtel bzw. Klebern.<br />
Übliche Mauerwerkbaustoffe sind:<br />
– Vollsteine<br />
– Lochsteine<br />
– Plattenwerkstoffe<br />
12. Was sind Vollsteine?<br />
Vollsteine sind von homogenem Gefüge<br />
TLX-BFE 02<br />
<strong>und</strong> können je nach Baustoff ein dichtes<br />
oder poriges Gefüge haben. Die wichtig- 14. Was sind Plattenwerkstoffe?<br />
sten Typen von Vollsteinen mit dichtem Zu dieser Gruppe gehören dünnwandige<br />
Gefüge sind:<br />
Baustoffe wie:<br />
– Vollziegel (Backsteine)<br />
– Gipskartonplatten<br />
– Klinker<br />
– Gipsfaserplatten<br />
– Kalkvollsandstein<br />
– Platten aus Holzwerkstoffen<br />
<strong>und</strong> bei Vollsteinen mit porigem Gefüge: Häufig haben Plattenbaustoffe geringe<br />
– Leichtbeton<br />
Festigkeiten. Sie werden in erster Linie<br />
– Gasbeton<br />
zum Innenausbau eingesetzt.<br />
TLX-BFE 01<br />
TLX-BFE 03
Bohrverfahren<br />
15. Welche Bohrverfahren gibt es?<br />
Zum Herstellen von Dübellöchern in<br />
Steinwerkstoffen werden die Bohrverfahren<br />
– Drehbohren<br />
– Schlagbohren<br />
– Hammerbohren<br />
angewendet. Das zur Auswahl kommende<br />
Bohrverfahren richtet sich dabei<br />
nach dem Werkstoff des Baukörpers.<br />
16. Welche Eigenschaften hat das<br />
Drehbohren?<br />
Die typischen Eigenschaften des Drehbohrens<br />
sind:<br />
– hoher Arbeitsfortschritt<br />
– sehr saubere Bohrlochgeometrie<br />
– keine Schlagwirkung<br />
– hohe Bohrdrehzahl<br />
– sehr geringe Geräuschentwicklung<br />
Drehbohrer für die Steinbearbeitung arbeiten<br />
durch Schabewirkung. Es müssen<br />
deshalb spezielle, scharf geschliffene<br />
Bohrer mit Hartmetallschneide verwendet<br />
werden.<br />
Als Elektrowerkz<strong>eu</strong>g dienen Bohrmaschinen<br />
oder Schlagbohrmaschinen in<br />
der Drehbohrstellung.<br />
Bohren durch „schabende Bewegung“<br />
in weichem Gestein<br />
A Durch Andruck dringt die<br />
Schneide in das Material ein.<br />
B Durch Drehbewegung wird das<br />
Material abgeschabt <strong>und</strong> aus<br />
dem Bohrloch entfernt.<br />
TLX-BFE 04<br />
17. Wo wird Drehbohren<br />
angewendet?<br />
Typische Anwendung des Drehbohrens<br />
ist das Herstellen von Dübellöchern in<br />
weichen bis mittelharten Baustoffen wie<br />
Vollziegeln <strong>und</strong> Lochsteinen.<br />
Bohren in Hohlgestein<br />
Schlag- oder Hammerbohren<br />
Kammern<br />
brechen aus<br />
Zerstörte Kammern bed<strong>eu</strong>tenNacharbeit<br />
(Gips) oder Injektionsdübel (t<strong>eu</strong>er)<br />
Drehbohren<br />
Befestigungstechnik 155<br />
Kammern brechen nicht aus<br />
Universaldübel hält (kostengünstig)<br />
EWBS-BFT006/P
156 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
18. Welche Eigenschaften hat das<br />
Schlagbohren?<br />
Die typischen Eigenschaften des Schlagbohrens<br />
sind:<br />
– geringerer Arbeitsfortschritt<br />
– geringe Einzelschlagenergie<br />
– sehr hohe Schlagfrequenz<br />
– hohe Bohrdrehzahl<br />
– sehr hohe Geräuschentwicklung<br />
Wegen der Schlagbewegung müssen<br />
spezielle Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge, so genannte<br />
„Steinbohrer“, mit Hartmetall-Meißelschneide<br />
verwendet werden. Als Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
dienen Schlagbohrmaschinen.<br />
19. Wo wird Schlagbohren<br />
angewendet?<br />
Typische Anwendung des Schlagbohrens<br />
ist das Herstellen von Dübellöchern in<br />
mittelharten Baustoffen wie Klinker <strong>und</strong><br />
Kalksandstein.<br />
Für gelegentliches Bohren in Beton ist<br />
die Anwendung Schlagbohren ebenfalls<br />
möglich, allerdings ist dies mit sehr<br />
hohen Andruckkräften verb<strong>und</strong>en. Der<br />
Bohrfortschritt ist beim Auftreffen auf<br />
harte Zuschlagstoffe (Kiesel) gering.<br />
20. Welche Eigenschaften hat das<br />
Hammerbohren?<br />
Die typischen Eigenschaften des Hammerbohrens<br />
sind:<br />
– hoher Arbeitsfortschritt<br />
– hohe Einzelschlagenergie<br />
– geringe Schlagfrequenz<br />
– geringe Bohrdrehzahl<br />
– mittlere Geräuschentwicklung<br />
Durch die hohen Schlagkräfte müssen<br />
spezielle Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge, so genannte<br />
„Hammerbohrer“, mit Hartmetall-Meißelschneide<br />
verwendet werden. Als Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
dienen Bohrhämmer.<br />
21. Wo wird Hammerbohren<br />
angewendet?<br />
Typische Anwendung des Hammerbohrens<br />
ist das Herstellen von Dübellöchern<br />
in harten Baustoffen wie Beton, Naturstein,<br />
Kalksandstein.<br />
Wegen seiner Wirtschaftlichkeit hat<br />
sich das Hammerbohren in der professionalen<br />
Anwendung weltweit durchgesetzt.<br />
Bohren in Gestein<br />
Schlagbohrmaschine<br />
Hohe Rotationsgeschwindigkeit<br />
Hohe Schlagzahl<br />
Hoher Geräuschpegel<br />
Geringe Einzelschlagenergie<br />
geringer Arbeitsfortschritt<br />
in<br />
hartem Gestein<br />
Bohrhammer<br />
Geringe Rotationsgeschwindigkeit<br />
Geringe Schlagzahl<br />
Geringer<br />
Geräuschpegel<br />
Hohe Einzelschlagenergie<br />
Hoher Arbeitsfortschritt<br />
in<br />
hartem Gestein<br />
EWBS-BFT003/P
Belastungsarten<br />
22. Welche Belastungsarten gibt es?<br />
Die Belastung einer Befestigung kann in<br />
folgende Kriterien eingeteilt werden:<br />
– Höhe der Belastung<br />
– Belastungsrichtung<br />
– Belastungstyp<br />
23. Was versteht man unter der<br />
Höhe der Belastung?<br />
Unter Belastungshöhe versteht man die<br />
absolute Kraft, die auf das Verbindungsmittel<br />
einwirkt. Dies können sowohl Zugkräfte<br />
als auch Scher- <strong>und</strong> Drehkräfte<br />
sein.<br />
24. In welcher Richtung können<br />
Belastungen wirken?<br />
Als Belastungsrichtungen in der Befestigungstechnik<br />
kommen folgende Kräfte in<br />
Frage:<br />
– Normalkraft (Zugkraft)<br />
– Querkraft (Scherkraft)<br />
– Schrägzug<br />
– Schrägzug im Abstand (Biegung)<br />
25. Was versteht man unter<br />
Normalkraft (Zugkraft)?<br />
Die reine Zugkraft kommt meist an<br />
Deckenbefestigungen vor. Sie ist für die<br />
Dübelbefestigung die ungünstigste Kraft,<br />
da sie der Richtung entgegenwirkt, in<br />
welcher der Dübel gesetzt wurde.<br />
26. Was versteht man unter<br />
Querkraft?<br />
Die Querkraft kommt meist bei Wandbefestigungen<br />
vor. Da sie quer zu der Richtung<br />
wirkt, in welcher der Dübel gesetzt<br />
wurde, kann der Dübel sehr hohe Querkräfte<br />
aufnehmen.<br />
27. Was versteht man unter<br />
Schrägzug?<br />
In der Praxis kommen meist Kombinationen<br />
aus Zugkraft <strong>und</strong> Querkraft vor.<br />
Die Schrägzugkraft ist dann die geometrische<br />
Addition aus Zug- <strong>und</strong> Querkraft.<br />
Die Schrägzugbelastbarkeit von<br />
Dübeln ist höher als ihre Zugbelastbarkeit,<br />
aber geringer als ihre Querkraftbelastbarkeit.<br />
Befestigungstechnik in Gestein –<br />
Belastungsarten<br />
Belastungsart<br />
Zug<br />
Quer<br />
V<br />
Schräg (Zug <strong>und</strong> Quer)<br />
V<br />
R<br />
N<br />
N<br />
Schräg <strong>und</strong> Biegung<br />
M<br />
Befestigungstechnik 157<br />
b<br />
e<br />
V<br />
R<br />
N<br />
Beispiel<br />
N = Normalkraft / Zug<br />
V = Vertikal- / Querkraft<br />
R = Schrägzug (zentrische<br />
Zug- <strong>und</strong> Querkraft)<br />
M b = Biegemoment<br />
e = Biegehebel<br />
EWBS-BFT011/P
158 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
28. Was versteht man unter<br />
Schrägzug im Abstand?<br />
Wenn die Schrägzugkraft nicht direkt in<br />
der Ebene des Baukörpers angreift, sondern<br />
in einem Abstand dazu, entsteht ein<br />
Hebelarm <strong>und</strong> somit ein zusätzliches Biegemoment.<br />
Beide Belastungstypen,<br />
Schrägzug <strong>und</strong> Biegemoment, müssen<br />
bei diesem Befestigungsfall berücksichtigt<br />
werden.<br />
29. Welche Belastungstypen gibt es?<br />
Die Belastungstypen können wie folgt<br />
eingeteilt werden:<br />
– ruhende Belastung<br />
– dynamische Belastung<br />
– Schockbelastung<br />
30. Was versteht man unter<br />
ruhender Belastung?<br />
Eine ruhende Belastung liegt dann vor,<br />
wenn sich die Größe der Belastung <strong>und</strong><br />
die Belastungsrichtung nicht wesentlich<br />
ändert.<br />
31. Was sind typische Fälle von<br />
ruhender Belastung?<br />
Hierzu zählen Befestigungen von Schränken,<br />
Regalen, Bel<strong>eu</strong>chtungskörpern.<br />
32. Was versteht man unter<br />
dynamischer Belastung?<br />
Eine dynamische Belastung liegt dann<br />
vor, wenn sich die Größe der Belastung<br />
<strong>und</strong>/oder die Belastungsrichtung häufig<br />
ändern.<br />
33. Was sind typische Fälle von<br />
dynamischer Belastung?<br />
Hierzu zählen Befestigungen von Lasthaken,<br />
Kranschienen, Schwenkarmen.<br />
34. Was versteht man unter<br />
Schockbelastung?<br />
Eine Schockbelastung liegt dann vor,<br />
wenn sich die Größe der Belastung<br />
<strong>und</strong>/oder Belastungsrichtung innerhalb<br />
extrem kurzer Zeiträume wesentlich ändern.<br />
35. Was sind typische Fälle von<br />
Schockbelastung?<br />
Hierzu zählen Erdbeben, Explosionen<br />
<strong>und</strong> plötzlich freiwerdende Aufprallenergien.<br />
Versagensarten<br />
36. Wann können Befestigungen<br />
versagen?<br />
Befestigungen können versagen, wenn<br />
– Befestigungsmittel – Dimensionierung<br />
– Befestigungsort – Montagequalität<br />
nicht den Anforderungen an den Belastungsfall<br />
entsprechen. In der Praxis sind<br />
dies meist<br />
– zu hohe Last<br />
– zu geringe Festigkeit des Ankergr<strong>und</strong>es<br />
– zu geringe Setztiefe<br />
– zu geringe Achs-<strong>und</strong> Randabstände<br />
Als Folge davon entstehen im Werkstoff<br />
des Baukörpers meist so genannte Ausbruchkegel<br />
oder Risse, welche zum Ausfall<br />
der Befestigung führen.<br />
Befestigungstechnik in Gestein<br />
Versagensarten von Dübeln<br />
V<br />
Herauszug<br />
Bruch durch Zug<br />
N<br />
Bruch durch<br />
Querkraft<br />
N<br />
EWBS-BFT012/P
Befestigungsort<br />
37. Was versteht man unter einem<br />
Befestigungsort?<br />
Als Befestigungsort bezeichnet man die<br />
Stelle im Baukörper, an dem das Befestigungsmittel<br />
eingesetzt werden soll.<br />
38. Kann man den Befestigungsort<br />
frei wählen?<br />
Nein. Der Befestigungsort hängt vom<br />
Baukörper ab. Wichtigste Kriterien sind<br />
dabei:<br />
– der Randabstand<br />
– der Achsabstand der<br />
Befestigungspunkte<br />
– die Baukörperdicke<br />
– Beschädigungen des Baukörpers<br />
Nur wenn der Befestigungsort entsprechend<br />
den Kriterien gewählt wurde, ist<br />
eine sichere Befestigung möglich.<br />
39. Welchen Einfluss hat der<br />
Randabstand?<br />
Wird ein Dübel oder Spreizanker zu nahe<br />
am Rand oder an Ecken eingesetzt, dann<br />
kann durch die hohen Spreizkräfte der<br />
Baustoff in diesem Bereich Risse bekommen<br />
oder abplatzen. Bezüglich der zulässigen<br />
Randabstände sind deshalb für das<br />
betreffende Befestigungsmittel die Herstellerangaben<br />
zu beachten.<br />
40. Welchen Einfluss hat der<br />
Achsabstand?<br />
Werden Dübel in einer Reihe mit zu geringem<br />
Achsabstand montiert, kann dies zu<br />
Rissen im Baukörper oder gar zur Spaltung<br />
des Baukörpers führen. Auch hierzu<br />
geben die Befestigungsmittelhersteller<br />
Richtwerte an.<br />
41. Welchen Einfluss hat die<br />
Baukörperdicke?<br />
Eine zu geringe Dicke des Baukörpers<br />
kann durch Rissbildung oder Ausbruch<br />
zum Versagen der Befestigung führen.<br />
Daher ist in der Regel eine Mindestbaukörperdicke<br />
von etwa der zweifachen<br />
Verankerungstiefe nötig. Eine Ausnahme<br />
bilden spezielle Dübel für Plattenwerkstoffe.<br />
Befestigungstechnik 159<br />
Befestigungstechnik in Gestein<br />
Versagensarten des Baustoffs<br />
Zugbelastung<br />
zu hoch<br />
= Bruchkegel<br />
Randabstand<br />
zu gering<br />
= Randausbruch<br />
Geringe<br />
Verankerungstiefe<br />
= Materialausbruch<br />
auf der<br />
lastabgewandten<br />
Seite<br />
möglich<br />
Achsabstand<br />
zu gering<br />
= Rissbildung<br />
V<br />
N<br />
N<br />
EWBS-BFT013/P
160 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
42. Welchen Einfluss haben<br />
Beschädigungen im Baukörper?<br />
Beschädigungen im Baukörper wie beispielsweise<br />
Risse können die Befestigungsarten<br />
einschränken. Meist können<br />
Verbindungen durch Reibschluss nicht<br />
mehr eingesetzt werden. Es ist dann auf<br />
Verbindungsmittel mit Formschluss auszuweichen.<br />
In sicherheitsrelevanten Anwendungsfällen<br />
sind vorher Herstellerempfehlungen<br />
einzuholen.<br />
Befestigungsarten<br />
43. Welche Befestigungsarten<br />
gibt es?<br />
Die Befestigungsarten werden nach der<br />
Art der Krafteinleitung in den Baukörper<br />
unterschieden in<br />
– Reibschluss<br />
– Formschluss<br />
– Stoffschluss<br />
44. Was versteht man unter<br />
Reibschluss?<br />
Der Reibschluss wird zwischen Befestigungsmittel<br />
<strong>und</strong> Baustoff durch Aufspreizen<br />
des Befestigungsmittels hergestellt.<br />
Die dabei entstehende Reibungskraft<br />
muss höher sein als die auf das Befestigungsmittel<br />
wirkende Auszugskraft.<br />
Das Spreizteil des Dübels wird an die<br />
Bohrlochwand gepresst.<br />
Die dabei entstehende Reibkraft hält<br />
den Dübel im Baustoff<br />
TLX-BFE 05<br />
45. Wovon hängen die Haltekräfte<br />
beim Reibschluss ab?<br />
Die erreichbaren Haltekräfte werden<br />
durch das Spreizvermögen des Befestigungsmittels<br />
<strong>und</strong> durch die Beschaffenheit<br />
des Baustoffes bestimmt. Weiche<br />
Baustoffe benötigen eine größere Aufspreizung<br />
als harte Baustoffe.<br />
Reibschluss zwischen Dübel <strong>und</strong><br />
Baustoff<br />
TLX-BFE 06
46. Was versteht man unter<br />
Formschluss?<br />
Beim Formschluss nimmt das Befestigungsmittel<br />
die Form des Hohlraumes im<br />
Baustoff an.<br />
07<br />
Beim Formschluss passt sich der<br />
Dübel der Form des Bohrlochs beziehungsweise<br />
des Untergr<strong>und</strong>es an. TLX-BFE<br />
47. Wovon hängen die Haltekräfte<br />
beim Formschluss ab?<br />
Die erreichbaren Haltekräfte hängen von<br />
der Beständigkeit der Form des Befestigungsmittels<br />
<strong>und</strong> der Festigkeit des Baustoffes<br />
ab.<br />
Formschluss zwischen<br />
Dübel <strong>und</strong> Baustoff<br />
TLX-BFE 08<br />
Befestigungstechnik 161<br />
48. Was versteht man unter<br />
Stoffschluss?<br />
Beim Stoffschluss werden Befestigungsmittel<br />
<strong>und</strong> Baustoff durch geeignete Kleber<br />
wie Mörtel oder Kunststoffe miteinander<br />
verb<strong>und</strong>en. Hierbei entsteht sowohl<br />
Reibschluss als auch Formschluss.<br />
09<br />
Mörtel oder Kunstharz<br />
verbinden sich mit dem Dübel<br />
<strong>und</strong> dem Ankergr<strong>und</strong> TLX-BFE<br />
49. Wovon hängen die Haltekräfte<br />
beim Stoffschluss ab?<br />
Die erreichbaren Haltekräfte hängen von<br />
der Festigkeit des Klebers, der Innigkeit<br />
der Klebeverbindung <strong>und</strong> der Festigkeit<br />
des Baustoffes ab.<br />
Stoffschluss zwischen Dübel <strong>und</strong> Baustoff<br />
TLX-BFE 10
162 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Befestigungsmittel<br />
50. Welche Befestigungsmittel<br />
gibt es?<br />
Neben Schrauben <strong>und</strong> Nägeln werden<br />
Dübel oder Anker als Befestigungsmittel<br />
in Steinwerkstoffen eingesetzt. Sie vermitteln<br />
den Reib-, Form- oder Stoffschluss<br />
zur Werkstoffseite hin <strong>und</strong> den<br />
Formschluss bzw. Reibschluss zu<br />
Schrauben <strong>und</strong> Nägeln andererseits. Die<br />
Typenvielfalt von Dübeln <strong>und</strong> Ankern ist<br />
außerordentlich groß <strong>und</strong> meist spezifisch<br />
an spezielle Befestigungsfälle angepasst.<br />
Ihre komplette Darstellung würde<br />
den Rahmen dieser Informationsschrift<br />
sprengen. Es werden deshalb nur die<br />
gr<strong>und</strong>sätzlichen Typen für die Anwendungsfälle<br />
in<br />
– Beton<br />
– Mauerwerk<br />
– Plattenwerkstoffen<br />
in ihrer gr<strong>und</strong>sätzlichen Funktion <strong>und</strong><br />
Bauart beschrieben. Für detailliertere Information<br />
empfehlen wir die Kataloge<br />
<strong>und</strong> technischen Druckschriften der Dübelhersteller.<br />
51. Welche Dübel <strong>und</strong> Anker<br />
verwendet man in Beton?<br />
Bohrlöcher in Beton können meist präzise<br />
<strong>und</strong> maßhaltig ausgeführt werden.<br />
Der Werkstoff besitzt eine hohe Festigkeit<br />
<strong>und</strong> kann deshalb hohe Kräfte aufnehmen.<br />
Zur Anwendung kommen Dübel<br />
<strong>und</strong> Anker mit Reibschluss, Formschluss<br />
<strong>und</strong> Stoffschluss.<br />
52. Welche Dübel <strong>und</strong> Anker<br />
verwendet man in Mauerwerk?<br />
Mauerwerk zeichnet sich durch eine hohe<br />
Vielfalt an Typen <strong>und</strong> Eigenschaften aus.<br />
Die häufigste Anwendung erfolgt durch<br />
Dübel mit Reibschluss, bei weichen Baustoffen<br />
durch Anker mit Stoffschluss. In<br />
Hohlsteinen werden unter Umständen<br />
Dübel mit Formschluss eingesetzt.<br />
53. Was sind die Eigenschaften von<br />
Dübeln für Plattenwerkstoffe?<br />
Plattenwerkstoffe sind meist von geringer<br />
Festigkeit <strong>und</strong> Dicke. Typisches Befestigungsmittel<br />
sind Dübel mittels Formschluss.<br />
Montagearten<br />
54.<br />
Welche Montagearten gibt es?<br />
Die häufigsten Montagearten sind<br />
– Vorsteckmontage<br />
– Durchsteckmontage<br />
– Abstandsmontage<br />
55.<br />
Was ist eine Vorsteckmontage?<br />
Bei der Vorsteckmontage wird nach dem<br />
Bohren des Loches zunächst das Befestigungsmittel<br />
eingesteckt. Es schließt<br />
dabei meist bündig mit dem Baukörper<br />
ab. Erst dann wird das zu befestigende<br />
Bauteil aufgesetzt <strong>und</strong> festgeschraubt.<br />
Vorsteckmontage<br />
EWL-BST 334<br />
56. Wann wird die Vorsteckmontage<br />
angewendet?<br />
Die Vorsteckmontage ist die häufigste<br />
Montageart. Sie wird universell angewendet.<br />
57. Was ist eine Durchsteckmontage?<br />
Bei der Durchsteckmontage wird das<br />
Befestigungsmittel durch das zu befestigende<br />
Bauteil hindurch in das vorgebohrte<br />
Loch im Baukörper gesteckt. Es<br />
schließt dabei meist bündig mit dem zu<br />
befestigenden Bauteil ab.
Durchsteckmontage<br />
58. Wann wird die Durchsteckmontage<br />
angewendet?<br />
Die Durchsteckmontage bewährt sich bei<br />
Montagen, bei denen das zu montierende<br />
Bauteil mit mehreren Schrauben<br />
befestigt werden muss. Die Bohrungen in<br />
den Baukörper werden dann meist durch<br />
die bereits vorhandenen Bohrungen des<br />
Bauteils durchgeführt, oder aber auch in<br />
einem Zug durch Bauteil <strong>und</strong> Baukörper<br />
gemacht.<br />
59. Was ist eine Abstandsmontage?<br />
Die Abstandsmontage kann sowohl eine<br />
Vorsteckmontage als auch eine Durchsteckmontage<br />
sein, bei der jedoch das zu<br />
befestigende Bauteil durch die besondere<br />
Form des Befestigungsmittels in einem<br />
bestimmten Abstand zum Baukörper<br />
gehalten wird.<br />
Abstandsmontage<br />
EWL-BST 2763<br />
EWL-BST 2090<br />
60. Wann wird die Abstandsmontage<br />
angewendet?<br />
Die Abstandsmontage kommt dann zur<br />
Anwendung, wenn das zu befestigende<br />
Bauteil in einem bestimmten Abstand<br />
zum Baukörper befestigt werden muss.<br />
Befestigungstechnik 163<br />
Montagepraxis<br />
61. Welchen Einfluss hat die<br />
Bohrlochqualität?<br />
Die Qualität des Bohrloches bezüglich<br />
– Durchmessertoleranz<br />
– Tiefe<br />
– R<strong>und</strong>heit<br />
– Sauberkeit<br />
beeinflusst nachhaltig den Sitz des<br />
Dübels oder Ankers <strong>und</strong> damit dessen<br />
Belastbarkeit.<br />
62. Wie erzielt man eine hohe<br />
Bohrlochqualität?<br />
Die Bohrlochqualität hängt ab von<br />
– dem für den Baustoff geeigneten Bohrverfahren<br />
– der Verwendung von scharfen <strong>und</strong> qualitativ<br />
hochwertigen Bohrern<br />
– der ruhigen, winkelgenauen Maschinenführung<br />
63. Wie erhält man winkelgenaue<br />
Bohrlöcher?<br />
Durch die Verwendung eines Bohrwinkelcontrollers,<br />
welcher an der Bohrmaschine<br />
oder dem Bohrhammer angebracht<br />
wird.<br />
Bohren mit Bohrwinkelcontroller<br />
EWL-B049/P
164 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
64. Welchen Einfluss hat die<br />
Bohrlochtiefe?<br />
Die Bohrlochtiefe muss bis auf wenige<br />
Ausnahmen größer sein als die Verankerungstiefe.<br />
Bei Kunststoffdübeln muss<br />
das Bohrloch so tief sein, dass die aus<br />
dem Dübel austretende Schraubenspitze<br />
noch genug Platz hat. Nur bei Dübeln, die<br />
sich im Bohrlochgr<strong>und</strong> abstützen, wie<br />
beispielsweise Einschlaganker, ist die genaue<br />
Tiefe einzuhalten. Die genaue Bohrtiefe<br />
erhält man durch die Verwendung eines<br />
Bohrtiefenanschlages, welcher an<br />
der Bohrmaschine oder dem Bohrhammer<br />
angebracht wird.<br />
65. Welche Schraubenlänge ist<br />
richtig?<br />
Die Schraubenlänge richtet sich neben<br />
der Dicke des zu befestigenden Bauteils<br />
nach der Dübellänge. Generell gilt, dass<br />
die Schraube in fixiertem Zustand den<br />
Dübel in seiner ganzen Länge ausfüllen<br />
muss.<br />
66. Nach welcher Formel wird<br />
die richtige Schraubenlänge<br />
ermittelt?<br />
Die Formel für die richtige Schraubenlänge<br />
lautet:<br />
Schraubendurchmesser<br />
+ Dübellänge<br />
+ Dicke des Bauteiles<br />
= Gesamtlänge der Schraube<br />
Bei der Wahl der Schraubenlänge ist<br />
dann auf die nächste passende Standardlänge<br />
aufzur<strong>und</strong>en.<br />
Die Hersteller von Qualitätsdübeln informieren<br />
auf der Verpackung über den<br />
richtigen Schraubendurchmesser <strong>und</strong> die<br />
richtige Schraubenlänge.<br />
Befestigungstechnik in Gestein<br />
Schraubenlänge<br />
A<br />
B<br />
L s = A + B + C<br />
L s<br />
Formel zur Ermittlung der<br />
Mindestschraubenlänge L s :<br />
A = Schraubendurchmesser<br />
Beispiel:<br />
Schraubendurchmesser A: = 6 mm<br />
+ Dübellänge B:<br />
= 50 mm<br />
+ Dicke des Bauteils C: = 20 mm<br />
= Gesamtlänge der<br />
Schraube L s :<br />
= 76 mm<br />
Bei der Wahl der Schraubenlänge<br />
ist auf die passende Standardlänge<br />
aufzur<strong>und</strong>en. Das wäre in diesem<br />
Beispiel<br />
= 80 mm<br />
A<br />
C<br />
EWBS-BFT010/P
67. Wie kontrolliert man die<br />
Befestigung?<br />
Um gewährleisten zu können, dass die<br />
Befestigung den gewünschten Anforderungen<br />
entspricht, sind gegebenenfalls<br />
Kontrollen erforderlich. Mögliche Methoden<br />
sind:<br />
– Wegkontrolle<br />
– Kraftkontrolle<br />
– Sichtkontrolle<br />
68. Wie wird die Wegkontrolle<br />
durchgeführt?<br />
Bei der Wegkontrolle wird beispielsweise<br />
der Konus des Befestigungsmittels mit<br />
einem speziellen Einschlagwerkz<strong>eu</strong>g so<br />
weit in das Spreizteil getrieben, bis der<br />
B<strong>und</strong> des Einschlagwerkz<strong>eu</strong>ges als Wegkontrolle<br />
auf dem Dübelrand aufliegt.<br />
69. Wie wird die Kraftkontrolle<br />
durchgeführt?<br />
Die Kraftkontrolle erfolgt mittels eines<br />
Drehmomentschlüssels an der Schraube<br />
oder Mutter des Befestigungsmittels.<br />
70. Was muss bei der Sichtkontrolle<br />
beachtet werden?<br />
Die Sichtkontrolle wird stets bei Reaktions-<br />
oder Klebeankern durchgeführt. Um<br />
sicher zu gehen, dass der Anker vollständig<br />
von Mörtel oder Kunstharzkleber umgeben<br />
ist, muss am Ende des Setzvorganges<br />
etwas vom Kleber am Bohrloch<br />
austreten.<br />
Sicherheit<br />
71. Was muss bezüglich der Sicherheit<br />
in der Befestigungstechnik<br />
beachtet werden?<br />
Die Sicherheit von Befestigungen hängt<br />
zunächst von sachgemäßer Auswahl <strong>und</strong><br />
Planung, von der Qualität des ausgewählten<br />
Befestigungsmittels <strong>und</strong> der<br />
Ausführung der Montage ab. Hierbei<br />
müssen bestehende Vorschriften beachtet<br />
werden.<br />
75. Welche Vorschriften gibt es?<br />
Für die Verwendung von Befestigungsmitteln<br />
gibt es Vorschriften, baurechtliche<br />
Zulassungen <strong>und</strong> Normen, welche beachtet<br />
<strong>und</strong> eingehalten werden müssen.<br />
Befestigungstechnik 165<br />
Auskunft darüber geben die verantwortlichen<br />
Organisationen <strong>und</strong> Behörden,<br />
aber auch die Hersteller von Befestigungsmitteln.<br />
73. Was ist bezüglich des<br />
Brandschutzes zu beachten?<br />
Im Brandfalle ist es wichtig, dass das Befestigungsmittel<br />
nicht vor dem Baustoff<br />
des Baukörpers versagt. In f<strong>eu</strong>ergefährdeten<br />
Bereichen oder bei sicherheitsrelevanten<br />
Befestigungsfällen müssen deshalb<br />
statt Kunststoffdübeln solche aus<br />
hitzebeständigem Material wie beispielsweise<br />
Metall eingesetzt werden.<br />
74. Welche Rolle spielt die<br />
Korrosion?<br />
Korrosion entsteht durch den Einfluss einer<br />
aggressiven Atmosphäre im Bereich<br />
des Befestigungselementes. Dies kann<br />
sein:<br />
– F<strong>eu</strong>chtigkeit<br />
– Salznebel<br />
– Salzwasser<br />
– Chemische Dämpfe<br />
– Chlorhaltige Atmosphäre<br />
(Schwimmbäder)<br />
Der chemische Angriff kann zur<br />
Schwächung oder zur Zerstörung des Befestigungselementes<br />
<strong>und</strong> damit zum Versagen<br />
der Befestigung führen. In diesen<br />
Fällen sind Befestigungsmittel aus korrosionsfesten<br />
Werkstoffen einzusetzen.<br />
75. Welche Sicherheitsrolle spielt<br />
das Bohrmehl?<br />
Das beim Bohren entstehende Bohrmehl<br />
beeinflusst<br />
– die Sicherheit der Befestigung<br />
– die Sicherheit des Mont<strong>eu</strong>rs<br />
Bohrmehl darf nicht im Bohrloch zurückbleiben,<br />
weil dadurch die Montage des<br />
Dübels erschwert werden kann. Insbesondere<br />
bei Schwerlastankern <strong>und</strong> bei<br />
Klebedübeln (Injektionsankern) muss das<br />
Bohrloch absolut staubfrei sein, damit die<br />
vorgesehenen Festigkeitswerte erreicht<br />
werden.<br />
Staub gefährdet auch den Mont<strong>eu</strong>r,<br />
insbesondere wenn über Kopf gebohrt<br />
werden muss. In jedem Falle muss eine<br />
Schutzbrille getragen werden.<br />
Staubfreies Bohren lässt sich am besten<br />
durch eine externe Absaugvorrich-
166 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
tung erreichen oder durch Bohrhämmer<br />
mit integrierter Staubabsaugung. Für gelegentliche<br />
Bohrungen haben sich als kostengünstige<br />
Alternative so genannte<br />
Staubschalen bewährt.<br />
Absaughammer<br />
3<br />
1 Bohrhammer<br />
2 Absauggebläse<br />
3 Absaugvorrichtung<br />
4 Absaugschlauch<br />
5 Staubb<strong>eu</strong>tel<br />
Bohren mit Staubschale<br />
2 1<br />
4<br />
5<br />
EWL-A004/G<br />
EWL-B047/P<br />
Bohren mit Staubabsaugung<br />
EWL-B048/P
Der logische Weg zum richtigen Bohrverfahren<br />
Typische Baustoffe<br />
Naturgestein Beton Mauerwerkbaustoffe Plattenbauelemente<br />
Platten <strong>und</strong><br />
Tafeln<br />
Lochsteine<br />
Vollsteine<br />
mit porigem<br />
Gefüge<br />
Vollsteine<br />
mit dichtem<br />
Gefüge<br />
Leichtbeton<br />
Normalbeton<br />
Plattenmaterial<br />
Vollmaterial<br />
Befestigungstechnik 167<br />
Drehbohren<br />
Schlagbohren<br />
Hammerbohren<br />
BFT-T01
168 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum richtigen Bohrwerkz<strong>eu</strong>g<br />
Baustoff Handelsform Bauteil Bohrvorgang Bohrertyp Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Naturgestein Granit Vollmaterial hämmernd Hammerbohrer Bohrhammer<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Marmor Vollmaterial hämmernd Hammerbohrer Bohrhammer<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Travertin Vollmaterial drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Sandstein Vollmaterial drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Beton Normalbeton Vollmaterial hämmernd Hammerbohrer Bohrhammer<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Fertigbeton Vollmaterial hämmernd Hammerbohrer Bohrhammer<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Leichtbeton Vollmaterial drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Vollbausteine Vollziegel drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
mit dichtem in Bohrstellung<br />
Gefüge Kalksandstein leicht drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
schwer schlagend Schlagbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Schlagstellung<br />
BFT-T02
Der logische Weg zum richtigen Bohrwerkz<strong>eu</strong>g (Fortsetzung)<br />
Baustoff Handelsform Bauteil Bohrvorgang Bohrertyp Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Vollbausteine Schwemmstein drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
mit porigem in Bohrstellung<br />
Gefüge<br />
Lochbau- Hohlblocksteine drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
steine in Bohrstellung<br />
Hohlziegel<br />
Leichtbeton<br />
Befestigungstechnik 169<br />
Platten- Gipskarton drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
baustoffe in Bohrstellung<br />
Leichtbauplatten<br />
BFT-T02
170 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum richtigen Dübel<br />
Bei der Befestigungstechnik in<br />
Steinwerkstoffen ist stets der Baustoff<br />
das wichtigste Kriterium. Er<br />
bestimmt die Bohrtechnik <strong>und</strong><br />
daraus folgend den entsprechenden<br />
Bohrer <strong>und</strong> das Elektrowerk-<br />
z<strong>eu</strong>g. Die Auswahl des geeigneten<br />
Dübels oder Ankers erfolgt stets<br />
nach dem folgenden Schema,<br />
welches am Ende zur Auswahl aus<br />
dem Produktkatalog des Dübelherstellers<br />
führt.<br />
Auswahlschritte Beispiel<br />
Baustoff Beton<br />
Befestigungsgegenstand Metallwinkel<br />
Montageort Decke<br />
Belastungsart Zugkraft<br />
Belastungskraft 2000 N<br />
Befestigungsmittel Mutter<br />
Dübeltyp Metall-Einschlaganker<br />
aus Herstellerkatalog aus Herstellerkatalog<br />
BFT-T 03
Atlas der wichtigsten Montagetechniken<br />
Allgemeine Anwendung<br />
Universaldübel<br />
Metalldübel<br />
Befestigungstechnik 171<br />
EWL-BST 299<br />
EWL-BST 355
172 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schwerlastbefestigungen<br />
Hinterschnittanker<br />
Schwerlastanker<br />
Schwerlastanker<br />
EWL-BST 479<br />
EWL-BST 542<br />
EWL-BST 1121
Klebemontage<br />
Klebeanker<br />
Injektionsanker<br />
Befestigungstechnik 173<br />
EWL-BST 591<br />
EWL-BST 3288
174 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Hohlraum- <strong>und</strong> Plattenmontage<br />
Kippdübel<br />
Dämmstoffmontage<br />
Dämmstoffdübel<br />
EWL-BST 719<br />
EWL-BST 658
1. 3.<br />
2.<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Befestigungstechnik 175<br />
Dübelloch bohren<br />
Dübel einschlagen<br />
Schraube eindrehen
Schleifen Gr<strong>und</strong>lagen 177<br />
Schleifmittel 178<br />
Schleifgeräte 183<br />
– Schwingschleifer 183<br />
– Exzenterschleifer 186<br />
– Winkelschleifer 189<br />
– Bandschleifer 192<br />
Schleifpraxis 195<br />
Arbeitssicherheit 196<br />
Der logische Weg zum<br />
richtigen Schleifgerät 199<br />
Der logische Weg zum<br />
richtigen Schleifmittel 200<br />
Praxistabellen 201
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was ist Schleifen?<br />
Schleifen ist eine spanabhebende Bearbeitungsart,<br />
wobei die spanabhebenden<br />
Schneiden des Schleifkornes sehr klein<br />
sind. Die Späne sind sehr klein <strong>und</strong> in der<br />
Regel staubförmig, weshalb sie auch als<br />
Schleifstaub bezeichnet werden.<br />
Schleifen<br />
Materialabtrag beim Schleifen<br />
4<br />
6<br />
5<br />
4<br />
2 1<br />
1 Vorschub (Rotation) des<br />
Schleifmittels<br />
2 Schleifkorn<br />
3 Bindung<br />
4 Werkstoff (Werkstück)<br />
5 Hohlräume<br />
6 Spanbildung<br />
3<br />
2<br />
TLX-SLF 01/P<br />
2. Welche Schleifarten gibt es?<br />
Das Schleifen von Oberflächen nennt<br />
man Oberflächenschliff, das Trennen von<br />
Materialien durch Schleifen nennt man<br />
Trennschliff oder Tiefenschliff.<br />
Schleifen<br />
Oberflächenschliff<br />
Tiefenschliff (Trennen)<br />
Schleifen 177<br />
TLX-SLF 02/P<br />
3. Welches Material kann geschliffen<br />
werden?<br />
Fast alle festen Materialien können geschliffen<br />
werden. Lediglich bestimmte<br />
Materialtypen wie Elastomere können<br />
nicht oder nur mit hohem technischem<br />
Aufwand geschliffen werden.<br />
4. Wovon hängt die Schleifgüte ab?<br />
Die Schleifgüte (Schleifqualität) hängt<br />
von folgenden Faktoren ab:<br />
– vom gewählten Schleifmittel<br />
– vom gewählten Schleifprinzip<br />
– von der Praxiserfahrung des Anwenders
178 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
5. Wovon hängt der Arbeitsfortschritt<br />
beim Schleifen ab?<br />
Der Arbeitsfortschritt hängt von folgenden<br />
Faktoren ab:<br />
– vom gewählten Schleifmittel<br />
– vom gewählten Schleifprinzip<br />
– von der Praxiserfahrung des Anwenders<br />
Schleifmittel<br />
6. Was ist die Aufgabe des Schleifmittels?<br />
Das Schleifmittel ist in Kontakt mit dem<br />
zu bearbeitenden Material <strong>und</strong> vollzieht<br />
die eigentliche Abtragsarbeit.<br />
7. Wie ist das Schleifmittel<br />
beschaffen?<br />
Das Schleifmittel besteht im einfachsten<br />
Falle aus dem Schleifkorn, dem Trägermaterial<br />
<strong>und</strong> einem Bindemittel.<br />
8. Welche Schleifmittel gibt es?<br />
Es gibt Schleifmittel auf Unterlage <strong>und</strong><br />
Schleifmittel ohne Unterlage.<br />
Schleifmittel auf Unterlage: Bei Schleifmitteln<br />
auf Unterlage ist das Schleifmittel<br />
auf der Oberfläche eines Trägermaterials<br />
aufgebracht. Das Trägermaterial überträgt<br />
die Bewegung des Elektrowerkz<strong>eu</strong>gs<br />
auf das Schleifmittel <strong>und</strong> gibt ihm<br />
mechanischen Halt. Während des Betriebs<br />
ändert das Schleifmittel auf Unterlage<br />
seine Abmessungen nicht. Schnitt<br />
bzw. Umfangsgeschwindigkeiten bleiben<br />
also erhalten. Wenn das Schleifmittel abgestumpft,<br />
ausgebrochen oder verstopft<br />
ist, wirtschaftliches Schleifen also nicht<br />
mehr möglich ist, ist das Schleifmittel<br />
verbraucht. Die Unterlage kann<br />
– rechteckig (Schwingschleifer)<br />
– dreieckig (Deltaschleifer)<br />
– r<strong>und</strong> (Exzenterschleifer, Winkelschleifer)<br />
– fächerförmig (Winkelschleifer, Schleifbürste)<br />
– bandförmig (Bandschleifer, Varioschleifer)<br />
sein. Daneben sind Sonderausführungen<br />
möglich.<br />
Typische Schleifmittel auf Unterlage sind:<br />
– Schleifvlies<br />
– Schleifpapiere<br />
– Fiberschleifblätter<br />
– Fächerschleifscheiben<br />
– Hartmetall-Granulat-beschichtete<br />
Schleifscheiben<br />
– Diamantschleifscheiben<br />
Schleifvlies: Schleifvliese sind ein loses<br />
Gewirk aus Kunststofffasern, in welche<br />
das Schleifmittel eingelagert ist. Schleifvliese<br />
sind sehr weich <strong>und</strong> passen sich<br />
deshalb hervorragend an gewölbte<br />
Schleifflächen an. Durch ihr lockeres<br />
Gefüge können sie sehr gut den Staub<br />
aufnehmen <strong>und</strong> eignen sich deshalb hervorragend<br />
zum Feinschliff lackierter<br />
Oberflächen.<br />
Schleifvlies<br />
1<br />
2<br />
4<br />
6<br />
5<br />
1 Schleifplatte<br />
2 Klettbelag<br />
3 Filzschicht<br />
4 Vlies<br />
5 Nylonfaser<br />
6 Schleifmittel<br />
Schleifpapiere: Schleifpapiere bestehen<br />
aus speziellem Papier oder Geweb<strong>eu</strong>nterlagen<br />
<strong>und</strong> Bindemitteln, auf denen das<br />
Schleifkorn aufgestr<strong>eu</strong>t ist. Besondere<br />
Beschichtungen verhindern das frühzeitige<br />
Zusetzen des Schleifkornes <strong>und</strong> verlängern<br />
die Standzeit.<br />
3<br />
TLX-SLF 03/P
Schleifpapiertypen<br />
Naturleimbindung<br />
7<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Kunstharzbindung<br />
7<br />
4<br />
2<br />
1<br />
Vollkunstharzbindung<br />
7<br />
4<br />
2<br />
1<br />
Wirkstoffbeschichtet<br />
7<br />
6<br />
4<br />
5<br />
1<br />
1 Unterlage<br />
2 Naturleim-Gr<strong>und</strong>bindung<br />
3 Naturleim-Deckbindung<br />
4 Kunstharz-Deckbindung<br />
5 Kunstharz-Gr<strong>und</strong>bindung<br />
6 Wirkstoffschicht<br />
7 Schleifkorn<br />
TLX-SLF 04/G<br />
Als flache Bogen oder Ronden werden<br />
Schleifpapiere auf Schwingschleifern<br />
<strong>und</strong> Exzenterschleifern verwendet. Zu<br />
endlosen Bändern zusammengeklebt<br />
dienen sie als Schleifbänder an Bandschleifern.<br />
Fiberschleifblätter: Die Unterlage der Fiberschleifblätter<br />
ist ein Faserwerkstoff,<br />
der gepresste <strong>und</strong> chemisch behandelte<br />
Baumwollfasern als Trägermaterial für<br />
das Schleifmittel aufweist. Anwendung<br />
mit Winkelschleifern unter Verwendung<br />
flexibler Gummischleifteller.<br />
Fiberscheibe<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1 Winkelschleifer<br />
2 Stützteller (Gummiteller)<br />
3 Fiberscheibe<br />
4 Konische Spannmutter<br />
Fächerschleifscheiben: Auf einem Trägerteller<br />
aus Metall oder Kunststoff sind<br />
Schleifblätter fächerartig überlappend im<br />
Kreisring aufgebracht. Einsatz auf Winkelschleifern.<br />
Ihre Vorteile sind hohe Abtragsleistung,<br />
hohe Oberflächengüte,<br />
kühler Schliff <strong>und</strong> geringes Arbeitsgeräusch.<br />
Sie werden an Winkelschleifern<br />
verwendet.<br />
Fächerschleifteller<br />
(Schleifmopteller)<br />
Schleifen 179<br />
2 1<br />
1 Dachziegelartig übereinander<br />
liegende Schleifblätter (Fächer)<br />
2 Gr<strong>und</strong>körper<br />
(Schleifmittelträger)<br />
TLX-SLF 06/P TLX-SLF 05/P<br />
HM-Granulat-beschichtete Schleifscheiben:<br />
Hartmetallbestückte Schleifmittel<br />
bestehen aus einer Metallunterlage,<br />
auf der scharfkantiges Hartmetallgranulat<br />
angebracht ist. Durch die
180 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Verschleißfestigkeit des Hartmetalles <strong>und</strong><br />
die innige Verbindung zum Trägermaterial<br />
erreichen diese Schleifmittel sehr hohe<br />
Standzeiten. Bei Verstopfung lassen sie<br />
sich leicht mechanisch oder durch Verdünner<br />
säubern. Ihre Anwendung ist auf<br />
nichtmetallische, nichtmineralische<br />
Werkstoffe begrenzt.<br />
HM-Granulat-Schleifscheiben<br />
Ebene<br />
Schleiffläche<br />
Gewölbte<br />
Schleiffläche<br />
1 Stammblatt<br />
2 Hartmetallbestr<strong>eu</strong>te<br />
Schleiffläche<br />
Diamant-Trennscheibe (Ausschnitt)<br />
1 2 3<br />
1 Trägermaterial<br />
2 Verschweißung<br />
3 Diamanthaltiges Segment<br />
TLX-SLF 08/G<br />
Diamantschleifscheiben: Bei Schleifmitteln<br />
mit Diamantbestückung handelt<br />
es sich um Schleifkörper, an deren Umfang<br />
durchgehend oder in Segmentform<br />
1<br />
2<br />
TLX-SLF 07/P<br />
Diamanten oder diamantähnliche Schleifmittel<br />
in geeigneter Weise eingelagert<br />
sind. Diamant-Schleifmittel sind sehr<br />
komplex aufgebaut, was sich als Kostenfaktor<br />
auswirkt. Wegen ihrer großen<br />
Verschleißfestigkeit werden Diamantschleifscheiben<br />
in erster Linie zum Bearbeiten<br />
von Steinwerkstoffen verwendet.<br />
Schleifmittel ohne Unterlage: Bei<br />
Schleifmitteln ohne Unterlage ist das<br />
Schleifmittel mit einem geeigneten Bindemittel<br />
<strong>und</strong> eventuellen Verstärkungseinlagen<br />
geformt <strong>und</strong> verfestigt <strong>und</strong> stellt<br />
so eine schleifende <strong>und</strong> Last aufnehmende<br />
Einheit dar. Bei der Anwendung<br />
werden Schleifmittel <strong>und</strong> Bindemittel<br />
gleichzeitig „verbraucht“, wodurch das<br />
Schleifmittel seine geometrischen Abmessungen<br />
ändert (es wird kleiner).<br />
Wenn die Abmessungen die Befestigungsteile<br />
erreichen bzw. durch den<br />
Verschleiß die Umfangsgeschwindigkeit<br />
unwirtschaftlich gering wird, ist das<br />
Schleifmittel verbraucht. Schleifmittel<br />
ohne Unterlage können unterschiedliche<br />
Formen haben:<br />
– Schleifscheiben<br />
(Schleifmaschinen, Geradschleifer)<br />
– Schleifstifte (Geradschleifer,<br />
Schleifbürsten)<br />
– Trenn- <strong>und</strong> Schruppscheiben<br />
(Winkelschleifer)<br />
Typische Schleifmittel ohne Unterlage für<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> sind:<br />
– Trennscheiben<br />
– Schruppscheiben<br />
– Schleiftöpfe<br />
Bei der Auswahl der Schleifmittel muss<br />
darauf geachtet werden, dass nicht nur<br />
das Schleifmittel, sondern auch das Gefüge<br />
<strong>und</strong> das Bindemittel zum zu bearbeitenden<br />
Werkstoff passt. Die üblichen<br />
Typen unterscheiden sich in ihrem Gebrauch<br />
für Stein, Stahl, rostfreien Stahl<br />
<strong>und</strong> Aluminium.<br />
Werden die falschen Typen benützt,<br />
dann ist entweder die Abnützung zu hoch<br />
oder eine Bearbeitung nicht möglich.<br />
Trennscheiben: Trennscheiben dienen<br />
dem Tiefenschliff (Trennen) mittels Winkelschleifer<br />
<strong>und</strong> sind deshalb von geringer<br />
Dicke. Üblich sind Dicken von 1... 3
mm. Die dünneren Trennscheiben haben<br />
einen geringeren Leistungsbedarf <strong>und</strong><br />
schleifen bei vergleichbarer Maschinenleistung<br />
schneller als dickere Trennscheiben.<br />
Sie sind allerdings gegen Verkanten<br />
empfindlicher.<br />
Schruppscheiben: Schruppscheiben<br />
werden zum groben Oberflächenschliff<br />
verwendet <strong>und</strong> haben üblicherweise eine<br />
Dicke von 6...8 mm. Wie Trennscheiben<br />
werden sie an Winkelschleifern eingesetzt.<br />
Schruppscheibe<br />
1<br />
3<br />
4<br />
2 3<br />
1 Zentrierflansch<br />
2 Deckschichten<br />
3 Faserverstärkungen<br />
4 Schleifmittel<br />
Schleiftöpfe: Schleiftöpfe sind tassenförmige<br />
Schleifscheiben, die statt am<br />
Umfang an der Stirnseite schleifen. Sie<br />
werden an Winkelschleifern eingesetzt,<br />
vorzugsweise an Nassschleifern.<br />
4<br />
3<br />
4<br />
2<br />
3<br />
TLX-SLF 09/P<br />
Nassschleifer<br />
Schleifen 181<br />
1 Motorgehäuse 5 Wasserzufuhr<br />
2 Zusatzhandgriff 6 Schnellspann- 10/G<br />
3 Getriebegehäuse flansch<br />
4 Lagerflansch mit 7 Schleiftopf<br />
Wasserzufuhr TLX-SLF<br />
9. Aus welchem Material bestehen<br />
Schleifmittel?<br />
Die an <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n verwendeten<br />
Schleifmittel bestehen meist aus folgenden<br />
Materialien:<br />
– Naturkor<strong>und</strong><br />
– Siliciumcarbid<br />
– Aluminiumoxid<br />
– Zirkonkor<strong>und</strong><br />
– Diamant<br />
Entsprechend ihren Eigenschaften haben<br />
die Schleifmittel spezifische Einsatzfelder.<br />
Naturkor<strong>und</strong>: Naturkor<strong>und</strong> ist ein historischer<br />
Schleifmittelwerkstoff, der den Anforderungen<br />
an maschinenbetriebene<br />
Schleifmittel meist nicht mehr genügt. Er<br />
wird gelegentlich noch für geringwertige,<br />
handbetriebene Schleifmittel verwendet.<br />
Siliciumcarbid (SiC): SiC besitzt eine<br />
harte, scharfkantige Struktur <strong>und</strong> eignet<br />
sich besonders zum Bearbeiten harter<br />
<strong>und</strong> zäher Werkstoffe, aber auch für Gestein,<br />
Lacke <strong>und</strong> Kunststoffe.<br />
Aluminiumoxid (Al2O3): Aluminiumoxid<br />
(oder Edelkor<strong>und</strong>) ist sehr hart<br />
<strong>und</strong> zäh. Es eignet sich besonders zur
182 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bearbeitung langspanender Werkstoffe<br />
wie Holz <strong>und</strong> Metall.<br />
Zirkonkor<strong>und</strong>: Die mikrokristalline<br />
Struktur von Zirkonkor<strong>und</strong> setzt bei Abnützung<br />
immer wieder n<strong>eu</strong>e <strong>und</strong> scharfe<br />
Bruchkanten frei, wodurch ein selbstschärfender<br />
Effekt eintritt. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> eignet es sich besonders für zähharte<br />
Werkstoffe wie z. B. korrosionsfeste<br />
Stähle.<br />
Diamant: Naturdiamanten <strong>und</strong> synthetische<br />
Diamanten stellen das härteste<br />
Schleifmittel dar. Sie werden bevorzugt<br />
zur Bearbeitung von mineralischen Werkstoffen<br />
eingesetzt.<br />
10. Woran erkennt man, welches<br />
Schleifmittel für welchen<br />
Werkstoff geeignet ist?<br />
Für welchen Werkstoff ein Schleifmittel<br />
geeignet ist, steht auf dem Schleifmitteletikett<br />
<strong>und</strong> in den Katalogen der Schleifmittelhersteller.<br />
11. Was passiert, wenn Schleifmittel<br />
<strong>und</strong> Werkstoff nicht zusammenpassen?<br />
Im günstigsten Falle kann damit gearbeitet<br />
werden, aber das Schleifmittel verbraucht<br />
sich zu schnell. In den meisten<br />
Fällen wird die Oberfläche des Werkstückes<br />
zerstört oder beschädigt (z. B.<br />
durch Überhitzung). Im ungünstigsten<br />
Fall verstopft das Schleifmittel <strong>und</strong> kann<br />
sogar zerstört werden, was eine Gefahrenquelle<br />
für den Anwender darstellt.<br />
12. Wie ist das Schleifmittel am<br />
Schleifgerät befestigt?<br />
Schleifmittel können bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
wie folgt befestigt werden:<br />
– klemmen<br />
– haften<br />
– kleben<br />
– spannen<br />
Die Befestigungsart richtet sich nach dem<br />
verwendeten Schleifmittel <strong>und</strong> nach dem<br />
Schleifwerkz<strong>eu</strong>g. Blattförmige Schleifmittel<br />
werden meistens geklemmt, gehaftet<br />
oder geklebt, während scheibenförmige<br />
Schleifmittel meistens gespannt werden.<br />
Bei rotierenden Schleifwerkz<strong>eu</strong>gen mit<br />
hoher Leistung wie beispielsweise Win-<br />
kelschleifern wird das Schleifmittel stets<br />
durch Spannen befestigt.<br />
Schleifmittelbefestigung<br />
5<br />
7<br />
3<br />
6<br />
8<br />
4<br />
2 1<br />
2<br />
10<br />
1 Schleifplatte<br />
2 Schleifmittel<br />
3 Klammer<br />
4 Andruckfeder<br />
5 Filzbelag<br />
6 Klettbelag<br />
9<br />
1<br />
1<br />
Klemmen<br />
2<br />
Haften<br />
2<br />
Kleben<br />
Spannen<br />
7 Klebeschicht<br />
8 Glatte Oberfläche<br />
9 Zentrier- <strong>und</strong><br />
Mitnahmeflansch<br />
10 Spannmutter<br />
TLX-SLF 11/P
Klemmen: Schleifpapiere werden bei<br />
Schwingschleifern oft durch federnde<br />
Klammern befestigt.<br />
Vorteil: kostengünstiges Schleifmittel.<br />
Nachteil: Flächenverlust durch Klemmvorrichtung,<br />
umständliche Bedienung.<br />
Haften: Günstigste Befestigungsart für<br />
Schwingschleifer <strong>und</strong> Exzenterschleifer.<br />
Haftvermittlung mittels Klettbeschichtung.<br />
Vorteil: kein Flächenverlust, einfache<br />
Handhabung, auch eingerissenes Schleifpapier<br />
hält.<br />
Nachteil: etwas kostenaufwendiger.<br />
Kleben: Schleifpapiere werden mittels<br />
Sprühkleber oder selbstklebender<br />
Schleifpapiere auf die Schleifplatte geklebt.<br />
Vorteile: sehr gute Haftung.<br />
Nachteile: schmutzempfindlich, umständlich,<br />
nicht umweltfre<strong>und</strong>lich.<br />
Spannen: Typische Befestigungsart für<br />
Rotationsschleifgeräte. Das Schleifmittel<br />
(meist Schleif- oder Trennscheiben) wird<br />
mit einem Flansch auf der Maschinenspindel<br />
gespannt.<br />
Vorteil: Sicherheit auch bei hohen Leistungen<br />
<strong>und</strong> Drehzahlen.<br />
Nachteil: technisch aufwendig.<br />
Schleifgeräte<br />
13. Was ist die Aufgabe des<br />
Schleifgerätes?<br />
Das Schleifgerät hat die Aufgabe, bei<br />
größtmöglicher Handlichkeit für den<br />
Anwender die für den Schleifvorgang<br />
notwendige Energie (Kraft) auf das<br />
Schleifmittel zu übertragen.<br />
14. Nach welchen Prinzipien<br />
arbeiten Schleifgeräte?<br />
Nach dem Prinzip von<br />
– Schwingung<br />
– Schwingung <strong>und</strong> Rotation<br />
– Rotation<br />
– Umlauf<br />
15. Welche Schleifgeräte gibt es?<br />
Die typischen Schleifgeräte für die großflächige<br />
Oberflächenbearbeitung sind<br />
Schwingschleifer, Exzenterschleifer, Winkelschleifer<br />
<strong>und</strong> Bandschleifer.<br />
Leistungsprofile<br />
Abtrag<br />
Formen,<br />
Radien<br />
Winkelschleifer<br />
Schwingschleifer<br />
Bandschleifer<br />
Schwingschleifer<br />
Schleifen 183<br />
Ecken, Kanten<br />
Oberfläche<br />
Exzenterschleifer<br />
Deltaschleifer<br />
Varioschleifer<br />
TLX-SLF 12/P<br />
16. Nach welchem Prinzip arbeitet<br />
ein Schwingschleifer?<br />
Der Schwingschleifer arbeitet mittels<br />
Schwingungen der Schleifplatte. Durch<br />
die Schwingungen wird die Handbewegung<br />
beim manuellen Schleifen nachvollzogen.<br />
17. Welche Eigenschaften haben<br />
Schwingschleifer?<br />
Sie haben nur eine geringe Schwingbewegung,<br />
dafür aber eine sehr hohe Anzahl<br />
von Schwingungen pro Zeiteinheit.<br />
Sie haben stets eine harte <strong>und</strong> ebene<br />
Schleifplatte. Die Form der Schleifplatte<br />
ist rechteckig.
184 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
18. Was ist die wichtigste Eigenschaft<br />
von Schwingschleifern?<br />
Schwingschleifer ermöglichen auf ebenen<br />
Werkstücken eine sehr hohe Oberflächenqualität.<br />
19. Welches Material kann mit dem<br />
Schwingschleifer bearbeitet<br />
werden?<br />
Die Einsatzmöglichkeit richtet sich nach<br />
dem verwendeten Schleifmittel <strong>und</strong> ist<br />
universell. Vorzugsweise wird der<br />
Schwingschleifer zur Bearbeitung von<br />
Holz, Holzwerkstoffen <strong>und</strong> lackierten<br />
Flächen eingesetzt.<br />
20. Für welches Material eignet sich<br />
der Schwingschleifer nicht so<br />
gut?<br />
Der Schwingschleifer eignet sich weniger<br />
gut für Metalle <strong>und</strong> Steinwerkstoffe, weil<br />
hierbei die Abtragsleistung sehr gering<br />
ist.<br />
21. Welche Werkstücke können mit<br />
dem Schwingschleifer am<br />
besten bearbeitet werden?<br />
Der Schwingschleifer eignet sich hervorragend<br />
für ebene Flächen.<br />
22. Wür welche Werkstücke eignet<br />
sich der Schwingschleifer nicht<br />
so besonders?<br />
Bei scharfen Ecken <strong>und</strong> Kanten, konvex<br />
oder konkav gewölbten Flächen besteht<br />
wegen der ebenen <strong>und</strong> harten Schleifplatte<br />
die Gefahr des punktuellen Durchschleifens.<br />
Auch kann hierbei die Schleifplatte<br />
beschädigt werden.<br />
23. Von was hängt die Schleifleistung<br />
eines Schwingschleifers ab?<br />
Von der Körnung des Schleifmittels. Die<br />
technische Schleifleistung eines<br />
Schwingschleifers ergibt sich aus dem<br />
Produkt von Schwingkreisdurchmesser<br />
<strong>und</strong> Schwingungszahl pro Zeiteinheit. In<br />
der Praxis spielt die ergonomische Gestaltung<br />
des Schwingschleifers jedoch<br />
eine wichtige Rolle. Je günstiger die<br />
Handhabung <strong>und</strong> je besser die Vibrationsdämpfung,<br />
desto weniger ermüdet<br />
der Anwender, was sich ebenfalls auf den<br />
Arbeitsfortschritt auswirkt.<br />
Schwingschleifer<br />
Funktionsprinzip<br />
4<br />
3<br />
1<br />
1 Schleifplatte<br />
2 Exzenter (Prinzip)<br />
3 Schwinglager<br />
4 Gehäuse-Gr<strong>und</strong>platte<br />
5 Antriebsmotor<br />
Theoretische N<strong>eu</strong>tralstellung<br />
5<br />
2<br />
TLX-SLF 13/P
24. Welche Schwingschleifer gibt es?<br />
Schwingschleifer gibt es in den Varianten:<br />
– eigentliche Schwingschleifer<br />
– Deltaschleifer<br />
Eigentliche Schwingschleifer: Schwingschleifer<br />
werden nach der Größe ihrer<br />
Schleifplatte eingeteilt. Folgende Schleifplattenmaße<br />
gelten als Standardabmessungen:<br />
– 80 � 133 mm: Schwingschleifer mit<br />
diesem Maß werden wegen ihrer Anwendung<br />
mit einer Hand auch als<br />
„Fäustling“ bezeichnet <strong>und</strong> eignen sich<br />
in erster Linie für kleine Schleifarbeiten<br />
in beengten Arbeitssituationen.<br />
– 93 � 230 mm: Schwingschleifer mit<br />
diesem Plattenmaß sind universell<br />
einsetzbar <strong>und</strong> eignen sich für alle<br />
Arbeiten, wegen ihres günstigen Gewichts-Leistungs-Verhältnisses<br />
auch<br />
für Arbeiten an senkrechten Flächen.<br />
– 115 � 280 mm: Schwingschleifer für<br />
große Flächen. Wegen des größeren<br />
Maschinengewichtes werden diese<br />
Schwingschleifer bevorzugt für waagrechtes<br />
Arbeiten verwendet.<br />
Schwingschleifer<br />
1<br />
Deltaschleifer: Deltaschleifer sind eine<br />
kleinere Variante der Schwingschleifer.<br />
Wegen ihrer Stabform sind sie besonders<br />
handlich. Die kleine, dreieckförmige<br />
Schleifplatte ermöglicht punktuelle Bearbeitung<br />
von komplex geformten Werk-<br />
3<br />
2<br />
1 Schwingplatte<br />
(Schleifplatte)<br />
2 Antriebsmotor<br />
3 Staubb<strong>eu</strong>tel<br />
TLX-SLF 14/G<br />
stücken. Für großflächige Werkstücke<br />
sind sie weniger geeignet.<br />
Deltaschleifer<br />
25. Welches Zubehör gibt es für<br />
Schwingschleifer?<br />
Die wichtigsten Zubehöre für Schwingschleifer<br />
sind:<br />
– Lamellenvorsätze<br />
– Staubbehälter<br />
– BOSCH Mikrofilter-System<br />
– Adapter für externe Staubabsaugung<br />
Lamellenvorsätze: Lamellenvorsätze<br />
werden entweder auf der Schleifplatte<br />
befestigt oder an ihrer Stelle verwendet.<br />
Sie gestatten den Schliff in engen Spalten,<br />
zum Beispiel zwischen Lamellen von<br />
Möbeln <strong>und</strong> Fensterläden.<br />
Schwingschleifer<br />
Lamellenvorsatz<br />
2<br />
Schleifen 185<br />
1 Schwingschleifer<br />
2 Lamellenvorsatz (Schleifplatte)<br />
3 Lamellen<br />
Staubbehälter: Als klassische Staubbehälter<br />
dienen Leinwandb<strong>eu</strong>tel oder Papierb<strong>eu</strong>tel.<br />
Leinwandb<strong>eu</strong>tel haben den<br />
1<br />
3<br />
TLX-SLF 15/G<br />
TLX-SLF 16/P
186 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Vorteil der Wiederverwendbarkeit, lassen<br />
aber relativ viel des problematischen<br />
Feinstaubes durch die Gewebeporen<br />
austreten.<br />
Papierb<strong>eu</strong>tel haben wesentlich feinere<br />
Poren <strong>und</strong> halten den Feinstaub wirksamer<br />
zurück. Sie sind als Einwegb<strong>eu</strong>tel<br />
ausgelegt, können also nicht wiederverwendet<br />
werden.<br />
BOSCH Mikrofilter-System: Das Bosch<br />
Mikrofilter-System funktioniert ähnlich<br />
dem Luftfilter für Automobilmotoren. Der<br />
Staub wird in einen Kunststoffbehälter<br />
gefördert <strong>und</strong> setzt sich dort ab, während<br />
die Luft über einen feinporigen Faltenfilter<br />
austritt. Der Rückhaltegrad für den Feinstaub<br />
ist besser als beim Papierstaubb<strong>eu</strong>tel.<br />
Der Staubbehälter kann von Zeit<br />
zu Zeit entleert werden. Gesammelter<br />
Holzstaub kann mit einen flüssigen Bindemittel<br />
auf Zellulosebasis gemischt <strong>und</strong><br />
als Holzkitt (flüssiges Holz) weiterverwendet<br />
werden.<br />
BOSCH-Mikrofiltersystem<br />
1 2<br />
1 staubhaltiger Luftstrom<br />
2 Eintrittsöffnung des Staubbehälters<br />
3 Mikrofilter<br />
4 Staub<br />
5 Luftaustritt (staubfrei)<br />
TLX-SLF 17/P<br />
Adapter für externe Staubabsaugung:<br />
Alle Schwingschleifer von Bosch verfügen<br />
über Absaugstutzen, durch welche<br />
mittels eines Adapters Staubsauger angeschlossen<br />
werden können.<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Exzenterschleifer<br />
26. Nach welchem Prinzip arbeitet<br />
ein Exzenterschleifer?<br />
Exzenterschleifer arbeiten nach dem<br />
Prinzip der Schwingung mit überlagerter<br />
Rotation.<br />
Exzenterschleifer<br />
Bewegungsbild des Schleifkorns<br />
auf der Werkstückoberfläche<br />
TLX-SLF 18/G<br />
27. Welche Eigenschaften haben Exzenterschleifer?<br />
Die Schwingbewegung des Exzenterschleifers<br />
entspricht derjenigen des<br />
Schwingschleifers, zusätzlich rotiert die<br />
Schleifplatte. Der Schleifteller ist aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e kreisr<strong>und</strong>.<br />
28. Was ist die wichtigste Eigenschaft<br />
von Exzenterschleifern?<br />
Die Schleifgüte entspricht derjenigen des<br />
Schwingschleifers, der Arbeitsfortschritt<br />
ist aber wesentlich höher.
29. Welches Material kann mit dem<br />
Exzenterschleifer bearbeitet<br />
werden?<br />
Die Einsatzmöglichkeit richtet sich nach<br />
dem verwendeten Schleifmittel <strong>und</strong> ist<br />
universell. Vorzugsweise wird der Exzenterschleifer<br />
zur Bearbeitung von Holz,<br />
Holzwerkstoffen <strong>und</strong> lackierten Flächen<br />
eingesetzt. Mit entsprechendem Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
kann der Exzenterschleifer hervorragend<br />
für Polierarbeiten eingesetzt<br />
werden.<br />
30. Für welches Material eignet sich<br />
der Exzenterschleifer nicht so<br />
gut?<br />
Beim Schleifen von Metall oder Steinwerkstoffen<br />
ist der Arbeitsfortschritt geringer.<br />
31. Welche Werkstücke können mit<br />
dem Exzenterschleifer am besten<br />
bearbeitet werden?<br />
Wegen der r<strong>und</strong>en Schleifplatte, welche<br />
in verschiedenen Härtegraden lieferbar<br />
ist, können nahezu alle Werkstückformen<br />
bearbeitet werden.<br />
32. Für welche Werkstücke eignet<br />
sich der Exzenterschleifer nicht<br />
so besonders?<br />
Die Bearbeitung von scharfen Ecken <strong>und</strong><br />
Kanten kann zum Durchschliff <strong>und</strong> zur<br />
Beschädigung des Schleiftellers führen.<br />
33. Wovon hängt die Schleifleistung<br />
eines Exzenterschleifers ab?<br />
Von der Körnung des Schleifmittels. Die<br />
technische Schleifleistung eines Exzenterschleifers<br />
ergibt sich aus dem Produkt<br />
von Schwingkreisdurchmesser <strong>und</strong><br />
Schwingungszahl sowie der Umdrehungszahl<br />
pro Zeiteinheit. In der Praxis<br />
spielt die ergonomische Gestaltung des<br />
Exzenterschleifers jedoch eine wichtige<br />
Rolle. Je günstiger die Handhabung <strong>und</strong><br />
je besser die Vibrationsdämpfung, desto<br />
weniger ermüdet der Anwender, was sich<br />
ebenfalls auf den Arbeitsfortschritt auswirkt.<br />
34. Welche Exzenterschleifer gibt es?<br />
Die Exzenterschleifer werden in<br />
– Exzenterschleifer mit Freilaufrotation<br />
– Exzenterschleifer mit Zwangsrotation<br />
Schleifen 187<br />
eingeteilt. Je nach Gerätetyp kann von<br />
der einen zur anderen Variante umgerüstet<br />
bzw. umgeschaltet werden.<br />
Schliffbild von Exzenterschleifern<br />
Zwangsmitnahme<br />
Schliffbild grob<br />
Freilaufbetrieb<br />
Schliffbild fein<br />
TLX-SLF 19/P<br />
Exzenterschleifer mit Freilaufrotation:<br />
Bei freilaufenden Exzenterschleifern wird<br />
die Rotationsdrehzahl (<strong>und</strong> damit die Abtragsleistung)<br />
über die Fliehkraftwirkung<br />
der Exzentrizität erz<strong>eu</strong>gt. Es besteht keine<br />
feste Rotationsübertragung vom Motor<br />
her. Die Rotationsdrehzahl des Schleiftellers<br />
wird über die Andruckkraft bestimmt.<br />
Je geringer der Andruck, desto höher die<br />
Drehzahl <strong>und</strong> damit die Abtragsleistung.<br />
Je größer die Andruckkraft, desto geringer<br />
die Drehzahl <strong>und</strong> Abtragsleistung. Diese<br />
ungewöhnliche Funktionscharakteristik<br />
ist gewöhnungsbedürftig. Um beim<br />
Ansetzen der Maschine keine zu hohen<br />
Drehzahlen zu haben, sind freilaufende<br />
Exzenterschleifer in der Regel mit einer<br />
eingebauten Bremse versehen, welche<br />
die Leerlaufdrehzahl nach oben hin<br />
begrenzt („gebremster Freilauf“). Freilaufende<br />
Exzenterschleifer eignen sich für<br />
allgemeine Oberflächenschliffe <strong>und</strong><br />
zeichnen sich durch ihre kleinere Baugröße<br />
<strong>und</strong> Handlichkeit aus.<br />
Exzenterschleifer mit Zwangsrotation:<br />
Bei Exzenterschleifern mit Zwangsmitnahme<br />
wird die Rotation des Schleiftellers<br />
durch ein Getriebe vom Antriebs-
188 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
motor erz<strong>eu</strong>gt. Die Rotationsdrehzahl ist<br />
damit von der Andruckkraft unabhängig.<br />
Dies ist dann wichtig, wenn mit hohen<br />
Andruckkräften gearbeitet werden muss<br />
wie beispielsweise beim Grobschliff oder<br />
beim Polieren. Exzenterschleifer mit<br />
Zwangsmitnahme des Schleiftellers sind<br />
meist so ausgelegt, dass sie durch Umschalten<br />
oder Umrüsten sowohl freilaufend<br />
als auch zwangslaufend betrieben<br />
werden können.<br />
Exzenterschleifer<br />
Funktionsprinzip freilaufend<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1 Schleifteller<br />
2 Exzenterantrieb (Prinzip)<br />
3 Gehäuse-Gr<strong>und</strong>platte<br />
4 Antriebsmotor<br />
TLX-SLF 20/P<br />
Exzenterschleifer<br />
Funktionsprinzip Zwangsmitnahme<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1 Schleifteller<br />
2 Hohlrad<br />
3 Exzentrischer Antrieb<br />
4 Gehäuse-Gr<strong>und</strong>platte<br />
5 Antriebsmotor<br />
EWL-SLF 21/P<br />
35. Welches Zubehör gibt es für Exzenterschleifer?<br />
Die wichtigsten Zubehöre für Exzenterschleifer<br />
sind:<br />
– Spezialschleifteller<br />
– Polierzubehör<br />
– Staubbehälter<br />
– BOSCH Mikrofilter-System<br />
– Adapter für externe Staubabsaugung<br />
Spezialschleifplatten: Spezialschleifplatten<br />
ermöglichen die Anpassung des
Exzenterschleifers an die Werkstückform.<br />
Ebene Werkstücke werden am besten mit<br />
dem harten Schleifteller geschliffen, konkav<br />
oder konvex gewölbte Werkstücke am<br />
besten mit einem weichen Schleifteller.<br />
Exzenterschleifer<br />
Härte der Schleifplatte<br />
Harte Schleifplatte<br />
Extrem weiche Schleifplatte<br />
TLX-SLF 22/P<br />
Polierzubehör: Das Polierzubehör besteht<br />
aus Filzplatten unterschiedlicher<br />
Härte, welche als Träger für das pastöse<br />
Schleifmittel (Polierpaste, Polierwachs)<br />
dienen, sowie Lammfellhauben für die<br />
Nachpolitur.<br />
Staubbehälter: Als klassische Staubbehälter<br />
dienen Leinwandb<strong>eu</strong>tel oder Papierb<strong>eu</strong>tel.<br />
Leinwandb<strong>eu</strong>tel haben den<br />
Vorteil der Wiederverwendbarkeit, lassen<br />
aber relativ viel des problematischen<br />
Feinstaubes durch die Gewebeporen<br />
austreten.<br />
Papierb<strong>eu</strong>tel haben wesentlich feinere<br />
Poren <strong>und</strong> halten den Feinstaub wirksamer<br />
zurück. Sie sind als Einwegb<strong>eu</strong>tel<br />
ausgelegt, können also nicht wiederverwendet<br />
werden.<br />
BOSCH Mikrofilter-System: Das BOSCH<br />
Mikrofilter-System funktioniert ähnlich<br />
dem Luftfilter für Automobilmotoren. Der<br />
Staub wird in einen Kunststoffbehälter<br />
gefördert <strong>und</strong> setzt sich dort ab, während<br />
die Luft über einen feinporigen Faltenfilter<br />
austritt. Der Rückhaltegrad für den Feinstaub<br />
ist besser als beim Papierstaubb<strong>eu</strong>tel.<br />
Der Staubbehälter kann von Zeit<br />
zu Zeit entleert werden. Gesammelter<br />
Holzstaub kann mit einem flüssigen Bindemittel<br />
auf Zellulosebasis gemischt <strong>und</strong><br />
als Holzkitt (flüssiges Holz) weiterverwendet<br />
werden<br />
Adapter für externe Staubabsaugung:<br />
Alle Exzenterschleifer von Bosch verfügen<br />
über Absaugstutzen, durch welche<br />
mittels eines Adapters Staubsauger angeschlossen<br />
werden können.<br />
Winkelschleifer<br />
Schleifen 189<br />
36. Nach welchem Prinzip arbeitet<br />
ein Winkelschleifer?<br />
Winkelschleifer arbeiten ausschließlich<br />
mittels Rotation.<br />
37. Welche Eigenschaften haben<br />
Winkelschleifer?<br />
Sie arbeiten mit hohen Drehzahlen, wodurch<br />
das Schleifmittel eine hohe Umfangsgeschwindigkeit<br />
hat. Der Antriebsmotor<br />
ist im Winkel zur Schleifspindelachse<br />
angeordnet, wodurch sich die<br />
gerätetypisch hohen Leistungen sicher<br />
handhaben lassen.<br />
38. Was ist die wichtigste Eigenschaft<br />
von Winkelschleifern?<br />
Winkelschleifer haben eine sehr hohe Abtragsleistung<br />
<strong>und</strong> damit einen sehr hohen<br />
Arbeitsfortschritt.<br />
39. Welches Material kann mit dem<br />
Winkelschleifer bearbeitet werden?<br />
Die Einsatzmöglichkeit richtet sich nach<br />
dem verwendeten Schleifmittel <strong>und</strong> ist<br />
universell. Vorzugsweise wird der Winkelschleifer<br />
zum Schleifen von Metall <strong>und</strong><br />
Gestein eingesetzt.<br />
40. Für welches Material eignet sich<br />
der Winkelschleifer nicht so gut?<br />
Wegen der hohen Umfangsgeschwindigkeiten<br />
findet am Schleifort eine hohe
190 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Wärmeentwicklung statt. Für Holzwerkstoffe<br />
<strong>und</strong> Kunststoffe ist der Winkelschleifer<br />
deshalb weniger gut geeignet.<br />
41. Welche Werkstücke können mit<br />
dem Winkelschleifer am besten<br />
bearbeitet werden?<br />
Nahezu alle Werkstückformen können<br />
bearbeitet werden.<br />
42. Für welche Werkstücke eignet<br />
sich der Winkelschleifer nicht so<br />
besonders?<br />
Für Werkstücke, welche eine absolut<br />
ebene Oberfläche bekommen sollen, eignet<br />
sich der Winkelschleifer weniger gut,<br />
weil durch die hohe Abtragsleistung bei<br />
Anwendungsfehlern ungewollt tiefe Einschliffe<br />
entstehen.<br />
43. Wovon hängt die Schleifleistung<br />
eines Winkelschleifers ab?<br />
Von der Körnung des Schleifmittels. Die<br />
technische Schleifleistung eines Winkelschleifers<br />
ergibt sich aus der Umdrehungszahl<br />
pro Zeiteinheit. In der Praxis<br />
spielt die ergonomische Gestaltung des<br />
Winkelschleifers jedoch eine wichtige<br />
Rolle. Je günstiger die Handhabung <strong>und</strong><br />
je geringer das Leistungsgewicht der<br />
Maschine, desto weniger ermüdet der<br />
Anwender, was sich ebenfalls auf den<br />
Arbeitsfortschritt auswirkt.<br />
44. Welche Winkelschleifer gibt es?<br />
Winkelschleifer für die allgemeine Bearbeitung<br />
werden ihrer Größe entsprechend<br />
in<br />
– kleine Winkelschleifer<br />
(Einhandwinkelschleifer)<br />
– große Winkelschleifer<br />
(Zweihandwinkelschleifer)<br />
<strong>und</strong> die Spezialtypen:<br />
– Polierer<br />
– Betonschleifer<br />
– Nassschleifer<br />
eingeteilt.<br />
Daneben gibt es noch Winkelschleifer<br />
mit geringer Drehzahl, welche sich wegen<br />
ihrer großen Scheibendurchmesser besonders<br />
zum Trennen eignen.<br />
Kleine Winkelschleifer: Kleine Winkelschleifer<br />
werden auch als Einhand-Winkelschleifer<br />
oder Minischleifer bezeichnet<br />
<strong>und</strong> haben Maschinenleistungen zwischen<br />
600… <strong>1500</strong> Watt. Typische Scheibendurchmesser<br />
sind 115 mm; 125 mm;<br />
150 mm. Die entsprechenden Leerlaufdrehzahlen<br />
sind 11 000 min-1; 11 000<br />
min-1; 9.500 min-1. Sie werden am Zusatzhandgriff<br />
<strong>und</strong> am Motorgehäuse gehalten<br />
<strong>und</strong> geführt. Wegen der hohen<br />
Motorleistungen sollten sie stets im<br />
Zweihandbetrieb benützt werden. Der<br />
Einsatzbereich umfasst leichte bis mittlere<br />
Schleifarbeiten <strong>und</strong> leichte Trennarbeiten.<br />
Winkelschleifer<br />
(kleine Bauart)<br />
Winkelschleifer<br />
(große Bauart)<br />
TLX-SLF 23/G<br />
TLX-SLF 24/G<br />
Große Winkelschleifer: Große Winkelschleifer<br />
werden auch als Zweihand-<br />
Winkelschleifer bezeichnet <strong>und</strong> haben<br />
Maschinenleistungen zwischen 1800 …<br />
2500 Watt. Typische Scheibendurchmesser<br />
sind 180 mm; 230 mm; 300 mm. Die<br />
entsprechenden Leerlaufdrehzahlen sind
8500 min -1 ; 6500 min -1 ; 5000 min -1 . Sie<br />
werden am Zusatzhandgriff <strong>und</strong> am stielförmig<br />
verlängerten Motorgehäuse gehalten<br />
<strong>und</strong> geführt. Der Einsatzbereich<br />
umfasst schwere Schleifarbeiten<br />
(Schruppschleifen) <strong>und</strong> Trennen.<br />
Polierer: Polierer sind Sonderausführungen<br />
von Winkelschleifern zur Feinstbearbeitung<br />
von Oberflächen. Da die zu polierenden<br />
Oberflächen aus Metall, aber<br />
auch aus wärmeempfindlichen Lackschichten<br />
bestehen können, haben Polierer<br />
einstellbare Drehzahlen im Bereich<br />
von ca. 700 … 3000 U/min. Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
werden Filz-, Leinen- <strong>und</strong><br />
Lammfellscheiben verwendet, das<br />
Schleifmittel wird in Form einer Paste<br />
oder als Wachs aufgetragen.<br />
Polierer<br />
Lammfellhaube<br />
TLX-SLF 25/G<br />
Betonschleifer: Betonschleifer sind<br />
Sonderausführungen von kleinen Winkelschleifern<br />
zum Flachschleifen <strong>und</strong> Bearbeiten<br />
von Gesteinsoberflächen. Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
werden diamantbestückte<br />
Schleifteller eingesetzt. Der Schliff erfolgt<br />
trocken mit Drehzahlen bis 11 000 U/min.<br />
Wegen des Trockenschliffs <strong>und</strong> der sehr<br />
hohen Drehzahl werden hohe Abtragsleistungen<br />
erzielt, welche eine extrem hohe<br />
Staubentwicklung zur Folge haben. Betonschleifer<br />
sind deswegen mit einer geschlossenen<br />
Absaug-Schutzhaube ausgestattet<br />
<strong>und</strong> dürfen nur zusammen mit<br />
einer leistungsstarken <strong>und</strong> zugelassenen<br />
Staubabsaugung betrieben werden.<br />
Betonschleifer<br />
1<br />
1 Absaugschlauch<br />
2 Antriebsmotor<br />
3 Haltebügel<br />
4 geschlossene Schutzhaube<br />
Nassschleifer<br />
Schleifen 191<br />
2 3 4<br />
1 Motorgehäuse 5 Wasserzufuhr<br />
2 Zusatzhandgriff 6 Schnellspann-<br />
3 Getriebegehäuse flansch<br />
4 Lagerflansch mit 7 Schleiftopf<br />
Wasserzufuhr<br />
TLX-SLF 27/G<br />
TLX-SLF 26/G<br />
Nassschleifer: Nassschleifer sind Sonderausführungen<br />
von Winkelschleifern<br />
zum Bearbeiten von Gesteinsoberflächen.<br />
Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge werden<br />
sogenannte Schleiftöpfe verwendet, die<br />
Drehzahl liegt bei ca. 2000 U/min. Um<br />
Staubentwicklung beim Schleifen zu vermeiden<br />
<strong>und</strong> um den Schleiftopf zu<br />
spülen, wird über ein abgedichtetes Zwischenlager<br />
am Getriebeflansch während<br />
des Betriebes kontinuierlich durch die<br />
hohle Spindel Wasser zugeführt. Aus Si-
192 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
cherheitsgründen ist beim Nassschliff ein<br />
Trenntransformator oder ein FI-Schalter<br />
von der Berufsgenossenschaft zwingend<br />
vorgeschrieben. Die Schleiftöpfe werden<br />
entweder direkt oder über einen Schnellspannflansch<br />
auf der Schleifspindel befestigt.<br />
45. Welches Zubehör gibt es für<br />
Winkelschleifer?<br />
Die wichtigsten Zubehöre für Winkelschleifer<br />
sind:<br />
– Schutzhauben<br />
– Absaughauben<br />
– Trenntische<br />
– Führungsschlitten<br />
Absaughauben: Absaughauben für Winkelschleifer<br />
ermöglichen den Anschluss<br />
von externen Staubsaugern beim Trennen<br />
von Gestein. Es gibt Absaughauben<br />
mit integriertem Trennschlitten.<br />
Trenntische: Trennständer oder Trenntische<br />
ermöglichen die stationäre Verwendung<br />
von Winkelschleifern.<br />
Sie sind mit einer Spannvorrichtung für<br />
Profile ausgerüstet. Ein verstellbarer Anschlag<br />
gestattet Winkelschnitte von<br />
45°…90°.<br />
Trenntisch für Winkelschleifer<br />
TLX-SLF 28/G<br />
Führungsschlitten: Trennschlitten <strong>und</strong><br />
Führungsschlitten ermöglichen winkelgenaues<br />
Freihandtrennen mit Winkel-<br />
schleifern. Die Gefahr des Verkantens,<br />
welches zum Scheiben- oder Segmentbruch<br />
bei Trennscheiben führen kann,<br />
wird hierdurch stark vermindert. Die Verwendung<br />
von Trennschlitten ist zum Freihandtrennen<br />
von Steinwerkstoffen vorgeschrieben.<br />
Führungsschlitten für Winkelschleifer<br />
1 Führungsschlitten<br />
2 Schutzhaube<br />
Bandschleifer<br />
TLX-SLF 29/G<br />
46. Nach welchem Prinzip arbeitet<br />
ein Bandschleifer?<br />
Bandschleifer arbeiten nach dem Umlaufprinzip<br />
des Endlosbandes.<br />
47. Welche Eigenschaften haben<br />
Bandschleifer?<br />
Das bandförmige Schleifmittel wird mit<br />
hoher Umlaufgeschwindigkeit über zwei<br />
Rollen geführt, von denen eine als Antriebsrolle<br />
für das Schleifband dient. Die<br />
andere Rolle ist einstellbar gelagert, um<br />
die Bandlage exakt justieren zu können.<br />
2<br />
1<br />
1
Das Bandschleiferunterteil ist zwischen<br />
den Rollen als starre, aber wärmeisolierte<br />
Platte ausgeführt, welche als Andruckplatte<br />
für das Schleifband dient.<br />
48. Was ist die wichtigste Eigenschaft<br />
von Bandschleifern?<br />
Wichtigste Eigenschaft ist die lineare<br />
Schleifbewegung, welche stets in derselben<br />
Richtung erfolgt, <strong>und</strong> die hohe Umlaufgeschwindigkeit<br />
des Schleifbandes.<br />
Die lineare Schleifbewegung ist ideal für<br />
Werkstoffe mit Vorzugsrichtung (Faserverlauf<br />
bei Naturhölzern). Die hohe Umlaufgeschwindigkeit<br />
ergibt einen hohen<br />
Arbeitsfortschritt.<br />
Beim Schleifen längs der Faser ist die<br />
Schleifqualität hoch, die Abtragsleistung<br />
eher geringer. Beim Schleifen quer zur<br />
Faser ist die Schleifqualität sehr rau, die<br />
Abtragsleistung sehr hoch.<br />
Bandschleifer, Schleifmethoden<br />
Schliff längs der Faser<br />
Schliff quer zur Faser<br />
TLX-SLF 30/P<br />
49. Welches Material kann mit dem<br />
Bandschleifer bearbeitet werden?<br />
Vorzugsweise Naturhölzer <strong>und</strong> Holzwerkstoffe.<br />
50. Wür welches Material eignet sich<br />
der Bandschleifer nicht so gut?<br />
Bei Metalloberflächen wird der Material-<br />
Schleifen 193<br />
abtrag über die gesamte Schleifflächenlänge<br />
gezogen, wodurch eine Riefenbildung<br />
stattfindet. Bei Kunststoffoberflächen<br />
findet dies ebenfalls statt, zusätzlich<br />
kann dabei Schleifstaub durch die<br />
Reibungswärme wieder anschmelzen<br />
<strong>und</strong> dadurch die Oberflächengüte verschlechtern.<br />
Ähnliches gilt für lackierte<br />
Oberflächen.<br />
51. Welche Werkstücke können mit<br />
dem Bandschleifer am besten<br />
bearbeitet werden?<br />
Der Bandschleifer eignet sich hervorragend<br />
für ebene Flächen.<br />
52. Für welche Werkstücke eignet<br />
sich der Bandschleifer nicht so<br />
besonders?<br />
Bei scharfen Ecken <strong>und</strong> Kanten, konvex<br />
oder konkav gewölbten Flächen besteht<br />
wegen der ebenen <strong>und</strong> harten Schleifplatte<br />
die Gefahr des punktuellen Durchschleifens.<br />
Auch kann hierbei das<br />
Schleifband vorzeitig verschleißen.<br />
53. Wovon hängt die Schleifleistung<br />
eines Bandschleifers ab?<br />
Von der Schleifmittelkörnung. Die technische<br />
Schleifleistung hängt von der Bandgeschwindigkeit<br />
ab.<br />
54. Welche Bandschleifer gibt es?<br />
Nach dem Bandschleiferprinzip arbeiten<br />
folgende Geräte:<br />
– Bandschleifer<br />
– Varioschleifer<br />
Beide Gerätetypen ersetzen einander<br />
nicht, sondern ergänzen sich.<br />
Bandschleifer: Die Bewegungsrichtung<br />
des Schleifbandes erfolgt linear über die<br />
Schleifplatte des Bandschleifers. Er ist<br />
damit das einzige Schleifgerät, mit dem<br />
ein linearer Schliff möglich ist. Bei Werkstoffen<br />
mit Vorzugsrichtung, z. B. Holz, ist<br />
dies vorteilhaft, weil damit längs zur Faser<br />
geschliffen werden kann. Wegen der<br />
hohen Schleifbandgeschwindigkeit sind<br />
hohe Abtragsleistungen möglich. Der<br />
Bandschleifer eignet sich hierdurch auch<br />
für großflächiges Arbeiten. Die typischen<br />
Schleifbandbreiten betragen 65, 75 <strong>und</strong><br />
100 mm. Die Leistungsaufnahmen betragen<br />
ca. 400 … 1200 Watt.
194 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bandschleifer<br />
2<br />
3<br />
5<br />
1<br />
1. Lenkrolle<br />
2. Antriebsrolle<br />
3. Spannvorrichtung<br />
4. Maschinengehäuse<br />
5. Schleifband <strong>und</strong> Arbeitsfläche<br />
Varioschleifer: Der Varioschleifer ist vom<br />
Prinzip her ein Bandschleifer, dessen<br />
Schleifband über eine keilförmige<br />
Schleifplatte abläuft. Hierdurch kann auf<br />
beiden Seiten geschliffen werden, einmal<br />
in ziehender, einmal in drückender Weise.<br />
Varioschleifer sind sehr handlich <strong>und</strong> eignen<br />
sich für schnelle Schleifarbeiten an<br />
schlecht zugänglichen Werkstückflächen<br />
wie Ecken oder Kanten. Die Leistungsaufnahme<br />
ist im Bereich von 350 Watt.<br />
Varioschleifer<br />
Freihandschleifen<br />
Schleifen mit<br />
Untergestell<br />
4<br />
TLX-SLF 32/G<br />
TLX-SLF 31/G<br />
55. Welches Zubehör gibt es für<br />
Bandschleifer?<br />
Folgende Systemzubehöre sind für<br />
Bandschleifer üblich:<br />
– Untergestelle<br />
– Schleifrahmen<br />
– Staubbehälter<br />
– BOSCH Mikrofilter-System<br />
– Absaugadapter<br />
Untergestelle: Untergestelle ermöglichen<br />
die stationäre Verwendung von<br />
Bandschleifern <strong>und</strong> Varioschleifern. Sie<br />
sind mit verstellbaren Anschlägen für<br />
Längs-, Quer- <strong>und</strong> Winkelschliff ausgerüstet.<br />
Schleifrahmen: Schleifrahmen sind das<br />
wichtigste Systemzubehör für Bandschleifer.<br />
Mit ihnen lassen sich durch Voreinstellung<br />
der Schlifftiefe große Flächen<br />
eben schleifen.<br />
Bandschleifer, Schleifrahmen<br />
1 Werkstück<br />
2 Schleifrahmen<br />
3 Bandschleifer<br />
Staubbehälter: Als klassische Staubbehälter<br />
dienen Leinwandb<strong>eu</strong>tel oder Papierb<strong>eu</strong>tel.<br />
Leinwandb<strong>eu</strong>tel haben den<br />
Vorteil der Wiederverwendbarkeit, lassen<br />
aber relativ viel des problematischen<br />
Feinstaubes durch die Gewebeporen<br />
austreten. Papierb<strong>eu</strong>tel haben wesentlich<br />
feinere Poren <strong>und</strong> halten den Feinstaub<br />
wirksamer zurück. Sie sind als Einwegb<strong>eu</strong>tel<br />
ausgelegt, können also nicht wiederverwendet<br />
werden.<br />
BOSCH Mikrofilter-System: Das BOSCH<br />
Mikrofilter-System funktioniert ähnlich<br />
1<br />
2<br />
3<br />
TLX-SLF 33/P
dem Luftfilter für Automobilmotoren. Der<br />
Staub wird in einen Kunststoffbehälter<br />
gefördert <strong>und</strong> setzt sich dort ab, während<br />
die Luft über einen feinporigen Faltenfilter<br />
austritt. Der Rückhaltegrad für den Feinstaub<br />
ist besser als beim Papierstaubb<strong>eu</strong>tel.<br />
Der Staubbehälter kann von Zeit<br />
zu Zeit entleert werden. Gesammelter<br />
Holzstaub kann mit einen flüssigen Bindemittel<br />
auf Zellulosebasis gemischt <strong>und</strong><br />
als Holzkitt (flüssiges Holz) weiterverwendet<br />
werden<br />
Adapter für externe Staubabsaugung:<br />
Alle Bandschleifer von Bosch verfügen<br />
über Absaugstutzen, durch welche mittels<br />
eines Adapters Staubsauger angeschlossen<br />
werden können.<br />
Schleifpraxis<br />
56. Was ist die Gr<strong>und</strong>regel der<br />
Oberflächenbearbeitung?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte die bereits vor Arbeitsbeginn<br />
bestehende Oberfläche geschützt<br />
werden. Wenn man beispielsweise<br />
Plattenmaterial bearbeitet, sollte<br />
beim Transport sowie vor <strong>und</strong> während<br />
der Bearbeitung darauf geachtet werden,<br />
dass die Oberfläche nicht unnötig verkratzt<br />
wird. Dies gilt insbesondere für<br />
walzblanke oder polierte Metallplatten<br />
<strong>und</strong> Bleche. Die maschinell hergestellte,<br />
hohe Oberflächengüte lässt sich mit vertretbarem<br />
Aufwand handwerklich meist<br />
nicht mehr erreichen.<br />
57. Wie geht man gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
beim Schleifen vor?<br />
Man beginnt gr<strong>und</strong>sätzlich mit grober<br />
Körnung <strong>und</strong> wählt dann bei jedem<br />
Durchgang eine feinere Körnung. Als<br />
Faustregel wählt man mit jedem folgenden<br />
Arbeitsgang eine doppelt so feine<br />
Körnung.<br />
Beispiel: Körnungsfolge 40 – 80 – 180<br />
– 360 – 600 – 1200<br />
58. Was ist beim Schleifen von<br />
Holzwerkstoffen zu beachten?<br />
Holzwerkstoffe werden meist als Plattenmaterial<br />
geliefert <strong>und</strong> haben deshalb be-<br />
Schleifen 195<br />
reits eine sehr gute Oberfläche. Diese<br />
Oberfläche sollte bei der Bearbeitung geschützt<br />
werden, beim Sägen mit der<br />
Stichsäge beispielsweise durch ein breites<br />
Klebeband, auf dem die Säge gleiten<br />
kann. Zur Bearbeitung werden am besten<br />
Schwingschleifer oder Exzenterschleifer<br />
verwendet, die Körnung sollte 240 oder<br />
höher betragen.<br />
59. Was ist beim Schleifen von<br />
Naturhölzern zu beachten?<br />
Naturhölzer haben immer eine gerichtete<br />
Struktur (Faserrichtung). Wenn quer zur<br />
Faserrichtung geschliffen wird, hat man<br />
eine hohe Abtragsleistung, aber eine raue<br />
Oberflächenqualität. Beim Schleifen<br />
längs der Faserrichtung erreicht man die<br />
beste Oberflächengüte. Der Bandschleifer<br />
hat als einziges Schleifgerät eine lineare<br />
Schleifrichtung, ist also bestens<br />
geeignet, wenn er mit sehr feiner Körnung<br />
(> 240) verwendet wird. Die sehr<br />
hohe Abtragsleistung muss allerdings<br />
beachtet werden. Gute Ergebnisse liefern<br />
auch Schwingschleifer <strong>und</strong> Exzenterschleifer.<br />
60. Was ist beim Schleifen von<br />
Kunststoffen zu beachten?<br />
Kunststoffe werden meist als Plattenmaterial<br />
oder Halbz<strong>eu</strong>g geliefert <strong>und</strong> haben<br />
deshalb bereits eine sehr gute Oberfläche.<br />
Diese Oberfläche sollte bei der<br />
Bearbeitung geschützt werden. Zur Bearbeitung<br />
werden am besten Schwingschleifer<br />
oder Exzenterschleifer verwendet,<br />
die Körnung sollte 240 oder höher<br />
betragen.<br />
61. Was ist beim Schleifen von<br />
Metallen zu beachten?<br />
Metalle werden meist als Plattenmaterial<br />
oder Halbz<strong>eu</strong>g geliefert <strong>und</strong> haben deshalb<br />
bereits eine sehr gute Oberfläche.<br />
Diese Oberfläche sollte bei der Bearbeitung<br />
geschützt werden. Zur Bearbeitung<br />
werden am besten Schwingschleifer oder<br />
Exzenterschleifer verwendet, die Körnung<br />
sollte 600 oder höher betragen.<br />
Beim Schleifen von Unebenheiten (z. B.<br />
Schweißnähten) werden Winkelschleifer<br />
eingesetzt, für feine Bearbeitung sollten<br />
dazu Fächerscheiben oder Fiberscheiben<br />
verwendet werden.
196 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
62. Was ist beim Schleifen von<br />
lackierten Oberflächen zu<br />
beachten?<br />
Lackierte Flächen sind wärmeempfindlich.<br />
Es muss möglichst kühl geschliffen<br />
werden. Dies kann erreicht werden durch<br />
– geringen Anpressdruck des Schleifmittels<br />
– geringe Schnittgeschwindigkeit (Drehzahl,<br />
Schwingungszahl)<br />
– frische, saubere Schleifmittel, möglichst<br />
mit Antihaft-Beschichtung<br />
63. Was versteht man unter Polieren?<br />
Polieren ist feinstes Schleifen mit Körnungen<br />
über 1200. Es dient meist dazu,<br />
Oberflächen einen Glanz zu verleihen.<br />
Polieren (Prinzip)<br />
A Polierfilzscheibe<br />
Poliermittel dringt in<br />
Polierfilzscheibe ein.<br />
Polierfilzscheibe<br />
e<br />
Poliermittel-<br />
C<br />
A Poliermittel (Polierwachs) wird an rotierende<br />
Polierfilzscheibe gepresst<br />
B Poliermittel lagert sich an Filzoberfläche an.<br />
C Polierfilzscheibe trägt Poliermittel auf Werkstückoberfläche<br />
auf Poliervorgang<br />
beginnt<br />
TLX-SLF 34/G<br />
64. Wie geht man gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
beim Polieren vor?<br />
Meist wird als Poliermittel eine Polierpaste<br />
zusammen mit einer Filzscheibe verwendet.<br />
Während des Poliervorgangs lagert<br />
sich das Poliermittel in die Filzscheibe ein.<br />
Für jeden weiteren Poliergang muss eine<br />
n<strong>eu</strong>e Filzscheibe <strong>und</strong> ein feineres Poliermittel<br />
verwendet werden. Zwischen den<br />
Poliergängen muss die Werkstückoberfläche<br />
sorgfältig von dem vorhergehenden<br />
Poliermittel gereinigt werden, weil es sich<br />
sonst in das nächstfolgende Poliermittel<br />
einlagert.<br />
B<br />
65. Was versteht man unter Nassschliff?<br />
Beim Nassschliff wird das Schleifmittel<br />
mit einer Flüssigkeit, meist Wasser,<br />
durchspült. Hierdurch wird das abgetragene<br />
Material vom Schleifort weggespült.<br />
Besonders bei sehr feiner Körnung wird<br />
dadurch verhindert, dass sich der<br />
Schleifstaub im Schleifmittel festsetzt.<br />
Arbeitssicherheit<br />
66. Welches Gefährdungspotential<br />
hat der Schleifstaub?<br />
Staub kann bei der Berührung mechanisch<br />
wirksam werden (Hände, Augen),<br />
er kann toxisch (giftig) wirken (Haut,<br />
Atmungsorgane).<br />
67. Welche Stäube sind besonders<br />
gefährlich?<br />
Gefährliche Stäube gibt es bei fast allen<br />
Materialtypen, zum Beispiel bei:<br />
– Hölzern<br />
– Metallen<br />
– Kunststoffen<br />
– Mineralien<br />
Holzstäube: Holz ist ein leichter Werkstoff,<br />
der Feinstaub von Holz ist fast unsichtbar<br />
<strong>und</strong> hält sich lange in der<br />
Schwebe. Er kann dadurch leicht in die<br />
Atemwege gelangen. Bei geeigneter<br />
Konzentration in geschlossenen Räumen<br />
kann sich Holzstaub bei Funkenbildung<br />
(elektrische Schalter!) explosionsartig<br />
entzünden. Für die Atemwege besonders<br />
gefährlich <strong>und</strong> zum Teil Krebs erregend<br />
sind die Stäube verschiedener<br />
Hartholzarten wie Buche, Eiche, tropische<br />
Harthölzer.<br />
Metallstäube: Metallstäube sinken auf<br />
Gr<strong>und</strong> ihres hohen Gewichtes relativ<br />
schnell zu Boden. Trotzdem können sie<br />
in bestimmten Arbeitspositionen in die<br />
Atemwege gelangen. Giftig sind die<br />
Stäube von Edelstählen, welche Chrom,<br />
Vanadium, Nickel oder Molybdän enthalten.<br />
Kunststoffstäube: Kunststoffstäube<br />
sind eher lästig als gefährlich. Problema-
tisch sind jedoch Beimengungen wie<br />
Glasfasern, von denen eine starke Reizung<br />
der Haut <strong>und</strong> der Atemwege ausgeht.<br />
Mineralstäube: Mineralstäube werden<br />
als sehr gefährlich eingestuft, wenn sie in<br />
die Atemwege gelangen. Hierzu zählen<br />
besonders silikathaltige Mineralien. Die<br />
Mineralfaser Asbest ist so gefährlich,<br />
dass asbesthaltige Werkstoffe mit handgeführten<br />
Maschinen nicht bearbeitet<br />
werden dürfen.<br />
68. Wie schützt man sich gegen<br />
mechanische Einwirkungen?<br />
Durch Absaugung, durch Schutzkleidung,<br />
durch Handschuhe, durch Schutzbrillen.<br />
69. Wie schützt man sich gegen<br />
toxische Einwirkungen?<br />
Indem man den Umgang mit toxischem<br />
Material möglichst vermeidet. Sollte dies<br />
nicht möglich sein, schützt man sich<br />
durch Absaugung, durch Schutzkleidung,<br />
durch Handschuhe <strong>und</strong> durch<br />
Schutzbrillen.<br />
70. Wie schützt man die Atemwege?<br />
Durch Absaugung <strong>und</strong> /oder geeignete<br />
Schutzmasken.<br />
71. Wie schützt man die Umwelt?<br />
Durch Absaugung <strong>und</strong> kontrollierte Entsorgung<br />
des Staubes<br />
72. Welche Absaugmaßnahmen gibt<br />
es?<br />
– Maschineninterne (integrierte) Absaugung,<br />
z. B. BOSCH Mikrofilter-System<br />
– externe Absaugung mittels geeignetem<br />
Staubsauger.<br />
– Auffangbehälter für kleine Staubmengen<br />
(Staubschalen)<br />
Atemschutz<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 M<strong>und</strong>schutz<br />
2 Halbmaske<br />
3 Vollmaske<br />
Schleifen 197<br />
TLX-SLF 35/P
198 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
BOSCH-Mikrofiltersystem<br />
Staubsauger<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1 2<br />
1 staubhaltiger Luftstrom<br />
2 Eintrittsöffnung des Staubbehälters<br />
3 Mikrofilter<br />
4 Staub<br />
5 Luftaustritt (staubfrei)<br />
TLX-SLF 17/P<br />
1 Motorgehäuse<br />
2 Sauggebläse<br />
3 Faltenfilter<br />
3<br />
4<br />
6<br />
50<br />
Liter<br />
5<br />
4 Staubbehälter<br />
5 Ansaugöffnung<br />
6 separater<br />
Staubsack<br />
EWL-SLF 37/G<br />
Absaugung (integrierte)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1 Antriebsmotor 2 Kühlluft des Motors<br />
3 Kühlluftgebläse 4 Absauggebläse<br />
5 Gelochte Schleifplatte<br />
6 Absaugluft mit Staub<br />
73. Was ist beim Nassschleifen zu<br />
beachten?<br />
Elektrizität <strong>und</strong> Wasser vertragen sich<br />
nicht. Beim Nassschleifen dürfen deshalb<br />
nur geeignete Maschinen (z. B. spezielle<br />
Nassschleifer) über einen Trenntransformator<br />
oder einen FI-Schalter verwendet<br />
werden.<br />
74. Welche Wirkungen hat das<br />
Schleifgeräusch?<br />
Beim Schleifen entsteht ein Geräusch,<br />
welches sich aus dem Maschinengeräusch<br />
<strong>und</strong> dem Arbeitsgeräusch zusammensetzt.<br />
Das Arbeitsgeräusch ist<br />
dabei dominierend <strong>und</strong> unvermeidbar.<br />
Ständige Geräuscheinwirkung kann einen<br />
schleichenden, unwiderruflichen<br />
Gehörverlust zur Folge haben, welcher<br />
lange Zeit unerkannt bleibt <strong>und</strong> deshalb<br />
besonders gefährlich ist. Durch die Verwendung<br />
von geeignetem Gehörschutz<br />
kann diese Gefahr beseitigt werden.<br />
75. Was sind die wichtigsten Arbeitsschutzregeln<br />
beim Schleifen?<br />
– Die vom Hersteller vorgesehenen<br />
Einsatzbereiche einhalten<br />
– Nur die vom Hersteller vorgesehenen<br />
Schleifmittel verwenden<br />
– Das bestmögliche Staubabsaugverfahren<br />
anwenden<br />
– Schutzbrille tragen<br />
– Atemschutz anwenden<br />
– Gehörschutz anwenden<br />
6<br />
TLX-SLF 36/G
Der logische Weg zum richtigen Schleifgerät<br />
Schleifen 199<br />
Werkstoff Werkstück Oberfläche Schliffgüte Schleifer<br />
Holz eben natur sehr fein Schwingschleifer<br />
fein Exzenterschleifer<br />
mittel–grob Bandschleifer<br />
sehr grob Winkelschleifer<br />
beschichtet sehr fein Schwingschleifer<br />
fein Exzenterschleifer<br />
gewölbt fein–mittel Exzenterschleifer<br />
sehr grob Winkelschleifer<br />
Balken, Bretter fein–mittel Bandschleifer<br />
Lackierte<br />
Flächen extrem fein Polierer<br />
sehr fein Schwingschleifer<br />
fein–mittel Exzenterschleifer<br />
details fein–mittel Deltaschleifer<br />
mittel–grob Varioschleifer<br />
Kunststoffe<br />
eben sehr fein Schwingschleifer<br />
fein Exzenterschleifer<br />
sehr grob Winkelschleifer<br />
gewölbt fein–mittel Exzenterschleifer<br />
sehr grob Winkelschleifer<br />
Metall extrem fein Polierer<br />
fein–mittel Exzenterschleifer<br />
mittel–grob Winkelschleifer<br />
Stein sehr fein Exzenterschleifer<br />
fein Nassschleifer<br />
mittel–grob Betonschleifer<br />
TLX-SLF T01
200 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum richtigen Schleifmittel<br />
Schleifer Material Schliffgüte Schleifmittel<br />
Schwingschleifer<br />
Holz Schleifpapier, Kor<strong>und</strong><br />
lackierte Flächen Schleifpapier, beschichtet<br />
Kunststoffe fein–grob Schleifpapier, beschichtet<br />
Metalle Schleifpapier, Aluminiumoxid<br />
Steinwerkstoffe Schleifpapier, Siliziumkarbid<br />
alle Werkstoffe sehr fein Schleifvlies<br />
Exzenterschleifer<br />
Holz Schleifpapier, Kor<strong>und</strong><br />
lackierte Flächen Schleifpapier, beschichtet<br />
Kunststoffe fein–grob Schleifpapier, beschichtet<br />
Metalle Schleifpapier, Aluminiumoxid<br />
Steinwerkstoffe Schleifpapier, Siliziumkarbid<br />
alle Werkstoffe sehr fein Schleifvlies<br />
Winkelschleifer<br />
Holz sehr grob HM-Granulatscheibe<br />
grob–mittel Fiberschleifblätter<br />
Kunststoffe sehr grob HM-Granulatscheibe<br />
grob–mittel Fiberschleifblätter<br />
Metall fein–mittel Fiberschleifblätter<br />
fein–mittel–grob Fächerschleifscheibe<br />
grob Schruppscheibe<br />
Steinwerkstoffe fein–mittel Schleiftopf<br />
mittel–grob Diamant-Topscheibe<br />
Bandschleifer<br />
Holz Schleifbänder<br />
TLX-SLF T02
Praxistabellen<br />
Kennzeichnung von nicht baumusterprüfpflichtigen<br />
Schleifmitteln<br />
1)<br />
Zul. Drehzahl <strong>und</strong> Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
Handgeführt/<br />
Freihand<br />
Zwangsgeführt<br />
1/min. ................<br />
m/s. .....................<br />
Firma/Warenzeichen<br />
Sonstige Angaben<br />
Masse<br />
Werkstoff<br />
1)<br />
Sonstige Angaben<br />
Etikettdurchmesser mindestens<br />
10 mm größer als Mindestdurchmesser<br />
der Spannflansche<br />
Firma/Warenzeichen<br />
Sonstige Angaben<br />
Masse<br />
Werkstoff<br />
Handgeführt/<br />
Freihand<br />
Zulässige<br />
Drehzahl<br />
Arbeits-<br />
1/min. ........... 1/min. ..................<br />
höchstge m/s ..............<br />
schwindigkeit<br />
m/s. .....................<br />
1)<br />
Sonstige Angaben<br />
1/min. ................<br />
m/s. .....................<br />
Zwangsgeführt<br />
Geprüft nach §15 Abs.1 UVV VBG49<br />
Mindestmaße (Höhe x Breite)<br />
52 x 74 mm (DIN A8)<br />
Bei Schleifkörpern mit Magnesitbindung<br />
<strong>und</strong> Außendurchmesser<br />
D>1000 mm: Herstellungsdatum<br />
TLX-SLF T03<br />
Schleifen 201<br />
Kennzeichnung von baumusterprüfpflichtigen<br />
Schleifmitteln<br />
Sonstige Angaben<br />
Werkstoff<br />
.....................<br />
Zulässige<br />
Drehzahl<br />
1/min. ..................<br />
Firma/Warenzeichen<br />
Sonstige Angaben, ggf.<br />
Verwendungseinschränkungen<br />
Masse<br />
Konformitäts-<br />
1)<br />
besch. Nr. .......<br />
Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
m/s. .....................<br />
Etikettdurchmesser mindestens<br />
10 mm größer als Mindestdurchmesser<br />
der Spannflansche<br />
Firma/Warenzeichen<br />
Sonstige Angaben<br />
Masse<br />
Werkstoff<br />
1)<br />
Konformitätsbesch. Nr. .....................................<br />
Zulässige Drehzahl 1/min. ................................<br />
Arbeitshöchstgeschwindigkeit m/s .....................<br />
Sonstige Angaben, ggf.<br />
Verwendungseinschränkungen<br />
Mindestmaße (Höhe x Breite)<br />
52 x 74 mm (DIN A8)<br />
1)<br />
vormals DAS-Zulassungsnummer<br />
TLX-SLF T04
202 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schleifmittel<br />
Kurzzeichen Bed<strong>eu</strong>tung<br />
A Normalkor<strong>und</strong><br />
AN Normalkor<strong>und</strong><br />
AD Edelkor<strong>und</strong> rot<br />
AR Edelkor<strong>und</strong> rosa<br />
AW Edelkor<strong>und</strong> weiß<br />
ADW Mischung AD + AW<br />
AWN Mischung AW + AN<br />
ARN Mischung AR + AN<br />
CN Siliciumcarbid grün<br />
CU Siliciumcarbid grau<br />
Z Zirkonkor<strong>und</strong><br />
Körnung<br />
Kurzzeichen Bed<strong>eu</strong>tung<br />
6... 24 grob<br />
30... 60 mittel<br />
80... 180 fein<br />
200...1200 sehr fein<br />
Kurzzeichen<br />
Härte<br />
Bed<strong>eu</strong>tung<br />
A; B; C; D extrem weich<br />
E; F; G sehr weich<br />
H; I; J; K weich<br />
L; M; N; O mittel<br />
P; Q; R; S hart<br />
T; U; V; W sehr hart<br />
X; Y; Z extrem hart<br />
Bindung<br />
Kurzzeichen Bed<strong>eu</strong>tung<br />
V keramisch<br />
B Kunstharz<br />
BF Kunstharz<br />
faserverstärkt<br />
Gefüge<br />
Kurzzeichen Bed<strong>eu</strong>tung<br />
0 geschlossen<br />
14 offen<br />
TLX-SLF T05<br />
Kennzeichnung der maximalen<br />
Umfangsgeschwindigkeit von Schleifmitteln<br />
mittels Farbstreifen auf dem<br />
Typetikett.<br />
max. Kennfarbe<br />
Umfangsgeschwindigkeit<br />
m/s Streifen 1 Streifen 2<br />
50 blau –<br />
63 gelb –<br />
80 rot –<br />
100 grün –<br />
125 blau gelb<br />
140 blau rot<br />
160 blau grün<br />
180 gelb rot<br />
200 gelb grün<br />
225 rot grün<br />
250 blau blau<br />
280 gelb gelb<br />
320 rot rot<br />
360 grün grün<br />
TLX-SLF T06<br />
Drehzahlen <strong>und</strong> Schleifscheibendurchmesser<br />
von Winkelschleifern<br />
Durchmesser max. Drehzahl<br />
(mm) (U/min)<br />
100 11 000<br />
115 11 000<br />
125 11 000<br />
150 9 300<br />
180 8 500<br />
230 6 500<br />
300 5 000<br />
TLX-SLF–T07
Schnittgeschwindigkeiten für HM-Granulat-beschichtete Schleifkörper<br />
Schleifen 203<br />
zu Eignung empfohlene optimale Drehzahlen<br />
bearbeitender Schnitt- für Scheibendurchmesser<br />
Werkstoff geschwindigkeiten<br />
125 mm 180 mm<br />
m /s U/min U/min<br />
Metalle – –<br />
Putz +++ 10 … 40 <strong>1500</strong> … 6000 1000 … 4500<br />
Mörtel +++ 10 … 40 <strong>1500</strong> … 6000 1000 … 4500<br />
Ziegel +++ 10 … 40 <strong>1500</strong> … 6000 1000 … 4500<br />
Leichtziegel +++ 10 … 40 <strong>1500</strong> … 6000 1000 … 4500<br />
Bimsstein +++ 10 … 40 <strong>1500</strong> … 6000 1000 … 4500<br />
Gasbeton +++ 20 … 50 3000 … 7500 2000 … 5500<br />
Frischbeton<br />
(max. 7 Tage)<br />
+ 20 … 50 3000 … 7500 2000 … 5500<br />
Gummi ++ 30 … 50 4500 … 7500 3000 … 5500<br />
PU-Schäume ++ 30 … 50 4500 … 7500 3000 … 5500<br />
Holz +++ 24 … 40 3500 … 6000 2500 … 4500<br />
Thermomere ++ 10 … 40 <strong>1500</strong> … 6000 1000 … 4500<br />
Duromere ++ 30 … 50 4500 … 7500 3000 … 5500<br />
GFK +++ 30 … 50 4500 … 7500 3000 … 5500<br />
Dicht- <strong>und</strong><br />
Vergussmassen<br />
++ 20 … 40 3000 … 6000 2000 … 4500<br />
TLX-SLF T08
Oberflächenbearbeitung<br />
Gr<strong>und</strong>lagen 205<br />
Arbeitssicherheit 206<br />
Bürsten 208<br />
Entgraten 212<br />
Strukturieren 212<br />
Satinieren 213<br />
Polieren 214<br />
Der logische Weg zum<br />
richtigen Elektrowerkz<strong>eu</strong>g 216<br />
Der logische Weg zur<br />
richtigen Bürstenart 217
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was versteht man unter Oberflächenbearbeitung?<br />
Unter Oberflächenbearbeitung versteht<br />
man die Bearbeitung von Werkstückoberflächen<br />
mit dem Ziel<br />
– die Oberfläche abzutragen<br />
– die Oberfläche mit einer Struktur zu<br />
versehen<br />
– eine höhere Oberflächenqualität zu erzielen.<br />
Im vorliegenden Kapitel soll auf die<br />
Strukturierung der Oberfläche <strong>und</strong> die<br />
Qualitätsverbesserung der Oberfläche<br />
eingegangen werden. Abtragen von<br />
Oberflächen wird im Kapitel „Schleifen“<br />
beschrieben.<br />
2. Welche Bearbeitungsarten gibt es?<br />
Im Folgenden werden die Bearbeitungsarten<br />
– Bürsten<br />
– Satinieren<br />
– Polieren<br />
beschrieben. Es handelt sich dabei meist<br />
um eine Verbesserung der Oberflächenqualität.<br />
Die Abtragsleistung steht dabei<br />
im Hintergr<strong>und</strong>.<br />
3. Welche Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge werden<br />
für die Oberflächenbearbeitung<br />
verwendet?<br />
Zur Verbesserung der Oberfläche werden<br />
– rotierende Bürsten<br />
– Vliesscheiben<br />
– Filzscheiben<br />
– Polierwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
verwendet. Ihre Form richtet sich dabei<br />
nach dem als Antrieb verwendeten Elektrowerkz<strong>eu</strong>g.<br />
4. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> werden<br />
für die Oberflächenbearbeitung<br />
verwendet?<br />
Die zur Oberflächenbearbeitung eingesetzten<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> sind<br />
– Winkelschleifer<br />
– Polierer<br />
– Exzenterschleifer<br />
– Geradschleifer<br />
– Schleifbürsten<br />
Die meisten dieser <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
können auch für weitere Arbeitsaufgaben<br />
verwendet werden.<br />
Oberflächenbearbeitung 205<br />
5. Welche Eigenschaften haben<br />
Winkelschleifer?<br />
Winkelschleifer verfügen über hohe<br />
Leistungsreserven <strong>und</strong> eignen sich deshalb<br />
für schnelle Arbeiten an großflächigen<br />
Werkstücken. Wegen ihrer Formgebung<br />
sind sie jedoch für Arbeiten an<br />
beengten Stellen oder an kleinen Werkstücken<br />
nicht geeignet.<br />
Schleifer<br />
1<br />
3<br />
5<br />
1. Zweihand-Winkelschleifer<br />
2. Einhand-Winkelschleifer<br />
3. Polierer<br />
01/G<br />
4. Exzenterschleifer<br />
5. Elektroschleifbürste<br />
6. Geradschleifer TLX-BRS<br />
6. Welche Eigenschaften haben<br />
Polierer?<br />
Polierer basieren auf der Bauart der<br />
Winkelschleifer, haben aber im Gegensatz<br />
zu diesen einen anderen Drehzahlbereich.<br />
Üblich sind Drehzahlen zwischen<br />
700 <strong>und</strong> 3000 Umdrehungen pro<br />
Minute. Ihr Einsatzbereich entspricht<br />
dem der Winkelschleifer.<br />
2<br />
4<br />
6
206 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
7. Welche Eigenschaften haben<br />
Exzenterschleifer?<br />
Wegen ihrer geringen Umfangsgeschwindigkeit,<br />
der gleichzeitigen Schwingbewegung<br />
<strong>und</strong> ihrer eher sanften Arbeitsweise<br />
gegenüber dem Winkelschleifer eignen<br />
sie sich hervorragend zum Satinieren <strong>und</strong><br />
Polieren von empfindlichen lackierten<br />
Oberflächen, welche eben oder nur geringfügig<br />
gewölbt sind.<br />
8. Welche Eigenschaften haben<br />
Geradschleifer?<br />
Geradschleifer haben meist eine sehr<br />
hohe Drehzahl <strong>und</strong> können deswegen<br />
nicht zum Bürsten eingesetzt werden.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> ihrer Formgebung eignen sie<br />
sich besser für kleinflächige Schleif- <strong>und</strong><br />
Poliervorgänge.<br />
9. Welche Eigenschaften haben<br />
Schleifbürsten?<br />
Schleifbürsten sind speziell für ihren Anwendungsbereich<br />
optimiert. Drehzahl,<br />
verfügbare Leistung <strong>und</strong> ergonomische<br />
Formgebung sowie die Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
sind so abgestimmt, dass eine<br />
hohe Arbeitsqualität <strong>und</strong> rascher Arbeitsfortschritt<br />
erzielt werden können. Sie eignen<br />
sich besonders gut für die Anwendung<br />
sowohl an kleinen <strong>und</strong> schwierigen<br />
Werkstücken als auch an großen Flächen<br />
<strong>und</strong> in schwierigen Arbeitspositionen.<br />
10. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
benützt man zum Bürsten?<br />
Zum Bürsten wird am besten die Schleifbürste<br />
verwendet. In einfachen Arbeitsfällen,<br />
vor allem bei großen Flächen,<br />
eignet sich auch ein Winkelschleifer in<br />
Verbindung mit der Topfbürste.<br />
11. Welche Elektrowerk<strong>eu</strong>ge benützt<br />
man zum Strukturieren?<br />
Zum Strukturieren eignet sich am besten<br />
die Schleifbürste zusammen mit einer<br />
Scheibenbürste.<br />
12. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
benützt man zum Satinieren?<br />
Zum Satinieren eignet sich am besten die<br />
Schleifbürste<br />
Schleifvlies.<br />
zusammen mit einem<br />
13. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
benützt man zum Polieren?<br />
Zum Polieren kann man die Schleifbürste,<br />
den Exzenterschleifer <strong>und</strong> eine Sonderbauart<br />
des Winkelschleifers, den<br />
Polierer, benützen.<br />
Arbeitssicherheit<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich müssen vor der ersten Inbetriebnahme<br />
eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
<strong>und</strong> seines Zubehörs die Bedienungsanleitung<br />
<strong>und</strong> die Sicherheitshinweise gelesen<br />
werden!<br />
14. Warum muss gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
zweihändig gearbeitet werden?<br />
Bürsten nehmen im Gegensatz zu anderen<br />
rotierenden Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen eine<br />
sehr hohe Leistung auf. Deswegen verfügen<br />
die verwendeten <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
über hohe Leistungsreserven. Schon alleine<br />
aus diesen Gründen ist eine sichere<br />
Werkz<strong>eu</strong>gführung nur im Zweihandbetrieb<br />
möglich.<br />
Beim sogenannten „Verhaken“ der<br />
Bürste kann es zu so starken Rückdrehmomenten<br />
(„Rückschlägen“) kommen,<br />
dass eine Einhandführung nicht nur<br />
leichtsinnig, sondern sogar ausgesprochen<br />
gefährlich wäre.<br />
Durch das sichere Führen mit zwei<br />
Händen kann man das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
sicherer <strong>und</strong> besser am Werkstück positionieren<br />
<strong>und</strong> erreicht damit auch einen<br />
schnelleren Arbeitsfortschritt <strong>und</strong> eine<br />
bessere Arbeitsqualität.<br />
15. Gleichlauf oder Gegenlauf, was<br />
ist hier die Frage?<br />
Ähnlich wie beim Fräsen ist es beim<br />
Strukturieren, Satinieren, Polieren, insbesondere<br />
aber beim Bürsten von Ecken<br />
<strong>und</strong> Kanten wichtig, eine bestimmte Arbeitsrichtung<br />
(Vorschubrichtung) einzuhalten.<br />
Während die Werkz<strong>eu</strong>gführung<br />
im Gegenlauf unproblematisch ist, kann<br />
es beim Gleichlauf an Werkstückkanten<br />
zum sogenannten „Einhaken“ kommen.<br />
Beim Bearbeiten innerhalb von<br />
Flächen ist die Arbeitsrichtung weniger<br />
wichtig.
Gleichlauf – Gegenlauf<br />
Vorschubrichtung = Drehrichtung<br />
Gleichlauf<br />
Vorschubrichtung gegen Drehrichtung<br />
Gegenlauf<br />
TLX-BRS 02/G<br />
16. Was versteht man unter<br />
Einhaken?<br />
Einhaken passiert typischerweise, wenn<br />
man im Gleichlauf um eine Werkstückkante<br />
bürstet. Beim Einhaken werden<br />
sehr hohe Rückdrehmomente frei, welche<br />
das Werkstück bzw. Werkz<strong>eu</strong>g wegschl<strong>eu</strong>dern<br />
können. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e<br />
ist das Werkz<strong>eu</strong>g stets mit beiden Händen<br />
zu führen <strong>und</strong> das Werkstück in geeigneter<br />
Weise zu fixieren (festzuspannen).<br />
17. Warum muss man unbedingt<br />
eine Schutzbrille tragen?<br />
Bei der Verwendung von rotierenden<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen wie beispielsweise<br />
Bürsten besteht immer die Gefahr, dass<br />
abgetragenes Material, Poliermittel <strong>und</strong><br />
Teile der Borsten durch die Fliehkraft in<br />
Richtung des Anwenders geschl<strong>eu</strong>dert<br />
werden können. Der berufsgenossenschaftlichen<br />
Vorschrift, eine Schutzbrille<br />
zu tragen, muss Folge geleistet werden.<br />
Dies gilt ebenso für den Heimwerker!<br />
18. Warum muss man Handschuhe<br />
tragen?<br />
Beim Bürsten <strong>und</strong> Polieren kann sich das<br />
Werkstück oder Teile davon sehr stark<br />
erhitzen. Handschuhe schützen vor Verbrennungen,<br />
<strong>und</strong> unbeabsichtigte Berührung<br />
mit der Bürste hat beim Tragen von<br />
Handschuhen weniger schwere Folgen.<br />
Oberflächenbearbeitung 207<br />
19. Wann muss ein Atemschutz<br />
getragen werden?<br />
Immer dann, wenn stark Staub entwickelnde<br />
Arbeiten durchgeführt werden.<br />
Insbesondere trifft dies beim Säubern,<br />
Entrosten <strong>und</strong> beim Entfernen alter Farbaufträge<br />
zu.<br />
Gleichlauf (Einhakgefahr)<br />
Gleichlauf auf ebener Fläche<br />
kein Problem.<br />
Gleichlauf an der Kante Borsten<br />
umfassen Werkstückkante <strong>und</strong><br />
erz<strong>eu</strong>gen starke Vortriebskraft um Werkstückkante.<br />
„Einhaken”: Vortriebskraft gerät außer<br />
Kontrolle Bürste „springt” um Werkstückkante<br />
<strong>und</strong> schl<strong>eu</strong>dert (nicht eingespanntes)<br />
Werkstück zurück.<br />
TLX-BRS 03/G<br />
20. Welche Bekleidung ist<br />
zweckmäßig?<br />
Bei der Anwendung von Bürsten sollte<br />
unbedingt eng anliegende, robuste Kleidung<br />
getragen werden, welche nicht von<br />
der rotierenden Bürste erfasst werden<br />
kann. Am besten wäre eine Lederschürze.
208 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bürsten<br />
21. Was versteht man unter<br />
Bürsten?<br />
Bürsten ist eine Kombination aus spanender<br />
<strong>und</strong> spanloser Oberflächenbearbeitung.<br />
Das heißt, neben einem Abtrag<br />
von Material findet durch die Aufprallenergie<br />
der Borsten auch eine Umformung<br />
(„Verdichtung“) des Materialgefüges<br />
statt, es werden quasi „Poren“ geschlossen<br />
<strong>und</strong> damit die Oberfläche<br />
besser vor Korrosion geschützt als beim<br />
Schleifen.<br />
Bürsten sind rotierende Werkz<strong>eu</strong>ge zur<br />
Oberflächenbearbeitung. Sie funktionieren<br />
durch Rotation <strong>und</strong> Andruck an das<br />
Werkstück.<br />
22. Welchen Einfluss hat der<br />
Anpressdruck?<br />
Der Anpressdruck soll nur so stark sein,<br />
dass die Borstenspitzen gerade die Werkstückoberfläche<br />
berühren. Ist der Anpressdruck<br />
zu stark, dann biegen sich die<br />
Borsten um <strong>und</strong> berühren mit ihrer Längsseite<br />
die Oberfläche. Die Bürste verschleißt<br />
dadurch eher, ohne aber den<br />
gewünschten Arbeitsfortschritt zu erbringen.<br />
23. Welchen Einfluss hat die<br />
Bürstenstellung?<br />
Weil nur die Borstenspitzen Arbeit verrichten,<br />
ist eine entsprechende Werkz<strong>eu</strong>gführung<br />
wichtig. Wie bei allen Werkz<strong>eu</strong>ganwendungen<br />
ist eine gewisse<br />
Übung erforderlich. Anfängliche Misserfolge<br />
sind meist auf zu starken Andruck<br />
(<strong>und</strong> damit hohen Bürstenverschleiß)<br />
zurückzuführen.<br />
Anpressdruck <strong>und</strong> Wirkung<br />
Idealer Anpressdruck. Borstenspitzen<br />
bearbeiten Oberfläche: Höchste<br />
Arbeitsleistung bei geringer Abnützung<br />
Zu hoher Anpressdruck. Borsten treffen<br />
flach auf Oberfläche: Geringe<br />
Arbeitsleistung bei hohem Bürsten<br />
verschleiß.<br />
TLX-BRS 04/G<br />
24. Welchen Einfluss hat die<br />
Drehzahl?<br />
Die Drehzahl ist die wichtigste Einflussgröße<br />
beim Bürsten. Je höher die Drehzahl,<br />
umso besser der Bürsteneffekt.<br />
Allerdings dürfen die angegebenen,<br />
zulässigen Drehzahlen der Bürsten aus<br />
Sicherheitsgründen nicht überschritten<br />
werden.<br />
Eine niedrige Drehzahl hat einen verminderten<br />
Arbeitsfortschritt zur Folge.<br />
Deshalb ist zum Beispiel der Betrieb von<br />
Bürsten an Bohrmaschinen nicht sinnvoll.<br />
Die jeweils günstigste Drehzahl findet<br />
man am besten durch Versuche heraus.<br />
Mit den Herstellerempfehlungen erzielt<br />
man in der Regel gute Ergebnisse. Die<br />
angegebenen Höchstdrehzahlen dürfen<br />
aus Sicherheitsgründen unter keinen<br />
Umständen überschritten werden.
25. Welche Arbeiten kann man mit<br />
Bürsten machen?<br />
Typischerweise Reinigungsarbeiten wie<br />
Säubern, Entrosten, Entz<strong>und</strong>ern, Entschlacken(Schweißnaht-Nachbearbeitung),<br />
Entgraten von Stanzkanten,<br />
Sägekanten, Bohrlöchern, Strukturieren,<br />
Mattieren, Satinieren, Aufrauen, Glätten<br />
<strong>und</strong> Oberflächenveredelung.<br />
26. Wie sind die Borsten beschaffen?<br />
Borsten können gewellt, gezopft oder<br />
kunststoffgeb<strong>und</strong>en sein.<br />
Bürsten<br />
Gewellt Gezopft Geb<strong>und</strong>en<br />
TLX-BRS 06/G<br />
27. Welche Eigenschaften haben<br />
gewellte Borsten?<br />
Gewellte Borsten sind flexibel <strong>und</strong> passen<br />
sich gut der Werkstückoberfläche an.<br />
Sie eignen sich durch ihr weiches Einsetzen<br />
sehr gut für leichte, feine Arbeiten<br />
<strong>und</strong> zum Entrosten.<br />
28. Welche Eigenschaften haben<br />
gezopfte Borsten?<br />
Gezopfte Borsten sind sehr starr <strong>und</strong> haben<br />
dadurch einen aggressiven „Biss“.<br />
Sie sind für grobe Arbeiten sehr gut geeignet,<br />
passen sich aber nicht an komplexe<br />
Oberflächenformen an. Bevorzugte<br />
Anwendung beim Säubern von Schweißnähten.<br />
29. Was versteht man unter dem<br />
Besatz einer Bürste?<br />
Unter dem Besatz einer Bürste versteht<br />
man die Anzahl der Borsten pro Oberflächeneinheit.<br />
Bei einer hohen Anzahl<br />
von Borsten pro Flächeneinheit spricht<br />
man von einem dichten Besatz.<br />
Oberflächenbearbeitung 209<br />
Bei einer geringen Anzahl von Borsten<br />
pro Flächeneinheit spricht man von einem<br />
losen Besatz.<br />
30. Welche Eigenschaften hat ein<br />
dichter Besatz?<br />
Dichter Besatz macht eine Bürste unflexibel<br />
<strong>und</strong> damit relativ hart. Eine solche<br />
Bürste passt sich komplexen Werkstückformen<br />
nicht an <strong>und</strong> eignet sich daher<br />
eher für ebene Oberflächen. Wegen der<br />
vielen zum Einsatz kommenden Borsten<br />
hat eine Bürste mit dichtem Besatz eine<br />
hohe Abtragsleistung <strong>und</strong> eine hohe<br />
Standzeit.<br />
31. Welche Eigenschaften hat ein<br />
loser Besatz?<br />
Loser Besatz macht eine Bürste flexibel<br />
<strong>und</strong> damit relativ weich. Eine solche<br />
Bürste passt sich komplexen Werkstückformen<br />
sehr gut an. Wegen der geringen<br />
Anzahl der zum Einsatz kommenden<br />
Borsten hat eine Bürste mit losem Besatz<br />
eine geringe Abtragsleistung <strong>und</strong> eine<br />
kurze Standzeit.<br />
32. Aus welchem Material bestehen<br />
Borsten?<br />
Die Borsten einer Bürste können aus folgenden<br />
Materialien bestehen:<br />
– Stahl<br />
– Stahl, vermessingt<br />
– Stahl, kunststoffgeb<strong>und</strong>en<br />
– Messing<br />
– Edelstahl<br />
– Kunststoff<br />
33. Wann verwendet man Stahlborsten?<br />
Für die Bearbeitung von Stahl <strong>und</strong> Eisenmetallen<br />
34. Wann verwendet man<br />
vermessingte Stahlborsten?<br />
Vorzugsweise immer dann, wenn Oberflächen<br />
mit einer gewissen Restf<strong>eu</strong>chtigkeit<br />
bearbeitet werden, z. B. beim Strukturieren<br />
von Hölzern. Die Borsten bleiben<br />
durch die Messingschicht vor zu schnellem<br />
Rostbefall geschützt.
210 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bürstentypen <strong>und</strong> Schleifzubehör<br />
1 2 3 4<br />
5<br />
9<br />
13<br />
6<br />
10<br />
14<br />
1 Scheibenbürste gewellt<br />
2 Topfbürste gewellt<br />
3 Pinselbürste gewellt<br />
4 Scheibenbürste gezopft<br />
5 Topfbürste gezopft<br />
6 Pinselbürste gezopft<br />
7 Scheibenbürste Nylon<br />
8 Topfbürste Nylon<br />
9 Pinselbürste Nylon<br />
10 Scheibenbürste kunststoffgeb<strong>und</strong>en<br />
11 Topfbürste kunststoffgeb<strong>und</strong>en<br />
12 Pinselbürste<br />
13 Fächerschleifer<br />
14 Fächerbürste<br />
15 Vliesbürste<br />
16 Powervlies<br />
17 Gummischleifteller<br />
18 Gummispannkörper mit Schleifbändern<br />
19 Kugelförmige Schleifstifte<br />
20 Zylindrische Schleifstifte<br />
TLX-BRS 07/G<br />
35. Wann verwendet man<br />
Messingborsten?<br />
Messingborsten dienen zum Bearbeiten<br />
von Buntmetall <strong>und</strong> von Hölzern. Für Stahl<br />
verwendet man sie dann, wenn eine ganz<br />
feine Oberfläche erz<strong>eu</strong>gt werden soll.<br />
7<br />
11<br />
15<br />
8<br />
12<br />
16<br />
17 18 18 20<br />
36. Wann verwendet man<br />
Edelstahlborsten?<br />
Immer dann, wenn Aluminium oder Buntmetall<br />
bearbeitet wird. Würde man für<br />
diese Materialien Stahlborsten verwenden,<br />
dann könnte der Stahlabrieb auf der<br />
Werkstoffoberfläche Korrosionsspuren<br />
(Flugrost) hinterlassen. Bei Edelstahlbürsten<br />
sollte man die Drehzahl gegenüber<br />
Stahlbürsten etwas reduzieren.<br />
37. Wann verwendet man<br />
Kunststoffborsten?<br />
Weil sie durch das in den Kunststoff eingelagerte<br />
Siliziumkarbid werkstoffn<strong>eu</strong>tral<br />
sind immer dann, wenn metallische Bürsten<br />
das Werkstück ungünstig beeinflussen<br />
könnten. Kunststoffborsten sind sehr<br />
elastisch <strong>und</strong> passen sich den Werkstückkonturen<br />
besser an als Metallborsten.<br />
Mit Kunststoffbürsten lassen sich<br />
sehr feine Oberflächen <strong>und</strong> Strukturen erzielen.<br />
Allerdings sind sie wärmeempfindlich.<br />
Es soll daher nur mit geringen<br />
Andruckkräften gearbeitet werden.<br />
38. Wann verwendet man<br />
geb<strong>und</strong>ene Borsten?<br />
Geb<strong>und</strong>ene Borsten spreizen sich durch<br />
die Fliehkraft nicht auf. Mit ihnen kann<br />
man deshalb punktgenau arbeiten.<br />
39. Welche Arten von Bürsten gibt es?<br />
Die hauptsächlich verwendeten Bürstenarten<br />
sind:<br />
– Scheibenbürsten, gewellt, gezopft,<br />
kunststoffgeb<strong>und</strong>en<br />
– Kegelbürsten, gewellt, gezopft<br />
– Topfbürsten, gewellt, gezopft<br />
– Pinselbürsten, gewellt, gezopft, kunststoffgeb<strong>und</strong>en<br />
– Vliesbürsten<br />
40. Was ist beim Bürsten von Stahl<br />
zu beachten?<br />
Für grobe Arbeiten sind gezopfte Stahlbürsten<br />
zu verwenden. Sie sind aggressiv<br />
<strong>und</strong> wenig elastisch.<br />
Für feine Arbeiten verwendet man<br />
Stahlbürsten mit gewellten Borsten, für<br />
feinste Arbeiten können Messingbürsten<br />
eingesetzt werden.
41. Was ist beim Bürsten von<br />
Edelstahl zu beachten?<br />
Stahlbürsten hinterlassen auf Edelstahl<br />
oxidierende (rostende) Spuren, welche die<br />
Oberfläche zerstören könnten. Messingbürsten<br />
könnten zu einer ungewünschten<br />
Oberflächenverfärbung führen. Aus diesen<br />
Gründen sollte man für die Edelstahlbearbeitung<br />
stets nur Edelstahlbürsten<br />
oder Kunststoffbürsten verwenden.<br />
42. Was ist beim Bürsten von<br />
Buntmetall zu beachten?<br />
Stahlbürsten hinterlassen auf Buntmetallen<br />
oxidierende (rostende) Spuren, welche<br />
die Oberfläche zerstören könnten.<br />
Zur Bearbeitung verwendet man deshalb<br />
Edelstahlbürsten, Messingbürsten oder<br />
Kunststoffbürsten.<br />
43. Was ist beim Bürsten von<br />
Aluminium zu beachten?<br />
Stahlbürsten hinterlassen auf Aluminium<br />
oxidierende (rostende) Spuren, welche<br />
die Oberfläche zerstören. Messingbürsten<br />
haben wegen der elektrochemischen<br />
Reaktion (Aluminium ist unedler<br />
als Messing) ebenfalls zerstörende<br />
Einflüsse. Man sollte deshalb zur Bearbeitung<br />
entweder Edelstahlbürsten oder<br />
Kunststoffbürsten verwenden.<br />
44. Was ist beim Bürsten von Holz<br />
zu beachten?<br />
Bei der Bearbeitung mit Stahlbürsten ist<br />
unter bestimmten Voraussetzungen (Holz<br />
im f<strong>eu</strong>chten Außenbereich) mit Verfärbungen<br />
zu rechnen. Mit Edelstahl-, Messing-,<br />
Kunststoffbürsten ist man in jedem<br />
Fall auf der sicheren Seite. Eichenholz<br />
sollte nie mit Stahlbürsten bearbeitet<br />
werden.<br />
45. Was ist bei der Bearbeitung<br />
von Eichenholz besonders zu<br />
beachten?<br />
Wird Eichenholz mit Stahlbürsten bearbeitet,<br />
kann die Gerbsäure des Holzes so<br />
mit dem Stahl reagieren, dass sich das<br />
Eichenholz an den Bearbeitungsstellen<br />
verfärbt. Eichenholz sollte also nur mit<br />
Edelstahl- oder Messingbürsten bearbeitet<br />
werden.<br />
Oberflächenbearbeitung 211<br />
46. Was ist beim Bürsten von<br />
Kunststoff zu beachten?<br />
So unterschiedlich wie ihre Artenvielfalt<br />
sind auch die Eigenschaften von Kunststoffen.<br />
Um sicherzugehen, muss man an<br />
einem Abfallstück verschiedene Arbeitsproben<br />
durchführen, um zum optimalen<br />
Ergebnis zu kommen.<br />
47. Für welche Arbeiten eignet sich<br />
eine Scheibenbürste?<br />
Mit gewellten Borsten zum Reinigen,<br />
Glätten, Strukturieren für „sanfte“ Oberflächenbearbeitung.<br />
Mit gezopften Borsten zum Reinigen,<br />
Entrosten, Entgraten, Schweißnaht-Vor<strong>und</strong><br />
Nachbearbeitung.<br />
48. Für welche Arbeiten eignet sich<br />
eine Kegelbürste?<br />
Überall dort, wo die Scheibenbürste nicht<br />
optimal eingesetzt werden kann, z. B. an<br />
Winkelprofilen.<br />
49. Für welche Arbeiten eignet sich<br />
eine Topfbürste?<br />
Topfbürsten werden stirnseitig verwendet.<br />
Sie eignen sich deshalb sehr gut für<br />
die großflächige Bearbeitung von Werkstücken<br />
wie Blechen <strong>und</strong> Tafeln. Bevorzugt<br />
werden sie zusammen mit Winkelschleifern<br />
eingesetzt.<br />
50. Für welche Arbeiten eignet sich<br />
eine Pinselbürste?<br />
Durch die Rotation spreizen sich Pinselbürsten<br />
auf. Sie sind deshalb sehr gut geeignet,<br />
um Hohlräume wie Bohrungen<br />
oder die Innenseite von Rohren zu bearbeiten.<br />
Hauptsächlicher Einsatz an<br />
schwer zugänglichen Stellen.
212 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Arbeiten mit der Pinselbürste<br />
Pinselbürste in Rohr einführen<br />
Schleifbürste einschalten. Durch Fliehkraft<br />
legen sich die Borsten an die Rohrwandung<br />
an.<br />
Rotierende Pinselbürste langsam aus<br />
dem Rohr ziehen. Innenkante des Rohres<br />
wird gesäubert <strong>und</strong> entgratet.<br />
TLX-BRS 08/G<br />
Entgraten<br />
51. Was ist Entgraten?<br />
Beim Entgraten werden scharfkantige<br />
Bearbeitungsrückstände so entfernt,<br />
dass von ihnen keine Verletzungsgefahr<br />
mehr ausgeht bzw. dass nachfolgende<br />
Bearbeitungsgänge störungsfrei durchführbar<br />
sind.<br />
52. Was passiert, wenn man durch<br />
Schleifen oder Feilen entgratet?<br />
Man erz<strong>eu</strong>gt einen „Sek<strong>und</strong>ärgrat“, der<br />
zwar wesentlich kleiner ist, aber trotzdem<br />
noch störend sein kann. Dieser Sek<strong>und</strong>ärgrat<br />
lässt sich nur durch weitere Arbeitsgänge<br />
(Schleifen mit immer feiner<br />
werdenden Schleifmitteln) reduzieren.<br />
Dies ist sehr zeitaufwendig.<br />
53. Warum ist die Bürste beim<br />
Entgraten vorteilhafter?<br />
Im Gegensatz zum schleifenden oder<br />
feilenden Entgraten erhält man beim Entgraten<br />
mit der Bürste keinen „Sek<strong>und</strong>ärgrat“<br />
mehr, sondern eine wirklich „r<strong>und</strong>e<br />
Kante“.<br />
Entgraten (Prinzip)<br />
1. Bearbeitungsgrat (z.B. Stanzgrat)<br />
Strukturieren<br />
Grat an Werkstückkante<br />
2. Sek<strong>und</strong>ärgrat<br />
(z.B. nach Abschleifen)<br />
Grat abgeschliffen<br />
3. Kante mit Bürste entgratet<br />
Grat mit Bürste<br />
entfernt<br />
TLX-BRS 09/G<br />
54. Was versteht man unter<br />
Strukturieren?<br />
Beim Strukturieren wird eine Oberfläche<br />
so bearbeitet, dass entweder eine künstliche<br />
Struktur entsteht oder die natürliche<br />
Struktur (Holz) hervorgehoben wird.<br />
55. Wie strukturiert man Metall?<br />
Bei Metallen erreicht man Strukturierungen<br />
zum Beispiel durch punktförmiges<br />
Aufsetzen von (meist geb<strong>und</strong>enen) Topfoder<br />
Pinselbürsten oder durch gleichmäßiges<br />
Bearbeiten der Oberfläche mit<br />
der Scheibenbürste in einer linearen<br />
Richtung.
56. Wie strukturiert man Holz?<br />
Mit einer Scheibenbürste, welche in der<br />
Faserrichtung des Holzes linear hin- <strong>und</strong><br />
hergeführt wird. Durch den Bürstvorgang<br />
werden weiche Holzanteile abgetragen,<br />
härtere Fasern bleiben stehen <strong>und</strong> bewirken<br />
dadurch eine „natürliche“ Strukturierung<br />
des Holzes. Bewegt man die Bürste<br />
quer zur Faserrichtung oder benützt man<br />
eine Topfbürste, dann wird die Struktur<br />
des Holzes zerstört.<br />
Strukturieren<br />
1 2 4 5<br />
A<br />
B<br />
Satinieren<br />
1<br />
3<br />
5<br />
1. Elektroschleifbürste<br />
2. Scheibenbürste<br />
3. Geb<strong>und</strong>ene Topfbürste<br />
4. Oberfläche unbearbeitet<br />
5. Oberfläche strukturiert<br />
A Strukturieren von Holz: nur in Längs-<br />
A richtung verfahren. Weiche Schichten<br />
A werden abgetragen, harte Schichten<br />
A bleiben stehen.<br />
B Strukturieren von Metall: geb<strong>und</strong>ene<br />
A Topfbürste wird senkrecht auf die<br />
A Oberfläche aufgesetzt. Eine Struktur<br />
A wird an die andere gesetzt.<br />
57. Was ist Satinieren?<br />
Unter Satinieren versteht ein feines<br />
Schleifen in einer Vorzugsrichtung, meist<br />
auf Metalloberflächen. Satinierte Oberflächen<br />
erz<strong>eu</strong>gt man mit zylindrischen<br />
oder bandförmigen Schleifvliesen, die<br />
man in einer Richtung über das Werkstück<br />
bewegt.<br />
4<br />
TLX-BRS 10/G<br />
Oberflächenbearbeitung 213<br />
Satinieren<br />
1 2 3<br />
1. Exzenterschleifer<br />
2. Schleifvlies<br />
3. Satinierte (mattierte)<br />
Oberfläche<br />
4. Oberfläche unbearbeitet<br />
1. Elektroschleifbürste<br />
2. Schleifvlies<br />
3. in Längsrichtung<br />
satinierte Oberfläche<br />
4. Oberfläche<br />
unbearbeitet<br />
2 3 4<br />
58. Was ist ein Schleifvlies?<br />
Das Schleifvlies besteht aus einem lockeren<br />
Gewirk von Kunststofffäden, in welche<br />
ein Schleifmittel eingelagert ist.<br />
Schleifvliese werden als flache Scheiben<br />
(Polierer, Exzenterschleifer), Bänder<br />
(Bandschleifer) oder als Zylinder mit<br />
Schaft (Schleifbürsten) hergestellt.<br />
59. Welche Eigenschaften hat ein<br />
Schleifvlies?<br />
Es ist durch seine lockere Struktur weich,<br />
passt sich dadurch der Oberflächenkontur<br />
hervorragend an <strong>und</strong> ist durch die<br />
Kunststoffbindung n<strong>eu</strong>tral, kann also für<br />
alle Werkstoffe verwendet werden.<br />
60. Für welchen Zweck verwendet<br />
man ein Schleifvlies?<br />
Das Schleifvlies ist ideal zur Feinbearbeitung<br />
von flachen <strong>und</strong> gewölbten Oberflächen,<br />
speziell bei Lackoberflächen <strong>und</strong><br />
Metallen. Da das Schleifvlies eine sehr<br />
offene Struktur besitzt, kann sich der abgetragene<br />
Staub in das Schleifvlies einlagern<br />
<strong>und</strong> wird dadurch nicht wieder in die<br />
Werkstückoberfläche eingerieben, was<br />
4<br />
1<br />
TLX-BRS 11/G
214 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
bei Lackoberflächen eine schlechtere<br />
Arbeitsqualität zur Folge hätte.<br />
61. Mit welchen <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
verwendet man vorzugsweise<br />
das Schleifvlies?<br />
Mit dem Exzenterschleifer zur großflächigen<br />
Bearbeitung flacher Werkstücke.<br />
Mit der Schleifbürste zum gezielten Satinieren<br />
<strong>und</strong> zur Bearbeitung komplexer<br />
Werkstücke.<br />
62. Zu was darf man ein Schleifvlies<br />
nicht verwenden?<br />
Mit einem Schleifvlies dürfen keine<br />
scharfen Kanten bearbeitet (entgratet)<br />
werden. Scharfe Kanten <strong>und</strong> Ecken zerstören<br />
praktisch sofort die Struktur des<br />
Schleifvlieses.<br />
63. Was ist ein „Powervlies“?<br />
Verwendet man statt des lockeren Fasergewirkes<br />
eine festere, schwammartige<br />
Substanz als Gr<strong>und</strong>lage für ein Vlies,<br />
dann erhält man eine höhere Abtragsleistung,<br />
mit der sich allerdings keine feine<br />
Oberfläche mehr erzielen lässt.<br />
64. Wozu verwendet man ein<br />
„Powervlies“?<br />
Das Powervlies eignet sich hervorragend<br />
zur Bearbeitung komplexer Metalloberflächen,<br />
bei denen der Einsatz von Bürsten<br />
zum „Einhaken“ führen könnte.<br />
Polieren<br />
65. Was versteht man unter Polieren?<br />
Polieren heißt Oberflächen mit feinsten<br />
Schleifmitteln (Poliermitteln) so bearbeiten,<br />
dass am Ende alle Unebenheiten<br />
beseitigt sind <strong>und</strong> ein Spiegelglanz<br />
entsteht.<br />
Polieren ist also eine Feinstbearbeitung<br />
von Oberflächen. Vom Prinzip her ist Polieren<br />
ein Schleifvorgang.<br />
66. Welche Werkz<strong>eu</strong>ge verwendet<br />
man zum Polieren?<br />
Als Arbeitswerkz<strong>eu</strong>ge dienen je nach<br />
Anwendungszweck Polierer, Exzenter-<br />
schleifer oder Schleifbürsten. Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
sind Polierschwämme, Filzscheiben<br />
unterschiedlicher Härte, Lammfellhauben<br />
<strong>und</strong> Nessel bzw. Leinwandscheiben<br />
(Schwabbel).<br />
67.<br />
Wie funktionieren Filzscheiben?<br />
Beim Auftragen von Poliermittel lagern<br />
sich die Schleifkörner des Poliermittels in<br />
die Filzschicht ein <strong>und</strong> machen damit die<br />
Filzscheibe zu einer – bildlich gesprochen<br />
– hoch elastischen, feinen Schleifscheibe.<br />
68.<br />
Was ist ein Poliermittel?<br />
Poliermittel sind Schleifmittel mit besonders<br />
kleinen Korngrößen. Sie sind in der<br />
Regel in einer Trägersubstanz (Öle, Fette,<br />
Wachse) eingeb<strong>und</strong>en, um sie besser<br />
handhaben zu können.<br />
69. Gibt es unterschiedliche<br />
Poliermittel?<br />
Ja. Die Poliermittel unterscheiden sich in<br />
der Konsistenz (es gibt Pasten <strong>und</strong><br />
Wachse), in der Körnung (zwischen 800<br />
<strong>und</strong> 4800) <strong>und</strong> im Kornmaterial (Kor<strong>und</strong>e,<br />
Karbide, Quarze, Diamant).<br />
70. Warum muss man für jedes einzelne<br />
Poliermittel eine separate<br />
Polierscheibe einsetzen?<br />
Würde man beispielsweise eine Filzscheibe,<br />
mit der man eine Polierpaste der<br />
Körnung 1200 eingearbeitet hat, mit einer<br />
Polierpaste der Körnung 2400 versehen,<br />
so würde die noch in der Filzscheibe<br />
steckende restliche 1200er Körnung die<br />
n<strong>eu</strong> aufgetragene 2400er Körnung wirkungslos<br />
machen. Zwischen jedem Körnungswechsel<br />
ist also die Werkstückoberfläche<br />
zu reinigen <strong>und</strong> eine separate<br />
Filzscheibe zu verwenden. Am besten ist<br />
es, wenn man gebrauchte Polierscheiben<br />
mit der verwendeten Körnung kennzeichnet,<br />
damit man sie bei Wiederverwendung<br />
nicht verwechselt.<br />
71. Was sind die typischen Arbeitsvorbereitungen<br />
zum Erzielen<br />
einer Hochglanzpolitur?<br />
Bei unbehandelten Oberflächen muss<br />
zunächst durch Feinschleifen mit Körnungen<br />
bis 800 bzw. 1200 die Oberfläche<br />
vorbereitet werden. Dann werden Polier-
wachse oder Polierpasten mit Körnungen<br />
2400 bis 3600 mit Filzscheiben aufgetragen<br />
<strong>und</strong> bearbeitet. Zwischen den Arbeitsvorgängen<br />
mit den einzelnen Körnungen<br />
ist die Oberfläche sorgfältig zu<br />
reinigen <strong>und</strong> jeder Körnung ist eine separate<br />
Filzscheibe zuzuordnen. Als letzter<br />
Arbeitsgang werden Hochglanzwachs<br />
<strong>und</strong> die Lammfell- oder Leinwandhaube<br />
(Schwabbel) eingesetzt. Man sieht: Das<br />
Herstellen einer perfekten Hochglanzpolitur<br />
ist sehr aufwendig <strong>und</strong> erfordert viel<br />
Übung.<br />
Polieren (Prinzip)<br />
C<br />
Polierfilzscheibe<br />
A<br />
Poliermittel<br />
Poliermittel dringt in<br />
Polierfilzscheibe ein.<br />
Polierfilzscheibe<br />
A Poliermittel (Polierwachs) wird an rotie-<br />
A rende Polierfilzscheibe gepresst.<br />
B Poliermittel lagert sich an Filzoberfläche<br />
A an.<br />
C Polierfilzscheibe trägt Poliermittel auf<br />
A Werkstückoberfläche auf Polier-<br />
A vorgang beginnt.<br />
TLX-BRS 12/G<br />
72. Wie poliert man<br />
Metalloberflächen?<br />
Metalloberflächen kann man mit relativ<br />
hohen Drehzahlen polieren. Die Polierpaste<br />
wird entweder manuell direkt auf die<br />
Metalloberfläche aufgerieben oder auf<br />
die Filzscheibe des Polierers, der Schleifbürste<br />
oder des Exzenterschleifers aufgebracht.<br />
Dann wird mittels der Filzscheibe<br />
der Poliervorgang durchgeführt.<br />
B<br />
Oberflächenbearbeitung 215<br />
Zum Abschluss wird die Oberfläche mit<br />
einem Lösungsmittel sorgfältig von allen<br />
Polierresten gereinigt <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
mit der Lammfellhaube <strong>und</strong> einem<br />
Glanzwachs (Polierer, Exzenterschleifer)<br />
nachbearbeitet.<br />
Man erkennt sehr bald, dass spiegelblankes<br />
Polieren von Metallen eine sehr<br />
zeitaufwendige Arbeit ist. Wenn immer<br />
möglich, sollte man bereits industriell<br />
hochglanzpolierte Bleche oder Tafeln<br />
verwenden. Der Mehrpreis lohnt sich in<br />
jedem Fall durch die eingesparte Arbeitszeit.<br />
Vor der weiteren Verarbeitung sollte<br />
die Oberfläche durch geeignete Folien<br />
oder Abdeckungen vor Kratzern geschützt<br />
werden. Derartig geschützte<br />
Oberflächen müssen dann nur noch an<br />
den Bearbeitungsstellen poliert werden,<br />
wodurch viel Zeit gespart werden kann.<br />
73. Wie poliert man<br />
Lackoberflächen?<br />
Auf die Lackoberfläche wird manuell oder<br />
maschinell (Polierer oder Exzenterschleifer)<br />
ein Polierwachs gleichmäßig aufgetragen<br />
<strong>und</strong> mit geringer Drehzahl <strong>und</strong> geringem<br />
Andruck mit der Lammfellhaube<br />
poliert.<br />
74. Wie poliert man Hölzer?<br />
Nach dem Feinschliff der Oberfläche wird<br />
ein geeignetes Wachs manuell oder maschinell<br />
(Polierer oder Exzenterschleifer)<br />
gleichmäßig aufgetragen <strong>und</strong> mit geringer<br />
Drehzahl <strong>und</strong> geringem Andruck zuerst<br />
mit einer weichen Filzscheibe <strong>und</strong><br />
dann mit der Lammfellhaube poliert. Die<br />
Faserrichtung des Holzes ist dabei zu beachten.<br />
75. Wie poliert man Kunststoffe <strong>und</strong><br />
Kunstglas?<br />
Da die Eigenschaften von Kunststoffen,<br />
Acrylglas <strong>und</strong> Polycarbonat-Glas sehr<br />
unterschiedlich sein können, macht man<br />
am besten zunächst Versuche an einem<br />
Probestück. Es empfiehlt sich, mit niedrigen<br />
Drehzahlen zu beginnen <strong>und</strong><br />
großflächig mit geringem Andruck zu arbeiten.<br />
Die speziell benötigten Polierpasten<br />
erfragt man am besten beim Kunststoffhersteller.
216 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum richtigen Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Arbeitsgang Werkstückoberfläche Werkstückgröße Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Bürsten flach groß Winkelschleifer<br />
klein Schleifbürste<br />
gewölbt groß Winkelschleifer<br />
klein Schleifbürste<br />
komplex geformt Schleifbürste<br />
(Hohlkörper, Zylinder,<br />
Profile, Rahmen, Gestelle)<br />
Entgraten leicht zugänglich Winkelschleifer<br />
Schleifbürste<br />
komplex Schleifbürste<br />
Strukturieren Schleifbürste<br />
Satinieren mit Vorzugsrichtung Schleifbürste<br />
ohne Vorzugsrichtung Exzenterschleifer<br />
Polieren flach groß Polierer<br />
mittel Exzenterschleifer<br />
klein Schleifbürste<br />
gewölbt groß Polierer<br />
mittel Exzenterschleifer<br />
klein Schleifbürste<br />
komplex geformt Schleifbürste<br />
(Hohlkörper, Zylinder,<br />
Profile, Rahmen, Gestelle)<br />
TLX-BRS T01
Oberflächenbearbeitung 217<br />
Der logische Weg zur richtigen Bürstenart<br />
Werkstoff Werkstück Bearbeitung Bürstentyp Bürstenart<br />
Holz Weichholz grob gewellt Stahl, vermessingt<br />
fein Kunststoff<br />
Hartholz gewellt Stahl, vermessingt<br />
Eiche gewellt Edelstahl<br />
Edelhölzer gewellt Edelstahl<br />
Metall Stahl grob gezopft Stahl<br />
mittel gewellt Stahl<br />
fein Kunststoff<br />
Edelstahl grob gezopft Edelstahl<br />
mittel gewellt Edelstahl<br />
fein Kunststoff<br />
Buntmetall grob gezopft Edelstahl<br />
(Messing, Kupfer) mittel gewellt Edelstahl<br />
fein Kunststoff<br />
Aluminium grob gezopft Edelstahl<br />
mittel gewellt Edelstahl<br />
fein Kunststoff<br />
TLX-BRS T02
Sägen Gr<strong>und</strong>lagen 219<br />
Werkstoffe 219<br />
Sägeblätter 220<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> zum Sägen 224<br />
Hubsägen 225<br />
– Säbelsäge 225<br />
– Elektrofuchsschwanz 226<br />
– Tandemsäge 227<br />
– Multisäge 228<br />
– Feinschnittsäge 229<br />
– Stichsäge 230<br />
Rotationssägen 231<br />
– Handkreissägen 231<br />
Umlaufsägen 234<br />
– Kettensäge 234<br />
Arbeitssicherheit beim Sägen 235<br />
Der logische Weg zur<br />
passenden Säge 237<br />
Der logische Weg zum<br />
richtigen Sägeblatt 239
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was versteht man unter<br />
„Sägen“?<br />
Sägen sind Handwerkz<strong>eu</strong>ge oder Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge,<br />
bei denen die spanabhebenden<br />
Schneiden (Zähne) in einer Reihe<br />
angeordnet sind <strong>und</strong> nacheinander zum<br />
Eingriff kommen. Die Bezeichnung für<br />
das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g ist „Sägeblatt“. Im<br />
Falle von motorisch angetriebenen Sägen<br />
erfolgt die Bewegung des Sägeblattes<br />
nach einem der drei Gr<strong>und</strong>prinzipien:<br />
– Hub<br />
– Rotation<br />
– Umlauf<br />
Die Sägeblätter werden meist nicht nach<br />
dem Prinzip, sondern nach dem entsprechenden<br />
Antriebswerkz<strong>eu</strong>g benannt.<br />
2. Welche Anforderungen werden<br />
an die zum Sägen dienenden<br />
Werkz<strong>eu</strong>ge gestellt?<br />
Sägen müssen die Arbeitsaufgabe in der<br />
kürzest möglichen Zeit mit der höchstmöglichen<br />
Qualität erledigen. Dabei müssen<br />
sie für den Anwender das technisch<br />
höchstmögliche Maß an Sicherheit bieten.<br />
3. Von welchen Einflussfaktoren<br />
hängt die Sägeleistung ab?<br />
Vom geeigneten Sägeblatt <strong>und</strong> der Eignung<br />
des gewählten Elektrowerkz<strong>eu</strong>gs<br />
für die vorgesehene Arbeitsaufgabe.<br />
Werkstoffe<br />
Sägen 219<br />
4. Welche Werkstoffe können mit<br />
handgeführten Elektrosägen<br />
bearbeitet werden?<br />
Mit Ausnahme von bestimmten mineralischen<br />
Werkstoffen <strong>und</strong> Glas können nahezu<br />
alle Werkstoffe mit handgeführten<br />
Elektrosägen bearbeitet werden.<br />
5. Nach welchen Eigenschaften<br />
werden Werkstoffe eingeteilt?<br />
Werkstoffe werden nach ihrer Härte <strong>und</strong><br />
Struktur sowie der Spanbildung beim Sägen<br />
b<strong>eu</strong>rteilt. Es gibt weiche bis harte<br />
Werkstoffe, Werkstoffe mit gleichmäßigem<br />
Gefüge oder faseriger Struktur <strong>und</strong><br />
kurzspanende bis langspanende Werkstoffe.<br />
6. Wie beeinflussen die Werkstoffeigenschaften<br />
die Sägeblattgeometrie?<br />
Die Werkstoffeigenschaften beeinflussen<br />
die Geometrie des Sägeblattes, d. h. die<br />
Zahnform, Zahngröße <strong>und</strong> Zähnezahl.<br />
7. Wie beeinflussen die Werkstoffeigenschaften<br />
das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g?<br />
Die Werkstoffeigenschaften bestimmen<br />
Schnittgeschwindigkeit <strong>und</strong> die notwendige<br />
Antriebsleistung durch das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g.
220 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Sägeblätter<br />
13. Was versteht man unter<br />
Bimetall?<br />
HSS-Stähle werden häufig im Verb<strong>und</strong><br />
8. Was sind die wichtigsten Eigen- mit niedriglegierten, zähen Werkz<strong>eu</strong>gschaften<br />
eines Sägeblattes? stählen eingesetzt. In dieser Kombination<br />
Die wichtigsten Eigenschaften des Säge- ergänzen sich die Eigenschaften (Zähblattes<br />
werden bestimmt durch:<br />
elastisch <strong>und</strong> Hart) günstig. Der Verb<strong>und</strong>,<br />
– das Sägeblattmaterial<br />
als Bimetall bezeichnet, wird durch Ver-<br />
– die Zähnezahl<br />
schweißen der beiden unterschiedlichen<br />
– der Zahnform<br />
Metalle miteinander hergestellt.<br />
9.<br />
Je<br />
Aus welchem Material bestehen<br />
Sägeblätter?<br />
nach dem vorgesehenen Ein-<br />
Stichsägeblätter, Bimetallblätter<br />
für Metallwerkstoffe<br />
satzzweck bestehen Sägeblätter aus<br />
– CV<br />
– HCS<br />
– HSS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
– Bimetall<br />
– HM<br />
für Holzwerkstoffe<br />
Es können auch Kombinationen der<br />
obengenannten Materialien vorkommen.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
10. Was versteht man unter CV?<br />
CV bed<strong>eu</strong>tet Chrom-Vanadium <strong>und</strong> bezeichnet<br />
die Hauptbestandteile des legierten<br />
Stahls. CV-Stähle besitzen eine<br />
hohe Elastizität bei mäßiger Härte <strong>und</strong><br />
werden hauptsächlich für das Stamm-<br />
1 Gr<strong>und</strong>körper aus HCS<br />
2 Zähne aus HSS<br />
3 Laser-Schweißnaht<br />
blatt von Kreissägeblättern verwendet.<br />
Für weiche Hölzer werden auch kom- 14. Was versteht man unter HM?<br />
plette CV-Kreissägeblätter verwendet. HM ist die Abkürzung für HartMetall.<br />
Hartmetalle sind Sinterwerkstoffe aus<br />
11. Was versteht man unter HCS? verschiedenen Bestandteilen wie Wolf-<br />
Unter HCS versteht man High Carbon ram, Titan, Tantal, Cobalt <strong>und</strong> Karbiden.<br />
Steel, also einen Stahl, der durch einen Sie sind äußerst druck- <strong>und</strong> verschleiß-<br />
bestimmten Kohlenstoffanteil eine große fest, aber spröde. Man verwendet Hart-<br />
Härte aufweist.<br />
metalle für hochbeanspruchte Sägeblätter,<br />
wo sie als Material für die Zähne ver-<br />
12. Was versteht man unter HSS? wendet werden. Mit HM bestückte<br />
Unter HSS versteht man Hochlegierte Sägeblätter eignen sich für höchste Bela-<br />
Schnellarbeits Stähle. Sie zeichnen sich stung, wegen der hohen Sprödigkeit von<br />
durch höhere Belastbarkeit <strong>und</strong> Stand- HM sind jedoch bestimmte Mindestzeiten<br />
sowie höhere Hitzebeständigkeit<br />
aus <strong>und</strong> werden für Sägeblätter in der<br />
Holz- <strong>und</strong> Kunststoff-, hauptsächlich<br />
aber bei der Metallbearbeitung eingesetzt.<br />
Wegen der größeren Härte sind<br />
HSS-Sägeblätter meist spröder, worauf<br />
bei der Anwendung Rücksicht genommen<br />
werden muss.<br />
größen für die Zähne notwendig.<br />
TLX-SAW 01/G
Stichsägeblätter, HM-bestückte<br />
„Riff“-Beschichtung<br />
HM-Einzelzähne<br />
HM-Zahnleiste<br />
1 Gr<strong>und</strong>körper<br />
2 HM-Granulat<br />
02/G<br />
3 HM-Zahn (gelötet)<br />
4 Laserschweißung<br />
5 HM-Zahnleiste TLX-SAW<br />
15. Welchen Einfluss hat die<br />
Zähnezahl?<br />
Bei gegebener Sägeblattgröße wird die<br />
Zähnezahl durch die Zahngröße bestimmt.<br />
Pro Hub oder Umdrehung sind<br />
entweder weniger oder mehr Zähne im<br />
Eingriff, die Schnittqualität nimmt mit der<br />
Anzahl der Zähne zu. Wenige große<br />
Zähne bei gegebener Sägeblattlänge ergeben<br />
eine große Zahnteilung, viele<br />
kleine Zähne eine kleine Zahnteilung. Weniger<br />
Zähne sind kostengünstiger, mehr<br />
Zähne verursachen höhere Kosten.<br />
1<br />
2<br />
1<br />
3<br />
1<br />
4<br />
5<br />
Kreissägeblätter (Zahnmaterial)<br />
CV-Blatt<br />
Stammblatt <strong>und</strong> Zähne<br />
aus demselben<br />
Material<br />
HM-Blatt<br />
CV-Stammblatt mit eingesetzten<br />
HM-Zähnen<br />
1 Hartmetallzähne<br />
2 Hartlötung<br />
3 Stammblatt<br />
1 2 3<br />
Stichsägeblätter, Zahnteilung<br />
klein<br />
Sägen 221<br />
mittel<br />
groß<br />
progressiv<br />
variabel<br />
HM-Granulat-beschichtet<br />
TLX-SAW 03/G<br />
TLX-SAW 04/G
222 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
16. Welchen Einfluss hat die<br />
Zahnform?<br />
Die Zahnform bestimmt Schnittqualität<br />
<strong>und</strong> Belastbarkeit. Man unterscheidet in<br />
Gr<strong>und</strong>formen <strong>und</strong> Kombinationen. Die<br />
wichtigsten Gr<strong>und</strong>formen sind:<br />
– Spitzzähne<br />
– Grobzähne<br />
– Flachzähne<br />
– Wechselzähne<br />
– Trapezzähne<br />
– Dachhohlzähne<br />
sowie Mischgeometrien. Spitzzähne <strong>und</strong><br />
Grobzähne werden bei CV, HSS <strong>und</strong> Bimetallblättern<br />
verwendet, die anderen<br />
Zahnformen werden bei HM-bestückten<br />
Sägeblättern angewendet.<br />
Die besten Schnittqualitäten werden<br />
meist mit Kombinationen unterschiedlicher<br />
Zahnformen erzielt, welche wegen<br />
des aufwendigen Schleifverfahrens<br />
kostenintensiver sind.<br />
Kreissägeblätter (Zahnformen)<br />
geschränkte Zähne Flachzähne<br />
1 2<br />
Wechselzähne Trapez - Flachzähne<br />
3 3 4 4 4<br />
1 Hohe Spitzenbelastung<br />
bei geschränkten Zähnen<br />
2 hohe Flächenbelastung<br />
beim Flachzahn<br />
3 Wechselzähne teilen<br />
sich die Belastung<br />
4 Belastungsverteilung beim<br />
Trapez- / Flachzahn<br />
EWL-K021/G<br />
TLX-SAW 04-2/G<br />
17. Was ist ein Freischnitt <strong>und</strong> wozu<br />
dient er?<br />
Unter Freischnitt versteht man den Unterschied<br />
zwischen Sägespaltbreite <strong>und</strong><br />
der Dicke des Stammblattes bzw. des<br />
Sägeblattrückens. Der Freischnitt ist notwendig,<br />
damit der Sägeblattrücken im<br />
Sägeschnitt nicht klemmt. Der Freischnitt<br />
kann durch Schränkung oder Wellen der<br />
Zähne sowie durch Hinterschliff oder<br />
breitere Zähne (HM) erfolgen. Je größer<br />
der Freischnitt, umso kurvengängiger ist<br />
das Sägeblatt bei Hubsägen.<br />
Stichsägeblätter, Zahngeometrie<br />
Zähne gefräst, Freischnitt geschränkt<br />
Zähne gefräst, Freischnitt gewellt<br />
Zähne geschliffen, Freischnitt geschränkt<br />
06/G<br />
Zähne geschliffen, Freischnitt<br />
freiwinkelgeschliffen TLX-SAW
Kreissägeblätter (Freischnitt)<br />
geschränktes Blatt HM-Blatt<br />
2<br />
1<br />
3<br />
5<br />
6<br />
7<br />
1 Material<br />
2 Zahnbreite<br />
3 geschränkte Zähne<br />
4 HM-Zähne<br />
5 Stammblatt<br />
6 Freischnitt<br />
7 Stammblattdicke<br />
2<br />
1<br />
4<br />
TLX-SAW 05/G<br />
18. Welche Sägeblätter verwendet<br />
man für Holz <strong>und</strong> Holzwerkstoffe?<br />
Für die Bearbeitung von Holz werden Sägeblätter<br />
mit mittleren bis großen Zähnen<br />
verwendet, weil Holz ein langspanender<br />
Werkstoff ist. Entsprechend der Dicke<br />
des zu bearbeitenden Werkstückes sollte<br />
die Zahngröße so gewählt werden, dass<br />
mindesten 2 Zähne immer im Eingriff<br />
sind.<br />
19. Warum verwendet man für<br />
Längs- <strong>und</strong> Querschnitte unterschiedliche<br />
Zahnformen?<br />
Hölzer haben eine Vorzugsrichtung der<br />
Fasern. Bei Schnitten längs der Faser<br />
entstehen lange Späne, weshalb Sägeblätter<br />
mit großen Zähnen benützt werden<br />
sollen. Bei Schnitten quer zur Faser<br />
entstehen kurze Späne, hier genügen<br />
kleine Zähne für eine hohe Schnittqualität.<br />
Für die Anwendung bei Längs- <strong>und</strong><br />
Querschnitten gibt es Sägeblätter mit einer<br />
Kombination kleiner <strong>und</strong> großer<br />
Zähne.<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Kreissägeblätter<br />
Dualverzahnung für<br />
Längs- <strong>und</strong> Querschnitt<br />
Sägen 223<br />
Schneidet Massiv-, Weich- <strong>und</strong><br />
Hartholz sowie Dickholz-, Span<strong>und</strong><br />
Tischlerplatten. Jeweilige<br />
Zahnfolge im 5er Zahnsegment.<br />
TLX-SAW 07/G<br />
20. Warum gibt es unterschiedliche<br />
Sägeblätter für schnelle <strong>und</strong><br />
saubere Schnitte?<br />
Für schnelle Schnitte benötigt man Sägeblätter<br />
mit wenigen großen Zähnen, die<br />
aber einen groben Schnitt verursachen.<br />
Sägeblätter mit vielen kleinen Zähnen ergeben<br />
einen feinen Schnitt, aber nur einen<br />
geringen Arbeitsfortschritt.<br />
21. Welche Sägeblätter verwendet<br />
man für Kunststoffe?<br />
Als Zahnwerkstoffe können sowohl HCS,<br />
HSS <strong>und</strong> HM verwendet werden. Bei weichen<br />
Kunststoffen können bei geringer<br />
Schnittgeschwindigkeit HC-Zähne verwendet<br />
werden, bei härteren Duromeren<br />
sind HSS-Zähne länger schnitthaltig.<br />
Glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK)<br />
sowie Kunststoffe mit mineralischen Füllstoffen<br />
sollten mit HM-Zähnen bearbeitet<br />
werden. Kreissägeblätter werden ausschließlich<br />
mit HM-bestückten Zähnen<br />
für die Kunststoffbearbeitung eingesetzt.<br />
22. Welche Sägeblätter verwendet<br />
man für Metalle?<br />
Als Schneiden- oder Zahnwerkstoff wird<br />
bei handgeführten <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
ausschließlich HSS oder HM, eventuell<br />
im Verb<strong>und</strong> mit einem CV-Stammblatt<br />
verwendet. Bei Hubsägen wird HSS für<br />
NE-Metalle <strong>und</strong> für Baustähle verwendet,<br />
HM für die Bearbeitung von korrosionsbeständigen<br />
Stählen. Bei handgeführten
224 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Kreissägen finden ausschließlich HM-bestückte<br />
Sägeblätter Verwendung.<br />
23. Welche Sägeblätter benützt man<br />
bei Hubsägen für gerade<br />
Schnitte?<br />
Man benützt Sägeblätter mit breitem<br />
Zahnrücken, wodurch das Sägeblatt eine<br />
bessere Längsführung im Material erhält.<br />
Stichsägeblätter, Sägeblattbreite<br />
Breites Blatt („normal“)<br />
Schmales Blatt<br />
Spezielles Kurven-Sägeblatt<br />
TLX-SAW 08/G<br />
24. Welche Sägeblätter benützt<br />
man bei Hubsägen für Kurvenschnitte?<br />
Für Kurvenschnitte werden Sägeblätter<br />
mit großem Freischnitt durch Schränkung<br />
verwendet. Der Sägeblattrücken ist<br />
schmal bis sehr schmal, wodurch enge<br />
Kurvenradien möglich sind.<br />
25. Müssen Sägeblätter gekühlt<br />
werden?<br />
Bei handgeführten Sägen ist eine<br />
Schmierung bzw. Kühlung nur bei Schnitten<br />
in Metall notwendig. Die Lebensdauer<br />
der Sägeblätter wird dadurch vervielfacht.<br />
Als Schmiermittel haben sich so<br />
genannte Schneidfette bewährt. Bei<br />
Kunststoffen sollte wegen deren Temperaturempfindlichkeit<br />
zwar auch gekühlt<br />
werden, die Wahl des Kühlmittels ist jedoch<br />
kritisch, weil es unter Umständen<br />
den Kunststoff angreifen kann. Eventuell<br />
ist eine Verringerung der Schnittgeschwindigkeit<br />
sinnvoller.<br />
26. Kann man Sägeblätter<br />
nachschärfen?<br />
Bei Kreissägeblättern ist das Nachschärfen<br />
durch einen qualifizierten<br />
Schärfdienst sinnvoll <strong>und</strong> wirtschaftlich.<br />
Je nach Zahnform kann mehrmals nachgeschärft<br />
werden.<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
zum Sägen<br />
27. Nach welchen Prinzipien<br />
arbeiten Sägen?<br />
Motorisch angetriebene Sägen arbeiten<br />
nach einem der drei Gr<strong>und</strong>prinzipien:<br />
– Hub<br />
– Rotation<br />
– Umlauf<br />
Die entsprechenden Gr<strong>und</strong>typen der Sägen<br />
bezeichnet man als<br />
– Hubsägen<br />
– Rotationssägen (Kreissägen)<br />
– Umlaufsägen (Bandsägen, Kettensägen)<br />
Leistungsprofile von Sägen<br />
Elektro-<br />
Fuchsschwanz<br />
Säbelsäge<br />
Multisäge<br />
Tandemsäge<br />
Schnittleistung<br />
Schnittqualität<br />
Kreissäge<br />
Feinschnittsäge<br />
Kettensäge<br />
Geradschnitt<br />
Kurvenschnitt<br />
Stichsägen<br />
TLX-SAW 09/P
Hubsägen<br />
28. Für welche Werkstoffe eignen<br />
sich Hubsägen?<br />
Hubsägen können für alle sägbaren<br />
Werkstoffe verwendet werden.<br />
29. Was ist das gemeinsame<br />
Merkmal aller Hubsägen?<br />
Hubsägen haben als Funktionsprinzip ein<br />
sich hin- <strong>und</strong> herbewegendes Sägeblatt<br />
(oder Sägeblätter). Der Bewegungsablauf<br />
gleicht dem Arbeiten mit der Handsäge.<br />
Die meisten Hubsägen <strong>und</strong> ihre Sägeblätter<br />
sind so eingerichtet, dass meist<br />
nur in einer Hubrichtung gesägt wird. Die<br />
bevorzugte Sägerichtung ist auf Zug, weil<br />
hierdurch die Maschine besser beherrscht<br />
wird <strong>und</strong> das Sägeblatt keinen<br />
Druck- <strong>und</strong> damit Knickkräften ausgesetzt<br />
ist. In Zugrichtung kann bei den<br />
meisten Hubsägen dem Sägeblatt eine<br />
Pendelbewegung überlagert werden,<br />
wodurch mehr Zähne zum Eingriff kommen<br />
<strong>und</strong> damit der Arbeitsfortschritt bei<br />
gleichzeitig geringeren Vorschubkräften<br />
wesentlich gesteigert wird.<br />
30. Welche Typen von Hubsägen gibt<br />
es?<br />
Typische Vertreter der Hubsägen sind:<br />
– Säbelsäge<br />
– Fuchsschwanz<br />
– Multisäge<br />
– Feinschnittsäge<br />
– Stichsäge<br />
– Tandemsäge<br />
31. Kann man mit Hubsägen Kurven<br />
sägen?<br />
Hubsägen, welche über sehr breite Sägeblatter<br />
oder über Sägeblätter mit<br />
Schwertführung verfügen (Feinschnittsäge,<br />
Tandemsäge) eignen sich<br />
nicht für Kurvenschnitte. Alle anderen<br />
Hubsägen können für Kurvenschnitte<br />
verwendet werden, wenn schmale Sägeblätter<br />
(Kurvenschnittblätter) verwendet<br />
werden.<br />
Säbelsäge<br />
32. Was versteht man unter einer<br />
Säbelsäge?<br />
Säbelsägen sind Hubsägen, bei denen<br />
Motor <strong>und</strong> Sägeblatt in einer Richtung<br />
angeordnet sind. Der Name stammt ursprünglich<br />
aus den USA, wo dieser Sägentyp<br />
entwickelt wurde <strong>und</strong> weit verbreitet<br />
ist.<br />
Säbelsäge<br />
klassische Handwerkerform<br />
1 2<br />
1 Sägeblatt<br />
2 Anschlag<br />
3 Antriebsmotor<br />
Sägen 225<br />
TLX-SAW 10/G<br />
33. Was sind die Eigenschaften einer<br />
Säbelsäge?<br />
Säbelsägen werden an einem Spatengriff<br />
am Maschinenende gehalten <strong>und</strong> am<br />
Maschinenhals oder einem Zusatzhandgriff<br />
geführt. Qualitativ hochwertige<br />
Säbelsägen haben einen inneren Massenausgleich<br />
zur aktiven Vibrationsdämpfung<br />
<strong>und</strong> ein werkz<strong>eu</strong>gloses<br />
Spannsystem für das Sägeblatt. Die Maschinenleistungen<br />
betragen zwischen<br />
600...1200 Watt, die Schnitttiefe richtet<br />
sich nach der Länge des verwendeten<br />
Sägeblattes. Zur Verbessung des Sägefortschrittes<br />
kann eine Pendelbewegung<br />
des Sägeblattes zugeschaltet werden.<br />
Bei Hohlprofilen sind Schnitttiefen bis<br />
250 mm möglich.<br />
34. Was kann mit einer Säbelsäge<br />
gesägt werden?<br />
Entsprechend dem verwendeten Sägeblatt<br />
alle sägbaren Werkstoffe.<br />
3
226 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
35. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Säbelsäge?<br />
Rohrspanner werden an Säbelsägen verwendet,<br />
um in der Installationstechnik<br />
rechtwinklige Schnitte an Profilen <strong>und</strong><br />
Rohren durchzuführen.<br />
36. Wozu wird die Säbelsäge am<br />
häufigsten verwendet?<br />
Die typische Verwendung der Säbelsäge<br />
ist im Installations- <strong>und</strong> Sanitärbereich,<br />
im Fahrz<strong>eu</strong>gbau, im Metallbau <strong>und</strong> im<br />
Palettenrecycling.<br />
Elektrofuchsschwanz<br />
37. Was versteht man unter einem<br />
Elektrofuchsschwanz?<br />
Der Elektrofuchsschwanz wird ähnlich<br />
gehandhabt wie die Handsägen des<br />
Fuchsschwanztyps, woher seine Namensgebung<br />
stammt. Er unterscheidet<br />
sich durch den senkrecht zur Sägeblattachse<br />
angeordneten Antriebsmotor<br />
von der Säbelsäge.<br />
Säbelsäge (Fuchsschwanz)<br />
klassische Heimwerkerform<br />
1 Sägeblatt<br />
2 Anschlag<br />
3 Antriebsmotor<br />
1 2<br />
3<br />
TLX-SAW 11/G<br />
38. Was sind die Eigenschaften<br />
eines Elektrofuchsschwanzes?<br />
Durch die Bauweise des Elektrofuchsschwanzes<br />
unterscheidet sich diese<br />
Säge von der Säbelsäge, in der Arbeitsweise<br />
<strong>und</strong> den meisten Eigenschaften<br />
sind beide Sägetypen sowie den Säge-<br />
blatttypen jedoch gleich. Durch die einfachere<br />
Getriebekonstruktion ergibt sich<br />
ein Kostenvorteil, wodurch der Elektrofuchsschwanz<br />
besonders für das Heimwerkersegment<br />
geeignet ist. Wie die Säbelsäge<br />
wird der Elektrofuchsschwanz<br />
zweihändig betrieben. Die Antriebsleistungen<br />
liegen zwischen 500... 800 Watt.<br />
Die Schnitttiefe richtet sich nach der<br />
Länge des verwendeten Sägeblattes. Bei<br />
Hohlprofilen sind Schnitttiefen bis 250<br />
mm möglich. Zur Verbessung des Sägefortschrittes<br />
kann eine Pendelbewegung<br />
des Sägeblattes zugeschaltet werden.<br />
39. Was kann mit einem Elektrofuchsschwanz<br />
gesägt werden?<br />
Entsprechend dem verwendeten Sägeblatt<br />
alle sägbaren Werkstoffe.<br />
40. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für den Elektrofuchsschwanz?<br />
Rohrspanner werden an Säbelsägen verwendet,<br />
um in der Installationstechnik<br />
rechtwinklige Schnitte an Profilen <strong>und</strong><br />
Rohren durchzuführen.<br />
41. Wozu wird der Elektrofuchsschwanz<br />
am häufigsten verwendet?<br />
Typischer Verwendungsbereich des Elektrofuchsschwanzes<br />
sind universelle Sägearbeiten<br />
<strong>und</strong> Palettenrecycling.
Tandemsäge<br />
(Fuchsschwanz)<br />
42. Was versteht man unter einer<br />
Tandemsäge?<br />
Die Tandemsäge ähnelt im Aussehen<br />
dem Elektrofuchsschwanz, der Antriebsmotor<br />
ist im Winkel zur Sägeblattachse<br />
angeordnet. Bei der Tandemsäge werden<br />
zwei Sägeblätter in einer schwertförmigen<br />
Führung geführt <strong>und</strong> gegenläufig bewegt.<br />
Die Form der Sägezähne ist symmetrisch.<br />
Tandemsäge<br />
3<br />
5<br />
4<br />
BOSCH<br />
1 Antriebsmotor<br />
2 Staubabsaugung<br />
3 Schwert<br />
4 2 Sägeblätter (gegenläufig)<br />
5 Griffverstellung<br />
(horizontal <strong>und</strong> vertikal)<br />
43. Was sind die Eigenschaften einer<br />
Tandemsäge?<br />
Wegen der starren Führung der Sägeblätter<br />
im Schwert ist die Tandemsäge nur für<br />
gerade Schnitte geeignet. Bei Aufnahmeleistungen<br />
von 1200... 1600 Watt <strong>und</strong> Sägeblatthüben<br />
von 35...55 mm beträgt die<br />
Sägeblattlänge 300...350 mm. Die Sägeblätter<br />
schneiden im Vorwärts- <strong>und</strong> im<br />
Rückwärtshub. Eine Pendelbewegung<br />
findet deshalb nicht statt. Wegen der Gegenlaufbewegung<br />
der Sägeblätter arbeitet<br />
die Tandemsäge momentfrei, d. h.<br />
beim Ansetzen <strong>und</strong> Sägen wird die Säge<br />
weder an das Werkstück gezogen noch<br />
weggestoßen, wodurch die Handhabung<br />
der Säge sehr sicher ist.<br />
1<br />
2<br />
TLX-SAW 12/P<br />
Sägen 227<br />
44. Was kann mit einer Tandemsäge<br />
gesägt werden?<br />
Metalle können mit der Tandemsäge prinzipbedingt<br />
nicht gesägt werden: Die Metallspäne,<br />
welche zwischen die Sägeblätter<br />
<strong>und</strong> in die Schwertführung gelangen,<br />
würden durch Reibschweißung die Sägeblätter<br />
festsetzen. Kunststoffe können<br />
mit Einschränkung gesägt werden: Die<br />
Späne <strong>und</strong> Stäube geschäumter Thermoplaste,<br />
besonders auf Styrolbasis (z.<br />
B. Styropor), erhitzen sich durch die Reibung<br />
zwischen den Sägeblättern <strong>und</strong> der<br />
Führung. Nach Abkühlung blockieren sie<br />
die Sägeblätter durch Schmelzklebereffekt.<br />
Mit Hartmetall- Sägezähnen bestückte<br />
Sägeblätter eignen sich jedoch<br />
auch zum Sägen weicher <strong>und</strong> poröser<br />
Steinwerkstoffe wie Gasbeton <strong>und</strong> weicher<br />
Leichtziegel. Die Sägeblätter können<br />
werkz<strong>eu</strong>glos gewechselt werden.<br />
45. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Tandemsäge?<br />
Als Systemzubehör zur Tandemsäge gibt<br />
es eine Absaugvorrichtung mit der es<br />
möglich ist, beim Sägen von Gasbeton<br />
einen hohen Anteil des entstehenden<br />
Staubes mittels eines Staubsaugers abzusaugen.<br />
46. Wozu wird die Tandemsäge am<br />
häufigsten verwendet?<br />
Die Tandemsäge ist in erster Linie für die<br />
Bearbeitung von Holz im Zimmereibereich<br />
vorgesehen. Typischerweise werden<br />
Balken abgelängt <strong>und</strong> Verzapfungen<br />
hergestellt. Ebenso häufig wird die Tandemsäge<br />
im Rohbau zur Bearbeitung von<br />
Gasbetonbauteilen eingesetzt.
228 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Multisäge<br />
47. Was versteht man unter einer<br />
Multisäge?<br />
Die Multisäge ist eine kleine Säbelsäge.<br />
Das Sägeblatt liegt in einer Linie zum Antriebsmotor.<br />
Die Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge sind<br />
in vielen Fällen identisch mit denen der<br />
Stichsäge.<br />
Multisäge<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Sägeblatt<br />
2 Anschlagbügel<br />
3 Pendelhubeinstellung<br />
4 Schaltergriff<br />
5 SDS-Spannsystem für Sägeblatt<br />
5<br />
TLX-SAW 13/G<br />
48. Was sind die Eigenschaften einer<br />
Multisäge?<br />
Wegen der geringeren Maschinenleistung<br />
von ca. 400 Watt ist die Multisäge<br />
sehr klein <strong>und</strong> handlich, wodurch sie<br />
auch im Einhandbetrieb für diffizile Arbeiten<br />
an komplexen Werkstücken verwendet<br />
werden kann. Wegen ihrer Handlichkeit<br />
lässt sich die Multisäge sehr gut zum<br />
Bearbeiten bereits bestehender Bauteile,<br />
auch an senkrechten Flächen <strong>und</strong> zum<br />
Entasten im Gartenbereich einsetzen. Zur<br />
Erhöhung des Sägefortschrittes kann<br />
eine Pendelbewegung des Sägeblattes<br />
zugeschaltet werden.<br />
49. Was kann mit einer Multisäge<br />
gesägt werden?<br />
Entsprechend dem verwendeten Sägeblatt<br />
alle sägbaren Werkstoffe.<br />
4<br />
50. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Multisäge?<br />
Typisches Zubehör der Multisäge sind<br />
– Winkelanschläge<br />
– Zirkelvorsatz<br />
Winkelanschläge werden an der Multisäge<br />
verwendet, um winkeltr<strong>eu</strong>e<br />
Schnitte von 90° <strong>und</strong> 45° an Leisten, Latten<br />
<strong>und</strong> Kanthölzern herzustellen. Der<br />
Zirkelvorsatz ermöglicht die Herstellung<br />
r<strong>und</strong>er Werkstücke.<br />
51. Wozu wird die Multisäge am<br />
häufigsten verwendet?<br />
Die Anwendung der Multisäge ist extrem<br />
vielseitig. Durch die Möglichkeit des Freihandschnittes<br />
(ohne Aufsetzen der Maschine<br />
an das Werkstück) sind Arbeiten<br />
möglich, welche mit der Stichsäge nicht<br />
gemacht werden können, z. B. Schleifen,<br />
Bürsten <strong>und</strong> Feilen mit besonderen Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen.
Feinschnittsäge<br />
52. Was versteht man unter einer<br />
Feinschnittsäge?<br />
Die Feinschnittsäge ist eine stabförmige<br />
Säge für gerade Schnitte mit hoher<br />
Schnittqualität. Sie wird in den meisten<br />
Anwendungsfällen mit einer Gehrungslade<br />
betrieben.<br />
Feinschnittsäge<br />
1<br />
3<br />
1 Säge<br />
2 Sägeblatt<br />
3 Gehrungslade<br />
2<br />
TLX-SAW 14/G<br />
53. Was sind die Eigenschaften einer<br />
Feinschnittsäge?<br />
Das Sägeblatt ist seitlich am Motorgehäuse<br />
angeordnet, wodurch ein maschinenbündiges<br />
Sägen möglich ist. Die<br />
Sägeblätter haben symmetrische, dreieckförmige<br />
Zähne, wodurch in beiden<br />
Hubrichtungen gesägt wird. Eine Pendelbewegung<br />
ist aus diesem Gr<strong>und</strong>e nicht<br />
vorgesehen. Mit Maschinenleistungen<br />
von ca. 350 Watt ist die Feinschnittsäge<br />
leicht <strong>und</strong> handlich. Wegen der Dreieckzähne<br />
sind Quer- <strong>und</strong> Gehrungsschnitte<br />
gut, Längsschnitte in Holzwerkstoffen<br />
aber nicht gut möglich.<br />
1<br />
54. Was kann mit einer Feinschnittsäge<br />
gesägt werden?<br />
Die Feinschnittsäge ist für Holz <strong>und</strong><br />
Kunststoffbearbeitung, nicht aber für Metalle<br />
geeignet. Die Zahnung ist sehr fein,<br />
wodurch eine hohe Schnittgüte erreicht<br />
wird. Neben Freihandanwendung wird<br />
die Feinschnittsäge meist in einer Gehrungslade<br />
betrieben, wodurch winkeltr<strong>eu</strong>e<br />
Gehrungsschnitte möglich sind.<br />
55. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Feinschnittsäge?<br />
Die Gehrungslade ist das Standardzubehör<br />
für die Feinschnittsäge. Durch<br />
vielseitige Einstell- <strong>und</strong> Justagemöglichkeiten<br />
können Gehrungs- <strong>und</strong> Winkelschnitte<br />
höchster Präzision realisiert<br />
werden.<br />
56. Wozu wird die Feinschnittsäge<br />
am häufigsten verwendet?<br />
Typisches Anwendungsgebiet der Feinschnittsäge<br />
sind Gehrungsschnitte von<br />
Rahmen <strong>und</strong> Leisten, Zuricht- <strong>und</strong> Einpassarbeiten<br />
sowie Bündigschnitte.<br />
Feinschnittsäge „Bündigsägen“<br />
Sägen 229<br />
TLX-SAW 15/G
230 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Stichsäge<br />
57. Was versteht man unter einer<br />
Stichsäge?<br />
Die Stichsäge ist neben der Kreissäge die<br />
meistbenützte Säge in der Holzbearbeitung.<br />
Sie verbindet in idealer Weise<br />
Handlichkeit <strong>und</strong> universelle Einsatzmöglichkeiten<br />
miteinander. Motor <strong>und</strong> Sägeblatt<br />
sind in rechtem Winkel zueinander<br />
angeordnet, das Motorgehäuse (in Staboder<br />
Bügelform) bildet den Handgriff. Die<br />
Stichsäge <strong>und</strong> ihr Sägeblattsystem wurden<br />
von BOSCH-Tochterfirma SCIN-<br />
TILLA im Jahre 1946 erf<strong>und</strong>en.<br />
Stichsäge (Bügelgriff)<br />
TLX-SAW 16/G<br />
58. Was sind die Eigenschaften einer<br />
Stichsäge?<br />
Die wichtigste Eigenschaft der Stichsäge<br />
ist ihre Handlichkeit <strong>und</strong> die universellen<br />
Einsatzmöglichkeiten. Die Maschinenleistungen<br />
betragen zwischen 300...750<br />
Watt, zur Erhöhung des Sägefortschrittes<br />
kann eine mehrstufige Pendelbewegung<br />
des Sägeblattes zugeschaltet werden.<br />
Üblicherweise beträgt der Hub ca. 25<br />
mm. Die Schnitttiefen betragen bis über<br />
100 mm, wobei aber bei Schnitttiefen<br />
oberhalb der doppelten Hubhöhe aus<br />
physikalischen Gründen der Sägespänetransport<br />
prinzipbedingt aus dem Sägespalt<br />
so behindert wird, dass der Arbeitsfortschritt<br />
d<strong>eu</strong>tlich zurückgeht. Durch<br />
eine schwenkbare Fußplatte sind Gehrungsschnitte<br />
möglich.<br />
59. Was kann mit einer Stichsäge<br />
gesägt werden?<br />
Entsprechend dem verwendeten Sägeblatt<br />
alle sägbaren Werkstoffe.<br />
60. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Stichsäge?<br />
Typisches Systemzubehör sind:<br />
– Spanreißschutz<br />
– Zirkelvorsatz<br />
– Sägetisch<br />
Der Spanreißschutz wird als Einlage in<br />
die Gr<strong>und</strong>platte der Stichsäge verwendet<br />
<strong>und</strong> verhindert weitgehend das Ausreißen<br />
der Materialoberfläche beim Aufwärtshub<br />
des Sägeblattes.<br />
Der Zirkelvorsatz ermöglicht die Herstellung<br />
r<strong>und</strong>er Werkstücke.<br />
Mit dem Sägetisch sind stationäre Arbeiten<br />
möglich.<br />
Spanreißschutz<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Stichsäge<br />
2 Spanreißschutz<br />
3 Gr<strong>und</strong>platte<br />
TLX-SAW 17/G<br />
61. Wozu wird die Stichsäge am<br />
häufigsten verwendet?<br />
Die Stichsäge eignet sich insbesondere<br />
für komplexe Arbeiten mit Kurvenschnitten<br />
in allen Materialien. Sie verfügt unter<br />
allen Sägen über die größte Auswahl an<br />
universellen <strong>und</strong> speziellen Sägeblättern.
Handkreissägen<br />
62. Was versteht man unter einer<br />
Handkreissäge?<br />
Die handgeführte Kreissäge ist das wichtigste<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>g zur Holzbearbeitung.<br />
Die Namensgebung erfolgte durch<br />
das kreisförmige Sägeblatt, an dessen<br />
Umfang die Sägezähne angeordnet sind.<br />
Handkreissägen sind auf einer Gr<strong>und</strong>platte<br />
so montiert, dass die Motor-Getriebe-Sägeblatt-Einheit<br />
in der Höhe <strong>und</strong><br />
auch im Winkel zur Gr<strong>und</strong>platte verstellt<br />
werden können. Hierdurch ist eine Einstellung<br />
der Schnitttiefe <strong>und</strong> des Gehrungswinkel<br />
(meist bis 45°) möglich. Die<br />
erste handgeführte elektrische Kreissäge<br />
wurde von der BOSCH-Tochterfirma<br />
SKIL 1924 in den USA entwickelt.<br />
Kreissäge<br />
1<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
1 Schutzhaube (fest)<br />
2 Antriebsmotor<br />
3 Zusatzhandgriff<br />
4 Gr<strong>und</strong>platte<br />
5 Spaltkeil<br />
6 Pendelschutzhaube (zurückgeschwenkt)<br />
7 Parallelanschlag<br />
TLX-SAW 18/G<br />
63. Was sind die Eigenschaften von<br />
Handkreissägen?<br />
Die durch das Arbeitsprinzip der Rotation<br />
erreichbaren, hohen Schnittgeschwindigkeiten<br />
erlauben wesentlich bessere<br />
Schnittqualitäten <strong>und</strong> Arbeitsfortschritte,<br />
als dies bei handgeführten Hubsägen<br />
möglich ist. Prinzipbedingt sind bei allen<br />
2<br />
3<br />
Sägen 231<br />
Rotationssägen nur gerade Schnitte<br />
möglich. Die Vorschubrichtung ist stets<br />
im Gegenlauf, d. h. gegen die Rotationsrichtung<br />
des Sägeblattes. Der größte Teil<br />
der handgeführten Kreissägen hat<br />
üblicherweise Schnitttiefen von 40...85<br />
mm. Die Leistungsaufnahme beträgt zwischen<br />
350...1600 Watt. Handkreissägen<br />
mit einstellbarer Drehzahl <strong>und</strong> elektronischer<br />
Konstantregelung können optimal<br />
auf das zu bearbeitende Material<br />
eingestellt werden <strong>und</strong> halten die eingestellte<br />
Drehzahl auch unter wechselnder<br />
Belastung weitgehend bei. Hierdurch ergibt<br />
sich eine bessere Schnittqualität bei<br />
höherem Arbeitsfortschritt. Um die Rückschlagsgefahr<br />
durch Klemmen des Sägeblattes<br />
im Werkstoff zu verhindern, ist in<br />
Sägerichtung hinter dem Sägeblatt ein<br />
sogenannter Spaltkeil angebracht. Die<br />
Berührung des Sägeblattes vor <strong>und</strong> nach<br />
dem Sägen wird durch eine beim Ansetzen<br />
selbsttätig ausschwenkende Pendelschutzhaube<br />
verhindert.<br />
64. Für welche Werkstoffe eignen<br />
sich Handkreissägen?<br />
Entsprechend dem verwendeten Sägeblatt<br />
alle sägbaren Werkstoffe.<br />
65. Welche zusätzlichen Varianten<br />
der Handkreissäge gibt es?<br />
Die wichtigsten Varianten der handgeführten<br />
Kreissäge sind:<br />
– Handkreissägen mit Eintauchfunktion<br />
– Tauchsägen<br />
– Kapp-<strong>und</strong> Gehrungssägen<br />
– Paneelsägen
232 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Kreissägen<br />
Eintauchvorgang einer Kreissäge<br />
mit Tauchfunktion<br />
ansetzen<br />
2<br />
1 3<br />
eintauchen<br />
2<br />
1<br />
weitersägen<br />
1<br />
1 Spaltkeil<br />
2 Pendelschutzhaube<br />
3 Sägeblatt<br />
TLX-SAW 19/G<br />
Handkreissägen mit Eintauchfunktion<br />
verfügen über einen Schwenkmechanismus,<br />
mit dem das Sägeblatt durch die<br />
Gr<strong>und</strong>platte der Säge in die Werkstoffoberfläche<br />
„eingetaucht“ werden kann,<br />
wodurch sogenannte „Taschenschnitte“<br />
ermöglicht werden. Das Eintauchen ist<br />
mit einem feststehenden Spaltkeil, wie er<br />
bei Handkreissägen üblich <strong>und</strong> in den<br />
meisten Ländern vorgeschrieben ist,<br />
nicht möglich. Handkreissägen mit Eintauchfunktion<br />
haben aus diesem Gr<strong>und</strong>e<br />
einen Spaltkeil, der während des Eintauchens<br />
zurückgeschwenkt wird <strong>und</strong><br />
dadurch den Eintauchvorgang nicht behindert.<br />
Wenn die Säge nach dem Eintauchvorgang<br />
weitergeschoben wird,<br />
3<br />
2<br />
3<br />
schwenkt der Spaltkeil automatisch in<br />
den Sägespalt zurück.<br />
Sogenannte „Tauchsägen“ sind spezielle<br />
Handkreissägen, bei denen die<br />
Schnitttiefe über eine Säulenführung erfolgt.<br />
Gegen eine Federvorspannung<br />
kann das Sägeblatt durch die Gr<strong>und</strong>platte<br />
in die Materialoberfläche eintauchen.<br />
Wegen der Säulenführung ist der<br />
Eintauchvorgang einfach durchzuführen.<br />
Zum Eintauchen muss der Spaltkeil abgenommen<br />
werden, zum „normalen“ Sägen<br />
jedoch wieder montiert <strong>und</strong> justiert<br />
werden.<br />
Kappsägen sind stationär eingesetzte<br />
Kreissägen, welche über einen Schwenkmechanismus<br />
auf einem Kapptisch nach<br />
unten geschwenkt werden können <strong>und</strong><br />
dabei das auf dem Kapptisch befindliche<br />
Werkstück (Leisten, Kanthölzer, Balken)<br />
ablängen (kappen). Die Werkstücke werden<br />
dabei an einen Anschlag gedrückt<br />
oder an diesem fixiert. Neben rechtwinkligen<br />
Schnitten sind Winkelschnitte,<br />
meist bis 45°, möglich.<br />
Zur Erhöhung der Arbeitssicherheit<br />
verwendet man für Kappsägen Sägeblätter<br />
mit n<strong>eu</strong>traler oder leicht negativer<br />
Zahnstellung. Dies unterstützt das Anpressen<br />
des Werkstückes an den Geräteanschlag<br />
<strong>und</strong> verhindert ein unkontrolliertes<br />
„Einziehen“ des Werkstückes<br />
durch das Sägeblatt.<br />
Paneelsägen sind ähnlich wie Kappsägen<br />
stationär eingesetzte Kreissägen,<br />
welche statt über ein Schwenkgelenk<br />
über Säulen horizontal betätigt werden.<br />
Die Zustellbewegung erfolgt horizontal.<br />
Neben rechtwinkligen <strong>und</strong> Winkelschnitten<br />
bis 45° kann im gleichen Arbeitsgang<br />
zusätzlich auch auf Gehrung geschnitten<br />
werden. Bezüglich der verwendeten Sägeblätter<br />
gilt dasselbe wie für Kappsägen.<br />
66. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Handkreissäge?<br />
Typisches Systemzubehör für Kreissägen<br />
sind:<br />
– Parallelanschläge<br />
– Führungsschienen<br />
– Sägetische
Parallelanschläge erleichtern das parallele<br />
Besäumen von Plattenwerkstoffen<br />
<strong>und</strong> Brettern. Da nur eine einseitige<br />
Führung vorhanden ist, muss die Säge<br />
neben der Vorschubrichtung deshalb<br />
auch mit ihrem Anschlag an das Werkstück<br />
gedrückt werden. Die Schnittparallelität<br />
ist deshalb stark von der Aufmerksamkeit<br />
des Anwenders abhängig.<br />
Führungsschienen ermöglichen Schnitte<br />
höchster Präzision ohne Rücksicht auf<br />
die Faserrichtung des Werkstoffes. Die<br />
Führungsschiene wird mit geeigneten<br />
Spannmitteln direkt auf dem Werkstück<br />
befestigt. Durch die formschlüssige<br />
Führung muss lediglich Vorschubarbeit<br />
geleistet werden. Wegen der besseren<br />
Arbeitsergebnisse ist die Führungsschiene<br />
stets dem Parallelanschlag vorzuziehen.<br />
Sägetisch<br />
1 2 3 4 5<br />
1 Tischplatte<br />
2 Schutzhaube mit Absaugung<br />
3 Parallelanschlag<br />
4 Maschinenplatte<br />
5 Winkelanschlag<br />
6 Sicherheitsschalter<br />
7 Tischgestell<br />
TLX-SAW 20/G<br />
Sägetische ermöglichen die stationäre<br />
Anwendung von Kreissägen. Die Sägetische<br />
müssen zu diesem Zweck mit einem<br />
6<br />
7<br />
Sägen 233<br />
Maschinenschutzschalter mit Wiederanlaufsperre<br />
ausgerüstet sein. Eine Abdeckhaube<br />
für das Sägeblatt ist vorgeschrieben.<br />
Längs- <strong>und</strong> Queranschläge<br />
vervollständigen die Ausrüstung der Sägetische.<br />
67. Wozu wird die Handkreissäge<br />
am häufigsten verwendet?<br />
Hauptanwendungsgebiet der Kreissäge<br />
ist das schnelle <strong>und</strong> präzise Trennen, Besäumen<br />
<strong>und</strong> Zuschneiden von plattenförmigen<br />
Bauteilen mittels gerader Schnitte.<br />
Schnitttiefen bis über 100 mm werden im<br />
Zimmereibereich eingesetzt, allerdings<br />
ist die Handhabung derart großer Handkreissägen<br />
wegen der starken Rückdrehmomente<br />
im Falle von Sägeblattklemmern<br />
nicht unkritisch.
234 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Kettensäge<br />
68. Was versteht man unter einer<br />
Kettensäge?<br />
Bei der Kettensäge wird eine mit Sägezähnen<br />
bestückte Kette durch einen quer<br />
zur Kette angeordneten Motor in Umlauf<br />
versetzt. Die an den Gliedern der Sägekette<br />
befindlichen Zähne sind sogenannte<br />
Hobelzähne, welche einen breiten<br />
Span abtragen, der genügend Freischnitt<br />
für die relativ breite Kette erz<strong>eu</strong>gt. Die Sägekette<br />
wird über ein starres Schwert geführt<br />
<strong>und</strong> liegt dabei sowohl im Vorlauf als<br />
auch im Rücklauf völlig frei. Um die Reibung<br />
<strong>und</strong> damit den Verschleiß der Kette<br />
in der Schwertführung zu verringern,<br />
muss die Sägekette durch ein geeignetes<br />
Öl („Sägekettenöl“) geschmiert werden.<br />
Kettensäge<br />
1<br />
2<br />
1 Handgriff<br />
2 Motorgehäuse mit Ölbehälter<br />
3 Schwert (Führung)<br />
4 Sägekette<br />
TLX-SAW 21/G<br />
69. Was sind die Eigenschaften von<br />
Kettensägen?<br />
Kettensägen arbeiten mit hohen Umlaufgeschwindigkeiten<br />
<strong>und</strong> haben deshalb<br />
einen sehr hohen Arbeitsfortschritt. Wegen<br />
der starren Schwertführung eignen<br />
sie sich nur für gerade Schnitte. Prinzipbedingt<br />
liegt die Sägekette beidseitig völlig<br />
frei. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist eine Zweihandbedienung<br />
<strong>und</strong> das Tragen einer<br />
entsprechenden Schutzausrüstung zwingend<br />
vorgeschrieben. Als Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
verfügen Kettensägen über eine Sicherheitsarretierung<br />
des Schalters, eine<br />
Notausschaltung sowie eine sehr schnell<br />
3<br />
4<br />
wirkende elektromechanische Kettenbremse.<br />
Die üblichen Schwertlängen liegen<br />
zwischen 300...400 mm, die Leistungsaufnahmen<br />
zwischen 1000...<strong>1500</strong><br />
Watt.<br />
Sägekette (Aufbau)<br />
1<br />
2<br />
4<br />
1 Schneidezähne (abwechselnd<br />
rechts <strong>und</strong> links schneidend)<br />
2 Verbindungsglieder<br />
3 Antriebsglieder mit Führung<br />
4 Verbindungsglieder mit<br />
Tiefenbegrenzung<br />
70. Für welche Werkstoffe eignen<br />
sich Kettensägen?<br />
Handgeführte Kettensägen werden ausschließlich<br />
für die Bearbeitung von Holz<br />
verwendet.<br />
71. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Kettensäge?<br />
Das Systemzubehör der Kettensäge besteht<br />
im Wesentlichen aus der Sicherheitsausrüstung.<br />
Sie beinhaltet den<br />
Schutzhelm mit Visier, Schutzhandschuhe,<br />
Sicherheitsschuhe sowie einen<br />
Schutzanzug.<br />
72. Wozu wird die Kettensäge am<br />
häufigsten verwendet?<br />
Kettensägen dienen dem schnellen Ablängen<br />
<strong>und</strong> Kappen von Balken <strong>und</strong><br />
Kanthölzern sowie von frischem („grünem“)<br />
Holz in der Garten- <strong>und</strong> Forstwirtschaft.<br />
1<br />
3<br />
4<br />
2<br />
TLX-SAW 22/G
Kettensäge<br />
Schnittführung<br />
Freigeführter Schnitt<br />
Abgestützter Schnitt<br />
Arbeitssicherheit<br />
73. Was ist bezüglich der Arbeitssicherheit<br />
bei sägenden <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
zu beachten?<br />
Schwerpunkt des Arbeitsschutzes beim<br />
Sägen sind die scharfgezahnten Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
sowie die teilweise sehr<br />
hohen Umfangsgeschwindigkeiten bei<br />
Rotationssägen.<br />
Im praktischen Betrieb liegen die Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
bei vielen Anwendungen<br />
prinzipbedingt frei. Lediglich Rotationssägen<br />
können deshalb mit Schutzhauben<br />
ausgerüstet werden. Diese dürfen vom<br />
Anwender nicht entfernt oder manipuliert<br />
werden. Durch die teilweise sehr hohen<br />
Maschinenleistungen können sich sehr<br />
starke Rückdrehmomente, speziell bei<br />
Kreissägen <strong>und</strong> Kettensägen, entwickeln.<br />
Eine Schutzbrille sollte gr<strong>und</strong>sätzlich getragen<br />
werden, bei längeren Arbeiten ist<br />
ein Gehörschutz zweckmäßig. Die Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
sollten, von Kreissägen<br />
abgesehen, prinzipiell nach Beendigung<br />
der Arbeit aus dem Elektrowerkz<strong>eu</strong>g entfernt<br />
werden. Bei Kettensägen ist die<br />
Schutzhülle über die Kette zu schieben.<br />
!<br />
EWL-SAW 23/P<br />
Sägen 235<br />
74. Was muss beim Stationärbetrieb<br />
von handgeführten Elektrosägen<br />
beachtet werden?<br />
Handgeführte Sägen dürfen nur dann in<br />
Verbindung mit einem Sägetisch stationär<br />
betrieben werden, wenn mit einem<br />
Maschinenschutzschalter mit Wiederanlaufsperre<br />
ausgerüstet ist. Bei der<br />
Anwendung von Kreissägen an einem<br />
Sägetisch ist eine Abdeckhaube für das<br />
Sägeblatt vorgeschrieben. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sollte der Werkstückabschnitt zwischen<br />
Sägeblatt <strong>und</strong> Parallelanschlag mittels eines<br />
Schiebestockes <strong>und</strong> nicht mit der<br />
Hand geführt werden.<br />
75. Für welche Schutzmaßnahmen<br />
ist der Anwender verantwortlich?<br />
Der Anwender ist dafür verantwortlich,<br />
dass<br />
– die herstellerseitig vorgesehenen<br />
Schutzeinrichtungen der Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
nicht verändert oder entfernt werden<br />
– die Anwendung <strong>und</strong> Verwendung der<br />
Sägen entsprechend der Bedienungsanleitung<br />
erfolgt<br />
– er sich mit der persönlichen Sicherheitsausrüstung<br />
wie beispielsweise<br />
Schutzbrillen, Gehörschutz <strong>und</strong><br />
Schutzkleidung ausstattet<br />
– wenn immer möglich, Staubabsaugung<br />
eingesetzt wird.
236 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Kettensäge<br />
Sicherheitsschaltung<br />
2<br />
7<br />
1 Sägengriff<br />
2 Sicherheitsbügel<br />
3 Druckfeder<br />
4 Sicherheitsschalter<br />
5 Antrieb<br />
6 Bremsband<br />
7 Sägenschwert<br />
Schlägt das Sägenschwert (7) wegen<br />
eines Fremdkörpers zurück, so wird der<br />
Sicherheitsbügel (2) gegen den Handrücken<br />
gedrückt. Dadurch wird die<br />
Druckfeder (3) entriegelt <strong>und</strong> zieht das<br />
Bremsband (6) an. Gleichzeitig wird der<br />
Sicherheitsschalter (4) ausgelöst <strong>und</strong><br />
unterbricht die Spannungsversorgung.<br />
1<br />
3<br />
6 5<br />
4<br />
TLX-SAW 24/P<br />
Sägen<br />
Spaltkeil<br />
1<br />
1 Sägeblatt<br />
2 Spaltkeil<br />
a = maximal 10 mm<br />
b = ca. 2 mm<br />
Der Spaltkeil verhindert das Klemmen<br />
des Sägeblattes im Sägespalt, indem<br />
er den Sägespalt hinter dem Sägeblatt<br />
offen hält.<br />
Ohne Spaltkeil:<br />
Sägeblatt<br />
klemmt<br />
Mit Spaltkeil:<br />
Klemmen<br />
wird<br />
verhindert<br />
a<br />
2<br />
b<br />
TLX-SAW 25/P
Der logische Weg zur passenden Säge<br />
Werkstoff Typ Werkstück Schnittart Sägentyp Sägentyp Alternative<br />
Naturholz weiche Hölzer Bretter Gerade Kreissäge<br />
Kurven Stichsäge Multisäge<br />
Balken Tandemsäge Säbelsäge, Fuchsschwanz, Kettensäge<br />
harte Hölzer Bretter Gerade Kreissäge<br />
Kurven Stichsäge Multisäge<br />
Balken Tandemsäge Säbelsäge, Fuchsschwanz, Kettensäge<br />
Frische Hölzer Gerade Kettensäge<br />
Holzwerkstoffe Sperrhölzer Platten<br />
Multiplex Platten Gerade Kreissäge<br />
Karrosserie- Platten<br />
bausperrholz<br />
Spanplatten, leicht Platten Kurven Stichsäge Multisäge<br />
Spanplatten, schwer Platten<br />
MDF Platten<br />
Sägen 237<br />
Kunststoffe Duromere, Platten Gerade Kreissäge<br />
Thermomere Kurven Stichsäge Multisäge<br />
Profile Säbelsäge Multisäge, Fuchsschwanz<br />
GFK Platten Gerade Kreissäge<br />
Kurven Stichsäge Multisäge
238 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zur passenden Säge (Fortsetzung)<br />
Werkstoff Typ Werkstück Schnittart Sägentyp Sägentyp Alternative<br />
Metalle Aluminium Platten Gerade Kreissäge<br />
Kurven Stichsäge Multisäge<br />
Profile Säbelsäge Multisäge, Fuchsschwanz<br />
Buntmetalle Platten Gerade Kreissäge<br />
Kurven Stichsäge Multisäge<br />
Profile Säbelsäge Multisäge, Fuchsschwanz<br />
Baustähle Platten Stichsäge<br />
Profile Säbelsäge Multisäge, Fuchsschwanz<br />
Edelstähle Platten Stichsäge<br />
Profile Säbelsäge Multisäge, Fuchsschwanz<br />
Steinwerk- Gasbeton Tandemsäge Säbelsäge, Fuchsschwanz<br />
stoffe<br />
Leichtziegel Tandemsäge Säbelsäge, Fuchsschwanz<br />
Kacheln (leicht) Stichsäge<br />
TLX-SAW T01
Der logische Weg zum richtigen Sägeblatt<br />
Sägentyp Material Materialtyp Sägeblattwerkstoff Sägeblatt-Alternative<br />
Säbelsäge Naturholz weiche Hölzer HCS<br />
Elektrofuchs-<br />
schwanz<br />
harte Hölzer HCS Bimetall (höhere Standzeit)<br />
Holzwerkstoffe Sperrhölzer HCS Bimetall (höhere Standzeit)<br />
Multiplex Bimetall HM (höhere Standzeit, gröber)<br />
Karosseriebausperrholz Bimetall HM (höhere Standzeit, gröber)<br />
Spanplatten, leicht HCS Bimetall (höhere Standzeit)<br />
Spanplatten, schwer Bimetall HM (höhere Standzeit, gröber)<br />
MDF HCS Bimetall (höhere Standzeit)<br />
Kunststoffe Duromere, Thermomere Bimetall<br />
GFK Bimetall HM (höhere Standzeit, gröber)<br />
Metalle Aluminium Bimetall<br />
Buntmetalle Bimetall HSS (Messing)<br />
Baustähle HSS Bimetall (elastischer)<br />
Edelstähle HSS HM (höhere Standzeit)<br />
Sägen 239<br />
Steinwerkstoffe Gasbeton HM<br />
Leichtziegel HM
240 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum richtigen Sägeblatt (Fortsetzung)<br />
Sägentyp Material Materialtyp Sägeblattwerkstoff Sägeblatt-Alternative<br />
Tandem- Naturholz weiche Hölzer HCS<br />
fuchsschwanz<br />
harte Hölzer HCS<br />
Holzwerkstoffe Sperrhölzer HCS<br />
Multiplex HCS<br />
Karrosseriebausperrholz HCS<br />
Spanplatten, leicht HCS<br />
Spanplatten, schwer HCS<br />
MDF HCS<br />
Kunststoffe Duromere HCS (keine Schaumstoffe)<br />
Steinwerkstoffe Gasbeton HM<br />
Leichtziegel HM (nur sehr leichte Werkstoffe)<br />
Stichsäge Naturholz weiche Hölzer HCS<br />
Multisäge<br />
harte Hölzer HCS Bimetall (höhere Standzeit)<br />
Holzwerkstoffe Sperrhölzer HCS Bimetall (höhere Standzeit)<br />
Multiplex Bimetall HM (höhere Standzeit, gröber)<br />
Karrosseriebausperrholz Bimetall HM (höhere Standzeit, gröber)<br />
Spanplatten, leicht HCS Bimetall (höhere Standzeit)<br />
Spanplatten, schwer Bimetall HM (höhere Standzeit, gröber)<br />
MDF HCS Bimetall (höhere Standzeit)
Kunststoffe Duromere, Thermomere Bimetall<br />
GFK Bimetall HM (höhere Standzeit, gröber)<br />
Metalle Aluminium Bimetall<br />
Buntmetalle Bimetall HSS (Messing)<br />
Baustähle HSS Bimetall (elastischer)<br />
Edelstähle HSS HM (höhere Standzeit)<br />
Steinwerkstoffe Gasbeton HM<br />
Leichtziegel HM<br />
Kacheln (leicht) HM-Granulat<br />
Sägen 241<br />
Kreissäge Naturholz weiche Hölzer HM-Wechselzahn CV (geringere Standzeit)<br />
harte Hölzer HM-Wechselzahn<br />
Holzwerkstoffe Sperrhölzer HM-Wechselzahn<br />
Multiplex HM-Wechselzahn HM-Flach-Trapezzahn (höhere Standzeit)<br />
Karosseriebausperrholz HM-Wechselzahn HM-Flach-Trapezzahn (höhere Standzeit)<br />
Spanplatten, leicht HM-Flachzahn<br />
Spanplatten, schwer HM-Flachzahn<br />
MDF HM-Wechselzahn HM-Flach-Trapezzahn (höhere Standzeit)<br />
Kunststoffe Duromere, Thermomere HM-Flach-Trapezzahn<br />
GFK HM-Flach-Trapezzahn<br />
Metalle Aluminium HM-Flach-Trapezzahn<br />
Buntmetalle HM-Flach-Trapezzahn<br />
Steinwerkstoffe Gasbeton HM-Flachzahn<br />
TLX-SAW T02
Akkutechnik Gr<strong>und</strong>lagen 243<br />
Bleiakkumulatoren 244<br />
Akkumulatoren auf Nickelbasis 245<br />
– Allgemein 245<br />
– Ladetechnik 246<br />
– Akkupraxis 247<br />
Nickel-Cadmium-Akkus 248<br />
Nickel-Metallhydrid-Akkus 251<br />
Akku <strong>und</strong> Umwelt 253<br />
Arbeitssicherheit 253<br />
Akkumulatoren <strong>und</strong><br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 254
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was ist eine Batterie,<br />
was ist ein Akku?<br />
Eine Batterie ist die Zusammenschaltung<br />
von zwei oder mehr elektrischen Zellen<br />
(Elementen). Akku ist die Kurzform von<br />
Akkumulator. Akkumulatoren sind wiederaufladbare<br />
Zellen. Batterien mit wiederaufladbaren<br />
Zellen nennt man Akkumulatorenbatterien.<br />
Gebräuchlich ist die<br />
Bezeichnung Akku.<br />
2. Volt (V) <strong>und</strong> Amperest<strong>und</strong>e (Ah),<br />
was versteht man darunter <strong>und</strong><br />
welchen Einfluss haben sie?<br />
Volt (V) ist die Maßeinheit für die elektrische<br />
Spannung. Je höher die Spannung<br />
eines Akkumulators, umso mehr Zellen<br />
benötigt er. Je mehr Zellen ein Akku hat,<br />
umso größer <strong>und</strong> schwerer ist er.<br />
Amperest<strong>und</strong>en (Ah) ist die Maßeinheit<br />
für die Kapazität eines Akkumulators. Die<br />
Kapazität ist das Maß für die Speicherfähigkeit<br />
eines Akkumulators <strong>und</strong> bed<strong>eu</strong>tet<br />
in diesem Falle die entnehmbare<br />
Stromstärke (A = Ampere) mal Zeiteinheit<br />
(h = St<strong>und</strong>e).<br />
3.<br />
Wie bezeichnet man die Leistungsfähigkeit<br />
(den Energieinhalt)<br />
eines Akkumulators <strong>und</strong><br />
wie wird sie errechnet?<br />
Energieinhalt von Akkus<br />
Kapazität in Amperest<strong>und</strong>en (Ah)<br />
Akkutechnik 243<br />
Die Bezeichnung heißt Wattst<strong>und</strong>en,<br />
abgekürzt Wh. Man erhält sie durch die<br />
Multiplikation von Spannung <strong>und</strong> Kapazität:<br />
Volt mal Amperest<strong>und</strong>en = Wattst<strong>und</strong>en.<br />
4. Was bed<strong>eu</strong>tet der Energieinhalt<br />
eines Akkus?<br />
Nehmen wir zum Beispiel einen Akku mit<br />
24 Wattst<strong>und</strong>en Energieinhalt. Mit diesem<br />
Energieinhalt kann man ein Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
mit einer Leistungsaufnahme<br />
von 24 Watt 1 St<strong>und</strong>e (60 Minuten) lang<br />
betreiben. Hat das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g eine<br />
Leistungsaufnahme von 48 Watt, dann<br />
kann man es 24 : 48 = 0,5 St<strong>und</strong>en (30<br />
Minuten) lang betreiben. Hat das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
eine Leistungsaufnahme von<br />
240 Watt, dann kann man es 24 : 240 =<br />
0,1 St<strong>und</strong>en (6 Minuten) lang betreiben.<br />
Die obigen Rechnungen sind nur Beispielswerte.<br />
In der Realität erhält man<br />
wegen unterschiedlicher Akkucharakteristik<br />
bei hohen Leistungen etwas geringere<br />
Werte.<br />
Zum Vergleich: Mit dem Energieinhalt<br />
eines Akkus verhält es sich wie mit der<br />
Kondition eines Sportlers. Dieser kann<br />
zum Beispiel wenige h<strong>und</strong>ert Meter mit<br />
hoher Geschwindigkeit im Sprint zurücklegen<br />
oder im Dauerlauf bei geringer<br />
Geschwindigkeit im Marathonlauf viele<br />
Kilometer zurücklegen.<br />
1 1,2 1,4 1,7 2 2,8 3 20* 30*<br />
Spannung<br />
in Volt (V)<br />
Energieinhalt in Wattst<strong>und</strong>en (Wh)<br />
7,2 7,2 8,6 10,1 12,2 14,4 20,2 21,6 144 216<br />
9,6 9,6 11,5 13,4 16,3 18,2 26,9 28,8 182 288<br />
12 12 14,4 16,8 20,4 24 33,6 36 240 360<br />
14,4 14,4 17,3 20,1 24,5 28,8 40,6 43,2 288 432<br />
16,8 16,8 20,2 23,5 28,8 33,6 47 50,4 336 504<br />
18 18 21,6 25,2 30,6 36 50,4 54 360 540<br />
24 24 28,8 33,6 40,8 48 67,2 72 480 720<br />
36 36 43,2 50,4 61,2 72 100,8 108 720 1080<br />
* Bleiakkus für Rasenmäher<br />
TLX-ACC T01
244 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
5. Welche Typen von<br />
Akkumulatoren gibt es?<br />
Für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> werden im Wesentlichen<br />
drei Typen von Akkumulatoren<br />
verwendet. Sie unterscheiden sich in<br />
ihren Elektrodenwerkstoffen <strong>und</strong> werden<br />
nach diesen benannt:<br />
– Bleiakkumulatoren<br />
– Nickel-Cadmium-Akkumulatoren<br />
(NiCd-Akkus)<br />
– Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren<br />
(NiMh-Akkus)<br />
Bleiakkumulatoren<br />
6. Welche Eigenschaften haben<br />
Bleiakkus?<br />
Bleiakkus haben Elektroden aus Blei- <strong>und</strong><br />
Bleiverbindungen, sind dadurch schwer,<br />
haben aber ein sehr gutes Leistungsvermögen<br />
bei hohen Entladeströmen.<br />
Akkutechnik<br />
Bleibatterie (Nasszelle)<br />
3<br />
2<br />
4<br />
8<br />
5 6 7 1<br />
1 Gehäuse<br />
2 Polanschlüsse<br />
3 Verschlussstopfen<br />
der Zellen<br />
4 Zellentrennwand<br />
5 Negative Platte<br />
6 Poröser Separator<br />
7 Positive Platte<br />
8 Zellenverbinder<br />
2<br />
TLX-ACC 01/P<br />
7. Wo werden Bleiakkus eingesetzt?<br />
Bleiakkus werden bevorzugt für Geräte eingesetzt,<br />
welche einen hohen Energiebedarf<br />
über längere Betriebszeit haben <strong>und</strong> bei<br />
denen das Akkugewicht keine große Rolle<br />
spielt. Der Einsatz erfolgt im Elektrowerkz<strong>eu</strong>gsektor<br />
typischerweise bei Gartengeräten<br />
wie z.B. Akku-Rasenmäher.<br />
8. Was ist das besondere an<br />
„Gelakkus“?<br />
Gelakkus haben statt flüssiger Schwefelsäure<br />
einen eingedickten (gelförmigen)<br />
Elektrolyt, sind wartungsfrei <strong>und</strong> gasdicht<br />
versiegelt. Auch wenn sie gekippt werden<br />
läuft kein Elektrolyt aus. Bezüglich der<br />
Ladetechnik sind sie allerdings anspruchsvoller.<br />
9. Welche Ladegeräte können für<br />
„Gelakkus“ verwendet werden<br />
<strong>und</strong> welche nicht?<br />
Es können nur spezielle Ladegeräte verwendet<br />
werden. Die für Autobatterien üblichen<br />
Ladegeräte sind nicht geeignet.<br />
10. Wie weit dürfen Bleibatterien<br />
entladen werden?<br />
Nur bis zu einer Untergrenze, der sogenannten<br />
Entladeschlussspannung von<br />
1,75 Volt je Zelle, also bis 10,5 Volt bei einer<br />
12-V-Batterie.<br />
Akkutechnik<br />
Entladespannung des Blei-Akkus<br />
(Zellenspannung 2 Volt)<br />
Volt<br />
2,2<br />
2,1<br />
2,0<br />
1,9<br />
1,8<br />
1,7<br />
Entladezeit<br />
Entlade-Schlussspannung<br />
Typischer Verlauf der<br />
Entladespannung eines Blei-Akkus.<br />
TLX-ACC 02/P
Hochwertige Geräte verfügen über<br />
eine automatische Schutzabschaltung,<br />
wenn die Batteriespannung unter diesen<br />
Wert sinkt. Sie wird dann nicht weiter entladen.<br />
11. Wann müssen Bleibatterien<br />
geladen werden?<br />
Sofort nach jeder Entladung, auch nach<br />
einer Teilentladung.<br />
12. Sind Teilentladungen mit<br />
anschließender Ladung möglich<br />
<strong>und</strong> gibt es einen Memory-<br />
Effekt?<br />
Ja, Teilladungen sind jederzeit möglich,<br />
Bleibatterien haben keinen Memory-<br />
Effekt.<br />
13. Was darf man niemals mit<br />
Bleibatterien machen?<br />
Niemals unter die Entladeschlussspannung<br />
entladen <strong>und</strong> niemals in teilentladenem<br />
oder entladenem Zustand lagern.<br />
Akkumulatoren auf<br />
Nickelbasis<br />
Allgemein<br />
14. Welche Akkumulatoren auf<br />
Nickelbasis gibt es?<br />
Die in <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n üblichen Akkumulatoren<br />
auf Nickelbasis sind:<br />
– Nickel-Cadmium-Akkus<br />
– Nickel-Metallhydrid-Akkus<br />
Obwohl sie in ihrem Betriebsverhalten<br />
einander ähnlich sind, unterscheiden sie<br />
sich in bestimmten Details (siehe Einzelkapitel).<br />
15. Warum hat ein n<strong>eu</strong>er Akku erst<br />
nach mehreren Lade- <strong>und</strong><br />
Entladezyklen seine volle<br />
Leistungsfähigkeit?<br />
Dem Akku geht es wie einem Sportler:<br />
Bevor er volle Leistung erbringt, muss er<br />
„trainiert“ werden. In der Fachsprache<br />
heißt dies, dass die Elektroden sich erst<br />
„formieren“ müssen.<br />
Nickel-Cadmium-Batterien<br />
Akkuzelle (Aufbau)<br />
1 Positiver Pol (Deckel)<br />
2 Sicherheitsventil<br />
3 Dichtung<br />
4 Separator<br />
Sicherheitsventil<br />
A<br />
Akkutechnik 245<br />
A Phase ohne Druck - geschlossen<br />
B Phase Ventil offen - Druck entweicht<br />
C Phase Druck abgelassen - Ventil schließt<br />
B<br />
1<br />
2<br />
5 Positive Elektrode<br />
6 Negative Elektrode<br />
7 Gehäuse<br />
8 Negativer Pol<br />
TLX-ACC 03/G<br />
16. Wenn Akkus längere Zeit nicht benützt<br />
worden sind, verlieren sie oft<br />
ihre Leistungsfähigkeit. Warum?<br />
Durch die Lagerungszeit finden im Akku<br />
chemische <strong>und</strong> physikalische Veränderungen<br />
statt, oder einfacher ausgedrückt:<br />
Dem Akku geht es wie einem Sportler,<br />
der eine Zeit lang nicht trainiert hat.<br />
17. Was muss man tun, damit der<br />
Akku wieder seine normale<br />
Leistung erreicht?<br />
Um die alte Leistungsfähigkeit wiederzuerlangen,<br />
muss der Akku erst wieder ein<br />
paarmal geladen <strong>und</strong> entladen werden.<br />
Am besten geschieht dies durch die<br />
Benützung des <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s.<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
C
246 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Nur ein formierter Akku hat die volle<br />
Leistung!<br />
Leer<br />
Akku n<strong>eu</strong><br />
Volle Kapazität<br />
Ladetechnik<br />
1. Lade /<br />
Entladezyklus<br />
2. Lade /<br />
Entladezyklus<br />
3. Lade /<br />
Entladezyklus<br />
4. Lade /<br />
Entladezyklus<br />
TLX-ACC 04/G<br />
18. Welche Ladeverfahren gibt es für<br />
Akkus auf Nickelbasis?<br />
Man unterscheidet in<br />
– Dauerstromladung<br />
– thermisch gest<strong>eu</strong>erte Ladung<br />
– zeitgest<strong>eu</strong>erte Ladung<br />
– programmgest<strong>eu</strong>erte Ladung<br />
– prozessorgest<strong>eu</strong>erte Ladung<br />
19. Wie funktioniert die<br />
Dauerstromladung?<br />
Bei der Dauerstromladung wird der Akku<br />
mit einem geringen, konstanten Strom<br />
(ca. 100 … 150 mA) geladen. Verbleibt der<br />
Akku nach der Vollladung weiter im Ladegerät,<br />
so wird die überschüssige Ladung<br />
in Wärme umgesetzt. Diese Wärme wird<br />
soweit abgestrahlt, dass der Akku nicht<br />
unzulässig überhitzt wird. Bei entsprechendem<br />
Verhältnis von Ladestrom zu<br />
Akkukapazität wird der Akku nicht geschädigt.<br />
20. Was sind die Nachteile der<br />
Dauerstromladung?<br />
Die Ladezeiten sind mit 3 … 12 St<strong>und</strong>en<br />
sehr lang. Bei häufigen Teilladungen kann<br />
unter Umständen ein Memory-Effekt eintreten.<br />
21. Wie funktioniert die thermisch<br />
gest<strong>eu</strong>erte Ladung?<br />
Prinzipiell ist es möglich, mit einem so<br />
hohen Ladestrom zu laden, dass sich der<br />
Akku nach der Volladung stark erhitzt.<br />
Der Temperaturanstieg nach Erreichen<br />
der Volladung wird über einen Temperatursensor<br />
erfasst <strong>und</strong> wird als Schaltfunktion<br />
für die Beendigung der Ladung<br />
ausgenützt.<br />
22. Was sind die Nachteile der<br />
thermisch gest<strong>eu</strong>erten Ladung?<br />
Die ständige, hohe Erhitzung schadet<br />
dem Akku. Deshalb <strong>und</strong> wegen der Abhängigkeit<br />
von äußeren Temperatureinflüssen<br />
wird dieses Ladeverfahren nicht<br />
angewendet.<br />
23. Wie funktioniert die<br />
zeitgest<strong>eu</strong>erte Ladung?<br />
Bei der zeitgest<strong>eu</strong>erten Ladung wird<br />
beim Ladebeginn ein Zeitmesser in<br />
Gang gesetzt, welcher nach einer konstruktiv<br />
festgesetzten Zeit den Ladevorgang<br />
beendet. In der Praxis wird mit einem<br />
konstanten Strom (ca. 1 … 2 A) geladen.<br />
Nach Ablauf der vorgegebenen Zeit<br />
(meist eine St<strong>und</strong>e) wird der Ladestrom<br />
sprunghaft auf die sogenannte „Erhaltungsladung“,<br />
ein Strom von ca. 50 mA,<br />
reduziert. Dadurch kann der Akku weiterhin<br />
am Ladegerät bleiben, ohne geschädigt<br />
zu werden.<br />
24. Was sind die Nachteile einer<br />
zeitgest<strong>eu</strong>erten Ladung?<br />
Es können nur Akkus mit einer genau<br />
dem Ladegerät zugeordneten Kapazität<br />
geladen werden, <strong>und</strong> diese auch nur,<br />
wenn sie ganz entladen wurden. Wird<br />
ein Akku größerer Kapazität geladen,<br />
dann ist er nach Ablauf der fixierten Zeit<br />
nicht voll. Die noch erforderliche Restladung<br />
erfolgt durch die sehr niedrige<br />
„Erhaltungsladung“ <strong>und</strong> benötigt unter<br />
Umständen weitere 12 St<strong>und</strong>en Ladezeit.
Ist dagegen der zu ladende Akku beispielsweise<br />
nur halb entladen, dann lädt<br />
das zeitgest<strong>eu</strong>erte Ladegerät auch dann<br />
mit dem (hohen) Konstantstrom weiter,<br />
wenn der Akku bereits „voll“ ist. Der hohe<br />
Ladestrom wird in Wärme umgesetzt <strong>und</strong><br />
erhitzt den Akku über das zulässige Maß<br />
hinaus.<br />
25. Wie funktioniert die<br />
programmgest<strong>eu</strong>erte Ladung?<br />
Bei der programmgest<strong>eu</strong>erten Ladung<br />
gleicht das Ladegerät in seinem Basisaufbau<br />
dem zeitgest<strong>eu</strong>erten Ladegerät. Der<br />
Timer ist in diesem Falle aber durch eine<br />
Überwachungsschaltung ersetzt, welche<br />
die Spannung des Akkus während des Ladevorganges<br />
erfasst. Am Ende der Vollladung<br />
ergibt sich sowohl beim NiCd- als<br />
auch beim NiMh-Akku ein typischer Spannungsverlauf.<br />
Hierbei kommt es gegen<br />
Ende der Ladung zu einem ausgeprägten<br />
Anstieg der Zellenspannung, kurz danach<br />
zu einem charakteristischen Abfallen der<br />
Zellenspannung. Dies wird durch die Elektronik<br />
erkannt <strong>und</strong> zur St<strong>eu</strong>erung des Ladezustandes<br />
ausgenützt.<br />
26. Was sind die Vorteile der<br />
programmgest<strong>eu</strong>erten Ladung?<br />
Eind<strong>eu</strong>tiger Vorteil dieser Ladetechnik<br />
(Delta-Volt-Verfahren) ist es, Akkus unterschiedlichen<br />
Ladezustandes oder Kapazitätsgröße<br />
laden zu können, weil das Ladegerät<br />
die Ladung stets dann beendet,<br />
wenn der Akku „voll“ geladen ist, ohne<br />
von einer vorgegebenen Zeit abhängig zu<br />
sein.<br />
27. Wie funktioniert die prozessorgest<strong>eu</strong>erte<br />
Ladung?<br />
Prozessorgest<strong>eu</strong>erte Ladegeräte erfassen<br />
neben den Basisfunktionen wie Akkuspannung<br />
<strong>und</strong> Akkutemperatur weitere<br />
Parameter, welche sich von Akku zu Akku<br />
wesentlich unterscheiden können. Hierzu<br />
zählt der Verlauf der Akkuspannung<br />
während der Ladung, der Verlauf der<br />
Temperaturentwicklung während der Ladung,<br />
sowie das Verhalten des Akkus<br />
während einer kurzen Prüfladung. Diese<br />
Werte sind vom Alterungszustand, seinem<br />
Typ <strong>und</strong> seiner Kapazität abhängig<br />
<strong>und</strong> werden vom Prozessor bei der Regelung<br />
des Ladevorganges berücksichtigt.<br />
Akkutechnik 247<br />
28. Welchen Vorteil haben<br />
prozessorgest<strong>eu</strong>erte Ladegeräte?<br />
Prozessorgest<strong>eu</strong>erte Laderäte laden den<br />
Akku meist wesentlich schonender <strong>und</strong><br />
auch schneller als Ladegeräte ohne Prozessorst<strong>eu</strong>erung.<br />
29. Was bed<strong>eu</strong>tet „fuzzy control“<br />
<strong>und</strong> welchen Nutzen hat es?<br />
Fuzzy control ist, wenn man einer elektronischen<br />
Regelschaltung so etwas wie<br />
das Verhalten des „ges<strong>und</strong>en Menschenverstandes“<br />
einprogrammiert. Fuzzy<br />
control arbeitet also nicht stur nach<br />
festen Regeln, sondern optimiert sein<br />
Verhalten selbsttätig auf den Zustand des<br />
Akkus <strong>und</strong> die jeweilige Ladesituation<br />
hin. Dadurch wird der Akku trotz Schnellladung<br />
schonender geladen <strong>und</strong> erreicht<br />
eine höhere Lebensdauer <strong>und</strong> bessere<br />
Kapazitätsausnützung.<br />
30. Was bewirkt die Temperaturüberwachung<br />
des Akkus<br />
während des Ladevorganges?<br />
Die Temperaturüberwachung beeinflusst<br />
den Ladevorgang beim Laden eines zu<br />
kalten oder zu warmen Akkus. Ohne<br />
Temperaturüberwachung könnte sich der<br />
Akku unter Umständen während des Ladevorganges<br />
zu stark erhitzen <strong>und</strong><br />
womöglich Schaden erleiden. Ein zu kalter<br />
Akku nimmt keinen hohen Ladestrom<br />
auf, er wird erst durch einen geringen Ladestrom<br />
langsam erwärmt <strong>und</strong> erst ab<br />
+10 °C Zellentemperatur mit hohem<br />
Ladestrom geladen.<br />
31. Lohnt sich der Einsatz von<br />
Schnellladegeräten, oder<br />
schadet das Schnellladegerät<br />
dem Akku?<br />
Der Einsatz lohnt sich immer: Zeit ist<br />
Geld. Schnellladung mit einer Ladezeit<br />
von 1 St<strong>und</strong>e oder weniger ist für unsere<br />
Akkus unschädlich. Mit BOSCH Schnellladegeräten<br />
werden durch deren schonende<br />
Ladeverfahren mit zuverlässiger<br />
Erkennung des Voll-Zustandes die Kapazität<br />
<strong>und</strong> Lebensdauer der Akkus gegenüber<br />
normalen Ladegeräten d<strong>eu</strong>tlich<br />
gesteigert. Durch den schnelleren Ladevorgang<br />
kann man sich oft weitere<br />
Reserveakkus sparen.
248 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
32. Wenn die Aufladung beendet<br />
ist, schalten die Automatik-<br />
Ladegeräte auf eine sogenannte<br />
„Erhaltungsladung“ um.<br />
Was ist das, <strong>und</strong> schadet es dem<br />
Akku?<br />
Bei der Erhaltungsladung fließt ein sehr<br />
kleiner Restladestrom von wenigen Milliampere<br />
weiter in den Akku. Der Erhaltungsladestrom<br />
ist so bemessen, dass er<br />
dem Akku nicht schadet.<br />
33. Kann man den Akku über Nacht<br />
im Ladegerät, also unter<br />
Erhaltungsladung lassen?<br />
Bei automatischen Ladegeräten: Ja. Man<br />
sollte das auch ab <strong>und</strong> zu einmal machen,<br />
damit sich Toleranzen im Ladezustand<br />
der einzelnen Akkuzellen ausgleichen<br />
können. Man nennt diese Art der<br />
Ladung auch „Ausgleichsladung“.<br />
34. Kann man den Akku über das<br />
Wochenende im Ladegerät<br />
lassen?<br />
Bei automatischen Ladegeräten: Ja. Aber<br />
es ist wenig sinnvoll, da der Akku unnötig<br />
erwärmt wird. Außerdem wird Energie<br />
verbraucht.<br />
35. Kann man einen Akku wochenlang<br />
im angeschlossenen Ladegerät<br />
lassen?<br />
Man kann, aber das wäre schon eine große<br />
Energieverschwendung <strong>und</strong> ist außerdem<br />
durch die ständige Erwärmung des Akkus<br />
der Lebensdauer etwas abträglich.<br />
36. Wie oft kann ein Akku geladen<br />
werden?<br />
Bei sachgemäßer Benützung <strong>und</strong> Verwendung<br />
von prozessorgest<strong>eu</strong>erten<br />
Schnellladegeräten sind bis weit über<br />
tausend Ladezyklen erreichbar.<br />
37. Welche Lebensdauer (Zyklenzahl)<br />
erreicht ein Akku in der<br />
Praxis?<br />
Die Lebensdauer hängt wesentlich von<br />
der Art der Benützung durch den Anwender<br />
ab. Wird zum Beispiel das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
bei der Anwendung öfter „abgewürgt“,<br />
dann kann die Lebensdauer<br />
d<strong>eu</strong>tlich unter 1000 Lade-/Entladezyklen<br />
liegen.<br />
Akkupraxis<br />
38. Was ist vor der ersten Benützung<br />
eines Akkus oder eines<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ges besonders<br />
wichtig?<br />
Die Bedienungsanleitung sollte unbedingt<br />
gelesen werden, da die Akkutechnik<br />
einem schnellen Technologiewandel<br />
unterliegt, welcher unter Umständen eine<br />
n<strong>eu</strong>e Art der Anwendung <strong>und</strong> Bedienung<br />
erforderlich macht.<br />
Akkutechnik<br />
Selbstentladung von NiCD-Akkus<br />
Kapazität<br />
100%<br />
75%<br />
50%<br />
25%<br />
0<br />
+50° C<br />
+30° C<br />
0° C<br />
+20° C<br />
1 2 3 4<br />
Standzeit (Monate)<br />
Je höher die Lagertemperatur um<br />
so stärker ist die Selbstentladung.<br />
TLX-ACC 05/P<br />
39. Wie schnell entlädt sich ein<br />
geladener Akku, wenn er<br />
unbenützt herumsteht?<br />
Mit jedem Tag verliert der Akku etwa 1 %<br />
seiner Ladung. Man nennt dies Selbstentladung.<br />
40. Ein Akku soll nach langer<br />
Lagerzeit wieder benützt<br />
werden.<br />
Soll man ihn zunächst laden?<br />
Man kann auch zunächst die Restladung<br />
verbrauchen <strong>und</strong> dann wieder aufladen.<br />
41. Wie lange kann man einen<br />
Nickel-Cadmium-Akku<br />
aufbewahren?<br />
Die Hersteller geben als mögliche Lagerzeit<br />
mehrere Jahre an.
42. Soll man einen Akku immer bis<br />
zum Ende entladen oder in jeder<br />
Arbeitspause wieder zwischenladen?<br />
Nach Möglichkeit immer bis zu Ende entladen,<br />
weil diese Anwendungsweise vom<br />
Energiestandpunkt her die wirtschaftlichste<br />
ist <strong>und</strong> den chemisch-physikalischen<br />
Vorgängen im Akku am besten entspricht.<br />
43. Wann ist ein Akku leer?<br />
Dann, wenn das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g bei der<br />
Anwendung d<strong>eu</strong>tlich an Drehzahl <strong>und</strong><br />
Drehmoment verliert.<br />
44. Was ist eine Tiefentladung?<br />
Tiefentladung entsteht z. B., wenn der<br />
Schalter eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s in der<br />
eingeschalteten Stellung durch einen<br />
Fremdkörper blockiert wird <strong>und</strong> der<br />
Akku dadurch in entladenem Zustand<br />
längere Zeit eingeschaltet bleibt. Bei<br />
allen BOSCH-Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen hat deswegen<br />
der Schalter eine n<strong>eu</strong>trale Mittelstellung,<br />
in welcher er nicht versehentlich<br />
eingeschaltet werden kann. Wenn<br />
man sich diese Betätigung angewöhnt,<br />
wird ein unbeabsichtigtes Einschalten<br />
<strong>und</strong> damit eine mögliche Tiefentladung<br />
verhindert. Eine Tiefentladung schadet<br />
jedem Akku!<br />
45. Wie benützt man am besten<br />
einen Akku?<br />
Die Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Lebensdauer<br />
ist dann am höchsten, wenn man den<br />
Akku regelmäßig benützt.<br />
46. Muss man die Kontakte des<br />
Akkus pflegen?<br />
Auf jeden Fall! Besonders bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
hoher Leistung müssen die<br />
Kontakte einen hohen Strom übertragen.<br />
Sie müssen daher sauber gehalten<br />
werden.<br />
APT-Einsteckende<br />
1 + /- Kontakte<br />
2 Optionskontakt<br />
3 Codierkontakt<br />
4 NTC-Kontakt<br />
Akkutechnik 249<br />
1 3 1 2 4<br />
47. Welche Akkuspannung soll man<br />
wählen?<br />
Das kommt auf die Anwendung an.<br />
Niedrige Spannungen, 7,2 <strong>und</strong> 9,6 Volt<br />
Immer dann, wenn das Werkz<strong>eu</strong>g besonders<br />
handlich <strong>und</strong> leicht sein muss.<br />
Mittlere Spannungen, 12 <strong>und</strong> 14,4 Volt<br />
Immer dann, wenn es auf hohe Leistung<br />
ankommt <strong>und</strong> etwas mehr Gewicht keine<br />
so große Rolle spielt.<br />
Hohe Spannungen, 18 <strong>und</strong> 24 Volt<br />
Immer dann, wenn schnellster Arbeitsfortschritt<br />
<strong>und</strong> höchste Leistung gefordert<br />
wird, eine gewisse Unhandlichkeit <strong>und</strong> ein<br />
hohes Gewicht aber keine Rolle spielen.<br />
48. Sind Akkus untereinander<br />
austauschbar?<br />
Ja, wenn sie die gleiche Form, das gleiche<br />
Einsteckende (Kontakte) <strong>und</strong> die gleiche<br />
Spannung haben.<br />
49. Warum kann man z. B. keinen<br />
9,6-Volt-Akku gegen einen<br />
14,4-Volt-Akku austauschen?<br />
Weil die Schalterelektronik <strong>und</strong> die Motoren<br />
auf die jeweiligen Spannungs- <strong>und</strong><br />
Strombereiche optimiert ist <strong>und</strong> bei der<br />
jeweilig höheren Spannung unter Umständen<br />
überlastet werden könnte.
250 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
50. Ist es möglich, Akkugeräte mit<br />
12 Volt über einen Adapter an<br />
der Autobatterie zu betreiben?<br />
Im Prinzip ja. Weil aber die Autobatterie<br />
sehr viel Energie gespeichert hat, kann<br />
es im Überlastfall oder bei Kurzschlüssen<br />
zu katastrophalen Folgen kommen:<br />
Der Elektromotor <strong>und</strong> die Elektronik<br />
könnten verbrennen, der Anwender<br />
könnte verletzt werden. Deshalb sollten<br />
Akkugeräte stets nur mit den dafür vorgesehenen<br />
Akkus betrieben werden.<br />
Nickel-Cadmium-<br />
Akkumulatoren<br />
51. Was ist ein Nickel-Cadmium-<br />
Akku <strong>und</strong> was bed<strong>eu</strong>tet NiCd?<br />
Beim Nickel-Cadmium-Akku, abgekürzt<br />
NiCd, bestehen die Elektroden aus Nickel<br />
<strong>und</strong> Cadmiumverbindungen.<br />
52. Was sind die Vorteile des<br />
Nickel-Cadmium-Akkus?<br />
Er ist leicht, klein, arbeitet in jeder Lage,<br />
ist sehr robust <strong>und</strong> wartungsfrei. Er kann<br />
bei gegebener Baugröße eine hohe Leistung<br />
abgeben <strong>und</strong> ermöglicht eine hohe<br />
Zahl von Lade- <strong>und</strong> Entladezyklen.<br />
53. Wie kommt es, dass es bei<br />
gleicher Größe des Akkus<br />
unterschiedliche Kapazitäten<br />
geben kann, z. B. 1,4 oder 1,7<br />
oder 2,0 Ah?<br />
Durch technische Weiterentwicklungen<br />
bei der Herstellung kann man mehr aktives<br />
Material in den Elektroden des Akkus<br />
unterbringen.<br />
Prinzipieller Zusammenhang zwischen<br />
Elektrodenoberfläche <strong>und</strong> Kapazität<br />
Dicke Elektroden<br />
: Kurze Länge des<br />
Elektrodenwickels<br />
: kleine Elektrodenfläche<br />
: kleine Kapazität<br />
Typische Betriebsspannungen von Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
Dünne Elektroden<br />
: große Länge des<br />
Elektrodenwickels<br />
: große Elektrodenfläche<br />
: große Kapazität<br />
Zusammenhang zwischen Elektrodenfläche<br />
<strong>und</strong> Kapazität bei gleicher Zellengröße,<br />
aber unterschiedlicher Kapazität.<br />
Werkz<strong>eu</strong>gtyp Betriebsspannung in Volt (V)<br />
2,4 3,6 4,8 7,2 9,6 12 14,4 16,6 18 24<br />
Stabschrauber<br />
Bohrschrauber<br />
Schlagbohrschrauber<br />
Drehschlagschrauber<br />
Bohrhämmer<br />
Winkelbohrmaschinen<br />
Stichsägen<br />
Säbelsägen<br />
Kreissägen<br />
Universalscheren<br />
Blechscheren<br />
Nietzangen<br />
Bolzenschneider<br />
mögliche Spannungen optimale Spannungen TLX-ACC T02<br />
TLX-ACC 07/G
54. Warum haben die Akkuzellen je<br />
ein Sicherheitsventil?<br />
Wenn zum Beispiel ein Akku versehentlich<br />
kurzgeschlossen wird (oder der Motor<br />
durch zu hohe Belastung längere Zeit in<br />
eingeschaltetem Zustand „abgewürgt“<br />
wird), fließen extrem hohe Entladeströme,<br />
welche die Zellen schlagartig erhitzen<br />
können. Dadurch kann sich in den Akkuzellen<br />
durch die Dampfentwicklung der<br />
chemischen Substanzen ein so hoher<br />
Druck aufbauen, dass sie platzen könnten.<br />
Die in BOSCH-Akkus verwendeten<br />
Hochleistungszellen haben ein Sicherheitsventil,<br />
welches ähnlich wie bei einem<br />
Dampfdruck-Kochtopf einen eventuell<br />
entstehenden Überdruck entweichen<br />
lässt. Im normalen Arbeitsbereich ist das<br />
Ventil selbstverständlich stets geschlossen.<br />
55. Was ist ein Memory-Effekt <strong>und</strong><br />
wie wirkt er sich aus?<br />
Werden NiCd-Akkus mehrmals nicht vollständig<br />
entladen, sondern nach teilweiser<br />
Entladung stets wieder vollgeladen, so ist<br />
der Anteil des Elektrodenmaterials, der<br />
immer im geladenen Zustand verblieben<br />
war, nur noch erschwert entladbar. Dies<br />
wirkt sich so aus, daß die Entladespannung<br />
etwas absinkt, sobald bei einer tiefergehenden<br />
Entladung dieses so veränderte<br />
Elektrodenmaterial aktiviert wird.<br />
Auswirkungen gibt es hauptsächlich bei<br />
elektronischen Geräten wie z. B. Computern,<br />
Videokameras <strong>und</strong> Funktelefonen,<br />
die für ihre Elektronik eine gewisse Mindestspannung<br />
benötigen. Bei diesen<br />
Geräten ist der geringe Spannungseinbruch<br />
durch den Memory-Effekt ausreichend,<br />
um zum Abschalten zu führen.<br />
Dadurch ist die Akkukapazität scheinbar<br />
reduziert. Scheinbar insofern, als nach<br />
wie vor die volle Kapazität zur Verfügung<br />
stehen würde, wenn das vom Akku betriebene<br />
elektronische Gerät die etwas reduzierte<br />
Entladespannung tolerieren<br />
könnte.<br />
56. Wirkt sich der Memory-Effekt bei<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n aus?<br />
Bei <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n ist der Memory-<br />
Effekt belanglos, da eine geringfügig<br />
niedrigere Akkuspannung lediglich zu einer<br />
leichten Drehzahlreduzierung führen<br />
Akkutechnik 251<br />
würde, ein Weiterarbeiten aber trotzdem<br />
möglich ist. Im übrigen ist der Effekt reversibel,<br />
das heißt nach einigen vollständigen<br />
Lade-/Entladezyklen verschwindet<br />
er, <strong>und</strong> der Akku gelangt zu seiner alten<br />
Leistungsfähigkeit zurück.<br />
57. Man hört von Ladegeräten,<br />
welche den Akku vollständig<br />
entladen <strong>und</strong> erst dann wieder<br />
aufladen. Ist das sinnvoll?<br />
Es ist eine technische Notlösung, um den<br />
Memory-Effekt von Nickel-Cadmium-Akkus<br />
bei der Anwendung in elektronischen<br />
Geräten zu verhindern. Bei Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
ist dies nicht notwendig <strong>und</strong> wäre<br />
technisch unsinnig.<br />
58. Wie soll man einen Nickel-<br />
Cadmium-Akku aufbewahren:<br />
geladen oder ungeladen?<br />
Am besten ungeladen, weil es ihm nicht<br />
schadet <strong>und</strong> weil er sich ohnehin nach einer<br />
gewissen Zeit selbst entlädt.<br />
59. Ist ein geladener Nickel-Cadmium-<br />
Akku bei Minustemperaturen<br />
genauso leistungsfähig?<br />
Nein. Unterhalb von ca. -10 °C verhält er<br />
sich sehr träge. Er braucht eine bestimmte<br />
Mindesttemperatur. Man erreicht<br />
dies durch einen temperierten Transport<br />
(Tasche) zur Arbeitsstelle.<br />
Nickel-Metallhydrid-Akkus<br />
60. Was versteht man unter Nickel-<br />
Metallhydrid-Akkus <strong>und</strong> was<br />
bed<strong>eu</strong>tet der Begriff „Metallhydrid“?<br />
Nickel-Metallhydrid-Akkus, auch NiMh-<br />
Akkus genannt, haben statt Nickel <strong>und</strong><br />
Cadmium als Elektroden stattdessen<br />
Nickel <strong>und</strong> eine Metalllegierung, in welcher<br />
Wasserstoff eingelagert ist, als Elektroden.<br />
Metall-Hydrid bed<strong>eu</strong>tet physikalisch<br />
gesehen eine Wasserstoffeinlagerung in<br />
ein Metall. Der Wasserstoff ist also nicht<br />
frei als Gas in der Akkuzelle vorhanden,<br />
sondern in einer Metallelektrode physikalisch<br />
geb<strong>und</strong>en.
252 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
61. Stimmt es, dass sich Nickel-<br />
Metallhydrid-Akkus bei sehr<br />
niedrigen Temperaturen<br />
ungünstiger als Nickel-<br />
Cadmium-Akkus verhalten?<br />
Ja, das ist zur Zeit richtig. Bei Temperaturen<br />
kurz unterhalb des Gefrierpunktes<br />
verhalten sich Nickel-Metallhydrid- Akkus<br />
ausgesprochen träge. Sie gehen<br />
aber deswegen nicht kaputt. Sobald man<br />
durch geeignete Maßnahmen die Akkutemperatur<br />
erhöht hat (z. B. Akku in die<br />
Hosentasche stecken), verhält sich der<br />
Akku wieder normal.<br />
62. Welche Lebensdauer haben<br />
Nickel-Metallhydrid-Akkus?<br />
Bei sachgemäßer Anwendung <strong>und</strong> bei<br />
Berücksichtigung der höheren Kapazität<br />
merkt man in der Praxis fast keinen Unterschied<br />
zum Nickel-Cadmium-Akku.<br />
63. Warum sind Nickel-Metallhydrid-<br />
Akkus t<strong>eu</strong>rer als Nickel-<br />
Cadmium-Akkus?<br />
Weil die Kosten für die spezielle Metalllegierung<br />
sehr hoch sind, die Herstellung<br />
kompliziert ist <strong>und</strong> zur Zeit nur wenige<br />
Akkuhersteller wirklich gute Qualität liefern<br />
können. Man bekommt aber für den<br />
Mehraufwand auch mehr Leistungsvermögen<br />
<strong>und</strong> bessere Eigenschaften.<br />
64. Haben die Nickel-Metallhydrid-<br />
Akkus auch einen Memory-Effekt?<br />
Der Memory-Effekt ist sehr viel weniger ausgeprägt<br />
als beim Nickel-Cadmium-Akku.<br />
Für den praktischen Betrieb von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
spielt er keine Rolle mehr.<br />
65. Warum erwärmen sich Nickel-<br />
Metallhydrid-Akkus im Schnellladegerät<br />
mehr als Nickel-<br />
Cadmium-Akkus <strong>und</strong> ist das<br />
schädlich?<br />
Nein. Nickel-Metallhydrid-Akkus haben<br />
auf Gr<strong>und</strong> der unterschiedlichen chemischen<br />
<strong>und</strong> physikalischen Prozesse in der<br />
Akkuzelle eine höhere Erwärmung beim<br />
Schnellladen, welche ihnen nicht schadet.<br />
Prozessorgest<strong>eu</strong>erte Schnelllader mit<br />
Fuzzy-Control erkennen die Erwärmungscharakteristik<br />
von Nickel-Metallhydrid-<br />
Akkus <strong>und</strong> ändern den Ladestrom derart,<br />
dass der Akku nicht geschädigt wird.<br />
66. Wie soll man einen Nickel-<br />
Metallhydrid-Akku aufbewahren:<br />
geladen oder ungeladen?<br />
Im Gegensatz zum Nickel-Cadmium-<br />
Akku sollte man den Nickel-Metallhydrid-Akku<br />
geladen aufbewahren, das<br />
heißt: Vor der Einlagerung aufladen <strong>und</strong><br />
ca. alle 6 … 8 Wochen nachladen.<br />
67. Welche Möglichkeiten bieten<br />
Nickel-Metall-Hydrid-Akkus?<br />
Wenn man sie mit Nickel-Cadmium-Akkus<br />
vergleicht, hat man zwei Möglichkeiten:<br />
1. Bei gleicher Baugröße <strong>und</strong> ungefähr<br />
gleichem Gewicht haben Nickel-Metallhydrid-Akkus<br />
eine höhere Kapazität.<br />
2. Bei gleicher Kapazität gegenüber<br />
Nickel-Cadmium-Akkus haben Nickel-<br />
Metallhydrid-Akkus weniger Gewicht<br />
<strong>und</strong> sind kleiner.<br />
68. Was soll man verwenden:<br />
Kleinere Akkus mit gleicher<br />
Kapazität oder gleich große<br />
Akkus mit höherer Kapazität?<br />
Das kommt auf den Anwendungsfall an.<br />
Wenn die Maschine klein <strong>und</strong> handlich<br />
sein soll, weil man viel über Kopf oder in<br />
schlecht zugänglichen Stellen arbeitet,<br />
dann sollte man bei gleicher Kapazität<br />
den kleineren <strong>und</strong> leichteren Akku<br />
wählen. Wenn jedoch das Gewicht <strong>und</strong><br />
die Größe keine Rolle spielen, aber viele<br />
Löcher gebohrt oder viele Schrauben verarbeitet<br />
werden sollen, dann ist bei gleicher<br />
Akkugröße die höhere Kapazität zu<br />
wählen.<br />
Vergleich von Kapazität <strong>und</strong><br />
Volumen NiCd <strong>und</strong> NiMh<br />
NiCd, 2 Ah NiMh, 2 Ah NiMh, 3 Ah<br />
TLX-ACC 08/G
Akku <strong>und</strong> Umwelt<br />
69. Warum soll man besonders<br />
Nickel-Cadmium-Akkus auf<br />
jeden Fall einem kontrollierten<br />
Recycling zuführen?<br />
Weil unsachgemäß entsorgte Nickel-<br />
Cadmium-Akkus die Umwelt gefährden,<br />
da das Cadmium mit anderen Stoffen<br />
hochgiftige<br />
kann.<br />
Verbindungen eingehen<br />
70. Wie sind Nickel-Metallhydrid-<br />
Akkus im Bezug auf die Umwelt<br />
einzustufen?<br />
Nickel-Metallhydrid-Akkus enthalten<br />
keine Schwermetalle <strong>und</strong> sind deshalb<br />
umweltfre<strong>und</strong>lich. Trotzdem sollte man<br />
sie dem Recycling zuführen, da man die<br />
t<strong>eu</strong>ren Metalllegierungen wieder verwenden<br />
kann.<br />
71. Wie entsorgt man verbrauchte<br />
Akkus?<br />
Man gibt sie an den Elektrowerkz<strong>eu</strong>ghändler<br />
zurück. Dieser sammelt sie <strong>und</strong><br />
gibt sie an den Elektrowerkz<strong>eu</strong>ghersteller<br />
weiter. Dieser veranlasst ein fachgerechtes<br />
Recycling.<br />
72. Wo setzt man bevorzugt<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge ein?<br />
Überall dort, wo es auf Handlichkeit <strong>und</strong><br />
Unabhängigkeit<br />
kommt.<br />
vom Stromnetz an-<br />
73. Wo ist die Anwendung von Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
weniger sinnvoll?<br />
Überall dort, wo hohe Leistung im Dauerbetrieb<br />
verlangt wird.<br />
Arbeitssicherheit<br />
74. Was muss bei der Handhabung<br />
von Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen beachtet<br />
werden?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge haben h<strong>eu</strong>tzutage so<br />
hohe Leistungen, dass sie trotz ihrer geringen<br />
Größe mit der gleichen Sorgfalt<br />
Akkutechnik 253<br />
wie ein netzbetriebenes Gerät bedient<br />
werden müssen. Die im Blockierfall auftretenden<br />
Rückdrehmomente können erheblich<br />
sein. Man sollte deshalb stets die<br />
bei Bohrschraubern vorhandene Drehmomentbegrenzung<br />
anwenden <strong>und</strong>,<br />
wenn vorgesehen, den Zusatzhandgriff<br />
benützen.<br />
75. Was ist im Hinblick auf die<br />
elektrische Sicherheit von<br />
Akkugeräten zu beachten?<br />
Die typischen Betriebsspannungen von<br />
Akku-<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n reichen von 2,4<br />
Volt bis 24 Volt. Diese Betriebsspannungen<br />
stellen bei Berührung keine unmittelbare<br />
Gefahr dar. Dies kann jedoch dazu<br />
führen, dass der Gefahr von Kurzschlüssen<br />
der Batteriepole nicht genügend Bed<strong>eu</strong>tung<br />
beigemessen wird, wodurch es<br />
zu Unfällen kommen kann. Verschmutzte,<br />
beschädigte oder oxidierte Kontakte können<br />
durch die an ihnen entstehenden<br />
Übergangsverluste zu unzulässiger Erwärmung<br />
führen. Je nach verwendetem<br />
Akkutyp können im Kurzschlussfall unterschiedlich<br />
hohe Ströme auftreten, wenn<br />
durch einen Defekt oder Leichtsinn die<br />
Batteriepole kurzgeschlossen werden.<br />
Bleibatterien haben meist eine hohe<br />
Kapazität (im Bereich der Rasenmäher-<br />
Anwendung 12 … 36 Ah). Die bei einem<br />
Kurzschluss auftretenden Ströme können<br />
300 … 500 Ampere betragen, wodurch<br />
Leitungen <strong>und</strong> Polverbinder innerhalb von<br />
Sek<strong>und</strong>en schmelzen können. Die dabei<br />
entstehenden Lichtbögen können Sek<strong>und</strong>ärschäden<br />
verursachen. Austretender<br />
Elektrolyt (Schwefelsäure) kann zu Verätzungen<br />
führen. Nickel-Cadmium-Batterien<br />
<strong>und</strong> Nickel-Metallhydrid-Batterien<br />
haben zwar eine vergleichsweise geringe<br />
Kapazität von 1,2 … 3 Ah, trotzdem können<br />
die bei einem Kurzschluss auftretenden<br />
Ströme bis zu 100 Ampere betragen,<br />
wodurch Leitungen <strong>und</strong> Polverbinder innerhalb<br />
von Sek<strong>und</strong>en schmelzen können.<br />
Die dabei entstehenden Lichtbögen<br />
können Sek<strong>und</strong>ärschäden verursachen.<br />
Der Kurzschlussstrom führt innerhalb der<br />
Akkuzellen zu einer schlagartigen Überdruckbildung<br />
durch verdampfendes Elektrolyt,<br />
wodurch bei Zellen ohne Sicherheitsventil<br />
Explosionsgefahr bestehen<br />
kann.
254 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Akkumulatoren <strong>und</strong><br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge stellen das am schnellsten<br />
wachsende Segment der <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
dar. Über 25 % der durchschnittlich<br />
100 Millionen <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>,<br />
die jedes Jahr hergestellt werden,<br />
sind Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge.<br />
Ihre Handlichkeit <strong>und</strong> ständig steigende<br />
Leistungsfähigkeit eröffnen in zunehmendem<br />
Maße n<strong>eu</strong>e Anwendungsfelder. Bei<br />
falscher Anwendung kann es allerdings zu<br />
Problemen kommen. Diese Probleme sind<br />
in fast allen Fällen auf falsche Anwendung<br />
<strong>und</strong> Behandlung zurückzuführen.<br />
Für die erfolgreiche Anwendung der<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge müssen aber gerade<br />
deshalb die folgenden Punkte besonders<br />
beachtet werden:<br />
„Artgerechte“ Anwendung<br />
Netzgeräte verfügen über unbegrenzten<br />
Energienachschub <strong>und</strong> hohe Leistungsreserven.<br />
Man verwendet sie deshalb auch<br />
für ausdauernde <strong>und</strong> schwere Arbeitsaufgaben.<br />
Die inzwischen recht hohe<br />
Leistungsfähigkeit der Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
verleitet dazu, diese Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge für<br />
dieselben Arbeiten zu verwenden, welche<br />
normalerweise den netzgespeisten Geräten<br />
vorbehalten ist.<br />
Dies kann dann zu Enttäuschungen<br />
führen, weil Energieträger <strong>und</strong> Antriebsmotor<br />
für diese hohen Dauerleistungen<br />
nicht ausgelegt werden können.<br />
Blockierungen vermeiden<br />
Blockierungen des Antriebsmotors von<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen müssen unbedingt vermieden<br />
werden. Während beispielsweise<br />
ein kurzfristiger Blockiervorgang beim<br />
Netzgerät durch die Wärmekapazität des<br />
Motors aufgefangen werden kann, führt<br />
die beim Akkuwerkz<strong>eu</strong>g unter Umständen<br />
schon nach wenigen Sek<strong>und</strong>en zum<br />
Durchbrennen des Motors, der Akkukontakte<br />
oder zur Zerstörung des Akkus<br />
selbst.<br />
Richtige Akkunutzung<br />
Die in Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen verwendeten<br />
Akkus auf Nickelbasis haben nur bei ständiger<br />
Ausnutzung ihren besten Wirkungsgrad.<br />
In der Praxis heißt dies:<br />
Mindestens zwei Akkus mit einem<br />
Gerät verwenden; Akku stets zu Ende<br />
entladen; nach langen Betriebspausen<br />
nicht erst aufladen, sondern zunächst die<br />
Restladung verbrauchen.<br />
Die elektrochemischen Vorgänge im<br />
Akku reagieren auf ständige Benützung<br />
günstig. Bei längeren Benützungspausen<br />
kann es zu einem scheinbaren Kapazitätsverlust<br />
kommen. Dieser verschwindet allerdings<br />
wieder, wenn der Akku mehrere<br />
volle Entlade- <strong>und</strong> Ladezyklen durchmacht.<br />
Im richtigen Temperaturbereich arbeiten:<br />
Elektrochemisch bedingt reagieren<br />
Akkus auf zu niedrige oder zu hohe Temperaturen<br />
empfindlich.<br />
Niedrige Temperaturen<br />
Bei niedrigen Temperaturen verlaufen<br />
die elektrochemischen Vorgänge träger,<br />
der Akku kann keine hohen Entladeströme<br />
abgeben <strong>und</strong> keine hohen Ladeströme<br />
aufnehmen. Deshalb Akkus immer<br />
bei Zimmertemperatur laden <strong>und</strong><br />
Akkus beim Arbeiten im Außenbereich<br />
bei Minustemperaturen vorher etwas<br />
aufwärmen, z. B. im warmen Fahrz<strong>eu</strong>ginnern,<br />
im Baucontainer oder in der<br />
Hosentasche!<br />
Hohe Temperaturen<br />
Hohe Temperaturen können entstehen,<br />
wenn das Akkuwerkz<strong>eu</strong>g längere Zeit im<br />
Sommer in der Sonnenhitze liegt. Hierbei<br />
können sich leicht Temperaturen oberhalb<br />
von 45° im Akku einstellen, wodurch dieser<br />
bei folgender Arbeitsbelastung noch<br />
weiter erhitzt wird. Die Lebensdauer geht<br />
in diesen Fällen drastisch zurück.<br />
Sauberkeit<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge haben wegen des Wechselakkus<br />
Kontakte, <strong>und</strong> zwar sowohl am<br />
Akku selbst als auch im Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
<strong>und</strong> im Ladegerät. Diese Kontakte müssen<br />
die Energie übertragen, wobei in<br />
Grenzfällen bei starker Belastung Ströme<br />
um 50 Ampere <strong>und</strong> höher auftreten können.<br />
Verschmutzte Kontakte können sich<br />
dabei so stark erhitzen, dass ihre Federkraft<br />
nachlässt <strong>und</strong> sie damit in der Folgezeit<br />
stets zum Überhitzen <strong>und</strong> zum Beschädigen<br />
des Werkz<strong>eu</strong>gs <strong>und</strong> des Akkus<br />
führen.
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
1.<br />
Akku-Bohrschrauber<br />
2. Akku-Schlagbohrmaschine<br />
3. Akku-Bohrhammer<br />
4. Akku-Säbelsäge<br />
5. Akku-Universalschere<br />
6. Akku-Lampe<br />
7. Akku-Druckluftpumpe<br />
Akkutechnik 255
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge Gr<strong>und</strong>lagen 257<br />
Konstruktionsmerkmale 258<br />
Gleichstrommotoren 258<br />
Elektrische St<strong>eu</strong>erung von<br />
Gleichstrommotoren 259<br />
Getriebe 261<br />
Werkz<strong>eu</strong>gtypen<br />
– Bohrende <strong>und</strong> schraubende<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 262<br />
– Sägende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 265<br />
– Schleifende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 268<br />
– Schneidende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 269<br />
– Spanende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 270<br />
– Sonderwerkz<strong>eu</strong>ge 270<br />
Praxisverhalten 272<br />
Arbeitssicherheit 273<br />
Dauermagnete –<br />
ein interessantes Thema! 274<br />
Der logische Weg zum richtigen<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>g 275
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1.<br />
Was versteht man unter<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge sind <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>,<br />
deren Energieträger wiederaufladbare<br />
Stromquellen (Akkumulatoren) sind.<br />
2. Welche Eigenschaften haben<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge haben den Vorteil, vom<br />
Stromnetz unabhängig zu sein. Sie sind<br />
meist von kleiner Bauart <strong>und</strong> dadurch<br />
handlich. Sie benötigen kein Netzanschlusskabel,<br />
arbeiten mit Niederspannung<br />
<strong>und</strong> sind deshalb auch in<br />
F<strong>eu</strong>chträumen oder im Außenbereich gefahrlos<br />
einsetzbar.<br />
3. Welche Eigenschaften haben<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge, die aus der<br />
Autobatterie betrieben werden?<br />
Sie sind wegen der hohen Kapazität der<br />
Autobatterie sehr leistungsfähig, benötigen<br />
aber ein Anschlusskabel <strong>und</strong> sind<br />
deshalb nur eingeschränkt anwendbar.<br />
Es gibt nur sehr wenige Typen <strong>und</strong> sie<br />
werden deshalb auch nur für Sonderzwecke<br />
eingesetzt.<br />
4. Welche Eigenschaften haben<br />
Akkugeräte für kombinierten<br />
Akku-Netz-Betrieb?<br />
Solche „Universalgeräte“ stellen einen<br />
Kompromiss dar. Sie haben relativ kleine<br />
Motoren <strong>und</strong> einen Akku mit geringem<br />
Leistungsvermögen. Da auch das Ladegerät<br />
im Gerät untergebracht ist, sind sie<br />
relativ unhandlich <strong>und</strong>/oder wenig leistungsfähig.<br />
Für ein Netzgerät haben sie zu<br />
geringe Leistung, für ein Akkugerät wegen<br />
der geringen Akkukapazität ebenfalls. Da<br />
sich dieser Gerätetyp nicht bewährt hat, ist<br />
er praktisch vom Markt verschw<strong>und</strong>en.<br />
5. Welche Betriebsspannungen<br />
sind bei Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
üblich?<br />
Für Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge sind Spannungen<br />
zwischen 2,4 Volt <strong>und</strong> 24 Volt üblich. Man<br />
kann generell in folgende Spannungsgruppen<br />
einteilen:<br />
– 2,4; 4,8 Volt für Kleingeräte wie Stabschrauber<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 257<br />
– 7,2; 9,6; 12; 14,4 Volt. Diese Spannungsgruppe<br />
ist am häufigsten vertreten.<br />
– 18; 24 Volt. In dieser Spannungsgruppe<br />
sind meist professionelle Geräte mit<br />
hohem Leistungsbedarf angesiedelt.<br />
6. Was sind die Eigenschaften der<br />
Betriebsspannungen?<br />
Hohe Betriebsspannungen haben bei<br />
gleicher Leistung niedrigere Ströme <strong>und</strong><br />
damit geringere Energieverluste im Motor<br />
<strong>und</strong> an den Batterie- <strong>und</strong> Schalterkontakten<br />
zur Folge.<br />
Höhere Batteriespannungen bed<strong>eu</strong>ten<br />
aber auch eine höhere Zahl von Batteriezellen,<br />
wodurch die Batterien für höhere<br />
Spannungen entsprechend größer <strong>und</strong><br />
schwerer sind.<br />
Geringere Batteriespannungen benötigen<br />
eine geringere Zahl von Batteriezellen,<br />
wodurch die Geräte kleiner, leichter<br />
<strong>und</strong> handlicher sind.<br />
7. Welche Akkukapazitäten sind<br />
üblich?<br />
Die am häufigsten verwendeten Akkukapazitäten<br />
für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> reichen<br />
je nach Zellengröße von 1,2 … 3 Amperest<strong>und</strong>en.<br />
8. Welcher Akkukapazität soll man<br />
den Vorzug geben?<br />
Generell gilt, dass die unterschiedlichen<br />
Kapazitäten der am meisten verwendeten<br />
Zellengröße für Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge sich<br />
im Gewicht nur unwesentlich unterscheiden.<br />
Die Zellen höherer Kapazität gestatten<br />
eine längere Arbeitszeit pro Ladung,<br />
andererseits sind Zellen geringerer Kapazität<br />
aus physikalischen Gründen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
robuster.<br />
9. Welche Zukunft haben<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge haben innerhalb des<br />
letzten Jahrzehnts einen Marktanteil von<br />
über 25 % aller <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> weltweit<br />
erreicht. Gründe hierfür sind die<br />
Handlichkeit <strong>und</strong> das in letzter Zeit stark<br />
angestiegene Leistungsvermögen. Wenn<br />
künftig noch bessere Akkutechnologien<br />
zur Verfügung stehen, wird sich der<br />
Marktanteil noch weiter erhöhen.
258 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Konstruktionsmerkmale<br />
10.<br />
Welche Gehäuseformen haben<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge haben meist eine der<br />
drei typischen Gehäuseformen<br />
– Stabform<br />
– Pistolenform<br />
– Mittelgriffgehäuse<br />
11. Welche Werkz<strong>eu</strong>gtypen haben<br />
eine Stabform?<br />
Die Stabform wird für kleine Schrauber<br />
<strong>und</strong> Winkelbohrmaschinen im unteren<br />
Spannungsbereich verwendet. Hierdurch<br />
sind sie sehr handlich <strong>und</strong> eignen sich<br />
für Arbeiten bei beengten Platzverhältnissen.<br />
Die relativ geringen Drehmomente<br />
dieser kleinen Schrauber können<br />
mit der Stabform noch gut beherrscht<br />
werden.<br />
12. Welche Akkumaschinen haben<br />
eine Pistolenform?<br />
Die Pistolenform bewährt sich vorzugsweise,<br />
wenn die Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge im Einhandbetrieb<br />
eingesetzt werden müssen<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig eine starke Vorschubkraft<br />
aufgebracht werden muss. Typische<br />
Anwendung bei Akkubohrmaschinen.<br />
13. Welche Akkumaschinen haben<br />
einen Mittelgriff?<br />
Der Mittelgriff hat sich hauptsächlich bei<br />
Bohrschraubern <strong>und</strong> Schlagbohrschraubern<br />
durchgesetzt.<br />
14. Wozu dient der Zusatzhandgriff?<br />
Der Zusatzhandgriff sollte bei starken<br />
Bohrschraubern <strong>und</strong> Schlagbohrschraubern<br />
im oberen Spannungsbereich (24<br />
Volt) verwendet werden. In diesem Leistungsbereich<br />
sind die Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
so kräftig, dass die Rückdrehmomente,<br />
besonders wenn die Maschine blockiert<br />
wird, nicht mehr sicher mit einer Hand<br />
beherrscht werden können.<br />
15. Warum ist eine Schalterarretierung<br />
bei Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen so<br />
wichtig?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge tragen ihren Energiespeicher<br />
mit sich. Bei unsachgemäßer<br />
Ablage (z. B. lose in allgemeinen Werkz<strong>eu</strong>gkisten)<br />
kann durch zufällige Berüh-<br />
rung des Schalters die Maschine anlaufen,<br />
wodurch Verletzungsgefahr besteht<br />
oder der Akku unbemerkt tiefentladen<br />
wird. Durch das Verriegeln der Schalterarretierung<br />
wird diese zufällige Schalterbetätigung<br />
wirksam verhindert.<br />
Gleichstrommotoren<br />
16. Welche Motoren verwendet man<br />
in Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
In Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen werden fast ausschließlich<br />
permanent erregte Gleichstrommotoren<br />
verwendet. Sie verfügen<br />
im Stator über einen so genannten Dauermagneten,<br />
der Anker verfügt über<br />
Wicklungen <strong>und</strong> einen Kollektor mit<br />
Kohlebürsten.<br />
17. Welche Eigenschaften haben<br />
Gleichstrommotoren mit<br />
Dauermagnet?<br />
Gleichstrommotoren mit Dauermagnet<br />
verfügen bei gegebener Baugröße über<br />
einen sehr guten Wirkungsgrad. Dauermagnete<br />
sind auch bei großer Magnetkraft<br />
mit kleinem Bauvolumen herstellbar,<br />
wodurch die Motorenabmessungen gering<br />
bleiben. Ihr Drehmomentverlauf ist<br />
sehr günstig, wodurch die Drehzahl bei<br />
Belastung relativ wenig nachgibt.<br />
Gleichstrommotoren mit Dauermagnet<br />
können nur mit Gleichstrom betrieben<br />
werden. Beim Anschluss an Wechselspannung<br />
gehen sie kaputt.<br />
18. Welche Bauformen von<br />
Elektromotoren gibt es?<br />
Die in Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen verwendeten<br />
Gleichstrommotoren unterscheiden sich<br />
in der Bauweise. Es gibt die<br />
– geschlossene Bauart<br />
– offene Bauart<br />
Gleichstrommotoren geschlossener<br />
Bauart stellen eine komplette, funktionstüchtige<br />
Einheit dar. Ihre Baugröße<br />
ist gering <strong>und</strong> sie sind von einem<br />
geschlossenen Gehäuse umgeben. Das<br />
Lüfterrad des Kühlgebläses, sofern vorhanden,<br />
befindet sich innerhalb des<br />
Gehäuses. Sie werden in der Mehrzahl<br />
der Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge der niedrigen <strong>und</strong><br />
mittleren Leistungsbereiche verwendet.
Gleichstrommotoren offener Bauart<br />
verfügen über einen separaten Anker <strong>und</strong><br />
Dauermagnet, die individuell im Werkz<strong>eu</strong>ggehäuse<br />
gelagert sind. Sie benötigen<br />
dadurch mehr Platz. Das Lüfterrad<br />
des Kühlgebläses kann großzügiger<br />
dimensioniert werden, weshalb diese<br />
Motoren eine höhere Dauerbelastung<br />
gestatten. Sie werden deshalb in Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
der höheren Leistungsklassen<br />
verwendet.<br />
Gleichstrommotor<br />
geschlossene Bauart<br />
1<br />
1 Antriebsritzel<br />
2 Motorgehäuse<br />
3 Kühlluftöffnungen<br />
4 Elektrische Anschlüsse<br />
Gleichstrommotor, offene Bauart<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
2 Lüfterrad<br />
3 Rotor (Eisenkern mit Kupferwicklung)<br />
4 Kohlebürsten<br />
5 Kollektor<br />
6 Hinteres Motorlager<br />
7 Polschuh (mit Dauermagnet)<br />
2<br />
4<br />
3<br />
EWL-BAT029/P<br />
EWL-EM009/G<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 259<br />
19. Wie stark können die Elektromotoren<br />
belastet werden?<br />
Der Vorteil der Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge ist vor allem<br />
die durch ihre kleine Baugröße hervorragende<br />
Handlichkeit. Dadurch ist die<br />
Motorgröße, aber vor allem auch die<br />
Größe des Kühlluftgebläses wesentlich<br />
geringer als beispielsweise von netzbetriebenen<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n. Schon aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong>e können sie nicht so stark<br />
belastet werden. Wegen der kleinen Motorgröße<br />
ist auch das Wärmespeichervermögen<br />
viel geringer, weshalb es bei einer<br />
Motorblockade durch Überlastung sehr<br />
viel schneller zum „Durchbrennen“ des<br />
Motors kommt als beim netzbetriebenen<br />
Werkz<strong>eu</strong>g. Oberste Regel bei der Anwendung<br />
von Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen ist es deshalb,<br />
Motorblockaden unter allen Umständen<br />
zu vermeiden!<br />
Elektronische St<strong>eu</strong>erung von<br />
Gleichstrommotoren<br />
20. Wie wird die Drehrichtung<br />
des Gleichstrommotors mit<br />
Dauermagnet geändert?<br />
Die Drehrichtung des Gleichstrommotors<br />
mit Dauermagnet ist entsprechend der<br />
angelegten Polarität. In der Praxis wird<br />
die Drehrichtung umgekehrt, indem man<br />
den Motor umpolt.<br />
Drehrichtungswechsel beim<br />
Gleichstrommotor mit Dauermagnet<br />
Rotor (Anker)<br />
Dauermagnet<br />
EWL-EM011/G
260 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
21. Wie wird die Drehzahl des<br />
Gleichstrommotors mit<br />
Dauermagnet gest<strong>eu</strong>ert?<br />
Die Drehzahlst<strong>eu</strong>erung von Gleichstrommotoren<br />
mit Dauermagnet erfolgt durch<br />
eine so genannte Impulsst<strong>eu</strong>erung. Vom<br />
Prinzip her bed<strong>eu</strong>tet dies, dass der Motor<br />
über einen elektronischen Schalter in<br />
schneller Folge ein- <strong>und</strong> ausgeschaltet<br />
wird. Durch Ändern des Schaltverhältnisses,<br />
d.h. der Ausschaltzeit zur Einschaltzeit,<br />
ändert sich die mittlere Spannung<br />
am Motor <strong>und</strong> damit dessen Drehzahl.<br />
Die Ein- <strong>und</strong> Ausschaltvorgänge erfolgen<br />
mehrere tausend Mal pro Sek<strong>und</strong>e, wodurch<br />
sich in der Praxis ein gleichmäßiger<br />
Motorlauf ergibt.<br />
Durch unterschiedliches Verhältnis zwischen<br />
Ein- <strong>und</strong> Ausschaltzeit kann man<br />
die Drehzahl des Gleichstrommotors<br />
st<strong>eu</strong>ern.<br />
C: Während eines Zeitabschnittes ist der<br />
Motor zu 75 % der Zeit ausgeschaltet<br />
<strong>und</strong> zu 25 % der Zeit eingeschaltet.<br />
Wiederholt sich dieser Ablauf regelmäßig,<br />
dann wird dem Motor durchschnittlich<br />
25 % der möglichen Energie<br />
zugeführt. Als Wirkung stellen<br />
sich etwa 25 % der Maximaldrehzahl<br />
ein.<br />
D: Während eines Zeitabschnittes ist der<br />
Motor zu 50 % der Zeit ausgeschaltet<br />
<strong>und</strong> zu 50 % der Zeit eingeschaltet.<br />
Wiederholt sich dieser Ablauf regelmäßig,<br />
dann wird dem Motor durchschnittlich<br />
50 % der möglichen Energie<br />
zugeführt. Als Wirkung stellen sich<br />
etwa 50 % der Maximaldrehzahl ein.<br />
E: Während eines Zeitabschnittes ist der<br />
Motor zu 25 % der Zeit ausgeschaltet<br />
<strong>und</strong> zu 75 % der Zeit eingeschaltet.<br />
Wiederholt sich dieser Ablauf regelmäßig,<br />
dann wird dem Motor durchschnittlich<br />
75 % der möglichen Energie<br />
zugeführt. Als Wirkung stellen sich<br />
etwa 75 % der Maximaldrehzahl ein.<br />
Erkenntnis: Je kürzer die Einschaltzeit<br />
gegenüber der Ausschaltzeit ist, umso<br />
niedriger ist die Motordrehzahl. Je länger<br />
die Einschaltzeit gegenüber der Ausschaltzeit<br />
ist, umso höher ist die Motordrehzahl.<br />
Ein Zeitabschnitt ist etwa eine Zehntausendstel<br />
Sek<strong>und</strong>e lang. Das bed<strong>eu</strong>tet,<br />
dass pro Sek<strong>und</strong>e etwa 10 000 Ein- <strong>und</strong><br />
Ausschaltvorgänge stattfinden. Durch<br />
diese hohe Zahl (Frequenz) ist die mittlere<br />
Spannung <strong>und</strong> damit die Motordrehzahl<br />
gegenüber dem abgebildeten Beispiel so<br />
gleichmäßig, dass man Schwankungen<br />
gar nicht wahrnimmt.<br />
St<strong>eu</strong>erung des Gleichstrommotors<br />
(Akkuwerkz<strong>eu</strong>g)<br />
C: Niedere Drehzahl<br />
Volt<br />
Drehzahl<br />
0<br />
0<br />
D: Mittlere Drehzahl<br />
Volt<br />
Drehzahl<br />
0<br />
0<br />
E: Hohe Drehzahl<br />
Volt<br />
Drehzahl<br />
0<br />
0<br />
TLX-ELO 19/G
22.<br />
Was versteht man unter<br />
elektrischer Bremse?<br />
Viele Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge verfügen über eine<br />
so genannte elektrische Bremse. Sie bewirkt,<br />
dass nach dem Abschalten der<br />
Motor kurzgeschlossen wird, wodurch<br />
ein der Drehrichtung entgegengerichtetes<br />
Magnetfeld entsteht. Hierdurch wird<br />
der Motor innerhalb von Sek<strong>und</strong>en bis<br />
zum Stillstand abgebremst. Besonders<br />
bei sägenden <strong>und</strong> schleifenden Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
bed<strong>eu</strong>tet dies zusätzliche<br />
Sicherheit.<br />
Gleichstrommotor<br />
Elektrische Bremse<br />
(Prinzip)<br />
A<br />
B<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
A Motor an Spannung: Betrieb<br />
B Motor kurzgeschlossen: Gebremst<br />
1 Permanentmagnet<br />
2 Anker<br />
3 Schalter<br />
3<br />
3<br />
EWL-BAT030/P<br />
Getriebe<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 261<br />
23. Welche Getriebe verwendet man<br />
in Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Die relativ kleinen Motoren der Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
haben eine sehr hohe Drehzahl,<br />
um die gewünschte Leistung zu erbringen.<br />
Da die Werkz<strong>eu</strong>gdrehzahlen<br />
(Spindeldrehzahlen) aber wesentlich geringer<br />
sind <strong>und</strong> ein hohes Drehmoment<br />
benötigen, muss man dem Motor ein Getriebe<br />
vorschalten. Üblicherweise verwendet<br />
man hierzu<br />
– Stirnradgetriebe<br />
– Planetenradgetriebe<br />
– Riementriebe<br />
– Kurbeltriebe<br />
Für die Umsetzung in eine Hubbewegung<br />
verwendet man zusätzlich einen Kurbeltrieb.<br />
24.<br />
Getriebearten<br />
Stirnradgetriebe<br />
Planetenradgetriebe<br />
EWL-GET 001/G<br />
Welche Eigenschaften haben die<br />
unterschiedlichen Getriebetypen?<br />
Stirnradgetriebe: Sie sind von einfachem<br />
Aufbau <strong>und</strong> sehr kostengünstig<br />
herstellbar. Sie benötigen allerdings bei<br />
gleicher Leistung relativ viel Platz. Typische<br />
Anwendung in größeren Geräten<br />
wie Sägen, Bohrhämmern, Winkelschleifern,<br />
Scheren.
262 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Planetenradgetriebe: Sie sind bei gleicher<br />
Leistung von kleiner Baugröße <strong>und</strong><br />
können ein höheres Drehmoment übertragen.<br />
Sie sind komplexer <strong>und</strong> damit kostenintensiver.<br />
Typische Anwendung bei<br />
Bohrschraubern.<br />
Riementriebe: Sie erlauben nur geringe<br />
Übersetzungsverhältnisse <strong>und</strong> sind relativ<br />
groß. Sie haben aber den Vorteil, dass<br />
sich recht einfach große Achsabstände<br />
überbrücken lassen. Typische Anwendung<br />
beim Elektrohobel.<br />
Kurbeltriebe: Kurbeltriebe setzen eine<br />
Rotationsbewegung in eine Hubbewegung<br />
um. Typische Anwendung bei<br />
Stichsägen, Säbelsägen <strong>und</strong> beim<br />
Schlagwerksantrieb von Bohrhämmern.<br />
25. Was versteht man unter einem<br />
Spindellock?<br />
Unter Spindellock versteht man die mechanische<br />
Verriegelung der Werkz<strong>eu</strong>gspindel<br />
eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s. Die<br />
Spindelblockierung erlaubt einen einfachen<br />
Werkz<strong>eu</strong>gwechsel (z. B. Öffnen <strong>und</strong><br />
Schließen eines Schnellspannfutters).<br />
Der Spindellock kann manuell, aber auch<br />
automatisch beim Stillstand des Gerätes<br />
erfolgen.<br />
Werkz<strong>eu</strong>gtypen<br />
26. Welche Akkuwerkz<strong>eu</strong>gtypen<br />
gibt es?<br />
Die zur Zeit gebräuchlichsten Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
lassen sich in folgende Hauptgruppen<br />
einteilen:<br />
– Bohrende <strong>und</strong> schraubende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– Sägende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– Schleifende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– Schneidende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
– Spanende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
Daneben gibt es noch Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
für Sonderanwendungen <strong>und</strong> industrielle<br />
Fertigungstechnik.<br />
Bohrende <strong>und</strong> schraubende<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
27. Welche Leistungsanforderungen<br />
stellt das Bohren <strong>und</strong> Schrauben?<br />
Bohren <strong>und</strong> Schrauben sind Arbeitsgänge,<br />
deren Vollendung im Einzelfall relativ<br />
geringe Zeitabschnitte von nur wenigen<br />
Sek<strong>und</strong>en <strong>und</strong> einen relativ geringen<br />
Leistungseinsatz erfordern. Technisch<br />
gesehen handelt es sich um einen so<br />
genannten Aussetzbetrieb, d. h. Arbeitsphasen<br />
<strong>und</strong> Pausen wechseln stets einander<br />
ab, wobei die Pausen den Arbeitsphasen<br />
entsprechen oder meist sogar<br />
länger sind. Mit der begrenzten Energiemenge<br />
des Akkus lassen sich damit eine<br />
bestimmte Anzahl Arbeitsspiele vollenden,<br />
von denen jedes einzelne in sich abgeschlossen<br />
ist.<br />
Diese Betriebsart kommt dem Akkuwerkz<strong>eu</strong>g<br />
entgegen <strong>und</strong> ist die Begründung<br />
dafür, dass im Bereich Bohren <strong>und</strong><br />
Schrauben die bei weitem größte Anzahl<br />
von Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen zu finden ist.<br />
28. Welche gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschiede<br />
bestehen zwischen<br />
Bohrmaschinen <strong>und</strong> Schraubern<br />
für Netzbetrieb <strong>und</strong> Akkubetrieb?<br />
Die Leistungsfähigkeit der akkubetriebenen<br />
Bohrmaschinen <strong>und</strong> Schrauber hat<br />
inzwischen an die Leistungen kleiner netzbetriebener<br />
Bohrmaschinen <strong>und</strong> Schrauber<br />
Anschluss gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann diese<br />
teilweise voll ersetzen. Die einzige Beschränkung<br />
liegt in der Anzahl der möglichen<br />
Arbeitsfälle: Beim Akkugerät sind sie<br />
durch den Energieinhalt des Akkus <strong>und</strong><br />
die Anzahl der Ersatzakkus beschränkt,<br />
beim netzbetriebenen Gerät nicht.<br />
29. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Bohrmaschinen?<br />
Akkubohrmaschinen sind sehr klein <strong>und</strong><br />
handlich. Der bevorzugte Bohrbereich<br />
beträgt ca. 10 mm in Stahl. Typische<br />
Bauform ist der Pistolengriff, der für den<br />
Bohrbetrieb ergonomischer ist als der<br />
Mittelgriff. Der Anteil reiner Bohrmaschinen<br />
ist im Akkubereich zugunsten von<br />
Bohrschraubern rückläufig. Im Spezialbereich<br />
Winkelbohrmaschinen belegen<br />
sie jedoch ein wichtiges Segment.
30. Wo verwendet man<br />
Akkubohrmaschinen?<br />
Reine Akkubohrmaschinen finden fast<br />
nur noch im gewerblichen Bereich Anwendung.<br />
Speziell im Fahrz<strong>eu</strong>g- <strong>und</strong> Apparatebau<br />
sowie in der Montagetechnik<br />
werden sie als Einzweckgerät benützt.<br />
31. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Schlagbohrmaschinen?<br />
Akku-Schlagbohrmaschinen haben (meist<br />
im zweiten Getriebegang) eine hohe<br />
Drehzahl, um die für den Schlagbetrieb<br />
erforderliche hohe Schlagfrequenz zu erz<strong>eu</strong>gen.<br />
Prinzipiell lässt sich der Schlagmodus<br />
abschalten, damit auch schlagfrei<br />
gebohrt (oder geschraubt) werden kann.<br />
32. Wo verwendet man Akku-<br />
Schlagbohrmaschinen?<br />
Akku-Schlagbohrmaschinen werden dort<br />
verwendet, wo hauptsächlich Dübellöcher<br />
in harte Mauerwerkstoffe wie<br />
Klinker <strong>und</strong> Kalksandstein gebohrt werden<br />
müssen. Daneben sind auch Bohrungen<br />
in Betonwerkstoffen möglich.<br />
33. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Schrauber?<br />
Akkuschrauber haben eine Getriebeabstufung,<br />
welche niedrige Drehzahlen,<br />
aber hohes Drehmoment bevorzugt. Zur<br />
Begrenzung des Drehmomentes dient<br />
eine in Stufen einstellbare Kupplung, welche<br />
beim Erreichen des gewählten<br />
Drehmomentes überrastet.<br />
Der Einstellbereich des Drehmomentes<br />
liegt meist zwischen 0,5 … 15 Nm.<br />
Eine Sonderform des Akkuschraubers,<br />
der so genannte Tiefenanschlagschrauber,<br />
verfügt über einen Tiefenanschlag.<br />
Dieser bewirkt, dass nach Erreichen einer<br />
bestimmten Einschraubtiefe (z. B. von<br />
Senkkopf-Holzschrauben in Holz) der<br />
Schraubvorgang durch eine Ausrückkupplung<br />
beendet wird.<br />
Typische Bauformen der Akkuschrauber<br />
sind Ausführungen mit Pistolengriff,<br />
Mittelgriff <strong>und</strong> im unteren Leistungsbereich<br />
mit Stabgriff.<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 263<br />
Akku-Schrauber mit Stabgriff<br />
Akku-Tiefenanschlagschrauber<br />
mit Pistolengriff<br />
EWL-BAT023/P<br />
EWL-BAT019/P<br />
34. Warum wird bei Akkuschraubern<br />
nicht das volle Motordrehmoment<br />
zum Schrauben eingesetzt?<br />
Das maximale Drehmoment des Motors<br />
liegt um den Faktor 2 … 3 über der höchsten<br />
Drehmomenteinstellung der Überrastkupplung.<br />
Hierdurch wird gewährleistet,<br />
dass das abgegebene Drehmoment<br />
auch dann konstant auf dem eingestellten<br />
Wert bleibt, wenn das Motordrehmoment<br />
wegen der zum Ende der Entladung niedrigeren<br />
Akkuspannung zurückgeht. Man<br />
benützt also den Drehmomentüberschuss<br />
des Motors als „Leistungsreserve“.<br />
35. Wo werden Akkuschrauber<br />
eingesetzt?<br />
Akkuschrauber werden als Einzweckgerät<br />
meist im gewerblichen Bereich<br />
eingesetzt. Die Sonderform des Stabschraubers<br />
findet auch im Heimwerkerbereich<br />
Verwendung.
264 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
36. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Bohrschrauber?<br />
Akku-Bohrschrauber sind Akkuschrauber,<br />
bei denen die Drehmomentkupplung<br />
durch eine weitere Schaltstellung mechanisch<br />
blockiert werden kann. In dieser<br />
Schaltstellung steht dann das maximal<br />
durch den Motor mögliche Drehmoment<br />
zur Verfügung, wenn Bohrungen großen<br />
Durchmessers oder großer Tiefe gemacht<br />
werden müssen, wozu hohe Drehmomente<br />
erforderlich sind. Obwohl die Pistolenform<br />
für bestimmte Anwendungen ergonomische<br />
Vorteile aufweist, hat sich<br />
weltweit der Mittelhandgriff als häufigste<br />
Bauform durchgesetzt.<br />
Akku-Bohrschrauber<br />
mit Mittelgriff<br />
EWL-BAT011/P<br />
37. Wo werden Bohrschrauber<br />
eingesetzt?<br />
Akku-Bohrschrauber haben sich wegen<br />
ihrer Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> ihrer universellen<br />
Anwendungsmöglichkeit in allen<br />
Gewerken durchgesetzt. Sie dominieren<br />
eind<strong>eu</strong>tig das Segment der Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge,<br />
sind quasi zum Synonym für Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
geworden. Sie gehören zur<br />
Gr<strong>und</strong>ausstattung im gewerblichen <strong>und</strong><br />
Heimwerkerbereich.<br />
38. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Schlagbohrschrauber?<br />
Akku-Schlagbohrschrauber verfügen neben<br />
der Drehmomentkupplung zusätzlich<br />
über ein Rastenschlagwerk. Durch diese<br />
Kombination werden die drei Schaltstellungen<br />
– Bohren ohne Schlag<br />
– Bohren mit Schlag<br />
– Schrauben mit Drehmomentkupplung<br />
möglich. Weil zum Bohren <strong>und</strong> Schlagbohren<br />
hohe Drehzahlen, zum Schrauben<br />
aber niedrigere Drehzahlen erforderlich<br />
sind, liegen die Drehzahlbereiche relativ<br />
weit auseinander. Die erste Gangstufe<br />
zum Schrauben hat typischerweise eine<br />
Drehzahl zwischen 450 … 650 U/min, die<br />
zweite Drehzahlstufe zum Bohren <strong>und</strong><br />
Schlagbohren liegt meist bei<br />
1600 … 2000 U/min.<br />
Durch die Kombination von Kupplung<br />
<strong>und</strong> Schlagwerk sind Akku-Schlagbohrschrauber<br />
etwas schwerer <strong>und</strong> damit unhandlicher,<br />
aber auch kostenintensiver<br />
als reine Bohrmaschinen oder Bohrschrauber.<br />
Akku-Schlagbohrschrauber<br />
EWL-BAT012/P<br />
39. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Drehschlagschrauber?<br />
Im Drehschlagschrauber erz<strong>eu</strong>gt ein<br />
Rotationsschlagwerk schlagartige Drehimpulse<br />
hoher Intensität, wodurch mit<br />
relativ kleinem Leistungsbedarf hohe<br />
Drehmomente erz<strong>eu</strong>gt werden können.<br />
Die Drehmomente wirken durch die<br />
Massenentkopplung im Schlagwerk<br />
nahezu rückdrehmomentfrei auf das<br />
Werkz<strong>eu</strong>g (Schrauberbit oder Steckschlüssel)<br />
ein, wodurch die hohen<br />
Drehmomente vom Anwender sehr gut<br />
beherrscht werden können. Akku-Drehschlagschrauber<br />
können deshalb trotz<br />
hoher Drehmomentabgabe von 50 …<br />
100 Nm sehr handlich ausgeführt werden.<br />
Als wichtigste Bauform dominiert<br />
der Mittelhandgriff.
40. Wo werden Akku-Drehschlagschrauber<br />
eingesetzt?<br />
Akku-Drehschlagschrauber werden bevorzugt<br />
bei Montagetechniken eingesetzt,<br />
welche hohe Drehmomente<br />
erfordern: Festziehen <strong>und</strong> Lösen von<br />
Maschinenschrauben im Metallbau,<br />
Fahrz<strong>eu</strong>gbau, Apparatebau. Daneben<br />
auch für Schraubverbindungen mit langen<br />
Holzschrauben, z. B. zusammen mit<br />
Rahmendübeln.<br />
Akku-Drehschlagschrauber<br />
EWL-BAT021/P<br />
41. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Bohrhämmer?<br />
Akku-Bohrhämmer sind Einzweckgeräte,<br />
welche über ein Hammerschlagwerk verfügen.<br />
Sie sind deshalb zum Hammerbohren<br />
in harte Baustoffe wie Beton <strong>und</strong><br />
Naturstein geeignet. Der typische Bohrbereich<br />
entspricht der Befestigungstechnik<br />
mit Bohrdurchmessern von 4...20 mm.<br />
Die Bohrleistungen im häufigsten Anwendungsbereich<br />
von 6...12 mm entsprechen<br />
dem der netzgespeisten Geräte.<br />
Da das Schlagwerk eine bestimmte<br />
Basis-Eingangsleistung benötigt, um zu<br />
funktionieren, müssen Hammerschlagwerke<br />
für Akku-Bohrhämmer einen besonders<br />
guten Wirkungsgrad haben. Rein<br />
mechanische Schlagwerke haben sehr<br />
geringe Reibungsverluste. Pn<strong>eu</strong>matische<br />
Schlagwerke haben etwas höhere Reibungsverluste,<br />
sind aber laufruhiger. Wegen<br />
der Leistungsaufnahme der Schlag-<br />
werke sind leistungsfähige Akku-Bohrhämmer<br />
meist nur im oberen Betriebsspannungssegment<br />
(24 V) vertreten.<br />
Akku-Bohrhammer<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 265<br />
EWL-BAT016/P<br />
42. Wozu dienen Akku-Bohrhämmer?<br />
Akku-Bohrhämmer werden bevorzugt im<br />
Außenbereich eingesetzt <strong>und</strong> dort, wo<br />
auf Gr<strong>und</strong> der Arbeitssituation ein Netzanschluss<br />
hinderlich oder nicht möglich<br />
ist (z. B. Gerüstbau). Wegen ihrer Leistungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Handlichkeit werden<br />
sie aber zunehmend auch in der gewerblichen<br />
Befestigungstechnik eingesetzt.<br />
Da Akku-Bohrhämmer über einen so<br />
genannten Schlagstopp verfügen, können<br />
sie auch im reinen Bohrbetrieb als<br />
leistungsfähige Bohrmaschine eingesetzt<br />
werden. Die SDS-Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
wird zu diesem Zweck durch ein Bohrfutter<br />
ersetzt, wodurch R<strong>und</strong>schaftbohrer<br />
gespannt werden können. Wegen der hohen<br />
Leistungsfähigkeit von Akku-Bohrhämmern<br />
können große Bohrdurchmesser<br />
verwendet werden. Die bei allen<br />
Bohrhämmern übliche Sicherheitskupplung<br />
schützt den Anwender wirkungsvoll<br />
bei klemmenden Bohrern.<br />
Sägende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
43. Welche Leistungsanforderungen<br />
stellt das Sägen?<br />
Beim Sägen handelt es sich um Arbeitsvorgänge,<br />
die je nach Einsatzfall mehrere<br />
Sek<strong>und</strong>en bis zu mehrere Minuten Dauer-
266 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
betriebszeit bei gleichzeitig hohem Leistungsbedarf<br />
erfordern. Dieser Betriebsfall<br />
ist für Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge weniger günstig<br />
<strong>und</strong> muss entsprechend berücksichtigt<br />
werden. Akkubetriebene Sägen sollten<br />
also nur dort verwendet werden wo der<br />
Einsatz eines netzbetrieben Gerätes nicht<br />
möglich ist oder aber das Leistungsvermögen<br />
der Akkusäge für die Arbeitsaufgabe<br />
ausreicht.<br />
44. Welche gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschiede<br />
bestehen zwischen<br />
Sägen für Netzbetrieb <strong>und</strong><br />
Akkubetrieb?<br />
Nach wie vor vergleicht man netzbetriebene<br />
Sägen mit ihrer unbegrenzten Energieversorgung<br />
mit dem Akkugerät, dessen<br />
Energievorrat nur für eine begrenzte<br />
Schnittlänge ausreicht. Oft kann deshalb<br />
bei extremen Anforderungen die Arbeitsaufgabe<br />
nicht erfüllt werden, weil der<br />
Akku vorzeitig entladen ist. Speziell bei<br />
den zu früheren Zeiten üblichen Akkus mit<br />
relativ geringer Kapazität <strong>und</strong> den wenig<br />
optimierten Werkz<strong>eu</strong>gen war dies oft der<br />
Fall. Das führt dann zur Enttäuschung. Inzwischen<br />
ist das Leistungsvermögen jedoch<br />
beachtlich gestiegen. Trotzdem<br />
müssen sägende Geräte mit Akkubetrieb<br />
getrennt betrachtet werden <strong>und</strong> ihr im<br />
Gegensatz zum netzbetriebenen Gerät<br />
geringeres Leistungsvermögen muss von<br />
vorne herein bei der Auswahl der Anwendung<br />
berücksichtigt werden. Nur bei „artgerechtem“<br />
Einsatz kann das Akkugerät<br />
mit seiner Leistung überz<strong>eu</strong>gen.<br />
45. Welche Typen von sägenden<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen gibt es?<br />
Die sägenden Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge teilen sich<br />
auf in<br />
– Hubsägen<br />
– Rotationssägen<br />
Zu den Hubsägen zählen<br />
– Stichsägen<br />
– Säbelsägen<br />
Typischer Vertreter der Rotationssägen<br />
ist die<br />
– Kreissäge<br />
46. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Stichsägen?<br />
Die Eigenschaften der Akku-Stichsägen<br />
entsprechen in ihren wesentlichen me-<br />
chanischen Eigenschaften den netzgespeisten<br />
Stichsägen des unteren Leistungssegmentes.<br />
Kurbeltrieb <strong>und</strong> Antriebsstrang<br />
(Motor, Getriebe) sind für den<br />
Akkubetrieb optimiert.<br />
Akku-Stichsäge<br />
EWL-BAT010/P<br />
Um der Handlichkeit willen wird oft mit<br />
relativ geringen Betriebsspannungen<br />
(14,4 … 18 Volt) gearbeitet, damit die<br />
Akku-Stichsäge nicht zu schwer wird. Im<br />
gewerblichen Bereich werden Betriebsspannungen<br />
bis 24 Volt verwendet, wodurch<br />
auch schwer spanbare Werkstoffe<br />
bearbeitet werden können. Als typische<br />
Bauform wird der Bügelhandgriff verwendet,<br />
weil hierbei der Akku gut in das Gesamtdesign<br />
integriert werden kann.<br />
47. Wo werden Akku-Stichsägen<br />
eingesetzt?<br />
Obwohl Akku-Stichsägen durchaus über<br />
mit dem entsprechenden Netzgerät vergleichbare<br />
Sägeleistungen bezüglich der<br />
Geschwindigkeit <strong>und</strong> der Schnitttiefe verfügen,<br />
sind die Schnittlänge <strong>und</strong> damit<br />
die Arbeitszeit wegen des relativ geringen<br />
Energieinhalts des Akkus begrenzt. Auch<br />
bei leistungsfähigen Geräten mit 24 Volt<br />
Betriebsspannung sollten Akku-Stichsägen<br />
deshalb nur bei kleineren Arbeitsaufgaben<br />
anwenden. Sie stellen, insbesondere<br />
bei größeren Arbeitsaufgaben,<br />
keinen vollwertigen Ersatz für netzgespeiste<br />
Stichsägen dar.<br />
Ihr Anwendungsgebiet sind typischerweise<br />
Anpassarbeiten im Trockenbau,<br />
Messebau <strong>und</strong> im Montagebetrieb.
48. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Säbelsägen?<br />
Ähnlich der Akku-Stichsägen entsprechen<br />
die Eigenschaften der Akku-Säbelsägen<br />
denjenigen der netzgespeisten Säbelsägen.<br />
Auch hier sind Kurbeltrieb <strong>und</strong><br />
Antriebsstrang (Motor, Getriebe) für den<br />
Akkubetrieb optimiert. Gegenüber der<br />
netzgespeisten Variante sind Akku-Säbelsägen<br />
jedoch d<strong>eu</strong>tlich kleiner (<strong>und</strong><br />
handlicher). Um zufrieden stellende<br />
Sägeleistungen zu bekommen, sind leistungsfähige<br />
Akku-Säbelsägen meist nur<br />
im oberen Betriebsspannungssegment<br />
(24 V) vertreten.<br />
In idealer Form haben Akku-Säbelsägen<br />
umschaltbare Hublängen.<br />
Akku-Säbelsäge<br />
EWL-BAT018/P<br />
49. Welchen Vorteil haben Akku-<br />
Säbelsägen mit umschaltbarer<br />
Hublänge?<br />
Akku-Säbelsägen mit umschaltbarem<br />
Hub können optimal auf die Arbeitsaufgabe<br />
eingestellt werden:<br />
Bei der Holzbearbeitung braucht man<br />
ein relativ geringes Hubmoment, aber<br />
eine hohe Hubgeschwindigkeit <strong>und</strong> eine<br />
große Hublänge.<br />
Bei der Metallbearbeitung braucht man<br />
ein höheres Hubmoment, die Hubgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> die Hublänge können<br />
kleiner sein.<br />
50. Wo werden Akku-Säbelsägen<br />
eingesetzt?<br />
Akku-Säbelsägen sind ideal geeignet, um<br />
Ablängarbeiten im Montagebetrieb<br />
durchzuführen. Die Unabhängigkeit vom<br />
Netzanschluss gestattet die Durchführung<br />
auch an unzugänglichen Stellen<br />
im Außenbereich. Weitere Anwendungsgebiete<br />
sind Gartenbaubetriebe (Entasten<br />
von Bäumen) <strong>und</strong> der Installationsbereich.<br />
51. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Kreissägen?<br />
Kreissägeblätter haben durch die große<br />
Blattfläche, welche sich während des<br />
Sägevorgangs im Werkstoff befindet,<br />
einen hohen Reibungsanteil. Der Leistungsbedarf<br />
einer Kreissäge ist also relativ<br />
hoch, weshalb sich Akku-Kreissägen<br />
mit ihrem begrenzten Energievorrat nur<br />
für leichte Sägearbeiten in nicht zu<br />
dicken Werkstoffen eignen. Die Sägeblätter<br />
für Akku-Kreissägen unterscheiden<br />
sich von den normalen Kreissägeblättern<br />
durch eine geringere<br />
Stammblattdicke <strong>und</strong> eine geringere<br />
Zahnbreite. Wegen des hohen Leistungsbedarfes<br />
sind für Akku-Kreissägen,<br />
speziell im Handwerk, hohe Betriebsspannungen<br />
(z. B. 24 Volt) sinnvoll.<br />
Akku-Kreissäge<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 267<br />
EWL-BAT015/P<br />
52. Wo werden Akku-Kreissägen<br />
eingesetzt?<br />
Das typische Einsatzgebiet der Akku-<br />
Kreissägen sind leichte Sägearbeiten in<br />
Plattenwerkstoffen, dünnen Sperrhölzern<br />
<strong>und</strong> Querschnitte in dünnem<br />
Massivholz.
268 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schleifende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
53. Welche Leistungsanforderungen<br />
stellen schleifende Geräte?<br />
Schleifen ist wie das Sägen eine Arbeitsaufgabe,<br />
welche oft länger dauernde Einschaltzeiten<br />
erfordert. Dies gilt besonders<br />
für den Oberflächenschliff. Schwingschleifer<br />
<strong>und</strong> Exzenterschleifer sind meist<br />
über mehrere Minuten dauernde Zeitabschnitte<br />
in Betrieb, haben aber nur einen<br />
mittleren Leistungsbedarf. Winkelschleifer<br />
haben eine hohe Abtragsleistung, aber<br />
auch einen sehr hohen Leistungsbedarf,<br />
insbesondere beim Oberflächenschliff.<br />
Für solche Arbeitsfälle ist die Akkukapazität<br />
in den meisten Fällen nicht ausreichend.<br />
Beim Trennschliff mittels Winkelschleifer<br />
ist der Leistungsbedarf etwas<br />
geringer, insbesondere wenn extrem<br />
dünne Trennscheiben (max. 1 mm) verwendet<br />
werden.<br />
54. Welche gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschiede<br />
bestehen zwischen<br />
schleifenden Geräten für<br />
Netzbetrieb <strong>und</strong> Akkubetrieb?<br />
Für akkubetriebene Schleifgeräte gilt prinzipiell<br />
dasselbe wie für akkubetriebene<br />
Sägen: Man darf das Leistungsvermögen<br />
nicht mit dem netzbetriebenen Gerät vergleichen,<br />
welches über eine unbegrenzte<br />
Energiezufuhr verfügt. Dies muss beim<br />
Einsatz unbedingt berücksichtigt werden,<br />
um Enttäuschungen zu vermeiden. Der<br />
Vorteil akkubetriebener Geräte ist in erster<br />
Linie ihre Unabhängigkeit vom Stromnetz.<br />
Die Leistung steht mit der zur Zeit verfügbaren<br />
Akkutechnologie nur an zweiter<br />
Stelle.<br />
55. Welche Typen von<br />
Akku-Schleifgeräten gibt es?<br />
Ein sinnvoller Einsatz von Akku-Schleifgeräten<br />
konzentriert sich auf die folgenden<br />
Typen:<br />
– Schwingschleifer <strong>und</strong> Exzenterschleifer<br />
– Trennschleifer (Winkelschleifer)<br />
56. Welche Eigenschaften<br />
haben Akku-Schwing- <strong>und</strong><br />
Exzenterschleifer?<br />
Oberflächenschleifgeräte mit Akkubetrieb<br />
sind in erster Linie klein <strong>und</strong> handlich.<br />
Ihre Schleiffläche entspricht deshalb<br />
eher dem unteren Segment der Schleifgeräte.<br />
Um das Gerätegewicht in Grenzen<br />
zu halten, beträgt die Betriebsspannung<br />
meist 14,4 … 18 Volt.<br />
57. Wo werden Schwing- <strong>und</strong><br />
Exzenterschleifer eingesetzt?<br />
Typisches Einsatzgebiet sind kleinere<br />
Schleifarbeiten bei schlecht zugänglichen<br />
Arbeitssituationen sowie überall<br />
dort, wo kein Netzanschluss vorhanden<br />
ist, wie beispielsweise bei Arbeiten an<br />
Fahrz<strong>eu</strong>gen oder Booten.<br />
58. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Winkelschleifer?<br />
Akku-Winkelschleifer haben typischerweise<br />
einen maximalen Scheibendurchmesser<br />
von 100 mm, weil größere Scheibendurchmesser<br />
wegen des größeren<br />
Hebelarmes am Umfang einen zu hohen<br />
Leistungsbedarf hätten. Akkuspannungen<br />
von 24 Volt wären für den Leistungsbedarf<br />
zwar günstig, sind aber wegen<br />
ihres Gewichtes <strong>und</strong> ihrer Größe der<br />
Handlichkeit des Schleifers abträglich.<br />
Die üblichen Betriebsspannungen liegen<br />
deshalb im Bereich 14,4 … 18 Volt.<br />
Akku-Winkelschleifer<br />
EWL-BAT025/P<br />
59. Wo werden Akku-Winkelschleifer<br />
eingesetzt?<br />
Akku-Winkelschleifer eignen sich für<br />
kleinere Schleif- <strong>und</strong> Trennarbeiten an<br />
Metallprofilen, metallbeschichteten Verb<strong>und</strong>platten<br />
<strong>und</strong> für Trennarbeiten an dünnen<br />
Blechen (z. B. Dachbedeckungen,<br />
Fahrz<strong>eu</strong>gbau, Küchenbau, Messebau).
Schneidende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
60. Welche Leistungsanforderungen<br />
stellen schneidende Geräte?<br />
Der Leistungsbedarf schneidender Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
für die Metallbearbeitung ist d<strong>eu</strong>tlich<br />
geringer als der sägender <strong>und</strong> schleifender<br />
Geräte. Auch sind schneidende<br />
Arbeiten meist von geringerem Zeitbedarf.<br />
Akkugeräte haben sich deshalb in<br />
diesem Werkz<strong>eu</strong>gsegment schon seit<br />
langer Zeit etablieren können.<br />
61. Welche gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschiede<br />
bestehen zwischen<br />
schneidenden Geräten für<br />
Netzbetrieb <strong>und</strong> Akkubetrieb?<br />
Die im Metallbereich am häufigsten zu<br />
bearbeitenden Blechstärken sind im Bereich<br />
von 0,6...1,5 mm anzutreffen. Die<br />
Leistung der meisten akkubetriebenen<br />
Blechscheren <strong>und</strong> Nager reicht aus, um<br />
dem Netzgerät durchaus vergleichbare<br />
Schnittleistungen zu erbringen.<br />
Bei Blechdicken über 1,5 mm steigt jedoch<br />
der Leistungsbedarf so stark an,<br />
dass der Einsatz von Akkugeräten nicht<br />
sinnvoll wäre.<br />
62. Welche Typen von schneidenden<br />
Geräten für Akkubetrieb gibt es?<br />
Schneidende Werkz<strong>eu</strong>ge im Akkubereich<br />
sind:<br />
– Blechscheren<br />
– Nager<br />
– Universalscheren<br />
Blechscheren <strong>und</strong> Nager werden zur Bearbeitung<br />
von Metall verwendet, Universalscheren<br />
zum Trennen von elastischen<br />
Kunststoffen <strong>und</strong> Geweben.<br />
63. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Blechscheren <strong>und</strong> -Nager?<br />
Gemeinsames Merkmal sind die außerordentlich<br />
gute Handlichkeit <strong>und</strong> das Fehlen<br />
eines Anschlusskabels, welches erfahrungsgemäß<br />
sehr empfindlich gegen die<br />
scharfen Schnittränder von Blechen ist.<br />
Die Schnittgeschwindigkeit entspricht<br />
dem der netzbetriebenen Geräte, in der<br />
Regel wird dasselbe Schneidwerkz<strong>eu</strong>g<br />
verwendet. Die Vorschubgeschwindigkeit<br />
ist so zu halten, dass die Hubzahl beim<br />
Schneiden nicht zu stark zurückgeht. Wegen<br />
des relativ geringen Leistungsbedar-<br />
fes genügen für die Scheren <strong>und</strong> Nager<br />
Betriebsspannungen von 9,6 Volt.<br />
Akku-Blechschere<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 269<br />
EWL-BAT022/P<br />
64. Wo werden akkubetriebene<br />
Blechscheren <strong>und</strong> Nager<br />
eingesetzt?<br />
Wegen der Unabhängigkeit vom Netz<br />
werden akkubetriebene Scheren <strong>und</strong> Nager<br />
vorzugsweise im Fahrz<strong>eu</strong>gbau,<br />
Küchenbau, in der Klimatechnik <strong>und</strong> im<br />
dachdeckenden Bereich eingesetzt.<br />
65. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Universalscheren?<br />
Universalscheren verfügen über ein vieleckiges,<br />
kreisförmiges Messer, welches<br />
an einem fest stehenden Gegenmesser<br />
entlang das zugeführte Material trennt.<br />
Das Messer ist quer zur Werkz<strong>eu</strong>gachse<br />
angeordnet <strong>und</strong> wird über ein Winkelgetriebe<br />
angetrieben. Da der Leistungsbedarf<br />
gering ist, genügt eine Betriebsspannung<br />
von 7,2 Volt. Dadurch sind<br />
Akku-Universalscheren außerordentlich<br />
leicht <strong>und</strong> handlich.<br />
66. Wo werden Akku-Universalscheren<br />
eingesetzt?<br />
Typische Einsatzbereiche der akkubetriebenen<br />
Universalschere ist das Trennen<br />
<strong>und</strong> Besäumen von Bodenbelägen, das<br />
Bearbeiten von Leder <strong>und</strong> von Stoffgeweben.<br />
Parallelanschläge ermöglichen das<br />
präzise Besäumen. Winkelanschläge<br />
gestalten das genaue Einpassen von<br />
Bodenbelägen entlang dem Boden-<br />
Wand-Übergang.
270 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Universalschere<br />
EWL-U003/G<br />
Spanende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
67. Welche Leistungsanforderungen<br />
stellen spanende Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Spanen (von Holz) ist eine Arbeitsaufgabe<br />
mit ähnlich hohem Leistungsbedarf<br />
wie das Sägen. Die Zeitintervalle, bei denen<br />
das Werkz<strong>eu</strong>g im Einsatz ist, entspricht<br />
etwa dem Sägen. Der aktuelle<br />
Leistungsbedarf ist dabei abhängig von<br />
– der Spandicke<br />
– der Vorschubgeschwindigkeit<br />
Mit zunehmender Spandicke <strong>und</strong> schneller<br />
werdendem Vorschub steigt zwar der<br />
Arbeitsfortschritt, aber auch die Leistungsaufnahme.<br />
68. Welche gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschiede<br />
bestehen zwischen<br />
spanenden Geräten für<br />
Netzbetrieb <strong>und</strong> Akkubetrieb?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich beschränkt die im Akku zur<br />
Verfügung stehende Energiemenge den<br />
Einsatz spanender Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge. Um<br />
die zur Verfügung stehende Energiemenge<br />
des Akkus optimal zu nutzen,<br />
müssen daher beim Arbeitsfortschritt<br />
Kompromisse eingegangen werden. Die<br />
Spandicke <strong>und</strong> die Vorschubgeschwindigkeit<br />
müssen gegenüber dem netzgespeisten<br />
Gerät d<strong>eu</strong>tlich zurückgenommen<br />
werden.<br />
69. Welche Eigenschaften haben<br />
Akku-Hobel?<br />
Akkubetriebene Hobel haben einen<br />
Spandickenbereich bis ca. 1,5 mm. Ihre<br />
Hobelleistung entspricht etwa derjenigen<br />
von netzgespeisten Geräten des unteren<br />
Leistungssegmentes. Aus Gründen der<br />
Handlichkeit ist die Betriebsspannung<br />
meist 18 Volt.<br />
70. Wo werden Akkuhobel<br />
eingesetzt?<br />
Akku-Hobel stellen eine sinnvolle Ergänzung<br />
dar, wenn es um kleinere Abricht<strong>und</strong><br />
Einpassarbeiten geht. Damit eignen<br />
sie sich besonders in der Montage von<br />
Einbaumöbeln, Innenausstattung, Laden-<br />
<strong>und</strong> Messebau.<br />
Akku-Hobel<br />
EWL-BAT014/P<br />
Sonderwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
71. Welche Typen von Sonderwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
für Akkubetrieb gibt es?<br />
Wie bei allen <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n gibt es<br />
auch bei den akkubetriebenen Werkz<strong>eu</strong>gen<br />
Sondergeräte. Sie stellen in der<br />
Regel keine Massengeräte dar, sondern<br />
ermöglichen Problemlösungen in besonderen<br />
Anwendungsfällen. Von der Vielzahl<br />
der möglichen Sondertypen seien<br />
hier die wichtigsten erwähnt:<br />
– Kartuschenpressen<br />
– Blindnietgeräte<br />
– Luftpumpen<br />
– Lampen<br />
– Bolzenschneider<br />
Akku-Kartuschenpressen dienen zum<br />
dosierten Auspressen von Elastomeren,<br />
Dichtungsmitteln <strong>und</strong> Klebern aus Kartuschen<br />
oder Kunststoffb<strong>eu</strong>teln. Im Gegensatz<br />
zu manuellen Kartuschenpressen<br />
gestatten sie eine präzisere Dosierung
<strong>und</strong> eine gleichmäßigere Anwendung. Ihr<br />
Vorteil gegenüber druckluftbetriebenen<br />
Kartuschenpressen ist der Wegfall des<br />
sehr oft hinderlichen Versorgungsschlauches.<br />
Wegen des niedrigen Energiebedarfes<br />
kommen Kartuschenpressen mit<br />
kleinen Betriebsspannungen aus <strong>und</strong><br />
sind deshalb sehr handlich.<br />
Akku-Blindnietgeräte, auch Blindnietzangen<br />
genannt, dienen zum Setzen von<br />
Blindnieten (Pop-Nieten). Manuelle Blindnietzangen<br />
verlangen einen relativ hohen<br />
Kraftaufwand, welcher sehr schnell zur<br />
Ermüdung führt. Druckluftbetriebene<br />
Blindnietzangen sind zwar sehr schnell,<br />
haben jedoch einen hinderlichen Druckluftschlauch<br />
<strong>und</strong> benötigen einen kleinen<br />
Druckspeicher direkt am Gerät. Akkubetriebene<br />
Blindnietzangen sind handlicher<br />
<strong>und</strong> haben wegen der pro Nietvorgang<br />
sehr kurzen Einschaltdauer eine hohe<br />
Stückzahlkapazität.<br />
Akku-Luftpumpen müssen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
in zwei Kategorien eingeteilt werden:<br />
– Druckpumpen<br />
– Volumenpumpen<br />
Druckpumpen sind in der Lage, hohe<br />
Drücke bis zu ca. 10 bar zu erz<strong>eu</strong>gen,<br />
allerdings bei geringer Luftmenge. Typischerweise<br />
werden hierbei Kolbenpumpen<br />
eingesetzt, welche durch einen Kurbeltrieb<br />
betätigt werden. Bei kleineren<br />
Drücken werden auch Membranpumpen<br />
eingesetzt. Typisches Anwendungsgebiet<br />
ist das Aufpumpen von Bällen,<br />
Reifen <strong>und</strong> Ballons.<br />
Volumenpumpen erz<strong>eu</strong>gen nur einen<br />
geringen Überdruck, liefern aber eine<br />
vergleichsweise hohe Luftmenge. Üblicherweise<br />
handelt es sich dabei um Impeller-<br />
oder Lamellenpumpen, welche<br />
nach dem Rotationsprinzip arbeiten.<br />
Typisches Anwendungsgebiet ist das<br />
Aufblasen von Schlauchbooten <strong>und</strong> Luftmatratzen.<br />
Akku-Lampen: Bei Arbeiten in beengten<br />
Räumen, z. B. bei Installationen <strong>und</strong><br />
Montagearbeiten, hängt die Arbeitsqualität,<br />
aber auch die Arbeitssicherheit von<br />
der Bel<strong>eu</strong>chtung der Arbeitsstelle ab.<br />
Akku-Lampen ergänzen deshalb auf<br />
sinnvolle Weise das Segment der Akku-<br />
werkz<strong>eu</strong>ge. Die Kompatibilität der Akkus<br />
mit denen der Werkz<strong>eu</strong>ge ist hierbei ein<br />
wichtiger Vorteil.<br />
Akku-Lampe<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 271<br />
EWL-BAT013/P<br />
Akku-Bolzenschneider dienen dem Ablängen<br />
von Bewehrungsstäben im Stahlbetonbau<br />
<strong>und</strong> von Gewindestangen. Da<br />
die aufzubringenden Scherkräfte enorm<br />
sind <strong>und</strong> im Tonnenbereich liegen, wäre<br />
eine mechanische Kraftübertragung nicht<br />
mit der Handlichkeit eines Akkuwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
vereinbar. Aus diesem Gr<strong>und</strong> erfolgt<br />
die Kraftumsetzung hydraulisch. Der<br />
Elektromotor treibt eine kleine Hydraulikpumpe<br />
an, die ihrerseits einen kleinen<br />
Hydraulikzylinder speist, welcher das<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>g betätigt. Durch die<br />
elektrohydraulische Arbeitsweise lassen<br />
sich kleine, aber leistungsfähige Bolzenschneider<br />
mit Akkubetrieb realisieren. Die<br />
typische Schneidkapazität für Bewehrungsstäbe<br />
liegt im Durchmesserbereich<br />
von 10...12 mm.
272 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Praxisverhalten<br />
72. Wie wirkt sich die Überlastung<br />
von Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen aus?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge sind klein, leicht <strong>und</strong><br />
handlich. Sie werden daher in zunehmendem<br />
Maße verwendet. Aus Bequemlichkeit<br />
werden sie dabei oft für Arbeitsaufgaben<br />
eingesetzt, welche eigentlich die<br />
Anwendung des leistungsfähigeren Netzgerätes<br />
erfordern würden. Wird dabei<br />
das Akkuwerkz<strong>eu</strong>g überlastet, dann leiden<br />
darunter besonders<br />
– Motor<br />
– Akku<br />
Der Motor eines Akkuwerkz<strong>eu</strong>ges ist<br />
klein <strong>und</strong> hat deshalb zwangsläufig nur<br />
eine geringe Wärmekapazität. Er brennt<br />
im Überlastfall deshalb schneller durch<br />
als der Motor eines Netzgerätes. Im<br />
Blockadefall kann dies innerhalb von wenigen<br />
Sek<strong>und</strong>en geschehen.<br />
Der Akku liefert im Überlastfall unzulässig<br />
hohe Ströme, welche seine Zyklenzahl<br />
(<strong>und</strong> damit die Gesamtlebensdauer)<br />
dramatisch verkürzen können. Etwa<br />
90 % aller Reklamationen über zu kurze<br />
Akku-Lebensdauer sind auf häufige<br />
Überlastfälle zurückzuführen!<br />
Besonders starke Gefährdung des Akkuwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
tritt ein, wenn es unautorisiert<br />
an der Autobatterie betrieben wird.<br />
Die Autobatterie hat einen vielfach höheren<br />
Energieinhalt als die Elektrowerkz<strong>eu</strong>gbatterie,<br />
wovon im Überlastfall eine<br />
erhebliche Gefahr, auch für den Anwender,<br />
ausgehen kann.<br />
73. Wie sollte man mit<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen umgehen?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge sollten nur im Rahmen<br />
ihres vorgesehenen Einsatzbereiches betrieben<br />
werden. Überlastfälle oder gar<br />
Blockaden sind unbedingt zu vermeiden.<br />
Beim Schrauben sollte stets mit der<br />
Drehmomentkupplung <strong>und</strong> nie im Bohrmodus<br />
gearbeitet werden. Bei leistungsintensiven<br />
Arbeitsvorgängen wie beim<br />
Sägen oder Trennschleifen ist der Vorschub<br />
so zu halten, dass die Motordrehzahl<br />
nicht zu stark zurückgeht.<br />
Die Kontakte im Werkz<strong>eu</strong>g, am Akku<br />
<strong>und</strong> am Ladegerät sollten regelmäßig<br />
kontrolliert <strong>und</strong> gegebenenfalls bei Verschmutzung<br />
gesäubert werden. Beim<br />
Aufbewahren sollte stets die Einschaltsperre<br />
aktiviert sein, damit ein unbeabsichtigtes<br />
Einschalten (z. B. in der<br />
Werkz<strong>eu</strong>gkiste) verhindert wird. Durch<br />
unbeabsichtigtes, unbemerktes Einschalten<br />
kann der Akku tiefentladen werden.<br />
Dies ist unter allen Umständen zu<br />
vermeiden.
Arbeitssicherheit<br />
74. Welche Sicherheitsmaßnahmen<br />
gelten für Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Akkugeräte zeichnen sich durch eine<br />
geringe Baugröße aus, weswegen der<br />
Sicherheit oft nicht die notwendige Aufmerksamkeit<br />
gewidmet wird. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
geht eine mögliche Gefahr von den<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen (z. B. Bohrer, Sägeblätter)<br />
aus, wie bei jedem anderen Maschinenwerkz<strong>eu</strong>g<br />
auch. Deswegen sind<br />
die generell hierfür geltenden Vorsichtsmaßnahmen<br />
zu beachten <strong>und</strong> einzuhalten.<br />
Daneben gelten für Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
ganz besonders:<br />
– Rückdrehmomente<br />
– Einschaltsperren<br />
– Werkz<strong>eu</strong>gwechsel<br />
Rückdrehmomente entstehen beim<br />
Überlasten oder Blockieren besonders<br />
von Bohrschraubern. Trotz ihrer vergleichsweise<br />
geringen Abmessungen liefern<br />
sie große Drehmomente, welche<br />
speziell dann unangenehm sind, wenn<br />
das Werkz<strong>eu</strong>g nur mit einer Hand geführt<br />
wird. Insbesondere bei den Geräten<br />
höherer Leistung ist dies zu beachten. In<br />
Leistungsbereichen, bei denen die<br />
Geräte über Zusatzhandgriffe verfügen,<br />
sollten diese auch benützt werden.<br />
Einschaltsperren dienen dazu, dass das<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>g nicht plötzlich loslaufen<br />
kann, wenn z. B. der Schalter unbeabsichtigt<br />
betätigt wird. Dies könnte der Fall<br />
sein, wenn man das Gerät in eine Tasche<br />
steckt oder lose in einer Werkz<strong>eu</strong>gkiste<br />
liegen hat. Die am Gerät befindliche Einschaltsperre<br />
sollte deshalb außerhalb der<br />
eigentlichen Benützung immer gesichert<br />
sein.<br />
Werkz<strong>eu</strong>gwechsel beim Akkugerät unterscheidet<br />
sich wesentlich vom Netzgerät.<br />
Während das Netzgerät nach<br />
Ziehen des Netzsteckers definitiv ohne<br />
Energieversorgung ist, trägt das Akkugerät<br />
mit eingestecktem Akku seinen<br />
Energievorrat ständig bei sich. Dies muss<br />
stets bedacht werden! Speziell von<br />
sägenden Akkugeräten geht beim Sägeblattwechsel<br />
ein sehr hohes Gefähr-<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 273<br />
dungspotential aus, wenn der Akku im<br />
Gerät eingesteckt bleibt. Ein unbeabsichtigtes<br />
Einschalten beim Werkz<strong>eu</strong>gwechsel<br />
kann traumatische Folgen haben. Es<br />
ist deshalb stets der Weisung in der Betriebsanleitung<br />
zu folgen: Werkz<strong>eu</strong>gwechsel<br />
nur bei abgezogenem Akku!<br />
75. Wie steht es um die elektrische<br />
Sicherheit bei Akkuwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge werden mit Kleinspannungen<br />
unter 50 Volt betrieben <strong>und</strong> gelten<br />
daher ohne besondere Schutzmaßnahmen<br />
als elektrisch ungefährlich. Trotzdem<br />
darf nicht vergessen werden, dass der<br />
Akkumulator in ganz oder teilweise geladenem<br />
Zustand als Energiespeicher<br />
anzusehen ist. Bei unsachgemäßer<br />
Bedienung oder im Kurzschlussfall kann<br />
von ihm eine Gefährdung ausgehen. Kurzschlüsse<br />
sind unter allen Umständen zu<br />
vermeiden. Nickel-Cadmium-Batterien<br />
<strong>und</strong> Nickel-Metallhydrid-Batterien haben<br />
zwar eine vergleichsweise geringe Kapazität<br />
von 1,2 … 3 Ah, trotzdem können die<br />
bei einem Kurzschluss auftretenden<br />
Ströme bis zu 100 Ampere betragen, wodurch<br />
Leitungen <strong>und</strong> Polverbinder innerhalb<br />
von Sek<strong>und</strong>en schmelzen können.<br />
Die dabei entstehenden Lichtbögen können<br />
Sek<strong>und</strong>ärschäden verursachen. Der<br />
Kurzschlussstrom führt innerhalb der<br />
Akkuzellen zu einer schlagartigen Überdruckbildung<br />
durch verdampfendes Elektrolyt,<br />
wodurch bei Zellen ohne Sicherheitsventil<br />
(meist bei NoName-Produkten)<br />
Explosionsgefahr bestehen kann.
274 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Dauermagnete –<br />
ein interessantes Thema!<br />
Akkubetriebene Werkz<strong>eu</strong>ge werden von<br />
Gleichstrommotoren mit Dauermagneten<br />
angetrieben. Sie sind zwar nur für Gleichstrom<br />
geeignet, haben aber einen hervorragenden<br />
Wirkungsgrad. Ihr Leistungsvermögen<br />
hängt hauptsächlich vom<br />
Werkstoff des Dauermagneten ab.<br />
Dauermagnete können aus unterschiedlichen<br />
Werkstoffen bestehen, die<br />
wichtigsten Magnetwerkstoffe sind:<br />
– Stahl<br />
– Metall-Legierungen<br />
– Oxidkeramiken<br />
– Seltene-Erden-Magnetwerkstoffe<br />
Der Magnetwerkstoff ist der wichtigste<br />
Einflussfaktor für die Leistungsfähigkeit<br />
eines Magneten. Die wichtigsten Kenngrößen<br />
des Magnetwerkstoffes sind die<br />
Remanenzinduktion (Magnetfeldstärke)<br />
<strong>und</strong> die Koerzitivfeldstärke (Ummagnetisierungsfeldstärke).<br />
Letztere entscheidet<br />
über die Überlastungsempfindlichkeit.<br />
Stahl<br />
Der in der Frühzeit der Elektrotechnik verwendete<br />
gehärtete, magnetisierte Stahl<br />
ermöglicht nur sehr schwache Magnetfelder.<br />
Er wird nicht mehr verwendet <strong>und</strong><br />
gehört der Vergangenheit an.<br />
Metall-Legierungen<br />
Legierte metallische Magnetwerkstoffe<br />
bestehen hauptsächlich aus den Metallen<br />
Aluminium, Nickel <strong>und</strong> Cobalt<br />
(Alnico).<br />
Alnico zeichnet sich durch eine hohe<br />
Remanenzinduktion, jedoch sehr geringe<br />
Koerzitivfeldstärke aus. Alnico-Magnete<br />
vertragen eine sehr hohe Einsatztemperatur<br />
bis ca. 450 °C.<br />
Oxidkeramik<br />
Magnete aus Oxidkeramik werden auch<br />
als Hartferrite oder Ferritmagnete<br />
bezeichnet. Ihre Bestandteile sind Eisenoxid,<br />
Strontium- oder Bariumoxid. Ferritmagnete<br />
sind kostengünstig, ermöglichen<br />
aber nur eine geringe Remanenzinduktion<br />
<strong>und</strong> haben eine geringe<br />
Koerzitivfeldstärke. Sie sind dadurch anfällig<br />
gegen Überlastung. Die maximale<br />
Anwendungstemperatur beträgt bis ca.<br />
200 °C, bei tiefen Temperaturen besteht<br />
die Gefahr der Entmagnetisierung.<br />
Seltene-Erden-Magnetwerkstoffe<br />
Diese Magnetwerkstoffe bestehen aus<br />
Neodym-Eisen-Bor- oder Samarium-Cobalt-Legierungen.<br />
Die Seltenen Erden Neodym <strong>und</strong> insbesondere<br />
Samarium sind sehr kostspielig.<br />
Seltene-Erden-Magnetwerkstoffe<br />
sind auf Gr<strong>und</strong> ihrer chemischen Zusammensetzung<br />
sehr reaktionsfr<strong>eu</strong>dig <strong>und</strong><br />
müssen deshalb gegen Korrosion geschützt<br />
werden.<br />
Samarium-Cobalt-Legierungen haben<br />
eine hohe Remanenzinduktion <strong>und</strong> eine<br />
hohe Koerzitivfeldstärke. Je nach Zusammensetzung<br />
können diese Magnetwerkstoffe<br />
bis ca. 350 °C eingesetzt werden,<br />
auch bei tiefen Temperaturen tritt<br />
keine Entmagnetisierung ein.<br />
Neodym-Eisen-Bor-Legierungen haben<br />
gegenüber Samarium-Cobalt-Legierungen<br />
eine höhere Remanenzinduktion<br />
<strong>und</strong> eine höhere Koerzitivfeldstärke bei<br />
etwas geringeren Kosten. Je nach<br />
Zusammensetzung können diese Magnetwerkstoffe<br />
bis ca. 220 °C eingesetzt<br />
werden.<br />
Magnetisierung<br />
Die zur Magnetisierung von Dauermagnetwerkstoffen<br />
erforderlichen Magnetfelder<br />
werden durch elektrische Ströme<br />
erz<strong>eu</strong>gt. In vielen Fällen genügt hierzu ein<br />
kurzer, starker Stromstoß (Impulsmagnetisierung).<br />
Die Magnetisierung kann am<br />
fertig geformten Magneten, aber auch<br />
während der Herstellung innerhalb der<br />
Werkz<strong>eu</strong>gform erfolgen. Durch die Magnetisierung<br />
innerhalb der Werkz<strong>eu</strong>gform<br />
können die magnetischen Eigenschaften<br />
hervorragend beeinflusst werden.
Akkuwerkz<strong>eu</strong>ge 275<br />
Der logische Weg zum richtigen Akkuwerkz<strong>eu</strong>g<br />
Anwendung Werkstoff/ Dimension Werkz<strong>eu</strong>gtyp Normale Werkz<strong>eu</strong>gtyp Erschwerte<br />
Schraubentyp Arbeitsbe- Arbeitsbedingungen<br />
dingungen<br />
(z. B. Werk- (z. B. über<br />
bank) Kopf)<br />
Bohren Metall bis 6mm Bohrschrauber 7,2...9,6 V Bohrmaschine 7,2 V<br />
6...10 mm Bohrschrauber 9,6...14,4 V Bohrschrauber 9,6 V<br />
über 10mm Bohrschrauber 14,4...24 V Bohrschrauber 14,4 V<br />
Holz bis 10mm Bohrschrauber 7,2...9,6 V Bohrmaschine 7,2 V<br />
10...20 mm Bohrschrauber 12...24 V Bohrschrauber 12 V<br />
über 20 mm Bohrschrauber 24 V Bohrschrauber 14,4 V<br />
Schlag- Mauerwerk Schlagbohrschrauber 12...14,4 V Schlagbohrschrauber 12 V<br />
bohren<br />
Beton Schlagbohrschrauber 14,4...24 V Schlagbohrschrauber 14,4 V<br />
Hammerbohren<br />
Beton Bohrhammer 24 V Bohrhammer 24 V<br />
Schrauben Holz- bis 3 mm � Stabschrauber 2,4...4,8 V Stabschrauber 2,4...4,8 V<br />
schrauben<br />
bis 5 mm � Bohrschrauber 9,6...12 V Bohrschrauber 7,2...9,6 V<br />
über 5 mm � Bohrschrauber 12...14,4 V Bohrschrauber 12 V<br />
große 6-Kant- Bohrhammer 24 V Bohrschrauber 24 V<br />
Schrauben (ohne Schlag)<br />
Rahmen- bis Bohrschrauber 14,4 V Drehschlagschrauber 9,6 V<br />
dübel- 100 mm lg<br />
schrauben über Bohrschrauber 24 V Bohrschrauber 14,4 V<br />
100 mm lg<br />
Zimmermann- Bohrhammer 24 V Bohrschrauber 24 V<br />
schrauben (ohne Schlag)<br />
Schnellbauschrauben<br />
bis 3,5 mm � Bohrschrauber 12 V Bohrschrauber 9,6 V<br />
Bohr- bis 4 mm � Bohrschrauber 12... 14,4 V Bohrschrauber 12 V<br />
schrauben<br />
bis 6 mm � Bohrschrauber 12... 14,4 V Bohrschrauber 12 V<br />
Maschinen<br />
schrauben,<br />
bis M 6 Bohrschrauber 12 V Drehschlagschrauber 9,6 V<br />
Muttern M 6...M 8 Drehschlagschrauber 9,6 V Drehschlagschrauber 9,6 V<br />
M 8...M 10 Drehschlagschrauber 9,6 V Drehschlagschrauber 9,6 V<br />
ACW-T05
Fräsen Gr<strong>und</strong>lagen 277<br />
Oberfräsen 277<br />
Fräswerkz<strong>eu</strong>ge 279<br />
Systemzubehör 286<br />
Fräspraxis 287<br />
Arbeitssicherheit 291<br />
Praxistabellen 291
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was versteht man unter Fräsen?<br />
Fräsen ist eine spanabhebende Bearbeitungsart<br />
durch die Rotationsbewegung<br />
eines Schneidwerkz<strong>eu</strong>ges.<br />
2. Welche Charakteristik hat<br />
Fräsen?<br />
Beim Fräsen wird ein senkrecht zum<br />
Werkstück stehendes, rotierendes<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>g quer zu seiner Rotationsachse<br />
über das zu bearbeitende<br />
Werkstück bewegt.<br />
3. Welche Werkstoffe können<br />
gefräst werden?<br />
Es können alle spanbare Werkstoffe gefräst<br />
werden. Handgeführte Oberfräsen<br />
werden hauptsächlich zur Bearbeitung<br />
von Holz <strong>und</strong> Holzwerkstoffen eingesetzt.<br />
4. Welche Oberflächengüte kann<br />
mit der Oberfräse erreicht<br />
werden?<br />
Bei sachgemäßer Anwendung <strong>und</strong> bei<br />
einwandfreiem Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g kann<br />
eine Oberflächenqualität erreicht werden,<br />
die keinerlei Nachbearbeitung erforderlich<br />
macht.<br />
5. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet man zum Fräsen?<br />
Die handgeführten <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
zum Fräsen werden mit dem Sammelbegriff<br />
Oberfräsen bezeichnet. Der Begriff<br />
„Oberfräse“ umschreibt, dass sich die<br />
Fräse beim Betrieb oberhalb des Werkstückes<br />
befindet.<br />
Oberfräsen<br />
6. Welche Typen von Oberfräsen<br />
gibt es?<br />
Handgeführte Oberfräsen unterscheiden<br />
sich in Verwendungszweck <strong>und</strong> Leistungsaufnahme<br />
sind<br />
voneinander. Üblich<br />
– Multifunktionsgeräte<br />
– Kantenfräsen<br />
– Oberfräsen<br />
7.<br />
Was ist ein Multifunktionsgerät?<br />
Multifunktionsgeräte bestehen aus einem<br />
stabförmigen Motor, welcher alleine als<br />
Geradschleifer verwendet werden kann.<br />
Auf einen Fräsvorsatz montiert wird er zur<br />
voll funktionsfähigen Oberfräse, allerdings<br />
mit ergonomischen Kompromissen.<br />
Multifunktionsgeräte werden meist<br />
im Heimwerkerbereich verwendet, die<br />
Leistungsaufnahme beträgt meist ca. 600<br />
Watt.<br />
8.<br />
Was ist eine Kantenfräse?<br />
Kantenfräsen haben statt einer geraden<br />
Gr<strong>und</strong>platte einen verstellbaren Winkelanschlag,<br />
mit dem sie an Werkstückkanten<br />
entlanggeführt werden können. Die<br />
Leistungsaufnahme geht meist bis ca.<br />
700 Watt, Kantenfräsen sind anwendungsoptimiert<br />
<strong>und</strong> handlich.<br />
Kantenfräsvorsatz<br />
1<br />
2<br />
1 Antriebsmotor<br />
2 Kantenfräsvorsatz<br />
3 Werkstückkante<br />
Fräsen 277<br />
3<br />
EWL-K002/G
278 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
9. Was ist eine Oberfräse?<br />
Die eigentlichen Oberfräsen sind Einzweckgeräte,<br />
die konstruktiv <strong>und</strong> ergonomisch<br />
auf ihre Anwendung hin optimiert<br />
sind. Die Leistungsbereiche gehen von<br />
ca. 800 … 2000 Watt. Als Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
dienen Spannzangen.<br />
Oberfräse<br />
10. Aus was besteht eine Oberfräse?<br />
Die Oberfräse besteht typischerweise<br />
aus<br />
– Antriebsmotor<br />
– Gr<strong>und</strong>platte<br />
– Säulenführung<br />
– Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
– Spindelblockierung<br />
– Tiefeneinstellung<br />
– Tiefenanschlag<br />
11. Welche Aufgabe hat der<br />
Antriebsmotor?<br />
Der Antriebsmotor stellt bei der Oberfräse<br />
den Maschinenkörper dar. Er versetzt<br />
den Fräser in Rotation. Am Maschinenkörper<br />
sind die zur Maschinenführung<br />
nötigen Handgriffe <strong>und</strong> Bedienungselemente<br />
angebracht.<br />
12. Welche Aufgabe hat die<br />
Gr<strong>und</strong>platte?<br />
Die Gr<strong>und</strong>platte dient zur Führung der<br />
Oberfräse auf dem Werkstück <strong>und</strong> zur<br />
Aufnahme des Systemzubehörs.<br />
EWL-FR011/P<br />
13. Welche Aufgabe hat die<br />
Säulenführung?<br />
An den auf der Gr<strong>und</strong>platte befestigten<br />
Säulen ist das Maschinengehäuse verschiebbar<br />
angeordnet. Es kann in der<br />
Höhe zur Gr<strong>und</strong>platte verstellt <strong>und</strong> fixiert<br />
werden. Diese Verstellmöglichkeit wird<br />
auch als Fräshub bezeichnet.<br />
14. Welche Aufgabe hat der<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalter?<br />
Als Werkz<strong>eu</strong>ghalter dienen bei der Oberfräse<br />
so genannte Spannzangen. Aufgabe<br />
der Spannzange ist es, den Fräser<br />
genau zentrisch in der Motorwelle der<br />
Oberfräse zu befestigen.<br />
Spannzange (Prinzip)<br />
1 2 3 4<br />
1 Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g (z. B. Fräser)<br />
2 Spannzange mit Außenkonus<br />
geschlitzt<br />
3 Überwurfmutter (Spannmutter)<br />
4 Innenkonus (in Antriebsspindel)<br />
EWL-S040/G<br />
15. Wozu dient die<br />
Spindelblockierung?<br />
Durch die Spindelblockierung kann die<br />
Motorwelle bei stillstehender Maschine<br />
festgesetzt werden. Hierdurch ist das<br />
Lösen <strong>und</strong> Festziehen der Spannzangenmutter<br />
mit nur einem Gabelschlüssel<br />
möglich.<br />
16. Welche Aufgabe hat die<br />
Tiefeneinstellung?<br />
Die Tiefeneinstellung dient zur präzisen<br />
Positionierung des Maschinengehäuses<br />
über der Gr<strong>und</strong>platte <strong>und</strong> damit zur Einstellung<br />
der Frästiefe.
17. Welche Aufgabe hat der<br />
Tiefenanschlag?<br />
Der Tiefenanschlag begrenzt den Fräshub<br />
nach unten <strong>und</strong> sichert damit die<br />
maximale Eintauchtiefe. Meist ist der Tiefenanschlag<br />
mehrstufig ausgeführt, wodurch<br />
man häufig gebrauchte Frästiefen<br />
voreinstellen kann.<br />
18. Welche Drehzahlen sind bei<br />
Oberfräsen üblich?<br />
Die üblichen Drehzahlbereiche der Oberfräsen<br />
gehen von ca. 12 000 … 27 000<br />
U/min, wobei Zwischendrehzahlen eingestellt<br />
werden können.<br />
19. Wozu dient die<br />
Drehzahleinstellung?<br />
Mit der Drehzahleinstellung kann die Umfangsgeschwindigkeit<br />
des Fräsers entsprechend<br />
seines Arbeitsdurchmessers<br />
<strong>und</strong> der Werkstoffart angepasst werden.<br />
Generell gilt: Kleine Fräser brauchen<br />
hohe Drehzahl, große Fräser niedrigere<br />
Drehzahl.<br />
20. Warum fängt die Drehzahleinstellung<br />
nicht bei null an?<br />
Der Fräser braucht eine gewisse Mindestdrehzahl,<br />
meist über 10 000 U/min,<br />
um ratterfrei arbeiten zu können. Wenn<br />
die Drehzahl zu klein wäre, könnten Fräser,<br />
Oberfräse <strong>und</strong> Werkstück beschädigt<br />
werden.<br />
21. Welche Aufgabe hat eine<br />
Konstantelektronik?<br />
Die Konstantelektronik hält auch dann die<br />
Drehzahl konstant auf dem voreingestellten<br />
Wert, wenn die Belastung steigt oder<br />
fällt.<br />
22. Warum ist eine Konstantelektronik<br />
vorteilhaft?<br />
Sie nützt die Maschinenleistung besser<br />
aus, verringert die Überlastungsgefahr<br />
<strong>und</strong> ergibt eine höhere Arbeitsqualität.<br />
Fräswerkz<strong>eu</strong>ge<br />
23. Welche Eigenschaften hat ein<br />
Fräser?<br />
Wie bei allen Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen zur<br />
spanabhebenden Bearbeitung werden<br />
die Eigenschaften weitgehend durch die<br />
Geometrie der Werkz<strong>eu</strong>gschneide bestimmt.<br />
Folgende Einzelkriterien beeinflussen<br />
Arbeitsfortschritt, Schnittgüte,<br />
Standzeit, Materialtauglichkeit <strong>und</strong> Vorschubkräfte:<br />
Winkel am Fräser<br />
270°<br />
Fräsen 279<br />
Zusammenwirken der verschiedenen Winkel:<br />
Der Spanwinkel γ beeinflusst den Spanauswurf,<br />
der Keilwinkel β des Fräszahns die<br />
Standzeit <strong>und</strong> der Freiwinkel α die Schnittqualität.<br />
Der Schnittwinkel ergibt sich aus β <strong>und</strong> γ.<br />
EWL-F018/G<br />
– Spanwinkel<br />
– Freiwinkel<br />
– Keilwinkel<br />
– Schnittwinkel<br />
– Freischnitt<br />
Die Leistungsfähigkeit eines Fräsers<br />
hängt von der Optimierung der Einzelkriterien<br />
auf das zu bearbeitende Material<br />
ab. Dabei ist zu beachten, dass die Optimierung<br />
direkt in die Herstellkosten<br />
eingeht.<br />
In der Praxis bed<strong>eu</strong>tet dies, dass hochwertige<br />
Fräser ein d<strong>eu</strong>tlich höheres Preis-
280 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
niveau haben als so genannte No-Name-<br />
Fräser. Da mit dem höherwertigen<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g stets das bessere<br />
Arbeitsergebnis <strong>und</strong> der schnellere<br />
Arbeitsfortschritt erzielt werden, ist das<br />
vermeintlich t<strong>eu</strong>rere Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g auf<br />
die Dauer stets preiswerter als ein „billiges“<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g.<br />
Spanwinkel<br />
Große Spanwinkel begünstigen das Eindringen<br />
der Schneide in den Werkstoff,<br />
kleine oder negative Spanwinkel erschweren<br />
das Eindringen. Je größer der<br />
Spanwinkel ist, umso geringere Vorschubkräfte<br />
sind erforderlich <strong>und</strong> desto<br />
besser die Schnittqualität bei der Bearbeitung<br />
von Hirnholz. Kleinere Spanwinkel<br />
erhöhen die Vorschubkräfte <strong>und</strong> ergeben<br />
eine schlechtere Schnittqualität bei<br />
Hirnholz. Der Spanwinkel beeinflusst den<br />
Spanauswurf. Die Auslegung des Spanwinkels<br />
ist deshalb weitgehend vom zu<br />
bearbeitenden Material abhängig.<br />
Fräsergeometrie<br />
Spanwinkel<br />
Spanwinkel groß:<br />
Günstige Spanabnahme<br />
Spanwinkel klein:<br />
Risse bei der Spanabnahme<br />
EWL-FR001/P<br />
Freiwinkel<br />
Große Freiwinkel machen die Schneidenkante<br />
aggressiv, aber auch bruchgefährdet.<br />
Die Reibung des Schneidenrückens<br />
im Material ist gering. Kleine Freiwinkel<br />
erhöhen die Festigkeit der Schneide, erhöhen<br />
aber auch die Reibung im Material,<br />
wodurch eine höhere Erwärmung des<br />
Schneidortes auftritt. Der Freiwinkel bestimmt<br />
somit die Schnittqualität.<br />
Fräsergeometrie<br />
Freiwinkel<br />
Kleiner Freiwinkel:<br />
Höhere Reibung im Werkstoff<br />
Großer Freiwinkel:<br />
Geringe Reibung im Werkstoff<br />
EWL-FR002/P<br />
Keilwinkel<br />
Zu große Spanwinkel ergeben kleine Keilwinkel,<br />
wodurch die Schneide gegen Beanspruchung<br />
empfindlicher wird. Die<br />
Stabilität <strong>und</strong> die Wärmeabfuhr verringern<br />
sich stark. Durch Verringerung des<br />
Freiwinkels kann bei großen Spanwinkeln<br />
der Keilwinkel verringert <strong>und</strong> damit die<br />
Schneidenbelastbarkeit erhöht werden.<br />
Der Keilwinkel beeinflusst also die Standzeit<br />
des Fräsers.
Schnittwinkel<br />
Der Schnittwinkel wird durch den Spanwinkel<br />
<strong>und</strong> die Stellung der Schneide zur<br />
Materialoberfläche gebildet. Kleine<br />
Schnittwinkel erleichtern das Eindringen<br />
der Schneide in dem Werkstoff, größere<br />
erschweren es.<br />
Freischnitt<br />
Der Freischnitt ist notwendig, damit der<br />
Fräser beim Nutenfräsen nicht klemmt.<br />
Der Freischnitt wird durch Hinterschliff<br />
oder breitere Zähne (HM) realisiert.<br />
24. Wie viel Schneiden haben Fräser?<br />
Die meisten Fräser besitzen zwei gegenüberliegende<br />
Schneiden, wodurch<br />
sich große Spannuten ergeben, welche<br />
besonders beim Bearbeiten von langspänigen<br />
Werkstoffen einen günstigen Spantransport<br />
gewährleisten. Sonderfräser<br />
(z. B. für Aluminium) <strong>und</strong> Fräser geringen<br />
Durchmessers besitzen oft nur eine<br />
Spannut, um einen einwandfreien Spantransport<br />
zu gewährleisten. Bei Fräsern<br />
mit geringen Spanabnahmen, z. B. Bündigfräsern,<br />
werden zum Teil 3-schneidige<br />
Fräser verwendet, um eine hohe Oberflächengüte<br />
zu erreichen.<br />
25. Welche Durchmesser haben<br />
Fräser?<br />
Die bei handgeführten Oberfräsen eingesetzten<br />
Fräser haben im Arbeitsbereich<br />
meist Durchmesser zwischen 3 mm bis<br />
maximal 30 mm.<br />
26. Welche Form hat die<br />
Werkz<strong>eu</strong>gschneide?<br />
Die typischen Schneidenformen sind<br />
– die gerade Schneide<br />
– die schräge Schneide<br />
– die gewendelte Schneide<br />
Fräserschneiden<br />
Fräser mit einer Schneide wurden für besseren<br />
Spanauswurf bei sehr kleinen Durchmessern<br />
entwickelt. Mittlere <strong>und</strong> große Ø<br />
mit 2 Schneiden sind die Regel <strong>und</strong> erlauben<br />
das Anlöten von HM-Schneiden. Mit<br />
3-schneidigen Fräsern lassen sich bei<br />
kleinen Schnittkräften sehr saubere Oberflächen<br />
erzielen.<br />
Schneidenformen von Fräsern<br />
1 2 3<br />
1 gerade Schneide<br />
2 schräge Schneide<br />
3 Spiralschneide<br />
Fräsen 281<br />
EWL-F019/G<br />
EWL-F031/G
282 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
27. Welche Eigenschaft haben<br />
gerade Schneiden?<br />
Gerade Schneiden erz<strong>eu</strong>gen beim<br />
Schnitt keine Zugkräfte auf die Fräse <strong>und</strong><br />
das Werkstück. Laminierte oder furnierte<br />
Oberflächen werden nicht von der Werkstückoberfläche<br />
weggezogen. Die Späne<br />
werden radial weggeschl<strong>eu</strong>dert. Für die<br />
normalen Fräsarbeiten sind Fräser mit<br />
geraden Schneiden eine kostengünstige<br />
Lösung.<br />
28. Welche Eigenschaften haben<br />
schräg gestellte Schneiden?<br />
Schräg gestellte Schneiden erz<strong>eu</strong>gen<br />
eine leichte Zugwirkung auf die Oberfräse,<br />
was die manuelle Niederhaltekraft unterstützt.<br />
Die Späne werden schräg nach<br />
oben <strong>und</strong> radial weggeschl<strong>eu</strong>dert. Hierdurch<br />
eignen sich die Fräser auch zu<br />
leichten Fräsarbeiten an NE-Metallen.<br />
29. Welche Eigenschaften haben<br />
wendelförmige (spiralförmige)<br />
Schneiden?<br />
Wendelförmige Schneiden, ähnlich den<br />
Spannuten eines Spiralbohrers, erz<strong>eu</strong>gen<br />
eine starke Zugwirkung auf die Oberfräse,<br />
die Tiefenarretierung muss deshalb<br />
sehr gut fixiert werden (Tiefenanschlag<br />
verwenden). Der Spantransport erfolgt<br />
nach oben, weshalb sich diese Fräser<br />
sehr gut für tiefe Fräsungen <strong>und</strong> für Nuten<br />
eignen. Die wendelförmigen Schneiden<br />
sind nur in HSS realisierbar, wodurch sich<br />
diese Fräser nur für relativ weiche Hölzer<br />
eignen. Eine Sonderform dieser Fräser<br />
eignen sich für die Bearbeitung von Aluminiumblechen.<br />
30. Wozu braucht man eine<br />
Spantiefenbegrenzung?<br />
Die Spantiefenbegrenzung vermindert<br />
die Verletzungsgefahr <strong>und</strong> die Belastung<br />
des Fräsers. Ohne Spantiefenbegrenzung<br />
könnte der Fräser stark überlastet<br />
werden <strong>und</strong> zur Blockade der Oberfräse<br />
oder zu Werkz<strong>eu</strong>gbruch führen.<br />
Fräser, Spantiefenbegrenzung<br />
a<br />
b<br />
33,8°<br />
Die Vorschriften der d<strong>eu</strong>tschen Holz-Berufsgenossenschaft:<br />
Begrenzung der Spanlückenweite<br />
a (abhängig vom Werkz<strong>eu</strong>gdurchmesser),<br />
Begrenzung der Spandicke<br />
b max. 1,1mm <strong>und</strong> „weitgehend kreisr<strong>und</strong>e<br />
Form“ (C = 0,6 x Ø max) für sicheres rückschlagarmes<br />
Arbeiten.<br />
EWL-F020/G<br />
Welche Schaftdurchmesser sind<br />
bei Fräsern üblich?<br />
Die überwiegende Zahl der Fräser haben<br />
metrische Schaftdurchmesser von 6; 8;<br />
10; 12 mm, wobei die häufigsten Durchmesser<br />
8 <strong>und</strong> 12 mm betragen. In englischsprachigen<br />
Ländern sind jedoch<br />
auch die Inch-(Zoll)Maßsysteme üblich.<br />
Die Abmessungen sind dann 1 ⁄4"; 3 31.<br />
⁄8";<br />
1<br />
⁄2“.<br />
Was muss bei den Schaftdurchmessern<br />
beachtet werden?<br />
Die metrischen Abmessungen dürfen<br />
nicht mit den Inch-Abmessungen verwechselt<br />
werden. Dies kann relativ leicht<br />
geschehen, weil die Maße sich nur geringförmig<br />
unterscheiden. 1 32.<br />
⁄4" ~ 6,35 mm;<br />
3 1<br />
⁄8" ~ 9 mm; ⁄2" ~ 12,5 mm. Wenn man<br />
also einen metrischen Fräser in eine Inch-<br />
Spannzange setzt, kann man sie nicht<br />
fest genug anziehen. Umgekehrt lässt<br />
sich ein Inch-Fräser nur mit Gewalt in eine<br />
metrische Spannzange treiben <strong>und</strong> sitzt<br />
dann meist unlösbar fest.<br />
C<br />
Ø max
33. Aus welchem Werkstoff sind die<br />
Fräser?<br />
Fräser bestehen entweder vollständig<br />
aus hochwertigem Werkz<strong>eu</strong>gstahl (HSS)<br />
oder haben Schneiden aus Hartmetall<br />
(HM). In Sonderfällen kann auch der gesamte<br />
Fräser aus Hartmetall bestehen.<br />
34. Was sind die Eigenschaften von<br />
HSS-Fräsern?<br />
Fräser aus HSS lassen sich wegen der<br />
Elastizität des Werkstoffes mit sehr dünnen<br />
<strong>und</strong> scharfen Schneiden versehen.<br />
Sie ergeben dadurch eine besonders<br />
gute Oberfläche. Weil aber HSS relativ<br />
schnell abstumpft <strong>und</strong> bei unsachgemäßer<br />
Anwendung zum Überhitzen<br />
neigt, sind diese Fräser nur zur Bearbeitung<br />
von weichen Hölzern geeignet.<br />
35. Was sind die Eigenschaften von<br />
Fräsern mit HM-Schneiden?<br />
Fräser mit HM-Schneiden sind robust<br />
<strong>und</strong> haben auch bei der Bearbeitung von<br />
harten Hölzern <strong>und</strong> Kunststoffen eine<br />
lange Standzeit. Obwohl kostenintensiver<br />
als HSS-Fräser, haben sie für normale<br />
Fräsarbeiten das günstigere Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis.<br />
36. Was sind die Eigenschaften von<br />
Voll-HM-Fräsern?<br />
Fräser mit kleinen Durchmessern<br />
(< 6mm) für spezielle Anwendungsfälle,<br />
wie beispielsweise Schriftenfräser,<br />
werden oft vollständig aus Hartmetall<br />
gefertigt. Sie haben meist besondere<br />
Schneidenformen, die sich mit HSS<br />
nicht in der gewünschten Standzeit herstellen<br />
lassen.<br />
37. Sind Fräser nachschärfbar?<br />
Die bei handgeführten Oberfräsen eingesetzten<br />
Fräser haben meist so geringe<br />
Abmessungen, dass ein Nachschärfen<br />
technisch zu aufwendig <strong>und</strong> damit kostenungünstig<br />
wäre. Auch wegen der<br />
sich ändernden Abmessungen ist das<br />
Schärfen eher unüblich.<br />
38. Welche Formen gibt es bei<br />
Fräsern?<br />
Fräser lassen sich in fast allen gewünschten<br />
Formen herstellen. Die am häufigsten<br />
in der Praxis verwendeten Fräser sind<br />
– Nutfräser<br />
– Profilfräser<br />
– Bündigfräser<br />
– Planfräser<br />
– Falzfräser<br />
– Gratfräser<br />
– Verleimprofilfräser<br />
– Scheibennutfräser<br />
– Schriftfräser<br />
39.<br />
Was sind Nutfräser?<br />
Nutfräser sind die weitaus am häufigsten<br />
eingesetzten Fräser. Sie werden für die<br />
Herstellung von Nuten im Werkstück,<br />
aber auch zur Bearbeitung der Werkstückkante<br />
verwendet. Die Oberfräse<br />
wird dabei mittels eines Anschlags oder<br />
einer Schiene geführt.<br />
Fräserarten<br />
40.<br />
Nutfräser<br />
2-schneidig<br />
Was sind Profilfräser?<br />
Fräsen 283<br />
EWLF-021.1/G<br />
Profilfräser verfügen meist über einen<br />
Führungszapfen oder ein Führungskugellager.<br />
Diese Fräser werden von der Werkstückkante<br />
geführt, der Fräser folgt also<br />
genau der Werkstückkontur. Die am häufigsten<br />
eingesetzten Profile sind der 45°<br />
Fasenfräser zum Anfasen der Kanten sowie<br />
der Abr<strong>und</strong>fräser (Viertelstabfräser)<br />
<strong>und</strong> der Hohlkehlfräser.
284 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Fräserarten<br />
41. Was sind Bündigfräser?<br />
Bündigfräser dienen dazu, Furnier oder<br />
Beschichtungsüberstände in einem Arbeitsgang<br />
mit den Werkstückkanten<br />
„bündig“ zu fräsen. Als Anschlag dient<br />
dabei ein Führungskugellager am unteren<br />
Fräserende, das denselben Durchmesser<br />
hat wie der Flugkreis der Fräserschneiden.<br />
Fräserarten<br />
Fasefräser<br />
Abr<strong>und</strong>fräser<br />
Hohlkehlfräser<br />
Bündigfräser<br />
EWL-F023.1/G<br />
EWL-F024.1/G<br />
42. Was sind Planfräser?<br />
Mit Planfräsern werden Oberflächen aneinander<br />
angepasst oder Oberflächenüberstände<br />
abgefräst.<br />
Fräserarten<br />
43. Was sind Falzfräser?<br />
Falze, rechtwinklige Abstufungen <strong>und</strong><br />
Ausfräsungen an Werkstückkanten werden<br />
mit Falzfräsern hergestellt. Als<br />
Führung dient ein Zapfen oder ein Kugellager.<br />
Falzarbeiten<br />
Planfräser<br />
EWL-F023.2/G<br />
EWL-F003/G
44. Was sind Gratfräser?<br />
Gratfräser, auch Zinkenfräser genannt,<br />
verwendet man für die so genannten<br />
Gratverbindungen von Bauteilen, auch<br />
als „Schwalbenschwanzverbindungen“<br />
bezeichnet. Sie werden meist mit speziellen<br />
Zinkenfrässchablonen verwendet.<br />
Fräserarten<br />
45. Was sind Verleimprofilfräser?<br />
Beim Verleimen hängt die Festigkeit direkt<br />
von der Größe der verleimten Fläche<br />
ab. Bei dünnen oder schmalen Werkstücken<br />
wird deshalb durch eine zickzack-förmige<br />
Profilierung mittels eines<br />
Verleimprofilfräsers die Klebefläche vergrößert.<br />
Fräserarten<br />
Zinkenfräser<br />
Zinkenfräser mit Ritzer<br />
Verleimfräser<br />
Verleimprofilfräser<br />
EWL-F022.2/G<br />
EWL-F024.2/G<br />
46. Was sind Scheibennutfräser?<br />
Tiefe <strong>und</strong> schmale Nuten an der Stirnfläche<br />
von Brettern können mit normalen<br />
Nutfräsern nicht hergestellt werden.<br />
Hierzu werden so genannte Scheibennutfräser<br />
verwendet. Scheibennutfräser sind<br />
mehrteilig: Auf einen Schaft wird die eigentliche<br />
Frässcheibe montiert. Bei der<br />
Nut-<strong>und</strong>-Feder-Verbindung von Bauteilen<br />
wird das Gegenstück (die „Feder“) mit<br />
einem zum Scheibennutfräser passenden<br />
Federfräser hergestellt.<br />
Fräserarten<br />
47. Was sind Schriftfräser?<br />
Schriften werden meist in Form schmaler<br />
Nuten mit geringer Tiefe freihand in<br />
die Werkstückoberfläche gefräst. Die<br />
Schneide ist meist n<strong>eu</strong>tral profiliert, damit<br />
vom Fräser keine Zugmomente ausgehen,<br />
welche das freihändige Verfahren<br />
beeinflussen könnten.<br />
Fräserarten<br />
Scheibennutfräser<br />
mit Aufnahmedorn<br />
Federfräser<br />
Schriftfräser<br />
Fräsen 285<br />
EWL-F024.1/G<br />
EWL-F022.1/G
286 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
48. Wozu dienen Fräser mit Anlaufzapfen<br />
oder Kugellager?<br />
Der Anlaufzapfen bzw. das Kugellager<br />
wirkt wie ein Anschlag, wodurch der Fräser<br />
den Werkstückkonturen folgen kann.<br />
Besonders bei der Kantenbearbeitung<br />
<strong>und</strong> beim Bündigfräsen ist dies der Fall.<br />
49. Was ist günstiger, der Anlaufzapfen<br />
oder ein Kugellager?<br />
Generell sind Kugellager günstiger, weil<br />
sie auf dem Werkstück keine Brand- <strong>und</strong><br />
Reibspuren hinterlassen. Allerdings haben<br />
auch Fräser mit Anlaufzapfen ihre Berechtigung.<br />
Der Anlaufzapfen ist von kleinerem<br />
Durchmesser als die Kugellager,<br />
der Fräser kann deshalb engeren Konturen<br />
folgen. Man muss bei Fräsern mit<br />
Anlaufzapfen zügig verfahren, damit der<br />
Anlaufzapfen nicht zu lange an einer Stelle<br />
verweilt. Bei Fräsern mit Kugellager können<br />
diese ersetzt werden, oder gegen Kugellager<br />
mit größerem Außenringdurchmesser<br />
ausgewechselt werden, woduch<br />
die Fräskontur verändert werden kann.<br />
Konturfräser<br />
mit Anlauf-<br />
Kugellager<br />
mit Anlaufzapfen<br />
EWL-F030/G<br />
Systemzubehör<br />
50. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Oberfräse?<br />
Das typische Systemzubehör der handgeführten<br />
Oberfräse sind neben den<br />
Fräsern<br />
– Parallelanschlag<br />
– Führungsschiene<br />
– Fräszirkel<br />
– Kopierhülsen<br />
– Frästisch<br />
– Zinkenfrässchablone<br />
51. Wozu dient der Parallelanschlag?<br />
Der Parallelanschlag gestattet das Fräsen<br />
parallel zu den Werkstückkanten.<br />
Dabei ist zu beachten, dass der Anschlag<br />
nur in Richtung zum Werkstück führt.<br />
Durch gerichteten manuellen Andruck<br />
muss verhindert werden, dass sich die<br />
Fräse vom Werkstück wegbewegt.<br />
52. Wozu dient die<br />
Führungsschiene?<br />
Die Führungsschiene garantiert zusammen<br />
mit dem Führungsschienenadapter<br />
exaktes Fräsen unabhängig von den<br />
Werkstückkanten. Durch die beidseitige<br />
Führung wird die Oberfräse sehr sicher<br />
<strong>und</strong> präzise geführt. Die Führungsschiene<br />
wird mit geeigneten Schraubzwingen am<br />
Werkstück befestigt.<br />
53. Wozu dient der Fräszirkel?<br />
Mit dem Fräszirkel können Radien bzw.<br />
kreisr<strong>und</strong>e Werkstücke gefräst werden.<br />
54. Wozu dienen Kopierhülsen?<br />
Kopierhülsen gestatten die formtr<strong>eu</strong>e<br />
Herstellung von Serienteilen nach Schablonen.<br />
Weil die Führung nur einseitig ist,<br />
muss für sicheres <strong>und</strong> präzises Fräsen<br />
die Oberfräse mit der Kopierhülse fest<br />
gegen die Schablone gedrückt werden.<br />
55. Wozu dient ein Frästisch?<br />
Handgeführte Oberfräsen können durch<br />
die Montage in einem Frästisch als Stationärgeräte<br />
benützt werden. Dies ist<br />
speziell bei komplexen Frästeilen vorteilhaft,<br />
weil eine höhere Bearbeitungsqualität<br />
erreicht werden kann. Durch die bequemere<br />
Handhabung der Frästeile wird<br />
eine höhere Arbeitssicherheit erreicht.
56. Warum muss bei stationärem<br />
Betrieb ein Wiederanlaufschutz<br />
vorhanden sein?<br />
Beim Einsatz im Frästisch wird der Ein-<br />
Ausschalter der Maschine blockiert <strong>und</strong><br />
stattdessen über einen Schalter am Frästisch<br />
geschaltet. Für den Fall, dass der<br />
Netzstecker unabsichtlich gezogen wird,<br />
darf die Maschine beim Wiedereinstecken<br />
nicht von selbst anlaufen, weil hierdurch<br />
schwere Unfälle entstehen können. Der<br />
Wiederanlaufschutz verhindert dies.<br />
57. Wozu dienen<br />
Zinkenfrässchablonen?<br />
Zinkenfrässchablonen ermöglichen die<br />
rationelle <strong>und</strong> präzise Herstellung der<br />
klassischen Holzverbindungen mit Fingerzinken<br />
<strong>und</strong> Schwalbenschwanz in<br />
Verbindung mit speziellen Fräsern <strong>und</strong><br />
Kopierhülsen.<br />
Zinkenfräsgerät<br />
C<br />
A<br />
A mit Schablone für verdeckte Zinken<br />
B Schablone für Fingerzinken<br />
C Einstelllehren<br />
B<br />
C<br />
EWL-Z004/G<br />
Fräspraxis<br />
58. Welche Werkstoffe werden mit<br />
der Oberfräse bearbeitet?<br />
Generell können alle spanenden Werkstoffe,<br />
insbesondere Holzwerkstoffe, bearbeitet<br />
werden. Metalle können jedoch<br />
nur mit schweren, stationären Fräsmaschinen<br />
bearbeitet werden. Lediglich<br />
dünne Aluminiumbleche können auch mit<br />
der handgeführten Oberfräse bearbeitet<br />
werden.<br />
59. Welche Vorschubrichtungen<br />
gibt es?<br />
Die Vorschubrichtung ist bei handgeführten<br />
Oberfräsen sicherheitsrelevant. Man<br />
unterscheidet in<br />
– Gleichlauffräsen<br />
– Gegenlauffräsen<br />
Die richtige Fräsrichtung entscheidet<br />
maßgeblich über die sichere Maschinenführung<br />
bei allen Fräsvorgängen entlang<br />
von Kanten.<br />
Fräsrichtung<br />
Gegenlauffräsen<br />
Gleichlauffräsen<br />
= Drehrichtung des Fräsers<br />
= Vorschubrichtung<br />
Fräsen 287<br />
EWL-F032/G<br />
60. Was ist Gegenlauffräsen?<br />
Beim Gegenlauffräsen ist die Vorschubrichtung<br />
entgegen der Drehrichtung des<br />
Fräsers. Hierdurch wird die Fräserschneide<br />
in das Material gezogen, zusammen<br />
mit Anschlägen oder Führungs-
288 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
rollen ergibt sich dadurch eine sichere<br />
Maschinenführung. Die Vorschubkräfte<br />
sind naturgemäß hoch, können aber dadurch<br />
besser kontrolliert werden.<br />
61. Was ist Gleichlauffräsen?<br />
Beim Gleichlauffräsen entspricht die Vorschubrichtung<br />
der Drehrichtung des Fräsers.<br />
Der Radeffekt des Fräsers bewirkt<br />
ein „Fortlaufen“ des Fräsers auf der Werkstückoberfläche,<br />
wodurch die Oberfräse<br />
nicht mehr kontrolliert geführt werden<br />
kann. Handgeführte Oberfräsen werden<br />
deshalb nicht im Gleichlauf betrieben.<br />
62. Werden Nuten im Gleichlauf oder<br />
im Gegenlauf gefräst?<br />
Beim Fräsen von Nuten, wenn beide Fräserschneiden<br />
im Eingriff sind, wählt man<br />
eine Vorschubrichtung, welche die Wirkung<br />
des Parallelanschlages unterstützt.<br />
Vorschubrichtungen<br />
optimale Vorschubrichtung<br />
beim Nutfräsen<br />
optimale Vorschubrichtung beim<br />
Kantenfräsen<br />
= Drehrichtung des Fräsers<br />
= Vorschubrichtung<br />
EWL-F033/G<br />
63. Was ist beim Fräsen von<br />
Holzwerkstoffen zu beachten?<br />
Hölzer haben eine relativ geringe Härte<br />
<strong>und</strong> lassen sich gut zerspanen. Bei zu hohen<br />
örtlichen Temperaturen, das heißt,<br />
wenn man mit dem Fräser zu lange an einer<br />
Stelle verweilt, neigen sie jedoch zum<br />
Anbrennen.<br />
Die Elastizität, speziell bei langfaserigen,<br />
weichen Hölzern, übt eine gewisse<br />
Klemmwirkung auf den Fräser aus, welche<br />
in zusätzliche Reibungswärme umgesetzt<br />
wird. Besonders wichtig ist es,<br />
bei Massivholz die Faserrichtung zu beachten,<br />
wenn man gute Arbeitsergebnisse<br />
erzielen will.<br />
64. Beeinflusst die Fräsrichtung die<br />
Schnittqualität?<br />
Massivholz ist ein Werkstoff mit ausgeprägter<br />
Faserrichtung. Deshalb ist die<br />
Fräsrichtung bzw. die Rotationsrichtung<br />
des Fräsers zur Faser von ausschlaggebender<br />
Bed<strong>eu</strong>tung für die Schnittgüte. In<br />
den Fällen, wo man in der Wahl der Fräsrichtung<br />
Freiheit hat, sollte man die für die<br />
Schnittqualität günstigste Fräsrichtung<br />
wählen. Die typischsten Fräsrichtungen<br />
sind:<br />
– längs der Faser<br />
– quer zur Faser<br />
– schräg zur Faser<br />
wobei bei der Fräsrichtung diagonal zur<br />
Faser die Drehrichtung des Fräsers zur<br />
Faser für die Schnittqualität entscheidend<br />
ist.<br />
65. Wie verfährt man beim Fräsen<br />
längs der Faser?<br />
Fräsen entlang der Faserrichtung ergibt<br />
eine hohe Schnittgüte. Beim Fräsen von<br />
Kanten kann die Schnittgüte noch etwas<br />
verbessert werden, wenn man zunächst<br />
wie üblich im Gegenlauf fräst, allerdings<br />
noch nicht auf Fertigmaß. Man lässt etwa<br />
1⁄10 … 1⁄20 mm stehen <strong>und</strong> fräst diesen<br />
Rest im letzten Fräsgang im Gleichlauf<br />
auf Maß. Bei diesen geringen Spandicken<br />
kann die Oberfräse auch im<br />
Gleichlauf noch sicher beherrscht werden.<br />
Diese Methode bewährt sich auch<br />
beim Besäumen von Furnierüberständen,<br />
weil dadurch ein Einreißen des Furniers<br />
verhindert wird.
Bei Fräsen von Nuten, welche in einem<br />
Arbeitsgang mit dem entsprechenden<br />
Fräserdurchmesser hergestellt werden,<br />
arbeitet der Fräser auf einer Nutseite<br />
stets im Gleichlauf, auf der anderen Nutseite<br />
stets im Gegenlauf. Man erzielt<br />
auch hierbei eine hohe Schnittgüte, die<br />
allerdings durch in der Nut zurückbleibende<br />
Späne etwas schlechter ist als<br />
eine vergleichbare Fräsung an der Werkstückaußenkante.<br />
Absaugung verbessert<br />
hier die Schnittgüte.<br />
Fräsen von Holz<br />
Fräsrichtung parallel zur<br />
Faserrichtung<br />
= sehr glatter Schnitt<br />
EWL-FR003/P<br />
66. Wie verfährt man beim Fräsen<br />
quer zur Faser?<br />
Bei allen Stirnflächen („Hirnholz“) hat<br />
man austretende Fasern, die quer zur<br />
Fräsrichtung stehen. Werkstoffbedingt ist<br />
die Schnittgüte deshalb weniger gut als<br />
in Längsrichtung, die Oberfläche ist<br />
rauer. An dieser Tatsache kann nichts<br />
geändert werden. Verbesserungsmöglichkeiten<br />
bietet beim Fräsen von Kanten<br />
auch hier das Fräsen in mehreren Stufen,<br />
wobei zum Schluss nur noch ein sehr<br />
dünner Span genommen werden sollte.<br />
Bewährt hat sich ein kurzes Anf<strong>eu</strong>chten<br />
der gefrästen Kante nach dem letzten<br />
Durchgang. Nach Abtrocknen richten<br />
sich die Fasern etwas auf. Wenn man<br />
dann nochmals mit gleicher Einstellung<br />
überfräst, erreicht man eine geringfügige<br />
Verbesserung der Schnittqualität. Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />
ist in jedem Falle ein<br />
scharfer Fräser. Schon geringfügig abgenützte<br />
Fräser beeinträchtigen d<strong>eu</strong>tlich<br />
das Ergebnis.<br />
Fräsen von Holz<br />
Fräsen 289<br />
Fräsrichtung quer zur<br />
Faserrichtung<br />
= rauer Schnitt auf beiden Seiten<br />
EWL-FR004/P<br />
67. Wie verfährt man beim Fräsen<br />
schräg zur Faser?<br />
Beim Fräsen schräg zur Faserrichtung<br />
entscheidet die Drehrichtung des Fräsers<br />
zur Faserrichtung die Schnittqualität.<br />
Hierbei sind zwei Fälle möglich:<br />
– Schnitt schräg gegen die Faserrichtung<br />
– Schnitt schräg mit der Faserrichtung<br />
Schnitt schräg gegen die<br />
Faserrichtung:<br />
Bei diesem Schnittverlauf löst sich der Faserverb<strong>und</strong><br />
durch die Spaltwirkung der eindringenden<br />
Schneide etwas, wodurch die
290 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schnittgüte sehr rau werden kann. Hierbei<br />
gibt es Unterschiede je nach Holzart. Harte<br />
Hölzer haben bei dieser Fräsart meist eine<br />
bessere Oberflächengüte als weiche Hölzer.<br />
Da die Drehrichtung der Oberfräse <strong>und</strong><br />
damit des Fräsers nicht geändert werden<br />
kann, sollte man, wenn immer man die Wahl<br />
hat, diese Fräsrichtung vermeiden.<br />
Fräsen von Holz<br />
Fräsrichtung schräg zur<br />
Faserrichtung,<br />
Fräserdrehrichtung gegen die<br />
Faserrichtung<br />
= rauer Schnitt auf beiden Seiten<br />
EWL-FR005/P<br />
Schnitt schräg mit der Faserrichtung:<br />
Bei diesem Schnittverlauf werden beim<br />
Fräsvorgang die Fasern aneinandergepresst,<br />
wodurch Ausrisse vermieden werden.<br />
Die erreichbare Schnittqualität ist<br />
deshalb sehr hoch. Wenn man die Wahl<br />
hat, sollten Fräsarbeiten stets schräg mit<br />
der Faserrichtung erfolgen.<br />
Fräsen von Holz<br />
Fräsrichtung schräg zur<br />
Faserrichtung,<br />
Fräserdrehrichtung mit der<br />
Faserrichtung<br />
= glatter Schnitt auf beiden Seiten<br />
EWL-FR006/P<br />
68. Wie fräst man widerspänige<br />
Hölzer?<br />
Bei widerspänigen Hölzern, z. B. Sapeli,<br />
laufen die Fasern in Schichten gegeneinander.<br />
Die Schichten verlaufen meist<br />
streifig parallel. Wenn man längs dieser<br />
Streifen fräst, muss die Faserrichtung beachtet<br />
werden.<br />
Fräst man schräg zu den Schichten,<br />
kann man keine Vorzugsrichtung einhalten.<br />
Egal wie man fräst, man trifft meist<br />
eine ungünstige Zone an der Oberfläche.<br />
Hier fräst man am besten in mehreren<br />
Durchgängen mit nur geringer Spandicke.<br />
Dies vermindert tiefe Ausrisse.
Arbeitssicherheit<br />
Was muss beim Fräsen beachtet<br />
werden?<br />
Beim Arbeiten mit Oberfräsen müssen<br />
vor allem die für schnelllaufende Holzbearbeitungsmaschinen<br />
bindenden Vorschriften<br />
eingehalten werden. Sie sind in<br />
der Betriebsanleitung <strong>und</strong> den Sicherheitshinweisen<br />
aufgeführt.<br />
Wie muss die Oberfräse geführt<br />
werden?<br />
Die Oberfräse muss gr<strong>und</strong>sätzlich mit<br />
beiden Händen geführt werden, das<br />
Werkstück ist sicher festzuspannen.<br />
Wie tief muss der Fräserschaft in<br />
die Spannzange ragen?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich so tief wie möglich, mindestens<br />
aber 2 69.<br />
70.<br />
71.<br />
⁄3 der Schaftlänge. Je tiefer der<br />
Fräserschaft in der Spannzange sitzt, umso<br />
präziser <strong>und</strong> sicherer ist der R<strong>und</strong>lauf.<br />
Le<br />
Lg<br />
Lg = Schaftlänge Le = Einspannlänge<br />
72. Was muss bei den Fräserschäften<br />
beachtet werden?<br />
Wegen der geringen Maßunterschiede<br />
zwischen den metrischen <strong>und</strong> Zollabmessungen<br />
der Spannzangen <strong>und</strong> der<br />
daraus folgenden Verwechslungsgefahr<br />
muss man diesen besondere Aufmerksamkeit<br />
widmen.<br />
73. Wie legt man eine Oberfräse ab?<br />
Man löst stets vor dem Ablegen die Hubfixierung<br />
<strong>und</strong> fährt die Fräse auf den<br />
Führungssäulen nach oben. Wegen der<br />
hohen Umdrehungszahlen läuft der<br />
Motor <strong>und</strong> damit auch der Fräser noch<br />
eine gewisse Zeit nach. Wenn die Fräse<br />
nicht hochgefahren wird, kann der noch<br />
laufende Fräser beim Ablegen die Ablagefläche<br />
beschädigen <strong>und</strong> die Oberfräse<br />
herumschl<strong>eu</strong>dern.<br />
74. Warum soll der Fräser nach<br />
Arbeitsende aus der Oberfräse<br />
ausgespannt werden?<br />
Die Fräseschneiden sind sehr scharf. Wegen<br />
der Verletzungsgefahr sollte nach Gebrauch<br />
der Fräser ausgespannt werden<br />
<strong>und</strong> nicht in der Maschine verbleiben.<br />
Auch könnten die empfindlichen Fräserschneiden<br />
bei der Berührung mit anderen<br />
Werkz<strong>eu</strong>gen beschädigt werden.<br />
75. Welche Schutzmaßnahmen<br />
sollte man stets beim Arbeiten<br />
mit der Oberfräse anwenden?<br />
Die Schutzbrille sollte gr<strong>und</strong>sätzlich getragen<br />
werden, bei längerem Arbeiten ist ein<br />
Gehörschutz zweckmäßig. Da der Staub<br />
bestimmter Holzarten zu Erkrankungen<br />
der Atemwege führen kann, ist ein Atemschutz<br />
<strong>und</strong> die Absaugung der Späne in<br />
bestimmten Bereichen vorgeschrieben.<br />
Praxistabellen<br />
Fräsen in Holz<br />
Fräsen 291<br />
Empfohlene Schnittgeschwindigkeiten<br />
Holzwerkstoff HSS- Fräser HM-Fräser<br />
m/s m/s<br />
Weichhölzer 50 … 80 60 … 90<br />
Harthölzer 40 … 60 50 … 80<br />
Spanplatten – 60 … 80<br />
Tischlerplatten – 60 … 80<br />
Hartfaserplatten<br />
beschichtete<br />
– 40 … 60<br />
Platten – 40 … 60<br />
FR-T01<br />
Für die Drehzahl gilt allgemein:<br />
Für kleinere Fräserdurchmesser höhere<br />
Drehzahl.<br />
Für größere Fräserdurchmesser kleinere<br />
Drehzahl.
292 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Drehzahltabelle für Fräser<br />
Werk- Drehzahlen in Umdrehungen/Minute (abger<strong>und</strong>et)<br />
z<strong>eu</strong>g-Ø bei Schnittgeschwindigkeit in Metern/Minute<br />
mm 5 8 10 15 20 25 40 50 60 65 70 80 90 100 110 150<br />
1 <strong>1500</strong> 2500 3100 4700 6300 7900 12000 <strong>1500</strong>0 19000 20000 22000 25000 28000 31000 35000 47000<br />
1,5 1000 1600 2100 3100 4200 5300 8400 10000 12000 13000 14000 16000 19000 21000 23000 31000<br />
2 790 1200 <strong>1500</strong> 2300 3100 3900 6300 7900 9500 10000 11000 12000 14000 <strong>1500</strong>0 17000 23000<br />
2,5 630 1000 1200 1900 2500 3100 5000 6300 7600 8200 8900 10000 11000 12000 14000 19000<br />
3 530 840 1000 <strong>1500</strong> 2100 2600 4200 5300 6300 6900 7400 8400 9500 10000 11000 <strong>1500</strong>0<br />
3,5 450 720 900 1300 1800 2200 3600 4500 5400 5900 6300 7200 8100 9000 10000 13000<br />
4 390 630 790 1100 <strong>1500</strong> 1900 3100 3900 4700 5100 5500 6300 7100 7900 8700 11000<br />
4,5 350 560 700 1000 1400 1700 2800 3500 4200 4600 4900 5600 6300 7000 7700 10000<br />
5 310 500 630 950 1200 <strong>1500</strong> 2500 3100 3800 4100 4400 5000 5700 6300 7000 9500<br />
5,5 280 460 570 860 1100 1400 2300 2800 3400 3700 4000 4600 5200 5700 6300 8600<br />
6 260 420 530 790 1000 1300 2100 2600 3100 3400 3700 4200 4700 5300 5800 7900<br />
6,5 240 390 480 730 970 1200 1900 2400 2900 3100 3400 3900 4400 4800 5300 7300<br />
7 220 360 450 680 900 1100 1800 2200 2700 2900 3100 3600 4000 4500 5000 6800<br />
8 190 310 390 590 790 990 <strong>1500</strong> 1900 2300 2500 2700 3100 3500 3900 4300 5900<br />
9 170 280 350 530 700 880 1400 1700 2100 2300 2400 2800 3100 3500 3800 5300<br />
10 150 250 310 470 630 790 1200 <strong>1500</strong> 1900 2000 2200 2500 2800 3100 3500 4700<br />
11 140 230 280 430 570 720 1100 1400 1700 1800 2000 2300 2600 2800 3100 4300<br />
12 130 210 260 390 530 660 1000 1300 <strong>1500</strong> 1700 1800 2100 2300 2600 2900 3900<br />
13 120 190 240 360 480 610 970 1200 1400 <strong>1500</strong> 1700 1900 2200 2400 2600 3600<br />
14 110 180 220 340 450 560 900 1100 1300 1400 <strong>1500</strong> 1800 2000 2200 2500 3400<br />
15 100 160 210 310 420 530 840 1000 1200 1300 1400 1600 1900 2100 2300 3100<br />
16 90 150 190 290 390 490 790 990 1100 1200 1300 <strong>1500</strong> 1700 1900 2100 2900<br />
17 90 140 180 280 370 460 740 930 1100 1200 1300 1400 1600 1800 2000 2800<br />
18 80 140 170 260 350 440 700 880 1000 1100 1200 1400 <strong>1500</strong> 1700 1900 2600<br />
19 80 130 160 250 330 410 670 830 1000 1000 1100 1300 <strong>1500</strong> 1600 1800 2500<br />
20 70 120 150 230 310 390 630 790 950 1000 1100 1200 1400 <strong>1500</strong> 1700 2300<br />
22 70 110 140 210 280 360 570 720 860 940 1000 1100 1300 1400 <strong>1500</strong> 2100<br />
24 60 100 130 190 260 330 530 660 790 860 920 1000 1100 1300 1400 1900<br />
25 60 100 120 190 250 310 500 630 760 820 890 1000 1100 1200 1400 1900<br />
28 50 90 110 170 220 280 450 560 680 730 790 900 1000 1100 1200 1700<br />
30 50 80 100 150 210 260 420 530 630 690 740 840 950 1000 1100 <strong>1500</strong><br />
35 40 70 90 130 180 220 360 450 540 590 630 720 810 900 1000 1300<br />
40 30 60 70 110 150 190 310 390 470 510 550 630 710 790 870 1100<br />
45 30 50 70 100 140 170 280 350 420 460 490 560 630 700 770 1000<br />
50 30 50 60 90 120 150 250 310 380 410 440 500 570 630 700 950<br />
60 20 40 50 70 100 130 210 260 310 340 370 420 470 530 580 790<br />
70 20 30 40 60 90 110 180 220 270 290 310 360 400 450 500 680<br />
80 10 30 30 50 70 90 150 190 230 250 270 310 350 390 430 590<br />
100 10 20 30 40 60 70 120 150 190 200 220 250 280 310 350 470<br />
115 10 20 20 40 50 60 110 130 160 180 190 220 240 270 300 410<br />
125 10 20 20 30 50 60 100 120 150 160 170 200 220 250 280 380<br />
180 – 10 10 20 30 40 70 80 100 110 120 140 150 170 190 260<br />
230 – 10 10 20 20 30 50 60 80 90 90 110 120 130 150 200<br />
300 – – 10 10 20 20 40 50 60 60 70 80 90 100 110 150<br />
FR-T02
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Fräsen mit Kopierhülse<br />
Fräsen mit Zinkenschablone<br />
Fräsen von Stirnseiten<br />
Fräsen mit Schablone<br />
Fräsen mit Anlaufrolle<br />
Fräsen mit Parallelanschlag<br />
Fräsen mit Staubabsaugung<br />
Fräsen 293
Hobeln Gr<strong>und</strong>lagen 295<br />
Elektro-Handhobel 295<br />
Hobelmesser 296<br />
Systemzubehör 302<br />
Hobelpraxis 303<br />
Arbeitssicherheit 307<br />
Der logische Weg<br />
zum richtigen Hobelmesser 308
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was versteht man unter Hobeln?<br />
Der Vorgang des Hobelns ist eine spanabhebende<br />
Oberflächenbearbeitung. Typische<br />
Anwendungen sind das Glätten<br />
<strong>und</strong> Abrichten, aber auch das Strukturieren<br />
von Oberflächen. Beim Hobeln entsteht<br />
ein Materialverlust in Form von<br />
Spänen.<br />
2. Welche Charakteristik<br />
hat Hobeln?<br />
Beim Hobeln wird ein parallel zum Werkstück<br />
liegendes, rotierendes Schneidwerkz<strong>eu</strong>g<br />
quer zu seiner Rotationsachse<br />
über das zu bearbeitende Werkstück bewegt.<br />
Elektro-Handhobel<br />
1<br />
6<br />
1 Spandickeneinstellung<br />
2 Spanauswurf<br />
3 Handgriff<br />
4 Maschinengehäuse<br />
5 Parallelanschlag<br />
6 vordere Hobelsohle<br />
6 (einstellbar)<br />
7 Hobelwelle mit Hobel-<br />
7 messer<br />
8 hintere Hobelsohle (fest)<br />
9 Parkschuh<br />
7<br />
2<br />
5<br />
3<br />
8<br />
4<br />
9<br />
EWL/HOB013/P<br />
3. Welche Werkstoffe können<br />
gehobelt werden?<br />
Es können alle spanbaren Werkstoffe gehobelt<br />
werden. Handgeführte Hobel werden<br />
fast ausschließlich zur Bearbeitung<br />
von Holz <strong>und</strong> Holzwerkstoffen eingesetzt.<br />
4. Welche Oberflächengüte kann<br />
mit dem Hobel erreicht werden?<br />
Bei sachgemäßer Anwendung <strong>und</strong> bei<br />
einwandfreiem Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g kann<br />
eine Oberflächengüte erreicht werden,<br />
die keinerlei Nachbearbeitung erforderlich<br />
macht.<br />
5. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> verwendet<br />
man zum Hobeln?<br />
Als Elektrowerkz<strong>eu</strong>g werden handgeführte<br />
Elektrohobel verwendet. Sie werden<br />
als Elektro-Handhobel oder einfach<br />
als Hobel bezeichnet.<br />
Elektro-Handhobel<br />
Hobeln 295<br />
6. Welche Hobelbreiten sind<br />
üblich?<br />
Die üblichen Hobelbreiten sind 82 mm<br />
<strong>und</strong> 100 mm, wobei 82 mm die gebräuchlichste<br />
Hobelbreite darstellt.<br />
7. Was ist ein Breithobel?<br />
Hobel mit einer Hobelbreite von 100 mm<br />
<strong>und</strong> mehr werden als Breithobel bezeichnet.<br />
8. Welche Spandicken sind üblich?<br />
Die mögliche Spandicke ist von der Motorleistung<br />
des Hobels abhängig. Die üblichen<br />
maximalen Spandicken betragen<br />
1,5…3,5 mm.<br />
9. Welche Leistungsaufnahmen<br />
haben Elektrohobel?<br />
Die Aufnahmeleistungen der elektrischen<br />
Handhobel betragen je nach Spandicke<br />
zwischen 500…1000 Watt.<br />
10. Aus was besteht ein Elektrohobel?<br />
Neben dem eigentlichen Maschinengehäuse<br />
sind die wichtigsten Elemente die<br />
– Hintere Hobelsohle<br />
– Vordere Hobelsohle<br />
– Hobelwelle
296 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
11. Welche Aufgabe hat die hintere<br />
Hobelsohle?<br />
Die hintere Hobelsohle stellt die Gr<strong>und</strong>platte<br />
dar <strong>und</strong> ist mit dem Maschinengehäuse<br />
fest verb<strong>und</strong>en. Auf ihr ruht der<br />
Hobel, wenn er über das Werkstück geführt<br />
wird.<br />
12. Was ist an der hinteren<br />
Hobelsohle besonders wichtig?<br />
Die hintere Hobelsohle muss absolut<br />
planparallel zur Hobelwelle sein, damit<br />
eine hohe Oberflächengüte erreicht wird.<br />
Bei der Produktion hochwertiger Hobel<br />
wird das erreicht, indem man die montierte<br />
Hobelsohle elektronisch vermisst<br />
<strong>und</strong> anschließend nochmals in montiertem<br />
Zustand überarbeitet.<br />
13. Welche Aufgabe hat die vordere<br />
Hobelsohle?<br />
Die vordere Hobelsohle ist in der Höhe<br />
verstellbar <strong>und</strong> übernimmt die Höhenführung<br />
der Hobelwelle über die Werkstückoberfläche.<br />
Mit der vorderen Hobelsohle<br />
wird also die Spandicke bestimmt.<br />
14. Welche Aufgabe hat<br />
die Hobelwelle?<br />
Die Hobelwelle, auch Messerwelle, Messerkopf<br />
oder Hobelkopf genannt, trägt an<br />
ihrem Umfang ein oder mehrere Messer<br />
<strong>und</strong> trägt damit bei der Rotation die Werkstückoberfläche<br />
in Form von Spänen ab.<br />
15. Was ist an der Hobelwelle<br />
besonders wichtig?<br />
Die Hobelwelle muss absolut präzise<br />
r<strong>und</strong> laufen <strong>und</strong> über eine selbstsichernde<br />
Messerbefestigung verfügen.<br />
Hobelmesser<br />
16. Welche Eigenschaften haben<br />
Hobelmesser?<br />
Neben den für spanabhebende Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
üblichen Winkeln können Hobelmesser<br />
längs ihrer Schneidkante ein besonderes<br />
Profil haben, welches direkten<br />
Einfluss auf die zu bearbeitende Oberfläche<br />
hat. Folgende Kriterien bestimmen<br />
die Werkz<strong>eu</strong>geigenschaften:<br />
– Spanwinkel<br />
– Freiwinkel<br />
– Keilwinkel<br />
– Schnittwinkel<br />
– Schneidenwerkstoff<br />
– Schneidenprofil<br />
– Messeranordnung<br />
– Anzahl der Messer<br />
Die erreichbare Oberflächengüte hängt<br />
von der Optimierung der Einzelkriterien<br />
auf das zu bearbeitende Material ab.<br />
Winkel am Hobelmesser<br />
270°<br />
= Freiwinkel<br />
= Spanwinkel<br />
= Keilwinkel<br />
= Schnittwinkel<br />
EWL-HOB011/P<br />
17. Welchen Einfluss haben<br />
die Winkel am Hobelmesser?<br />
Große Spanwinkel begünstigen das Eindringen<br />
der Schneide in den Werkstoff,<br />
kleine oder negative Spanwinkel erschweren<br />
das Eindringen. Je größer der<br />
Spanwinkel ist, umso geringere Vorschubkräfte<br />
sind erforderlich. Kleinere<br />
oder negative Spanwinkel erhöhen die<br />
Vorschubkräfte. Die Auslegung des<br />
Spanwinkels ist deshalb weitgehend vom<br />
zu bearbeitenden Material abhängig.<br />
Große Freiwinkel machen die Schneidenkante<br />
aggressiv, aber auch bruchgefährdet.<br />
Die Reibung des Schneidenrückens<br />
im Material ist gering. Kleine<br />
Freiwinkel erhöhen die Festigkeit der<br />
Schneide, erhöhen aber auch die Reibung<br />
im Material, wodurch eine höhere<br />
Erwärmung des Schneidortes auftritt.<br />
Zu große Spanwinkel ergeben kleine<br />
Keilwinkel, wodurch die Schneide gegen<br />
Beanspruchung empfindlicher wird. Die<br />
Stabilität <strong>und</strong> die Wärmeabfuhr verringern<br />
sich stark. Durch Verringerung des<br />
+
Freiwinkels kann bei großen Spanwinkeln<br />
der Keilwinkel verringert <strong>und</strong> damit die<br />
Schneidenbelastbarkeit erhöht werden.<br />
Der Schnittwinkel wird durch den Spanwinkel<br />
<strong>und</strong> die Stellung der Schneide zur<br />
Materialoberfläche gebildet. Kleine<br />
Schnittwinkel erleichtern das Eindringen<br />
der Schneide in den Werkstoff, größere<br />
erschweren es.<br />
18. Aus welchen Werkstoffen sind<br />
Hobelmesser?<br />
Als Schneiden- bzw. Messerwerkstoff<br />
werden hochlegierte Werkz<strong>eu</strong>gstähle<br />
(HSS) oder Hartmetall (HM) verwendet.<br />
19. Was sind die Eigenschaften von<br />
HSS-Messern?<br />
Bei Messern aus HSS lassen sich<br />
größere Span- <strong>und</strong> Freiwinkel realisieren,<br />
was zu scharfen, aggressiven, aber nur<br />
gering belastbaren Schneiden führt. Man<br />
wird also HSS-Messer nur dann einsetzen,<br />
wenn eine sehr hohe Oberflächengüte<br />
gefordert wird. Die geringe<br />
Standzeit in harten Hölzern muss dabei in<br />
Kauf genommen werden.<br />
20. Was sind die Eigenschaften von<br />
HM-Messern?<br />
HM-Messer eignen sich für höchste Belastung,<br />
wegen der hohen Sprödigkeit<br />
von HM sind jedoch Keilwinkel notwendig,<br />
die bei bestimmten Werkstoffen Einfluss<br />
auf die Oberflächengüte haben<br />
können. Dies muss in Kauf genommen<br />
werden, wenn man auf die hohe Standzeit<br />
von HM-Messern auch in abrasiven<br />
Holzwerkstoffen wie Spanplatten Wert<br />
legt.<br />
21. Was sind Wendemesser?<br />
Als Wendemesser bezeichnet man Hobelmeser<br />
mit zwei Schneiden. Wenn eine<br />
Schneide stumpf geworden ist, wird das<br />
Messer aus dem Messerhalter genommen,<br />
gewendet <strong>und</strong> wieder eingebaut.<br />
Wendemesser sind nicht nachschärfbar,<br />
sie werden nach Aufbrauch entsorgt.<br />
22. Welche Hobelmesser sind<br />
nachschärfbar?<br />
HSS-Hobelmesser sind nachschärfbar.<br />
Unter Nachschärfen versteht man das<br />
Schärfen (Abziehen) des intakten Mes-<br />
sers auf einem Abziehstein. Nachschleifen<br />
per Hand einer schartigen Schneide<br />
ist nicht möglich, da die geforderte Genauigkeit<br />
nicht erreicht werden kann.<br />
Hobelmessertypen<br />
HSS-Einfachmesser<br />
nachschärfbar,<br />
nachschleifbar<br />
HSS-Wendemesser<br />
nachschärfbar<br />
HM-Wendemesser<br />
nicht<br />
nachschärfbar<br />
Hobeln 297<br />
EWL-HOB012/P<br />
23. Welche Profile gibt es bei<br />
Hobelmessern?<br />
Die Messerprofile lassen sich in drei<br />
Gr<strong>und</strong>typen einteilen:<br />
– rechteckige Hobelmesser<br />
– Hobelmesser mit abger<strong>und</strong>eten Kanten<br />
– „Rustikal“-Hobelmesser<br />
24. Für welche Arbeiten eignen sich<br />
rechteckige Hobelmesser?<br />
Rechteckige Hobelmesser verwendet<br />
man, wenn die Breite des zu hobelnden<br />
Werkstückes kleiner ist als die Hobelbreite<br />
des Hobels. Man verwendet sie<br />
ebenso, wenn Falze gehobelt werden.<br />
25. Für welche Arbeiten eignen sich<br />
Hobelmesser mit abger<strong>und</strong>eten<br />
Kanten?<br />
Für das Hobeln von Werkstücken, die<br />
breiter sind als die Hobelbreite des Hobels,<br />
sowie für große Oberflächen sind<br />
Hobelmesser mit ger<strong>und</strong>eten Kanten<br />
günstiger, weil sich hierdurch bessere<br />
Übergänge entlang der Hobelspuren realisieren<br />
lassen.
298 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Hobelmesser<br />
Einfluss der Messergeometrie auf<br />
das Hobelergebnis, wenn die zu<br />
bearbeitende Fläche breiter als<br />
das Messer ist.<br />
(Unterschiede zwischen den<br />
Hobelbahnen überhöht dargestellt!)<br />
Gerade Hobelmesser<br />
Stufen zwischen den einzelnen<br />
Hobelbahnen, schwierig zu<br />
überschleifen.<br />
Hobelmesser mit ger<strong>und</strong>eten Ecken<br />
Übergänge zwischen den einzelnen<br />
Hobelbahnen können einfach überschliffen<br />
werden.<br />
EWL-H010/P<br />
26. Wo werden Rustikal-<br />
Hobelmesser verwendet?<br />
Hobelmesser mit gewelltem Schneidenprofil<br />
(so genannte „Rustikalmesser“)<br />
werden zur Erz<strong>eu</strong>gung eines „antiken“<br />
Oberflächenbildes verwendet.<br />
Rustikal-Hobelmesser<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
A feines Profil<br />
B grobes Profil<br />
C glatt gehobelt<br />
D rustikal gehobelt<br />
EWL-R011 /G<br />
27. Welche Aufgabe hat<br />
der Messerhalter?<br />
Der Messerhalter muss einen sicheren<br />
Sitz der Messer in der Hobelwelle gewährleisten.<br />
Er muss über eine Einstellmöglichkeit<br />
verfügen <strong>und</strong> an den jeweiligen<br />
Messertyp wie beispielsweise HM-<br />
Wendemesser oder HSS-Messer<br />
(Wendemesser) oder Rustikalmesser angepasst<br />
sein.<br />
28. Warum hat jeder Messertyp<br />
einen speziellen Messerhalter?<br />
Weil die Hobelmesser bei der Rotation<br />
auf ganzer Breite in das Werkstück eindringen,<br />
sind sie sehr starken mechanischen<br />
Belastungen ausgesetzt. Insbesondere<br />
der Messerrücken muss wirksam<br />
abgestützt werden. Deswegen<br />
muss der Messerhalter genau auf das<br />
entsprechende Messerprofil abgestimmt<br />
sein.
29. Wie werden die Hobelmesser auf<br />
der Hobelwelle befestigt?<br />
Hobelmesser werden mittels eines Messerhalters<br />
<strong>und</strong> eines Klemmstückes auf<br />
der Hobelwelle befestigt. Der Messerhalter<br />
hat dabei die Aufgabe, das Hobelmesser<br />
in der richtigen Position zu<br />
halten, während das Klemmstück die<br />
fliehkraftsichere Befestigung des Hobelmessers<br />
bewirkt.<br />
30. Wie sind Einfachmesser<br />
befestigt?<br />
Einfachmesser werden nur mit einem<br />
Klemmstück auf der Hobelwelle befestigt.<br />
Während der Montage müssen<br />
sie manuell oder mit einer Einstellschablone<br />
ausgerichtet <strong>und</strong> dann festgespannt<br />
werden.<br />
31. Warum müssen Einfachmesser<br />
bei jeder Montage n<strong>eu</strong><br />
eingestellt <strong>und</strong> justiert werden?<br />
Einfachmesser sind nachschleifbar <strong>und</strong><br />
nachschärfbar. Sie werden deshalb bei<br />
jedem Nachschleifvorgang kleiner. Weil<br />
deswegen die Hobelwelle keinen fixen<br />
Anschlag oder einen vorgeformten Messerhalter<br />
haben kann, muss das Messer<br />
nicht nur nach dem Nachschleifen, sondern<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich bei jeder Montage<br />
n<strong>eu</strong> ausgerichtet werden<br />
32. Wie sind Wendemesser<br />
befestigt?<br />
Wendemesser werden neben dem<br />
Klemmstück durch einen vorgeformten<br />
<strong>und</strong> auf den Messertyp abgestimmten<br />
Messerhalter auf der Hobelwelle befestigt.<br />
Je nach Hobelwellentyp ist dabei<br />
der Messerhalter ein separates Bauteil<br />
oder die Hobelwelle ist so profiliert, dass<br />
der Messerhalter ein Bestandteil der Hobelwelle<br />
selbst ist.<br />
33. Warum müssen Wendemesser<br />
nach der Montage oder dem<br />
Wenden nicht eingestellt<br />
werden?<br />
Weil Wendemesser ihre Geometrie nicht<br />
verändern, können feste Messerhalter<br />
verwendet werden, die automatisch für<br />
eine richtige Messerposition sorgen.<br />
Spannverfahren für Hobelmesser<br />
1 Messer<br />
2 Klemmstück<br />
3 Körper<br />
4 Gegenhalter<br />
2<br />
Hobeln 299<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1<br />
3<br />
EWL-HOB004/P
300 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
34. Wie sind die Messer auf der<br />
Hobelwelle angeordnet?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gibt es die gerade <strong>und</strong> die<br />
schräge Anordnung der Messer auf der<br />
Hobelwelle. Wenn die Hobelmesser schräg<br />
angeordnet sind, müssen sie wegen der<br />
Zylinderform der Hobelwelle eine gebogene,<br />
wendelförmige Geometrie haben.<br />
Hobelwellen-Messersysteme<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Hobelwelle mit zwei<br />
geraden Messern<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1<br />
Hobelwelle mit einem<br />
geraden Messer<br />
1<br />
2<br />
4<br />
Hobelwelle mit einem<br />
Schräg-(Spiral-)messer<br />
1 Hobelwelle<br />
2 Hobelmesser<br />
3 Spannkeil<br />
4 Spannschrauben<br />
5 Auswuchtbohrungen<br />
Drehrichtung<br />
3<br />
5<br />
EWL-HOB001/P<br />
35. Welche Eigenschaften haben<br />
gerade Hobelmesser?<br />
Im Normalfall sind die Messer parallel zur<br />
Hobelwellenachse angeordnet. Diese Lösung<br />
genügt universalen Ansprüchen <strong>und</strong><br />
ist kostengünstig, weil Messer <strong>und</strong> Messerhalter<br />
eine einfache Geometrie haben.<br />
Die weitaus meisten Hobel sind deshalb<br />
mit geraden Messern ausgerüstet.<br />
36. Welche Eigenschaften haben<br />
gebogene Hobelmesser?<br />
Werden das oder die Messer schräg zur<br />
Hobelwellenachse angeordnet, so ergibt<br />
sich bei gerader Ausrichtung des Hobels<br />
zur Vorschubrichtung ein „ziehender“<br />
Schnitt. Durch die gekrümmte Messer<strong>und</strong><br />
Messerhaltergeometrie ist die Herstellung<br />
kostenintensiver. Gebogene Hobelmesser<br />
werden deshalb nur bei Spezialhobeln<br />
eingesetzt. Sie sind stets aus<br />
HSS. Wendemesser aus Hartmetall sind<br />
bei gebogenen Hobelmessern nicht<br />
möglich.<br />
37. Was versteht man unter einem<br />
ziehenden Schnitt?<br />
Ein ziehender Schnitt besteht dann, wenn<br />
das Hobelmesser nicht quer, sondern<br />
schräg zur Vorschubrichtung in das<br />
Werkstück eindringt.<br />
38. Für welche Anwendungen ist ein<br />
ziehender Schnitt vorteilhaft?<br />
Ziehende Schnitte sind immer dann vorteilhaft,<br />
wenn an einer Werkstückkante<br />
Ausrissgefahr besteht. Bei entsprechendem<br />
Anstellwinkel übt das Hobelmesser<br />
bei ziehendem Schnitt eine Kraftwirkung<br />
in das Werkstück aus, wodurch die Ausrissgefahr<br />
stark vermindert wird.
Hobelmesser-Position<br />
Rechtwinkliger <strong>und</strong> ziehender<br />
Schnitt<br />
1<br />
2a<br />
2b<br />
3<br />
EWL-HOB002/P<br />
Hobeln 301<br />
39. Wie viele Hobelmesser sind<br />
zweckmäßig?<br />
Es gibt Hobelwellen für Elektro-Handhobel<br />
mit einem Messer oder zwei gegenüberliegenden<br />
Messern. Bei Stationärmaschinen,<br />
wo mit großen Hobelwellendurchmessern<br />
<strong>und</strong> hohen Vorschubgeschwindigkeiten<br />
gearbeitet wird, werden<br />
stets zwei Hobelmesser oder mehr verwendet.<br />
40. Beeinflusst die Zahl der Hobelmesser<br />
den Arbeitsfortschritt?<br />
Das hängt von der Drehzahl, dem Durchmesser<br />
der Hobelwelle <strong>und</strong> der Vorschubgeschwindigkeit<br />
ab. Bei den für<br />
handgeführte Elektrohobel üblichen Werten<br />
ergeben sich keine nennenswerten<br />
Unterschiede.<br />
41. Beeinflusst die Zahl der Hobelmesser<br />
die Oberflächengüte?<br />
Wie beim Arbeitsfortschritt hängt die erzielbare<br />
Oberflächengüte ebenfalls von<br />
der Drehzahl, dem Durchmesser der Hobelwelle<br />
<strong>und</strong> der Vorschubgeschwindigkeit<br />
ab. Bei den für handgeführte Elektrohobel<br />
üblichen Werten ergeben sich auch<br />
hier keine nennenswerten Unterschiede.<br />
42. Welches sind die Vorteile nur<br />
eines Hobelmessers?<br />
Bei der Verwendung nur eines Hobelmessers<br />
kann man die Hobelwelle kleiner<br />
dimensionieren, wodurch der gesamte<br />
Hobel kompakter <strong>und</strong> damit handlicher<br />
wird. Bei Beschädigungen des Hobelmessers<br />
durch verunreinigte Werkstücke<br />
(Heftklammern, Nägel, Schmutz) wird nur<br />
ein Messer beschädigt. Insgesamt halbieren<br />
sich die Messerkosten, wodurch<br />
der Einsatz von Hobeln mit einem Messer<br />
langfristig wirtschaftlicher ist.<br />
Legende zum Bild links:<br />
1 Gerade Messer, gerader Schnitt.<br />
2 Ziehender Schnitt bei geraden Messern<br />
durch schräge Führung des Hobels.<br />
2a Gerade Messer, ziehender Schnitt nach<br />
links.<br />
2b Gerade Messer, ziehender Schnitt nach<br />
rechts.<br />
3 Gebogene Messer, ziehender Schnitt nur<br />
nach links möglich.
302 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
43. Welche Drehzahlen haben<br />
Hobelwellen?<br />
Die Schnittgeschwindigkeit des Elektrohobels<br />
ist durch die Festdrehzahl des <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
<strong>und</strong> den Hobelwellendurchmesser<br />
vorgegeben <strong>und</strong> kann nicht<br />
verändert werden. Sie ist auf die Bearbeitung<br />
der gebräuchlichsten Hölzer <strong>und</strong><br />
Holzwerkstoffe abgestimmt. Die typischen<br />
Drehzahlen hängen vom Durchmesser der<br />
Hobelwelle ab <strong>und</strong> betragen bei<br />
35 mm Ø ≈ 18000 U/min<br />
47 mm Ø ≈ 16500 U/min<br />
56 mm Ø ≈ 13000 U/min<br />
44. Warum gibt es keine variable Geschwindigkeit<br />
beim Elektrohobel?<br />
Das Hobelmesser braucht eine gewisse<br />
Mindestschnittgeschwindigkeit, um ratterfrei<br />
arbeiten zu können. Üblicherweise<br />
beträgt sie 45 m/s. Wenn die Drehzahl zu<br />
klein wäre, könnten Hobelmesser, Hobel<br />
<strong>und</strong> Werkstück beschädigt werden.<br />
45. Welche Aufgabe hat eine<br />
Konstantelektronik <strong>und</strong> wann<br />
ist sie zu empfehlen?<br />
Die Konstantelektronik hält auch dann die<br />
Schnittgeschwindigkeit konstant, wenn<br />
die Belastung steigt oder fällt. Sie nützt die<br />
Maschinenleistung besser aus, verringert<br />
die Überlastungsgefahr <strong>und</strong> ergibt eine<br />
höhere Arbeitsqualität. Das bessere Arbeitsergebnis<br />
durch die gleichmäßig hohe<br />
Drehzahl <strong>und</strong> der schnellere Arbeitsfortschritt<br />
machen den Hobel mit Konstantelektronik<br />
wirtschaftlicher <strong>und</strong> damit letzten<br />
Endes „preiswerter“.<br />
Systemzubehör<br />
46. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für den Elektrohobel?<br />
Das typische Systemzubehör des handgeführten<br />
Elektrohobels besteht aus:<br />
– Parallelanschlag<br />
– Falztiefenanschlag<br />
– Stationäreinrichtungen<br />
– Schärfvorrichtung<br />
47. Wozu dient der<br />
Parallelanschlag?<br />
Der Parallelanschlag ermöglich die Begrenzung<br />
der Hobelbreite, wenn entlang<br />
von Kanten gehobelt wird, wie es beispielsweise<br />
beim Falzen erforderlich ist.<br />
Er ermöglicht also das Einstellen der<br />
Falzbreite.<br />
48. Wozu dient der Falztiefenanschlag?<br />
Der Falztiefenanschlag ergänzt die<br />
Funktion des Parallelanschlags dahingehend,<br />
als dadurch neben der Falzbreite<br />
auch die Falztiefe eingestellt werden<br />
kann.<br />
49. Welche Stationäreinrichtungen<br />
gibt es?<br />
Mit Hilfe von entsprechenden Untergestellen<br />
kann der Elektro-Handhobel auch<br />
stationär betrieben werden. Die möglichen<br />
Varianten sind:<br />
– Abrichthobel<br />
– Dickenhobel<br />
Im Stationärbetrieb sind ein Messerschutz<br />
<strong>und</strong> ein Wiederanlaufschutzschalter<br />
vorgeschrieben.<br />
Abrichten: A: Oberfläche<br />
B: Winkel<br />
C: Dicke Hobeln<br />
A<br />
3<br />
1 3<br />
4 2<br />
1<br />
C<br />
4<br />
1<br />
3<br />
5<br />
1 Elektrohobel<br />
2 Winkelanschlag<br />
3 Werkstück<br />
4 Untergestell zum Abrichten<br />
5 Untergestell zum Dicke Hobeln<br />
EWL-A003/G<br />
50. Was ist ein Abrichthobel?<br />
Unter Abrichten versteht man das winkelgenaue<br />
Hobeln, z. B. von Kanthölzern.<br />
Der Winkel kann dabei 90°, aber auch jeden<br />
anderen Wert betragen. Wenn der<br />
Hobel auf ein Untergestell montiert wird,<br />
kann er für diese stationären Abrichtarbeiten<br />
eingesetzt werden. Das Untergestell<br />
verfügt meist über einen Winkel-<br />
B
Hobeln 303<br />
anschlag. Mit ihm können auch Gehrungen<br />
gehobelt werden.<br />
Schärfvorrichtung für Hobelmesser<br />
51. Was ist ein Dickenhobel?<br />
4<br />
Ein Dickenhobel ist eine Einrichtung, mit<br />
der man Werkstücke präzise auf eine vorher<br />
eingestellte Dicke planparallel hobeln<br />
kann. In der Regel versteht man unter einem<br />
Dickenhobel eine Stationärmaschine.<br />
Es gibt allerdings auch Vorsatzgeräte<br />
(Dickenhobeleinrichtung), an die<br />
man einen Elektrohobel anbauen kann.<br />
Die Dickenhobeleinrichtung gestattet neben<br />
dem Abrichten auch das Hobeln von<br />
Latten <strong>und</strong> kleinen Kanthölzern auf<br />
1<br />
Dicke.<br />
2<br />
1<br />
52. Wozu dient der Messerschutz?<br />
Der Messerschutz deckt bei nicht<br />
benütztem Gerät das Hobelmesser ab.<br />
Beim Ansetzen <strong>und</strong> Vorschieben des<br />
Werkstückes schwenkt der Messerschutz<br />
um die Werkstückbreite zur Seite<br />
1 Hobelmesser<br />
2 Klemmstück<br />
3 Halter<br />
4 Schleifstein<br />
3<br />
<strong>und</strong> gibt das rotierende Messer frei.<br />
53. Warum muss die nicht benützte<br />
56. Warum ist die Benützung einer<br />
Schärfvorrichtung sinnvoll?<br />
Messerfläche abgedeckt sein? Die Schärfvorrichtung ist so gestaltet,<br />
Da man im stationären Betrieb beide dass zwei Hobelmesser in genau defi-<br />
Hände frei hat, um das Werkstück an die nierter Position fixiert <strong>und</strong> gemeinsam mit<br />
Maschine zu führen, besteht die Gefahr dem Abziehstein „abgezogen“ (ge-<br />
einer unbeabsichtigten Berührung des schärft) werden können. Durch die<br />
laufenden Messers, wenn diese nicht ab- Schärfvorrichtung wird also gewährleigedeckt<br />
wäre. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist der stet, dass beide Hobelmesser absolut<br />
Messerschutz bei stationär betriebenen<br />
Hobeln Vorschrift.<br />
gleichmäßig geschärft werden.<br />
54. Warum muss bei stationärem Hobelpraxis<br />
Betrieb ein Wiederanlaufschutz<br />
vorhanden sein?<br />
57. Welche Werkstoffe werden mit<br />
Beim Einsatz im Stationärbetrieb wird der dem Elektrohobel bearbeitet?<br />
Ein-AusSchalter der Maschine blockiert Mit dem handgeführten Elektrohobel<br />
<strong>und</strong> stattdessen über einen Schalter am werden hauptsächlich Holz <strong>und</strong> Holz-<br />
Untergestell oder an der Abrichteinrichwerkstoffe bearbeitet. Die Bearbeitung<br />
tung geschaltet. Für den Fall, dass der von Kunststoffen ist möglich, wenn die<br />
Netzstecker unabsichtlich gezogen wird, Hobelbreite gering ist (ca. 20...50 mm, je<br />
darf die Maschine beim Wiederein- nach Kunststofftyp).<br />
stecken nicht von selbst anlaufen, weil<br />
hierdurch schwere Unfälle entstehen 58. Was ist bei Holzwerkstoffen zu<br />
können. Der Wiederanlaufschutz verhin- beachten?<br />
dert dies.<br />
Holz ist im Vergleich zu anderen Materialien<br />
relativ weich <strong>und</strong> kann deshalb her-<br />
55. Wozu dient eine<br />
vorragend spanabhebend bearbeitet<br />
Schärfvorrichtung?<br />
werden. Als „gewachsener“ Werkstoff ist<br />
Die Schärfvorrichtung dient zum Schär- es im Naturzustand faserig strukturiert<br />
fen von HSS-Hobelmessern.<br />
<strong>und</strong> durch Wachstumseinflüsse weist es<br />
EWL-HOB005/P
304 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Unregelmäßigkeiten wie beispielsweise<br />
Äste auf. Dies muss beim Geräteeinsatz<br />
berücksichtigt werden, weil es auf die<br />
Oberflächengüte Einfluss hat.<br />
59. Was ist beim Ansetzen des<br />
Hobels zu beachten?<br />
Beim Ansetzen des Hobels muss die<br />
Andruckkraft auf der vorderen Hobelsohle<br />
liegen, sonst ergibt sich eine Delle<br />
im Ansatzbereich.<br />
60. Was ist beim Absetzen des<br />
Hobels zu beachten?<br />
Beim Absetzen des Hobels muss die<br />
Andruckkraft auf der hinteren Hobelsohle<br />
liegen, sonst ergibt sich eine Delle im<br />
Absetzbereich.<br />
61. In welche Richtung muss<br />
gehobelt werden?<br />
Die Hobelrichtung ist nach Möglichkeit<br />
so zu wählen, dass nicht entgegen dem<br />
Faseraustritt gehobelt wird, weil dies die<br />
Oberflächengüte beeinträchtigen kann.<br />
Durch leicht schräges Ansetzen des Hobels<br />
kann ein „ziehender“ Schnitt erreicht<br />
werden, was sich vorteilhaft auf die<br />
Oberflächengüte auswirkt.<br />
Hobeln<br />
Hobelrichtung<br />
Hobelrichtung günstig<br />
Glatte Oberfläche<br />
EWL-HOB003.1/P<br />
62. Was passiert, wenn man gegen<br />
die Faserrichtung hobelt?<br />
Bei diesem Schnittverlauf löst sich der<br />
Faserverb<strong>und</strong> durch die Spaltwirkung der<br />
eindringenden Schneide etwas, wodurch<br />
die Schnittgüte sehr rau werden kann.<br />
Hierbei gibt es Unterschiede je nach<br />
Holzart. Harte Hölzer haben bei dieser<br />
Fräsart meist eine bessere Ober-<br />
flächengüte als weiche Hölzer. Man<br />
sollte, wenn immer man die Wahl hat,<br />
diese Hobelrichtung vermeiden.<br />
Hobeln<br />
Hobelrichtung<br />
Hobelrichtung ungünstig<br />
Raue Oberfläche<br />
63. Wie hobelt man widerspänige<br />
Hölzer?<br />
Bei widerspänigen Hölzern, z. B. Sapeli,<br />
laufen die Fasern in Schichten gegeneinander.<br />
Egal wie man hobelt, man trifft<br />
meist eine ungünstige Zone an der Oberfläche.<br />
Hier hobelt man am besten in mehreren<br />
Durchgängen mit nur geringer Spandicke.<br />
Dies vermindert tiefe Ausrisse.<br />
Hobeln<br />
Hobelrichtung<br />
Faserrichtung irregulär<br />
Kleine Spandicke einstellen<br />
EWL-HOB003.3/P<br />
EWL-HOB003.2/P<br />
64. Was passiert, wenn man quer<br />
zur Faser hobelt?<br />
Beim Hobeln quer zur Faser erhält man<br />
eine extrem raue Oberfläche, weil die Fasern<br />
aus ihrem Verb<strong>und</strong> herausgerissen<br />
werden. In der Praxis wird deshalb diese<br />
Hobelrichtung nicht angewandt.
65. Wie hobelt man Stirnhölzer?<br />
Beim Hobeln von Stirnholz (Hirnholz) besteht<br />
an der Austrittskante Ausrissgefahr.<br />
Hier muss durch handwerkliche Praktiken<br />
(Ansetzen von beiden Seiten, Anklemmen<br />
eines Materialrestes vor dem<br />
Hobelgang) Vorsorge getroffen werden.<br />
Hobeln von Stirnholz<br />
Ausriss am<br />
Werkstückende<br />
Abhilfe A:<br />
Nur Beilage reißt aus<br />
Abhilfe B:<br />
Erst in<br />
Gegenrichtung<br />
ansetzen...<br />
...dann<br />
fertig hobeln<br />
EWL-HOB009/P<br />
Bei allen Stirnflächen („Hirnholz“) hat man<br />
austretende Fasern, die quer zur Hobelrichtung<br />
stehen. Werkstoffbedingt ist die<br />
Schnittgüte deshalb weniger gut als in<br />
Längsrichtung, die Oberfläche ist rauer. An<br />
dieser Tatsache kann nichts geändert werden.<br />
Verbesserungsmöglichkeiten bietet<br />
beim Hobeln von Kanten auch hier das Hobeln<br />
in mehreren Stufen, wobei zum<br />
Schluss nur noch ein sehr dünner Span genommen<br />
werden sollte. Bewährt hat sich<br />
ein kurzes Anf<strong>eu</strong>chten der gehobelten<br />
Kante nach dem letzten Durchgang. Nach<br />
Abtrocknen richten sich die Fasern etwas<br />
auf. Wenn man dann nochmals mit gleicher<br />
Einstellung überhobelt, erreicht man<br />
eine geringfügige Verbesserung der<br />
Schnittqualität. Gr<strong>und</strong>voraussetzung ist in<br />
jedem Falle ein scharfes Hobelmesser.<br />
Schon geringfügig abgenützte Hobelmesser<br />
beeinträchtigen d<strong>eu</strong>tlich das Ergebnis.<br />
66. Zu welchem Zweck dienen die<br />
Sicken in der Hobelsohle?<br />
Die Sicken in der Hobelsohle dienen<br />
dazu, den Hobel genau auf der Werkstückkante<br />
zu zentrieren <strong>und</strong> zu führen.<br />
67. Was muss beim Anfasen von<br />
Kanten beachtet werden?<br />
Durch das Zentrieren des Hobels auf der<br />
Werkstückkante mittels der Sicke in der<br />
Hobelsohle wird bereits in der 0-Stellung<br />
der Spantiefe ein Span abgenommen.<br />
Wenn man darauf nicht achtet <strong>und</strong> bereits<br />
eine Spantiefe einstellt, wird unter<br />
Umständen gleich beim ersten Hobeldurchgang<br />
zu viel Material abgenommen.<br />
Hobeln<br />
Fasen von Kanten<br />
1<br />
2<br />
Hobeln 305<br />
EWL-HOB014/P<br />
3<br />
1 vordere Hobelsohle<br />
2 Sicke<br />
3 Fase
306 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
68. Wie hobelt man Schrägen?<br />
Freihändig ist es so gut wie unmöglich,<br />
präzise Schrägen zu hobeln. Um Schrägen<br />
gleichmäßig <strong>und</strong> vor allem im gewünschten<br />
Winkel zu hobeln, verwendet<br />
man zweckmäßigerweise eine Art Schablone,<br />
welche man sich aus Reststücken<br />
anfertigt. Beim Hobeln wird auf der Schablone<br />
angesetzt <strong>und</strong> die Schablone zusammen<br />
mit dem Werkstück gehobelt.<br />
69. Wie hobelt man dünne<br />
Stirnkanten?<br />
Dünne Stirnkanten, z. B. die Schmalseiten<br />
von Brettern <strong>und</strong> von Sperrhölzern,<br />
werden beim Hobeln meist nicht winklig,<br />
da die Auflagefläche sehr klein ist <strong>und</strong><br />
man den Hobel beim Ansetzen <strong>und</strong> beim<br />
Vorschub leicht verkantet. Durch das Anklemmen<br />
von Holzresten (z. B. Dachlatten)<br />
längs der Stirnkanten verbreitert man<br />
die Auflagefläche, wodurch ein präzises<br />
Hobeln möglich wird.<br />
Hobeln<br />
Bearbeiten dünner Platten<br />
Auflagefläche schmal<br />
Kippgefahr<br />
Auflagefläche breit<br />
sichere Führung<br />
EWL-HOB015/P<br />
70. Wie macht man mit dem Hobel aus<br />
einem Kantholz ein R<strong>und</strong>holz?<br />
Man bearbeitet zunächst die Kanten im<br />
Winkel von 45°, bis aus dem 4-Kant-Profil<br />
ein 8-Kant geworden ist. Dann bearbeitet<br />
man wieder die Kanten, bis aus dem<br />
8-Kant ein 16-Kant geworden ist. Mit je-
dem Mal entstehen mehr Kanten, bis aus<br />
dem ehemaligen 4-Kant fast ein R<strong>und</strong>holz<br />
geworden ist. Am Ende überschleift<br />
man die Kanten. Mit einiger Sorgfalt kann<br />
man auf diese Weise fast perfekte R<strong>und</strong>hölzer<br />
herstellen.<br />
Herstellung von R<strong>und</strong>hölzern<br />
4-kant<br />
8-kant<br />
16-kant<br />
EWL-HOB010/P<br />
Arbeitssicherheit<br />
71. Was muss beim Hobeln beachtet<br />
werden?<br />
Wie fast alle Holzbearbeitungsmaschinen<br />
hat der Elektrohobel mit hoher Drehzahl<br />
umlaufende Messer, welche eine prinzipielle<br />
Verletzungsgefahr darstellen. Im<br />
handgeführten Betrieb ist der Hobel deshalb<br />
stets mit beiden Händen zu führen,<br />
um eine unbeabsichtigte Berührung mit<br />
den Messern zu vermeiden.<br />
72. Wie legt man einen Hobel ab?<br />
Wegen der hohen Umdrehungszahlen<br />
<strong>und</strong> der Masse der Hobelwelle ergeben<br />
sich nach dem Ausschalten des Hobels<br />
lange Auslaufzeiten. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte<br />
daher der Hobel erst nach dem Stillstand<br />
abgesetzt werden. Diese Regel gilt auch<br />
dann, wenn der Hobel über einen so genannten<br />
„Parkschuh“ verfügt.<br />
73. Welchen Zweck hat der<br />
so genannte Parkschuh?<br />
Bei Hobeln mit einem so genannten<br />
„Parkschuh“ kann der Hobel zwar auch<br />
im Auslauf abgesetzt werden, aber nur<br />
auf glatten Oberflächen. Da auf Werkbänken<br />
erfahrungsgemäß fast immer<br />
Werkstückreste <strong>und</strong> Handwerkz<strong>eu</strong>ge zur<br />
Ablage kommen, sollten auch Hobel mit<br />
Parkschuh gr<strong>und</strong>sätzlich erst nach Stillstand<br />
abgesetzt werden. Der Parkschuh<br />
dient nicht als Auslaufschutz, sondern<br />
generell dazu, beim Ablegen das Hobelmesser<br />
vor Beschädigungen zu schützen.<br />
Ablageschutz<br />
(Prinzip)<br />
1<br />
2<br />
3 4 5<br />
1 Hobel<br />
2 Werkbankoberfläche<br />
3 Hobelwelle<br />
4 Parkschuh in Ablagestellung<br />
des Hobels<br />
5 Parkschuh in Arbeitsstellung<br />
des Hobels<br />
Hobeln 307<br />
EWL-A002/G<br />
74. Warum ist ein Gehörschutz<br />
zweckmäßig?<br />
Moderne Hobel sind so konstruiert, dass<br />
sie ein relativ niedriges Leerlaufgeräusch<br />
in tiefer Frequenzlage haben. Das Arbeitsgeräusch<br />
ist jedoch konstruktiv<br />
nicht zu beeinflussen. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e sollte bei andauernden Arbeiten<br />
mit dem Hobel ein Gehörschutz getragen<br />
werden.
308 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
75. Warum sollten die Späne<br />
abgesaugt werden?<br />
Wo gehobelt wird, da fallen Späne (sagt<br />
das Sprichwort). Dies gilt insbesondere<br />
bei der Verwendung des elektrischen<br />
Handhobels. Der sehr hohe Arbeitsfortschritt<br />
produziert innerhalb kürzester<br />
Zeit erhebliche Mengen von Spänen, welche<br />
unbedingt abgesaugt werden sollten.<br />
Hierzu sind geeignete Staubsauger zu<br />
verwenden. Zusätzlich unterstützt die<br />
Fremdabsaugung die Spanabfuhr durch<br />
die Spankanäle des Hobels. Verstopfungen,<br />
zum Beispiel durch harzhaltige<br />
Späne von Nadelhölzern, werden dadurch<br />
vermieden.<br />
Die Absaugung der Späne dient auch<br />
der Sauberkeit am Arbeitsplatz. Saubere<br />
Arbeitsplätze verbessern die Sicherheit<br />
<strong>und</strong> machen eine rationellere Arbeitsweise<br />
möglich, wenn die Arbeitsfläche<br />
<strong>und</strong> das Werkstück frei von Spänen ist.<br />
Der logische Weg zum richtigen Hobelmesser<br />
Werkstoff Oberflächen- Werkstück- Messerform Messertyp<br />
güte breite<br />
Weiche Hölzer normal schmäler als rechteckig HM-Messer<br />
Hobelbreite<br />
breiter als abger<strong>und</strong>et HM-Messer<br />
Hobelbreite<br />
sehr gut rechteckig HSS-Messer<br />
rustikal gewellt HSS-Rustikalmesser<br />
Harte Hölzer gut schmäler als rechteckig HM-Messer<br />
Hobelbreite<br />
breiter als abger<strong>und</strong>et HM-Messer<br />
Hobelbreite<br />
Weiche sehr gut nur Schmal- rechteckig HSS-Messer<br />
Kunststoffe seiten<br />
Thermoplaste<br />
Harte normal nur Schmal- rechteckig HM-Messer<br />
Kunststoffe seiten<br />
Duroplaste, GFK
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Hobeln mit Parallelanschlag<br />
Hobeln mit Spanabsaugung<br />
Hobeln von Kanthölzern<br />
Tiefeneinstellung<br />
Abrichten<br />
Dicke hobeln<br />
Kanten hobeln<br />
Hobeln 309
Diamantbestückte<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
Gr<strong>und</strong>lagen 311<br />
Diamantbestückte<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 313<br />
Anwendung diamantbestückter<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 319<br />
Schleifen, Trennen 320<br />
Bohren 324<br />
Praxis mit diamantbestückten<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen 326<br />
Sicherheit 327<br />
Atlas der Schadensbilder 328
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Warum diamantbestückte<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Für bestimmte Anwendungsfälle sind<br />
diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge besonders<br />
geeignet, weil sie gegenüber<br />
herkömmlichen Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen folgende<br />
Vorteile aufweisen können:<br />
– höheren Arbeitsfortschritt<br />
– längere Standzeit<br />
– bessere Arbeitsqualität<br />
– höhere Wirtschaftlichkeit<br />
Die gegenüber herkömmlichen Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
höheren Einstandskosten relativieren<br />
sich wegen der vorgenannten<br />
Vorteile. Zu Ende gerechnet sind für viele<br />
Einsatzbereiche, insbesondere in der<br />
Steinbearbeitung, diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
die preiswertere Alternative.<br />
2. Welche Eigenschaften hat der<br />
Diamant?<br />
Der Diamant hat von allen auf der Erde<br />
vorkommenden Stoffen die größte Härte.<br />
Theoretisch lässt sich mit ihm jedes andere<br />
Material bearbeiten. Die Eigenschaften<br />
des Diamanten sind abhängig von<br />
seiner Entstehung <strong>und</strong> seiner Struktur.<br />
Entstehung <strong>und</strong> Struktur bestimmen<br />
Geometrie <strong>und</strong> Härte <strong>und</strong> haben deshalb<br />
großen Einfluss auf die Verwendbarkeit in<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen.<br />
Härtevergleich<br />
Schleifmittel Kurz- Knoop-Härte<br />
zeichen N/mm 2<br />
Diamant D 70.000<br />
Kubisches Bornitrid CBN 45.000<br />
Siliciumcarbid SiC 25.000<br />
Edelkor<strong>und</strong> A 20.000<br />
DIA-T03<br />
3. Welche Arten von Diamanten<br />
gibt es?<br />
Man unterscheidet:<br />
– natürliche Diamanten<br />
– synthetische Diamanten<br />
Innerhalb der synthetischen (künstlichen)<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 311<br />
Diamanten unterscheidet man nach ihrer<br />
Struktur in<br />
– monokristalline Diamanten<br />
– polykristalline Diamanten<br />
4. Welche Vorteile haben die<br />
synthetischen Diamanten?<br />
Die Struktur der synthetischen Diamanten<br />
(monokristallin oder polykristallin)<br />
kann bei der Herstellung beeinflusst werden,<br />
eine Anpassung an den späteren<br />
Einsatzzweck ist also möglich.<br />
Eigenschaften synthetischer<br />
Diamanten<br />
EWL-DIA004/SCT<br />
EWL-DIA003/SCT<br />
Kriterium Monokristallin Polykristallin<br />
Belastbarkeit hoch niedrig<br />
Standzeit hoch niedrig<br />
Reibfläche klein groß<br />
Bruchfestigkeit hoch niedrig<br />
Freischneidend nein ja<br />
Arbeitsfortschritt<br />
mittel schnell<br />
Kosten hoch niedrig<br />
DIA-T04
312 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
5. Welche Eigenschaften haben<br />
polykristalline Diamanten?<br />
Polykristalline Diamanten bestehen aus<br />
einem Verb<strong>und</strong> von Einzelkristallen, welcher<br />
insgesamt nicht dieselbe Festigkeit<br />
wie eine monokristalline Struktur aufweist.<br />
Polykristalline Diamanten sind bruchempfindlicher<br />
<strong>und</strong> weniger hart. Ihre<br />
Standzeit ist deshalb d<strong>eu</strong>tlich geringer.<br />
Die Vielzahl der Einzelkristalle hat aber<br />
mehr scharfe Schneidkanten <strong>und</strong> einen<br />
besseren Freischnitt. Dies ermöglicht einen<br />
schnelleren Arbeitsfortschritt als bei<br />
monokristallinen Diamanten.<br />
EWL-DIA004/SCT<br />
6. Welche Eigenschaften haben<br />
monokristalline Diamanten?<br />
Monokristalline Diamanten haben die<br />
größere Härte <strong>und</strong> eignen sich deshalb<br />
besonders zur Bearbeitung harter Werkstoffe.<br />
Die geringe Bruchgefahr sichert<br />
eine lange Standzeit, die geringe Reibungsfläche<br />
an den klar strukturierten<br />
Schneidkanten ermöglicht den Einsatz<br />
bei geringen Maschinenleistungen. Die<br />
Herstellkosten entsprechen den Eigenschaften:<br />
Sie sind höher als bei polykristallinen<br />
Diamanten.<br />
EWL-DIA003/SCT<br />
7. Welche Eigenschaften haben<br />
beschichtete Diamanten?<br />
In besonderen Einsatzbereichen ist es<br />
zweckmäßig, die einzelnen Diamanten<br />
mit einer Beschichtung zu versehen. Die<br />
Beschichtung erfolgt durch Bedampfung<br />
im Vakuum, als Beschichtungsmaterial<br />
werden Titan, Chrom oder Nickel verwendet.<br />
Es ergeben sich hierdurch folgende<br />
Vorteile:<br />
– Bessere Kristallhaftung im Segment<br />
= längere Standzeit<br />
– Erhöhung des Kornüberstandes<br />
= höhere Abtragsleistung<br />
– Verhindert Oxidation des Diamanten<br />
= höhere Standzeit<br />
In der Summe kann durch beschichtete<br />
Diamanten die Standzeit um ca. 30 % erhöht<br />
werden bei gleichzeitig doppeltem<br />
Arbeitsfortschritt.<br />
Die Beschichtung ist allerdings kostenintensiv.<br />
EWL-DIA006/SCT<br />
8. Was muss bei allen Diamanten<br />
beachtet werden?<br />
Diamanten bestehen aus Kohlenstoff <strong>und</strong><br />
haben einen Schmelzpunkt von ca.<br />
3800 °C im Vakuum. In normaler Atmosphäre<br />
(Luft) verbrennen Diamanten bei<br />
ca. 1300 °C. Diese Eigenschaft kann die<br />
Standzeit erheblich vermindern. Wenn<br />
während des Arbeitseinsatzes die Temperatur<br />
niedrig gehalten werden kann<br />
(Kühlung), kann mit hohen Standzeiten<br />
gerechnet werden. Wenn allerdings die<br />
diamanttragenden Segmente des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
überhitzt werden, verbrennen<br />
die Diamanten.
9. Wie wirkt der Diamant als<br />
Werkz<strong>eu</strong>g?<br />
Der Diamant wirkt spanabhebend. Seine<br />
Schneidkanten tragen das zu bearbeitende<br />
Material ab. Weil aber die Schneidkanten<br />
der Diamanten winzig sind, sind<br />
die abgetragenen Späne, insbesondere<br />
bei der Steinbearbeitung, staubförmig.<br />
Man spricht daher auch eher von einem<br />
schleifenden Vorgang.<br />
10. Was ist Voraussetzung für die<br />
Wirkung des Diamanten?<br />
Diamanten sind nur dann als Werkz<strong>eu</strong>g<br />
einsetzbar, wenn sie scharfe Schnittkanten<br />
haben. Da die Schnittkanten aber<br />
mit zunehmender Bearbeitungszeit abstumpfen,<br />
muss während des Arbeitsvorganges<br />
sichergestellt sein, dass sich<br />
ständig n<strong>eu</strong>e scharfe Schnittkanten bilden<br />
(z. B. durch n<strong>eu</strong>e Bruchzonen bei<br />
polykristallinen Diamanten) oder durch<br />
Ausbrechen der stumpfen Diamanten<br />
<strong>und</strong> Freilegen von n<strong>eu</strong>en Diamanten bei<br />
monokristallinen Diamanten.<br />
Diamantbestückte<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
11. Wie sind diamantbestückte<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge aufgebaut?<br />
Da die Diamanten sehr klein sind, werden<br />
sie in ein Trägermaterial eingebettet. Das<br />
diamanthaltige Trägermaterial ist entsprechend<br />
dem Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g geformt<br />
<strong>und</strong> an der Schneidkante des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
dauerhaft befestigt. Die<br />
häufigste Form von Diamantwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
ist die Anwendung von so genannten<br />
Segmenten. Das Material, aus dem die<br />
Segmente bestehen <strong>und</strong> worin sich die<br />
Diamanten befinden, nennt man Bindung<br />
oder, in der Fachsprache, Matrix.<br />
12. Welche Aufgabe hat die Matrix<br />
(Bindung)?<br />
Die Matrix umschließt die einzelnen Diamanten<br />
<strong>und</strong> verbindet sich mechanisch<br />
<strong>und</strong> teilweise auch chemisch damit. Sie<br />
gibt dem Diamantsegment seine Form<br />
<strong>und</strong> Festigkeit. Im praktischen Betrieb<br />
muss sich die Matrix nun so abnützen,<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 313<br />
dass nach Stumpfwerden der „arbeitenden“<br />
Diamanten diese ausbrechen <strong>und</strong><br />
n<strong>eu</strong>e, scharfe Diamanten als „Ablösung“<br />
an die Schneidfläche gelangen. Da die<br />
Abnützung der Diamanten vom zu bearbeitenden<br />
Material abhängt, muss auch<br />
die Matrix entsprechend abgestimmt<br />
sein.<br />
13. Aus was besteht eine Matrix?<br />
Für die Matrix wird eine Mixtur aus Metallen<br />
verwendet, deren Zusammensetzung<br />
anwendungsoptimiert sein muss. Typische<br />
Bestandteile sind: Wolframcarbid,<br />
Mangan, Wolfram, Zinn, Cobalt, Zink,<br />
Chrom, Eisen, Molybdän, Vanadium, Blei,<br />
Nickel, Aluminium, Magnesium, Kupfer,<br />
Tantal, Titan. Die Bestandteile sind pulverförmig,<br />
werden mit den Diamanten<br />
gemischt, in Formen gepresst <strong>und</strong><br />
anschließend gesintert (bei hohen Temperaturen<br />
„gebacken“).<br />
14. Welche Eigenschaften hat eine<br />
Matrix?<br />
Die Eigenschaften einer Matrix hängen<br />
von den Bestandteilen <strong>und</strong> vom Herstellprozess<br />
ab. Je nach dem späteren Verwendungszweck<br />
wird man die Eigenschaften<br />
bei der Herstellung auswählen.<br />
Die wichtigsten Matrixtypen sind<br />
– harte Matrix<br />
– weiche Matrix<br />
15. Wo wird eine harte Matrix<br />
verwendet?<br />
Eine harte Matrix benötigt man zur Bearbeitung<br />
von „weichen“ Werkstoffen. Der<br />
Überstand des Diamantkorns ist groß,<br />
dadurch dringen die Diamanten tief in<br />
den Werkstoff ein. Vor dem Diamanten<br />
bleibt ein kleiner Raum zwischen Werkstoff<br />
<strong>und</strong> Matrix. Hier entsteht durch die<br />
wegen der großen Eindringtiefe entstandenen<br />
großen Partikel („Späne“) viel<br />
abrasive Reibung. Durch diese Reibung<br />
wird die Matrix abgenützt. Die Abnützung<br />
darf nicht zu schnell vor sich<br />
gehen, da sonst der Diamant zu früh<br />
freigelegt wird <strong>und</strong> damit ausbricht, bevor<br />
seine Schneidkanten abgenützt sind.<br />
Die Matrix bei weichen Werkstoffen<br />
muss deshalb hart sein, damit die Diamanten<br />
länger in der Matrix gehalten<br />
werden.
314 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Matrix<br />
Harte Bindung<br />
16. Wo wird eine weiche Matrix<br />
verwendet?<br />
Eine „weiche“ Matrix benötigt man zur<br />
Bearbeitung von harten Werkstoffen. Der<br />
Überstand des Diamantkorns ist klein,<br />
dadurch dringen die Diamanten nicht<br />
sehr tief in den Werkstoff ein. Vor dem<br />
Diamanten bleibt ein wesentlich kleinerer<br />
Raum zwischen Werkstoff <strong>und</strong> Matrix.<br />
Hier entsteht durch die wegen der kleinen<br />
Eindringtiefe entstandenen kleinen Partikel<br />
(„Späne“) wenig abrasive Reibung.<br />
Durch diese Reibung würde die Matrix<br />
nur sehr wenig abgenützt. Durch das<br />
harte Material werden die Diamanten<br />
aber schnell stumpf <strong>und</strong> müssen rechtzeitig<br />
ausbrechen, damit n<strong>eu</strong>e Diamanten<br />
die Schneidarbeit übernehmen können.<br />
Die Matrix muss also weich sein, damit<br />
dieser Vorgang stattfinden kann.<br />
Matrix<br />
Weiche Bindung<br />
Harte Bindung<br />
Weiches Material<br />
Weiche Bindung<br />
Hartes Material<br />
EWL-DIA007.1/P<br />
EWL-DIA007.2/P<br />
17. Was versteht man unter<br />
Diamantverteilung?<br />
Unter der Diamantverteilung versteht<br />
man, wie die einzelnen Diamanten innerhalb<br />
der Matrix verteilt sind. Je regelmäßiger<br />
die Diamanten in der Matrix<br />
verteilt sind, umso besser ist der<br />
Arbeitsfortschritt. Die Diamantverteilung<br />
stellt also ein wichtiges Kriterium für die<br />
Qualität dar. Da die Diamantverteilung<br />
nur durch die Zerstörung des Segments<br />
festgestellt werden kann, muss man den<br />
Herstellerangaben vertrauen. Bei den so<br />
genannten NoName- Herstellern <strong>und</strong><br />
billiger Importware ist eine gleichmäßige<br />
Diamantverteilung meist nicht gegeben.<br />
Segmentaufbau<br />
Diamantverteilung<br />
regelmäßige Verteilung<br />
unregelmäßige Verteilung EWL-DIA008/P
18. Was versteht man unter<br />
Diamantkonzentration?<br />
Unter Diamantkonzentration versteht<br />
man die Anzahl der Diamanten pro Volumeneinheit<br />
in der Matrix. Nur eine ideale<br />
Diamantkonzentration ergibt den besten<br />
Arbeitsfortschritt. Ideal bed<strong>eu</strong>tet, dass<br />
die Diamantkonzentration an das zu bearbeitende<br />
Material angepasst sein<br />
muss. Zu hohe Diamantkonzentration<br />
führt zu hohen Vorschubkräften, welche<br />
wiederum zu hoher thermischer Belastung<br />
führen. Zu geringe Diamantkonzentration<br />
bed<strong>eu</strong>tet geringe Standzeit<br />
<strong>und</strong> zu langsamen Arbeitsfortschritt. Die<br />
ideale Diamantkonzentration ergibt den<br />
besten Arbeitsfortschritt.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> gibt es z. B. bei<br />
Trennscheiben Typen mit unterschiedlicher<br />
Diamantkonzentration für die unterschiedlichen<br />
Baumaterialien. Höhere Diamantkonzentration<br />
führt natürlich zu<br />
höheren Herstellkosten.<br />
Kornkonzentration<br />
Bezeichnung Karatvolumen Belagvolumen<br />
ct/cm3 %<br />
C 25 1,1 6,00<br />
C 50 2,2 12,50<br />
C 75 3,3 18,75<br />
C 100 4,4 25,00<br />
C 125 5,5 31,25<br />
C 150 6,6 37,50<br />
C 175 7,7 43,75<br />
C 200 8,8 50,00<br />
DIA-T08<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 315<br />
Segmentaufbau<br />
Diamantkonzentration<br />
zu hohe Konzentration<br />
günstige Konzentration<br />
zu geringe Konzentration<br />
EWL-DIA009/P
316 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
19. Welche Arten von Segmenten<br />
gibt es?<br />
Entsprechend den vielfältigen Einsatzzwecken<br />
<strong>und</strong> den zu bearbeitenden<br />
Werkstoffen gibt es unterschiedliche<br />
Segmentformen <strong>und</strong> Segmentarten. Die<br />
wichtigsten sind:<br />
– Ringsegmente<br />
– Unterbrochene Segmente<br />
– Sondersegmente<br />
– Verb<strong>und</strong>segmente<br />
20. Was versteht man unter<br />
Ringsegmenten?<br />
Ringsegmente sind ununterbrochene<br />
Segmente am Umfang von Trennscheiben<br />
oder der Stirnseite von Bohrkronen.<br />
Damit durch die Wärmedehnung beim<br />
Arbeitsprozess keine Verformung oder<br />
Segmentbrüche auftreten, werden Ringsegmente<br />
nur bei nassen Prozessen, d. h.<br />
im Nassschliff oder beim Nassbohren,<br />
eingesetzt.<br />
Ringsegment<br />
1 Stammblatt<br />
2 Ununterbrochenes Ringsegment<br />
21. Was versteht man unter einem<br />
unterbrochenen Segment?<br />
Unterbrochene Segmente können breite<br />
oder schmale Schlitze zwischen den einzelnen<br />
Segmenten haben, welche die Wärmedehnung<br />
während des Arbeitsvorganges<br />
aufnehmen. Ohne diese „Dehnungsschlitze“<br />
würden sich die Trennscheiben<br />
beim Einsatz durch die Wärmeentwicklung<br />
verziehen <strong>und</strong> die Arbeit unmöglich machen.<br />
Unterbrochene Segmente sind daher<br />
typisch für trockene Arbeitsverfahren, bei<br />
1<br />
2<br />
EWL-DIA012/P<br />
denen eine stärkere Erwärmung stattfindet<br />
als bei nassen Arbeitsverfahren. Außerdem<br />
sind unterbrochene Segmente bei der Bearbeitung<br />
„weicher“ Werkstoffe wirtschaftlicher,<br />
weil für diese Arbeitsaufgaben weniger<br />
Diamanten benötigt werden.<br />
Unterbrochene Segmente<br />
1 Stammblatt<br />
2 Segment<br />
3 Dehnungsschlitze EWL-DIA013/P<br />
22. Was sind Sondersegmente?<br />
Sondersegmente haben anwendungsspezifische<br />
Formen. So sind z. B. die so<br />
genannten „Turbo“-Segmente eine Kombination<br />
aus Ringsegment <strong>und</strong> unterbrochenem<br />
Segment: Das umlaufende Ringsegment<br />
ist mit radialen, geraden oder<br />
schräg verlaufenden Vertiefungen („Rillen“)<br />
versehen, durch die beim Rotieren ein<br />
Kühlluftstrom entsteht, der einen schnellen<br />
<strong>und</strong> trotzdem schonenden Schnitt,<br />
speziell in dünnem Material, ermöglicht.<br />
Sondersegment<br />
4<br />
3<br />
2 1<br />
1 Stammblatt<br />
2 Segmentband<br />
3 Löcher zur Schwingungsdämpfung<br />
4 Nuten im Segment<br />
1<br />
2<br />
3<br />
EWL-DIA014/P
23. Was sind Verb<strong>und</strong>segmente?<br />
Unter Verb<strong>und</strong>segmenten versteht man<br />
Segmente, deren Matrix aus verschiedenen<br />
Schichten mit unterschiedlicher<br />
Härte <strong>und</strong>/oder Diamantkonzentration<br />
bestehen kann. Randverstärkte Segmente<br />
sind z. B. dort sinnvoll, wo bevorzugt<br />
harte Werkstoffe getrennt werden.<br />
Ohne diese Randverstärkung würde der<br />
Segmentrand mit der Zeit r<strong>und</strong>, was<br />
seine Oberfläche <strong>und</strong> damit auch die Vorschubkraft<br />
(<strong>und</strong> Hitzeentwicklung) vergrößern<br />
würde.<br />
24. Was versteht man unter<br />
Segmenthöhe?<br />
Die Segmenthöhe ist das rein geometrische<br />
Maß vom unteren Rand bis zum<br />
oberen Rand des Segmentes. Es sagt<br />
nichts über die im praktischen Betrieb<br />
nutzbare Höhe des Segmentes aus.<br />
Für den praktischen Betrieb ist alleine die<br />
nutzbare Segmenthöhe, die so genannte<br />
Nutzhöhe, entscheidend.<br />
25. Was versteht man unter<br />
Nutz- oder Arbeitshöhe?<br />
Die Nutzhöhe ist die Segmenthöhe, die<br />
für den Arbeitsprozess zur Verfügung<br />
steht. Sie kann sich wesentlich von der<br />
Gesamthöhe des Segmentes unterscheiden.<br />
Die Nutzhöhe ist unter Umständen<br />
nur bei der Zerstörung eines n<strong>eu</strong>en Segmentes<br />
messbar. Hohe Nutzhöhen haben<br />
ihren Preis <strong>und</strong> sind daher in der Regel<br />
nur bei Qualitätsherstellern, nicht aber<br />
bei billiger Importware zu finden. Scheinbar<br />
hohe Segmenthöhen, welche in Wirklichkeit<br />
aber nur eine geringe Nutzhöhe<br />
aufweisen, werden deshalb von weniger<br />
seriösen Herstellern (NoName) für Billigprodukte<br />
oft als Täuschung benützt.<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 317<br />
H<br />
Segmentaufbau<br />
Nutzhöhe<br />
H<br />
N<br />
volle Nutzhöhe<br />
H<br />
N<br />
teilweise Nutzhöhe<br />
S<br />
H<br />
N<br />
scheinbare <strong>und</strong> wirkliche<br />
Nutzhöhe<br />
H N Nutzhöhe<br />
H Scheinbare Nutzhöhe<br />
S<br />
EWL-DIA010/P
318 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
26. Wie werden die Segmente<br />
befestigt?<br />
Die Verbindung der Segmente mit dem<br />
Stammblatt (oder Rohrkörper bei Bohrkronen)<br />
muss die vom Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
abgegebene mechanische Leistung auf<br />
das Segment übertragen, die Rotationsfliehkräfte<br />
aufnehmen <strong>und</strong> bei Fehlbedienung<br />
genügend Sicherheitsreserven<br />
aufweisen. Die üblichen Verbindungstechniken<br />
sind:<br />
– Aufsintern<br />
– Löten<br />
– Laserschweißen<br />
– Reibungsschweißen<br />
Jedes einzelne dieser Verfahren hat<br />
Eigenschaften, welche es für bestimmte<br />
Anwendungen besser geeignet machen<br />
als andere Verfahren.<br />
27. Welche Eigenschaften haben<br />
aufgesinterte Segmente?<br />
Aufsintern ist das einzige Verfahren, welches<br />
sich für die Verbindung von umlaufenden<br />
Ringsegmenten mit dem Stammblatt<br />
eignet. Das Stammblatt wird in eine<br />
Form gelegt, das Bindungs-Diamantgemisch<br />
hinzugefügt <strong>und</strong> durch Druck <strong>und</strong><br />
Hitze verfestigt <strong>und</strong> mit dem Stammblatt<br />
verb<strong>und</strong>en.<br />
Diamant-Segment<br />
aufgesintert<br />
2<br />
1<br />
1 Stammblatt<br />
2 Segment<br />
EWL-DIA025/P<br />
28. Welche Eigenschaften haben<br />
aufgelötete Segmente?<br />
Beim Löten wird neben dem Stammblatt<br />
<strong>und</strong> dem Segment als Verbindungsmittel<br />
ein hochschmelzendes Lot (Hartlot)<br />
benötigt, wobei es während des Lötprozesses<br />
wichtig ist, die maximal zulässige<br />
Diamant-Grenztemperatur nicht zu überschreiten.<br />
Lötverbindungen sind immer<br />
dann zweckmäßig, wenn Reparaturen<br />
(Ersatz von Segmenten) möglich sein sollen.<br />
Diamant-Segment<br />
aufgelötet<br />
2<br />
3<br />
1<br />
1 Stammblatt (Bohrkrone)<br />
2 Segment<br />
3 Lot<br />
EWL-DIA026/P<br />
29. Welche Eigenschaften haben<br />
lasergeschweißte Segmente?<br />
Qualitativ hochwertige, unterbrochene<br />
Segmente an Trennscheiben werden<br />
ausschließlich durch Laserschweißung<br />
mit dem Stammblatt verb<strong>und</strong>en, lediglich<br />
im niedrigen Preissegment <strong>und</strong> bei No-<br />
Name-Produkten werden Einzelsegmente<br />
aufgesintert. Die Laserschweißnaht<br />
ist im Gegensatz zu anderen<br />
Schweißverfahren schmal, aber tief, wodurch<br />
das Segment an der Schweißnaht<br />
ohne Überhitzung nahtlos mit dem<br />
Stammblatt verschmilzt.
Diamant-Segment<br />
lasergeschweißt<br />
30. Welche Eigenschaften haben<br />
Segmentbefestigungen durch<br />
Reibschweißung?<br />
Reibschweißverfahren werden dann angewendet,<br />
wenn die Segmente nicht am<br />
Umfang, sondern radial an der Fläche einer<br />
Scheibe angebracht sind. Dies ist bei<br />
Schleifscheiben für den Oberflächenschliff,<br />
z. B. bei Topfscheiben für Betonschleifer<br />
der Fall. Die Reibschweißtechnik<br />
ist dem Lötverfahren bei dieser<br />
Anwendung überlegen, weil wenig Prozesswärme<br />
erz<strong>eu</strong>gt wird, wodurch ein<br />
Verziehen der Scheibe vermieden werden<br />
kann.<br />
3<br />
2<br />
3<br />
1<br />
1 Stammblatt<br />
2 Segment<br />
3 Schweißnaht<br />
Diamant-Segment<br />
Reibschweißung<br />
2<br />
3<br />
1<br />
1 Stammblatt (Topfscheibe)<br />
2 Segment<br />
3 Schweißfläche EWL-DIA028/P<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 319<br />
EWL-DIA027/P<br />
31. Sind Segmente auswechselbar?<br />
Das Auswechseln von ausgebrochenen<br />
Einzelsegmenten ist arbeitsintensiv <strong>und</strong><br />
nur bei relativ n<strong>eu</strong>wertigen Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
zweckmäßig. Weil die Auswechselkosten<br />
in einem wirtschaftlichen Verhältnis<br />
zu den Kosten eines n<strong>eu</strong>en Werkz<strong>eu</strong>gs<br />
stehen müssen, wird man diese<br />
Möglichkeit nur für große Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
im oberen Preissegment wählen.<br />
Anwendung<br />
diamantbestückter<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
32. Welche Anwendungen gibt es für<br />
diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Zusammen mit <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n werden<br />
diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
meist für folgende Arbeitsaufgaben eingesetzt:<br />
– Oberflächenschliff<br />
– Trennschliff<br />
– Bohren<br />
33. Was versteht man unter<br />
Oberflächenschliff?<br />
Unter Oberflächenschliff versteht man<br />
die Bearbeitung von Werkstückoberflächen.<br />
Typische Anwendungen sind die<br />
Glättung von Oberflächen <strong>und</strong> die Oberflächenveredelung.<br />
34. Was versteht man unter<br />
Trennschliff?<br />
Unter Trennschliff versteht man das Trennen<br />
<strong>und</strong> Ablängen von Werkstücken. Die<br />
Schleifarbeit findet an der Stirnseite, am<br />
Umfang des Schleifmittels (der Trennscheibe),<br />
statt. Das Verfahren ähnelt dem<br />
Sägen.<br />
35. Was versteht man unter Bohren?<br />
Bohren bed<strong>eu</strong>tet das Herstellen von<br />
zylindrischen Durchgangslöchern oder<br />
Vertiefungen in Werkstücken oder Baukörpern.
320 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schleifen <strong>und</strong> Trennen<br />
36. Welche diamantbestückten<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge verwendet<br />
man zum Schleifen <strong>und</strong> Trennen?<br />
Die typischen Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge zum<br />
Schleifen <strong>und</strong> Trennen sind:<br />
– Trennscheiben<br />
– Schleifscheiben<br />
– Topfscheiben<br />
Diamant-Trennscheibe (Ausschnitt)<br />
1 2 3<br />
1 Trägermaterial<br />
2 Verschweißung<br />
3 Diamanthaltiges Segment<br />
Schleifscheibe<br />
1 Stammblatt 2<br />
2 Segment<br />
3 Segmentträger<br />
4 Kühlkanal<br />
3<br />
1<br />
4<br />
EWL-D004/G<br />
EWL-DIA030/P<br />
Topfscheibe<br />
1 Stammblatt<br />
2 Segment<br />
EWL-DIA029/P<br />
Welche Arten von Trennscheiben,<br />
Schleifscheiben <strong>und</strong><br />
Topfscheiben gibt es?<br />
Die Scheiben müssen an das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
<strong>und</strong> an das zu bearbeitende<br />
Material angepasst sein. Sie unterscheiden<br />
sich in folgenden Kriterien:<br />
– Durchmesser<br />
– Segmentform<br />
– Segmentzusammensetzung<br />
Daneben gibt es gr<strong>und</strong>sätzlich zwei<br />
Einsatzbereiche:<br />
– Trockenschliff<br />
– Nassschliff<br />
Welchen Einfluss hat der<br />
Scheibendurchmesser?<br />
Der mögliche Durchmesser der Scheiben<br />
wird durch die maximal zulässige Umfangsgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> damit durch<br />
die Drehzahl des <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s bestimmt.<br />
Jeder Drehzahl ist somit ein maximaler<br />
Scheibendurchmesser zugeordnet.<br />
Drehzahltabelle<br />
Scheibendurchmesser Drehzahl<br />
mm inch U/min<br />
100 4 11.000<br />
115 41 37.<br />
38.<br />
⁄2 11.000<br />
125 5 11.000<br />
150 6 9.300<br />
180 7 8.500<br />
230 9 6.500<br />
300 12 5.000<br />
SLF–T07<br />
2<br />
1
39. Welchen Einfluss hat die<br />
Segmentform?<br />
Die Segmentform richtet sich nach der<br />
Härte des zu bearbeitenden Werkstoffes<br />
<strong>und</strong> dem Arbeitsverfahren. Ringsegmente<br />
eignen sich nur für den Nassschliff.<br />
Bei der Bearbeitung „weicher“<br />
Werkstoffe genügen weniger Segmente<br />
per Umfang als bei härteren Werkstoffen.<br />
Diamantscheiben, Segmentanordnung<br />
A B<br />
C D<br />
A für Baumaterial<br />
B für Beton<br />
C für abrasives Material<br />
D für hartes Material<br />
E Topfscheibe für Flächenschliff<br />
EWL-D005/G<br />
40. Welchen Einfluss hat die<br />
Segmentzusammensetzung?<br />
Die Segmentzusammensetzung hat entscheidenden<br />
Einfluss auf den Arbeitsfortschritt<br />
<strong>und</strong> die Standzeit des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges.<br />
Harte Werkstoffe verlangen<br />
eine „weiche“ Matrix, weniger harte<br />
Werkstoffe eine härtere Matrix. Im Prinzip<br />
benötigt man für jeden Werkstoff eine<br />
spezielle Matrix. Aus rationellen Gründen<br />
verwendet man meist Segmentzusammensetzungen<br />
für folgende Werkstoffgruppen:<br />
E<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 321<br />
– „weiche“ Baustoffe, z. B. Asphalt,<br />
– Mauerwerksbaustoffe, z. B. Ziegel,<br />
Hohlblock, Kalksandstein<br />
– Beton<br />
– Hartgestein <strong>und</strong> Keramik<br />
41. Wo wird „trocken“ geschliffen?<br />
Der Trockenschliff wird in der Regel bei<br />
weniger harten <strong>und</strong> unbewehrten Baustoffen<br />
<strong>und</strong> beim Oberflächenschliff<br />
praktiziert. Der beim Schleifen in erheblichen<br />
Mengen entstehende Staub muss<br />
zwingend abgesaugt werden.<br />
42. Wo wird „nass“ geschliffen?<br />
Der Nassschliff wird meist beim<br />
Trennschliff mit stationären Geräten <strong>und</strong><br />
bei harten Baustoffen wie Beton angewendet<br />
werden. Bewehrte Baustoffe<br />
können gr<strong>und</strong>sätzlich nur nass durchschliffen<br />
werden. Beim Trockenschliff<br />
würden die Diamanten durch die Reibungshitze<br />
im zähen Metall verbrennen.<br />
43. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet man zum Trenn- <strong>und</strong><br />
Oberflächenschliff?<br />
Die typischen <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> für den<br />
Trennschliff <strong>und</strong> Oberflächenschliff mit<br />
diamantbestückten<br />
sind:<br />
– Winkelschleifer<br />
– Betonschleifer<br />
– Trennschleifer<br />
– Steinsägen<br />
– Schlitzfräsen<br />
– Nutfräsen<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
45. Wo werden Winkelschleifer<br />
eingesetzt?<br />
Winkelschleifer werden zusammen mit<br />
diamantbestückten Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
nur für gelegentliche Arbeiten wie Trennen<br />
<strong>und</strong> Oberflächenschliff eingesetzt.<br />
Wegen der aggressiven Gesteinsstäube<br />
ist nur der Einsatz von Winkelschleifern<br />
mit gepanzerten Motorwicklungen sinnvoll.
322 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Winkelschleifer<br />
(kleine Bauart)<br />
45. Wo werden Betonschleifer<br />
eingesetzt?<br />
Betonschleifer sind Sonderausführungen<br />
von kleinen Winkelschleifern zum Flachschleifen<br />
<strong>und</strong> Bearbeiten von Gesteinsoberflächen.<br />
Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g werden<br />
diamantbestückte Schleifteller eingesetzt.<br />
Wegen des Trockenschliffs <strong>und</strong><br />
der sehr hohen Drehzahl werden hohe<br />
Abtragsleistungen erzielt, welche eine<br />
extrem hohe Staubentwicklung zur Folge<br />
haben. Betonschleifer sind deswegen mit<br />
einer geschlossenen Absaug-Schutzhaube<br />
ausgestattet <strong>und</strong> dürfen nur zusammen<br />
mit einer leistungsstarken <strong>und</strong><br />
zugelassenen Staubabsaugung betrieben<br />
werden.<br />
Betonschleifer<br />
1<br />
2 3 4<br />
1 Absaugschlauch<br />
2 Antriebsmotor<br />
3 Haltebügel<br />
4 geschlossene Schutzhaube<br />
EWL-W005/G<br />
EWL-B005/G<br />
46. Wo werden Trennschleifer<br />
eingesetzt?<br />
Trennschleifer sind Winkelschleifer, an<br />
welchen Trennscheiben ab 300 mm<br />
Durchmesser betrieben werden. Der<br />
große Trennscheibendurchmesser ergibt<br />
hierbei die für Trennarbeiten meist erforderliche<br />
große Schnitttiefe. Trennschleifer<br />
werden zum Trennen von Gesteinswerkstoffen<br />
mit einem Trennschlitten<br />
ausgerüstet, der winkeltr<strong>eu</strong>e Trennschnitte<br />
ermöglicht <strong>und</strong> das Verkanten<br />
der Trennscheibe im Material weitgehend<br />
verhindern hilft.<br />
Winkelschleifer<br />
Trennschleifer<br />
EWL-W007/G<br />
47. Wo werden Steinsägen<br />
eingesetzt?<br />
Zum Trennen von dünnem Plattenmaterial<br />
aus Steinwerkstoffen werden so genannte<br />
Steinsägen verwendet. Steinsägen<br />
sind vom Prinzip her Trennschleifer,<br />
gleichen aber in ihrem konstruktiven Aufbau<br />
der Handkreissäge. Es handelt sich<br />
hierbei um spezialisierte Einzweckgeräte,<br />
welche sowohl für wassergekühlten<br />
Nassschnitt als auch für Trockenschnitt<br />
verwendet werden können. Steinsägen<br />
zeichnen sich durch besondere Handlichkeit<br />
aus. Im Falle des Nassbetriebes<br />
muss die Steinsäge hierfür geeignet sein<br />
<strong>und</strong> über einen Trenntransformator oder<br />
einen FI-Schalter betrieben werden.
Steinsäge<br />
4<br />
3<br />
5<br />
2<br />
1 Motorgehäuse<br />
2 Trennscheibe<br />
3 Tiefenanschlag<br />
4 Absauganschluss<br />
(Trockenschnitt)<br />
5 Wasserbehälter (Nassschnitt)<br />
48. Wo werden Schlitzfräsen<br />
eingesetzt?<br />
Als Schlitzfräsen werden Trennschleifer<br />
bezeichnet, welche zum Ziehen von<br />
tiefen Schlitzen in Gestein, Beton <strong>und</strong><br />
Mauerwerk verwendet werden. Sie sind<br />
konstruktiv speziell für diese Anwendungsfälle<br />
ausgelegt <strong>und</strong> können nicht<br />
für allgemeine Schleifarbeiten eingesetzt<br />
werden. Schlitzfräsen verfügen über einen<br />
in die Maschinenkonstruktion integrierten<br />
Trennschlitten mit Absaug-<br />
Schutzhauben <strong>und</strong> Tiefenanschlägen.<br />
Wegen der extrem hohen Staubentwicklung<br />
muss zwingend abgesaugt werden.<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 323<br />
1<br />
EWL-S015/P<br />
Schlitzfräse<br />
1 2 3<br />
4<br />
1 Antriebsmotor<br />
2 Schutzhaube<br />
3 Tiefeneinstellung<br />
4 Absauganschluss<br />
5 Diamantscheibe<br />
6 Gr<strong>und</strong>platte<br />
(Führungsschlitten)<br />
49. Wo werden Nutfräsen<br />
eingesetzt?<br />
Nutfräsen oder Mauernutfräsen besitzen<br />
denselben prinzipiellen Aufbau wie<br />
Schlitzfräsen, sind aber im Gegensatz zu<br />
diesen mit zwei Trennscheiben ausgerüstet.<br />
Bei der Anwendung werden hierdurch<br />
zwei parallele Schlitze gezogen,<br />
der dabei entstehende Mittelsteg wird<br />
anschließend manuell ausgebrochen.<br />
Wegen der doppelten Belastung durch<br />
zwei Trennscheiben ist die maximale<br />
Schnitttiefe geringer als bei Schlitzfräsen<br />
gleicher Maschinenleistung. Wegen der<br />
extrem hohen Staubentwicklung muss<br />
zwingend abgesaugt werden.<br />
Mauernutfräse<br />
5 6<br />
EWL-S013/G<br />
EWL-M003/G
324 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
50. Was sind die Vorteile<br />
von diamantbestückten<br />
Schleifwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Gegenüber nicht mit Diamanten bestückten<br />
Schleifmitteln werden die Schleifscheiben<br />
nicht verbraucht, verändern<br />
also ihren Umfang nicht. Dadurch bleibt<br />
die (optimale) Umfangsgeschwindigkeit<br />
bis zum vollständigen Aufbrauch der<br />
Segmente erhalten, wodurch sich der Arbeitsfortschritt<br />
während der gesamten<br />
Lebensdauer nicht verändert <strong>und</strong> gleich<br />
hoch bleibt.<br />
51. Was sind die Vorteile<br />
von diamantbestückten<br />
Trennwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
„Normale“ Trennscheiben verbrauchen<br />
sich, wodurch sich der Durchmesser<br />
mehr <strong>und</strong> mehr verringert. Dadurch geht<br />
nicht nur die Umfangsgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> damit der Arbeitsfortschritt stetig<br />
zurück, sondern auch die beim Trennen<br />
so wichtige Schnitttiefe. Diamantbestückte<br />
Trennscheiben behalten (bis auf<br />
wenige Millimeter) ihren ursprünglichen<br />
Durchmesser, wodurch bis zum Aufbrauch<br />
der Segmente der Arbeitsfortschritt<br />
<strong>und</strong> auch die Schnitttiefe erhalten<br />
bleiben.<br />
Bohren<br />
52. Welche diamantbestückten<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge verwendet<br />
man zum Bohren?<br />
Die typischen Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge zum<br />
Bohren sind Bohrkronen.<br />
53. Welche Arten von Bohrkronen<br />
gibt es?<br />
Die Bohrkronen müssen an das Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
<strong>und</strong> an das zu bearbeitende<br />
Material angepasst sein. Sie unterscheiden<br />
sich in folgenden Kriterien:<br />
– Durchmesser<br />
– Segmentform<br />
– Segmentzusammensetzung<br />
Daneben gibt es gr<strong>und</strong>sätzlich zwei<br />
Einsatzbereiche:<br />
– Trockenbohren<br />
– Nassbohren<br />
Diamantbohrkronen<br />
A B<br />
EWL-D002/G<br />
54. Welchen Einfluss hat der<br />
Bohrkronendurchmesser?<br />
Der Durchmesser der Bohrkronen bestimmt<br />
zusammen mit der Maschinendrehzahl<br />
die Umfangsgeschwindigkeit.<br />
Durchmesser <strong>und</strong> Maschinendrehzahl<br />
müssen deshalb aufeinander abgestimmt<br />
sein, um den optimalen Arbeitsfortschritt<br />
zu ermöglichen. Die Antriebsmaschinen<br />
verfügen deshalb meist über ein mehrgängiges<br />
mechanisches Getriebe <strong>und</strong><br />
elektronische Drehzahlregelung. Mit zunehmendem<br />
Durchmesser nimmt auch<br />
das erforderliche Drehmoment zu, das<br />
letztlich durch die Antriebsmaschine aufgebracht<br />
werden muss.<br />
55. Welchen Einfluss hat die<br />
Segmentform?<br />
Die Segmentform richtet sich nach der<br />
Härte des zu bearbeitenden Werkstoffes<br />
<strong>und</strong> dem Arbeitsverfahren. Ringsegmente<br />
werden meist nur für kleine Durchmesser<br />
bis 30mm <strong>und</strong> fast ausschließlich<br />
im Nassbetrieb eingesetzt. Bei der Bearbeitung<br />
„weicher“ Werkstoffe genügen<br />
weniger Segmente per Umfang als bei<br />
härteren Werkstoffen.<br />
56. Welchen Einfluss hat die<br />
Segmentzusammensetzung?<br />
Die Segmentzusammensetzung hat entscheidenden<br />
Einfluss auf den Arbeitsfortschritt<br />
<strong>und</strong> die Standzeit des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges.<br />
Harte Werkstoffe verlangen<br />
eine „weiche“ Matrix, weniger harte<br />
C<br />
A für Nassbohren<br />
B für Trockenbohren<br />
C Dosensenker
Werkstoffe eine härtere Matrix. Je nach<br />
Anforderungen kann man „aggressive“<br />
Zusammensetzungen wählen, welche einen<br />
schnellen Arbeitsfortschritt gestatten,<br />
oder Zusammensetzungen, die eine<br />
lange Segmentlebensdauer ergeben.<br />
Segment-Eigenschaften<br />
Kriterium Weicher Harter<br />
Werkstoff Werkstoff<br />
Segmentbindung hart weich<br />
Diamant-<br />
Korngröße<br />
groß klein<br />
Diamant-<br />
Kornüberstand<br />
groß klein<br />
Diamant-<br />
Eindringtiefe<br />
groß klein<br />
Diamant-<br />
Bruchneigung<br />
hoch gering<br />
Diamant-<br />
Geometrie<br />
ungleichmäßig gleichmäßig<br />
Diamanttyp polykristallin monokristallin<br />
Diamant-<br />
Beschichtung<br />
keine wenn nötig<br />
Diamantqualität nieder–mittel hoch<br />
Kosten niedriger höher<br />
DIA-T07<br />
57. Wo wird „trocken“ gebohrt?<br />
Die Trockenbohrtechnik wird bei weniger<br />
harten <strong>und</strong> unbewehrten Baustoffen<br />
praktiziert. Typischerweise sind dies<br />
Mauerwerkstoffe. Der beim Bohren entstehende<br />
Staub muss zwingend durch<br />
die Hohlbohrkrone abgesaugt werden,<br />
weil dadurch gleichzeitig die Bohrkrone<br />
gekühlt wird. Nassbohren wird auch deshalb<br />
bei Mauerwerk nicht angewendet,<br />
weil die Bohrflüssigkeit im meist hohlen<br />
Mauerwerk versickern würde.<br />
58. Wo wird „nass“ gebohrt?<br />
Die Nassbohrtechnik muss bei harten<br />
Baustoffen wie Beton angewendet werden,<br />
um die Bohrkrone zu kühlen <strong>und</strong> das<br />
Bohrmehl aus dem homogenen Baustoff<br />
herauszuspülen. Bewehrungen können<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich nur nass durchschliffen<br />
werden. Beim Trockenbohren würden die<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 325<br />
Diamanten durch die Reibungshitze im<br />
zähen Metall verbrennen.<br />
59. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet man zum Bohren?<br />
Die typischen <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> zum<br />
Bohren mit diamantbestückten Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
sind:<br />
– Kernbohrgeräte<br />
– Diamantbohrmaschinen<br />
60. Wo werden Kernbohrgeräte<br />
eingesetzt?<br />
Kernbohrgeräte sind universell einsetzbar<br />
<strong>und</strong> Voraussetzung für Bohrungen<br />
großen Durchmessers in harten Baustoffen<br />
wie beispielsweise Beton. Sie sind<br />
vom Prinzip her stationäre Einzweckgeräte,<br />
die für den Bohrvorgang mittels<br />
Dübel <strong>und</strong> Schrauben am Baukörper befestigt<br />
werden. Andere Befestigungsmöglichkeiten<br />
sind Vakuum-Befestigungen<br />
oder Abspreizungen. Solide Befestigung<br />
ist nötig, da der Bohrvorgang mit<br />
sehr hohem Andruck erfolgen muss.<br />
Diamant-Kernbohrsystem<br />
1 Bohrständer<br />
2 Wasserfangring<br />
3 Diamant-Bohrkrone<br />
4 Spindellager mit Wasserzufuhr<br />
5 Kernbohrmaschine<br />
6 Vorschubhebel EWL-D014/G<br />
61. Woraus bestehen<br />
Kernbohrgeräte?<br />
Kernbohrgeräte bestehen aus dem Bohrgestell<br />
<strong>und</strong> der darin befestigten Bohrmaschine,<br />
die typspezifisch sowohl ein<br />
fester Bestandteil des Gerätes sein kann<br />
als auch separat verwendbar sein kann
326 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
(Diamantbohrmaschine). Zum Kernbohrgerät<br />
kann folgendes Systemzubehör<br />
gehören:<br />
– Wasserzufuhr<br />
– Wasserfangring<br />
– Vakuumpumpe<br />
– Absaugvorrichtungen<br />
– Befestigungsmittel<br />
– FI-Schalter<br />
62. Was ist die Besonderheit von<br />
Diamantbohrmaschinen?<br />
Diamantbohrmaschinen sind eine Sondergruppe<br />
der Kernbohrgeräte. Merkmal<br />
der Diamantbohrmaschinen ist, dass sie<br />
auch außerhalb der Bohrvorrichtung<br />
handgeführt verwendet werden können.<br />
Allerdings muss dann ein Zentrierbohrer<br />
oder eine Anbohrhilfe verwendet werden,<br />
damit der Bohrvorgang sicher beherrscht<br />
werden kann. Die handgeführte Anwendung<br />
erfolgt meist in Mauerwerk <strong>und</strong> in<br />
der Trockenbohrtechnik. In der Bohrvorrichtung<br />
werden die Diamantbohrmaschinen<br />
wie ein Kernbohrgerät eingesetzt.<br />
63. Sind Schlagbohrmaschinen<br />
verwendbar?<br />
Herkömmliche Schlagbohrmaschinen<br />
sind nicht für Diamantwerkz<strong>eu</strong>ge geeignet,<br />
weil durch die Schlagwirkung die<br />
Segmente zerstört werden können. Eine<br />
Ausnahme bilden spezielle Schlagbohrmaschinen<br />
mit „sanftem“ Schlag. Damit<br />
lassen sich typische Bohrungen im Installationsbereich<br />
(Verteilerdosen etc.) in<br />
Mauerwerk rationell herstellen. Die betreffenden<br />
Maschinen müssen aber speziell<br />
als für Diamantwerkz<strong>eu</strong>ge geeignet<br />
beschrieben sein.<br />
64. Was sind die Vorteile der diamantbestückten<br />
Hohlbohrkronen?<br />
Die Vorteile sind so überz<strong>eu</strong>gend, dass<br />
größere Durchbrüche fast nur noch<br />
mittels Diamantbohrkronen hergestellt<br />
werden:<br />
– erschütterungsfreies Bohren<br />
– Baustoffstruktur um die Bohrstelle wird<br />
nicht beschädigt<br />
– das Bohrloch ist extrem genau<br />
– geringe Lärmentwicklung<br />
– bewehrungsunempfindlich<br />
– hohe Standzeit der Bohrkronen<br />
Praxis mit diamantbestückten<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
65. Welche Standzeiten haben<br />
Diamantwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Die Standzeiten diamantbestückter Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
ist je nach Werkz<strong>eu</strong>gtyp<br />
<strong>und</strong> Einsatzart um den Faktor 10 …100<br />
höher als der „normaler“ Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge.<br />
Hierdurch werden die höheren<br />
Einstandskosten n<strong>eu</strong>tralisiert.<br />
66. Wovon hängt die Standzeit ab?<br />
Das wichtigste Kriterium, welches Standzeit<br />
<strong>und</strong> Arbeitsfortschritt neben der<br />
Werkz<strong>eu</strong>gqualität am wesentlichsten beeinflusst,<br />
ist die richtige Handhabung.<br />
Häufigste Ursache bei zu geringer Standzeit<br />
sind Anwendungsfehler.<br />
67. Wie kann man Anwendungsfehler<br />
vermeiden?<br />
Anwendungsfehler vermeidet man am besten<br />
durch Beachten der Bedienungsanleitung<br />
von Gerät <strong>und</strong> Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g.<br />
68. Wie kann man Anwendungsfehler<br />
erkennen?<br />
Anwendungsfehler erkennt man meist<br />
durch<br />
– geringen Arbeitsfortschritt<br />
– geringe Standzeit<br />
– typisches Schadensbild am Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
69. Was versteht man unter Qualität?<br />
Qualität ist, wenn die laut Herstellerangaben<br />
erwartete Leistung beim Anwender<br />
erbracht wird. Hierbei ist darauf zu achten,<br />
dass es bei fast allen Herstellern<br />
unterschiedliche Preissegmente gibt, innerhalb<br />
deren bestimmte Qualitätsvoraussetzungen<br />
erfüllt werden.<br />
70. Welche Preissegmente gibt es<br />
bei Diamantwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
In der Regel gibt es drei Preissegmente:<br />
– unteres Preissegment. Die Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
sind für Anwender bestimmt, die<br />
gelegentlich Arbeiten durchführen <strong>und</strong><br />
für die geringe Einstandskosten wichtig<br />
sind.<br />
– mittleres Preissegment. Hier werden ein<br />
durchschnittlicher Arbeitsfortschritt <strong>und</strong><br />
eine durchschnittliche Standzeit erwartet.
– oberes Preissegment. In diesem Segment<br />
wird schnellster Arbeitsfortschritt<br />
bei längster Standzeit erreicht, wodurch<br />
sich die höheren Einstandskosten<br />
schnell amortisieren.<br />
71. Warum sind „billige“<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge t<strong>eu</strong>er?<br />
Arbeitszeit ist der t<strong>eu</strong>erste Faktor bei der<br />
Anwendung von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n.<br />
Wenn ein billiges Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g nicht<br />
den gewünschten Arbeitsfortschritt<br />
erbringt, wird wertvolle Arbeitszeit verschwendet<br />
<strong>und</strong> damit t<strong>eu</strong>er.<br />
72. Warum sind „t<strong>eu</strong>re“<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge preiswert?<br />
Weil sie den schnelleren Arbeitsfortschritt<br />
<strong>und</strong> das bessere Arbeitsergebnis bringen.<br />
Durch die Einsparung t<strong>eu</strong>rer Arbeitszeit<br />
wird das vermeintlich t<strong>eu</strong>rere Werkz<strong>eu</strong>g<br />
letztlich viel preiswerter als ein billiges<br />
Werkz<strong>eu</strong>g.<br />
Sicherheit<br />
73. Welche besonderen Sicherheitsmaßnahmen<br />
muss man bei der<br />
Verwendung von Diamantwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
beachten?<br />
Generell gelten für den Umgang mit diamantbestückten<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen alle<br />
Regeln, die auch für normale Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
an <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n wichtig<br />
<strong>und</strong> vorgeschrieben sind. Darüber hinaus<br />
ist besonders zu beachten:<br />
– der hohe Staubanfall beim<br />
Trockenschliff<br />
– die Gefährlichkeit von Gesteinsstaub<br />
– Verkantungsgefahr beim<br />
Freihandtrennen<br />
74. Warum ist der Staub besonders<br />
gefährlich?<br />
Bei der Steinbearbeitung fällt der Staub in<br />
sehr hohen Mengen an <strong>und</strong> ist deswegen<br />
lästig. Die Feinheit des Staubes <strong>und</strong> die<br />
meist silikathaltigen Bestandteile machen<br />
ihn extrem gefährlich für die Atemwege. Er<br />
kann sich in den Lungenbläschen festsetzen<br />
<strong>und</strong> damit zu bleibenden Lungenschädigungen<br />
(Silikose, Bergmannskrankheit)<br />
führen. Neben den Atemwegen<br />
sind vor allem auch die Augen gefährdet.<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 327<br />
Generell muss bei der Steinbearbeitung<br />
eine wirkungsvolle Staubabsaugung<br />
verwendet werden. Dies kann je nach<br />
Werkz<strong>eu</strong>gtyp durch das Werkz<strong>eu</strong>g oder<br />
durch eine externe Staubabsaugung mittels<br />
eines dafür geeigneten Staubsaugers<br />
erfolgen. Trotzdem müssen immer eine<br />
Schutzbrille <strong>und</strong> Atemschutz getragen<br />
werden. Wegen der Lärmentwicklung ist<br />
ein Gehörschutz zweckmäßig.<br />
75. Was muss beim Freihandtrennen<br />
beachtet werden?<br />
Beim freihändigen Trennen, Schlitzen oder<br />
Nuten besteht die Gefahr des Verkantens.<br />
Dies kann starke Rückdrehmomente zur<br />
Folge haben, auch können Segmente ausbrechen.<br />
Die Berufsgenossenschaften<br />
schreiben deshalb vor, dass für das<br />
freihändige Trennen eine Führung notwendig<br />
ist. Diese Führung wird auch als so genannter<br />
Trennschlitten bezeichnen <strong>und</strong><br />
wird mit der Schutzhaube von Trennschleifern<br />
verb<strong>und</strong>en bzw. ist bei Schlitzfräsen,<br />
Nutfräsen <strong>und</strong> Steinsägen ein fester Bestandteil<br />
des Maschinengehäuses.<br />
Führungsschlitten für Winkelschleifer<br />
1 Führungsschlitten<br />
2 Schutzhaube<br />
2<br />
1<br />
1<br />
EWL-F027/G
328 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Atlas der Schadensbilder<br />
Die folgenden Schadensbilder sind<br />
typisch.<br />
Sie werden in der Regel durch Anwendungsfehler<br />
verursacht.<br />
Schadensbilder an<br />
diamantbestückten Trennscheiben<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Verlust von Segmenten<br />
Ursachen:<br />
Aufschlagen der Trennscheibe<br />
Hartes Aufsetzen<br />
Verkanten der Trennscheibe<br />
Verschieben des Werkstückes<br />
Nicht angepasster Scheibentyp<br />
Falsche Drehrichtung<br />
Zu große Schnitttiefe<br />
EWL-DIA015/P<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Querrissbildung innerhalb des<br />
Segmentes<br />
Ursachen:<br />
Nicht angepasster Scheibentyp<br />
Zu hohe Umdrehungszahl<br />
EWL-DIA016/P
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Unr<strong>und</strong>er Verschleiß des<br />
Diamantbelages<br />
Ursachen:<br />
Spindellagerung ausgeschlagen<br />
Spindeldurchmesser abgenutzt<br />
Trennscheibe nicht zentriert<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Stumpfer Diamantbelag<br />
Ursachen:<br />
Nicht angepasster Scheibentyp<br />
Zu hohe Spindeldrehzahl<br />
Zu schwache Motorenleistung<br />
<strong>und</strong> zu geringer Vorschub<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 329<br />
EWL-DIA017/P<br />
EWL-DIA018/P<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Starker Verschleiß des Diamantbelages<br />
Ursachen:<br />
Nicht angepasster Scheibentyp<br />
Zu hohe Vorschubgeschwindigkeit<br />
Spindellagerung nicht in Ordnung<br />
Zu niedrige Spindeldrehzahl<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Übermäßiger seitlicher<br />
Verschleiß<br />
der Segmente<br />
Ursachen:<br />
Nicht angepasster Scheibentyp<br />
Übermäßiger Planschlag<br />
Trennscheibe nicht senkrecht zur<br />
Schnittrichtung<br />
Trennscheibe <strong>und</strong> Schnittrichtung<br />
nicht parallel<br />
EWL-DIA019/P<br />
EWL-DIA020/P
330 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Blaue Anlaufbereiche am Stammblatt<br />
<strong>und</strong> an den Segmenten<br />
Ursachen:<br />
Zu hohe Spindeldrehzahl<br />
Schnitt in armierten Beton<br />
Zu hohe Werkz<strong>eu</strong>gbelastung<br />
Nicht angepasster Scheibentyp<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Teller- oder wellenförmig verbogenes<br />
Stammblatt<br />
Ursachen:<br />
Nicht angepasster Scheibentyp<br />
Übermäßig große Schnittfläche<br />
Seitlich stark abgenutzte Segmente<br />
Trennscheibe wird vom getrennten<br />
Material eingeklemmt<br />
Trennscheibe <strong>und</strong> Schnittrichtung<br />
nicht parallel<br />
EWL-DIA021/P<br />
EWL-DIA022/P<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Abnutzung des Stammblattes<br />
unterhalb des Segmentes<br />
Ursachen:<br />
Zu hohe Spindeldrehzahl<br />
Unterhalb des zu schneidenden<br />
Materials stößt die Trennscheibe<br />
auf abrasives Material<br />
Stark abrasives Material<br />
Diamant-Trennscheiben<br />
Schadensfall:<br />
Risse im Stammblatt von den<br />
Nuten ausgehend<br />
Ursachen:<br />
Zu hartes Ansetzen<br />
Zu hohe Spindeldrehzahl<br />
Trennscheibe nicht senkrecht zur<br />
Schnittfläche<br />
EWL-DIA023/P<br />
EWL-DIA024/P
Schadensbilder an<br />
diamantbestückten Bohrkronen<br />
Diamantbohrkrone<br />
7 mm<br />
N<strong>eu</strong>zustand<br />
normaler Verschleißzustand<br />
Diamantkronen können eingesetzt<br />
werden, bis die Diamant-Segmente<br />
vollständig aufgebraucht sind.<br />
EWL-B040/P<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 331<br />
Diamantbohrkrone<br />
Schaden:<br />
Segmentverlust, ein oder mehrere<br />
Schneidsegmente sind ausgefallen.<br />
Die Höhe der Schneidsegmente<br />
ist > 3 mm. Es liegen keine weiteren<br />
Merkmale vor, die auf einen<br />
Anwendungsfehler oder Gewalteinwirkung<br />
schließen lassen.<br />
> 3 mm<br />
Ursache:<br />
Es liegt ein Materialfehler vor.<br />
Schaden:<br />
Segmentverlust, ein oder mehrere<br />
Schneidsegmente sind ausgefallen<br />
Die Höhe der Schneidsegmente ist<br />
< 3 mm.<br />
< 3 mm<br />
Ursache:<br />
Verschleiß. Es liegt kein Frühausfall<br />
vor, der auf Fabrikations- oder<br />
Materialfehler zurückzuführen ist.<br />
EWL-B041/P
332 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Diamantbohrkrone<br />
Schaden:<br />
Ausbruch an einem oder mehreren<br />
Schneidsegmenten.<br />
Ursachen:<br />
Ausbrüche an Schneidsegmenten<br />
können auftreten durch Einhaken<br />
im Bohrbetrieb, z. B. beim Durchtrennen<br />
von Eisenarmierungen,<br />
wenn diese lose werden.<br />
Diamantbohrkrone<br />
Schaden:<br />
Schneidsegmente sind nach<br />
innen gebogen.<br />
EWL-B042/P<br />
Ursachen:<br />
Die Bohrkrone wurde beim Anbohren<br />
nicht ausreichend zentriert. Durch<br />
die dabei auftretende Taumelbewegung<br />
werden die Segmente<br />
seitlich belastet.<br />
Bei Schräganbohren mit handgeführten<br />
Werkz<strong>eu</strong>gen wurde beim<br />
Einschwenken die Bohrkrone<br />
überlastet.<br />
EWL-B043/P<br />
Diamantbohrkrone<br />
Schaden:<br />
Schneidsegmente sind nach<br />
außen gebogen.<br />
Ursachen:<br />
Beim Entfernen des Bohrkerns bei<br />
laufender Maschine <strong>und</strong>/oder<br />
durch seitliches Klopfen auf den<br />
Kern werden die Segmente nach<br />
außen gedrückt. Bei langen<br />
Bohrkernen ist dies besonders<br />
kritisch.<br />
Diamantbohrkrone<br />
Schaden:<br />
Rohrköper verb<strong>eu</strong>lt/deformiert.<br />
EWL-B044/P<br />
Ursachen: Zum Beseitigen des Bohrkerns<br />
wurde auf den Kronenkörper<br />
geschlagen oder die Bohrkrone gegen<br />
einen harten Gegenstand geschlagen.<br />
Die festsitzende Krone wurde gewaltsam<br />
gelöst <strong>und</strong> dabei der Rohrkörper<br />
beschädigt.<br />
EWL-B045/P
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Diamantbestückte Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge 333<br />
5<br />
6<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Kernbohrtechnik mit Bohrständer<br />
Kernbohrtechnik Freihand<br />
Trennen von Platten<br />
Nuten von Beton<br />
Schleifen von Stein<br />
Trennen von Beton
Steinbearbeitung Werkstoff Stein 335<br />
Bearbeitungsarten für Gestein 335<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge zur<br />
Steinbearbeitung 336<br />
– Meißel 337<br />
– Bohrer 339<br />
– Diamantwerkz<strong>eu</strong>ge 344<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> zur<br />
Steinbearbeitung 346<br />
– Bohrmaschine 346<br />
– Diamantbohrmaschinen 346<br />
– Schlagbohrmaschinen 347<br />
– Bohrhämmer 348<br />
– Meißelhämmer 350<br />
– Abbruchhämmer 351<br />
– Nadelabklopfer 351<br />
– Befestigungstechnik in<br />
Steinwerkstoffen 352<br />
– Trennschleifer 354<br />
– Schlitzfräsen 354<br />
– Nutfräsen 354<br />
– Nassschleifer 355<br />
– Betonschleifer 355<br />
Systemzubehör 356<br />
Arbeitssicherheit 357
Werkstoff Stein<br />
1. Welche Steinwerkstoffe gibt es?<br />
Man unterscheidet Naturgestein <strong>und</strong><br />
Kunstgestein.<br />
2. Was versteht man unter<br />
Naturgestein?<br />
Man unterscheidet 3 Gruppen von Naturgestein:<br />
– Eruptivgestein: Granit, Gneis, Basalt<br />
– Sedimentgestein: Kalkstein, Sandstein,<br />
Travertin<br />
– Metamorphgestein: Schiefer, Marmor,<br />
Quarzit<br />
Innerhalb der einzelnen Gruppen gibt es<br />
viele unterschiedliche Arten.<br />
3. Was sind die Eigenschaften von<br />
Naturgestein?<br />
Naturgestein hat unterschiedliche Zusammensetzung.<br />
Innerhalb einer Gesteinssorte<br />
können auf Gr<strong>und</strong> von<br />
Einflüssen bei der Entstehung Härte <strong>und</strong><br />
Struktur erhebliche Unterschiede aufweisen.<br />
4. Was versteht man unter<br />
Kunstgestein?<br />
Kunstgestein besteht aus natürlichen Mineralien,<br />
welche einer physikalischen <strong>und</strong><br />
chemischen Behandlung unterzogen<br />
werden <strong>und</strong> meist durch Wärme oder<br />
„Abbinden“ ihre endgültige Form <strong>und</strong><br />
Festigkeit annehmen.<br />
5. Was sind die Eigenschaften von<br />
Kunstgestein?<br />
Die Eigenschaften von Kunstgestein können<br />
bei der Herstellung genau bestimmt<br />
werden <strong>und</strong> sind innerhalb der Baustoffgruppen<br />
gleichmäßig. Kunstgestein kann<br />
mit den dafür geeigneten Werkz<strong>eu</strong>gen<br />
meist problemlos bearbeitet werden.<br />
Kunstgestein ist der am meisten verwendete<br />
Bauwerkstoff.<br />
6. Welche Handelsformen von<br />
Kunstgestein gibt es?<br />
Typische Kunstgesteine sind:<br />
– Vollziegel – Kalksandstein<br />
– Klinker – Fliesen<br />
– Hohlziegel – Gas- oder Leichtbeton<br />
– Leichtziegel – Beton<br />
Bearbeitungsarten für Gestein<br />
7. Welche Bearbeitungsarten für<br />
Stein gibt es?<br />
Man kann Stein durch Schlag, Rotation,<br />
Schlagen <strong>und</strong> Rotation sowie durch<br />
Schleifen bearbeiten.<br />
8.<br />
Was versteht man unter Rotation?<br />
Mit Rotation bezeichnet man die Drehbewegung<br />
des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges.<br />
9.<br />
Wo wird Rotation angewendet?<br />
Beim Bohren, Schlagbohren, Hammerbohren,<br />
bei der Kernbohrtechnik.<br />
10.<br />
Was versteht man unter Schlag?<br />
Mit Schlag bezeichnet man die Axialbewegung(Vorwärts-Rückwärts-Bewegung)<br />
des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges.<br />
11.<br />
Wo wird Schlag angewendet?<br />
Beim Schlagbohren, Hammerbohren <strong>und</strong><br />
beim Meißeln.<br />
12.<br />
Was versteht man unter Schleifen?<br />
Schleifen ist die abrasive Abtragung von<br />
Oberflächen durch geeignete Schleifmittel.<br />
13.<br />
Wo wird Schleifen angewendet?<br />
Bei der Oberflächenbearbeitung, z. B.<br />
beim Betonschleifen, beim Trennen von<br />
Stein <strong>und</strong> bei der Kernbohrtechnik.<br />
14.<br />
Was versteht man unter Trennen?<br />
Unter Trennen versteht man im Gegensatz<br />
zum Oberflächenschliff den Tiefenschliff.<br />
15.<br />
Steinbearbeitung 335<br />
Wo wird Trennen angewendet?<br />
Zum Teilen, Ablängen <strong>und</strong> Anpassen von<br />
Werkstücken, z. B. Steinplatten.<br />
16. Was versteht man unter<br />
Kernbohrtechnik?<br />
Bei großen Bohrdurchmessern wird nicht<br />
das Material des gesamten Durchmessers<br />
abgetragen, sondern nur ein ringförmiger<br />
Spalt in das Material geschliffen.<br />
Der dabei stehen bleibende Kern wird bei<br />
Sacklöchern nachträglich ausgebrochen,<br />
bei Durchbruchbohrungen fällt der Kern<br />
von selbst aus.
336 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
17. Wo wird Kernbohrtechnik<br />
angewendet?<br />
Bei großen Bohrdurchmessern <strong>und</strong> wenn<br />
erschütterungsfreies Arbeiten notwendig<br />
wird.<br />
18. Kann man Bearbeitungsarten<br />
kombinieren?<br />
Ja. Bei der Schlagbohrmaschine <strong>und</strong><br />
beim Bohrhammer wird die Drehbewegung<br />
mit einer Schlagbewegung kombiniert.<br />
19. Was ist der Vorteil, wenn<br />
Bearbeitungsarten kombiniert<br />
werden?<br />
Die Kombination von Bearbeitungsarten<br />
ergibt meist höhere Bearbeitungsqualität<br />
<strong>und</strong> schnelleren Arbeitsfortschritt. Manche<br />
Bearbeitungsarten wie Schlagbohren<br />
oder Hammerbohren werden erst durch<br />
die Kombination von Bearbeitungsarten<br />
ermöglicht.<br />
20.<br />
Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
eignen sich für welche<br />
Bearbeitungsart?<br />
Rotation<br />
– Bohrmaschinen<br />
– Kernbohrtechnik<br />
Rotation <strong>und</strong> Schlag<br />
– Schlagbohrmaschinen<br />
– Bohrhämmer<br />
Schlag<br />
– Meißelhämmer<br />
– Abbruchhämmer<br />
– Nadelabklopfer<br />
Schleifen<br />
– Betonschleifer<br />
Trennen<br />
– Trennschleifer<br />
– Schlitzfräsen<br />
– Nutfräsen<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
21. Was versteht man unter dem<br />
Begriff Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g?<br />
Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g oder Arbeitswerkz<strong>eu</strong>g<br />
bezeichnet man die Werkz<strong>eu</strong>ge, die<br />
in den Werkz<strong>eu</strong>ghalter des <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s<br />
eingesetzt werden, z. B. Bohrer,<br />
Meißel, Trennscheiben, Bohrkronen.<br />
22. Welche Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
verwendet man für die<br />
Steinbearbeitung?<br />
Meißel, Bohrer, Steinbohrer, Hammerbohrer,<br />
Diamantwerkz<strong>eu</strong>ge, Trennscheiben,<br />
Schleifscheiben, Bohrkronen.<br />
23. Wie funktioniert ein Meißel?<br />
Meißel erz<strong>eu</strong>gen durch Schlag <strong>und</strong> Keilwirkung<br />
eine Lockerung <strong>und</strong> Zerstörung<br />
des Gefüges von Gestein.<br />
Die Form <strong>und</strong> Qualität des Arbeitsergebnisses<br />
hängt weitgehend von der<br />
Handhabung des Werkz<strong>eu</strong>ges durch den<br />
Anwender ab.<br />
Man unterscheidet Durchbruchmeißeln<br />
zum Erz<strong>eu</strong>gen von Löchern, Abstemmmeißeln<br />
zur Bearbeitung von Werkstückkanten<br />
<strong>und</strong> Abbruchmeißeln zum Zerlegen<br />
von Steinbauteilen.
Meißeln in Steinwerkstoffen<br />
Durchbruchmeißeln<br />
Ansetzen<br />
Regelmäßig umsetzen<br />
Abbruchmeißeln<br />
Ansetzen<br />
(Rissbildung fördern)<br />
Abstemmen<br />
TLX-STN 01/P<br />
Steinbearbeitung 337<br />
24. Welche Meißelarten gibt es <strong>und</strong><br />
wofür werden sie verwendet?<br />
Meißel gibt es für nahezu jeden<br />
Verwendungszweck. Die verschiedenen<br />
Meißelarten charakterisieren durch Form<br />
<strong>und</strong> Aussehen ihren typischen Einsatz. Sie<br />
sind deshalb in vielen Formen <strong>und</strong> Varianten<br />
erhältlich. Neben Meißeln gibt es für<br />
Sonderzwecke Schlagwerkz<strong>eu</strong>ge wie<br />
Stampferplatten <strong>und</strong> Spaltwerkz<strong>eu</strong>ge.<br />
A Spitzmeißel<br />
Der Einsatz von Spitzmeißeln empfiehlt<br />
sich vor allem in harten Baustoffen wie zum<br />
Beispiel in Beton. Hier wird die gesamte<br />
Schlagenergie auf einen Punkt konzentriert<br />
<strong>und</strong> ermöglicht durch die anschließende<br />
Keilwirkung die größte Abtragsleistung.<br />
Spitzen heißt ausschlagen, aufschlagen,<br />
aufbrechen oder ausbrechen.<br />
B Flachmeißel<br />
Der Flachmeißel wird bei weicheren<br />
Gesteinsarten wie Ziegel, weichem<br />
Kalksandstein <strong>und</strong> dergleichen bevorzugt<br />
eingesetzt. Durch die Schneide wird<br />
eine effektivere Schlagenergie an diesen<br />
Baustoffen wirksam. Er dient auch zum<br />
„Umranden“, das heißt Anzeichnen von<br />
auszuschlagendem Mauerwerk.<br />
C Spatmeißel<br />
Breiter Flachmeißel zum Aufbrechen <strong>und</strong><br />
Lockern von Erdreich, Estrich <strong>und</strong> Bitumen<br />
oder zum Abschlagen von verputzten<br />
Wänden <strong>und</strong> Mauern. Durch die<br />
große Schneidenbreite von 50 mm bis<br />
110 mm wird bei allen Leichtbaustoffen,<br />
wie zum Beispiel Schwemmstein, Hochlochziegeln<br />
oder Gips eine günstige<br />
Meißel- <strong>und</strong> Stemmleistung erreicht.<br />
Auch beim Abschlagen von Fliesen kann<br />
je nach Mörtelhärte ein entsprechend<br />
breiter Meißel gewählt werden.<br />
D Kanal- <strong>und</strong> Hohlmeißel<br />
Hiermit können Kanäle <strong>und</strong> Schlitze für<br />
Gas-, Wasser- <strong>und</strong> elektrische Leitungen<br />
in den verschiedensten Baustoffen (außer<br />
Granit <strong>und</strong> Marmor) gezogen werden.<br />
Kanalmeißel mit vorgezogenen Flügeln<br />
werden bevorzugt bei weicheren Baustoffen<br />
eingesetzt. Durch die leichte<br />
Kröpfung des Hohlmeißels kann die Tiefe<br />
einfacher konstant gehalten werden.
338 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Meißel<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
A Spitzmeißel<br />
B Flachmeißel<br />
C Spatmeißel<br />
D Kanal- <strong>und</strong> Hohlmeißel<br />
TLX-STN 02/G<br />
E Mörtelmeißel<br />
Zum Entfernen von Mörtel aus gefugtem<br />
Mauerwerk gedacht.<br />
F Zahnmeißel<br />
Zahnmeißel sind im Einsatz einem Flachmeißel<br />
gleichzusetzen. Der Vorteil liegt in<br />
der breiten Schneide mit der Wirkung eines<br />
Spitzmeißels. Die Spitzen schlagen<br />
sich punktuell in den Baustoff ein, wobei<br />
dieser gut abgetragen wird. Beim Ausziehen<br />
von Fugen, Abschlagen von Kacheln,<br />
Fliesen <strong>und</strong> Steinplatten mit anschließendem<br />
Ausputzen oder Aufrauen von Oberflächen<br />
ist diese Arbeitsweise von Vorteil.<br />
G Spaten<br />
Zum Lösen <strong>und</strong> Ausheben von Erdreich,<br />
Lehm <strong>und</strong> Ton.<br />
H Stampferplatten<br />
Stampferplatten werden für kleine<br />
Verfestigungen <strong>und</strong> Verdichtungsarbeiten<br />
(Sand, Kies, Stampfbeton oder schwere<br />
Böden) verwendet. Die Aufnahme der<br />
Stampferplatte erfolgt über einen Werk-<br />
z<strong>eu</strong>ghalter mit Konus. Die größtmögliche<br />
Verdichtungstiefe wird mit der kleinen<br />
Stampferplatte erzielt.<br />
I Stockerplatten<br />
Stockerplatten werden zum Aufrauen<br />
oder Glätten von Oberflächen bei Beton,<br />
Meißelwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
E<br />
F<br />
G<br />
H<br />
I<br />
J<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1 Keil<br />
2 Keilbacken<br />
E Mörtelmeißel<br />
F Zahnmeißel<br />
G Spaten<br />
03/G<br />
H Stampferplatten<br />
I Stockerplatten<br />
J Spaltwerkz<strong>eu</strong>ge TLX-STN
Kunst- oder Naturstein eingesetzt. Die<br />
Struktur der Oberfläche ist von der Zähnezahl<br />
<strong>und</strong> der Stockdauer beziehungsweise<br />
der Einzelschlagstärke abhängig.<br />
Die Aufnahme der Stockerplatte erfolgt<br />
über einen Werkz<strong>eu</strong>ghalter mit Konus. Da<br />
die Gesteinsoberfläche leicht abgetragen<br />
wird, können Stockerplatten bei festem<br />
Untergr<strong>und</strong> auch zum Ablösen von kautschukhaltigen<br />
Anstrichen verwendet<br />
werden.<br />
J Spaltwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
Spaltenwerkz<strong>eu</strong>ge werden zum Aufkeilen<br />
von massivem Gestein benutzt, nachdem<br />
vorher durch einen Bohrhammer dementsprechende<br />
Bohrungen angebracht<br />
wurden.<br />
K Fliesenmeißel<br />
Zum Entfernen von Fliesen (mit ergonomisch<br />
abgewinkeltem Arbeitsende).<br />
L Fugenmeißel<br />
Zum Entfugen, unbeschädigten Herausnehmen<br />
von intakten Mauersteinen, Abreißen<br />
von Kacheln, Entfernen von Verputzlagen<br />
(mit Hartmetallzähnen).<br />
M Stechbeitel<br />
Für allgemeine Zimmermannsarbeiten,<br />
rasches Abtragen von weichem Holz,<br />
z. B. Ausbrechen alter Fensterrahmen.<br />
Meißel<br />
K<br />
L<br />
M<br />
K Fliesenmeißel<br />
L Fugenmeißel<br />
M Stechbeitel<br />
TLX-STN 04/G<br />
Steinbearbeitung 339<br />
25. Wie funktioniert ein Bohrer?<br />
Bohrer erz<strong>eu</strong>gen durch Rotation <strong>und</strong><br />
Andruck in lockerem <strong>und</strong> sprödem Gestein<br />
durch die Schabewirkung der Bohrerschneide<br />
einen Materialabtrag.<br />
Bohren in weichem Gestein<br />
A B<br />
A Durch Andruck dringt die<br />
Schneide in das Material ein.<br />
B Durch Drehbewegung wird das<br />
Material abgeschabt <strong>und</strong> aus<br />
dem Bohrloch transportiert.<br />
TLX-STN 05/G<br />
26. Wie funktioniert ein Steinbohrer?<br />
Steinbohrer bewirken durch Schlagwirkung<br />
<strong>und</strong> Meißelschneide eine Zertrümmerung<br />
des Gesteins, durch die Rotation<br />
eine r<strong>und</strong>e Arbeitsfläche. Durch die Rotation<br />
fördert die Bohrerwendel das Bohrmehl<br />
aus dem Bohrloch. Steinbohrer<br />
werden zusammen mit Schlagbohrmaschinen<br />
eingesetzt.<br />
27. Welche Steinbohrerarten gibt es<br />
<strong>und</strong> wofür werden sie verwendet?<br />
Man unterscheidet zunächst nach dem<br />
Arbeitsprinzip.<br />
Für lockeres, poröses Gestein (Mauerwerk)<br />
verwendet man Bohrer für rein drehenden<br />
Betrieb. Sie verfügen über eine<br />
Hartmetallschneide, welche an ihrer<br />
Schneidkante scharf geschliffen ist.<br />
Diese Bohrer, unter dem Namen Hartmetall-Mehrzweckbohrer<br />
(„Karat“) bekannt,<br />
dürfen nicht im Schlagbetrieb verwendet<br />
werden, weil sonst die Schneide ausbrechen<br />
kann.
340 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Bohren in Gestein<br />
Schlagbohrmaschine<br />
Hohe Rotationsgeschwindigkeit<br />
Hohe Schlagzahl<br />
Hoher Geräuschpegel<br />
Geringe Einzelschlagenergie<br />
Geringer Arbeitsfortschritt in<br />
hartem Gestein<br />
Bohrhammer<br />
Geringe Rotationsgeschwindigkeit<br />
Geringe Schlagzahl<br />
Geringer Geräuschpegel<br />
Hohe Einzelschlagenergie<br />
Hoher Arbeitsfortschritt in<br />
hartem Gestein<br />
TLX-STN 06/P<br />
Für hartes Gestein (Beton) verwendet<br />
man Bohrer im Schlagbohrbetrieb. Sie<br />
verfügen über eine sogenannte Meißelschneide,<br />
um der Beanspruchung beim<br />
Schlagbohrbetrieb dauerhaft zu widerstehen.<br />
Neben den gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschieden<br />
der Bohrerarten für rein bohrenden<br />
Betrieb <strong>und</strong> den schlagbohrenden<br />
Betrieb ist der Anschliff der Bohrerschneide<br />
<strong>und</strong> die Zusammensetzung des<br />
verwendeten Hartmetallplättchens sowie<br />
die Form der Nuten für das Arbeitsergebnis<br />
<strong>und</strong> die Lebensdauer des Bohrers<br />
entscheidend. Alle diese Faktoren müssen<br />
auf den zu bearbeitenden Werkstoff<br />
abgestimmt sein.<br />
28. Was ist ein Hammerbohrer?<br />
Hammerbohrer wirken genau so wie<br />
Steinbohrer, sind aber wegen der höheren<br />
Einzelschlagstärke der Bohrhämmer<br />
kräftiger gestaltet <strong>und</strong> in der Regel aus<br />
höherwertigem Werkstoff hergestellt. Ihre<br />
Geometrie unterscheidet sich wesentlich<br />
von den Steinbohrern für Schlagbohrmaschinen.<br />
29. Warum haben Hammerbohrer<br />
ein besonderes Einsteckende?<br />
Hammerbohrer werden nicht mehr über<br />
ein Bohrfutter gespannt, weil dieses die<br />
auftretenden Kräfte nicht übertragen<br />
könnte. Der wesentliche Unterschied ist<br />
also auch das Einsteckende, mit welchem<br />
der Hammerbohrer im Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
des Bohrhammers befestigt ist <strong>und</strong><br />
welches die Schlagwirkung überträgt.<br />
Durch die Trennung von Fixierung <strong>und</strong><br />
Kraftübertragung kann das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
ohne zusätzliche Werkz<strong>eu</strong>ge (z. B.<br />
Bohrfutterschlüssel) mit dem Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
verb<strong>und</strong>en werden.<br />
SDS bed<strong>eu</strong>tet Spannen Durch System<br />
Weltweit haben sich 3 Systeme am Markt<br />
durchgesetzt:<br />
– BOSCH SDS-plus für leichte Bohrhämmer<br />
– BOSCH SDS-top für mittlere Bohrhämmer<br />
– BOSCH SDS-max für schwere Bohrhämmer
SDS-plus<br />
SDS-plus ist ein von BOSCH 1975 entwickeltes<br />
Einstecksystem.<br />
Der Schaftdurchmesser beträgt 10<br />
mm, zur Übertragung des Drehmomentes<br />
dienen 2 symmetrische Keilnuten, die<br />
Fixierung im Werkz<strong>eu</strong>ghalter erfolgt<br />
durch 2 ovale Taschennuten.<br />
SDS-plus<br />
Einsteckende<br />
2<br />
4<br />
1<br />
4<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
1 Schaftdurchmesser 10 mm<br />
2 geschlossene Nuten für die<br />
automatische Verriegelung<br />
3 hohe R<strong>und</strong>laufgenauigkeit durch<br />
eine ca. 40 mm lange Werkz<strong>eu</strong>gführung<br />
4 2 offene Nuten mit ca. 75 mm2 Auflagefläche für verschleißfreie<br />
Kraftübertragung<br />
5 2 Mitnahmekeile im Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
mit ca. 75 mm2 Auflagefläche<br />
6 2 Verriegelungskugeln für sicheren<br />
Halt der Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
7 Einsteckende des Bohrers/Meißels<br />
3<br />
6<br />
5<br />
6<br />
7 5<br />
TLX-STN 07/G<br />
SDS-top<br />
SDS-top basiert auf dem erfolgreichen<br />
SDS-plus-System <strong>und</strong> schließt die<br />
Lücke zum größeren SDS-max-System.<br />
Der Schaftdurchmesser beträgt 14 mm,<br />
zur Übertragung des Drehmomentes dienen<br />
2 asymmetrische Keilnuten, die Fixierung<br />
im Werkz<strong>eu</strong>ghalter erfolgt durch<br />
2 ovale Taschennuten.<br />
Der Schritt zur Entwicklung von SDStop<br />
wurde nötig, um den immer höheren<br />
Schlagleistungen der mittleren Bohrhammerklasse<br />
zwischen 3 <strong>und</strong> 5 kg das entsprechende<br />
Werkz<strong>eu</strong>gsystem zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
SDS-top<br />
Einsteckende<br />
1<br />
4<br />
4<br />
2<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
Steinbearbeitung 341<br />
6<br />
5<br />
6<br />
7 5<br />
1 Schaftdurchmesser 14 mm<br />
2 geschlossene Nuten für die automatische<br />
Verriegelung<br />
3 hohe R<strong>und</strong>laufgenauigkeit durch eine<br />
ca. 70 mm lange Werkz<strong>eu</strong>gführung<br />
4 2 offene Nuten mit ca. 212 mm2 Auflagefläche<br />
für verschleißfreie Kraftübertragung<br />
5 2 Mitnahmekeile im Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
mit ca. 212 mm2 Auflagefläche<br />
6 2 Verriegelungskugeln für sicheren<br />
Halt der Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
7 Einsteckende des Bohrers/Meißels<br />
3<br />
TLX-STN 08/G
342 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
SDS-max<br />
SDS-max ist ein von BOSCH weiterentwickeltes<br />
Einstecksystem mit 18-mm-<br />
Schaftdurchmesser-Einsatzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
für Hämmer ab der 5-Kilogramm-Klasse.<br />
Der Schaftdurchmesser beträgt 18 mm,<br />
zur Übertragung des Drehmomentes dienen<br />
3 asymmetrische Keilnuten, die Fixierung<br />
im Werkz<strong>eu</strong>ghalter erfolgt durch<br />
2 ovale Taschennuten.<br />
SDS-max<br />
Einsteckende<br />
2<br />
4<br />
1<br />
4<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
5 5<br />
6 6<br />
1 Schaftdurchmesser 18 mm<br />
2 geschlossene Nuten für die automatische<br />
Verriegelung<br />
3 hohe R<strong>und</strong>laufgenauigkeit durch eine<br />
ca. 90 mm lange Werkz<strong>eu</strong>gführung<br />
4 3 offene Nuten mit ca. 389 mm2 Auflagefläche<br />
für verschleißfreie Kraftübertragung<br />
5 3 Mitnahmekeile im Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
mit ca. 389 mm2 Auflagefläche<br />
6 Verriegelungssegmente für sicheren<br />
Halt der Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
7 Einsteckende des Bohrers/Meißels<br />
7<br />
3<br />
5<br />
TLX-STN 09/G<br />
30. Welche Hammerbohrerarten<br />
gibt es <strong>und</strong> wofür werden sie<br />
verwendet?<br />
Neben der Größe der Einsteckenden unterscheiden<br />
sich Hammerbohrer in ihrer<br />
Geometrie voneinander. Je nach Bohrerdurchmesser<br />
<strong>und</strong> Einsatzzweck kommen<br />
unterschiedliche Wendel- <strong>und</strong> Schneidenformen<br />
zur Anwendung.<br />
Dübelbohrer: Hierbei handelt es sich<br />
um spezielle Bohrwerkz<strong>eu</strong>ge, die ihre Anwendung<br />
bei leichten bis mittelschweren<br />
Bohrhämmern zum Bohren von Dübel<strong>und</strong><br />
sonstigen Befestigungslöchern in<br />
Gesteine finden. Sie sind mit SDS-plus-<br />
Einsteckende ausgestattet. Diese Bohrer<br />
gibt es auch als Hartmetall-Mehrzweckbohrer<br />
(„Karat“) für den schlagfreien Betrieb<br />
in weichen Baustoffen.<br />
BOSCH Dübelbohrer S4: Diese Dübelbohrer<br />
haben eine optimierte Wendelform<br />
zum Tiefbohren, auch bei kleinen<br />
Bohrerdurchmessern. Sie verfügen über<br />
eine Zwischenwendel, die aktiv am Bohrmehltransport<br />
teilnimmt, aber so zurückgesetzt<br />
ist, dass keine zusätzliche Reibung<br />
an der Bohrlochwand erfolgt.<br />
S4 Bohrergeometrie
Hammerbohrer<br />
SDS-plus-Bohrer<br />
Dübelbohrer<br />
Wendelbohrer<br />
Wendelbohrer mit Quadro-X-Kopf<br />
Saugbohrer<br />
SDS-max-Bohrer<br />
Wendelbohrer<br />
Wendelbohrer mit Quadro-X-Kopf<br />
Durchbruchbohrer<br />
Hohlbohrkrone<br />
TLX-STN 10/G<br />
Saugbohrer: Über den hohlen Bohrerschaft<br />
wird der Gesteinsstaub über einen<br />
zusätzlichen Spülkopf <strong>und</strong> ein<br />
Sauggebläse von der Bohrerschneide<br />
abgesaugt. Saugbohrer haben keine<br />
Wendel <strong>und</strong> werden im SDS-plus-System<br />
von 8 bis 24 mm Bohrdurchmesser<br />
eingesetzt.<br />
Wendelbohrer: Sie werden zum Bohren<br />
von Lochdurchmessern im Bereich von<br />
12 bis 52 mm <strong>und</strong> bei Arbeitslängen von<br />
150 bis 850 mm verwendet. Die spezielle<br />
Wendelform sorgt für einen schnellen <strong>und</strong><br />
sicheren Bohrmehltransport. Wendel-<br />
bohrer gibt es mit einem 2 fach- oder 4<br />
fach-Schneider (Quadro-X-Kopf). Der 4<br />
fach-Schneider ermöglicht:<br />
– gute Zentrierung <strong>und</strong> punktgenaues<br />
Anbohren,<br />
– hohe Bohrleistung <strong>und</strong> dadurch<br />
kürzere Bohrzeiten,<br />
– exakte Bohrlochführung ohne ein<br />
Verhaken,<br />
– größere Laufruhe <strong>und</strong> geringere<br />
Vibration,<br />
– lange Lebensdauer auch bei einem<br />
eventuellen Armierungstreffer,<br />
– große Bohrpräzision für Befestigungslöcher.<br />
Bohrerschneiden<br />
A Quadro-X-Bohrer (Vierschneider)<br />
B Zweischneider<br />
A B<br />
2 1 3 2 2 1 2<br />
3<br />
1 Bohrerschaft<br />
2 Hauptschneiden<br />
3 Nebenschneiden<br />
Steinbearbeitung 343<br />
TLX-STN 11/G<br />
Durchbruchbohrer: Durchbruchbohrer<br />
verfügen über eine sehr kurze Wendel<br />
<strong>und</strong> neigen deshalb bei tiefen<br />
Durchbruchbohrungen weniger zum<br />
Klemmen. Die geringe Reibung in der<br />
Bohrung ermöglicht schnelleren Arbeitsfortschritt.<br />
Da der Bohrmehltransport<br />
durch die kurze Wendel beeinträchtigt ist,<br />
ist er, wie der Name sagt, speziell für<br />
Durchbrüche, aber weniger für Sacklöcher<br />
geeignet. Typische Bohrbereiche<br />
sind von 45 bis 80 mm Durchmesser bei<br />
Arbeitslängen von 500 bis 850 mm.<br />
Hohlbohrkronen für Bohrhammereinsatz:<br />
Werden in erster Linie zum<br />
Herstellen von kurzen Bohrungen für<br />
Abzweig- <strong>und</strong> Verteilerdosen eingesetzt.<br />
Der stehen bleibende Kern wird manuell
344 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
ausgebrochen. Die Bohrdurchmesser gehen<br />
von 40 bis 125 mm bei Arbeitslängen<br />
von 100 mm.<br />
31. Was versteht man unter<br />
Diamantwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Als Diamantwerkz<strong>eu</strong>ge bezeichnet man<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ge, deren Schneiden mit<br />
Diamanten besetzt sind. Die Diamanten<br />
üben eine schleifende Wirkung auf den<br />
Werkstoff aus <strong>und</strong> verbrauchen sich dabei.<br />
Typische Diamantwerkz<strong>eu</strong>ge sind<br />
Trennscheiben, Schleifscheiben <strong>und</strong><br />
Kernbohrkronen.<br />
32. Wie ist der Aufbau von<br />
Diamantwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Auf einem Trägerwerkstoff befinden sich<br />
Segmente aus einem Bindemetall, in<br />
dem Diamanten eingelagert sind. Anzahl<br />
der Diamanten pro Segmentvolumen<br />
<strong>und</strong> Festigkeit der Bindung entscheiden<br />
über den Einsatzzweck in verschiedenen<br />
Werkstoffen. Die Befestigung der Segmente<br />
auf dem Trägermaterial erfolgt<br />
durch Sintern, Löten oder Laserschweißung.<br />
Diamantsegmente<br />
Diamant-Trennscheibe (Ausschnitt)<br />
1 2 3<br />
1 Trägermaterial<br />
2 Verschweißung<br />
3 Diamanthaltiges Segment<br />
33.<br />
TLX-STN 12/G<br />
Welche Qualitätsunterschiede<br />
gibt es bei Diamantwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Bei Diamantwerkz<strong>eu</strong>gen wird die Qualität<br />
<strong>und</strong> damit der mögliche Arbeitsfortschritt<br />
<strong>und</strong> die Lebensdauer im Wesentlichen<br />
von folgenden Faktoren bestimmt:<br />
– Anzahl der Diamanten pro Segmentvolumen<br />
für den zu bearbeitenden Werkstoff<br />
– Verteilung der Diamanten innerhalb<br />
des Segmentes<br />
– Form der Einzeldiamanten<br />
– Segmentform für den zu bearbeitenden<br />
Werkstoff<br />
– Nutzbare Segmenthöhe<br />
– Befestigung des Segmentes auf dem<br />
Trägermaterial<br />
Polykristalline Monokristalline<br />
Diamanten Diamanten<br />
34. Mit welchen Diamantwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
wird Stein bearbeitet?<br />
Mit Trennscheiben, Schleifscheiben,<br />
Bohrkronen.<br />
35. Wie funktioniert eine<br />
Trennscheibe?<br />
Trennscheiben schleifen sich mit ihrer<br />
Stirnseite durch das Material. Dabei entsteht<br />
ein Trennspalt. Der Schleifstaub<br />
wird durch die Rotation der Trennscheibe<br />
aus dem Material gefördert. Die auf den<br />
Diamantsegmenten entstehende Hitze<br />
wird durch die Luft abgeführt, wenn sich<br />
infolge der Rotation die Segmente außerhalb<br />
des Werkstoffes befinden.<br />
36. Welche Trennscheiben gibt es<br />
<strong>und</strong> wofür werden sie verwendet?<br />
Je nach Baumaterial werden unterschiedliche<br />
Typen eingesetzt. Sie werden<br />
bei BOSCH wie folgt gekennzeichnet:<br />
Typ „Baumaterial“: Für wechselnde Anwendungen<br />
in Baustellenmaterialien wie<br />
Mauerziegel, mittelharter Kalksandstein<br />
<strong>und</strong> Beton. Eine spezielle Kobaltbindung<br />
sorgt für ein optimiertes Nachschärfen.<br />
Lasergeschweißte Diamantschneidsegmente.<br />
Typ „Beton“: Standardblatt für Beton.<br />
Das Segment ist durch Wolfram-Karbid<br />
verstärkt, damit für alle Betonsorten die<br />
maximale Schnittleistung zur Verfügung<br />
steht. Lasergeschweißte Diamantschneidsegmente.
Typ „Granit/Hartbeton“: Speziell für extrem<br />
hartes Gestein, armierten Beton <strong>und</strong><br />
Granit.<br />
Metallbedampfte Diamanten <strong>und</strong> eine<br />
innovative Bronzebindung sorgen mit optimaler<br />
Wärmeabfuhr für doppelt schnellen<br />
Schnitt <strong>und</strong> halben Kraftaufwand bei<br />
gleicher Standzeit. Sandwichtechnik im<br />
Segmentaufbau erlaubt eine konstante<br />
Selbstnachschärfung. Lasergeschweißte<br />
Diamantschneidsegmente.<br />
Typ „Fliesen“: Durchgehendes Diamantsegment<br />
für saubere Schnittkanten<br />
in Keramikfliesen <strong>und</strong> Natursteinplatten.<br />
Selbst glasierte Keramikfliesen werden<br />
ohne Kantenbruch getrennt. Diamantschneiden<br />
direkt aufgesintert.<br />
Typ „Abrasiv“: Mit Spezialsegmenten<br />
für abrasive Materialien wie Frischbeton<br />
<strong>und</strong> Asphalt. Die harte Bindung widersteht<br />
der Belastung durch stark schleifende<br />
Materialien <strong>und</strong> ermöglicht somit<br />
eine maximale Standzeit. Lasergeschweißte<br />
Diamantschneidsegmente.<br />
Diamantscheiben, Segmentanordnung<br />
A B<br />
C D<br />
E<br />
A für Baumaterial<br />
B für Beton<br />
C für abrasives Material<br />
D für hartes Material<br />
E Topfscheibe für Flächenschliff<br />
TLX-STN 13/G<br />
Steinbearbeitung 345<br />
37. Wie funktioniert eine<br />
Schleifscheibe?<br />
Bei Schleifscheiben bewegen sich die<br />
Segmente durch die Rotation an der<br />
Oberfläche des Werkstückes. Durch zusätzliche<br />
Bewegung der Maschine (vorwärts-rückwärts<br />
<strong>und</strong>/oder seitwärts) wird<br />
ein flächiger Abtrag erreicht. Da sich die<br />
Segmente auf der Werkstückoberfläche<br />
bewegen, werden sie durch die Luft<br />
gekühlt.<br />
38. Welche Schleifscheiben gibt es<br />
<strong>und</strong> wofür werden sie verwendet?<br />
Wie bei Trennscheiben müssen auch<br />
Schleifscheiben entsprechend dem zu<br />
bearbeitenden Material ausgewählt werden.<br />
Sie sind bei BOSCH wie folgt gekennzeichnet:<br />
Typ „Beton“: Für hohen Arbeitsfortschritt.<br />
Bindung mit Kobaltanteilen <strong>und</strong><br />
hartmetallverstärkt.<br />
Typ „Abrasiv“: Bindung für Kalkputz<br />
<strong>und</strong> Estrichboden optimiert <strong>und</strong> besonders<br />
widerstandsfähig gegen Belastung<br />
durch stark schleifende Materialien.<br />
Typ „Schutzanstrich“: Mittelharte Metallbindung<br />
<strong>und</strong> weite Segmentabstände<br />
ermöglichen niedrige Arbeitstemperaturen.<br />
Dadurch Verringerung der Schmiereffekte<br />
bei thermoplastischen Schutzanstrichen.<br />
Typ Granit/Baumaterial: Umlaufende<br />
Segmente erz<strong>eu</strong>gen ein feines Finish auf<br />
Natursteinen, Granit <strong>und</strong> Beton.<br />
39. Wie funktioniert eine Bohrkrone?<br />
Bei Bohrkronen erz<strong>eu</strong>gen die Segmente<br />
einen Ringspalt im Durchmesser der<br />
Bohrkrone, durch Einwirkung von Andruck-<br />
oder Vorschubkräften wird der<br />
Ringspalt in die Tiefe geschliffen. In<br />
porösen Werkstoffen wird die dabei entstehende<br />
Wärme durch Luft-(Staub-)absaugung<br />
abgeführt, bei harten Werkstoffen<br />
durch die Zufuhr von Kühl- <strong>und</strong><br />
Spülwasser.
346 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
40. Welche Bohrkronen gibt es <strong>und</strong><br />
wofür werden sie verwendet?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich unterscheidet man zwischen<br />
Bohrkronen zum Trockenbohren<br />
<strong>und</strong> Bohrkronen zum Nassbohren. Da<br />
Trockenbohren hauptsächlich bei „weicheren“<br />
Werkstoffen (Mauerwerk) angewendet<br />
wird, haben Trockenbohrkronen<br />
andere Segmentgrößen als Nassbohrkronen,<br />
die für härtere Werkstoffe (Beton)<br />
eingesetzt werden.<br />
Diamant-Hohlbohrkronen<br />
A B<br />
TLX-STN 14/G<br />
41. Wozu braucht man<br />
Wasserkühlung?<br />
Um die Segmente zu kühlen <strong>und</strong> den<br />
Schleifstaub<br />
spülen.<br />
aus dem Bohrloch zu<br />
42. Wann muss Wasserkühlung<br />
eingesetzt werden?<br />
Wasserkühlung ist bei allen harten Baustoffen,<br />
insbesondere Beton (Armierung!),<br />
notwendig.<br />
43. Wann darf kein Wasser<br />
eingesetzt werden?<br />
Bei Mauerwerk, speziell wenn Hohlsteine<br />
verwendet werden. Das Wasser würde<br />
innerhalb der Kammern in das Mauerwerk<br />
fließen <strong>und</strong> Wasserschäden verursachen.<br />
C<br />
A für Nassbohren<br />
B für Trockenbohren<br />
C Dosensenker<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> zur<br />
Steinbearbeitung<br />
44. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet man zur Steinbearbeitung?<br />
Bohrmaschinen, Schlagbohrmaschinen,<br />
Bohrhämmer, Meißelhämmer, Abbruchhämmer,<br />
Nadelabklopfer, Winkelschleifer,<br />
Schlitzfräsen, Nutfräsen, Betonschleifer,<br />
Nassschleifer, Kernbohrgeräte.<br />
45. Welche Eigenschaften haben<br />
Bohrmaschinen <strong>und</strong> wann<br />
werden sie verwendet?<br />
Bohrmaschinen arbeiten ausschließlich<br />
mit Rotation. Zusammen mit Hartmetall-<br />
Mehrzweckbohrern, welche über eine<br />
speziell geschliffene Bohrerschneide verfügen,<br />
eignen sie sich hervorragend zum<br />
Bohren von Löchern in weiches Gestein<br />
wie z. B. einfach gebrannte Ziegel,<br />
Leicht- <strong>und</strong> Hohlziegel, Hohlblocksteine<br />
<strong>und</strong> leichte Kalksandsteine. In einfach<br />
gebrannte Kacheln lassen sich ausrissfreie<br />
Löcher bohren, mit Hartmetall-Lochsägen<br />
lassen sich bei angepasster Drehzahl<br />
Ausschnitte in Kacheln für Armaturen<br />
bohren.<br />
46. Welche Eigenschaften haben<br />
Diamantbohrmaschinen <strong>und</strong><br />
wann werden sie verwendet?<br />
Diamantbohrmaschinen verwendet man<br />
zum Antrieb von diamantbestückten<br />
Hohlbohrkronen (Kernbohrtechnik). Entsprechend<br />
den erforderlichen Drehmomenten<br />
<strong>und</strong> Drehzahlen sind sie für diesen<br />
Zweck besonders ausgelegt. Sie<br />
verfügen in der Regel über eine Constant-Regelelektronik<br />
mit Überlastschutz<br />
sowie eine Sicherheitskupplung. Wegen<br />
der nötigen hohen Andruckkräfte werden<br />
sie bei größeren Bohrdurchmessern<br />
ausschließlich in einem Bohrständer betrieben,<br />
welcher am Werkstück mittels<br />
Dübel oder Vakuum-Saugplatte befestigt<br />
wird. Über ein vorgesetztes, abgedichtetes<br />
Spindellager wird der Bohrkrone bei<br />
Anwendung der Nassbohrtechnik das<br />
Kühlwasser zugeführt.
Diamant-Kernbohrsystem<br />
1 Bohrständer 5 Kernbohrmaschine<br />
2 Wasserfangring 6 Vorschubhebel<br />
3 Diamant-Bohrkrone<br />
4 Spindellager mit<br />
Wasserzufuhr<br />
TLX-STN 15/G<br />
47. Welche Eigenschaften haben<br />
Schlagbohrmaschinen <strong>und</strong> wann<br />
werden sie verwendet?<br />
Schlagbohrmaschinen arbeiten mit<br />
Schlag <strong>und</strong> Rotation. Die Einzelschlagstärke<br />
ist sehr gering, die Schlagzahl mit<br />
durchschnittlich über 40 000 Schlägen<br />
pro Minute dagegen sehr hoch. Man<br />
kann Schlagbohrmaschinen zum Herstellen<br />
von Bohrungen in Naturgestein <strong>und</strong><br />
Beton benützen. Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
werden sogenannte Steinbohrer verwendet.<br />
Bei Mauerwerk ist lediglich bei hartem<br />
Kalksandstein ein Vorteil vor dem<br />
rein bohrenden Betrieb mit Hartmetall-<br />
Mehrzweckbohrern gegeben. Durch die<br />
Möglichkeit, den Schlag abzuschalten,<br />
sind Schlagbohrmaschinen universell<br />
einsetzbar <strong>und</strong> bilden damit die Gr<strong>und</strong>ausrüstung<br />
für den professionellen <strong>und</strong><br />
den privaten Anwender.<br />
Schlagbohrmaschinen<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Steinbearbeitung 347<br />
16/G<br />
1 Pistolenform<br />
2 Pistolenform mit Zusatzhandgriff<br />
3 Spatengriff mit Zusatzhandgriff TLX-STN<br />
48. Wie wird die Schlagbewegung in<br />
der Schlagbohrmaschine erz<strong>eu</strong>gt?<br />
Die Schlagbewegung wird innerhalb der<br />
Schlagbohrmaschine durch zwei Rastenscheiben<br />
erz<strong>eu</strong>gt, welche sich bei der<br />
Rotation gleitend aufeinander abwälzen.<br />
Eine Rastenscheibe ist im Maschinengehäuse<br />
fixiert, die andere Rastenscheibe<br />
befindet sich auf der Bohrspindel.<br />
Beim Betrieb werden durch den manuellen<br />
Andruck die Rastenscheiben<br />
gegeneinander gedrückt. Die Zähne der<br />
Rastenscheiben sind sägezahnförmig<br />
ausgebildet, sodass sie aneinander<br />
hochlaufen <strong>und</strong> nach Überwinden der<br />
Zahnspitze in den Zahngr<strong>und</strong> zurückfallen<br />
können. Die Fallenergie wird als<br />
„Schlag“ auf den Bohrer übertragen.<br />
Die Stärke der Schlagbewegung <strong>und</strong><br />
damit die Aggressivität der Schlagbohrmaschine<br />
hängt von der Andruckkraft<br />
des Anwenders ab, die Lärmentwicklung<br />
ist prinzipbedingt <strong>und</strong> erheblich.
348 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Rastenschlagwerk<br />
In Ruhestellung<br />
Vorschubbewegung:<br />
Rasten gleiten übereinander <strong>und</strong> bewegen<br />
Bohrspindel nach vorn.<br />
Rückprallbewegung:<br />
Rasten gleiten über Rastenspitze, durch<br />
Andruckfeder <strong>und</strong> Andruck der Maschine<br />
„fallen“ Rasten wieder in die Ausgangslage<br />
zurück.<br />
1 Bohrspindel (axial beweglich)<br />
2 Andruckfeder<br />
3 Rastenscheibe auf Bohrspindel fixiert<br />
4 Rastenscheibe fest im Maschinengehäuse<br />
49. Welche Eigenschaften haben<br />
Bohrhämmer <strong>und</strong> wann werden<br />
sie verwendet?<br />
Bohrhämmer arbeiten mit Rotation <strong>und</strong><br />
Schlag.<br />
Die Einzelschlagstärke ist sehr hoch,<br />
die Schlagzahl mit durchschnittlich 1000<br />
bis 3000 Schlägen pro Minute dagegen<br />
gering. Bohrhämmer sind umso effektiver,<br />
je härter das zu bohrende Gestein ist.<br />
Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g werden sogenannte<br />
Hammerbohrer verwendet.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
TLX-STN 17/G<br />
Bohrhämmer<br />
A<br />
B<br />
C<br />
A 2 kg-Klasse<br />
B 5 kg-Klasse<br />
C 10 kg-Klasse<br />
TLX-STN 18/G<br />
50. Welche Arten von Schlagerz<strong>eu</strong>gung<br />
gibt es bei<br />
Hämmern?<br />
Nach dem augenblicklichen Stand der<br />
Technik haben sich 2 Systeme durchgesetzt:<br />
– das elektromechanische Schlagwerk<br />
– das elektropn<strong>eu</strong>matische Schlagwerk<br />
Allen Hammerschlagwerken ist gemeinsam,<br />
dass im Vergleich zur Schlagbohrmaschine<br />
nur sehr geringe Andruckkräfte<br />
notwendig sind.
51. Wie funktioniert ein elektromechanisches<br />
Schlagwerk <strong>und</strong> was<br />
sind seine Eigenschaften?<br />
Durch einen Exzenter wird eine Hebelfeder<br />
in schwingende Bewegung versetzt.<br />
Ein durch die Hebelfeder angetriebener<br />
Schläger überträgt die Energie über einen<br />
Döpper auf das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g. Die<br />
Rückprallenergie des Schlägers wird<br />
über die Hebelfeder gespeichert <strong>und</strong><br />
wirkt bei der Vorwärtsbewegung des<br />
Schlägers selbstverstärkend mit. Das<br />
elektromechanische Schlagwerk ist einfach,<br />
robust <strong>und</strong> hat eine geringe mechanische<br />
Reibung. Es benötigt sehr wenig<br />
Eigenenergie <strong>und</strong> hat bei optimierter<br />
Konstruktion bis in den Bereich der 2-kg-<br />
Bohrhammerklasse gute Eigenschaften.<br />
Es wird in leichten Bohrhämmern mit<br />
Netzbetrieb sowie in Bohrhämmern mit<br />
Akkubetrieb eingesetzt.<br />
Federschlagwerk (Prinzip)<br />
1 2 3 4 5<br />
Schlagbewegung<br />
Rückholbewegung<br />
1 Döpper<br />
2 Schlagwerkrohr<br />
3 Schläger<br />
4 Exzenterantrieb<br />
5 Feder (Hebelschwinger)<br />
TLX-STN 19/G<br />
Steinbearbeitung 349<br />
52. Wie funktioniert ein elektropn<strong>eu</strong>matisches<br />
Schlagwerk <strong>und</strong><br />
was sind seine Eigenschaften?<br />
Elektropn<strong>eu</strong>matische Schlagwerke bestehen<br />
prinzipiell aus einem Antriebskolben<br />
<strong>und</strong> einem Flugkolben oder<br />
Schläger, die sich in einem Zylinderrohr<br />
hin- <strong>und</strong> herbewegen. Zwischen Antriebskolben<br />
<strong>und</strong> Schläger befindet sich<br />
ein Luftkissen, welches die Bewegung<br />
des Antriebskolbens auf den Schläger<br />
überträgt. Die Rückprallenergie des<br />
Schlägers wird im Luftkissen durch Kompression<br />
gespeichert <strong>und</strong> wirkt beim<br />
Vorwärtshub des Antriebskolbens zusätzlich<br />
verstärkend auf die Beschl<strong>eu</strong>nigung<br />
des Schlägers ein. Je härter das zu<br />
bearbeitende Material ist, umso höher ist<br />
die gespeicherte Rückprallenergie <strong>und</strong><br />
damit die Hammerwirkung.<br />
Elektropn<strong>eu</strong>matische Schlagsysteme<br />
haben sich als Standardsystem am Markt<br />
durchgesetzt. Sie sind konstruktiv aufwendiger<br />
<strong>und</strong> haben einen etwas höheren<br />
Eigenenergieverbrauch, dafür aber<br />
ein niedrigeres Geräuschniveau als elektromechanische<br />
Systeme. Oberhalb der<br />
2-kg-Hammerklasse sind sie mit den<br />
h<strong>eu</strong>tigen technischen Möglichkeiten obligatorisch.<br />
Durch die hin- <strong>und</strong> hergleitenden<br />
Teile sind sie von zuverlässiger<br />
Schmierung abhängig <strong>und</strong> benötigen<br />
deshalb regelmäßige Wartungsintervalle.
350 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Pn<strong>eu</strong>matisches Schlagwerk<br />
1 2<br />
3<br />
1 Schlagbolzen/Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
2 Zylinderrohr<br />
3 Flugkolben (Schläger)<br />
4 Luftpolster<br />
5 Antriebskolben<br />
Antriebskolben verdichtet Luftpolster,<br />
treibt Flugkolben nach vorne.<br />
Flugkolben „fliegt“ frei auf Schlagbolzen<br />
<strong>und</strong> gibt Schlagenergie ab.<br />
Antriebskolben geht zurück. Flugkolben<br />
ist vom Schlagbolzen abgeprallt <strong>und</strong><br />
„fliegt“ zurück.<br />
Antriebskolben geht nach vorne.<br />
Flugkolben „fliegt“ noch zurück <strong>und</strong><br />
erhöht dadurch die Verdichtung<br />
(Kompression).<br />
Flugkolben kam zum Stillstand, hat<br />
Bewegungsrichtung umgekehrt <strong>und</strong><br />
„fliegt“ durch die höhere Kompression<br />
mit höherer Geschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> damit höherer Energie auf den<br />
Schlagbolzen.<br />
4<br />
5<br />
TLX-STN 20/P<br />
53. Welche Eigenschaften haben<br />
Meißelhämmer <strong>und</strong> wann<br />
werden sie verwendet?<br />
Meißelhämmer arbeiten ausschließlich<br />
mit Schlag <strong>und</strong> haben wegen des Fehlens<br />
der Rotation einen einfacheren<br />
mechanischen Aufbau. Da keine Kraftreserven<br />
für die Rotationsreibung bereitgestellt<br />
werden müssen, ist die Schlagkraft<br />
in der Regel höher als bei einem<br />
Bohrhammer gleicher Leistung. Von den<br />
äußeren Dimensionen sind Schlaghämmer<br />
etwas kleiner als leistungsgleiche<br />
Bohrhämmer <strong>und</strong> damit etwas ergonomischer.<br />
Die typischen Meißelhämmer werden<br />
bis etwa zur 11-kg-Gewichtsklasse<br />
hergestellt. Die Anwendungspositionen<br />
sind senkrecht nach unten, waagrecht<br />
<strong>und</strong> in der unteren Gewichtsklasse auch<br />
über Kopf.<br />
Meißelhämmer<br />
5-kg-Klasse<br />
10-kg-Klasse<br />
BOSCHHAMMER<br />
TLX-STN 21/P
54. Welche Eigenschaften haben<br />
Abbruchhämmer <strong>und</strong> wo werden<br />
sie verwendet?<br />
Abbruchhämmer haben dasselbe Arbeitsprinzip<br />
wie Meißelhämmer, sind aber<br />
im Gegensatz zu diesen größer, schwerer<br />
<strong>und</strong> für die Arbeitsposition senkrecht<br />
nach unten ausgelegt. Die Maschinengewichte<br />
bewegen sich im Bereich von 15<br />
bis 30 kg. Ihr Hauptvorteil ist die<br />
Anschlussmöglichkeit an das normale<br />
Stromnetz oder an mobile Stromerz<strong>eu</strong>ger<br />
<strong>und</strong> damit Unabhängigkeit von schweren<br />
Druckluftkompressoren <strong>und</strong> sperrigen<br />
Hochdruckschläuchen.<br />
Abbruchhammer<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1 Motorgehäuse<br />
2 gefederte Handgriffe<br />
3 Schlagwerksgehäuse<br />
4 Werkz<strong>eu</strong>ghalter<br />
5 Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
EWL-MEI005/G<br />
TLX-STN 22/G<br />
55. Was ist ein Nadelabklopfer <strong>und</strong><br />
wo wird er verwendet?<br />
Im Elektrowerkz<strong>eu</strong>gbereich werden Nadelabklopfer<br />
als Vorsatzgerät von Bohrhämmern<br />
angetrieben. Die Schlagenergie<br />
wird auf ein in einer Hülse geführtes<br />
Nadelbündel (meist 19 HSS-Nadeln)<br />
übertragen. Mittels dieser Nadeln können<br />
Oberflächen bearbeitet werden. Nadelabklopfer<br />
dienen zum kleinflächigen Abtrag<br />
verwitterter Betonschichten, zum<br />
Freilegen <strong>und</strong> Entrosten von Armierungseisen<br />
bei der Betonsanierung <strong>und</strong><br />
beispielsweise zur Entschlackung oder<br />
Nachbearbeitung von Schweißnähten.<br />
Nadelabklopfer<br />
1<br />
Steinbearbeitung 351<br />
2<br />
Nadelabklopfer bei Sanierungsarbeiten<br />
3<br />
1 2 3<br />
1 Nadeln<br />
2 Nadelabklopfer-Vorsatz<br />
3 Bohrhammer als Antrieb<br />
TLX-STN 23/G
352 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Befestigungstechnik in Steinwerkstoffen<br />
Der logische Weg zum richtigen Bohrverfahren<br />
Typische Baustoffe<br />
Naturgestein Beton Mauerwerkbaustoffe Plattenbauelemente<br />
PlattenmaterialVollmaterial<br />
Hammerbohren<br />
Normalbeton<br />
Leichtbeton<br />
Schlagbohren<br />
Vollsteine<br />
mit dichtem<br />
Gefüge<br />
Vollsteine<br />
mit porigem<br />
Gefüge<br />
Drehbohren<br />
Lochsteine<br />
Platten <strong>und</strong><br />
Tafeln<br />
TLX-STN T01
Befestigungstechnik in Steinwerkstoffen<br />
Der logische Weg zum richtigen Bohrer <strong>und</strong> Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Baustoff Handelsform Bauteil Bohrvorgang Bohrertyp Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
Naturgestein Granit Vollmaterial hämmernd Hammerbohrer Bohrhammer<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Marmor Vollmaterial hämmernd Hammerbohrer Bohrhammer<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Travertin Vollmaterial drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Sandstein Vollmaterial drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Steinbearbeitung 353<br />
Beton Normalbeton Vollmaterial hämmernd Hammerbohrer Bohrhammer<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Fertigbeton Vollmaterial hämmernd Hammerbohrer Bohrhammer<br />
Tafeln drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Leichtbeton Vollmaterial drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
Vollbausteine Vollziegel drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
mit dichtem in Bohrstellung<br />
Gefüge Kalksandstein leicht drehend Drehbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Bohrstellung<br />
schwer schlagend Schlagbohrer Schlagbohrmaschine<br />
in Schlagstellung<br />
TLX-STN T02
354 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
56. Welche Eigenschaften haben<br />
Winkelschleifer (Trennschleifer)<br />
<strong>und</strong> wo werden sie eingesetzt?<br />
Winkelschleifer werden in der Steinbearbeitung<br />
zum Trennen von Platten eingesetzt,<br />
wenn die notwendige Schnitttiefe<br />
nicht übermäßig tief sein muss. Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
werden Diamant-Trennscheiben<br />
verwendet. Um gefährliche<br />
Rückdrehmomente durch eventuelles<br />
Verkanten der Scheibe zu vermeiden,<br />
schreibt die Berufsgenossenschaft die<br />
Verwendung eines sogenannten<br />
Trennschlittens zwingend vor. Prinzipiell<br />
sollten beim Trennen von Stein Atemschutz<br />
<strong>und</strong> Staubabsaugung eingesetzt<br />
werden.<br />
Trennschleifer<br />
TLX-STN 24/G<br />
57. Welche Eigenschaften haben<br />
Schlitzfräsen <strong>und</strong> wo werden sie<br />
eingesetzt?<br />
Schlitzfräsen dienen zum Ziehen von tiefen<br />
Schlitzen in Gestein, Beton <strong>und</strong> Mauerwerk.<br />
Sie sind konstruktiv speziell für<br />
diesen Arbeitsfall ausgelegt <strong>und</strong> können<br />
nicht als Winkelschleifer verwendet werden.<br />
Schlitzfräsen verfügen über einen in<br />
die Maschinenkonstruktion integrierten<br />
Trennschlitten mit Absaug-Schutzhaube<br />
<strong>und</strong> einstellbarem Tiefenanschlag. Der<br />
leistungsstarke Antriebsmotor ist meist<br />
mit einer Constant-Regelelektronik <strong>und</strong><br />
Überlastschutz ausgerüstet.<br />
Schlitzfräse<br />
1 2 3<br />
4<br />
1 Antriebsmotor<br />
2 Schutzhaube<br />
3 Tiefeneinstellung<br />
4 Absauganschluss<br />
58. Welche Eigenschaften haben<br />
Nutfräsen <strong>und</strong> wo werden sie<br />
eingesetzt?<br />
Die sogenannten Mauernutfräsen gleichen<br />
in Konstruktion <strong>und</strong> Aufbau den<br />
Schlitzfräsen, sind aber im Gegensatz zu<br />
diesen mit 2 Trennscheiben ausgerüstet.<br />
Beim Einsatz werden damit 2 parallele<br />
Schlitze gezogen, der dabei entstehende<br />
Mittelsteg wird anschließend manuell<br />
ausgebrochen. Damit die Mauernutfräse<br />
noch manuell gehandhabt werden kann,<br />
ist die Leistungsgrenze bei ca. 2,5 kW angesetzt.<br />
Damit lassen sich Nuttiefen von<br />
ca. 65 mm erreichen.<br />
Mauernutfräse<br />
5 6<br />
5 Diamantscheibe<br />
6 Gr<strong>und</strong>platte<br />
(Führungschlitten)<br />
TLX-STN 25/G<br />
TLX-STN 26/G
59. Welche Eigenschaften haben<br />
Nassschleifer <strong>und</strong> wo werden sie<br />
eingesetzt?<br />
Nassschleifer sind eine Sonderausführung<br />
der Winkelschleifer <strong>und</strong> dienen<br />
zum Flachschleifen von Gesteinsoberflächen.<br />
Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g werden sogenannte<br />
Schleiftöpfe verwendet, die<br />
Umdrehungszahl liegt bei etwa 2000 Umdrehungen<br />
pro Minute. Mit entsprechend<br />
feiner Körnung der Schleiftöpfe lassen<br />
sich sehr glatte Oberflächen erzielen.<br />
Um Staubentwicklung zu vermeiden<br />
<strong>und</strong> den Schleiftopf zu spülen, wird über<br />
ein abgedichtetes Zwischenlager am Getriebeflansch<br />
während des Betriebes<br />
kontinuierlich Wasser zugeführt. Aus Sicherheitsgründen<br />
ist beim Nassschliff ein<br />
Trenntransformator oder ein FI-Schalter<br />
von der Berufsgenossenschaft zwingend<br />
vorgeschrieben.<br />
Nassschleifer<br />
1 Motorgehäuse 5 Wasserzufuhr<br />
2 Zusatzhandgriff 6 Schnellspann-<br />
3 Getriebegehäuse 6 flansch<br />
4 Lagerflansch mit 7 Schleiftopf<br />
Wasserzufuhr<br />
EWL-N TLX-STN 005/G 27/G<br />
60. Welche Eigenschaften haben<br />
Betonschleifer <strong>und</strong> wo werden<br />
sie eingesetzt?<br />
Betonschleifer sind eine Sonderausführung<br />
der Winkelschleifer <strong>und</strong> dienen<br />
zum Flachschleifen von Gesteinsoberflächen.<br />
Als Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g werden<br />
Diamant-Topfscheiben verwendet. Der<br />
Schliff erfolgt trocken <strong>und</strong> mit hohen<br />
Umdrehungszahlen. Je nach zu bearbeitendem<br />
Material werden unterschiedliche<br />
Topfscheiben eingesetzt.<br />
Wegen des Trockenschliffs <strong>und</strong> der<br />
sehr hohen Abtragskraft ist die Staubentwicklung<br />
sehr hoch. Betonschleifer sind<br />
deswegen mit einer geschlossenen<br />
Absaug-Schutzhaube ausgestattet <strong>und</strong><br />
dürfen nur zusammen mit einer leistungsstarken<br />
Absaugung (Spezialstaubsauger)<br />
verwendet werden.<br />
Betonschleifer<br />
1<br />
Steinbearbeitung 355<br />
2 3 4<br />
1 Absaugschlauch<br />
2 Antriebsmotor<br />
3 Haltebügel<br />
4 geschlossene Schutzhaube<br />
TLX-STN 28/G
356 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Systemzubehör<br />
61. Was versteht man unter<br />
Systemzubehör?<br />
Unter Systemzubehör versteht man<br />
Einsätze, Vorsätze oder Anbauteile, die<br />
konstruktiv für die Verwendung an einem<br />
bestimmten Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtyp ausgelegt<br />
sind.<br />
62. Welches Systemzubehör gibt es?<br />
Typische Systemzubehöre sind beispielsweise:<br />
– Tiefenanschläge, Absaugvorrichtungen,<br />
Staubfangeinrichtungen, Meißelvorsätze,<br />
Hammer-Winkelbohrköpfe,<br />
Bohrfutter <strong>und</strong> Adapter für Bohrhämmer<br />
– Trennschlitten <strong>und</strong> Absaughauben für<br />
Winkelschleifer<br />
– Bohrständer, Wasserfangringe, Vakuumpumpen<br />
<strong>und</strong> Anbohrhilfen für Diamant-Kernbohrmaschinen<br />
Saugfix<br />
1<br />
2<br />
3 4<br />
1 Saugglocke für Bohrer<br />
2 Anschluss für Staubsaugerschlauch<br />
3 Tiefenanschlag<br />
4 Befestigung (am Zusatzhandgriff)<br />
TLX-STN 29/G<br />
Führungsschlitten für Trenn- <strong>und</strong><br />
Winkelschleifer<br />
1 Führungsschlitten<br />
2 Schutzhaube<br />
TLX-STN 30/G<br />
63. Was ist der Nutzen von<br />
Systemzubehör?<br />
Durch das sogenannte Systemzubehör<br />
lassen sich die Einsatzmöglichkeiten<br />
eines <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>s oft erheblich<br />
erweitern. Dies bed<strong>eu</strong>tet in jedem Falle<br />
einen erhöhten K<strong>und</strong>ennutzen.<br />
2<br />
1<br />
1
Steinbearbeitung 357<br />
Arbeitssicherheit<br />
66. Welche elektrischen Gefahren<br />
gibt es <strong>und</strong> wie schützt man sich<br />
davor?<br />
64. Was versteht man unter<br />
Gegen elektrische Gefahren aus der Ma-<br />
Arbeitssicherheit?<br />
schine (Elektromotor) schützt man sich<br />
Unter Arbeitssicherheit versteht man die durch die Schutzisolation, eine Isolation<br />
Anwendung <strong>und</strong> Bedienung von Werk- zwischen allen elektrischen Teilen gez<strong>eu</strong>gen<br />
<strong>und</strong> Maschinen in der Weise, genüber den mechanischen Teilen der<br />
dass eine Gefährdung <strong>und</strong> Schädigung Maschine.<br />
des Anwenders vermieden wird.<br />
Gegen elektrische Gefahren von<br />
außerhalb der Maschine (versehentli-<br />
65. Wie kann man sich schützen? ches Berühren spannungsführender Ge-<br />
Durch die Wahl eines geeigneten Gerätes genstände mit der Maschine) schützt<br />
für die entsprechende Arbeitsaufgabe, man sich durch die Vollisolation. Diese<br />
durch die Verwendung eines Gerätes von Gefahr besteht besonders bei den Ma-<br />
einem renommierten Hersteller, der die schinen, mit denen man typischerweise<br />
geltenden Sicherheitsvorschriften einhält Wände bearbeitet, unter denen elektri-<br />
<strong>und</strong> dafür garantiert (bei sogenannten sche Leitungen liegen können, also<br />
NoName-Geräten oft nicht der Fall). Der Schlagbohrmaschinen <strong>und</strong> Bohrhäm-<br />
aktive Schutz des Anwenders beginnt mit mern.<br />
dem Lesen der Betriebsanleitung <strong>und</strong> der<br />
Sicherheitshinweise, dem zweckgebun- 67. Was bed<strong>eu</strong>tet Vollisolation?<br />
denen Einsatz des Werkz<strong>eu</strong>ges <strong>und</strong> sei- Vollisolation bed<strong>eu</strong>tet völlige Isolierung<br />
ner Sicherheitseinrichtung sowie der der elektrischen Maschinenteile von den<br />
Anwendung von persönlichen Arbeits- äußerlichen mechanischen Maschinenschutzmitteln<br />
(Brillen, Handschuhe, teilen wie Bohrfutter, Spindel, Flansch,<br />
Atemschutz etc.).<br />
Werkz<strong>eu</strong>ghalter etc. sowie konsequenter<br />
Gestaltung aller während des Betriebs<br />
möglichen Griffpositionen durch Ver-<br />
Arbeitsschutzmittel<br />
wendung von Kunststoffgehäusen.<br />
68. Wie wirkt sich die Vollisolation<br />
aus?<br />
Beim versehentlichen Anbohren von<br />
spannungsführenden Leitungen oder bei<br />
Isolationsdefekten innerhalb der Maschine<br />
wird der Anwender sicher vor<br />
einem Stromschlag geschützt.<br />
69. Trenntransformatoren <strong>und</strong> FI-<br />
Schalter, wie funktionieren sie?<br />
Trenntransformatoren trennen den<br />
TLX-STN 31<br />
Geräteanschluss von der Erdung des öffentlichen<br />
Stromnetzes <strong>und</strong> verhindern<br />
damit bei defekter Isolierung des angeschlossenen<br />
Gerätes (durch Beschädigung,<br />
Staub oder F<strong>eu</strong>chtigkeit) einen<br />
Stromfluss über den Anwender.<br />
Trenntransformatoren müssen immer unmittelbar<br />
an das Gerät angeschlossen<br />
werden. Ordnungsgemäß angeschlossene<br />
Trenntransformatoren bieten optimale<br />
Sicherheit, sind aber schwer <strong>und</strong><br />
kostenintensiv.
358 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
FI-Schalter messen den Stromfluss<br />
hinein in das angeschlossene Gerät <strong>und</strong><br />
den Rückstrom aus dem angeschlossenen<br />
Gerät heraus. Fließt durch eine defekte<br />
Isolierung (durch Beschädigung,<br />
Staub oder F<strong>eu</strong>chtigkeit) über den Anwender<br />
ein sogenannter Fehlerstrom (FI)<br />
zur Erdung <strong>und</strong> überschreitet einen bestimmten<br />
eingestellten Wert, dann erkennt<br />
dies der FI-Schalter, weil der Rückstrom<br />
um den Fehlerstrom kleiner ist als<br />
der Hinstrom. Als Folge davon unterbricht<br />
der FI-Schalter in Sek<strong>und</strong>enbruchteilen<br />
den gesamten Stromfluss: Er<br />
schaltet das Gerät vom Netz.<br />
Die eingestellte Fehlerstromhöhe liegt<br />
weit unterhalb der Gefahrengrenze für<br />
den Menschen.<br />
70. Was versteht man unter einer<br />
Sicherheitskupplung?<br />
Die Sicherheitskupplung bei Bohrhämmern<br />
verhindert beim Blockieren des Bohrers<br />
(Klemmen im Bohrloch oder bei Armierungstreffern)<br />
ein Rückdrehmoment<br />
auf den Anwender. Die Ansprechschwelle<br />
der Sicherheitskupplung ist auf die Leistung<br />
des jeweiligen Bohrhammers abgestimmt<br />
<strong>und</strong> kann nicht verändert werden.<br />
71. Wie wirkt sich eine<br />
Sicherheitskupplung aus?<br />
Speziell beim Arbeiten auf Leitern oder<br />
Gerüsten könnte die Verwendung eines<br />
Bohrhammers ohne Sicherheitskupplung<br />
fatale Folgen haben. Bei BOSCH-<br />
Hämmern wird aus diesem Gr<strong>und</strong>e die<br />
technisch aufwendige Sicherheits-Überlastkupplung<br />
eingebaut, die gegenüber<br />
einfachen Rutschkupplungen ihre Eigenschaften<br />
über die gesamte Gerätelebensdauer<br />
nicht verändert.<br />
72. Warum ist Gesteinsstaub so<br />
gefährlich?<br />
Speziell bei der Anwendung von Diamant-Trenn-<strong>und</strong><br />
Schleifscheiben können<br />
sehr hohe Staubtemperaturen entstehen.<br />
Der Staub wird dadurch in hohem Maße<br />
getrocknet <strong>und</strong> reagiert stark mit der<br />
F<strong>eu</strong>chtigkeit in den menschlichen Atemwegen.<br />
Speziell die im Gestein enthaltenen<br />
Silikate sind extrem aggressiv <strong>und</strong><br />
können sich langfristig ges<strong>und</strong>heitsschädigend<br />
auswirken.<br />
73. Wie kann man sich vor<br />
Gesteinsstaub schützen?<br />
Passiver Schutz ist das Tragen einer geeigneten<br />
Staubmaske, aktiver Staubschutz<br />
wäre die Anwendung geeigneter<br />
Staubabsaugung, z. B. durch externe<br />
Staubsauger oder durch Verwendung<br />
von <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n mit Eigenabsaugung.<br />
74. Was versteht man unter<br />
persönlichem Arbeitsschutz?<br />
Persönlicher Arbeitschutz ist z. B. das<br />
Tragen von Schutzbrille, Gehörschutz,<br />
Staubmaske, Handschuhen, Sicherheitsschuhen<br />
<strong>und</strong> passender Kleidung.<br />
75. Warum ist persönlicher<br />
Arbeitsschutz gerade bei der<br />
Steinbearbeitung so wichtig?<br />
Wegen der Splitter- <strong>und</strong> Staubentwicklung<br />
bei der Steinbearbeitung.
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
Steinbearbeitung 359<br />
Schlagbohrmaschine<br />
Bohrhammer (Hohlbohrkrone)<br />
Diamantbohrmaschine<br />
Bohrhammer (Durchbruchbohrer)<br />
Trennschleifer<br />
Betonschleifer<br />
Meißelhammer
Scheren <strong>und</strong> Nager Scheren 361<br />
Rotationsscheren 361<br />
Trennen von Blechen 362<br />
Blechscheren 363<br />
Schlitzscheren 366<br />
Nager 367<br />
Nager mit stoßendem Schnitt 368<br />
Nager mit ziehendem Schnitt 369<br />
Praktischer Umgang mit Nagern 370<br />
Schaumstoffsägen 371<br />
Schneidkapazitäten 372<br />
Der logische Weg zum geeigneten<br />
Blechbearbeitungswerkz<strong>eu</strong>g 373
Scheren<br />
1. Was versteht man unter dem<br />
Begriff „Scheren“?<br />
Unter dem Begriff „Scheren“ versteht<br />
man das Trennen eines Werkstoffes<br />
durch die Einwirkung von Scherkräften<br />
mittels der Einwirkung von zwei oder<br />
mehr gegeneinander geführten Werkz<strong>eu</strong>gschneiden.<br />
2. Was ist die wichtigste Eigenschaft<br />
des Schervorganges?<br />
Der Schervorgang erfolgt relativ schnell,<br />
was einen hohen Arbeitsfortschritt ergibt.<br />
Bei ordnungsgemäßem Zustand des<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>ges sind die Schnittkanten<br />
am Werkstück von hoher Qualität.<br />
Der abgeschnittene Span entsteht (theoretisch)<br />
endlos an einem Stück.<br />
Abscheren<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Schermesser<br />
2 Blechtafel<br />
3 Abgeschertes Material<br />
TLX-SN 01/G<br />
3. Welche Werkstoffe können mit<br />
Scheren bearbeitet werden?<br />
Das ist vom Scherentyp abhängig. Es<br />
können sowohl elastische Werkstoffe als<br />
auch Metalle bearbeitet werden.<br />
4. Welche Arten von Scheren<br />
gibt es?<br />
Elektrisch betriebene, handgeführte<br />
Scheren gibt es in den Varianten<br />
– Rotations(Universal)-Scheren<br />
– Blechscheren<br />
– Schlitz- oder Tafelscheren<br />
5. Wie erfolgt der eigentliche<br />
Schervorgang?<br />
Beim Schervorgang werden aufeinander<br />
folgende Quetschrisse im Werkstoff erz<strong>eu</strong>gt,<br />
wodurch der Werkstoff getrennt<br />
wird.<br />
Blechschere – Schneidvorgang<br />
6. Wie erfolgt der Vorschub<br />
einer Schere?<br />
Der Vorschub von Scheren im Bereich<br />
der <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> erfolgt durch den<br />
Anwender.<br />
7. Ist zum Vorschub einer Schere<br />
Kraftaufwand nötig?<br />
Ja. Je nach Materialstärke kann der<br />
Kraftaufwand erheblich sein.<br />
Rotationsscheren<br />
8. Welchen Handelsnamen hat die<br />
Rotationsschere?<br />
Rotationsscheren werden auch als<br />
Universalscheren bezeichnet.<br />
9. Wie funktioniert die<br />
Rotationsschere?<br />
Bei der Rotationsschere wird eine r<strong>und</strong>e<br />
oder vieleckige Messerscheibe rotierend<br />
an einem feststehenden Untermesser<br />
vorbeigeführt. An den Schneidkanten von<br />
Untermesser <strong>und</strong> Messerscheibe wird<br />
der Werkstoff getrennt.<br />
Kreismesser<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1 Messerschutz<br />
2 Kreismesser<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager 361<br />
3 Gegenmesser<br />
4 Führung<br />
TLX-SN 02/P<br />
TLX-SN 03/G
362 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
10. Welche Materialien lassen<br />
sich mit der Rotationsschere<br />
bearbeiten?<br />
Mit der Rotationsschere lassen sich elastische<br />
Materialien wie Kunststofffolien,<br />
Elastomere, Stoffe, Papier <strong>und</strong> Kartonagen<br />
trennen.<br />
Universalschere<br />
TLX-SN 04/G<br />
11. Welche Materialien lassen sich<br />
nicht mit der Rotationsschere<br />
bearbeiten?<br />
Alle nichtelastischen Materialien wie beispielsweise<br />
Holzwerkstoffe <strong>und</strong> Metalle.<br />
12. Welches Systemzubehör hat die<br />
Rotationsschere?<br />
Das Systemzubehör besteht aus einem<br />
Parallelanschlag <strong>und</strong> einem Kantenanschlag.<br />
Der Parallelanschlag gestattet präzises<br />
Besäumen von Kanten <strong>und</strong> die Herstellung<br />
von Materialstreifen.<br />
Der Kantenanschlag erlaubt passgerechtes<br />
Zuschneiden, beispielsweise<br />
beim Verlegen von Bodenbelägen direkt<br />
in der Verlegeposition entsprechend dem<br />
Verlauf des Boden-Wand-Überganges.<br />
13. Welche Wartungsarbeiten sind<br />
bei der Rotationsschere nötig?<br />
Die Schneidkanten des Rotationsmessers<br />
müssen von Zeit zu Zeit nachgeschärft<br />
werden. Die Rückseite des Rotationsmessers<br />
muss gelegentlich mit<br />
Schmiermittel benetzt werden.<br />
14. Welche Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
sind bei der Benützung von<br />
Rotationsscheren besonders<br />
wichtig?<br />
Der Messerschutz muss so eingestellt<br />
werden, dass nur die Messerfläche frei<br />
liegt, die der Dicke des zu schneidenden<br />
Materials entspricht.<br />
Trennen von Blechen<br />
15. Was ist beim Trennen von<br />
Blechen zu berücksichtigen?<br />
Beim Trennen von Blechen müssen die<br />
materialspezifischen Eigenschaften berücksichtigt<br />
werden.<br />
16. Welche Eigenschaften können<br />
Bleche haben?<br />
Bleche können weich, zäh, oder hart<br />
sein. In der Industrie können Bleche bis<br />
zu 50 mm Stärke haben. Im handwerklichen<br />
Betrieb werden üblicherweise Bleche<br />
bis zu 10 mm Stärke verwendet. Am<br />
häufigsten sind jedoch Blechstärken bis<br />
ca. 2 mm.<br />
17. Was ist bei harten Blechen zu<br />
beachten?<br />
Harte Bleche verursachen eine höhere<br />
Belastung an den Schneidwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
<strong>und</strong> damit auch höheren Verschleiß derselben.<br />
18. Was ist bei weichen Blechen zu<br />
beachten?<br />
Weiche Bleche wie beispielsweise geglühte<br />
Stahlbleche oder NE-Metallbleche<br />
neigen zu verstärkter Gratbildung an den<br />
Schneidkanten, wodurch die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
„verschmiert“ werden. Dies<br />
kann zu erhöhter Reibung <strong>und</strong> zum Klemmen<br />
der Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge führen.<br />
19. Welche Besonderheit haben<br />
Schwarzbleche?<br />
Die so genannten Schwarzbleche haben<br />
aufgr<strong>und</strong> ihres Herstellungsverfahrens<br />
auf ihrer Oberfläche eine Walzhaut, welche<br />
sehr hart ist. Diese Walzhaut hat eine<br />
stärkere Abnützung der Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
zur Folge.
20. Welche Besonderheit hat<br />
Edelstahl?<br />
Korrosionsbeständige Stähle, so genannte<br />
„Edelstähle“, haben wegen ihrer<br />
besonderen Legierungsbestandteile eine<br />
etwa doppelt so hohe Festigkeit wie normaler<br />
Baustahl. Die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
von Scheren <strong>und</strong> Nagern werden deshalb<br />
auch doppelt so stark beansprucht <strong>und</strong><br />
verschleißen wesentlich schneller.<br />
21. Wie verhalten sich Bleche aus<br />
Nichteisen(NE)- Metallen?<br />
Bleche aus NE-Metallen wie Aluminiumoder<br />
Kupferlegierungen sind „weicher“<br />
als Stahlbleche <strong>und</strong> verursachen weniger<br />
Verschleiß an den Schneidwerkz<strong>eu</strong>gen.<br />
Wenn sie jedoch „zu weich“ sind, verursachen<br />
sie durch stärkere Gratbildung mehr<br />
Reibung an den Schneidwerkz<strong>eu</strong>gen.<br />
22. Mit welchen Werkz<strong>eu</strong>gen werden<br />
Bleche besäumt oder getrennt?<br />
Zum Trennen oder Besäumen von Blechen<br />
werden Blechscheren <strong>und</strong> Nager<br />
verwendet.<br />
Blechscheren<br />
23. Nach welchem Prinzip arbeiten<br />
Blechscheren?<br />
Blechscheren arbeiten mittels Hubbewegung<br />
eines Schermessers, wodurch das<br />
zu schneidende Material durch aufeinander<br />
folgende Schervorgänge in einem<br />
Stück getrennt wird.<br />
Blechschere<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
1 Getriebekopf<br />
2 Antriebsmotor<br />
3 Schneidwerkz<strong>eu</strong>g<br />
4 Spanabweiser<br />
TLX-SN 05/G<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager 363<br />
24. Wie sind die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
von Scheren beschaffen?<br />
Die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge von Blechscheren<br />
bestehen aus einem Untermesser <strong>und</strong><br />
einem Obermesser. Das Untermesser ist<br />
fest im Schneidfuß gelagert, das Obermesser<br />
wird von der Maschine angetrieben<br />
<strong>und</strong> macht eine Hubbewegung.<br />
Je nach Gerätetyp können Untermesser<br />
<strong>und</strong> Obermesser fest oder einstellbar<br />
sein.<br />
Messer (Schermesser)<br />
1<br />
1 Obermesser<br />
2 Schneidfuß<br />
3 Untermesser<br />
4 Justierschraube<br />
Blechschere – Schneidvorgang<br />
2<br />
3<br />
4<br />
TLX-SN 02/P<br />
TLX-SN 06/G<br />
25. Was versteht man unter<br />
Scherspalt?<br />
Der Scherspalt ist der seitliche Abstand<br />
vom Obermesser zum Untermesser einer<br />
Schere.<br />
26. Welchen Einfluss hat<br />
der Scherspalt?<br />
Der Scherspalt beeinflusst die Qualität<br />
der Schnittkante <strong>und</strong> die Standzeit der<br />
Schermesser.
364 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schermesser<br />
Waagrechter Abstand<br />
s<br />
3<br />
2<br />
s<br />
S ><br />
10<br />
zu groß<br />
1 Obermesser<br />
2 Untermesser<br />
3 Blech<br />
S<br />
s<br />
S =<br />
10<br />
richtig<br />
s<br />
S <<br />
10<br />
zu klein<br />
1<br />
TLX-SN 07/P<br />
Senkrechter Abstand<br />
(oberer Umkehrpunkt des Obermessers)<br />
S<br />
S<br />
S<br />
1 Obermesser 2 Untermesser<br />
3 Blech<br />
1<br />
S = viel kleiner als s<br />
zu klein<br />
Arbeitsfortschritt gering<br />
S = etwas kleiner als s<br />
richtig<br />
S s<br />
zu groß<br />
Spitzenbelastung<br />
3<br />
2<br />
s<br />
TLX-SN 08/P
27. Wie wird der Scherspalt<br />
eingestellt?<br />
Der Scherspalt wird durch Verändern der<br />
Lage des Untermessers eingestellt. Dabei<br />
wird eine so genannte Fühlerlehre<br />
verwendet, damit der Abstand genau<br />
dem notwendigen Maß entspricht.<br />
28. Was versteht man unter<br />
Messerabstand?<br />
Unter dem Messerabstand versteht man<br />
die senkrechte Stellung des Obermessers<br />
zum Untermesser in der obersten<br />
Hubstellung.<br />
29. Welchen Einfluss hat<br />
der Messerabstand?<br />
Der Messerabstand bestimmt den möglichen<br />
Vorschub pro Messerhub <strong>und</strong> damit<br />
den möglichen Arbeitsfortschritt. Zusätzlich<br />
beeinflusst der Messerabstand die<br />
Belastung des Obermessers.<br />
30. Wie wird der Messerabstand<br />
eingestellt?<br />
Der Messerabstand wird durch Verändern<br />
der Lage des Obermessers eingestellt.<br />
31. Was passiert beim<br />
Schervorgang?<br />
Beim Schervorgang werden durch den<br />
Druck von Obermesser <strong>und</strong> Untermesser<br />
so hohe Scherspannungen auf das Blech<br />
erz<strong>eu</strong>gt, dass ein so genannter Quetschriss<br />
auftritt. Durch die Vorschubbewegung<br />
wird bei jedem Hub des Obermessers<br />
der Quetschriss weiter fortgesetzt,<br />
bis die entsprechende Werkstücklänge<br />
abgetrennt ist.<br />
32. Welcher Kraftaufwand ist beim<br />
Scheren nötig?<br />
Der Kraftaufwand für den Vorschub beim<br />
Scheren ist von der Blechdicke <strong>und</strong> der<br />
Spanbreite abhängig. Je dicker das<br />
Blech <strong>und</strong> je breiter der Span, umso mehr<br />
Energie wird zur Verformung des Spanes<br />
benötigt. Folglich steigt auch der nötige<br />
Kraftaufwand. Er kann bei zu breiten<br />
Spänen so hoch werden, dass ein praktischer<br />
Vorschub nicht mehr möglich ist.<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager 365<br />
33. Warum eignen sich Scheren nur<br />
zum Besäumen?<br />
Weil die Vorschubkräfte von der Spanbreite<br />
abhängig sind. Je breiter der Span,<br />
umso größer die notwendige Vorschubkraft.<br />
Man kann deshalb aus praktischen<br />
Gründen bei dickeren Blechen nur die<br />
Ränder besäumen.<br />
34. Kann man mit Scheren Platten<br />
trennen?<br />
Nur dünne Bleche (< 1 mm). Dicke Bleche<br />
kann man nicht trennen, weil die Vorschubkräfte<br />
dabei so groß werden, dass<br />
ein Trennen von Blechtafeln in der Praxis<br />
nicht mehr möglich ist.<br />
35. Welche Blechstärken können<br />
bearbeitet werden?<br />
Am häufigsten werden Bleche mit einer<br />
Dicke von 0,5 ...1,5 mm bearbeitet. Entsprechend<br />
der Maschinengröße lassen<br />
sich Bleche bis ca. 5 mm noch relativ<br />
mühelos mit handgeführten Geräten bearbeiten.<br />
Für Blechstärken über 5 ... 10 mm<br />
gibt es handgeführte Spezialscheren.<br />
36. Soll man die Schermesser<br />
schmieren?<br />
Nein. Weil handgeführte Blechscheren<br />
über keine Niederhalter verfügen, ist die<br />
Reibung des Bleches auf der Oberfläche<br />
des Untermessers sogar erwünscht, damit<br />
dünne Bleche nicht in den Scherspalt<br />
gezogen werden.<br />
37. Welche Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
sind bei der Benützung<br />
von Blechscheren besonders<br />
wichtig?<br />
Die Blechschere an sich ist wegen der relativ<br />
kleinen Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge ein sehr<br />
sicheres Gerät. Gefahr geht von dem<br />
messerscharfen Grat der geschnittenen<br />
Blechkanten aus. Es muss deshalb mit<br />
Handschuhen <strong>und</strong> einem an der Maschine<br />
angebrachten Handschutz gearbeitet<br />
werden. Wegen der scharfen<br />
Blechkanten ist das elektrische Anschlusskabel<br />
besonders gefährdet. Es<br />
sollte daher vor jedem Arbeitseinsatz des<br />
Gerätes genauestens kontrolliert werden.
366 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Spanabweiser an einer Blechschere<br />
1 Blechschere<br />
2 Spanabweiser<br />
Schlitzscheren<br />
38. Nach welchem Prinzip arbeiten<br />
Schlitzscheren?<br />
Schlitzscheren arbeiten nach demselben<br />
Gr<strong>und</strong>prinzip wie „normale“ Blechscheren.<br />
Im Gegensatz zu diesen besitzen sie<br />
aber zwei feste Untermesser.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1<br />
2<br />
Schlitzschere<br />
1 Schneidmesser<br />
2 Schneidleisten<br />
3 Lagerbolzen<br />
TLX-SN 10/G<br />
TLX-SN 11/P<br />
39. Wie sind die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
von Schlitzscheren beschaffen?<br />
Die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge der Schlitzschere<br />
bestehen aus zwei Untermessern, zwischen<br />
denen sich ein bewegliches Messer<br />
hin- <strong>und</strong> herbewegt.<br />
40. Was passiert beim<br />
Schervorgang?<br />
Beim Schervorgang wird ein streifenförmiger<br />
Span vom beweglichen Messer<br />
von unten her nach oben abgeschert. Der<br />
Span hat die Breite des Schlitzes zwischen<br />
den zwei feststehenden Messern<br />
<strong>und</strong> rollt sich nach oben schneckenförmig<br />
auf.<br />
Schneidvorgang<br />
3<br />
2<br />
1 Schneidmesser<br />
2 Schneidleisten<br />
3 Blech<br />
41. Warum kann man mit der<br />
Schlitzschere Blechplatten<br />
trennen?<br />
Weil nur der schmale, zwischen den Messern<br />
abgescherte Span verformt werden<br />
muss. Die Vorschubkräfte sind deshalb<br />
gering.<br />
42. Welche Blechstärken können<br />
bearbeitet werden?<br />
Schlitzscheren werden üblicherweise für<br />
Blechstärken bis ca. 1,5 mm eingesetzt.<br />
Bei dickeren Blechen müsste die Mechanik<br />
der Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge sehr aufwendig<br />
gestaltet werden, was sehr kostenintensiv<br />
wäre.<br />
1<br />
TLX-SN 12/P
43. Soll man die Schermesser der<br />
Schlitzschere schmieren?<br />
Im Gegensatz zur „normalen“ Blechschere<br />
wird das zu schneidende Blech<br />
von den beiden Untermessern symmetrisch<br />
gestützt. Das Schneidwerkz<strong>eu</strong>g<br />
übt deshalb eine Niederhalterfunktion<br />
aus, wodurch das Blech gut fixiert wird.<br />
Man kann <strong>und</strong> sollte deshalb die<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge schmieren.<br />
44. Kann man mit der Schlitzschere<br />
Kurven schneiden?<br />
Am besten eignet sich die Schlitzschere<br />
für gerade Schnitte. Mit speziellen Messern<br />
kann man jedoch auch Kurvenschnitte<br />
machen, wenn die Radien nicht<br />
zu klein sind.<br />
45. Welche generelle Regel gilt<br />
beim Arbeiten mit Blech- <strong>und</strong><br />
Schlitzscheren?<br />
Scheren werden stets mit laufendem<br />
Motor an das Werkstück angesetzt. Nur<br />
dadurch wird eine Überlastung des<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>ges verhindert.<br />
Nager<br />
46. Nach welchem Prinzip arbeiten<br />
Nager?<br />
Nager arbeiten nach dem Prinzip einer<br />
Stanze.<br />
47. Welche Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
haben Nager?<br />
Nager haben eine fest mit dem Maschinengehäuse<br />
verb<strong>und</strong>ene Matrize, durch<br />
die ein beweglicher Stempel gestoßen<br />
oder gezogen wird.<br />
Matrize<br />
1<br />
3<br />
2<br />
1 Matrizenhalter<br />
2 Matrize<br />
3 Stempel<br />
TLX-SN 14/G<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager 367<br />
Nager für Blechstärken<br />
bis 3,5 mm<br />
Nager für Blechstärken<br />
bis 1,6 mm<br />
TLX-SN 13/G<br />
48. Was versteht man unter einem<br />
Stempel?<br />
Der Stempel ist das bewegliche Schneidwerkz<strong>eu</strong>g<br />
eines Nagers. Er kann eine<br />
stoßende oder ziehende Funktion haben.<br />
Sein Querschnitt ist entweder rechteckig<br />
oder r<strong>und</strong>.<br />
49. Was versteht man unter einer<br />
Matrize?<br />
Die Matrize ist der feststehende Teil des<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>ges eines Nagers. Die<br />
Öffnung in der Matrize (Stanzform) muss<br />
dieselbe Form wie der Stempel haben,<br />
also rechteckig oder r<strong>und</strong>.<br />
50. Welche Arten von Nagern<br />
gibt es?<br />
Je nachdem, bei welchem Teil des Hubvorganges<br />
der Schnitt- oder Stanzvorgang<br />
erfolgt, werden Nager in die Funktionsprinzipien<br />
– stoßender Schnitt<br />
– ziehender Schnitt<br />
eingeteilt. Entsprechend diesen Funktionsprinzipien<br />
haben die Nager unterschiedliche<br />
Eigenschaften.
368 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Nager mit stoßendem Schnitt<br />
51. Was sind Nager mit stoßendem<br />
Schnitt?<br />
Bei Nagern mit stoßendem Schnitt erfolgt<br />
der Stanzvorgang bei der Abwärtsbewegung<br />
des Stempels.<br />
52. Welchen Vorteil haben Nager<br />
mit stoßendem Schnitt?<br />
Der Stempel wird beim Stanzvorgang<br />
druckbelastet. Er kann deshalb sehr<br />
hohe Stanzkräfte aufnehmen, ohne zu<br />
brechen. Er ist deshalb sehr robust. Die<br />
Späne werden nach unten ausgestoßen<br />
<strong>und</strong> lagern sich deshalb nicht auf der<br />
Matrize oder der Werkstückoberfläche<br />
ab.<br />
53. Welchen Nachteil haben Nager<br />
mit stoßendem Schnitt?<br />
Die gesamten Stanzkräfte müssen von<br />
der Matrize aufgefangen werden. Die Befestigung<br />
der Matrize am Maschinengehäuse<br />
ist einer Zugbelastung ausgesetzt<br />
<strong>und</strong> muss deshalb kräftig genug<br />
ausgeführt werden. Bei großen Nagern<br />
ist die Matrizenbefestigung relativ dick,<br />
wodurch sich eine breite Schneidspur im<br />
Material ergibt. Auch die Kurvenschnittgängigkeit<br />
ist bei großen Nagern mit<br />
stoßendem Schnitt geringer.<br />
54. Welche Stempelquerschnitte<br />
haben Nager mit stoßendem<br />
Schnitt?<br />
Bei Nagern mit stoßendem Schnitt sind<br />
Rechteckstempel <strong>und</strong> R<strong>und</strong>stempel<br />
üblich.<br />
55. Was sind die Eigenschaften des<br />
Rechteckstempels?<br />
Rechteckstempel erz<strong>eu</strong>gen Späne von<br />
rechteckigem Querschnitt. Diese Späne<br />
sind wenig scharfkantig <strong>und</strong> können<br />
leicht entsorgt werden. Die Schnittkanten<br />
im Werkstück sind von relativ guter Qualität.<br />
Der Arbeitsfortschritt ist hoch.<br />
Rechteckstempel sind robust <strong>und</strong> können<br />
zu einem gewissen Grad nachgeschärft<br />
werden. Sie müssen genau zur<br />
Matrize ausgerichtet sein <strong>und</strong> brauchen<br />
deswegen eine robuste Führung.<br />
Stanzvorgang beim Nagen<br />
Stoßend, Rechteckstempel<br />
1 Stempel<br />
2 Matrize<br />
1<br />
2<br />
4<br />
3 Blech<br />
4 Span<br />
3<br />
TLX-SN 15/P<br />
56. Was sind die Eigenschaften<br />
des R<strong>und</strong>stempels?<br />
R<strong>und</strong>stempel erz<strong>eu</strong>gen hufeisenförmige<br />
Späne mit spitzen Kanten. Sie sind<br />
schwieriger zu entsorgen als die Späne<br />
von Rechteckstempeln. Die Schnittkanten<br />
im Werkstück sind rauer, der Arbeitsfortschritt<br />
ist etwas geringer. R<strong>und</strong>stempel<br />
lassen sich rationell herstellen <strong>und</strong><br />
eignen sich sehr gut für Kurvenschnitte.<br />
Die Ausrichtung <strong>und</strong> Führung zur Matrize<br />
ist unkritisch <strong>und</strong> kann relativ einfach realisiert<br />
werden. R<strong>und</strong>stempel sind nicht<br />
nachschärfbar.
Stanzvorgang beim Nagen<br />
Stoßend, R<strong>und</strong>stempel<br />
2<br />
4<br />
1<br />
1 Stempel<br />
2 Matrize<br />
3 Blech<br />
4 Span<br />
Nager mit ziehendem Schnitt<br />
57. Was sind Nager mit ziehendem<br />
Schnitt?<br />
Bei Nagern mit ziehendem Schnitt erfolgt<br />
der Stanzvorgang bei der Aufwärtsbewegung<br />
des Stempels.<br />
58. Welchen Vorteil haben Nager mit<br />
ziehendem Schnitt?<br />
Die gesamten Stanzkräfte müssen von<br />
der Matrize aufgefangen werden. Die Befestigung<br />
der Matrize am Maschinengehäuse<br />
ist einer Druckbelastung ausge-<br />
3<br />
TLX-SN 16/P<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager 369<br />
Stanzvorgang beim Nagen<br />
Ziehend, R<strong>und</strong>stempel<br />
5<br />
1<br />
1 Stempel<br />
2 Matrize<br />
3 Blech<br />
TLX-SN 17/P<br />
setzt. Die Matrizenbefestigung kann daher<br />
kleiner als beim Nager mit stoßendem<br />
Schnitt ausgeführt werden. Zusätzlich<br />
kann die Matrize ohne besonderen Aufwand<br />
drehbar gelagert werden, wodurch<br />
sich eine ausgezeichnete Kurvengängigkeit<br />
erreichen lässt.<br />
59. Welchen Nachteil haben Nager<br />
mit ziehendem Schnitt?<br />
Der Stempel wird beim Stanzvorgang<br />
zugbelastet. Die möglichen Zugkräfte<br />
sind daher durch den Stempelquerschnitt<br />
<strong>und</strong> die Güte des Stempel-<br />
1<br />
4 Span<br />
5 Führung<br />
2<br />
4<br />
3
370 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
werkstoffes begrenzt. Er ist deshalb nicht<br />
so hoch belastbar wie der Stempel bei<br />
stoßendem Schnitt. Die Späne werden<br />
nach oben gefördert <strong>und</strong> lagern sich deshalb<br />
auf der Matrize oder der Werkstückoberfläche<br />
ab.<br />
60. Welche Stempelformen haben<br />
Nager mit ziehendem Schnitt?<br />
Nager mit ziehendem Schnitt haben<br />
R<strong>und</strong>stempel.<br />
61. Warum sind Nager mit<br />
ziehendem Schnitt besonders<br />
gut für Kurvenschnitte geeignet?<br />
Weil die Matrizenbefestigung kleiner ist<br />
<strong>und</strong> die Möglichkeit besteht, die Matrize<br />
drehbar im Maschinengehäuse zu lagern.<br />
Praktischer Umgang<br />
mit Nagern<br />
62. Welche generelle Regel gilt beim<br />
Arbeiten mit Nagern?<br />
Nager werden stets mit laufendem Motor<br />
an das Werkstück angesetzt. Nur dadurch<br />
wird eine Überlastung des<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>ges verhindert.<br />
63. Mit welchen Nagern können<br />
Trapezbleche bearbeitet<br />
werden?<br />
Entweder mit speziellen Trapezblechnagern<br />
oder mit speziellen Matrizenformen.<br />
Trapezblechnager verfügen über verlängerte<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge, die auch der<br />
Kontur von hohen Trapezblechen folgen<br />
können.<br />
Spezialmatrizen gestatten es, mit „normalen“<br />
Nagern Trapezbleche <strong>und</strong> Wellbleche<br />
mit niedriger Profilhöhe zu schneiden.<br />
64. Was ist beim Bearbeiten von<br />
Trapezblechen zu beachten?<br />
Die Schnittrichtung muss quer zur Maschinenachse<br />
erfolgen, damit das<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>g dem Verlauf des<br />
Blechprofils folgen kann, ohne dass das<br />
Maschinengehäuse den Arbeitsfortschritt<br />
behindert.<br />
Nagen von Wellblechen<br />
Mit normaler Matrize<br />
!!<br />
Kann zum Klemmen führen<br />
Mit Spezial- bzw. Universalmatrize<br />
Klemmt nicht<br />
TLX-SN 18/P<br />
Nagen von flachen Trapezblechen<br />
Nagen in Längsrichtung zur<br />
Werkz<strong>eu</strong>gachse<br />
Nagen von tiefen Trapezblechen<br />
Nagen in Querrichtung zur<br />
Werkz<strong>eu</strong>gachse<br />
TLX-SN 19/P<br />
TLX-SN 20/P
65. Welche Blechstärken können<br />
bearbeitet werden?<br />
Am häufigsten werden Bleche mit einer<br />
Dicke von 0,5 ...1,5 mm bearbeitet. Entsprechend<br />
der Maschinengröße lassen<br />
sich Bleche bis ca. 3,5 mm bearbeiten.<br />
Für Blechstärken über 5 ... 12 mm gibt es<br />
Spezialnager.<br />
66. Müssen die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
geschmiert werden?<br />
Ja. Beim Stanzvorgang wird der ausgestanzte<br />
Span durch die Matrize gedrückt,<br />
wodurch Reibung <strong>und</strong> damit Reibungswärme<br />
entsteht. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e<br />
muss eine Schmierung erfolgen, die auch<br />
die Kühlfunktion übernimmt.<br />
67. Welche Schmiermittel verwendet<br />
man am besten?<br />
Am besten eignen sich spezielle<br />
Schmiermittel, die auch eine gute Kühlfunktion<br />
haben, wie beispielsweise so<br />
genannte Schneidöle.<br />
68. Wie wird in der Praxis<br />
geschmiert?<br />
Man kann entlang der vorgesehenen<br />
Schnittlinie eine Schmiermittelspur auftragen<br />
oder das Schneidwerkz<strong>eu</strong>g regelmäßig<br />
in einen mit Schmiermittel gefüllten<br />
Behälter eintauchen.<br />
69. Welche Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
sind bei Nagern besonders<br />
zu beachten?<br />
Nager sind an sich wegen der relativ kleinen<br />
<strong>und</strong> geschützt liegenden Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
sehr sichere Geräte. Gefahr<br />
geht von dem messerscharfen Grat der<br />
geschnittenen Blechkanten aus. Es muss<br />
deshalb mit Handschuhen <strong>und</strong> einem an<br />
der Maschine angebrachten Handschutz<br />
gearbeitet werden. Wegen der scharfen<br />
Blechkanten ist das elektrische Anschlusskabel<br />
besonders gefährdet. Es<br />
sollte daher vor jedem Arbeitseinsatz des<br />
Gerätes genauestens kontrolliert werden.<br />
70. Welchen Einfluss hat die Form<br />
der Späne auf die Sicherheit?<br />
Bei der Späneform muss nach der Stempelform<br />
unterschieden werden:<br />
Rechteckstempel: Die Späneform von<br />
Nagern mit Rechteckstempel ist recht-<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager 371<br />
eckig <strong>und</strong> deshalb weitgehend ungefährlich.<br />
Die Späne sind leicht zu entsorgen.<br />
R<strong>und</strong>stempel: Die Späneform von Nagern<br />
mit R<strong>und</strong>stempel, unabhängig vom<br />
Schneideprinzip, ist, grob gesehen, hufeisenförmig<br />
mit scharfen Spitzen. Die<br />
scharfen Spitzen können Verletzungen<br />
verursachen. Weil sich die Späne mit<br />
ihren scharfen Spitzen in der Werkstückumgebung<br />
festsetzen können, ist<br />
die Entsorgung aufwendiger.<br />
Schaumstoffsägen<br />
71. Was versteht man unter einer<br />
Schaumstoffsäge?<br />
Die Schaumstoffsäge ist ein Werkz<strong>eu</strong>g<br />
zum Trennen von dicken elastischen<br />
Werkstoffen wie Schaumgummi, Elastomere,<br />
Polster <strong>und</strong> Isolationsmaterial.<br />
72. Nach welchem Prinzip funktionieren<br />
Schaumstoffsägen?<br />
Der Werkstoff wird durch die gegenläufige<br />
Hubbewegung der Sägemesser getrennt<br />
<strong>und</strong> dann rechts <strong>und</strong> links an der<br />
Sägemesserführung vorbeigeführt. Damit<br />
dies funktioniert, muss der zu schneidende<br />
Werkstoff eine gewisse Elastizität<br />
aufweisen.<br />
Schaumstoffsäge<br />
1 Antriebsmotor<br />
2 Sägemesser mit Führung<br />
3 Gleitschuh<br />
2<br />
3<br />
1<br />
TLX-SN 21/G
372 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
73. Wie sind die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
der Schaumstoffsäge<br />
beschaffen?<br />
Die Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge gleichen Sägeblättern,<br />
deren symmetrische Zahnung<br />
einseitig angeschrägt ist. Die Sägemesser<br />
laufen in einer Führungsschiene <strong>und</strong><br />
werden über Mitnehmernocken im Getriebekopf<br />
der Maschine gegenläufig hin<strong>und</strong><br />
herbewegt.<br />
74. Welche Werkstoffe können<br />
nicht mit der Schaumstoffsäge<br />
bearbeitet werden?<br />
Starre Werkstoffe wie Styrolschäume oder<br />
Styrolhartschäume können nicht bearbeitet<br />
werden, da sie sich wegen mangelnder<br />
Elastizität nicht an den Führungen der<br />
Sägemesser vorbeibewegen lassen.<br />
Stäube von diesen Werkstoffen können<br />
sich in den Führungen festsetzen, durch<br />
die Reibung schmelzen <strong>und</strong> so die Sägemesser<br />
in den Führungen verkleben.<br />
75. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für die Schaumstoffsäge?<br />
Das Systemzubehör der Schaumstoffsäge<br />
besteht aus Sägemessern <strong>und</strong> den<br />
dazugehörenden Messerführungen in<br />
verschiedenen Arbeitslängen.<br />
Schärfvorrichtung für<br />
Schaumstoff-Sägeblätter<br />
1 Sägeblatt<br />
2 Klemmstück<br />
3 Halter<br />
4 Schleifstein<br />
Schneidkapazitäten<br />
Schneidkapazität von Scheren <strong>und</strong> Nagern in Abhängigkeit vom Werkstoff<br />
Praktische Anhaltswerte für walzharte Werkstoffe. Oberflächenharte Werkstoffe haben<br />
kürzere Standzeit der Schneidwerkz<strong>eu</strong>ge zur Folge. Weiche (geglühte) Werkstoffe, speziell<br />
NE-Metalle, „schmieren“ <strong>und</strong> führen durch Klemmen unter Umständen zu Aufbauschneiden<br />
<strong>und</strong> Werkz<strong>eu</strong>gbruch.<br />
Schneidkapazität Werkstoff <strong>und</strong> Festigkeit<br />
Herstellerangabe Stahlblech Stahlblech (Fein- Korrosionsbestän- Aluminium-<br />
(Tiefziehblech) kornstahlblech) dige Stähle<br />
(„Edelstahl“)<br />
legierung *<br />
mm 400 N/mm2 600 N/mm2 600...800 N/mm2 280 N/mm2 1 1 mm 0,8 mm 0,5 mm 1,5 mm<br />
1,25 1, 25 mm 0,9 mm 0,8 mm 1,6 mm<br />
1,5 1,5 mm 1 mm 1 mm 2 mm<br />
2 2 mm 1,2 mm 1 mm 3 mm<br />
3 3 mm 1,8 mm 1,5 mm 3,5 mm<br />
3,5 3,5 mm 2 mm 1,8 mm 4 mm<br />
4 4 mm 3 mm 2 mm 4,5 mm<br />
4,5 4,5 mm 3,5 mm 2, 5mm 5 mm<br />
* Abhängig von der Legierung <strong>und</strong> dem „Schmierverhalten“ des Werkstoffes<br />
TLX-SN T01<br />
TLX-SN 22/P<br />
1<br />
3<br />
2<br />
1<br />
4<br />
2
Der logische Weg zum geeigneten<br />
Blechbearbeitungswerkz<strong>eu</strong>g<br />
Scheren <strong>und</strong> Nager 373<br />
Randbearbeitung, gerade Schnitte Hohe Schnittqualität Scheren<br />
Besäumen geringere Schnittqualität Nager<br />
hoher Arbeitsfortschritt Scheren<br />
langsamer Arbeitsfortschritt Nager<br />
hohe Vorschubkraft Scheren<br />
geringe Vorschubkraft Nager<br />
Kurven- Außenkurven Scheren<br />
schnitte Innenkurven, weite Radien Nager,<br />
Scheren<br />
Innenkurven, enge Radien Nager<br />
Trennschnitte gerade Schnitte dünne Bleche Schlitzvon<br />
Blechtafeln scheren<br />
dünne...dicke Bleche Nager<br />
normale dünne...dicke Bleche Nager<br />
Kurvenschnitte<br />
enge Kurven- dünne...mittlere Bleche Nager mit<br />
schnitte ziehendem<br />
Schnitt<br />
Ausschnitte normale dünne...dicke Bleche Nager<br />
in Blechtafeln Kurvenschnitte<br />
enge dünne...mittlere Bleche Nager mit<br />
Kurvenschnitte ziehendem<br />
Schnitt<br />
Profilbleche Wellbleche Nager<br />
(Spezialmatrize),Trapezblechnager<br />
flache Trapezbleche Nager<br />
(Spezialmatrize),Trapezblechnager<br />
hohe Trapezbleche Trapezblechnager
Fügen <strong>und</strong><br />
Farbspritzen<br />
Fügen 375<br />
Gr<strong>und</strong>lagen 375<br />
Tackern 375<br />
Heißkleben 378<br />
Löten 379<br />
Schweißen 383<br />
Farbspritzen 385
Fügen<br />
Unter Fügen versteht man das Verbinden<br />
von Bauteilen miteinander. Die spezielle<br />
Fügetechnik mittels Schraubverbindungen<br />
wurde bereits in einem speziellen<br />
Beitrag beschrieben. Im Folgenden werden<br />
weitere Fügetechniken beschrieben,<br />
soweit sie mit <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n erfolgen.<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Welche Verbindungsarten gibt es?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich wird in lösbare Verbindungen<br />
<strong>und</strong> nicht lösbare Verbindungen unterschieden.<br />
Daneben gibt es noch die so genannten<br />
bedingt lösbaren Verbindungen.<br />
2. Was sind lösbare Verbindungen?<br />
Als lösbare Verbindungen werden Verbindungen<br />
bezeichnet, welche ohne Zerstörung<br />
oder Beschädigung von Werkstück<br />
<strong>und</strong> Verbindungsmittel gelöst<br />
werden können. Typischer Vertreter der<br />
lösbaren Verbindung ist die Schraubtechnik.<br />
3. Was sind bedingt lösbare<br />
Verbindungen?<br />
Als bedingt lösbare Verbindungen kann<br />
man Verbindungen bezeichnen, welche<br />
durch die Zerstörung oder Beschädigung<br />
des Verbindungselementes gelöst werden<br />
können, ohne dass dabei das<br />
Werkstück wesentlich beschädigt wird.<br />
Typischer Vertreter der bedingt lösbaren<br />
Verbindung ist das Nageln.<br />
4. Was sind nicht lösbare<br />
Verbindungen?<br />
Als nicht lösbar werden Verbindungen<br />
bezeichnet, wenn sie nur durch Zerstörung<br />
oder Beschädigung des Verbindungsmittels<br />
<strong>und</strong> des Werkstückes<br />
gelöst werden können. Typische Vertreter<br />
der nicht lösbaren Verbindung ist das Kleben,<br />
Löten <strong>und</strong> Schweißen.<br />
5. Bei welchen Verbindungstechniken<br />
werden <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> benützt?<br />
Für die folgenden Verbindungstechniken<br />
werden <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> benützt:<br />
– Tackern (Nageln)<br />
– Heißkleben<br />
– Löten<br />
– Schweißen<br />
Die für obige Verbindungstechniken verwendeten<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> basieren auf<br />
den Funktionsprinzipien<br />
– Hubbewegung<br />
– Wärme<br />
also nicht, wie sonst für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
üblich, auf einer Rotationsbewegung.<br />
Tackern<br />
6.<br />
Was versteht man unter Tackern?<br />
Als Tackern bezeichnet man das Verbinden<br />
von zwei Werkstücken durch das Einschlagen<br />
von Verbindungsmitteln mittels<br />
eines manuell oder elektrisch betätigten<br />
Einschlagwerkz<strong>eu</strong>ges.<br />
7. Welche Verbindungsmittel<br />
benützen Tacker?<br />
Tacker benützen als Verbindungsmittel<br />
besonders geformte Nägel <strong>und</strong> Klammern.<br />
8.<br />
Was sind Tackernägel?<br />
Tackernägel haben einen viereckigen<br />
Querschnitt mit angestauchtem Kopf. Sie<br />
sind aneinandergefügt, um sie magazinfähig<br />
zu machen. Es gibt sie in unterschiedlichen<br />
Längen.<br />
9.<br />
Was sind Tackerklammern?<br />
Tackerklammern haben einen viereckigen<br />
Querschnitt <strong>und</strong> haben eine rechteckige<br />
U-Form. Sie sind aneinander gefügt,<br />
um sie magazinfähig zu machen.<br />
Es gibt sie in unterschiedlichen Längen<br />
<strong>und</strong> Breiten.<br />
10.<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 375<br />
Welche Klammertypen gibt es?<br />
Neben den unterschiedlichen Abmessungen<br />
unterscheiden sich die Klammern in<br />
– ungeharzte Klammern<br />
– geharzte Klammern<br />
– schräg angespitzte Klammern<br />
(„D“-Spitzen)
376 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Klammern<br />
A „Normal“- Klammer<br />
B geharzte Klammer<br />
C Klammer mit D-Spitzen<br />
A B C<br />
1 Harzauftrag<br />
1<br />
EWL-K007/G<br />
11. Welche Eigenschaften haben<br />
ungeharzte Klammern?<br />
Ungeharzte Klammern haben geringe<br />
Einschlagkräfte, weshalb sie überwiegend<br />
bei manuellen Tackern eingesetzt<br />
werden.<br />
12. Welche Eigenschaften haben<br />
geharzte Klammern?<br />
Geharzte Klammern sind mit einem Klebeharz<br />
beschichtet. Beim Einschlagen in<br />
das Werkstück erhitzt sich das Klebeharz<br />
örtlich durch die Reibung <strong>und</strong> wirkt wie<br />
ein Schmelzkleber, wodurch die Klammer<br />
besser im Werkstück haftet.<br />
13. Welche Eigenschaften haben<br />
schräg angespitzte Klammern?<br />
Es gibt Klammern, bei welchen die Einschlagenden<br />
gegensinnig schräg angespitzt<br />
sind. Beim Einschlagen spreizen<br />
sich diese Klammern durch die Richtungswirkung<br />
der schrägen Spitzen auf<br />
<strong>und</strong> verstärken dadurch erheblich die<br />
Haltekraft.<br />
14. Welche Werkstoffe können<br />
getackert werden?<br />
Im Regelfall können nur Holz <strong>und</strong> Holzwerkstoffe<br />
getackert werden, wenn das<br />
Holz nicht zu hart ist. Naturhölzer <strong>und</strong><br />
Sperrhölzer sind besser zu tackern, weil<br />
die Fasern eine zusätzliche Klemmkraft<br />
ausüben. Andere Holzwerkstoffe wie<br />
Spanplatten sind nur mit geharzten<br />
Klammern einigermaßen gut zu tackern.<br />
15. Welche Werkstoffe können nicht<br />
getackert werden?<br />
Alle harten Werkstoffe wie beispielsweise<br />
Metalle, Steinwerkstoffe, Glas <strong>und</strong> harte<br />
Kunststoffe.<br />
16. Welche Tackerwerkz<strong>eu</strong>ge gibt es?<br />
Die Tackerwerkz<strong>eu</strong>ge sind vielfältig. Die<br />
bekanntesten Typen sind:<br />
– Handtacker<br />
– Hammertacker<br />
– Elektrotacker<br />
– Drucklufttacker<br />
Tacker<br />
Elektrotacker<br />
Handtacker<br />
Hammertacker<br />
EWL-T001/G
17. Welche Eigenschaften haben<br />
Handtacker?<br />
Im Handtacker wird durch eine Hebelbetätigung<br />
im Griff des Tackers manuell<br />
eine Feder gespannt. Nach Erreichen<br />
einer konstruktiv vorgegebenen Federvorspannung<br />
wird die Feder schlagartig<br />
freigegeben. Die Feder treibt mit der in ihr<br />
gespeicherten Energie über einen<br />
Schlagbolzen die Klammer in das Werkstück.<br />
Im Tackergehäuse ist das Klammermagazin<br />
untergebracht.<br />
18. Welche Eigenschaften haben<br />
Hammertacker?<br />
Schlagtacker werden ähnlich wie Hämmer<br />
benützt. Sie wirken durch die Wucht<br />
des Schwunges. Beim Anschlag treibt ein<br />
Schlagbolzen durch die Schwungmasse<br />
des Gerätes die Klammer in das Werkstück.<br />
Das Klammermagazin befindet sich<br />
im Handgriff.<br />
19. Welche Eigenschaften haben<br />
Elektrotacker?<br />
Elektrotacker gleichen in der Form etwa<br />
dem Handtacker, sind aber größer. Sie enthalten<br />
ein elektromechanisches Schlagwerk,<br />
bei dem ein Magnet den Schlagbolzen<br />
betätigt. Durch eine vorgeschaltete<br />
Elektronik kann die Schlagstärke in gewissen<br />
Grenzen vorgewählt werden. Dadurch<br />
lässt sich die Schlagkraft auf den Werkstoff<br />
des Werkstückes <strong>und</strong> auf die Größe der<br />
Klammern <strong>und</strong> Nägel einstellen. Im Gerät<br />
ist meist ein Universalmagazin vorhanden,<br />
wodurch Klammern verschiedener Breite<br />
<strong>und</strong> Länge, aber auch Nägel untergebracht<br />
werden können.<br />
20. Welche Eigenschaften haben<br />
Drucklufttacker?<br />
Drucklufttacker gleichen in ihrer Funktion<br />
etwa den Elektrotackern, der Antrieb des<br />
Schlagbolzens erfolgt aber durch einen<br />
Druckluftzylinder. Da die Einschlagenergie<br />
schlagartig zur Verfügung stehen muss, ist<br />
bei Drucklufttackern ein Druckluftreservoir<br />
im Gerät untergebracht, wodurch der<br />
Tacker große Abmessungen hat. Auch der<br />
relativ unflexible Druckluftschlauch macht<br />
Drucklufttacker etwas unhandlich. Man<br />
setzt Drucklufttacker deshalb nur dort ein,<br />
wo die außerordentlich hohe Schlagkraft<br />
notwendig ist, beispielsweise als Nagler in<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 377<br />
der Holz verarbeitenden Industrie <strong>und</strong> im<br />
Zimmereihandwerk.<br />
Elektrotacker<br />
6<br />
7<br />
8<br />
1 Magnetspule<br />
2 Magnetanker<br />
3 Mitnehmer<br />
4 Stößel<br />
5 Rückholfeder<br />
10<br />
3<br />
2<br />
4<br />
5<br />
9<br />
1<br />
6 Regler<br />
7 Bedienhebel<br />
8 Microschalter<br />
9 Einstellschieber<br />
10 Magazin<br />
Wird die Magnetspule (1) mit Strom<br />
versorgt, so wird der Magnetanker (2)<br />
schlagartig nach unten gezogen. Er<br />
nimmt über den Mitnehmer (3) den<br />
Stößel (4) mit. Dieser schlägt aus dem<br />
Magazin (10) eine Klammer in den<br />
Werkstoff. Danach wird der Magnetanker<br />
(2) durch die Rückholfeder wieder in die<br />
Ausgangslage zurückgedrückt.<br />
EWL-T011/P
378 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
21. Wie sicher sind Tacker?<br />
Tacker sind außerordentlich sicher, wenn<br />
sie bestimmungsgemäß verwendet werden.<br />
Sie sollten stets auf dem Werkstück<br />
betätigt werden, niemals sollte mit ihnen<br />
frei „geschossen“ werden. Viele Tacker<br />
verfügen deshalb über eine Sicherheitsmechanik,<br />
die ein Auslösen nur dann ermöglicht,<br />
wenn der Tacker aufgesetzt<br />
ist.<br />
Heißkleben<br />
22. Was versteht man unter<br />
Heißkleben?<br />
Unter Heißkleben versteht man Verklebungen<br />
von Klebstoffen, welche sich unter<br />
Hitzeeinwirkung verflüssigen. Sie werden<br />
in flüssigem Zustand auf die Klebeflächen<br />
aufgebracht. Nach dem<br />
Zusammenfügen der Klebeflächen in<br />
heißem Kleberzustand muss die Klebestelle<br />
bis zum Erkalten des Klebers fixiert<br />
sein. Erst dann hat der Kleber seine Endfestigkeit.<br />
Ern<strong>eu</strong>te Wärmezufuhr kann<br />
den Kleber wieder verflüssigen, wodurch<br />
die Klebekraft wieder aufgehoben wird.<br />
Schmelzkleber<br />
23. Welche Eigenschaften haben<br />
Heißkleber?<br />
Heißkleber haben eine Temperaturbeständigkeit<br />
bis etwa 50 °C. Darüber hinaus<br />
verlieren sie schnell an Festigkeit. Es gibt<br />
sie in verschiedenen Farben <strong>und</strong> Härtegraden.<br />
Sie eignen sich nicht für dauernde<br />
Wasser- <strong>und</strong> Lösungsmitteleinwirkung,<br />
sind aber gut alterungsbeständig.<br />
24. Welche Werkstoffe können<br />
verklebt werden?<br />
Alle Werkstoffe mit saugfähigen oder<br />
porösen Oberflächen, welche entsprechend<br />
hitzebeständig sind. Typische<br />
Werkstoffe sind Holz, Holzwerkstoffe,<br />
Steinwerkstoffe <strong>und</strong> Faserwerkstoffe wie<br />
Gewebe, Leder, Karton <strong>und</strong> Papier.<br />
25. Welche Werkstoffe können nicht<br />
verklebt werden?<br />
Alle Werkstoffe mit glatter, nicht saugfähiger<br />
Oberfläche wie Glas, Metall <strong>und</strong> glatte<br />
Kunststoffe. Im Zweifelsfall sind Klebeproben<br />
zu machen.<br />
Hitzeempfindliche Kunststoffe wie z. B.<br />
Polystyrolschäume können nicht verklebt<br />
werden.<br />
Typ Heißkleber<br />
Basis EVA-Polymerisat<br />
Klebetechnik Schmelz-/Heißkleben<br />
Vikosität dPas fest<br />
Verarbeitungszeit bei 20 °C Raumtemperatur ca. 15 sec bei 120 °C<br />
Aushärten, Abbinden handfest –<br />
funktionsfest wenige Minuten<br />
endfest nach Abkühlung<br />
Temperaturbeständigkeit °C 40 ...50<br />
Beständigkeit in aus- Wasser bedingt<br />
gehärtetem Zustand Lösungsmittel bedingt<br />
Alterung gut<br />
Wasseraufnahme % n. a.<br />
Nicht geeignet für PE, PP, PTFE, Silikon<br />
KLE-T02
26. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet man zum Heißkleben?<br />
Zum Heißkleben werden so genannte<br />
Heißklebepistolen verwendet.<br />
Heißklebepistole<br />
1<br />
1 Schmelzdüse<br />
2 Schmelzklebestick<br />
27. Welche Eigenschaften haben<br />
Heißklebepistolen?<br />
Heißklebepistolen verfügen über eine<br />
Heizpatrone <strong>und</strong> ein Vorschubsystem.<br />
Mittels des manuell betätigten Vorschubsystems<br />
wird der stabförmige<br />
Klebstoff durch die Heizpatrone gedrückt.<br />
Er wird innerhalb der Heizpatrone<br />
erhitzt <strong>und</strong> tritt dann verflüssigt<br />
durch eine Düse aus. Die Temperatur<br />
der Heizpatrone ist elektronisch geregelt,<br />
weshalb es auch im Dauerbetrieb<br />
nicht zur Überhitzung kommt.<br />
28. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für Heißklebepistolen?<br />
Das Systemzubehör der Heißklebepistolen<br />
besteht aus unterschiedlich geformten<br />
Düsen <strong>und</strong> aus einer Ablage mit<br />
Tropfschale.<br />
29. Wie verhält es sich mit der<br />
Sicherheit von Heißklebepistolen?<br />
Heißklebepistolen sind elektrisch sehr sicher,<br />
sollten allerdings wie alle Elektrogeräte<br />
in eingeschaltetem Zustand nicht<br />
unbeaufsichtigt bleiben. Durch die hohe<br />
Schmelztemperatur von 150 … 180 °C<br />
des Klebers ist bei der Anwendung allerdings<br />
Vorsicht nötig, um Verbrennungen<br />
zu vermeiden.<br />
2<br />
EWL-H004/G<br />
Löten<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 379<br />
30. Was versteht man unter Löten?<br />
Löten ist ein Verfahren zum Herstellen einer<br />
nicht lösbaren Verbindung von zwei<br />
oder mehr Werkstücken aus gleichen oder<br />
verschiedenen, jedoch für das Löten geeigneten<br />
Metallen unter Verwendung eines<br />
Zusatzmaterials (Lot), dessen<br />
Schmelzpunkt unter dem der zu fügenden<br />
Metalle liegt.<br />
Löten<br />
A<br />
B<br />
A<br />
B<br />
A Benetzen der Lötfläche<br />
B Kapillarwirkung zieht das Lot<br />
in den Spalt<br />
EWL-MVT007/P<br />
Zusätzlich kommen Flussmittel zur Anwendung,<br />
um eine Oxidbildung an der
380 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Lötstelle zu verhindern. Die Lötverbindung<br />
entsteht durch feste Benetzung des<br />
Lotes an den Fügeflächen, wobei es in deren<br />
Randzone einlegiert. Die Einteilung<br />
der Lötverfahren erfolgt nach der Arbeitstemperatur.<br />
Vorteilhaft gegenüber der<br />
Schweißtechnik ist, dass das Lot sich<br />
durch Kapillarwirkung in engen Spalten<br />
(ca. 0,05 … 0,2 mm) hineinzieht <strong>und</strong> hierdurch,<br />
z. B. bei Rohrverlötungen, eine<br />
großflächige Verbindung schafft.<br />
31. Welche Lötverfahren gibt es?<br />
Die Einteilung der Lötverfahren erfolgt<br />
nach der Arbeitstemperatur in<br />
– Weichlöten<br />
– Hartlöten<br />
Die Arbeitstemperatur ist die niedrigste<br />
Oberflächentemperatur des Werkstückes,<br />
bei der das Lot sich benetzen,<br />
ausbreiten <strong>und</strong> sich am Werkstück binden<br />
kann.<br />
32. Was ist Weichlöten?<br />
Weichlöten findet bei Temperaturen unterhalb<br />
von 450 °C statt. Als Lot werden<br />
Zinn oder Zinn-Blei-Lote verwendet.<br />
Weichlote mit einer Schmelztemperatur<br />
bis 200 °C werden als Schnelllote oder<br />
Sickerlote bezeichnet. Die Wärmezufuhr<br />
erfolgt bei kleinen Werkstücken durch<br />
Kolbenlötung mittels eines elektrisch<br />
oder mit Brennstoff betriebenen Lötkolbens.<br />
Großflächige Werkstücke werden<br />
durch Flammlötung (gasbetriebene Lötbrenner)<br />
erhitzt. Andere Weichlötverfahren<br />
sind das Erhitzen mittels Heißluftgebläsen,<br />
welche sich gut für Rohrverbindungen<br />
kleinen Durchmessers eignen.<br />
33. Was ist Hartlöten?<br />
Hartlötungen sind Verbindungen mit<br />
Loten, deren Schmelzpunkt über 450 °C<br />
liegt. Hierzu werden Lote aus Kupfer/Zink<br />
(Messinglote) oder Kupfer/Zink/Silber<br />
(Silberlote) verwendet. Hartlötungen erfolgen<br />
durchweg als Flammlötung.<br />
34. Warum benötigt man Flussmittel?<br />
Flussmittel sind nötig, um nach vorhergegangener<br />
Reinigung der Lötstelle die Bildung<br />
einer den Lötvorgang behindernden<br />
Oxidschicht zu vermeiden, damit das Lot<br />
die Fügeflächen vollständig benetzen<br />
kann.<br />
35. Was ist beim Umgang mit<br />
Flussmitteln zu beachten?<br />
Mit Ausnahmen von Kolophonium (Harz),<br />
welches bei Weichlötungen in der Elektrotechnik<br />
verwendet wird, sind Flussmittel<br />
aggressiv. Nach Beendigung des Lötvorganges<br />
müssen gr<strong>und</strong>sätzlich alle Flussmittelreste<br />
werden.<br />
n<strong>eu</strong>tralisiert <strong>und</strong> entfernt<br />
36. Welche Werkstoffe können<br />
gelötet werden?<br />
Die meisten Nichteisen-(NE-)Metalle können<br />
sehr gut gelötet werden, Eisenmetalle<br />
<strong>und</strong> Leichtmetalle teilweise nur mit umfangreichen<br />
Vorbereitungen oder gar nicht.<br />
37. Welche Werkstoffe können nicht<br />
gelötet werden?<br />
Alle Nichtmetallischen Werkstoffe können<br />
nicht gelötet werden.<br />
38. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet man zum Löten?<br />
Zum Löten können folgende <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet werden:<br />
– Lötkolben<br />
– Lötpistolen<br />
– Heißluftgebläse<br />
Jedes der oben genannten Geräte hat<br />
seinen speziellen Einsatzbereich, für den<br />
es besonders gut geeignet ist. Alle oben<br />
genannten Geräte sind jedoch nur für das<br />
Weichlöten (Niedrigtemperaturlöten) geeignet.<br />
Für das so genannte Hartlöten<br />
(Hochtemperaturlöten) können sie nicht<br />
verwendet werden.<br />
Lötkolben<br />
1<br />
Lötpistole<br />
2<br />
1<br />
1 Lötspitze<br />
2 Heizpatrone<br />
3 Handgriff<br />
4 Transformator<br />
4<br />
3<br />
3<br />
EWL-L008/G
Lote<br />
Lotart Kurzname wesentliche Legierungs- Schmelz- Mindesttem- Eigenschaften<br />
bestandteile bereich des peratur am vorzugsweise Verwendung<br />
Mittelwerte Lotes Werkstück<br />
Massenanteil in % °C °C<br />
Weichlote (Auswahl aus DIN 1707)<br />
Blei- L-PbSn 20 Sb 3 20 Sn; max. 3 Sb; Rest Pb 186 ... 270 270 Weichlöten im Karosseriebau.<br />
Zinnweichlote L-PbSn 12 Sb 12 Sn; max. 0,7 Sb; Rest Pb 250 ... 295 295 Weichlöten von Kupfer im Kühlerbau.<br />
L-PbSn 40 (Sb) 40 Sn; max. 0,5 Sb; Rest Pb 183 ... 235 235 Verzinnen; Weichlöten von Feinblechpackungen.<br />
L-PbSn 8 (Sb) 8 Sn; max. 0,5 Sb; Rest Pb 280 ... 305 305 Weichlöten von Elektromotoren; Kühlerbau.<br />
Zinn- L-Sn 63 Pb 63 Sn; Rest Pb 183 183 Wellenlöten von gedruckten Schaltungen.<br />
Bleiweichlote L-Sn 60 Pb 60 Sn; Rest Pb 183 ... 190 190 Verzinnen von Kupfer <strong>und</strong> -legierungen in der<br />
Elektroindustrie.<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 381<br />
Zinn- L-Sn 63 PbAg 63 Sn; max. 1,5 Ag; Rest Pb 178 178 Wellenlöten von gedruckten Schaltungen.<br />
Bleiweichlote L-Sn 60 PbCu 2 60 Sn; max. 2 Cu; Rest Pb 183 ... 190 190 Kolbenlöten von Kupfer <strong>und</strong> -legierungen in der<br />
Elektroindustrie.<br />
mit Ag-, Cu- L-Sn 60 PbCuP 60 Sn; max. 0,2 Cu; 183 ... 190 183 ... 190 Tauchlöten von Kupfer <strong>und</strong> -legierungen in der<br />
oder P-Zusatz max. 0,004 P; Rest Pb Elektroindustrie.<br />
Sonder- – 57 Bi; 26 In; Rest Sn 79 79 Weichlöten von wärmeempfindlichen Teilen;<br />
weichlote Schmelzsicherungen.<br />
L-Snln 50 50 Sn; Rest In 117 ... 125 125 Weichlöten von Glas/Metall.<br />
L-SnAg 5 max. 5 Ag; Rest Sn 221 ... 240 240 Weichlöten von Kupfer in der Elektroindustrie <strong>und</strong><br />
bei der Wasserinstallation.<br />
L-SnSb 5 max. 5,5 Sb; Rest Sn 230 ... 240 240 Weichlöten von Kupfer in der Kältetechnik <strong>und</strong><br />
bei der Wasserinstallation.<br />
L-SnCu 3 max. 3,5 Cu; Rest Sn 230 ... 250 250 Weichlöten von Kupfer bei der Wasserinstallation.<br />
L-SnZn 10 max. 15 Zn; Rest Sn 200 ... 250 250 Ultraschall-Weichlöten von Aluminium <strong>und</strong> Kupfer<br />
L-ZnAl 5 max. 6 Al; Rest Zn 380 ... 390 390 ohne Flussmittel.<br />
MVT-T01
382 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
39. Was sind die Eigenschaften von<br />
Lötkolben?<br />
Elektrische Lötkolben bestehen aus einem<br />
Heizelement, durch welches eine<br />
meist aus Kupfer bestehende Lötspitze<br />
beheizt wird. Die Heizpatrone ist elektrisch<br />
<strong>und</strong> thermisch isoliert an einem<br />
Handgriff befestigt. Die Heizleistung von<br />
Lötkolben erstreckt sich über einen weiten<br />
Bereich von ca. 5 … 500 Watt. Die<br />
Typen niedriger Leistung werden für Lötungen<br />
im Elektronikbereich, die Typen<br />
hoher Leistung im Installationsbereich<br />
angewendet. Elektrische Lötkolben sind<br />
kostengünstig herzustellen <strong>und</strong> eignen<br />
sich, wenn sie thermisch geregelt sind,<br />
auch für Dauerbetrieb. Nachteilig ist die<br />
ständige Leistungsaufnahme <strong>und</strong> die bei<br />
großen Lötkolben lange Aufheiz- <strong>und</strong><br />
Abkühlzeit.<br />
40. Was sind die Eigenschaften von<br />
Lötpistolen?<br />
Lötpistolen arbeiten nach dem Transformatorprinzip.<br />
Die Netzspannung wird<br />
durch einen in der Lötpistole befindlichen<br />
Transformator auf die sehr geringe Spannung<br />
von wenigen Volt heruntertransformiert.<br />
Diese geringe Sek<strong>und</strong>ärspannung<br />
wird über die drahtförmige Lötspitze<br />
kurzgeschlossen. Durch den dabei durch<br />
die Lötspitze fließenden Strom erhitzt<br />
sich diese auf Löttemperatur. Vorteil der<br />
Lötpistolen ist die nur Sek<strong>und</strong>en währende<br />
Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühlzeit. Sie sind deshalb<br />
ideal für kleine Lötarbeiten, bei<br />
denen der Zeitvorteil wichtig ist. Nachteilig<br />
ist das Gewicht der Lötpistolen durch<br />
den eingebauten Trafo <strong>und</strong> der dadurch<br />
auch höhere Preis.<br />
41. Was sind die Eigenschaften von<br />
Heißluftgebläsen?<br />
Heißluftgebläse eignen sich nur dann<br />
zum Löten, wenn die zu lötenden Werkstücke<br />
durch den Heißluftstrom genügend<br />
schnell auf Löttemperatur<br />
gebracht werden können. Da der Heißluftstrom<br />
auch die Umgebung der Lötstelle<br />
erwärmt, sind Lötungen im Elektronik-Elektrobereich<br />
nicht möglich. Bei<br />
dünnwandigen Kupferrohren, beispielsweise<br />
von Fußbodenheizungen, sind Lötungen<br />
möglich.<br />
Heißluftgebläse<br />
Stabform<br />
Pistolenform<br />
EWL-H005/G<br />
42. Welche Lötmethoden gibt es noch?<br />
Alle anderen Lötmethoden insbesondere<br />
im Hochtemperaturbereich werden im<br />
handwerklichen Bereich mittels Löt- oder<br />
Schweißbrennern (als so genannte<br />
Flammlötungen) durchgeführt.<br />
43. Welche Sicherheitsaspekte gibt<br />
es beim Löten?<br />
Gefährdung besteht bei Berührung mit<br />
den erhitzten Teilen der Lötgeräte <strong>und</strong><br />
dem erhitzten Werkstück.<br />
Die Flussmittel enthalten sehr oft<br />
ätzende Bestandteile. Der Kontakt damit<br />
muss vermieden werden.<br />
Die beim Löten entstehenden Dämpfe<br />
können die Atemwege schädigen. Die<br />
Dämpfe müssen deshalb abgesaugt werden,<br />
bzw. es sind entsprechende Atemschutzmasken<br />
zu verwenden.<br />
44. Warum können die beim Löten entstehenden<br />
Dämpfe gefährlich sein?<br />
Bei der Verwendung aggressiver Flussmittel<br />
geht das Flussmittel eine Verbindung<br />
mit der Oxidhaut des zu lötenden<br />
Metalls ein. Beim Lötvorgang erhitzt sich<br />
das Flussmittel <strong>und</strong> verdampft teilweise<br />
dabei. Die im Dampf enthaltenen Stoffe<br />
reizen die Atemwege <strong>und</strong> können bleibende<br />
Schäden verursachen.
Schweißen<br />
45. Was versteht man unter<br />
Schweißen?<br />
Schweißverbindungen sind unlösbare<br />
Verbindungen. Die Schweißverbindung<br />
(Schweißnaht) hat, je nach Schweißverfahren,<br />
ähnliche oder gleiche Eigenschaften<br />
wie der Gr<strong>und</strong>werkstoff. Beim<br />
Schweißen wird Hitze angewendet,<br />
wodurch der Gr<strong>und</strong>werkstoff an der<br />
Schweißstelle auf Schmelztemperatur<br />
erhitzt wird. Die Schweißung kann bei<br />
bestimmten Schweißnahtformen ohne<br />
Zusatzwerkstoff (Schweißzusatz) erfolgen,<br />
meist wird jedoch ein Schweißwerkstoff<br />
aus demselben Material zugeführt.<br />
Die bei Kunststoffen angewendete<br />
Schweißtechnik nennt man Schmelzschweißen<br />
<strong>und</strong> bezeichnet das Verbinden<br />
von Werkstoffen mit Hilfe eines örtlich auf<br />
die Schweißstelle begrenzten Schmelzflusses<br />
unter Einwirkung von außen zugeführter<br />
Wärme ohne Druck.<br />
Die folgenden Beschreibungen beschränken<br />
sich auf das Schweißen von<br />
Kunststoffen.<br />
46. Was sind Schweißzusätze?<br />
Unter einem Schweißzusatz versteht<br />
man dasjenige Material, welches der<br />
Schweißnaht meist in Draht- oder Stabform<br />
zugeführt wird. Der Schweißzusatz<br />
verflüssigt sich <strong>und</strong> verbindet sich in der<br />
Schweißnaht mit dem Material des<br />
Werkstückes.<br />
47. Welche Schweißzusätze werden<br />
verwendet?<br />
Die Schweißzusätze bestehen prinzipiell<br />
aus dem gleichen oder geringfügig legierten<br />
Werkstoff wie das zu schweißende<br />
Werkstück. Im Falle von Kunststoffen bestehen<br />
sie aus demselben Material wie<br />
das zu schweißende Werkstück.<br />
48. Welche Werkstoffe können<br />
geschweißt werden?<br />
Die meisten Metalle können sehr gut geschweißt<br />
werden.<br />
Außer den Metallen können nur noch<br />
bestimmte Kunststoffe aus der Gruppe<br />
der Thermomere (Thermoplaste), z. B.<br />
PVC, geschweißt werden.<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 383<br />
Typische Schweißnahtformen<br />
nach DIN 1912<br />
Stumpfstoß:<br />
T-Stoß:<br />
K-Naht (mit<br />
Doppelkehlnaht)<br />
Eckstoß:<br />
Eck-Stumpfnaht<br />
Bördelnaht:<br />
V-Naht<br />
V-Naht mit<br />
Wurzellage<br />
X-Naht<br />
Kehlnaht<br />
einfach<br />
Kehlnaht<br />
doppelt<br />
Ecknaht<br />
Eck-X-Naht<br />
Stirn-Flachnaht<br />
Stirn-Fugennaht<br />
Lochschweißung:<br />
EWL-MVT014/P<br />
Kehlnaht<br />
einfach
384 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
49. Welche <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verwendet man zum Schweißen?<br />
Zum Schweißen von Kunststoffen verwendet<br />
man Heißluftgebläse. Die typischen<br />
Bauformen sind Geräte in Pistolenform<br />
<strong>und</strong> in Stabform. Sie eignen sich<br />
ausschließlich zum Schweißen von<br />
Kunststoffen. Die zum Schweißen von<br />
Metallen notwendigen hohen Temperaturen<br />
werden von den Heißluftgebläsen<br />
nicht erreicht.<br />
Das Schweißen von Kunststoffen ist<br />
ein recht komplexer Vorgang, bei dem<br />
eine Menge Erfahrung notwendig ist um<br />
einwandfreie Ergebnisse zu erreichen.<br />
Wichtigstes Kriterium ist eine konstante<br />
Temperatur des Heißluftstromes.<br />
Heißluftgebläse<br />
Stabform<br />
Pistolenform<br />
EWL-H005/G<br />
50. Welche Eigenschaften haben<br />
Heißluftgebläse?<br />
Die wichtigsten Komponenten eines Heißluftgebläses<br />
sind das Heizelement, das<br />
Luftgebläse <strong>und</strong> der Temperaturregler. Das<br />
meist mehrstufig ausgelegte Luftgebläse<br />
fördert einen kontinuierlichen Luftstrom<br />
durch das Heizelement, wodurch die Luft<br />
erhitzt wird. Sie tritt dann als gerichteter<br />
Heißluftstrom aus der Düse aus. An geeigneter<br />
Stelle, meist im Luftauslassbereich,<br />
ist ein Temperaturfühler eingebaut, der die<br />
Temperatur misst <strong>und</strong> als elektrisches Signal<br />
einem elektronischen Temperaturregler<br />
zuführt. Der Temperaturregler st<strong>eu</strong>ert die<br />
Stromzufuhr zum Heizelement derart, dass<br />
die vom Anwender an einem Stellrad vorgewählte<br />
Temperatur erreicht <strong>und</strong> konstant<br />
gehalten wird. Die sich am Luftauslass einstellende<br />
Temperatur wird meist über eine<br />
skalierte LED-Anzeige angezeigt.<br />
Der von Heißluftgebläsen erz<strong>eu</strong>gte<br />
Heißluftstrom ist meist im Bereich von<br />
50...600°C einstellbar.<br />
Heißluftgebläse<br />
4<br />
3<br />
1 Motor<br />
2 Regelplatine<br />
3 Schalter<br />
2<br />
1<br />
51. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für Heißluftgebläse?<br />
Das Systemzubehör von Heißluftgebläsen<br />
besteht aus speziell geformten<br />
Düsen, welche auf den Heißluftauslass<br />
aufgesteckt werden. Häufig gebrauchte<br />
Düsen sind:<br />
Flächendüse<br />
großflächige Verteilung der Heißluft zum<br />
Trocknen, Vorwärmen <strong>und</strong> zum Farbentfernen.<br />
Winkeldüse<br />
Umlenkdüse für den Heißluftstrahl.<br />
Reflektordüse<br />
zum Erwärmen von Schrumpfschläuchen<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls zum Löten von<br />
Rohren.<br />
5<br />
7<br />
6<br />
8<br />
4 Regler<br />
5 Gebläse<br />
6 Heizung<br />
7 Temperatursensor<br />
8 Blende<br />
EWL-HL001/P
Glasschutzdüse<br />
zum Schutz wärmeempfindlicher Werkstoffe<br />
wie Glas, Polyäthylene, Polypropylene,<br />
Hart- <strong>und</strong> Weich-PVC.<br />
Reduzierdüse<br />
erforderlich für alle Zusatzdüsen.<br />
Schweißschuhdüse<br />
zum Kunststoffschweißen bis 5 mm<br />
Kunststoff-Schweißdraht.<br />
Schneiddüse<br />
zum Schneiden von Hartschaum <strong>und</strong><br />
Styropor.<br />
Schlitzdüse<br />
zum überlappenden Schweißen von<br />
PVC-Folien.<br />
Stumpfschweißdüse<br />
zum Stumpfschweißen von Kunststoffprofilen<br />
<strong>und</strong> Kunststoffrohren.<br />
Verlängerungsdüse<br />
zur Erwärmung schwer zugänglicher<br />
Stellen.<br />
Winkeldüse<br />
zum flächigen Umlenken des Heißluftstrahls.<br />
Düsen für Heißluftgebläse<br />
A<br />
B<br />
E<br />
A Flächendüse<br />
B Reflektordüse<br />
C Winkeldüse<br />
D Schneiddüse F<br />
E Schweißdüse<br />
F Schweißspiegel<br />
zum Stumpfschweißen<br />
EWL-D013/G<br />
52. Welche Sicherheitsmaßnahmen<br />
sind bei Heißluftgebläsen zu<br />
beachten?<br />
Im Bereich des Heißluftauslasses <strong>und</strong> der<br />
eventuell aufgesteckten Düsen herrschen<br />
sehr hohe Temperaturen. Die Berührung<br />
C<br />
D<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 385<br />
mit diesen Teilen muss vermieden werden.<br />
Daneben erhitzt sich auch das<br />
Werkstück dementsprechend. Da die<br />
austretende Heißluft bei hoher Temperatureinstellung<br />
in der Lage ist, leicht entzündliche<br />
Gegenstände wie beispielsweise<br />
Stoffe, Pappe, Papier <strong>und</strong> Holz zu<br />
entzünden, muss der Arbeitsbereich frei<br />
von Gegenständen sein.<br />
53. Was muss bei Heißluftgebläsen<br />
stets beachtet werden?<br />
Wie alle Hitze erz<strong>eu</strong>genden Geräte dürfen<br />
sie in eingeschaltetem Zustand niemals<br />
unbeobachtet bleiben. Auch ist darauf zu<br />
achten, dass bereits ausgeschaltete<br />
Heißluftgebläse eine relativ lange Abkühlphase<br />
haben, während der noch eine Gefährdung<br />
von der Restwärme am Luftaustritt<br />
ausgehen kann.<br />
Farbspritzen<br />
54. Was versteht man unter<br />
Farbspritzen?<br />
Farbspritzen nennt man das mechanische<br />
Zerstäuben von flüssigen Farbstoffen,<br />
vorzugsweise zum Beschichten von<br />
Oberflächen.<br />
55. Welche Farben <strong>und</strong> Lacke<br />
können verspritzt werden?<br />
Es können alle Farben <strong>und</strong> Lacke verspritzt<br />
werden, die dafür zugelassen sind<br />
<strong>und</strong> deren Viskosität so eingestellt werden<br />
kann, dass sie sich verspritzen lassen. Bestimmte<br />
Farbstoffe <strong>und</strong> Imprägnierflüssigkeiten,<br />
welche Giftstoffe enthalten,<br />
dürfen wegen der Ausbreitung <strong>und</strong> der<br />
Atemgefährdung nicht verspritzt werden.<br />
Hierzu sind die Anwendungsvorschriften<br />
der Hersteller zwingend zu befolgen.<br />
56. Welche Aufgabe hat der<br />
Verdünner?<br />
Durch das Beimischen von Verdünner<br />
wird die Farbe in ihrer Viskosität so eingestellt,<br />
dass sie spritzfähig wird.<br />
57. Was versteht man unter<br />
Viskosität?<br />
Die Viskosität ist ein Maß für die<br />
Fließfähigkeit von Flüssigkeiten. Dünnflüssige<br />
Stoffe (z. B. Wasser) haben bei-
386 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
spielsweise eine geringe Viskosität, dickflüssige<br />
Stoffe (z. B. Schmieröl) haben<br />
eine hohe Viskosität. Bei der Anwendung<br />
von Farbspritzgeräten bezeichnet man<br />
mit der Viskosität auch die Spritzfähigkeit.<br />
Wie misst man die Spritzfähigkeit?<br />
Die Spritzfähigkeit von Farbe <strong>und</strong> Lack ist<br />
abhängig von ihrer Zähflüssigkeit. Man<br />
ermittelt die Spritzfähigkeit mit einem 100<br />
cm3 58.<br />
fassenden Messgefäß, das eine Auslaufbohrung<br />
von 4 mm aufweist, bei einer<br />
Raumtemperatur von 20 °C. Die Flüssigkeit<br />
muss durch diese Bohrung vollkommen<br />
auslaufen, hierbei wird die Auslaufzeit<br />
ermittelt. Maßeinheit ist die DIN-sec,<br />
das heißt, ist die gemessene Zeit 55 Sek<strong>und</strong>en,<br />
dann schreibt man 55 DIN-sec.<br />
Spritzpistolen können Flüssigkeiten bis<br />
80 DIN-sec verarbeiten.<br />
Spritzfähigkeit<br />
(Messgefäß)<br />
1<br />
2<br />
1 Becher mit 100 ccm Inhalt<br />
2 Auslaufdüse Ø 4 mm<br />
EWL-S043/G<br />
59. Was passiert, wenn die Farbe zu<br />
dünnflüssig ist?<br />
Wenn die Farbe zu dünnflüssig ist, lässt<br />
sie sich gut spritzen, erbringt aber nicht<br />
die gewünschte Deckungskraft. Bei geneigten<br />
oder senkrechten Flächen neigt<br />
sie zur Tränenbildung.<br />
60. Was passiert, wenn die Farbe zu<br />
dickflüssig ist?<br />
Je dickflüssiger eine Farbe ist, umso<br />
mehr neigt sie beim Spritzen zur Tropfenbildung,<br />
wodurch eine ungleichmäßige<br />
Farboberfläche entsteht. Wenn die Farbe<br />
zu dickflüssig ist lässt sie sich nicht mehr<br />
verspritzen.<br />
61. Welche Werkstoffe können<br />
imprägniert werden?<br />
Unter Imprägnieren versteht man das<br />
Eindringen der Imprägnierungsflüssigkeit<br />
in den Werkstoff, beispielweise von Holzschutzmitteln<br />
in Hölzer. Voraussetzung<br />
für die Imprägnierung ist, dass der Werkstoff<br />
porös oder faserig ist, damit die<br />
Flüssigkeit eindringen kann. Homogene<br />
Werkstoffe wie Metalle <strong>und</strong> Kunststoffe<br />
können deshalb nicht imprägniert werden,<br />
Holz <strong>und</strong> Holzwerkstoffe nur dann,<br />
wenn die Fasern <strong>und</strong> Poren offen liegen.<br />
Gehobelte oder gefräste Oberflächen,<br />
welche sehr glatt sind, können unter Umständen<br />
die Aufnahme der Flüssigkeit<br />
verhindern. In diesen Fällen müssen die<br />
Poren vor der Imprägnierung durch leichtes<br />
Überschleifen geöffnet werden.<br />
62. Welche Werkstoffe können<br />
lackiert werden?<br />
Alle Werkstoffe, deren Oberfläche eine<br />
bestimmte Mindestrauigkeit besitzt oder<br />
deren Oberfläche durch die Farbe etwas<br />
angelöst wird, können dauerhaft lackiert<br />
werden. In der Praxis bed<strong>eu</strong>tet dies, dass<br />
fast alle Werkstoffe lackiert werden können.<br />
Ausnahmen bestehen lediglich bei<br />
Glas, bestimmten Kunststoffen <strong>und</strong> keramischen<br />
Werkstoffen. Im Zweifelsfall<br />
muss eine Probe durchgeführt werden.<br />
63. Was passiert, wenn Spuren von<br />
Silikonen auf der zu lackierenden<br />
Oberfläche sind?<br />
Silikone verhindern die Haftung der Farbe auf<br />
dem Untergr<strong>und</strong>. Sie läuft entweder gleich<br />
ab oder blättert nach dem Trocknen ab.<br />
64. Welche Farbspritzverfahren<br />
gibt es?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gibt es zwei Farbspritzverfahren:<br />
– luftloses Spritzen<br />
– Spritzen mit Druckluft<br />
65. Was versteht man unter<br />
luftlosem Farbspritzen?<br />
Beim luftlosen Spritzverfahren wird die<br />
Farbe oder die zu verspritzende Flüssigkeit<br />
aus dem Vorratsbehälter zu einer
Spritzdüse gefördert <strong>und</strong> dort mit so<br />
hohem Druck ausgestoßen, dass nach<br />
Verlassen der Düse ein feiner Farbnebel<br />
entsteht.<br />
66. Welche Eigenschaften hat das<br />
luftlose Farbspritzen?<br />
Die Farbe wird entweder aus einem direkt<br />
am Spritzgerät angebrachten Vorratsbehälter<br />
zur Düse gefördert oder, bei Geräten<br />
mit hohem Mengendurchsatz, aus einem<br />
externen Vorratsbehälter über einen<br />
Schlauch zur Spritzpistole gepumpt.<br />
Beim luftlosen Spritzen entsteht ein relativ<br />
eng begrenzter Farbnebel, dessen<br />
Ausbreitung recht gut durch den Anwender<br />
kontrolliert werden kann.<br />
67. Was versteht man unter<br />
Druckluftspritzen?<br />
Beim Spritzen mit Druckluft wird die<br />
Farbe oder die zu verspritzende Flüssigkeit<br />
von der Druckluft aus dem Vorratsbehälter<br />
gesaugt, zu einer Spritzdüse gefördert<br />
<strong>und</strong> nach Verlassen der Düse<br />
durch die Druckluft so zerstäubt, dass ein<br />
feiner Farbnebel entsteht.<br />
Druckluft-Farbspritzpistole<br />
EWL-D051/P<br />
68. Welche Eigenschaften hat<br />
Druckluftspritzen?<br />
Druckluftspritzpistolen verfügen über<br />
einen Vorratsbehälter, aus dem die Farbe<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 387<br />
zunächst durch die Schwerkraft in einen<br />
Mischkanal läuft, wo sie durch die vorbeiströmende<br />
Druckluft mitgerissen <strong>und</strong><br />
durch eine Düse gefördert wird. Nach<br />
Verlassen der Düse wird die Farbe durch<br />
zwei oder mehr gerichtete Druckluftstrahlen<br />
in feinste Tröpfchen zerrissen <strong>und</strong> als<br />
feinster Sprühnebel verblasen. Die Mengenleistung<br />
ist sehr hoch, der Sprühnebel<br />
entsprechend ausgebreitet <strong>und</strong> voluminös.<br />
69. Welche elektrischen Spritzgeräte<br />
gibt es?<br />
Im Bereich der <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> haben<br />
sich hauptsächlich elektromagnetisch<br />
angetriebene luftlose Spritzpistolen<br />
durchgesetzt. Von geringerer Bed<strong>eu</strong>tung<br />
sind Geräte mit elektrisch angetriebenem<br />
Kleinkompressor.<br />
70. Was sind die Eigenschaften<br />
von elektromagnetischen<br />
Spritzpistolen?<br />
Elektromagnetisch angetriebene Spritzpistolen<br />
sind luftlose Druckpistolen, die mit<br />
einer elektromagnetisch betriebenen Kolbenpumpe<br />
ausgerüstet sind. Durch den<br />
50-Hz-Wechselstrom wird die Kolbenpumpe<br />
über den Anker eines Elektromagneten<br />
mit 100 Hüben pro Sek<strong>und</strong>e<br />
betätigt. Durch das Schwingen des Magnetankers<br />
entsteht der für diese Spritzpistolen<br />
typische Brummton. Im Saughub<br />
wird die Farbe aus dem Vorratsbehälter<br />
angesaugt <strong>und</strong> im Druckhub unter hohem<br />
Druck durch die Spritzdüse ausgestoßen.<br />
Der Hub des Pumpenmagneten kann mechanisch<br />
verändert werden, wodurch die<br />
abgespritzte Farbmenge pro Zeiteinheit<br />
verändert werden kann. Durch die besondere<br />
Geometrie der Düse <strong>und</strong> des Rückschlagventils<br />
kann über die Farbmenge<br />
auch der Zerstäubungsgrad entsprechend<br />
der Viskosität der Farbe eingestellt<br />
werden. Der Mengendurchsatz beträgt<br />
je nach Größe der Spritzpistolen zwischen<br />
etwa 80 g/min bis etwa 350 g/min.<br />
Wegen des im Gegensatz zu Druckluftspritzpistolen<br />
relativ eng begrenzten<br />
Farbnebels kann der Farbauftrag sehr<br />
genau positioniert <strong>und</strong> dosiert werden.<br />
Die Auswirkungen des Farbnebels auf die<br />
Umgebung sind d<strong>eu</strong>tlich geringer als die<br />
Drucklufspritzpistolen.
388 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Spritzpistole<br />
1 Stator<br />
2 Spule<br />
3 Schwinganker<br />
4 Einstellschraube<br />
5 Pumpkolben<br />
6 Kugelventil<br />
6a Kugel<br />
6b Druckfeder<br />
7 Saugrohr<br />
8 Sieb<br />
9 R<strong>und</strong>strahldüse<br />
10 Schalter<br />
11 Pumpzylinder<br />
12 Unterdruck<br />
13 Spritzgut<br />
Antrieb<br />
Der Stator (1) <strong>und</strong> die Spule (2)<br />
bilden einen Elektromagneten.<br />
Wird die Spule (2) durch Betätigen<br />
des Schalters (10) unter<br />
Wechselspannung gesetzt, so<br />
schwingt die Spule (2) mit der<br />
Frequenz der Wechselspannung<br />
(50Hz) hin <strong>und</strong> her.<br />
Über den Schwinganker (3)<br />
wird die Bewegung auf den<br />
Pumpkolben (5) übertragen.<br />
Spritzvorgang<br />
A Durch den nach vorne stoßenden<br />
Pumpkolben (5) wird das im<br />
Pumpzylinder (11) befindliche Spritzgut<br />
(13) komprimiert.<br />
B Wird der Druck im Pumpzylinder (11)<br />
stärker als die Kraft der Druckfeder (6b),<br />
so hebt die Kugel (6a) ab <strong>und</strong> das<br />
Spritzgut (13) strömt in Richtung der<br />
R<strong>und</strong>strahldüse (9).<br />
C Geht der Pumpkolben (5) zurück,<br />
schließt das Kugelventil (6) den<br />
Pumpzylinder (11) <strong>und</strong> es entsteht<br />
ein Unterdruck (12), solange der Pumpkolben<br />
(5) die Bohrung zum Saugrohr (7)<br />
noch verschließt.<br />
D Gibt der Pumpkolben (5) die Bohrung zum<br />
Saugrohr (7) frei, so sorgt der<br />
Unterdruck (12) im Pumpzylinder (11)<br />
dafür, dass Spritzgut (13) aus dem<br />
Saugrohr (7) nachgesaugt wird.<br />
Da der hier beschriebene Vorgang 50-mal<br />
pro Sek<strong>und</strong>e abläuft, entsteht ein fast<br />
konstanter Druck an der R<strong>und</strong>strahldüse<br />
<strong>und</strong> so ein gleichmäßiger Sprühnebel.<br />
7<br />
9<br />
6<br />
5<br />
1<br />
9<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
6b<br />
2<br />
6a<br />
12<br />
10<br />
8<br />
13<br />
7<br />
11 5<br />
3<br />
4<br />
EWL-S084/P
Spritzpistole<br />
1 2 3<br />
1 Düse<br />
4 Antriebsmagnet<br />
2 Pumpengehäuse 5 Dosierschraube<br />
3 Farbbehälter<br />
EWL-S044/G<br />
71. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für Spritzpistolen?<br />
Das Systemzubehör für elektromagnetisch<br />
betriebene Farbspritzpistolen besteht<br />
aus unterschiedlichen Düsen, zusätzlichen<br />
verschließbaren Vorratsbehältern,<br />
Farbsieben <strong>und</strong> einem Messgefäß<br />
zum Einstellen der Viskosität der Farbe.<br />
Strahlformen<br />
Stechstrahl<br />
Flachstrahl<br />
Kegelstrahl<br />
4<br />
5<br />
EWL-S046/G<br />
72. Wie wird in der Praxis gespritzt?<br />
In der Spritztechnik ist es sehr wichtig,<br />
dass der Farbfilm hauchdünn <strong>und</strong> gleichmäßig<br />
aufgetragen wird. Durch das<br />
flächenparallele Führen der Spritzpistole<br />
mit gleichbleibender Geschwindigkeit<br />
kann man die besten Ergebnisse erzielen.<br />
Gespritzte Flächen benötigen kurze<br />
Trockenpausen, bevor die zweite oder<br />
dritte Schicht aufgetragen wird, damit die<br />
Tropfen- <strong>und</strong> Schlierenbildung, besonders<br />
an geneigten oder senkrechten<br />
Flächen, vermieden wird.<br />
Spritztechnik<br />
C<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 389<br />
A<br />
EWL-S045/G<br />
73. Welche Bed<strong>eu</strong>tung kommt der<br />
Reinigung zu?<br />
Die Maßtoleranzen des Pumpenkolbens,<br />
der Farbkanäle <strong>und</strong> der Düse sind präzise<br />
in sehr engen Bereichen abgestimmt.<br />
Kleinste Verunreinigungen können deshalb<br />
Störungen verursachen <strong>und</strong> das<br />
Spritzergebnis verschlechtern. Betriebsstörungen<br />
werden so gut wie immer<br />
durch mangelnde Reinlichkeit verursacht.<br />
Saubere, gesiebte Farbe <strong>und</strong> eine sorgfältige<br />
Reinigung des Spritzgerätes nach<br />
Gebrauch sind deshalb außerordentlich<br />
wichtig.<br />
B<br />
A Parallel zur Oberfläche spritzen<br />
B Falsch! beim Schwenken wird<br />
Farbauftrag ungleichmäßig<br />
C Einzelne Farbschichten jeweils<br />
kr<strong>eu</strong>zweise zueinander spritzen
390 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
74. Wie reinigt man am besten das<br />
Spritzgerät?<br />
Zur Reinigung verwendet man den für die<br />
verspritzte Farbe geeigneten Verdünner.<br />
Nach der kompletten Reinigung füllt man<br />
den Vorratsbehälter mit Verdünner <strong>und</strong><br />
verspritzt den Inhalt mittels der Spritzpistole<br />
in ein Sammelgefäß. Hierdurch werden<br />
die Pumpe <strong>und</strong> die Düse gründlich<br />
gereinigt. Der im Sammelgefäß aufgefangene<br />
Verdünner wird in ein verschließbares<br />
Vorratsgefäß abgefüllt <strong>und</strong> kann für<br />
den nächsten Reinigungsvorgang wiederverwendet<br />
werden.<br />
75. Welche Schutzmaßnahmen<br />
müssen beim Farbspritzen<br />
beachtet werden?<br />
Der Farbnebel besteht aus feinstverteilten<br />
Farbtröpfchen, die wegen ihres Anteils<br />
an Lösungsmitteln hochentzündlich<br />
sein können. Im Umfeld von F<strong>eu</strong>er oder<br />
Funken bildenden Gegenständen darf<br />
deshalb niemals gespritzt werden.<br />
Da die meisten Lösungsmittel, unter<br />
Umständen auch die Farbpartikel, ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />
sein können, darf der<br />
Farbnebel nicht in die Atemwege gelangen.<br />
Das Tragen von geeigneten Atemschutzmasken<br />
ist deshalb unverzichtbar.<br />
Um die Augen vor dem Farbnebel zu<br />
schützen, sollte eine geschlossene<br />
Schutzbrille getragen werden.
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Fügen <strong>und</strong> Farbspritzen 391<br />
Elektrotacker<br />
Klebepistole<br />
Klebepistole<br />
Lötpistole<br />
Farbe entfernen<br />
Kunststoff schweißen<br />
Farbspritzen
Elektronische<br />
Messtechnik<br />
Gr<strong>und</strong>lagen 393<br />
Längenmessung, Flächenmessung,<br />
Volumenmessung 394<br />
– Digitale Maßbänder 394<br />
– Ultraschall-Entfernungsmesser 395<br />
– Laser-Entfernungsmesser 396<br />
Neigungsmessung 397<br />
Winkelmessung 398<br />
Metallortung 399<br />
Nivellierung 401<br />
– Punktlaser 401<br />
– Rotationslaser 402<br />
– Prisma 404<br />
Arbeitssicherheit 405<br />
Der logische Weg zum<br />
elektronischen Messwerkz<strong>eu</strong>g 406
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was ist Messen?<br />
Unter Messen versteht man das Feststellen<br />
von Eigenschaften eines Gegenstandes<br />
(Messobjekt) durch praktischen<br />
Vergleich mit bekannten Dimensionen<br />
(Messgrößen).<br />
2. Welche Messverfahren gibt es?<br />
Die Messverfahren werden eingeteilt in:<br />
– direkte Messverfahren<br />
– indirekte Messverfahren<br />
innerhalb dieser Messverfahren werden<br />
unterschiedliche Methoden angewendet:<br />
– analoges Messen<br />
– digitales Messen<br />
– Einzelmessung<br />
– stetige Messung<br />
Direktes Messen<br />
Beim direkten Messen wird der Messwert<br />
unmittelbar erfasst, zum Beispiel durch<br />
Anlegen eines Maßstabs an den Gegenstand.<br />
Indirektes Messen<br />
Beim indirekten Messverfahren wird eine<br />
gesuchte Messgröße in eine andere physikalische<br />
Größe umgewandelt, um sie<br />
sichtbar zu machen. Zum Beispiel wird<br />
eine elektrische Größe über ein Messinstrument<br />
in eine mechanische Größe<br />
(Ausschlag des Zeigers) umgewandelt.<br />
Analoges Messen<br />
Messverfahren, bei dem die gemessene<br />
Größe kontinuierlich erfasst <strong>und</strong> angezeigt<br />
wird. Der gemessene Wert wird als<br />
Teil des gesamten Messbereiches angezeigt.<br />
Typische Beispiele: Messinstrument<br />
mit Zeiger, Uhrenzifferblatt mit Zeigern.<br />
Digitales Messen<br />
Messverfahren, bei dem analoge Signale<br />
vor der Verarbeitung durch das Messgerät<br />
in digitale Signale umgewandelt werden,<br />
bzw. ein digitales Signal wie Impulse direkt<br />
verarbeitet wird. Als Anzeige dient ein<br />
digitales Instrument oder Display.<br />
Einzelmessung<br />
Bei der Einzelmessung wird zum Beispiel<br />
eine feste Entfernung zwischen zwei<br />
Elektronische Messtechnik 393<br />
festen Punkten ein einziges Mal gemessen<br />
<strong>und</strong> angezeigt.<br />
Stetige Messung<br />
Bei der stetigen Messung wird eine sich<br />
verändernde Größe, zum Beispiel eine<br />
Drehzahl, oder eine sich verändernde<br />
Entfernung fortlaufend gemessen <strong>und</strong><br />
angezeigt.<br />
3. Welche Messgeräte werden im<br />
handwerklichen Bereich<br />
bevorzugt eingesetzt?<br />
Die üblicherweise eingesetzten Messgeräte<br />
arbeiten entweder mechanisch<br />
oder elektronisch.<br />
4. Welche mechanischen Messgeräte<br />
<strong>und</strong> Messungen sind im<br />
Handwerk gebräuchlich?<br />
Üblich sind die folgenden Messgeräte<br />
<strong>und</strong> Messungen:<br />
– Zollstöcke, Messlatten, Maßbänder zur<br />
Längenmessung. Mittels der Längenmessung<br />
lassen sich durch manuelle<br />
Multiplikation Flächen <strong>und</strong> Volumen ermitteln.<br />
– Wasserwaagen zur Ermittlung von Abweichungen<br />
zur Waagrechten <strong>und</strong><br />
Senkrechten<br />
– Winkelmesser zum Erfassen von Winkelgraden.<br />
– Schlauchwasserwaage zum Feststellen<br />
von Höhenunterschieden <strong>und</strong> Nivellieren<br />
5. Welche elektronischen<br />
Messgeräte sind im Handwerk<br />
gebräuchlich?<br />
Üblich sind die folgenden elektronischen<br />
Messgeräte:<br />
– Entfernungsmesser zur Längenmessung.<br />
Flächen <strong>und</strong> Volumen werden bei<br />
bestimmten Messgerätetypen elektronisch<br />
ermittelt.<br />
– Neigungsmesser zur Ermittlung von<br />
Abweichungen zur Waagrechten <strong>und</strong><br />
Senkrechten.<br />
– Winkelmesser zum Erfassen von Winkelgraden.<br />
– Ortungsgeräte zur Feststellung von<br />
Metallteilen in Baustoffen.<br />
– Nivelliergeräte auf Laserbasis zur Feststellung<br />
<strong>und</strong> Markierung von Höhenunterschieden<br />
<strong>und</strong> zum Nivellieren.
394 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Längenmessung,<br />
Flächenmessung,<br />
Volumenmessung<br />
6. Wozu dient die Längenmessung?<br />
Die Längenmessung ist das wichtigste<br />
aller Messverfahren, weil mit ihr als<br />
Gr<strong>und</strong>lage nicht nur Entfernungen, sondern<br />
auch Flächen <strong>und</strong> Volumen errechnet<br />
werden können.<br />
7. Welche Verfahren zur Längenmessung<br />
gibt es?<br />
– Es gibt Vergleiche mit einem bekannten<br />
Maß (Meterstäbe, Maßbänder,<br />
elektro-mechanische Maßbänder)<br />
– Es gibt geometrisch optische Verfahren<br />
(Triangulation, Winkelvermessung)<br />
– Es gibt Laufzeitverfahren (Ultraschall,<br />
Licht/Laser, Mikrowellen/Radar)<br />
8. Welche Eigenschaften haben<br />
Maßstäbe <strong>und</strong> Maßbänder?<br />
Sie müssen an den zu messenden Gegenstand<br />
angelegt werden<br />
9. Welche Eigenschaften haben<br />
Winkelvermessungsverfahren<br />
(Triangulation)?<br />
Sie sind sehr aufwendig <strong>und</strong> haben nur<br />
einen eingeschränkten Messbereich.<br />
10. Welche Eigenschaften haben<br />
Laufzeitverfahren?<br />
Sie sind sehr universell anwendbar, es<br />
kann berührungslos gemessen werden.<br />
Es sind akustische <strong>und</strong> optische Laufzeitverfahren<br />
üblich, bei optischen Messverfahren<br />
kann der Zielpunkt sichtbar<br />
dargestellt werden.<br />
Elektromechanische<br />
Maßbänder<br />
(Digitale Maßbänder)<br />
11. Wie funktionieren digitale<br />
Maßbänder?<br />
Beim Auszug eines metallenen Maßbandes<br />
wird die ausgezogene Länge durch<br />
ein elektronisches Zählwerk erfasst <strong>und</strong><br />
auf einem Display angezeigt.<br />
Elektromechanische Längenmessung<br />
(Prinzip)<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
1 LED-Lichtquellen<br />
2 Gelochtes Maßband<br />
3 Fotozellen<br />
01/P<br />
4 Zählwerk<br />
5 Speicher<br />
6 Display TLX-IMT<br />
12. Welche Besonderheit hat ein<br />
digitales Maßband?<br />
Die ausgezogene Länge kann sowohl von<br />
der Vorderkante als auch von der Hinterkante<br />
des Maßbandgehäuses aus<br />
gemessen werden. Dies ist wichtig bei<br />
Innenmaßen, zum Beispiel beim Ausmessen<br />
von Rahmen.<br />
1<br />
2
13. Welchen Vorteil hat das digitale<br />
Maßband gegenüber einem<br />
normalen Maßband?<br />
Beim digitalen Maßband können die gemessenen<br />
Werte durch den eingebauten<br />
Rechner weiterverarbeitet werden (z.B.<br />
addiert oder subtrahiert werden).<br />
14. Für welche Messungen sind<br />
Maßbänder besonders geeignet?<br />
Mit Maßbändern kann sehr gut um Ecken<br />
herum gemessen werden. Nur mit<br />
Maßbändern kann man auf einfache<br />
Weise Umfänge von Säulen <strong>und</strong> Zylindern<br />
messen.<br />
Ultraschall-<br />
Entfernungsmesser<br />
15. Wie funktioniert ein Ultraschall-<br />
Entfernungsmesser?<br />
Bei der Messung wird ein Ultraschallsignal<br />
ausgesendet. Das Schallsignal wird<br />
vom Messobjekt reflektiert <strong>und</strong> als Echo<br />
zurückgeworfen. Aus der Zeitspanne<br />
zwischen Aussenden <strong>und</strong> Empfangen<br />
des Schallsignals wird von der Elektronik<br />
die Entfernung ermittelt.<br />
Ultraschall-Entfernungsmessung<br />
(Prinzip)<br />
6 5<br />
9 8 7<br />
1<br />
1 Oszillator<br />
2 Ultraschallsender<br />
3 gesendete Schallimpulse<br />
4 Messziel<br />
5 reflektierte Schallimpulse (Echo)<br />
6 Ultraschallempfänger<br />
7 Laufzeitvergleich<br />
8 Speicher<br />
9 Display<br />
2<br />
3<br />
4<br />
TLX-IMT 02/P<br />
Elektronische Messtechnik 395<br />
16. Was ist bei Messungen in<br />
Innenräumen zu beachten?<br />
Die Strecke zwischen dem Messgerät<br />
<strong>und</strong> dem Messobjekt muss frei von Hindernissen<br />
sein.<br />
17. Was passiert, wenn in der Messstrecke<br />
Gegenstände wie Säulen,<br />
Hängelampen oder Einrichtungsgegenstände<br />
wie Tische <strong>und</strong><br />
Stühle vorhanden sind?<br />
An diesen Gegenständen kann das<br />
Schallsignal teilweise reflektiert werden<br />
<strong>und</strong> Fehlmessungen verursachen.<br />
Ultraschall-Entfernungsmessung<br />
Ungestörte Messung:<br />
Reflexionsfläche gerade,<br />
Messung korrekt.<br />
Gestörte Messung:<br />
Reflexionsfläche geneigt,<br />
führt zu Fehlecho.<br />
Gestörte Messung:<br />
Hindernisse führen zu<br />
Fehlecho.<br />
TLX-IMT 03/P
396 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
18. Wo können Ultraschall-Entfernungsmesser<br />
vorzugsweise<br />
benützt werden?<br />
In leeren, hindernisfreien Räumen mit geraden,<br />
rechtwinkligen Wänden.<br />
19. Welchen Einfluss haben schräge<br />
Wände (Mansarden) oder<br />
gebogene Messflächen auf das<br />
Messergebnis?<br />
Durch Teilreflexionen, sogenannte Nebenechos,<br />
kann das Messergebnis verfälscht<br />
werden.<br />
20. Kann man gegen Schallschluckwände,<br />
Isolierungen oder Stoffbespannungen<br />
messen?<br />
Nein. Das Schallsignal wird weitgehend<br />
absorbiert („geschluckt“), wodurch es zu<br />
Fehlmessungen kommen kann.<br />
21. Was kann bei der Messung im<br />
Freien das Messergebnis<br />
beeinflussen?<br />
Bei Regen kann es durch Teilreflexionen<br />
des Schalls an den Regentropfen kommen,<br />
bei starken Wind kann sowohl die<br />
Schallausbreitung als auch das Echo<br />
„weggeblasen“ werden, wodurch es zu<br />
Fehlmessungen kommt.<br />
22. Was ist der Hauptvorteil des<br />
Ultraschall-Entfernungsmessers?<br />
Er ist kostengünstig <strong>und</strong> hat für Messungen<br />
in leeren Räumen eine gute Genauigkeit.<br />
Laser-Entfernungsmessung<br />
(Prinzip)<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
1<br />
1 Prozessor<br />
2 Modulator<br />
3 Laser<br />
4 Laserstrahl<br />
5 Messziel<br />
2<br />
6 Reflexion<br />
7 Empfänger<br />
8 Laufzeitvergleich<br />
9 Display<br />
3<br />
4<br />
5<br />
TLX-IMT 04/P<br />
Laser-Entfernungsmesser<br />
23. Wie funktioniert ein<br />
Laser-Entfernungsmesser?<br />
Bei der Messung wird ein Laserstrahl<br />
ausgesendet. Das Laserlicht wird vom<br />
Messobjekt reflektiert. Die Reflexion wird<br />
von einem Sensor im Entfernungsmesser<br />
erfasst. Aus der Zeitspanne zwischen<br />
Aussenden <strong>und</strong> Empfangen des Lasersignals<br />
wird von der Elektronik die Entfernung<br />
ermittelt.<br />
24. Was ist bei Messungen in<br />
Innenräumen zu beachten?<br />
Die Strecke zwischen dem Messgerät <strong>und</strong><br />
dem Messobjekt muss frei von Hindernissen<br />
sein. Dies bed<strong>eu</strong>tet, dass an Hindernissen<br />
vorbeigemessen werden muss.<br />
25. Für was benötigt man eine<br />
Zieltafel (Reflektor)?<br />
Zieltafeln sind mit einer stark reflektierenden<br />
Beschichtung versehen, die das Lasersignal<br />
im Zielpunkt für den Sensor im<br />
Entfernungsmesser besonders d<strong>eu</strong>tlich<br />
macht.<br />
26. Wann sollte man einen Reflektor<br />
oder eine reflektierende Zieltafel<br />
verwenden?<br />
Immer dann, wenn das Messziel<br />
schlechte Reflexionseigenschaften hat,<br />
sehr weit entfernt ist oder zu dunkel ist.<br />
27. Wann sollte man einen Reflektor<br />
oder eine reflektierende Zieltafel<br />
nicht verwenden?<br />
Immer dann, wenn sehr kurze Abstände<br />
oder stark reflektierende Flächen angemessen<br />
werden.<br />
28. Können Rauch, Staub oder Regen<br />
die Messung beeinflussen?<br />
Ja, weil dadurch der Messstrahl absorbiert<br />
oder teilweise reflektiert werden kann, wodurch<br />
es zu Fehlmessungen kommt.<br />
29. Kann man durch eine Wasseroberfläche<br />
z. B. die Tiefe eines<br />
Behälters messen?<br />
Nein, durch Teilreflexion an der Wasseroberfläche<br />
kann es zu Fehlmessungen<br />
kommen, das Wasser selbst kann den<br />
Messstrahl absorbieren.
30. Welchen Vorteil hat der<br />
Laser-Entfernungsmesser?<br />
Vorteile sind:<br />
– die auch auf lange Messdistanz hervorragende<br />
Genauigkeit,<br />
– die extreme Bündelung des Laserstrahles,<br />
wodurch der Zielpunkt direkt am<br />
Messobjekt sehr klein ist,<br />
– die Sichtbarkeit des Zielpunktes,<br />
– die extrem schnelle Messzeit.<br />
31. Welche Schutzmaßnahmen sind<br />
bei der Laserklasse 2 nötig?<br />
Es sind keine Schutzmaßnahmen vorgeschrieben,<br />
jedoch sollte man prinzipiell<br />
niemals in die Strahlenquelle sehen!<br />
Neigungsmessung<br />
32. Wozu dient die Neigungsmessung?<br />
Die Neigungsmessung dient dazu, Abweichungen<br />
von der Senkrechten oder Waagrechten<br />
zu erfassen <strong>und</strong> anzuzeigen.<br />
33. Wie funktioniert ein elektronischer<br />
Neigungsmesser?<br />
Der Neigungsmesser hat einen internen<br />
Sensor, der sich nach der Schwerkraft<br />
ausrichtet.<br />
Kapazitive<br />
Neigungsmessung<br />
(Prinzip)<br />
2<br />
1<br />
4<br />
3<br />
Aufbau:<br />
Elektroden X, Y, Z<br />
1 Sensorgehäuse<br />
2 Flüssigkeit<br />
3 Vergleicher<br />
4 Display<br />
Funktion:<br />
Bei unterschiedlichen Neigungen<br />
werden die Elektroden X, Y <strong>und</strong> Z<br />
in einem unterschiedlichen<br />
Verhältnis benetzt.<br />
TLX-IMT 05/P<br />
Elektronische Messtechnik 397<br />
Ändert sich die Lage des Neigungsmessers<br />
zur Schwerkraftrichtung, dann<br />
erkennt der Sensor die Größe der Abweichung<br />
<strong>und</strong> zeigt sie als digitalen Wert auf<br />
einem Display an.<br />
Digitaler Neigungsmesser<br />
1<br />
1 Elektronikmodul <strong>und</strong> Display<br />
2 Libellen<br />
Stark gekrümmte Libelle:<br />
größerer Messbereich, geringere<br />
Genauigkeit<br />
2<br />
0,5°<br />
Schwach gekrümmte Libelle:<br />
kleiner Messbereich, hohe Genauigkeit<br />
20°<br />
TLX-IMT 06/G<br />
TLX-IMT 07/P<br />
34. Warum ist der elektronische<br />
Neigungsmesser genauer als<br />
eine Wasserwaage?<br />
Weil Ablesefehler entfallen <strong>und</strong> das Ergebnis<br />
direkt angezeigt wird. Im Gegensatz<br />
zur Wasserwaage ist der Messbereich<br />
volle 360 Winkelgrade. Bei der<br />
normalen Wasserwaage sind es nur<br />
wenige Winkelgrade<br />
35. Welchen Vorteil hat ein elektronischer<br />
Neigungsmesser?<br />
Das Messergebnis wird digital mit großer<br />
Genauigkeit angezeigt.<br />
2
398 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
36. Wie zeigt der elektronische<br />
Neigungsmesser an?<br />
Die Anzeige kann in Winkelgraden (°) <strong>und</strong><br />
in Prozent (%) erfolgen.<br />
37. Wann verwendet man die<br />
Anzeige in Winkelgraden (°)?<br />
Für Messungen an Bauteilen <strong>und</strong> an<br />
Baukörpern, z. B. Treppen, Dachschrägen,<br />
Winkeln.<br />
38. Wann verwendet man die<br />
Anzeige in Prozent (%)?<br />
Für die Messung an Gefällen, Drainagen,<br />
Schienen.<br />
39. Wie genau sind digitale<br />
Neigungsmesser im Vergleich<br />
zu Wasserwaagen?<br />
Digitale Neigungsmesser sind bei vergleichbarem<br />
Kostenaufwand genauer,<br />
weil sie, wenn immer man will, kalibriert<br />
(„geeicht“) werden können.<br />
Winkelmessung<br />
40. Wozu dient die Winkelmessung?<br />
Mittels der Winkelmessung wird die Lage<br />
von Werkstücken oder Bauteilen zueinander<br />
erfasst.<br />
Winkelmessung<br />
TLX-IMT 08/P<br />
Elektrooptische Winkelmessung<br />
mit Drehsensor,<br />
Zeitverhältnismessung<br />
(Prinzip)<br />
3<br />
5<br />
1<br />
Prinzip des Drehsensors<br />
1 Klappschenkel<br />
2 Basisschenkel<br />
3 Rotor mit Nocke<br />
4 Lichtschranke am Basisschenkel<br />
5 Lichtschranke am Klappschenkel<br />
6 Zeitverhältnismesser<br />
7 Display<br />
Die Wegstrecke zwischen den<br />
Lichtschranken ändert sich<br />
entsprechend der Winkelposition.<br />
4<br />
6<br />
2<br />
7<br />
Arbeitsweise<br />
Messung:<br />
+ = immer 360°<br />
= Gesamtwinkel<br />
Zeit + Zeit<br />
= immer 100%<br />
= Gesamtzeit<br />
Auswertung:<br />
Gesamtzeit<br />
- Zeit<br />
= Zeit<br />
Zeit entspricht<br />
Winkel<br />
TLX-IMT 09/P
41. Wie funktioniert ein<br />
elektronischer Winkelmesser?<br />
Der elektronische Winkelmesser von<br />
BOSCH arbeitet mit einem Drehsensor.<br />
Innerhalb des Drehsensors wird der eingestellte<br />
Winkel zwischen den beiden<br />
Schenkeln des Winkelmessers mehrmals<br />
pro Sek<strong>und</strong>e abgetastet <strong>und</strong> zur Kontrolle<br />
mit dem Vollkreis von 360 Grad verglichen.<br />
Die Anzeige des eingestellten<br />
Winkels erfolgt digital auf einem Display.<br />
Winkelmesser<br />
1<br />
1 Anzeige 2 Fester Schenkel<br />
3 Messwerk 4 Beweglicher Schenkel<br />
42. Gibt es bei elektronischen<br />
Winkelmessern Unterschiede in<br />
der Genauigkeit?<br />
Ja. Die Genauigkeit hängt vom Messsystem<br />
ab. Das Drehsensor-System von<br />
BOSCH ist deshalb so besonders genau<br />
<strong>und</strong> langzeitstabil, weil es sich mehrmals<br />
pro Sek<strong>und</strong>e selbst justiert. Das Messsystem<br />
ist dadurch unempfindlich gegen<br />
Alterung oder wechselnde Betriebsspannung.<br />
43. Warum ist der elektronische<br />
Winkelmesser genauer als ein<br />
mechanischer Winkelmesser?<br />
Weil Ablesefehler entfallen <strong>und</strong> das Ergebnis<br />
direkt angezeigt wird.<br />
2<br />
4<br />
3<br />
TLX-IMT 10/P<br />
Elektronische Messtechnik 399<br />
44. Wodurch zeichnet sich der<br />
elektronische Winkelmesser<br />
besonders aus?<br />
Der ermittelte Messwert lässt sich fixieren<br />
(speichern). Dadurch kann auch bequem<br />
an Stellen gemessen werden, die<br />
man nicht direkt oder nur erschwert einsehen<br />
kann.<br />
Metallortung<br />
45. Was versteht man unter Metallortung?<br />
Unter Metallortung versteht man das Auffinden<br />
<strong>und</strong> Lokalisieren von Metallgegenständen<br />
in Baustoffen.<br />
Metallortungsgerät<br />
TLX-IMT 11/G<br />
46. Wozu muss geortet werden?<br />
Mittels der Ortung können Unfälle, zum<br />
Beispiel das Anbohren elektrischer Leitungen,<br />
aber auch Schadensfälle wie das<br />
Anbohren von Beton-Bewehrungen oder<br />
Rohrleitungen verhindert werden.<br />
47. Wie funktioniert ein<br />
Ortungsgerät?<br />
Das Ortungsgerät reagiert auf Änderungen<br />
des von ihm erz<strong>eu</strong>gten Magnetfeldes<br />
durch die Annäherung an Metalle.
400 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Induktive Ortung<br />
3<br />
6<br />
Prinzip<br />
1 Oszillator<br />
2 Messverstärker<br />
3 Spulenkerne<br />
4 Spulen (Induktivitäten)<br />
5 Magnetische Feldlinien<br />
6 Display<br />
Messvorgang<br />
Beim Annähern an den<br />
eingebetteten Stahlstab<br />
werden die magnetischen<br />
Feldlinien abgelenkt.<br />
Dadurch ändert sich die<br />
Induktivität der Spulen.<br />
2<br />
48. Gibt es Qualitätsunterschiede<br />
bei Ortungsgeräten?<br />
Ja. Aufwendige Magnetsensoren wie<br />
beim Ortungsgerät von Bosch sind so<br />
angeordnet, dass die Empfindlichkeit in<br />
waagrechter <strong>und</strong> senkrechter Achse zum<br />
Gerät gleich ist. Bei billigen Geräten ist<br />
die Empfindlichkeit in waagrechter <strong>und</strong><br />
senkrechter Achse unterschiedlich, wodurch<br />
das Auffinden von Metallgegenständen<br />
umständlicher <strong>und</strong> ungenauer<br />
ist.<br />
4<br />
5<br />
1<br />
TLX-IMT 12/P<br />
49. Auf welche Metalle reagieren<br />
Ortungsgeräte besonders gut?<br />
Prinzipbedingt werden Metalle aus magnetischen<br />
Werkstoffen wie Eisen <strong>und</strong><br />
Stahl besonders gut erfasst.<br />
50. Welche Metalle werden weniger<br />
gut geortet?<br />
Prinzipbedingt werden unmagnetische<br />
Metalle wie Kupfer, Messing, Aluminium<br />
<strong>und</strong> auch rostfreier Stahl weniger gut erfasst.<br />
51. Wie verhält es sich bei der<br />
Ortung von spannungsführenden<br />
Leitungen?<br />
Spannungsführende Leitungen erz<strong>eu</strong>gen<br />
bei Wechselspannung um sich herum ein<br />
eigenes Magnetfeld, wodurch sie vom<br />
Ortungsgerät schon auf größere Entfernung<br />
erfasst werden.<br />
52. Bis zu welcher Tiefe kann<br />
geortet werden?<br />
Die Erfassungsdistanz (Erfassungstiefe)<br />
hängt stark vom Metalltyp <strong>und</strong> von der<br />
Metallmenge ab. Eisen <strong>und</strong> Stahl werden<br />
bis ca. 5 cm Entfernung sicher<br />
lokalisiert, bei Kupferleitungen (ohne<br />
Spannung) <strong>und</strong> Kupferrohren ist die Erfassungstiefe<br />
geringer. Bei spannungsführenden<br />
Leitungen kann die Erfassungsdistanz<br />
über 5 cm liegen.<br />
Bohrtiefenmessung<br />
TLX-IMT 13/P
Punktlaser<br />
53. Was versteht man unter<br />
Nivellieren? Welche Methoden<br />
der Nivellierung gibt es?<br />
Es gibt Geräte zur manuellen Nivellierung,<br />
halbautomatische Geräte <strong>und</strong> vollautomatische<br />
Geräte.<br />
Punktlaser<br />
(Anwendungsmöglichkeiten)<br />
TLX-IMT 14/G<br />
Elektronische Messtechnik 401<br />
54. Welche Geräte verwendet man<br />
zur manuellen Nivellierung?<br />
Geräte zur manuellen Nivellierung<br />
werden als so genannte Punktlaser bezeichnet.<br />
55. Was muss bei der manuellen<br />
Nivellierung beachtet werden?<br />
Der Punktlaser muss von Hand so ausgerichtet<br />
werden, dass er in allen Positionen<br />
stets waagrecht ausgerichtet ist.<br />
TLX-IMT 15/G
402 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
56. Welches Zubehör gibt es für<br />
Punktlaser?<br />
Systemzubehöre für den Punktlaser sind<br />
Stative <strong>und</strong> Drehteller (Nivellierteller), auf<br />
den der Punktlaser montiert werden<br />
kann. Der Drehteller muss nur einmal<br />
manuell präzise zur Waagrechten ausgerichtet<br />
werden <strong>und</strong> erlaubt dann ein<br />
Schwenken des Punktlasers ohne Nachkorrektur.<br />
Winkel- bzw. Zweistrahlprisma<br />
erlauben die Strahlumlenkung um 90<br />
Grad bzw. zwei um 90 Grad versetzte<br />
Strahlen gleichzeitig.<br />
57. Was sind die Vorteile von<br />
Punktlasern?<br />
Sie sind klein, leicht <strong>und</strong> handlich. Sie<br />
können auch als Lichtzeiger verwendet<br />
werden. Punktlaser stellen eine preisgünstige<br />
Alternative für gelegentliche Nivellierarbeiten<br />
dar.<br />
Rotationslaser<br />
58. Was versteht man unter<br />
Rotationslasern?<br />
Bei Rotationslasern kann der Strahl<br />
waagrecht um den Laser rotieren <strong>und</strong> damit<br />
in der Praxis einen R<strong>und</strong>umstrahl projizieren.<br />
Nivellierung von Schaltern<br />
TLX-IMT 16/P<br />
59. Was ist ein Punktmodus <strong>und</strong> wo<br />
wird er angewendet?<br />
Unter Punktmodus versteht man die Projektion<br />
des Laserstrahles auf einen einzigen<br />
Zielpunkt. Der Lichtpunkt des Laserstrahles<br />
ist dabei von hoher Intensität <strong>und</strong> hat<br />
damit die beste Sichtbarkeit. Der Punktmodus<br />
wird immer dann angewendet, wenn<br />
einzelne Punkte, z. B. Befestigungspunkte<br />
sichtbar gemacht werden müssen.<br />
60. Was ist ein Linienmodus <strong>und</strong> wo<br />
wird er angewendet?<br />
Beim Linienmodus schwenkt der Laserstrahl<br />
zwischen zwei Messpunkten in so<br />
schneller Folge hin <strong>und</strong> her, dass der<br />
Betrachter einen Strich erkennt. Die Intensität<br />
<strong>und</strong> damit die Sichtbarkeit hängt<br />
vom Abstand der zwei Messpunkte ab,<br />
zwischen welcher der Laserstrahl hin<strong>und</strong><br />
herschwenkt. Bei größerem Abstand<br />
ist die Intensität geringer, bei kleinerem<br />
Abstand ist die Intensität größer.<br />
Die Anwendung des Linienmodus erfolgt<br />
dann, wenn längere Markierungen, z. B.<br />
die Anzeige von Brüstungshöhen, nötig<br />
sind.
61. Was ist ein Kreismodus <strong>und</strong><br />
wo wird er angewendet?<br />
Im Kreismodus rotiert der Strahl um 360<br />
Grad waagrecht um den Rotationslaser,<br />
da der Laserstrahl nicht auf einem Zielpunkt<br />
verbleibt, ist die Strahlintensität<br />
abhängig von der Rotationsgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> damit bei hoher Rotationsgeschwindigkeit<br />
so gering, dass unter Umständen<br />
Sichthilfen wie die Laser-Sichtbrille<br />
oder ein empfindlicher Empfänger<br />
mit Fotozellen benützt werden muss. Der<br />
Kreismodus wird benützt, um zum Beispiel<br />
in Räumen eine umlaufende Höhenmarkierung<br />
an den Wänden zu realisieren.<br />
62. Welche weiteren Varianten<br />
gibt es?<br />
Die Rotation lässt auch Kombinationen<br />
mit dem Punkt <strong>und</strong> Linienmodus zu, welche<br />
sich Segmentweise um 360 Grad<br />
drehen lassen.<br />
63. Was versteht man unter<br />
einem halbautomatischen<br />
Rotationslaser?<br />
Beim halbautomatischen Rotationslaser<br />
erfolgt die waagrechte Ausrichtung manuell<br />
nach einer eingebauten Anzeige.<br />
Die Rotationsvarianten werden direkt am<br />
Gerät eingestellt.<br />
64. Welches Zubehör gibt<br />
es für halbautomatische<br />
Rotationslaser?<br />
Als Systemzubehöre dienen Laser-Sichtbrille,<br />
Stativ <strong>und</strong> Fotozellen-Empfänger.<br />
Die Empfänger dienen dazu, die Lage<br />
des Laserstrahles bei hohen Rotationsgeschwindigkeiten<br />
<strong>und</strong>/oder bei großen<br />
Entfernungen festzustellen.<br />
65. Was sind die Vorteile<br />
eines halbautomatischen<br />
Rotationslasers?<br />
Halbautomatische Rotationslaser ermöglichen<br />
Nivellierungen im Punkt-Linien<strong>und</strong><br />
Kreismodus bei günstigem Kosteneinsatz.<br />
Die automatische Nivellierkontrolle<br />
zeigt an, wenn der Rotationslaser nicht<br />
exakt waagerecht ausgerichtet („nivelliert“)<br />
ist.<br />
Elektronische Messtechnik 403<br />
66. Was versteht man unter<br />
einem vollautomatischen<br />
Rotationslaser?<br />
Vollautomatische Rotationslaser justieren<br />
sich selbst in senkrechter <strong>und</strong> waagrechter<br />
Position mit hoher Genauigkeit. Alle<br />
Funktionen können am Gerät <strong>und</strong> über<br />
eine Fernbedienung gest<strong>eu</strong>ert werden.<br />
67. Was muss bei der<br />
vollautomatischen Nivellierung<br />
beachtet werden?<br />
Der vollautomatische Rotationslaser<br />
muss so aufgestellt werden, dass die Abweichung<br />
nicht mehr als ca. 5 Grad von<br />
der Senkrechten oder Waagrechten beträgt,<br />
damit das System sich justieren<br />
kann.<br />
68. Welches Zubehör gibt<br />
es für vollautomatische<br />
Rotationslaser?<br />
Neben Laser-Sichtbrille, Fotozellen-Empfängern<br />
<strong>und</strong> Stativ gibt es eine Fernbedienung<br />
<strong>und</strong> Haltevorrichtungen für bestimmte<br />
Arbeitspositionen. Winkel- bzw.<br />
Zweistrahlprisma erlauben die Strahlumlenkung<br />
um 90 Grad bzw. zwei um 90<br />
Grad versetzte Strahlen gleichzeitig.<br />
69. Was sind die Vorteile<br />
eines vollautomatischen<br />
Rotationslasers?<br />
Der vollautomatische Rotationslaser richtet<br />
sich automatisch auf Waagrechte<br />
oder Senkrechte ein, alle Funktionen<br />
können über Fernbedienung erfolgen <strong>und</strong><br />
der Laserstrahl kann sowohl senkrecht<br />
als auch waagrecht zur Laserachse abgestrahlt<br />
werden. Mit dem Zweistrahlprisma<br />
sind waagrechte <strong>und</strong> senkrechte<br />
Strahlrichtung gleichzeitig möglich.<br />
Die vollautomatische Funktion des Nivellierens<br />
in Verbindung mit der Fernbedienung<br />
ermöglicht ein sehr rationelles<br />
Arbeiten.
404 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Prismen<br />
70. Wozu dient ein Prisma <strong>und</strong><br />
welche Arten gibt es?<br />
Ein Prisma dient der Umlenkung eines<br />
Licht- oder Laserstrahles. Es gibt<br />
– Umlenkprismen<br />
– Zweistrahlprismen<br />
Umlenkprismen: Einfache Umlenkprismen<br />
lenken den Licht- oder Laserstrahl<br />
um 90 Grad um.<br />
Zweistrahlprismen: Im Zweistrahlprisma<br />
befindet sich ein Strahlenteiler, der<br />
Licht- oder Laserstrahl zur Hälfe geradeaus<br />
passieren lässt, aber auch zur Hälfte<br />
um 90 Grad umlenkt. Hierdurch kann z. B.<br />
ein senkrechter Zielpunkt anvisiert werden,<br />
gleichzeitig aber auch ein waagrechter<br />
Strahl projiziert werden.<br />
Zweistrahlprisma<br />
90°<br />
TLX-IMT 17/G<br />
71. Welchen Vorteil hat ein<br />
Pentaprisma gegenüber einem<br />
Spiegel?<br />
Pentaprismen haben den Vorteil, dass<br />
der einfallende Licht- oder Laserstrahl<br />
auch dann exakt um 90 Grad umgelenkt<br />
wird, wenn die Prismenbasis nicht exakt<br />
zum einfallenden Strahl ausgerichtet ist.<br />
Spiegel dagegen lenken den Strahl nur<br />
dann winkelgetr<strong>eu</strong> um, wenn die Spiegelbasis<br />
exakt zum Strahl ausgerichtet ist.<br />
Strahlengang beim Pentaprisma<br />
<strong>und</strong> beim 45°-Spiegel<br />
= 90°<br />
= 90°<br />
45°<br />
= 90°<br />
45°<br />
90°<br />
Pentaprisma:<br />
Auch wenn das<br />
Prisma schräg steht,<br />
wird der austretende<br />
Strahl im Winkel von<br />
90° zum eintretenden<br />
Strahl abgelenkt.<br />
45°-Spiegel:<br />
Wenn der Spiegel<br />
schräg steht, wird<br />
der austretende<br />
Strahl nicht mehr im<br />
Winkel von 90° zum<br />
eintretenden Strahl<br />
abgelenkt.<br />
TLX-IMT 18/P<br />
72. Warum sind Pentaprismen so<br />
t<strong>eu</strong>er?<br />
Pentaprismen sind hochpräzise optische<br />
Erz<strong>eu</strong>gnisse, die mit hohem Fertigungsaufwand<br />
hergestellt werden. Sie können<br />
daher nicht „billig“ sein. Wenn Prismen in<br />
Messgeräte eingesetzt werden, sind sie<br />
ein Bestandteil des Gerätes <strong>und</strong> müssen<br />
deshalb mindestens so genau wie das<br />
gesamte Gerät sein. Speziell bei Rotationslasern<br />
<strong>und</strong> auf längere Entfernungen<br />
würde ein „billiges“ Prisma zu unverantwortlichen<br />
Abweichungen des Laserstrahles<br />
führen.
Arbeitssicherheit<br />
73. Was muss beim Umgang mit<br />
Batterien beachtet werden?<br />
Batterien sollten so aufbewahrt werden,<br />
dass ein Kurzschluss der Batteriepole<br />
nicht möglich ist. Bei der Verwendung<br />
von Primärbatterien (Trockenbatterien)<br />
sollten diese nicht bei längerer Lagerung<br />
im Gerät verbleiben, da austretender<br />
Elektrolyt das Gerät beschädigen könnte.<br />
74. Ist Laserstrahlung gefährlich?<br />
Die bei den hier erwähnten Geräten<br />
angewendeten Laser entsprechen der<br />
Laserklasse 2, welche als ungefährlich<br />
eingestuft wird. Besondere Schutzmaßnahmen<br />
sind deshalb nicht erforderlich.<br />
Generell gilt jedoch, dass Laserstrahlen,<br />
gleich welcher Schutzklasse, niemals<br />
direkt in die Augen gerichtet werden<br />
dürfen.<br />
Zusammenfassung<br />
75. Warum sind elektronische<br />
Messwerkz<strong>eu</strong>ge vorteilhafter für<br />
den Anwender?<br />
Elektronische Messwerkz<strong>eu</strong>ge sind für<br />
den Anwender aus folgenden Gründen<br />
vorteilhafter:<br />
– Die meisten Messungen können von einer<br />
einzigen Person ausgeführt werden<br />
– Der Messvorgang ist schneller<br />
– Durch die digitale Anzeige werden Ablesefehler<br />
verhindert<br />
– Komplexe oder gefährliche Bauteile<br />
können berührungslos gemessen werden<br />
– Die Messwerte können elektronisch<br />
weiterverarbeitet werden (z. B. aus Längen<br />
können Flächen <strong>und</strong> Volumen errechnet<br />
werden).<br />
– Die Zeitersparnis ist so hoch, dass sich<br />
die Anschaffungskosten innerhalb kürzester<br />
Zeit amortisieren.<br />
Elektronische Messtechnik 405<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Rotationslaser (Nivellieren)<br />
Winkelmesser<br />
Neigungsmesser
406 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum elektronischen Messwerkz<strong>eu</strong>g<br />
Für welchen Messvorgang werden elektronische Messwerkz<strong>eu</strong>ge eingesetzt?<br />
Messung Messaufgabe Messdistanz Messbedingungen Messwerkz<strong>eu</strong>g<br />
Messbereich<br />
Länge direkt 0...5 m Digitales Maßband<br />
0,3...5 m Strecke hindernisfrei Laser-Entfernungsmesser<br />
Ultraschall-Entfernungsmesser1) Digitales Maßband<br />
Strecke gerade Laser-Entfernungsmesser<br />
Digitales Maßband<br />
Strecke gekrümmt Digitales Maßband<br />
5…20 m Strecke hindernisfrei Laser-Entfernungsmesser<br />
Ultraschall-Entfernungsmesser1) Strecke gerade Laser-Entfernungsmesser<br />
> 20 m Laser-Entfernungsmesser<br />
indirekt Laser-Entfernungsmesser<br />
Neigung Waagrechte ermitteln 0 Grad Digitaler Neigungsmesser<br />
Senkrechte ermitteln 90 Grad Digitaler Neigungsmesser<br />
Steigung oder Grad/% Digitaler Neigungsmesser<br />
Neigung feststellen<br />
Winkel Winkel messen 0…220 Grad Digitaler Winkelmesser<br />
Winkel übertragen 0…220 Grad Digitaler Winkelmesser<br />
Messpunkt übertragen Punktmodus Punktlaser Rotationslaser<br />
Linienmodus Rotationslaser<br />
Lot errichten Rotationslaser + Prisma<br />
Punktlaser + Prisma<br />
Nivellieren Punktmodus Rotationslaser<br />
Punktlaser + Nivellierteller<br />
Linienmodus Rotationslaser<br />
Kreismodus Rotationslaser<br />
Orten Metalle finden max. 10 cm2) Metallortungsgerät<br />
1) Messfläche (Schallkegel) beachten! 2) magnetische Metalle. Andere Metalle weniger! TLX-IMT T01
Der logische Weg zum elektronischen Messwerkz<strong>eu</strong>g<br />
Welche traditionellen Messwerkz<strong>eu</strong>ge können durch elektronische Messwerkz<strong>eu</strong>ge ersetzt werden?<br />
traditionelles Messwerkz<strong>eu</strong>g Messung elektronisches Messwerkz<strong>eu</strong>g<br />
Meterstab (Zollstock) Länge Digitales Maßband<br />
Maßband Fläche Ultraschall-Entfernungsmesser<br />
Messlatte Volumen Laser-Entfernungsmesser<br />
Wasserwage Senkrechte<br />
Digitaler Neigungsmesser<br />
Präzisionswasserwage Waagrechte<br />
Elektronische Messtechnik 407<br />
Winkelmesser Winkel messen<br />
Digitaler Winkelmesser<br />
Schmiege Winkel übertragen<br />
Schlauchwasserwage Nivellieren Punktlaser<br />
Schlagschnur Übertragen<br />
Senklot Loten Rotationslaser<br />
– nicht vorhanden Metallortung Metallortungsgerät<br />
TLX-IMT T02
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
Gr<strong>und</strong>lagen 409<br />
Hochfrequenzerz<strong>eu</strong>gung 409<br />
Leitungssystem 411<br />
HF-Drehstrommotoren 413<br />
HF-Werkz<strong>eu</strong>ge 415<br />
Systemzubehör 423<br />
Sicherheit 425<br />
Der logische Weg zum<br />
richtigen Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>g 426
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
3. Was ist hochfrequenter Drehstrom<br />
für <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
Hochfrequenter Drehstrom für HF-Werk-<br />
1. Was ist Drehstrom?<br />
z<strong>eu</strong>ge ist ein 3-phasiger Wechselstrom<br />
Drehstrom nennt man ein System von im Frequenzbereich von 200 … 400 Hertz<br />
drei um 120° gegeneinander versetzte (Hz).<br />
Wechselströme. Drehstrom wird auch als<br />
3-Phasen-Wechselstrom bezeichnet. 4. Was sind die Vorteile von<br />
Drehstrom gegenüber Druckluft?<br />
Wechselstrom – Drehstrom<br />
Drehstrom lässt sich leicht über große<br />
Entfernungen transportieren, Verteilernetze<br />
sind relativ einfach aufzubauen.<br />
1-Phasen-Wechselstrom<br />
Durch Ein- <strong>und</strong> Ausschalten kann die<br />
Energiezufuhr sofort bereitgestellt bzw.<br />
U<br />
+<br />
unterbrochen werden. Das Verteilernetz<br />
ist wartungsfrei.<br />
5. Welche Betriebsspannungen<br />
haben HF-<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>?<br />
0<br />
t<br />
Die häufigsten Betriebsspannungen sind<br />
135 Volt <strong>und</strong> 200 Volt. Weitere mögliche<br />
Spannungen sind 72 Volt <strong>und</strong> 42 Volt.<br />
U<br />
-<br />
6. Was sind Netzgruppen?<br />
3-Phasen-Wechselstrom<br />
(Drehstrom)<br />
Unter Netzgruppen versteht man die<br />
Zuordnung verschiedener Betriebsspannungen<br />
<strong>und</strong> Frequenzen zueinander.<br />
U<br />
+<br />
0<br />
U -<br />
1 2 3<br />
120°<br />
Phasen um 120° versetzt<br />
EWL-HF003/P<br />
2. Was versteht man unter<br />
Hochfrequenztechnik?<br />
Unter Hochfrequenztechnik versteht man<br />
die Verwendung von hochfrequentem<br />
Drehstrom zum Antrieb von handgeführten<br />
<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n <strong>und</strong> Maschinenanlagen.<br />
t<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 409<br />
Hochfrequenzerz<strong>eu</strong>gung<br />
7. Wie wird hochfrequenter<br />
Drehstrom erz<strong>eu</strong>gt?<br />
Der hochfrequente Drehstrom steht nicht<br />
aus dem allgemeinen Stromnetz zur Verfügung.<br />
Er wird deshalb innerhalb der<br />
Anlage mit eigenen Umformern erz<strong>eu</strong>gt.<br />
8. Welche Arten von Umformern<br />
werden am meisten verwendet?<br />
Im Anwendungsbereich von HF-Werkz<strong>eu</strong>gen<br />
werden meist rotierende oder<br />
statische Umformer verwendet.<br />
9. Was ist ein rotierender<br />
Umformer?<br />
Ein rotierender Umformer besteht aus einem<br />
Generator <strong>und</strong> einem Antriebsmotor.<br />
Der Antriebsmotor kann sowohl ein Elektromotor<br />
als auch ein Verbrennungsmotor<br />
sein. Er treibt den Generator mit konstanter<br />
Drehzahl an. Im Generator wird<br />
der hochfrequente Drehstrom erz<strong>eu</strong>gt.
410 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
10. Was ist ein Einankerumformer?<br />
Diese Umformer sind so genannte<br />
Einwellenaggregate, d. h. Motor <strong>und</strong> Generator<br />
sind auf einer Welle zu einer Einheit<br />
zusammengebaut. Sie sind kompakt,<br />
haben einen guten Wirkungsgrad,<br />
sind technisch unkompliziert <strong>und</strong> daher<br />
sehr robust.<br />
Umformer<br />
(Einankerumformer)<br />
EWL-HF005/P<br />
11. Was ist ein statischer<br />
Umformer?<br />
Bei diesem Umformertyp, auch Wechselrichter<br />
genannt, wird die angelegte Netzspannung<br />
zunächst gleichgerichtet <strong>und</strong><br />
dann elektronisch in die gewünschte Frequenz<br />
umgeformt. Diese Wechselrichter<br />
arbeiten mit Leistungshalbleitern <strong>und</strong> haben<br />
keine beweglichen Teile, welche einem<br />
Verschleiß unterworfen sind.<br />
Statische Umformer werden vorwiegend<br />
für Kleinanlagen im Bereich bis ca.<br />
5 kW eingesetzt. Da sie keine Geräuschentwicklung<br />
haben, können sie direkt am<br />
Arbeitsplatz eingesetzt werden.<br />
12. Welche Frequenz soll man<br />
wählen?<br />
Mit zunehmender Frequenz des Drehstroms<br />
erhöht sich im gleichen Verhältnis<br />
die Motordrehzahl. Die Motordrehzahl<br />
muss über ein Getriebe an die Spindeldrehzahl<br />
angepasst werden. Schleifende<br />
Geräte haben meist eine hohe Spindeldrehzahl,<br />
für sie ist eine Frequenz von<br />
300 Hz günstiger. Schraubende <strong>und</strong> bohrende<br />
Geräte haben meist niedrige Spindeldrehzahlen.<br />
Für sie ist eine Frequenz<br />
von 200 Hz günstiger. Man wird daher die<br />
Frequenz so wählen, dass die am häufigsten<br />
eingesetzten Gerätetypen des Betriebs<br />
bevorzugt werden.<br />
13. Welche Netzgruppe soll man<br />
wählen?<br />
Die ideale, am weitesten verbreitete<br />
Netzgruppe ist die Gruppe 2. Daraus ist<br />
ersichtlich, dass ein Werkz<strong>eu</strong>g für 300<br />
Hz, 200 Volt ebenso (ohne Änderung)<br />
auch an 200 Hz, 135 Volt störungsfrei betrieben<br />
werden kann <strong>und</strong> umgekehrt.<br />
Man sollte deshalb nach Möglichkeit bei<br />
200 Hz 135 V Spannung <strong>und</strong> bei 300 Hz<br />
200 V Spannung wählen.<br />
Zu beachten ist allerdings, dass sich<br />
die Motordrehzahl entsprechend der angewendeten<br />
Frequenz ändert. Bei<br />
Schleifgeräten hat diese Drehzahländerung<br />
unter Umständen Einfluss auf die Sicherheit<br />
<strong>und</strong> muss unter allen Umständen<br />
beachtet werden!<br />
Netzgruppen<br />
Frequenz Frequenz<br />
Netzgruppen 200 Hz 300 Hz<br />
Kennzahl Spannung Spannung<br />
1 265 V –<br />
2 135 V 200 V<br />
3 72 V 110 V<br />
4 – 72 V<br />
7 – 42 V<br />
10 42 V –<br />
Ideale Netzgruppe<br />
Sind in einer Netzgruppe zwei Spannungen<br />
angegeben, dann kann ein <strong>und</strong> dasselbe<br />
Werkz<strong>eu</strong>g mit beiden Spannungs-<br />
Frequenz-Kombinationen betrieben werden.<br />
(Ausnahme: Schleifgeräte – höhere<br />
Frequenz = höhere Drehzahl!)<br />
14. Wie setzt sich der Energiebedarf<br />
einer Anlage zusammen?<br />
Verbrauchsbestimmend in einer HF-<br />
Anlage sind:<br />
– der Energiebedarf der Verbraucher<br />
– die mittlere Einschaltdauer der Verbraucher<br />
– der Gleichzeitigkeitsfaktor<br />
– Reserven
Der Energiebedarf der angeschlossenen<br />
Verbraucher muss dabei mit den Faktoren<br />
der mittleren Einschaltdauer <strong>und</strong> der<br />
Gleichzeitigkeit korrigiert werden. Der<br />
Faktor für Reserven ist hinzuzurechnen.<br />
15. Wie ermittelt man den Energiebedarf<br />
der HF-Werkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Durch die Addition aller Einzelverbräuche<br />
entsprechend den technischen Herstellerinformationen<br />
unter Berücksichtigung<br />
von Korrekturfaktoren.<br />
16. Was versteht man unter mittlerer<br />
Einschaltdauer?<br />
Die meisten HF-Geräte sind nicht ständig<br />
im Einsatz. Wegen Unterbrechungen zwischen<br />
den einzelnen Arbeitseinsätzen<br />
werden sie je nach Bedarf ein- <strong>und</strong> ausgeschaltet.<br />
Dies ist je nach Werkz<strong>eu</strong>gtyp unterschiedlich.<br />
Schleifgeräte arbeiten meist<br />
über längere Zeiträume, Schraubwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
haben meist häufigere Arbeitspausen.<br />
Der durchschnittliche, meist auf<br />
eine St<strong>und</strong>e umgerechnete Wert, in dem<br />
das Werkz<strong>eu</strong>g eingeschaltet ist, wird als<br />
mittlere Einschaltdauer bezeichnet.<br />
17. Was versteht man unter<br />
Gleichzeitigkeitsfaktor?<br />
Bei einer größeren Anzahl von HF-<br />
Werkz<strong>eu</strong>gen in einem Betrieb werden<br />
erfahrungsgemäß nie alle Verbraucher<br />
gleichzeitig benützt, da die meisten<br />
Arbeitseinsätze zeitversetzt <strong>und</strong> von ihrer<br />
Dauer her uneinheitlich erfolgen. Der<br />
Zeitanteil, an dem theoretisch alle Verbraucher<br />
gleichzeitig benützt werden,<br />
wird als so genannter Gleichzeitigkeitsfaktor<br />
bezeichnet <strong>und</strong> geht zusammen<br />
mit der Einschaltdauer als bedarfsmindernder<br />
Multiplikator in die Berechnung<br />
ein.<br />
18. Was versteht man unter<br />
Reserven?<br />
Da sich der Energiebedarf zunächst nur<br />
aus den aktuell angeschlossenen Verbrauchern<br />
errechnet, müssen für eine<br />
künftige Erweiterung des Betriebs <strong>und</strong><br />
steigende Anforderungen Reserven<br />
berücksichtigt werden, um spätere Folgekosten<br />
zu minimieren. Je nach Perspektive<br />
<strong>und</strong> Branche können für die Reserven<br />
bis zu 100 % angesetzt werden.<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 411<br />
19. Warum sind mehrere kleine<br />
Umformer günstiger als ein<br />
großer Umformer?<br />
Große Umformer haben einen hohen<br />
Energiebedarf. Wenn an Stelle eines<br />
großen Umformers mehrere kleine Umformer<br />
verwendet werden, kann man<br />
diese nach dem aktuellen Energiebedarf<br />
zu- <strong>und</strong> abschalten. Dies führt einerseits<br />
zu einer erheblichen Energieersparnis,<br />
andererseits kann ein Umformer für Wartungsarbeiten<br />
vom Netz genommen werden,<br />
ohne dass die gesamte Anlage stillgelegt<br />
werden muss.<br />
20. Wozu benötigt man eine<br />
Schaltanlage?<br />
Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der<br />
Gesamtanlage werden an Stelle eines<br />
großen Umformers meist zwei oder mehrere<br />
kleine Umformer verwendet, welche<br />
über eine Schaltanlage gest<strong>eu</strong>ert werden.<br />
Zum Ausgleich von Belastungsspitzen<br />
können Frequenzumformer parallel<br />
geschaltet werden. Man erreicht damit<br />
eine optimale Anpassung an die eingesetzten<br />
Geräte. Bei Frequenzumformern<br />
mit Synchrongenerator können unterschiedliche<br />
Leistungsgrößen ohne besondere<br />
Vorkehrungen parallel betrieben<br />
werden.<br />
Leitungssystem<br />
21. Welche Rolle spielt das<br />
Leitungssystem?<br />
Das Leitungsnetz transportiert die Energie<br />
zu den einzelnen Verbrauchern.<br />
22. Warum benötigt man ein<br />
besonderes Leitungssystem?<br />
Die Leitungssysteme für HF-Anlagen unterscheiden<br />
sich gr<strong>und</strong>legend von den<br />
Leitungssystemen der üblichen Netzfrequenzen<br />
von 50 oder 60 Hz. Die Gründe<br />
hierfür sind die bei höheren Frequenzen<br />
wirksamen Effekte<br />
– Skineffekt<br />
– elektromagnetische Abstrahlung.<br />
Die genannten Effekte haben Einfluss auf<br />
die Dimensionierung <strong>und</strong> Aufbau der Leitungen<br />
<strong>und</strong> die Art der Installation.
412 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
23. Was versteht man unter dem<br />
Skineffekt?<br />
Mit dem Begriff Skineffekt („Hauteffekt“)<br />
bezeichnet man die Eigenschaft des<br />
elektrischen Stromes, sich bei steigender<br />
Frequenz zunehmend in die Außenbereiche<br />
des Leiters zu verlagern. Man nennt<br />
diese Auswirkungen auch „induktiver Widerstand“<br />
eines Leiters. Bei höheren Frequenzen<br />
muss deshalb der Durchmesser<br />
des Leiters größer sein, um den effektiven<br />
Verlust an Leiterquerschnitt auszugleichen.<br />
Skin-Effekt<br />
Gleichstrom<br />
Leitfähigkeit des gesamten<br />
Leiterquerschnittes<br />
Wechselstrom hoher<br />
Frequenz<br />
Leitfähigkeit nur im Randbereich<br />
des Leiterquerschnittes<br />
Wechselstrom sehr<br />
hoher<br />
Frequenz<br />
Leitfähigkeit nur an der Leiteroberfläche<br />
EWL-HF006/P<br />
24. Was versteht man unter<br />
einer elektromagnetischen<br />
Abstrahlung?<br />
Leitungen, welche Wechselströme führen,<br />
strahlen elektromagnetische Wellen ab.<br />
Sie wirken praktisch wie Sendeantennen.<br />
Die elektromagnetische Abstrahlung<br />
kann, speziell bei höheren Frequenzen, zu<br />
Störungen empfindlicher elektrischer Anlagen<br />
(z. B. Funk- <strong>und</strong> Fernsehstörungen)<br />
führen. Die Antennenwirkung kann verhindert<br />
werden, indem man die Leitungen<br />
elektromagnetisch abschirmt. In der Regel<br />
erfolgt dies durch ein geerdetes Metallgeflecht<br />
im Kabelmantel.<br />
Elektromagnetische Abstrahlung<br />
Nicht abgeschirmte Leitung<br />
1<br />
Antennenwirkung<br />
Abgeschirmte Leitung<br />
1<br />
Keine Antennenwirkung<br />
1 Leiter<br />
2 Isolierung<br />
3 Abschirmgeflecht<br />
4 Mantelisolierung<br />
5 Erdung<br />
2<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
EWL-HF007/P
HF-Drehstrommotoren<br />
25. Was für Drehstrommotoren<br />
werden in HF-Werkz<strong>eu</strong>gen<br />
verwendet?<br />
Die Antriebsmotoren für HF-Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
sind Asynchronmotoren. Sie werden statt<br />
mit Drehstrom der Netzfrequenz 50 Hz<br />
mit Drehstrom erhöhter Frequenz von<br />
200 bzw. 300 Hz betrieben. Durch die Erhöhung<br />
der Frequenz kann die Drehzahl<br />
gesteigert werden, die Motoren der<br />
„Hochfrequenz-Werkz<strong>eu</strong>ge“ werden dadurch<br />
bei gleicher Leistung bed<strong>eu</strong>tend<br />
kleiner <strong>und</strong> damit für handgeführte <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
geeignet.<br />
Drehstrommotor<br />
1<br />
2<br />
3 4 5<br />
1 Vorderes Motorlager<br />
2 Lüfterrad<br />
3 Rotor (Eisenkern mit eingegossenen<br />
Aluminiumstäben)<br />
4 Hinteres Motorlager<br />
5 Stator (mit Eisenkern <strong>und</strong> Kupferwicklungen)<br />
EWL-EM005/G<br />
26. Was für ein Drehmomentverhalten<br />
haben Drehstrommotoren?<br />
Mit steigender Belastung steigt auch das<br />
Drehmoment an. Allerdings geht diese<br />
Steigerung nicht unbegrenzt. Steigt die<br />
Belastung weiter, dann bricht beim Erreichen<br />
eines bestimmten Höchstmomentes,<br />
dem so genannten Kippmoment, das<br />
Drehmoment des Motors schlagartig zusammen,<br />
der Motor bleibt stehen.<br />
Was für ein Drehzahlverhalten<br />
haben Drehstrommotoren?<br />
Der Drehzahlabfall beträgt bei Nennlast<br />
nur 3–5 % <strong>und</strong> ist damit wesentlich konstanter<br />
als beim ungeregelten Universalmotor.<br />
Die Spitzenleistung liegt etwa<br />
beim 2 1 27.<br />
⁄2fachen Wert der Nennleistung.<br />
Kurzzeitige Überlastungen sind möglich,<br />
wenn sie nicht zur Überschreitung der<br />
zulässigen Wicklungstemperatur führen.<br />
Elektrische Maschinen<br />
Wechselstrommotor (Asynchronmotor)<br />
n<br />
Drehzahl<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 413<br />
Belastung<br />
Leerlaufdrehzahl<br />
M K<br />
Die Drehzahl ändert sich nur sehr wenig<br />
mit zunehmender Belastung. Beim<br />
Erreichen des so genannten „Kippmoments“<br />
Mk bleibt der Motor stehen.<br />
EWL-EM004/P<br />
28. Von was hängt die Drehzahl<br />
eines Drehstrommotors ab?<br />
Die Drehzahl eines Drehstrommotors ist<br />
von der Polpaarzahl <strong>und</strong> der Frequenz<br />
abhängig. Bei Anwendung der kleinstmöglichen<br />
Polpaarzahl ergibt sich beispielsweise<br />
bei einer Frequenz von 50 Hz<br />
die Läuferdrehzahl 3000 1/min, bei einer<br />
Frequenz von 200 Hz 12 000 1/min <strong>und</strong><br />
bei 300 Hz 18 000 1/min.<br />
Frequenz <strong>und</strong> Drehzahl in Abhängigkeit von der Polpaarzahl des Motors<br />
Polpaarzahl des Motordrehzahl Motordrehzahl Motordrehzahl Motordrehzahl Motordrehzahl<br />
Motors bei 50 Hz min -1 bei 60 Hz min -1 bei 200 Hz min -1 bei 300 Hz min -1 bei 400 Hz*min -1<br />
1 3000 3600 12000 18000 24000<br />
2 <strong>1500</strong> 1800 6000 9000 12000<br />
4 750 900 3000 4500 6000<br />
6 500 600 2000 3000 4000<br />
* häufig verwendete Frequenz in der Militärtechnik sowie in der Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt<br />
M
414 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
29. Warum ist der Drehstrommotor<br />
besonders robust?<br />
Der Drehstrommotor für HF-Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
ist ein Asynchronmotor. Er ist vom Aufbau<br />
her einer der einfachsten Elektromotoren.<br />
Er hat keinen Kollektor <strong>und</strong> keine<br />
Kohlenbürsten. Er ist nahezu wartungs<strong>und</strong><br />
verschleißfrei.<br />
Motorkühlung (Beispiel)<br />
Universalmotor<br />
Innenkühlung (direkte Kühlung)<br />
1 2 3 4<br />
Wechselstrommotor, Außenkühlung<br />
2 3 4 5 6 1<br />
Bosch Industriewerkz<strong>eu</strong>g<br />
direkte, staubgeschützte Kühlung<br />
1 2 3 4<br />
1 Lüfter 2 Stator (Polschuh)<br />
3 Rotor (Anker) 4 Gehäuse<br />
5 Kühlrippen 6 Leitkanal<br />
Luftweg<br />
EWL-EM013/G<br />
30. Wie verhalten sich Elektromotoren<br />
bei Überlastung?<br />
Die Belastbarkeit eines Elektromotors ist<br />
generell durch die in ihm entstehende<br />
Verlustwärme begrenzt. Die Verlustwärme<br />
ist durch den Wirkungsgrad physikalisch<br />
bedingt <strong>und</strong> kann nicht gänzlich<br />
verhindert werden. Dies bed<strong>eu</strong>tet in<br />
der Praxis, dass ein Motor, dessen Verlustwärme<br />
nicht abgeführt wird, sich so<br />
lange erhitzt, bis die Wicklungsisolation<br />
schmilzt <strong>und</strong> der Motor durch den dann<br />
entstehenden Wicklungskurzschluss<br />
„durchbrennt“. Die Verlustwärme muss<br />
also aus dem Motor entfernt werden. Je<br />
besser die Verlustwärme abgeführt wird,<br />
umso weniger oder langsamer erhitzt<br />
sich der Motor <strong>und</strong> umso weniger oder<br />
umso später wird er zum „Durchbrennen“<br />
neigen.<br />
31. Welche Kühlungsart ist für<br />
HF-Werkz<strong>eu</strong>gmotoren<br />
besonders günstig?<br />
Die indirekte Innenkühlung ist besonders<br />
günstig. Bei dieser Kühlungsart wird die<br />
Kühlluft zwischen Motorgehäuse <strong>und</strong><br />
Statorwicklung geblasen. Da bei Drehstrommotoren<br />
die Wärme hauptsächlich<br />
in den Statorwicklungen entsteht, eignet<br />
sich diese Kühlungsart sehr gut für diese<br />
Motoren. Der Vorteil ist, dass der in der<br />
Kühlluft enthaltene Staub nicht mit den<br />
rotierenden Motorteilen in Berührung<br />
kommt, wodurch eine sehr lange Lebensdauer<br />
der solcherart gekühlten Motoren<br />
erreicht wird.<br />
32. Welche Aufgabe hat das Getriebe?<br />
Von wenigen Ausnahmen abgesehen,<br />
weicht die durch die Polzahl <strong>und</strong> die<br />
Netzfrequenz bestimmte Nenndrehzahl<br />
des Motors von der gewünschten Drehzahl<br />
des Einsatzwerkz<strong>eu</strong>ges (Spindeldrehzahl)<br />
ab. Zur Anpassung der beiden<br />
Drehzahlen muss deshalb ein Getriebe<br />
verwendet werden. Je nach Einsatzart<br />
<strong>und</strong> Maschinentyp sind bestimmte Getriebebauarten<br />
besonders vorteilhaft.<br />
Zur Anwendung kommen hauptsächlich<br />
Stirnradgetriebe <strong>und</strong> Planetengetriebe.
Hochfrequenz-<br />
Geradschlagschrauber<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
7<br />
5 Schlagwerk mit<br />
V-Nut-St<strong>eu</strong>erung<br />
1 Schalter 6 Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
2 Asynchronmotor 7 Werkz<strong>eu</strong>g<br />
3 Lüfterrad<br />
4 Planetengetriebe<br />
EWL-HF001/P<br />
HF-Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
33. Was versteht man unter<br />
HF-Werkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Als HF-Werkz<strong>eu</strong>ge werden Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
<strong>und</strong> Werkz<strong>eu</strong>gmaschinen bezeichnet,<br />
welche als Energiemedium Drehstrom erhöhter<br />
Frequenz benützen.<br />
34. Welche besonderen Vorteile<br />
haben HF-Werkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Die besonderen Vorteile von HF-Werkz<strong>eu</strong>gen<br />
gegenüber <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n mit<br />
Universalmotor lassen sich in folgenden<br />
Kriterien zusammenfassen:<br />
– Lebensdauer<br />
– Konstantdrehzahl<br />
– Überlastverhalten<br />
– Ergonomie<br />
– Arbeitssicherheit<br />
– Betriebskosten<br />
35. Was versteht man unter<br />
Lebensdauer?<br />
Die in HF-Werkz<strong>eu</strong>gen verwendeten<br />
Drehstrommotoren haben keinen Kollektor<br />
<strong>und</strong> keine Kohlebürsten. Sie sind deshalb<br />
verschleißfrei. Bei regelmäßigem<br />
Schmierstoffwechsel der Lager <strong>und</strong> Getriebe<br />
<strong>und</strong> fachgerechter Anwendung<br />
können durchschnittliche Standzeiten<br />
über mehrere Jahrzehnte erreicht werden.<br />
Hierdurch eignen sich HF-Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
sehr gut für kontinuierlichen Betrieb, auch<br />
Mehrschichtbetrieb, in der Industrie.<br />
1<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 415<br />
36. Was versteht man unter<br />
Konstantdrehzahl?<br />
Eine Charakteristik der Drehstrommotoren<br />
ist die Konstanz der Drehzahl über einen<br />
weiten Lastbereich, wodurch sich<br />
eine Drehzahlregelung erübrigt. In der<br />
Praxis bed<strong>eu</strong>tet dies, dass das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
stets im optimalen Drehzahlbereich<br />
arbeitet <strong>und</strong> hierdurch den höchsten<br />
Arbeitsfortschritt erbringt. Insbesondere<br />
bei Schleifarbeiten wirkt sich dies<br />
als besonders wirtschaftlich aus.<br />
37. Wie wirkt sich das Überlastverhalten<br />
in der Praxis aus?<br />
HF-Werkz<strong>eu</strong>ge bleiben bei Überlastung<br />
über das so genannte Kippmoment hinaus<br />
plötzlich stehen, wodurch der Überlastfall<br />
dem Anwender unverkennbar<br />
signalisiert wird.<br />
38. Welche ergonomische Eigenschaft<br />
haben HF-Werkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Drehstrommotoren haben ein d<strong>eu</strong>tlich<br />
geringeres Laufgeräusch, welches sich<br />
besonders im Industriebetrieb, wo viele<br />
HF-Werkz<strong>eu</strong>ge im Einsatz sind, positiv<br />
auswirkt.<br />
39. Warum sind HF-Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
elektrisch sehr sicher?<br />
Wegen des Verkettungsfaktors von<br />
Drehstromsystemen betragen die Spannungen<br />
gegen Erde bei einer Betriebsspannung<br />
von 200 Volt nur 153 Volt <strong>und</strong><br />
bei einer Betriebsspannung von 135 Volt<br />
nur 78 Volt <strong>und</strong> liegen damit d<strong>eu</strong>tlich unter<br />
dem der 230-V-<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> mit<br />
Universalmotor. Da im Industriebetrieb<br />
häufig Metall bearbeitet oder in Metallumgebung<br />
gearbeitet wird, ist dies ein<br />
zusätzlicher Sicherheitsfaktor.<br />
40. Wie sieht es mit den Betriebskosten<br />
der HF-Werkz<strong>eu</strong>ge aus?<br />
Die laufenden Betriebskosten einer HF-<br />
Anlage sind äußerst günstig, da keine<br />
Energie bevorratet werden muss wie beispielsweise<br />
in einem Druckluftsystem.<br />
Der Wartungsaufwand ist minimal. Leckverluste,<br />
wie bei Druckluftanlagen üblich,<br />
entfallen. Zusätzliche Verbraucheranschlüsse<br />
sind ohne viel Aufwand herstellbar.<br />
Die relativ hohen Anfangsinvestitionen<br />
amortisieren sich nach kurzer Zeit.
416 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
41. Welche Typen von<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>gen sind<br />
am gebräuchlichsten?<br />
In der Industrie werden hauptsächlich<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge eingesetzt,<br />
welche sich in folgende Hauptgruppen<br />
einteilen lassen:<br />
– Bohrmaschinen<br />
– Gewindeschneider<br />
– Schrauber<br />
– Schleifer<br />
Daneben gibt es noch Sonderwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
wie Scheren <strong>und</strong> Nager.<br />
42. Welche Eigenschaften haben<br />
HF-Bohrmaschinen?<br />
HF-Bohrmaschinen zeichnen sich gegenüber<br />
solchen mit Universalmotor<br />
durch eine wesentlich geringere Baugröße<br />
bei gleicher mechanischer Leistung aus.<br />
Bohrmaschinen – Bauformen<br />
(nicht maßstäblich)<br />
Pistolengriff<br />
Spatengriff<br />
Kr<strong>eu</strong>zgriff<br />
EWL-HF010/P<br />
Wegen der beim Bohrbetrieb üblichen<br />
niedrigen Drehzahlen werden bei überwiegendem<br />
Bohrmaschinen- <strong>und</strong> Schraubereinsatz<br />
im Industriebetrieb Geräte mit<br />
der Betriebsfrequenz 200 Hz eingesetzt,<br />
weil wegen der dann möglichen niedrigeren<br />
Motordrehzahlen einfachere Getriebe<br />
eingesetzt werden können.<br />
Typische Bauformen sind Bohrpistolen<br />
im unteren bis mittleren Leistungsbereich.<br />
Maschinen mit Spatengriff oder<br />
Kr<strong>eu</strong>zgriff im mittleren bis hohen Leistungsbereich.<br />
43. Welchen Stellenwert haben<br />
Schrauber innerhalb der<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
HF-Schrauber stellen neben den Schleifgeräten<br />
das umfassendste Segment der<br />
HF-Werkz<strong>eu</strong>ge dar. Sie werden vorzugsweise<br />
zur Serienmontage in Fertigungsbetrieben<br />
eingesetzt. Die Typen der<br />
Schrauber unterscheiden sich in Funktionsprinzip<br />
<strong>und</strong> Bauart. Wegen der hohen<br />
Vielfalt der Schraubfälle kommen<br />
entsprechend viele unterschiedliche Typen<br />
zur Anwendung.<br />
44. Welche Frequenz wird für<br />
Schrauber bevorzugt?<br />
Wegen der beim Schraubbetrieb üblichen<br />
niedrigen Drehzahlen werden bei<br />
überwiegendem Schraubereinsatz im Industriebetrieb<br />
Geräte mit der Betriebsfrequenz<br />
200 Hz eingesetzt, weil wegen der<br />
dann möglichen niedrigeren Motordrehzahlen<br />
einfachere Getriebe eingesetzt<br />
werden können.<br />
45. Welche Typen von Hochfrequenzschraubern<br />
gibt es?<br />
Entsprechend ihrem Einsatzzweck gibt<br />
es viele spezialisierte Typen von Schraubern.<br />
Die wichtigsten davon sind:<br />
– Überrastschrauber<br />
– Abschaltschrauber<br />
– Drehmomentschrauber mit<br />
Abschaltumgehung<br />
– Kippmomentschrauber<br />
– Drehschlagschrauber
46. Welche Einsatzgebiete haben die<br />
einzelnen Schraubertypen?<br />
Die Schraubertypen werden meist nach<br />
dem speziellen Einsatzgebiet ausgewählt.<br />
Die Anwendung kann wie folgt grob<br />
umrissen werden:<br />
– Überrastschrauber. Kleine bis mittlere<br />
Drehmomente. Produktionsbetriebe,<br />
Montage<br />
– Abschaltschrauber. Kleine bis mittlere<br />
Drehmomente. Produktionsbetriebe<br />
– Drehmomentschrauber mit Abschaltkupplung<br />
<strong>und</strong> Abschaltumgehung.<br />
Kleine bis mittlere Drehmomente.<br />
Montagebetriebe, in denen Schraubfälle<br />
unterschiedlichen Drehmomentbedarfs<br />
vorkommen <strong>und</strong> wo auch festsitzende<br />
Schrauben gelöst werden<br />
müssen.<br />
– Kippmomentschrauber. Kleine bis<br />
mittlere Drehmomente. Produktionsbetriebe.<br />
– Drehschlagschrauber. Hohe bis höchste<br />
Drehmomente. Montage, Stahlbau,<br />
Fahrz<strong>eu</strong>gbau, Service<br />
47. Welche Eigenschaften haben<br />
Überrastschrauber?<br />
Der Drehmomentschrauber mit Überrastkupplung<br />
ist der gebräuchlichste Schraubertyp.<br />
Die Überrastkupplung ist einstellbar.<br />
Beim Erreichen des über die<br />
Kupplungsfeder vorgegebenen Drehmomentes<br />
werden die Kupplungshälften<br />
über schräge Klauen, Rollen oder Kugeln<br />
auseinandergedrückt. Solange der<br />
Schrauber betätigt <strong>und</strong> angedrückt wird,<br />
wirken die Momentspitzen der eingestellten<br />
Drehmomenthöhe auf den Schraubvorgang<br />
ein, was sich bei einem eventuellen<br />
Setzverhalten der Schraube günstig<br />
auswirkt. Durch kurze oder lange Überrastzeiten<br />
kann beschränkt Einfluss auf<br />
das Drehmoment genommen werden, da<br />
die auftretenden Drehschläge eine geringfügige<br />
Drehmomenterhöhung bewirken.<br />
Überrastkupplungen sind kostengünstig,<br />
hinreichend genau <strong>und</strong> bei sorgfältiger<br />
Konstruktion verschleißarm. Das<br />
Überrastmoment kann allerdings nicht<br />
beliebig hoch angesetzt werden, da es<br />
sich über die Maschine auf den Anwender<br />
überträgt. Ist diese Rückwirkung zu hoch,<br />
kann der Schraubvorgang für den Anwen-<br />
der unangenehm werden. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> sind bei Drehmomentschraubern<br />
mit Überrastkuplung die Höchstdrehmomente<br />
meist auf ca. 30 Nm begrenzt.<br />
Überrastschrauben:<br />
Funktion <strong>und</strong> Wirkungsweise<br />
M<br />
FM<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 417<br />
Drehen<br />
Überrasten<br />
Verlauf des Drehmoments<br />
t (s)<br />
0,1 0,2 0,3<br />
Verlauf der Montagespannkraft<br />
EWL-VST007/G<br />
48. Welche Eigenschaften haben<br />
Abschaltschrauber?<br />
Drehmomentschrauber mit Abschaltkupplung<br />
arbeiten nach dem Prinzip der<br />
Überrastkupplung. Wie bei dieser wird<br />
das Drehmoment über eine einstellbare<br />
Klauen- oder Rollenkupplung begrenzt.<br />
Im Unterschied zur Überrastkupplung<br />
bleiben aber die Kupplungshälften nach<br />
dem ersten Überrasten getrennt. Dadurch<br />
ist keine Schraubzeitabhängigkeit<br />
des Drehmomentes gegeben. Die Lärmentwicklung<br />
<strong>und</strong> die Abnützung der<br />
Kupplung ist sehr gering. Der konstruktive<br />
Aufwand ist verhältnismäßig hoch<br />
<strong>und</strong> damit kostenintensiv. Die Anwendung<br />
erfolgt vorzugsweise bei Schraubfällen,<br />
wo eine hohe Drehmomentgenauigkeit<br />
gefordert wird, zum Beispiel<br />
Maschinenschrauben <strong>und</strong> Muttern.<br />
t
418 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Die automatische Abschaltkupplung<br />
wird nach vorausgegangenen Schraubversuchen<br />
für den spezifischen Schraubfall<br />
eingestellt <strong>und</strong> in dieser Position<br />
fixiert. Hierdurch ist gewährleistet, dass<br />
sie im Betrieb durch den Anwender nicht<br />
mehr verändert werden kann.<br />
Abschaltschrauber:<br />
Funktion <strong>und</strong> Wirkungsweise<br />
M<br />
FM<br />
Drehen<br />
Abgeschaltet<br />
Verlauf des Drehmoments<br />
0,1 0,2 0,3<br />
Verlauf der Montagespannkraft<br />
EWL-VST008/G<br />
49. Welche Eigenschaften haben<br />
Drehmomentschrauber mit<br />
Abschaltkupplung <strong>und</strong><br />
Abschaltumgehung?<br />
Diese Variante des Drehmomentschraubers<br />
mit Abschaltkupplung erweitert den<br />
Anwendungsbereich dieses Schraubertyps.<br />
Das höhere Drehmoment durch Umgehen<br />
des Abschaltens gestattet ein manuell<br />
beeinflussbares Drehmoment bei<br />
der Anwendung kritischer Schraubfälle,<br />
die einen unterschiedlichen Drehmomentbedarf<br />
aufweisen. Typische Beispiele<br />
sind Blechschrauben, Bohrschrauben,<br />
Teks <strong>und</strong> Holzschrauben. Durch das<br />
Umgehen der Abschaltkupplung können<br />
auch korrodierte oder festsitzende<br />
Schrauben gelöst werden.<br />
t<br />
t (s)<br />
Bei Umgehung der Abschaltkupplung<br />
wirkt allerdings das volle Rückdrehmoment<br />
auf den Anwender ein. Die Drehmomentwerte<br />
können aus diesem Gr<strong>und</strong>e<br />
nicht beliebig hoch gewählt werden.<br />
50. Welche Eigenschaften haben<br />
Kippmomentschrauber?<br />
Beim Kippmomentschrauber erfolgt eine<br />
Abschaltung des Motors beim Erreichen<br />
eines vorgegebenen Stromwertes, welcher<br />
proportional zum gewünschten<br />
Drehmoment ist. Kippmomentschrauber<br />
benötigen aus diesem Gr<strong>und</strong>e ein externes<br />
St<strong>eu</strong>ergerät, welches den Motorstrom<br />
erfasst, mit einem einstellbaren<br />
Vorgabewert vergleicht <strong>und</strong> den Schaltvorgang<br />
auslöst. Erreicht der Motorstrom<br />
den vorgegebenen Wert, wird der Stromkreis<br />
zum Werkz<strong>eu</strong>g abgeschaltet, der<br />
Motor bleibt stehen.<br />
Kippmoment-St<strong>eu</strong>erung<br />
Drehmoment<br />
Strom<br />
EWL-HF004/P<br />
Kippmoment<br />
Belastung<br />
Schaltpunkt<br />
Belastung<br />
51. Welche Eigenschaften haben<br />
Drehschlagschrauber?<br />
Drehschlagschrauber arbeiten mit einem<br />
entkoppelten Massenschlagwerk, wodurch<br />
selbst bei hohen Drehmomenten<br />
praktisch keine Drehmomentrückwirkung<br />
auf den Anwender erfolgt. Die Drehmomenteinwirkung<br />
erfolgt schlagweise mit<br />
charakteristischem, lautem Geräusch. Die
Höhe des Drehschlagmomentes ist konstruktiv<br />
vorgegeben. Die Begrenzung erfolgt<br />
über die Anzahl der Drehschläge<br />
(Schlagzeit) oder über zwischen Schrauberspindel<br />
<strong>und</strong> Steckschlüssel befindliche<br />
Begrenzungselemente (Torsionsstäbe).<br />
Drehschlagschrauber sind bei entsprechender<br />
Qualität robust <strong>und</strong> langlebig. In<br />
der Praxis ist das maximal mögliche<br />
Drehmoment durch das Schlagwerksgewicht<br />
<strong>und</strong> die Maschinengröße begrenzt.<br />
Bei handgeführten Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
sind Drehmomente bis 2000 Nm üblich.<br />
Drehschlagschrauber:<br />
Funktion <strong>und</strong> Wirkungsweise<br />
Eindrehen Drehschlagen<br />
M<br />
FM<br />
Verlauf des Drehmoments<br />
1 2 3<br />
4<br />
Verlauf der Montagespannkraft<br />
EWL-VST 009/G<br />
52. Welche Bauformen von<br />
Schraubern gibt es?<br />
Aus ergonomischen Gründen <strong>und</strong> wegen<br />
der teilweise sehr speziellen Einsatzfälle<br />
gibt es Schrauber in unterschiedlichen<br />
Bauformen wie:<br />
– Geradschrauber<br />
– Pistolenschrauber<br />
– Mittelgriffschrauber<br />
– Spatengriffschrauber<br />
– Kr<strong>eu</strong>zgriffschrauber<br />
– Winkelschrauber<br />
t<br />
t (s)<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 419<br />
Wegen der bei einigen Funktionsprinzipien<br />
auftretenden Rückdrehmomente<br />
sind die Bauformen innerhalb der betreffenden<br />
Leistungsbereiche sorgfältig auszuwählen.<br />
Schrauber – Bauformen<br />
(nicht maßstäblich)<br />
Geradschrauber<br />
Pistolengriff<br />
Mittelgriff<br />
Spatengriff<br />
Kr<strong>eu</strong>zgriff<br />
Winkelschrauber<br />
EWL-HF011/P
420 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
53. Welche Eigenschaften haben<br />
Geradschrauber?<br />
Geradschrauber werden überall dort eingesetzt,<br />
wo ein geringes Eckenmaß Voraussetzung<br />
ist. Sie eignen sich deshalb<br />
besonders gut für kleinste Schraubanwendungen<br />
in der Feinmechanik oder bei<br />
schwer zugänglichen Schraubstellen. Im<br />
Montagebetrieb eignen sie sich besonders<br />
für senkrechte Schraubvorgänge.<br />
54. Welche Eigenschaften haben<br />
Pistolenschrauber?<br />
Schrauber in Pistolenform gleichen der<br />
bei Universalwerkz<strong>eu</strong>gen üblichen Form<br />
von Bohrmaschinen. Sie sind handlich<br />
<strong>und</strong> gestatten bei gleichen Drehmomentwerten<br />
ein ergonomisch günstigeres Arbeiten,<br />
wenn der Schraubvorgang in<br />
waagrechter Lage erfolgt.<br />
55. Welche Eigenschaften haben<br />
Mittelgriffschrauber?<br />
Mittelgriffschrauber erlauben den Einsatz<br />
höherer Drehmomente, weil die entsprechenden<br />
Rückdrehmomente ergonomisch<br />
günstiger als beim Pistolenschrauber<br />
aufgenommen werden.<br />
56. Welche Eigenschaften haben<br />
Spatengriffschrauber?<br />
Der Spatengriff befindet sich normalerweise<br />
im Bereich der Werkz<strong>eu</strong>gachse. Er<br />
erlaubt eine gute zentrische Führung des<br />
Werkz<strong>eu</strong>ges, muss aber bei höheren<br />
Drehmomenten unbedingt in Kombination<br />
mit einem Zusatzhandgriff verwendet<br />
werden, damit die Rückdrehmomente<br />
gefahrlos beherrscht werden können. Er<br />
ist dann für hohe Drehmomente geeignet.<br />
57. Welche Eigenschaften haben<br />
Kr<strong>eu</strong>zgriffschrauber?<br />
Höhere Drehmomente führen in der Regel<br />
auch zu höheren Rückdrehmomenten<br />
auf den Anwender. Sie können nur mit<br />
dem beidhändig geführten Kr<strong>eu</strong>zgriff sicher<br />
beherrscht werden. Üblicherweise<br />
sind die beiden Griffe um 90° zur Mittelachse<br />
versetzt <strong>und</strong> in der Länge gestaffelt<br />
angeordnet. Da es sich bei Kr<strong>eu</strong>zgriffschraubern<br />
um schwere Geräte der hohen<br />
Leistungsklasse handelt, werden sie<br />
meist im Geräteschwerpunkt an Federzügen<br />
aufgehängt.<br />
58. Welche Eigenschaften haben<br />
Winkelschrauber?<br />
Winkelschrauber werden überall dort verwendet,<br />
wo beengte Platzverhältnisse<br />
herrschen <strong>und</strong> Geradschrauber oder Mittelgriffschrauber<br />
nicht eingesetzt werden<br />
können. Winkelschrauber bestehen aus<br />
einem Geradschrauber mit vorgesetztem<br />
Winkeltrieb. Wegen des langen Hebelarmes<br />
der Griffbereiche zur Schraubspindel<br />
lassen sich auch sehr hohe Drehmomente<br />
sicher beherrschen.<br />
59. Welche Typen von Hochfrequenzschleifern<br />
gibt es?<br />
Die üblichen Schleifertypen sind<br />
– Geradschleifer<br />
– Winkelschleifer<br />
– Vertikalschleifer<br />
Innerhalb der Hochfrequenzschleifer stellen<br />
die Geradschleifer, speziell in kleinen<br />
<strong>und</strong> kleinsten Abmessungen, den überwiegenden<br />
Anteil. Vertikalschleifer werden<br />
hauptsächlich für schwere <strong>und</strong> grobe<br />
Arbeiten (Gießerei) im oberen Leistungsbereich<br />
eingesetzt, während Winkelschleifer<br />
im mittleren <strong>und</strong> hohen Leistungssegment<br />
eher universell eingesetzt<br />
werden.<br />
60. Welche Frequenz wird für<br />
HF-Schleifgeräte bevorzugt?<br />
Wegen der beim Schleifbetrieb üblichen<br />
hohen Drehzahlen werden bei überwiegendem<br />
Schleifereinsatz im Industriebetrieb<br />
Geräte mit der Betriebsfrequenz<br />
300 Hz eingesetzt, weil wegen der dann<br />
möglichen höheren Motordrehzahlen<br />
einfachere Getriebe eingesetzt werden<br />
können.<br />
61. Warum eignen sich<br />
HF-Werkz<strong>eu</strong>ge besonders gut<br />
zum Schleifen?<br />
HF-Schleifgeräte zeichnen sich durch<br />
sehr hohe Robustheit <strong>und</strong> hohe Leistung<br />
bei kleinsten Abmessungen aus. Da die<br />
Kühlluft bei indirekter Kühlungsart nicht<br />
mit den rotierenden Motorteilen in<br />
Berührung kommt, ist auch der Betrieb in<br />
stark staubhaltiger Umgebungsluft möglich,<br />
ohne dass die Lebensdauer stark<br />
beeinträchtigt wird.
62. Welche Eigenschaften haben<br />
HF-Geradschleifer?<br />
Geradschleifer stellen das größte Segment<br />
der HF-Schleifer dar. Motor <strong>und</strong><br />
Schleifspindel sind in einer Achse angeordnet,<br />
wobei das Motor- <strong>und</strong> Spindelgehäuse<br />
gleichzeitig als Handgriff dient.<br />
Geradschleifer geringer Leistung können<br />
für sehr hohe Drehzahlen bis ca. 50 000<br />
U/min ausgelegt werden, ihre geringen<br />
Abmessungen gestatten feinfühliges Arbeiten<br />
in der Feinmechanik <strong>und</strong> im Werkz<strong>eu</strong>g-<br />
<strong>und</strong> Formenbau. Geradschleifer<br />
werden fast ausschließlich mit Schleifstiften<br />
oder rotierenden Feilen (Frässtiften)<br />
bestückt. Sie werden meist einhändig bedient.<br />
Bei Geradschleifern des hohen Leistungsbereiches<br />
ist der Spindelhals als<br />
zusätzlicher Handgriff ausgeformt. Diese<br />
Schleifer müssen stets beidhändig geführt<br />
werden.<br />
Geradschleifer – Bauformen<br />
(nicht maßstäblich)<br />
50.000 U/min, 125 W<br />
18.000 U/min, 400 W<br />
18.000 U/min, 1.800 W<br />
4.800 U/min, 3.000 W<br />
EWL-HF012/P<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 421<br />
63. Welche Eigenschaften haben<br />
HF-Winkelschleifer?<br />
Die HF-Winkelschleifer entsprechen in<br />
Aufbau <strong>und</strong> Handhabung den Winkelschleifern<br />
mit Universalmotor. Die maximalen<br />
Leistungsabgaben liegen über denen<br />
von Winkelschleifern mit Universalmotor.<br />
HF-Winkelschleifer werden überall<br />
dort eingesetzt. wo auf robustes Betriebsverhalten<br />
<strong>und</strong> auf hohe Leistung<br />
Wert gelegt wird.<br />
Winkelschleifer – Bauformen<br />
(nicht maßstäblich)<br />
Winkelschleifer<br />
500 W<br />
Winkelschleifer<br />
3.000 W<br />
Nassschleifer<br />
1.800 W<br />
Polierer<br />
1.800 W<br />
EWL-HF013/P
422 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
64. Welche Eigenschaften haben<br />
HF-Vertikalschleifer?<br />
Vertikalschleifer werden zum Oberflächenschliff<br />
eingesetzt <strong>und</strong> in vertikaler<br />
Position bedient. Motor <strong>und</strong> Schleifspindel<br />
sind in einer Achse angeordnet, die<br />
Haltepositionen für den Anwender sind<br />
als Mittelgriff oder Pistolengriff im rechten<br />
Winkel zum Schleifergehäuse gestaltet.<br />
Vertikalschleifer sehr hoher Leistung<br />
verfügen über zwei Handgriffe, die ebenfalls<br />
im rechten Winkel zum Schleifergehäuse<br />
<strong>und</strong> winklig gegeneinander angeordnet<br />
sind. Hierdurch lassen sich<br />
auch sehr hohe Rückdrehmomente sicher<br />
beherrschen.<br />
Vertikalschleifer<br />
EWL-HF014/P<br />
65. Welche Bauwerkz<strong>eu</strong>ge werden<br />
mit HF-Motoren angetrieben?<br />
Im Baubereich werden neben <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
mit Universalmotor folgende<br />
Typen von HF-Werkz<strong>eu</strong>gen eingesetzt:<br />
– Rüttler<br />
– Abbruchhämmer<br />
Rüttler stellen den weitaus größten Anteil<br />
der HF-Baugeräte. Wegen der dabei geforderten<br />
kleinen Maschinenmaße von<br />
Innenrüttlern bei gleichzeitig hohen Leistungen<br />
hat sich die Betriebsfrequenz<br />
200 Hz durchgesetzt.<br />
Einsatzbereiche von Rüttlern<br />
Rüttlertyp Außenrüttler InnenrüttlerSchwingungszahl<br />
1.500 3.000 6.000 12.000 12.000<br />
Antriebsfrequenz<br />
50 Hz 50 Hz 200 Hz 200 Hz 200 Hz<br />
Anwendung<br />
Verdichten<br />
Ortbeton<br />
BetonfertigteilbauSteinformmaschinen<br />
Schüttgüter<br />
Formenbau<br />
Lockern<br />
Siloentleerung<br />
Filteranlagen
Systemzubehör<br />
66. Welches Systemzubehör gibt es<br />
für Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Das typische Systemzubehör für Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
umfasst neben den<br />
elektrowerkz<strong>eu</strong>gtypischen Zubehören insbesondere:<br />
– Messwertaufnehmer<br />
– Prüfgeräte<br />
– St<strong>eu</strong>ergeräte<br />
– Vorschaltgeräte<br />
– Spindelverlängerungen<br />
– Federzüge<br />
67. Was sind Messwert-<br />
(Drehmoment-)aufnehmer?<br />
Messwertaufnehmer (Sensoren) erfassen<br />
das in die Schraubverbindung eingebrachte<br />
Festziehmoment <strong>und</strong> setzen es<br />
in ein elektrisches Signal um, welches für<br />
Kontroll- oder St<strong>eu</strong>erzwecke einem Prüfgerät<br />
oder St<strong>eu</strong>ergerät zugeführt wird.<br />
Messwertgeber (Sensor)<br />
2<br />
1 Sensor<br />
2 Antrieb (vom Schrauber)<br />
3 Abtrieb (zum Steckschlüssel)<br />
4 Messleitung<br />
EWL-HF018.2/P<br />
68. Wo werden Prüfgeräte<br />
verwendet?<br />
Prüfgeräte verwendet man bei besonders<br />
hochwertigen Schraubfällen. Dem Prüfgerät<br />
können bestimmte Grenzwerte eingegeben<br />
werden, mit welchen das eingehende<br />
Messsignal verglichen wird. Durch<br />
den Vergleich können Schaltvorgänge<br />
ausgelöst werden, welche den Schraubvorgang<br />
überwachen.<br />
4<br />
1<br />
3<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 423<br />
Drehmoment-Prüfgerät<br />
(Monitor)<br />
69. Wozu dient ein St<strong>eu</strong>ergerät?<br />
Das St<strong>eu</strong>ergerät dient zur St<strong>eu</strong>erung<br />
bzw. Unterbrechung des Schraubvorganges,<br />
wenn ein vorher eingestellter Grenzwert<br />
erreicht wird. Zu seiner Funktion<br />
benötigt das St<strong>eu</strong>ergerät das Messsignal<br />
eines Messwert-(Drehmoment-)sensors.<br />
St<strong>eu</strong>ergerät<br />
NET<br />
Z<br />
Betrieb<br />
TRIGGE<br />
R<br />
M d<br />
MOME<br />
NT<br />
EWL-HF018.1/P<br />
Schraubertyp<br />
1 2<br />
5 6<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
EWL-HF019/P<br />
70. Wozu dient ein Schlagzeit-<br />
Einstellgerät?<br />
Bei Drehschlagschraubern kann das Anziehmoment<br />
durch die Anzahl der<br />
Schläge bzw. die so genannte Schlagzeit<br />
beeinflusst werden. Das Einstellgerät<br />
misst die Schlagzeit <strong>und</strong> schaltet nach einer<br />
vorher eingestellten Zeit den Drehschlagschrauber<br />
ab.<br />
V c<br />
schrauben<br />
in sec
424 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schlagzeit-Einstellgerät<br />
71. Wozu dienen<br />
Spindelverlängerungen?<br />
Spindelverlängerungen ermöglichen die<br />
Anwendung von Geradschleifern bei<br />
schlecht zugänglichen Arbeitsstellen wie<br />
in Hohlräumen <strong>und</strong> Kanälen, wie sie beispielsweise<br />
an den Gussteilen von Turbinen<br />
vorkommen.<br />
Geradschleifer mit<br />
Spindelverlängerung<br />
4<br />
2<br />
3<br />
1 Geradschleifer<br />
2 Spindelverlängerung<br />
3 Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme<br />
4 Werkz<strong>eu</strong>g<br />
EWL-HF020/P<br />
1<br />
EWL-HF021/P<br />
72. Wozu dienen Federzüge?<br />
Federzüge dienen dazu, das Werkz<strong>eu</strong>g<br />
im Griffbereich des Anwenders zu halten<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig das Maschinengewicht<br />
auszugleichen. Typischerweise werden<br />
im Produktionsbetrieb die Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
(meist Schrauber) mit Federzügen von<br />
der Decke her abgehängt. Die Zugkraft<br />
lässt sich exakt auf das Maschinengewicht<br />
einstellen, wodurch es in vertikaler<br />
Richtung mit sehr geringem Kraftaufwand<br />
bewegt werden kann. Das Aufhängeseil<br />
rollt sich dabei innerhalb des Federzuges<br />
entsprechend auf <strong>und</strong> ab. Als<br />
Folge davon muss der Anwender kaum<br />
noch Vertikalkräfte zur Werkz<strong>eu</strong>gbedienung<br />
aufbringen, Ermüdung wird dadurch<br />
wesentlich vermindert.<br />
Federzug in der Montage<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Federzugrolle<br />
2 Aufhängeseil<br />
3 Werkz<strong>eu</strong>g<br />
EWL-HF022/P
Sicherheit<br />
73. Wie wird die elektrische<br />
Sicherheit von HF-Werkz<strong>eu</strong>gen<br />
gewährleistet?<br />
Die elektrische Sicherheit ist bei Hochfrequenz-<strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong>n<br />
durch den<br />
Schutzleiter gemäß EN 50144 nach<br />
Schutzklasse I gegeben. Bei der in Stern<br />
geschalteten Sek<strong>und</strong>ärwicklung des Umformers<br />
ist der Stern- oder Nullpunkt herausgeführt.<br />
Dieser Nullpunkt ist geerdet<br />
<strong>und</strong> über die Schutzleiter mit dem metallischen<br />
Gehäuse der <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong><br />
verb<strong>und</strong>en.<br />
74. Warum sind HF-Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
elektrisch besonders sicher?<br />
Weil z. B. bei 265 V Betriebsspannung die<br />
Gefahrenspannung zwischen Phase <strong>und</strong><br />
Erde im ungünstigsten Fall nur<br />
265 V<br />
––––– = 153 V<br />
1,73<br />
beträgt.<br />
Bei Betriebsspannungen von 135 V oder<br />
72 V ist die Gefahrenspannung zwischen<br />
Phase <strong>und</strong> Erde dagegen nur<br />
135 V<br />
––––– = 78 V<br />
1,73<br />
72 V<br />
oder ––––– = 42 V<br />
1,73<br />
wobei 1,73 den Verkettungsfaktor kl3 bei<br />
Drehstrom darstellt, der sich durch die im<br />
Stern geschalteten Motorwicklungen ergibt.<br />
75. Was ist die wichtigste Regel<br />
nach Reparaturen von<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Die Wirksamkeit der Schutzerdung muss<br />
durch die Verwendung entsprechend robuster<br />
<strong>und</strong> im elektrischen Aufbau einwandfreier<br />
Steckvorrichtungen sowie widerstandsfähiger<br />
Kabel gewährleistet<br />
werden. Es bestehen deshalb besondere<br />
Prüfvorschriften für den Schutzleiter <strong>und</strong><br />
dessen Anschluss.<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 425
426 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum richtigen Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
Auswahl von HF-Schraubern (1)<br />
Schraubertyp Schrauber mit einstellbarer Schrauber mit einstellbarer Schraubertyp<br />
Abschaltkupplung Überrastkupplung<br />
Verwendung Für Schraubverbindungen mit hoher Für normale Schraubverbindungen mit Verwendung<br />
Drehmomentgenauigkeit mittlerer Drehmomentgenauigkeit<br />
Eigenschaften Maximales Drehmoment wegen Reaktions- Drehmoment wegen Rückwirkung Eigenschaften<br />
wirkung auf den Anwender begrenzt begrenzt<br />
Anwender- Kein Anwendereinfluss auf das Anwendereinfluss auf Anwendereinfluss<br />
Drehmoment Drehmoment einfluss<br />
Bauform Geradschrauber Pistole Mittel- Geradschrauber Pistole Mittel- Spaten- Bauform<br />
griff griff griff<br />
Leistungsklasse 80 W 125 W 170 W 250 W 200... 200 W 80 W<br />
400 W<br />
120 W 180 W 250 W 250 W 600 W Leistungsklasse<br />
Schrau- Dreh- Dreh- Schrauben-<br />
mo- mo- bendurch-<br />
ment ment durchmesser<br />
DIN DIN messer<br />
Güte VDI VDI Güte<br />
8.8 (2230) (2230) 8.8<br />
0,1 Nm 0,1 Nm<br />
M 2 M 2<br />
M 2,2 M 2,2<br />
M 2,5 M 2,5<br />
1 Nm 1 Nm<br />
M 3 M 3<br />
M 3,5 M 3,5<br />
M 4 M 4<br />
M 5 M 5<br />
M 6 M 6<br />
10 Nm 10 Nm<br />
M 8 M 8<br />
M 10 M 10<br />
M 12 M 12<br />
100 Nm 100 Nm<br />
M 14 M 14<br />
M 16 M 16<br />
M 18 M 18<br />
M 20 M 20<br />
M 22 M 22<br />
M 24 M 24<br />
1000 Nm 1000 Nm<br />
M 30 M 30
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 427<br />
Der logische Weg zum richtigen Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
Auswahl von HF-Schraubern (2)<br />
Schraubertyp Schrauber mit<br />
Kippmomentst<strong>eu</strong>erung<br />
Drehschlagschrauber Schraubertyp<br />
Verwendung Für mittlere bis hohe<br />
Drehmomente<br />
Für hohe bis sehr hohe Drehmomente Verwendung<br />
Eigenschaften Durch Winkeltrieb gute<br />
Drehmomentbeherrschung<br />
Nahezu reaktionsfrei Eigenschaften<br />
Anwendereinfluss Kein Anwendereinfluss geringer Anwendereinfluss Anwendereinfluss<br />
Bauform Winkel- Winkel- Winkel- Stab- Stab- Mittel- Spaten- Kr<strong>eu</strong>z- Bauform<br />
trieb trieb trieb griff griff griff griff griff<br />
Leistungsklasse 170 W 260 W 400 W 80 W 170... 260... 850 W 950 W Leistungsklasse<br />
250 W 550 W<br />
Schrauben- Dreh- Dreh- Schraubendurch-<br />
moment moment durchmesser<br />
DIN VDI DIN VDI messer<br />
Güte 8.8 (2230) (2230) Güte8.8<br />
0,1 Nm 0,1 Nm<br />
M 2 M 2<br />
M 2,2 M 2,2<br />
M 2,5 M 2,5<br />
1 Nm 1 Nm<br />
M 3 M 3<br />
M 3,5 M 3,5<br />
M 4 M 4<br />
M 5 M 5<br />
M 6 M 6<br />
10 Nm 10 Nm<br />
M 8 M 8<br />
M 10 M 10<br />
M 12 M 12<br />
100 Nm 100 Nm<br />
M 14 M 14<br />
M 16 M 16<br />
M 18 M 18<br />
M 20 M 20<br />
M 22 M 22<br />
M 24 M 24<br />
1000 Nm 1000Nm<br />
M 30 M 30
428 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Auswahl von HF-Geradschleifern<br />
Drehzahl Leistungs- Formschleifen<br />
klasse Entgraten<br />
50.000 100W<br />
250W<br />
500W<br />
30.000 100W<br />
250W<br />
500W<br />
18.000 500W<br />
1.000W<br />
1.500W<br />
1.800W<br />
12.000 250W<br />
500W<br />
1.000W<br />
1.500W<br />
1.800W<br />
10.000 1.200W<br />
1.800W<br />
9.000 1.000W<br />
8.600 1.200W<br />
1.800W<br />
6.800 1.500W<br />
2.000W<br />
3.000W<br />
5.700 2.000W<br />
3.000W<br />
4.800 2.000W<br />
3.000W<br />
Schleifstifte<br />
Hartmetallfräser<br />
Fächerschleifer<br />
Innenschleifen<br />
Schleifstifte<br />
Schleifscheiben,<br />
konisch<br />
Grobschliff<br />
(Schruppen)<br />
Schleifscheiben, gerade<br />
Schleifscheiben, konisch<br />
Schruppscheiben<br />
Trennscheiben<br />
Schruppschmirgeln<br />
(Sanding)<br />
Fiberscheiben<br />
Fächerscheiben<br />
BürsPotenlieren Topfbürsten<br />
Lammfellhauben<br />
Nassschleifen<br />
Topfbürsten
Auswahl von HF-Vertikalschleifern<br />
Drehzahl Leistungsklasse<br />
6.000 1.000 W<br />
5.500 1.300 W<br />
3.500 850 W<br />
Formschleifen<br />
Entgraten<br />
Schleifstifte<br />
Hartmetallfräser<br />
Fächerschleifer<br />
Innenschleifen<br />
Schleifstifte<br />
Auswahl von HF-Winkelschleifern<br />
Drehzahl Leistungs- Formschleifen<br />
klasse Entgraten<br />
12.000 500W<br />
1.000W<br />
8.500 1.000W<br />
1.500W<br />
2.000W<br />
3.000W<br />
6.500 1.000W<br />
1.500W<br />
2.000W<br />
3.000W<br />
5.000 3.000W<br />
3.800W<br />
4.200 3.000W<br />
1.750 1.200W<br />
Schleifstifte<br />
Hartmetallfräser<br />
Fächerschleifer<br />
Schleifscheiben,<br />
konisch<br />
Innenschleifen<br />
Schleifstifte<br />
Schleifscheiben,<br />
konisch<br />
Grobschliff<br />
(Schruppen)<br />
Schleifscheiben, gerade<br />
Schleifscheiben, konisch<br />
Grobschliff<br />
(Schruppen)<br />
Schleifscheiben, gerade<br />
Schleifscheiben, konisch<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 429<br />
Schruppscheiben<br />
Schruppscheiben<br />
Trennscheiben<br />
Trennscheiben<br />
Schruppschmirgeln<br />
(Sanding)<br />
Fiberscheiben<br />
Fächerscheiben<br />
Schruppschmirgeln<br />
(Sanding)<br />
Fiberscheiben<br />
Fächerscheiben<br />
BürsPotenlieren Topfbürsten<br />
Topfbürsten<br />
Lammfellhauben<br />
BürsPotenlieren Lammfellhauben<br />
Nassschleifen<br />
Topfbürsten<br />
Nassschleifen<br />
Topfbürsten
430 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
80 …120 m/min Alu<br />
Auswahl von HF-Bohrmaschinen<br />
für Schnittgeschwindigkeiten 20 … 25 m/min Stahl bis 600 N/mm 2<br />
Bauform Pistolengriff Spatengriff Kr<strong>eu</strong>zgriff Bauform<br />
Leistungs- 250 400 600 950 1450 Leistungsklasse<br />
Watt Watt Watt Watt Watt klasse<br />
Drehzahl<br />
4000 3300 2500 3700 2000 1350 1000 2400/ <strong>1500</strong>/ 2000 <strong>1500</strong> 850 500 2200/ 500/ 750/<br />
Drehzahl<br />
1600 900 <strong>1500</strong> 200 350<br />
Bohrdurch- Bohrdurchmesser<br />
messer<br />
Stahl Alu Stahl Alu<br />
2 5 2 5<br />
3 7 3 7<br />
4 9 4 9<br />
5 10 5 10<br />
6 10 6 10<br />
8 10 8 10<br />
10 13 10 13<br />
12 13 12 13<br />
13 13 13 13<br />
16 23 16 23<br />
PNW-T07
1 3<br />
2<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>ge 431<br />
Bohren im Fahrz<strong>eu</strong>gbau<br />
Schleifen von Gussteilen<br />
Montage in der Produktion
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge Gr<strong>und</strong>lagen 433<br />
Drucklufterz<strong>eu</strong>gung 433<br />
Druckluftaufbereitung 435<br />
Druckluftanlagen 437<br />
Leitungssystem 439<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge 441<br />
Systemzubehör 448<br />
Sicherheit 450<br />
Der logische Weg zum passenden<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g 451
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1. Was versteht man unter<br />
Drucklufttechnik?<br />
Unter Drucklufttechnik versteht man die<br />
Verwendung von Druckluft als Arbeitsmedium<br />
für Maschinen <strong>und</strong> Maschinenanlagen.<br />
2. Was ist Druckluft?<br />
Druckluft ist verdichtete (komprimierte)<br />
atmosphärische Luft.<br />
3. Was sind die Vorteile von<br />
Druckluft?<br />
Luft steht überall in beliebiger Menge zur<br />
Verfügung. Druckluft als Medium muss<br />
nicht ausgewechselt werden. Druckluft<br />
hinterlässt bei Leitungsdefekten keine<br />
Schadstoffe.<br />
4. Welche Drücke herrschen in<br />
Druckluftanlagen?<br />
Druckluft wird, je nach Anwendungsfall, in<br />
unterschiedlich hohen Drücken benötigt.<br />
Man unterscheidet in folgende Bereiche:<br />
– Niederdruckbereich bis 10 bar<br />
– Mitteldruckbereich 10 …15 bar<br />
– Hochdruckbereich 15 … 40 bar<br />
– Höchstdruckbereich 40 … 400 bar<br />
5. Welcher Druckbereich ist für<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge üblich?<br />
Für Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge im Anwendungsbereich<br />
von Handwerk <strong>und</strong> Industrie ist<br />
der Niederdruckbereich bis 10 bar üblich.<br />
Drucklufterz<strong>eu</strong>gung<br />
6. Wie wird die Druckluft erz<strong>eu</strong>gt?<br />
Druckluft wird durch die Verdichtung von<br />
atmosphärischer Luft erz<strong>eu</strong>gt. Die zur<br />
Drucklufterz<strong>eu</strong>gung üblichen Maschinen<br />
nennt man Verdichter oder Kompressoren.<br />
7. Welche Arten von Drucklufterz<strong>eu</strong>gern<br />
werden am meisten<br />
verwendet?<br />
Im Anwendungsbereich von Handwerk<br />
<strong>und</strong> Industrie werden meist Kolbenkompressoren<br />
<strong>und</strong>/oder Schraubenkompressoren<br />
verwendet.<br />
8.<br />
Was ist ein Kolbenkompressor?<br />
Der Kolbenkompressor ist einem ventilgest<strong>eu</strong>erten<br />
Verbrennungsmotor ähnlich.<br />
Ein durch Kurbelwelle <strong>und</strong> Pl<strong>eu</strong>elstange<br />
in einem Zylinder hin- <strong>und</strong> hergehender<br />
Kolben saugt atmosphärische Luft an<br />
<strong>und</strong> verdichtet sie. Der Ansaug- <strong>und</strong> Ausstoßvorgang<br />
wird über Ventile gest<strong>eu</strong>ert.<br />
9.<br />
Welche Eigenschaften hat ein<br />
Kolbenkompressor?<br />
Typische Eigenschaften des Kolbenkompressors<br />
sind:<br />
– hoher Wirkungsgrad<br />
– hohe bis sehr hohe Drücke möglich<br />
– sehr kleine Baugrößen möglich<br />
– viele Bauvarianten möglich<br />
(mehrzylindrig, mehrstufig)<br />
– kostengünstig<br />
– pulsierende Förderung (ungünstig)<br />
Hubkolbenkompressor – Funktionsprinzip<br />
2<br />
4<br />
Drucklufttechnik 433<br />
Ansauge<br />
n<br />
1 Kurbelwelle<br />
Verdichten<br />
2 Pl<strong>eu</strong>el 3 Kolben<br />
4 Einlassventil 5 Auslassventil<br />
5<br />
3<br />
1<br />
EWL-D022/P
434 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
10. Was ist ein Schraubenkompressor?<br />
Im Schraubenkompressor fördern zwei<br />
schneckenförmige, gegenläufige Drehkolben<br />
in einem Gehäuse die Luft kontinuierlich<br />
in den Druckraum. Die angesaugte<br />
Luft wird dabei auf ihrem Weg<br />
durch den Kompressor in sich stetig verkleinernden<br />
Kammern auf den konstruktiv<br />
vorgegebenen Enddruck verdichtet.<br />
11. Welche Eigenschaften hat ein<br />
Schraubenkompressor?<br />
Typische Eigenschaften des Schraubenkompressors<br />
sind:<br />
– kontinuierliche Luftförderung<br />
– niedrige Verdichtungs- Endtemperatur<br />
– ölfreie Verdichtung möglich<br />
– geringe Geräuschentwicklung<br />
– mehrstufige Bauart möglich<br />
– für hohe Fördermenge geeignet<br />
– kostenintensiver<br />
Schraubenkompressoren setzen sich in<br />
zunehmendem Maße bei Anwendungen<br />
durch, die einen kontinuierlichen <strong>und</strong> hohen<br />
Luftbedarf haben.<br />
Saugseite<br />
Schraubenkompressor<br />
Funktionsbild<br />
Symbol<br />
Funktionsweise<br />
Druckseite<br />
EWL-D011/P
Druckluftaufbereitung<br />
12. Was versteht man unter<br />
Druckluftaufbereitung?<br />
Druckluft muss vor der Verwendung aufbereitet<br />
werden. Die wichtigsten Maßnahmen<br />
sind dabei:<br />
– Filterung<br />
– Kühlung<br />
– Trocknung<br />
13. Warum muss Druckluft gefiltert<br />
werden?<br />
Die angesaugte Luft kann Schmutz <strong>und</strong><br />
Staub enthalten. Je nach Kompressortyp<br />
enthält die Druckluft Ölanteile vom<br />
Schmieröl des Kompressors. Die Filterung<br />
dient der Säuberung der Druckluft<br />
von diesen Bestandteilen.<br />
14. Welche Filter werden verwendet?<br />
Die typischerweise verwendeten Filter sind<br />
– Zyklonfilter für die Abscheidung gröberer<br />
Schmutz– <strong>und</strong> Staubanteile<br />
– Vorfilter dienen der Abscheidung der<br />
feineren Staubanteile<br />
– Hochleistungsfilter dienen der Abscheidung<br />
feinster Stäube <strong>und</strong> eventueller<br />
Ölanteile<br />
15. Warum muss Druckluft gekühlt<br />
werden?<br />
Bei der Verdichtung von Luft entsteht<br />
Wärme. Die Höhe der Erwärmung ist vom<br />
Verdichtungs-Enddruck abhängig. Je<br />
höher der Druck, umso höher die Erwär-<br />
Druckluft-Qualitätsklassen (DIN ISO 8573-1)<br />
Drucklufttechnik 435<br />
mung. Wegen der Unfallgefahr dürfen bestimmte<br />
Höchsttemperaturen (meist zwischen<br />
160 … 200 °C) nicht überschritten<br />
werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird die vom<br />
Kompressor verdichtete Luft durch einen<br />
Kühler geleitet. Bei mehrstufigen Kompressoren<br />
wird die Luft auch zwischen<br />
den einzelnen Kompressorstufen gekühlt.<br />
16. Warum muss Druckluft<br />
getrocknet werden?<br />
In der atmosphärischen Luft ist stets eine<br />
bestimmte Menge Wasserdampf enthalten.<br />
Da Wasser im Gegensatz zur Luft<br />
nicht komprimierbar ist, fällt dieser Wasserdampf<br />
nach der Verdichtung <strong>und</strong> Kühlung<br />
der Druckluft in Form von Kondensat<br />
(Wasser) aus. Das Kondensat kann<br />
Korrosion <strong>und</strong> Störungen im angeschlossenen<br />
Leitungsnetz <strong>und</strong> in den Verbrauchern<br />
verursachen <strong>und</strong> muss deshalb<br />
entfernt („getrocknet“) werden. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e werden im Druckluftsystem<br />
Trockner angeordnet.<br />
17.<br />
Was passiert mit dem Kondensat?<br />
Im Kondensat sammeln sich alle mit der<br />
Luft angesaugten Bestandteile wie<br />
Schmutz, Staub <strong>und</strong> andere Schadstoffe.<br />
Ebenso befinden sich, je nach Kompressortyp,<br />
auch Ölbestandteile darin.<br />
Weil diese Schadstoffe in konzentrierter<br />
Form im Kondensat enthalten sind,<br />
gelten für das Kondensat besondere<br />
Schadstoffbedingungen. Es muss deshalb<br />
entsprechend dieser Vorschriften<br />
entsorgt werden.<br />
Klasse max. max. max.<br />
Restwassergehalt Reststaubgehalt Ölgehalt<br />
Rest- Druck- Staub- Staubwasser<br />
taupunkt dichte größe<br />
g/m3 °C mg/m3 mg/m3 mg/m3 1 0,003 – 70 0,1 0,1 0,01<br />
2 0,117 – 40 1 1 0,1<br />
3 0,88 – 20 5 5 1<br />
4 5,953 + 3 8 15 5<br />
5 7,732 + 7 10 40 25<br />
6 9,356 +10 – – –<br />
PNW-T05
436 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Trocknungsverfahren von Druckluft<br />
Trocknungstyp Verfahren Trocknungsmittel<br />
Kondensation Überverdichtung<br />
Kältetrocknung<br />
Diffusion Membrantrocknung<br />
Sorption Absorption Feste Trocknungsmittel<br />
PNW-T06<br />
Lösliche Trocknungsmittel<br />
Flüssige Trocknungsmittel<br />
Adsorption Kaltregeneration<br />
Wärmeregeneration intern<br />
Wärmeregeneration extern<br />
Vakuumregeneration<br />
Minustemperaturen Plustemperaturen<br />
Taupunkt max. F<strong>eu</strong>chte Taupunkt max. F<strong>eu</strong>chte Taupunkt max. F<strong>eu</strong>chte<br />
°C g/m3 °C g/m3 °C g/m3 Wassergehalt der Luft<br />
– 5 3,238 0 4,868 5 6,79<br />
– 10 2,156 10 9,356<br />
– 15 1,38 15 12,739<br />
– 20 0,88 20 17,148<br />
– 25 0,55 25 22,83<br />
– 30 0,33 30 30,078<br />
– 35 0,198 35 39,286<br />
– 40 0,117 40 50,672<br />
– 45 0,067 45 64,848<br />
– 50 0,038 50 82,257<br />
– 55 0,021 55 103,453<br />
– 60 0,011 60 129,02<br />
– 70 0,0033 70 196,213<br />
– 80 0,0006 80 290,017<br />
– 90 0,0001 90 417,935<br />
PNW-T 04
Druckluftanlagen<br />
18. Welche Kriterien sind bei der<br />
Planung einer Druckluftanlage<br />
besonders wichtig?<br />
Bei der Planung einer Druckluftanlage<br />
sind besonders folgende Kriterien einzubeziehen:<br />
– die Drücke im System<br />
– der Druckluftbedarf<br />
– die Kompressorleistung<br />
– das Leitungssystem<br />
19. Welche Drücke gibt es innerhalb<br />
eines Druckluftsystems?<br />
Innerhalb des Druckluftsystems sind der<br />
– Kompressorhöchstdruck<br />
– der Arbeitsdruck<br />
– der Fließdruck<br />
besonders wichtig.<br />
20. Was versteht man unter dem<br />
Kompressorhöchstdruck?<br />
Unter Kompressorhöchstdruck versteht<br />
man den maximalen Druck, den der ausgewählte<br />
Kompressor zu erz<strong>eu</strong>gen vermag.<br />
Der Druck im Druckbehälter <strong>und</strong><br />
damit im System schwankt durch die<br />
wechselnde Luftentnahme der angeschlossenen<br />
Verbraucher zwischen einem<br />
maximalen <strong>und</strong> einem minimalen<br />
Druck. Hinzu kommen Druckverluste<br />
durch Undichtigkeiten im System. Der<br />
Kompressor muss diese Verluste <strong>und</strong><br />
Druckschwankungen ausgleichen können.<br />
Der mögliche Kompressorhöchstdruck<br />
muss also stets höher sein als der<br />
vorgesehene Arbeitsdruck des Systems.<br />
21. Was versteht man unter dem<br />
Arbeitsdruck?<br />
Unter Arbeitsdruck versteht man den<br />
Druck, welcher den angeschlossenen<br />
Verbrauchern mindestens zur Verfügung<br />
stehen muss. Eventuelle Leckverluste<br />
<strong>und</strong> Strömungsverluste müssen dabei<br />
berücksichtigt werden.<br />
22. Was versteht man unter dem<br />
Fließdruck?<br />
Der Fließdruck ist derjenige Druck, der<br />
bei eingeschaltetem Verbraucher an dessen<br />
Anschlussnippel herrscht, wenn sich<br />
der Verbraucher im Betriebszustand mit<br />
dem höchsten Luftverbrauch befindet.<br />
Nur dann, wenn der Fließdruck in diesem<br />
Betriebszustand den vom Hersteller geforderten<br />
Minimalwert (meist 6 bar) hat,<br />
kann das Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g die vorgesehene<br />
Leistung bringen.<br />
23. Warum muss der Fließdruck<br />
direkt am Verbraucher gemessen<br />
werden?<br />
Weil dann alle Verluste durch das<br />
Leitungsnetz, Ventile <strong>und</strong> Absperrschieber,<br />
aber auch durch (eventuell zu<br />
dünne) Schlauchleitungen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Fließdruckmessung<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
Drucklufttechnik 437<br />
3a<br />
3b<br />
1 Anschlussschlauch<br />
2 Manometer<br />
3a Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g im Leerlauf<br />
(ungeregelt)<br />
3b Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g unter Volllast<br />
(geregelt)<br />
EWL-D026/P
438 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
24. Wie setzt sich der Druckluftbedarf<br />
einer Anlage zusammen?<br />
Verbrauchsbestimmend in einer Druckluftanlage<br />
sind:<br />
– Druckluftbedarf der Verbraucher<br />
– die mittlere Einschaltdauer der<br />
Verbraucher<br />
– der Gleichzeitigkeitsfaktor<br />
– Verluste im System<br />
– Reserven<br />
– Fehleinschätzungen<br />
Der Druckluftbedarf der angeschlossenen<br />
Verbraucher muss dabei mit den Faktoren<br />
der mittleren Einschaltdauer <strong>und</strong> der<br />
Gleichzeitigkeit korrigiert werden. Die<br />
Faktoren Verluste, Reserven <strong>und</strong> Fehleinschätzungen<br />
sind hinzuzurechnen.<br />
25. Wie ermittelt man den Verbrauch<br />
der Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Durch die Addition aller Einzelverbräuche<br />
entsprechend der technischen Herstellerinformationen<br />
unter Berücksichtigung<br />
von Korrekturfaktoren.<br />
26. Was versteht man unter mittlerer<br />
Einschaltdauer?<br />
Die meisten Druckluftgeräte sind nicht<br />
ständig im Einsatz. Wegen Unterbrechungen<br />
zwischen den einzelnen Arbeitseinsätzen<br />
werden sie je nach Bedarf ein<strong>und</strong><br />
ausgeschaltet. Dies ist je nach Werkz<strong>eu</strong>gtyp<br />
unterschiedlich. Schleifgeräte<br />
arbeiten meist über längere Zeiträume,<br />
Schraubwerkz<strong>eu</strong>ge haben meist häufigere<br />
Arbeitspausen. Der durchschnittliche,<br />
meist auf das Verhältnis zu einer<br />
St<strong>und</strong>e umgerechnete Wert, in dem das<br />
Werkz<strong>eu</strong>g eingeschaltet ist, wird als mittlere<br />
Einschaltdauer bezeichnet.<br />
27. Was versteht man unter -<br />
Gleichzeitigkeitsfaktor?<br />
Bei einer größeren Anzahl von Druckluftverbrauchern<br />
in einem Betrieb werden erfahrungsgemäß<br />
nie alle Verbraucher<br />
gleichzeitig benützt, da die meisten Arbeitseinsätze<br />
zeitversetzt <strong>und</strong> von ihrer<br />
Dauer her uneinheitlich erfolgen. Der Zeitanteil,<br />
an dem theoretisch alle Verbraucher<br />
gleichzeitig benützt werden, wird als<br />
so genannter Gleichzeitigkeitsfaktor bezeichnet<br />
<strong>und</strong> geht zusammen mit der Einschaltdauer<br />
als bedarfsmindernder Multiplikator<br />
in die Berechnung ein.<br />
28. Was versteht man unter<br />
Verlusten?<br />
Verluste treten in Druckluftanlagen durch<br />
Leckagen <strong>und</strong> durch die Reibung der<br />
strömenden Druckluft im Leitungsnetz<br />
auf. Erfahrungsgemäß betragen die Verluste<br />
bei n<strong>eu</strong>en Druckluftanlagen ca. 5%.<br />
Bei alten Druckluftanlagen können die<br />
Verluste aber auch durchaus bis ca. 25%<br />
betragen.<br />
29. Was versteht man unter<br />
Reserven?<br />
Da sich der Druckluftbedarf zunächst nur<br />
aus den aktuell angeschlossenen Verbrauchern<br />
errechnet, müssen für eine<br />
künftige Erweiterung des Betriebs <strong>und</strong><br />
steigende Anforderungen Reserven<br />
berücksichtigt werden, um spätere Folgekosten<br />
zu minimieren. Je nach Perspektive<br />
<strong>und</strong> Branche können für die Reserven<br />
bis zu 100% angesetzt werden.<br />
30. Was versteht man unter<br />
Fehleinschätzungen?<br />
Trotz sorgfältiger Berechnungsmethoden<br />
kann der wirkliche Druckluftbedarf nie<br />
ganz genau bestimmt werden. Als Erfahrungswert<br />
werden deshalb ca. 15% als<br />
Mehrbedarf wegen Fehleinschätzungen<br />
zum vorgesehenen Verbrauch hinzugerechnet.<br />
31. Wie wird die Kompressorleistung<br />
ermittelt?<br />
Die Kompressorleistung wird unter anderem<br />
aus den Kriterien<br />
– Höchstdruck<br />
– Liefermenge<br />
– Kompressortyp<br />
– Kompressoranzahl<br />
– Druckbehältergröße<br />
ermittelt.<br />
32. Warum sind mehrere kleine<br />
Kompressoren günstiger als ein<br />
großer Kompressor?<br />
Große Kompressoren haben einen<br />
hohen Energiebedarf. Wenn an Stelle<br />
eines großen Kompressors mehrere<br />
kleine Kompressoren verwendet werden,<br />
kann man diese einzeln nach dem aktuellen<br />
Druckluftbedarf zu- <strong>und</strong> abschalten.<br />
Dies führt einerseits zu einer erheblichen<br />
Energieersparnis, andererseits
kann ein Kompressor für Wartungsarbeiten<br />
vom Netz genommen werden, ohne<br />
dass die Druckluftanlage stillgelegt werden<br />
muss.<br />
33. Welche Rolle spielt der<br />
Druckbehälter?<br />
Der Druckbehälter speichert einen gewissen<br />
Druckluftvorrat <strong>und</strong> gleicht Druckschwingungen<br />
(z. B. von Kolbenkompressoren)<br />
aus. Er deckt Phasen höheren<br />
Druckluftbedarfs ab <strong>und</strong> erlaubt intermittierenden<br />
(d. h. Zu- <strong>und</strong> Abschalten)<br />
Kompressorbetrieb <strong>und</strong> damit Energieersparnis.<br />
Leitungssystem<br />
34. Welche Rolle spielt das<br />
Leitungssystem?<br />
In erster Linie dient das Leitungsnetz<br />
dem Transport der Druckluft zu den einzelnen<br />
Verbrauchern. Daneben ergänzt<br />
es durch sein Leitungsvolumen das Volumen<br />
des Druckbehälters.<br />
35. Gibt es unterschiedliche Arten<br />
von Leitungssystemen?<br />
Ja. Die zwei typischen Systeme werden<br />
als<br />
– Stichleitung<br />
– Ringleitung<br />
bezeichnet. Beide Systeme haben Vor<strong>und</strong><br />
Nachteile, welche je nach Systemauslegung<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
In der Praxis kommen deshalb auch<br />
mitunter Mischformen der beiden Systeme<br />
zur Anwendung.<br />
36. Was versteht man unter einer<br />
Stichleitung?<br />
Stichleitungen zweigen von größeren<br />
Verteilerleitungen oder der Hauptleitung<br />
ab <strong>und</strong> enden am Verbraucher. Sie haben<br />
den Vorteil, dass sie weniger Rohrlänge<br />
benötigen als Ringleitungen. Sie haben<br />
aber auch den Nachteil, dass sie größer<br />
als Ringleitungen dimensioniert werden<br />
müssen <strong>und</strong> häufig hohe Druckverluste<br />
verursachen.<br />
Druckluftverteilernetz<br />
Stichleitung<br />
1<br />
37. Was versteht man unter einer<br />
Ringleitung?<br />
Eine Ringleitung bildet einen geschlossenen<br />
Verteilungsring. Bei der Druckluftversorgung<br />
durch einen Verteilungsring<br />
muss die Druckluft einen kürzeren Weg<br />
zurücklegen als bei Stichleitungen. Das<br />
bedingt einen geringeren Druckabfall.<br />
Bei der Dimensionierung der Ringleitung<br />
kann mit der halben strömungstechnischen<br />
Rohrlänge <strong>und</strong> dem halben Volumenstrom<br />
gerechnet werden. Nachteilig<br />
ist der höhere Aufwand an Leitungen.<br />
Druckluftverteilernetz<br />
Ringleitung<br />
1<br />
8<br />
9<br />
9<br />
2<br />
1 Kompressor<br />
2 Absperrventil<br />
3 Druckluftbehälter<br />
4 Kondensatableiter<br />
5 Sicherheitsventil<br />
2<br />
1 Kompressor<br />
2 Absperrventil<br />
3 Druckluftbehälter<br />
4 Kondensatableiter<br />
5 Sicherheitsventil<br />
3<br />
3<br />
Drucklufttechnik 439<br />
5<br />
5<br />
4<br />
4<br />
6<br />
6<br />
4<br />
4<br />
8<br />
6 Drucklufttrockner<br />
7 Hauptleitung<br />
8 Stichleitung<br />
9 Verbraucheranschluss<br />
6 Drucklufttrockner<br />
7 Hauptleitung<br />
8 Ringleitung<br />
9 Verbraucher-<br />
anschluss<br />
7<br />
EWL-D018/P<br />
7<br />
EWL-D017/P
440 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
38. Welchen Einfluss haben<br />
Leitungslänge, Abzweigungen,<br />
Krümmungen, Ventile <strong>und</strong><br />
Kupplungen?<br />
Je länger eine Druckluftleitung ist, umso<br />
höher sind die Reibungsverluste der strömenden<br />
Luft an der Rohrleitungswand.<br />
Da sich die Reibungsverluste in Druckverluste<br />
umsetzen, müssen längere Leitungen<br />
einen größeren Durchmesser aufweisen<br />
um den Widerstand zu verringern.<br />
Abzweigungen, Krümmungen, Ventile<br />
<strong>und</strong> Kupplungen haben, je nach Ausführung,<br />
teilweise erhebliche Reibungsverluste<br />
der strömenden Luft zur Folge.<br />
Ihre Anzahl ist daher so gering wie möglich<br />
zu halten, strömungsgünstigen Ausführungen<br />
ist der Vorzug zu geben. Für<br />
die typischen Bauteile gibt es Faktoren,<br />
die in (zusätzlichen) Metern Rohrlänge in<br />
die Berechnung des Leitungssystems<br />
einfließen. (siehe Tabelle)<br />
Armatur oder entspricht einer geraden Rohrlänge in Meter<br />
Fitting<br />
bei einer Rohr- bzw. Armaturen-Nennweite (DN)<br />
DN 25 DN 40 DN 50 DN 80 DN 100 DN 125 DN 150<br />
Absperrventil 8 10 15 25 30 50 60<br />
Membranventil 1,2 2 3 4,5 6 8 10<br />
Absperrschieber 0,3 0,5 0,7 1 1,5 2 2,5<br />
Kniebogen 90° 1,5 2,5 3,5 5 7 10 15<br />
R<strong>und</strong>bogen 90°,<br />
R = d<br />
0,3 0,5 0,6 1 1,5 2 2,5<br />
R<strong>und</strong>bogen 90°,<br />
R = 2d<br />
0,15 0,25 0,3 0,5 0,8 1 1,5<br />
T-Stück 2 3 4 7 10 15 20<br />
Reduzierstück<br />
D = 2d<br />
0,5 0,7 1 2 2,5 3,5 4<br />
PN T 07
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
39. Was versteht man unter<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Als Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge werden Werkz<strong>eu</strong>ge<br />
<strong>und</strong> Werkz<strong>eu</strong>gmaschinen bezeichnet,<br />
welche als Energiemedium Druckluft<br />
benützen. Im Rahmen dieser Druckschrift<br />
werden handgeführte Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
beschrieben.<br />
40. Welche besonderen Vorteile<br />
haben Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Die besonderen Vorteile von Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
gegenüber elektrischen<br />
Werkz<strong>eu</strong>gen lassen sich in folgenden Kriterien<br />
zusammenfassen:<br />
– Einfachheit<br />
– Betriebssicherheit<br />
– Arbeitssicherheit<br />
– Überlastsicherheit<br />
41. Was versteht man unter<br />
Einfachheit?<br />
Aufbau <strong>und</strong> Funktion der Druckluftgeräte<br />
sind gegenüber elektrischen Geräten<br />
sehr einfach. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind sie<br />
sehr robust <strong>und</strong> nicht störanfällig. Geradlinige<br />
Bewegungen können direkt ohne<br />
aufwendige mechanische Bauteile wie<br />
Hebel, Exzenter, Kurvenscheiben,<br />
Schraubenspindeln u. ä. erz<strong>eu</strong>gt werden.<br />
42. Was versteht man unter<br />
Betriebssicherheit?<br />
Aufbereitete Druckluft arbeitet auch bei<br />
großen Temperaturschwankungen <strong>und</strong><br />
extremen Temperaturen sowie in f<strong>eu</strong>chter<br />
Umgebung einwandfrei. Sie ist auch bei<br />
sehr hohen Temperaturen einsetzbar. Undichte<br />
Druckluftgeräte <strong>und</strong> Leitungen beeinträchtigen<br />
die Sicherheit <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit<br />
der Anlage nicht. Druckluftanlagen<br />
<strong>und</strong> Bauteile zeigen im<br />
allgemeinen einen sehr geringen Verschleiß.<br />
Daraus folgt eine hohe Lebensdauer<br />
<strong>und</strong> eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit.<br />
43. Was versteht man unter<br />
Arbeitssicherheit?<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge sind in Bezug auf<br />
Brand-, Explosions- <strong>und</strong> Elektrogefahrenmomente<br />
sehr sicher. Auch in f<strong>eu</strong>er-,<br />
Drucklufttechnik 441<br />
explosions- <strong>und</strong> schlagwettergefährdeten<br />
Bereichen können Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
ohne t<strong>eu</strong>re <strong>und</strong> voluminöse<br />
Schutzeinrichtungen betrieben werden.<br />
In f<strong>eu</strong>chten Räumen oder im Freien ist<br />
der Einsatz von Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
ebenfalls gefahrlos möglich. Mit Abdichtung<br />
versehen sind sie auch unter Wasser<br />
einsetzbar.<br />
45. Was versteht man unter<br />
Überlastsicherheit?<br />
Druckluftgeräte <strong>und</strong> pn<strong>eu</strong>matische Arbeitselemente<br />
können ohne Schaden zu<br />
nehmen bis zum Stillstand belastet werden.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> gelten sie als<br />
überlastsicher. Ein Druckluftnetz kann, im<br />
Gegensatz zu einem Stromnetz, bedenkenlos<br />
durch Entnahme überlastet werden.<br />
Fällt der Druck zu stark, kann die<br />
verlangte Arbeit nicht mehr ausgeführt<br />
werden. Es treten aber keine Schäden<br />
am Netz <strong>und</strong> an den Arbeitselementen<br />
auf. Weil die sich beim Verbrauch entspannende<br />
Druckluft abkühlt, erhitzen<br />
sich Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge nicht.<br />
45. Welche Druckluftmotoren<br />
werden in Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
verwendet?<br />
Die Motoren für Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge basieren<br />
auf den beiden Prinzipien<br />
– Strömungsmaschinen<br />
– Verdrängermaschinen<br />
Je nach Art <strong>und</strong> Anwendung des Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ges<br />
werden Motoren nach einem<br />
der beiden Prinzipien eingesetzt.<br />
46. Was versteht man unter<br />
Strömungsmaschinen?<br />
Bei Strömungsmaschinen durchströmt<br />
die Luft kontinuierlich den Motor. Strömungsmaschinen<br />
werden auch als Turbinen<br />
bezeichnet. Es gibt gr<strong>und</strong>sätzlich die<br />
beiden Varianten<br />
– Axialturbinen<br />
– Radialturbinen<br />
Für beide Turbinenarten ist charakteristisch,<br />
dass sie die Strömungsenergie der<br />
Druckluft ausschließlich in eine Rotationsbewegung<br />
umsetzen.
442 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
47. Welche Eigenschaften haben<br />
Turbinen?<br />
Axialturbinen werden axial, d. h. längs zur<br />
Achse von der Druckluft durchströmt,<br />
wobei der Energieübergang durch<br />
Schaufelräder erfolgt. Axialturbinen haben<br />
üblicherweise einen kleinen Durchmesser,<br />
bei mehreren Schaufelradstufen<br />
aber eine entsprechend große Länge.<br />
Radialturbinen werden radial, d. h.<br />
quer zur Achse angeströmt, wobei die<br />
Druckluft tangential eingeleitet wird. Typisch<br />
für Radialturbinen ist der relativ<br />
große Durchmesser, die Baulänge dagegen<br />
ist kurz.<br />
Turbinen<br />
Funktionsprinzip<br />
Radialturbine<br />
Querstehende Radschaufeln werden<br />
radial angeströmt<br />
Axialturbine<br />
Propellerschaufeln werden axial<br />
durchströmt<br />
EWL-D023/P<br />
48. Wo werden Turbinen<br />
angewendet?<br />
Turbinen kommen meist in Spezialtypen<br />
von Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen zum Einsatz,<br />
meist dort, wo hohe Drehzahlen, einfacher<br />
Aufbau <strong>und</strong> kleine Baugrößen gefordert<br />
sind, also bei kleinen, hochtourigen<br />
Schleifgeräten. Typischer Einsatzbereich<br />
ist der Werkz<strong>eu</strong>g- <strong>und</strong> Formenbau sowie<br />
die Zahnmedizin.<br />
49. Was versteht man unter<br />
Verdrängermaschinen?<br />
Bei Verdrängermaschinen wird die<br />
Druckluft in Kammern veränderlichen Volumens<br />
eingeleitet. Die Kammern, als<br />
Zellen oder Kolbenzylinder, werden durch<br />
die Druckluft entlang eines Umfangs in<br />
zylindrischen Gehäusen oder linear entlang<br />
eines Zylinders bewegt. Verdrängermaschinen<br />
können in einer Vielfalt von<br />
Varianten realisiert werden. Typisch für<br />
Verdrängermaschinen ist, dass die Strömungsenergie<br />
der Druckluft sowohl in<br />
eine Linearbewegung als auch in eine<br />
Rotationsbewegung umgesetzt werden<br />
kann. Man unterscheidet deshalb innerhalb<br />
der Verdrängermaschinen für Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
in<br />
– Linearmotoren<br />
– Rotationsmotoren<br />
Innerhalb dieser Gruppen werden bei<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen hauptsächlich<br />
– oszillierende Linearmotoren<br />
– Lamellenmotoren<br />
eingesetzt.<br />
50. Welche Eigenschaften haben<br />
oszillierende Linearmotoren?<br />
Oszillierende Linearmotoren führen<br />
während ihres Betriebes eine selbsttätige<br />
hin- <strong>und</strong> hergehende Bewegung aus,<br />
deren Frequenz durch die Bauart des<br />
Motors <strong>und</strong> die durchgesetzte Luftmenge<br />
bestimmt werden kann. Die zur St<strong>eu</strong>erung<br />
der Bewegung nötigen Ventile sind<br />
im Motor selbst eingebaut. Typisches<br />
Anwendungsgebiet der oszillierenden<br />
Linearmotoren sind Schlaghämmer<br />
(„Presslufthämmer“), Nadelabklopfer,<br />
Niethämmer <strong>und</strong> pn<strong>eu</strong>matische Meißel.
Linearmotor<br />
pn<strong>eu</strong>matisch<br />
1<br />
EWL-D002/P<br />
7<br />
7<br />
4<br />
4<br />
4<br />
5<br />
5<br />
2<br />
5 6<br />
1 Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
2 Kolben (Schläger)<br />
3 Wechselventil<br />
4 Entlüftung<br />
6<br />
3<br />
6<br />
3<br />
3<br />
3<br />
Drucklufttechnik 443<br />
5 Überströmkanal<br />
6 Arbeitshubvolumen<br />
7 Rückstellhubvolumen<br />
Arbeitshub (Beginn)<br />
Druckluft strömt in den Zylinder<br />
<strong>und</strong> beschl<strong>eu</strong>nigt den Kolben<br />
vorwärts. Der vor dem Kolben<br />
liegende Zylinderteil wird entlüftet.<br />
Arbeitshub<br />
Die Druckluft beschl<strong>eu</strong>nigt den<br />
Kolben weiter nach vorne, die<br />
Entlüftung wird geschlossen.<br />
Der vor dem Kolben liegende<br />
Zylinderteil entlüftet jetzt über<br />
den Überströmkanal in Richtung<br />
Wechselventil.<br />
Schlagabgabe <strong>und</strong><br />
Umst<strong>eu</strong>erung<br />
Der Kolben prallt auf das Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g<br />
<strong>und</strong> gibt seine<br />
Energie ab. Der Druck hinter<br />
dem Kolben baut sich durch<br />
die Entlüftung ab, das Wechselventil<br />
st<strong>eu</strong>ert um.<br />
Rückstellhub<br />
Das Ventil lässt Druckluft durch<br />
den Überströmkanal in den<br />
vorderen Zylinderteil strömen,<br />
wodurch der Kolben zurückgeführt<br />
wird. Der Kolben baut im<br />
hinteren Zylinderteil Druck auf,<br />
wodurch das Wechselventil<br />
wieder umgest<strong>eu</strong>ert wird.
444 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
51. Welche Eigenschaften haben<br />
Lamellenmotoren?<br />
Lamellenmotoren setzen die Strömungsenergie<br />
der Druckluft in eine drehende<br />
mechanische Bewegung um. Die Drehzahl<br />
<strong>und</strong> das Drehmoment sind abhängig<br />
vom Kammervolumen <strong>und</strong> dem Volumenstrom<br />
der Druckluft. Die einfache<br />
Bauart <strong>und</strong> kompakte Bauweise machen<br />
den Lamellenmotor zu einem anspruchslosen,<br />
aber leistungsfähigen Antrieb für<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge.<br />
Drehschiebermotor (Lamellenmotor)<br />
pn<strong>eu</strong>matisch<br />
4<br />
3<br />
5<br />
2<br />
1 Gehäuse<br />
2 Rotor<br />
3 Lamellen<br />
4 Luftzufuhr<br />
5 Luftauslass<br />
Luft strömt in eine Kammer <strong>und</strong> dreht<br />
den Rotor in Richtung der größeren<br />
Lamellenfläche<br />
Drehbewegung wird fortgesetzt, Luft<br />
strömt in die nächstfolgende Kammer<br />
Die Kammer passiert die<br />
Auslassöffnung, die Luft entweicht<br />
1<br />
EWL-D001/P<br />
52. Was sind die Vorteile eines<br />
geregelten Druckluftmotors?<br />
Die Regelung der Drehzahl eines Werkz<strong>eu</strong>ges<br />
bringt folgende Vorteile:<br />
– Luftersparnis im Leerlauf<br />
– Geringere Leerlaufdrehzahl<br />
– Verminderter Lamellenverschleiß<br />
– Geringere Geräuschentwicklung<br />
– Höherer Arbeitsfortschritt<br />
– Bessere Arbeitsqualität<br />
Werkz<strong>eu</strong>ge mit Drehzahlregelung sind<br />
deshalb gr<strong>und</strong>sätzlich den ungeregelten<br />
Werkz<strong>eu</strong>gen vorzuziehen.<br />
Drehzahlregelung<br />
2 3<br />
4 2<br />
2 Reglergewicht<br />
3 Ventilkörper<br />
4 Rückstellfeder<br />
Kennlinien mit <strong>und</strong> ohne Drehzahlregelung<br />
Moment M<br />
Leistung P Anfahrmoment<br />
mit Drehzahlregelung<br />
ohne Drehzahlregelung<br />
Mmax Abwürgemoment<br />
P<br />
M<br />
Drehzahl<br />
Pmax<br />
n no no<br />
geregelt ungeregelt<br />
EWL-PN 003/G<br />
EWL-PN002/G
53. Wozu benötigen bestimmte<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge ein<br />
Getriebe?<br />
Großvolumige Motoren haben zwar hohe<br />
Drehmomente, sind aber wegen ihrer<br />
Baugröße nicht dazu geeignet, kleine ergonomisch<br />
geformte Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
anzutreiben. Folglich müssen<br />
kleine Druckluftmotoren mit hohen Drehzahlen<br />
laufen, damit ein günstiges Leistungsgewicht<br />
erreicht werden kann. Die<br />
hohe Motordrehzahl wird dann durch ein<br />
nachgeschaltetes Zahnradgetriebe auf<br />
die geforderte Abtriebsdrehzahl reduziert,<br />
wobei im Verhältnis der Getriebe-<br />
Drehzahluntersetzung eine entsprechende<br />
Drehmomenterhöhung eintritt.<br />
54. Welchen Druckluftbedarf haben<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Der Luftverbrauch von Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
ist uneinheitlich <strong>und</strong> hängt stark vom<br />
Werkz<strong>eu</strong>gtyp <strong>und</strong>, innerhalb einer Typengruppe,<br />
von der Werkz<strong>eu</strong>ggröße ab. Zur<br />
genauen Kalkulation sind die spezifischen<br />
Luftverbräuche aus den Katalogen<br />
der Hersteller heranzuziehen<br />
55. Welche Typen von<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen sind<br />
am gebräuchlichsten?<br />
Im Handwerksbetrieb sowie in der Industrie<br />
werden hauptsächlich Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
eingesetzt, welche sich in folgende<br />
Hauptgruppen einteilen lassen:<br />
– Düsenwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
– Schlagwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
– Rotationswerkz<strong>eu</strong>ge.<br />
Hierzu gehören Bohrmaschinen,<br />
Schrauber, Schleifmaschinen<br />
Daneben gibt es noch Sonderwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
wie druckluftbetriebene Scheren, Nager<br />
<strong>und</strong> Sägen.<br />
56. Was versteht man unter<br />
Düsenwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Zur Gruppe der Düsenwerkz<strong>eu</strong>ge gehören<br />
– Blasdüsen<br />
– Farbspritzpistolen<br />
– (Sand)Strahldüsen<br />
Düsenwerkz<strong>eu</strong>ge gehören zu den einfachsten<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen. Die<br />
Druckluft befördert mittels ihrer Strömung<br />
die eingesetzten Arbeitsmittel. Ihr<br />
Drucklufttechnik 445<br />
Luftverbrauch richtet sich nach der Form<br />
<strong>und</strong> dem Durchmesser der Düsenöffnung.<br />
57. Was versteht man unter schlagenden<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Zur Gruppe der schlagenden Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
gehören<br />
– Tacker<br />
– Nagler<br />
– Abbruchhämmer<br />
– Meißelhämmer<br />
– Niethämmer<br />
– Nadelabklopfer<br />
Der Antrieb erfolgt durch Druckluftzylinder<br />
(Tacker, Nagler) oder durch oszillierende<br />
Linearmotoren (Abbruchhämmer,<br />
Meißelhämmer, Niethämmer, Nadelabklopfer)<br />
58. Welche Vorteile haben druckluftbetriebene<br />
Schlagwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Sie sind bei hoher Leistung relativ klein<br />
<strong>und</strong> handlich. Im Gegensatz zu elektrisch<br />
angetriebenen Schlagwerkz<strong>eu</strong>gen kann<br />
die lineare Schlagbewegung auf direktem<br />
Weg erz<strong>eu</strong>gt werden. Durch den Wegfall<br />
mechanischer Umlenksysteme wie Kurbeltriebe<br />
sind die Werkz<strong>eu</strong>ge extrem einfach<br />
aufgebaut <strong>und</strong> deshalb äußerst<br />
robust. Durch die Kühlwirkung der sich<br />
entspannenden Druckluft ist ein problemloser<br />
Dauerbetrieb möglich.<br />
59. Was versteht man unter rotierenden<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen?<br />
Hierunter versteht man alle Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge,<br />
deren Arbeitsspindel rotiert<br />
<strong>und</strong>/oder deren Antrieb durch einen Rotationsmotor<br />
erfolgt. Sie bilden die<br />
Hauptgruppe der Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge.<br />
60. Wie unterscheiden sich druckluftbetriebene<br />
Bohrmaschinen<br />
<strong>und</strong> Schrauber von denen mit<br />
elektrischem Antrieb?<br />
Die wichtigsten Unterschiede zum Elektrowerkz<strong>eu</strong>g<br />
sind<br />
– kleinere Baugröße bei gleicher Leistung<br />
– überlastfest, das Werkz<strong>eu</strong>g kann ohne<br />
Folgen „abgewürgt“ werden<br />
– keine Erwärmung während des Betriebs<br />
– keine Elektrizitätsgefahr im F<strong>eu</strong>chtraum,<br />
Metallbau <strong>und</strong> im Außenbereich
446 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
61. Welchen Stellenwert haben<br />
Schrauber innerhalb der<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Schrauber bilden innerhalb der rotierenden<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge die umfangreichste<br />
Werkz<strong>eu</strong>ggruppe.<br />
62. Wo werden Druckluftschrauber<br />
hauptsächlich verwendet?<br />
Der häufigste Einsatzbereich ist im Montagebereich<br />
von Produktionsbetrieben,<br />
im Stahlbau, aber auch im Servicebereich<br />
der Fahrz<strong>eu</strong>gtechnik<br />
63. Welche Typen von<br />
Druckluftschraubern gibt es?<br />
Entsprechend ihrem Einsatzzweck gibt<br />
es viele Typen von Druckluftschraubern.<br />
Die wichtigsten davon sind:<br />
– Stillstandschrauber<br />
– Abschaltschrauber<br />
– Überrastschrauber<br />
– Impulsschrauber<br />
– Drehschlagschrauber<br />
– Tiefenanschlagschrauber<br />
– Ratschenschrauber<br />
Innerhalb dieser Typen gibt es verschiedene<br />
Bauarten <strong>und</strong> Kombinationen wie<br />
Geradschrauber, Mittelgriffschrauber,<br />
Winkelschrauber.<br />
64. Welche Einsatzgebiete haben die<br />
einzelnen Schraubertypen?<br />
Die Schraubertypen werden meist nach<br />
dem speziellen Einsatzgebiet ausgewählt.<br />
Die Anwendung kann wie folgt<br />
grob umrissen werden:<br />
– Stillstandschrauber. Kleinste bis kleine<br />
Drehmomente. Produktionsbetriebe<br />
– Abschaltschrauber. Kleine bis mittlere<br />
Drehmomente. Produktionsbetriebe<br />
– Überrastschrauber. Kleine bis mittlere<br />
Drehmomente. Produktionsbetriebe,<br />
Montage<br />
– Impulsschrauber. Mittlere bis hohe<br />
Drehmomente bei hoher Genauigkeit.<br />
Produktionsbetriebe, Montage<br />
– Drehschlagschrauber. Hohe bis<br />
höchste Drehmomente. Montage,<br />
Stahlbau, Fahrz<strong>eu</strong>gbau, Service<br />
– Ratschenschrauber. Kleine bis mittlere<br />
Drehmomente bei beengten Arbeitsbedingungen.<br />
Montage<br />
Druckluftschrauber<br />
Stabgriff<br />
Mittelgriff<br />
Winkelschrauber<br />
Impulsschrauber<br />
Drehschlagschrauber<br />
(mittlere<br />
Drehmomente)<br />
Drehschlagschrauber<br />
(hohe Drehmomente)<br />
EWL-D046/P
65. Welche Typen von<br />
Druckluftschleifern gibt es?<br />
Die üblichen Schleifertypen sind<br />
– Geradschleifer<br />
– Vertikalschleifer<br />
– Winkelschleifer<br />
Innerhalb der druckluftbetriebenen<br />
Schleifer stellen die Geradschleifer, speziell<br />
in kleinen <strong>und</strong> kleinsten Abmessungen,<br />
den überwiegenden Anteil. Vertikalschleifer<br />
werden hauptsächlich für<br />
schwere <strong>und</strong> grobe Arbeiten (Gießerei) im<br />
oberen Leistungsbereich eingesetzt,<br />
während Winkelschleifer im mittleren<br />
Leistungssegment eher universell eingesetzt<br />
werden.<br />
Druckluft-Geradschleifer<br />
D<br />
C<br />
A<br />
B<br />
A Drehzahlen 50.000 – 80.000 U/min<br />
Leistung 50 W<br />
B Drehzahlen 15.000 – 30.000 U/min<br />
Leistung 400 W<br />
C Drehzahl 20.000 U/min<br />
Leistung 450 W<br />
D Drehzahl 6.000 U/min<br />
Leistung 2.500 W<br />
EWL-D040/P<br />
Druckluft-Vertikalschleifer<br />
B<br />
Drucklufttechnik 447<br />
A<br />
A Leistungsbereich bis 500 W<br />
B Leistungsbereich 2.500 W<br />
– 3.500 W<br />
Druckluft-Schleifgeräte<br />
Winkelschleifer<br />
Exzenterschleifer<br />
Schwingschleifer<br />
EWL-D036/P<br />
EWL-D041/P
448 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Systemzubehör<br />
66. Welches Systemzubehör haben<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge?<br />
Das Systemzubehör von Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
umfasst hauptsächlich<br />
– Wartungseinheit<br />
– Kupplungen<br />
– Federzüge<br />
Für die praktische Anwendung ist das<br />
Systemzubehör unverzichtbar.<br />
67. Was ist eine Wartungseinheit?<br />
Unter einer Wartungseinheit versteht man<br />
eine Kombination von<br />
– Absperrhahn<br />
– Filter mit Kondensatsammler<br />
– Druckminderer<br />
– Öldosiereinrichtung (wenn notwendig)<br />
Die Wartungseinheit ist an der Verbrauchsstelle<br />
an das Rohrleitungsnetz<br />
angeschlossen <strong>und</strong> gestattet den Anschluss<br />
von einem oder mehreren Verbrauchern.<br />
68. Warum muss Druckluft „geölt“<br />
werden?<br />
Die gleitenden Teile von Druckluftmotoren<br />
müssen geschmiert werden, um vorzeitigen<br />
Ausfall wegen Verschleiß zu verhindern.<br />
Der Druckluft wird deshalb Öl in<br />
fein dosierter Form („Ölnebel“) zugemischt.<br />
Wartungseinheit<br />
1<br />
1 Filter <strong>und</strong> Kondensatabscheider<br />
2 Druckminderer<br />
3 Öldosiereinrichtung<br />
4 Absperrhahn<br />
3<br />
2<br />
4<br />
EWL-D024/P<br />
69. Wann muss die Druckluft nicht<br />
„geölt“ werden?<br />
Der Ölanteil in der Druckluft ist eigentlich<br />
unerwünscht, weil er beim Austritt aus<br />
dem Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g das Umfeld belastet.<br />
Die Abluft muss deshalb meist<br />
über getrennte Leitungen abgeführt werden.<br />
N<strong>eu</strong>e Materialkombinationen mit<br />
selbstschmierenden Kunststoffen innerhalb<br />
der Druckluftmotoren gestatten jedoch<br />
in zunehmender Weise die Verwendung<br />
ölfreier Druckluft.<br />
70. Wozu dienen Kupplungen?<br />
Kupplungen dienen dazu, Schlauchleitungen<br />
untereinander <strong>und</strong> mit dem Verbraucher,<br />
dem Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g, lösbar<br />
zu verbinden. Man unterscheidet:<br />
– Schraubkupplungen<br />
– Steckkupplungen<br />
Schraubkupplungen werden typischerweise<br />
dort verwendet, wo der Verbraucher<br />
ortsfest betrieben wird.<br />
Steckkupplungen (Schnellkupplungen)<br />
gestatten auf einfache Weise das werkz<strong>eu</strong>glose<br />
Trennen von Schlauchverbindungen,<br />
z. B. vom Rohrleitungsnetz oder<br />
vom Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g. Sie werden deshalb<br />
dort angewendet, wo man in der Anwendung<br />
flexibel bleiben muss.<br />
Druckluft-Schnellkupplung<br />
Kombinationsmöglichkeiten<br />
3<br />
3<br />
4<br />
EWL-D021/P<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
4<br />
3<br />
3<br />
1 Kupplung<br />
2 Nippel<br />
3 Schlauch<br />
4 Rohranschluss
71. Was ist der Sinn von Federzügen?<br />
Federzüge dienen dazu, das Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g<br />
im Griffbereich des Anwenders<br />
zu halten <strong>und</strong> gleichzeitig das<br />
Maschinengewicht auszugleichen. Typischerweise<br />
werden im Produktionsbetrieb<br />
die Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge (meist<br />
Schrauber) mit Federzügen von der<br />
Decke her abgehängt. Die Zugkraft lässt<br />
sich exakt auf das Maschinengewicht<br />
einstellen, wodurch es in vertikaler Richtung<br />
mit sehr geringem Kraftaufwand<br />
bewegt werden kann. Das Aufhängeseil<br />
rollt sich dabei innerhalb des Federzuges<br />
entsprechend auf- <strong>und</strong> ab. Als Folge<br />
davon muss der Anwender kaum noch<br />
Vertikalkräfte zur Werkz<strong>eu</strong>gbedienung<br />
aufbringen, Ermüdung wird dadurch wesentlich<br />
vermindert.<br />
Federzug in der Montage<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Federzugrolle<br />
2 Aufhängeseil<br />
3 Werkz<strong>eu</strong>g<br />
EWL-D030/P<br />
Drucklufttechnik 449<br />
72. Wozu dienen Schalldämpfer?<br />
Nach dem Durchströmen des Motors tritt<br />
die entspannte Luft aus dem Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g<br />
aus. Dabei entsteht durch die<br />
Strömungsgeschwindigkeit der Luft ein<br />
charakteristisches Geräusch. Deshalb<br />
werden Schalldämpfer verwendet. Sie<br />
sind entweder im Gerätegriff integriert<br />
oder zusätzlich angebracht. Für optimale<br />
Schalldämpfung wird die Abluft zusätzlich<br />
über einen separaten Abluftschlauch<br />
abgeleitet, wodurch eine bessere Dämpfung<br />
erreicht wird <strong>und</strong> die Abluft vom Arbeitsplatz<br />
abgeführt wird.<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ge<br />
mit Anbauschalldämpfer<br />
1<br />
3<br />
1 Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g<br />
2 Zuluftschlauch<br />
3 Anbauschalldämpfer<br />
4 Abluft<br />
4<br />
2<br />
EWL-D047/P
450 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Sicherheit<br />
73. Welche Sicherheitsmaßnahmen<br />
müssen bei Druckluftwerkz<strong>eu</strong>gen<br />
besonders beachtet<br />
werden?<br />
Komprimierte Druckluft ist gespeicherte<br />
Energie, mit der man ebenso vorsichtig<br />
umgehen muss wie beispielsweise mit<br />
der in einem Akku gespeicherten Ladung.<br />
Beim Öffnen von Druckgefäßen <strong>und</strong> Leitungen<br />
kann diese Energie schlagartig<br />
frei werden. Für die Werkz<strong>eu</strong>ge selbst<br />
gelten selbstverständlich dieselben Regeln<br />
wie für alle motorbetriebenen Werkz<strong>eu</strong>ge.<br />
74. Was ist die wichtigste Regel<br />
bei Wartungsarbeiten am<br />
Druckluftnetz?<br />
Prinzipiell muss die Anlage oder die betreffenden<br />
Teile davon vor Beginn der Arbeiten<br />
drucklos gemacht werden.<br />
75. Was ist beim Lösen der so genannten<br />
Schnellkupplungen zu<br />
beachten?<br />
Die im Anschlussschlauch befindliche<br />
Druckluft entweicht schlagartig mit hoher<br />
Rückstoßkraft mit lautem Zischgeräusch.<br />
Durch den plötzlichen Rückstoß kann<br />
das Schlauchende aus der Hand gerissen<br />
werden <strong>und</strong> durch Umherschlagen<br />
Unfälle verursachen. Die Geräuschentwicklung<br />
kann zu Gehörschäden führen.<br />
Vor dem Lösen der Schnellkupplung ist<br />
deshalb der Absperrhahn an der Versorgungsleitung<br />
zu schließen <strong>und</strong> der Anschlussschlauch<br />
durch kurzes Einschalten<br />
des Druckluftwerkz<strong>eu</strong>ges drucklos<br />
zu machen.
Drucklufttechnik 451<br />
Der logische Weg zum passenden Druckluftschrauber<br />
Schraubertyp Schrauber mit Abschaltkupplung Schraubertyp<br />
Verwendung Für Schraubverbindungen mit hoher Drehmomentgenauigkeit. Verwendung<br />
Eigenschaften Max. Drehmoment wegen Reaktionswirkung auf den Anwender begrenzt. Eigenschaften<br />
Anwendereinfluss Kein Anwendereinfluss auf das Drehmoment. Anwendereinfluss<br />
Bauform Geradschrauber Mittelgriff Winkelschrauber Bauform<br />
Leistungsklasse 20 W 120 W 180 W 400 W 180 W 400 W 180 W 370 W 400 W 740 W Leistungsklasse<br />
Luftverbrauch (*) 2,5 l/s 3,5 l/s 5,5 l/s 10 l/s 5,5 l/s 10 l/s 5 l/s 11 l/s 11 l/s 18 l/s Luftverbrauch (*)<br />
Schrauben- Dreh- Dreh- Schraubendurchmesser<br />
mo- mo- durchmesser<br />
ment ment<br />
Güte Güte (DIN (DIN Güte Güte<br />
8.8 6.6 VDI VDI 6.6 8.8<br />
2230) 2230)<br />
M 1,4 M 1,4<br />
M 1,2 M 1,2<br />
M 1,6 M 1,6<br />
0,1Nm<br />
M 1,4 M 1,4<br />
M 1,6 M 1,8 M 1,8 M 1.6<br />
M 1,8 M 1,8<br />
M 2 M 2<br />
M 2 M 2<br />
M 2,2 M 2,5 M 2,5 M 2,2<br />
M 2,5 M 2,5<br />
M 3 M 3<br />
1 Nm<br />
M 3 M 3<br />
M 4 M4<br />
M 3,5 M 3,5<br />
M 4 M 4<br />
M 5 M5<br />
M 5 M5<br />
M 18 M18<br />
M 6 M 6<br />
M 6 M 6<br />
10 Nm<br />
M 8 M 8 M 8<br />
M 8<br />
M 10 M 10<br />
M 10 M 12 M 10 M 12<br />
M 12 M 14 M 14 M 12<br />
100 Nm<br />
M 14 M16 M 16 M 14<br />
M 18 M 18<br />
M 16 M 16<br />
M 20 M 20<br />
M 18 M 18<br />
M 22 M 22<br />
M 20 M 24 M 24 M 20<br />
M 22 M 22<br />
M 24 M 24<br />
1000 Nm<br />
M 30 M 30<br />
M 30 M 30
452 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum passenden Druckluftschrauber<br />
Schraubertyp Schrauber mit Überrastkupplung Schraubertyp<br />
Verwendung Für normale Schraubverbindungen mit mittlerer Verwendung<br />
Drehmomentgenauigkeit<br />
Eigenschaften Drehmoment wegen Rückwirkung begrenzt. Eigenschaften<br />
Anwendereinfluss Anwendereinfluss auf Drehmoment Anwendereinfluss<br />
Bauform Geradschrauber Mittelgriff Bauform<br />
Leistungsklasse 120 W 180 W 400 W 180 W 400 W Leistungsklasse<br />
Luftverbrauch (*) 3,5 l/s 5 l/s 10 l/s 5 l/s 10 l/s Luftverbrauch (*)<br />
Schrauben- Dreh- Dreh- Schraubendurchmesser<br />
moment moment durchmesser<br />
Güte 8.8 Güte 6.6 (DIN VDI (DIN VDI Güte 6.6 Güte 8.8<br />
2230) 2230)<br />
M 1,4 M 1,4<br />
M 1,2 M 1,2<br />
M 1,6 M 1,6<br />
0,1Nm<br />
M 1,4 M 1,4<br />
M 1,6 M 1,8 M 1,8 M 1.6<br />
M 1,8 M 1,8<br />
M 2 M 2<br />
M 2 M 2<br />
M 2,2 M 2,5 M 2,5 M 2,2<br />
M 2,5 M 2,5<br />
M 3 M 3<br />
1 Nm<br />
M 3 M 3<br />
M 4 M4<br />
M 3,5 M 3,5<br />
M 4 M 4<br />
M 5 M5<br />
M 5 M5<br />
M 18 M18<br />
M 6 M 6<br />
M 6 M 6<br />
10 Nm<br />
M 8<br />
M 8 M 8 M 8<br />
M 8<br />
M 10 M 10<br />
M 10 M 12 M 10 M 12<br />
M 12 M 14 M 14 M 12<br />
100 Nm<br />
M 14 M16 M 16 M 14<br />
M 18 M 18<br />
M 16 M 16<br />
M 20 M 20<br />
M 18 M 18<br />
M 22 M 22<br />
M 20 M 24 M 24 M 20<br />
M 22 M 22<br />
M 24 M 24<br />
1000 Nm<br />
M 30 M 30<br />
M 30 M 30
Drucklufttechnik 453<br />
Der logische Weg zum passenden Druckluftschrauber<br />
Schraubertyp Impulsschrauber Drehschlagschrauber Schraubertyp<br />
Verwendung Für mittlere Für hohe bis sehr hohe Verwendung<br />
Drehmomente Drehmomente<br />
Eigenschaften Nahezu reaktionsfrei Nahezu reaktionsfrei Eigenschaften<br />
Anwendereinfluss gering gering Anwendereinfluss<br />
Bauform Gerade Mittelgriff Mittelgriff Bauform<br />
Leistungsklasse 400 W 300 W M 12 M 18 M 22 M 30 Leistungsklasse<br />
Luftverbrauch (*) 11 l/s 8 l/s 6 l/s 9 l/s 12 l/s 23 l/s Luftverbrauch (*)<br />
Schraubendurch- Dreh- Dreh- Schraubendurchmesser<br />
moment moment messer<br />
Güte 8.8 Güte 6.6 (DIN VDI (DIN VDI Güte 6.6 Güte 8.8<br />
2230) 2230)<br />
M 1,4 M 1,4<br />
M 1,2 M 1,2<br />
M 1,6 M 1,6<br />
0,1Nm<br />
M 1,4 M 1,4<br />
M 1,6 M 1,8 M 1,8 M 1.6<br />
M 1,8 M 1,8<br />
M 2 M 2<br />
M 2 M 2<br />
M 2,2 M 2,5 M 2,5 M 2,2<br />
M 2,5 M 2,5<br />
M 3 M 3<br />
1 Nm<br />
M 3 M 3<br />
M 4 M4<br />
M 3,5 M 3,5<br />
M 4 M 4<br />
M 5 M5<br />
M 5 M5<br />
M 18 M18<br />
M 6 M 6<br />
M 6 M 6<br />
10 Nm<br />
M 8 M 8<br />
M 8 M 8<br />
M 8 M 8<br />
M 10 M 10<br />
M 10 M 12 M 10 M 12<br />
M 12 M 14 M 14 M 12<br />
100 Nm<br />
M 14 M16 M 16 M 14<br />
M 18 M 18<br />
M 16 M 16<br />
M 20 M 20<br />
M 18 M 18<br />
M 22 M 22<br />
M 20 M 24 M 24 M 20<br />
M 22 M 22<br />
M 24 M 24<br />
1000 Nm<br />
M 30 M 30<br />
M 30 M 30
454 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Der logische Weg zum passenden Druckluftschleifer<br />
Geradschleifer<br />
Schleifertyp Geradschleifer Schleifertyp<br />
Verwendung Werkz<strong>eu</strong>g- <strong>und</strong> Formenbau Allgemeiner Metallbau Verwendung<br />
Eigenschaften extrem handlich robust <strong>und</strong> universell Eigenschaften<br />
Leistungsklasse 50 Watt 100 Watt 120 Watt 220 Watt 240 Watt 400 Watt Leistungsklasse<br />
Drehzahlbereiche 55.000/ 50.000 50.000 33.000 21.000 15.000/ Drehzahl/<br />
85.000 21.000/<br />
26.000<br />
Schwingungen<br />
Schleifkörper- 10 mm/ 13 mm 13 mm 20 40 mm 50 mm/ Schleifkörperdurchmesser<br />
6 mm 40 mm/<br />
30 mm<br />
durchmesser<br />
Luftverbrauch (*) 2 l/s 3 l/s 3 l/s 6 l/s 6 l/s 11 l/s Luftverbrauch (*)<br />
Vertikalschleifer<br />
Schleifertyp Vertikalschleifer Schleifertyp<br />
Verwendung Allgemeiner Metallbau Gießereien Verwendung<br />
Eigenschaften robust <strong>und</strong> handlich bei Horizontalschliff Eigenschaften<br />
Leistungsklasse 320 Watt 400 Watt 550 Watt 2500 Watt 3500 Watt Leistungsklasse<br />
Drehzahlbereiche 19.000 5.400 13.000 6.500 6.500 Drehzahl/<br />
8.500 8.500 Schwingungen<br />
Schleifkörper- 75 mm 170 mm 115 mm 230 mm/ 230 mm/ Schleifkörperdurchmesser<br />
(Fiber) 180 mm 180 mm durchmesser<br />
Luftverbrauch (*) 9 l/s 11 l/s 13 l/s 45 l/s 60 l/s Luftverbrauch (*)<br />
Winkelschleifer / Exzenterschleifer / Schwingschleifer<br />
Schleifertyp Winkelschleifer Exzenter- Schwing- Schleifertyp<br />
schleifer schleifer<br />
Verwendung Allgemein Lackiererei Verwendung<br />
Eigenschaften klein, handlich Nassschliffgeeignet Eigenschaften<br />
Leistungsklasse 550 Watt 550 Watt 170 Watt 170 Watt Leistungsklasse<br />
Drehzahlbereiche 7.000 12.000 9.000 6.000 Drehzahl/<br />
Schwingungen<br />
Schleifkörper- 125 mm 125 mm 150 mm 95 x Schleifkörperdurchmesser<br />
185 mm durchmesser<br />
Luftverbrauch (*) 15 l/s 15 l/s 10 l/s 10 l/s Luftverbrauch (*)<br />
(*) Luftverbrauch: Der Luftverbrauch ist sehr stark von der Bauart des Druckluftmotors abhängig.<br />
Die angegebenen Werte sind deshalb nur als ungefährer Anhaltspunkt zu betrachten. Er bezieht<br />
sich auf den Betrieb unter Last bei 6 bar Fließdruck.
1 3<br />
2<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Drucklufttechnik 455<br />
Präzisionsschliff im Formenbau<br />
Montageschrauber in der Produktion<br />
Gewindeschneiden
Stichwortverzeichnis
A<br />
Abbruchhammer 351<br />
Abrichthobel 302<br />
Absaughaube 192<br />
Absaugmaßnahme 197<br />
Abschaltschrauber 417<br />
Abstandsmontage 163<br />
Achsabstand 159<br />
ACR-Bit 136<br />
Akku 25, 243<br />
Akku-Blechschere 269<br />
Akku-Blindnietgerät 271<br />
Akku-Bohrhammer 265<br />
Akku-Bohrmaschine 262<br />
Akku-Bohrschrauber 264<br />
Akku-Bolzenschneider 271<br />
Akku-Drehschlagschrauber 264, 265<br />
Akku-Hobel 270<br />
Akku-Kartuschenpresse 270<br />
Akku-Kreissäge 267<br />
Akku-Lampe 271<br />
Akku-Luftpumpe 271<br />
Akku-Nager 269<br />
Akku-Säbelsäge 267<br />
Akku-Schlagbohrmaschine 263<br />
Akku-Schlagbohrschrauber 264<br />
Akku-Stichsäge 266<br />
Akku-Universalschere 269<br />
Akku-Winkelschleifer 268<br />
Akkukapazität 257<br />
Akkumulator 244<br />
Akkumulator, Nickelbasis 245<br />
Akkupraxis 248<br />
Akkuschrauber 140<br />
Akkuspannung 249<br />
Akkutechnik 242<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>g 25, 256<br />
Akkuwerkz<strong>eu</strong>gtyp 262<br />
Akkuzelle 251<br />
Alkohol 30<br />
Aluminium 211<br />
Aluminiumoxid 181<br />
Ampere 68<br />
Amperest<strong>und</strong>e 243<br />
Anker 162<br />
Anlaufstrom 85<br />
Anlaufstrombegrenzung 85<br />
Anlaufzapfen 286<br />
Anpressdruck 208<br />
Antriebsvierkant 138<br />
Anwendungsfehler 326<br />
Anzeige in Prozent 398<br />
Anzeige in Winkelgraden 398<br />
Arbeitsdruck 437<br />
Arbeitseinstellung 30<br />
Arbeitshöhe 317<br />
Arbeitskosten 65<br />
Arbeitsplatz 11<br />
Arbeitsplatzbel<strong>eu</strong>chtung 11<br />
Arbeitsplatzordnung 11<br />
Arbeitsschutz 358<br />
Arbeitsschutzmaßnahme 365, 371<br />
Arbeitsschutzregel 198<br />
Arbeitssicherheit 30, 145, 196, 206, 235, 253,<br />
273, 291, 307, 357, 405, 441<br />
Atemschutz 26, 207<br />
Stichwortverzeichnis 457<br />
Atemschutzmaske 390<br />
Atemschutzmittel 26<br />
Atemweg 197<br />
Aufstecksenker 99<br />
Augenschutzsystem 26<br />
Autobatterie 250, 257<br />
B<br />
Bandschleifer 19, 21, 192<br />
Batterie 243, 405<br />
Bauform 258, 419<br />
Baukörperdicke 159<br />
Baustoff 153<br />
Bauwerkz<strong>eu</strong>g 422<br />
Bearbeitungsart, Stein 335<br />
Bedienungsanleitung 10<br />
Bedienungselement 60<br />
Bedienungsinformation 30<br />
Befestigungsart 160<br />
Befestigungsmittel 162<br />
Befestigungsort 159<br />
Befestigungstechnik 152<br />
Bekleidung 207<br />
Belastung, dynamische 158<br />
Belastung, ruhende 158<br />
Belastungsart 157<br />
Besatz 209<br />
Besatz, dichter 209<br />
Besatz, loser 209<br />
Besäumen 365<br />
Beton 153<br />
Betonschleifer 191, 322, 355<br />
Betriebsgrenze 33<br />
Betriebsisolation 61<br />
Betriebskosten 415<br />
Betriebssicherheit 441<br />
Betriebsspannung 257, 409<br />
Bimetall 220<br />
Bindung 313<br />
Bit 135<br />
Blechschälbohrer 96<br />
Blechschere 363<br />
Blechschraube 133<br />
Blechstärke 365, 366, 371<br />
Bleiakkumulator 244<br />
Bohren 12, 90, 319, 324<br />
Bohrer 92, 339<br />
Bohrer, gefräst 94<br />
Bohrer, geschliffen 94<br />
Bohrer, rollgewalzt 94<br />
Bohreroberfläche 94<br />
Bohrerwerkstoff 94<br />
Bohrfutter 113<br />
Bohrhammer 348<br />
Bohrkrone 324, 345<br />
Bohrlochqualität 163<br />
Bohrlochtiefe 164<br />
Bohrmaschine 108, 346<br />
Bohrmehl 165<br />
Bohrschraube 133<br />
Bohrschrauber 15, 264<br />
Bohrständer 12, 111, 356<br />
Bohrverfahren 155<br />
Borsten 209<br />
Borsten, geb<strong>und</strong>ene 210<br />
Borsten, gewellte 209
458 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Borsten, gezopfte 209<br />
Brandschutz 11, 165<br />
Breithobel 295<br />
Bremse, elektrische 261<br />
Bügelgriffform 42<br />
Bündigfräser 284<br />
Buntmetall 211<br />
Bürsten 208<br />
Bürstenstellung 208<br />
C<br />
Constantelektronik 110<br />
CV 220<br />
D<br />
Dauermagnet 258<br />
Dauerstromladung 246<br />
Dehnschraube 134, 143<br />
Deltaschleifer 185<br />
Diamant 182, 311<br />
Diamant, beschichteter 312<br />
Diamant, monokristalliner 312<br />
Diamant, polykristalliner 312<br />
Diamant, synthetischer 311<br />
Diamantbestücktes Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g 310<br />
Diamantbohrmaschine 326, 346<br />
Diamantkonzentration 315<br />
Diamantschleifscheibe 180<br />
Diamantverteilung 314<br />
Diamantwerkz<strong>eu</strong>g 344<br />
Dickenhobel 303<br />
Drechselgerät 111<br />
Drehbohren 155<br />
Drehkraftbegrenzung 85<br />
Drehmoment 68, 129, 141<br />
Drehmomentkupplung 55, 141<br />
Drehmomentschlüssel 143<br />
Drehmomentschrauber 141, 418<br />
Drehmomentverhalten 413<br />
Drehrichtung 72, 259<br />
Drehschlag 142<br />
Drehschlagschrauber 142<br />
Drehstrom 409<br />
Drehstrommotor 36, 413<br />
Drehzahl 83, 208, 260, 279, 302, 413<br />
Drehzahländerung 41<br />
Drehzahlerfassung 83<br />
Drehzahlmesser 81<br />
Druckbehälter 439<br />
Druckluft 433<br />
Druckluftanlage 433, 437<br />
Druckluftaufbereitung 435<br />
Druckluftbedarf 438, 445<br />
Drucklufterz<strong>eu</strong>gung 433<br />
Druckluftmotor 441<br />
Druckluftschleifer 447<br />
Druckluftschrauber 446<br />
Druckluftwerkz<strong>eu</strong>g 432<br />
Dübel 162<br />
Dübelbohrer 342<br />
Durchbrennen 74, 75<br />
Durchbruchbohrer 343<br />
Durchsteckmontage 162<br />
Düse 384<br />
Düse, Flächen- 384<br />
Düse, Glasschutz- 385<br />
Düse, Reduzier- 385<br />
Düse, Reflektor- 384<br />
Düse, Schlitz- 385<br />
Düse, Schneid- 385<br />
Düse, Schweißschuh- 385<br />
Düse, Verlängerungs- 385<br />
Düse, Winkel- 384, 385<br />
Düse. Stumpfschweiß- 385<br />
Düsenwerkz<strong>eu</strong>g 445<br />
E<br />
Eckenmaß 113<br />
Edelstahl 211, 363<br />
Edelstahlborste 210<br />
Eichenholz 211<br />
Einfachmesser 299<br />
Einhaken 207<br />
Einphasen-Wechselstrommotor 36<br />
Einsatzwerkz<strong>eu</strong>g 15<br />
Einschaltdauer 411, 438<br />
Einschaltsperre 273<br />
Einsteckende 137, 340<br />
Elektro-Handhobel 18<br />
Elektrofuchsschwanz 226<br />
Elektrohobel 295<br />
Elektromotor 68<br />
Elektronik 66<br />
Elektronische Messtechnik 392<br />
Elektronisches Messgerät 393<br />
Elektronisches Messwerkz<strong>eu</strong>g 24<br />
Elektrotechnik 35<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>g, Funktionsweise 34<br />
Elektrowerkz<strong>eu</strong>gtechnik 32<br />
Energiebedarf 410<br />
Energieinhalt 243<br />
Energiequelle 33<br />
Entfernungsmesser, Laser- 396<br />
Entfernungsmesser, Ultraschall- 395<br />
Entgraten 212<br />
Entladezyklus 245<br />
Erfahrungsmangel 30<br />
Ergonomie 30, 58<br />
Erhaltungsladung 248<br />
Ermüdung 30<br />
Erz<strong>eu</strong>gnissicherheit 7<br />
Exzenterschleifer 19, 20, 186, 206<br />
F<br />
Fächerschleifscheibe 179<br />
Falzfräser 284<br />
Falztiefenanschlag 302<br />
Farbspritzen 374, 385<br />
Farbspritzverfahren 386<br />
Fase, Nebenschneide 93<br />
Federzug 424, 449<br />
Feinschnittsäge 229<br />
Fettschmierung 56<br />
FI-Schalter 357<br />
Fiberschleifblatt 179<br />
Filter 435<br />
Filterklasse 27<br />
Filzscheiben 214<br />
Flachfräsbohrer 100<br />
Flachmeißel 337<br />
Fliesenmeißel 339<br />
Fließdruck 437
Flussmittel 380<br />
Formschluss 161<br />
Forstnerbohrer 102<br />
Fräsbohrer 96<br />
Fräsen 17, 276<br />
Fräser 279<br />
Fräserschaft 291<br />
Fräspraxis 287<br />
Fräsrichtung 288<br />
Frästisch 17, 286<br />
Fräswerkz<strong>eu</strong>g 279<br />
Fräszirkel 286<br />
Freihandtrennen 327<br />
Freilaufrotation 187<br />
Freischnitt 222, 281<br />
Freiwinkel 92, 280<br />
Frequenz 410<br />
Fuchsschwanz 227<br />
Fügen 374, 375<br />
Fugenmeißel 339<br />
Führungsschiene 233, 286<br />
Führungsschlitten 192<br />
Funktionsweise, <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> 34<br />
fuzzy control 247<br />
G<br />
Gangschaltung, elektronische 76<br />
Gasbeton 154<br />
Gegenlauf 206<br />
Gegenlauffräse 287<br />
Gehäusebauart 41<br />
Gehäuseform 42, 258<br />
Gehäuseoberfläche 60<br />
Gehörschutz 29, 307<br />
Gelakkus 244<br />
Geradschleifer 20, 206, 421<br />
Gerätetyp 30<br />
Geräuscheinwirkung 29<br />
Gesteinsstaub 358<br />
Getriebe 43, 84, 261, 414, 445<br />
Gewinde 131<br />
Gewinde, britisch 119<br />
Gewinde, USA 119<br />
Gewindeart 119<br />
Gewindebezeichnung 119<br />
Gewindebohrer 117<br />
Gewindebohrerform 117<br />
Gewindeschneider 116<br />
Gipskartonschrauben 133<br />
Glasbohrer 104<br />
Gleichlauf 206<br />
Gleichlauffräse 288<br />
Gleichspannung 68<br />
Gleichstrom 35<br />
Gleichstrommotor 37, 70, 73, 258<br />
Gleichzeitigkeitsfaktor 411, 438<br />
Gleitlager 57<br />
Gratfräser 285<br />
Griffbereich 58<br />
H<br />
Haften 183<br />
Halbautomatischer Rotationslaser 403<br />
Halbwellenelektronik 77<br />
Hammerbohren 13, 156<br />
Hammerbohrer 340<br />
Stichwortverzeichnis 459<br />
Hammerbohrerart 342<br />
Handkreissäge 231<br />
Handschuh 207<br />
Hartlöten 380<br />
Hartmetall 94<br />
Hartmetall-Mehrzweckbohrer 95<br />
Hauptschneide 93<br />
Hautschädigung 28<br />
HCS 220<br />
Heißkleben 378<br />
Heißklebepistole 379<br />
Heißkleber 378<br />
Heißluftgebläse 382, 384<br />
HF-Bohrmaschine 416<br />
HF-Drehstrommotor 413<br />
HM 220<br />
HM-Messer 297<br />
HM-Schneide 283<br />
Hobelbreite 295<br />
Hobelmesser 296<br />
Hobeln 294<br />
Hobelpraxis 303<br />
Hobelsohle 296<br />
Hobelwelle 296, 299<br />
Hochfrequenzerz<strong>eu</strong>gung 409<br />
Hochfrequenztechnik 409<br />
Hochfrequenzwerkz<strong>eu</strong>g 408<br />
Hochglanzpolitur 214<br />
Hohlbohrkrone 326, 343<br />
Hohlmeißel 337<br />
Holz 211, 213, 215<br />
Holzschraube 132<br />
Holzstaub 196<br />
Holzwerkstoff 195, 288, 303<br />
Hotline 10<br />
HSS 94, 220<br />
HSS-Fräser 283<br />
HSS-Messer 297<br />
Hubbewegung 38<br />
Hubsäge 225<br />
I<br />
ISO-TEMP-Bit 136<br />
K<br />
Kanalmeißel 337<br />
Kantenfräse 277<br />
Kapazität 250, 252<br />
Kappsäge 232<br />
Karosseriebohrer 95<br />
Kegelbürste 211<br />
Kegelsenker 98<br />
Kegelverbindung 52<br />
Kenngröße 73<br />
Kernbohrgerät 325<br />
Kernbohrtechnik 335<br />
Kernloch 118<br />
Kettensäge 234<br />
Kippmomentschrauber 418<br />
Klammer, geharzte 376<br />
Klammer, ungeharzte 376<br />
Klammertyp 375<br />
Kleben 183<br />
Klemmen 183<br />
Kolbenkompressor 433<br />
Kompressorhöchstdruck 437
460 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Kompressorleistung 438<br />
Kondensat 435<br />
Konstantdrehzahl 415<br />
Konstantelektronik 80, 279, 302<br />
Konstruktionselement 41<br />
Konstruktionsmerkmal 258<br />
Konus 115<br />
Kopfform 131<br />
Kopierhülse 286<br />
Korrosion 165<br />
Kraftkontrolle 165<br />
Kraftnachschub, Belastung 81<br />
Kugelrastung 137<br />
Kühlung 74, 75<br />
Kühlungsart 414<br />
K<strong>und</strong>ennutzen 84, 85, 86<br />
Kunstgestein 335<br />
Kunstglas 215<br />
Kunststoff 195, 211, 223<br />
Kunststoffborste 210<br />
Kunststoffstaub 196<br />
Kupplung 54, 448<br />
Kurbeltrieb 45, 262<br />
Kurvenschnitt 224<br />
Kurzschluss 273<br />
L<br />
Lackoberfläche 215<br />
Ladetechnik 246<br />
Ladezyklus 245<br />
Ladung, programmgest<strong>eu</strong>erte 247<br />
Ladung, prozessorgest<strong>eu</strong>erte 247<br />
Ladung, thermisch-gest<strong>eu</strong>erte 246<br />
Ladung, zeitgest<strong>eu</strong>erte 246<br />
Lagerzeit 248<br />
Lamellenmotor 444<br />
Lamellenvorsatz 185<br />
Lärm 29, 145<br />
Laserstrahl 25<br />
Laserstrahlung 405<br />
Lastdrehzahl 73<br />
Laufzeitverfahren 394<br />
Lebensdauer 248, 252, 415<br />
Leerlaufdrehzahl 73<br />
Leichtbeton 154<br />
Leistung 68<br />
Leistungsabgabe 73<br />
Leistungsaufnahme 73<br />
Leistungsfähigkeit 245<br />
Leistungsst<strong>eu</strong>erung 41<br />
Leitungslänge 440<br />
Leitungssystem 411<br />
Linearmotor, oszillierender 442<br />
Lochsäge 103<br />
Lochstein 154<br />
Lohnkosten 65<br />
Löten 379<br />
Lötpistole 382<br />
Lötverfahren 380<br />
Lüfter 74<br />
M<br />
Maschinenführung 59<br />
Maschinenschraube 132<br />
Maßband, digitales 394<br />
Maßband, elektromechanisches 394<br />
Materialkosten 65<br />
Matrix 313<br />
Matrix, harte 313<br />
Matrix, weiche 314<br />
Matrize 367<br />
Mauerwerksbaustoff 154<br />
Mechanisches Messgerät 393<br />
Meißel 336<br />
Meißelhammer 350<br />
Meißeln 14<br />
Memory-Effekt 251, 252<br />
Messen, analoges 393<br />
Messen, digitales 393<br />
Messen, direktes 393<br />
Messen, indirektes 393<br />
Messerabstand 365<br />
Messerhalter 298<br />
Messerschutz 303<br />
Messingborsten 210<br />
Messung, einzelne 393<br />
Messung, Flächen- 394<br />
Messung, Längen- 394<br />
Messung, Neigungs- 397<br />
Messung, stetige 393<br />
Messung, Volumen- 394<br />
Messverfahren 393<br />
Messwerkz<strong>eu</strong>g, elektronisch 24<br />
Messwertaufnehmer 423<br />
Metall 195, 212, 223<br />
Metalloberfläche 215<br />
Metallortung 399<br />
Metallstaub 196<br />
Mikrofilter-System 186, 189, 194<br />
Mineralstaub 197<br />
Mittelgriff 258<br />
Modus, Kreis- 403<br />
Modus, Linien- 402<br />
Modus, Punkt- 402<br />
Montageart 162<br />
Montagepraxis 163<br />
Montagetechnik 171<br />
Morsekegel 115<br />
Mörtelmeißel 338<br />
Motor 36<br />
Multifunktionsgerät 277<br />
Multisäge 228<br />
N<br />
Nachschärfen 224<br />
Nadelabklopfer 351<br />
Nagen 24<br />
Nager 360, 367<br />
Nassbohrtechnik 325<br />
Nassschleifen 198<br />
Nassschleifer 191, 355<br />
Nassschliff 196<br />
Naturgestein 335<br />
Naturholz 195<br />
Naturkor<strong>und</strong> 181<br />
Nennlast 73<br />
Nennstrom 85<br />
Netzfrequenz 35, 68, 73<br />
Netzgruppe 409, 410<br />
Netzspannung 35<br />
Nickel-Cadmium-Akku 245, 250<br />
Nickel-Metallhydrid-Akku 245, 251
No-Name-Produkt 30<br />
Normalbeton 153<br />
Nullspannungsschalter 16<br />
Nuss 135<br />
Nutfräse 323, 354<br />
Nutfräser 283<br />
Nutzhöhe 317<br />
O<br />
Oberfläche, lackierte 196<br />
Oberflächenbearbeitung 195, 204<br />
Oberflächengüte 277, 295<br />
Oberflächenschliff 319, 321<br />
Oberfräse 17, 277<br />
Ölschmierung 56<br />
Oxydbeschichtet 94<br />
P<br />
Paneelsäge 232<br />
Parallelanschlag 233, 286, 302<br />
Parkschuh 307<br />
Pendelfutter 117<br />
Pentaprisma 404<br />
Pinselbürste 211<br />
Pistolenform 42, 258<br />
Pistolengriff 108<br />
Planetenradgetriebe 262<br />
Planfräser 284<br />
Plattenwerkstoff 154<br />
Polieren 196, 214<br />
Polierer 191, 205<br />
Poliermittel 214<br />
Polierzubehör 189<br />
Prisma 404<br />
Profilfräser 283<br />
Prüfgerät 423<br />
Punktlaser 401<br />
Q<br />
Qualität 326<br />
Querkraft 157<br />
Querlochsenker 98<br />
Querschneide 93<br />
R<br />
Randabstand 159<br />
Rechteckstempel 368<br />
Recycling 253<br />
Regel-/Konstantelektronik 84<br />
Regelelektronik 83, 110<br />
Reibschluss 160<br />
Reparatur 425<br />
Reserve 411, 438<br />
Riementriebe 45, 262<br />
Ringleitung 439<br />
Ringsegment 316<br />
Rollenkupplung 117<br />
Rotationsbürsten 23<br />
Rotationslaser 402<br />
Rotationsschere 361<br />
Rotationsschleifer 19<br />
Routine 30<br />
Rückdrehmoment 12, 14, 145, 273<br />
Rührwerk 112<br />
R<strong>und</strong>laufgenauigkeit 110<br />
R<strong>und</strong>stempel 368<br />
Stichwortverzeichnis 461<br />
Rustikal-Hobelmesser 298<br />
Rüttler 422<br />
S<br />
Säbelsäge 225<br />
Sägeblätter 220<br />
Sägekranz 104<br />
Sägeleistung 219<br />
Sägen 15, 218<br />
Sägetisch 16, 230, 233<br />
Satinieren 213<br />
Saugbohrer 343<br />
Säulenführung 278<br />
Schaftdurchmesser 282<br />
Schaftform 105<br />
Schalenbauweise 42<br />
Schalldämpfer 449<br />
Schaltanlage 411<br />
Schalterarretierung 258<br />
Schärfvorrichtung 303<br />
Scharnierlochbohrer 102<br />
Schaumstoffsäge 371<br />
Scheibenbürste 211<br />
Scheibendurchmesser 320<br />
Scheibennutfräser 285<br />
Schere 360<br />
Scheren 24<br />
Scherspalt 363<br />
Schervorgang 361, 365, 366<br />
Schlagbewegung 347<br />
Schlagbohren 13, 156<br />
Schlagbohrmaschine 108, 326, 347<br />
Schlagschrauber 15, 142<br />
Schlagschrauberbit 136<br />
Schlagwerk 47<br />
Schlagwerk, elektromechanisches 349<br />
Schlagwerk, elektropn<strong>eu</strong>matisches 349<br />
Schlagwerkz<strong>eu</strong>g 445<br />
Schlagzeit-Einstellgerät 423<br />
Schlangenbohrer 101<br />
Schleifart 177<br />
Schleifen 19, 176<br />
Schleifgerät 183<br />
Schleifgeräusch 198<br />
Schleifgüte 177<br />
Schleifmaschine 20<br />
Schleifmittel 178<br />
Schleifmittel, mit Unterlage 178<br />
Schleifmittel, ohne Unterlage 180<br />
Schleifmittelbefestigung 182<br />
Schleifpapier 178<br />
Schleifpraxis 195<br />
Schleifrahmen 194<br />
Schleifscheibe 345<br />
Schleifscheibe, HM-Granulat-beschichtete 179<br />
Schleifstaub 196<br />
Schleiftopf 181<br />
Schleifvlies 178, 213<br />
Schlitzfräse 323, 354<br />
Schlitzschere 366<br />
Schlitzschraube 138<br />
Schlüsselweite 135<br />
Schmelzkleber 378<br />
Schmiermittel 119<br />
Schneide 281<br />
Schneidkapazität 372
462 <strong>Elektrowerkz<strong>eu</strong>ge</strong> <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />
Schneidwerkz<strong>eu</strong>g 363, 367<br />
Schnellbauschraube 132<br />
Schnellkupplung 450<br />
Schnellladegerät 247<br />
Schnellspannbohrfutter 114<br />
Schnitt, gerader 224<br />
Schnitt, stoßender 368<br />
Schnitt, ziehender 369<br />
Schnittqualität 288<br />
Schnittwinkel 281<br />
Schockbelastung 158<br />
Schrägzug 157<br />
Schrauben 14<br />
Schraubenkompressor 434<br />
Schraubenlänge 164<br />
Schraubensicherung 144<br />
Schraubentyp 131<br />
Schrauber 139, 416<br />
Schrauber, Gerad- 420<br />
Schrauber, Kr<strong>eu</strong>zgriff- 420<br />
Schrauber, Mittelgriff- 420<br />
Schrauber, Pistolen- 420<br />
Schrauber, Spatengriff- 420<br />
Schrauber, Winkel- 420<br />
Schrauberbit 135<br />
Schraubertyp 417<br />
Schraubfall 130<br />
Schraubfall, „harter“ 130<br />
Schraubfall, „weicher“ 130<br />
Schraubtechnik 128<br />
Schraubverbindung 129<br />
Schriftfräser 285<br />
Schruppscheibe 181<br />
Schutzart 8<br />
Schutzbrille 25, 207<br />
Schutzerdung 8, 61<br />
Schutzhandschuh 28<br />
Schutzisolation 61<br />
Schutzisolierung 8<br />
Schutzklasse 8<br />
Schutzkleinspannung 9<br />
Schutzmaßnahme 235, 291, 390<br />
Schutzvorrichtung 62, 64<br />
Schwarzblech 362<br />
Schweißen 383<br />
Schweißzusatz 383<br />
Schwingantrieb 39<br />
Schwingschleifer 19, 21, 183<br />
SDS-max 342<br />
SDS-plus 341<br />
SDS-top 341<br />
Segment 316<br />
Segment, unterbrochenes 316<br />
Segment-Eigenschaft 325<br />
Segmentbefestigung 319<br />
Segmentform 321, 324<br />
Segmenthöhe 317<br />
Segmentzusammensetzung 321, 324<br />
Senker 98<br />
Sicherheit 7, 61, 63, 165, 327, 425<br />
Sicherheit, elektrische 8, 61<br />
Sicherheit, mechanische 9<br />
Sicherheitshinweis 10<br />
Sicherheitskommunikation 10<br />
Sicherheitskupplung 54, 358<br />
Sicherheitsmaßnahme 11, 25, 273, 385, 450<br />
Sicherheitspraxis 6, 10<br />
Sicherheitsventil 251<br />
Sichtkontrolle 165<br />
Sichtschutz 25<br />
Siliciumcarbid 181<br />
Skineffekt 412<br />
Sondersegment 316<br />
Spaltkeil 16<br />
Spaltwerkz<strong>eu</strong>g 339<br />
Span 308<br />
Spandicke 295<br />
Spannen 183<br />
Spannflansch 50<br />
Spannfutter 51<br />
Spannkraftsicherung 115<br />
Spannungsführende Leitung 400<br />
Spannzange 51, 278, 291<br />
Spanreißschutz 230<br />
Spantiefenbegrenzung 282<br />
Spanwinkel 92, 280<br />
Spaten 338<br />
Spatengriff 108<br />
Spatmeißel 337<br />
Spezialschleifplatte 188<br />
Spindelblockierung 278<br />
Spindellock 115, 262<br />
Spindelverlängerung 424<br />
Spiral-(Wendel)bohrer 94<br />
Spitzenwinkel 92<br />
Spitzmeißel 337<br />
Sprengringrastung 137<br />
Spritzfähigkeit 386<br />
Spritzpistole, elektromagnetische 387<br />
Stabform 42, 258<br />
Stahlborsten 209<br />
Stahlborsten, vermessingte 209<br />
Stampferplatte 338<br />
Standzeit 326<br />
Stationärbetrieb 18, 21, 84, 235<br />
Stationäreinrichtung 302<br />
Staub 327<br />
Staubbehälter 185, 189, 194<br />
Stechbeitel 339<br />
Stecknuss 135, 136<br />
Steckschlüsseleinsatz 135<br />
Steinbearbeitung 334<br />
Steinbohrer 339<br />
Steinsäge 322<br />
Steinwerkstoff 153, 335<br />
Stellelement 39<br />
Stempel 367<br />
Stempelform 370<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik 77, 80, 84, 110<br />
St<strong>eu</strong>erelektronik, Akkumaschine 79<br />
St<strong>eu</strong>erelement 39<br />
St<strong>eu</strong>ergerät 423<br />
St<strong>eu</strong>erung, elektronische 259<br />
Stichleitung 439<br />
Stichsäge 230<br />
Stirnholz 305<br />
Stirnradgetriebe 261<br />
Stockerplatte 338<br />
Stoffschluss 161<br />
Strömungsmaschine 441<br />
Strukturieren 212<br />
Stufenbohrer 97
Systemverbindung 53<br />
Systemzubehör 286, 302, 356<br />
T<br />
Tachogenerator 83<br />
Tacker, Druckluft- 377<br />
Tacker, Elektro- 377<br />
Tacker, Hammer- 377<br />
Tacker, Hand- 377<br />
Tackerklammer 375<br />
Tackern 375<br />
Tackernagel 375<br />
Tackerwerkz<strong>eu</strong>g 376<br />
Tandemsäge 227<br />
Tauchsäge 232<br />
Teillast 73<br />
Temperaturfühler 83<br />
Temperaturüberwachung 247<br />
Thermoschalter 75<br />
Tiefenanschlag 109, 356<br />
Tiefenanschlagschrauber 140<br />
Tiefeneinstellung 278<br />
Tiefentladung 249<br />
Titan-Bohrer 106<br />
Titannitrit-beschichtet 94<br />
Topfbauweise 42<br />
Topfbürste 211<br />
Torsionsstab 143<br />
Torx 132<br />
Trapezblech 370<br />
Trennscheibe 180, 344<br />
Trennschleifen 22<br />
Trennschleifer 322, 354<br />
Trennschliff 319<br />
Trennschlitten 356<br />
Trenntisch 192<br />
Trenntransformator 357<br />
Triangulation 394<br />
Trockenbohrtechnik 325<br />
Turbine 442<br />
U<br />
Überlast 74<br />
Überlastsicherheit 441<br />
Überlastung 272<br />
Überlastverhalten 415<br />
Überrastschrauber 417<br />
Umformer 409<br />
Umformer, Einanker- 410<br />
Umlenkprisma 404<br />
Umwelt 197, 253<br />
Universalmotor 36, 71, 73<br />
Untergestell 16, 194<br />
V<br />
Varioschleifer 194<br />
Verbindungsart 375<br />
Verb<strong>und</strong>segment 317<br />
Verdrängermaschine 442<br />
Verdünner 385<br />
Verleimprofilfräser 285<br />
Verlust 438<br />
Versagensart 158<br />
Vertikalschleifer 422<br />
Viskosität 385<br />
Voll-HM-Fräser 283<br />
Stichwortverzeichnis 463<br />
Vollautomatischer Rotationslaser 403<br />
Vollisolation 62, 357<br />
Vollisolierung 9<br />
Vollstein 154<br />
Vollwellenelektronik 77<br />
Volt 68, 243<br />
Vorschrift 8, 165<br />
Vorschubrichtung 287<br />
Vorsteckmontage 162<br />
W<br />
Wälzlager 57<br />
Wärme 39, 74<br />
Wartungsarbeit 450<br />
Wartungseinheit 448<br />
Wartungshinweis 10<br />
Wasserkühlung 346<br />
Wasserpumpe 112<br />
Wasserwaage 397<br />
Watt 68<br />
Wechselspannung 68<br />
Wechselstrom 35<br />
Wechselstrommotor 68, 73<br />
Wegkontrolle 165<br />
Weichlöten 380<br />
Wendelbohrer 343<br />
Wendemesser 297, 299<br />
Werkz<strong>eu</strong>gaufnahme 47<br />
Werkz<strong>eu</strong>ggehäuse 58<br />
Werkz<strong>eu</strong>ggeräusch 60<br />
Werkz<strong>eu</strong>gschneide 281<br />
Werkz<strong>eu</strong>gwechsel 273<br />
Wiederanlaufschutz 287, 303<br />
Winkelbohrmaschine 113<br />
Winkelmessung 398<br />
Winkelschleifer 20, 189, 205, 321, 354, 421<br />
Winkelvermessungsverfahren 394<br />
Wirkungsgrad 73<br />
Wirtschaftlichkeit 65<br />
Z<br />
Zähnezahl 221<br />
Zahnform 222<br />
Zahnkranzbohrfutter 114<br />
Zahnmeißel 338<br />
Zahnradgetriebe 43<br />
Zinkenfrässchablone 287<br />
Zirkelvorsatz 230<br />
Zirkonkor<strong>und</strong> 182<br />
Zugkraft 157<br />
Zusatzhandgriff 109, 258<br />
Zwangslage 30<br />
Zwangsrotation 187<br />
Zweistrahlprisma 404<br />
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