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Chancen:gleich! - Axel Springer AG

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<strong>Chancen</strong><strong>gleich</strong>heit<br />

<strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>!<br />

Frauen<br />

bevorzugt?<br />

Eine Frage, die sich sicher viele gestellt haben, seit <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> im April 2010 das Projekt<br />

„<strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>!“ startete. Die Antwort ist „nein“. Vielmehr fühlen sich Frauen bei <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong><br />

benachteiligt, wie die Ergebnisse der kürzlich durchgeführten Mitarbeiterbefragung zeigen.<br />

Fragen von Kristina Lincke, Leiterin Interne Kommunikation, an Marktforschungsexpertin<br />

Maria Strecker und Personalchef Alexander Schmid-Lossberg.<br />

Das Ziel des Projekts: In den nächsten fünf bis acht Jahren<br />

soll der Anteil der Frauen in Führungspositionen insgesamt<br />

verdoppelt werden. Und was bedeutet das? Eine bevorzugte<br />

Behandlung von Frauen in Karrierefragen? Die<br />

Einführung einer Quote? Nein, das bedeutet es nicht. Vielmehr geht es<br />

darum, Ausgewogenheit und mehr Vielfalt in den Führungsetagen zu<br />

erreichen, aktuell sind Frauen in Führungspositionen bei <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong><br />

deutlich unterrepräsentiert. Auch fühlen sie sich in vielerlei Hinsicht<br />

benachteiligt, wie die kürzlich abgeschlossene Mitarbeiterbefragung<br />

zum Thema <strong>Chancen</strong><strong>gleich</strong>heit ergeben hat. Die Umfrage stellt einen<br />

wichtigen Baustein für das Projekt dar, denn die Einstellung der Mitarbeiter<br />

zu kennen, ist entscheidend für die Ableitung von Maßnahmen.<br />

inside.mag sprach mit Maria Strecker, stellvertretende Leiterin Marktforschung,<br />

und Alexander Schmid-Lossberg, Leiter Geschäftsführungsbereich<br />

Personal, über die Umfrage, die Ergebnisse – speziell für die<br />

Standorte Hamburg und Berlin – und die Schlussfolgerungen.<br />

24 4/2010<br />

4/2010<br />

25


<strong>Chancen</strong><strong>gleich</strong>heit<br />

Für Maria Strecker, stellvertretende<br />

Leiterin Marktforschung, ist die Rücklaufquote<br />

von 55 Prozent „ein extrem<br />

hoher Wert“<br />

Foto: Stephan Wallocha<br />

Gab es signifikante Unterschiede bei der<br />

Teilnahme und den Ergebnissen an den<br />

Standorten?<br />

Zwischen den Standorten Berlin und Hamburg<br />

gab es kaum Unterschiede. Abweichungen<br />

von diesem Bild finden sich auf<br />

der Ebene einzelner Unternehmensbereiche<br />

und bei den Tochterunternehmen. Insgesamt<br />

sind die Verhältnisse hinsichtlich<br />

des Geschlechteranteils oder der Altersstruktur<br />

so unterschiedlich, dass eine Gesamtbetrachtung,<br />

wie sie für Hamburg und<br />

Berlin vorgenommen wurde, nicht möglich<br />

ist. Vielmehr ist eine Einzelbetrachtung<br />

erforderlich. So haben wir z. B. die Druckhäuser<br />

aufgrund der völlig anderen Mitarbeiterstruktur<br />

(extrem geringer Fraueninside.mag:<br />

Sie bezeichnen die Umfrage<br />

als „Untersuchung“. Was sollte untersucht<br />

werden?<br />

Maria Strecker (lacht): Der „Patient“ <strong>Chancen</strong><strong>gleich</strong>heit<br />

bei <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> natürlich. Im<br />

Ernst, wir Marktforscher bezeichnen unsere<br />

Projekte normalerweise als Untersuchungen.<br />

Im konkreten Fall war die Untersuchung eine<br />

<strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>!<br />

Interview-Teil 1<br />

„schriftliche Befragung“, die das Ziel hatte,<br />

am Anfang des Projekts <strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>! eine<br />

Statusanalyse zu erstellen. Wie wichtig ist den<br />

Mitarbeitern überhaupt der Aufstieg? Wie<br />

schätzen sie ihre ganz persönlichen <strong>Chancen</strong><br />

und speziell die der Frauen im Unternehmen<br />

ein? Welche Faktoren sieht man als ursächlich<br />

für die „weibliche Unterrepräsentanz“<br />

auf Führungsebene an? Was muss verändert<br />

werden? Was wünscht man sich und wie würde<br />

man das Projekt unterstützen?<br />

Wer wurde alles befragt?<br />

In einer ersten Welle im Frühjahr alle Mitarbeiter<br />

in Berlin und in einer zweiten Welle<br />

im Sommer dann der Rest des Konzerns. Das<br />

heißt die gesamte <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> <strong>AG</strong> mit allen<br />

Bereichen, Außenstandorten und Unternehmenstöchter.<br />

nehmen und sein Urteil ganz persönlich in<br />

das Gesamtergebnis einfließen zu lassen. Dadurch<br />

hatte auch jeder die Möglichkeit, sich<br />

eingehend mit dem Thema <strong>Chancen</strong><strong>gleich</strong>heit<br />

zu befassen.<br />

Was sagen die Rücklaufquoten über das<br />

Interesse am Thema aus?<br />

Der Rücklauf war sehr hoch, wie speziell ein<br />

Blick auf die großen Standorte Hamburg<br />

und Berlin zeigt. Wir haben insgesamt 2968<br />

Antworten bekommen, das entspricht einer<br />

Quote von 55 Prozent. Das ist wirklich ein<br />

extrem hoher Wert, wie uns auch das durchführende<br />

Institut TNS Infratest noch einmal<br />

aus seinen vielfältigen Erfahrungen bestätigt<br />

hat. Wie groß das Interesse ist, zeigt sich auch<br />

daran, dass eine Mehrheit von über 70 Prozent<br />

derer, die geantwortet haben, sagt, dass<br />

sie das Projekt unterstützt. Außerdem sind sie<br />

davon überzeugt, dass <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> klar definierte<br />

Ziele und Maßnahmen benötigt.<br />

Was waren die wesentlichen Merkmale des<br />

Untersuchungssteckbriefs?<br />

Wir haben uns nicht auf eine repräsentative<br />

Stichprobe beschränkt, sondern den enormen<br />

Aufwand einer Vollbefragung betrieben.<br />

Wir wollten wirklich jedem Mitarbeiter die<br />

Chance geben, an dieser Befragung teilzuanteil)<br />

und der niedrigen Rücklaufquote<br />

– natürlich nur „auswertungstechnisch“ –<br />

aus der Ergebnisdarstellung herausnehmen<br />

müssen, da sie das Ergebnis verzerrt hätten.<br />

Gleiches gilt für die Tochtergesellschaften.<br />

Sie können sich vorstellen, dass in jungen,<br />

elektronischen Unternehmen wie z. B.<br />

gamigo kaum ein Mitarbeiter älter als 35 Jahre<br />

ist. Hier werden Fragen zur Karriere natürlich<br />

anders bewertet als in den Standorten<br />

Berlin und Hamburg.<br />

MÄNNER UND<br />

FRAUEN HABEN BEIDE<br />

EINEN AUSGEPRÄGTEN<br />

KARRIEREWUNSCH.<br />

Maria Strecker<br />

Lässt sich das Gesamtergebnis kurz auf<br />

einen Nenner bringen?<br />

Ich werde es versuchen: Es gibt insgesamt<br />

einen ausgeprägten Karrierewunsch. In den<br />

Ambitionen, Karriere zu machen, unterscheiden<br />

sich bei <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> Männer und<br />

Frauen kaum. Übrigens zählen dazu auch<br />

Frauen mit Kindern. Die Vermutung, Frauen<br />

hätten einen geringeren Karriere- oder Weiterentwicklungswunsch<br />

als Männer, hat die<br />

Untersuchung klar widerlegt. Die Karrieremöglichkeiten<br />

für Frauen und die Voraussetzungen<br />

dafür schätzen Männer und Frauen<br />

dagegen extrem unterschiedlich ein.<br />

Brachte die Umfrage Unerwartetes,<br />

Überraschendes?<br />

Ja, durchaus! Die Motive für einen Aufstieg<br />

sind ja sehr vielseitig. Es geht um mehr Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

Entfaltung von Potenzial,<br />

Verantwortung, bessere Vergütung,<br />

größeres Ansehen … Bei der – lassen Sie es<br />

mich „Psychologie der Karrieremotivationen“<br />

nennen – hatte man in der Projektgruppe im<br />

Sinne der bekannten Geschlechterklischees<br />

wohl mehr Unterschiede erwartet. Frauen<br />

eher die „intrinsisch motivierten Wesen“,<br />

denen es stärker um Kompetenzerwerb und<br />

Selbstverwirklichung geht. Und Männer eher<br />

die „extrinsisch“ Motivierten, denen Macht<br />

und Geld wichtig ist. Dass Frauen auf ihrem<br />

Karriereweg am Geld genauso interessiert<br />

sind wie Männer und diesen umgekehrt in<br />

ihrem Beruf die Entfaltung des eigenen Potentials<br />

genauso wichtig ist, hat man mit<br />

Staunen zur Kenntnis genommen.<br />

Wo liegt der Hauptunterschied in der Wahrnehmung<br />

der Frauen und der Männer?<br />

Deutliche Unterschiede und Perspektiven<br />

gibt es, wenn es um die Einschätzung der<br />

generellen und unternehmensspezifischen<br />

„Ursachen“ für die Unterrepräsentanz<br />

von Frauen in Führungspositionen geht.<br />

Hier fühlen sich Frauen doch signifikant<br />

benachteiligt: mehr Leistung für <strong>gleich</strong>e<br />

Anerkennung zum Beispiel und vor allem<br />

die „männerdominierte“ Unternehmenskultur<br />

bei <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong>, welche die frauenspezifischen<br />

Qualitäten nicht wertschätzt.<br />

In einem aber sind Männer und Frauen fast<br />

gar nicht auseinander: Das Problem, dass<br />

Kinder und Karriere schwer miteinander<br />

vereinbar sind, sieht die Mehrheit beider Geschlechter.<br />

Wie anspruchsvoll sind die Ambitionen<br />

weiblicher Führungskräfte bei <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong><br />

– wie hoch wollen sie hinaus?<br />

Hier zeigen sich schon ein wenig die „Alpha-<br />

Frauen“… Dem Kriterium „Der Aufstieg ist<br />

mir sehr wichtig“ stimmt ein größerer Teil der<br />

weiblichen als der männlichen Führungskräfte<br />

zu. Anders als die Frauen, die nicht in Führungspositionen<br />

sind, sind auch die meisten,<br />

immerhin 83 Prozent, der weiblichen Führungskräfte<br />

der Überzeugung, ihr Potenzial gut<br />

einbringen zu können – genauso gut wie die<br />

„Führungsmänner“. Allerdings ist nur ein Viertel<br />

der „Führungsfrauen“ der Meinung, dass<br />

die Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen bei<br />

<strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> insgesamt zufriedenstellend sind.<br />

Welche Lösungen werden im Sinne<br />

der <strong>Chancen</strong><strong>gleich</strong>heit gewünscht, welche<br />

bieten sich an?<br />

Zunächst, die große Mehrheit – 83 Prozent<br />

der Frauen, aber auch 61 Prozent der Männer<br />

– glaubt nicht, dass sich das Ziel „mehr<br />

weibliche Führungskräfte“ von allein einstellt.<br />

Vielmehr halten sie gezielte Maßnahmen für<br />

unersetzlich und wollen diese auch unterstützen.<br />

Überraschend ist vielleicht auch, dass es<br />

bei den drei priorisierten Maßnahmen keinen<br />

„Geschlechterdissens“ gibt. Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit, Unterstützung bei der Bewältigung<br />

von Beruf und Familie und Bindung<br />

von Mitarbeitern während der Elternzeit sind<br />

für Männer und Frauen die „Treiber“ für<br />

mehr <strong>Chancen</strong><strong>gleich</strong>heit. In anderen Punkten<br />

gibt es dann schon unterschiedliche Meinungen.<br />

So halten z. B. 76 Prozent der Frauen<br />

ein gezieltes Frauenmentoring für durchaus<br />

hilfreich, die Männer aber nur zu 51 Prozent.<br />

Interview-Teil 2 auf der nächsten Seite.<br />

26 4/2010<br />

4/2010<br />

27


<strong>Chancen</strong><strong>gleich</strong>heit<br />

Sowohl Frauen als auch Männer zeigen großes Interesse<br />

und unterstützen das Projekt<br />

2968 Antworten<br />

55 % Antwortquote<br />

Frauen<br />

Männer<br />

60 %<br />

55 %<br />

Fragen an Alexander<br />

Schmid-Lossberg,<br />

Leiter Geschäftsführungsbereich<br />

Personal<br />

72 % unterstützen das Projekt „<strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>!“<br />

71 %<br />

glauben, <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> benötigt klar definierte<br />

Ziele und zentral gesteuerte Maßnahmen<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Männer<br />

79 %<br />

66 %<br />

83 %<br />

61 %<br />

Was ist unter einem systematischen Talentmanagement<br />

zu verstehen?<br />

Wir haben zum einen das Top-Talent-<br />

Programm zur Identifizierung und Fördeinside.mag:<br />

Welche Bedeutung haben die<br />

Umfrageergebnisse für das Projekt?<br />

Alexander Schmid-Lossberg: Zum einen<br />

zeigt die hohe Beteiligung an der Umfrage,<br />

dass das Thema in der gesamten Belegschaft<br />

bei Frauen und bei Männern einen sehr hohen<br />

Stellenwert hat. Zum anderen liegt die<br />

Bedeutung in der Umfrage selbst. Wir folgen<br />

<strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>!<br />

Interview-Teil 2<br />

mit „<strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>!“ nicht einfach einem<br />

Trend und betreiben Aktionismus, es geht<br />

vorrangig auch darum, die Gedanken der<br />

Mitarbeiter zu diesem Thema zu verstehen<br />

und zu erfahren, wo sie sich Veränderungen<br />

und Aktivitäten wünschen. Wir haben also<br />

viele Motive, Beurteilungen und Meinungen<br />

abgefragt, die die Einstellungen offenlegen,<br />

und sehr aufschlussreiche Antworten erhalten.<br />

Was passiert mit den Umfrageergebnissen?<br />

Die Ergebnisse sind umfassend ausgewertet<br />

und sind bzw. werden allen relevanten Gremien<br />

vorgestellt: dem Vorstand, der Projektgruppe<br />

<strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>!, den Geschäftsführern<br />

und Verantwortlichen der jeweiligen<br />

Bereiche bzw. Tochtergesellschaften, den<br />

zuständigen Betriebsratsgremien sowie dem<br />

Konzern- und Gesamtbetriebsrat.<br />

Was sind die nächsten Schritte?<br />

Es gibt Erkenntnisse, die für das Gesamtunternehmen<br />

Bedeutung haben, und es gibt<br />

Ergebnisse, die lokale Besonderheiten aufzeigen.<br />

Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Dinge<br />

in die richtigen Bahnen zu lenken und natürlich<br />

die jeweils richtigen Maßnahmen zu<br />

ergreifen.<br />

den wir im kommenden Jahr den Aspekt<br />

Diversity in unsere Führungsseminare auf -<br />

nehmen. Wir haben große Fortschritte im<br />

Aufbau eines systematischen Talentmanagements<br />

und im Hinblick auf die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf gemacht.<br />

Beispielsweise mit der Erweiterung der<br />

Kindertagesstätte „Wolkenzwerge“ in Berlin<br />

auf 60 Plätze und der Ausweitung des<br />

Rahmenvertrags mit pme Familienservice<br />

auf alle Außenstandorte. Ein umfassender<br />

Service, der unter anderem Kinderbetreuung<br />

oder auch die Betreuung pflegebedürftiger<br />

Angehöriger bietet. Im Zusammenhang<br />

mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

stellen wir außerdem Überlegungen zu<br />

einer Flexibilisierung der Arbeitszeit an.<br />

FRAUEN HABEN<br />

HÄUFIG DEN EINDRUCK,<br />

SIE WERDEN<br />

ÜBERSEHEN.<br />

Alexander Schmid-Lossberg<br />

Darüber hinaus haben wir umfassende Bereichsgespräche<br />

geführt, um zu ermitteln,<br />

wie der Anteil von Frauen in der jeweiligen<br />

Struktur ist und wie er sich in einer Perspektive<br />

von fünf bis acht Jahren realistisch<br />

weiterentwickeln könnte, und uns mit der<br />

Frage nach Vergütungsunterschieden beschäftigt.<br />

Aus der Umfrage ging klar hervor,<br />

dass Frauen sich hier stark benachteiligt<br />

fühlen.<br />

Welche Maßnahmen wurden in Gang gesetzt?<br />

Wir arbeiten intensiv an der Weiterentwicklung<br />

unserer Führungskultur. So werrung<br />

junger, zukünftiger Führungskräfte<br />

ins Leben gerufen. Zum anderen die Nachfolgeplanung,<br />

die top down beginnend<br />

vom Vorstand aus einsetzt. Die Nachfolgeplanung<br />

überlegt systematisch, wer kurz-,<br />

mittel- und langfristig auf Schlüsselpositionen<br />

kommen könnte. Zusätzlich gibt es<br />

neue Besetzungsregeln, die vorsehen, dass bei<br />

jeder offenen Führungsposition immer Kandidaten<br />

beider Geschlechter vorgeschlagen<br />

werden.<br />

Und der oder die Bessere setzt sich durch?<br />

Oder werden Frauen aktuell bevorzugt?<br />

Es geht hier weder um Gewinner und Verlierer,<br />

noch wollen wir eine Quote. Natürlich besetzen<br />

wir alle Positionen, so auch Führungspositionen,<br />

nach bester Eignung unabhängig<br />

vom Geschlecht. Nach wie vor sind Frauen<br />

in Führungspositionen bei <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> unterrepräsentiert.<br />

Das Talentmanagement mit<br />

seinen eng aufeinander abgestimmten Maßnahmen<br />

ist ein sehr guter Weg, diesen Anteil<br />

glaubwürdig und nachhaltig zu erhöhen. Sie<br />

müssen wissen, in der Umfrage ist deutlich<br />

geworden, dass Frauen häufig den Eindruck<br />

haben, sie werden bei Beförderungsentscheidungen<br />

nicht berücksichtigt.<br />

Wie könnte die Arbeitszeit flexibler<br />

gestaltet werden?<br />

Wir führen derzeit Gespräche mit dem Berliner<br />

Betriebsrat zur Erweiterung von Teilzeitmöglichkeiten.<br />

Geprüft werden auch eine<br />

Erweiterung der Arbeitsmöglichkeiten von<br />

zu Hause und von unterwegs. Unsere Vorstellung<br />

ist, dass wir den erhöhten Grad an<br />

Flexibilisierung, der Frauen und Männern<br />

<strong>gleich</strong>ermaßen zugutekommen soll, in einzelnen<br />

Pilotprojekten prüfen. Zudem soll die<br />

Elternzeit selbstverständlicher werden.<br />

Gibt es Unterschiede bei der Bezahlung von<br />

Männern und Frauen?<br />

Wir haben eine erste Untersuchung im tariflichen<br />

und außertariflichen Bereich sowie<br />

im Bereich der obersten Führungsebene<br />

durchgeführt. Allerdings sind wir bislang zu<br />

dem Ergebnis gekommen, dass sich Abweichungen<br />

in die eine oder andere Richtung im<br />

normalen Rahmen abspielen und keine etwa<br />

systematische, schlechtere Bezahlung von<br />

Frauen zu erkennen ist.<br />

Nachdem die Umfrage abgeschlossen<br />

ist: Wie geht es mit der Projektgruppe<br />

<strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>! weiter?<br />

Die Projektgruppe wird weiter bestehen und<br />

das gesamte Projekt in seiner Umsetzung begleiten.<br />

Denn <strong>Chancen</strong>:<strong>gleich</strong>! ist kein Thema,<br />

das in wenigen Monaten abgeschlossen<br />

sein wird, sondern ein langfristiges, ständig<br />

weiterzuentwickelndes. Die Leitung des Lenkungsausschusses<br />

übernimmt Julian Deutz<br />

und die Leitung der Projektgruppe Sirka<br />

Laudon.<br />

Sie haben sehr viele Maßnahmen angesprochen.<br />

Gibt es bereits messbare Erfolge?<br />

Natürlich beobachten wir laufend, wie<br />

sich der Anteil an Frauen in Führungspositionen<br />

entwickelt. Die erfreuliche Botschaft<br />

ist, dass der Anteil weiblicher Führungskräfte<br />

bei <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> – ohne die<br />

internationalen Tochtergesellschaften – mittlerweile<br />

19,7 Prozent beträgt. Wir können<br />

damit schon jetzt einen positiven Trend<br />

vermelden und zeigen, dass wir auch ohne<br />

Quote auf dem richtigen Weg sind.<br />

Das Gespräch führte Kristina Lincke<br />

Fotos: Matti Hillig<br />

28 4/2010<br />

4/2010<br />

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