Mediterran trifft - Modeste Herwig
Mediterran trifft - Modeste Herwig
Mediterran trifft - Modeste Herwig
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TRAUMGARTEN<br />
1<br />
1 Braune Köpfchen nicken im<br />
Wind, der mit seiner kühlen,<br />
leichten Brise die filigranen<br />
Blätter des kleinen Rohrkolbens<br />
(Typha minima) zerzaust<br />
Fotos: <strong>Modeste</strong> <strong>Herwig</strong> & Karin v.d. Hoven<br />
2 Die gelbgrüne Krone des<br />
Trompetenbaumes (Catalpa<br />
bignonioides ‘Aurea’) wirkt wie<br />
das irdische Pendant zur<br />
Sonnenscheibe. Die Ähren von<br />
Stipa gigantea und das Violett<br />
von Salvia nemorosa treiben ihr<br />
buntes Spiel mit dem Licht<br />
3 Gartengestaltung kann so<br />
schön sein. Und wenn sich die<br />
Designerin Karin van den Hoven<br />
im Garten wohl fühlt, kann man<br />
nur sagen: absolut gelungen!<br />
3<br />
2<br />
Südländisches Flair weht<br />
durch diesen Garten im<br />
belebten Utrecht. Karin<br />
van den Hoven hat das<br />
kleine grüne Paradies<br />
entworfen, in dem man<br />
herrlich träumen kann<br />
<strong>Mediterran</strong> <strong>trifft</strong><br />
Garten<br />
10 Gärtnern 5/2009<br />
5/2009 Gärtnern 11
TRAUMGARTEN<br />
Den mediterranen Garten neu<br />
erfinden, geht das eigentlich?<br />
Und wenn ja, wie müsste er<br />
dann aussehen? Diese Fragen hat die<br />
Gartendesignerin Karin van den Hoven<br />
auf individuelle Weise beantwortet.<br />
Ihr Stil wurde schon oft als eigen<br />
beschrieben, wobei dieser Ausdruck<br />
in Bezug auf Karin van den Hoven<br />
nicht mit negativer Bedeutung aufgeladen<br />
ist. Liebhaber kennen ihre<br />
Handschrift und sie schätzen, dass<br />
die Gestalterin „modern“ und „zeitlos“<br />
im Garten zu verbinden weiß.<br />
Der mediterrane Garten liegt in der<br />
niederländischen Stadt Utrecht und<br />
misst gerade einmal 150 Quadratmeter.<br />
Die ruhige Atmosphäre im Innern<br />
lässt vergessen, dass sich in der<br />
Nähe ein geschäftiges Einkaufszentrum<br />
befindet. Eine Mauer umgibt<br />
das Grundstück und wehrt neugierige<br />
Blicke ab. Sprudelndes Wasser aus<br />
dem Brunnen schluckt Geräusche.<br />
Wer unter dem Sonnenschirm Platz<br />
nimmt und ab und zu einen Blick<br />
durch das schwere, hölzerne Tor<br />
nach draußen wirft, fühlt sich in den<br />
Patio einer Finca versetzt.<br />
Unbeeindruckt von den Konventionen<br />
traditioneller Gartengestaltung<br />
findet sich neben der Sitzgruppe ein<br />
erfrischendes Ensemble klassischer<br />
mediterraner Pflanzen und asiatischen<br />
Bambus. Fernost <strong>trifft</strong> hier mit<br />
seinem hellen Grün auf silbern dunkle<br />
Blätter von Yucca und Lavendel in<br />
erdig-braunen Keramikkübeln. >>><br />
1 2<br />
1 Zweifach schöne Pause<br />
Einfach die Arbeit mal Arbeit<br />
sein lassen und sich gemächlich<br />
zurücklehnen! In dieser Hinsicht<br />
kann man sich von südlichen<br />
Ländern noch einiges abschauen<br />
2 Der Feigenbaum (Ficus carica)<br />
prunkt mit dekorativem Laub.<br />
Nur auf die Ernte leckerer Früchte<br />
muss man wahrscheinlich<br />
verzichten, da zu kurze Sommer<br />
diese nicht ausreifen lassen<br />
3 Der Süden lädt ein! Wenn<br />
Gäste kommen, findet sich die<br />
fröhliche Runde gern im Patio<br />
ein. Die Südlage des Gartens<br />
macht Feste im Grünen auch an<br />
Herbsttagen noch möglich<br />
Fotos: <strong>Modeste</strong> <strong>Herwig</strong> & Karin v.d. Hoven<br />
Wasser spielte schon<br />
in den maurischen<br />
Gärten der Alhambra,<br />
dem ‘Generalife’, eine<br />
zentrale Rolle. Die<br />
kühlende Feuchtigkeit<br />
sorgt für Frische<br />
3<br />
Nördliche Variante von<br />
12 Gärtnern 5/2009<br />
Dolce Vita<br />
5/2009 Gärtnern 13
TRAUMGARTEN<br />
1 Nichts für Mauergucker!<br />
Für eine grüne Erhöhung<br />
des Sichtschutzes sorgen<br />
Platanen (Platanus x acerifolia),<br />
die zum Spalier gezogen<br />
wurden. In der Rabatte<br />
bringen Blumenrohr und<br />
Salbei farbige Abwechslung<br />
1<br />
3<br />
2 Die riesige Yucca und der<br />
buschige Lavendel müssen<br />
im Herbst in das Winterquartier<br />
umziehen. Die Kübel<br />
lassen sich mit einem<br />
Sackkarren bewegen<br />
3 Der Olivenbaum (Olea<br />
europaea) war schon 4000<br />
v. Chr. das Sinnbild des<br />
Wohlstandes und des Glückes.<br />
Große Exemplare überstehen<br />
in den gemäßigten<br />
Zonen Nord- und Mitteleuropas<br />
bereits mit leichtem<br />
Schutz die Winterzeit<br />
Text: Carmen Klumpp; Fotos: <strong>Modeste</strong> <strong>Herwig</strong> & Karin v.d. Hoven<br />
Eine grüne Welt des<br />
Laissez faire<br />
2<br />
>>> Dem Olivenbaum als dem<br />
Sinnbild südlicher Vegetation hat<br />
man ganz selbstverständlich einen<br />
Ehrenplatz zugewiesen. Mit seinem<br />
gefurchten Stamm erinnert er daran,<br />
dass schon viele Jahreszeiten,<br />
wahrscheinlich über hundert, ins<br />
Land gegangen sind, bevor er ausgegraben<br />
wurde und seine Reise in<br />
den niederländischen Garten angetreten<br />
hat. „Ein Kran war schon<br />
notwendig, um das schwere Stück<br />
zu versetzen”, schmunzelt Karin<br />
van den Hoven. Aber wie man<br />
sieht, hat sich die Mühe gelohnt.<br />
Und was ein gestalterisches Garten-Meisterstück<br />
werden will, das<br />
braucht die meisterliche Unterstützung<br />
aus der Pflanzenwelt.<br />
Mit den urwüchsigen Gestalten aus<br />
der Natur wird ein Hauch des<br />
Unvergänglichen in den Garten integriert;<br />
formale Beetanlagen mit<br />
klarer Linienführung bilden drumherum<br />
einen modernen Rahmen.<br />
Was mit den großen Worten „modern“<br />
und „zeitlos“ nur unzureichend<br />
beschrieben wurde, hat als<br />
einfaches Prinzip hier seinen Ursprung.<br />
Gegengewichte sind nicht<br />
mehr notwendig, da sich die Grün-<br />
Schattierungen der Bäume und die<br />
sporadisch eingesetzen Farbkleckse<br />
in der Rabatte die Waage halten. ■