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Rede zum Abschied von Pfarrer Peter Adolf am 23. Juni ... - St. Petrus

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1<br />

<strong>Rede</strong> <strong>zum</strong> <strong>Abschied</strong> <strong>von</strong> <strong>Pfarrer</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Adolf</strong> <strong>am</strong> <strong>23.</strong> <strong>Juni</strong> 2013<br />

Liebe Fest-Gemeinde,<br />

lieber <strong>Peter</strong>!<br />

Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden, um nun<br />

<strong>Abschied</strong> <strong>von</strong> Dir zu nehmen.<br />

Aber es soll kein Nachruf sein, denn Du lebst noch!<br />

Gott sei Dank!<br />

Es kann nur ein dankbarer Rückblick sein.<br />

Auf 33 Jahre.<br />

33 Jahre in <strong>St</strong>. Marien, dazu zählte später auch Sankt<br />

Franziskus und Sankt Helena, und ab 2007 auch Sankt Josef<br />

und die <strong>St</strong>iftsgemeinde.<br />

33 Jahre- eine Menschengeneration –<br />

33 Jahre aber auch eine besondere Zahl.<br />

Entspricht sie doch nach der Überlieferung den Lebensjahren<br />

Jesu.<br />

Er-Jesus <strong>von</strong> Nazareth- war und ist Dein großes Vorbild.<br />

Seine Botschaft vom Reiche Gottes und <strong>von</strong> der Erhebung des<br />

Menschen, jedes Menschen zur Würde der Gotteskindschaft,<br />

haben Dich in deinem Wirken inspiriert.<br />

Daraus hast Du geschöpft.<br />

Das war deine Quelle, Dein Brunnen.<br />

Und Du hast das, was Du geschöpft hast versucht als<br />

Seelsorger und Pastor weiterzugeben .<br />

In der (geistlichen) Begleitung zahlreicher Menschen, die sogar<br />

<strong>von</strong> weit her anreisten, um das Gespräch mit Dir zu suchen und<br />

Deinen Rat , und deine Hilfe zu erbitten.<br />

Unzählige Menschen hast Du in diesen 33 Jahren getauft.<br />

Viele junge Menschen hast Du auf die Ehe vorbereitet und<br />

getraut.<br />

Du hast viele <strong>St</strong>erbende begleitet ,<br />

Trauernde getröstet, weit über 1000 Menschen begraben,


2<br />

Du hast Kranke besucht und ihnen die Kranken-Salbung<br />

gespendet und immer wieder Eucharistie gefeiert,<br />

die Dir ein großes Anliegen war und ist<br />

und in der für Dich <strong>am</strong> sichtbarsten <strong>zum</strong> Ausdruck kommt,<br />

dass Christus für alle Menschen gekommen ist und alle erlöst<br />

hat.<br />

Das in Zweifel zu stellen, wie das die momentane Diskussion<br />

um das „für alle“ und „für viele“ tut, hast Du als Skandal,<br />

ja kirchen<strong>am</strong>tliche Häresie angesehen.<br />

Skandalös war und ist auch für Dich der Ausschluss <strong>von</strong><br />

Menschen <strong>von</strong> der Eucharistie.<br />

Sie ist vor allem ein Sakr<strong>am</strong>ent für die Gescheiterten ,<br />

hast Du einmal gesagt.<br />

Sie ist das Sakr<strong>am</strong>ent der Versöhnung für uns alle.<br />

Dazu zählen auch die Wiederverheiratet-Geschiedenen, <strong>von</strong><br />

denen sich viele bei uns –wegen Deiner Haltung- engagieren.<br />

Dass wir noch keine Eucharistiegemeinschaft mit den anderen<br />

Kirchen haben, ist für Dich auch ein Skandal!<br />

Bis zuletzt konnte ich bei Dir erleben, wie wichtig Dir die<br />

Predigtvorbereitung war.<br />

Du hast gern gepredigt.<br />

Deine Predigten waren immer theologisch reflektiert und<br />

verantwortet, lebens- und zeitnah,<br />

keine heißen Eisen scheuend,<br />

wenn sie auch manchmal zu lang gerieten.<br />

Bei den Verantwortlichen im Bistum bist Du bis heute hoch<br />

angesehen, vielleicht auch etwas gefürchtet, weil Du kantig und<br />

manchmal auch unbequem warst und die Dinge immer beim<br />

N<strong>am</strong>en genannt hast.<br />

Diplomatie ist nicht Deine <strong>St</strong>ärke!<br />

Ein Kölner Domkapitular meinte einmal zu mir:<br />

“ Wissen Sie, <strong>Pfarrer</strong> <strong>Adolf</strong> ist bei uns eine umstrittene<br />

Persönlichkeit, aber, es ist unumstritten, dass er eine<br />

Persönlichkeit ist!"


3<br />

Das zeichnet Dich aus: Deine Angst-Freiheit.<br />

Niemandem hast Du nach dem Mund geredet und konntest für<br />

eine gerechte Sache kämpfen.<br />

Konflikten bist Du nicht aus dem Weg gegangen.<br />

Gerade da habe ich-aber auch andere- viel <strong>von</strong> Dir lernen<br />

können, wenn es auch manchmal anstrengend war.<br />

Eine solche Haltung nenne ich „Freimut“.<br />

Das deutsche Wort Freimut hat einen Vorläufer in der<br />

griechischen Antike:<br />

Das griechische Wort Parrhesia.<br />

Es wird im Deutschen mit Freimut übersetzt.<br />

Parrhesia, das war das Recht und die Pflicht des griechischen<br />

Bürgers in der <strong>St</strong>adtvers<strong>am</strong>mlung<br />

offen die Wahrheit zu sagen.<br />

D<strong>am</strong>it die richtigen Gesetze erlassen werden,<br />

braucht es den Freimütigen – eine seltene Sorte Mensch, vom<br />

Philosophen Platon verzweifelt gesucht:<br />

Freimut ist, ähnlich wie es die öffentliche Diktion sagt,<br />

die Fähigkeit, der Mut, in der Öffentlichkeit zu sagen,<br />

was man denkt, das zu sagen ist.<br />

Das ist der eine Teil.<br />

Der andere Teil ist im interpersonellen Gespräch eine Form des<br />

<strong>Rede</strong>ns, eine Kommunikationsform, die dem anderen Wahres<br />

sagt über das, wie ich ihn erlebe, über das, was mich in Bezug<br />

auf ihn bewegt, und was ich ihm mitteile in der Intention, dass<br />

er mit dieser Rückmeldung etwas anfangen kann.<br />

In der Bibel wird vor allem <strong>von</strong> Paulus gesagt,<br />

dass er freimütig war.<br />

Und in Freimut die Botschaft Jesu- eine Botschaft der Freiheit<br />

und Befreiung – verkündete.<br />

Es ist dieser Freimut, der Dich zu einem sehr gefragten<br />

Gesprächspartner gemacht hat.


4<br />

Du hast viele Menschen in Glaubens- und persönlichen Fragen<br />

begleitet und sie mit der Wahrheit ihres Lebens konfrontiert,<br />

ohne sie zu verletzen.<br />

Und dieser Freimut ist es auch, dessen Geschwister<br />

Deine große Toleranz und Menschenfreundlichkeit gegenüber<br />

Andersdenkenden und anderen Lebensentwürfen und<br />

Lebensformen sind.<br />

Du hast mit großer Ausdauer und einem langen Atem Prozesse<br />

und Projekte auf den Weg gebracht.<br />

Ich denke an die schwierige Fusion unserer Gemeinden,<br />

die bei allen Schwierigkeiten und Sorgen doch in einer für alle<br />

konstruktiven und fruchtbaren Weise sich vollzieht.<br />

(Dass heute unsere drei Chöre in diesem Festgottesdienst<br />

miteinander in Harmonie singen , ist doch auch eine Frucht<br />

dieses Bemühens)<br />

Dabei warst Du immer sehr strukturiert- etwas was ich sehr<br />

bewunderte-und ich glaube, dass ich da auch viel <strong>von</strong> Dir<br />

lernen konnte.<br />

Manchmal allerdings war das für mich auch etwas anstrengend<br />

weil diese Gabe bei mir eher weniger entwickelt ist.<br />

Diese Ausdauer erlebte ich auch in Deinem Engagement im<br />

ökumenischen Dialog, wo Du eine Tradition gemeinschaftlicher<br />

Gottesdienste und Veranstaltungen geschaffen hast und - eben<br />

so wenig wie ich- verstehst, warum wir immer noch nicht weiter<br />

sind, d.h., warum nicht einmal „eucharistische<br />

Gastfreundschaft“ möglich ist.<br />

Etwas, das in Taizé –mit Genehmigung <strong>von</strong> Papst Johannes<br />

XXIII. – seit über 50 Jahren möglich ist.<br />

Du hast Dich durch die ständigen und ermüdenden<br />

Einschränkungen durch das Lehr<strong>am</strong>t nicht einschüchtern<br />

lassen und alle ermutigt, mutig weiter aufeinander zuzugehen.<br />

Nicht unerwähnt bleiben darf die Weitsicht, mit der Du die<br />

wichtige Verbindung <strong>von</strong> Kunst, Kultur und christlichem Kult


5<br />

thematisiert hast.<br />

„Glaube, der nicht zur Kultur wird, ist kein Glaube“, ein Satz der<br />

in diesem Zus<strong>am</strong>menhang <strong>von</strong> Dir st<strong>am</strong>men könnte , aber - der<br />

erstaunlicherweise -<strong>von</strong> der Bildungskongregation in Rom<br />

geschrieben wurde.<br />

Im Dialog-Raum „Kreuzung an Sankt Helena“, den Du mit<br />

einem Verein vor etlichen Jahren ins Leben gerufen hast,<br />

treffen sich mittlerweile Kulturschaffende, Künstler und<br />

Wissenschaftler in vielen Veranstaltungen, um Glaube und<br />

Kultur in einen Dialog zu bringen;<br />

Dieser Raum ist für unsere Nordstadt wirklich zu einem –wie es<br />

der Bonner Oberbürgermeister formulierte- „Zentrum der Kultur<br />

und der Begegnung <strong>von</strong> Kirche und Kultur geworden, auf das<br />

wir stolz sein können!“<br />

Der letzte große pastorale Schritt, den Du veranlasst hast,<br />

ist das „<strong>Petrus</strong>-Modell“,<br />

mit dem Du unsere Gemeinden ermutigt hast,<br />

einen neuen Weg zu gehen.<br />

Immer wieder hast Du uns gemahnt,<br />

dieses Modell nicht nur als eine weitere neue, strukturelle<br />

Veränderung zu sehen.<br />

Von denen hatten wir ja wahrlich genug!<br />

Sondern als einen geistlichen Weg der Erneuerung der<br />

Gemeinden, in dem es vor allem um eine „Kultur des Rufes und<br />

des Vertrauens“ geht, um eine Aufwertung der Getauften und<br />

Gefirmten, und um einen Dialog mit den Menschen in unserem<br />

Viertel, vor allem mit den Suchenden und Fragenden.<br />

Kur<strong>zum</strong>: in dem es um ein neues Verständnis <strong>von</strong> Kirche geht<br />

die die Nähe zu den Menschen, vor allem auch zu den<br />

„Kirchenfernen“ sucht und lebt.<br />

Du konntest noch miterleben, wie die erste Equipe <strong>am</strong> Sonntag<br />

Laetare, <strong>am</strong> 10. März diesen Jahres in Sankt Marien beauftragt<br />

wurde. Und wir hoffen alle, dass dieses Modell, das demnächst<br />

auch in den anderen Gemeinden <strong>St</strong>. Josef und dem <strong>St</strong>ift durch


6<br />

die Gründung weiterer Equipen fortgesetzt werden soll,<br />

unserer Seelsorge eine neue Perspektive und einen neuen<br />

Schwung geben kann.<br />

Vieles was Du getan hast, geschah im Verborgenen.<br />

Unsichtbar, diskret.<br />

Es wäre wert, darüber zu sprechen, weil manches, das ich<br />

durch andere erfuhr , ganz großartig ist und Deine hohe<br />

seelsorgliche Kompetenz zeigt.<br />

Die Begleitung <strong>von</strong> Eltern, die ihr Kind verloren haben,<br />

die Begleitung verzweifelter Angehöriger, die Begleitung <strong>von</strong><br />

Todkranken und vieles mehr.<br />

Du hast selten darüber gesprochen,<br />

denn Du bist sehr diskret und nicht eitel!<br />

Ich -wir alle- können uns überhaupt noch nicht vorstellen, dass<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Adolf</strong> plötzlich nicht mehr unter uns ist.<br />

Wenn ich das Pastoralbüro-Büro besuchte und alle<br />

notwendigen Dinge und Gespräche mit unseren kompetenten<br />

Mitarbeiterinnen im Sekretariat geführt hatte,<br />

habe ich immer gerne danach bei Dir angeklopft.<br />

Und wenn ich Dein Zimmer betrat, empfingst Du mich herzlich<br />

mit einer Pfeife im Mund und wir konnten über Gott und die<br />

Welt sprechen, Ideen entwickeln und uns gegenseitig<br />

ermutigen, aber auch brüderlich kritisieren.<br />

Nicht selten tranken wir dabei einen guten Cognac.<br />

Das alles werde ich vermissen!<br />

Liebe Festgemeinde,<br />

ich schrieb in unserer Gemeindezeitung „Eckstein“:<br />

<strong>Pfarrer</strong> <strong>Adolf</strong> hat in den vergangenen 33 Jahren diskret und<br />

unbemerkt viel Gutes getan. Mit ihm verlässt uns ein<br />

charakterstarker Priester, <strong>von</strong> denen es nicht viele gibt.


7<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Adolf</strong> hat dem Reich Gottes in unserem Viertel gedient,<br />

und dazu beigetragen, dass es gewachsen ist.<br />

Wir sagen Adieu, d.h. geh mit Gott, lieber <strong>Peter</strong> <strong>Adolf</strong>.<br />

Er möge dir all das Gute vergelten, das Du getan hast<br />

und Dir noch viele schöne Jahre im Ruhestand schenken!<br />

Die Pfarrei <strong>St</strong>. <strong>Petrus</strong>, unser Viertel, dankt Dir <strong>von</strong> ganzem<br />

Herzen für Deinen Dienst und Deine Menschenfreundlichkeit!

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