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Lager Föhrenwald<br />

Zu dieser <strong>Ausstellung</strong><br />

_________________________________________________________________________________________<br />

von Marianne Balder, Stadtarchiv Wolfratshausen<br />

Anlass, auf die "Suche nach Föhrenwald" zu gehen,<br />

waren viele Anfragen, die in den Jahren 1994–95 an<br />

das Stadtarchiv Wolfratshausen gestellt wurden.<br />

Außer den Büchern "Von Föhrenwald nach Waldram"<br />

von Alois Engelhard und "Waldram" von Josef Reiss<br />

und Eugen Steppan, in denen ein Abschnitt bzw. ein<br />

Kapitel dem Lager Föhrenwald gewidmet wurde, war<br />

so gut wie nichts vorhanden.<br />

Aus der Zeit vor Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

blieben über das Lager <strong>nur</strong> wenige Seiten in einem<br />

ungeordneten Papierstapel und die Meldebücher<br />

erhalten.<br />

Über den geheimen Kriegsauftrag drang kaum etwas<br />

an die Öffentlichkeit. Zeitungsberichte waren auf<br />

Belanglosigkeiten "in der Nähe der Baustelle"<br />

beschränkt.<br />

Ab Mai 1945 wurde das Lager, welches zwölf Jahre lang jüdischen Überlebenden Unterkunft<br />

werden sollte, von der amerikanischen Militärregierung verwaltet. Im November<br />

1945 übernahm die Flüchtlingsorganisation UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation<br />

Administration) die Verantwortung, später die IRO (International Refugee<br />

Organization).<br />

Am 1. Dezember 1951 ging Föhrenwald in deutsche Verwaltung über, d.h. an übergeordnete<br />

Behörden. Daher war das Schriftgut, das in der Gemeinde Wolfratshausen entstand,<br />

auch <strong>nur</strong> sehr gering.<br />

Anfang 1996 begann die Suche nach Material. Fast überall offene Türen, offene Ohren,<br />

Hilfsbereitschaft – bei Privatpersonen, Ämtern, Behörden und Institutionen.<br />

Das machte Mut, Gesammeltes, Erworbenes und Geliehenes der Öffentlichkeit zu zeigen.<br />

- 1 -


Lager Föhrenwald – Vorworta<br />

___________________________________________________________________________<br />

Diese <strong>Ausstellung</strong> kann natürlich <strong>nur</strong> Begebenheiten streifen und Momente darstellen, die<br />

zwischen 1939 und 1957 passiert sind. Sie soll anregen, sich mit dem Thema Föhrenwald<br />

intensiver zu beschäftigen.<br />

In weiteres Aktenmaterial kann im Stadtarchiv Wolfratshausen eingesehen werden;<br />

ebenso wird dort auf zusätzliche Quellen hingewiesen.<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

• Lager Föhrenwald 3<br />

• Die amerikanische Militärregierung 4<br />

• Alltag 6<br />

• Versorgung mit Nahrungsmitteln 8<br />

• Die Lagerzeitung "Bamidbar" 9<br />

• Der Traum von Palästina 10<br />

• Kindergarten und Schulen 12<br />

• Die ORT-Schule 13<br />

• Religiöses Leben 15<br />

• Die jüdischen Feiertage 16<br />

• Unterhaltung und Kultur 17<br />

• Sportbegeisterung 18<br />

• Krankenheim und Gesundheitsvorsorge 20<br />

• Sicherheit und Recht 22<br />

• Kommunale Planung 24<br />

• Übergang in deutsche Verwaltung 26<br />

• Straßennamen 27<br />

• Rückwanderung und Auflösung des Lagers 29<br />

• Gesamtverwertung der Siedlung Föhrenwald 32<br />

• Einwohnerzahlen in Föhrenwald/Waldram 34<br />

- 2 -


Lager Föhrenwald – Einführunga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Lager Föhrenwald<br />

Einführung<br />

Schon 1937 projektierte die NS-Regierung im Wolfratshauser Forst großflächig angelegte<br />

Rüstungswerke. Mit der Androhung der Enteignung wurden Grundstücksbesitzer gezwungen,<br />

Verkaufsverträge zu unterschreiben. 1<br />

Als 1939 "verstärkte Fertigung von Pulver und Sprengstoff" angesagt war, wurde für die<br />

Unterbringung der notwendigen Arbeiter und Angestellten ein Bereitschaftslager in Stein<br />

für 2300 Männer und 2000 Frauen notwendig. 2<br />

Föhrenwald hieß bis Ende 1941 Wolfratshausen-Stein, im Gegensatz zu anderen Holzbarackenlagern.<br />

Fast ein Jahr lang wurde in den Akten mal der eine, mal der andere<br />

Name angegeben, bis am 2. November 1942 die Anordnung erging, im Schriftverkehr <strong>nur</strong><br />

noch den Namen Lager Föhrenwald zu verwenden. 3<br />

Mit der Planung war Architekt Lothar Schweiger, Bad Aibling (später Rosenheim), beauftragt<br />

worden. 4<br />

Die Durchführung von Grundstücksverhandlungen und -käufen übernahm die Verwertungsgesellschaft<br />

für Montanindustrie GmbH in Berlin und München. Der Ankauf von<br />

Privatgrund gestaltete sich meist schwieriger <strong>als</strong> der von Gemeindegrund. Er zog sich<br />

wegen der Einsprüche bis 1942 hin. 5<br />

Trotzdem konnte die Richtfeier, mit kleiner Verzögerung wegen eines Formfehlers, Ende<br />

1940 stattfinden. 5 Die ersten Bewohner zogen am 9. Dezember 1940 ins "Steinlager". 6<br />

Straßen und Plätze wurden Ostern 1941 mit Namen der "in das Großdeutsche Reich<br />

<strong>zur</strong>ückgeführten Gaue" benannt. 5, 7<br />

Vieles war im Bereitschaftslager "Stein" aber noch Provisorium. Zu wenig Arbeitskräfte<br />

konnten untergebracht werden. Mitte Mai 1941 drängte die Leitung der "Fabrik Wolfratshausen",<br />

das Lager fertigzustellen, da sie die vom OKH (Oberkommando des Heeres)<br />

erteilten Aufträge <strong>nur</strong> zum Teil erfüllen könnten. 8 Im Oktober 1941 wohnten erst 1500<br />

Personen im Lager, im Juli 1942 durchschnittlich 2450 Personen und im Februar 1944 <strong>nur</strong><br />

noch 1485 Personen, davon 54% deutsche und 46% ausländische Zivilarbeiter. 9<br />

Bis zum Kriegsende drang nichts aus dem Lager oder den Rüstungsfabriken nach außen.<br />

Im "Wolfratshauser Tagblatt" erschien <strong>nur</strong> hin und wieder eine kleine Meldung, dass ein<br />

Arbeiter der großen Baustelle durch Trunkenheit oder Ruhestörung oder auch durch Blaumachen<br />

aufgefallen sei. Das wurde zumeist mit Gefängnis bestraft. 10 Auch in den<br />

Gemeinderatsprotokollen findet man keine Erwähnung. Die Veräußerung von Gemeindegrund<br />

behandelte man in keiner Sitzung.<br />

Am 9. April 1945 wurden ungefähr 4000 Brand- und 1200 Sprengbomben über der DAG<br />

(Dynamit AG) in Gartenberg abgeworfen, ein Arbeiter aus Königsdorf kam ums Leben.<br />

Trotz der großen Menge der Bomben war der Sachschaden gering. Die Produktion im<br />

Wolfratshauser Forst kam aber zum Stillstand. 11<br />

Als Bereitschaftslager war Föhrenwald überflüssig geworden.<br />

- 3 -


Lager Föhrenwald – Einführung | Die amerikanische Militärregierunga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Der Weg der ehemaligen Häftlinge aus Dachau führte sie bei dem Todesmarsch auch<br />

über Wolfratshausen und Föhrenwald. 12, 13 Eine der Gruppen wurde am 29. April 1945<br />

von der SS zum W<strong>als</strong>er-Hof getrieben. W<strong>als</strong>er konnte den Föhrenwalder Lagerführer Ertl<br />

überreden, ihm zwei Schlachtschweine für die Häftlinge zu überlassen. So konnte für die<br />

ausgehungerten Menschen mit Kartoffeln und anderen im W<strong>als</strong>er-Hof noch vorhandenen<br />

Lebensmitteln eine warme Mahlzeit bereitet werden. 13<br />

Mit Eintreffen der Amerikaner war am Montag, 30. April 1945, in Wolfratshausen und<br />

Föhrenwald der Krieg zu Ende.<br />

Quellen<br />

1 Braun, Joachim: Ende und Neubeginn, Seite 66<br />

2 Stadtarchiv Geretsried, 1/829/1 Blatt 337, 364/365<br />

3 Staatsarchiv München, LRA 145111<br />

4 Stadtarchiv Geretsried, 1/829/1 Blatt 337<br />

5 Plan, Leihgabe von Renate Kiefersauer, Wolfratshausen<br />

6 Stadtarchiv Wolfratshausen, A 041<br />

7 Stadtarchiv Wolfratshausen, B 069<br />

8 Stadtarchiv Geretsried, 1/829/1 Blatt 372/373<br />

9 Stadtarchiv Geretsried, 1/829/1 Blatt 407, 416, 418<br />

10 Wolfratshauser Tagblatt, 1939–40, Leihgabe von Georg Kreiter, Wolfratshausen<br />

11 Braun, Joachim: Ende und Neubeginn, Seiten 77/78<br />

12 Stadtarchiv Wolfratshausen, A 033<br />

13 Pfarrer Ulrich Wimmer: Dem Ende entgegen, im Isar-Loisachboten, 6.7.1965<br />

Die amerikanische Militärregierung<br />

Im Mai 1945 ging alle Regierungsgewalt auf die Oberbefehlshaber der Vereinten Nationen<br />

über. Höchste Instanz im Landkreis Wolfratshausen war das American Military Government<br />

mit Sitz im Wolfratshauser Amtsgerichtsgebäude (heute Heimatmuseum). Seine<br />

Befehle und Weisungen waren bindend für jedermann. 1<br />

Die Military-Government-Abteilung H2B2 erreichte Wolfratshausen am oder um den<br />

7. Mai 1945. Diese Abteilung bestand aus acht Offizieren und zehn Soldaten.<br />

Während der Monate Mai bis Juli 1945 war das Office hauptsächlich damit beschäftigt,<br />

DPs (Displaced Persons) aus Russland, Polen, Frankreich und Italien in ihre Heimatländer<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen, was ziemlich erfolgreich war, aber erhebliche Schwierigkeiten mit den<br />

russischen DPs bereitete.<br />

- 4 -


Lager Föhrenwald – Die amerikanische Militärregierunga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Nachdem die Situation bereinigt war, folgte ein viel größeres Problem: Das große<br />

jüdische Camp wurde in Föhrenwald eingerichtet. Es beherbergte ungefähr 6000 jüdische<br />

DPs und Personen (Infiltrees), die auf eigene Initiative aus dem Osten (Russian Zone)<br />

kamen, um von dieser Gegend aus ihren Vorsatz zu verwirklichen, nach Amerika oder<br />

Palästina auszuwandern.<br />

Vorausgegangen war die Besichtigung des Lagers Föhrenwald durch viele hochrangige<br />

Offiziere und Beamte, einschließlich General Eisenhower, General Patton, den Lieutenant<br />

Gener<strong>als</strong> Keyes, Truscott, Smith und zahlreichen anderen. Sie alle waren sehr zufrieden<br />

mit dem, was sie vorfanden. 2<br />

General Eisenhower hatte am 17. September 1945 das Lager Feldafing besucht und übte<br />

anschließend heftige Kritik an der Überfüllung und den dortigen Zuständen. Dies war der<br />

letzte Anstoß für die Errichtung eines dritten großen jüdischen Lagers in der Nähe<br />

Münchens, dem Lager Föhrenwald. 3<br />

Für das Verwaltungssystem des Lagers war ab dem 15. November 1945 die UNRRA<br />

(United Nations Relief and Rehabilitation Administration) verantwortlich.<br />

Bald wurde aber die Forderung der jüdischen DPs nach einer Selbstverwaltung immer<br />

stärker. M. Jean Henshaw, die erste Leiterin des UNRRA-Teams 106, akzeptierte den<br />

Wunsch der Lagereinwohner nach einer gewählten Vertretung. 3 Die Lagerzeitung<br />

"Bamidbar" veröffentlichte den Aufruf von M.J. Henshaw und N. Bakschtanski. Die Wahl<br />

für einen Lagerverwalter und sechs Komiteemitglieder sollte am 16. Dezember 1945<br />

unter Aufsicht der amerikanischen Militärregierung stattfinden. Wahlberechtigt waren<br />

Frauen und Männer über 18 Jahren, und sie mussten zwei DP-Registrierkarten haben.<br />

Auf Anordnung der Militärregierung wurde die Wahl auf den 7. Januar 1946 verschoben.<br />

Um eine breitere demokratische Basis zu gewährleisten, sollte das Komitee auf acht<br />

Mitglieder erweitert werden. Als Lagerleiter wurde Nachum Bakschtanski gewählt. Er<br />

hatte sich schon seit Mai 1945 für die Belange der Lagereinwohner eingesetzt. Für das<br />

Komitee erhielten die Zionisten die meisten Stimmen. 3<br />

Anfang des Jahres 1946 wurde Henry Cohen UNRRA-Direktor. Da er selbst Jude war,<br />

verstand er die Gefühle und Wünsche der Überlebenden. Er übertrug verantwortungsvolle<br />

Aufgaben, um das Selbstbewusstsein der Bewohner zu stärken. Die gewählten Komiteemitglieder<br />

leiteten die verschiedenen Ämter, z.B. Gesundheits-, Arbeits-, Bekleidungsund<br />

Kulturamt. 3<br />

Bei der amerikanischen Militärregierung stieß Henry Cohen auf wenig Verständnis. Dem<br />

Direktor des UNRRA-Teams wurde wiederholt mangelnde Zusammenarbeit mit der taktischen<br />

Einheit und der Militärpolizei vorgeworfen. Respektlosigkeit und Wortwahl wurden<br />

kritisiert. 4 Insgesamt aber bezeichnete die amerikanische Militärregierung das Verhältnis<br />

zwischen Military Government und den UNRRA-Verantwortlichen <strong>als</strong> sehr gut. 5<br />

Die Nachfolgeorganisation der UNRRA, die IRO (International Refugee Organization),<br />

räumte den jüdischen DPs ebenfalls ein Recht auf Selbstverwaltung ein, gefassten<br />

Beschlüssen musste die IRO allerdings erst zustimmen.<br />

- 5 -


Lager Föhrenwald – Die amerikanische Militärregierung | Alltaga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Mittlerweile trat auch die Politik der amerikanischen Militärregierung in eine neue Phase.<br />

Sie ließ der IRO weitgehende Handlungsfreiheit, die diese an die Leiter der Verwaltung<br />

des Lagers weitergab. Eine Art Oberaufsicht behielt sich die IRO vor. 3<br />

Quellen<br />

1 Amtliches Mitteilungsblatt Nr. 1, 29.9.1945<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Jahresreport V/45 – VI/46<br />

3 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seite 100, 102, 103, 104<br />

4 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Monatsreport f. April 1946<br />

5 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Quart<strong>als</strong>rep. Jan. – März 1947<br />

Alltag<br />

Unmittelbar nach Kriegsende beherbergte das Lager Föhrenwald zunächst Familien ehemaliger<br />

sowjetischer Zwangsarbeiter, ab Juni 1945 etwa 3000 nichtjüdische und rund<br />

200 jüdische DPs.<br />

Im September 1945 wurde Föhrenwald zum ausschließlich jüdischen Lager erklärt. Alle<br />

anderen Volksgruppen wurden in andere Lager oder Unterkünfte verlegt. Die Zahl der<br />

jüdischen Bewohner wurde von Tag zu Tag größer. Im Januar 1946 waren es schon<br />

5300, am 21. September 1946 wurde die höchste Einwohnerzahl mit 5904 Personen<br />

registriert.<br />

Die amerikanische Militärregierung und ab November 1945 die UNRRA waren fast<br />

überfordert, die Menschen einigermaßen ausreichend zu versorgen. 1 Immer häufiger<br />

wurden zwei Familien in einem Zimmer untergebracht. Betten, Decken, Wäsche und<br />

Kleidung mussten beschafft werden.<br />

Nachdem man anfangs glaubte, die Bereitstellung von Nahrungsmitteln im Griff zu<br />

haben, wurde dies aber bald zum ständig größer werdenden Problem. Trockenlebensmittel<br />

waren z.T. durch schlechte Lagerung geschädigt. Am Montag, dem 26. November<br />

1945, wurde <strong>als</strong> Teil der Ration eine Menge von ungenießbarem, verseuchtem Fisch<br />

geliefert. Der Bericht schließt: "Der Fisch ist noch im Camp vorhanden." 2<br />

Im November 1945 wurden Holzrationen verteilt. Die Holzfällaktion sollte aber den<br />

ganzen Winter über weiter andauern, da gleich abzusehen war, dass die Menge keinesfalls<br />

ausreichen würde. 3<br />

Für die DPs bestand eine Anordnung, das Lager nicht in ungefärbten amerikanischen<br />

Armeeuniformen zu verlassen. Die Militärpolizei hatte wegen Übertretung der Anordnung<br />

in umliegenden Orten Personen festgenommen. 3 (Diese Anweisung galt auch für andere<br />

Personengruppen, wobei hier bei zwei Gruppen bestimmte Farben verboten waren, bei<br />

der dritten Gruppe <strong>nur</strong> ein bestimmtes Blau erlaubt war.) 4<br />

- 6 -


Lager Föhrenwald – Alltaga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Am oder um den 8. März 1946 herum wurden die Wasserversorgungsleitungen des<br />

Lagers durch Abbrucharbeiten der DAG an vier Stellen unterbrochen. Für die Dauer von<br />

fünf Tagen gab es kein Frischwasser in Föhrenwald, mit Ausnahme des Wassers, welches<br />

anfangs für das DP-Hospital vom Detachment E-291 mit Zivilfahrzeugen geliefert wurde.<br />

Dies war eine ernste Bedrohung für die sanitären Bedingungen des Lagers, besonders für<br />

die des Krankenhauses. 5<br />

Das Leben in Föhrenwald war durch Krankheit gezeichnet. Im Monatsbericht des Military<br />

Government für September 1945 heißt es unter 'Volksgesundheit': "Gebürtige Bayern<br />

haben eine gute Gesundheit. In den DP-Camps gibt es eine beträchtliche Anzahl von<br />

Tuberkulose-Fällen und einige Fälle von Geschlechtskrankheiten. Gelegentlich andere ansteckende<br />

Krankheiten, welche unverzüglich in einer Isolierstation behandelt werden." 6<br />

Im Lager Föhrenwald wurden dringend Arbeiter gebraucht, deshalb mussten die<br />

Bewohner z.B. Holz fällen, waschen, kochen oder Verwaltungsarbeiten selbst übernehmen.<br />

Ein Arbeitssystem ohne Zwang wurde im Oktober 1945 eingeführt. Wenn nötig,<br />

wurden die Beschäftigten in eine ihnen fremde Arbeit eingewiesen. Um die Bewohner <strong>zur</strong><br />

Mitarbeit zu motivieren, wurden an alle Arbeiter regelmäßig Lebensmittelpakete und<br />

Zigaretten verteilt. 1<br />

Die in der Zeit des Bereitschaftslagers eingerichteten Friseur- und Schusterläden halfen<br />

einigen Föhrenwaldern, sich selbständig zu machen. Im Landkreis wurden Nähmaschinen<br />

für das Lager beschlagnahmt, und aus ehemaligen Militärbeständen Stoffe <strong>zur</strong> Verfügung<br />

gestellt, so dass auch Schneiderwerkstätten entstehen konnten. 7<br />

Die Angaben in Prozentzahlen über die Beschäftigten des Lagers sind in Veröffentlichungen<br />

und mündlichen Aussagen jeweils extrem unterschiedlich. Es darf angenommen<br />

werden, dass <strong>nur</strong> selten jemand außerhalb des Lagers eine Anstellung gesucht<br />

hat. Einerseits wollte man nach der leidvollen Vergangenheit nicht für Deutsche arbeiten,<br />

andererseits wären auch Sprachschwierigkeiten ein großes Hindernis gewesen. Nicht<br />

einmal ein Prozent der Lagereinwohner kam aus Deutschland. 8<br />

Ein weiterer Grund, sich keine Beschäftigung zu suchen, war für viele der Glaube, am<br />

nächsten Tag in ein anderes Lager gebracht zu werden, für die meisten aber die Hoffnung,<br />

am nächsten Tag die Auswanderungsgenehmigung zu erhalten.<br />

Quellen<br />

1 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seiten 99/100, 120<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGUS CO 442/2 Monatsbericht f. Nov. 1945<br />

3 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3 Monatsbericht f. Dez. 1945<br />

4 Amtliches Mitteilungsblatt, 24.11.1945<br />

5 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3 Monatsbericht f. März 1946<br />

6 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3 Monatsbericht f. Sept. 1945<br />

7 Stadtarchiv Wolfratshausen, Fö 002<br />

8 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 9/26 – 3/9 Daily Report 16. Okt. 1948<br />

und mündliche Berichte<br />

- 7 -


Lager Föhrenwald – Versorgung mit Nahrungsmittelna<br />

___________________________________________________________________________<br />

Versorgung mit Nahrungsmitteln<br />

Nach einem Bericht des Ernährungsamts Wolfratshausen an den Regierungspräsidenten<br />

lebten Ende Juni 1945 35.000 Einheimische, Evakuierte und Flüchtlinge, sogenannte<br />

Selbstverbraucher, im Landkreis Wolfratshausen. Sie konnten ihre Nahrungsmittelzuteilung<br />

mit Lebensmittelkarten einkaufen.<br />

Dazu kamen 8000 Personen, Überlebende aus den Konzentrationslagern und Ausländer,<br />

die in sechs Lagern eine Gemeinschaftsverpflegung durch die amerikanische Militärregierung<br />

bekamen. Diese Lebensmittel wurden dem Bestand einer Münchner Firma<br />

entnommen. Unter Zugrundelegung der damaligen Rationssätze für Nährmittel (die eine<br />

bestimmte Kalorienzahl nicht übersteigen durften) wurde ein Vorrat für zwei Monate<br />

angelegt, so dass in der Versorgung der Lager (vorerst) keine Schwierigkeiten<br />

bestanden.<br />

Dagegen konnte der Bedarf an Frischfleisch für beide Personengruppen <strong>nur</strong> zu etwa<br />

65% aus dem Landkreis gedeckt werden. Größere Eingriffe in die Viehsubstanz hätten ein<br />

schädliches Maß für die zukünftigen Versorgungsperioden bedeutet.<br />

Bei Kartoffeln wurden noch erheblich größere Engpässe befürchtet. Die Mehlvorräte<br />

waren ausreichend, um den Anschluss an die neue Ernte zu finden. Ebenso gesichert war<br />

die Versorgung mit Milch, Butter und Käse, die aus dem Bezirk selbst gedeckt werden<br />

konnte. Für die Deckung des Bedarfs an den übrigen Lebensmitteln (Nährmittel, Zucker<br />

usw.) stand ein Reservelager <strong>zur</strong> Verfügung. Es war für einige Monate ausreichend. 1<br />

In den täglichen Berichten des Military Government, die ab 1. Juni 1945 vorliegen, heißt<br />

es, dass der 1. Leutnant Keehne für die Versorgung der Camps verantwortlich war. Er<br />

(und weitere Militärangehörige) verteilte mit LKWs die täglichen Rationen für die 7200<br />

Camp-Bewohner (Zahl gilt für Ende Mai '45). Für die Butter- und Milchversorgung suchte<br />

er nach Möglichkeiten im Bosch-Hof.<br />

Der Bedarf an Butter war von 260 auf 490 kg pro Woche angestiegen. Der 1. Leutnant<br />

Schladweiler prüfte den Bosch-Hof ebenfalls. Von dort könnten täglich 600 Liter Vollmilch,<br />

600 Liter Magermilch und 70 Kilo Butter geliefert werden, Käse in etwa zwei<br />

Wochen, Eier für das Krankenhaus wöchentlich. 2<br />

Die Mahlzeiten für die Föhrenwalder Lagerbewohner wurden in der großen allgemeinen<br />

Küche bereitet. Im November 1945 wurde auch eine koschere Küche eingerichtet, die mit<br />

einer Holzwand von der allgemeinen Küche abgetrennt wurde. Später konnte sie in einem<br />

Extraraum untergebracht werden. Im Mai 1946 machte rund die Hälfte der Lagerbewohner<br />

von der koscheren Küche Gebrauch.<br />

Beispiel eines Tagesspeiseplans: Morgens ½ l Kaffee, 350 g Brot; mittags 60 g Fleisch,<br />

½ l Kartoffelsuppe, ¼ l Erbsensuppe; abends 2 Eier, ¼ l Kaffee. 3<br />

Durch die Flüchtlingsströme, die in den Landkreis Wolfratshausen kamen, und durch<br />

immer mehr Displaced Persons, die das Lager Föhrenwald bevölkerten – im September<br />

1946 lebten dort fast 6000 Menschen –, gab es immer größere Versorgungsengpässe.<br />

- 8 -


Lager Föhrenwald – Versorgung mit Nahrungsmitteln | Die Lagerzeitung "Bamidbar"a<br />

___________________________________________________________________________<br />

Erst nach und nach wurde es leichter, Lebensmittel zu bekommen. Organisieren und<br />

Handeln wurden eine Zeitlang im Lager und im Landkreis, genau wie in ganz Deutschland,<br />

großgeschrieben. Jeder gab, was für ihn überflüssig war, und suchte, was ihm<br />

fehlte. Kaffee und Butter waren Luxusartikel. 3<br />

Im Lager konnten auch kleine Läden aufgemacht werden. Auf der Straße wurden Obst<br />

und Gemüse angeboten. So war es für die Föhrenwalder möglich, für den täglichen<br />

Bedarf einzukaufen und für sich und die Familie in den einzelnen Quartieren zu kochen.<br />

Auch einige Speisewirtschaften, Kleingaststätten, eine Schankwirtschaft mit Kaffee und<br />

eine Hausküche mit Getränkeverkauf wurden eröffnet. 5, 6<br />

Der Hunger hatte seinen Schrecken verloren, auch wenn er nicht vergessen war.<br />

Quellen<br />

1 Staatsarchiv München, LRA 144808<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGUS C 0 442/2 (1.6.45)<br />

3 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seite 135<br />

4 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3 (Jahresbericht 7/46 – 6/47)<br />

5 Stadtarchiv Wolfratshausen, A 044<br />

6 Staatsarchiv München, LRA 145684<br />

Die Lagerzeitung "Bamidbar"<br />

Im Mai 1945 wurde die Herausgabe des "Wolfratshauser Tagblatts" eingestellt. Ab 29.<br />

September 1945 gab es wöchentlich den "Loisach- u. Isar-Boten", welcher aber <strong>nur</strong> ein<br />

amtliches Mitteilungsblatt der amerikanischen Militärregierung und der zivilien Behörden<br />

des Landkreises Wolfratshausen war. Herausgeber war der Landrat. Später wurde von<br />

der amerikanischen Militärregierung auch "Inserieren gestattet!", aber <strong>nur</strong> Stellengesuche<br />

und -angebote sowie Todesanzeigen in einheitlicher Größe.<br />

Ganz anders war "BAMIDBAR Wochencajtung fun di bafrajte Jidn in Fernwald" aufgemacht.<br />

Sie erschien am 12. Dezember 1945 zum ersten Mal und war speziell auf das<br />

Leben im Lager zugeschnitten. Die Ausgaben waren in jiddischer Sprache verfasst,<br />

anfangs mit lateinischen, später mit hebräischen Schriftzeichen gedruckt.<br />

Berichtet wurde über die Tarbut-Schule mit 300 Schülern oder den Kindergarten mit<br />

Kindern zwischen drei und fünf Jahren, über Wahlen für das zionistische Komitee oder die<br />

Arbeit im Kibbuz, über das Angebot der ORT-Fachschule oder die Gründung eines<br />

Sportclubs. Das American Joint Distribution Committee erklärte den Sinn seiner Arbeit.<br />

Suchanzeigen nach den Familienangehörigen nahmen großen Raum ein. Aber auch<br />

Gedichte oder Aufrufe an die Jugend und die Lagereinwohner im Allgemeinen wurden<br />

veröffentlicht sowie alles, was im Zusammenhang mit den Nürnberger Prozessen stand.<br />

Weltnachrichten wurden mit wenigen Sätzen abgehandelt.<br />

- 9 -


Lager Föhrenwald – Die Lagerzeitung "Bamidbar" | Der Traum von Palästinaa<br />

___________________________________________________________________________<br />

Übersetzung eines Artikels auf der ersten Seite der ersten Ausgabe:<br />

EIN GLÜCKWUNSCH FÜR DIE ZEITUNG "BAMIDBAR"<br />

Das Erscheinen der Zeitung ist ein weiterer Schritt in unserem Lagerleben,<br />

Weltneuigkeiten, unsere Errungenschaften, praktische Geschehnisse von unserem<br />

Lager scheinen wesentlich für unser Leben. Das ebnet den Weg für weiteres Wissen<br />

und Neigung zum Denken und Planen auf einer internationalen Basis.<br />

Neuigkeiten und Probleme aus unserem Leben, Unterhaltungen, kulturelle<br />

Veranstaltungen, Fortschritte in Erziehung und Sport müssen allen Lagerbewohnern<br />

bekannt sein. Das kann erfolgreich <strong>nur</strong> durch eine regelmäßig erscheinende Zeitung<br />

erreicht werden. Das Föhrenwalder Lager ist glücklich, unter sich solche Menschen zu<br />

haben, welche bereit scheinen ihre Zeit zu geben und das Talent haben <strong>zur</strong><br />

Herausgabe einer Zeitung, weil wir wissen, wie mir hier scheint, zeitweise und<br />

darüber hinaus, müssen wir zusammen den richtigen Weg gewinnen, <strong>zur</strong> Schaffung<br />

eines normalen Lebens.<br />

Auf diese Art und Weise hoffen wir die Zeit in Föhrenwald nutzbringend zu<br />

verbringen, uns zu bilden mit dem Ziel, ein Heim irgendwo in der Welt zu gründen.<br />

Mit diesem Ziel haben wir allgemeine und Fachschulen gegründet und Synagogen,<br />

Arbeits-, Sport- und kulturelle Möglichkeiten geschaffen, welche mit der Zeit alle<br />

Lagerbewohner annehmen werden.<br />

Die 106. U.N.R.R.A. Abteilung gratuliert dem Lager zum Erscheinen der ersten<br />

Zeitungsnummer und dankt dem Redakteur und allen, welche bei ihrem Erscheinen<br />

mitgewirkt haben.<br />

M. J. Henshaw<br />

Direktorin der 106. U.N.R.R.A. Abteilung<br />

Der Traum von Palästina<br />

Der moderne Zionismus erstrebte für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlichrechtlich<br />

gesicherten Heimstätte in Palästina, eine Kolonisation durch Siedler, die<br />

Organisation der Juden <strong>als</strong> einheitliche Volksgruppe und die Wiederbelebung des<br />

Hebräischen <strong>als</strong> gemeinsame Nation<strong>als</strong>prache.<br />

Ernest Landau, jüdischer Journalist und Herausgeber der deutschsprachigen jüdischen<br />

Zeitung "Neue Welt" schrieb im Januar 1946: "Es heißt jetzt nicht mehr: Auswandern um<br />

jeden Preis. Es heißt: Nach Palästina auswandern, in das Land, das dem jüdischen Volke<br />

feierlichst <strong>als</strong> Heimstätte versprochen wurde (Balfour-Deklaration vom 2.11.1917 über<br />

die Errichtung eines 'nationalen Heims' der Juden in Palästina)."<br />

Der auf die Zukunft orientierte Zionismus bot einen Lichtblick für die im DP-Lager<br />

Lebenden. Die selbstlose Arbeit von Mitgliedern der Jewish Brigade hatte die Begeisterung<br />

für Palästina weiter wachsen lassen bzw. bei manchen erst entfacht. 1<br />

- 10 -


Lager Föhrenwald – Der Traum von Palästinaa<br />

___________________________________________________________________________<br />

Die Juden, die im Spätherbst 1945 aus Osteuropa nach Föhrenwald kamen, hatten einen<br />

besseren Gesundheitszustand <strong>als</strong> die Überlebenden der Konzentrationslager. Sie konnten<br />

schon Tätigkeiten übernehmen oder im Kibbuz arbeiten.<br />

Jehoszua Abramowicz schreibt in der Lagerzeitung (12.12.1945) von über 4000 Menschen<br />

im Lager und macht eine Rechnung über die geleistete Arbeit auf. Er kommt zu der<br />

Schlussfolgerung, "dass unser kleiner Kibbuz wert- und immer wertvoller wird, und dank<br />

seiner Hilfe und dem Schaffen (der Kibbuzims) wäre es möglich, sich in Wanderungsetappen<br />

zu einem neuen Leben vorzubereiten. In diesem Ziel liegt die wunderbare Kraft<br />

von dem jüdischen Volk. Die Kibbuzims dürfen <strong>als</strong> Musterbeispiel für die anderen gesehen<br />

werden."<br />

Neben ihrer Arbeit hatten die Kibbuzniks auch Schulunterricht. Zusätzlich zu den üblichen<br />

Fächern gab es für sie "Weltgeschichte". Einige Hundert von ihnen besuchten auch jeden<br />

Abend Hebräischkurse. 2<br />

Alles war auf Palästina ausgerichtet. Für den Aufbau des Staates wurden junge kräftige<br />

Menschen gebraucht. Familien mit kleinen Kindern hatten noch keine Wohnungen<br />

gefunden, und der israelisch-arabische Krieg ab Mai 1948 machte sie unsicher. Trotzdem<br />

versuchten unendlich viele Menschen nach Palästina zu kommen.<br />

In dem Wochenbericht des Office of Military Government vom 22.12.1945 schrieb man<br />

über die Tätigkeit einer "underground railroad" nach Palästina. 1500 Personen, davon 84<br />

aus dem Landkreis Wolfratshausen, hatten in der vorausgegangenen Woche, mit Routen<br />

über die Schweiz und/oder Italien, Bayern verlassen. Dies wiederholte sich in späteren<br />

Berichten. 3<br />

Bis <strong>zur</strong> Gründung Israels hatten etwa 69.000 Juden versucht, auf illegalen Schiffen<br />

Palästina zu erreichen. Bevor sie an Land gehen konnten, wurden allerdings die meisten<br />

von ihnen von den Briten verhaftet und vorübergehend auf Zypern interniert. 1<br />

In Deutschland wurde aber auch eine Flut von Auswanderungsanträgen gestellt, die 1949<br />

ihren Höhepunkt erreichte. 1<br />

Von einer Jüdin, die nach dem Lager Bergen-Belsen in einem Wolfratshauser Privatquartier<br />

<strong>zur</strong> Untermiete wohnte, ist eine polizeiliche Abmeldung mit dem Ziel Palästina<br />

erhalten geblieben. 4<br />

Für die meisten der Lagerbewohner zerschlug sich aber der Traum von Palästina. Sie<br />

wurden in alle Welt verstreut, oder sie "blieben in Deutschland hängen".<br />

Quellen<br />

1 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seiten 148/49, 153, 154<br />

2 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol. 562, 1044<br />

3 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGUS C O 442/2<br />

4 Stadtarchiv Wolfratshausen, Meldekartei und mündliche Berichte<br />

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Lager Föhrenwald – Kindergarten und Schulena<br />

___________________________________________________________________________<br />

Kindergarten und Schulen<br />

Im Standesamt Wolfratshausen fanden im Jahr 1946 weit mehr Trauungen von Föhrenwald-Einwohnern<br />

<strong>als</strong> von Wolfratshausern statt. Unter den 61 Paaren, die im Ort Wolfratshausen<br />

wohnten, waren auch einige jüdische Überlebende. Aus dem Lager Föhrenwald<br />

wurden 257 Paare von Bürgermeister Winibald getraut. Entsprechend hoch war<br />

später die Geburtenrate.<br />

Anfangs kamen aber auch Juden aus Osteuropa mit ihren Kindern nach Föhrenwald.<br />

So mussten immer mehr Kleinkinder betreut werden. In der ersten Novemberwoche<br />

1945 wurde ein Kindergarten eröffnet. Zwei gut ausgebildete Kindergärtnerinnen betreuten<br />

zwölf kleine Zöglinge. 1 In der Lagerzeitung "Bamidbar" vom 12. Dezember 1945<br />

wurde von 20 Kindern zwischen drei und fünf Jahren berichtet, die den Kindergarten in<br />

der Michigan Street 1 besuchten. Sie hatten beim Chanukkafest mit anderen Kindern<br />

zusammen Lieder vorgesungen und Gedichte aufgesagt.<br />

Die Zahl der Kleinkinder stieg ständig an, so dass sich dort im Juni 1950 täglich<br />

250 Kinder, aufgeteilt in zehn Gruppen, versammelten. 1 Zu der Zeit lebten etwa 4000<br />

Personen in Föhrenwald.<br />

Als im Dezember 1951 das Lager in deutsche Verwaltung überging, übernahmen die<br />

Behörden die fünf Kindergärtnerinnen und die zwei Hilfskindergärtnerinnen. Jetzt wurden<br />

noch über 160 Kinder täglich betreut. 2<br />

Die Belegungsstärke von Föhrenwald war inzwischen auf rund 1800 gesunken.<br />

Dem Aufbau des Schulsystems widmete sich Mirjam Warburg unmittelbar nach ihrer<br />

Ankunft mit dem ersten Joint-Team im September 1945. 1<br />

Am Anfang musste eine Fülle von Problemen bewältigt werden. Es fehlten geeignete<br />

Lehrer, Bücher und Arbeitsmaterial. Die Lagerbewohner, die ja aus verschiedenen<br />

Herkunfstländern kamen, mussten erst eine gemeinsame Sprache erlernen. Die Lagerzeitung<br />

"Bamidbar" schrieb, dass viele der Kinder weder Hebräisch noch Jiddisch<br />

sprechen konnten. Auch musste auf die ganz unterschiedliche Vorbildung Rücksicht<br />

genommen werden.<br />

Im Februar 1946 wurde ein Bericht an das UNRRA-Hauptquartier München geschickt,<br />

dass die Main Camp School in der Michigan Street 3–7 250 Kinder und Jugendliche<br />

zwischen sechs und 21 Jahren, die Beth Jakob School in der New Jersey Street 8, 90<br />

Mädchen zwischen zehn und 21 Jahren und die Jeshiva Talmud School 150 Jungen<br />

zwischen 14 und 25 Jahren besuchen.<br />

Die Lagerzeitung spricht von der "Tarbut szul" (Main Camp School) <strong>als</strong> der größten<br />

hebräischen Schule in Bayern.<br />

Der Unterricht fand vormittags von 8 bis 12 und nachmittags von 14 bis 18 Uhr statt. Auf<br />

dem Stundenplan standen: Hebräisch, Englisch, Bibel, Religion, Jüdische Geschichte,<br />

Menschenkunde, Rechnen, Zeichnen, Geographie und Sport.<br />

- 12 -


Lager Föhrenwald – Kindergarten und Schulen | Die ORT-Schulea<br />

___________________________________________________________________________<br />

Eine Abendschule wurde von etwa 70 Erwachsenen besucht. Sehr gefragt waren<br />

Hebräisch-Kurse, zu denen jeden Abend einige Hundert Kibbuzniks kamen. Mittwochs traf<br />

man sich, um Englisch zu sprechen. Einige UNRRA-Team-Mitglieder sprachen über ihr<br />

jeweiliges Heimatland, anschließend wurde darüber diskutiert.<br />

In einer Übersicht vom 1. Juli 1950 werden für die Volksschule Föhrenwald acht Klassen<br />

mit 300 Schülern angegeben. 3 Da die Schulräume nicht den deutschen Auflagen<br />

genügten, wurde unter deutscher Verwaltung an eine Notschule (Umbau des ehemaligen<br />

Wäschereigebäudes, heute Bettingerstraße) 2 für die 169 noch im Lager lebenden<br />

schulpflichtigen Kinder der Jahrgänge 1937–1946 gedacht. 4<br />

Am 9. Juni 1952 wurde die neue Lagerschule feierlich ihrer Bestimmung übergeben.<br />

Regierungsdirektor Eder beglückwünschte die Föhrenwalder zu der Schule, die er <strong>als</strong><br />

Symbol völkerversöhnenden Strebens betrachten möchte. 5<br />

Quellen<br />

1 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seiten 107, 113<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 1001/I<br />

3 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol. 54, 562, 1044<br />

4 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 1856<br />

5 Isar-Loisachbote, 11./12.6.1952<br />

Die ORT-Schule<br />

Die Organisation ORT (Obschtschestwo Rasprostranenja Truda) wurde 1880 in St. Petersburg<br />

(Russland) gegründet. Durch sie fanden die sechs Millionen russischen Juden<br />

Zugang zu Handwerk und Landwirtschaft.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Zentrale der "World ORT Union" nach Berlin verlegt.<br />

1922 rief das amerikanische Judentum in New York die "American ORT Federation"<br />

ins Leben. Das Ziel war, jüdische Facharbeiter für Industrie, Handwerk und Landwirtschaft<br />

auszubilden. 1<br />

In den DP-Camps, so auch in Föhrenwald, kümmerte sich die jüdische Selbsthilfeorganisation<br />

ORT (jetzt "Organization for Rehabilitation Through Training" genannt) um<br />

die Berufsausbildung der Lagerbewohner. 2<br />

Diese Fachschulen wurden von der "World ORT Union" und dem AJDC (American Jewish<br />

Joint Distribution Committee, kurz Joint genannt) finanziell und mit der notwendigen<br />

technischen Ausrüstung unterstützt.<br />

Von den jüdischen Überlebenden aus Osteuropa hatten viele die notwendige handwerkliche<br />

Ausbildung, aber wenige die Kraft und den Gesundheitszustand, um <strong>als</strong> qualifizierte<br />

Lehrer <strong>zur</strong> Verfügung stehen zu können. Nicht alle DPs konnten die angebotene<br />

Berufsausbildung erfolgreich abschließen. Ihre physische und psychische Verfassung<br />

verhinderten dies. 1<br />

- 13 -


Lager Föhrenwald – Die ORT-Schulea<br />

___________________________________________________________________________<br />

Jacob Olejski, vom DP-Lager Landsberg kommend, kümmerte sich ab November 1945<br />

um die Ausbildungsstätten in Föhrenwald. Noch im gleichen Monat konnte er 15 Lehrer<br />

und 265 Auszubildende verzeichnen. Das Kursangebot war vielseitig, und <strong>zur</strong> Erlangung<br />

der Diplome wurden strenge Richtlinien angelegt. In den meisten Staaten der Welt<br />

wurden die Abschlusszertifikate anerkannt.<br />

Es gab Ausbildungslehrgänge für Krankenschwestern, Schneider, Schlosser, Schuhmacher,<br />

Zimmerer, Elektriker, Uhrmacher und Friseure. 60 Jungen nahmen an einem<br />

Fahrschulkurs teil. Mit landwirtschaftlicher Schulung wurde im Frühjahr 1946 begonnen. 1<br />

Beispiel eines sechsmonatigen Schneiderkurses für Frauenkleidung und Weißwäsche:<br />

Bei wöchentlich 24 Stunden Unterricht entfielen auf<br />

Schnittzeichnen und Zuschneiden vier Stunden,<br />

auf Handnähen mit den unterschiedlichen Stich- und Stickarten acht Stunden<br />

und auf Maschinenähen zwölf Stunden.<br />

Während des Lehrgangs mussten mehrere Kleidungsstücke hergestellt werden:<br />

eine Wirtschaftsschürze,<br />

eine Mädchenbluse,<br />

eine Sportbluse,<br />

ein Sportrock,<br />

ein Rock leicht glockig mit Falten,<br />

ein Morgenrock,<br />

ein Pyjama,<br />

und Kleider in einfacher Form. 3<br />

Im Rahmen der Lagerauflösung beendete die ORT-Fachschule ihre Tätigkeit in Föhrenwald.<br />

Die noch im März 1956 dort abgehaltenen Kurse Uhrmacherei, Hosenschneiderei<br />

und Radiotechnik wurden in der Münchner ORT-Schule weitergeführt. 1<br />

Quellen<br />

1 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seiten 115, 116, 117, 119, 159<br />

2 Paulus, Martin, u.a.: Ein Ort wie jeder andere, Seite 9<br />

3 Zentrum für Antisemitismusforschung Berlin, fol. 562<br />

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Lager Föhrenwald – Religiöses Lebena<br />

___________________________________________________________________________<br />

Religiöses Leben<br />

In Föhrenwald wurden zwei religiöse Richtungen praktiziert, die orthodoxe, die das Leben<br />

nach der Bibel und der jüdischen Tradition ausrichtete, und die zionistische, deren Ziel<br />

der Aufbau Palästinas im Geiste der jüdischen Religion war. Beide hatten im Lager eigene<br />

Kibbuzim, um die Jugend auf ein Leben in Palästina vorzubereiten.<br />

Von den im Dezember 1945 im Lager lebenden 4938 Juden bezeichneten sich etwa 1400<br />

<strong>als</strong> orthodox. Die religiöse Ausrichtung des Lagers wurde vor allem von dem<br />

chassidischen Rabbi Yehezkiel Yehuda Halberstam geprägt. (Chassidim = die Frommen.<br />

Diese religiöse jüdische Bewegung lehrte, im Gegensatz zum nüchternen, strengen<br />

Talmud, die Freude an dem in allen Wesen und Dingen lebenden Gott durch fromme<br />

Fröhlichkeit, Andacht und Demut.)<br />

Halberstam kam ebenso wie der im Lager hoch angesehene und sehr beliebte Rabbiner<br />

Friedmann aus Ungarn. Auf Halberstams Initiative war die Gründung der Bet-Jakow-<br />

Schule für Mädchen und des religiösen Kindergartens <strong>zur</strong>ückzuführen. Dem Rabbiner lag<br />

auch die traditionelle Ausübung der jüdischen Religion am Herzen. Dafür wurden eine<br />

Hauptsynagoge und fünf kleinere Synagogen in Föhrenwald eingerichtet. Die Mikwe<br />

(rituelles Tauchbad) und eine koschere Küche waren wichtig für ein Leben nach jüdischen<br />

Religionsgesetzen.<br />

Von der "Vaad Hatzala", einem 1939 in Amerika gegründeten religiösen Rettungskomitee,<br />

und vom Joint wurde eine große Anzahl von Gebetbüchern, Gebetsriemen,<br />

Gebetsmänteln, Kerzen und Leuchtern <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Ebenso wurden von Joint<br />

u.a. alljährlich die Chanukkafeiern finanziert. 1 (Chanukka = Achttägiges Dankfest zum<br />

Andenken an die Wiedereinweihung des Tempels durch Judas Makkabäus im Jahre 164<br />

v.u.Z.)<br />

Auch in der Zeit unter deutscher Verwaltung bekamen die Bewohner des Regierungslagers<br />

vom Bundesministerium des Innern und vom Bayerischen Staatsministerium des<br />

Innern Sonderbeihilfen anlässlich des Pessachfestes.<br />

Aus einer Kostenaufstellung vom 18. Mai 1953 geht hervor, dass für die religiöse<br />

Betreuung von 1865 Personen monatlich 1800 DM (davon 600 DM für den Rabbiner)<br />

gezahlt wurden. 2<br />

Der jüdische Brauch der Beschneidung und die anschließende Feier werden im vierten<br />

Teil der <strong>Ausstellung</strong>, bei den "Erinnerungen", beschrieben. Ebenso der Schabbat, der, so<br />

gut wie es den Lagereinwohnern möglich war, eingehalten wurde.<br />

Quellen<br />

1 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seiten 134, 135<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 1001/I<br />

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Lager Föhrenwald – Die jüdischen Feiertagea<br />

___________________________________________________________________________<br />

Die jüdischen Feiertage<br />

Der Schabbat ist trotz seiner wöchentlichen Wiederkehr der höchste Feiertag, denn "am<br />

siebten Tag vollendete Gott sein Werk... und Gott segnete diesen Tag und heiligte ihn ..."<br />

Am Schabbat wird aus der Thorarolle und den Büchern der Propheten vorgetragen.<br />

Das jüdische Jahr beginnt im September/Oktober mit dem Neujahrsfest, Rosch Haschana.<br />

An diesem Tag wird man, nach dem Volksglauben, ins Buch des Lebens eingetragen<br />

– oder nicht.<br />

Leben oder Tod, so will es der Volksglaube, wird zehn Tage später besiegelt: an Jom<br />

Kippur, dem Versöhnungstag. Er erinnert an die Zurückweisung des Menschenopfers<br />

durch Gott, <strong>als</strong> Abraham gehorsam seinen Sohn Isaak darbot.<br />

Vierzehn Tage nach Rosch Haschana, folgt Sukkot, das Laubhüttenfest. Es erinnert an<br />

den 40-jährigen Aufenthalt der Kinder Israels in der Wüste. Während des achttägigen<br />

Laubhüttenfestes werden die Mahlzeiten in der Sukka eingenommen, einer Holzhütte mit<br />

einem Dach aus Zweigen, die den Blick zum Himmel freigeben.<br />

Im Dezember folgt Chanukka, das Fest des achttägigen Lichtes. Es erinnert an die<br />

Wiedereroberung Jerusalems (im 2. Jh. vor der christl. Zeitrechnung) und an das Lichtwunder<br />

bei der Wiedereinweihung des Tempels, <strong>als</strong> der Ölvorrat eines Tages für acht<br />

Tage reichte.<br />

Im Februar/März feiert man Purim. Mit Verkleidungen und Aufführungen scherzhafter<br />

Spiele gedenkt man der Errettung aus der Hand des persischen Judenverfolgers Haman.<br />

Das Pessachfest im März/April wird <strong>zur</strong> Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, dem<br />

Land der Knechtschaft, gefeiert.<br />

Die Feiertage des jüdischen Jahres enden im Mai/Juni mit Schawuot, dem Wochenfest,<br />

<strong>zur</strong> Erinnerung an die Gesetzgebung auf dem Berg Sinai.<br />

Quelle<br />

Gidal, Nachum T.: Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis <strong>zur</strong> Weimarer Republik, Seiten<br />

188, 189, Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh 1988<br />

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Lager Föhrenwald – Unterhaltung und Kultura<br />

___________________________________________________________________________<br />

Unterhaltung und Kultur<br />

Für die freie Zeit der Lagerbewohner wurde in vielfältiger Weise für Abwechslung gesorgt.<br />

Im Theatersaal gab es Bunte Abende, Theater- und Musikaufführungen. Sogar von Bällen<br />

wird berichtet. 1<br />

Schon sehr früh hatten die Föhrenwalder Theatergruppen für Erwachsene und Kinder<br />

gegründet, eine Dance Band bildete sich, Chor- und Harmonikaproben fanden statt. 2 Der<br />

Dramatiker-Kreis "Negew" lud höflich zu Lesungen, kleinen Theaterstücken, Sologesang<br />

und Deklamation ein. 3<br />

Das "Kultur-Amt in Fernwald" organisierte Aufführungen, die auch in anderen DP-Camps<br />

vorgeführt wurden, und holte von dort Theater- oder Gesangsgruppen nach Föhrenwald.<br />

In der Ausgabe der Lagerzeitung "Bamidbar" vom 12. Dezember 1945 wird berichtet,<br />

dass Anfang September 1945 die erste Veranstaltung stattfand: Herr Awron Ajnsztejn<br />

war angetan mit langen roten Hosen, welche aus einer Nazi-Fahne genäht worden waren,<br />

aus der man das Hakenkreuz beseitigt hatte. Von seiner Stimme mit orientalischer<br />

Schwermut war das Publikum gerührt. Die Verzweiflung, die Sehnsucht und die traurige<br />

Hoffnung waren seine Liederthemen.<br />

Das Lagerkino stieß auf große Resonanz. Während es in der ersten Zeit wöchentlich drei<br />

bis fünf Filme zu sehen gab, wurden später jeden Abend zwei Vorführungen gezeigt. Das<br />

jüdische Lagerkomitee erhielt die Filme aus München. Die Leihgebühren wurden durch<br />

den Kartenverkauf gedeckt. 1<br />

Bei Konzerten oder Theater gab es auch Aufführungen bei freiem Eintritt.<br />

Wie weitgreifend die Kontakte zu anderen DP-Lagern waren, kann man an dem<br />

Programm der "Ersten jüdischen Schach-Olympiade" sehen. Drei Föhrenwalder traten<br />

gegen Spieler aus 15 anderen Orten an. Das Turnier, das am 1. September 1946 begann,<br />

dauerte zwei Wochen. Neben dem klassischen Schachspiel wurde auch Blitz- und<br />

Simultanschach gespielt. 4<br />

Quellen<br />

1 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seite 129<br />

2 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol. 1044<br />

3 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol. 1302/03 und 16<br />

4 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol. 834<br />

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Lager Föhrenwald – Sportbegeisterunga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Sportbegeisterung<br />

Einen sehr hohen Stellenwert für die freie Zeit der Föhrenwalder nahm der Sport ein.<br />

Am 22. November 1945 erging ein Aufruf an die Jugend <strong>zur</strong> Gründung eines "Jüdischen<br />

Gymnastik-Sport-Klubs MAKABI": 1<br />

A U F R U F an die Jüdische Jugend<br />

Wir verständigen, dass die Gründung eines Sport-Klubes<br />

auf dem Terrain des Camp Föhrenwald unter den Namen voller<br />

Sukzessen und historischer Traditionen<br />

"JÜDISCHES GYMNASTIK-SPORT-KLUB M A K A B I"<br />

geplant wird.<br />

"M A K A B I" <strong>als</strong> Sportklub soll eine apolitische Institutionen<br />

sein und die allgemeine Sportbelegschaft des Lagers<br />

repräsentieren - ohne Unterschied der politischen Einstellung<br />

der Jugend im Syonismus.<br />

Nach den schweren Jahren des Krieges, ist die Jugend<br />

durch f<strong>als</strong>che Propaganda und mörderischen Gewalttaten des<br />

Hitlerismus demoralisiert und zersetzt worden. Die Konzentrations-<br />

und Arbeitslager haben endgültig dazu beigetragen<br />

uns zu degenerieren. Unsere Freunde haben jedoch vergessen,<br />

dass das Wort "JUDE" nicht <strong>nur</strong> der Name unseres Volkes oder der<br />

Rasse, sondern, dass dieses Wort vielmehr der Ausdruck der<br />

Moralität, der Härte und des tiefen Glaubens an eine gerechte<br />

bessere Zukunft ist.<br />

Unsere heutigen Gestalten sind krank und gebückt von der<br />

tragischen Last unserer schweren Erlebnisse. Wir haben noch<br />

immer die Schrecken des Hungers, der Qualen, des Todes und der<br />

Krematorien vor unseren Augen. Darum wollen wir durch Sport die<br />

Seele zu neuer physischer und moralischer Kraft entwickeln.<br />

Wir, der Rest des europäischen Judentums, wollen aktiv an der<br />

Gründung der Jüdischen Selbstständigkeit mitarbeiten und müssen<br />

trachten, unserem Volk gesunde und starke Menschen zu schaffen.<br />

Auch unsere künftige Generation soll physisch und seelisch<br />

stark sein. Die Parole "C H A Z A K" soll unser Wegweiser sein!<br />

Die Organisatoren rufen alle, die instruktorische<br />

Qualivikationen bzw. Sport betrieben haben und auch alle<br />

Lehrer, Erzieher von Kibbuzen auf, sie sollen ihre Mitarbeit in<br />

den Dienst des Sport-Klubes <strong>zur</strong> Verfügung stellen und somit die<br />

physische Erweckung des jüdischen Volkes beibringen.<br />

Anmeldung mit Gesuch nimmt das Büro WELFARE OFFICE<br />

von 3 - 5 bei Herrn Ing. Landau an.<br />

22.XI.1945<br />

CAMP FÖHRENWALD<br />

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Lager Föhrenwald – Sportbegeisterunga<br />

___________________________________________________________________________<br />

MAKABI ist eine weltweite Organisation jüdischer Sportverbände. Ingenieur Landau, der<br />

vor dem Krieg den berühmten "Makabi-Club" in Warschau geleitet hatte, übernahm den<br />

Aufbau des Föhrenwalder Clubs.<br />

Die amerikanische Armee musste zuerst die erforderlichen Ausrüstungen <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stellen. Sportlehrer sollten durch MAKABI ausgebildet werden. Die Lagerverwaltung<br />

fasste den Beschluss, dass die Lehrer nicht besoldet werden sollten, lediglich Verpflegungs-<br />

und Zigarettenzuteilungen wären möglich. 2<br />

In der Rubrik "Sport-Winkl" gab die Lagerzeitung "Bamidbar" in ihrer ersten Ausgabe die<br />

Gründung bekannt: MAKABI sollte ein allgemeiner Sportclub des Lagers sein, welcher die<br />

ganze zionistische Jugend, ohne Unterschied von politischen Überzeugungen, repräsentiert.<br />

Die Sportabteilungen Gymnastik, Fußball, Boxen, Skifahren, Basketball, Leichtathletik,<br />

Pingpong und Rhythmik wurden aufgezählt. Alle Abteilungen würden von<br />

bekannten Lehrern geleitet und stünden unter der Aufsicht von Ärzten.<br />

Weiter wird berichtet: Ein Fußballspiel fand am 2. Dezember 1945 in Landsberg statt,<br />

repräsentiert von polnischen Lagern und jüdischen Lagern. Die jüdischen Spieler errangen<br />

den verdienstvollen Sieg von 2:0. 3000 Zuschauer verfolgten das faire Spiel. Das<br />

erste Tor schoss nach 20 Minuten Mittelstürmer Habinski aus Föhrenwald.<br />

Später wurde die Dorem-Liga (Süd-Liga) gegründet, die aus zwölf Mannschaften verschiedener<br />

jüdischer DP-Lager bestand. 3<br />

Übungs- und Freundschaftsspiele, ebenso Sportfeste mit Turnwettbewerben fanden in<br />

Föhrenwald statt (zwischen Pförtnerhaus und Bahnhofsgebäude).<br />

Ein besonders großartiges Sportfest, verbunden mit einem Kongress, Paraden und<br />

Umzügen, wurde im Juni 1946 im Lager Föhrenwald veranstaltet.<br />

In dem oben zitierten Aufruf erhofften sich die Initiatoren, "noch immer die Schrecken<br />

des Hungers, der Qualen des Todes und der Krematorien vor Augen habend, dass sich<br />

durch Sport die Seele zu neuer physischer und moralischer Kraft entwickelt". 1<br />

Zumindest bei vielen jungen Menschen im Lager Föhrenwald scheint dies gelungen zu<br />

sein.<br />

Quellen<br />

1 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol. 562<br />

2 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seiten 129/130<br />

3 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol. 845<br />

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Lager Föhrenwald – Krankenheim und Gesundheitsvorsorgea<br />

___________________________________________________________________________<br />

Krankenheim und Gesundheitsvorsorge<br />

Die Krankenstation Föhrenwald wurde 1944 vom Staatlichen Gesundheitsamt Starnberg<br />

<strong>als</strong> Hilfskrankenhaus anerkannt. Das Krankenheim hatte 90, die Isolierstation 50 Betten. 1<br />

So konnten zwei komplett eingerichtete Häuser mit Operationsraum und Röntgenabteilung<br />

für das DP- Lager übernommen werden.<br />

In einem Bericht vom 10. Juli 1945 an den Regierungspräsidenten in München, machte<br />

Landrat Thiemo eine Aufstellung der Todesfälle vom 1. Mai bis 4. Juli 1945 im Leichenschau-Bezirk<br />

Wolfratshausen–Gelting im Vergleich von (ehemaligen) KZ-Häftlingen/<br />

Ausländern und Zivilpersonen: 2 Zivilpersonen KZ und Ausländer<br />

Erschöpfung 15<br />

Schussverletzung 4<br />

Lungentuberkulose 1 16<br />

Typhus 3<br />

Tetanus 1<br />

Totschlag 1<br />

Ertrinken 2<br />

Karzinom 3<br />

Verkehrsunfälle 4<br />

Andere Unfälle 7<br />

Sonstige Todesfälle 20 7<br />

Die Tbc-Erkrankungen von Überlebenden der Konzentrationslager waren die häufigsten<br />

und langwierigsten. Oft konnten sie auch im Krankenhaus gar nicht auskuriert werden.<br />

Gesundheitsvorsorge durch Impfungen gegen Pocken, Bauch- und Flecktyphus wurde im<br />

Herbst 1945 von der amerikanischen Militärregierung angeordnet. Wer dem nicht Folge<br />

leistete, hatte keinen Anspruch mehr auf die Essenskarte. 3<br />

Der amerikanische Chefarzt Dr. Perlmutter führte eine Mütterberatung ein. Alle 14 Tage<br />

konnten die Mütter mit ihren Kleinkindern ins Krankenheim in die Sprechstunde kommen,<br />

wo das Kind von einem erfahrenen Arzt untersucht wurde. Die Mutter hatte Gelegenheit,<br />

dem Arzt Fragen zu stellen. Auf Wunsch wurde sie auch über Kinderpflege, -nahrung und<br />

-erziehung informiert.<br />

Neben dem amerikanischen Chefarzt waren vor allem ungarische Ärzte in Föhrenwald<br />

tätig. Hebammen und Krankenschwestern kamen aus den verschiedensten Herkunftsländern,<br />

auch aus Deutschland. Wolfratshauserinnen arbeiteten gern im Lagerkrankenhaus.<br />

- 20 -


Lager Föhrenwald – Krankenheim und Gesundheitsvorsorge | Sicherheit und Rechta<br />

___________________________________________________________________________<br />

Nach Übergang des Lagers in deutsche Verwaltung sollte das Lagerhospital vorerst mit<br />

50 Betten weitergeführt werden. Am 27. November 1951 war das Krankenhaus mit 36<br />

chronisch Kranken und zwölf akuten Fällen belegt. Beschäftigt waren zwei Ärzte, neun<br />

Krankenschwestern, eine Laborantin, ein Röntgenassistent und weitere zwölf Angestellte<br />

bzw. Arbeiter.<br />

Das Ambulatorium wurde täglich von 80 bis 100 Lagerbewohnern aufgesucht, die<br />

zahntechnische Abteilung von 35 bis 40 Personen. Hier arbeiteten drei Ärzte, ein<br />

Zahnarzt, ein Zahntechniker, vier Krankenschwestern, ein Verwaltungsangestellter und<br />

eine Putzfrau.<br />

Ende 1952 vertrat die Regierung von Oberbayern den Standpunkt, dass im Lagerkrankenhaus<br />

<strong>nur</strong> noch Fürsorgeempfänger Aufnahme finden sollten. Die Mitgliedschaft<br />

bei einer Krankenversicherung würde die Inanspruchnahme sämtlicher lagerärztlichen<br />

Einrichtungen ausschließen. Das Gleiche sollte für selbständig Gewerbetreibende gelten.<br />

Durch diese Regelungen könnten Personal und Medikamente gespart werden.<br />

Für Ende 1953 war die Auflösung des Krankenhauses vorgesehen. Zwei Ärzte wurden für<br />

die ambulante Betreuung der Lagerbewohner und der Siechenstation <strong>als</strong> ausreichend<br />

angesehen. Kranke, die nicht <strong>als</strong> geheilt entlassen werden könnten, sollten in geeignete<br />

Krankenanstalten überführt werden.<br />

Mehrere Organisationen, wie "Schweizer Europa Hilfe", "American Friends Service Comittee",<br />

"Amerikanische Quäkerhilfe", setzten sich für die Errichtung eines Teilkrankenhauses<br />

im Kreiskrankenhaus Wolfratshausen für die Lagerbewohner ein. Die Verhandlungen<br />

verliefen wegen unerfüllbarer Auflagen negativ. Man erreichte aber einen<br />

Aufschub bis 1. April 1955. Eine Gruppe chronisch Kranker protestierte mit einer Eingabe<br />

gegen die Schließung. Im "Münchner Merkur" vom 19./20. März 1955 wird über einen<br />

Hungerstreik von 14 Krankenhausinsassen berichtet.<br />

Der nächste endgültige Schließungstermin sollte der 15. August 1955 sein. Am 18.<br />

August 1955 befanden sich noch sechs Patienten im Krankenhaus. Sie wurden in eine<br />

Lagerunterkunft verlegt, so dass das Hospital am 1. September 1955 geräumt war. 4<br />

Quellen<br />

1 Staatsarchiv München, LRA 40623<br />

2 Staatsarchiv München, LRA 144808<br />

3 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol. 562<br />

4 Bay. Hauptstaatsarchiv München, MArb 1001/I und mündliche Berichte<br />

- 21 -


Lager Föhrenwald – Sicherheit und Rechta<br />

___________________________________________________________________________<br />

Sicherheit und Recht<br />

Die DP-Polizeistation und das Gefängnis des Lagers Föhrenwald befanden sich im<br />

"Pförtnerhaus".<br />

Die Feuerlöschbrigade, die <strong>zur</strong> DP-Polizei gehörte, bekam die notwendige Kleidung und<br />

Ausrüstung von der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen. Die Ausbildung der Brigade<br />

übernahm Karl Schwarzenbeck. Er war von 1945 bis 1947 Feuerwehrkommandant in<br />

Wolfratshausen.<br />

Innerhalb des Lagers war die DP-Polizei, welche ein Bestandteil der Lagerverwaltung war,<br />

für Sicherheit und Ordnung zuständig. Eine Regelung mit zwölf Punkten legte fest, dass<br />

<strong>als</strong> Polizeimitglieder Personen von jüdischer Nationalität angenommen werden, und sie<br />

mussten Einwohner des Lagers sein. Sie unterstanden den Verordnungen des Polizeichefs<br />

und seines Vertreters.<br />

Die DP-Polizei bestand aus dem Kriminal- und Ordnungsdienst, der Gesundheitspolizei<br />

und der Feuerlöschbrigade. Sie führte ihre Tätigkeit im Territorium des Lagers aus und<br />

konnte Menschen herausgreifen, die sich allem Anschein nach innerhalb oder außerhalb<br />

des Lagers eines Vergehens schuldig gemacht hatten.<br />

Bei Verdacht auf Missbrauch, Diebstahl oder anderen Vergehen hatte die DP-Polizei das<br />

Recht, die Betroffenen festzunehmen und 24 Stunden Präventivarrest zu verhängen.<br />

Wäre eine längere Verhaftung nötig, müsste eine Meldung beim Lagergericht gemacht<br />

werden.<br />

Die Polizei hatte das Recht, in jeder Wohnung eine Überprüfung durchzuführen, dem<br />

Wohl und der Sicherheit der Bevölkerung zuliebe. Ebenso durfte sie Gegenstände<br />

beschlagnahmen, die anerkannt nicht legales Eigentum oder aus dem Lager entfernt<br />

worden waren.<br />

Die Polizei hatte stets die Anordnungen der Lagerverwaltung, der UNRRA und des Lagergerichts<br />

auszuführen. 1<br />

Sehr viel ausführlicher, mit insgesamt 70 Paragraphen, wurde dieser "Status der Inneren<br />

Verwaltung in jüdischen DP-Camps" nach einem Entwurf von Carl Atkins in die Akten der<br />

amerikanischen Militärregierung aufgenommen. Der Entwurf enthielt alles Unrecht,<br />

welches in Konzentrationslagern existierte, und verwendete eine Polizeivollmacht, ähnlich<br />

der, wie sie in den Ländern "hinter dem Eisernen Vorhang" eingesetzt wurden. 2<br />

Im Juni 1946 ordnete UNRRA-Direktor Henry Cohen eine Wahl an, mit der Absicht, fünf<br />

Personen <strong>als</strong> Mitglieder eines Lagergerichts zu ernennen. Die Legalität und die Entscheidungen,<br />

die das Gericht traf, stellte die Militärregierung allerdings in Frage. 3<br />

Das Lagergericht hatte beratende Funktion und hatte alle im Lager auftretenden<br />

Streitfragen zu regeln. Es war für Vergehen innerhalb des Lagers zuständig oder<br />

außerhalb des Lagers, sofern Föhrenwalder an Vergehen beteiligt waren. Verbrechen<br />

durften nicht verhandelt werden. Ein Volljurist arbeitete mit dem Lagergericht zusammen,<br />

er sollte bei allen Verhandlungen dabei sein. Es wurden Disziplinarstrafen, wie<br />

Geldbußen oder Arrest, verhängt. 3<br />

- 22 -


Lager Föhrenwald – Sicherheit und Rechta<br />

___________________________________________________________________________<br />

Im Bericht der amerikanischen Militärregierung vom 16. November 1945 heißt es: Seit<br />

Mai (1945) sind die Gesetzesübertretungen ständig <strong>zur</strong>ückgegangen, jetzt sind sie selten<br />

und werden <strong>nur</strong> von vagabundierenden Banden von außerhalb des Landkreises<br />

begangen. 4<br />

Schwere Verbrechen die sich im Landkreis ereignet hatten, 5, 6 waren nicht von den<br />

"Föhrenwaldern" begangen worden, auch wurden Kapitalverbrechen oder Raubüberfälle<br />

von den überlebenden Juden nicht begangen. 7<br />

Im Zeitraum Januar–März 1947 wurden 153 Fälle von Vergehen einschließlich Schwarzmarkt<br />

festgestellt. Acht davon wurden von DPs begangen. 8 In dieser Zeit lebten 4675 in<br />

den DP-Lagern im Kreis. Zum Vergleich der Bevölkerungsstand am 25. November 1945:<br />

Stammbevölkerung 25.173, Evakuierte 8015, Flüchtlinge 4007, Sonstige 1669<br />

(= 38.864), im Lager Föhrenwald lebten 4262 Personen. 5<br />

Zu den Vergehen, die im Lagergericht behandelt wurden, gehörte u.a. der Schwarzmarkt.<br />

"Schwarzmarkt gibt es im ganzen Landkreis. Bis zu einem gewissen Grad wird er von<br />

jedermann genützt." 8 Soweit festgestellt werden konnte, wurde zwischen DPs und der<br />

deutschen Bevölkerung am meisten mit frischem Fleisch schwarzgehandelt. Wurde der<br />

DP bei Abnahme des Viehs gefasst, offenbarte er, trotz Gefängnisstrafe, selten die<br />

Identität des mitbeteiligten Deutschen. Grund dafür war, dass die Quelle der<br />

Fleischlieferung dann versiegt wäre. 9<br />

Immer wiederkehrende Anzeichen von Antisemitismus führte die amerikanische Militärregierung<br />

darauf <strong>zur</strong>ück, dass viele Einwohner des Lagers Föhrenwald in den Schwarzmarkt<br />

verwickelt waren. "Jedoch wird von der deutschen Bevölkerung, welche die DPs für<br />

den Schwarzhandel tadelt, übersehen, dass für jeden Juden, der mit Nahrungsmitteln<br />

oder Vieh schwarzhandelt, es schließlich einen Deutschen geben muss, der die Waren<br />

liefert." 10<br />

Mittlerweile zeigte das Landratsamt Wolfratshausen Verständnis: Am 30. September<br />

1949 wurde von einem schwunghaften Handel mit Gegenständen aller Art in der Nähe<br />

des Lagers Föhrenwald berichtet. 300 Händler hätten ihren Stand aufgestellt. Der so<br />

entstandene Markt würde von der Bevölkerung sehr besucht. Die Lagerpolizei hätte es<br />

<strong>nur</strong> fertiggebracht, Käufer und Verkäufer von der Einfahrt des Lagers wegzubringen. Das<br />

Landratsamt vertrat die Meinung, dass eine Unterbindung des Schwarzhandels erst dann<br />

eintreten könne, wenn die Verbrauchssteuern gesenkt würden. Die Bevölkerung könne<br />

nicht verstehen, dass sie an dem Kauf von z.B. Bohnenkaffee um 8 DM/Pfund gehindert<br />

werden soll, wenn auf der anderen Seite im Laden der Kaffee schlechterer Qualität rund<br />

14 DM kostet. Außerdem würde immer wieder auf die Verhältnisse in München<br />

verwiesen, wo ohne Beanstandung, an öffentlichen Verkaufsstellen Kaffee usw. zu<br />

billigen Preisen, <strong>als</strong>o unversteuert, abgegeben würde. 6<br />

Auch über Vorfälle, die nicht in die Kompetenzen des Lagergerichts fielen, liegen<br />

ausführliche Berichte vor: Im Zusammenhang mit der Überprüfung von LKW am Abend<br />

des 24. Juli 1946 auf der Straße 11 in Höhe des Lagereingangs wurde eine deutsche<br />

Polizeistreife von vier bis sechs herumstehenden DPs mit Steinen beworfen. Sie<br />

versuchten, die Polizisten zu entwaffnen. Im Verlauf des darauffolgenden Handgemenges<br />

gab die Polizei drei oder vier Schüsse ab. Dabei wurde ein DP getötet, ein anderer am<br />

Ellbogen verletzt. Unmittelbar danach griffen 50 bis 100 Juden die Polizei an, welche aber<br />

entkommen konnte. Der Untersuchungsbericht ergab, dass die deutsche Polizei korrekt<br />

gehandelt hatte und Schüsse erst abgegeben wurden, nachdem sie in Ausübung ihrer<br />

Pflicht angegriffen worden war. 11<br />

- 23 -


Lager Föhrenwald – Sicherheit und Recht | Kommunale Planunga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Im April 1952 wurde im Lager eine Fälscherbande, welche Zehn-Dollar-Scheine<br />

hergestellt hatte, dingfest gemacht. Es waren keine Lagerbewohner an der Fälscheraktion<br />

beteiligt. Die Bande hatte sich, unbemerkt von der jüdischen Polizei, eines leerstehenden<br />

Hauses bedient. Das Landratsamt war der Meinung, dass sich in kriminellen Kreisen der<br />

Bundesrepublik herumgesprochen hätte, dass Föhrenwald eine Oase der<br />

nichtpolizeilichen Beobachtung sei, und forderte von der Regierung von Oberbayern<br />

stärkere polizeiliche Kontrollen. 12<br />

Am 28. Mai 1952 sollten 40 Geschäfte des Lagers von 115 Zollbeamten, 20 uniformierten<br />

Beamten, sieben Kriminalbeamten und zwei Funkwagen mit Besatzung überprüft werden.<br />

Eine Anzahl von Föhrenwaldern hatte sich vor dem Lagereingang versammelt und<br />

hinderte die Fahrzeuge an der Einfahrt. Über die Art der Angriffe und der Verteidigung<br />

beider Seiten liegen sehr unterschiedliche Berichte vor. Als sich durch Auslösen der<br />

Lagersirene die demonstrierende Menge noch mehr vergrößerte, entschloss sich der<br />

Einsatzleiter, die Aktion abzubrechen. Die Regierung von Oberbayern hielt das Vorgehen<br />

des Zollfahndungsdienstes und der Polizei nicht für angebracht, da für die geringe Anzahl<br />

der Geschäfte ein Aufgebot von ca. 160 Personen nicht gerechtfertigt sei. Derartige, das<br />

deutsche Ansehen in der Welt im höchsten Maße schädigende polizeistaatliche Vorgehen,<br />

sollten in Zukunft unterbleiben. 13 , 14<br />

Quellen<br />

1 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol.731<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Monatsreport f. Nov. 1946<br />

3 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Monatsreport f. Okt. 1946<br />

4 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Monatsreport f. Sept. 1945<br />

5 Staatsarchiv München, LRA 144808<br />

6 Staatsarchiv München, LRA 144809<br />

7 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seite 136<br />

8 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Quart<strong>als</strong>report Jan. – März 47<br />

9 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Monatsreport f. März 1946<br />

10 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Quart<strong>als</strong>report Okt. – Dez. 47<br />

11 Bay. Hauptstaatsarchiv, RG 260 OMGBY 10/78 – 3/3, Monatsreport f. Juli 1946<br />

12 Staatsarchiv München, Pol.Präs.OBB 298<br />

13 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 100/I<br />

14 Bay. Hauptstaatsarchiv, StK 114894 und mündliche Berichte<br />

Kommunale Planung<br />

Das Bayerische Staatsministerium des Innern ermächtigte das Landratsamt Wolfratshausen<br />

im Jahre 1949 <strong>zur</strong> Bildung einer neuen Gemeinde. Die Siedlung Föhrenwald,<br />

Gartenberg und Lager Stein sollten in das neue Gemeindegebiet einbezogen werden.<br />

- 24 -


Lager Föhrenwald – Kommunale Planunga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Knapp zweieinhalb Monate nach der Mitteilung an den Gemeinderat in Wolfratshausen<br />

sollte die neue Gemeinde mit dem Namen Gartenberg am 1. Oktober 1949 gegründet<br />

sein. Mit dem DP-Gelände Föhrenwald hätte die Marktgemeinde Wolfratshausen rund ein<br />

Sechstel ihrer gesamten Grundstücksfläche verloren.<br />

Die Sozialdemokratische Gemeindefraktion stellte dazu fest, dass für die Eingemeindung<br />

Föhrenwalds in eine neu zu bildende Gemeinde zu der Zeit jede Voraussetzung fehle, da<br />

der Ort noch mit Ausländern belegt sei. Die Wohnungsauflockerung für die deutsche<br />

Bevölkerung nach Wegzug der DPs sei für Wolfratshausen ein lebenswichtiger Faktor.<br />

Am 8. September 1949 lehnte der Gemeinderat einstimmig die Abtretung des Gebietes<br />

ab, weil nach Freigabe des DP-Lagers Grund- und Gewerbesteuern eingenommen werden<br />

könnten. Auch sei das Gelände erst etwa <strong>zur</strong> Hälfte bebaut. Durch die Abtrennung würde<br />

eine große Hoffnung auf Linderung der Wohnraumnot zunichte gemacht. Außerdem wäre<br />

eine eigene Schule für die Farchet-Siedlung und die Montansiedlung Föhrenwald geplant.<br />

Eine andere Lösung sei gar nicht denkbar.<br />

Das Landratsamt Wolfratshausen widersprach diesen Argumenten: Im Einvernehmen mit<br />

der Regierung von Oberbayern und dem Staatssekretariat für das Flüchtlingswesen wäre<br />

schon vor mehr <strong>als</strong> zwei Jahren die Bildung einer neuen Gemeinde, die im Wesentlichen<br />

das Gebiet der DAG (Dynamit AG) und DSC (Deutsche Sprengstoff Chemie) umfasst, in<br />

Aussicht genommen worden. Sobald das Lager Föhrenwald einmal von der IRO<br />

(International Refugee Organization) freigegeben werden sollte, entspräche es der Natur<br />

der Sache, wenn das Gebiet wieder vornehmlich von Arbeitern bewohnt würde, die<br />

innerhalb des DAG- und DSC-Geländes beschäftigt sind, um beides der gleichen Gemeindeverwaltung<br />

unterstellen zu können.<br />

Ferner wären auf eine ganze Reihe von Jahren hinaus keine finanziellen Vorteile, sondern<br />

erhöhte Lasten zu erwarten.<br />

Im Übrigen würde nach Freigabe des Lagers Föhrenwald genügend Wohnraum <strong>zur</strong><br />

Verfügung stehen, um nicht <strong>nur</strong> alle dringenden Bedürfnisse Wolfratshausens, sondern<br />

auch die des gesamten Landkreises befriedigen zu können.<br />

Der Marktgemeinderat Wolfratshausen blieb aber bei seiner gefassten Meinung und sah<br />

keine Veranlassung mehr für eine Besprechung bei der Regierung von Oberbayern. 1<br />

Im Herbst 1955 kaufte das Katholische Siedlungs- und Wohnungswerk der Erzdiözese<br />

München-Freising e.V. die komplette Siedlung Föhrenwald.<br />

Quellen<br />

1 Stadtarchiv Wolfratshausen, EAPl. 022/1<br />

- 25 -


Lager Föhrenwald – Übergang in deutsche Verwaltunga<br />

___________________________________________________________________________<br />

Übergang in deutsche Verwaltung<br />

Am 1. Dezember 1951 wurde das Lager Föhrenwald von der Verwaltung der deutschen<br />

Behörden übernommen.<br />

Im Wolfratshauser Meldeamt hatte das die Bedeutung einer Stunde Null. Für jede Familie<br />

oder Einzelperson der rund 1800 Lagereinwohner wurde eine Karteikarte angelegt. Als<br />

Zuzugsdatum nach Föhrenwald trug man einen Tag im Oktober oder November 1951 ein,<br />

gleichgültig, ob die Menschen Wochen, Monate oder bereits Jahre in Föhrenwald lebten.<br />

Bei heutigen Anfragen <strong>zur</strong> Aufenthaltbestätigung für Renten- oder Versicherungsangelegenheiten<br />

kann keine genaue Auskunft gegeben werden. Man muss auf den Internationalen<br />

Suchdienst oder die UNRRA in New York verweisen. 1<br />

Während der Zeit der amerikanischen Militärregierung, der zivilen Welthilfsorganisation<br />

UNRRA und später der IRO wurden zwar laufend Statistiken über die Belegungsstärke<br />

des Lagers geführt und Namenslisten der Personen geschrieben, die Auswanderungsanträge<br />

stellten, aber Unterlagen über An- und Abmeldungen sind nicht vorhanden.<br />

Der Verwaltungsaufwand wäre wohl sehr hoch gewesen. Margareta Edlin schreibt in ihrer<br />

Dokumentation 'Meisterung des Flüchtlingsproblems im Landkreis Wolfratshausen':<br />

"Zwischen 1945 und 1950/51 beherbergte das Lager Föhrenwald vorübergehend rund<br />

70.000 Displaced Persons, bis ihre Auswanderung perfekt war."<br />

Neben der ab Ende 1951 zu führenden Meldekartei und wenigen Trauungen im Standesamt<br />

tangierte das Lager Föhrenwald das Wolfratshauser Gemeindeamt kaum. Zuständig<br />

waren die mittleren und oberen Behörden, <strong>als</strong>o Landratsamt, Staats- und Bundesministerien.<br />

Diese Verwaltungskosten trug zu 85% der Bund und zu 15% das Land<br />

Bayern. 2<br />

Die deutsche Verwaltung trat kein leichtes Erbe an. Dass die Betreuung des in<br />

Föhrenwald noch lebenden Personenkreises, der Alten, Schwachen und Kranken aus allen<br />

anderen mittlerweile geschlossenen DP-Lagern besondere Schwierigkeiten bereitete, liegt<br />

nahe. Schon gegen die Übernahme des Lagers in die deutsche Verwaltung hatte sich ein<br />

starker Widerstand der Lagerbevölkerung bemerkbar gemacht. Später wurden den<br />

Behörden mangelndes Verständnis und antisemitische Tendenzen vorgeworfen. 4<br />

Eine für Föhrenwald neu eingeführte Lagerordnung war wohl mit ein Grund, wieder<br />

Ängste heraufzubeschwören. Die von Staatssekretär Dr. Theodor Oberländer abgezeichnete<br />

Verordnung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern war allerdings<br />

nicht <strong>nur</strong> für Regierungslager – wie Föhrenwald es nun geworden war – gültig, sondern<br />

auch für Massenlager und Wohnlager mit Gemeinschaftsverpflegung von Heimatvertriebenen<br />

und Flüchtlingen. 5<br />

Ein großer Einschnitt in die Lagergewohnheiten der Föhrenwalder wäre das Verbot des<br />

Sonntagsverkaufs gewesen, das mit einer mehrwöchigen Übergangzeit in Kraft treten<br />

sollte. Die Lagerbewohner, die ihrem Glauben gemäß streng ihren Schabbat einhielten,<br />

protestierten gegen die Neuregelung, zumal sie in Föhrenwald eine homogene jüdische<br />

Siedlung sahen. 6 Obwohl das Landratsamt Wolfratshausen eine andere Meinung vertrat,<br />

wurde das Verbot im Februar 1952 wieder aufgehoben. 3<br />

- 26 -


Lager Föhrenwald – Übergang in deutsche Verwaltung | Straßennamena<br />

___________________________________________________________________________<br />

Der Bayerische Ministerpräsident Dr. Hans Ehard zeigte in einem Schreiben vom 6. März<br />

1952 an das Auswärtige Amt in Bonn außerordentliches Verständnis für die Föhrenwalder:<br />

"Die große Mehrzahl der Lagerbewohner leidet noch unter der Nachwirkung des<br />

ungewöhnlich schweren Schicks<strong>als</strong>, von dem sie in der Vergangenheit betroffen worden<br />

sind. Ein Teil wird sich wohl nie mehr ganz von dem, was sie erleiden mussten, erholen.<br />

Diese außerordentlich verbitterten Menschen reagieren mit ganz besonderer Empfindlichkeit<br />

auf alle sie betreffenden Vorgänge." Und weiter: "Jedenfalls muss das Dasein<br />

dieser übrig gebliebenen jüdischen Mitbürger, die hier in dem einzigen jüdischen Lager<br />

der Bundesrepublik zusammengefasst sind, so gestaltet werden, dass es jeder Kritik<br />

stand halten kann; es muss mit allen Mitteln vermieden werden, dass bei diesen<br />

Menschen das Gefühl einer neuerlichen Deklassierung unter der deutschen Verwaltung<br />

entsteht." 4<br />

Quellen<br />

1 Stadtarchiv Wolfratshausen, Meldekartei<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 879<br />

3 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seite 157<br />

4 Bay. Hauptstaatsarchiv, StK 114894<br />

5 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol 589<br />

6 Staatarchiv München, Pol.Präs.OBB 298<br />

Straßennamen<br />

Im Zuge der Besitzänderung 1955 in Föhrenwald bekamen die Straßen und Plätze dieses<br />

Ortes ein drittes Mal neue Namen. Man richtete sich hierbei weitgehend nach den<br />

Wünschen des neuen Eigentümers. Das Katholische Siedlungs- und Wohnungsbauwerk<br />

der Erzdiözese München und Freising e.V. wählte in Abstimmung mit den neuen Siedlern<br />

die Namen von geistlichen Persönlichkeiten. In der Wolfratshauser Gemeinderatssitzung<br />

am 19. Januar 1956 wurden die vorgeschlagenen Namen mit 16:1 Stimmen genehmigt. 1<br />

In der Zeit des DP- und Regierungslagers waren die Straßen nach US-Staaten benannt.<br />

Die einzige Ausnahme machte die Dr.-Philipp-Auerbach-Straße. Durch den "Auerbach-<br />

Prozess" in München im Jahr 1952 wurde der Name auch einer breiteren Öffentlichkeit<br />

bekannt. Kaum eine Persönlichkeit im Nachkriegsbayern fand soviel Wertschätzung und<br />

gleichzeitig soviel massive Kritik wie Philip Auerbach.<br />

Er wurde am 8. Dezember 1906 in Hamburg geboren und besuchte dort die Talmud-<br />

Tora-Re<strong>als</strong>chule. 1933 emigrierte er nach Belgien, weil er durch seine parteipolitische<br />

Tätigkeit nation<strong>als</strong>ozialistischen Angriffen ausgesetzt worden war. 1940 wurde er <strong>als</strong><br />

feindlicher Ausländer verhaftet und nach Frankreich abgeschoben. Von dort wurde er<br />

1942 der Gestapo übergeben und kam um die Jahreswende 1943/44 in das Konzentrationslager<br />

Auschwitz, im Januar 1945 nach Buchenwald, wo er am 11. April 1945 von den<br />

Amerikanern befreit wurde.<br />

- 27 -


Lager Föhrenwald – Straßennamena<br />

___________________________________________________________________________<br />

In Düsseldorf wurde er <strong>als</strong> Sachbearbeiter der Abteilung "Fürsorge für politisch, religiös<br />

und rassistisch Verfolgte" eingestellt, aber bereits nach einem Vierteljahr wegen Überschreitung<br />

seiner amtlichen Kompetenzen entlassen.<br />

Am 10. Oktober 1946 wurde Auerbach durch die Bayerische Staatsregierung zum<br />

"Staatskommissar für die Betreuung der Opfer des Faschismus" förmlich ernannt,<br />

nachdem er sich mit wahrheitswidrigen Angaben beworben hatte, angesehene jüdische<br />

Kreise für ihn plädiert und die amerikanische Militärregierung ihre Zustimmung gegeben<br />

hatte. Seine Behörde ging im November 1949 in das "Bayerische Landesentschädigungsamt"<br />

über.<br />

Auerbach war ein Mann von außerordentlichem Arbeitseifer, der zweifellos das Beste,<br />

nicht <strong>nur</strong> für die jüdische Bevölkerung, sondern für alle Opfer des Dritten Reiches durchzusetzen<br />

versuchte. Bei der Unterbringung von Flüchtlingen und der Auswanderungshilfe<br />

für Ausländer leistete er Überdurchschnittliches. Durch seine starke Autorität und geniale<br />

Improvisationskunst wirkte er <strong>als</strong> wahrer Segen für den Staat.<br />

Beschuldigungen, obwohl öffentlich erhoben, waren wenig konkret und hielten einer<br />

näheren Prüfung nicht stand. Schwerer wog die Kritik des Obersten Rechnungshofes, der<br />

das Fehlen einer Buchführung und Zentralkartei, die Verschuldung des Landesentschädigungsamtes<br />

in Höhe von 18 Millionen DM und Missstände bei der Gebührenerhebung<br />

monierte.<br />

Auerbach wurde im März 1951 in Untersuchungshaft genommen, im April 1952 wurde<br />

der Prozess vor dem Landgericht München I eröffnet. Dieser wurde insofern zum Sensationsprozess,<br />

<strong>als</strong> Auerbach der erste Jude in prominenter Stellung war, der nach dem<br />

Ende des NS-Regimes vor Gericht stand.<br />

Nach den fünf Monate währenden Verhandlungen befand man ihn der Erpressung,<br />

passiver Bestechung, Untreue, Unterschlagung, f<strong>als</strong>cher Versicherung an Eides statt und<br />

unbefugter Führung eines akademischen Grades für schuldig. Andererseits wurden<br />

Auerbachs unzweifelhafte Verdienste um die Wiedergutmachung, die besondere Konstellation<br />

bei seiner Verwendung im Staatsdienst und sein schweres Lebensschicksal hervorgehoben.<br />

Das Urteil, das am 14. August 1952 verkündet wurde, lautete auf 2½ Jahre Gefängnis<br />

und 2700 DM Geldstrafe. In der darauffolgenden Nacht verübte Auerbach Selbstmord. Er<br />

hinterließ für die Öffentlichkeit einen Brief, in dem er nochm<strong>als</strong> seine Unschuld beteuerte:<br />

"Nicht aus Feigheit, nicht aus einem Schuldbekenntnis heraus handele ich, sondern weil<br />

ein Glaube an das Recht für mich nicht mehr besteht . . ."<br />

Am 18. August wurde er unter starker Anteilnahme auf dem jüdischen Friedhof in München<br />

beigesetzt. Das dramatische Ende des Prozesses veranlasste die Presse zu nachdenklichen<br />

Kommentaren.<br />

Der bereits am 25. April 1951 vom Bayerischen Landtag eingesetzte Untersuchungsausschuss<br />

schloss nach vier Jahren mit zahlreichen Sitzungen seine Prüfungsarbeit mit<br />

der völligen Rehabilitierung Auerbachs ab. 2, 3<br />

- 28 -


Lager Föhrenwald – Straßennamen | Rückwanderung und Auflösung des Lagersa<br />

___________________________________________________________________________<br />

Plätze und Straßen<br />

Adolf-Hitler-Platz Roosevelt Square Seminar-Platz, Thomasstraße<br />

Danziger Freiheit Independence Place Kolping-Platz<br />

Ostmark-Straße Dr.-Philipp-Auerbach-Straße Bettingerstraße<br />

Isartal-Straße California Street —<br />

Steierer Straße Florida Street Gebsattelstraße<br />

Elsässer Straße Illinois Street Andreasstraße<br />

Lothringer Straße Indiana Street Dekan-Weiß-Straße<br />

Tiroler Straße Kentucky Street Steichelstraße<br />

Luxemburger Straße Michigan Street Wolframstraße<br />

Kärntner Straße Missouri Street Scherrstraße<br />

Saarpfalz-Straße New Jersey Street Korbinianstraße<br />

Memeler Straße New York Street Ruperstraße<br />

Metz-Straße Ohio Street Steinstraße<br />

Sudeten-Straße Ohio Street Weldenstraße<br />

Hauptstraße/Föhrenallee Pennsylvania Street Faulhaberstraße<br />

Sudeten-Straße Tennessee Street Töringstraße<br />

Wiener Straße Wisconsin Street Gebeckstraße<br />

Quellen<br />

1 Gemeinderatsprotokolle Wolfratshausen, 19.1.1956<br />

2 Wetzel, Juliane: Jüdisches Leben in München, Seiten 53–62<br />

3 Fröhlich, Elke: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern, Seiten 315–320<br />

Rückwanderung und Auflösung des Lagers<br />

Rückwanderer aus Israel, falls sie sich nicht jüdischen Gemeinden anschlossen, hatten<br />

<strong>nur</strong> noch die Möglichkeit, in ein DP-Lager zu ziehen. Zwischen 1949 und 1953 kamen<br />

etwa 3500 ehem<strong>als</strong> nach Israel Ausgewanderte nach Föhrenwald.<br />

Seit April 1951 war die Rückkehr nach Deutschland innerhalb von zwei Jahren erlaubt.<br />

Für die meisten traf aber die Regelung nicht zu. 1<br />

Als die Rückwanderung alarmierend hoch wurde (200 Personen, die im Dezember 1952<br />

über Frankreich nach Föhrenwald kamen), entschloss man sich, ungeregelten Zuzug in<br />

das Lager zu verbieten. Am 20. April 1953 wurden 367 Rückwanderer mit illegalem<br />

Wohnaufenthalt registriert. 2<br />

- 29 -


Lager Föhrenwald – Rückwanderung und Auflösung des Lagersa<br />

___________________________________________________________________________<br />

In Absprache mit Vertretern der israelischen Regierung, des deutschen Außenministeriums<br />

und jüdischen Hilfsorganisationen (im März und August 1953) sagten die<br />

deutschen Behörden neue Bedingungen zu. Alle "Illegalen", die bereits im Lager lebten,<br />

und sofern sie sich registrieren ließen, könnten in Föhrenwald noch sechs Monate (bis<br />

17. Februar 1954) bleiben. 1, 3 693 Personen folgten diesem Aufruf. Die Frist wurde dann<br />

noch einmal bis zum 1. Juli 1954 verlängert. 2<br />

Dr. Nuchym Goldman, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, appellierte an das<br />

Gewissen der Lagereinwohner. Sie sollten alles tun, um auszuwandern. Die Unnachgiebigkeit<br />

von einigen würde <strong>nur</strong> Schande und Schaden für die jüdische Allgemeinheit<br />

bringen. 4<br />

Von Anfang an war klar, dass das Lager Föhrenwald keine Dauereinrichtung sein kann.<br />

Herr Maurer vom Staatssekretariat für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen stellte<br />

am 8. Dezember 1952 einen umfassenden Maßnahmenkatalog <strong>zur</strong> Auflösung des Lagers<br />

zusammen. Bei allen mit der Verwaltung des Lagers und der Betreuung seiner Insassen<br />

befassten Stellen (Bayerisches Staatsministerium des Innern, Joint und Bayerisches<br />

Hilfswerk sowie der Lagerausschuss) bestehe grundsätzliche Übereinstimmung, dass das<br />

Lager sobald <strong>als</strong> möglich aufgelöst wird. 3<br />

Am 19. Mai 1953 unterrichtete sich der Landtagsauschuss an Ort und Stelle. Lagerleiter<br />

Weigand sprach bei seiner Führung durch das Lager von derzeit 1614 legalen und 320 bis<br />

370 illegalen Einwohnern. In je einer Wohneinheit von drei bis vier Zimmern würden drei<br />

Familien mit insgesamt zehn Personen leben. 2<br />

Ende Juli 1953 eröffnete die jüdische Organisation HIAS (Hebrew Sheltering and Immigrant<br />

Aid Society) eine Umsiedlungsstelle in Föhrenwald. Im Rahmen einer Vereinbarung<br />

mit den zuständigen Bundes- und Landesstellen übernahm HIAS die Aufgabe, mit all<br />

ihren Möglichkeiten und weltweiten Beziehungen, die Auswanderung zu fördern. 6 Es<br />

gelang der Hilfsorganisation, auch etwa 500 "Illegale" <strong>zur</strong> Auswanderung zu bewegen. 1<br />

Das Bayerische Staatsministerium des Innern gewährte den legalen bzw. Altinsassen<br />

Auswanderungsbeihilfe. Der Aufbau einer neuen Existenz sollte damit erleichtert<br />

werden. 5<br />

Die größte Sorge für Lagerleiter Weigand war, was aus <strong>zur</strong>ückgebliebenen "Illegalen"<br />

werden soll, wenn das Lager aufgelöst wird. Sie konnten oder wollten nicht mehr<br />

emigrieren, hatten aber keinen Rechtsstatus für ein Umsiedlungsprogramm. 1<br />

Nach langen kontroversen Diskussionen wurde der Termin für die Lagerschließung auf<br />

den 1. April 1955 festgesetzt, 2 welcher später noch mehrm<strong>als</strong> verlängert wurde. 7<br />

Die jüdischen Hilfsorganisationen und die deutschen Behörden hatten aber inzwischen<br />

eingesehen, dass ein Teil der Lagereinwohner in Deutschland integriert werden müsse,<br />

zumal es für Tbc-Kranke keine Aufnahmeländer gab. 1<br />

Durch Befragung aller Lagerinsassen, die in Deutschland bleiben wollten oder mussten,<br />

wurde festgestellt, dass voraussichtlich 264 Wohneinheiten für die Unterbringung notwendig<br />

sein würden. 8<br />

- 30 -


Lager Föhrenwald – Rückwanderung und Auflösung des Lagersa<br />

___________________________________________________________________________<br />

Im Januar 1954 stellte der Bundesminister des Innern die ersten Mittel in Höhe von 1,5<br />

Mio. DM für 125 Wohnungen im Bundesgebiet bereit. 9 Von den insgesamt 3,6 Mio. DM<br />

Baukosten übernahm der Bund 85% und das Land Bayern 15%. 8 Als Eingliederungshilfe<br />

wurde von Joint pro Familie bis zu 6000 DM gewährt <strong>zur</strong> Beschaffung von Hausrat,<br />

Möbeln und <strong>als</strong> Mietbeihilfe. 9<br />

Motive zum Widerstand gegen die Lagerauflösung waren bei den Bewohnern nicht <strong>nur</strong><br />

materielle Erwägungen, sondern hatten auch psychologische Gründe. Reg.-Dir. Dr. Burmeister<br />

schreibt darüber: "Die tiefe und echte Ursache war zweifellos eine Art kreatürlicher<br />

Angst vor dem Getrenntwerden, vor dem Aufsichgestelltsein außerhalb der Lagergemeinschaft<br />

in einem Land, dem man ohnehin mit Misstrauen begegnete." 8<br />

Am 23. November 1954 waren von den 1168 Unterkunftsräumen der 296 Föhrenwalder<br />

Hauseinheiten 190 Räume frei. Am 6. Juni 1955 war die gesamte Kentucky Street (heute<br />

Steichelestraße) geräumt. 9<br />

Im November 1955 wurden vom Bayerischen Staatsministerium des Innern Zwangsmaßnahmen<br />

im Falle der Verweigerung des Bezugs einer zugewiesenen Wohnung angedroht.<br />

Aufgrund des Anstaltsrechts und mit Mitteln des Anstaltszwangs sollten die<br />

Insassen aus ihrer Lagerunterkunft entfernt werden. Die Durchführung dieser Maßnahme<br />

wäre Sache der Lagerverwaltung. 11 Nur eine Person machte von der Möglichkeit des<br />

Beschwerderechts Gebrauch. 1<br />

Nach einer Erhebung (mit Stand vom 1. April 1957) konnten 789 Personen in neun<br />

Städten der Bundesrepublik Sozialwohnungen beziehen. Einige Föhrenwalder hatten auch<br />

die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. 8<br />

Quellen<br />

1 Königseder/Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, Seiten 167, 168, 169<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 995<br />

3 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 1002/II<br />

4 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 997<br />

5 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 2268/I<br />

6 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 2268/II<br />

7 Bay. Hauptstaatsarchiv, StK 114894<br />

8 Menke, Johannes: Die soziale Integration jüdischer Flüchtlinge, Seiten 9, 10, 75, 84<br />

9 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 1549<br />

10 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 994/I<br />

11 Staatsarchiv München, LRA 144861<br />

- 31 -


Lager Föhrenwald – Gesamtverwertung der Siedlung Föhrenwalda<br />

___________________________________________________________________________<br />

Gesamtverwertung der Siedlung Föhrenwald<br />

Im Frühjahr 1955 zeichnete sich nach Verhandlungen zwischen der Verwaltungsgesellschaft<br />

für Industriegrundstücke mbH, Bad Godesberg (Büro München), und dem<br />

Erzbischöflichen Ordinariat sowie dem Katholischen Siedlungs- und Wohnungsbauwerk<br />

der Erzdiözese München und Freising e.V. eine Global-Verwertung des Lagers Föhrenwald<br />

ab.<br />

Die Industrieverwaltungs GmbH (die Verwaltungsgesellschaft für Industriegrundstücke<br />

mbH war deren Generalbevollmächtigte) hatte die Siedlung am 29. Juli 1952 an die<br />

Regierung von Oberbayern verpachtet. In einem Nachtrag vom 29.6./27.7.1955 war<br />

vereinbart worden, dass das Pachtverhältnis zum 31. Dezember 1955 ausläuft, Teile der<br />

Siedlung evtl. aber noch bis zum 31. März 1956 verpachtet bleiben. 1<br />

In mehreren Straßenzügen waren im Jahr 1955 die Häuser schon nicht mehr bewohnt.<br />

Die beiden katholischen Organisationen traten in das Pachtverhältnis zwischen Industrieverwaltungs<br />

GmbH und Regierung von Oberbayern durch den Kauf der Liegenschaften<br />

Föhrenwald, mit Wirkung vom 1. Oktober 1955 ein. 2 Maßgabe war, dass das Katholische<br />

Siedlungs- und Wohnungsbauwerk der Regierung gegenüber <strong>als</strong> neuer Verpächter<br />

auftritt. 1<br />

Die öffentlichen Gebäude, Synagoge, Theatersaal, Küchentrakt usw., die das Erzbischöfliche<br />

Ordinariat erwarb, sollten wiederum öffentlichen Aufgaben dienen. Das<br />

Katholische Siedlungs- und Wohnungsbauwerk wollte nicht auf Dauer Eigentümer der<br />

Wohnsiedlung werden, sondern mit den Häusern die Eigentumsbildung fördern. 3 Vor<br />

allem Heimatvertriebene und kinderreiche Familien sollten, zu besonders günstigen<br />

Bedingungen, die Nutznießer sein.<br />

Die Industrieverwaltungs GmbH sollte dafür sorgen, dass die Räumung des Pachtobjekts<br />

spätestens zum 31. Januar 1956 erfolgt. Für den Notfall könnten Föhrenwald-Einwohner<br />

im Montan-Lager Schrobenhausen (IVG-Eigentum) Aufnahme finden. 1<br />

Die katholischen Organisationen mussten Zugeständnisse machen, da die Umsiedlung<br />

nicht termingerecht stattfinden konnte. So wurden 85 Illegale erst am 11. April 1956<br />

verlegt. Ende April konnten Wohnungen in Düsseldorf, Ende Mai in Köln bezogen werden.<br />

Im Laufe des Mai 1956 wurden 33 Wohnungen in München und 19 in Germering fertig.<br />

Die Hauptsynagoge stand den Lagereinwohnern bis zum 15. Mai 1956 <strong>zur</strong> Verfügung. 4<br />

Am 19. September 1956 bat das Katholische Siedlungs- und Wohnungsbauwerk darum,<br />

dringend dafür zu sorgen, dass die restlichen Häuser des dritten Bauabschnitts in<br />

kürzester Zeit geräumt werden und so das Lager Waldram endgültig und vollständig von<br />

den bisherigen Bewohnern frei wird.<br />

- 32 -


Lager Föhrenwald – Gesamtverwertung der Siedlung Föhrenwalda<br />

___________________________________________________________________________<br />

Ein von Josef Magerl verfasster Bericht über den Stand der Bauarbeiten in der Siedlung<br />

Wolfratshausen-Waldram wurde dem Schreiben an das Bayerische Staatsministerium<br />

beigefügt: Am 1. September 1956 waren im Bauabschnitt I bereits 74 Häuser fertiggestellt<br />

und bezogen. Im Bauabschnitt II waren 60 Häuser fertig und davon 44 bezogen. 4<br />

Mit dem Auszug der letzten jüdischen Lagereinwohner am 28. Februar 1957 wurde die<br />

Abwicklungsstelle des Regierungslagers Föhrenwald aufgelöst und die Häuser am 1. März<br />

1957 an das Katholische Siedlungswerk übergeben.<br />

Quellen<br />

1 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 994/I<br />

2 Bay. Hauptstaatsarchiv, StK 114894<br />

3 Isar-Loisachbote, 30./31.7.1955<br />

4 Bay. Haupstaatsarchiv, MArb 1002/I<br />

___________________________________________________________________________<br />

Diese <strong>PDF</strong>-Version des Vorstellungstextes <strong>zur</strong> <strong>Ausstellung</strong> „Lager Föhrenwald“<br />

– 1997 – Stadtarchiv Wolfratshausen –<br />

ist Bestandteil der Website www.<strong>archivportal</strong>-wolfratshausen.de.<br />

Bei Verwendung von Zitaten daraus bitte immer diese Quelle angeben! – v. 0907/avk<br />

___________________________________________________________________________<br />

Anhang: Einwohnerzahlen in Föhrenwald/Waldram – Seite 34<br />

- 33 -


Einwohnerzahlen in Föhrenwald/Waldram<br />

Datum Bewohner Quelle Datum Bewohner Quelle<br />

09.12.1940 24<br />

31.12.1940 30<br />

01.12.1941 1627<br />

19.12.1941 1367<br />

31.12.1941 962<br />

01.07.1942 2467<br />

01.02.1943 2262<br />

17.11.1945 3450<br />

27.12.1945 4946<br />

10.01.1946 5241<br />

22.01.1946 4262<br />

06.04.1946 4611<br />

21.09.1946 5904<br />

08.02.1947 4195<br />

20.09.1947 4332<br />

05.03.1948 4241<br />

26.07.1948 3587<br />

17.01.1949 4170<br />

25.07.1949 3477<br />

28.10.1949 4023<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

3<br />

4<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

30.01.1950 3581<br />

19.07.1950 4106<br />

09.05.1951 3101<br />

23.11.1951 1940 (ca.)<br />

27.11.1951 2300 (ca.)<br />

12.1951 1808<br />

06.03.1952 1950<br />

17.07.1952 1863<br />

20.11.1952 1796<br />

30.04.1953 1865<br />

22.05.1953 1980 (ca.)<br />

01.07.1953 1622<br />

01.01.1954 1954<br />

09.1954 1401<br />

24.11.1954 1254<br />

01.1955 1601<br />

04.1956 740<br />

01.06.1956 606<br />

01.09.1956 411<br />

01.01.1957 261<br />

5<br />

5<br />

5<br />

6<br />

7<br />

5<br />

6<br />

5<br />

7<br />

7<br />

8<br />

5<br />

6<br />

9<br />

8<br />

5<br />

10<br />

5<br />

5<br />

5<br />

Zum Vergleich: Einwohnerzahlen<br />

in Wolfratshausen im Jahr 1946: 4850 11<br />

im Gesamtgebiet Waldram am 4.7.1996: 3208 11<br />

Quellen<br />

1 Stadtarchiv Wolfratshausen, B 69<br />

2 Stadtarchiv Geretsried, 1/829/1<br />

3 Zentrum für Antisemitismusforschung, fol 566<br />

4 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 144808<br />

5 Königseder, Angelika: Magisterarbeit<br />

6 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 994/II<br />

7 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 1000/I<br />

8 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 994/I<br />

9 Bay. Hauptstaatsarchiv, MArb 951<br />

10 Isar-Loisachbote, 4.4.1956<br />

11 Einwohnermeldeamt Wolfratshausen<br />

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