Begleittext - 250fm.de
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Foto‐Präsentation 2012<br />
Wenn man die Familie Men<strong>de</strong>lssohn als Mikrokosmos <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch‐jüdischen Geschichte zum<br />
Thema hat, ein nicht unkomplizierter Markenkern, dann gibt es keinen besseren Aufhänger,<br />
davon zu erzählen, als die Gründung dieser Familie. So entstand die I<strong>de</strong>e zum<br />
Veranstaltungszyklus 2012.<br />
In <strong>de</strong>r Reihe <strong>de</strong>r Mittagsmusiken, mit <strong>de</strong>nen das Themenjahr begann, wur<strong>de</strong>n drei<br />
programmatische Fragen gestellt: Wie klingt Aufklärung? Wer macht Romantik? Was ist<br />
Mo<strong>de</strong>rne? Das sind natürlich Fragen, die uns rund um die Men<strong>de</strong>lssohns das ganze Jahr<br />
begleiten.<br />
Wir können Ihnen mangels Zeit, mangels Fotomaterial, nur einige Schnappschüsse dieses<br />
Jahres zeigen. Irgenwann haben wir aufgehört, alle koordinierten Veranstaltungen in Berlin,<br />
Leipzig, Wengen, New York zusammenzuzählen. Immer wie<strong>de</strong>r kommen noch welche dazu.<br />
Insgesamt je<strong>de</strong>nfalls über 120, mit über 50 Partnern und För<strong>de</strong>rern.<br />
Es gab zahlreiche Stadtführungen in Leipzig und Berlin. Von <strong>de</strong>n außeror<strong>de</strong>ntlichen<br />
Exkursionen, eine ging zum Humboldtschloß Tegel, eine ging nach Süd<strong>de</strong>utschland, zeigen<br />
wir ihnen hier die letztere, auf <strong>de</strong>n Spuren <strong>de</strong>r Hochzeitsreise <strong>de</strong>r Men<strong>de</strong>lssohn Bartholdys.<br />
Aufregen<strong>de</strong> Vorträge, authentische Orte, großartige Musik, das Erleben eine historischen<br />
Erzählung im Kontext <strong>de</strong>r Geschichte, intensive Gespräche. Aus <strong>de</strong>m Kennenlernen entsteht<br />
auch das Engegement neuer Mitarbeiter. Eine Studienfahrt, auch Fortbildung für Mitglie<strong>de</strong>r,<br />
Mitarbeiter, Hobbyhistoriker, Men<strong>de</strong>lssohn‐Fans.<br />
Der Kongreß war <strong>de</strong>r bislang einzige zu diesem Thema, vielleicht sogar <strong>de</strong>r erste über eine<br />
bürgerliche Familie? Die Begeisterung <strong>de</strong>r Teilnehmer ist groß. Der dritte Kongreßtag mit<br />
seinen gesellschaftlichen Themen, , <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs die Stiftung Erinnerung, Verantwortung<br />
und Zukunft geför<strong>de</strong>rt hat, fand im Centrum Judaicum statt, wovon wir keine Fotos dabei<br />
haben. Das Beson<strong>de</strong>re war das Panorama <strong>de</strong>r Biographien und Themen, <strong>de</strong>r interdisziplinäre<br />
Austausch. Der neueste Stand <strong>de</strong>r Men<strong>de</strong>lssohn‐Forschungen, ein Zusammenspiel aus<br />
Geschichts‐ und Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Soziologie. Fachleute und viele<br />
an<strong>de</strong>re Interessierte, auch aus <strong>de</strong>r Men<strong>de</strong>lssohn‐Familie, 80 bis 100 Personen täglich. Es gibt<br />
Anregungen für Forschungsprojekte und Kooperationen, die Publikation <strong>de</strong>r Beiträge ist<br />
noch nicht ausfinanziert, soll aber stattfin<strong>de</strong>n.
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Die Präsentation <strong>de</strong>s seit Jahren von <strong>de</strong>r Men<strong>de</strong>lssohn‐Gesellschaft angeregten Denkmals<br />
für das Haus Moses Men<strong>de</strong>lssohns ist wohl ein Meilenstein gewesen: im Rathaus, mit einer<br />
Ankündigung <strong>de</strong>r Baustadträtin, <strong>de</strong>r mittlerweile weitere verbindliche Schritte gefolgt sind.<br />
Im Zentrum von Berlin, am Alexan<strong>de</strong>rplatz, Karl‐Liebknecht / Ecke Spandauer Str., wird das<br />
Thema Men<strong>de</strong>lssohn und Aufklärung präsent sein. Der Bildhauer Micha Ullman plant, an <strong>de</strong>r<br />
ehemaligen Parzelle dieses Hauses <strong>de</strong>r Berliner Aufklärung die Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s historischen<br />
Gebäu<strong>de</strong>s gewissermaßen auf die Straße zu kippen, sodaß man über die Fenster und Türen<br />
hinweggehen, aber sie auch wahrnehmen kann. Nächstes Jahr soll das Denkmal gebaut<br />
wer<strong>de</strong>n. Am 13. November um 16 Uhr gibt es dazu in <strong>de</strong>r Marienkirche eine<br />
Bürgeranhörung.<br />
Das Familientreffen <strong>de</strong>r Nachkommen Moses Men<strong>de</strong>lssohns, das am 250. Hochzeitstag <strong>de</strong>r<br />
Stammeltern begann, war sicher ein Höhepunkt dieses Themenjahres. Es war internationaler<br />
als beim ersten Mal 2007, min<strong>de</strong>stens ein Drittel <strong>de</strong>r Gäste waren damals nicht dabei<br />
gewesen. Es wur<strong>de</strong> als noch herzlicher und intensiver erlebt. Nachkommen <strong>de</strong>r Familie<br />
Simon Veits, <strong>de</strong>s ersten Ehemannes von Dorothea Schlegel, waren aus <strong>de</strong>n USA gekommen:<br />
Der Hochzeitstag von Moses und Fromet war ihr eigener Hochzeitstag. Der Hochzeitsmarsch<br />
in Triobesetzung wur<strong>de</strong> dann auch extra für sie gespielt, <strong>de</strong>r ganze Saal erhob sich zu ihren<br />
Ehren – und zu Ehren <strong>de</strong>r Stammeltern. Viele Nachkommen haben neu o<strong>de</strong>r zum ersten Mal<br />
Kontakt mit <strong>de</strong>r Familiengeschichte bekommen. Es wer<strong>de</strong>n nun Erinnerungen mobilisiert,<br />
Erbstücke herausgekramt, Dokumente o<strong>de</strong>r Leihgaben angeboten, weitere Kontakte<br />
geknüpft, auf persönlichen und auf offiziellen Ebenen. – – Der gemeinsame Besuch <strong>de</strong>r<br />
Komödie „Die Ju<strong>de</strong>n“ im Berliner Ensemble war auch eine Zeitreise für die versammelten<br />
Nachkommen. Inszeniert hat das Stück <strong>de</strong>r Weltenwan<strong>de</strong>rer George Tabori, geschrieben hat<br />
es Lessing am Anfang seiner Freundschaft mit Moses Men<strong>de</strong>lssohn, und <strong>de</strong>r hat es<br />
verteidigt: so begann ihre Zusammenarbeit und Freundschaft. – Wenn man die Geschichte<br />
einer Familie erforschen und verstehen will, gehören die leibhaftigen Nachfahren dazu ...<br />
Wir <strong>de</strong>nken, daß auch künftige Generationen unter <strong>de</strong>n Nachkommen sich, irgendwann, für<br />
dies Thema interessieren wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r Generationenvertrag <strong>de</strong>r Überlieferung nicht<br />
kaputtgeht ... Dafür ist das Familientreffen ein wichtiger Impuls gewesen.<br />
Die Ausstellung „Hochzeit!“ war das größte Projekt dieses Jahres, es wur<strong>de</strong> nur möglich,<br />
weil mit <strong>de</strong>r Men<strong>de</strong>lssohn Gesellschaft das Jüdische Museum und das Centrum Judaicum<br />
kooperierten. Und weil die Hermann Reemtsma Stiftung und die Stiftung <strong>de</strong>s Sparkassenund<br />
Giroverban<strong>de</strong>s sich finanziell dafür so stark engagiert haben. Der beson<strong>de</strong>re historische<br />
Ort zwischen ehemaliger Synagoge und ehemaligem Men<strong>de</strong>lssohn‐Haus hat <strong>de</strong>r Ausstellung<br />
einen eigenen Reiz verliehen, war aber auch ausstellungstechnisch nicht einfach zu meistern.<br />
Das Jüdische Museum hat durch die Leihgabe seiner bei<strong>de</strong>n Prachtstücke, <strong>de</strong>s Toravorhangs<br />
aus Fromets Brautkleid und <strong>de</strong>s Brautbil<strong>de</strong>s von Albertine Men<strong>de</strong>lssohn Bartholdy, die<br />
spektukulärsten Exponate beigetragen. Es war großartig, wie viele Leihaben aus <strong>de</strong>r Familie
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dazukamen, wun<strong>de</strong>rbare Hochzeitserinnerungsbücher aus <strong>de</strong>r Familie Warschauer, die von<br />
<strong>de</strong>r Familie Duval in <strong>de</strong>r Schweiz aufbewahrt wer<strong>de</strong>n. Herrliche Portraits, die erstmals<br />
öffentlich gezeigt wer<strong>de</strong>n konnten. Erstmals waren auch Bren<strong>de</strong>l Veit und Simon Veit wie<strong>de</strong>r<br />
nebeneinan<strong>de</strong>r vereint, 213 Jahre nach ihrer Scheidung. 3200 Besucher haben die<br />
Ausstellung gesehen, haben bewegte Einträge im Gästebuch hinterlassen. Für viele eine<br />
erste Begegnung mit <strong>de</strong>m Men<strong>de</strong>lssohn‐Thema. Bei <strong>de</strong>m kulturwissenschaftlichen Thema<br />
haben sich die religiösen und gesellschaftlichen, politischen Aspekte <strong>de</strong>r sehr persönlichen<br />
Liebesgeschichten berührt, das war wohl <strong>de</strong>r Grund, daß für die Besucher vielfältigste<br />
Anregungen von <strong>de</strong>m Thema ausgegangen sind. Die Ausstellung ist auch ermöglicht wor<strong>de</strong>n,<br />
weil Vereinsmitglie<strong>de</strong>r und Remisenmitarbeiter ehrenamtlich die Aufsichten übernommen<br />
haben, 240 Schichten zu drei Stun<strong>de</strong>n. Wir haben als Dokumentation ein Katalogpaket<br />
zusammengestellt aus Broschüre, Musik‐CD und Foto‐CD, das ab sofort für 15 € erworben<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Für allen, die die Ausstellung direkt ermöglicht haben, also die Aufsichts‐<br />
Mitarbeiter, die Mitveranstalter <strong>de</strong>r Ausstellung, ihre Sponsoren und För<strong>de</strong>rer liegt so ein<br />
Paket auf <strong>de</strong>r Hochzeitstafel dort als kleines Dankesgeschenk bereit.<br />
Die I<strong>de</strong>e zu <strong>de</strong>m Konzert „Sulamith und Eusebia“ entstand durch <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>r Trauerkantate<br />
für Moses Men<strong>de</strong>lssohn von Karl Wilhelm Ramler, die trägt diesen Titel. Sulamith verkörpert<br />
die Synagoge, Eusebia die Kirche. Die Komposition zu Ramlers Text ist verschollen. Die<br />
Komponistin Isabel Mundry hat sich davon zu einem zeitgenössischen, nächtlich zerrissenen<br />
Chorstück anregen lassen. Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Konzertes war darüber hinaus: christlich‐jüdische<br />
Musik‐Koproduktionen aus <strong>de</strong>r Zeit um 1800 aufzuführen, das ging von <strong>de</strong>r Barockzeit bis zu<br />
Men<strong>de</strong>lssohn Bartholdy. Die Synagoge war voll, 1200 Besucher. Ein bewegen<strong>de</strong>s Konzert, bei<br />
<strong>de</strong>m viele Augen feucht gewor<strong>de</strong>n sind. Ermöglicht durch <strong>de</strong>n Hauptstadtkulturfonds.<br />
Die schon traditionellen sommerlichen Mittagsmusiken, ein zehntägiges Festival, kreisten<br />
diesmal um Biographien und Themen <strong>de</strong>r Men<strong>de</strong>lssohn‐Familie. Konzerte und Vorträge<br />
dazu, zu Heine und <strong>de</strong>n Men<strong>de</strong>lssohns, zu <strong>de</strong>n Karrieren von Musikerinnern, setzen sich<br />
noch fort bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres.<br />
Die Veranstaltung in <strong>de</strong>r Topographie <strong>de</strong>s Terrors steht für viele Koproduktionen, die in<br />
diesem Jahr außerhalb <strong>de</strong>r Remse stattfin<strong>de</strong>n, um unser Thema zu vertiefen. Überraschend<br />
war <strong>de</strong>r starke Andrang, <strong>de</strong>r Vortragssaal war mit 150 Personen voll. Das Thema „Drittes<br />
Reich und die Men<strong>de</strong>lssohns, das bei <strong>de</strong>r Gründung dieser Ausstellung eher im Hintergrund<br />
stand, wird uns weiter beschäftigen. Am Montagabend wird es z.B. im Schleiermacherhaus<br />
ein Gespräch geben über „Jüdische Christen, christliche Ju<strong>de</strong>n“. Am 26. November eröffnet<br />
das Centrum Judaicum die Austellung „Moses Men<strong>de</strong>lssohn – Freun<strong>de</strong>, Fein<strong>de</strong>, Familie“.<br />
Anfang Dezember sollen, wie<strong>de</strong>rum in <strong>de</strong>r Remise, die Gespräche <strong>de</strong>r „Deutschen
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Tischgespräche“ aus <strong>de</strong>m von Arnim‐ und Brentano‐Kreis szenisch aufgeführt wer<strong>de</strong>n, das<br />
Zentrum für Antisemitismus ist mit dabei; eine Momentaufnahme zum Jubiläumsjahr 1812:<br />
Wie nah Ju<strong>de</strong>nfreundschaft und Ju<strong>de</strong>nfeindschaft beieinan<strong>de</strong>r liegen können.<br />
Wenn Chanukka gefeiert wird, am 16. Dezember, fin<strong>de</strong>t unser Themenjahr im Talmud‐Tora‐<br />
Saal <strong>de</strong>r Jüdischen Gemeinb<strong>de</strong> Hamburg ihren Abschluß, <strong>de</strong>m Programm „Die Hochzeit<br />
kommt!“, mit UdK‐Musikern und Schülern <strong>de</strong>s Berliner Jüdischen Gymnasiums, das seit <strong>de</strong>m<br />
Sommer Moses Men<strong>de</strong>lssohn heißt. In <strong>de</strong> Stadt, wo vor 250 Jahren mit <strong>de</strong>m Flirt zwischen<br />
Moses und Fromet sovieles begann, was dann die Entwicklung unserer <strong>de</strong>utsch‐jüdischen<br />
Geschichte geprägt hat.<br />
Logo‐Schlußbild: Die Men<strong>de</strong>lssohn‐Gesellschaft sieht als ihre Dienstleistung an, <strong>de</strong>r<br />
Katalysator zu sein für Sie alle, für die Entstehung eines solchen Panoramas, wie es in diesem<br />
Jahr entstan<strong>de</strong>n ist. Wir hoffen, daß wir das auch ohne Festival, in <strong>de</strong>n Mühen <strong>de</strong>r Ebenen,<br />
über 2012 hinaus wer<strong>de</strong>n leisten können.