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Im Jahr 1969 formulierte James Lovelock, ein britischer Physiker bei ...

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"Planet Erde"<br />

Einführung zu <strong>ein</strong>er Ausstellung in Bad Tölz 2008<br />

Sehr verehrte Damen und Herren,<br />

Die sehr konkret betitelte Ausstellung betrifft unseren "home-planet", unsere Erde, unser<br />

Raumschiff Gaia, von dem der britische NASA-<strong>Physiker</strong> <strong>James</strong> <strong>Lovelock</strong> <strong>1969</strong> in s<strong>ein</strong>er<br />

naiven sog. "Gaia-Hypothese" glaubte, es habe <strong>ein</strong>e selbstregulierende Biosphäre, die sich aus<br />

sich heraus gesund erhalten könne...<br />

Die hier versammelte zeitgenössisch-künstlerische Bildwelt zu unserem "home-planet" ist in<br />

Räumen <strong>ein</strong>es Museums installiert, das sich bis vor kurzer Zeit noch als Heimatmuseum<br />

bezeichnet hat. In ihm stecken vornehmlich Schätze der letzten 3 <strong>Jahr</strong>hunderte aus der Kultur<br />

<strong>ein</strong>es "listigen Bergvolkes" am Nordrand jenes Gebirges, das unser "home-planet" vor etwa<br />

200 Millionen <strong>Jahr</strong>en aus magmatisch-mythischen Tiefen in die Höhe gedrückt hat.<br />

Aber was ist unsere künstlerische Gegenwart schon im Vergleich zu unserem Unesco-<br />

Welterbe-Planeten, und was sind die paar <strong>Jahr</strong>hunderte christlicher und volks-christlicher<br />

Kultur, deren ästhetische Reste wir in den über uns lastenden Stockwerken unseres Museums<br />

angehäuft vorfinden, im Vergleich zu den <strong>Jahr</strong>tausenden verschiedenster sogenannter<br />

Primitiv- und Hochkulturen, von denen letztere die Naturzusammenhänge dieses Planeten<br />

nach und nach ins Wanken gebracht haben und da<strong>bei</strong> sind, dieses fatale bewussts<strong>ein</strong>s- und<br />

kulturgeschichtliche opus magnum in exponentieller Beschleunigung in globale Katastrophen<br />

hin<strong>ein</strong>zusteuern?<br />

Die Salzburger und Tölzer Künstler konfrontieren uns - wenn wir uns klar machen, wieviel<br />

weltinterpretierende Ideengeschichte all<strong>ein</strong> hier in den regionalen und lokalen<br />

Museumsobjekten steckt - mit <strong>ein</strong>em kaum auszuhaltenden Gegensatz.<br />

Ich versuche also, die sch<strong>ein</strong>bar verschiedenen Welten <strong>ein</strong>es "Heimatmuseums" und moderner<br />

Kunst <strong>ein</strong> wenig zu verknüpfen, <strong>ein</strong>e - wie es schon die vorwissenschaftliche Zeit der<br />

Alchemie als notwendig für das Seelenleben des Menschen erkannte - conjunctio oppositorum<br />

herzustellen.<br />

Wenn wir nun aber an <strong>ein</strong>e Deutung von Bildern hier in der Ausstellung in der Weise<br />

herangehen würden, dass wir lediglich darauf hinweisen, dass etwa da im Zentrum des<br />

Planeten <strong>ein</strong> hinduistisches, dort <strong>ein</strong> buddhistisches Zeichen zu finden ist, das wir in unserem<br />

Kulturkreis nur mit Alpha und Omega zu ersetzen bräuchten, um das All-Umfassende<br />

auszudrücken, dann hätten wir genau nicht verstanden, worum es geht. Dann würden wir auf<br />

<strong>ein</strong>er ziemlich vordergründigen Erkenntnis-Stufe und in der Mentalität der<br />

Akkulturationsvertreter stehenbleiben, wie es sich im Missions- und Mitteilungsbedürfnis<br />

ausdrückt, das <strong>bei</strong> allen wirklich erfahrenen Theologen, Zen-Meistern, Analytikern und auch<br />

Künstlern als <strong>ein</strong>es der gefährlichsten Stadien des "Individuationsprozesses" bzw. des<br />

Erklimmens höherer Einsichten und Weisheiten gilt, gefährlicher noch als die Abhängigkeit<br />

von esoterischer Projektion, von Bräuchen und Ritualen. Aus gutem Grund hat sich z.B. der<br />

große Religionsphilosoph Martin Buber als "ritualabstinent" bezeichnet.<br />

Und wenn wir - was <strong>bei</strong>m Planet Erde naheliegt - uns <strong>ein</strong>er vordergründig allegorischen<br />

Sichtweise bedienen würden mit der Gleichung Planet Erde = historisch-ideengeschichtlich<br />

Scheibe bis Kugel = Mandala, so, wie wir diese Ikonographie in Malkursen der


Volkshochschulen oder in populär-esoterischem Schrifttum vermittelt bekommen, dann liegen<br />

wir ebenfalls weit daneben. Freilich wäre dann diese Ausstellung schnell erklärt. Das Aha-<br />

Erlebnis bestünde darin, alles, was hier annähernd kreis- oder kugelförmig zu finden ist, als<br />

(wegen der künstlerischen Stilmittel unserer Zeit abstrakte) Darstellung der Welt aufzufassen,<br />

quasi also als lineare Weiterentwicklung der Topographia christiana des Kosmas<br />

Indikopleustes aus dem 9.Jh. (unter Verwendung alexandrinischer Vorlagen) über die<br />

romanische Buchmalerei, wie z.B. <strong>ein</strong> Schöpfergott mit <strong>ein</strong>em Zirkel das Erdenrund<br />

auszirkelt, über die Weltkarten der Renaissance, die barocken Deckenfresken zum Thema der<br />

4 Erdteile bis zur künstlerisch-seriellen Reihung z.B. von Satellitenfotos unseres<br />

Heimplaneten.<br />

Wenn wir sagen würden, das Mandala sei <strong>ein</strong> Symbol für die Erde, kämen wir mit der<br />

Begrifflichkeit von Carl Gustav Jung in Konflikt. Das Mandala ist ebenso wie <strong>bei</strong>spielsweise<br />

der Kristall <strong>ein</strong> Symbol für das Selbst, k<strong>ein</strong>eswegs aber konkretistisch für die Erde oder den<br />

Planeten. Schon eher könnte man sagen, dass die Bildidee Erde, die Bildidee Planet, die<br />

Bildidee Kosmos quasi <strong>ein</strong> Symbol für das Selbst abgeben könnte. Wenn das eigentliche<br />

Ausstellungsthema dann "das Selbst" wäre, was ist es dann?<br />

Ich muss an dieser Stelle die Begriffe klären. Zunächst das Symbol: Es gibt Zeichen, die<br />

etwas <strong>ein</strong>deutig benennen, Verkehrszeichen, Pictogramme, Logos, Corporate-Identities,<br />

Allegorien, barocke Chronogramme, barocke Emblematik, Wappen, Attribute von Heiligen,<br />

letztlich Codierungen aller Art. Aufgrund solcher Zeichen kann genau erschlossen werden,<br />

was damit gem<strong>ein</strong>t ist. Beim Symbol ist es genau umgekehrt. Man muss das Symbol ganz<br />

wörtlich nehmen (gr. "symball<strong>ein</strong>"), etwas Zusammengeworfenes, zusammengewürfeltes, <strong>ein</strong><br />

Konglomerat, etwas Vieldeutiges. Symbol bedeutet aber auch nicht <strong>ein</strong>fach alles oder etwas<br />

Chaotisches, sondern eben nur das aus dem riesigen (sowohl harmonischen wie chaotischen)<br />

Universum, was da gerade jeweils konglomeratartig zusammengewürfelt ist und in dieser<br />

spezifischen Vieldeutigkeit und Unauslotbarkeit gewisse tendenzielle Richtungen, offene<br />

Grundmuster mit Schwerpunktausrichtungen erkennen lässt.<br />

Aber was ist "das Selbst", das z.B. durch <strong>ein</strong>en Kristall oder durch kosmisch-geometrische<br />

Figuren symbolisiert s<strong>ein</strong> kann, wie sie erstaunlicherweise häufig - quer durch alle Kulturen -<br />

in Träumen der Menschen auftauchen, die sich in der Phase des Überschreitens der<br />

Lebensmitte befinden?<br />

Dann die weitere Frage, ist der Zugang zu diesem noch zu erklärenden "Selbst" in der<br />

christlich-abendländisch-kausal-finalen Denk- und Fühlweise nicht <strong>ein</strong> völlig anderer als in<br />

verschiedenen östlichen oder naturreligiösen Denkweisen, die eher zyklisch strukturiert sind?<br />

Doch vorher noch müssen wir - wenn wir den Planeten Erde zum Thema gewählt haben - die<br />

Bedeutung unserer sogenannten kulturellen Errungenschaften <strong>ein</strong>schließlich unserer gerade<br />

mal 100 <strong>Jahr</strong>e alten Wissenschaft der Tiefenpsychologie gehörig herunterschrauben.<br />

Betrachten wir nur <strong>ein</strong>mal die Zeitschiene, seit wann wir unseren Planeten mit unseren Ideen,<br />

unseren "künstlichen" Ideen beglücken. Wenn wir uns das bisherige Alter unseres<br />

Universums von etwa 20 Milliarden <strong>Jahr</strong>en als <strong>ein</strong> Kalenderjahr denken, dann gäbe es die<br />

Erde überhaupt erst seit Oktober, organisches Leben auf dem Planeten erst seit dem 20.<br />

Dezember, den Menschen erst ab dem 23. Dezember, 23 Uhr, und die abrahamitische, d.h.<br />

jüdisch-christlich-islamische Weltvorstellung mit ihrer Bewussts<strong>ein</strong>sspaltung von heilig und<br />

profan seit etwa 3 Sekunden. Weil diese abrahamitische Bewussts<strong>ein</strong>sspaltung ausgerechnet<br />

der Natur das Profane zugewiesen hat, woraus sich die technische Zivilisation entwickeln<br />

konnte, ja musste, schlingerte der Planet innerhalb der letzten Sekundenbruchteile schon


mehrfach am Abgrund nicht nur der atomaren Selbstzerstörung entlang. Insofern wird die<br />

Beschäftigung mit den religiösen und tiefenpsychologischen Hintergründen dieser unserer<br />

Zivilisation immer drängender. Und insofern kann auch die Bedeutung der vieldeutig<br />

verschlüsselten, eben symbolischen Botschaft der Kunst, die solche Tiefen in uns anspricht<br />

und in der Gesellschaft wachrüttelt, gar nicht hoch genug <strong>ein</strong>geschätzt werden.<br />

Das "Selbst" ist nun ziemlich das Gegenteil des "Selbstbewussts<strong>ein</strong>s" im landläufigen Sinn<br />

des sich ellenbogenhaft Durchsetzens, dass man "die Oberhand behält", alles technisch im<br />

Griff hat, <strong>bei</strong> <strong>ein</strong>er Prüfung nicht die Nerven verliert oder sch<strong>ein</strong>bar selbstsicher <strong>bei</strong> s<strong>ein</strong>em<br />

Chef oder <strong>bei</strong> s<strong>ein</strong>er Chefin <strong>ein</strong>e Gehaltserhöhung <strong>ein</strong>fordert. "Das Selbst" im Sinn der Schule<br />

von C.G. Jung ist eher das Gegenteil des "Ego", etwas, worum man das ganze Leben gehörig<br />

ringen muss, es ist das eigentliche ausgeglichene Gesamtwesen des Menschen, das, was ihn in<br />

der Akzeptanz der Welt, wie sie gut und böse zugleich ist, quasi "wunschlos glücklich"<br />

macht, ihn in s<strong>ein</strong>er Mitte leben lässt, ihn in <strong>ein</strong>e kommunikative, liebevolle Beziehung zu<br />

s<strong>ein</strong>er Mitwelt setzt, Inneres und Äußeres verknüpft und die negative Seite des Egos<br />

integriert, ohne es zu verdrängen.<br />

Was ist nun <strong>ein</strong> Mandala und wieso mutiert, wenn wir von unserem Planeten <strong>ein</strong> Bild<br />

gestalten, dieser gerne zu <strong>ein</strong>em Mandala? Und warum - so die Beobachtungen von<br />

Kunsttherapeuten und Analytikern - werden Mandalas, wenn sie als innen leer dargestellt<br />

werden, in der Regel nur von Menschen moderner westlicher Kulturen so gemalt?<br />

Es handelt sich hier nämlich nicht um die meditative "Fülle der Leere", vielmehr um die sog.<br />

"mitte-lose Leere". Die westliche Seele, die bereits ohne rituelle Mitte auskommt, ist daran,<br />

auch noch die Vorstellung aufzulösen, dass die Erde in Bezug auf die Anwesenheit von Leben<br />

<strong>ein</strong> Mittelpunkt ist. Die Entdeckung von Planeten um fremde Sonnen sei - so die<br />

wissenschaftliche Auffassung - <strong>ein</strong> weiteres Indiz dafür, daß unsere Stellung im Kosmos sich<br />

langsam aber sicher der Bedeutungslosigkeit nähert.<br />

Was für <strong>ein</strong>e Veränderung seit der schamanistischen Kulturstufe, die Erde und Himmel im<br />

Sinnbild des "Weltenbaumes" noch als <strong>ein</strong>en wirklichen mythischen Urraum erfahren hat,<br />

unermeßlich, allseits bis in alle Höhen und Tiefen offen, immer gegenwärtig und ohne die<br />

Spur an sich von <strong>ein</strong>er Herkunft!<br />

Die Offenheit dieses mythischen Alls entspricht aber nicht der heutigen mitte-losen Leere, in<br />

welcher der Mensch sich verliert, sondern das All hatte damals Gestalt, es schaute auf <strong>ein</strong>e<br />

Mitte, auf der der Mensch fußt. In <strong>ein</strong>em jakutischen Text hat sie die Namen 'Plazenta',<br />

'Nabel', 'Mutterbrust'. Die Vorstellung von der mit der Mutter identischen Mitte im weiten<br />

Raum ist auch heute noch <strong>ein</strong>e typische Erlebensweise während der kindlichen Entwicklung.<br />

Dass Mutter und Materie, also das, woraus unser Planet besteht, gleichen Wortstammes sind,<br />

wird von daher verständlich.<br />

In der rituellen Kulturstufe gab es nicht mehr diese kosmische Unmittelbarkeit. Das Mal - die<br />

Markierung, das Zeichen - wurde erfunden. Nicht mehr der mythische Weltenbaum war die<br />

Mitte, sondern es gab jetzt den künstlich erwählten, realen Baum, der an s<strong>ein</strong>em Ort - oder<br />

abgehackt und an <strong>ein</strong>en anderen Ort getragen (Maibaum, Kirchweihbaum, Säulen etc....) - die<br />

Mitte darzustellen hatte.<br />

"Mitte" ist nun auch die Bedeutung von "Manda" - <strong>ein</strong> Sanskritwort, das soviel heißt wie<br />

"Essenz, Mitte, wahre Bedeutung". "La" steht für Vollendung oder den Besitz. Ein Mandala<br />

also bedeutet: "das wahre Wesen der Dinge erwerben". Ursprünglich hatte diese<br />

Silbenverbindung aber auch <strong>ein</strong>e sehr konkrete Bedeutungsebene, die nun mit dieser unserer


Erde zusammenhängt. Ein Mandala war anfänglich <strong>ein</strong>e Art Plattform aus Erde, quasi <strong>ein</strong><br />

landart-Objekt in Form <strong>ein</strong>es Erdkreises, auf dem im alten Indien <strong>ein</strong> 7-tägiges<br />

Initiationsritual vollzogen wurde. Die westliche Deutung als magisch-esoterischer, mit<br />

Götterbildern und Figuren angereicherter Zauberkreis mit der Eigenschaft <strong>ein</strong>es selbstätigen<br />

Kraftzentrums liegt voll daneben und ist typisch kolonialistisch-missionarisch geprägt. Die<br />

Bedeutung ist eigentlich genau die umgekehrte, sich nämlich vom Zauberischen befreien und<br />

zu <strong>ein</strong>er geistigen Mitte kommen zu können. Die Grundform der indischen und<br />

buddhistischen Mandalas sind Diagramme aus Kreisen, Quadraten und weiteren<br />

Vieldeutigkeits-Symbolen von Kräften, die Erde-und- Kosmos verbinden. Sie sind den drei<br />

Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache, nämlich dem Wort, der Schrift - also bedeutsamen<br />

Sanskritsilben, und der Gestik (als Körpersprache) zugeordnet. Die geometrisch angelegten<br />

Formen weisen immer auf <strong>ein</strong> Zentrum hin und ordnen so den unendlichen Raum, das<br />

unendliche Chaos. Dazwischen tummeln sich allerlei Erleuchtete, Buddha selbst sitzt auf<br />

<strong>ein</strong>er Lotosblüte, Sinnbild der Weisheit im Erreichen des Nirwana, "des stillen Wassers, in<br />

dem die Lotosblumen schwimmen", was k<strong>ein</strong>eswegs <strong>ein</strong> Nichts oder das Ende der Existenz<br />

bedeutet, wie vom Westen immer wieder unterstellt, sondern das Aufgehen der Individualität<br />

(wir könnten auch westlich gesprochen sagen des "Ego") in der Existenz.<br />

Dass die Denkbildgestalt unseres Planeten - und dies drückt sich <strong>bei</strong> verschiedenen Bildern<br />

hier in ihrer eruptiv-vulkanischen Feuer- und Erdfarbigkeit ebenso aus - natürlicherweise<br />

auch, tiefenpsychologisch gesehen, mit dem zentralsten aller unserer Archetypen, nämlich<br />

dem Mutterarchetyp zu tun hat, dies wäre <strong>ein</strong> abendfüllendes, nicht nur mythologisches<br />

Thema. Als Stichworte mögen genügen Gaia, Ceres, Demeter und die eleusinischen<br />

Mysterien, jene antike "Coaching-Institution" nahe <strong>bei</strong> Athen, von der so viele damalige<br />

Schriftsteller schwärmten, sie seien dort in die höchsten Erkenntnisse über das Leben auf<br />

unserer Erde <strong>ein</strong>geweiht worden. LSD gab's damals noch nicht, aber Mutterkorn. Es muss so<br />

etwas gewesen s<strong>ein</strong> wie unsere offenbar bewussts<strong>ein</strong>serweiternden ländlichen "cosmic<br />

celebration - Parties", aber wohl etwas geistvoller.<br />

Wie soll es nun weiter gehen mit unserem Planet, <strong>Jahr</strong>zehnte nach den Prophezeiungen des<br />

Club of Rome, dem Buch "Ein Planet wird geplündert", viele <strong>Jahr</strong>e, nachdem die Zeitschrift<br />

"Natur" endgültig zu Grabe getragen wurde, nach den längst der Vergangenheit angehörenden<br />

Fundi- und Realo-Aus<strong>ein</strong>andersetzungen in den diversen Umweltbewegungen, nach der<br />

absehbaren Zeit, wenn wir unsere fossilen Rohstoffe verfrühstückt haben werden, wenn sich<br />

der Planet Erde vom exponentiellen Bevölkerungswachstum überfordert sieht. Wir sitzen wie<br />

die Kaninchen vor den Schlangen. Um uns zu betäuben, fahren wir z.B. hypertrophierte Vans<br />

und Pseudogeländewagen - Hypertrophierungen waren immer schon untrügliche Kennzeichen<br />

<strong>ein</strong>er sterbenden Kultur. Wir haben aber nur <strong>ein</strong>en Planeten, nur <strong>ein</strong>e Weltzeit.Gehen wir<br />

deshalb so zerstörerisch mit unserem Planeten und mit uns selbst um, weil wir uns im<br />

abrahamitischen Kulturkreis das geistige Hintertürchen <strong>ein</strong>er Transzendenzprojektion auf <strong>ein</strong>e<br />

neue, bessere, jenseitige Welt geschaffen haben? Diese unsere Ausstellung führt uns - gerade<br />

wegen ihrer hohen ästhetischen und künstlerischen Qualität - deutlich vor Augen, dass wir<br />

(auch im Vergleich zu den historisch-volksfrommen Museumsobjekten mit ebenfalls<br />

welthaftem und kosmischem Bezug z.B. in Form des Kreuzes oder des Paradies- und<br />

Erlösungsbaumes oder der Mondsichelmadonna auf der Weltkugel!) nicht umhin kommen<br />

werden, uns <strong>ein</strong>dringliche Fragen zu stellen, inwieweit unsere dogmatisierten Weltbilder noch<br />

taugen, wenn wir überleben wollen.

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