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Im Jahr 1969 formulierte James Lovelock, ein britischer Physiker bei ...

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mehrfach am Abgrund nicht nur der atomaren Selbstzerstörung entlang. Insofern wird die<br />

Beschäftigung mit den religiösen und tiefenpsychologischen Hintergründen dieser unserer<br />

Zivilisation immer drängender. Und insofern kann auch die Bedeutung der vieldeutig<br />

verschlüsselten, eben symbolischen Botschaft der Kunst, die solche Tiefen in uns anspricht<br />

und in der Gesellschaft wachrüttelt, gar nicht hoch genug <strong>ein</strong>geschätzt werden.<br />

Das "Selbst" ist nun ziemlich das Gegenteil des "Selbstbewussts<strong>ein</strong>s" im landläufigen Sinn<br />

des sich ellenbogenhaft Durchsetzens, dass man "die Oberhand behält", alles technisch im<br />

Griff hat, <strong>bei</strong> <strong>ein</strong>er Prüfung nicht die Nerven verliert oder sch<strong>ein</strong>bar selbstsicher <strong>bei</strong> s<strong>ein</strong>em<br />

Chef oder <strong>bei</strong> s<strong>ein</strong>er Chefin <strong>ein</strong>e Gehaltserhöhung <strong>ein</strong>fordert. "Das Selbst" im Sinn der Schule<br />

von C.G. Jung ist eher das Gegenteil des "Ego", etwas, worum man das ganze Leben gehörig<br />

ringen muss, es ist das eigentliche ausgeglichene Gesamtwesen des Menschen, das, was ihn in<br />

der Akzeptanz der Welt, wie sie gut und böse zugleich ist, quasi "wunschlos glücklich"<br />

macht, ihn in s<strong>ein</strong>er Mitte leben lässt, ihn in <strong>ein</strong>e kommunikative, liebevolle Beziehung zu<br />

s<strong>ein</strong>er Mitwelt setzt, Inneres und Äußeres verknüpft und die negative Seite des Egos<br />

integriert, ohne es zu verdrängen.<br />

Was ist nun <strong>ein</strong> Mandala und wieso mutiert, wenn wir von unserem Planeten <strong>ein</strong> Bild<br />

gestalten, dieser gerne zu <strong>ein</strong>em Mandala? Und warum - so die Beobachtungen von<br />

Kunsttherapeuten und Analytikern - werden Mandalas, wenn sie als innen leer dargestellt<br />

werden, in der Regel nur von Menschen moderner westlicher Kulturen so gemalt?<br />

Es handelt sich hier nämlich nicht um die meditative "Fülle der Leere", vielmehr um die sog.<br />

"mitte-lose Leere". Die westliche Seele, die bereits ohne rituelle Mitte auskommt, ist daran,<br />

auch noch die Vorstellung aufzulösen, dass die Erde in Bezug auf die Anwesenheit von Leben<br />

<strong>ein</strong> Mittelpunkt ist. Die Entdeckung von Planeten um fremde Sonnen sei - so die<br />

wissenschaftliche Auffassung - <strong>ein</strong> weiteres Indiz dafür, daß unsere Stellung im Kosmos sich<br />

langsam aber sicher der Bedeutungslosigkeit nähert.<br />

Was für <strong>ein</strong>e Veränderung seit der schamanistischen Kulturstufe, die Erde und Himmel im<br />

Sinnbild des "Weltenbaumes" noch als <strong>ein</strong>en wirklichen mythischen Urraum erfahren hat,<br />

unermeßlich, allseits bis in alle Höhen und Tiefen offen, immer gegenwärtig und ohne die<br />

Spur an sich von <strong>ein</strong>er Herkunft!<br />

Die Offenheit dieses mythischen Alls entspricht aber nicht der heutigen mitte-losen Leere, in<br />

welcher der Mensch sich verliert, sondern das All hatte damals Gestalt, es schaute auf <strong>ein</strong>e<br />

Mitte, auf der der Mensch fußt. In <strong>ein</strong>em jakutischen Text hat sie die Namen 'Plazenta',<br />

'Nabel', 'Mutterbrust'. Die Vorstellung von der mit der Mutter identischen Mitte im weiten<br />

Raum ist auch heute noch <strong>ein</strong>e typische Erlebensweise während der kindlichen Entwicklung.<br />

Dass Mutter und Materie, also das, woraus unser Planet besteht, gleichen Wortstammes sind,<br />

wird von daher verständlich.<br />

In der rituellen Kulturstufe gab es nicht mehr diese kosmische Unmittelbarkeit. Das Mal - die<br />

Markierung, das Zeichen - wurde erfunden. Nicht mehr der mythische Weltenbaum war die<br />

Mitte, sondern es gab jetzt den künstlich erwählten, realen Baum, der an s<strong>ein</strong>em Ort - oder<br />

abgehackt und an <strong>ein</strong>en anderen Ort getragen (Maibaum, Kirchweihbaum, Säulen etc....) - die<br />

Mitte darzustellen hatte.<br />

"Mitte" ist nun auch die Bedeutung von "Manda" - <strong>ein</strong> Sanskritwort, das soviel heißt wie<br />

"Essenz, Mitte, wahre Bedeutung". "La" steht für Vollendung oder den Besitz. Ein Mandala<br />

also bedeutet: "das wahre Wesen der Dinge erwerben". Ursprünglich hatte diese<br />

Silbenverbindung aber auch <strong>ein</strong>e sehr konkrete Bedeutungsebene, die nun mit dieser unserer

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