16.04.2014 Aufrufe

Raummodelle als Grundlage gekoppelter Modellierung

Raummodelle als Grundlage gekoppelter Modellierung

Raummodelle als Grundlage gekoppelter Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

16 <strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

Quelle: AG Hydro- und Umweltgeologie, Martin-Luther-Universität Halle. 2007<br />

3.1. Komplexe Ausgangslage und<br />

dynamische Umwelt<br />

Die 3D-Bearbeitung von geologischen<br />

<strong>Raummodelle</strong>n in heterogenen<br />

Aquiferen ist bis heute bezüglich<br />

der modell-technischen Handhabung<br />

nach wie vor schwierig und<br />

sehr aufwendig. Vor dem Hintergrund<br />

der regionalen Schadstoffbelastung<br />

der Grundwasserleiter im<br />

Raum Bitterfeld-Wolfen durch die<br />

ehemalige chemische Industrie und<br />

die komplexen hydraulischen Verhältnisse<br />

aufgrund des eingestellten<br />

Braunkohlebergbaus, wachsen<br />

jedoch die Ansprüche an die Aussagegenauigkeit<br />

und Verfügbarkeit<br />

von 3D-Modellen. Integriert in eine<br />

GIS-Umgebung ermöglichen sie<br />

Plausibilitätsprüfungen von Punktund<br />

Flächendaten, Analysen komplexer<br />

hydrostratigraphischer und<br />

umweltchemischer Verhältnisse sowie<br />

Prognosen zur ortskonkreten<br />

Situation des tieferen Untergrundes<br />

und Strömungs- und Transportverhaltes<br />

im Grundwasserleiter. Auf<br />

der <strong>Grundlage</strong> dieser <strong>Raummodelle</strong><br />

können weiterführende Aussagen<br />

zum Thema fate and pathway, risk<br />

assessment, Expositionsabschätzung<br />

und Landnutzungsmanagment GISbasiert<br />

durchgeführt werden.<br />

Die integrative räumliche Analyse<br />

umfasst die folgenden Punkte:<br />

• 3D-<strong>Modellierung</strong> der komplexen<br />

geologisch-hydrogeologischen<br />

Struktureinheiten,<br />

• Regionalisierung der Restkontaminationen<br />

und räumliche statistische<br />

Betrachtung,<br />

• Expositionsanalyse auf der Basis<br />

der regionalen Grundwasserströmung<br />

und betroffener Schutzgüter.<br />

3.1a. 3D-<strong>Raummodelle</strong> erlauben die integrierte<br />

Darstellung der Erdoberfläche mit dem<br />

geologischen Untergrund. Dabei lässt die<br />

thematische Bearbeitung der Landnutzung<br />

wie auch der geologischen Schichten unterschiedliche<br />

Kombinationen von Informationen<br />

zu. Das Beispiel zeigt einen Ausschnitt der<br />

Region Bitterfeld mit Luftbild und hydraulischen<br />

Fenstern im oberen Grundwasserleiter<br />

auf 4 x 4 km. Der geflutete Tagebaurestsee<br />

Goitzsche ist im Vordergrund zu erkennen.


17<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

Ziel war es dabei, stoffspezifische<br />

und ortskonkrete Aussagen im Untersuchungsgebiet<br />

zu Konzentrationen<br />

von Schadstoffen und deren<br />

Austragspfaden zu erhalten und<br />

mittels weiterführender Analysen<br />

mögliche Handlungs- und Planungsoptionen<br />

aus umwelt- und<br />

ökotoxikologischer Sicht abzuleiten.<br />

Ausgehend von einer Unterbrechung<br />

des Schadstoffpfades durch<br />

die quellnahen hydraulischen Sicherungsmaßnahmen<br />

sind die Auswirkungen<br />

der abreißenden und verbleibenden<br />

Fahnenteile im Sinne von<br />

„Schadstoffwolken“ zu untersuchen.<br />

Dazu muss die schadstoffspezifische<br />

Speicherfunktion der verschiedenen<br />

geologischen Einheiten des<br />

Untergrundes abgeschätzt werden.<br />

Das in den SAFIRA-Projekten<br />

erarbeitete großräumige digitale<br />

geologische Raummodell stellt für<br />

die Arbeiten eine detaillierte und<br />

notwendige <strong>Grundlage</strong> dar, um die<br />

lithologischen und strukturellen<br />

Heterogenitäten abzubilden. Eine<br />

der Hauptaufgaben des SAFIRA II-<br />

Projekts bestand in der nördlichen<br />

Erweiterung des Raummodells, um<br />

den nördlichen Referenzraum des<br />

Untersuchungsgebietes mit dem<br />

Zustrom zur Mulde ebenfalls zu erfassen.<br />

Ausgehend von der hydraulischen<br />

Situation und der jeweiligen Grundwasserbelastung<br />

sind für Stoffgruppen<br />

bzw. Einzelstoffe Schutzgutbetrachtungen<br />

anzustellen, die<br />

sowohl die Transmissionspfade <strong>als</strong><br />

3.1b. Modellausschnitt des Bereichs<br />

Bitterfeld-Süd mit den tief eingreifenden Kippenfüllungen<br />

und der z.T. noch verbliebenen<br />

Braunkohle. Die Abbildung gibt einen guten<br />

Einblick in die Komplexität der Schichtfolge<br />

und die Einwirkungen des Bergbaus.


18<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.1c. Volumenmodell der verbliebenen<br />

Rest-Braunkohle mit Abbaukanten, Straßenpfeilern<br />

und Auffahrrampen im Bereich des<br />

Gebietes Bitterfeld-Süd.<br />

auch unterschiedliche Expositionsaspekte<br />

für spezifische Schutz- und<br />

Sachgüter deutlich machen. Dies<br />

muss unter besonderer Berücksichtigung<br />

der langfristigen Grenzflurabstände<br />

bzw. Mindestflurabstände<br />

für die unterschiedlichen Nutzungsbereiche<br />

je nach Schutzgut und<br />

Empfindlichkeit betrachtet werden.<br />

Die raumorientierten Empfindlichkeitsanalysen<br />

sind dabei sowohl<br />

auf die spezifischen Sachgüter und<br />

Landnutzungs-/Flächennutzungsaspekte<br />

wie auch auf die differenzierten<br />

ökologischen Inhalte der<br />

Oberflächengewässer umzusetzen.<br />

Die GIS-gestützte, flächendifferenzierte<br />

Bearbeitung erfolgt durch<br />

georeferenzierte Flächendaten, u.a.<br />

durch digitale Luftbilder, CIR-Daten,<br />

Biotopkataster, ATKIS und Flächennutzungspläne.<br />

Die Grundwasserbelastungen<br />

wurden in den unterbrochenen Abstromfahnen<br />

nach Grundwasserleitern<br />

regionalisiert und stoff- sowie<br />

gruppenspezifisch ermittelt. Auf der<br />

Basis der Zustandsbeschreibung des<br />

erarbeiteten Raummodells Bitterfeld<br />

und seiner nördlichen Erweiterung<br />

werden die notwendigen detaillierten<br />

und ortskonkreten Informationen<br />

für beispielhafte Referenzräume<br />

(Süd und Nord) bereitgestellt, analysiert,<br />

bewertet und thematisch in<br />

einem Geoinformationssystem verschnitten.


19<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.2. Hochauflösende<br />

3D-<strong>Raummodelle</strong><br />

3.2a. Virtuelle vernetzte vertikale Profilschnitte<br />

im Modell Bitterfeld-Süd.<br />

Die Schichtenfolge des Tertiärs einschließlich<br />

Braunkohle, des Quartärs und der Kippenfüllungen<br />

zeichnen sich deutlich ab.<br />

Im Rahmen der SAFIRA-Projekte<br />

wurde im Raum Bitterfeld-Wolfen<br />

auf einer Fläche von ca. 65 km²<br />

ein hochauflösendes geologisches<br />

Raummodell entwickelt und mit<br />

Hilfe der 3D-<strong>Modellierung</strong>ssoftware<br />

GSI3D und GeoObject 2 in ein<br />

digitales Raummodell überführt.<br />

Das digitale geologische Raummodell<br />

ist ein Teil des „Raummodells<br />

Bitterfeld“, eines GIS-gestützten,<br />

flächennutzungsbezogenen, geologisch/hydrogeologischen<br />

Rauminformationssystems,<br />

das standortabhängige<br />

Informationen zur Situationsbewertung<br />

und für planungsrelevante<br />

Fragestellungen beinhaltet.<br />

Das Ziel der <strong>Modellierung</strong> war<br />

vor dem Hintergrund der komplexen<br />

geologischen Verhältnisse,<br />

die zusätzlich durch anthropogene<br />

Eingriffe tiefgreifend gestört wurden,<br />

die optimale Erfassung der<br />

heterogenen Aquifere. Zusätzlich<br />

wurde die Umsetzung der realen<br />

geologischen Verhältnisse in das<br />

geologische Raummodell durch die<br />

anthropogenen Schichtkörper der<br />

Bergbaukippen und Industrie- und<br />

Siedlungsauffüllungen erschwert.<br />

Bei dem digitalen geologischen<br />

Raummodell Bitterfeld wurde auf<br />

der Basis von 32 Einzelschichten bis<br />

zur Rupelton-Oberkante ein Gebiet<br />

von 65 km² modelliert. Im Gegensatz<br />

zu einer reinen Visualisierung<br />

von geologischen Körpern steht hinter<br />

dem gerechneten 3D-Modell eine<br />

rasterzellenbasierte Datenbank, der<br />

in Übereinstimmung mit dem digitalen<br />

Höhenmodell eine 10x10 m<br />

Zelle zugrunde gelegt wurde. Bei<br />

einer höher auflösenden Ausgangsdatenlage<br />

und entsprechender Rechenkapazität<br />

lassen sich die Rasterzellen<br />

bei Bedarf durchaus noch<br />

weiter verfeinern. Als Input-Informationen<br />

liegen dem Modell 350<br />

Bohrungen und 60 Profilschnitte in<br />

einer vernetzten Struktur zugrunde.<br />

Im Gegensatz zu nur räumlichen<br />

Visualisierungen oder 2,5D-Darstellungen<br />

kann dieses 3D-Modell <strong>als</strong><br />

Analyse- und Prognosewerkzeug<br />

interaktiv eingesetzt werden.


20<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

Die gerechneten Produkte reichen<br />

von Volumen- und Flächenberechnungen,<br />

der Darstellung von<br />

virtuellen Bohrungen, virtuellen<br />

vertikalen und horizontalen 2D-<br />

Profilschnitten, der 3D-Darstellungen<br />

einzelner Sedimentkörper oder<br />

Schichtgruppen bis zu einer ortsund<br />

höhenkonkreten Lagebestimmung<br />

einzelner Punkte aufgrund<br />

der georeferenzierten Bezugsbasis.<br />

Die Überführung der digitalen<br />

Datenbasis in ein Strömungs- und<br />

Transportmodell z.B. Modflow/<br />

MT3D oder Feflow ermöglicht unter<br />

Ergänzung eines Zeitparameters<br />

eine 4D-Modellanwendung. Dabei<br />

können z.B. berechnete Stoffausbreitungen<br />

von nicht-reaktiven Stoffen<br />

(Tracern) in den einzelnen Grundwasserleitern<br />

dargestellt werden.<br />

3.2b. Virtuelle horizontale Schnitte durch den<br />

Modellkörper mit einem vertikalen Abstand<br />

von 5 m. Man beachte die sich deutlich<br />

ändernden Schichtverhältnisse bei kurzen<br />

Distanzen. Diese Art der Prognose ist in der<br />

Form nur in digitalen 3D Modellen möglich.<br />

3.2c. Anwendungsbeispiele von unterschiedlichen<br />

virtuellen Schnitten und Einblendungen<br />

von z.B. Grundwasser-Konturlinien im<br />

Modellgebiet. Die horizontale Auflösung des<br />

digitalen Geologiemodells beträgt 10 x 10 m,<br />

die vertikale Auflösung, je nach Eingabe bis in<br />

den cm-Bereich.


21<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.3. Hydrogeologische Situation<br />

3.3a. Abgedecktes geologisches Modell,<br />

entfernt wurden die Kippenfüllungen und Teile<br />

der oberen quartären Schichten. Deutlich<br />

markiert treten die Bereiche der hydraulischen<br />

Fenster hervor, in denen Schadstoffe<br />

von einem Grundwasserleiter in den unterliegenden<br />

eindringen können.<br />

Das Gebiet kann hydrogeologisch<br />

sowohl flächenbezogen <strong>als</strong> auch<br />

vertikal in mehrere Bereiche gegliedert<br />

werden. Vertikal lassen sich<br />

prinzipiell zwei Grundwasserleiter<br />

(GWL), ein quartärer und ein tertiärer,<br />

unterscheiden. Der quartäre<br />

GWL 110 ist sehr heterogen aufgebaut,<br />

was primär auf die Kleinräumigkeit<br />

der glazialen Ablagerungen<br />

und sekundär auf die anthropogenen<br />

Eingriffe im Zuge des Tagebaus<br />

zurückzuführen ist. Während<br />

die quartären Grundwasserleiter so<br />

häufig an hydrogeologischen Fenstern<br />

der Grundwassergeringleiter<br />

miteinander verbunden sind, dass<br />

sie <strong>als</strong> ein Grundwasserleiterkomplex<br />

anzusprechen sind, der nur<br />

lokal getrennte Horizonte aufweist,<br />

werden die tertiären Grundwasserleiter<br />

von den quartären durch den<br />

Bitterfelder Decktonkomplex sowie<br />

die streckenweise <strong>als</strong> Geringleiter<br />

fungierende oligozäne Braunkohle<br />

im unverritzten Gebirge gut getrennt.<br />

Im Bereich der Tagebaue ist<br />

diese Trennung durch die Ausbeutung<br />

der Kohle und anschließende<br />

ungeordnete Verkippung von Material<br />

des Deckgebirges nicht mehr<br />

gegeben. Im Tertiär sorgt der Breitenfelder<br />

Horizont für eine bereichsweise<br />

Trennung zweier sandiger<br />

Grundwasserleiter. Der tertiäre<br />

Grundwasserleiter 500 ist im Untersuchungsgebiet<br />

flächendeckend vom<br />

liegenden GWL 800 durch den oligozänen<br />

Rupelton getrennt. In dem aus<br />

eozänen Sanden bestehenden GWL<br />

800 herrschen nach Braun & Krapp<br />

(1992) gespannte Verhältnisse. Der<br />

Rupelton bildet einen wichtigen<br />

flächendeckenden Grundwassergeringleiter<br />

mit sehr geringer Durchlässigkeit<br />

und daher werden für<br />

umweltrelevante Fragestellungen<br />

tiefer liegende Grundwasserleiter,<br />

wie der GWL 800, nicht betrachtet.<br />

3.3b. Räumliche Darstellung der Grundwasser-Geringleiter<br />

im Modellgebiet. Nicht<br />

abgebildet sind die Grundwasser-Leiter.<br />

Balken zeigen die Konzentrationsverteilung<br />

von Schadstoffen an.<br />

3.3c. Volumetrische Berechnung des durch<br />

den Grundwasseranstieg im Jahr 2002 zusätzlich<br />

gesättigten Bergbau-Kippenbereichs<br />

im Modellgebiet. Volumenmodelle erlauben<br />

exakte Kalkulation zu Massen- und Frachtenberechnung<br />

speziell für hydrochemische und<br />

geochemische Modellaussagen.


22<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.4. Hydrogeologische<br />

Modellnutzung<br />

Die Generierung eines numerischen<br />

Grundwassermodells aus den<br />

Daten des geologischen Modells<br />

scheint zunächst naheliegend. Das<br />

Strukturmodell kann tatsächlich<br />

bei ausreichenden Import- und Exportmöglichkeiten<br />

des geologischen<br />

Modellsystems auf der einen und<br />

des numerischen Grundwassermodellierungssystems<br />

auf der anderen<br />

Seite relativ leicht generiert werden.<br />

Hierbei gilt es jedoch, einige Rahmenbedingungen<br />

zu beachten:<br />

• Die Abmessungen des geologischen<br />

Modells können in gewissen<br />

Grenzen beliebig gewählt<br />

werden, ein numerisches Grundwassermodell<br />

sollte sich unbedingt<br />

an sinnvollen Randbedingungen<br />

orientieren.<br />

• In einem geologischen Modell<br />

werden alle stratigraphischen Einheiten<br />

ausgehalten, in einem numerischen<br />

Grundwassermodell sollten<br />

Grundwasserleiter und -geringleiter<br />

implementiert werden, wobei<br />

durchaus mehrere stratigraphische<br />

Einheiten zusammengefasst<br />

werden können.<br />

• In einem numerischen Grundwassermodell<br />

müssen alle „Schichten“<br />

(„layer“, „slices“) für das gesamte<br />

Modellgebiet definiert werden, in<br />

einem geologischen Modell gibt es<br />

die Möglichkeit, Schichten auskeilen<br />

zu lassen oder sie nur in<br />

linsenartigen Strukturen zu definieren.<br />

3.4a. Fragen der Aussagesicherheit von Modelldaten<br />

können wie in der Abbildung durch<br />

die Abweichung in der Z-Achse dargestellt<br />

werden, z.B. hier die Oberfläche des Bitterfelder<br />

Glimmersandes.


23<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.4b. Geologische <strong>Raummodelle</strong> erlauben<br />

unterschiedliche Prognosen für wichtige Parameter.<br />

Das Beispiel zeigt, die im Rahmen<br />

einer Animation durch das Modellgebiet<br />

laufenden Profilschnitte mit einer farblichen<br />

Kennzeichnung der hydraulischen Leitfähigkeit<br />

der Sedimente und deren räumlicher<br />

Verteilung.<br />

Die Parametrisierung des numerischen<br />

Grundwassermodells kann<br />

sich zwar in einem ersten Schritt an<br />

der lithologischen Beschreibung der<br />

stratigraphischen Einheiten orientieren,<br />

jedoch wird dies spätestens<br />

bei der Kalibrierung verbessert werden<br />

müssen.<br />

Im vorliegenden Fall wurde ein<br />

durch sinnvolle hydrogeologische<br />

Randbedingungen definierter Ausschnitt<br />

des geologischen Modells<br />

<strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> für die Erstellung<br />

des Strukturmodells für das numerische<br />

Grundwassermodell genutzt.<br />

Die 32 geologischen Einheiten<br />

wurden jedoch auf 13 numerische<br />

„Layer“ reduziert. Die Parametrisierung<br />

wurde zunächst auf der<br />

<strong>Grundlage</strong> der lithologischen Beschreibung<br />

der einzelnen Einheiten<br />

vorgenommen, musste jedoch unter<br />

Zuhilfenahme von Bohrdaten im<br />

Verlauf der Kalibrierung verfeinert<br />

werden.<br />

3.4c. Integration der räumlichen Verteilung<br />

von Stoffdaten in 3D Modelle der einzelnen<br />

Grundwasserleiter, hier ein unterer und ein<br />

oberer, durch ein Luftposter getrennt.


24<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.5. Auswirkungen der<br />

Jahrhundertflut August 2002<br />

Vor dem Hochflutereignis vom<br />

August 2002 war die hydraulische<br />

Situation im Untersuchungsraum<br />

durch einen Grundwasserabstrom<br />

nach Osten, in Richtung des Tagebaurestloches<br />

Goitzsche, gekennzeichnet.<br />

Durch die schnelle, hochwasserinduzierte,<br />

unkontrollierte<br />

Flutung des Tagebaus und die damit<br />

verbundene Behinderung des<br />

Abstromes kam es durch die Flut im<br />

betrachteten Gebiet zum großflächigen<br />

Anstieg des Grundwasserspiegels.<br />

Es ist aber festzustellen, dass<br />

dieser beobachtete Effekt nicht ausschließlich<br />

auf das Hochwasserereignis<br />

vom August 2002 zurückzuführen<br />

ist, sondern in Verbindung<br />

mit Niederschlagsereignissen zu<br />

sehen ist. Dem überdurchschnittlich<br />

starken Grundwasseranstieg im<br />

August 2002 ging ein Starkregenereignis<br />

mit mehr <strong>als</strong> 100 mm/m²<br />

voraus, so dass es zu einer Überlagerung<br />

des durch den Niederschlag<br />

hervorgerufenen Effektes mit dem<br />

durch einen verringerten Abstromgradienten<br />

in Richtung Goitzsche bedingten<br />

Aufstau im Grundwasserkörper<br />

kam.<br />

Durch den seit dem Hochwasser<br />

behinderten Abstrom des Grundwassers<br />

in Richtung Goitzsche<br />

änderte sich die Abstromrichtung<br />

nach NE in Richtung Mulde. Es ist<br />

davon auszugehen, dass sich die<br />

Abstromverhältnisse langfristig in<br />

dieser Ausrichtung stabilisieren.<br />

Für kleinräumigere Betrachtungen<br />

bzw. längerfristige Aussagen zum<br />

hydraulischen Gesamtsystem bezüglich<br />

der Entwicklung der Grundwasserflurabstände<br />

und der Grundwasserfließrichtung<br />

sind allerdings<br />

noch weitere Daten und ein regionaler<br />

Modellansatz erforderlich.


25<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.5a. Arbeitsschema und Verknüpfung<br />

einzelner Datengrundlagen mit gekoppelten<br />

Software-Werkzeugen der Grundwasser- und<br />

Transportmodellierung und die Einbindung<br />

in das Arbeitsumfeld von Geo-Informations-<br />

Systemen.<br />

3.5b. Beispiel für die Datenübernahme aus<br />

dem digitalen 3D Strukturmodell in die Transportmodellierung<br />

mit nicht reaktiven Tracern.<br />

Dargestellt ist das Flächennetz zwischen dem<br />

unteren und oberen Grundwasser-Leiter des<br />

Modellgebietes. Deutlich treten die Abbaukanten<br />

des ehemaligen Braunkohle-Abbaus<br />

hervor.


26<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.5c. Integrierte Darstellung von Modellergebnissen<br />

aus der 3D Geologiemodellierung,<br />

(Abraum abgedeckt) mit berechneten<br />

Ausbreitungskonzentrationen über 30 Jahre<br />

eines nicht reaktiven Tracers in Kombination<br />

mit den Grundwassergleichen des Jahres<br />

2000. Von besonderer Bedeutung ist die<br />

Ausweitung der Schadstofffahne im Bereich<br />

der quartären Rinne.<br />

3.5d. Kombinierte Darstellung von 3D Oberflächen<br />

mit der dominanten Rinne-Struktur<br />

im Untergrund und der Verlauf von Strömungslinien.<br />

Die hydraulische Auswirkung<br />

auf die Grundwasser-Strömung wird hier<br />

besonders deutlich.


27<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.6. Ergebnisse der 3D-hydraulischen<br />

<strong>Modellierung</strong><br />

3.6a. Die Abb. zeigt die Mächtigkeitskarte<br />

der Rest-Braunkohle mit dem Verlauf der<br />

quartären Rinne und den Strömungslinien der<br />

Grundwasser-<strong>Modellierung</strong> 2000 und nach<br />

dem Jahrhunderthochwasser August 2002.<br />

Aufgrund der veränderten Grundwassersituation<br />

verlaufen künftige Stoffausträge<br />

nach Norden, die hydraulische Wirksamkeit<br />

der Rinne wird aber auch in dieser Situation<br />

deutlich.<br />

Die <strong>Grundlage</strong>n zur Erstellung<br />

eines dreidimensionalen numerischen<br />

Grundwassermodells wurden<br />

bereits im Rahmen des Forschungsprojekts<br />

SAFIRA geschaffen. Diese<br />

Prinzipstudien zur Strömungs- und<br />

Transportmodellierung wurden<br />

durch Bilanzierungen ergänzt. Die<br />

<strong>Modellierung</strong> dient einerseits dem<br />

besseren Prozessverständnis, andererseits<br />

zu prognostischen Berechnungen<br />

der sich neu ausbildenden<br />

hydraulischen Bedingungen. Hierbei<br />

ist zu berücksichtigen, dass<br />

sich aus diesen Prinzipstudien Tendenzen<br />

abschätzen lassen, die für<br />

die erforderlichen Detailmodelle<br />

eine wesentliche <strong>Grundlage</strong> bilden.<br />

Definitive Werte, die sich auch unter<br />

Berücksichtigung weiterer Prozesse<br />

(Sorption von Schadstoffen,<br />

NA-Prozesse) ergeben, können erst<br />

durch Detailmodelle künftig berechnet<br />

werden.<br />

Aussagen des Particle tracking<br />

und Transport eines idealen Tracers<br />

machen beim Vergleich der beiden<br />

Modelle für den Zustand vor und<br />

nach dem Hochwasserereignis zweierlei<br />

deutlich:<br />

• Die Kontaminanten werden unter<br />

den neuen Strömungsbedingungen<br />

sehr stark in nördlicher Richtung<br />

verdriftet und durch den differenzierten<br />

Aquiferaufbau beeinflusst.<br />

• Die Kontaminationen im tertiären<br />

Grundwasserleiter werden wesentlich<br />

langsamer <strong>als</strong> im quartären<br />

Grundwasserleiter verdünnt und<br />

aus dem betrachteten Grundwasserkörper<br />

ausgetragen.<br />

Dieses Systemverhalten wird auch<br />

in den berechneten Konzentrationsganglinien<br />

für einige hypothetische<br />

Grundwassermessstellen deutlich.<br />

Demnach dürften die Stoffkonzentrationen<br />

im Strömungszustand vor<br />

dem Hochwasser im Anstrom zur<br />

Goitzsche noch längere Zeit ansteigen,<br />

während sich für die Situation<br />

nach dem Hochwasser bereits nach<br />

5 bis 10 Jahren eine Reduktion der<br />

Stoffkonzentrationen abzeichnet.


28<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.6b. Beispiel für regionalisierte Stoffverteilung<br />

in heterogenen Grundwasser-Leitern in<br />

Kombination mit Strömungslinien auf einem<br />

Luftbild.<br />

3.6c. Erweiterte Realität – Die Mächtigkeit<br />

der Rest-Braunkohle wird mit einem Luftbild<br />

überlagert und mit der 3D Morphologie der<br />

Rinnenstruktur und den darin enthaltenen<br />

Beobachtungsbrunnen kombiniert. Der<br />

Konzentrationsanstieg von Kontaminanten<br />

nach dem Hochwasser 2002 wird in Rot oder<br />

deren Abfall in Grün angezeigt.<br />

Der Austrag (aus quartären und<br />

tertiären Grundwasserleitern) ist vor<br />

dem Hochwasserereignis 2002 nach<br />

Osten, zur Goitzsche hin gerichtet,<br />

seit dem Hochwasser hingegen nach<br />

NE. Die Fließzeiten sind jedoch in<br />

den tertiären Grundwasserleitern<br />

wegen der gegenüber den quartären<br />

Grundwasserleitern stark reduzierten<br />

Grundwasserneubildung<br />

vergleichsweise wesentlich länger.<br />

Die berechneten Bahnlinien der<br />

Prinzipmodellierung geben einen<br />

ersten Hinweis auf die langjährige<br />

Abstromsituation vor dem Hochwasser<br />

und damit auf die potenzielle<br />

Verbreitung von Residualkontaminationen,<br />

wobei die Bahnlinien<br />

nach dem Hochwasser die künftige<br />

Austragssituation kennzeichnen.<br />

Der Einfluss der quartären Rinne<br />

<strong>als</strong> Dränageelement wird hier besonders<br />

deutlich.<br />

Für den gesamten Grundwasserleiterkomplex<br />

zeichnet sich ein<br />

Übergang der Stoffe im weiteren<br />

Fließverlauf zu einem Teil wieder in<br />

den quartären Grundwasserleiter ab.<br />

Die Fließzeiten liegen bei mehreren<br />

Jahrzehnten. Für den Strömungszustand<br />

nach dem Hochwasserereignis<br />

sind die Grundwasserfließgeschwindigkeiten<br />

geringer und<br />

damit die Verweilzeit der Stoffe im<br />

Grundwasser höher. Der Stoffaustrag<br />

wird aufgrund der veränderten<br />

Fließverhältnisse und geringeren<br />

Fließgeschwindigkeiten verzögert.


29<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.7. 2D- und 3D-Regionalisierung<br />

ausgewählter Stoffe<br />

3.7a. Räumliche Gliederung einer ehemaligen<br />

Industrie- und Bergbaufolge-Landschaft.<br />

Die Verwendung (geostatistischer)<br />

probabilistischer wie auch<br />

deterministischer Interpolationsverfahren,<br />

<strong>als</strong>o z.B. Kriging und<br />

IDW, zur Abschätzung anthropogen<br />

verursachter flächenhafter Kontamination,<br />

wird durch eine komplexe<br />

Ausgangssituation charakterisiert.<br />

Insbesondere alte und<br />

flächenhafte Einträge erschweren<br />

die Unterscheidung von Bereichen<br />

erhöhter Messwerte von punktuell<br />

erhöhten Messwerten. Kommt, wie<br />

im vorliegenden Fall, eine räumlich<br />

oder zeitlich spezifisch orientierte<br />

Beprobung hinzu, wirkt sich<br />

dies zusätzlich erschwerend für die<br />

Interpretation der Interpolationsergebnisse<br />

aus. Die Aussagesicherheit<br />

der räumlichen Verteilung von<br />

Stoffen ist jedoch für expositionsorientierte<br />

Betrachtungen von Schutzgütern<br />

und Landnutzungsaspekten<br />

von Bedeutung. Durch die Anwendung<br />

der genannten Verfahren der<br />

explorativen Datenanalyse und lokaler<br />

Indikatoren räumlicher Assoziation<br />

lassen sich die räumlichen<br />

Zusammenhänge zwischen einzelnen<br />

punktuellen Einträgen besser<br />

verstehen.


30<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.7b. GIS-basierte Datenanalyse mit räumlicher<br />

Interpolation von Parametern<br />

(z.B. Stoffe, Temperatur, Leitfähigkeit), in<br />

Kombination mit der regionalen Verbreitung<br />

der Strömungslinien aus dem Grundwasser-<br />

Strömungsmodell vor 2002.<br />

Aufgrund des langjährigen Stoffeintrags und<br />

den langen Verweilzeiten im Grundwasser ergeben<br />

sich hier konsistente und sehr plausible<br />

Strukturen der Umwelt- und Grundwasserverhältnisse.<br />

Die Analysen zu den Interpolationen<br />

und die Interpolationen für<br />

ausgewählte Stoffe selbst wurden<br />

mittels spezieller Software (GeoDA)<br />

zur räumlichen explorativen Datenanalyse<br />

und Datenregionalisierung<br />

(2D-Kriging in ESRI ArcMap, 3D-<br />

Kriging in ctech MVS) durchgeführt.<br />

Die vorangegangenen Analysen<br />

verbessern durch das verbesserte<br />

Verständnis der räumlichen Verteilung<br />

bestimmter Werte letztendlich<br />

im Ergebnis die Regionalisierung<br />

der Schadstoffverteilung durch eine<br />

bessere Aussagesicherheit. Mit MVS<br />

wurden dreidimensional Schadstoffverteilungen<br />

in den einzelnen<br />

Grundwasserkörpern gerechnet<br />

und die Überschreitung vorgegebener<br />

Werte in 2D-Projektionen im<br />

Kartenbild für die Untersuchungsgebiete<br />

dargestellt. Zur Interpretation<br />

der Ergebnisse lassen sich zum<br />

einen die Überschreitungswahrscheinlichkeiten<br />

für bestimmte<br />

Schwellen- oder Gefährdungswerte<br />

mittels Kriging errechnen oder, wie<br />

gezeigt, Karten der ein- oder vielfachen<br />

Überschreitung darstellen.<br />

Geht es nur darum, zu schätzen, ob<br />

auf bestimmten Flächen ein vorher<br />

festgelegter Wert überschritten wird<br />

oder nicht, eignet sich das Verfahren<br />

des Indikator-Kriging.


31<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.8. Ergebnis der Untersuchungen<br />

zum August-Hochwasser 2002<br />

Die anthropogen verursachte,<br />

komplexe und großräumige Grundwasserbelastung<br />

im Raum Bitterfeld/Wolfen<br />

umfasst eine Vielzahl<br />

von organischen Einzelsubstanzen,<br />

die aus unterschiedlichen Quellbereichen<br />

emittiert wurden und im<br />

Untersuchungsgebiet in sehr heterogener<br />

Stoff- und Konzentrationsverteilung<br />

vorliegen.<br />

Das Augusthochwasser 2002<br />

führte durch die spontane Flutung<br />

der Goitzsche zu einem grundlegenden<br />

Wandel des hydraulischen<br />

Systems im Modellraum. Neben einem<br />

großflächigen Grundwasseranstieg<br />

kam es zu einer wesentlichen<br />

Richtungsänderung des Grundwasserabstroms<br />

und damit zu einer<br />

Veränderung der bisherigen Austragsbahnen.<br />

Dies zeigen Prinzipmodellierungen<br />

für das Gebiet<br />

Bitterfeld-Süd, die unter Annahme<br />

nicht-reaktiver Tracer für die hydraulische<br />

Situation im Herbst 2002<br />

durchgeführt wurden.<br />

Entgegen den ursprünglichen Erwartungen<br />

zeigen die hochwasserinduzierten<br />

Konzentrationsveränderungen<br />

nicht nur Anstiege, sondern<br />

weisen ein sehr differenziertes Bild<br />

der Konzentrationserhöhung sowie<br />

Verringerung auf. Die flutbedingten<br />

Konzentrationsänderungen in ausgewählten<br />

Messstellen zeigen ein<br />

sowohl räumliches, wie auch stofflich<br />

heterogenes Bild. Dies ist zum<br />

einen mit stofflichen Eigenschaften<br />

und zum anderen mit den heterogenen<br />

hydraulischen Bedingungen<br />

in Verbindung mit differenzierten<br />

Sorptions-/ Desorptionsvorgängen<br />

im Grundwasserleiter zu erklären.<br />

Diese Prozesse könnten durch<br />

räumlich und zeitlich erweiterte<br />

Datenbestände genauer abgebildet<br />

werden. Ein Effekt der allgemeinen<br />

Schadstoffverlagerung in die Oberflächengewässer<br />

lässt sich bei einzelnen<br />

Stoffen in den Vorflutern<br />

Spittelwasser und Mulde in einem<br />

bisher noch nicht näher untersuchten,<br />

dynamischen Zusammenhang<br />

beobachten.<br />

Es ist zu erwarten, dass sich das<br />

neu eingestellte hydraulische System<br />

in der im Text dargestellten Weise<br />

stabilisiert und damit ein Stoffaustrag<br />

nach NE, z.T. in Abhängigkeit<br />

von geologischen Untergrundstrukturen,<br />

in Richtung Mulde stattfindet.<br />

Die sich neu einstellenden<br />

Austragsbahnen sind in künftigen<br />

Situationsbeurteilungen der Konzentrationsverteilungen<br />

und deren<br />

Regionalisierung zu beachten.<br />

Im Hinblick auf zukünftige Hochflutereignisse<br />

ist davon auszugehen,<br />

dass sich verstärkt eine Mobilisierung<br />

und Verlagerung von Stoffen<br />

einstellen wird, die den sich neu<br />

eingestellten Austragsbahnen folgen<br />

und die Austragsdynamik verstärken<br />

wird. Die durchgeführte Klassifizierung<br />

der Landnutzungs-Sensitivitäten<br />

stellt dabei eine <strong>Grundlage</strong><br />

für weitergehende, flächenbezogene<br />

Beurteilungen, wie z.B. der Betrachtung<br />

von sich verändernden Grenzflurabständen<br />

dar.


32<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

3.9. Publikationen zum Thema<br />

Wycisk, P., Hubert, T., Gossel, W., Neumann, Ch. (2007 online,<br />

2008 printed): High-resolution 3D spatial modelling of complex geological<br />

structures for an environmental risk assessment of abundant mining and<br />

industrial mega sites.- Computer and Geosciences, 16 p.<br />

Wycisk, P., Hubert, T., Steinmetz, T., Gossel, W. (2007 in press): 3D<br />

Modelling of complex geological structures and its relevance for numerical<br />

groundwater models – a case study. - REPOSAFE Intern. Endlagerkongress,<br />

Braunschweig 11/2007, 13 S. Proceedings.<br />

Wycisk, P., Gossel, W., Schlesier, D, Neumann, Ch. (2007 in<br />

press): Integrated 3D modelling of subsurface geology and hydrogeology<br />

for urban groundwater management. – Int. Congress on New Directions in<br />

Urban Water Management, Unesco Paris, 09/2007, 8 p.<br />

Wycisk, P., Steinmetz, T., Neumann, Ch., Gossel, W. & Weiss,<br />

H. (2006): Exposure Route Assessment of Groundwater Pollutants from<br />

Multi-Source Contaminated Mega Sites – a Case Study.- In: C. Thomsen<br />

& G. Becher (eds.): Organohalogen Compounds Vol 68, 26th International<br />

Symposium on Halogenated Persistent Organic Pollutants (CD-ROM),<br />

Oslo, Norway, 890 – 894.<br />

Wycisk, P., Gossel, W. & H. Fabritius (2005): Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong><br />

und ihre Anwendungsmöglichkeiten in Bergbau- und Industriefolgelandschaften.-<br />

Freiberger Wissenschaftliche Mitteilungen, 28, S. 163-170.<br />

Wycisk, P., Neumann, Ch. & Gossel, W. (2005): Flooding induced<br />

Effects from the Mining Lake Goitzsche on Groundwater and Land-use in<br />

the Bitterfeld Area.- Acta hydrochimica et hydrobiologica 33 (5), S. 507-518.<br />

Wycisk, P., Fabritius, H., Gossel, W., Neumann, Ch., Ruske, R. &<br />

Weiss, H. (2005): 3D Modelling of complex geological structures and its<br />

relevance for a risk based management and remediation approach – Case<br />

Study: Bitterfeld / Wolfen mega site, Germany.- Computers & Geosciences<br />

(in press/online)<br />

Heidrich, S., Schirmer, M., WeiSS, H., Wycisk, P. GroSSmann, J.<br />

& Kaschl, A. (2004): Regionally contaminated aquifers – toxicological<br />

relevance and remediation options (Bitterfeld Case Study).- Toxicology,<br />

205, 143-155.


33<br />

<strong>Raummodelle</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>gekoppelter</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

Geologische 3D-<strong>Modellierung</strong> in der Hydro- und Umweltgeologie<br />

Wycisk, P., Weiss, H., Kaschl, A., Heidrich, s. & Sommerwerk,<br />

K. (2003): Groundwater pollution and remediation options for multi-source<br />

contaminated aquifers (Bitterfeld/Wolfen, Germany).- Toxicology Letters,<br />

140-141, 343-351.<br />

Sommerwerk, K. (2003): Die Recherche der industriehistorischen Entwicklung<br />

der Region Bitterfeld-Wolfen <strong>als</strong> Voraussetzung für ein effektives<br />

Umweltmonitoring.- In: H. U. Zabel (Hrsg.): Theoretische <strong>Grundlage</strong>n<br />

und Ansätze einer Umweltwirtschaft.- Tagungsband 2003, Institut für<br />

Betriebswirtschaftslehre, MLU Halle-Wittenberg, 111-130.<br />

Thieken, A. H. (2002): Schadstoffmuster in der regionalen Grundwasserkontamination<br />

der mitteldeutschen Industrie- und Bergbauregion Bitterfeld-Wolfen.-<br />

Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,<br />

ULB Sachsen-Anhalt, 147 S. u. Anlagen.<br />

Wycisk, P. (1997): Vom Eingriff und seinen Folgen – Umweltforschung in<br />

den Geowissenschaften.-scientia halensis 3/1997, Halle, S.11-12.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!